^76321 Die Geßerreichisch -Ungarische Monarchie. Geographisch-statistisches Handbuch besonderer Rücksicht auf politische und Cultur-Geschichte für Iwser nllcr Ilünds. Bon Professor Dr. Friedlich Umlauft. Mit 8 Tondruckbilbern nnd mehreren in den Text gedruckten Holzschnitten. Wien und Plst. U. Kartleb en's Verlag. 1876. Mlle Rechte vovbchültcn,) / " ^''' ^ 1?63<:i f^-c. ?/»^ (5. V,'gt, Tchw>U',,e,,be,-M ic (im»P, i» Wien, VII,, Kaiscrstmße 35. V o r w o r t. vl^in Nttles Hand- nnd Hausbuch der Geographic lind Statistik Oesttrivich-Uugarns für cincn weiten Leserkreis zu schaffen, schien d^m Gefertigten keine ni'.daüt-bare Ausgabe. Denn all? ähnlichen Wcrte iwcr unser Vaterland sind äliercn Dnwmo oder sie dienen, kleineren Umfangs, anderen Zwecken alt- das voiliegende. Daß der Verfasser einem Bedürfnisse entgegengekommen, bestätigt wohl die große Theilnahme, welche seinem Bliche, das in Lieferungen erschien, sofort in allen Theilen der Monarchie zugewandt wnrdc. Die Idee zu dem vorliegenden Buche hat der Verfasser lange mit sich getragen, bevor er an die Ausführung seines Planed ging. Und doch ist das Ergebniß seiner Muhe wcitcr hinter dem gesteckten Ziele zurückgeblieben, alö er anfangs gedacht hätte. Hat ihm einerseits das zu bewältigend? üb.'rgroßc Material bedeutende Schwierigkeiten entgegengesetzt, so war ihm anderseits der Umstand, daß er bisher nur die westlichen Länder unserer Monarchie aus eigener Anschauung tcnnt, hinderlich, überall seiner Schilderung die wünschenswerthe lebendige Frische zu verleihen. Er bittet, bei Beurtheilung seiner Arbeit hierauf Rücksicht zu nehmen. Die Art der Anlage dieses Buches ist demselben eigenthümlich; es war der Verfasser stets bemüht, jcdcn zur Sprache gebrachten Gegenstand als ein Ganzcs zu erfassen lind soviel als möglich erschöpfend ,zu behandeln, wie auch so Manches hier Aufnahme fand, was bisher in allen derartigen Handbüchern fchlt. Der Anhalt des Buches ist mit sorgfältiger Benützung der über unser Baterland bestehenden Literatur und anderer Werke zusammengetragen. Häufig wurde die Form, in welcher der Verfasser den in seinem Buche zu verwendenden Stoff fand, nur wenig geändert, dann sind aber auch immer die Namen der Autorcu genannt, denen die gebrauchten Worte entlehnt wurden. Mehrere größere und dnrch besondere Vorzüge hervorragende Werte wurden in ausgedehntem Maße bmützt; ihren Autoren fühlt sich der Verfasser daher besonders verpflichtet. So waren ihm bei Bearbeitung des physikalischen Theiles die Werte non Daniel, u. Klocden, u. Son klar, Schau bach, Klchen, Steinhäuser, Stcinhard, die „allgemeine Erdlnndc" von Hann, v. Hochstcttcr und Pokorny, das „Lehrbuch der Klimatologie" von Lorenz und Rothe, bezüglich der Statistik die Arbeiten Brachclli's, Hanshofer'o, Seh mitt's und Schi miner's; für die Topographie „das Kaiserthum Oesterreich" von Schmidl und Warhanck IV Vorwort. und M. v. Kallerffy's „Ortsl^ikan der Ander dcr ungarischen Krone" unentbehrlich. Doch ist die ;u Ncuhc gezogene Literatur viel größer, wie aus den zahlreiche!» Aiunerkuugcu zu cntnehinen. Wenn mehrere bedeutsame Werke nicht benützt erscheinen, so sei zu des Verfassers Entschuldigung bcmcrkt, daß einige derselben ihn: nicht zugänglich gewesen, andere neuere, wie z. O. Hauer's „Geologie von Oesterreich-Ungarn", zu spät nschicncn, als daß sie bei der Bearbeitung noch hätten ausgebeutet werden können. Auch persönliche Unterstützung in freundlichster Weise wurde dem Verfasser von vielen Seiten zu Theil, wofür er hiermit scincn besten Dank au5spr'cht; namentlich haben seine Arbeit Hofrath und Professor Dr. H. Brachelli, Bcrgrath Edm. v. Mojsifovicz, Professor Dr. ^ul. Hann nnd Dr. Carl Putz in Wicn, sowie Ministcrial-Sccretär Michael von Kollerffy in Budapest durch mancherlei Mittheilungen wesentlich gefördert. Zugleich fühlt sich der Verfasser verpflichtet, bei der Gelegenheit, da er zum ersten Male mit einer größeren Arbeit vor die Oesscntlichkeit tritt, feinen: hochverehrten schier, dem Unwcrsitäts-Profcssor Dr. Friedrich Simony, dcr ihn in das Studium dcr Geographie eingeführt, seinen innigsten Dank abzustatlm. Seinen Lesern gegenüber muß sich aber der Verfasser noch doppelt entschuldigen. Da sein Buch in Lieferungen ausgegeben wurde, so blieb die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß noch während des Erscheinens nach Bedürfniß an dem ursprünglichen Plane hie und da etwas geändert werde. Dies ist denn auch geschehen. So vermißt man in: besonderen Theile die in der Einleitung versprochenen Landschaftsbildcr, da dieselben passender in: allgemeinen Theile eingeschaltet wurden. Das ursprünglich beabsichtigte sehr umfassende Ortsvcrzcichniß mußte aber wegbleiben, da der Text des Buches schließlich so umfangreich ward, daß das Werk mit dem Ortsverzeichnisse statt 53 gar 60 bis 63 Bogen stark geworden wäre. In seinen: geographisch-statistischen Handbnche der österreichisch-ungarischen Monarchie allen gebildeten Kreisen unseres weiten Vaterlandes ein angenehmes, geliebtes Hausbuch zu schaffen, war des Verfassers Wunsch, dcr ihn bei seiner Arbeit leitete. Möchte ihm die Genugthuung zu Theil werden, daß er wenigstens in Bezug auf Auswahl und Form des Stoffes das Rechte getroffen. Wien, am Eloffnungtztage der Universität Czeri,owitz. Dr. Friedrich Umlauft. Ginleitung. Die österreichisch-ungarische Monarchie, welche ein großes, von der Natur reich-gesegnetes Gebiet unifaßt, nimmt vermöge ihrer physischen Eigenschaften und ihrer nationalen Zusammensetzung unter allen Staaten Europa's eine ganz eigenthümliche Stellung ein. Länder von der verschiedensten Bodcngestaltung, Bodencultur und Bevölkerung bilden, seit Jahrhunderten zu einem großen Ganzen vereint, eine mitteleuropäische Großmacht, welcher die Vermittelung zwischen Occident und Orient, Norden und Süden Europa's zugewiesen zu sein scheint. Die im Westen des Reiches überwiegenden Deutschen haben zuerst an der Donau stromauf- und abwärts ihre Herrschaft erweitert, seit der Verbindung Oesterreichs mit der ungarischen Königskrone war nahezu die Hälfte des von Abend gen Morgen fließenden Donaustroms österreichisch und so ward die heutige österreichisch-ungarische Monarchie zum gewaltigen Donaustaatc. Wie unser Vaterland den Uebergang vom gegliederten und gebirgigen Westen des europäischen Continents zu dessen ungegliedertem und ebenen Osten bildet, so schließt es in Folge seiner bedeutenden längen- und Breiten au sdehuung auch die grellsten Gegensätze in Beziehung auf Physische Verhältnisse, Bevölkerung und geistige Cultur in sich, weshalb man die Monarchie auch einen Staat der Eontraste zu nennen berechtigt ist. Erstrecken sich an Oesterreichs Flüssen wcitausgeoehnte Ebenen mit nur geringer Scchöhc, so ragen anderwärts stolze Bergcshäuptcr hoch in die Zone ewigen Schnees, zu den mächtigsten Erhcbungcu Europa's zählend. Doch finden wir alle dazwischen liegenden Abstufungen der Bodcnformation vom Tieflanoc an aufsteigend zum Hügellandc, und von: Unter- und Mittelgebirge bis zum Hochgebirge in bunter Mannigfaltigkeit vertreten. Und während in: Süden inmitten immergrüner Laubwälder Oliven, Mandeln, Johannisbrot und Orangen reifen, gedeiht im Norden kein Wein mehr und kein Mais. Gegenden, welche zu den fruchtbarsten des Continents gehören, wechseln mit meilenlangcn Sümpfen, dürrem Stcppcnbodcn oder kahlen Felsbezirkcn und Schncefcldcrn der Gclnrge, die jedes Anbaues durch Mcnfchcnhand spotten. Und können sich endlich die Bewohner mancher Kronlänocr ohne Ucbcrhcbung an Intelligenz, Bildung und Gcwcrbfleiß mit den besten Söhnen Dcutfchlands messen, so steht dagegen die ländliche Bevölkerung großer östlicher und südlicher Districtc auf einrr leider noch sehr niedrigen Stufe der Gesittung. Die Alpen verknüpfen Oesterreich in physikalischer Beziehung mit Italien, dcr Schweiz und Süddeutschland; das deutsche Mittelgebirge mit Süd-, Mttcl- und Umlauft, <>n?rr,-'.mssar. Monarch!:, 1 2 Einleitung, Norddeutschlano; das Tiefland Galiziens und Lodomeriens, der sannatischcn Ebene ungehörig, mit Rußland und den türkischen Nebenländern, der Karst mit der Türkei. Die reiche Bewässerung des Kaiserstaates nimmt, einer fünffachen Abdachung (nach Ost, Süd, Nordwest, Nord und Nordost) folgend, ihren Weg zu vier Meeren: dem schwarzen Meere, der Adria, der Nordsee und dem baltischen Meere, und vermittelt so den Verkehr aus dem Innern Oesterreichs nach allen angegebenen Weltgegenden. Auch der Lauf der Flüsse, sowie die Lage zwischen Deutschland, Rußland, der Türkei, Italien und der Schweiz weisen auf die centralc Stellung der Monarchie inmitten der übrigen Staaten Europa's. Es bildet aber Oesterreich auch einen wohl abgerundeten Ländercomplex, von den: sich nur der schmale, langgestreckte Streifen Dalmatien südwärts halbinselartig isolirt. In ethnographischer Hinsicht sind auf dem Boden der österreichisch-ungarischen Monarchie alle Haupt-Völkergruppen Europa's und zwar durch bedeutende Massen vertreten: Germanen im Westen, Romanen im Süden, Slaven im Nordcu und Süden; dazu kommt noch die Gesammtheit der Magyaren zwischen diesen Hauptuölkern. Daher fließt auch Oesterreichs Geschichte aus der Deutschlands, Ungarns und Polens zusammen, ähnlich der früheren oder späteren Vereinigung verschiedener Zuflüsse in einem großen Strombette, das dann die aufgenommenen Wassermassen gemeinschaftlich weiterführt. Da jedoch die genannten Völker nicht durchweg scharf abgegrenzte, abgeschlossene Gebiete bewohnen, fondern sich in vielen Gegenden gegenseitig durchdringen, so ist in solchen Grenzbezirken häufig eine eigenthümlich gemischte Bevölkerung zu finden. Ja die Vermischung der verschiedensten Nationalitäten läßt sich nirgends in Europa in so augenfälliger Weise beobachten, wie eben in unserem Vaterlande. Die vormals angestrebte vollständige Germanisirung des ganzen Reichsgebietes ist nicht nur nicht gelungen, sondern es hat vielmehr in neuerer Zeit die Vorherrschaft des deutschen Elementes Rückschritte gemacht, so daß Oesterreich, in dem zwölf Nationalitäten, fünf verschiedenen religiösen Bekenntnissen angehörig ^), seßhaft sind, heute das bunteste Völkergemisch zeigt, das Europa aufzuweisen hat. Dennoch behauptet es neben den national und confefsionell ganz oder doch vorwiegend einigen Großmächten Deutschland, Großbritannien, Rußland und Frankreich seine maßgebende Stellung trotz aller äußeren Kämpfe und inneren Krisen. Gering ist Oesterreichs Antheil am Meere; nur an einer Stelle hat es mit einem tiefeinschneidendm Golf eines Binnenmeeres Contact, wobei noch zu berücksichtigen, daß hinter dem größten Theile der österreichischen Küste nur ein schmaler Streifen heimischen Gebietes sich erstreckt. Die österreichisch-ungarische Monarchie ist daher hauptsächlich ein Contincntalstaat, der ohne allen Colonialbesitz seinen Reichthum vorwiegend auf die Landwirthschaft und Industrie gründet, daneben aber auch einen sehr ansehnlichen Handel treibt, der in Europa nur von dem Englands, Frankreichs und Deutschlands übertroffen wird. Wenn bei der geringen Seeküste, deren Besitz zum großen Theil auch noch erst seit neuerer Zeit datirt, die Lockungen nach Außen nicht ^ so mächtig waren, wie anderwärts, so mußten hingegen die Reibungen im Innern bei ') Kkimre Stamme und Secwt nicht mitgezählt. Einleitung. 3 so großer nationaler Verschiedenheit, sobald die Kräfte nicht durch auswärtige Feinde angespannt wnrden, um so bedeutendere Dimensionen annehmen. Während daher andere Staaten durch das Erwachen des Nationalitätsprincips gewannen, wie Italien und Deutschland, so entstanden dadurch für Oesterreich neue, verderbendrohoude Gefahren. Inzwischen ist freilich der Kaiscrstaat von dem Besitze Lombardo-Vcnctiens glücklicherweise befreit worden, und derAnsgleich mit Ungarn hat einen beträchtlichen Theil der Bevölkerung beruhigt; aber noch immer sind nicht unwichtige Elemente der Einwohnerschaft, in ihrem Hoffen allzu sanguinisch oder in ihren Bestrebungen allzu kühn, nicht zufriedengestellt. Die eingehende Schilderung dieser großen und mächtigen, durch die physischen Eigenschaften ihres Gebietes, sowie durch ihre uralte Geschichte so hervorragenden Monarchie, welcher der Umstand, daß sie unser Vaterland ist, für uns ein noch viel höheres Interesse verleiht, hat sich das vorliegende Buch zur Aufgabe gestellt. Das über Oesterreichs physikalische und historische Verhältnisse eben Gesagte wird es nicht nur vollständig rechtfertigen, sondern als das einzig Richtige erscheinen lassen, wenn diese Schilderung unseres Vaterlandes sich nicht speciell anf das Gebiet innerhalb der österreichisch-uugarischcn Grenzpfähle beschränkt, vielmehr das nicht zu Trennende in der That als Ganzes erfaßt und sonnt hänsig genug über die politischen Schranken des Kaiserstaates hinausgreift. Nur fo sind Boocngestattung, Bewässerung, Klima, Ethnographie lind Geschichte des letzteren in genügender Weise zu verstehen. Wenn anch nicht die znsammcnhängendc ausführliche Geschichte Oesterreichs, die in eiu geographisch-statistisches Handbuch nicht gehört, den Beginn machen kann, so ist es doch nothwendig, als Einleitung zu der physischen und politischen Geographie, wie zur Statistik eine gedrängte Uebersicht der territorialen Entwickelung der österreichisch - ungarischen Monarchie, welche sich von geringem Umfange endlich zu einem so imposanten Staate erweiterte, voransgchcn zn lassen. Die Zusammensetzung nnseres Vaterlandes ans einer großen Anzahl von Königreichen und Ländern erfordert die Gliederung des Stoffes in einen allgemeinen und einen besonderen Theil, deren erster sich mit den physischen und statistischen Verhältnissen der Gesammt-Monarchie beschäftigt, während die Betrachtung der einzelnen Kronländcr mit specieller Berücksichtigung der Topographie dem letzteren vorbehalten ist. Nach einer Orientirung bezüglich der Lage, der Grenzen, der Größe und der Bestandtheile der Monarchie wendet sich der erste Hanpttheil der Beschreibung der horizontalen Glicdcrnng, d. i. der Küste des adriatischcn Meeres österreichischen Antheils, ihrer Halbinseln und Insel:: zu. Gewiß mit Recht viel eingehender ist die Behandlung der mannigfaltigen Bodcnplastik oder der vcrticalen Gliederung unseres Vaterlandes. An eine allgemeine Charakteristik des gesammten Alpcngebietes schließt sich die speciellere Betrachtung der österreichischen Alpen, von denen einzelne Partien uon besonderen: Interesse durch ausführliche Schilderung in wohlabgerundeten Charakterbildern gezeichnet werden. In ähnlicher Behandluugsweise, bezüglich der Lage und geognostifchen Beschaffenheit, der Gliederung, der Thäler, Höhen und Pässe, der Producte und Bewohner charaktcrisirt, folgen Karst, deutsches Mittelgebirge und 4 Einleitung. Karpathensystcni. Die Betrachtung der zwischen den genannten Gebirgen sich ausdehnenden Tiefländer bildet den Ucbergang zur Schilderung der vulcanischcn Thätigkeit in Oesterreich, worauf die Fundorte der Mineralien abgehandelt werden. Dem starren Elemente des Erdbodens stehen als flüssige Elemente Wasser und ßnft gegenüber. Der Bewässerung ist ein umfangreicher Abschnitt gewidmet, der alle Formen des Wassers, die Thermen und Mineralquellen, Flußsystcmc, Canäle, Seen, Teiche, Sümpfe und Moore und endlich das Meer, soweit Oesterreich an diesem thcilninnnt, in Betracht zieht. Skizzen von Flußlandschaftcu uud Scenbilder, sowie Schilderung einer Mceresfahrt dienen zur Belebung des beschreibenden Textes. Die Besprechung des atmosphärischen Wassers sammt den Temperatur-Verhältnissen und der Luftbcwcgung erfüllt einen Abschnitt über Oesterreichs Klima, dem sich die Capitel über Pflanzen- und Thierwelt, sowie die ethnographischen Verhältnisse der Monarchie anschließen, womit der physikalische Theil des Buches endet. Den Inhalt des statistischen Theiles, der namentlich durch eine stete Vcr-gleichung mit den analogen Daten aus der Statistik der außcröstcrreichischcn Staaten Europa's an Werth gewinnt, bilden die Bevöltcruugs-Vcrhältnisse der Monarchie in Bezug auf Vcrtheilung nach Kronländcrn, Dichte, Zunahme, Geburten und Stcrbcfälle, Einthcilung nach Nationalität und Religion. Das reiche Gebiet der materiellen und geistigen Cultur wird gleichfalls auf dem Wege der Vergleichung gewinnbringend durchschritten, woran sich eine eingehende Darstellung der socialen Verhältnisse, der Verfassung und Verfassungsgcschichtc, der Verwaltung, des Finanzwesens und der Kriegsmacht der österreichisch-ungarischen Monarchie schließt. Der besondere Theil, welcher, wie schon erwähnt, die einzelnen Kronländcr der beiden Staatsgebiete, des österreichischen und des ungarischen, der Reihe nach abhandelt, kann mit Rücksicht auf die Ausführlichkeit des allgemeinen Theiles die physischen und statistischen Verhältnisse eines jeden Landes in eine kürzere übersichtliche Skizze zusammenfassen, welcher ein Ueberblick der historischen Entwickelung und Stellung dieses Kronlandcs vorausgeht. In ausführlicher Weise beschäftigt sich dagegen dieser Haupt-thcil mit den Landcsbchorden, der politischen Einthcilung und der Topographie. Auch hier sind farbcnfrischc Skizzen des landschaftlichen Charakters eines jeden Kronlandes, sowie treue Schilderungen der hervorragendsten Städte dem Texte eingefügt. Noch mag hier hervorgehoben werden, daß die einzelnen Momente der physischen und der Culturgeographic stets ihren: Zusammenhange uud ihrer gegenseitigen Wechscb bezichuug nach ins Auge gefaßt werdeu sollen; denn nur so kann, den Forderungen der neuen geographischen Wissenschaft gemäß, welche die Erde nicht bloß als das Wohn-, fondcrn auch als das Erziehungshaus des Menschengeschlechtes betrachtet, der richtige Einblick in dic Verknüpfung der menschlichen Entwickelung mit ihrer natürlichen Basis, dem betreffenden Lande, gewonnen werden; nur so tonnen in erschöpfender Wcisc die bcidcn Factorcu cincr staatlichen Gemeinschaft: Land und Leute, richtig erfaßt und verstanden werden, von denen das erstere bestimmend auf dic Entwickelung der Bewohner, dic letzteren hinwieder bestimmend und verändernd auf ihren heimatlichen Bodcn eingewirkt haben. Politische und Territorial-Geschichtc. Das Stammland der österreichisch-ungarischen N^onarchic, welches ihr den Namen gegeben, der 5icrn dcs großen Kaiscrstaates, um den sich die ülirigcu Theile ill! Lauft der Jahrhunderte allmählich gesammelt haben, ist das Gebiet des heutigen Landes unter der Enno. Das kleine Niederöstcrrcich ward die Basis für die Entwickelung einer Großmacht an der Donau. Waffengewalt, häufiger jedoch Crbschaftsvertragc und Ehebündmsfe, fügten Stück um Stück zu der geringen Ostmark, bis endlich das merkwürdige Conglomerat von Köuigrcicheu uud Ländern durch tüchtige Herrscher-gewalt zu einem einheitlichen Gcsammtstaatc verwandelt wnrdc. Dies Verdienst, das österreichische Hcrzogthum zur Großmacht emporgehoben zu haben, es gebührt einem ursprünglich wcuig bedeutenden, wenn anch geachteten und begüterten deutschen Grafen-geschlcchtc, dein der Habsburger. Da dieses jedoch kein einheimisches, sondern ein auswärtiges Haus war, so zerfällt demgemäß die älteste Geschichte Oesterreichs in zwei getrennte Theile, in die Geschichte der österreichischen Lande bis zur Besitzergreifung der Habsburger uud in die Vorgeschichte dieses Grafeugcschlechtes. Die eigentliche Geschichte der Monarchie beginnt erst mit dem Zeitpunkte, da die Geschicke Oesterreichs und der Habsburger mit einander für immer verschmelzen. Mit Rücksicht hierauf theilen wir Oesterreichs Geschichte in folgende Perioden: ^. Die Zeit vor den Habsburgcrn. 1. Die Vorzeit Oesterreichs bis zur Begründung der markgräflichen Würde im Hause der Babcubergcr (970 n. Chr.). 2. Oesterreich uuter den Markgrafen und Herzogen aus der babenbergifchen Dynastie mit Cinschlus; dcs Interregnums (970—1282). L. Die Zeit der Habsburger. 3. Oesterreich unter der Dynastie Habsburg von Albrecht I. bis zu Ferdinands I. Theilung mit seinem Bruder Karl V. (1282—1522). 4. Oesterreich unter dem Hause Habsburg, von Fcrdinaud I. bis zum Erloschen dcs Mauusstammcs dieses Hauses (1522—1740). 0. Die Zeit der Habsburg-^othringer. 5. Oesterreich seit dein Negieruugsantrittc der Ataria Theresia und unter der Dynastie Habsburg-Lothringen ^von 1740 bis zur Gegenwart). Iu der ältesten Zeit, die ein tiefes Dunkel umhüllt, waren die Länder der heutigen österreichisch-ungarischen Monarchie nach den Berichten römischer Geschichtschreiber, die sich dabei auf müudliche Ueberlieferung stützen, etwa ein Jahrtausend vor Christi Geburt von Völkern keltischen und illyrischen Stammes, uicllcicht auch oon ß Politisch? und Territorial-Geschichtc, Finnen bewohnt. Als später von Norden her germanische Völker in die Wohnsitze der Kelten einbrachen nnd selbst Italien bedrohten, begannen die Römer ihre Er-oberuugen im Alpengebicte und dehnten in siegreichem Kampfe ihre Herrschaft in den letzten Deccnnien der vorchristlichen Zeit über die illyrischcn und keltischen Stämme bis an die Donau aus. Die unterworfenen Landschaften wurden zn römischen Provinzen: Noricnm (zwischen Inn, Donau, Wiencrwald, den tarnischcn Alpen und der Save, etwa das heutige Nieder- nnd Oberösterrcich südlich von der Donau, Salzburg, Kärnten nnd Steiermark umfassend), Pannonien (zwischen Donau und Save, also das südwestliche Ungarn, Kroatien, Slavonien und Kram), Rhätien (zu dem anßer der östlichen Schweiz das westliche und südliche Tirol gehörte) und Vindelicien (das außer dem südlichen Bayern auch den Nordrand Tirols umfaßte). Eiu Jahrhundert später (101 bis 106 nach Ehr.) eroberte Kaiser Trajan die von Thrakern bewohnten östlich gelegenen Gebiete der heutigcu Walachei, Serbiens, Siebenbürgens, der Moldau und Bukowina und bildete daraus die Provinz Dakicu. Inzwischen hatten jedoch im Norden der Donau, ocS Grenzflusses der Römcrherrfchaft, die Germanen große Fortschritte gemacht und namentlich waren es die Markomannen und Quaden, mit welchen die Römer in harte Kämpfe verwickelt wurden. Wenn sie auch diesen noch nicht erlagen, die gewaltigen Stürme der Völkerwanderung, welche vom 4. bis 7. Jahrhunderte währte, konnten sie nicht überdauern; im Jahre 476 n. Chr. wurde ihr Reich zerstört. Auch das Gebiet des heutigen Oesterreich war in diesen Zeiten ein Tummelplatz der verschiedensten Völker; West- und Ostgothcn, Hunnen, Rugicr, Hcruler, Longobarden und Avaren gründeten hier entweder selbständige Reiche oder nahmen doch längeren Aufenthalt. Unter dem Schutze der Avarcnhcrrschaft gelangten auch die Slaven auf den Boden der jetzigen Monarchie, während fich im Westen (in Bayern nnd den Alpenländern bis znr Enns) ein dcntschcr Staunn, die Bajoarier oder Bayern, behauptete. Am Ende des 8. Jahrhunderts (788) vereinigte der große Karl, der Frankenkönig und nachmals römischer Kaiser, Baicrn mit seinem Reiche nnd so kam auch der dazu gehörige Theil Oesterreichs an die Franken. Aber auch die Macht der Avaren an der Donau ward von jenem gewaltigen Herrscher gebrochen und mm bestimmte sein richtiger politischer Blick das ihnen entrissene Land zur Ostgreuze seines -Reiches und znr Vormauer gegen die östlichen Völker. So entstand die von dcr Enns bis zur Raab sich erstreckende avarische oder (weil von bayrische« Kolonisten bevölkert) bayrische Mark und wurde von Markgrafen verwaltet. Schon trat deutsches Culturleben an die Stelle des untergegangenen römischen, als die wilden Nomaoenhorden der Ungarn mit der Eroberung des Landes bis zur Enns alle schönen Hoffnungen mit der Frantcnhcrrschaft hier vernichteten. Aber die sächsischen Könige führten das ostfränkischc, mm deutsche Reich zur Einheit und inneren Kraft, die sie endlich über die Magyaren einen zweimaligen glänzenden Sieg erkämpfen ließ. Namentlich die Ungarnschlacht anf dem Lcchfclde (955) war von großer Bcdeutnng: für Deutschland, denn auf dem zurückeroberten Boden konnte die Ostmark durch Otto den Großen ncn begründet werden; für die Ungarn, denn diese gewöhnten sich nun an feste Wohnsitze nnd bestimmte Grenzen. Die alten karolingifchen Marken wnrocn durch eine Reihe von Colonifationm deutscher Stämme wieder bevölkert. Im Volksmundc erhielt die erneuerte Ostmark schon frühzeitig den Namen Oesterreich (Ostirrichi), urkundlich ist dieser jedoch erst feit dem Jahre 996 belegt. Bald gelangte das Haus dcr Babcnbcrgcr in den Besitz dcr österreichischen Markgrafenwürdc (976) und schon dem Begründer dieser Dynastie, Leopold I., dem Erlanchtcn, wurde die Erblichkeit seiner Würde ertheilt. Zwcihundertsicbzig Jahre walteten die Babcnbergcr in Oesterreich, das unter ihrer Herrschaft zu einem dcr blühendsten und wichtigsten deutschen Länder erwuchs. Die Grcnzfcstm und Residenzen der Markgrafen in Lorch, Pöchlarn, Melk und feit Heinrich Iasonürgott (N4^ bis N77) in Wien zeigen das fortschreitende Vorwärtsgehen Politische und Territorial-Geschichte. ? Oesterreichs an der Donau, und mit ihm das Vorrücken deutscher Herrschaft, deutscher Sprache und Cultur. Einc bedeutende Vergrößerung erlangte die Markgrafschaft im Jahre 1156 durch das von Bayern getrennte Land zwischen dem Inn und der Enns (das Land ob der Enns oder Obcrösterreich), ja sie ward gleichzeitig von Kaiser Friedrich Rothbart zu einem auch in weiblicher Linie erblichen Hcrzogthum erhoben. „Das germanisirte Donau-Thal, wie ein Keil zwischen nördliche und südliche Slaven geschoben, wurde der präformirte Kern des großen Donau-Kaiferthmns." Unter Herzog Leopold V. dem Tugendhaften kam 1192 die Steicrmark in Folge eines Erbvertrages an Oesterreich, und Leopold VI. der Glorreiche (1198—1230), unter dem das Herzogthum der Babenberger die größte Blüthe erlangte, gewann durch Kauf die Frcisingischen Lehen in Krain, wodurch die Erwerbung des ganzen Landes angebahnt wurde. Schon fein Sohn und Nachfolger Friedrich der Streitbare vermehrte die krainischen Besitzungen so sehr, daß er sich schon Herr dieses Landes nennen konnte, und mit dem Plane umging, alle österreichischen Lande, die bereits ein Gebiet von etwa 1000 ^ Meilen umfaßten, zu einem Königreiche zu vereinigen. Der Tod diefes letzten Babcnbergers im Kampfe gegen die Ungarn (1246) vereitelte diesen Plan des rastlosen und ehrgeizigen, noch jungen Fürsten. Während Oesterreich unter der babenbergischen Herrschaft emporgeblüht war, hattcu sich auch in Böhmen, Mähren und Ungarn ^) bedeutsame Veränderungen vollzogen. Großartige Einwanderungen führten bei den Czechcn und Magyaren deutsche Sitten und Gewohnheiten ein, und begründeten gleichzeitig Gewerbfleiß, Handel und städtisches Wesen. Den Rcchtsanschanungcn und Staatsverfassungen des Abendlandes waren jene Länder längst gewonnen, seit in Ungarn Stephan der Heilige mit dem Christcnthmne deutsches Rechtslebcn begründet, seit Böhmen dnrch die Politik, welche Wenzel der Heilige den ihm folgenden Fürsten und Königen aus dem Gcfchlechte der Premysliden vorgezeichnet, dem deutfchcn Reiche rechtlich und thatsächlich einverleibt war. „Eine so gleichartige Durchdringung von germanischen Elementen war bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts in den drci großen Staatsgebieten vvn Oesterreich, Ungarn nnd Böhmen vor sich gegangen, daß cs eine Zeit lang zweifelhaft fein konnte, von welcher Seite eine Vereinigung des durch das Ausstcrbcn der Babcnbcrgcr herrenlos gewordenen Oesterreichs erfolgen werde, ob Böhmen oder Ungarn eine größere Anziehungskraft den erledigten Reichsgebieten gegenüber ausüben werde; so wenig Gegensätzliches lag damals in dem Staatswescn dieser drci nationell verschiedenen Reiche." Nachdem die Jahre 1246 bis 1251 in Streitigkeiten und Kämpfen um das schöne Erbe Friedrichs des Streitbaren vergangen waren, gelang cs des Letzteren Schwager Prcmysl Ottokar, von 1253 an König von Böhmen, die österreichischen Lande in Besitz zu nehmen und auch noch um das Herzogthum Kärnten zu vermehren. Damals hatte es don Anschein, als ob von Böhmen aus im Südostcn des deutschen Reiches eine Großmacht begründet werden sollte, wie cs umgekehrt durch die fast drci Jahrhunderte später eintretende Erwerbung der königlichen Kronen Böhmens und Ungarns von Seiten Oesterreichs geschah. Unter Ottokars kräftiger und tüchtiger Herrschaft, die Böhmen, Mähren, Oesterreich, Stciermark, Kärntcn und Krain umfaßte, hob sich der Wohlstand dicfcr Länder bedeutend und cs konutc dahcr nicht befremden, daß er als der mächtigste und reichste deutsche Fürst nach dem Todc des Königs Richard von Cornwallis (1272) sich um die deutsche Krone bewarb. Allein feine Ucbmnacht schien dcn Kurfürsten zu gefährlich, und während sie bei ihrer Zusammenkunft zu Frankfurt den Gesandten Ottokars den der Krone Böhmen seit Jahrhunderten gebührenden Zutritt verweigerten, wählten sie dcn minder mächtigen Grafen Rudolf ') Eine Uebersicht der Geschichte dieser und der andrrrn ösicrreichiMMM'MN 5MN findet der Leser »veiter unten als Einleitung izii den betreffenden geographischen Abschnitten. g Politische und Territorilll-Geschichte. von Habsburg zum Könige Deutschlands. Dieser Act sollte auch für die ferneren Geschicke Oesterreichs von bestimmendem Einflüsse werden. Das Haus Habsburg leitet seinen Ursprung von Herzog Ethiko uon Alemannien (f 693), gemeinschaftlich mit den Häusern Lothringen und Baden, her. Der Familienname stammt von dem Schlosse Habsburg (Habichtsburg, nach Anderen Burg in der Habe, im Eignen), welches Bischof Werner aus diesem Hause um das Jahr 1027 auf einer Anhöhe bei Windifch an der Aar (im jetzige« Canton Zürich) erbaute und dessen Ruinen heute noch stehen. Graf Werner II. schrieb sich 1075 zuerst „Graf von Habsburg." Die älteren Besitzungen im Elsaß, in Helvetien und Schwaben wurden durch Vermählungen, kaiserliche Schenkungen und durch das Vogteirecht über schweizerische Cantone und geistliche Stifter bedeutend vermehrt, so daß es vom Gotthard bis zum Schwarzwald, vom Bodens« bis zum Wasgau kein mächtigeres Haus gab. Graf Rudolf von Habsburg stand in so hohem Ansehen, daß der Bischof von Basel meinte, Gott sitze vor ihm nicht ruhig auf dem Stuhl. Als nun diesem Manne die deutsche Krone durch die Wahl der Fürsten zu Theil ward, und dadurch dem Habsburgischen Hause der Weg zu geschichtlichem Ruhme eröffnet wurde, wollte der stolze Ottotar sich dem Grafenkaiser nicht fügen. Zweimal vergebens aufgefordert, von Rudolf seine Erlilandc Böhmen und Mähren als Lehen zu nehmen, Oesterreich, Steicrmark, Kärntcn und Kram alicr herauszugeben, wurde er in die Acht gethan und der Reichskrieg gegen ihn begonnen. Da Rudolf siegreich bis Wien gekommen und Ottokar von allen Seiten die Feinde auf sich eindringen sah, huldigte er den: Kaiser, verzichtete auf seiuc Erwerbungen und nahm seine Erbläuder zu Lehen. Doch erneuerte er den Krieg und verlor 1278 bei Iedenspeugcn im Marchfeldc Schlacht und Leben. Böhmen und Mähren erhielt nun sein Sohn Wenzel II. und im Jahre 1282 belehnte Rudolf mit Zustimmung der Kurfürsten seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf mit den österreichischen Landen. Kärnten wurde dem Grafen Meinhard von Tirol überlassen, jedoch mit Vorbehalt des Rückfalls an das Haus Habsburg. Mit den Stammlanden umfaßte das ganze Besitzthmn ein Gebiet von 1220 m Meilen. So war zwar das böhmische Königthum voni Herzogthum Oesterreich vorläufig wieder getrennt, aber das letztere für die Habsburger auf immer gewonnen. Den Zeitraum uon 1240 bis 1282 nennt man das österreichische Interregnum; mit seinem Ende beginnt „die Zeit der Habsburger." Rudolf von Habsburg, der glorreiche Ahnherr des österreichischen Kaiserhauses, hat zwar nicht in Oesterreich regiert, aber doch seinen Nachkommen die Bahn der einzuschlagenden Politik fest vorgezeichnet. „Vergrößerung der Hausmacht" war von nun an das Programm der Habsburger und die nöthige Stütze zu diesem Streben suchten sie in der Reichsgewalt, die ihnen anfangs einige Male, später ausschließlich zu Theil wurde, so daß man sich daran gewöhnte, die Kaiserkrone nur mit dem österreichischen Hause verbunden zu sehen, die Residenz Wien als die „Kaiserstadt" zu betrachten. Aber anderthalb Jahrhunderte vergingen, ehe Oesterreich die Kaiserwürde bleibend gewann. Das Ländergebiet ward zwar 1335 durch Kärnten und 1363 durch Tirol vergrößert; dagegen plünderten die Schweizer den schönen Malschatz, den die Habsburger dem Lande Oesterreich mitgebracht hatten, und endlich gingen die schweizerischen Besitzungen ganz verloren. Rudolfs I. Sohn Albrecht I. (1298—1806) erlangte die höchste Gewalt in Deutschland, später wurde dessen Sohn Friedrich der Schöne (1313—1330) dem Bayern Ludwig als Gegenkönig gegenübergestellt; aber bald darauf hatte es den Anschein, als würden die Luxemburger das Haus Habsburg weit überflügeln und die Mssion Oesterreichs, das römische Kaiserthum mit den Königskronen von Böhmen und Ungarn zu vereinigen, übernehmen. Was jedoch durch Erbvertrüge vorbereitet worden, das vollzog sich jetzt bei den: Ausstcrben der Luxemburger im Jahre 1437. Sigisnmnds Schwiegersohn, Herzog Albrecht von Politische und Territorial-Geschichtt. 9 Oesterreich, erlangte durch Erbschaft und Wahl das Königthum in Böhmen nnd Ungarn, ja er ward zum deutschen Kaiser (Albrecht II.) gewählt. Mit ihm beginnt die nur einmal dnrch den bayrischen Karl VII. (1742—1745) unterbrochene Reihe der siebzehn Oestcrreicher auf dem deutschen Kaiserthrone, von 1438 bis 1>j06. Die Vereinigung Böhmens nnd Ungarns mit Oesterreich war vollzogen, aber nur vorübergehend. Nach der allzu kurzen Regierung Albrechts II. folgte die tranrigc Zeit Friedrichs III., der zugleich Vormund von Albrechts nachgcbornem Sohne Ladislaus war. Als letzterer noch im Jünglingsalter starb, gingen die beiden Königreiche wieder verloren; und nicht bloß, daß damals die habsburgischc Dynastie in Linien, der Länderbositz ill Theile gespalten war, wurden Böhmen lind Ungarn auch zu feindlichen Nachbarn; die Letzteren rissen sogar Niederösterreich, Districte von Stciermark und Krain für kurze Zeit an sich. Doch in Oesterreichs Geschichte folgen Glück uud Unglück im wunderbarsten Wechsel. Wie oft stand dieser Staat scheinbar schon am Abgrunde des Verderbens und hat sich dann bald darauf mit neuer Iugenokraft aus den gefährlichsten Wirren wieder erhoben. So unglücklich Friedrich III. auch in seinen meisten Unternehmungen war, ^o gelang es ihm schließlich dennoch durch Vermählung seines Sohnes, des ritterlichen Maximilian, mit der burgundischeu Erbtochter Maria die Niederlande und die Frcigrafschaft Burgund dem Hause Habsburg zu gewiuuen und hicmit die Macht Oesterreichs bedeutend zu vergrößern. Als Ersatz für die mangelnde Kurwürdc hatte fchon früher Herzog Rudolf der Stifter (-j- 1365) ohne des damaligen Kaisers Erlaubniß sich den 'in Deutschland einzigen Titel Erzherzog beigelegt; diesen gewährte nun Kaiser Friedrich allen Prinzen seines Hauses. Kaiser Maximilian I. (1493—1519), „der letzte Ritter", erhob Habsburg-Oesterreich zu einer europäischen Großmacht. Außer dem Erbe seiner Gemahlin Maria gewann er in Folge von Verträgen oder Kriegen Görz und Gradisca, sowie Theile von Istrien, von Nord- und Südtirol, so daß er über ein Ländcrgebict von mehr als 3600 mMeilen herrschte. Die glückliche Vermählung seines Sohnes Philipp mit der spanischen Erbtochter Johanna machte Maxens Enkel Kaiser Karl V. (1519—1556) zum gewaltigsten Potentaten des 16. Jahrhunderts; der Besitz Habsburgs umfaßte nebst den österreichischen Landen ganz Spanien mit dessen weiten Besitzungen in Afrika und Amerika sammt Sardinien, Sicilien und Neapel; in Europa allein gegen 17.000 ^Meilen groß. In: Osten und Westen netzten die Fluchen des atlantischen Oceans die Gestade habsburgischer Lande; fürwahr ein Weltreich, in dessen Marken, wie Karl stolz sich rühmen tonnte, die Sonne niemals unterging. Aber nur kurze Zeit blieben alle dieje Lande nntcr einer Regierung vereinigt; in Folge der Brüsseler Uebereinkunft (1522) trat Kaiser Karl V. die dcutsch-habsvurgische Ländcrmasse an seinen Bruder Ferdinand ab, wodurch die Habsburger in eine spanische und eine deutsche Linie getrennt wurden. Ferdinand, mit Anna, der Schwester Ludwigs, Königs vou Uugarn und Böhmen, vermählt, wurde nach dem Tode seines Schwagers in der Schlacht bei Mohacs 1526 nach schon früher getroffenen Stipulations als König von Ungarn und Böhmen auerkannt und muß daher als der eigentliche Begründer der österreichischen Gesammtmonarchie augesehen werden. War auf diese Weise die definitive Vereinigung jener Königreiche und Länder endlich vollzogen, welche durch ihren Zusammenhang den cigenthnmlicheu Eharattcr der Großmacht Oesterreich-Ungarn bestimmen, so war damit die eigentliche Aufgabe des Hauses Habsburg bei weiten: noch nicht gelöst. Es galt vielmehr nun die einander widerstrebenden, national und religiös so verschiedenen Elemente allmählich innig zu verschmelzen, zugleich aber gegen große von außen her drohende Gefahren, namentlich von Seiten Frankreichs und der Ösmanen, zu schützen und zu schirmen. Diese ungeheure Aufgabe, oft genug scheinbar ihren: völligen Scheiter«: nahe und selbst hellte 10 Politische und Territorial-Geschichte. noch nicht vollständig sselost, beschäftigte von jetzt an die Regenten Oesterreichs, die selbst in Zeiten der größten Gefahr ihren ausdauernden Muth nicht verloren und schließlich immer wieder vom Glücke begünstigt das Gewonnene im Großen und Ganzen nicht bloß bewahrt, sondern noch bedeutend vermehrt haben. Mit Ferdinand I. beginnt die vierte Periode österrreichischcr Geschichte. Während sein Bruder Karl V. Frankreich in wiederholten Kriegen bekämpfte, machten ihm die Türken, welche einen großen Theil Ungarns an sich rissen und selbst Wien, wenn auch vergeblich, belagerten (1526), viel zu schassen. Noch größere Gefahr als von Seiten Frankreichs und der Türken drohte der deutsch-habsburgischen Monarchie durch die in Folge der deutschen Reformation entstandenen Kriege. Die lutherische Kirchen-vcrbesserung hatte bald auch in den österreichischen Landen Eingang und zahlreiche Anhänger gefunden nnd die Kaiser Ferdinand I. (1556—1564), Maximilian II. (1564—1576), Rndolf II. (1576—1612) und Mathias (1612—1619) zeigten sich der neuen Lehre gegenüber so dnldsam, daß es, als der Iesuitenzögling Ferdinand II. (1619—1637) in Oesterreich die Gegenreformation begann, hiezu fast zu spät schien. Doch besaß dieser Mann Ausdauer und Kraft genug, seinen Willen durchzusetzen. „Besser nber eine Wüste regieren, als über ein Land voll Ketzer" M er und begann mit der gewaltsamen Bekehrung Steiermarks, Kärntcns und Krams zur katholischen Lehre. So ist es leicht begreiflich, daß Furcht und Abneigung gegen Ferdinand herrschten, als er nach dem Tode seines Oheims, des Kaisers Mathias, die Regierung auch in den übrigen österreichischen Ländern, in Böhmen und Ungarn antrat und bald darauf auch zum Kaiser gewählt wurde. Ein Jahr vorher war schon, veranlaßt dnrch die Protestanten Böhmens, der dreißigjährige Krieg ausgebrochen, ein böhmisch-fchlesifches Heer stand vor den Mauern Wiens, die Böhmen wählten an Ferdinands Stelle das Haupt der protestantischen Union, den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem Könige. Die Bewohner Oesterrreichs traten mit den Böhmen zu einem Bündniß zusammen und Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen, verbreitete mit Hilfe der Evangelischen in Ungarn sich siegreich über dieses Königreich, dessen Krone ihm übertragen ward. Aber Zagen war nicht die Sache Ferdinands. Die katholische Liga sandte ihm ein HilfsHeer. Der Sieg auf dem weißen Berge bei Prag entschied zu des Kaisers Gunsten. Oesterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien waren nnterworfcn, die protestantische Lehre wurde vollständig unterdrückt. Bethlcn Gabor schloß zu Nikolsbura Frieden, gegen einige Abtretungen verzichtete er auf die Krone Ungarns; — Ferdinand und mit ihm das Haus Habsburg war gerettet, der Weiterbestand der österreichischen Monarchie wieder gesichert. Jetzt benutzte der Kaiser seine Uebermacht, indem er alle verbrieften Rechte feiner Länder (außer Ungarns) aufhob und in denselben einen höchst verderblichen Despotismus in weltlichen nnd kirchlichen Angelegenheiten einführte, der das spätere Unglück Oesterreichs verschuldete. Wie dnrch eine weite Kluft wnrde durch Ferdinands Reyierungsmaßregeln Oesterreich von den übrigen Ländern des deutschen Reiches getrennt. Die eben erwähnten Ereignisse bildeten erst die Einloitung zu dem schrecklichen dreißigjährigen Kriege, dessen entsetzlichem Wüthen endlich der westfälische Friede (1648) ein Ziel setzte. Früher schon hatte Ferdinand die treuen Dienste des sächsischen Kurfürsten mit der Lausitz belohnt, welche im Prager Frieden (1635) von Oesterreich getrennt wurde. Im westfälischen Frieden verlor sein Sohn Ferdinand III. (1637—1657) noch Oberelsaß mit Breifach, das an Frankreich kam. Doch hatte der traurige deutsche Krieg für Oesterreich wenigstens die gute Folge, daß das Gefühl der Zusammengehörigkeit der einzelnen durch das Haus Habsburg vereinigten Königreiche und Länder immer lebendiger wurde. Als im Jahre 1700 die spanischen Habsburger ausstarben, war es für Oesterreich Ehrensache, den Erbfolgekricg um die ihm rechtlich zustehende weite Monarchie Politische und Territorial-Geschichte. II aufzunehmen. Dcr Preis des dreizehnjährigen Kampfes (1701 —1714) waren Belgien, Mailand, Neapel und Sicilicn. Der polnische Succcssionskrieg riß jedoch wieder Neapel und Sicilien los und gab als Ersatz hiefür nur Parma und Piacenza. Durch die Niederlande erhielt Oesterreich in Frankreich eine neue gefährliche Nachbarschaft; durch die italischen Erwerbungen wurde es nun in alle Geschicke der unglücklichen Halbinsel verflochten und gericth durch das sehr erklärliche Streben, sich seinen welschen Besitz °zu sichern, mit begehrlichen Nachbannächten sowie mit der nationalen Abneigung dcr Italiener gegen jede Fremdherrschaft in Conflict. Inzwischen hatten seit Ferdinand I. mit nur geringen Unterbrechungen die Kämpfe um Ungarn mit dem Erbfeinde der Christenheit, den Türken, fortgedauert. Durch zwei Jahrhunderte mußte Oesterreich seinen Ansprüchen auf Ungarn durch gcwaffnete Hand Nachdruck verleihen, aber es erforderte die höchste Kraftanstrcngung und zeitweilig war das türkische Ungarn größer als das österreichische. Ein zweites Mal kamen die Türken vor Wien (1683) und wnrdcn ein zweites Mal nach blutiger Belagerung zurückgetrieben. Die Türkenkriegc bilden glorreiche Blätter in Oesterreichs Annalen, welches damals Enropa's Vormauer gegen die Barbaren bildete. Kaiser Leopold I. (1658—1705) befreite endlich im Karlowitzcr Frieden (1699) Ungarn mit Ausuahmc des Banats und Ostkroaticn, seither „Slavonien", vom osmanischcn Joche und erhielt durch Resignation des Fürsten Michael II. Apafi das Fürstenthum Siebenbürgen. Etliche Jahre früher hatte der Preßburger Reichstag (1687) den: österreichischen Mannsstammc die erbliche Thronfolge in Ungarn übertragen; doch hielten die Ungarn auch ferner noch an dcr Anschauung, mit Oesterreich nur in der Personal-Union zn stehen, fest und genossen einer die königliche Gewalt einschränkenden Verfassung, während die Länder dcr böhmischen Krone mit dem alten österreichischen Ländcrcomplcxc bereits enge verknüpft waren. Dcr letzte Habsburgische Kaiser Karl VI. (1711—1740) gebot, als die Türken nach den glänzenden Siegen des Prinzen Eugen im Frieden von Passarowitz (1718) das Tcmescr Banat, cinen Theil Bosniens, Serbien und cinen Theil dcr Walachei abgetreten hatten, über 13.600 mMl., womit Oesterreich seine größte bisherige Ausdehnung erreichte. Schon dcr Belgrader Friede (1739) entriß wieder Serbien und die Walachei, welche Ander an die Pforte zurückkamen. Als mit Karls VI. Tode dcr Mannsstamm der deutschen Habsburger erlosch, hatte die österreichische Monarchie, welche dnrch die so wichtige pragmatische Sanction vom 19. April 1713 zu einem untheilbarcn Ganzen verknüpft worden war, cm Arcal von 10.682 ^Ml. An dcr Spitze dcr letzten Periode österreichischer Geschichte steht die große nnd edle Maria Theresia. Mit Franz Stephan von Lothringen (seit 1738 Großhcrzog von Toscana) vermählt, bcgründctc sie die lothringische Linie des Hauses Habsburg. Die bei Lebzeiten ihres Vaters nicht bloß von den österreichischen Ländern, sondern anch von den cnroftäischcn Mächten anerkannte pragmatische Sanction, welche Maria Thcrcsicn die Erbfolge sicherte, wurde jetzt plötzlich ignorirt; Bayern, Frankreich, Spanien und Preußen griffen gleichzeitig zu den Waffen, um Oesterreich zn zcrstückcn. Da zeigte es sich, daß es den Habsburgcrn in der That gelungen war, die Idee dcr Einhcit, das Gcfi'chl dcr Zusammengehörigkeit in den von ihnen beherrschten Ländern wach zu rufen. Die Trcue der Uutcrthancn, vor allem dcr Enthnsiasmns dcr Ungarn für ihrc jnngc Königin waren damals dic fcstcn Stützen dcs von anßcn erschütterten Thrones. Als dcr Prcußcnkonig Friedrich dcr Große in Schlesien einfiel, Franzosen in Prag und Baicm in Linz standen, dcr bayrische Kurfürst als Karl VII. (174^—1745) dcn Kaiscrthron bcsticg, da schien wohl dic „Königin von Ungarn und Böhmcn" nnd mit ihr dcr Bestand Oesterreichs verloren. Aber dcr achtjährige österreichische Erbfolgckricg (1740—1748) endete für Maria Thcrcsia glücklich; nur Nicdcrschlcsicn und Glatz, das auch im sicbcnjährigcn Kricgc (1756—1763) nicht wiedergewonnen wnrdc, kam an Preußen, Parma mit Piaccnza und Gnastalla an 12 Politische und Territorial-Geschichtc. die spanischen Bourbonen, ein Theil der Lombardic als Preis der Bundeshilfc an Sardinien, so daß Oesterreich in Italien nnr mehr einen Theil des Herzogthums Mailand behielt. Das Haupt des Franz Stephan von Lothringen zierte seit 1745 (bis 1765) die Kaiserkrone. Toscana wnrdc eine Seeuudo-, Modena eine Tertio-Genitnr der neuen habsburgifch-lothringifchcn Dynastie. Nach ihres Gemahls Tode nahm Maria Theresia ihren ältesten Sohn, den Kaiser Joseph II. (1765—1790) zum Mitregenten an, doch ohne ihm einen größeren Einfluß auf die Negierungs-Angelegenheiten als seinem Pater zu verstatten. Eitler Vergrößerungslust fern, nahm die Kaiserin nur ungern an der ersten Theilung des unglücklichen Polens (1772) Theil. Bei dieser Gelegenheit wnrdc die Zips wieder mit Ungarn, dem fic einst angehört hatte, vereinigt, ans den gcsammtcn übrigen neucrworbenen Andern unter dem Namen „Königreich Galizien und Lodomcrien" ein besonderer Staat gebildet. 1777 überließ die Pforte die ehemals mit Siebenbürgen verbunden gewesene Bukowina an Oesterreich. So war durch Maria Theresia das politische Gewicht des jetzt zu einen: untheilbaren großen Ganzen verbundenen Oesterreich im curopäischeu Staatensysteme neuerdings für die Folgezeit gesichert. Durch Centralisatiou die einzelnen Königreiche und Länder auf der Basis deutscher Cultur innigst zu verschmelzen, darin sah der Kaiserin edelsinniger Sohn und Nachfolger Joseph (seit 1780 Alleinherrscher in Oesterreich) seine Hauptaufgabe. Mag man ihm auch mit Recht vorwerfen, daß sein Vorgehen zu schnell, die Wahl der Mttel mitunter verfehlt war, so kann man heute die edle Absicht seiner Unternehmungen und Reformen nimmer verkennen und nur tief bedauern, daß die Völker Oesterreichs dem seiner Zeit weit vorauseilenden Kaiser nur Unverstand und Widerstand entgegenstellten. Die joscphinischcn Principien haben aber seitdem in Oesterreich immer Anhänger gehabt. Josephs letztes Regierungsjahr nnd die kurze Regierung Leopolds II. (1790 bis 1792) fallen schon in das Zeitalter der französifchcn Revolution. In fünf blutigen Kriegen hat Oesterreich gegeu das republikanische uud das kaiserliche Frankreich gestritten; die großen Umwälzungen, welche der eherne Tritt des gewaltigen Corsen im ganzen Continente hervorrief, haben auch Oesterreich tief erschüttert. Zunächst veranlaßten sie die Auflösung des deutschen Reichskörpers (1806) und Oesterreich erbte die alte Kaiserkrone. So ward dieser Staat auch formell nach anßen hin, was er in der That schon längst gewesen; Franz II. wurde erster Kaiser von Oesterreich (Deutscher Kaiser vou 1792—1800; als Franz I. Kaiser von Oesterreich 1804—1835). Die kriegerischen Ereignisse verliefen wie für die übrigen europäischen Staatcu auch für Oesterreich höchst unglücklich. Die Tapferkeit des Heeres, die Feldherrntüchtigkeit des Erzherzogs Karl konnte dem ungestümen Eroberer Napoleon I. kein Halt gebieten. Die Friedensschlüsse von Campoformio (1797), Prcßburg (1805) und Wien (1809) verringerten Oesterreich um ciu Dritthcil sciucs Gebietes; von den 11.625 üMl., die Franz bei seinem NegierumMntntte überkommen hatte, blieben ihm nur 9457 ^Ml.; der Kaiserstaat, vom Meere vollständig getrennt, war zu einer Macht zweiten Ranges degradirt worden. Ja Kaiser Franz mußte sogar die Hand seiner Tochter dem cursischen Emporkömmling gewähren. Aber diese traurigcu Ereignisse brachen die Kraft Oesten'eichs ebenso wenig, als Preußen und Rußland verzagten; die drei vereinten Mächte erkämpften in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) dem Continents wieder Ruhe und Frieden, und auf dem Wiener Eongrcsse l,1815) erhielt Oesterreich alle seine früheren Besitzuugcu sogar ansehnlich vermehrt wieder zurück; für Belgien aber ward es durch Pcnetien — freilich ein Danaergeschenk — entschädigt. So umfaßte die Gesammtmonarchic ein Gebiet von 12.098 ü)Ml. Einen Zuwachs erfuhr sie seitdem nur durch die im Jahre 1846 cinverständlich mit den beiden andern Schutzmächten vorgenommene Einverleibung der Republik Krakau (21 uMl.) unter der Regierung Kaiser Ferdinands I. (1835—1848). Politische und Territorial^Grschichte. 13 An dic Stelle des deutschen Reiches war 1815 der deutsche Bund getreten, dem auch Oesterreich mit seinen früher zum Reiche gerechneten Ländern angehörte. Während die kleineren deutschen Staaten, zuletzt auch Preußen, wenig freisinnige Verfassungen erhielten, herrschte in Oesterreich ein streng conservatives System in absolutistischer Weise. Freilich hatte die Verwaltung dieses Staates ungleich größere und schwierigere Aufgaben zu lösen. Weder eine physische noch eine ethnographische Einheit umfaßte die Monarchic in fünf verschiedenen Naturgcbietcn auch fünf verschiedene Nationalitäten: Deutsche, Slavcu, Magyareu, Italiener und Rumänen. Ungarn, Polen uud das lombardifch-venctianischc Königreich waren besonders wunde Stellen. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wuchs immer mehr und tan: endlich zum lauten, gewaltsamen Ausbruch. Die Pariser Februar-Revolution gab den Anstoß zur März-Revolution des Jahres 1848 in Oesterreich und Dcutschlaud, zum sogenannten Völker-Frühlinge. In Oesterreich, wo sie auch das Princip der Nationalitäten auf ihr Panier schrieb, nahm sie rasch gewaltige Dimensionen an. Die Italicner, Ungarn und Slaven strebten nach nationaler Selbständigkeit; doch wurden Böhmen, die Lombardic, endlich Wien, daS mit den Ungarn in Verhandlung getreten war, bald wieder unterworfen; länger hielt sich der ungarische Aufstand. In Wien hatte seit dem 22. Juni dieses Jahres ein constituircndcr Reichstag alter Länder außer Ungarns getagt '), anfangs von der Hoffnung beseelt, die disparate« Elemente des Staates durch eine constitutioncllc Verfassung zufammenfchließen und versöhnen zu können. Seine Aufgabe war au dem Widerstreben der deutschfeindlichen Nationen gescheitert; jetzt wurde er nach Krcmsicr in Mähren verlegt und Kaiser Ferdinand I. entsagte der Krone. Da sein Bruder Erzherzog Franz Karl ebenfalls rcfignirte, gelangte dessen ältester Sohn zur Rcgicruug und bestieg als Kaiser Franz Joseph I. am 2. December l848 den österreichischen Thron. In diesem Augenblicke war die Situation des Thrones noch immer eine höchst ernste. Aber Oesterreichs Lebenskraft ist groß; wieder raffte es sich empor und erstarkte. Ein ncncs Ministerium unter dem Vorsitze des Fürsten Felix Schwarzcnbcrg unternahm die Wicdcrherstclluug der Monarchie durch vollständige Unterwerfung der Italicner (1849), durch Fortsetzung des Kampfes gegen die Ungarn, welche den Thronwechsel nicht anerkennen wollten, durch Auflösuug des Krcmsiercr Reichstages und Octroyirung einer neuen Verfassung am 4. März 1849, welche mit Beseitigung aller Sunder-verfafsuugcn als Constitution für Ocfammt-Oesterreich gelten sollte. Die Ungarn waren anfangs siegreich; als aber auch die österreichische Armee aus Italieu, sowie eine russische Armee von 130.000 Mann einrückten, konnte der Ansgang des Kampfes nicht mehr zweifelhaft sein. Unter Görgcy's Führung capitulirtc das ungarische Heer bei Vi-l agos, und Ungarn war fortan nur eiues dcrKrouläudcr der österreichischen Monarchie. Die Rcgierungszcit des Kaisers Franz Joseph bis auf heute kann man in Bezug auf die innere Politik in drei Perioden eintheilen: die Zeit des Absolutismus, die Zeit der Vcrfassungsversuchc uud der Uutcrhaudlungen mit" den Ungarn, die Zeit des constitutioncllcn Dualismus. Die schou erwähnte octroyirte Verfassung wurde in Folge des Widerstandes der Nationalitäten wieder aufgehoben und mit Einsetzung des Ministeriums Bach 1852, durch den Abschluß des Concordats mit dem päpstlichen Stuhle berüchtigt, begann der Absolutismus'; von den Errungenschaften des Jahres 1848 blieb aber doch die bedeutsamste erhalten, die Befreiuug des Bauernstandes aus der Abhängigkeit von dem crbgescsfcncn Adel. Eine unglückliche Finanzwirthschaft war von nachcheiligen Folgen für den Wohlstand Oesterreichs, welches durch den centralistischen Absolutismus der Regierung und die übermäßige Präpotcnz der Kirche auch die Sympathien des Auslaudcs neuerdings verlor. ') Iinc ausführlichere Geschichte dcv österreichischen Verfassung finde: der Leser im statistischen Theile cneses Buches als Einleitung zu dem Abschnitte „Stacuswesen", 14 Politische und Terriwrial-Geschichte. Das Jahr 1859 brachte cinc Aenderung der Dinge. Die Italiener, von Napoleon III. in ihrem Streben unterstützt, hegten den sehnlichsten Wnnsch nach nationaler Einigung. „Italien frei bis zur Adria!" war die Losung, und Oesterreichs Herrschaft in Oberitalien sollte gestürzt werden. Der hierüber ansgebrochcne Krieg mit Sardinien und Frankreich endete für Oesterreich unglücklich; dieses wurde in den Schlachten bei Magenta und Solferino (am 4. und 24. Juni 1859) geschlagen und verzichtete im Züricher Frieden auf die Lombardie (369 lüMl.), welche mit Sardinien vereinigt wurde. Aber nicht selten erblüht aus dem äußern Unglück der Staaten ein Gewinn für ihre innere Entwickelung. So kam es auch jetzt in Oesterreich. Hier, wo die letzten Kriegsereignisse einen durchaus nicht erfreulichen Einblick in manche Mängel der Verwaltung eröffnet hatten, gelangte nun die richtige Ansicht znr Geltung, daß der in den Zeiten Maria Theresia's und Joseph's II. begründete moderne einheitliche Staat nunmehr nur dann gedeihlich sich entwickeln könne, wenn eine Volksvertretung im Einverständnisse mit der Regierung zusammenwirke. Freilich die nun folgenden Ministerien Goluchowski und Schmerling suchten noch vergeblich die richtige Form für eine constitutionelle Neorganisirung der Monarchie; ihre engherzigen Bemühungen scheiterten an dem Widerstände der verschiedenen Nationalitäten. Endlich wurde die durch das October-Diplom (1860) und das Februar-Patent (1861) verliehene Verfassung, welche einen einheitlichen Rcichsrath aller Länder zum Ziele hatte, vom Mnisterium Belcredi im September 1865 wieder sistirt, trotz des Protestes einzelner Provinzen. Es trat ein Interregnum der Legislation ein. Die Ungarn, welche von dem Volksmanne Franz Deak geführt, nach wie vor die Anerkennung ihrer Verfassung vom Iahrc 1848 verlangten, sollten durch die neuen Gestaltungen versöhnt werden. Inzwischen brachen neuerdings bedeutsame kriegerische Ereignisse über unser Vaterland herein, welche den Ausbau des österreichischen Constitutionalismus herbeiführten. Die Veranlassung zu ersteren boten die Verhältnisse in Deutschland. Im August des Jahres 1863 fand zu Frankfurt am Main ein von Oesterreichs Monarchen einberufener Fürstencongrcß statt, wo eine Reform des siechen deutschen Bundes vorgenommen werden sollte. Kaiser Franz Joseph war, den Traditionen der Habsburger getreu, für eine maßgebende Stellung Oesterreichs in Deutschland. Die Enthaltung Preußens von dieser Berathung und die Weigerung, den dort gefaßten Reformbeschlüsscn beizutreten, rief eine Spannung zwischen den beiden deutschen Großmächten herbei, welche sich, nachdem sie eine Zeit lang vollständig beseitigt erschien, bald bedenklich steigerte. In der Angelegenheit der Elbherzogthümer Schleswig-Holstein gingen Oesterreich und Preußen innig zusammen; der siegreiche Krieg mit Dänemark endete mit der Abtretung Schleswig-Holsteins und die Verbündeten theilten sich in Folge der Gastciner Convention (August 1865) in die Verwaltung beider Länder. Da nun Preußen cine Annexion der Hcrzogthümer bezweckte, wogegen Oesteneich opponirtc, berief Gablenz, der österreichische Statthalter in Holstein, ohne Zuziehung Preußens die holsteinischen Stände, um deren Stimme über die Geschicke des Landes entscheiden zu lassen. Als Preußen dies für einen Bruch des Gasteiner Vertrages erklärte uud Holstein besetzte, beantragte Oesterreich beim Bundestage die Mobilmachung der nichtftreußischen Bundes-Contingente, worauf Preußen den Bund für aufgelöst erklärte. Preußens Schnelligkeit und Kriegstüchtigkeit legte bald die kriegenschc Thätigkeit der ihm feindlichen deutschen Staaten lahm; nur die Sachsen konnten noch ihre Truppen mit dem Heere Oesterreichs vereinigen. Der Krieg des Jahres 1866 verlief für unser Vaterland abermals unglücklich; -da Preußen und sein Bundesgenosse Italien zu gleicher Zeit angriffen, so mußte Oesterreich seine Macht theilen. Wohl errang es den Sieg bei Custozza (24. Juni), aber bei Königgrätz (3. Juli) erlag die unglücklich geführte Armee, ja sie wurde zersprengt. Auch der ruhmvolle Seesieg bei Lissa (20. Juli) konnte diesen Schlag nicht wett machen. Um die Armee vereinigen zu können, trat Oesterreich Politische uud Territorml-Geschichte. 15 schnell Venetim (457 lüMl.) an Frankreich ab, das dieses an Italien überließ. Die siegreich vordringenden Preußen konnten aber nimmer aufgehalten werden; schon bedrohten sie Wien, als es zum Waffenstillstände kam, dem der Friede von Prag (23. August I860) folgte. Oesterreich mußte aus Deutschland scheiden und im vorhinein alle Aenderungen anerkennen, welche Preußen in Norddcutschlaud vornehmen würde. Auf diese Weise gab Oesterreich seine uralte traditionelle Stellung in Deutsch-land auf; aber der Verlust war nur ein scheinbarer: die deutschen Verhältnisse hatten sich längst derart geändert, daß schon seit geraumer Zeit der Zusammenhang zwischen beiden staatlichen Gemeinschaften sowohl Deutschland als auch Oesterreich nur hem« mend war. Das nun vollkommen frei dastehende Oesterreich, welches glücklicherweise jetzt auch von dem lombardisch-venetianischen Königreiche befreit war, konnte an feine eigene Wiedergeburt auf materiellem, geistigem nnd politischem Gebiete denken. Der bisherige sächsische Mnister Freiherr v. Beust trat an die Spitze des österreichischen Ministeriums. Von der Ueberzeugung getragen, daß Oesterreich sich nicht gedeihlich entwickeln könne, so lange die Ungarn in ihren Forderungen nicht befriedigt feien, brachte er endlich im Jahre 1867 den Ausgleich mit Ungarn zu Stande, und die feierliche Krönung unseres Kaisers Franz Joseph zum König von Ungarn (an: 8. Juni 1867) besiegelte die Versöhnung. Seither ist Oesterreich ein aus zwei gleichberechtigten Rcichshülften bestehender dualistischer Staat auf constitutioneller Grundlage, die österreichisch-ungarische Monarchie. Der frühere durch Belcredi sistirte Reichsrath der dentfch-slavischcn Länder ward wieder einberufen, fein Wirkungskreis erweitert, und ein freisinniges Ministerium hob wieder die materiellen Verhältnisse und das Ansehen Oesterreichs nach außen. Und endlich im Frühlinge 1873 ward auch dem drängenden Wuufche der Bevölkerung nach directen Reichsrathwahlen Gewährung. Am 5. November desselben Jahres wurde der erste direct gewählte Reichsrath der deutsch-slavischen Länder vom Kaiser feierlichst eröffnet und die bedeutungsvollen, von freiheitlichem Geiste getragenen Worte seiner Thronrede, welche Oesterreich als einen auf den Grundlagen des Rechtes und der Freiheit beruhenden Staat proclamirt, verheißen eine bessere, glücklichere Zukunft. Wachsthum der österreichisch-ungarischen Monarchie. 976 die Ostmark (der größere Theil des heutigen Mcderösterreich) durch kaiserliche Velehnung. 1043 durch Eroberung das Land bis an den Leithaftuß von den Ungarn gewonnen. 1156 durch kaiserliche Belehnung das Land ob der Enns (mit Ausnahme des Inn- Vicrtels). 1192 das Herzogthum Steiennctrk durch Erbschaft. 1229 durch Ankanf mehrere Freifingifche Lehen in Krain. 1335 (1336) Kärnten und fast ganz Krain durch kaiserliche Belehnung. 1363 Tirol durch Erbvertrag. 1365 die Grafschaft Fcldkirch (Vorarlberg) durch Kauf. 1374 der Rest von Krain und die windifche Mark in Folge Erbvergleichs. 1376 durch Kauf die Grafschaft Bludcnz (Vorarlberg). 1382 Trieft sammt Gebiet durch freiwillige Unterwerfung. 1451 durch Kauf ein Theil der Grafschaft Vregenz (Vorarlberg). 1456 die Grafschaft Cilly als steierisches Lehen nach dem Erlöschen der Grafen von Eilly. 1474 durch Fehde gegen Geldentschädigung die Grafschaft Sonnenbcrg (Vorarlberg). 1500 die Grafschaft Görz mit Gradisca, Mittcrburg (Istrien) und das Pusterthal (Tirol) in Folge Erbvertragcs. 1507 Kufstein uud andere Besitzungen in Tirol in Folge des bayrisch-landshutischen Erbfolgcstreites. 1518 Roucredo in Südtirol durch Eroberung uon der Republik Venedig. I»! Politische und Territorial-Geschichte. 1.523 der Rest dcr Grafschaft Brcgcnz durch Kauf. 1526 Böhmen mit Mähren und Schlesien durch Erbvcrträgc und Heirat, sowie durch freie Wahl der Stände. I52l> Ungarn (nur dcr westliche Theil) durch Erbvertrag und Heirat, sowic durch Wahl. 1l!99 Siebenbürgen durch Abtretung von Seiten des Fürsten Michael II. Apaft. 1uut.uili (Pctronell), Vwclodmm Wien) in ?annonia. Starte Besatzungen und cinc Dcmauflottc sicherten die römische Herrschaft. Straßenzügc und Brücken förderten den Verkehr; prachtvolle Bauten zierten die Städte, Wald- und Weideland wurde in fruchtbaren Ackerboden verwandelt und der Weinbau ciugcführt. Blicb auch die Majorität der Bevölkerung dem alten keltischen, jetzt mit fremden Elementen vermengten Hcidenthum getreu, so faud doch schou das Christenthum durch römische Legionäre iu den Dcmauländcrn damalo Eingang. Die Zeit der Völkerwanderung vertilgte wieder dic aufblühende römische Cultur. Mit Mühe hielt diese, sowie das Christenthum noch kurze Zeit der Mönch Scvcrin, Noricums Apostel genannt, anstecht; nach seinem Tode verschwanden die letzten Spuren beider und auch die meisten Städte konnten die Völkerwanderung nicht überdauern. Ruhigere Zeiten kamen erst wicdcr, als die Bajoarier, also Deutsche, im heutigen Bayern und iu den Alpcnlimdern bis an die Euns zur Herrschaft gc!a*ncMn. Umlauft. Offte« -uii«, Monarchie. 2 18 Oesterreichs Culturgeschichte, Ihnen brachte das Christenthum eine höhere Cultur. Passau und das vom Wormser Bischof Rupert begründete Bisthum Salzburg wurden durch Bonifatius, den Apostel der Deutschen (um 740), zu wirklichen Bisthümern erhoben; ihre Diöcesen umfaßten Gebiete des heutigen Oesterreich. Die Begründung der Klöster Kremsmünster (in Oberöftcrreich) und Innichcn (im Pnsterthalc) durch den Bayernherzog Tassilo war für die Befestigung und Verbreitung des Christenthums in diesen Gegenden von Bedeutung; letzteres hauptsächlich wirkte für die Bekehrung der slavischen Carantanen. Als Karl der Große Bayern sammt dem dazu gehörigen Theile Oesterreichs dem Frankenreiche einverleibte (788) und bald darauf das Gebiet der Avaren gewann (790), verbreitete sich fränkische Cultur in die neu unterworfenen Länder, welche, soweit das Gebiet das heutige Oesterreich betraf, in zwei Markgrafsch asten: Friaul (bestehend aus Unterpannonicn südl. v. der Dräu, Istricn, Liburnien, dem binnenländischen Dalmatien u. Friaul selbst) und die Markgrafschaft im Ostlande (bestehend aus Untcrpannonicn nördl. v. der Dran, Oberpamwnicn u. der Ostmark) eingetheilt wurden und in kirchlicher Beziehung den Diöccsen von Salzburg, Passau und Aquileja angehörten. Bei den meisten der heute österreichischen Slaven, den pannonischen Slovenen, dann in Mähren, Böhmen und Nordwestungarn, wurde das Christenthum in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch die beiden griechischen Mönche Cy rill us und Methodius, die berühmten Slaven-Apostel, begründet. In die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts fällt die Bekehrung der Polen zum Christenthum. Die der finnischtatarischen Völkerfamilie angehörigen Ungarn, welche sich am Ende des 9. Jahrhunderts auf beiden Seiten der mittleren Donau niedergelassen hatten, wurden, wie schon oben erwähnt, dnrch die Schlacht auf dem Lcchfelde (955) zum Aufgeben ihres Nomadenlebens gezwungen; etliche Decennien später gewann man sie der christlichen Lehre nnd dadurch der Befreundung mit abendländischer, namentlich deutscher Cultur. Für die Entwickelung der Cultur in der durch Otto dcu Großen erneuerten Ostmark ward das Geschlecht der Babenberger von der größten Bedeutung. Unter ihrer kräftigen und gedeihlichen Herrschaft verwandelte sich das in den traurigen Zeiten der Völkerwanderung nnd der magyarischen Barbarei verödete Land in ein reiches, fruchtbares Cnlturland; Dörfer und Städte erblühten am Fuße der burggekrönten Hügel und Berghöhen, auf deren Abhängen weite Weingelände sich hinzogen. Einem Babenbergcr, Heinrich II. Iasomirgott, verdankt auch Wien sein Wiedererstehen; denn das einst wichtige Vindobona der Römer war in der Völkerwanderung untergegangen, ein dürftiges Fischerdörfchen bezeichnete seine Stelle. Jetzt erhob sich hier (am Hofe) eine Burg als Residenz der Babcnberger, bis Leopold II. der Glorreiche (1198—1230) eine neue Burg (den sogenannten Schweizerhof der jetzigen Hofburg) bezog. Dies geschah in der merkwürdigen Zeit der Kreuzzüge, welche den Charakter des Mittelalters in seiner Höhe am getrenestcn spiegeln. Wien und mit ihm Oesterreich gewannen durch die Kreuzfahrer, die ihren Weg häufig entlang der Donau durch das Griechenkaiscrthum nach Kleinasien nahmen, ungemein. Herzog Leopold der Glorreiche repräfentirt die Blüthe der babenbergischen Zeit. Während er nach Außen hin einer klugen Politik huldigte, förderte er im Innern das Wohl seiner Länder durch weise Gesetze, hob den Handel durch Zugestehung besonderer Rechte oder durch bedeutende Vorschüsse an Kaufleute, ertheilte den Städten Enns, Krems, Wien und vielleicht auch Wiener-Neustadt eigene Stadtrechte und befestigte die Grenzorte. Dnrch seine treffliche Regierung wie durch Erwerbung zahlreicher Güter und Lehen erhöhte er die Staatseinkünfte, welche bereits jährlich 60.000 Mark Silber betragen haben sollen. Dadurch erhielt er die Mittel zu zahlreichen Bauten, die Wien verschönerten, oder für Errichtung von Anstalten zu milden Zwecken. An seinem Hofe blühte der von ihm geehrte Minnesang und berühmte Dichter, wie Reinmar von Zwcter und Walther von der Vogelweide zierten damals den „Musenhof der Babenberger." Oesterreichs Culturgeschichte. 19 In den Jahren des Interregnums erfreuten sich die österreichischen Lande, während gleichzeitig Deutschland politisch und materiell verfiel, unter der thatkräftigen Regierung des „goldenen Königs" Premysl Ottokar geordnetor Zustünde und namentlich dem seit den Krcnzzügen immer wichtiger werdenden Bürgcrstaude in den emporblühenden Städten wandte dieser mit richtigem Bücke feine eifrige Sorgfalt zn. Wenn auch Rudolf's von Habsburg Kämpfe mit Ottokar den Wohlstand Oesterreichs und Steiermarks schädigten und die sich mm erhebende Opposition gegen die neue Dynastie gleichfalls nicht von Vortheil war, so wurden doch die Folgen dieser nur vorübergehenden Zustünde bald wieder behoben nnd das rasch wachsende Hcrzog-thum gehörte zn den reichsten Gebieten Deutschlands. Das geistige Men erfuhr eine mächtige Förderung durch die Begründung der Universität Wien (18<>5), ein Werk des ehrgeizigen Herzogs Rudolf IV. des Stifters, der dadurch seinem kaiserlichen Schwiegervater Karl IV., dem Gründer der Prager Hochschule (1348), nacheiferte. Karl's Beispiele war schon 1364 König Kasimir der Große von Polen gefolgt, welcher in diesem Jahre den Grnnd zur Universität Krakau gelegt hatte; 1382 stiftete der Ungarn- und Polenkönig Lndwig der Große eine Universität zn Fünftirchen. In den folgenden Zeiten waren die österreichischen Lande, inzwischen vorübergehend mit den Königskronen Böhmens nnd Ungarns verbunden, in sich stets wiederholende Kämpfe verwickelt, das einst durch Rudolf von Habsburg niedergehaltene Fehdewesen hatte wieder traurige Dimensionen angenommen, ein Rückgang des Wohlstandes und der allgemeinen Gesittung war deutlich zn bemerken. Erst nntcr Kaiser Maximilian I. besserten, sich wieder die Verhältnisse. Er widmete dem ganzen Reiche, vor allem aber seinen Erblandcn eine eifrige reformatorischc Thätigkeit. Rechtspflege und Verwaltung, ncuorganisirt, führten Ordnung und Sicherheit herbei, so daß, auch durch die Einführung des Postwcsens unterstützt, Handel nnd Gewerbe wieder aufblühten. Kunst nnd Wissenschaft genossen einer bedeutenden Pflege; die Wiener Universität soll damals gegen 7090 Stndcntcn gezählt haben. Der für die Poesie begeisterte Kaiser, welcher eine Sammlung alter deutscher Dichtungen veranstalten ließ, trat mit dem „Weißkunig" selbst in die Reihe der Dichter. Als Ferdinand, Maxens Enkel, der bei der Theilung mit seinem Bruder Karl V. sämmtliche dcntschcn Länder der Habsbnrger erhalten, 1520 die Kronen Böhmens und Ungarns für immer mit Oesterreich vereinigte, hatte die Kirchcnrcformation in Deutschland bereits festen Boden gefunden, auch in Oesterreich machte sie bald ansehnliche Fortschritte; die Unterdrückung des Bauernkrieges, der auch die österreichischen Lande erschütterte, konnte ihrer Verbreitung keine Grenze fetzen, sie wurde vielmehr durch die Duldsamkeit der folgende:, Regenten nntcrstützt. Erst Ferdinand II., welcher der neuen Lehre alle Schuld an dem Unglücke Oesterreichs in der letzten Zeit zuschob, beschloß alle von ihm beherrschten Länder wieder rein katholisch zu machen. Der Sieg auf dem weißen Berge, zu Beginn des dreißigjährigen Kncges, kam ihm eben so zn statten, wie die Bezwingung des Dänentönigs. Die früher vertriebenen, nun zurückberufenen Jesuiten stellten nicht nur den Katholicismus wieder her, soudcrn wußten auch in den Besitz der Schnlen zu gelangen und Oesterreich galt fortan in Deutschland als der katholische Staat. Hiemit begann in den österreichischen Ländern ein Verfall alles geistigen Lebens; dasselbe Oesterreich, das im Zeitalter der Krcuzzngc, in den Blüthetagen des Minnesangs ganz Deutschland vorangelcnchtet hatte, wurde jetzt von einer langwährcnden Finsterniß umnachtct. So blieb es in Bezug auf geistige Eultur bis zu den Zeiten der edlen Maria Theresia. Die auf den Hubcrtsburger Frieden folgende Ruhe benutzte sie, um durch weise und mütterliche Anstalten sich für die ihr in der Gefahr bewiesene Treue dankbar zu zeigeu uud den Wohlstand ihrer Länder zu heben. Nicht bloß wurde für die Belebung der ländlichen uud städtischen Gewerbe viel gethan, nicht bloß wurden neue Städte nnd Dörfer, Landstraßen nnd Eanäle angelegt und frcmdc Colonisteu 2* 20 Oesterreichs Kulturgeschichte. in's Land gezogen, nicht bloß wurden einzelne Zweige dcr Gesetzgebung verbessert und die Tortur aufgehoben, sondern auch die geistige Entwickelung wurde durch Verbesserung und Permehrung dcr Schuten, wozu besonders die Güter des (am 21. Juli 1773) aufgehobenen Jesuitenordens dienten, eifrig gefordert. Noch tiefergreifmd war die vielseitige Thätigkeit ihres Sohnes Joseph II. Dieser edcldenkende, energische Monarch beabsichtigte seine Erbländcr durch allgemeine Einführung deutscher Sprache, Cultur uud Sitte zu einem Ganzen innig zu verbinden. Zu Gunsten dcr materiellen Lage seiner Unterthanen führte er eine zweckmäßige Finanzverwaltung sowie eine allgemeine Grundsteuer ein, verminderte den Hof-und Civil-Etat, stellte eine neue Gerichts- und Proceßordnung fest und beschränkte die Anwendung der Todesstrafe. Am 1. November 1781 hob er die bisher noch bestandene Leibeigenschaft in seinen Staaten, besonders aber in Böhmen, Mähren, Galizicn und Lodomericn völlig auf uud gab seinen bisher leibeigenen Unterthanen das volle Eigen-thumsrccht über ihre Güter. Aber auch die Gcistcsthätigkcit sollte dcr Fesseln entledigt, der Glanbcnszwang vernichtet, das Gewissen frei werden. Deshalb wurde die Presse uuter sehr gemilderten Ecnfnrgcsctzcn freigegeben; deshalb wurde die Abhängigkeit dcr geistlichen Orden von auswärtigen Obrigkeiten aufgehoben, die päpstlichen Bullen wurden der landesherrlichen Bestätigung unterworfen, die Geldscnduugcn nach Rom verboten, die Klöster zum großen Theile aufgchobcu und ihre Einkünfte in einer besonderen Rcligionskasse für wohlthätige kirchliche und Erziehungsanstalten bestimmt-Endlich ertheilte er in seinem Tolerauz-Edictc (vom 1 Z.October 17811 den Lutheranern, Reformirten uud nichtunirtcn Griechen die Privatübung ihres Glaubens, das Recht, Bürger zu werden, Grundstücke zu erwerben und zu Staatsämtern zu gelangen, sowie selbst den Iudcn beträchtliche Freiheiten und Erleichterungen. Die meisten feiner Verordnungen hob Joseph, durch den Unverstand oder eine böswillige Opposition seiner Unterthanen dazn bewogen, vor seinem Tode selbst wieder auf. Mehr als cm halbes Iahrhuudcrt mußte vergehen, bis eine spätere Zeit seiner Reformen — wenn auch nicht aller — in dcr That wieder theilhaftig wurde. Die Jahre der französifchen Revolution und dcr napolconifchcn Gewaltherrschaft, die zahlreichen Kriege, die daranf folgende Erschlaffung und die Bevormundung der Bevölkerung von oben her waren dcr geistigen Entwickelung Oesterreichs wenig günstig, wenn auch in physischer Beziehung die Verhältnisse sich allmählich wieder besserten. Doch fanden die Musik, welche iu Oesterreich seit dem 18. Jahrhundert bedeutende Vertreter gehabt hatte, und die Schauspielkunst ciuc regere Pflege; auch die Theilnahme an der Poesie, schou zu Joseph's Zeiten wicdcr erwacht, wuchs und seitdem hat eine zahlreiche Schaar österreichischer Dichter lwic L. Pyrkcr, K. E. Ebcrt, Adalbert Stifter, Zcdlitz, Lcnau, Anastasius Grün, Grillparzcr, Halm, Raimund, Baucrnfcld und andere, auch dcr slavischen und ungarischen Literatur ungehörige) die literarische Bedeutung unseres Vaterlandes wieder zu Ansehen gebracht. Die im Jahre 1847 begründete Akademie der Wissenschaften zu Wien, das lichtfpcndende Jahr 1848 gaben den Anstoß zu einer fortschreitenden geistigen Entwickelung Oesterreichs auf allen Gebieten, welche selbst dic Reactionszcit und das mit Rom vcrciubartc Concordat nicht vollends hemmen konnten. Die Unglücksjahre 1859 und 1866 veranlaßten durch den ihncn folgenden constitutioncllcn Ausbau der Monarchie, dessen schon oben gedacht wurde, bald auch auf dem Gebiete der Industrie und des Handels cincn bedeutenden Aufschwuug uud dic neuen, alle Zweiac dcs Unterrichts umfassenden Schulgesetze sind — in richtiger Anwendung — wohl dazu geeignet, daß nach ihrcr Norm das heranwachsende Geschlecht als Garantie und Basis einer gedeihlichen Fortentwicklung unseres großen, schönen ^ntcviandcs crzogcn wcrdc. Allgemeiner Theil. ^. Physische Geographie. I. Lage, Größe und Bestandtheile der Monarchie. ^Lago dcr Monarchie. Zeitunterschied und Tagcslängen. Politische und naturliche Orcuzen, Flächen inhalt und Vcuolkcrung. Bestandtheile. Verschiedene Benennnngen einzelner Theile der Monarchie.) Die österreichisch-ungarische Monarchie nimmt den südlichen Theil von Mttel-Europa ein, wozn außer diesein Staate noch das deutsche Reich und die schweizerische Eidgenossenschaft, die Königreiche Belgien und die Niederlande mit dem Groß-herzogthmnc Luxemburg und das kleine Fürstcnthum Liechtenstein gerechnet werden. Sie erstreckt sich zwischen 42" 10' und 51" 3' nördlicher Breite und zwischen 27" 10' und 44" 7' östlicher Länge. Der nördlichste Punkt, in Böhmen, liegt nnter den, Parallel von Dünkirchcn, der südlichste, am Südende Dalmaticns, liegt etwa in gleicher Breite als der Berg Canigou in den Ost-Pyrenäen; die Entfernung beider Punkte beträgt 141 geographische Meilen (1050 Km.) Größer ist die Entfernung von West nach Ost, da diese 172 geographische Meilen (1276 Km.) mißt. Die Erstrcckung der Monarchie onrch mehr als 17 Längengrade hat zur Folge, daß den Bewohnern des äußersten Ostens, bei Chilischeny in der Bukowina, die Sonne um 1 Stunde 2 Minnten 45 Secunden früher aufgeht als den Anwohnern des Rheins im Lande Vorarlberg. Der Zeitunterschied zwischen Wien (34" 2' 49" ö. L. von Ferro) und Ofen (36" 42' 46" ö. L. v. F.) beträgt beispielweise 10 Minuten 39-7 Secunden. Die Ausdehnung Ocsterre,ich-Ungarns von Süd uach Nord durch 9 Breitengrade bewirkt, daß der längste Tag zur Zeit der Sommer-Sonnenwende für die Bewohner der Norospitzc in Böhmen bei Hilgersdorf ini Erzgebirge um 1 Stuudc 14 Minuten 41 Secunden länger dauert als an der Südspitze, dem Ostravizza-Berge, welcher der Grcnzpunkt Dalmatiens gegen Albanien ist. Es beträgt nämlich die größte Tageslänge am nördlichsten Punkte Oesterreichs 16 Stunden 18 Min. 49 Sec., am südlichsten Punkte nur 15 Stunden 5 Min. 8 Sec. Unter allen Großstaaten Enropa's hat die österreichisch-ungarische Monarchie den continentalsten Charakter; denn die etwa 230 Meilen (1706 Km.) lange Grenzlinie am adriatischcn Meere beträgt nur ein Fünftel des ganzen Umfanges, während die übrigen vier Fünftel auf die 926 Meilen (6870 Km.) betragende Landgrenze entfallen. Im Norden grenzt Oesterreich an die Königreiche Sachsen und Preußen, sowie an das Kaiscrthmn Rußland (Polen), welches auch einen Theil der Ostgrenzc bildet, während den Rest des Ostens die europäische Türkei (Fürstenthum Rumänien) umschließt. Im Süden grenzt die Monarchie gleichfalls an die Türkei (Rnmänien, Fürstenthum Serbien, Ejalet Bosna), an das Fürstcnthum Montenegro, das bereits 22 Physische Geographie. erwähnte aoriatische Meer und an das Königreich Italien, im Westen endlich an die Schweiz, das Fürstcnthum Liechtenstein nnd das Königreich Bayern. Die größte Länge hat die türkische Grenze mit 346 gcogr. Ml. (2507 Km.); ihr zunächst steht die des deutschen Reiches mit 289 gcogr. Ml. (2144 Km.). Die kürzeste Strecke von jc 3 gcogr. Ml. (22 Km.) bilden Liechtenstein und der Bodenscc die Grenze Oesterreichs. Nicht überall hat die Monarchie natürliche Grenzen; doch finden sich auf weite Strecken hin Flußgrcnzen, wie sic Unna, Save, Donau, Inn, Rhein, Weichsel, Zbrn6 bilden; anderwärts läuft die Staatsgrenze auf und zwischen Gebirgsrücken, wie in den Tiroler-Alpen, im Böhmcrwalo, Erz- nnd Ricscngebirge, in den östlichen und südlichen Karpathen, dcr Dinara; einen beträchtlichen Theil der Grenze bildet, wie schon bemerkt, die Adria. Die österreichisch ° ungarische Monarchie ist wohl abgerundet und im Ganzen compact zusanimcnhängcnd; nur das schmale Dalmaticn erstreckt sich 60 Ml. weit nach Süd-Ost längs der Meeresküste, den äußersten Nordwcstcn der Balkan-Halbinsel bildend; uud unr an zwei kurzen Stellen unterbricht türkisches Gebiet die dalmatinische Grenze (Klcck und Sutorina); denn die ehemalige Republik Ragusa wollte nicht, daß ihr Gebiet unmittelbar an das der Republik Venedig grenze. Der Flächeninhalt der gcsammten Monarchie beträgt 11.333-31 gcogr. lüMl. oder 10.844-2 östcrr. H,Ml'. (624.044-89 ^Km.), die Einwohnerzahl' nach der letzten Volkszählung vom 31. December 1869: 35,904.435 Seelen. Oesterreich umfaßt somit nahezu den 16i1g, Noilac^ oder äelia Nonwßna), dessen Südost-Endc vor der Zermanja-Mündung tief in das Land einschncidet. Zwischen den Inseln Veglia und Cherso liegt der Canalc di Mezzo, zwischen Cherso und Lussin der Canalc di Bodengestaltung. 27 Osscro, an den sich im Süden der Canalc di Punta Crocc anschlicht. Pago einerseits, Seardizza und Maon anderseits umschließen den Canalc di Scardizza e Maon, Pago und Puntadura den Canalc di Pogliana nuova. Zwischen Selvc und Ulbo liegt der Canalc di Sclvc ed Ulbo, zwischen der Küste und den Inseln Ugliano und Pasman der Canal vonZara. Ugliano und Pasman im Osten und Isola Lunga und Incoronata im Westen schließen einen zweiten Can ale di Mc^zo ein. Zwischen der Insel Bua nnd der Küste bei Spalato einerseits und der Insel Solta anderseits liegt der Canal von Spalato, zwischen der Küste und Brazza der Canal von Brazza, zwischen der letztgenannten Insel und Lesina der Canalc da Grcco di Lesina. Der schon oben erwähnte Meercseinschmtt vor der Narcnta-Mündung zwischen dcm Fcstlandc und der Halbinsel Sabbioncello führt auch den Namen eines Canalcs der Narcnta. Sabbionccllo und Curzola umschließen den Canal von Curzola, Curzola und Lagosta den Canal von Lagosta, Sabbionccllo nnd Mcleda den Mclcda-Canal. Die genannten Canäle sind, wenn die Bezeichnung gestattet ist, Längcn-Canälc, welche die Richtung der Inselketten theilen; viel größer ist die Anzahl der Quercanülc, die die Inseln an ihren schmalen Nord- und Süd-Enden von einander trennen. Diese Längen- und Querthälcr sind gcnan genommen nichts anderes als vom Mecrwasscr erfüllte Thäler eines mächtigen unterseeischen Knstcngcbirges, dessen bedeutendste Erhebungen als steile Inseln den Mccrcospicgel überragen. M. Bodengestaltung. (Allgemeine Uebersicht.) Dic österreichisch-ungarische Monarchie ist unter allen Staaten Europa's nächst der Schweiz der gebirgigste, denn von den 11.383 gcogr. ^Ml. (624.045 uMn.) ihres Flächeninhaltes sind über 8100 geogr. HMl^(446.009 üUKm.) oder 72-6°/^ von Gebirgen nnd vom Bcrglandc bedeckt. Zwischen den Gebirgen erstrecken sich weit ausgedehnte Tiefländer, welche den übrigen Theil der Monarchie erfüllen. So zeigt Oesterreich alte Stufen der vcrticalcn Erhebungen, es finden sich daselbst alle möglichen Tcrrainformcn, Alpen-, Berg- und Hügelland, Thal- und Flächen-landschaftcn und Tiefebenen. Das höchste Gebiet der Monarchie liegt im Südwestcn und dacht sich nach OP und Nord allmählich, nach Süden sehr rasch ab. Eine klare Uebersicht der Bodenplastit Oesterreichs gewinnt man, wenn man sich mit Steinhäuser den Boden der Monarchie von horizontalen Schichten durchschnitten denkt, welche in einer Höhc von 500, 1000, 2000, 4000, 6000 und 12.000 P. F. (nahezu 162^, 325, 650, 1300, 2600 und 3900 Meter) übereinander liegen. Eine ans dieser Grundlage entworfene Schichtcnkartc '^ bietet folgendes Bild: „Die unterste Schicht (vom Meeresspiegel bis zu 500 P. F.) enthält die großen Ebenen, verläuft von Süden her in den Flußthälcrn aufwärts und zertheilt das pannonischc Hügelland. Bon Nord her dringt diese Schicht nur an der Weichsel und Elbe in's Land ein. Die nächstfolgende Schicht (500 bis 1000 P. F.) umfaßt die tieferen Theile des Beckens von Böhmen, das mährische, österreichische, ungarische und kroatische Hügelland, die inneren Thäler Siebenbürgens, das Flachland Galiziens und zieht als schmaler Streifen an der Donau bis Rcgcnsburg. Die niedrige ') Man findtt ?nu> solche in Sttmhcmscr's Schulatlaß, D8 Physische Geographic. Wasserscheide zwischen March und Oder ist die erste Brücke, mittels der die Süd-und Nord-Höhenrcgion in Verbindung treten. In der dritten Schicht (1000 bis 2000 P. F) liegen die höheren Terrassen des südlichen Böhmens und westlichen Mährens, die Hochflächen Galiziens, die Vorstufen der Alpen, die Mulden des Karstes. Die vierte Schicht (2000 bis 4000 P. F.) enthält schon eine große Menge Höheninseln, nur die Hochgebirge bleiben noch compactc Massen; in der fünften (4000 bis 8000 P. F.) zeigen sich auch diese zersplittert, nur die Ccntralkctte der Alpen macht noch eine Ausnahme. Die nächst höhere Schicht (8000 bis 12.000 P. F.) läßt nur mehr die höchsten Stöcke erkennen, und darüber hinaus bleibt für die letzte Schicht (über 12.000 P. F.) nur ein Gipfel übrig (Ortlcr)." Fig. 1. Höhenleiter, Die Gebirge des österreichisch-ungarischen Kaiscrstaatcs gehören drei größeren Gebirgssystcmcn an. Die Donan, der Hanptstrom Oesterreichs, scheidet zunächst das südliche Hochgebirge der Alpen, denen sich der Karst anschließt, von dem nördlich gelegenen Mittelgebirge. Letzteres wird durch die Thäler der March und Oder in die Gruppen des deutschen Mittelgebirges westwärts und das Karpathcnsystcm ostwärts getheilt. Da jedoch der Antheil Oesterreichs am deutschen Mittelgebirge wieder zwei Gcbirgssystcmen angehört, dem hercynischen uud dem sudetischcn, und da ferner das Tiefland Oesterreichs sich zum größeren Theil an der Donau erstreckt, während ein kleineres Gebiet im Nordostcn der sarmatischcn Tiefebene angehört, so wird unsere Betrachtung der Bodcngcstaltung Oesterreichs zu umfassen haben: ^.. Oebirgsland. I.Alpen. 2. Karst. 3. Deutsches Mittelgebirge: a) Hercynisches Gcbirgs-system, d) Sudetcnfystem. 4. Karpathen. L. Ebenen. I.Donau-Tiefländer. 2. Sarmatisches Tiefland. 3. Kleinere Ebenen. G e li i r g S l a n d. 1. Das Alpengebiet. ^. Zie Ulpen im Ull'gemeinen. (^'age uud Brgrrn;ung. Ansicht nnd Eindruck dcr Alpen. Eintheilung des Alpcngcbiets. Vor^ Mittel- nnd Hochatpen. Gliederung und Verzweigung. Alpengipfel. Schneeregicm. Lauincn und Gletscher. Bergstürze. Karrcnfelder und Erdpyramideiu Alpenthälcr und Thalsysteuie. Alpeüsiüsse und Alpenfecn. Alpenpässe nnd Alpenstraßen. Geognostischer Bau der Alpen. Klima. Pflanzenwelt und Thierleben in den Alpen. Der Mensch in den Alpen. Zur Geschichte der Alpenländcr. Alpcnfahrten und Alftcnvcreine.) Lage «nd Begrenzung. Die Alpen, das grüßte und höchste Gebirge (Kuropa's, vom ligurischcn Meere in einem großen, nach Süden geöffneten Bogen ostwärts bis an die mittlere Donau und das adriatischc Meer reichend, erstrecken sich zwischen dem 23." und 34." ö. Lange (mit ihren Ausläufern bis zum 38." ö. Lauge) und zwifchcu dem 43." und 48." nördl. Breite, gehören somit nur mit ihrer östlichen Hälfte dem Gebiete der östcn'eichisch-ungarischcn Monarchie an. Wenn wir dennoch das ganze Alpcnsystcm unserer Betrachtung unterziehen und erst an zweiter Stelle auf den Alpcnanthcil Oesterreichs specieller eingehen, so geschieht es, um Zusammengehöriges nicht auseinander zn reißen; wir glanbcn hiczn nmsomchr berechtigt zu sein, als sich dort, wo die Alpen den Boden der Monarchie betreten, keine auf natürlicher Basis beruhende strenge Abtheilung in diesem mächtigen Gcbirgssystem machen läßt und der Alpcncharaktcr diesseits nnd jenseits der österreichischen Marken vorwiegend derselbe ist. , Die Grenzen der Alpen werden im Süden durch das ligurischc Küstcnmccr, die lombardischc oder Po-Ebsnc und das adriatifchc Meer, im Norden durch dcu Rhein und den Bodcnscc, die schwäbisch-bayrische Hochebene nnd die Donau gebildet, während sie im Westen bis zum Rhone und zur schweizerischen Hochebene, im Osten init ihren Ausläufern bis zur mittleren Donau reichen. Nach allen vier Welt-gcgcndcn sich abdachend öffnen sie ihre Thäler nach den Ebenen der vier Ströme Po, Rhone, Rhein und Donau, die ihnen ihre Wasscrfüllc verdanken, die aber zugleich die großcu Vcrkchrsstraßcn aus den Alpen nach vier verschiedenen Meeres-gebieten, den: mittelländischen, adriatischen, deutschen und schwarzen Meere bilden. Ansicht und Eindruck dcr Alpen. Nähert sich der Bewohner des Flach- oder Hügellandes zum ersten Male der gewaltigen Masse dcr Alpen, so kann er ihrem mächtigen Andrucke, dcr ihn fast wie ein tiefes Granen überkömmt, sich nicht entziehen. Das Gefühl dcs Staunens und Bangcns ist vergleichbar dem, wie es der crstc Anblick des offenen Weltmeeres erregt. Gleich Ricscnmancrn einer gigantischen Feste seltsam gezackt und starr, überbaut mit silberglänzende!! Kuppeln, Fels-Hörnern und Eispyramiden in phantastischem Gewirr, treten sie, wie Kntzcn ihren Zf) Das Alpengelnet. Eindruck trefsiich schildert, vor den gefesselten Blick, unübersehbar und unzählbar in den einzelnen Gebirgszügcn, Gebirgsgruppen, Bergrücken, Hochebenen, Hochthälern, Durchbrüchen und Einsattelungen von den verschiedensten Formen, Größen, Bekleidungen und Farben. Ihr Reichthum an Hohen und Thälern, Schluchten und Abgründen, Wildbächen und Flüssen, kleinen und großen Seen, an Wasserfallen, Gletschern und Schneefeldcrn, an Wäldern und Matten ist nicht zu übersehen und nie erschöpfend zu schildern. Besonders ergreifend sind die Bilder des Contrasted zwischen Todtem, Starrem und frisch blühendem Leben, zwischen furchtbarer Erhabenheit nnd anmuthiger Schönheit, wie sie die tahlaufstrcbenocn Felswände und Hochgipfel neben den üppigen Thalgelünden bieten. Imponirender erscheinen die Alpen, wenn man sich ihnen auf der tiefliegenden Po-Ebene nähert, gegen welche sie sehr steil abfallen, als von Norden her gesehen, wo man um tausend Fuß höher steht. Als Ucbcrsichtspunktc größerer Theile des Alpcngebictes sind besonders der Wcißenstcin bc: Solothurn und der Rigi am Bierwaldstädter-Sec, beide in der Schweiz, gerühmt, in Oesterreich der Pöstling-berg bei Linz und der Schafberg am Wolfgangsec, von wo aus man wohl den schönsten Ueberblick in den östlichen Alpen genießt. Großartiger ist die Fernsicht von der Hohen Wildfpitze und vom Großglockner, deren hohe Gipfel jedoch sehr schwer erstiegen werden. Der Name des Gebirges hängt mit seinem Charakter zusammen. Die feit zwei Jahrtausenden gebräuchliche Benennung „Alpen" wird vom keltischen aid hoch und pen Bergspitze, Kopf abgeleitet und deutet somit auf die vielen Hochgipfel. Allgemeine Uebersicht und Gintheilung des Alpeugebietcs. Die Alpen ziehen in ihrem westlichen Theil von Mzza bis zum Montblanc in nördlicher Richtung etwa 37 Meilen (274 Km.) lang; da wenden sie sich nach Osten und behalten im Allgemeinen diese Richtung bis zu ihren letzten Ausläufern bei, über 100 Meilen (742 Km.) messend, so daß sie von Nizza bis Wien gegen 150 Meilen (1013 Km.) lang sind. Ihre Breite variirt zwischen 20 und einigen 40 Meilen (148 bis 296 Km.); sie beträgt z. B. zwischen Bassano an der Brcnta (in Ober-Italien) und Innsbruck 23 Ml. (170 Kni.), zwischen Linz und Trieft 40 Ml. (296 Km.) Das gesammtc Alpengebiet umfaßt einen Flächenraum von 5363 geogr. ^Ml. (295.302'mKm.), wovon jedoch 1703 lüMl. (93.772 lüKm.) auf die vorgelagerten Hochebenen und Hügellandschaften entfallen, so daß das eigentliche Alpenland 3660 geogr. I^Ml. l 201.530 ^Km.) groß ist. Von diesen gehören «18 ^Ml. (34.028-8 ^Km.) zu Italien, 835 üMl. (45.977 ^Km.^ zu Frankreich, 619 üMl. (34.083-9 lüKm.) zur Schweiz, 3 ^M. (165 l^Km.) zu Liechtenstein und 1585 UMl. (87.274-7 ^Km.) zu Oesterreich, wobei das Karstgebiet mit eingeschlossen ist. Die österreichisch-ungarische Monarchie hat somit den größten Antheil am Alpengebiet. Die natürlichste Eintheilung dieses wegen seiner großen Ausdehnung schwer zn übersehenden Gebirgssystems ergibt sich durch die Trennung der drei parallelen Hauptzüge, der Mittel- oder Central-Alpen, der Nord- und Süd-Alpen, die auch in geognostischsr Beziehung von einander streng unterschieden sind, da die Mittel-Alpen aus krystallinischen Gesteinen (Gneiß, Granit, Glimmerschiefer), die Nord- und Süd-Alpen zumeist aus Kalkgcsteincn (letztere auch aus Porphyr) bestehen. Die Mittclzonc wird im Norden durch die Längeuthäler des Rhone und Rhein, der Iller, des Inn, der Salzach, Enns, Mur und Mür;, im Süden durch die Längen-thüler der Adda, Etsch, Eisack, Rienz und Dräu von den beiden Nebenzonen deutlich abgegrenzt. Die Centralkette ist auch Träger der Wasserscheide. Außer dieser longi-tudinalen Eintheilung der Alpen wird zur leichtern Gewinnung einer Uebersicht das ganze Alpengcbict noch dnrch zwei Querlinien nahezu unter 24" 30' und 29" o. L., also transversal in drei große Abschnitte, West-, Mittel- und Ost-Alpen, getheilt. Die.Alpen im Allgemeinen,' 31 Die Grenze zwischen den West- und Mttel-Alpcu ist von der Natur in dem Punkte angedeutet, wo die Längenachse der Alpen aus ihrer südnördlichen Richtung in die westöstliche übergeht; diesen Punkt bildet der höchste Alpengipfel, der Montblanc. Dagegen ist die Grenze zwischen den Mttel- und Ost-Alpen von der Natur weuiger bestimmt; es schwanken daher die Geographen in der Annahme dieser Grcnzscheidc. Viele lassen den Gipfel des Großglockner als solche gelten, C. Ritter und mit ihm G. A. von Kloeden nehmen die tiefe Einsenkung des Brennerpafses als Scheide an, v. Sonklar läßt die Ost-Alpen bereits am Bodensee beginnen und trennt durch seine Grenzlinie so ziemlich österreichische und Schweizer Alpen. Wir folgen der zumeist üblichen Eintheilung, welche die Brennerschartc als Scheidelinie betrachtet. Mit Rücksicht auf diese umfassen vou den 5363 gcogr. ^Ml. (295.302 lüKm.) des ganzen Alpen-Gebietes die West-Älpen 1070 geogr. l^Ml. (58.917 lUKm.), die Mittel-Alpen etwa 1930 geogr. ^Ml. (106.271 I^Km.), die OstMpen 2360 geogr. IIlMl. (129.948 ^Km.)' Diese doppelte Einthciluug, nämlich einerseits in Central-, Nord- und Süd-Alpen, anderseits in West-, Mittel- und Ost-Alpen, ist noch nicht genügend, um eiue Uebersicht des ganzen Alpensystcms zu verschaffen, weshalb jeder dieser Haupttheile wieder in eine Anzahl von Unterabtheilungen geschieden wird. Den historischen Benennungen „rhätische, norischc, jütische Alpen" liegen keine feststehenden Grenzen zu Grunde; daher man die Hauptzüge in natürliche Gruppen scheidet. Eine übersichtliche Aufzählung der wichtigeren Einzchüge mit ihren Höhen folgt weiter unten. Bor-, Mittel- und Hoch-Alpen. Die Erhebung der Alpen ist fehr verschieden; wo sie am breitesten sich ausdehnen, im äußersten Osten, sind sie am niedrigsten, am höchsten dort, wo ihre Breitcnausdehnung die geringste, zwischen den: Ostende des Gcnfcrsees und der unteren Dora Baltsa, die zum linken Po-Ufer abstießt. Gipfel- und Paßhöhe nehmen von West nach Oft im allgemeinen ab. Die höchsten Alpengipfcl Montblanc, Misch abcl und Monterofa, da wo dk Mngcnachse der Alpen von der Nordrichtung nach Osten sich wendet, überragen noch 14.000 Fuß (4550 Mtr.); die grüßte Kammhöhc in gleicher Gegend übersteigt 11.000 Fuß (3573 Mtr.), der höchste Alpcnpaß ist der über 'das Matter-Joch führende St. Theodulspaß (10.225 Fuß — 3322 Mtr.) in den Walliser Alpen; die höchste Alpenstraße führt über das Stilfscr Joch von der Etsch zur Adda 8660 Fuß oder 2814 Mtr. hoch. Nach ihrer Erhebung über den Meeresspiegel unterscheidet man die Alpen in niedere Voralpen, von 2000 bis 5000 P. F. (650 bis 1625 Mr.) Höhe, Fig. 2. Idealer Querdurchschnict der Alpen beiläufig nnter der !l!ängl' des Großgwctners. 32 Daß Alpengebiet. hauptsächlich lana,s der Nordfeitc hinziehend und auch auf der Ostscitc zungcnartig in dic Ebenen vortretend, ini Süden aber von nur sehr geringer Ausdehnung; Mittelalpen, von 500N bis 8000 P. F. (1625 bis 2600 Mtr.) Höhe, bis zur Schneegrenze reichend; und in Hochalpcn, über 8000 P. F. (2600 Mr.) absolute Höhe emporragend bis zu 12.000 und 14.000 P. F. (3900 und 4550 Mr.) Diese Dreithcilung beruht auf dem dreifachen, hintereinander folgenden senkrechten Aufbau dcr Alpen, welcher selbst wieder in dcr dreifachen gcognostischen Beschaffenheit (Uralpen, Kalkalpcn und tertiäre Alpen) begründet ist. Sie cntfpricht auch der schon oben erwähnten Drcithcilung in Parallelzoncn, insoferne als die Ecntraltctte aus Urgesteinen, die Nord- und Südalpcn vorherrschend aus Kalkstein- und Flötz-gcbirgcn bestehen. Die Mittclzonc dcr Hoch' oder Uralpcn, in ihrer großen Masse aus Gnciß, Granit und Glimmerschiefer zusammengesetzt, aber auch Talkschicfcr, Hornblende, Serpentin, Kalkartcn :c. enthaltend, bildet die ^ängcnachsc des ganzen Alpcnsystcms; an sie lehnen sich die anderen alpimschcn Gcbirgsmafscn an; zunächst die nördlichen und südlichen Kalkalpcn, welche aus Kalkstein oder jüngeren Schicferartcn (Kreide, Dolomit, Nunnnulitcnkalt, Sandstein :c.) bestehen, dann als dritte Zone die aus tertiäre:, Gesteinen lMcrgelfandstcin, Nagelfluhc) gebildeten Flötzgcbirge dcr Poralpcn. Diese drei ihrer inneren Beschaffenheit nach verschiedenen Alpcnrcgioncn der Vor-, Mittel- und Hochalpcn unterscheiden sich untereinander in Bezug auf die äußeren Gcbirgscontourcn, Form dcr Gewässer, Psianzcnwuchs und Beziehung zum menschlichen Vcbcn in charakteristischer Weise. Die folgende Schilderung ihrcr Natur schließt sich zum Theil an Klocdcn und Grün. Dic Voralpcn oder Nicdcralpcn sind in den mannigfachsten und malerischesten Formen aufgethürmt nnd tragen die Spuren gewaltiger Zerrüttungen der Erdoberfläche an sich. Diese haben zur Bildung zahlreicher Seen, des herrlichsten Schmuckes dcr Alpen, viel beigetragen, denn diese geben sich durch ihre ungcmcine Tiefe nicht sowohl als Wasfcrbassins, sondern als trichterförmige Einstürze zwischen dcn sie umschließenden Gcbirgsmasfcn zu erkennen. In ihrer Höhe übersteigen diese Boralpcn schon allc mitteldeutschen Gebirge, selbst dcrcn höchsten Gipfel, die Schnee-toppc (4959 Fuß oder 1611 Mr.); sie rcichcn bis nahe an dic Grenze des Baumwuchscs in dcn Alpen. Diese niedere Alpcnrcgion ist das Bereich dcs Menschen. Hier licgcn theils im Thalc, theils auf sonnigen Bergen uud Terrassen seine Felder, seine verstreuten Wohnungen, Höfc, Dörfer und Städte; hier ist die Stätte des gewerblichen und staatlichen Bebens. Wic die Thalgründc aufwärts steigen, so hebt sich auch Haus, Garten, Acker und Wiese, bis hoch über denselben dic Bcrgwäldcr beginnen, mit dcn schlanken kernfesten Tannen, Värchcn, Fichten und Arven oder Zirbelkiefern. Hoch über dcn Wäldcrn hat dcr Alpenbewohncr dann scinc Bcrgtriftcu. Doch hicr befinden wir uns bereits im Ucbcrgangc zu dcr zweiten Region. Die Kalk- odcr Mittclalpcn, von dcr Grcnzc dcs Baumwuchscs bis zur Grenze dcs ewigen Schnees, sind schon von fcrnc an ihrcr hellgrauen Färbung kenntlich und steigen schroff, wic altc, verwitterte Mauern empor. Die Gipfel haben keine regelmäßige Gestalt, sondern dic abenteuerlichsten Formen. Die Kämme sind felsig gezackt, und dcr nackte, oft von Karren durchfurchte Fcls odcr stets sich erneuernde Trümmcrhaldcn lassen nur eine kümmerliche Vegetation aufkommen. Ucbcrall ist das Gcbirgc durch Schluchten und Klüfte zerrissen, und im Innern finden sich zahlreiche Höhlen. Die Thälcr sind mcist Spaltcnthäler, welche häufig dic Schichtung schicf durchschneiden. Bcidc Abdachungen sind gewöhnlich von großen unter sich fast parallelen Qucrthälcrn rechtwinkelig auf dcr ^inic dcr größten Erhebung durchzogen. Dic Ketten zwischen dcn einzelnen Querthälcrn sind anfangs sehr breit und hndcn an ihren Seiten zahlreiche scmndärc Tucrthäler und kleinere Mulden; »ach dcu oberen Enden dcr Thälcr wcrdcn ne abcr immer schmälcr, so Die Alpcn im Allgemeinen. I3 daß sie einfache, oft sllgeförmig gezahnte Kämme darstellen, in denen gewöhnlich auch die hervorragenden Bergspitzen stehen. Die Gewässer stürzen hier als Wildbache und tosende Alpcnströme in tiefe Schluchten, oder an steiler Fclsenwand in gesammelter Masse, oder in einen Schleier ausgezogen oder in Staub anfgclöst, hernntcr. Ueber den schauerlichen Bildern hoher Alpennatur breiten sich aber auch die lieblichen Alpenmatten mit einer buntfarbigen Flora aus. Hin und wieder steigen auch noch Waldstreifen in diese Region aufwärts und niedrige Alpcncrlen oder Bergkiefern in der Krüppelform der Legföhren, sowie das schöne Gesträuch der Alpenrosen bedecken ganze Berghänge. Da ist nun die Senncmvirthschaft in der Sommerszeit einheimisch, in nächster Nachbarschaft oft mit den in düsteren Schluchten herabhängenden Gletschern die Alpenhüttc au eine Felsenwand gelehnt, an deren schwindelnden Gallerten der Stcmbock oder die Gemse den kühnen Jäger lockt. Dieser Höhcngürtcl ist die eigentliche Bildungsstätte des Gletschereises, jenes riesigen, aus geschmolzenem Schnee sich stets erneuernden Eispanzcrs, der sich am Fuße der hoher aufsteigenden Schneefelder hinlagcrt. Die Region der Hoch alpcn zeichnet sich durch ihre meist sehr steil emporsteigenden glatten Wände, durch ihre scharfen Rücken, mächtigen Querlagen, zackigen Felsenkronen und spitzen Gipfel auo nnd bietet mit ihren Schncedächcrn einen erhabenen Anblick, In diese höchsten Alpenrcgionen, bis an die Felscuhörncr, ragen die Gletscher nicht, die meist nur eine Ausgangshöhe uon L bis 7000 Fuß (1950 bis 2275 Mtr.) erreichen; aber der ewige Schnee lagert sich, wo er nur Haltpunkte findet, um sie herum, uud alle Düustc schlagen sich hier als Schnecnebcl nieder. An den steilsten Stellen, wo der Schnee nicht haften tann, tritt das verwitterte Gestein hcruor, welches der stürzende Regen oder selbst der ferne Tritt- des Jägers oder Wildes in rollende Bewegung bringt. Wo selbst in dieser Region sich noch ein geschützter Flecken findet, da überzieht sich die Felswand mit genügsamen, zwergartigen Gewächsen, mit Moosen nnd Flechten, den letzten Vertretern dcs Pstanzenwuchscs in der äußersten Polarzonc; aber über 10.500 Fuß (3412 Mtr.) ist auch dieser letzte Rest organischen Lebens nicht mehr zn findeu. So bieten diese, der belebenden Sonne scheinbar nahcgcrückim Höhen, von ihr am ersten erleuchtet und noch hell, wenn schon alles, was tiefer liegt als sie, in Dnnkel getaucht, ein Bild ewiger Erstarrung. Aber es ist, als ob die Soune schwer von ihnen scheiden würde. Nachdem das Abendroth verschwunden und auch die hohen Alpcngipfcl in Dämmergran gehüllt worden, da scheint die Sonne sich zu ihnen noch einmal zu erheben; die Höheil färbe:, sich mit magischem Purpurlichtc und erfreuen das entzückte Auge des Mcuschen, der die zauberhafte Erschcimmg des Alpenglühens staunend bcwnudcrt. Gliederung und Verzweigung der Alpcn. Das großartige Alpcnsystcm, dessen Hauptcintheilung wir bereits oben kennen gelernt, gliedert und verzweigt sich in eine unübersehbare Menge uon Einzclzügen und Gruppen. Die folgende Uebersicht, vorwiegend an G. A. v. Klococn und v. Sonklar sich anschließend, zählt nur die wichtigsten derselben auf. Daß diese Uebersicht eben lmr eingeschaltet ist, rechtfertigt sich dadurch, daß die weiter uuten folgenden Schilderungen über Natur und Eigenthümlichkeiten der Alpen auf Details des ganzen Gcbirgssystems wiederholt Bezug nehmen. ^. West-Alpen, vom ligurischen Meere bei Genua nördlich bis zum Montblanc, oder genauer bis au das untere Wallis, das Thal uon Ferret und das der Dora Baltsa. 1. Die ligurischcn Alpcn, welche mit dem nordwestlichsten Ende des Apcnmns in Verbindung stehen, beginnen am Monte Schiavo bei Savoua, westlich Umlauft, Ocft^rr.-liug Monarchie. Z Z4 Das Alpengebiet. von Genua, wo das Gebirge den Charakter des Apennins vollkommen verliert, und reichen bis zum Colle di Tenda (5546 P. F. — 1802 Mr., Tanaw-Qucllc). Höchster Gipfel: Monte Gioje 8160 P. F. — 2651 Mtr. 2. Die Meer- oder See-Alpen, vom Collc di Tenda westlich bis zur unteren Durance; ihr westlicher Theil, bis Aix in der Provence reichend, heißt das Esterel-gebirge. Höchster Gipfel: Cima dei Gelas 9815 P. F. — 3156 Mtr. 3. Die Gebirge des provenya tischen Marquesats, von Gap (franz. Stadt an der Luir) ans nach West fächerförmig stch zwischen Durance, Rhone und Iftre ausbreitend. Höchster Gipfel.- Mont Veutoux 6035 P. F. — 1961 Mtr., am Rhone. 4. Die cottischcn Alpen, zwischen dem Colle dell' Argentera (6218 P. F. — 2020 Mr.), dem Mt. Gcnövre (5744 P. F. — 1866 Mr.), Snsa und Rivoli, nnd dem Thal der Durance. Höchster Gipfel: Monte Viso 12.269 P. F. — 3986 Mr. (Po-Quelle) in der Mitte der Gruppe. 5. Die Alpen von Oisaus, westlich vou den cottischen Alpen, zwischen den Thälern des Drac l links zur Is^re), der Durance, der Gnisane und Romanche. Höchste Gipfel: Mt. Ollan 12.973 P. F. — 4215 Mr., der Pic des Arsincs 12.673 P. F. — 4106 Mtr. 6. Die grajischcn oder grauen Alpen, von Susa aus nach Nordost zwischen der Dom Riparia und der Dora Baltsa. Höchste Gipfel: Monte Cenisio oder Mont Cenis 11.058 P. F. — 3593 Mr., die Lcvana 11.400 F. — 3700 Mtr. 7. Die savoyeschen Alpen, zwischen den grajischcn Alpen und dem Rhone Ml Norden bis zur Arve (bei Geuf iu dcu Rhone mündend), und bis unmittelbar an die Westseite der Alpen von Oifans reichend. Höchste Gipfel: Mt. Iscran 12.452 P. F. — 4045 Mtr., Mt. Goltzon de la Grave 11.670 P. F. — 3791 Mtr. 8. Die Gruppe des Mout-Blanc, zwischen den Qnellen der Arve uud Dora Baltsa, im Nordwcsten durch das Chamouny-Thal begrenzt. Höchster Gipfel: Mont-Blanc 14.817 P. F. — 4810 Mtr. L. Mittel- oder Central-Alpen. Vom Mont-Blanc bis zum Brenner-Paß; genaner ist ihre Ostgrenzc folgende: Vom Austritte des Inn ans den Alpen das Innthal aufwärts bis zur Sill-Mündung, diese aufwärts über den Brenner zur Eisack, diese cutlang bis zu ihrer Mündung in die Ctsch uud nun längs dieser bis zu ihrem Austritte aus den Bergen. I. Die Mittel- oder Central-Zone. 1. Die sienninischcn Alpen vom Mout-Blanc bis zum Montc-Rosa, südlich vom obern Rhone. Höchste Gipfel: Monte Rosa oder das Gornerhorn 14.278 P.F. — 4638 Mtr., der Saasgrat mit den Mischabel-Hörnern 14.020 P. F. — 4554 Mtr. 2. Die lepontinischcn Alpen, vom Monte Rosa nach Nordostcn streichend, südöstlich vom oberu Rhone. Höchster Gipfel: das Fletsch Horn 12.861 P. F. — 4016 Mtr. 3. Die Tcssiner-Alpen, zwischen dem Tocc, dem obern Tessin und dem Lago Maggiore. Höchster Gipfel: Piz Basodi no 10.085 P. F. — 3276 Mtr. 4. Das Adula-Gebirge, zwischen Vorder- und Hintcrrhone, oberem Tessin, dem i)cordel:de des Comersces nnd der Mnira, welche sich in diesen ergießt. Höchster Gipfel: das Reinwaldshorn oder der Vogclberg (Adula oder Avviculo) 10.459 P. F. — 33) Vgl. hienibcr den Abschnitt „Alpenflora". 42 Das Alpengebiet. wenn sie einen Schneemann ballen wollen, — würde mindestens eine gleichmäßig geneigte, von keinen Fclsentrcppen nnd Fluhwändcn unterbrochene, also der Hügelformation ähnliche Abdachung eines Berges voraussetzen. Der Sturz einer Lauine jeder Gattung gleicht fast immer dem Bilde eines in völligsten Schaum aufgelösten ^ Wasserfalles. Gewöhnlich hört man den Sturz früher, als mau ihn sieht. Durch dcu donneruocn Schall plötzlich aufgeschreckt, richtet der Blick des mit der außerordentlichen Erscheinung nicht vcrtrauteu Fremdlings sich gewöhnlich in die Höhe und sucht am Firmamente die Gewitterwolken, welche die gewaltig tönenden Schwingungeu hervorgerufen; aber droben im tiefen blauen Aether lagert lichte Ruhe, kein Wölkchen schwimmt im Luft-Oceane. Schon rollt das Getöse nachhallend durch die Thäler und erneuert jetzt abermals, stärker anschwellend, die erschütternden Tonwellen, als das Auge niedersinkend drüben am Silbermautcl des Berges rauchendes, von den Lüften verwehtes, stäubendes Gewölk und unmittelbar darunter eine gleitende, nicdcrwallcndc Bewegung an den kamn zuvor uoch iu starrer Todcsruhe daliegenden Firnhängcn wahrnimmt. Scheinbar langsam, im stolzen getragenen Zeitmaß, schwebt die Schnce-Cascade wie breite Atlasbändcr über die Felscnwändc herab, staucht tiefer an hervortretenden Fluhsätzen auf, zerstiebt in wollig runde Schaumbogen und zerflatterndc Wolken-Wimpel, wie die Intervallen eines Strom-Kataraktes, oder verliert sich fccundcnlang in verborgene Schluchten und sinkt, das Schanspicl von Stufe zu Stufe wiederholend, hinunter, bis fic anf flach auslanfenden Alpcmnattcn oder im tiefen Trümmer-Becken zur Ruhe kommt. Mit den: Verschwinden des vermeintlichen Stromes verhallen auch die den Fall begleitenden, rollenden Donner, und der Wanderer überzeugt sich staunend, daß beide Thätigkeiten in unmittelbarer Wechselbeziehung zu einander standen. Dort aber, wo der scheinbare Stanbbach hcrniederwallte, zeigt eine schmutzige, fahlfarbene Linie in Mitte des blendenden Firnes, daß hier mehr als bloß Schnee, daß Erde und Gesteinschutt mit herab-gekommcn sein mnß, von denen Spnren zurückblieben. In möglichster Nähe jedoch gesehnt ist eine solche Frühjahrs-Grund-Lauine Entsetzen erregend, fast unbeschreiblich. Alle Worte und Bezcichnuugeu siud unzu-rcichend, um dieses Chaos, diese völlige Auflösung, diese gemeinschaftliche, augenblicklich zugleich sich entwickelnde Orcau-, Erdbeben-, Bergsturz-und Gewitter-Erscheinung zu schildern. Aufruhr, Flucht, Zerstörung, Vernichtung, begleitet von rasendem in einander vcrwobcnem Knirschen des sich selbst zerpressenden Schnees, dein stöhnenden Krachen zersplitternder Bäume, dem zischenden Fliegen geschleuderter Fclsgcstcinc nnd deren krachendem Anprall an die Gcbirgswände, schrillem Geprassel, — genug undefinirbarem, ohrenbetänbendem Getümmel, dessen Echo aus allen Thal-Ecken hundertfältig zurückgeschaudert aufs Neue sich in dieses Wüthen vermengt, das ist der Total-Eindruck einer Grund-Lauine in der Nähe. — Ihr Material ist fetter, dichter, fchwcrcr als das luftiger Staub-Lauincn; darum keilt es sich auch mit eiserner Zähigkeit, dort wo es hineinfällt, fest. Personen und Thiere, von einer Schlag-Lauine verschüttet, sind meist unrettbar verloren; sie bricht ihnen das Genick und Rückgrat oder legt sich hennetisch dicht nm den Körper an, so daß der Erstickungstod unvermeidlich erfolgt. Der Schnee dieser Lauincn wird so fest ineinander geschlagen, daß Menschen oder Thiere, nur bis an den Hals darin steckend, sich unmöglich ohne Hilfe anderer herausarbeiten können. Daher kommt's auch, daß man in Thälern, durch welche ein scharfströmender Gebirgsbach fließt, noch im Hochsommer darüber gewölbte Schneebrückcu findet, welche von einem Lamneufturze herrühren. Diese sind oft so compact und dauerfest, daß man mit Roß und Wagen darüber fahren könnte. Sie entstehen dadurch, daß der Bergbach von einem Lauinensturz in seinem Bett behindert, sich vermöge seines größeren Wärmcgehaltes durchfrißt und den Bogen allmählich erweitert. Gelingt dieß den: Flusse nicht, ist der Schneedamm zu dicht, zu mächtig, zu hoch, staut er das Wasser zurück, so kann großes Unglück die tiefer Die Alpen im Mgemeinm. 43 liegenden Orte des Thales liedrohen. Denn es ereignet sich nicht selten, daß eine Lamnen-Ladung nicht nur die enge Thalsohle bis 'zu irgend einer Höhe ausfüllt, fondern selbst an der gegenüberliegenden Böschung noch wieder aufwärts geschoben wird. Wenn dann in den Thalcngen comprimirte Sonnenwärmc den Schnccdannn mürbe macht und zerfrißt, so bncht das zum See angewachsene Bachwafscr mit seiner dynamischen furchtbaren Gewalt durch, reißt ringsum Ufergelände ab, entwurzelt Bäume und Sträucher, zertrümmert Stege, Brücken, Mühlen, Häuser und Ställe, schwemmt Nutzhölzer, Sägcblöcke, große Steine, Menschen und Vieh mit fort, und verwüstet tiefer gelegene Gegenden weit hinaus. Zwischen den beiden beschriebenen Lanincnformcn liegt mitten innc eine dritte, die theils selbständig als Lauinensturz auftritt, noch mehr aber Veranlassung einer jener beiden Sturzformen werden kann; diese wird herbeigeführt durch die sogeuanntm Windschirmc, Schnecschildc oder Schnccbrittc. Das Bildnngsprineip dieser im Gebirge gefährlichen Accmnulationcn und die Gestalt derselben im Klcinon kennt jeder Bewohner des Flachlandes aus Erfahrung. Es sind jene Schneckappcn und spannenhoch, senkrecht aufgebauten Schnecleiften, welche entstehen, wenn bei vcrhältnißmäßig milder Temperatur und starkem Schnecfall der Wind von einer Seite große fette Flocken an Gebäude, Brnnncn, Stackete und andere Gegenstände wirft. Hat das Schneien dann nachgelassen, fo verdichtet sich die lockere Masse immer mehr, bengt sich nach vorn über, und zuletzt nehmen diese onrch Einwirknng der Sonnenstrahlen und des Wicdergcfrierens oft seltsam modcllirtcn Schnceverzicrungcn eine völlig hängende Gestalt an. Nun, — was hier im Kleinen sich zeigt, formt der dichte Schneefall in den felsigen Alpen, deren Wände beinahe senkrecht von allerlei Spalten, Bändern, Ucberwölbungcn und Fa^aden-Gesimsen uutcrbrochcu werden, im Großen, und zwar so kolossal, daß überhängende, vom Felsgemäucr völlig abgelöste Schnecdächcr, auf mu schmaler Basis ruhend, entstehen, die zentnerschwer, jeden Augenblick niederzuschmettern drohen. Diese Damoklesschwerte hängen fest, bis fic unter der Last ihrer eigenen Schwere zusammenbrechen, oder durch laue Luft, Thauwetter, Föhn, oder durch vcräudertc Richtung des Windes losreißen. Diese find's, nach denen der Säumer, überhaupt jeder im Winter das Gebirge durchwandernde Aeloler ängstlich messende Blicke omporscndet, — diese find's, die durch den geringfügigsten Unistand, durch einen Schall, eine Lufterschüttcrung ihres kaum vorhandenen Gleichgewichtes, ihres Zusammcnhauges mit der schmalen Felfenbasis beraubt werden können, — sie sind's, wegen derer der Postillon mit der Peitsche nicht klatscht, der Säumer früherer Zcitm, als es noch keine Schntzgallcrien gab, die Schellen am Halse der Thiere umwickelte, wenn er in die engen Defile's der Schöllcnen am Gotthard, der Cardinell au: Splügen und ähnliche Schluchten passirtc. Die Lammn sind nur eine Erscheinung der tieferen Regionen, besonders jener um und unter der Grenze der Holzvegetation; über 10.000 Fuß absolute Erhebuug kommen fie kaum mehr vor. Es gibt schon, selbst in den bedeutend steil Höhen, Schnccrutsche, die sich abwärts bewegen, und bei warmer Südluft falleu die angewehten Garnirungcn von den jähen Graten mitunter herab; aber solche sehr unbedeutende Partial-Ablösungen tragen zu wenig den Charakter der Lauincn, als daß sie diese Bezcichnnng verdienten. Für jene ticferliegcnoen Regionen sind sie im Ganzen genommen, trotz ihrer verheerenden Wildheit, eine wohlthätige Erscheinung; dcnu sie befreien große Strecken Alpenweidlandes durch einen einzigen Act von unberechenbaren Schneelasten, zu deren Entfernung die Sonnen- und Luft-Wärme bis weit in den Hochsommer hinein zu schmelzen haben würde. Die Gletscher. Den Lauincn zünd den Gletschern ward, die gleiche Aufgabe zu Theil: Das Hochgebirge von der drohenden Schnec-Uebcrlastung zu befreien und dadurch einer Total-Erkältung des Alpengebändes und seiner Anlande, die sonst 44 Das Alpengebiet. allmählich entstehen würde, vorzubeugen. Wie verschieden aber lösen beide diese ihre Aufgabe! Während die Lauinc in jähem Sturze gewaltige Schneemassm auf einmal in die Tiefen fördert, wo die kräftigere Sonnenwärmc jenen cm gewisses Ende bereitet, Mrt der Gletscher, dem äußeren Anscheine nach fast unthätig, den überflüssigen Hochgebirgsschnee, welchen er zu festem Eise verdichtet, langsam thalwärts, zuweilen freilich den Menschen feindlich werdend, sonst aber cin unschätzbarer Freund und Förderer des frifchblühenden Lebens. Der von der Wissenschaft accefttirtc Name Gletscher ist in der deutschen Schweiz gebräuchlich, wogegen man die gleiche Erscheinung in Unter-Wallis und Savoyen Glacier, im Ober-Wallis Bicgno, in den rhäto-romanischcn Alpengegenden Vadret oder Vedretta, in Italien Ghiacciaia, in Piemont Ruize, in Tirol Ferner, in Kärnten Kees nennt. Das durchsichtige comvacte Gletschereis entsteht aus dem feinen, kornigen Firnschnee, welcher sich zur Sommerszeit durch oberflächliches Schmelzen aus dem lockeren Hochgebirgsschnce gebildet hat und in tiefen Hochgcbirgs-Thälcrn angesammelt liegt. Vermöge seiner eigenen Schwere und von den hinterlicgendcn Massen gedrückt, gleitet er langsam tiefer, Regen fällt auf ihn hernieder uud wird selbst gefrierend zur verbindenden Masse der feinen Firnkörncr, so daß auf diesem Wege poröses Eis, das eigentliche Gletschermaterial, entsteht. Aber das Gletschereis bildet dann nicht eine einzige große Masse; es besteht vielmehr aus zahllosen, stumpfeckigcn Stücken, die dicht aneinander liegen, doch durch feine Spalten getrennt sind, in welchen Wasser sickert. Die eigenthümliche Structur des Gletschers bewirkt, daß feine Oberfläche rauh, höckerig und löcherig ist. Gefriert das in den Spalten sickernde Wasser, so umzieht es die Ränder größerer Risse mit blauen, durchsichtigen Bändern festen Eises. Das Gletschereis ist sehr reich au Luftbläschen, welche jedoch allmählich durch den Druck der ganzen Masse entfernt werden, so daß das Eis am Gletschcrrandc aus blascnlosen Stücken besteht. In tiefen Hochgebirgsschluchtcn erstrecken sich nun diese Gletscher thalabwärts, einem starrgcwordenm Flusse vergleichbar, deu einzelnen Krümmen und Windungen des Thales folgend. Aber nur scheinbar ist der Stillstand des Gletschers, denn wie ein Strom bewegt auch er sich vorwärts, freilich laugsamen gemessenen Schrittes, doch unaufhaltbar, bis sein unteres Ende Tiefen erreicht, in denen die Kraft der Sonne kein Eis mehr duldet. Nach ihrer Länge und Größe unterscheidet man zwei Arten von Gletschern; kleinere, die nur auf dem Kammgehängc des Gebirges liegen, ohne das Hauptthal unterhalb zn erreichen, werden Gletscher des zweiten Ranges genannt; große Eisströme hingegen, welche die Sohle eines Hauptthalcs bedecken und aus einer kesselförmigen Erweiterung von schwacher Neigung im obersten Theile des Thales ihre Nahrung erhalten, heißen Gletscher ersten Ranges. Die oberen Enden der Gletscher überhaupt ragen im Alpcngebiete in eine Scehöhc von 9000 bis 10.000 Fuß, während die unteren Enden oder Ausgangshöhcn dcr Gletscher ersten Ranges zwischen 6000 bis 4000 Fuß über dem Meere, die der Gletscher zweiten Ranges zwischen 7000 uud 6000 Fuß liegen. Daraus geht hervor, daß die Länge und Größe der Gletscher eine sehr verschiedene ist. In den größeren ist eine erstaunliche, unberechenbare Masse von Eis aufgespeichert. Selten beträgt ihre Längenausdchnung weniger als eine Stunde, in vielen Fällen 6 bis 8 Stunden; die Breite '/2 bis 1 Stunde, die Mächtigkeit 100 bis 800 Fuß und darüber. Der Glacier des Bois inl Mont-Blanc-Gcbirgc hat eine Länge von mehr als fünf Meilen und eine Breite von einer Meile, das Eis hat stellenweise eine Mächtigkeit von nahe an 800 Fuß. Der Groß - Alctsch - Gletscher in dcr Schweiz ist 3^ Meilen lang und 2 H^Ml. groß. Dcr längste Gletscher in Oesterreich ist der 1^ Meilen lange Gepaatsch-Gletschcr in Tirol. Die Alpen im Allgemeinen. 45 Ausgebildete, alle charakteristischen Merkmale an sich tragende Gletscher, solche ersten Ranges, gibt es nur in den Central-Stöcken der Alpen, auf österreichischem Boden in der Octzthaler- und Ortlcr-Gruppe Tirols und in den hohen Tauern Salzburgs und Kärntens. Unausgebildete Gletscher und solche von secundürem Range finden sich in allen Alpentheilen, welche die absolute Höhe von 8000 Fuß erreichen und in dieser Höhe nur einigermaßen nennenswerthe Hochflächen einschließen, die größere Schneevorräthe anzusammeln geeignet sind. Die Zahl der Alpen-Gletscher nimmt mau auf 1000 bis 1100 an, welche ein Areal von mehr als 60 lUMl. bedecken. Die tirolische Oetzthaler-Gruppe allein zählt 309 Gletscher, die zusammen ein Gebiet von 10^ geogr. UMl. umfassen. Mit dem bisher Gesagten sind die verschiedenen Gletscherphänomene bei weitem noch nicht erschöpft. Es wurde bereits bemerkt, daß die Gletscher sich thalwärts bewegen. Bei diesem steten Vorrücken ist die Bewegung der Mittellinie — wie ja dieß auch bei Strömen der Fall — eine schnellere als die der Ränder. Da nun das Gletschereis wohl plastisch, aber nicht ausdehnbar ist, so reißt dasselbe in Folge der entstehenden Spannung und zwar senkrecht gegen die Richtung der Spannung, so daß Spalten von verschiedener Tiefe entstehen. Doch auch wenn das langsam herabrückendc Eis von einer weniger geneigten Unterflächc an eine stärker geneigte gelangt, bricht dasselbe und bildet Querspalten. Manche der alpinen Gletscher sind von diesen Tiefrissen so durchsetzt und zerborsten, daß ein Wandern über dieselben fast zur Unmöglichkeit wird, oocr doch in ein Labyrinth führt, aus welchem man sich nur schwer herausfindet. Die Breite und Lange dieser Spalten ist je nach der Abdachung und Mächtigkeit der Gletscher sehr verschieden; sind sie erst unlängst entstanden, so können sie gewöhnlich leicht übersprungen werden, andere haben eine Breite von 12 Fuß und darüber. Im Verhältniß zur Breiten-Ausdehnung steht auch ihre Länge; zuweilen reicht eine solche Spalte von dem einen Ufer des Gletschers zum andern, so daß sie ihn vollständig in zwei Theile trennt. Nach der Tiefe zu verengen sich die meisten Gletscherspalten. Es kommt vor, daß sie sich auch Wieder allmählich vollständig schließen und gleichsam vernarben. Mr wcuige dieser Spalten erfüllt Wasser, da dasselbe durch unterirdische Canäle dem am Ende des Gletschers zu Tage kommenden Gletscherbachc zugeführt wird; auch ist das Gletschereis sehr porös, durch und durch von uuenolich feinen Haarspalten durchwobcn, welche das sich bildende Wasser sofort aufnehmen und cinfaugen. Die Gletscherspalten machen das Wandern über dic alpinen Eisströme oft so gefährlich, da Schneefall die ersteren verdeckt, die so entstehenden Schneebrückcn aber unter der Last des Menschen durchbrechen. Außer diesen Spalten durchfurchen die ganze sanft gewölbte Oberfläche des Gletschers taufende von Rinnen verschiedener Größe, in denen zur Sommerszeit bei Tage klares Eiswasscr fließt, sich in größeren Rinnsalen vereinigt und dann rauschend in tiefe, trichterförmige Löcher, die sogenannten Mühlen, stürzt, um dem Glctscherbache Nahrung zuzuführen. Am unebensten ist die Oberfläche eines Gletschers dort, wo der Fclsgruuo desselben stärker geneigt ist, namentlich auch am unteren Ende. Das vorwärts gedrängte Eis spaltet sich an Fig. 14. Gletscherspalten. Längsdurchschintt. Fig. 15. Gletscherspalten. Querdurchschuitt, 46 Das Alpcngebict. solchen Orte!! seiner ganzen Stärke nach unregelmäßig in allen Richtungen, haushohe Tafeln, durcheinander geschobene Schichten thürmcn sich auf und werden bald unter dein Einflüsse von Negen und Verdunstung zu spitzen, phantastischen Pyramiden, den sogenannten Gletscher-Nadeln, welche den Anblick eines im vollsten Aufruhr erstarrten Meeres gewähren; solche Stellen sind gleichsam dic Wasserfalle des Gletschcrflusscs und werden anch mit dem Namen Cascade« bezeichnet. An ihrem Ansganqe haben die Gletscher zumeist eine Ocssnung, das Gletscherthor, die mitunter den Eindruck eines imposanten gothischen Dom-Portals macht; aus derselben stießt ein breiter, kräftiger Bach abgeschmolzcnen EiswasserS von milchweißer oder hellgrauer, trüber Färbung hervor, woher auch der Name Gletscher-milch rührt. Das Wasser ist trübe durch die nngemcin feinen Thcilchcn von Kalkstein oder Granit, welche der Gletscher durch seine ungeheuere Last von seiner Fclsennnterlage abschleift; nach kurzem Laufe aber wird das Glctscherwasscr vollkommen klar, da sich die uernnrcimgende Beimengung niederschlägt. Die Eishallen der Gletschcrthorc sind oft wunderbar lasurblan oder grasgrün schillernd; von gleicher Farbe auch das Eis der tiefen Gletscherspalten und dicken Eis-Pyramiden, während die Oberfläche der Gletscher bei resicctirtcm Lichte sich milchweiß zeigt. Je weniger das Eis comprimirt ist, also je höher man anf dem Gletscher hinanstcigt, desto matter werden die Farben, welche häufig durch verunreinigenden Sand in ein schwärzliches Gran übergehen. Wie bereits bemerkt, bewegen die Gletscher ihre Eismasscn unausgesetzt thalwärts, denn fortwährend erneuert sich am oberen Ende das Material, und die Felsunterlage ist mehr oder weniger geneigt. Diese Bewegung ist im Frühjahr und Sommer am stärksten, geringer im Winter, am schwächsten im Herbst. Von verschiedenen Umständen abhängend ist sie auch bei verschiedenen Gletschern ungleich stark, zuweileu sogar sichtlich. So rückt beispielsweise der Glacier des Vois im Mont-Blanc-Gebirge an einem Sommertage sin 24 Stunden) um 52 Zoll als Maximum, in einem Jahr um 800 bis 000 F., der Aarglctscher an seinem schnellsten Punkte um 24 F., täglich nicht ganz einen Zoll, der Pasterzcn-Glctscher am Groß-glockncr nicht ganz einen halben Zoll. Es braucht somit das Eis zuweilen hundert und mehr Jahre, um vom obern Gletschcrende zum untern zu gelangen. Doch ist die Geschwindigkeit, mit der ein Gletscher sich bewegt, nicht an allen Stellen desselben die gleiche; fie ist vielmehr am untern Ende viel beträchtlicher als oben, in der Mitte viel stärker als an den Rändern, bei stark geneigten Partien viel größer, als bei geringem Gefalle. Daß das untere Gletschercnde in dem einen Jahre weiter hinunterrcicht, in einem andern höher gefunden wird, hat mit dem anhaltenden Vorrücken des ganzen Gletschers nichts gemein, fundern ist von der herrschenden Witterung eines Jahres abhängig. In wärmeren Jahren schmilzt nämlich natürlich vcrhältnißmäßig mehr fort als in kühlen Jahren, reich an Regen und Schnee; es zieht fich daher im ersteren Falle das Glctschercnde zurück, im letzteren rückt es tiefer in das Thal. Aber die Aus-gangshöhc der Gletscher ist nicht nur in verschiedenen Jahren eine verschiedene, sondern diffcrirt namentlich bcdeuteud in verschiedenen Jahrhunderten. In vorgeschichtlicher Zeit war ihre Verbreitung nngleich größer als hentc, zwischen dein 11. und 15. Jahrhundert jedoch hatten die Alpengletschcr eine viel geringere Ausdehnung als jetzt, worauf sie in: 17. und 18. wieder beträchtlich an Umfang gewannen. Auch gegenwärtig sind viele derselben im Fortschreiten begriffm, wie z. B. der gewaltige und wunderschöne Gornergletschcr am Montcrosa seit etlichen zwanzig Jahren über eine Stunde weit vorgerückt ist und große Ackcrstrcckcn bedeckt hat. Ja mau beobachtet sogar hie und da Ncubildnugcu von kleineren Gletschern. Eines höchst merkwürdigen Gletscher-Phänomens, der Moränen, mnß hier noch Erwähnung geschehen. Hitze und Frost, Ncgcn und Unwetter arbeiten fort und fort Die Alpen im Allgemeinen, 47 zcrsctzcud an den hohen Gcbirgsmaucrn, welche die Gletscher einschließen, und lösen größere oder kleinere Bruchstücke von denselben ab, welche hinunter auf die Firnfcldcr oder die Glctschcrrändcr fallen nnd mit diesen Massen fortrücken. Diese Fclscnbrocken sammeln sich an den beiden Seiten des Gletschers, ohne untereinander in Berührung zu kommen, weshalb sie ihrc frischen Bruchflächcn und scharfen Kanten behalten. Die längs der Seiten liegenden, 12 bis 15, ja 100 bis 15,0 Fuß hohen Steinwälle hcißcn Moränen, und zwar speciell Scitcnmoränen oder Gandcckcn. No zwei verschiedene Gletscher in ein gemeinschaftliches Thalbctt münden, da treten zwei solcher Seitcnnwräncu ;u ciuer einzigen zusammen, welche von da ab als Mittelmoräuc oder Guffcrliuic") in der Mttc der vereinigten Gletscher weiter zieht. So viel Seiten- oder Sccimdär-Gletschcr in den Haupt-Gletscher münden, so viele Guffcrlinien entstehen. Mit aussallcudcr Beharrlichkeit halten diese Stein-wälle die eingeschlagene Richtung fest und verlieren sie oft selbst dann nicht ganz, wenn ein großer Gletschcrbruch mit seinen Nadeln und Schcrbenkolosseu sie unterbricht. Außer den eigentlichen Moränen begegnen wir auf dem sanftgcwülbtcu Rücken des Gletschers noch scparirtcn Steinblöckcn, welche zu höchst anffallcndcn Eisbildungen Veranlassung geben. Große Blöcke, etwa Gneis- oder Schicfcrplatten, schützen ihre Basis vor dem Einflüsse von Sonne, Wind uud Rcgcu; während nnn die Hingebung abschmilzt, bleibt ihrc gedeckte Unterlage und hebt sich scheinbar als Eissänlc bis zu selbst bedeutender Höhe, oben den Felsblock tragend, nnd bildet einen sogenannten Gletfchcrtisch. Wird dann das Unter-Gestelle zu schwach, so daß die Steinplatte ihr Gleichgewicht verliert, so stürzt diese herab, und sofort beginnt der Abschmclzungs - Proceß rund um die Platte auf's Neue, während der Eisrumpf des zerstörten Tisches von den Atmosphärilien vollends aufgelöst wird. — Solche Glctschcrtischc findet man nicht auf allen Gletschern, doch aber anf den meisten großen; die schönsten auf dem Untcraar- und dem Theodul-Gletscher (letzterer am Mattcrhorn) in der Schweiz, in Oesterreich auf dem Pastcrzeu-Gletscher am Groß-glockncr. Wo der Gletscher endet, da ladet er seinen Moränenschutt ab; dieser gleitet über ihn hinab und bildet auf dem nackten Boden die freie End-, Stirn- oder Frontmoräne, die, wenn der Gletscher längere Zeit seine Ausgangshöhc beibehält, zn einem ungeheueren Damme von Fclstrümmern anwächst. Schreitet der Gletscher weiter vor, so verschiebt und zertrümmert cr diesen Wall und drückt die gewaltigsten Felsblöcke bei Seite; weicht das Ende des Gletschers wieder nach oben zurück, so bekleidet sich nach und nach ein Theil des chaotische!, Schuttes auf dem alten Glctschcrbooen wieder mit einer Rasendecke. Die unterste Frontnwrünc ist immer das Wahrzeichen der größten Ausdehnung, die dcr Gletscher je erreicht hat; sie liegt mitunter eine halbe Stunde von dcm hentigcn Glctschcrendc thalabwärts. Die in gleichmäßig geneigten Gcbirgsrinncn sich erstreckenden Gletscher bereiten selten den Thalgcgenden plötzliche Gefahr, oft hingegen solche, die als sogenannte hangende Gletscher ober einer jähen Felswand enden. An der Sturzwand Fig. 13. Oletschertisch. >) Ouffer ^ Felsschutt. 48 Das Alpmgebcet. angekommen brechen sie trümmerweise los und stürzen als Gletscher-Lauinen in's Thal. Dann kann es geschehen, daß das ganze Thal von den EiSmassen abgesperrt wird; der Bach oder Fluß des Thales, in seinem Laufe gehemmt, bildet bald einen See, bis endlich das Wasser den Eisdamm durchbricht und mit furchtbarer Gewalt, welche Fclsenblöcke von mehreren Tausend Fuß Kubikinhalt zu heben und fortzuschaffen vermag, sich auf die unteren Thalgegcndcn ergießt. Als wilde Schlammflut!) verwüstet der Inhalt dieser Seen den Boden, den er betritt, reißt Felder, Häuser und Dörfer mit fort und bedeckt weithin das Land mit hohen Schuttmassen. Einen solchen Eissee bildete im Jahre 1845 der weit in's Oetzthal herabgewachsenc Vernagt-Gletscher (in Tirol), dessen hervorbrechende Fluth nichk bloß weite fruchtbare Strecken des Thalgrundes zerstörte, sondern auch den Weiler Astlen gänzlich vernichtete. Trotz solcher verderbenbringender Ereignisse find aber doch die Gletscher im allgemeinen als die unerschöpflichen Eislagcr im Hochgebirge, als die Geburtsstätten unversiegbarer reicher Quellbäche und Flüsse segenbringend für die belebte Natur, und wenn auch mit geheimem Schauer, so doch mit stiller Andacht wird sie der Alpen-wandcrer betreten. Bergstürze oder Bergschlivfe. Aehnlich den schrecklichen Verwüstungen, welche Schnee-Lauincn oder Stürze von hangenden Gletschern im Gefolge haben, sind die Wirkungen von Fclsmasfcn, die durch anhaltende Regengüsse oder durch das in die Klüfte des Gesteins eindringende Schneewasser losgelost werden und gewöhnlich zur Zeit der Schneeschmelze verheerend das benachbarte Thal überschütten. Solche Bergstürze oder Bcrgschlipfe von kleineren Dimensionen sind in den Alpen häufig genug, zuweilen aber, wenn gewaltige Bergmasfcn in's Gleiten gerathen, werden sie für weite Gegenden verderbenbringend. Der größte Bergsturz neuerer Zeit ereignete sich im Jahre 1806 im schweizerischen Canton Schwyz; am 2. September d. I. stürzte nämlich der Gnypcnstock, der östliche Theil des Roß- oder Rusibcrges, plötzlich ein und zerstörte binnen wenigen Minuten die Dörfer Goldau, Rotten, Busingen und Lowerz. Der bedeutendste Bergsturz Oesterreichs liegt im Etschthale in Wälschtirol, zwischen der Lena-Mündung und dem Dorfe St. Marco, von der anwohnenden Bevölkerung Slavini di St. Marco genannt. Er soll im Jahre 883 stattgefunden haben und das Bctt der Etfch unterhalb eine Zeit lang trocken gewesen sein. Heute noch hat er eine Breite von 1000 Klaftern und bedeckt einen Raum von 820.000 Quaorattlaftern. Karrenfelder und Erdpyramiden. ^) Durch dic Einwirkung des abfließenden Wassers (die sogenannte Erosions bilden sich in den Alpen auf dem Kalkgebirge die sogenannten Schratten« oder Karrenfelder, auf thonhaltigem Boden die Erd-Pyramiden. Droben im Gebirge, seitwärts der begangenen Pässe und belebten Alpenweiden im Gebiet der Kall'zone bei einer Höhe von 4000 bis 6000 Fuß (1300 bis 1950 Meter), liegen kahle nackte Steinflächcn, oft stundenlang, fast horizontal ausgebreitet, die so zerfurcht und von tief ausgewaschenen Hohlkehlen durchkreuzt sind, daß sie aussehen, als ob ein wogendes Meer mit seinen Wcllcnhügeln plötzlich hier versteinert wäre und ein unentwirrbares Netz aufgegipfelter Wogen zurückgelassen hätte. Das sind die Schratten- oder Karrenfelder, von den Romanen Lapiaz genannt. Mitunter sind sie so schreckhaft zerklüftet und von klaftertiefen Rinnsalen ausgefrcssen, daß es unter allen Umständen unmöglich ist, über dieselben hinweg, sei es im Sprung, durch Klettern oder im Balancirfchritt, eincn Weg ausfindig zu machen. Denn die zwischen diesen Vertiefungen stehen gebliebenen Gesteinsrcstc laufen wie schmale ') Vgl. Berlepsch, Ianklar und Tfchudi. Die Alpm «m Allgemeinen. 49 Dämme, scharf wie dic Schneide eitles Messers, nebeneinander her, brechen plötzlich ab und werden von breiten Qnercanälen durchschnitten; bald wieder sehen sie aus wie Kämme, deren einzelne Zinken in den verschiedensten Höhen abgebrochen sind, eine, wie von riesigen Instrumenten nach allen Richtungen zerhackte, hohlgeschabte, durchsägte, ansgemeißclte Fläche, ein steinernes Splitter- und Zacken-Meer voll der bizarrsten Formen, die nicht selten au die Glctschernadeln erinnern. Duzwischen tiefen sich Löcher ab, trichterförmig, ähnlich deu Kratern der Vnlmne, oder sie versinken wie schief in's Innere sich verlierende Eanälc; — dann wieder öffnet sich ein mehrere Klafter breiter, ausgehöhlter Kessel, dessen Boden wie der eines Siebes durchlöchert ist. An anderen Stellen scheint in diesem Chaos wieder eiu gewisses Formcngesetz bei der Erosion gewaltet zn haben, denn die Trümmcrmasseu gewinnen beinahe das Ansehen des Zellenbaues iu deu Honigtafelu der Bienenstöcke, weshalb der Hirt sie auch bezeichnend „Steiuwabcu" uenut. Das Gauze ist ein Urbild der schrecklichsten Zerstörung im Kleinen. Dies Alles ist ein Resultat der Verwitterung, des unmerklicheu aber erfolgreichen Ausfchleifcus durch Gletscher, Schnee- uud Regenwasser, der ausdörrenden, surödemachcudcu Sonnenhitze und der zerspaltenden, auseiuaudcr treibenden, absprengenden Kälte, der vollsten unuuterbrochmen Einwirkung der Atmosphärilien auf den Gesteinskurpcr. Die Anflösbartcit des Kaltes aber, wodurch die Zerfurchung entstanden ist, muß offenbar eine sehr verschiedene seiu. Da auf diese» morscheu Felsenknochen, die im Sommer unerträgliche Hitze rückstrahlen, auch nicht ein Stnubcheu fruchtbarer Erde Haftel, da ferner das im Frühjahr während der großen Schuecschmelze in der subalpinen Region entstehende oder nach Regengüssen sich sammelnde Wasser durch die ausgewühlteu Niuuen und Löcher sofort fpurlos in die Eingeweide dcr Berge hiuabeitt, so ist es erklärlich, daß diesen Flächen jede Bedingung fehlt, um Pflanzen, nno wären es die genügsamsten, zu ernähren. So weit das Auge über die trostlose, bleiche, einsame Felseusinchc schweift, sieht es tranrig, erstorben aus. Wo aber keine Blume blüht und ihre Honigkelche öffnet, da funnnt auch kein Iufect, da gaukelt tcin Falter, schwirrt kciu Küfer, — wo kein Krüutcheu, kein Grashalm sich in die Felsenspaltc einzuklammern vermag, selbst nicht einmal Moose ihr mageres Leben fristen können, da rastet auch uicht das kleinste Höhlcnthiercheu, — und wo Weg und Steg so zerstört sind wie in diesen Karreufcldern, da verirrt sich teiu Gratthier hin. Sogar die Vögel scheinen diese Statte der Bcrwildcrung zu fliehen, denu nie sieht man Schneckrähcn oder Bergdohlen, Steinhühncr oder Flühlerchcn, Falken oder Adler auf diefclbeu sich niederlassen. Somit dürfen die Schrattenfeldcr sehr füglich die Wüstcu der Alpen genannt werden. Bis zu einer Hohe von 50 F. über dem Meere jedoch sind diese Karrenfelder öfters noch theilweife nüt Alpeuroscu, Wachholdergebüsch, oft auch stelleuweife mit dürrem, magcru Raseu, ja selbst mit üppigen Alpenkräuteru bewachsen. In günstiger Lage hat sich unteu das ubeu ausgespülte, verwitterte Gestein auhäufeu uud zu Humus umbildeu können. Bei der Wasserlusigkeit der Karrenflächen uud dcr großen Einsauguugsfähigleit der Spaltcu, Trichter und Krater müssen die Grundgestelle der Karrcnbcrge um so wasserreicher fein, und so sprudelu auch au ihrem Fuße bald ausdauernde, bald periodische Quellen von höchster Wasserfnlle. Die ausgcdehutesteu und bekanntesten Karrenbildungcn finden sich in dcr Schweiz, auf österreichischem Boden kommen sie iu Kroatien uuo im Dachsteüigebirge ill bedeutender Ausdehuuug vor. Unter deu Erdpy rann den werden jene säulenartigen Reste von wcggcwaschcnen Thonlagern verstanden, die ihre Existenz dem Regenwasser verdanken. Sie stehen meist in größerer Zahl nebeneinander und ist jede Pyramide mit einer Schiefertafel Umlauft, Oefteir,««,,«. Monarchie. 4 50 - Das Alpengebiet. oder einem Felsblocke bedeckt, der das darunter befindliche Erdreich vor dem Auswüschen geschützt und auf der ursprünglichen Höhe erhalten hat. Die Erdpyra miden auf dem Ritten bei Nutzen in Südtirol, deren es auf einem kleinen Raume etwa <;0 bis 70 gibt, stehen am Fuße einer WO Fuß hohen Wand, mit der eine sandige Thonmassc gegen das Thal abfällt, haben unregelmäßig conischc Gestalten, von denen mehrere, wo der schlitzende Stein herabgefallen, in eine scharfe Spitze auslaufen. Alpenthäler und Thalsystcme. Von den Höhen der Alpen sind wir immer tiefer hinabgestiegen Nlid gelangen mm in die weitverzweigten Thäler, deren bald geringe, bald lang- und brcitgedehntc Gebiete für den das Älpcnsystcm bewohnenden Menschen eigentlich die größte Bedeutung haben. Hier ist der Hanptschallplatz menschlichen Bebens und menschlicher Cultur, wie die Thäler auch nach dem Flachlande hin sich erschließend — die Wege in nnd durch die Alpen bieten. Bekanntlich unterscheidet man Mischen Van gen- und Qucrthälern; erstere, auch longitudinal- oder Parat lclthälcr genannt, laufen im Allgemeinen mit den Hauptkämmcn des Gebirges parallel und zeichnen sich liei meist geringerem Gefalle durch eine bedeutende Vängcnausdehnnng ans (z. B. oatz »liere Rhonethal, das Innthal, die Thäler der oberen Salzach, Cnns nnd Mur, das Dwnthal, das Savethal u. s. w.); letztere, auch Transversalthälcr genannt, schneiden in das Gebirge senkrecht gegen seine Vängeuachsc ein lind sind meist kurz nnd steil (z. B. die Nebcnthäler des mittleren ^nnthalcs, wie das Oetzthal, das Wiplhal, das Ziller-thal, oder die Seitenthäler des oberen Salzachthales, wie das Thal der Krimler Ache, das Fuscher, Rauriser und Gastciner Thal). Die Vängcnthäler führen ihren Mmcn nach der beträchtlichen Vängenaus-dehnung, während ihre Breite ! bis 2 Stunden mißt. Das längste Alpenthal nnd wohl auch das längste Thal in Cnropa ist das Rhoncthal, l>is zu», Austritte des Flusses in die Cbene von Vyon 50 geogr. Ml. lang; ihm folgt das Drauthal, bis Warasdin '^> geogr. Ntl. laug; das ^nnthal n«ißt bis Rosenhciin '!<> Ä)!l., das Save-thal bis Agram ^0 Ml., das Rheinthal bis Brcgenz (>uir znm Theil ein Vängen-thal) 25, Ml. Während die Abhänge der Gebirgsketten, von welchen die Vängen-thäler eingeschlossen werden, welliger steil aufsteige», ist anch die Reiguug des Thales eine geringere, der Thalboden ist mehr wagrecht, nur mit kleinerm Hngelu besetzt, und das Gewässer, welches gewöhnlich ein größerer Fluß ist, dnrchschreitct in manchen Windnngen bei oft mäßigem Gefalle die Thalsohlc. Da jedoch die alpinen längen-thäler nicht strenge ill wcstöstlicher Richtung streichen, sondern hänfig nach Nord oder Süd abbiegen, fo muß sich an einer solchen Stelle auch der Charakter des Thales ändern. Dasselbe wird hicr plötzlich enge, jähe Felswände schließen das Flußbett ein, welches eine Stromschnclle bildet; uud namentlich eignen sich solche Mausen') zur Aulagc von Festungswerken. Derartige befestigte Mausen sind beispielsweise die lHhrenbergcr M,nsc im Vechthalc, der Paß Vucg an der Salzach, welcher durch die Mmpfe des wahres l,^<)l» zu befondcrem Rnfe gelangte. Ailch die Mühlbacher und Aenzer Klanfe ii>, tirolifcheu Pnsterthale waren befestigt, >nld den breiteren Inndurchbruch an der Grenze Tirols und Bayerns zu deckel, wurde Kufstein erbaut. Wie verschieden von deu Mngenthälern find die kürzeren, rafch aufsteigenden Qucrthüler. Steile Bergwände umschließen das in seiner Sohle zerklüftete Thal, das Wafser eilt lauschend bergab, oft mit lautem Tosen über mächtige Stufen in Cascade,, oder in schaurig prächtigen Fällen herabstürzend. Mit unbezwingbarer Gewalt räumt der Wildbach oder Gcbirasstrom jedes Hinderniß sich aus dein Wege, ') Vom latein. VaUis clauss, — geschlossenes Thal. Die Alpen im Allgemeinen. 51 reißt Felsblöcke mit in die Tiefe, häuft aber dort, wo er in das Hauptthal austritt, mächtige Berge von Schutt und Gerolle au, welche deu Zugang zum Querthale sehr erschweren. Die Mugenthäler sind auch die Hauptthäler des Alpengebirges, die iu sie mündenden Querthäler aber die Ne beuth üler, an welche sich mitunter noch höher aufsteigende Bergfchluchteu als Seitenthäler anschließen. Die Hauptthäler sind uach der Schilderung Kutzeus gewöhnlich nicht nur die Stättru einer großartigen lind wechfclvollen Mtur, souderu auch eiuer reichen Cultur und eines regen Bebens. In ihren Thalebenen schließen sich Korn- und Maisfelocr, Wiesen, Gebüsche, Oruppeu prachtvoller Ahurnbäliiue iu lmutem Wechsel an- und dnrcheiuauder, und auf der Südseite dcr Alpcu breiten außerdeui nicht bloß Weiupflanznngeu und die fiir deu einträglichsten Gelverbszlveig Sttdtirols, die Seidcnfabrication, so unchtigen Maulbeer-, nicht bloß herrliche Obst-, insbesondere riesenhafte edle Kastanien- und Wallnußbänme, fondern auch Mandel- uud Feigenbäume ihre Schatten um die Wohmmgeu der Menschen. In diesen Thalebenen geht auch der Zug der belebteu großeu Alpenstraßen, in ihnen oder auf Schutthügeln derselbe« liegeu des Alpeulandes Städte, größere llnd zusammenhängendere Flecken und Dörfer, Klöster, Stifte, Schlöffer, Fabrikgebäude. Auch an den niederen, sanfter geneigte» oder durch Schutlanhäufllngen uer-ftachteu Thalgehängen fast derselbe Aubau oder Busch uud Wald, darüber auf den untereu Bergstufen zahlreiche Dorfschafteu mit zerstreute» Wohnungen, in manchen Thälern, z. Ä. im Etschthale besonders zwischeu Merau uud Botzeu, mitteu in de>n Ulit allem Schmuck der Vegetation prangenden Gelände am waldigen Vergabhange oder kühn über Felsen hervorragend als Zeugen einer früheren Kraftwelt oder eines wilden Vebeus früherer Zeiteu uoch eiuc Zahl Burgeu, oft auch als Zeichen frommen Siuues Wallfahrtstirchlein uud Kapellen der verschiedensten Funn, bald anf Felsen-Vorsprimgcu uud auf längeren Bergrücken, bald auf der Wand einer zurückgelegeucn Bucht, bald höher, bald niedriger, immer aber anziehend und malerisch dem Auge sich darbieteud. 'Mch höher hiuauf, wiewohl nicht so häufig mehr, als in früheren Zeiten, mächtige Gebirgsforslen, und über ihnen der grüne, bisweilen von einzelnen branuen Felsabstürzen oder von stürzenden Wasserbogen voll schimmernden Vichlglauzes unterbrochene Teppich der blumigen, träuterreicheu Alpentriften, die, übersäet mit Sennhütten uud Heuschoberu, belebt im Sommer durch Tausende vou Hcerden und wiedcrtlmgend in Senuengcjodel uud Glockengeläute, bis zu deu Felslronen der Bergfirsten hinansteigen, wo die Herrfchaft des Menfchcu keine willige uud bezähm-bare Natnr ulchr findet, imd wo etwa noch dcr Gemfenjäger »lnd dcr Wildhener oder dann und wann ein Viebhaber der hohen Bergwelt auf seiuem t'ühuell Gange nach dem Gipfel eines berühmten Horns vorsichtig feine Schritte mißt. Einen anderen Anblick groMtheils gewähren die Nebenthäler. Ein enger, felsiger, oft nnr durch Kunst zngänglichcr, an Wasserfallen reicher Weg führt, uicht selten erst nach 2 bis 'l StmHcn, in ihren Haupttheil, eine Art Kefselthal bald von länglicher, bald von mehr runder Form, entweder mit ebener oder mit wenig geneigter Schuttfohle. Der Bach fließt in demselben ruhig dahin. Wie in dem Hauptthale, das gewissermnßeu als eine zungenfürnüge, vuu dem Gebirge auf beiden Seiteu begleitete Fortsetzung der vorliegenden Ebene betrachtet werden tann, ^andes-natnr uud Sitte an diese noch fehr erinnern, so begcgueu wir iu dem oft mehr abgefonderten NebeMhalc überall dem eigentlichen Hirteulebcn, das unten im Hauvt-thale noch in untergeordneter Rolle erscheint. Die Gegend des eugeu Einganges ist selten und dann nnr sparsam bewohnt, die Bevöllernng drängt sich mehr im Kessel-thale zusammen, in welchem zahlreiche Wohnungen zerstrent umherliegen. Zwar fehlt hier der Ackerbau nicht, man sieht oft noch Korn- und Obstbau; aber doch zeigt sich die Pflege herrlicher, kräftiger Wiefen, die weiter hinauf nur noch allein die 4* 52 Da« Mpmgebiet. Thalfiäche und die Gehänge bedecken, und überhaupt das Hirtenleben vorherrschend. Oft haben die Nebenthäler wieder Seitenthäler, die man als Thäler dritter Ordnung bezeichnen kann. Für menschliche Verhältnisse bedeuten dieselben weniger, ja sie werden wohl auch furchtbar durch die zu Zeiten verderbliche Gewalt ihrer Wildbächc. Sie sind meist nur Felsschluchten, an deren Halden und breiteren Stellen in der Thal-sohle dann und wann eine sparsame Bevölkerung aus den benachbarten Dürfern ihre so oft durch Naturgewalt gefährdeten Wohnstätten aufgerichtet hat. Auf diese Weise entsteht aus jedem Hauptthalc und dessen Nebew lind Seitenthälern immer ein zusammengehöriges Ganzes, ein Thalsystem, bei welchem bisweilen, wenn dasselbe sehr umfasseud ist, der Fall eintritt, daß ein besonders günstig gelegenes und entwickeltes Mbcuthal durch das eine oder das andere seiner Kessel-thaler fast zu der Geltung wie eines zweiten, minderen Hauptthales in diesem Systeme gelangt. So sind z. B. in den: Eisackthale Tirols, einem umfassenden Mbmthale des Etschthales, die Kessel von Brizen und Sterzing bedeutsame Mittelpunkte für eine weite Umgegend. Die Wasserläufe der Seitenthäler ergießen sich in die der Nebenthüler und diese wieder werden vun dein Gewässer des Hauptthales aufgenommen, so daß die Verzweigung eines Thalsystems dem betreffenden Flußgebiete entspricht. Währeud der steilere Süd-Abfall der Alpen mit Ausnahme des Etschgebietes keine größeren Thalsysteme aufzuweifen hat, finden sich solche an der West-, Nurd-und Ost-Seite der Alpen iu bedeutender Zahl, doch ist zu bemerken, daß die meist einförmigen Hanptthäler der OMlpen, welche in das vorgelagerte Tiefland aus-laufen, einen ganz anderen Charakter haben, als die alpinen Thalsysteme des Westens und Nordens. Die folgenden Zeilen enthalten eine Uebersicht der wichtigsten Alpen-Thalsysteme. 1. Die Thäler der lignrischen Küsten flüsse. Die Thalsysteme der kleineren Küsten ftüsfe, die in das ligurische Meer sich ergießen, smd ganz unbedeutend, dagegen zeigt der weft wärts vun Nizza mündende Bar ein etwas reicher verzweigtes Thalsystem. 2. Die Thalsysteme des Rhone Ge bietes. Das bis Lyon 50 geogr. Ml. lange Rhonethal ist das größte Alpenthal. Dieses sowie die Hauptthäler der Rhone Nebenflüsse Is«>re und Durance streichen im Allgemeinen uun Ost nach West, obwohl sie sich vielfach wenden und krümmen. Der Rhone entspringt am Westabhange des Gotthurdgebirges aus dem wegen seiner Schönheit berühmten Rhoneglet scher, durchstießt nach Westsüdwest das obere Wallis, wo ihm rechts und link« aus zahlreichen Nebenthälern von den Walliser und Berner' Alpen wasserreiche Gtetscherbäche, zueilen, wendet sich bei Martmach iu nahezu rechtem Winkel uach NNW. und betritt dort das enge nntere Wallis, welches sich gegeu den Genfer See öffnet. Unter halb Genf tritt der Rhone aus dem von ihm gebildeten Flußsee, stießt nnn zwischen Alpen und Jura in vielen Windungen nach SSW., später nordwestlich und westlich nnd verläßt erst bei Lyon die letzten hli gelartige« Alisläufer des Alpensystems. Das Hauptthal der Is 8 r e senkt sich vom Nordwest Abhänge des Munt Is^rau in vielen Zickzackwmdungen nach Weste», links mundet in dasselbe das Thal des Are als wich tiges Nedenthal. Vorwiegend südliche Richtung lommt dem Thale der am Mont Oentzvr ent- springenden Durance zu, die unterhalb Pertuis die (^beue betritt. 3. Die Thalsysteme des Rhein-Gebietes. Der Rhein, dessen linker Nebenfluß Aar und die Zuflüsse dieser, nämlich Reuß uud Lim mal, bilden, da ihre Vereinigung erst außerhalb des eigentlichen Alpengebietes stattfindet, vier getrennte Thalsysteme, von denen das der Aar das bedeutendste ist. Der nordwestliche Theil der Central Alpen uud die nördlichen Vorlagen derselben werden von den genannten Thalsystrmeu durchschnitten. Von den drei Quell flüssen des Rheins hat der VorderRhein seinen Ursprung am Ostabhange des St. Ooltyard; sein Thal reicht ostwärts bis Cyur, hat sich aber schnn vor diesen, Punkte mit den rechts einmündenden Thälern des Mittel Rhein nnd Hinter Rhein, beide von den Adnla Alpen kommend, vereinigt. Bei Chur wendet sich da« Rheiuthal nordwärts'und nimmt rechts die Längenthaler des Landquart (Prättigan) nud derIIl (Mon-tafoner Thal) auf, bis sich der Rhein znm Bodensee erweitert. In diesen ergießt sich die Bregenzer Ache, ein eigenes Thalsystem in den Oorarlberger Alpen bildend. Am Westende verläßt der Rhein den Bodensee uud bald darauf auch, nun die Scheide zwischen dem deutschen Jura und den Alpen bildend, das Gebiet der letzteren. Die Qnellen der Aar liegen am Finsteraarhorn. Sie durchstießt zunächst dasHMi lhal närdlich, wendet sich dann nach Westen, bildet deu Nrienzer und Thnner See und empfängt links zahlreiche Metscherabftuffe von den Nerner- ZHs Mpiuner-Hhal ^Salzlnlll^. Die Alpen im Allgemeinen. 53 Alpen, unterhalb Bern die Sane und verläßt mit der Wendung nach Norden den Boden der Alpen, Von da ab durchstießt sie in nördlicher Richtung die, schweizerische Hochebene, rechts von den Alpen her den Emmen, die Reuß und die Lim mat empfangend. Die Neuß, welche gleichfalls vom St. Gotthard kommt, bildet den Vierwaldstädter See. Die Limmat entströmt dem Zürcher See. 4. Die Thalsysteme des Po Gebietes. Der Po, am Oftabhaugc des Monte Viso ent springend, verläßt sehr rasch das Gebirge und bildet somit nur mit seinem obersten Theile ein kurzes Querthal. Auch seine oberen Alftenzustüssr Dora Riparia, Stura, Orco, Dora Bal ten und Srsia bilden nur kleinere Thal systeme. Dagegen greifen die Thäler der ihm von Norden her zufließenden Alpcugewässrr tief iu das Gebirge und sind vielfach verzweigt; so der am SUdfuße des Gotthardstockes entspringende Tessin, der den Lago Maggiore bildet; so auch die von der Ortler-Gruppe kommende Adda, welche nach Südwcst und West das Peltlin durchstießt, sich in den Comcrsrc ergießt und denselben an seinem Südost Ende wieder verläßt; der O glio, südöstlich von der Adda Quelle ent springend, der nach Süden stießt und den Iseo See bildet; der Mincio ist der Abfluß des Oarda Sees; des letzteren Zuflüsse bilden ein vielfach verzweigtes Thalsystem, dessen wichtigstes Nebenthal das der Sarca ist. 5. Die Thalsysteme des Etsch-Ge-bietes. Die Quellen der Etsch werden durch mehrere kleinere Seen am Reschenscheideck gebildet. Südwärts durchstießt sie zunächst die Malfer Haidr, von Glurns an ostwärts das Längenthal des Vintschgau bis Meran, rechts und links viele Nebrnthäler aufnehmend, worunter das Passeherthal links das bedeutendste. Von Mcran bis Bohen ist der Lauf der Etsch ein südlicher, von da an bis zum Austritt aus dem Gebirge ein südlicher, woranf bei Verona der Unterlauf beginnt. Br» Batzen mündet in das Etschthal das Thal der vom Brenner kommende» Ei sack, welche bei Briren die dem Pusterthal entströmende Rienz aufnimmt. Mit dem mitt leren Etschthal vereinigen sich rechts das Sulz berger-Thal und links das Thal des von der Vedretta Marmolata kommenden Avisio als Nebenthäler. 6. Die Thalsysteme der adriatischen Küstenflüsfc. Die adriatischen Küstenflüssc Bachiglione, Brcnta, Piave, Livenza, Tagliamento und Ifonzo entspringen in den'tesstuischen, Fassaner, cadorischen, karnischen und julischeu Alpen, haben zum Theil nur wenig anßgebildete Thalsystcme, vorwiegend aus Querthälern bestehend, und fallen nicht wie die ligurische» Küstenflüsse unmittelbar ins Meer, sondern durchstießen das breite Vorland der veuetianisch-frianlischeu Tiefebene, worauf sie sich in den großen Lagnnc» Gürtel ergießen, welcher den Nordwcsten der Adria umsäumt. 7. Dise Thalsystcmc des Donau Oe biete«. Zwar liegt die Donau mit ihrem ganzen Laufr von der Quelle an außerhalb des Alpen-Gebietes, doch muß sie insofern als Nlpenstnß betrachtet werden, als alle Gewässer der Ost-Alpen, nur die adriatischen Küstenflüfse ausgenommen, ihrem Nette zueile». So bilde» die Längenthäler des Inu, der Salzach und Enns iu den nördlichen, die Längenthäler der Mur nnd der Dran in den mittleren, und das der Save in südlichen Theilen der Ost Alpen mit ihren einmündenden Neben und Seitenthälern große alpine Thalsysteme, welche jedoch nament lich uach Osten hin bald sehr breit werden und den eigentlichen Charakter von Alpenthälrrn verlieren. Die kleineren Thalsysteme der Iller, des Lech mit der Wertach u«d der Isar mit!der Ammer, welche den Allgäuer, bayrischen und nordtirulischen Alpen angehören, liegen nur als Querthälrr in den nördlichen Vor Alpen und haben somit bei geringerer Längeuausdehuung keine bedeutende Verzweigung. Der Inn, aus einer Anzahl mehrerer Hochsern in Graubünden entspringend, durch bricht die Zone der Ur-Alpen in nordöstlicher Richtung; sein Oberlauf, der bis zum Engpässe Finstcrmünz reicht, bildet das Engadin; unter halb Fiustermünz wendet sich der Flußlauf nach Nordwest, um jedoch bald wieder die nordöstliche Richtuug einzuschlagen, welche er beinahe ms zum Austritte aus den Alpe» beibehält. Sind die Nebenthäler des Engadin namentlich an der Nordwestseite kurz und sehr wenig entwickelt, münden dagegen an der Südseite des mittleren Inn tiefeinschneidende Querthäler, welche den Oetzthaler^ und Stubeier-Fernern und den Zillerthalrr Alpen angehören, wie Pitzthal, Oetzthal, Wiftthal, Zillerthal, von denen die beiden letzteren reich verzweigt sind. Anßerhalb des Alprngebietes, auf der bayri» scheu Hochebene, mündet rechts in den Inn sein größter Zufluß, die Salzach, welche ein eigenes großes Thalsystem bildet. Ihre Quelle liegt am Nordfufte der Dreihcrrnspitze, van wo aus sie bis oberhalb Wald nördlich fließt, sich nuu ostwärts wendet (Pinzgau) und in diesem Theile ihres Kaufes dir Gewässer der hohen Tauerukette aus längeren Qurrthälern rmpfäugt (Kaprnuer, Fuscher, Rauriscr, Gasteincr Thal); links ist der Abfluß des Zeller-Sees erwiihnenswerth. Oberhalb St. Johann wendet sich das Salzachthal uach Norden, durchbricht das Gebirge (Salz^ burger Alpen uud Täunengebirge), bildet den Paß Lueg uud die Salzachöfen uud verläßt unterhalb Salzburg die Vor-Alpen. Die in den Kitzbichlrr-Alpen entspringende Saala ch bildet ein dem Salzachthal im allgemeinen paralleles Thal, das uach Osten, Norden uud Nord' often streicht; sie mündet unter Salzburg in die Salzach. Die Traun, aus mehreren Seen in den oberösterreichischen Alpen entspringend, stießt südwestlich, erfüllt am Nordfnße des Dachstein« das Becken des Hallstädter Sees, läuft nördlich bis Ischl, wo sie von Westen her den Abfluß ^des Wolfgang-Sees erhält, dann nordöstlich, 54 Das Alpengebiet. erweitert sich zum Omundner- oder Traun Ger, verläßt unterhalb Omnndrn die Vor Alpen, empfängt bei Vambach durch die Ac,er das Wasser des Fuschel , Mond und Alter Sces; ihre Mim dung liegt außerhalb des Alpengrbietes. Das Thalsystem der Euns zeigt eine auffallende Parallelität mit dem Salzach Thale. Vom Nordwest Abhänge der Radstädter Taneru zieht das Hauptthal zuerst nnch Norden, wendet si6) oberhalb Nadstadt uach Ostell. durchbricht die nördlichen Alpen Vorlagen zwischen den Grnppeu des h. Nürgas und des Hochschwab sOeslluse), streicht bis Weher nördlich, dann nordwestlich und endlich wieder nördlich. Die wichtigsten Nebenthäler sind rechts das der steiri schen Salza, links das der Eteier. IPs, Erlaf. Bielach. Traisen. Tuln, Wien, SÄ)wechat und Fisch a, die llriuen Alpenzuflüsse der Donau in Niederöftrrreich, bilden,tur kleinere Thalsysteme in den nördlichen Vorlagen, welche im allgemeinen uördlich oder nordöstlich streichen. Die Leitha, durch die Vereinigung der Schwärzn und Pitten bei Pittrn gebilde!, hat ein verzweigtes Thalsystsin in deu niederöstcr reichischen Alpen nnd im Wechsel, Daß Thalsystem der in den Fijchbacher Alpen entspringenden Raab umfaßt außer dem eigentlichen Naabthale die Nrbenthäler der Rabnitz, Güns, Pinta, Vafnih und Fei ftritz, welche insgesammt nach Südost streichend zumeist nur mehr von Vorbergen nnd Hügel reihen eingeschlossen werden und sich erst im «berungarischen Tieflande mit dein Thale der Raab vereinigen. Das Mnrthal beginnt am Sndostabhange der Madstädter Tauern (i'ungan), zieht in östlicher Richtung bis Iudenbnrg, von da uord östlich bi« Brnck, dann als Qnerthal südlich bis M die Gegend von i'eibnih, endlich bis zur Mur Mündnng südöstlich, Von oen Nebenthälern sind die der Mürz und der Kaillach rrwäh nenswerth. Unter allen östlichen Alventhälern ist das der Dräu das längste (bis Warasdin ^5» grogr. Ml.), ein großartiges Vängenthal, welches dir Ost Alpen beinahe von ihrem Beginn bis zn ihren letzten Ausläufern in östlicher Nichtnng durchschneidet. Die Drcmauelle liegt im tirolifchen Pusterthal, von der Nienzauelle durch die Wasser-scheide des Toblacher Feldes getrennt. Bis Lienz ist das Drallthal sehr enge; hier mündet lints das Isellhal, mit dem das Tesserecken» thal znsammenhängl, beide von den hohen Tanern südöstlich znr Dran führend. Bei ^ienz erweitert sich die Ebene des HaupUhales, wird aber noch wiederholt verengt, wie bei Ober Drnnbnrg, Sachsenbnrg, oberhalb Villach, bei Unter Draubnrg. Auf dem Boden Kärntens mnndell links das Möllthal (vom Wroß glocknrr), das ^' ieserthal (von der Hafnerspihc), das Onrt nnd savant thai (in den lärnt nerisch steirischeil Alpen), rechts das i'ängenthal der ,) T hnr, >») Aar (mit Ennue'n, Neuß und Viinmal rechts, mit G im inen ulld Sa ane lints). Die Alpen im Allgemeinen. 55 NI. Gebiet des adriatischen Meeres. 4. Po. Nebenfluß rechts: Tanaro (mit Stnra links). Nfbenftiisse link?: n) Dora Nipera, >>) Etura, <) Orco, <1) Dc>ra VaKöa, s^) Srsia, f) Ticino oder Tessin (>ni! To^e rechts), ^) Laml'ro, l>) Adda, i) Oqlio, ,j) Ehirsr. 1<)Min<.io. der Mflnsi dos Oardasees, dessen Haup!,^uflusi die Snrca. 5>. sstsch. Zufluß rechts: Der Nosbach. Nedenfliisse links: n,) Passer, i>) Eisnck (mit Nienz liuks), <) Avisio. tt. Bachisslioue. 7. Vrenta. 5^. Piave (mit drr Voita rechts aus dem Mnpezzo Thale). 9. Liven za. 1li. Taliliameuto. 11. Isonzo smi! Indrio rechts, Idria und Wivftach links). IV. Gebiet de« schwarzen Meere«. 12. Dona«. Nrbenflttsse rechis: u) Iller, 1i) Lech (mit Wertach links), <-) Isar (mit Aninier liul«), ) Lcitha (aus Pittrn rrchls mid Schwärzn links sutstrhend), s>) Naab (mil Mnrczal rechts, Feistritz, Pinla, O«i«s und Nabniy links), q) Earvitz r) Drn« (mit Gnil liild Dran« rechts, Isel, Moll, Lieser, ) Snve od/r Sau. aus der Wnrzencr Save links nnd Wocheiner Save rechts entstehend (mit Lnibach nnd Gnrk rechts, Sann nud Krapinn links). Alpcn-Scen. Dic Seen il< dcu Mpcn qchorm ^n den interessantesten Erscheimmssen dieses so incrkwnrdincn und an Natm'schönheiten so reichen (^cbmMisicms. Sie sind vielleicht sein anziehendster Schmuck, der init llnncnndarcni Zauber auf das Gemüth des Menschen einwirkt. Im Innern des Hochqcl'iraM licqen dic klciuereli Höchsten, die größeren Alpeuseen da, wo der NeberMNsi don den Nr-Älpcn zu den Kalk-Alpeu ist, oder in den nördlichen und südlichen Porlaa.cn, die qrösiten Seen endlich bei dem Abfalle der Alpen zum Tiesiande. Die Hochsecn, nieist WasseransammlmMN ohne Absiltft in hochqeleiiencn seichten Fclscubecken, finden sich entweder in kahlen, öden Berqregionen, mitunter am Aus-MM von Gletschern, und find vollkommen vereinsamt, ohne eine Spur thierischen Bebens; oder sic liegen auf dem Rücken der Gebirqspässt und find Quellfecn für fließende Gewässer. Viel anziehender durch wildromantische, malerische Uma,cbuna, oder reizende Ufer-qeländc sind die arößeren Alftcnscen, welche in der Rcqcl am Einqanqe in's Hoch-qcbirqc liessen, zur Hälfte zwischen kolossalen sselscnPfeilern verstockt, ylr Hälfte in dies,Ebcnc hinausvcichcnd. Doch znwcilcn erstrecken sie sich ininittcn des Oebiraes, von hohen, steilen Wänden umringt, und sind dann häufig in Arme oder ^lnqcl gespalten, fo daß man fic nicht auf einmal übersehen kann. Moftc Tiefe iselbst bis zu 1290 Fnsi^j, Klarheit des (Gewässers, herrliche blaiMimc oder sinarnqds>rüne Farbe zeichnen sie ans. Aliqeschen von ihrem landschaftlichen Neizc, von ihrer ergreifenden Schönheit, haben fic aber auch eine i^roßc praktische Vcdcntllnss, da sie die naiürlichen ?nutcrunsisbecken der AlpcnflNssc sind, N'elche in ihnen die von« (Mira,e mitqefnhrtcn Schnttmasscn ablagern und klar ans ihnen heranstrctcn. Dicsc Alpet,fccn reichen im «Norden des Ocbirqcs 'als ein lauqcr Gürtol vom' See von Bouraet in, Westcu bis zum Erlaf-Scc in Mcdcröstcrrcich, und im Südeu» vo,n Orta- bis zum Garda-Scc ili Italien. Die bedeutendsten dicfcr Seen sind in, Norden der Gcnfcr-Scc svon dem Rhone acbildct),' Brienzcr- nnd Thuncr-Scc (Aar), Vicrwaldstadtcr-SVe (RenP, Znqer-, Zürcher^ und Wallen-Sec in der Schweiz; die italischen Seen im Süden: Orta-jScc, ?N!io Maqqiorc oder ^anqen-Scc, ?u>ianer-Sec, Coiner-, Iseo-nnd <^ardaf-Sce. Anf österreichischem Boden liegen am Ilebcrqanqc von »den Ur-Alpcn ^u' dc>? Kalk-Alpell in Tirol der Ach en sec, in Salzburg der Heller-See, in Kärntcn der Millstädtcr-, Ossiachcr- und Wörter-See; in den nördlichen Vorlagen: der Nodensce zwifchcn Schweiz, Dcntfchland und Oesterreich, der Waller- und Matt-Scc im Salzburgischen, der Gründet-, Hallstädter-, 56 Das Alpengebiet. St. Wolfgang-, Traun- oder Gmundner-See, Atter- und Mond-See im Salzkammergut; in den südlichen Vorlagen: Der See von Caloonazzo und Oesterreichs Antheil am Gardasee in Tirol, der Veldes-See in Krain. Schließlich mögen auch noch jene Seen hier Erwähnung finden, welche zwar keine eigentlichen Alpcnseen mehr sind, sondern außerhalb des Gebirges liegen, sich aber doch noch in dem den Alpen vorgelagerten Hügcllande erstrecken; zu ihnen gehören die beiden größten Seen des südlichen Europa's, nämlich der Neusiedler-- und Platten-See in Ungarn, außerdem der Ammer-, Wurm- nnd Ch.iem-See in Bayern.') Alpenpässe und Nlpenstraßen.") Die Alpen sind im Allgemeinen das wegsamste Hochgebirge der Erde. Ihre viclgegliederten Thalsysteme bildeten von jeher die natürlichste Bedingung für die Entstehung eines ausgebildeten Systems von Straßen. Demgemäß unterscheidet man zunächst Längen- nnd Querstraßen, dann Alpenpässe nnd AlpewPassagen. Längenstraßen durchziehen ein Längenthal und führen aus einem in ein anderes ihm benachbartes Längenthal, das in einer und derselben Streichungslinie mit ihm verläuft; so die beiden chaussirten Landstraßen ldnrch die Längenthäler des Inns, der oberen Salzach, Enns nnd Mnr; durch die Längenthäler der oberen Etfch, der Rienz und Dräu», welche den größten Theil der Alpen parallel durchziehen. Mit Ausnahme einzelner Hindernisse, welche Versumpfungen oder hie und da eine Thalenge oder periodische Ueberschwemmungen bereiten, finden sich bei diesen Straßenzügen keine besonders großen Schwierigkeiten zu überwinden. Querstraßen sind dagegen diejenigen, welche die Verbindung zwischen zwei parallel laufenden Hauptthälern auf dem kürzesten Wege vermitteln, sei es, daß sie ein Nebenthal benutzen, um an der Hand des aus demselben hervorstürzcnden Baches zu einem Joche im wasserscheidcnden Kamme empor zu gelangen, oder daß sie sogleich in ein den Haufttzug durchbrechendes Querthal eindringen. In beiden Fällen stellen sich, wie aus der oben geschilderten Natur der Neben nnd Qncrthälcr erhellt, schon bedeutende Hindernisse in den Weg, welche nur mittelst kostspielig angelegter und schwer unterhaltener Kunstbauten überwältigt werden können. Auf solchen schon sehr beschwerlichen Wegen gelangt man dann erst zu den obersten Schlnchtcn, die zu dem Haufttkamme cmporführen, und hier erst beginnt der eigentliche Paß. Die Alpenpässe sind die höchsten nnd beschwerlichsten Uebergänge über dic wasscr-scheidenden Kämme, durch welche zwei entgegengesetzte Thalsystcme auf dein kürzesten Wege mit einander verbunden «find. Die Paßthäler, die auf den Gebirgskamm selbst hinaufführen, sind oft nur düstere.Felsenschluchten, die mil ihren überhängenden Wänden, herabstürzenden! Gewässern, herabhängenden Gletschern, rauhen Winden und furchtbaren Wettern Schrecken einflößen. Ein Umgehen derfelben ist nur auf gefährlichen Gamssteigen über trügerische, aus Felsenschutt bestehende Hänge, über schmale Felsenleisten, oder Nachts über den die tiefen Abgründe bedeckenden gefrornen Schnee hinweg möglich. Für Kunststraßen bedarf es hier ausgedehnter Felsensprcngnngen, die in vielfachen Zickzackwindungen ausgearbeitet werden, hoher Dämme gegen des Wildbaches Ansturz, steinerner Brücken und, wie z. B. beim Wormscr Joche, langer bedeckter Galerien zum Schutze gegen Lamnen und Steinregcn, welche von der Windsbraut herabgejagt, über dieselben mit fürchterlichem Gedonner in den gähnenden Abgrund auf der einen Seite hinunterstürzen. So erreicht man das Hochthal des Passes, d. i. eine von jener oft sehr bedeutenden Einsenkungen der Kämme, welche glücklicherweise sich gerade da befinden, wo die innersten Enden von zwei in entgegengesetzter Richtung laufenden Thälern zusammenstoßen. Diese Paß-Hochthäler ') Ausführlicheres «ber die Alfteusceu enthält drr Wetter unten folgende Mschmtt „Seeu". 2) Vergl. Kloeden und Grün. Die Alpen im Allgemeinen. 5? sind gewöhnlich ^ bis V2 Meile breit, nicht selten l bis 2 Stunden lang, eben oder nnbedeuteud ansteigend. In der Mitte ihrer meist kahlen Gründe, nahe dem ewigen Schnee und, wo es angeht, an eine ss-elscnwaud gelehnt, befinden sich die letzten menschlichen Zufluchtsstätten, ein Hospiz oder gar ein kleines Dörfchen. Wer auf solchen Alftenhöhcu nnd unter solchen Umgebungen einmal der Elemente Wuth und Macht erfahren, wird während seines ganzen Mens den Eindruck nicht vergessen, den der Anblick eines solchen Hospizes ans ilm hervorbrachte. (Newisi verdienen dic Resignation nnd der Opfcrnmth jener, welche aus Mcnschcnlicvc sich entschlossen, hier ihre Vebenstagc zn verbringen,, die höchste Anerkennung, ja nnserc Bewunderung. Aus dein obersten Theile dieser Paßhochkcsscl führt, unter ähnlichen Umgebungen wie aufwärts, der Weg nun auf die entgegengesetzte Scilr hinab, in ein anderes Stromthal, in andere ^andschnfien, oft andere Staaten und zu Volkern vnu nudercr Sitte und fremder Zunge. Nur auf der italienischen Seite ist die Absenkung ^uiel kürzer und steiler. Unter Alftcn-Passagen begreift man nach Nttler's Vorgang den ganzen Straßeuzug, welcher zwei an den entgegengesetzten Seiten der Alpen befindliche Orte mit einander verbindet. Die kürzesten Alpen Passagen sind natürlich diejenigen, welche aus einem Querthal bald in ein anderes übergehen können. Die bedeutendsten Alpen Pässe sind: ^, Ueber die Nest Alpen: 1. Die Kunststrafte über oeu Col di Ten da (5546 P. ss. ^ 1802 Mlr.), zwischen der ligu rischeu Küste und der Sinra, von Nizza nach Com. 2. Der Fahrweg über den Cul des Monl «Henövre (57^1 P, F. ^ 1862 Mlr. hoch), zwischen den ThalWemen der Dnrailce und des Po, von BrilnuMl nach ^urin. Z. Die Knilststrnße über den Mont Cenis M55 P. F. l9?0 Mtr.), zwischen den Thalsystemen der Isere nnd des Po, von Gre noble die Isi^re nild sodann dir Arc aufwärts zur Dora Nipera nach Susa. >peit dein 1,7. Sep tember l871 wird d?r Moit! Cenis mittelst Gäiienenwe^s zwischen ^vantreich llud Italien ülierschritten. Der westlich lwm Moni Esni<< durch den Pointe dc 7^i> s'M',< ;wi!s!n'!i ^mirneanic nnd Bardonns!che sliljreodi' Ha>!^< ilnststraße über das Stilfser I 0 ch (85li:; P. ss. ^ 2782 Mtr.), der höchste fahr bare Alpenvaß, zwischen der Ctsch nnd Adda, vom Bintfchgan in's Peltlin, 7. Das Reschrn Scheideel (4:^1l P. F. ' 1^00 Mlr.), zwischen der Etfch nnd den, Inll; Kunststraßc von Finstermünz nach Ollirlls. 59 Das Alpengebiet. 8. Der Brenner-Paß s^96 P. F. — I42l Wtr.), zwischcu dem Inn und der Eisack; Kunststrasie v„n ^nnsbvnck naeh Ster zing, Vrixen und Botzeu und weüer nach ^lalien. Diese Straße ist seil 24. August 1^!7 in eine Eisnidahn verwanden. Dieselbe Hal 2? Tunnels nnd steigt von drin 17-18 P. F. 5il« Mtr. hoch gelegenen Inusbll,ck zu der 420N P, F. .-. 2-is!7 Mtr, hohen Brennerhohe und fällt von da bis Brixen (in 175« P. F. 5,71 Mlr. Höhe) nm l!!50 P. F. „ ?9 Thale der l^asteiuer ?lche. .",. Her Mallnitzer Tanern ist nn!er dc« Saumpfaden, welche Mischen der oberen Salzach und Dräu über die hohen Danrrn führen, der älteste und heutzntaa,e der bequemste wessen der herrlichen Knuststraße vun Salzburg durch dm Pasi i'uea, nach !^aud uud von da durch den Paß Klamm in das ^asteinrr Thal auswärts bis uach Bockstem; al>f der allderu Seite schließt sich die Fahrstraße von Malluitz durch's Viöllthal zur Drall au. 4, Der N adstädler T a u e v n P a ft ,,^is>l> ^, U!75 Mir.) und der Hach ^etd Paß, zN'ise<,l'n den > l!al!l,sjs,,!on d>'> ^nus, Villr uud Dra,,, Knnsistraste l,wu 'ticid stadl an der Enns u,,,!! ^ ! ^'ii'huet an der Mnr und von da über den n,ecni>>en Kaljchberc, uach Spital an die Münonm, de> ^irser iu die Drn». 5. Der Roltenmnn ner Dauern Paß (500N ?». ^ Ni^s' M>r,), zwijchen der Enns und Mur, Kuustswche von Viehen nach 7uioe,, burg, von hier Nber niedrige Snüel in's <^nr! thal und nach Klassenfnrl. tt. Der Prebichl Paß lüOOtt P. ^, 1172Mj Eisenerz nnd Hieftan, 7. Der Phhrn Paß oder viel»,ehr die Phhrn Klause z»vi scheu der C? >>,,'? nnd Don an vmi liehen ua,!j ^^iudisclisiarsten und Steier oder Well< und Vinz, Ueber Sleier, durst) da^ Oejäuse sEnuo Dlirchbrni1>) nnd über Hiestun bis Kloster ^!dmout, dann da? ssanze PaNenlhal ausl»är!c<, über ^iesin^!>a>>>. i»i ^iesinillaeh jnhrl die 4!> österreichische Meilen lan^e Kronprinz Rudolf-VahjN. 8. Der KrYstallin^Paß zwischen dem Pustrr uud Piave Thale; Kunslstraße von Toblach durch's Hössensteiuer Dhal uach Cortülll in die Eugen de5 Äinpezzaner und Piave Thales. 9. Der Paß Pontebn oder Pontafrl, zwischen der Dran und dem Tacsiiamruto. Kunst-straßr von Mlach die Oait aufN'ärts über Anwldsteiu, Tanns, Paß von Saifnitz, durch die Thalftässe der ^ella seines linken Nebenflusses des Daa,liameuto) die Ohiusa veurta bei Pouteba, zum Tasiliameuto nild naäi Udillr. w.' Der Prrdil Paß ^s'42 ss. ^ 1151 Mtr.), zwischen der Dräu uud dein Isonzo, Die vorherqeheude Knuststrasie bis Tarviß und von da in's Isonzo Thal zur sslitscher Klause uud thalabN'ärts nach Oörz. 11. Die Würzen er Pässe zwischen der Dran und San, abermals von Tarvis, jedoch uur Fahrstraße in'ß Saulhal, dan« Kunststraße thalabwärts nach 5'aibach. 12. Der ^oibl Paß s^>^ ^, ^ 1.^55 Mtr.), ebenfalls zn'ischen der Drnu uud Save; Kuuststraße vou Klnqenfurt südwärts <>ber Hollrnbur,i uud hinüber nach Nrnmarltl, Krainburs! und ^nibach, 13. Den Beschluß der Passe über die Ost' Alpen macht daß Wunderwerk der 1854 vollem deten k^/« Meilen landen Semmerina, Bahn. An steilen Felswänden hin führt sie durch IN Tunnels nud rben so viele Brücken. Ein 9W Fnsi langer, I^/l ssnsi hoher Viaduct auf nenn Bösirn setzt über das Nricheuauer Thal, nnd dann zieh! sich die Straße a» der südlichen Thalwand hinan, Daranf nms>eht sie den «Holschalesiel, hoch über der alten Straße nnd Schottwien. Der Hochsie Punkt liegt 1'/,, Sinnde Fahrzeit von ^log^ui^; hier ist der Srmmerinn, iu 2712 P. F. «M Mir. Meereshohe von einen, 4!M» ösierr. F. I^2'5 Mtr. lansien ^ünnel durchlmh'l. Die' Bahu ersteis,! von '^ne!. ,nae näebst de,u Brenner vor Ansaüsi dieses Jalnliuuderls die einzige fahrbare; ans allen andern Weiien „nißle /„an die Waslen auseinander ' nel,men nud so über die Alpen schassen. Pon den längen Passagen inag hier nur die zwischen dem Nhein, ^un, der Snlzach und Enn« erv,lil>n< slin, deren iu einer Vinie grle gene Vanln'nihkill'r dnvch den Arlberg, verlos nnd Mani,lin>l Paß ,ni< einander in Per binonn»! siild. Mil ihr fast parallel lauf! die Draubahn von Marburg bis Pillach uild, wie oben erwähnt, weiter bis Franzens feste. Die Alpen im Allgemeinen. 59 Geognostischer Bau der Alpen. Schon oben (S. 32) war von der geogno-stischen Zusammensetzung des Alpcngebäudcs, freilich nur in: allgemeinsten, dic Rede; hier soll nun ttdcr die alpinen Gcstciusartcu vorwiegend im Anschlüsse an Schachl ausführlicher gehandelt werden. Hauptsächlich der ^cntralzug der Alpen beansprucht das Vorrecht, aus krystallinischem Gestein zusammengesetzt zu sein, während die übrigen Alpcnmassen anderen Gcbirgsartcn angehören. Die krystallinischen sind meistens Gneis, Glimmerschiefer, Talk- nnd Hornblcndcschicfcr llnd Granit. Dem letzteren liegt gewöhnlich der Gneis näher als jene Schicfcrarlcn, z. B. in der Montblanc-Grllppe, wo die Gncislagcr von grobkörnigem nnd diefcr wiederum von fciitkörnigcm Granit durchbrochen sind, desgleichen in den französischen Alpen von Oisans, auf der Grimsel nnd am Gotthard, im Bcrnina, in der Monte Rosa-Gruppc :c. In den Ost-Alpen herrscht besonders der Glimmerschiefer vor, der als ein hartes, schwer verwitterndes Gestein scharfe Kämme bildet, wie z. B. in der den eigentlichen Ost-Alpen benachbarten Octzthalcr Gruppe, östlich der Rottcnmanncr Tauern aber dem nicht krystallinischen Thonschiefer, also der Grauwackc Platz machi. Was die Seitenarme des Hauptzngcs betrifft, so seht sich das krystallinische Gestein unr hie nnd da und nnr streckenweise darin fort, so z. B. im Hochtammc der Osthälftc der Bcrncr Alpen, im Tödi, in der Bcrgamaslcr-, Ortler. und Adamello Gruppe, im Bachcrgebirgc südlich der Dräu. Dagegen gibl es auch Stellen im ^cntralzugc, die liicht krystallinisch sind, namentlich die Münstcrthalcr Berge rechts in Unter-Engadin, oder der größere nordwestliche Theil der Nhätikon-Kctte. Wer die Ansicht theilt, der ungcfchichtctc Granit, wo er auch in den Alpen an verschiedenen Stellen znm Vorschein kommt, habe seine gcschichlctc Umgebung von unten auf durchbrochen, wird dasselbe auch vom Serpentin annehmen, der nichl minder hie und da in unbedeutenden Massen sich zeigt, besonders im MontcRosa, im MonteVifo, wo er mächtig ans dem Gneiszngc cmportritt, in der Bcrnina-Gruppc. Porphyr findet sich in dem Hauptzngc selten, mehr außerhalb desselben, z. B. im südlichen Tirol nahe von Trident. Neuere vulcanischc Produce fehlen überhaupt, etwa mit Ansnahmc des östlich vom Gardasrc stehenden Basaltbcrgcs Monte Baldo, der nebst den Enganccn lrcchts mn Nachiglionc südwestlich von Padna^ in jener Zeit, wo die Vombardic unter Wasser lag, so geflammt haben mag, wie jetzt der Vesuv und die liparischcn Inseln. Von den anderen Gcbirgsarlcn sind zunächst zwei Gcstcinslagcn, die eine im Sndwcsten, die andere im Nordostcn zu beachten. Jene zieht dickt au den krystallinischen Alpen ans der Provence durch die Dnnphinö, westlich vom Mont-Ccnis, aber östlich der Granilmassen von Oisans nach Südsavoyen. Sie ist ein von Anthrazit durchdrungenes Sand- nnd Kalkgcstcin, schwarz, glimmert, jchiefcrig, mit einzelnen Anthrazit Mstcrn, die anch in^lntcrwallis und im mördlichcn Graubiindcu zum Vorschein kommen. Die andere Gestcinslnge im Nordostcn, schnmlcr als die vorige, erstreckt sich vom Brenner und der Nähe Innsbrucks bis Nadftadi und südlich der lÄms weiter bis ^cobcn an der Mur uild zum Scunnering - auch dunkelfarbiger Kohlenkalt und Schiefer mit Einlagcrnugcn von Spathcisenstcin, die besonders in den Eisencrzer Bergen sehr reichhaltig sind. Aehnlichcs Gestein findet sich hie und da am Pnstcrthal, an der obern Dräu und in den Mimstcr-thalcr Alpen. Giösicr ist eine ^onc mannigfaltiger Kalkgebirge, die den ganzen nach auftcu gekehrten Namu des Alpcngebicts iin ^«'orden und Westen, desgleichen in: Süden einen Strich vom Vago Maggiorc bis an's adriatischc Meer erfüllen. <^ Die Kalk-Alpcu Frankreichs und der Schweiz beginnen in der Grafschaft Nizza und ziehen als breiter Gürtel dnrch die Provence und Danphinn hinter dem Authrazitstreifcn/ am Montblanc-Gebirge nach Savoycu über die Deut du Midi. Sic betreten den schweizerischen Boden mn Genfer See, bilden die ganze 60 Das Alsiengebiet. Westhälfte der Berner Alpen und die nördlichen Theile der Osthälfte, und erfüllen überhaupt die ganze mittlere Schweiz, d, h. das südliche St. Gallen, Glarus und die Ur-Cantone, das Berncr Oberland und die Südstrichc Freiburgs und von Waadt. Auch ein Theil des Rhätikon, wie insclartig große Striche mitten in Graubünden find Kalkgebirge, worin mächtige Dolomitmassen. d) Der nordöstliche Theil der Kalkzonc, von Bludenz in Vorarlberg bis zu den Algauer Bergen am Gesäusc und zum Wiener Wald, hat meistens eine Unterlage bunten Sandsteines und besteht aus kalkigen Thonschiefern, wechselnd mit Liasfteckcn und dunklem Muschelkalk, der in Oberösterreich und Salzburg höchst bedeu-tende Salzlager einschließt, an einigen Stellen auch rothen Ammonitemnarmor enthält. In diesen bayrisch-salzburgischMerreichischen Kalk-Alpen finden sich beträchtliche Höhen, wie der Hochvogcl, die Zugspitze, der Solstcin, der Watzmann, das steinerne Meer, der Dachstein, der Priel u. s. w. s.) Der südöstliche Kalk-Alpcnstrich, vom Südcude des Rangen-Sees durch den ComerSec, nördlich Brcscias vorbei, verbreitet sich an beiden Seiten des Garda^ sees, südlich voll Trient, um Porfthyrbcrgc herum zu den oberen Gebieten der Flüsse Piavc, Tagliamcnto und Isonzo, über den Norden Vcncticns und ist ebenfalls an Berg Kolossen, wie Vedrctta Marmolata, Antclao, Canino, Tcrglou u. f. w. reich. Vorzüglich interessant sind die Landschaften des Tiroler Fassathalcs, wo neben den Porphyrgcbilden die zu obcrst vergletscherten Dolomitmasscn z. B. der ^angkofcl, weiß, fest, zackig cmporstarren. Os schließt sich das jurassische Gestein der Südost-Alpen daran, das im Karst und durch Istrien ganz in Kreidckalkfcls übergeht. An mehreren Orten geht der Jurakalk über in die jüngeren Kalkgcbilde der Kreidezeit und in die noch jüngeren Kalk- und Sandsteine der Nummulitcn-und Flyschzcit. So umsäumen z. B. Nummulitcn und Flysch hin und wieder den Rand der Kalk-Alpen Obcrbaycrns und Obcröstcrrcichs, auch die französifchcn, und zeigen sich auch an den SüdostMpcn. Den Schweizer Alpen ist es außerdem noch eigenthümlich, daß an ihrem Kalk- und Flyschrande hie und da noch gewisse aus mechanischer Zerstörung von Felsarten entstandene und fest gekittete Conglomerate liegen, welche man Nagelfluhe nennt. Betrachtet man nun eine geologische Karte Mittcl-Europa's, so sieht man, wie das ganze langausgcstrccktc Alftcnrcich rings von hügeligen oder auch ebenen ßändcrn nmgebcn ist, deren Boden entweder Mo lasse (wie in der niederen Schweiz und in Ungarn diesseits der Donau) oder aus Mo lasse mit Diluv wechselnd, wie auf der Hochebene Bayerns, oder bloß aus Diluv, wie in der Tiefebene Norditaliens, besteht. Es ergibt sich daraus, daß die Abstufung vom großen Hoch-gebirgskamm bis zu jener flachen Umgebung mcistcnthcils zugleich eine Abstufung von sehr alten zu minder alten und immer jüngeren Gcstcinsartcn darstellt; nur in Nordwcst-Italicn fällt das krystallinische Gebirge ohne jene Mittelstufen zum Diluv ab. Man tonnte deshalb glauben und hat auch sonst geglaubt, die Hoch-Alpen Hütten längst in ihrer Herrlichkeit vor dcr Bildung der Kalkfclscn dagestanden. Neuere Geologen behaupten das Gegentheil; sie wissen triftige Gründe dafür anzuführen, daß das krystallinische Gebirge, trotz seines höheren Alters, sich aus dcr Tiefe erst später erhoben hätte, als das weit minder alte Iuragcstcin. Die Ost-Alpen, meinen sie, seien erst nach dcr Krcidcbildung in die Höhe gestiegen, die West-Alpen gar erst nach dcr Molasfezeit. Pon den nutzbaren Mineralien, wrlche sich in den Alpen vorfinden, sei hier nnr We niges siesagt. Besonders reich an ihnen ist das ösln'reich'sche Alpengebict. Daselbst sind die krystallinischen Schiefergcsteme der Centralzonc ion goldhaltigen Quarzgängen durchsetzt, welche z. B. bei Oastein, Rauris und im Allerthale einen heute freilich sehr geringen Ooldbergbau im Gange halten. Außerordentlich ergiebig da^ gegen sind die Nleierzlagerstätten von Vleiberg in'Kärntcn. Unter den mächtigen Gängen und Massen von Spatheisenstem m den Ost-Alpen Die Alpen im Allgemeinen. 61 ragen an' Reichthum die des Erzberges bei Bordernberg in Steiermark hervor. Unerschöpflich sind die Salzlager im Salztammergute, sowie die zahlreichen Flotze fossiler Kohlen. Endlich werden verschiedene Marmorarten (wie am Un-tersberg bei Salzburg), Granit, Kalkstein als Baustein oder zur Kalkbereitung, Gips, Schiefer u. dgl. gebrochen und gegraben. Klima in den Alpen. Die Alpen bedecken ein so weit ausgedehntes Gebiet und steigen zu fo mächtiger Höhe hinan, streichen ferner mit ihrem Hauptwalle von West nach Ost, daß sich iu denselben die mannigfachsten klimatischen Verhältnisse und oft die grellsten Gegensätze zeigen. Sie bilden eine Scheidewand zwischen nördlichem und südlichem Klima, welchem ihre beiden Hauptabfülle angehören. Während die Nordseite nur allmählich gegen die vorgelagerte bayrische Hochebene sich sentt, die selbst noch eine Seehöhe von 1500 bis 2000 Fuß (488 bis Mtr.) Höhe findet er allmonatlich statt, schmilzt jedoch wieder und bleibt nur in eiuzeluen Mulden und Einschnitten liegen; zwischen 8000 und 9000 F. l^liOO bis 2!»25> Mtr.) liegt die Grenze des ewigen Schnees in den Alpen. ^5n einer Höhe von mehr als lo.ooo F. 4«!2 Mtr. Höhe), ja am St. Gotthard und alls den Graubnudner-Alpeu, uud am Mouterosa selbst bis zu beinahe 00 bis l5>0 Mtr.) höher aufsteigen als auf den letzteren, iüauu mau nun zwar nicht für das ganze Alpengebiet geltende einheitliche Höhen der Pflanzenarten feststellen, so ist doch die Reihe der Pflanzen, also auch der Waldbäume, in der sie der Hohe nach übereinander Die Alpen im Allgemeinen. 63 folgen, durchwegs die gleiche. Den Beginn macht die Edelkastanie, welche dnrch ihren imposanten Wnchs, dnrch glänzende Blätterfüllc, dnrch markvolles Allssehen die größte Zierde der südlichen Alpenthäler bildet. Ihr znnächst folgeli die fommergrüuen Eichen, die leider in starter Abnahme begriffen sind. Höher mnziehen Wälder von Buchen, Ulmen und Eschen die Hohen nnd Abhänge. Ueber diese hinaus gelangt man in die Region des Nadelholzes, in welcher sich noch hie nnd da, von der menschlichen Eulturhand noch unberührt, selbst Urwälder finden. Nndelbänme bilden auch fast ausschließlich die sogenannten Bannwälder, welche den Gebirgsbewohnern geheiligt nnd nnantastdar sind. Der Bannwald hat die Anfgabe, durch die Kraft feiner hochstrebcnden starten Bänme „das ^osbrechcn nnd Herabrutscheu der während des Winters sich anhäufenden Schncemasscu, also die Bildung r>on Grundlauineu zu verhindern, nicht, wie man gewöhnlich glanbt, Vaninen, die bereits in Gang gekommen sind, wie ein Damm nnfzuhalten." Einer solchen Allsgabe wäre er nicht gewachsen; in wenigen Jahren würde er dein gewaltigen Anprall der ^aninen vollständig erlegeil sein. Die Bannwälder werden zumeist aus Arveu joder Zirbelkiefern und Lärchen, aber anch ans Nothtannen oder Fichten nnd Kiefern gebildet, und nur hin nnd wieder finden sich als einzige ^anbbäume der Alpen Hochwälder Berg-Ahorn nnd Birke. Am höchsten steigen, noch geschlossene Massen bildend, Arven und Lärche (bis über F. ^ ü»5><) Mtr.); über diese Grenze hinans hört die Waldform aus, die Bäume bilden leine geschlossenen Bestände mehr, stehen zei> strent lilnher nnd gehen endlich in die Zwergform des Kniege Holzes über. Diefe Krüppelform des Äaumwuchses wird in den Alpen dnrch einen Vanb-und einen Nüdelholzbanm vertreten, deren ersterer dem Schiefergebirge, der letztere dem Kalk- llild Granitgestein eigenthümlich ist. Während die 4 bis 10 Fuß hohe Alpencrle (gewöhnlich Bergdros; genannt), die in ihrem Habitns der Birke ähnelt, sich im Schiefergcbirge bis nber 7 Fnß (2275» Mtr.) erhebt, aber an den Useru der Wildbäche und in den Vanincnzügcn tief thalwärts reicht; ist den Kall> und Granitgebirgcn ein Nadelbaum eigenthümlich, dnrch seine originellen, abentencrlichcn nnd phantastischen Formen viel überraschender als jene. Es ist die sogenannte Legföhre oder Krnmmholztiefer, welche in den Tiroler Alpen Sprntföhre oder Ncifchten, in Welschtirol Müghi, im Salzbnrgifchen Vätschcn, in Oesterreich Lägteil oder Vöcken (d. h. Gelegtes), im romanischen Granbüuden Znndern, inl dentschredcnde» ^thätien Arla (woher der Name Arlberg) heißl. Sie erscheint zwar oft fchon in einer Höhe von 3500 F. (l!:j?-5> Mtr.), hält aber bis zu 7100 F. (2'i<»7-5. Mtr.) über Meer ans. „Ihr Ansfehen ist höchst anssallcnd und malerifch schön. Der ruthbraune Stamm kriecht 10 bis ü<» Fuß lailg alls der Erde hin nnd erhebt sich erst mit den Enden t» bis 15» Fnß pyramidalisch in die Höhe, so daß die ^ängc dieses Halbbanmes alts -40 bis 45, Fllß ansteigen kann. Seine Aeste streckeil sich unfern von der Wurzel kriechend nach allen Seiten anfwärts und tragen dichte, lange, dunkelgrüne Nadelbüsche nnd kleine, glänzend gelbbraune, eiförmige, auf oder seitwärts gerichtete Samenzäpfchen. Wo auf ödem Granil oder Kalt nur ein dünner Erdanflng sitzt, wo die Wurzeln in einer Stcinrilze nnr die geringste Nahrung siuden, grünt dieser freuudliche und eigenthümliche Kriechbaum hervor uuo bekleidet wohlthätig so oft steile Haldeu mit seinen saftgrünen Büschen. Nicht selten wächst er weit über die höchsten lind schroffsteil Felsenwaildc hinans und wölbt als herrliche Decoration des granen Gesteins seine Kronen über düsterm Abgründen/' (Tschndi.) An die obere Grenze des Baumwnchscs schließt sich die Region dc>' Alpenpflanzen, welche bis znr nntcren Grenze des ewigen Schnees reicht, vln diesem Alvengürtel, dessen Flora der Pularflora sehr ähnlich ist, gedeihen keine Bäume mehr, nur in den niedrigen Thätern finden sich noch kleinere Sträucher und Büsche. Ucberhauftt werden die Gewächse mit der zunehmenden Seehöhc immer kleiner. Die 84 Da» Alpengebiet. hier gedeihenden mehrjährigen Kräuter und Gräser bleiben knapp am Boden; sie treiben lange, wcithingrcifende Wurzelfascru, aber kurze Stengel; die kleinen, festen und harten Blätter breiten sie waqrecht dicht am Boden aus, wogegen ihre Blüthen, in den reinsten und lebhaftesten Farben prangend, oft durch auffallende Größe ausgezeichnet sind und so die Blumen der (5bem an Schönheit weit übertreffen. Die reizende Kömgin der Alpenpflanzen ist die herrliche Alpenrose, „die einige dornenlose in ihrer Schwestern Kreis." Bald vereinzelt stehend, bald ganze Bcrgflächcu uud Felsenpartien mit dem Saftgrün der Blätter und dem Karminroth der Blüthen übeMeidend, beginnt sie noch iu der Waldregion (bei 4000 P. F. Höhe) und steigt bis zu nahe an 7000 P. F. Meercshöhe empor. Als besonders charakteristisch stehen der Alpenrose zur Seite die verschiedenfarbigen, Himmel- und purpurblauen, pmütirtcn und gelben Gentianen und das einfarbige Cdelweiß. Außer diesen schmücken die Hochwicsen, Bachufer, Schuttrcviere und Bufchplätze in reizeudem buulen Chore Glockenblumen und Primelu, Azaleen und Briten, Astern und Anemonen, Ehrenpreis, Thymian, Orchideen und Artcmisicn, zarte Veilchen und das Zwerguergißmcinmcht, wie viele andere, alle au Große oder Reinheit und Glanz der Farbe ihre Schwestern in der Tiefe des Thales überragend. Aber nicht bloß das Auge des Wanderers erfreuen diese Alpenpflanzen, viele unter ihnen sind auch ausgezeichnete Futterträuter, während andere durch ihre Beerenfrüchtc erfrischen oder selbst als heilsame Arzneien Verwendung fiuden. Hoher als die blüthentragenden Alpenträuter steigen die Laub- und Lebermoose, welche bei 8500 P. F. über Meer in zahlreichen Arten bald Felsmritzen verkleiden, bald große grüne Polster bilden und sich bis über 9000 P. F. Sechohc erheben. Für die letzten Pstanzcngebilde, für die Flechten, gibt es aber in den Alpeu keine Hühengrenze mehr. Selbst die höchsten Alpengipfel weisen auf kahlen, abschüssige«, Felspartien, an welchen der Schnee nicht Haftel, zollgroße Flächen auf, die mit verschiedenen Flechten, freilich höchst spärlich, bekleidet sind. Endlich zeigt sich cm Hauch organischen Bebens selbst auf dcn Gletscherfelderu. Größere Flächen älteren Schnees oder Firns, oft mehrere hundert l^Fuß messend, erscheinen zuweilen mit einen: zarten Roth überzogen, das vom blassen Rosa an den Rändern bis zu lebhaftem Hochtarnn'nroth gegen die Mitte variirt. Die Färbnng dieses rothen Schnees wird durch mikroskopisch kleine Schnee-Algen oder Schnee-Urkörner hervorgerufen, einfache Pflanzenzellen mit rothem Inhalt von '/«,),/" bis l/^,/" im Durchmeffer, welche in zahlloser Menge in den Zwischcnräumcn des körnigen Schnees vegetiren. Thierleben in den Alpen. In die gleichen Höhen wie die letzten Vertreter der Vegetation steigen auch die Thiere in den Alpen empor, und wie es die untersten Stufen des Pflanzenlebens sind, die sich am höchsten hinauf verlieren, so sind es auch die niedrigsten Formen des thierischen Bebens, die Infusorien, welche mit dcn rothen Schneealgen gemeinschaftlich auf dem Cise der Gletscher organisches Wesen rcpräsentiren, dann Milben und etliche Spiuneu. ^m Allgemeinen wächst mit dem Abnehmen der Seehühc die Zahl der Thiere und ihrer Arten, so daß die unterste Alpenregion an ihnen am reichsten ist. Tschudi betrachtet in seinem berühmten Werke „Das Thierleben der Alpcnwclt" die Fauna des alpinen Gebirgssystems nach dcn drei übereinander aufsteigenden Regionen' der Bergregion (25,00,—^000 P. F. Seehöhe), der Alpenregion i,4t>00—7000 P. F.) und der Schneeregion «7000—14.000 P. F.). Ihm schließen wir uns bei der folgenden übersichtlichen Aufzählung der freilebenden Nlpcnthiere an. - Wenn es bei der Pflanzenwelt schon schwierig ist, die Regionen nach Fußzahl der Höhe zu bestimmen, so ist dies bei der viel beweglicheren Welt der Thiere in noch höherem Grade der Fall; dennoch lassen sich im Ganzen die Thiergruppen mit Rücksicht auf Die Alpen im Allgemeinen. 65 ihr Standquartier und ihre Nistung nach Regionen betrachten, die von einzelnen Thierclassen ziemlich constant eingehalten werden. I. Bergregion (2500—4000 F. — 812—1300 Mtr.) a) Säugethiere. An Zahl der Arten werden die Säugethiere von den Vögeln weit übcrtroffen. Die wildlebenden Säugcthiere der Bergregion, in steter Abnahme begriffen, sind auf mehrere Fledermaus-Arten, den Igel, Spitzmäuse, Maulwurf, Fischotter, Iltis, Steiu- und Edelmarder, Hermelin uud Wiesel, Mäuse-Arten uud Haseu, sowie auf die schon spärlich vorkommenden Hirsche und Rehe beschränkt. d) Die montane Vogelwelt. Die Wälder und Lichtuugen, sowie die Gewässer sind von einer großen Mcuge der verschiedensten Vögel belebt. Am wenigsten zahlreich treten die Wasscrvögcl, wie Stockenten, Wasserhühner und Reiher auf, da die größeren Alpcnscen zumeist tiefer liegen als die Bcrgregion und diese ihrer nur sehr wenige auszuweisen hat. Dagegen sind vor allen die eigentlichen Waldvögel reich an Arten und Individuen. Waldfchncpfcu, wilde Hühuer, wie der stolze Äucrhahu und das niedliche Haselhuhn, uud Taubeu siud beliebte und gesuchte Iagdthiere. Uutcr den Klcttcrvögeln machen sich der Kukuk, der Wiedehopf und der Eisvogel, wie der schwarze, grüne, graue uud bunte Specht bcmcrklich. Die kleineren Vögel, zmneist muntere Sänger, finden sich hier in zahlreichen Arten, so der Mauerläufer, der Kreuzschnabel, der Berg-, Grün- und ^cinsink, Hänfling, Zeisig und Stieglitz, Ammern lind Verchcn, verschiedene Pieper uud Meiscu, der kleine Zaunkönig uud der kleinste europäische Vogel, das Goldhähnchen; ferner Schmätzer und Grasmücken, Rothkchlchcn lind Rothschwänzc, Würger, Bachstelzen, Amseln und Drosseln, Staar und Goldamsel. Diesen schließen sich die Häher, Naben, Krähen und Dohlen an. Von den Eulen begegnen hier der große und dcr kleine Uhu, die Zwcrgohr-Enlc, der Wald-, Stcin-undZwcrgkuuz. Nebcu di'cscu Mchtraubvögclu besitzt das Gebirge auch eiuc augemcsscnc Anzahl vou Tagraubvögelu, wie den Taubcnhabicht, den Sperber, den Thurm-, Wander- und Baumfalken, dcu Mäuse- und deu Wcspcnbusfard, den kleinen Flußadler, deu wcißköpfigcn Seeadler, den Schrei- und dcu Zwergadler, den grauen und den weißköpfigcn Geier. <'.) Die niedere Thicrwclt. Die Alpcnscen und fließenden Gewässer, selbst die rauschenden Wilobächc sind von zahllosen Fischen erfüllt; namentlich ragen unter diesen die Grundcln und die Forellen hervor. Doch finden sich auch der Hecht uud der Salm, dcr Barsch und die Aeschc in bedeutender Menge. Der alpinen Frösche, Kröten, Eidechsen, Salamander uud Molche sei nur kurz Erwähnung gethan; von den Schlangen dieser Region ist die Rcdischc Vipcr (Viz>6i-a a8M) dic einzige giftige. Die Zahl dcr Krustenthiere, Spinnen und Insccten ist eine enorme. II. Alpenrcgion (4000—7000 F. — 1300—2275 Mtr.) a) Säugethiere. Eiue ziemliche Anzahl vou den oben genannten Bergthieren reicht auch iu die Alpenrcgion hinauf, theils bis, theils über dic Baumgrenze, wie die Fledermäuse, Maulwurf, Igel, Dachs, die marderartigcn Räuber, die Füchse. Desto geringer ist die Zahl der diesem Gebiete eigenthümlichen Säugethiere; zu ihnen gehören Spielarten der Feld- und dcr Waldwühlmaus, dic Alpcnspitzmaus, der im Winter weiße Alpeuhasc, das niedliche Mnrmclthicr, das berühmte Iagdthicr: die Gemse. Von deu größeren Raubthiercn finden sich noch Luchs, Wolf uud Bär, freilich in steter Abnahme begriffen, die sich ohnehin vor den Verfolgungen in diese ihnen nicht zusagende Höhe zurückgezogen haben. 1>) Vögel. Die Vogclwclt dcr Alpcnregion wird durch dic großen Raubvögel (Steinadler und Lämmergeier), Krühenarten, Hühnervögel (Stem- uud Birthuhu) Umlauft, Oefterr.-un«, Monarchie. ß und einige kleinere Familien (Alpenflnhlcrchc, sselsenfchwalbe, Alpensegler, Alpenmauer-läufer) charakterisirt, lvährend die Nachtraubvögel und die nlcisten Tagraubvügel, die Sumpf- und Wasservögel mit einer Masse kleinerer Arten start zurücktreten. c) Die niedere Thicrwelt. Auch die niederen Thiere finden sich spärlicher in Bezug auf Zahl der Arten nnd Individuen. Die Lurche sind typisch dnrch die Bergeidechse, die giftige Kreuzotter und den hübschen Bergmolch vertreten. Unter den Insecten finden sich noch am zahlreichsten die Fliegen lind Schmetterlinge; Weichthiere und Würmer sind auf wenige Arten reducirt. III. Schneeregion (7000—14.000 F. -- 227.^455,0 Mtr.) a) Säugethierc treten in diesen Bezirken so selten, so verborgen auf, daß sie in der Regel ganz aus dem landschaftlichen Gemälde verschwunden scheinen. Die Schneemans allein bringt vielleicht ihr ganzes Leben ununterbrochen in der Schnee-region zu, während andere höhere Thicrformcn nnr zeitweilig hier erscheinen, wie namentlich das Murmclthier und der so arg verfolgte Steinbock. d) Vögel. Etwas reichhaltiger treten die lcichtbewcglichen Vögel auf, obwohl die Schneercgion keine ihr ausschließlich eigenthümliche ormthologische 'Erscheinung aufweist. Echte Repräsentanten des Vogellcbens in diesen Höhen sind die Schnee-krähen nnd Bcrgdohlen, das Schneehuhn und der Schncefink. c) Die niedere Thierwclt. Vor den endlosen Wintern und dem Mangel an Nahrung schwinden alle animalischen Gebilde zusammen. Von den Reptilien können nnr zwei, die Bergeidcchsc nnd die gemeine Viper mit ihrer schwarzen Spiel^ art, als Bewohner des alpinischen Schnecgürtcls angesehen werden. Die Insrcten sind durch mehrere Käferarten, gegen ein Dutzend Schmetterlinge, dnrch Hmnmeln nnd Wespen vertreten. Von den Nurmthiereu geht wahrscheinlich allein der kosmopolitische Regenwnrm bis zur obern Schnccregion; ihm leisten einige Tausend^ füßer Gesellschaft, ferner die Schncemilbe, etliche Wcberknccht-, Wolfs-, Zellen^ und Krabbenspinnen, die schon erwähnten Infusorien, welche alle bis zn großer Höhe ihr Leben wunderbar zu fristen vermögen. Als letzter Vertreter dos hochalpinrn Thierlebens wnrde sogar bei 10.5,14 F. ^!4N> Mtr.) Seehöhe auf der Spitze des Piz Linard in den Silvrctta-Alpen eine Weberkncchw- oder Zimmermaunsspinne gefunden. Hausthiere in den Alpen. Wie fast in ganz Europa, so ist auch in den Alpen die Zahl der freilebenden größeren Sängcthiere, die wegen ihrer Schädlichkeit oder des Gewinnes wegen seit Jahrhunderten eifrig verfolgt werden, eine sehr geringe. Diese Lücke wird durch eine große Menge treuer Hausthicrc in wohlthätigster Weife ausgefüllt. Auch diese haben in den Alpen ihre besonderen Eigenthümlichkeiten, wodurch sie sich von den Ra^en anderer Gegenden unterscheiden. Namentlich das Schweizcrrind erfreut sich auch außerhalb der Schweiz wegen seiner mannigfachen Vorzüge allgemeiner Anerkennung. Aber auch das Rindvieh der österreichischen Alpcnländcr, besonders das von Tirol, Salzburg und Stciermark, ist ein vorzügliches, das beste in der ganzen Monarchie. Die zahlreichen Ziegen, deren Verwandtschaft zu Gemse und Steinbock hier viel auffälliger ist, führen auf den Vergwcioen ein frohes freies Leben. Unter den Schafen, die überall, selbst an den gefährlichsten Stellen zerstreut weiden, sind die Berga-maskerschafc höchst eigenthümlich; in großen Wandcrhecrdcn werden sie in den watschen Alpengebicten über den ganzen Sommer auf die Alpcnplätze getrieben. Samnpferde und Maulthicre tragen die Lasten über die beschwerlichen Alpcnwegc. Selbst der Hnnd hat hier einige interessante Abarten aufzuweisen; so ist der kurzhaarige Smnmhund, der Schäferhund bei den Vergamaster Schafhccrocn crwähneuswerth. Mit Recht berühmt geworden sind die leider bereits ausgestorbencn Bcrnhardinerhuudc, wahr^ schemliH durch Kreuzung einer dänischeu Dogge mit den waliisischeu Schäferhunden Dir Alpen im Allgemeinen. 67 entstanden, welche durch lange Zeit in, Dienste der edlen Mönche auf dem Hospiz des Großen St. Bernhard ans Schneegestoder nnd Lauincn viele Hundertc von Menschenleben gerettet haben. Der Mensch in den Alpen. Die so mannigfache Natur der Alpen ist nicht überall dem Menschen gleich günstig, ja sie wird ihm in vielen Gegenden feindlich, bis endlich im Hochgebirge Felswände, Schutt- und Trümmerhaldcn, Karrenfcldcr, Gletscher und Schncefcldcr alle menschliche Aufiedlung unmöglich machen. Hart bis an die Grenze dieser unwirthbarcn Gebiete ist jedoch der Mensch hinanfgestiegen und hat sich von den breiten fruchtbaren Thalgeländen bis zu den höchsten Alpen-matten seine Wohnungen gebaut. Da die Bolksdichtigkcit zunächst von der Ertragsfähigkeit des Bodens abhängt, so ist erstere' iu den verschiedenen Alpenländern eine sehr variable; die hügeligen Vorländer haben die größte relative Bevölkerung, die eigentlichen Hochgebirgsländcr die geringste. Wohnen im schweizerischen Canton Avpcnzell (Außer-Rhoden) 10.000, in Zürich 8l!00, im mederöstcrreichischeu Alpenland über 5500 Menschen auf eiuer üMl., so sinkt die Dichte in Tirol auf N!<;3, in Salzburg auf N77, in Grau-bunden gar auf 712 Einwohner auf 1 Hü Ml. herab. Wie die Zahl der Bewohner, so hängen auch ihre Beschäftigung, ihr Charakter und die körperliche Beschaffeuheit mit ihrer Heimat, der vielgestaltigen Alpeuwelt zusammen; wie aber der Charakter dieses Gebirges namentlich iu den hochalviucn Gebicteu scharf ausgeprägt ist, während die breiten zur Ebene müudcuden Iliälcr von der Mtur des Hügel- und Flachlandes manche Seite erhaltcu haben, so ist dies auch bezüglich der Bewohnerschaft leicht zu beobachtcu. Der Feld-, Wein- und Gartenball, der Gewerbe- und Fabriksbetrieb in den Alpen, der Bcrgban weifen im Allgemeinen kein eigenthümliches Gepräge auf, wenn auch der ackernde Pflug selbst auf 4000 bis 0000 Fuß hoheu Bcrgeshaldeu geführt wird oder der Bergknappe mitunter in einer Höhe von 8000 Fuß nnd darüber einfährt. Es. gibt aber Beschäftigungen der Alpenbcwohncr, welche für dieses großartige Gebirgssyslem charakteristisch fiud nnd diese werden in den inneren Alpengebictcn, in den Thälern nud anf dcu Bcrgabhängcn, in Schluchten und auf den Gipfeln betrieben. Der Holzschläger fällt die an steilen Berghaldeu, oft über jähen Fclsabhängen stehenden Bäume und schafft sie dann zu Thale, in seiner gefährlichen und mühseligen Arbeit voll» Flößer abgelöst, der die langen Stämme von den Bergwäsferu abwärts schwemmen läßt. Felsgctrümmer halten oft das Holz auf, und dann sucht der Flößer dasselbe mit Haken an langen Stangen wieder flott zu machen nnd oft schwebt er an langem Seile in die Tiefe einer vom Wildbach durchtostcu Felseuschluchl, um die auf ihren: Wege gehemmten Stämme zu errcicheu. Uebcrall im Gebirge begegnen dem Alpenwanderer Gedenktafeln uud Kreuze, welche die Stellen bczcichucu, wo Holzschlüger oder Flößer bei ihrer Arbeit verunglückend den Tod gefunden. Kanu kein Waffer zur Beförderung des Holzes benützt wcrdcu, so bedient man sich mitunter der sogenannten „Holzriesen", großer, oft von außerordcutlichon höhen herabsteigeuder Rutschbahnen für die Balkcu und Baumstämme. Sie sind iu Olier-östcrreich, Steicrmart nnd Bayern häufig. Am großartigsten sind die Hauptricsm oder die „vollkommen gesattelten Riesen". Tausend Schritte lang lind darüber gehen sie in die Tiefe. Oben am Anfange derselben befindet fich dic sogenannte „Anfkehr", eine Art von Tenne oder Bassin, wo das Holz aufgestapelt wird, um dann von hier alls in den Canal hineingestoßen zu werden. Die Riese selbst ist ans laugen, glatten Baumstämmen zusammengesetzt, die der Länge nach neben einander befestigt sind. Die, welche die eigentliche Unterlage zum Rutschen bilden, heißen die „Dachbämuc", die zur Seite liegenden, welche das Ausweichen des almttfchrndcu Holzes vermeiden, die „Wehren", „Sattel", und danü noch bei einer qauz b* ft 8 Da« Alpengebiet. vollkommen gesattelten Riese die „Ueberfattel". In der feuchte» Jahreszeit wird das Holz „ausgekehrt", d. h. hinabgelassen. Es rutscht, springt nud hüpft mit großem Gepolter die Berge hinunter. Auf der Seite, an den (5cken, wo die Riese „auswirft", d. h. wo das Holz leicht ausspringt, werden, um dies zu verhindern, sogcuaunte „Mäntel" errichtet, aus starken Baumstämmen, welche mau daneben in die Erde schlägt. Im Herbste, wenn die Wege bereift sind, kehrt sich's am besten. Da „spießt" das Holz tüchtig, d. h. wie die Wurfspieße in einer Fcldschlacht, lommcn die Baumstämme herunter geflogen. Auch hier ist die Arbeit der Holz-tncchte, namentlich was die Körperanstrengung betrifft, eine höchst beschwerliche und nicht ohne Gefahr. Der Wild heuer erntet im Angust und September das Gras auf jenen schwer nahbarcn Halden im Hochgebirge, meist über der Waldrcgiou gelegen, die ihrer steilen Böschung halber weder mit Schafcu uoch mit Ziegen, viel weniger mit schwerem Großvieh betrieben werden können. Die zu solchcu Grasplätzen führenden Wege ziehen zumeist au steilen Abhängen hin; rechts wächst die Wand jäh, glatt, senkrecht in die ^üfte empor, links sinkt sie ebcuso steil mehrere hundert Fuß in die Tiefe nieder; dazwischen liegt der Fclscnwcg, abschüssig, schlüpfrig, bröcklig, oft uur wenige Spannen breit. Das sind die Pfade des Wildhencrs, aber auch des Alpenjägers. Der Bürschgang auf Alpcnthiere ist mit der Waiomaunskunst, wie sie im Hügel-und Flachlande geübt wird, nicht zu vergleichen. Ist das gejagte Wild ein edleres, wie die flüchtige weit witternde Gcmsc, oder ein gefährliches, wie Bär, Wolf, Adler uud Geier, so droht auch dein Alpenjäger schon aus seinem Jagdrevier, der zackigen Gcbirgs-Wildniß, Gefahr und Verderben. Alpe uWirth s ch aft bleibt jedoch die Hauptbeschäftigung des eigentlichen Aelplers. Von den hochgelegenen Alpmwicsen unterhalb der Schneegrenze, die zwar keinen Aubau dulden, aber die bestell, würzigsten Futtcrkräuter licferu, war bereits die Ncde. Wie gros? wäre die Mühe, das Gras für die zahlrcichcu Heerdcn, welche den Hanptbcsitzstand des Gebirgsbewohners bilden, zu mühen und in die Thäler zu schaffen! Deshalb wird das Bich zur Sommerszeit auf diese Weideplätze des Hoch< gebirges, dic sogenannten Alpen oder Almen getrieben, nnd weidet in frischer Berglnft das lur^c, dichte Gras ab. Während das Vieh, Kühe uud Ziegen, die ganze Älm^ zcu über im Freien bleibt, findet der Senne oder Hirt ill der Sennhütte, die nnr alls übereinander gelegten Balken besteht und deren Dach mit großen Steinen gegcu die GmuM des Windes beschwert ist, nothoürftigc Wohnung. Hier verarbeitet er abcr auch die Milch zu trefflichem Käse oder schmackhafter Butter, letztere gewinnt man nammllich ill den östlichen Alpenländern, in Oesterreich nud Steiennark, wo ailch vorwiegend das weibliche Geschlecht mit der Sennerei beschäftigt ist; Käserei wiro besondere eifrig in der Schweiz betrieben. Die Sennen sind größtentheils arme Veute, ihre Nnhrnng Milch oder Rahm, Käsmilch nnd magerer Käse, dazn grobes Brot, das hänfig geung fehlt. Selten besorgen sie eigene Hecrden, nnd noch fcttcucr auf eigener Alm; gewöhnlich stehen sie im Dienste der Alm- nnd Heerdeu-bcsitzer, oder sind Pächter. Die Auffahrt auf die Alm, der Auszug einer Heerde im Beginn des Sommers, ist cm Festtag für den Hirten und die Hecrde. Die Kühe sind mit Blnmeu und Bändern geputzt und mit Glocken behängt nnd jubelud uud juchzend geleitet sie der S,.'un. Anf der Bcrgcshöh aber, da übt er erst recht seinen Gesang, die einfache doch lieblich klingende Melodie des Kuhreigens, oder bläst sie auf dein Alphorn. Die Seclc des Bergbewohners hängt an diesen Töucu so sehr, daß er, in der Fremde sie hörend, von, Heimweh ergriffen wird. Die eigentlichen Scnuerländer, wo die Alpcnwirthschaft den besten Betrieb findet, sind die Schweiz, Tirol und Salzburg. Nicht bloß dem Alpcnhirtcn, sondern überhaupt allen Alpenbewohncrn ist eine große Vicbc znr Heimat eigen; der Graubündeuer, der Tiroler aus dem Passeyerthale Dir Alpen im Allgemeinen. 69 bringen oft lange Jahre in der fremde zn, gewinnen Vermögen, lernen all' die Bequcinlichkcitcn eiilcs verfeinerten Redens kennen nnd fchre» doch schließlich wieder häufig in ihr entlegenes stilles Hciinatthal zurück, in ihre rauhere, aber so majestä-tische Gcbirgswclt, welche sie auch in der Ferne N'ic mit Zaubergewall festgcbanilt erhielt. Die Abgeschlossenheit der Thäler bewirkt aber auch eine besondere Vorliebe für das Althergebrachte, woran dcr Alpcnbcwohncr mit großer Zähigkeit nnd Aus^ daucr hält. Die beiden letzteren Eigenschaften sind eine Folge des steten Kampfes mit den überlegenen Naturgcwalten, die ihn fortwährend in banger Ungewißheit bezüglich seines Besides erhalten. In diesem Kampfe bietet ihm ein starkes Golwerlraue», ein echt religiöser Sinn, dcr freilich häufig auf falsche Hahnen gelenkt wird, festen Rückhalt. Die vielen Gefahren, anf welche die Bewohner der Alpen gefaßt sein müssen, machen sie auch unerschrocken, zuversichtlich, gewandt und stark, mio diese Eigenschaften, mit der ^icbe zum Hcimatbodcn vereint, haben den Aelpler, namentlich den Tiroler und den Schweizer, wiederholt sein Vaterland mit der bewnndcrnngs-würdigsten Tapferkeit vertheidigen lassen. Im lmuuterbrochenen Kampfe mit der Nalnr haben sie sich auch iu hohem Grade in Erfindungskraft und Kunstsiuu grübt. Weltberühmt sind die Holzschnitzereien alls dem Grödcncrthal ill Tirol, ans der Fichtau im Trmmgcbiete, alts dein bayrischen Bcrchtcsgadm. Aber auch anf dem Gebiet echt künstlerischer Plastik sowie der Malerei haben sich vor allen Tiroler in alter und neuer Zeit hervorgethan.') Ill ihren Bautcu, in dem eigenthümlichen Schweizer^ styl aufgeführt, zcigcu die Alpenbcwohncr vorwiegend ihre praktische Rücksichtnahme auf die gegebenen localcn Verhältnisse. Auch ihren eigenen.Gesang >,den Jodler, im Salzkammcrgut „ludclu" oder „olmcn" d. h. auf der Alm singem haben sie, ihre eigenthümlichen Rufsignale (den Iuchazcr, Jauchzer» und ihren eigene» Tan,; (stcirisch, Tiroler).'^ Der Bewohner dcr Alpen ist nicht bloß von starkem, sondern auch häufig von schöllein Körpcrban; namentlich sind in dieser Beziehung die männlichen und weiblichen Bewohner des Zillcr- nnd Obcrinnthalcs, der Gegend um Mcran und des Passcyerthalcs, rcnomnnrl. Allerdings verliert das Weib fast überall in den Alpen sehr früh den schöne»« Schmuck dcr Natur, da es vou Kindheit au die anstrengendsten Arbeiten zn verrichten hat. Anderwärts, ill armen und dicht bevölkerten Strichen, ist die äußere Erscheinnng wegen ungenügender Nahrung eine nichl sehr günstige, ja in den schattigen nnd fcnchtcn Engthälcrn zeigen sich zahlreiche Kranthcitsanlagen und viele Krüppel, namentlich zwergenhafte, taubstumme Ms? gestalten mit blöder Miene und stieren Augen, ungchcncrcn Kröpfen und krnmmeu Beinen, welche in den Alpen Fexen, Cretincn, Trotteln, Torten oder Dosten genannt werden. Am häufigsten findet man diese Entartung des Menschengeschlechtes im oberstcirischm Paltcnthal. Die eben geschilderten Charakterscitcn sind im Allgemeinen den Alpenbcwohneru überhaupt eigen, obwohl wir gestehen, bei unserer Schilderuug namentlich den deutschen Aelplcr bor Augen gehabt zu haben. Denn bekanntlich ist die Bevölkerung ill den Alpen in nationaler Beziehung sehr verschieden. Sic gehört den drei enropäischcn Hauptnationen, den Deutschen, Romanen und Slaven an, nnd wenn man die Gesammtbevölkcrnng des Alpensystems auf etwa 8 Millionen annehmen kann, so enl^ fallen etwa je ^ Millionen auf die Deutschen nnd Romanen, ! Million auf dic Slaven. Da sich die Romanen in den Alpen wieder in Franzosen uud Italiener ') Als Bildhauer sind erwähnenSwerth: Nißl, Hell, Pendel, Zcnmcr, Kricsinmei', Rrilmlln; als Maler: Helftnrieder, Pußjäger, Glantschniq, OraSmaier, Trosser, Zoller, H^zi-r. Nnl'-rberger, Stadier, Koch, Dcfsregger u. A. 2) ,,T>ie Strauß'schen nnd Lanner'sche» Zauberwatzer sind nur die «erklärte» Töne de? von den Sennhütten au« luftiger Hühe herabtönenden Jodeln«." 70 Das ilttpeillMel. scheiden, so gibt es hier vier Haupt-Nationalitäten, deren jede sich in zahlreiche Unter-Abtheilungen und Schattirungm mit cincr unglaublichen Menge von Mundarten gliedert. Die Deutschen bewohnen den ganzen Nordtheil der Alpen, nicht bloß dic nördlichen Borlagen, sondern auch ein beträchtliches Gebiet der Ur-Alpen, ja sie reichen selbst bis über den Südabhang dieser nach Süden hinaus. Sie scheiden sich in die dialektisch verschiedenen Schweizer, Tiroler, Salzburgcr, Ober- nnd Nicdcröstcr-reicher, Stcircr und Kärntner. Den Westen des Alpentcrrains haben die Franzosen inuc, Genf, Lausanne, Savoyen und das Nhoncthal; auch sie sprechen verschiedene Muudarten. Von ihnen östlich und den Dcntschcn im Süden benachbart wohnen die Aclpler italienischer Nationalität, welche sich in die eigentlichen Italiener mit dem piemontesischcn, mailändischcn, bergamastischcn, trientinischen und friaulischcn Dialekte uud in die Rhütoromancn, Churwälsche oder Ladiner in Grau-bünden, im oberen Engadiu und in einigen picmontesischen Thälern theilen. Den Südostcn der Nlftcll endlich erfüllen die Slaven; diese gehören den Sndslavcn an und sind theils Winden oder Wenden, gewöhnlich Slovenen genannt, im südöstlichen Gebiete von Kärntcn und Südsteiermart, in Kram und im Küstcnlcmdc; theils Kroaten, welche von den vorigen östlich wohnen. Die Chorwaten haben einen schmalen Strich östlich von Graz zwischen Deutschen und Magyaren innc. In den östlichen Ausläufern der Alpen auf ungarischen: Boden wohnen auch bereits Magyaren, doch ist hier von: Charakter des Alftcnbewohners ebenso wenig zu finden als das Bergland selbst noch Spuren der Alftenphysiognomie bewahrt hat. Zur Geschichte der Alpenländer. Die Betrachtung der die Alpen heute bewohnenden Nationalitäten läßt wohl die Frage auftauchcu, zu welcher Zeit sich diese Stämme in dem großartigen Gebirgswalle Mittel-Europa's seßhaft gemacht habcu. Ueber die älteste Bewohnerschaft geben die in den dürren Sommern der Jahre 1853 und 1854 zuerst in den schweizerischen, später auch in den oberitalischcn, bayrischen und österreichischen Seen entdeckten Reste der Pfahlbauten dürftigen Aufschluß. Man vermuthet, daß ihre Erbauer keltischer oder vielleicht sinnischer Abkunft gewesen. An der Südseite des Hochgebirges, im Stromgebiete des Padus (Po) bis weit nach Italien hinein wohnten aber in der ältesten Zeit die Rhätier oder Rhäter, ein Volk von eigener Sprache und nicht zum deutschen Stamme gehörig. Von den aus den: Nordwesten, namentlich am Rhone eindringenden Kelten oder Galliern angegriffen und größtentheils aus ihrem Besitze verdrängt, zogen sie sich vou den fruchtbaren Po-Meoerungen nach dem unwirthlichen Gebirgslande zurück und behaupteten sich in dem Gebiete zwischen St. Gotthard und Großglockncr nördlich bis zum Bodensec und zur Lechquelle. Die Kelten hingegen besetzten die südlichen Alpenthälcr und ganz Oberitalien. Doch als sich Roms Herrschaft immer weiter auf der Apennmen-Halbinsel ausbreitete, wurden auch die padamschcn Kelten unterworfen, später die Alpen überschritten und die Gebiete der jenseits des Hauptkammcs wohnenden Gallier, nuter diesen auch die Helveticr in der heutigen Schweiz, dann das östliche Gcbirgsland nnter dem Namen der Provinzen Rhäticn, Noricum und zum Theil auch Pannonim dem römischen Weltreiche einverleibt. Dieß geschah kurz vor und nach Christi Geburt. Die Römer begründeten nun an den Flüssen feste Lagerplätze für ihre Legionen, welche sich bald zu Städten ausbildeten, führten Heerstraßen über das Gebirge und gewannen die Alpenländcr römischer Cultur. Aber die von Norden her bis au die Donau vorgedrungenen Germanen setzten hier den weiteren Eroberungsgelüsten der Römer eine Grenze, und als das Cäsarenreich durch wachsende Anarchie immer mehr verfiel, überschritten die ersteren die Donau, ja sie zerstörten 476 v. Chr. gar das weströmische Reich und wurden so auch Herren in den Alpen. Diese sahen in den nun folgenden schrecklichen Zeiten der Völkerwanderung (375—573) die verschiedensten Völker auf Dic Alpen im Allgemeinen. 71 ihrem Durchzuge, bis endlich wieder dauernde Verhältnisse herbeigeführt wurden. Nach der Völkerwanderung hatten den Südabfall der Alpen die germanischen, aber bald romanisch gewordenen ^ongobarden mm; den Westabhang die später ebenfalls romanisirten Änrgnndcr; den größten Theil des hochrhcinischen Gebietes die Alc^ mannen oder Schwaben. Neben ihnen hielt sich mit Deutschen vermischt noch ein Rest halb römisch gewordener Rhütcr im hcutigcu Graubündcn und Vintscha.au. Im heutigen Tiroler Gebirge und alts der Hochebene zur Donau zwischen Lech und (änns saßen mehrere Ueberrestc durchgezogener Deutschcu uud vereinten sich zu einen: Volte, den Bayern. Alemannen uud Bayern blieben bis hellte rein deutsch. Am Ostabhangc der Alpen, an der Dräu und Save, hatten sich slavische Völkerschaften, die Wenden, vorgedrängt, wurden aber von den Deutschen, da diese Bänder an deutsche Fürsten kamen, zuletzt überwunden, so daß das slavische Gebiet auch im Osten heule ein beschränktes ist. Das mächtigste unter den deutschen Völkcru, die sich iu's Römcrrcich getheilt, wurden die Franken. Sie eroberten das römische Gallien, machten die Burgunder lind ^ombarden abhängig, unterwarfen alle Stämme Deutschlands, so daß ihr König Karl der Große als römischer Kaiser um das Jahr 800 auch das ganze Alpengcbiet beherrschte. Als unter seinen Nachkommen 84I> das große Reich zerfiel, gehörten von nun an die Ost-Alpen nnd der östliche Theil der Central - Alpen zum deutschen Reiche, das seine Herrschaft auch über Italien ausdehnte. Burgund blieb als arcla-tisches Reich bis l 034 selbständig, zu welcher Zeit es unter Konrad II. dem Salier an Deutschland kam. In der Folge trennten sich die romanischen Theile Burgunds von den alemannischen; jene (die Länder au: Rhouc, an der Saonc und Isöre) fielen Frankreich zu, während diese (der Hauftttheil der Schweiz) noch bis zum Schlüsse des Mittelalters beim deutschen Reiche blieben. Der Grund zur schweizerischen Eidgenossenschaft ward zu Beginn des 14. Jahrhunderts gelegt, aber erst 1648 fand sie im westfälischen Frieden als eigene staatliche Gemeinschaft förmliche Anerkennung. Die östlichen Alpengebiete blieben fortwährend dem deutschen Reiche, so lange dieses bestand, (bis 1806) untcrthan. Die verschiedenen kleineren Herrschaften wurden durch das Haus Oesterreich zu einen, geschlossenen Ländcr-Complexe vereinigt, der äußerste Norden war und blieb bayrisch. Die italischen Alpen waren seit langen Jahrhunderten unter die Handels-republikcn Genua und Venedig, sowie das deutsche Reich getheilt, bis Mailand selbständig wurde. Maßgebend fiir die Tcrritorialvcrhältnissc in deu Alpen waren die Bestimmungen des Wiener Congresses vom Jahre 1815», welcher die Umwälzungspcriodc der Napolconischen Gewaltherrschaft veranlaßt hatte. Der neue Kaiscrstaat Oesterreich behielt nicht bloß die vormaligeil österreichischen Alpenländcr, sondern wurde definitiv durch das Erzbisthum Salzburg und das lomvardisch-venctianischc Königreich vermehrt, das sich im Norden alt die Alfteu anlehnt. Unglückliche Kriegsercignissc riefen jedoch 185!» den Verlust der Lombardei, 18»i<; den Venetiens herbei, die beide au das jungerstandcue Königreich Italien kamen; für geleistete Hilfe wurdeu von letztcrem Nizza nnd Sauoycn in den Westalpen an Frankreich abgetreten. Somit haben heute folgende Staaten au dem wcitausgcdchnten Alpcngebiete Antheil: 1. Frankreich mit Nizza, der Provence, der Dauphin« und Savoyen; ^. die Schweiz mit den Cantunen Genf, Wallis, Freiburg, Bern, Unterwalden, Uri, Schwyz, Glarns, Zürich, Zug, ^uzern, Thnrgan, St. Gallen, Tessin und Graubünden; 72 Das Alftengebiet. 3. das Königreich Italien mit Genua, Piemont, Lombardei und Venetien; 4. das kleine Fürstcuthum Liechtenstein; 5. Bayern nüt Schwaden und Obcr-Baycru; und ^j. die vsterreichisch-imgarifchc Monarchie nnt Tirol und Vorarlberg Salzburg, Ober- und Niedcröstcrreich, Kärnlen, Stcicrulark, Krain, Görz mid Gradisea; in den letzten Ausläufern auch mit Ungarn, Kroatien und Slavonien. Alpenfahrten und Alpenvercinc. Die Alpen haben ihre Geschichte noch in einem andern Sinne als in gcognostischcr und eulturhistorischcr Hinsicht, nämlich tue Geschichte ihrer Erforschung, der Bergbesteigungen und Alpeufa'hrtcu. Diese datirl in ihren Anfältgcn erst alts der ncncrcn Zeit. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts war die Keuntniß der Alpen so mangelhaft, daß der St. Gotthard als der höchste Berg in der Schweiz gelten konnte, und erst die barometrischen Höhclp Messungen dc Vuc's, Smtssurc's Besteigung des Montblanc (1787) begründeten die ciugehendc, wissenschaftliche Erforschung des Alpengcbietcs, für welche namentlich die erste Hälfte unseres Jahrhunderts uon der größten Bedeutung wurde. Trigonometrische Vermessungen, die Anlage meteorologischer Stationen, eine Meugc von Alpcnfahrten, iili Interesse der Wissenschaft uuternommcu, gründliche Werte über del« Ball der Alpen, treffliche Karten, haben unsere Erkenntniß bedeutend erweitert nud berichtigt. Die erhöhte Pflege der Naturwissenschaften und der Erdkunde in den Schulen im Vereine mit der fortschreitenden Verbesserung der Verkehrsmittel haben selbst in weiten Kreisen eine beinahe bis zur Leidenschaft gesteigerte ^iebe für Alpenfahrtcn hervorgerufen, welche vou England ausgehend bald auch den Eoutinent ergriff. Ja der Zug unserer Zeit zum Vcrcinswescn hat auch für die Erforschung der Alpen seine Frucht gebracht; im Jahre 1858 trat der englische Alpcnclub in's ^eben, vessel, Mitgliedschaft nur erlangen kann, wer einen Berg von mindestens II.<)<»<) F. ,f>ohc erstiegen hat; seitdem haben sich Alpen-Vereine in der Schweiz, in Oesterreich, Deutschland, Italien, 1874 einer in Frankreich gebildet. Ist auch vielen der Mitglieder dieser Alpcnclnbs das Steigen uud Klettern Selbstzweck, mag auch gar mancher au« ihnen von einer Alpenfahrt zurückkchreu, ohne eigentlich die Alpen gesehen zu haben, ist endlich die Zahl Jener, die wissenschaftlicher Sinn zur herrlichen Alpcnwcll hinzieht, noch viel geringer als die der verständigen Bewunderer der Alpennatur, so läßt sich doch nicht verkennen, daß durch die von den Alpcnclubs herausgegebenen Zeitschriften, Jahrbücher und Karten die Kuude der Alvcu wirklich gefördert wird. In poetischen Worten schildert Tfchudi, was den Menschen mit so unwiderstehlicher Gewalt antreibt, für die Ueberwindung verderbcndrohendcr Gefahren und fast übermenschlicher Anstrengungen seinen vcrhältnißmäßig kargen Lohn auf der Höhe majestätisch thronender Schncegipfel zu gewinnen. Es ist, sagt er, der Drang, das geliebte Mutterhaus der Heimat auch iu seilten letzten Falten und Giebeln mit seiner unaussprechlichen Naturpracht kennen zu lernen; es ist das Gefühl geistiger Kraft, das ihn durchglüht, und ihn die todten Schrecken der Materie zu überwinden treibt; es ist der Reiz, das eigene Menschcuvcrmögen, das unendliche Vermögen des intelligenten Willens an dem rohen Widerstände des Staubes zu mcsscu; es ist der heilige Trieb, im Dienste der Wissenschaft dem Ball und Leben der Erde, dem geheimnißvollen Zusammenhange alles Geschaffenen nachzuspüren; es ist vielleicht die Sehnsucht des Herrn der Erde, auf der letzten überwundenen Höhe im Uebcrblick der ihm zu Füßen liegenden Welt das Bewußtsein seiner Verwandtschaft mit dem Unendlichen durch eine einzige freie That zu besiegeln. Ersteigungen bedeutender Alpen giftfel. Am frühesten unter allen wurde der höchste Gipfel Europa's, der Montblanc, i», Jahre 1786 von Dr. Paccaro ans Genf uuter Leitung des Jakob Balmat von Ehamouny er stiegen; der Ornfer Naturforscher Sanssnre erstieg ihn am 1. bis !i. August des nächsten Jahres. Seitdem sind noch mehrere hundert glückliche Die Alpen im Allgemeinen. 73 Ersteigungen des Montblanc, selbst von Frauen, ausgeführt worden, Später wurden dir ersten Versuche zur Crtlimmuug der bedruteudsteu Höhenpuukte iil den deutschen Alpcu gewagt. Die Illilgfrau wurde am ^, August 1811 durch die Gebrüder Meier vou Aarau zum ersteu Male erstiegeil; eine fünfte Ascension glückte G. Stildcr aus Neru ain 14. August 1842. Eine der nenn Spitzeu des Monte Rosa, doch nichl die höchste, erreichte 181!)—»823 mehrmals Zumstein aus der Nmgegrnd; die höchste Spitze zu ersteigeu, gelang erst a!» !»1. Juli 1855 den Brüdern Smith ans England. Hugi aus Solo lhurn erklomm im Jahre 1828 das Finster aarhorn bis auf etwa 2W Fuß: im nächsten Jahre soll seinen zwei Führern Ventpult llnd Wahren aus Griildelwald die völlige Ersteigung geluuge» seiu, sicher ist aber, daß Noth aus Neru mit drei Führern Namens Blatter am AI.Inli 1861 glücklich hinauf kam. Dcu Tödi erklomlue» 1887 einige Gcmsjäger uud acht Tage später, von ihuen geführt, Dürlrr aus Zürich; das Susieuhorn 1841 Sluder aus Bern, das Wctterhorn 1861 Hanus Hallwhl und Gösset aus Bern. Das Schreckhorn soll 185? Eustace Anderson erstiegen habeil, nube zweifelt aber kam Leslie Stephen mil den Führern Michel nnd Kanfmaitu ails (Grindel wald hinauf am 1Z von Schultest, 1822 von 'Leopold V. Buch, !826 uud 1828 von Schaubach, 1828 von Agassiz, 18Z2 vou Erz herzog Johann, 18/i7 vou James Forbes, 1846 und 1848 vou den Brüdern Schlagiutweit, 1854 von Sollklar. Der Ortler wurde zuerst auf Veranlassung des Erzherzogs Johann durch den Nergofficirr Oebhard und dru Passeirr Jäger Joseph Pichlrr im September 1804 und 1805 erstiegen. Den Terglon erstieg am <". Juli 1822 Hauptmann Bosio, den Groß Venedigcr auf Veranlassnng des Erzherzogs Iohauu zum ersten Male der Nevierförster Rohregger i,u August 1828. Die hohe Wild spitze wurde von H.Hecht ans Wien mehrere Male, zuletzt 1862 erstiegen. Den Dachstein erstieg zuerst der Jäger Jakob Bnchsteinrr alls Schladmiug, l8ti2 Bergrath v. Mojsisovies aus Wien. Alpen-Vereine bestehen gegenwärtig folgende: 1. ,,Der deutsche und österreichische Alpen P ere ill", hervorgegangen aus der seit I, Iällttcr 1874 vollzogenen Fusion des früheren deutschen Alpen Vereines und des österreichischen Alpen Vereines (1862 gegründet), mit dem Zwecle, die Kenntnisse vcm den deutscheu Alpen zu erweitern und zu verbreiten^ ihre Bereiinng ,zn erleichleru. Vereins Organ: „Zeitschrift des deutschen uud österreichischen Alpen Vereines". Gegenwärtig (Inni 1874) umfaßt dieser Ver eiu iil Deutschland und Oesterreich 41 See^ tioneu: Angsdnrg, Allgäu (Immenstadt), Austria (Nieu), Badeu bei Wieu, Berlin, Botzell, Coustauz, Daruistadt, Drcsdeu, Erzgebirgisch Voigtlälldische Section ill Zwickau, Frankfurt am Main (derzeit Sitz der Ceutral Leitung), Graz, Heidelberg, Karlsruhe, Kcmpten (Allgäu), Klageufurt, Äüsteulaud (Trieft), Kraiu (^aibach), Leipzig, ^,'ieuz (Pusterthal), ^inz, Memiliingen, Merail, Miltemvald ili Ober Vaiieru, Möllthal in Ober-Villach, München, Niederudorf (Plister thai), Nürnberg, Ober.Iunchal (in Iuift), Piuzgau in Zell a. S., Prag, Negeusburg, Salzburg, Schwaben ill Stuttgart, Steher, Taufers bei Brnuuect in, Pusterthal, Trannsteiu, Trostberg iu Bahern, Villach, Vorarllnrg iu Bludeuz, Zell im Zillerthal. 2. „'lu« ^i^ine 0 ild" ill Vondon (1858 gegründet), Vereins Organ: ,/I'Ilo ^I^in« .1 »III»!»,!". !l, ,,Drr Schlnrizer Alpen Clul'", ill Sectioncu zerfallend wic der deutsche nud öster reichische Alpen Verein. Organ: „Jahrbuch des Schweiger Alpen Clubs". 4. Der „<'!> /^ 1pinn Kaii^,in" (186Z gegriilldct), der auch auf Erforschuug des Apeunin uud der Vulcane berechnet ist, mil der ständigen Ceutrale Turin uud dem Vereins-Organ ,,I5(,l1?t,i>w s'luli ^.Ipinn Itillilrun". (5r zählt gegenwärtig 18 Sectionen. '', Die „ßnc'i^t«, ^I^ino, slc>1 'I'i'f?n-!,inn", deren Sitz iu Arco uud deren Organ ein „^lMlllN'ia" ist. 6. Der„OIn!> ^1z,in Vl-»,n^3.i8" (l8?4 gegrülldet), welcher seinen Eentralsih iu Paris ha! uud in mehrere Sectivllen getheilt ist. Vereine ähnlicher Tendenz im Gebiete der Alpen sind ferner: 1. Der „Touristen Club" in Wien. Orgaue: Die Zeilschrift „Der Tourist" und ein „Iahrbnch". 2. Der ,,steirische Geb irgsverein" ill Graz mil einem „Jahrbuch" als Vereins Organ. Der Alprnknnde sind auch noch als selb ständig erscheinende Zeitschrifteil: Amthor'S „Alpeufreuud" (in Gera) lind W. Senn'S „Alpcupost" Kln.» bedecken. Während Oesterreich nur an dein östlichen Gebiete der Ecntral-Alpen 2ü P. F. — 2700 Mtr. hoch. Die südlichen Querthäler, die zum oberen Etschthale, dcm Vintschgau, ausmünden, wie das Matscher-, Schlandcrnaun- lind Schnalscr-Thal, sind kürzer als die obgcnanntcn, und nur das südöstliche Grenzthal Passcycr kann sich an Ansdehnung mit den nördlichen Thälern dieser Gruppe messen, letzteres, von dcr bei Mcran in die Etsch mündenden Passer durchstossen, ist reich au Naturschöu-hcitcn sowie an Orten, die für die tirolischc Geschichte besondere Bcdcutuug habeu, wic Schloß Tirol und Sand mit dein Sanowirthshans. 2. Dic Stubaier Gruppe wird im Westen durch das Octzthal, das Timblcr-joch und das obere Passeycr von der vorigen Gruppe geschieden, im Osten vom Wipthal (Thal der SiD, dein Areuner, deil, oberen Eisackthal, im Süden durch das in das Eisackthal cinlllüudende Iaufcnthal und den Iaufcupaß (6448 P. F. — 2095 Mr.), der zur oberen Passer führt, abgcgrcuzt. Ihrcu ')8 P. F. — 25»5,8 Mtr. hohc Ifingcr, östlich von Mcran. II. ')lördlichc Vorlagen der (5entral-Alpcn. Dicsc reichen vom Bodenfce und Hlhcin im Wcstcn bis zum I im i>n Osten, wo sich dieser i^lnß nach Norden wendet, südlich bis zn der bereits bekannten ^inic: Iltthal, Arlpaß, Stanzer-thal, oberes nnd nntcrcs Innthal, nnd gehen im ')lordcn mit ihren letzten Anslanfcrn ;ur schwäbisch-bayrischen Hochebene über. Der hier entspringende ^cch scheidet sic in die westlichen Allgancr nnd Vorarlbergcr Alpen mit drin Brcgenzcr Wald nnd ill die östlichen bayrischen oder nordtirolischcn Kaltalpcn. ir) Die Allganer nnd Vorarlbcrger Alpen nicrdcn gegen Osten dnrch das 24 Stnndcn lange, nordöstlich streichende Vcchthal, das arm an Mtltrcr;cllgnisscn ist, bis Lech und Omesberg sinßanfwärts, uon da an bis znm Arlbcrg dnrch das Znrscrthal begrenzt. So weit sich dicsc (^rnppc ans dein Äodcn Vorarlbergs crstrcckl, führt sie den Mmcn Vorarlberger Alpen, in denen man den Bregenzcr Wald zn beiden Scitcn dcr in den Bodcnsec inülwcndcn Ärcgcnzer Ache nntcrschcidct. Das Iller-Gcbict bildet dic Nllgalicr Alpen, welche mir mit ihrem südöstlichsten Theile, nämlich dem Zngc am linken ^echnfcr von Warth bis etwa eine Stunde vor Füssen zn Oesterreich gehören, sonst aber bayrisch sind. Die gcsammtc Grnppc hat noch alpimschcn Charakter, auch Alftcnwirthschast, mit Ausnahme nnr des Brcgcnzer Waldes mit seinen abgeplatteten Höhen. Bildet den höchsten Gipfel dieses Theiles dcr Mittagsspitz (l>4<^ P. F. — 2100 Mr.), so erheben sich die eigentlichen Vorarldergcr Alpen in dcr Rothen Wand (östlich von Äludcnz) zu 8'Ntt P. F. — 2705» Vttr. Höhe; dcr bedeutendste Mpfcl dcr Allgaucr Alpen ist dcr Hochvogcl im Nordostcn "der Illerqucllc, ?l)81 P. F. ^ 25»!).^ Mr. hoch. d) Die bayrischen nnd nordtirolischcn Kalkalpen liegen zwischen Vech nnd Inn, ihre genauere Begrenzung wurde schon oben angegeben; sic gliedern sich in die drei Unterzoncn- der Kalkalpcn, dcs hohen Borgebirges und des Molassehügellandes im Norden dcs eigentlichen Gebirges (welche Zusammcnsctzung von hier an bis zum Nordostcndc der Alpen bei Wien gleich bleibt), von denen sich nur die erstere auf dcm Bodcu Tirols erstreckt, die nördlichen Theile gehören Bayern an. Zahlreiche Qucrthälcr, theils Ncbcnthäler dcs Lech-, theils solche des Innthales, schneiden tief in das Gebirge cin, bequeme Ucbergänge bildend. Das bedeutendste Qucrthal ist das bci Imst an den Inn reichende Gurglthal; nordwestlich von Imst erhebt sich der 8585 P. F. — 2773 Mtr. hohc Muttctopf. Nordöstlich vom Gurglthal zieht das Wetterstein - Gebirge (auf defsen Kamin die bayrifch-östcrrei-chischc Grenze) mit der schneebedeckten Zugspitze (9098 P. F. — 295)6 Mr.), der höchsten Erhebung der nordtirolischen Kalkalpen. Im Osten trennt die Linie über den Sccf elder Sattel und durch die Scharnitzklausc das Wctterstcin^Getn'rgc vom Kahrnmndel-Gebirge mit dem Grabenlahr (7778 P. F. — 2525) Mr^), das östlich bis zum Achensec reicht. Hievon südlich, durch den Isarbach (Ifarquellc) getrennt, nordwestlich von Innsbruck, erhebt sich der große Solstein 8794 P. F. Otsterreichifches Alpengebiet. 77 — 285s. Mtr. Ein großes Querthal bildet das Achenthal unt dem 2 Stunden langen, dunkelblauen Achensee. Mrgcnds tritt die Großartigkeit der Kalkwclt der Alpen so charakteristisch hervor, wie hier in den Gebirgen zwischen ^ech und ,vnn nnd in den viclvcrzwcigtcn Thälern, welche sich zur Isar vereinigen. III. Südliche Vorlagen der Central-Alpcn. Diese schließen sich an die Bcrnina-Gruppe, von ihr durch das Stilffcr Joch geschieden, und sind durch die Etfch, die Adda und den Oglio eingeschlossen. Sie zerfallen in die Ortler-, Ada-mcllo-, Brmta- und Nonsbcrger-Grnppc und die Tridentiner Alpen. a) Die Ortlcr - Gruppe, den höchsten Alftengipfel Oesterreichs enthaltend, wird vom Stilfser Joch, dem Pinschgau, dem Ultenthal, dem Pal di Nabbi, den: Pal di Sole (Sulzbcrg), dem Paß Toualc (5574 P. ss. ^ I87i> Mtr.), dem obern Oglio lind der oberen Adda begrenzt. Sie ist reich an Gletschern nnd ihre Gewässer fließen zur Adda uud Etsch, oder geben dein Oglio und dem Nosbach den Urfpruug. Die höchste Spitze ist der Or teles, 12.022 P. F. — 8905 Mtr. hoch; westlich vou ihm gipfelt der Monte Cristallo l0.77!) P. F. — 84!«^ Mr.), südöstlich der Monte Zcbru <^l.4!»7 P. F. — 8785 Mr.), von diesem nach Süden der Zufallspitz (11.018 P. F. ^ 8778 Mr.). d) Die Adamello-Gruppc, dlirch den Tonale-Paß von der vorigen geschieden, vom Bal di Sole, dem Thalc des Mclledrio, den: Pal Ncndena, Iudicaricu und dem Thalc des Chicsc umgrenzt, ist in dem bcglctschcrten Monte Adamello 10.W4 P. F. ^ 3582 Mtr. hoch. Iudicarien oder Giudicaria heißt das Thal des Chiese von seiner Einmündung in den Idro-See aufwärts bis Prezzo, dauu nordöstlich zur Sarca und das mittlere Sarca-Thal in östlicher Richtul^g. (^) Die Brcnta-Gruppe, von Milord uach Süd strcichcud, liegt zwischen den Thälern Sulzberg, ^iousbcrg uud Iudicaricu, ii>^ Westen dlirch die eben angegebene Ostgrcnze der Adainello^Gruppc von dieser geschicdeu, und erhebt sich zu einem sehr hohen isolirtcn, vcgletschertcn Gebirgsstock, der Bocca di Brenta, im di ')caudis 10.071 P. F. — 8272 Mtl. hoch. ä) Die Nonsberger-Gruppe licgl uördlich von der vorigeu und wird vou der Etsch, dem Mtenthal, dcul Pal di Ätabbi, ferner von den Thälern Slilzbcrg und Nonsberg begrenzt. Der von der Cima dei trc Siguori ill der Adamello Griippe kommende ^tosbach, Nos oder Nocc betritt bei Fneine das vom Paß Tonale to>w mende Pal di Sole (Sulzbcrg^ welches mit dem unteren Pintschgau parallel läuft; bei N)ial6 ändert nun ersteres seine Richtung, springt nach Süden um uud heißt vou da bis zum Ausgangc iu das mittlere l^tschthal Pal di ')iou oder ^lvusbcrg. V) Die Tridentiner Alpen lnnschließen den großen Gardascc und werden von dem Thale des Chicse mit dem Idro-Sec, Iudicaricn, der Eiusentung von dem Knie der Sarea östlich bis Trient und den» rechten Etschufcr begrcuzt; sic zerfallen selbst wieder in drei Gruppm, unter denen die isolirte des Monte Bal do (in der Cima di Paitana 585!» P. ss. — 1852 Mtr. hoch) zwischen Gardafee und Etsch wegen ihres Basalts besonders interessant ist. L. Ost.Alpen. Der westlichen Begrenzung der OstMpcn gegen die Mittel oder Central Alpen wnrde schon oben gedacht. Sie erstrecken sich in einer Central-Zone, sonne in uürd^ lichen, östlichen und südlichen Porlagcn bis an den Donallfluß und die Donau Tiefländer, berühren sich im Südostcn mit dem Karst lind fallen im Süden gegvn das venetianischc Tiefland ab. Wie schon bemertt, hat Bayern nnr einen genilgen Antheil an den nördlichen Porlagen, Italien einen größeren an den südliche» vorlagen, im übrigen sind sie österreichisch lind erfüllet« Ost Tirol, Salzburg, Mrulen, Steienuart, 7ß Das Alftengebiet. Obcr^ lind Nicdcrösterreich südlich der Donau, den nördlichen Theil des Küstenlandes, den größten Theil Krams, die südwestlichen Gebiete Ungarns, endlich Kroatien und Slavonien mit ihren letzten Ausläufern. I. Die mittlere Zone, nach Osten hin immer breiter werdend, zieht unge-theilt als Zillcrthaler Alpen und Hohe Tanern wm Brenner bis an die Murquelle, dann ili zwei F Die Zillcrthaler Alpen, vom Wipthal, dem Inn, dem Zillcrthal bis Zell, dcm Gerlosthal imd Gerlospaß, den, Thalc der Krimlcr Nchc, dem Krimler 'lauern (857^ P. F. — 2785 Mtr.), dem Ahrenthal, der Nienz. oberen Eisack lind der Brennerschartc begrenzt, werden von Ncbcnlhälern sowohl des Inn als auch der Rienz vielfach eingrschnitteu, deren obere Enden sich zu den: mittlereu Haupt-taunnc der filler thaler Ferner erheben. Unter diesen ist das östlich begrenzende Zillerthal das bedeutendste; von der Ziller durchftossen bietet sein weiter und ebener Thalgrund fruchtbaren Bodens genug, während der Süden desselben zum Eisgurtc der Gletscher hinaufführt. Rechts erhebt sich das Gcrlosthal zum Gcrlospaß, weiter oben führen links in südwestlicher Richtung das Tnxcr- und Zcnnnthal (dann Zamserihalj in die Höhe, die Gruppe der Tuxer Ferner umschließend. Die Hohe Wand an der Zamscr Muft hat W.114 P. F. — 328l^ Mtr. Höhe. Die Gipfel der Zillcrthalcr Ferner Hochfeiler (10.622 P. F. — ^5>1<> Mtr.) und Vöffclspitz > I0.42l P. F. ^- s'»:-j8s> Mr.) ragen noch höher empor. Unter den südlichen Thälern dieser Gruppe behauptet das Ahrenthal den ersten Rang; ans ihn: führt westlich das Mühlwalder Thal zum Hochfeiler. l>) Die Hohen Tauern sind in den Ost-Alpen der prachtvollste Hochalpenzug uud bedecken bci einer Vängc von l!^ Ml. und einer Breite von (> Meilen einen Flächmraum von 104 geogr. üMl. Zwischen den: oberen Salzachthal und dem Drauthalc erstrecken sic sich östlich bis zum Groß-Arlthal, dem Joch des Arlthörls und dem Maltathnl, mit ihrem Nordavhange Salzburg, mit den, Südabhauge Tirol ilnd Rärltlen angehörend. Ihre mächtigen Alpeustöckc sind ungeumn reich an Schnce-scldern und Gletschern, hier 5tecs genannt, und au Eiusentungcn dazwischen, Taucrn geheißen, ^iach Norden fallcu sie rascher ab, weßhalb die zahlreichen parallelen Ncbenthäler des Salzachthales, lauter Qucrthäler, kürzer sind als die rcichvcrzweigtcn Nebenthäler der Dran. Unter den ersteren sind namentlich das Thal der Krimler Ache, das Stubachthal, das Kapruncrthal, die Thäler Fusch, Rauris, Oasteiu und das begrenzende GroMrlthal hervorzuhebcu. Zunt Draugebietc gehören das bei Vienz ausmündende Iselthal lnit den« westlichen Mngenthal Tefferccken oder Deffreggen und das lange Älöllthal. An den Krimler Tanern schließt sich die bis zum ^lbcrbach, dem Tallern uud vMbach reichende Beneoiger-Grupftc, mit der Gletschermasse des Prettaucr, Schlattcn- uud Obersulzbacher KeefeS, in der Dreiherren spitze l<).7.^2 P. F. ^ 35l)Z Mr., im Groß-Veuediger 11.308 P. F. — 3l;74 Mtr. hoch. Durch das breite Tauernthal Windisch-Matrci davon getrennt folgt im Osten die gewaltige Glöckner-Gruppe, m's zur Nauris und dem Heiligmblnter Tauern. Ucbergällge in dieser Gruppe bilden der Velbcr-, Stubach-, Kalser-, ^enigeltbluler, ^lnuriser-dauern, das Hochthor, der eisige Goldberg- oder Fraganlen- Oesterreich isck?s Alp?nqebi?t. 79 Tauern (der höchste, «507 P. F. — 27W Mr.), der Korn- ober 'Hoch- und der Malmtzer- oder Naßfeldcr^Tancrn. Den Mittelpunkt dieser Gruppe bildet der Hohe Kasten b erg (10.580 P. F. — 3435 Mr.); von wo aus im Westen des Pasterzen Gletschers ein Zug über den scharfen Romariswandtopf (10.920 P. F. ^ 3548 Mtr.) zu dem doppelgipfeligcn 11.,i8i; P. F. — 3797 Mtr. hohen Groß^ Glöckner geht, deul höchsten Gipfel der Ostalfteu und dem zweiten in Oesterreich (nächst dein Ortlcr). Zwischen dem Kastenberg und dcr östlichen Oberen Pf and l^ scharte erstrecken sich gewaltige, prächtige Eismasscu, aus denen die Glocknerin (10.321 P. F. — 3353 Mtr.' und der Große Bärenköpf (10.500 P. F. — 3418 Mtr.) emporragen. Die Hohenaar^, gewöhnlich Hochnarr-, auch Gold-berg- oder Nanriser-Grnppc reicht bis zum Thalc Gastcin; in ihr erhebt sich der Hohcnaar oder Hochnarr zu 10.031 P. F. — 3259 Mtr. Höhe; südöstlich von ihm befindet sich das einst so reiche Rauriser Goldbergwerk; hicvon östlich der Radhaus. (Rathhaus-) Berg l.82l>1 P. F. — 2084'Mtr.) mit dem höchsten Bergbau Oesterreichs. Den Beschluß dcr Hohen Tnucrn macht die östlichste tleiur Ankogel-G rnftpe, bis zum ^icfw (Malta ) Thale, in welcher sich der glctscherbedeckte Ankogel bis zu l0.014 P. F. — 3253 Mtr. Höhe erhebt. Südlich vom Haupt' tamme dcr Tancrn, zwischen Moll und Dran, liegt die Krcuzcck^Gruppe, 830^ P. F. — 2«il0 Mtr. hoch. <>) Von der Äiurgucllc au trennt sich, wie schon gesagt, die Mittelzone in zwei Züge, die durch die Mur nud Mürz vou einander geschieden werden. Dort, wo sie auscinanderlaufen, erhebt sich die Hafner spitze. Der nordöstliche Flügel führt bis znm llcbcrgangc von Wald zwischen dem Palten- (zur Enns) lind Viesing Thal (zur Mur) den ')l'alnen Niedere Taueru. Diese wie die folgenden uordsteirischeu Alpen sind schou bedellteud niedriger als die Hohen Tnucru, ohne große Alpenstöcke uud weite Schueefelder, die tiefcu Kannneinschuitte licgeu schou in der Waldregion. 9iach den beiden Hauptübergäugen nennt mau auch den westlichen Theil die Radftädter^ Tancrn ^5l<»4P. F. ^^ K'»04 Mtr., vom Pongau zum Vungau), den östlichen die Rotten mann er-Taueru (3850 P. F. — 1251 Attr., bei Rottenmaun, von der Enns zur Mnr). Die höchsten Gipfel des Haupttammcs sind von West nach Ost: Dcr Tappentar, südöstlich von Gastein, (42 Mr., im ^copoldsbcrg bei Wien 1330 F. — 44!) Mr. hoch. — Der Hermannstogcl entsendet südwärts amnuthigc, waldbcdeckte Höhen, die sich unter den Namen Kobcnzl, Himmel. Gallitzinlicrg bis gegen Schönbrunn ziehen. Nördlich von den obengcnanntcn Höhen erstreckt sich zwischen der Enns und Donau im Osten bis Klostcrncutmrg reichend ein fruchtbares und waldreiches Hügelland. III. Ocstliche Vorlagen der Ost-Alpen. Vom Wechsel und den Raab-thalcr Alpen östlich, im Norden bis zur Leitha, im Süden bis zur Mur und Dräu reichend, erstrecken sich dic niedrigen Vorlagen bis zur Donau und zwar fast ausschließlich anf ungarischem Boden. Sie werden in ihren Theilen als Vcithagcbirgc, stcirischcs Hügelland, Äükony-Wald und pannonisches Hügelland unterschieden. lii Das LeithagcliiM zieht von dcn nordsteirischen Alpen nach 'Nordost am rechten Ufer der ^citha bis gcgcn die Donau und bildet mit seinen bewaldeten Höhen ein wallartiges Verbindungsglied zwischen dcn Alpen und Karpathen. Es erreicht im Sonnbcrg nordwestlich von Eiscnstadt 1480 P. F. — 481 Mtr. Höhe. d) Das steirischc Hügelland, in Steiermark und dem angrenzenden Ungarn, mit dcn Naablhalcr Alpen im Zusammenhange, erstreckt sich bis an die Naab und die Mur-Inscl und steigt im Gcschricbcnstcin bei Güns, der ersten Vorwacht der Alpen, zu cincr Höhe von 2773 F. — 876 Mtr. c) Dcr Bakouy-Wald, ganz in Ungarn, breitet sich mit seinen dichten Waldungen und kegelförmigen Kuppen zwischen dem Marczal, dcr Zala, deni Platten-See und dcr Donau in nordöstlicher Richtung aus. Dcr südwestliche eigentliche Bäkony-Wald gipfelt am höchsten im Köröshcgy l2238 F. — 707 Mtr.) und Kabhcgy «1896 F. ^- 599 Mr.). An ihn schließt sich nordöstlich das Vertes- Oesterreichisches Alpengebiet. 83 Gebirge mit dem Körtvelyes (1518 F. — 480 Mtr.) und dem Csoka (1509 F. — 470 Mtr.); weiter nach Ostm der Pilis (2388 F. — 755 Mtr.) und das Ofner Weingebirgc, im Iohannesbcrg 1668 F. — 527 Mtr. hoch. Der Äloksbcrg'bci Öfen ist 743 P. F. — 235 Mtr. hoch. Ä) Das pannonische Hügelland oder das uiedcrungarische Bergland (nach dem Pannonicn dcr Nömcr genannt) begleitet das linke Mur- nnd Dran-Ufer als Fort-sctznng des stcirischcn Hügellandes, itnd füllt dann das Dreieck zwischen Dran, Donau nnd Plattensee ans. Im Mccsek-Gebirgc nördlich von Fünfkirchen nnd Mohacs wird es 2124 F. — <;71 Mr. hoch nnd dehnt sich im Sümcgher nnd Gomogyer Plateau bis zuin Plattensee hin. IV. Südliche Vorlagen der Ost-Alpen. Diese werden im Westen von der Etsch nnd Eisack, im Norden von der Ricnz nnd Dran begrenzt, ziehen sich östlich bis gegenüber dcr Thcißmünonng nnd gehen im Südosten in den Karst über. Sie erfüllen den südöstlichen Theil.Tirols, das südliche Kärntcn, das nördliche Küstenland, Krain, Südstcicrmark, Kroatien und Slavonien nnd gehören, soweit sie die uenetianischc Tiefebene berühren, mit ihren: Sndabfall zu Italien. a) Die Lcssinischcn Alpen, von der Etsch östlich bis zur Brrnta, die im Pal Sugana alts dem Ealdonazzo-Sec (südöstlich von Trient) fließt. Die südöstliche größere Hälfte ist venetianisch. Ganz nahe ain Nande der Ebene erhebt sich zwischen Rovcrcdo nnd Schio, welche Orte der 3589 P. F. ^n 1160 Mtr. hohe Paß über die (5benc von Fugazzc verbindet, der Monte Pasnbio (6874 F. — 2233 Mtr.); höher ist die Cima Dodici (unter 4. 86 Das Alpeugcbiet. zur Savitza abfließende, malerische Vcldes-Scc (slavisch: Olcd Iessero). Der höchste Gipfel der ganzen Gruppe ist der südöstlich von der Wurzcncr Quelle sich erhebende Terglou oder Trig lav (Drcikopf), dessen drei zuckcrhutähnliche Spitzen aus dem Schnee zu 8792 P. F. — 2865 Mtr. Höhe aufsteigen. Bon ihm stießen die Gewässer drei Flüssen zu: der Dräu (Gailitz), dem Isonzo und der Save. Er theilt aber auch drei Sprach- und Pültcrgebicte: Deutsche, Slaven und Italiener. Nordwestlich von ihm gipfelt der Maugart (8402 F. — 2675 Mtr.,), südwestlich der schneebedeckte Krn (7101 F. — 2245 Mtr.) und östliäi daneben der Bogatin (6330 F. — 2000 Mtr.) Niedrigere Erhebungen im Süden vermitteln den Uebergang zum Karstgebirgc. Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen in den österreichischen Alpen. Wiener Fuß") Meter Ortlesfpche......12.356 3905 Oroßgloüucr......12.018 3797 Nildspitze.......11.947 3776 Weißkugel ......11.838 8743 Groß Henediger.....I I.«22 3674 Sinnlauerspitze.....11.389 3504 Monte Adamello .... 11.252 3557 Dreihcrreuspitze.....11.090 3503 Bedretta Marmoladt . , . 11.056 3495 Wilder Pfaff......10.728 3391 Äldnuttopf......10.481 3313 Anlogcl.......10.290 3253 Hafnerspitze......9.784 3093 Dachstein.......9.496 3002 Zugspitze.......9.839 2956 Ewiger Schueeberg . . . 9.298 2939 HochGallmg ...... 9.063 2672 ^erglon .'......9.045 2865 Stilfser Joch .....8.802 2782 Muttetoftf.......8.711 2754 Mangart.......6.462 2675 Schönfeldspitze (Stein. Meer) 8.385 2650 Hochvogel.......8.194 2590 Ifmger.......8,075 2553 Großer Solstein .... 8.035 2540 Grintou;.......8.002 2529 Großer Priel ..... 7.945 2511 Königstuhl......7.875 2489 Nancheck.......7.682 2428 Reißkofel.......7.472 2361 Cima Dodici......7.378 2331 Monte Canin.....7.200 2275 Hochschwab......7.174 22l8 Nicncr ssuß Metcr Hoher Pyrgas..... 7.088 2241 Stou........ 7.064 2233 Tobracz....... 6.614 2154 Schueeberg (bei Wien) . . 6.566 2076 Henkuppe'(Nax-Alpe) . . . 6,338 2003 Hohe Peitsch...... 6.246 1974 Oetschcr....... 5.970 1867 DilNistem....... 5.922 1872 Unteröberg...... 5.871 1856 Arlpasi '....... 5.689 1766 Gchaflicrg....... 5.630 1770 Wechsel....... 5.497 1736 Trcmnstein...... 5.342 1689 Radstädtcr Tanern .... 5.3< 0 1675 Netka Kaftpll ..... 4.867 1539 Reschenscheideck..... 4.825 1525 Großer Pfaff...... 4.675 1509 Schocket....... 4,545 1437 Brenner Paß...... 4.496 1421 i'oibl Paß....... 4.286 1355 Oaiöbera, (bei Salzburg) . . 4.073 1268 Rottenmanner Tauern . , 3.957 1251 Ivanö'öa....... 3354 ^ß^ Seminerina/Paß .... 3.081 97^ Paß Finstermnnz .... 2.925 924 Schöpfet....... 2.82« 893 Orschriebcnstein (bei Giins) . 2.773 876 Hansrnck....... 2.537 602 Vrdttit Gebirge (Cweui Cat) I.696 537 Sonnbcrg (Leitha-Oeliirge) . 1.518 488 ^opoldöberg .../.. 1.3.'0 449 Ostrowctz....... 1.209 393 BlokSberg (bei Ofen) ... 743 235 ") Tii'fe Tabelle gibt dic HVlicn uutzcr in Metern in Wiener Fuß an, während im vlllanqchcnden Tsf<<-nüNlisi Paiisr ssüß anssewcindt find. Eharatterbilder ans den österreichischen Alpen. 87 Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 1. Das Thal Gastein. Das merkwürdige und in mehrfacher Hinsicht berühmte Thal Gastcin ist das größte unter dcn südlichen Seitenthälern der Salzach, zehn Stunden lang, von Lend im Untcr-Pinzgau bis zum Fuße des Malnitzcr Tanern. Es bildet, ähnlich dem Zillcrthal, zuerst von seiner Mündung an aufwärts bis oberhalb Hofgasteiu einen 5 Stunden langen Staunn, dcffen Krone sich von da an aufwärts zu dem nach Süden aufspringenden Boden der Taucrukcttc ästet.- rechts zuerst das Angcrthal, links das Kötschachcr Thal, das hinanstcigt zur Taucrnkettc an die Grenze Kärntms, in der Mitte geht der Hauptast fort über das Wildbad bis Bückstem, wo er gabelt: lints durch das Anlaufthal zum Ankogel und Hohen Tnnern, rechts durch das Naßfcld zum Malnitzcr Tauern; der einst durch seinen Goldreichthmn berühmte Nadhausbcra, trennt diefc beiden Aestc. Im Westen des Thales Gastcin, niit diesem fast seiner ganzen Länge nach parallel, zieht das Nauriscr Thal; die höchsten Gipfel des Scheiderückcns zwischen beiden Thälern find von Norden an der Bäreukogcl (7?.54 F."), die Luggaucr Scharte (»»452 F.). die Türtcl- oder Türchclwand (814»i F.), der Sitberpfennig (8217 F.), die Kolbcntahrschartc (71l4 F.), Gmnskahrkogcl (778!» F.), Fraumkogel (74I8 F.) und Haseck (s)7(N F.). Besonders schön ist in dem Gasteincr Thal der Eharatter der Seitenthäler der Salzach ausgeprägt. Die zwischen den Thalabstürzcn liegenden Thalflächcn heißen hier Thalbödcn oder auch nur Böden. Der oberste oder hinterste Thalboden ist das Naßfeld, ein schöner, weiter Thalkessel, 5000 F. über dem Meere; aus ihm stürzt die Ache, die sich daselbst gesammelt hat, als prächtiger Bären- und Kcssclfall auf den Böcksteiner Thalbödcn, der 8500 F. hoch lilgt. Nach einer Stunde ruhigen Laufes erreicht sie den Absturz im Wildbad, über welchen sie in zwei schönen Fällen auf den Thalboden von Hofgastcin (2700 F.) niederstürzt. Fast fünf Stunden erstreckt sich derselbe bis zur Klamm, durch welche die Ache in wilden Füllen und zuletzt in einen: kühnen Sprunge in die Salzache bei Lend stürzt (2000 F.>. Das 88 Das Alpengebict. ganze Thal heißt die Gastein; einen Ort dieses Namens gibt es eigentlich nicht. Der erste Ort von unten an ist Dorf, auch Dorf-Gastein, der zweite, der Haupt-ort Hof (Markt) oder Hof-Gastein, der dritte das Witdbad, Wildbad in der Ollstein. Am Eingänge in das Thal, auf der Brücke der Salzburger Straße, welche fast unmittelbar unter den letzten Stürzen der Gasteiner Ache über dieselbe führt, betrachten wir die imposanten Wasserfalle, mit welchen sich das Gewässer der Gastein in die Salzach ergießt. Wild zacken die unten ausgewaschenen Felsen empor; schauerlich schieben sich ihre Wände in einander; durch sie hindurch hat sich die Ache ihre Bahn gebrochen, doch ist es ihr nicht gelungen, die Wände bis auf den Fuß zu durchsägen; sie muß noch zwei kühne Sprünge wagen, um ihre wasferfallreiche Laufbähn würdig zu beschließen. Wildschämncnd bricht sie links aus dem Hinterhalt hervor, wo nur die aufsteigenden Säulen zerstäubenden Wassers ihr Dasein verratheu, wirft sich rechts in einen schäumenden Kessel, dessen Tiefe durch einen vorspringenden Felsen verdeckt wird, über dessen Fuß sie nochmals in entgegengesetzter Richtung in wildem Sprunge hinwegsetzt, um in einem weiteren Kessel aufgenommen zu werden, wo sie durch ein künstliches Nchr gesammelt wird; ruhig und regelmäßig stürzen die eisigen, grauen Fluthcn über diesen Damm herab und eilen unter der Brücke hinweg, um in der mächtigeren Salzach Namen und Selbständigkeit zu verlieren. Die Straße übersteigt in einer weiten Windung die Kluft. Kaum hat man die Ecke der rechts hinanziehendcn Straße erreicht und folgt nun wieder ihrer Richtung links, so beginnen die Bilder der Klamm, des zum Thale Gastcin führenden Engpasses, wo eines das andere an Kühnheit und Größe übertrifft. Die Straße zieht sich rechts an der senkrecht abstürzenden, hie und da überhängenden Thatwand hin; der Abgrund in der Tiefe ist mit Gehügcl erfüllt, in welches sich die Ache ein noch tieferes Bett eingewühlt hat. Eins der schönsten Bilder ist das erste, wo man aus dem Schatten einer Hüusergruppe hervortritt; rechts die kühne Straße an der Fclsenwand hängend, hie und da auf Bogen gestützt, link5 ein Felsenbcrg von gleicher Höhe; in der Tiefe die Ache, an deren schäumendem Gestade auf ciner grünen, einsamen Halbinsel im Abgrund eine Mühle; jenseits die Hochauf-strebende Wand des Klammhaseck's («5701 F.V Hier warf vor mehreren Jahren im Winter eine Lauinc das Steinhäuselwirthshaus iu den Abgrund. Die Straße steigt ziemlich stark an, rechts über sich fortwährend drohende, oft überhängende Wände; links in der Tiefe des Abgrundes die tobende Ache; so geht es bis zum Kreuze, der Hohen Klamm, bis wohin Vorspann von Lend mitgenommen wird. Die Wände der Klamm bestehen aus einem schicfrigen, fast säulenförmigen Kalke; mit Talk und Chlorit, von Quarzadcrn durchsetzt, wechselt Thonschiefer. Die Straße führt nun etwas abwärts, während das Bett der Ache heraufsteigt. Bisher war nur unten iu der Tiefe das Bett der Ache zwischen dunkle Wände eingeklemmt, während die oberc Hälfte der Wände noch weit auseinander klaffte; doch jetzt treten auch diese zusammen und das Ganze bildet eine einzige dunkle Kluft, vou kahlen Wänden umdüstcrt; doch dcr Abgrund verschwindet, sowie man rechts um eine Felscnecte in diese Enge, die eigens liche Klamm, tritt; die Ache rauscht dicht neben uns; eine kellcrartige Luft umfängt uns. An der engsten Stelle sperrte einst ein Wachhaus die Straße, dieses war der Paß Klamm. Doch nicht zu lange dauert die beengende Kluft, schon fällt ein grüner Schimmer herein. Bald darauf setzt die Straße über die Ache auf ihr rechtes Ufer; auf einem felsigen Hügel, um welchen sich die Straße schwingt, zeigen sich die Ucberreste dcr Burg Klamm stein, die im 11. Jahrhundert zur Bewachung des Thales erbaut wurde. Hier wenden wir uns noch einmal um und betrachten nochmals den hinten unter uns liegenden Schlund dcr Klamm. Hoch oben an den grauen und gelbgefleckten Kalkwänden zeigt sich eine Höhle, die „enterische Kirche", da man einst hier alles Ungeheure, Große, dessen Ursprung man sich nicht leicht II, ^'V A a ft MM' V a sserfall. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 89 erklären konnte, entensch nannte. Hier wohnten der Sage nach wilde Männer von ungeheuerer Stärke, so daß sie eine Psingschar mit leichter Mühe über das ganz? Thal hinwarfen; vor dieser Höhle, ihrer Wohnung, standen Acpfelbäumc, mit deren Früchten sie auf die vorüberziehenden Wanderer warfen; doch waren sie den Thal^ bewohnern hold und stellten ihnen oft Butter und Milch vor ihre Hausthüren. Unweit Klammstem wendet sich ein Weg empor über die westlichen Thalwändc der Klamm und jenseits gleich darauf wieder herab in die Obere Lend; es ist der alte Eingangsweg in das Thal, zu einer Zeit, als die Klammstraße noch nicht gebahnt war. Auf diesem Wege zogen einst drei Fremdlinge in das Thal, welche die Bewohner desselben auf die in den Bergen ruhenden Schätze aufmerksam machten und von den Bergleuten unter den, Namen der drei Waller verehrt wurden, als die Gründer des einst so reichen, nun längst verfallenen Goldbcrgbaucs; ihnen zu Ehren war auf der Scheideck jenes Eingangsweges eine Eapellc zn den drei Wallern erbaut. Doch schon 1212 bestand auch eine Art Saumwcg durch die Klamm, denn damals ritt der Probst Pabo IX. von St. Zeuo bei Reichcuhall mit einen: Gefährten dnrch die Klamm, es war Winter, sie glitten aus uud stürzten in den Abgrund, wo man am folgenden Tage Pabo's Leichnam unter den Eisschollen fand. Später legten die Goldgcwerke in der Gastcin eine Straße an, welche der Salzburgcr Erz' bischof Matthäus Lang 1534 verbessern ließ. Ihren jetzigen guten Zustand, der dennoch wegen der herabstürzenden Erd- lind Felsenbrüchc fortwährend der Nach' besserung bedarf, verdankt sie erst der ncncstcn Zeit. Jetzt wenden wir uns nach Süden und werden im Gegensatz zu der Natur der bisherigen Gegend durch ein äußerst reizendes und liebliches Bild überrascht: die Klamm war der Riegel des Thales, cr ist jetzt zurückgeschoben, wir sind eingetreten in das lichte, freundliche Gemach des Gastciner Thales. Wir haben die erste Abtheilung des Thales durchstiegen und stehen 43N Fnß über Vend, auf dem ersten Thalbodcn der Gastcin, nämlich dein von Hofgastcin; dieser zerfällt wieder in zwei Unterabteilungen, welche der Ingclsberg scheidet; denn dieser tritt von der linken Hand so weit vor, daß man die zweite Hälfte dieses Thalbodens mit ihrem Hauptort erst dort an jener Bergecke, zwei Stunden von hier, erblickt. Diese untere Strecke nennen wir den Boden von Dorfgastcin. Die eben noch wilotobendc und schäumende Ache gleitet rnhig durch ihre weiten, grünen Fluren dahin; rechts und links erheben sich hohe, aber bis zu ihreu Gipfeln bemattetc Berge; das von den: Sammettcppich überzogene Fclscngerüstc stellt den schönsten Faltenwurf durch Licht und Schatten dar; umgürtet sind die Thalwändc von Forsten, unter denen sich noch eine angebaute Region herabzieht zur Thalsohlc, auf welcher zahllose Heustadel zerstreut mnhcrliegcu. Rechts oben nnwcit des Wegs erhebt sich der doppelgipfclige Bärcnkogcl (7^54 F. hoch). Schon aus den: obern Pinzgau und besonders von NAttcrsill aus, am Allsgange des Belberthalcs zur Salza, erblickt man ihn; da er frei über niedrigere Berge aufragt, so hat man eine herrliche Aussicht auf die ganze weite Umgegend; das ganze Gasteiner Thal liegt vor den Blicken aufgerollt. Linker Hand erhebt sich das Arlcck nnd der Schuhflickcrspitz; die Spitze im Hintergrunde ist der Tisch nnd die rechts vor ihn: liegende schnccgcfleckte Hochebene die Erzwiese. Der erste Hof ist die Brandstadt, ein uraltes Wirthshalts, aus den Zeiten der Herren von Klammstem stammend; schon I38<» wurde sie verkauft. Die Weiler Mayerhofcn und Mühlbach passirend, kommen wir nach Dorf oder Dorf-Gastcin (255>4 F.) mit sicbcnthalbhuudert Einwohucrn iu etwas über hundert Häusern und einer sehr alten Kirche. Alts dein Dorfe Hinalts biegt die Straße links in eine Bucht des Thales nnd beschreibt einen Bogen, den der Fußgänger rechts abgehend auf eiuem Wicsenweg abschneidet. In etwa "/4 Stunde:: erreichen wir den vorspringenden Fuß des Ingclsbcrgcs und somit die zweite obere Hälfte des Hofgastcincr Thalbodcns. 9t) Das Nlpeitgebiet. Ein neues Gemaldc licqt vor uns, andere Farben und Formen. Wie beim Oetz- und Merthal tritt man hier in den Abschnitt der Thäler, bei welchem sich ein anderer Charakter zeigt, indem hier die innere Hochwclt der Hanptlcttc als ernster Hintergrund auftritt, wo dic hohe Felscnregion die Oberhand gewinnt über die grünen Matten, und Schnccfclder und Streifen schon die hinterste höchste Eis- und Schnecwclt verkünden; daher die dunkle graubraune Färbung, daher die durch keine Pflanzendecke mehr, höchstens dnrch Steingcröllc gemilderten scharfen Formen. Zur Einfassung unseres gegenwärtigen Bildes erheben sich die noch bis zur Spitze über-grüntcn Berge der bisherigen Strecke, links der Gamskahrtogct, rechts der Stubuer-iogel und dahinter der Tisch. Im Mittelgrund zieht eine wenig geneigte Fläche von dem Fuße des Gamskahrtogels bis zur Ache, eine wohlangebautc Schnttanhäufung eines Scitenbachcs, auf ihm lagert sich der Markt Hofgastcin mit seinen niedlichen weißen Häusern und dein hohen gothischen Spitzthurm; das Weitmoscr Schlößchen hebt sich besonders hervor. Den Hintergrund des Thales erfüllen zwei Bergmafscn, links der Grautogcl mit seinem überhängenden Horn (wie es wenigstens hier erscheint) und rechts der Stuhl, von ähnlicher Bildung; links vom Grautogel erscheint der fernste Hintergrund, die Eiswclt des Kötschachthales, sowie rechts vom Stuhl die Taucrntctte in: Anlaufthal, der Tauerntogcl und Schcwbrett. In der Gasse des Ortes, ehe nur noch zum Gasthaus gelangen, erblicken wir zwischen den Häuseru im Hintergründe des Kötschachthales den Änkogcl, den höchsten Berg des Thales, seine Vordermänner überragend. Der Markt Hof-Gastcin liegt auf einer Erdmurc des Kirchbachs, welcher ans dem Pastrrzcnthal hcrabkömmt, ist der Haufttort des Thales und war zur Zeit, als die Gastcin durch den Goldbergbau blühte (im 15. und 16. Jahrhundert), der Brennpunkt desselben, so daß fast alle guten und bösen Schicksale des Thales auch dcn Markt trafen. Merkwürdig ist das Gasthans des Bräuers, der ehemalige Srrasserhof, zum Theil noch in seinen, alten Stil erhalten, der alts Venedig und dcn: fernen Morgenland hier eingewandert zu sein scheint. Der Hofraum ist durch alle Stockwerke mit Bogcngäugcn nmgcbcu, deren Bogen allc auf Scrpcntinsänlen ans dem nahen Ingclsberg und Guggcnstein ruhen. Mir diesem Gasthausc steht die neu errichtete Badeanstalt in Verbindung, zu welcher das Wasser vom Wildbad seit 1881 hergeleitet ist. Die alte Straße von Hof nach Wildbad führt, ohne die Ache ;u überschreiten, üder die Weiler Gadauncu, Nemsach nach Badbrücken l2807 F.), wo eine Brücke über die lints herausströmende Mtschache in's Kötschachthal führt. Es ist dies das größte Seitenthal von Gastein; so lohnend aber der Besuch dieses au zerstäubenden Wasserfallen, schauerlichen Engen und wilde» Bcrgeswüstcn reichen Thalrcvicrcs auch ist, so betreten wir dasselbe dennoch nicht, sondern wenden unserm Blick thalaufwärts. Schon liegt der merkwürdige wilde Thaltcsscl des Wildbades mit scinru Häusern vor uns, schon hören wir dcn Donner der herabstürzenden Ache und erblicken die aufwirbelnden Staubsäulen, die mancher schon für dcn Dampf der Quellen hielt. Oben über dem Bade erhebt sich der Radhausbcrg in seiner ganzen Größe und rechts an ihm im Hintergründe zeigt sich der Schlaftpcrebmglctschcr. Bei St. Niklas vorüber erreichen wir in '/4 Stunde das Wildbad. Die sogenannte neue, aber dennoch Z0l> Jahre alte Fahrstraße, der Fürstenweg, führt von Felbing ab über die Ache, deren Laufe hier ein gerades Bett augewiesen ist. Sie wurde 1554 von Weitmoscr und Zott, den beiden berühmten Besitzern der Ooldgewerkc in Gastcin, angelegt, um ihre Erze vou Böckstcm leichter hcrabzubringen, denn dahin führt die eigentliche Straße, ohne das Bad zu berühren und erst fpäter zweigte sich von ihr links die Badstraße ab. Jenseits der Brücke kommen wir an dcn größten Bauernhöfen des Thales vorüber, des Stubncrs und Zitteraucrs. Bei ^afcnn überschreiten wir dcn Angerbach, dessen Thal ebenfalls, wie hier Heruni mehrere, Lharallrrdilder alls den üstcrrcichlschcn Alpen. 91 durch cincKlannn von Kalt verschlossen ist; nur mühsam drängt sich der Bach durch den finsteren Schlnnd. Links hat man schöne Aussichten über die angebaute Thalsohle und jenseits erhebt sich der Blick zum Gamskahrkogcl und dringt in das Kotschachthal bis zu dessen Glctschcrwelt. Die Straße erhebt sich nun rechts an der Wand des Stubcncrkogcls ziemlich steil; wie hingezaubert tritt Plötzlich das Wildbad mit seinen weißen Häusern, die an der inneren Wand eines engen Fclsentessels ringsum kleben, durchstürzt von dcu tosenden und stäubenden Fallen der Ache, hervor; jenseits über des Waldes Duukel erheben sich grandnftig die Massen des Grautogcls und Stuhls. Dieser Anblick gehört unstreitig zu den überraschendsten, die es geben kauu. Rechts führt die Straße nach Böckstein fort, ein Stockwerk höher ansteigend, während unsere Straße sich hinabsenkt zum Wildbad. Die Lage des Wildbadcs Gastcin ist sehr eigenthümlich. Schon oben bei der Uebersicht des Thales wurde der Thalstufeu gedacht, über welche sich die Ache staubeud und donnernd wirft. Hier am Wildbad steigt das Thal plötzlich über 470 F. hinan. Die Ache schneidet sich von oben in dem vom Stubenertogel quer durch das Thal zum Rcichebengcbirgc setzenden Felsenricgel, stürzt hier in einigen großen Wasserfallen vielleicht 200 F. herab innerhalb der Kluft, schießt dann aus derselben heraus uud wirft sich über einen zweiten Absturz, sich freier ausbreitend, wiederum 270 F. hcrab in einen großen Kessel, welcher nördlich gegen das untere Thal zu der Ache nur eine enge, schmale Schlucht zwischcu zwei hoheu, mit Tannen umdunkeltcn Fclscnpfeilern zum Auswege läßt; über Fclsblöcke rauscht sic wild alts diesem merkwürdigen Kessel heraus. In dem inneren Naumc desselben brcchcu, von unten gesehen, linker Hand in der Mittc der Wand die dampfcudcn Quellen hervor, und rings an deu inneren Wänden jenes Kessels kleben die Häuser des Bades. Au der nördlichen Wand, doch gegen Südeu schauend, das Dorf und die Kirche; an der südlichen, wo die abstürzcudc Waud, ehe der uutcrc größte Fall beginnt, eine kleine ebene Stufe bildet, liegt, einen Platz eiuschließeud, auf dein rechten Fclseustock der Ache, an der Stelle der ehemaligen, 5)00 Jahre alten ehrwürdigen Straubiuger Hütte das jetzige elcgautc Gasthaus Straubingers, ihm gcgcuüber, sich an das zweite Felsenstockwcrk anlegend, das Badcschloß. Der Spalt der Ache ist mit eiuer Brücke überspannt, jenseits welcher, nebst mehreren Privathäuscrn, die Wandelbahn sich befindet. Der Fremde darf hier nicht die sogenannten Vergnügungen anderer deutscher Bäder erwarten, denn Gnstein soll nur eiu Gesundsheitsbad sein. Nur die Heilquelle» und die Natur locken Fremde herbei. Daher der Ort zu einer Zeit, wo in anderen Bädern das sogenannte ^eben beginnt, am Abend, schon in tiefe Stille versunken ist; uur sein Wasscrfall wacht. Die berühmten warmen Quellen der Gastein brechen an: Fnße des Ncichcben-gcbirgcs aus lockcrem Stcmgeröllc hervor. Sie geben täglich 1'i5.<)00 Eub.-F. Wafscr. Die Temperatur der verschiedenen Quellen schwankt zwischeu ^8'2" und 28-tt" 9t. Das Wasser selbst ist außerordentlich klar, ohne Ocrnch und Geschmack und behält diese Eigenschaft, wenn man es Jahre lang anfbewahrt; auch kalt hat es nicht den mindesten Beigeschmack, verwelkte, bis vier Tage au heißen Orten trocken gelegte Blumen erhalten in dcmsetbcu ihre Frische, ihre« Farbeufchmelz und selbst ihren Geruch wieder. Das Wasser gehört zu den indifferenten Thermen, da es in 1000 Theilen nur 0-^5» fester Bestandtheile enthält. Gebraucht wird es als gewöhnliches Bad, als Dunstbad, Dusch- und Troftfbad, wie endlich auch zum Trinken uud beweist sciue Heilkraft durch seine gclind reizenden uud belebenden, auflösenden und stärkenden Eigenschaften. Alljährlich hebt sich die Zahl der Kurgäste und stieg bereits auf .'lOOO, während fie !8.'iO bloß I-!05 betrug. Gegcu Vcrschüttuugen und Störungen in ihrem ^aufe sind die Quellen jetzt zuerst durch ciucn hoheu Steindamm gegen das Eindringen der Ache von» Schloßgrabcu her, sowie auch durch eigcuc Schachte, welche durch das Schuttgcbirgc bis zu dem festen Gestein führen, ans dein sie 92 Das Ulpengtbiet. hervorbrechen, geschützt; jede einzelne Quelle ist jetzt b^i ihrem Austritte aus dem Ursels gefaßt. Von den vielen Quellen heißt die Anhöhe der Badbcrg. Die gefaßten Quellen sind: Dic Fürsten quelle, Doctorsqnellc, Franzensqncllc, Hauptquellc, Wasser-fallquelle, Grabmbäckcrsqncllc nnd Flederlnanoqucllc. Schon oben betrachteten wir die Wasserfalle, nnd sie sind es, welche, man mag hier in der Umgebung des Wildbades hingehen fast, wo man will, immer das Auge nnd Ohr beschäftigen. Den unteren, größten Sturz sieht man auf der ganzen Nordwand, an welcher das Bad liegt, am schönsten. Um den starten Staubregen zu mindern, mit dein ein Theil Kcs Ortes fortwährend heimgesucht wurde, ist unten, dem Falle gegenüber, eine bretterne Wand errichtet; scheint die Sonne gegen Viittag gerade in die Brandung hinein, so glaubt man in das glänzendste Feuerwerk von allen Farben hineinzublicken. Ein zweiter günstiger Standpunkt ist die Stranbinger-Brücke; hinabwärts sieht man die Ache sich mit Wuth in den nicht sichtbaren Abgrund werfen; nur die weit hinausgcschteudertcn Schaumflockeu, der Donner und der anfwirbelndc Staub vcr^ rathen die Tiefe. Blicken wir anfwärts, so bietet sich ein noch wilderes Schauspiel dar, die sogenannte Schreck; rechts nnd links senkrecht hoch anfragende Felsen, im Hintergründe dnrch eine kühne Brücke verbunden, unter welcher sich im wilden Drang der Wogen die Ache hervordrängt, um iu grausigen Sprüngen durch die enge Kluft in einen tiefen Felsentcssel zu setzen. Durch ein Felsenriff und einen Riesenblock verschlossen, drängt sich nur ein schmaler Arm aus dem dampfenden Kessel hervor; aber kaum iu Freiheit gesetzt, wirft sich die Fluth schäumend im stäubenden Sprunge über ein Felsenwehr in die Tiefe unter unserer Brücke. Fürchterlich, aber auch gefährlich ist dieser Anblick zur Zeit der Schnceschmclze; denn dann übersprühen die Fluthen nicht nur die Brücke, sondern schleudern auch gewaltige Steine gegen und über sie hin. Ein dritter Standpunkt ist jene obere Brücke, zn der wir eben hinauf sahen. Auch hier ein Wechsel von Ansichten; abwärts schwindelt der Blick, indem er den rasenden Stürzen der Ache folgt; aufwärts ein rnhigerer aber schöner Wasscrfall zwischen den tief von den Flnthm ansgewölbtcn Wänden und darüber abermals eine kühne Brücke gespannt. Von hier steigen wir rechts hinan über eine Einfriedigung, auf eine mit Moos, Preiselbeeren und verkrüppelten Bäumen bewachsene Höhe, die Sonnenwende. Hier möchte einer der interessantesten Punkte sein dnrch dic grellen Gegensätze: in grauscnvoller Tiefe der Schlund der Ache mit ihre» Stürzen, ihrer fnrchtbarm Brandung in der Enge, die Straubinger-Brücke, rechts der Schloßfclscn, durch Maucrwerk gegen den Wogcndrang der Ache geschützt, rechts in der Tiefe das ganze Amphitheater des Ortes; in größter Tiefe die waldigen Fclscnpfciler, dnrch welche die Ache ihre letzten Sprünge hinaus auf den Thalboden von Hof macht, der zum Theil in seiner ganzen Lieblichkeit über den eigenthümlichen Mittelgrund hereinlacht, überragt von dem Gamskahrkogcl; noch in: fernen Norden in dem Winkel der grünen Berge des unteren Thales zeigt sich grauweiß ein Bruchstück der Kalkalpen, die Wetterwand. Noch höher auf den: höchsten Punkte des das Thal durchsetzenden Felsenriffes, über welches die Ache hinabstürzt, liegt die Patriarchenhöhc, eine liebliche Anlage, denn der Felscndamm erhebt sich auch über den oberen (Böcksteiner) Thalboden oder Hinterbadcn noch etwas. Daher hier ein schöner Blick thalabwärts und thalaufwarts ius friedlich stille Hiuterbadeu, auf die oielgipfeligc Masse des Nadhausberges nnd auf die Eisfelder des Scharecks. Nach Hinterbadm oder dem Thalboden von Böckstein führt uns vom Wildbade die schon bekannte Straße dnrch die Schreck, durch das Getümmel der donnernden und stundenden Wasserfalle. Kanin aber haben wir die oberste Brücke überschritten, so ändert sich Alles. Der eben noch betäubende Donner verhallt, dic Abgründe sind verschwunden, eine Scheidewand ist zwischen uns und jene getreten, da jener Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 93 Felscndamm, dcr das Thal durchsetzt, über dic obere Thalstäche, wenn auch nur wenig, aufragt. Friedliche Stille herrscht in' diesem Hochthalc, kaum hörbar plätschert die Ache durch die ebenen Wiesen. Nur der Hintergrund gestaltet sich ernster; da baut sich der ganze, einst so goldrciche Radhausberg mit seinen verschiedenen Gipfeln auf, oben schnccgcsieckt. Rechts an den Schultern des Berges zeigt sich das eisige Haupt des Scharccks und im Hintergründe der Thalftäche, auf niedrigem, hier kaum sichtbarem Hügel die Kirche von Böckstein. Dcr Wechsel vom wilden endlosen Getümmel der Wasserfalle, bei welchen: man sein eigenes Wort nicht versteht, zum friedlich stillen Leben dieses Thalbodens fällt sehr auf; fast noch mehr aber, wenn man über die Tauerntette herüberkömmt, dieses Thal durchwandert und plötzlich mitten in die schwindelnden Abgründe und das Gcbrausc und Gestäubc dcr Ache tritt, und unten die Häusergruftpe des Wildbadcs, jenseits dcr Abgründe aber wiederum das sonnige Thal von Hof erblickt. Ehe wir Böckstcin auf der Straße erreichen, überschreiten wir die Passauerbrücke, welche den Anlaufbach, der hier aus seinem Thale tritt, überspringt. Böckstcin (35,81 F. hoch), sonst das Poch-, Wasch- und Amalgamirwcrt des Gasteiner Bergbaues, liegt hinter einem Fclscnricgcl versteckt, und verräth sich durch seine Kirche, welche auf jenem Felscnstock, ebenfalls einem Thalriegcl, erbaut ist. Hinter dem Orte schließt sich das Thal abermals, so daß es auch in einer Art Fclscnkcssel liegt; doch keine Wasserfalle durchtobcn den Ort. Auf dcr Höhe hinter dein Wirthshausc hat man eine Ansicht des Ankogcls im Hintergrunde des Anlaufthales, das von Böckstcin südöstlich in den innersten Kerl« des Ürgcbirges drei Stunden lang bis zum Radeck (547!) F.) zieht, dcr innersten und letzten Alpe des Thales, umschlossen in dcr Höhe von den Gletscherwändm des Ankogcls, dessen eisiges Haupt majestätisch den ganzen Hintergrund beherrscht. Von dcr obcn erwähnten Passaucrbrücke, die über den Aulaufbach setzt, führt der Weg in den innersten und höchsten Winkel des Gasteincr Gebietes, in das Anlaufthal und zum Ankogel. Außer fchönen Wasscrstudien gleich hinter einer Sägemühle bietet das Thal eine Stunde lang nichts Besonderes dar; den Hintergrund verschließen steile Wände, unten mit dem Gctrmmncr dcr darüber aufragenden Mafsen umschüttet. Ringsum ist der schwarze Boden vou schwarzen Waldungen umzäunt. Nachdem wir diesen Gürtel durchschritten haben, breitet sich cine einsame Matte aus mit drei Sennhütten, die Anlauf-Alpe (3767 F.), am Fuße des Thomasecks, eines Vorgebirges des Radhausbcrgcs, dann öffnet sich rechts die Thalwand und ein großes Amphitheater, das Hiekahr, entfaltet sich; eine Fclscnmancr erhebt sich auf dm Matten über dcr anderen, nur dcr flimmernde Höhcnduft läßt dic höchsten Stufen weit zurücktreten und Schnccfcldcr bezeichnen ihre Höhe. ^iuks über die Abfätze der Wand gleitet weiß fchüumcnd dcr Hickahrfall herab, verbirgt sich dann hinter einem bewaldeten Felsenstock, hinter dem er mächtiger und breiter als prächtiger Wasserfall über einige Abfätzc herabstürzt. Doch erst, wenn man den Bach, indem er unsern Thalweg durchschneidet, übersetzt, bemerkt man seine wahre Größe. Von dcr Hütte dcr Alpe führt ein schwindelnder Pfad die Stufen des Hiekahrs hinan zur Hictahr-Alm (5110 F.), auf denen zwei Höchsten, der Untere und Obere Hiekahrsec, spiegeln. Kaum ist man an dcr lichten Stelle dcS Hickahrs vorüber, so umdüstert sich das Thal von neuem; das Gerölle, das uns vorhin in der Ferne an dem Fuße der Wände wie Sand erschien, vergrößert sich mit jedem Schritt, ungeheuere Blöcke bedecken den Thalbodcn und nur kümmerlich wagcn es Fichten, zwischen diesen von Lawinen und Gicßbächcn horabgcworfcucn Fclscn aufzusprossen, lieblich duftendes Veilchcnmoos röthct ore Trümmer. Nach einer Stunde Weges gewahrt man rechts einen zweiten mächtigen Wasscrfall aus großer Höhe hcrnicdcrschwebcn, dcn Taucrnfall; hoch über die Waldungen steigen die Felshörner dcr Taucrnkcttc auf, dcn Hintergrund 94 Das AlpmqMet. verschließt noch dunklc Waldung. Von hier theilt sich der Weg dreifach; zuerst links zur Fmerseng hinan lind dann hinüber in das Gebiet der Red und des Tischclkahrs; der zweite Weg sichrt auf die Scharte dcs Hochtauern (7842 F.), von wo aus man eine überraschende Aussicht genießt, und jenseits dnrch das Scethal nach Malnitz. Der dritte Weg steigt im Thale selbst weiter aufwärts durch Waldungen zur Mitter-Alpe uud dann noch steiler hinan zu dem hintersten und höchsten Thalkcssel dcs Anlaufthales, dem Nadeck (547!) P. F.), einer Alpe. Diesen Alvcnkcsscl mnragen von der Rechten zur Linken: der Viehzcigkopf, Schcinbrettkopf (8614 F.), die Lukasschartc, der Plattenkogel (9088 F/>, Ankogcl (10.290 F.), das Hottthor nnd der Höllthorfpitz (9417 F.). Sie alle entsenden ihre Steinmuren herab auf die Alpe, in der Höhe nmkreist von dem Blaugrüu der Gletscher. Hier übernachtet man, wenn man den Ankogcl, den König der Gasteinerberge, ersteigen will, wozu man wegen der Umwege von der Radeck-Alpc noch "» bis 6 Stunden braucht. Der Ankogel galt lange Zeit für uncrsteiglich, bis ihn ein Bauer aus Böckstein, Namens Riser, erstieg; seitdem ist er mehrmals erstiegen worden, auch von dem Erzherzoge Johann, von Thurwicser und Nusseggcr, wie von Dr. von Nuthncr. Von der Sennhütte sehr früh aufbrechend durchschneidet man noch den Thalboden des Radccks, bis man nach einer Stunde den Fuß dcs -Ankogels erreicht und steigt von dort noch eine bedeutende Strecke auf mehrfach gewundenem Vichsteigc hinan; die Trümmer nehmen bald so übcrhand, daß der Weg verschwindet uud äußerst mühsam klettert man nun über das lockere Felsgerüll, die sogenannte Plere, hinan znr Kärntner Höhe, der Scharte zwischen Ankogcl nnd Plattenkogcl. Hier hat man den beschwerlichsten Theil der Besteigung überwunden, obgleich nicht die Gefahren, welche jetzt erst, doch nur für Schwindelige, beginnen. Von der Kärntner Höhe geht man cine kurze Strecke auf der Schneide des Alpcnrückcns hin, steigt dann rechts durch eine enge Felsenklaunu auf den nach Kärnten hinabhängcnden Scnbachglctschcr hinab, überschreitet das Geklüft desselben mit Vorsicht, den Ankogel als Zielpunkt vor Angen; steigt wieder zur Grcnzschcide hinan auf einen anderen Gletscher, der einen scharfen Firngrat bildet, bis zum Fuße der höchsten Kuppe. Hier werden die Steigeisen angelegt und dem Schwindeligen ein Seil umgebunden. Man hat nun den gefährlichsten Theil vor sich; denn cinc gnte halbe Stunde hat man einen Felsenkamm zu ersteigen, der sich steil in die Höhe zieht, höchstens 2 Fuß breit ist und von den: man rechts fast senkrecht 2N00 F. tief auf das zerklüftete Eisfeld dcs Klein-Elcndgletschcrs, links auf den eben so zerrissenen Nadeckglctscher hinabblickt. Hat man diese Strecke überwunden, so hat man gesiegt fast über dic ganze östliche Alftenwclt; denn erst im Westen beginnt mit der Glocknergrnpfte ein höheres Stockwerk der Alpcnwelt. Ueber sich das im herrlichsten Dunkelblau stmhlcudc Gewölbe dcs Himmels, blickt man über die ungeheueren Eisfelder der Centralkcttc hin bis in die Ebcncn Aaierns und Salzburgs, während im Südcn die Höhen Italiens winken in nicht großer Entfernung. Ein zweiter großer und in mehrfacher Hinsicht merkwürdiger Ausflug von Böckstcin führt uns auf den goldreichen Nadhansberg, der durch die Geschichte, durch die Großartigkeit seiner Natur, wie durch seine Mineralicu uud Pflauzcn, der Mittelpunkt dcs taurischcn Lebens geworden ist. Dcr Berg ist schou in dcu ältesten Zeiten Sitz dcs Goldbcrgbcmcs gewesen; denn schon die Tauriskcr (Norikcr) kaunten die Schätze dieses Berges; nach ihnen durchwühlten die Römer die Eingeweide desselben, und nachdem alle Gruben dcr Umgegend von Gasten: nach nnd nach cingingcn, hat dieser Berg noch seinen Nnhm bewahrt, nicht nur in dcr Sage, sondern auch in der That bis in dic neueste Zeit noch fortzulcbcu. Der Nadhausbcrg bildet einen mächtigen umfangreichen Gcbirgsstock, dcsscu höchste Kuppc der Krcuzkogcl (8489 F.) ist; während sciu einer Fuß bei Äöckstcin, als westlicher Eckpfeiler dcö Einganges in das Anlaufthal, ruht, verbindet sich der andcrc am Eingang in das Naßfcld mit dem jenseitigen Pochhart. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 95 Viele nördliche Taucruthäler haben ihre Naßfelder, indem dieser Ausdruck den obersten ebenen Thalkessel der Thäler bezeichnet. Das Gast einer Naßfeld hat den Vorzug vor allen, denn mit Naßfeld schlechtweg ist nur dieses gemeint. Der unmittelbar hinter Böckstein weit vortretende Fuß des Radhausbcrges verschließt das Thal aufwärts, so daß der Weg über diesen Fclscuricgcl hinführt. Nach längerem Steigen, während dessen man die Ache rechts in der Tiefe in fortwährenden Stürzen hat, biegen Weg und die Schlucht links um in eine scharfe Fclsenecke, und von neuem beginnen die großartigen nud abwechselnden Scenen unseres Weges. Ein dumpfer Donner, von dem der Weg erzittert, läßt »ms ciue Wasserfallscenc der Tauerntette erwarten, und es ist eine der wildesten und eigenthümlichsten, der Kesselfall. Die Ache, herabschießend aus enger, steiler Schlucht, wirft sich in einen nächtlichen Abgrund, von hohen Felseu überwölbt, auf denen uuscr Weg hinfuhrt; furchtbar ist ihre Wuth gegen die sie bergenden Felsen; sie sendet Woge auf Woge gegen sie, um sie zu oeruichtcu, aber der Fels beugt den Angriffen aus. Sie verschwindet den Augen des Wanderers. Thalaufwärts werden die Gilder ernster; besonders auffallend erscheinen die durch Flutgräbcn zerrissenen Wände des Hirschtahrs und Ortbcrgs rechter Hand. Wieder wendet sich der Wcg rechts um, uud bald darauf steht eines der schönsten Bilder des Thales vor uns, der Bärenfall, der Schleicrfall mit dem Scharcck. Gerade »or uns in der Höhe die Eingangspforte des Naßfcldcs, in deren Mtte die Riesenmassc des 10.000 Fuß hohen Scharccks als Pyramide aufsteigt in den blauen Aether, rechts und links vou Schnee- und Eismassen umlagert; unter diesem Riesen öffnet das Naßfeld seinen Flutheu einen schmalen Ausgaug, und diese, ihrer Wiege enteilend, werfen sich, zur Ache vereint, in eine» tiefen Felscnkessel; wie Schuppen decken sich die Wogen unter majcstärischcm Donner eine die andere; jede Nachfolgerin sucht den Glanz ihrer Vorgängerin zu verdunkeln, indem sie ihr schimmerndes Gewand über sie hinwirft; wild kochen uud toben die Fluthen in dem tiefen Felscntcsscl, ehe fie wieder einen Ausweg aus dieser Enge finden; weiße Dampfwolkcn steigen aus dem duukclu Abgrund; unter ihnen sehen wir die Ache wieder hervorbrechen, und sich nun gerade gegen uns wendend, stürzt dieselbe über eine zweite Wand gleich hoch herab. Das sind die Bären fälle. Jetzt wenden wir uns etwas rechts von dem Bilde erhabmcr Größe und Wildheit uud werden durch ein neues Bild von ganz anderer Art überrascht. Eine 400 Fuß hohe senkrechte Wand steigt da, nur durch die Ache und den jenseitigen unteren Abhang jener Felsenwand getrennt, vor uns auf; von ihrem obcrsteu Rande herab sehen wir es glänzen; es ist ein klarer Bach, der Abfluß des unteren Pochhartsecs, der sich hier herabwirft; hie und da aufgehalten oder zerspalten, theilt sich der Bach in viele kleine Fäden, sich immer mehr zur Tiefe ausbreitend; er wird zum Theil iu so feinen Staub aufgelüst, daß dieser nur sichtbar wird durch die Pracht des Regenbogens, der das untere Ende gegen die Mittagsstunde fortwährend wie ein Zauberbild umgaukelt; unter dem zartgcwebten Schleier erscheint auch die grau- und blauschwarze, rothgefteckte und gestreifte Felsenwand im cigncu Lichte. Dieses ist der Schleierfall. Die Ruhe und Stille dieses Wasscrfallcs, sein leichtes Schweben uud Gleiten bilden einen wahren Gegensatz gegen die donnernden Stürze der Ache, die links neben und unter uns braust und donnert. Auf den Saumwcg zurückkehrend, stcigcu wir iu dem Engthal weiter hinan über die Stürze dcr Ache, bis ein neuer Anblick uuserc Schritte hemmt; wir fetzen uns auf nueu der Blöcke, die umherliegen, um das große Landschaftsgemälde, das sich hier vor unseren Augen entfaltet, zu bewundern. Der wccte oberste Thalkessel von Gasteiu, das Naßfcld (5151 F.) liegt vor uus. Wir find hiermit aus dem geräuschvollen Leben der Welt in die Stille der Einsamkeit getreten. Die Ache gleitet ruhig ohne alles Geräusch in großen Schlangäuwindungen durch die weite grüne Thalflüche. Die Bäume, die eben noch am Bärmfall die Wände umdüsterten, sind 96 Das Nlpmgebiet. verschwunden; auch lein Strauch zeigt sich mehr an den Bergwänden, die scharf zugeschnittenen Bergrücken sind grün übcrmattet. Der ebene Thalkessel des Naßfeldcs ist eine starke Stunde lang und eine Halde Stunde breit, ein weiter herrlicher Grasteppich; alles Geräusch, der eben noch unser Ohr erschütternde und betäubende Donner der Ache ist verklungen, nur ein leises fernes Rauschen verkündet noch das Leben der Staubbache, welche allseitig von den Höhen der Eiswclt hcrabflattern. Ueber den grünen und braunen Strebepfeilern bauen sich die Eisberge in majestätischen Massen auf. Da die Haupttette der Taucrn vom Naßfelder oder Malnitzer Tauern aus sich von Süden nach Nordosten schwenkt, so hat man hier beim Eintritt in das Naßfeld, obgleich das Thal gegen Südwcst gerichtet ist, dennoch die hohe Tauernkettc vor sich; sie nmzieht das Naßfeld amphithcatralisch gegen Westen, wahrend in, Osten der Radhausberg steht. Im Norden verschließt der Kolbcnkahrspitz und das Pochhartgcbirgc, mit denen sich der Rauris-Gasteiner Schcidcrücken an die Tauern-kette anschließt, den Thalkcsscl. Die Eismasscn mehrerer Gletscher begrenzen die hoch anfragenden Wände; die ihnen entschlüpfenden Glctscherbächc stürzen in größeren oder kleinerm Fällen in die Tiefe. Auch das Naßfcld war schon in den ältesten Zeiten berühmt wegen seines Goldreichthums. Dort oben, wo jetzt die blaugrüncn Eisfelder der Schlaftpcrebene herabsteigen, überschatteten einst hochstämmige Zirvenhainc die sonnigen Matten; dort gingen tiefe Schachte in das Innere des Berges, der sehr goldrcich war. Noch vor etlichen Jahren erzählten alte Bergleute von der Hcidenstraße, die hinanführte und wollten noch die Eisenklammern gesehen haben, durch welche sie befestigt war. Doch auch hier wie anderwärts in den Hochalpcn häufte ein einziger Winter eine solche Schneemasse an, daß der Gletscher daraus entstand, der durch sein Abbrechen die Bergstube und zwölf Knappen begrub. In ihrer Noth warfen sie das Los, wer unter ihnen von den anderen verzehrt werden sollte; doch der Unglückliche suchte und fand Rettung durch den Schlot der Hütte, während die übrigen umkamen. Wirklich hat man 1785, wo die Gletscher von der Sonnenhitze sehr zusammengingen, beim Zurücktreten dieses Gletschers die Ucberrcstc der Bcrgstube und viele Gerathschaften gefunden, die aus einer noch viel älteren Zeit stammten. Dasselbe war 1861 der Fall. Wie hier so überall in den Gasteincr Bergen ist nun seit geraumer Zeit der vormalige Gold- und Silberreichthum erschöpft, die alten Bergschachtc sind aufgelassen. Der Voltsmund aber weiß das Versiegen der einst so ergiebigen Erzadern — wie gewöhnlich — auf den Uebermuth der Menschen, der bestraft werden mußte, zurückzuführen und hat den Verfall des Bergbaues in Sagen gekleidet. Eine solche erzählt man sich auch von der sogenannten Erzwicse, einer kleinen Hochebene am Fuße des Silberpfennigs im Gebiete des Hochthales Bockhart, zu dem man vom Naßfcld aus hinaufsteigt. Dies Revier war ehemals durch seinen Silberreichthum berühmt. Hier schoben einst die Bergknappen mit silbernen Kugeln nach silbernen Kegeln und zechten aus goldenen Bechern; doch auch hier kam Ucbcrmuth vor dem Falle. Die Knappen vergaßen sich einst so weit, einem lebenden Ochsen die Haut abzuziehen; von furchtbaren Schmerzen gequält wälzte sich das arme Thier auf der Erde. Nur wenige nahmen sich durch Warnungen des Thieres an uud wurden dafür verspottet, indem die Peiniger ausriefen: „So wenig dieser Ochse noch zu brüllen oder davon zu laufen vermag, so wenig wird die Quelle unseres Reichthums versiegen". Da sprang plötzlich der Ochse auf, brüllte dreimal fürchterlich und stürzte im rasenden Sprunge das Thal hinab. Erschrocken liefen die eben noch so übermüthigen Knappen aus einander und kehrten traurig in ihre Hütten zurück. Als sie am andern Morgen einfahren wollten, waren die Erzadern verschwunden; sie arbeiteten tage-, wochenlang, aber vergebens; erst später fand sich wieder etwas, doch nur gerade so viel, um sich den Lebensunterhalt nuthdürftig zu verschaffen. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 97 So sieht die Sage die jetzige Verarmung der Gegend an gold- und silberhaltigen Erzen als ein'Strafgericht Gottes an; aber zwei Elemente des Erwerbes sind geblieben, die Viehzucht und dG Heilquellen, und die letzteren sind die jetzigen Goldquellen statt der Gruben geworden. (Nach A, Schaubach bearbeitet.) 2. Ein wandernder Gletscher. (Der Vernagtgletscher). Unter den Nebenthälcrn des 18 Stunden langen Oetzthales, das vom Inn nach Süden hinan auf das Joch des Großen Ferners steigt, ist das Venter- oder Fender-Thal das ausgedehnteste. Südwestlich von dem Dorfe Zwieselstein sich erstreckend, liegt es im eigentlichen Heiligthumc des Octzthales und wird an seinem obern Ende von der Wild spitze, dem höchsten Berge nach dem Ortlcr und Glöckner in den österreichischen Alpen, begrenzt. Hier zeigt sich die Ferncrpracht in ihrer ganzen furchtbaren Größe und Erhabenheit, über zwanzig Gletscher starren von den Wänden herab, bewacht von dm höchsten Zinnen der Octzthaler Eiswelt. Der Weg bis Vent oder Fend, einem kleinen, aus zehn Häusern und einem Kirchlcin bestehenden Dorfe, nach welchem das ganze Thal benannt wird, ist bei Regcnwetter gründlich schlecht und für schwindlige Leute schwer zu passircn. Aber lohnend ist die Partie in mehr als einer Beziehung; besonders interessant macht sie der in diesem Thalc sich befindende Vernagtgletschcr, der unter den übrigen alpinen Eisströmen wegen einer merkwürdigen Eigenthümlichkeit eine hervorragende Rolle spielt. Oberst von Sonklar hat ihn besucht und beschrieben, und es ist dieser treffliche Erforscher unseres Alpengcbietes, dessen Worten sich die folgende Schilderung anschließt. Obfchon auf dem Boden des Thales erbaut, hat Fend bereits eine absolute Höhe von 6050 Wr. F., und ist somit die höchstgclcgenc Gemeinde Tirols, der östcrr.-ungarischcn Monarchie und Deutschlands. Das Dorf hat seinen Platz an jenem Punkt gefunden, wo sich das Fmdcrthal in zwei Arme spaltet, von denen das Vttcder-thal in südlicher — und das Rofcnthal in südwestlicher Richtung bis zu dem Kamme des Hauptgebirgcs aufsteigt. Die Thallcitspitze, eine gewaltige, aus dunklem Schiefer aufgethürmtc Pyramide, steht an dem Vcreinigungspunkte beider Thäler, und gehört beiden an, und der helle Eisklotz, der sie krönt, liefert zu den schwarzen Wänden unterhalb einen fesselnden Gegensatz. Das Rofenthal entzieht sich dem Blicke durch eine fcharfe Wendung, die es unfern dcs Dorfes gegen Süden hin macht, indeß das Nicderthal, und namentlich desfen rechte Seite, offen vor dem staunenden Auge liegt. Der Spicgelkopf, der Schalfkogcl, die Firmisanschneid und die Similaunspitzc, durchaus Riesen, die, gcmesscn und ungemcssm, die Höhe von 11.000 Fuß übersteigen, heben ihre Silbcrfchcitcl gegen den blauen Himmel auf, und die ungeheuren Eismassen, die in stolzer Herrlichkeit diese ewigen Ehreufäulen dcs Allmächtigen bedecken, hängen dort bis in's Thal herunter, und schimmern allenthalben unter dem hellen Sonnenlichte. Gleiche Lust zu eincr Wanderung in's Thal legt der nahe Latschfcrner an den Tag, der linker Hand den Ramoltogel überlagert, und fo tief heruntersteigt, daß sein Ende fast erfaßbar scheint. Kurz, hier ist Alles bedeutend anders als anderswo, und der Geist, der solche Bilder noch niemals in sich aufgenommen, fühlt hier die Nothwendigkeit deutlich, feine bisherigen Vorstellungen über die Großartigkeit der Natur beträchtlich zu erweitern. Nichts ist klarer, als daß die klimatischen Verhältnisse dieser Gegend von der rauhcstcn Art sein müssen, und fast jede andere Erwerbsquelle, als die der Viehzucht, von selbst ausschließen. Hier reift die Sonne kein Korn und keine Gerste mehr und nur für Kartoffeln und einiges Gemüse ist der kurze Sommer noch warm genug; 98 Daö Alpengebiet. selbst die Baumvegetation ist karg geworden, wie dies an der Thalleitspitze wahrzunehmen, wo sich ihre obere Grenze um wenige hundert Fuß über die Thalsohle erhebt. Von Fend aus geht es erst einen ziemlich steilen Grashügel hinan, von dessen Höhe sich das untere Rofenthal in seiner stockenden, athemlosen Stille und düsteren Feierlichkeit gut übersehen läßt. Dann geht es gegen die Rofenhühe hinab, zwei einige hundert Fuß höher als Fend und am Rande eines tief in den Boden einschneidenden Runstes liegende Gehöfte, die dadurch eine historische Berühmtheit gewannen, daß einst Herzog Friedrich mit der leeren Tasche hier ein sicheres Asyl fand, als er, des Vorschubs wegen, den er dem Papste Johann XXIII. bei Gelegenheit seiner Flucht von Konstanz leistete, durch Kaiser Sigmund in die Reichsacht erklärt worden war. Noch ungefähr eine Stunde lang zieht der Weg im Thalc über die herrlich grünen Wiesemnatten von Rofen vergnüglich weiter, bis er die Abfälle des Platteikogels erreicht, eines finster in die Luft aufstarrenden, 10.660 Fuß hohen Felsblockes, der mit seinen brüchigen und wild zerklüfteten Wänden weit in's Thal vorspringt und dieses zu einer schmalen Schlucht zusammenpreßt. Hat man diese sturzdrohenden Schroffen bis zu einem Punkte überklettert, von dem sich eine Aussicht in das obere Rofenthal öffnet, so wird das Auge plötzlich von dem Anblicke eines Gegenstandes überrascht, den es in Anbetracht der weit früher schon wahrnehmbaren Länge des oberen Thalstückes so nahe nicht vermuthet. Es ist dies der gewaltige Eisdamm des berüchtigten Vornagtglctschers, der dicht Hintor dem Plattei-kogel aus einer tiefen Depression der linken Thalseite herabzieht und in der Richtung unseres Weges eine Breite von etwa tausend Schritten besitzt. Mit einer Neigung, die 10 Grade nicht übersteigt, drängt sich die derbe, unzerklüftetc Masse des Eises zu Thal, wird hior in ihrer Bewegung durch die gegcnübcrstehendo Bergwand aufgehalten und thalabwärts gelenkt, wo sie sich sofort beträchtlich ausbreitet. Ueber dem Bette der Ache hatte der Körper des Gletschers zur Zeit, da Sonklar ihn besuchte, eine Dicke von mindestens 300 Fuß. „Als wir", erzählt unser Gewährsmann, „auf den Gletscher hinabstiegen, machte sich mir gleich von vornherein die Region soiner Wirkungen dadurch kenntlich, daß ich bei einem unvorsichtigen Sprunge bis über die Knöchel in den Schlamm-Cumulus der Randmoränc einsank. Das Unglück war erträglich und ließ sich in einem der vielen über dic Obcrflücho des Eises rieselnden Bäche leicht vollends beseitigen. Jenseits der Mitte des Gletschers war alles Eis bis zum Ufer hin mit einer starken, zusammenhängenden Schuttdecke überzogen — offenbar nichts Anderes, als eine Mittelmoräne, die hier nach rechts hin zu stranden im Begriffe war. Als wir dann den Gletscher jenseits wieder verließen, mußte die vielleicht 150 bis 200 Fuß hohe rechte Ranomoränc erklettert werden, was des lockeren Gefüges ihrer Bestandtheile wegen kein geringes Stück Arbeit war und uns Alle nicht wenig ermüdete." Das pittoreske Interesse an diesem Gletscher, der sich übrigens in seinem gegenwärtigen Zustande von anderen Exemplaren seiner Art nur wenig unterscheidet, wird jedoch billig der Theilnahme für gewisse physikalische Eigenthümlichkeit«?!! desselben weichen müssen, die ihn in der Gletscherwelt als ein ganz besonderes und merkwürdiges Individuum kennzeichnen. Dies möge die Veranlassung bieten, etwas Weniges von der Geschichte dieses Gletschers zu erzählen und dabei eine Serie natürlicher Erscheinungen vorzuführen, deren Großartigkeit den Geist anregen und deren noch unerforschte Ursache den Freund der Natur zu ernstem Nachdenken führen muß. Der Vernagtglctscher liegt nämlich nicht immer im Rofcnthale, wie dies in den Fünfziger-Jahren der Fall war, sundcrn es mißt im normalen Zustande die Entfernung des unteren Endes seiner Zunge von der Ache nicht weniger als 5000 Fuß. Der Gletscher hat dann seine Lagc so weit oberlmlb des zum Hochjoch führenden Steiges, daß er von diesem aus nicht einmal gesehen wc.dcn kann. Das Seitenthal, Charakterbilder aus den österreichischen Alpen, 99 welches er in dem ebmerwähnten Decenmum bis zu seinem Austritt in das Rofmthal ausfüllte, entspringt an dem Kamme jener hohen Bergkette, welche die Wildfpitzc mit der Weißkugel — die zwei größten Erhebungen der ganzen Oetzthalcr Alpen — miteinander verbindet. Weite Firnmeere bedecken diesen hohen Kamm und schieben meilcnlange Gletscher in die nebenliegenden Thäler hinab. Die Firnmulde des Vernagtthalcs hat eine östliche Exposition, und wird durch einen kurzen Felsrücken, „im Hintergraslcn" genannt, in zwei sccundärc Mulden getheilt, unter denen die nördliche den Hochvernagtferncr, und die südliche den Rofcnthalerferner einschließt. Nach ihrer Vereinigung an der Spitze von, Hintcrgraslcn bilden diese beiden Gletscher den eigentlichen Vcrnagtferner, von welchem hier die Rede ist. In seinem normalen Zustande macht dieser Gletscher keine anderen als die gewöhnlichen, durch die klimatische Verschiedenheit der Jahre bedingten, und im Ganzen wenig beträchtlichen Oscillationen durch; plötzlich aber, und zwar in ungewöhnlich langen Perioden, erhebt er sich, und beginnt in so rascher und tumultuarischcr Weise vorwärts zu schreite«, wie dies bei keinem anderen Gletscher der Erde bisher beobachtet worden. Diesc Perioden umfassen beiläufig achtzig Jahre, nach deren Ablauf der Gletscher in zwei bis vier Jahren, mit einer continuirlichm, durch Winter und Sommer gleich anhaltenden, zuweilen schon den: freien Auge sichtbaren Geschwindigkeit, bis in das Rofmthal herabwächst. Hier angelangt verschließt er der, dem höher gelegenen Hinterns- und Hochjochglctscher entquellenden Rofenthaler-Achc den Abfluß, und staut sie nach rückwärts zu einem mächtigen See an, der selten auf friedlichem Wege ein Rinnsal durch den Eisdamm findet, sondern ihn meist gewaltsam durchbricht, und dann seine Fluchen unter furchtbaren Verheerungen über das Octzthal ergießt. Dieser Umstand läßt den Bewohnern des Thals den Vcrnagtgletschcr als einen Gegenstand abergläubischen Schreckens erscheinen, der manchen: grausigen Märchen Wort und Farbe lieh. Die letzte Sturm- und Drangperiode des Vcrnagtglctschcrs siel in die Jahre 1842 bis 1845 und war für das vielgeprüfte Octzthal von höchst verderblichen Folgen begleitet. Im Jahre 1842 begann zuerst der Rofenthalcrfcrner, aus unbekannten Ursachen, in seinen Firnlagen sich gewaltig aufzublühen, und schob nachher auch sein unteres Ende an den: noch schlummernden Hochocrnagtfcrncr vorüber, den: Vernagtthalc zu. Im folgenden Jahre erwachte auch der Hochvcrnagtfcrncr mit voller Wuth, und im Herbste desselben Jahres drängte er schon, mit jenen: vereint, in's Vernagtthal hinab. Aufgerichtete Seichen und andere Thatsachen bewiesen unzweifelhaft das Vorrücken des Eises auch in den Wmtcrmonatcn, und im April 1844, als den Gletscher die winterliche Schncchüllc noch umgab, erkannte man aus Messungen, daß die Zungenspitze des Eistörpers täglich um 1V? Fuß vorrückte. Bald nachher wurde die Bewegung der Eismassc abwärts, seitwärts und in ocrticaler Richtuug aufwärts immer bedeutender, so zwar, daß bis zum Juni desselben Jahres, also gerade in den kälteren Monaten, die Vorrückung für den Tag auf 6V2 Wiener Fuß stieg. Ganz im Widersprüche mit den Behauptungen der Theorie, ermäßigte sich diese Geschwindigkeit während des nun folgenden Sommers auf den Betrag von 3^/2 Fuß, während sie im Herbste wieder zunähn:, und im Winter auf 1845 sogar das durchschnittliche Maß von 10 V? Fuß für den Tag erreichte. Im Mai 1845 lag das Gletscherendc uur mehr einige hundert Fuß von der Rofeuthaler-Achc entfernt, wobei die Eismafsc selbst das Bild einer graucnhastcn Unordnung und Zerrissenheit darbot. Die immerfort sich üvcrcinander auftliürmmdeu und wieder zusammenstürzenden Eisschollen gestatteten keine Annäherung mehr; ein dumpfes Brausen erscholl alls dem Innern des Gletschers, nur dann und wann durch das donncrähnlichc Krachen uuterbrochcn, voll ocm da? Aufreißen einer ucucn Kluft licglcilct ist. Um diese Zeit hatte 7* 100 Das Alpengebiet. der Gletscher im Pcrnagtthalc an einer Stelle, die sonst eisfrei, die erstaunliche Mächtigkeit von nahc an 1000 Fuß gewonnen. Am I. Juni 1645 erreichte der Gletscher den Boden des Hauptthales, worauf der See sich zu bilden ansing. Das Glctschcrcnde hatte in den letzten Tagen mit der unbegreiflichen Geschwindigkeit von 37 Wiener Fuß per Tag sich abwärts bewegt, und in dem letzten Stadium seines Vorrückcns endlich gar 6 Fuß in einer Stunde zurückgelegt; zu dieser Zeit konnte die Bewegung mit freiem Auge deutlich wahrgenommen werden. Durch die gegenüberstehende „Zwcrchwand" in seinem Vordrangen gehemmt, schwoll nun der ungeheuere Eiskörpcr in seiner Breite und Höhe auf, so zwar, daß er an der Zwcrchwand, die er am 1. Juni mit der beiläufigen Dickc von 240 Fuß erreichte, schon nach 14 Tagen eine Mächtigkeit von 478^ Fuß entwickelte, zugleich war seine Breite daselbst von 400 auf mehr als 1000 Fuß angewachsen. Dabei schien der Gletscher fortwährend in wilder Gährung begriffen, und unaufhörlich dröhnte das Getöse der in den wildesten und seltsamsten Formen sich aufrichtenden und-niederstürzenden Eisnadeln und Pyramiden. „Dic Ruinen einer großen Stadt," — so spricht Dr. Stollcr in seiner ausführlichen Schilderung dieses großen Naturereignisses — „welche ein Erdbeben in Trümmer gerüttelt hat, geben annähernd ein Bild von dem damaligen Zustande des Gletschers." — Nirgends, weder in Tirol, noch in der Schweiz, noch anderswo hat je ein Gletscher in seinen Bewegungen eine so furchtbare Energie und so außerordentliche Verhältnisse gezeigt, wie dieser. — Vom I. bis 14. Juni staute sich der Soe hinter dem Gletscher auf, und gewann einen Wasscrinhalt von beiläufig 40 Millionen Cublkfuß, als er mit einem Male den noch lockeren Eiswall durchbrach, und in wenig mehr als einer Stunde seine ganze Wassermassc über das Oetzthal ausschüttete. An dem Steige bei den Rofen-höfen erreichte der Strom die Höhe von 39 Fuß, was einen Schluß auf die Verwüstung der tieferen Gegenden des Thales erlaubt; der Weiler Astlen bei Lengenfeld, verschwand damals von der Oberfläche der Erde. Der Gletscher wuchs noch bis in's Jahr 1846, nahm immer mehr an Consistent Breite und Hoho zu, und dehnte sich über der Rofenthalcr-Achc thalabwärts aus. Erst im Sommer des erwähnten Jahres trat in seinem Wachsthum Stillstand ein, obwohl der Ferner noch in den folgenden drei Jahren, namentlich 1848, große Uebcrfchwcmnumgcn veranlaßte. Seither war er in rascher Abnahme begriffen, so daß sich sein unteres Ende immer höher hinauf bis zu seinem normalen Stande zurückzog. Aber seit dem Jahre 1865 ist der Vcrnagtfcrncr wieder in langsamem Wachsen begriffen, so daß man einer Wiederholung der oben geschilderten Erscheinungen, freilich erst nach Jahren, entgegensieht. Die früheren, geschichtlich constatirten Wachsthums-Perioden des Vernagtglctschcrs fallen in die Jahre 1599—1s>01, 1676—1678 und 1770—1771. Im Jahre 1822 wuchs einseitig nur der Hoch-vcrnagtferner in's Rofcnthal herab, ohne jedoch den Bach erreichen zu können. Ueber diese Bewegungen sind urkundliche Daten vorhanden, und eine schon im vorigen Jahrhunderte abgefaßte Darstellung des in Redo stehenden Phänomens sagt, wie schon damals die Bewohner des Octzthalcs, nach den Erzählungen ihrer Voreltern, das Herabstcigcn des Vcrnagtfcrncrs in's Thal als etwas ansahen, das nach „alter Gewohnheit" von Zeit zu Zeit stattfinde. 3. Der Pafterzen-Gletscher. Mit dem Gefühle der gespanntesten Erwartung verlassen wir Hciligcnblut am Fuße des Großglockners. Jeder Schritt, den wir aufwärts machen, bringt uns in immer reinere ^üfte, entfernt uns immer mehr von den Menschen und ihren Wohnungen, und führt uns endlich jenen Räumen entgegen, die frei uou jeglichem Treiben Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 101 der Tiefe unter ihnen, durch die Fremd artigkcit ihrer Formen, durch das geheimniß-volle Walten ihrer Kräfte gerechtes Staunen erregen. Der Weg von Hciligenblut vis zum Pasterzcn-Gletscher führt uns über steile Felsenabhängc unter dem wechselnden Schatten des Nadelholzes am linken Ufer der Moll nach ungefähr einer Stunde zunächst an der Briccius-Capellc vorüber. Ihr zunächst sprudelt eine Alpcnqucllc des reinsten besten Trinkwassers. Von ihr aufwärts wird der Pfad immer schroffer, hie und da selbst nicht gefahrlos. Die Bäume werden sparsamer; ihre Größe verliert sich; altes Moos hängt von ihren dürren Aesten herab; viele derselben hat die Wuth der Stürme dem Boden entrissen, und sie liegen in ordnungsloser Zerwürfniß umher. Noch eine Stunde und nur niedriges Krummholz bedeckt die weiten und freien Alpentriften, auf die wir jetzt gelangen. Das Haupt des Großglockners glänzt in aller Majestät zu uns hernieder. Doch, was fesselt dort mit einem Male unsern Blick? Was soll jenes ungeheuere Schneefeld, hingclagcrt zwischen den Bergen, bedeuten, aus dem die seltsamsten Gestalten emporzuwachsen scheinen? Welch' ein fremdartiges Krachen ourchzittcrt die Luft? Welch' ein dumpfes Rollen durchläuft mit Donnergctösc dcn weiten Kranz der Gebirge? Es ist der Pasterzcn-Glctschcr, den unser Auge hier zum ersten Male erblickt, der im ungeheueren Kreise den Großglockncr nmzieht, und dessen dunkle Vorstellung, die wir bisher gehegt, nun zur klarsten Gewißheit geworden ist. Mit ehrfurchtsvoller Scheu stehen wir da und blicken bewundernd hin zu jenen erstarrten Massen, einer unerforschten Geburt von Jahrtausenden. Eine nie versiegende Quelle der Bäche, Flüsse und Ströme, die die Länder des Erdballs durchziehen, spottet sie vom Anbeginn dem Strahle der Sonne, und fortwachsend im Verluste, senkt sie ihre eisigen Klüfte immer tiefer herab in die fruchtreichen Gelände des Thales. Soweit das Auge von hier gegen Nordwesten zu reichen vermag, zieht das Eisfeld des Pasterzen-Gletschcrs, bei einer Breite von einer Stunde und einer Länge von fünf Stunden sich hin gegen das Alpendorf Kaprun im salzburgischen Pinzgau, jenseits der Grenzen von Kärnten, steigt beinahe ununterbrochen an den Abhängen des Großglockners empor, verbindet sich dort oben init den Leiter- und Kalscr-Glctschern an der Seite von Tirol und umgürtet in Verbindung mit dem großen Pasterzen-Keese, die Brust und die Lenden des gigantischen Glöckners. Ja, selbst das Haupt desselben bedeckt noch ein Theil des ewigen Schnees, um es gleichsam gefahrbringend zu machen der kecken Kühnheit des Sterblichen, der es wagen will, auf den Scheitel desselben zu steigen. Im Hinblicke auf den unendlichen Wechsel seiner Formen, im Geräusche feiner unterirdischen Gewässer, deren Laut aus seinen grauenvollen Klüften an unser Ohr dringt, und manchmal aufgeschreckt durch den Donner, mit dem er zuweilen berstet, ziehen wir an der nordöstlichen Seite des Gletschers aufwärts und erreichen endlich an der sogenannten Gamsgrubc die gemauerte Hütte, die vom Erzherzog Johann den Namen trägt, und von eben demselben im Jahre 1833 zum Schutze der Naturfreunde erbaut worden ist. Ein erstarrendes Bild des kältesten Winters, selbst unter der Gluth des heißesten Sommers, stellt sich an ihr unserer Betrachtung dar. Vor uns liegt die breite Fläche des Gletschers, und aus ihr im Hintergründe steigt in schwindelerregender Höhe der Großglockner in freier, stolzer Größe und Erhabenheit einpor, zeigt hie und da zwischen Schnee und Eis sein nacktes schwarzes Gestein, und endet dort, wo die blaue Farbe des Himmels in einen tiefern Ton sich verliert, in einer Spitze, die 11.686 Fuß über das Meer emporragt. Gibt es irgend einen Moment, in welchem die kleinlichen Bekümmernisse unseres Daseins zurücksinken in ihre Mchtigkeit, wo die zerstreuten Blüthen unseres Lebens zu einem reichduftmoen Kranze sich wieder verbinden, wo der Mensch aus dem 102 Das Alpengebiet. Gewirre seiner Leidenschaften unwillkürlich hinübergezogen wird in das Gebiet seiner besseren Empfindungen; ja, wo er des längst Verlornen Glaubens an den Adel seiner Bestimmung im vollsten Umfange wieder bewußt werden kann, so ist es der, wo die Natur in solcher Würde ihm entgegentritt — hier bei der Iohanncshütte, hart am Rande des Pasterzcn-Gletschers, zu den Füßen des Großglockncrs! Die feierliche Stille, die uns da umgibt, unterbricht kein Laut des gewöhnlichen Weltgcräusches. Keines Menschen Stimme, außer der eigenen, ist hier vernehmbar; kein Thier, außer der scheuen Gemse durchsticht diese gefährlichen Felder, und kein Vogel, außer dem Adler und dem Lämmergeier, zieht durch diese ätherischen Räume. Einzelne Nebelgebilde tauchen manchmal aus den Schnee- und Eisgebildcn auf, ziehen leichten Fluges den Abstürzen des Großglockners entgegen, ergötzen, geschmiegt an ihn, unser Auge durch ihr luftiges Spiel, umgaukeln im reizenden Tanze sein graues, starres Haupt und verschwinden endlich, nachdem sie ihn beschattet hatten, als Wolken im großen Raume der Luft, oder zerfließen ebenso schnell, als sie entstanden sind. Wenn aber die Gletscher ertönen; wenn von den Höhen des Glöckners die Eislawincn niederstürzen; die Windsbraut zu wüthen beginnt, graue Ncbelmasscn vor sich hcrtreibt und in wilder Hast durcheinander jagt, Thal und Berg unseren Blicken entschwinden, nächtliche Finsterniß uns umhüllt; wenn Blitze leuchten und Donner rollen; wenn die ganze Natur in grauenvoller Wuth sich empört zu haben scheint, da zittert der Mensch im Bewußtsein seiner Ohnmacht, und bangt für sein preisgegebenes Leben. Abhold den behaglichen Wünschen der Sterblichen in solchen Augenblicken, fühlt er in Demuth, daß er diese Regionen bewundern, aber nicht lieben darf, daß sie sein Staunen gestatten, aber sein Vertrauen hassen. Wir verlassen nun die Iohanneshütte, verträum der sicheren Leitung unserer Führer, betreten den Pastcrzen-Gletschcr, schreiten mit Vorsicht über die trügerische Hülle der 20 bis 30 Klafter tiefen Spalten, in'die derselbe zerrissen ist, und gelangen zwischen abgestürzten oder emporgehobenen Steinen und Felfentrümmern, die er in langen Strecken als Moränen auf seinem blumenloscn Rücken trägt, an die jenseitige, südöstliche Grenze desselben. Hier steigen wir längs seiner schlammigen Ausläufer abwärts, betrachten noch einmal die überhängenden Eismassen an feinem Ausgangspunkte, folgen dem weiteren Pfade über die kahlen Alpcntriften am rechten Ufer der Moll und erreichen endlich nach der Dauer eines vollen Tages am Abende desselben das schützende Dach des wirthlichen Gasthauses zu Heiligenblut. _____________ (Nach I. Wagner.) 4. Eine Glocknerfahrt. Die anziehende Schilderung der im Herbste 1855 von Oberst v. Sonklar mit drei Gefährten und fünf Führern unternommenen Glockncrbestciguug theilen wir hier im Anschluß an seine eigenen Worte mit. Da Heiligenblut nicht eigentlich auf dem Thalboden, sondern etwas über demselben auf einer sanftgeneigten Abdachung der linken Thalscite liegt, so führt unser Weg anfangs eine Strecke lang abwärts, bis zu einer Brücke über die Müll, die hier eigentlich noch den Namen des Pastcrzenbachcs führt, und durch die milchweiße Farbe ihrer Wellen die hohe Abkunft, der sie sich rühmen kann, verräth. Es ist erst ^ 0 Uhr Abends am 4. September, und schon ist die Sonne hinter dem nahen Gößnitzkamme zur Ruhe gegangen, so eng, tief und schattig ist dieses Thal. Seine Seehöhe beträgt hier etwa 4000 Fuß, und noch gedeiht mit Vortheil das gefügige Korn, das hier freilich erst vor wenigen Wochen zur Reife kam. Nach V4 Stunden erhebt sich der Pfad links auf die felsigen und waldbedcckten Abhänge des Saukopfs, wo uns bald der schone Güßnitzfall zu Gesichte kommt, durch den der weiter oben liegende Gößnitz-Gletscher sein Wasser herab in das Thal der Moll schüttet. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 103 Schon fing es tief zu dämmern an, als wir etwa um V«s Uhr Abends das Leiterthal erreichten, das, an dem südlichen AbHange des Glocknerkamms entspringend, sich in seinem Laufe in einem Bogen gegen Osten wendet, und etwa anderthalb Stunden ober Heiligenblut in das Mollthal mündet. Es liegt demnach mit Rücksicht auf den Gwcknerkamm auf der, der Pasterze entgegengesetzten Seite. Die Besteigung des Großglockners ist jedoch bloß auf dem Wege durch das Leiterthal möglich, da auf der Pasterzcnseitc die furchtbare Steilheit und Zerrissenheit der beiden Glocknerkargletscher jeden Versuch einer weiteren Annäherung an den Gipfel, als etwa der ebene Eisboden der Pasterzc reicht, als eine Tollheit erscheinen ließe. — Man betritt das Leitcrthal weit oberhalb feiner Mündung und hier stellt es sich, besonders in der Richtung nach aufwärts, als eine Art Wolfsschlucht dar, in deren Tiefe der nicht unbeträchtliche Leiterbach mit betäubendem Geräusche dahintobt. Alsbald beginnt der verrufene Katzensteig, der wohl zur Nachtszeit etwas gefährlich ist, bei Tag aber einem, an Hochgebirgspfadc auch nur halbwegs gewöhnten Bergsteiger keine erheblichen Schwierigkeiten darbietet. Der Pfad windet sich nämlich auf die steilen und riffigen Abhänge der linken Thalwand empor, ist meistenthcils sehr schmal, his und da höchst steil und uneben, läuft nicht fetten über glatte und stark geneigte Schieferblöcke woitor, und hat durchweg den oft 100—200 Fuß tiefen Absturz gegen den Lciterbach zur Seite. Das Mondlicht, das freilich den Weg in diefe Schlucht nicht zu finden wußte, doch bereits die oberon Regionen des Luftkreifes verklärte, war vollkommen hinreichend, um in uns Allen jeden Gedanken an eine wesentliche Gefahr zu beseitigen. So erreichten wir nach 4^ Stunden die Leiterhütte. Neben einer steil gegen den Abendhimmel aufsteigsnden kolossalen Felswand erbaut, lag diese Hütte tief unten im Thale und von der Berge schwärzestem Schatten bedeckt, während gegenüber die weißen Glimmerschiefcrmaucrn des Leiterkopfs gespenstig und still im Mondlicht glänzten. Die Leitcrhütte hat eine Meereshöhe von 6240 P. F. Wer immer den Großglockner besteigen will, dem muß diese Alpenhütte als Nachtquartier dienen, wenn er des folgenden Tages auf den Gipfel gelangen, und auf der Rückkehr Abends wieder eine menschliche Wohnung erreichen soll. Aber ungeachtet all dieser bezichungswoisen Wichtigkeit der Lciterhüttc ist sie dennoch ein sehr dürftiges, beschränktes und von allen möglichen Zugwinden durchstrichenes Obdach. Mag irgend ein leidenschaftlicher Naturfreund, Ascet und Musterbild der Genügsamkeit, seine Begriffe von nothwendigem Comfort so tief als möglich hcrunterstimmen, in der Leiterhütte wird er alle derartigen Vorstellungen Übertrossen finden. Da ist von Tisch und Stuhl, von Flasche und Glas, von Teller und Schale, von Messer und Gabel, da ist von allen diesen seltsamen und noch vielen anderen Dingen keine Rede. Eine eiserne Pfanne, ein Topf, etliche hölzerne Schüsseln und dio zur Käse-bereitung nothwendigen Gefäße sind der ganze Hausrath dieser primitiv gehaltenen Behausung. Wer ferner nach einem noch so ärmlichen Schlafgemache, oder gar nach Betten fragen wollte, der liefe Gefahr, schnöbe verlacht zu werden. Wenn nicht hier, so findet sich nirgends anders mehr der Ort für das Minimum der Gewährungen des Lebens. Leicht wird man sich daher unseren Schrecken erklären, als wir die Wahrnehmung machten, daß unser ganzer Victualienfchatz, den wir so sorgsam vorbereitet hatten und der uns in dieser Wildniß etwa aufgerichtet haben würde, in Heiligenblut zurückgeblieben war, um von den noch rückständigen dvci Führern nachgebracht zu werden. Bloß der Wein, etwas Brot, einige Gläser und dic Zinntannc fanden sich in dem Tragkorbc des uns begleitenden Führers vor. Der Schlag war hart, aber dennoch erhob sich nach kurzem Vcrdrusse unsere Stimmung siegreich über das herrschende Mißgeschick. Wir tranken Milch, aßen frische Butter, versuchten don Wein und nahmen zuletzt etwas Thee. Dabei schwätzten, lachten und sangen wir um die Wette und es ist gewiß, daß diese enge, rauchige Küche nie rinc fröhlichere 104 Das Alpengebiet. Genossenschaft beherbergt hat. Als sich die Glocke endlich der eilften Stunde näherte, und jede Hoffnung auf Verbesserung unserer Küchenzustände unerfüllt blieb, stiegen wir von der Küche weg auf einer Leiter — nicht zu Bett, sondern — zu Heu, um hier den Versuch anzustellen, ob sich unter den Zudringlichkeiten der unsere Gesichter invasirmden Hcuhalmc, uuter dem Geschwätz der Führer innerhalb, und dem Blöken der Rinder außerhalb der Hütte, der Nacht ein oder zwei Stunden des Schlafes abgewinnen ließen. Um 1 Uhr nach Mitternacht wurden wir von den Führern geweckt und verließen nach eingenommenem Frühstücke, Punkt 2 Uhr, die Leiterhütte. I'Noch stand zwar der Mond, der den Tag darauf seine Fülle gewann, am nächtlichen Himmel, aber fein Schimmer erreichte uns jetzt ebenso wenig, als er es gestern vermochte. Die Führer hatten sich deshalb mit Laternen versehen, unter deren Hilfe es rafch über die Fortsetzung des Katzenstciges aufwärts ging. Die Nacht war empfindlich kalt, und als wir weiter oben über ebenen Grasboden hinschrittcn, funkelte das Licht der Laternen in den winzigen Krystallen des Reifes, und unsere Tritte zogen dunkle Streifen durch die weißlich überkleideten Matten. Das rasche Steigen des Weges verscheuchte jedoch bald das Gefühl der Kälte, welch' letzteres sich eher angenehm empfand, wenn wir, um Athem zu holon, von Zeit zu Zeit minutenlang stille hielten. Dieser Nachtmarsch durch die feierliche Stille der Bergwclt, mit der großartigsten Alpcnscenerie ringsum, mit den trübschimmernden Laternen zur Seite, dem reinsten Sternenhimmel ober uns und den stolzen Hoffnungen in uns, war von so eigenthümlich tiefer Wirkung, daß ich ihn jetzt als eine meiner liebsten Erinnerungen aus jenen genußreichen Tagen betrachte. Zur Verwunderung unserer Führer waren wir schon nach sieben Viertelstunden, d. i. um '/4 auf 4 Uhr, am oberen Ende des Leiterthales angekommen, und standen nun am Fuße einer gewaltigen Randmoränc, über die der dahinter liegende Leiter-glctscher, der eisbedeckte Glockncrkamm, und der Glocknergipfcl selbst, vom Monde bleich bestrahlt, hcrübcrsah. Hier ruhten wir etliche Vlinuten lang, und stärkten uns mit etwas Wein für die Mühen, die uns jetzt erwarteten. Nach der Minlich mühsamen Ucbcrklctterung der aus lockerem Schutt gebildeten Moräne betraten wir sofort don Loiterglctfcher, dor von dem Glocknerkamm herabsteigend, die ganze ober«, Thalmulde zwischen der langen Wand rechts und den Abfällen des Kellerbcrges links, in der Breite von beiläufig einer drittel Meile bedeckt. Er ist ein schöner fecundärcr Gletscher von nicht unbeträchtlicher Größe, und besitzt nicht weniger als acht Mittelmoränen. Von der Salmshüttc in der Nähe seines Endes tonnten wir sowohl jetzt, als später, da wir ihn bei vollem Tageslichte überschritten, keine Spur mehr entdecken. Sie wurde vor etwa zehn Jahren durch eine vorrückende Oscillation des Gletschers zerstört. Bei der geringen Neigung der Oberfläche war das Ueberfchreiten des Gletschers mit nur geringer Mühe verbunden, was selbst dann der Fall war, als wir die Firnregion erreichten. Dor Schnee war festgefroren und knirschte unter unseren Tritten. Auch Klüftm begegneten wir nur selten, die dann leicht umgangen oder übersprungen wurden. Doch nun begann ein anderes, gleich wundervolles Schauspiel unsere staunenden Blicke zu fesseln. Schon früher, als wir den Leitergletschor zuerst betraten, oder höchstens eine halbe Stunde danach, zeigten sich gegen Sonnenaufgang die Vorboten dos nahenden Morgens; das Firmament hatte sich in jensr Himmelsgegend zuerst mit einem schwachen Roth überzogen, das nach und nach immer dunkler ward und später in ein tiefes, zart verlaufendes Gelb üborging. Diese Färbung hatte eine bestimmte Grenze, die es deutlich von dem dunkeln Azur des übrigen Himmelsraumes trennte, und die Negion des Lichtes von der Finsterniß schied. Eine solche Abgrenzung kann man, wiewohl in umgekehrtem Vorhältnisse, auch in der Ebene an jedem heiteren Charakterbilder aus den österreichischen Alpen, 105 Abende wahrnehmen. Diese Grenze, die sich am Himmel als ein großer Bogen projectirte, schritt nun rasch gegen Westen vor, goß immer mehr Licht auf die Erde nieder, nahm immer mehr an Deutlichkeit ab, bis sie endlich ganz verschwand, und nun loderte mit einem Male der Gipfel des Großglockner, von den ersten Strahlen der Morgensonne angezündet, in ounkelrothor Muth auf. Vor dem azurnen Hintergründe schwebend, glich dieser Berg einem silbernen Obelisk, dessen Spitze, von den Flammen des Himmels angelockt, rothglühend geworden war. Mit einem Aufschrei freudigen Staunens begrüßten wir Alle die herrliche Erscheinung. Wir hatten um diese Zeit die Höhe von 9000 Fuß erreicht, und kamen dadurch in die Lage, die weiteren Effecte des Sonnenlichtes in einem ziemlich großen Umkreise zu beobachten. Gleich nach dem Großglockner entbrannte hinter uns der hohe Schober, der höchste Gipfel der Gößnitzgletscher, dann die Hohcwartc vor uns, und so nach und nach alle anderen, näheren und ferneren Bergspitzen Kärntens und Tirols. Kenntlich konnte man das allmähliche Vorrücken des Lichtes von Ost gegen West wahrnehmen. So glänzte z. B. der hohe Gößnitzgipfel bereits in den ersten Strahlen der Sonne, indeß die Berge des Pustcrthalcs und dessen Seitenthäler, und selbst die hohe Vedretta Marmolata noch im Schatten lagen. Mcht minder interessant war, wenige Minuten später, der Blick auf dieses Labyrinth von Bergen, aus dem die Spitzen, von rosenrothen: Lichte angeflogen, deutlich hervortraten, indeß die Thaleinschnitte nebenan noch dunkelblaue Nacht bedeckte. In den höheren Theilen des Leitcrglctschers wurdo, der zunehmenden Steilheit wegen, das Ansteigen etwas mühsamer. Wir bewegten uns, die nöthigen Zickzacks abgerechnet, so ziemlich nach der Richtung der Längcnachsc des Gletschers und erreichten etwa um halb 6 Uhr den Fuß des Glocknerkammcs unterhalb der Hohen Warte. Dieser Kamm, den wir von unserem gegenwärtigen Standpunkte nur in seiner Erstreckung vom Glocknergipfcl bis zum Kellcrberge übersehen konnten, stürzt gegen die Leiterseite allenthalben in furchtbarer Steilheit ab und ist meist mit Eis und Fernerschnee bedeckt; nur hie und da ragen kahle Klippen und dunkle, senkrecht aufsteigende Felswände aus dieser weißen Decke hervor. Sie gleichen Beinbrüchen im Innern des Gebirgskörpors, wobei die Knochen sich durch das Fleisch der Erde bohrten. Zwei dieser Wände werden durch die Hohe Warte und den Kellerberg gebildet, und durch die Scharte dazwischen drängt sich, aus den obersten Firnlagen des Kammes entspringend, em schmaler, unter einem Neigungswinkel von nahezu 40 Graden herabsteigender Eisstreifen hervor, der zu beiden Seiten von steilen Felsmaucrn eingeschlossen, einem erstarrten Wasserfalle ähnlich sieht und sich zuletzt in dem Firnmeere des Leitergletschers verliert. Dieser Hohlweg, dessen Höhe, von dem weitklaffenden Schrunde bei seinem Ausgange bis zur Scharte, ich auf mindestens 300 Fuß schütze, bildet die einzige prakticable Verbindung mit dem Glockner-kammc und mußte deshalb von uns durchschritten werden. Jetzt wurden die Steigeisen aufgeschnallt und in scharf abgebogenen Approchen an der Hand eines Führers aufgestiegen. Nicht bloß in seiner Steilheit, sondern mehr noch in soiner Ebenheit und Glätte lag die Schwierigkeit dieses Weges. Um halb ? Uhr betraten wir die Scharte und damit den Kamm des Gebirges. Von der Scharte weg biegt nun der Weg unter einem rechten Winkel gegen die linke Seite ab und verläßt bis zum Glocknergipfcl den mit compactem Schnee bedeckten Kamm nicht mehr. Nach einigen Minuten schon standen wir auf der Hohenwartc, 9813 P. F. hoch, und erfreuten uns hier der an Ausdehnung wachsenden Fernsicht. Bald nachher schärft sich der Kamm zu einem schmalen felsigen Grat zu, der nach beiden Seiten, das heißt sowohl gegen den Leitcrgletscher als gegen die Pastcrze, so steil abfällt, daß hinabgoworfene Steine hier wie dort in gewaltigen Sprüngen bis auf den Boden des Thales hinabsehen. Wild zerklüftete Eismasfen bedecken die Abhänge nach beiden Richtungen und mahnen den eilenden Fuß an die ^ß Das Alpengebiet. drohende Gefahr. Doch ist der Weg von hier bis zur Adlersruhe weder besonders mühsam noch gefährlich; die meist sanft abgedachten Flächen, mittelst welcher sich das Gebirge von Terrasse zu Terrasse erhebt, sind eher geneigt, den Muth des rüstigen Wanderers zu beleben als ihn zu drücken. Der Böschungswinkel bewegt sich zwischen 10 und 17 Graden. — Doch nun erhebt sich ein eiskalter, schneidender Nordost, der nach und nach so heftig wird, daß er die festgcftorenen Schneeflächcn aufwühlt, den Schnee in die Luft emporhebt und ihn als „Bergrauch" in das Lcitcrthal hinabfegt. Und dennoch denkt Niemand an den Kleidcrvorrath in den Körben der Träger; der rasche Schritt und die Bewegung aufwärts halt das Blut warm und die Haut thätig. Endlich erscheint die Adlersruhc, der letzte Ruhepunkt vor der Besteigung des eigentlichen Glocknergipfels, und der Ort, den wir in Folge gewisser Wahrnehmungen zur Einnahme eines geeigneten Gabelfrühstückes für vollkommen tauglich erklären. Die Adlersruhe ist nichts anderes als ein schmaler, felsiger Absatz des Kamms, eine kurze Pause, die sich der von dem Glocknergipfel in unerhörter Steilheit Herabfteigende Rücken gönnt, um wieder etwas zu Athem zu kommen. Mit dem Athem fängt es hier überhaupt etwas kritisch zu werden an, was sich vor der Hand wohl nur bei angestrengterer Bewegung zeigt. Die Meercshöhe der Adlerruhe beläuft sich bereits auf 10.432 P. F. Vor Jahren wurde hier, aus den umherliegenden Gloritschiefcrblöcken, eine etwa 10 Fuß im Geviert haltende Hütte erbaut, von der es ungewiß ist, ob sie je ein Dach besaß; noch stehen zwar ihre Mauern, aber „des Himmel Wolken schauen hoch hinein." Als wir sie erreicht hatten, freuten wir uns des Schutzes, den uns ihre Wände gegen den Wind gewährten, der in unverminderter Kälte und Heftigkeit oaherfuhr und uns zeitweise mit Wolken gefrornen Schneestaubes umhüllte. Eine unbeschreibliche Oeoe und Verlassenheit beherrschte diese stillen, cisum-starrten Reviere; nirgends die leiseste Spur eines Lebens; selbst die geduldigsten, winterlichsten Flechten scheuten die Ansiedlung auf dem Gesteine dieser unheimlichen Region. Aber alle diese Umstände zeigten sich, gegenüber unserem Appetite, den ein sechsstündiger, angestrengter Marsch und die herrschende Kälte wohl nicht anders als schärfen konnte, wirkungslos. Jetzt focht uns auch die herrliche Fernsicht nicht an, die sich vor uns in unendlicher Weite und Pracht aufschloß. Die Ruhe und Stärkung, die wir auf solche Weise fanden, war jedoch nicht bloß ein Bedürfniß für unsere müden Glieder, sie war es auch für unsern Muth, der sich hier erst an der Schwelle wirklicher Prüfungen sah. Denn in der That, nicht ohne einen leisen Schauer vermochten wir, von diesem Platze aus nach dem Gipfel des Großglockners emporzublicken, der sich, noch etwa 1800 Fuß hoch, gleich einem Zuckerhutc vor uns aufthürmte. Bei der Energie dicfer aufstrebenden Linien bot er ein Bild von niegesehcner Kühnheit. Diese Steilheit eines so hohen Gipfels war nahezu unbegreiflich. Nach den gewöhnlichen Begriffen hätte cr sich in dieser Beschaffenheit keinen Tag lang erhalten können; cr hätte in sich selbst zusammenstürzen müssen. Freilich war diese Steilheit des Glocknergipfcls nicht diejenige, die wir bei seiner Besteigung zu überwinden hatten, aber sie brachte in uns den bemerkten Eindruck hervor, der keineswegs ein freudiger und ermuthigender war. Demungeachtet mußte endlich aufgebrochen werden, was, nach cinstündiger Rast, ohne cm sichtbares Zeichen der Schwäche auf irgend einer Seite geschah. Eben schlug's 9 Uhr auf der Kathedrale zu Salzburg — so lehrte mich nämlich meine Taschenuhr, deren Zeiger ich in Gastein nach Salzburgcr Zeit corrigirt hatte. Von der Adlersruhe aufwärts gewinnt die Neigung des Abhanges vom Flecke weg das beträchtliche Maß von 25 bis 30 Graden, bci dem sie jedoch nicht stehen bleibt, sondern nach und nach in rascher Folge einen Grad um den anderen zufetzt. Mit diesem Wachsen des Böschungswinkels verengt sich ebenso rasch die Breite deS herabziehenden Rückens, wodurch bald alle ausholenden Zickzacks ein Ende nehmen. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. 197 und unser Weg sich nothgcbrungen in einer geraden Linie gegen die Spitze bewegt. Jetzt wird auch das Steigen über die steinharte Schneeflächc, die ihrer großen Neigung wogen die Fußgelenke hart mitnimmt, in hohem Grade beschwerlich; dennoch geht es, etwa eine halbe Stunde lang, noch auf gewöhnliche Weise vorwärts. Endlich wird jedoch der Abhang so steil, und die Gefahr des Ausgleitens so groß, daß eine veränderte Manier des Aufsteigens angewendet werden muß. Jeder Passagier wird nämlich von seinem Führer an das Seil genommen, die Gesellschaft ordnet sich in eine Reihencolonne, wobei in jeder Partie der Führer sich voranstellt, und der letzte ledige Führer sich an die Tßte fetzt, um mit der mitgcführten Haue Stufen in die feste Eisrinde zu graben. Das Matz, mit der diefe Arbeit fortschreitet, bestimmt jetzt unabänderlich das Maß der Geschwindigkeit, mit der wir uns vorwärts bewegen, und dies geschieht langsam, denn diese Arbeit ist keine leichte, und der eishauende Führer muß von Zeit zu Zeit abgelöst werden. Bald nachdem die Erbauung dieses Treppenwerkes ihren Anfang genommen, hatte sich der schmale Rücken, über den wir aufwärts stiegen, zur Breite von einigen wenigen Schritten zugeschärft, so daß wir jetzt nach beiden Seiten den Blick in grauenvolle Tiefen frei hatten, in die sich, dicht neben uns, hüben wie drüben, der Abhang in einer einzigen, durch kein Hinderniß irgend einer Art gesänftigten Linie von entsetzlicher Steilheit hinabstürzte. Wer jetzt ausglitt und mit den Füßen den Boden verlor, der hatte die sicherste Aussicht, auf die schnellste Art und in einem einzigen ungestörten Fluge, den zwischen 4- und 5000 Fuß tiefen Abgrund zu erreichen. Freilich gingen wir jetzt am Seile, dessen eines Ende fest um die Mitte des Körpers geschlungen war, indeß das andere Ende sich eben so fest um den linken Arm des Führers wand; aber auch einer der Führer konnte ausgleiten, und dann, entweder mit seinem Seilgefährten allein, oder in Gesellschaft mit noch anderen Personen, die er etwa im Sturze mit sich riß, hinab in die Tiefe und in die Ewigkeit wandern. Und gewiß dachte damals keiner von uns, auch nur mit einiger Besorgniß, an die Gefährlichkeit der Lage, in der wir uns befanden. Die Großartigkeit und Erhabenheit alles dessen, was uns umgab, nahm unsere Aufmerksamkeit so unablässig in Anspruch, daß sie für die Regungen der Furcht keine Zeit fand. Da das Aufklimmen über die Eistreppe ruckweise und in den: Maße geschah, als 6 bis 8 Stufen fertig wurden, so gaben die hicdurch entstehenden Zeitintervalle die Gelegenheit zu allerlei Betrachtungen. So faßte ich jetzt die überraschend schöne Zeichnung der Ogiven des Pasterzen-Glctschcrs, der, in der Tiefe zur rechten Hand, wie ein breiter, mächtiger Strom in seinem Bette dahin stoß, — den Gang seiner Moränen und einige andere, von hier aus wahrnehmbare Verhältnisse desselben, erst recht in's Auge; gleiches that ich in Beziehung auf den links liegenden Leiter-Gletscher. Doch nun traf, beiläufig jenseits der Mitte zwischen der Adlersruhe und dem Gipfel, unser Stufenpfad auf eine scharfe Schneekante, die, von vorausgegangenen heftigen Westwinden erzeugt, von der Bergspitze gerade gegen uns herablief, sich bann rechts hin abkrümmte, und in der Tiefe verlor. Dieser Kante, die die Linie des geringsten Falles bezeichnete, folgte jetzt unser Weg in dem Abstände von wenigen Zollen. Es war nun interessant anzusehen, wie die durch das EinHauen der Stufen losgelösten Schneeschollen, erst mit rasender Geschwindigkeit an uns vorüberfuhren und dann, je nachdem sie rechts oder links ausgeworfen wurden, entweder gcgcn die Pasterze oder gegen den Leitcrgletschcr das Weite suchten. Hier wuchs die Steilheit unseres Weges mit jedem Schritte und erreichte endlich sogar das Maß von 49 Graden. Zu den hieraus entspringenden mechanischen Schwierigkeiten des Aufsteigens gesellte sich nun auch, in immer steigendem Maße, ein Druck auf die Respiration, der das Blut zu Kopf trieb und Kopfschmerz verursachte. Die dünne Luft dieser zwölfthalb-tausend Fuß überschreitenden Höhe genügte während der Bewegung dem Bedürfnisse der Lunge nicht mehr, die deshalb durch ein fliegendes Athmen das Deficit wieder 108 Das Alpengebiet. zu gewinnen suchte. Mit diesem Ungemach verband sich jetzt zum Ueberstuß eine drückende Hitze; der kalte Wind hatte aufgehört, und die von der blanken Schnee-stäche heftig revcrberirtcn Sonnenstrahlen wirkten nun mit einer Kraft, die wir ihnen in solcher Hohe nimmer zugetraut hätten. Dcmungeachtet ward der Raum, der uns von dem Zielpunkte unserer Wünsche trennte, von Minute zu Minute kleiner, bis wir endlich, nach zweistündigen Mühen seit dem Aufbruche von der Adlersruhe, um 11 Uhr den ersten oder niedrigeren Gipfel des Großglockners betraten. Aber hilf Himmel, was war das für ein Gipfel! war's etwa cine breite, zu behaglichem Lagern auffordernde Kuppe? oder war's ein trotziger, fchwarzbrauner Felsentamm, in dessen Klippen wir, Adlern gleich, in Ruhe und Sicherheit horsten konnten? Nichts von all dem! Es war bloß eine nach der Steilheit der beiden Seitenwünoe zugespitzte Schneeschncide, so scharf, daß, wenn sie fest gefroren, eine rasch darüber hinfahrende Hand sich daran hätte schneiden mögen. Wem diese Ansicht tropisch erscheint, der berichtige sie nach seinen eigenen Darstellungen über den höchsten Grad von Steilheit und Schärfe, unter welchem vom Winde zusammengenähter und gcfrorner Schnee sich nur immer erhalten kann. Dabei überhing der Gipfel, vermittelst des unter dem Schnee befindlichen Hocheises, um etwa 6—8 Fuß horizontaler Entfernung gegen die Pasterzen-Seite. Auf dieser schwebenden Unterlage gruben uns nun unsere Führer, gleich vorne wo wir den Gipfel zuerst betraten, eine Art von Canapee in den Schnee, auf dem wir etwa eine halbe Stunde lang ausruhten, fo lange nämlich, als die Führer Zeit benöthigten, um den Uebergang auf den höheren Gipfel vorzubereiten, wobei auch sie sich gegenseitig — ein uns damals auffallendes und sicheres Zeichen der wachsenden Gefahr, mit den Seilen zusammenbanden. Wir saßen auf unserem Canapec mit dem Gesichte gegen die Sonne, die uns mit ihren glühendsten Strahlen bedeckte. Und so steil schoß unter unseren Füßen die Schneewand in die Tiefe, daß wir unsere Bergstöcke in den durch die Sonnenwärme mittlerweile etwas aufgelockerten Grund nur dann verläßlich einrammen konnten, wenn wir sie oben vom Aibe entfernten, um ihre Richtung mit der Ebene des Abhanges in den erforderlichen Winkel zu versetzen. Auch hielten es zwei der Führer für rathsam, an unserer Seite zu verbleiben, und die Seile in sicheren Händen fest zu halten. Das Thermometer zeigte in der Sonne nicht weniger als -j-23 Grad Reaumur; wir hatten daher seit der Adlersruhe, wo die Temperatur auf — 3 Graden stand, also in nicht vollen zwei Stunden, eine Tcmperaturdifferenz von 26 Graden durchgemacht; ein Factum, das gewiß höchst seltener Art ist. Als wir jedoch das Thermometer über die Schneide brachten, sank es bis auf 6 V? Grade herab, was zwischen Licht und Schatten einen Temperaturs-Unterschied von 16^ Graden gibt. Die Höhe dieses Gipfels beträgt 12.088 P. F.^) Der Uebcrgang zum höheren Gipfel geschah einzclweise, da jetzt jeder von uns, gegen vorne sowohl als gegen rückwärts, in's Seil genommen wurde, und daher zweier Führer bedürfte. Bom Canapee weg führte der Weg erst längs der, etwa 50—60 Fuß langen, Schneeschneidc des Gipfels, auf einem Pfade weiter, dessen Breite die einer Handfläche kaun: übertraf, und von den Führern mit der Haue in die Schneewand ein gerissen worden war. Die Gipfelschneide lag uns zur Rechten, überhöhte den Fußsteig um 3—4 Fuß und konnte als Geländer dienen; wer aber, wie ich es that, seinen Bergstock fest dagegen stemmte, dem geschah es, daß er die dünne Schneetante durchstieß, und durch die hieraus entstandene Oeffnung den jenseits in der Tiefe liegenden Pasterzen-Gletscher erblicken konnte. Am jenseitigen Ende des Gipfels angelangt, setzte der Weg auf die nördliche oder Pastcrzen-Seite über, und senkte sich jetzt, immer längs der in ihrer Schärfe sich gleichbleibenden l) Nach barometrischen Messungen der Oebritder Schlagintweit. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen. IOg Schneeschncide hinführend, in fast senkrechtem Abstürze zn jenem Sattel herab, durch welchen beide Gipfel mit einander zusammenhängen. Hier mußte man sich umkehren, wie man es thut, um über eine Leiter herabzuklettern; ein Führer schritt einige Stufen voraus hinab, indeß der auf dem Gipfel zurückbleibende zweite Führer sich mit den Füßen und Knien fest in den Schnee eingrub, da die Sicherheit des Hinabsteigenden zumeist von der Festigkeit des oberen Seiles abhing. Mit dem einen Fuße in der oberen Stuft stehend, mußte man mit den: anderen Fuße die nächste Stuft suchen; da aber bei der großen Steilheit des Abhanges die Stufen nur sehr weit von einander entfernt angelegt werden konnten, da sie sonst im Schnee leicht durchgetreten worden wären, so war die nächsttiefcrc Stufe nur dadurch zu erreichen, daß der obere Fuß feine Stufe verließ, und der Körper am Seile hängend langsam hinabglitt, wobei der untere Führer den Fuß ergriff und ihn vorsichtig in die gesuchte Stufe einsetzte. Solcher Stufen gab es sechs bis acht. Ich legte dabei einige Male, wo es anging, den rechten Arm über den nahen Schneegrath, um mich daran festzuhalten, und fühlte wie feine Spitzen unter dem Drucke meines Körpers zerbröckelten. Das Absteigen über diese verticale, lockere, und nicht mehr als fußbreite Treppe, die über einem Abgrunde von 5000 Fuß Tiefe hing, wird gewiß selbst von dem kühnsten Bcrgbcstcigcr als ein nicht zu verachtendes Muthpröbchcn willig anerkannt werden, und dennoch erschien es mir weitaus nicht so grauenvoll, als die kurze Passage über den Sattel selbst. Hier sah man sich auf einer durch Felsen gebildeten und von etwas Schnee geebneten, 4-—6 Zoll breiten Schneide, mit Felswänden von so entsetzlicher Steilheit zu beiden Seiten, daß sich die Hände, die keinen greifbaren Gegenstand in ihrer Nähe fanden, unwillkürlich dem Boden näherten, um den Schwerpunkt des Körpers tiefer zu stellen. Zum Olück betrug die Länge dieses Sattels nicht mehr als höchstens 36 Fuß; er war in wenigen Augenblicken überschritten. Nach solchen Gefahren war das Erklimmen des noch etwa 120 Fuß über den Sattel sich erhebenden eigentlichen Glocknergipfels, ungeachtet feiner Steilheit, nur mehr ein Spiel. Als wir alle auf dem Gipfel vereinigt waren, zeigte meine Uhr Punkt 12 Uhr Mttags. Man kann sich die freudige Genugthuung vorstellen, die wir empfanden, als wir uns endlich, nach 14stündigem Marsche von Heiligenblut, glücklich an: Ziele unserer Reise angekommen sahen. Nicht größer aber hätte der Lohn sein können, als derjenige es war, der sich uns jetzt in dem Genusse einer über alle Beschreibung großartigen und reizvollen Rundsicht darbot. Nachdem wir uns von dem ticfergreifenden überwältigenden Gefühl des ersten Anblicks erholt hatten, holten wir Fernröhre und Karten hervor, oricntirten letztere nach einem bekannten Punkte, und gaben uns nun dem Genusse, sowohl des Ganzen, als seiner Details, mit ungethciltem Interesse hin. Und dieser Genuß war wahrhaftig von überschwenglicher Größe. Da der Großglockncr in seiner dominirendcn Stellung durch keinen anderen nahestehenden, gleich hohen Berg beeinträchtigt wird, so ist die Rundsicht vollkommen, und umfaßt ein so weites Gebiet, wie es vielleicht in Europa nur von der Spitze des Mont-Blanc und des Monte Rosa, in gleichem oder größerem Umfange, überblickt werden kann. Die Vortheile dieser günstigen Lage erhielten jedoch für uns erst durch die helle, spiegelklare Witterung ihren ganzen Werth. Der Tag war rein wie ein Diamant; überall war auch nicht die leiseste Spur einer Wolke oder eines Nebels sichtbar, und so frei von Dünsten war die Luft, daß sich die größten Ferner, ja selbst die Ebenen des südlichen Deutschlands in vollkommener Klarheit übersehen ließen. Ein solcher Tag gehört unter solchen Umständen gewiß zu den köstlichsten Geschenken des Himmels. Da war nirgends von dunkeln, nebelgrauen Tiefen die Rede, in denen die Menschen ihr sorgenvolles Dasein hinschleppen, wie uns dies so manche Touristen beschreiben, die das Schicksal zufällig weniger als uns begünstigte. 110 Das Alpengebiet. und die daher das tiefere Land, wo der Mensch haust und sich seinen etwas compli-cirten Lebensapparat zurichtete, nur durch die verdüsternde Fülle einer trüben Atmosphäre erblickten. Uns lag der Erdkreis in dem vollen Glänze seiner Farben vor den staunenden Augen, und da das tausendfache Weh der Menschheit, ihre Klagen und Nöthen, ihre Thorheiten und Leidenschaften, ihro lärmende Ruhelosigkeit und Zwietracht, ihre Liebe und ihr Haß, sich von dieser Höhe aus nicht mehr wahrnehmen ließ, so befleckte nichts das reine, weiche Kleid des Friedens, das über der Welt ausgebreitet lag, und die Berge darin hoben ungestört und feierlich ihre Häupter empor, und schienen in ein stummes Gebet versunken. — Bis in die fernste Zeit wird meine Erinnerung dieses überherrliche Bild wie eine Art Heiligthum verehren! Ich will es nun versuchen, die Grenzen des von hier aus übersehbaren natürlichen Horizonts zu bezeichnen, in so weit nämlich, als uns dies mit Hilfe eines nicht eben sehr vorzüglichen Fernrohres möglich gewesen. Am nächsten lag die Grenze gegen Süden, wo der hohe Bergwall der karnischen Alpen die dahinter liegende venetianische Tiefebene unseren Blicken entzog. Vom Terglou angefangen sah man den ganzen Bergzug der eben genannten Alpen, mit allen ihren Spitzen: den großen Mannhart bei Tarvis, den Kreuzbcrg und die Cima grande im Gailthal u. a. m. — Kurze Zeit, bevor wir den niedrigeren Gipfel des Großglockners erreichten, schien es mir eine Weile lang, als sähe ich durch eine tiefere Einsattlung dieses Gebirges eine oben durch eine horizontale Linie abge< schnittene Wasserfläche blitzen, die ich für den Spiegel des adriatischen Meeres hielt. Später suchte ich von dem höheren Gipfel, und selbst mit Hilfe des Fernrohrs, diesen Glanz vergebens, weshalb ich meine frühere Wahrnehmung damals für eine Täuschung hielt. Nachher erfuhr ich jedoch, daß auch Andere das adriatische Meer vom Glocknergipfel aus erblickt haben sollen, und nun bin ich der Meinung, daß meine eigene Wahrnehmung vielleicht doch keine Täuschung gewesen. Als ich jenen Glanz erblickte, war es beiläufig 10 Uhr Morgens, eine Stunde, wo die Morgendünste noch über den Tiefen lagerten und die Strahlen kräftiger gegen das Neigungsloth brachen, als dies zu Mittag geschah, wo ihre Dichtigkeit wesentlich abgenommen hatte. Etwas weiter gegen Westen machte sich die Vedrctta Marmolata mit ihrem Gletscher bemerkbar, und nebenan zeigten sich die weißen Zinken des Schlern und der übrigen Dolomitberge bei Botzen. Jenseits dieser Höhen übersah man noch andere Gebirgszüge in unbestimmter Anzahl, und wir zweifelten nicht, daß der äußerste derselben jener des Monte-Baldo bei Verona gewesen. Nun folgte die Gletschergruppe des Monte Adamello und der Bcbretta di Caresallo, an der Grenze zwischen Südtirol und der Delegation Brescia, und dann in noch mehr westlicher Richtung, das System des Ortles, mit seinen weitaus« gedehnten Eisfeldern. Die hervorragendsten Spitzen diefcr Gebirge zeigte das Rohr mit vollkommener Deutlichkeit. Zwischen dem letztgenannten Gebirgszüge und den Gletschern des Oetzthales erblickte man in weiter Entfernung eine langgestreckte Reihe schneebedeckter Berge, die sich vermittelst der Karte als die Kette der lepontinischen Alpen, mit dem Bernina und dem Monte delle Disgrazie, leicht nachweisen ließ. Das mächtige Gletschersystem des Oetzthales, das nun in dieser Richtung den Gesichtskreis begrenzte, stand, mit der Stellung des vorgenannten Alpenzuges verglichen, so nahe, daß es für die Fernsicht fast wie ein Hinderniß erschien. Seine drei hervor«, ragendsten Spitzen: den Similaun, die Weißkugel und die Wildspitze, erkannte ich an ihren, mir wohlbekannten Formen schon mit unbewaffnetem Auge. — Rechts von diesen Bergen lag in noch größerer Nähe die Gruppe der Stubaier-Ferner. In der Linie der Stubaiergletscher, aber weit jenseits derselben, konnte man mit Hilfe des Fernrohres noch deutlich jenen mächtigen, eisbedecklen Bcrgtamm erblicken. Charakterbilder aus den österreichischen Alpen, 111 längs welchem die Grenze zwischen Vorarlberg und Graubünden hinzieht. Der Albuinkoftf, die Rad-, Litzner- und Strohfettnerspitze und die Sessaplana sind feine höchsten Gipfel. In nordwestlicher Richtung verlor sich der Blick endlos in das würtembergische Hügelland und die bayrische Hochebene. Nur die Sehkraft des Auges beschränkte hier die Weite der Fernsicht. Gegen Norden sah man den Böhmerwald und das böhmisch-mährische Grenzgebirge, und weiter östlich die kleinen Karpathen. Gleich niedrigen, hie und da etwas gescharteten Dämmen, die in ihrem Verlaufe dem Auge keinen erheblichen Wechsel darboten, umsäumten diese Höhcnzügc den weiten Horizont. Gegen Sonnenaufgang konnte der Blick mit Sicherheit den ganzen Zug der norischcn Alpen verfolgen. In einer der letzten höheren Kuppen desselben glaubten wir den Schneeberg wiederzufinden. Aehnliches war bei den steirifchen Gebirgen der Fall; mit voller Klarheit zeigten sich die bekannten schönen Umrisse der Steiner Alpen, in der Nähe von Laibach. Jenseits aller Berge der steirischen Mark aber schloß die Ebene des westlichen Ungarns als eine gerade Linie den Gesichtskreis auf dieser Seite ab. Innerhalb dieses ungeheueren Kreises stand nun Berg an Berg, gleich den Riesenwogen eines, inmitten seiner wildesten Empörung plötzlich starr gewordenen Oceans. Doch fand sich das Auge auch in diesem Labyrinthe bald zurccht. Ohne große Mühe ließen sich die Depressionen des Dräu- und Pustcrthales, des Vintsch-gaues, des Wip-, Inn- und Zillerthales, des Pinzgaues u. a. m. erkennen. In die naheliegenden kleineren Thäler aber, wie z.B. das obere Müllthal, das Leiter-, Kaiser-, Isel-, Virgcn- und Tessercggenthal, tonnte man fast so hineinsehen, wie von einem Kirchthurme in die umliegenden Straßen der Stadt. Es war überhaupt merkwürdig, wie verändert sich manche Verhältnisse darstellten. Bekannte Berge, die vom Thal aus angesehen durch ihre Höhe imponirten, und die selbst neben dem Großglockner noch Figur machten, waren zu kleinen Bergen eingesunken; andere minder bedeutende Erhebungen waren gar nicht mehr zu finden. Mcht minder interessant war jetzt das klare Hervortreten der räumlichen Beziehungen einzelner Terraintheilc gegen einander. Die Verzweigung der Gebirgs-züge, die Lage der Thäler und ihre Verbindungen unter sich, und dergleichen Dinge mehr, die durch die Karten und mit Hilfe der Phantasie nur schwer und unvollkommen erkannt werden, lagen jetzt in voller Uebersichtlichkeit offen. So wurden wir auch, gleichsam auf plastischem Wege, über das Maß der Elevation belehrt, die wir erklommen hatten. War nun dieses Rundbild in seiner Totalität von fast sinnverwirrender Großartigkeit, so war dafür manches Detail unendlich fchön und reizend. Wendeten wir z. B. den Blick gegen Norden, so sahen wir in der Tiefe vor uns den herrlichen Pasterzen-Gletscher, von feinen schimmernden Firnmecren angefangen, durch seine ganze V4 deutsche Meilen messende Länge, bis zu seinem wild zerklüfteten Ende hinab. Ihn überragte hochthronend das stolze Wiesbachhorn, und schien von hier aus fast mit den Händen greifbar. Rechts hin strich die östliche Hälfte der Tauern-kette: an einander gereihte Titanen, mit den Stirnen voll eisigen: Ernst. Südwärts glänzten, unter den blendenden Refiepn des Sonnenlichtes, die breiten Schneefelder der nachbarlichen Gößnitz. In westlicher Richtung blickend, begegnete das Auge zunächst einer weitausgeoetmten Eisfläche, aus welcher die tadellos weiße Pyramide des Sulzbachcr Venedigcrs, 11.300 Fuß hoch, mächtig emporstieg. Ihr zur Seite, doch etwas mehr rückwärts, erhob die Dreiherrenspitzc ihren Silberfcheitel, hinter dem sich die Glctscherzcilen des Zillerthales großenthcils verbargen. In etwas nach Süden abweichender Richtung hob sich nebenan die kleine Fernergruppc von Antholz in Tirol klar und kräftig aus der blauumschatteten Masse der übrigen Bcrge heraus. 112 ^ Das Alpengebiet. Gegen daß blendende Weiß der Schneeberge und das düstere Grau der Felsen bot das helle Grün der nahen Thäler einen freundlichen Gegensatz. Die kleinen Dörfer Kals in Tirol und Hciligenblut in Kärnten — die einzigen menschlichen Wohnstätten, die wir mit freiem Auge von dieser Höhe erblicken konnten — lieferten mit ihren Kirchen, ihren wcißblinkcnden Häusern und den brcnnendgrünen Wiesengründen daneben, ein reinliches, lachendes Bild menschlichen Seins und Schaffens. Neben so viel Großem und Gottentsprosscnem, das den Geist aus dem Kreise der Alltäglichkeit entrückte, ihn über sich selbst erhob und der Gottheit näher brachte, erinnerten jene Bilder wieder an die engeren Interessen des Lebens, an die eigene liebe Heimat und die Freuden des häuslichen Herdes. Je langer wir auf dem Gipfel verweilten, desto mehr veränderte sich das Aussehen des Himmels ober uns. Die schöne dunkle Farbe desselben, wie wir sie Anfangs sahen, hatte sich jetzt in ein tiefes Schwarzblau verwandelt, dessen Ton mit der Farbe von dunkelan gelaufenem Stahl einige Achnlichkeit zeigte. Noch deutlicher trat dieses unheimliche Colorit hervor, als wir rückkchrcud die Adlcrsruhe wieder erreicht hatten, und unsere Blicke nochmals der Höhe zuwendeten. Der wcißstrahlende Gipfel schien da, vor dem dunkeln, fast grünblauen Himmel, von einem röthlichcn fremdartigen, magischen Lichte beleuchtet. Nun noch ein Wort über den Gipfel selbst. Von der niedrigeren Spitze angesehen, stellt er sich als ein schlankes, etwas gegen Norden geneigtes, scharf zugespitztes Horn dar, auf dessen unebenem, felsigem Rücken höchstens 19 Personen sichere Ruheplätze finden. Die Felsart, aus der er besteht, ist dunkelgrüner Chlorit-schiefer. Der Barometerkasten und der Blitzableiter nebenan, die Erzbifchof Fürst Salm einst hier aufrichten ließ, sind von den Stürmen zertrümmert worden; nur von dem Blitzableiter hängt noch die eiserne Stange, verkrümmt und niedergeworfen, an dor Vernietung im Felsen. Nach der barometrischen Messung der Gebrüder Schlagintweit belauft sich die absolute Höhe des Glocknergipfcls auf 12.158 P. F. Nach anderthalbstündigem Aufenhaltc verließen wir den Gipfel. Die Scharte zwischen den beiden Spitzen bot jetzt auf den: Rückwege dieselben Schwierigkeiten dar, wie bei der Besteigung. Leichter aber, als wir fürchteten, geschah nun die Abfahrt über die steile Schnceflächc bis zur Adlcrsruhc. Der mittlerweile durch die Sonnenhitze aufgelockerte Schnee ließ jetzt den Fuß bei jedem Schritte tief einsinken, und verminderte dadurch die Möglichkeit des Ausglcitens. Jetzt hielt sich der Führer in jeder Partie rückwärts, nahm das Seil lang, stellte sich auf seinem Platze fest und ließ seinen Passagier acht bis zehn Schritte abwärts schreiten, worauf dieser seinerseits so lange stehen blieb, bis der Führer wieder herangekommen war, worauf dieses Verfahren von neuem begann. Später jedoch, als wir mehr Muth gewonnen hatten, gingen wir ohne Aufenthalt weiter, und beobachteten jedoch bloß die Vorsicht, Fuß und Stock nicht gleichzeitig mit jenen des Führers niederzusetzen. Auf solche Weise ging es abwärts. In weniger als einer Stunde erreichten wir fast athemlos die Adlcrsruhe, wo wir von den Seilen losgebunden wurden, und wo wir kurze Zeit verweilten, um wioder etwas zu Athem zu kommen. Mit ungleich ruhigeren Empfindungen als vor wenigen Stunden, sahen wir jetzt zu dein Gipfel auf, dessen Bild sich sonst von keinem anderen Orte in so erschrecklicher Schärfe und Wildheit präsentirt. Unangenehm war jetzt das Ueberschreiten des Leiterfirns, in den sich unsere Füße schuhticf nngruben. Um 7 Uhr Abends trafen wir endlich wieder in Hciligenblut ein. 2. Der Karst. (Allgemeiner Charakter. Einzelzüge. Verbleichende Zusammenstellnng einiger Höhen, Flusse und Seen. Klima. Pflanzen nnd Thicrlclien. Bewohner, Historischer Üeoerblick. Charakterbild aus dem Karsta,ebu'te - Eine Wanderung im Innern Dalmatiens.) Allgemeiner Charakter. Unter dem Worte Karstgebirge versteht man nach v. Sonklar nicht sowohl einen geographisch defiuirbaren Gebirgsabschnitt, als vielmehr eine gewisse Ausbildungsform der Oberfläche eines Gebirges, welche an drei Be-dingungen geknüpft zu fein scheint, und zwar I. an eine Plateau-artige Gestaltung des Gebirges im Großen, 2. an eine gewisse absolute Höhe, die nicht unter circa 1000 Fuß (325 Mtr.) hcrabsinken darf, und Z. an das Vorherrschen jüngerer Kalkformationen, wie Kreide und Nununulitenkalk. Das Karstland zeichnet sich zuvörderst durch Unfruchtbarkeit aus; es stellt im Ganzen eine öde, wcißgraue, grobfelsigc Wüste dar, ausnahmsweise durch organische Reste dunkel gefärbt, auf der das ermüdete Auge vergeblich nach einem erfrischenden Punkte späht. Aber die mit dichtem, kräftigem Wald bestandenen höheren Theile des Karstbodcns zeigen uuwiderlrglich, daß seine Unfruchtbarkeit keine ursprüngliche und nothwendige Eigenschaft desselben ist. Vor vielen Jahrhunderten war nämlich die Karstfläche bekleidet mit einem weitansgeoehntcn, dichten Walde, meist von Eicheubcstand. Alts ihn: nahmen zuerst schon die Römer einen Theil ihres Bedarfs an Bau- nnd Schiffshulz; dasselbe thaten dann nnd in weit größeren« Maße die Venetianer; denn viele ihrer Gebändc uud Paläste, so wie ihrer Pfahlroste und bei weitem die Mehrzahl ihrer Schiffe haben sie aus diesem Walde crbant. beider fanden darauf in demselben keine nencn Pflanznngcu mehr statt,-und die entblößten Flächen wurden noch dazu bewcidct, namentlich von den für Waldaubau so schädlichen uud in jenen Gegenden so zahlreichen Ziegen. Jetzt konnte der gewaltsame ^nftstrom der Bora, der oft mit solcher Heftigkeit wüthet, daß er selbst Pferde und Lastwagen niederwirft, Platz greifen nnd wehte nach und nach den Humus nnd die mineralische Erde von all den Stellen weg, welche er bestrich, und so trat denn auf der Hochebene und ihren Hügeln der nackte Fels zu Tage, der Art, daß nnr noch in seinen Fugen nnd zwischen und unter seinen Blöcken sich Erdreich erhalten hat. Der Karst im weiteren Sinne bildet ein in großen Stufen angeordnetes Terrasfenland, das von außerordentlich vielgestaltigen, zerrissenen, klippigcn nnd schrattigen, oft änßerst wilden Bergreihcn und Kalkstöcken, sowie von allerlei Kesscl-thälcrn und Büchern durchzogen ist, wobei gewöhnlich Höhenzüge ans cocänem Sandstein ohne Karstbildnng die Ucbcrgängc von einer Stufe zur anderen vermitteln. Das Ganze ist eine horizontal außerordentlich ausgedehutc, im Kleinen ausgeführte und oft mit größter Schärfe ausgeprägte stockförmige Gliederung, mit runden und langen, hie und da zu klciueu Thalcbeneu erweiterten Kessclthälcrn dazwischen, nach allen Richtnngen von einem oft unbeschreiblich verworrenen Mtze von Spalten, Klüften lind Schlündm durchsetzt und zerrissen und die Stöcke selbst Umlauft, Ocst«. -m,ss. Mu,wlchie, g 114 Der Karst. meist aus horizontal geschichteten, steilrandigen, stachligen, trümmerbedeckten, kleinen und großen Kalkmassen bestehend. Die Kcsselthäler sind nicht selten von 1200 bis 1500 Fuß (380 bis 480 Mtr.) hohen Kalkwänden eingefaßt und von Bächen oder kleinen Flüssen bewässert, die aus einer Hohle austreten und nach kurzem Laufe wieder in eine Höhle verschwinden. Fehlt eine solche Abflußöffnung, dann sind diese Thäler versumpft. Sie werden von den Slaven Do linen und bei größerer Ausdehnung Poljen genannt. Auf ihrer Bodcnflächc hat sich fruchtbare Erde gesammelt, so daß sie in den Oeden des Karstes die geeignetsten Stellen für den Feldbau bieten. Der Ackersmann treibt seinen Pflug hier in den Höhlungen eines Soutcrraius. An anderen Orten werden die Formen ruhiger; schmale, bantartigc, vorherrschend von Nordwcst nach Südost streichende Riffe bedecken das Land und schließen schmale, trümmererfüllte, kahle und unwirthliche Thäler ein; zuweilen endlich, besonders dort, wo die Hochflächen ebener sind, ist der Boden oft von einer Unzahl dicht aneinander gereihter, meist regelmäßiger, kreisrunder Löcher durchwühlt, die von allen Größen bis zu einem Durchmesser von 50 Klaftern, zum Theil mit Alluvium ausgefüllt sind und wie die Dolinen einigen Feldbau gestatten, zum Theil aber in unbekannte Tiefen fortsetzen und hier mit Höhlen oder unterirdischen Wasserläufcn in Verbindung stehen. Viele derselben sind von Schwärmen der Höhlentaube bewohnt, weshalb man sie Taubenlöcher, auch Karstlöcher nennt (slavisch Iama, d. i. Grube, Höhle). Charakteristisch für das Karstland ist endlich sein außerordentlicher Reichthum an Höhlen und Kalkschloten. In Kram zählt man nicht weniger als 60 größere Höhlen, unter denen die berühmte Adelsberger Grotte vielleicht die schönste und größte aller bisher entdeckten Tropfsteinhöhlen ist; andere bedeutende Höhlen daselbst sind die Magdalenen-Grotte, die Poikhöhle, die Klcinhäusler- oder Ünzhöhlc u. a.') Das Karstland erstreckt sich von der Idria und Oberlaibach angefangen bis zum Cap Matapan an der Südspitze der griechischen Halbinsel 180 Meilen (1335 Km.) weit, und hat in der Herzegovina, in Montenegro, bei Cattaro und in einigen Theilen Albaniens seine wildeste und abschreckendste Gestalt. In das akrokeraunifche Gebirge verlegten die alten Griechen aus diesem Grunde den Eingang in den Hades und nannten es deshalb auch das Gebirge der bitterm Thränen. Bon österreichischen Kronländern nehmen am Karst Antheil: Süd-Krain, Görz, Istrien, Kroatien jenseits der Kulpa und ganz Dalmatien. Zum Meere hin fällt der Karst in Steilwänden ab und setzt sich in den zahlreichen vorgelagerten Inseln fort, die als die Gipfel der fubmarinen Bcrgreihcn anzusehen sind. Unter den mineralischen Naturschätzen des Karstes ist das Quecksilber von größter Bedeutung; die Gruben von Idria, welche unter allen europäischen Fundorten dieses Metalls denen von Almaden in Spanien zunächst stehen, liefern eine jährliche Ausbeute von etwa 2500 Centnern. Außerdem finden sich noch Braunkohlen bei Sagor in Krain und in Dalmatien, ferner in dem letzteren Kronlandc auch Asphalt. Einzelzüge des Karstes. Das Karstgebirgc schließt sich an die Terglou-Gruppe der südöstlichen Alpen. Ist auch der Uebergang vom Alpen-Charakter zum Karst-Charakter kein plötzlicher, sondern vielmehr ein allmählicher, so ist es bci einer Scheidung der in ihren typischen Erscheinungen so verschiedenen Gcbirgssysteme doch nothwendig, eine bestimmtere Grenze zwischen beiden anzunehmen. Diese, schon oben angeführt, läuft die Idria von ihrer Mündung in den Isonzo aufwärts bis an ') Näheres über die Karsthöhlen findet der Leser weiter unten im Abschnitte „Höhlen und Grotten in der österreichisch ungarischen Monarchie". Einzelzüge des Karstes. 115 die Stelle, wo ihr Thal die südöstliche mit der südlichen Richtung vertauscht, von da nordöstlich hinüber zur Zaycr, die aufwärts biß zur Quelle und von da in gerader Linie bis Oberlaibach, hierauf die Laibach flußabwärts bis zu ihrer Mündung in die Save. Südlich von dieser Grenzlinie streicht der Karst (ital. il (^i'8o) auf dem Boden des Küstenlandes und Krams als eine zusammenhängende Reihe ausgedehnter Hochrücken in parallelen Zügen von Nordwest nach Südost, unter denen zwei besonders hervortreten. Der nördliche Zug, eine einzige Hochterrasse von 20 Stunden Länge und 8 Stunden Breite bildend, im Mittel 2000 Fuß («32 Mtr.) hoch, besteht aus drei Theilen; diese sind: 1. Der Tarnovaner Wald, zwischen Isouzo, Wippach und Idrizza, eine meist bewaldete Hochplattc, welche im Monte Mersawccz eine Höhe von 4448 F. — 1406 Mtr. erreicht. 2. Der Birnbaumer Wald (Hrusija) schließt sich südöstlich an den vorigen und liegt zwischen Wippach und Unz, südlich durch die Einscnkung von Adelsberg und die Mulde der Poit begrenzt, aber noch jenseits dieser Senkung sich im Südosten von Adclsberg fortsetzend. Nördlich von Präwald steigt die kahle Platte des Na no» bis 4109 F. (1299 Mtr.) empor. Ocstlich von diesem und von Adclsberg gipfelt die Piuka Planina in dem 4006 F. (1266 Mtr.) hohen Iavornik, während von hier südöstlich sich der Krainer Schnccberg (5682 F. — 1796 Mtr.) als der höchste Gipfel des Karstes erhebt. Die Hochfläche ist theils öde, theils bewaldet. 3. Die Hochflächen der windischcn Mark, nämlich eine nördliche, in Ketten getheilt und von der sumpfigen Laibacher Ebene begrenzt, in welcher sich südlich von Laibach der Krim (3499 F. --- 1106 Mtr.) befindet; eine östliche, zwischen der Save und der südlichen Gurk, welche durch Kalkhügel mit dem Karst verbunden ist; zwei südliche, parallel nach Südost streichend, durch die großen Mulden von Reifnitz und Gottschcc von einander getrennt und Hornwald genannt; hier erreicht der Horn-bühcl oder Hornbichel noch 3478 F. (1099 Mtr.) Höhe, während im allgemeinen das Bergland gegen Osten hin immer tiefer sinkt. An der Gurkmündung erhebt sich der östlichste Vorsprung dieses Hochlandes, der Zirnitz, 1912 F. ^ 621 Mtr. Der südliche Zug, der eigentliche Karst, im Norden bis zur Wippach reichend und im Süden an den Busen von Trieft grenzend, ist niedriger als der nördliche Zug. Auf seiner vegctationsarmcn Hochfläche, die einem erstarrten, stunnbcwcgtcn Meere vergleichbar ist, stehen zum Theil zusammenhangende, schmale, steile, klippige oder bewaldete Felsenwällc, und er enthält unzählige Dolinen. Sein höchster Punkt ist der Slouuik (3289 F. — 1024 Mtr.) südöstlich von Trieft. Der Steilrand bei dieser Stadt, Monte Opcina, hat die Höhe von 1247 F. (394 Mtr.). Der Karst setzt südöstlich noch fort, erhält aber im Osten der Bucht von Muggia den Namen Tschitschcn-Bodcn oder die Tschitscherei, welcher sich östlich bis an den Ouarncro-Busen erstreckt, in drei, durch parallele Rücken von einander getrennten Stufen zum Meere abfällt, und die ganze Halbinsel Istricn ausfüllt. Ihren nordöstlichen Theil nimmt ein dem Tschitschcn-Boden vorgelagertes Bergland ein, das sich im Monte Scmmi bis 1495 F. (473 Mtr.) und im Monte Draguii bis 1583 F. (501 Mtr.) erhebt. Der Tfchitschen-Boden selbst gipfelt am Quarnero-Busen im Planik (4011 F. — 1268 Mtr.), erreicht aber seine größte Höhe in dem steil ansteigenden Monte Maggiore (4410 F. — 1394 Mtr.) gegenüber von Fiumc; südlich von diesem erhebt sich der Monte Sissol bis zu 2633 F. (832 Mtr.) Der südwestliche Theil der Halbinsel ist ein gegen Ost ansteigendes Flachland mit Karstcharakter, das von dem Ouicto, von dem Canalc di Lemc und dem ArwThalc tief durchschnitten ist. Die Sudspitzc, mit versumpften Küsten, an denen Malaria herrscht, wo ehemals gesunde Luft wehte, scheint ebenso wie die Küste Dalmaticns, in langsamen: Sinken begriffen zu sein. Dem von Nordwcst nach Südost gerichteten Zuge des Fcstlandsgcbirgcs folgen auch die Hölicnzügc der istrischm Inseln, die wasserarm und von Mngentyälern durchschnitten sind. Auf der 8* 116 Der Karst. Insel Vcglia ist der Triskovac (1712 F. — 541 Mtr.) bemerkenswerth, auf Cherso der Monte Syss (2017 F. — 638 Mtr.) und der Monte Chelm (1527 F. — 483 Mr.), auf Lussin der bis gara sichtbare Monte Ossero (1846 F. --- 584 Mtr.) Oestlich vom Tschitscher-Boden zieht sich noch 6 bis 7 Meilen (44 bis 51 Km.) weit der liburnische oder kroatische Karst hin, eine kahle, höchst unebene Platte, der eine wohlbebaute Zwischenstufe längs der Küste von Fimne bis Novi vorgelagert ist. In ihm ragen der Risujak (4827 F. — 1526 Mr.), der Bukovi Vrh (4531 F. — 1432 Mtr.) und der Bittoraj (4381 F. — 1385 Mtr.) empor, und die Lonisenstraße, nahe parallel zur älteren Karolinenstraßc, übersetzt ihn in einer Hohe vou 2936 F. (928 Mr.) Die Senkungen dieses Zuges bilden weite Mulden, die zumeist wüste Stcinkahre und wenig bewohnt sind; unter diesen ist die von Fuxinc (Fuscine), östlich von Buccari, die größte und die einzige, die einen verschwindenden Bach besetzt. - Vom Hornwald nach Osten und südlich volt der Gurk zieht sich als Vorlage des Karstes gegeu das rechte Save-Ufer hin das Uskoken-Gebirge, im St. Geraberg 3718 F. — 1175 Mtr. hoch, das nördlich von Iaska nur mehr 246« F. (780 Mr.) erreicht. Noch niedriger ist das Bcrgland am Unterlaufe der Kulpa, welches sich bereits den Vorhöhen des Balkansystems nähert und in der Petrova gora bis zu 1512 F. (478 Mtr.', in der Priscta bis zu 1947 F. (616 Mtr.) ansteigt. Die Kapella schließt sich an den liburnischen Karst, mit dein sie innig verwachsen ist. Die Iosephinen-Straße (von Karlstadt nach Zcngg), welche sie in einer Höhe von 2778 F. (878 Mtr.) überschreitet, trennt sie in die nordwestliche Große (slavisch: Velika K.) Kapella und die südöstliche Kleine (slavisch: Mala K.) Kapella, welche letztere bis zu den Plitoviccr-Sccu reicht. Während diese in der Mala Gorica 3740 F. (1182 Mtr.) hoch ist, steigt jene in der Biclolaßica bis zu 4850 F. (1533 Mr.) auf, und erreicht in dem kolossalen Fclsenblock Klek ebenfalls 3740 F. (1182 Mtr.) Höhe. Die ganze Kapella ist eine ziemlich breite Reihe von unterbrochenen Bergrücken, die bald Längenspalten, bald Mulden einschließen. Jenseits der Einsenkung des Plitovica-Sccs (slavisch: Plitovica Iezero) setzt das Gebirge unter dem Namen Plifevica in südöstlicher Richtung fort, im Osten vom Längcnthalc der Una begrenzt, im Westen dnrch die fruchtbare Mulde vou Korenica. Die höchste Erhebung beträgt 5217 F. (1649 Mtr.). Bei Zengg, wo die schon erwähnte Iosephinen-Straßc die Wand des Küstenkarstes in einer Höhe von 2196 F. (694 Mr.) durchschneidet, schließt sich an den liburnischcn Karst der Bcllebit oder Vellcbich an, von der nach Carlopago führenden Kunststraße in einen nördlichen und einen südlichen Theil geschieden und südwärts bis an die Zermanja sich erstreckend. Die höchsten gemessenen Erhebungen im nördlichen Theile sind die Plisevica (5230 F. — 1653 Mtr.) und der Rainac (5377 F. — 1668 Mr.); im südlichen Theile der Svcto-Brdo oder Monte Santo (heilige Berg, 5547 F. — 1753 Mtr.) und die Viseruna (5160 F. — 1631 Mr.) Ueber die Einsenkung bei Prag (33" 19' ö. L.) führt in 3189 F. (1008 Mtr.) Höhe eine Kunststraßc nach Obrovac in Dalmaticn, welchem bereits der südlichste Theil des Vcllebit angehört. Nahe der dreifachen Grenze liegt die Orlavica (3824 F. — 1209 Mtr.). Der dalmatinische Karst zieht theils in hohen Kalkgebirgsketten an der Küste, wie der cbeugenanntc Vellebit, der Mossor, der Biocovo, theils an der türkischen Grenze, nämlich die dinarischen Alpen; im Innern tauchen einige Berg-Inseln auf, wie die Promina velika und Svilaja. Die Küsten sind in der Regel steil und felsig, die Berge kahl und wasftrann. Die höchsten Erhebungen liegen zunächst der Bocca di Eattaro. Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen im österr, KarstaMcte. 117 Das Karstland zwischen der Küste und der Zennanja, südlich bis zur Krka, ist niedrig; feine Gipfel erreichen bei Zara nur 354 F. (112 Mr.), tiefer im Lande 708 F. (224 Mir.); dagegen erhebt sich der Vclki Profek (südöstlich von Obrovac) bis zu 2106 F. (666 Mir.) Höhe. Viel bedeutender sind die Erhebungen in dem zwischen der Krka und Narcnta sich erstreckenden Karstgebiete, welches auch eine größere Abwechslung von ifolirtcn Höhen, von kleinen Ebenen und Mulden ausweist. Zunächst der Küste streichen die Reihen der Monti Tartar: mit nackten Gipfeln von ziemlicher Höhe, unter denen der Verpolje (1746 F. — 552 Mtr.) und der Kicin (2544 F. — 804 Mtr.) zu nennen sind. Oestlich von ihnen durch den zur Krka fließenden Torrente Nikola getrennt, zieht das Svilaja-Gebirge, das in der Svila 4797 F. (1516 Mtr.) erreicht. An der Landes- und Reichsgrenze gegen die Türkei zieht ein ansehnliches Gebirge, welches man nach dem Monte Dinara in einer Länge von 80 Meilen (640 Km.) mit dem Gefammtnamen dinarische Alpen bezeichnet. Ihre Hauptgipfel sind der Monte Dinara (5729 F. — 1811 Mtr.) an dcr Krka-Qucllc, der Sanöi-Brdo (5304 F. — 1677 Mr.), der Dcbclo-Brdo (3996 F. — 1263 Mtr.) links an dcr oberen Retina, Tovcrnica (4026 F. — 1273 Mr.), dem Prolog-Plateau angehürig. An der Küste erheben sich südlich von der Krka-Mündung die steilen Höhen bei Trau (2076 F. — 656 Mtr.), dann folgt östlich von Spalato der Moss or (4236 F. — 1339 Mtr.), im Norden von der Retina begrenzt, endlich jenseits des Durchbruches dieses Flusses der Biotovo (5587 F. — 1766 Mtr.). Südlich von dcr Narcnta ist nur mehr ein schmaler Küstcnstrcifcn österreichisch. Hier ragt auf dcr Halbinsel Sabbionccllo dcr Monte Vipera bis zu 3058 F. (967 Mtr.) empor, nördlich von Slano dcr Rogo (2742 F. — 867 Mtr.), östlich von Ragusa vccchia die Snic^nica (3926 F. — 1241 Mr.). Nördlich von dcr riefen, gegliederten Einbuchtung bei Cattaro erhebt sich der Orjen (6004 F. — 1898 Mt.) als dcr höchste Berg Dalmaticns und des ganzen Karstes. Oestlich von ihm findet man bei Risano den Goli-Vrh (4167 F. —1317 Mtr.) und weiter nach Südost, bei Budua, den Maina-Vrh (4152 F. — 1313 Mr.) Dic dalmatinischen Inscln, sämmtlich gebirgig, haben denselben Charakter, wie das Festland, dem sic vorgelagert sind. Auf dcr Insel Arbe erreichen dic Erhebungen eine Höhc von 1291 F. (408 Mtr.), auf Pago der Monte S. Vito 854 F. (270 Mtr.). Der gleichnamige Berg auf dcr Insel Brazza ist 2484 F. (785 Mtr.) hoch, auf Lesina der Monte S. Nicolo 2006 F. (634 Mtr.) Dcn Namcn Hum führen die höchsten Gipfel auf den Inscln Curzola (1813 F. — 573 Mtr.), Lagosta (1332 F. — 421 Mtr.) nno Lissa (1872 F. — 592 Mtr.) Auf Mclcda befindet sich dcr Vellig rad (1598 F. — 592 Mtr.) Diese Insclbcrgc erscheinen höher, weil sie nicht wie die Berge im Innern auf eincr Basis sich erheben, die zuweilen ein Drittel ihrer Höhc beträgt. Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen im österreichischen Karstgebiete. Wiener Fuß Mettr Orjen........ 6004 1896 Monie Dinara..... 5729 1811 Kramer Schneebrrg , , , 5682 1796 Biukovo....... 5587 1766 Sveto Brdo...... 5547 1753 Plisevica....... 5217 1649 BielolaZica ...... 465« 1533 Risnjat....... 4827 1526 Svila........ 4797 1516 Monte Mersawecz . , . , 4448 1406 Monte Magmore . , . . 4410 1394 Mossor........ 4236 1339 Wicnn stuß Meter Ncmo8........ 4109 1299 Mala Gorica...... 3740 1182 St. Geiabcrg ..... 3718 1175 Krini , .'...... 3499 1106 Hornbichl....... 3478 1099 Slounit....... 5239 1024 Kicin........ 2544 804 Vetti Prosek...... 210^ 666 Monte SYss (auf Cherso) . 2017 638 Monte S. Nicolo (auf Lesina) 2006 634 Priseka........ 1947 616 Monte S. Vito (auf Pago) . 854 270 118 Der Karst. Flüsse und Seen im Karste. Die eigenthümliche Beschaffenheit des Karstbodens hat auch auffällige Gcwasserungs-Verhältnisse zur Folge. Die atmosphärischen Niederschlage sammeln sich entweder in Lachen oder kleinen Seen, die häusig zur Versumpfung neigen, oder sinken sie durch die zahllosen Spalten und Klüfte in große Tiefen hinab; ein Schicksal, das auch die wenigen Bäche und Flüßchen (nur einige verdienen den Namen Flüsse), deren Bildung der Boden gestattet hat, in den meisten Fällen betrifft. Sie verlieren sich in einer Höhle, stießen eino Strecke unter der Erde und kommen in viel geringerer Höhe wieder zu Tage. Bei einigen wiederholt sich dieser Vorgang sogar mehrmals und der neu hervorkommende Fluß erhält dann gewöhnlich auch einen neuen Namen. Alle diese Gewässer werden unter der Erde durch das überall hinabdrängcnde atmosphärische Wasser verstärkt, und brechen mit großer Wasserfülle hervor. Ein derartiger Karststuß ist die in die Save mündende schiffbare Laibach. Sie tritt zuerst als Poik in der Mulde von Adelsberg auf, durchstießt die mehr als 6620 F. (2800 Mtr.) lange Grotte, kömmt bei Planina als Unz wieder zu Tage, verschwindet abermals, um bei Oberlaibach unter dem erstgenannten Namen das große Laibacher Moor zu durchsetzen. Die Temenitz, in ihrem oberirdischen Laufe zweimal unterbrochen, stießt als Preöna in die Gurk. Die Reka oder Recca fällt unweit Treble in eine Höhle, bricht 5 Meilen (37 Km.) weiter wieder an das Licht und mündet bei S. Giovanni di Duino, nordnordwestlich von Trieft, als Timauo in's adriatischc Meer. Auch in andern Mulden des Kraincr Karstgebietes, wie bei Reifnitz oder in der Gottschee, zeigen sich verschwindende Bäche, und der durch periodischen Ab- und Zufluß so berühmte Zirknitzer-See wird theilweise durch solche gespeist. In Kroatien verliert sich die Gaöka bei Otoöac in Dolmen und sumpfigen Lachen; die Lika stürzt sich in einen Felsenschlund und mengt sich wahrscheinlich submarin mit der See. Die Flüsse Dalmatiens neigen zur Bildung von Wasserfallen, wie die Krka, die in ihrem Laufe fünfmal über Terrainstufen hinabstürzt und bei Scardona den bedeutendsten Wasserfall bildet; oder die Retina, welche dort, wo sie sich plötzlich nach Westen wendet, in einen Schlund von 308 P. F. (100 Mtr.) Tiefe stürzt und ihn mit einen: zweiten Falle verläßt. Die Karstflüsse gehören den Gebieten des schwarzen Meeres und der Adria an und sind theils Neben-und Zuflüsse der Donau oder des Isonzo, theils kleinere Küstenflüsse. Uebersicht der Karstflüssc: I. Gebiet der Donau (Znflüsse der Saue): 1. Lailiach (früher Poik, dann Unz). 2. Gurt mit der Predna (früh. Temenitz). 3. Kulpll mit den Zuflüssen rechts: Dodra, Korana (mit der Mre,znica) und Glina. 4. Una. II. Gebiet des Isonzo: 5. Idria. 6. Wippach (beide links), III, Adriatische Äüstenflüsse: 7. Timavs (früher Ncka). 8. Qmeto. 9. Arsa. 10. Nebina (an der Mündung Fiumana.) 11. Zcrmanja. 12. Krka (mit der Nikola links). 13. Retina. 14. Narcnta (von der blaß das Mündungsdelta österreichisch ist). IV. Flüsse ohne sichtbare Mnndung: 15. Oaöta. 16. Lila (mit der Iadara). Karstseen. Der Zirt'nitzer-See in Kram, der Cepich-See im Küstenland, die sieben Plitovica--Scen in Kroatien, deren Abfluß die Korana ist, der Vrana-See, die Seen bei Zara, Imoschi und Vrgoraz in Dalmation, der Vrana-See auf der Insel Cherso. Klima. 119 Klima. Während das Klima auf der Höhe des Karstes trotz der südlichen Lage durch den Einfluß kalter Luftströmungen rauh ist und an plötzlicher Herabstimmung der Temperatur leidet, erfreuen sich die tiefer gelegenen Strecken, namentlich die Küsten, eines gemäßigten warmen Klimas, das schon im Görzischen ein italienisches zn nennen ist. Nach Süden hin nimmt im Allgemeinen die mittlere Iahrestcmpcratnr zu, die beispielsweise in Trieft 12" R., iu Ragusa 13-4" R. beträgt. Dalmatien ist das wärmste Land der Monarchie und hat die gelindesten Winter; obwohl die Hitze durch die Seeluft gemildert wird, ist hier die Wärme doch größer als in anderen Gegenden uuter gleicher Breite. Die Regenmenge ist in den verschiedenen Theilen des Karstes nicht gleich, doch herrschen die Frühjahrs- und Herbstregen vor; der Sommer ist besonders anf den kahlen Höhen durch Trockenheit ausgezeichnet, der Winter dagegen arm an Schnee und Eis. Die Zahl der Gewitter ist im ganzen Karstgebietc bedeutend. Unter den Winden der Karstlander sind drei hervorzuheben. Der Scirocco, ein warmer Südostwind, der von Afrika her über das Mttelmeer kommt, weht häufig, seltener der Nordwest, im südlichen Karstgebiete Maestrale genannt; zu allen Jahreszeiten die gcfürchtctc kalte Bora, ein Nordostwind, der so oft eintritt, als die kalte Oberluft auf den Bergen gegen die warme Untcrlnft an der Küste zum gähen Ausgleiche kommt. Die Gewalt dieses furienhaftcn Buhlen des Nordwindes, wie fie V. Ißlciv nennt, ist eine fnrchtbarc. Bäume, Dächer, Wagen und Pferde stürzt sie um, Erde und Schnee fegt sie von ihrem Pfade fort, selbst dem Riesen, dem Dampf, macht sie die Herrschaft streitig, denn es ist schon öfter vorgekommen, daß die Eiscubahnzüge wegen der Bora nicht weiter konnten. Die Feuchtigkeit der Atmosphäre führt sie als feinen Schneestaub mit sich und treibt ihn durch die kleinste Ocffnnng, so daß nicht Doppelfenster und Doppelthüren den frechen Eindringling abzuhalten vermögen. Kein Pelz, kein Gewand gibt hinreichenden Schutz gegen die schneidende Kälte dieses Orkans. Die Dächer der Häuser auf dem Karste sind zumeist mit Ziegeln mehr gemauert als gedeckt und überdies noch mit Steinen beschwert, damit die Bora die Giebel nicht davon trage. Die Verheerungen dieses Windes sind sehr groß. In manchen Orten, wie z. B. in Zengg, ist es polizeilich untersagt, zur Zeit der Bora anf die Straße zu gehen, weil das lebensgefährlich ist. Am stärksten wüthet sie im Quarnero-Busen. Ueber das Entstehen und Streichen dieses Windes sagt im nördlichen Karste ein Sprichwort: In Lsgua uases, in ?ium6 81 Mlli'ltk sä H Iri68t6 INU01'6.5) Allein in Trieft tritt sie oft mit solcher Heftigkeit auf, erzeugt eine so starke Sturmfluth, daß man an das muore nicht glauben kann. Selten aber weht sie länger als drei Tage, oft dauert sie auch nur wenige Stunden. Pflanzen- und Thicrlebeu im Karste. Flora und Fauna des Karstgebietes stimmen wohl im Allgemeinen mit den Alpen übcrcin, namentlich im nördlichen Theile, doch üben die klimatischen Verhältnisse einen bestimmenden Einflnß aus, der den Charakter beider verändert. Eerrcichen, Vogclbccrbäume, höher hinauf Buchen, tiefer unten Kastanien bilden die Waloungeu, Kreuzdorn nnd Gineprc-Strauch das Buschwerk. Je weiter man nach Süden kommt, desto mehr sindot man Pflanzen, die geringereu Breiten angehören. Schon in Trau (Dalmaticn) stehen Palmen im Freien (die jedoch keine Früchte tragen), bei Spalato wildwachsende Oleander und auf der Insel Lesina trifft man Pflanzen an, welche in Italien erst anf Sicilien gedeihen. Hat man jedoch die dalmatinische Küstengcbirgskctte hinter sich und reist landeinwärts, so verschwinden die Ocl-, Mandel- und Feigenbäume und man betritt u> In Hegna wird sie geboren, in Fimue vermählt sie sich (mit dem Meere) und in Trieft stirbt sie. 120 Der Karst. die Region dcs Getreides, der Wiesen, der Obstbäume und des Waldes. Letzterer ist freilich hier nicht so vorherrschend als in den Alpen, am wenigsten in Dalmatien, welches den geringsten Walobcstano in der ganzen Monarchie hat. An Nutzpflanzen werden cultioirt Reis lim Küstenland) und Mais; Orangen und Oliven, Feigen, Granatäpfel, dalmatinische Wcichscln (Früchte der Mahalobkirfchc, slovcnisch l6»6li1!>!) Oesterreich in den ungestörten Besitz dieses Königreichs trat. Ein Jahrhundert später (1?s>?) erhielt Oesterreich als Ersatz für die Niederlande Istricn und Dalmaticn (sammt Venctieu), welche Länder zwar vorübergehend als Bestandtheile der „sieben illyrischcn Provinzen" mit Frankreich vereinigt wurden, aber mit Ausnahme dieser kurzen Unterbrechung seitdem österreichisch blieben. Wir schließen unsere Charakteristik des Karstlandes passend mit deu schwungvollen Worten eines Kenners dieses Gebietes (Ißlcib), der auf die Naturschönhciten desselben hinweist. „Der Karst, so rauh sein Name klingt, so abstoßend er aus den durchflicgcndcn Touristen wirkt, hat dennoch seine eigenthümlichen Reize, seine Poesie, wie die russische Steppe oder die ungarische Pußta. „Ist nicht jede Dolinc eine in's Gestein gemeißelte Idylle? Ist nicht die Bora in ihrem Wüthen eine Erscheinung voll wilder Poesie? Sind nicht die Grotten und ihre Tropfsteingebilde wirkliche Wuudcrwclten? Man muß ihn nur kennen, den alten Karst, um ihn lieb zu gewinnen, man muß ihn gesehen haben zur Abendzeit, im Sommer, wonn die Sonne ferne hinter den Bcmtiancr und Tridcntincr Alpen hcruntersinkt uud ihre Strahlen schräg über das Plateau sendet. Da glüht der Karst in rosigen und violetten Tinten, uud diese Muth erhält sich bis tief in die Dämmerung hinein. Es ist, als läge dcr Wiederschcin des Abmdlnmmcls festgebannt auf den eisenschüssigen Dolomiten. Da ist das Gestein nicht mehr monoton grau, sondern es hat eine warine Färbung, eine Stimmung, die nur orientalischen Landschaften eigen ist." 122 Der Karst. Charakterbild aus dem Karstgelnete. Eine Wanderung im Innern Dalmatiens. Wer das dalmatinische Karstland kennen lernen will, darf sich keineswegs damit begnügen, am Strande hinzugehen, die Uferstrcckcn zu besichtigen und an der einen oder andern Insel zu landen. Die Widerwärtigkeiten, welche namentlich mit der Fußwanderung durch das Innere verknüpft sind, schrecken Manchen ab, doch sind dieselben keineswegs so groß, als man sich's insgemein vorstellt. Im Winter erscheinen dieselben mitunter peinlicher, wenn sich ihnen Regen oder Bora beigesellt, doch ziehe ich') diese Jahreszeit zum angegebenen Zweck immer noch dem Sommer vor mit seiner Muth und seinem Wassermangel, mit den: Mangel an genießbarer Fleifch-nahrung in den einsamen Dörfern und den Fiebern, welche vornehmlich die Gesundheit des Fremden bedrohen. Ich schildere also eine Wanderung durch die sogmannte Zaworjc, einen Landstrich, welcher sich in der Richtung von Scardona gegen Clissa hinzieht und sowohl vom Flußgebiete der Retina, in welchem Verlika und Sinj liegen, als vom Mcercsstrandc zwischen Sebenico uud Spalato durch ansehnliche Gebirgsreihen getrennt wird. Von Sebenico, welches ich am sonncnglänzendcn Mittag verließ, legt man auf der uordostwarts in's Land berganführendcn Straße kaum einige Hundort Schritte zurück und man sieht eine Umgebung vor sich, die eine dalmatinische Landschaft von vorzüglichster Eigenthümlichkeit darstellt. Die Steine glänzen im kahlen Land unter der zertrümmerten, verstaubten Atropolis des Bischofssitzes. Zwischen den Steinen steigt die Straße ockerfarben gegen das von Bäumen und freiwilligem Pftanzenwuchs entblößte Land an. Im Sommer mag das Grün der Nebenblätter ein wenig die Todtenfarbc des Bodens zudecken, nunmehr aber tragen selbst die granen Aeste einzelner weniger Feigenbäume, die hie und da über die Maueru und Steinhaufen hervorragen, dazu bei, ein großes Wüstenbild zu schassen. Sicht man in der Ferne eine winzige Gruppe von Oelbäumen, welche sich vom Boden abhebt, so verstärkt auch diese den traurigcu Eindruck — man möchte sie mit einein Rostfleck auf verwitterter Mctallfläche vergleichen. Ueber alle Beschreibung wuuderbar aber ist die Wirkung des Meeres zwischen diesen Höhenzügen, Landzungen und Scoglien. Es ist, als stünde man auf einem Berge und sähe den Abgrund zwischen sich und den andern Gebirgsgraten statt mit Luft mit Wasser augefüllt, welches nur die schmalen Rücken, Spitzen und Kamme hervorragen läßt. In der Nähe fluthet das Meer bläulich in den Zwischenräumen der Felswände, die es Überfluthot hat; aus der Ferne dagegen blickt es als matter Silberspiegcl zwischen den dunkeln Felsungethümm. Es ist in der That eine große Landschaft, und wer sich einen Begriff von der Natur des Inselreiches machen will, findet von dieser Höhe aus einen Anblick, der, wenn sich auch gegen Süden noch oft wiederholend, doch von keinem mehr eigentlich typischen übertroffen wird. Weiter landeinwärts erscheint der Grund mcht mehr so nackt, wie an der Küste des Meeres. Die geneigten Steinhalden, noch mehr aber die Mulden zwischen ihnen, sind mehr und mehr von Oelbäumen gesprenkelt. Ja, an mancher Stelle ist es dem ') Nämlich Hünrich N06, welcher Dalmatien zweimal bereiste und dessen Schilderung wir uns hier anschließen. Eine Wanderung im Innern Dalmatteno. 123 Fleiße selbst gelungen, rundliche Flächen, die vor dein Winde mehr geschützt sind, von Steinen so zu säubern, daß in diesen Oasen von meist nur wenigen Klaftern im Durchmesser junge Gctrcidehalme sprießen. Männer in Turbanen und Zöpfen mit Metallstückcn, die ihnen klirrend bis zur Hüfte hinabhängen, Eselkarawancn, hinter ihnen die Treiber mit den kurzsticligen, knutenähnlichen Peitschen, Weiber in bunten Gewändern und weißen Kopstüchern, den Spinnrocken in der Hand, Nondaren (bäuerliche Sichcrheitswachen) mit langen Gewehren — das ist die Staffage. Die grauen Mauern, welche die „Grundstücke" (richtiger Steinfclder) abgrenzen, kriechen hier wie Blindschleichen durch manche Olivengruppe auf die grauen Grate hinauf, dort erheben sich zwischen den Oelbäumeu hohe Steiupyramidcn, uou den benachbarten Weideplätzen aufgelesen. Wenn es auf der Welt ein Symbol der Genügsamkeit gibt, so ist es ein dalmatisches Schaf, welches im Stande ist, sich auf solcher „Weide" zu nähren — sei es nun, daß die Weide aus dem winzigen Grafc bestehe, welches wie Grünspan über dem Boden liegt oder aus den Keimen, die zwischm diesem und jenem Block aufsprießen oder in den ummauerten Vierecken, in welchen Gras von Strohfarbe, einem verkümmerten, vergilbten Saatfeldc ähnlich, seine rauschenden, dürren Halme zeigt. So lassen sich also die Einzelheiten der Landschaft zwischen hier und Gulin, dem Kreuzwege, an welchem die Straßcnzügc nach Scaroona und Dcrnis sich theilen, in folgende bestimmte Erscheinungen zusammen fassen: blaues Meer in der Tiefe von grauen oder braunen, fast völlig nackten Schluchten, zuckerlmtförutige Steinhaufen, Mulden von spitzigen Kalktrümmcrn ausgefüllt, gelbes Gras zwischen stachclichtcu Gineprc-Sträuchcrn, die sich von der Bora haben gegen Süden drehen lassen, ferne Gesichtskreise des Nordens mit weißem Schncegcbirgc, thurmhohc Gräben, in welchen, je einer vom andern über hundert Schritte entfernt, ein elender Strauch an der steilen Wand hängt, Gräben, in welche der hohe Rand des Straßenhügcls pechschwarze, fcharfe Schatten wirft — hie und da gar eine Buche mit rauschenden Blättern im gelben Gras — und über das Alles jagt die Bora hin, die eisig aus den bosnischen Gebirgen herüber pfeift, dcreu Schneestreifcn als Silbcrwand den Gesichtskreis der Hochfläche absperrt. > Am Kreuzwege gibt eine weiße Stcinsäulc den Wanderern Richtung und Länge ihrer Wege an. Die Hochebene, auf welcher das dicht daneben befindliche Dorf Gulin steht, unterscheidet sich gar sehr von der Strecke, die wir bisher durchwandert haben. Das schmutzige Dorf ist unter Bäumen versteckt und in geringer Entfernung gedeiht ein ansehnlicher Buchcnhain, durch Mauern gegen die Wanderungen der Ziegen und Schafe geschützt. Doch scheint das Alles nur da zu sein, um den Gegensatz der entsetzlichen Wüste zu verstärken, die sich bis dahin ausdehnt, wo der Weg sich in Windungen zu der meererfüllten Schlucht von Scardona senkt. Diese Wüste wird von nichts belebt, als von dem monotonen, traurigen Geheul unsichtbarer Hirten, die in der Ferne zwischen den Alles übcrlagerndcu Steinen ihre Heerden hüten. Das Eintönige, Oco^, Verkommene und Freudlose dieses Landes wird durch nichts besser dargestellt, als durch diese Klagc aus der Ferne, die den Wandler unablässig verfolgt, fei es im Buschwerk der Gineprc-Staudcn, in dem Gewirr der Stcinblöckc, in den Klüften, in den Rinnsalen ausgetrockneter Flüsse, oder im endlosen Wirrsal der nackten Karstfclscn. Die Wüste ist trostlos und erhaben. Nur in weiter Entfernung von einander erheben sich schwarze Dornbüsche über das Gestein. An: Gesichtskreis im Nordosten aber läuft der Alabaster-Wall des Grcnzgebirges hin. Die Steinfläche der Wüste schneidet das Gebirge mitten entzwei und läht uns nur die beschneiten Höhen erblicken. Unter solchen Eindrücken gelaugt der Wanderer dahin, wo die Straße sich wieder zum Meere senkt. In viel«: Windungen steigt sic nieder und mit dem Schutze, den 124 Der Karst. die abfallenden Wände gcocn, je mehr sie zur Tiefe hinabgeht, erscheinen auch wieder die Oelbüumc und das junge Oclgestrüppc, wo langhaarige Ziegen sich herumtreiben. Auch smaragdene Saaten tauchen auf, gesegnete Kreise, die der Fleiß des Menschen geschaffen, mitten in: Karst und endlich kommt jenseits des blauen Wasscrabgrundes Scardona zum Vorschein, ein Haufen durcheinander geschobener gelber Würfel — aus den Olivenhainen der absteigenden Straße betrachtet, cm Steinhaufen in der Stein- und Wasserwüste. Bald aber verschwinden die Gruppen der Oelbäumc wieder und an ihre Stellen treten wieder wellenförmige graue Felsenriffe, in deren Ritzen seit Jahrhunderten sich kaum mehr ein Moos angesiedelt hat. Die Rippen, das Gerüste der Hochebene, der Wüste dort oben brechen hervor — ein wahrhaft schrecklicher Anblick, in völlig todtem Stein zu gehen, links, rechts, oben, unten — Alles starr, zerrissen, todt, verwittert und dazu den Anblick jener Stadt über der Bucht ohne Schatten, ohne Baum, ohne Gebüsch, ein Wirrsal von geschichteten Steinen inmitten der wüst zerstreuten. Bald, je nach den Windungen der Straße, nähert man sich wieder Buchtungcn, von der Bora weniger bedroht, in welchen dcr Oclbaum neben dcr Fichte gedeiht — dcr südliche Fruchtbaum neben nordischen Nadelhölzern. Plötzlich endet die Straße an einem braunen Felsen bcim Ufer, dcr sich ihr cmcr cntgcgcnstcttt und dessen völlig nackte Wände mit dem lichtgrünen Wasser wunderlich contrastircn. Das am jenseitigen Ufer liegende Scardona ist von Scbcnico zrhn Miglicn oder etwa dreieinhalb Wegstunden entfernt. Einc Barke fährt den Wandrrcr hinüber. Was soll man nun von dicscr Stadt, dem slavischen Skradin, dieser alten Glorie des Liburncr-Volkes sagen? Von außen sieht sie wohl fast orientalisch aus, wie Scbemco, vom Hafen aus betrachtet, inwendig aber unterscheidet sic sich nicht sehr von einem etwas schmutzigen deutschen Landstädtchcn. Eine lange Gasse, in welche verschiedene klcinc übelriechende Sackgassen münden — im Ganzcn cinc öde Ansicdluug, in welcher Schmutz und Langeweile aus allen Fenstern schauen. Es versteht sich von selbst, daß jemand, dcr aus weiter Ferne hichcr gepilgert kommt, die Wanderung zu tcincm andern Zwecke unternommen hat, als um von hier aus nach dcn Wasserfallen dcr Krka zu gehen, welche nicht nur dcm dalmatischen Volkc als cin Weltwunder gelten; sondern auch in ganz Europa ob ihrer Schöuheit zu cincm gewisscn Rufc gelangt sind. Am besten ist cs, wenn man in ciner Barke zu den Fällen fährt, denn dann übersieht man von dcr Mitte dcr wassercrfülltcn Schlucht aus beide Stürze, den westlichen „Fall von Scardona" (den größcrcn) und dcn östlichen „Fall von Scbcnico". Die Fällc überhaupt können in ctwa cincr Stunde von Scardona aus erreicht werden. Der Fußweg windet sich längs dcr Bergwand hin, die bald als Gcklipp vorspringt, bald als Schlucht zurücktritt. Je näher den Wasserstürzcn, desto ausgedehnter wcrdcn im Golfc die Ricdinscln, zwischcn welchen sich Millionen weißer Schaumflockm, vom Windc aufgepeitscht, dahin drängen. Nunmehr erscheinen dic, breiten, glänzcnocn Stürze hintcr ungeheuerlichen Wolken, die ruhig und stätig von ihrem Fuße emporsteigen. Das Auge vermag solches Licht nur auf wcnigc Augenblicke zu crtragcn — es wendet sich von dcm Schauspiel ab, um angezogen sofort wieder zu ihm zurück zu kehren. Wo in dcr Landschaft des mittleren Dalmaticns Häuscr stchcn, crhcben sich neben ihnen Pappoln, und dcshalb schcn wir auch dic Stürze zuerst durch dcn Rahmen dieser Baume, welche sich ncbcn den Mühlen auf dcn Landzungen und Inseln unter den Stürzen angesiedelt habm. Beim ersten Anblicke erkennen wir, daß sich dcr Wasscrfall der Krka wesentlich von den Stürzen dcr Alpen unterscheidet. Er ist mchr in die Breite als in die Höhe ausgedehnt und gleicht einer Ricsciicascade, im Stylc derjenigen, wic man sic in den Gärten sieht, die im Geschmacke von Versailles angelegt sind. Von dcn bekannteren Eine Wanderung im Innern Dalmatiens. 125 Naturerscheinungen der Art dürfte der Rheinfall feiner Structur, freilich nicht feiner viel bedeutenderen Wafferfülle nach am besten mit ihm zusammengestellt werden können. Der „Fall von Scardona" stürzt über etwa sechs Absätze herab. Er hat mit nichts mehr Achnlichkeit als mit einem Gletscher, der in der Mittagssonne glänzt. Die dunkleren Zwischenräume, beim Gletscher die Klüfte, das sind hier die langen Linien, an welchen der Fels durch den Schaum blickt. Nur der aufstäubende Wasser-dunst beeinträchtigt den Werth dieser Verglcichung. Am frühen Morgen dagegen bietet der Wassersturz ein anderes Bild. Da erscheint der untere Theil der Schaumwolken in dunkelm Blau; erreichen sie aufsteigend das Licht der Sonne, fo schimmern sie in milchigem Glänze, aber doch scheint der Strudel des Sturzes durch sie hindurch. So werden die blauen Dünste aus dem Abgrund in's Licht zurückgcschlcudert, aus dem sie gekommen sind. Seitwärts vom Falle die Höhe hinanstcigcnd gelangt man in eine Wildniß von Epheu, moosbedeckten Felsen, Maulbccrbäumen und Olivcngruppen, in welche vielleicht fünfzig kleine Schaumcascaden aus einer Höhe von etwa hundert Fuß herabwallen. Hier sieht man mit Entzücken — besser vielleicht gesagt, mit Wehmuth — was dieses Land fein konnte, wenn der menschliche Wahnsinn mit seinen Wäldern nicht zugleich auch seine Quellen und Bäche vernichtet hätte. Man ist von der Steinwüste, die hundert Schritte vor dem Wasscrfall beginnt und sich fast über das ganze Land hin ausdehnt, in ein schattiges Reich getreten, aus der östlichen Oede in einen lieblichen Winkel des deutschen Garten- und Waldlandes. Kehren wir nunmehr wieder auf jenen Kreuzweg bei dem Buchenwaldc des Dorfes Gulin zurück, um die nordöstliche Richtung gegen Dcrnis einzuschlagen. Hier wird die graue Wüste vielfach von Wiesen und Saatfeldern unterbrochen und die grüne Farbe überwältigt die andere der Oede, das aschfarbene Steinfeld. Immer deutlicher treten im Nordosten die meist kahlen Hänge des Gebirges hervor. Wieder werden graue Wüste und blauer Bcrgrand des Gesichtskreises der Schauplatz der Wanderung. Manche der Klüfte und Gräben, welche durch die Steinwüste klaffen, werden von der Straße auf einem hohen Gange durchschritten. Regelmäßig bemerkt man in diesen Gräben, deren Hänge einen Schutzwall gegen die Bora darstellen, kleine Pflanzungen von Buchen und winzige Saatfelder von wenigen Klaftern im Gevierte. In höchst bedeutendem Grade aber überrafchcnd ist der graue Felscnpaß, durch welchen man, sowie nach der langen Wüste die erste Bcrgrcihe erreicht ist, gegen Dernis hindurchschrciten muß. Weder oben, noch auf der Seite, noch unten entdeckt das Auge in dieser Klamme einen grünen Halm. In der Tiefe aber dröhnt und summt es: dort zwängt sich die gelbe Ciccola durch die grauen Pforten -— ein Bild, welches durch die Nacktheit des Gesteins und die Abwesenheit irgend einer andern Farbe als der grauen des Karstes eine ganz andere Wirkung hervorbringt, als die gewaltigsten Klammen in den Alpen. Denn über den donnernden Wassern der letzteren beugen sich die schwanken Aeste von den Sträuchern, zittern die Farnkräuter an der feuchten Wand, hängen die braunen Wurzeln duftiger Tannen, und jenseits ihrer Felsenthorc erfreut sich das Auge am Dunkel des Bergwaldcs, an den Alpenrosen zwischen den dunkeln Bcrgführen oder an dem saftigen Graswuchs der Matten. Hier aber ist die Erde und der Fels so verwüstet wie die Mauern, die letzten Thürme und Bollwerke von Dernis, welche sich bis auf die Höhe über diesen Wasscrabgrund hinaufziehen und kahl in's Land blicken. Schrecklich anzuschauen ist das Licht der Abendsonne auf den grauen Felsen, oic seit Jahrhunderten keinen lebendigen Keim beherbergen. Dann lodert der todte Kalt roth wie ein Nordlicht, feurig wie sommerliches Abmogewölt auf dem Meere — eiuc Triumphfackcl der Verheerung, weithin sichtbar in dem wüsten Lande, sichtbar denen, welche in den Steinfeldern gehen, sichtbar im Innern der Hütten voll Elend. 126 Der Karst. Der kleine Marktflecken Dcrnis liegt auf dem nordlichen Abhang der ersten Höhenreihc, welche von den dinarifchcn Alpen aus gegen die wüste Hochfläche vordringt, die wir bisher durchwandert haben. Dieser Höhcnzug ist eine Scheide des Wachsthums. Während wir bis zu ihm hin und bis in seine Schlucht hinein, in welcher er von der donnernden Ciccola durchrissen wird, durch ödes ^and gegangen sind, liegt jenseits zwischen ihr und den bosnischen Gebirgen eine gras- und frucht-reichc Hochebene, auf welche der erste Blick erfreut und überrascht fällt, so wie man die Engen der Klamm hinter sich hat. Dieses Hoch- und Binnenland Dalmaticns unterscheidet sich völlig von dem größten Theile der Küste und der Scoglien; doch darf man sich dasselbe keineswegs als ein Arkadien vorstellen, indem auch hier öde Felswüstcn den fruchtbaren Ackcrgnmd und die grünen Wiesen auf lange Strecken hin unterbrechen. Hinter Dcrnis finden sich inmitten von Obsthaincn Dörfer, deren Häuser deutschen Dorfhäusern ähneln, von stattlichen Kirchthürmcn überragt. Die Landschaft hat, von der Unterbrechung durch einzelne Stcinflächen abgesehen, viele Achnlichkcit mit dem Hügellande im südlichen Böhmen, nahe an den Ufern der Sazawa. Man geht in Schluchten, aber ihre Abhänge sind mit saftgrünen Wiesen bedeckt, und auf dem Rande der Höhen heben sich zahlreiche Bäume schwarz in scharfen Umrissen von dem klaren Himmel ab. Hie und da kommt ein kleiner Bach von diesen Hängen, tief in den Boden cingeschnitten, träge zur Ciccola herab. Da fehlt dann die kleine Mühle nicht, von einem Baumangcr halb versteckt, in deren Innern das Wasser lärmt und die Räder klappern. Aehnlich ist die Landschaft, durch welche der Weg von hier bis gegen Romljane hinzieht. Im Osten begleitet den Wanderer meist die hohe Kalkkette, überlagert von langen Schneestreifen und unendlichem Geröll. In der Mulde des Thales aber steht Sumpfwasser hinter Steinwällen, unentschieden, ob es sich nach Nord oder nach Süd wenden soll, bald von Landzungen mit dürftigem Buschwald, bald von kleinen Inseln mit Stachclgcstrüpp unterbrochen. Durch das einsame Thal von Postinjc gelangt man zu dem Dorfe Mu6 (Mutsch), das, wie mehrere andere Ansicdlungcn dieses Thales, weithin zwischen Felsblöcken und Buchen verstreut ist. Hier erfreut sich das Auge an hochstämmigen Buchen, die den dürren Steinboden überschatten; über dem Laubwald aber, der hie und da den Rcbengarten unterbricht, ziehen sich links und rechts die grauen Wände hin, das enge Thal abschließend. An kleinen Waldvierecken vorüber, welche zum Schutze gegen die Ziegen hoch ummauert sind, führt der Weg bis zu einer Kreuzung, wo die Straßen nach Sinj (Sign) oder nach Spalato von einander abzweigen. Die letztere wendet sich nach Süden und steigt zunächst zur Hochebene von Prugowo hinan. Auch auf dieser Straße wechseln die Aussichten zwischen dalmatischer Kalkwüste mit saftigen Alpengründen neben Baumangern. Von Prugowo gelangt man in das graue Gefilde von Konjsko, das durch einen hohen Karstrücken von dem Thale zwischen Sign und Salona getrennt wird. Die Straße windet sich in vielen Krümmungen durch scharfe Klippen. Ein überraschendes Bild ist aufgerollt, wenn man die Höhe erreicht hat und sich der verwitterte Berg südlich senkt in den von Weingärten und Getreidefeldern bedeckten Thalkessel zwischen Sign und dem Fort Clissa. Weit mehr noch aber wird das Auge angezogen durch den Anblick der grünen Salzfluth, dessen es in den durchwanderten Stcinwüsten so lange entbehrt hat. Es erscheint das Meer und jenseits desselben dunkle Wände, die Eilande von Brazza und Solta. Bald erscheint nun der Fclsenkegel von Clissa, mit den gelben Mauern gekrönt, der sich scharf vom fernen Meere abhebt. Die von Clissa in mächtigen Windungen zum Meere herabführendc Straße kann in den Hohlwegen und Bachbetten abgeschnitten werden, welche sich auf den steilen Hängen überall durch den mit Oelbäumen bedeckten Boden hindurch ziehen. Gegen Südosten hat man verschobene Bergcoulissen, Eine Wanderung im Innern Dalmatiens, 127 die Alpenlandschaft der Poljizza, deren jähe Abhänge über Almissa in's Meer fallen. Hinter uns ragen die grauen Joche über einen grünen Garten und vor uns erscheint die baumrciche Halbinsel von Spalato, welche mit ihren Fclsrändcrn twm Canal der fünf Castelle umsiuthet wird. Nicht wenig wird es jeden Wanderer erfreuen, wenn er, die durchschrittcnen Wildnisse im Gedächtniß, nunmehr Salona betritt, seine weißen Häuser in Gärten und den klaren Fluß sieht, welcher zwischen Blumen-und Baumangern dahinrauscht. Es hat in der That dieses Städtchen nicht das mindeste Dalmatische an sich und es scheint, als ob aus jenen Tagen der Römerzeit, in welchen hier alle Ueppigkeiten Roms zu sehen waren, ein gewisses Behagen an den Einrichtungen und den Menscrfordernissen einer besseren Welt sich bis heute unter den Einwohnern erhalten hätte. Salona hat vollständig das Anssehen eines deutschen Städtchens am Fuße der Alpen, in welchem Fremdlinge von weit und breit ihre Sommerfrische halten. Hoch über den Pappeln am Flusse ragen die wolkigen Berge, und dieser selbst rauscht so iugendfrisch, als wären noch Hunderte uon Meilen bis zum Meere hin, welches ihn jenseits der nächsten Wiese erwartet. 3. Deutsches Mittelgebirge in Oesterreich. (Allgemeine Uebersicht. — Hercymsche« Gebirgssystem: Fichtelgebirae. Böhmerwald. Erzgebirge. Böhmisch-mährisches Terrassenlaud. Böhmisches Mittelgebirge. — Sudetisches Gebirgösystem: Elbe-Sandsteingebirge. Lauscher Bergland, Isergebirgc. Riesengebirge. Glatzer Oebirgskessel. Gesenke. Vergleichende Zusammenstellung einiger Hühen im deutschen Mittelgebirge. Gewässer. Nutzbare Mineralien. Bewohner. Historischer Ueberblick. Charakterbilder aus dem deutschen Mittelgebirge: 1. Der Urwald im südlichen Biihmerwalde. 2. klimatische Verhältnisse in den Sudeten.) Allgemeine Uebersicht. Als ein nördliches Vorland der Alpen lehnen sich an dieselben dic mittleren Stufcnlandschaften Deutschlands, die iin Süden durch die schweizerische und die schwäbisch-bayrische Hochebene sowie das Donauthal begrenzt werden und im Osten bis an die Karpathen sich erstrecken. Durch ihre geringere Erhebung, welche nirgends 5000 P. F. (1625 Mtr.) erreicht, sind sie als Mittelgebirge charakterifirt; am höchsten sind sie im Osten, wo die Schncckoppe bis zu 4959 P. F. (1611 Mtr.) emporragt. Man kann dies ganze Mittelgcbirgs-Gebiet als zwei durch den Knoten des Fichtclgebirges verknüpfte Flügel ansehen, deren westlicher das frankisch-schwäbische, das oberrheinische und das lothringische Stufcnland umfaßt, wogegen der östliche auf dem Boden von Böhmen, Sachsen, Mähren, dem angrenzenden Schlesien und Nordöstcrreich ein natürliches Ganzes bildet. Im Allgemeinen zeigt das gcsammte eben bezeichnete Gebiet einen ruhigen, harmonischen Charakter, trotz der Mannigfaltigkeit der Formen, da Gebirge, Ebenen, Berg- und Hügellanoschaften oder isolirte Erhebung beständig wechseln. Aber die Höhen sind nicht gewaltig, scharf und steil, sondern mehr sanft, abgcruudet, weder bizarr oder wildromantisch, noch monoton. Sie besitzen zwar Schönheit, aber nicht Erhabenheit oder poetische Großartigkeit und nur einzelne Particu inachen hieoon eine Ausnahme. Diese mittleren Stufcnlandschaften Deutschlands sind zum Theil wohlangebaut, zum Theil bewaldet, und bilden somit einen Gegensatz gegen die kahleren Höhen von Südeuropa. Der fruchtbare Boden hat eine wohlthuende Abwechslung von Wiesen, Gctreidcflurcn, Weinbergen und Aaumgärtcn auszuweisen, welche den Landschaften einen freundlichen, heiteren Charakter verleihen. Auch die Wälder sind nicht weit ausgedehnte Strecken düsterer Kiefern, wie in Schweden und Rußland, sondern meist kleinere, abwechselnd aus Buchen, Eichen, Eschen und Nadel< bäumen bestehende Holzungen. Eine große Menge von Bächen und Flüssen belebt und bewässert durchgehcnds das Land. Das milde und angenehme Klima ist doch bereits viel nordischer als in den großen Alpenthälern, und namentlich mit dem der nach Süden ziehenden nicht zu vergleichen. Dörfer und Städte erheben sich in großer Zahl auf dem zumeist dicht bewohnten Boden dioser Landschaften; Burgruinen an den Gehängen oder auf den Spitzen der Berge, alterthümliche Städte erinnern an vergangene Zeiten, die in vielen, oft schönen und gehaltreichen Sagen bis in die Gegenwart fortleben. Dem Charakter des Landes entspncht auch der der Bewohner. „Auch das Volk hat gleich d-r Natur seines Heimatlandes keine hervorstechenden, auffallenden Allgemeine Uebersicht. 129 Züge in seinem Wesen und seiner Lebensweise; es ist heiter ohne Lustigkeit, ernst ohne Finsterheit, regsam und thätig ohne Feuer und lebhafte Beweglichkeit, fleißig ohne Ueberbietung der Kräfte, genügsam in seinen Genüssen, gutmüthig und freundlich ohne Feinheit des Gefühls, derb ohne Uebermuth, ungebildet ohne die Rohheit eines englischen Pöbels, stabil in Gesinnung und äußerer Lebensweise, sittsam aus Gewohnheit und von einer rein gemüthlichen Religiosität." Vergleicht man die äußere Formation der deutschen Mittelgebirgs-Landschaften mit den Alpen, so vermißt man vor allem den Farben- und Formen-Reichthum der letzteren. Die geringe Kamm- und Gipfelhöhe macht eine Region ewigen Schnees ganz unmöglich, weshalb alle die mannigfaltigen, so gewaltigen und malerischen Erscheinungen der alpinen Schnee- und Eiswelt hier fehlen. Die Gipfel sind in der Regel abgestutzt und abgerundet, das Gebirge mehr flach, großentheils eine Folge seines hohen Alters, da es gewiß in vorhistorischer Zeit viel unebener, schroffer und zackiger gewesen und erst im Laufe von Jahrtausenden durch die Einflüsse der Perwitterung und Abschwemmung die heutige Gestalt erhielt. Entsprechend der Eigenthümlichkeit der Bergformen finden für die höchsten Erhebungen hier nicht die in den Alpen gebräuchlichen Namen Anwendung. Die meisten Berghöhen zeichnen sich durch keine auffallende Besonderheit aus, weshalb die allgemeine Benennung Berg am häufigsten begegnet, wie z. B. Winterberg und Schneeberg im Elbe-Sandsteingebirge, Kcilbcrg im Erzgebirge, Brunnberg im Riesengebirgc. Anderen hat die Volkssprache in richtiger Veranschaulichung, der mehr gewölbten und runden Form Namen, wie Kopf, Koppe, Kuppe, Haube (im Schwarzwalde Belchen, im Wasgau Ballon) beigelegt; so z. B. die Schneckoftpe im Riesengcbirge, deren Gipfel die Form der Kuppel oder Glocke zeigt, die große Wasserkuppe in der Rhön, der Ochsenkoftf im Fichtelgebirge, die Stnrnchaube im Riesengebirge. Indeß wird man doch hie und da, wenn nicht in den höchsten Gebirgsthcilm, so in tiefen Thaleinschnittm, welche steile Entblößungen darbieten, an die Formen der Alpen erinnert. Namentlich die Sudeten zeigen an mehreren Stellen dieselben Gcbirgsartm mit denselben zackigen änßcren Gestalten im ^g. 14. ^Ml oder Glocke. Kleinen; auch der Böhmerwald besitzt in manchen Partien wild-groteskc Formen. Die Erosion des Wassers hat einzelnen Gegenden ein Gepräge aufgedrückt, welches an Großartigkeit der Formen selbst die ähnlichen Erscheinungen in den Alpen übertrifft, wie in dcn Stcinwäldcrn der Adcrsbachcr, Weckclsdorfer und Dittcrsbacher Felsen im nordöstlichen Böhmen. Die mitteldeutschen Gcbirgszügc entwickeln einen merkwürdigen Parallcliömus, der in drei Hanptrichtnngen auftritt. Von Südostcn nach Nordwesten streichen die Züge der Sudeten, des Böhmer- und Thüringerwaldes; von Südost nach Nordost deutscher Jura, Taunus, Erzgebirge und das sogenannte Mährische Gebirge; von Südsüdwest nach Nordnordost Vogesen, Schwarzwald, Odenwald und Spcssart. Wenden wir uns nun speciell dem Antheil Oesterreichs am deutschen Mittelgebirge zu, den stnfmförmigm Berg- und Hügellandschaftm von Böhmen, Mähren und 'den: angrenzenden Schlesien nebst Nord-Oesterreich (im Nordwesten auch das Königreich Sachsen erfüllend). Der horizontale Umriß dieses eMnthümllchcn, eng zusammenhängenden und otwa zwischen 1W0 und 1700 ^Ml. (88-—94.000 llKm.) umfassenden Gebietes gleicht fast einer Parallelogrammsigur, deren längere Seiten uon Südost nach 'Nordwest und deren kürzere von Nordost nach Sudwest gchrn; an der Wcstspitze derselben vermittelt das Fichtclgebirge den Uebergang zum schwäbisch-fränkischen Stufenland. Abgesehen von der Südost-Seite, wo die March das Gelmt Umlnust, Ors<«n-,-!mg, Mmwrchi,', 9 130 Da» deutsche Mittelgebirge. abschließt, und vom eigentlichen Süden, wo das Donauthal begrenzt, ist dieses Stufenland überall durch Randgcbirge eingefaßt, die in ihren Hauptthcilen Vorzugs» weise aus Granit und krystallinischem Schiefer bestehen. Durch die Linie des March-und Bekwathalcs, dcr Wcißkirchner Wasserscheide und des Oderthales wird dasselbe im Osten von den Karpathen getrennt, im Norden gehen seine Vorhöhen in das norddeutsche Tiefland über. Der leichteren Uebersicht halber scheidet man dies ganze Berg- und Terrassenland in zwei Hauftttheile, die von einander durch die Bodensenkung der Elbe, das Thal dcr stillen Adler (l. zur Elbe), die Einsenkung bei Triebitz, das Thal der mährischen Sazawa (r. zur March) und die obere March abgegrenzt werden. Der südliche Theil bildet das hercynische, der nördliche das sudetische Gebirgssystem. Ersteres umfaßt den Böhmerwald, das Fichtelgebirge, das Erzgebirge, das böhmisch-mährische Terrassenland und das sogenannte böhmische Mittelgebirge, letzteres das Lausitzer Bergland mit dem Elbc-Sandfteingebirge, das Isergebirge, das Riesengebirgc, das Glatzer Gebirgsland und das mährisch-schlesische Gesenke. ^. Zas ljercynische Hebirgssystem. 1. Das Fichtelgebirge. Das Fichtelgebirgc ist ein Hochland mit sanften Bergkronen, von Wald« und Moorstrecken überdeckt, eigentlich eine Gruppe von Bergen, die ihre Quellen nach den vier Wcltgegcndcn sendet (Eger, Saale, Main und Nab) und von den Fichtcnwaldungen den Namen hat. Sein innerer Kern besteht aus Granit, Gneis und Glimmerschiefer, also Urgesteinen, welche im Südwest bunter Sandstein, im Nordwest Thonschiefer mnlagcrt, während sich im südlichen Theile des Gebirges auch Basaltkegel finden. Seine höchsten Kuppen sind der Schnccberg (3270 P, F. — 1060 Mtr.) und der Ochsentoftf l^^j P. F. — 1024-5 Mr.). Zu Oester« reich gehört es nur in sciueu östlichen Vorbcrgcn; daselbst erhebt sich der Hainberg zu 2400 F. (780 Mtr.) Hohe. Das südöstliche rundliche Plateau von Waldsaßen (1847 F. — 600 Mtr.) vermittelt die Verbindung mit dem Bohmcrwalde, das nordöstlich jenseits der Egcr streichende Elstcrgebirgc die mit den: Erzgebirge. Das Fichtelgebirgc ist stark bewohnt, obgleich in den oberen Thälern wenig Anbau stattfinden kann. Dort in gesunder, doch kalter Luft gedeiht nur spärlich Hafer; dafür gibt es Preißclbecrcn und Holz genug, mehrere Marmorarten, Eisen« gruben, Hütten- und Hammerwerke. Außer mit dein Bergbau und Hüttenwesen beschäftigen sich die Bewohner vorzüglich mit Ackerbau, Viehzucht, Holzschlag und Kohlenbrennen. Das Fichtelgebirgc gehört nicht geradezu den vielbesuchten Gebirgen; viele schreckt der erustc düstere Charakter der mit Nadelwaldungen bedeckten Höhenzüge ab. 2. Der Böhmerwald. Von dem oben erwähnten Plateau von Waldsaßen streicht nach Sndosten bis zur Donau der aus Gueis und Granit aufgebaute Aühmerwald, in der Nähe des Fichtclgebirges am niedrigsten und nach Südost hin immer höher aufsteigend. Er gehört mit dem südwestlichen AbHange zu Bayern, mit dem entgegengesetzten zu Oesterreich, ist von Waldsaßcn bis Linz 32 geogr. Meilen (287 Km.) lang und umfaßt 209 geogr. HiMeilen (11.508 lüKm.). Dcr Böhmerwald, der noch immer nicht genügend erforscht ist, stellt sich als eine der seltsanchen, m gewisser Beziehung Da« hercynische Gebirgssystem. 131 räthselhaftesten Gebirgsbildungen dar. Er weist einen Wechsel von Rücken, Kämmen, Einzelgipfeln und Bergplateaux auf, denen die deutliche Abzweigung von einem Mittel- oder Haupttücken bis auf seltene Ausnahmen fehlt. Zahlreiche kürzere Züge von verschiedener Höhe streichen vollständig parallel, zwischen welchen weite Längen-thäler sich ausdehnen, während Querthäler und größere Einticfungen sie vielfach unterbrechen. Im Ganzen erscheint der südöstliche Theil des Gebirges, der an die Donau tritt, als einförmiges Plateau von geringer relativer Erhebung, und ebenso wieder das Tepler Gebirge und der Kaisenvald, die an die obere Eger hinziehen und gewöhnlich schon zum böhmischen Terrassenlande gerechnet werden. Dagegen ist der mittlere Theil in eigenthümlicher Weise verworren zusammengehäuft aus Kämmen, Wänden, Rücken und Massen. Während der Böhmcrwald gegen Bayern hin in vielfachen Steilabsätzen zum Nablande abfällt, ist die Abdachung nach Böhmen hin eine allmählichere. Man zerlegt den Bühmerlvald in einen nördlichen, südlichen und östlichen Theil, welche durch die Senke zwischen Neugedein über Neumarkt nach Furth (49 V/ n. Br.) und den Kerschbaumer Paß (32° ö. L.) von einander geschieden sind. a) Der nördliche Theil, am Plateau von Waldsaßen beginnend, erstreckt sich bis zu der drei Meilen breiten Einfenkung zwischen Neugedein und der Chamb (gegen Furth) und heißt der eigentliche Böhmer Wald, auch Oberpfalzer Wald, böhmisch 6esky-Les. Die 1460 P. F. (474 Mr.) hohe Senke beim Pfraum-berge oder Fraucnberge (2597 P. F. — 835 Mr.) trennt diesen Theil wieder in zwei Abschnitte. Der nördliche, mit abgerundeten Kuppeu besetzte Zug „gleicht einer gewaltigen Mecreswogc, die plötzlich im Laufe erstarrend als Scheidewand Böhmens und Bayerns Halt gemacht hat." Zwischen Egcr und der Tirschcnreuth-Mähringer Straße liegt der 2817 P. F. (965 Mr.) hohe Dillenberg im Stiftsgebirge. Dem Centralknoten des Pfraumberges im Südosten vorgelagert ist das niedrigere Siebengebirge zwischen der oberen Mies und Radbusa, im Norden der Michelsberg (2235 P. F. — 726 Mr.) bei Plan. Jenseits der Pfranmberger Senke umzieht in einem Bogen Bischof-Teinitz an der oberm Radbusa das Klattauer-Gebirge, in der Lissa 2066 P. F. (866 Mr.), im öerchov oder öcrkov 3193 P. F. (1037 Mr.) hoch. Südwärts sinkt dieser Zug bis zu einer Hügelkette herab, welche an die auf den: Ostabhange des Bühmer-waldes entspringende Chainb reicht. d) Im Süden der Neugedein-Further Einsenkung beginnt der hohe Theil des Gebirges, böhmisch Szumava genannt, aus zwei dnrch Querriegel verbundenen Parallelketten bestehend; zwischen diesen stießen die Angel (Anhlava) und Wottawa (Votaoa) nach Norden, die Moldau nach Südost. Die ausgedehnte Bergmasse des Schwarzberg es verbindet inmitten der eben bezeichneten Längenthäler beide Züge. Von ihm aus ziehen sie gegabelt nach Westnordwest nnd nach Ostsüdost, durchgehends mit dem nordöstlichen Theile auf böhmischem, mit dem südwestlichen Theile auf bayrischem Boden. Die bedeutendsten Erhebungen in dem erstgenannten Theile sind zumeist bayrisch, so der steile Hohe Bogen (3336 P. F. — 1084 Mr.), welcher dem von Norden kommenden Wanderer das beginnende Hochgebirge ankündigt, so der Arber (4489 P. F. — 1458 Mtr.), der Rachel (4476 P. F. — 1454 Mr.) und der Luscn (4214 P. F. — 1369 Mtr.) in: Südwestcn des Schwarzberges. Im GrcnWge erheben sich der zweigipfelige Osser oder Ofsa (3986 P. F. — 1295 Mr.),' die Seewand (4124 P. F. — 1340 Mt.) nnd der Mittagsberg (4127 P. F. — 1341 Mtr.), letzterer ganz auf böhmischem Boden. In der vom Schwarzbcrge ostsüdostwärts gerichteten Gabel fällt der östliche Zng steil gegen die Kessellandschaften an der oberen Moldau ab. Hier ragt der 4177 P. F. (1357 Mtr.) hohe Kubaui (49" n. Br.) empor; ein wenig besuchter Hochgipfel inmitten noch erhaltenen Urwalds, zu dem die am 2. September 1860 eröffnete Luckenstraße 9* 132 Da» deutsche Mittelgebirge. führt. Gegen Krumau hin zieht der Blanskerwald mit dem Schöningcr (3325 P. F. — 1080 Mtr.). Der Westzug der südlichen Szumava, ebenfalls wieder zwischen Böhmen und Bayern getheilt, hat zahlreiche hohe Gipfel, wie böhmischerseits den Postberg (4036 P. F. — 1311 Mtr.) und den Tafelberg (373? P. F. ^ 1214 Mtr.), an welchem die Moldau entspringt. Weiter südöstlich steht in der Fortsetzung des Hauptzuges die flachgewölbte Kuppe des Dreisessel-oder Plöckenstew-Ocbirges mit dem österreichischen Plöcken- oder Plöckclstcin (42<>0 P. F. — 1383 Mtr.), der, vom großartigsten Hochwalde bedeckt, steil zum Plöckenstein-See (3359 P. F. — 1091 Mtr. hoch) abfällt; dem Dreiscsselberg oder Dreiccksmark (4112 P. F. -^ I33(> Mtr.) an der Grenze Oberosterrcichs, Böhmens und Bayerns, und dem Hoch sichtet (4100 P. F. — 1332 Mr.). Dies sind die letzten hohen Gipfel des Böhmerwaldes, dessen Kamm sich nun senkt und vom Schwarzcnberg-Schwcmm-Canal in einer Höhe von 235? P. F. (??2 Mtr.) übersetzt wird. Das Thal der Großen Mühl trennt den bis zur Donau sich erstreckenden Linzer-Wald, der im Stcrnberg noch 3500 P. F. (113? Mtr.) Höhe erreicht. Der durch das Regenthal vom Böhmerwalde getrennte niedrigere Parallelzug des Bayrischen Waldes ist ganz bayrisch, doch greift sein Granitgcbirge vor Passau auch auf das rechte Donauufer über und der in Obcrösterreich liegende Sauwald (2770 F. — 876 Mtr.) bildet unzweideutig ein durch die Donau abgeschnittenes Stück des ersteren. e) Der weite, platcauartige Sattel des Kerschbaumer Passes, durch welcheu die Linz-Budweiser Eisenbahn führt, trennt den eigentlichen Böhmcrwald von seinem östlichen Theile, der von gleicher geognostischer Beschaffenheit wie die bereits besprochenen Theile als Greiner- und Weinsberger Wald (bis zur oberen Kamp) und als Gföhlerwald (bis zur Mündung der Kamp bei Krems) bis an die Donau herantritt. Der Weinsberg in dnn nach ihm benannten Theile ist 319« P. F. (1039 Mtr.) hoch; südlicher ragen der Ostrong bis zu 3263 P. F. (1060 Mtr.) und der Iaucrling bis 2952 P. F. (959 Mtr.) auf. Die Pässe des Aöhmcrwaldes sind zahlreich und namentlich in dem höheren südlichen Theile für den Verkehr von großer Wichtigkeit, während der Norden überhaupt vicl gangbarer ist. Einige der Pässe wurden bereits genannt; besonders erwähncnswcrth sind folgende: 1. Die vielbrfahrene Straße zwischen dem Luseii' und Drciscssclberge, von Winterberg in Böhmen ubcr Knschwarda nach Klein-Philipp-reuth, der ehemals „goldener Steig", llnrki», »ßmiti!., auch Prachatitzer oder Passauer Steig genannte Saumweg, bis 2U75 P. F. (9l!6 Mtr.) hoch. 2. Der Paß zwischen Neu - Hurlenthal (Böhmen) undFwiesel(Bayern),gegenZ200P.F. (1040 Mtr.) hoch. 3. Der Paß von Neugeoein über Nen-markt nach Furth itt Bayern, etwa 1500 P. F. (487 Mtr.) hoch. 4. Der Paß von Taus durch das Kastriz Hal gleichfalls nach Furth, durch welchen die von Prag tonmiende Eisenbahn gelegt ist, 1550 P, F. (500 Mtr.) hoch. 5. Die Straße von Älentsch (Böhmen) nach WaldmNnchen in 2071 P. F. (673 Mtr.) Höhe. «. Die Straße zwischen Weißensnlz nnd Mlarn, 1562 P. F. (514 Mtr.) hoch. 7. Der Pfrauenberger Sattel an der Straße von Haid nach Waidhaus, 1956 P. F. (635 Mtr.) hoch. 8. Der Bärnauer Sattel an der Grenze, 2144 P. F. (696-5 Mtr.) hoch. 9. Der Sattel bei Nödenliach, 2103 P. F. («83 Mtr.) hoch. 10. Der Sattel zwischen Mähring und Tirschenreuth. l i. Der Uebergang von Hohenfurth (32° 5!.) 12. Der Kerschliaumcr Paß ftinz Bud weiser Bahn) 2281 P. F. (741 Mtr.) hoch. Der Mhmerwald ^) besteht in seinem Hauptrückcn theils ans schmalen Felscn-kämmen, mit darauf liegenden gewaltigen Oranitblöckcn übersäet, theils aus breiten, >) Vergleiche Daniel, Kloeden und Kutzen. Das hercynische Oebirgssyftem. 133 mit Torfmooren bedeckten und mit dichten Wäldern bestandenen Flächen. Er wird vorherrschend aus Gneis, zum Theil auch aus Granit gebildet, welchem sich auf beiden Seiten Flötzbildungen anlagern: in Böhmen Orauwacke, Kohlenformation, Rothliegendes, Quadersandstein mit Pläner, Braunkohle; in Bayern Grauwacke, bunter Sandstein, Muschelkalk, Keuper, Aas, Jura. Das Innere des Gebirges ist rauh und wild. Während die höchsten Kuppen nackt sind, finden sich an den Abhängen des rauhesten Theiles (längs der böhmisch-bayrischen Grenze und am Kubani) bis zu einer Höhe von 3700 F. (1202 Mtr.) und darüber dichte Waldungen, die an den Urwald Amerikas erinnern und gewöhnlich geradezu Böhmischer Urwald genannt werden; in diese Wildnisse, wo die Natur feit Anbeginn allein waltet und die riesigsten Holzkörfter bildet und wieder zerstört, ist nur der Fuß der Köhler und Thecrschwcler oder der Jäger gedrungen. Der Wald besteht zu ?/,<, aus Tannen, ^„ Buchen und ^<, Fichten. Bis in 3500 F. (1137 Mtr.) Höhe bilden ihn Edeltannen, Fichten und Buchen, von 3500 bis in 4300 F. (1137 bis 1397 Mtr.) nur Fichten; im südlichen Theile liegen die Vegetationsgrenzen etwas höher als im Schwarzwalde; die reinen Fichtenstände beginnen erst in einer Höhe, wo sie in den Sudeten aufhören. In 3800 F. (1234 Mr.) hört die Tanne auf, die Fichte ist niedriger geworden, aber mächtiger im Stamme, und in 3500 F. hört die Buche plötzlich auf; in 4300 F. (1397 Mtr.) stehen die letzten krüppelhaften Bäume. Oberhalb 4000 F. (1300 Mr.) erscheint das Krummholz, die I'inus ?umi1io, welche in 100 Jahren höchstens 10 Fuß hoch wird und mit ihr die Eberesche. Die Edeltanne erreicht in diesen Wäldern 175 bis 219 P. F. (5>7 bis 71 Mr.) Höhe und 30 Fuß Umfang. Ein Seitenstück zu den Urwäldern, ebenso urwüchsig wie sie, bilden die riesigen Torfmoore, sowohl auf den höchsten Rücken (Hochmoore), als in den muldenförmigen Vertiefungen der Plateaux und in den Thalgründen längs der Flüsse. Im südlichen Theile des Aöhmerwaldes heißt man sie Auen, im Centrum ist der Name Filz gebräuchlich, im nördlichen Theile fagt man wieder Lohe, wie Schleiß-Loh, Schwarz-Loh. Das größte Moor, 7 Ml. lang und V4 Ml. breit, bildet das oberste Moldauthal. Sogenannte Brücken aus quer übereinander gelegten Baumstämmen führen an verschiedenen Punkten über die breiten Sümpfe. Oft gelangt man zwischen den Mooren an Seen, die in Versumpfung begriffen sind, wie der Deschenitzer oder Schwarze See, der Teufelssce bei Eisenstein, der Lakasee, der Plöckensteiner-Sec u. a. Die Torfmoore ziehen wie Schwämme in wasserreichen Zeiten die überflüssigen Wasscrmasscn an sich und verhüten plötzliche Ueberschwem« mung, auf der andern Seite aber geben sie in Zeiten der Dürre ihren Reichthum wieder ab. So sind sie auf gewisse Weise das, was die Gletscher im Hochgebirge. Ihre Tiefe beträgt zwischen 3 bis 18 Fuß. In der unteren Torfmassc, die knetbar und plastisch ist, wie Thon, liegen nicht selten noch gut erhaltene mächtige Baumstämme, welche wegen des festen und rein weißen Rcfonanzholzes, das sie liefern, sehr geschützt sind. Solche Stämme werden Rohnen genannt; äußerlich sind sie mit Moos bedeckt und drei bis vier Zoll hinein vermodert, inwendig aber ist das Holz noch ganz gesund und in einem Zustande, der es zu den besten Resonanzböden eignet. Das Klima ist rauh, zumal die nördlichen Abhänge sind äußerst kalt und schattig, fast in steten Winter gehüllt. Die Kartoffeln blühen erst Ende September, häufig fällt der Schnee vor der Ernte und selbst Stroh und Hafer fehlen. In gewöhnlichen Jahren dauert da der Vegetations-Cyclus des Kornes ein volles Jahr, in ungünstigen Jahrgängen dreizehn Monate und darüber. Vormals hegte der Urwald die kräftigen und wilden Thiergebilde in Menge. Wölfe und Luchse sind nun seit längerer Zeit ausgestorben. Aber 1805 erlegte man noch fünf Bären,. 1835 wurde einer geschossen, in den Jahren 1849—1851 einer gesehen, vielleicht der letzte seines Geschlechtes. 134 Das deutsche Mittelgebirge. Da es um den Ackerbau in: Böhmerwalde schlecht bestellt ist, su waren es namentlich die Holzschätze, welche die Colonisation dieses Gebirgslandcs veranlaßten. Als Bau- und Brennholz werden dieselben verwerthet und gehen auf der Moldau bis nach Prag und durch Vermittlung des großartigen Schwarzenbcrg'fchcn Schwemm-canals zur Donau und bis nach Wien. Allein von der Herrschaft Krumau werden jährlich an 75.000 Klafter in den Verkehr gebracht. Aber auch im Gebiete des Bühmerwaldes selbst werden die Holzschütze verarbeitet und verwerthet; zunächst von den äußerst zahlreichen Glas- und Spiegelfabriken, aus deren einigen das Glas über die ganze Erde wandert; sodann außer zu Balten und Brettern, zu Schindeln aller Art, Siebreifen, Schlitten, Wägen, Schuhcu (besonders im Mistclholze bei Krumau, wo sie nach den neuesten französischen Mustern sehr zahlreich und hübsch geschnitten werden), Bitderrahmen, Möbeln und allerlei Geräthschasten, Parquettafeln, Zündhölzchen und Büchsen. Der Gewinn an unterirdischen Schätzen, an edlen Metallen, hat bei weitem nicht mehr dic Bedeutung wie früher, besonders in den Zeiten der ersten beiden Könige aus dein Hause Luxemburg, Johann's und Karl's, wo die Bergwerke in manchen Gegenden, z. B. in der von Bergreicheustcin, so schwunghaft betrieben wurden, Zeiten, an welche daselbst noch gegenwärtig eine zahllose Menge von Halden, stollenartigcn Eingängen und Löchern, an einigen Bächen weit ausgedehnte Seifenhügcl ^) uud hie und da Ruinen von ehemaligen Pochwerken und Quickmühlen erinnern. Die gefammte Industrie des Böhmerwaldes befindet sich gegenüber derjenigen der beiden andern wichtigen Gebirge, die Böhmen einschließen, in einem nicht unwesentlichen Portheile, indem sie fast ausschließlich nur das benützt und verarbeitet, was an Ort nnd Stelle selbst vorräthig ist; es kann daher dort nicht so leicht Erwerblosigkeit mit deren Gefolge einreißen, und dies um so weniger, als, trotz der Verzehnfachung der Einwohnerzahl seit dein Anfange dieses Jahrhunderts, an eine Uebervölkerung durchaus noch uicht zu denken ist. Daß aber die Bevölkerung fröhlich und rüstig weiter gedeihe, dazu wird hauptsächlich beitragen, wenn man, wozu bereits der Anfang gemacht ist, einer rationellen Forstcultur iu steigendem Grade die entsprechende Aufmerksamkeit zuwendet und die auf der Waldwirthfchaft basirende naturgemäße Holzindustrie Pflegt. Und in der That verdient der Bewohner des Böhmerwaldes, der deutsche sowohl (und er bildet die Mehrzahl) als auch der czechische, diese Beachtung; denn erbewahrt bei gesundem und kräftigem Körper und heiterem, fröhlichen! Temperament einen geraden, unverdorbenen Charakter, so daß Verbrechen selten begangen werden. Der fremde Wanderer darf sich daher auf seinen Ausflügen überall dem Gefühl der Sicherheit hingeben und kann überall auf die freundlichste Bereitwilligkeit in Wort und That rechnen. 3. Das Erzgebirge. Das Erzgebirge, welches seinen Namen dem Reichthum an Erzen verdankt, beginnt mit unentschiedenem Charakter an den Hochflächen, die im Nordosten an die Waldsteinkette des Fichtelgebirges sich schließen, und zwar unweit Asch im nordwestlichsten Böhmen oder an der Quelle der weißen Elster mit dem 2330 P. F. (757 Mtr.) hohen Kapellcnberg als Elstergebirge; es zieht 22 Ml. lang und 8 bis 10 Ml. breit nach Ostnordost, wo es unter dem Namen Elbe-Sandsteingebirge von der Elbe durchbrochen wird. Das Erzgebirge hat einen steilen, kurzen, mit geraden Thälern versehenen Abfall auf der böhmifchen Seite gegen die Eger und Biela nach Süden, und einen ganz allmählichen, durchaus nicht ein Gebirge ') Seifen nennt man Ablagerungen von Geschieben, Sand und Lehm, welche Metall-turner oder Edelsteine enthalten, die durch Auswaschen (Ausseifen) gewonnen werden. Dlls hercynische Gebirgssystem. 135 verrathmden nach Norden gegen Sachsen, und liefert so ein recht deutliches Beispiel einseitiger Erhebung. Aus seinem breiten Rücken, der eine mittlere Kammhöhc von 2500 F. (812 Mr.) besitzt, heben sich abgerundete bewaldete Kuppen, ein Gebirge auf dem Gebirge, die zwar selbst bis über 3800 F. (1235 Mr.) absoluter Höhe emporragen, aber alle nur 900 F. (292 Mtr.) relative Höhe haben. Von den Thälern sind nur wenige über 600 F. (195 Mr.) tief eingeschnitten. In dem mittleren Theile, zwischen Eibenstock, Iohann-Oeorgenstadt, Joachims-» thal und Wiefenthal, dem rauhen sogenannten Hoch- oder Obcrgcbirge, erheben sich auf österreichischem Boden der Keilberg (3924 P. F. — 1275 Mtr.) und der Spitzberg (3407 P. F. — 1107 Mtr.) bei dem 3162 P. F. (1027 Mtr.) hoch gelegenen Städtchen Gottesgab. Die Passagen des Erzgebirges, welche dasselbe in der Richtung von Süd nach Nord durchschneiden, gehell nur auf kurze Strecken über paßartige Kammscharten, die überdies flach in den Scheitel des Gebirges eingesenkt erscheinen. Alle diese Querpässe sind der Längenrichtung des Gebirges nach unter sich verbunden und zwar auf der böhmischen Seite durch die Verbindungen der Egerlinie, auf der sächsischen durch die das Ende des höheren Gebirges bezeichnende Straße von Dresden über Chemnitz nach Zwickau. Als Hauptpässe durch das Erzgebirge find folgende hervorzuheben: 1. Der Paß von Nollendorf, der von Teplitz uber Pirna nach Dresden führt, 2077 F. (676 Mtr.) hoch, 2. Der Zinnwalder Paß, von Teplitz nach Divpoldswaldll und Dresden. 3. Der Sebastillnsberger Paß (Chem-nitzer oder Basberger Straße) von Kommotau über Zschopau nach Ehemnitz. 4. Der Paß von Oottesgab, auch Fich-telberger oder Oberwiesenthaler 'Paß, (2770 F. ^ 900 Mtr.), der höchste, über GotteSgab und Ioachimsthal uach Karlsbad. 5. Der Wildenthaler Paß von Eiben-stock und Schneeberg nach Zwickau. 6. Der Paß von Neudeck, von Eiben« stock nach Karlsbad. 7. Der Schönberger Paß, der von Eger über Franzcnsbrunn nach Planen und Zwickau führt. Das Erzgebirge ist aus Gneis-, Glimmer- und Thonschiefer aufgebaut, welche von großen Granit- und Porphynnafsen und von kleineren Grünstein- und Basaltstöcken durchfetzt werden, und durch seinen Erzreichthum (Silber, Eisen, Kupfer, Zinn), fowie die zahlreichen Mineralquellen berühmt, unter denen besonders die von Teplitz, Karlsbad und Franzensbad eines Weltrufes sich erfreuen. Auch Steinkohlenlager finden sich im Süden wie im Norden. Die wenig fruchtbare, des Schmuckes der Wälder gar fehr beraubte Oberfläche zeigt an einigen Stellen noch Spuren ihres ehemaligen Vegetationsreichthmns. Auf den obersten Höhen bildet Nadelholz, den Wald, weiter unten Laubholz, und zwischen den unteren Hängen finden sich schöne Wiesen. Wenn oben rauhes Klima den Ackerbau, der sich in der höheren Region vorwiegend auf Kartoffeln beschränkt, nicht erlaubt, so wird er zwischen den Vorbergen und im Hügellande (z. B. bei Teplitz) desto sorgfältiger betrieben. Der Bergbau auf reichhaltige Erze, einst ansehnlicher als jetzt, hat eine zahlreiche Bevölkerung angelockt, die nun das Erzgebirge hoch hinauf bis an seinen Scheitel bewohnt. Als die Ausbeute der Gruben nachließ, mußte man wie auch im Riesengebirge zur Geschicklichkcit der Hände die Zuflucht nehmen, denn der dürftige Boden ist um so weniger im Stande, eine dichte Bevölkerung zu ernähren, als bei der hohen Lage selbst die geringen Ernten oft ausbleiben. So wurden hier namentlich Holzschnitzerei, Spitzenklöppeln, Spinnen, Weben, Sticken, Strumpfwirkcn heimisch gemacht. Das Bolk ist schlicht und genügsam, in der Kleidung sehr einfach; doch waltet trotz der Armuth ein guter Geist in ihm. Es herrscht allgemein ein hausväterlicher Sinn und Anhänglichkeit an die Sitten der alten Vorfahren. 136 Das deutsche Mittelgebirge. 4. Das böhmisch-mährische Terrasfenland. Im Süden der Eger, beiderseits der Moldau und Elbe bis an den Südfuß der Sudeten, im Westen vom Böhmcrwald, südlich von der Donau und im Osten von der March begrenzt, breitet sich ein im Ganzen einförmiges Terrassenland aus, das 40 Ml. (29/Km.) lang und 3« Ml. (267 Km.) breit ist. Es sind einesthcils Berg- und Hügellandschaften, welche allmählich sich senkend, oom Böhmerwald aus nach Nordost zur oberen Elbe herabfallen, und anderentheils vom Thale der March nach Nordwest heransteigen. Die Wasserscheide zwischen dem Elbe- und den: Donau-gebiet, vormals Mährischer Rücken genannt, der jedoch in der That nicht existirt, wird durch eine vielfach gewundene Linie bezeichnet, welche durchaus nicht die höchsten Punkte dieser Landschaften verbindet. An der unteren Eger und der Elbe, wie an der Donau von Krems abwärts erstrecken sich hügelige Ebenen, dagegen zeigen sich als wirkliche Ebenen, in verschiedenen Etagen liegend, einige andere Landstriche Böhmens, wie die kleine Laun-, Saazer- und Theresienstädter-Ebene an der Eger mit Braunkohlenschichten (600 P. F. — 195 Mr. hoch), die Elb-Ebene zwischen der Adler« und Iser-Mündung (460 bis 750 P. F. — 150 bis 240 Mr.), das Becken von Pilsen, Rakonitz und Kladno, mit Steinkohlen- und Grauwackeschichten (900 P. F. — 292 Mr.), die Buoweiser und an Teichen so überaus reiche Wittingauer Ebene, mit Braunkohlenformarion (1306 P. F. — 425 Mr.). a) Die nördliche böhmische Terrasse erfüllt das ganze Gebiet zwischen der Eger und den Sudeten im Norden, der Beraun und Sazawa (zwei Zuflüssen der Moldau) im Süden. Sie ist im südlichen Theile niedrig, zwischen 600 und 2000 F. (195 bis 650 Mr.) hoch, erhebt sich aber an der Südseite der Eger in der Nachbarschaft des Böhmerwaldes zu größerer Höhe. Bei Karlsbad liegt der Kaiserwald mit der Glatze (2998 P. F. — 974 Mr.), südöstlich davon das Tepler- oder Zinngebirge mit dem Trcboun (2496 P. F. — 811 Mr.). Am Sudetenfuße erscheinen nur isolirte Hügel. d) Die mittlere böhmische Terrasse ist im Norden vom Beraun-, Wiesund Sazawathalc, im Süden von dor Luschnitza und Wottawa begrenzt, und steigt allmählich zur Wottawa. Der Ti-emöin-Berg südwestlich von Pribram (2530 P. F. -- 622 Mtr.) ist ihre höchste Erhebung. Im Nordosten von diesem zieht der 1500 bis 1800 F. (487 bis 585 Mr.) hohe, zusammenhängende Rücken des Ardy-Waldes mit dem 2082 F. (916 Mtr.) hohen Komorsko, sich allmählich senkend, zum Moldauthale. 0) Die südliche böhmische Terrasse, südlich von der Wottawa und Luschnitza bis zum Böhmer- und Greinerwald, ist am höchsten im Hebrem-Berg (3294 F. — 1040 Mtr.) südöstlich von Strcckonitz. Nach Osten" hin steigt sie allmählich gegen Mähren und Niederösterreich, ohne jedoch ein böhmisch-mährisches Scheidegebirge zu bilden. „Somit erscheint das mährisch-österreichische Bergland nur als tne zum Theil höhere Fortsetzung des böhmischen Terrasscnbaues; aber es fehlt ein wirklicher Rücken, es zeigen sich keine eigentlichen Gebirgsformen, kein Kamm und kein Fuß eines Gebirges, nirgend ausgezeichnete Oipfelformen; Felsen gewahrt man nur an den steilen Wänden der tief eingcschnittencn Thäler, und die hohen Plateaux mit ihrer reichlichen Erdkrume siud überall bebaut und mit Wald bestanden." ä) Auch auf der mährisch-niederösterrcichischen Seite sind drei Terrassen zu unterscheiden. Die südliche (mährisch-österreichische) Terrasse zwischen der Donau, March und Thaya bis an die Quellbäche der Luschnitza, im Mittel 1800—2000 F. (585—650 Mtr.) hoch, ist grgen Böhmens Grenze hin am höchsten; dort erheben sich bei Puchers in Niederüsterreich der Viehberg zu 3418 P. F. (1110 Mr.) und der Aichelberg zu 3235 P. F. (1051 Mr.) Höhe, in den Farrenbergen der 2 5Z) ^ u» Z, Das hercymsche Geknrgssystem. 137 Iägerhüttenberg (3469 P. F. — 1127 Mr.). In dieser Terrasse liegt auch der Manhartsberg (1653 P. F. — 537 Mr.), durch die Kamp vom Oföhler-wald geschieden, der von Nord nach Süden streicht; nördlich zwischen diesem und der Thaya die 1815 P. F. (589 Mtr.) hohe Stufe: die Wild. Die letzten Ausläufer gegen Südost enden mit dem Bisambcrg (1105 P. F. — 359 Mtr.) gegenüber dem Kahlengebirge vor Wien. s) Die mittlere mährische Terrasse, welche nach Norden hin von den Quellen der Sazawa an durch die Schwarzawa begrenzt und im Mittel 1500 F. (487 Mtr.) hoch ist. Die große Zahl von Kuppen gewährt ihr gebirgsartigen Charakter; am höchsten ist sie an den Quellen der Iglawa im Iglauer Berglande, wo der Spitzberg (2306 P. F. — 749 Mtr.), die Iavoricc (2573 P. F. — 836 Mr.), der Kaiserstein (2493 P. F. — 810 Mtr.) und der Hradisko (2367 P. F. — 769 Mtr.) emporragen. 5) Die nördliche mährische Terrasse, nach Norden bis zum obersten Laufe der March sich erstreckend, im Osten der Zwittawa, ist bedeutend niedriger als die vorgenannte. Am höchsten erhebt sie sich an der Wasserscheide zwischen Böhmen und Mähren. In dem zerklüfteten Gebirge um Blansko (nördlich von Brunn) steht der Skatulec (2007 P. F. — 652 Mtr.), nördlich von ihm der Hornberg (2022 P. F. — 657 Mtr.); dasselbe ist ausgezeichnet durch die Höhlen von Sloup und den Erdfall Macocha, einen 493 F. (160 Mtr.) tiefen Abgrund. Dieses ganze Terrassmland, 960 geogr. mMl. groß, besteht aus krystallinischen Schiefergesteinen: Gneis, viel Granulit, Glimmerschiefer, Chloritfchiefer und Hornblendeschiefer, hie und da mit Einlagerungen von Serpentin und körnigem Kalk, von Graphit und Eisenstein, die mehrfach von granitischen Gesteinen durchbrochen sind. In der mittleren mährischen Terrasse, von Znaim bis Mährisch-Trübau, zieht ein schmaler Streifen Grauwackc, Kohlenformation, Rothliegendes und Quadersandstein, mit steiler Schichtenstellung. 5. Das böhmische Mittelgebirge. Zwischen dem Terrassenlande, dem Erzgebirge einer- und dem Lausitzergebirgc andererseits, durch die Biela voll jenem, den Pölzen (r. zur Elbe) von diesem getrennt, liegt als selbständige Gebirgsgruppe die breite Basaltplattc des sogenannten buhmischen Mittelgebirges mit vulcanischem Charakter. Uuter den auffälligen kegelförmigen Kuppen erhebt sich der 2568 P. F. (835 Mtr.) hohe Phonolithkcgel des nach dem Dorfe Milleschau benannten Milleschauer Donncrsbergcs, drei Stunden von Teplitz, der eine unvergleichliche Allssicht bietet, am höchsten. Durch den 1503 F. (488 Mtr.) hohen Paß der Pascht opole wird der nordöstliche Kletscheuberg (2157 F. — 700-8 Mtr.) von ersterem getrennt. Auf der rechten Etbseite führt dieses Gebirge den Namen Kegelgebirge. Eine mächtige Braun-kohlcnformation lagert im Süd- und Nordwcsten des Basalt-Plateaus. Der obere Schieferthou derselben ist berühmt durch seine Abdrücke vorweltlicher Blätter, sowie der Polierschiefer von Bilin dadurch, daß er aus mikroskopischen kicscligcn Infusorienschalen besteht, von denen 1000 Millionen einen Kubikzoll ausmachen. Der vul-canische Charakter des höchst fruchtbaren Bodens erstreckt sich weit nach Westen und gehören ihm die berühmten Mineralquellen von Teplitz, Pillna, Bilin, Karlsbad, Manenbad und Franzensbrunn an, deren Ruf jene Gegenden zu einer Art von europäischer Sommerresidenz umgcschäffen hat. 138 Da« deutsche Mittelgebirge. L. Zas sudetlsche Oebirgssyftem. 1. Das Glbe-Sandsteingebirge. Das Bindesslied zwischen dem Erzgebirge und den Sudeten bildet das 25 geogr. mMl. bedeckende Elbe-Sandstcingebirge. Es ist eigentlich nur ein Theil der großen Sandstein-Gebilde, welche den Südrand der Sudeten begleiten. Der Durchbruch der Etbe durch dieses eigenthümlich wilde, an sonderbaren Fels-Gestaltungen reiche Gebirge ist als die böhmisch-sächsische Schweiz berühmt. Das Wasser der Elbe hat, da es sich einen Weg bahnte, den romantischen Charakter dieser Gegend geschaffen. Ueberall erblickt man senkrechte Felswände oder frei aus ihnen hervortretende Pfeiler, die in gewissen Höhen terrassenförmig aufeinander gebaut, oder horizontal abgeschnitten sind. Weite oder enge fchluchtenartige Thäler mtt senkrechten Felsgehängcn, die nur am Fuße zuweilen von einer schrägen über-waldeten Schutthalde eingehüllt sind, durchschneiden ein einförmiges Plateau, auf dem hier und da einzelne Felsberge oder Pfeiler von ähnlichem Bau emporragen, so daß man deutlich erkennt, sie sind nichts anderes, als eine bis auf geringe Ueberreste zerstörte obere Felsplatte. Horizontale Schichtung und senkrechte Zerklüftung ließen bei einer Thalauswaschung keine anderen Formen zu, als eben horizontale und senkrechte. Dies Gebiet ist mit Laub-, Tannen- und Kiefernwald bekleidet; auf der Hochebene findet ein wenig ergiebiger Ackerbau statt, dessen prosaische Getreide-und Kartoffelfelder mit der durch die Elbe bedeutend erhöhten Poesie der unteren Landschaft eigenthümlich contrastiren. Als die höchsten Kuppen ragen links von der Elbe der Tetschener Schneeberg (2228 P. F. ^ 724 Mtr.), rechts von derselben der Große Winterberg, eine 1716 P. F. (557 Mtr.) hohe Basaltkuppe, empor, welch' letztere jedoch zum größten Theile bereits Sachsen angehört. Unter den merkwürdigen Felsbildungen der böhmischen Schweiz ist unstreitig das Prebischthor, etwa eine Stunde südlich vom Wintcrberg entfernt, die wunderbarste und schenswürdigstc. Durch eine freistehende schmale Felsmwand hat die Natur hier eine 120 Fuß hohe und ebenso breite Wölbung gebrochen. Der obere Schlußstein hängt auf einer Seite mit dem Hauptfelsen zusammen und ist 60 Fuß lang und über 10 Fuß stark. Auf der andern Seite ruht er nur auf einem die Platte tragenden Pfeiler und hat so ein brückenartiges Ansehen. Das Prebischthor bildet gleichsam die nördliche Pforte Böhmens. Von feiner Höhe (1317 P. F. — 428 Mtr. über dem Meere) genießt man eine umfassende malerische Aussicht. In der Tiefe erblickt man eine Menge schauerlicher Abgründe, während sich in der Ferne die Fluren Böhmens zu einem Panorama ausbreiten, vom Erzgebirge und böhmischen Mittelgebirge begrenzt, aus denen sich in der Nähe der Rosenberg (1909 F. — 620' Mr.) majestätisch erhebt. 2. Das Laufitzer Bergland. Das Lausitzer Bergland dehnt sich vom Elbe-Sandstringebirge in südöstlicher Nichtung bis an die Görlitzer Neiße aus, die mit seinem Nordost-Abhangc parallel stießt, und umfaßt bei einer mittleren Höhe von ^000 F. (325 MW.) ein Gebiet von 2« geogr. HjMl. In demselben herrscht die Form des Plateaus mit eingesprengten Thalspalten und isolirt auftagenden Spitzbergen vor; eine eigentliche Bergkette ist nur im Süden deutlicher ausgeprägt. Der Antheil Oesterreichs ist grüßer als der Sachsens im Norden. Granit bildet das nördliche Gebiet diesos Das fubetische Gebirgefystem. 139 Berglandes, im Süden ragen Phonolithkegel aus dein Sandsteingebirge empor. An der Grenze steht die Lausche (2453 P. F. — 797 Mr.), auch Spitz- oder Mittagsberg, im Norden von Zwickau; südwestlich davon der Kleiß (2342 F. — 761 Mtr.) bei Haida; südöstlich der Limberg (2060 F. ^ 669 Mtr.) bei Gabel; der Ur-thelsberg (1690 F. — 549 Mtr.) bei Haida. Westlich von Reichenberg zieht der lange Thonschieferrücken des Ieschken, 3118 P. F. (1013 Mr.) hoch. Ein Hauptpaß durch das Gebirge führt von Gabel in Böhmen nach Zittau in Sachsen. Die südlichen Thäler haben milderes Klima als die nördlichen, aber der Boden ist in beiden fruchtbar und gut benützt. 3. Das Isergebirge. Jenseits der Görlitzer Neiße beginnt das Isergeb'irge (nach dem böhmischen Worte M61-0, Sumpf oder See genannt), welches bis an die Quellen des Zacken und Queis (Odergebiet) zieht und sich an das Riescngebirge anschließt. Es ist ein rauhes, waldiges, wenig bewohntes Granitgebirge, dessen drei Parallelketten in südöstlicher Richtung streichen. Die nördlichste von diesen, der Hohe Iserkamm, ist preußisch-sch lesisch, doch ragt er mit seinem Nordwestende, der Tafelfichte (3460 P. F. ^ 1124 Mr.), nach Oesterreich herein. Der ebene Gipfel dieses Berges, bis in dessen Nähe Waldung hinaufreicht, trug einst eine Fichte als Grenz-marke von Böhmen, Schlesien und der Lausitz. Stürme haben diesen Baun: zerstört, und jetzt wird als unverrückbare Grenze eine Oranitmasse betrachtet, die am Nordhange des Berges 3280 F. (1066 Mtr.) hoch über der Meeresfläche sich erhebt und der Tafelstein heißt. Am Südfuß der Tafelfichte entspringt die nach Böhmen und zur Elbe fließende Iser. Vom Hohen Kamme trmnt die 1 Ml. lange, V4 Ml. breite sumpfige Iferwiese, die ödeste Gegend der Sudeten, den gegen 3000 P. F. (975 Mtr.) hohen Mittel-Iserkamm, der zwischen der großen und kleinen Iser bis zu ihrer Vereinigung hinzieht und gegen die oberen Iserthälcr einen sanften, gegen ihren Zusammenfluß aber einen steilen Abfall hat. Südlich von diesem folgt der dritte Parallelzug, die Wohlifchen oder Wälschen Kämme, im Basalttegel des Keulichten Buchberges 2985 P. F. (970 Mtr.) hoch. Zwischen Iserkamm und Lausitzer Gebirge liegt die Senke von Reichcnberg, welche bei dieser reichen Industriestadt eng und wild ist und erst gegen Nordwest hin breiter und ebener wird. 4. Das Niesengebirge. Das Riesengebirge, vor Alters Asengebirge") genannt, czechisch Krkonossy Hori, d. i. Halsträger-Gebirge, ist der höchste Theil der Sudeten und des deutschen Mittelgebirges und zieht von den Quellen des Queis in südöstlicher Richtung bis zum Liebauer Passe nahe der Boberquelle, 5 Ml. lang, 3 Ml. breit, mit einem sanften Abfalle gegen Böhmen, dagegen steil auf der fchlesischen Seite. Der Charakter des Gebirges ist düster erhaben; es erscheint so imposant und in vieler Beziehung eigenthümlich und abenteuerlich, daß man sich wohl erklären kann, warum das Volk dem Niesengebirge einen eigenen königlichen Berggeist gegeben hat. „Rübezahl, oder wie er statt dieses Spottnamens sich lieber nennen läßt, der Herr vom Berge, der Mittelpunkt so vieler Sagen und Mähren, ist so mächtig, aber auch unter Umständen so wild und launenhaft, wie dem Gebieter solches Reiches geziemt, so tückisch wie der Hochmoor des Kammes, aber zuweilen lächelt er gütig wie der schlesische Borgrund seines Gebirges." ') Nach den Äsen, dem mythischen GMergeschlecht der alten Germanen. 140 Das deutsche Mittelgebirge. Der Riesenkamm, auf welchem die österreichisch-preußische Grenze läuft, ist ein ununterbrochener, 4000 F. (1300 Mtr) hoher Felswall, dessen Höhe eine Ebmc bildet: theils moorig, theils mit Knieholz, Gras und Moos bekleideter Fels. Südlich ihm parallel zieht, ganz auf böhmischen Boden, ein gleich hoher Vorkamm, die Böhmischen Kämme. Beide Züge sind an den Endpunkten durch Hochwiesen wieder zusammengegürtet, sonst aber durch einen tiefen Spalt (die „sieben Gründe") getrennt, der einst vielleicht einen imposanten Gebirgssee bildete; jetzt hat die Elbe den südlichen Kamm durchbrochen. Da diesem letzteren noch ein Paralleling vorgelagert, so ist in: Süden der Fuß des Gebirges 2 bis 3 Meilen vom Haufttkamm entfernt; über dem sich mächtig aufthürmenden Vorgebirge sieht man die Hochgipfel emporragen. Von der nördlichen, schlesischen Seite erscheint das steil abfallende Gebirge als eine Niesenmauer, die sich in dunkler Bläue von dem lichteren Himmelsgrunde abhebt. Von West nach Ost gipfeln auf dem Hauptrücken das hohe Rad (4637 P. F. — 1500 Mr.) und die Gruße Sturmhaube oder die Sturmtopfte (4586 P. F. — 1490 Mr.): dann folgt an der Aupaquelle die Schnee- oder Riesenkoppe (4959 P. F. — 1611 Mr.), deren stumpfer Felskcgel, aus Glimmerschiefer bestehend und mit Trnmmergestein bedeckt, sich aus dem 4262 F. (1384-5 Mtr.) hohen Koppenplane, wie hier der Kamm heißt, 700 F. (227 Mtr.) hoch erhebt und auf der Höhe neben der Laurentius-Capelle ein Wirthshaus trägt. Südlich davon fällt die Höhe mit steilen Wänden zu dem 2841 P. F. (923 Mtr.) hohen Aupen-oder Riesengrunde ab, aus dessen Tiefe die Koppe, der erhabenste Gipfel des ganzen deutschen Mittelgebirges, am großartigsten erscheint. Auf dem inneren Kamme stehen der Kesselberg, böhmisch Krkonos (4417 P. F. — 1435 Mtr.), der Ziegcnrücken (4320 F. — 1403 Mr.) und der Brunnberg (4786 P. F. — 1555 Mr.,, von dem aus man eine der schönsten Aussichten genießt. Südlich vom Riesengebirge senkt sich eine Platte mit niedrigeren Bergen zwischen der Iscr und oberen Elbe bis zur unteren Cidlina (r. zur Elbe), das 1400 bis 600 F. (455 bis 195 Mtr.) hohe Gitschincr Plateau; zwischen der oberen Elbe und Aupa zieht dem Riesengebirge parallel nördlich von Königinhof der Königreichwald, im Norden von Gitschin das Kosakow-Gebirge (2293 P. F. — 745'Mr.), welches mit feinem Nordwest-Ende durch die Iscr vom obenerwähnten Ieschlen getrennt ist. Von großer Bedeutung für den Verkehr ist der Liebauer-Paß, zwischen Trautenau (Böhmen) uud Liebau (Schlesien), der jedoch nicht durch das unzugängliche Niesengebirge, sondern östlich um dasselbe führt nnd von einer Eisenbahn überschritten wird. Das Centrum des Riesengebirges und des Iserkammes bildet zwei verwachsene, mächtige ellipsenförmige Granitmassen, von Neichenberg und Kratzau (in Böhmen) bis Kupfcrberg und Schmiedeberg (in Schlesien). Dieser Kern ist umgeben von Gneis und Glimmerschiefer, letzterer übergehend in Thonschiefer und Grauwacke. Auf der böhmischen Seite lehnen sich daran Steinkohlcnformation, Rothliegendes und Quadersandstein mit Planer. Die meisten der genannten Gesteine siud vielfach von Porphyr, Mandelstein, Aasalt und Erzgängen durchbrochen. Die Kuppen des Riesengebirges sind nackt, die Hänge und niederen Joche waldreich, doch vorwiegend voll Nadelholz. Ueber der Höhe von 3880 F. (1260 Mtr.) gedeiht nur noch eine Strecke hinauf das niedere Knieholz; abwärts in der Höhe von 3380 F. (1070 Mr.) trifft man fchon Hafer und Kartoffelfelder. 1400 F. (450 Mtr.) tiefer beginnt der Roggenbau. Die Thierwelt ist mannigfaltig; doch sind Wölfe und Luchse wohl ausgerottet, und 1726 ward der letzte Bär geschossen. Ueberall im Gebirge gibt es, wo keine Dörfer sind, zerstreute Wohnungen, Bauden genannt, deren Besitzer Wiesenbau und Viehzucht treiben. In ihnen concentrirt sich das Sommer- und Winterleben des Gebirges; sie sind zugleich die Sennhütten und Das sudetische Gebirgssystem. 141 Hotels der Berge. Man ist dort gut aufgehoben, wenn mau erst die schwüle und beängstigende Luft der selbst in den heißesten Sonnncrtageu geheizten Stube überwunden hat. Unter einem langen Schindeldach erheben sich dic ebenfalls mit Schindeln geschützten Scitcnwändc. Die meisten Bauden haben außer dem Stalle zwei Zimmer; im größcrn befindet sich der gewaltige Ofen. Man unterscheidet Winter- uud Sommerbauden, von dcucn letztere leichter und luftiger gebaut siud. Um Iohannis (24. Juni) wird gewöhnlich das Vieh aus den Dörfern zu Berg gctricbcn; froh blockt die Herde, uud lustig singen die Hirtin und der Bub, die sich mit einer Wafsertanfc begrüßen. Es ist ein Fest, wie die Almfahrt in den Alpen, an welche diese Art des Wcidens sehr erinnert. Zwischen Fichten und Tannen geht's hinauf zur Sommerbaude, wo man 14 bis 15> Sommerwochen bleibt. Dort hauset das Vieh Nachts in Ställen, dcn ganzen Tag über draußen auf der duftigen Weide; die Milch wird zu Butter und Käse verarbeitet. Im Winter dagegen, der nur allzulange währt, sind die Baudner des oberen Gebirges oft Monate lang außer aller Verbindung mit den Thalbcwohnern, denn die Hütten werden häufig so hoch überschneit, daß man keine Spur von ihnen entdecken würde, verriethe nicht der aufsteigende Nauch der Kamine die Stellen, wo sie stehen. So bei einfallenden Schncestürmcu und Windwchen oft innerhalb weniger Stunden begraben, müßten die Bewohner dersclbeu ohne Nettuug zu Gruudc gehen, hätte die Erfahrung sie nicht längst über die Nothwendigkeit belehrt, sich mit allen zum Unterhalt des Lebens unentbehrlichen Bedürfnissen bei Zeiten zu vcrscheu. Selbst die Leichen bewahren sie so lange in: Schnee, bis das Thauwettcr erlaubt, sie hinab zum Kirchhof ihres Orts zu briugcn. Nnr die wenigeren glücklicheren Bewohner dieses Gebirgslandes sind Ackerbauer und Hirten. Bei dem Mißverhältniß zwischen dem Getreideboden und der Bevölkerungs-zahl mußte seit Jahrhunderten die Industrie aushelfcn. So sind die Bewohner fast zur größeren Hälfte Weber. Andere finden Unterhalt in den Bergwerken, Eisenhämmern uud Glashütten, oder sind Holzhauer und Köhler, oder verfertigen Spielzeug, Küchengeräthe, musikalische Instrumente, wie Geigen, Guitarren und andere. Wie überhaupt in abgeschiedenen Gegenden haben sich auch hier Sitten und Gebräuche aus alten Zeiten treu und unverfälscht erhalten. Zur harten Winterszeit bietet das in jeder Stube enger zusammengedrängte Familienleben gar manche Licht-, daneben aber anch manche betrübende Schattenseite. Da sitzt so um dic Weihnachtszeit dic ganze Hausgenossenschaft munter beisammen, Groß und Klein bildet einen Kreis um dcn leuchtcndru Span und trillt die Spindel oder das schwirrende Spinnrad, uud der Hausvater schleißt dabei Späne oder schnitzt irgend einen künstlichen Hausrath zur Freude am Christfeste für die Seinen. Aber das gedrängte Zusammenleben in den dumpfen Stuben bei wenig ausgiebiger Nahrung macht die sonst gesund angelegten Menschen frühzeitig siech und elend. Bci all' dem fehlt der Frohsinn nicht. Die Arbeit macht die Leute mäßig und heiter, versüßt ihnen die Nahrung und dann dic Ruhc.') 5. Der Glatzer Gebirgskessel. Das Glatzer Gcbirgsland, auch mährisches Hochgebirge genannt, ist ein rings umwallter Gebirgskessel von 1000 F, ^j.W Mtr/, mittlerer Höhe, der im Westen vom Licbaucr Paß, im Osten durch dcn Spornhaucr Paß uahe der March» quellc uud die zur Glatzer Ncißc (Odcrgcbiet) fließende Biela begrenzt wird. Nur die südwestlichen, süd- uud nordöstlichen Randmauern dieses Kessellandcs, welches ') Vgl Daniel und Schacht. 142 Da« deutsche Mittelgebirge. in seiner rechtwinkeligen Gestalt die Figur des BerglandeS von Böhmen und Mähren im Kleinm wiederholt, gehören zum Theile Oesterreich, und zwar den Kronländern Böhmen, Mähren und Schlesien an, das übrige Gebiet ist preußisch-schlesisch. Die westliche Seite weist zwei durch dns Thal der Neinerzer Weistntz (preußisch) und den Paß von Nachod getrennte Parallelkämme auf, deren westlicher, das Erlitz-Gebirge oder die Böhmischen Kämme, in der Dcschnaer Kuppe zu 3420 F. (INI Mtr.) aufsteigt. Mit diesem Kamme hängt im Nordwesten an der Grenze die Kuppe der Hohen Mense (3348 P. F. — 1N88 Mtr.) zusammen, ein majestätischer Berg mit abgerundetem Gipfel, mit Glimmcrfchicferbrocken bedeckt und kümmerlichen Tannen bewachsen, der eine prächtige Aussicht gewährt. Nördlich vom Reinerzer Becken erhebt sich das steil abfallende Faltengebirge, defsen Hauptgipfel, die Heuscheuer (2837 P. F. — 921 Mtr.) im Glatzifchen liegt; nur der nordwestliche niedrigere Theil dieses Sandstcinflötzes ist österreichisch und fällt zu dem seltsam zerrissenen Sandsteingcbirge von Politz und Adersbach ab, in 2400 F. (780 Mr.) Höhe, welches Gründe, wie die der böhmischen Schweiz aufzuweisen hat, aber großartiger als jene, und die selbst wiederum an Großartigkeit den 2/4 Stunden davon liegenden Weckelsd orfer Felsen nachstehen. „Die merkwürdigen Gruppen der Adersbacher Steine oder des Adersbacher Steinwaldes, vom Volke nur „die Steine" genannt, nehmen bei dem Dorfe Aderöbach ihren Anfang und erstrecken sich in einer Länge von I Meile und einer Breite von V4 Meile. Das Ganze besteht aus vielen taufenden senkrechter Säulen von jeder Gestalt, Dicke und Größe. Sie bilden gleichsam einen Wald von Stämmen und eine Menge Irrgänge, durch welche ohne Führer zu kommen kaum möglich ist. Die meisten Säulen sind an 100, viele an 200 F. (32'5 bis 65 Mtr.) hoch und noch höher. Einige sehen wie Pfeiler, Wände oder Thürme aus, andere sind oben regelmäßig abgerundet. Die Wunder des in: wörtlichen Sinne zugeschlossenen Labyrinths kündigen als Vorposten draußen zwei interessante Felsen an. Der eine ist der betende Mönch, der wirklich eine Art von roher Bildsäule eines Knicenden darstellt. Ihm gegenüber erhebt sich der berühmteste dieser Felsen, der umgekehrte Zuckerhut, ein auf schmaler Unterlage mitten in einem kleinen Wasserbecken ruhender, nach oben immer breiter werdender kegelförmiger Felfcnblock von etwa 50 F. (16 Mtr.) Höhe; neben ihm steht ein kleinerer Stein von ganz ähnlicher Form. Im Innern betritt man zuerst einen Fußsteig, der in unzähligen Krümmungen zwischen senkrechten Säulen oder Wänden fortgeht. Stellenweise muß man durch Spalten hindurch, wo sich oben die Felsen aneinander lehnen, und der Raum nur eben hinreicht, sich von der Seite durch zu drängen. Hier und da führt auch der Weg unter Fichten fort, und muß an mehreren Stellen einen kleinen, vielfach gekrümmten Bach überschreiten. Nach einer halben Stunde erreicht man einen höchst angenehmen kühlen Platz, der mit Fichten und allerlei Pflanzen bewachsen, ringsum aber von hohen Felsenwänden eingeschlossen ist. Auf einem sehr beschwerlichen Wege steigt man nun in einer Kluft höher hinauf und gelangt dann an einen Absatz, wo man für seine Mühe durch den Anblick eines sehr malerisch liegenden Teiches und einer abenteuerlichen Grotte mit einem schönen Wasserfalle belohnt wird. Die Phantasie des Volkes hat für einige Felsen Namen erdacht.- Elifabeththurm (218 F. — 08 Mtr.), Galgen, Kanzel, das zahnlose Weib, Eisele und Bciscle u. a. Der Kohlensandsteinzug von Nadowenz in der Nähe von Adersbach bietet andere Naturwunder. An manchen Punkten übersieht man mit einem Blicke 20- bis 30.000 Centner versteinerten Holzes, fast immer entrindete Stämme von 1—4 Fuß Dicke und 2—0 Fuß Länge, sämmtlich Nadelhölzern angehörig. Das Lager ist so großartig, wie es im Gebiete der Steinkohlenformation bis jetzt weder in Europa noch in einem andern Erdtheile beobachtet ist." Da« subttische Gebirg«systtm. l43 Das westlich von Adersbach in südnördlicher Richtung streichende, den Liebauer Paß im Osten begrenzende Ueberschar-Gebirge (1990 F. ^ 640 Mtr.) gehört nur mit seinem Südende Oesterreich an. Der durch die Senke bei Mittelwalde getrennte südliche Verschluß des Glatzer Kessellandes ist der höchste. Dort erhebt sich der Große oder Spieglitzer Schneeberg (4360 P. F. — 1417 Mtr.), dessen breite Scheitelfläche, im Sommer eine bunte Wiese und Weide, kaum vier Monate lang frei von Schnee ist. In ihrer Mitte steht eine 10 Fuß hohe steinerne Säule zur Bezeichnung der dort zusammentreffenden Grenzen von Böhmen, Mähren und Preußisch-Schlesien. Am Südost-AbHange entspringt die March in 4188 P. F. (1360 Mtr.) Höhe. An der östlichen Seite schließen sich das Orenzgebirgc und Reichen« stein er Gebirge an, nur zum Theile österreichisch, wo der Iauersberg zu 2715 P. F. (882 Mr.) Höhe ansteigt. Von Pässen in diesem Gebirgslande sind zu nennen: 1. Der Reinerzer Paß oder Polnische Steg, zwischen Heuscheuer und H. Mense, von Nachob in Böhmen üder Reinerz nach Lewin in Preußisch-Schlesien. 2. Die Mittelwalder Senke, von der Adler oder Erlitz zur Glatzer Neiße führend. 3. Der Spornhauer Paß von Miihrisch-Altstadt nach Wiloenthat in Glatz. Das Glatzer Oebirgsland besteht aus Massen von Granit und Diorit, aus denen Basaltkuppen hervorragen. Die zerklüfteten Felfenpartien der Hcuscheuer und Adersbachs werden aus Quadersandstein gebildet, welcher auf Rothliegendem lagert. 6. Das Gesenke. Als der südöstlichste Theil des ganzen Sndetensystems, von den Quellen der March nach Südost bis zur obern Oder, erstreckt sich das mährisch-schlesischc Gesenke, dessen Name vom slav. ^68iiik, Esche, abgeleitet ist und daher eigentlich Iessenikc ^Eschciigcbirgc) lautet. Durch das mit 2- bis 3000 Fuß (650 bis 975 Mtr.) hohen Kuppen besetzte Gebirge zwischen Grulich und Böhmisch-Trübau, welches bis zum Marchthal herantritt, steht es mit der nördlichen mährischen Terrasse im Zusammenhange, während im äußersten Süden die Wasserscheide bei Weißkirchen die Verbindung mit den Karpathen vermittelt. Der uordwestlichc Theil, das Hohe Gesenke, ist echtes Gcbirgslaud, das durch die Quellwasser der Neißer Biela in das Altvatergcbirge und dcu Hirschbadkamm zerlegt wird. Im ersteren erhebt sich östlich von der obern March der Altvatcr (4577 P. F. — 1487 Mr.) oder Vaterberg, auch wohl das mährische, Würbcnthalcr oder Frciwaldaucr Schnee» gebirge genannt, weil es selten vor Iohannis von Schnee frei wird, dessen bäum« und strauchlosc, sauft gerundete Kuppe mit weitreichender Aussicht der höchste Gipfel der durch tiefe Spalten von einander getrennten Bergmasse ist. Von ihm aus sieht man die Karpathen, den Zobten, den Glatzer Schnceberg, Silberbcrg und Olmütz, näher Troppau und Leobschütz, das enge Thal der Biela mit den Bleichen von Freiwaldau bis Neiße. An: Fuße des Alwaters liegt in dem schönen Thale der kleinen Opfta der vielbesuchte Badeort Karlsbrunn. Unmittelbar südlich neben dem großen Alwater, durch die Oppa-Qmlle von ihm geschieden, erhebt sich der kleine Altvater (4118 P. F. — 1336 Mtr.) oder Peterstein. Nordwestlich vom großen Munter stehen der Hoch- oder Hockschar (4140 P. F. — 1345 Mtr.) und der Köperuil« stein oder Glaserberg (4361 P. F. — 1417 Mtr.), westlich die Hohe Heide (4494 P. F. — 1460 Mtr.). Am Fuße des obengenannten Hirschbadkammcs (3026 P. F. — 983 Mtr.) liegt das durch Vincent Pricßnitz und seine Kaltwasserheilanstalt berühmt gewordene Dörfchen Gräfenberg. 144 DaS deutsche Mittelgebirge. Die Südosthälfte des Gebirges, das niedere oder eigentliche Gesenke, ist ein 400 bis 500 Fuß (130 bis 160 Mr.) hohes, wellenförmiges, fast durchaus bebautes Plateau, zwischen Mühren und Schlesien getheilt; sein südöstliches Gebiet zwischen Oder und Brczwa, an dessen Nordhange die Oder entspringt, heißt das Odcrgcbirge. An der eben gedachten Quelle steht der Licselberg, noch 1970 P. F. («40 Mr.) hoch. Das Gesenke besteht ans Thonschiefer und Grauwacke, mit eingelagertem Kalkstein und ist im Südosten von tertiären Schichten überlagert; es ist meist mit Wald bedeckt, die wasserreichen Thäler aber nn't üppiger Vegetation geschmückt. In diese, wo einzelne vortreffliche Kunststraßen eine mühevolle Verbindung Mährens mit Schlesien herstellen, drängt sich eine zahlreiche industriöse Bevölkerung mit ihren Mühlen und Hammerwerken, mit ihrer weltberühmten Spinnerei und Weberei. Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen im deutschen Mittelgebirge. Wiener Fuß Mct,'i Schneeloppe...... 5066 1611 Brunnberg ...... 4920 1555 Hohes Rad...... 4764 1506 Sturmhaube...... 4712 1490 Alwater....... 4704 1487 Spieglitzer Schneeberg . . . 4482 1417 Mfternikstem...... 4462 1417 Plückenstein...... 4W2 1376 Knbani ....... 4294 1»57 Seewand....... 4239 1340 Hochfichtet....... 4214 1332 Keilberg....... 4032 1275 Tafelfichte....... 3557 1124 Deschnaer Kuppe .... 3516 1111 Wiener ssuß Meter SckMinger...... 3416 1060 Ostrong....... 3355 1060 Iägcrhüttenberg..... 3257 1027 Ieschken . !..... 3206 1013 Sauwald....... 2770 876 Lissa ........ 27"«, 866 Iavolice....... 2643 836 Milleschauer...... 2642 835 bausche........ 2520 797 Hainbcrg....... 2400 759 Michelsbevc,...... 2^9? 726 Tetschener Schnceberg . . . 2289 724 Lieselbcrg....... 2024 640 Manhartsberg..... 1699 537 Gewässer. Die Gewässer des österreichischen Antheils am deutschen Mittelgebirge wenden sich durch Elbe, Oder und Donau, welchen sie angehören, der Mrd- und Ostsee und dem schwarzen Meere zu. Böhmen gehört fast ausschließlich dem Elbcgebiet an, Ober- und Nkderostcrrcich nördlich der Donau und der größte Theil Mährens dem Gebiete dcr Douau, Nordost-Mähren und Oesterreichisch-Schlesien dem Odergebicte. I. Gebiet der Nordsee. 1. Elbe. Ihre Nebenflüsse links auf österreichischem Buben sind: s.) Aupa. <,) Adler oder Erlitz. e) Moldau (mit der Wottawa und Berann links, dcr Luschmh nndSazawa rechts), cl) Eger. «) Niela. /) kleinere Zuflüsse der Mulde (am Nordabhange des Erzgebirges ent springend). ' Nebenflüsse rechts: ß) Iser. k) Polzcu. II. Gebiet der Ostsee. 2. Oder. Ihr fließen am linken Ufer m Oesterreich zu: a) Opp» (mit dcr Mohra r.). d) Kleinere Zuflüsse der Matzer und der Mrlitzer Neisfe. Die rechten Nebenflüsse der oberen Oder entspringen den Karpathen. III. Gebiet des schwarzen Meeres. 3. Donau. Ihr fließen ans dem Mittel gebirge in Oesterreich anf der linken Seite zu: «,) Kleinere Zuflüsse der Nab und des Regen, welche sich bald nach Bayern wenden. I') Kleine Mühl oder Michel, c) Große Mithl oder Michl. ä) Krems, e) Kamp. k) March in it ihren Zuflüssen rechts: Sazawa, Hanna, Thaya (mit der Schwarzawa l., welche rechts die Iglawa und lints die Zwittawa aufnimmt). Vun den Zuflüssen links gehurt nur die Os-tawa hicher; die übrigen kommen aus den Karpathen. Prooucte. Bewohner. Historischer Ueberblick. 145 Ungemein groß ist der Reichthum dieses Gebietes an Mineralquellen^ namentlich in Böhmen; doch finden sich solche auch in Mähren und Nicderöstcrrcich Dagegen ist das Mittelgebirge arm an Seen; nur kleine Bcrgsccn findet man zahlreich im Böhmcrwalde; so den Dcschcnitzcr oder schwarzen See, den Tcufclsscc, den ^akasec, den Plöckcnstcincr See, alle in Höhen von 2770 bis 3<;!i0 P. F. (!)00 bis 1200 Mtr). Erwähnenswcrth find die für das Terrassen-land charaltcristischcn großen und vielen Teiche, welche Böhmen, Mähren und das angrenzende Nicdcröstcrrcich besitzen. Die Zusammensetzung des deutschen Mittelgebirges ans einer größeren Anzahl von Einzclzügeu nnd getrennten Erhebungen, welche trotz ihrer Zusammengehörigkeit in ihrem Eharattcr oft sehr wesentlich von einander abweichen, hat es nöthig gemacht, nach einer allgemeinen Uebersicht die Schilderung der einzelnen Gebirge auch in Bezug auf ihre gcognostischc Zusammensetznng, die klimatischen Erscheinungen, Pflanzen- nnd Thierwclt und Menschenleben folgen zu lassen, so daß uns hier nur mehr übrig bleibt, noch Einiges über nutzbare Mineralien, sowie über die Nationalität der Bewohner und die Geschichte dieses Gebietes hinzuzufügen. Nutzbare Mineralien. Der Reichthum des hcrcyuischcu und sndctischcn Gcbirgs-systems an nntzbaren Mineralien ist ein sehr bedeutender; obenan steht in dieser Hinsicht Böhmen, dem Mähren folgt; gering ist die mineralische Ausbeute dagegen in Schlesien, Nieder- nnd Oberösterreich, soweit sie diesem Gebiete angehören. Salz fehlt durchgeh ends. Silber findet sich in Böhmen (P?ibram, ^oachimsthal), desgleichen Kupfer, Meßlatte und Blei, Schwefel und Eisenvitriol; Eisen prodnciren Böhmen nnd Mähren (Blansko); Stein- nnd Braunkohlen Böhmen (Kladnu, Schlcm, Pilsen, Teplitz, Falkcnau) und Mähren (RoM, Oölaoau). Sehr ausgedehnt sind die bereits erwähnten Torflager des Vöhmerwalds nnd Nieseugcbirgcs, geringer die Nieocröster reichö. Erwähnenswerth sind noch die Granit-strindrüche Ober (bei Mauthausen) nnd Niederösterreichs, die OypSauöbeute Schlesiens (bei Katharei»), die Graphitgewiminng in Böhmen uud Niederösterrcich. Endlich ist der Reichthum in den nordöstlichen Gebirgen au Edelsteine» hervorzuheben; namentlich fiuden sich Granate», Saphire, Chalccdone, Opale nnd nur der Diamaut fehlt. Bewohner. Das Gebiet des dentschcn Mittelgebirges in Oesterreich, etwa 1500 gcogr. lüMl. groß, zählt über 7'/« Vtillionen Einwohner nnd gehört somit zn den dichtest da mehr als 5000 Seelen ans I UMl. entfallen. Doch sind hicbei die zahlreichen Städte mit inbcgriffcn, und selbstverständlich die Dichte der Bewohnerschaft innerhalb dieses Gebietes sehr verschieden, namentlich der Böhmcrwald und das Riesengcbirgc gegenüber den ticfgclcgeuen Distrikten nur geringe bevölkert. Die Bewohner gehören zwei Nationalitäten, den Deutschen und Czechoslavcn an. Ausschließlich deutsch ist der Antheil Oberösterreichs, fast durch-gehends der Nicdcrösterrcichs, in Schlesien sind etwa 70"/., deutsch, 80"/,. slavisch, in Mähren 70"/. czechisch und 30"/, deutsch, in Böhmen 62"/. czechisch und 38"/„ deutsch. Die Deutschen bewohnen in Böhmen die einschließenden Gebiete, die Slaven nehmen die ganze Mitte, den Osten und Südostcn des Landes ein; in Mähren priwaliren die Deutschen am nördlichen und südlichen Rande, doch finden sich m beiden Bändern zwischen den slavischen Bewohnern zahlreiche größere und kleinere deutsche Sprachinseln. ^) Historischer Ncberblick. Das vom dcntschcn Mittelgebirge erfüllte Gebiet Dcsterrcichs war in ältester Zeit von dem keltischen Stamme der Boicr bewohnt, ') Näheres iiber diese BevölkcrumMerhälluisse enthält der Abschnitt über „Ethnographie". 146 Das deutsche Mittelgebirge. deren Name sich in dem Worte Böhmen (Böhcim, d. i. Bojoheim) bis heute erhalten hat. Im Zeitalter des Augustus wurden sic von den germanischen Markomannen und Quadcn verdrängt, deren erstere im Westen, letztere im Osten sich niederließen. Das Markomanncnreich Marbod's umfaßte das ganze in Ncde stehende Gebiet. Die Völkerwanderung führte im 5. und 6. Jahrhundert zu zurückgebliebenen Deutschen die den Nordstaven ungehörigen Czcchen und Maharanen hinzu, letztere gründeten das großmährischc Ncich, welches zur Zeit seiner Blüthe" Mähren, Nieder-österreich am linken Donau-Ufer, Nordungarn und das tributpflichtige Böhmen umfaßte. Als dieses um das Jahr 900 n. Chr. unterging, wurde Böhmcu selbständig, zuerst als Hcrzogthmn, dann als Königreich, doch schon frühe vom deutschen Reiche abhängig iverdend. Das inzwischen polnisch gewordene Mähren nnd das von Slaven angebaute, früher polnisch, dann selbständig gewesene Schlesien kamen zu Böhmen, während die südlichen Gebiete der Mittelgebirgslandschaften theils zur Ostmark, theils zu Bayern geschlagen worden waren. 1156 kam der größere Theil des heutigen Obcrösterrcichs zur nun herzoglichen Ostmark, 1526 wnrdcn definitiv Böhmen, Mähren und Schlesien mit Oesterreich vereinigt. Seit dieser Zeit vollzog sich im Tcrritorialbestand nur eine Veränderung, als nämlich in Folge des österreichischen Erbfolgekriegcs 1742 der größere Theil Schlesiens an Preußen kam. Charakterbilder aus dem deutschen Mittelgebirge. 1. Der Urwald im südlichen Vöhmerwalde. Wer denkt bei dem Wort: „Urwald" nicht weit über den atlantischen Ocean hinweg an die Ueppigkeit und Fülle tropischer Himmelsstriche in Süd-Amerika, an die Wildnisse des Orinoco, an v. Humboldt's und Burmeister's herrliche Schilderungen! Unser Urwald ist im rauhen Norden düsterer Fichten- nnd Tannenwald: Es ist als wäre diese Gegend früh Zurückgeblieben hinter'm Schritt der Zeit, Die weiten stillen Wälder, wo der Mensch, Des Schöpfers letztes Werk, noch fehlt. ^ Uhland. Als sich im Jahre 1649 der böhmische Forstverein versammelt hatte, um Excurstonen zu machen in diese Urwälder, da redete der wackere Forstmeister I ... von Winterberg die Forstmänner Böhmens also an: „Meine Herren, Sie betreten im lieben Vaterland eine Gegend, über deren Berg und Thal massenhafte Forste sich ausbreiten, unberührt von des Menschen Hand, Urbildmigen der Schöpfung, wildschön, großartig, stannencrregcnd, chrfurchtgcbietcud, worm die Natur feit Jahrhunderten ungestört waltend die riesenhaftesten Holzkörper bildet und wieder zerstört, dort dieser, hier jener Holzart besondern Standort anweist, dort wieder mehrere Species harmonisch zusammenstellt, immer uud überall aber die individuell schwindende Generation durch frisches, auf modernden Leichen keimendes Leben ersetzt. Es sind dies Urwälder, wie wir sie nennen, ein aufgeschlagenes Buch der Natur, lehrreich für Jedermann!" Damals hat vielleicht mancher Forstmann am Kubani, bei Tussct, am Plöckenstein zum erstenmal gesehen, was ein Wald ist, was dagegen — eine Baumpflanzung. Mir ward der erste große Eindruck einer Böhmerwaldlandschaft, mit ihren riesigen Urwaldstämmen, als ich im Jahre 1853, am südlichsten Theil des Gebirgs meine Untersuchungen beginnend, an einem schönen Mai-Abend von Untcr-Wuldau aus zur Schloßruine Wittinghauscn hinaufstieg zu jenen: „luftblauen Würfel über Charakterbilder aus dem deutschen Mittelgebirge. 147 dunklem Waldesrücken/ dem classischen Punkt aus Adalbert Stifter's „Hochwald". Der Weg führt von Untcr-Wuldau ans zuerst über weite Moorgrüudc, durch welche die Moldau in unzähligen Krümmuugen und Biegungen trügen Laufes sich schlangelt. Man mnß fein Obacht geben, daß man nicht zu weit hinaustritt über den betretenen Pfad und versinkt in den „zerrissenen Gründen, aus nichts bestehend, als aus tief-schwarzer Erde, dem dunklen Todtenbcttc tausendjähriger Vegetation". Rechts die Waldmasscn des Hochfichtct, Plöckcnsteins, Drciscssclbcrges, links das St. Thomas-gcbirgc mit der Schloßrninc Wittinghauscn, dazwischen der Paß, der von Böhmen nach Oesterreich führt, über den hinweg der merkwürdige fürstlich Schwarzenberg'schc Schwcmmcanal die Moldau mit der Donau verbindet. Bald ist man im Wald. Nie genoß ich einen Waldspazicrgang so voll. Es war die Ruhe der Luft nach einem Gewitter, alle Bänmc dufteten, ein Wohlgernch überall, ciuc Stille von allem menschlichen Treiben und Wesen, nnr das Rauschen frifchcr Waldwasscr hörte man, oder den eintönigen Nothschrei des Nchbocks oder die schrillen Töne einer vorüber-strcichcndcn Waldschnepfe. Lange hallte der Schuß uach in den Bergen und Wäldern, nnd zuckend lag der Langschnäblcr vor uns. Die kleinen Federn auf seinen Flügeln, die als die feinsten Pinsel gcbrancht werden können, nahm ich mir mit. Wir waren in: „Brandt-Wald", einem Hochwald von Fichten und Tannen mit dunklem Schwarzgrün, untermischt mit dem jnngcn Frischgrün der Buchen und des Ahorn. Aber wie erstaunte ich, als mein biederer Jägersmann mich vor den Ricfcnstumpf einer Neißtanne führte, und nnr den Stamm zeigte wie er da lag; dabei nahm er andächtig seinen Hut ab. Ja den Hnt ab! Hier stand ein Baum, mit feinen Aestcn nnd Zweigen ein ganzer Wald in: Walde, mit feiner Krone ein Wald über dem Walde, der Sturmwind hat den 500jährigen Riesen abgerissen und hingeworfen. Schwärzer haben den hohlen Stumpf angezündet, aber jetzt noch starren die schwarzen verkohlten Reste ehrfnrchtgcbietcnd in die Höhe. Ich maß den Durchmesser in Brusthöhe zu 9'/.2 Wiener Fuß, den Umfang zu W Wiener Fuß. Dann erkletterte ich den daliegenden Stamm, ging darüber hin und zahlte 72 Schritte. Aber die Krone, die fchon früher vom Wind abgerissen worden fein mag, fehlte noch. Rechnet man diese und den stehenden Stumpf dazu, und fünf meiner Schritte zu zwei Klafter, so bekommt man eine Gesammthöhc von 200 Fuß, fast die halbe Höhe des Stefthansthurmes in Wien! Das glaubt freilich nur, wer es selbst gesehen, es ist wohl die größte in Deutschland bekannte Tanne! Und dieser daliegende Stamm wird zu 30 Klaftern ZOMigen Brennholzes geschätzt; er vermodert und verfault, weil keine Säge groß genug ist, dem Riesen den Leib zu zerschneiden. Rings um den todten Baumkoloß stehen mm aber noch eine Menge ebenbürtiger Schwestern in frischem Grün, und des andern Tag maß ich unweit davon im „Schloßwald" einen Umfang von 20 Fuß 6 Zoll in Brusthöhe, und der begleitende Förster gab mir die gemessene Höhe des noch stehenden Stammes zu 168 Fuß an. Und dazu die Krone, die abgerissen an einer Stelle, wo der Stamm noch 16 Zoll Durchmesser hat. Der Urwald ist hier der Cultur schon gewichen, umsomehr fallen aber die riesenhaften Dimensionen der uralten Stämme den gewöhnlichen Hochwaldstänunen gegenüber, in die Augen. Die grüßten bleiben stehen, um der kleineren Nachwelt zu zeigen, wie groß die Vorwclt war. Von der Schloßruine Wittinghausen hat man bei hellem Wetter die großartigste Fernsicht in's Land jenseits der Donau bis zu den norischen Alpen. Mir hatte der Himmel nnr vergönnt, in die Nähe zu schauen, auf das Waldgebirge, das vor nur lag, ein fchwcrmüthig düsterer Anblick; denn zerrissen nnd phantastisch wie Fecngestalteu schwebten weiße Nebclwotkcn an den dunkeln Wäldern, und dazwischen wie ein Silberfaden die spiegelnden Wasser der Moldau. Auf ihrem rechten Ufer an: Nöckcnstcin, Drciseffelberg, Tufsctbcrg, den Schillcrbergen hin die Waldreviere Salnan, ^ieuthal, Tussct; auf ihrem linken Ufer die Reviere Schwarzwald, Christianbcrg, 10- 148 Das deutsche Mittelgebirge. Müllerschlag Schattawa u. f. w. mit dem großen Sternberg, den schwarzen Steinwänden in Langenberg, dem Kubani, Schreiner, Basum, nnd weit dahinter die Gegend von Außergefild, Äuchwalo, Maader, Pursuing, Stubenbach, die waldbedeckten Hochplatcaur, über die sich der Lusen und Rachel erheben. Alle diese Gegenden enthalten noch große Urwaldstrecken, und keineswegs bloß auf den unzugänglichsten hohen Gipfeln und Gebirgsrücken, sondern bis weit hinab in die Thalgründc. Aber ich muß das, was ich auf den langen Wanderungen gesehen, in ein Bild zusammenfassen. Die Urwälder sind sich hier überall ziemlich gleich: wilder an den Gehängen der Berge, wenn zu dein Gewirr der Vegetation noch das Gewirr der Felsmassen sich gesellt, und die Waldbäche schäumend über Baum und Felstrümmer hinwegstürzen; üppiger in Thalgründen und auf niedrigeren Plateaux, am üppigsten zwischen 2000 und A500 Fuß Meereshöhc, wo neben der Fichte auch die Tanne und Buche noch gedeiht, daher auch im südlichsten, weniger hohen Theil des Gebirgs schöner als im eigentlichen Centrum bei Außergefild, Maader, Stubenbach, wo auf den Hochplateau^ von 4000 Fuß nur noch die Fichte übrig bleibt, bis an den Hoch' gipfeln auch sie verschwindet, und nur krüppeliges Holz, Kniekiefern und isländisches Moos die nackten Felsmassen ärmlich bedecken. Schon von einiger Entfernung kann man den Urwald an seinen zackigen, unregelmäßigen Conturen leicht von dem wie nach der Schnur gleichmäßig abgeschnittenen cultivirten Hochwald unterscheiden. Besonders ragt die Höhcrc Tanne mit ihrer kuppelförmigen Krone und ihren wagrccht abstehenden Aesten weit über die niedrigeren pyramidenförmigen Gipfel der Fichte hervor, wie ein Wald über dem Wald. Noch charakteristischer erscheint bei emem Blick von oben der gipfeldürre, weniger dicht bestockte Urwald als altersgrauer Greis neben dem frischen Grün des festgeschlossenen jungen Hochwalds. Aber treten wir nun ein in die Wälder selbst! Wir steigen durch Wiese und Feld einen Abhang hinan, Steine und Fclsstücke sind aus Wiese und Feld zu großen Haufen zusammengelesen, oder zu Mauern am Wege hin übercmandcrgeschichtet. Zur Linken am Saum des Waldes noch ein mit verkohlten Wurzclstöckcn zerstreut bestandenes Ackerland, zur Rechten ein frischer Holzschlag — das Holz aufgeklaftert, nur einzelne Stämme ragen noch hoch in die Luft, Neste und Zweige haben die Holzhauer zu großen Haufen zusammengeworfen, aus denen dicker Rauch aufwirbelt. Ein wenig betretener „Pafchcrsteig" führt in den Wald, man muß vorsichtig vorwärts schreiten, will man nicht über die durch die Feuchtigkeit geglätteten Wurzeln abglitschen, oder tief einsinken im moorig schwammigen Boden. Endlich ist man eingetreten in den Wald und schöpft tief Athem in der erquickend kühlen Luft, wenn draußen die Sonne brannte. Wie man aus dein bunten Treiben in Stadt und Land eintritt in die stillen ernsten Hallen eines gothischen Doms — nicht anders ist der Eindruck. Da strebt alles ernst und majestätisch in die Höhe, wie die Säulen des Doms stehen dic Säulen des Waldes da, schlank, riesengroß, schweigend, das Auge folgt dem mächtigen Stamm von unten nach oben, die gewaltigen Acstc verschlingen sich zu einen: dichten dunkelgrünen Gewolkc, durch das, wie die goldenen Sterne eines Gewölbcgrunoes, das Licht des Himmels in das Halbdunkel herei»strahlt. Lebenslustig, froh und heiter erregt das offene Laubdach frischgrüner Buchen, zn männlicher Thatkraft begeistert der Anblick narbig rissiger Eichenstämme mit nervigen Acsten und krauser Krone; idealer aber stimmt hochcrnster Tannen- und Fichtenwald, er macht wehmüthig, sehnsüchtig, andächtig. Wer fühlte nicht die ganze Nomantik eines Waldlcbcns mit seinem Frieden uud seinen Schauern, die ganze Pracht und Feier einer jungfräulicheu Wildniß, wenn er längs des Canals am Plöckenstein, oder aus den: „Fürstenweg" am langen Berg bei Erustbrunn, oder auf dem Neitsteig durch den Tussetwald, oder am Kubani, au: Schreiner, am Aastun mitten durch die schönsten Urwaldstrecken seinen Weg nimmt, und ihm am heitern Frühlingsmorgen das Schwarzblatt, die Amsel und unzählige Vögel ihr Lied singen, Charakterbilder auS dem deutschen Mittelgebirge. 149 oder wenn in tiefster Waldesstille die Seele dem stillen Walten der Natur doppelt nahe zu fein glaubt. Oft ist aber der Eindruck ein ganz anderer. Sturm, Wetter und die Jahrhunderte haben nur Bilder der Zerstörung und Verwirrung übrig gelassen. Die Stämme stehen „schütter", einzeln und einzeln, dazwischen dichtes Gestrüppe von Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Weidenröschen, ein Gewirr von Felsblöckm, modernden Zweigen, Ncsten, Stämmen, Stöcken. Hier steht ein Riesenstamm noch grün, aber der Sturmwind hat ihm die Krone abgerissen, und vou den Acsten hängt, wie graues Haar, das Bartmoos in klaftcrlangcn Fäden, die der Wind hin und herwiegt; hier steht ein Stamm längst abgestorben, morsch und faul, ausgedörrt, daß er angezündet wie glimmender Zunder fortglüht, eine graue gespenstige Gestalt, die ihre nackten Knochcnarmc in die Luft reckt. Hier liegt eine Fichte mit der Wurzel ausgcrisscn, in deren Netzwerk Erdklumpen und Felsstücke hängen, der mächtige Wurzelstock wie eine Maucrruinc, und daneben eine breite Grube, dort liegt eine Tanne am Staunn abgerissen; sie vermodert und verfault und auf dem Leichnam keimt üppig junges Leben, eine neue Tannen- und Fichtensaat; und zwischen all dem Gewirr rundliche, von weißen Flechten überzogene Granitblöcke, wie gebleichte Niesenschädel, üppiges Strauchwerk, Farnkraut lind Moos, Tod und Stein mit frischem Grün, mit saftigem Leben überwuchernd. Ist man in solchen Wirrwarr einmal hinoingerathen, so hat man Mühe und Noth wieder herauszukommen. Die morschen Stämme fallen dumpf krachend unter dem Tritt zusammcu, weiche Moushügcl überdecken trügerisch lockeres Haufwerk und Fclstlüfte, in die man durchbricht. Aber gewiß wird Jeder die großen Eindrücke gerne sich zurückrufen, die er empfand, wenn er in solcher Wildniß mühsam cmporklcttcrnd über Felstrünuncrn und Baumleichcn durch fest verwachsenes Gestrüppe langsam vordringend endlich hervortrat auf die letzte hohe Fclsplattc, und nun von der Kllppe eines Stcrubergcs, Tussctbcrges, eines Kubani, Antigcls hinwegsah über die ungeheuren, düstern schwarzen Waldmassen, aus denen uur da und dort ein blauer Rauch aufsteigt, das Zeichcu des Holzhauers, der mit Feuer und Eisen sich Bahn bricht in die uraltcu Wälder. Wie aber auch das Bild des Urwaldes sein mag, immer ist es gleich interessant uud gibt Gelegenheit zu mancherlei Beobachtungen. Die Humusschichto ist gewöhnlich so mächtig, daß der Same den eigentlichen Boden zum Kcimcu gar nicht findet. Uni so üppiger wächst aber die junge Saat auf den faulenden Wurzclstöcken und den liegenden modernden Stämmen. Es ist ein eigener Anblick, wenn man eine solche Leiche daliegen sieht, und auf il)r der ganzen Lange uach Tausende von jungen Tannen und Fichten im frischestcu Grün. Daher auch die merkwürdige Erscheinung, daß die Stämme im Urwald auf 150 bis Wl) F. hin oft in einer geraden Linie hintereinander stehen, wie aus einer Reihensaat aufgewachsen. Der lauge Stamm, auf dem die jungen Pflanzen aufgewachsen, ist läufst vermodert, aber die Richtung, in der nun die großgewordcncu Stämme stehen, zeigt noch seine alte Lage. Höchst interessant sind in dieser Beziehung die Aufnahmen, die Forstmeister I. zu Wiutcrberg von größcrcu Urwalostrcckcu machet, ließ, auf dcueu jeder ciuzclnc liegende und stehende Staunn verzeichnet ist, auf denen daher seine Reihen besonders charakteristisch in die Augen treten. Aus denselben Kcimcu auf Stöcken oder Stämmen erklärt sich auch die häufige Erscheinung, daß die Stämme auf Stelzen stehen, paudanusartig. Der Banm erreicht mit seinem untern Stammende den Boden gar nicht, er steht schwebend auf einem Unterbau säulcnartigcr Wurzclu, uud man kann hindurchgehen, oder wie nntcr einem Zcltc sich zwischen den Wurzeln lagern. Der Köuig der Urwaldbämuc ist die Tanne ^Ncißtannc). Sie erreicht die riesigsten Dimensionen und ist im Böhmerwald dcn Urwäldern fast eigenthümlich, bildet hier die üppigsten Bestände, während es der Eultur kaum gcliugt, sie zu Ehalten. Die cultwirtcu Wälder im Böhmcrwald sind daher fast ausschließlich 1 50 DaS deutsch« Mittelgebirge. Fichtenwälder. Wenn auch Exemplare, wie die oben beschriebenen im Alter von 400 bis 500 Jahren, von 200 F. Höhe nnd mit 1900 Cubikfnß Holz bloß im Schaftholz mehr Einzelheiten sind, so trifft man dagegen ganze Bestände von 300 bis 400 Jahren mit I5i bis 20 Klaftern per Stamm, kein Stamm unter 12 Klaftern. Der zweite Hauptbanm ist die Fichte. Sie erreicht zwar nie die Größe der Tanne, kommt aber mit der Tanne in gleichem Alter vor (im Maximum 300 bis 500 Jahre, einzelne Exemplare bis 700 Jahre alt) nnd bildet mit ihr gemischte Bestände. Die Fichten-stamme werden durchschnittlich zn 800 bis 500 Eubikfuß geschätzt, erreichen aber in einzelnen Exemplaren eine Größe von 1000 Cnbikfuß. Der dritte Hanptbamn ist die Buche, im Allgemeinen jünger als die Nadelhölzer, meist von 100 bis 250 Jahren; sie bildet häufig das Unterholz, oder ist auch nur einzeln eingesprengt. Ganze Bestände mit älteren Bäumen von bedeutenderen Dimensionen sind selten. Das größte Interesse verdient aber die übereinstimmende Ansicht vieler erfahrenen Forstleute im Böhmcrwald, daß in langen Perioden von 400 bis 500 Jahren der Nadelholzbestand in den Urwäldern mit Buchenbcstand wechselt. Die Ansicht gründet sich auf das verschiedene Wachsthumsvcrhältniß von Vaub- und Nadelholz und auf den gegenwärtigen Bestand der Urwälder. Nimmt mau für einen ursprünglichen Zustand, für eine erste Periode ein gleichmäßiges Vorhandensein von Bucheu und Nadelhölzern an, die ihren Samen ausstreuen, so mnß das schneller wüchsigc Nadelholz die jungen Buchen überholen. Diese werden unter dem Nadclholzbestaud der zweiten Periode ein gedrücktes Unterholz bilden, das erst frei wird in einer dritten Periode, wenn die Generation des Nadelholzes abgestorben. Unter diesen Blichen keimt aber für eine vierte Periode schon wieder eine frische Saat von Nadelholz, die das Absterben der Buchen erwarten mnß, bis sie zn Vicht und Vuft kommt. In der That spricht dafür der Charakter vieler Urwaldstrccken, wo die Buche mit deu Nadelhölzern nicht in gleichem Alter vorkommt, sondern das jüngere Unterholz bildet, welches die alten Tannen und Fichten, schon jetzt großenthcils im Absterben begriffen, überleben muß, und dann frei geworden einen geschlossenen Bestand bilden wird, unter dem dann die jüngste Nadclholzgeneraticm, die jetzt schon unter den Buchen keimt, ihrer Freiwcrduug harrt. Freilich ans dein Lagerholz läßt sich für diese Ansicht nichts schließen, da das Buchenholz schon in wenigen Jahren verwest, während das Nadelholz selbst über 100 Jahre sich gesund erhält. Ucbcrall iu der Natur zeigt sich Wechsel, und warnm sollte die Baumwelt nicht auch ihre Dynastien haben, die in ewigem Kampf mit ciuander abwechselnd herrschen und beherrscht werden, bis der Herrscher der Erde über sie kommt! (Nach Hoch satter l>. Grub?.) 3. Klimatische Verhältnisse in den Sudeten. Die Grenze des ewigen Schnees erreicht das Gebirge freilich nicht (es fehlen dazu noch nahe an 400 Klaftern oder beinahe oic Hälfte seiner ganzen Höhe), aber der Winter ist doch bereits sehr lang, acht bis nenn Monate in dcu oberen Höhen dancrnd. Die vier Sommermonate tragen ganz das Gepräge des Frühlings. Die ^uft ist — wenige besonders schwüle Tage im Juli und Augnst ausgenommen — selbst während der Mittagsstunden und bei sonst schönem Wetter immer kühl auf diesen Höhen, der Boden theils wegen der noch übrigen Winterfenchtigkcit, theils wegen seiner schwammigen Beschaffenheit, mittelst welcher er die Feuchtigkeiten der Atmosphäre so leicht an sich saugt, immer naß uud sumpfig. Die Bcrgbächc sind daher reich nnd schwellend; dazu der bunte Schmelz der blühenden Alpenpflanzen, die in verschiedener Aufeinanderfolge hervorbrechen nnd wieder verschwinden, nnd die außerordeutlich üppige Charakterbilder aus dem deutschen Mittelgebirge. 151 Vegetation an den Abhängen der Berge und in den Thälern.- das Alles begünstigt die Idee eines im Vergleich mit dem Unterlande viel längeren und wonnereicheren Frühlings. Während dieser reizvollen, aber nnr zu schnell vorübergehenden Periode gehört die lange Morgen- nnd Abenddämmerung zn den herrlichsten sie begleitenden Erscheinungen und gewährt dem Natnrfrcuudc, der mn diese Zeit die heiteren Höhen nnd Thäler der Sudeten durchwandert, dcn Bortheil, seine Tage auf die höchst mögliche Benutzung zn bringen. Die Abenddämmerung hat nämlich fünf Wochen vor, eben so viele Wochen nach der Sommersonnenwende eine Dauer von beinahe vier Stunden von: Untergang der Sonne bis Mitternacht, und die Morgendämmerung von dieser bis wieder zum Aufgang der Sonne eine eben so lange. So ist, wenn zumal die Atmosphäre rein ist, auf den höheren Gipfeln des Niesengebirgcs eigentlich von einer Nacht gar keine Rede durch ganze zehn Wochen lang. Im gleichen Verhältniß ist auch die Morgen- und Abcndröth c auf den Spitzen der Sudeten immer heiterer und schöner, als unter gleicheu Umständen bei wolkenfreiem Horizont im Untcrlandc. Noch breitet die zögernde Nacht ihren Schleier über Böhmen aus, wenn die Koppe und andere Niefenberge schon von der Sonne erleuchtet werden, und Schlesien entschlummert schon im Nicscuschatteu der Sudeten, weuu dcu Bruuubcrg nnd Krkotw8 des Tages milder Schimmer noch röthct. Der Uebcrgang ans dein ungefähr vier Monate laugen Lenz in dcn Winter ist indeß anch wieder viel schneller als im tiefen Lande. Kaum sind nach der Herbste nachtgleiche einige Nebel als Vorboten des nahen Winters eingefallen, als auch sofort Kälte und stürmisches Wetter hereinbricht, ungeheure Schneelasten alle Höhlen und Thäler des Gebirges erfüllen lind mm der Winter mit allen feinen Unannehmlichkeiten und Schrecken von den Höhen der Sndcten Besitz nimmt. Wolken- nnd schneefreie, andanernd schöne Octobertagc sind auf dem Niesengcbirgc eine große Seltenheit. Die Höhen der Sndctcn sind wie alle höheren Bcrgspitzen unseres Planeten den größeren Theil des wahres in Wolken gehüllt. Der Hanptwolkcnhcrd ist aber in dem nordwestlich an das Riesen gcdirgc anstoßenden Isergcbirgc; aus dieser Gegend werden die Wolken in ihrem weiteren Zngc durch die herrschenden Westwinde fortgetrieben nnd hüllen zuerst den westlichen Flügel — bald darauf, durch diejenigen Dunstmasscn, welche in den waldigen und feuchten Thälern der Sicbcngründc entstanden sind, verstärkt, auch den östlichen Flügel des Nicsengcbirges ciu. Beinahe das Nämliche geschieht, wcnn schon geformte Wolkcnmasfen dnrch Winde aus entfernten WcstgMndcn herbeigeführt werden. Das waldige Iscrgcbirgc und der westliche Theil des Ricscngebirgcs sind anch alsdann immer die ersten Bollwerke, welche ihrem ferneren Znge nach Osten ein Hinderniß in dcn Wcg legen, und erst wenn sie an diesen angcprellt nnd sich zu zertheilen gczwnngcn sind, legen abgerissene Massen derselben sich an die hohen Lehnen des Riescngebirgsflügels au und entziehen anch diesen nach nnd nach dem Anblick des Beschauers. Die Nicsenkoppc, die in dieser Richtung dcn letzten hohen Scheitel dieses Flügels ansmacht, ist daher anch meist der zuletzt eingehüllte Gipfel des Niescngcbirgcs, nnd wenn es ja zuweilen geschieht, daß sie allein „eine Hanbe hat", während der übrige Gebirgsrücken frei bleibt: so ist dies meist dann dcr Fall, wenn bei übrigens schönem Wetter einzelne Gewölle durch Windströme hin uud her getrieben werden und mm eine solche Massc der Koppe nahe genug kommt, um dnrch ihre Kcgclform uud mit Hilfe dcr in ihren: Wesen noch wenig erkannten Luftclcktricität angezogen und zum Äufsitzcu gezwungen zu werden. Sind alle Bedingnisse vorhanden, so hüllt fich oft in wenigen Stunden das ganze Riesengebirge in Wolken ein. Der Gebirgsbewohner bedient sich dann, wenn die Koppe oder einzelne Berggipfel bereits von Wolken bedeckt sind, des Ausdrucks: „Das Gebirge popelt sich ciu"; überziehen aber dichte Nebel bereits daö 152 Das deutsche Mittelgebirge. ganze Gebirge, zugleich schon die Thäler ausfüllend, so heißt es: „Das Wetter oder der Nebel sackt sich ein" — im Gegensatz, Wenn's sich wieder ausheilt: „Das Wetter räumt auf, wird gescheuter". Es ist ein höchst anziehendes Schauspiel, obwohl es den Reisenden oft in Verlegenheit setzt, den Uebcrgaug vom heiteren zum bedeckten Himmel nnd endlich znm Regen zu beobachte!:. Eine einzelne, nach ihrem Umfang sehr nubedeuteud scheinende Wolke, die sich irgendwo niederläßt, eröffnet nieist die Scene; unter den Augen'des Zuschauers wächst sie durch unsichtbare Zuflüsse, und daher gleichsam aus ihrer cigcueu Masse, zu einem weitverbreiteten Dunstmccrc an, dessen ungeheure Wogen bald das ganze Nicfengebirgc übcrflnthen. Das niedere ^ano von Schlesien genießt unter solchen Umstäudeu gewöhnlich noch einen oder ein paar Tage eines heiteren Himmels, oder hat bloßen Wind, wenn es bereits auf der benachbarten böhmischen Seite regnet nnd stürmt, weil das hohe Bollwerk des Gebirges das von Westen heranziehende Gewölk noch eine Zeit lang aufhält. — Bald verlieren aber die ungeheuren Wollballcn des „Windgewölkes" ihre Spannkraft, ändern ihre weißliche Farbe in Gran und Dunkelblau, senken sich immer tiefer an den östlichen Scheiteln der Sudeten herab, bis der Wolkcnocean seinen Porrath über ganz Schlesien ausschüttet. Nicht immer geht indeß das Nindgcwölk in Rcgcngcwölk über; bei schnell nmsetzcnden Lnftströmcn nnd veränderter Elektricität theilen sich plötzlich die Dunstmassen, und die Gipfel des Bergzuges ragen wieder kühn ill die blaue Luft, stolz auf die tiefer gesenkten und auseinandergesprengten Wolken hinabschauend. 'Nach wirklich erfolgten: Regen ist aber das Schauspiel uoch schöner. Eö wogen dann noch ungeheure Wolkenmasscn uutcr tausend phantastischen Formen an den Abhängen der Berge, enthüllen hier einzelne scholl wieder von der Sonne beschienene Theile des Gebirges, zeigen sich dort von noch, höheren Wolken beschattet, oder verklären sich zusehends zu einzelnen weißen Dnnstkreiscn, die, dem Rauche verlöschender Brandopfer gleich, an dem Samn der Wälder hinziehen, um in das Nichts zu verschwinden, aus welchem sie kurz zuvor entstauben zu sein schicuen. Die Wolken sind sehr vernehmliche Stimmen Gottes, die lins verkündigen, daß auch die felsige ciusamc Gebirgswclt uicht todt fei. Im Gebirge fühlt man die Wahrheit des Psalmenwortcs: „Du rührst die Berge an, und sie rauchen!" Auf den höheren Bcrgrcgioncn ist der Regen mehr ein starker Nebel uud feiner Staubregen. Dagegen werden in den Thälern nnd den am Fnßc des Gebirges gelegenen Flächen die Regen ohne Dazwischcukunft trockener Ostwindc oft sehr heftig lind anhaltend. Gewitterregen zumal arten leicht iu verheerende Hagelwetter uud Wolkcubrüche alts, deren Wirkuugeu daun anch für entferntere Gcgcudcu nm so trauriger werden können, je mehr die Gcbirgsbächc mit dein außerordentlichen Vorrath von Wasser, der ihnen von den hohen breiten und steilen Berglehnen zugeführt wird, weit über ihre gewöhnlichen Rinnsale austrcten nnd eine unsägliche Menge von Steinen, Fclsstücken, oder anch Trümmer nahegelegener Gebäude mit sich fortreißen uud iu weit cutlegcnc Gcgcudm hinführen. Bcsouders herrlich ist aber der Rcgeubogcu. Viele Sudctenwandcrer werden mit dem größten Entzücken sich des Eindrucks criuueru, deu der wnndcrvollc Anblick dieses schönsten aller Meteore auf ihr Gemüth machte, wenn sie, nach abendlichen Gcwitterregcu auf deu Höhcu des schlcsischcn Gedirgskammes weilend, das niedere Land von Schlesien nnd dessen malerisches Vorgebirge vom Fuße der Sudeten an bis an den cntfcrutcstcu Horizont in einem zur Hälfte geschlossenen Farbenbogcn gleich einem Gemälde Edens erblicktcu, oder wenn ihnen von den westlichen Vorgebirgen Böhmens uutcr gleichen Umständen das Riesmgebirge selbst mit dem ganzen Zauber irdischen Farbcuschmuckcs wie ein hehres überirdisches, voll bcugalischcm Feuer erleuchtetes Wunderland erschien. Dem Freunde dcr Natur, der emsig in den verborgensten Winkeln des Gebirges die Schönheiten aufsucht, gelingt cs auch wohl, all diesem oder Mcm dcr schöncu CharaktcMlder aus dem deutsche» Mittelgebirge. 153 Wasserfalle nicht minder schöne Farbcnzirkel zu entdecken, als diejenigen sind, von welchen die Alpenreisenden so viel zu rühuien wissen. Dasselbe gilt von den Luftbildern, die namentlich dann zuweilen gesehen werden, wenn große dichte Wolkenmassen dem Stande der Sonne gegenüber aus der Tieft der Thäler emporsteigen, nnd ans ihrer Oberfläche sich die Schattenbilder der ihnen vorliegenden ländlichen Gegenstände, Bäume, Fclscmuasscn, Menschen oder Herden abmalen, Scenen, die, wie manches andere Ungewöhnliche in der Bergnatur, wohl geeignet waren, in früheren Zeiten beim Volke den Glauben an einen diese Berge beherrschenden Geist zu erwecken, der in allerlei Gestalten da sein Wesen treibt. Bei leichten Frühnebeln zur Sommerszeit und bei Reif und scharfer Kälte im Winter bilden sich auch wohl farbige Nundscheine, Glorien, nm die Köpfe, aber anch um deu ganzen Körper der Menschen nnd Thiere. Dagegcu im hohen Sommer bei hellem Sonnenschein nnd großer Hitze erscheinen dem Auge Wasserspiegel, die es aus den mit niedrigem Gras bewachsenen Steppen des obersten Gcbirgsrückcus wahrzunehmen glaubt, die aber in der Nähe wieder verschwinden. Die großen Waldstrecken des Ricscngcbirges, die trauter- uud wasserreichen Gehänge seiner Berge, und die vielen engen, von der Sonne mir wenige Stunden beschienenen Thäler uud Schluchtcu iu demselben begünstigen, da sie in der Temperatur des Tages und der Nacht die grellsten Kontraste .zeigen und darnm znr Einsangung der Dünste am meisten geeignet sind, uugcmcin die Erzeugung des Thaues; daher sind auch die Morgen- und Abendthanc hier viel stärker, als im flachen ^ande und immer Gefährten anhaltend schöner Sommcrwittcrung, weil alsdann das Verhältniß zwischen der Tcmpcratnr niederer Erdgcgcndcn nnd der höheren Regionen der Atmosphäre am meisten abweicht. Dcr Morgcnthau ist immer hunfigcr als dcr Abendthau, nud da des Morgens bei Aufgang der Sonuc selbst in den Sommermonaten die Temperatur dcr Vuft auf den hohen Gebirgsflächcn öftcr bis auf den Gefrierpunkt hcrabsinkt, so wird dcr Thau gewöhnlich in Reif (Oraum im Gebirgsdialckt) verwandelt, und die Bcrgwicscn scheu dann immer wie mit Schnee bestäubt aus. Dcr Verfasser hat in den ersten Scfttcmbcrtagcn mehrmals die Wassertröge vor den höher gelegenen Gcbirgsbaudcu des Morgens stark mit Eis belegt und nach abendländlichcm Regen die Dächer stark mit Eiszapfen behängen gesehen: ans dcr Koppe selbst fand er unter solchen Umständen alsdann gewöhnlich noch um die Mittagszeit den Schnee über einen Fnß hoch an die darauf befindliche Eapcllc angeweht, nachdem am Abend oder Morgen vorher, bei vollkommen schöllen: Wetter und sonst ganz wolkenfreiem Himmel sich bloß an dieser Höhe einige Wollen gelagert hatten. Da die Wolkcncrzcngnng in: Winter ebenso wie im Sommer vor sich geht und Feuchtigkeiten aus der ^uft ebenso niedergeschlagen werden, wie in der wärmeren Jahreszeit, die Niederschlage aber wcgen dcr verminderten Temperatur der Erde und Luft nicht in tropfbarer, sondern in fester Gestalt erscheinen, deshalb anch nicht so wie im Sommer die Regengüsse ablaufen oder von dcr Erde cingcfaugt oder durch Wanne schnell verdunstet werden können: so folgt nothwendig daraus, daß vom Anfange November bis Ende Februar, wo lange anhaltende Thauwcttcr eine Seltenheit find, sich nach und nach eine ungchcnrc Menge von Schnee über dem Ricscngcbirgc anhäufen muß, dcr gewöhnlich ohne andere Verminderung als die durch Verdunstung mittelst trockener Windc bis Ende April liegen bleibt. In dcr That werden die Wohnungen dcr Bergbewohner öfters so hoch übcrschncit, daß mau keine Spur von ihnen entdecken würde, verriethe nicht dcr anfsteigcndc Dampf der Ranchfängc die Stelle, wo fic stchcn. Vornehmlich sind die Bewohner dcr einsam ans dem hohen Gebirge gelegenen Banden in Folge von Schncestürmcn nnd Windwehen gewöhnlich monatelang außer aller Verbiudung mit den Thalbcwohnern gesetzt lind auf den engen Wohnraum ihrer Stube beschränkt. Der größeren Wärme 154 Da« deutsche Mittelgebirge. wegen sind die Bauden mit Ausnahme des aus Stein aufgemauerten Grundbaues meist ganz aus Holz aufgeführt, oder doch im Innern sorgfältig mit Holz verkleidet, und die Fugen werden, um eindringende Kälte nnd Feuchtigkeit möglichst abzuwehren, dicht mit Moos ausgestopft und zuweilen noch mit Lehm überstrichen. Von außen find die Häuser gegen die Wetterseite mit Schindeln übcrkleidet. Der Eingang zur Baude wird im Winter mit Neisigwänden, Holzschobcrn nnd Fichtengrauncn verschanzt, damit er nicht vom Schnee verweht werde und zugleich die Wärme im Innern sich länger halte. Werden die Bewohner einer solchen Winterbaude doch manchmal genöthigt, eine Wanderung in benachbarte Banden zu unternehmen, so müssen sie ihren Ausgang entweder durch den Dachgiebel nehmen, oder sich nach Bergmanns Art ihre Wege stollenartig durch den Schnee an den Tag arbeiten und dann ihre beschwerliche Reise mit Hilfe der Schneereifen, oder bei Glatteis mit Hilfe der Fußeisen fortsetzen. Des oft klafterhoheu Schnees willen müssen die betretensten Gebirgssteige jeden Winter mit Stangen, die gewöhnlich l>—8 Fuß lang sind nnd an die man Strohbüschel befestigt, um sie kenntlich zu machen, ansgesteckt werden. An steilen Abhängen in Felswänden fehlt es anch nicht an Schncestürzen (Schneelehnen in der Gebirgssprache) und die Lawinen sind da eben so gewöhnliche Erscheinuugeu wie in den Schweizer und Tiroler Alpen; auch hier zeichnen sie sich, obwohl in verjüngtem Maßstabe, durch dumpf donnerndes Getöse nnd heftige Windstöße aus. Glücklicherweise richten sie jetzt selten Unfälle an, da die Gebirgsbewohner nicht mehr ihre Hütten an solchen den Abstürzen vorzüglich ausgesetzten Stellen anbauen. (Nach Hofer b. Grube.) 4. Die Karpathen. ftage und Begrenzung. Allgemeiner Charakter der Karpathen. Übersichtliche Eintheilung der-scllicn. Die eigentlichen Karpathen. Das siebendürgischc Hochland. Thäler in den Karpathen. Fliisse nnd Seen, Pässe. Ge^giwstischer Bau der Karpathen. Pflanzen- nnd Thierlelien. Die Bewohner der Karpathen. Zur Oeschichtc der Karpathenländer. Vergleichende Zusammenstellung einiger Hühen. Charakterbilder aus den Karpathen: I. Eine Ersteigung der Lomnitzrr Spitze. 2. Hirtenlebeu in der Tatra. 3. Der Weinban in der Hegyallya.) Lage «nd Begrenzung. Von den drei Hauptgruppen, in welche die Mittel-gebirgslandschaften Ccntral>Europas zerfallen und die in einem großen Bogen den Alpen im Norden vorgelagert sind, bilden die Karpathen (Karftat, Krapat, karpathifches Gebirge) die östliche Gruppe, während das französische Mittelgebirge die westliche, das deutsche Mittelgebirge aber die mittlere Gruppe bildet. In einem gewaltigen, nach Südniesten geöffneten Bogen reichen sie von: Beginn der mittleren Douau bis an die untere Donan, dnrch diesen Stromlauf lion den Alpen nnd dem Balkausystem getrennt; im Westen scheiden sic das March-, Beczwa- und Oderthal vom deutschen Mittelgebirge, mit welchen: sie der freilich nur niedere Rücken der Weiß-kirchncrHöhc verbindet. Die Karpathen sind anfallen Seiten von Tiefländern umgeben; im Nordostcn von dem großen osteuropäischen Ticflandc, in: Süden von dem Tieflandc der unteren Donau, im Südwcsten von dem ungarischen nnd österreichischen, und uutcrschcideu sich dadurch von den übrigen beiden Haufttthcilen des ccntralenropäifchcn Mittelgebirges. Als Haufttwasscrschcidc zwischen der Ostsee und den: Pontus, auf der Grenze zwischen Ungarn uud Siebenbürgen einerseits, und Mähren, Schlesien, Galizicn, Bukowina und Rumämcn auderseits, erstrecken sie sich von 44^" bis 5,0" n. Br. und von 857," bis 4t!" ö. ^., 220 geogr. Ml. (1682 Km.) lang uud mit ihren Abfällen einen Flächcnrcmm von 8424 gcogr. ^ Ml. (188.525 m Km.) bedeckend. Mit Ansnahuie der älißersten südöstlichen und südlichen Abhänge, welche der Moldau und Walachei angehören, sind die Karpathen ganz österreichisch und daher, da das Alpen- und Karstgebict unseres Vaterlandes nur 158'. geogr. ^Ml. (87.274-7 mKm.) umfaßt, das ausgcbrcitctstc Gebirge der österreichisch-nngarischcn Monarchie. Allgemeiner Charakter der Karpathen. Die Karpathen sind zwar nicht so hoch als die Alpen, die Pyrenäen nnd die Sierra Nevada in Spanien, aber nächst den Alpen das mächtigste Gebirge Enropas. Freilich steht es diesen rücksichtlich des Großartigen nud Majestätischen weit nach. (äs fehlen den Karpathen, welche nur in ihrem Central-Gebictc nnd in einem Theile der siebenbürgischcn Karpathen eine Höhe von nahezu 8000 F. (2528 Mtr.) oder einige hundert Fuß darüber ereicheu, die mächtigen Hochgipfcl, die weiten Schneefeldcr und Gletschcrrcvicre, sowie die wasserreichen tosenden Stürze in schwindelnde Tiefen und die zahlreichen größeren Scenspicgel der Alpen. Nirgends tragen sie ewigen Schnee nnd die Schnee- nnd lNsmasscn, welche sich in einzelnen Schluchten den Sommer über erhalten, verdienen 156 Die Karpathen. nur den Namen von Schnee- und Eisgrnben. Dieser Mangel einer Region ewigen Schnees muß auffallen, wenn man erwägt, daß beispielsweise in den weit südlicher gelegenen Wcstalpen die Schneegrenze eine mittlere Höhe von 8200 P. F. (2665 Mr.» hat und die Gletscher in den Alpen überhaupt mit ihren unteren Enden bis zu 6000 (1900 Mr.), ja 4000 F. (1260 Mr.) Sechöhc hcrabrcichen. Die Ursache hiefür findet Sydow in der freien ^agc der Karpathen gegen Ungarn und Galizien, in dem uugehinderten Zutritt der Winde von allen Seiten, in der vielfach unterbrochenen Höhe, in der geringen Breite ihres Hanptrückens, in der Kürze ihrer Sciteuäste und Thäler, sowie auf der Südseite des Gebirges in der heftigen Einwirkung der mittäglichen Sonnenstrahlen. So lassen sich die Karpathen selbst in ihren höchsten Theilen nnr mit der mittleren Alpeurcgion vergleichen, an welche sie vielfach erinnern. Man vermißt in ihnen weder den unmuthigen Charakter liebliche» Mittelgebirges, noch das wilde Gepräge kahler, hoher Felsgipfel; auch hier stürzen Bäche über Gerölle und steile Abhänge in bedeutende Tiefen, oder erfüllen, wenn anch von kleinerem Umfange, smaragdgrüne Gebirgsseen enge Thalgründc. Schntt- und Trümmcrhaldcn, zerrissene Stcinmeerc, kahle, selbst bis zn 1000 und 2000 F. hohe Wände wiederholen hier die Formen der Alpenwelt; wie dort so auch hier ist das Gcbirgsgcbäudc abwechselnd aus Granit, Gneis, Kalt und Sandstein znsammcugcscht. Auch die Flora der Karpathen, welche ucbeu frischgrüncn Wiescumattcu dichte, wcitausgcdehnte ^anb- und Nadelwalduugcu, höher oben zwcrghaftes Krummholz ausweist, bis auf den höchsten Gipfeln uud Kämmcu spärliche Flechten ihre letzten Repräsentanten sind, zeigt namentlich in den wunderbar gefärbten Blüthen der Kräuter alpinen Charakter. Ebenso rufen die auf deu Bcrgeshöhcn weidenden Viehherden, die Gemsen und Murmclthicrc der hohcu Tatra, die die Gipfel umkreiseudcu Adler die Erinucruug an jenes Hochgebirge wach. Zahlreicher jedoch als dort finden sich hier die größeren Naubthierc, der Bär nnd der Wolf, gcfürchtetc Feinde der Menschen und der Hausthicre. Uebersichtliche Ciuthcilung der Karpathen. Die .Karpathen bilden keineswegs, wie es aus den Karten hervorzugehen scheint, eine ununterbrochene znsammenhängcndc Gebirgskette, sie bestehen im Gegentheil aus mehreren sowohl durch ihre orographische als geologische Beschaffenheit sehr deutlich uou ciuandcr gesonderten Gruppen, deren jede wieder mehrere Glieder hat. Es herrscht eine fast ebenso große Mannigfaltigkeit des Gebirgsbaucs wie iu den Alpen. Zunächst taun mau sie, insofcrnc sie theils als eine fortlaufende Kette mit der höchsten Erhebuug in der Mitte uud mit Borbcrgeu zu beiden Seiten, theils als ein ausgedehntes nnd auf allen Seiten scharf ausgeprägtes Hochland auftreten, in die eigentlichen Karpathen und in das sicbcubürgischc Hochland eintheilen. Als die Grenze zwischen beiden ist die Thcißquclle (42" ö. L.) anzusehen. Der eigentliche Karpathenzng wird nach der Verschiedenheit seines Charakters iu drei Hauptgruppcu oder Hauptzüge zerlegt; die sind: a) Der westliche Zug (die westlichen Karpathen) oder die Bieskiden im wcitern Sinne; !)) Die Huchkarpathen (das ungarisch-karpathischc Hochland) uud das innere Bergland — die Central-Karpathcn; o) Der östliche Zug oder das tarpathischc Waldgebirge. Das siebenbürgischc Hochland besteht aus einer von Randgcbirgen rings ein-geschlosseueu Hochfläche und zerfällt sonnt in folgende füuf Partien: u) Das südliche Nandgcbirgc oder die transfylvanischcn Alpen; k) Das nördliche Nanogcbirge; Die eigentlichen Karpathen. 157 e) Das östliche Randgcbirgc; ä) Das westliche Nandgcbirge mit dem sicbenbürgischcn Erzgebirge; 6) Dic innere Hochfläche Siebenbürgens. ^. Die eigentlichen Karpathen. Allgemeiner Charakter. Das eigentliche karpathischc Gebirge, die Hauptwasser» scheide zwischen der Ostsee und den: schwarzen Meere, besteht ans einer Menge einzelner, verschiedenartig gebauter Gruppen von Gcbirgsmassen, die aber alle in einem näheren oder ferneren Zusammenhange mit einander stehen. Ihre Breitcnausdehuung ist nicht so bedeutend wie bei den Gruppen der Alpen; sie werden meist durch Väugcnthälcr geschieden. In Beziehung auf ihren innern Bau tann man den ganzen Zug in ein inneres uud ein äußeres Gebirge sondern, welche znsammcn das ungarische Tiefland in ähnlicher Weise umrahmen, wie die Alpen die lombaroisch-uencliamschc Ebene. In der folgenden Charakteristik schließen wir nus im Wesentlichen Stcin-hard an. Das innere Gebirge ist das höhere, besteht aus Urgcstciu oder aus vulcanischcm Gestein und wird gewöhnlich mit der Bcnemmng Ecntral-Karpathcn (Mittel-Karpathen) bezeichnet. Es erreicht seine größte Höhe in der an sich kleinen Gruppe der Tatra, welche M am Ursprünge der Waag erhebt, 6500 Fnß (2050 Mr.) mittlerer Höhe erreicht, acht Meilen lang nnd drei ein halb Meilen breit ist. Ihre Gipfel sind die höchsten in den Karpathen. Im Waagthalc bei Lcopoldstadt als Hügelland beginnend, reichen die EcntrabKarpathcn bis an die oberste Theiß; die einzelnen getrennten Gruftpcu steigen meist infclartig empör. Ihre Trachytbcrgc sind durch Reichthum an edlen Metallen beruh int geworden, namentlich die Gruppe des ungarischen Erzgebirges, welche sich jedoch nur bis 2000 F. (6.'i2 Mr.) erhebt. In der Hegyallya (bei Tokay) tragen die Vorberge den kostbarsten Wein in Europa. Das äußere Gebirge besteht aus einem fortlaufenden, reichbewaldeten Sandsteinzuge von 4000 F. (1260 Mtr.) mittlerer Höhe und fünfzehn Meilen Breite, der, an einigen Stellen mit den Central-Karpathen verbunden, doch meist in Form von Widcrlagcn an sie gelehnt, eine Mngcnausdehnnng von 180 Meilen (965 Km.) hat. Gegen Mähren und Schlesien sendet es mehr oder minder bedeutende Ausläufer, gegcu die galizischc Ebeue lagert ihm ein Hügelland vor. Der Fnß auf der Nord-Westseite steht in 530 F. ^167 Mr.), nördlicher bei der Oder in 900 F. (284 Mtr.) Höhe, an der galizischcn Ebene in 450 bis 850 F. (142 bis 268 Mr.), auf der Südseite in der Gegend der oberen Theiß in etwa 400 F. (126 Mr.). Man kann den ganzen Zug füglich dort, wo er durch die Hochkarpathen unterbrochen wird, als in zwei Gruppen gesondert betrachten, von denen die oben genannten Bicskiden (Beskidcn, im weitern Sinne) den westlichen, das karpathischc Waldgebirge den östlichen Theil bezeichnen. Die ersteren streichen von Südwcst nach Nordost, von der Donau im Bogen bis an die Iavorniza (37° 45'// ö. ^.) in Galizien, das zweite beginnt dort und setzt den Bogen zuerst mit größerer Erhebung und mit Gipfeln von 6880 F. (2174 Mtr.) Höhe, dann wieder mit niedrigeren Rücken weiter gegen Südostcn fort. Die eigentlichen Karpathen senden nach ihrer geographischen ^agc zwischen Galizicn und Ungarn-Siebenbürgen ihre Thäler theils gegen Norden und Nordostcn in die Ebenen Galizicns, theils gegen Süden und Südwesten in die große Ebene voll Ungarn. Alle ungarischen Karpathcnthäler schütten ihre Wasscrfüllc in die Donau aus, die galizischcn dagegen die ihrige theils in die Donau durch den Pruth, theils in das schwarze Meer durch dcu Dniester, theils in die Ostsee durch die Weichsel. Alle galizischen Karpathenthälcr find, in, Vergleich mit den ungarischen, 158 Die Karpathen. kurz zu nennen, denn der Abfall des Gebirges gegen Norden ltnd Nordosten ist iäh, und die Thäler verlaufen sich bald in die Ebene. Dem karftathischen Waldgebirge fehlen alle Nngcnthäler; desto zahlreicher sind aber die Querthälcr, welche die Gewässer oft durch feuchte, snmpfigc Gründe südwärts zur Theiß, nordwärts zum Dnjcstcr und zur Weichsel leiten. Im ungarischen Hochland offnen sich anf allen Seiten, besonders auf der südlichen, gegen die Ebenen hin zahlreiche Thäler, deren breite Sohlen mit ihrem Culturboden unr als znngcnförmigc Verlängerungen des Tieflandes erscheinen. Die Grnppe der Tatra ist rings von hohen Thalcbenen umgeben, die eine verschiedene Breite und eine mittlere Mecreshöhe von 1500 bis 2000 F. ^480— P. F. — 1135 Mtr.) mit Uebcrrcstm von Oftferstättcu der heidnischen Slaven; nordöstlich davon erhebt sich die 4063 P. F. (1320 Mtr.) hohe Lissa Hora d. i. kahler Berg. Im Südwcstcn von Iablunkau liegt dcr 32li6 P. F. (10<>1 Mr.) hohe Große Polom-Bcrg, in dessen Osten aus dem Olsathal nach Süden dcr Iablunka-Paß fiihrt, die große Heerstraße von Schlesien nach Ungarn. Diese ganze Gruppe zeigt schon Hochgcbirgs-Charaktcr. Zwischen den nach allen Richtungen laufenden Brrgzügcn öffnen sich zahlreiche Thäler. Sowohl die Miava-Gruftpc als die eigentlichen Bieskiden kennzeichnen sich durch Grauwacke, welche hier dem Ucbcrgangstalk (Höhlcnkalkstein) eingelagert ist; letzterer bildet den Kern des an Ucberrestcn von verweltlichen Thieren reichen Gebirges und drängt sich anf den Gipfeln hervor. (l) Die Vabia-Gnra-, Magura- odcr Arvaer-Gruppe liegt den eigentlichen Bieskidcn südlich vor nnd wird von dem Iablunta-Paß, dcr Waag und Arva ciu-gcschlosseu. Auch diese besteht aus Höhlcukalk, während mehrere Ansläufcr aus Grauwackc gebildet werden. Im Allgemeinen niedriger als die Bicskideu erreichen doch einige steile Gipfel eine bedeutende Höhe, wie die 5300 P. F. (1722 Mr.) hohe Babia oder Baba Gura d. i. Wciberbcrg. Pon den nördlichen Vorbergen tritt der freistehende Lubjenbcrg (4000 F. — 12li4 Mtr.) besonders hervor; von ihm an werden die Bcrggruppcn bedeutend niedriger, und mit dem Calvaricn-bergc beginnt schon das Hügcllaud, welches an einigen Stellen bis an die Weichsel reicht. Nur einige durch Verwitterung zertrümmerte Zackengipfel sind kahl; in dcr Regel sind die Thäler mit Wiesen, die Berge mit Wäldern, die Matten mit würzigen Kräutern bedeckt. Dcr landschaftliche Charakter dieser nördlichen Karpathen ist wildromantisch; ein freundliches Bild gewähren die Thäler, deren arme Bewohner sich 160 Die Karpathen. kümmerlich nähren und, unbekannt mit dem Rcichthumc des Flachlandes, in ihrer Entbehrung zufrieden und genügsam auf die kornreichen Ebenen Ungarns hincMlickcn. II. Die Hochkarpathcn (Eentralkarpathcn, das larpathisch-nngarischc Hochland) und das innere Bcrgland. Diese Hanptgrnppc des tarpathischcn Gcbirgssystcins, zwischen der ungarischen Donau-Ebene, der »Walisischen Ebene, dem Thalc der Waag und Arva ini Westen und dem Bodrog-, Topla- und Puprad-Thalc illi Osten, umfaßt folgende einzelne Gruppen: Die hohe Tatra, das Ncutraer Gebirge, dic niedrige Tatra, das karpathischc Vorgebirge, die Fatra oder das ungarische Erzgebirge, die Ostrowsky-Gruppe, kleinere Gruppen des Bcrglandes und die Hcgyallya. a) Die äußerst scharf begrenzte, gesonderte Gruppe der Tatra (der hohe Karpat) bildet den erhabensten und interessantesten Theil der Karpathen, den Mittelpunkt des ganzen tarpathischen Gebirges. Auf ciucr 2500 F. (800 Mtr.) hohen Basis, zwischen der oberen Viptan oder Waag im Süden, dein Dunajec und der schwarzen Arva im Norden, dem Poftrao im Osten und Südostcn, im Westen durch das Querthal von Vobrovcc, in: Nordosten durch das vom Xsd'jar begrcuzt, erhebt sick) dieses imposante Gebirge, von einer Großartigkeit des Anblicks, wie cr sich in Europa vielleicht nur noch im südlichen Spanien wiederfindet. Der Hauptnicken der hohen Tatra dehnt sich, 3>/« Ml. breit, 8 gcogr. Ml. von Westen nach Osten aus; dic ganze Tatra-Kette' hat eine Migc von 17'3 und eine Breite von 6-5 Ml. Den Kern des Gebirges bilden die im ganzen Zuge herrschenden Gestcinsartcn, Granit und Gneis; ini östlichen Theile erscheinen Kalk und Grauwacke. Die Masse fällt nach Ungarn steil ab, stnft sich aber nach Norden allmählich zur galizischm Ebene ab. Von der Arva-Müudung nach Osten steigt der Zug stufenweise an und erreicht unter etwa 37" 25/ ö. ^. mit dem Nohao bereits 6830 P. F. (2225 Mtr.) Höhe; dann streicht der Hauptkamm nach Südost bis zum Pyszca, am Südendc des Kosoielicskcr-Thales mit wunderlichen Felsbildungen, nnd wendet sich hierauf nach Nordost mit der 0714 F. (2181 Mtr.) hohen Tomanowa polst:», bis znm 6382 P. F. (3073 Mtr.) hohen öerveny vrch, von diesem aber wieder in der vorigen Richtung nach Südost, wo er 1^ Ml. weit das von West nach Ost gerichtete Tychy-Thal, den Garten der Tatra, im Norden begrenzt. Hier beginnt nun der an hohen Spitzen und an beiderseits gelegenen Hochgcbirgsscen so reiche Hauptstock. Mächtige Granitluppen, unter denen die des großen und kleinen Krivün (7670 P. F.'^ 2492 Mtr. und 5850 P. F. — 1903 Mr.) hervorragen, bilden zunächst ein nach Westen geöffnetes Kessclthal, das tiefste in den Eentral-Karpathcn, 4400 F. (1430 Mtr.) hoch, aus welchem die das Koprovathal durchfließcnde BÄa nach Westen zur Waag geht und von welchem nördlich, am Nordfuße des Hruby, der größte der Karpathcnsccn, der Große Fisch see (195 F. tief, 1600 Schritte lang, 4- bis 500 Schritte breit) in 4379 P. F. (1422 Mr.) Höhe ansgebrcitct liegt. Fast vom Gipfel des großen Krivün stürzt die Hanptqucllc der Belansta in schäumenden Eascadcn herab, in eine tiefe Fclskluft. Im Südostcn dieses Kcssclthalcs steht auf dem Hauptkamme der 7797 F. (2533 Mtr.) hohe Vysotil-Spitz, an dessen Nordseitc die Bialka aus dem Gefrorenen See (Zamarznuti) in grauenvoll öder Umgebnng, und an dessen Südwcst-Fnß der Poprad aus dem Hinzka-Scc cutspringt. Im Haupttamm liegt östlich daneben der Polnische Grat (6318 P. F. — 2052 Mtr.), und von ihm nach Süden läuft das Joch des KonÄst, welches im Süden mit dem 7825 P. F. (2542 Mtr.) hohen Botzdorfcr Berge (Hrcben d. i. Kamm) endet. Der KonList entsendet nach Sndost ein Nebcnjoch, das innerhalb der unteren Seenrcihc die 8147 P. F. (2647 Mir.) hohe Gerlach- oder Gcrls-dorfer Spitze trägt. Nordöstlich von ihr steht die Schlagcndorfcr Spitze (7551 P. F. — 2453 Mtr.), südöstlich der Kastcndcrg (7666 P. F. (2490 Mr.); zwischen letzterem und dein Joche der Gcrlsdorfcr Spitze fließt aus dem Rangen-See Zer große Zischsee miö das Meelauge ^akllgeöirge> Die eiiMtlichen Karpathen. 161 und weiter unterhalb aus dem Pclta-Scc die Vclla, wclchc ^>00 F. ticf zu diesem herunterstürzt, in einem der merkwürdigsten Thäler der Südseite entspringend. Von hier etwa ^ Ml. weiter östlich erheben sich auf dein Hauptkamme nebeneinander: die Eis thaler Spitze, auf der Nordscitc Schwarzensecthurm genannt (80<»I P. F. — 2»i28'3 Mr.), nnt tiefen, von Schnee und Eis erfüllten Schluchten; der cylinderförmigc Karfuntclthurm (7097 P. F. — 2^05 Mr.), der Nothenthurm (7427 P. F. — 241^ Mtr.'. Das nördlich von ihnen gelegene Iaworincr-Thal ist der umfangreichste Hochkcfscl der Eentral-Karpathen, von nahezu 2 Meilen Durchmesser. Ein von der Eisthalcr-Spitze nach Süden laufendes Joch trägt die Lomnitzcr Spitze (8144 P. F. — 264 F. — 1502 Mtr.) und sinkt dann herab, nach Nordwcstcn hin das Iaworincr-Thal schließend. Fig. 15. Die hohe Tatra. »,) Eisthlller Spitze, d) Vomnitzer Spitze, e) Schlagcndorfer Sf'itzr. ä) Koniqsimse. Die hohe Tatra, wclchc plötzlich, nirgends von Vorbeugen umgeben, als steile Hochgcbirgsinsel alls vier tief cingcschnittenen Thälern emporsteigt, stellt sich namentlich vom Zipscr Hochboden aus wie einc mächtige »Mauer dar, deren Zinnen sich bis über dic Wolken erheben. Ihrc Gipfel sind geschlossene Formen: Säulen, thu unartige, schroffe, unzersplittcrtc Felsen; daher die eigenthümlichen Namen Thurm, Nase, Spitze. Alles ist scharf, gezackt, kahl und öde, und ans mehreren im tiefen Dunkel liegenden Einschnitten leuchtet hell der Schnee in weite Ferne. Ewigen Schnee und eigentliche Gletscher tragen, wic bereits erwähnt, die Tatrabcrge nicht. Sie bilden in ihrer Nngcnerstrcckung auch keine Hauptwasscrschridc; denn Arva und Dunajcc, wclchc an ihrem nordlichen Fuße entspringen, gehören ebensowohl zwei verschiedenen Meeren an, als Waag und Poprad, welche ihrem Südfuße entquellen. Die Tatra zeichnet sich durch ihre schauerlichen, engen, häufig noch unausgcbildctcn Thäler mit vielen kleinen Gebirgsseen (58, von denen '54 auf der Süd-, 24 auf der Nordscitc liegen), wclchc das poetische Gefühl der Anwohner Meeraugcn (flau. Stav oder Plcsso) nennt, und durch ihre gänzliche Unwirthbarkcit aus, denn nur die das Gcbirgc umlagernden Halden und Ebenen sind bewohnt. Die Waldrcgion nimmt in der Tatra den niedern Theil des Gebirges ein und reicht bis 4200 F. (1330 Mtr.) hinauf, die darauf folgende Region des Krummholzes bis 5<>00 F. (1770 Mr.) und hier und da bis zu «100 F. (1!)Z0 Mtr.) und endlich die Alftenrcgion bis zu den höchsten Gipfeln hinauf, und hier weiden Rindvichherdcn bis zu dem Kamme des Hoch-yebirgs hinan. Die großartige, prachtvolle Natur der Tatragcbirgc macht alls den, der sie besucht, einen unaussprechlich tiefen Eindruck; die riesenhaften Gipfel, einer neben dem andern, ragen in der durchsichtigen Atmosphäre hoch über die Ebenen empor. Umlaust, Oestcir.-UW, Monarchie. 11 162 Die Karpathen. Auf den Gipfeln und den darunter liessenden Thälern herrscht eine feierliche Stille, nichts als zerrissene Stcinmeere sind zu sehen, und in ihrer Mitte hie und da eine grüne Oase, gewöhnlich in der Mhe einer schmelzenden Schncesiäche; da und dort nur mahnt ein weißer Schmetterling an lebende Wesen, oder die piepende Stimme eines im Krummholze nistenden Vogels läßt sich hören. Da und dort erhebt sich ein Adler über die Gipfel, aber schnell verläßt er wieder die öden Striche, denn hier findet sich kein Raub für ihn. Auf den Gipfeln und an den Seiten, mitten im starren Klima, wachsen, von vorspringenden Felsen geschützt, Blumen vou wundersamer Schönheit, die mit den schimmcrndsten Farben geziert sind. Häufig bedcckeu niedrige, rothe Blüthen ganze Gipfel, und daher rührt wohl die Benennung der rothen Berge. Andere Blumen haben die mannigfachsten Schattirungen von Himmelblau und gehören gewöhnlich zur Familie der Gcntianen. Aber diese zierlich mit Blumen geschmückten Abhänge deckt oft plötzlich der in den wärmsten Monaten fallende Schnee. Es gibt keinen furchtbareren Anblick, als den in den höchsten Bergen, wo man nur Felsen und Stein und den blauen Himmel sieht. Kein Anblick ist schreckhafter und majestätischer zugleich, als der Südabhang des Kriu«,n; die wilde, todte Natur hat sich hier in allen äußersten Gegensätzen entfaltet, Felsenwä'noc von 1000 bis 2000 F. Höhe, abschüssige Scitenwände mit dergleichen Felsblöcken übersäet, im Thale dagegen smaragdgrüne Flächen, die Gewässer einiger Tatrascen. Von den freilebenden Thieren der Tatra sind die Gemsen, deren Zahl jedoch von Jahr zu Jahr geringer wird, und die Murmelthicre (slav. 8vvi8wk d. i. Pfeifer) zu erwähnen; Bären und Wölfe, die nur vorübergehend aus der Liptauer und Arvacr Gespannschaft nach den Wäldern unterhalb der hohen Gipfel kommen, hausen hier nicht, da das Gebirge im Sommer zu sehr von Hirten bevölkert ist und im Winter zu wenig Nahrung bietet. In der Tatra wird, wie in allen alpenmäsiigen Gebirgsländern, auch Sennwirthschaft betrieben. d) Das Neutraer Gebirge, auch Galgoczi- oder Freistadtlcr-Gebirge, liegt im Westen der Tatra zwischen Waag, Arva, Thurocz und Neutra, 19 Ml. lang und nirgends über 1 Ml. breit. Es zieht von Freistaotl (l. an der Waag), wo Nagelfluhe und Kohlensandstcin wechseln, nach NNO. bis Turany. Seine sanft gerundeten, waldigen Kuppen sind im Innovecz 3235 P. F. (1051 Mr.), im Klak oder Nafenstein 4104 P. F. (1333 Mtr.) zwischen Znio und Rajecz und jenseits der Waag im Krivän Fatra 5139 P. F. (1667 Mtr.) hoch. Ihre Landschaft entfaltet alle Reize des Mittelgebirges und gehört zu den lieblichsten Gegenden Ungarns. Die einschließenden Thäler der Neutra und der Waag, sowie auch die der Thurocz, sind fruchtbar, und der füdliche und südöstliche Fuß der Berge ist mit kostbaren Reben bedeckt. c) Die kleine oder niedrige (niön«) Tatra, auch das Liptauer Gebirge, liegt der hohen Tatra im Süden gegenüber, mit welcher sie durch einen vom Krivän nach Süden ziehenden bewaldeten Gebirgsrücken, den Hochwald (2721 P. F. — 884 Mtr.), die Wasserscheide zwischen Proprad und Waag, verbunden ist. Dies in seinem Kerne aus Granit und Gneis, an seinen Abhängen aber aus Alpcnkalk bestehende Gebirge zieht in einer Länge von 26 Ml. 2^ Ml. breit zwischen Waag, Hernad, Gran und Thurocz von West nach Ost und gipfelt am höchsten im Djumbir (6290 P. F. — 2043 Mtl.); außerdem sind erwähnenswert!) die Praßiwa (3980 P. F. — 1293 Mtr.) und der großartige Kegel der KriUova Hola oder der Königsalm (5972 P. F. — 1940 Mr.), an wrlchcm die Waag entspringt und über den eine prächtige Kunststraße führt. Der waldige Nordabhang ist rauh und kalt, der reich bewässerte Südabhang mild und lieblich, so daß das obere Granthal trotz seiner hohen Lage (l500F. ^ 474 Mtr.) und der nördlichen Breite (48" 52') zu den anmuthigsten Gegenden der Karpathen gehört. Die eigentlichen Karpathen. 163 ä) Das karpathische Borgebirge ist dic östliche, 83 Ml. lange, 5 bis 8 Ml. breite Fortsetzung der niedrigen Tatra, bis an dic Mimdung der Göllnitz in den Heruad hinziehend. Es wird im Norden nnd Westen durch dic Gran, im Süden durch dic kleine Natina, die Eiftcl, die Rima nnd den Sajo, im Osten durch dic Torissa und den Tarcza-Hcrnad begrenzt. Außer der Orauwackc im Granthalc und dcn trachytischcn Vorbcrgcn gcgcn Süden zeigt dicsc Gruppe meist Urgestein und Ucber-gangskalk, und ist reich an Erzen, besonders an Eisen. Unter ihren Gipfeln, die alle 3000 F. nicht übersteigen, seien genannt: der Wcpor (2000 F. — 032 Mr.), die Polana, der Stuben (Brunn), dcr Zikan (Zigeuner), Zclesznit (2625 F. — 829-5 Mr.). — Südlich davon liegen dic niedrigen Kalkplattcn bei Roscnau, welche im höchsten Theile 1950 P. F. (61? Mtr.) erreichen, die großartigen Höhlen von Agtclct enthalten und im Süden in noch niedrigere Alluvial-Hügcl übergehen; dann die kupfcrcrzrcichcn, alls Thonschiefer bestehenden Bergketten nördlich von Roscuau, welche das Göllnitzthal einschließen, im Volovcc noch 2746 P. F. (892 Mr.) Höhe habcn, aber gegen Osten ständig abnehmen. — Im Osten der Tatra und nördlich von dem oberen Hcrnad liegen die Bcrgc der Zips, unter denen der Repisko3848 P. F. (1250 Mr.), der Krcuzbcrg 3282 P." F. (1066 Mtr.), die Vysoka-Hola 3586 P. F. (1165 Mtr.) Höhe haben. e) Die Fatra oder das ungarische Erzgebirge zieht sich zwischen der Ncutraer-un'd der Tatra-Gruppe von der Arva-Mündung an der Waag nach Süden, zwischen Waag, Thurocz, Neutra und Gran. Ein Gebirgsknoten verbindet sie im Nordosten von Kremnitz mit dein Liptauer-Gcbirgc. Sie ist ungefähr 22 Ml. lang und 1 bis 2 Ml. breit und auf mannigfaltige Weise aus Trachyt, Porphyr und Basalt zusammengesetzt. Bei Neutra weicht das an edlen Metallen reiche Trachytgcstcm dem Kalke. Im Süden ragt der 4128 P. F. (1341 Mtr.) hohe So bor bei Neutra empor; weiter nordwärts der Ptaönik (4134 P. F. --- 1343 Mr.). Im Osten von Kremnitz liegt der 2943 P. F. (956 Mtr.) hohe Trachytberg Laurin, und von ihm zieht in nördlicher Richtung die Fatra vom 4840 P. F. (1572 Mtr.) hohen Kriina bis zur Großen Fatra (5468 P. F. — 1776 Mr.) an der Waag. 7" Das äußere Ansehen dieses Gebirges ist bei Weitem nicht so imposant als lenes der Tatra, doch gewähren die mächtigen Kalkmassen desselben immer ^och einen großartigen Anblick. Die niedrigeren Höhen der Fatra werden vou Mnen Buchcnwaldungen geschmückt, unter deren kräftigem Schatten eine reiche Vegetation grünt. f) Die Ostrowsky-Gruppe, nach ihrem höchsten (3780 F. — 1228 Mr. Am) Rücken so benannt, wird im Westen von der Gran, im Süden von der ^uau, im Osten von der Eipcl bis an ihre Quellen und im Norden von der Lilien Natina begrenzt und von zahlreichen, nach den verschiedensten Richtungen M kreuzenden Gebirgszügen gebildet. Der Reichthum dieser aus Trachyt und Trachyt-^llff bestehenden vulcanischen Gruppe an edlen Metallen ist sehr bedeutend (daher ^ ..Mexico Ungarns"). Der höchste Punkt des Ostrowsky-Rückens mißt 4450 P. F. ^445 Mr.), der Sitno (Schobobncr) 3170 P. F. — 1030 Mtr. Oestlich ?^nzen die Gömürcr Berggruppcn an, in welchen die Fabova-Hola 4436 P. F. ^41 Mtr.), die Rcvack'a-Hola 4410 F. (1394 Mr.) erreichen. Das Gebirge ki" l Das siebenbitrgische Hochland. 165 da sind Salzflötzo selten, und umgekehrt. Häufig ist der Kamm steil, trümmervoll und schwer gangbar, mn so mehr, je weiter er nach Süden streicht. Deshalb ernährt sich auch hier eine dünne, auf sehr niedriger Bildungsstufe stehende Bevölkerung nur kümmerlich. Im innern Rande dieses Zuges erhebt sich noch eine vulcanische Vorlage, von dem Laufe der Laborcza bis zur obersten Theiß kcttcnartig streichend, von deren Ursprung noch der Name Zeugniß gibt, denn dieser, Bihorlet, bedeutet der „Ausgebrannte". Auch leben im Volksmunde noch Sagen aus jener Zeit, wo der Teufel mit den Hexen des Landes auf dein Vihorlct, dem ungarischen Blocksbcrge, Hochzeit hielt und eine Feuersbrunst verursachte, welche die ganze Gegend umher verwüstete. Der Kiovisko im Westen hat 2580 F. (816 Mr.), der mit einem Krater („Mecrauge") versehene Varlo 3257 P. F. (1058 Mtr.) Höhe. Die Marmaros, das Quellgebict der Theiß und ihrer ersten Zuflüsse, ist ein rings eingeschlossenes Becken von mehr als 1<»0 mMl. Oberfläche, aus welchem die Theiß sich einen einzigen Ausweg bei Huszth gegraben hat. L. Das siebcnbürgische Hochland. Allgemeine Uebersicht. Das Plateau von Siebenbürgen ist der am weitesten gegen Osten vorgeschobene Vorsprung der mitteleuropäischen Bcrglandschaften und bildet durch seine Lage an der Westseite der osteuropäischen Tiefebene und durch seinen Zusammenhang mit den Gebirgen der Balkan-Halbinsel einerseits den Ostsaum der centralen Massen Europas, anderseits den Uebcrgang zu den fremdartigen: und bestimmt genug nach Asien hinweisenden Gebieten des Ostens. Da, wo an den Quellen der Theiß und des Pruth das tarpathische Waldgebirge cudct und die sicbcnbürgische Grenze berührt, spaltet sich das bisher einförmige Kettengebirge in eine westlich und eine südlich und dann südöstlich verlaufende Kette, und mit dieser Theilung beginnt das siebcn-bürgische Hochland, die südöstlichen Karpathen. Dies beinahe quadratische, von Randgebirgen umgebene Hochland, welches an die umrandeten Terrassen von Böhmen erinnert, umfaßt ein Gebiet von 1853 üMl. (102.032 ^Km.). Aus der südlichen Walachischen Ebene steigt es mit kurzen Querjochen schnell und steil, von der ungarischen jedoch nur allmählich empor und fällt nach Osten hin in breiten Stufen zur bessarabischcn Tiefebene ab. Die Nandkettcn, im Osten und Süden wallartig und nur einmal im Süden von der Aluta durchbrochen, sind bis 5500 F. Seehöhe mit dichten Waldungen bedeckt; über die Waldregion jedoch streben nackte Felsen-spitzen zu alpiner Höhe empor und wenngleich Schnee- und Eisfelder fehlen, so sind doch die höchsten Gipfel nur wenige Wochen von Schnee entblößt und in beschatteten Schluchten übcrsommern Schnee- und Eismasscn. Nach dem Innern des Landes fallen diese Ketten steil ab. Dieses ist nur in uncigentlichcm Sinne ein Plateau zu nennen, denn es zeigt nirgends eigentlich ebene Strecken, sondern besteht aus einer Verbindung von verschiedenen, größtcntheils engen Thalern und zwischen ihnen liegenden Hügeln und Äergzügen, die sich zu 200 bis «00 und 700, selten zu 1000 und etwas mehr Fuß Höhe über das Thal erheben. Nur im Nordwesteu dringt ein höheres Gebirge in's Innere vor. Die Mittelhöhe des inneren Landes belauft sich auf 1400 F. (440 Mtr.); am höchsten steigen die im Osten liegenden Thalsiächcn an der Aluta auf. Für diese von Ost nach West stattfindende Niveau-Abnahme des inneren spricht schon die Richtung der Märos und der großen Szünws, nur die kleine Sztwios deutet auf einen kurzen Gegenfall, und die nach entgegengesetzten Dichtungen geöffneten Querthaler des Altstusses und der vereinigten Szümos auf kurze Abfälle nach Norden und nach Süden. 166 Die Karpathen. I. Die Randgebirge. a) Das südliche Randgebirge oder die Transsylvanischen Alpen, mehr als 50 Ml. lang, sind der höchste, schmalste und wildeste Theil der ganzen Umwallung Siebenbürgens und steigen mehr als 7000 F. (2212 Mir.) über die walachische Tiefebene auf. Man unterscheidet in ihn: eine größere Anzahl einzelner Theile. 1. Das ans Iuramassen bestehende Bodzaer-Gcbirge bildet den östlichen Theil des Südrandcs und reicht vom Flusse Nagy-Puska bis zum Altschanz-Pasfe, im öuküs 5984 P. F. (1944 Mtr.) hoch. 2. Das Burzenländer-Gebirge, vom Bodza-Passe (neben dem (3uAs) bis zur Einsattelung von Fontina Roncsi. Zwischen dem Tümöser- und Törzburger-Pafse gipfelt der Buöeö (7755 P. F. — 2519 Mtr.), daneben der schroffe Königstcin (6905 P. F. — 2243 Mr.). 3. Das aus krystallinischen Schiefern zusammengesetzte, an Bären reiche Fogarascher-Gebirge, fast 9 Ml. lang, erstreckt sich von der Fontina Roncsi bis zum Rothenthurm-Passe und trägt außer dem Vunetura-Butianu (7742 F. — 2515 Mtr.) und dem Vurvu-Urla (7607 P. F. — 2471 Mtr.) den höchsten Berg Siebenbürgens, den 7828-5 P. F. (2543 Mtr.) hohen Negoi, dessen Gipfel noch 674 F. über den Kamm emporragt. 4. Westlich vom Aluta-Qucrthalc trägt das Eibin-Gcbirgc') den 6865 P. F. (2230 Mtr.) hohen Esindrel in der nördlich davor gelagerten Fromoaßa. 5. Das Schebescheller-Gebirgeist ein westlich bis zum Mühlbach reichendes, gewaltiges Waldgebirge, recht eigentlich der Schauplatz der Alpenwirthschaft, auf welches im Mai Tausende von Schafen aus allen Thälern hinaufziehen, mit dem Suriän (6290 P. F. — 2050 Mtr.) und dem Godjanu (5064 P. F. — 1645 Mtr.). 6. Auf dem Kamme des fast nordfüdlich streichenden Paringul-GebirgeS erheben sich südlich vom Godjanu der Szlavei oder Sklävoi (7454 F. -2421 Mr.) und der Kürsia (7431-4 P. F. — 2412 Mr.). 7. Den westlichsten Theil bildet das Vulcan-Gebirge mit dem Vulcan-Passe, mit abgerundeten Kuppen und saftigen Alpenwiesen, in dessen Norden der unermeßliche Stcinkohlenreichthmn des Schylthales liegt, ein 1'75 mMl. großes und 2 bis 24 Fuß mächtiges Flötz. 8. Die Nordseite des oberen Schylthalcs bildet das Hatszoger-Gebirge, dessen höchster Gipfel der abgestutzte Retycöat (7684 P. F. — 2496 Mr.) im Streel-Gebirge ist. 9. Das Banater-Gcbirge zieht als der südwestlichste Theil der transsylvanischen Alpen vom Vulcan-Gcbirge nach Südwest bis znr Donau und erreicht im Boldovca 5500 P. F. (1790 Mr.). Während der westlichste Ausläufer desselben bis Werschitz an die Eisenbahn herantritt, bildet der Südtheil, daS Sretinye-Gebirge (mit dem 3756 P. F. — 1220 Mtr. hohen Svinjaöa) mit dem im Süden rechts an der Donau auf serbischem Boden (also zum Balkan-Systeme gehörigen) Mirotsch-Gcbirgc die berühmte Klissura oder Donau-Enge von Orsova. Der südlichste gemessene Punkt der Karpathen ist der 2300 P. F. (747 Mr.) hohe Kukujava. d) Im nördlichen Rande Siebenbürgens, der in einigen Erhebungen Alpennatur zeigt, können zwei Theile als wichtig hervorgehoben werden. 1. Das Lllpos-Gebirge, zwischen dem Szümos-Qnerthale und dem Straßen-sattel von Romuli, mit dem Gutin (4415 P. F. — 1434 Mtr.) und dem Cziblcs (5604 P. F. — 1826 Mr.). >) Nach diesem Gebirge führt vermuthlich das Land Siebenbürgen den Namen (Cibin-oder SibinbUrgen). Dns siebenbllrgische Hochland. 167 2. Das Rodnaer-Gebirge, mit dem RodnaHasse, östlich bis zum Borgo-Passe reichend, in welchem sich der Muncsel (5489 P. F. — 1783 Mr.), der Felskoloß des Pietrosz (7071 P. F. — 2297 Mtr.) und der Gliuuncrschicferstock des Kuhhorns, Walach. Piatra Ingouloui oder Incu (7022 P. F. — 2281 Mw.) erheben. Oestlich von letzterem gipfelt der Vurvu-Omului (6188 P. F. i^ 2010 Mr.). L) Der östliche Rand, dessen Nucken meist sanft ansteigend, oben gerundet und mit Kuppen besetzt ist, besteht aus einer äußeren aus Sandstein und Glimmerschiefer, und einer innern aus Trachyt gebildeten Gebirgskette. Er unifaßt wieder mehrere Einzelzüge. 1. Das südliche Be recker-Gebirge, welches durch den Fluß Nagy-Puska vom Budzaer-Gcbirgc des Südrandes geschieden wird und bis zum Flusse Uzpatak reicht, beginnt den Ostrand. Hier erhebt sich der Lakocs zu 5425 P. F. (1764 Mtr.) Höhe. 2. Das Csiker-Gcbirge schließt sich nördlich an das vorige. In ihm gipfelt der vulcanische Büdös (2820 P. F. — 916 Mtr.) mit seinen Schwcfclhöhlen. 3. Vom Büdös nach Süden ziebt das Haromszcker Gebirge bis zum Lohavas an der Alutaquclle,mit demNagy-Hagym^s (5535 P. I. ^ 1798 Mtr.). 4. Das Gergyüer-Gebirge mit dem 64<6 P. F. (2107 Mtr.) hohen Pietroful reicht vom Lohauas nördlich bis zum Borgo-Passe. 5. Das Hargita-Gebirge, mil dem 5360 P. F. ^1741 Mtr.) hohen Hargita zweigt sich ebenfalls vom Lohavas ab. 6. Das Gör gcny er-Gebirge ist ein westlicher Ausläufer des vori^cu und gebt südlich vom Straßcnsattcl bei OAHfalu in das Borotcr^Gcbirgc über, in dem der 4758 P. F. (1540 Mtr.) hohe Kukukhegy sich erhebt. Unweit der Quellen der Maros und des Altflusses liegen die berühmten Thäler von Györgyö und Borszek; ersteres, am Beksny-Vache, das schönste Siebenbürgens, wird von Armeniern bewohnt. ä) Der westliche Rand Siebenbürgens zeigt viel weniger den Charakter eines eigentlichen geschlossenen Naudgcbirgcs als die übrigen Seiten des Hochlandes. Am malerischesten sind hier die oft wilden Gegenden des sicbcnbürgischcn Erzgebirges. Die Einzelzügc sind zumeist durch bedeutende Flußthälcr von einander geschieden. 1. Das Bück- uud Kraßna-Gcbirgc, zwischen SMws und Körös, schließt sich an den Nordrand an, ist in, Allgemeinen bis zu 1700 F. hoch, erhebt sich aber im Varatyek östlich von Groß^Wardcin bis zu 2435 P. F. (791 Mtr.). 2. Das Bihar-Gebirgc folgt südlicher zwischcu der reißenden und weißen Körös und gipfelt im Vlegiaßa (5680 P. F. — 1845 Mtr.), wie im höheren granitischcn Bihar oder Kukurbcta d. i. Kürbis (5683 P. F. — 1846 Mr.). 3. Das Aranyos-Gcbirge schließt sich östlich an das vorige; sein höchster Gipfel ist der Muntje le märe (d. i. der große Berg) oder Djalumare (5627 P. F. — 1828 Mr.), eine Thonschicfermasfc im Südwestcn von Klaufcnburg. 4. Das siebeubürgische Erzgebirge reicht südlich bis zum Austritte der 3M,ros, besteht aus Trachyt, Basalt, Porphyr, Grauit, Thouschiefer uud Uebcrgangskalk und enthält im siebenbürgischen Antheile reiche Goldgruben. Uuter scincu Gipfeln seien genannt der Vulkan (3876 P. F. — 934 Mr.), der Dimboj (4211 P. F ^ 1368 Mtr.) bei Zalathna, und die weiter westlich in Ungarn gelegenen Drocsa (2579 P. F. — 838 Mtr.) und HegycS (2481 P. F. — 806 Mr.), zwischen der McUos und weißen Körös. 5. Das Cserna- oder Rußka^Gcbirge, südlich von der M^ros, macht den Beschluß des Westrandes. Hier erheben sich die Pojana-Rußka (4187 P. F. — 1360 Mtr.) nördlich am Passe des Eisernen Thores und die Vurvu-Piatra (6748 P. F. --- 2192 Mr.). 1s.8 Die Karpathen. II. Die innere Hochfläche, in ihren Hanptcharakterzügen schon oben gekennzeichnet, ist in ihrer Mitte etwa 900 P. F. (290 Mr.) hoch, also ungefähr -'.50 F. (110 Mr.) höher als die Theiß-Ebene, s>50 F. (210 Mr.) höher als die walachische Ebene und 850 F. (2l>5 Mr.) höher als die der Moldau. Die darüber hinziehenden langen, welligen Rücken mit sanft gerundeten Formen nnd glockcn- oder kegelförmigen Kuppen nehmen nach Osten an Höhe zu und bestehen aus Karpathen-Sandstein und Molasse. Die nordsüdliche Ausdehnung dieses Berglandcs beträgt 23 bis 28 Ml., die westöstlichc 15 bis 20 Ml. '/^ der Fläche oder 'V, des productiven Bodens ist mit Wald, zum größeren Theile Eichen- und Buchenwald, bestanden. Die Ebene von Karlsburg hat eine Sechöhe von 619 F. (201 Mtr.), die uon Klaufcnburg 1032 F. (335 Mr.), die von Bistritz 1144 F. (372 Mr.), die von Hcrmannstadt 1262 F. (410 Mr.), die uon Kronstadt 1780 P. F. (518 Mtr.). In der südlichen Hälfte dieses Hochlandes sind einige in westöstlicher Richtung streichende Züge zu bemerken, in denen der Steinberg an der Harbach-quelle bei Schäßburg 2259 F. (734 Mtr.), der Kitscrer nördlich von Hermannstadt 2103 F. (l)86 Mtr.) hoch ist. In der nördlichen Hälfte lassen die unregelmäßigen Züge dieses Berglandes eher eine nordsüdliche Richtung erkennen. Das zahme und fruchtbare Mittelland Siebenbürgens bildet einen Gegensatz zu den dasselbe umrahmenden Gebirgen. Schon die Vorberge bestehen meist ans ungeheuren Mengen wild übereinander gchänfter Bruchstücke der nahen Felsenrücken und steigen als unfrenudlichc, oft schauerlich zerrissene Berge, uicht selteu mit schroffen Wänden schnell, ja kühn empor. Sie reichen im Süden bis 1200 F. (380 Mr.), im Norden bis 2500 F. (790 Mtr.) über den Meeresspiegel. Zum Mittelgebirge gehört der Nngcnerstreckung und der Flächengrößc nach bei weitem der größte Theil der siebcnbürgischcn Gebirge. Hier steigen die Rothbuchen zu einer Höhe von 4000 oder 4500 F. (I2<;0 bis 1420 Mtr.) auf; die obere Grenze der Fichten liegt in 5500 bis »'»000 F. (1800 bis 1950 Mr.) Höhe. Das Mittelgebirge trägt unverkennbar schon den eigentlichen Gebirgscharakter und spricht größeren Theils freundlich an. Seine rasch emporsteigenden Thäler verengen sich bald nach dem Eintritt in das Gebiet der Felsen uud über dieselben eilen rauschende Bäche der Tiefe zu. Die Berggehänge sind meist kühn und steil, steigen zu überraschenden Höhen empor oder bestehen wohl anch aus zackigen und wie mächtige Trümmer von Ricscntrcppcn aufgebauten Felsen. Sind die Thäler, wie sehr häufig der Fall, eng und schwer bewohnbar und ihre Seiteuwändc schroff und wild, so ziehen sich dagegen die Rücken der Berge oft als lange und sauft gerundete Firste in die Höhe und bieten nicht welligen Ortschaften freiere und gesundere Lage, als die nebeligen Schluchten der Tiefe, oder in ihren köstlichen Gräsern unerschöpfliches Futter für die Herden, in welchen der Reichthum der Bergbewohner besteht. In größeren Höhen tritt aber das lang verdeckte Gestein mehr und mehr zu Tage und liegt bald in großen Blöcken zwischen dem Gesträuch umher, zwischen das sich scholl Wachholdcr und Fichtenholz mischt, während die freundlichen Bucheu bald verschwinden. Die nun steileren Halden des Gebirges verhüllt größcrn Theils der einförmige düstere Fichtenwald; hie und da ist ciu sanfterer Abhang oder ein crdbedeckter Rücken von Wald entblößt und trägt üppiges Gras und gewürzreiche Kräuter für das alljährlich hinanfsteigcndc Pich. Endlich hört auch der nordische Fichtenwald auf; das Innere des Gebirges tritt unter der unvollkommenen Hülle von Erde hervor und der Wanderer hat das schaurige Hochgebirge erreicht. Hier begleiten ihn noch Büsche des Zwergwachholders, der Alpenerle und Legföhren, bis sie in einer Höhe von l!500 bis 7200 F. (2100 bis 2340 Mtr.) aufhören. Gehören vom Westrande nur der einzige Bihar, vom Thäler in den Karpathen. 169 Ost- und Nordrande bloß etliche der höchsten Kuppen dem Hochgebirge an, so hat dagegen die Südkette einen sehr bedeutenden Antheil an demselben. Das siebenbürgische Hochgebirge ist zwar von oft einförmigem Bau, bietet aber auch großentheils in seinen zahlreichen drohenden Hörnern, scharfen Graten, hoch gelegenen Seen und in schroffen Winkeln abfallenden Thalschlündcn Erscheinungen dar, welche einen mächtigen Eindruck zu machen im Stande sind. Hier auf den kahlen Graten und Gipfeln, den wolkcnnächsten Gebieten des Hochgebirges, erschallt kein Laut als der Tritt des Bergsteigers, ihn zuweilen selbst erschreckend, als das Heulen der Windsbraut, welche diese Hohen selten verläßt, und wären nicht manche Pflanzen so zäh, daß sie selbst mit einem zwei- bis dreimonatlichen Sommer sich genügen ließen, so wäre hier kein Leben mehr; denn selten verirrt sich ein Käfer, ein Schmetterling oder ein Vogel in diese bangen Einöden. Die Höhe der Schneelinie erreichen sic jedoch nicht, wenn auch in Schluchten nahe den Gipfeln sich selbst in den wärmsten Sommern immer noch einiger Schnee hält. Von deu Thälern und Pässen des siebonbürgifchen Hochlandes wird weiter unten die Rede sein. Hier sei nur bemerkt, daß dasselbe bloß von Westen aus leichter zugänglich, sein Süd- und Ostrand dagegen nur beschwerlich zu überschreiten ist, woraus einerseits seiue militärische Bedeutung für Oesterreich als einer natürlichen großartigen Südostfestung hervorgeht, als sich auch dadurch der Gang der historischen Ereignisse, welche Siebenbürgen immer auf Ungarn und nie auf Rumänien hinwiesen, erklärt. Thäler in deu Karpathen. Schon oben wurden die Thäler der eigentlichen Karpathen im Allgemeinen charakterisirt. Innerhalb dieses Gebietes bilden, wie der Lauf der Flüsse erkennen läßt, die äußeren Karpatheu mit ihren kürzeren rasch abfallenden Thälern gleichsam die Randeinfassung, während die inneren Karpathen als die Stufeu zu betrachten sind, an welchen, mit Ausnahme des Dunajec-Gebietes, der Grundstock des Hochgebirges sich allmählich zur Ebene der Donau und Theiß herabscntt. Die sehr zahlreichen Thäler der westlichen und Hoch-Karpathen sind, namentlich die nach Süden gerichteten, meist Längeuthäler, wogegen diese Thalrichtung dem karpathischen Waldgebirge ganz fehlt; hier finden sich nur Oucrthäler. Das siebcnbürgischc Hochland enthält cinc taum zählbare Menge oou Hauptuno Nebenthälcrn bis zu entfernten Ordnungen hinauf; seine grüßten Thäler sind wieder nur Nebcnthüler der Theiß und Donau. Die Längenthälcr bilden auf weite Strecken hin die Scheide zwischen einschließenden Gebirgen und innerem Bergland. In letzterem sind die meisten Thäler unbedeutend nnd eng, haben daher theilweise gar keine ausgebildeten Sohlen oder Flächen, oder dieselben treten oft nur an einzelnen Stellen auf. Wo sie vorhanden sind, wie besonders an den etwas größeren Bächen und Flüssen, da sind sie ziemlich eben und ausgebildet und mehrere derselben zeichnen sich durch reiche Kraft ihres mit Sand gemischten, wannen Bodens vortheilhaft aus, so daß sie mit geringen Ausnahmen die gesegnetsten und fruchtbarsten Theile des Landes bilden. Die Thäler der höheren Gebirge zeigen wegen ihrer Tiefe, Enge und großen Steigung nur selten eine eigentliche Flächencntwickelung. Die wichtigsten Karpathen-Thäler sind in den folgenden Zeilen aufgezählt. H,. Thäler in den West- und Central-Karpathen: 1. Die zur Donan geöffneten Thäler, a) Da« Waag Thalsystem. Die Waag entsteht ans der Vereinigung der schwarzen und weißen Waag, deren erstere an der Nordwestseite der Krälova Hola nnd letztere aus cinem Tatra See zwischen dem großen und kleinen Krivlw entspringt. Ihr anfangs westlich, unterhalb Sillein südwestlich streichendes Thal ist bis Neustadtl von hohen Bergen eingeschlossen nnd bildet zum Theil sehr romantische Gegenden. Dann erweitert sich das Thal zuerst anf der rechten Seite, bis sie bei Szered gan; in die Ebene iritt; in smnpsiger Niederung vereinigt sie sich bei Guta mit den« NeuhänSler Donau-Nrm, von da an Vagdnna (Waag Donau) genannt, 170 Die Karpathen. und mündet unweit Komorn. In das Thal der 40 Meilen langen Waag münden rechts die Seitenthäler der Bela bei St. Miklos, der Arva, welche die Tatra im Nordwcsteu begrenzt, oberhalb Turauy, und der von den Bieökiden tom-menden Kiszncza bei Sillein; links die Thäler der oberhalb Su«a endenden Thur6cz nnd der Neutra, welche südlich vum letzteren entspringend in gleicher Richtung mit der Waag fließt und kurz vor deren Einfluß in die Donau mundet. 1i) Die Gran, am Südabhange der Krä,lllva Hola entstehend, fließt bis Neusohl in westlicher Richtung in einem von steilen, waldigen Bergen eingeschlossenen Engthale; von da wendet sie sich südwärts, wo ihr Thal anfangs am linken Ufer immer breiter wird, bis sie bei Bars in die Ebene tritt und endlich gegenüber der Stadt Gran mündet. Bei Altsohl kommt ihr links die Szlatina zu, welche ein ihrem Oberlaufe paralleles Seitenthal durchfließt, ch Die Eipel, in der Ostrowsty-Gruppe ostl. von der SzlatinaHuelle entspringend, bildet ein anfangs nach Süden gerichtetes Engthal, zieht dann in erweiteter Thalsohle zuerst südwestlich, dann westlich an Ipoly-S6.gh vorüber, bis sie gegen Süden umbiegt und unterhalb Gran der Donau zufließt. 2. Die zur Theiß geöffneten Thäler, a) Das anfangs enge Thal des auf der Ostseite der Krülova Hola entspringenden Hernad hat im oberen Theile eine östliche Richtung, erweitert sich nach der Aufnahme der rechts zufließenden Go'ltnitz bei Kaschau, nachdem es sich kurz vorher nach Süden gewandt hat, und geht bei Onod in die Ebene über. Der Hernad vereinigt sich kurz uor der Mündung des Saj6 in die Theiß mit diesem. Der Sajü ahmt den Lauf der Eipet in die entgegengesetzte Richtung nach und hat zahlreiche Nebenthäler, unter welchen rechts das des Nima, links das der Bodwa am grüßten sind. li) Das Thal der vom Bück-Gebirge nach Süden fließenden Eg er öffnet sich unterhalb Erlau zur Ebene, <:) Die Zagyva umstießt in langem Bogen den Westtheil der Matra, betritt bei Hawan das Tiefland und mündet bei Szolnok. 3. Die nach Norden zur Weichsel geöffneten Thäler. Die Weichsel entsteht im Iabluntagebirge auf österr. - schles. Boden aus den drei Quellflüssen der weißen, kleinen und schwarzen Weichsel. Ihr nördlich gerichtetes Engthal verläßt bei Schwarzwasser die Biestiden und wendet sich daselbst nach Osten, später nach Nordosten. Bei der Viala-Mündung tritt sie von Schlesien nach Galizien über und bildet dann von unterhalb Krakau an die Reichsgrenze Oesterreich - Ungarns, bis sie das Gebiet. der Monarchie (unterhalb der San-Mündung) gauz verläßt. Sie umstießt das nördlich zu ihr abfallende Gebirge von Sando-mir in einem Bogen. Zu ihr äffuen sich aus den nördlichen Karpathen folgende Flußthäler: a) Das Thal der im Norden der Bieskiden entspringenden Biala, welche Schlesien gegen Oalizien begrenzt, k) Das ebenfalls nach Norden gerichtete Thal der Sola, welches sich bei Kenty erweitert, mündet bei Oswiecim (Auschwitz), c) Die gleichfalls in den Bieskiden entspringende nordwärts fließende Stawa ver» liert bei Wadowice ihre hohen Thalwände und mündet unterhalb Zator. ä) Das Thal der Raba ist bis Nislenice eng, wendet hier nach Nordost, wobei das linke Ufer freier wird, bis der wieder nordwärts gewendete Fluß ganz in der Ebene bei Uscin Solne mündet, e) Der Dunlljec entsteht aus dem schwarzen, westlichen, aus den Vorbergen der Liptamr Alpen, und dem weißrn, östlichen, aus der h. Tatra kommenden. In 1808 F. (571 Mtr.) Höhe vereinigen sie sich bei Neumarkt, wa das Thal sich nach Ost, dann Nord und wieder nach Ost wendet, bis an der PopradMündung bei Alt-Sandec die bisher hohen Thalwände niedriger werden uud das Thal nun zum letzten Mal und zwar nach Norden umbiegt. Der reißende, fischreiche Dunajec fließt noch eine längere Strecke zwischen Steilufern und mündet gegenüber von Opa-towice. Der interessante Poprad entspringt an der Südseite der Tatra in 4500 F. (1420 Mtr.) Höhe, umfließt nach Nordost die Hohe Tatra und durchbricht dann in nördlicher Richtung den hohen Karpathenzug. Das Thal der vom Westende des Waldgebirges kammenden Viala streicht mit dem mittleren Dunajec parallel und mündet rechts in der Gegend von Tarnow. 4. Nach Nordwest zur Oder öffnen sich die nordwestlich streichenden parallelen Thäler der in den Bieskiden entspringenden Ostrawiza und Olsa, deren erstere unterhalb M. Ostrau, letztere unterhalb Freistadt müudet. 5. Nach Westen zur March geöffnete Thäler, a) Die Beöua entspringt am Nordwestabhang der eigentlichen Bieskiden aus der oberen (südlichen) und unteren (nördlichen) Becva. Ueber Neißkirchen (Wasserscheide) bis Leipnil streicht ihr Thal westwärts, dann südwestlich bis zur Mündung, d) Die im Weißen Gebirge entspringende Olsava hat ein westlich verlaufendes Thal. «) Das Thal der an der Iavol-ina entspringenden Miava zieht südlich, dann westlich. L. Thäler im karpathischen Wald' gebirge. 1, TheißGebiet. Die aus der schwarzen (westlichen) und weißen (östlichen) Theiß am Südabhangs des Waldgebirges entspringende Theiß wendet sich bald nach ihrer Vereinigung westwärts und umfließt in diefer Richtung den Südfuß des Waldgebirges, dasselbe vom Nord^ randc des siebenbürgischen Hochlandes trennend. Alle nach Süden geöffneten Thäler des ganzen Zuges senden die Gewässer ihr zu. Es sind dies von Ost nach West hin, die Thäler des Taraczto, Talabor und Nagy^g, welche noch ganz innerhalb des Gebirges bleiben; ein reicher verzweigtes Thalsyst^m bildet der Bodrog, der aus der Vereinigung der 5!a-torcza, der Laborcza (mit dem Ungh) und der Ondova (mit der Topla) entsteht, welche Thäler in den Karpathen. 171 Flüsse jedoch sämmtlich nur mit ihrem oberen Theile dem Oebirgs-, mit dem unteren bereits dem Tieflande angehören. 2. Gebiet der Weichsel. Der Weichsel fließen vom Waldgebirge noch die Wysloka in nördlicher Richtung, dann der San vom Uszoter Paß in nordwestlicher Richtung zu, letzterer noch in Oesterreich unterhalb dem russischen Sandomierz mündend mit der Os-lawa und dem Wislok links. 3. Dnjester-Gebiet. Das That des Dnj ester streicht von seinem Ursprünge (nörd^ lich von der Sanquelle) nach Nord bis Stare-miasto, dann nach Nordost und bildet von da an in einem südöstlichen Bogen den Nordfuß des Waldgebirges umziehend die Grenze zwischen diesem und dem tarpathisch^uralischcn Landrücken. Die langgestreckten Seitenthäler feiner Neben» flüfse, deS Stry, der Swica, Lomnica und Bistrica, zumeist in nordöstlicher Richtung streichend, befinden sich nur mit ihren oberen Theilen im Gebirgslande. 4. Dem Donau-Oebiete gehöret hier das zuerst nach Nord, dann nach Südost gerichtete Thal des Pruth an, in welchen rechts der Czeremosz mündet. 0. Th alfysteme des siebenbürgischen Hochlandes. Hier gehören alle Thäler zum Donau« Gebiete. 1. Nach Westen zur Theiß geöffnete Thäler, a) Die Szümos, am Südabhang de« Kuhhorns entspringend, behält im Allgemeinen ihre westliche Richtung bis Sibo bei, wo sie sich nach Norden wendet, um vor Szinyer-Varallja die nordwestliche Richtung zur Theiß einzuschlagen. Das Thal der am Nord-hange deS Bihar-Oebirges aus der kalten und warmen entstehenden kleinen SzamoS streicht östlich und nördlich und öffnet sich oberhalb Dsss zur großen Szamos, welcher weiter oben links auch der beim Borgo-Paß entspringende Skjo zueilt, d) Die Körös entsteht aus der schnellen, schwarzen und weißen Körös, deren westlich streichende Thäler das Bück- und Äraßna-Gebirge, das Bihar- und das sieben^ bürgische Erzgebirge von einander» scheiden, l-) Biel ausgedehnter ist das Thal der Märos, das am Nagy-Hagymäs des Ostrandes seinen Anfang nimmt und das ganze Innere Siebenbürgens mit Ausnahme des obersten nördlich gerichteten Theils in westlicher und südwestlicher Richtung durchschneidet. Bei Arad hat es sich bereits ganz zur Ebene geöffnet. Die linken Seitenthäler der kleinen und großen Kokel streichen mit ihm parallel, ebenso das rechte Seitenthal des in entgegengesetzter Richtung (vom Aranyos-Gebirge) fließenden Aranyos. Im Allgemeinen südnürdliche Richtung kommt den links einmündenden Thälern des Mühlen« bachs und des Street zu. ä) Das Thal der an der Pojana-Rußka entspringenden Vega streicht westlich und öffnet sich bald vollständig zum Tieflande. 2. Auch das Thal der direct zur Donau in nordwestlicher und südwestlicher Richtung abfließenden Temes ist innerhalb des Ocbirgs-landes von geringem Umfange. 3. Nach Süden zur Donau geöffnete Thäler, a) Das Thal des Schyl, der nahe der Streelquelle entspringt, streicht nach Ostnordost, wendet sich dann nach Süden, durchbricht im Bulcan-Paß den Südrand des Gebirges und verläßt hier den Boden der Monarchie, k) Reicher verzweigt ist das Thal der Aluta, welche von ihrem Ursprünge (nahe der Marosquellc) an nach Süd fließt, sich vor Kronstadt nach West, bald hierauf nach Nord wendet, welche Richtung sie bei Barüth mit der südwestlichen vertauscht, die sie bis zu dem von ihr durchgebrochenen Rothenthurmpaß beibehält, wo sie nach Rumänien tritt. 4. Nach Südosten zur Donau öffnen sich mehrere Thäler, deren Wässer vom Sereth gesammelt werden. Der Sereth fließt von seiner Quelle (47" 55' n. Br.) zunächst nach Nord; bei Berhanet beginnt er feine östliche Wendung, die endlich in SüdostMchtung übergeht. Bei Sereth verläßt er die Monarchie. Einen ähnlichen Verlauf nehmen die Thäler seiner rechten Zuflüsse, welche alle im Ostrande des stebenbürgischen Hochlandes entspringend nach kurzem Laufe auf vaterländischem Boden nach Rumänien übertreten, wie Moldava, Bistritza und Tro tusch, während die oberhalb der Moldawa mündende Suczawa noch fast ganz österreichisch ist. Karpathen-Flüsse. An die Betrachtung der Thäler in den Karpathen sei hier eine übersichtliche Zusammenstellung der fließenden Gewässer dieses Gebirgsfystemes nach Meeresgebieten geordnet angeschlossen. I. Gebiet des schwarzen Meere«. 1. Donau. Nebenflüsse links: a) (Zur March links:) Neüv«, Olfava und Miava, d) Waag (mit Arva, Kiszucza rechts, Thurocz und Neutra links), e) Gran mit Szlatina Unk«), ä) Gipel (Ipoly), e) Theiß (rechts mit: Tararzko, Talabor, Nagyag, Vodrog saus Latorcza, Laborcza und Ondova entstehend), Bajo l.mit Rima rechts, Bodva und Hernad links^. Oger, Zagyva — links: Vifo, Szamos I^niit Sajo, kleiner Szamos und Kraszna linksl, Körös l>u« der schnellen, schwarzen und weißen Körös entstehend^, Maros lmit Aranyos rechts, kleiner und großer Kokel, Mühlen-bach und Street links), Vega. k) Temes (mit Berzava links), ß) Schyl, Ii) Aluta, Y Sereth (mit Snczawa, Moloawa, Vistritza und Trotusch rechts), K) Pruth (mit Czeremoöz rechts). 172 Die Karpathen. 2. Dniester. Nebenflüsse rechts: a) Stry, li) Swica, e) Lomnica, ä) Bistrica. II. Gebiet der Ostsee. 1. Weichsel. Nebenflüsse rechts: a) Biala, !») Sola, () Slawa, cl) Raba, «) Dnna- jec (mit Poftrad und Niala rechts), k) Wys-lota, ss) San (mit Oslaw« und Wislol links). 2. Oder. Nebenflüsse rechts: a) Oftra-wiza, d) Olfa. Karpathen-See«. Die Zahl der Seenbecken in den Karpathen ist keineswegs gering, wenn auch die Größe der stehenden Gewässer selbst im Vergleich mit den Alpenseen eine höchst unbedeutende genannt werden muß. Sie kommen sowohl in den Karpathen ungarischen, als sicbenbürgischcn und galizifchen Antheils vor. Am merkwürdigsten sind jedoch die Seen in den Tatragebirgen. Hier muß zunächst die große Zahl derselben Staunen erregen, wenn man erwägt, daß die Längenausdehnung der hohen Tatra kaum vier Meilen beträgt und sich auf diesem Gebiete, wie schon oben bemerkt wurde, 58 Seen befinden. Freilich nimmt der größte von ihnen nur cine Fläche von 50^ Joch ein und zusammen sind sie nur 233 Joch groß. Sie liegen zum Theil in der Liptauer und Zipser Gcspannschaft Ungarns, zum Theil auf der galizischen Seite des Gebirges, in einer Höhe von 4000 bis 6300 F. (1200 bis 1990 Mr.), in tiefen Thälern, von 2000 bis 3000 F. hohen Felswänden umschlossen. Bei bedeutender Tiefe haben sie eine eigenthümlich grüne, oft bis in's Schwarze spielende Farbe und viele von ihnen sind noch im Juli, ja selbst im August in der Mitte mit Eis bedeckt. Ihre Lage zu einander ist nicht überall gleich. Die meisten liegen in der Rinne der Thalsohle unter einander, und die Stufen des Thales werden durch den jähen Sturz ihrer Gewässer bezeichnet, während andere sich in größeren Kesseln unter dem Kamme des Gebirges zerstreut finden und ihre Wasser durch enge Thalrinnen zum Hauptbache senden, der es aus dem Gebirgskessel wegführt. Von diesen Seen ist unter dem Volke die Sage verbreitet, daß sie mit dem Meere in unterirdischer Verbindung ständen, gleichsam dessen Augen im festen i^ande seien — weshalb man sie Meeraugcn nennt — und in Bewegung gericthen, wenn die Fluchen des Meeres von den Stürmen ungewöhnlich erregt würden. Außerdem cxistiren aber im ganzen Gebirge zahlreiche Sagen mit poetischer Ausschmückung, welche diese Mecraugen zum Gegenstände haben. Die vorzüglichsten und merkwürdigsten Tatra-Seen sind die nachfolgend genannten: 1. Die drei Pribiliner Seen in der Liptauer Oespannschaft, nördlich vom großen KriMn; ihre größte Tiefe beträgt 1200 F. (360 Mtr.). 2. Der grüße grilne See, ? Stunden westlich von Ääßmarl, 4866 F. (l536 Mtr.) über dem Meeresspiegel. 3. Der kleine grüne See (Zeleno Plessa) zwischen dem großen und kleinen Krivim über der Krmnmholzrcgion gelegen und 24 Schritte lang und 18 Schritte breit. 4. Der rothe See, nordwärts oberhalb des großen grUneu Sees gelegen. 5. Der kleine schwarze See, ebenfalls oberhalb des grünen Sees gelegen. 6. Der weiße See, am Fuße der Weißm-seespitze. 7. Der 5415 F. (1711 Mtr.) hochgelegene Trichtersee und der Steinbacher See, am SUdostfuße der Lomniher Spitze. 6. Im Quellgebiete deß Poprad liegen der Krötensee, der Pod Sarkanian-See, der gefrorene See (Zamerslo Plesso), der Poprader Fischsee (Riebe Plesso), Lange nsee (5918 Wr. F. ^ 1870 Mtr. hoch), der Bergsee. 9. Die Bergseen im Quellgebiete des Du-najec, »ämlich der Raczkowa°See (5295 Wr. F. -- 1673 Mtr.); die sieben Seen, deren größter der schwarze See; die fünf Seen. 10. Der große Fisch sec oder das pol^ nische Meeraugc, aus welchem die Bialta abfließt; der grüßte aller Karpathenseen, 4200 Schritte im Umfange, 192 F. (60 Mtr.) tief. 11. Der große schwarze See, über dem vorigen gelegen. 12. Der gefrorene und der Böhmische See, die zur Bialka abfließen. 13. In dem Gebirgskessel, welcher das Qucllgebiet der Iaworina, eines Zubachs der Bialta, bildet, liegen der schwarze See, der Stampf oder Plocksee, der braune oder Istsee und der Kolowa See. Pässe in den Karpathen. 173 Pässe in den Karpathen. Die eigentlichen Karpathen sind, wie schon oben (S. 158) bemerkt wurde, sowohl in ihren» westlichen als in ihrem centralen Theile viel wegfamer als das Waldgebirge und das siebenbürgische Hochland. Die zahl» reichen Thalmulden der beiden ersteren sind breit und tief eingesenkt. Die Wasserscheiden haben häufig nur eine geringe Höhe und selbst in dem erhabensten Gebiete, der hohen Tatra, ist die Communication im Ganzen nicht schwierig und es gibt daselbst mehrere fahrbare Straßen. Im karpathischen Waldgebirge sind dagegen zunächst die geringe Bevölkerung und die ungenügende Bodcncultur dein bequemen Verkehre sehr hinderlich. Was das Plateau von Siebenbürgen betrifft, so ist das innere Bergland großen-theils wenig gangbar, da schroffe Abstürze, Bergvorsprüngc, tiefe Gräben, Michboden häufig in den Weg treten. Während die Hauptverbindungswegc im Innern von Siebenbürgen und mit der ungarischen Ebene in der Regel den großen Flußthälern folgen und daher an der Westseite die Zugänge zahlreicher und bequemer sind, überschreiten das östliche und südliche Randgebirgc nur wenige, durchaus beschwerliche und größtentheils verschanzte Passe, welche im Verein mit dem hohen Gebirgswalle Siebenbürgen nach Süd und Ost hin zu einer leicht zn vertheidigenden natürlichen Festung machen. Die wichtigsten Karpathen-Uebergänge sind: ^. Ueber die West-Karpathen. 1. Der Paß v«u Szitany, in den kleinen Karpathen, aus dem March» in's Naag-thal. 2. Der Paß Hrozinkau, in der Miava-Gruppe, 1350 F. (438 Mtr.) hoch, aus dem Olsavathale (Ungar. Brod) nach Trentjchin. 3. Der Paß von Wlar, in derselben Gruppe, 1269 P. F. (420 Mtr.), von Brumow (Mähren) zur Waag. 4. Der Lifsa°Paß, ebendaselbst, aus dem Bebva-Thale zur Waag. 5. Der Iablunka Paß, I860 P. F. (601 Mtr.) hoch, von der Olsa zur Waag, die Hauptverbindung Schlesiens mit Ungarn, von der Kaschau-Oderberger-Bahn überschritten. 6. Der Paß von Raksa oder Raycza, aus dem Solathal in's Thal der Kiszucza. 7. Der Paß von Iordanow, westlich von der Lissahora, 2466 P. F. (602 Mtr.) hoch, von der Arva zur Raba. 8. Ein Paß über den Hauptrücken der Magura, der bei RMyo aus dem Dunajec Thal in's Poprad Thal führt. b. Pässe über die Eentral-Karpa-then. 1. Durch die hohe Tatra führt eine Straße von Neumarkt nach Käßmark im Dunajec-Thal aufwärts nach Altendorf, und durch drei M-sammenhängende Dörfer sehr steil den Haupte rücken hinauf, sanfter nach dem südlich gelegenen Bela in's Popradthal hinab, nach Käßmark, über den Rehberg (mit prachtvoller Aussicht), Lcutschau und Kaschau. 2. Eine weite Straße führt von Neumartt zur Waag nach Alsü-Kubm, längs der Arva nach Rosenberg. 3. Zwei Fuß° oder Reitpfade führe« über den Alpenstock der Tatra: einer im Osten, von Iaworina durch die Kupferschächte nach Käßmark, der andere im Westen von Koscielisko in's Tychy-Thal und dann nach Hradel an der Waag. 4. Die prächtige Kunstftraße über die Kra-lova>Hola im Liptauer-Gebirge, vom Poprad zur Gran. 6. Pässe über das Waldgebirge. 1, Der Dukla Paß (39" 21< ö. L.),übcr den eine Kunststraße Mhrt, von. der Ondava zum Wislok. 2.Die erste ungarisch.galizischeBahn führt die Laborcza aufwärts und über die Wald-karpathen zur Oslawa und nach Przemysl. 3. Der Paß von Uszok (40° 33' ü. L.), von der Ungh einerseits zum Stry und anderseits zum San. 4. Der Bereczle-Paß, zwischen Stry und dem Latorcza Thale, der einer durchgehenden natürlichen Gebirgssenkuug folgt und auch der Magyarenweg heißt. Seit neuerer Zeit führt über ihn die Erzherzog Albrechts Bahn von Munkacs nach Lemberg. 5. Der Paß von Körösmezo' oder De lathn (42" 9' ö. L.), von der schwarzen Theiß zum Pruth. I). Pässe ill den siebenbürgischrn Karpathen. 1. Der Paß von Rad na im nördlichen Hähenzuge, ästlich neben dem Kuhhorn, von der Szamos'zur Vistritza, 2951 F. (959 Mtr.) hoch. 2. Der enge Borgo Prund Paß, 3682 F. (1196 Mtr.) hoch, durch den die Kaiser oder Franzmsstraße (von Pest zum Pruth) führt. 174 Die Karpathen. 3. Der Tolayes Paß (4?" n. Br.), von der obern MaroS zur Vistritza. 4. Der N6t^s°Pllß (46" 50< n. Vr.), aus Siebenbürgen zur Bistritza. 5. Der Gyimes-Paß (46" 30' n. Vr.), von der übern Aluta zum Trotusch und Sereth. 6. Der Oitoz Paß (44" ö. ^.), 2623 F. (652 Mtr.) hoch, die Hauptstraße von Sieben bürgen zur Moldau. (2—6 im Osirandr.) 7. Der Buzau-Paß ooerTatar Havas-Paß s43" 10' ö. L.) im Südrande, zur Wa lachei führend. 8. Der TömöS Paß, 3165 F, (!026Mtr.) hoch, von Kronstadt südlich zur Walachei. 9. DerTürzburger Paß, von Kronstadt nach SUdwesten zur Walachei. 10. Der enge, 5 Meilen lauge Rothe-thurm-Paß oder die Karolinenstraße, 1034 F. (852 Mtr.) hoch, ursprünglich eine alte traja-nische Straße längs der Aluta, welche hier das Gebirge durchbricht; der wichtigste Paß zwischen Siebenbürgen und Walachei. 11. Der V ulcan-P aß, 2907 F. (944 Mtr.) hoch, das Qucrthal dcS Schyl. (7-11 im Süd-rande.) 12. Der Paß von Tercgova und Sla° tina, auch der Teregovaer und Slatinaer Schlüssel genannt, 18W F. (565 Mtr.) hoch, führt von der obern Temes südwärts m's Banat. 18, Der Eiserne Thor Paß, 1550P. F. (500 Mtr,) hoch, ehemals durch ein eisernes Thor geschlossen, zwischen der Pojana Rußka im Norden und dem Patra, vom StreelThale zur Bistra und TemeZ. (12 und 18 im West rande.) Geognostischer Bau der Karpathen. Auch in den Karpathen hat man eine aus Urgestein bestehende mittlere Zone zu unterscheiden, welche von jüngeren Formationen beiderseits eingeschlossen ist. Fassen wir zunächst die eigentlichen Karpathen in's Auge, so ist uns bereits bekannt, daß diese in geognostischer Hinsicht in ein äußeres und ein inneres Gebirge zerfallen; der Sandsteinzug des ersteren umschließt in langem Bogen die Urgesteins-Gruppcn des letzteren, welchen jedoch gegen die Ebene hin häufig dieselben Gesteine vorgelagert sind, welche man in dem äußeren Gebirge findet. Das äußere Gebirge, also die Westkarpathen und das karpathische Waldgebirge, beginnt in den kleinen Karpathen am Donau-Durchbruche mit Urgebirgsarten, während die Höhen gegen die Marchebene hin aus Uebergangskalk bestehen. In der Miava-Gruppe bildet das isolirte kleine Marsgcbirgc (zwischen Brunn und Ungarifch-Hradisch) eine Eocen- und Kreidemassc; die Miava-Gruppe selbst und die eigentlichen Bieskiden bestehen im Kerne aus Ucbergangskalk, dem Orauwackc vorliegt. Der gleiche dichte Uebergangs- oder Höhlcnkalk setzt auch die Babia-Gura zusammen, während Grauwackc der Bestandtheil mehrerer Ausläufer derselben bildet. Das tarpathifchc Waldgebirge ist eine einfache Sandsteinkettc mit zahlreichen Kohlen-, Torf- und Salzlagern. Das Vihorlet-Gebirgc im Innenrande ist vul-canisch und schließt sich somit hinsichtlich seiner Verwandtschaft den westlichen Theilen der Central-Karpathen an. Auch im östlichen Ouellgebiete der Theiß bricht der Trachyt in einzelnen Kuppen aus dem Sandstein hervor. Das innere Gebirge, die Mittel- oder Central-Karftathen, besteht aus Urgestein oder aus vulcanischen Gesteinen. In der Hohen Tatra herrschen Granit und Gneis und bilden den Kern des Gebirges, in, östlichen Theile erscheinen aber Kalt und Grauwacke. Der allmähliche Abfall der Tatra nach Galizien zeigt hinter dem Trias-Kalt und Sandstein Lias und Jura, dann folgen Mergel und Dolomite der Neocom-Formation und eocene Kalk- und Sandsteine voller Nummuliten; endlich ringsumher weitverbreitete Mergelschiefer und Sandsteine (Karpathen-Sandstein). Das Liptauer Gebirge besteht in seinem Kerne aus Granit und Gneis, an seinen Abhängen aber überall aus Alpenkalk. Das karpathische Vorgebirge ist meist aus Urgestein zusammengesetzt, ist reich an Erzen, besonders an Eisen, nnd hat im Süden trachytische Vorberge. Südlich davon liegen niedrige Kalkplatten mit großartigen Höhlen (von Agtelek), die südlicher in noch niedrigere Alluvial-Hügel übergehen, sowie die tupferreichen Thonschieferketten in, Norden von Rosenau. Das westliche Galgoczi - Gebirge enthält Nagelfluhe und Kohlensandstein. Das Grognostischer Bau. Producte. 175 ungarische Erzgebirge ist aus Trachyt, Porphyr und Basalt mannigfach zusammengesetzt; der südliche Theil, von Nentra etwa bis an die Gran, zeigt Bimsstein und Nagelftuhe, von Neutra nordwärts tritt Urgestein, meist Granit und Gneis auf; der übrlge Theil besteht aus Trachyt, Porphyr, Basalt und verwandten Gebilden. Bei Neutra weicht das an edlen Metallen so reiche Trachytgcstein dem Kalke. Die gleiche Zusammensetzung und den gleichen Reichthum an Edelmetallen zeigt die benachbarte Ostrow sky-Gruppe. In den kleineren Gruppen herrscht Trachyt vor. So ist das Neograder-Gebirge ganz trachytisch. Die Gruppe des Karancs Hilden zahlreiche Trachyt-, Basalt und Porphyrkegel, welche aus einer Basis von cementirten, vulcanischen Brocken hervorragen. Das Pike-Gebirge besteht aus Grauwacke, die Matra dagegen wieder ans Trachyt. Die vülcanische Hegyallya ist ebenfalls ganz aus trachytischem Gesteine gebildet. Von der gcognostischen Beschaffenheit des siebenbürgischen Hochlandes gibt Kloeden folgende Uebersicht. Das Urgebirge, Glimmerschiefer, Gneis, Kalk, mit kleineren Partien Granits und Syenits, treten zu Tage vom Austritt der Maros im Westen her an der Südgrenze entlang bis zum Burzenländer-Gebirge; ferner im Osten von Gyimes bis zum Borgo-Pasfe; im Norden von der Grenze der Bukowina bis zum Thale von Parva, nördlich von Naszod; stellenweise im Kraßna-und Lapos-Gebirge und südlich von der reißenden Körös bis auf die Wasserscheide zwischen dem Aranyos und der weißen Korös, sowie südlich von Nagyag und nördlich von Branyitska am rechten Ufer der unteren Maros. Das Uebergangsgebirge scheint ganz zu fehlen, Trias- und Liasformation höchst beschränkt zn sein. Iurakalkc aber sind im Osten und Westen sehr verbreitet, fast überall von Augit-Porfthyr begleitet; zur Kreide gehören Kalke und Sandsteine im Westen und namentlich die ausgedehnten Lager von Karpathen-Sandstein in: Osten. Die älteren Tertiärgebilde treten im ganzen Norden ebenfalls ausgedehnt auf, wie in der Südost-Ecke, zu den jüngeren gehören namentlich die mächtig auftretenden Grünstein- und Quarz-Trachyte, graue Trachyte, Basalte, so wie die Conglomerate und Tuffe all dieser Eruptivgesteine. Mehr als 20 Meilen lang und 6 Meilen breit ist der Trachytzug, welcher im Osten den nordwestlichen Theil des Gyergyoer, das Görgcnyer, Hargita, Baroter und den östlichen Theil des Csiker Gebirges bildet; derselbe graue Trachyt tritt im Nordrande und im westlichen Innern auf, der grüne ebenfalls im Nordrande und im Thale der weißen Körös, quarzführende und Basalte an zahlreichen einzelnen Orten; merkwürdig sind auch die großen Lager von Trachyt-Tuffen, welche im Südosten, im Nordosten und Norden und sonst zerstreut vorkommen. Die Hügelreihen des inittleren Beckens bestehen aus miocänen Scmd^ und Thongebilden, welche uner< meßliche Steinsalzlager bedecken. An nutzbaren Mineralien besitzen die Karpathen einen unerschöpflichen Reichthum. Das ungarische und das siebenbürgische Erzgebirge liefern eine bedeutende Ausbeute an Edelmetallen; ersteres Gold und Silber zu Gchemnitz, Kremnitz und Schmöllnitz, letzteres Namentlich zu Zalathna, Ubrudbanya und VereS-patat; doch finden sich diese Metalle in Erzen "uch im Banat (zu Nagy Bcucha und Oravica), ^selbst auch einiges Waschgold, während das Silberbergwerk zu Kirlibaba iu der Bukowina Aufgegeben wurde. Die jährliche Ausbeute beträgt ^ den österreichischen Karpathen circa 1750 Kilo Aainme Gold und 33.UN0 Kilogramme Silber. Kupfererze werden bei Schmdllnitz, zu Nagy-^anya, Reg-Vanya, Oravica in Ungarn, zu ^orita in der Bukowina, sowie in Sieben- bürgen gegraben; Quecksilber wird zu Nlt' Wasser bei Schmöllnih und bei Zalathna gewonnen; Blei zu Schemnitz, im Banat, in Siebenburgen und in Galizien. Von geringerer Wichtigkeit ist der Bau anf Galmei (zu Oravica und bei Kratau), Kubalt und Nickel (zu Dobschau) in Ungarn, Zink in Galizim (im Krakauer Kreise). Sehr belangreich ist die tar. pathische Ei fen pro duct ion. Ungarns vorzüglichste Eisengruben liegen im Sohlrr, Oömörer und Zipser Comitate, dann im Bannt; die sie benbnrgischrn im Hatzegcr Thal, bei Oyalär, die galizischcn in den Thälern vun Sandcc, Sambor und Stry, der Bukowina bei Ialubrni, Schlesien« bei Ustron, woraus hervorgeht, daß das Eisen fast über das ganze Karpathengebiet stellenweise verbreitet ist. Die jährliche Eisen» 176 Die Karpathen. ausbeute beträgt über 2'/,, Millionen Nr. Clr, Noch größer ist der Reichthum an Salz, von dem jährlich gegen 4 Millionen Wr. Ctr. ge^ Wonnen werden. Hierin steht Oalizien obenan, das an Steinsalz bei Wieliczka in den West-karpathen und Sudsalz bei Solotwina und Delatyn im Waldgebirge zusammen allein gegen 2 Millionen Wr. Ctr. ausbeutet. Ungarns Salzreichthmn ist in der MarmaroS aufgespeichert, der Siebenbürgens zumeist bei Waroö lljvä,r im inneren Berglande; er ist der großartigste, wird aber noch sehr wenig ausgebeutet; in der Buko wina gewinitt man Stein und Sud salz zu Kaczyta (bei Solka). Auch au fossilen Koh len bergen die Karpathen ungeheure Schätze, die aber noch nicht überall genügend ausgebeutet werden. Stein kohlen fördert man bei Ne»ica im Banat, am Pnlcanpassc in Siebenbürgen, bei Mährische Ostrau ill Mähren uud Polllifch Ostrau ill Schlcsieli. ferner im Krakauer Gebiele zu Tage, Brauutohlcn besonders bei Gran und bei Kran stadt, zusammeil nahe an 30 Millionen Wr. Ctr. jährlich. Endlich ist der galizische Karpathen. District zwischen Scmdec und Drohobycz reich an Petroleum. Fügen wir hinzu, daß auch Schwefel, Lehm, Bausteiue Marmor, Alabaster) gewonnen werden, und daß in Ungarn und Siebenbürgen die Ausbeute uon Edcl^ uud Halbedelsteine» uud Bergtrystallen (Opale im Sarusrr Coinitat, Amethyste, Chatcedone, „Mar maroscr Diamanteil") nicht ohne Belang ist, so dürfte das gedrängte Bild von der reichen mineralischen Ausbeute in den Karpathen voll' endet sein. Pflanzen- und Thierleben. Aehnlich wie in den Alpen ist ein sehr bedeutender Theil des Gebirges mit Wald bestanden, der noch in vielen Gebieten, wie in der hohen Tatra, im Waldgebirge und in Partien der siebenbürgischen Karpathen, den Charakter des Urwaldes trägt. Laubwald, Nadelwald, Krummholz folgen stufenweise übereinander. Ebenso gibt es hier eine Region der Alftcnwiescn, welche in gewissen Gegenden, wie in der Tatra und im siebenbürgischen Hochlande, eine vollständige Alpen- oder Sennwirthschaft veranlaßt. Tiefer unten werden die Graswiesen zur Heu- und Grummetproduction benützt, während die untere Bergregion namentlich an dem Südabhängen einen trefflichen, selbst weltberühmten Wein reifen läßt. Das innere Bergland Siebenbürgens bietet auch für den Tabakbau geeigneten Boden. Auch in den Karpathen ist bereits die freilebende Thierwelt von geringerer Bedeutung. Zwar beherbergen die Höhen der Tatra und des siebenbürqischen Alpenlandes noch zahlreiche Munnelthiere, aber die Menge der Gemsen ist in rascher Abnahme begriffen und kundige Jäger schätzten schon vor einem Decennimn die Zahl der Gemsen im Tatragebirge kaum auf hundert. Dagegen sind die gefährlichen Raubthiere Bär und Wolf hier noch bei Weitem nicht ausgerottet und wenn sie auch in dem westlichen Gebiete immer spärlicher auftreten, so ist ihre Zahl im Osten des Waldgebirges sowohl ungarischen als galizischen Antheils wie in der Bukowina und in Siebenbürgen immer noch eine respectable, da sie von Osten her stets Zuzug erhalten. Noch 1858 wurden in Siebenbürgen 123 Bären und 834 Wölfe erlegt. In Galizien findet sich auch noch der Luchs, während es Füchse im ganzen Gebiete in Menge gibt. Edelwild wird in Ungarn in großen Thiergärten gehalten, lebt aber namentlich in Siebenbürgen in größerer Menge noch frei. Die Gebirgsbäche und Seen sind von zahlreichen Fischen, namentlich Forellen belebt. Bezüglich der Viehzucht, welcher hier in den Karpathen einige charakteristische Formen eigen sind, wurde bereits bemerkt, daß Alpenwirthschaft in den höheren Gebirgsgegenden betrieben wird. Neben Rindern und Ziegen weiden in der Tatra auf den Berghohen auch Pferde. Die Schafe, welche man in den mährischen, ungarischen, galizischen und siobenbürgischen Karpathen in großer Menge hält, werden ebenfalls den Sommer über auf die Hochweiden getrieben, die Schafherden der Grenzgebiete Siebenbürgens überwintern eigenthümlicher Weise gewöhnlich ill den Donaufürstenthümern. Die Bewohner der Karpathen. Obwohl wie in den Alpen in dem mn-fangreichen Gebiete der Karpathen verschiedenen Nationen angehorige Bewohner sich niedergelassen haben, so überwiegt doch die Zahl der Slaven die anderen Die Bewohner der Karpathen. 177 Elemente der Bevölkerung sehr bedeutend. Die gesammten eigentlichen Karpathen sind fast ausschließlich von Slaven bewohnt. Diese, nordslavischen Stammes, sind im Westen die czechischen Slovaken (im Karpathengebietc Mährens neben den Walachen, welche als Oebirgshirten an der obern Aeöva wohnen, und in Nord-westungarn); unter den Slovaken Ungarns sind die Hornyaken, die eigentlichen Gebirgs-Slovaken, und Copaken, die slouakistrten Ruthenen im Norden der Magma, hervorzuheben. Ihnen nördlich benachbart w«hncn die Polen, welche das Karpathenland Schlesiens, wo sie Wafserpolakcn heißen, zum größeren Theile und Westgalizien innehaben, wo die eigentlichen Gebirgsbewohner von den Beskiden bis zur Tatra Goralen genannt werden. Oestlich an sie grenzen die Ruthencn, deren Gebiet nicht bloß ganz Ostgalizien, sondern auch das nordöstliche Ungarn und die westlichen Districte der Bukowina umfaßt. Die Gebirgs-Nnthenen Galiziens heißen in den westlichen Gegenden von den Quellen des San bis zur Lomnica Bojken, von dort bis in die Bukowina Huculcu, die ruthenischcn Gebirgsbewohner Ungarns Vcrhovinaer. Zwischen den Slaven wohnen in Schlesien, im angrenzenden Westgalizien und größere Sprachinseln in der Zips, in den Bergstädten Ungarns und im Banate bildend Deutsche. In Ungarn reichen die Herren des Landes, die Magyaren, nur hie und da in die Vorhöhen des Gebirges, während sie im sicbenbürgischcn Hochlande mit den verwandten Szoklern im Osten überwiegen. Mehr als die Hälfte der Bewohner Siebenbürgens sind Rumänen oder Walachen, welche bis in das Banat nach Südwcst und in die Bukowina nach Nordost reichen und sich an die Rumänen der angränzenden Moldau und Walachei anschließen. Da die übrigen Bewohner Siebenbürgens theils Deutsche (Sachsen), theils Bulgaren (auch in den Bergwerksdistrictcn des Banats), theils Armenier oder Zigeuner sind, welche letzteren man auch iu der Bukowina und in Ungarn findet, so zeigt Siebenbürgen im ganzen Karpathengebiete die gemischteste Bevölkerung. Wie in allen hohen Gebirgen sind auch in den Karpathen die breitesten und tiefsten Thäler, welche zur Ebene sich öffnen, an: dichtesten bewohnt; höher in's Gebirge hinein nimmt die Bewohnerschaft immer ab, bis endlich die höchste Wcidercgion nur mehr Schauplatz eines sommerlichen Hirtenlcbens ist. Die Westkarpathen haben eine viel zahlreichere Bevölkerung als das Waldgebirge; dieses wird desto menschenleerer, je weiter es sich nach Osten erstreckt, bis die Bevölkerung iu der Marmaros, wo 20 Menschen auf I uMn., ja in den Hochthälern nur 10 Seelen entfallen, die dünnste ist. Im sicbenbürgischen Plateau erfährt die Bewohner-zahl wieder eine bedeutende Steigerung, wobei freilich das innere Bergland und die Bergwerksdistrictc sehr in's Gewicht fallen. Als Erwerbszweigc dienen den Karpathen-Bewohnern Ackerbau uud Viehzucht, sowie Weincultur im unteren Bcrglande; mit dem Ansteigen des Gebirges tritt die Bodencultur immer mehr zurück, die Viehzucht prävalirt und ist endlich im höchsten Gebirgslandc allein möglich. Hier herrscht und zwar vom änßcrsten Westen bis zum Südosten hin eine der alpinen Sennwirthschaft gleichende Form des Hirtenlebcns. Von Bedeutung ist anch der sehr einträgliche Bergbau, der einen großen Theil dcr Bevölkerung ernährt, während die Industrie, znmcist Hansindustric, sich fast überall noch auf einer niedrigen Entwickelungsstufe befindet, wie ja auch die Bewohner der Karpathen im Großen und Ganzen mit den Bewohnern der Alpen oder des deutschen Mittelgebirges in Bezug auf Cultur sich nicht messen können, wenn auch selbst größere Districtc hiev on eine erfreuliche Ausnahme machen. Zur Geschichte der Karpathenländer. Die ältesten Bewohner der Karpathcn-lünder waren, wie Funde in Galizien schließen lassen, Pfahlbauleutc. Zur Zeit der ^mischen Weltherrschaft bewohnten den Westen der Karpathen germanische Stämme, Umlauft, Qefteri.-una. Monarchie. 12 178 Die Karpathen. während das südöstliche Hochland mit dm vorgelagerten Niederungen der thrakische Stamm der Daker iunc hatte, letztere wurden von: .Kaiser Trajan zu Beginn des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung untcrworfeu und ihr Land als Oacük cinc bald wohlcingerichtetc römische Provinz. Während der Pölkerwanderuug theilten die karpathischcn Gcbirgsläuder die so wechselvollcn Geschicke des Donautieftandes; das Eiserne Thor an der Douaucnge war nicht im Stande, den stromaufwärts gerichteten Zug der Volker abzuhalten. Nach dem Vorherrschen germanischer Volker, dann der Hunnen und Avarcn gewannen die schon im li. Jahrhundert cingewandertcn Slaven im Westen nnd Norden bleibende Wohnsitze. Die nachrückenden Magyaren stürzten die Slavenherrschaft uud cs wurde, freilich erst lange darnach, der Kamm der Karpathen die Grenze zwischen dem Reiche der Ungarn und dem slavischen Polcnreichc, das mit dem Ende des <.». Jahrhunderts in die Geschichte eintritt. Die weiteren Schicksale Ungarns mit Siebenbürgen, Polens und des mährisch-schlesischen Karpathenantheils können hier füglich Übergängen werden, um so mehr als im besondercu Theile dieses Wertes ohnehin cinc übersichtliche Darstellung der Geschichte dieser Länder folgt. Aus der Einleitung ist bekannt, daß 152N Mähren, Schlesien und Ungarn, 16W Siebenbürgen, 1772 die Zips und Galizien, 1777 die Butowiua und 184N das Krakauer Gebiet österreichisch wurden, welche an dem Karpathensystem nebst dem außerüsterreichischcn Numäuicn theiluehmen. Die Erforschung der Karpathen, noch lange nicht abgeschlossen, datirt erst seit neuester Zeit'). Wenn auch schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts (1708) ein Käßmarker Rector, Georg Buchholz, aus Forschungstricb die Tatra bereiste, so wurden die westlichen Karpathen doch erst in unserem Jahrhundert der Gegeustand streng wissenschaftlicher Untersuchungen. So stndirte der schwedische Botaniker Wahlenberg 1813 die Flora der Tatra nnd veröffentlichte hierüber ein treffliches Werk. Spater haben sich um die Erforschung namentlich der Tatragcbirgc A. v. Sydow, v. Sonklar, Koristka u. a. bedeutende Verdienste erworben. Siebenbürgens Hochland, wo erst seit 1842 durch einen österreichischen Gencralstabs-Officier zuverläfsigc Hohcnmessungen begannen, ist in der Folgezeit durch Georg Binder eingehender erforscht worden, obwohl bis heute noch nicht genügend. Erwähnt sei hier noch, daß seit kurzem in Käßmark ein „Karpathen-Verein" mit ähnlicher Tendenz wie der deutsche und österreichische Alpen-Verein besteht. Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen in den Karpathen. Wiener stuß Meter Oerlsdorfer Spitze .... 6374 264? Lomnitzer Spitzt.....8371 2646 Negoi........8046 2543 Buöeö........7969 2519 Vunetura-Butiaim .... 7956 2515 Retyesat.......7696 2496 Großer Krivän.....7664 2492 Äuhhorn.......7218 2281 Vuruu Piatra.....6936 2192 Pietroful.......6666 2107 Djumbir.......6462 204.'! Vurvu.Omului.....6360 2010 Wiener ssuß Mlwr l^uk^s........6150 1944 Krülova Hola.....6138 1940 Bihar (Kuturbeta) .... 5840 1846 Mmttje le märe.....5784 1828 Bistra........5730 1811 Mnncsel.......5640 1783 Harqita .......5508 174 l Popadje .......5490 1735 Vadia-Gura......5442 1722 Krivän Fatra .....5275 166? Kritzna........4974 1572 FaboüaHola......4560 1441 ') Die Karpathen führten schon im Alterthum den Namen ^ /5«(»7i«?»??; die hohe Tatra wird bereits in Urkunden des 10. Jahrhunderts insmte» 1'cUri genannt, und ihr Name, der „weiße Berge" bedeuten soll, auf das Sanskrit zurückgeführt. Eharalterbilder aus den Karpathen. 179 Wiener ssuß Mctev Pnjana Rlchla , . . , . 4302 I860 RußkyPitt ......4122 1303 Kmehyuia.......3962 1252 Neptsko........3954 125N Borc,o°PrundPaß . , . . 3682 1196 Rlldoßt........Z589 1135 Simouta.......3426 1083 Innovecz.......3325 1051 Sitno........3^58 1030 Iavokiua.......3060 967 Bolvkr........2994 946 Wieucl ssuß Meter BüdöS........2898 916 Volovec........2820 892 HidegHegy......2736 665 Iavornik Kelsty.....2712 857 Kiovisko.......2580 816 Kukuiavll.......2364 747 Steiuberq.......2322 734 IMunta-Paß .....1901 601 Thebnertoqel......1622 513 Tokayer Berg.....1608 508 RithenthurmPaß .... 1084 352 Charakterbilder aus den Karpathen. 1. Eine Besteigung der Lomnitzer Spitze. Am Morgen des 8. Septembers 185>!>, erzählt von Sonklar, hatte sich das Wetter so weit aufgeheitert und die Luft so beträchtlich abgekühlt, daß wir uns für diesen Tag, der der Besteigung der Loinnitzer Spitze gewidmet wurde, eines dauernd günstigen Zustandes der Atmosphäre versichert halten konnten. Schon Tags vorher war für zwei verläßliche Führer und für die Zusammenstellung eines genügenden Mundvorraths bestens gesorgt worden. Die Führer weckten uns um 5 Uhr und etwa um ^7 Uhr Morgens traten wir, ich und mein Reisegefährte H.. den Ausflug von dem Curorte Schmecks am Südfuße der Lomnitzer Spitze, unserem Standquartiere, an. Die Luft war rein und frisch und das Thermometer gab seine Temperatur um 6 Uhr Früh mit — I" l> C. au, weshalb auch cin ziemlich dicker Reif auf dem Grase lag, dessen Krystalle unter dem Sonnenlichte, das ihm freilich ein schnelles Ende bereitete, gleich unzähligen winzig kleinen Diamanten funkelten. Der Weg erhebt sich, von den zwei oberen Sauerquelleu augefangen, in nordöstlicher Richtung auf dem waldigen Rücken des Bierbrunnberges, den wir jetzt mit raschen Schritten überwanderten. Den Boden deckte allenthalben, bis nahe an die Grenze der Baum» region hinauf, das niedere Strauchwerk der Heidel- und der Preiselbeere in dichter, wenig unterbrochener Masse. Hat man den jenseitigen, gegen das Kohlbach- oder Kahlbachthal schauenden Vlbhang des Berges erreicht, so senkt sich der gutgehaltene Weg lnit einigen Zickzackwindungen in das genannte Thal hinab und bald erreicht man auch den Kohlbach selbst, der wild und lärmend über größere und kleinere Granittrümmer hinwegschäumt. Nun geht es eine Weile lang über ebenen, zum Theil sumpfigen Grasboden; dann kommt wieder Wald, aber er ist dünn und seine Bäume sind auf ihrer gegen Norden gewendeten Seite, durch die aus dem oberen Thale hervorbrechenden Stürme meist arg zugerichtet und der Aeste ledig. Nun währt es auch nicht mehr lange, bis man eine Brücke über den Kohlbach betritt, ober welcher sich der sogenannte kleine Kohlbachfall befindet, der fein Renomms dein merkwürdigen Ereignisse verdankt, daß hier der Bach in zwei Absätzen etwa 3« Fuß tief herabstürzt und nebenbei ein wenig Lärm macht. Wollte man in Tirol, im Pinzgau und in Kärnten dasselbe System befolgen und jeden 30' hohen Wasserfall zu einer B erühmtheit machen und mit eigenen Namen belegen — es käme da der menschliche Verstand bald an sein Ende. Das Kohlbachthal ist übrigens an dieser Stelle schon beträchtlich enge, mit Trümmermafsen bedeckt und von wildem, unwirthlichem Aussehen. Zur Linken des nordwärts gewendeten Blickes stürzt die Schlagendorfer Spitze mit 12* 13Y Die Karpathen. steilen, fast senkrechten Wänden zu Thal; rechter Hand steigen, kaum weniger schroff, die bunten Granitmauern des ^onmitzcr Kammes empor, und in der Mitte ziehen die unsäglich zerscharteten Zinken und Nadeln des beide Kohlbachthäler trennenden Mittelgrats mit ihrer Eutfcrmmg an Höhe nnd Kühnheit immcr wachsend den, Centralkamme zu. Mit Rücksicht für diejenigen, die die Lomnitzcr Spitze ersteigen oder auch nur das kleine Kohlbachthal besuchen wollen, ist es ein großer Nachtheil, daß sich der Weg vom Bicrbrunnbcrge so tief zu Thal senkt, indem dadurch ein großer Theil der gewonnenen Höhe verloren geht und durch Berganstcigcn wieder eingebracht werden muß. Bei der vorhinerwähnten Brücke ist mau dem Vercinigungspunktc des großen und kleinen Kohlbachthaleö bereits vorübergegangen, weßhalb sich der Steig jetzt auf den waldigen Fnß des hier endigenden Mittclgrats erheben, und bald darauf wieder zn dein Nette des kleinen Kohlbachthalcs herablassen muß, den er vermittelst einer leichten Brücke übersetzt. Das große Kohlbachthal bleibt sofort linker Hand als eine ode, traurige, trümmcrerfülltc Wildniß liegen. Hier, wenn ich nicht irre, oder vielleicht auch schou früher, kommt dem Wanderer ein anderes, viclgcrühmtcs Wasscrkunststück der Karpathen zu Gesicht, das den hochtrabenden Namen „Ricsensall" trägt und dazu dient, das „kleine" Kohlbächleiu über eine senkrechte Felswand, mit einem Ruck, 50 bis 80 Fuß tief hinabfallen zn lassen; eine Sache, die ganz geeignet ist, alle gewohnten Vorstellungen über das Kraftvcrmügcn der Riesen zu Grunde zu richteu. Von der kleinen Kohlbachbrücke angefangen, wird die Nciguug der Thalsohlc eine Weile lang etwas stärker, und der Weg steigt jetzt dieselbe Thalstufc hinau, die den Aach zu dem eben erwähutcn Wasserfalle nöthigt. Dieses kleine Hinderniß ist nun ebenfalls der „Ehre" eines eigenen Namens theilhaftig geworden; es wird nämlich „Treppe" genannt und ist in der That so unbedeutend, daß wir auf dem Rückwege, als wir unseren Führern voraneilten, es ganz und gar übersahen. Noch immcr ist hier der Baumwuchs kräftig und der Boden von dem dichtesten Heidelbcergestrüppc überwuchert. Hat man die Höhe der Treppe erreicht, so liegt dein Auge die hohle Gasse des kleinen Kohlbachthales offen, eine tiefernste, schauerliche Steinwüstcnci; ein altersgrauer, vom Zahn der Zeit zernagter und vcrschründeter Felsspalt, voll rauher abschreckender Größe. Für ernste Wand'rer ließ die Urwelt liegen In diesem Thal versteinert ihre Träume. Leu au. Nach einer kleinen Weile wird der Weg wieder etwas ebener; doch ist er, der zerstreut oder thcilwcisc in chaotischer Unordnung überemanderliegendcn Fclsbrockcn wegen, noch immer holperig genug. Nach und nach werden auch die Bäume seltener und die letzten Exemplare, zwei ehrwürdige, von: Schimmel des Alters überzogene Fichten, sahen wir, etwa eine Viertelstunde abwärts des Feuersteines am rechten Ufer des Baches. Das Thal ist hier auf beiden Seiten von sehr steilen, fast senkrechten Felswänden eingeschlossen und nur auf der linken Thalhälftc zieht sich ein langes, an das Gebirge gelehntes, mit Krummholz und spärlichem Graswuchs überdecktes Schuttprisma hin, und reicht bis zum Bache herab. Auf der andern Seite aber steigen, vom Thälgruude augefangen, die steilen und zerrissenen Fclsgebilde des Mittctgrats ohne Vermittlung bis zu den Gipfeln empor, die in den kühnsten und bizarrsten Formen gegen den Himmel aufstarren; und nur in den tieferen Einschnitten dieser aller Vegetation lcdigen Granitwand hängen hie und da ein- bis zweitausend Fuß hohe Schuttkcgcl in'S Thal herab nnd verstärken nur noch mehr den melancholischen Eindruck, den die wilde Schlucht hervorruft. Nach 1 ^ Stunden feit unserem Anft brnchc von Schmccks Langten wir bei dem sogenannten Fcncrsteine an, der nichts anderes ist als ein ungeheurer, neben dem Bache liegender Granitblock, ans einer Seite etwas zugeschärft, und unter sich cincn hohlen Raum bildend, in dem, wenn nöthig, 6 bis 8 Menschen einen leidigen Unterstand gegen losgebrochenes Unwetter finden. Charakterbilder auS den Karpathen. 181 Hier ward das in Schmecks eingenommene Frühstück nach Bergwandererart mit hartgesottenen Eiern, Liptauer Käse, kaltem Fleische und gutem Hegyallya-Wein fördersam ergänzt. Noch war die Luft frisch; das Thermometer gab seine Wärme um 8'/.^ Uhr mit ^ 2"8, die des Baches nebenan mit 4- 4 "4, und die einer schönen Quelle einige 190 Schritte oberhalb des Feuersteines mit -^ 4"2 6. an. — Nach halb-stündigem Aufenthalte ward aufgebrochen, erst etwa 1NW Schritte im ebenen Thalgrnndc aufwärts gegangen und dann rechts ab die Richtung gegen die Höhe genommen, wobei ein mäßig steiler, mit Krummholz und Stcinschutt bedeckter Abhang «betreten wurde. Hier trafen wir auch bald auf den am vorigen Tage gefallenen Schnee, der, im raschen Wcgschmelzen begriffen, die Pfade naß und glatt machte, und bis auf die Höhe des Lonmitzcr Kammes, wo ihn die Sonne bereits gänzlich weggeschmolzen hatte, ein Hinderniß unserer Bewegung war. Nach etwa einer halben Stunde geraden Ansteigens bog der Weg gegen die rechte Seite ab, und führte bald darauf zur fogenannten „Probe", d. i. zu einem sehr steilen, mit glatten und wenig gangbaren Gneistafeln bedeckten Felsspalt, der, obwohl von nur geriugcr Vänge, einige Schwierigkeiten bot, namentlich in Beziehung auf die, durch die Vorangehenden unwillkürlich aus dem Gleichgewicht gebrachten und in's Rollen gcrathenden Steine, wodurch, bei Mangel au Vorsicht, die Rückwärtsgehenden leicht beschädigt werden tonnten. Früher schon hatten sich auf dem Gebirge Nebel gezeigt, die uach und nach an Menge, Umfang uud Dichtigkeit zunahmen, meist aus der Tiefe heraufzogen, uns einholten, über uns wcghuschtcn und zeitweise an den höheren Theilen des Gebirges hängen blieben. Diese Wahrnehmung betrübte uns einigermaßen; doch hofften wir, es werde die Sonne, wenn sie gegen Mittag an Kraft gewonnen haben wird, dich Dunstmassc zur Auflösung bringet«. . Jetzt geschah es, daß wir nach einer neuen Wendung dcn hoch über einer Wolke schwebenden, schrecklich geschalteten, und wic eine ungeheure Säge blickenden lonmitzcr Kamm vor uns sahen. War er etwa ciu vergessenes Werkzeug der Titanen, mit den: fie einst, ehe Ordnung war in der Welt, dieses Gebirge so jämmerlich zersägten und verwüsteten? Bei der geringen Entfernung des Kammes von unserm dmnalMN Standpunkte, bei feiner Höhe lind bei den. Umstände, als ihm dcr Ncbel uutcrhalb gleichsam dm Bodcn unter den Füßen wegzog, schicn er bereit, sich int nächsten Augenblicke auf unsere Köpfe hcrabM stürzcn. Wenn wir nun auch nicht wirtlich an die Möglichkeit eines so außerordentlichen Ereignisses glaubten, so verursachte uns doch die etwas schwindlichc Perspective des ^omnihcr Kammes, von dcm uns bekannt war, daß wir ihn alls unserem Wcgc ersteigen mußten, einiges Mißbehagen. — Um '/4 nach !> Uhr standen wir bereits anf der „Kanzel", dic aus cinigm fcltsam vorspringenden, phantastisch hingestellten Granitsäulcn besteht, von welchen weg man frei in den Abgrund unter sich, und in viele Schrecknisse des Kohlbarhthalcs hineinblicken kann. Nebenan .zog sich jetzt eine tiefe in die Bergwand einschneidende Kluft, die lonmitzcr Kmmuschluchl genannt, von dcr Höhe in's Thal; wir selbst standen auf ihrer rcchtcn Seite, während dcr vorbefchricbcnc Eägckamm mit nackten, unsäglich schroff abfallenden Felswänden sie auf ihrer rcchtm Seite begleitete. Nach weiterem -^ stündigcn Klettern in dcn verworrensten Windungen, ilbcr tiefe Wafscrrünste, über lockere Schutthalden nnd thcilwcisc über mageren Grasboden, erreichten wir endlich dcn Lonmitzcr Kamm u. z. an eincr Stelle, die dcr Dichtung dcr lonmitzcr Schlncht entsprach, einen tiefen Einschnitt in den Berggrat bildete, uud dcn eigentlichen Vomnitzcr Kamm, dcr sie um mindestens 15>(»0' überragte, Wr rechten Hand liegen ließ. Von diesem Punkte aus, auf dcm wir uns eine l5. Minuten lauge Rast gönnten, hätten wir uns cincs Blickes in das Steinbach^ chal crfrcucu köuncn; aber dergleichen war jetzt unmöglich, dcun die Tiefen lagen "Ue nnter dcr Hülle eincr grauen Ncbclmassc verborgen, die woh< hin und wieder Ncktc, sich jedoch niemals derart verschob, nm uns den Boden des Thales scheu W lassen. 182 Die Karpathen. Von hier aus wendete sich jetzt unser Weg gegen die linke Seite der ßom-nitzer Spitze zu, die nun ganz in der Nähe, wohl noch etwa 2000 Fuß und darüber hoch, sich wild und trotzig in die tiefblaue Luft aufthürmte. Die Rauheit des Gipfels war so arg, daß er von hier aus angesehen, ein riesiges Agglomerat von losen, mit möglichster Steilheit kegelförmig aufgeschichteten Granitblöcken schien, die in ihrer beispiellosen Zerrissenheit und weißgrauen Nacktheit einen nahezu unheimlichen Eindruck hervorbrachten. Es war '/4 über 10 Uhr, als wir den Sattel verließen. Nach kurzer Zeit erreichten wir ein kleines Bächlein, das für die Höhe, auf der wir es fanden, und für die fast absolute Vegetationslosigkcit der obern Theile des Gebirges alle" Anerkennung verdient. Es hatte sich einen tiefen Runst durch das Gebirge gefressen, in welchen: wir, etwas unterhalb unseres Weges, einen Fleck alten körnigen Schnees sahen, der ungefähr die Ausdehnung von zwei bis drei mäßig großen Zimmern hatte, und wahrscheinlich einer jener Gletscher war, die der Tatra den Ruf eines Eis- und Schneegebirges verschafften. Weiter oben sahen wir in engen, von der Sonne abgekehrten Schluchten noch einige Schneeansammlnngen dieser Art. In der Nähe jenes Bächleins hörte selbst der bisher ziemlich karge Graswuchs auf, und unsere Füße betraten fortan nur mchr den nackten, kaum hie und da von dünnen Flechten überzogenen Fels. Jeden, der das fröhliche Grün der Alpen gesehen, jene üppigen, zusammenhängenden Grasmattcn, die oft bis zur Höhe von 7000" hinauf eine förmliche Wiesencultnr gestatten, und bis zu 8000 und 9000^ den Herden ein reichliches Futter gewähren, den wird die Grasarmuth und Sterilität der Karpathen überraschen. Und doch ist es ein Urgestein mit reichem Feldspath-gehalt, aus dem dies Gebirge besteht. Selbst den Kalkalpen im Norden Tirols, im Salzburgischen, ill Oesterreich und Stciermark, mit ihren schroffen Klippen und scharfen Kämmen, muß in Beziehung auf Vegetation der Vorrang vor der Tatra eingeräumt werden. Die Gestcinsart, ans welcher die Lomnitzcr Spitze besteht, kann nicht unbedingt für Granit erklärt werden. Haben auch kleinere Handstückc und selbst kleinere Blöcke allemal ein streng granitifchcs Gcfügc, so ist doch dic Bcrgmassc im Ganzen deutlich geschichtet und der Parallclismus der Schichtflächm unverkennbar. Dies tritt besonders da klar zu Tage, wo der Fels einen auf die Schichtung senkrechten Abbruch bildet. Diese Schichten, deren Dicke oft 2—3' und darüber beträgt, sind dagegen nirgends durch eine vermehrte Anhäufung eines oder des andern Bestandtheils des Granits von einander getrennt, sondern es wird die Schichtung einzig und allein durch seine Eontmuitätsstörungcn in der Masse hervorgebracht, die auf die innere Textur der Fclsart keinen Einfluß nehmen, dem Ganzen aber ein blätteriges Ansehen geben. Ich möchte die Fclsart Gncisgranit nennen. Die Schichtung streicht beiläufig von Ost nach West und erscheint alls der nördlichen Seite, das heißt gegen die Spitze zu, gehoben, was denn zur Folge hatte, daß der größte Theil der unzähligen Klippen und Nadeln, sowohl hier als auf dem Lomnitzcr Kamm, gegen Norden hin geneigt erscheinen, und manche unter ihnen oft weit überhängen und die abenteuerlichsten Gestalten zeigen; bald sind es Sägezähnc, bald schiefe Zacken und Zinnen, bald wieder hängende Thürme u. dgl. Diese Schichtung des Granits ist aber auch der Hauptgrund der, beziehungsweise zur Schroffheit, nicht allzuschwierigcu Ersteigung der Lomnitzcr Spitze. Durch die Abschälung der obern Schichtcntheile geht fast allenthalben ein Schichtenkopf zu Tage, wodurch sich die Abhänge zu einem verworrenen Stufcn-wcrk gestalten, das, feiner Festigkeit wegen, das Emporklimmen weder sehr ermüdend noch gefährlich macht. Mühsam bleibt es indeß in allen Fallen, besonders für den Ungeübten; lind wer seinen Kopf nicht vollkommen schwindelfrei weiß, der könnte hier an manchen Stellen allerdings in kritische Lagen gerathen. Auch ist es wahr, daß man oft genug mit den Händen zugreifen muß, um sich über manche hohe Stufe hinüberzuhclfen, lind daß sich zuweilen für den Tritt nur eine schmale Felscnkantc Charakterbilder aus den Karpathen. 183 darbietet; aber eine wesentliche Gefahr geht daraus für den mnthia.cn und kräftigen Bergsteiger doch nirgends hervor. Denn wo den, Fuße für einen Altgenblick auch dic nöthige Stütze fehlt, da finden die Hände hinreichende Gelegenheit, die erfordere lichc Sicherheit wieder herzustellen. bängere Zeit hindurch hielt sich unser Weg auf der östlichen Seite des von der Spitze zum ^omnitzcr Sattel herabstrcichcndcn Fclsrückcns, bis wir ihn etwa eine halbe Stunde vor dem Gewinn des Gipfels überschritten, und mm auf dem, dem Kohlbachthalc zugekehrten Abhänge weiter kletterten. Am steilsten ist unstreitig das letzte Stückchen des Weges, d. i. die letzten 100 oder 200 Schritte zur Spitze hinauf. Noch fehlten einige Minuten auf '/.^2 Uhr, als wir den Gipfel des Berges betraten. Es waren daher nicht volle 3 Stunden seit unserem Aufbruche von dem Feuersteine und kaum ^ Stunden seit jenem vom Voumitzcr Kammsattel verstrichen. Die Führer hatten die Artigkeit, nns zu versichern, daß noch nie ein Fremder unter denen, die sie bisher geführt, den Gipfel in so kurzer Zeit erreichte, beider aber bot uns dieser hohe Punkt jetzt nicht die umfasscudc uud herrliche Fernsicht, die er uutcr anderen, günstigeren Umständen zu bicteu vermag. Weder uou dem reichen, blühenden Ticflandc der Zips, noch von der unermeßlichen polnischen Ebene war irgend etwas sichtbar; obgleich der Höhcrc Theil des Gebirges im Sonnenlichte stand, so war dafür die Tiefe, n. z. die nahen Thäler so gut, wie die eutferutercn Ebenen, von cincr dichten, vollkommen zusammenhängenden, überall scheinbar gleich hohen und auch in ihrer Farbe nur sehr unbcdcutcude Verschiedenheiten ausweisenden Nebclschichte bedeckt, die auch kcincu Augenblick lang auseinander rückte, nm nns irgend ein Object des tieferen Bandes erblicken zu lasscu. Nur der die Zipser Ebene südlich abgränzcudc hohe Bcrgkamm, welchem der Königsberg angehört, und auf der nördlichcu Seitc irgcud ein hoher Pnnkt der Arvacr Karpathen, etwa die Babagurn, warcu diejcuigcn entfernteren Gegenstände, dic ails der allgemeinen NcbcllMe mit t'larcu und sicheren Umrissen heraus tratcu. Dafür aber bot diese einförmige, stockende Duustdcckc eine Täuschung, deren Nciz vielleicht dem Gcnnssc des rcinstcu Wetters nahe kam. Sie gab nämlich allein tieferen Laudc, hüben wie drübcu das Anschcn, als sei es von cincr ungeheuren, wcißlcuchtcuden Sce bedeckt, aus bereu Mitte das Tatragebirgc als eine wilde, felsige Insel emporragte. Besonders gcgcn Südcn hatte das Meer, dessen Wogen unter dein wehenden Nordost laugsam dahiutricben, einen durch nichts gestörten Zusammenhang, und hier war dcnu auch die Illusiou so vollkommen, wie sie besser nicht zu wünschen gewesen wärc. Was sich aber ungeachtet des Nebels ill der Tiefe iu hinrcichmdem Grade übersehen ließ, das war der Bergstock selbst, mit dem grüßten Thcilc seiner Spitzen, cincm guten Stücke seines Hauptt'amms mit mehreren Seitcnkämmcn, und den Thal-deprcssioncn dazwischen. Die Vomnitzcr Spitze nimmt in diesem Gebirge durchaus keine weitaus domiuircudc Stellung ein, um cine vollständige Uebersicht aller Theile gewähren zu könucn. ^icgt sie doch nicht selbst im Ecntralkammc, sondern etwas südwärts desselben, wodurch ihr von einigen hochragenden Spitzen der ganze nördliche gegen Galizicn gewendete Abfall des Gebirges bis weit in's ^and hinein verdeckt wird. Doch war dasjenige, was unser Auge von hicr aus umspannen tonnte, durchaus »licht wenig und schloß im Allgcmciucu fast dic ganze vierthalb Mcilcu bctragcuoc Vängenentwicklung des TatraMcms in sich ein. Nicht minder hieße es der Wahrheit ihr Necht entziehen, wenn wir den pittoresken Effect dicscs Vabyrinths von Felsen nicht in hohen: Grade großartig nennen wollten. Wie fuhren -sie da durcheinander, diese nackten, schneidigen .Mmmc, mit ihrcu nnsäglich wildcu Umrißliuicu, und den ticfcn, fpaltartigen, trümmcrcrfülltcn Thälern dazwischen, alls dcncn hie und da ein grünblaues Mecraugc hervorblickte! Und diese graucu Felscnscheitcl, die sich den Stolz des Gebirges nennen, wie ernst und düster strecken sie nicht ihrc Häupter zum Himmel auf, uud wic grimmig ist nicht ihr Antlitz, als sänucn sie auf Selbstmord durch 1ß4 Die Karpathen. einen Sturz in die nahen Abgründe. Da steht rechter Hand, wenn wir uns mit dem Gesichte gegen Norden wenden, erst der Durlsberg, dann etwas näher der weiße Seethnrm, der rothe Seethurm und gerade vor uns der schreckliche, nie erstiegene Karfunkelthurm, von dem im Volk die Sage geht, daß einst des „alten Tcikcls Sühn vom Schloß" aus Liebe zu einen: wunderschönen Hirtenmädchen ihn dennoch erklomm — denn was kann die Liebe nicht — und von seiner Spitze den durch eine Fee dortselbst befestigten und unschätzbaren Karfunkel mit seinem Pistol herabschoß, darob aber in den See hinabstürzte, wo er in dem Zaubcrkreisc der Feen alsbald sein Erdcndasein und Hirtenmädchen vergaß. — Nebenan, doch schon etwas westlich, steht die Eisthaler Spitze oder der schwarze Scethurm, der König unter allen diesen Thürmen, ein nadelartig zugespitzter Gipfel, an dessen südlichem Fuß aus einigen Firnflecken im Geklüfte das kleine Kohlbachthal entspringt. Dann folgen, noch immer im Hauptkamm oder ihm sehr nahe stehend, der Kastcnbcrg, der in's große Kohlbachthal hinein sieht, die Wisoka, und als Schlußstein der stolzen Bcrgbaute das schöne Krummhorn des großen Krivan. Am Südrandc des Gebirges kommen sofort der Csabi, die Mcngsdorfcr uud Gcrlsdorfer Spitze, letztere noch etwas höher als die Höhe, auf der wir stehen, die Schlagendorfer Spitze, dann in südlicher Richtung neben uns die Käßmarkcr Spitze, als der höchste unter den vielen Zacken des Lomnitzer Kammes, und zuletzt etwas östlich desselben auf der andern Seite des Steint,achthales der grüne Seethurm. Andcrntheils aber konnte sich uns nirgends mehr als hier der Charakter dieses eigenthümlichen Gebirges offenbaren; jene allgemeine grause Zerrissenheit, Zertrümmerung und Nacktheit, die ihm den Anschein gaben, als ob alle zerstörenden Kräfte der Urwelt Jahrtausende lang sich abgemüht hätten, nm es aufs ärgste zu verwüsten; deshalb aber auch nirgends eine breite, in sanfteren Linien sich erhebende Masse; deshalb alles Unruhe in dem Bilde, und gegensatzlose, unvermittelte Wildheit. Nirgends dürfte das Auge auf dem heiteren Frieden einer unter dem Sonnenlichte grünleuchtmden Alpenmatte haften, nirgends sich an der filbcrncn Pracht eines schimmernden Eis- oder Schnccfcldes erfreuen. Die Alpcnwirthschaft ist in diesem Theile des Gebirges, zum mindesten auf der ungarischen Seite, völlig unbekannt; da gibt es keine Sennhütten, keine lustigen Sennerinnen. Kein Gesaug ertönt auf den rauhen Vcrghalden; kein gellender Alpcnruf uud kein schallendes Hcrdcngeläute verkündet hier jenes poetische Bcrglcbcu, das die Alpen so reizend macht und deshalb znr Winterszeit in den Träumen des Aelplers lebt. Hier scheint die Natur alt und krank, und erschöpft von den zerstörenden Gluthcn einer leidenschaftlich durchlebten lugend. Und so mag denn die Summe aller dieser Eigenthümlichkeiten den: Tatra-gcbirgc eine gewisse rauhe Großartigkeit verleihen, aber schön und anziehend konnte es dadurch nicht werden. Seit ich die Tatra gesehen, sind nur die Alpen noch viel lieber geworden. Die Oberfläche des Gipfels ist so beschränkt und schmal, daß höchstens zwölf Personen nothdürftig und ohne Gefahr darauf stehen könnten. Einen ansehnlichen Theil dieses Nannies nimmt die Triangulirungspyramide ein. Der heftige uud fchncidigkaltc Wind, der über das Gebirge fegte, litt jedoch kein langes Verweilen anf dem Gipfel und nöthigte uns, einige Fuß tiefer auf dem südlichen Abhänge ein dein Luftstriche weniger zugängliches Plätzchen aufzusuchen, wo wir unser Mittagsmahl einnehmen konnten. Nachdem dies geschehen und alles mögliche gesehen uud beobachtet war, traten wir um '/>^ ^h^ Nachmittags unseren Rückweg an, den wir, selbst über die schwierigen Partien des rauhen Steiges, ohne Anstand fortsetzten. Um '5 Uhr, genau dritthalb Stunden seit unserm Aufbruche von der Spitze, saßen wir wieder unter dein Feuersteine im kleinen Kohbachthalc und gönnten nns eine halbstündige Rast. Mit raschen Schritten gings sofort dem Bade Schmecks zu, so daß die beiden Führer weit hinter uns zurück blieben und wir Charakterbilder aus den Karpathen. 185 unter dm vielen das Waldrevier des Bierbrunnberges durchkreuzenden Wegen den »echten errathen mußten, was uns auch glücklicherweise gelang. Unsere Uhren zeigten K» Minuten vor 5 Uhr Nachmittags, als wir unsere Wohnung wieder erreichten. Erst eine starte halbe Stunde später langten die beiden Führer an, und hatten mittlerweile zn meinen: Bedauern das uon mir mit vieler Mühe abgebrochene Handstück jenes sehr festen, röthlichcn Granits verlöret», der den höchsten Theil der Vomnitzer Spitze zusammensetzt. Wir frcutcu uns, wieder in gewöhnlichen« Kleide, und ohne die schlurren Berg-schuhe unter Menschen erscheinen zn können. 2. Hirtenleben in der Tatra. Während alls dein Südabhange der hohen Tatra, sowie im Westen, jenseits des Thales des schwarzen Dunajcc Slovaken, im südöstlichen Theile die im zwölften nnd dreizehnten Jahrhunderte eingewandertcn Deutschen wohnen, sind auf den nördlichen Abhänget! dic polnischen Podhalancn seßhaft, welche sich selbst als ganz verschieden volt den iu dcu niedrigen Bergen wohnenden Goralcn und von den Bewohnern der Ebenen betrachten, welche sie Lachen nennen. Diese Poohalanen, deren Hauptbeschäftigung die Viehzucht ist, bieten willkommene Veranlassung zum Vergleiche mit dem Hirtcnlebcn in den Alpen. Gewöhnlich haben sie Schafe, weniger Rindvieh, Pferde und Ziegen, welche auf den weiten Bcrgcbcncn eine vortreffliche, aromatische Weide finden. Die Kühe bleiben am Fuße der Tatra in den Thälern, Ziegen nnd Schafe, manchmal aber anch Ochsen nnd Pferde weiden auf den höchsten Bergen. Wie in allen alftcnmäßigcn Gebirgsländern, so intcrcssirt auch in den Tatragcbirgcn das Austreiben des Rindviehes und der Schafe auf die Berge die Bewohnerschaft des ganzen Dorfes, und man zieht mit einer gewissen Feierlichkeit ans. Kaum bringen die, welche man nach den Bergen aussandte, die freudige Nachricht, daß daö Gras hoch gewachsen sei, was erst zu Ende Mai oder zu Anfang des Inni eintritt, so rührt sich die ganze Bevölkerung des Dorfes; man reinigt die zur Wirthschaft in den Salaschcn oder Sennhütten nöthigen Gefäße, man miethet und dingt die Hirten, Bazen und Iohascn oder Iuhas.zcn, die Erfahrenen ertheilen Nath, wie man sich bei schlechtem Wetter oder gegen Wölfe zn «erhalten hat. Und wenn mm alles zu der mchrwöchentlichcn Salaschenwirthschaft, welche voni. Juni bis znm September währt, hergerichtet ist, nnd das Vieh auszieht, dann nehmen alle uon einander Abschied und wünschen sich Glück zn diesem Aufenthalte, der die poetischeste Zeit im Vcbcn des Bergbewohners ist. Die Bcwcgnng im Dorfe, bis alle ausgezogen sind, dauert drei Tage. Die Ochsen haben ihre eigenen Hirten; die Kühe werden von den Mädchen nnd den noch uncrwachscncn, jnngcn Burschen gehütet; die Iohascn sind die Schaf- nnd Zicgcnhirtcn. <5n den aus Schwarten in den Thälern aufgeführten Häuschen, die man Salascheu (Szalas)' nennt, wohnen die Hirten; Stiere lind Schafe, manchmal auch die Kühe, campircn in Micr M. Die Milchwirtschaft hat fich in den Tatragebirgen nicht so ansgebildet, ^>c in Tirol, Salzburg und der Schweiz, und ist noch völlig ill der Kindheit; dic ^chafwirthschaft dagegen hat eine größere Vollkommenheit erreicht. Jeder bereitet slch sein Essen selbst aus grobem Hafermehl; es besteht in einer Art Polenta, dic "nt Butter oder sanrcr Milch genossen wird. "m dcn Salas.hen der Kuhhirten ist kein Vorgesetzter; Jeder thut was ihm beliebt, ^"nz anders ist es ill dcn Salaschcn der Schafhirten; diese stehen unter der Anfsicht 186 Die Karpathen. eines Obmanns, welcher den Namen Baza führt. Die Eigenthümer vertrauen ihm ihre Schafe an, für welche er verantwortlich ist, und ihre Anzahl, die mit der Ausdehnung der Bergweide im Verhältniß steht, beträgt gewöhnlich zwei- bis dreihundert Stück. Der Baza ist der Gebieter der Salasche, und er weist den Iohasen die Zahl der Schafe und den Ort der Weide zu. Aus der Milch bereitet er den Käse und bewahrt diefen auf. Kaun: haben sich die Schafe an den Salaschen gesammelt, fo theilt man sie in die Hämmel und Mutterschafe ab; die ersteren gehen den ganzen Tag auf die Berge und ersteigen die unzugänglichsten Höhen, die anderen kehren Mittags zurück und werden dreimal des Tages gemolken. Jedesmal wird die Milch in einem mächtigen kupfernen Kessel, der an einem eiserneu Haken über dein Feuer hängt, gesotten und Kälbermagen hinzugethan, worauf sie sich scheidet; daun bereitet der Baza mit kräftigen Händen den Käse. Die besten Gattungen kommen von denjenigen Schafen, welche auf den hohen Bergen weiden, und werden im Juli und August gemacht. In manchen Salaschen geben sie dem Käse allerlei merkwürdige Formen, indem sie ihn in dünne Fäden ziehen, und oft muß mau erstauuen, daß eine so meisterhafte Arbeit aus Käse gefertigt ist. Während des Aufenthaltes auf den Bergen leben die Iohasen fast ausschließlich von Schafmoltc, in welche sie Kässtückc werfen, und diese einfache Nahrung ist der Gesundheit ausnehmend zuträglich, denn nirgends findet man unter den Bergbewohnern wohlgestaltetere ^eutc, als die Iohasen. Sehr gesund sind namentlich die Molken von den Weiden auf hoheu Bergen, wo die wohlriechenden Alpmtrauter wachsen, besonders für Brustleidcn, die aus allgemeiner Schwäche herstammen. Indeß ist die Zahl derjenigen, welche in den Tatragebirgen Herstellung ihrer Gesundheit suchen, sehr beschränkt wegen des Mangels au allen Bequemlichkeiten und wegen der nicht geringen Schwierigkeit, sich die nothwendigsten Lebensbedürfnisse zu verschaffen. Drei Tage, nachdem man die Schafe den Bazen und Iohafcn übergeben hat, kommen die Gazd as, deren Eigenthümer, nach den Salaschen, um sich zu besprechen. In eiuen Kübel, der ein bestimmtes Maß hat, melken sie selbst die Schafe, stellen einen Stab hinein, und geben diesen dann zurück, iudem sie eine Kerbe hinein schneiden. Im Verhältniß zur Mngc dieses Maßes müssen nun die Bazas den Gazdlls wöchentlich eine gewisse Menge Käse liefern. Die Bergbewohner haben das einförmige, von der übrigen Welt abgeschiedene Hirtcnlebcu ausnehmend lieb gewonnen, und es läßt sich nicht leugnen, daß bei schönem Wetter der Genuß der herrlichen Aussichten in der freien Natur einen uuaus-sprechlichcn Neiz hat, den die Bergbewohner sehr gut auffassen. Das Herumstreifen mit den Schafen au den steilen Abhängen und das damit verbundene sorgenlose ^eben stärkt einen kräftig gebauten Körper und macht den Geist munter und unternehmend. Dies ist die poetische Seite in dem Leben dieser Gebirgshlrtcn. Aber plötzlich ändert sich die Scene auf den Bergen, der Himmel umwölkt sich, es regnet unmäßig, und häufig macht auch der Schnee das Hirtenlebcn beschwerlich und unangenehm, letzterer bedeckt oft im Juni, Juli und August die Weiden einige Fuß tief; dann verlassen die Hirten ihre Salaschen und verlegen ihre bewegliche Wirthschaft in's Thal, ja sie kehren, wenn der Schnee sehr stark ist, in die Dörfer zurück. Die Schafe verlieren dann die Milch, ja sie erfrieren; Pferde kommen am meisten um. Sobald die auf den höheren Bergen weidenden Heroen das Unwetter und der Schnee ereilt, steigen die Schafe und Pferde immer höher in die Berge, stehen immer größere Kälte aus, irren von dieser gequält nutzlos umher, und da sic weder Salafchcn noch einen Menschen finden, der ihnen den Weg zeigt, so kommen sie mitten ill den Sommermonaten um. Die Iohascn gehen allerdings aus, um sie zu suchen, aber im Nebel wird der Weg leicht verfehlt, und sie tönuen die Thiere nicht retten; gewöhnlich kehren die Iohascn zurück, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Charakterbilder aus den Karpathen. 18? In jeder Salasche ist der Hund unerläßlich, dieser treue Begleiter des Menschen am Pol, wie am Aequator, auf den weiten Blachflurcn, wie auf den Gipfeln der Berge; gewöhnlich sind vier bis fünf Hunde zum Hüten da. Sie find von einer eigenthümlichen, in den Ebenen unbekannten Race, die sehr den Neufundländern gleicht, nur hat sie lange, zottige Haare und einen länglichen Mund. Ihre schwarzen Augen glänzen und zeugen von ihrer Kraft und Kühnheit. Am Tage gehen nur ein oder zwei Hunde mit den Schafen, Nachts aber wachen alle bei den Hürden und schützen die Herden gegen Wölfe und Bären und gegen den gleich gefährlichen Feind, den Räuber. Wenn sich ein Fremder der Salasche nähert, so fallen die Hunde ihn an und würden ihn furchtbar zerfleischen, wenn nicht die Hirten sie zurückwiesen. Diese Hunde sind ihren Herren außerordentlich anhänglich und werden auch sehr hoch geschätzt. Wie die Hirten nähren sich auch die Hunde von Molten und Milch und wollen nichts Anderes. Wo die Oertlichkeit günstig ist, hegen die Hirten einen bedeutenden flachen Strich auf einer Bergwiese ein und düngen ihn reichlich; Bewässerung ist nicht erforderlich, da in den Tatrathälcrn häufig und oft nur allzustark Regen fällt. Wcun die Bergwicscn in voller Blüthe sind, bieten sie dem Pflanzenkundigen vorzügliche Gelegenheit zur Sammlung dcr seltensten Alpenpflanzen. Im Anfang oder in dcr Mitte Augusts kommen die Gazdas, um das Gras zu mühen, auf die Berge und sammeln das Heu in kleinen, zu diesem Zweck errichteten Schuppen, die zugleich zum Schutz für das in: Walde weidende Vieh dienen; im Winter führen sic dann das Heu auf Schlitten hinab, denn es ist fchwcr und oft unmöglich, mit Wagen auf die Bergftächen hinaufzukommen. Die Iohasen verwildern manchmal. Viele Monate von den anderen Menschen entfernt, erhalten sie eine gewisse Herbheit des Charakters, der sie bei dem geringsten Porwurf, den man ihnen macht, namentlich wenn sie einen Hammel aufgezehrt haben, zu Ausschweifungen führt. Aus Furcht vor der Strafe entfernen sie sich von der Salasche uud treiben sich auf den Bergen umher, bis sie endlich zu Räubern werden. Dazu trägt die Ocrtlichkcit nicht wenig bei; nicht bloß in den Tatras ist es leicht, einen Versteck zu finden, sondern auch in den weiter gegen Süden gelegenen Bergen. Gewöhnlich geben sich die Räuber schon durch ihr Aeußcres kund, durch einen breiten Gürtel mit zahlreichen Schnallen und glänzenden Buckeln und durch eine Feder auf dem Hute. Sie fallen bewaffnet die Salaschcn an, thun aber gewöhnlich niemandem etwas zu Leide, sondern rauben nur die Käse und kochen sich au: Abend eiucn Hammel in Milch, was für den größten Leckerbissen bei diesen Bergbewohnern gilt. Die Bewohner dcr Salaschc nehmen gewöhnlich daran Theil, und die Räuber sind in den Salaschcn gerade keine unwillkommenen Gäste. Manchmal lassen allerdings solche Räuber die Salaschcn in Ruhe, fallen dagegen Reifende an, plündern Hüufer, begehen Gewaltthaten und selbst Todtschlägc; aber gewöhnlich beschränken sie sich auf den Raub von Käsen und Hammelflcisch. Uebcrhaupt herrscht bei den Podhalancn die Ansicht, das Räubcrhandwerk sei etwas Rühmliches, Adeliges; sie haben sogar eine Art Räuberlieder. Der berühmteste unter den Räubern, von dcnen die Bergbewohner sagen und singen, und zwar nicht bloß die polnischen, sondern auch die slovakischcn, ist Ianosik, aller Wahrscheinlichkeit nach keine erdichtete Person, auf die man aber alle Räuberromantik, Alles, was die Einbildungskraft dieser ein» fachen Leute Glänzendes, Vollkommenes und Bedeutsames ersinnen konnte, zusammen« gehäuft hat. Ianosik hanste namentlich in Liptau, in dcr Arvaer und Zivfcr Gespannschaft und unter den Podhalanm; er ging auch noch weiter bis zn den Tratras und Roinaucr Bergen und denen, welche sich über deu Quellen dcr Gran erheben. Aber in dcr eigentlichen Tatra uud den angrenzenden Städtchen führte er mit seinen zwölf Gefährten seine meisten Stückchen aus. Man zeigt in den Tatragebirgen noch die Stellen, wo er nach Ungarn hinüber ging, die steilen Felsen, auf denen 188 Die Karpathen. er sein Mahl hielt, die Höhlen, in denen er wohnte. Außerordentlich stark, kühn und unternehmend, cm vortrefflicher Schütze, hatte er auch sonst mehrere Eigenschaften, die ihn auszeichneten: er war ein ausnehmend flüchtiger Tänzer, hoch gewachsen, würdevoll in seiucm Auftreten und vermied Grausamkeiten, wählte sich nnr die Reichen als Opfer und beschenkte die Armen. Alle diese Eigenschaften zusammengenommen machten ihn zum Ideal im ganzen Berglande. Von seinem traurigen Ende (er wurde aufgeknüpft) erzählen die Bergbewohner mit Rührung und singen davon traurige Vicdcr. Man fiudet im ganzen polnischen und slovakischen Berglande zahlreiche Bildnisse von ihm an den Wänden hängen; gewöhnlich stellen sie ihn dar, wie er, auf eine Art gestützt, eiucm seiner Gefährten im Tanzen zusieht. So bringen die Räuber allein eine Art Abwechslung in das einförmige Hirtenleben der Podhalanen, welche trotz mancher Aehnlichkeit mit den Sennen in den Alpen von ihnen doch wieder so verschieden sind. (Nach Steinhard.) 3. Der Weinbau i« der He^yallya. Die Kette der Hegyallya oder der Tokayer Berge in der Zcmpliner Gespannschaft ist nicht bloß durch die auf ihr gedeihenden köstlichen Neben, sondern anch durch ihre schöne Form uud ihren üppigen Pflanzenwnchs überhaupt weit berühmt. Dicfcr Weingebirgszug, welcher sich nirgends über l5lw Fnß Mcereshöhc erhebt, ist sehr dcntlich begrenzt. Bon Eperics zieht er in gerader Richtung südlich bis Tokay und wird im Westen von der Torissn oder Torcza, im Osten von der Topla und dem Bodrog eingeschlossen; nur der Berg Sator zwischen Szanto und Tallya ragt alts der Kette hervor, die in einer ebenso anmuthigcn, als fruchtbaren Ebene liegt. Bon Kaschau bis Tokay siud beide Abhäuge des Gebirges mit Wciupsiauzuugcu geschmückt, deren Kostbarkeit mit dein Borrückcn nach Süden zunimmt. Den höchsten Grad von Güte erreicht aber die Traube in jeucr zwischen Patak nud Tokay liegenden Gebirgsbucht, die nach Sudostcn gcöffuct ist. Der Bezirk, worin dieses Gebirge hiuzicht, heißt ebenfalls Hcgyallya, uud seine Weine heißen in Ungarn Hegyallyai Bor. Auf seiner ganzen südlichen Seite ist das Gebirge von der Grundfläche bis zum Scheitel mit Neben, welche einen sslächcnraum von 32.5>28 Tagwerken oder 48.71)2 Morgen bedecken, nnd mit den prachtvollsten Kiosken und Veranden in abwechselnder Maunigfaltiglcit geschmückt. Am Fuße des Gebirges lagern sich amnnthige Dörfer nnd Flecken in großer Zahl uud in den mauuigfaltigsteu Gruppcu, sowie auch Prcßhäuscr nud Kcllcrgcwölbe, dcreu letztere theils auf der Süd"-, mehr noch aber auf der Nordscitc des Gebirges (nahe an tanscnd) sich befinden. An der Ostscitc der Hcgyallya, gleichsam eingeteilt zwischen deren felsiger Abdachung und dem Theißflusfc, mit dein sich hier der Bodrog verbindet, liegt Tokay, der Stapclort für den Tokayer Weinhandel. Ueber ihm erhebt sich der sogenannte Thcresicnbcrg oder Mezcs-Male (Honigseim), ein crstauncnswürdiges Kunstwerk des ansdaucruden Menschenfleißcs. Westlich reihen sich an Totay die Orte Tarczal und Zambor; weiterhiu liegt Mad a iu eine»! tiefen Einschnitte der Hcgyallya, wo der königliche Weingarten Matowicza sich befindet. An Mada reihen sich die Dörfer Natta, Tallya und Szanto, von dcncu letzteres, schon zur Abanjvarcr Gcspannschaft gehörig, den westlichen Endpunkt der Hcgyallya bezeichnet. Im Osten reihen sich an Tokay die Orte Kcresztur (Bodrog-Kercsztur), Kisfalu, Szcghy, Bcnye, Tolcsva, ^iszka, Harvatj, Zsadany, Patak, Karolyfalva uud mehrere andere, welche sämmtlich Antheil an der Hegyallya haben und vorzügliche Weine liefern. Den Schlußpnntl bildet hier Ujhely mit mehr als dreihundert in Fels Charakterbilder aus den Karpathen. 189 gehauenen Weinkellern, nach Sarospatak dcr bcvölkcrtstc Ort dcr Zcuipliuer Gefpannschaft. Dic Hegyallya ist betaniltlich vuleanischcu Ursprungs; nlchrcrc auf ihrciu Rlickcn befindliche Stellen und nraltc Pingen weisen dcntlich darauf hin, daß hier ehemals stark auf Erze geballt wnrdc; anch ist das Gebirge noch dcr Fundort niehrercr Metalle und Halbedelsteine, namentlich von Rubinen, welche in dm beiden Steinbrüchen von Sarospatak, von Karneol, Vuxsaphir, Jaspis nnd ciuigcn anderen Steinartcu, die an verschiedenen Orten zu Tage brechen. Den vorzüglichstcil Bodcn trifft man am Mczes-Malc, welcher die Mart'ung dcr Orte Totay, Tarcznl, Tallya nnd theil-weise auch Madas begreift und etwa zwei Stunden im Umfange hat. Hier besteht die Gebirgsart fast allein aus verwittertem Trapp, Fcldsvath, Bimsstein- und Perlstciu-Porfthyr. Auf dieser Stelle ist denn auch dcr Sitz dcr edelsten europäischen Traube, aus deren Trockcnbccrc das wahre Gold Tokay's gewonnen wird. Von derselben auf- nnd abwärts, das ganze Rebengcländc entlang, nehmen Mar die Trauben nicht an Menge, wohl aber nimmt ihr Saft an Güte in eben dem Verhältniß ab, wie sich ihr Standpunkt von jener kleinen Eentralregion entfernt, anf der allein das köstliche Gewächs gedeiht. Doch nicht allein dcr Boden, sondern anch das überaus milde Klima, die vortheilhafte, rein südliche Lage, dcr Schutz höherer Gebirge uor dm Nord-, Ost- und Westwinden, dic gehörige Feuchtigkeit dcr aus den Flüssen sich entwickelnden Dünste, dies Alles und endlich die Traubcnsortc selbst gibt dem Product der Hegyallya einen Vorzug vor den meisten Wcinsortcn des hohen Südens. Im Durchschnitte schätzt man den jährlichen Weincrtrag der ganzen Hcgyallya auf etwa 400.000 Eimer. Die vortrefflichsten unter den sogenannten Tokayer Weinen sind die Essenzen. Es werden mehrere, meistens weiße, frühreife und sehr zuckcrstoff-haltige Trauben, insbesondere der weiße und rothe Traminer (Formiut), sowie auch der weiße Muscatcllcr angepflanzt. Die Reben werden bei dcr Anpflanzung in dcr Regel sehr kurz bis auf einc Spanne vom Boden abgeschnitten, lind dnrch das jährliche, im Frühjahre wiederholte Ausschneiden der jungen Schößlinge entsteht ein sogenannter Kopf, auf welchen: bloß ein Zapfen und eine lange Bogcnrcbe angeschnitten werden, die aber nicht, wie gewöhnlich, an den Pfahl befestigt, sondern nach dein Boden gebogen und einen halben Fuß tief in die Erde gelegt wird, so daß zwei Endaugen dcr Rebe über dem Boden hervorstehen. Eine solche Rebe bildet von dem Stock an bis an die Stelle, wo sie in den Boden gelegt wird, einen Halbbogen. Der aus der Erde hervorstehende Endtheil trägt Tranbcn von feinerem Geschmack, als der ganze übrige Theil der Rebe. Nach Szirmay dc Szinna hat König Beta IV., welcher italienische Colonisten nach Ungarn zog, hier im Jahre 1241 die ersten Reben aus Italien nnd Morca angepflanzt. Die Weinlefe vor dem Ende Octobers gleicht einem eigentlichen Nationalfestc, denn viele tansend Fremde und Einheimische, wornntcr namentlich viclc adelig-c Herrschaften, die meistens im Besitze eines Weinberges find, versammeln sich hier aus allen Gegenden des Reiches. Kein Fest des Jahres kommt an Schönheit und Frohsinn der Feier des Herbstes in dcr Hegyallya gleich. Jubel und Freude ertönt da aller Orten, Tänze uud Gastereien, ^ustfcucrwcrtc aller Art lind sonstige Be-lustignngcn folgen einander im buntesten Wechsel, nnd die Gastfreundschaft des ungarischen Adels zeigt sich im höchsten Glänze. Am buntesten erscheint jedoch das ^cben in den Weinbergen selbst. Menschenhände ohne Zahl sind da beschäftigt, die köstliche Gabe Gottes zu pflücken und den herrlichen Göttertrank zn bereiten. Hier ^blickt man junge Männer uud Mädchen iu den seltsamsten Trachten und von den verschiedensten Sprachen, dic alts dcn benachbarten Eomitaten hier sich cinfmden, mn Arbeit zu suchen, welche sie jetzt untcr frohen harmonischen Gesängen verrichten. Dort ergötzt sich einc andere Gruppe bei einer wohlbcsctztcn Tafel mit Scherzen 190 Die Karpathen. und Lachen, mit Musik und Tanz, und Alles lebt und athmet in Frohsinn und Wonne. Bei der Weinlese wird übrigens mit unendlicher Sorgfalt zu Werke gegangen. Die Trauben werden nur vou Erwachsenen und überdies unter besonderer Aufsicht gepflückt, nachdem man die faulen und unreifen sorgfältig ausgeschieden hat, und in Korbe gelegt. Je auf acht bis zehn Pflücker, deren jedem eine bestimmte Reihe angewiesen ist, kommen zwei Buttenträger, während ein anderer Arbeiter den Pflückenden die gefüllten Körbe abnimmt, um sie in die Butte zu leeren. Dieser tritt dann gewöhnlich auch die Trauben, jedoch ohne sie sehr zu zerquetschen, damit bei Fort-schassung des Gefäßes von dem Safte nichts verschüttet werde. Das Faß, worin man sie zerquetscht, hat an der Seite eine mit einem Drahtsiebc versehene Oessnung, durch welche der Saft in ein Gefäß abläuft, in dem man ihn dann zu den Fässern bringt, worin die Gährung vorgehen soll. Zuweilen werden auch die Trauben, statt sie im Fasfe zu treten, fogleich in die Prcßhäuscr gebracht. Ganz eigenthümlich werden aber die Trockenbeercn behandelt. Nachdem man sie sehr sorgfältig gesammelt und von den übrigen abgesondert hat, werden sie in ein Gefäß mit durchlöchertem Boden geschüttet, wo der bloß durch den Druck ihres eigenen Gewichts ausflicßende Saft jene ölige Flüssigkeit gibt, die unter dem Namen Tokayer Essenz bekannt ist. Sie hält sich, ohne weitere Zubereitung, sobald sie geklärt ist, bleibt aber stets dick und ölig. Fließt nichts mehr ab, so kommen diese Beeren in ein anderes Gefäß, erhalten einen Aufguß von ordinärem Tokayer Most aus Vollreifen Trauben, werden jetzt zerquetscht, und das Product ist der sogenannte Ausbruch. Ist nun dieser abgezogen, so wird auf den Rückstand nochmals gewöhnlicher Most gegossen, und mit den Händen werden noch die letzten geistigen Reste aus den Trockenbcercu gepreßt, woraus dann die dritte Sorte, der Maszlas, entsteht. Dieser bedarf natürlich des meisten Zusatzes an ordinären» Weimnost und ist um so ärmer an jenem Feuer und Aroina, das dem Ausbruch und im höchsten Grade der Essenz ihren balsamischen Geschmack und nach dem Genusse jene den ganzen Körper belebende Kraft verleiht. Bei der Bereitung wird eine solche Mischling aus Wcinmost und Trockenbeeren jedesmal stark umgerührt, und die aufsteigenden Häute und Kerne werden mittelst eines Netzes oder eines Siebes abgeschöpft. Dann wird das Gefäß, in welchem jedoch immerhin ein zwölf bis fünfzehn Zoll leerer Raum gelassen werden muß, bedeckt, und bei gehöriger Ruhe, Reinlichkeit und einem guten Keller erfolgt nach 48 Stunden bereits die Oährung, die gewöhnlich drei Tage andauert. Während dieser Zeit wird die Masse des Morgens und des Abends vorsichtig umgerührt und, nachdem sie abgegohren, in Fässer gefüllt, worin sie aber gegen Ende des folgenden Jahres sich klärt. Junge Tokayer Weine haben eine bräunliche Farbe und einen eigenthümlichen Geruch. In Ungarn hält man im Allgemeinen den eigentlichen Tokayer für den vorzüglichsten, den Tarczaler Wein vom Berge Szarvas für den nächstbesten, den Zamborer für den stärksten, diesen, den Zsadanycr und den Szcghycr für den gewürzhaftesten und den Tolcsoaer und Benycr fm den dauerhaftesten. Den echten Tokayer erkennt man bald an seiner natürlichen, reinen, goldgelben Farbe, an seinem lieblichen, aromatischen Geruch, an seinem feinen, milden Geist für die Zunge, an seinem Feuer nach dein Genuß und besonders daran, daß er augenblicklich lieblich die Nerven des Gaumens reizt, schnell durch alle Systeme des ganzen Organismus die Fülle seiner belebenden Kraft gießt, den Geschmack aller vorher genossenen Speisen aus dem Munde nimmt und nur seinen Parfüm zurückläßt und, selbst im Uebermaß genossen, wohl bis zum Schweißtreiben das Blut in den Gefäßen erhitzt, niemals aber Uebelteit oder Kopfschmerzen verursacht. Ein anderes Merkmal seiner Echtheit ist seine lange Haltbarkeit, wodurch er sich nicht minder vor allen andern Weinen auszeichnet. Eine angebrochene Flasche kann, wenn sie nur, Charakterbilder au« den Karpathen. 191 gut und tief verstöpsclt und verpicht, in einem kühlen trockenen Keller aufbewahrt wird, Jahre lang aufgehoben werden, ohne daß der Wein im geringsten an Farbe, Geist und Aroma oder an Wohlgeschmack verlöre. Echter Tokayer hält sich in Flaschen hundert Jahre; mit dem Alter verliert er zwar an SW', gewinnt aber an Geist. Der ausgezeichnet gcwürzhafte Geschmack desselben rührt wahrscheinlich von einem harzartigen Stoffe her, der seinen Sitz in den Häuten der Beeren zu haben scheint, weshalb auch das sorgfaltige Treten bei der Bereitung eine Hauptsache ist. Der hohe Preis desselben gibt Veranlassung, daß er häufig nachgeahmt wird, besonders aus guten ungarischen Weinen, die man mit Branntwein und Syrup versetzt. So hat der praktische Menschenverstand den vulcanischcn Boden der Hcgyallya wohl genutzt — denn überall erzeugt ein solches Terrain die edelsten Weine, wie z. B. die am Fuße des Vesuvs reifenden Lacrimac Christi (Thränen Christi) — und hat diesen Höhenzug zu einem der einträglichsten Gebiete Ungarns und zu einer der berühmtesten Weingegenden der Erde gemacht. (Nach Stemhard.) 5. Höhlen und Grotten in der österreichisch-ungarischen Monarchie. sAll!,m!s!nc6 über Art, Ausdehnung nnd Entstehung der Höhlen. Tropfsteinhöhlen. Hohlena.e»uässer. ^emperalur. Oase. Bewohner der Höhlen. Erdfällc. Die Höhlen der Monarchie: I. im Alpen- qebiete, 2. im Karst, :;. im deutschen Mittelgebirge, 4. in den Karpathen. — Charakterbilder: 1. Die Adelsberger Höhle. 2. Die Eishöhle von Dobschan.) Allgemeines über Art, Ausdehnung nnd Entstehung der Höhlen.') Wenn wir der Besprechung der Höhlen und Grotten einen eigenen von der Betrachtung der einzelnen Gcbirgssystcmc getrennten Abschnitt widmen, so begehen wir gcwiß eine Inconsequent da wir folgerichtig andere wichtige Erscheinungen und Formen der Erhebungen, als Schnccrcgion nnd Gletscher, Bewässerung u. s. w. auch hätten gesondert besprechen oder vielmehr besser die unterirdische Höhlcnwelt zugleich mit den Gebirgen, denen die betreffenden Höhlen angehören, erwähnen müssen. Allein die im Innern der Gebirge sich ausdehnenden Hohlräumc, an welchen namentlich unser Vaterland so reich ist, ja reicher als irgend ein Land in Europa, bilden eine eigene Welt für sich, deren ungeahnte und staunenswcrthc Wunder in der That einer selbständigen eingehenden Erörterung würdig erscheinen. Die Höhlen sind es auch, deren sich dcr dichtende Voltsgcist in erster Vinic bemächtigt und die er zum Haufttgcgenstandc zahlreicher Sagen und Märchen gemacht hat. Im Innern der ausgehöhlten Berge liegen da die Schätze unermeßlich aufgespeichert, von kleinen silbcrbärtigcn Männlcin oder gefährlichen Drachen gehütet. Paläste, Kirchen und Klöster, anmuthige Gärten, spicgelhelle Wasser bilden in dcr Tiefe eine unterirdische Zaubcrwclt und bannen oft für immer den vorwitzigen Sterblichen, dcr sich ihnen nähert. Andere Höhlen sind der Sitz von bösen Geistern, Feinden dcr Menschen, oder von gräulichen Todes-Gespenstern, in deren schreckenvolles Reich sich niemand ungestraft wagen darf. In dem Schoße der Berge halten aber auch gewaltige Erdcnfürsten ihren Jahrhunderte währenden Zaubcrschlaf, wie im thüringischen Kyffhäuscr Friedrich Rothbart, so dcr große Kaiser Karl in den Höhlen des Untersbcrges bei Salzburg. Höhlen, nämlich leere, oder mit Wasser oder fremdartigem Materiale zum Theile gefüllte Näume im Innern dcr Erde, in welche man dnrch eine äußere Oeffnung gelangen kann, finden sich über die ganze Erde verbreitet, sind aber an: meisten dort bekannt, wo in der Regel die Gesteine dem Tage am nächsten liegen, also nicht in den Ebenen, sondern in den Gebirgen. Hier tritt dicsc Naturerscheinung in den mannigfaltigsten Verhältnissen auf, bald am Fuße der Berge, bald am Gipfel, einzeln oder in größerer Zahl, und in letzterem Falle bald ohne bestimmt erkennbare Anordnung, bald in solcher, so daß alle vorhandenen Höhlen int ') Vgl. K'loedeu und Steinhard. Tropfsteinhöhlen. 193 Allgemeinen nach derselben Himmelsgegend hin gehen, oder daß sie hinsichtlich ihrer Ungenausdchnung in einem bestimmten Verhältniß zu den Thälern stehen und gewissermaßen als unterirdische Fortsetzung derselben erscheinen. Die eigentliche Stätte großer Höhlenbildungen ist das Kalkgebirge und insbesondere der ältere Alftenkalk; auch Dolomit und Gips sind reich an Höhlen. Dagegen finden sie sich in anderen Gesteinen nur vereinzelt. Im Quaoersandstcin sind sie meist nur offene Grotten oder Thore, im Gneis und Granit nur Vereinigungen mehrerer gangartiger Spalten, in vulcanischcn Gebirgen wohl nur kolossale Blasenräumc. Nach A. v. Humboldt'S Vorgänge unterscheidet man Spalten^, Gewülb- und Schlauchhöhlcn. Erstere sind schmale, zuweilen sehr lange und tiefe Räume mit fast parallelen Wänden, letztere enge, gcwundmc Eauälo. Die Gcwolbhöhlen sind meist unregelmäßige, an Säle oder Kirchen erinnernde, sackähnlichc Weitungen, die man auch Grotten nennt, gewöhnlich wenn sie cinen weiten Eingang und geringe Tiefe haben. Die meisten Höhlen bestehen indeß alls Rüumeu dieser verschiedenen Arten, so daß z. B. mehrere GewölbhM'n durch Schlauchhöhlcn mit einander in Verbindung gesetzt sind; die verschiedenen Weitungen liegen dann entweder in demselben Niveau oder etagenartig über einander, so daß man mit Veitern aus der einen in die andere steigen muß. Die Eingänge zu den Hohlen sind mannigfaltiger Art. Bald sind es sehr enge, schwer zu entdeckende Oessnungcn, welche in eine große Gcsteinsweitung führen, bald wieder mächtige Pforten, die zu einer sehr kleinen Höhle den Zugang bilden. Zuweilen hat auch wohl eine Höhle zwei einander gegenüberstehende Eingänge, so daß sie einem durch den Berg führenden Tunnel gleicht. Der Form nach findet man häufig gewölbe- und thorartigc Höhleneingängc. Bemerkenswert!) ist ferner, daß die Zugänge entweder im gleichen Mveau mit der Höhlenfohle, oder tiefer oder höher liegen. Ebensolche Unterschiede zeigen die Sohlen und die Decken der Höhlen, welche bald ziemlich eben und in fast gleichen Abständen hinlaufen, bald aufwärts steigen oder sich tief herabsenken. Durch das Auseinandcrtreten und die Annäherung der Seitcnwändc entstehen oft mehrere Abtheilungen, Kammern, Säle genannt, oder es zweigen sich Gänge zu anderen Weitungen seitwärts ab, die wieder neue Abwechslung von Weitungen und engen Durchgängen darbieten. Die Ausdehnung der Höhlen rücksichtlich ihrer Länge, Breite, Höhe oder Tiefe ist eine sehr verschiedene. Während viele nur von ganz geringem Umfange sind, erstrecken sich manche dieser unterirdischen Räume Hunderte von Klaftern. Eine der großartigsten Höhlen Europas, ja der ganzen Erde ist die von Aoclsbcrg im Karste, welche mit allen Verzweigungen .W80 Klafter (^ Ml.) lang und in ihrem höchsten Theile 462 Fuß hoch ist, ihr zunächst die benachbarte Höhle von Planina, 2^80 Klafter lang und bis ^40 Fuß hoch. Länger ist die 2 Meilen messende Höhlo Baradla in den Karpatheu. Was die Entstehung der Höhlen betrifft, so muß sie wohl eine sehr verschiedenartige gewesen sein. Die blasenraumähnlichen Höhlungen namentlich in den vulca-nischen Gebirgen dürften meist durch Gasentwickclungen bei der Gesteinsbildung entstanden sein. Andere und gewiß zahlreichere Höhlen sind in Folge von Spaltenbildungen im Gesteine, durch Hebungen und Senkungen, oder durch Einstürze wtstanden. Am häufigsten jedoch war Auswaschung des Gesteines durch Wasser ^e veranlassende Ursache, welche namentlich in den Höhlen der sedimentären Gesteine deutlich zu erkennen ist. Tropfsteinhöhlen. In den Höhlen der Kaltgesteine oder in solchen, in deren ^ähc Kalkgesteinc anstehen, überzieht das durchsickernde atmosphärische Wasser in culem Jahrhunderte währenden Vorgange Wände, Decken und Boden »nit einer '"mdc von Kalksintcr, welche langsam wachsend in den wunderbarsten und oft bizarrsten Umlauft, Ocs^ri,.'.in<,. Monaichir. . 13 194 Höhlen und Grotten in der österr.-ungar. Monarchie. Formen den zauberhaften Schmuck solcher Tropfsteinhöhlen bildet. Das von oben hindurch dringende Wasser, welches Kohlensäure aus dem Boden und aus der Atmosphäre aufgenommen und daher fähig ist, eine größere Menge von Kalk aufzulösen, träuft tropfenweise von der Decke herab auf den Fußboden der Höhle und setzt bei der Verdunstung den Kalk theils oben, theils unten, theils an den Wänden ab. So entstehen allmählich von der Decke heranreichende, zapfenartige Bildungen, Eiszapfen vergleichbar und Stalaktiten genannt, welche, verkehrt kegelförmig, mit der breitcrn Basis oben festgewachsen sind und bei weiterer Verlängerung bis zum Boden auch säulenförmig werden. Senkrecht darunter, wo die Tropfen auffallen, wachsen ihnen andere zapfen- oder säulenartige Gebilde, die Stalagmiten, entgegen, gewöhnlich niedriger und flacher kegelförmig. Dort, wo das Wasfer an den Seitenwänden herabsickert, bilden sich aus unregelmäßigen Halbcylindern und ähnlichen Formen angewachsene Draperien. Alle drei Formen können zu sehr bedeutender Größe anwachsen (man hat Stalagmiten von 20 bis 30 F. Höhe und 50 F. im Umfange gemessen) und sind bei manchen Substanzen durchaus dicht, bei andern aus übereinander liegenden Schalen zusammengesetzt, die namentlich bei den Kalk- und Salztropfsteinen oft aus stcngeligen Krystallkörpern bestehen und das strahlige Ansehen des Querbruchs ocr Stalaktiten bedingen. Mitunter sind diese Zapfen hohl und bilden die sogenannten pfeifenröhrigcn Gestalten. Aehnlich ist der Vorgang bei Entstehen von stalaktitischen Gebilden aus Schwefel u. dgl. Fig. 16. TropfstembilduiiMi in der Adclsbergrr Hühlc. Zuweilen geschieht das Herabtropfen in kleine Vertiefungen, welche sich von selbst bilden; in denselben werden Sandkörner immerwährend bewegt und zugleich bei steter Verdunstimg des Wassers mit einer Steinkruste überzogen, die sie immer größer macht, bis sie endlich zu schwer werden und dann festliegend durch neuen Anwachs der Materie überkleidet erscheinen. Manche Erbsen st eine verdanken diesem Vorgange ihr Entstehen. Höhlengewässer. Die meisten Höhlen sind verhältnißmäßig trocken, indem sie nur von dem an der Decke durchsickernden atmosphärischen Wasser befeuchtet werden. Einige Höhlen, wie manche Gipsschloten, sind dagegen ursprüngliche Wasserbehälter, welche sich erst bei der Eröffnung durch Menschenhand entleeren. Andere sind von Temperatur und Oase in den Hohlen. 195 Bächen und kleineren Flüssen durchströmt, welche in den Weitungen unterirdische Sümpfe und Seen, selbst von ziemlich beträchtlichem Umfange, bilden. Solche Höhlen mit fließendem Wasser finden sich in den eigentlichen Alpen fast gar nicht. Ist in der That, wie man vermuthet, der den Gollinger Wasserfall bildende Schwarzbach der unterirdische Abfluß des Königssees, so dürfte dieser die bedeutendste Höhlung in den Nordalpen durchstießen. Reich an Bächen, Flüssen und Seen ist dagegen das merk» würdige Höhlengebiet des Karstes, von welchem schon oben (S. 114) die Rede war. Neben vielen wiederholt verschwindenden Bächen (wie der Lokvabach, der sich in die Lokvahöhle stürzt) sind namentlich die Laibach, die Temenitz, die Reka und die Lika als Höhlengewäsfer hervorzuheben. Die erstgenannte tritt zuerst als Poik in der Mulde von Adelsberg auf und durchstießt hierauf die ganze Grotte, in derselben mehrere Wasserfälle und einen größeren See bildend; bei Planina als Unz zu Tage tretend, verschwindet sie in die unterirdischen Räume der Unz-Grottc, um bei Ober-laidach zum letzten Male an's Licht zu kommen. Die Temenitz, ein Zufluß der Gurt, wird in ihrem Laufe zweimal unterbrochen. Der unterirdische Lauf der Reka,von St. Canzian bis Duino ist 18.600 Klafter lang, wovon 900 Klafter, von St. Canzian bis zur Trebis-Grotte, bekannt sind; sie mündet bekanntlich als Timavo unweit Trieft in's Meer. Die Lika endlich im kroatischen Karste stürzt sich in einen Felsenschlund und mündet wahrscheinlich submarin in den Morlatken-Canal. Kleinere Seen finden sich auch in der Magdalenen-Grotte und in der Unz«Höhlc des eigentlichen Karstes, in der dalmatinischen Aesculaps-Grotte. Die Abaligether-Höhle, nordwestlich von Fünfkirchen, ist von einem Bache ourchflossen, wie die Höhle von Ochoz bei Brunn, oder die von Almas in Siebenbürgen. Die berühmte Höhle Varadla bei Agtclek wird ihrer ganzen Länge nach von einem Flusse durch' schnitten. Temperatur und Gase in den Höhlen. Die Temperatur der meisten Höhlen, im Allgemeinen constanter als die der Außenwelt, steht zur mittleren Wärme des äußeren Dunstkreises in einem regelmäßigen Verhältnisse. Andere bieten in dieser Beziehung eigenthümliche Abweichungen dar. Es gibt sogenannte Eishöhlen, auf deren Boden das Eis nie schmilzt, auch wenn die Temperatur der Nachbarschaft W" bis 15," übersteigt. Sie liegen fast alle hoch und dringen tief in das Gebirgs-gestein ein. Da sie ferner gegen warme Winde und den stärkeren Luftzutritt überhaupt geschützt sind und ihre Eingänge nach Norden oder Osten hin haben, bildet sich unter diesen Bedingungen im Winter mehr Eis, als im Sommer wegschmelzen kann. Andere Eisgrutten bieten das merkwürdige Schauspiel, daß es m ihnen zur Winterszeit warm ist, im Sommer dagegen so kalt wird, daß alles durchsickernde Wasser gefriert. Sie befinden sich in der Nähe von Schneeklüften und Gruben; schmilzt in den heißen Sommermonaten der Schnee, so drückt die freigewordene Kälte die Temperatur in der Höhle so tief herab, daß das Wasser zu Eis gefriert. Solche Eisgrotten sind in Oesterreich die in der Frauenmauer bei Eisenerz, die Eishöhle am Brandenstein bei Gams in Steiermark, die bei Teplitz im Krainer Hornwalde, die Sziliczer Eishöhle im Tornaer Comitat, die Dobschauer im Gömörer Comitat. Achnlich sind die Eislöcher im Eppaner Gant bei Botzen, Spalten, aus denen ein starker, kalter Luftstrom hervorbricht; sie gehören zu den sogenannten Aeolus- oder Windhöhlen. In einzelnen Höhlen entwickeln sich bestimmte Luftarten, wie Kohlensäure, die, schwerer als die atmosphärische Luft, am Boden gelagert kleineren Thieren, wie z> B. Hunden, welche in die Höhle kommen, den Erstickungstod bringt, während die höher aufragenden Menschen sie gewöhnlich ungefährdet betreten können. Namentlich "! Gipshöhlcn bilden sich schädliche Gase. Die im siebenbürgischen Berge Büdö« befindlichen Höhlen athmen Schwefeldämpfe aus. 13* 196 Höhlen und Grotten in der ostcrr.-ungar. Monarchie. Bewohner der Höhlen. Der Boden so vieler Höhlen hat in neuerer Zeit für die Naturforschung, besonders für die Erkenntniß früherer Entwicklungsperioden unserer Erde, eine große Bedeutung gewonnen. Hier fand man nämlich, mitunter in reichlicher Menge, Knochenreste uorsündfluthlicher Thiere, welche die Wissenschaft als die Gebeine von Raubthiercn und Grasfressern der Vorzeit erkannte. Viele Hohlen sind auf ihrem Boden mit einem thonigen Schlamme bedeckt, innerhalb dessen sich, durch den Kalksintcr zu einer Breccic zusammengeleimt, diese Knochen abgelagert finden. Sie gehören meist Bären und Hyänen an, sind jedoch auch mit Resten von grasfressenden Thieren, als Hirschen, Elephanten, Nashörnern, vermengt. Viele dieser Knochen, welche der Aberglaube vormals für versteinerte Knochen des sagenhaften Einhorns hielt und ihnen eine besondere Heilkraft zuschrieb, mögen durch Uebcrschweumnmgen in die Höhlen gekommen sein; da man aber häufig an ihnen erkennt, daß sie voll Fleischfressern benagt worden, so haben sie dicsc wohl auch hicher geschleppt. Vorgefundene Menfchenknochen nebst Scherben von Thongeschirren nährten eine Zeit lang die Ansicht, daß man es hier mit Resten eines antcdiluvianischeu Menschengeschlechtes zn thun habe, bis genauere Untersuchungen ergaben, daß dic Menschen, von denen diese Knochen hcrstammen, bereits einer geschichtlichen Zeit angehören und auf sehr niedriger Eulturstufc befindlich diese Höhlen bewohnten. Noch heute ja dienen die Höhlen als Schlupfwinkel für Räuber, als Hinterhalte gegen Feinde, zur Sicherheit gegen Wind und Wetter, gegen feindliche Angriffe, bei Reisen, für Herden oder auch als Bcgräbnißstätten. Wie die Höhlen in der Vorzeit ihre Bewohner aus den: Thierreichc hatten, so bergen sie auch jetzt noch ein weniger reiches, als vielmehr eigenthümliches Men. Zeitweilige Bewohner finden sie in Fledermäusen, Raubthicrcn, Vögeln, welche sie nur um des Schutzes willen aufsuchen. Aber diese unterirdische Welt bildet oic ausschließliche Heimat eines höchst merkwürdigen Thieres, des Olms oder Grotte«-molchs (?i'0t6U8 anguiuek), welcher, halb Fisch, halb Eidechse, in seiner gesammten Organisation seinem ständigen Aufenthaltsorte angepaßt ist. „Seine weiße, zarte Haut, durch welche die Fleischtintcn und Blutgefäße durchschimmern, seine frei über dem Kopfe federbuschartig hervorragenden Kiemen, seine äußerst kleineil, durch die Haut bedeckten Augen und seine vier schwachen, zum Kriechen fast untauglichen Mßchcn, Alles zeigt ein Geschöpf an, das nur in diesen ewig dunkeln, aber auch dem Frost und der Hitze unzugänglichen Abgründen zu leben bestimmt ist." Jetzt sind bereits sieben Arten dieser Gattung bekanut, die an cmunodreißig Fundorten vorkommen. Da der Grottenolm sowie die in Höhlen vorkommenden Fischartcn Fleischfresser sind, so müssen in ihren Aufenthaltsorten auch noch jene kleinen Thiere leben, von denen sie sich nähren. Das Pflanzenreich wird in den Höhlen durch Conserve«, als Faden-alaen, Filzschlmken :c. vertreten. Grdfälle. Den Höhlen zur Seite zu stellen, weil sie diesen ihr Entstehen verdanken, sind die Erd fälle, Kessel oder trichterförmige Schlündc von fehr verschiedener Ausdehnung und Tiefe. Sie finden sich besonders in gewissen Kalksteinen und sind durch den Einsturz der Decke von Höhlenräumcn zu erklären, an welchen diese Kalksteine vor allen anderen Gcstcinsartcn reich sind. Sie bilden den Zugang zu den unterirdischen Flüssen und Höhlenräumen. Namentlich das Gebiet des Karstes in Krain, Istricn, Kroatien und im nördlichen Dalmaticn ist neben dein Reichthum an Höhlen durch solche Erdfälle ausgezeichnet. Diese im Slovenischen Dolina genannten Trichter, von denen schon oben bei der Schilderung des Karstes die Rede war ^S. 114), sind gewöhnlich klein, !5> bis ",0 Schritte im Durchmesser haltend; einzelne sind aber viel größer, wk der Trichter von St. Eanzian bei Corgnale, welcher Wl) bis 500 Fuß in die Tiefe und Breite mißt. Der Boden dieser häufig kreisrunden Vertiefungen ist im Karste gewöhnlich mit vielen Felsblöcken, den Trümmern Dis Höhlen. ^9? des Einsturzes bedeckt, bietet aber trotzdem cincn fruchtbaren Culturbodm, so daß diese Dolinm, von denen viele besonders im nördlichen Karste mit Wald bestanden sind, die Oasen dieses öden Kalkgebirges bilden. Andere erscheinen grabcnartig, langgestreckt, ja das ganze Thal der Ncka, welche nach langem ^aufc unter den gewaltigen, steilen Wänden von St. Canzian verschwindet, scheint ein auf ähnliche Weise entstandenes Einsturzthal zu sein. Außerdem finden sich im Karste häusig noch schachtartige Abgründe, I a m a genannt, im Durchmesser wenige Fuß bis 80s) F. groß; im nördlichen Karste sind sie größer, im südlichen zahlreicher und tiefer. Meist schroffe Wände führen zum Grunde, wo in der Regel cm Schutthaufen liegt. Ein solcher Schacht bei Grißhiak hat 384 F. Tiefe. Taubcnlöchcr heißen die nach der darin hausenden Grottentaubc benannten weiteren Schachte, an deren Grunde häufig sich eine horizontal streichende Höhle anschließt, so daß es über einen Schutthaufen fort steil abwärts geht. Beispiele hicfür bieten das Tcufclsloch, die Piuka Iama, die Magdalcnen-Grotte. — Berühmte Erdfälle finden fich auch in der Mazocha bei Blansko in Mahren. Die Höhlen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Auf dein Gebiete unseres Vaterlandes, welches cincn großen Reichthum an Höhlen und den ihnm ähnlichen Formen besitzt, überragt in dieser Beziehung der Karst alle cmderm Gebirge; ihm schließen sich die Karpathen an, deren zahlreiche Höhlen aber noch nicht genügend erforscht sind. Alpen lind deutsches Mittelgebirge l^mit Ausnahme Mährens) sind an Höhlen viel ärmer. I, Höhleu im Alpen-Gebiete. 1. Die Hermannshöhle im Feistritzthale bei Kirchberg am Wechsel (in Niederöstcrreich), erst in neuester Zeit entdeckt. 2. Die Höhlen und Windlöchcr des Octscher in den niederösterreichischen Alpen. In diesem sagcnreichcn Bcrge gM es ein Tauben-, Geld- und Wcttcrloch. A. Die zahlreichen Höhlen und Klüfte des Untersberges bei Salzburg, unter denen vor allen die prächtige und majestätische Marmorgrottc sich auszeichnet, aus der die Man unter dcm Namen dcs ssürstmbrmmcns schäumend hervorbricht; hoch oben in der Mttagsscharte liegt die Eisgrottc am Mücken-brunucn. 4. Die Eisgrottc in der Fraucnmancr, in den Eisenerzer Alpen Stcier-marks. Der überraschendste und schönste Theil dieser Höhle, welche zwei einander gegenüberliegende Eingänge hat, ist die Krcuzhallc; in gleicher Höhe mit dcm Hauptgange gehen beiderseits Ncbengänge ab, wodnrch die Decke eine Art Kreuzgewölbe bildet, in dessen Mittelpnuktc sich eine mächtige Kuppel erhebt. Die zahlreichen Eispfcilcr und Eisbogen, die Eishalbsäulcn an den Eiswänden verleihen dieser Halle eine magische Pracht. Diese 340 Klafter oder 2040 F. lange Höhle, schon vordem bekannt (Inschriften vom Jahre U!05), wurde 1K23 neuerdings entdeckt. 5. Die Eishöhle am Bran den stein, im Thale Gams, unweit St. Gallen in Nordsteicrmark, l600 F. über dem Meeresspiegel, ist :i2 Klafter lang, 21 Klafter breit uud lü Ml. umfassenden Oberfläche 2 H)Ml. Höhlen und Grotten, die bis jetzt bekannt sind. 8. Die Höhle von San Servo lo in Istrien, unweit Triests, welche nicht ohne Gefahr zu bcschreiten ist. In ihrem Hintergrunde erhebt sich ein marmorner Altar, zu Ehren des hl. Servulus errichtet, welcher der Sage nach hier in Znrück-gezogenheit gelebt haben soll. 9. Die Eishöhle bei Teplitz im Kramer Hornwalde, 360 F. hoch und 600 F. breit, im Sommer mit Eis ausgekleidet. 10. Die Aesculaps-Grotte am Schneeberge Sniescnizza in Dalmatien, 1ft0 F. lang; sie enthält einen kleinen See. 11. Zwei Höhlen auf der dalmatinischen Insel Meleoa, die eine 480, die andere 600 F. lang. Die Grotte Ostrosavizza soll einst der Wohnort der Nymphe Melita gewesen sein, von welcher der Name der Insel hergeleitet wird. 12. Die Stalaktiten-Grotte auf der dalmatinischen Insel Lagosta bei dem gleichnamigen Flecken. III. Höhlen im deutschen Mittelgebirge. Hier ist die Höhlenbildung auf die untergeordneten Theile verwiesen, während sie den höheren Gebirgen fast gänzlich fehlt. Namentlich der östliche Abfall des böhmisch-mährischen Scheiderückens ist reich an Höhlen, die sich durch ihre Ausdehnung und Tropfsteinbildung auszeichnen. Nordöstlich von Brunn erstreckt sich ein förmliches Hühlensystem, zu dem auch die Mazocha, der berühmte Erdsturz bei Blansko, Z^ Ml. oou Brunn, gehört. Dieser, den Dolinen des Karstes ähnliche Felsenkessel, von kahlen, senkrechten Wänden eingeschlossen, ist 300 F. lang, 180 F. breit und über 500 F. tief. Der unterirdische Abfluß eutts in der Mazocha befindlichen Teiches gibt der Punkawa den Ursprung, die bei Blansko aus einer Höhle hervorquillt. Die bedeutendsten Höhlen dieses Gebietes sind die folgenden: 1. Die Höhlen und Grotten von Adamsthal an der Zwittawa. 2. Die Bejöiskala- (Stierfelsen-) Höhle bei Kiritcin, mit merkwürdigen Tropfsteingcbilden. 3. Die Höhle von Sloup, die größte in diesem Gebiete, mit mehreren kleinen Seen. 4. Die Höhle von Ochoz, in der Nähe von Brunn, 1620 F. lang, mit Stalagmiten von merkwürdiger Form und besonderer Schönheit. IV. Höhlen in den Karpathen. 1. Die Höhle Baradla bei Agtelek im Gömörer Comitat, die an wunderbaren Tropfsteingebilden ebenso reich als die Adelsberger Grotte ist, mit ausgedehnten Gängen, großen Hallen und Sälen, einen: Berge und cincm ihre ganze Länge von 2 Meilen durchströmenden Bache. Einzelne Theile derselben sind der Blumengarten, die große Kirche, die Fledermaushöhle, die Wachshöhlc. Ihr slavischer Name Baradla, o. i. dampfender Ort, rührt daher, daß bei bedeutender Differenz zwischen der innern höheren und äußern niedrigeren Temperatur aus dem Schlunde Dünste emporsteigen, welche die überhängenden Felsstückc wie mit Neif überziehen. 2. Die Eishöhle von Dobschau, ebcufalls im Gömörcr Comitat, 1 l 4 Mr. lang. 3. Die schwarze oder Drachenhöhle (flau. Ezerua Hola) bei dem Dorfe Demanowa ^Demcnyfalva), 1'/^ Stunden von Szent Miklos, eine berühmte Tropfsteinhöhle. 4. Die Höhlen Benikowa, Okno und Vodi Vivjeromja, in nächster Nachbarschaft der Drachenhühle, deren letztgenannte sich durch ihre Größe und mehrere unterirdische Seen und Bäche auszeichnet. 200 Höhlen und Grotten in der ijst>'rr. im>M. Monarchis. 5. Das Goldloch, die Noscnhöhlc und das Drachcnloch, drei merk^ würdige Höhlen im Schützlinge bei Kapsdorf in der Zipser Gespannschaft. 6. Die Sziliczcr Eishöhle, südlich von dem Dorfe Sziliczc im Tornaer Comitat, mit großartigen Eisbildungen im Sommer, warm im Winter, und daher zu dieser Zeit Zufluchtsort vieler Thiere, wie Füchse, Hasen, Fledermäuse, Mcht-eulen und Insccten. ?. Die Veteranihöhle im südlichen Banat, welche die Donau beherrscht und daher voll militärischer Wichtigkeit ist. Sie erhält von oben durch eine Oeffnung Licht und faßt ungefähr 400 Mcnfchen; bereits zweimal wurde sie vertheidigt, 1693 durch den Grafen Veterani, nach dem sie den Namen hat, und 1718 durch den Major Stein. 8. Die Hohlen von Alm as, einem siebenbürgischcn Dorfe im Lande der Szekler. Die graueuvolle Haupthöhlc, mit schwierigein Zugänge, wird vom Bache Vargyas durchtost; iu ihrem Innert« entspringt eine Salpcterquclle. 9. Vier Höhlen im Berge Büdös (in den Südostkarpathcn), welche Schwefel-dampfe ausathmcn. 10. In dem den Karpathen nördlich vorgelagerten uralisch-karpathischcn Landrücken befindet sich die ,^00 Klafter breite Höhle von Zloczow sim östlichen Galizien). Charakterbilder. 1. Dic Ädelsberger Höhle. Der stadtähnlichc Marktflecken Adclsbcrg (Postoina) liegt eine Äicilc von Planina, am Nandc des üppiggrüncn Wicscnthals, durch ivelches der klciue Fluß Poik oder Piuka sich schlangelt, der südlich vom Palskusec bei Steinberg herab durch jenes breite Thal einen Weg von drei deutschen Meilen zurückgelegt hat. Adelsberg liegt am Fuße des nordwestlich davon emporsteigenden, mit dürren, kleinen k'alk-stcinbrockcn übcrsäctcn äußerst öden Berges Sovitsch, auf welchem die Trümmer der Adlcrsburg liegen, eines Baues, wie man ihn in einer so unwirthlichen Gegend nicht vermuthen sollte. Der Eingang zu der großartigen, weltberühmten Tropfsteinhöhle, welche nach den, Markte Ädclsberg benannt wird, befindet sich eine halbe Stunde von demselben an der westlichen Seite des Berges Sovitsch, 'll» Fuß über dem Wasserspiegel der Poik und !> Fuß über dem Meeresspiegel, und gleicht einem alls Quadern erbauten, halb versenkten Brückenbogen; von der Fahrstraße her führt eine Lindenallee hinan. Die Höhle ist durch eine hölzerne Thüre verschlossen, neben welcher links, etwas unterhalb derselben, die Poil, welche noch wenige Schritte vor der Höhle eine Mühle von vier (längen treibt, sich durch eine weite Gewölbe-öffnuug mit lautem Getöse in die Höhle stürzt, in derm Innerem mau den Lauf des Flusses 4 Klafter weit verfolgen kann; an mehreren Orten wird das Innere der Höhle von dem Rauschen der unterirdischen Wasserfalle des Flusses lant. Mit Grubenlichtcrn versehen (Fackeln dürfen nicht mitgenommen werden, um das Schwärzen der Tropfsteine zu verhüten), geht mall anfangs auf einem ziemlich ebenen Wege fort, der, mehrere Schritte breit, anfangs nicht hoch ist, dann aber gcwölbcartig immer höher und ltt) bis 5»0 Fuß hoch wird, wobei sich der Raum seitwärts bald erweitert, bald verengt. Wir vermögen schon längst die Höhe der Höhle nicht mehr zu unterscheiden, da das schwache Licht nur eine unvollkommene Beleuchtung Charakterbilds. If)1 ssewährt; da bleibt cndich einer nnscrcr Führer stehen, während sein Gefährte in einen tiefen Schacht steigt. Man hört schon von fern ein unterirdisches Rauschen, dann steht man am Nandc eines Abhanges, in dessen Tiese der Fluß vorüberbraust, über welchen eine natürliche Brücke führt. Der vorausgegangene Führer hat vorher mit den mitgenommenen Dichtern das Geländer der Brücke illmninirt, und es ist unbeschreiblich, welche Wirknng dies von der Höhe des Abhänge macht. Hier hat die Höhle eine Höhe von wenigstens zweihundert Fuß. Von der über den Fluß sich wölbenden, siebzehn Klafter langen Naturbrücke, einen« doppelt durchbrochenen Felsrückcu, überschaut man den weiten Abgrund des DomS, zu welchem von der Brücke eine Holztrcppc von 89 Stufcu hinab auf seinen Boden führt. Beim Hinabsteigen öffnet sich bei der 23. Stufe die alte (mindestens seit dem Jahre 121'; bekannte) Grotte und bei der 43. eine schmale Kluft. Die alte Grotte ist an seltsamen Tropfsteinfiguren bcsouoers reich. ' Ein 12 bis 15 Zoll breiter und 8 Klafter langer Absatz ohne Geländer führt zu ihr hinüber in einer Höhe von 50 Fuß, so daß man die Poik drunten im Dunkel nur am dumpfen Rauschen erkennt. Indem man die lange Grotte durchwandert, erblickt man die arabcskenartigen Gestalten des Tropfsteins an den Wänden, gleich als ob ein Panorama in wunderbarem Dämmerlicht an den Blicken vorüberzöge. Hier bewundert man den im Sturz erstarrten rothen Wasscrfall, dort einen Hellern, hier eine weiße Wand mit rothen Orgelpfeifen, oder in der Halle prachtvolle weiße und rothe Draperien, oder rothe Korallen auf weißer Decke In der Korallcnhallc, oder ein mit Kruste überzogenes Skelct, welches eine Säule umschlungen hält u. s. w. Der erwähnte Dom, der Dom des Neptun oder die Neptunsgrottc geheißen, ist ein gewaltiger Namn, ein W Fuß hohes und 144 Fuß breites Gewölbe, das sich in kühnem Bogen hebt und von der Poik durchströmt wird. Er besteht aus nackten, Kalkstein mit nur wenig Tropfstcingebilden, gewährt aber, wenn er in der Höhe erleuchtet ist, ein erhabenes Schauspiel, noch erhabener durch das Schweigen nnd den hohlen Wieder« hall der Tritte, sowie durch das unsichere Schimmern der Beleuchtung. Wenn man volt der Brücke in diesen Ricscndom hcrabgesliegen ist, so steigt man in demselben auf der andern Seite wieder 82 Stufen in die Höhe bis zu dem hoch oben in der Felswand befindlichen Eingang zu der 181 l! entdeckten neuen oder Ferdinands-Grotte, deren Hauptgang Wl) Klafter lang ist, aber noch zahlreiche Neste hat. Hier sind alle Räume mit phantastischen Tropfstcingcbilocn angefüllt. Die kühnste Einbildungskraft könnte kaum eine solche Mannigfaltigkeit erdichten, wie die Natur in ihrem stillen tausendjährigen Schaffen sie hier verwirklicht hat, welche hier die Werke menschlicher Klmst auf ihre eigene Weise nachgebildet zu haben scheint. Die Gestalten tragm nach der Achnlichkeit verschiedene Namen, z. B. Mumie, Sarkophag, Krebs, Fleischbank, Delphin, Mve, Thron, Capuzincr, Schildkröte, Nachtcule, Pctersstuhl, Altar, Orgel, Beichtstuhl, Glocke, Hicroglyphensäulc (bei 2 F. Durchmesser 24 F. hoch und ganz freistehend), drci^ farbige Säule, Obelisk, Säulcnkoloß (15 F. hoch, faulen ist bei gehöriger Beleuchtung unbeschreiblich, zauberhaft, und um daS Wunder zu vollenden, ist hier auch ein schönes Echo vorhanden. Es ist ein Schauspiel, von Charakterbilder. 203 dem inlln sich kaum losreißen kaun. Der Calvarienberg besteht aus drei Absätzen, an denen der Weg sich zum Gipfel emponvindct. Am Wege stehen seltsam gestaltete Tropfsteinfiguren: der Todtcnkopf und der blendend weiße Nicolaus. Die zweite Höhe bildet eine reich geschmückte Wand, vor welcher größere Säulen emporsteigen, aber die größten stehen aus dem Gipfel dieser Wand. Als Ecksäule sieht man dort eine 30 Fuß hohe Säule und daneben einen Mann, der seine Frau den Berg hinan tragt. Wenn man am Fuße der dritten Höhe sich umwendet und hinunter blickt, so hat man einen Wald kolossaler Säulen vor sich, die wcißgclblich und röthlich erglänzen, weshalb mau diese Gruppe den Mailänder Dom nennt; die letzte Säule hat mau mit dem Namen Triester Leuchtthurm belegt. Die dritte Höhe ist voll kleinerer Tropfsteingebilde. Die Decke der Hohle erhebt sich von der Pforte ab in kühner Wölbung über den Berg, über dessen Spitze sie noch 54 Fuß hoch steigt. Dieser ganze Höhlenraum mißt vom Fuße des Berges bis an die Wand 462 Fuß, querüber <>^8 Fuß. Gegenüber dem Ealvarienberge, im linken Arme der Hauptgrotte, führt der Weg zu dem 55 Fuß hohen Berge Loibl, auf dessen kegelförmigem Gipfel fünf hohe Säulen stehen. Hinter diesem Berge gelangt man zum Tropfbrunnen, einem, fußwciten Becken auf der Spitze eines abgestumpften Tropfsteinkegels. In dieses fallen Tropfen liO Fuß hoch herab, uud zwar so dicht und regelmäßig neben einander, daß sie einzelne Strahlen bilden. Bald darauf hört der gebahnte Weg auf. Vor sich erblickt man die 50 Klafter lange, 25 Klafter breite und 12<) Klafter hohe Doline des düsteren Tartarus, und hierauf endigt die ganze Höhle in der Kluft des wassergefüllten Bassins, dessen Boden aus spiegelglattem Tropfstein besteht. Das Bassin liegt 1205 Klafter, der Tartarus mit seinen nackten Wänden 124?; Klafter von: Haupteingange. Von dem sogenannten „Grabe" der alten Grotte gelangte man durch einen ganz neuen Durchbruch im Felsen in eine 280 Klafter lange Höhle, welche den Namen Franz-Joseph« und Elisabeth-Grotte erhielt; ihre bewunderungswürdigste Zierde ist der kleine Calvarienberg. Zur Erinnerung an den Besuch des jetzt regierenden Kaisers und seiner Gemahlin im Jahre 1857 wurde am sogenannten Belvedere als Denkmal eine Pyramide von schwarzein Marmor errichtet. Besonders bemerkenswerth ist noch ein anderer Theil der Adelsbcrger Höhle, die 200 Klafter lange und an schönen Tropfsteingebilden nicht minder reiche (Erzherzog) Iohannsgrottc. Sie beginnt etwa 100 Klafter hinter dem Vorhang, wo man auf Steintreppen zu ihrem schmalen, niedrigen Eingänge hinaufsteigt. Ihre schönsten Partien sind die gothische Halle und der kleine Vorhang. Jene Halle ist fast kreisrund; den Mittelpunkt bildet ein gewaltiger, brauner Stalagmit, mantelförmig auf einen Säulenstrunk hcrabreichend, von zahllosen kleineren Stalagmiten umgeben. Einzelne unförmliche Stämme stehen umher. Die Wände sind reich mit weißen, grauen und gelblichen Tropfsteinen bedeckt, in runden, gewölbten Massen an der Decke weit hervorquellend, in zahllosen Röhren und Zapfen bis zum Boden hcrabreichend. Von der Decke selbst hängt gleichermaßen eine Unzahl von Stalaktiten herab und bildet mit den ausspringendcn Winkeln der Wände zahlreiche Nischen, deren Decoration in der That an all die architektonische Pracht des Spitzbogenstyls erinnert. In der ganzen Halle ist nirgends der nackte Kalkstein sichtbar, selbst der Boden ist ganz überzogen mit braunen Krystallen. Weiterhin sieht man in der Nähe einer Säule am glatten Abhänge den kleinen Vorhang. Er ist keine der Länge nach herabhängende Draperie, sondern mehr wie eine Theatersouffitc gestaltet, nur 3 Fuß breit und 5 Fnß lang, schief von links nach rechts unmittelbar mit der Decke selbst sich her-abstreckcnd. Ein ungemein zarter, orangefarbener Saum, aus mehreren dunklen und lichten Linien bestehend, zieht sich der ganzen Länge nach hin. Die ganze, kaum einen Zoll dicke Masse ist vollkommen durchscheinend, in leichten Wellenlinien geschlungen. 2l)4 Höhlen und Grotten in d>'r üstsrr.ungar. Monarchie. Der Besuch der Adclsbcrgcr Höhle, dic auch der Fundort vou Knochen des vor-weltlichen Höhlenbären ist, verdient schon für sich allein eine Reise in diese Gegend des Karstes. Unvergleichlich und feenhaft muß der Eindruck sein, wenn die ganze Höhle, wie beim Besuche des Kaisers Franz im Jahre 181l> oder des jetzt regierenden Kaisers mit der Kaiserin Elisabeth im Jahre 1857, durch viele tausend Lampen illumimrt worden ist. Aber selbst bei der gewöhnlichen Beleuchtung ist ihr Eindruck überwältigend; die kühnste Vorstellung, welche sich die Phantasie von ihr machen kaun, und dic lebendigste Schilderung des zaubcrvollcu Effectes, den sie hervorbringt werden von der Wirklichkeit weit übertroffen. (Nach Schmidt und Steinhard.) 2. Die Eishöhle von Dobschau. Bei dem Spitzen-Stein auf dem Gebiete der Bergstadt Dobschau im Gömürer Eomitate Ungarns, nahe der Zipscr Grsvannschaft, befindet sich eine interessante Eishöhle in romantischer Gegend. Im Sommer des Jahres 1870 wurde sie zum ersten Male von einigen kühnen jungen Männern untersucht und auf Kosten der Stadt Dobschau zugänglich gemacht. Die Mündung der Höhle liegt uach Norden 848 Meter über dem Meeresspiegel, während die Höhle selbst nach Osten streicht. Sie besteht aus zwei vom Eise gebildeten Etagen. Vom Eingänge aus neigt sich die Höhle l2 Meter lang unter einem Winkel vou 45» Grad, worauf man in die. obere Etage gelangt, welche anfangs etwas abschüssig ist, weiterhin aber eine ungefähr 1800 m> Meter große glatte Fläche bildet. Gegen Osten ist die Höhle l 14 Meter lang und durch ciueu Felscn-einsturz geschlossen. Ihr Boden wird vou reinem Eise gebildet, das großcntheils spiegelglatt, hier und da blasrnförmig ist und an einzelnen hohlen Stellen dumpf wiedcrhallt. Die Decke ist nicht gleich hoch; doch ist die Wölbung, welche 8 bis 10 Meter und mehr erreicht, theils nackter Kalkfels, theils mit schönen Eiskrystallcn bedeckt, welche gleich Diamanten glitzern. Diese Krystalle sind gegen den Ausgang dichter und bedecken auch die Scitcnwände. Die tropfstcinartigcn Eisgcvildc dieser Höhle zeigen die mannigfaltigsten Gestalten; bald sind cs massive Säulen und hohlc Eylindcr, welche 8 bis l l> Meter Höhe und einen gleichen Umfang besitzen, bald wie aus Orgelpfeifen zusammengesetzte Pfeiler, oder zu Eis erstarrte Wasserfalle; von der Decke hängen muschelförmig ausgewaschene oder riesige schwertförmige Eiszapfen, vom Boden ragen scharfe Spitzsäulcn empor uuo die Zwischenräumc nehmen wunderbare Vorhänge oder spanische Wände ein. Eine krystallrciue, mit rcizcuden Vildungcu besetzte Eissäulc wurde vou dem herabtropfendeu Wasser in drei Theile gespalten, welches darunter ein Wasserbecken bildet mit einem über I Meter tiefen, aber fchmalcn Ausfluß durch die Eismasscn. Vom Eingang alis in der Richtung nach Süden fällt die Eissohlc unter einem Winkel von 55 Grad ab, nnd man muß von hier aus die ganze Höhe dcs Eisberges entlang auf 145 in dein Eise befestigten hölzernen Stufen hinabsteigen, um auf den Grund der zweiten Etage zu gelangen. Die Mächtigkeit dieses Eisberges ist großartig, da man feine Höhe nach Norden sowohl, als nach Süden und Osten auf .')(> Meter weit messen kann. Dicfc mächtige Eiswand bildet die nördliche Grenze der unteren Etage und erstreckt sich bis zu ihrem östlichen Ende, in welcher Richtung sie immer steiler wird, bis fie endlich eine 15 Meter hohe senkrechte Stellung einnimmt. Das Eis ist rein, durchsichtig wie Glas, ans der senkrechten Fläche kann man aus dem Kalksteinniederschlag des Wassers die einzelnen Zeitabschnitte seiner Bildung, wie die » Charakterbilder. 205 Jahresringe eines Holzstammes, erkennen. Gegen Osten ist die untere Etage durch eine höhlenartig erweiterte Eisspalte begrenzt, deren eine Wand phantastisch, wie mit gehcimnißvollcm Zauber geschmückt ist. Dicscn reizenden Ort, welcher zu stillem Nachdcukcn geschaffen zu sein schrillt, nannte man zutreffend die Capelle. Der Boden und dic Decke der untcrm Etage fallen stark nach Süden ad; ersterer ist nicht mit Eis bedeckt, sondern in Folge eines Höhlencinsturzcs mit Fclsentrümmern übersäet, durch welche mehrere Köcher führen. Hier fiudcn sich zwischen den' Felsen bisweilen Tropf-stcinbildungcn, einzelne, bis über 1 Meter hohe wie aus der Erde gewachsene Eiszapfen, oder kleine Eisplatten. Tiefer unten, wo es im Sommer stark tropft, lagert sich viel vom Wasser herbeigeführter Kalksand, worin man Knochen kleiner hiehcr vcrirrtcr Thiere finden kann. Nach den bisherigen Beobachtungen, welche in den bahren 1870 und 1871 angestellt wurden, war im Sommer 1870 das Eis an den ebenen und tiefer gelegenen Stellen 2 bis >< Ecntimcter mit Wasser bedeckt; im Winter aber spiegelglatt, völlig trocken und mit Kalkstaub überstreut. Die in das Eis gehaltenen Stufen, da sie voll gefroren waren, mußten wieder ausgchaucn werden. Im Winter ist jede Säule massiver, der Brunnen aber zugefroren. Die äußere Temperatur hat einen wesentlichen Einfluß auf die Temperatur der Hohle, aber uur bis zu einer beschränkten Grenze. Die größte beobachtete Wärme im Innern war ^ ,'," C. im August 1870 (bei ^ 22'5" E. gleichzeitiger Außentemperatur), die niedrigste — 8-75>" E. im December desselben Jahres (bei — 25»" C. Außentemperatur), die Tcmpcratursschwankuug betrug also nur zwischen 13 bis 1<1 Grad. Die Höhle ist dem zufolge im Winter kälter, im Sommer wärmer. Daß bei ciner solchyi Temperatur organisches Leben nicht gedeiht, ist leicht einzusehen. Man fand zwar bisher verschiedene Thierknochcn, als die Schädel zweier kleiner Raub-thierc, wahrscheinlich Marder, zwei eingefrorene Fledermäuse uebst vielen laugen und dünnen Fledermansknochen, auch einen Schmetterling; dies sind aber jedenfalls nur Ucberrcstc hicher verschlagener und verunglückter Thicrchcn. Bon lebenden Thieren fand man zwei Fledermäuse, die sich eben zum Winterschlafc anschickten. Die Höhle befindet sich im tertiären Kalksteingebirge, und das; sie einst um vieles größer gewesen, beweist der Umstaud, daß einige hundert Schritte vom Eingänge gegen Osten hin, ein ungefähr vier Hektaren Wald umfassender, von mehreren hohen Felswänden eingeschlossener Einsturz sichtbar ist, dessen Fclscntrümmcr, in der Höhle einen Berg bildend, das Vordringen gegen Osten hemmen. Da keine Ouclle und keilt Bach vorhanden ist, so wird das Eis der Höhle nur durch das von außen eindringende atmosphärische Wasser genährt, und nach den Jahresringen zu schließen, ist ersteres in zunehmendem Wachsthum begriffen. (Nach „Aus allen Welttheilen".) 206 HHhentabelle. Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen im österreichisch-ungarischen Gebirgslande. Wien« Fusi Meter Ortlesspitze......12.856 3905 Großglockner.....12.0l8 379? Wildspitze......11.94? 3776 Groß-Venediger .... 11.622 3674 Dreiherrenspltze . , . . 11.090 3503 Dachstein......9.498 3002 Terglou.......9.045 2865 SMfser Joch.....8.802 2782 Schünfeldfpitze (Stein. Meer) 8.885 2650 Gerlsdorfer Spitze . . . 8.37^ 2647 Lomnitzer Spitze .... 8.371 2646 Ntgai.......8.046 2543 Groher Kriv^i .... 7.684 2492 Kuhhorn (Inen) .... 7.218 2261 Hochfchwab......7.174 2268 Dobracz.......6.614 2154 Schneeberg (bei Wien) . . 6.566 2076 Djumbir ......6.462 2043 Orjen.......6.0N4 1696 Oetscher .......5.970 186? NnterSberg...... 5.871 1856 Munte lll märe .... 5.784 1826 Dinara.......5.729 1811 Arlpaß.......5.689 1786 Schneeberg (Karst) . , . 5.662 1783 Schafberg (bl>i Ischl) . , 5.630 1770 Wien« Fuß Meter Sveto Brdo ..... 5.547 1753 Babia-Gurll .....5.442 1722 Traunstem......5.342 1689 Krwä,n Fatra.....5.275 1667 Schneekoppe.....5.066 1611 Bielolakica (Karst) . . . 4.850 1538 Allvater.......4.704 1467 Brenner-Paß.....4.496 1421 Spieglitzer Schneeberg . . 4.482 1417 Monte Maqgiore (Karste . 4.410 1394 Kubani.......4.294 1357 Viossor.......4.236 1339 Kcilberg.......4.032 1275 Iavormt (Karst) .... 4.006 1266 Kniehynia......3.962 1252 Radoßt (bei Roinau^ , . 3.589 1185 Tafelfichte......3.557 1124 Iägerhitttenberg .... 3.257 1027 Semmerina/Paß .... 3.081 974 Iavot-ina......3.060 967 Millrschauer.....2.642 63b McmhartSberg.....1.699 537 Thebnerlagel.....1.622 513 Leopoldsberg (bei NZien) . 1.330 449 Monte OpKna (bei Triefv. 1.247 394 Bloksberg (bei Ofen) . . 743 235 Ebenen. Bedecken auch von dem Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie über 8100 geogr. lUMl. (446.009 HüKm.) die Gebirge, so bleibt doch noch der beträchtliche Raum von etwa -5200 geogr. ^Ml. (178.000 ülKm.), d. i. 27^°/<. des ganzen Gebietes, für das Flachland übrig. Wie unser Vaterland in Bezug auf Gebirgsland alle verschiedenen Abstufungen desselben, also eine große Mannigfaltigkeit aufzuweisen hat, so zeigen anch die Ebenen eine reiche Abwechslung zwischen wellenförmiger oder vollkommen wagrechter Ausdehnung, wie sie auch in Hinsicht der Seehöhe und der Grüße bedeutend von einander differiren. Ziehen wir noch dic Vegctlltions-PertMnifsc heran, so können wir auf dcm Tieflands-Boden der Monarchie ähnliche Gegensätze wie etwa zwischen den reichen Culturflächen am Ganges und den ungeheuren Steppen Mittelasiens beobachten. Das Flachland Oesterreich-Ungarns gehört fast ausschließlich der Kategorie des Tieflands an, nur wenige kleinere Gebiete haben eine so bedeutende Erhebung, daß man sie den Hochebenen zuzählen kann. Ihr Boden ist zumeist angeschwemmt, zum Theil ein Ergebniß der Thätigkeit der sie jetzt in mehr oder weniger geregeltem Rinnsale durchziehenden Flüsse, welche zugleich auch die Neigung oder den Abfall der Ebene kennzeichnen. Auf weite Strecken hin zeigen sie Sümpfe und Moräste, anderwärts findet sich stehendes Gewässer durch wasserdichten Grund zu einem See concentrirt. Einen Gegensatz zu dem Weichbodcn der Sümpfe bilden Flugsandregionen oder dürres Heide- und Stcppenland. Magerer Weide- und üppigster Ackergrund wechseln mit weit ausgedehnten Waldungen; menschenleere Districtc mit dicht bewohnten, zahlreich mit Städten besetzten Landstrichen. So sind die Ebenen nicht minder der Schauplatz der menschlichen Culturcntwicklung als das Vorland und die großen Thäler der Gebirge, an bedeutsamen geschichtlichen Kämpfen sind ihre mit Blut getränkten Gefilde viel reicher; und daher werden wir auch der Schilderung des Flachlandes, dem weder ein poetischer Hauch noch landschaftliche Reize fehlen, mit vollen: Interesse uns zuwenden können. Die größten und wichtigsten Tiefländer der österreichisch-ungarischen Monarchie erstrecken sich längs der Donau; ein beträchtliches nordöstliches Gebiet gehört bereits der großen osteuropäischen Ebene, dcm sarmatischen Tieflandc an, kleinere Flachlands-Districtc finden fich an den Zuflüssen der Donau innerhalb der bedeutenderen Thal-Weitungen der Gebirge, im Süden reicht ein großes Tiefland, die lombardifch-venetianische Ebene, mit seinem östlichsten Theile auf den Boden der Monarchie herein. Wir behalten bei der cingehendern Betrachtung der einzelnen Ebenen die eben angegebene Reihenfolge bei. 208 Die Donau-Tiefländer. 1. Die Donau-Tiefländcr. (Allgemeine Uebersicht, Das Tulner Necken. Das Wiener Becken, Die obrrunaarische Tiefebene. Die niederungarische Tiefebene. Bewa'sseruuss der DonauTieflaudcr. Verkehrswege. Klimatische Verhältnisse. ' Pflanzen und Thierwrlt. Bewohner. Zur Geschichte der Donau Tiefländer. Charakterbilder: I, Die Pußta. ^i. Herden und Hirten auf der Pußta. ^S. 22? ff.)) Allgemeine Nebersicht. Der Donaustrum, welchem vier Gebirgssystenie, Alpen, Balkan, deutsches Mittelgebirge und Karpathen, ihre Gewässer zusenden, wie sic durch ihn von einander geschieden werden, fließt, nachdem er den Boden Oesterreichs betreten, in einem mehr oder weniger breiten Thale, das auf dem Gcbielc der Monarchie sich viermal zu bedeutenden Ticflandsbccken erweitert. ' Ihre absolute Erhebung ist selbstverständlich stromabwärts eine immer geringere, zugleich nimmt aber auch ihre sslächcnausdchnung in derselben Richtung zu. Durch Bcrgschciden sind sie von einander getrennt; die unterste scheidet das ungarische Tiefland von der letzten Donau-Ebene, der walachischen, welche durch die mit derselben zusammenhängende moldauische Ticflaudschaft mit dem Südwesten der sarmatischen Ebene in Verbindung tritt. Dies Gebiet fällt außer den Rahmen unserer Betrachtung. Zwei von den Donau-Ebenen der Monarchie gehören Niederüstcrreich, zwei dem Königreiche Ungarn an. Ocstlich vom Grcincrwalde bis zur Stromverengung zwischen Biscnn und Kahlenberg erstreckt sich die kleinste und höchste Donau-Ebene, das Tulner Becken, unterhalb desselben folgt, im Osten durch die kleinen Karpathen und das ^eitha-Gelnrgc begrenzt, das größere Wiener Becken. Die ungarische Pforte (vgl. S. 158) führt nach der oberungarischcn Tiefebene, welche durch die Verengung des Donauthals zwischen Gran und Waitzcn von der großen niedcrungarischcn Tiefebene getrennt ist. Diese, zwischen den Ausläufern der Alpcu, den Karpathen und dem Balkan sich erstreckend, reicht südostwärts biö zu dem Donau-Durchbrüche bei Orsova. Zusammen bedecken nach v. Klocden's Berechnung die österreichisch-ungarischen Donau-Ebenen ein Gebiet von 1977 lüMl. (108.859 lUKm.). Das Tulner Becken. >5m Osten des Oreinerwaldes unterhalb Hollenburg in Nicderösterrcich erweitert sich das Donanthal zum ersten Male zu einem Tieflands-decken und bildet so das oberste und kleinste der Douau-Becken, das nach der Stadt Tulu benannte Tulner Becken, auch das Kremser Becken geheißen. Es erstreckt sich 9 bis W ^Ml. (5,5,0 H>Km.) groß bis an die Stelle, wo der Bisambcrg und das Kahlmgcbirgc die Donau wieder einengen, sinkt um 00 F. und ist durchschnittlich 5,tt<» F. hoch. Das rechte Ufer heißt der Tulner Boden oder das Tulncr Feld, das linke Wagram (Wachram). Die Ebene ist überall fruchtbar, besonders rechts von der Donau. Tas Wiener Becken. Unterhalb des Kahleugebirges und des Bisamberges beginnt das <;8 lüMl. (:l744 mKm.^ messende Wiener Becken, in dessen Mitte die Rcichshauptstadt liegt und das sich nach Osten bis an das Leithagcbirgc und die kleinen Karpathen ausdehnt. Die Donau selbst ist hier, wie auch schon bei Tuln, in mehrere Arme gespalten und bildet zahlreiche Wcrd,'r, Alten genannt, die meist sehr fruchtbar und großentheils mit üppigen Laubwaldungcn bewachsen sind, wie die Lobau, Tie oberungansche Tiefebene. 209 die Schönau, der Prater u. a. Der Theil der Ebene auf dem rechten Donau-Ufer, von den Geographen auch Wicncr Becken im engeren Sinne genannt, breitet sich zwischen den ^orhöhcn des Wicncr Waldes im Westen lind dcm ^eithagebirgc in: Osten in Gestalt ciucs Dreiecks alls, das die Donau ;ur Basis IM nnd dessen zwei Seiten vom Fuße des ^eopoldsbcrgcs liei Wien ilnd von Haiuburg ails in Moggnitz an» Fuße des Semnierings zltsannnenlanfcn. Er enthält ciilc Reihe von Hügeln, die sich unmittelbar a>n rechten Stromufcr allfgedäutint haben, wie der Wiener Berg mit der „Spinnerin an, Kren;" 72li P. F. --- 2.^ii Mtr.>, die Türkcufchanzc 780P. F. — 25^ Mr.), der ^aacrbcrg «7,^2P. F. — 25>4 Mr.>, der Schwadorfcr Hügel, der Elendcrwald n. a. Dieses Gebiet, uon dcrSchwechat mit der Triesting, der Fischn mit der Piesting lind der ^eitha durchflossc», führt im Volksmuuoe in einzelnen Theilen verschiedene Minen; so hecht die Ebene unterhalb Wiens die Simme ringer Heide, weiter aufwärts an der Triesting liegt die Mintendorfcr Heide, nördlich von Wr. Ncitstadt, an der Piesting, die Ncustädter Heide, endlich südlich davon das mit Mähe cultivirtc Stciufeld, wo ausgedehnte Föhrcnpftauzungcn eine fruchtbare Bodenschicht schaffen sollen. Trotzdem daß dieser stellenweise sehr steinige oder auch snmpfigc Theil des Wiener Beckens weniger fruchtbar ist als der nördliche, ist er doch dichter bewohnt nnd bietet dnrch die wellige Unterbrechung des Flachbodcus, durch die Nähe des umgrenzende» waldigen Berggürtels cinen angenehmeren Anblick als jener, vw Norden der Donall fnhrl das von der untern March durchschnittene, einförmige Gebiet den Namen Marchfeld. Ohne Hügelwcllen und ohne Wald ist es häufig Ncberschwemmungen der Donau und March ausgesetzt und gleicht in solchen Zeiten einen, weiten, seichten See. In einzelnen Theilen sehr fruchtbar bietet es anderwärts, von Sumpfe und Flugsandstrecken unterbrochen, doch nicht Ackerlandes genug, um cinc dichte Bevölkerung zu ernähren, weshalb die Ortschaften weit anseinander liegen. Das Wiener Becken, welches eine mittlere Hohe uon 5l)<» F. i ll»8 Mtr.^ hat, senkt sich vom West-Ende bis ;ur March um 78 F.; der Donauspiegcl, beim Eintritte in ^<>2 F. Höhe, hat nnr cinc 100 F. geringere Höhe, als das Niveau der Ebeuc ist, uud diese ist vor dem Eindringen des Stromes nur durch eine 12 bis 24 F. hohe Erhebung geschützt. Die weite Fläche des Wiener Beckens, dessen Bedeutung schon ;ur RomerM erkannt worden, ist in der Geschichte zu hoher Berühmtheit gelaugt; das Marchfeld ist eines der großen Schlachtfelder Europas uud Oesterreichs. „Hier haben die Römer mit den Markomannen und Qimden, Karl der Große und seine Franken mit dm Avaren, die Oberdeutschen nut Magyaren uud Mongolen, Ottotar uon Böhmen mit Bcla von Ungarn und mit Nndolf uon Habsburg Icdcnspeigen, die Süddeutschen »ud Polen mit den Türken, Napoleon mit seinem lricgsgclchrteu Gegner aus dem Erzhausc (Asperu, Wagram j gctämuft, n»d auch i» unseren Tagen i18tt6) fehlte nicht viel, dnsi anf's Ncne das Schlachtgewühl daselbst tobte." lKntzen. Die obcrnngarische Tiefebene. Da wo die Donali den Südfuß der kleinen Karpathen umspühlt, wo lints die March und rechts die ^citha mündet und auf hohen Kaltstcinfclscu dic Trümmcv dco altcu berühmten Schlosses Thebcu ) Vgl. Äloedeil, Hamcl, StcmlMd. 14* 212 Di« Donau()<) und 240 F., steigt aber über dic erstere Höhe hinaus und sinkt unter die letztere herab. Im Nordostcn, Südosten und Westen schwillt das Terrain allmählich an und bildet dort sündige Landrücken, die sich bis 300 und .".-»t» F. über dem Meere erheben; im Süden sind die 480 F. ,!5>2 Mtl.) hohen dünenartigen Hügel zwischen There-fiopel und ^ankovacz am höchsten, im worden steigt der Landrücken zwischen Pest und dem Iazygerlandc m cinein Gipfel bei Gödöllö bis zu N>.^2 F. l,32l! Mtr.) Höhe auf. Bewässerung der Donau-Tiefländer. Die Donau-Ebenen gehören selbstverständlich rücksichtlich ihrer Bewässerung ganz dem Flußgebiete der Donau au. Eine Aufzählung der einzelnen Donau-Zuflüsse, welche das Tulucr, Wiener, Prcßburger und Pester Becken durchschneiden, wäre nur eine überflüssige Wiederholung, da gelegentlich der Betrachtung der diese Tiefländer umschließenden Gebirge die Namen aller dieser fließenden Gewässer bereits genannt wurden; sie kann hier um so mehr übergangen werden, als später ohnehin das Stromsystem der Donan noch den Gegenstand eingehender Besprechung bilden soll. An dieser Stelle mögen nur einige besondere Bemerkungen über dic Bewässerungs-Verhaltnissc der niederuugarischen Tiefebene Platz finden. Die Donau, der große Wassersammler des Bandes, verläßt, „gleichsam als erschrecke sie bei ihrem Eintritt in die große ungarische Ebene durch das Felsenthor von Waitzen vor der hier beginnenden Sandwüstc, und als fürchte sie, von ihr verschlungen zu werden", dort, wo sie die St. Andreas-Insel bildet, die östliche Richtung nnd wendet im rechten Winkel plötzlich nach Süden, an den Ostfnß der Alpenvorhöhen sich hinschmicgcnd. Allein Anscheine nach war dies aber nicht immer ihr Bett. Ihr Lauf dürfte sich ehemals von der Waitzcncr Gegend nach Südos! gewendet haben, so daß die hcntige Zagyva ihr altes Bett an dieser Stcllc bezeichnet, und ihre Vereinigung mit der Theiß fand damals schon in der Gegend von Szolnok statt. Spätere Terrain^Erhöhnngcu schufen den Vandrückm zwischen den heutigen Betten der Donau und Theiß, und letztere, vordem ein mittelgroßer Neben-fluß der Donan, wurde dadurch zu ihrem größten. Dic wichtigste Folge von dieser Veränderung, wodurch nun der niederungarischcn Ebene zwei bedeutende Parallelströinc gegeben waren, die ein Mesopotamien — im Mittel 32 Ml. breit — einschließen, war eine viel bedeutendere Bewässerung des Tieflandes. Würdc dic Donau, wie co wohl in vorhistorischer Zeit gcwescu, die Karpathenflüssc gleich bci ihrem Austritte aus den Bergen in Empfang nehmen, so wäre die Ebene cine vollendete Wüste, dic bei ihrer bedeutenden Ausdehnung dieselben Schrecken darbieten würdc, wie die Wüsteu des nördlichen Afrikas. „Nun aber müsscn die Gewässcr dcr Karpathen, wclchc besonders aus der Gegend, wo diese nach Süden umbiegen, in unermeßlicher FiNic 21^ Di? Donan Tiefländer. hervorbrechen, ihren trägen Gang durch die Wüste antreten und dieselbe durchschneiden. Von Norden und Osten aus öffnen sich zahlreiche Thäler in die Savanna, und aus jedem dieser Thäler quillt ein Strom lebendigen Wassers, welcher dein großen Sammler des Vandes zustießt. Sobald diese Flüsse aus dem Hochlande in die "Niederung treten, hört auch ihr stärkerer Fall auf; sie schleichen in vielen Krümnumgcn durch den lockern Boden weiter, wobei ein Theil ihrer Wassermenge in den Hoden rechts und links eindringt nnd das ^cmd in einen Snmpf verwandelt. So entsteht zwar mw höchst reiche Bewässerung dieser Flächen, uud diese werdeu dadurch und durch den Schlamm, welchen dio jährlichen großen Ncberschwemuiungen absetzen, außerordentlich fruchtbar, aber sie werden auch in den niedriger gelegenen Gegenden versumpft". Diese Niederungen der Bodmcnltnr zu gewinueu ist Aufgabe der Theiß-Rcgnlirung. Mit dieser im Jahre 1845, den Anfang gemacht zu haben, ist das große verdienst des Grafen Szschcnyi. Ihm zu Ehren ist am ^7. September I8<»5> an der Stelle, wo die Arbeiten begannen, am Thcißufer zwischen Tisza-Dab uud Polgar ein Obelisk aufgerichtet worden. Nach zwanzigjähriger Arlieit waren I,4()<).0<)<» Joch trocken gelegt. Nach vollständig vollendetem Werte wird der ^auf der Theiß um 5'! Mcilcu abgekürzt und, wie bereits erwähnt, ein Terrain von ^500 mMl. für die Cultur gewouncn sein. Zu diesem Zwecke der Thciß-Negulirung wurde eine große Menge von l5nt-wässeruugs-Canälcn angelegt, von denen der Berrttyü-Canal zwischen der schnellen Korös und der Bcrcttyu, der Bcrzawa-Canal zwischen der Tcmcs und Berzawa und der Körös-(5anal längs der weißen Körös die wichtigsten sind. Die größeren Canäle, wie der Bcga-Eanal zwischen Temcsuar und Bccskcrck, der Franzens-Canal von der Theiß zur Donau dienen zugleich anch der Schifffahrt. In dem Westgebiete des Tieflandes regnlirrn der Palatiual- oder Saruiz-Canal den Vans der Sarviz, der Zichy-Eanal den ^auf des Kapos, während im Mündungsgebiete der Dräu der Albrcchts-Karasieza-Canal zur Entfnmpfung der dortigen Gegend angelegt wurde. Auch das Wiener Becken besitzt einen Canal, den schiffbaren Wiencr-Ncustädtcr-Canal. Außer den zahlreichen Sümpfen besitzt sowohl das ober^ als auch das nieder-ungarische Tiefland noch andere stehende Gewässer in den liciden großen und den vielen kleinen Seen. Neusiedler- lind Platten-See werden weiter unten einer Mlgehrndern Besprechung gewürdigt werden. An vielen Stellen gibt es Sodaseen, welche im Sommer austrocknen und eine Sudakruste auf dem Boden zurücklassen, die gesammelt wird und sich alle 3 bis 1 Tage erneut. Die Ungarn ueunen diese Seen, weil sie mit einem schnecähnlichcn Ucbcrzuge von Soda bedeckt sind, weiße Seen (Fcjcr To). Die Ufer in der Gegend weit umher erzeugen salzhaltige Pflanzcu, wie sie dcu Mccrestüstcu eigeuthümlich find. Einige dieser Natronseen gebraucht mau zu Bäderu. Auch viele andere Seen des Tieflandes haben salziges Wasser, wie der tlcinc Paliöcr-Scc bei Theresiopol. Der Vclenczcr-See im Stuhlweißen-burger Comitatc ist ein Wassergraben um eine Sumpf-Insel. Verkehrswege. Sind im Gebirgslande die Thalfurchcu und die Pässe, zu welchen jene häufig führen, die wichtigsten Verkehrswege, fo bilden in der Cbene die bereits größer gcwordeucn lind daher meist schiffbaren Flüsse in H'crbindung mit Cauälen, ferner die Bandstraßen und Schienenwege die Hauptverkchrsmittel. Die in der ganzen Monarchie schiffbare Donau mit ihren zahlreichen schiffbaren Nebenflüssen ist als die Hauptverkehrsader der nach ihr benannten Tiefländer anzusehen. Sie wird sammt ihren größten Zuflüssen «Theiß, Dran, Save» mit Dampfschiffen befahren; doch sind die Stromschucllcn und Riffe im Islasch ^etwa tt Ml. oberhalb Alt-Orsova, und am eisernen Thore dem verkehre hinderlich. Der schiffbaren Canalc im Wiener und Pester Becken wurde bereits oben Erwähnung gethan. Klimatische Verhältnisse. 215 Auch dcr mit Dampfschiffen befahrene Plattensee ist für den Verkehr zwischen seinen Ufergeländcn von Wichtigkeit. Landstraßen finden sich im Tulncr und Wiener Becken in hinreichender Menge; in den beiden ungarischen Tiefländern ist ihre Zahl noch fchr gering und nimmt im Allgemeinen nach Osten hin ab. Namentlich in der niederungarifchen Tiefebene, doch auch schon hie und da im Preßburgcr Gecken, haben die Straßen ein ganz eigenthümliches Aussehen, welches besonders für die Pnßten höchst charakteristisch ist. Diese Straßen sind eigentlich nur ein aus vielen Fahrgcleifen zusammengesetzter, oft mcilenbreitcr Streifen, wie ohne Ziel hinaus in's Unendliche. Wenn man ein Dorf verläßt, fo sieht man fcheinbar fünfzig nnd mehr Straßen vor sich, welche nach ebenso vielen Orten zu führen fcheincn; nnd doch ist das Ganze mir eine einzige Straße, nnd die Tänschnng entsteht dadurch, daß jeder Fuhrmann den besten, d. h. am wenigsten befahrenen Weg aufsticht, nnd daher eine so große Menge von einzelnen Geleisen nebeneinander länft. Da auf lausenden voll lüKilomclern kein Stein zu finden ist, und dcr Boden von Sand und Schlamm, Thon und Sumpf gebildet wird, sind diese Wege meist sehr schlecht; ja bei feuchtem Wetter kann man kaum mit dem Wagen fortkommen nnd eine Strecke von einer Meile gilt als Tagereise. Hei trockener Witterung dagegen jagt dcr leichte Wagen fast lautlos über den lockern Boden dahin. Unter folchen Umständen mnßtc die Eröffnung der ersten Eisenbahn durch die wcitausgedehute Pußtc als ein epochemachendes Ercigniß angesehen werden. Dies geschah im Herbste des I. 1857, da die Bahnstrecke von Szegcdin nach Temesvär dein Betriebe übergeben ward. Der Mittelpunkt des österreichisch-ungarischen Eisenbahnnetzes ist Wien. Bon hier aus laufen die Schicncnsträngc der südlichen und südöstliche» Staatsbahn, der der Nordwest-, Franz-Josephs« und Wcstbahn nach allen Wcltgcgcnden, das österreichische Tiefland durchmcssend und sein Ecutrum mit allen Theilen Europas in Vcrbindnng setzend. Nordwest- und Franz-Josephs Bahn durchschneiden auch den nördlichen Theil des Tulner Beckens. Wie dieses so hat auch die obcrungarischc Ebcue kein eigenes Bahnsystcm; zwar durchkreuzen sie im Horden und Süden der Donau zahlreiche Schienenwege, theils zum Verkehr zwischen Oesterreich nnd Ungarn, theils nach Nord nnd Slid, aber sie vereinigen sich in keinem Hauptknotcnpunkte. Dagegen hat das nicdemngarischc Tiefland ein, wenn auch seitlich gelegenes Ecnttnm des Eisenbahnnetzes in Pest. Pon hier gehen die Bahnen nach Süd, Ost, Nordost und Nord; viele von den nach Osten gerichteten sind uorlänfig freilich wie Sackgassen ohne weitere Bcrbindnng. Klimatische Verhältnisse. Das Klima dcr beiden österreichischen Donaubccken ist iu Folge ihrer ^/age zwischen den Alpen im Süden »nd den nördlichen Milled gebirgcn, sowie wegen der Nachbarschaft des ungarischen Tieflandes höchst unbeständig. Dic Mcnge des Nicdcrschlags ist im Wiener Becken geringer als im Tnlmr Becken; die Hahl dcr Gewitter in beiden gering. Das Klima dcr ungarischen Donau-Ticf lander ist ein uorlicrrschend continentalcs, das sich zwischen Extremen bcwcgt. Dcr Steppencharalter dcr östlichen Ebene, namentlich dic Bamnlosigtcit eincs ausgedehnten Theiles derselben, ist Folge dcr in diesen Gegenden lange dauernden, wenn auch gewöhnlich mäßigen Wintcrkälte und dcr rasch wachsenden großcn und trockenen Sommrrwärme, welche in den südlichen Gebieten 3A" N. erreicht. Da es an Regen und Feuchtigkeit schlt, und im Sommer auch mitunter der Sciroceo erscheint, dcr große Trockenheit nnd Hitzc im Gcfolgc hat, fo wiederholen sich hier die Serncn der llanos. Das Gras verbrennt ;n Staub nnd der leiseste Wiud führt dic Asche in die auf das Dichteste verschlossenen Mume der Häuser. Die wilden Pferde traben nnt hochgehobenen, Schweife, vorgestreckten! Kopfe und wcitgeöffueten 216 Die Donau Tiefländer. Nüstern umher, um Wasser zu suchen. Das ist die Zeit, wo ähnlich wie im heißen Aegyptcn die Luftspiegelung oder Fata Morgana (ungar. D^li Züdg z erscheint lind dnrch ihre luftigen Gebilde den nach Labung Schmachtenden tällscht. Tritt noch auf den Sandfcldern der Ebene ein Wirbelsturm hinzu, welcher »nächtige Staubsäuleu nnt großer Geschwindigkeit forttreibt, so kann man sich in die Wüste »ersetzt denken. Aber anch iln Sollllner macht die Temperatur gewaltige Sprünge. Ans glühend heiße 5age folgen kalte ^iächte. Nach der Empfindung der Haut glaubt man, die Temperatur müsfc unter Null gesunken sein, ulld hüllt sich fröstelnd in den Pelz, der im magyarischen Nationalcostüni nicht mit Unrecht eine so wichtige Rolle spielt. So bietet die große Ebene an der Theiß in jeder Jahreszeit ein verschiedenes Bild; im Frühlinge ist sie ein grüner Teppich, den kein Baum beschattet; im Sommer eine heiße ausgedörrte Fläche; im Winter jagen furchtbare Schnecstürmc über dieselbe und bringeu Menschen und Thieren Verderben; zur Zeit der Schneeschmelze ist sie aber eiu Süßwasser- und Kothmeer, wo jede Communication sehr schwierig, wo nicht unmöglich ist. In den Hügel- und Berglandschaften, welche die Ebene umschließen, bewegt sich die Temperatur nicht zwischen so schroffe», Gegensätzen. Man berechnet die mittlere IahrcS-Temperatur des großen Donau-Tieflandes auf 4 .^' R.; Ofen hat 8-7" R., Debreczin ^.">" R., Szegcdiu abeu. Sie bleibeu in halbwildem Zustande bis auf den Tag, für den dir Lähmung oder die Mtzuug augesetzt ist. Der Reichthum an vollkommen frei lebenden Thieren ist namentlich an den Seeuferu und iu dcu Sumpf-Distrietcn stauuencrregcnd. Die Menge des Federwildes, welche hier im Nohrwerk haust, erscheint Deutschland und Wcstöstcrrcich gegenüber dein ^agdfreuudc großartig. Wilde Enten und Gänse, Strandläufer, Rohrdommeln, Bewohner der Doncm-Tiefliinder. 217 Reiher, Kraniche, Störche, Nohrhühncr, Schnepfen und andere Wasscrvögel finden sich in Myriaden. Der große Reiher liefert mit seinen Hintcrkopffcdern einen Schmuck für die hohen runden Filzmntzen der Magyaren. Dieselben Ödenden bilden auch den Aufenthaltsort zahlreicher Füchse lind Fischottern, letztere treiben ihr Räubcrhandwerk an den See- und Flußufcrn mit großem Erfolge, Ist das Donau-Wasser an Fischen gesegnet, so ist der Fischrcichthum der Theiß wirklich überschwenglich. Nach einen: ungarischen Sprichworte machen die Fische ein Drittheil der Theiß alls. Das tiefe nnd stille, schlammige, nahrungsreiche Wasser, in dem jährlich Schiffe mit großen Steinfalz-Vadungeu zu Grunde gehen, zieht die Fische an, und die vom Pontus aufsteigenden wachse und Störe ziehen mit Vorliebe in der Theiß zur ^aich^ zeit hinauf. Der Neusiedler-See birgt in seinem seichten salzigen Wasser Hechte, Karpfen und Schaiden in nicht unbedeutender Zahl; auch Barben, Karauschen, Ruthen, Weißfische und viele andere Gattungen machen den Fischfang einträglich, der für viele Einwohner der anliegenden Ortschaften eine ergiebige Nahrungsqucllc bildet. In den fischreichen kleineren Seen des Hansag werden besonders Schille gefangen, die wegen ihrer Schmackhaftigkeit sehr beliebt sind. Die zahlreichen Fische des Plattensees zeichnen sich vor denen anderer Gewässer durch ihr festeres, schmack-haftcres und leichter verdauliches Fleisch aus und sind deshalb weit berühmt. Der bekannte Fogas, Zahnfisch, wird bei der reichlichen Nahruug, die er im See findet, 7 bis 15 Pfund schwer. In außerordentlicher Menge findet sich der Schwertling oder Garda, ein kleiner nnd schmaler Fisch, der seiner Form nach große Aehnlichkeit mit den Häringcu hat. Am vortheilhaftesten ist fein Fang im Winter, wo man Oeffnungen in das Eis haut und ihn mit Netzen aus der Tiefe holt. Er wird gleich den Häriugcn eingesalzen aufbewahrt. Der Plattensee ist auch Aufenthaltsort zahlreicher Krebse und Schildkröten; die Sümpfe an seinem Südende, sowie die anderen Sumpfgegenden des Tieflandes sind von Schlangen, Nattern, Fröschen und Kröten in Menge bewohnt. Höchst unangenehm macheu die Nachbarschaft der Sümpfe Myriaden peinigender Mücken, welche Morgens und Abends in solchen Massen erscheinen, daß sie Menschen uud ^ich beinahe bedecken und man kaum ^ust schöpfen tann, ohne von diesen Insceten einige cinzuathmeu. Ueber dem Wasser der Seen treiben sich Möwen nnd Fischadler hernm, wie etliche Falkcnartcn lind Aasgeier die Sumpf- und Pußteugegeuden umkreisen. Außer den in den Ebenen vortummcudcn Trappen, die gerne gejagt werden, findet sich der Wolf als gefährlicher Feind der Herden, welcher den Hirten genug zu schassen macht. ^n sandigen Gegendell ist die ungcöhrte Bcrnratte heimisch, ein hübsches, kleines Thier von der Größe und Farbe des Eichhörnchens, das die Pußten in großer Menge bewohnt. Die Schäfer loben das Fleisch dieses Thicrchcns als wohl--schmeckend und gießen, um dasselbe fangen zu können, seine Höhle mit Wasser aus. Bewohner der Donau-Tiefländer. Die beiden obereu Becken des Donau-Tieflandes sind von Deutscheu besetzt uud nur in das Marchfeld reichen von Norden die slavischen Bewohner Mährens herein. Gemischter ist schon die Bevölkerung der ober ungarischen Tiefebene, wo Magyaren, Deutsche, Slovene» uud etliche Kroaten nebeneinander wohnen. Die niederungarische Ebene aber erscheint wie eiue dunie Mustcrtartc verschicdeuer Nationalitnteu. Hier überwiegen die Magyareu mit drn ihnen verwandten Kumaneu uud Iazygcn, welche zwischen der mittlern Theiß und Donau ihre Wohnsitze haben. Im Süden sind Serben seßhaft, im Südostcn, an der Maros und um Temesvar, Walachcn. Juden fchlcu ebensowenig als Zigeuner; die letzteren findet mail am zahlreichsten in den östlichen und südlichen Gebieten. Endlich sind die ill großen Eolonicn und vielen kleineren Sprachinseln über ans gedehnte Districtc des Tieflandes verbreiteten Dentschen, drv betriebsamste Theil der Bevölkerung, zu erwähnen. „Deutscher Einfluß ist für das ganze Donauland von 21'8 Die DonaU'Tieflcinder. jeher das anregende Salz gewesen; Deutschen verdanken die Donauländer zumeist Cultur und Civilisation, die bei allen Gebildeten der unteren Donauländer dnrchans deutschen Typus trägt". Was die Dichte der Bewohnerschaft betrifft, so überragen das Wiener und Tulner Becken um ein Bedeutendes die ungarischen Tiefländer; in diesen wohnt die Bevölkerung am dichtesten in den Grenzgebieten gegen Mederosterrcich und Stciermart (<;ll bis l>9 Köpfe auf 1 m Kilometer); der Einflnß der Hauptstadt erhöht die relative Volkszahl im Pester Comitate auf 71 für 1 UMlom.; auch die ackerbautreibenden Comitate des Aanats sind dicht bevölkert, dagegen die sandigen Pußten und die Sumpfgegenden nur sehr dünn. Die Verschiedenheit der Nationalität der Bewohner bewirkt zahlreiche Unterschiede im Typus der Wohnorte und es liegt eine lange Ncihe zwischen den Extremen, der behäbigen Behausung der Deutschen und den Troglodytendörfcrn der Rumänen. Auch in dieser Hinsicht wollen wir nur die große Ebene mit ihren charakteristischen Eigenthümlichkeiten näher in's Auge fassen. Alis ihr herrscht die größte Eoneeutration der Bevölkerung in den ausgedehnten großen Ortschaften neben der größten Zerstreuung derselben über die unübersehbaren Pußten. Im Königreiche Ungarn gibt es 2l>5» Ortschaften mit einer Bewohnerschaft von mehr als 5000 Seelen; sie fassen ein Fünftel aller ^andcsbewohncr in sich und beinahe drei Vicrtheilc davon entfallen auf das große Tiefland. Die Dörfer, Marktflecken uud Städte auf den ungarischen Pußten liegen weil auseinander; man kann in gewissen Gegenden tagelang reisen, ohne auf ein Dorf oder eine Stadt zu stoßen. Alle Pußlendorser, uud selbst weun ihre Äewohnerzahl mehrere Tausend ausmacht, sind nach riuem höchst einförmigen Plane gebaut. Meistens bilden sämmtliche Häuser nur einc eiu;ige lange und ganz unverhältnismäßig breite Straße; doch wird diese Hauptstraße mitunter von einer zweiten ebenso langen, breiten lind geraden Straße rechtwinkelig durchkreuzt. Kleinere Straßen kommen nur selten vor, haben aber stets den gleichen Charakter. Auch die Hütten der Einwohner bieten in Aussehen und Einrichtung keinerlei Abwechslung. Das Gehöfte wird von einem Schilszaun eingeschlossen; das mit Schilf gedeckte Haus richtet die zwei-scnfterige Giebelscitr nach der Straße, wo Wnllnußbäume oder Akazieu stehen. Nur das Pfarrhaus, das Amthalls, die Wohnung des Dorfrichters, das Schulgebäudc nnd das Wirthshaus zeichuen sich vor den anderen Gebäuden häufig durch etwas größern Umsaug uud durch Schindeldächer aus. Dasselbe Gepräge wie die Dörfer tragen auch die größeren Ortschaften der Pußta, ja selbst die Städte, wie z. B. Debrceziu, der Mittelpunkt des eigentlichen Magyarenlnndcs. Die Häuser daselbst sind fast alle nur einstöckig, denn der Magyar liebt das Steigen nicht; dagegen sind sie geräumig, haben einen großen Hof und häufig auch eineu Garten. Da Debreczin ganz offen ist, die Straßen uugepflnstert sind und die Vorstädte in die unübersehbare Dclnceziurr Heide auslaufeu, so sieht die Stadt, abgeseheu von den Kirchen und riuigel! anderen großen Gebäuden einem wrillänfigeu Dorfe ziemlich ähnlich und ein Reisender ueuut fic geradezu das größte Dorf iu Europa. Der Schmuck der Pußten Ortschaften, seien es nun Dörfer oder Städte, besteht gewöhnlich iu Baumgängcu, welche die Straße riufafsen, in Ziehbrunnen mit riefiger Stange und in Pferdemühleu. letztere vertreten die Stelle der Wafsermühleu, welche man wegen der Wasserlosigkeit eines großen Theiles dieser Heiden nicht mimenden kann. Außer den Dörfern gibt es abseits gelegene vereinzelte Güter in den Pußten, welche gleichfalls Pußten genannt werden. Sie bieten in ihrer Abgeschiedenheit fehr viel Eigenthümliches uud Charakteristisches dar. Vou der Kirche und Schule des nächsten Dorfes zu weil entferut ist eo den Bewohnern dieser Pußten uichl möglich dieselben aufzusuchen; so bleibt natürlich die Erziehung der Kinder, die im strengsten Sinne des Wortes bei und mit dem lieben Vieh aufwachsen, ciue sehr dürstige. Die Bewohner drr Donau-Tiefländkr. 219 dem magyarischen Volke eigenthümliche Gutmüthigkeit mildert jedoch glücklicherweise die rohen Sitten dieser Söhne der Wüste. Viele derartige Pußten haben sich im ^aufe der Zeit bereits in Dorfer verwandelt, und vielen steht gewiß noch diese Zukunft bevor. Findet man auch hier selbst noch heutzutage unterirdische menschliche Wohnungen, so sind die Häuser in den Pußten wie in den Dörfern meist reinlich, aus gestampfter Erde gebaut und mit Rohr gedeckt. Aehnliche, einsam iu der Pußte gelegene Gehöfte sind die Heideschenten oder Einkehr-Wirthshäuser, von den Ungarn Csarda genannt, welches Wort türkischen Ursprunges fein soll. Auch in Bezug auf Beschäftigung der Bewohner bilden die kleineren österreichischen Doncmbccken eine Art Gegensatz zu den größeren ungarischen. Dort eine seßhafte, Ackerbau und Viehzucht zugleich trcibeudc Bevölkerung, welche sich namentlich im Südtheilc des Wiener Beckens auch einer höchst bcdcntsamen ^udustrie widmet; hier von einer größeren Industrie nicht die Ncde, Acker- und Weinbau nebst Viehzucht die Nahrungsquellen der Bewohucrschaft. Doch veranlassen die Bodenverhältnisse in ausgedehnten Districten den selbständigen Betrieb der Viehzucht, welche in ihren charakteristischen Eigenthümlichkeiten noch lebhaft an das vormalige Nomadenleben der Magyaren erinnert. Das freie Hirtenlebcn in der Pußta, wie im Bakouyer-Walde fagt dem die Freiheit liebenden Magyaren sehr zu. Es bildeu die Hirten gewissermaßen einen besonderen Stand oder eine eigene Zunft. Die Hirten der ve» schiedenen Hcrdcngattungcn haben je ihre besondere Benennung. Iuhasz ist der Schafhirt, Gulyas der Ninderhirt, Kanasz (oder Gonas) der Schweinehirt uud Ezikos der Pfcrdchirt, der echte Sohn der Pußta und geborener Reiter, Eiuc Schilderung dieser Hirten und ihres Vebens findet weiter unten Platz. Eine in den Sumpfdistrictcn und den Wohmmgeu näher gelrgcncu Pußteu häufig vorkommende Arbeit ist das Heumachcn und die Einsammluug des Schilfes, das, wie bereits crwähut, ciuc so große Verwendung findet. Bei dem bedeutenden Herdenstande hat die Heugewimumg eine hervorragende Wichtigkeit, sie ist aber so einträglich, daß große Mengen Hell nach anderen Gegenden, wie z. B. '^iieder^ östcrreich znr Ausfuhr gelaugcu, denn im HausagMorast allein beträgt die jährliche Hcnfechsuug im Durchschnitt 800.000 Etr. Die Schilfschneider lind Grasmäher im Hausag find bei der Arbeit eigenthümlich ansstaffirt. Sie binden sich hölzerm-Bretter uutcr die Füße, lim sicherer auftreteu zu können, nno um das Haupl und Gesicht schlottern ihnen Grasperrückeu, die sie vor den Stichen der kleinen Sumps-mucken schützen sollen; auch dient ihnen in den Hut gestopftes Gras zum Kühlen oes Kopfes in der großen Sommerhitze. Wie die Hirten in der Tatra, so verwildern auch die Hirten der Pußta, welche gleich jenen ihr ^ebeu fern voll der menschlichen Gesellschaft in Einsamkeit und im bloßeu Verkehre mit einigen wenigen Gcnosfen und den Herden vcrbringcu. Häufig ergreifen sio dann das Räubcrhaudwcrt uud werden Betyaren. Wild und nnstäl durchstreifen fic nun als heimatlose Abenteurer auf flinken Nossen die weiten Steppen, l'is sic endlich dem Gericht in die Hände fallen. Begeisterte magyarische Patrioten jinden das uugarische Betyarenthum ungleich naturwüchsiger, heroischer und poetischer a!s das italienische Brigantm- oder das griechische Klcphteuwescn. Hier mag noch Erwähnung finden, daß der Hausag ebeufo wie zahlreiche Alpenthäler die Stätte einer Entartuug des Menschengeschlechtes, des Erctiuismus, ist. .U, allen um den Sumpf gelegenen Orten gibt es eine große Zahl von Trotteln oder Eretins, bei welchen gleiche Eigenschaften wie bei den Fexen der Alpen, als Dick^ t'öpfigfcit, Blödsinn, Mangel an Sprache, Uncmpfindlichkcit, verkümmerte körperliche Entwickelung, vorkommen. Auch ereignet es sich, wie in den Alpeu, daß dir Elteru zuweilen ganz gesund, während alle ihre Kinder mit dem Kretinismus behaftet sind. 220 Die Donau^ Tiefländer. Zur Geschichte der Donau-Tiefländer. Politisch hat das Donau-Tiefland kaum je ein Ganzes gebildet. Zwar hatten die Römer an allen Donaubccken Antheil, aber nur dao walachischc Tiefland gchiirte ihncn ganz, und nur im niedcrungarischen überschritten sie — soweit heute österreichisches Gebiet sich erstreckt — die Donau. Nach den Stürmen dcr Völkerwanderung und der ihr folgenden Kämpfe währte es nicht mehr gar lange, bis die Entscheidung stattfand, daß die beiden oberen Donau^ decken deutsch, die beiden mittleren magyarisch seien; das unterste fiel später den Osmancn anheim. Die Aufnahme deutscher Kolonisten und deutscher Cultur bereitete dic Herrschaft der deutschen Habsburger über Ungarn allmählich vor, wogegen die Magyaren zum Dante für die uom Westen erhaltene Civilisation den Boden der Donald und Theißniedcrungen in jahrhundertelangem Kampfe gegen die Türken mit ihrem Blute tränkten und sich so den Ruhm erwarben, als Vormauer der Christenheit gegen den Halbmond zn gelten. Als die Macht dcr Türken bereits gesunken war, herrschte Oesterreich zwanzig Jahre (1718—17."»9) über den westlichsten Theil des walachischen Tieflandes (bis zur Aluta); dcr Velgrader Friede machte dies Gebiet wieder oSmanisch. Doch mag man jene Zeit österreichischer Herrschaft als das prophetische Vorspiel der Zukunft ansehen. 2. Das sarmatische Tiefland. (Allgemeine Uebersicht, Der uralisch-karpathischc Landrücken. Das Tiefland, Bewässerung ssliinatisch« Verhältnisse, Pflanzen- mid Thierleben, Bewohner und ihrr l^rjchichls.) Allgemeine Nebersicht. Der gauze Oslcu Europas wird voll riueni mächtigen Tieflandc, dem osteuropäischeu, erfüllt, welche sich in das fariuatifchc und das germanische oder baltische Tiefland theilt. Dir physische Grenze zwischen diesen beiden Abtheilungen zu ziehen ist uugemciu schwierig. „Beide tragen iin tanzen denselben Charakter, beide werden von zwei breiten ^andriickeu durchschnitten, und die Wasserscheide zwischen Weichsel und Oder läuft auf keiner auch noch s» geringen Bodcnscheide dahin. Und doch ändert sich im Westen und Osten der Weichsel die Physiognomie des Tieflandes. Der magere Sandboden, die kümmerliche Vegetation, der geringere Wasscrrcichthum, der Kiefernwald sind germanisch: der fettere, reich bewässerte Boden, die üppigere Pflanzennatur, das dem Nadclholzc kräftig an die Seite tretende Vaubholz verkünden sarmatischc Mtur. Am entschiedensten jedoch trennen historische Verhältnisse beide Theile. Der westliche Theil ist wesentlich deutsch, und die Slaven treten mehr als Eindringlinge auf; der östliche ist slavisch und enthalt nur eingesprengte deutsche Inseln und Eolonicn. Die vorkommende gegen seitigc ltebcrsicdelung läßt wieder den so engen Zusammenhang des Tieflandes nicht aus den Augen verlieren." Unser Vaterland, wie es überhaupt zwar in Mitteleuropa, aber an der Schwelle des Ostens gelegen, nimmt an beiden Abtheilungen des osteuropäischen Tieflandes Theil, und zwar in einem ähnlichen OrößenVerhältnissc, wie überhaupt diese beiden Abtheilungen zu einander stehen, das etwa!»0.M4 'Mr.), bei Ärzezany 1248 F. (^!»."> Mr.), nördlich uon Tarnopol 1362 F. ^4.81 Mr.), westlich dauon, nächst Bobrka 1880 F. (438 Mr.); die Awenburg w Weinberg liegt 1242 F. 2 Mr.) zeigen. Größer als dicsc Dnjcstcrcbenc ist dcr Antheil des nördlichen Galizicns anl farma-tischen Tieflandc. vin inuncr niedriger werdenden Hügclwellcn steigt das Flachland allmählich von dcr podolischcn Hochfläche zur Tiefebene hinab. Die längsten ebenen Strecken lieben längs dcr Weichsel, wo Wysloka nnd San in dieselbe miinden, und senken sich von 750 F. (257 Mr.) bis etwa 450 F. (142 Mtr.) An dcr obern Weichsel reicht im Süden dcr Tarnowitzcr Platte das Flachland bis in den Ostthcil Schlesiens und bildet die Ebene bci Schwarzwasser, die cine Scchöhc von 770 F. ^24 l Mtr/, hat. Anch an der Weichsel, am San, am Äug mit der Rata und am obern Styr finden sich ausgedehnte Sümpfe, während im übrigen Weideland mit fruchtbaren! Ackerboden abwechselt; letzterem fügt mitunter Flugsand beträchtlichen Schaden zu. Das Gebiet des sannatischen Tieflandes in der österreichisch-ungarischen Monarchie umfaßt circa l000 ülMl. (55.000 ID Km.). Bewässerung. Die fließenden Gewässer der podolischeu Höhe nnd des sarma< tischen Tieflandes in Oesterreich gehören dem Gebiete der Weichsel und des Dnjcstcr an. Die den Karpathen entspringenden Weichsclzuflnssc wurden bereits an anderer Stelle genannt; sie wenden sich ausuahmslos nach worden und dnrch< fließen nach ihrem Austritte aus den Karpathen-Vorhöhen mit einer kürzeren oder längeren Strecke ihres Kaufes das ebene ^and. Anf dcr podolischcn Hochfläche entspringt bei Zloczow der Bug, der bei Krystynopol links die Nat a aufnimml und dann bald darauf Galizicn verläßt, um erst anf rnssischcm Boden in die Weichsel zu münden. Znr Linken fließt der Weichsel von dcr Tarnowchcr Platte die klciuc Przemza zu, welche zwischen Prenßisch-Schlcsien nnd West-Galizicu die Grenze bildet. Vom Dnjcster und seinen Karpathcn-Nebcustüsscn rechts war ebenfalls bereits oben die Rede; uutcr den zahlreichen kleinen Nebenflüssen, welche in auffällig parallelem ^ausc aus der ^andhöhc ihm links zufließen, find Guila Lipa, Zlota Lipa, Strypa, Scrcd uud Zbrncz «fälschlich Podhorce) als die bedeutendsten zu nennen. Geringen Umfangs" ist das Dujepcr«Gebiet in Gatizicn, dein der sumpfrcichc Styr mit einigen klemm Zuflüfsen angehört; er mündet auf russischem Boden in den Pripct. Die Becken in den Thälern dcr podolischen Landhöhc geben Gelegenheit zu großen Teichen, deren Gesammtflächc init s»'l östcrr. lllMl. (5K> mKilom.) anqcgebcu wird. Seen finden fich hier keine. Unter den zahlreichen Sümpfen ist dcr große Morast Blato am Oberläufe des Dnjester namentlich hervorzuheben. Klimatische Verhältnisse. Pflanzen- nnd Thicrlcbcn. Wie im ganzm sarma» tischen Ticflande so ist auch in dem Antheile Oesterreichs an demselben das Klima cin contiucntalcs. (5s ist strenge und bietet große Gegensätze, da Kälte und Wärme zuweilen 80" R. übersteigen. Dcr Winterfrost dauert in dcr Regel ununterbrochen mindcstcns zwei Mouatc. Frühling und Herbst sind kurz und von raschem Verlauf. Dcr Sommer ist trocken und heiß nnd die Wittcrnng in ihn« meist sehr beständig. >^n Kratau beträgt die mittlere Jahrestemperatur <;-8" N., in Rzcszow warm diese Vänder im Besitz Polens, dessen Blüthe und Verfall sie mit erlebten. Noch vor dcm Untergänge des unglücklichen Königreiches wurden sie österreichische Provinzen. 3. Die kleineren Ebenen. (Uebersicht. Ebenen im Donaugebiete, Ebenen im Elbeqebiete. Das lombardisch°venetianische Tiefland.) Uebersicht. In den beiden letzten Abschnitten wurden die großen Tieflands-Gebietc der österreichisch.ungarischen Monarchie einer eingehenden Schilderung untcr< zogen. Außer den großen Donaubeckcn und dein sarmatifchcn Tieflande finden sich jedoch, wie bereits bemerkt wurde, noch zahlreiche kleinere Flachländer, theils Hoch', theils Tiefebenen, die in den folgenden Zeilen kurz besprocheil werden sollen. Durch zwei derselben nimmt unser Vaterland an einer großen Hoch- und einer bedeutenden Tiefebene Theil, die übrigen sind mehr oder weniger selbständige Ganze. Dirse beiden eben erwähnten Ebenen sind das schwäbisch-bayrische Hochland und dic lom-bardisch-venetianischc Tiefebene. Die Uebersicht wird sich am klarsten gestalten, wenn sie nach Flußgebieten, denen die Flachländer angehören, geordnet ist. H.. Ebenen im Donaugebiete. Das Donauthal selbst erweitert sich auf dem Boden der Monarchie wiederholt zu kleineren Ebenen, welche den größeren Donaubccken freilich nicht ebenbürtig zur Seite gestellt werden können. Ebenso bilden die Thalniederungen der Nebenflüsse zahlreiche Flachländer. Die wichtigsten dieser Ebenen sind folgende: 1. Die schwäbisch-bayrische Hochebene, welche die vom Schwarzwalde kommende Donau in ihrem Oberlaufe bis zur Iunmündung durchstießt. Zu ihr gehören in Oesterreich: ».) Die Ebene am Ostendc des Bodenseeö und die Thalebenc am Nhein, beide im Lande Vorarlberg; d) der nördliche Theil des Herzogthums Salzburg, an der Mündung der Saalach in die Salzach. 2. Die Thalcbcne des Inn in Tirol, von nnr geringer Breitmausdehmmg. 3. Die kleine Efferdinger Ebene in Oberüsterreich, welche sich bei dem Austritte der Donau aus dem Engthale zwischen Passau und Afchau öffnet. 4. Nach einem abermaligen Durchbruche der Donau folgt das größere Becken von Linz. 5. Die Welser-Heidc an der Traun, vormals ein Heidedistrict, durch ausdauernden Fleiß der Bewohner zu einer fruchtbaren Culturlandschaft umgeschaffen. 6. Die kleine Ebene an der Enns, von der Steier-Mündung nordwärts bis zur Donau. 7. Das Ipsfeld, von der in die Donau mündenden Ips durchflossen, in Niederüsterreich. 8. Das Steinfelb bei St. Polten in Niederösterreich. 9. Das Lurnfelo in Kärnten, eine Erweiterung des Drauthales. Nmlinlft, O!>sti>rr'!!,«, Monarchie. 1Ü 226 Die kleineren Ebenen. 10. Das Zoll- und Krapffeld in Kärnten, Erweiterungen des Glanthales nördlich von Klagcnfurt. 11. Die sumpfige Ebene bei Lictzcn iin oberen Ennsthale, in Stciermark. 12. Das Eichsfcld bei Knittclfcld im Murthal, in Steiermark. 13. Das Grazer Feld an der Mur, in Steicrmark. 14. Das Lcibnitzcr Feld, an der Lassnitz und Mur in Stciermark, südlich von Graz. 15. Das Pettauer Feld an der Dran, in Südsteicrmark. N). Das Gurkfcld in Krain, eine fruchtbare Ebene zwischen der Gurk und Sau. 17. Die Ebene bei Laibach mit dem großen, 4 H)Ml. umfassenden Laibachcr Moor, das die Wien-Tricstcr Eisenbahn auf cincm Damme übersetzt. 18. Das Tu»opolyer Feld, nach dem Dorfe Turopolya bei Agram benannt. 19. Ein niedriges Äergland trennt das vorige von der südwestlich gelegenen, kleinen Karlstädtcr Ebene an der Kulpa, ebenfalls in Kroatien. 20. Die Marchcbcne in Mähren, welche als nördliche Fortsetzung des Marchfeldes von der Thaya-Münvung tief in das Land eingreift und sich vor Olmütz zu einer größeren Ebene erweitert. 21. Bei Kremsier erstreckt sich von der Marchebcnc an dem Flüßchen Hanna westwärts die fruchtbare Thalnicdcrung der Hanna. 22. Die Kronstädter und Haromfzckcr Ebene an der obern Aluta, im Burzenlandc Siebenbürgens, mittlere Höhe 1620 F. (512 Mtr.). 2!-!. Die schmale Ebme in dcr Esik, an der obern Aluta, 1878 F. (594 Mtr.) hoch. 24. Die Ebene in der Gycrgyo an der obern Maros; 2316 F. (732 Mtr.) hoch. L. Ebenen im Elbegcbiet. Der niedrigste Theil des Innern von Böhmen, das Elbebecken, ist der Streifen Landes zwischen Königgrätz und Leitmeritz, wo Ebene, Flachland und Hügelland wechseln. Er fenkt sich von 764 F. (242 Mtr.) bis 473 F. (150 Mtr.) und zähll nur wenige Hohen in seinem Bereiche, die 350 Meter übersteigen. An der Egcr liegm die Saazcr, Launcr und Thercsicnstädter Ebene; im Moldaugebiet die Nuoweiscr und die an Teichen so überaus reiche Wittingauer Ebene. <ü. Das lombardisch venetianischc Tiefland. Die große, 988 uMl. umfassende Po-Ebene erstreckt fich mit ihrem östlichsten Ende bis nach Oesterreich herein. Das kleine Tieflands'Gebict am Unterlaufe des Ifonzo (Sdobba) im Küstmlande, welches am Meeresufer in die Lagunen von Grado übergeht, gehört ihr an. Weiter nordwärts erhebt sich das furlanische Hügelland (nl 6oB<>), 64,2 F. (26« Mtr.) hoch, das den Ucbergang zu den Alpen-Vorhöhen vermittelt. Charakterbilder au« dem üften.»u«gar. Tieflaxde. 227 Charakterbilder aus dem Ksterreichisch-ungarischen Tieslande. 1. Die Putzt». Verläßt der Reisende Ungarns Hauptstadt in ostlicher Richtung, so breitet sich nor seinen Blicken das vielbesungene Alföld in unübersehbarer Ausdehnung flach und geradlinig aus. Die Landschaft ist erhaben und wehmüthig melancholisch und das Gefühl der Oede ergreift den Wanderer. So weit das Auge reicht, ruht ein bleigrauer Himmel auf der Erde uud begrenzt überall in gleicher Ferne den Gesichtskreis; „kein Berg beißt den Rand des Horizontes zackig aus." Selten erhebt sich cm einzelner Baum oder eine spärliche Baumgruppc von jenem melancholischen Aussehen, das vereinzelten Bäumen in kahlen Ebenen immer eigen ist. Wer die Hochsteppcn Asiens gesehen hat, glaubt sich in manchen nieoerunganschen Gegenden dahin versetzt, und die seltenen, mit brakigcm Wasser versehenen Brunnen, die Sumpfe, die kleinen Natronseen, welche den Durst des Wanderers täuschen, vollenden diese Aehnlichkeit. Manche Strecken wieder versetzen uns in Afrikas Wüsten, die jede« lebende Wesen flieht, andere auf die Llanos und Pampas von Südamerika, welche durch das weiße Hornvieh mit gewaltigen Hornern und schlankem Wüchse und durch die im eigentlichen Sinne wilden Hirten hier ihrc Nachahmung finden. In den Gegenden von Kecskemet, Debreczin und Zombor gleichen die Cfikos sehr den Gauchos, und die Iuhaszen haben große Achnlichkeit mit den hcrdenreichen Llaneros. Daher findet man es begreiflich, wenn ein geistvoller Schriftsteller unter dem Eindrucke des niederungarischen Tieflandes die treffenden Worte niederschrieb: „Von Wien nach Preßburg kommt man in ein anderes Land, jenseits Pest landeinwärts in einen anderen Welttheil." Uebrigens weichen die Urtheile der verschiedenen Reisenden, welche diese Gegenden Niederungarns durchwandert und beschrieben haben, rücksichtlich des landschaftlichen Charakters und des Eindrucks der Pußten sehr von einander ab. Wer dem Gebirge seine ausschließliche Vorliebe zuwmdrt imd eine Gegend nur dann schön findet, wenn sie von Bergen umschlossen oder durchzogen ist, den erfaßt in der unabsehbaren Fläche ein wahrhaft niederdrückendes Gefühl. Aber es gibt auch wahre Naturfreunde, welche die Pußta in gewisser Beziehung schön nennen. So wurde z. B. John Paget, der die berühmtesten Gegenden Italiens und Deutschlands gesehen hatte, von der majestätischen Einsamkeit jener ergriffen. In seinem Reisewerke über Ungarn und Siebenbürgen sagt er unter anderm: „Das Gefühl der Ifolirung oder des Alleinseins, welches eine weite Ebene der Seele aufdrängt, ist mir feierlicher, als das von dem schrankenlosen Ocean oder dem pfadloscn Walde hervorgebrachte, und diese Empfindung 'st nie stärker, als während der kurzen Augenblicke des Zwielichts, welches dem Untergänge der Sonne folgt. Wenn die leuchtende Scheibe soeben hinter dem Horizont verschwunden ist, während noch einige röthliche Tinten den Pfad bezeichnen, den sie verfolgt hat; wenn sich soeben das geschäftige Summen der Insecten, wie durch Zauber, beschwichtigt und tiefe Stille die Luft erfüllt; wenn die kühlen Schauer der Nacht sich über die Erde zu lagern beginnen; wenn zunehmende Dunkelheit dem hellen Lichte des Tages folgt: dann fühlt der Fmube, wie allein er ist, und wie schreckcnvoll eine solche Einsamkeit, wo das Auge kein Zeichen eines lebenden Wesens entdeckt. Nicht um alles in der Welt wünschte ich, daß der Eindruck des ersten Sonnenuntergangs, den ich auf der Pußte Ungarns erlebte, gestört worden wäre. 1l* 228 Charakterbilder aus dem östen.-imgar. Tieflaüde. Das Ende des Tages fand uns fern von jeder menschlichen Wohnung, allein in dieser üppigen Wüste, ohne das mindeste Zeichen der Herrschaft des Menschen, außer dein Wagengelcisc, das uns unsern Weg zeigte, und den Ziehbrunnen der Hirten, die sich nur sparsam in der ganzen Ebene vorfinden. Ich habe die Sonne hinter den Bergen des Rheins untergehen gesehen, indem ich an den Usern des Neckars lag, und die Thürme Heidelbergs kühn in den tiefrothcn Himmel hinausragten; während die spielende Welle der Lagunen das Vurdcrtheil der leichten Gondel küßte, habe ich den Gott des Tages seine letzten Strahlcntintcn auf die Pracht des gefallenen Venedigs werfen sehen; ich habe ihn betrachtet, als er sich hinter dem hehren Glänze der St. Peterskirche zur Ruhe senkte: — doch nie mit einem so starken Gefühle seiner Majestät und Macht, als wenn ich mich allein auf der Pußta Ungarns befand." Die verborgenen Reize ^der Pußta besingt der ungarische Dichter Petöfi mit folgenden Worten: Sage niemand, ohne Schönheit sei die Pußtel Ihre Reize deckt Nur ein Flor, wie sich die Jungfrau unter'm Schleier Hold verschämt versteckt; Nur Verwandte sehen sie und gute Freunde Ohne Schleier nah, Und ein herrlich Frauenideal steht dann plötzlich Vor dem Auge da. Und in der That, die Pußta hat ihre eigenthümlichen Erscheinungen, die bald wie liebliche Wunder den Wanderer umgaukcln, bald ihn mit Gefahren bedrohen. Es scheint, als ob die Vorsehung ihn für die Einförmigkeit des Weges entschädigen wollte. Zuweilen sieht sich der Wanderer plötzlich von fern aufsteigenden Bergen überrascht; der Anblick erfreut ihn und fpornt die Kraft der durch die endlofc Fläche ermüdeten Glieder. Aber die Berge zerrinnen in Luft: es waren Wolken, die den an die Fläche nicht gewohnten Blick getäuscht hatten. Interessanter ist das Phänomen der Luftspiegelung, die besonders im Sommer ihre phantastischen Spiele über den braunen Flächen treibt und ihnen auch in dieser Beziehung den Wüsten-Charakter verleiht. Wenn im Sommer die große Hitze und Dürre fast den ganzen Pflanzcnwuchs vernichtet hat, sieht der Reisende wie mit einem Zauberschlagc von allen Seiten Wasser von perlgrauer oder blauer Farbe gegen sich heran stuthen und wogen. Ein Neuling in diesen Niederungsgegendcn würde glauben, er fei auf einmal ringsum von der See eingeschlossen, und nicht begreifen, woher so plötzlich in dieser Wüste das viele Wasser komme. Neckend rückt die Wasserfiuth dein Wanderer näher und flieht, wenn er darauf zukommt. Nur der Umstand, daß die Fluth auch hinter ihm sich schließt, wo er doch erst uor einer Stunde auf trockenem, dürren, Boden wandelte, sowie die Bemerkung, daß die auch hinter ihm nachrückende Fluth zurückweicht, sobald er sich von ihr erreicht glaubt, kann ihn auf den Gedanken bringen, daß die ganze Erscheinung ein Trugbild, eine Täuschung sei. Und wirklich ist der Fluthcnschimmer nichts Anderes; es ist eine Luftspiegelung, welche den ganzen Sommer hindurch am stärksten bei Trockenheit, in geringeren: Grade aber auch bei Nässe, sich erzeugt. Wenn die Theiß mit ihren Nebenflüssen nnd Bächen ausgetreten ist und das Land auf große Breiten überschwemmt hat, so vermag man oft, von einem Ocean umgeben, nicht^zu unterscheiden, welches das wahre, und welches das scheinbare, vorgespiegelte Wasser ist, so täuschend ähnlich ist in der Ferne das eine dem anderen. Aus diesen blauen oder perlgrauen Fluthcn tauchen in wechselnden Bildern Gegenstände aller Art auf, Gebüsche, Dörfer, Städte, Schlösser :c., und bilden die herrlichsten Gruppen, an denen das Auge staunend haftet. Ein neuerer Charakterbilder aus dem üsterr.-ungar. Tieflande. 229 Reisender schildert uns den wunderbaren Wechsel der erscheinenden Bilder, wie folgt: Bald sind es Alleen von hohen, emporgeschossenen Bäumen, welche sich in den verschiedensten Richtungen durchkreuzen; bald dehnen sich Waldstrccken mit Lustschlössern und Pavillons vor unserm Blick aus; bald sehen wir Dörfer mit großen Kirchen und hohen Thürmen; bald wieder großartige Städte. Kommt man näher zu allen diesen Herrlichkeiten, so verschwinden zwar die schönen Bilder nicht ganz, aber sie schrumpfen zusammen und sind ihrer Herrlichkeit entkleidet. Die Baumgänge und Wälder werden zu einzelnen Bäumen und Sträuchern, oft genug auch nur zu einem Distel- oder Dorngcbüfch, die Luftschlösser und Pavillons zu kleinen elenden Salaschen und Csarden, die Dörfer und Städte zu Mcicrhöfen auf der Pußte und die Thürme zu einzelnen Bäumen, die um dieselben herum stehen. Aber dennoch unterhält es fortwährend, diese wunderbaren Erscheinungen immer wieder sich erneuern zn sehen. Doch während der Wanderer nach diesen Bildern hascht und sich abmüht, das Wunder sich zu erklären, erhebt sich in nicht gar weiter Ferne ein Heer von Ungeheuern. Furchtbar sind die Gestalten, welche sich ricsenartig von der Erde erheben und ihre mit baumlangem Geweih gezierten Köpfe emporstrecken. Ein dumpfes Tosen und Stampfen, welches man gleichzeitig oeruimmt, vermehrt den Schrecken, der den Fremden ergreift; er ist gespannt und voll Beklemmung wegen des Abenteuers, dem er entgegen zu gehen glaubt, zumal auch menschliche Riesen in der Begleitung dieser Ungeheuer sind und mit Webcrbäumen, wie der Riese unter den Philistern kaum einen größeren trug, näher schreiten. Um uns ganz in die Enge zu treiben, rücken noch von zwei anderen Seiten Thiere, größer als Pferde, auf uns zu, in der Gestalt von Schafen und Schweinen. Die wunderbare Erscheinung wird dadurch noch größer und seltsamer, daß alle diese Ungeheuer auf dem Wasser einherzugchen nnd ihre Hänptcr in den Himmel zu erheben scheinen. Nach ülicrstaudcucr Angst sehen wir endlich in der Nähe, daß es Ochsen-, Schweine- und Schafherden mit ihren Hirten sind, die sich auf uns zu bewegen, und die durch die Luftspiegelung ein solcher Gegenstand des Schreckens für uns geworden. Solche und eine Menge ähnlicher Bilder umgaukeln den Reisenden auf diesen wagercchtcn Niederungen. Weniger angenehm sind manche andere Erscheinungen in den Pußten. Die zahlreichen Sodascen und der natronhältige Boden ihrer Umgebung sowie weit ausgedehnter Gegenden zwischen der Donau und Theiß entwickeln in der Sommerhitze viele nnd starke mineralische Ausdünstungen. Lelitcre geben Veranlassung zu elektromagnetischen Bildungen, dnrch welche oa^ Gleichgewicht der Luft theilwcise aufgehoben wird und Staubwirbel erzeugt lvcrdeu, dcreu Entstehung wieder ciu interessantes SteMobild gibt. Ohne daß man einen Wechsel des Landschaftsbildcs ahnt, sieht man plötzlich in einiger Entfernung eine Menge weißer, schimmernder Säulen zum Himmel emporsteigen und einen wahren Elfentauz halten. Manche sind nach obm, manche nach unten zugespitzt. Alle diese Säuleu rücken sich gegenseitig näher und entfernen sich wieder von einander, als ob sie ein neckendes Spiel trieben, bewegen sich aber in derselben Richtung stetig vorwärts. Diese Säulen sind Staubwirbel, welche vom Winde über die Pußtc getrieben werden, und dercu Schnelligkeit oft eine so bedeu-tende ist, daß sie in einer Viertelstunde mehr als eine deutsche Meile durchlaufen. Nicht selten legen sie, ohne zu zerberstet«, mehrere Meilen zurück, ein anderes Mal zerstören fie sich, indem sie einander berühren. Sie erscheinen so zahlreich, daß man zuweilcu mehr als fünfzig zugleich am Horizonte zählt. Sie bedecken nicht bloß Alles mit Staub, sondern werfen auch häufig Wagen um, uuo wohl dein Wanderer, wenn ihn nicht einer der größeren dieser Staubwirbel erfaßt? Für Pest, die Hauptstadt des Landes, sind fie eine große Plage, denn sie erzeugen sich in der mit feinkörnigem Sande hoch bedeckten Ebene um diefc Stadt, wo wenig Bäume oder Gärten vorluden sind, die ihre Wuth zu breche» vmuöchk'n, und so durchfegen sie die breiten Straßen der Stadt fast ohne Widerstand und bedecken Straßen und Plätze mit 230 Charakterbilder aus dem ijsterr.'ungar. Tieflanbe. einer dichten Masse wirbelnden Sandes. Die Einwohner bemerken nicht immer das Herannahen der ungeheuern, von einem zischenden Getöse begleiteten Sandwolke ftühzeitig genug, um sich vor ihr in die Häuser flüchten zu können; jeder, der sich auf dcr Gasse befindet, wird von ihr fast geblendet und erstickt. Aber auch das Schließen der Fenster schützt nur unvollkommen gegen sie, denn der sehr feine Sand durchdringt die schmalsten Fugen und Ritze. Von solchen Staubwolken und Wirbeln begleitet erscheinen die Gewitter in den Pußten, die in der weiten, schrankenlosen Fläche in ihrer Art nicht minder großartig find, als die Gewitter in dcn Hergen. Am fernen Gesichtskreise steigen blaue Wolken-berge mit weißen Gipfeln auf; sie werden großer, spalten sich und vereinigen sich wieder zu einem langen dichten Zuge. Sie rücken näher, und von Zeit zu Zeit schießt ein greller Blitz aus ihnen hervor, wie ein Feuerstrom aus dem geborstenen Vulcan, fernher von dumpfrollcndcm Getöse begleitet. Die Wolkenbcrgc wälzcn sich immer näher heran, das Kollern und Krachen wird deutlicher, Blitz und Donner folgen schneller, jener mit langem, blendendem Strahle, der den ganzen Himmel entstammt, dieser in kurzen, den Boden erschütternden Schlägen. Staubwirbel erheben sich, in wüthendem Kampfe tobt die Windsbraut dahin, und der Tag ist zur Nacht geworden. Die Wolken fcheincn auf der Erde gelagert und schütten brausend die Negcufluth nieder. In wenig Minuten stcht die von der Sonncngluth vcrseugto Fläche unter Wasser, denn dieses ergießt sich in zu großer Menge und zu plötzlich aus dcn Wetterwolken, als daß der Boden es augenblicklich einschlucken könnte. Aber ebenso Plötzlich, wie es hereinbrach, geht das Unwetter auch wieder vorüber, und die Viehherden, welche sich bei seinem Ausbruch wie in einen Knäuel zusammengedrängt hatten, weichen wieder auseinander. Diese Ungcwittcr reinigen dic Luft in einem merkwürdig hohen Grade; nach einem solchen erblickt das Auge über die weite Ebene hin viele Ortschaften, von denen manche wohl zehn Meilen weit davon entfernt liegen. So eigenthümlich großartig ist der Maßstab, in welchem Alles auf der ungeheuern Pußtenfiäche sich darstellt. Endlich schimmert dein Reisenden, welcher in seinem mit vier flinken Rößlein bespannten Gefährte über dic Ebene dahinjagt, eine Esarda, mit ihren wcißgetünchten Wänden und dem hochragenden Bruuncuschwcngel entgegen. Die Pferde verdoppeln ihre Schntte, sobald sie diesen erblicken, denn sie sind von dcr langen Fahrt nicht minder durstig geworden, als ihr Denker im Wagen. Im Hofe dcr Csarda stehen zur Seite die Stalluugeu und Schuppen für Pfcroc und Wagen; doch wcrdcn sic selten benutzt, denn der stets mit scincr zottigen Bunda vcrsehcnc Bauer zieht es vor, mit seinen Thieren im Freien zu übernachten und sich in die Bunda, die „in: Winter wärmt, im Sommer kühlt", zu hülleu, wenn das Wetter nicht zu rauh oder naß ist. Manchmal, aber nicht immer, befmdct sich hinter der Esarda auch ein Gärtchm, in welchen' aber gewiß kein Spinat oder dic fast ebenso verachtete Kohlrübe zu finden ist, sondern nur Kürbisse, Melonen, Bohncn, Zwiebeln und Knoblauch. Die bclicbte Paprika, die Erdbirne, deren Knollen von dcn Ungarn roh gegessm wcrdcn, auch das Maiskorn fchlen fast nie in dcn Gärten dcr Lanoleutc, wo auch etliche Blumen das Auge erfreuen. Das Innere einer Esarda ist überall schr einfach. In dcr von hundert bunt bemalten Tellern behaugencu Küche befindet sich seitwärts von dem Ofcnloche der ganz nicdcrc Herd. In der Mittc dcr Küche sitzt das Gesinde des Mirths zur Mahlzeit auf ebener Erde nach alt-magyarischer Sitte uud verzehrt mit hölzernem Löffel seine Liebliugsspeiscn. Die geräumige Gaststube ist ungedielt, der kolossale Ofen dient innerlich zum Brotbackcn und äußerlich währcud dcs Winters als Lagerstätte. Man heizt ihn auch zum Brotbacken gewöhnlich nur mit Stroh, wozu jedoch eine eigene Gcfchicklichkeit gehört. An den Wänden der Stube hängen Heiligenbilder, Darstellungen berüchtigter Räuber und von Scenen aus dem Lcben derselben bunt durcheinander. Auf langen Charakterbilder aus dem Vsterr. bis 1<«) Schafe kommt ein Schäfer; da man nun im Ganzen etwa 12'/^ Millionen Schafe in Ungarn zählt, so ist die Zahl der Iuhaszen nicht gering. Etwas verrufen sind die KanaSzen, oder Schweinehirten (von Kan, das männliche Schwein), wilde Gesellen, die einen weißen, aus Kotzentuch verfertigten Mantel tragen, der mit rothem Tuch gefüttert ist und Szür genannt wird. Von ihren Schläfen Hüngen die schwarzen Haarzöpfe herab, auf die sie täglich viel Sorgfalt und Schweinefett verwenden. Weniger in den Ebenen, als in undurchdringlichen, finsteren Eichen- und Bnchen-Wäldern mit ihren feuchten Sümpfen bei seiner trotzigen, widerspenstigen, grunzenden Herde lebend, abgeschlossen nicht bloß von den Städten, sondern auch den Dörfern und ihren Bewohnern, ist der ungarische Schweinchirte der vollendete Sohn der Wildniß. Als beständige Schutzwassc gegen Raubthicre und als Wurfgeschoß dient dem Kanasz seine Balta, eine kurzgcstielte Handart mit blei-ausgcgossencm Stiele. Mit dieser Axt erlangt er durch Uebung und in Folge eines bei den Schweinehirten üblichen Spieles, wobei mit der Balta nach einem Ziele geworfen wird, eine ungewöhnliche Fertigkeit und Sicherheit in: Werfen, die manche Kanaszeu, namentlich im Bakonyer Walde, wo wegen der Eichelmast die Schweine-Herden besonders zahlreich sind, wohl auch schon bei Reisenden in Anwendung brachten, indem sie solche durch einen Wurf in's Genick tödtcten. Indeß gehören dergleichen Raubmörder unter den Schweinehirten auch in den unsichersten Gegenden Ungarns, zu welchen eben der große Bakonyer-Wald gehört, zu den Seltenheiten. Häufig dagegen ist bei den Kanaszen der Schweincdicbstahl, indem sie jedes beliebige Stück einer Herde mittelst eines einzigen geschickten Wurfs in das Genick mit ihren, Beile aus ziemlicher Entfernung todt zu Boden strecken. Die Balta ist das stete Spielzeug deS Schweinehirten; er läßt es durch die Finger laufen, wie einen Spazicrstock, wirft es hoch in die ttuft uud fängt es im Gehen wieder auf, und so verleiht diese Waffe ihm ein solches Gefühl von Sicherheit, daß ein Sprichwort sagt: Der Kanasz ist sicher vor jedem, aber nicht jeder vor ihm. Unter den Kanaszcn ist der Kastengeist besonders ausgebildet, und sie halten eine Art Pehmgcricht über diejenigen, welche nicht in allein fest an ihren Gebräuchen und Gerechtsamen halten. Auch habeu sie bestimmte Plätze im ^ande, wo sie zusammenkommen, um sich über ihre Angelegenheiten zn berathen und mit denen einen Contract zu schließen, die ihrer bedürfen. (Nach S. SttinlM'd und A. N. Grube.) IV. Vulcamsmus. (Allgemeines, Vulcane. Mofetten. Erdbeben. Die Erdbeben Niederösterreich«.) Allgemeines. Unter Vulcanismus versteht man, nach A. v. Humboldt's Ausdrucke, die Reaction des innern, flüssig gebliebenen Theiles der Erde'gegen ihre oxydirtc und durch Wärmestrahlung erhärtete Oberfläche. Die Lehre von, Vulcauismus der Erde umfaßt als Hauptcrscheinungen die der Vulcane und Erdbeben. Die mit dem Vulcanismus in Verbindung stehende constante Temperatur warmer Quellen gehört ebenfalls in das Bereich ihrer Betrachtung. Es kann nicht die Aufgabe dieses Abschnitts sein, im Allgemeinen über dieses so interessante Capitel physischer Geographie zu handeln; es sollen vielmehr nur die vulcanischcn Erscheinungen in unserem Vaterlandc einer kurzen Besprechung unter-zogen werden, da auch diese Seite des Lebens der Erde einen wesentlichen Factor für die genauere Kenntniß unseres heimischen Bodeus bildet. Bulcane. Unser in physikalischer Beziehung so glücklicher Erdtheil Europa ist nicht reich an thätigen Vulcanen; sein Festland besitzt nur einen, den Vesuv bei Neapel. Es fehlen somit auch unserem Vaterlandc die Schrecken vnlcanischer Eruptionen, und so weit geschichtliche Ueberlieferungen reichen, wurde sein Boden nirgends von einer Lava-Ergießung verheert, mit einem Aschenregen überschüttet. Daß aber iu vorhistorischer Zeit Vulcan Ausbrüchc nicht gefehlt haben, davon sind zahlreiche vulcanischc Gebilde und Formationen beredte Zcngcn. Die Spuren vormaliger vulcanischcr Thätigkeit beschränken sich nicht bloß auf die bereits gelegentlich der Betrachtung dcr Gebirge erwähnten Zeichen vnlcanischcn Ursprungs, wie z. B. das böhmische Mittelgebirge mit dein Milleschaucr, die Hcgyallya, das Vihorlet, der BüdöS in Siebenbürgen dieselben in auffälligster Weise zeigen. Es finden sich außer den alten Vulcankcgeln in den eben genannten Gebirgen noch in den verschiedenen Gegenden dcr Monarchie Berge, deren isolirte Lage, kegelförmige Gestalt und mehr oder weniger dcntlich erhaltener Krater den erloschenen Vulcan verräth. Sind sie auch seit Mcnschcngcdcnkcn gleich den übrigen erstorbenen Vulcanen Mittel-Europas in Unthätigkcit versunken, erhebt sich auch keine Rauchsäule über ihrem Gipfel, so sind sie doch geeignet, in dein Besucher ein hohes Interesse zu erregen. Ein solcher erloschener Pulcan mit noch deutlich sichtbaren! Krater ist dcr Kammer-bühl, ein einsamer, kahler Hügel von 22Z F. 1^70 Mtr.) Höhe, eine halbe Stunde von dem Eurorte Franzcnsbad entfernt, in dem durch seine Heilquellen berühmten Dreiecke Böhmens zwischen Erzgebirge, Fichtelgebirge und Böhmcrwald gelegeu. Ein anderer ist dcr Mhlerbcrg im Nordwesten von Freudenthal, auf österreichisch-schlesischcm Boden, in dessen Nähe sich ein dritter erstorbener Vulcan, der von Messen dorf, zu 25.15, P. F. (81? Mtr.) Höhe erhebt. Im südöstlichen 236 VulccmismuZ, Mähreu, an der Grenze des Trenöiner Comitates, liegt bei Orgiof ein wohlerhaltencr kleiner Vulcan, am nördlichen Ufer der Bistricza. Der Dasko (Adlcrberg) in der Matra und der Varlo im Vihorlct sind crstorbene Vulcaue mit deutlichen Kratern. Mehrere Krater und Vulcanc befinden sich bei Vasarhcly in Sieben^ bürgen. Mofetten. Eine Folge der früheren vulcanischen Vorgänge in der Erdrinde sind die Mofetten oder Kohlensäuregas-Quellen, Ausströinuugen von Kohlensaure aus Spalten und Höhlungen, welche dadurch entsteht, daß kohlensaurer Kalt, Magnesia und Eisenoxydul unter Einfluß von hoher Temperatur oder siedendem Wasser durch Kieselsäure zersetzt werden. Eine großartige Entwickelung von Kohlensäure findet in der Umgebung von Maricnbad in Böhmen statt, wo aus einer der Gasquellen täglich 3600, jährlich 1,3l 4.000 Eubikfuß ausströmet,. Da ungeheure Mengen von Kohlensäure, die aus der Tiefe aufsteigt, von: Wasser absorbirt werden, so sind auch die auf diese Weise entstehenden Säuerlinge mit dem Vulcanismus in Verbindung zu bringen. Von ihnen, wie auch von den warmen Quellen wird weiter unten (VI. Das Wasser 1. Quellen) ausführlicher die Rede sein. Die constante, höhere Temperatur der letzteren weist auf bedeutende Tiefen, aus denen sie emporsteigen. Die wärmsten Quellen in der österreichisch-ungarischen Monarchie sind der Sprudel von Karlsbad mit 59" R., die warmen Quellen von Pistyan in Ungarn mit 51" R., die Hcrculesbäoer in Mehadia (50" R.), Toftuszko in der kroatischen Militärgrenze (49—45° R.). Erdbeben. Mit den Erscheinungen der Vulcane stehen im innigsten Zusammenhange die sogenannten Erdbeben, die fühlbarm, oft sichtbaren Erschütterungen oder das Erzittern mies Theiles der Erdrinde. Obwohl sie in der Regel die vulcanischen Eruptionen begleiten, so ereignen sic sich doch auch qanz unabhängig von Vulcanen und sind dann besonders über sehr weite Striche der Erdoberfläche verbreitet. Denn auch Bänder, welche ferne von den Mittelpunkten vulcanischer Thätigkeit sind, wie unser Vaterland, werden nicht selten von Erdbeben getroffen. Die Zahl der Erd-erschütterungen ist eine so große, sie wiederholen sich so häufig, daß man sie als eine ganz gewöhnliche Naturerscheinung betrachten muß. Die Ursache ihrer Entstehuug bildet seit geraumer Zcit den Gegenstand eifriger Untersuchungen, und eben jetzt beschäftigt sich die Wissenschaft mit erhöhter Aufmerksamkeit mit diesem so merkwürdigen Phänomen. Wir müssen hier selbstverständlich von einer Erörterung der verschiedeneu Erklärungen, von denen die neueste die scharfsinnige Theorie Falb's ist, welche die Erdbeben als Oberflächen-Vibrationen, hervorgerufen durch ein Ebben und> Fluthen des feuerflüssigen Erdinnern aussaßt, ganz absehen. Die Erschütterung bei einem Erdbeben ist die Folge eines Stoßes, der in der Tiefe unter der Oberfläche erzeugt wird; erreicht die sich nach allen Richtungen hin fortpflanzende Erschütterung die Oberfläche, so werden hier an der Grenzfläche der festen Erdmasse, wo eine freiere Bewegung der Massentheilchen nach einer Seite hin stattfinden kann, auch ganz eigenthümliche Bowegungserscheinuugeu hervorgebracht werden. Bei den meisten Erdbeben, namentlich in unseren Gegenden, äußert sich der Stoß als eine mehr oder weuiger starte Erschütterung, welche häufig von Vaien gar nicht bemerkt oder beachtet wird; die Fenstertafeln und die Gläser im Sehranke erklirren, die Thürglocke erklingt, Uhrpcndcl werden zum Stehen gebracht. Bei stärkeren Erdstößen werden lose Gegenstände fortgeschnellt, die Mauern bekommen Sprünge, die Eisdecke der Seen und Flüsse birst in Schollen; diese Erscheinungen steigern sich bei heftigeren Erschütterungen so weit, daß Gebäude klaffende Risse erhalten und .selbst einstürzen, Felsmassen sieh loslösen und in die Tiefe rollen, der Boden sich hebt und senkt, so daß man die darauf stehenden Bäume und Häuser schwanken Die Erdbeben Niederüsteneichs. 237 sieht. Erdspalten öffnen sich, Ouellen versiegen, andere verstärken sich; Wasser, Sand und Schlamm werden ausgeschleudert, so daß Sandlöchcr und Erdtrichtcr entstehen. Auch wirkliche Bergstürze sind oft die Folge von Erdbeben, wie z. B. im Jahre l348 ein Theil des Dobracz bei Villach in das Oailthal herabstürzte. Mit Erdbeben find auch oftmals andere eigenthümliche Erscheinungen verbunden; am häufigsten ein unterirdisches Getöse, das als ein Brausen des Windes, als Rasseln, Rollen oder Donnern gehört wird, elektrische Lichterschcinungcn in der Atmosphäre, Ausströmungen von Dämpfen, Oasen u. dgl. Kanonenschüssen ähnliche Schlage ohne Erschütterungen oder doch nur von ganz leisem Erdbeben begleitet, hat man 1822 auf der dalmatinischen Infel Meleda vernommen; dieses Phänomen, länger als 1 ^ Jahre dauernd, wiederholte sich in einer Nacht bis zu 100 Malen. Bei einem stärkeren Erdbeben erfährt die Mafse des angrenzenden Meerwafsers eine ganz ähnliche Erschütterung wie das Land. Nach einein Erdstoße scheint das Meer zunächst zurückzutreten, stürzt aber dann rückkehrend, zu unerhörter Höhe angeschwollen, gegen das Ufer und überschwemmt es weithin. Alles mit seiner Gewalt fortreißend. Eine der wichtigsten und folgereichstcn Wirkungen der Erdbeben ist eine bleibende Hebung oder Senkung des Erdbodens, die plötzlich durch einen Ruck oder ganz allmählich vor sich gehen kann. Doch läßt sich nicht von allen beobachteten Sen» kungen oder Hebungen der Meeresküsten behaupten, daß dies eine Wirkung von Erderschüttcrungen sei. So sind z. A. der Meeresgrund im nördlichen Theile des adriatischen Meeres und die Küsten von Istrien und Dalmatien im steten Sinken begriffen, was wohl vorwiegend eine Folge der abnagenden Thätigkeit des Meerwassers, welches an der genannten Küste eine südnörbliche Strömung hat, fcin dürfte. Eine Untersuchung der relativen Lage successiv durch ein und dasselbe Erdbeben erschütterter Punkte hat gezeigt, daß man eine centrale, von einem Mittelpunkte aus-gehende, und eine lineare Fortpflanzung der Bewegung und demgemäß auch ccntrale und lineare oder longitudinals Erdbeben unterscheiden kann. Bei beiden ist die Erschütterungszonc eine sehr verschieden große. Sie umfaßt häusig nur ein sehr kleines Gebiet, soweit Beobachtungen reichen, gewinnt mitunter aber eine großartige Ausdehnung; wie z. B. durch das centrale Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 nach einer ungefähren Schätzung 700.000 geogr. ^Ml. oder mehr als der 13. Theil der ganzen Erdoberfläche erschüttert worden sind. Damals wurde auch der Boden Oesterreichs in Mitleidenschaft gezogen. Die heißen Quellen von Teplitz zeigten fast zu derselben Stunde eine merkwürdige Beunruhigung, während der Karlsbader Sprudel keine Störungen erlitt. Es wird berichtet, daß die Quellen plötzlich, ohne ein vorhergegangenes Ereigniß, trübe wurden und dann etwa eine Minute lang zu stießen aufhörten; dann aber brachen sie plötzlich wieder mit ganz ungewöhnlicher Heftigkeit hervor und erschienen roth gefärbt, mit einer großen Menge von Eisenocker beladen. Sie flössen so stark, daß in Zeit einer halben Stunde alle Aadebecken überflössen und der Platz in der Borstadt überschwemmt wurde. Die Quellen wurden wicdcr klar; doch behauptet man, daß das Wasser seit dieser Zeit reichlicher als zuvor fließe, und daß es heißer und reicher an festen Bestandtheilen geworden sei. In unserem Batcrlande, wie überhaupt in Mitteleuropa, sind die Wirkungen der Erdbeben, so häufig letztere auch auftreten, glücklicherweise meist nur geringe; doch sind Krain, Istrien, Dalmatien und Ungarn auch heftigeren Katastrophen ausgesetzt. Die Erdbeben Niederösterreichs. Es ist nicht möglich, eine Uebersicht der in sämmtlichen Kronländern der ganzen Monarchie bisher beobachtttcn Erdbeben zu geben; oaher wollen wir uns schließlich noch mit den Erdbeben eines Kronlandes, Nieder-bsterreichs, etwas befassen, das gleichsam beispielsweise herausgehoben sein mag. 238 Vulcamsmu«. Professor Sueß zählt') über 130 Erdbeben auf, welche sich in den Jahren 1021 bis 1873 in Nicderöstcrreich und einigen zunächst angrenzenden Landestheilcn ereignet haben. Das heftigste Erdbeben, welches nach geschichtlichen Ueberlieferungen jemals Niedcrosterreich getroffen hat, war das am 15. und 16. September 1590. Dem von Prof. Sueß hierüber abgefaßten Berichte entnehmen wir einige Stellen. Nachdem am 29. Juni 1590 eine ziemlich heftige Erschütterung alles Land von Iglau bis Wien und Wr. Neustadt erschüttert und zu Ebreichsdorf das Wasser aus den Brunnen geworfen hatte, wurde am 15. und 16. September desselben Jahres Niedcrösterreich von dem so verheerenden Erdbeben getroffen. Fast jeder Stand im Lande, so berichtet der nicderösterreichischc Landtag am 1A. Juli 159! in einem Rückschreiben an Kaiser Rudolf II., empfing nach Gelegenheit seines Wesens großen Schaden, indem viele ansehnliche Schlüsser und Häuser theils ganz zu Boden gegangen und bis in den Grund übereinander gefallen, theils aber dermaßen con< quassirt, zerschüttelt und zu Baufälligkeit gebracht worden, daß sie ohne große und merkliche Unkosten nicht wiederum zu erheben seien. Den sprechendsten Beweis für die traurigen Wirkungen des großen Erdbebens bilden die im niederösterreichischen Landes-archivc aufbewahrten Gesuche der am härtesten betroffenen Gutsherren um Slcucrnachlaß für sich und ihre Unterthanen. Nach Berichten aus Wien begann die Reihe von Erschütterungen am 15. September gegen 5 Uhr Abends mit einem ziemlich heftigen Stoße, der sich um 6 Uhr in verstärktem Maße wiederholte, worauf dic ganze Nacht hindurch viele Stöße, ein besonders heftiger zwischen 12 und 1 Uhr Nachts, folgten. Die Stoße wiederholten sich am N!., dann am N». und 20. September und auch der Monat October war nicht frei von Erschütterungen. Noch durch viele Wochen erzitterte die Erde von Zeit zu Zeit und noch am 12. November trat ein merklicher Stoß ein. Die grüßte Zerstörung durch dieses Erdbeben wurde am Rande der Alpen über das Tulnerfeld hin hervorgerufen. Der Thurm des Klosters zu Mauerbach stürzte ein, desgleichen die Häuser in dem „Orte zum Thurm", so daß seine Bewohner ganz verarmten. Der Ort besteht nicht mehr; die Ruine der Vestc aber liegt unweit von Lengbach, östlich von St. Ehristovhen. Sehr zerstörend wirkte die Erschütterung auch in Rappoltcnkirchen, in Tuln und vielen anderen Orten. An einem Punkte, vier Meilen oberhalb Wien, wurde eine Mühle aus dem Wasser gehoben und auf das Trockene gesetzt, und zahlreiche Fische wurden an das Ufer geworfen. Wien erlitt in der Nacht vom 15. auf den 16. September sehr großen Schaden. Der Stephansthurm wurde sehr schwer beschädigt, stürzte jedoch nicht ein, dagegen wurde der obere Theil des Michaelsthurmes bis zur Uhr herabgeworfcn. Bei den Schotten wurden die Gewölbe der Kirche zerrissen und fiel der Dachstuhl ein; in der einzigen Herberge zur goldenen Sonne in der Rothenthurmstraße wurden neun Personen erschlagen. Das Entsetzen der Bevölkerung war allgemein. Sehr viele flohen ans der Stadt. Die Königin-Witwe Isabella von Frankreich, Erzherzog Ernst und viele wohlhabende Bürger schlugen ihre Wohnungen in hölzernen Häusern in den die Stadt umgebenden Gärten auf; die Zurückbleibenden lagerten zumeist auf den offenen Plätzen der Stadt. An einer nicht näher bezeichneten Stelle unterhalb Wien öffnete sich der Boden und ging aus demselben ein „großer Gestanckh" hervor. Baden und Wr. Neustadt wurden auf das heftigste getroffen. In Traiskirchen bei Baden stürzten dreißig Häuser ein und wurden mehrere Menschen getödtet. Mit besonderer Kraft langten die einzelnen Schläge zu Brück a. d. Mur an; die stärkste Erschütterung erfolgte hier kurz vor 1 Uhr Morgens des 16. Septembers „nit allein inn den Heussern, fondern auch auf freyen Veldt, Inn Hölzern vnd Näldcn, dass sich die Bäum vnnd wurrzel erhebt, vnd gekracht haben, dergleichen inn ') Eduard Sueß, die Erdbeben Niederüsterreich». Mit 2 Karten. Wien 1873. Die Erdbeben Niederösterreich«. 239 diesen Landen nie erhört". In Wels soll schon sechs Wochen früher eine solche Erschütterung eingetreten sein, daß die Thürmer den Thurm verlassen mußten. In Ungarn wurden die Erschütterungen nicht nur zu Prcßburg und Tyrnau bemerkt, sondern es liegen auch einige Angaben über sehr starke Stöße in einer fernen Gegend vor. Die Festungswerke von Kanisza sollen umgestürzt worden sein, und Agram und Zcngg wurden getroffen. Jenseits der Donau wurde Iglau im September und noch wiederholt bis zum Februar 1593 erschüttert. Von dieser Gegend verbreiteten sich die Erschütterungen weit über Mähren und Schlesien bis in die Lausitz. Prag wurde von mehreren starken Stößen getroffen; „die haben die heusser dermaßen erschittert, das vil Leuth auß Iren Hcussern Inn die Gassen heraußgelaufeu, oermainden, das sie ve» sünckhen mcchten." In Leitmcritz wurde die große Thurmglocke in's Schwingen gebracht, als wenn einer der stärksten Männer sie bewegt hätte; alle Dächer krachten erbärmlich. Es äußerte also dieses bedeutende Erdbeben seine größte Wirkung gegen das Tulnerfcld und bis an die äußeren Abhänge des Wiener-Waldes hin, zog Wien in heftige Mitleidenschaft und erstreckte sich nördlich bis in die Lausitz, nach Süden bis Agram und Zcngg. Dem eben besprochenen Erdbeben von 1590 steht das vom 27. Februar 1768 an Stärke der Wirkung am nächsten. Durch ein volles Jahrhundert, bis zum Jahre 1868, hat man in Neustadt durch eine kirchliche Feier in der Bevölkerung die Erinnerung an dic schreckliche Erschütterung erhalten, welche dm Boden unter dieser Stadt damals traf. Sprechende Zeugen dieses Naturereignisses bleiben bis zum heutigen Tage die verschobenen Pfeiler und die Risse der Kirche im Neutloster, so wie dic parallelen Sprünge in der Decke des Klosterganges. Der südöstliche Thurm der alten Burg, in welcher sich schon damals dic Militärakademie bcfand, stürzte sofort ein und das ganze Vurggebäude wurde schwer beschädigt. Zahlreiche Häuser mußten gestützt werden, weil sie den Einsturz drohten; die Mehrzahl der Einwohner wagte noch durch längere Zeit nicht in die Wohnungen zurückzukehren. Ein gleichzeitiger Bericht verfetzt dm Focus dcs Erdbebens nach Brunn am Stcinfelde, einem kleinen an der Wienrr Thcrmal-Linie ') gelegenen Orte, welcher eine Anzahl von warmen Quellen besitzt. Das Schloß daselbst wurde dermaßen beschädigt, daß nach wiederhergestellter Ruhe fast niemand Hcrzhaftigkeit genug besaß, um das Hausgeräthe heraus zu >holen. Dic Nauchfängc und das Hauptgesimfe stürzten herab, und die Gewölbe wurden derart auseinander gctricben, daß die Schlußsteine mehr schwebten als hingen. In Schottwien schienen die Berge zu wanken und die Glocken schlugen an; ebenso wurden in Graz einige kleine Glocken am Schloßbcrgc zum Läuten gebracht. Das Gleiche geschah in Oedenburg; auf dem benachbarten Neusiedlersc wurde das 3 Schuh dicke Eis, womit eben damals seine ganze Oberfläche überzogen gewesen, vielfältig unter entsetzlichem Krachen und Getöse zerrissen. Auch in Preßburg, Tyrnau, Enzesfeld, Gainfarn und Leesdorf wurden Erschütterungen beobachtet. In Baden wurden die Schwefelquellen trübe, zeigten stärkeren Zufluß und höhere Temperatur. In Wien erkrachtcn die Fensterrahmen, der astronomische Thurm erbebte schrecklich, die Schellen tönten. Es erhob sich jählings ein heftiger Wind und man hörte ein unterirdisches Sausen und Brausen, ähnlich siedenden: Wasser. Die Donau zerbrach ihre Eisdecke und warf große Mengen von Wasser und viele Eisschollen übcr dic Leopoldstadt hin, zerstörte die Brücken und richtete große Verheerungen an. Auch Krems, Ips und Steyer wurden heftig erschüttert, die Gegend von St. Polten, ') Vgl. weiter unten „Thermen". 249 Vulcanismus. Lcngbach und das Tulnerfcld dagegen diesmal sehr wenig oder gar nicht. Außer dieser ersten Region der Erschütterung, welche Brunn und Neustadt umfaßte, von wo sie sich nach verschiedenen Richtungen, namentlich längs der Wiener Thcrmalspaltc nebst Wien erstreckte, trat das Erdbeben von 1768 noch in einer andern Region auf, in Mähren und Böhmen, hauptsächlich bei Poöatet und Willimctsch, bei welch letzterem Dorfe eine mächtige Quelle aus dem Boden hervorbrach. Von Interesse ist auch cinc Erschütterung am 23. April 1026, in deren Folge in einer Vertiefung auf einem Krautackcr bei Lcobersoorf cine Quelle cutspraug. Die Besitzer vernahmen während ihrer Arbeit einige Tage vorher ein lautes Getöse unter der Erde. Am Tage des Ursprunges vermehrte sich dasselbe, die Erde bebte, es erhob sich ein Sturmwind, während dessen eine tlafterhohe, armsdickr Wassersäule auf dein erwähnten Acker hervorbrach, die sich aber sogleich senkte und ein rundes Becken formte. Die Quelle, deren Temperatur l)" R. beträgt, ist heute noch mitten in den Feldern, von einer Eapelle überdeckt, sichtbar und heißt beim Volke ..der heilsame Brunnen". Heben wir endlich Einiges aus den Schlußfolgerungen heraus, welche Professor Sueß in seiner oben genannten Schrift zieht, so ist zu bemerken, daß die zahlreichen Erdbeben Niederöstcrrcichs und der angrenzenden Landcstheile in Bezug auf den Ort ihres Auftretens vornehmlich an gewisse Linien und Punkte gebunden sind. Eine dieser Linien, bei Brunn am Steinfelde beginnend, geht über die Orte Alt< und Nculengbach und Drösiedl (bei Horn), durchschneidet quer das Streichen der äußeren Zone der Alpen, ebenso die Ebene und daS Donauthal, und dringt, ohne ihre nord-nordwcstliche Richtung zu ändern, tief in die altkrystallinischen Gebiete Mährens und Böhmens ein. Da sie eine kurze Strecke dem Kampflüste folgt, nennt sie Sueß der Kürze halber die Kamplinie. Die zweite Linie, gegen Südwest gerichtet, liegt ganz in den Alpen. Sie quert zwar anfangs (von Gloggnitz über Schottwien bis Mürzzuschlag) den Scunnering, fällt aber weiterhin bis Brück mit dein Thale der Mürz und von da an bis Iudcnburg mit dem Thalc der Mur zusammen, welche beiden Thäler ans dieser langen, Strecke eine einzige quer durch Stciermark hinlaufende Furche bilden. Die weitere Fortsetzung dieser sogenannten Mürzlinie trifft nicht nur mittelbar in das große, durch die gewaltigen Erdbeben von 1348, 1572, 1580, 1690 u. a. berühmte Schüttcrgcbiet von Villach in Kärntcn, sondern es scheinen sich, soweit unsere Ueberlieferungen reichen, die Stöße von Villach stets auf dieser Linie bis Neustadt und Wien fortgepflanzt zn haben. Eine dritte Erschütterungslinie bildet die schon erwähnte Thermenlinic von Wien, welche von Winzendorf ^westlich von Wr.-Ncustadt) über Fischau, Brunn, Vöslau, Baden bis zum Theresienbadc in Meidling in beinahe nördlicher Richtung zieht und in ihrer Fortsetzung nahe unter der Stadt Wien durchläuft. Diese Thcrmallinie bildet zugleich die nördliche Fort« setzung der Mürzlinie. Wo sich nun die Kamplinie mit dieser Mürz- und Thermenlinic unter der Ebene schneidet, d. h. unter der Stadt Mr.-Neustadt, befindet sich die Stelle, welche öfter als irgend eine andere in Niedcröstcrreich die Quelle von Erdbeben gewesen ist. Neustadt wird in dem Zeitraum von sechs Jahrhunderten ^von 1281 bis 1808) 16mal als Centrum von Erdstößen genannt, und wären die Aufzeichnungen ausführlicher, so würde die Zahl der bekannten Fülle gewiß eine noch weit größere sein. V. Geostnostische Beschaffenheit des Bodens. (Einleitende Bemerkungen, (zin Blick auf den Bildungsgang des Bodens der Monarchie. Fundorte der nutzbaren Mineralien.) Einleitende Vemerkunge«. Die Geognosie'), die Wissenschaft, welche sich mit der Erde nach ihrer gegenwärtigen Beschaffenheit als einem Gewordenen beschäftigt, bildet einen wichtigen Zweig der geographischen Gcsammtwissenschaft. Auch die specielle Betrachtung eines Theiles der Erdoberfläche umß es sich zur Aufgabe stellen, die geognostische Beschaffenheit des Bodens, welcher selbst in vorgeschichtlicher Zeit geworden, fortwährend noch im geringerem Maße sich umgestaltet und die Stätte alles orgcmischm Lebens, der Schauplatz der Geschichte ist, einer eingehenderen Betrachtung zn würdigen. So haben wir denn auch bereits zu wiederholten Malen an betreffender Stelle auf den imiereu Ball der Gebirge Rücksicht genommen und können hier auf das oben Gesagte verweisen. Der Vollständigkeit wegen und dem Plane des vorliegenden Werkes entsprechend erscheint es jedoch nothwendig, die geognostischc Bodenbeschaffcuhcit der österreichisch-ungarischen Monarchie einer Gesammtbctmchtuug zu unterziehen; Wiederholungen sollen dabei nach Möglichkeit vermieden werdm. Bekanntlich hat mau zwei Arten der Gesteinsbildung zu unterscheiden.- die Bildung auf feurigem Wege und die Bildung auf wässerigem Wege. Wie noch heute vou den thätigen ^illcaueu von Zeit zu Zeit geschmolzene Gesteinsmasscn durch die Gewalt des Wasserdampfes aus dcr Tiefe der Erde cmporgehobeu werden und allmählich an ,dcr Oberfläche erstarren, so dcutrt die Natur vieler Gesteine darauf hin, daß sie fich in ähnlicher Weise ill früheren Perioden durch Eruption aus dem Innern der Erde gebildet haben. Es sind dies die Eruptiv- oder Erstarrung^ Gesteine, die stets krystallinische Masscnstructur zeigen. Während heutzutage dieser Vorgang uur bei der Bildung der vulcauischen Gesteine (Trachyte und Basalte) stattfindet, find durch ähnliche Processe iu früheren Perioden die sogenannten Pluto-uischen Gesteine, die Granitc, Syenite, Gnmstcine, Gabbro's, Porphyre und Melaphyre eutstanden. Alle Gesteine, deren Material sich als ein Bodensatz aus den» Wasser abgelagert hat, und die in Folge davon geschichtet sind, nennt man Absatz^ oder Sediment-Gesteine. Das Hauptageus dabei, das Wasser, kann entweder auf rein mechanifchcm Wege, oder als chemisches Lösungsmittel wirken. Durch mechanische Wirkung des Wassers, d. h. durch Zerstörung früher gebildeter Gesteine, durch Fort-schaffung und endliche Ablagernng des fortgeschafften Materials in der Form von Gerollen, Sand und Schlamm siud die klastische» Gesteine oder Trümmer Gesteine, als Sandsteine, Thongestemc 'Thonschiefer, Tegel, Mergel), Bremen, l) Pgl. U, Hochstrtter, Umlauft, Ostürr.-ung. Mlinarchie. 16 242 Geognostlsche Beschaffenheit des Bodens. Conglomerate (z. Ä. Nagclfluhc), vltleanische Tuffe, Gcbirgsschutt, Geschiebe u. s. w., entstanden. Dieser Bildnngsproceß geht noch heutzutage an allen Meeren, an allen Binnenseen, an allen Flüssen nud Bächen vor sich. Als chemische Niederschlage ans Wasser haben sich eine Neihe von Gesteinen gebildet, deren Substanz im Wasser löslich ist nnd bei der Verdunstung des Wassers znrückbleibt; alle solche Gesteine haben krystallinische Structur, wie z. B. Urkalk, Kalksiuter, Dolomit, Graphit, Steinsalz, Gifts n. s. w. Wohl auch als chemische Niederschlage sind durch Wirkung des Wassers mit erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur iu der ältesten Erdfteriode die krystallinischen Schiefergestcine, als Gneis, Glimmer- und Chloritschicfcr, Hornblendcschicfcr u. s.Hv., entstanden. Aber das Material der festen Erdrinde wird nicht bloß vom Mineralreich geliefert; es besteht auch in zahlreichen organischen Resten des Pflanzen- und Thierreichs, welche in den Schichten der Erde begraben liegen. Während die Pflanzen vorherrschend Kohlenstoff zur Bildung von Erdschichten geliefert haben und noch liefern, fo verdanken wir den Thieren in erster Linie kohlensauren Kalk. Aller Kohlenstoff der Erdschichten ist daher phywgcncr Natur und ebenso mit wenigen Ausnahmen aller Kalt der Erdschichten zoogcncr Natur. Phytogenc Sediment-Gesteine sind Anthracit, Stein- und Äranntohlc, Torf, Asphalt, Petroleum u. s. w.; zoo gene Sediment-Gesteine sind die Kalksteine (Marmor, Kreide, Muschelkalk). Die oberste, fruchtbare Schichte bildet endlich die Da mm erde oder die Humustrumc (Ackerkrume,) ein Gemenge von zersetzten Pflau^cnstoffen mit den Zersetzungs- nnd Verwittcrungsprodnetcu der Gesteine. Bezüglich der Lagcrungsformcn der Gesteine oder des Gestcins-Vcrbandcs hat man normalen Gcsteins-Pcrband oder Auflagmmg uud abuormcu Gesteius-Verband oder durchgrcifcudc Lagerung ;n uutcrschcidcn. Die Auflagerung kommt hauptsächlich bei Seoimcut-Gcsteiuei! vor, indem ein Gcbirgsglicd oder eine Gcstcinsschichtc ihre Stelle unmittelbar über einer andern einnimmt. Diejenigen Schichten, welche vou den andern durch eine abweichende mineralische Beschaffenheit sich auszeichnen, nennt man Lager oder Flötzc, z. B. Kaltstcinlagcr im Gneis, Kohlcnflötze im Kohlen-sandstcin u. s. w. Es ist die nothwendige Folge der Absatzvilduug, daß die ursprüngliche . Vage aller sedimentären Schichten mehr oder weniger eine horizontale gewesen sein muß, wie es z. B. daö ElbcsandstmiM'birg^ so deutlich ;eigt. Wo dieses nicht mehr der Fall ist, sondern die Schichten mehr oder weniger steil aufgerichtet erscheinet!, ist dies die Folge späterer Störuugen oder Dislocations. Durchgreifende Lagerung kommt bei plutonifchcn oder vuleanischcn Gesteinen vor. Man versteht darunter jenes Lagcrungsvcrhältniß, bei welchem eine Gcsteinsmassc nicht über andern, sonderu neben oder zwischen andern lagert, also gangförmig, kupftcuförmig oder stock-förmig auftritt. Gänge sind Ansfüllnngcn von Spalten, welche eiu festes Gestein unter den verschiedensten Winkeln durchsetzen. Nach dem Material, welches die Gänge ausfüllt, unterscheidet man Gesteinsgängc nnd Erzgängc oder Erzadcrn. Die Ausfüllungsmassc der Erzgängc besteht theils aus metallischen Mineralien, den ' Erzen, theils aus uichtmetallischm Mineralien, den Gangarten, wie Quarz, Kaltspnth, Schwerspath, Flußspath, Bitterspath u. s. w. Kuppcnförmigc Lagerung kommt nnr bei Eruptivgesteinen vor, deren Masse über der Ausbruchsöffnuug eine tegel-, doni- oder glockcnförnngc Anhäufung bildet. Eine Bcrgknppc in bloß topographischem Sinne kann anch aus geschichteten Sedimentgesteinen bestehen, dies ist jedoch keine Kuppe im gcognostischen Sinne. Die Oasalttuppen des böhmischen Mittelgebirges liefern ein Beispiel für tuppcnförmigc Lagerung. Stöcke sind Massen von bedeutenden Dimensionen, welche mit durchgreifender Lagerung das Nebengestein durchsetzen; sie können sowohl innerhalb geschichteter, als auch iuncrhalb massiger Gebirgsgliedcr auftreten, uud sind entweder von linsenförmiger oder von keilförmiger, elliptischer oder von ganz unregelmäßiger Gestalt. Ein Vlick auf den Bildungsgang des Bodens der Monarchie. 243 Das absolute Alter der Gesteine läßt sich nicht bestimmen, sondern nur das relative oder gegenseitige Alter. Bei geschichteten Gesteinen in normaler Lagerung gibt die Auflagerung das Kriterium für das gegenseitige Alter ab, iudem die unter einer andern liegende Schichte immer älter sein muß, als die aufgelagerte. Bei durchgreifender Lagerung gilt die Negel, daß das durchgreifende Gebirgsglied jünger ist, als alle Gcbirgsglieder, welche durchsetzt werden. Nach diesen Kriterien hat man das relative Alter der geschichteten und der Eruptw-Gestcinc bestimmt, und indem ma» den Inbegriff aller derjenigen Gebirgsgliedcr, welche gleichzeitig und gleichartig gebildet sind, eine Formation nennt, die Altersfolgc der Sediment- und der Eruprio-Formatioucn festgestellt. Jede Formation reprasentirt sonnt einen besonderen Zeitabschnitt in der Entwickelungsgeschichte der Erde, eine Gruppe von Formationen aber eine Periode. Analog der Geschichte des Menschengeschlechtes hat man auch die Geschichte der Erde in fünf große Perioden oder Wcltalter eingetheilt- in Urzeit, Alterthum, Mittelalter, Neuzeit uud Jetztzeit. Diese Wcltalter werden mit Rücksicht auf den Entwickelungsgang des organischen Lebens auf der Erde, wie er sich aus den in den Sediment-Formationen eingeschlossenen organischen Resten darstellt, auch als Prozoifche, paläozoische, mesozoische, käuozoischc und anthropozoifche Periode unterschieden. Nach diesen einleitenden Worten können wir nun zu einer übersichtlicheu Dar-slelluug des Bilduugsgaugcs übergehen, den der Boden, auf dem wir leben, bei seinem Werden genommen. Indem wir die Besprechung der eben erwähnten Formationen durch Beispiele aus dem so umfangreichen Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie beleben, glauben wir ein hinreichendes Bild von dem Aufbau unseres vaterländischen Bodcus zu liefern. Gin Blick auf den Bildungsgang des Bodens der Monarchie. Die Geschichte der Erde ist nach der ueucren, durch den englischen Geologen Eharlcs Lycll bcgründclen Ansicht eine allmähliche, mhigc, friedliche, nur selten durch Katastrophen unterbrochene Entwickelung. „Drr Puls im Leben der Erde hat vou Aubegiuu uugeführ oeuselbm Takt gehalten, wic hellte." Selbst die grüßten Veräuderungeu, welche an der Erdoberfläche im Laufe der Zeiteu vor sich gegaugeu siud, lassen sich durch die jetzt noch wirkenden unscheinbaren, aber mit der Zeit die großartigsten Endresultate hervor-l'riugeudcu Kräfte der Natur erklären. Doch nicht die Bilduugsgcschichte der Erde überhaupt fällt iu das Bereich unserer Betrachtung, sondern uur die Gestaltung der Erdoberfläche im Verlaufe der oben genannten fünf Perioden oder Weltalter mit den ihnen entsprechenden Gruppeu vou Formations. In der folgenden Darstellung schließen wir uns vorwiegend deu Worten Dr. F. von Hochstotter's an. Erstes Weltalter: Die prozoische Periode oder die Urzeit der Erde. Das über die ganze Erde verbreitete Grund-Gebirge, als dir OrundkM aller organische ^leste einschließenden Sedimente, wird von krystallinischen Silicatgestcinen, von Granit, Syenit, Grlinsteinen und Qnarzftorvhyren, ferner Gneis, Glimmerschiefer, Amphibolschiefer, Gra "ulit und Phyllit, mit untergeordneten Massen von körnigem Kalk, Magnesit uud SerpeMin, ^'bildet und wird von deutschen Geologen Ur Gebirge (daher Urgneis, Urthonschirfcr, Urlalt) ^«annt. Die Entstehung der krystallinischen ^chiefergesteme führt mi« in eine ferne Urzeit Mutt, in der chemische Processe und physikalische Grüfte alleinherrschend wirkten und noch kein lebendes Wesen existirte. 1. Die Primitiv Formation oder das krystallinische Gebirge. Der Gesummt complex der krystallinischen Gesteine der prozoischen Periode heißt als die erste ursprüngliche Bildung der Erde auch die Primitiu-Formaliou; sie gliedert sich in drei auö geschichteten, krystallinischen Schiefergestrinen bestehende und von Eruptiv-gesteinen mcumigfaltig durchbrochene Haufttabthei lungcn, die dem Alter nach alls Gneis Formation, Glimmerschiefer Formation und Phyllit Fur mation übereinauderlirgen, Die Primitiv Fur Mlllioii tritt iu zwei charakteristisch verschiedenen geotektonischen Formen auf: Massengebirgr, 1Y* 244 Gcognostische Beschaffenheit de« BoornS. bildend, wie das böhluisch niähris6)c Urge birgSmassw, und die Mittel;onen oderCe« tralstocke der Kettengebirge zusammensetzend, wie die krystallinische Central kette der Mittel und Ostalpen, den, Centralstock dcr Karpathen. Sie ist überaus reich au nutzbaren Äliinera lien. Mit Ausnahme von Schwefel, Kohle, Petroleuil! und Gips, enthätt dieselbe fast all? Stoffe, welche die unorganische Natur dem Menschen zur Benützung bietet: Metalle, Erze, Kalksteine, Graphit, Edelsteine. Wohl dringen etliche Erzgänge noch in das höhere sedimentäre Gebirge, allein das krystallinische Gebirge ist so reich an Erzlagern, daß es in den Bergwert« ländern geradezu das „Erzgebirge" genannt wird. Zweites Weltalter: Die paläozoische Periode oder das Alterthum der Erde. Von dcr Zeit an, da Luft und Wasser zer störend auf das während des ersten Weltalters gebildete krystallinische Grundgebirge einwirkten, ist die Geschichte der Erdoberfläche, abgesehen von den wiederholten Eruptivbildungen, eine, Geschichte der Zerstörung frllhcr gebildeter Ge fteinsmassen und eine Umbildung derselben zu neuen Gesteinen und Schichten, wobei die älteren stets wieder das Material für die jüngeren Schichten abgegeben haben. Mit dem zweiten Weltaltcr beginnt daher die lange Reihe der aus dem Wasser auf mechanischem Wege ab gesetzten sedimentären Bildungen, welche in ihren Schichten gleichzeitig deutliche Neste thierischer und pflanzlicher Wesen einschließen. Denn Hand in Hand mil jener wechselnden Umbildung dcr todten Natnr ging auch der Wechsel in dcr lebenden Natur. Die Ueberreste jener damals lebenden und später wieder verschwundenen Generationen von Thieren und Pflanzen findet man als Ver steincrungen (Petrefacte oder Fossilien) in den Gesteinsarten eingebettet; nicht regellos zerstreut liegen die verschiedenen Formen der untergegangenen Thier und Pflanzenwelt durch und nebeneinander, sondern jede Schichte der Erde hat ihre besonderen Pflanzen und Thier formen, wie sie eben jener Zeitperiode, in welcher die Schichte gebildet wurde, entspreche». Mit Recht hat man deshalb die Pctrefacten du> „Denkmünzen der Schöpfung" genannt; sie sind bezeichnend uud zum größte» Theile leitend (Leitfossilien) für die einzelnen Formalionen. Die Flora der paläozoischeil Periode wird fast ausschließlich durch lryptogamische Pflanzen ge bildet; Seetange, Farnkräuter, därlappartigr Pflanzen und Schachtelhalme sind die vorhcrr schcnben Formen. Im Bereiche der Fauna spielen wirbellose Thiere (Korallen, Stachelhäuter, Weichthicre und Gliederfüßler) die Haupt rolle; uon den Wirbclthicren kommen nur Am phibien, Reptilien und Fische vor. Einerlei Klima lind daher auch einerlei Pflanzenwuchö und Thicrbevölterung zeichnet den Charakter der kleinen flachen Festlandsinseln und des weiten uferlosen Oceans der paläozoischen Periode au«, Man hat vier Hallptformationeu al« Vil-dnngen dieser Periode unterschiede«: Die silu ri sche, devonische, carb onische oder Stein kohlen Formation und die permische ober T>y as Formation. Im europäischen Rußland kommen alle vier Formationen in regelmäßiger Lagerungsfolge vor, in Böhmen fehlt nur die devonische Formation. Den Ucliergang von der Primitiv-Forma tion zum Silurischcn bildet in manchen Gegen-den eine sehr mächtige Schichtenreihe, welche man als eine besondere, die cambrische Formation unterscheidet. In ihr hat man organische Reste, Abdrücke von Ningelwürmern, entdeckt. So liegt in Böhmen zwischen den Ur-thonschiefern und der filurischen Formation noch eine sehr mächtige und ein beträchtliches Ver^ breituugsgebiet besitzende Gruppe von Schiefern, die sogenannten Pribramer Schiefer, in welchen man gleichfalls Wurmgänge gefunden hat. 2. Die silurische Formation oder da« Zeitalter der Trilobiten. Die silurischen Schichten, sehr mannigfaltig aus Conglomerate,!», Sandsteinen (Grauwacken), Thonschiefern, Kalk und Grünsteinen zusammengesetzt, sind rein marinen Urspruugs und enthalten durchaus nur Seetauge und Meerthierreste und zwar von diesen Gliederfüßler, Weich und Strahl thiere; die Trilobilcn (Dreilappthiere), eine ausgestorbenc Familie von krebsartigen Thieren, spielen die Hauptrolle. Diese Formation ist reich an goldführenden Quarzgängen; ferner an Eisenerz (dcr Erzberg uon Eisenerz in Steier mark, sowie die Linseneiscncrzc von Böhmen) nnd Bleiglanzlagersiättcn (Piibram in Böhmen). In Oesterreich sind ihre Hauptverbreitnngs gcbiele Böhmen uud die Grauwackenzone der Nordalpcn. In Böhmen bilden die silurischen Schichten in dein mittleren Theile ein elliptisch geformte«! Becken, dessen Längsare zwischen Prag und Klattan in der Nichtnng von Nordoft nach Südwest gestreckt und 19 Meilen lang ist, während es von Pribram bis Nakonitz eine Breite von 8 Meilen hat. Im Osten, Süden und Westen ist die Auflagerung auf die älteren krystallinischen Gesteine beinahe überall deutlich, nur im Westen wird die Grenze thcilweift durch überragende Schichten der Steinkohlen und Dyasformatiun verdeckt. Gegen Nordost dagegen ist das Becken offen, indem die Silur^ gcsteinc hier unter den überlagernden Kreide-nnd Diluvialgebilden verschwinden. In Folge der innldcnförmigen Lagerung erscheinen rings an den Räudern des Beckens die ältesten Schich ten, nnd gegen die Mitte zu trifft man auf stets jüngere Ablagerungen. 3. Die devonische Formation oder das Zeitalter der Panzerfische. Da« Devon ist aus Grauwackensandstein, Thonschiefer uud Kalt (vorzügliche Marmorsorte»), ferner aus rothe» Conglomerate« und Sandsteinen, a»s Grünsteincn und Griinsttintuffen zusammen Ein Vlick auf den Bildungsgang des Boden« der Monarchie. 245 gesetzt. Da bei Eintritt der devonischen Zeit das Festland bereits namhaft an Ausdehnung gewonnen hatte, war das Meer mm beschränkter und es treten nun auch schon mächtige Abla-gerungeu auf, die zum Theil den Charakter von Süßwasserbildungcn an sich tragen. Die Bessetation der Kontinente bestand aus Farnkräutern, Sternvlättern und Bärlappgewachscn; von Nirbrlthiercn treten die Fische besonders zahlreich auf. Auch das Devon ist eine reiche Erzformation. Gold fehlt zwar, aber dafür gibt es viele Silber, Blei, Quecksilber-, Zink« und Eisenerzlagcrftätten. In Oesterreich treten devonische Schichten namentlich im mährischen Gesenke, in der Um gegend von Olmüh (Stringocephalenkalt von Nittberg) nnd in der mährischen Schweiz bei BlanSlo (Kalke mit Höhlen) auf. In den Alpen scheine» devonische Gebilde auf die östlichen Ausläufer in der Umgegend von Graz, sowie am Semmering und am Wechsel beschränkt zu sein. 4. Die Steinl» hl en-Formation oder da« Zeitalter der Kryptogamen. Die Steinkohlen Formation ist zwar keineswegs die einzige lohlrnflihrendc Formation, allein die ergiebigsten und ausgedehntesten Wasser der besten fossile» Kohlen (Anthracite und Schwarzkohlcn) gehören derselben an. In keiner anderen Periode scheinen die physikalischen Verhältnisse der Erd «beifläche so günstig gewesen zu sein für einen üppigen und massenhaften Pflanzenwnchö, wie ihn die Vildung der Steinkohlenflöze erforderte. Die Steinkohlen Formation zerfällt in zwei von einander getrennte Abtheilungen. Dic untere Abtheilung ist eine marine Bildung, die theils al« eine Kalkbildung, Berg lall oder Kohlen lall genannt, theils als eine Sandstein und Thonschieferbildung (Culm Formation) auf tritt. Zahlreichere und mächtige Kohlenflöze finden "sich erst in der oberen Abtheilung, der sogenannten productivcn S tcin kohlen-Formation, die eine Sußwafser- und Land-bilbung ist. Die rei» marine Fauna des VergkalkeS schließt sich auf's engste an die Fauna der dc vonischen Periode an. Der Kohlcnkalk ist in der Regel dunkelfarbig und bituminös, liefert schöne Marmorarten und enthält zahlreiche Erz-gange (hauptsächlich Blei und Zinkerze). Dem Kohlenkall entsprechen in den Südalpen die sogenannten Oailthaler Schichten, während die Grauwacken und Thonschiefer des „niederen Gesenkes" in Schlesien und Mähren, einer durch ihre zahlreiche« Dachschieferbrüche wichtig?« Gegend, den Charakter der Culmschichten an sich tragen. Das productive Steintohlengcbirgc besteht aus dem lichten oder dunkclgrauen Kohlensandstein mit granem biß fast schwarzem Schieferthon; zwischen diesen Gesteinen lagert die Kohle in zahlreichen Flohen, und neben 'hr sehr häufig der Kohleneisenstein. Die Schicht len der Steinkohlen Formation lager« häusig in Becken oder Bassins; sie sind theil« Ufer bildungen längs der Flachküsten ehemaliger Coutinente und Insel«, theils Ablagerungen in kleineren contincutalen Binnenbecken, wie z. B. das böhmische Kohlenbecken. Alle orga nischen Neste stammen nur von Land uud Süßwasserthieren und von kanopflanzeu. Die Flora trägt daö Gepräge einer Sumpf uud Strandvegetation. Neben den vorherrschenden kiyptogamen Gewächsen, alö Schachtelhalmen, Schnftpenbäumcn, Siegel und Narbenbäumen nebst Farnkräutern, erscheinen auch einige Nadelhölzer und Monokotyledonen. In der österreichisch ungarischen Monarchie ist der Kohlenreichthum sehr ungleich auf die beiden Reichshälftcn vertheilt. Die wichtigsten Steinkohlenreviere gehören dem nordwestlichen Gebiete: Böhmen, Mähren, Schlesien und West Oalizien an, während auf dem Gebiete der ungarischen Krone nur zwei wirthschaftlich höchst unbedeutende Ablagerungen (die reicheren Kohlenfeldcr von Steierdorf und Fünftirchen gehören der Lias-Formation an) vorkommen, wie folgende Uebersicht zeigt. X. Böhmen. I. Im mittleren nnd west lichen Böhmen: das Schlan-Rakonitz-Kladnoer Becken, das Pilsener Becken, die dem Pilsener Becken benachbarten kleineren Ablagerungen bei Radnitz, Manotin, Merklin, Mirö'schau;'2, im uordöstlichcn Böhmen: am Fuße des Riesen-gcbirges das Schatzlar-Schwadowitzer Revier, als Theil deß großen Gleiwitz Waldenburger Beckens im preußischen Nicderschlesien; A. im Erzgebirge das Brandaner Becken; endlich 4. kleine Ablagerungen bei Hurr unweit Budweis. V. Mähren und Schlesien. Das Rossitz-Nendorfer Becken und das Ostrau-Kar winrr Revier, ein Flügel der großen obcr-schlesischen Kohlenablagerung. 0. Galizien. Die Reviere vonIaworzno, Dombrowa und Siersca. v. Steiermark. Die Steinkohlenablage-rung der WerchzirmAlpe bei Tnrrach. I'., Ungarn. Klein« Kohlenablagerungen im Vanat bei Szetul und bei Eibenthal. 5. Die Dyas (permische Formation) oder das Zeitalter der Schmrlzschupfter. In dieser Doppelgruppe lassen sich zwei Haupt' abthcilungen unterscheiden: eine untere, aus rothen Sandsteinen und Conglomerate« zusammengesetzt uud fast nur Reste von Landpflanzen führend, das Roth lieg ende — und eine obere, vorherrschend aus kalkigen und dolomi tischen Gesteinen bestehend und nur Meeresthiere anschließend, der Zechstein. Die Dyas ist reich an Kupfererzen und rS liegt also über dem Kohlcngebirge ein ausgezeichnetes Kupfergcbirge. In den organischen Resten schließt sich die Dya» an die Steinkohlen-Formation an; doch sind ihre Steinkohlenlager viel seltener und kleiner. Im obern Rothlicgenden kommen große Schilf-gewächse, Nadelhölzer, Baumfarm und einzelne Palmen vor, deren vcrtieseltc Stamme oft in solcher Anzahl gefunden werden, daß man von 246 Geognoftische Beschaffenheit des Boden«. „versteinerten Wäldern" sprechen taun, wie der versteinerte Wald bei Radowenz unweit Adersbach in Böhmen l'iä„8, die Si. Cassianer-Schichten in Südtirol, der Schlcrn Dolomit (nach dem Schlcru ill Sildtirol), und die Esinokalke der lombardischeu Alpen. 7. Die Rhätische Formation oder daö Zeitaller der e rsten Bcutelthiere. In größeren Gebieten Mitteleuropas, namentlich in den Alpen, liegt zwischen der Trias und dem Jura als Grenzschichte die rhätischc Formation, vorwiegend durch mächtige Kalke und Dolomit- Ein Blick auf den Bildungsgang des Boden« der Monarchie. 24? Massen ldaher ,,Tolomitgcbirge"i repräsentirt. In Schwaben enthalten ihre Schichten die ältesten Sängrthierresle lvoil einer kleinen Benteirattc). In dlil Alpen nennt man die Orstcinc dieser Formation auch Dachstein kalt und Dachsteitldolomit, weil sie am großartigsten, bis zn einer Mächtigkeit von 4<»<«> Fust, im Dachstcingcbirgc vorkommet!, stellenweise (z, B. im Echcruthal bei Hallstatt nnd an den Gollinger Salzach^Oefen, f. S. 58) sind s',e voll von Korallen und großen Vivalven, deren Durchschnitte an dcil abgewitterten Fclsflächen von den Alpenbrwohnern nach ihrer Form „Kuhtrittc" genannt werden, während die ^'ithodendron kalte den schönen Salzburgcr ,,Tropf>narmor" liefern. In Ober und Niederösterrcich bildet die rhätische Forinatioir die höchsten Erhebungen der nördlichen Zone deß Kalkhochgebirgeö. Die brachiopodenreichen Muschelbänkc zwischen oder über dein Dachsteintalk heißen nach Starhemberg bei Pirsting (Niederöstrrreich) Gtarhem berger schichten; wo sie, wie am Nordrande der Kaltalpen, für sich allein vorkommen, Küssen er Schichten (nach Kössen an der Achcn in Nord tirol). In den Südalpcn gehört ein Theil der Dolomitgebirge SüdtirolZ zu dieser Formation, Anch in den Karpathen zeigt'stch die rhätische Formationen weiter Verbreitung. 8. Die Jura-Formation oder das Zeitalter drr Ammoniten, Bclemniten nnd Fischsanricr. Die Jura Formation (nach dem Schweizer Jura genannt) heißt auch das O olith-Gebirge, weil oolithischc Kalksteine nnd Eisenerze in ihr sehr häufig angetroffen werden. Nach der Farbe der vorherrschenden Gesteine unterscheidet man den schwarzen Jura oder Nas (schwarze Kalke, fetter Thon, bituminöse Schiefer nnd Mergel), den braunen Inra oder Dogger (vorwiegend oolithische Kalte und Mergel) und den weißen Jura oder Malm (Korallentalke). Die Juraformation >st nnendlich reich an organischen Resten, vor herrschend von Meeresgeschöpfen, als: Mecrsan riern (Irlitu^oZanrus, ?1k8il>8lluru8), Fischen, Krebsen, Ammoniten, Brachyopoden, Korallen, Schwämmen n. s. w. In den Alpen wird die Jura Formation durch folgende Schichten Vertreten: ^. ^,'iaö: Tie rothen Ammonitenmarmore von Adneth bei Salzburg, die gelben Kalte von EnzeSfeld bei Wr, Neustadt, dir brachiopodenreichen Kalke vom Hicrlatz im 'Dachsteingebirge/.die Flecken mergel oder Allgän Schichten, die'tohlenfiihrenden ^rrstener Schichten (auch die Kohlen von Fünf tirch?,! m Ungarn und von Steierdorf iiu Banat sind Viaslohlen). 15. Dogger nnd Malm: Die KlauV Schichten (nach 'ter Klaus-Alpe bei Hallstatt), die weißen und rothen Kalte von Vtls (südlich FMn) u. f. w. Während man in Mittel und Norddeutschland zwischen der Jura und Kreide «blniation eine scharfe Grenze ziehen kann, erscheint diese iu den Alpen, Karpathen und Apenninen dnrch die sogenannte lithauische Stufe, die zwischen beiden Formationen stehl, verwischt. Ihr gehören in den Alpen die sog. Diphya-Kalte, in den Karpathen die „Strain-bcrger Schichten" nnd „Kliftpcntalte" an. Die in den nördlichen Theilen Europas vorkommende Wäldert hon Formation, ein aus brackischen und siißen Gewässern hervor-gegangenes locales Schichtcngebilde, welches dort die tithoiüsche Stufe vertritt, läßt schließen, daß in jenen Gegenden nach dem Alisatz des obersten Jura sich daS Meer zurückzog, während das Gebiet der Alpen und Karpathen vom Meere bedeckt blieb: erst später versank auch das nordcnropäische Festland wieder unter daö Meer. 9. Die Kreide Formation oder das Zeitalter der Nnd isten. Neben geringe« Süßwasservildungrn umfaßt die Kreide Forma-tion eine große Reihe meist sehr petrrfactenreichrr mariner Schichten, welche aus Kalksteinen, Kalkmcrgeln, Sandsteinen, Sandelt nnd Thonen zusammengesetzt sind. Ihr eigenthninlichstes Gestein ist dir weiße Kreide (Schrcibkreidc) oder Feuersteinkrcide. In Böhmen nnd Sachsen heißen die sandig oder thonig kaliigen Schichten der Kreide Formation Pläner, die mächtigen, weit verbreiteten Sandsteinbildnngen, welche einen vortrefflichen Banstein liefern, Quad er sand stein (Quadersanostein Gebirge der böhmisch sächsischen Schweiz), Die Pflimzenrestr dieser Formation gehören vorwiegend den Seegräsern an; doch kommen anch eingcschwemmte ^auspflanzen und locale Kohlenbildungen vor. Die überaus zahlreichen Thierreste gehören vorwiegend den Foraminifercn, Schwämmen, Echinidcn oder See-Igeln und den Nudistcu, einer nur der KrcidrFormation eigenthümlichen Schalthierfamilic, an. Die mannigfaltig erscheinenden Ammonecn sterben mit dieser Formation aus. Nach dcn leitenden Petre factcn nnterfcheidet man untere, mittlere und obere Kreideschichten. In den Alpen und Karpathen gehören znr unteren Kreide: Der Spatangeu, der Schratten und der Caprotineutalk; die Rnß felder Schichten (am Roßfelde bei Hallein), die weißen Aptychentalte; in Mähren und Schlesien dieTeschener Schiefer, TeschenerKalke nnd die Warntzdorfer Schichten, Znr m ittlercn Kreide: Der Godulasandsiein der Nordtarftathen. Znr oberen Kreide: Die Rudisten oder Hippuritentalke der Nord nnd Südalpen und des Karstes, welche znm größten Theile da« merkwürdige Karstp late au bilden; die kohlen führende Goscm Formation (nach der Gosan im Snlztammergut); in den Nordkarpathcn 'der Istebner Sandstein. In Vohmen, Mähren und Schlesien nebst Sachsen besteht die mitteldeutsche Kreide nnr ans Schichten der oberen Abtheilung, die sich folgendermaßen gliedern: ^. Unterqnader 1. Pflanzenanader mit Kohlen oder Perntzer Schichten. 2. Mariner Nnterqnader und Grünsandstem, oder Kory- 246 Oeosmostische Beschaffenheit des Vodene. Valter Schichten (Sandstein von KleiwSkal u. s. w.), 1^. Mitlelquader, Plänersandstein, Plänerkall und Pläncrmergel. ll) Sandiger Planer, Grünsandsteine und Quadcrsandstciur, 3. Weißcnberger Schichten. 4.Malniccr Schichten. 5. Iser Schichten. (Qnadersaud-fteiu der böhmisch.sächsischen Schweiz, des Tetschcner Schneebergs, der Adersbacher und Neckelsdorfer Felslabyrinthe, der Henscheuer.) >>) Kalkiger und thoniger Pläner. 6. Teplitzer Schichten, Plänertalk. 7. Pric senrr Schichten, Oberpläneriuergel, Balnlitm-schichten bei Priesen nnd thouiger Pläner im Bunzlaner, Königgrätzer nnd Chrudimcr Kr?il>. (', ObcrPmdcr. 8. Sandstein von Chlomek bei Iungbunzlau (Chlomeler Schichten), Sand steiit von Oroß-Stal bei Turnan und Smcdstein der Prachover Felsen bei Oitschin. Viertes Weltalter: Die tiinozoische Periode oder die Neuzeit der Erde. Tie tertiären Formationen der tänv' zoischen Periode zeigen eineu durch bedeutende Nodenschwantungen bedingten Wechsel von Silß^ wasscr und MeercSbildungen. In der Tertiärzeit fand bnrch eine großartige vulcanische Thätigkeit die letzte Hebung der Kettengebirge statt, Feste Conglomerate (Nagelfluhe), compacle Kalke, Sandsteine und Schiefer, lose Sande uud plastischer Thon (Tegel) setzen die Tertiär, bildungen zusammen, die iu den niariuen Ab< lagerungen reich an Salz, Gips, Schwefel nnd Petroleum, in den Süßwasserschjchtcn reich an Braunkohlen find (daher das „Braunkohlen gebirge"). An Erzen kommen fast nur Braun eisenerze vor. Während die Ammonite», Belcm niten, i'and und Mecrsalirier völlig cmsgestorbeu sind, tretet^ die ersten großen Säugrthie» schöpfungen auf; die gleichzeitige Flora ist bereits hoch entwickelt, Dic immergrünen Wälder Europas mit ihren Feigen , Lorbeer, Kamphrr und Seifenbäumen, Nlyrthen ilud Palmen deuten ans ein fast tropisches Klima dieses damals von zahlreichen Nteerctlarmen durchschnittenen Fest lande?. Mau theilt die Trrtiäradlagerungrn in 2 Formationen: Eocän und Neogen (dieses letztere früher Miocan und Pliocän). 1l). Dir Eocän Formation oder das Zeitalter der Nummulitcn und Paläo thericu. Dieser theils beckenansfülleud (Vecken von London und vou Paris), theils gebirgs-bildend auftretenden Formation ist die erste groß« Säugcthierschöpfung (Vorläufer der Rhinocerosse, Tapire, Schweine, Pferde und Wiederkäuer, Nager, Raubthiere, Affen u. s. w.) eigen. In den Alpen nnd Karpathen nehmen die eocämn Schichten noch wesentlich an der Oebirgebildung Theil. Sie setzen nämlich die äußeren Naudzoneu dieser Gebirge zufammeu, »lud bestehen aus zwei Gliedern: einem unteren, dem vorherrschend lallia/n Nummulitenkall (nach den Nummuliten öd. Mlluzsteinen benannt, den lnünzcnförmigen Schalen von Foraminiferen) uud eiuem obereu, der vorwiegend sandigen und mergeligen Flyschbildnug. letzterer gehurt der grüßte Theil des sogenannteu Wiener-Sand' steiucs im Wicnerwalde und ein großer Theil del« Karpathensandsteines an. II. Die NeogenFormation oder das Zeitalter der Mastodonten, Die manmg^ faltig wechselnden Salz, Brack- und Siißwasser bildungru der Neogenzeit erfüllen bcckenförmig die Niederungen zwischen den Massengebirgen und den Kettengebirgen. Zu Beginn dieser Periode wurden dnrch gewaltige Eruptionen ungeheure Massen von trachytischcn und basaltischen Gesteinen emporgehoben, durch welche die Basalt gcbirge Böhmens nnd die Trachytgebirge Ungarn? und Siebenburgene gebildet wurden. Die neogenrn Ablagerungen sind, zumal in deu Bändern der österreichischungarischen Monarchie, reich an nutzbaren Mineralien; mächtige Brauntohlenlager finden sich in Vöhme'n, Steicrmark, Ungarn und Siebenbürgen, Steinsalz in den Karpathen. Die Salzlager Galiziens (Nieliczka, Bochnia), Ungarns und Siebenbürgens gehören der Neogeu-Formation an. Die Flora nnd Fauna der Ncogenzeit zeigen eine Mischung echt tropischer Formen mit solchen der gemäßigten Zone. Die zahlreichen Brannlohlenflo'tze bestehen aus Smnpfcypresseri, Tauuen und Eichen. Die dieser Zeit eigene zweite Sängethierschöpfung hat ihre Haupt-Vertreter iu jetzt gänzlich ausgestorbeneu Elephanten (Mastoboutc«, Dinotherien) und Rhinocerossen; außerdem finden sich Pferde, Hirsche, Giraffen, Raubthiere, Biber, Murmelthiere u. s, w. Während der Neogenperiodc bildete das sogenannte Becken von Wien, d. i. der Raum zwischen dem mährischen Rücken, den Karpathen und den nordöstlichen Alpen, den Boden eines nach Ost nnd West weit auS^ gedehnten Meeres, welches durch die ehemalig« Mcrreuge zwischen St, Polten nnd Krems mit dem durch Bayern bis in die Schweiz sich fort setzeuden oberen Donaubecken und nach Osten mit dem großen unteren Donanbeckcn iu Ver bindung stand. Gegen den Schluß der Neogcn Periode traten an die Stelle dieses Meeres, wahrscheinlich in Folge von langsamer Hebung deß Bandes ausgedehnte Süßwasscrbecken, so daß man iu den ucllijcucn Ablagerungen des Wiener Beckens marine, brackische nnd Süßwasser schichten unterscheiden kann. Diese bestehen zwar alle in gleicher Weise aus Lagen von Tegel, Saud uud Schotter mit mehr oder weniger untergeordneten Kalkstcinbänken, lassen sich aber durch die zahlreichen organischen Neste, welche sie einschließen (man kennt bereits mehr als 1000 Thier Specie?, darunter 23 Säugethier Arten aus diesen Schichten), leicht uulerscheibeu. Nach Prof. Sueß ist di? Anordnung der Neogen schichten im Becken von Wien von mtten nach oben folgende: Ein Blick auf den Bildungsgang des Roden« der Monarchie. 249 >. Untere Abtheilung. Marine oder mediterrane Stufe: »,) Randbildungen: Gerölle, Conglomerate und Oalle, nach ihrem Vorkommen am Leithagebirge gewöhnlich i!eitha^ lalle genannt. I>) Seicht und Ticfwasserbil» düngen: Sand (Pötzleiusdorfer Sand) und Tegel (Vabener Tegel) mit einer Überaus reichen Eonchylienfauna, deren Eharalter im Allgemeinen mit der Couchylienfauna des Mittelmeeres übereinstimmt. «. Mittlere Abtheilung. Nrackische oder sarmatische Stufe: Sande (die sog. Eerithiensanbe) und Tegel (Hernalser Tcgel) mit einer Conchulienfauna, die einen nord asiatischen Eharalter hat. 0. Obere Abtheilung. Süßwasser stufe, bestehend aus ll) Cengerientcgel (oder Inzersdorfer Tegel) mit Cardien, Congerien und Melanopsiden, d) fluvialile Sande nnd Gerölle (Belvedere Sand nnb Schotter) mit Nefien von Uaswllon, vmotderium :c. Fünftes Weltalter: Die anthropozvische Periode oder die Jetztzeit der Erde. Nach dem Ende der Tcrtiärzctt führten durchgreifende Veränderungen der physikalischen Verhältnisse die Gletfcherperiobe oder die Eiszeit herbei. Dem schner und regenreichen Klima unterlag die tertiäre Flora, Gletscher und Schncefelber bedeckte» heute schneefreie Gebirge, die Fauna Mitteleuropas war eine hochnordischc. Allmählich verbesserte sich wieder das Klima und es trat der gegenwärtige Zustand der Dinge ein. In diese quartäre Periode fällt auch das crste Auftreten deß Menschen. 12. Die Quartär Formation oder das Zeitalter des Mammuths und des Urmenschen. Die quartären Ablagerungen (oder das aufgeschwemmte Gebirge) bestehen aus Geröllen und Oeschiebcu, welche häufig zu Con glomerat gebunden find, sowie aus Sand, i'ehm und Thon, Als jüngste geologische Bildungen erfüllen sie vorzugsweise die Ebenen und Thäler und bilden den Untergrund der meisten größeren Gtädte Europas. Eine schärfere Grenze zwischen Diluvium und Alluvium, d. i. den älteren und jüngeren quartären Vildungcn zu ziehen, ist schwer möglich. Die Ablagerungen dieser Zeit find vorherrschend durch fließende oder stehende Vandgcwüssrr gebildet, die Sccwasser-Ablagerungen dagegen nur gering, da bereits die Contmcnte und Mrerr in ihren jetzigen Umrissen der Hauptsache nach fertig waren. Neben den Geröll und Gandschichlen in allm Fluß. und Bachthälern, in alten Secnbecken und auf dem Boden der meisten Höhlen erscheinen auch diluviale i^ehmablagerungen, i'öß genannt, mit Gehäusen von zumeist noch lebenden i'andschnecken, wahrscheinlich aus dem fein geschlämmten nnd zerriebenen Material gebildet, welches die obersten mit vermoderten Pflanzenstoffcn vermengten und verwitterten Erdschichten liefern und das der Regen von den höheren Punkten in die Niede« rungeu gewaschen hat und noch fortwährend wäscht. Dieselben Kräfte, welche den Absatz des sog. Diluviums veranlaßten, bilden noch fort während die alluvialen Ablagerungen. An nutzbaren Mineralien bietet die Quar tär Formation nicht weniger reiche Schätze, alt» die älteren Formationen. Wie der i'ößboden allenthalben vorzugsweise den culturfähigen Ackerboden bildet, so liefern die Geröll, Sand und Lehmlagen Bau und Straßenmaterial, die Moorgegenden Torf, abgesehen von dem Reich' thum an Gold, Platin, Ziun und Edelsteinen am Ural, in Brasilien, Californien u. s. w. Wichtig sind die Neslc der Säugethiere der dritten großen Säugethierschöpfuug, welche entweder in vorhistorischer Zeit ausgrstorben sind (wie das Mammulh uud die Höhlcuraubthicrc) oder erst iu historischer Zeit ausgcstorbeu (wie Wiseut, Ur, Elch, Niesclihirsch) oder aus uusereu Gegenden nach dem Norden verdrängt sind (wie Nenthicr, Moschusochsc, hemming) oder endlich heute noch die Zeitgenossen des Menschen in Mitteleuropa sind. Vom Menschen hat die Wissenschaft nach gewiesen, daß er nicht bloß gewiß bereits zur Eiszeit, sondern vielleicht schou iu der Tertiäfzeit cin Bewohner dcr Erde war. Der Mensch der Mammuthveriode war ein Höhlenbewohner, und sein Zeitalter bezeichnet der Altcrthumsforscher als die älteste Steiuzcit; die jüugere Steiuzcit, welcher die bereits erwähnten Pfahlbauten (S. 17) angehören, bildet die Grenze, auf welcher Geologic und Geschichte sich berühren. Nachdem wir in dm vorangegangenen Zeilen erfahren haben, wie sich der Boden Europas und mit ihm der unseres Vaterlandes im Laufe von ungezählten Iahrhunderttaufcnden bis zu seinem heutigen Zustande gebildet, verweisen wir bezüglich der geognostischen Zusammensetzung dcr Gebirge der österreichisch-ungarischen Monarchie auf das Obeugesagte; man vergleiche daher bezüglich der Alpeu S. 59 ff., des Karstes S. 113 f., des deutschen Mittelgebirges S. I3U—145, der Karpathen S. 174 ff. Befriedigt aber die Kenntniß der den Boden zusammensetzenden Gesteinsarten den Wissensdurst des Menschen, so sind es vorwiegend materielle Interessen, welche durch die Nutzbarkeit der Mineralien gefördert werden. Da der 25>s) Geognostischc Beschaffenheit drs Bodens. statistische Nachweis über dic Hlincralproduction dcr Muinuchic der zweiten Alithcilling dieses Wertes vorbehalten werdell muß, so findet dagegen dic Besprechung der Fundorte der nuybaren Niincralicn hier dic richtige Stelle. Fnndurte dcr nutzbaren Mineralien. In Folge der so lnannigfaltigcn geogno-stischcn Beschaffenheit ist der Äodcn der österreichisch ungarischen Monarchie mit nutzbaren Mineralien aller Art, welche für das Leben oder für die Industrie von größerer oder geringerer Bedeutung sind, reich gesegnet. Von keinem europäischen Staate wird unser Vaterland an Mannigfaltigkeit dcr mineralischen Producte über-troffen. Von deu nutzbaren Mineralien fehlt nur das Platin, an Gold und Silbcrausbcute bleibt Oesterreich-Ungarn nur hinter Rußland zurück. Die wichtigsten Erzeugnisse des Bergbaues sind jedoch Salz, Eisen und Steinkohlen. Wir beobachten in unserer Aufzählung der Fundorte die Reihenfolge dcr vier Klassen des Mineralreiches, als Salze, Steine und Erden, Metalle und Erze, brennbare Mineralien oder Brcnzc. ^. Salze. Kochfalz. Das so unentbehrliche Kochsalz oder Ehloruatrium findet sich in der Monarchie als Steinsalz in unerschöpflichen lagern sowohl in der Trias-Formation dcr Nordalpcn, als in der jüngeren Tertiär-Formation am Nord- und Südfußc dcr Karpathen. Den Gesammworrath an gewiuubarcm Salze (Bruch-»nd Sud-Salz) hat mau ans 90.^78 Millionen Ctr. berechnet, wovon 776 Millionen auf die Salzlager dcr Alpen, 353 auf die nordkarpathischcn Galizicns, 119!) auf die südkarpathischcn Ungarns und l>6.950 Millionen auf Siebenbürgen entfallen. Die Salzstöckc dcr Alpen bei Hall in Tirol, Aussce in Steicrmark, Hallstatt nnd Ischl in Obcrösterrcich find unregelmäßige, stockförmige Massen, die von der Oberfläche weg mehr oder weniger ausgelaugt sind. Dadurch entstand das sogenannte Leber- und Hasclgebirgc, welches, aus thonigcn Massen mit mehr oder weniger Salz lind Gips bestehend, die Salzstöckc umschließt, die nach unten in unbekannte Tiefen fortsetzen. Das Salz ist kornig, selten faferig, gewöhnlich grau, oft auch röthlich, seltener blau. Nur das reinere Salz wird als Kern- oder Bruch salz unmittelbar iu Stücken gewonnen; die unreineren Lager dagegen werden auf sogenannten „Sinkwcrkcu" oder „Wehren" ausgelaugt, und die auf diese Weise erzeugte künstliche Soolc von It! bis 27 Grad nach den Sudhäusern geleitet, wo daraus Sud salz gewonnen wird. In den Karpathen ist der Reichthum an Salz in Lagern und Soolqucllcn fast unerschöpflich. Am Südraudc sind die Lagcr zu Soovar bei Epcrics, die uoch bedeutenderen in dcr Marmaros, wo die Mincn von Maros-Ujvar für die schönsten in ganz Europa gelten, von Huszt bis fast nach Borso, besonders bci Rhonaszcg und Sygatag, am Nordabfallc dic berühmten Lager von Wicliczta nnd Bochnia bekannt. Bei Wieliczka kommt man auf das Salz in einer Tiefe von °^0 Klaftern'). Man unterscheidet daselbst drei Satzarten, die ill drei Etagen übcrcinaudcr liegeu, zuoberst das meist graue Grünsalz, darunter das duntclgrauc Spizasalz, zu untcrsl das hellgraue nnd reinste Szybikcrsalz. Mit Tyrann-Solna unterhalb Sanok beginnt der länge Salzquellenzng von Ostgalizicn, der ununterbrochen bis zur Bukowina fortsetzt. In Ostgalizicn ist das Steinsalz bci Stebnik, soweit die Bohrung geht, 400 F. mächtig. Uebcrans wichtig ist in den letzten Jahren die ') Eine Schllderimg des Salzbergwertes von Wieliczta findet der 5!esn in dem „besonderen Theile" diescs Werkes. Fundorte drr nutzbaren Mineralien. 251 » ostgalizische Saline von Kalusz geworden, weil man in der sehr mächtigen Salz« ablagcrung derselben außerordentlich reiche Vorkommnisse von reinem Kausal; oder Sylvin entdeckt hat; dns Sylvinlagcr ist 4 bis U Fusi mächtig nnd wird seit 18N7 ausgcbcuttt. In Ostgalizicn und in der Bukowina stehen 20 Pfund schwer, fiel am 9. Juni 18^.6 bei Knichynia im Unghliarcr Eomitat. ') Eine nugehl'üd!' HrschN'lbllüg d«^ Qllnan anch von nnscrcm Vatcrlandc behaupten, daß es an dicscln Vorzüge des Continents zur Gcuüge thcilnimntt. Die vielen Gebirge Ntit ihren inächtigen Schnee- und Gletscherrevieren und unifaugrcichcn Waldungen sind die Gcburtsstättcn zahlreicher Flüsse, die der Abdachung dee Bodens folgend ihren i^anf nach allen Ncltgegenden nchulcn und segenbringend das durchschnittene Vand befruchten, den Verkehr vermitteln. Nur wenige Gegenden, wie Strecken des Karstes und der Pußten, leiden einen Theil des Jahres an Wassermangel. Das aus der Tiefe der (>rdc emporquellende Wasser ist so häufig reich an aufgelösten mineralischen Substanzen, daß die Monarchic au Zahl der heilsamen Mineralquellen keinem ^ande Europas nachsteht. Sowohl in den Thälern der Gebirge, als auch in den großen Mederungcn finden sich größere oder kleinere Scmbecken, während andere Gegenden ausgedehnte Teiche auszuweisen haben. Aber es gibt auch kciu Kronland, das nicht stellenweise versumpften Boden enthielte, der der Cultur erst allmählich gewonnen werden kann. In einzelnen Gegenden wurden bereits bedeutende Landstriche dnrch (u^ 1'aummi^ und ^.quao (1ßtitl6 hießen, Nömcrbad bei Tuffer in Südsteicrmark. Die incistcn Thermen besitzen Ungarn nnd Kroatien, vln ')licdcrösterrcich fließen am Ostrande der Kalkalpen auf der sogenannten Thermcnlinic von Wien mehrere warme Quellen hervor; dicsc Thermcnspaltc wird durch die Orte Winzendorf (Seilerbrunn^, Fischau, Brülln, Vöslau, Baden und Mcidling (Thcrcsicnvad) bezeichnet. Die wichtigsten Thermen in der österreichisch-ungarischen Monarchie sind folgende: Karlsbad in Böhmen 5D—tt" R. Pösthcnl) oder Pislyan Töplitz iu Un'iaru 5,1". Hcrculesbädcr zu Mehadia in Uussar» Topuszlo iu 0tr troatischcli Militärgreuzc 4l».....45.". Ofen in Ungarn 4«-^4". Töplitz ^Toftlicr» bei Warasoin in Moa üen 47-45". Stubica in Moati«l 4t>9". Hartiilty in Unqarn 4!-! 18". Tcftlihl in Bohmrn 38'5>—19". Rai^fnbad (Ofen) m Ungarn 38—33". Wildbad Oastein 88':i—28". ^'ipit in Slavonien 37^553','»". Stubnya uz Ullgarn 35—32". Hof Gaste in in Salzburg 33—27". «Zisenbach oder Pichnye in Ungarn 33-28". Trenöin in Ungarn 32—29 7". Monfalcon« im Küstenland. 32^2!)". Römerbad bei Tüffer in Vlidsteiermart, 29'.^''. Baden bri Wien 29 8 21 5". Nenhani« (Töplih) Stricrmart^ 2ft". Ribkr oder Szlikcs in Ungarn, 25-8 9 9". Lucsty in Ungarn 25 21". Er lau in Ungarn 25". Kis Kai an in Siebsnl'ürqcn 24 ^l9". Ullersdnn in Mähren 23- 1<>". Dodelbad in Steiennark 28-10". Vöslau in Niederöfterreich 19'7". Mineralquellen, ^st auch kein anf der Erdoberfläche vortommendcs Wasser, felbst das Ncgenwasscr nicht, chemisch rein, und enthält sämmtliches Quell- und Flußwasscr MMichc Mengen uon (^aftl, und festen Bestandtheilen, so nennt man doch nur jene Quclw,, welche in beträchtlichem Grade mincralhältig sind, Mineralquellen. Namcnllich die Thermen enthalten bedeutende Mcngen uon mineralischen Substanzen, da die Höhcrc Temperatur sie befähigt, gewisse Mineralien in größerer Mcngc aufzulöscu. Abcr auch zahlreiche lalle Oncllcn find rcich an Gascn oder festen Stoffe,,. Werden solche Oucllcn zu hygienischen Zwecken bcuntzl, so heißen sie Heilquellen, Gädcr, Gesundbrunnen. 17* 260 Quellen. Die Mineralquellen erhalten nach jenen Mineralien, mn dcren willen sie besonders benutzt werden, specielle Namen; denn viele von ihnen enthalten mehrere mineralische Substanzen in fast gleichem Maße ausgelost, wie z. B. die Gleichen-bergcr Quellen Natron, Eisen nnd Kohlensäure enthalten. Der Mineralgchalt ist namentlich bei warmen Kalkqnellen sehr bedeutend und diese besitzen dann mitunter die Eigenschaft, die ill ihnen aufgelösten Bestandtheile abzusetzen lind benachbarte Gegenstände mit einer Kruste von kuhlensanrer Kaltcrdc zu überziehen. Solche incrustirendc Quellen sind die von Karlsbad; unter der ganzen Stadt brcitel sich weithin die Decke des abgesetzten Sprudelsteins, und in die Quelle gelegte Gegenstände überziehen sich bald damit. Auffällig ist dagegen, daß andere, nicht zahlreiche Thermen weniger feste Bestandtheile enthalten als die gewöhnlichen Brunnenwasser; man nennt sie indifferente Quellen. Beispiele liefern die Thermen von Gastein, Römerbad, Topuszko, Dobclbad. Nach dem vorherrschcuocn Mineralgchalte unterscheidet man folgende Arten von Mneralwassern. a) Alkalische Mineralwasser oder Säuerlinge, besonders kohlensaures Natron und Kohlensäure enthaltend; z. B. die Quelle von Viebworda, die Marien-quclle in Maricnbad, der Sauerbrunnen ill der Dorotheenan bei Karlsbad, Bilin, sämmtlich in Böhmen; Vuhatschowitz in Mähre»,, Glcichenbcrg in Stricrmark, Vorsz^k und Elöpatak in Siebenbürgen. d) Glaubcrsalzwasscr.- Karlsbad,",Marieubad, Ofen, Rohicz, Salzquelle in Franzcnsbad. c) Eifenwasfer- Franzensbad, Ainbrosius- und Karolinenqucllc in Marienbad, Pyrawart in Nicoeröstcrreich, Mittcrbad und Ratzes in Tirol, Parad in Ungar»,. ä) Kochsalzwasser oder Soolcn: Ischl, Hall bei Innsbruck, Hall iu Oberdsterrcich, Apit in Slavonien. «) Bitterwasser, Glauber- nnd Bittersalz enthaltend.- Püllna, Saidfchütz und Sedlitz in Böhlnen, Gran, Ivanda, Ofen und Alap in Ungarn, Galthofcn in Mähren. l) Schwefclwaffcr: Baden bei Wien, Ajlmcstö in Ungarn. ß) Erdige oder kalkhaltige Mineralwasser: Baden bei Wien, Trcncin, Pistyan, Großwardcin in Ungarn. k) Kupfcrwasser oder Ecmcntqucllcn.- Schmöllnitz uud N'cusohl in Ungarn, St. Polten in Nicdcrosterreich. i) Salpcterwasser: in der ganzen niederungarischeu Tiefebelic und uamcutlich an der Szlimos in Siebenbürgen. U. s. w. u. s. w. Der Naphtha-Quellcn ist bereits oben (S. 255) Erwähnung geschehen. Die österreichisch-uugarische Monarchie ist ungemein reich an Mineralquellen; es sind deren über K!W bekannt, unter denen sich die berühmtesten und besuchtesten Gesundbrunnen Europas befinden; viele dagegen fließen noch > ungenützt. Die folgenden Seiten enthalten eine alphabetisch geordnete Anfzählung der wichtigsten warmen und kalten Mineralquellen (nach v. Kloeden). Aju:,,cstö, Uugcmi, ',. Stunde von Ofen, nn Kohlensäure reiche Schwefelquelle. Alap (Ober uud Uuter, Frlsü und Alsü), Ungarn, 4 Ml. uon Stuhlweißruburst, Bitterwasser. Alsü Sebcs, llussarn, lici Eperjes, uier soolquelleu, sseuauut daS uuMnschc Ischl. A l V a c z a, Subeubiirgi'n, Schwefelthernicu von 29" R., die viel besucht werden. Ältsohl, llilliarn, am ^usalnineuflnfi der Grau uud Szalath, kohlellsäurereichc« ytatron-uud MalUl^siawlisser; l^ Quellen. Audersdorff oder Sleruderss iu Diäh re», .^lreis Oliliiil.', sehr reich mi Kohlrusänre. ^'lraftatat, siebendiirss, Dorf, 5 Stunden uon >lrallftadt, 5, der tohleujäurereichsteu Quellen dei Elöpatat, der besuchteste Curort ^kbcn biirgens. Mineralquellen. 261 Atya, Ungarn, Stuhlweißenburg, mit 2 alkal. muriat. Säuerlingen, einem sehr reich an Kohlensäure. Aussee, Steiermart, m 2016 P..F. Höhe, 8 Stunden von Ischl, Soolbnder. Baassen oder Felsö Bajom, Sieben bürgen, miweit Mediasch, schon zur Römerzeit gebraucht, jodhaltige Soolquelle. Bade n, 3'/,^ Vtl. Von Wien, a. d. Schwechat, l!?2 P. F. hoch, mit 29'8 -21 5>" warmen Schwefelquellen, die schon znr Rümcrzrit beniltzt wurden. 13 Quellen, die zu den kräftigsten Schwefelthermen gehören, aber Aachen nach stehen. Bartfeld, Ungarn, Süroscr Gespanschaft, einige der bedeutendsten alkal. Eisenquellen (7), sehr reich an Kohlensäure; wird der von Spaa gleichgestellt. Es war früher das Lurnsbad der Karpathen. Vilin, Böhmen, 2 Stunden von Teplitz, in «09 F. Hiihe, hat 4 Qnellen am Ganghof berge, altal. Säuerlinge, 2 reich an Kohlensäure und an kohlensaurem Natron. Bolechow. Galizien, Stryer Kreis, Soole. B orsz<'k, Siebenbiirgen, !l,'and der Szekler, in 2321 F. Höhe, »ahe der moldauischen Grenze, hat eine eisenhaltige, gasreiche erd. altal. Quelle. Brennerbad, Nord Tirol, 4149 P. ss. hoü», indiff. Qnelle von !!4 und 38" Wärme. Bugyog<'> und Mal»:'«ö, an der Äluta in Siebenbürgen, 15," warme Schwefelquelle. Buzias, Ungarn, Trmeser Grspauschast, ((^c>nwm put,c>i), 7 erdig alkal.. allch 'ilaphtha führende Eisenquellen. Daruvar, Slavonien. Posegaer Comitat, N93 F. hoch im Toplica Thale, hat 5» indifferente Thermen von Z2-37'5>" N. Dolielbad, Steiermart', unweit Graz. hat 2 stoffarme Quellen von N 1<>", sehr reich au Stickstoffgaö. Dombhi'it oder Nodna, im östlichen Siebenbürgen, eine vorzügliche alkalisch innriat. Qnelle. Dorna Äandreily, Dorf in dcr Bnto wiüa, hat tohlensälirereiche Eisenquellen. Trohobycz, Oalizien, aui Fuße der Kar Pathen, hat eine Soolquelle von 27 Percent Gehalt. Ebriach, slav. Olnr, im Fellalhale, zwei Stunden von >tappel in Kärnten, in 25»ü<» P. F. Hiihe, hat ein starkrö alkalisch salinischeö Eisen Wasser. Cgartbad, Tirol, 1'/« Stuilden uon Mrran, nahe dem Passeier, hat 4 sehr besuchte Quellen. (5ger oder k aiser Frauzeul,ien, ii;i^ P. F. hoch, hat berühmte alkalisch salinischr Eisensäuerlinge, die viel Glaubersalz halteu und auö einer i<>-12 F. dicken Moor^ schichte koimneu, die auf Sand rnht. Die Kaiser Fran;endquelle nud Nenqnrlle haben die meiste Kohlensäure, der kalte Sprudel und die Wiesen quelle das meiste ^isen; anßerdem siud die ^ouisruqiielle und Salzquelle n>il1jtig. Eg er, Ungar», sieh Hrlau. Ein öd, Stciermark, hat eine wirksame risenhaltende Quelle, die schwefelsaure Salze enthält. Eisenbach oder Vichnye, in Ungarn, 3 Stunden von Schemnitz, hat killen 3?. 28" warinen erdigen Säuerling. Elöpatak, sieh Arapatak. Er lau, ungar.Eger Clliernlaß ^rionne»), Ungarn, hat Schwefelquellen uon 25" R. Fella oder Vellach, 2 Stunde» von Kappel in Kärnten, am N. Fuß der Karnischcn Alpen, im ehem. Klagenfurter Kreise, hat 4 Quellen, reich an Kohlensäure und kohlensaurem Natron und Kalt. Felsö Bajom ist Baassen m Sieben bürgen, sieh dieses. Franzens bad, sieh Egerbad. Fured iu Ungarn, am Plattensee, 2 Ml. von Vrszprim, hat 3 alkalisch salimsche Täner lingr, glaubersalzhaltig. Gab er neck, in Stricnnart, unfern des Rohitscher Sauerbrunnens, ein alkal. salinischrr Säuerling. GaiS, Tirol, bei Taufers, bezieht das Wasser vom Mühlbacher Bad. Galthofen,Bitterquelle bei Seelowift nahe Brunn, ist ein Glaubersalz und Bittersalzwassrr. Gast einer Wildbad oder Bad Gasteiu, in dc» Tauern, 1l> Ml. südlich von Salzburg, ÜI38 P. F. hoch, hat 8 28 ^l8!l" warme Qucllru, die sehr wenig feste Bestandtheile haben. Girßhübrl, Böhmen; zwei Stunden von Karlsbad, am Fnße des Buchbergcs, entspringt der Buchsäncrling oder RodiSfurther Sauer brunnen, der reinste alkalische Säuerling. Glaöhüttenbad, sich Szkleuobad. Gleichend erg, Steierinark, 875» P. F. hoch, 5» Quellen, alkalische Eisensäuerling»' lI» hauniö Brunnen). Grau, Uilgaru, hat Bitterwasser am Tho-maöbergc und salinische Thermen von 23". OroßSchlagrndurf oder Mühlenb ach eiuschlirßl. dei« iu 2N95, P. F. Höhe gelegenen schaft, 4 berühmte, fehr gasreiche Säuerlinge. Großwardcin Töplitz,Kroatien, unweit WaraVdin, in 608 P. F. Höhe, mehr altz 2« Schwrfrlthrrtnen von 30—36" ('lllM'ma« Lon-«tantini). Hall, Olierüsterreich, 3'/^ Stunden vou i.'inz, 1157 P. F. hoch, eine Soolquellc, genannt das Kropfwasser, 8^ 9" warm, stark jo'd und lithionhältig. H all,' Tirol, nahe Innsbruck, in l773 P. F. Hühe, hat eine Soolquelle von 2li^ Percent Gehalt. H a rt iln y, Ungarn, 2 '/^ Stunden von Fünf tirchen, stark nmriatische Schwefelthrrnien von 18^ 42" N. Hercnlesbäder, an der nngarischeu Mi litärgrenzr, oder die Thermen zu Mehadia, liegen in einem lieblichen Thale mit südlicher Vegetation, nnfern der Eserna. Die meisten der 14 Qnellen sind ndig salinischr Schwefelthermen, ahlllich Aachen. Das Herculesbad hat N—50", 262 Quellen. MrlsbrulMtn 34", ^udwigsbad 3«'4", Karoli »endad 24 33", Baiser nnd Ferdinandsbad oder Kallquelle 41»", und in der Nähe der ersteren sind drei bis 51" warme, Augcnbrunnen 43", Franciscibao 34-1", Iosephsbad 45-1" N. Hinnewieder oder Karlö bruun, Schle fien, am Fuße des Allvater, 2280 F. hoch. Es heißt auch Frcnoenthaler Bad, hat 9 eisenhalt. Säuerlinge mit viel Kohlensäure. Hofgast ein oder Hof im Gafteiner Thalr, am Fuße/des GamSkarlogels, in 255V P. F. Höhe, erhalt daö Wasser von Bad'Gastein zu geleitet. Hohenems in Vorarlberg, bei Dornbirn, in 1302 P. F. Höhe, eine laue Schwefelquelle. Ho rod oder Olafülu, Siebenbürgen, Land der Szekler, 4 Stunden van Udvarhell,, 2 alkal. Säuerlinge. Iacobfalva «der Faco bsdorf, Sieben bürgen,Land der Szckler, natronreicher Sänerling. Iohannesbrunn oder Iohannisbad, Böhmen, bei der Elbequelle, am Fuße des Zchwarzcnbcrges, 188? P. F. hoch, eine fast indifferente Quelle mit reichem Oasgehalte. Ischl, Oberösterreich, imTrannt'hal, 1442 F. hoch, hat besonders Soolquellen (223 Or.) n»d eine Schwefelquelle. Ivanda im Bcmat, 4 Stundeil von Te uieövar, eiu au Glaubersalz überreichen Bitten »vasscr, das dem von Püllna gleicht. Ivonicz, Galizirn. 2 Ml. von Hroöua, liat 4 jod, drain und kohlenwasserstoffhaltige Zalzqncllen. Karlsbad, Böhmen, au derTrpcl, NW» F. hoch, anßer unzähligen anderen 12 Quellen, die zu den ältestbekannten und berühu,testeuDentschlandl< gehören. Der Sprudel ist 59" warm, der Nell bruilnen 49", der Mühlbrnnllen 45", Therosien oder Gartenbrnnnen 44", der Bernhardsbrmmeu 55", Schloßdrnuiien 37", Warktbrunnen 39" :c.; sie sind sämmtlich Eisensäuerlinge, die schwefel saures und kohlensaures Natron enthalten. >tarlildrnnn, sieh Freudenthal u. Hinne ivieder. K«5rnll), Siebenbürgen, ^'aud der Szetlrr, ein reicher Stahlsäucrling. Äis C,;eg in Siebenbürgen, Klauscnburger Gespanschaft, 4 Glaubersal',quellcn, der uon Piillna ähnlich. Kiö Kalan, ebenda, Hunyader Gespansch., eine Thernmlqnrlle von 19—24". aliening, 2 Stunden von St. v>onhardt i» Kärnten, ehem. Klagcnsnrter jlreis, hat ein starkeö, erdig-alkalisches Eisenwassrr. Königswart, Böhmen, Pilsencr Kreis, 1'/,. Stunde von Marieubad, fast 2<>oo F. hoch, hat 5 Eisensäurrliuge mit wenig festen Bestandtheilen. K onoptowk a, Oalizieu, Tarnopolcr Kreis, 2 Schwefelquellen. Kovas;na, Siebenbürgen, am südlichen Geliirgörande, glaubersalzhaltige Eisenwafser. Krynica in Galizien, ehem. Nell Sandcccr KreiS,2St. vonMuszyna, erdig. Eisensäuerlinge in MX)F.Höhr, K» der stärksten Quellen des Bandes. !l!iebwsrda in Böhmen, Herrschast Frie^ land, zwischen Zittau und dem Iserlamm, am Fuße der Tafelfichte, in 1225 P. F. Hijhc, hat eine Stahllmrlle uud 4 allal. Sauerquellen. Lienzlmühl, Mrnten, ehem. Klagenfnrtcr Kreis, im Vavantthal, Sauerbrunnen. ^'ipit, Slavonien, bei Pakrac ani Pakra-flusse, hat 4 Qnellen, eine salinisch alkalische Iodthcrme uon 37-^33-5" R. ^'ippik, bei Pantra; in Ungarn, hat 35 bis 57" warine stoffarme Qnrllen, lohlenstinre-und namentlich ftickgashaltig. ^öucte, Siebenbürgen, District Ndvarhtly, genannt der Säuerling uon Homorod. Lubien, Galizien, 3 Ml. von Weinberg, eisenhalt, salin. Schwefelquelle. Luc sty, Ungarn, Liptauer Gespanschaft, zwischen Waag und Arva, warme, sehr gasreiche starte Eisenquellen. ^'uhatschowitz, Mähren, Brünner Kreis lVincenzi Quelle), 1557 P. F. hoch, hat l> jod nnd bromhaltige.^tochsal;qnellen. Sie heißen auch Salzbad oder Heiltirunncn. Marien bad in Böhmen, südlich von >carls bad, 1809 F. hoch, hat 123 berühmte, falte, allal. salinische Säuerlinge: Kreuzbruunen, Äm lirosia nnd Ferdinaudsdrnnilen, die Waldquelle, die Wieseiianelle und einen indifferenten Sitner ling, die Marienqnelle. Masino oder Val de'Bagni, im öster rcich. Veltlin, östlich von Chiavenna, 3270 F. hoch, eine Therme uon 27'5-ZO". Mehadia, sieh Hercnlesbäder. iA3 P. F. Höhe, eine indifferente Quelle. Neuhalls oder Töftlitz, Steirrmarl, unfern Cilli, hat eine Therme von 28". Neu 5!ublau, Ungarn, Zipser Gespan schaft, hat sehr gasreiche, erdige Stahlsäuerlinge. Obladis, Tirol, Innöbnicker Kreis, 3" N. wartne Schwefelquelle. Pösth^ny oder Pistyan, Ungarn, nahe der Waag und Trensin, in 42tt F. Höhe, hat Thor men uon 51" R. Preblau, Kärnteu, Klagenfurter Kreis, im Vuvantthale, hat einen der stärksten Natronsäner linge il>l> Cub. Z.), dem von Fachmann (in Nassau) am nächsten stehend. Prutz, Tirol, im Ober Innthale, nahr !,>ri der Schwefelquelle von ^adis, hat gasreiche Stahlsäneriingr. Püllna, Böhmeu, südlich vou Teplitz, hat U> berühmte Bitterwasser auf Wiesengrund bei Brln', nahe bei Saidschüft und Seidlitz. Pyrawart, Niederösterreich, einige Stun den von Wien, 3 an Eisen reiche, au bohlen säure arme Quellen. Nabdi, Tirol, Seiieutha! der Etsch, 3774 F. hoch, hat eineu Eisensäuerling. Natzeö, Süd Tirol, am Fuße der Seisser Älpr, l '/,^ Stunde von Kastelruth, in 3250 P, F, Höhe, hat eine kalte Schwefel und Alamunielle, Riling, sieh Szliüco. Rima Breizo, Ungarn, OleinHonthrr ^''e^ sftanschnft; ein erdiger Zäuerling, Nodißfnrth/sieh Oiefthlihe!. Rodna, sieh Dombhi'tt. Rohicz oder Sauerdruun, Steiermart, Arns Cilly, hat -^> alkalisch snlin. Säuerlinge, die ;» den stärksten gehören, den S^lt.'rseru aleich. Ro in er bad, Steiermark, oder Töplitz zu Buffer, on Cillh, in 755 F. Höhe, !>at Z erd. Thermen uou ^i^5". Noscnnli, llngarn, Göüiörer Oespanschast, hat starte Vittiolquellen. Sadschitz, Böhmen, Saazer Kreie, erdig saliuische EiseliqueUeu. Saidschud, Böhmen, liei Bilm, hat gegen 2<» au Bittersalz und Glaubersalz sehr reiche Quellen, den Hauptbruuneu und den Kose? Brunnen. Srdlitz oder Ieiolitz, Böhmen, ttahe dei Piillna, hat l0 Bittrrsalzquellen. Sib6, im Ätittcl Szolnoler ^'omitate, hat nu Schwefelwasscr, das ^2'4 Cnb. ^oll Schwe selwasscrstofi in l6 Un;en Wasser enthält. Sid, Ungarn, Gömörer Ocspanschaft, hat lrüstig? Eisenquellen. Steinwasscr. Böhmeu,bei Vrllx,Pnllna lc. nu Bitterwasser i2?2 Gr. schwefels. Magnesia). Sternberss, Böhmen, 4 Stunden von Prng, ^ eisenreiche, all Kohlensäure arme Quellen. Stu ki^a, Kroatien, 4 Stunden uon Agram, im schüncil Thale uoli Nieder Zagorien, hat Zahlreiche indifferente Thermen von 4<>-9". Gtnbnya, llngarn, nahe.Memnitz, allal. salillische Thermen von 32- 35", in sehr ranhem Klima. Sulz, Ungarn, Cisrnburger Gespanschaft, eine alkal. evdige Eisenquelle. Szalatnya in Ungarn, unweit Schemmtz, eiu Eisensiiuerliug. Szlleno, Ungarn, zwischen Schemnitz und Kremniy, iu !0l»8 F. Höhe, hat ^ gipshaltige Thermen uon !<>—43'l»" N., ähnlich deilen von ^enk (Canton Wallis). Sztlo, (Äalizirn, 5» Ml. uon Veml'erg, hat 2 starke Schwefelquellen. Szlikcs (sprich Sliatsch) oder Nibür, Ungarn, an der Gran, 1 Stnnde von Altsohl, I W8P. F. hoch, hat Thermen von «9^2ll"N. Szodrane;, ebenda, in der Tokayer Ge gend, hat erdig salin. Schwefelquellen. Szumbatfalva in Siebenbürgen, im Districtc Udvarhely, ciu Säuerling und eine Schwefelquelle. TatzmanuSdorf in Uugarn, ^ Ml. von Güuö, saliu. Eisensäuerlinge, reich an ckohlcu säure. Teplitz nnd Schönau, Böhmen, aiu Mittelgebirge, 706 F. hoch. Vou seinen be rühmten alkalisch salmischen Thermen hat die Steinbadquclle 30", die Hauptquelle 39'5>", die Frauenbad^uelle )!6'5)", die Sandbadimell? 3','s/'. die Gcutenqllellr 21-8", die Schlangenliad quelle Ü2", dir Nenbadquelle 35.", dir Stephans liadquell? 2!j", die Militärbadquelle 2«", die WieseuqueUe 25»". ^«ü stud die, wichtigsten aller indifferenten Thermen. Die Tepliher Quellen follen fchon im Jahre 762 aufgefunden wor den fein. Tetschen, Böhmen, an der Elbe, eiur Stahlquelle. To bell'ad, sieh Tobclbao. Tüplitz, Käritteu, im Gurtthale, ^>ei der Ruine von Tterlrck, hat ü Thermeu von 29". TöpliY KraPin a, Kroatien, Waratzdiuer Comitat, 1 ^/,, Smnde uou Krapiua, ill der Mitte der kroatischen Schwei;, !>at 2 indifferente Ther men von 34" N. Töplitz WaraSbin, oder Toplita in Kroatien, '/,^ Stunde östlich von Warasdin, iu 869 P. F. Höhe, eine 4l<" N. warinr Schwefel quelle. Topnö;to, in der troatifchen Militärgrenze, <> M.von Äarlstadt, hat zahlreiche indifferenteThcr-men von 49—4'»-4" R. und wichtige Schlamm bäder. Trrntschili (Trenöiil), Uugarn, an der Waag, hat 7 berühmte Schwefrlthermcn im Dorfe Teftlih von 29 7 32" R. Truökawicc, Galizieu, bei Drohobycz, am Fuße der Karpathen, hat .^l starke Ecwlqnellen (363 Gr.). Tuff er, sieh Nömerbad. Tür, Siebenbürgen, im Weißenbnrger Co^ mitat, unweit Blascndorf. Tlisuiid, Siebenbürgen, 20l»(,» F. hoch, das Kniserbad, ein muriat. Eisensäuerling. Ugod. Ungarn, Ve^^primer Oespanschaft, östlich von Papa, eine jodhaltige, erdig-salinischc Eisenquelle. Ullersdorf, dai< wichtigste mährische Bad, au der schlesischcn Grenze, hat eine Il> 23" warme Schwefeltherme. Zs.4 Q netten. Unter ^ Meid ling, dicht bei Wien, hat Schwefclwasser: das Theresienbad und das Pfann'sche Bad. Bellach, Mrnten, 2.W<> P. F. hoch, mit riuein Sauerbrunnen. V rhc l, Siebenliürge», 5?ano der Magyaren, hat einen Eisensiiuerling. Vösla uMederdsterreich, sUdlich uon Baden, eine indifferente Quelle von l9'7" N. Wieliezka, Oalizien, hat sehr starte Soo« Wasser in unterirdischen Aushöhlungen. St. Wolfgang, Weichselbacher Thal, 1'/,, Stnude von Fusch, in "5W F. Höhe, westlich von Oastein; Säuerling. Wolfs oder Bahl f, Ungar», unweit Oldenburg, ain Nensiedlersee, hat Schwefelquellen. Wolfs egg, Ollerösterreich, 8 Stunden lwu ^in,^, eine natronhaltigr Quellr. Zaiznu, Siebenbürgen, »nweii .^ronsiadl, in 17äst>' Frankens bad .....l»74: 7« 17 s 18:!?: !,W lNlnchenb^......^ 1872- ^!)2» l 187"!' ''.I-l?^ 0>!!!!inden ......>874: 12l9 Hall iObevvfterreich) ... 1874: 1M>" V>osqasln,,......1874: l328 ,187^! 4294 '^'^........! 1874! 4l<»> , 1672: 18.558 >t(nl^'^d.......l87^l: IV.WU ! 1674: 2l».2:<5 Kü!ng s><,°««„ , , , , > >^ ,^«> «".«.......! !^! ^! , !8^<»: !.l05. Wildbad Oasim, .... ^^^/, ^^.' I, 1874: ^,8« 2, Flitsse, 9tordst>'. lM'itt dcr Ostsn>. Wasserfiillr.) Allgemeine Uebersicht. Da die europäischen Hauptwasscrscheiden zwischen Nord< und Ostsee, dein mittelländischen nnd schwarzen Vl'cerc die österreichisch-ungarische Mounrchic dllrchsel^cu, so folgen alle ihre zahlreichen Flüsse dell verschiedenen Abdachungeu nach :'l'ord< Sud lind Ost, ohne daß ihre Mnndnng beginnende ^inie, welchc bio in die Breite von Sanok (49'/^") nordwestlich, dann bis nördlich uou Iaworow nordöstlich, schließlich nach Osten verläuft. Die Ostgrenze des Etschgcbietcs zieht vom Toblacher Feld in südwestlicher Richtung auf dem Kamme der (5adorischen nnd Vessinischen Alpe» in vielen Windungen, der ^tsch selbst sich stets nähernd, bis sie südlich von Trient das Etschthal beinahe erreicht, von wo sie sich bis zur Rcichsgrcnzc nach Süden wendet. Die Westgrenze geht von, Rcschcnschcidcck über das Stilfscr Joch und die Ortlesspitze südlich bis zum Monte Adamello, dann östlich bis zur Mündung dcs Nousbcrger Thales und hierauf südlich, uon der Ctsch und der Sarca , Pogebiet) eingeengt, bis zur italienischen Gre».;«,'. Die Wasserscheide zwischen Rhein und Donan verläuft vom Albmnspitz in den Silvretta-Alpon nördlich znin Arlbcr^ daiüi westlich zur Nothenwand, endlich nordöstlich zum Widderstcin in drli Allgäuer Alpcn. Oestlich vom ^tsch- lind südlich vom Donaugebiete ist das Gebiet der adriatischm Küstenfliissc. Am Po^ und DuMergebict hat die Monarchie nnr sehr geringen Antheil. Vergleichen wir die eben gezogeneu Grenzen der Flußgebiete mit den Grenzen der einzelnen Kronländer Oesterreich'Ungarns, so ergibt sich folgende Gruppirnng: Donauge biet.- Nordtirol, Salzburg, Ober nnd Niederösterreich, Käruten, Krain, Steicrulark, ein kleiner Theil Böhmens, der größte Theil Mährens, Ungarn, fast ganz Kroatien und Slavonien, Siebenbürgen, Bukowina, der südöstlichste Theil Gali;iens. Clbegebict: Böhmen «fast ausschließlich). Wcichsclgcbiet: Der östlichste Thn! Schlesiens, Westgali;ien. Dnjestcrgcbict.' Ostgalizien. Etschgcbiet' Fast ganz Südtirol. Odcrgcbiet.' Das uordöstlichstt Böhnirn u»id '.'liäbn'u, fast qcmz Schlesien. Rhein gebiet: Vorarlberg. Po gebiet: Der südwestlichste Theil Tirols. Dnjcpcrgebict.' Der nordöstlichste Theil Galiziens. Ocbict der adriatischcn Küstcnflüffe- Das Küstenland, Fiimie, Südwcst^ Kroatien, Dallnatien. Nach diesen einleitenden Bemerkungen können wir zur Betrachtung der einzelnen Stromsysteme, geordnet nach Meeresgebietcn, übergehen. ^. Hel'il'l des !'chwar;l'N Nee res. 1. Die Donau. (Weltstell »ng der Donau. Uebersicht de« gesaulmten Donangedittes. Die Donau in ^esierreich' Ungarn. Toncui NrbrilslUssf in Oest^r^ich Ungarn, Städte im Tunaugrliiete. HhxratN'lbild^t: l, «Zins Donanfalni »on 5,'in; ncich W>>,'n. 2. Der Badalai a?> der Klissnra.) Weltstellung der Donau. ^ Der Hauptstrom der österreichisch-ungarischen Monarchie ist die Donau lind ihr Gebiet im Kaiserstaate ein so bedeutendes, ihre Wichtigkeit für den gesammten Verkehr daselbst so hervorragend, daß man Oesterreich auch schlechtweg als den Douaustaat bezeichnet. Die Donau, von den Römern Dannbins, in ihrem den Griechen bekannten unteren ^aufe Ister, von den Ungarn Duna, von den Slaven Dunai, von den Orientalen Duneh genannt, ist nächst dcr Wolga der größte Strom Europas; das Stromgebiet der Donau beträgt l4. geogr. lüMl., die ^äuge der erstereu .^85 Ml., der letztere»^ ,',U> Ml. Das Donaugebiet ist mehr von gewaltigen Gebirgsmauern umgürtet, als irgend ein anderes großes Flußsystem Europas. Im Süden erheben sich die Alpen, Karst und Balkan, im» Norden der deutsche Inra, die Mittelgebirge Böhmens und Mährens und die Karpathen. Desto wichtiger sind aber die verschiedenen Oeffnungen nnd Thore, welche die Natur in diesen Mauern gelassen und die der Mensch zum Verkehre benutzt hat. Diese Thore führen überall in mehr oder weniger benachbarte Fluß- und ^ändergebicte hinüber, nnd von jeher pasfirten zahlreiche Völkerschaften, bewaffnete Armeen, Handelszüge nnd Karawanen durch sie aus uud ein. Am meisten geöffnet ist die Donau bei ihren Quellen und an der Mündung. Darum vou veideu Endpunkten her cm beständiges weltgeschichtliches Einströmen, von der Münduug nach Westen herauf, von den Qnellen nach Osten hinab. Von der Mündung kamen und kommen die Völker und Prodnctc des Orients, von der Quelle strömt das ^eben des Occidents herein. Bei den Quellen bietet sich zunächst der Rhein und hinter ihm Frankreich dar. Hier fand, da der dcntschc ^nra kcin Hinderniß abgibt, eine völlige Verschmelzuug des Donangcbictcs mit Deutschland, eine Vcrschwisternng der Donau mit dem Nheine statt; stets führten hier gangbare Straßen, in neuerer Zeit auch Cauäle zum Nhein hinüber. Ueber diesen Strom weist die Donaulinie gerade in das Herz Frankreichs hin. Ihren Vans verfolgend, kam Attila anf die Felder von Chalons, nach ihm die Magyaren und andere Donanvölker in dieselbe Gegend. Aus Frankreich und vom Rhein nach Osten hervorbrechend, drangen die Kelten, dann Karl der Große, weiter die Kreuzfahrer, endlich Napoleon au der Donau herab. Die Nature und Industrie producte Oesterreichs nehmen längs der Donau hinauf denselben Weg über den Rhein nach Frankreich hinein. ") Vgl. I. G. Kohl. 5s»5! Gll'ill d^S schn'av;sn Meeres. Nirgends greift aber die Donau tiefer in daS Herz von Deutschland, als bei dem grüßen Winkel von Neacnsburg, dcnl Allsgangspllntte des ganzen Verkehrs uon Mitteldeutschland mit der Donau (nbcr Nürnberg). Weiter im Osten von Regens^ burg nähert sich dann die Elbe vermittels! des Moldanthals dein Doncmlanfc. Von Passau, uon ^inz, von Wien ails gibt es nahe und turze Ucbergängc iu's obere Elbegcbict, welche die Donall mit dein ganzen Elbstrome, mit Norddeutschland, mit Hamburg in Vcrbinduua. bringen. Mit der March reicht die Douau der Oder die Hand. Zwischen dem Gesenke und den Karpathen ist eines der merkwürdigsten Verkehrsthore des ganzen Donau-gebictcs. Schon in alten Zeiten ging hier nach Earnuutum ^Petroncil, der großen Handelsstadt an der Mündung der March, ein Handelswcg zur Donau dnrch. Hier war stets ein großer Pölkcrandrang, dcm die Nömcr von Carnlintnm, von Vindobona * (Wien) aus Widerstand leisteten. Dnrch dieses mährische Thor drangen zu wieder holten Malen die Polen, die Mongolen, die Nnsscn ein. Hier liegen die berühmten Schlachtfelder von Olmütz (gegen die Mongolen», des Marchfeldcs, von Anstcrlitz. Durch das mährische Thor gehen Knnststraßcu und Eisenbahnen zur Oder und Weichsel, nud ciu lebhafter Handel mit den Väudcrn am baltischen Meere. Gegen Süden sind die oberen Douaugegeudeu durch die gewaltigen Alpen mauern stärker abgeschieden, als an irgend einem Theile ihres Gebietes. Der bequemen Ucbergäuge aus den Donauthälern in die Thäler der benachbarten Flüsse sind nur wenige; daher blieben auch hier die Donauvölkcr ».Deutsche^ vou ihren Nachbarn (Romanen) strenger geschieden. Indessen drängt hier, nahe zum Fuß der Alpen, tief in die europäische Vändermassc der lange adriatischc Golf hinein, welcher eine schiffbare Straße nach Griechenland, zur Levante, nach Acgypten bildet und in Verbindung mit dem mittelländischen und rothen Meere einen Theil der großen Welwerkehrsstraßc zwischen dem prodncteureichen Indien lind dcm bedürfuißrcicheu Europa abgibt. Wie diese Umstände immer die Vermittlung eines lebhaften ^erlchro zwischen der Donau und den Adriahäfeu, Adria, Aguileja, Venedig und jeht Trieft, begründet haben, so standen auch die Douaulinic lind die Spitze des adriatischcn Meeres von jeher politisch in inniger Wechselbeziehung. Von der Adria aus rückten die römischen Vegionen iu's mittlere Douaugedict vor und machten dcu großen Stroin zum Grcuzgraben ihrer italienischen lmd alpimschen Vesitzuugcu. Von der Douau aus strebten auch die Ungarn, die Oestcrreichcr znm adriatischcn Meere und snchten sich im Besitze seines wichtigen Busens zu behaupten. Die Nordgreuze des mittleren Douaubcckcus bildet die gewaltige Bcrgmassc des tarpathischeu Gebirgsstockes; zwischen den Ccutralwrpathen nud dein siebe»' bürgischeu Hochlande liegt das tief in das Gebirge cingreiseude, flache Theißlaud, ivelches sich den jenseitigen Thälern und Ebenen am Dnjestcr, an der Weichsel so weit nähert, daß nur noch ein schmaler Höhendamm dazwischen bleibt, durch dcsseu Thore der Verkehr der Thciß^ uud Twuauläüdcr mit den Weichsel, Dujeper- und Dujcsterländern vermittelt nnrd. Wie das Zwischcnbassin der mährischen Vtorawa lMarch) im N'orden, so isl auch das der serbischen Morawa im Süden für die Beziehung der Demauländcr zur nahen und fernen Nachbarschaft von äußerster Wichtigkeit. Da durch die Strom schnellen und durch deu Riegel unwegsamer Gebirgsmasscn am Eisernen Thore der Donanverkchr sehr behindert wird, die Donall sich hier weit nach Süden gewendet hat lind das Thal der Morawa tief in das Balkan-Gebirge eingreift, so vermittelt das letztere den verkehr her Douau mit dcm ägäischcn Meere, mit der Propoutis, mit Eonstantinoftcl, mit Kleinasien. Wer mag die makedonischen, griechischen, per fischen und römischen Heere alle nennen, die auf dieser großen Straße zur Donau sich ergossen? Wer kaun die Schlachten zählen, dir hier geliefert wurden? Die Kelten, die Äreuzfahrcr, die Türken nahmeu hier ihren Weg; aber ebenso zogen in Die Donau. 269 Friedenszeitcn die Karawanen der asiatischen und europäischen Kaufleute seit Jahrtausenden diesc Straße. Das untcrc Donaubecken endlich, »der das Donauticfland, das von dem niitt-leren Donaubcckc>i durch hohc Bcrgmasscu ällßerst scharf abgeschnitten isl, öfsnct sich weil gegen das schwarz ^lccr uud gegen die Steppen im Norden demselben. Die Müudungsgcgcndcu der Donali liegen ebenso flach, wie die pontischcu Stcppcnländcr, mit denen sie vcrschuiolzen und deren Natur lmd Productc sie theilen. Demnach war der Waareuaustausch in dieser Richtung nie sehr bedeutend; desto bedeutender dagegen entwickelte sich der kriegerische Verkehr. Alle Bolter, die, das schwarze Meer im Norden uiuwaudcrud, in Europa einzogen, nahmen vor allen Dingen zuerst das untere Donaltland bis aufwärts zu den ersten Katarakten in Besitz, ^m Südcu wird das untere Douaubccken von den hohen Mauern des Balkan umschlungen, der es von Thrakien scheidet; er ist von mehreren Pässen durchschnitten, durch welche Handelsstraßen von Constantiuopcl in das untere Douaugcbiet führen und den Aus« tausch orientalischer Waaren und dauubischcr Produelc vermitteln. Im Augcsichtc der Donau ausgebreitet liegt das schwarze Meer, das sich mit feiner größteu Ausdehnung in der Richtung des Douaulaufcs von Westen nach Osten fort erstreckt und mit seinem äußersten Busen tief in die asiatischen Vändcr eindringt, vermittelst der Wasserstraße, welche'das schwarze Meer in dieser Richtung eröffnet, tritt die Donau mit dcu Handelsstraßen m Verbindung, welche vom Vande des goldenen Vließes und von Trapezunt aus sich zum Euphrat uud Tigris, dann zum Kur nach Georgien nnd min kaspischcn Meere hin auszwcigcn, nud die nördlichen Acstc der großen indischen Handelsstraße bilden. (5s gab Zeiten, wo durch die Venetiaucr ein lebhafter Frachtverkehr zwischen der Donaumündung und diesem Ostcndc des schwarzen Meeres unterhalten wurde, während die Deutschen lRcgcns-burger, Wiener u. s. w.) die indischen Waaren von der Donau weiter aufwärts spedirteu. Jetzt, wo die Donau ganz mit Dampffchiffeu befahren ist uud leicht eine direetc Dampfcrliuic von der Donaumündimg uach Trapezuut mid zum Phasis (j. Rioni) eröffnet werden könutc, wäre es möglich, diese alte Handelsstraße zu beleben. Doch thut es der Donau, diesem Aöuige der europäischen Flüsse, überhaupt gewaltigen Abbruch, daß sie in ein so beschränktes und verschlossenes Mecrbcckcn, wie das des Poutus, mündet. Dieses Meer besitzt nur einen einzigen schmalen Ansgang zu anderen Meeren, den Bosporus, wcßhalb es möglich ist, daß ein cup zigcs Volk diesc Küsten und das Meer selbst beherrschen und das enge Eingangs-thor jedem fremden Verkehre und Interesse versperren kann. Es wird daher dcu Donaulauden in viclen Fällen leichter, sich über Trieft, Salonichi, Eonstautinoftcl aus vaudwegen mit den Bändern jenseits des Meeres iu Vcrbiuduug zu setzen, als von der Mündung ans auf dem Seewege über das schwarze Meer, dcu Bosporus, den Hellespont und den Archipel. Uebersicht des gesammtcn Donaugebietes. Die Douau entsteht am südöstlichen Abhänge des Schwarzwaldcs bei Donaucfchingcu auf badischcm Boden aus der Vereinigung der Äregc und Brlgach. Im dcntschm Mittelgebirge entspringend umzieht sie zunächst den Rorden der Alpen iu weitem Bogen, bis sie ganz nahe an dieses (Gebirge herantritt, das sie beinahe bis zu dem Begiuuc des Ilnterlanfcs begleitet. Fast der Stelle gcgcullber, wo die Alpen sich der Donau nähern, tritt auch von Rordcu her dcr Böhmerwald au ihr linkes Ufer, daran schließen sich die österreichischen Terrassen-landschaftcn. Später erheben sich die Wcstkarpathen mit ihrem Südfuß knapp au der Donan; iu großem Bugen umschließt das Karpathcnsystem das mittlere Donau-liebiet, noch Mimal bis au den Strom selbst reichend, bis dort, wo die Karpatlicn von Norden uud der Balkan von Süden her an der Donau sich berührend zwischen Vazias lmd Gladowa) auch die Stelle ist, von wo au diesc bcidcn Gebirge vom 270 Gebiet des schwarzen Meeres unteren Donaulaufc weiter zunicktreten. Entsenden auch alle dic ssenannten Gebirge einen beträchtlichen Theil ihrer Gewässer der Donau, so fließt ihr doch aus den Alpen dic größte Wassermassc zu, weßhalb man berechtigt ist, die Donau cincn Alpenstrom zu nennen. Die Donau zahlt nicht weniger als acht Stufenbeckcn mit den sechs dazwischen liegenden Durchbrüchen von Tuttlingcn, Passau-Änz, Grein-Krems, Klostcrnenburg, Hainburg, Gran-Waitzen und Bazias-Gladowa. Der Oberlauf oder die deutsche Donau reicht bis Hamburg (Prcßburg', der Mittellauf oder die ungarisch-slavische Donau bis Gladowa, der Unterlauf oder walachisch^ bulgarische Donau bis zum Meere. Der Oberlauf, zunächst die schwäbisch-bayrische Hochebene durchschneidend, enthält hiernach fünf kleinere, der Mittellauf zwei, der Unterlauf ein Stufenbccken. Die Quelle der Bregc, resp. der Donau hat eine Scehöhc von .;4l>6 ^. (I12ll Mr.); bei Passau beträgt die Höhe des Wasserspiegels 57<» F. (271 Mr.,, bei der Marchmündung (Hainburg) nur 414 F. (I.'li Mr.); es beträgt somit ihr Gefalle im Oberlauf '^052 F. (N',4'4 Mr.), während sie auf den 285 Ml. des Mittel und Untcrlaufcs nur mehr um 414 F. sinkt. Doch ist auch das Gefalle innerhalb des Oberlaufes sehr verschieden. Beträgt es zwischen Sigmaringcn und Ulm 1^'/.. F. per Meile, so entfallen für die Gegend oberhalb der Nabmündung nur 2 H'lch Gefalle. Die Hauptrichtung des Donaulaufcs ist im Allgemeinen eine ostliche, doch finden so bedeutende Abweichuugcu von dieser Richtung statt, daß gegenüber der Scromcntwickelung von ^,") Ml. der dircctc Abstand der Quelle von der Mündung 227 Ml. beträgt. Nachdem die junge Donau, die Richtung der Brcgc beibehaltend, eine lurzc Strecke nach Südosten geflossen, als wollte sie nach dem Rhein oder dem Bodcnsec, wendet fic sich nach Nordosten nnd hält diese Richtung auf dem obersten Vaufc bis Ulm und weiter bis Rcgensburg iunc, wo fic ihren nordlichsten Punkt erreicht. Von hier bis unterhalb der Ennömündung ist ihr Lauf wieder nach Südostcn gerichtet, nnd geht dann bis Waitzen, freilich sich vicl^ fach krümmend, in östlicher Richtung. Von Waitzcn bis znr Draumündung fließt die Donau direet südlich, von da bis Gladowa östlich, dann bis unterhalb Widdin südlich, bis ^ernauoda östlich, hierauf bis Galacz nördlich und endlich in östlicher Richtung,zum Meere. Eine Meile oberhalb Tultscha theilt sich der Strom in mehrere große Mündungsarme, welche das 47 mMl. große Dcltaland umfassen, eine Wildniß, die einem unabsehbaren grünen Meere von IN F. hohen Schilfwaldnngcn gleicht, durch« schnitten von Flußarmen, Seen und dachen, bevölkert durch unermeßliche Schaaren von Secvögcln, durch Wölfe und Herden von Büffeln. Die äußersten Müuduugs arme liegen 12 Ml. von einander entfernt; die drei Hauptarme sind: Kilia, der nördlichste, für die Schissfahrt ungünstige Arm, Sulina, nach der Mündung hin 300—400 F. (100—1.';0 Mtr.) breit und '!0 bis (i0 F. tief, der für die Schifft fahrt noch tauglichste Arm, an dessen Mündung auf Pfählen das Städtchen Sulina liegt, und die Gcorgicwska (St. Oeorgsdonau), der Südarm, von dem sich die Portitzkaja zu dem nur 6 bis 10 F. tiefen Rasinscc abzweigt. Bor allen diesen Mündungen liegen Inseln, Sandbänke nnd Barren, welche die Ein- und Ausfahrt erschweren. Die Wasscrmcngc, welche die Donau dem Meere zuführt, beträgt per Stunde im jährlichen Mittel 1074,800.000 P. Cub. F. Die Schifffahrt der Donau beginnt bei Ulm Mi der .Ulermündung>, ist jedoch erst von Wien an bedeutend. Zahlreiche Stromschncllcn und der Wechsel des Fahrwassers erschweren dieselbe, wie übcrhanpt der ganze Strom viel weniger cut^ wickelt ist als der Rhein, .'m neuester Zeil wmdcn sowohl in Bayern als in Oesterreich bedeutende l>orrcltionsbanlen in Angriff genommen.'! Die Mündungen ') ii,'gl. dic Besprechung der Donau Negulirmig unter dem Arltlel „Wien". Die Donau. 271 der von Galacz an für Seeschiffe fahrbaren Donau stehen scit dcm Pariser Frieden vom I. I8s,<» den Schiffen aller Nationen offen und unter dem Schutze des europäischen Völkerrechts. Scit dem v<. 15.'><» wird die Donau mit Dampfschiffen befahren. Im I. 1862 ging der früher von der kgl. bayrischen Donaudampfschifffahrts-Gesellschaft betriebene Verkehr an die l. k. osterr.-ung. Donaudampfschifffahrts-Ocsell-fchaft über, deren Dampfer gegenwärtig den Strom von Ulm bis Galacz befahren. Auch anf einigen Nebenflüssen der Donau findet Dampfschiffoerkchr statt. Die Nebenflüsse diese« mächtigen Stromes, von welchen bereits wiederholt dic Rede gewesen ivgl. S. .''5, N5, I<4, !?1 , sind sehr zahlreich. In der folgenden Uebersicht sämmtlicher wichtigerer Nebenflüsse der Donau sind jene, welche ganz oder thcilweisc (zum mindesten durch Zuflüsse Oesterreich^Ungarü angehören, durch größere Schrift kenntlich gemacht. Nebenflüsse aus dcm rechten User. Iller Allqäuer Alvs» Lech Rothe Wand sPor l,Werebirsss — ^uil'derosterr. Alpen) ^«ln Schöpfelberq Wiener Wald) Wien Wiener Wald Schwechat ., « Fischa Ncustäbier Slemftld l. Piefti«« iieithn Ws^sel und Wiener auö Pitten r. Wald l,.Schwarz«, t. Raab NaaMMn A»pf>, r. MarrZal. >. steistny, Pinta. Gülts. Nabnitz. ^ Sarvih BiUnny Wold Dräu ' 5°l,lM>er ftei-d r. Gail, (Pufterchalj Lrauu, l. Ifel, Müll, Lieser, Gurt, Lavant, Mur. Save, Sau T^qiou r. Lailmch, ^urk,Mlpa. Unna, Pei das, Bo«„a Drinn. l. Sann, Kra Pina. Morawl« Valtau nus seidi ^ cher u. t> ul qarijcher M o r a w a entstehlud. Isker „ — Nebenflüsse aus dem linken Ufer. Nebenfluß Lage dcr Quells ^uftitü« Wernih ssrantenhöhs Altmühl Nah ssichtelgebirgc <. Pfrrimi, Schwarzach. '^egen Ardcr, Nachcl r. Chamb. ^Bühmcrwald» Ilz Bolimcl.'walt' kleine Muhl Große MW Krems ^'iiliMrqerMild Kamp '»i^dsiiflül! vage ker Quelle ^uflüss? March Kpicglitzer Schnee- r, Tazüwa, berg Hanna, Thaya, l. Oskawa, Vcöva, Oljava, Mind«. Waa« Tl'il!!-. Thuror,!, Ncu»,n. <^l«u Kr»,loua Hola !. ^zlatina. Gipel Ostrowsly Gruppe — lar r. Nzercmosz. paihisch. Waldgcli.) Es nun'dc licvcilö erwähn!, daß an dcili Obcrlaufc dcr Donall Deutsche seßhaft sind; mi iyrcin Mittcllaltft wohnci: Slaven lind MmMrcn, an dein Unterlaufe Bulgaren m,d Walachcn. >^n politischer Hinsicht qrhott dic Donan mehreren StaatMt'iclol! a», nnd zwar Baden, Wnrtcmdcrg, Prcnßcn Hohcnzollcrn >, Bayern, dcr österreichisch liii^arischcn Nlonarchic. der Tlirtci, Rnmänicn und durch den Prulh nebst einiqcn nnbcdcutendcn Gewässern, dic in das Donan-Delta fließen, auch ^ns^land. Unter diesen Staaten hat Oesterreich-Ungarn dcn grüßten Antheil, da lwn dcn '!85. Ml. de<« Donanlaufes 180 Ml. nnd von dcn I4.<)30 H>M. des Dl,unn!qcliietei< 7ü 44 lUMl. ihin angehören. Dieser Theil des Stroines soll in «dcn folgenden Zeilen eingehender geschildert werden. Die Donau in Oesterreich-Ungarn. Unweit von Passau an der Windung de^ Itm betritt die bereits mächtige und uon Ulm an schiffbare Donau zuerst mit dem rcchtcll Ufcr, bei Engclhartszcll auch mit dem linken Ufer dcn Boden der österreichisch-lmgarischcn Monarchic nnd Mar in dein Kronlande Oberösterrcich. Von Passan an wird ihr Bett beiderseits eingeengt, im Norden durch dic Vorhöhcn des Bohmcrwaldes, im Suden durch dcn Sauwald (s. S. IA2) und Ausläufer der Alpen; nach dem Durchbrüche durch diese Höhen folgt das Becken von ^i»iz, welches von einem geringen Bergdurchbrnchc in das kleinere von (5ffcrding und das größere von ^inz getheilt wird. Nachdem die Donau rechter Hand die Traun und die Cnnö aufgenommen, beginnt das zweite Durchbruchsthal von Nrdagger bis Krems, das nach Osten und dann nach Nordosten gerichtet nnd durch die bei Ips, Großftuchlarn und Melk aus kleinen Becken rechts mündenden Nebenflüsse unterbrochen ist. Auf dieser Strecke verursacht bei dem freundlichen Städtchen Grein die Stauung vor der (^ngc dcn Grcincrschwall; bei Strndcn, unterhalb Grein, erzeugen die Granitfclscn im Strombette den Strudel. Der einst gefährlichere Wirbel ist durch die Sprengung der ssclseninscl Hausstcin ucrschwundcu. Bon der Ennsmüudung an gehört das rechte Ufer zu Nicdcröstcrrcich, unterhalb Strndcn auch das linke Ufer. Acht Stnndcn oberhalb Wiens weitet sich das Flußthal in das lange lind breite Tulncr Feld ls. S. 208) ans, woranf Wiener Wald und Bisamberg die (i'ngc von Klosterneubnrg crzcngcn. Bald treten die Berge wieder zurück und es eröffnet sich beiderseits das große Wiener Becken <^s. S. 208), aus welchem der in viele Arme gespaltenen, insclrcichcn Donau von Süden her zahlreiche kleine sslüssc, von Norden her die bedeutende March zustießen. An dem Durchbrüche von Hamburg lvor Prcßbnrg) endet der Oberlauf und zugleich das deutsche Gebiet der Donan; hier tritt auch der Strom aus dem österreichischen Staatsgebiete in das nngarischc über. Das Vcitliagcbirgc und die kleinen Karpathen verengen zwischen Hamburg und Preßburg abermals das Donauthal uud bilden hier die I'ui'w IImizMricli bei dem Schlosse 1)6v<5n. Der hier beginnende, bei Orsova endende Mittellauf der Die Donau. 273 Donau gehört in seiner ganzen ^ängc (126'/„ österr. Ml. ^ l)55 Kil.) Ungarn an. Nach Osten stießcild durchschneidet der in Arme gespaltene, von Komorn an wieder vereinigte Strom, die große und die kleine Schüttinscl umfassend, das Prcßburgcr Gecken oder die obcrungarische Tiefebene (S. 209). In derselben empfängt er rechts Vcitha und Naab, links Waag, Neutra, Gran nnd Eipcl. Zwischen Gran und Waiden treten einander Bükony-Wald und Ncogradcr Gebirge so nahe gegenüber, daß der eingeengte Strom diese Strecke, den Plintcn-bcrgcr Paß, in tiefem Bette durchmißt. Zwischen Wisscgrad und Waitzcn umschließt die Donau die 5 Stunden lange Andreas-Insel, wendet sich aber schon bei letztgenannter Stadt plötzlich in rechtem Winkel nach Süden und betritt mm die große niedcrnngarische Tiefebene ^S. 211). 50 Meilen weit behält der Strom, dem sich bei Ofen nochmals Bergzügc am rechten Ufer nähern, feine südliche Richtung. Unterhalb Buda-Pest ändert der breite, träge fließende Strom seinen ganzen Charakter. Zahlreiche Serpentinen zwischen öden Sandnfern, im Westen erhaben, im Osten flach und eben, Moorflächcn und Sumpfwaldungen bezeichnen die neue Bahn. Südwärts um, Pest bildet die Donan die Cfepel-Inscl, bei Mohücs die Insel Margitta. Von der aus Nordwcsten kommenden Dräu wird die Donau unterhalb Esscg in ihre nrsprüngliche Ostsüdost-Richtung gegen die Karpathen und die serbisch-bosnischen Balkanhöhen gedrängt, nachdem sie sich bei Peterwardcin und Karlowitz zum letzten Male Alpcnausläufcrn ^s. S. 85, genähert hat. Unterhalb Titel empfängt sie auf dein linken Ufer ihren größten Nebenfluß, die Theiß, bei Belgrad rechts den österreichisch-türkischen Grenzfluß Saue, worauf fic selbst bis Ncu'Orsova die Neichsgrcnzc bildet. Bei Belgrad hat das rechte Donau-Ufer bereits die Höhen des Balkan unmittelbar erreicht; unterhalb der Morava-Mündung nähern sich ihrem linken Ufer die Karpathen in dem südlichen Banatcr Gebirge immer mehr, bis endlich beide Gebirge zwischen Bazias nnd Gladowa (eine kurze Strecke unterhalb Neu-Orsova) den Strom vollständig einengen. Diese 17 Ml. lange Durchbruchsstclle der Klissura, wo die Donau ihr stärkstes Gefalle erreicht, war früher jedenfalls ganz unfahrbar und ist jetzt uoch bei niedrigem Wasscrstandc für die Schifffahrt gefährlich, ja sperrt größeren Schiffen den Durchgang. Die schmalstc, '/4 Meile lange Strecke, unterhalb Orsova, führt den Namen Eisernes Tyor (Demir Kaftu der Türken^, in welcher ein eigentlicher kolossaler Wasserfall von 5 Mr. Höhe über eine quer durch den Strom gezogene Aarriürc, von der noch einzelne Felsspitzm über das Wasser emporragen, sich befindet. Bei Turn Sevcrin tritt die Donan in imposanter Breite in die walachische Tiefebene. Fig. 17. Fall der Donau in ihrem i.'a>lfe von Passau bis Orsova. Von Interesse dürften noch einige Angaben über Scehöhc des Wasserspiegels, über Gefalle, Breite und Tiefe der Donau sein. Bei dem Antritte ill die Monarchie hat ihr Spiegel eine Scehöhc von !)28 W. ss. (292 Mtr.), bei ^inz von l>!)0 F. (21« Mtr.^, bei Wien von l80 F. (152 Mtr.), an der Marchmündung 414 H. l^N Mtr.^, bei Prcßburg 380 ^ (120 Mr.), bei Pest 29ll F. (!14 Mtr.^, an der Dranmündung 270 st. (7.^Mtr/>, an der Mündnng der Save 202 F. (ti4 Mtr.V w dein Austritte unterhalb Orsoua nur mehr eine Höhe von 123 F. (3!i Mtr.). Auf dem 2)j östcrr. Mln. (174',', Kil/> langen ^aufc^ durch Obcröstcrrcich sinkt die ^onau um 257-5 F. (81-5 Mtr.V EtwaS geringer ist ihr Gefalle in Nicocrosterreich, _^'"^^t5^^.,UM Mmiarchie,.^ .. _______......................,„...........^................._ !H........... __.......__ 274 Gebiet drs schwarzen Meere«. da hicr der Spiegel bei einer Länge des Laufes von mehr als 83 Ml. (250 Kil.) nur um 3^ 9 F. (IN) Mr.) tiefer sinkt. Auf dem I^'/.^ österr. Ml. (955 Kil.' langen Laufe dltrch Ungarn fällt die Donau um 294 F. (93 Mtr.); am meisten in der Strecke der Stromschncllen, nämlich um 0'54 Mtr. in 1 Kil. Länge, nnd am Eisernen Thor gar um 41 F. (13 Mtr.) auf eiucr Strecke von "/4 Kil.; am wenigsten in der Strecke vor dein Durchbrüche zwischen Belgrad und Bazias, nämlich um 0-04 Meter auf 1 Kil. Länge. Die Geschwindigkeit der Donall beträgt bei Passau 5,, bei Wien 8, bei Baja (im Blics-Bodroger (5omitatc) 2 Fuß pr. Secunde. Die Breite der Donau auf dem Gebiete der Monarchie ist eine sehr schwankende-sie beträgt bei Linz 800 W. F., bei Mauthausen 1250, bei Tuln 3300, bei Nußdorf oberhalb Wien 1250, bei Preßburg 900, bei P^uek 1440, zwischen Psuek und Földvär 1ß00-^4<)00, zwischen Foldvnr und Vukovür 1800—2400, zwischen Vukoviir und Uj-Palanka 1200—1800, bei Pcterwardcin 3500 W.F. Am meisten wechselt die Breite zwischen Uj-Palanka und Orsova, indeiu sie z. B. beim Passe Kazan 500, beim Passe Ogrcdina 480, an anderen Stellen dagegen selbst l'>000 W. F. beträgt. Was endlich die Tiefe der Donalt betrifft, so ist auch diese sehr variabel, doch im Allgemeinen stromabwärts wachsend. Bei Passau ist die Donau 15 W. F. tief, zwischen Preßburg und V6nek 19 bis 23, zwischen Vl'mck und FöltMr 28 bis 39, zwischen Földvlir und Pukovür 15 bis 40, zwischen Pukovür und Uj-Palanka 20 bis 0 Ctr. Belastung, später Schiffe mit 4000 bis 10.000 Ctr. Tragfähigkeit. Donau-Nel'eustilsfe in Ocsterreich-Nngarn. Die Nebenflüsse der Donau sind sowohl gelegentlich der Besprechung der Gebirge als auch weiter oben vollständig, nach ihrer Einmündung in die Donau geordnet, bereits genannt worden; ebenso wurden die Thäler dieser Flüsse au ersterwähnter Stelle schon ausführlich besprochen, worauf wir mm hinweisen. Hicr sollen die Douau-Ncbcnflüssc selbst, soweit sie dem Gebiete unseres Vaterlandes angehören, eingehender beschrieben werden. ^. Nel'enjWe am rechten User. 1. Die Flüsse Illcr ^22 Ml. laug), Lech (38 Ml.) und Isar (X> Ml.^, welche die Douau vor ihrem üintrittc bei Passall aufnimmt, habcu ihr Qucllgcbiet in Tirol. Die Illcr stießt alls drei Quellbächen zusammen, welche nahe der Kante des Lcchthalcs entspringen, und verläßt Vorarlberg nach einem Laufe von wenigen Stundeu. Der Lech (lat. I^cu«) fließt aus dem Formariusce unter der Notheu Wand in einer Höhe von 5310 F. Sein Thal ist bis Neuttc ein Längcnthal der Kalkalpcn von düsterem Charakter; dann wendet er sich nach Nordeu, durchbricht fünf vorgeschobene Bcrgricgcl iu einem Qucrthalc lind betritt bei Füssen den Boden Bayerns. Die Isar (I«iU'N8) entspringt in dem Karwäudl-Gebirge am Lavatscher Joch, fließt 3 Ml. nach Westen, wendet sich hierauf direct nach Norden lind verläßt nach kurzer Strecke den Boden Tirols. Die Donau. 275 2. Der In« llat. s)em,n, nlundartlich OcilN^, einer der bedeutendsten Alftm-flnsse, hat seinen Qliellbezirk zwischen den beiden Parallelkcttcll dcr Silvrctta- und Borniua-Alpcu, in, Osten des Maloja-Passcs, im schweizerischen Canton Granblulden, anf dcsscu Boden er das Ober- und Untcr-Engadin l.^n s>n <1' Oon, ron,anisch ^»^illcijn«^) in nordöstlicher Richtung durchstießt. Den Uebcrgang ans dem Engadin wch Tirol bildet die 1 Meile lange Schlucht von Finstermünz, welche wessen ihrer Wildheit einen gewaltigen Eindruck macht. Die treffliche ncnc Straße, welche dnrch den Paß führt, ist seit 1855 vollendet; über ihr erhebt sich auf der Westseite die starte Ferdinands feste. Drei Meilen unterhalb Finstcrnnmz tritt der Inn in sein crstcs, nordnordöstlich Gerichtes Qncrthal, das sich oberhalb Landeck nach Westen wendet. Dies ansehnliche Dorf in malerischer ftage, ein Knotenpunkt von Straßen-Mgen, befindet sich an der Mündung der Sänne oder Sanna, welche ans der Vereinigung der das Stanzer Thal dnrchflicßendcn Nosanna nnd der aus dem ^Manner Thal kommenden Trisanna entsteht, und in geographischen Handbüchern nnch häufig selbst Nosanna genannt wird. Das von: Mittelläufe des Inn durchschnittene untere Mngenthal von ^andeck bis Kufftein (eigentlich bis Wörgl, oberhalb Knfstein) zerfällt in das engere, hochliegendc, dem Anbau weniger günstige Obcriunthal, nnt kurzen, schlnndartigen i'iebeltthälern bis Zirl, nnd das weitere, sanftere, viel fruchtbarere Untcrinnthal mit weit geöffneten Nebenthälern. Besonders auf der rechten Scite gehen dem Inn starke Alpcnbächc zn, die Glctscherbächc alls dem Kannser- nud Pizthalc, ans dem Octzthalc die Ochthaler Ache, aus dem Wipthale die Sill, an deren Mündung Innsbrlick liegt, ans dem Zillerthal die Ziller. Der Inn wird ill Tirol bis znm Holzmartte von Hall zunl flößen benutzt und von Hall abwärts lütt Schiffen von 1000 Ctr. Tragfähigkeit befahren. Sein Lauf durch Tirol beträgt !2 österr. Ml. 8 Meilen wnge Inn wassercicher als die Donau. ______________............................_^..........^._............._.......^,. ^1S*............„............^ 276 Gebiet des schwarzen MeereS. 8. Die Traun, dcr Fluß des Salzkammerguts, entsteht in Stelcrmark aus den Gewässern des Aussecr-, Grundcl- und Oeden-Sees. Sie ist auf dcr Nordseite der Alpen dcr letzte Seenfluß, ja entfaltet Scenreichthum (18) in seltener und reizender Fülle. „Kein Fluß badet sich in so vielen Seen, kein Seitenbach wird, ohne durch einen See geläutert zu fein, in sie gelassen; daher der Smaragd ihrer Farbe und ihre völlige Durchsichtigkeit." Zunächst fließt sie nach Südwesten und tritt dnrch eine enge Schlucht in den Hallstätter See nach Oberösterrcich, geht dann in nördlicher Richtung zwischen nahestehenden, steilen Ufern in dcu Traun see, den sie bei Gmundcn verläßt, wendet sich hierauf nach Nordostcn und durchzieht bis Lambach ein enges tiefes Thal. Zwei Stuuden vor lambach bildet sie den 42 F. hohen Traunfall bei Roitham. Immer mehr nach Osten hin lenkend tritt sie bei Wels in die Ebene, wo sie sich nach und nach erweitert und viele waldige Inseln bildet. Sie wird bei Hallstatt für Schiffe bis 150 Ctr. Tragfähigkeit schiffbar, was ihr wegen des Holz-"und Salztransportcs große Wichtigkeit verleiht. Nach einem 24 Ml. langen Laufe mündet sie bei Zizclau unterhalb Linz. Bei Ischl empfängt die Traun links den gleichnamigen Fluß Ischl, welcher aus dem St. Wolfgangfcc fließt. Bei Lambach bringt ihr die links mündende Ager die Wasser der nördlichsten Seen, des Fuschel-, Zeller-, Mond- und Attcrsccs^. Rechts empfängt die Traun die vom Almsec kommende Alm und die an der reichen Bcncdictiner-Abtei Krcmsmünster vorbeiflicßcndc Krems. 4. Die Enns (lat. ^na8u«), im Unterlaufe die Grcuze zwischen Ober- und Niederöslerrcich bildend, ist in ihrem ganzen Laufe ein merkwürdiger Parallelstuß zur Salzach. Sie entspringt im Salzburgischen auf dem Nordabhangc der Nadstädter Tauern, wendet sich noch vor Radstadt von dcr nördlichen zur östlichen Richtung, tritt durch den Paß Mandling nach Steicrmark und durchstießt dies Krouland in dem nordöstlich streichenden Ober-Ennsthale. Während sie hier vorwiegend flache, oft fumpfige Ufer hat, verengert sich ihr Thal unterhalb Admont zu dcr 4 Stunden langen, wildromantischen Kluft des Gesa uses (vgl. S. 79), das bis Hicflau reicht, worauf sie sich nach Norden wendet und durch den Durchbruch von Altenmarkt nach Obcrösterreich gelangt. Bis unterhalb Losenstcin ist ihr Lauf zumeist uach Nord> Westen gerichtet, dann gewinnt er die Nordrichtung. Bei der Stadt Stcier tritt sie mit plötzlich erweiterter Thalsohlc aus dem Gebirge. Da sie keine Zuflüsse aus Gletschern und nur sehr wenige aus Seen empfängt, so ist sie weder milchig wie Inn und Salzach, noch so klargrün wie die Traun, sondern dunkel olivenfarbig. Sie stießt ruhig und treibt ihre Fluthen in großen Krümmungen daher zwischen Erlen-gebüsch, ungefähr wie ein Fluß in Mitteldeutschland. Nach einem 41 Ml. langen Laufe mündet sie fchiffbar, 200 F. breit, unterhalb der Stadt Enns. Alt dem rechten Ufer ergießen sich in die Enns bei Hieflau dcr aus dem Eisenerzer Gebirge kommende Erz bach, weiter unten die steirischc S alza, endlich der Ramiugbach, von dessen Mündung an sie die beiden Erzherzogthümer scheidet. Linker ftand empfängt sie bei dcr gleichnamigen Stadt die am hohen Bürgas entspringende St ei er. 5. Unter den kleinen Donau-Nebenflüssen auf dein Bodeu Nieocrüstcrrcichs ist die 17'/^ Ml. lange Ips oder Mbs (an der Quelle Ois) dcr westlichste. Sie entspringt in den Gcmscr Alpen und mündet in fünf Armen bei Ips. 6. Die Grlaf l^Erlaph) entsteht durch die Vereinigung dcr großen und kleinen Erlas, deren erstere aus dein Erlafscc an dcr steirisch-nicdcröstcrrcichischcu Grenze kommt; in diese ergießt sich die Lassing (mit schönem Wasserfall). Nach einem 9 Ml. langen Laufe mündet dic Erlaf oberhalb Groß-Pöchlarn. ') Ueber das Secngevict dcr Traun vgl. der Veser den Abjchmtt „Seen". Die Tonmi. 277 7. Die Vielach entspringt am nördlichen Abhänge dcs Hochstadel-Acrgcs (nord-ustlich von« Octscher) und nnmdct nach cineni Laufe von 15 Meilen unterhalb Melt. 8. Die Traifen oder Trafen, ciner der verheerendsten Flüsse Nicdcro'sterrcichs, kommt voin Traifeugebirgc. Sie hat zwei Qucllarme, die Türnitzcr^ und Unrecht-Traisen, empfängt ein Ncbenstüßchcn, die Golfen, und mündet, 10"/^ Ml. lang, unterhalb Traismalier. 9. Die Wien, ein unbedeutendes Flüßchcn, das jedoch bei heftigen Regengüssen sehr anschwillt und verderblich wird, kommt vom Buchbcrg und Kaifcrbrunnbcrg im Wiener Walde, stießt durch die südlichen Vorstädte Wicns uiid vereinigt sich daselbst mit dem Donau-Canalc. Ihre Mnge beträgt 4'^ Ml. Gegenwärtig geht man mit den: Plane um, das Bett dieses in der heißen Jahreszeit gesundheitsschädlichen Flusses derart zu verlegen, daß er Wien selbst nicht mehr berühre. 10. Die 7 7,.. Ml. lange Schwcchat, an: Ostabhangc des Wiener Waldes entspringend, mündet bei Kaiser-Ebcrsdorf unterhalb Wicns. ^hr stießt bei Achau rechts die bedeutendere Tr testing zu. 11. Die auf dem Ncustädtcr Steiufeldc entstehende Fischn nimmt die aus den östlichen Voralpcn kommende Pie st in g, aus der Stcina- und Miga-Picsting und dem die „Ocd" durchstießendcn Kalten Gang entstehend, welche länger nnd wasserreicher ist als sie, auf und ergießt sich nach 5 7,.. Ml. langem ^aufe unterhalb Fischamend in die Donau. 12. Die als österreichisch-ungarischer Grenzfluß so berühmt gewordene Leitha ll^itn, 24 Ml. l.), der östlichste und somit letzte unter den Donau-Zuflüssen Nieder-österreichö, geht aus der Vereinigung der westlichen Schwarza (vom Unterberg) und der östlichen Pitten (vom Wechsel) unterhalb Pitten hervor. Nach Nordosten fließend bildet sie an zwei Stellen die Grenze zwischen Niedcrösterrcich und Ungarn, tritt aber endlich ganz auf ungarisches Gebiet über und mundet, sich nach Südosten wendend, bei Ungarisch-Altcnburg. !.">. Die Naab (lat. ^.illdo, ung. Iladu) entspringt in den Fischbacher oder Raabthalcr Alpen bei Fladnitz in Steiermark. Anfangs stießt sie in engem Gebirge bette gegen Südostcn, wendet sich dann nach Ungarn in einem Bogen gegen Osten nnd Nordostcn, uachdcm sie bereits bei St. Gotthard in die obcrungarischc Tief« ebene getreten. Unterhalb Körmcnd, wo sie schiffbar wird, theilt sie sich in zwei Arme und mündet bei der Stadt Naab in den kleinen Donauarm gegenüber der kleinen Insel Schütt. Ihre Ningc beträgt .^ '/, Ml. Als Zuflüsse empfängt sie links die Fcistritz, ^afnitz l>'n Grenzfluß zwischen Steicrinark und Ungarn), Pinka, ^üns und Nabnih, rechts den von, Äütony-Walde kommenden Marczal. 1^. Der Särviz, Eär oder Scharwasscr (Vu1 Bald Sieicrmark betretend fließt die Mur in östlichem uud nordöstlichen: Laufe bis Brück, auf welcher Strecke ihr aus den beide» Ketten der Mittclalpen zahlreiche Bäche (darunter die Liesing) zufließen. Am Kme bei Brück, wo sie sich nach Süden wendet, empfängt sie die von der Raxalpe kommende Mürz. Von Iudcnburg an wird die Mur flößbar, von Graz an M Schiffe fahrbar. Bei Ehrenhauscn wird sie dnrch dcu vorgcschobencu Riegel der Windisch-Bühelu genöthigt, ihre südliche mit der östlichen Richtung zu vertauschen, die sie bis Nadkersburg beibehält. Bald darauf bildet sie in südlichen: Lanfe cmc Strecke die stcirisch-ungarische Grenze, um schließlich ganz nach Ungarn überzutreten. Das Mesopotamien zwischen dcn sich nähernden Flüsstn Mur und Dräu führt den Namen Mur-Iusel. Die Mündung der Mur (59 Ml. l.) findet bei Alt-Legrad stan Weiter unterhalb nähern fich die Flußgebiete dcs Saruiz nnd einiger Donau-Ncbct^ fiüßchen ini Norden, das der Save im Süden so bcdeutcud dem Gebiete der Dra^ daß dicfc keinen größeren Zufluß mehr empfängt. Von Barcs an sind ihre Use qrößtcnthcils versumpft. 16. Die 9li Ml. lange Save oder Sau (lat. 8li,vu« slav. 8üva) ist " Parallclftltß der Dräu. Beide sind Zwiltingsstromc, welche in gleicher Richtung, fast gleich langem Lalife, iu nieist gleichbleibender Entfernung von einander (^ ' l5 Ml.) der Donau mit starten: Falle zueilen. Das Qucllgcbict der Save liegt ^ der Terglou-Grnppc anf deni Boden Krains. Dic nördliche Wurzcner (^^5 ., 1485 F. hoch) nnd füdlichc Wocheiner San (Savitza, d. i. tlcinc Sau) ucreimg^ sich bci Radniannsdorf zur Save. Der Fluß verfolgt mit starken: Gefalle (54 v' Die Donau. 279 auf die Meile) südöstliche Richtung und empfängt links die Kankcr und die Feistritz, rechts dic Zayer uud den merkwürdigen der in seinen oberen Theilen dic Namen Poik und Unz führt und von dein schon wiederholt die Rede gewesen logl. S. l!8). Klar und tief durchschneidet die meergrüne nie gefrierende Vaibach die gleichnamige Stadt, um fich unterhalb derselben mit der Sau zu vereinigen und diese schissbar zu machen. Sich hier nach Osten, dann aber wieder südöstlich wendend, bildet die Save von Sagor bis unterhalb Rann die Grenze zwischen Kran, und Stcicrmark und nimmt auf dieser Strecke links die Sann und das steinsch-kroatische Grenzflüßchen Sottla oder Sutla, rechts die Gnrk mit der Temenitz ans. Bei dem Einflüsse der Sottla, von wo an sie bereits Schiffe uon 8000 (5tr. Last trägt, betritt sie gleichzeitig das kroatisch-slavonische Königreich uud das Tiefland. In südöstlicher Richtung fließt sie an Agram vorüber und erreicht bei Iascnouac mit ihrem rechten Ufer türkischen Boden. Zugleich nähert sie sich dem Balkan, dem nun alle rechten Nebenflüsse angehören, linker Hand fließen ihr die Kraftina, Zelina, die ^onja (mit der (,?asma), die Ilova, die Patra (mit der Biela), die Orljaua (mit der ^onLa") zu, alle in den vereinigten Königreichen Kroatien und Slavonien. Von den rechten Zuflüssen sind nur noch die Kulpa (Oiladis) und Unna österreichisch. Erstere entspringt aus einem Fclscnlochr am strainer Schuecberge uud wiudct sich in einem tief cingcschnittcncn Engthalc zwischen den Karstplatten hindurch, bis sie das Tiefland erreicht. Bei Kari-ftadt nimmt sie rechts die Dobra, weiter unten die Glina auf und mündet bei Sziszek. Die Unnc oder Una entspringt auf dem zum Karste gelM'igcn Plisovica-Gebirge und bildet, indem sie sich bald nach Norden wendet, in ihrem Oberläufe eine kurzc Strecke die österreichisch-türkische Grenze. Danu tritt sie ganz nach der Türkei über, um im Unterlaufe mit dein liuken Ufer wieder österreichisch zu werden. Von oberhalb Noui bis zur Mündung (bei Iascnovac) ist sie wieder Grenzfluß gcgcu die Türkei (BosnienV Ihre rechten Zuflüsse Unuatz uud Sana sind türtisch. Die fernerm Zuflüsse der Saue ans dem rechten Ufer, als Perbas ^odcr Wrbas), Bosna und Drina. sind außerösterreichisch. Die Save, welche, soweit sie im Tieflande fließt, vorwiegend snmpfigc Ufer hat uud, obwohl sie gleich der Dran ill Folge von Untiefen, Sandbänken nnd wechselndem Wasscrstande der Schifffahrt Schwierigkeiten bietet, wie diese mit Dampfern befahren wird, mi'mdet uuwrit Semlin bei der serbischen Festung Belgrad. Sie ist der letzte Nebenfluß der Donalt auf dem rechten Ufer, an dcm die Monarchie Theil hat. N. Ncbenstülse aus dem linken Nser. ^. Au den Flußgebieten der Rab, des Ncgcn und der Ilz hat unser Vaterland nur einen sehr geringen Antheil, indem der im Fichtclgcbirge entspringenden Nab außer kleinen Bächen bloß die Pfrcimt (böhni. 1'Iinula) und der Schwarz bach von Böhmen aus zufließen, aber Oesterreich fchr bald verlassen; von deu Zuflüssen des Regen, dessen Quellgebict am Arbcr und Rachel liegt, entspringt der Chamb oder Kamp (böhm. (Hudll) in Böhmen, tritt aber bald nach Bayern über. Zum Gebiete der Ilz oder Eltz gehört der böhmische Bach Ohc. 2. Aus dein südlichen Theile des Böhmmvaldes empfängt d« Donau in Obcröstcrreich eine bcdeutcude Anzahl kkiner Nebenflüsse mit südlichem Vaufc. Diese sind die kleine und große Mühl oder Michel, die Nodel, die Aist, welche alts der westlichen Feld-Aist und dcr östlichen Wald-Aist zusammenfließt, nnd die zur Versumpfung geneigte Naarn. Z. Die Krcms, 7'/.^ Ml. lang, entsteht bei Hartenstmi (Niedcrösterrcich, i-n Weinsberger Walde und biegt in ticfeingeschnittcnem Thalc von ihrem östlichen ^ailfc illi Knie zur Donau llm, in welche sie bei Krems mündtt. 280 Gobiet des schwarzm Mcrns. >. ^ii,cn ähnlichen Vans hat dcr 18'/-; Ml. lange Kamp «^zuweilen anch die z(amp^, welcher auk dem großen »md kleinen Kamp gleichfalls im Wcinsbrrger Walde entsteht. Er mündet bei Grafcnwörth unweit Krems. 5. Die Schmicda (vom Manhartsbcrgc), der Göllcrsbach und der Nuslbach sind lmbcdcntcndc Zuflüsse aus dcm nicderöfterrcichischcn Tcrrassculande. 6. Die March (flau. Nurnvll) fließt alls drei Qucllliächcm Mahr oder Mora, Rauschbach und Golddach am Südabhaugc des Spicglitzcr Schneebergcs zusainnien. In der Gegend von Schönbcrg tritt der Flnß aus den bewaldeten Höhen der Sudeten, hat jedoch noch mehrere Verengungen, die letzte bei dem Dorfe und Berge Napagcdl zn überstehen. Nachdem die March in ihr Tieflandsbcckcn getreten, wendet sie sich, ihre südöstliche Richtung mit der südsüdwcstlichcn vertauschend, zwischen wicscnreichcn, im Unterlaufe öfters sumpfigen Mcdcrnngcn mit außerordentlich geringem Gefalle dahin, und umschlingt wald- und bnschbedccktc Werder. Oberhalb Göding tritt ihr linkes Ufer nach Ungarn, unterhalb Landshut ihr rechtes Ufer nach Mcdcr< österreich über, fo daß sie ein dreifacher Grenzfluß ist. Die March hat eine Vänge von 47 Meilen, ihre Vrcitc beträgt bei Olmntz !wl) F., tnrz vor der Mi'mdnng, die bei Theben stattfindet, 1400 F. Sie wird bei Göding für Fahrzeuge mit 3W—5l)<) Ctr. Belastuug fahrbar. In früheren Iahrhnndcrten schcillt sie weiter hinauf schiffbar gewesen zu sein; würde durch Regnlirnng und Eindänmmngcn der vielfachen Zersplitterung der Wasscrmassc vorgebeugt, so dürfte schon uon Olmülz au der Fluß Schiffe tragen können. Unter den zahlreichen Zuflüssen der March gehören die meisten Mähren an. In diesem Kronlandc empfängt fic links aus den Sndetcu die Thcß, Oskawa und Aistrica, aus den Bestioen unterhalb Ptcrau die Bcczwa oder Vei-va, welche alts der obern und untern Bcöva elitstcht nnd cili aiulluthiges, frilchtreiches Thal durchstießt. Ebenfalls aus den Karpathen kommen die Drcwnica und Ossawa, in Ungarn die Miaun (oder Myjava) und die Rndava. Am rechten Ufer erhält die March die Sazawa, Wolawa und Hanna, znlctzt die Thaya. Diese, llüt. der March nm den Rang des Hauptflnsscs wetteifernd, bringt alle Gewässer vom Osthangc der mährischen Höhe znr March. Sie entsteht alts der Vereinigung der nördlichen in ährisch cu und südlichen deutschen Thaya, welche in bieder österrcich zusammenfließen, schneidet und berührt öfters die Siiogrenze Mährens und hat eine Muge von 38 Meilen. Von links her strömt der Thaya die mächtige Schwarzawa oder Schwarza zn, welcher links die Iglava oder ^gcl, rechts aus lieblichem Thalc die Zwittawa zugegangen ist. 7. Die mächtige, reißende Waag ^n südlichen,, westlichem nnd wieder südlichem Laufe (2!<0t>) und wnßcn (i'<',jc'i') Kords, dic in vielen Windungen die Ebene durchschlängeln und deren erste den Bercttyo empfängt. Die bei Szcgediu miiudcndc Müros lauch der M. ist gebräuchlich, lat. Nlrru5!iu«), daselbst über l»<»0 ss. breit, 118 gcogr. Ml. lang, der Hauptflnß Siebenbürgens, ist ein mächtiger Strom. Ihre Quelle liegt am Nagy-Hagymas des sicbcnbürgischen Ostrandes, iin Thale Vaslab. Links nimmt sic die (auch den) großen und Nciuen Kotel ^ilng. ^l^,v-und Ili<> ^V^l. Ihre Breite beträgt bei niedrigsten: Wasscrstandc bei Tisza-Üjiak 27li, bei Tokaj ^02, bei Szolnok 42?», bei Szegedin 405 lind bei Titel 733 W. F., dic Tiefe bei niedrigstem Wasscrstandc bei Totaj 7, bei Szolnok 10, bei Szcgcdin 1!^ nud bei Titel 10 W. F. Währc,td sie in ihrem Oberläufe ein starf^ Ocfällc hat, sinkt sie von Nnmony bis znr Mündung lim circa 40 Meter, was für I Kilometer O03 Meter Fall gibt, also die Hälfte des mittleren Donaugefälleö. Ihr Bett liegt in glcichcr geographischer Ärcitc nm etwa !i Meter tiefer als das 282 Gebiet des schwarzen Meeres. der Donau, ist von stachen Ufern umgeben, die Ursache häufiger Ueberschwcmnmngen nnd Persnmftfungcn sind. (Ueber die Thciß-Ncgnlirnng vcrgl. S. 214). Die Theiß wird bei Szigech für llcinc, bei Szolnot für große Fahrzcngc schiffbar und trägt selbst Vaslen von !«i0<» bis «000 Ctr. Sie wird auch mit Dampfschiffen befahren, i I. Die Temes entspringt am Ostabhangc des Scmenit iln Banatcr Scheide gebirge und durchstießt i:n Bogen die fruchtbaren Landschaften des Banats. Sie hat meistens snulpfige Ufer, wird bei ^ngos für tlcinc Fahrzeuge schiffbar und mündet bei Pancsova. Sie nimmt rechts die Bistra (nng. ^i^atra), links die Berzava, zuletzt nnttclst des Vcrscczer Canals die stagnircnden Gewässer des Alibnnar-Morastes auf. Ihre Vänge beträgt 5>8 Ml. 12. ^m letzten Theile des Mittellaufes münden in die Donau der Karai: und die Nera, vcioc aus dcni Banatcr Gebirge tonlinend, bei Palanka, und die <_'n'na mit der Bcla aus den: Thalc von Mehadia bei Alt-Orsoua. 13. Die in den folgenden Zeilen genannten Nebenflüsse der Donan gehören der Monarchie entweder nur mit dem Qnellgebictc oder mit einem Theile des Oberlaufes an; ihre Mündnng liegt außerhalb Oesterreich-Ungarns. Hicher gehört znnächst der kleine Schyl, welcher in dem westlichsten Theile der Transsyluanifchcn Alpen entspringt, anfange nach Osten fließt, dann im Knie nach Süden umbiegt und indem er das Gebirge im Vulcan-Paß durchbricht, von Siebenbürgen nach der Walachei übertritt, ^r ist etwa 27 Ml. lang. 1 l. Der Alt oder die Alnta (nng. <)1t) hat seine Quelle am Nagy-Hagymas in den ficbcnbürgischcn Ostkarpalhcn, nahe der Marosguelle. Boil der ursprünglichen Südrichtung geht er zur nördlichen und westlichen Richtung über, um schließlich nach Süd hin das Gebirge im Nochcnchurm-Paß zu"dnrchbrechen, wo er nach Rmnänien gelangt. Nach 74 Nil. langem ^anfc l^wovon 80 Ml. österreichisch) mündet er gegenüber von Nikopoli. Anf sicbcnbürgischcm Boden nimmt er in der Haromözet den schwarzen Ügy (nng. 1''^kot.0 Ü^x), ün Bnrzcnlandc den Burzenbach auf, fpittcr den Homorad, zuletzt den Cibin (mit dem Haarbach). 15>. Der Scrcth (lat. IIim'n8U8) entspringt bci Pnrsukau in der Bukowina, im tarpathischen Waldgebirge. Voil seinem bogenförmig bald nach Südosten gewendeten, 89 Ml. langen Vniife gehört nur die Streäe bis ilnterhnlb Screth Oesterreich an. Seine drei gleichfalls in der Bntowina hervorquellenden Zuflüsse anf dem rechten Ufer, Snczawa, Moldawa (mit der Moldawiza) und goldene Bistriza, welche einen ähnlichen Vauf wie der Screth nchlnen, münden erst in der A^oldau. Trotusch und Änsco (oder Vilzon), beide i>n Ostrande der ficbrndürgischcn Karpathen entstehend, treten bald nach Rumänien über, ersterer durch den Gynucs-Paß, und münden gleichfalls anf dem rechten Ufer. Der Einfluß oes Scrclh in die Donau findet oberhalb Galacz statt. N;. Anch die Quelle des Pruth '.griech. I'^toL) liegt in den Waldkarpathen, nnd zwar auf dem Homili-Berge bei Mytuliszin in Galizicn, hart an der ungarischen Grenze, den Theißcmcllcn gegenüber. In einem Bogen, der sich von der Nord- bis znr Südostrichtung wcndct, durchstießt er znnächst Galizien, wo er rechts den Czcrcmosz, den Grenzfluß zwischen Galizicn nnd der Bukowina empfängt, dann das letztere Grönland, welches er auf ganz kurzer Strecke gegen die Moldau begrenzt, bis er endlich nach Rnmänien übertritt, wo er gegen Nnßland die Grenze bildet. Nach einem Vaufe vou I I ^ Ml. mündet er bei Galacz. In Oesterreich ist cr nnr flößbar. Städte im Duuattfzebicte. Iln (Nngangc zn der Bctrachtling der Donau wi'rdc bereits der Beziehung dieses Stromes zn menschlichen Verhältnissen im Allgemeinen gedacht. Hier sei noch zn. Vervollständigung der Charakteristik des Douan-gebictcs anf dic Städte in dcnlsclbcll ein Blick geworfen. Da seit jeher dic Flüsse Die Donau. 288 im Binnenlande die Hanfttverkchrslinien waren, derm Lauf in neuester Zeit auch die meisten Eisenbahnen folgcn, so fand die Gründung menschlicher Wohnvlätzc an ihren Ufern vorwiegend statt nnd es cxistirt fast keine größere Stadt, die nicht einen bedeutenderen Flnßlauf in nächster 'N'ähe hätte. Es sind daher im Douauthale selbst, sowie in den daselbst einmündenden Thälern der Nebenflüsse die Stellen zu snchcn, wo die vorzüglichsten Städte der österreichisch-nngarischen Vionarchic, soweit ihr Gebiet dem Donansystcm angehört, liegen. Fassen wir znnächst die Donan selbst in's Auge, so finden nur anf ihrer österreichischen Strecke das rechte Ufcr mit Wohnorten viel dichter besetzt als das jenseitige. Rechter Hand liegen ^inz nnd Wien nnd von den minder wichtigen Aschach, Esfcrding, Enns, Ips, ÄNclk, Mallterti, Tuln, Klostrrncll-bnrg und Haillbnrg. Das nördliche User kann auf dieser ganzen Strecke von 5,0 Meilen keinen einzigen größcrn Ort von weitreichendem nnd berühmten Namen anfwcifm; nnr Grein, Krcnts lind Korncuburg sind ncnncnswerth. Es besitzt außerdem nur eine Reihe alter Burgruinen, während auf der audern Seite nicht bloß unmittelbar am Strome, sondern auch weiter in's Vand hinein die größeren Vcrkehrsplätzc liegen. Diese Erschcinnng ist dnrch die gcoguostischc und die davon abhängige geographische Beschaffenheit der beiden Uferstrichc in Verbindung mit der Structur des ganzen Dananfystems bedingt. Das anliegende Nordland ist schmal, hügelig und bergig, fast ganz ohne größere und fruchtbare Ebenen; denn das anf ihr lang hingestreckte böhmische Gebirge mit dein sich daranMießendcn Tcrrasscnlande läßt dazu nicht Ranm; es tritt vielmehr nicht selten mit seinem vielfach zackigcn und schroffen Ncmdc von Granitkuppen bis dicht an den Strom hinan. Anch sendet es nur kleine Flüsse mit kurzem Laufe in diesen hinab. Ganz anders die Südseite. Hier liegen die höchsten Gcvirgslmicn weit mehr zurück, die größeren, durch Fruchtbarkeit ausgezeichneten Ebenen am Inn, an der Traun der Euns, der Erlaf nnd dcr Traifen, in der Nähe; hier sind die großen Nebenflüsse dcr Donan, nnd selbst die kleineren, wie die Trauu, Erlas, Trensen, für Verkehr und Transport immer noch günstiger gestaltet, als die größten dcr Nordseite; hier anch viel leichter Väugcnstraßen ausführbar, wahrend dort, im 'Nordlande, nnr Seitenwege, nur Straßen in die Quere sich anlegen ließen. So wird uns klar, wie zu allcu Zeiten, durch die wir die Geschichte jener Vandstrichc kennen, das UcvcrgM'icht anf die rechte oder südliche Seite des Scromes fallen konnte, der vor allem die Rcichshaupt- und Residenzstadt Wien eine so hohe Bedcntung verleiht'). ^n Ungarn erscheint nns in Äezug anf Zahl dcr bedeutenderen Wohnorte keines dcr beiden Donan-Ufer vor dem andern besonders bevorzugt. Das dichter bewohnte obcrnngarische Tiefland übertrifft hierin die niederpannonischc Ebene. Dort finden wir linker Hand die altungarischc Krönnngsstadt Preß bürg, rechts Raab und Gran, am Ostendc der großen Schüttinscl die Festung Komorn, gleichsam zwischen beiden Ufern gelegen. Weiter unten liegt Waitzen am linken Ufcr. Im großen Donanbecken folgen die Schwestcrstädtc Ofen (Buda) rechts und Pest links. In ihrem weiteren Vanfc bespült die Donan auf langer Strecke nur klciucrc Orte, wie Földvilr und Mohnes rechts, Baja links, bis sie wieder ein wichtiges Stäotcpaar, dic rasch nnfblühende Handelsstadt Neusatz slinks) uud die gcgcuüberliegeude kroatische Festung Petcrwardcin erreicht. Bald darauf berührt sie noch die kroatischen Städte Karlowitz nnd Semlin (rechts); die anf demselben Ufcr folgenden Städte Belgrad nnd Scmcnoria find bereits fcrvifch. Auf dem ungarischeu (liulen) Ufcr liegen nntcrhalb Nensatz noch Pancsava (fast ganz an der Donau), Paltlnta, Bazias uud Orsova. Die Städte Ostungarns gehören fast ausschließlich dem Theiß-gebiete an; doch liegen ansfälliger Weise auch zahlreiche bedeutende Orte abfeits jeder natürlichen Wasserstraße, wie Kecskemät, Mar ia-Therefiopel, Zombor ') Vgl. I. Klchcn. - Dir ^M Wiens, sowif der Schn^slerstädts Vlida Prft ist im ^sonderen Theile" dieses Vuches eingehender betrachtet, 284 Gebiet des schwarzen Meeres. zwischen Donau und Theiß, Debreczin, Groß-Kikinda u. s. w. zwischen den Theißzuflüssen. An dcn Nebels und Zuflüssen der Donan sind fast alle wichtigeren Städte und Ortschaften der nun diesen dinchfiossenen Kronländcr gelcgcli. So begegnen nns am Inn in Tirol Innsbruck dort, wo dic Sill vom Brenner herabfuhrt, dann Hall nnd die Feste Kufstcin, in Oberösterreich Braunau nnd Schärding. An der Salzach liegen Hallein und Salzburgs Landeshauptstadt. Die»Traun berührt Ischl, Gmuude'n und Wels, die Enns Weycr und Steicr. Mit den Orten Lieuz, Billach, Marburg nnd Esscg sind die Drau-Ufcr besetzt; an ihren Zu^ flüssen liegen Klagcnfnrt (Glan), Brück, Graz ^Mur). Im Gebiete der Save finden wir die Städte ^aibach, Cilli, Agram, Karlstadt, Petrinia, Szi'szek, GradiSca, Mitrovic. Als die vorzüglichsten Städte an der March sindOlmütz nnd Kre msier zu nennen, an ihren Zuflüssen Preran ^Beezwa), Znailn (Thaya), Iglau und Trcbitsch (Iglawa), Brunn zwischen Schwarzawa und Zwittawa). An den Usern der Theiß liegen Tokaj, Szolnok, Efongrüd, Szegcdin, Kanisza, Zenta; im Gebiete des Hcrnad Epcrjes uud 5taschau, im Sajo-Gebiete Miskolcz, an der Eger die Erzbisthumsstadt Erl au. Am Szü,mos liegen Klausenburg und N^methy Szathmar, an der Körüö Großwardein und Betes, an der Maros ^lcnmarlt, Karlöburg und Alt Arad, Temesv^r (d. h. Teme^stadt) liegt an der Bega. Hlm Al uta-Gebiete befinden sich Kronstadt und Hermannstadt. Am Sereth ist die Stadt Screth, am Pruth das galizische Kolomea und die Hauptstadt drr Bukowina, <^zernowitz, gelegen. Charakterbilder. 1. (kine Donaufahrt vo« Linz nach Wien. Das Stück der Donau, daS man zwischen Vinz nnd Wien bcfährt, ist ohne Zweifel der herrlichste Theil des ganzen großen Flusses, denn es haben sich hier ^iatnr und menschliche ^'ultnv in einem so hohen Grade bemüht, die Ufer und An-lande reich zn schmücken, »vie sonst nirgends mehr ans der ganzen, Ü85> Meilen weiten Strecke des Fllchlcmfcs. Die von Ottensheim bis Vinz von Bergen eingeengte, ungctheiltc Donan tritt unterhalb dieser Stadt in das überaus anziehend gestaltete, mit so reichem Schmucke der ')iatur und mit dichtem und fröhlichem Menschenleben gefüllte Becken von Nnz. ^crla'ßl man diqc Stadt mit dem Dampfbootc, so erreicht man bald die Stelle, wo die Donall in zahlreiche, uon großen nnd tleinen Inseln untcr^ einander getrennte Arme sich zil spalten ansängt. Erst bei Ardagger nähert sich der Strom einer neuen (>nge uud durchströmt, in ein ungethciltes Bett vereinigt, eine 10 Meilen lange, oft düstere, nur stellenweise lichtere Waldschlncht; bis bei mcms die Berghohen wieder zurücktreten und der flacheres Vand gewinnende Strom die Arm- und Insclbildllng wieder beginnt, welche sich bis über Wien hinans fortsetzt. Ail vielen Stellen hcbrn sich aus dem Flusse Sandbimte so hoch, daß sie aus dem Wasser hervorrage». Häufig hat sich alls ihnen ein dichter Pflanzenwnchs entwickelt und dann fühml sie den Mmen „Auen". Haine auf diesen uon Espen, Erlen lind Ahornen wechseln hier mit blaßgrünem Wcidengcbüsch oder kleinen Grasflnchcn. ^n srüherrn Zeiten waren sie die Aufenthaltsorte zahlreichen Wildes, die Wohnstättc von Bibern; heute gewähren sie nur mehr uerschicdencnl Wassergestügcl eine mehr oder weniger sichere Znflncht. Bieten diese grünen ^nsclfleckc inmitten des Stromwasscrs, auf dem das Schiff rasch thalwärts gleitet, bald höchst annmthigc, bald wieder Charakterbilder. 285 wildromantische Bilder, so erhöhen Dörfer und Schlösser in buntem Wechsel mit kleineren Städten oder stolzen Klosterbautcn die landschaftlichen Schönheiten der Donangcländc zwischen Vinz und Wien. Namentlich die wilden Insel- und Auen-Ansichten sind es, welche dieses Stück der Donau von der mit ihm so oft verglichenen Rhcinpartic von Mainz bis Bonn charakteristisch unterscheiden. Sie, die dem Nheine vollständig fehlen, verleihen der österreichischen Donau nur noch mehr Reize. Diese Schlösser, im Schilfe versteckt, diese Inseln, nur hier und da von einem einsamen Fischer bewohnt, diese viclgcspaltenen Flußadcru, die sich ganz in Wildmß verlieren und zu verlieren scheinen, und doch nach einiger Zeit wieder aus den Wäldern klar und unversehrt hervorkommen, um sich mit den, großen Strome zu verbinden — bilden einen Reiz, dessen der Rhein entbehrt, wo man Alles mehr an den Ufern, im Flusse weniger suchen darf. Das Schiff gelangt auf seiner Thalfahrt zunächst an der Traunmündnng vorbei. Am jenseitigen Ufer gewahrt man, hinter einer baumbewachscnen Insel halb verborgen, das Dorf Steyercgg; nur das höher liegende, gleichnamige Schloß tritt hervor. Höheres Interesse erregt weiter unten Mauthausen, dem Ennseinflussc gegenüber. Dies Gemälde ist den Rhcinbildern ähnlich. Der Ort ist uralt, liegt dicht am Ufer des Flusses, das verfallene, thurmähnlichc Pragstein in der Nähe, das in den Strom hineinragt. Sonst läßt sich hier im Ganzen wenig erblicken, denn die Enns strömt auf einem niedrigen, flachen Vorlanoc,- welches sie sich selbst geschaffen hat, in die Donau ein. Die grüne Farbe behält das Wasser noch auf weiter Strecke hin, nachdem sie sich in die Donalt ergossen. Bald verflacht sich nun auch das linke Ufer und die Fahrt bietet bis Walls« nichts besonders Bcmerkcnswcrthcs dar. Hier beginnen aber wieder Landschaften von anziehender Schönheit das Auge des Reisenden zu fesseln. Zunächst sind es Markt und Schloß Wallscc, die den Blick auf das rechte Ufer lenken. Aus senkrecht abfallenden Felsen, welche die Donau wie in leidenschaftlicher Umarmung rauschend umströmt, erhebt sich das stattliche, von einem hohen Thurm überragte Schloß, einst Eigenthum des Felomarschalls Daun. Auf der andern Seite sieht es sich von schönen, üppigen Gefilden umlagert, und fern, in den Hintergrund zurückgedrängt, stehen die Bergriescn, die Häupter von dunklen Waldungen umschattet. Die anderen herrlichen Ansichten, die sich von Wallsec ans entfallen, müssen jeden zum Entzücken nnd zur Bewunderung hinreißen. Ruinen und Schlosst, Klöster und einsame Capellcn, friedliche Dörfer, ttcine Städte, ferne Berge, nahe Thürme, dunkle Schluchten, offene Thäler, schroffe Abhänge, lachende Auen, das Alles ist in wirkungsvollem Wechsel durcheinander gemischt. Hunderterlei hübsche Täuschungen führt der uiclvcrwundcnc ^auf des Stromes herbei; hunderterlei Erwartungen, kleine Hoffnungen und Befürchtungen macht er rege. Zuweilen zieht er sich langgestreckt vor den Blicken hin, wie eine große Chaussee und stellt ill nebliger Ferne viel Schönes in Aussicht. Zuweilen ist er N)ie in Stücke zerhackt, Berge schließen ihn von allen Seiten ein, und wir fahren wie in dem engen Kreise eines einsamen Bergsees. Wir drehen uns, nnd wieder schießen wir in eine solche abgeschlossene Wassermassc hinein; es scheint, als reihe eine Kette von Seen sich aneinander, an deren schroffen, felsigen Ufern wir zu scheitern fürchten. Und welche geschichtlichen Erinnerungen tauchen hier in uns auf? Da liegt der Nibclungcnhorl in der Donau, da ziehen die ^ibclungenhcldcn an ihren Ufern herab. Konig Etzel zieht herauf ihucu entgegen; die Klänge der Huncnfchlachlen tönen in» Donauthalc wieder. Karl der Große dringt siegreich herab nnd lehrt triumvhircnd zurück. Da taucru sogar noch die Geister der Römer in zahllosen Schaaren, nnd die italienischen Weiber kommen weiucud und den Germanen fluchend herbei, um den Tausenden ihrer hier gefallene,: Geliebten einen Kranz zu winden. Dann wieder ziehen dcutfchc Bcbaucr, Franken, Bayern und Schwaben, siegend den Fluß herunter. Aber der Uugarn wilde Schwadronen stürzen über das Alles herein, und durch die 286 Gebiet des schwarzen Meeres. Donauschlnchten dringend, bringen sie Trauer nnd Wüste wic eine lnächtigc Fluth über die cutferiltesteli Völker. Doch zwischen allcdem welch' neuer Wechsel, welche mächtigen Klänge, welche frommen Gesänge! Hnndcrtlallscnd nnd abcrhitnderttauscud Manner, Ritter alls Norden nnd Westen wallen den Strom in wenigen Jahr-Hunderten hinab in ferne Zonen, nm des Erlösers Grad mit Thränen nnd Blut zn netzen. -Bei Ardaggcr wendet die Doncm sich plötzlich nordwärts. Das Flllßbett wird enge, zn beiden Ufern treten hohe Waldbrrgc an den Stromlanf heran; wir nähern uns dein altbcrühlnten Strndcl. Bevor jedoch die Donau in den düstern, von schwarzen Waldungen beschatteten Schlnnd eingeht, werden noch kurz vorher Schönes nnd liebliches zn einem höchst romantischen ^andschaftsgemälde znsammcugcdrängt. Frclindlich grüßend spiegelt der Strom die Bilder des hübschen Städtchens Grein nnd des ansehnlichen Schlosses Greinbnrg znrück, bis er endlich, melancholisch von den Fichtenwalduugen gefärbt, ill die eigentliche Enge eintritt. Der bis jetzt noch breite nnd majestätische Strom, plötzlich ans feinem süduördllch gewendeten ^aufe nach Osten nmgeworfcn nnd bald nachher auf den zahnten Theil seiner früheren Breile zusammengedrängt, beginnt nnn zwischen und auf kolossalen Grauitklippen sich zu drchclt lind zu schwingen nnd wallend zu bewegeu. Das ist der Grciner Schwall. Eine halbe Stunde unter Grein folgt der Strndcl. Zwischen schaner-lichcn Felsen liegt wie ein verfallener Brückenpfeiler mitteu im Thorwege des Strudels die Insel Wörth, auf dercu Nordscite eiu Felsblock die Trümmer der Burg Werfcnstcin trägt. An derselben Seite stürzt die Hanptwassermassc des Stromes in starkem Falle brausend hinab; schon in weiter Entfernung hört mau dieses Getöse als cili dumpfes Rauschen. Vormals war dieser Strudel der Schifffahrt sehr gcfähr^ lich; seit den dnrch Kaiser Joseph II. bewirkten Sprengungen, nnd namentlich durch die Arbeiten in den Jahren 1845, und 1853 ist hier jede Gefahr beseitigt, wic eine Tafel au der Felswand des linken Ufers meldet. Die beim Strudel zusammengepreßten Gewässer empfangen in der Schlucht cine solche Richtung, daß ihre Hanptmasse gerade auf den Hansstcm, cineu hohen Felsblock mit den Trümmern eines Thnrmcs, znströmt. Sie prallt hier an nnd wird zurückgeworfen, wodurch sich der sogenannte Wirbel bildet, der früher wegen der wirbelnden Bewegung des Wassers gleichfalls den Schiffern sehr gefährlich war, jetzt aber in Folge von Sprcnguugen uur eine starke Stromschnellc ist, über die das Fahrzeug rasch dahin schießt. Ill wenigen Minnten ist die Strecke dnrch Strndel und Wirbel gefahrlos zurückgelegt, dic vormals nur mit banger Bcsorgniß passirt wnrde. Eine Schilderung Arndt's vom Jahre 1797, der auf seiner Ncisc dnrch Dentschland anch die österreichische Donan bcfuhr, stellt die Vergangenheit der Gegenwart gegenüber lebhaft vor Augen. „Man merkt es an Allem," erzählte er, „daß der Strudel nahe ist. Mehrcrc beten Mld faltcu die Hnndc, und der alte helfende nnd führende Pilot hält seine Hand gegen die Brnst nnd bekreuzt sich'V Ich habc den gan;en Vormittag gebetet nnd die brausenden Wasser schießen mit meinen Empfindungen vorwärts. Das Boot tanzt anf den Wellen, die Schiffer rüsten sich znr Arbeit. Man fährt auf den, Strndel, ehe ich es merke, daß überall ein Strudel da ist, und bald ist man auch über den Wirbel hin, ohne daß jemand hier etwas Schlimmes nnd Gefährliches geahndet hätte. Dennoch hat man Beispiele, daß von diesen Schiffen dnrch Unvorsichtigkeit und Zufall verunglückt uud von dem Wirbel an die zackigen Felsen geworfen sind, nm nie wieder die Donan zu befahren. Doch wic dem auch sei, für einen halben Scehnno, wic ich bin, hat so ein Donanstrndel nicht viel Großes und Merkwürdiges, aber die Natur hat es desto mehr, uud man nMilc, nm ihre Herrlichkeit ') Noch m den Fünfziger Jahren bekreuzten sich und beteten dir Schiffslcutc der Ruder schiffe regelmiißig, bevor sis in deu Strudel nnfuhrcn, Dk(< nmg vielleicht noch htnte geschehen Charakterbilder. 287 noch mehr zu heben, Strudel nnd Wirbel noch etwas furchtbarer wünsche»!. Kaun« warm wir ans dem Wirde! herausgetanzt, so kam ein Mönchlein ans dein nächsten Dorfe mit St. Nikolaus dcni Scepatron, lind bat um eine kleine Sleucr für den Heilten nnd seine Officiantcu, und erhielt lwn jedernmnniglich nach Stand und Wurden. Auch unsere Schiffsleutc ließen einen Teller rundgehen, mn etwas zur Erquickung zu haben nach überstandener Arbeit und Gefahr." Beide Ufer des Dnrchbruchthalcs bis Krcnls bicteu noch viele interessante Punkte, ^inks fällt der Blick in eine Seitenfchlucht, wo die Häuser des Fleckens Sarblingstein wie Schwalbennester an deu Wänden hängen. Die hier nach Süden, bald hierauf nach Südosten biegende Donau bespült links deu Fuß cines Felsens, auf dem das kaiserliche Schluß Pcrscnbeng thront. Au der rechtsliegenden Ips mit dein großen Irrenhause uud dem Wiener Bnrgcrvcrsorguugshause vorüber beschreibt der Strom einen großen Bogen uili ciuc links vortretende Halbinsel. Ist diese Passirt, fo erblickt mau liber dem ansehnlichen Marktflecken Mahrbach die ansehnliche, auf hohem Bergcsrücken liegende Wallfahrtskirche Maria Taferl, die alljährlich von 100.000 frommen Pilgern besucht wird. In kurzer Frist eilt das Schiff an dein geschichtsbernhmten Groß-Pöchlarn vorüber, das schon zur Nömerzeit bestand und der Sage nach der Wohnsitz Nüdigcr's von Pechlarn war, des im Ribelungen-liedc gefeierten Helden, des „vielgetreucn Dogen". Nachdem das Flußthal sich erweitert hat, bietet sich dem Blicke des Reisenden die malerische, zinnengckrönte Burg Wciteueck mit zwei hohen Thürmen dar. Ihr fast gegenüber, nur eine kurze Strecke stromabwärts, gewahrt man das prächtige, mehr einem großen Palast als einem Kloster ähnliche Gebäude der Brncdicliuer-Abtci Melk, mit laugen, fcnsterrcichen Fronten auf einen: Granitrückcn thronend, der das äußerste Porgebirgc eines von deu Alpen auslaufenden Gcbirgsarmes ist und mit geschmückten Abhängen gegen dir Donau hin abfällt. Auf jeder Seite des Hügels zieht fich ein Fluß herau — oberhalb die Melk, unterhalb die Bielach — uud schüttet seiu Wasser in die Donau, und ihre Thäler legen sich wiesen- lind äckerrcich der sie beherrschenden Abtei zn Füßen. Die Donau ist hier im Erzherzogthumc Riederostcrrrich mehr als soust in irgend ciuem Theile ihres Kaufes die Hauptlebcnsadcr des umliegenden Bandes, von dein alle Ncbeuadern ausgingen, das Hauptrückgrat, au den: sich das ganze Gerippe des Bandes ansetzte. Hier liegen die reichsten Stifte, welche die Thäler hinanfwärts bcbautcu uud beherrschten, — hier liegen auch die erstcu deutschen Kolonien, welche die Seitenthäler dann weiter besamten, — hier liegcu die Hauptschlösscr, die der Feind zuerst erstürmen mußte, weun er das Uebrigc bcwältigeu wollte, — hier licgm die kleinen Handelshäfen, welche die Bergbewohner des Innern von jeher mit der Wclt in Berührung setzten. Hier liegen aber auch die festen Burgen, von denen aus die Tataren, Hnncn, Ungarn nnd Türken, sich seitwärts verbreitend, das ^and verwüsteten, oder in denen viele Raubritter hausten, die Plagcr und Zwingherren der Bauern lind Kanfleutc weit uud breit. Da licgcu die Kalkfclseu der Teufcls-mauer unterhalb Melk, welche der Volkssagc nach der Böse baute, um damit den Fluß zu sperren, uud iu ihrer Nähe sieht man die Schlösser Schönbühel uud Aggstcin, bei denen, der Geschichte nach, dcu Raubritter» das wirklich gelaug, was der Teufel selber nur vergebens versuchte. Der Ritter Schrcckenwnld zog hier iu oicscr wilden Gegeud eiue Kette über die Douau uud plünderte und brandschatzte die boriibcrgchcnden Schiffe. Anf diesem Schlosse hatte der genannte Ritter sein Rosen-gärtleiu, wie er einen tiefen Abgrund nannte, in welchen er durch eine eiserne Thür die gefangenen Reisenden über Felsen hinabstürzte. Endlich liegen hier anch nntcrhalb Melk die Ruinen Dürrcnstcins oder Tyrnsteius, wo König Richard ^öwenherz von England einst gefangeu saß. Wohl das schönste Schloß an den Donau-Ufern, erhebt ks sich auf einer Bergspitze, aber mit zwei langen, thurmgcschmückten Maltern greift es herunter zum Strome und umschließt das uuter ihm liegende Städtchen gleichen 288 ' Gebiet des schwarzen Mecreö. Namens. Dic altc Burg liegt zertrümmert mit ihren Thürmen in cincin schönen Amphitheater, und die Felsen bilden bis zum untern Schlosse ci»c starke U>n-schauznug auf beiden Seiten, und decken mit grauen, sonncuvergoldclcu Spitzen seinen Rücken. Hinter Dnrrenstciu, wenn man um dic Ecke nach Mäulern zu hcrinllionlnlt, entfaltet sich das letzte schaue Bild alls der Donaufahrt vor Wicll. Zur Rechten und Viukcn dcs Stroms liegen dic tlciucn, freundlichen Städte Stein, Mauern und Krcms, lantcr alte nnd in» Nibelungenliede bereits besungene Orte. Von Stcin nach Mautcrn zieht eine feit 1^>3 bestehende Holzbrücke, auf der ganzen Strecke von Vinz her der erste Brückeuwcg. Stein nnd Krelns erscheinen wie ciu einziger lang sich hinstreckender Ort. Im Hintergründe sieht man die Prachtgcbäudc dcs dritten großen Donaustiftcs Guttwcih auf einem 700 Fuß hohen Berge hervorragen. Das Ganze bietet ein reizendes Bild. Unterhalb dieser Strecke verflacht sich zuerst das liute, dann auch das rechte Ufer und der wieder ein Inselmccr bildende Strom fließt in weiter Ebene dahin. Erst nachdem Tuln, eine der ältesten Donaustädtc, hinter welcher die Franz-Ioscfs-Bahn auf massiver Holzbrückc die Donau überschreitet, passirt ist, wird die Umgebung des Flusses wieder anziehender, je mehr man sich dem Wiener-Walde nähert. Auf hohem Felsen thront Schloß Greifcnstcin, von wo an die cbcngcnanutc Bahn dicht am rechten Donau Ufer hinführt. In einen: Bogen umzieht der Strom das Nord-eudc dcs Wicucr-Waldcs, dcfscu bewaldete Hänge einen angenehmen Blick gewähren; fein letter Vorposten, dcr ^ahlenbcrg, hat das reiche Augustiner-Ehorhcrrcnstift Mostcrncubuvg zu Füßen, gegenüber liegt der Bisambcrg. Oberhalb Nußdorf umstießt die Donau in drei Armen waldreiche Inseln, über deren Grün in der Ferne der schlanke Stcfansthurm, das Wahrzeichen Wiens, zum Himmel emporragt. In wenigen NNnutcu hat das Dampfboot das Ufer bei Nußdorf erreicht und wir besteigen nun ein kleineres Schiff, das uns durch den rechts abzweigenden Douau Eanal rasch mitten in das Herz Wiens, in das bunte ^cbcn und Treiben dieser Donau-Großstadt bringt. (Mch I. G. Kohl und A. dmrbcllet.) 2. Der Babalai an der Klissura. Erwartungsvoll nähert sich der Reisende ans der Donall jcncr imposanten Gebirgskette, welche die ausgedehnten Ebenen dcs Banats südöstlich begrenzt, und gegen die ermüdende Einformiglcit des Flachlandes dein Wanderer wieder reichen Wechsel der Umgebung, mannigfaltige nnd großartige Natnrsccuen darbietet. Dcn haus gegen Osten verfolgend eilt die Donan nach dicscu Gebirgen, deren Abdachung weit ill dic Ebene hervortritt, nnd den mächtigen Strom mit einem Gürtel lachender Hügel empfängt. Bald sind bcidc Ufer von Anhöhen eingeschlossen, eine Krümmung des Flusses entrückt allmählich die Änssicht nach den zurückgelegten einsamen Niederungen, nnd vor dcn Schiffenden rollt sich ein Gcmäldc ans, das gleichsam dic Eröffnung dcs romautischm Füllhorns bildet, welches von hier alls bis jenseits des Eisernen Thores dcn Silberspicgel der Donau umschlingt. Ringsum ansteigende, immer höhere Bergrücken dehnen ihre gigantischen Arme um ein weites üppiges Thal, in dessen Mitte die Donan in stolzer Gruße sich ausbreitet. Ernste duntlc Gebirgswändc umhüllen dcn Hintergrund, und dcr mächtigen Wasserstraße schciul hier jeder Abzug verschlossen. Im tiefsten Puultc dieses Thales, wo der Sirom in die Engpässe dcr Klissma tritt, taucht die Fclsengruppc dcs Babatai aus den Charakterbilder. IßO Fluthen, und kühn an Klippen aufgcthürmt blickt die Ruinc von Golumbacz auf diesc nieder. Noch vor dem Eingänge dieser Fclsenpfortc in einer Breite von sechshundert Klaftern dahinziehend, wird am Babakai die Donau in Gebirgsschluchten eingeengt, welche an einigen Stellen ihre Bahn anf achtzig Klafter beschränken. Schroff aus der Mitte des Strombettes erhebt sich die drohende Klippenspitzc, welche diesem Engpässe ihren Namen gibt. Ein vorspringender Fclscnrückcn am rechten (serbischen) Ufer der Donau, uon steilen Gebirgswändcn überschattet, trägt die Thürme nnd Ringmauern der verödeten Neste Oolmnbacz. Drei viereckige Thürme stehen auf dem scharfen und höchsten Rande des Fclsrückcns, drei auf der Hälfte des westlichen Abhanges, nnd drei senken ihre Grundmauern in die Tiefe des Strombettes. Dicfc nenn Thürme dnrch Ningmanern unter sich verbunden bilden ein weitläufiges und großartiges Bcfcstigungswert, welches einst als sicherer Waffenplatz die Umgebungcu dicfcs Engpasses beherrschte. Auch an dem linken ungarischen^ Ufer der Donau, den Thürmen von Golmnbacz gegenüber, zeigen fich Ruinen einer Citadelle, die jedoch nur uou geringem Umfange nnd fast gänzlich zerstört sind. Der eigenthümliche Charakter dieser Gegend, ihre reiche und malerische Scenerie fesselt das Auge des Beobachters und ruft mit dem Zauber der Gegenwart ernste Bilder der Vergangenheit in die Seele. Geschichtliche Erinnerungen stürmifchcr und vielbcwegtcr Zeiten verleihen hier jedem Gegenstände eine höhere Bedeutung. Noch tragen diese Felsen, durch welche die Donau gewaltsam ihren Lauf erzwingt, Spuren der mächtigen Nömcrherrschaft, die gegen den Andrang wilder und kampfdürstcndcr Völker des Ostens hier die Bollwerke ihres Reiches errichtet hatte. Inschriften und Reste römischer Bauwerte bezeichnen noch in diesen Gebirgen die Standquartiere der Legionen, sowie Trajan's Hecrcszügc nach Dacicn, welche die Grenzen des römischen Gebietes auch über das linke Ufer der Donau ausdehnten. Aus alten -Punkten des Reiches sammelte Trajan nach der Eroberung Dacicns Kolonisten in diesc Gegenden, um das Land zu bevölkern und dein Ackerbau arbeitende Hände zu geben. West- und Ostgothcn, Gcpidcn und Sandalen überzogen später in Kampf und Zerstörung dicfc Thäler, wieder durch Langobarden, Avarcn nnd Tataren aus dem flüchtigen Besitze verdrängt. Völker Asiens und Europas wechselten hier die eisernen Würfel des Krieges, und bis auf die ucucste Zeit blieb diese Gegend der blutige Schaltplatz der Waffen. Golumbacz, türkisch Gögcroschinlik, d. i. Taubenschlag, genannt, läßt seinen römischen Ursprung nicht bezweifeln, obfchon auch spätere, sehr verschiedene Zeiten an den Mauern dieser Veste gebaut haben mögen. Bald nach Besitznahme "des Landes dnrch die Ungarn erscheint Golumbacz mit Semcudria und Belgrad nnter Obhnt der Grafen von Kcvm (Kubin). Doch schon im Jahre 1391 fiel es znm ersten Male in die Hände der Türken, nnd bald daranf von den Ungarn zurückerobert, wurde es uuter skönig Sigismnnd's Regicrnng 1^>» zum zweiten Male osmanisch. Fortan bot es der Allsdehnung türkischer Eroberungen an beiden Ufern oer Donau wesentliche Erleichterung, indem von hier alts die weiteren Strcifzüge entsendet und die später unternommenen Belagerungen von Scmendria nnd Belgrad unterstützt werden tonnten. Ueber 9s>0 Jahre blieben die Türken im Besitze dieser Festung, bis sie nach der Wiedcrcroberung Belgrads durch den Kurfürsten Mar Emanncl von Bayern 1688 auch uon Golumbacz abzogen und diese alten, Verfall drohenden Mauern verödet zurückließen. Die Stromstrcckc, welche von Golmnbacz und den Felsenufern des Babakai bis jenseits des Eisernen Thores in einer vierzehn Meilen langen vielfach geschlnngcnen ^inie durch das Gebirge sich hinzieht, hier fortlaufend die Grenze zwischen Ungarn und Serbien bildet, unterhalb Orsova aber die österreichisch-ungarischen Länder verläßt, und gänzlich in das türkische Gebiet sich hinüber wendet, darf den merkwürdigsten Natursccnen nnseres Welttheils beigezählt werden. Nicht die romantische Umlauft, llsterr. unn. Monarchie. 18 290 G«bict des schwarzen Meeres. Wildmß mit ihren schattenreichen Thalgründcu nnd dunklen Schluchten, von Quellen und kleinen Wasscrslürzeu durchrauscht, nicht der Schmuck der Wälder zwischen Fclsenklüftcn und majestätischen Bergknftpcn mag dieser Strecke Vorzüge geben inl Vergleiche mit anderen Gegenden europäischer Gebirgsliindcr, doch wird der Kampf des mächtigen Stromes dnrch diese Engpässe und gegen die sein Bett durchziehenden Klippen und Felsenriffe wenig ähnliche Erscheinungen darbieten. Die Engpässe und Fclsklippeu hemmen und stauen bald den Lauf des Stromes, bald stürzt sich dieser mit reißender Schnelligkeit über mächtige Sleinlagcr hin, breitet seine Wogen in offene, weite Thalgrnndc aus, dic allmählich wieder enger und enger zusammentreten, bis sie aufs neue seine Bahn durchdümmrn. Die natürlichen Hindernisse nnd Gefahren dieser Stromstrcckc, verbünden mit den langen Unnchen der Türkcnkriege hielten durch Jahrhunderte die Schisffahrt der Donau an dieser Felscnpfortc gleichsam abgeschlossen. Uuscrcm Zeitalter blieb es vorbehalten, durch diese Wildmß dem Hauocl und der Industrie die große Wasserstraße nach dem Osten zu eröffnen. Im Jahre 1834 passirte das erste Dampfboot die Engpässe der Klissura, nnd hentc beleben durch dic regelmäßigen Verbindungen der Dampfschifffahrt Reisende uud Waareuzüge diese Gegend; iu kurzer Frist werden auch Schirnmstränge dies Grenzgebiet zwischen der mittlern und untern Donau durchschneiden uud den Verkehr der Donauländer noch erhöhen. Die wasserreichen und romantischen Umgebungen uon Golumbacz, so anziehend sie auch dein Vornbcrrciseuden erscheinen, sind übrigens die Heimat einer furchtbaren Landcsplage, der sogenannten Golumbaczer Mücken, welche in deu Monaten April, Mai und Juni woltenähnlich die Atmosphäre erfüllen und durch ihre Annäherung Thiere und Menschen in die ängstlichste Bewegung versetzen. Die Herden verlassen ihre Weideplätze, der Landmann sucht vom Acker das Zugvieh in den sichern Stall zu retten, und das soust so rege ?eben nnd jede Thätigkeit im freien Felde ist unterbrochen. Das Vieh, welches durch diese Mückenschwärmc überfallen wird, bleibt gewöhnlich das Opfer dcrfclbcn. Sobald im Frühlinge schone und laue Tage cin^ treten, pflegen sie in zahlloser Menge gleichsam wie ein dichter Nauch aus den Klüften und Fclscnhöhlungen um Golumbacz, in denen sie sich bei kühlem, regnerischem Wetter vorzüglich verborgen halteu, hervorzubrechen, woraus die Volkssagc entstanden ist, daß in diesen Hohlen die Mücke ihren Ursprung nähme. In der größten dieser Höhlungen, welche nahe unter Golumbacz am linken Ufer der Donan vom Strome aus gesehen wird, soll, wie diese Sage erzählt, der durch den heiligen Gcorg gctödtctc Drache begraben liegen, und aus dessen Nachen diese schädlichen Inscctcn entstanden sein. Es wurden wiederholt Versuche angestellt, diese und andere Höhlen des Gebirges zu vcrmaucru, ohne jedoch das Erscheinen der Mücken hindern oder auch nur ihre Schwärme vermindern zu köuncu, da weder das Gebirge, noch die Waldungen, sondern die Gewässer um Golumbacz die Gcburtsstätte dieser Mücken sind. Jeder Standpunkt am Eingänge des Engpasses, dcn die Ruinen von Golum-bacz und die Fclsengruppe des Äabakai beherrschen, bietet eine überraschende Aussicht stroiiiaufwätts in das reizende Donallthal, welches in weiten: Umkreise au der serbischen Seite die Ortschaften Golnmbacz, eine Stunde oberhalb der Ruinen, ferner Uszia, Vt'ncze, Turkisch-Poseöena und GraoiStye, an der ungarischen Seite die Ortschaften AltMoldova, Macsevics, Serbisch-Poseöena, Szaszka und Bclobrcska umschließt. (Nach F. S. Ehriöniar.) Der Dniester. 291 2. Der Dnjester. Das Gebiet des Dnjester. Der Du jester »der Dujestr lim Alterthume I^ra«, später Danu^ri^) gehört zu den wichtigsten Flüssen der Monarchie und ist der Hauptfluß Ostgalizicns, wie es die Weichsel für Westgalizicn ist. Da er, nm Nordabhangc der Karpathen entspringend, fast ganz auf der uralisch-tarpathischcu ^andhühe verläuft, zeigt er alle Eigmschaftcn eines Plateaustt'omes.- ein anfänglich flaches, dann sich immer tiefer einschucidcndcs Bett und Mangel an bedeutende« Nebenflüssen. Seine Duelle liegt im karpathischcu Waldgebirge auf galizischcul Äodeu bei dem Dorfe Dnjcstrzyk-Dubowy im Samborcr Berwaltungsgcbietc. Von, llrsprlingc bis Sambor bildet er ciu kurzes breites Oncrthal der Waldtarpathcu, das anfangs uördlich, dann nordöstlich streicht. Uuterhall, Sauibor wendet er sich nach Sndostcu lind behält diese Nichtnng bis zn seiucin Austritte ans der Monarchie bei. ^m Vereine nnt seinen ^nflüssen Slrwicza und Äistrica bildet er Mischen Sambor und der Stry-Müuduug große, noch ungebändigte Sümpfe, iin weiteren Verlaufe durchbricht er zwischen Steilufern und mitunter dichtbewaldetcn Höhen sich windend die ostgalizischen Sandsteinlagcr und geht, nachdem er auf kurzer Strecke Galizicu Men die Bnkowiua, dann gegen Bcssarnbien bcgrcuzt hat, bei der Stadt (5hotim in einer Höhe von ^78 F. «M Mtr.) gau'^ uach Rußland über. >^r mündet bei Akjmnau^in das schwarze Meer. Bon seinem ! Ml. laugen Laufe gehören »2 Ml. Oesterreich au, uou dcu Il7l) ^>Ml. seines schmalen und eingeengten Stromgebietes über tW0 üMl. Die Breite beträgt in Oesterreich nicht über einige U)0 Fuß, die Tiefe t,iun der Alten) entspringt am Südfuße der Inlischen Alpen, 25l 2 P. ss. ^8l der Alten). In dem Oberläufe führt er den Namen Neta oder Necca, bereu Quelle im eigentlichen Karste sich befindet. Nach nordwestlichem Laufe fällt die Neka unweit Trcbiö in eine Höhle, die sie 5» Meilen (.'!7 Kil.) weiter unterhalb wieder verläßt und nun als Timauo bei S. Giovanni di Dnino, nord' nordwestlich von Trieft, in drei Armen mündet. 7. Der schiffbare Quicto (4 Ml. lang) gehört mit seinem gan;en ^aufe der istrischcn Halbinsel an. Sein spaltcnartia.es Thal ist westwärts gerichtet und endet bei Cittanuova. ') Vgl. Karl Frhr. v, Ezoernig: „Das Land (Äörz und Orndiöw." 296 Gebiet der Nordsee. 5-l. Durch eine ähnliche, südlich streichende Spalte geht dic gleichfalls schiffbare Arfa (8 Ml. lang), welche untcr dem Nauien Arsia i»n späteren Alterthum die Ostgrenze Italiens bildete, zum adriatischm Meere. 9. Ein unbedeutendes Küstcnflüßchen im kroatischen Karstlande ist die Reöina, welche als Fiumara nrs Meer fällt. 10. Die Zcrmanja oder Zcrmagna entspringt im kroatischen Karstgcbictc !M der Lita), gelangt in südlichem Laufe bald nach Dalmatien, dessen Norden sie in nordwestlicher nnd westlicher Nichtnng durchfließt, und mündet (7 V, Ml. lang) bei Novigrad. Sie ist schiffbar. N. Die Krka oder Kcrta kommt voin Dinara herab, hat sich in den Karst-bodcn tief cingcschmttcn, niiumt links die kleine t.'ikola anf, und bildet auf ihrem Laufe über Tcrrcnnstufcn fünf Wasserfalle, worunter der bei Seardona durch seine Breite der bedeutendste ist (vgl. S. 124). Ihre Länge beträgt 7 V., Meilen, ihre Mündung findet in den Canal von Scbeniw statt. 12. Die < etina oder Ccttina konunt aus einem Thalschlnnde des M. Dinara und stießt die größte Stn'cke ihres 1'! Vll. langen Laufes südostwärts. Dort, wo sie fich Plötzlich nach West wendet, stürzt sie in einen Schlund von 308 P. F. (100 Mtr.) Tiefe, den sie in einem zweiten Falle verläßt. Sie mündet bei Almissa. 1'l. Die Narenta, Dalmatiens Hanfttfluß, konunt vom Ingliava-Ocbirge in der Herzegowina nnd gehört nur mit ihrem sumpfigen Mündungs-Delta, das nun trocken gelegt werden soll, der Monarchie an. In 9 Armen ergießt sie sich in den Canalc di Narenta. Sie erreicht in Dalmaticn eine Breite von 400 Fuß und kann bei ihrer Tiefe von 15 bis 20 F. selbst mit Seeschiffen von 150 Tonnen Last befahren werden. ('. Hebiet der Koröjee. 1. Dcr Rhein. Das Rheingebiet in Oesterreich. Der mächtige Rheinstrom, einer der bedeu« tcndstm Wasscrlüufc »Hnropas und dcr Hauptstrom Deutschlands, der in mancher Hinsicht mit dcr Donall wetteifern kann, üi vielen Stücken sie übertrifft, ist, soweit unser Vaterland an ihn: Antheil hat, noch ein wilder, gefährlicher Ocbirgsfluß, der hier nicht einmal noch den obersten Theil seines Lanfcs zurückgelegt. Dcr Rhein (lat. Mienu«) entsteht im Schweizer Canton Graubünden aus drei Qucllflüsscn an und nahe dem St. Ootthard, ans dem Vordcrrhein (vom Krispalt), dem Mittclrhein i vom Lukmamer) und dem Hinterrhcin (vom Rhemwald-glctscher). Die beiden ersteren vereinigen sich bei Dissentis, dcr dritte fließt bei Neichcnau mit ihrem Wasser znsammcn. Bei Chur ändert der Rhein die bisherige nordöstliche in die nördliche Nichtnng, welche er, abgesehen von zahlreichen Windungen, im Allgemeinen bis zu seinem Einflüsse in den Vodcnsec bcibchält, den er bei Nheineck betritt und bei Stein wieder verläßt. In dem Qucrthalc vou Chur bis Nheincck bildet er von dem etwas abseits gelegeneu Sargaus an die Grenze zwischen dcr Schweiz (linkes Ufer) einerseits und dem Fürstenthum Liechtenstein und Vorarlberg «rechtes Ufer) anderseits. Hier befindet sich die knrzc Strecke des österreichischen Laufes. Oberhalb dcr Ill-Mündung, wo ein kleiner Bach die Grenze bildet, tritt das rechte Rhcinufer von Äcchtmstein nach Vorarlberg über und bildet auf einer Die Elbe. 297 Länge von 5'/2 Meilen (41 Kilom.) die westlichste Neichsgrenzc. Wie kurz ist diese Strecke im Vergleich zur gcsammten Stromentwickclnng des Rheins, die 175 Meilen beträgt. Von den 4030 geogr. ^Ml. feines Stromgebietes entfallen nur 42 ^Ml. auf Oesterreich. Während links die hier dem Flnssc nahen Manier und Appenzcller Alften nicht die Gestaltung größerer Wasscrlüufc gestatten, kommt den: Nhcine »on rechts her im Vorarlbcrgcr Lande die bedeutende III zu. Sie entspringt in den Siluretta-Alften, 45>I0 F. über dem Niveau des Bodcnsecs, dnrchschncidet zunächst das menschenleere Ochseuthal, welches weiter unten deu Namen Montafon erhält, nnd wird von rechts her durch die Zuflüsse des Mosten und Walserthales verstärkt. Vor Zeiten hat die III nicht in den Rhein, sondern iu den Bodensce gemündet, der bis an den Gcbirgsgürtel von Sargans fluthcte. Viittclbar, nämlich durch dcu Äodcnfec, empfängt dcr Rhein die in den ersteren sich ergießende Brcgcnzer Ache, welche alle Abflüsse des Bregcnzcr Waldes sammelt, mit Ausnahme jener wenigen Äächc, die zur Illcr ^Donau) abrinnen. Die Geschiebe dcr Grauvünoner Alpen, welche dcr reißende, junge Strom mitbringt, haben den Rhcmspitz erzeugt und rücken die Mündung immer weiter gegen Norden vor.- Dämme nnd Eorrcetioncn sollen nuu den bedeutenden Verheerungen des obersten Rheines abhelfen. 2. Die Elbe. (Allgemeiner Charakter der Elbe. Uebersicht des gesanuntm Elbegebietes. Die Elbe in Oesterreich. Nebenflüsse dcr Elbe »11 Oesterreich. Charakterbild: Landschaften an der böhmischen Elbe.) Allgemeiner Charakter der Glbe. Unter den Flüssen Norddeutschlands gebührt unstreitig der Elbe der erste Rang. Am höchsten Gipfel des deutschen Mittelgebirges entspringend bildet ihr nach Nordwestcn gerichteter Lauf eine ungemein wichtige Verbindungslinie zwischen dem Osten und den» Nordwestcn Mitteleuropas, eine Straße aus dem Binuenlandc zur Nordsee, welche durch ihre bequeme Verbindung mit dem offenen Weltmeere dem Elblaufe eine andere Bedeutung verleiht als der Donau. Die an der Mündnng schon früh aufgeblühte Hansestadt Hamburg verdankt dem Elbstrome ihre ganze Existenz. Nur dcr Oberlauf dcr Elbe durch das vom Rieseugebirge, Erzgebirge, Böhmer-Walde und dcr Donau-Wasserscheide gegen Mähren eingeschlossene böhmische Becken ist deutlich abgegrenzt und bildete in Folge dieser natürlichen Umwallnngcn seit jeher ein Ganzes, wenn anch nicht in nationaler so doch in politischer Hinsicht. Sobald jedoch die Elbe aus den Vorhöhen des Lansitzer Bcrglandes und des Erzgebirges hinaustritt in die Ebene, besitzt sie keine so entschieden ausgeprägten Grenzen ihres Stromgebietes, um ihre Anwohner gegen das Andringen dcr Nachbarn zu schützen, und soweit geschichtliche Kuude zurückreicht, ist niemals die Grenze eines Volksstammes mit der Wasserscheide der Elbe zusammengefallen. Selbst im böhmischen Kessel ist dcr einheitliche Volkscharatter in die Nationalitäten dcr Ezcchen und dcr Deutscheu gespalten. Nud welche Wandlnngcu haben die Grenzen ober- und niedersächsisch er ^auoe im Laufe der Zcilcu durchmachen müssen! Trotzdem bildet aber die Elbe mit ihrem Gebiete dennoch cin selbstständiges, charakteristisches Ganze. Die weit verzweigten Wasseradern der Zu- und Nebenflüsse weisen alle ans eine und dieselbe Hanptpulsader; die Flüsse vereinigen, während 298 ' Gebiet der Nordsee. Berge trennen. Dic vier Hauptzllflüsse der Elbe, die Moldau und Saale auf der einen, die Elster und Havel auf der andern Seite, halten sich in regelmäßigem Wechsel ihrer Mündung fast das Gleichgewicht. Doch liefern die westlichen Nebenflüsse mehr Wasscrtribut als die östlichen, da sie einen schnellern !^auf haben und auf ihrer Seite sich größere Erhebungen befinden. Die Nebenflüsse von Osten sind daher die Venen mit dem trägeren Blute, die von Westen dagegen sind die Arterien mit dem rascheren Blute. Fassen wir den Einfluß der Elbe auf den Charakter ihrer Anwohner in's Auge, so wollen wir uns auf das speciellere Elbgebict, auf das Elbthal in der engern Bedeutung des Wortes beschränken, wo der große, mächtige Fluß seine unmittelbare Anziehungskraft ausübt und der Mensch seine Wogen sieht uud rauschen hört, wo er oder mindestens sein Acker ans diesem Kelche trinkt. Hier ist dic Mcnschcnnatur zunächst ini Allgemeinen eine Fluß^ oder Wasscruatnr. Wer täglich das Perpetuum mobile eines großen Wassers, also dak Bild der Unruhe, der eilenden Zeit vor Augen hat, wer immer auf der schwankenden Wellenlinie zwischen ^and und Nasser steht, der muß in seiner geistigen Natur sich unterscheiden von dem, welcher den Anblick starrer Felsen und gewaltiger Bcrgmasscu -hat und den breiten Wasscrlauf des Stromes nur vum Hörensagen kennt. Daher anch au der Elbe ein volubler, beweglicher, für Neucrungcu empfänglicher Volkscharaktcr, wobei selbstverständlich diejcuigcu Striche ausznnchmcn sind, wo die Elbe entweder noch zn ohnmächtig, d. h. ein Bach ist, oder bereits den Scecharaktcr angenommen hat. Ein Fluß ist das Bild, darum das Vorbild der Arbeit: die Elbanwohucr sind fleißige, thätige Leute. Zwar ist die Alissaat ihrer Arbeit vielfach der Einsatz in eine Lotterie, aber auf der andern Scito auch wiederum eine sichere Quelle des Wohlstandes, und wo dieser waltet, da findet sich ein gewisser Gcldftolz ein, sofern er nicht durch die Macht einer hohcrn geistigen Bildung ncutralisirt wird. Gilt das Vorhergehende im Allgemeinen von den Elbanwohncrn und im Besonderen von der ländlichen Bevölkerung, ohne daß man von dieser eine hervorstechende Eigenthümlichkeit aussagen kann, so nehmen dagegen die Städte mehr eine charakteristische Farbe, die Elbfarbe, an. Böhmen besitzt an der Elbe nur kleinere Wohnorte; die eigentlichen Elbstädte beginnen erst mit Dresden, der anmuthigen, sächsisch-gemüthlichen Hauptstadt des kleinen Elbkönigreichcs, welche den Fluß, das Thal und die Höhen iu Eins zusammenfaßt und daher eine Blüthe der schönen Künste beförderte. Kann Meißen als eine Vorstadt von Dresden betrachtet werden, so beginnt mit Torgau ein mehr exclusivcr Wasscrcharakter; hier nimmt die Elbe zum crstcu Male die Fassung des straffen preußischen Geistes an. Wittenberg, die Wiege der dcntschen Reformation, hat diefc in den ersten Jahrzehnten zu Berg und zu Thal bis an ihre beiden Endpunkte getragen, so daß selbst Böhmen protestantisch ward. Allein der Protestautismus an der Elbe hat nicht die Energie gehabt, in Böhmen die Zurückführung in die katholische Kirche, iu Sachsen dic Bekehrung des Fürstenhauses zu derselben zu hiudcrn. In Hamburg geht der Elbcharakter in den Seccharaktcr, der specielle dcntschc Geist in eine Art von Kosmopolitismus über. Dagegen hält sich Magdeburg weit genug vom Meere entfernt, um sich eben recht eigentlich uud fest an die vorüberziehende Freundin zu halten. Außer der Elbe dominirt hier keine charakteristische »nid einflußreiche Naturmacht, da anch das Gebirge zu weit entfernt ist, uud daher gilt Magdeburg mit ihrem einseitigen Protcstau-tismns und ihrem Materialismus des Handels und somit des' Geldes als die eigentliche Elbstadt.') Für uns Oestcrrcichcr hat wohl die Verknüpfung des böhmischen Elbgcbictcs nnt dem deutschen vor Allen: die Bcdcutuug, daß hicdurch die endliche Gcrmauisirung ') Vgl. A. W. Grube. Die Elbe. 299 der von Dmtschcn rings eingeschlossenen Czechcn wird erleichtert werden, welche die gegenwärtig noch bestehenden Gegensätze Mischen dem Norden und Süden dcr westlichen Kronländer beseitigen wird. Uebersicht des gcsammtcn Clbgcbictcs. Die Elbe (mundartlich Albe, lat. ^.Idi«, bdhm. I.3,d«), deren Stromgebiet ganz Vöhuicn mit Ausnahme einiger höchst unbedeutender Districtc angehört, entsteht nus zahlreichen Qucllbächcn auf dcr Höhe des Nicscngcbirges unweit der Schncekoppc und tritt, ursprünglich südwärts gerichtet, bei Hohcnelbc aus dem Gebirge. In südöstlichem und südlichem ^aufe erreicht sic Pardubic, wendet sich nun nach West ibis Brandeis), dann nach Nordwcst, durchbricht das böhmische Mittelgebirge und gelangt nnterhalb Tctschcn (bis wohin der Oberlanf reicht) in das romantische Durchbruchsthal im Elbcsandsteingcbirgc, die böhmisch^sächsischc Schweiz, welche erst bei Pirna in Sachsen cndct. Hierauf durchstießt sie den weiten, fruchtbaren lind anmuthigm Thalkcsscl Dresdens, welcher sich bei Meißen schließt, so daß ihre Ufer hier wieder felsig werden. Unterhalb Meißen treten die das Elbthal nmsanmcnden Gebirge weiter zurück uud dcr Strom geht unterhalb Niesa's in die Tiefebene über. Bis vor Wittenberg ist die Nichtuug dcr Elbe eine nordwestliche; hier aber kehrt sie nach West, nimmt links die Mulde und nun nordwärts gewandt die Saale auf. Mit einem nach Westen abweichenden Bogen gelaugt dcr Strom bis Magdeburg, wo sich noch einmal rechts nnd links Berghohen »Misläufcr des Flaming und des Elmwaldcs) nähern und zum letzten Male Felsenriffe im Bette erscheinen. Hier endet der Mittellanf. Ihre Nordrichtung behält die Elbe noch bis zur Einmündung der Havel bei Werben und wendet sich mm zuletzt wieder nordwestlich. Dcr Strom, welcher zahlreiche Serpentinen bildet, umfließt im Norden die Ä'mcburger Heide, theilt sich im Osten von Harburg in die Süder- und Nordcr Elbe, umstießt zahlreiche Werder und Sandbänke nnd mündet bei Curhafcn in die Nordsee. Die Elbe hat eine Mngc von 157 Meilen und ein Stromgebiet von 2020 geogr. lüMcilen. Die Elbqucllc liegt etwa 4300 P. F. über dem Meere; bei Hcrnskrctschen ist der Elbspiegcl aber nur mehr 383 F. hoch, so daß auf dcr obersten, 50 Ml. laugen Strecke das Gefalle 78-8 Fuß pro Meile beträgt. Bei Dresden ist die Elbe noch 333-5 F. hoch, bei Nicsa 280-5 F., bei Wittenberg I94-2 F., bei Magdeburg 128 F., bei Werben s,7'6 F., bei Harbnrg 6 F. Das Gefalle der Elbe ist daher von Hernskrctschcn an sehr geringe und beträgt bei Dresden 8-2, bei Riesa l>-7, bei Wittenberg 7-1, bei Magdeburg 4-7, bei Werben 4-5, bei Harbnrg 1-8 Fuß Pro Meile. Die Breite der Elbe mißt bei Melnik 400 F., bei Torgau '172 F., bei Magdcbnrg 744 F., an dcr Havcl-Münduug 1548 F., bei Blankcnesc V^, unterhalb Brunsbüttcl l Meile. Die Muth steigt 22 Meilen weit in die Elbe hinauf, bis Gccslhachl oberhalb Hamburgs; bei und in Hamburg ist die Fluth '"'V>i F., bei Eurhafcn li'/^, F. hoch. Dcr Nicdcrhafen für große Seeschiffe hat bei der Ebbe 0 bis l8, bei der Fluth 13 bis 22 F. Wasser. Schon bei ^aromör wird der Fluß groß genug, um als Flößbahn zn dienen; die Schiffbarkcit beginnt bei Mclnik, für große Elbkähne (100 bis 110 F. lang, 14 bis 1N'U.> Zuflüsse Cidliua B?rq Tatwr Bistric l. (Kojatow-Gcb.) Iser Iser° u. stiesengeb. itainnitz r. Pölzen Ieschken — Nebeüsiuß Lage dev Quelle Zuflüsse Elster Lausiher Geb. Röder l. Havel Mecklenburg, !l!and' Spree l. rücken Elde Plauer°See — Stör Holstein. Landrücken — Nebenflüsse auf dem linken Ufer. Nebenfluß Lasse der Quelle Zuflüsse Anpa Schnceloppe — Mettau Glccher Verqland — Adler Hohe Mense Moldau Schwarzderg Luschnitzs (Bühmerwald) Sazawa r. Wotawa, Beraun l, Eger Heidelberg Tepel r. (Fichtelgeb.) Nedtnslüß V«l,e d« Quelle ZufMe Viela Erzgebirge — Mulde Erzgebirge aus Freiberg« r. und Zwick-auer Viulde l. entstehend. Saale Fichtelgebirgc Elsterr.,Ilm, Unstrnt, Bode l. Ilmenau Limeburger Heide — Die Bewohner des Elbgebietes sind Deutsche und Slaven; letztere überwiegen noch anf österreichischem Boden, erstere dagegen in Deutschland, wo das slavische Element stromabwärts endlich ganz verschwindet. Die Mnder, welche die Elbe durchstießt, sind außer Böhmen: das Königreich Sachsen, die preußische Promu; Sachsen, Brandenburg, dann Mecklenburg, Holstein, Hamburgs Gebiet, welche letzteren sie gegen das südwestlich liegende Hannover begrenzt; durch die Nebenflüsse gehören auch das nordöstlichste Bayern nno die thüringischen ^aude dem Elbgcbiete an. Oesterreichs Antheil, welcher den ganzen Oberlauf umfaßt, ist 1010 ^Ml. groß, bei einer Fluß-länge uon 50 Meilen, während zu Preußen 75 Ml. gehören. Die Elbe in Oesterreich.') Die Quellen der Elbe liegen auf den höchsten Moorwiesen des Nicscngcbirgcs westwärts uon der Schncctoppe nnd bestehen in zahlreichen Bächen, von denen die stärksten und zugleich höchsten die sogenannte Elbc-qucllc oder der Elbbrnnncn auf der Abwiese ^42l;0P.F.— 1.'l83'8Mtr.) und das Weihwasser am Nordadhangc des Bruimbergcs sind. In südlichem Laufe verläßt die junge (ölbc das Hochgebirge bei Hohcnelbe, behält aber ihre hohen Ufer, nun südöstlich fließend, bis IaromK, bis wohin sie das Gepräge eines Vcrgstromcs besitzt. Hier wendet sie sich nach Süden und hält diefc Richtung bis oberhalb Pardubic ') Vgl. Böhmen, ^cmd nnd Volk. Geschildert von mehreren Fachgelehrten, Die Me. Zyi inne. Von IaromK bis Königgrätz ist ihr rechtes Ufer von waldigen und bebauten Anhöhen eingesäumt; bei Königgrätz senkt sich aber auch ihr rechtes Ufer, die flacheren Anlande werden überschwemmt und machen Ufcrbcmten nöthig. Der Fluß nimmt nun seinen Lauf durch ein fruchtbares, gegen 1 bis Z Meilen breites Thal, welches nur hie und da (bei Kunötic, Wall, Teinic und Kolin) sich einengt. Bei Teimc (Elbctcinitz) ist ein wahrer Engpaß. Schon bei Pardlibic hat der Fluß die westliche Richtung eingeschlagen, fließt von Kolin bis Mmburg nordwestlich, dann wieder bis BrandciS westlich. Indem er an dieser Stelle wieder die Nord-wcstnchtung gewiunt, die er, von einigen bedeutenden Windungen abgesehen, bis Lcitmeritz bcibchält, treten die Höhen nn das rechte Ufer heran, welches sie bis Mclnik begleiten. Hier empfängt die Elbe, nachdem sie sich früher durch die Cidlina und Iser rechts, dieAupa, Met tau und Adler links verstärkt hat, ihren größten Nebenfluß, die Moldau, auf. Weiterhin nähern sich wiederholt Hügclrcihen dem Flußlaufe, bis von Lcitmcritz an das rechte, bald darauf auch das linke Ufer hoch und felsig, und das Thal eng wird; die Elbe durchbricht hier das basaltische Mittelgebirge, nachdem sie sich bei Lobositz in starker Krümmuug nordwärts gewandt. Bei Leitmeritz hat sie die Egcr aufgenommen. An der Äicla-Mündung bei Aussig nähert sich die Elbe dem Erzgebirge und gelangt nun in das Elbchmdstcingcbirge, welches sie in dem berühmten Durchbruchsthalc der böhmisch-sächsischen Schweiz Passirr. Bewaldete Berge engen sie hier ein, so daß für die zahlreichen Ortschaften nur ein schmaler Ufersaum bleibt, den steile Saudstcinwändc einfassen. An einem der schönsten Punkte, auf 90 Fuß hohem Felsen, liegt das Schloß Tetschcn nahe der Einmündung des Pölzenbachcs. Der Ucbertritt aus Böhmen nach Sachsen erfolgt bei dcnl an und unter Felscnwänden gelegenen Dorfe Hernskrctschen. ^, Fig. 18. Fall dcr Elbe und Moldau in Oesterreich. Die oben mitgetheilten Angaben über Seehöhe, Gefalle und Breite der Elbe Mogcn hier mit Rücksichtnahme auf Böhmen ergänzt werden. Die Sechöhc beträgt bei Iaromör 772 F., bei Altbuuzlau 548 F., bei Melnik 440 F., bei Lobositz 425 F. Die durchschnittliche Breite ist zwischen Iaromör und Kömggratz 112 F., von da bis Melnik 250 F. (bei Melnik selbst 400 F.), zwischen Raudnitz und ^citmeritz 540 F., von da bis an die Grenze 480 F. Die Tiefe der Elbe mißt bei Königgrätz 3 F., bei Mclnik 4 F., weiter abwärts nicht über 10 F. Die Schnelligkeit des Wafserlaufes wird mit 2'5 F. zwischen Iaromsr und Königgrätz, mit 1'7 F. zwischen Raudnitz und Leitmeritz, mit 2-9 F. zwischen Aussig und Telschm für die Secunde angegeben. Die durchschnittliche Dauer der Eisdecke beträgt 62 Tage, die Dauer der Schifffahrt durchschnittlich 200 Tage im Jahre. Da die Flößbarkcit der Elbe schon bei Iaromör beginnt, so mißt die stößbare Strecke in Oesterreich etwa 45 Meilen. Die schissbare Strecke (von Melnik an) ist "ur 14 l/y Meilen lang. Fahrhindermssc kommen auf der Schiffbahn nur selten bor, auf der Flößbahn erlangen sie bei der Gewalt des Flusses kcinc Bedeutung. Erst auf der Strecke zwischen Leitmcritz und Aussig befindet sich bei Schrcckcnstein kwe Ufcrcuge, ein Strudel und ein felsiges Flußbett; auf der Strecke Aussig-Tetschen lst bei Pömmerle und Rongstock ein Strudel, bei Iakubcn ein Paß und ein Strudel, bei Bodenbach ein Strudel.' Z02 Gebiet der Nordsee. Nebenflüsse der Gibe in Oesterreich. Die Grenzen Böhmens bilden zugleich auch fast durchgehends die Grenzen des österreichischen Elbegcbictes, welche nur in geringen» Maße von den ersteren abweichen, indem sie gegen das Innere Böhmens zurückweichen oder über die Marken desselben hinausgrcifcn. Von den ans Seite 300 vollständig genannten Elb-Nebenflüssen sollen dic österreichischen hier eingehender charakteristrt werden. ^. Nebenflüsse am rechten User. 1. Im obersten Theile ihres Laufes empfängt die Elbe wegen der Nähe der Iser-Wasscrscheidc nnr einige kleine Sturzbächc nnd cchält erst in ciner Entfernung von 20 Ml. von den Quellen einen wichtigeren Nebenfluß in der 7^ Ml. langen Gidlina, welche uom Taborbergc im Kosakow-Gcbirge konnnt und zwischen Podiebrao und Nimbnrg mündet. Ihr fließt die kleine Bistrie auf dem linken Ufer zu, welche gemeinschaftlich mit der Eidlina 4 große Teiche bildet. 2. Die Iscr (böhm. <1ix6ra), der mächtigste Nebenfluß der Elbe an ihrem rechten Ufer auf böhmischem Boden, entsteht durch die Vereinigung der großen und der kleinen Iscr, deren erstere am Ochscnlamm im Isergebirge, letztere am Hintcr-berg im Ricsengebirgc entspringt. Diese stießen unter dem Keulichten Auchberge zusammen und durchschneiden den Iscrgrund. 7 Meilen von der Quelle ab tritt die Iser bei Turnau in's offene ^and uud mündet nach einem 16-4 Ml. langen, nach Südsüdwest gerichteten Laufe oberhalb Brcmdeis. Sie ist nur flößbar nnd steht in ihrem Unterlaufe mit Sümpfen in Verbindnng. Unter ihren zahlreichen Zuflüssen ist die bei Eiscnbrod mündende Kamnitz ans dem rechten Ufer der größte. 3. Der Pölzen oder die Pulsnitz (böhm. 1'1n8mall) entspringt an der Snd-westseite des Icschkcn, durchstießt ein tiefeingeschnittcncs, anmnthiges Thal in süd-, dann nordwestlicher Richtung nnd ergießt sich, !) Ml. lang, bn Tctschen in 'die Elbe. 4. An dein Gebiete der Elster hat Böhmen keinen Antheil, wohl aber an dem der Havel, nnd zwar durch deren bedeutendsten Zufluß, die Spree, welche am Kottincrbcrgc im Lansitzcrgebirgc nahe bei Georgswalde (östlich von Schlucken«») im nördlichsten Theile Böhmens entspringt, sehr bald jedoch nach Sachsen übertritt. V. Nebenstüsse am linken Nser. 1. Die Aupa oder Gipel (böhm. Oupu.) entspringt zwischen der Schneekopftc nnd dein Brunnbcrgc in einer Höhe von 4378 F. ^1422 Mr.). Sie bildet zwei schöne Wasserfalle, fließt 300 F^ weit unterirdisch und dann dnrch den schauerlich-wilden Nnpagrnnd. Ihr oberer Lauf bis Skalitz geht in einem der schönsten Thäler des Riescngcbirges, dnrch industricrcichc nnd dicht bewohnte Gegend; ihr unterer Vans zieht sich durch eine breite, wiesenreiche Niederung. Sio bildet einen l! Ml. langen, von der südöstlichen bis znr westlichen Richtnng gekrümmten Bogen und mündet bei Iaromsr. 2. Die Mettllu entspringt im westlichen Theile des Glatzer Gebirges, unweit von Adcrsbach, läuft mit der Aupa parallel nnd hat mit dieser ganz ähnliche Flnß-ufer. Ihre Länge beträgt !> Ml.; gegenüber von Ioscfstadt fällt sie in die Elbe. Unter ihren Zuflüssen sei der von: Menscnbcrge kommende Alschcrbach (links) genannt. 3. Die Adler oder Grlitz (böhm. Orlil'ß) ist nach der Moldau der wasserreichste Elbncbcnfluß in Böhmen. Sie entsteht auü zwei Quellen, der wilden oder oberen Adler, deren Ursprung ans dem Sccfelde, einem Moor der hohen Menfe im Adlcrgebirgc (in Glatz, Preußisch-Schlcsien), statt hat, und der stillen oder unteren Adler, welche in der Nachbarschaft der Quellen des Marchflusses bei Die Mbe. 303 Grulich entspringt. Beide vereinigen sich bei öastolowic und münden, westlich fließend, bei Königgrätz. 4. Zwischen dcm Flußgebiete der Adler und der Moldau entfalten sich die Parallel lanfcndcn und zum Theil einfachen Wassergebictc einiger größerer Bäche und kleiner Flüsse, welche sämmtlich an der mährischen Grenze entspringen und in ihrem nordwestlichen Laufe meist nur langgestreckte Thäler formircn. Die Boden-beschaffcnheit, sowie die mäßige Fallhöhe werden Veranlassung zur Bildung mehrerer Moore; in ihrem nntcrcn Laufe durchschneiden sie breite Niederungen, die fruchtbar und starkbevölkert sind. Hiehcr gehören die LouLna (unterhalb Hohcnmauth Mitnic genannt, welche von Karlsbrnnn kommt und nach l> Ml. langem Laufe unterhalb Sezcmic müudct; die Chrndim (böhm. (üki-uäimii^), l0Ml. lang, oberhalb Hlinsko entspringend und bri Pardubic niündcnd; endlich die Doubrawa, welche 8 Ml. lang ist, gemeinschaftlich mit der Sazawa aus demselben Mourgrundc bei Pelles entspringt und sich oberhalb (Ilbcteinitz ergießt. 5. Die Moldau (böhm. Vitav«.) ist uuter allen Nebenflüssen der Elbe der mächtigste und kann als der zweite Ursprungsarm derselben angesehen werden. Ihr Gebiet umfaßt 560 UMl., die Länge ihres Laufeö beträgt 54 Ml., die schiffbare Strecke ist 32 Ml. lang. Ohne die Moldau würde die Elbe ihre ganze Wichtigkeit für Böhmen in politisch-ökonomischer Beziehung einbüßen; mit ihr gemeinschaftlich bildet sic eine Wasserstraße von 4l^/„ Ml., welche uach der längeren Achse des Landes geht und letzteres dem Weltverkehr öffnet. Dic Quellen der Moldau liegen in den Moorgründcn und Walohöhcn des Böhmmvaloes. Der obere Ursprungsbach, die warme Moldau, entquillt uuterhalb des Schwar;bcrges dem Kwildagebirgc (Außcrgcfilde) in 3620 P. F. (1170 Mr.) Höhe und vereinigt sich nach ' einem Lauf von 4 Ml, gegenüber von Humwald in der Todtcu-An mit der sogcnanuten kalten Moldau, welche jenseits dcr bayrischen Grenze am Tafelberg in 3408 F. (1197 Mtr.) Höhe entspringt. Diese Bäche verbindet der Schwarzcnbcrgischc Schwcmm-Canal mit dem Mühlflüßchcn in Oberostcrrcich. Als klares, brännlichcs Gewässer fließt sie nun durch ein mit 20 F. tiefen: Torfmoor erfülltes Lüngcnthal, das mit unberührtem Krummholz bewachsen ist, 7 Ml. weit nach Südostcn, wendet sich aber bei Hohcnfurth, durch die ,'!000 F. lange Paßengc der Teufelsmauer brausend, nach Norden zwischen .".00 F. hohen Wänden. Diese Richtung behält sie, von mehreren bedeutenden Windungen abgesehen, in: Allgemeinen bis zu ihrer Gnmündung in die Elbe, Mclnit gegenüber, bei. T'on Hohcnfurth bis Budweis fließt die Moldau durch bunte Urgcbirgs-Formationcu iu ciucm wcgcu schöucr Partien berühmten Thalc; die Strecke von Budweis bis Melnik durchnnßt iin obersten und unterstcu Theile breite Kessel, sonst ein enges Querthal, daö nur an einigen Punkten (bei Moldau-tein, Königssaal und Prag) einigermaßen sich erweitert. Die Breite der Moldau beträgt bei Hohcnfurth l38 F., bei Prag 840 F., bei -Nelnit 420 F., ihrc Tiefo zwischen 2 nnd 7 F. Das Gefalle beträgt durchschnittlich Z' F. 4 Z., die Geschwindigkeit 2'35 F. Bei Hohcnfurth beginnt die Flößbarkcit. bei Budwcis die Schiffbarkcit des Flusses. Die Hwdcrmssc der Fahrbahn sind sehr zahlreich. Auf der Strecke von Moldautein bis Prag gibt es 27 Strudel, unter bwen die sogenannten Iohannisströmungen oberhalb StcHovic nnd Trebenic, wo cnie Porphyrader durch das Flußbett läuft, trot,' langwieriger nnd kostspieliger Arbeitcu unmcr noch gefährlich bleiben. Unterhalb Prag befinden sich noch zwei Strndel und °u Untiefe bei Lu/cc. Ferner gibt es auf der Moldau noch immer 57 Wehren und ^ Staudämme, so daß die freie Schifffahrt nur auf einer Bahn von 14^/. Ml. ^trieben werden kann. Die Moldau-Rcgulirungsarbcitcn sind sehr bcdcntend. Bei °er Thalfahrt trägt die Moldau bis BudwciS Schiffe vou 300 (5tr., bis Prag von 600 Ctr. und dann von 1000 Ctr. Bclastuug. Die Dampfschifffahrt, 1845 "Nd 1859 versucht, aber gänzlich mißlungen, wird nicht betrieben, bloß bei 304 Gebiet der Nordsee. höherem Wasserstande gelangen die Dampfer der Elbe zeitweilig bis Aeben unterhalb Prag. Das Flußsystem der Moldau ist viel entwickelter und gleichmäßiger gestaltet als das der Elbe in ihrem Oberläufe. Die beiderseitigen Zuflüsse dcr Moldau halten sich beinahe das Gleichgewicht. Rechter Hand mündet zunächst die Matsch (böhm. UMc) bci Budwcis; sie kommt vom Sandclbcrgc in Oberüsterrcich und ist 7 Ml. lang. Die Luschnitz (böhm. I.u5nic>6) entspringt als Lainsitz bei Puchcrs in Nieder-östcrreich, stießt nach Nordostcn, dann westlich nach Böhmen, durch den Roscnberger Teich, den größten Böhmens, und heißt dann Luschnitz. Rechts empfängt sie die Nexarka, in deren Gebiet die großen Ncuhauscr Teiche liegen. Nachdem sie noch den Abfluß dcr Wittingauer Teiche aufgenommen, mündet die luschnitz im Südwcsten von Tabor bei Nczda«ov, 17 Ml. lang. Die Sazawa (deutsch Sasau) entspringt an dcr mährischen Grenze aus den Sümpfen und dem Saarcr-Tciche bei Pelles, empfängt links die Xcliwka und die Blanic und mündet, 24 Ml. lang, bei Dcwle. Auf dem linkcn Ufcr fließen der Moldau die Wotawa und dic Bcraun zu. Erstere (böhm, Votava) entsteht aus mehreren Qucllbächen ani Luscn- und Rachel-berge iin Böhmcrwaldc, die vereinigt Otter (böhm. Vyära), weiterhin On, von Untcrrcichcnstein an Wotawa heißen. Sie ist wasserreich und verheerend, das Vett mg, mit waldigen Ufern, bei Strakonic weiter und sumpfig. Nach 14 Ml. langem Lcmfe, dcr nördlich, östlich und nördlich gerichtet ist, mündet sie bei dcr Ruine Klingcnstcin. Sie nimmt rechts dic Wolynka und dic Blanic auf. Die Veraun (böhm. Vsrounka), dcr größte Zufluß dcr Moldan und dcr dritte Fluß Böhmens, entspringt als Edclsbach im Westen von Tachau im Böhmcrwalde, heißt von Tachau an Mies (böhm. Ms), vereinigt sich bci Pilfcn mit dcr Raobuza und Angel (böhm. Oulil^wa), welche anch Bradlawka heißt, und dcr Ouslawa und wird von da ab Berann gmannt. Sie cmpfängt nun links die Ludica, rechts die durch ihr plötzliches Anschwellen berüchtigte Litawa und mündet nach einem 28^ Ml. langen Lallfe bci Königssaal. li. Dic Gger (böhm. «I^u-ß), deren Qucllen unterhalb des Hcidelbcrgcs im Fichtclgcbirgc auf bayrischem Boden in eincr Höhe von 2215, P. F. (719'5 Mtr.) liegen, betritt bci Hohcnberg österreichisches Gebiet. Dic Richtung ihres Laufes ist vorwiegend östlich. Sie durchstießt bci Egcr rincn ziemlich breiten Thalgrund, von Königsberg bis Kaadcn einen cngcn Felscneinschmtt in Granit, Porphyr nnd Basalt; von Kaaden bis Saaz hat sie links bedeutende Höhen, aber von Klöstcrlc abwärts ganz niedrige Ufer, dic sic übcrfchwcmmt und sumpfig macht. An der Mündnng, die bci Thcrcsicnstadt erfolgt, geht ihre Thalnicdcrung in den Elbkessel über. Das starke Gcfällc und die zahlreichen Krümmungen dcr fischreichen Egcr machen die Schifffahrt unmöglich. Ihre Länge beträgt 35 Mln. Sie nimmt rechts die s» Mln. lange Tepcl (böhm. 'I6p1a, d. i. die Warme) auf, welche durch die Karlsbader Quellen lauwarm wird und unterhalb Karlsbad mündet. Auf dein linkcn Ufcr stießt ihr die Zwo da aus dcm sächsischen Voigtlandc zu, welche bri Falkcnau mündet. 7. Der letzte größere Nebenfluß der Elbe innerhalb Böhmens vom linkcn Ufer her ist die Biela (böhm. ktsia), welche oberhalb Görkau aus einer Menge von Gebirgsbächcn ihren Ursprnng nimmt. Ihr Lauf geht bis Secstadtl im Gebirge, von da bis Brür in einem 2 Stunden langen Kessel, den ehedem ein See erfüllte, sodann bis Bilin durch Hügelland, hierauf zwischen Bafaltwänden und indem sie unterhalb Türmitz in ein kurzes Qucrthal eintritt, fällt sie nach 10 Mln. langem Lauf unterhalb Anfsig in die Elbe. Sie stießt, von zahlreichen Gießbächen genährt, mit trüben:, schlammigem Wasser in einem versandeten Bette und wird durch plötzliche Überschwemmungen häufig verheerend. 8. Auch die Mulde ist unter den Elbflüssen Böhmens zu nennen. Sie entsteht durch die Vereinigung der Freiberger und der Znnckauer Mulde und mündet Charakterbild. Zy5 lmtcchttlb Defsail. Das Oucllgcbict dcr ersteren ist fast ganz böhmisch. Das Flußgebiet dcr Mulde bildet einen I.'l Meilen langen Bogen von Platten bis gegen Ebersdorf ^jenseits Granpcis! am Nordavhange des Erzgebirges. Im äußersten Westen gehen einige Bäche zur Zwickaucr Mnlde. Die Freibcrger Mulde entspringt bei Mbcrsdorf in dcr Duxcr Gegend. Ihr fließen dic Flöhe und die Zschopan zu. 5). Das Flußgebiet dcr Saale umfaßt in Böhmen bloß 2-8 l^Mln. und bezicht sich vornehmlich auf die Weiße Elster, welche bei dem Dorfe Stcingricr bri Egcr iin Elstcrgcbirge entspringt und ^ Meilen unterhalb nach Sachsen übertritt. Da ganz Böhmen fast ansnahinslos dem Elbgem'etc angehört, ist es liberstilssig, hier von den Wohnorten dieses Gebietes zu sprechen, weil ohnehin der besondere Theil, der die ^agc dcr böhmischen Vandeshanptstaot eingehender bespricht, die Ortschaften nach den Flußläufen aufzählt. Charakterbild. Landschaften au dcr böhmischen Elbe. Wie am Scheitel des Brockens im Harze sich eine feuchte Moos uud Moor-wiese hinauffiel)!, welche einem Schwamm? gleich die Feuchtigkeit dcr Wolken aufsaugt, so lagern au der Schncekoppe gleichfalls solche Schwämme. Der eine, die ^lbwiese, reicht unserem (5lbsiromc die erste Muttermilch. Migsnm hohe Bcrghäuptcr, nirgends ein Blick in die ^ibene, oben dcr Himmel mit seilten Wolken, die das Bett des zarten Kindes mit ihrem weichen, aber taltcn Flaum decken, während das Unterbett den größten Theil des Jahres über dcr weiße Schnee ist. Man zählt wohl sieben ^ucllwasser '), dic mw ebenso l'iel hochgelegenen snmpsigen Schlnchtcn zwischen dcr Schnectoppc, Tenfclswicse, Sturmhaube und dem Ziegeurücken ihr Wasser auf dcr Naworer Niese znsammcnzichcu. Diese Wiese wird freilich vorzugsweise ülbwicsc genannt und doch liefert sie nicht die stärkste der d'lbqnelleu, sondern muß diesen Vorzug dcr weißen Wiese einräumen, welche überdies; noch 1.", Klafter höher liegt als alle iibrigcn ülbquellen. Sie liegt auf dem östlichen Gebirgsflngel «die ülbwiesc auf dem westlichen, wohl eine 57.nadratstunoc groß, lehnt sich an den obern Gipfel der Schneekoppc, und bricht hier als Rand dcs Niesengrundcs, dort zum düstern Teufclsgrundc ab. Das Weißwasser ist vou vornherein ein starker Bach, und zieht auch die stärkeren Zuflüsse an, unter denen das Silberwasser, der krumme Stiffen, der Sturmgrabcn nnd das Mädlwasscr die bedeutendsten sind. Unterhalb dcs „FestungWibls," von einer großen Granitgruppe also genannt, vereinigt sich das Wcißwasscr mit dem ,,^lbseiffcn", der nach einem prächtigen Sturze von der Höhe der (>lbwicsc in beständigen Fällen durch den wilden ^'lbgrnnd hcrabbrausl. Auch das Wcißwasscr bildcl in seinem ^anfc dnrch den langgedehnlen schauerlichen 3cnfclsgrund ciue Gallcric von (uaseadcu, deren mehrere dnrch die Stärke und Höhc ihres Gefällcs ltud die wilderhabcne Decoration ihrer Umgebungen zu den seheusnnirdigsten Gcgeustäudcil des Riesengebirgcs gchörcll. Und doch bieten die beiden ersten Hauptnebenflüssc der (5lbe, die Anpa und Iser, uoch großartigere Sccncti dar, >a der ^fcr gebührt llnter den Flüsfen des Riescngcbirgcs selbst vor der Elbe die N'slc Stelle. ' (5s ist in den Haupt- uud ^cbcnflüsscn der ^lvc eine Iugcndlust und Frische, ^tnc Kraft und Tollkühnheit, an welche die Flüsse des Böhmcrwaldcs oder °) Nach !>er Sago lmd dem Poltsstlauden soll rs elf Eldquellen od^r Elbbrunu^n ^cheii Und daher der Name stammen; tn? richtige Ableitung desselben ist »on Elf —^ Fluß, Umlauft, OeNcll.'linss. Monarchie, 20 ZOf, Gebiet der Norbs^s. Erzgebirges, Thüringerwaldes oder Harzes nicht im Entferntesten hineinreichen. Es fehlen dort aber auch diese mächtigen, stufenweise übereinander gelagerten Granitbänke, welche das Nicsenkind ohne Gnade zu den waghalsigsten Sprüngen hinreißen. Gneis' granit licgt unter dcu Quellen und steht an den Ufern als eine geschlossene Colonnc und weist der muthigcn Tochter des Gebirges den Weg nach der böhmischen Ebene. Der Lauf dcr Elbe durch diese Gegend bietet weniger des Anziehenden dar. Erst bei Lobositz, wo das uulcamsche Mittelgebirge als ein Damm von Basalt, Trachyt' und Monolith dem Flusse entgegentritt, welchen die durch die Wasser der Moldau und Eger «erstarkte Elbe siegreich bezwingt, beginnen neue landschaftliche Schönheiten. Das von hohen Felsbcrgcn eingeschlossene, an romantischen Stellen reiche Thal wird stromabwärts immer anziehmdcr. Nachdem die Elbe den vulcanifchcn Boden wieder verlasse», gelangt sie auf das Gebiet des Quadersandsteins, desscu Wall ihre Fluthen in dein vielgenannten Einschnitte dcr böhmisch-sächsischen Schweiz durchbrochen haben. Am Eingänge zu dieser berühmtesten Strecke des ganzen Elblaufes liegt das fröhliche heitere Städtchen Tctfchcn, dcr Hauptstapclplatz dcr böhmischen Elb« schifffahrt und ohnstreitig einer dcr reizendsten Punkte dcs Stromes. Hier empfängt die Elbe den fchöncn Pölzen; sie selbst ist bereits ein ansehnlicher Fluß, beiderseits von reichen, blühenden Gestaden umsäumt. Hoch auf den: Felfcn erhebt sich am rechten Ufer das Schloß von Tctfchcn, zu seinen Füßen ruht das friedliche Städtchen. Am linken Ufer licgt Bodcndach, durch drei Brücken, von dcncn zwci dcm Eisenbahn^ verkehre diencn, mit dcm jenseitigen Ufcr vcrbnndcn. Dort erhebt sich die hohe Schäfer-Wand, und am Fuße dcsPapcrt das Ioscfsbao. Dcn Hintergrnnd dcs äußerst pittoresken Bildes machen Wald und Fels. Die Kulmcrschcibc überragt hier die Gebirge. Von vorzüglicher Schönheit ist die Lage dcS Schlosses Tetschcn. Dasselbe thront auf einem gegen Norden und Osten sich abdachenden, füd- und westwärts schroff abfallenden Sandstcinfelsm, !>0 Fuß über dein Elbspiegcl erhaben. Dic Auffahrt, die „lange Fahrt" genannt, ist 936 Fuß lang in den Fels gehauen. Eine Brücke führt sodann in das Schloß, welches nach allen Richtungen die herrlichsten Fernfichten über Strom und Land bictet. Freundliche Gartcnanlagcn n« englischem Stylo decken die Abhänge dcs Berges. Das Schloß ist als ein fester Punkt und Schlüssel des ElbstromeS wiederholt von militärischer Wichtigkeit gewesen. Es stand schon im 14. Jahrhundert und wechselte einige Male seine Besitzer, bis cs in dcr Zeit des dreißigjährigen Krieges von Christoph Simon Frcihcrrn von Thun erkauf! wurde; seitdem ist cs fortwährend im Eigenthum dieser, spätcr in dcu Grafcnstand crhobcuen Familie geblieben. Im großen deutschen Kriege ward cs wechselnd von dcn Truppen aller Parteien besetzt; im siebenjährigen Kriege siel cs zweimal in die Hände des Königs Friedrich. 1613 wurdr es in Vcrthcidigungszustand gesetzt; durch die siegreiche Schlacht von Kulm aber ward jede Gefahr für Tctschcn bcscitigt. Das altc Schloß, durch dcn Lauf dcr Jahrhunderte sehr baufällig geworden, erhielt durch deu Grafen Maximilian von Thun 1668 völlige Umgestaltung, und Graf Wenzel stellte es 1788 in der gegenwärtigen imposanten Gestalt her. Auch unterhalb Tctschen zeigt das böhmische Elbthal herrliche Partien. Hier beginnen die eigenthümlichen Bildungen der Elbschwciz, Tanncnhochwald und oben nackter Sandstein, der oft in den abenteuerlichsten, grotcskcstcn Formen 900 bis 1000 Fuß hohe Felsen bildet. Bon dcu, höchst pittoresk am Fuße des Gebirges gelegenen Dörfchen Laube aus führt ein Weg durch die Schlucht der „Hnudskirchc" auf das Bclvcdcrc, cin ausgehaucncs Plätzchen auf cincm 50 F. hohcn Felsen mit einer romantischen Allssicht in das Elbthal. Ocstlich auf cincm Fels ist die sogenannte Citadelle, cin Platz, wo öfters Püllcr aufgestellt wcrdcn, um mit deren Donner das besonders kräftige Echo dieser Gegend zu wecken. Gegenüber ist die Eharatterbild. 307 Mittagswand. In einer halben Stunde gelangt man von hier hinab nach Herns-tretschen, den« letzten Dorfe in Böhmen an der Grcuzmark Sachsms. Höchst malerisch liegt dasselbe in der Schlucht des Kamnitzbergcs, am Ansflnssc des Kamnitzbaches in die Elbe. Den schönsten Anblick gewährt dies kleine freundliche Dorf im Glänze der untergehenden Sonne von der Mitte des Stromes ans, wo man die kleineren ilnd größeren Gcbände mit der steilen, zerklüfteten Felswand, an welche» sie gelehnt sind. zn einen: wundersamen Bilde sich vereinigen sieht. In der Nähe Hernskrctschcns. doch abseits uon der Elbe, befindet sich der merkwürdige Felsenbogcn des Prebisch-thorcs (s. S. 138V Eine kurze Strecke unterhalb des Dorfes tritt die Elbe aus der böhmischen in die sächsische Schweiz über, ohne hier ihren Charakter zu ändern. Wenige Gegenden gibt es in der That im Bereiche nnseres so schonen Vaterlandes, welche eine so liebliche Romantik in stets wechselnden, mannigfaltigen Bildern auszuweisen haben, wie diese Strecke des Elbthalcs. Es vereinigen sich hier nicht bloß die malerischen Gestalten der starreu, senkrechten Felsen mit dem lebensvollen Bilde eines großen fließenden Gewässers, welche eine schone Vegetation und eine lachende Industrie an seine Ufer fesselt, so daß zwischen beiden Mächten ein unübertreffliches Gleichgewicht herrscht, sondern es sind auch die Gruppen so gedrängt, daß fllr den Besucher fast alle Vernnttelungsglieder der langgestreckten und langweiligen Wege hinwegfallen. Er biegt nnr um eine Ecke, >md ein neues liebliches Gelände thut sich lachend hervor. Daher gehört anch mit Recht die böhmisch-sächsische Schweiz heute zu den besuchtesten Gegenden Oesterreichs nnd Deutschlands. (Nach Mehreren bearbeitet). I). Hebtet der Ostsee. l. Die Oder. (Uebcrsichl oes Odergediet»?. Tic Oder m Oesterreich.) Uebersicht des Odergebictes. Die auf österreichischem Boden im Odergebirge entspringende, bald nach Prcnßen übertretende Oder flat. Viaäru», slav. Oärs.) ist ein Hauptfluß Deutschlands und hat für die Monarchie nur geringe Bedeutung. Ihr Oberlauf mit starken« Gefalle endet schon bei Oderbcrg, wo sich der Fluß nordwestlich wendet; er behält diese Richtung bis unterhalb Brcslau bei, dann stießt er nach West und Nord, sechsmal zwischen diesen beiden Richtungen wählend und ergießt sich nordwärts gewandt in das Stettiner Haff, welches drei Mündungen zur Ostsee hat- Peene, Swine und Diwenow, zwischen welchen die Inseln Usedom und Wollin liegen. Der Mittellauf der Oder reicht bis zu dem Einflüsse der Bartsch, vor welchem die Oder den polnischen Landrücken durchbricht; dann tritt sie, den Unterlauf beginnend, in die germanische Tiefebene ein. Hier neigt ihr flaches Bett, wie im Mittellaufe, zu Versumpfungen nnd Ucbcrschwcmnmngen. Unterhalb Frankfurt umschließt sie mit zwei Armen das einst sumpfige, jetzt fruchtbare 7^ Ml. lange Odcrbruch, welches beiderseits von den Höhen des nralisch-baltischcn Landrückens scharf begrenzt ist. Weiter unten treten die hohen Uferwände allmählich zurück und zahlreiche Inseln und Sandbänke breiten sich im Flußbette alls, bei seichtem Wasser die Schifffahrt gefährdend. Die Oder hat eine Länge von 120'/^ geogr. Ml. uud umfaßt ein Flußgebiet von 2207 H,Ml. Die Quelle der Oder liegt in 1930 P. F. (627 Mr.) Höhe, 20" 308 Gebiet o« Ostsee. der Wasserspiegel bei Oderberg 601-4 P. F., bei Großglogau (unterhalb der Bartsch-mündung) 218-6 P. F., bei Frankfurt 62-1 P. F., bei Küstrin 36'«^ P. F. Ihr Gefalle beträgt daher im Oberlaufe mehr als 100 F. per Meile, im weiteren Verlaufe jedoch nur 10-8, 7-6, 7-2, 5'? F. per Meile. Sie wird bei Natibor für kleine, bei Brcslau für große Oderkähnc, bn Stettin für kleinere Seeschiffe fahrbar. Das Gebiet der Oder ist vorwiegend von Deutschen, zum kleineren Theile von Slaven bewohnt. Außerhalb Oesterreichs durchstießt sie die preußischen Provinzen Schlesien, Brandenburg und Pommern, umfaßt jedoch durch ihre Zuflüsse auch Theile von Mecklenburg, Posen und Russisch-Polen. Unter ihren Nebenflüssen, deren einige bereits genannt wurden (vgl. S. 144, 172), sind rechts die Warthe, links die Olatzer Neiße, der Bober und die Görlitzer Neiße die bedeutendsten. Die folgende Uebersicht sämmtlicher wichtigerer Nebenflüsse hebt jene, an denen unser Vaterland theilnimmt, durch die Schrift hervor. Nebenflüsse am rechten Ufer. Nebenfluß ?»„e der Quelle ZufMe Oftrawica Beslideu Olsa « -Klobnih bei Nicolai (Preuß. — Schlesien) Malapant Polen — Nebcufwß ?ags der Q»elle Z»NM Stob er bei Rosenberg — (Preuß. Schlesien) Bartjch SUmpfebeiOstrowo — Warthe Poln. Hochfläche bei Nche r. Kromolow Prosna n. Obra l. Nebenflüsse am linken Ufer. Ncbcnstusi sage dn' Qu^lc ^ussüsi? Oppa Hnndorfcr Rücken Mohra r. (Altvate^Oeb,) Hotzenplotz NlschofSkupfte — Glatzer Neiße Kleinrr Glatzer Viola r. Schneebcrg We ist ritz, Tteinr l Neistritz Eulen-u. Schweid-mtzer Gebirstk Ncdmflllß küge der Quelle Zuflüsse Kahbach Vorberge des Riesen» — gebirges Bober Riesengebirge Queiß l. Laufitzer Neiße Isertcunm -Ucker Poweöke-See Peene Mecklenburger — Landrücken, Die Oder in Oesterreich. In der österreichisch-ungarischen Monarchie gehören dem Odrrgcbicte Theile von Mähren, Schlesien und Böhmen an. Es umfaßt bei einer Flußlängc von l^'/u Ml. einen Flächcnraum von 110 ^Ml. Ihre Quelle liegt auf mährischem Voden. Aus einem von finstern Tannen umgebenen Sumpfe am Liesclbcrge im Odergebirge (s. S. 144) fließt sie bei dem Dorfe Kozlau als ein schmales Bächlcin, wird jedoch sehr bald durch eine Menge Zuflüsse von den benachbarten Höhen geschwellt, so daß der Odcrbach nach einem Laufe von einer Viertelstunde schon eine Brettsägc zu treibeu im Stande ist. Nachdem er die Tiefe zwischen steilen, waldigen Anhöhen, auf deucu die herrlichsten Tannen und Buchen prangen, in immer schnellerem Laufe erreicht hat, durchrauscht er, zum wilden Berg ströme heranwachsend, sein enges Thal erst in nordöstlicher, dann in südöstlicher Richtung bis unterhalb Odrau in Schlesien. Hier entwindet sich die Oder den Bergen und durchströmt das erweiterte Wicsenthal des fruchtbaren Kuhländchens in nordöstlicher Richtung bis zum Einfluß der Ostrawica, während sich die wellenförmigen Erhöhungen der Vcskidcn und des Gesenkes von beiden Seiten her sanft verflachen. An der Oppamündung verläßt sie bereits mit dem linken Ufer den Boden Oesterreichs und begrenzt nun dassclbc 4 Ml. lang gcgcu Preußen; an der Mündung der Olsa tritt sie auch mit den, rcchtm Ufer nach jenem Staate über. Die Weichsel. 309 Mit Ausnahme der kleinen Nebenflüsse des Oberlaufes ssehören nur die Quellen einiger größerer Neben- oder ihrer Zuflüsse zu Oesterreich. Die rechts einmündenden Flüsse Ostrawica uud Olsa gehören den Beskidcn, also dem Karpathcnsystem an. Erstere entspringt südlich von der Lissahora in einer Höhe uon 2430 F. (789-4 Mtl.), durchfließt ein nördlich gerichtetes Thal, nimmt die kleine Morawka auf und mündet unweit von Mährisch-Ostrau. Letztere entspringt ganz nahe der Wcichsclquellc in 2400 F. (190-4 Mr.) Höhe und hat einen nordwestlichen, 12 7., Ml. langen Lauf. Bei Tefchen verläßt sie das lHngthal, worauf ihre Ufer sumpfig werden. Auf kurzer Strecke bildet sie die Grenze gegen Preußisch-Schlcsien und mündet unterhalb Oderberg. Zahlreicher sind die linken Nebenflüsse, an denen Oesterreich thcilmmmt. Der wichtigste unter diesen ist die Oppa. Deren Quelle liegt am Hundorfer Mckcn im Urlichzuge des Altvater-Gebirgcs, 3013 P. F. (979 Mtr.) hoch. Ais Würben-thal stießt sie nordöstlich, dann nach Südostcn, hierauf nochmals bcidc Richtungen einschlagend. Unterhalb Troppau werden ihre Ufer ziemlich frei. Breiter als die Oder mündet sie bei Strebowic, nachdem sie rechts die vom Altvater kommende Mohra (7 Ml. l.) aufgenommen. Die Hotzenplotz, welche am Fuße der Bischofs-kuppe entsteht, tritt unterhalb Hotzenplotz aus Oestcrreichisch- nach Prcußisch-Schlcsicn über und endet, nach 8 Ml. langen:, nordöstlichem Laufe bei Krappitz. Zmn Flußgebiete der Glatzcr Neiße, welche nach 22-^ Ml. langem Lause unterhalb Schurgast mündet, gehört nur der westlichste Theil Schlesiens durch die vom Allvater kommende, oberhalb Neiße jenseits der Grenze mündende Bicla oder Biclau, und einige Bäche, sowie ein sehr kleiner Theil Böhmens (bei Vrcmnau) durch die oberhalb Friedland (preußisch) entstehende Steine, welche auf kurzer Strecke Böhmen durchstießt. Das Flußgebiet des Bob er reicht mit den Quallen desselben (bei Schatzlar) ebenfalls auf den böhmischen Boden herüber. Die Lausitzcr oder Görlitzer Neiße entspringt in Böhmen auf dem Iferkamme bei Rnchenbcrg, fließt 4 Ml. lang auf österreichischem Boden und tritt unterhalb Grotten nach Sachsen über. Da noch einige ihrer Zuflüsse iu Böhmen entspringen, so beträgt ihr Gebiet in diesem Lande 16-4 ^Ml. Sie fließt dann durch Sachsen und Preußen nördlich und mündet, 27-5 Ml. lang, bei Schiedlow in Brandenburg. 2. Die Weichsel. Mebersicht des gescmnntm WeichseüMetes. Die Weichsel in Oesterreich. Nebenflüsse der Weichsel in Oesterreich.) Ueberficht des gesammteu Wcichselgebietes. Die Weichsel (lat. Vistula oder Vigulia, ^.Idulll,. poln. VVisiu) ist der östlichste unter den nordwärts gewandten Strömen Mitteleuropas, dessen Gebiet bereits in die große sarmatische Ebene eingreift und dadurch dieses Tiefland mit dem germanischen, zugleich aber als wichtige Schifffahrtsstraße beide mit dem Nordabhange der westlichen Karpathen verbindet. Ihr 151 geogr. Ml. langer Lauf beherrscht ein Gebiet von 3580 ^Ml., in welches sich Oesterreich-Ungarn, Rußland und Preußen theilen. Die Quellen der Weichsel liegen im Iabluntagcbirgc der Bcstidcn. Von ihrem Austritt aus den Karpathen ') strömt sie anfangs östlich und nordöstlich gerichtet am steilen Süd-randc desjenigen Theils des M'alisch-karpathischen Landrückens, welcher das ober-schlesisch-polnischc Plateau genannt wird. Bei Sandomir, wo ihr der von rechts ^) Vgl. H. Guthe und 0. Klordm. ,s. S. 15!)), .'j55)2 F. hoch, letztere am Wcstabhaugc der Magurka, in einer Hühe von .'i000 F. -Bald bildet die junge Weichsel einen Fall uon 180 F. Höhe, und 300 Klafter weiter abwärts treibt sie schon eine Mühle. Anfangs nach Nordwcstcn fließend wendet sie sich bei Schwarz-Wasser, wo sie bereits das (5ngthal der Beskiocn verlassen, ostlich uud begrenzt nun Ocsterreichisch-Schlesien <^bis zur Mündung der Biala) und Galizien (bis Auschwitz) Men Prcußisch-Schlcsicn. Gci Auschwitz kehrt sie mit dem linken Mr nach Oesterreich zurück und durchstießt Wcstgalizicu bis unterhalb Krakau; hierauf uur rechter Hand österreichisch schlägt sie, nachdem uon Auschwitz bis Nicpolomicc die Ostrichtung vorgehcrrscht, die nordöstliche Richtung ein, welche sie bis zur Sanmündung oberhalb Zawichost, wo sie ganz nach Russisch-Polen übertritt, beibehält. Von Nicpolomice bis vor Zawichost' bildet sie die österreichisch-russische Grenze. Auf dieser Strecke 312 Gebiet der Ostsee. l»at sic stcllenwcisc steile Felsufer, veranlaßt durch das dem oberschlesisch polnischen Plateau angehörige Sandomirer Gcbirgslnnd, N'elclics sie in einem großen Bogen umfließt. An der Weichsel, welche der westgalizischc Fluß ist, wie der Dnjchcr der Hauptfluß Ostgalizicns, liegen Auschwitz l Ofwiecim), der Hauptort rincs ursprünglich schlesischen Hcrzogthnmes, dann Krakau, ehemals Krönnngsstadt der Polcnkvnigr, ihm gegenüber das klciue Podgorce. Die andrrcn wichtigeren Städte Wchgalizicns ticken insgcsailimt an Neben- odrr Znsiilssen der Weichsel, wie Bochnia an drr Raba, Sandcc und Tarnow im Dnnajcc-Gebictc, vIaslo an der Wisloka, Sanok, Przemysl nnd N^cszow im Gebiete des San. Nebcnftnsse der Weichsel in Oeftcrreich-UnMr«. Wie iiberhanpt die Weichsel-Nebenflüsse auf dcni rechten Ufer einr viel größere Bedeutung haben als die linker Hand mündenden, so hat auch Oesterreich-Ungarn cinc beträchtliche Zahl rechter Nebenflüsse auszuweisen, lwn den linken nur einen, »nd auch der gehört nnr init eineln Ufer zu (^alizien. ^. Nrl'eustüjsr am rechten Ufer. 1. Die Biala entspringt an der Bystra (d. h. steile Höhe^ nördlich von der Weichsclquclle iu den Beskiden, fließt nach worden, bildet in ihrer unteren Hälfte die Grenze zwischen Oestorreichisch-Schlesien nud Galizien lind mündet nach 4 MI. langem ^aufe unterhalb Dzicditz. 2. Die Sola kommt ans der Magura au der MMrischMlizischen Grenze, fließt ebenfalls nördlich, ist !» Äil. lang und endet bei Anschwitz. .". Die Ekawa entsteht am N'ordrande der Bcskiden und hat rinen nordwestlich, dann nördliä) gerichteten Lanf. Bei Wadowicc treten die hohen Thalwändc znrück, so dasi der tt H5) 95 ' 4020 Salzach Inn, rechts 30'6s 16 N9 San Weichsel, recht« 63 2« 288 Save Donau, recht« 96 75 >680 Sazawa Moldau, recht, 24 15-8 ?l-2 Sereth Donau, links «U 49 910 SMnos Theiß, linls U2 29 353 Thaya March ü8 1k-5 N2'2 Theiß Donau, link» 18« 62 2660 Traiin Donau, rechts 24 12'6 <>5''l Waag Donau, links 53'66 25 15? Weichsel Oslsee 1Ü1 (52) 70 9580 ') Tie i» Klamnlcln l^igtsügleu Zahlen geb«n die Längt iimnhalb der Monarchie m. WafserMr i» d> Allgemeines über Wasserfalle. Wie wir im Eingänge zu dem die Höhle» und Grotten der Monarchie behandelnden Abschnitte das Abweichen von einer strengeren Systematik zn entschuldigen suchten, so müsset! wir hier ein Gleiches thun, Wenn die Wasserfalle in: Gebiete unseres Vaterlandes einem speciellen Abschnitte vor behalten erscheinen. Auch diese sind nur cine Form unter den mannigfaltigen Gestaltungen des Wasserlaufcs und hätten folgerichtig auch bei der Besprechung der Flüsse ihre Erwähnung finden sollen, als wir ähnliche Erscheinungen, wie Strom-schnellen, oder Wirbel und Strudel, gelegentlich erwähnten. Allein es kommen Wasserfalle auf dem Boden der Monarchie fo häufig vor und bilden ein so wesentliches, belebendes Element landschaftlicher Schönheit in den Gcbirgsländcrn, daß wir wohl ihre selbständige Betrachtung als gerechtfertigt ansehen dürfen. Wasserfalle entstehen an jenen Stellen eines Wasserlaufcs, wo das Flußbett plötzlich so steil wird, daß das Wasser nicht mehr fließt, sondern stürzt und bei bedeutender Höhe und Steilheit nnd hinreichender Menge in Vogcnform den absteigenden Ast einer Parabel bildet. Der Name Wassrrfall gilt im Allgemeinen für alle Stellen des größten Gcfüllcs, während man speciell Wasserfalle, welche in mehreren Absätzen fallen, Cascaden, niedrigere Fülle, selbst nur von wenigen Fußen, nnd mehrfach hintereinander sich wiederholend, Katarakte nennt, obwohl beides nur Wasscrfall bedeutet. Neben diesen kann man mächtige Stürze in Parabelform als Vogeu fülle bezeichnen. Nieselt übcr eine jäh abfallende Felswand ein mehr oder weniger breites stäubendes Nasscrband, fo bildet es einen Schleicrfall; wenn ein aus bedeutender Höhe herabstürzendes Wasser nicht mächtig genug ist, um noch it, der Tiefe nntcn als ^Wasserstrahl anzukommen, sondern fallend in der ttuft zerstäubt, so bildrl cs cimn Staub fall. Wie leicht einzusehen, werden die zahlreichsten Wasser Me in dem Oberläufe der Flüsse sich finden, ferner häufiger ill Quer- als in ^a'l'gcnthälcrn. Doch treten sie auch in einem noch nicht ganz entwickelten Mittelläufe auf, wie beispielsweise der Traunfall bei Noitham zeigt. Hänfig sind an die Stelle ehemaliger eigentlicher Wasserfälle im Flußmittcllaufc entweder Katarakte oder Stromschellen getreten. Der Widerstand der Fclsflächc wurde nämlich durch den uwgewührcndcn Angriff gebrochen, die weggerissene Kante hinterließ also einen in dtc Auge gezogenen Wasscrfall, einen Katarakt, oder bei gleichförmigerem Flußbett emc Stromfchncllc; in beiden bricht sich das Wasser reißend an den verborgenen °der hervorragenden Felsen der eingeschnürten Stelle. Für die Schifffahrt bilden Wasserfalle, Katarakte und Stromschnellcn oft unüberwindliche Hindernisse; die ersteren nnd nur in den seltensten Füllen, zumeist durch Schleusen, fahrbar zu machen. Wasferfällc, welche ans hohen: Urgebirge, aus der Oletscherregion herabkommen, Mid bei Regenwetter wasserarm, weil die Eiswclt, die sie speist, erkältet ist uud dic ""ecke nicht schmilzt; die anS Kalkgebirgen herabkommmden sind nach Negenwettern prachtvoll. Nach anhaltend heißem, trockenem Wetter versiegen die letzteren, die ersteren 31« Wasserfalle in der österr. unq. Monarchie. aber sind in ihrer Fülle und Majestät, weil dann die Gletscher-Wasser reichlich herabfließen. ') Wasserfalle iu der österreichisch-ungarischen Monarchie. Da, wie eben cnvähnt, die Wasscrsti"!rzc dem Oberläufe der Flüsse fast ausschließlich angehören, unser an Gebirgen so reiches Vaterland aber das Quellgebiel so zahlreicher Flüsse in sich schließt, so ist die Menge der vorhandenen Wasserfalle, welche den Gebirgslandschaften einen eigenthümlichen, zanberoollen Reiz verleihen und daher alljährlich Tausende von Naturfreunden anziehen, eine ungemeiu große. Die größte Zahl derselben findet sich in den Alpen nnd zwar im Flußgebiete der Donau; geringer sind sie im deutschen Mittelgebirge, weniger bekannt in den Karpathen, deren Schön« heiten überhaupt noch nicht genügend erschlossen sind. Auch im Karste bilden mehrere Flüsse schöne Wasserstürze. I. Wasserfalle in den Alpen.") 1. Im Gebiete der Bregcnzer Ache (Vorarlberg) ist der Wasserfall dcS Fluhbachs bei Mellau schenswerth, welcher sich nnwcit der Straße ^50 F. hoch herabstürzt. Roch größer und schöner ist der Kobelbach^ oder Mellauerfall, welcher sich 309 F. hcrabwirft in einen: Sturz, besonders schön und groß, wenn die darüber befindliche Wafserstubc zur Holztrift geschlagen wird. 2. Im Oncllgebietc der III er liegt das Oythal, dessen Ache einen der schönsten Wasserfalle in zwei Absätzen, den Stäubt bildet. Wild stürzt sie sich in einen flüsteren Felscnschlnnd, aus welchem die zusammengepreßte Lnft ihr Wasser wieder iu Staub hiuaufwirbelt oder als Wasser aus der engen Kluft hinausschlcudert; dann tritt der grünklare Bach aus dem engcu Schlunde heraus, wirft sich aber sogleich wieder einen Abgrund hinab; hier schwebt die Schamnsäulc frei vor dem Auge. 3. Im Qucllgcbicte des Lech bildet der Abfluß des Plansecs (östlich von Neutte) die Stuibenfälle. Der Bach kommt in 4 Abstürzen herunter, von denen der unterste (W F. hoch) der größte ist. Im Thalc der zum Lcch fließenden Vilö stürzt der Alpstrudel, eiu herrlicher Wasscrfall, in zwei Absätzen herab. 4. Die Zahl der Wasserfalle im umfangreichen Inngebicte ist sehr beocntend. In dem kleinen Christinathale (wcstl. vom Kauuserthal) befindet fich über der Stal-lanzcr Alpe ein schöner, 43l) F. hoher senkrechter Wasserfall. Der bei Feuchten im Kaunserthal vom Distenkopf hcrabkommendc Gsöllbach ist wegen deö herrlichen Gsöllbachfallcs incrkwürdig, der aus s) übereinander schwebenden Fällen besteht, welche zusammen I^'lj F. hoch herabstürzen. Jeder einzelne ist eiu schönes Bild und zusammen gleichen sie einem einzigen schäumenden Milchstrome. Oberhalb Feuchten ist ein zweiter prächtiger Wasserfall, der Brunigbachfall, welcher 408 F. hoch herabstürzt. Der bei dem Weiler Letz (unterhalb Landcck) links in den Inn mündende Vcberbach ist wegen seines Wassrrfallcs bekannt; der Bach schießt aus großer Höhe iu einer vou ihm ausgewaschenen Ninnc laut- und schaumlos fast senkrecht herab in einen dunkeln, nur von oben erleuchteten Kessel, wo sich seine Gewalt unter Kochen und Schäumen bricht. Bei Ierzens im Pitzthal wallt der Stuibcnfall in großer Wasscrfülle vom höchsteu Gebirge in äußerst malerischer Umgebung in 'l Absägn herab. Westlich von St. Leonhardt, dem Hauptorte des Pitzthales, stürzt der herrliche Schwammbachfall aus sehr großer Höhe in einem Bogen herab, weit und breit alles benetzend. In einem Seitenthal des Oetzthaleb fließt der Hairlachbach, welcher den prächtigen Großen Stuibcnfall (470 F. hoch) bildet. Der Bach rauscht oben unter einer natürlichen Felsenbrückc hervor, macht >) Vgl. G. Ä. v. Kloeden. 2) Vgl. A, Schaubach. Wasserfalle in der «jsterr,-unss. Monarchie. 317 dann cinen gewaltigen stäubenden Sprung, sammelt sich in einem Kessel und cill wieder im engen, aber kurzen Fclsenbett zu einem zweiten Sturze, wo sein Fall über ein weit vorspringendes gewölbtes Fclscudach in großen Bogen schäumt. Besonders malerisch ist der unterste Kessel, in welchem sich der Bach zum Abfluß sammelt. Schon weithin verrathen die aufwirbelnden Staubsäulen die Gegend des Wasscrfalles und erklären seinen Namen, ob er gleich wegen seiner großen Wasscrmassc kein Scaubbach im eigentlichen Sinne ist. Das Melachthal der Stubaicr-Gruppc besitzt in dcu herrlichen Me lachfällen einen höchst anziehenden Schmuck. Auch im Gebiete der Kitzbüchler Ache, welche als Alz vom Chiemsec zum Iun fließt, befinden sich viele schone Wasserfalle; so in der Nähe des Passes Thurn der Sintcrsbachfall, welcher nach einigen Stürzen von 200 F. gewaltig aus dem untersten Felsentcssel hcrvorstäubt; ferner der schöne Schleier fall, welcher in der Zcphyranc unweit Kitzbüchel in einer Schlucht hcrabwcht; der Kirchdörfer Wasser» fall, welcher bei Kirchdorf in zwei Absätzen Z00 F. tief abstürzt. 5. Der größte Zufluß des Inn, die Sal zach, besitzt in ihrem Gebiete einen großen Reichthum an Wasserfallen. Der eine ihrer Quellbäche, die Krimler Achc, stürzt ill vier Fällen, zusammen ll>00 F. hoch, den: Thalc zu. Der unterste der Krimlerfälle, welche zu den höchsten und schönsten der Erde gehören, ist der wildeste. Die Wassermassc wirft sich in gerader Richtung herab und trifft hier auf einen Felsen, der sie seitwärts treibt; durch den mnflorenden Wasserstaub und den beklemmenden LuftdruÄ wird man schon in beträchtlicher Entfernung fast seiner Sinne beraubt. Der oberste Fall ist der größte unter allen, so hoch, wie die drei unteren zusammengenommen. In einem gewaltigen Sprunge wirft sich die Ache über eine 800 F. hohe Wand in den Abgrund; eine Wasscrwolkc wirft sich da über die andere in ewiger Folge und der dumpfe Donner erschüttert die ganze Gegend. Ueber dem Krimler Taucrnhaus stürzt der prächtige Reinbachfall durch eine Fels' kluft und über den von ihm geschaffenen Schuttbcrg znr Achc hinunter. Im Ober-sulzbachthal, das zum Oroß-Vcncdiger hinaufführt, bieten der Scebachfall und der Gjoadbachfall ein schönes Schauspiel dar. Am Eingänge in das Rauriscr Thal ist der Kitzlochfall merkwürdig. In einer engen schwarzen Spalte wirft sich in vier gewaltigen Sprüngen die Ache aus schwindelnder Höhe in ebenso schwindelnde Tiefe herab, bald rechts, bald links, bald himmelwärts ihre Staub' wölken schleudernd; der letzte Sturz verschwindet in der Nacht und dem Wasscrstaubc des Abgrunds ciuer Höhle. Von den interessanten Wasserfallen des Thales Gastein, dem Kessclfall, den Bärcnfällen, dem Schleicrfall und den Fällen der Achc beim Wildbad, war schon au anderer Stelle (vergl. S. !)l, 95) die Sprache. Der bei Schwarzach links in die Salza sich ergießende Wcngcrbach bildet den angeblich 1800 F. hohen Weng er fall. Nachdem die Salzach aus dem Paß i/ueg heraus getreten, empfängt sie Golling gegenüber links den Schwarzbach, der den in zwei "bsützen herabstürzenden, 2<,0 F. hohen Goll ingcrfall bildet. Der zur Kammer fließende Aubach fällt in zwei Stufen W F. hoch über eine Marmorwand und bildet den Vichlfall. N. Die Trauu erzeugt bei Roitham den berühmten, 42 st. hohen TrannfaU. Unweit vonHallstatt ist der Sturz des Waldbaches, gemeiniglich „Waldbach Strub" genannt, sehr schcnswcrth. Schon auf dem in einer Schlucht ansteigenden Pfade verkünden dumpfer Donner und Ncbclwolten, welche die Acstc der Bäume durchstiege», °^s Naturschauspiel, bis sich der Wald öffnet und man vor dem schönsten Falle des ^alzkammergutcs und einem der schönsten unserer Alpen steht. Ein Felsen-Amphitheater Zugibt uns, die hohe Siegwand mit ihren bogenförmig cmporgcwölbtcn Schichten. Ha, wo eine Streck geborsten ist, hat uon oben herein der Waldbach feine Fluthen gelenkt, sich in der Tiefe der Spalte ein Gewölbe, einen „Strub" ausgewaschen, aus welchem er hier herausstürzt und 300 F. tief feine mächtigen Schaummasseu in HIß Wasserfalle in der ost>rr. nnq. Monarchie. rinen Fclsenkcsscl wirft. Rechts von diesem Haufttsturze kommen aus einer höheren Region noch zwei Stanbbächc herab und vereinigen sich im Kassel mit dein Waldbache, der nun in wilden tobenden Fällen der Tiefe zueilt. 7. Im Qncllgcbicto dor Enns erzeugt die Taucremchc an der Nordseitc der Nadstädter Tancrn den Tauernfall. Die Ache, ans einem Schlnndc brausend hervordringend, wallt schweigend nnd ulajestätisch nieder in den Schoß eines 600 F. tiefen Abgrnndcs nnd bildet trotz ihres Wasscrreichthums einen schönen nnd einen der grüßten Schlcicrfälle oder Stanbbäche. In dem oberhalb Schladming znm Ennsthalc ausnuindeuden Preuncggthale befindet sich der schöne Klansalpenfall. Im Quellgebictc der znr Enns fließenden Steier stürzt der »nächtige Klinserfall über 180 F. in weitem Bogen herab und zertheilt sich zwischen dem Gebüsche in viele kleine Fälle. 8. Der Wasserfall Schüttet bei Lunz nnd der Pröllingfall bei der Schwarzen Wiese unweit Waidhofcn gehören den, Gebiete der Ips an. 9. Die Lassing, welche der Erlaf zufließt, bildet den in 3 Absätzen herabstürzenden Lassingfall, deren erster 145 F., der zweite 127 F., der dritte 125 F. hoch ist. Die nicht sehr starke Wassermasse kann durch eine Klause geschwellt werden. 10. Sehr bedeutend ist die Zahl der Wasserfalle im Draugebictc. In dem Michelthal, einem Scitenthalc des Iselthales, überrascht der Michelbacher Fall durch seine Wasserfüllc und Höhe. Im Möllgebicte drängen sich gleichsam die Wasserstürze. Oberhalb Heiligenblnt an der Südseite des Großglockners stürzt der wasserreiche Lciterbach in drei Absätzen aus einer Höhe von 200 F. herab. V, Stunde von Heiligenblnt bildet die Gößnitz den herrlichen Gößnitzfall. Aus einer furchtbaren Kluft stürzt der Bach herab in einen tiefen, dnnkcln Kessel; oben noch eingeengt zwischen die Wände, breitet er sich gegen die Tiefe aus, und hie und da aufgehalten wirft er sich weiß schäumend über die Felszacken, ohne sie jedoch zu enthüllen. Ungeheure Staubsäulen wirbeln aus der Tiefe hoch empör; man sieht dieselben auch schon vor dem Hügel, welcher den Fall deckt, wo sie stoßweise, wic Rauchsäulen aus einem Vulcanc, aus dem Waldberge aufzusteigen scheinen, weshalb man diesen Wasserfall auch den Wafservulcan nennt. Noch näher bei Hciligenblut bildet die Müll selbst den prächtigen Zlapp. Weiter abwärts befinden sich die schauerlichen Stnrzfällc der Moll. Hier hat in einer Felscnenge die Moll den wildesten Kampf anf ihrem ganzen Laufe zu bestehen. Die Berge sind über ihr zusammengebrochen, mn sie zu begraben, aber sie hat ihre Feinde besiegt; in fnrcht-baren Sprüngen, welche den Wanderer auf der vorbeiführcnden schmalen Straße zu verschlingen drohen, wirft sich der Bcrgstrom über die Bcrgtrünnner hin; große Steine, anf die tobende Fluth geworfen, schwimmen hinab; der Hauch ist sichtbar in dem kalten Dunstbadc der Eisfluthcn, das man durchsteigt. Eine überhängende Felswand, unter der früher der Weg hinführte, ist 1847 eingestürzt und hat genöthigt den Weg auf das andere Ufer zu verlegen. Oberhalb dieser Stnrzfällc besänftigt das Schauspiel eines herrlichen Stanbbachs die aufgeregten Sinne wieder. Es ist der Inngfernsprnng, welcher aus schwindelnder Höhe (400 F.), sich in Staub auflösend, über eine Scrpentiuwand herabschwcbt. Eine große Merkwürdigkeit bildet der Zirknitzfall in dem bei Döllach ausmündenden Thale der Zirkmtz. Unweit von diesem Orte stürzt das bedeutende Gewässer von oben in eine große Höhle herab, deren Eingang ein majestätisches Gewölbe ist; sie wird im Innern durch die großc Oeffmmg erleuchtet, durch welche der Bach sich donnernd in Schaumflockeu herab wirft. Fallen gerade dic Sonnenstrahlen von oben herein in die Sturzfluth nnd den Wasserstaub, so macht es w diesem sonst dunkeln, hochgewölbten Ranmc cinc eigene Wirkung. Fast den ganzen Boden bedecken die Fluthen des Baches und nur an einer Stelle hat derselbe sich einen Schuttberg angehäuft. Wasserfalle in d?r iMrr. ,mq. Monnrchi?. 319 Reich an WasscrstNrzcn ist das Gebiet dcs Maltathales (des Groß-Elendbaches). Gleich hinter N?altein kommt rechts der Fallbach iu mehreren Absähen, zusammen ^00 F., als cin dünner Wasserfadcn herab, theilwcise in Staub nnd Schaum aufgelöst. Vom „hohen Steg" aus, einer Brücke über die Malta, gewahrt man den von der rechten Bergwand herabstürzenden gewaltigen Melnikfall; weiter oben kommt links von den Gletschern der Hochalmspitzc der Hochalmfall, rechts der Fall am blauen Tumftf. Fast noch reicher an wahrhaft großartigen Wasserfallen ist der Gößgraben; in Schämn aufgelöst wirft sich die Göß als Schaumfall (162 F. hoch) zum Maltathal herab. Noch schöner nnd größer ist der Zwillings-fall (240 F. hoch); in seinem Kessel schwebt unhürbar neben dem Donner des Falles ein Staubbach l,00 F. an einer schwarzen Wand herab. Unmittelbar aus Gletscher-Eisgrottcn stürzt der Trippenkccsfall über eine jähe Wand. Im Oberläufe der Mürz bricht cin Bach oben ans einer Grotte und wirft fich schäumend in die Tiefe, der Wasserfall zum todten Weib. 11. Unter den Wasserfallen des Ctschgcbictes sind die folgenden erwähnenS-werth. Oberhalb Meran bildet die Etsch selbst einige Fälle. Im Südostcu von Meran befindet sich der von prächtigen Feucrlilien umwucherte Haflinger Wasser-fall. In: Pustcrthal (bei Oberointl über Mühlbach) kommt der schenswerthc Wincbachfall uon Norden her. Westwärts von Trient am rechten Etschufer gelangt man zn dem Wasscrfall uon Sardagna, einen: der schönsten Südtirols, welcher sich in der Nähe des kleinen Dorfes Sardagna befindet. 12. Der den Lcdro-Scc durchsiießende Bach Ponal bildet an seiner Mündung in den Gardasec einen interessanten, stäubenden Fall. II. Wasserfalle im Karstgebicte. Dcr Karst nüt seinen zahlreichen Höhlen, Kesseln und unterirdischen Wasserläufen ist der Bildung von Wasserfallen sehr günstig. Hier seien nur die nllermcrkwürdigstcn genannt. Im kroatischen Karstlandc stürzt sich die ^ika in einen tiefen Felsenschlund, wo sie verschwindet (vgl. S. 118). Die Kerta bildet im Ganzen fünf Wasserfalle, darunter den in tiefer Felsenschlucht herabstürzenden Fall bci Kistan je; die bedeutendsten jedoch bei Scardo na, 50 F. hoch, welche bereits oben (S. 124^ eingehender geschildert worden sind. An dem Ursprünge der Kcrka bci dem Dorfe Topoljc bildet auch die Kerkich einen 70 F. hohen Fall. Die Cettina stürzt bci dem Dorfe Duare in einen 316 F. tiefen Schlund und bildet unterhalb des selben einen zweiten Wasserfall. Die sieben Plitvica-Seen stehen durch eine Reihe von Wasserfallen miteinander in Verbindung. III. Wasserfalle im deutschen Mittelgebirge. In diesem Gebiete haben nur die Thäler des Niesengcbirges einige größere Wafscrstürze auszuweisen, und auch diese sind weder an Fülle noch Höhe bedeutend genug, um den Alpenfällen zur Seite gestellt zu werden. Sie gehören in Oesterreich dem Elbgcbiete an, während die des preußischen Nordabhanges zur Oder abstießen. Der Elbsciffen verläßt in einem prächtigen Sturze die Höhe dcr Elbwicsc und bildet noch weiter abwärts zahlreiche Cascadm. Auch das Weißwasser stürzt in seinem Laufe durch den Tcufelsgrund über eine Reihe von Cascade« (vgl. S. 305). Die Aupa bildet auf dcr Weißen Wiese zwei schöue Wasserfalle. Die in ihrem Oberlaufe durch Engpässe und Strudel brausende wilde Adler bildet bei Lititz einen schenswerthm Wasscrfall. Im Böhmerwaldc sind nur die Katarakte der Moldau in dcr Paßcnge unter dcr Tenfelsmauer bei Hohenfurth erwähnenswert!). Granitblöcke, welche in die Tiefe gestürzt find, brechen die anstürmenden Fluthen, deren Getöse »nan über eine Stunde weit hört. 320 Wasserfälle in der öst«rr,-ung. Monarchie. IV. Wasse: sällc in den Karpathen. Bon den zahlreichen Wasferslürzcn, wclche dic Karpathcn-Vandschaften beleben, sind nur wenige näher bekannt. Bänglich der Tatra, welche an Wasserfallen ungcmcin reich ist, wird nun gewiß dic Thätigkeit des jnngcn Karpathm^ereincs in ltäßniink auch in dieser Nichtung von Bedcutuug sein. ^m Gebiete dieses karpa^ thischm Hochgebirges stiir;rn in die nicistcn der zahlreichen Hochsecn Wasserfalle bald in Bogen-, bald in Caöcadcnform und verbinden häufig anch lnchrerr dieser kleinen Wasserspiegel untereinander. Was ihnen im Vergleich zu den Alpenstürzrn fehlt, ist nicht die Höhe, nicht die romantische Umgegend, sondern die imposante Wasscrfüllc und — Zngänglichkcit und Bckanntheit. Hier seien nnr die bedeutendsten der Tatra-fälle genannt. Unterhalb der 3 Pribil ine» Seen befindet fich ein sehcnswerthcr Fall. >^n den großen grünen Scc kommen Wasserstnrzc aus einer Hohe von fast !000 F. Der Mlinitzabach, aus dem Siidcnde des kleinen grünen Sees fließend, stürzt in mehreren Absätzen durch das abschüssige Hochthal. Das in den Felkascc über dic sog. Granatcnwand herabstürzende Fellcrwasser bildet einen AW F. hohen Fall. Dic Siklowka, ein Zufluß des weißen Dnnajcc, welche der Reihe nach die „sieben Seen" durchfließt, bildet zwischen denselben Wasserfalle. Ebenso der die „fünf Seen" verbindende Bach. Die ans dem großen Fifchsee kommende Bialta fließt weiß schäumend «daher ihr Name, von dial?, weiß) in zahlreichen ^ascadcu. Der Abfluß des gefrorenen Sees stürzt über einen Querwall aus Trümmergestein in den böhmischen See und aus diesem über eine Fclscnstufc in das Thal hinab. Aus dem Kolowa-Sec stürzt ein Bach in einem engen Bette, eine Menge kleiner Wasserfalle über das Geschiebe bildend, hinab zur Iaknicnca, welche zur Äialka fließt. Der Abfluß des schwarzen Sees stürzt als Wasserfall in einen «l<)s» F. tiefen Abgrund zum großen Fischscc. Berühmt sind die Cascade« des Kohlbachcs, unsern des am Abhänge der Tatra gelegenen Hades Schmccks (vgl. auch E. 180 . welche an Schunhcit, wenn auch nicht au Wasscrfnllc und Höhe mit manchem Gletschcrabflussc der Alpen wetteifern. Die Weichsel bildet in ihrem Oberläufe aus schlcsischem Boden einen Fall von 180 F. Höhe. Vergleichende Zusammenstellung der Höhen einiger WafferMc in der Monarchie. WieucrFuh Met« knmlerjälle......1600 505 Gsöllbachfall.....I820<> M6 Tauklmfall...... N00 190 Nassrrfall am schwarze See 600 190 Großer Stmliclifall . . . 47<> 1485 Prmngbllchsall .... 408 !W Innqfcrnsprmtq .... 400 126 VMnqfatl...... Z9? 125 Cellumfall vei Hinno , , .^Ift 100 Falldach....... 300 95 stetterwasserfall .... !jsX) '.>.'> We»?,, ssutz McM Mellauerfall......300 9b Waldbnch.Omü'.....300 9b Oollingevfall......2l!0 82 ssluhbachfall......250 79 Zwillmssöfall......240 76 ^eiterlmchfall......200 «« Wcichftlfall ...... 180 5? ^lliüserfall ,...'... 180 5? Schamnfall 0er Göft ... t«2 51 Kerkichfall....... 70 22 Blchlfali ....... «0 19 Kerlafälle bei Gcardona . . 50 15'6 Tranufatt....... 42 13 Charakterbilder. > 321 Charakterbilder. 1. Der Gollinger Wnsferfall. Eine der Hauptmerlwürdigtcitcu in der Ulngcbung des freundlichen Marktes Golling ist der herrliche Wasscrfall, welcher bald Guringfall, bald Schwarzbachfall, am häufigsten jedoch Gollingcr Wasserfall genannt wird. Durch das Hinterhaus der Post gelangt man in kurzer Frist an dic Salzachc, über deren reißende Fluthen eine lange und schmale hölzerne Brücke führt. Man durchschneidet cine schöne, vorwiegend mit Korn und Weizen bebaute Flur; die alls einem Felsen ruhende Kirche St. Niklas ist unser Leitstern. Auch ist hier an diesem viel besuchten Wasserfalle schon schweizerische Gewcrbthätigkcit cingerisscu; an jedem Thore, das dic Besitzungen der Gehöfte scheidet, stehen Thürhüter oft in größerer Zahl, nm das Thor aufzumachen oder Blumensträuße, zumeist von Edelweiß, zu überreichen. Man gelangt an den aus einer Schlucht des hohen Gölls hervorbrechenden Schwarz bach. Von hier beginnt der wohlgrbahnte Fußweg, der, wie in einem Parte, bequem auf Treppen und Stegen zu den schönsten Standpunkten führt. Der Dank der Neisendcu für diese große Wohlthat gebührt dem Fürsten Ernst von Schwarzenberg, welcher auch die Salzach-Ocfm zugänglich machte. Noch um eine Ecke, und der unterste Absturz des Wasserfallcs schwebt vor uns von hoher Wand herab. Die größere Wassermassc wirft sich mehr liuks herab, während der Ueberfluß rechts ein Felsen-gestuf überschäumt in unzähligen kleineren Fällen. Der Weg läßt den Fall rechts und übersteigt ihn in mehreren Treppen. Oben, wo der Bach diesem Sturze in wilden Sprüngen über Felsblöcke zueilt, führt rechts ein Seitenweg ab, und wir stehen vor einem neuen Zauberbilde. Ein mächtiges Felsenthor öffnet seinen Rachen, doch statt eines nächtlichen Gewölbes wallt oder stürzt ein blendender Vorhang dahinter herab; Ricscnblöckc haben es versucht, die Pforte zu verschließen; doch sie vermehrten nur die Wucht der Gewässer; wild cntstürzcn sie dem nächtlichen Kerker über icnc Blöcke, eine Staubwolke entsendend, die im Mittagslichtc einen schönen Krcisrcgcnbogen hervorzaubert. Auf den Hauptweg zurückkehrend, ersteigen wir wieder ein Stockwerk des Gebirges, fortwährend in dunkler Waldschlucht. Ein Steg, den wir zur Rechteu betreten, eröffnet uns ein schauerliches Bild. Nicht weit davon bricht der Bach in seiner ganzen Kraft und Klarheit aus eiuer Grotte des Berges >848 F. hoch hervor. Doch gleichsam, als sei er zu früh geboren, sucht ihn der Schoß der Erde wieder zu verbergen; in einem einzigen ungeheuren Sprunge wirft cr sich in den nächtlichen Kessel; aber schon zu mächtig geworden, zersprengt er unten angekommen seine Fesseln, indem er sich durch die eben besuchte Durchgangspfortc, über deren Gcwölbc wir jetzt stehen, einen Weg in's Freie bahnte. Dieser Wasscrfall ist nicht der größte, denn er hat im Ganzen 2lll> F., wohl aber einer der schönsten in den österreichischen Alpen. Nach dem Volksglauben ist er "n Abfluß des Künigssees; und nähere Untersuchungen scheinen diesen Glauben zu bestätigen; nach den neuesten Messungen liegt nämlich der Spiegel des Königssces um l')l>F. höher als der Ausfluß des Schwarzbaches aus der Oöllschlucht. Man zeigt auch am See eine Oeffnung, das Kuchlcr ttoch, in welches ein Theil des Wassers abfließen foll. Als im wasserarmen Jahre l823 der Wasserspiegel des Künigssces das Kuchler ttoch nicht erreichte, versiegte der Schwarzbach. Jahren kein Unglücksfall vorgekommen. Dic Gewandtheit der Schiffer ist bcwundcrnswerth, und doch bedarf es aller Aufmerksamkeit des Stcncrmanncs, um von dem Nandc des Wilden Falles das Schiff schnell und sicher in den Canal zu leiten. Einst soll ein Brautpaar nach gehaltener Hochzeit in Gmundcn nut der ganzen munteren Gesellschaft die Tränn hcrabgcfahrcn sein; wegen eines Mißverständnisses wurde die Fallhanspfortc nicht zu rechten Zeit geöffnet und das Schiff mit allen darin Befindlichen glitt links zum Abgrund hinab in den Schanmkcsscl des Wilden Falles, in welchem Alle ihr Grab fanden. Als Xtaifcr Franz den Traunfall besuchte, ließ man ein mit Steinen belastetes Schiff in dcn Wilden Fall hinabstürzen; das Schauspiel, welches das Zerschellen desselben in dem wilden Wogensturm gewährte, war lion der großartigsten Natur. Der merkwürdige Canalbau isl cm Werk des Forstmeisters Thomas Secauer, wclchcr unter den Kaisern Ferdinand I., Maximilian ll. und Rudolf II., 70 Jahre lang, von 1^l<.» bis N!0!>, diente und 110 Jahre alt wurdr. Auch die Moldau machte dieser energische und tcuntnißrcichc Mann, ein Sohn des Bandes Obcröstcr-reich, von Budwcis bis Prag schiffbar und lcgtc dic Sceklausc am Hallstättcrsce au. (Nach A. Gchaubach,) 3. Die Kohlbachfälle in der hohen Tatra. Es gibt zwei Kohlbachthäler in der hohen Tatra; das westliche, ausgedehntere des Großen Kohl- oder Kahlbachcö^ beginnt am Hauptkammc dort, wo sich an ihn der Kastcnbcrg anlehnt, das östliche des Kleinen Kohlbach es, kürzer und enger, zieht sich von den Eisthalcr Spitzen herab. Beide Thäler bieten wiederholt das interessante Schauspiel von Wasscrstnrzen nnd bilden somit einen der lohnendsten Ausflüge vou dem am Südabhangc der Tatra gelegenen Cnrortc Schmecks aus, dessen schöne Umgebung, wie ein Stahlbad auf Keib und Seele wirkend, ihre Heilkraft mit der des dortigen Sauerbrunnens vereinigt. Das Thal des westlichen Kohlbacharmes, unten mit Geröll und moosbewachsenen Blöcken bedeckt, ist so versumpft, daß das Nasser erst am Ende der Schlucht aus den Fclstrümmern hervorquillt. Der Weg durch diese trümmererfüllle Wildnis; ist beschwerlich; denn die von dcn Bergen herabstürzenden Bäche machen denselben sehr schlüpfrig nnd zwischen dem täuschenden hohcn Moos, das über tausendjährige Granit' blocke sich hinbrcitct, sind zahlreiche Nisse nnd Spalten verborgen. Zuweilen läuft er wieder über schwindelnde, ans einem einfachen Baumstämme bestehende Fußstegc oder am Rande tiefer Abgründe hin und wird an einigen Stellen so schmal, daß während der eine Fuß die Felswand berührt, der andere über Tiefen schwebt, in die man ') Bezüglich des Namens bemerkt u. Sonklar: „Dieses Thal wird bald Kahlbach- uud vald Kohlbachthal qeuaunt. Dic Gelehrten, die gewöhnlich Alle« anders nennen, als e? wirklich hrißt, schreiben Kahlbach, während man an Ort lind Stelle durchweg Kohiliach sasst. "uu tst alirr ein Diplom vorhanden, laut welchem Wnia, Vela lV. im Jahre 1258 den Ansiedlern unter dcr Ziftserburg die Mld^cl „Kaldbach" im Gebirge scheutt. Daraus geht denn hervor, oan man eigentlich '.^Itbach zu sagen hätte." 21* 324 Wasse fälle m der »fterr.-ung. Monarchie. bei dem geringsten Fehltritt stürzen würde. Aber am ersehnten Ziele angelangt, wird man, wenn nicht gerade, wie es bei dem ewigen Kampfe der Elemente in diesen hohen Regionen öfter zu geschehen pflegt, undurchdringliche Wolken- und Nebelschleier dasselbe einhüllen, für jede übcrstandcne Mühe und Gefahr über jede Erwartung belohnt. Hoch übereinander gcthürmte, zum Theil bewaldete, zum Theil kahle Bergwände, uud riesige Felsen mit tausend und abertausend wunderlich geformten Zacken und Hörnern, mit schaucrlichm Klüften und Schluchten, über deren schwarzgraue .Häupter Gießbächc in unzählbarer Menge und in Milliarden Ständchen aufgelöst mit furchtbarem Tosen und Rauschen in den herrlichsten Cascadcn hcrabdonncrn, besäumen ringsumher ein mit dem schönsten Mattcngrün und mit den wohlduftendstcn Kräutern geschmücktes Thal, in dessen Schoß hie uud da mehr oder minder große, im Golde der Sonne spiegelnde Seen sich gelagert haben, welche theils aus dem im Früh' jähre schmelzenden Schnee, theils aus den in sie einmündenden Wildbächcn gebildet werden. Unter diesen zahlreichen Fällen ist der unter dem Namen des Treppchcns bekannte Wasscrfall im Hintergrunde des Thales der bedeutendste. Mit großer Gewalt stürzt sich sein in den herrlichsten Rcgcnbogenfarbcn spielendes Gewässer über eine wohl an tausend Fuß hohe Gramtwand herab und durcheilt jetzt unter dem Namen des Kohlbaches mit reißender Schnelligkeit, donnernd und schäumend, das Thal in kurzen Krümmungen und verliert sich, nachdem es eine Felswand durchbrochen, als wäre sie uon der Hand des Allmächtigen gespalten, unter schreck« lichem Tosen, Baumstämme und Granitblücke vor sich her treibend, in bodenlose Abgründe. Befindet man sich nun, nachdem man auf der ganzen Wegstrecke hierher von der feierlichsten Ruhe und Stille umgeben war, in diesem Getümmel der Gewässer, in diesem ewigen Schaffen und Zerstören der Natur, welche hier überall in den seltsamsten Tönen ihrer bald dumpf rollenden, bald gräßlich brausenden, zischenden, donnernden Wasscrstürze sich tnnogibt, so wähnt man sich in die geheim-nißvolle Werkstätte der Natur felbst versetzt, welche die Seele mit Bewunderung und mit Ehrfurcht vor dem Schöpfer erfüllt. Ueber den Kamm, welcher im Norden das Thal des Großen Kohlbaches einschließt, gelangt man in das östliche, kleine Kohlbachthal, das nicht minder wild ist als das erstere. Es beginnt am Südfuß der Eisthaler Spitze mit tiefen, von Schnee und Eis erfüllten Schluchten, die unter dem Namen der vorderen Eisthäler bekannt find. An ihrem Ausgange liegen in wilder Einsamkeit auf niedrigen Stufen untereinander die fünf Seen, selbst noch im Hochsommer uon Schneeflächen bankartig umlagert, der unterste durch einen niedrigen, quer durch das Thal setzenden Felsrücken uon der unteren Thalstufe geschieden. Mit lallten: Getöse stürzt der Bach über den Stcinschutt von einem See zum andern. Zerstreute Stellen mit reichem Graswuchs zeigen, was das Thal ohne die Zerstörung wäre. Außer dem Kmmmhalze, das an den Trümmerhalden hinankriecht, fehlt aller Pflanzenwuchs. Unterhalb der Fünf Seen bildet der Kleine Kohlbach einen der schönsten, wenn auch nicht höchsten Wasserfalle in den Karpathen. Indem er über eine 120 F. hohe Felswand herabstürzt, prallt er an einen abgerundeten Felsblock mit folcher Gewalt, daß, wahrend ein Theil des Wasser sich schäumend über ihn wälzt, ein anderer Theil zerstäubend emporgeschlcudcrt wird und in mehrere Adern zerrissen als flimmernder Schleierfall herabtlcttcrt. Hat anhaltender Regen das Wasser geschwellt, dann bietet der Kohlbachfall, durch das Smaragdgrün der Fluchen und ihre krystallene Klarheit ausgezeichnet, einen wundervollen Anblick. ^iach S. Steinhard und And.) 3. Canäle. Der Umstand, daß in dem die physischen Verhältnisse der Monarchie behandelnden Abschnitte auch der künstlich hergestellten Canäle Erwähnung geschieht, erinnert daran, daß auch der Mensch an der im Laufe der Zeiten sich vollziehenden Umgestaltung der Erdoberfläche seinen Antheil hat. Dieser Antheil ist ein schr bedeutender und hat unstreitig in weit ausgedehnten Gebieten dem Antheile der Naturkräftc den Rang abgelaufen. Hier kaun nicht von Entwaldung, Urbarmachung, Straßcnbauten, Anlage von Wohnorten und dgl. die Nede sein, sondern nur von jenen Veränderungen, welche durch die Anlage von Ccmälen hervorgerufen werden. Die künstlichen Wasser-laufe dienen theils Handels-, theils Agricultur-Intcrcsscn, und bilden entweder schiffbare Straßen oder dienen sie zur Bewässerung, zur Entsumpfung. Die österreichisch-ungarische Monarchie besitzt Canäle aller drei Arten, doch seit Abtretung des lombardisch-venetianischen Königreichs nur in sehr geringer Zahl. Denn die Anlage größerer Schifffahrtscanälc und Canalsystcme ist an gewisse natürliche Verhältnisse gebunden, welche auf dem Boden der Monarchie nur in beschränktem Maße vorhanden find. Die großen Höhenunterschiede der einzelnen Theile unseres Vaterlandes sind der umfangreichen Canalisirung hinderlich. Es lassen die Alpen keine Verbindung des adriatischcn Meeres mit dein schwarzen Meere zn; und auch einer Verbindung des schwarzen Meeres mit der Nord- und Ostsee stehen durch das hcrcynisch-sudctische und durch das karpathische Gebirgssystcm schr große Schwierigkeiten entgegen. Doch beschäftigt man sich gegenwärtig neuerdings mit dem Project einer Canaluerbindung zwischen March und Oder. Aus den angegebenen Gründen steht daher Oesterreich-Ungarn in Bezug auf Canalsystcme anderen europäischen Staaten und Ländern, wie z. V. Frankreich, Preußen, Lombardo-Vcneticn, wo dergleichen Terrainschwicrigkciten nicht obwalten, weit nach. Doch haben seit der allgemeinen Anlage von Schienenwegen die Schifffahrtscanälc an ihrer Bcdcutnng überhaupt fchr eingebüßt und im Bau der letzteren ist nun Stillstand eingetreten. Ausgenommen hicvon sind selbstverständlich die der Seeschifffahrt dienenden Canälc, wie der Suez-Canal, der projcctirte Canal durch die Landenge von Panama. Die geringsten Terrainschwierigkciten waren in den Tiefebenen Ungarns zu überwinden, weßhalb auch daselbst, und zwar im medcrpannonischen Becken, die Anlage mehrerer und größerer Canälc stattfand. Die künstlichen Wasserläufe der anderen Länder der Monarchie find fehr unbedeutend. Die folgenden Zeilen enthalten eine Aufzählung der wichtigsten Canäle. a) Canäle in Ungarn. (Vgl. S. 214).') 1. Der Vacser- oder Franzens-Canal zwischen Bscse und Zombor verbindet dic Donau mit der Theiß; er ist durchschnittlich 10 Klafter breit, 6 F. tief und trägt Schisse von 7000 bis 8000 Ctr. Belastung. ^) Vgl. H. BiachelU, Handbuch der Geographie und Glaüftit de» Kaljerthum« Oesterreich. 320 CanUle. 2. Der Btiga^Caual, zur Verbindung zwischen Temcsvar und Becskcrck, wird durch die Bt'ga, derm Bett größtcnthcils für den Canal benntzt ward, »lud durch die Temes mittelst des von Kosztil bis Kiszelü reichenden Berbindungscanals gespeist; er beginnt bei Facsct, ist bis Klck 21^ nnd von da bis Titel, wo er w die Theiß einmündet, beinahe 4 Ml. lang, 15 Klafter breit, 5l bis 9 F. tief und trägt Schiffe von 8000 bis 4000 Ctr. Last. 5. Der Berzava- und der Vcrseczcr (Theresicn- oder Alibunar-) Canal dienen zur Entwässerung der vielen Sümpfe im Südosten Ungarns, darunter des Alibunar^ Morastes. Beide stehen miteinander, ersterer auch mit dem Detta-Canale in Perbindung. Der Vcrzava-Canal mündet bei Botos in die Temcs. 4. Der Sarviz- oder Palatinal-Canal !,dcr rcgulirtc Sarviz), 45'/.^ Ml. lang, dient vorzugsweise zur Austrocknung der Sümpfe zwischen Stnhlwcißcnburg und Szegszürd. 5). Der Albrechts-Karasicza-Canal dient zur Entsumpfnng des Bodens in der Aaranya. Klftr. lange Traun-Canal bei Roitham macht den 42 F. hohen Trannfalt (vgl. S. 5'.22) für Schiffe passirbar. Bei Innsbruck ist die Sill canalisirt, um ihr Wasser, welches zahlreiche Werke in Bewegung fetzt, unmittelbar durch einen Theil der Stadt zu leiten. Klagcnfurt ist durch cincu schmalen, aber doch schiffbaren Canal, etwa l Stunde lang, mit dem Wörthcr Scc vcrbuudcu. Durch die Anlage des Gruber« Canals wurde die Hälfte des -i mMl. großen Laibachcr Moores cnlturfähig gemacht. In Böhmen befinden sich mehrere Canälc, die zu Flußbett-Ncgulirungcn, Trockenlegung von Sümpfen, zur Anlage von Teichen uud audercn ökononüschcn Zwecken hergestellt wurden uud znsammcn ungefähr 30 geogr. Ml. lang sind. Der bedeutendste unter ihnen ist der <»-7 Ml. lange Schwarzcnbcrg'schc Canal, welcher die Moldau mit der Mühl und somit auch mit der Donau verbindet. Seine Breite mißt uuten Ml. lange Gold graben, welcher bei St. Magdalcna aus der Luschnitz kommt und oberhalb Wescly zu ihr zuriicktehrt. 4. Teiche, Weiher, Sinnpfe und Moore. (AtlssemeimS übn- Teiche, Weiher, Sümpfe und Moore. Teiche in der üsterreichisch-nnganschen Monarchie, Sümpfe und Moore in Oesterreich Ungarn,) Allgemeines über Teiche, Weiher, Sümpfe und Moore. Es faßt dieser Abschnitt allc stehendeu Festlandsgcwässer mit Ausschluß der Seen, die »vcgen ihrer hervorragenden Bcdcntnng separat dehandclt werden, zusammen. .Nn Gegensatz zu den Scen^!, welche natürliche und dauernde Wasseransammlungen von einiger Größe in den Vcrticfnngen der Erdoberfläche sind, nennt man künstlich hervorgebrachte Wasserbecken Teiche, obwohl es auch kleinere natürliche Teiche gibt. Weiher (vom lnt. vivlnium) heißen kleinere, namentlich zur Fischzucht verwendete Teiche. Sümpfe und Moore find bleibende Mengungen von Waffer und C'rde; ist jenes im Uevcrmaß vorhanden, so werden sie Sumpfe, ist diese vorherrschend, so werden sie Moore genannt. Mch v. Klocden's treffender Bemerkung find Seen nnd Sümpfe nur als verschiedene, in einander übergehende ^ntwickclungsstadicn eines und desselben Phänomens, nämlich der ansgcdchnten Wasserbedeckung zu betrachten, ^ielc Snuipse gehen zur Zeit der Hochwässcr in Seen, lind diese nachher wieder m Sümpfe über, uud je nach dein Auffiillungsgrnde ehenialiger Sccbeckcn vcruiogen die Fliisfe, von welchen sie einst mit Nasfer vollkommen erfüllt wurden, dieö jetzt nur wehr thcilweisc zu thun. Dadurch ergeben sich die verschiedenen Verhältniffe der Amnengung des fesleu und flüssigcu <^lcmcn. und 1,s. S. 32<») zwischen 15,1'i und l'i.-N gebaut worden. Der Ertrag dieser Teiche an Wassergeflügel und Fischen bildet bis jetzt den größten Theil der Rcucnuen dieser ausgedehnten Herrschaft. In ununterbrochener Benützung sind hier 270 Teiche mit einer Fläche von mehr als 50 H)Kil.; unter diesen ist der bcrühmle Rosenbcrger Teich, der größte Böhmens, 5-8 mKil. groß; von ihm sagt der Voltsmund, daß er seinem Besitzer allstündlich SUmpfe und Moore in Oesterreich Ungarn. 329 einen Gewinn von einem Ducatcn abwerfe. In der ssrauenberger Gruppe von 145» Teichen und über 25 lUKil. ist der Bcstrewcr Teich der größte. Im ehemaligen öaslauer Kreise gehörten die Teiche den berühmten Herren von Podöbrad; daselbst war der Teich Blato ^noch 182«: 183? Joch» der nmfangreichstc Böhmens, ist aber jetzt zum großen Theile abgelassen. Das Teichgcbict des südlichen Böhmens greift auch in das angrenzende Niederöstcrrcich hinein, wo der an der böhmischen Grenze liegende Stankauer Teich der bedeutendste ist. Von den übrigen zahlreichen Teichen, welche an der mährischen Grenze sich ostwärts hinziehen, sind die bei Fcldsberg hervorzuheben. In dem angrenzenden Gebiete Mährens liegen ebenfalls viele größere Teiche, welche mit den übrigen des Bandes zusammen eine Flüche von mehr als 20 lüKil. bedecken. Galiziens große Teiche erfüllen namentlich zahlreiche Becken in den Thälern der podolischen ^andhöhc und umfassen eine Gcsammtflächc von 0-8 geogr. üMl. (540 ^Kil.). Unter ihnen sind die sog. Seen von Ianow und Komarno westlich von Vembcrg, und die Teiche des oberen Sercd nördlich von Tarnopol die bedeutendsten. In der Bukowina liegen die größten Teiche zwischen dem Pruth und Dnjester. Unter den übrigen Vändern der Monarchie besitzt nur noch Siebenbürgen ncnncnswerthe Teiche, die mcistm im Bcrglandc zwischen Szümos und Mliros, von dcuen mehrere fo salzhaltig sind, daß ihr zu Bädern benutztes Wasser eine gesättigte Soole ist. Sümpfe und Moore in Oestcrrcich-Ungaru. Es gibt kein Kronland, das nicht stellenweise versumpften Boden enthielte, sei es in Form von Torsmooren, wie im Böhmcrwald und auf dem Sudctcukamnic, oder in Ebenen an Flußufcrn, wie an der Donau, Theiß, Körös, Tcmcs, am Dnjestcr, an Seen, wie am Plattensee, im Hansüg am Ncusicdlcrscc, odcr cudlich in Thälcru, wie z. B. im ^Enns-, Salzach«, Laibach-, Etschthalc. Doch schränkt die fortschreitende Bodencultur den Bereich dieser ungesunden Stellen durch den Schutz von Dämmen gegen Ueber-schwcmmung, durch Canälc zur Ableitung der stagnircnden Gewässer immer mehr mi, so daß die vor Dcccunicn uoch 2U0 mMl. (11.500 lUKil.) betragcude Area, von welcher auf Uugarn der größte Betrag entfiel, wohl fchon auf die Hälfte herabgemindert sein dürfte. Der leichteren Oricutirung wcgcn wollen wir die bedcu^ tendsten Siimpfe und Äioorc nach Kronländc-rn geordnet betrachten. 1. In Niedcröstcrrcich kommen Suiupfgcgcndcn an dcr Fischa, am Rußbache und an anderen Orten in geringer Ausdehnung vor; wichtiger sind die Hochmoore in den Wäldern des nordwestlichen Hochlandes, im Lainsltzgcbictc, welche wie die Fifchagcgcnd Torf liefern. In Obcrösterreich neigt die zur Douau fließende kleine Naarn zur Versumpfung. In Salzburg ist dic Umgegend des Hcllcrsccs auf der Wasserscheide zwischen Salzach und Saalach etwas versumpft. Auf dem Boden Tirols kommen Sumpfpartien an der Etfch vor, die noch nicht genügend hinwcg-gcschasft sind; dagegen wurde der Versumpfung des Drauthales bei ^icuz durch Einstiche und Dämme Einhalt gethan. In Steicrmart ist das Thal der im Oberläufe träge flicßcudcu Enn^ stellenweise versumpft uud liefert Torf. Krain besitzt in dem ,Mbachcr Moor" ciuc ursprünglich über 4 ^Ml. <,2,"l) mKil.) große Sumpfflächc, die jedoch durch dic Anlage des Grubcr-Canals l,s. S. 326) zur Hälftc culturfähig gemacht wurde. Läugs der Adria liegen im Küstenlandc von dcln Busen von Moufalconc westwärts zahlreiche ^aguncu, unter welchen die von Grad» vor dcr IsonzoMündnng dic bcdciltcndstc ist; flache, mit Buschwerk besetzte Inseln, von faulendem Wafscr umgeben, erfüllen sie znui großen Theile <,vgl. S. 25). Iu Dalluatien umfaßt das Mündungs-Dclta der Nareuta ein fchr bcdru tendcs Sumpfgcbict, dessen Trockenlegung nun bevorsteht. Auch am Vrana-Sce und auf der Krka-Ebenc bei Sigll befinden sich größrrc Siimpfe, und alle dalmatiinschru Sllmpfstncken bedecken zusmnmen eine Fläche von 2'ü geogr. HjMl. (Icitt mKil.). 330 Teichr, Weiher, Sümpfe und Moore. 2. In Böhmen sind in Folge tausendjähriger Cnlturarbeit nur mehr etwa 15W Joch mit Sümpfen bedeckt; wie groß jedoch deren Gebiet einst war, zeigen dic zahlreichen Ortsnamen mit der Wnrzcl dltUo oder kllUinn. Sie finden sich namentlich an der Iser nnd Egcr. Weit größer sind die Moorgegenden, welche ungefähr 20 ^Ml. umfassen. Dic meisten nnd ansgcbreitctstcu Moorgrlinde besitzt der Bohmcrwald') (etwa « m>Ml.), und sie dehnen sich hier sowohl ans den höheren Plateaux, wie im Gefilde, auf dem Mader-Plateau, als auf den besonders mit Urwald bedeckten Bcrgkämmen aus, senken sich alier auch in die tiefer gelegenen Thäler. Das Qucllgebict der Moldau bildet beinahe einen einzigen Moorgrnnd, welcher sich durch das ganze, gegen 7 Ml. lange Thal der oberm Moldau bis Friedberg hinzieht. Im Erzgebirge bedecken die Moore mehr als . Unter den zahlreichen, noch sehr wenig bcschräutteu Sümpfen Galiziens ist namentlich der große Morast Älato am Oberläufe des Dujcster hervorzuheben, welchen dieser Fluß im vereine mit seinen Nebenflüssen Strwicza und Bistrica bildet. Bedeutend ist anch der Bory-Sumpf auf der Wasserscheide zwischen Dunajcc und Arva. Das ganze Gebiet des Styr in Galizicn sowie Strecken am San nnd Bug sind versumpft. 4. Sowohl das obere als das nntcrc Donanticflnud Ungarns ist reich an Si'nupfcn, welche noch immer Hunderte von mKit. bcdcckcu, so viel ihnen auch iu dcr ^iellzcit durch Schlitzdämmc gcgcu die Ucbcrschwcnimuugen der Flüsse, durch Eanälc zur Ableitung der stagnirmdcn Gewässer an Terrain entzogen wurde. Im obenmgarischen Tirslandc ist nördlich uon der Donau uaineutlich die fruchtbare ^cutra-Ebcnc stellcuwcisc sumpfig, südlich bon dcr Donau schließt sich dcr Hausüg, ein Moor uon Scc, der schon an andcrcr Stelle eingehender besprochen wurde (vgl. S. 210). Viel umfangreicher sind die Sümpfc dcr nirdcrungarischcu Tiefebene. Mngs dcr Donan zieht sich ein großes sumpfiges IuuudationsGcbict hin, wle längs der Theiß und ihrcr Zuflüsse. Der Szeruyc bci Muniücs, dcr Ecscdlap bei Szathlnar, dic sumpfige Bodrog-Insel, die große und die tlcinc Berctty<)^Si'»rr('t, die Siunpfe an dcr Bega mld dcr Alibuuar-Morast sind dic größten dicscr Sümpfe. Auch am Südufer deS Plattensees, sowie am linken Drauufcr finden sich Sumpfstrcckcn. Dic Moräste am rechten Ufcr der Dran gehören Kroatien uud Slavonien an; im kroatischen Karstlaudc nchmcn außer Dolmen anch sumpfige ^achcn die Ga?ka bci Otoöac aus. Siebenbürgen endlich, welches eine bon den DonaMiefländcru Ungarns so verschiedene Äodcugcstaltmig besitzt, hat nnr Moräste in geringer Menge nnd uon kleinem Umfange anzuweisen. Uuter dcn Mooren ist das bei Äorszck das ausgedehnteste. Auch die Substanz der Sümpfe, den sogenauutcu Moor, hat man als heilkräftig crtamtt nud bcuutzt ihu zu Bädern. Derselbe besteht im wesentlichen aus Humussänre, Pflanzenfaser, brauner Silbstauz, Harz, C^tractivstoff und Wasscr; cs erzeugen sich in ihm aber, besonders wcnn er alt ist, erhebliche Mengen vou Amciscnsäurc nud auch Essigsäure. In der Monarchic wird er namentlich in Karlsbad, Franzensbad, Maricnbad, Teplitz, wie cnich bei Salzburg bcnützt uud iu Form von Moorpräparaten (Frauzcusbadcr Moorsalz und Moorlauge» auch vcrseudrt. ^) Ueber du' Torfiuoore drs Böhni!'Ni,'aldl'<< vngl. man G. l'j^. 5i. Seen. lUebcr Tern iin Allgflneinrn. Seen in tn'r ostrrrsichisch-liugarischen Monarchic: 1. in d»'n Alftm, 2. ini Karst«', !i. ii» dslitschen Mittrlgt'liirsse, 4. in drii KlNpathen, 5, >>>i Domntttt'swndl'. — Sttntadrllc. ^hlnaNerdildN': I. Drr Trauii oder Olnuudl^rs^. 2. Dn' Garllij«. ^, 3l>r Zirtnitzer See. 4. Drr Platti'nfee.) Ueber Teen im Allgemeine».') N'atürlichc und bleibende Wasseransammlungen in den Vertiefungen der Erdoberfläche, die mit dem Meere gar nicht oder mtr dnrch einen dahin abfließenden Stroni in ^erbindnng sind, bezeichnet man als Seen, obne daß diese Benennung an cine bcstinnnte Größe gebunden wäre; sehr kleine natürliche Wasserbecken dagegen fnhrcn den ^'amen Tnmpel. ^e nach dem ^or handcilscin oder Fehlen von sichtbarem ^n- und Nbflnß, und je nach ihrer NM, Elttstehnngswcisc nnd Beschaffenheit ihrer Wasser, werden die Seen ans ucrschicdenc Weisen eingetheilt und benannt. H» unterscheidet man znnächst Seen mit und ohne Abfluß. Seen mit Zuflnß nnd Abfluß heißen Flußsccn, wenn sie dnrch Flüsse gebildet sind, deren Wasscr-mcnqc ober- nnd unterhalb des Sees nur wcnia. verschieden ist. In vielen Fällen führt der ein- und abfließende Flnß dm gleichen Namen, wie z. O. die Tränn den Hallstättcr- nnd den Tranw oder l^mundncr-Scc, der Chicsc den Idro-Sec dllrchfließt. Sehr häufig jedoch ändert der Fluß beim Austritte seinen Namen; so heißt der Zuflnß dcö Chicmsecs MMchlcr Ache oder schlechtweg Ache, sein Abflnß Atz; die in den Gardascc tretende Tarca verläßt denselben als Mm<-io. ^uell-seen nennt man solche Seen, deren Zuflüsse entweder nicht sichtbar sind, d. b. unter dem Scefpicgcl verborgen liegen, oder die aus einer Zahl unbedeutender Bäche und Flüßchcn entstehen, von denen keiner als die obere Fortsetznng des Abflusses betrachtet werden kann. So sind der Aussccr-, Hrnndel' nnd Oeden-Sce die ^nell^ seen der Traun, der Ncschcnsee tann als Tuellsec der (5tsch, der ^aldoimW-Sec als der der Vrcnta angesehen werden. Sccu n'.it Znflnß nnd ohne Abfluß, dercn Wasser-Überschuß also bloß dnrch Verdunstung entfernt wird, nennt mau Binnensee; liegen sie in steppeuartigcn Ebenen, so heißen sie auch Stcpvensccn. So sind > B. die kleinen Pnßtcnfccn Ungarns Steppensccu. Mit Rücksicht ans ihre Page, Eutstehungsart und Seehöhe kann man die Seen in Tief- nnd Hochlandssccn eintheilen. Erstere erfüllen Bodensenkungen des Tieflandes; letztere liegen theils in Gebirgsthälern, theils anf Plaleanf und Terrassen. Diese Kategorie der Seen herrscht in nuscrem ^aterlaudc entschieden vor, weshalb wir auch anf diese Art ihrer Entstehung etwas uäher eingehen wollen. Meistens sind die Hochlandsscen mit Wasser ausgefüllte Thalspalten, welche durch die Erhebung des Gebirges in die Masse desselben cingerisscn wurden. Sie kommen sowohl im Innern des Gebirges alö ans dcn oberen Theilen ausgedehnterer Tafclmassen nnd Flachrücken, häufiger aber an den Ausgängen der Thäler vor, wo sich die Zerreißung ') Vgl. v. Sonklar. 332 See«. des Bodens bis in das angrenzende Flachland fortsetzte. So sind der Achensee in Tirol, der Grundcl-, Hallstättcr-, St. Wolfgang-Sec im Salzkammergute, die meisten Meeraugen der Karpathen eigentliche Gebirgs- oder Thalfccn, während z. B. Böhmen einige ganz kleine Seen auf Flachrücken besitzt. Die Seen an den Ausgüngcn der Gebirgsthäler sind noch zahlreicher als die eigentlichen Thalsecn und kommen beson« dcrs häufig im Alpcnlande vor. Hicher gehören beispielsweise der Lago di Garda, der Bodenscc, der Attcr- und der Traunsee. Von den Alpenseen dieser Art muß bemerkt werden, daß sie in früherer Zeit durchweg weit größer waren als jetzt, und daß sie durch die, von den Flüssen herbeigetragencn und auf den Scebäden abgelagerten Geschiebe auf ihr heutiges Maß reducirt worden. Viele dieser Seen sind im Laufe der Zeit durch Auffüllung ihrer Becken gänzlich verschwunden. Eine interessante Art von Hochlandsscen bilden die sogenannten Eis seen. Sie entstehen dadurch, daß sich die Masse eines im Hanptthale herabstcigcnden Gletschers vor dir Mündung eines Ncbcnthalcs lagert, oder umgekehrt, daß ein aus einem Nebcnthale kommender Eisstrom die Sohle des Hauptthalcs erreicht und bedeckt und den Bach des abgesperrten Thales zu einem See aufstaut. Solche Seen sind daher allemal auf einer Seite von hohen Eiswündcn eingeschlossen, von denen sich zeitweise mächtige Brocken ablösen und als blaue Eisberge auf dein See herumtreiben. Nicht selten sind diese Eissccu bei plötzlichen Durchbrüchen der Verdammung für die chal-abwärts gelegenen Gegenden von verderblichen Folgen gewesen. Mit furchtbarer Gewalt, welche Fclsblöckc von mehreren Tausend Fuß Eubikinhalt zu heben und fortznschaffcn vermochte, stürzte sich der Inhalt dieser Seen, in eine wilde Schlamm-fluth verwandelt. Alles verwüstend, und Felder, Häuser und Dörfer fortreißend, auf die unteren Thalgegcnden, hier bei abnehmendem Gefall alles von der Fluth erreichbare ^ano. stcllenwcife mit haushohen Schuttmasscn überdeckend. Solcher Art war im Jahre l845> der Alisbruch des durch den berüchtigten Vernagtglctscher gebildeten Eissccs im Octzthalc, der schon anderwärts eingehender geschildert worden (vgl. S. 99). Zur Zcit bestehende Eisseen im Gebiete der Monarchie sind der Langthalcr Eissee bei Gurgl im Qctzthalc nnd der Wcißcnfee im Stubachthale des Taucrngcbictcs. Bemerkt muß noch werden, daß man auch jene kleinen Hoch-gebirgssecn, welche einen großen Theil des Jahres über oder stellenweise immer mit Eis bedeckt sind, gleichfalls Eissccn nennt. Bezüglich der Beschaffenheit ihrer Wäfser werden die Seen in Süßwasser-scen und Salzseen eingetheilt. Seen mit Abfluß haben stets Süßwasscr, da dieser an salzigen Theilen so viel wegführt, als die Zuflüsse zuführen. Seen ohne Abfluß hingegen verlieren durch die Vcrdunstnng, welche allein ihr weiteres Anwachsen hindert, immer nur reines Wasser odcr doch nur höchst geringe Quanta an Salz, weshalb sich die von den Zuflüssen herbeigetragencn salzigen Beimengungen fortwährend vermehren und die Sem endlich so reich an Salzen werden müssen, daß ihre Wasser zum Trinken ungeeignet werden und sie selbst mit Recht als Salzseen zu bezeichnen sind. Der rclatiue Salzgehalt derselben ist in der That oft weit größer als der des Meeres; ja einige darunter, wie z. B. die Salzseen Siebenbürgens, stellen sich geradezu als gesättigte Soolen dar. Außer dem Kochsalz finden sich jedoch in einigen Seen noch andere mineralische Substanzen, und namentlich kohlensaures und schwefelsaures Natron, wie in den kleinen Seen bei Debrcczin in Ungarn, die in der warmen Jahreszeit meist austrocknen und einen reichen Ertrag an Soda gewähren. Die Farbe der Seen ist sehr verschieden und hängt zum Theil von ähnlichen Umständen als die des Meeres ab. So haben Tiefe und Beleuchtung einen großen Einfluß auf ihr Colorit. Die vorherrschende Farbe ist Grün in mannigfachen Nuancen; doch geht sie bei einigen selbst in Tiefblau über. Außerdem wird die Farbe der Seen durch die Zuflüsse und Färbung der Stoffe, welche diese mit sich Nlpenseen. 333 führen, bedingt, die denn auch zur Folge haben können, daß die Strömung in einem See in anderer Farbe erscheint, als das Wasser der ruhigen Stellen. Pon denselben und ähnlichen Umständen wird die Klarheit der Seen abhängen, welche ebenfalls sehr verschieden ist. Seen in der üstcrreichisch-ungarischen Monarchie. An großen ^andseen ist zwar die Monarchie nicht reich, nur Platten- nnd Ncusiedlcrsec sind von beträchtlicherem Umfange, am Boden- und Gardasec hat unser Vaterland bloß geringen Antheil. Desto zahlreicher sind die kleinen Seen, die in größter Menge im Alpengebiete, aber häufig genug auch im Karste sich finden. Im Karpathensystem ist es die hohe Tatra, die durch viele kleine Scmbecken geschmückt wird. Das hercynisch sudetischc System besitzt nur einige höchst unbedeutende Seenspiegel. I. Alpenseen. (Vgl. S. 55). Die herrlichen Seen des Alpengebictes sind eine so eigenthümliche Zugabe und ein so anziehender Schmuck dieses Gebirges, sie haben eine so hohe Bedeutung in ästhetischer und culturgeschichtlichcr Beziehung, daß sie weit mehr, als dies bei vielen anderen Sem der Fall ist, unsere Theilnahme beanspruchen. Auch andere Länder besitzen einen Reichthum an Seen, z. B. die Ebenen des nördlichen Deutschlands, Polens und Rußlands, aber diese sind ganz anderer Art. Die meisten von ihnen breiten sich innerhalb flacher einförmiger Ufer aus, empfangen weder ihre Nahrung durch Flüsse, noch haben sie einen sichtbaren Abfluß; sie sind in der Regel nichts weiter als oberflächliche Wasserbecken und werden dereinst mit der steigenden Cultur verschwinden oder doch wenigstens auf eine kleine Zahl heruntergehen. Wie verschieden hievon die größeren Alpenseen? Nur einige unter ihnen haben einförmige Ufer ohne besonders ausgeprägten Charakter; die meisten dagegen erscheinen sofort stark gekennzeichnet, indem jeder derselben eine gewisse Individualität behauptet, die im innigsten Zusammenhange mit den umgebenden Gebirgsmassen steht. In der That, solche Seen sind nicht bloß das Werk einer launischen Fluth, sie gehören vielmehr zur Architektur der Alpen. Es sind Risse oder Faltungen aus der Zeit der Erhebung des Gebirges, die später sich mit Wasser angefüllt haben und zu Seen geworden sind. Dafür spricht auch ihre Richtung und ihre bedeutende Tiefe. Was die erstere betrifft, so haben sie theils, wie z. B. eine nicht geringe Zahl auf der Nordseite des Gebirges, eine mit diesem mehr oder weniger übereinstimmende Haufttrichtung und füllen dann muldenartige Räume und Risse in dessen Längsrichtung aus, theils durchschneiden sie, von Norden nach Süden gehend, die Alpen in senkrechter Richtung, d. h. sie füllen Qucrrissc des Gebirgsrückens, wie z. V. die Seen der Südseite. Was die Tiefe der Alpensecu anbelangt, so ist sie im Allgemeinen eine sehr bedeutende, doch durchaus nicht unergründlich, wie bis in die neueste Zcit Sagen der Anwohner behaupteten. Bei den seichteren Seen wechselt die Tiefe zwischen ^00 bis 400 F., bei den tiefsten steigt sie bis 1000, ja bis 2000 F. und darüber hinab. Außer den bisher charakterisirtcn größereu Seen gibt es auch auf hohen Alpen-rücken (in absoluter Höhe von 4000 bis 8000 F.) einc sehr große Menge Seen, die deshalb Hochgcbirgssccn oder Hoch seen genannt werden. Sie sind meist klein, von dunkelgrüner, blauer oder weißlich grauer Farbe, häufig mit außcrordcutlich zerklüftetem Grunde, durch den sie nicht selten unterirdische Abflüsse haben. Sie erhalten das Schnee- und Gletschcrwasscr aus erster Hand und nicht minder sind sie die ersten Ablagerungsstätten von pauiuen und durch sie herabgefchlcudertem Bcra/ schütt. Ueber die Hälfte des Jahres liegen dergleichen Gewässer in Eis und Schnee begraben. Einige deckt schon im October ein Eismantel, und erst im Juli zerfließt er wieder; manche frieren bis auf den Grund zu, so daß sie sich in einen zusammenhängenden Eisklumpen verwandeln; sie heißen daher auch Eisseen. Ihr Charakter 334 Seen. ist, mil wenigen Ansnahmcn, Einsamkeit in der ödcil, kahlen Region der hohen Alpen. Kein ^isch belebt, tcinc griiueuden nnd blu>nigcn Ufer schmücken sir. Bald sind sie von schroffen Felsenzügcn, ans dencn numittclbar dic Bergtcgcl trotzig aufsteigen, ciugefaU, bald vrrlaufeu sie sich in feuchtc, saure Wicscu. 9icichcn sic lwch in das Baumrcvier herab, so sind ihre, Ufer wohl auch vou dlmklcn Nothtanncu nnd Zirbeltiefergrnppeu gekränzt. Nicht selten finden sie sich auf den: Rücken der Gebirgspässe nnd hier, anf dcn Wasserscheiden, geben sic Bächen den Ursftrnng. Andcroll Charakter zeigen die größeren Alpenseen. Schon durch ihre Temperatur-vcrhältnissc nntcrscheiden sie sich von den Hochsccn. Die Temperatur der oberen Wasscrschichtc ist ini Sommer vcrhältnißmäßig warm, während die Schichten nach nnten eine geringere Wärme zeigen. In der untersten Wasscrschichtc sinkt das Thermometer anf ,'!'4" N. Auf der verschiedenen Temperatur der Wasscrschichten beruht das seltene und späte Zufrieren dicscr Alpcnsccn. Die eigenthümliche Crschcinuug, daß die Seen äußerst selten Lcichuamc ausstoßen, gründet sich daranf, daß wegen der geringen Tcmpcratnr der untersten Wafscrschichtc dic itörpcr nicht in Fäulniß übergehen. Eine hohe Bedeutung habcn die größeren Seen, namentlich die am Naudc des Gebirges, fiir das ^cben der Menschen. Ist schon der ^»traft Mischen dem beweglichen Elemcutc ihrer Gewässer und den sic einschließenden Bergen mit ihren bewegungslosen, festen Massen, der Gegensatz zwischen dem Milden und Rauheu, von tiefgehendem Cinflnssc anf das mcnfchlichc Gemüth, so üben besonders die wechsclvollcn Sccntandschaften, welche bald durch gigantische Wildheit oder durch feierliche Hoheit und den blendendsten Glanz, bald durch dic stillste, bescheidenste Idyllcu-^icblichtcit das Auge ergötzen, ciue mächtige Anziehungskraft auf dcn Menschen und sprechen laut und eindringlich zu seinem Gemüthe. Ihre Nulandc sind zugleich mit besonders mildem Klima begünstigt, da dic tiefen Stellen, welche die Seeufer einnehmen, meist vor Winden geschützt sind, weshalb hier vorzugsweise eine herrliche Vegetation und große Mannigfaltigkeit dcr Culturen, wie eine dichte Bewohnerschaft sich findet. An ihnen auch nahm einst in uralten Tagen die Bevölkerung jener Gebirgsgegenden uud mit ihr die meuschlichc Cultur ihren Anfang, wie uus dic Fuudc der Pfahlbauten lehren.') Wic das schweizerische, so ist anch das österreichische Alpcugcbict mit einer großen Anzahl von Seen ausgestattet. Sie finden sich aber in den drei Gürteln dieses Hochlandes nicht gleichmäßig vertheilt; die Kalk-Alpen uud die Borlandc erschciucu in dieser Beziehung von der Natur an: meisten begünstigt. :l) Seen in den nördlichen Kalk-Alpcn. 1. Der nördliche Alpcusceugürtcl beginnt für Ocstcrrcich-Uugarn im Westen mit dem vom Rhein dnrchfiosscnen Bodcnfec°) oder dem Schwäbischen Meer. In einer Seehöhc von 1210 F. hat er eine Oberfläche von 8-9 gcogr.mMl.; den leeren Scekcsscl zu füllen würde der Nhcin 2 Jahre und 20 Tage gebrauchen. Er erstreckt sich von Bregcnz bis zum Schlosse Bodmau 18 Stunden von Südost nach Nord-wcst, die größte Breite zwischen Rorschach nnd Langcnargcn beträgt 5 Stunden, die größte Tiefe zwischen Arbon und ssricdrichshafcn 9li4 F. Sein Umfang, dic kleinen Buchten abgerechnet, belauft sich auf 40 Stunden, wovon 24 auf Dcutfchlaud, 10 auf dic Schweiz und Oon^Hnct! ucimeii. Jin a,rwühnlichen Brrtt'lir werden die Mmen Brc^cnzer oder Constanzer See, für Theile des Sees noch immer qcdrancht. Dcr dentsche Nmne hcin^t jedenfalls init dem allen Worte Bode» —Ebene, Vertiefnnci ^usammetl." Alpmscen. 335 20 F. hohe Wellen! Da spielen die Gewässer in den prachtvollsten Töucn, verschwindet bei trübem Tage das jenseitige Ufer in der scheinbar grenzenlosen Wasser-wclt, taucht am klarcn Abend der große Sonneuball glühend in die Wogen; da schaukeln sich schreiende Möwcnschwärmc llnd die schwarzen Wasserhühner zu Hun-dertcu auf den weißen Schanmkämmrn der Wellen, freist der Seeadler über den laichenden Weißfisch, ziehen die Fischer den mächtigen Wels an den Kahn. Da fliegen mit gewaltigen Segeln die schweren Vastschiffc im Winde dahin nnd bransend ziehen vicrnndzwanzig Dampfer von fünf Gesellschaften nach allen Seiten ihre glitzernden Furchen — ein ^cbcn wie ail der Seelüfte!" Zur Zeit der Schnecfchmclzc steigt der Spiegel des Bodensecs um M bis 21 F. Außer diesem Anwachsen desselben findet noch ein periodisches, auf den meisten größeren Sem bemerkbares Steigen nud Fallen statt, hier Ruh ft genannt, welches im Frühjahr und Herbste am häufigsten ist und selten über 25 Minnteu dauert. Der oft vollkommen ruhige Spiegel des Sees verändert sich auch unter der Einwirkung des früh thalanfwärts wehenden Ostwindcs lind des Nachmittags thalabwärts wehenden Untcrwindcs. In den größten Aufruhr gcräth der See, wenn der Föhn mit dein Nordwestwindc oder Ostwindc kämpft; dann wird seine Masscrmassc bis 15 F. tief aufgewühlt. Auch Wasserhosen sind nicht selten. In neuerer Zeit friert der See nichl häufig zu; ganz zugefroren ist er in vier Jahrhunderten nur fünfmal, nämlich 1477, 1572, 1590, Uil»5 und 1830. Die Schifffahrt auf dem Bodcnscc soll schon Tiberius eröffnet haben; sic war namentlich im 15. und 1l;. Jahrhundert sehr lebhast, sank dann infolge der Drang-falc des 30iährigcn Krieges, Hat sich aber nun wieder gehoben. Außer den Dampfern sind die ^ädischiffc (mit 8000 Ctr. Tragfähigkeit) und die kleineren Halblädis und Scgncr als Frachtschiffe von Wichtigkeit. Nebst dem badischen Constauz, dem würtembcrgischen Friedrichshafen und dem bayrischen Lindau ist das vorarlberg'schc Grcgenz die bedeutendste Stadt am Bodcnsce. Von hier aus macht der See, namentlich bei Sonnenuntergang, einen imposanten Eindruck. Westlich von Bregen; mündet die Brcgcnzcr Achc. 2. In dcn nordtirolischcn Kalk'Alpen liegt östlich von Reuttc 3128 F. über dem Meere der Plan see, welcher durch die Achc oder Arche zum Lech abfließt. Im Achenthal liegt dcr von steilen Wänden eingeschlossene, dunkelblaue Achcnscc, 2!)5!> F. über d. M., 2 Stunden lang, '/2 Stnndc breit, 2400 F. tief. 3. Zwischen den Kitzbüchlcr und Salzburgcr Alpen liegt im Mittcrpinzgau, auf dcr flachen, ctwas versumpften Wasserscheide zwischen Salza nud Saalach dcr Zelterscc, der angeblich (!00 Fuß tief ist. 4. In den Salzburgischeu Porhöhcn der Salzkammcrgut-Alpen bildcn der Matt- oder Nicdcrtrumscc <1 St. lang, '/^ St. breit), dcr Obcrtrumscc (1 '/^ St. laug) und dcr Grabenscc eine schöne Gruppe von Seen, welche miteinander verbunden sind uud die zum Iun fließende Mattig speisen. Südöstlich von ihnen findet sich dcr Waller- oder Seetirchcr-Scc < 1 ^ St. lang und beinahe 1 St. breit), von dcr Westbahn umzogen, dessen Wasser dcr Salzach zustießt. 5. Unter den zahlreichen (18) Seen des Traun gebictcs sind namentlich die folgenden hervorzuheben. In ihren: 5?.ucllgebietc liegen dcr Alt-Ausfccr-Scc l/'/i St. lang, ',4 St. brcit), dcr Grnudclscc (1'/.2 St. lang, übcr '/4 St. breit, 198 P. F. tief) und dcr Oedcnsce, drci herrliche, grüne Secuspicgcl. iiiahc dem Grundelsec befinden sich der kleine Kammer- nnd dcr Töplitzscc. Die Traun bildet in ihrem weitern ^ansc den Hallstättcr- und den Tränn- oder Gmundner-Scc. Dcr crstcre, 15,57 P. F. übcr dcm Meere, iibcr 2 Stunden lang, ',„ St. brcit nnd 885 F. tief, am ^iordabhangc der Dachstcingruppe, brcitct scinc ticfgrnnc Flulh zwischcu hohen, steilen Ufern aus und gehört zu dcn intercfsantcsteu Partien des Salzkannliergutes; er wird mit cincm klcincn Dampfer befahren. Durch das zum 336 V«n. Hallstättcr See ausmündende Gofanthal gelangt man zu dem Vorderen (2779 P. F. hoch) und dem Hinteren Gosausce ,35)32 P. F. hoch), deren letzterer, inmitten starrer Felsgcbilde der Kalk-Hochgcbirgsnatur am Thorstcin, trotz seines geringen Umfanges ein großartiger, ernst-erhabener Scc ist. Der Traun- oder Gmundner-see, 1253 P. F. über dem Meere, 3'/., St. lang, Vz Stunden breit, 580 Fuß tief, an dessen Nordcnde Gnumdcn liegt, erstreckt sich am Westabfallc des 5342 F. hohen Traunstcins. Die Ischl führt der Traun das Wasser des Wolfgang- oder Adersees zu, der n:3<> P. F. hoch liegt, 2'^ St. lang, bciuahc '/, St. breit und 3K0 F. tief ist. Im Norden vomSchafbcrgc überragt wird er durch eine angeschwemmte Halbinsel in den „oberen" und „unteren" See geschieden und „vereinigt Großes und Zartes in glücklicher Harmonie". Die aus dem Attersee kommende, zur Traun fließende Ager wird durch die Gewässer von vier Seen gebildet. Der einsame Fuschlscc (2022 F. hoch, l St. lang, V4 St. brnt) fließt zu dem bis an den Nordhang des Schafbergcs sich erstreckenden Mond fee ab, welcher 14<»7P. F. hoch liegt, 2^. St. lang, fast ^ St. breit und 210 P. F. tief ist. Er empfängt uon Norden her den Abfluß des Zeller- oder Irrfces (1 St. lang, '/2 St. breit) und fließt selbst zu dem größten See des Salzkammergutes, dem Atter- oder Kammersce, ab. Dieser hat eine Sechöhe uon 1532 F., ist 5V« St. lang, gegen 1 St. breit und 1540 F. tief. Er dehnt sich, wie die meisten Alpenseen am Aus gange des Gebirges zur Ebene, von Süden nach Norden aus, ist zumeist uon anmuthigen Vorbergcn umgeben und nur im südlichen Theile uon schroffen Höhen umgürtet. Er wird, wie anch der Trannsee, mit einem Dampfer befahren. Westlich vom Gmundncrscc liegen in einem Seitcnthale die beiden kleinen Langbathsccn. Im Almgebiete endlich finden wir den Alm- oder Albensce, zu dem der Priel steil abstürzt. i F. Im Südwestcn trennt ihn cine schöngcformtc, bewaldete Bcrgrcihc von der Dran, das nordöstliche Gestade ist sanfter und stärker angebaut, Er fließt zur Vicscr ab. Südöstlich von ihm liegt 1545 F. über dem Meere dcr Osfiacher See, der durch den Treffenbach zur Drall abfließt. Er ist ! '/2 Ml. lang nnd im westlichen Becken bis 146 F. tief. Der See gewährt einen einsam schwcrmnthigcn, aber nicht gerade malcnschcn Anblick. Im Thalc des Trcffcnbachs aufwärts gelaugt man zu dem kleinen, aber lieblichen Afritzer See. Bon West nach Ost zieht sich der eine Stunde von Klagcnfurt entfernte, schöne und große Wörther- oder Klagenfurter See hin, 1320 F. hoch über d. M., 4 St. lang, gegen '/>> St. breit, 207 F. tief. Ein Canal führt aus dein See zur tiirntnischcn Hauptstadt. Eine wunderschöne Aussicht auf den See, den man wegen feiner dreifachen Windung nicht ganz überblicken kann, bietet das an seinem Ostendc reizend auf einer Halbinsel gelegene Schloß Maria "oretto, besonders bei Sonnenuntergang, lieblich ist die im See gelegene Schlangen-oder Einsiedler-Insel. Anf dem See besteht Dampfschiffvcrkchr. Die in der Nähe gelegenen kleinen Spiegel des Straußnig- und des Plaschischcn-Secs machen in ^agc und Gestalt eine Ausnahme uon dm größcrrn Seen. Außerdem findet sich in der alpinen Ecntralzone Kärntcns cinc bedeutende Menge kleiner Hochgcbirgssecn, über 5000 F. (1600 Mr.) hoch gelegen. ^. In den nordsteirischcn Alpen ist dcr herrlich grüne ^eopoldstciner See, (I860 F. hoch) eine Stunde im Umfange messend, nordwestlich uon Eisenerz besonders erwähnenswert!). Sein Kessel ist von 5>- bis l>000 F. hohen Felsellbergen eingeschlossen. Bei Ncgenwcttcr entstehen plötzlich Strmmmgcn auf dem See, während an anderen Stollen das Wasser heftig aufsprudelt; mau glaubt diese Erscheinungen einem unsichtbaren unterirdische» Abflusse zuschreiben zu können, wogegen der eigens lichc Abfluß des Sees dcr Erzbach (znr Enns) ist. Größcrc Allsdehnung hat der Gaishornsec in dem westlich gelegenen Thalc des Paltmbachcs, welcher durch eine großc Schuttmure nach cincm gewaltigen Wolkenbruche aufgestaut wurde. 0) Seen in den südlichen Alpen-Vorlagen. 1. In dein Alpcngcbiet Südwcsttirols, welches im Norden und Ostcn lion dcr ^'tsch begrenzt wird, findet sich neben dem großen Gardascc noch ein bedeutender Reichthum au kleineren Seen. Unweit der Etsch, südlich von Kältern, liegt der Kälterer Scc (682 F. hoch, 1. St. lang, '/2 St. breit«, dessen oberste Bucht beizende, wohlangebautc Gestade besitzt, während er im Süden in ein Moos nber-ttcht und bei Üebcrschwcmmungcu mit dcr Etsch verstießt. Westlich von Trient gelangt man über den kleinen, aber schönen Tcrlagosec und den größeren Tob-^nofce in's Thal der Sarca, in welchem dcr zu ihr abfließende Eavcdiuesec ( /2 St. lang) liegt. Nördlich vom unteren Knie der Sarca, an: Ostabhangc der Umlauft. Osst?« -uny, Monarchie. 22 338 Seen. Bocca die Brenta, breitet sich der 1^ St. lange und V2 St. breite Molvenosee (1.^80 cli Noiveno) aus, der nur beim höchsten Wasscrstandc nach Süden über-fluthct, sonst aber keinen sichtbaren Abfluß hat. Der vom Chicsc durchflossenc Idrosec (I^go ä' läro) gehört nur mit seinem nordöstlichsten Uferthcile zu Walschtirol, nn't dem übrigen zu Italien. Von ihn« führt eine Slraßc über Storo zum Ledroscc (I.ago äi ^äro), der durch den Bach Ponal zum Gardasee abfließt. Der bedeutendste Zufluß dieses Sees ist die Sarca. Der Gardasec lital. I^a^a äi Oaräa, 1acu8 Zenacu» der Nomer) ist nach dein Boden- und Gcnfcrsec der größte Alpensee, 16 St. lang, 1 bis 5 Stunden breit, gegen 7 UMl. groß; seine Tiefe beträgt bis zu 887 F., die Meereshohe des Spiegels 194 F. Der nördliche schmale Theil, in die Alpen gezwängt, hat wilde Felscnufcr, von denen Wasserfalle stürzen; über das ostliche Ufer erhebt der Monte Baldo sein Haupt. Die Cultur hat den Steilwänden, besonders am Wcstufer, die üppigsten Citronen« und Orangengärten abgerungen. Gegen Süden in die Ebene hinein dehnt sich der See immer mehr in die Breite aus. Unmuthiges Hügelland verliert sich zuletzt in den Charakter der italischen Ebene. Der See wird auch mit Dampfern befahren. Nur das Nordende mit der Stadt Niva ist österreichisch. Von der Sarcamnndung nach Osten liegt der kleine Lopftiosee (641 F. hoch), aus dessen blaugrünen Fluthen zwei Inseln sich erheben. 2. In dem von den Lessinischen und den Cadorischen Alpen eingeschlossenen Val Sugaua trifft man südöstlich von Tnent den See von Caloonazzo, einen der schönsten Tiroler Seen, die glänzende, von der schönsten, üppigsten Natur umgebene Wiege der Arcnta. Er ist 1 ^ St. lang, '/4 St. breit, nur 60 F. tief und liegt 1361 F. hoch. Die Gestade seiner fischreichen Fluth warm einst auch von Schwänen belebt, deren letzte 1828 geschossen wurden. Ihm nordöstlich benachbart ist der V2 St. lange, düstere, abcr malerische See von Levico (in 1576 F. Höhe). 3. Dem Gebiete der Karnischen Alpen und zwar der Gailthaler Kette gehört der Wcißensee in Kärnten an. Das lange Thal, in welchem er sich erstreckt, zieht mit dem Dräu« und dem Oailthal parallel von Wcst nach Ost. Er ist gegen 3 St. lang, aber nur '/4 St. breit und liegt in einer Höhe von 2974 F. In seinem Ostende sind zahlreiche Pfahlbauten gefunden worden. Durch den Weißenbach geht sein Wasser zur Dräu. Oestlich von der Gailmündung, von Vorhöhen der Kara« wanken umgeben, liegt der runde Faakersee. 4. In dem der Terglou-Gruppe ungehörigen Quellgebiet der Save liegen nördlich der Wurzener See (3960 F. hoch, gegen 1 St. lang, 450 Klafter breit), aus dein die Wurzener Save kommt, und südlich in der wildromantischen Wochein der Wochciner See (1 St. lang, V2 St. breit und 142 F. tief), dem die gleichnamige Save entströmt. In dem von beiden Sauen eingeschlossenen Winkel, nahe ihrer Bereinigung, bildet der reizende Vcldcs-See (slao. Ll^ä ^6L86i'o) einen unregelmäßig viereckigen Spiegel, aus dessen grüner Fluth sich ein runder, grüw belaubter Fels erhebt, welcher die freundliche Wallfahrtskirche .Maria im See" trägt. Das Nasser des 1503 F. hoch gelegenen, bis zu 100 F. tiefen Sees fließt zur Savitza ab. II. Karstsecn. Unter den zahlreichen Karstseen ist der Zirknitzcr See (lat. lacus Luß6U8) in Krain der bekannteste. In einer Höhe von 1813 F. gelegen, dehnt er sich bei mittlerem Wasserstandc 2^ St. in die Länge und 1 St. in die Breite, und ist dann 2 bis 6 F. tief. Von zahlreichen Bächen gespeist, verliert er sich in trockenen Sommern, wie in trockenen Wintern fast ganz durch unterirdische Abläufe und ist dadurch zu besonderer Berühmtheit gelangt. Ans der Halbinsel Istrien liegt der 1 St. lange, ^ St. breite, schlammige C ep ich sec (1^0 äi ^ßpie), der keinen sichtbaren Abfluß Seen im deutsche» Mittelgebirge. 339 hat. Im kroatischen Karste bilden die 7 Plitvica-Sccn die Korana, welche unterhalb Karlstadt in die Kulpa fließt. Die Seen Dalmatiens sind der Mehrzahl nach Ansammlungen von Ncgcnwasscr, demnach periodisch und im Sommer ganz oder theilweisc trocken; einige von ihnen stehen miteinander in unterirdischer Verbindung. So beschaffen sind namentlich die Seen bei Zara und bei Vcrgornc; der letzteren sind zwei: Iescro mid Rastich; dieser, der östliche, ist zur Halste türtisch. Ein constanter Scc ist dagegen der salzige La go di Vrana südöstlich von Zara vecchia. Die Krka erweitert schon bei Scardona ihr Bett bis zu einer Breite von I50Klftr., daß sie, langsam fließend, daselbst mehr einem See gleicht; unterhalb Scardona bildet sie den La go Proclian. Westlich von dem nahe der türkischen Grenze gelegenen Martflcckcn Imoschi findet man den See Prolosac und V« Stunde nordwestlich einen mit Wasser gefüllten Erdschlund, welchen die Anwohner nach den ihn umschließenden röthlichcn Felswänden den Nöthen See nennen. Auch die istrischcn Inseln besitzen mehrere Seen, insgemein im Slavischen Iescro genannt. Zwei kleine finden sich auf Vcglia, der größere P ran as er, iu einer steilrandigen Mulde gelegen, auf Cherso. III. Seen im deutschen Mittelgebirge. Von den Ländern des hercynisch-sudetischen Gebirgssystems besitzt nur Böhmen etliche erwähnenswcrthc kleine Secnfpiegel. In früheren Zeiten war die Zahl der Seen daselbst eine bedeutendere, wie dieß die Verbreitung der Benennungen.jo26ro und pi680, dann See bei Bezeichnung der Fluren und Wohnsitze bezeugt. Entwaldung und Bodeucultur hat ihre Menge sowie die der Sümpfe und Moore fehr vermindert und heute bestehen sie zumeist uur mehr in den wenig zugängliche», Partien des Böhmerwaldcs, wo die muldenförmige Gestaltung der Hochthäler ihre Bildung begünstigte, und Waldrcichthum und große Regenmenge ihren Bestand sichert. Außerdem hat auch das Erz- und Riescugebirge, ja selbst ein Theil des böhmisch.mährischen Hochlandes einige Neste von Seen. Im Böhmcrwaldc sind die Seen der Zahl und Ausdehnung nach zwar nicht bedeutend, aber sie zeichnen sich durch ihre Tiefe und durch die Schönheit ihrer Lage, welche häufig an die Alpensecn erinnert, aus. Auf böhmischer Seite gibt es deren fünf, die zusammen einen Flächcnraum von 127^ Joch bedecken. Es sind folgende: der Eisenstraßcr See ^6/61'u vestnicks), 64 Joch groß, 4« F. tief, 3519 F. hoch unter der fogenannten Secwand am Ursprung der Ouhlawa gelegen, der grüßte; der Eisenstein er oder Teufelsfcc, der wildeste, 40 Joch groß, 3245 F. hoch, im Flußgebiete des Regen; der See Laka (6 Joch, 8370 F. hoch) und der Stubenbacher See (7 Joch, 54 F. tief, 3353 F. über dem Meere), auf einem Plateau des Mittagsberges und des Secrückcns, fließen zur Wotawa ab; der Plöckel-steiner Sce, 3376 F. hoch unter der Granitwaud des PlöÄelfteins gelegen, 10 l/4 Joch groß, ist der schönste nnd tiefste See des Böhmerwaldes und fließt zur Moldau ab. Das Erzgebirge besitzt in feinen ausgedehnten Waldungen den Mauritius-See bei den: Dorfe Hengstcrerb (Bezirk Ioachimsthal) im Flußgebiete der Eger, und 4 kleine Seen, welche die Quellbäche der Komotau abgeben. Im Rieseugebirge befinden sich an den Quellen der Elbe oberhalb der sogenannten sieben Gründe drei kleine Seen, gewöhnlich Teiche genannt. Ebenfo besitzt die böhmisch-mährische Höhe oberhalb Trhow-Kamnitz drei kleinere Seen, welche zum Gebiete der Ehrudim gehören. Der Flüchenraum aller dieser Seen (mit Ausschluß des Böhmcrwaldes) beträgt kaum 15 Joch. Eine eigene Form, aber keine ansehnliche Ausdehnung hat der sog. Alaunsee oberhalb Komotau, welcher um das Jahr 1840 durch das Auflassen von Alaungruben entstanden ist. 22* 340 Seen. IV. Karpathenseen. Auch die Karpathen besitzen ihre Gebirgsseen und keineswegs in geringer Menge; kommen sie sowohl im ccntralen als auch im östlichen Theile zahlreicher vor, so sind doch die kleinen Scenspiegel der hohen Tatra, deren man 58 zählt, die merkwürdigsten. Von dicsen „Mceraugen" war bereits an anderer Stelle (vgl. S. 172) die Rede und wir verweisen bezüglich ihrer allgemeinen Charakteristik auf das dort Gesagte. Hier sollen die interessantesten unter ihnen näher gekennzeichnet werden. Die Seen der hohen Tatra ^) gehören mit ihren Abflüssen theils zu dem Dunajcc im Norden, theils und meist zum Poprad, einige zur Waag im Süden. 1. Seen im Dunajcc-Gebiete. Sehr malerisch sind die Ufer der Seen und die wilden Engthäler der Flüsse auf der polnischen Seite, also im Gebiete des Dunajec. Oestlich von dem Thale der sieben Seen, deren größter der schwarze See ist, liegt das schauerliche Thal der polnischen fünf Seen, die mit fchncedurch-furchtcn Mauern umstellt sind, deren Abhänge fürchterlich übereinander gerollte Felsblöcke bedecken; die Seen hängen durch Wasserfalle zusammen und endigen mit einem großen Falle. Der grüßte aller Tatraseen ist der große Fischsee oder das pol> nische Meerauge, aus welchem die Malta abfließt, ganz der Alpen würdig. Der Thalkessel, welcher fast wie ein Krater gestaltet die schone, stille Spiegelfläche einschließt, ist östlich vom Fünf-Sccnthale gelegen. 2- bis 3000 F. hohe malerische Felsen mit Sägespitzen stehen im Süden des Fischsees, die perlgrauen, in's Grüne spielenden Grauitmasseu des Westens mit bizarren Zacken, die Kalkfclsen im Osten flimmern mit eingesprengtem Quarz. Die Felswände um den See herum sind fast ganz kahl, nur hin und wieder mit Flechten und Moos und in einigen Spalten mit blüthentragenden Gebirgspflanzen bewachsen; ihren Fuß umziehen Trümmerhalden, welche fast bis auf ein Viertel ihrer Höhe hinaufreichen und hie und da mit Krummholz bewachsen sind. Im Norden schließt ein gegen 60 F. hoher Trümmcrwall, mit grünen Sträuchern bewachsen, den See ab, welcher sich mitten durch denselben seinen Weg gebahnt hat. In furchtbarer Oede liegen, nahe dem großen Fischsce zwei kleinere Mceraugen. An feinem Südostrande stürzt von einer mit Geschiebe uud Fclstrümmern überdeckten Granitwand der Abfluß des etwa 500 F. höher befindlichen großen schwarzen Sees herab, der das im Sommer aus den Klüften abrinnende Schneewasser sammelt. In bedeutender Höhe liegt an der Südwcstscite noch ein kleinerer schwarzer See, welcher sein Wasser gleichfalls in einem Sturze zum Fischsee herniedersendet. Unter den Seen des fächerförmigen großen Thalkessels, welcher das Quellgebiet der Iaworina bildet, ist der schwarze See, von den gefeierten „hinteren Eisthälern" gespeist, aber meist gefroren, der lohnendste. An seiner linken Wand braust in dem „Wasscrloch" der Wasserfall eines unterirdischen Sees. 2. Seen im Poprao-Gebiete. Auch diese weisen große Schönheiten auf. Bei den eigentlichen Quellen des Poprad liegt der Hinzkasee, dessen Rückseite die entsetzlichen, eisgcfüllten Schluchten der Vastaspitze bilden. Er, noch mehr jedoch der Krü tensee, sind reich au Sagen. Weiter östlich erstrecken sich im Fclkathal drei Terrassen übereinander; die oberste beherbergt den Langen see, in dessen Umgebung kaum Flechten vorkommen, während die mittlere, noch im vorigen Jahrhundert ein Seebecken, heute ein üppiger, blumendurchwirkter Rasenteppich ist, rings von reichem Pflanzeulebcn umgeben. Der Abfluß des Sees stürzt über die Granatenwand in den Felkasec, dessen Umgebung, ein schluchtenartiger Felskesfel, vielleicht die wildeste der Tatra ist. Trümmerschutt bildet auf zwei Seiten fast wie ein Wert von Menschenhand die Ränder. Stein und Wasser kämpfen hier noch um die Herrschaft und lassen fast kein Grün aufkommen, wiewohl ein naher See mit überreicher l) Vgl. Dr. Erasmus Schwab „i!and und Leute in Ungarn." Geen im Donautieflaude. 341 Alpenfiora prangt. Ihm beinahe an Scenerie ebenbürtig ist der nordöstlich gelegene große grüne See. Von dem Lomnitzer Kamme springen an den Südrand des Sees fünf senkrechte Thürme im Halbkreise vor, die durch kleine Felsen zusammenhangen; zwischen ihnen spalten sich Schluchten mit eingelagertem Schnee, durch deren Engen das Weihwasser abstürzt. Die Knpferbank im Norden zog einst manchen Schatzgräber und Schwarzkünstler an. Im Jahre 1662 strömte bei dem Erdbeben, welches die Schlagendorfer Spitze abtrug, dieses Meerauge so über, daß das ? Stunden entfernte Käßmark und die umliegenden Dörfer furchtbar verheert wurden, wie denn bei dieser Gelegenheit ein See, vermuthlich der neue See oberhalb des weißen und grünen, entstanden sein soll. 3. Seen im Waag-Gebiete. Am Fuße des Gebirges, auf der Wasserscheide zwischen Popper und Waag, liegt der tiefe Csorber-See, von Fichtenwald und Felstrümmern umsäumt. Am steilen Westabfall des hohen KriuS,n findet sich zwischen kolossalen Wänden der Terianszko-See, der in's Koprowa-Thal zur Bsla abfließt; dieses Thal ist ein ehemaliger Sccboden. Nordöstlich in einem Seitenthale der Asla liegt nebst mehreren kleineren Scen der Szarecsinsce. Unter den Seen des fiebcnbürgischen Hochlandes ist zunächst der fischreiche Hodos bei Szümos-Ujvär nennenswert!), 3 Ml. lang, welcher auch unter dem Namen des Hodoser oder Csegeer Teiches bekannt ist. Der St. Annensee am Nordende des Haromszekcr Gebirges, 2 St. lang und ebenso breit, ist ein mit Wasser gefüllter, von einem Waldkranze aus Fichten und Buchen umgebener Krater, der wahrscheinlich mit der Aluta zusammenhängt und wie der benachbarte Büdös-hegy schwefelhaltig ist. Der Piriczker See in der Csik'Ebene strömt kohlensaures Gas aus. V. Seen im Donautieflande. Sowohl die ober- als die medernngarische Tiefebene befitzt ihr eigenthümliches großes Scebeckcn. Der Neusiedlersec in dcr ersteren gehört zu den größten der Monarchie, der Plattensee in dcr letzteren ist der größte unter allen. 1. Der Neusiedlersee (lat. laeus I^Iso superior, ung. I^rtö) ist der Nest jenes großen Binnensees, welcher einst den größten Theil des obcrungarischen Tieflandes erfüllte. Er führt seinen deutschen Namen nach dein an: Nordende gelegenen Flecken Neusiedl. Bei einer Länge von 5 und einer Breite von 1 bis IV2 5M. bedeckt er, wenn fein Becken ganz gefüllt ist, eine Fläche von 7^ lüMl., ist aber nur 13 F. tief. Dcr lange Zeit in Abnahme begriffene See war im Sommer des Jahres 1865 völlig verschwunden und blieb ausgetrocknet, bis er sich seit Ende 1870 all mählich wieder zu füllen begann. Doch hat cr bis heute noch nicht seine ehemalige Größe erreicht und im November 187^ fanden Jagden auf Landthiere an Stellen statt, wo man früher, ihn mit Kähnen bcfahrend, nur Wassergeflügel geschossen. Im Osten schließt sich an den Scc dcr Hansäg, ein Moorgrund von ll-6 II! Ml. Grüße, von den umwohnenden Deutschen der „Wascn" genannt (vgl. S. 210). Aus diesem Moore erhält dcr Neusiedler See einen Theil seines Wassers, welches außerdem nur durch Bäche gespeist wird, unter dcncn die Vulka, der Kroifenbach und der Hollingerbach die bedeutendsten find. Merkbaren Abfluß hat er keinen, doch entzieht ihm in trockenen Jahren der Hansüg viel Wasser. Die Ufcr des Ncusiedlersces bieten zwar nicht die großartige, malerische Schönheit der Alpcnsccn, zeigen jedoch große Mannigfaltigkeit, da das Sccbccken theils von Nebengeländcn, thrilö von Feldern und Wicscn, theils von Schilf- und Nohrpartien umschlossen ist, welche im Süden, im Westen und selbst zum Thcil im Norden von waldigen Kalkgebirgen umgürtet werden. Dazwischen liegen zahlreiche Ortschaften, über welche die eine Stunde von seinem südlichen Theile nach Westen entfernte Stadt Oedenburg dominirt. Seine Anwohner beschäftigen sich mit Feld- und Wiesenbau, .j42 Seen. mit Viehzucht und der Einheimsuug des Grases und Nohrs der Sumpfdistricte <^vgl. S. 219). Besonders wichtig und einträglich ist aber der Weinbau, da die durch den See erzeugte feuchte Atmosphäre und reichlicher Thau den Neben sehr zu statten kommt. Rmommirt sind namentlich die Ocdenvurgcr l»nd die Rüster Weine. Der Fischfang in dem salzigen See ist sehr einträglich, ebenso die Jagd auf das Fedcr^ wild, welches sich gerne im Rohrwerk seiner Ufer und der sumpfigen Umgebung anshält. Im Hansug kommen mehrere kleinere und größere Seen vor, deren größter und merkwürdigster der Kir^ly T6 oder Köuigssec ist; sein Wasser ist beinahe fortwährend in heftiger Bewegung, weshalb er nicht befahren wird. 2. Der Plattensee (lat. I'el«0 lacu», ungar. Iwiatnii), von einheimischen Schriftstellern poctifch das „ungarische Meer" genannt, ist das größte Wasserbecken nicht allein der Monarchie, sondern in ganz Südeuropa. Er liegt 411 F. (130 Mtr.) über dem Meere, ist gegen 11 Ml. von Süowcsten nach Nordosten lang, 1'/^ bis 2 Ml. breit und nimmt einen Flächenraum von mehr als 12 gcogr. lUMl. (CW^Kil.^ ein. Seine Tiefe, zu verschiedenen Jahreszeiten wechselnd, beträgt zwischen 15 und 3ö F.; die Oberfläche seines Wassers ist meist in ziemlich heftiger Bewegung. Seine Ufer erheben sich im Norden, wo Vorbcrgc des Bakonyer Waldes hervortreten, hoch, sind im Süden dagegen stach und sumpfig. Durch die Halbinsel von Tihüny (den „ungarischen Chcrsoncs") wird der See in zwei ungleich große Becken abgegrenzt. Außer der Szala ergießen sich in ihn über 30 kleinere und größere Bäche; den Abfluß des Sees und seiner sumpfigen Umgebung vermittelt der Si6. Unter den Ortschaften am See ragen durch ihre schöne ^agc die Marktflecken Keszthcly und Tihüny hervor, sowie der Curort Fürcd (lialatcm I^ürßä, „Ungarns Pyrmont"), ein zahlreich besuchter Sauerbrunnen. Nordwestlich von seinem Nordende liegt in nur geringer Entfernung die Stadt Vcsprim. Bedeutend ist der Fischfang im Plattenfec (vgl. S. 217). Die früher geringe Schifffahrt hat sich seit der Verwendung von Dampfbooten gehoben. Z. Von den übrigen Seen des großen ungarifchcn Tieflandes sind nur einige erwähncnswerth. Der nordöstlich vom Balaton nnd östlich von Stuhlweißenburg gelegene Vclenczc See ist eigentlich nur eiu Wassergraben um eine Sumpfinsel. Die Sulnpfdistrittc an der Donan, der Theiß und deren Zuflüssen im Osttheilc des Tieflandes sind ungcmcin reich an größeren und kleineren Sumpfsccn, von denen jedoch nur wenige ncnncnswerth sind. Ziemlich bedeutenden Umfang hat der Velki Kutviu im Osten der Theißmündung. Noch zahlreicher sind die kleinen Pußten^ Seen, deren viele natronhältig, also Sodascen sind »Ml. S. 214). Der grüßte dieser sogen. „Weißen Seen" ist wohl der Fejc'r (besser Fch^r) T<> im Norden von Szegedin. Auch der Paliöcr-Sec im Osten von Maria-Theresiopel ist salzhaltig. SeewTabelle. 843 Seen-Tabelle. Name lies See« Mnßgcuiet Meeseyhnhe sslächeil-Nusdehnnüss i,i Gröszte Liefe ill Wiener Fuß gcollr.Qu»dl,'Ml. in Wiener Fuß Aber- oder Wolfgangs Traun lN88 0,' 244 360 Achensee Isar 295l! 0'25 2400 Alt^lusseer-See Traun 216? 0-04 16? Atter- ober Kamniersee 1532 0-65Z 1540 Bodensee Rhein l210 8-92 964 Caldonclzzo'See Brentu 1861 — 60 Eisenftraßer See lBühmerwald) Angel 551U (64 Joch) 46 Fellasee Poprad 5>N60 — Fischsee, großer Dunajec 45Nl> — 200 Formarmsee Lech — Fuschlsee Traun 2022 — — Gardafte P° 6'5! Oedensee Traull 2475, 0-28 Ossiachcr Tec Dräu 15.4!! ca, 0-5 1439— Wochrincr See Save . 1054 0-12 142 Würlher See Dräu l320 0-^,1! 20? Wurzener See Save Zeller oder Irrsee Traun 15M> 0' 060 11! Zeller-see (Pmzgau) Salza 2316 0-085. 3s»0- 600 Zirtnitzersee Save 1818 1-5 6^24 344 S"", Charakterbilder. 1. Der Traun- oder Gmundnersee. Der Traun- oder Gmundncrsce ist unstreitig einer der schönsten Seen, sowohl durch seine Bcrgformcn, als durch dcn Wechsel vom Ernstcrhabencn zliin Vieblichsnllftcn. Au sciucn Ufern crkcnllt inan so recht die oft gerühmte Mannigfaltigkeit, deren die Gestaltung der Kalkalpcn fähig ist. Freilich vermag der Laie nicht jene Verschiedenheit der Bildungen zu überschauen, jene Wcltenüberrcste aus der Trias bis zu ocn tertiären Formen, die in ihnen begraben liegen, — es genügt ihm die wunderbare Abwechslung ihrer Vinicn lind Farben. Von den grünen Hängen des Grasbcra.es zu den graubrauuen Wänden des jäh abfallenden Traunsteins, von diesem über die zitternde Fluth hinüber zu dcn kühnen Rändern des SonnstcinS, auf welchem ein Wald in Asche liegt, — dann wieder über die Vorbergc hinüber zu den weißliche«: Steinwüstcn der Höllcngcbirgs-Höhen find so vielmassigc Spuren von Tcrrainwcllcn und Schichtcnstörungcn wahrzunehmen, daß die pedantische Unterweisung des Geologen ncbcn der Begeisterung des Malers schweigen muß. Hier stellt wirklich der See flüssige Nuhc, der Fels versteinerte Bewegung dar. Das Urbild eines Bcrgsees ist der See der Traun. Am westlichen Ufer, wenn man sich oberhalb Traundorf dem Grasberge nähert, erblickt man von Zeit zu Zeit Sceucn, welche an' die Marinebildcr isiederländischer Künstler erinnern. Da nähert sich langsam ein großes Salzschiff, welches feine Ladung in Gmunden auf die Eiscnschicncn abgesetzt hat. Es ist leer; in seinem innern brennt ein Feuer, an welchen: sich die Schiffslcutc ein Frühstück bereiten. Pferde, auf denen barfüßige Bungen sitzen, flehen im fcichtm Ufcrwasser und zerren an den Stricken, an welchen das Schiff hängt. Dieses ächzt und lnarrt vom Andrang der Wellen. Anf dcn schmalen Brettern, die an seiner gewölbten Decke außen angebracht sind, laufen Männer mit langen Stangcn, mit welchen sie das mühsam gegen den Südwind daher geschleppte Schiff von dcn seichtesten Stellen des Strandes abhalten. Die Schiffer flnchen, die Nofsetreiber flnchen, indessen Thiere und Schiffe im schweren Kampf mit den Wellen liegen. Der Tramlsrc ist das imruhigstc aller Gewässer dieser Berge. Bei gutem Wcttcr wchcn, wie auf den meisten am Allsgange der Gebirge liegenden Seen, feine steten Passatwinoc, Morgens und Abends von Süden, gegen Mittag und Mitternacht tritt der Nordwind ein. Stürme, welche oft plötzlich einfallen, machen die offene ^iordhälftc des Sees für oie Schiffer sehr gefährlich; denn fast kein See treibt fo hohe Wogen wie der Trauufec. Deshalb sind denn auch der Unglückstafeln, welche am Gestade Kunde von Schiffbrüchigen geben, nicht wenige. Besonders eine, welche zahlreiche Köpfe und Hände zeigt, die ans dem Wasser emporragen, gibt der Einbildungskraft Stoff. Man meint das Knirschen der hcrangcrullteu Kiesel, das Getöse der in heranfgchobenc Wasser verwickelten und gezwängten ^uftschichlcu, die Todesrufc der Ertrinkenden zu hören. Sie schildert dcn Sturm vom W. Juni 1854. Eine andere, nicht minder bedeutungsvolle Inschrift, die von dem Tobcn dieser Gewässer erzählt, befindet sich in der großen Stube des Gasthauses „zum Schiff". Dort wird von Wellen gesprochen, die an einem Tage des vorigen Jahrhunderts .......- ich wriß nicht mehr genau die Jahreszahl — vom See heraus in dieses Halls einbrachen, welches so viele Schritte von seinem Gestade entfernt liegt. Der chnnmdcner See. Charakterbilder. 845 Diese Wasser haben »um einmal etwas Seltsames an sich. Wie derjenige, welcher die Donau herausfährt, die Einmündung der Traun schon eine lange Strecke vor jener Stelle gewahr wird, an welcher sich ihre Wellen mit denen des großen Stromes vermengen, so möchte wohl auch die blattgrüne, chlorofthyllähulichc Färbung ihres Sees sich mit der irgend eines andern Gewässers nicht vergleichen lassen. Von der Brücke aus, welche außerhalb Gmundcn znm alten Castell Ort hinüberführt, sehen wir vielleicht am meisten von: See, als Farbenspiel betrachtet. Die Balken, welche die feste Brücke tragen, verlieren sich in smaragdenen Dämmerungen und die grasfarbigcn Wellenberge wallen mit einer sprühenden Schaumdecke einher. Beim Hinnntcrschaucn liegreift man, wie dic »Einbildungskraft der Bergbewohner die Schlünde, deren glasige Hülle in dröhnender Bewegung herauf züngelt, sich mit schanerlichcn Ungeheuern belebt vorstellen kanu. Auch die Alpensecn haben ihre „Kraken", Ungethümc, die in den Sagen der Lcntc sich nicht immer mit der Gestalt eines ungewöhnlich großen Fisches begnügen, die vielmehr den Umfang und die Formen scheußlicher Wclfüßc und sonstiger halb möglicher halb unmöglicher Thier^ erschcimmgcn annehmen. In der Wirtlichleit aber würde der Taucher dort unten weiter leinen Unförmlichkcitcn begegnen, als einem großen Waller oder Lachs, einer menschlichen deiche, die in den eng zusammengepreßten Wasscrschichten nicht aufsteigen kann, einem versenkten Holzstamm, Ueberrcsten von Nachen und Gerippen in der grünen, kalten Nacht. Weiter oben wimmelt es von cdcln Fischen, unter welchen die zarten Saiblinge besondere Auszeichnung verdienen. Ein anderer Staudpunkt, geeignet, den See zu überschauen, jedoch mehr um die gesummte Uferlandschaft als Panorama in einen Blick zusammenzufassen, ist der Hügel um die Capelle auf dem Calvarienberge oberhalb Gmundens. Man sieht hier thatsächlich einen ganz anderen See, als an dem runden Gewässer zwischen hohen Felswänden, als welches sich der südliche Theil des Traunsecs jenseits des Sonnsteins darstellt, wenn man ihn von der Felscnstraßc oder vom Gestade Ebenstes betrachtet. Hier fallen die anmuthige Stadt Gmundcn mit ihren Hügeln und Landhäusern, darüber der Spiegel des Sees, den man zwei Stunden weit anfwärts verfolgt, bis er sich in einen Gcbirgsschlund zn verlieren scheint, und die einschließenden Berge in's Auge. Lints erhebt sich ganz in der Nähe in fast senkrechten Wänden der Traunstciu, rechts an ihm schon weiter der Spitzelstcin; rechts des Sees, schon in einiger Ferne, ein Modell des Traunsicins, der Scmustcinspitz, in die Fluthen vortretend, darunter auf grüner Halbinfcl Trauutirchcn. Dieö Traunkirchcu ist einer der fchönsten Pnntte des Sees. Mit seinen niedlichen Fclsgruvpcu, kleinen Boscmctö und zierlichen Hänschen an bescheidenen Buchten gleicht es einer Krippen-Darstellung oder einem von Meisterhand angelegten decora tivcn Lustgarten, in welchem Pflanzen, Felsen und Wasser verständig angebracht und vertheilt sind, daß fic dem Angc des Malers, wie der Sinnlichkeit des Touristen gerecht werden. Südöstlich von hier erblickt man die hohen Felsenmaucrn uud den düsterm Kessel des oberen Sees, nördlich die reizenden Gestade Omundens. Dieser Pnnkt ist auch der Schauplatz einer rührcudcu Sage, welche an die antike Leander-Sage erinnert. Südwärts von der Traunkirchcn gegeuübcr liegenden Eiscnau steht die Karbachmühlc. Bon dort schwamm ein kühner Jüngling allnächtlich herüber zu seiner Geliebten, einer Nonne im Traunkirchncr Kloster, welche seiner am Gitterfenster harrte, bis ihn zuletzt die Wogcu einer stürmischen Nacht verschlangen. Ein ganz eigenthümliches, malerisches Schauspiel gewährt die Frohnlcichnamsprocefsion, welche in Traunkirchcu zu Schiff gehalten wird und alljährlich zahlreiche Fremde selbst aus bedeutender Ferne anzieht. Den See von hier aufwärts verfolgend, gelangen wir M Einmündung der Traun, vou wo sich der ehemalige Seeboden mm als eine schöne, grüne Thalebene «och 1^ Stunden weit ins Gebirge hinein erstreckt. Am Südende des Sees 346 Seen. liegt links von der Traun Ebensee mit der „Schatzlsäge", welche alle Theile der Fässer zur Salzverpacknng in Gmunden liefert, an ihrem rechten Ufer Langbath mit dem neuen großen Salzsndhause. ^on diesem Südgestadc ans erscheint der See als ein überall von Bergen umschlossenes, fast finsteres Gewässer. Es zeigt sich hier derselbe Unterschied, welchen man an so vielen Thalkcsscln dieses Landes zwischen dem frcnndlichcn Nord- und den: beschatteten, felsigen Südufer wahrnimmt. Gesichtskreis nnd Farben sind mehr monoton; die Massen wirken nicht, trotz ihrer auf einen kleinen Fleck zusammengerückten Großartigkeit, und ist der Himmel mit dunkeln, einfarbigen Wolken umhängen, der See herbstlich umnebelt, dann erscheint diese südliche Partie desselben als ein großes Kerkergcwölbe, dessen dunkler Boden nnter Wasser steht. (Nach H. No^ bearbeitet.» 2. Der Gardasee. Wenn sich der Reisende auf den Fluthen des Gardasees wiegt, umfangen uon den lieblichsten Ufern, an denen die Olive, der Granatbanm nnd die Aloe wuchern und die Citronengärten prangen, da ahnet er wohl kaum, wie winterlich kalt es an der nahen Gcburtsstätte dieser Gewässer aussieht. Während man hier den Schatten sucht nud jedes Lüftchen, welches Wohlgcrüchc und Kühlung aus den Garten der Hespcriden mit sich führt, bewilltonnnt, sucht man oben an dem Ursprünge dieser Gewässer jedes Sonnenplätzchen begierig auf, jeden Fclsblock, welcher vor dem schneidenden Eiswiudc schützt, der von den weiten Schncefcldcrn und Eismeeren herabweht. Dort klettert man mühsam über Aergrmnen und das Rauschen der Äsbächc, das Gekreisch eines Lämmergeiers, das Brummen eines Baren, der Donner der Lawine oder das Gerassel eines Felscubruchcs ist die einzige, wenn auch große, aber unheimliche Mufik, das Wiegenlied dieser schonen, azurnen Fluthen; hier ruht der müde Wanderer, ausgestreckt im Fifchernachcn, kaum fühlt er, daß er sich bewegt, und bemerkt nicht, daß er schneller von der Stelle kommt, als vorher mit aller Kraftanstrcngnng im Schweiße seines Angesichtes; über sich den blauen Himmel, unter sich die iwch dunkelblauere Fläche des Wassers, um sich die blauen Massen der Berge, wird er bald, eingewiegt von den lauen Lüften, dem Gcplütfchcr der Wellen oder dem Liede der Schiffer, entschlummern. Mit Berwuudernng wird er erwachen, sich die Augen reiben und nicht wissen, wie ihm geschieht, denn Alles hat sich verändert: verschwunden sind die, wie Gewitterwolken den Blick hemmenden Gebirge, ein unbegrenzter Gesichtskreis liegt auf der wcitcu, mecrartigen Fläche, welche nur in großer Ferne durch den niedrigen Streifen des Ufcrrandes begrenzt wird. Ohne Frage vermittelt die aus den ungeheuern Eisgefildcn des Adamcllo und seiner Umgebungen koniinende Sarea, der Hauptznfluß des Gardasccs, die größten Gegensätze in größter Nähe, in Bezug ans die klimatischen und die darans hervorgehenden Verhältnisse in den österreichischen Alpen. Das unserem Baterlande angehörigc ^l'ordendc des Gardasces, wo das von Citronenhainen^umduftcte Niua und das kleinere, wcgcn seiner schnellen Ruderer bekannte Torbole die reizendsten Punkte bilden, ist der Garten Oesterreichs, im Osten von dem majestätischen Monte Bnldo beherrscht, dessen Abhänge und Scheitel eine eben so üppige, als reiche Alpellflora bekleidet, im Westen, wo der Ponal in brausenden Stürzen das Wasser des Lcdrosecs zuführt, von den Höhen des Monte Tenara, der Cima Tavalo und des Monte Lanino umschlossen. Inmitten dieser malerischen Gestade ruht der mächtige Spiegel des Garda, der selbst nach Süden hin bald italienisch wird, während die ihn begleitenden Höhen noch eine Strecke Charakterbilder. 847 weit tirolisch bleiben. Das breite Südende des Sees theilt die zungenförmige Halbinsel Scrmione, ans der einst Julius Cäsar wandelte und in ländlicher Znrückgc-zogcnheit der römische Dichter Catull seine Elegien sang, in zwei Hälften. Nicht bloß die Römer weilten gerne an diesem paradiesischen Orte, auch Karl der Große nnd die gewaltigen Hohcustaufen lieben es, hier dem Gcnnssc der Natur zu leben. Im Südostwinkcl des Sees, der daselbst scin Wasser dem Mincio übergibt, liegt die italienische Festuug Peschicra. Das tief grünblaue Wasser des Gardasccs zeichnet sich unter allen Alpensecn durch außerordentliche Klarheit aus; desgleichen dnrch seine hohe Tcnipcratnr. Die höchste Wärme des Sccwassers an der Oberfläche ward schon zu 24" N. beobachtet, während es selbst im strengen Winter noch nie nntcr 3" N. über dem Eispunkt erkaltete; man erinnert sich nicht, daß der See je zugefroren wäre. Interessant sind die Strömungen des Seewasscrs, welche der Garda »nt dcu größeren Sem gemein hat, und die ihm eigenthümlichen Luftblasen, welche er aufwirft. Die ersteren folgen beim Stnrmc der bewegten Luft und häufen dadurch das Wasser in dieser Richtung an, wogegen sie beim Nachlassen des Windes die daS Wasser in's Gleichgewicht bringenden Nückstrümungcn, die eigentlichen Strömungen (Ooi'i'ivo genannt) crzem gen. Auch beobachtet man ein der Nuhß des Bodcnsccs gleichendes Ebben und Fluthen des Sccwasfcrs. Die aufsteigenden Luftblasen, welche namentlich an der Erdzunge Scrmione bemerkbar sind, scheinen nach ihrem Gehalte einem unterirdischen Schwcfclkieslagcr zu entstammen. Zuweilen tritt auch die magische Erscheinung der Luftspiegelung auf den: Spiegel des Sees auf. Wie alle Alpcnscen, besonders aber die Ausgangssecn, hat auch der Gardasee seine regelmäßigen Tagcswwdc, so lange keine Störungen in der Luft vorkommen. Der Nordwind l.8«»v6r, bei den Bewohnern von Torbole Vcmto M«8umi, Hei-matswind) schwingt seinen Fittich über dem Gewässer von Mitternacht bis Mittags; nach kurzer Windstille der Südwind i/)i'n. auch ^mwi. Untcrwind) von Mittag bis Mitternacht. Außer diesen regelmäßigen Luftströmungen treten häusig heftige, oft mit ungeahnter Schnelle losbrechende Stürme auf, so daß dieser See zu den unruhigsten in der Alpenkettc gehört. Der aus ferneren Gegenden kommende Nord^ wind, welcher den See mächtig aufregt, heißt Ventc» tramuntanli oder schlechtweg I^knwnwii.'i, der aus Venedigs Gegend wehende Ostwind Viue/?.n bringt Fench^ ligkcit und Regen. Die Stnrmc auf dem Garda sind oft furchtbar crhabcu und erinnern durch die Größe der'Wellen und ihr Tosen an Mcercsstnrmc; schon der Dichter Pcrgil stellt diesen Vergleich an.') Durch sie wird die lebhafte Schifffahrt auf dem See bedeutend gefährdet, ob" wohl die Schiffer behaupten, noch von keinem Unfall etwas zn wissen. Freilich der Reisende, der das Dampfboot benutzt, wird sich sicherer fühlen, als jener, der in kleiner Gondel dem empörten Elemente Trotz bieten muß. Groß ist die Zahl der Segelschiffe, welche den See befahren und Getreide den Alpcngcgcndcn zuführen, dagegen Holz, das sie südwärts bringen, eintauschen. Vier bis sechs Stunden währt die Fahrt über dcu See. Die schneller segelnden größeren Schiffe, welche barcl»6 heißen, führen einen Mast von selbst 7k F. Höhe, ein großes, viereckiges Segel, sind 50 F. lang, 15 F. breit, nnd tragen 3000 Ctr. Last. Die kleineren, darlnkttom, haben nur bis zu 750 Ctr. Tragfähigkeit. Auffallend an diesen Schiffen ist die Höhe des Vorder- uud Hintertheilö, wie die schwarze Farbe, so daß sie den althcllcnischen Schiffen gleichen. Neben diesen Lastschiffcn gibt es noch viele kleine Fahrzeuge zur Ueberfahrt der Personen, als darcl^ttilw und Gondeln, sowie Fischcrkähne. Als die besten, zuverlässigsten nnd kühnsten Schiffer auf dem ganzen Gardafec sind die Bewohner des kleinen Dorfes Tor bole in der Nordostbncht des Sees ^) (jeorgicu, I^ib. II. ,,5'iuctidu» et lrenutu az^ur^eu«, Itvnu^o, merino.'' A48 Seen. berühmt, welches wegen seines guten Hafens nnd der reizenden Lage viel besucht wird. Die Torbolancr betreiben die Fischerei, namentlich auf Carftioncn, Lachsforellen und Sardcnen, als ein einträgliches Gewerbe. Mit Recht noch gepriesener als Torbolc ist die nordwestliche Hafenstadt Riva, welcher der See fast ein oceanisches Klima verleiht, so daß man sie wegen der Milde sommerlicher Wärme und der Wintertemperatur mit Recht daS „Hcsverien Oesterreichs" nennen kann. Zwischen einen Bergcsabhang und den See gedrängt, wird Riva von dem jetzt als Kaserne dienenden Schlosse Nocca überragt und ist von ausgedehnten Citronen gärten, von Lorbeer- und Granatbäumen umgrünt und umblüht. Das hier gcerntete Getreide genügt der Bevölkerung nicht, dagegen ist das Erträgniß der Seide, des Oelbaums nnd der Südfrüchte reichlich. Citronen und Orangen bedürfen zur Winterszeit des Schutzes nnd der Pflege; vom November an bis zum Anfange Aprils bleiben die Gärten mit Brettern gedeckt; Licht und Luft treten durch Thüren, die tagsüber offen stehen, ein. Zeigt sich Frost, so wird innerhalb der Bretterverschläge in offenen Pfannen geheizt. Wird im Lenze die Bretterhülle weggenommen, fo gewähren die Gärten einen schönen Anblick. Die Citroncnbäume, in langen Reihen stehend, prangen im saftigsten Grün und sind mit Blüthen bedeckt und mit Früchten beladen, die oft die Größe eines Kmderlopfcs erreichen. Häufig sind der Früchte so viele, daß die Bäume gestützt werden muffen. Welcher Contrast zwischen den starren Eiswüsten nnd Karrcnfeldcrn des Hochgebirges und diesen von einer gütigen Natur so reich gesegneten Gestaden des herrlichen Garoafees? (Nach Mehreren bearbeitet.) 3. Per Zirlnitzer Tee. Bei Adelsberg ist den wilden nnd zerklüfteten Massen des trainischen Karstes cine kleine, ziemlich ebene Thalmulde eingesenkt, welche der Fluß Poik durchfließt. Unterhalb Adelsbcrg bei Planinn ist wieder eine solche Thalmulde, in welcher die Uuz fließt und eine dritte, größere ^'crticfnng und Ausflachuug des Bodens befindet sich in Osten bei Zirknitz. .ln ihr sammeln sich die Gewässer des berühmten Sees. Den Zwischcnraum zwischen jenen drei Thälern oder Becken füllen bewaldete Höhen aus. Der berühmte See gilt mit Recht als der wahre Schlüssel zu der Kenntniß aller Bodcugcstaltung und Wasscrbcwrgung im Karste. Es war ein recht grauer Herbsttag, als ich dem See zufuhr. Ortschaften gab es am ganzen Wege nicht. Alles war ziemlich einsame Äcrglandschaft, Thäler voll Weiden oder Wald. Gegen Mittag öffnete sich dies hügelige Labyrinth, und wir blickten in das weite Becken von Zirknitz hinein: vor uns lag in der Ferne der Spiegel des Sees. Sehr malerisch ist dieser Anblick eben nicht. Das Bassin ist etwa 2'/2 Stunden lanq nnd 1'/^ Stunde breit; sein Boden ist flach und besteht zum Theil aus Niescngrund, zum Theil aus Sumpf; der Rest ist Wasserfläche. Die Berge, die das Bassin rings umgeben, sind weder sehr hoch, noch auch in ihren Formen sehr ausgezeichnet. Das Interessanteste bei Zirknitz besteht allein in der Art und Weise des Zusanmienlaufens und Verschwindens der Gewässer. Dic Berge dcs Sees sind, wie alle jene Kaltbergc des Krainer Karstes, von vielen Höhlen durchsetzt. Diese Höhlen münden zum Theil zu den Seiten des Bassins am Rande des Thalbodcns aus, zum Theil aber auch mitten in der Fläche dcs Thales selbst. Zwar gebrn die Anwohner zwei Arten von Höhlungen an: ^laina Vcmäa^u, ^herausgebende Thore) und ^am^ Indira (wasservcrschluckcnde Thore) oder wie die Deutschen sie nennen: Sauglöchcr und Speilöcher; allein diese Eintheilung Charakterbilder. 343 läßt sich keineswegs durchführen. Es gibt genug Löcher und Höhlen, welche die Wasser bald von sich geben, bald einsaugen. Der Ort Zirknitz, ein kleiner von Slovene« bewohnter Marktflecken, liegt am nördlichen, untern Theile des Seebeckens, wo der Zirknitzbach in dasselbe eintritt. Er ist etwa noch eine halbe Stunde vom See entfernt, selbst zu dieser Jahreszeit, wo das Wasser am größten ist. Die Ortschaften des Secbcckcns liegen überhaupt ringsherum am Rande dcr Berge, von hier aus den See, seine Wiesenufcr, seine Schilfe und seinen oft trockenen Boden ausbeutend. Nur ein Dorf, Unter-Seedorf, hat sich ganz dicht bis an den See gelegt, d. h. bis an denjenigen Uferrand, an welchem der See, wenn er ganz voll ist, gewöhnlich Halt macht. Wenn er klein ist, bildet er einen ganz schmalen, länglichen Wasserarm, dcr sich an dcr schroffen Seite des Seebeckens längs dem AbHange des Iavornik hinzieht. Hier trocknet der See fast nie aus. Im See selbst liegen vier Inseln: Vorneck mit dem Dorfe Ottok, Velka und Mala Goritza und Venetate (Kleinvenedig.) Die Bodcnlöcher, deren man 400 zählt und unter denen die Sicbhohle (Asseketo-^in») eines der größten ist, sind oben am Rande weit und mit Felsen besetzt. Nach einigen Klaftern Tiefe verengen fie sich, gehen mehr oder weniger senkrecht in den Boden hinein und entziehen sich allmählich dcr Nachforschung des menschlichen Auges. In dcr trockenen Zeit stürzen mit den Wassern die Fische zum Theile in die Höhlen hinein und kommen zur Zeit der Wasserfnllc wieder hervor. Aber sie scheinen nicht willig in die Höhlen hinabzusftazicrcn; denn sie schwimmen beim Abfließen des Wassers so lange als möglich nach dem obern Ende des Sees. Am untern Ende des Sees, in der Nähe des Zirknitzbaches, liegen die beiden Haufttabzugslöcher, die Nkla (kleine) und Velka (große) Xariau/li. Sie sind nun aber nicht nur voru sehr groß, sondern auch weiter unten so weit, daß sie alles Wasser, welches der See selbst bei seinem höchsten Stande abgeben kann, verschlucken und abführen können. Durch diese Gänge wird demnach die endliche und schließ-liche Größe des Zirknitzcr Sees bestimmt, und durch sie wird es bewirkt, daß er zur Zeit seiner höchsten Anschwellung immer dieselbe Figur gibt und sich stets innerhalb derselben Ufer hält. Die beiden Karlauzen waren eben in vollster Arbeit und verschluckten, besonders die größere, eine gewaltige Quantität Wasser. Dcr Anblick war nicht uninteressant. Der Seespiegel stand ganz ruhig bis an den Fuß dcr Felsen hinan und, so zu sagen, bis in den Rachen der Höhlen hinein. Auf einmal aber gcrieth er^hier in Bewegung, schlug über und stürzte mit mächtigem Strudel und Zuge hinein. Die Wölbung der vom Wasscrstrome gefüllten Höhle befand sich ganz dicht unter dem Spiegel des Sees. Wir tonnten etwas hineinfahren, mußten aber das Schiffchen mit allen uns zu Gebote stehenden Händen und Stangen von den Felsen abhalten, um nicht gegen die Wände geworfen oder vielleicht gar in den Strudel abwärts gerissen zu werden. Wie die Hauptmasse dcr Gewässer, so drängt sich auch die Hauptmasse des Seckehrichts diesen Höhlen zu; abgerissenes Schilf, Schlamm, Baumstämme und Gesträuche werden Hieher geführt. Man begreift, wie wichtig es den See-Anwohnern sein muß, die Karlauzen offen und frei zu erhalten. Sie haben daher auch vor ihnen große, hölzerne Rechen angelegt, d. h. Reihen von Baumstämmen eingerammt. Davor bleibt nun das Gesträuch und Schilf liögen und kann von Zeit zu Zeit beseitigt werden. Wenn der See niedrig ist, kann man in die Höhle der großen Karlauza hineingehen. Der Richter von Secdorf, der uns begleitete, hatte diese unterirdische Reise einmal gemacht, um die Beschaffenheit der Höhle auszukundschaften. Zuerst waren sie 83 Klafter tief auf festem Boden hineingegangen, dann 12 Klafter weit in einem kleinen mitgenommenen Nachen auf dem Gewässer, hernach wieder 84 Klafter auf dem Boden, hierauf abermals 10 Klafter zu Wasser und so abwechselnd fort, bis 350 Sem. nach achtstündigem Wandern und Arbeiten dic Felsen sich über dem Wasser geschlossen hatten und kein weiteres Vordringen möglich gewesen war. Sehr wahrscheinlich fließt das Wasser in nordwestlicher Richtung und kommt im Laibacher Thal als Bistriza nnd Bornniza wieder zum Vorschein. Am Westufer sind noch zwei Trichter zu nennen, die große nnd kleine Trommlcrin , V^IKa und Uu,Ik Ludimr^. Sie heißen so, weil das Wasser beim Abzüge mit besonders heftigem Gcbrausc uud Lärmen in sie hinabstürzt. Mit eben solchem türmen bricht das Wasser auch aus diesen Trommelhohlen hervor. Der Lärm gleicht unterirdischem Douncr. Die Leute glauben, der Donner ziehe und drücke auch das Wasser aus den Höhlen. Nenn es bei geringem Regen start wettert und donnert, so wird das Wasser höher, als wenn es ohne Donner noch so heftig gießt. Ebenso ist es eine weitverbreitete Ansicht, daß, wie überhaupt der Zustand der Atmosphäre, so namentlich auch die Richtung und Heftigkeit der Winde sehr bedeutend auf die Ergiebigkeit der Höhlcncrgnsse einwirke. Namentlich soll der Scirocco von starkem Einflüsse fein. Die Bewohner der umliegenden Dörfer haben ein gut Theil ihres Vcsitzthums in dein Grunde des Sees liegen. Wenn derselbe lange genug trocken ist, so beackern und bebauen sie einen Theil des Bodens und säen Hirse und andere Feldfrüchte hinein. Größere Strecken benutzen sie als Heuwiesen. Endlich treiben sie auch ihre Pferde und Viehhecrdeu in das ausgetrocknete Secbassin hinein und lassen von ihnen abweiden, was sie nicht gut in Heu verwandeln tonnten. Die Anwohner sind daher sehr dabei interessirt, daß der See in seinen Überschwemmungen gleichen Schritt mit dein Wechsel der Jahreszeiten halte. Im Sommer nnd Winter liegt er trocken, im Frühling und Herbst füllt er sich in der Regel durch Schneeschmelze und Herbst-regen. Doch finden die außerordentlichsten Ausnahmen von dieser Regel statt. Es hat Jahre gegeben, in denen der See wohl drei- und auch viermal sich ganz gefüllt und vollständig wieder entleert hat; umgekehrt hat man auch Jahre gehabt, wo er beständig voll blieb, so daß den Leuten ihre Ernten im Secboden völlig verloren gingen; ja er soll einmal während voller sieben Jahre gar nicht abgelaufen sein. Daher steht die Hoffnung auf die Ernten in seinem Boden immer auf etwas unsichern ssüßen. In den fünfzehn Jahren von 1835 bis 185N ist der Ablauf des Sees viel regelmäßiger gewesen, weil die rein gehaltenen Abzugscanälc diesen Vorgang beförderten. Es ist sogar möglich, daß das Wunder des Zirknitzer Sees mit der Zeit ganz verschwinden und derselbe sich in einen gewöhnlichen Fluß verwandeln wird. Wenn der See austrocknet, was zuletzt in den Jahren 1868 und 18?! der Fall war, so ist seine ganze Oberfläche mit ihren Wasscrtümpeln, Sumpfstrecken, Gebüschen und Schilfwüldcrn, wie sie Hirten, Jäger und wilde Thiere sich nur wünschen können. Die Jagd des Sees, namentlich auf das ungemein zahlreiche Wassergeflügel, hat daher auch jetzt noch einen ziemlich guten Namen und selbst von Trieft aus kommen Iagdliebhaber herbei. Der Zirknitzer See hat als etwas „ganz Einziges in seiner Art" eine große Berühmtheit in der Welt erlangt, und doch ist das Phänomen eines aus Höhlen hervortretenden und in Höhlen und Sauglöchern verschwindenden Sees in ganz Kram, Istricn und Dalmatien außerordentlich verbreitet und wiederholt sich in allen diesen Läudern wohl hundertfach, aber allerdings mit Variationen. (Nach I. G. Kohl.) 4. Der Plattensee. Von Vesprim aus erreicht man auf der Straße nach hepcseny in kurzer Zeit das Dorf Kencfc am Nordostcndc des herrlichen ungarischen Meeres. Zwischen Keuese uud Kajar erhebt sich am Ufer des Sees eine 15 bis 20 Klafter hohe, sehr Charakterbilder. 351 steile Böschung, die sich am östlichen Ufer und noch eine Strecke weit gegen Westen hinzieht und hie und da mit Weinreben bepflanzt ist. Von dieser Anhöhe aus genießt man eine wunderbare Aussicht auf den Plattensee. Am nordöstlichen Ende ist er beinahe zwei Meilen breit und erstreckt sich in südwestlicher Richtung; seine Breite verändert sich nicht sehr; aber das kahle Vorgebirge von TilMy ragt von Westen her so tief in den See hinein, daß es ihn bis auf 30!) Klftr. einengt. Dem Vorgebirge gegenüber am jenseitigen Ufer erhebt sich ein waldiger Erdrücken. Südwestlich von dieser See-Enge dehnt sich der Spiegel des Balaton in etwas abnehmender Breite weithin in die Länge, bis er mit dem Horizonte verschwimmt. Das südöstliche Ufer ist größtentheils flach, hie und da bewaldet; das nordwestliche Ufer aber ist von einem mannigfaltigen Kranz von Bergen eingesäumt. Wenn wir an einem ruhigen Summerabcnd auf der Anhöhe von Kenesc stehen, die hinter den südwestlichen Bergen untergehende Sonne mit ihren goldenen Strahlen den Spiegel des Sees noch einmal beleuchtet, und nach ihrem Scheiden der aufgehende Mond sein mildes Silberlicht über denselben ergießt, dann fühlen wir uns von dem unbeschreiblich bezaubernden Anblick wahrhaft hingerissen. Der Plattensee, der größte und schönste See Ungarns, breitet sich zwischen den Eomitaten Vesprim, Szalad und Sümcg aus. Außer dem Flusse Szala nimmt er 31 größere und kleinere Bäche und die Abflüsse von 9, dem Ufer nahen Quellen auf; aber auch in seinem Becken sprudeln Quellen empor. Sein Abfluß ist gering, nur am südlichen Ufer der Nordhälfte seudct er ein Flüßchen aus, dcn beim Dorfe I6k vorbciflicßendcn Si6, dessen Lauf durch einen Canal geregelt wurde. Der Si6-Canal verbindet den Plattensee mit der Donau und hat den Spiegel desselben um etwas mehr als 3 F. gesenkt. Schon die Römer sollen dcn Plattensee durch einen schiffbaren Canal mit der Donau verbunden haben. Das Becken des Sees besteht aus Kalkstein und Basalt; den Boden desselben bedecken viele fossile Muscheltrümmer. Hic und da am Ufer sammelt man sehr feinen Schreibsand, der viele Eisentheilc und kleine Bruchstücke von Granaten, Rubinen, Amethysten, Topasen und anderen Edelsteinen enthält. Im Schlamme des Sees sind vcrhältmßmäßig viel kohlensaurer Kalk, kohlensaure Magnesia, Kieselerde, Sand, Bitumen und organische Stoffe, ferner Eisen- und Manganoxyd und endlich schwefelsaurer Kalk und Natron enthalten, weßhalb der Schlamm des Plattensees auch zu Heilzwecken verwendet wird. Das Wasser desselben unterscheidet sich wenig von dem gewöhnlichen süßen Wasser; es schmeckt etwas salzig und zusammenziehend, ist rein und sehr durchsichtig, gewöhnlich bläulichgrün und im Sommer meistens um '! bis 5" R. kühler als die Luft. Merkwürdig ist, daß der See manchmal bei der größten Windstille unruhig wird, Wellen treibt, ja mit ungestüm schäumenden Wogen die User peitscht. Beim Anzug eines Gewitters wird das Wasser schwarzgrün, ganz dnntcl; nur die Ränder sind mit weißem Schaum eingefaßt von den immer heftiger treibenden Wogen. Wenn in den dunkelgrünen Spiegel des aufgewühlten Sees ein zuckender Blitzstrahl einschlägt, so entsteht ein solch' feenhaftes Aufflammen, als ob die Tiefe auch Blitze zurücksenden würde. Die Schönheit des Plattensees und seiner Umgebung fesselt unwillkürlich die Aufmerksamkeit des Beschauers. Nicht riesenhafte Gebilde, großartig erhabene Erscheinungen dcr Natur erregen hier unfcr Erstaunen, sondern reizende Bilder, in einen schönen Nahmen gefaßt, breiten sich vor uns aus, deren Gegenstände die mit einander abwechselnden Berge nnd Thäler, der herrliche Spiegel des Sees und die darin sich beschallenden Ebenen sind. Eine lieblichere freundlichere Gegend kann man sich kaum denken. Selbst das heftigste Gewitter vermag nicht ihr eine schreckliche Gestalt zn verleihen. Ueber das ganze Panorama ergießt sich eine gewisse Ruhe und Milde; die Luft ist ungcmein sanft und wonnig. Durch die nach dem Lauf 352 Seen, der Sonne und dem Streichen der Wolken wechselnde Beleuchtung ändert sich unaufhörlich die Farbenpracht, in welcher diese Bilder erscheinen, und damit nuch ihr Charakter und ihr Ausdruck. Eiucr der anmuthigsten Pnnktc aui Plattensee und zugleich einer der berühmtesten und besuchtesten Badeorte Ungarns ist Fürcd. Es liegt in einer flachen Ebene am nordwestlichen Ufer des Sees. Hinter dem Orte in einer Entfernung lion einer halben Stunde ist dic wellenförmig ansteigende Ebene von eincin auunithigen Bcrgzug eingefaßt mit lieblichen Thalgriinden, schonen Wemgeläudcn, Sommerwohnuugetl und Kellern, der Kamu, ist nut Wald bedeckt. Vor dem Orte l'rcitct sich der bald ruhige, bald grünliche Wellen trcibcudc Spiegel des Sees aus. Gegen Süden erstreckt sich wie eine lauge Nicscnwand das kahle, felsige, mit einer Abtei gekrönte Vorgebirge von Tihiun). Die Häuser des Bades liegen etwa I".!» Schritte vom flachen Ufer des Sees entfernt; sie bilden drei Seiten ciues tauglichen Rechtecks und sind sämmtlich schüue ein bis ;wci Stock hohc Gebäude. Vor dcu Musern am See ist ein Pint, in dessen Mitte anf einem künstlich aufgeschütteten Hügel die durch das Szalader Eomitat errichtete und am I I. Juni 18li0 enthüllte Denkfaule Alexander Kisfaludlss, des Sängers der Plattensee-Gegend, sich erhebt. Auf der Promenade befinden sich die drei Hcilguellcu, welche befoudcrs schwefelsaures Natrou, kohlcusaucru Kalt, organische Stoffe und viel ktohlcnsäurc nebst anderen Bestandtheilen enthalten. Von der Hauptguellc werden alljährlich l!0- bis 80.000 Flaschen versandt. Die Fürcdcr Mineralquellen werden im 17. Jahrhundert zum ersten Male erwähnt; seit 1743 sind dauebcu cinigc Hänscr entstanden; 1782 wurde die Promenade und der Garten angelegt, seit 1802 fing der Badeort an berühmt und immcr zahlreicher besucht zu werden, aber seine jetzige Blüthe begann erst nach dem Jahre 18.^4. Ein lohuender Ausflug von Fürcd aus ist der zur TilMyer Abtei am Ostendc des erwähnten Vorgebirges. Die über eine Meile lange, schmale Halbinsel ist gegen Westen, wo sie mit den: Festlande zusammcuhäugt, flach, erhebt sich gegen Osten sanft ansteigend immcr höher und fällt endlich als eine sehr steile Felswand in den See ab, die durch ihre Kahlhcit von der lachend grünen Umgebung um so mehr absticht. Auf ihrem 300 F. hoch über den See hervorragenden Gipfel steht dic Abtei und die Kirche mit ihren zwei Thürmen, voll Andreas I. 1054 begründet, in ihrer jetzigen Gestalt lion den Acbten Willibald nnd August ß^cs zwischen 17,W nnd 1760 erbaut. Ihren Fuß bespülen die grünlichen Wellen des Sees, nielche beständig Stücke von versteinerten Muscheln an das Ufer treiben. Das Vorgebirge besteht arWcnthcils aus Basalttuff. Der Rücken ist an mehreren Stellen eingesenkt; in zwei solchen Eiusenkungen gibt es mit Schilfrohr umsäumte Sümpfe, um diese herum erheben sich rundliche Hügel, von deren Gipfel aus man eine herrliche Aussicht genießt. Auf dem niedrigeren südlichen Theile der Halbinsel liegt der kleine, ärmliche Marktflecken Tihäny, auf der Mrdostscite sind einige Fclsgrottcn, welche einst den Acncdictinern der Abtei als Betörte dienten und vom Volke Einsiedlerwohnungen oder Mädchenwohnungen genannt werden. Alls dem Spitzbcrgc, dem höchsten Punkte der Halbinsel, sieht man eine Nuine, die von Einigen für den Rest eines römischen Wachtthnrmcs gehalten wird. Wenn man auf dem Dampfschiff von Füred aus südwestlich gen Keszthcly fährt, kann man das ganze Panorama der schönen Gegend übersehen. Besonders das nördliche Ufer des Plattensees mit seinen Buchten und Gcbirgskränzcn fesselt uuserc Aufmerksamkeit. Dic Abhänge sind meistens mit Weinreben bepflanzt, aus denen hie und da ein kleines Dorf herausschaut; dic Gipfel sind theils kahl und felsig, theils mit ^aubholz bedeckt. Die Bergkette ist anfangs niedrig, erhebt sich nachher höher nnd wird immcr mannigfaltiger, bald zusammenhängend, bald unterbrochen, b«ld langgestreckt, bald mit spitzigen oder abgestutzten Kegeln oder Pyramiden Charakterbilder. 858 besetzt, auf dcrrn malerischen Gipfeln man hie und da eine alte Burgruine ans dem grünen Waldc hervorschimmern sieht. Hinter den Wcinhügcln erhebt sich der Felsen und die Burgruine (5sobüucz, die fünfmal vor uuscrcn Augen verschwindet nnd eben so oft zum Vorschein kommt. Nun gewahrt man den massivsten nnd höchsten Berg der Umgegend, den dnrch seinen Wein berühmten Badaeson; darauf blinkt uns Mischen zwei niedrigeren Bcrgkegcln dic Bnrgruiuc Szigligct entgegen; dann kouuncn wir beim Bcrq St. Mihüly vorbei, auf dessen flachem Gipfel ein einsames Hänschcn steht. Indem wir endlich nm eine Landzunge herumbicgcn, gelangen wir in eine tiefere Bucht, in deren nördlichem Grnndc Kcszthcly liegt. Dieser Marktflecken ist die bedeutendste Ortschaft am Plattensee; sehcnswcrth sind daselbst das gräflich Feßtctico'schc Schloß und die altgothischc Pfarrkirche aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Ctwa eine halbe Stunde nordwestlich vom Marktflecken sprudeln in einer kcsselförmigen Vertiefung mehrere warme Qnellcu hervor, die zu den indifferenten Thermen gehören und den Teich Hlwi'z bilden. Nnicr den Burgruinen an« Plattensee ist es die von Szigliget, an deren Nachbarschaft eine düstere Volkssagc geknüpft ist. Das Schloß mag ziemlich groß gewesen sein; aber jetzt ficht man davon nnr noch einige Maucrübcrrcstc nnd die untere Hälfte eines Thurmes. Pgm Schloßbcrg ans hat man eine herrliche NnSsicht auf den See. An der Strastc nach Szigligct stehen zwei Hügel: der verfluchte nnd der gesegnete. (5inst liebte ein jnnger Jäger ein Mädchen, dessen Herz aber schon ein Bancrnburschc besaß. Am festgesetzten Tage kau: der Bräutigam mit den Hochzcits-gasten von Sümeg, nm die Braut abzuholen, theils auf Reitpferden, die mit Schellen und langen Riemen behängt waren, theils ans Schlitten. Hinter einem hohlen Baume lancrtc der verschmähte Jäger ans die Braut, die auf einem Schlitten dahcrfuhr, und durchschoß sie mit einem Pfeile. Sie starb in den Armen ihres Bräutigams. Dic Hochzeitsgästc verfolgten den Mörder, schlugen ihn todt nnd begruben ihn unter einem Hänfen von Steinen. Auch die gemordete Braut begrub man an der Straße. Im Frühling entsproß aus dein Grabe der Inngsran ein Gebüsch wilder Rosen; auf dem Steinhaufen aber, der die Gebeine des Mörders bedeckte und welchen jeder Vorübergehende mit cincm daraufgeworfencn Stein vergrößerte, wuchsen die stachlichten Köpfe der dunkelblauen Mannstrcn, dic der Herbstwind herunterriß, und vor sich hertrieb; das Polk nennt sie Teufelswagen. (Nach Johann Hunfawy.) Umlaust. O?Ncrr.'Mig, V>cn«»-chl,'. , <,<> 6. Das Mccr. (lieber da« Meer im Allgemeinen. Mitteliueer und Adria. Der Mcercsantheil der Monarchie. ClM'alttMld: Eine Fahrt auf der Adria.) Ncbcr das Mccr im Allgemeinen.') Dein Menschen, der durch seine Physische Natur an das trockene Vand, an dic Scholle gebunden ist, tritt anfänglich das Meer als das Fremde, Unbekannte nnd daher Furchtbare entgegen. Nur allmählich, wie Bekanntschaft, Gewohnheit nnd endlich Vcrtrantwcrdcn ihn »on der Furcht befreien, lernt er das Meer beherrschen. Immer übt dieses einen eigenthümlichen Zauber auf ihn ans, da es so viele Reize für ihn bietet. Welcher Bewohner des Binnenlandes hätte nicht schon das Verlangen in sich verspürt, den Ocean zn sehen? Wessen Herz hätte sich nicht gehoben und erweitert gefühlt, als er von der Höhe bei Nabresina znm ersten Male feinen Blick über die ansgcdchntc Wasserfläche hinschweifen ließ bis zu der Grenze, wo sie mit dein Horizont zusaunnenzusiießen scheint? Wem hätten nicht die Pulse rascher nnd höher geschlagen, als am Molo in Trieft znm ersten Male das dumpfe Brausen nnd Tosen der Mcercswogcn in sein Ohr drang? Aber es ist nicht bloß die Ucbcrraschnng des Neuen nnd Ungewohnten, welche man am Meere empfindet; auch bei läugcrcm Verweilen an demselben, bei näherer Bekanntschaft mit dcmsclbeu verliert es seine Reize nicht, noch büßt es von seinen: Zander ein. Uebcrwältigend ist der Eindruck des Unbegrenzten, Unendlichen, den die gleichmäßige Wasserfläche macht. Nicht weniger wirkt der Ocean auf unser Gemüth durch die Geheimnisse, welche er in feinem Schooßc birgt. Die Geheimnisse der Tiefe, welche uncntwirrt sich vor nnscrc Seele stellen, die Räthsel der ewigen Bewegung verleihen dem Meere eine nie erlahmende Anziehungskraft für Sinn und Herz, versetzen die Phantasie in anhaltende Spannung. Wie schön kennzeichnet diesen Einfluß des Oceans auf den Menschen der jüngere Plinius mit den Worten: „O Mccr! O Gestade? wahres, gehcimnißvolles Hciligthmn der Musen, wie vieles erzählst du, wie vieles läßt dn erfinden." Als herrlichste Staffage fügt sich zu dem Bilde der See das reiche Leben an, anf nnd in dem Meere. Nicht aber die rastlose Thätigkeit, welche Handel nnd Industrie in den Hafenplätzcn unmittelbar an: Rande des Meeres entwickeln, nicht das Leben auf der Wasferfluth, wie es der Seefahrer verbringt, so wechsclvoll und schicksalsreich es auch ist, hängt so untrennbar innig mit dem Oeean zusammen, als das diesem eigene und eigenthümliche wunderbar reiche Leben im Meere. Doch nicht bloß ist das Meer die Heimstätte des üppigsten Pflanzen- und Thierlebens, es ist die Gcbnrtsstättc des Bebens überhaupt. Ein tiefes, wcnn au.ch instinctartigcs Gefühl ließ schon früh den Menschen diese Bedeutung des Meeres ahnen. In allen Kosmogenien spielt das Mcer die Rolle des ersten, des wichtigsten Elementes. Erst ') 'M. M, I. Schleiden „Das Mcer" und Dr. I. Kahler „Physik dei> Meeres". Mlttelimrr und Adria. Dcr Mcercöaitthcll der Mmmrchie. 355 aus dein flüssigen entwickeln sich dic festen Gebilde, die Gestalten.' Pflanzen, Thiere und Menschen. Aber trotzdem, daß der Mensch der Mecresfiuth, der Mnttcr alles Vcbeus, eine heilige Scheu bewahrte, snchtc er doch dasselbe sich nnterthcm zu machen; und indem er das Meer beherrschte, gewann er erst die Herrschaft über die Erde. Denn die Geschichte lehrt uns, daß Völker und Staaten stets fast gcuau soviel Antheil an der Weltherrschaft nahmen, als sic sich das Meer unterworfen und zum dienenden Element gemacht hatten. Mittelmecr und Adria. Das älteste Meer — mag dieser Ausdruck hier in Beziehung auf den Menschen gestattet sein — ist das Mittclmccr. Alts diesem trat der Mensch zuerst als Sccbchcrrschcr auf. Vom ängstlichen Küstenfahrer schwang er sich allmählich znm Herrn der Salzfluth aus, welche, zu Homer's Zeit noch als „crntclos" geltend, er mit seinen Schiffen pflügend durchfurchte liud nun ihr eine weit reichere Ernte cntlocktc, als je ein Acker getragen. Durch Jahrtausende war das mittelländische Nicer fast ausschließlich die Stätte der Seefahrt, das «ermittelnde Glied zwischen den Poltern der alten Welt. Auf die Zeiten plMieischcn, karthagischen, griechischen und römischen Handelsverkehrs folgte im Mittclalter die Blüthe der stolzen Handclsrcpublikcn Venedig und Genua. Die Adria, erst spät in den Völker-verkehr tretend, particiftirtc als Theil des Mittclmccrcs an den Schicksalen desselben. Da die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien und Amerikas den: Verkehr andere Richtungen gab, den Welthandel schuf, verloren die Mittelmccr-, also auch die Adria-Häfen ihre große Bedeutung, die oceanischen Handelsstädte blühtcu empor. Erst in der jüngsten Zeit gelangte durch die im November 1869 erfolgte Eröffnung des Snc;-Canals das mittelländische Meer zu neuerlicher, hervorragender Bedeutung nnd init ihm auch Oesterreichs Küstengebiet an der Adria. Das Mittclmcer, -">15 Ml. lang, 240 Ml. breit und einen Flächenraum von 47.500 lüNtt. umfassend, ist das größte Binnenmeer der Erde. Unter seinen zahlreichen Einschnitten, welche Europas Südküstc gliedern, ist das adriatischc Meer der größte Golf. Dieses, auch die Adria, im früheren Alterthum ^omu^ 8iim8, jonischcr Meerbusen, dann iuai'6 Illläi'ilUicum nach der Stadt Hadria oder Adria, auch inlli'6 «ui»ornm, oberes Meer benannt, erstreckt sich bei einer Breite von 2', Ml. in nordwestlicher Richtung 120 Ml. lang zwischen der Apenninen- und der Balkan-Halbinsel, im Süden durch die Straße von Otranto mit dem ionischen Meere nnd dem eigentlichen Mittclmccre in Verbindung; sein Spiegel mißt 2380 Hü Ml. Dic wcniggcglicdcrtc Westküste (italienisch) besitzt erst im Norden eine bedeutende Einbuchtung in dem Golf von Venedig, dic reicher entwickelte Ostküstc gewinnt bereits um 3 Grade weiter südlich durch ticfeindringendc Baicn, vorgclagcrtc Inseln «nd trcuucndc Eanälc eine mannigfaltigere Gestaltung und ist reicher an Häfen. Hier liegt nnscrcs Vaterlandes Antheil am Meere, der in den folgenden Zeilen näher charakterisirt werden soll. Der Mceresanthcil der Monarchie. Oesterreich-Ungarn ist, wie bereits Lemerkt, der contincntalstc Staat Europas. Die Münduugsgebiete sciner größten Ströme, der Donau, der Elbe und der Weichsel, ja fast aller größeren Flüsse liegen weit außerhalb seiner Grenzen; selbst die Etsch, Oesterreichs wichtigster Ndriaflnß, mündet nicht in dein Staate, der ihn geboren. So mangelt jede größere Wasserstraße znm adriatischen Meere, dem einzigen Scegcbicte, an dem nnser Vaterland thciluimmt. Und wäre auch die Küsteuläuge von etwa 230 Ml. (1706 Km.) des Festlandes, wozu noch über 300 Ml. (2230 Km.) Küste an den österreichischen Inseln kommen, ausgedehnt genug zur Entfaltung eines großartigen marinen Lebens, so vermindert der Umstand, daß sich an diese Küste nur zum Theil das Hauptgcbict dcs Staates, sonst zumeist nur cm schmales Littoralc anschließt, beträchtlich dcn Werth dicscr Meeresküste. Dennoch ist diese letztere für die österreichisch-ungarische Monarchie von hervorragender -Bedeutung, ja eine ihrer Lcbcnsbedingungcn. Hier liegen mehrere treffliche Häfen, deren einer zu dcn ersten Europas zählt, und Schienenwege ersetzen dic schiffbaren Flüsse. Aber nicht bloß die Handelsschifffahrt der Monarchic nimmt unter dcn Mercantil-Marincn unseres Continents einen achtunggebietenden Rang ein, auch die Kriegsmarine hat sich dcn Nnf ancrkcnncnswcrthcr Tüchtigkeit erworben. Da von der Glicdcrnng der adriatischcn Küste, soweit diese nnscrcm Vaterland angehört, bereits ausführlich die Rede gewesen, können wir hier auf das oben Gesagte verweisen (vgl. S. 25 ff.). Es wird sich daher die Schildernng sofort dem Wasser selbst zuwenden. Dem adriatischen Meere als Theil des Mittclmccres kommt in« Allgemeinen der Charakter aller Binnenmeere zu. Die Tiefe desselben ist geringer als die des freien Oceans. Während die (freilich unzuverlässig gemessene) grüßte Tiefe dcs atlantischen Oceans übcr 36.000 P. F. (11.700 Mtr.) beträgt, mißt das Mittclincer an seiner tiefsten Stelle, zwischen dcn Inseln Malta und Candia, nur 12.220 P. F. (3969 Mtr), und je tiefer das Meer in daS ^cmd cinschncidct, dcsto geringer wird dic Tiefe. Im adriatischen Meere ist die größte Tiefe 8780 F. (1227 Mtr.); nordwärts und gegen die Küstc hin hebt sich der Meeresgrund, so daß die Tiefe zwischen der Po-Mündung nnd Dalmaticns Miste nur 130 P. F. (42'2 Mtr.) beträgt. Wiederholte Mcssnngen haben bisher nachgewiesen, daß das überall zusammenhängende Erdmccr nicht eine einzige gleich hoch liegende Fläche bilde, daß vielmehr benachbarte Meere ziemlich bedeutende Niveau-Unterschiede zeigen. So soll das adriatischc Meer um 5'70 P. F. hoher sein, als der Spiegel des Mittclmccrcs, was sich durch dic Anziehungskraft dcs Landes auf das Wasser, namentlich in dcn langen schmalen Buchten im Nordostcu erklären licßc, so daß dic Meeresoberfläche cine concave wäre, wie ja auch die Znydcr-Scc höher liegt als dic Nordsee. Doch ist cs auch noch möglich, daß gcnancrc Messungen die Annahme eines solchen Niveau-Unterschiedes als irrig nachweisen. Für die Beobachtung und Erforschung des österreichisch-ungarischen Adriagcbictes ist einerseits die Ende Septembers 186l; begonnene Anfnahmc der Küsten durch die k. uud k. Kriegsmarine, anderseits dic Thätigkeit der „ständigen Commission für dic Adria" von großer Bcdcntnng. letztere wurde 186«; als provisorisch, später als definitiv eingesetzt nnd begann im Frühjahre 18(>9 ihre regelmäßigen Beobachtungen. Diese wurden im Jahre 1873 in folgenden Stationen angestellt: Trieft, Pola, Fiumc, Zcngg, Zara, ^csina, Nagusa, Secfort Punta d'Ostru, Valoua, Durazzo, Corfu, k. k. Stationsschiff in Klck; ferner auf einigen Schiffen der k. k. Marine und dcs österreichischen ^loyd. Die Thätigkeit dicscr Stationen nmfaßt sowohl meteorologische als maritime Beobachtungen; die letzteren beziehen sich auf Temperatur uud Salzgehalt dcs Meeres und auf dic Gezcitcn. Dic betreffenden folgenden Angaben sind den umfangreichen Berichten der „Commission für dic Adria" entnommen.') Die Farbe des Mccrwafscrs ist im Allgcmcincu dunkelblau, geht aber in dem Maße, als dic Tiefe abnimmt, in Hellgrün übcr. Dock) übcn namentlich die Färbnng dcs Himmels, dic Stärke dcr Beleuchtung einen bedeutenden Einfluß auf das Colorit des Meeresspiegels, so daß die beobachteten Farbcnnüanccn höchst mannigfaltig zu ncnncu sind. Demgemäß erscheint das Mccrwasscr dcr Adria bald hell-, bald duukclblau, odcr hcll-, dunkel- nnd stahlgrün, grün oder blau init cincm Stich in's ') Vgl. „-^richte dcr Midien Commission fiir l>i> Mria a>> dil- kalsn'l. Akademie der Wlssmschafttn." Der McercöaMheil der Monarchic. Z57 Graue, und selbst grau. Dic Durchsichtigkeit des Mcerwasscrs hängt ebenfalls von der Beschaffenheit des Himmels, wie von der größeren oder geringeren Ruhe des Spiegels ab und schwankt zwischen 10 und 00 F. Bezüglich der Temperatur des Mccrwasscrs ist zu bemerken, daß die ^ufttcmperatur auf sie einen großen läinflnß ausübt, der sich aber mit der wachsenden Tiefe immer später geltend macht, so daß in den unteren Schichten die herrschende Temperatur der Lufttemperatur gegenüber stets lim cine Jahreszeit zurück ist. Im Sommer find die oberen Schichten durchaus wärmer als die unteren, und zwar sind die Unterschiede sehr bedeutend; im Winter hingegen sind die tieferen Schichten wärmer als die oberen, die Differenzen sind jedoch weit kleiner als jene wahrend des Sommers; während des Frühlings und des Herbstes endlich finden wir obige Differenzen im Sinne der vorangegangenen Jahreszeit, jedoch mit viel geringeren, beinahe verschwindend kleinen Werthen. Doch finden häufig genug Abweichungen von diesen Regeln statt, wahrscheinlich durch Strömlingen des Mccrwassers veranlaßt. Die folgende Tabelle weist zur näheren Orientirung über die Tcmpcratursucrhältuissc der Adria an Oesterreichs Küsten die in den Iahreu 1870, 1871 uud 1872 an drei Stationen beobachteten Maxima und Minima der Temperatur nach, wobei von der ObcrflächcntcmperaNir ausgegangen wurde. M c e r e s t e m p e r a! u r e n. StaUonm "Id"" Datum schniM in " U, , 17. März 1870 5'8 12'0 7'2 7'2 7'2 Minium: ) 9. Jänner 187! !!'/! 7'3 8 2 8'4 8'tt I 29, Mär,; 1872 0'7 6'k 6'5) 3'5 8'ii ^""'^ . ^>. August 1870 18-9 19'0 ,0-9 14'0 11'8 Marina: ^ 7. October 1871 14'« 15'2 15 7 15'5 14-9 l 2!). Juli 1872 20-6 2<>'8 1U'<> 14»8 13'7 , I. Februar 187« ö-g» 9-20 9-80 !)-95 9'85 Mittiina: 1 28. Februar 1871 9'00 9'50 9'<.'5) i«>-,<> ,!>-6«> ^ 23. Iäniur 1372 W'W 10-08 IN'Ki 1<>'32 N»'32 besinn _------------------------------------------------------------------------------- , 17. Juni 1870 18'35 18'35 15'65 13'85 12'75 Maxima: 1 31. Juli 1871 19-20 18 20 17-25 15'40 13'50 l 15, Juli 1872 19-28 19'28 15'92 14-00 12-40 / 4. Februar 1870 8 8 9^ !>- ,, ,; , 1 <; ^. , ' 1l;. Jänner 1672 8'8 9'8 I0-« ü'tt I2'4 Corf» ......... l 2 Juli 1870 !9' 1<<' 40" n. Br. hinaus) liegen, in jener Zeit die ganze Nacht hindurch Dämmerung. Eine dem Hochgebirge, namentlich den Alpen, eigenthümliche, herrliche Erscheinung ist das Alpenglühen. Bald nach dem Untergänge der Sonne färben sich die schroffen Kalkwände nnd insbesondere die Schnee- nnd Eisgipfel mit einem prächtigen, glänzenden Roth und erglühen oft, nachdem sie sich grau gefärbt habcu, noch einmal zuerst tiefer unten, und dann höher hinauf bis zum Gipfel in intensiver Rothe. Die Ursache dieser prachtvollen optischen Erscheinung ist noch nicht hinlänglich erforscht. Anch die merkwürdige Luftspiegelung (ital. ^nw ^Im^iill) wird bisweilen in gewissen Gegenden unseres Vaterlandes beobachtet, am häufigsten auf dcr großen nicdcrungarifchcn Tiefebene (vgl. S. 228) nnd an der Meeresküste, seltener bei Wicner-Ncustadt, ans dem Garda- und Plattensee, in Krain. Sie wird dadnrch hervorgerufen, daß bei ruhiger Vuft und bedeutender Wärme dic untersten Luftschichten, zunächst dem Erdboden oder dcr Wasserfläche, obwohl fic eine höhere Temperatur besitzen als die oberen, dichteren Schichten, doch nicht aufsteigen und nun die Lichtstrahlen bei ihren: Eintrittc in die dünneren Luftschichten gebrochen werden. In Folge dieser Strahlenbrechung erscheinen dem Auge die Bilder entfernter Städte, Dörfer, Gebäude, Berge, Bäume, Schiffe u. dgl. in die Hohe gerückt, zumeist über einer großen Wasserfläche, die man in der Ferne am Horizonte zu erblicken glaubt nnd in der sich die Gegenstände selbst abzuspiegeln scheinen. Zu dcn seitlichen Spiegelbildern, die nur in seltenen Fällen mehr als Schattenbilder auf einer Nebelwand, von dcr tiefstehcndcn Sonne nach Osten geworfen find, gehört das zuweilen anf der Schncckoppc, wie anf dem Brocken (im Harze) sichtbare Brockengcspcnst (vgl. S. 153). Gleichfalls auf dcr Strahlcnbrechnng beruhen die besonders häufig im Ricscngebirgc zu bcobachteuden Glorien, Nnndscheinc in Regenbogcnfarbcn, welche bei leichten: Morgcnncbel im Sommer oder bei scharfer Winterkältc nm die Köpfe odcr ganzen Körper der Menschen nnd Thiere erscheinen. Wärme. Die Hauptqncllc für die Wärme auf dcr Erde ist die Sonne; die Eigcnwärmc der Erde ist fchr gering, weßhalb fic znr Erhöhung dcr von der Sonne gespendeten Wärme nur einen ganz nnmcrklich kleinen Beitrag liefert. Die Stärke dcr Wirknng dcr Sonncnwärme hängt von der Größe des Einfallswinkels der Strahlen uud uou dcr Dauer der Bestrahlung ab; daher wärmen dic Sonnenstrahlen mehr zu Mittag, als am Morgen nnd Abend, mehr im Sommcrhalbjahr als im Winterhalbjahr, mehr in den niedrigen als in höheren Breiten. T'on dcr Wärme, welche von dcr Sonne her znr Erde gelangt, wird ein Theil rcflcctirt, ein anderer wird tieferen Erdschichten zugeführt und der Nest im Boden zurückgehalten. Die Fähigkeit des Bodens zur Anfnahmc dcr Wärme ist nicht nur vou der Art der Oberfläche und deren Bedeckung abhängig, sondern auch von der Zcrthcilung der Bodenart, vou dem dadurch und durch andere Umstände bedingten Fcnchtigtcitsgchalt, von der Wärmclcitnngsfähigkcit nnd endlich von der Wärmccapacität des Bodens selbst. Das Gesetz, wonach Körper mit dunkler und ranhcr Oberfläche die Wärmc-strahlcn leichter absorbircn, aber anch leichter wieder ausstrahlen als helle und glatte Körper, wirkt hauptsächlich bestimmend auf dic Erwärmung dcs Erdbodens ein. So wird ein dunkler Basaltbodcn lcichtcr durch dic Wärmcstrahlcn erwärmt, als ein heller Kalkboden, welcher mbcn dcn Lichtstrahlen eine große Menge von Wärmc-strahlln rcftcctirt. Onarziger Sand erwärmt sich durch Strahlung sehr bedeutend. Dagegen ist ^ehmbodcn, welcher eine weniger rauhe Fläche zeigt, auch weniger geeignet, Wärmc anfznnehnmi odcr auszustrahlen. Bedeckung dcs Bodens mit Schnee hindert sowohl die Aufnähme als die Allsstrahlung der Wärme. Feuchter 3lU! Me ^uft. Boden wird langsamer erwärmt als trockener, behält aber anch längere Zcit scinc Wärme. Aehnlich wie nnt d«n festen Erdboden verhält es sich auch mit den: Wasser. Die Oberfläche desselben rcflcctirt die Wärme besser als die Erde und kann schon nm deswillen nicht ebenso start erwärmt werden; sodann läßt es die Wärmcstrahlcn bis in eine gewisse Tiefe eindringen, so daß es sich auch in seinen tieferen Schichten erwärmt. Da die Wärmccapacität des Wassers fchr bedeutend ist, erwärmt sich dasselbe langsamer, behält aber die Wärme um so länger. Hierans folgt bor Allein, daß die Oberfläche des Wassers durch Bestrahlung nicht so warm, dnrch Ausstrahlung nicht so kalt werden kann, als der feste Erdboden; diesen Charakter — Vermeidung von Extremen und gleichförmigen Gang der Wärme — verleiht das Wasser auch angrenzenden Ländern. In Landscen herrscht sowohl im Sommer als im Winter in der Tiefe, wo die Wirkung der Strahlung aufhört, eine constantc Temperatur von nahezu 3<2" R.; in den Alpcnsccn Oesterreichs beträgt sie nach Professor Simony 3'2—3'7" R. Daß die Alpensecn auffallend spät gefrieren, ist bereits erwähnt worden (vgl. S. 334). Ueber das Verhältniß der Temperatur des Flußwasscrs zu der Luft lassen sich keine allgemeinen Gesetze aufstellen. Von ganz besonderen: Interesse als ein charakteristisches Merkmal des Wintcrklimas ist die Dauer der Eisdecke der Flüsse. Die durchschnittliche Dauer der Eisdecke der Elbe in Böhmen beträgt 62 Tage, der Weichsel gegen 12 Wochen. Die Donau bei Wien zeigte in den 10 Jahren 1853—1802 sechsmal eine feste Eisdecke. Diese kann sich nur bei niedrigem Wasserstand zwischen — 11" bis — 15" bilden. Das Festsetzen der Eisflockcu geht hier von den Sandbänken bei Floridsdorf aus und setzt sich rasch stromaufwärts fort. Als Folge davon tritt cinc beträchtliche Stauuug des Wassers auf, welche das Wasser in den Wiener Donau-Caual treibt und durch ciue Hcbuug des Wasscrstandes um 4 bis 13 F. hier oft gefährliche Ucbcrschwcmmungcn verursacht. Sie tritt in der Regel am ersten Tage, längstens am zweiten Tage ein nnd beträgt im Mittel si F. Die Eisdecke hielt sich nur zweimal über 1 Monat, zweimal nm 1 Woche. Einmal löste sich die Eisdecke allmählich, fünfmal fand ein Eisgang statt. — Von den Wärmcvcr-hältnissm des Meeres an den Küsten der Monarchie war bereits an anderer Stelle die Ncdc (vgl. S. 357). Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit den Wärmcucrhältnissen der atmosphärischen Luft zu, so ist zunächst zu bemerken, daß diese ihre Wärme durch dirccte Sonnenstrahlung, durch die Rückstrahlung der Wärme von der Erdoberfläche und durch Mittheilung oder Leitung von der letzteren erhält. Bei der Betrachtimg der Wänncvcrthcilung in der Atmosphäre haben wir ihre zeitliche und ihre ränmlichc Verbreitung in's Auge zu fassen. Die erstere ist an die tägliche und jährliche Periode der Bestrahlung gebunden. Die räumliche Verbreitung ist eine zweifache, sie erstreckt sich in vcrticalcr und in horizontaler Richtung. Die innerhalb eines Tages an einem bestimmten Orte beobachtete Temperatur ist nach den verschiedenen Tageszeiten verschieden und hängt von der Acwöltnng des Himmels, von der Jahreszeit, von der gcogr. Breite, der Sechöhc, der Lage am Meere oder im Binuenlaudc u. s. w. ab. Den täglichcu Gang der Temperatur für einzelne Orte der Monarchie nachzuweisen, würde zu weit führen. Von ähnlichen Umständen hängt auch der jährliche Gang der Wärme ab, wie man ihn durch Vergleichung der 3N5 Tagcsmittel erhält. Eine noch größere Verschiedenheit als die Tages- und Monatsmittcl im Laufe des Jahres geben die absoluten Extreme, welche an einem Punkte überhaupt vorkommen können. Während z. B. die mittlere Iahres-wärme für Wien 7'97" R. und der Unterschied zwischen dem kältesten und wärmsten Mouat 17'79" beträgt, war >der größte bisher beobachtete Wärmegrad daselbst 37-0" N. am 14. Juli 1838, der niedrigste im Januar 1851: — 20'4" R., was eine Schwankung von 51-4° R. ergibt. Wärme. 307 Die räumlichen Aenderungen der ^uftwärme hängen namentlich von der Sechöhe und der geogr. Breite ab. Die oberen Luftschichten, als die dnuncren, tönncli dnrch die Sonnenstrahlen mir wenig erwärmt werden und auch die durch die Erdoberfläche rcflectirten Strahlen tönneu ihnen nur wenig Wärme bringen, da diese wieder vorzugsweise von den unteren dichteren ^nftschichten aufgenommen werden. Im Allgemeinen kann man sagen, daß mit der Zunahme der absoluten Höhe um l!li0 F. die mittlere Temperatur um 1" N. abnimmt. Doch ist zu bemerken, daß zwischen dem Nord- und dem Südabhaug ocr Alpen, Karpathen u. s. w. in dieser Beziehung deutliche Unterschiede obwalten. Auch zeigt sich in größercu Gebirgen ein gewisser erwärmender Einstich der größeren gehobenen Vandmasse. So findet u. Sonklar die mittlere Temperatur der Alpen — 9-85", während dem mittleren Breitegrade von 4l>" eine Wärme von 9'5l" entsprechen würde. Mit der Abnahme der Wärme in den oberen Luftschichten hängt die Grenze des ewigen Schnees znsammcn, auf welche wir weiter unten zurückkommen werden. Mit wachsender Breite ist die mittlere Tcmpcratnr in steter Abnahme begriffen; doch finden selbstverständlich in Wirklichkeit die anf dem Wege der Berechnung zu findenden Wärmcmittcl nicht strenge statt, da Scchöhc, Vertheilung von Wasser und ^and, wie zahlreiche andere Umstände die Tcmperatnrsverhältnissc mit bestimmen. Es sind daher die Vinicn, welche jene Orte mit einander verbinden, denen die gleiche mittlere Jahrestemperatur zukommt (Isothermen), ebenso wenig, als die minien gleicher Sommerwärme (Isothcren) und gleicher Wintertältc (Isochimcnen) mit den Paralleltreiscn znsammcnfallend, sondern von diesen beträchtlich abweichende Cnrucn. Da das zwischen mehr als 17 Längengraden sich erstreckende Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie mit seinen: Westtheilc noch dem reich gegliederten Europa, mit dem Osttheile dagegen dem ungegliederten Gebiete dieses Continents angehört, so machen sich in ihm auch die Gegensätze zwischen oceanischem (im Westen) und coutineutalcm Klima (im Osten) geltend. Im Allgemeinen nimmt in der Monarchie die Tempcratnr mit einem Areitcgrade um 0-5)" R. ab; der Wärmeunterschicd zwischen dem äußersten Westen und Osten beträgt l" R. Es wenden sich daher die Isothermen unseres Vaterlandes im Allgemeinen nach Osten hin in ostsndöstlicher bis südöstlicher Richtung, erreichen aber nicht im äußersten Westen, sondern etwa zwischen dem 30. nnd 33. Längengrade ihre nördlichste Breite. Die Schildernng des Verlaufes der Isothermen in der Monarchie kann die Anschauuug derselben auf dem Kartcnbilde nur maugelhaft ersetzen'). Wir kennzeichnen dieselben durch die Namhaftmachung jener Orte, welche sie berühren oder an dcncu sie nahe vorbeigehen. Die mittleren Jahrestemperaturen sind in der folgenden Uebersicht in Graden nach Celsins angegeben, da uns Iahres'Isothcrmen nach Neaumnr uicht zugänglich waren. Mittler« Jahres' tcmptratur: Verlauf der Isothermen: 9" C. Schlllckenau, Fricdland (Böhmen), Schweidnitz (Pr.-Schlesien), Hotzen- plotz, Krakau, Bochnia, Nzcszow, Vuczaez (Ostgalizicn), Grodek. 10" Karlsbad, öaslau, ^audskron, Olmütz, Trenöin, Mitschau, Eperjes, Borsa (am oberen Piso), Kronstadt. II" Kremsmünstcr, Semering, Ung. Altenburg, Komorn, Budapest, Dcbreczin, Decs, Mediasch. 12« Landeck, Brixen, St. Peter (Kärnten), Althofen (a. d. Gurk), Windisch- Grätz, Kreuz, Fünfkirchen, Maria-Thcrcsiopel, Arad, Lugos, Mehadia. l) Die Monats' und IahresIsotherm-.n für die Monarchie findet mau in Ios. Chavcmne'S „Temperatur Verhältnissen von Oesterreich UncMN." 3l>8 Die 5!ufl. trnN't'roNlr! P?rla»f der Isolhernien: 13" Fcrdincmdshohc (Tirol), Meran, Innichcn, Saifnitz (Kärntcn), ^aibach, Ogulin, Scmlin, Pani^ova. 14" Mine (Italien), Görz, Tricst, Fimnc, Oospiö. 15)" Pola, Russin, Zara, Spalato. 16" ^csina, Opus. 17" Enrzola, Mclcda, Ragnsa. Auch des Einflusses des Nlcnschcn auf die Temperatur und das Klima überhaupt muß Erwähnung geschehen. Nicht bloß, daß in dcn Städten die Temperatur cine Höhcrc ist als außerhalb derselben, die klimaveründcrndc Wirkung des Menschen erstreckt sich selbst alls ganze Lander. Als ein unser Vaterland betreffendes Beispiel kann zunächst das von Menschenhand cntforstctc Karstgcbict angeführt werden. Ein zweites Beispiel bietet ein Theil der nicdcrungarischcn Tiefebene. Das an sich schon excessive, d. h. zwischen dcn Extremen von Hitze und Kälte schwankende Klima Ungarns wird durch die Rcgulirung der Theiß mehr und mehr zu einem Stcppcnklima, dem nur dadurch wird vorgebeugt werden tonnen, daß man durch Anlegung von Eanälen in weitester Ausdehnung dem ^andc wieder Feuchtigkeit zuführt und dadurch die Wärme-Extreme auf ein für die Vegetation günstigeres Maß zurückbringt. Erst wcnn das geschehen, wird man es erreichen, daß auch Wald angepflanzt werden kann, ein Mittel, das wiederum dem Klima in jeder Richtung zu Gute kommt.') Eine genauere Uebersicht der Tcmpcratnrsvcrhältnissc der österreichisch-ungarischen Monarchie gewahrt die Tabelle auf nebenstehender Seite. Kreislauf des Wassers. Der sehr verschiedene und stets schwankende Wasser-dampfgehalt der atmosphärischen Luft verdichtet sich zu dcn flüssigen und festen Formen des Wassers uud bildet Thau uud Reif, oder Nebel und Wolken, Regen und Schnee, Hagel und Graupeln. Häufig treten zugleich elektrische Erscheinungen ein, als Gewitter, ^and- nnd Wasserhosen u. dgl. Von besonderer Wichtigkeit ist der Nicdcrschlag in Form von Regen und Schnee. Schon die Beobachtung, daß höhere Berggipfel so häufig in Wolken gehüllt erscheinen und Ocbirasrciscndc oft lange auf einen rcgcnfrcicn Tag warten müssen, läßt schließen, daß die Niederschlage im Gebirge weit häufiger sein müssen als in der Ebene. Nun sind zwar die Niederschlage in der Hohe meist weniger intensiv als in der Tiefe, die weit längere Dauer derselben aber und die größere Anzahl der Regentage macht die jährliche Summe des Nicdcrschlagcs im Gebirge größer, so daß eine doppelte, ja .l- bis 4mal so starke Regenmenge beobachtet werden kann, als in der Ebene der Fall ist. Namentlich übt auch dic größere Bewaldung des Gebirges einen Einfluß auf dic Regenmenge. Die Mcssnng des Regens pstcgt man in der Weise vorzunehmen, daß die Höhe in Pariser Linien oder Zollen angegeben wird, bis zu welcher der gefallene Regen bei gleichmäßiger Bedeckung auf der horizontal gedachten Erdoberfläche stehen würde, wenn nicht Vcrduustuug, Abfluß und Einsickern in dcn Boden ihn wieder entfernen würde. Dcn Schnee läßt man schmelzen und bestimmt seine Menge nach der Höhe, die er in geschmolzenem Zustande erreicht. Unter den Tropen sind die Rcgcnmasscn beträchtlicher; in unseren Breiten dagcgm wmmen größere Regenmengen nur ausnahmsweise vor. Wie selten int >) Vss!, Tr. ^. Vor^i; „Vchrbi'ch d?r Klnnatolc^:?." Temperawrs Verhältnisse mchrercr Ort? i>: drr Monarchie. Zfi9 Temperaturs-Verhnlwiise mehrerer Drte in der Monarchie. (Angabe in Graden nach Celsius.) ^«k 3, Z^«.^5 ^ ^ D NW ^ "«2Z^^3^^. zwischen dem ? " ^D 2 Z 3 ^ ^ 2. 2. 3., M ^ ° ^Z Jahr f'^,.. «„>, Assram 45«49' 33«35' 402 9 70 -0 53 2 5? 5'89 11'72 I6'82 2''65 22'18 2167 17'26 12 75 5 44 11'5l) -"71 Bludenz 47 0 2? 29' 1789 -0 85 -148 0'58 3 79 9 38 1350 16 00 ,7-40 ,6 91 14'32 10 96 3'" 8 6ft 1^8-98 ^'"^ ^ ! «t I« ^3 -''"" ^'"6 """' 3-05 9-25 ,4-43 18'33 19-42 18'94 14'9? KX.9 2'99 8'95 -'2-08 Ccn wid ^17 4^ 4? ..^7 ^'^ ?7? ^"" ""2 "'-" '«'73 23'14 25-57 2530 21'88 18-80 13-81 1ft'84 1534 ^,, .^ ^c,!' t«« V ^? 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'3 «04 -2-01 __321 -0-78 2'96 924 15'15 ,91« 20-07 19'56 14>75 10-19 ^91 8'W ^8 klcMnNnt 46 o?' 31 58^ 1359 -3-78 -6-28 -3'35 1>62 8'L6 I3'91 17'84 188? 17-83 14-44 8'85 13? ?^ ) 25-15 ^raüm 50" 4 ^?"37 550 -2-48 -3-83 -1'35 1 60 7-93 1355 17-58 18-51 17-93 13'83 9'18 1-87 7-80 ^-34 ^'.^ 1o -?V ^' ^ ^. -0-66 -2-29 069 3'89 998 1470 18>3^ 19'78 18>98 505 1085 3'9? 9-44 ^07 Lemwrg 49 o0 4 42 825 -281 -3-78 -2'27 092 ?-48 13-65 i8'08 19'54 19'M 144? 945 2-16 7-99 2532 ^' 48„b 61 44 77? -1'36 -263 -0'24 2U7 924 1410 1751 19'10 1311 14>N 916 2-45 855 21'73 3f^" 17«^ ^'.3> "^ ^?t '"^ "^ ^^ ^'^ "'" U>50 21-84 21-63 17-11 1243 5>62 11-73 21'50 ß ^- ^"^' '^,.^. ^t ^"'^ ^^^ ".2 4-90 11-10 16-93 20-90 2238 2142 1740 11-82 4'64 10-W 23'75 9''""' 1-,.^ ^^?. <'" "^'68 -2-64 -1'02 2'66 8'81 13'64 i?90 I9'84 19'16 15'54 10'66 2'53 8'78 -»48 ^'.t IV 29 ..6 44 335 -0'47 -134 1'54 5'08 11-06 1693 2098 22'34 21'49 1737 1203 461 IN'97 2368 Pola 44 52 31"30 ^Z 6'60 588 6'8? 9'23 18-86 1797 2264 24'79 24 26 2036 I6'61 10-81 15-N0 ,391 ^,... ^"^> ^...'^ ^ "'^ ^^55 0 50 3 41 N-28 I4'46 18'45 19 76 19 33 15 44 10'14 3'30 9'39 21'31 ^al,!,urg 4, 48 ..0'39 1975 -135 -249 -008 257 8'33 1301 162« 1759 17'32 1399 9'26 251 8'09 '008 3^'!" "'«.^. :?I^. ^" 2'47 065 395 7'?9 13-53 17'40 21'40 226? 2228 1691 1404 694 12-67 22'02 ^"^ 1^,.^. "«^. ^ ^'^ ^2 5'75 8-31 13-56 18-21 22 53 24 20 23'82 19-84 ,5'47 9'21 14'24 19'88 Troppau 49 n., 35^4 805 -1-54 -2-40 -0 06 2-53 5'94 l4'35 18'15 19-81 16'34 14-96 1,)s>1 2'97 8>84 -'2^1 R!'" „, . ^« ". ^' ". ^" ""'^1 ^^^ 1'^ 4-"? 9'94 15-01 18-87 20-14 19'54 15-81 10^9 3'59 9'74 21'?? WienerNsnnadt 4,^49^ 33^55' 816 -g-34 -1-69 1-00 4 09 .)58 1536 I9'l)6 207« 19 61 1579 10-40 368 9'69 >"45 ^"^ " 7 32 55 35 6 69 596 746 9 26 13 71 18'01 22'30 23'95 2368 2021 16'17 1049 14-84 1799 u m la us<, ^ist^n -Uüs,. Ätl'üarchle. 1^4 370 Die ;'uft. Gebiete unseres Vaterlandes größere Regcufälle sind, zeigt die folgende Zusammenstellung, welche für die benannten Orte der Monarchie angibt, wie viele Jahre vergehen müssen, ehe ein Ncgenfall über -il) Vinien in 24 Stunden erreicht. Es geschieht dies nämlich in Wien und Brunn nach I? Jahren „ Pilsen nach 16 Jahren „ Hermannstadt nach 14 Jahren „ Cilli nach 1'! Jahren „ Kremsmünster, Schäßbnrg nach 8'5 x^ahren „ Bludenz, Botzcn, Grau nach « Jahren „ Nclisohl, Tcfchcn nach 7 Jahren „ Biala, Pancsova, Roscnau nach <» Jahren „ Klagenfurt nach 5-7 Jahren „ Agram, Fünftirchcn, Kronstadt, Vcsilia nach 5 Jahren „ Tricnt, ?litssee nach 4-5» Jahren „ Laibach, St. Jakob, St. Peter nach 2'5 Jahren „ Trieft nach 1-!» Jahren „ Stubcnbach (Böhmcrwald) nach l)-4 Jahren. Die ncbcustehcudc Tabelle gibt für ciue Anzahl von Orten der Monarchie die monatliche Regenmenge in Pariser Linien und das Jahresmittel ill Pariser Zollen an. Ans ihr erhellt die große Regenmenge des Gcbirgslandcs (Stubenbach 81'20 P. Z., Vaibach l»7'W P. Z., Brcgenz 55-5!) P. Z.) gegenüber der geringen des flacheren Vandcs (Prag 14-^l! P. Z., Ofen 1<>'04 P. Z.,' Wien 1 I5>7 I.^'I ,6'5 I7'3 I4'6 13'« 9'0 9'8 I2'8 ttl6'0 Prag 14 3 14-2 12'l» 1.^-0 I2'8 I4'4 l5'7 l3 9 13'tt N'1 wt> 13-1 159 8 Win: 11-1 12 1 11-8 12-8 12'l) 13-8 13'1 12'7 12'3 8-8 10'« 12'2 ,42'9 PrefjbM'g I1'8 12'2 w-0 12-3 IO5 12'6 U>'7 11'7 I I/8 8-2 !1'0 12 7 133'2 Obfrschützen 9-7 3'1 5'7 11<> 108 12-4 11-2 12'3 I1'4 «'8 8'« I1-i)IU:-2 Siebenbürgen 7'9 8 2 8 7 10'2 l<)'3 12'« 13'ä 11'2 8-5. 8-1 «'s. 7'5»113'1 Eine Folge der allmählichen Abnahme der Wärme bei wachsender absoluter Höhe ist die Grenze des ewigen Schuees oder Schneegrenze; über diese hinaus kann der im Winter gefallene Schnee von der Wärme des darauffolgenden N^imn'iigc in der Momnchie. ^71 Regenmenge in der Monarchie. Orte Immli Februar Vlarz < April j Mai > Juni > Juli j August > Sevtcmt,.> Octobei >N°vcmI'«>D«.mbrr>^P^s.Zoll Trieft ^akis^Ä^' .... 3'24 164 262 ! 262 327 299 3'51 290 464 363 4>01 ! 439 39^6 Gebiet der Alpe«. 34-43^^^01107-50 6766 38'57 344. ^94 5559 Z"^ ' .........^,)6 33.4. 43'60 7'16 57-33 40-96 36'87 3434 0'40 5431 2808 9'65 29N2 ^""' '......... 7-4ß I?.i8 1^48 2798 39 w 57'47 59'15 53'65 4067 45 15 33'86 27'71 36-50 z'7" "......... 9.4I .^» 28 10 43-99 52'46 67'74 7O71 62'45 47'28 37 35 23-49 16'68 4107 ^"^/'^.........^.^1 -^' ^.^ ^ ^ ^.^ 35'35 39-62 «492 129'70 69'84 58'26 6O41 Z'^"'.......' ' ' 3300 32-65 31-37 31-38 38-38 47'98 60>43 48-19 3623 6415 3074 20-31 39>73 ^.......... 11-46 11-74 1002 14'W 31'28 Z2'70 41'32 35'25 2495 21'85 19 58 771 21'87 ^efte'rreich,M»l)renn,3chlesien. ^ .^.^ ^ ^.^ ^ ^4 ^158 Ii''........... ^ I'i 1 08' !3W 16-77 26-18 21'99 24>76 15-31 I5W 1369 I1'32 I65N ^7'," '.........1^.7° .i-2<, 11W ,257 ^'14 26-92 25'22 26'43 15'76 1678 16 09 9 64 1,'77 5^,g.........!^b ^.^ ;^.^ !z.'^ 3,-54 4451 36'36 56'49 9>22 1563 4064 H'1, 25'11 Böhmen. .^, ^..^g ^.^ 7.^ ^,^.^ 7-gs) 23-50 Pubendach........6 ^ ,. . . . > 4404 1^ 0 , . ^ ^^ ^^ ^ 00-81 1648 12-32 9-17 16'93 H'l"".......... 9. ^ ^.g4 9.'/> i>7<> 1969 2674 2215 2155 1473 685 11'46 941 1436 H^s.......... ^.^ ^^ 256? 88 3 22-tt, 623.) 7000 58'93 46'73 2700 59-20 51'60 43'18 Z^^7..........^.'2 I5t3 17-52 17-04 25'lI8 33'72 4116 27'W 21'36 1836 23O4 23'64 23-80 Dalmatian. ^.^. ^.^ ^8-80 56'55 105'92 96-04 52'5i ^"'"..........,;!^ 35-M I8-" 7-17 4237 2552 956 2803 2962 3310 54>09 966 29'32 M^radis^"""'"' .... 1^,7 35'43 19'80 13'<>7 2?'18 76'83 3'48 38'13 7683 3-48 36'13 32'46 ^08 ^rmmnMdt^^^^"' . - 859 1394 1376 2533 2902 52>29 4213 5069 3299 1316 1925 1523 26'38 ^ Ungarn. ^ ^.^ ^..^ ^.4 ^.^ ^.g ,1'2 146 1604 ^l..........j«.^ 12-55 8-54 10^7 37'^9 33-98 30'6Z 24-46 19'8<> 2130 13-94 24-93 2,-26 , , Gal'zien. ^.^ ^.^ ^.^^ ^.9^ ^.54 17.53 ^.-9 17.35 24 07 ^g........' '^ ^.«- ,^, . ,,4, 1519 2837 > 3406 2545 1949 15-40 1473 1352 1^2 I^l* 372 Dir Luft. Sommers sowic von der Verdunstung nicht mehr völlig aufgezehrt werden. Diese Grenze ist nicht eine feste, unabänderliche ^inie, sondern unterliegt zahlreichen Sch>van-kungcn. ^hrc absolute Höhe hängt nächst der Breite vom Klima ab. Ein Klima mit start ertrcmcn Temperaturen, sowic eine trockene Atmosphäre wird nicht geeignet fein, eine bleibende Schneedecke ;u erhalten; ein oceanisches Klima dagegen wird den ewigen Schnee begünstigen. Daneben haben noch Steilheit der Gehänge, ^agc und Höhe umgebender Ebenen, Wärmclcitungsfähigkcit des Bodens, herrschende Winde, contincntalc Vage n. s. w. Einfluß auf die Höhe der Schneegrenze. In der Monarchie ragen eigentlich nur die Alpen in die Region des ewigen Schnees; daselbst beträgt die Hohe der Schncelinic in den Mittclalpcn 84',0 P. F. (274<» Mtr.), in den Ostalpen Tirols .^00 P. F. (28l!0 Mtr.^, in denen Kärntens 9000 P. F. (2925 Mtr.). In den Karpathen liegt die Schneegrenze in einer Höhe von mehr als 8000 P. F. (2000 Mr.), doch find bei der Gestaltung der Abhänge nnd dem Zusammentreffen verschiedener Ursachen (vgl. hierüber S. I5'>) nur an wenigen Stellen wirtlich bleibende Schnceanhäufungcn, so daß man von einer eigentlichen Schneercgion nicht sprechen kann. Mit dem Schnccgcbicte der Hochgebirge stehen die Gletscher und die ^auincn in Zusammenhang. Beide Erschcmnngcn find bereits an anderer Stelle (vgl. S. ^9 ff.) eingehend geschildert worden. Gletscher finden sich innerhalb unseres Vaterlandes nur in den Alpen, die Karpathen besitzen nur Eisschluchtcn; dagegen ereignen sich ^auinm oder Schnccfällc auch in dem letzteren Gebirge, namentlich in der schnccrcichcn Tatra, häufig genug. Unter den elektrischen Erscheinungen, welche zumeist mit dcu wässerigen Niederschlagen in innigem Zusammenhange stehen, sind die Gewitter am wichtigsten. Sie find viel zahlreicher im Sommer als im Winter nnd namentlich im Gebirge häufig, am häufigsten in den Alpen. Die folgende Uebersicht enthält die jährliche Durchschnittszahl der Gewitter in der Monarchie mit Rücksicht anf die beigesetzte Zahl der Veobachtungsjahrc. Zahl der Gewitter. Orte ß ZH Adelederg m Krain.....45-0 2 Salzburq........33-0 11 Koni Matz........32-4 3 Admont in Zteiermarl .... 32 0 5 Orrsten bei Wicn.....30'3 5 Bistriß.........28-5 17 Rrlchrra, in Böhmen .... 26-0 — klaqcichirt........25-5 57 Vawack.........25-4 16 KrsmSmmchcr ......24'6 104 Sal;lmrq........23'7 27 St. Paul in Käriitcn .... 23'6 18 Hochwald in Mähren .... 23-5, 9 Gra, .........23-3 2? Maltcin in Kärntm.....23'I 10 äN'ülnaii iü Böhmen .... 23'0 — Leitinerih........23's» — Mardurg in Steicrmnrk . . . 228 4 Orte '" ^^ Leutschan in Ungarn .... 22'tt 1b ^inz.......... 22'5 18 Krakau.........225 44 Reichrnau in Niedcrüstevrrich . . 21'8 5 Biala in Oalizien.....21<-t 10 Trient.........21-1 17 Meichcnberg in Steimnark . . 21 0 3 Altenbnrg in Nirderöstcrreich . . 21-0 10 Oberschllhen in Ungarn . . . 21-0 w Trieft.........2"9 19 Cilli..........207 14 Praq..........20-5 69 .siermannstlldt.......20-s> 18 Oravi^a........2»s) 4 Lmiberq ........19'? 19 Pancsovn in Ungarn .... ?9'5 10 Wien .........19-3 75 Ischl..........180 15 Luftdruck. 373 Orte Z HZ-Bodmliach........17 8 33 Senftnidcra. in Äohlnen . . . 17'7 19 Eqer..........17 5 6 Nosenau in Ungarn.....17-4 10 Kirchdorf in Ober-Ocsterreich . . 17 3 15 Inneblulf........17-0 50 Ofen..........16-2 13 Fiinftirchen .......16'1 14 ^,'ienz..........15-8 14 Oderlicrg in Schlesien .... 15'8 14 Sistran; in Tirol.....15 b 4 Brunn.........15'l 21 Wüten, Stift l,ei Innsbruck . . 15'0 40 Pilsen.........146 25 Aqram.........14-3 1« Czcrnowitz........11-0 11 Orte Z ZG ^aslau.........14-0 21 Pettau ill Steicrmart .... 13 6 ii Oodenburq........13 5 !> iNcinsicr ........13<» 4 Blndcnz.........12'4 13 Preßbnrq........12'3 1l> Wiener-Neustadt......11'? 13 Truppaii........115 10 Saifnil) in tarnten.....10-2 17 St. Martin in Tirol.....10 1 U Teschen.........l!''<» 5> Delireczin........<»7 !6 Alt Aussee in Stcierinarl ... 9'4 15 Schncckoppe.......9'0 — Ob,r in Äärnteu......5'9 8 (^inc andcrc cicttrischc ^vschmumq, die inucrhald unscrcs Vaterlandes uiel fcltcuer imd nur auf gewisse Gcliictc dqchräukt uorkommt, sind die sog. Sandhosen oder Tromlien cuif der großen nngai'ischcn Tiefcliene, von welchen bereits ausführlicher die Rede war (vgl. S. 2^ü. Das in den verschiedenen Formen des Regens, Schnees, Hagels ans den Erdboden gelangende atmosphärische Wasser tritt, nachdem es sich zum Theil unterirdisch gesammelt, als Quelle zu Tage und gelangt endlich durch die Flüsse wieder in'S Mccr, um dort durch Verdunstung ncucrdings an dem ewigen Kreisläufe des Wassers thcilzunchmcn. Von den Quellen, Flüssen, den übrigen Formell der Fcstlanoögewasser und dem Meere in Oesterreich-Ungarn wurde bereits in eingehender Weise gehandelt. Luftdruck. Wie alle Flüssigkeiten übt auch die ^uft auf ilirc Äodcufläche einen Druck aus, welcher abhängig ist uon der (Äroßc der Bodcnflächc, der Höhe der Flüssigtcitssäulc nnd ihrem speeifischcn Gewichte und der mit dem Barometer gemessen wird. Der Vustdruck nimmt mit der wachsenden Erhebung über die Mccrcs-fläche immer mehr ab. Da ferner die Temperatur der ^nft auf die Starke ihres Druckes einen Cinfluß übt, so wird den täglichen und jährlichen Schwankungen der Wärme eine tägliche und jährliche Aenderung des Vuftdruckcs parallel gehen. Der Einfluß des letzteren auf Flora lind Fauua ist geringer als jener der übrigen meteorologischen Factoren, wcßhalb wir uns hierüber fchr lur; fassen können. Die tägliche Schwankung des ^nftdruckcs für Wien beträgt beispielsweise 0-A7 Par. Vinien, wo das Maximum deö Luftdruckes P. V.) um 10 Uhr Vormittags, das Minimum (329'02 P. L.) um 5 Uhr Nachmittags erreicht wird. Der jährliche Gang des Luftdruckes ist in ! Dec. Iaimei ssüvr. März AviU ^ Mai Iuin Juli ^August Tel>t. Octüb, Nav. Jahr ! Wien 30-67 30 29 29'48 29 04 29'15 29'L1 29 88 29 9? 80 50 30 30 30'13 30>99 330-00 Ofen 33-50 32'70 32'1ü 31 53 31'69 31'89 32 03 32 24 33'08 33 12 32 91 83'70 332 55 374 Die 5!uft. Interessant ist der Einfluß dcs Luftdruckes auf die Höhe dcs Mccrcsniveaus. So beobachtete mau au der adriatischcu Küste, z. B. bei Lcsina, cincu höheren Stand des Meeres bei niedrigem Luftdruck. 1 Zoll Differenz der Quecksilbersäule cutspricht 10 bis I<> Zoll Veränderung in: Wasscrstandc. Luftströmungen. Die Tcmpcratursverschicdcuheitcn neben und übereinander liegender Luftschichten geben den ersten Impuls zu dem Streben nach Ausgleichung der Extreme, zu Luftströmungen. Doch Wirten noch andere zahlreiche Ursachen bewegend auf die Luft ein und bestimmen zugleich die Art und Richtung ihrer fortwährenden Strömungen. Solche Factorcn sind namentlich die Drehung der Erde und die mannigfaltige Gestaltung ihrer Oberfläche, die Vertheillina, des Festen und Flüssigen auf derselben, die Strömungen dcs Mccrcs u. f. w. Da die warme Luft als die dünucrc von drr Erdoberfläche sich zu crhcbeu strebt, die taltc Luft dagcgcn sich senkt und an der Oberfläche der Erde in entgegengesetzter Richtung unter dcnt oberen Winde zu dem Orte von dessen Ursprünge streicht, so entstehen durch die ungleiche Erwärmung verschiedener Luftschichten eigentlich stets zwei Winde. Die bedeutende Tcmpcratursvcrschiedcnhcit zwischen den Acquatorial- und Polargegeudcn veranlaßt die Entstehung der Acquatorial- und Polarwindc, oder mit Bezugnahme auf die nördliche Hemisphäre der Süd- uud Nordwinde. Diese ursprüngliche Windrichtung wird durch die Rotatiou der Erde modificirt. Die Lufttheilchen behalten die durch die Drehung dcs Erdballs erlangte Geschwindigkeit auch beim Uebcrgchcn in andere Breiten noch bei. Es erleiden daher die Acquatorialwiudc iu höheren Breiten eine westliche, die Polarwindc iu niedereren Breiten eine östliche Ablenkung und machen sich daher bei uns die ersteren als Südwest-, die letzteren als Nordost-windc geltend. Iu unfcrcn Breiten geben sich die Süd- und Wcstwiude durch ihren hohcn Wärmegrad uud ihre Feuchtigkeit als äquatoriale, die Nord- und Ostwindc durch Trockenheit uud Kälte als polare Winde zu erkennen. Da Land uud Wasser eine sehr verschiedene Fähigkeit besitzen, die Wärme aufzunehmen und zu behalten, das Land sich rascher erwärmt, das Wasser aber nach dem Aufhören der Sonnenstrahlung die Wärme länger behält, so wird au sounigcn Tagen an der Meeresküste von den Vormittagsstuudcn bis zum späten Abend ein kühler Seewind gegen das Land wehen, worauf fich der warme Landwind einstellt, der gegen die See hin weht. Die gleiche Erscheinung beobachtet man auch an den größeren Landsccn, bei nns namentlich an den Alpcnsccn und den großen ungarischen Seen. Wir criuncrn hicr nur au dcu Ober- uud Unterwind dcs Bodcnsccs und den Sover uud Audcr des Garda (vgl. S. 335) und 347). ^m Gebirge treten vorzugsweise in schmalen Thälern, doch auch auf geneigten Lehnen der Anhöhen Morgen- uud Ab end winde auf. Sie wehen am Tage in der Richtuug gegcn dic Höhe zu, in der Nacht dagcgcu thalabwärts; die strömende Luft nimmt nämlich ihren Wcg leichter längs der schiefen Thalsohlc als in senkrechter Richtung. Von besonderem Interesse uutcr den localcn Winden, die über Theile unseres Vaterlandes streichen, sind der Scirocco und Fön, dann die Born, denen weiter unten noch eine eingehendere Besprechung gewidmet ist. Vorherrschende Winde prägen den: Klima eines Landes einen bestimmten Eharakter auf; das milde Klima der wcstcuropäischeu Länder stammt zum großen Theil vou dem Vorherrschen feuchter und warmer Südwcstwindc, während Osteuropa die trockene Luft der Sahara empfängt, die bei der winterlichen Abkühlung Nordafrikas nicht einmal sehr erwärmend wirken kann. Dagegen können Gebirge, Hügel und selbst Wälder durch Aufhalten eines Windes locale Abweichungen vom Klima beuachbartcr Orte hervorbringen. Daher zeigen die Gestade der österreichischen Klima. H75 Alpenseen ein günstigeres Klima als die Ebene; so gedeiht beispielsweise am Gardascc die Olive, welche in der südlichen Lombardei nicht vorkommt. Klima.') Die klimatischen Elemente, welche in den vorhergehenden Abschnitten einzeln betrachtet wurden, finden wir in der Wirklichkeit stets combinirt miteinander, und die Art ihrer jedesmaligen Combination gibt das jedesmalige Wetter. Wir crlcbcn nie irgend eine bestimmte Lufttemperatur, ohne daß zugleich irgend cm Sättigungsgrad bezüglich der Luftfeuchtigkeit, folglich eine größere oder geringere Lebhaftigkeit der Verdampfung, Heiterkeit oder Trübung, Trockenheit oder Regen, ein bestimmter Grad der elektrischen Spannung, dann irgend eine bestimmte Tendenz der ^uft zum Abströmen stattfände; kurz wir crlcbcn in jedem Zeitabschnitte thatsächlich nur Combinationen der klimatischen Elemente, also Wittcrungscrschcinungcn. Mit Rücksicht auf die Verschiedenheit dcs Klimas theilt man die Erdoberfläche bekanntlich in mehrere klimatische Zonen. Unser Vaterland nimmt mit seinem südlichen Gebiete (etwa bis 45" n. Or.) an der Zone der Acqninoctialregcn oder Herbst- nnd Frühlingsrcgcn, mit dem nördlichen Gcbictc (über 45" n Br. hinaus) an dcr Zone der Sommcrrcgcn theil. In dcr letzteren Zone gewinnen die localcn Wittcrungsbedingungen oft überwiegenden Einfluß; daher zeigt sich gcringc Stctigkcit des Wetters zu allen Jahreszeiten, bald trockene, bald schncercichc, bald mehr regenreiche Winter, ebenso bald nässclndc und dann kühle, bald trockene Sommer und häufige Aenderung des Eharaktcrs mitten in dcr betreffenden Jahreszeit. Innerhalb jeder einzelnen klimatischen Zone sind dic bcrcits besprochenen Hauftt-Fattorcn dcs Klimas — Temperatur nnd Luftfeuchtigkeit — in erster ^inic thätig, werden jedoch durch zahlreiche locale Ursachen, die sog. klimatischen Modificatorcn, beeinflußt. Auch von den letzteren war schon die Rede. Hichcr gehören: Grüße und Gestalt des betreffenden Weltthcils, Nachbarschaft von Meeresströmungen, Bllocngcstllltung, Wasserflächen, Wälder, Bodcnbcschaffenhcit n. s. w. Das Klima größerer oder kleinerer Gebiete dcr Erdoberfläche zn beschreiben, ist Aufgabe der Klimatographie. Selbstverständlich kann man hicbci nicht die Länder "ach ihren politischen Grenzen in'S Angc fassen, sondern man wird innerhalb der größten klimatischen Abschnitte, der Aoncn, cinc auf meteorologische Beobachtungen ^stützte weitere Einthcilung in natürliche Gebiete vornehmen. Je zahlreicher die zu diesem Zwecke vcrfügbarcu Daten, nnd je größer die Zahl dcr Beobachtungspunktc sein wird, desto genauer wird die Darstellung des Klimas und dic Eintheilung in Uilnatischc Gebiete sich gestalten. Da wir im folgenden Abschnitte zur Schilderung der klimatischen Gebiete, denen dic östcrrcichisch-nngarischc Monarchie angehört, übergehen, so sei hier nnr weniges über das meteorologische Äcobachtnngsnctz unseres Vaterlandes vorausgeschickt. Obwohl man schon um dic Mitte dcs 18. Jahrhunderts m Oesterreich den atmosphärischen Verhältnissen mehr Beachtung zu widmen begann, als es früher der Fall gewesen, so blieb doch die Pflege der Meteorologie durch ein volles Jahrhundert reine Privatangclcgcnhcit, bis es endlich dcn Bcmühungcn dcs Meteorologen Kreil gelang, die Grünonng cincr k. k. Ecntralanstalt für Meteorologie ^u Wicn zu erwirken. Die Zahl dcr meteorologischen Stationen innerhalb der Monarchie ist cinc ansehnliche und betrug 1870 in Summa 401, Ende 1872 191; diese Stationen vcrtbciltcn sich auf die einzelnen Kronländcr in folgender Weise: ,87» ltt?2 Oesterreich unter dcr Enns 2tt 7 Oesterreich ober dcr Enns 12 11 Alzburg 8 5 tarnten 58 27 l«?0 IN72 Stcicrmark 16 8 Kram 10 11 Küstenland 5 5 Tirol nnd Vorarlberg 38 21 ') Vgl. Dr. I. Lormz „Lehrbuch dcr Klimatologie". 370 Die !l.'uft. 1870 1872 Böhme,! Ü8 1? Mührm 16 7 Schlesien tt ^ Galizien 30 7 Bukowina 3 1 1370 1872 Dalmaticn 10 5 Ungarn 5? Kroatien nnd Slavonien 8 ^„ Siebenbürgen 15 ^ Militärgrenzc 15 Von diesen 401 Stationen des Jahres 1870 entfielen 300 auf das österreichische, 95 auf das ungarische Staatsgebiet, 1872 auf Oesterreich 134, auf Ungarn 57; Ende 1874 betrug die Zahl der Stationen im österreichischen Staatsgebiete 158, wozu noch die ausländischen Stationen Vawna und Eorfu kommen. Die klimatischen Gcbictc Oesterreich-Ungarns. Der europäische Eontinent wiro rücksichtlich des herrschenden klimatischen Charakters in sechs klimatische Provinzen eingetheilt: 1. Mediterrane Prooinz: Die Küstenländer, Halbinseln und Inseln des Mittelmceres. ^" der Zone 2. Südliche oceanische Provinz: , A^m>°ctial-Regen. Ponugal. 3. Nördliche oceanische Provinz: Westeuropa. 4. Baltische Provinz: Ost- und Süd-Skandiuavien, Mittel« und zum Theil Nord-Rußland, Ost-Dcntschland, Westen und Nordwestcn der In dcr Zone österreichisch-ungarischen Monarchie. Sommerwegen. 5. Politische Provinz: - Ungarn, Donanfürstcnthümer, Tinkei, Südrußland.° 6. Subarktische Provinz: Island, nördlichstes Skandinavien nnd Rußland. Dazu kommen noch als klimatische Gcbirgsinseln die Alpen, Karpathen, Pyrenäen und einige kleinere Gebirge. Schon aus dieser Uebersicht ist zu entnehmen, daß unser Vaterland in Folge seiner ^age mehreren dieser klimatischen Provinzen Europas angehört; seine südlichsten Länder finden wir innerhalb der mediterranen Provinz, die westlichen und nordwestlichen Gegenden in der oceanischen, die ganze Osthälftc in der pontischcn Provinz gelegen; als Gebirgsinscln erheben sich die Alpen, die Karpathen nnd ein Theil des hcrcymsch-sndctischen Gcbirgssystcms. Die klimatischen Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie sollen nun vorwiegend im Anschlnß an Dr. ^orenz' treffliche Darstellung derart geschildert werden, daß jedes derselben seinen Platz innerhalb der großen klimatischen Provinzen Europas erhält, zugleich aber jene Eigenthümlichkeiten hervorgehoben werden, die sich bei einer eingehenderen Betrachtung herausstellen nnd eben den Grund zur Unterscheidung von Untergebieten oder klimatischen Bezirken abgeben. Bezirke in der Zone der Aeqmnoctial-Regen. ^,. Innerhalb der mediterranen Provinz. 1. Adriatischer Bezirk (Karstländer). Die 'Niederschlage coneentriren sich in diesem Gebiete hauptsächlich auf dm Spätherbst (October, November) und den Frühling (April), ohne daß jedoch Winterregen ausgeschlossen wären. Der Winter bringt nur selten Schnee; in der Ebene Dir Mmaüichcu Gedittc Oi'ternich UngalM. 37? fehlt solcher oft durch viele Jahre hintereinander ganz, blcidt jcdcsfalls nur cinigc Stunden liegen, und hält sich nur auf isolirten Hohen von circa 4000 F. absoluter Erhebung aufwärts einige Wochen lang, bei größerer Masscncutwickelung des Gebirges selbst 2 bis 3 Monate. Nach dem Aufhören des Frühlingsrcgcns tritt Ende April oder längstens Mitte Mai sehr rasch der vollständige sommerliche Charakter ein, der dann fünf Mouatc andauert mit vorwiegender Trockenheit lind Hitze, die nur local durch Sccbriscn gemildert wird. Ein kaum zweimonatlicher Herbst (October, November) bildet den allmählichen Ncbcrgang zum Winter. Nur an wenigen Punkten in der Provinz der Aequinoctial-Regcn gibt es ein Scctlima, dagegen herrscht meist ein mehr oder minderer exccssivcs Eoutinentaltlima. Nicht selten weht z. B. durch mehrere Tage ein sanfter Südwind und bringt laue feuchte ^uft über's Mittclmecr und die Adria an unsere Küste. So lange dies dauert, ist allerdings eine maritime Witterung; aber plötzlich fährt vom Laudc her ein Wind über das Küstengehänge herunter, der Kälte mit Trockenheit verbindet und uns einem sehr raschen und bedeutenden Wechsel aussetzt, als ob wir mit einem Male hundert Meilen weiter landeinwärts nach Norden versetzt worden wären. Ueberdies wird durch die Kahlhcit des siciuigcn Karstbodcns bei Sonnenschein die Vuft selbst während der Seewinde weit mehr ausgetrocknet, als wenn der Boden begrünt wäre, und als es einem Sceklima entspräche. Das küstcnländische Wimmvettcr wird von zweierlei Winden, den warmen Sciroccälwiudcn von Süden her nnd den kälteren binnmländischcn Nord-, Nordost-oder Nordwcstwindcn beherrscht, welche von den dortigen Bewohnern als „venti än tuori" (Winde von anßcn, d. h. von der See her) und „vonti 0 Kilom. per Stunde. Die von dieser Luftströmung mitgebrachte Temperatur ist ziemlich hoch, z. B. in Fiumc im November 4- 14" bis ^ 15" N., im Januar ^ l!" bis -^ 10" N., uud bleibt Tag und Nacht beinahe unverändert. Variationen des Sciroccalwcttcrs sind der „8c'k-(i«'0 umr/o" (fauler Scirocco); d. h. Windstille nach dem Wehen dcs Scirocco mit noch fortdauernder schwüler, regenreicher Witterung und der sog. frische Scirocco, ein kühlerer und weniger feuchter Wind, der über das Mittelmccr kommt. Die Biuucnströmung entwickelt im Winter ihre charakteristischen Eigenschaften entschiedener als zu jeder andern Jahreszeit und tritt dann meistens in der Form auf, die als Bora betaunt ist und schon anderwärts (vgl. S. l1!>) eingehender geschildert wurde. Hier sei zu ihrer weiteren Charakteristik noch einiges hinzugefügt. Der trockcnlaltc Äiunenwind wird als Bora bezeichnet, wenn er mit Sturm-gcschwindigkcit über das Gebirge herabfährt uud dabei in kurzen Pausen, die zwischen einigen Secunden und 1 bis 2 Mnmten variircn, noch heftigere gcblüseartigc Ströme einschaltet, die durch ihre unberechenbare Gewalt den Bauten auf dein ^andc, sowie den Schiffen zur See besonders gefährlich werden und an deu adriatifchcn Küsten die Namen ULloli oder UMcko führen. Die Bora bricht im Winter stets plötzlich aus und folgt häufig einem Sciroccalwctter; sie schucidct oft den noch in voller Entwickelung begriffenen Scirocco ganz plötzlich ab, und der rasch entschiedene Kampf beider verkündigt sich dann meistens durch elektrische Entladungen iibcr dem Gcbirgs-kammc. Ging heiteres Wetter vorher, so kündigt sich die Bora nur durch einige leichte weiße, flockige Wolken au, welche über den: binncnlündischen Gebirge auftauchen, einige hundert Fuß längs des südseitigen Abhanges hcrunterfahrcu und dann wieder 378 Dtt- 5,'ust. zerstießen. Das erste derartige Wölkchen ist den achtsamen Seeleuten das Signal, die Segel zu bergen oder schützende ^agcn aufzusuchen; oft nicht mehr als 1 bis 2 Minntcn nach dem Wölkchcnsignalc fährt schon der erste Stoß der Bora daher. Nasch vermehrt sich die Menge solcher Haufcnwolkm am Gebirgskammc, bis sie diesen in ein dichtes weißes Gewölkc eingehüllt haben, welches nach nntcn horizontal scharf abgeschnitten ist. So lange diese Wolkenlagc nicht verschwindet, darf man des Fortwüthcns der Bora gewiß sein. Hat sich nun das Borawcttcr festgesetzt, so bleibt es stets mindestens einen Tag, sehr oft drei Tage, an den nördlicheren Kostenpunkten (Trieft, Fimne, Zcngg, Zara) auch l» bis 15 Tage constant mit großer Älfttrockenhcit nnd niedriger Temperatur, die aber doch selten unter Null fällt. Die Aora hört nicht ebenso plötzlich anf, wie sie losbricht, fondern krimpt fast immer allmählich ein, indem die Pausen zwischen den Stößen länger werden, die Intensität der Stöße abnimmt und die Wolkcnlage am Gcbirgstammc sich verliert. — Für geringere Grade der Bora gebraucht man die Bezeichnung „Borina", für besonders heftige „Boraccia". Die Geschwindigkeit des Bora-Stromcs schwankt nach neueren Beobachtungen zwischen 60 und 122 Kilom. per Stunde; doch ist die Geschwindigkeit in den einzelnen Stößen eine weit Höhcrc. Die Bora weht dort am heftigsten, wo der Gcbirgskamm mindestens zwischen 1000 und 2000 F. hoch über das Meer sich erhebt nnd übcrdicß nur etwa '/^ bis '^ Ml. weit in horizontaler Richtung entfernt ist; so in Trieft, Finme, auf der ganzen Strecke von da über Zcngg bis gegen Zara, dann in der Umgegend von Ragusa nnd Eattaro. Wo hingegen die Berge unter jener Höhe bleiben uud die höheren Kämme entfernter sind — wie insbesondere von Capodistria über Pirano gegen Pola, dann bei Zara und Spalato — und auf den Inseln, dort hat die Bora weit geringere Heftigkeit. 2. Sndalpen oder Tridcntinischer Bezirk. Niedrige Temperaturen, bedingt durch die Nähe der riesigen Bcrghäuptcr, dann noch stärkere Regengüsse beim Zusammentreffen der lancn, feuchten Süd- und Süd-Westwinde mit den alpinen Schnccmafscn, endlich der häufigere Eintritt von sommerlichen Niederschlagen unterscheidet das Gebiet Wälschtirols von dem der Karstlünder. Bezirke in der Zone der Sommer-Neyru. L. Ul'bkrgaiiciögcbiet zwischen der oce auischl-ll ll»d d rr daltischsii Provinz. u. Hcrcynisch-sudctischcs Gebiet in Oesterreich. 3. Bezirk des Böhmcrwaldcs. Die bedeutende Brcitcnansdehnnng, die geringe Einkerbung durch Thäler und die reichliche, freilich sehr in Abnahme begriffene Bewaldung dieses Gebietes bewirken ungeachtet seiner geringeren Höhe ein entschieden feuchtes, regenreiches, mäßig kühles und ziemlich gleichmäßiges Klima (vgl. S. 133). Der Scirocco erstreckt hichcr nur selten seine dirccten Wirkungen, dagegen stehen diese Gegenden nnter dein Einflüsse häufiger, bald mehr lancr und rcgcnbringcndcr, bald fcnchtkühler nnd nässelndcr Westwinde. 4. Bezirk der nördlichen Nandgcbirge. In den nördlichen Randgcbirgen (Erzgebirge, Riescngcbirge, Sudeten) verhalten und vertheilen sich die Temperaturen ähnlich wie im Böhmcrwaldc; die Niederschlage und ^nftfenchtigkeit hingegen unterliegen größeren Schwankungen, weil die Masscncrhcbnng der Berge nicht bedeutend genug ist, mn ein ganz selbständiges, von Die tlimiUilchcii Orbit-l? Orstcrrcich-Uu^avüs. ."79 dcn wechselnden Eii^flüsscn dcr bayrischen Hochebene im Südwcsten und des norddeutschen Tieflandes unabhängiges Klima zn erzeuget« (vgl. S. 150). 5. Das böhmische Vinncnbccken. Die niedrige Platcaulagc des inneren Vöhmcns mit nicht unbedelltendcn Tief-scnknngcn nnd die Nähe dcr ringsum liegenden Naudgcbirgc bewirken zusammen ein eigenthümliches Klima, in welchem ein vielfacher aber mäßiger Wechsel dcr Temperatur und Feuchtigkeit, die Abwesenheit heftiger Winde, minder häufige, aber im Einzelnen bisweilen heftige 'Niederschlage dcn Hauptcharakter bilden. Die Mittc des Äeckcus uin Prag herum ist auffallend rcgcnarm, wahrscheinlich weil die Rcgcn-windc an dcn Randgcbirgcn schon sich reichlich entladen haben. Mit Ansnahme dicscr zeitweiligen Trockenheit gibt es hier keine der Vegetation wesentlich nachthciligcn Eigenthümlichkeiten dcs Klimas und dasselbe begünstigt im Allgemeinen dcn Feldbau und Wicscnwuchs ganz vorzüglich. d. Alpines Gebiet in Oesterreich. l>. Die Central- und die Nordkettc dcr Alpen. Wie die Südfrontc der Alpen die fcnchtwarmcn Südwinde während ihres Aufstcigcns zur Ablagcrnng hcftigcr Niederschlage zwingt, so haücn die Gehänge der Nordalvcn die gleiche Rolle gcgenübcr dcn feuchten Winden von West nnd Nordwcst; und da diese nördlich dcr Alpen ebcn dic vorwiegenden zu allen Jahreszeiten find, ergibt sich hieraus eine großc Häufigkeit von Ncgcnfällcn. Die Menge dcs fallenden Regens ist jedoch bei den einzelnen Niederschlagen meist geringer als in dcn Sndalpcn, weil dcr Wassergehalt dcr Windc zwischcn West lind Nordwcst gcriugcr ist als dcrjcivigc zwischcn Südost, Siidwcst bis Wcst. Da jedoch cinzelnc Strecken dieser Alpen von Nordost nach Siidwcst, ja sogar nordsndlich streichen, daher allcn Rcgcu-windcn sich cutgcgcnstcllcn, haben solche Gegenden noch reichlichere Niederschlage als die übrigen; insbesondere dic westlichen Theile dcr österreichischen Alpen, welche vom Vcch- und Obcrinnthal durchfurcht sind, nnd zwar am meisten dic westlich von dicscn Thälern gclcgcncn Bcrgniasscn in Vorarlberg, wclchc dcn ersten Anfall der Rcgcn-windc aus Siidost bis Nordwcst cmpfangrn. Zwar haben also im Allgemeinen die westlichen Alpcngcgcndcn unseres Vaterlandes ^Vorarlberg, Tirol, Salzburg) Häufigcrc und stärkere Niederschlage als die östlicheren Alpcnländcr, aber ganz allgemein gilt dieser Unterschied nicht, da in Fol^c localcr Eigenthümlichkeiten einzelnen beschränkten östlichen Alvcngcbictcn eine größere Regenmenge zukommt als dcn westlichen. Eharaktcristisch ferner für die letzteren Alpcnthcilc ist der Fön, welcher den östlichen Gegenden fehlt! in dcn Sndalpen heißt dieser warmc, nach Umständen trockene oder fcuchtc Wind Scirocco. Vorarlberg, Nordtirol und sclbst noch Salzburg haben im Wiutcrhalbjahrc uicht soltcu warmc uud relativ trockcuc Südost und Südwinde, wclchc im Frühjahre große Schnee masscu plötzlich schmelzen und dadurch oft große Verheerungen bewirken; anch im Sommer nnd Herbst tritt zeitweilig cin mitunter mehrtägiger drückend warmer Südost- odcr Südwind ein (in Nordtirol der „warmc Wind" gcnannt), während dessen Dancr Tcmpcratnr und Vuftfcuchtigtcit Tag und Nacht fast gleich bleiben. Dem Herrschen dicscr Windc im Spätsommer und Herbste verdankt Vorarlberg die Möglichkeit dcs Weinbaues und das mittlere ^nnthnl dcn Maisbau. Dcr östliche Thcil der Alpcu ist dein westlichen gcgcnnbcr durch das Fchlcn des Föu sowie durch geringere Rcgcmncugc charaktcrisirt. Was den Einfluß dieses Klimas auf die Oodencultur anbelangt, so ist eS zwar durch seine nicdrigc Temperatur und verkürzte Vcgctatjonszcit nicht allen Feld- H80 Die ^.'uft. fruchten günstig es gestattet aber an Gchäugcstufeu lind geschützten Plateaux dcn Wcizcnbau noch bis gegen 3000 F. hoch, dcn Kornbau selbst bis zu 45U0 F. Höhe. Dic schon sehr zeitlich im Herbst eintretende nud spät wieder weichende mächtige Schneedecke schützt die empfindlicheren Gewächse nicht nur vor der eisigen ^itft dcs Winters, sondern auch vor dcn Früh- nnd Spätfrösten. Mißwachs wegen Dürre keimt man selbstverständlich hier nicht, wogegen ein Uebermaß von Regen im Sommer bisweilen die Fcldfrüchtc schädigt. . Der sarmatischc Bezirk. Den: sarmatischen Bezirke gehören innerhalb der Monarchie die nördlichen Vorlagen der Karpathen und der Antheil am sarmatischcn Ticflandc sammt dem uralisch-karpathischm Landrücken in Galizicn nnd der Bukowina an. Die klimatischen Verhältnisse werden theils dnrch die trockcukaltc Tiefebene im Norden, theils durch die Feuchtigkeit und Regen spendenden Karpathen im Süden bedingt. Zur Sommerszeit dringt mitunter durch die tieferen Pässe dieses Gebirges warmc ^uft nordwärts. Der kalte schnccrcichc Winter hat lange Dancr, in: Frühling treten häufig Spätfröste ein, der Sommer ist mäßig warm, ziemlich unstet, unter den ^uststro'mungen, welche vielfach wechseln, sind scharfe Nord- nnd Nordostwinde vorherrschend; im Herbste kommt früh der Frost. Es ist daher dieses Gebiet trotz des an vielen Stellen fruchtbaren Bodens dem Anbau im Allgemeinen nicht sehr günstig nnd häufig genug tritt Mißwachs ein. Als die günstigste klimatische Vage kann jene der Niederungen in der Bukowina bezeichnet werden, wo die Nähe bewaldeter, ausgedehnter Berge die Trockenheit mildert, während die Vage am Ostfußc der Karpathen der Erwärmung außerordentlich günstig ist. Bei der Eultur der westlicheren Gegenden außerhalb der Gebirgsthcilc kommt es namentlich daranf an, die Fcldfrüchtc nnd die Äestellungs-arbeiten so zu wählen, daß die hauptsächliche Entwickelung der Pflanzen in die Zeit vor der großen Dürre fällt. II. Die ungarische Tiefebene. Die hervorragendsten Eigenschaften des Klimas des ungarischen Tieflandes sind: die großen Extreme der Temperatur, die Kälte des Winters bis in den März. welche jener des Erzgebirges fast gleichkommt, dann das ungemcm rasche Steigen der Wärme vom März bis gegen Ende Mai, wo sie nahezu die Höhe wie in Ober- 382 F" ruft. Italien erreicht, und dic gleichzeitige große Trockenheit der Vnft, welche in der Regel die herankommenden sommerlichen Regenwolken rasch aufzehrt und reichlichere Nieder schlüge verhindert. Es erscheinen auch keine ergiebigen Aegninoctial-Regcn, die dem Boden im Frühlinge große Feuchtigkeit geben tonnten, die Aeguatorial-Windc sailnnt dem Scirocco werden selbst an deu ^c'ordkarpathen nicht stark genug condcnsirt lind auch Gewitter treten in der Ebene selten alls. Daher gedeihen ans der eigentlichen Steppe selbst auf Mistigem Boden nur spärliche Holzgcwächsc; die jährliche Vegetation mnß zwischen April, wo bisweilen noch Nachfroste eintreten, und Mitte oder Ende Juni, wo die Dürrc dcren weitere Entwickelung hindert, zum Abschlüsse kommen. Diese kurze Zeit kann vorwiegend nur ein- oder zweijährige Gewächse zum Gedeihen bringen. Nur auf den einzelnen Rücken, welche sich etwa 100 bis 2N<» F. über die tieferen Gegenden erheben, längs der Flüsse, wo die Bodenfeuchtigkeit durch Scihwasscr größer ist, dann im Randgebiete der Ebene gegen die Karpathen oder den Batonycr-Wald hin sind die klimatischen Bedingungen für den Holzwuchs günstiger. ^Vgl. auch S. 215 f.) Es ist übrigens bemerkenswert!), daß zwischen die vorwiegend trockenen Jahre sich anch Reihen uon senchtcrcn Jahren cinschiebcn. In sehr vielen Jahren aber gibt es im Sommer lange Perioden der Dürre, nnd in Folge derselben Mißwachs. Bon 75 Jahren, welche dem Jahre 1804 vorangingen, wan'n 22 Mißjahre, wornntcr 19 dnrch Dürre und nnr 3 durch Mssc nnd Frost veranlaßt. 12. Das sicbcnbürgische Binnenland. Im Änmenlandc Siebenbürgens macht sich der Einfinß des Bcrgklimas, welches in den ringsum gelagerten Karpathen herrscht, vcrhältnißmäßig mehr geltend, als in dem ähnlich gestalteten, aber von niedrigeren Bergungen eingeschlossenen böhmischen Becken. Die nahe Zone der Aequinoctial-Regen beeinflußt anch das Klima Siebenbürgens und zwar in der Wcise, daß die Mitte des Sommers und der Anfang des Herbstes ziemlich trocken sind, während Mai nnd Juni reichlichen Regen bringen. Durch diese Pcrhnltnissc wird das Gedeihen des Weines und der Fcldfrüchtc begünstigt. Der Einfluß des Klimas auf Pflanzen-, Thier- nnd Menschenleben soll in den folgenden Abschnitten uoch eingehender Besprechung gewürdigt werden. Mctcorstcinfälle. l) Hängen auch dic so merkwürdigen Meteorstciufällc mit dem Klima keineswegs znsammcn, so ist doch hier der geeignetste Platz, ihrer Erwähnung zu thun, weil anch sie zu den Meteoren gehören, ja diese Bezeichnung von ihnen auf alle Erscheinungen im ^uftkrcise überhaupt erst übergegangen ist. Meteorsteine, Meteoriten oder Acrolithcn sind bekanntlich größere oder kleinere, bald noch nnvcr-sehrte, bald in zahlreiche Bruchstücke zersprungene Gesteinsmasscn, die man bei Nacht aus Feucrmctcoren, bei Tage und meist bei heiterem Himmel ans einem kleinen dunkeln Gewölk und beträchtlich erhitzt znr Erde fallen sieht. Man unterscheidet Eisenmctcoritcn, die aus gediegenem Eisen mit Nickclgchalt bestehen, nnd Stcin-lnctcoriten, dic aus einer grauen trachytischen Hauptmasse, gemengt mit gediegenem Eisen, gebildet werden, und uicl häufiger find als die ersteren. Kaum sind zwei Menschenalter verflossen, seit die Naturforscher des Institut tie I'i'lluco zn Paris öffentlich erklärten, es fei unmöglich, daß Steine vom Himmel fielen. Heutzutage ist durch wiederholte unzweifelhafte Beobachtungen die Thatsache der Stcinfällc constatirt, ihrc Entstehung nach der allgemeinen Annahme eine kosmische, sie selbst mit der Erscheinung der Sternschnuppen nahe verwandt oder identisch. ') Vgl. Tv. Benedict Kopetzty „Ucbcl,' StemMr/ Meteorstemfällc. 383 111 der Monarchic haben sich derartige Mteorfällc zu wiederholten Malen ereignet und das Wiener Hof Mincralicnwbinct besitzt eine reichhaltige Sammlung, von der die Steinmctcoritcu 168, die Eiscnmcteoritcn 87, zusammen 250 Fundorten angehören, deren eine beträchtliche Zahl innerhalb Oesterreich-Ungarns fällt. Der erste Mcteorfall in unserem Vatcrlanoe, über den gcnancrc Berichte vorliegen, ereignete sich am 2ll bei Knyahinya im Unghvarer Eomitat gleichzeitig mit vielen kleineren Steinen vom Himmel znr Erde fiel und in zwei Stücke zerbrach. Ein Augenzeuge berichtet über dicfcs Ercigniß mit folgenden Worten.- „Der Himmel war rein und wolkenlos, kein Vüftchcu bewegte sich, nur gegen Süden am Horizonte waren kleine Wolkmschichtcn zn beobachten, die sich gerade gegen Westen hinzogen. Bor '/ Uhr trat aus dem azurblauen Firmamente ein unansehnliches weißes, mit schwarzen Punkten versehenes längliches Wölkchen hervor, mit einer Spitze gegen Nordostcu, mit der entgegengesetzten gegen Südwcstcn gewendet. Etwa gegen V«^' Uhr erzitterte die Gegend durch einen ausfallenden donncrühnlichcn Schall, gleich dem Knalle eines abgeschossenen schweren Geschützes mit wicdcrgegcl^nom Echo, worauf ich durch den Schall noch mehr aufmerksam gemacht, meinen Blick nach aufwärts wandte und das Phänomen aufmerksam verfolgte. Ans der kleinen Wolke hatte sich offenbar der furchtbare Knall entladen. Nach demselben krachte es fort in minder heftigen Schallen, gleich einem Pcloton-Gewchrfcner oder Sieden von Wasser. Man verspürte nun einen starken Schwefelgeruch und sah, wie sich kleinere und größere Nauchstrcifcn aus der kleinen Wolke mit Aufleuchten und Blitzesschnelle cntlöstcn und in nordöstlicher Dichtung niedcrsiogen. Das Auflcnchteu war ähnlich einem schwachen Blitze mit röthlichcm Vichtc. — Das Ercigniß endete nach 8 Minnten langer Dauer." Interessant sind die Berichte, die aus weiteren Entfernungen über das Phänomen einliefen. Von Unghvar aus, l! Meilen südwestlich von Knyahinya, erschien das Meteor als eine rothglühende feurige Kugel von der Größe wie Zwei-drittel der Mondscheibe, nach sich einen Nauchstrcifcn hinterlassend, der sich binnen 5 Minuten allmählich verlor. Bon anderen Seiten betrachtet, hatte das Meteor eine mehr birnförmige Gestalt. Das Ende des Phänomens bestand darin, daß nach geschehener Detonation auf eine Fläche von 2 Ml. Vänge, '/4 Ml. Breite über 1000 einzelne Steine verstreut wnrdcn, deren Gesammtgcwicht ungefähr 8 bis 10 Eentncr betragen mochte, und von welchen der größte, bereits erwähnte, in eine Tiefe von 11 F. in die Erde drang und erst später mit großer Mühe ausgegraben werden mußte. Das Gewicht der übrigen wechselt zwischen mehreren Pfunden bis zu einem Loth herab; sämmtliche waren von einer schwarzen Schmelzrinde umgeben. Häufig sind auch schon feurige Kugeln beobachtet worden, ohne daß Detonationen oder Stnnfälle dabei stattfanden. W4 Die Luft. Erdmassnctisnms. Wenn hier mich von den Erscheinungen des Erdmagnetismus im Gebiete der Monarchic in aller Kürze die Rede ist, so sind die folgenden Zeilen nur als cm Anhang zn diesem Abschnitte ;n betrachten, dem keine andere Stelle im Buche angewiesen werden konnte. Die Sonne ist nicht nur eine Quelle von Wanne nnd Licht fnr die Erde, sondern, wie wir immer mehr Grund haben anzunehmen, auch der Erreger des Erdmagnetismus. Man hat die Erde als einen mächtigen Magneten angesehen, dessen magnetische Achse aber nicht mit der Drehungsachse zusammenfällt. Die magnetische Wirkung der Erdkugel äußert sich nicht an allen Punkten ihrer Oberfläche gleich, sondern in Bezug auf Declination, Inclination und Intensität sehr verschieden. Bekanntlich nennt man den Winkel, welche die Ruhelage einer horizontal drehbaren Magnetnadel mit dem Meridian eines Ortes einschließt, die Declination eines Ortes; sie ist eine westliche oder eine östliche. Dagegen heißt der Winkel, unter welchen: eine nnr in einer Penicalebcne drehbare Magnetnadel, wenn sie in die Richtung der Declination gebracht ist, gegen die Horizontalebene sich neigt, die Inclination dieses Ortes. Weder Declination noch Inclination eines Ortes sind constant, sondern unterliegen sowohl regelmäßigen täglichen, jährlichen und säcularcn Veränderungen, als auch unregelmäßigen, welche namentlich bei Polarlichtern, vulcanischen Eruptionen und Erdbeben beobachtet werden. Von besonderem Interesse sind die säcnlaren Variationen. Was die Declinationswinkcl betrifft, so sind sie einer periodischen Wanderung von Ost nach West lind wieder zurück unterworfen; die Declination in Oesterreich-Ungarn ist gegenwärtig eine westliche, aber in steter Abnahme begriffen. Ebenso nimmt auch die Inclination, welche nach Norden zn immer großer wird, gegenwärtig bei nns alljährlich ab. Beispielsweise folgen Angaben über Declination nnd Inclination einiger Orte in der Monarchie. Declination Alte ——-----------------------,------------ Inclination Brcgenz......... 1ft45 17"20'<)< 1671 14" 5'tt" 64"56' Prag.......... 185,0 14"38'3< „ 11"4N'3< 66" 52^ Wicu.......... 1650 13"33'5< „ 1I"19'3< «4°22< Ofen.......... 1845 12"5>2'<>" „ Kl" 8'4' <>-z°2» „ 8°I1lV t>1°21< Die bcdcntcndstcn Störungen in dein regelmäßigen Gange der Dcclinations-und Inclinations-Erscheinungen rnft das Polarlicht hervor, welches auf nnsercr Hemisphäre als Nordlicht auftritt. Ist dieses wunderbare, noch nicht genügend erklärte Phänomen besonders den hohen Breiten eigen, so wird es doch auch häufig genug in unserem Patcrlandc beobachtet, namentlich im nördlichen Böhmen, in Schlesien und Galizicn; weiter südlich erscheint es zumeist nur als ein röthlicher Schimmer. Aber zuweilen wird es auch in viel südlicheren Gegenden in aller Pracht gesehen, wie z. B. das in zwei aufeinanderfolgenden Octobertagcn des Jahres 1870 zu Wien beobachtete Nordlicht. VIII. Die Pflanzenwelt in Ocstcrreich-Uttgarn. Allsscmciucs. Dic Betrachtlmg der Pflanzendecke der Erde fleht uüt dcr Kli:nalologie in engster Verbindung. Ohne die rrwärincnde und belebende Kraft des Sonnenlichts, ohne die wnnd^vbaren Eigenschaften des Wassers und dcr Luft wäre die Oberfläche dor Länder starr und nackt; kcinc Flußadlern dnrchzögcu ihre Thälcr, sic hätten nicht mit verwittcrtcm Gestein und fruchtbarem Erdreich, nicht mit cincr Pflanzendecke sich überziehen, lein Wohnplatz lebendiger Grschopfc scin konncu. Ii: dcr W^lt dcdingt cdcn nbcvall cin^ das andcrc, und kcinc dcr Natur-kräftc, dcrcu Dasein durch ihrc Wirkungen nils bctannt geworden, ist bloß für sich, sondern mit ihren Geschwistern und durch dieselbcu vorhcmdcu und thätig. Da Vicht, Wärme uud Feuchtigkeit, die für das Leben der Pflanzen wichtigsten klimatischen ssactorcu, in jeder 9lcgion auf der Erde mehr oder weniger eigenthümlich vertheilt sind, folgt schon dnrans, daß die verschiedenen Gebiete dcr Erdoberfläche ihre eigenthümliche Vegetation besilM müssen, ^n zweierlei Richtung ninunt in Bczng auf Zahl dcr Arten uud Individnm, sowie anf Große die Pflanzenwelt al^ sowohl mit wachsender Breite als mit steigender Seehöhc. Aber auch die Vodcn-bcschaffenheit übt einen brstimmcnden Einflltß anf die Psianzcndeckc eines Bandes aus. Und so gibt es demgemäß eine eigenthümliche Flora der Schiefcrgebirge, dcr Kalkgebirge, der Sandsteingebirge, des Schuttlandes, wie es eine Flora dcr Ebenen, des Hügel- und Aerglandes, eine Alpenflora, eine arktische Flora der höchsten Fclscn-lmd Schnccrcgiou, eine Sumpf-, eine Steppenflora gibt. Die Pcrthcililng dcr Pflanzen anf dcr Erde nach feststehenden Gesetzen zu betrachte«, ist Anfgabc der Pflauzcn-Geographic. Diese handelt von dcr räumlichen Verbreitung dcr Pflanzen in horizontaler und ucrticalcr Bczichnng, die Größe, Gestalt nnd die Grenzen dcr 'Vcrlireitnngsbczirke feststellend, ermittelt die Zahl dcr in einem bestimmten Gebiete vorkommenden Pflanzenartcn, ihrc Häufigkeit und die Art und Weise ihres Ncben-ciuaudcnwrkommms, beschäftigt sich mit dcr Physiognomik cincs Landstriches in floristischer Aezichnng n. s. w. Auf den folgenden Seiten soll ein gedrängtes Bild der pflanzcngeographischen Verhältnisse unseres Vaterlandes geboten werden. Pstauzcn-Geographie dcr Monarchic.') Die Große der Vcrbreitungsbezirkc der Pflanzen ist sehr verschieden. Einige sog. kosmopolitische Pflanzcu sind über cincn großen Theil der Erdoberfläche verbreitet nnd kommen in den verschiedensten Zonen, Klimatcu und Regionen vor, wie z. V. die Hirtcn'aschc, das Gänseblümchen, das jährige Rispengras, die Gänsedistel, die Brennessel, der, schwarze Nachtschatten, ') Vgl. Dr. A. Pokorny, 386 Die Pslan;e!,wllt in Oesterreich Ungarn. welche sich in allen Wcltthcilen und auch in: Gebiete unseres Vaterlandes finden. Häufiger sind jedoch die Vcrbrcitungsbezirke sehr beschränkt. So mächst in Oesterreich die berühmte ^VuItsnia cllnutliiKCi,, eine schöne, zu den Rachcnblüthlern gehörige Alpenpflanze, nur auf der Kühwcgcr Alpe im oberen Gailthale Kärntens, die Ulaämkili. ^a8t'jnacit0lia, eine Doldcnftflanzc, nur in der Gegend von Görz. Die Grenzen der Verbrcitungsbczirkc erscheinen als sehr unregelmäßige Linien, die weder mit dem geographischen Netz, noch mit der Configuration dcs Terrains und ebenso wenig mit den physikalischen Linien (insbesondere mit den Wännciinicu) oder mit der geologischen Formation rollständig übereinstimmen. Aber auch untereinander laufen fic nicht parallel, sondern durchkreuzen sich im Gegentheile häufig. Die Flora , einer Gegend, eines Vandcs umfaßt eine bald größere, bald geringere Zahl von Arten und von Individuen, welche dnrch die verschiedenen Eigenthümlichkeiten dcs Klimas und Bodens bedingt ist. Die mannigfaltigen klimatischen und plastischen Verhältnisse der österreichisch-ungarischen Monarchie, sowie seine bedeutende Ausdehnung bewirken, daß seine Flora eine sehr reiche ist. Man zählt in Oesterreich-Ungarn 437? bekannte Phancrogamcn und beinahe zweimal so viele Kryptogamcu. Die Gruppmmg der Gebirge bringt es mit sich, daß die größte Mannigfaltigkeit der Flora im Wiener Becken stattfindet und Niedcröstcrrcich dadurch zum reichsten botanischen Horte nntcr den Kronlündem wird. Hier zählt man allem 1711 Phanerogamen^ von denen auf das Wiener Becken (auf 32 uMl.) 1W7 Arten entfallen. Die gesellig lebenden Pflanzen, wie Waldbäume, Kräuter und Gräser, Torfmoose, Riedgräser u. s. w., welche in verschiedenen Gebieten ganz eigenthümliche, auffallende Formen ausweisen, bedingen namentlich die Physiognomie einer Gegend und mit Rücksicht auf diese Eharakterpflanzcn theilt man die Erdoberfläche in 9 Pflanzen-zoncn: die Aequatorialzonc (0—15" Breite), die tropische Zone (15—23" Br.>,, die subtropische Zone (23—84" Br.), die wärmere gemäßigte Zone (34—45" Vr.),, die kältere gemäßigte Zone (45—58" Vr.), die subarktische Zone (56—66" Br.), die arktische Zone (. Die Brcitenzonen dagegen ''ollen im Folgenden näher charaktcrisirt werden. Die oben angegebene Cinthcilung, aus dcr zn entnehmen, daß die österreichisch-ungarische Monarchie dcr wärmeren und dcr kälteren gemäßigten Pflan;cn;one angehört, bezicht sich auf die Oberfläche der Erde im Großen und Ganzen; in Anwendung auf beschränktere Gebiete erleidet sie manche Veränderung, da ja, wie schon wiederholt bemerkt, "die verschiedensten Factorcn auch den Charakter der Flora bestimmen. Daher theilt mau das Gebiet dcr Monarchie mit Rücksicht auf die das Pflcmzculcdcu bccinfiusscndcn klimatischen Verhältnisse gewöhnlich in folgende drei Zonen: Pflanzen-Geographie der Monarchie. 387 1. Dic südliche Zone, welche Südtirol, das Küstenland, Dalmatien, Kroatien, Slavonien und Ungarns Bannt umfaßt, mit einer mittleren Jahrestemperatur von 14 bis II" C. Hier gedeihen am Südrande noch immergrüne Laubhülzcr, als: Eichen, Oliven, Myrthcn, Granaten, Lorbeer, Orangen, in Dalmaticn selbst Zwerg-Palmen; nördlicher finden sich echte Eastamen, Maulbeerbäumc, dornige Rosen, Wein, sehr vielc Labiaten und Nelken. Nebst Weizen und Gerste werden Reis und Mais gebaut. 2. Die mittlere Zone; sie umfaßt Nordtirol mit Vorarlberg, Salzburg, Ober- und Nicdcröstcrrcich, Stcicrmark, Kärntcn und Kram, Ungarn und Siebenbürgen, den südlichen, größeren Theil von Böhmen und Mahren, einen kleinen Theil Schlesiens, das südliche Galizien und die Bukowina; die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 11—10" C. Die sommcrgrünen Laubwälder bestehen aus Eichen und Buchen, die Nadelwälder aus Fichten, Tannen und Kiefern, daneben Ephcn und Haselnußsträuchcr. Es finden sich ausgcdchute Wiesen, Torsmoore und Steppen (Ungarns Pußten). ES gedeihen alle Gctrcidcarten, auch Mais, nur Reis nicht. Wein-, Obst- und Tabakbau wird betrieben. 3. Die nördliche Zone; ihr gehören das nördlichste Böhmen und Mähren und zum größten Theile Schlesien und Galizien an. Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist 5'7—7-5" E. Tic Waldbämuc sind Buchen und Kiefern. Auch hier kommm Wiesen, Torsmoore, sowic Hcidcn vor. Von den Culturpflanzen gedeihen noch dic niederen Gctreideartcn, als Roggen, Gerste und Hafer, trefflicher Flachs und Hanf. Dem Raps und Tabak, wic der Cultur minderer Obstsorten ist diese Zone zuträglich, wogcgru der Wein gänzlich fehlt. Wie in allen stark cultwirtcu Ländern sind auch innerhalb unserer Monarchie die ursprüuglichcn Vegctations'ormcn cntwcdrr mehr oder minder stark verändert oder ans eine nur sehr geringe Ausbreitung zurückgedrängt. Die meisten Wälder im Gebiete Oesterreich-Ungarns wcrdcn bereits forstmäßig gepflegt und nur in entlegenen, schwer zugäuglichm Gebirgsgegenden der Alpru, des Böhmcrwaldcs, der Karpathen finden fich noch Urwälder. Große Gebiete wurden bereits vollkommen oder thcilwcisc entwaldet und dadurch das Klima verändert; dcun Wälder üben cinen ähnlichen klima« tischen Einfluß aus wic Gewässer. Wiesen, die keiner menschlichen Pflege unterstehen, besitzt namcutlich die sogenannte Alpcnrcgion der Hochgebirge ^Alpcnwicscn oder Alpen); Weiden von größerem Umfange das ungarische und sarmatischc Tiefland; ersteres geht in den Pußten häufig in die eigentliche Stcpftcnform über. Dic durch eigenthümliche Floren ausgezeichneten Sumpf- und Moordistrictc (vgl. S. 327) find wie die anderen ursprünglichen Vcgctationsformcn durch Menschenhand zum großen Theile beschränkt und in Eultmland verwandelt worden. Am wenigsten und selbst gar nicht vom Menschen beeinflußt sind die Vcgctationsformen des Wassers, welche bisweilen ebenso eigenthümlich als massenhaft sind. Die fußen Gewässer sowie das Mccr haben ihre cigcuc schwimmende oder untergetauchte Vegetation. Ueber die letztere mögen hier einige Bemerkungen Platz finden. Die Flora des Meeres ist einförmig in ihren botanischen Verhältnissen, sie ist unendlich formcnrcich in ihrer Gestaltungskraft, ihrer architektonischen Mannigfaltigkeit. Sie wird fast ausschließlich vou Algen, also Zcllen-Kryptogamen, gebildet, deren große Familie zwar zwifchcn süßem und salzigem Wasser getheilt ist, abcr recht eigentlich dem Meere, und namentlich in ihren höheren Arten, angehört. Dagegen fehlen dic sämmtlichen höheren Pflanzen dcm Meere fast ganz; nur von den höheren Kryptogamcn, den Wasscrfarncn, kommt cinc Gattung und vou ciucr dcr niedrigsten wonokotylcdoncn Familien, den Naiadccn, einige wenige Gattuugcu im Mccrc vor. Untcr den letzteren ist nur die Zostcra wichtiger, welche das bekannte „Seegras" liefert. Im Allgemeinen find die Mccrcsalgcn wic die Flora des Landes an: mannig' faltigstcu uud entwickeltsten unter dm Tropen nud nehmcu an Anzahl gegen dic Pol' -j^g Die Pflanz^nr-l; in O-sterreichlNigaru. hin allmählich al>. Viau kcunt bis jetzt über 0000 Arten und doch ist die Erforschung der Meeresflora noch schr jung. Namentlich ist die Adria in dieser Hinsicht noch nicht hinlänglich erforfcht. Dic sämmtlichen Algen zerfallen in Uralten und Schön-algen, oon dcucn Repräsentanten im Mittclmccrc nnd auch in der Adria vorkommen. Bielc derselben sind mit den zartesten oder lebhaftesten Farben geschmückt, seltsam nnd wunderbar ist ihre Form. „Gald gleichen sie wellig gebogenen Peitschmschnürcn, bald krausen Zwirnsfäden; diese sind zart nnd häutig, jene dick und ledcrartig. Einige konnte man für kleine durchschauende Bälle halten, andere für regelmäßig gepreßte Stoffe, noch andere für kappen einer zitternden Gallerte, und wieder andere für Bander von lichtem Horn oder fiir Nicmcu ans gegerbtem ^cder, auch wohl für Fächer aus grünem Papier. Ihre Oberfläche ist bald glatt, wie polirt, ja selbst glänzend, bald mit Bläschen, Warzen oder Haaren bedeckt, bald siud sie mit einem zähen Schleim überzogen, bald von Kalk incrnstirt, so daß sie den Korallen ähneln."') Einige Algrnarten werden von den Küstcnbcwohnern als Salat nnd G'müsc genossen, andere zn schmackhaften Snp^cn gekocht. Auch eignen sich die Algen zur Soda- und Pottaschcbereitnng. Kulturpflanzen. Wie bereits bemerkt, herrschen in allen cnltiuirten Bändern, also anch in unserm Pntcrlandc, die künstlichen Vcgetationsformen vor. Der Mensch hat dnrch Anban und Verbreitung der ihm nützlichen oder angenehmen Pflanzcu eigene Vegetationsformcu, wie Saatfelder, Weinberge, Gärten geschaffen, oder natürliche mehr oder minder modifier!, wie die Wiesen und Wälder; znglcich die Verbreitungsgebiete gewisser Pflanzen nngcmciu weit nnsgcdchnt. Die CuWcrpflauzen sind theils Nahrungspflanzen, theils Flltterkräutcr, theils Holz^, Fasern Färbe-, Oel-, Gift^ nnd Arzneipflanzen, theils Zierpflanzen in Gärten. Was die ursprüngliche Heimat der wichtigsten in unserem Vatcrlandc angebauten (5ulturpflau;cn betrifft, so gehören die allermeisten der alten W.'lt an. Europa Lieferte von Ecrealien Hafer und Noggcn, von Obst die Kirsche nnd den Birnbaum, von Gemüsepflanzen den Kohl, die Runkelrübe und Mohre. Aus Nord- und Westasien stammen Wei;cn, Gerste, Hcidckorn, Bohnen, Gurken, Mandel, Weichsel, Aprikose, W'inrcbc, Manlbccrbaum, Spinat, Knoblanch, n. s. f.; aus Südasicn Ncis, Orangen, Pfirsiche. Ans Amerika kamen der Mais, dic Kartoffel nnd der Tabak, Da die statistischen Angaben über die Aubauvcrhältnissc der Monarchie und die Prodnttionsmengcn dem statistischen Theile vorbehalten bleiben, sollen hier nur die wichtigsten Eulturpsianzcu hinsichtlich ihrer Verbreitung in den einzelnen Krön-ländcrn, zumeist im Anschlüsse an Dr. Brachclli's Handbuch der Geographie und Statistik, besprochen werden. Getreide. Das meiste Getreide erzeugen NncMN und seine NebeiMnder, Bühmm,G<,ili',len, Mähren und Niederosterrcich, das wmissste Ealzlnirg und Dalimm'en, Die an, hänsigsten gebaute» Octreidccn'ten sind Hafer, Nogqen, Gerste, We^cn und Mais, Ein Tntttheil des Getrcidclmm'y ist dem Hafer gewidmet, dem HanpterzeNlMsse der OebirMänder, welcher uor zUglich in Schlesien, Mähren, Steiermart, Salz-t'urg, Nieder nnd Oberösterreich, Bühtncn, Ga-lizien, Ärain, der Blilmvum nnd Ungarn vor^ toinuU. Roggen wird in allen, salbst den höher sicll'gcnen niN) nnndcr gnten Ocgendcn gebaut, (Äerste zuinal in Oalizien, Pöhnien, Mähren und Ungarn, N^izm am erglebigsten in den Niederungen Ungarns und in Siebenblirgen, Mais in großer Menge in llugarn, Steiermark, Siel'endilrgeu nud der Bukowina. Der Reisbau findet in einem Theile des Küstenlandes uud in einigen Gegenden des Temeser Banats statt. Buchweizen oder Heidekorn gedeiht vorzüglich in Galizien, Steiermark, Krain, Tirol (hier,,PleN' ten" genannt), Nord Ungarn, Kroatien miÄ Siel'enl'ürgen, Hirse besonders in Mähren, Slid« Ungarn, Kärntcn und Krain, Spelt oder Dintel in der mährischen Hanna. Hülsen fr ü chte. An diesen haben Ungarn, Böhmen, Galizicn und Mähren Ueberfluß, zumeist an Erbsen, dann aber auch an Bohneu und Einsen, ') Schleidcn. Culturvflanzen. 88<1 Kartoffel. Der Anbau der Karloffeltt odcr Erdäpfel ist mir im Norden der Monarchie, in Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien, dcr Bukowina, in Nord Ungarn, Ober nnd Nieder österrci'6), Vorarlberg, Kra!n und Steiermark ron Pedrutuug, im Sndcn hingegen wring ausgedehnt. Kopfkohl, Weißkraut odcr Kraut wird sehr viel gekaut, besondcrs in Ungarn, Böhmen, Mahren, Oalizicn nnd Stciermark, nnd scin An^ bau sehr häufig garltnmäßig beiriebcn. Rüben werden zumeist iin Südcn in großer Menge cnltivirt. Namentlich gewinnt die Runkel^ rübe, besonders in Mähren, Schlesien, Böhmen, Galizien i,nd Ungarn, immer mehr Bodoi, da die fortschreitende Erzeugung des Runkelrüben-zuckers sehr viel consmnirt. Klee. Allgeinein und sehr ausgedehnt ist dcr Kleebau, welcher in mehreren Kronländcrn die Grundlage zu einem angemessenen Frncht-Wechsel bildet, wie besonders in Stcicrmark, Kärnten, Oberkrain uud zum Theil anch in Tirol. Der rothe Klee ist der am meisten ver-breitete; die Luzerne kommt am häufigsten in Ungarn vor, der Anbau der Esparsette dagegen ist unerheblich. Für Kärnten, Stciermark, Obcr^ österrcich, Böhnilii, Mähren nnd Schlesien bildet der Kleescnnrn einen nicht unbedeutenden Ausfuhrartikel. Flachs nnd Hanf. Im Flachs nnd Hanfban nimmt die Monarchie untcr allen Staaten der Erde einen der ersten Plätze ein. Derselbe findet in allen Theilen Oesterreich Ungarns statt, jedoch so, daß im NortMstcn der Flachs, im Osten und Süden der Hanf überwiegt. Ersterer gedeiht am vorzüglichsten in den Gebirgsgegenden Schlesien«, Mährens und Böhmens und in der Zips, letzterer in Mahren, Galizien und im Banale. Hopfen. Der Hopfrnbau ist in Böhmen von großem Belange, wo, namentlich iin Egcr thale, eine besondere Sorgfalt daranf verwendet wird. Bon jeher bildete er einen eigenthümlichen Eultnrzweig der Landwirthschaft duses Krön landet nnd hat bio jetzt siegreich die Concurrenz mit dem Auslande, wo der böhmische Hopfen ge sucht ist, bestanden. Auch in den anderen Bändern, besonders in Mähren, Schlesien, Galizicn, Steiermart n. s. w. wird Hopfen, doch in geringerer Menge und ron geringerer Giite, gebaut. Tabak ist cin Moiiopolegegenstaud des Staates und cö unterliegt daher sein Anban, dcr nur in den Ländern dcr ungarischen Krone, in Galizirn, Tirol nnd Vorarlberg gestattet ist, bestimmten Beschränkungen. Andere Handelspflanzen, Der Anban von Rapö ist namentlich in Böhmen, Mähren, Galizien, Obcr^ nnd Niederösterrrich, dann in Ungarn uud Siebenbürgen von großer Auö dehnnng. Der Anban anderer Handelbpflauzen ist nicht bedemend und wird meistens garten-mäßig betrieben. Krapp wird in der vormals serbischen Woiwodschaft, in Slavonien, um Wien und Brunn, am besten in Dalmatien gewonnen; ^Saflor wird zumal im Banale und in Ela^ vonien, Waid nnd Wan i» Ungar)!, Kiimmel, Fenchel nnd Anis besondn'V in Mähren, Ungarn, Böhmen und Gcilizicn, Eichorie vorzüglich in Bölimcn, dann in Mähren, Niederösterreich nnd Steiermark, die Weber karde im Westen Ga-liziens, in Mähren uud Steiermark gebaut. Von nur örtlicher Bedeutung ist der Anban von Safran in Niederösterreich, Dnlmanen, Ungarn nnd Mähren, von Senf in Mähren, Nieder-österreich nnd Unterlrain, Kon Pfeffer in Talmalien und im kroatischen Kiistenlandc, von rothem türkischen P feffrr (Paprika) in den ungarischen Ländern, ron Mohn in allen vo» Slaven blwohiiten Gegenden, von Snßhol; in Ungarn uud Mähren, von Sumach, Rhabarber u. s. w. Gemüse und Küchengewächse. Unter diesen sind viele Gegenstände des Aclerbancs, wie namentlich Zwiebeln uud Knodlanch, am meisten in Ungarn, Oalizien, Böhmen, Mähren und Siebenbürgen-, Meerrettig l»Krehn") in Böhmen und Mähren, Spargel in Mähren nnd Ungarn, Gurken in Ungarn, Dalmatien ! und dem Küstcnlande, Melonen in Ungarn und Dalmatien. Doch bilden vielc dieser sowie andere Knchengcwächsl,' oft den Gegenstand dec« Garte» ^ banes, welcher jedoch im Allgemeinen nicht sehr ' ausgebreitet uud außer in dcr Nähe größerer Ortschaften nur auf der Insel Schütt in Ungarn von Belang ist. Obst. Der Obstbau findet überall einen starken Betrieb nnd an gemeinem Obste er< übrigt eine bedentendr Menge zur Anofnhr. Aus> gezeichnet ill der Obslcultur sind die Kronländcr Nieder- und Obrrosttrreich, Böhmen, Mähren, Tirol, ferncr Uutersteiermart nnd das kärnt-nische Lavantthal. Nährend die gewöhnlichen > Obstsorten (Aepfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Nüsse), mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden, wo in dcr Regel nur Steinobst vorkommt, allgemein sind, ist der Ertrag an edlen Südfrüchten für den Bedarf nicht hinreichend. Mandelil und Feigen gedeihen in Dalmatien, in Sndtirol, dem Küsteulande nnd iin Süden der ungarischen Länder, Citronen nnd Pomeranzen 'in Südtirol, Oelbäume in Talmatien, auf den qnarnerifchen Inseln, im Küstenlande, sporadisch in Südtirol, iin kroatischen Küsttnlande und in Südungarn; in Dalmatien überdies Grauatäpfelbäume, Dattelpalmen, Lorbeerbäume u. s. w. selbst ohne Pflege. Die Cultur des Maulbcrrbaumrt! ist am ausgedehntesten in Südtirol, im Küstenlnnde, in Dalmatien, im südlichen Ungarn und Kroatien (Grenzgebiet); sonst findet man auch hier und da in den übrigen Kronländern Maulbeerbaum Pflanzungen. Die Nuß-bäume werden vorzüglich in, Süden der ungarischen Länder und in Mähren gepflegt, besonders-der Oelgcwinming halber. Eastanicn kommen namentlich in den westlichen Gegenden Ungarns (in ganzen Wäldern), daun auch in Sndsteier-tnart und Südtirol in Menge vor. Wein. Der Weinbau ist einer der wichtigsten Zweige der Landwirlhschast in der Monarchie 390 Tie Pflanzenwelt in Oesterreich llugarn. und behauptet nach j^:?'.n Frankreichs dm ersten Rang in Einopa. 6c ist am meisten in ^ Dalniatien und Ungarn verbreitet, wird aber in allen Bändern außer (N,'.lizien, Schlesien und Salzburg betrieben. Tie feurigsten und edelsten Weine sind die ungarischen (vgl. S. 188 ff.>. Eine Aufzahlung der bedeutendsten Weinsorten Oesterreich Ungarns mag hier Platz finde». Sie find in drei Klassen (I., II., III.) gereiht; 8 be zeichnet die Schaumweine. ! 1. Böhmen, ^.'rnosek, Melmk (roth) 8.,i Lobositz, Vntmerift 8,, Unterberkowitz. 2^ tarnten, Krain. Wippach. Oberfeld, Neustadcl, PreOka, Kunorca, Mottling, Gabrijc, Iama, Drasic, Novagor, Vinomir, Nesitita, > Semic (roth). St. Veit, Heiligmkrcnz, Gottschee, Ehitrak, Erscl. Wolfsberg. Z. Kiistenland. Lapodistria (roth), Parenzo sr^th), Pirano, ^.Itll^gia, Rovia,no, Canale, Pola, ^'l idussino, Alliona, Pisino, Autignana, ^ingllente, Tignano, 4. Mähren. Znaim,, Bisen;, ^'eodagq, Dorf Konil), PöUau, Blichlau, Haio ianch roth), Blattmtz, itostelet). Poleschowitz, Niloli^bursi, Pomanin, PrütNach, Archellian, Znäüiantel, Schobeß, Heiliqensteili. 5». Steicrmark. Weißu'.'ine: Pitercr (Marburg). Radiscll. Schnu»?bl'r^ Nitter^berci, Buchbcrg, Hrasti^, ^aßuch. iveistriy. Frauhciin. Radker^bürg. i!utteuberg. Gratz, 8., H'gan, Windischbiihl, Pettau, Or. Sonntag. Ätarburg, 8., Klappenberg, Podgorze, Oonoditz, Kolos;. Switi;. Nothweine: Sausaler. Gouobilz, Nitteröberg. l). Tallnatien. Zara, Trali, Sebenico, I. Almissa, I. Caprano, Trace, I. Bra^a (Opollo), I, 5,'csinll, I. Cur;ola. Tabioucello, Slano, Spalato, Ragnfa, Cattaro, Blatta, Orebic, Castelnuovc,. 7. Tirol, Vorarlberg. Kalleru, Campo Trentino, Welschmed. Trainiu, Brixen, Glauig, Veitach, Nalö, Eichho!^, Ole;;olo!nbardo, Siebeii' cichrn, Val Sllqana, ^agrein, V. d. Sarca, Entitlar, Botzon, Meran, Gries, Trient, Feldkirch, Dorndiril crg, Stinrru ! brunn, Netz, Mauer. Pfaffstäoteu, Krems, Stein H.'iligcnkreuz, Unterrchbach. Oberrchbach, AsPMt a. Z., En;ersoocf, Brüht, H^rnals, Dovnbach, Bogeuneust^dl, Pultau, Mauhartöbrunu. Kritzen-dorf. Dürnkrut, Marlersdorf, P^rchtalosdorf, Vockstieij. Nothnieine: II. Vöslau, Merkenstein. III. Hchrattenthal, Siebenhirten, Höbesliruun, Bai terndorf. 9. Ungarn. Weißweine: I. Tokayer, H.'g»,alll,a, Tarc;al, Talya, Mad, rißta, Kis° faludy. S;adany. II. Tokay (Stadt), Kercs^tur, Erdoliemie, Tolcsva. )iagy Saroöpatak, Ond, S;anto Olassi, Iljheli, Sara, Golap, Szegiloug, Zombor, Er-dö-Horuüti, Ratka, Kis Toronyia. I. Menes (Arad>, Rust (Orenburg). II, Somlau, Vcs prcm, Vadaesou« (Zala), NeZ^ine'ly (Oran), Ermollck lBihar, Bakatorwein), Ofen, Szcrednye , Neograd, Krasso. III. Pest (Steinbruch), 8., Hont, Preßburg, 8., Wcißenbllrg, Somagyc, Cisenburg. Raab. Fiired, Fünfkirchen, Mi'ssla i^olna), Oedenburg, ^tcusiedl, Satoralja, Peteny Debrecen. Rothw^ine: I. Men^ Magyarat, Erlcm. Visonta (veocs;), S;eg;ard (Tolna), Villany Vellye. II, Baranya, Ofen lAdlcröberg), Vajug-hely (Krassä). Ill, Preßbnrg, Somogye, Erdiidy, Paulitsch. Simonthnre lkoluda». Banat. Woin'odina. III. Wcrschitz (Vcrsccz), Karlowil? (^i^ueur!V.'in). 1l). Siebenbürgen. Il, M'diasch, HÄden-dorf,Karli>burg,Klau'e!lbnrg.C;elna,Noc<;alnallfll, Cso,nboid. III." Miriszlow, koronka, Kraklo, Broos, Biftritz. FiuMt, Barlac;, Keresd, Gua^ raf;ada, Boldugfaloa, Ätarosl'asarhely, Bohlen Z. Milluö, Boltacs. Csaras. Föröl, Mkefalv», Ballavarsas, Kirafawa, Kökolooar, H^derfaloa- N. Kroatien, Slavonien, Militär, grenze. Weiftweine: Bukouec lÄgram), Eaujevo, Vutouiea, ^looiooori, Gregnrooec, Moslavina, ^agodiste, Soedithu, Iaska, !l'ovreciua, Varas-din, Pescenica, Okic, ^usnic^a, MoZlauika, Soorentarica, Visoto, Millo^, Slatina Veriicz, Turnasitz, Vi^entina, C.'ruel, Karlstadt, ^ndbrog, Pr.'jorje, Kreutz, Siv, Nothweine: Darohlal'ac, Kalnik, Kermeljev, Neka. Moslavina. Santorac, Sestina,Dugivcrher, Hrebinac, Velikil'ol, Almas, Vuta, Simnuever, Esftg. Vut'ovar, Dolja, Plesiuiea. Weißkirchen, Klokaifewik, Wranowce. IX. Die Thierwrlt in Ocstcrlcich-Ungarn. (Allgememcs. Die Faitlla Oesterreich Unganw. Hliu^ mid Nutzthiere.) Allgemeines. ^) Die Thiere vertragen im Allgemeinen größere Ortsveräudcruugell als die Pflanzen; indessen ist anch ihr Leben von verschiedenen Agentien abhängig, Nlltncntlich von Wärme, Licht, Luft, Feuchtigkeit und den Nahrungsmitteln; und wie diese Bedingungen in den verschiedenen Theilen der Erdoberfläche verschieden sind, so muß anch das Thicrlcben darnach verschieden erscheinen. Fassen wir zunächst die Abhängigkeit dcr Thierwelt voin Klima in's Auge, so finden wir, daß die Formen der Thiere in Landern mit höherer ^ahreswärme mannigfaltiger sind, und daß die Zahl dcr Individuen zwischen Acquawr nnd Pol sich mit den Iahrcs^sothcrmen mehr ändert, als mit der geographischen, Breite. Viele Thiere entfliehen einer ihnen unangenehmen Temperatur, indeut sie sich nach wärliieren Gegenden zurückziehen, wie die Zugvögel, oder sich verkriechen, wie dir Wintcrschläfer. Das Licht ist wohl nicht so wichtig für die Thiere, wie die Wärme, indem es selbst Thiere gibt, welche desselben ganz entbehren tonnen, wie namentlich die Eingeweidewürmer und die Höhlenbewohner (z. A. der ^rotsu« an^niiiLn«), welchen die Gehwerkzeuge verkümmern und die Farben vergehen. Besonders cmf die Farbe ist das Licht von Einfluß.' je intensiver dasselbe isc, desto lebhafter wird die Färbung der Haut, der Haare, der Federn; das beweisen Nucken^ nnd Bauchseite der Thiere, Tag- und Nacht-thicrc, Bewohuer dcr Tropen, der gemäßigten Zonen und der Polargcgcnden. Die Luft ist eines dcr wichtigsten Lebensbedürfnisse der Thiere; nur die aus den niederen Ordnungen tonnen sie längere Zcit entbehren. Dcr dcr Luft beigemengte Wasserdampf wird, in zu großer Menge, Veranlassung zu vielen Krankheiten; indessen bedürfen die verschiedenen Thiere eines sehr verschiedenen Maßes von Fenchtigkcit, am meisten unter den Hausthieren das SchM'in, weniger dcr Büffel, das Rindvieh, Pferd, Schaf, die Ziege. Natürlich ist unter allen Lebcnsbcdingnngcn die Nahrung cinc der wichtigsten, und zwar namentlich die vegetabilische, da ja auch die Fleischfresser in ihrer EMcnz doch wieder l>on dcn Pflanzenfressern abhängig sind. Die iunige Abhängigkeit der Thiere von den Pflanzen zeigt sich ganz besonders in dcr Inscetcnwelt. Aber nicht blos; als Nahrungsmittel sind die Pflanzn von Bedeutung für die Thiere, sondern auch insofern, als sie onrch ihr gemeinsames Auftreten den Thieren Aufenthalts' und Zufluchtsstätten bitten. Denn zahlreiche Thiergeschlechtcr leben in Busch uud W.üd; viele zicheu oa'.< innere des Waldes, anderc den Saum desselben vor; alle Singvögel lieben besonders das Gebüsch. Daraus folgt, daß mit dcr Vertilgung der Wälder oder dcr Gebüsch? sich auch die Thicrwclt dcr Gegenden ändert. Ebcnso abcr finden sich nach Urbarmachung des Bodens und Anpflanzung von Culrurgcwächsen andere Thiere ein, die wi^erum ihre Verfolger herbeiziehen. ') Ä,si. u. Kloben. Z92 Die Thitnmlt in Orstvl^nchlliignru. Dasselbe gilt von dcr Anlage von Wasserflächen, wie von dcr Ableitung dcr Seen und Teiche dcr Anstrockmmg dcr Siiiupfc. Dies deutet auf dcn großen Einsiuß,, wclchcu dcr Mensch auch auf die Verbreitung dcr Thiere ausübt, indem cr die ihm nützlichen Arten massenhaft vcrnichrt (Hausthicrc^ audcrc hingegen verdrängt, vermindert und ausrottet. Weniger direct von dcr Vegetation abhängig sind die fleisch-fressenden Thiere, also die Raubthicrc, die Aasfresser, die Parasiten. — Nach dem ^ebcuselcmentc theilt man die Thiere in ^and-, Wasser- und Schmarotzcrthicre-' (Parasiten). Die verschicdeinn 'Arten dcr Thicrwclt kommen gemäß den eben besprochenen ihr Leben bedingenden Umständen zum bei Weitem größten Theil in mehr oder minder-beschränkten Beerten vor, deren Grenzen sie fehr selten, und auch dann nnr durch» äußcrc Veranlassung gedrängt überschreiten. Dic Große solcher Pcrbrcitnngsbezirke ist sehr verschieden. So beschränken sich die Alpcnthicrc auf engere Bezirke, als die Thiere des Flachlandes, die meisten ^o'gcl uud Wasscrthicrc haben ün Allgemeinen ausgedehnte Bcrbrcitungobczirke. Die Gesetze, nach welchen die verschiedenen Thirrtlassen,, die Familien und deren Unterarten gegenwärtig anf der Erde vertheilt sind, erforscht dic Thier-Geographie. Thiergrupften, dcreu Vcrbreitungskrcisc so ziemlich zusammeu-fallen, bilden zoologische Reiche, welche nach klimatischen, geographischen uut> localcu I'crlMnisscn wieder in besondere Faunen getrennt werden könne:?. Während-das gcsammtc Obcrflächcngcbiet der Erde nach Schmarda in 31 zoologische Neiche-eingetheilt wird, lann man dagegen eine Fauna Europas, Oesterreich-Ungarns, aber-auch eine Gcbirgs-, Wald-, Sumpf-, Mccres-Fauna unterscheiden. Tic Fauua Oesterreich-Ungarns.') In Bezug auf seine Thicrwelt gehört unser Vaterland dem mitteleuropäischen Reiche Schmarda's an, welches vom atlantischen Ocean, den Pyrenäen, Ccvcnncn, Alpen,» dem Balkan, Kaukasus uul> Ural begrenzt wird und zwischen die Isothermen von 12" uud 0" N. fällt. Da die-österreichisch-ungarische Monarchie die Mitte dieses Reiches einnimmt, wo die Grenzen von Ost-/ Süd, Mittel- und Nordcuropa zusammentreffen, zugleich aber anch die-größten Unterschiede dcr Bodengcstaltung uud Bodcnbeschaffenhcit ausweist, ferner mit ihrem südlichsten Gebiete sich bereits in das Reich der Mittclmccr-Fauna erstreckt, so gehört ihre Fauna zu den reichsten in ganz Enropa. Man zählt hier 90 Arten der Sängethicrc, 248 Arten der Vögel, ie gcogl'aphische Vcrlnvltmin der Thiere." Die Fmma Oesterrnch^wlMiis. 333 Unter diesen ragt dcr braunc Bar hcrvor, welcher in den westlichen Kronländcrn entweder ganz ausgerottet ist oder nur mehr sporadisch auftritt. Im Niesen gebirgc wnrdc dcr lctztc Bär 1726 geschossen, im Böhmcrwaldc anno I860; in den südlichen Alpenländcrn (Tirol, Kram) erscheint er noch hic und da; häufiger in Kroatien und in Dalmaticn, wohin er aus dcm angrenzenden türkischen Gebiete gelang, ^n den Karpathen dagegen ist er noch zic:nlich zahlreich; man findet ihn in dcn ungarischen und galizifchen Wawkarpathcn, wie in dcr Bntowina nnd in Siebenbürgen; in letzterem ^ando wurden noch 1858 123 Baren erlegt. Außer dem Dachs und einigen Marderarten ist als gefährliches Naubthier der Wolf zu nennen, welcher im i>cordwcstcn zwar fast ganz ausgerottet ist, im Südwcsten gleich dcm Bären nur-vereinzelt auftritt, dagegen im Osicu iIrain, Kroatien, Dalmatien, Ungarn, Galizicn nnd Bukowina) noch immer häufig genug ist; in Siebenbürgen wurden I^'8 noch 8!»4 Wölfe erlegt lind selbst heutzutage werden jährlich noch etwa I geschossen. Dcr Schakal ist den dalmatinischen Inseln eigenthümlich. Der Fuchs dagegen ist noch über die gauzc Monarchie verbreitet und namentlich im Osten schr zahlreich. Lnchs und Wildkatze sind bereit? fast spurlos vcrschwuudcn; nur noch in Gallien uud Siebenbürgen sind sie häufiger; einzelne Exemplare tauchen von Zeit zu Zcit auch in entlegenen Gcbirgsforstcn anderwärts anf. Die Fischotter findet sich an allen fischreichen bewässern und ist namentlich in Ungarn schr gewöhnlich. Unter dcn zahlreichen lagern ist da<< gemeine Eichhörnchen ^rostbraun und schwarz) weitverbreitet lind häufig. Das Alvcn-Murmclthicr lebt oberhalb dcr Baumgrenze in dcn Alpcn und der Tatra. Von dcn Schläfern ist der Bill ich (Siebenschläfer) in Kra>,n häufig, dem wegen des Fettes und des Felles viel nachgestellt wird. Mäuse uud Ratten sind allgemein; auch dcr Hamster ist im Westen noch ziemlich zahlreich. Die bei dcn Pußtcnhirtcn ihrcs Fleisches wegen beliebte ungcohrtc Bcrgratte ist in sandigen Gegenden heimisch. Dcr Äibcr hingcgcn soll zwar noch vereinzelt an der Donau, dcr Elbc und iu Siebenbürgen wild vorkommen, seine großen Eolonicn an der Donau und an dcn Teichen des Budwciser Kreises sind aber verschwunden; er wird gegenwärtig künstlich gehegt, wie z. B. bei Wittingcm. Dcr noch immer sehr zahlreiche gemeine Hase ist in dcn mcistcn Kronländcrn das beliebteste Iagdthicr; scin Vcttcr, der im Winter weiße Alpcnhasc, findet sich nur in dcr Mittclgcbirgsrcgion der Alpen. Das Wildschwein dürfte nunmehr fast in dcr ganzen Monarchie außer im Osten auf Thiergärten bcsrbräutt scin. Auch dcr Edelhirsch wird in viclcn Krön-ländcru, wie das Nch mcistcnthcils in Thiergärten gehcgt; doch leben diese cdlcn Iagdthierc in dcn Gcbirgswäldcvn dcr Alpcn, Sudctcn und Karpathen auch noch frei, in manchen Gegenden fclbst noch zahlreich; so gestattet das salzburgischc Älühn-thal wegen seines Standes von Hochwild noch immer cinc ergiebige Jagd, und in Sicbcnbürgcn halten sich in dcn Porwäldcm des Gebirges Hirsche und :/^he schr zahlreich auf. Pon dcn wilden Zicgcnartcn ist dcr Stcinbock ausgcstorbcn; ihn im Alprnhochgcbirgc wieder anzusiedeln sollen Versuche gemacht werden; die Gemse dagegen ist in allen Alpcnländcrn noch immcr cin zahlreiches Iagdthicr, wenn sie auch iu bedeutender Abnahme begriffen; in der Tatra stcht, wenn sie nicht geschont wird, ihr Verschwinden in kurzer Zcit bevor, iu Siebenbürgen ist sie noch häusig. Unter dcn Vögeln sind bci uns dic Vuft- und Vandvögel viel zahlreicher als die Wassrrvögcl. An Raubvögeln bcsiyt die Monarchie Geier-, Adler- uud Falkcu-artcu ^ämmrrgcicr, Steinadler, Flliß- und Seeadler :c.), fowic mchrcre Eulcnarten. An Singvögeln findcn sich Nabc, Saat"- und Ncbclkrähc, Elstcr, Hähcr, Staar, Drossel, Pirol, ^cachtigall, Grasmücken, Bachstelzen, Meisen, Archen, Anuucr, Finken und Schwalben :c. Dic Klcttcrvögcl sind durch Spccht und Kukuk vcrtrctcn, die Tauben durä) Holz- und Wildtaube. Die Hühner siud zumeist Gegeiistaud dcr Zucht; nnld kommen vor das Auerhlihn in dcr mttcru und Mittclrcgion (dcs Hoch-Ucbirgc^), daselbst auch Haselhuhn, Stein-, Birt- nnd Schneehuhn; im cbcncn und 394 3" Thi'rivclt ii! Oesterreich Ui'.gartt. Hügelland Rebhuhn und Wachtel. Von Sumpf- lind Watvögcln sind bemerkend werth, 'dic Trappe in den ungarischen Ebenen, Kranich, Reiher, Rohrdommel, Storch, Schnepfe und Wasserhnhn in sumpfigen Gegenden, ebenfalls besonders zahlreich in Ungarn. Unter den Schwimmvögeln seien namentlich die Möwcnartcn (an Seen), Wildgänsc und Wildenten hervorgehoben. Auch der eigentlich Osteuropa angehörende Pelikan erscheint mitunter in den mittleren Donaugegcndcn. In Betreff der Reptilien und Amphibien sei hier nur der den Alpen ctgcnthilMichcn, giftigen Rcdifchcn Piper (Vipera N8z>i8), der Äergcidechsc, des Bergmolchs, der giftigen Kreuzotter, der Schildkröten in: Plattensee und des Olms oder Grottcumolchs der kraiuischcu Karsthöhlen (I'r«tml3 llu^uiii^u^) Erwahnuug gethan. An Fischen sind die Landgewässer der Monarchie ungcmcin reich. Sie leben theils in Flüssen und Sceu frei, theils werden sie in Teichen ge;üchtet. Der Aufschwung der Schifffahrt hat zwar die Menge der Fische in vielen Flüssen in bedenklicher Weife verringert, in anderen dagegen, wie z. V. in der Theiß, hat aber der Verkehr ihre Zahl noch nicht auffällig vermindert. Namentlich dieser Fluß ist wegen seines Fischrcichthnms berühmt; mit Vorliebe zieht in ihm zur Laichzeit der Stör und Lachs aufwärts; außerdem sind Barben, Karauschen, Rnthen und Weißfische besonders zahlreich. Die gleichen Arten nebst dem Hnchcn und trefflichen Karpfen beherbergt die Donau. In den Seen, Bächen und Flüfscu der Alpen find Grundcln und Forellen ungcmein zahlreich, ferner Hecht, Lachs oder Salm, Barsch, Aeschc u. a. häufig. Die Forelle erscheint auch als Bewohnerin der karpathischcn Mceraugcn. Unter den Alpenseen hat der Bodcnsee feine eigenen Fische, wie die Illanken und Muränen, der Gardasce Eaprioucn, Lachsforellen uud Sardenen in ungeheuerer Menge. Die kleinen Hans.ig-Scen beherbergen den Schill. Unter den schmackhaften Fischen des Plattensees ragen der Fogas (Zahnfisch) und der Schwertling oder Garda hervor. Auch die unterirdischen Hühlengewässer des Karstes haben ihre eigenen Fischgattungcn. Eine wenn auch nnr oberflächliche Aufzählung der im Gebiete unseres Vaterlandes vorkommenden Insceten, Spinnen- und Kmstcnthicre, Würmer und Schlei inthicr, würde zn weit führen. Bezüglich der Fauna der Alpen, des Karstes, der Karpathcne der Höhlen uud der Donantieflänocr verweisen nur auf die betreffenden Abschnitte (G. 64 f., 120, 17s!, 1W und 2Ili f.V Auch der färben- uud formcnrcichm Meeresfauna soll ocr Vollständigkeit wegen in Kürze gedacht werden. So alt der Verkehr des Menschen nut der See ist, so jung ist, wie schon anderwärts bemerkt, im Gegensatze hiezu die Erforschung der gchcimnißvollen Mc,'rcsticfcn in Bezug auf Pflanzen- und Thierlebcn. Erst seitdem die So.udirnngs-Arbeiten des Meeresgrundes zur Anlage von Kabcltelcgraphen begannen, wandte man sich auch dem Leben des Meeres mit erhöhter Aufmerksamkeit zn und die bald zur Modcsachc gewordenen Aqnarien, deren nnn auch Wien seit neuester Zeit (1873) eines im großen Maßstabe besitzt, wurden in dieser Hinsicht von hervorragendster Bedentung. Freilich ist di.' Aoria, welche uns hier in erster Linie intcn'ssirt, auch in Bezug auf die Fauna trotz verdienstlicher Beobachtungen der Professoren L. K. Schmaroa, Dr. Oskar Schmidt u. a. uoch wenig erforscht; die bereits genannte „Commission für die Adria" hat erst jüngst Speeialstndicn in naturlMorischer Richtung anzustellen beschlossen, zn welchem Zwecke eine maritime zoologische Stattn in Trieft errichtet wird. Umfang nnd Aiilagc dieses W'l'kcs gestatten es nicht, die so wunderbare und reiche Thierwclt des Meeres, welche Schlcidcn so an-Mhe.w geschildert, eingehender zn betrachten, die cine stufenweise sich entwickelnde Ncihe von dem Äodenschlamm des Ticfmcercs, dem Beginne organifch'n Lebens, bis zu d.'n höchsten Säugethicrforn'^u im und am Meere bildet. In Betreff der Adria ist zn bemerken, daß die Abnahme des höheren thierischen Lebens mit der Tiefe rascher abnimmt, als anderwärts. Doch finden fich anch hier verschiedene Arten von Hulls liud Nlttithi've. 'j!)5 Zoophyten oder Pflanzenthiercn, als Schwämme (Spongicn), Nessclthicrc (Coclcnteratcn), Rührcnqu allen (Siphonophorcn), Polypen, Seefedcrn, Secancmoncn, die Edelkoralle u. a., von Echinodermen, Würinern, Gliederfüßlern oder Arthropoden (darunter Krebse), lion Mollusken (Muscheln und Schnecken), cndlich Fische, Seevögcl und Säugcthiere. Nur über einige dieser Seethiere, wobei zunächst ihre Nntzbarkeit ill's Auge gefaßt wird, mögen hier wenige Bemerkungen Platz finden. Unter den Zoophytcu sind die Schwämme von besonderer Wichtigkeit. Sie werden an der dalmatinischen Küste in großer Menge gefischt; durch Treten lind Spülen cutferut man die sie erfüllende ekelhafte weiße Flüssigkeit, den Schleim, der sie umgibt, daun werden sie an der Sonne gebleicht und als die bekannten Badeschwämme in den Handel gebracht. An derselben Küste gewinnt man auch die zu Schmuckgcgcnständcn verwendete Edelkoralle, in deren Heraufholen die Italicner eine große Geschicklichkcit cutwickeln. Schwamm- und Korallen-Fischerei sind iu einigen Gegenden Hanpterwcrbsqucllen. Die Zahl der erbeuteten Krabben und Krebse ist sehr bedeutend. Unter den Mollnsken ragt als Handelsartikel die Auster hervor. Die an den Adriatüstcn gewonnene Spielart heißt „adriatische Auster" (O^trea aäi'ilUicn); besonders gerühmt sind die Triester Pfahlaustern, welche die halb natürlichen, halb künstlichen Austcruparks von Trieft liefern. Sehr groß ist der Ncichthnm des Kistcnmceres an Fischen, deren Fan^ namentlich in Dalmatien einen wichtigen Erwcrbszwcig bildet, da er die ärmeren Mecresbcwohner znm größten Theile beschäftigt und ihnen anch die vorzüglichste Nahrung gewährt. Au Dalmatiens Gestaden zählt mau 22 genießbare Gattungen. Am wichtigsten ist der Thunfisch (an den istrischcn Küsten, in der Mhc der Inseln Osfero und Veglia, noch zahlreicher an den dalmatinischen Küsten und bei den Inselu Vissa und ^sina), dann die kleiner»,' Makrele, ferner die Sardelle (an den dalmatinischen Festlands- und Inselgestaden). Außerdem sind der Seebarsch oder Branzino, die Alse und der Romvo als treffliche Fische zu nennen. Wegen ihrer eigenthümlichen Gestalt sind die zierlichen Seepferdchen (Syngnachen) beliebt. Auch Haie treten häufig gcnng auf; am zahlreichsten ist der kleine Domhai (I bis 2^ F. lang), der von den ärmeren Leuten genossen wird. Unter den Scefäugethicrei! sind die kleineren, als der gemeine Seehund und der gemeine Delphin, noch immer nicht gar selten; von den größeren Pottfisch ^ gelangn hie und da mizelne Ezvmplare bis in dc.; Norden der Adria. Haus- und Nutzthiere. Mit der Verbreitung der Hausthierc hat es ein nhuliches Bewandtnis; wie mit der der Cnlrurpflanzen. Der Mensch hat diese Thiere durch gehörige Pflege in weitiutsgedehnten Gebieten accnmatisirt, wobci sich nicht häufig ein,' nicht unwesentliche Veränderung der Thiere gezeigt hat; viele derselben finden sich gegenwärtig in wildem Znstandc gar nicht mehr uor. Fast alle europäischen Hausthierc wcrdm anch in der ganzen Monarchie gehalten. Der Hund und die Hauskatze sind in zahlreichen Na«n verbreitet; desgleichen das wahrscheinlich aus Hochasien stammende Pferd. Der ans den wcstasiatifchen Hochländern stammende Esel, sowie dessen Kreuzungen mit dem Pferde, Maulthicr und Maulcfel, tonnucn namentlich in den südlichen Bändern vor. Das Hans-Nind wird im ganzen Kancrstaatc gezüchtet. Der Büffel kam aus Südasien nach Ungarn und wnrde von dort im 6. Jahrhundert durch die Avaren weiter verbreitet. Die Ziege stammt wahrschciulich aus dem Kaukasus, das Schaf von den Vorhöhen der asiatischen -Bergländcr. Das Hausschwein stammt vom wilden Schweine. Unter den Vögeln, welche im Gebiete "der Monarchie als Hausthierc gehalten werden, kommen die Haushühner wahrscheinlich von dem suudaifchen uud ostindischen Hnhnc; die Fasanen stammen theils aus Vordcriudicn, theils ans l>hma. Der aus Indien stammcude Pfau ist im 5. Jahrhundert v. Chr. nach Samos in den Tcmpclhof 396 Die Thierwelt in Oesterreich Ungarn. der Juno gckomnien, nach Alexander's Zeit verbreitete er sich von Griechenland durch das übrige Europa. Das Perlhnhn wnrdc alls Afrita, der Truth ahn aus Nordamerika nach Europa verpflanzt. Gans und Ente sind nordische Bogel; sie kamen als Zllguögcl in das südliche Europa, wo sie gezähmt worden sind; in Folge der Zähmung sind sie nicht mehr znm Wandern tauglich. Die Haustaube stammt von der am Mittclmccrc nistenden ^nlnmdn, livin ab. Die folgenden Zeilen enthalten noch einige nähere Angaben über die Haus-und Nutzthicrc in Oesterreich-Ungarn.^ Das Pferd. Die Pferdezucht ist über alle Kronländer verbreitet und besonders in Bühmeu, Mähren, Oesterreich, Steicrmark, Ungarn, Siebenbürgen, Galizicn und der Bukowina zu Hause; weniger nliögedehitt ist sie in itärnten, Main, im ötüstenlaudr, in Dalmalicn und Tirol, besonders bedeutend aber auf den ausgedehnten Pußten Ungarns, wo große Pferdeherden in wildein Zustande unter Aufsicht der Csiküö weiden (vgl. S. 232). Es sind jetzt nahe au 50 klimatische und Znchtvarietäten von Pferden in der Monarchie bekannt, worunter cS manche vortreffliche arabischer nnd bcrbischcr Abknuft gibt. Am schönsten ist daö siebenbürgische Pferd; am größten und stärksten d^r Pinzgancr Schlag Salzburgs, dann die Marburger und Enno-thaler Pferde Striermarts. AUch die Pferde Kärnlcns, Oberösterreichs nnd Nordtirols sind von vorherrschend großem Schlage, wahrend jene der übrigen Bänder mittleren und kleineren Baues siud. Geschätzt werden auch die mährischen Pferde der Hanna. Die Pferde Ungarns, Sla voniens nud Galizieus sind zwar nicht schön, aber abgehärlet und ausdauernd. Der geringste Schlag sind die kleinen Huculenpfcrde in der Bukowina. Esel, Maulesel und Maulthirre kommen in namhafter Menge nur in den warmen, südlichen Bändern, besonders in Dalmaticn, im Küstenlaude nnd in Welsch Tirol vor. Das Riud. Rindvieh wird in Oesterreich Ungarn im Ganzen genommen noch nicht in entsprechender Mcuge gewonnen nnd nur in einzelnen Gegenden kann die Zucht dieser Thier-gattuug eine ausgezeichnete genannt werden. Dies gilt lion den eigentlichen Alpenläudcrn, namentlich von Tirol nud Salzburg, wo die Alpenwirthschaft (vgl. S. 6ft) die Rindviehs zucht begünstigt. Auch Ober und Nirdcröstcr-reich, Stciermark, tarnten und strain nehmen Theil an der Nlpenwirthschaft, die in ähnlicher Weise in Mähren, Schlesien, Ungarn, Sieben bürgen, Gallien und der Bukowina auf den Karpathen belrieben wird (vgl. S. 135,). In Odet^ nnd Niederösttrreich, Böhmen, Mähren und Schlesien ist der gewöhnliche Landschlag Überwiegend, in Oberösterrcich aber und im Mährischen „Dchläudchen" (um Neutitschein) von besserer Qualität; in diesen Kroulttndern gibt sich unverkennbar riu Fortschritt in der Rindviehzucht kund, der hauptsäciilich der Äreuznua. mit Tiroler, salzburgischen und steirischen Racen zu verdanken ist. Von größerem Schlage ist das Rindvieh in Galizicn und der Bukowina, die Zucht aber vernachlässigt. In Ungarn, Kroatien nnd Slavonien besteht uoch größten-theils die sogenannte wilde Zncht, indem die Herden das ganze Jahr hindurch im Freien bleiben (vgl. S. 281). In den Theißgegcndcn findet sich eine schöne Race vor; sonst gehört das Rindvieh der kleinern an. UebrigenS hebt sich die Ninduiehzucht in Ungarn immer mehr, nnd wird auf größereu Comftlexcn mich mit bei weitem mehr Sorgfalt betrieben als ehedem. Im Provinzial Gebiet Ärocuicn« ist der Schlag unansehnlicher, noch mehr aber in d^n westlichen Theile des Grenzgebietes. Schlecht st^ht e« um die Rindvich^ncht in Dalmatien nnd wenig' besser im ^lüsteulande. In Siebenbürgen, wo sie fast auf gleiche. Weise wie in Ungarn betrieben wird, gehört das Rindvieh zu dem kleinen, jedoch bessern, Schlage; hirr wie in Eüdost-nugarn wird auch der starke Büffel gezogen. DaS in Welsch Tirol vorhandene Rindvieh stammt fast ausschließlich aus Nordtirol, Steicr-mark, Kärnteu nnd aus der Schweiz. Das Schaf. Die Schafzucht ist allgcmem verbreitet und ist cim' der glänzendsten Lichtseiten der tandwirthschaftlichen Thätigkeit in der Mon< archie. Auf die Schafzucht wird überall ein gewisser Grad von Sorgfalt verwandet; die beste Pflege aber findet sie in Mähren und Schlesien, dann in Böhmen, Nieder- und Ober- österreich und in Ungarn, wo die einheimische ! Thicrglltlnng durch den Bezug spanischer Merinos uud durch die Zncht feinwolliger Schafe über- ! Haupt sehr veredelt wurde. Äl« Schlachtvieh wird das Schaf nur in Unterkrain, im kilsttn- laude, iu Dalmalien uud im ?roatis<5 !livonischen Grenzgebiete gezogen. Den höM ü Staudpuntt hat die Schafzucht in Mähreu und Schlesien erreicht; freilich hat hicrmmr dir Niudvichzucht gelitten, sowie in Ungarn und Böhmen. Inter- ! essant ist es, daß eine bcdentcnde Zahl von ! Schafherden außerhalb der Monarchie ülirr- > wintern. Wie kroatische Schafe im Winter nach Aram, so werden Tiroler Schafe in dieser Jahreszeit nach der Vombardci getrieben. Dal» ! matinische uud ungarische Schafherden übrrwin- ^ tern mit ihren Hirten im bosnischen Hochgebirge. Am verbrei<.Wl) Ztilck), wo sie dem jungen Baum wnchse gros;en Schaden bringt; ihr.' Zucht wird aber in allen Gcbirgständern, namentlich in den Alpen und Karpathen, nnd zwar besonders von den ärmeren Bewohnern betrieben und fehlt in keinem .ttronlande. Das Schwein. Die Schweinezucht wird am stärksten in jenen Kronländern betrieben, di? viele Buchen- und C'ichenwaldungen, Garten-abfalle nnd viele Branntweinbrennereien besitzen. Am vcrbreitetsten ist sie in Ungarn, wo namentlich die Eicheilforste des Bütonywaldes große Herden beherbergen ncn zu einem großen Ganzen, am Klarsten im gcmcinsaum! Heerwesen Oesterreichs repräscntirt. „Während der ungarische Hußar," sagt u. Czoermg, „den unübertrefflichen Typus der leichten Reiterei darstellt, und die im Grcnzdicnst erprobten Kroaten und Serben für den Vorpostcndienst uud den kleinen Krieg geschaffen sind, bilden die übrigen Slaven nnd die Deutschen die unerschütterlichen Heersäulen, welche ruhig und ausdauernd in entscheidender Schlacht dcn Ansschlag geben und durch Unfälle nie erschüttert werden. Die Böhmen insbesondere sind in der schweren Kavallerie, in der Artillerie uud in den übrigen Sftccialcorps zahlreich vertreten; die Italiener treten durch ihre schnelle Abrichtungsfähigkeit uud Gewandtheit hervor. Tirol liefert die vortrefflichstem Schützen, die Kroaten und Dalmatiner sind die klihnstcu uud gewandtesten Matrosen." Welche Verschiedenheiten und Gegensätze in Bezug auf Gcmüthsanlagc, Temperament, Neigungen, Lebensweise und Beschäftigung feigen die verschiedenen Völker der Mouarchic? Der Deutsche vereint als Träger der Cultur mit Fleiß, Ausdauer und Ordnung die geringste Widerstandsfähigkeit gegen. ") 'M. K. Fbr. v, C;ocvnig „Ethnographic der österreichischen Monarchy." 400 ^ ^usch. fremde Nationalität und magyarisirt sich namentlich personlich leicht, während er den Magyaren die deutsche Bildung und Gesittung dringt; der Italiener gibt sich mit lebcndigem Geist dem Erwerb fleißig hin, während er zugleich von allen vielleicht die größte Änfopfcrung für wohlthätige Zwecke mid daS hartnäckigste Festhalten an der cmmnunalcn Entwickelung seiner Heimat zeigt; der Magyar, hochherzig und bieder, gastfrei uud tapfer, liebt die ruhige, langsame Arbeit nicht und entnationa-lisirt die Fremden, während er das Fremde eben deßhalb leicht als eigenes Erzcuguiß betrachtet; die Stauen, still, aber stark, rnhig und fest, bringen in allen Dingen die größten Leistungen, vermischen sich leicht mit Dcmschcn und Italienern, schwer mit Magyaren, und bieten wieder innerhalb ihrer verschiedenen Volksstämme höchst interessante Unterschiede; endlich stehen die anderen untergeordneten Boltsstümmc in ihrer Eigenthümlichkeit da, die Walachcn, die Juden, die Zigenncr, Armenier und Griechen. ^) Dic Uebersicht der die Monarchie bewohnenden Pulkerstämmc in Hinsicht ihrer räumlichen Verbreitung leitet eine kurze Darstellung der historischen Entwickelung ihrer hcntigcn Verthcilnng an: besten ein, wie sie der folgende Abschnitt iiiach ,v. Ezo^rnig's großem Werke) enthält. Gin Blick auf dic Vcvölkcrnngsgcschichtc dcr Monarchic. So weit die iinnde der Geschichte reicht, waren die Ander, welche gegenwärtig die österreichisch-unM-ische Monarchie bilden, stets r>on verschiedenen Völterstämmcn bewohnt. Der Suden war im 15. Jahrhundert v. Ehr. — soweit können wir zurnckschließcn — von illyrischen Stämmen beseht; dnrch die Auswanderung keltischer Stämme ans Gallien um das ^ahr MX» v. Ehr. wurdeu diese in den Alpmländern nnd an der oberen und mittleren Donan die vorherrschende Bevölkerung, ja der mächtige Stamm der keltischen Bojcr drang anch nbcr die Donan und ließ sich zwischen dem Erz-, Nicsengcbirgc und dem Böhmcrwalde nieder, welches-Gebiet noch heute den Namen Bojcr-Hcimat (Vojohemnm, Böhcim, Böhmen) führt. Andere keltische Stämme, die ebenfalls in die Alpm kamen nnd wahrscheinlich mit einer bereits vorgefundenen stammverwandten illyrischcu Bevölkerung der Alpcnländer sich verschmolzen, waren: die Taurisker (später Norikcr genannt) in den norischcn Alpen, die Halanncn und die Ambisonticr an der Salza, die Ambidraver an der obern Dravc, die Karncr in den karnischen und jütischen Alpen, die Monocatcni und Eatali auf den: Karste, dic Sudoerini und Sccusses in Istrkn, die Azaler, Kytner, Arram'sker, Hcrtuniatcr, Bathanatcr und Skordi^kcr in Pannonien. Zur Zcit der Nömcrhcrrschaft in den Alpen- und Snd-Donanländcrn wohnten in den Nord-Donaiüändcrn der jchigcn Monarchie: Markomannen und Quaden (im heutigen Böhmen, Mähren nno Ungarn bis zur Gran), die sarmatischen Iazyger (zwischen Donan nnd Theiß), dann Dakcr und Gctcn im hemigcn Siebenbürgen, in der Walachei und Moldau. Als später die römische Herrschaft anch nbcr Dakicn ausgedehnt wurde, erfolgte die Nomanismmg der dakischcu Pro.ün^cn so vollkommen, daß ungeachtet der späteren gothischen, bulgarischen, tumanischen nnd magyarischen Oberherrschaft das römisch-datischc Element bis heute das vorwiegende in der Sprache dcr Romanen (Rumänen, Walachcn) blieb. Die Völkerwanderung brachte n-ue Volksclcmcnte in das heutige Gebiet unseres Vaterlandes. Nach dem Falle des großen Hunnenrciches wurden deutsche Stämme in demselben herrschmd.- die Gcpidcn in Dakicn, die Ostgothcn in Pannonicn, Alemannen, He ruler, Scyrrcn, später auch Bajoaricr ^Bayern) in Noricum und Nhätien, zwischen Donau, Thaya nnd March fetzten sich die Nngier fest, welche beim Abziehen der Ostgothen anch liber die Donau vorrückten. Der vorübergehende Em Blick llüf dic Bcvolkerungögrschlchtc dcr Monarchie. 401 Aufenthalt der Langobarden in Pannonien, die sich bald nach Italien wandten, ist für die ethnographische Gestaltung der Monarchie insoferne von Wichtigkeit, als auf diese letzte südwärts gerichtete deutsche Wanderung die slavische Völkcrströ« mung folgte. Die Rechen hatten als die Vordersten das von den Longobardcn geräumte Böhmen (nm 500 n. Chr.) befetzt; oie östlich wohnenden Rechen (an der March) unterschied man später (seit 822) als Mährer (Maravani oder Mara-hani). Auch an der Donau aufwärts scheinen vor oder mit den Avarcn dic slavischen Slovencn oder Wenden angelangt und bei dem Abzüge der Longobardm aus Pannonicn bis an die Quellen der Dräu und nach Istricn vorgeschoben worden zu sein. Aus Groß-Kroatien und Groß-Scrbicn wanderten die Kroaten (Chrobati) und Serben (d. i. Verbundene) in's byzantinische Dalmatien und nach Pannonien (um 640). Nachdem Karl der Große die Macht der Auaren gebrochen und die Ostgrcnzc seines Reiches bis an die Theiß ausgedehnt hatte, langten zahlreiche bayrische, fränkische und selbst sächsische Colonisten unter den karantanischcn Wenden, sowie unter den pannonischen Auaren, Mährcrn und anderen Slaven an und verbreiteten Cultur und Christenthum. Durch diese neuen deutschen und slavischen Volksstämmc waren die alten keltisch-römischen Sprachelementc in jenen Bändern allmählich verkümmert; doch hat sich im Aberglauben der Alpcubcwohncr sowie in den Namen der Gebirge, Bäche und OcrtliäMtcn manche Spur keltisch-romanischen Wesens bis heute erhalten. Die Gcrmanisirung Pannonicns wurde durch die Gründung des großmährischen Reiches gehindert; gegen die gefahrdrohende, stets wachsende Macht desselben rief der dentfche Kaiser Arnulf die damals in Bulgarien herumstreifenden Magyaren zu Hilfe. So wurde Swatopluk zwar besiegt, aber nach dessen Tode (894) wanderten die Magyaren sammt einer Abtheilung Kumanen und Ruthcnen über die Karpathen und eroberten nicht nur den größten Theil des großmührischcn Reiches (das heutige Ungarn nördlich der Donau), sondern bemächtigten sich auch (897) ganz Pannonicns, ja sie dehnten sogar nach Arnulf's Tode ihre Herrschaft bis an die Enno aus (907). In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts waren oie Ungarn die Geißel Europas; erst mit der Christianisirung uuter Geysa und Stephan traten die Magyaren in die Reihe der cwilisirtcn Völker Europas (um das Jahr 1000). Zu dieser Zeit hatten die Bänder Oesterreich-Ungarns bereits alle Volksstämme, welche noch jetzt die vier Hauptuültor dieser Monarchie bilden, nämlich Deutsche, Slavcn, Magyaren und R o m ane u. Auch die Stellung dieser Völker war um das Jahr 1000 bereits im Wesentlichen dieselbe, welche sie noch heutzutage einnehmen. Tirol und Vorarlberg war von Deutschen (Alemannen, Franken, Bajoarm) und Romanen (Lombarden und Welschen) bewohnt. In der istrischen Mark erscheint das ursprünglich kcltisch-illyrischc Element damals größtentheils durch die seit dem 7. Jahrhundert cingcwandcrtcn Slaven (zunächst Slovcnen und Kroaten) schon slavisirt, obwohl auch die Herrschaft deutscher Markgrafen daselbst nicht ohne Einwirkung blieb; dagegen erhielt sich die römische Einwohnerschaft in den Küstenstädten Istriens und Dalmaticns, damals unter vcnetianischcr Herrschaft. Das Festland von Dalmaticn sammt Kroatien und Slavonien, damals noch unabhängig (bis 1102), war von kroatischen und serbischen Stämmen bewohnt. In Kärntcn, Krain und Steiermark, welche zusammen damals Karantanien hießen, herrschte in früherer Zeit die slavische Bevölkerung vor; vom 9. bis zum 12. Jahrhundert bildete sich aber nördlich der Dräu durch die allmählich dichter gewordene dentsche Bevölkerung die heutige deutsche Sprachgrenze aus. In Nieder- und Obcröstcrreich war die Bewohnerschaft aus Bayern, Franken und Sachsen, später auch aus Schwaben erwachsen. Slaven saßen östlich des Kahlengebirgcs, aber auch au der Ips, Enns, Traun und Salza. In Mähren und Schlesien, sowie in Umlaust, Och^r,-M!g, Monarchie. 26 402 Dcr Mcnsch, Böhmen scheint das deutsche Volks-Elcmcnt um das Jahr I000 nach schwach gewesen zu sein. Nenn sich auch in den gebirgigen Grcnztheilcn Deutsche ans der früheren Periode erhalten haben sollten, so war doch die Zahl derselben gering und die Hauptmasse der Deutschen in jenen wandern kam wohl erst vom 11. bis zum 18. Jahrhundert durch Kolonisation unter den Königen Wenzel I., Ottokar I. und uor-züglich unter Ottokar II. dahin, In Ungarn hatten die Magyaren bereits damals eine ähnliche geographische Stellung, wie heute, in Mitte der übrigen Volksstämmc eingenommen, indem sie bei ihrer Einwanderung die deutschen, slavischen, dann die romanischen Stämme an die Grenzen des Reichs zurückdrängten. Zwischen Ondawa mid March saßen die Ncstc der Großmährcr, an der galizischcn Grenze die Nuthcncn, später durch ^achwanderungen vermehrt. Die Ucbcrrcstc der Äraren und Ehazarcn scheinen ncbsi den Pctschcncgcn . Bcsscnyöt, sowie die nachwaudcrndcn Kumanen, Ziogaicr und Isiuaclitcn bald mit den Magyaren sprachlich verschmolzen zu sein. Zwischen Donau und Dravc lagerten Magyaren neben Deutschen und Griechen, und weiter auswärts faud man Kroaten und Slovencn. In Siebenbürgen (dem „Lande jenseits des Waldes") lebten Walachen als Hirtenvolk nebst einigen slavischen Stämmen, den östlichen Gedirgsstrich bcsetztcu Szctlcr, und die Pctschcncgcn breiteten ihre Herrschaft über diese Stämme auf kurze Zeit aus. Ten Grund der vielen Sprachinseln in den Ostländern der Monarchie bilden die Eolonicn oder sporadischen Ansicdlungrn in größeren oder kleineren Gruppen, die in verschiedenen Jahrhunderten mtstnndm und thcilwcisc wieder verschwanden. In Ungarn wanderten schon untcr Gcysa und Stcphau deutsche und italienische, später auch französische uud spanische Adelige ein. Zahlreich waren die sächsischen Einwanderungen unter Geysa II. (1141—11<>1) in Siebenbürgen, in der Zips und den Bcrgstädtcn. ^l'ach dem Einfalle der Mongolen wurden von -Vela IV. Deutsche nach Ungarn berufen, welche das zur Einöde gemachte Vand wieder zur Eultur crhobeu. Eine große Menge uou deutschen Eolouicn in Ungarn und Siebenbürgen stammt aber erst aus dem vorigen Jahrhunderte, besonders aus der Zeit Maria Theresia's und Joseph's II., unter denen auch das deutsche Element Böhmeno und Mährens wesentlich gcstärtt wurde. Doch sind inzwischen zahlreiche deutsche Eolonicn in Ungarn und Siebenbürgen vollständig verschwunden und noch heute macht dic Magyarisirnng namentlich iu Ungarn stete Fortschritte, während die Zahl der Sicbcn-bürgcr Sachsen in constantcr Abnahme begriffen ist. Ihre endliche Entnatioualisirung steht wohl ebenso sicher bevor als die einstige Romanisirung deutscher Enclaven in Wclschtirol. Im jetzigen Gallien scheinen um das Jahr 1000 im Allgemeinen die heutigen Sprachgrenzen zwischen Polen und Ruthcncn schon bestanden, doch ruthcnischcr Scits weiter nach Westen gereicht ;u haben. Die Erweiterung des polnischen Elementes geschah unter Easunir dein Großen, welcher (1340) zum Besitze Galizicns gelangt, polnische Edelleute darin begüterte und das polnische Wesen daselbst förderte. Die bereits vorhandenen Deutschen wurden gleichzeitig durch neue Ansicdlungcn vermehrt, was neuerdings l durch 1^0 vorwiegend würtembcrgischc und pfälzische Eolonicn) nntcr Kaiser Joseph geschah. So gewährte in der That die Böltcrtartc der jetzigen österreichisch-ungarischen Monarchie schon im II. bis i:< Jahrhundert ein ähnliches Vild wie heute, und nur im Süden trat seitdem noch eine wichtige Veränderung durch die bedeutende Vermehrung des slavischen Elementes ciu. Seit dem 15. Jahrhundert wanderten wiederholt Serben in Ungarn ein; unter Ferdinand 1. kamen zahlreiche troatischc Flüchtlinge, unter Leopold 1. R>.()00 serbische (rascischc) Familien nach Ungarn; unter Nndolf II. und Ferdinand II. funden Uskoken, d. i. Flüchtlinge, aus Bosnien im Ustokcn-Vczirke und bei Zcngg Aufnahme. Diese sämmtlichen serbischen, bosnischen und rascn'.ischcn Stämme trugen nebst den Deutschen zur Vertreibung der Türken 5k>ie Vollssliimme und ihr? Vertheilung. 403 aus Ungarn wesentlich bci und bildeten, militärisch als Grenzer organisirt, bis in die neueste Zeit einen schlitzenden Gürtel gegen den Erbfeind der Christen, sowie gegen Contrebande und Pest. 1737 flüchteten Albaner (nach ihrem Führer Clemens Clementiner genannt) auf österreichisches Gebiet. Juden finden wir im Gebiete der Monarchie bereits seit dem l). Jahrhundert, zahlreicher und gcldmächtiger aber seit dem 18. Jahrhundert, als das große Juden-, Privilegium Friedrich's des Streitbaren für die österreichischen Juden auch in Polen und Ungarn von den dortigen Königen für ihre Bänder ertheilt wurde. Unter Ludwig I. wurden die Juden zwar ans Ungarn vertrieben, unter dcm gcldarmm Sigmund aber kehrten fie wieder. Das Tolcranz-Cdict Joseph's II. wies ihren Familien eine bestimmte Zahl von Wohnftlätzcn an. In Ungarn durften sie, die Bcrgstädtc und die bezüglichen Comitatc ausgenommen, überall wohnen. Allgemeine Freizügigkeit in der ganzen Monarchie und Gleichstellung mit den übrigen Confessioncn wurden ihnen erst in der neuesten Zeit gewährt. Die Zigeuner endlich erschienen unter König Sigmund im Jahre 1417 auf ungarischem Boden und verbreiteten sich von da bald über die Länder der Monarchie, besonders zahlreich über Siebenbürgen und Böhmen. Diesem historischen Ucberblickc soll sich zunächst eine Uebersicht der ^ölterstämme Oesterreich-Ungarns, ihrer Vcrthcilung, Sprachgrenzen nnd wichtigsten Sprachinseln in allgemeinen Umrissen anreihen. Die Volksstinnmc und ihre Verthcilnug. Der physischen Beschaffenheit der österreichisch-ungarischen Vändermassc entspricht die Vertheilung ihrer Bevölkerung. Die drei Hauptvölter Europas, Deutsche, Slaven und Nomancn, vertheilen sich in den Gcbirgöländern des Westens, Nordens, Südens und Ostens, während der asiatische Boltsstamm der Magyaren das Flachland der mittleren Donau bewohnt. In Hauptmassen genommen, gehören die Noroabhängc der Alpen, dann die Gcbirgsstrcckcn des Äöhmcrwaldes, des Erz-, Riesen- und Sudeten-Gebirges den Deutschen an, die auch in zahlreichen Inseln längs der Donau nnd an beiden Seiten der Karpathen wcü nach Osten sich ausdehnen; während die Sndabhänge der Alpen im Südwcstm uon West-Romanen (Italienern, Frianlcrn und Vadincrn), im Südostcn von Sud-Slaucu (Slovencn, Kroaten nnd Serben^ bewohnt find, welche letzteren sich auch über das gauze Karstgebict erstrcckeu; in den Gebieten der Sudeten nnd Karpathen sind die Wohnstättcn der Nord-Slaven ((.'echcn, Mährcr, Slouaten, Polcn und Ruthenen,, in dcn östlichen Karpathen aber jene der Ost-Nomancn (Walachcu und Moldauer) aufgeschlagen, die Magyaren verbreiten' sich, gleich der znlctzt eingebrochenen Böltcrflnth, über die pannonische Ebene, und die anderen kleineren Stämme der Armenier, Juden, Zigeuner verzweigen sich sporadisch fast allenthalben hin. Nach dieser Gruppinmg der Hauptmassen gestalten sich die Sprachgrenzen zwischen dm verschiedenen ^öltcrstäunmn; am anschaulichsten gehen sie aus dein Kartenbildc hervor, wie es die ethnographischen Karten von Czoernig, Berghans oder Kicpcrt u. a. bieten. Die Deutschet (!>,155.800) bewohnen ganz Nieder- nnd Oberöstcrrcich, Salzburg, dcn größeren Theil Steicrmarks (den Brncker und fast dcn ganzen Grazer Kreis nebst einzelnen Orten des Marburgcr Kreises) und Kärntens (nördlich der Dran sammt dem Gailthal), die sog. „Gottschcc" und einzelne Orte Krains, einige Orte im Küstenlande, Nord- und Mitteltirol, iu Böhmen die Grcnzgcgendcn an Oesterreich, Bayern, Sachsen und Schlesien, zum Theil bis weit in das Innere des VandcS, in Mähren vorzugsweise die Grenzen gegen Nicdeuöstcrrcich uud West-Schlesien nnd sonst auch Bezirke im Innern, in Schlesien den Nordwesten, in Ungarn zumal oic Zips, das Nieselburger, Ocdcnburgcr und Ciscnburger Counttt, sonst aber auch 404 Der Mensch. Viele der Städte, namentlich die Bergstädtc und zahlreiche Sprachinseln, sowie einen großen Theil der Woiwodschaft und des Äanats; in Siebenbürgen, wo sic „Sachsen" heißen, vorzugsweise den südöstlichen Theil und das Bistritzer Gebiet. Weniger zahlreich sind sie in den übrigen Kronländcrn, wo sie zumeist in den größeren Orten seßhaft sind. Bei den uiclglicdcngcn Stämmen der Slaven (16,150.000) muß ihren Wohnsitzen nach zwischen den Nord-Slaven (11,031.000) und den Süd-Slaven (4,230.000) unterschieden werden. Erstere bilden eine zusammenhängende Masse, welche innerhalb der Monarchie von den Deutschen, Magyaren und Ost-Romanen umgeben ist; letztere breiten sich in langgestrecktem Zuge von den friaulischen Gebirgen und der Grenze Albaniens längs der Südgrcuzc der Monarchie bis dotthin aus, wo im äußersten Südosten die Donau Oesterreich-Ungarn verläßt. Den Nordslavcn gehören, wie bereits bemerkt, die 6'cchcn, Polen und Nuthcnen, dcu Süd-Slaven die Slovcnen Kroaten, Serben und Bulgaren an. Die Rechen zerfallen in die eigentlichen öechcn, welche Böhmen bewohnen, in die Mährcr in Mähren (im westlichen Gebirge „Horaken", in der Hanna „hannakcn", im östlichen Gebirge "„Walachcn" genannt) und zum Theil auch in Schlesien, und in die Sl ovakcn im nordwestlichen Ungarn und verschiedenen Eolonien dieses Königreichs, sonst auch in Mähren und in einzelnen Ansicdlungen anderer Kronländer. Die Polen bewohnen West-Galizicn (im Flachlandc „Mazuren", im Gebirge „Goralcn" genannt), das östliche Schlesien (als „dachen" oder „Wasserpolakcn") und zerstreut die Bukowina, die Ruthcncn Ostgalizien („Rusy", Kleinrussen), die Bukowina („Huculen"), das nordöstliche Ungarn und auch einige Orte der Woiwodschaft; Großrussen von der Scctc der Lippowancr finden sich in der Bukowina. Die Slov enen leben als „Wenden" in Untcr-stciermark lind Kürntcn, als „Kramer", „Karstcr" und „Poikcr" in Kram, Görz, Wipftach und der Umgebung von Trieft, als „Berliner" und „Savriner" in Istricn und als „Vandalcn" in einem kleinen Weststrichc Ungarns. Die Kroaten (als Sloveno- und Serbo-Kroaten) nehmen das Prouinzialgebiet Kroatiens, den westlichen Theil der vormaligen Militärgrcnzc, einen kleinen Theil des südöstlichen Krams, das östliche Istricn mit den quarnerischcn Inseln und mehrere Colonim Wcstungarns, des Banats, Niederöstcrreichs (an der mährisch-ungarischen Grenze) und Mährens (an der Thaya) ein; die Serben bewohnen Dalmatien (als „Dalmaten, Morlaken, Ragusaner" und „Bocchcsen"), einen großen Theil der Woiwodschaft und des Banats sammt dem vormals serbisch-banatifchen Militärgrcnzgcbictc („Serben, Schokazcn, Bunjcvazen"), Slavonien und einen Theil der ehemaligen kroatisch-slavonischen Militärgrcnze („Slavonier"), einen Strich von Südungarn („Raizen") und den südwestlichen Theil Istriens („Morlaken"). Die Bulgaren wohnen im Agnate und in geringer Zahl auch in Siebenbürgen. Die Romanen (3,495.000) werden, gleichwie die Slaven, in zwei gänzlich von einander getrennte Theile geschieden, welche nichts als den ähnlichen Sprachlaut mit einander gemein haben. Die West-Romanen (602.600) zerfallen wieder in Italiener, Friaulcr und Ladincr. Erstcrc bewohnen Südtirol (als „Welsche") sowie das Mündungs-Gebict des Isonzo, die Westküste Istricns und einige Küstenstädte Dalmaticns. Der italienische Nebenstamm der ladincr (Rhäto-Nomanen, Kurwelsche) ist in einigen Thälern Osttirols (Grödencr, Ennebergcr, Badioten) seßhaft, die F.riauler (Forlancr) in einem Theile von Görz und Gradisca. Die Ost-Romanen („Rumänen", Walachen und Moldauer, 2,892.000) halten fast'dic ganze Ostgrenzc der Monarchie vom Austritte der Donau bis zu jenem des Prüth in der Bukowina besetzt und dehnen sich weithin über Siebenbürgen, in die Osthälfte von Ungarn und über die ehemals banatische Militärgrcnzc aus. Die Magyaren (5,553.000), ein Zweig des großcn ugrisch-finnischen Völkcr-stammes, nur innerhalb der österreichisch'imgarischcn Monarchic eristircnd, schaaren sich in mehr oder weniger compacter Weise um die mittlere Douau und Theiß in Tie Voltöstämme und ihre Vertheilung. 405 Ungarn und erstrecken sich, minder zusammenhängend, in Siebenbürgen bis zu den Wohnsitzen der verwandten Szekler an der südöstlichen Grenze dieses Bandes. Die vom 9. bis zum 13. Jahrhundert eingewanderten Kumanen und Pctschcncgcn und die vorzüglich ans dem Kerne dieser beiden Stämme erwachsenen Iazyger (zwischen Donau und Theiß östlich von Budapest), sammt den unter ihnen seßhaft gewordenen Tataren, sind längst vollständig mit den Magyaren verschmolzen. Die kleineren Polksstämme, die Griechen, Zinzaren oder Maccdo-Walachcn (gräcisirto Walachcn), die Albanesen oder Arnauten, Armenier und Zigeuner, kommen vereinzelt oder doch nur in kleinen Sprachinseln vor und verschwinden bei der Gcsammtbctrachtung der Pöllcrmasscn Oesterreich-Ungarns. Die Griechen und Zinzarcn halten sich vereinzelt in den Handelsstädten, namentlich in Ungarn und Siebenbürgen, erstere nebstdcm in Trieft und Wien auf. Albanescn wohnen in Hcrtkovce und Nikincc im kroatisch-slavonischen Grenzgebiete („Clcmentiner") und in Erizzo bei Zara; in Istricn sind sie längst slavisirt. Die Armenier leben zerstreut in den östlichen Comitaten Ungarns, im östlichen Theile Galiziens (in Lcmberg, Lysiec, Horodenta, Sniatyn und Kutty), in der Bukowina (namentlich in Czernowitz und Suczawa) und in Siebenbürgen. Einige armenische Familien sind auch in Wien und Trieft seßhaft. Die Zigeuner nomadisircn am zahlreichsten in den östlichen und nördlichen Comitatcn Ungarns, dann in Böhmen, Mähren, Galizien und der Bukowina, sind aber auch, und zwar zumeist in Ungarn und Siebenbürgen, ansässig. Die Juden (1,376.000) sind in der ganzen Monarchie mehr oder weniger zerstreut und kommen am zahlreichsten in Galizien, Böhmen, Mähren, Ungarn und Niederösterrcich vor. Endlich leben in den größeren Handelsstädten der Monarchie, namentlich in Wien, Trieft und Pest, des Handels wegen einige Hundert osmanische Türken. Bon spanischen Gemeinden in Ungarn ist jede Spur, und zum größten Theil auch von cingewanocrtcn Franzosen, hier sowohl wie in Niedcrösterreich und Mähren, da sich alle dicsc fast ganz gcrmanisirtcn, verschwunden. ^) Der bequemeren Uebersicht wegen sei hier noch die Namens-Aufzählung sämmtlicher, die Monarchie bewohnenden Volksstümme nach v. Czoernig beigefügt. 4. Teutsche. a) Ober-Deutsche. I. Bayrisch österreichischer Stamm: In Nieder, und Oberösterreich, Salzburg, Ober- und Mittel Steiermark, Kcirnten, Krain (darunter die Gottscheer), in Böhmen, Mähren, Ungarn (darunter bajoarisch fränkische „Hien-zeu"), in geringerer Zahl zu Trieft und Görz, in Galizicn, der Bukowina, Kroatien u. Slauo nien, endlich in Siebenbürgen (die „Landler" aus Inner, Nieder und Oberösterreich). II. Bayrischalemannischer Stamm: Die Deutschen Tirols, III. Nle m annis ch schwäbisch. Stamm: Die Vorarlberger; Schwaben in Oalizien, Ungarn, Siebenbürgen und dem kroatisch slavonischen Grenzgebiete. IV. Fränkischer Stamm: In Nordwest ! Böhmen; Kolonisten in Galizien, der Bukowina, ^ Ungarn und der bisherigen Militärgrenze. V. O b ersäch sischrr Stamm: In Böhmen (im Erzgebirge und den anliegenden Kreisen), Colonisten aus dem nördlichen Böhmen, anö, Sachsen :c. in Oalizien, der Bukowina, Ungarn und der Milita'rgrenze. VI. Sudeten-Stamm: In Böhmen (im Riesengebirge und den anliegenden Kreisen) in Mähren (Schönhengsller, Knhlandler :c.), in Schlesien, in Galizien (an der schlesischen Grenze und an den Karpathen), in Ungarn (Kritehayer, Deutsch-Bronner, Metzenseifer, Gründntr.Deutsch-Pilsener :c.), in der Militärgrenze (Schlesier). d) Nieoer-Deutsche. Colonisten in Oalizien, die Zipser Sachsen, die Siebenbürger Sachsen. ». Slaven. H) Nord-Slaven. I. öechischer Stamm: 1. öechen in Böhmen, in geringer Zahl in Niederöstcrreich, Galizien, Slavonien und der ehemaligen Mili targrenze. 2. Mährer in Mähren, hierunter Horaken, Hannaken und Walachcn, und in Schlesien, il. Slovaten in Mähren und Ungarn, in geringer Zahl in Niederösterreich, der Bukowina und Slavouien. ') Vgl. Brachelli. 40« Der Mensch. II. Polen: Lachen oder Wasserpolateu (in Schlesien), Mazuraken (im Flachlande von Galizien), Goralen (im westlichen Gebirge von Galizien), Polen in der Butmviua. III. Russischer Stamm: 1. Rutheuen oder Klein-Russen in Galhim, darunter eigentliche Galizier ^Noth-Russen) und Lodamerier, , ferner Oebirgsruthenen (Boiker, Huculen); in! der Bukowina (Huculen ?c.); in Ungarn, darunter z Lemmaten nnd ^issaken. 2. Groß-Russen in' der Bukowina. l») Süd ^-Slaven. I. Slovene«: Wenden in Unter Steier mart (mehr geographisch als mundartlich geschieden in Pohorjanci, Gorcani, Pcsnicari, Sav-nicari, Doljanci, Polanci, Haluzani, Krainci), Slovcnen in tarnten, in Kram (darunter Go-renci und Doleuci), im Kilsteulande (darunter Berkincr, Saoriuer und Poiker); ungarische Slovene:: (sogenannte Vandalen). II. Kroatisch^serbischer Stamm: n. Kroaten: Sloveno Kroaten in Kroatien, Serbo Kroaten in der kroatischen Militärgrenzc, in Ärain, Istrien und auf den quarnerischen i Inseln; kroatische Sprachinseln in Niederöster^! reich, Mähren und Ungarn. I 1>. Serben: In Dalmatien (darunter! Morlakcu, Nagusaner, Bocchesen», in Ungarn ^ (darunter ^otaccn und Bunjevacen), in Sla uonien, in Istrien (Morlaken). ^ III. Bulgarischer Stamm: Bulgaren . im Banat und in Siebenbürgen. 0. Romanen. I. Nest ^Romanen oder Welscher Stamm: 1. Italiener in Südtirol, im Küstenlande, in Fiume, in der Militärgrenze, in Talmatien. 2. Friaulcr (Fnrlaner) in Görz und Gradisca.' 3. Ladincr (Orödncr, Ennc-berger, Badioten) in Südtirol. II. Oft ^lomaucn oder Romänrn (Ru^ muni, Moldauer und Walachen): In Sieben« bürgen, Ungarn, in der Vukowina und in Istrien. III. Neugricchcn und Maccdo Nla^ chen (Hin;aren).' In Uilgarn und Kroatien. IV. Albaucsen: In Dalmaticn, in dem kroatisch ^ slavonischen Grenzgebiete („Clemen-tiner"). l). Asiatische Tprachftämme. I. Magyaren: In Ungarn (Donau- und Theiß Magyaren, Palöczen Dart'n, Matyo, Oüesej^), in Slavonien, Magyaren und Szckler in Siebenbürgen, magyarische Sprachinseln in der Bukowina. II. Armenier: In Gallien, der Bukowina, Ungarn und Siebenbürgen. III. Zigcnner: Vorwiegend in Ungaril nnd Siebenbürgen. IV. Juden: In allen Kronländern. Die Zahlenlicrhältnissc der einzelnen Pölw'stämmc innerhalb der Monarchie weist dcr statistische Theil aus. Sprachen und Mundarten. Man kann in nnscrcm Vatcrlandc nicht ebenso viele Sprachen unterscheiden, als in dcr vorstchmdeu Aufzählung ethnographische Eiuzcluaincn vorkommen, da die Untcrabthciwngcn der Hanptvölkcr uur mundartlich, ja häufig fclbst nur local von eiuander verschieden sind. Bekanntlich unterscheidet mau rücksichtlich ihrcr üutwickelungsstufc drei ver-schicdcuc Arten von Sprachen: einsilbige, agglutinirendc und siectircndc. Der zweiten Art gehört innerhalb dcr Monarchie das Magyarische an, alle anderen Sprachen sind sicctircudc, haben somit dic höchste sprachliche üntwickelungsstufc erreicht, während ersteres auf der zwcitcu Stufe stchcu geblieben. Das Magyarische oder Ungarische ist eine finnisch-tatarische Sprache und wird in zwei Dialekte, das Ober-Ungarische oder Palok und das Nieder-Ungarische eingetheilt. Die unter den Magyarcu wohnenden türtischen und slavischen Neste, die Kmnancn und Iazygcn, sprechen ebenfalls ungarisch. Die sicctircnden Sprachen Europas und somit auch dcr Monarchie gehören fast ausnahmslos dem indo-Mmanischcn Sprachstammc an. Die semitischen Juden besitzen nicht mehr ihre eigene Sprache und bieten so das interessante Beispiel einer sprachlich cntnationalisirtcn Nation; sie nehmen meist die Sprache des Volksstaunnes an, unter dem sie ansässig sind, bedienen sich aber in Oesterreich-Ungarn vorzngsweise dcr deutschen Sprache, selbst in Ungarn, wo sie doch zumeist national als magyarisch gelten wollen. Dic in ähnlicher Situation befindlichen Zigeuner sprechen im Verkehr mit Nichtangchörigen ihres Stammes cnropnischc Sprachen, unter einander aber das zur indischen Sprachfamilic zählenden Tzigane in verschiedenen Dialekten. Sftrachm nnd Mundavtm. 4l)7 Das Gleiche gilt von den in Oesterreich-Ungarn lebenden Armeniern, dcren Sprache zur iranischen Familie gehurt. Die griechische Sprachfamilie umfaßt iu der Monarchie das Neugriechische der Griechen und das Albancsische. Ersteres ging aus dem Alt-Griechischen hervor, bewahrte jedoch gleichsam nur das Skclct seines ursprünglichen Organismus; durch die Geistlichkeit wurde ein Zwitterding zwischen der alten und der neuen Sprache geschaffen, die das Makaronikon genannt wird. Die Sprache der Albanescn oder Styvetarcn, obwohl jetzt auf merkwürdige Weise von griechischen und slavischen Wörtern durchdrungen, zeigt iu Bezug auf mauchc grammatische Formen noch heute eine nähere Verwandtschaft zum Sanskrit als zum Alt-Griechischen. Die romanische Sprachfamilic, vom Lateinischen ausgegangen, wird in unserem Vatcrlandc durch das Italienische, Rhütoromauischc uud Rumänische vertreten. Das Italienische stcht unter allen romanischen Sprachen der Muttersprache, deren Wiege es einnimmt, am nächsten; es wird in mehreren Dialekten gesprochen, unter denen in Oesterreich das Friautischc, (Furlauischc) am adgesoudertstcu stcht. Iu diesem lebt das keltisch-römische Sprachclemcnt, obwohl mit anderen Lauten und Formen vermischt, noch deutlich ucruchmbar fort. Das im schweizerischen Graubündcn und in mehreren Thalern Südost-Tirols gesprochene Ladiuisch, Nhätoromauisch oder Kurwclsch ist gleichfalls dem Italienischen nahe verwandt, aber durch das Fortbestehen des rhätischcn Sprachclcmcnts charattcrisirt. Das Rumänische oder Walachische (Vlachische^ hat eine lateinische Grundlage, vereinigt wahrscheinlich mit Spnrcn des alten Dakischeu, auf das der Einfluß des Südslauischeu sich start bemerkbar macht. Die slavische Sprachfamilie scheidet mau iu zwei Gruppen: die südöstliche und die westliche. Zur ersteren gchörcu das Russische (Groß- uud Klein-Russisch), das Bulgarische und II lyrische. Dieses letztere nmfaßt wieder eine größere Zahl von Dialekten; zunächst n) das Serbische, die harmonischeste uud vocalrcichste aller slavischen Sprachen; die in oer Monarchie herrschende serbische Muudart ist die synnischc; 1>) das kroatische (richtiger Chorwatischc), von welchem das Mor-lakischc ein Dialekt ist; c) das Slovcuischc, Kurutauischc oder Windische der Sloucucn, dem Kroatischen näher stehend als dem Serbischen. Zur westlichen Gruppe dcr slavischen Sprachen gehört das Polnische, das öcchischc und das den Ucbergang zwischen den Sprachen des polnischen und des russischen Zweiges bildende Ruthenischc. Die iu der Monarchie gesprochenen polnischen Hauptdialckte sind das Mazurischc (im Flachlandc), daß K'rakauische und das Schlcfischc (östlich von der Oder). Das (?cchischc oder Böhmische wird von den Böhmen, Mährcrn und Slouaken Ungarns in drei diesen Gebieten angehörigen Dialekten gesprochen. Seiuc Formen sind weniger entwickelt als die polnischen, und die Eousouantcu weniger erweicht. Die ältcstm Formen bestehen noch im mährischen Dialekte fort. Das Nuthenischc schließt sich einerseits an das Klein-Russische an, nähert sich aber anderseits sichtlich dem Polnischen; auch hat es den schriftlichen Einfluß des sogenannten Kirchcnslavifch, dcr cyrillischen Mundart, erfahren, welches .sich zur neueren slavischen Sprache etwa wie das alte Griechisch zum ncuercu verhält. Die germanische Sprachfamilic umfaßt in unserem Patcrlaudc vorwiegend oberdeutsche, aber auch einige niederdeutsche Mundarten. Als Schriftsprache gilt das allen Deutschen gemeinschaftliche neue „Hochdeutsch/' Dcr Oberdeutsche Dialekt des liayrisch-östcrrcichischcn Stammes herrscht in Bayern, Tirol, Salzburg, Oesterreich, Kärnten und Stcicrmart und zeigt wieder zahlreiche mundartliche Verschiedenheiten, die oft im Gebirge nur auf einzelne Thäler beschränkt sind. Die ärmeren Vorstädte Wiens sprechen einen verdorbenen Jargon, dcr viel Fremdes aufgenommen, und desseu Rohhciten nicht dem Dialekt zufallcu. In der zum bayrisch-alemanuischen Stamme gehörigen Bewohnerschaft Tirols ist dcr Eiufluß des Alcmanuischcu bereits merkbar, während die alcmaunisch schwäbischen Vorarlberger sich der alenmnuischcn Mundart bedienen. Die Grenze dieses Dialekts gegen dcn bayrischen der Tiroler zieht von Telfs am linken 408 Der Mrnsch. Innufer über Landet nach Finstcrmünz; doch herrscht ersterer auch noch im Oetzthal und im obersten Etschthal bis auf die Malscr Heide. Fränkische Mundart sprechen die Nordwestböhmcn, während die östlich wohnenden Deutschen Böhmens zu dem obcrsächsischcn Dialekte gehören. Niederdeutsch sind die Mundarten der Zipser Sachsen in Ungarn und der Sicbenlnirgcr Sachsen. — Das Iudendcutsch ist keine Volksmundart, sondern eine künstliche Sprache. Eine durchgehende Verbreitung hat die deutsche Sprache über den ganzen Umfang der Monarchie gefunden und auch zum großen Theile die nichtdcutschen Landesgebiete derart durchdrungen, daß sie von den Gebildeten fast aller anderen Nationalitäten verstanden und gesprochen wird. Religionsbekenntnisse. Bezüglich dcr Confession überwiegen in der österreichisch-ungarischen Monarchie die Katholiken, zu denen fast 78"/„ der Bevölkerung zählen. Unter diesen überwiegen die des lateinischen Ritus (beinahe 24 Millionen), der Nest bekennt sich zum griechischen oder armenischen Ritus oder zum Altkatho-licismus. Dic übrigen 22"/„ sind theils Evangelische (Lutheraner, Neformirte, Anglikaner :c.), theils orientalische oder nicht unirte Griechen, theils gregorianische Armenier, Unitaricr, theils Anhänger der mosaischen Lehre, theils Mitglieder unbedeutender Scctcn (wie Philipponcn, Lippowancr, Mcnnouitm), theils endlich Confessionslosc. Die römischen Katholiken bilden fast ausschließlich die Bevölkerung in Istrien, Kram, Tirol und Salzburg, die Miuderzahl in Galizicn, dcr Bukowiua, in Siebenbürgen und dcr bisherigen Militärgrcnzc, etwas mchr als die Hälfte in Ungarn, die überwiegende Mehrzahl in den andern Krouländcrn. Die griechischen Katholiken oder unirtcn Griechen sind am zahlreichsten in Galizicn, der Bukowina, Ungarn und Siebenbürgen. Unirtc oder katholische Armenier leben vorzüglich in Ungarn, Siebenbürgen und Galizicn, einige wenige auch in Wien. Orientalische Griechen finden sich besonders in Südungarn, Siebenbürgen, Dalmaticn und der Bukowiua vor, iu welch letzterem Kroulanoc sie die Hauptmasse dcr Bcvölteruug ausmachen. Die Evangelischen Augsburger Confession oder Lutheraner leben am zahlreichsten iu Ungarn, Siebenbürgen, Schlesien, Böhmen, Mähren und Galizicn, die Neformirtcn oder Evangelischen helvetischer Confession zumal in Ungarn, Siebenbürgen, Böhmen uud Mähren. Einige wenige Anglikaner leben in Wien, Trieft und Laibach, gregorianische Armenier in der Stadt Suczawa (Bukowina^ Philiftponcn und Lippowancr (eine Scctc der nichtunirtcu Griechen) in Galizicn und dcr Bukowiua, Mcunonitcn in Galizicn und» Böhmen. Bedeutend ist die in Siebenbürgen seßhafte Zahl dcr Uuitarier oder Sociniancr. Die Angehörigen dcr mosaischen Lchre (vorwiegend Tatmudisten) wohnen in allen Kronländcrn, Karaiten in Galizicu und Siebenbürgen. Gewöhnlich wird die Zahl dcr Israelite« in Bezug auf Nationalität und auf Confession gleich angegeben, was strenge genommen nicht richtig ist, da die Prosclytcn nur ihren alten Glauben, nicht aber ihre semitischen National-Eigcnthümlichkciten ablegcn. Beschäftigung nnd Wohnorte. Die Lage dcr österreichisch-ungarischen Monarchie in der Mitte des Continents bringt es mit sich, daß dic Bevölkerung vorwiegend auf die Cultur des Bodens angewiesen ist, auf die Betreibung von Land- und Forstwirthschaft, und daß Industrie und Gewerbe, so sehr sie auch örtlich entwickelt sind, dagegen zurückstehen. Etwa drci Picrtheile der Bewohner finden bci dem landwirtschaftlichen Betriebe Beschäftigung. Näheres hierüber wic über die übrigen Zweige menschlicher Thätigkeit als: Handel und Industrie :c. cnlhält dcr statistische Theil dicses Werkes. Hinsichtlich dcr Wohnorte ist zu bemerken, daß sowohl Eigenthümlichkeiten dcr Volksslämmc als dic Beschaffenheit dcr Gegenden Verschiedenheiten iu dcr Größe, Gcfundheit^Vechältnissc. 403 in dcr Vcrthciluug und dem Charakter der Wohnorte bewirken. Welche Contraste bieten die stattlichen Wohngcdüudc dcr Bauern Oberösterrcichs einerseits und die armseligen Hütten dcr Ruthcucn, die Troglodytenwohnungcn der Rumänen, die Zufluchtsorte dcr Zigeuner anderseits. Was für ein verschiedener Charakter spricht aus den festen Gebäuden dcr Alpenbewohner, deren Erdgeschoß aus Stein, ocrcn oberes Stuckwerk aus starken Balken aufgeführt, das Bretter- oder Schindeldach mit Steinblöcken beschwert ist, und aus den niedrigen, schilfgcdcckteu Erdhütten auf den Pußten (vgl. S. 218). Und wieder anders stellen sich die „Bauden" im Ricscngebirge (vgl. S. 153), anders die kahlen, grauen Steinhüttcn im kahlen, grauen Karst-lande dar, von dem Boden, auf dem sie stehen, nur durch ciue regelmäßigere Schichtung der Steine und die Binfendecke des Daches sich abhebend. Auch die Ortschaften zeigen verschiedene typische Eigenthümlichkeiten. So sind die Alpcndörfcr auf dcr Höhe dcs Gebirges weit ausgedehnt, da die einzelnen Gehöfte durch dazwischenliegende Gärten, Wiesen und Weiden, ja Walostrcckcn von einander isolirt sind; die ungarischen Pußtcndörfer bestehen zumeist aus zwei Häuserzeilen, die nur eine, freilich lange und dabei sehr breite Straße einschließen (vgl. S. 218). Im Gebirge ebenso wie im Hügcllande findet man die größte Zerstreuung in kleinste Gruppen von Dörfern und Weilern, auf den Ebenen große zusammenhangende Orte. Die größten Gegensätze in dieser Hinsicht zeigen Oberöstcrreich, Böhmen und das Gebiet der Magyaren in Ungarn. Das erstere enthält den zehnten Theil der Dörfer dcs ganzen Staates, das zweite die Hälfte aller Städte in den Ländern des österreichischen Staatsgebietes, Ungarn mehr volkreiche Orte als dcr 5anze übrige Theil der Monarchie. Auch auf die Wohnorte kommt die statistische Abtheilung nochmals zurück. Gesundheits-Verhiiltnifse. Werfen wir nach dieser eingehenden Betrachtung dcr Bevölkerung der österreichisch-ungarischen Monarchie noch einen flüchtigen Blick Alf die durch das Klima und die Bodenbeschaffenheit bewirkten Gesundhcits-" erhält nisse in unserem Paterlande. Das in weiten Gebieten vorherrschende rauhere Gebirgsklima besitzt wegen der zahlreichen Waldungen und der bedeutenden Luftströmungen eine scharfe, aber reine Luft, selche die dauerhafteste Gesundheit verleiht. Doch ist auch das Klima der kleineren nnd Kroßeren Ebenen zumeist dem Gedeihen des Menschen zuträglich, abgesehen von jenen ^tncten, wo umfangreiche Lagunen, Sülnpfc und Moräste oder häufige Uebcr-Wvcmnumgm Fieber und andere Krankheiten des Sumpfklimas erzeugen, denen vorwiegend Fremde daselbst unterworfen sind. Zu diesen Gegenden gehören namentlich °le Sumpfnicderungcn an der Donau, Theiß und deren Zuflüssen in Ungarn und ^ Vagunrngcbicte an der Adria, ferner die Umgegend der lrainischen Moräste u. a. ^.och auch die schattigen und feuchten Engthäler in den Alpen veranlassen viele Krank-Mtsanlagen und vor Allem eine zwergenhafte Verkümmerung und geistige Entartung Zahlreicher Individuen, den Cretinismus. Letztere Erscheinung zeigt sich auch am Vans^g in Ungarn (vgl. S. 69 und 219). Ucbcrhaupt scheint der Grund für die ^ngcsundheit gewisser Gegenden fast immer in der Bodcnbcschaffcnheit zu liegen, ^c cbm die Sumpfgegenden als dcr Gesundheit schädlich (namentlich in der warmen ttockcuen Jahreszeit) bezeichnet wurden, die gefährliche Fieber erzeugen, so herrschen b"8cgcn in den fruchtbaren Flußniederungen die Skrophel- und Tuberkel-Krankheiten ucbst dem Typhus. Mit wachsender Scchöhe nimmt aber die Lungenschwindsucht ab und verschwindet im höheren Gebirge (Alpen, Karpathen) ganz. Dicse lctzleren Gebiete Miürm zur Region dcr katarrhalischen Krankheiten, welche wie die Luugcntuberkulose !" mch dje dysenterischen Krautheitsformcn (Ruhr, Cholera) ausschließt. In die dii? ^ncmn Striche unseres Vaterlandes reichen die Krankheiten jowohl dcr )"ntcrisclM Rcgion (zwischen den NcndckrcisciN als dcr katarrhalischen Region 4js) Tcr Mcusch. hinein; im Wmtcr tritt dcr Katarrh, im Sommer dic Dysenteric auf; daher herrscht hier die grüßte Mannigfaltigkeit der Krankheiten. Da somit gcwissc Krankheiten an bestimmte Gegenden mehr odcr weniger gebunden erscheinen, so übt eine Ortsverändcruug auf Erkrankte häufig den günstigsten Einfluß; den krank gewordenen Bergbewohner heilt eine warme Ebene, und die tranken Bewohner des tieferen Flachlandes gencfcn anf den Bergen. Da der größte Theil der Menschen in unseren Breiten der Lungenschwindsucht zum Opfer fällt, so sind jene Orte, welchen den raschen verlauf dieser Krankheit hcmmcn, als klimatische Curortc von hervorragender Bedeutung. Hiczu sind Gegenden mit großer Luftfeuchtigkeit, milden Wintern, geringen Tcmpcratürs-Diffcrcnzcu, gegen taltc Nordwinde geschützt, besonders geeignet. Dic Monarchie besitzt solcher Orte mehrere. Namentlich pflegt man Vuugculraukcn Mcran und Botzcn, sowie Arco in der Nähe des Garda als Wintcranfcnthalt auzurathcn. In neuerer Zeit wurden anch Gör; als „Oesterreichs Nizza" und etliche der adriatischcu Inseln als Eurorte empfohlen und mit Erfolg aufgesucht. Weiteres über die Gesuudhcitsverhaltnissc in unscrcui Batcrlandc ist den Sterli-lichkeitszisfern iin statistischen Abschnitte zu entnehmen. An verschiedenen Stellen dieses Werkes wurde der Bewohner einzelner geographischer Gebiete der Monarchie bereits eingehend gedacht; diese obigen Schilderungen ergänzen den ethnographischen Abschnitt ebenso, wie die uutcu folgenden Eharaktcr-bildcr. Wir verweisen hier demnach auf S. 6? „Der Mensch in den Alpen"; S. 120 „Die Bewohner des Karstes"; S. 134 dic Bewohner des Böhmcr-waldes; S. 140 und 153 die des Ricscngcbirgcs; S. 145) die des deutschen Mittelgebirges überhaupt; S. 176 „Die Bewohner der Karpathen"; S. 185 „Hirtenlcbm in der Tatra"; S. 21? „Bewohner der Doncm-Ticflnndcr"; S. 231 „Herden und Hirten auf der Pußta"; S. 224 „Bewohner des sarmatischcn Tieflandes". Nahmen dic genannten Aufsätze zunächst auf den innigen Zusammenhang zwischen dem Boden und seinen Bewohnern Rücksicht, so fassen dagegen die folgcudcn Schilderungen die einzelnen Nationalitäten als charakteristische Ganze auf. Charakterbilder. 1. Der Deutsche in Oesterreich, Steiermart und Kiirnten. Dcr Ocstcrrcichcr ist ein altgcrmanischer Menschenschlag, wohlgebaut, mittleren Wuchses, tnochcn- und umstclfcst, eher schlank als beleibt, nicht in allen Gegenden gleich angenehm durch schönes Ebenmaß der Formen und Gcsichtszügc; das weibliche Geschlecht amnuthiger in den Städten, wie ^inz, Wien, Salzburg, das männliche stattlicher auf dem ^andc, zumal iu den Bergen frischer von Blick und Farbe. Dcr Ocstcrrcichcr hat im Allgemeinen ein glückliches Temperament, einen tüchtigen sanguinischen Fond mit einem nicht geringen phlegmatischen Rückhalt. Am entschiedensten ist diese Mischung im Wiener zu erkennen, in welchem beide Elemente fast bis auf die Spitze getrieben erscheinen. Im Allgemeinen hat der Oestcrrcichcr mehr freudige und gesunde Gemüthlichkeit als ernste Gcmüthsticfc; er besitzt Biederkeit, Treuherzigkeit, Sinn für frcmdcs Geschick, Gastfreiheit und Wohlthätigkeit, kurz alles das, was man iu dcr Sprache des gewöhnlichen Vcbcns „ein gutcs Herz" ncunt. Aber dcr gesunde verstand bleibt dabei nicht zurück: und wie lebensfroh, leichtlebig. Charakterbilder. 411 vergnügungssüchtig der Oesterreicher auch ist, so glaube man ja nicht, daß Schau-, Hör-, Eß- und Tanzlust ihn auf Kosten des klaren Blickes und der richtigen Ueberzeugung ganz und gar einnehmen. Namentlich halt ihn, wie sehr er auch an Dulden gewöhnt worden, ein starkes Rechtsgefühl aufrecht. Wie mächtig aber dieser Trieb in allen Gebildeten, im rechten Kern des Volkes ist, eben so mächtig ist auch die Vaterlandsliebe, eine der schönsten und ehrenhaftesten Züge im Charakter des Ocsterreichers; denn es ist nicht die bloße Scholle, die er liebt: es ist die heilige Idee des Vaterlandes, für die er freudig jeder Gefahr trotzt, wie das die Türken-zeitcn und die Tage des Aufgebotes (1813) glorreich erwiesen haben. Namentlich ist Obcröstcrrcich ausgezeichnet durch den glücklichen Humor und die leichte Empfänglichkeit seiner Bewohner, wie nicht minder durch seine Natur cm schönes Land, dessen Anblick schon zur Heiterkeit stimmen muß. Da ist auch (Obcröstcrrcich heißt in der Volkssprache „das Land") der lustige „Landler" zu Haufe, jener nette Tanz, den sie auch „draußen im Reiche" kennen, und eine wahre Lust ist's, zuzusehen, wie hier „der frische Bursch sein frisches Dicrndl" schwingt. Im Innkrcis lieben sie das Ringen und Eisschießen, das Fischcrstcchcn, das Ningclstcchcn, das Sack- nnd Hofculaufcn, Pferderennen und Ochscnrenncn, das Nägclschlagen (wobei große eiserne Nägel mittels eines Hammers um die Wette in einen harten Pflock geschlagen werden), das Baumsteigen u. dgl. Am Dreikönigsabendc halten sie das „Stcrnsingen", und zu Ostern spielen sie den Streit des Sommers mit dem Winter, der dann zu guter letzt tüchtig zu Schanden geprügelt und besiegt wird. Dieser Wettstreit des Winters und Sonnners wird auch in Kärnten gehalten. Ein auch in m'clcn andern Gegenden Deutschlands noch aus der Hcidcnzcit erhaltenes Volksfest, das „Sonnenwendfeuer", besteht im Land ob der Enns, wie weit über dem Inn und davon nördlich über die Donau. Ein Reisender schildert es so: Irgend ein Bürger oder Bauer stellt, wie ihn nach Jahresfrist die Reihe trifft, einen Wagen, ein anderer ein Pferd, ein dritter und vierter einen Knecht oder Buben, welche sämmtlich, mit Strohbändern prächtig aufgeputzt, am Morgen des feierlichen Sonncnwcndtageö von Halls zu Haus, von Hütte zu Hütte fahren, und mit einem herkömmlichen Spruche Holz nach Maßgabe der Vcr-mögcnsmnständc eines Jeden begehren. Jeder gibt willig seinen Theil und verspricht zugleich, sich Abends mit dm Semigen am bewußten Platze eiuzufinden, wenn das Zeichen gegeben wird. Der „Feuerplatz" ist ein Stoppelfeld, eine Auc, ein Hain; das Einladungszeichen wird durch eine überaus hohe, mit Strohbändern umwundene und in Flammen gesetzte Stange gegeben, welche weithin in die Runde leuchtet, und bei ihrem Niederbrennen den Holzstoß entzündet, aus dessen Mitte sie emporragt. Sie brennt und flackert ungefähr eine Viertelstunde lang, während welcher Zeit mit Einbruch der Nacht die „Springer und Gaffer" von allen Seiten herbeigeeilt kommen. Die Springer sind in der Regel junge, lebensfrohe Ehcleute °der Brautpaare, die hier freilich in anderer Form und Behausung als gewöhnlich ihren Ball halten und so lange paarweise durch das Feiler springen, als sie die Mße zu regen vermögen. Ist die Menge der Springer zu groß, wie es häufig M)ieht, so werden noch zwei, drei Holzstöße angezündet und fleißig unterhalten. Auch M- Belustigung der Kinder brennen zwei oder drei kleinere Feuer, neben welchen die Altmüttcr, alten Basen und Greise sitzen und mit Salz bestreute Brotschnitte an langen Stäben zur Gluth haltcu, um sie zu bähen (rösten) und für die Hung-^gen in Bereitschaft zu halten, während der Schmkwirth des Orts feinerscits Labsal sllr den Durst nnsbictet. Die müßigen Zuschauer, Gaffer genannt, sind die beständen Beurtheiler der springenden Paare und bemühen sich überhaupt, recht regsames ^ben in die festliche Unterhaltung zu bringen, die selten vor Mitternacht endet, ^ie legen den Holzstoß oft so hoch an, daß selbst die kühnsten und geübtesten Springer "utzen, sie höhnen und spotten, ohne jedoch zu beleidigen, wenn man mit dem 412 Der Mensch. Springen eine Weile einhält, oder wenn ein Waghals, der hoch hinübersctzt, einen unglücklichen Sprung macht und entweder in die Flammen odcr neben denselben nicdertaumclt, beloben aber mit betäubendem Iubelruf den glücklichen Springer nnd führen ihn am Schluß zum Schenkwirth, um ihn dort zu belohnen. Der Steiermärkcr steht dem Ocsterreicher nicht nach; er strotzt von Gesundheit des Leibes und der Seele: Muskelkraft, scharfes Gesicht, offener Sinn und ein treues Gemüth sind ihm eigen; der Handschlag gilt ihm noch heilig. Wie frisch und keck steht er in seiner malerischen Tracht da, mit den Auer- und Birkhahnfeocrn odcr dem Gems-bartc am breitrandigen, spitzen Hute, das schwarze Tuch lässig um den braunen Hals geschlungen, die grünen Hosenträger lässig über dem schwarzen oder rothen Brustfleck, den grauen, braunen oder grünen Lodenrock mit niedrigem Kragen, hoher Taille und Hefteln statt der Knöpfe, odcr den lodenen Wettermantel um, der an beiden Seiten zugeknöpft ist, in den kurzen, ledernen Beinkleidern, blauen oder grünen Wollstrümpfen und derben Bundschuhen, Msser und Gabel mit besonderer Tasche an der Seite, und den sicher treffenden Stutzen im Arm, — so schaut er lustig von der Alpe auf seine wunderhcrrlichc Heimat hinab und jauchzt vor Freude hoch auf, denn da droben ist ihm so leicht um's Herz. Bescheiden, aber freundlich steht das hölzerne Steiger Haus auf seinen: steinernen Unterbau da, mit seinem Schindel- oder Strohdachc und den kleinen Fenstern, mit dem hölzernem Körnerkasten und den: Gasthaus oder dem „Ausnahmsstöckel" in der Nähe. Da seht ihr auch die frischwangige, blauäugige Steicrmärkcrin mit dem großen, breitrandigen, grauen odcr weißen, roth gefütterten Hute auf dem mit der „Bodcnhaube" bedeckten Kopfe, im viclgefältelten schwarzen, grünen oder braunen Tuchrocke, den: bunten Brustfiecke, dem braun- oder schwarzkattuncnen Mieder, der blaulcmmcn, steif geplätteten Schürze, den blauen oder weißen wollenen Strümpfen und den flachen Leder- odcr Bundschuhen, — ein fleißig schaffendes, häusliches, frommes Geschöpf! Eine vom Steiermärker unzertrennliche Eigenschaft ist der Frohsinn. Jede Arbeit begleitet er mit Gefang, der nicht nur charakteristisch und originell, sondern auch in seinen sittigen Manieren sinnvoll ist, zu ihm ist er stets und selbst nach großer körperlicher Anstrengung bereit. In den Liedern lebt Sinn, Herz und Sitte; was dcn Gesängen an Silbenmaß und Reimgleichheit abgebt, wird durch Witz und Natürlichkeit ersetzt. Der Stciermärker, namentlich der der oberen Bezirke, hält fest am Alten; sein Beharren wird nicht selten zum trotzigen Eigensinn. Er ist vertrauensvoll und wird nur dcum mißtrauisch, wenn er getäuscht worden ist; er ist mitleidig und wohlthätig, trotzig stolz auf seinen Stand, dem Höherstehenden nicht demüthig und unterwürfig, und haßt nichts mehr als Parteilichkeit. Eine eigenthümliche Sitte hat sich hier erhalten, die „Gemeindebcrainung" (Flurzug). Alle zwei, fünf oder zehn Jahre ist ein Frühlingstag dafür bestimmt, daß der Gemcindevorstand nachsieht, ob die Markzeichen unverrückt stehen; dazu nimmt er die Aeltcstcn der Gemeinde und das junge Volt mit, geht von einem Flurstein zum andern und gibt bei jedem den Jungen eine Ohrfeige, damit sie daran denken, wo die Grenze der Gemeinde ist. Bei Hochzeiten und Taufen geht es hoch her. Am Hochzeitstage kommen ine Gäste im Wirthshausc zusammen, wo sie Blumen und Bünder, und zu dcm Fwh^ stück, welches sie selbst bezahlen, Hausbrot, welches die Braut gebacken hat, bekomme«. Vom Wirthshaufe geht dann der Brautzug mit Musik zur Kirche, wo der Pfarrer die Messe liest, die Vrautlclctc einsegnet und ihnen dann der Iohannisscgcn (v"" ihm geweihten Wein) beut, von welchem der Bräutigam der Braut, diese aber den Gästen, und die letzteren wieder unter sich dem Brautpaare zutrinken. Nachdem dies geschehen, schallt wieder die lustige Hochzeitsmusik zum Hcimzull in's Wirthshaus, wo dic Braut „das Kraut salzen" muß, indem sie nämlich en Charakterbilder. 413 Geldgeschenk in einen Toftf voll Sauerkraut wirft, welchen ihr die Köchin darreicht. Eine Stunde später beginnt der Hochzcitsschmaus, wobei die Braut, dic neben ihrer Mutter sitzt, nicht selbst in die Schüssel langen darf, fondern sich aus derselben vorlegen lassen muß. Jeder Gast bezahlt seinen Antheil; deshalb aber, und damit alles aufgezehrt werde, darf er sich auch von Weib und Kind ablösen lassen, und nach dem Rindfleisch bekommt er noch obendrein feinen hölzernen Teller vor sich hingestellt, auf dem er das „Bescheidessen", d. h. den Rest, den weder er, noch Frau und Kinder aufzehren konnten, mit nach Haufe tragen kann. Die Köchin darf auch dabei nicht leer ausgehen, fondern kommt während des Essens mit einem großen Schaumlöffel und holt sich darauf ihr Trinkgeld. Die Musikanten, die genug aufzuspielen haben, — denn getanzt wird die ganze Nacht, und Jedermann, auch wer nicht geladen ist, darf mittanzen — bringen jedem Gaste ein Glas Wein und bekommen dafür von Jedem ein Trinkgeld; sie begleiten auch die Brautleute mit Sang und Klang nach Hause bis an's Thor, wo der „Bittelmann" (Hochzeitbitter) sich bei den Gästen bedankt und die Gesellschaft auseinander geht. Der deutsche Kärntner ist kräftig gebaut, stark, breitschulterig. Staunen-erregend sind die Körperkraft, wie die Gewandtheit in den Verrichtungen, wozu die ersten Lebensbedürfnisse diese Bergbewohner zwingen. Selbst Mädchen tragm ccntncr-schwcre Lasten auf dem Kopfe die Alftc hinan und über den jähen Abgrund hinab. Nur bei dieser Körperkraft und bei einer Gewandtheit im Ringen uud Klettcru, die über alle Begriffe geht, ist es dem Menschen möglich, hier Haus zu halten; ja diese Geschicklichteit ist so nothwendig, daß ein Knecht oder Bauer, der nicht in den hohen Alpen geboren ward, hier schlechterdings nicht fortkommen kann. Die Landestracht nähert sich der stcirischen: der Bauer trägt einen kurzen wollenen Rock (im Winter einen von Schafpelz, mit der Wolle nach innen gekehrt), ein lodencs oder ledernes Wams, mit einer Reihe Knöpfe in der Mitte, ein schwarzes Tuch um den Hals geschlungen, kurze lederne Hose, in der nach Gcbirgssittc Messer und Gabel stecken, weiße Strümpfe und Bundschuhe, die mit Riemen am Fuße ^festigt werden; die Bäuerin einen kurzen Rock, die Schuhe mit Bändern befestigt, auf dem Kopfe eine plattanlicgende, rings mit Band gezierte Haube oder eine Pelzkappe, nnd darüber einen fehr großen ruuocn Hut. Der deutsche Krainer trägt Leistens ein rothes Kamifol, einen dunkelblauen Tuchrock, kurze schwarze Hose und "laue Strümpfe, der Unterkrainer auf Reisen „die Torba" (eine kleine Tasche), der ^berkrainer „die Bissacha" (einen Quersack) über der Schulter; die Krainerin ^'ägt eine mit weißen Spitzen besetzte schwarzscidcne Haube, ein schwarzes Oberkleid, das in viele Falten gelegt ist, und rothe Wollstrümpfc. ^ Den Kärntner drängt, wie den Stcirer, eine unwiderstehliche Kampf- oder Kauflust. Die ausgemachtesten Ringer kommen an den obcrsteirischen Grenzen bei ^ungbrunn, einer Gegend, welche die „Zauserin" genannt wird, zusammen, ^wohnlich am Pfingstfonntag bilden sich dann zwei Parteien aus Steirern und Gärtnern. Das Lofungszeichen sind einige am Hute wehende Federn. Derjenige ""er, der sich schon seit einigen Jahren stets siegreich bewies, trügt einen auszeichnenden Federbufch. Nachdem wacker gezecht worden ist, beginnt zwifchm den An-Wrern beider Parteien der Streit in Gegenwart einer großen Volksmenge. Die ^hre des Sieges wud entweder den Steircrn oder den Kärntnern zu Theil, je nachdem der Anführer in diesem oder in jenem Lande geboren ist. Am Iacobötagc tonnncn von den zusammenstoßenden Gegenden des nördlichen Kärntens und der vvcrn Steicrmark auch die berühmtesten Ringer am Seethalc zusammen, wo eben so "acker gekämpft wird. (Nach Duller und Sartori bearbeitet.) 414 Der Mensch. 2. Tic Fillerthaler in Tirol. Die Zillcrthaler sind unstreitig der schönste, gewandteste Menschenschlag von Nordtirol, dm gerühmten Gestalten von Lienz, Kastelrutt und Ultcn gerechte Wage haltend, sie aber weit überflügelnd an Grazie und Leichtigkeit, gehoben und verschönt durch dic ungemcin leichte, malerische Kleidung dcr Untcrinnthalcr, die an ihnen ant geschmackvollsten zu Tage tritt. Von ^Icatur gerade und offen, verschmähen sie allen Rückhalt, alle Gcfühlsziererei; das zutraulichste Wesen, eine Art Zudringlichkeit, nähert sie im ersten Augenblicke dem nächsten besten Fremden, den sie für ihren Freund und Bruder nehmen, die Herzlichkeit ihrer Gesinnung durch Mittheilungen bekräftigend, die man anderwärts sorgsam verheimlicht. Unerschöpfliche Heiterkeit, Alles leicht nehmend, Vieles für gut haltend, ist ihr steter Gefährte bei harter Arbeit, im Thal und auf den Bergen, licderlaut, melodisch in natürlichen Tonwciscn. Ihrc Arbeitsamkeit, unermüdlich im Anbaue ihrer Gründe, anch von ihren Feinden hoch-gcrühmt, steuert den alljährlichen Verwüstungen der Waldbäche ans die löblichste Weise; gartenähnlich blühen ihre Felder, aufgeräumt uud wicsmartig gepflegt ihre Alpen, jede Wurzel dcr Hochgebirge muß sich ihrem Dicuste, ihrem Nutzen fügen. Ihrc Mildthätigkeit gegen Arme kennt keine Grenzen, wer fich immer meldet als brotbcdürftig, hat ein Necht an ihren Tisch, auf ihre Schüssel, oft mehr, als dcr Klugheit geziemt. In Geldangelegenheiten find sie genau, jeden Kreuzer, mühsam erworben, halten sie mit äußerster Strenge zu Rathe und fordern von Andcrcn ein Gleiches. Der öffentlichen Gewalt leisen sie bereitwillige Folge; aber überzeugt wollen sie sein, Willkür und blinder Zwang reizt sie leicht zum Widerstände. Den Militärdienst lieben sie nicht, die Freiheit ihrer Berge ist ihnen zu tief in die Seele gegraben; gleichwohl ehren sie das Loos, das sie für einige Jahre unter die Fahne des Kaiserjägerrcgiments ruft. In Landstürmen hat ihr kühner Muth, ihrc Stutzen-fcrtigkeit, die stürmende Kraft ihres Iägerthums die rühmlichsten Proben abgelegt. Der Aberglaube, früher mit wunderlichen Märlein in den Gemüthern wurzelnd, ist jetzt gänzlich in den Hintergrund getreten, wirkungslos fnr's Leben. Sie lieben und achten im Ganzen die Religion und die Kirche, ihrc Vermittlerin, und wer öfter in den Kirchen des Zillcrthals gewesen, hat sich unwillkürlich angesprochen gefühlt von dcr erbaulichen Andacht des gerade in diesem Punkte verleumdeten Volkes. Dcr Priester hat an ihnen scharfe Bcnrtheilcr, sein Leben muß rein, fein Verstand hell, seine Rede beredt, sein Benehmen herablassend sein: dann ist er Meister ihrer Herzen. Die Mädchen vom Zillcrthal, so oft von dcr empfindlichsten Seite verleumdet, siud, wie liberall im Lande, nur cm wenig schöner und natürlicher als anderswo. Das häßliche Harztaucn zur Erhaltung ihrer weißen Zähne fleht ihnen doch befscr, als das Tabaktaucu den Jünglingen und Männern. DaS Verhältniß beider Geschlechter zu einander, freier als in vielen anderen Gegenden, oft auch die Grenze der Zucht überschreitend, erscheint am Ende stets ehelich gcrcgclt, und die eheliche Treue eben so fest in inniger Liebe als musterhaft im wechselseitigen Gedulden und Ertragen. Die Sprache des Volkes ist bajoarisch, wic dcr Stamm, welcher sie spricht, wie das tiefere Innthal überhaupt, aber durch größere Geschmeidigkeit, durch nachlässig verschmolzene Laute, vor der untcrnmthal'schcu ausgezeichnet. Wohlfällig nimmt sich die halbucrgangcnc Zeit statt dcr schwerfälligen vergangenen aus. Dcr aufmerksame Beobachter gewahrt, daß dcr urkräftige, durch das Aachenthal ciugewanderte Staunn des zillcrtlM'fchcn Volkes feine Zweige über die Gcrlos hinab nach Pinzgau, von dort übcr die Taucrngcbirgc auf die Sonncnberge von Linz getrieben hat, wo er in dcu Gaim-bcrgcrn den slamschen Völkern gegenüber üppig gewuchert, dcr östliche Voltsblüthcnsamn bajMrischcr Lcbmsfüllc um das Land Tirol, stark in der Süudc, wie in der Tugend, durch Gestalt, Züge, Sprache, Sitte zusammmhängig; das Gegenstück zum schwäbisch--alemannischen Völkcrstrcif im Westen, welcher sich aus den Stromgcdicicn des Nhcms nnd des öcchs durch Pitzthal und Octzthal über Schnals, Ultcn, Sarnthal, Dcutschnofcn und Valsugana in die «etw cominuui hinüber gezogen, die italienische Grenze nut deutschem Worte streifend, überall heiter und klar in Verstand und Ansicht, mehr maßhaltend mit der physischen Kraft, anstatt der vollen Sinnlichkeit die Anmuth lebenskräftiger Formen entwickelnd; zwei Hauptrichtuugcn des aus dem Norden nach dem Süden vordringenden deutschen Bebens, das altrhätischc Element nnd die demselben aufgepfropfte altrömischc Beimischung am Kern der mittleren Taucrukctte Tirols mit ewig blühender Jugend auffrischend. Das vordere Zillerthal ist, wie der Augenschein lehrt, sehr fruchtbar, die höchsten Alpcngipfel find mit lcbensgrüncr Decke edler Kräuter überzogen, die gleichmäßige Ocffnung des Thals nach Nord und Süd weckt durch die gleichnamigen Winde alle Keime der Flur und schwellt die Aodcnerzcngnifsc reich uud voll au'? ^icht der Eounc. Alle Gctreidcgattungcn gedeihen in vorzüglicher Güte, werden jedoch in so beschränkten Verhältnissen angebaut, daß sie nur drei Vicrthcilc des einheimischen Bedürfnisses decken; das Mangelnde muß ails Bayern eingeführt werden. Das erklärt sich theils aus dem hohen Vcvölkernngsstandc, theils aus dem großen Umfauge der Viehzucht, die den größten Reichthum des Zillerthalcs ausmacht uud ausmachen muß. Der Boden besteht größtcnthcilö ans Kalk- nnd Schicfcrcrde und erfordert für das gntc Gedeihen der Gctrcidesaat doppelt so viel Düuger als ein anderer, während er an uud für fich für den Graswuchs günstig ist. Daher ift der Getreidebau anf ein Drittel der ackcrbaren Gründe beschränkt uud zwei Drittel dem Graswnchsc gewidmet. Nebst dem Getreide zieht man vielen und schönen Flachs von vorzüglicher Vänge und Güte. Daraus wird beträchtlich mehr Leinwand erzeugt, als das Thal selbst bedarf, und fällt dem Verkaufe anheim. Der Leinsamen wird auf die Ocl-stämpfc gebracht und Leinöl daraus gepreßt, theils für das Vieh, theils zum Kochen, und nur sehr wenig zur Hausbelcuchtung. Die Oelkuchcn dienen zur Masiuug des Viehes. Besonders geschätzt wird das Obst (sogar die Feige lind Mustatcllertraubc siudct sich in sonnigen windfichern Gärten an Mauern und Geländern), wenig nachgebend an Güte nnd Süßigkeit dem Etschläudcrobste, im Ganzen jedoch nicht mit besonderer Sorgfalt und Vicbc gepflegt, »veil der daraus fließende Gcwiun nicht beträchtlich ist. Man ißt es theils roh in großer Menge, theils dörrt man dasselbe und bereitet daraus die sogenannten Kloatzcu, d. h. Dörrschnitzc, die zerstampft lecker-Haftes Obstmchl gewähren; theils wird es endlich zum Branntwein nmgcbrannt. Die Waldnugen liefern selten Eichen, welche zum Färbeholz benutzt werden, aber desto mehr Zirbclnußkicfcrn auf dem hohcrn Gebirge. Ungelernte Drechsler verfertigen aus den letzteren Milchschüsscln von ungeheurer Größe, wie man sic ill anderen Bandes-theilen nicht antrifft, sodann allerlei Kästen und Kleidcrbchältnissc; auch die Wohn-und Schlafzimmer werden mit dicfcm Holze getäfelt. Die Fichte liefert nebst dem Holzbedarfc des alltäglichen Bebens viele Kohlen an die Feuerarbeitcr iu den einheimischen Gcwcrken. Früher gingen jährlich N!—17.000. Klafter Holz aus den Wäldern der Gcrlos, des Fiufing- und Oechfclthalcs auf dein filler uud anderen Bächen nach Fügen, wurden daselbst zu Kohlen gebrannt uud theils für den dortigen Eisen- und Stahlhainmcr verwendet, theils und bei weitem der größere Theil nach ^cubach zum Eiscuschmelzwcrkc geliefert. Aber dicfc Holzausfuhr hat fich größtcnthcils verloren, weil die Aufforstungen nnforstmännisch betrieben uud der Nachwuchs vernachlässigt worden. Die Hauptcrwcrbsqncllc ist die Viehzucht; dieser wenden sich die Einwohner mit der vorzüglichsten Sorgfalt zu, weil sie daraus die nothwendigen ^eldcr zur Bestreitung ihrer Abgaben nnd Fristuug ihres Bebens ziehen. Wie im ltutcrinnthalc überhaupt, so bleibt auch im Zillcrthalc die Erziehung des ^obviehes, besonders der Kühe, zum Milchgcwinne das Erste und Wichtigste. Aus der Milch geht die Butter, der vorzüglichste Handelszweig iu die Hauptstadt des Vandcs, hervor: dcr Käse, welcher ^ewöhuliä) in höher liegenden Gegenden die Stelle dcs Brotes 416 Der Mensch. vertritt; dic Molkc und Jute, als beliebtes, durststillendes, magenreinigendes Tisch« getränt, dcr Schotten, zur Füllung ihrer Krapfen. Die Viehbesorgung ist sehr beschwerlich, die Hütten auf den höchsten Bergen und Asten (Voralpcn) sind mit wohlgcfüllten Ställen und Heustadeln verschen, übrigens unbewohnt; rüstige Dirnen erscheinen alle Tage oft aus einer Entfernung von mehreren Stunden zur MilchM in denselben und liefern die Milch mit ungemcincr Anstrengung im Sturm, Wind und Schnee alltäglich nach Hause. Die Alpen selbst sind steil und brüchig, besonders tn der Nähe der Kalkgcbirgskuppcn, von welchen oft ungeheure Trümmer, weithin auscinandcrflicgcnd, grasrcichc Höhenstrcckcn bedecken, die nur sehr sorgsam abgeweidet sein wollen, wenn das Vch nicht beschädigt werden soll. In früheren Zeiten war es im Zillcrthal allgemeine Sitte, Senninnen auf den Alpen zur Vichbcsorgung zu unterhalten. Da aber diese Sitte zu mancherlei Ausschweifungen verleitete, so wurde der Gebrauch allmählich abgethan, und an die Stelle der Senninnen traten größtenthcils Männer als Besorger des Alpnutzcns. In den Nebcnstundcn, deren es natürlich den ganzen Sommer über sehr viele gibt, verfertigen sie aus Föhrcnholz eine Menge Späne, deren man sich auf dem Lande fast allgemein als Lcuchttcrzcn bedient, oder sie flechten aus den Zundclstauden (?inu5 pumilio) eine Art Schuhe für den Stall und Bcrgmannsgcbrauch, oder sie schnitzen Vöffcl, Teller, Milchgcfäßc und allerlei anderes Hausgcräthc. Die Arbeit, nicht ermüdend, in längst geübten Handgriffen bestehend, wird mit biedern und Gesang begleitet, die theils angelernt, theils nagelneu in älplichcr Begeisterung erfunden sind. Da übcroicß in jeder Alphüttc ein paar Maultrommeln, eine Waldflöte, eine Schwcgel, ein Hackbrett u. dgl. Ton-Werkzeuge zu finden sind, fo fehlt es nicht an fröhlichen Intermezzos zur Sinnes-» erhcitcrung. So poetisch diese Seite des Alplebcns, eben so widerlich ist der Schmutz und die Unrciulichkeit dcr Alplcutc. Sie tragen den ganzen Sommer ein einziges Hemd und setzen ihren Stolz darein, allen Mitgcnossen den Vorrang des unMhigstcn Hemdes abzugewinnen, namentlich bei der Heimfahrt, wo sie den ekelsten Schmutz als Beweis rüstiger Alpcnthätigkeit selbstgefällig zur Schau tragen. Gegen das Ungeziefer schützen sie sich durch den Rauch der Alphüttcn und eine eigene Salbe, so gut es geht. Die Heimfahrt ist ein schenswerthcr Zug, ein Gemisch von wahrhafter Poesie nnd abstoßender Unnatur. Der heimkehrende Bursche, an der Spitze oder hinter der Herde, die weithin glöckclt und klingt, trägt einen kleinen grünen Hut, mit Edelweiß, Federn und Gcmsbart geziert. Der Hals und die behaarte Brust ist nur von einer leichten Flor- oder Tuchschlcifc umflogen, am bloßen ^eibc sitzt und klebt das unftäthigste Hemd, darüber ein fcucrfarbcner oder hellgrüner Hosenträger, meistens mit Goldbörtchcn und Stickereien geziert, in der Aclplcrsprache die Hoscnkraxc genannt. Die graulcdcrnc Jacke hängt von dcr linken Schulter nachlässig herunter. Um das Hemd schlingt sich die Bauchbinde, ein breiter lederner, mit zinnernen Stiften beschlagener, oder mit Pfaufcderkielen niedlich durchnähter Gurt, um die Beine fchwarzlcocrnc Beinkleider mit grünen Bändern, nur die Hälfte des Oberschenkels bedeckend, die Gsaßhoscn genannt, um die Füße weiße und geringelte Rnmpfstrümpfc, die sie Boanhosc oder Raifistrümpfe nennen. Die Schuhe, an den bloßen Füßen steckend, find mit Bändern von mancherlei Farbe geschmückt. In diesem sonderbaren Auszüge ordnen sie den Zug wie folgt: der Melchcr, mit einem Stock bewaffnet, langsamen Schrittes voran, stolz auf den Stolz der schönen Herde trotzend; nach ihm unmittelbar die Mairkuh, die gekrönte Siegerin in den sommerlichen Alpcntämpfcn, am Halse mit einer ungeheuren Schelle, der Hafen genannt, beschwert, alle anderen weit übertönend; hierauf die übrigen Kühe nach dcr Ordnung, mit Schellen, Blumensträußen und gestickten Halsricmcn geziert. Daran schließt sich dcr Galterer (Wärter des GaltmehcS, meist des jungen, noch unträchtigcn), mit Kälbern und Stieren, hinter ihm der Gcißer mit den Ziegen, dcr Schäfer mit dein Wolloich, die Saudirn mit den Schweinen, mit „feierlichem" Grunzen den Zug beschließend. Charakkrbildev. 417 Von dcm im Thalc gcfchla6)tcten Viehc sucht man dcu größtmöglichen, mitunter Zcwcrbsicißigstcn Nutzen zu zichcn. Aus dem Blute kocht man dm Blutschmarn, eine beliebte Vcckcrkost, aus dcm ^cttc bereitet man Talglichtcr und Seife, und das Echwcinfctt wird fast allgemein statt der Butter bcuutzt. Die Häute werden im Thale so kunstreich bearbeitet, daß sic auswärtigem ^cdcr um nichts nachstehen. Aus den Schwanzhaarcn der Kühe macht dcr Seiler Schnüre, woraus die sogenannten Scihricdcln (welche man zum Durchseihen in's Scihgcfäß znr Abwehr fremdartiger Grobswffc steckt) zusammengesetzt werden. Die Schwcincborstcn gehen sorgfältig gesammelt znm Verkaufe iu's Ausland. Aus der Wolle werden Zcugc zur Bekleidung verfertigt, vodcu uud Naß, der erstere ganz aus Wolle, der letztere mit einem flachs« einschlage. Auttrr und Hornvieh, meist Kälber, werden uicl ausgeführt. Der nandclszug gcht zunächst nach Wien, sodann sogar nach Polen, Nußland und den nächsten (^rcnz^ gebieten. Da aber das Alles nicht hinreicht, die cingeborne Bevöllcrung zu ernähren, so verlegen sich viele Zillcrthaler ans den Klcinhausirhandel nnd durchn>andcru oft als sogenannte einfältige Tiroler die Gegenden des deutschen Reiches. Sie taufen Handschuhe in Innsbruck, Schwatz, Ried und anderen Orten nnd bieten sic in der Fremde feil, wo man sich gar zu gern von einem schmucken Zillcrthalcr ein gcmslcdelncs Paar solcher Handschuhe einreden läßt. Andere zichcn mit Wurzeln und Krimlcrn, die sie auf den tirolischcn, salzburgifchcu und steicrmärtischcn Gebirgen ausgrabcn und sammeln, mit Enzianbranntwcin, Kräuterthee, allerlei Oclcn und Essenzen in Deutschland und Italien umher. Wieder andere handeln mit Mineralien, die allmählich Zug bekommen mid an die Stelle der iimncr anstößigeren Essenzen und Kräuter treten. Und trotz aller dieser ^erschlcis-geschäftc sind noch jährlich 5)00 bis <»s>s) Männer verfügbar, welche nach Bayern und in's Pinzgcm wandern, um den Sommer über als Knechte zu dienen. (Nach Beda Wld?r.) , 3. Lcbcu u»d Sitten im Vrcgcuzcrwald. Jeder Reisende, welcher den in den innern und äußern Wald getheilten Grcgcnzerwald durchwandert, muß dctcnucn, daß die Wüldlcr ein liebenswürdiger Schlag von beuten sind; die Münuer verständig, bieder, gutmüthig, zufrieden. Öst hört man die Worte: jetzt ift's recht, wenn man mit den Vcutcn übcr Weltgeschichte und Politik redet. Ihr Kaiser ist allgemein geliebt, rcrchrt. Dic Mädchen und Granen sind mild, freundlich, gefällig. Ein Streben nach ehrenhafter Häuslichkeit ist beiden Geschlechtern eigen; das Wirthshausleben hat noch leine solchen Dimensionen erhalten, wie im ^lachlandc, im Rhrinthal und an den Ufern des Bodcnsccs. Pichzucht, Sennern und Stickerei lim Winter) sind die Hauptbeschäftigungen; nirgends wechselt die schöne Waidmaunsfnrbc der Fluren 'mit dem Gold der Aehrcn — wie sonst in Tirol und Vorarlberg —- ab. Das 2'icli ist vom Juni bis September oder October auf den Alpen, oft in viclstündigcr Entfernung von dcu Mutter-Höfen. In der Käscbcreitung — besonders beliebt ist der weiche Backstcincr — hat man große Gcschicklichtcit erworben: Bregcnzcrwälderläsc wird gleich dcm Allgüucr weit und breit versendet. Reiche Wäldlcr schicken ihre Söhne gern nach Italien, um dort Sprache und Handel zu erlernen, und an vielen Orten verstehen die ^cute ein gutes Italienisch zu reden. Hausgcräthc aller Art, I'ertäfcluugcn der Stuben, Messing« arbeiten, Instrumente, Schnitzarbeiten, Stucmturcu ;,. s. w. werden im Bregn-zer-Wald vortrefflich gemacht. I'icle Arbeiter zichcn in's Ausland nnd gehen mit gefüllter Börse heim. Ein anderes einträgliches ^cwcrdc ist der Holzhandel, besonders der init Nebstcckcn. welche ihren AbzuaMnal in Bregcnz habcn; man rechnet, daß jährig Nmlttnst. Qcsw uiclen Perioden der Geschichte, uon dem blühenden Reiche des Krot und der ^ibussa, uon dem großmährischcn Reiche des Svatopluk bis zu den alles deutsche Nachbarlaud bedrohenden und verwüstenden Hussitenkriegen uud bis zu dcr für ccchischc Sprache und Vitcratur so glänzenden Zeit unter Kaiser Rudolf (uon 1577 bis KN0) herab, gaben sich in Böhmen nnd Mähren die energischesten Rückwirkungen gegen das Dcutschthum kund. Die t'cchcn betrachten die in Böhmen wohnenden Deutschen als fremde Eindringlinge (ci/o/.enici), während diese im Bewußtsein ihres Zusammenhanges mit dcr großen Muttcrnation, uncrschüttcrt ihren festen Stand behaupten. Noch immer ist dcr Nationalitätcukamftf im vollen Flusse, eine Form für das gedeihliche Ncbcncinaudcrwohncn beider Parteien noch nicht gefunden. Durch manche Eharattcrzügc bildet dcr ('cchc ciucn Gegensatz zu anderen Slaven. Er ist verschlossener, weniger beweglich und besitzt weder die kindliche Heiterkeit des Russen, noch die heitere Lebenslust und das ritterliche Wesen des Polen. DaS Mißtrauen, welches er gegeu dcu benachbarten Dcutschcu hegt und das des letzteren Pcrtraucu zn ihm niederdrückt, beruht zu sehr auf dcu Bcvölkcrum',s^'crhältnisscn des Bandes, als daß es als charakteristische Eigenthümlichkeit des ("cchcn angesehen werden könnte. Dagegen scheint eine gewisse Rechthaberei ciu Erbfehler des clechischcn Stammes zu sein; auch legt man dein Polte nicht mit Unrecht Unbeständigkeit und PerMügunHssncht bei, die jedoch sehr häufig iu einem ausdaucrudcn gleiße ihr Gegengewicht finden, ^st daher die gemüthliche Seite des s'cchcn weniger anziehend, so zieren ihn dagegen mannigfache Gaben des Geistes. Er hat viel natürlichen Bcrstano, Fassuugsgabc, Phantasie uud Gedächtniß; er lernt leicht fremde Sprachen und ist im Studium dcr crnstcu Wissenschaften sehr glücklich, besonders in Mathematik und Astronomie. Für die Knust, namentlich für die Musik, hat dcr phcmtasicvolle ("cchc ciu entschiedenes Talent; „böhmische Musikanten" durchziehen nicht bloß Oesterreich und Deutschland, weit übcr dic Grcuzcn dieser Gebiete ist ihr Ruf, gcdrnugen. Ucbrigcns^ besitzen dicfc berühmte musikalische Anlage nicht minder die Deutschböhmcu. Des l'cchcu Körper ist museulös, start uud ansdaucrud; er erträgt sowohl die Strapazcu des Kriegsdienstes, wie auch schwere Arbeiten mit Leichtigkeit, und man kaun daher 'echischc Tagarbcitcr als '/astcuträgcr bei Bauten u. dgl. in viclcu Kronläudevn dcr Mouarchic iu H'crwcnduug finden. Eine gemeinsame Nationaltracht der Rechen aus älterer ,Hcit hat sich uicht crhaltcu; die heute dafür geltende ist neuerm Datums. Dagcgeu bcsitzcu einzelne Gegenden, wie z. B. dic Hauua il! Viährcu, kleidsame, malerische öoslümc. Der Hannate trägt schwarzlcdcrnc, aulicgcndc Stiefeln. Sein Beinkleid ist aus zicgclroth gefärbtem Katböleder verfertigt, rou dcr Hüfte bis zum Knie weit uud pludrig, mit grünen Schlnirarabcstcn an dcr Seite verziert. Nach hannakischcu Begriffen müß das Vcinkleid so weit sein, daft es eine halbe Metzc Wch.ru fassen laun, »md Chcn'aktcMher. 42 l am Knie so fest, zugezogen haften, daß kein Körnchen durchschlüpfen könnte. Ein Ledergurt, meist gestickt nnd init Flitter besetzt, nmgibt dcn ^eib. Eine hellgrüne, eng anliegenden Tuchjacke, mit bunter Stickerei eingefaßt, wird an der Brust mit einer Unzahl kleiner, rltndcr, weißer Knöpfe geschlossen; letztere sind häufig von Silber. Der kurze Hemdkragcu läßt den Hals frei. Dcn Anzug vollendet entweder cin langer, bis nn die Knöchel reichender Uederrock ans weißem Tn5)e, oder ein himmelblauer Tnchlnantcl niit fi'mf bis sechs kurzen, nnr bis unter die Schnltern reichenden Krägen. Der brcitträmpige, rnnde Hut von schwarzer Farbe ist bei ledigen Männern mit rothen oder zwiebelgelben Bändern reich geschmückt. An der Schattirung dieser Farben erkennt man ebenso geuau, welchem Bezirke, ja welcher Ortschaft der Hannakc angehört, wie an dcn Plaidfarben des Schotten den Elan, dem er entstammt. Viel llnbcdentcndcr nnd einfarbiger ist der Anzng der Weiber. Die Hannatill -trägt meist ebenfalls Stiefeln, denn das fette, schwarz Erdreich ihres Landstriches verträgt namentlich nach Regen keine zierlichen Schuhe, ans welchem Grunde anch die meisten Hannaken beritten find. Der Kopf der Hamwkin ist in cin buntes Tnch eingewickelt, die Haare sind unsichtbar. Ein weißes Hemd bedeckt die Brnst, kranst sich breit und steif um dcn Hals, nnd ein meist grünes Wolltuch hüllt die Gestalt ein. Mr bei festlichen Gelegenheiten, wenn für dcn Tanzsaal Schuhe angezogen werden, schimmern unter den furzen, dunkelfarbigen Nocken, die zwischen Hüfte nnd Schnürlcibchen das weiße Hemd sehen lassen, bnnte wollene Strümpfe, roch, weiß, schwarz oder blau, weiß, roth gestreift. Wie die altübcrkommenen Trachten, Sitten und Gebräuche auf immer kleinere Gebiete beschränkt werden, so verhält es sich anch mit der volksthnmlichcn Bauart. Böhmen war bis in eine nicht fernliegende Zeit cin waldreiches ^and. Dies erklärt, daß fich der Holzbau in ihm lange erhielt und noch heute iu Eapcllcn und Glocken-thürmen Vertretung findet. Anf die Entwickelung des slavischen wie des deutschen Baucrnhanses in Böhmen übte das einen großen Einfluß; doch find beide Typen von einander verschieden: dem deutschen Vlockwandbau steht der slavische Block-und Pfahlwandbau gegenüber. Dcn slavischen Typns findet man noch in den östlichen Landesthcilen, wo er besonders längs der mährisch-schlesischcn Grenze fich an manchen Mnkten zu solcher Pollendung entwickelt hat, daß dic in jenen Gegenden vorkommenden Wohnhäuser ebenbürtig dcn Schweizcrbauten zur Seite gestellt werden dürfen. Besonders längs der Iscr und Oberelbe haben sich zahlreiche Gebäude dieser Art erhalten; in den Orten Rovcnsko, Startenbach, Nachod, Ncichcnau, Wildmschwcrt sind fie häufig, und das vom Fener eben sowohl als von Neuerungssucht verschonte Solnitz besteht gänzlich ans zierlichen Holzhäusern; vereinzelt kommen dieselben bis Innglmnzlllu nnd Nimbnrg vor. Im Acußcrn find diese slavischen Holzhäuser vorzüglich charakterifirt durch die geringe Breite und das steile Dach; letzteres zeigt einen Winkel von 45 bis 48 Grad, erstere beträgt durchfchnittlich 25 Fuß. Auf einem gemauerten Unterbau erheben sich die nicht rein, fondcrn bloß waldkantig bchauenen Balken, deren Zwischenränme mit Moos und Lehm verstopft sind, aber die oberen Partien find stets mit sauber gearbeiteten Brettern verkleidet. Vorgebaute Laubcngänge, Freitreppen, Galerien, Giebel und dergleichen geben dem Ganzen ein belebtes, malerisches Aussehen; das Dach wird von durchbrochenen Wälmen bekrönt. Die Decorationen find sehr mannigfaltig und fachgemäß, nnd zeigen glückliche Ver-Mngungen von gothischen und Renaissanceformen. Vaufende Bagenornamente, Keilschnitte, vertieft gearbeitete Vanbwerte, geschnitzte Träger finden fich in zierlichen Formen und geschmackvoller Anwendung. Der Banstoff ist fast stets Fichte unk Kiefer, selten tritt Eiche auf, und die Bedeckung des Daches besteht ans Ziegeln oder Schiefer. Im Innern sind diese Häuser, wie schon die große Schmalheit bei beträchtlicher Länge andeutet, nicht sehr geräumig; sie umschließen zwar meist eine größere Anzahl von Gelassen, die aber niemals nach Breite nnd Tieft eine 422 Der Mensch. beschränkte Ausdehnung überschreiten. Der bei dcn Deutschen NordwestböhmcnH vorkommende Fachwcrtbau besitzt mit diesem slavischen Holzbau eine innere Achn-lichtcit, welche in cngein Bezirke eine glückliche Mischung beförderte und in der Gegend von Arnau, Hohenelbe, Ocls schöne Bauten hinzustellen vermochte. Dagegen liegt in dem weiten, fast ausschließlich von Slaven bewohnten Raume, den als Dreieck die Punkte Bndweis, Lcitmcritz und Pilsen bezeichnen mögen, eine wahre Bauwüstenei, indem weder Holz- noch Fachwerkban irgend über die Stufe des durchaus Bedeutungslosen hinausgekommen sind. (Nach Mehreren bearbeitet.) 5. Die Nutheneu in Galizicn. Die galizischen Nuthcncn gehören dem großen llcinrussischcn Stamme an. Sic selbst, in einzelne, durch Dialekt und Brauch, Tracht und Eigenthümlichkeit geschiedene Stämme getheilt, bezeichnen sich doch überall als Rusy und nennen ihr Land Rus oder zcmlja rus. Es ist dies ein deutliches Zeichen, daß sie sich, obgleich sic zncrst unter die lithauische, dann unter die polnische Herrschaft gerathen waren,, doch immer zum russischen Sprach- und Voltsstamm zählten. In den Karpathen, wo die Stämme der Stojki nnd Huculcn (letztere im Kolomcacr und Stanislawower Kreise) wohnm, haben die Ruthcncn sich am reinsten erhalten, zeigen sie in Tracht und Sitte am meisten Altflavischcs, während bei den Podolcn schon der Ncbcrgang zum Großrusscn mit stumpfer Nase, breitem Gesicht, das auf mongolische Beimischung, schließen läßt, stattfindet, im Gegensatze zum echten Klcinrusscn, dessen Antlitz schlanke ovale Formen zeigt. Die Ruthcncn sind ein starker, abgehärteter Menschenschlag, kräftig, wohlgcformt und strotzend von Gesundheit. Sie besitzen einen lebhaften Freihcitstricb, viel Selbstgefühl und offenbaren einen fanatischen Haß gegen den fremden oder ihnen entfremdeten Adel des Landes. Der Bauer lebt noch wie vor tausend Jahren, m hölzernen oder Lehmhütten, Menschen und Vieh weilen in demselben mit Heiligenbildern beklebten Loche. Ihre Bekleidung besteht in einem Hemde und Beinkleids von weißer Leinwand, welche mittelst eines ledernen oder wollenen, roth oder blau gefärbten Gürtels festgehalten werden, dann in einem langen Rocke (Sirat) von grauem oder schwarzem Filztuch (Halina), dessen Stelle in: Winter ein Schafpelz vertritt, einem breitrandigen Strohhutc im Sommer und einer hohen, cylindrifchcn Lammfcllmütze im Winter, endlich in schweren Lcderstiefeln. Die weibliche Kleidung zeichnet sich durch Stickereien am Hemde um den Nacken, durch einen bunten Untcrrock und leichte, aus gelbem oder rothem Saffianlcder gefertigte Sticfelchen ans; den Hals zieren Korallen und Glasperlen; die Mädchen durchflechtcn ihr Haar mit rothem Schafwollgarn. — Saure, blutrcinigcudc Speisen, saure Rothcrübcnsnppc, Barszcz. und Pyroky, sind die Licblingsspciscn des Nuthencn. Fast alle sind Ackerbauer oder im Gebirge Hirten, Holzschlägcr, Köhler u. f. w. Ein Bürgerstand besteht bei ihnen nicht; der Adel ist polonisirt, nnd so ist nur noch der Geistliche übrig, der als Führer der Ruthcncn dasteht. Er erbt seinen Stand vom Vater, heiratet — so will es das Gesetz — noch als halbes Kind, bevor er die Weihe empfängt, und arbeitet im Schweiße seines Angesichts, um die zahlreiche Familie zu unterhalten. Diese geistlichen Führer wissen recht gut, dah die Bildung ihres Volkes nicht dessen geistigen Fähigkeiten angemessen ist, ja daß-sogar trostlose Barbarei bei demselben herrscht. Die polnische Unterrichtssprache hat den Bauer bis 1645 von der Schule ferngehalten, und eine natürliche Folge dieses Charakterbilder. 42g tiefen Zustandes der geistigen Cultur ist das Darnicdcrlicgcn der materiellen Verhältnisse bei den Ruthcncn. Die Wirthschaft ist trotz des cnormm Bodcnreichthums Galizicns (Holz, Salz, Erdöl, fruchtbares Ackerland) eine schlechte und ungeordnete, dabei ist die Grundzerslückclung unter den Ruthcncn zu einem furchtbaren Grade gediehen und die in ihrem Gebiete begüterten Großgrundbesitzer, meist ungebildete polnische Adelige, können selbstverständlich dem ruthcnischcn Bauer nicht als Vorbilder und Muster dienen. Der Schauplatz des ruthenischen Volkslebens findet sich in Kirche und Schenke. Der Bauer ist, wie fast alle seine slamschen Brüder, ein arger Branntweintrinker; er weilt gern in den Schenken (Kerczma) und verkauft oft, um seiner Leidenschaft fröhnen zu können. Alles dem Juden. Letztere nehmen, beiläufig bemerkt, den dreizehnten Theil der Gcsammtbcvölterung Galizicns ein, sind im steten Zunehmen begriffen und haben den Polen wie den Ruthcncn gleichmäßig in der Hand. Der Ruthcne ist ein gefälliger, umgänglicher Mensch, ör grüßt mit „xäoi'o^ dud'tö!« (bleibt gesund) oder „pomal,^ Lok!" (helf Gott). Mit diesen Worten tritt auch das junge Volk in die Spinnstuben (Wcczcrnyci, eigentlich Abcnduntcr-haltuugen), die hier wie anderwärts nicht gerade zur Beförderung der Sittlichkeit beitragen. Aber dort kann man viele Eigenthümlichkeiten des Volkes kennen lernen, sehen, wie sehr viel Altheidnischcs bei jenen kaum von der Cultur beleckten Leuten sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat; namentlich ist dieses der Fall auch in den Hochzeitsgcbräuchen; die altslavischc Venus, Lada, klingt in den ruthcnischcn Hochzeitslicdcrn als Ladowji noch immer nach. Kurz mögen noch einige andere heidnische Züge erwähnt sein. Die Todten erhalten einige Münzen mit in's Grab; am Weihnachtsabend wird das Zimmer mit Stroh geschmückt, weil Christus auf Stroh geboren wurde, dazu singt man aber die Koljady — so genannt nach der heidnischen Göttin Koljada. Um Ostern fpirlt man die Hajiwki oder Hainspicle; am 0. Juli tanzt das Volk um das Iohannisfcucr; zur Zeit der Ernte wird das schönste Mädchen mit der Achrcntronc auf dem Haupte durch das Dorf geführt — Alles echt indogermanische Bräuche, aber in ihren Einzelheiten slavische Färbung zeigend. Im Satan, schlechtweg On, d. i. Er, genannt, erkennen wir noch die Züge des „schwarzen Gottes". Der Opyr, Vampyr, verzehrt in Weibesgestalt durch Kuß und Umarmung langsam junge Männer; die Nussalta, die Mc der Aüssc, zieht die Männer zu sich herab. Ausspucken schützt den Nuthenen vor dämonischen Einflüssen. Die Volkspocsie ist reich und schön. Die Sprache überrascht durch Formenreichthum und Weichheit. Noch arm und tiefstchcnd, wenngleich nicht jung, ist die Literatur. Die ältesten historischen Denkmäler sind in der reinen altrussischen Sprache abgefaßt, welche damals im gesummten Nußland als Schriftsprache galt. Erst später, vorzüglich nach der Union von Lublin (1569), als sich das polnische Element ln Wcstrußland eindrängte, begannen sowohl in die wcstrussischc Schriftsprache, als °uch in das weiße und klcinrussischc Volksidiom polnische Wörter Eingang zu finden. Die Nuthrncn von heute sind gern bereit, ihren Dialelt aufzugeben und sich in Shrift und Sprache ganz ihren russischen Nachbarn anzuschließen. Die Polen verdammen die Schriftsprache, deren die Ruthcncu sich bedienen, wegen ihrer Aehn-lichkeit mit der russischen Sprache, und wollen l-tzw.--" den O''b^,'.?ch d".- Npifsn-nndart Atfdrängcn, welche diese zurückweisen. Den Polen liegt es daran, die Kluft gegen Rußland herzustellen. Die ruthenische Gesellschaft, soweit sie nur einigermaßen zu der gebildeten zählt, ^ntt, seicht und schreibt in der polnischen Sprache. Dcr Sohn des Landmanns, der Mit den polnischen Kindern die Schule besucht, dcr Baucrnwirth im Verfchr ^t dem Grundbesitzer, sie alle sprechen mit Leichtigkeit die polnische Sprache. Man "nn nicht behaupten, daß bie polnische Sprache nicht allen Galizicrn zugänglich sei. 424 Der Mensch. Ihre Erlernung macht niemandem Schwierigkeiten, denn das polnische Element, welches die Seele, dic Intelligenz der Elation bildet, hat seit Jahrhunderten bereits das ruthenische Elcnicnt von Grund aus durchdrungen, und Kraft geuuz in sich, um dieses Werk in Vollendung der historischen Misston, die ihm geworden, dort zu Ende zu bringen, wo es noch nicht ganz geschehen sein sollte. Das alte Nuthenien cxiftirt nicht mehr, es ist umgestaltet, polonisirt, und nur die untersten Schichten widerstreben diesem Zivilisatorischen Umbildungsproccsse, weil sie vermöge ihres Culturzustandes der Civilisation überhaupt widerstreben. (Nach dem „Globus.") 6. FnmMettlcbe« der Südslaven. Der Südslavc hat sehr viel ^iebe und Begeisterung für seine Familie und seinen väterlichen Herd, welche er über Alles liebt, denen er mit wahren herzlichen Gefühlen und cincr so großen Pietät anhängt, daß cr in diesem patriarchalischen Bcisammcnlebcn jedes Glück und jede Freude genießt. Es gilt dies von allen in Oestcrreich^Ungarn lebenden Südslaven, sowohl von denen der Militärgrcnzc, als von den Bewohnern Kroatiens, Slavoniens, Syrmiens, der Bacska und des Banates. Der Aeltestc des Hallst? oder der von den Familiengliedern gewählte Vorstand ^wreZina) ist der weiter des Hanswcsens; er genießt meistens eine unbegrenzte Verehrung von den Seinigcn, nach dessen Befehlen und Anordnungen alle häuslichen Geschäfte oder Arbeiten ausgeführt werden. Die richtige Vcrtheilung dcr zur Arbeit bestimmten Individuen sowohl im Hanse als anf dein Felde, wie bei der Saat, der Hcnfechsung' beim Holzfällen, Treten des Getreides u. s. w. gehört zunächst zu den Pflichten eines Hansvatcrs. Er verwaltet das Vermögen der gcsammtcn Haus-comnumion; er führt ihre gemeinsame Kasse nnd besorgt mit den übrigen Familien-genossen alle Einkäufe und Verkäufe, versteht die Familienglieder mit Schuhen und Tuch zu den Kleidern, bcstrcitet die kleinen Bedürfnisse, als Oel, Essig, Salz u. dgl., sowie die größeren Ausgaben, als Stenern, Gemcindcnmlagcn n. s. w. Er schließt Frieden unter den streitenden Parteien und ist bei kleinen häuslichen Processen, die bei einer größeren Hauscommunion leicht vorkommen können, der Schiedsrichter, welcher stets das Necht spricht. Stirbt ein solcher Hausvater, der mehrere Söhne hat, oder kann er in Folge von Altersschwäche nicht die gehörige Thätigkeit entwickeln, so übernimmt der Nächstül teste, und wenn diesem die hinreichenden Eigenschaften abgehen, ein Anderer, in dessen gute Führung und Leitung die übrigen Familien« gliedcr Vertrauen setzen, seine Stelle. Der Südslave ist bei seiner Gemüthlichkeit und seinem rechtschaffenen, biederen Charakter, dann seinen« guten Mturell gewöhnt, mit jedem, selbst mit feinem Diener, sich zu besprechen, wenn er diesem Arbeit zugetheilt hat, und er nimmt von jedem gerne den Rath an, der ;um Besten der Familie dient. Es hat daher jeder das Recht, seine Stimme abzugeben, ohne die Befehle des Hausvaters absolut anzunehmen, da hier nicht bloße Willkür herrscht, sondern wichtigere Angelegenheiten häusig durch Stimmeninchrheit entschieden werden. Das Leben in der Hauscominunion des Südslaven vereinigt eine große Zahl von Menschen, welche dieselben Zwecke und Interessen vor Augen haben; ihre gegenseitige Thätigkeit, ihre gute Arbeit bringt Allen einen besseren Gewinn, weil sie an ihrem gemeinschaftlichen Vermögen einen festen Rückhalt und eine Stütze haben, und sich bei allen Berathungen gegenseitig fordern und so für die Vortheile des Gesammtwohls sorgen. Es hängen die Familienglieder so sehr an Eltern und EharaktcMder. 425 Verwandten, daß es fast eine Schande ist, sich vom väterlichen Herde zu trennen, und man sich hiezu nur entschließen kann, wenn die Nothwendigkeit znr Gewinnung neuer Räumlichkeiten zwingt. Daher bestehen solche Familien oft aus (5 bis W, ja selbst aus 20 bis 80 Personen, welche im väterlichen Hanse, das durch Jahrzehnte das Stammhaus der Familie ist, vereint leben. Neben demselben befindet sich ein geräumiger Hof, in welchem anßer mehreren anderen kleinen Häuschen (nach Verschiedenheit der Gegenden poM, vnjltt, uM, klunl'ü genannt und meistens für die Verheirateten bestimmt), noch Fruchtspeicher, denen seitwärts die Stallungcu für ein paar Pferde oder Zugochsen, für einige Rinder nnd Schweine, in reichen Gegenden Slavoniens, der Bacska uud des Äauats für die Schafe, und endlich zum Brot« hacken bestimmte Backofen erbaut sind. In manchen Häusern stehen im Hofe eigene Wirtschaftsgebäude, wo die Acker- und Feldgeräthc untergebracht werden. In der oberen Grenze, sowie auch in Slavonien, Syrmien, der Bacsta und dem Äanate werden Schafe und Ziegen während dcs Sommers auf Acckern oder Wiesen in einem Pferche eingeschlossen. Das Stammhaus selbst cuthält iu der Mitte die Küche, in welcher sich ein offener Herd befindet, rechts und links sind die Kammern oder Zimmer des Hausvaters und der übrigen Familienglieder. Durch die Gemeinschaft der vielen Hausgenossen ergeben sich große (Irsparnisse-an allen materiellen Bedürfnissen. Aber auch die Vaugewcilc wird gebannt und damit dem in anderen Vändern an Feiertagen gebräuchlichen Besuche von Wirthshäusern gesteuert. Der bessere Wohlstand wird durch das patriarchalische Zusammenleben der Familien sehr befördert, iudcm die Macht des guten Beispiels besser wirkt uud durch die gegenseitige Aneiferung cinc größer,,' Arbeitslust hervorgebracht wird. Endlich bringt das herrschende Princip dcr Arbeitsthcilung bedeutsamen Vortheil; was der Eine nicht zu arbeiten versteht, übernimmt der Zweite, iudcm sie so alle ihre Kräfte zum allgemeinen Wohle couccntrirm. Durch die Zusammengehörigkeit und den innigen Zusammenhang der Familien haben auch die Südflaoeu jenen starken und kräftigen Damm den wild in ihre Bänder hereinbrechenden Türken gelegt, und selbst durch dic vielen blutigcu und jahrelangen dämpfe das patriarchalische ^'ben bis auf dm heutigen Tag erhalten, welches in unserer Zeit nur einer besseren Organisation bedarf, damit dem uatioualen ^cben eine schönere Zukunft gesichert sei. Jedem Mitgliede der Hauscommumou wird vom Stare^ina die entsprechende Arbeit zugetheilt. Während die erwachsenen Männer und Weiber die Feldwirtschaft betreiben, backen die älteren Weiber das Brot, die jungen Sna^e sorgen für das Kochen, die jüngeren Knaben oder Mädchen treiben das Vieh auf die Weide, wenn sie nicht in die Schule gehen. Zur Feldarbeit nimmt das Weib außer dem Spinnrocken fein kleines Kind mit, das es auf dein Rücken oder in der Wiege trägt, und verrichtet mit dem größten Fleiße nicht bloß seine häuslichen Arbeiten, sondern auch jene auf den Feldern. Die jüngeren Frauen, deren es in manchen Häusern mehrere gibt, lösen sich in ihren Verrichtungen jede Woche ab, während welcher sie den innern Hausdienst, dann das Kochen, das Brotbackeu und die Neinhaltung des Hauses besorgen. Bon diesem Dienste sind die jüngst Verheirateten auf ein Jahr, die altersschwachen Weiber hingegen auf immer befreit, wie überhaupt für die arbeitsunfähigen Familienglieder alle Arbciteu von den anderen besorgt werden. Jungen Madchen und Frauen liegt es ob, das Haus mit dem nöthigen Trinkwasser zu versehen, dessen Zutragen in der oberen Grenze iu vielen Ortschaften sehr beschwerlich ist, da dasselbe mitunter meilenweit herbeigeschafft werden muß. Auch die vollständige Anfertigung des reincnzenges nnd der Wasche gehört zn den Obliegenheiten der Weiber; eigene Grunoparcellen liefern hiezu den nöthigen Flachs. Außer der binnen-und Wollenweberei betreiben die Weiber in einigen Gegendm auch Seidenweberei. In der Ausführung der Webe haben sie eine besondere Geschicklichkeit und die serbische Bevölkerung der oberen Grenze, der Bacska uud des Banats beweist bet 426 Der Mensch. der Erzeugung ihrer nationalen Teppiche (den lorbas, lrsßaoas) in der Wahl der Farben so viel Schönheitssinn, daß die Franzosen in neuester Zeit diese Muster nachahmen. Bei der großen Zahl von männlichen und weiblichen Individuen einer Familie geschieht es selten, daß Dienstboten aufgenommen werden; dagegen werden häusig, wenn eine dringende Arbeit an nicht gebotenen Feiertagen zu verrichten ist, oder eine Familie keine genügenden Arbeitskräfte hat, Anverwandte oder gute Bekannte und Nachbarn zur Aushilfe berufen. Eine derartige Arbeitshilfe wird Moba genannt. Bei derselben herrscht die Sitte, daß man eine solche Arbeit ohne Zahlung bloß für's Essen und Trinken leistet. Hiezu erscheinen bloß Mädchen, junge Weiber und Burschen, die sich festlich anziehen und den ganzen Tag fleißig die Ernte verrichten. Am Abend bewirthet sie der Hausherr so reichlich, als wenn er das Fest seines Familicn-Hauspatrones feiern würde. Wer sich einer solchen Arbeitshilfe bedient, leistet gewöhnlich allen jenen, welche ihm geholfen haben, bei gleicher Gelegenheit ähnliche Gegendienste. In der oberen Militärgrcnzc wird die Moba manchmal auch während der Nacht abgehalten. Die jungen Arbeiterinnen beginnen gleich beim Mondlicht zu arbeiten und fahren damit bis Mitternacht fort, zu welcher Zeit sie aufhören und dann gut bewirthet werden. Die Jugend singt und tanzt ihren nationellen Kolo nnd geht schließlich fröhlich auseinander. Bei einer zahlreichen Familie können auch Einzelne nach ihrem Wunsche aus dem allgemeinen Verbände scheiden, indem sie in ein anderes Haus treten, welches keine hinreichenden Arbeitskräfte zur Bearbeitung seiner Felder besitzt. Mitunter gehen die Söhne auch auf Erwerb aus, einige werden zu Soldaten gestellt, manche zum Handwerker ausgebildet, jme aber, die ihre höheren Studien beenden, werden als Officicre, Beamte und Geistliche angestellt, die auf ihr Grundcigenthum Verzicht leisten muffen, da sie in Folge ihrer Abwesenheit der Familie ohnehin keine Vortheile gebracht haben. Die Mädchcn genießen jede Pflege und Erziehung und haben alle Rechte der übrigen Hausgenossen; bei ihrer Heirat bekommen sie eine entsprechende Ausstattung, haben aber keinen Anspruch auf das unbewegliche Vermögen. Dieses letztere kann nur dann getheilt werden, wenn eine neue Hausgenosscnschaft sich bildet; so lange mehrere Menschen auf einer Wirthschaft leben, tritt nie Erbfolge ein, was nur in dem Falle stattfindet, wenn alle Personen bis auf eine ausstcrbcn, oder wenn sie wegen irgend einer anderen Versorgung auf den Antheil des häuslichen Vermögens Verzicht geleistet haben. Stirbt ein Familienglied mit Hinterlassung von mehreren Kindern, so haben diese auf fein allenfalls durch Ersparnisse erworbenes Privawermögcn ein unbedingtes Recht, sein übriger Antheil ist in dem Gcsammt-vermögcn der Hauscommunion mitinbegriffcn, und darauf haben alle Hausgenossen gleiche Rechte. Die durch das heilige Familicnband so eng verknüpften Hausgenossen bilden eine Art von gemüthlicher und fröhlicher Gesellschaft, so daß das Beisammcnlcben für sie eine besonders anziehende Kraft besitzt. Die Südslavcn zeigen eine Offenheit und Herzlichkeit selbst gegen Fremde, und gegen jedermann die größte Gastfreundschaft, so daß sic hierin von keiner andern Nation übertroffcn werden. Es gewährt ein großes Vergnügen, die zum Mittags- oder Abendessen zahlreich versammelte Familie tm fröhlichen Gespräche zu sehen, da in der Gesellschaft stets heitere Laune herrscht. Die mit viel Ruhe und einem besonderen Ernste vorgetragenen Erzählungen, die Räthsel, die Heldenlieder aus der serbischen Geschichte, worin die Thaten ihrer unsterblichen Helden Kraljevis Marko, Milo5 Obiltt, Zars ^azar und Dman gefeiert werden und die sie mit Begeisterung und Stolz nicht oft genug erzählen können, dienen zur Belebung und Erheiterung der Geselligkeit. Unternimmt man in schöner Jahreszeit die Reise durch sndslavischcs Gebiet, etwa durch cmmnthigc Gegenden Kroatiens und Slavoniens und ficht man die Hundertc der mit Feldarbeit beschäftigten Hände, das Treiben des Viehes auf den Chnrakm-tnlder. . 427 Wicsril und Anhöhen, zur Erntezeit die große Zahl vou jungen und schonen Mädchen und Weiber«, die mit ihren lieblichen Gesängen und fröhlichen Liedern die ganze Gegend erfüllen, fo empfängt das kälteste Herz jene wonnigen Eindrucke, die man nimmer im Men vergessen kann. (Nach Bmoil Najacsich.) 7< Dir Wnlachen. Bei dcn Walachcn find die Männer meist von mittlerer Körpergröße und regelmäßigen! Glicdcrbau. Sie sind schwerfällig und langsam in ihren Bewegungen, doch hat diese Schwerfälligkeit mehr den Charakter der Faulheit als der Unbcholfen-hcit. Das Gesicht ist langgcfchnittcn und der Kopf ebenso geformt; bei vielen Männern sieht man einc durchaus edle Gcfichtsbildung. Die dunkle Gesichtsfarbe erscheint mehr als eine Wettcrfarbe, denn als natürliche Färbung der Race, so wie bei dcu Zigeunern; die vorherrschend schwarzen Augen haben fast immer einen tückischcu Ausdruck, blitzen dci Erregung lebhaft auf, werden aber, sowie der Mann sich beobachtet sieht, sofort demüthig niedergeschlagen. Die dunkeln, langen und dichten Haare hängen unordentlich, wild und ungepflegt um dcu Kopf. Der fein gebildete Mund, voll schöner weißer Zähne, wird von einem dichten uud langen ^chnurrbart beschattet, cincu Kinnbart dagegen trägt der Walachc niemals; diesen zu tragen ist rin Vorrecht dcs Priesters (PopaV Das schöne Geschlecht verdient in der Jugend diese Bezeichnung in der That. Die Kopf- und Gcsichtsbildung zeigt das schönste und regelmäßigste Oval, die Nase ist vou einer echt römischen Form, die Augen mit langen Wimpern und dichten Augenbrauen sind meist duukcl, öfters ganz schwarz wie die Haare und geigen cincn sanften, man kann fagm schwärmerischen Ausdruck, der bei der Aufregung, z. B. beim Tanz, ein lebhaftes, aber nie wildes Feuer auuimmt. Vangc Haare werden für riuc besondere Schönheit gehalten uud uicht uur, daß die junge Walachm durch Einbinden von falschen Zöpfen das Haar verstärkt, es wird ihm auch eine besondere Sorgfalt gewidmet. Die Figur und der Wuchs find schlank und untadelhast, fchön llcrundctc Formcu ohuc irgcud eine störende Fülle. Füße uud Hände fiud schmal und klein. Die Bewegungen der juugcu Mädchen sind, wie ihre Haltung, im hohen Grade graciös und elastisch. Die jungen Weiber haben eine frische Gesichtsfarbe und Aalte Haut; leider behalten sie diese nicht lange, denn es herrscht unter dcn Mädchen b'c Unsitte, sich weiß und roth zu schnullten, auch die Augenbrauen zu färben. Die "achtheiligen Folgen davon für die Haut fiud bekannt. Der Walachc ist feig, hinterlistig, tückisch, grausam und faul. Er wird niemals ^'Uen Mann, besonders wenn er mit Feucrgcwchr bewaffnet ist, vor dein er eine heilige Scheu hat, offcu angreifen; er thut es nur aus dem Hinterhalte, oder wenn ^' weit an Zahl überlegen ist, in räubcrifchcr Absicht, z. B. durch Uebcrfallen im ^luisc, wobei er zwischen seinen Stammesgcnosscn und anderen beuten einen Unter- Mcd uichr u.ucht. Dabei vegehl cr oie rasfinnlcsleu Oluufumknlrn. ^llllMthu» ist '^n ^cbcusglück, cr läßt, wie der Oricutalc, fciu Weib für fich arbciteu uud seine ^üßte Wonuc ist es, wenn cr gegen die Reifezeit der Zwetschken in sciurm Garten Urgcu taun, um das Wachsen derselben, im Vorgefühle dcs Nakia (Zwetschken. ranntwciucs) ,„it Wouuc zu betrachten. Er arbeitet eben nur, um das Nothdürftigste u baarciu Gelde zu verdienen, um die Steuern zahlen zu können, für das Wenige, ei, M - ^ '^"^ bedarf, und höchstens, um sich ein paar Ochsen zu laufen; ^est'^hli^ sich ein Capital zu sammeln, ist ihm fremd. 428 Der Maisch. Das sind allerdings große Schattenseiten im Charakter, aber es sind größten-jhcils solche, welche man mehr oder minder bei jodeln unterdrückten, geknechteten Boltsstammc findet, er trägt sicher weniger die Schuld, sic find ihm anerzogen und eingcprügelt. Dennoch hat ihn die Natur mit manchen guten Anlagen abgestattet. Der Walache ist im Allgemeinen sehr mäßig, cr kennt äußerst wenig Bedürfnisse, wenn man die Ncigurg znm Trnnke abrechnet. Seine geistigen Fähigkeiten sind gut; schlagende Antworten hat er gleich bereit, ^r ist sehr geschickt in allen Handarbeiten, in gewisser Begehung ein mechanisches Gcine. - Die geistige Bildung dcs Walachen ist gleich '^'ull. Vcscn nnd Schreiben geHort zu den Künsten, welche er nur in äußerst seltenen Ausnahmen sein eigen nennen kann. Die Schnlen werden selten, anch wohl gar nicht besucht, »md diese sind höchst mangelhaft. Die walachischcn Frauen sind, nach orientalischer Art, ihren Männern durchaus untergeordnet und sie leben eigentlich nnr für sie »nid ihre Kinder. Sie sind ausnehmend fleißig und geschickt. Schon die kleinen Mädchen sieht man selten ohne die Spindel. Sitzen die Frauen auf dem Markte, so haben sie die Spindel als Begleiterin oder sie nähen an den Verzierungen ihrer Hcmdc» u. dgl. Dic Walachin webt das wollene Zeug, welches ihr Mann gebraucht, das Vcincn, die Kotzen n. s. f. Kurz, sie verfertigt alles Material für ihre Kleidung. Dabei verziert sic die weite Hose des Mannes mit selbst verfertigten Spitzen, stickt ihre und dcs Mannes Hemden mit großer Kunstfertigkeit und färbt die dam nöthige Wolle nnd Baumwolle; sie besorgt den ganzen Haushalt und hilft dein Manne bei seiner Feld- uud Garteuarbeit, im Weinberge, im Walde. Dabei bemerkt man sie häufig mit ihren kleinen Kindern bepackt, und nach der Sorge, welche sie diesen widmet, erscheint sie als eine zärtliche Mutter. Die Kleidung der Männer besteht im Sommer alls einem leinenen oder hänfenen Hemde (Lluul^c), das über die weiten leinenen Hosen (i^m^»^) getragen wird. Ueber einer Bandage von verschiedenfarbigen Tuchstrcifcn l^'dclj^), womit das Bein bis über die Nadc bekleidet ist und welches meistens durch rothe Bänder gehalten wird, bekleidet den Fuß eine mit Riemen befestigte Sandale (opines). Strümpfe kennt der Walachc nicht. Ueber das Hemd wird eine weiße oder graue Weste von Wollstoff getragen, vorn mit einer dichten Reihe Knöpfe besetzt. Um den ^eib ist ein sechs Zoll breiter, dicker Lcdergnrt befestigt, in welchem Messer, Feuerzeug, Pfeife, Tabak u. dgl. untergebracht werden. Bei rauhem Wetter wird ein weiter Ucbcrrock aus weißem (Ikdanic«,) oder dunklein, meist branncm oder blauem Wollzcugc (dmiin), mit reicher bunter Stickerei in Wolle, oft auch in Gold und Silber verziert, angelegt. Im Sommer bedeckt ein breitkrämpiger Filzhut (i>aIlU'ia), im Winter eine Pelzmütze (liwdec/) den Kopf. Die ^cinwandhose wird im Winter mit einer wollenen (i>lulra8) vertauscht und der Oberkörper mit einen, kurzen, der Weste ähnlichen Schafpelz (pOMi's), oder mit einem bis au das Knie reichenden (co^'ok) bedeckt. Das weibliche Geschlecht trägt nur ein langes, fast bis zum Knöchel reichendes, weißes leinenes Hemd, an: Schlitz und auf den Achselstücken mit farbiger Wolle in verschiedenen Mustern gestickt. Ueber das Hemd tragen die Walachinnen im ssestschmuck ein uorn offenes Leibchen von dunklem Wollstoffe, sonst ist das Hemd das einzige Kleidungsstück. Um die Taille schlingt sich ein sechs bis acht Zoll breiter Gürtel von bnnter Wolle, an welchem vorn und hinten eine Art Schürze mit bunt gestickten Rändern verbunden ist, welche bis zum Knie herabreicheu, so daß an den Seiten das Hemd sichtbar bleibt. Im Sommer gehen alle Weiber barfuß, nur beim Tanze und sonstigen festlichen Gelegenheiten tragen sie Strümpfe und Schuhe, im Winter Sandalen, wie die Männer, und dann wird von den Frauen ein Pclzleibchen ohne Aerm-l getragen, die Mädchen gehen selbst vei der strengsten Kalte nur im Hemde. Das Haupt der Frauen bedeckt entweder ein Kopftuch oder eine Haube; die Mädchen Charakterbilder. 423' gchcn meistens in bloßen! Kopfe, das sorgfältig gescheitelte Haar zieren sie mit Bändern und Blumcu. Als Schmuck trifft man auf dem Kopfe häufig eine, zwei oder selbst drei Neihcu Gold- oder Silbcrmüuzcu vou der Stirn bis znm Wirbel und gehenkelte Geldstücke lun den Hals. Die Wohnungen der Walachcu sind in den Bcrgortcu größtcnthcils roh von Holz, anf steinerne Fundamente aufgebaut und mit Schindeln gedeckt. Der Schornstein ist tief am Dache angesetzt, voll Rüchen geflochten und mit ^ehm überklebt. In den Dörfern des Fla6)landcs sind die Häuser meist uon Stein mit Stroh- oder Nohr-dächcrn. Die Fenster sind nicht auffallend tlein, weit größer als bei den Slaven, statt Glasscheiben aber nicht selten mit Papier versehen. In, Innern befinden sich selten mehr als ein bis zwei höchst einfach eingerichtete Zimmer nebst der Küche, und dcr Stall ist meistens in Verbindung mit den: Hause. Neben demselben fehlt niemals ein kleiner Hausgartcu; Knoblauch und Zwiebeln finden wir vorzugsweise cultivirt, jedoch auch einige Blumeu; von Obstbäumcn wird die Zwetschke mit Borlicbc angebaut, welche hier vorzüglich gut ist. Im Vande erscheint neben dcn Häusern der Walachcn die Akazie als ihr ^icblingsbaum. Die Culturstufc, auf welcher die Walachcn stchcu, ist eine schr niedrige. Nie es sich mit ihrer Schulbildung «erhält, wurde bereits bemerkt. Ihr Gesang ist überaus eintönig und fast gauz ohne Melodie; besondere musikalische Instrumcutc besitzen sio nicht. Poesie ist unter dcu Walachcu wenig zu Hause, namhafte Dichter fehlen ganz; überhaupt wird die National-^itcratnr wenig gepflegt. Die Walachcu sind voll von Aberglauben nnd halten m'cl auf Vorbedeutungen, Hexerei u. dgl.; dahin gehört besonders dcr Glaube au Vampyrc. Nothhaarigc Männer hält man für Vampyre, welche, wenn sie verstorben sind, vorzugsweise den jungen Mädchcu das Blut aus-saugcn. Die deiche wird deshalb mit einem großen eisernen Nagel im Sarge festgenagelt. Es können aber auch andere, als Nothhcmrigc, Vampyre seiu. Folgen in einer Familie rasch mehrere Todesfälle nach einander, so ist das ein sicheres Zeichen, daß sich unter den Verstorbenen ein Vampyr befindet. Mau öffnet daun das Grab derer, auf welche man deshalb Verdacht hat; findet man ein ^och im Sarge, so wird in denselben ein Schu^ abgcfcncrt oder man schlägt einen hölzernen Pfahl durch den-Sarg, um so den Vampyr zu bannen. (Nach G. v. V«l>.) 8. Die Maayarcn. Die Physiognomie des Magyaren gleicht auch nicht im Entferntesten dem Bilde, das uns die byzantinischen Geschichtschreiber von dcu dickköpfigen, krummbeinigen und häßlichen Gesellen Attila's hinterlassen haben. Vieles mag in dieser widerlichen Schilderung übertrieben sein: indeß ist doch unzweifelhaft, daß der magyarische Voltsstamm ciuc merkwürdige Veredlung sowohl im Innern als im Acußcru erfahren hat. Der Kopf ist mehr läuglich, die Nasenwurzel sitzt tief unter dcr freien Stirn, das Angc steht mit dem inneren Winkel etwas nach nntcn. Die Gcsichtszüge sind scharf gcfchnittcn, besonders durch die Adlcrwölbung dcr Nase; dazu das dunkle, meist schwarze Haupthaar, dcr starke Schnurrbart, der feine Mund mit dem ovalen Kinn, die mittelgroße, mnseulöfc Gestalt — dies sind dic Hauptzügc des magyarischen Volkstypns. Die Frauen zeichnen sich besonders in höheren Ständen durch die Regelmäßigkeit ihrer Gcsichtszüge und das Blendende ihrer Hautfarbe bei rabenschwarzen! Haar ans. Die Tracht der Magyaren ist ursprünglich wcitwallend und faltig, wie sie, seinem südlichen Hnnmel und seiner orientalischen Abkunft geziemt. Im Ganzen hat 430 Der Mensch./ sie viel Aehuliches mit der Nationaltracht der Serben. Ein kaum auf die Hüften reichendes Leinenhemd mit faltenreichen Aermeln bedeckt Brust und Nucken. Darunter wird die Gatya, eine leinene Hose, die unten ausgefranst ist, getragen und über der Hüfte durch ein Tuch oder einen Riemen so fest geschnürt, daß durch das Zusammenpressen des Unterleibs die Vrnst stark hervortritt. U'bcr die Schulter hängt die nationale Vuuoa, ein Mantel aus Schaffell, den Fuß Neidet der stets befpornte, bis an die halben Waden reichende Stiefel, den Kopf bedeckt der Süoeg, eine schwarze, schirnilose und nach oben sich verengende Mütze, oder ein breitkrämpigcr Hut von grobem, schwarzem Filz. Die reicheren Magyaren tragen über die leinene Gatya eine meist blaue, enge und mit Tressen besetzte Hose, welche bis in die Stiefel reicht; die Bunda selbst wird zum reich verzierten Dolman (äolmün^). So entstand die prächtige Hußarcntracht. Unter den Voluischen Königen und zur Zeit der Türkenhcrrschaft war os in Ungarn Sitte, das Haupthaar abzuschccren. Später kehrte man wieder zu der ursprünglichen Gewohnheit zurück, das Haar in langen Zöpfen zu tragen, was in die Militärtracht selbst anderer Bänder überging, wie z. B. die Hußarenregimcnter der französischen Republik noch durch diesen Schmuck ausgezeichnet waren, als er selbst in Ungarn längst nicht mehr allgemeine Sitte war. Jetzt trügt man das Haupthaar theils kurz geschnitten, theils in seiner Länge hinter das Ohr gestrichen und auf die Schultern hcrabwallend. Vom Barte bleibt gewöhnlich nur der Schnnrrbart stehen; Kinn und Wange werden glatt geschoren. Diese Tracht entspricht sowohl dein Bedürfniß des Orientalen, weites Gewand ohne Hemmung zu tragen, als auch den Anfordernngcn des Klimas; denn das Linncngcwand paßt vortrefflich für den Ackcrsmann in der Sonnenhitze und der Pelz der Buuda bewahrt ihn vor der Schädlichkeit der abendlichen Kühle und der Nachtfröste, die in warmen Himmelsgegenden so gefährlich werden. Auch läßt der ungarische Bauer, wenn er ausgeht, seine Bunda nie zu Hause. Ist die Bunda von Tuch, so sind die Acrmel zugenäht und dicucn als Taschen; die Pclzfütterung wird um den untern Saum des Kleides nach der äußern Seite umgeschlagen nnd angeknöpft. Des Nachts wird dieser Aufschlag heruntergeklappt und bedeckt die Füße. So eine Bunda ist ein vortreffliches Möbel; man kann sie als Mantel, als Bett, als Bettdecke gebrauchen. Ist es kalt, so trägt man das Fell nach innen, regnet es, so kehrt man es nach außen — so ist mau für alle Jahreszeiten geschützt. Die Weiber und Mädchen tragen einen kurzen, faltigen, meist blauen Uuterrock, dazu ein farbiges, enganschließendes Leibchen nnd schwarz.' oder rothe Halbsticfcl. Die Mädchen haben das Haar in einem einzigen mit Bändern ourchflochtcncn Zopf weit herabhängen; die Verheirateten tragen es auf dein Scheitel festgebunden. Beim Ausgehen, besonders im Winter, legen sie einen Dolman von Schafpelz an. In seinem Familienleben erweist sich der Magyar als echter Orientale. Er ist Herr; Weib lind Kind heißen seine Leute, und sein Weib dutzt ihu nie. Er ist aber deßhalb kein Tyrann, der die S.'inen als Sclaven betrachtet, sondern er behandelt sie mit Güte, ja die Magyarensprache hat für die Frauen die zarten Metaphern der „Rose" und des „Sterns", womit man sie anredet. Der Mann schafft rüstig in Wald und Feld für den Unterhalt dir Seinen, die Führung des Hauswesens bleibt seinem Weibe überlassen, und hat er sein Tagewerk gethan, so schmaucht er bchaglich seine Pfeife, indem er sich vor die Thüre in die Soune setzt. Die Tapferkeit der Magyaren ist über ied:S Lob erhaben und allgemein anerkannt. Selbst in den Kriegen der jüngsten Zeit haben sich die ungarischen Regimenter so uorlheilhaft ausgezeichnet, daß es k.'iu^s weitere» Commcutars bedarf. Am liebsten kämpft der Ungar in alter Aüh'wgliäMt au seine Nationalsittcu zu Pferde nnd — versteht sich — als leich^r N:iter, o^leich min auch in Ungarn im Mittelaltcr schwergepanzccte Ritter nnd Nisse kannte. D^rch die Kämpfe mit den orientalisch gerüsteten Spahis wurden auch die Ulgava wieder zu ihrer nationcllen Bewehrung Charakterbilder. 431 zurückgeführt. Der zum Aufgebot deS Königs eilende Edelmann ist Hußar, d. h. er steht im Werth (ür) von zwanzig (K1182) Infanteristen, welche der Magnat auf einen Hußaren stellte. Schon in der frühesten Kindheit lebt der Magyar mit dem Pferde zusammen, und von dem Tage an, wo er im Galopp zu reiten versteht, dünkt er sich ein Mann. Waffen zu tragen ist sein größter Stolz, er ist geborener Soldat. Selbst aus seiner Heimat gerissen und auf fremde Schlachtfelder geführt, bleibt er der Fahne treu, zu welcher er einmal geschworen, und die Kriegsgeschichte bewahrt die heldemnüthigsten Züge der Ergebenheit und Aufopferung, wodurch der ungarische Soldat den Kriegerruhm seines Volkes befestigte und erhob. (Nach E. A. Qliitzmcmu.) 9. Die Zigeuner in Uugar«. Die Zigeuner, welche nach Ungarn unter Konig Sigmund im Jahre 1417 kämm und sich gleichzeitig in drei Zügen über Rußland, Kleinasien und Aegypten mit ihren dürftigen Herden von Pferden und Eseln in Europa zerstreuten, aber in dessen östlichen Theilen am dichtesten wohnhaft blieben, haben die meisten der bei dem ersten Erscheinen im Abendlandc an ihnen wahrgenommenen Eigenthümlichkeiten unverändert behalten, dagegen je nach Klima, Vodmbcschaffenheit und Eigenart des Landes, in welchem sie sich niederließen, manches jener Merkmale ganz oder zum Theil aufgegeben, und entsprechend der erfahrenen, freundlichen oder feindseligen Ae< Handlung und der etwa veränderten Lebensweise andere Eigenschaften angenommen. Am ursprünglichsten blieben sie in dem weniger bewohnten Osteuropa; innerhalb des Donau-Theißlandes aber ist der Zigeuner Öberungarns, welcher überwiegend unter Slaven im Gebirgslandc und zwar in einer Art seßhaften Lebens wohnt, heute ein anderer, als der Südungarns, welcher unter Serben, Deutschen, Walachcn, zumeist jedoch unter om Magyaren im Flachlandc als Nomade herumstreift, während der Siebenbürgens häufig ein betriebsamer Landbauer geworden ist. Der Zigeuner Nord-ungarns ist seinem Bruder im Süden dort am ähnlichsten, wo das Tiefland gleichsam mit grünen Armen als üppiges Flußthal in das Bergland hinaufgreift, z. B. im unteren Theile von Zemplin, oder dort, wo mitten im Berglande ein geräumiger ^halkessel den Schweifenden einladet, feine Leinwandzelte in größerer Anzahl aufzuschlagen, und wo Au und Weide am hellen Flusse seinen Pferden und Schweinen Nlche und wohlfeile Nahrung bietet, wie z. B. bei Pelftcz in Gömör. Meistens aber wachen die nomadisirendcn Zigeuner Oberungarns mit ihren kleinen zweirädrigcn harren, den mageren Kleppern und der kleinen Kopfzahl ihrer Horden den Eindruck, daß sie sich auf einem ihnen ungünstigen Boden bewegen. Man sieht überdieß unter lhnen nicht selten weiße Gesichter und lichte in allen Schattirungen, so daß man Ane wahre Musterkarte von Farben zusammenstellen könnte, bis zu jcnem tiefdunkeln Gelbbraun mit rother Lasirung, das auch des Zigeuners in der indischen Heimat gebliebenen Vetter kennzeichnet. Jene Hellfarbigen sind in der That keine Zigeuner, Indern zugelaufene Leute oder Mischlinge. In Ungarn ist solches Zusammenlaufen ?esreistich, denn es besteht zwischen den Zigeunern und dm unteren Volksklasscn nicht lene weite Kluft, wie z. A. in den wMichm Theilen der Monarchie, wo sich selten . l ganz verkommene Landstreicher zu den Zigeunern schlagen. Der Zigeuner ist im ngentlichm Ungarn zu zahlreich und dabei in beständigem Verkehr mit den Anwohnern ^r Stadt und des Landes; er ist der Musikant des Hotels und der Dorfschenke, n Schmied des Edelmannes und des Bauern, in Städten bei dem Häuserbau der handlanger, der sich jeden derben Spaß seiner weißen Collcgcn gefallen lassen muß, 5 l"ch auch keinen schuldig bleibt; aber überall ist cr dcr gern gesehene Tausend- 432 Der Mensch. künstler, dcr witzige Possenreißer, der gutmüthige Bruder Thunichtgut. Man hat ihn in Ungarn nicht gedrückt, nicht verfolgt, sondcnl immer gewähren lassen; dcr Magyar machte ihn zum ausschließlichen Musiker seiner 'liationalweisen und nahm an dessen pusteten, Hcrumschwcifcn in dcm utcnschcnlccrcn Vandc keinen Anstoß. Trotz aller Bemühungen Maria Thcrcsia's und Joseph II., die Zigeuner zu „Neubauern" zll machen, waren sie allerdings mitunter zu fcstcn Wohnsitzen, aber nicht zum Ackerbau zu bewegen; alle Maßregeln, alle Gcldopfcr des Staats waren für diesen Zweck vergeblich, die Zigcnncrnatnr spottete der Güte wic dcr Gewalt, — so ticf steckt das Nomadisircn im Fleisch und Blut des heimatlosen Stammes. Fragt man nach Beschäftigung und Lebensweise dcr obcrungarischrn Zigeuner, so ist diese bei den seßhaften und dcn nomadischen doch merklich verschieden. Die Firma des nomadischen Zigeuners lautet: Nagelfchmicd lind Kesselflicker; scinc Bezugsquellen siud ausgedehnt, denn alles erreichbare Eisen an Bänken im Freien, auf Grabdenkmalen u. s. w., muß sich dein Zwange feines Hammers fugen, dic weggeworfenen Abfälle des Schlofsers lind Schmiedes werden durchwühlt und verwerthet; daneben hängt er als Roßkamm einem albernen Bancr eine elende Mährc als slovakisches Vollblntpfcrd an. Ehedem machte der Zigeuner als I.okuj»^'/ (Pferdcmäklcr) gute Geschäfte, zunächst allerdings diesseits der Donau im Alpcnlande, doch auch die Zigcnncr von ^osoncz und ^cuencz in Obcrungarn zogen weit nnd breit im ^andc herum. Kamen sie mit ihren erbärmlichen Kleppern auf einen Jahrmarkt, so priesen sie dcn Kauflustigen das Fcner ihrer Krampen, welche manchmal dastanden, als ob sie znsammcnbrechen uud schnurstracks verenden wollten. Dcr dumme Bauer taufte, und wenn er dann das hartmänligc, lebensmüde Thier wedcr vor-noch rückwärts bewegen tonnte, mußte er zum Schaden noch den Spott tragen, sobald die Andern ^nntc rochen. Das Brauen von Vicbcstränkcn findet keinen Anklang mehr, und nur dcr stark verbreitete Stechapfel, welchen dcr Zigeuner nach Europa einschleppte, weist auf dicfcs ehemals schwunghaft betriebene Geschäft hin; Quacksalbern, Kartcnauffchlagcn nnd Wahrsagen horcn allmählich anf. Einige Ncbcncintünftc werfen dem Zigeuner Betteln und Mausen ab. Dcr bettelnde Zigeuner ist eine Erscheinung, ganz gccignct, die gemischtesten Gefühle hervorzurufen: cr spielt nie dcn Krüppel, Hunger und Elend schauen ihm oft aus dcu Augcn, dennoch reicht ihnt selten jemand eine Gabe; darauf aber ist cr schon gefaßt uud kehrt sich, wcnn cr alle scinc Bemühungen scheitern sicht, lachend, ja sogar singend und tanzend um. Schenkt man Zigeunern bci bösem Wetter Klcidnng für ihre Kinder, so wcrdcn diese doch allemal möglichst nackt auf dcn Bettel genommen, um solchergestalt mehr zum Herzen zu sprechen. Die ansässigen nicdcrungarischcn Zigeuner machen ihr ^cbcn in allerlei Ocstalt, als Grobschmicdc, Bürstenbinder, Zicgclstrcichcr, Manrcr, Erdarbeiter, Rauche fangtchrcr, Seiler, Bauern, Zahnärzte und Wunderdoktoren, tnrz sic sind Krcuztepfc, dic überall Nath schaffen. Sic find erträglich ordentliche Vcntc, wohnen ziemlich gut und untcrfchcidcn sich, namentlich w!>ni sic freie Grundbesitzer sind, wcnig ron den Bauern. Der seßhafte Zigeuner Obcrungarns ist mitunter recht anständig und treibt etwas Gartcnban, doch tauft ihm fcltcn jcmand ctwas von seinem Grünzeug oder Geflügel ab; cr bleibt arm. Das ungarische Sprichwort.- „Wo im Dorfe viel Zigcnncr und Edelleute wohnen, wächst alls dem Felde mchr Untrant als Frucht" dürfte nicht auf dic Lässigkeit dcr ackerbauenden Zigcnncr zu deuten sein, sondern auf dcn Erfahrungsfatz, daß, wenn in cincm Dorfc viclc Zigeuner als Musikanten leben, die Bauern nur allzu fleißig das Wirthshaus besuchen und liederlich sind. Die dritte Klaffe bilden die Musikanten. In Untcrungarn nähren sie sich ausschließlich von ihrer Muse, und ihre Kunst ist, wcnn sie was Ncchtcs tauget außerordentlich einträglich. Es gibt gcnug ^cute, wclchc das Gcld mit vollen Händen an die Zigcuncr wegwerfen, nnd cüizclnc, welche sich durch diese „Passion" ,;u Grunde ^ine ^utzla. Charakterbilder. 433 gerichtet haben. Die meisten Zigeuner Oberungarns sind Musikanten entweder von Profession, oder zu ihrem Vergnügen, leider manchmal auch zu anderer Leute Qual, denn cs kaun keine niederträchtigere Musik geben, als die mancher Zigeuner, die sich nur Sonntags mit dieser cdlcn Kunst befassen und unter der Woche z. B. Ziegcl-strcichcr sind. Ungarische Musik spielt außer einem musikalisch gebildeten Sprossen des ungarischen Bolkcs nur der Zigeuner gut, er lernt auch fremde Tanzmusik erträglich nach dem Gchor. Der Fremde bekommt die gewöhnliche Zigeunermusik, die seinen Ohren unverständlich, unharmonisch und unangenehm aufregend ist, bald unsäglich satt; in Ungarn aber liebt man sie und wird nicht müde, sie jeden Tag anzuhören, wobei man dcn Musikanten — zumal wenn Vieler Augen auf den Spender schauen — nicht selten lächerlich hohe Summen für ein ausgespieltes Lcibstück zuwirft. Geht es dcn Zigeuner-Musikanten gut, fo leben sie nicht bitter, halten namentlich auf üppige Betten viel, sind sehr gewählt gekleidet, nnd ihre Mädchen sehen in dcn rothen feinen Leibchen und der farbenreichen magyarischen Kleidung sehr gefällig ans. Während in Ungarn die schlechte Musik überwiegt und nur einzelne Zigeuner tüchtige Musiker sind, bestehen die im Ausland reisenden Musitgcsellschaftcn meist aus wahren Virtuoseu. Immer aber beschränkt sich das gerühmte musikalische Talent der Zigeuner darauf, Gehörtes ohne irgend welche Kenntnis; der Blüten nachzuspielen. Am besten lernt der Zigeuner Tanzwcisen und Volkslieder, die bei dcu Magyaren ineinander greifen; magyarische Nationaltanzc trägt er mic Rmchcit, Feuer und unübertrefflichem Ausdruck vor, soweit ist er der musitalische Dolmetsch des Magyaren geworden; die Musik in ihrer höchsten Bedeutung gefaßt aber kennt er nicht. Der Körper des Zigeuners ist schlank und überaus gelenkig, selten über Mittelgröße, die Muskeln und Adcru sind wcnig sichtbar, die Wangen zeigen, zartere Mädchen ausgenommen, selbst im Zorne keine Rothe, ja sie werden dann wie die Lippen blaß; in dem gefälligen Oval dcs von dem schönsten schwarzen Haar um< rahmten Gesichtes leuchten ein Paar dunkle große, von langen Wimpern beschattete, unruhig bewegte Augen bald mit melancholischem, bald mit unheimlich wildem Ausdruck; in dem gleich der Nase kleinen zierlichen Munde blinken kleine herrliche Zähne; Hand und Fnß sind sehr klein. Der Bartwuchs ist meist spärlich, das Haupthaar behält die Dichte, meist auch die Farbe auffallend lang. Unter dcn nicht in Elend versunkenen Männern findet man ausdrucksvolle, auf frische Gcistesgabcn deutende Gesichter, unter deu jüngeren Mädchen wahre Modelle für Bajaderen, uuter deu alten Weibern boshafte und schamlose Scheusale. Die Kleidung hangt von dcn Pcrmögeusucrhältnisscn ab, ist bei dcn in Städten Lebenden städtisch, also heute magyarisch, bei dcn Armcu allerlei aufgeklaubtes Zeug, zerlumpt, aber wo möglich bunt und abenteuerlich. Die Weiber richten sich ungefähr nach der Tracht der Bauernweiber und befestigen über dem Kopfe einen einfachen Ucberwurf, der aus ihrer asiatischen Heimat stammen mag; die Mädchen lassen sich so lange als möglich durch Kleidung und Wäsche in ihren Capriolen nicht beirren, bequemen sich häufig bloß mit einem klcincn Schurz um die Hüften, der oft auch nur angedeutet ist, verstehen cs aber, wcnn erwachsen, sich trotz Schmutz und Lumpen mit Flitterwcrk ganz hübsch herauszuputzen. Auch die Wohnung richtet sich nach dem Range, welchen der Zigeuner in der Gesellschaft begleitet; der Wohlhabende besitzt ein gemauertes Haus sammt Gärtchen, der ärmere wohnt manchmal unter einem Dache mit armen Leuten in einer Holzoder Erdhütte, der ganz arme in einem selbswerfcrtigten Schlupfwinkel. Häufig genug sieht man ganz kunstlose Nester, zcltartige, aus Flcchtwert und verbundenen Brettern gebildete Räume, ein paar Quadratschnh umfassend, etwa drei Schuh hoch, ohne Fensteröffnung, ohne Thüre, rückwärts an einen Düngerhaufen gelehnt, bedeckt mit Lehm, Laub und ringsum unendlicher Mist; in diefem Wicdchopfneste hausen Mensch, Hund und Schwein, als würdiges Kleeblatt. Die Einrichtung einer Zigeunerhütte M Umlauft, Oeftcir. Uüg, Monarchie 28 434 Der Mensch. sehr einfach, Bank, Sessel sind Luxusgegenstände, Bettstätte und Tisch desgleichen, ein Heiligenbild Zeichen ausschweifenden Reichthums; meist findet man nur einiges Kochgeschirr und ein wenig Stroh als Lagerstätte. Was die geistige Culturstufc des nomadischen Zigeuners betrifft, so kann man ihn eine Ironie auf Menschenwürde und Gesittung nennen. Er hat keine Religion, unsere Begriffe von Recht und Unrecht sind ihm völlig unverständlich; daS Kind besucht in der Regel keine Schule, der Erwachsene geht wohl an Sonntagen in die Kirche, aber nur wenn sie nicht zu entfernt ist und er gerade ein reines Hemd an hat. Er hat sich einige unklare Ideen von Unsterblichkeit, Verehrung der Sterne, Seclenwandcrung u. dgl. aus seiner Heimat bewahrt und mischt einige aufgeschnappte christliche Ideen darunter, die ihn aber kalt lassen. Trotz seiner religiösen Gleich-giltigkeit ist der Zigeuner im Allgemeinen eine gute Haut und nicht ohne schätzcns-werthe Eigenschaften, ja diese sind wohl mehr ausgeprägt als die schlimmen. Er ist unglaublich genügsam, plagt sich, wenn es sein muß, stundenlang auf dic bitterste Art für einige Kreuzer und nimmt es ruhig auf, daß, so oft er in Gesellschaft des geringsten Taglöhncrs arbeitet und dasselbe leistet, was dieser, er dennoch ungleich schlechter bezahlt wird. Er manst wohl gelegentlich, aber nur Kleinigkeiten; er späht die Gelegenheit zu stehlen nicht aus, gehört nie einer Dicbsbande an, bricht nie ein, begeht keinen Raub, keine Gewaltthat, und dies nicht etwa aus Feigheit, denn es gibt muthige, ja verwegene Eumpanc unter feinem Stamme. Der Zigeuner ist dankbar und anhänglich, und besitzt fast nur die Fehler des sanguinischen Temperaments in seiner höchsten Steigerung, bodenlosen Leichtsinn und den Trieb zur höchsten Ungc-bundenhcit. Nur nach unseren Vorstellungen ist der Zigeuner bedaucrungswürdig; hat er sich satt essen können, kann er an der geliebte!, Pfeife saugen, darf er faullcnzcn, so ist ihm kannibalisch wohl, und Zufriedenheit und Wohlbehagen strahlen auf seinem Gesichte. Jede Horde nomadischer Zigeuner untersteht einem Klcinrichtcr, „Vajda", dlr in seinem langen Haar, dem reinen Hnt, der minder zerrissenen und beschmutzten Kleidung, vornehmlich aber in dem würdevollen Tragen eines Stockes, dem eines Rcgnmntstambours ganz ähnlich, und der Miene voll Amtsbewußtsem sich inmitten seiner zerfetzten Gesellen ein rechtes Ansehen zu geben weiß. Ehedem unterstanden die Zigeuner in Ungarn einem vom Palatin aus ihrem Stamme ernannten Wojwodcn, Egregius betitelt, dem in den einzelnen Eomitatcn die Agiles als Richter gehorchten. Seine Vergangenheit hat der Zigeuner völlig vergessen und nur eine Begebenheit aus seiner Geschichte in Ungarn lebt in seiner Erinnerung fort. Im Jahre 1557 übertrug Pcrckiyi die Vertheidigung des Schlosses Nagy-Ida wegen Mangels an Soldaten ausschließlich 1000 Zigeunern; er konnte das thun, denn der Zigeuner ist weder durchwegs, noch jederzeit feig und läßt sich zu einem braven Soldaten gestalten. Die Vertheidiger hielten sich so wacker, daß der Feind abzog; den Abziehenden riefen die Siegestrunkenen nach, sie wollten sie ganz anders bedient haben, wenn ihnen nicht das Pulver ausgegangen wäre; auf das kehrten die Feinde um, drangen leicht ein und erschlugen sämmtliche Zigeuner. Die obcrungarischcn Zigeuner halten jährlich einen Gcdächtnißtag an dieses Ende ihrer Helden, weinen sehr viel und spielen für sich eine eigene Melodic, die Nagy-Idaer „Note", die sie keinem Fremden aufspielen, obwohl fi? traurig werden, wenn man sie auffordert, diese 'Ilote zu streichen. (Nach Erasmus Schwab.) u. Statistik. (EmleitllNli.) Während der physischen Geographie die Darstellung der natürlichen Verhältnisse ganzer Erdtheile odcr beschränkterer Gebiete als Aufgabe zugewiesen ist, strebt die Statistik als Wissenschaft darnach, das gesammtc Leben der Menschheit in seinem Wesen zu erfassen und eine nach allen Seiten und Theilen systematische Kenntniß desselben zu erlangen. Das Mm der Menschheit aber äußert sich nirgends und niemals als eine ungeordnete Summe von Erscheinungen, sondern als ein einheitlicher Organismus, der im Staate seinen vollendeten Ausdruck findet. Es ist daher die Statistik die Darstellung der Lebenstyätigkcit des Staates. Die in ihrer Gesammtheit das Staatslcben bildenden Erscheinungen fallen zum Theil in das Bereich der Mtur, andere dagegen sind der Ausdruck der menschlichen Thätigkeit. Deshalb ist es nothwendig, daß die Darstellung der Physischen Verhältnisse eines Staates die Grundlage der statistischen Betrachtung bilde, da der Staat nicht abgelöst von seiner natürlichen Grundlage, d. i. einem bestimmten Territorium, gedacht werden kann. Aber nicht bloß rein äußerlich behandelt die Statistik die Erscheinungen des Staatslebcus, sondern sie erforscht auch die Kräfte, von welchen erstere Wirkungen sind, sowie die Gesetze ihrer Wirksamkeit; sie erfaßt also die Zustände der Gegenwart als Wirkungen vergangener Ursachen. Wegen der Erforschung dieses Eaufalitäts-Verhältnisses kann die Statistik nicht bei dem gegenwärtigen Zustande eines Staates stehen bleiben, sondern hat eine organische Folge von Zuständen zu erforschen und darzustellen, welchen Zwcck die Vcrglcichung des Gleichartigen in verschiedenen Staaten am besten fördert und wofür überall die stets beweisende Zahl der unentbehrliche Factor bleibt. Sind auch viele Thatsachen einer Bezeichnung durch die Zahl nicht fähig, so bilden diese doch die Minderheit aller Erscheinungen im Staatslcben, und die Wortbcschrcibung tritt in diesem Falle ergänzend und vervollständigend an die Stelle arithmetischer Berechnung.') « Die Statistik wurde unmittelbar durch das praktische Bedürfniß, nicht durch Theorien der Gelehrten in's Veben gerufen. Sie bestand zu militärischen und finanziellen Zwecken bereits im Alterthume, und wurde im Mittclaltcr durch die Todtcnregistcr und ähnliche Aufzeichnungen erweitert. So machte sie sich geltend, lange bevor die Männer der theoretischen Wissenschaft, die sich mit ihr beschäftigten, cincn passenden Rahmen für sie finden konnten. Dies geschah erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Seitdem hat sie sich rascher entwickelt und da in erster ^inie die Staaten selbst an ihr ein lebhaftes Nnlcrcssc nehmen müssen, begann mit dem Anfange drs 19. Jahrhunderts auch eine orgauisirtc amtliche Statistik. Eigene BelMden, statistische Bureaux, wurden mit der Pflege derselben betraut. In Oesterreich ward i) Vgl. Dr. E. A. Ionüt „Tlieorir der Htatistil." 2S^_ 436 Statistik. 1828 ein solches statistisches Bureau errichtet; der obersten Rechnungs- und Control-bchördc znbchörig, mußte es seine Aufnahmen sorgfältig geheim halten. Seit 1840 heißt es „Direction der administrativen Statistik"; unter t>. Czocrnig begann es im Jahre 1842 mit größeren Publicationen, ausschließlich der bis 1848 gchcim gehaltenen Finanztabcllcn. Ihre höchste Entwickelung erhielt die amtliche Statistik durch die seit 1853 stattfindenden statistischen Congrcsse amtlicher Delcgirtcr, deren erster in Brüssel zu Stande kam; der zweite wurde 1855 zu Paris abgehalten, der dritte 1857 zu Wien, der vierte 1860 zu London, der fünfte 1803 zn Berlin, verwechsle 1867 zu Florenz, der siebente 1869 im Haag, der achte 1872 in Petersburg, der neunte wird im Laufe des Jahres 1875 zu Budapest stattfinden. Der mit der Statistik der österreichisch-ungarischen Monarchie sich beschäftigende Abschnitt des vorliegenden Wcrt'es bewegt sich zwar mit Rücksicht auf das praktische Bedürfniß in engerem Nahmen, erörtert jedoch alle Punkte der Statistik in systematischer Weise und erhebt durch die consequent durchgeführte Mergleichung mit den analogen Datcn aus der Statistik der außcröstcrrcichischen Staaten Europas gewiß mit Recht den Anspruch auf allgemeines Interesse. Im Anschlüsse an das von den neuesten statistischen Autoritäten aufgestellte System der Statistik beschäftigt er sich zunächst mit der Bevölkerung (als Bcvöltcrungs-Statistik), indem er die absolute und relative Bevölkerung der Monarchie uud ihrer Theile, die Ab- und Zunahme derselben, das Werden (die Geburten) und Vergehen ^Sterblichkeit) derselben zisfermäßig darstellt und sie nach den verschiedenen Eintheilungsgründen >,Nationalität, Religion, Alter, Geschlecht u. s. w.) gliedert. An zweiter Stelle wird von der Cultur der Bevölkerung gehandelt, die entweder eine materielle oder eine geistige ist. Die erstere (in der wirthschaft-lichcn Statistik dargestellt) beschäftigt fich mit Hcrvorbringung von rohen Natur-producten (Landwirthschaft, Viehzucht, Bergbau,, mit deren Umwandlung und Verarbeitung (Indnstrie mU) Gewerbe), und endlich mit der Verbreitung, dem Austausche und der Herbeischaffung der rohen und verarbeiteten Producte, welche zur Erhaltung der Menschen dienen oder ihnen als Material zu ihrer Arbeit, kurz zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nothwendig sind (Handel). Die wirthschaftlichc Statistik untersucht ferner jene Factorcn, welche die materielle Cultur in: Allgemeinen bedingen (Capital, Arbeit) oder im Besondern fordern (Eisenbahnen, Schifffahrt, Straßen, Post, Telegraphen :c.). Die geistige Cultur, welche einerseits die intellectuelle, anderseits die sittliche Cultur deS Volkes begreift, ist Gegenstand der Cultur-Statistik. Man bcmißt die erstere nach den Anstalten, welche man eingerichtet hat, um die erlangte geistige Bildung Anderen zugänglich zu machen und um sich selbst weiter zu entwickeln (als Schulen, wissenschaftliche GesclHchaften und Sammlungen u. s. w.); zur Beurtheilung der letzteren dienen die Religiosität eines Volkes (Kirchen, Clerus), ihr Wohlthätigkeitssinn u. s. w. Der dritte Hauptthcil der Statistik beschäftigt sich mit dem socialen uud politischen Leben. In dieses Gebiet gehört die Gliederung der Bevölkerung in Familien und Stände, das Vereinswescn, die Gesundheitspflege; hier berührt sich dasselbe mit dem Gebiete der sittlichen Cultur, da die humanitären Anstalten, welche die Gesellschaft errichtet (Krankenhäuser :c.), einen Maßstab sowohl für dw socialen als die sittlichen Verhältnisse bieten. In diese Abtheilung gehört auch die Darstellung des 'Htaats-Organismus, als Verfassung und Verwaltung des Staates und aller einschlagigen Einrichtungen, zu denen auch das Finanzwesen, die Rechtspflege, das Kriegswesen u. s. w. zu zählen find. I. Die Bevölkerung. (Einleitende Bemerkungen. Absolute Bevölkerung der Monarchie. Relative Bevölkerung. Zunahme der Bevölkerung, Geburten, Sterblichkeit. Eintheilung der Bevölkerung nach Geschlecht und Alter. Einthrilung der VelMlcruna. nach der Nationalität. Eimhcilung der Bevölkerung nach dem Religionsbekenntnisse.) Einleitende Bemerkungen. Unter allen Gegenständen der statistischen Forschung ist keiner von größerer Bedeutung als die Bevölkerung; denn diese ist Inhalt und Zweck des Staates, auf ihr beruht seine Macht. Viele und wichtige Staatseinrichtungen sind durch die Bevölkerung bedingt; sie schafft den Volksreichthum, lebt in ihm und blüht durch ihn. Drei Hauptcrschcimmgm aber sind es, die an der Bevölkerung beobachtet werden müssen: ihr Stand, d. h. die Zahl der auf einem Gebiete vorhandenen Menschen, ihr Gang, d. h. die Zu- oder Abnahme dieser Zahl, und ihre körperlichen Eigenschaften: Geschlecht, Gesundheit :c. Der Stand der Bevölkerung ist ein absoluter, wenn man bloß die Volkszahl in's Auge faßt, ohne ihr Größcnvcrhältniß gegenüber anderen Erscheinungen zu berücksichtigen; oder cm relativer, wenn man ihn anderen Verhältnissen, namentlich der Größe des Gebietes und der Productionsfähigkeit desselben, gegenüberstellt/) Das Verhältniß der Bevölkerung zur Productionsfähigkeit ihres Gebietes bedarf zwar zu seiner Untersuchung als Grundlage die ganze wirthschaftlichc Statistik; dennoch soll cs der Vollständigkeit wegen in Kürze schon hier Besprechung finden. Es wird demnach dieser Abschnitt von folgenden Gegenständen handeln: 1. von der absoluten Bevölkerung, 2. von der relativen Bevölkerung, 3. von der Zunahme der Bevölkerung, den Geburten und der Sterblichkeit, 4. von der Eintheilung der Bevölkerung nach dem Geschlechte und Alter, und endlich im Anschlüsse hieran 5. von der Eintheilung derselben nach der Nationalität und 6. nach dem Religionsbekenntnisse. Absolute Bevölkerung der Monarchie. Mit vollster Genauigkeit kann die absolute Bevölkerung eines bestimmten Gebietes nur durch Volkszählungen ermittelt werden. Während früher solche Zählungen nur bei einzelnen Veranlassungen oder zu bestimmten Regierungszw ecken (Besteuerung, Rccrutirung) vorgenommen wurden, stellt man seit neuerer Zeit die zuverlässigeren periodischen Zählungen an. In der österreichisch-ungarischen Monarchie waren die Volkszählungen bis zum Jahre I860 noch vielfach unvollständig, indem beispielsweise in Ungarn Adel und Clcrns von denselben (die zu Stcucrzwccken vorgenommen wurden) ausgenommen waren. Seit 1857 werden sie nun in unserem Vaterlande alle sechs Jahre vorgenommen; die letzte Volkszählung fand am 31. December 1669 statt. Die absolute Bevölkerung der Gesammtmonarchie, sowie der einzelnen Bestand, theile derselben macht die auf S. 23 dieses Buches abgedruckte Tabelle ersichtlich ') Vgl. Dr. M. Haushofer „Lehr- und Handbuch der Statistik." 438 , VeuMerung. Worauf hier verwiesen wird. An gleicher Stelle wurde auch bereits erwähnt, welchen Rang Oesterreich-Ungarn hinsichtlich seiner absoluten Volksmenge unter den großen Staaten Europas einnimmt. Relative Bevölkerung. Das Verhältniß der VolkSzahl zum Flächeninhalt des Gebietes, auf welchem diese Zahl sich befindet, heißt Voltsdichtigkeit. Dies Verhältniß wird ausgedrückt, indem man angibt, wie uiel Menschen durchschnittlich auf einem bestimmten Raume, in der Regel auf 1 >üMl., neuester Zeit auch auf 1 mKilom., leben. Die Volksdichtigkeit der Monarchie und ihrer Bestandtheile ist ebenfalls aus der Bcvölkerungs-Tabcllc auf S. 23 ersichtlich. Mit Zugrundelegung der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1869 entfallen von den 35,904.435 Bewohnern der Gesammtmonarchie auf 1 mMl. 3168 Seelen, mit Rücksicht auf die inzwischen eingetretene (vorläufig nur berechnete) Vermehrung der Bevölkerung bis auf 35,943.000 Menschen je 3171 Bewohner auf 1 UMl. (57 auf 1 ^nKil.). Hinsichtlich der Dichte wird unser Vaterland von sieben europäischen Staaten über-trossen, nämlich von Belgien (9509 auf 1 ü)Ml.), den Niederlanden (367„). Eine Bevölkerung, welche fortwährend anwächst, muß in bestimmter Zeit sich verdoppeln. Da in Oesterreich-Ungarn in den Jahren 1842—1850 der jährliche Zuwachs 0'18"/„ betrug, so berechnete man auf Grundlage dieses Proccntsatzes die Berdoppelungszeit der österreichischen Bevölkerung auf ungefähr 385 Jahre, während sie für Norwegen nur 61, Dänemark 71, für Preußen 1,'N, für Belgien 158, für Großbritannien 302, für Frankreich 405 und für die Provinz Hannover gar 3152 Jahre beträgt. Doch stützen sich alle diese Berechnungen auf ältere Daten. Die Veränderung dcrBolkszahl eines Bandes oder Staates ist abhängig cincstheils von Ein- und Auswanderung, andcrntheils von Geburten und Sterbefällen; die Bevölkerung nimmt zu, wenn der Zugang durch Geburten und Einwanderung den Abgang durch Tod und Auswanderung übersteigt. Für die Veränderung der Bolkszahl in der österreichische ungarischen Monarchie sind Ein- und Auswanderung in neuerer Zcit von ungleich geringerer Bedeutung als Geburten und Sterbefälle. Im Jahre 1864 wanderten 727 Personen ein, 2605 aus, 1865 740 ein, 3102 aus. Fassen wir zunächst die Geburten in's Auge. Die Zahl, welche angibt, auf wie viele Einwohner jährlich eine Geburt kommt, heißt Geburtenziffer (Natiuität). Im Jahre 1869 wurden in den österreichischen Bändern 812.474 Kinder geboren, „ 1865 in den ungarischen Bändern . . . 635.128 Kinder ^,^ somit in der ganzen Monarchie nach diesen beiden Zahlungen 1,447.602 Kinder. Es entfällt daher 1 Geburt in den österr. Ländern auf 24-9 . Bewohner, 1 Geburt in den ungar. Ländern auf 24'3 ' Bewohner 1 Geburt in der ganzen Monarchie auf 24-6 Bewohner. Für die einzelnen Kronländer sind die Geburtenziffern folgende: Galizien 21. Militärgrenze 21-7. Bukowina 21-8. Ungarn und Kroatien 22-5 Schlesien 24-2 Siebenbürgen 24-8. Nicderösterreich 25'3. Küstenland 25-4. Böhmen 25'7. Mähren 26. Dalmatien 27-5. Stciermarl 31-8. Oberosterrcich 32'2. Krain 32-9. Kürnten 33. Tirol 83-3. Salzburg 34'2. 4^0 Bevölkerung. Es zeigt somit Galizien die größte, Salzburg dic geringste Fruchtbarkeit der Bevölkerung, und nur die eigentlichen Alftenländcr bleiben hinter der für Europa geltenden Geburtenziffer 29 zurück, alle anderen Kronländcr zeigen ein günstigeres Verhältniß. Uebertrossen an Fruchtbarkeit wird Galizicn nur von Rußland, welches die Geburtenziffer 20'6 aufweist. Die Zahl der Geburten gegenüber der Gesammtbevölkerung drückt aber an sich noch keinen günstigen Zustand aus; sie darf nicht allein, ohne Berücksichtigung der gleichzeitigen Sterblichkeit beobachtet werden. Vergleicht man die Zahl der innerhalb eines Jahres Verstorbenen mit der etwa um die Mitte desselben Jahres ermittelten Zahl der in demselben Gebiete bebenden, so erhält man eine Vcrhältnißzahl: die Stcrblichkcitsziffer; diese zeigt somit an, auf wie viele Lebende jährlich ein Todesfall trifft. Unter allen Einflüssen auf die Sterblichkeit steht die Geburtenziffer voran. Wo die Zahl der Geburten im Verhältniß zu jener der Lebenden groß ist, wie in Rußland, Oesterreich, Würtemberg, Sachsen, wird schon durch diese Gruße das Stcrblichkcitsverhältniß ebenfalls vergrößert. Einer niedrigen Geburtenziffer dagegen entspricht auch eine geringere Sterblichkeit, wie in Frankreich, der Schweiz, Schweden und Norwegen. Es starben 1809 in den österreichischen Ländern 283.995 Menschen, also 1 Stcrbefall auf 34-4 Bewohner, 1865 in den ungarischen Ländern 455.500 Menschen, also 1 Stcrbcfall auf 33-8 Bewohner, in der ganzen Monarchie 1,039.495, also 1 Stcrbefall auf 34-3 Bewohner. Demnach ergibt der Vergleich mit der obcnangeführten Zahl der Geburten einen Ueberfchuß der Geborenen über die Gestorbenen von 307.107 oder 0'858"/<> der Gesammtbevölkerung. Den einzelnen Kronlündcrn kommen folgende Sterblichkcitszissern zu: Militärgrcnzc 23'8. Ungarn 27-3. Nicocröstcrrcich 31'2. Kroatien 31-3. Galizicn 32-8. Siebenbürgen 33 9. Salzburg 34-1. Mähren 34-3. Oberöstcrreich 34-7. Böhmen 3N-2. Stciermark 36-5. Küstenland 30'6. Schlesien 36'7. Bukowina 37-8. Tirol 38. Kram 39'1. Kärntcn 39'7. Dalmatien 43'8. Dic Sterblichkeit ist somit in der Militärgrenze am größten, in Dalmatien am geringsten. Da die Stcrblichkeitsziffer für Europa 33-7 ist, so zeigen sowohl die Gesammtmonarchie, als auch die meisten Kronländcr günstigere Verhältnisse. Die Stcrblichkeitsziffer schwankt in Europa überhaupt zwischen 29-6 (Rußland) und 53-5 (Norwegen). Von Bedeutung ist auch der Einfluß der großen Städte auf die Sterblichkeit. Es beträgt die Zahl der Einwohner, auf welche jährlich ein Todesfall trifft, in Wien 24-3, Linz 24-8, Lembcrg 25'4, Prag 26-8, Graz 27-8, Brunn 28'4, Laibach 28-6, Trieft 29-4, Krakau 30, Innsbruck 36'5. Zur Pcrgleichung diene die Angabe, daß die Sterblichkcitsziffer für Petersburg 25-7, Hamburg 27-3, Rom 29, Berlin 35, Paris 36-1, London 41'5, Genf 44 beträgt. Daraus erhellt, daß Wien bisher unter den Großstädten Europas die größte Sterblichkeit aufgcwiefen habe; doch haben sich daselbst in jüngster Zeit die Gcsundhcitsverhältnisse wesentlich gebessert, so daß gegenwärtig die Sterb lichteitsziffcr nahezu 27 betragen dürfte. Einthcilung der Bevölkerung nach Geschlecht und Alter. Das im Allgemeinen bestehende Gleichgewicht dcr beiden Geschlechter herrscht nicht in allen Altersklassen, Einthcilung der Bevölkerung nach der Nationalität. 44l ja bei der Gesammtbevölkerung eines Landes ist fast regelmäßig das weibliche Geschlecht stärker besetzt als das männliche. Es werden zwar überhaupt mehr Knaben als Mädchen geboren (so kamen 1850 in Oesterreich-Ungarn auf 1000 Knaben nur 94« Mädchen); dagegen ist die Sterblichkeit des männlichen Geschlechtes viel größer als die des weiblichen. Innerhalb der Monarchie entfallen: im österreichischen Staatsgebiete 9,991.487 Einwohner auf das männliche, 10,403.493 ,. „ „ weibliche Geschlecht; im ungarischen Staatsgebiete 7,745.688 „ „ „ männliche, _______7,763.767 ,. „ „ weibliche Geschlecht; in der Gcsammtmonarchie. . 17,737.175 Einwohner auf das männliche, 18,167.260 „ „ „ weibliche Geschlecht. Es kommen somit in Cislelthanien 1060 Frauen auf 1000 Männer. „ Transleithanien 1014 „ „ „ „ in der ganzen Monarchie 1041 „ „ „ „ Doch weisen einzelne Länder bedeutende Unterschiede auf (vgl. die Tabelle S. 23). In Nicderösterreich, Siebenbürgen und dem kroatisch-slavonischen Grenzgebiete überwiegt die Zahl der Männer; diese beträgt im ersten 1,003.544 gegenüber der Zahl der Frauen mit 967.164, im zweiten 1,064.442, gegenüber der Zahl der Frauen mit 1,050.362, im letzten 353.735, bezüglich 341.330, so daß in Nicdcröstcrreich 984, in Siebenbürgen 999, im Grenzgebiete 972 Frauen auf 1000 Männer entfallen. Den größten Uebcrschuß an Frauen haben dagegen Schlesien (1109 Frauen auf 1000 Männer) und Mähren (1107 Frauen auf 1000 Männer). Höchst eigenthümlich ist das auffallende Vorwiegen der männlichen Geburten bei den Juden. So war in der Monarchie im Jahre 1851 das Verhältniß der Knabengeburten zu den Mäbchengeburtcn bei den Juden wie 121:100, bei den Christen dagegen nur wie 105-9:100. Die Ursachen dieser Erscheinung sind unentrüchselt. Hinsichtlich der Eintheilung der Bevölkerung nach dem Alter ist hervorzuheben, daß die stärkste Altersklasse der Bewohner Oesterreich-Ungarns die des Alters von 20 bis 30 Jahren ist (16-24"/„), und daß in den ersteren Lebensjahren, der Zeit der Unproduetivität (bis zum 15. Jahre) die männliche Bevölkerung zahlreicher ist als die weibliche. Die Abstcrbeordnung weist von 10.000 Geborenen nach 20 Jahren nur 5023 und zwischen dem 37. und 38. Jahre nur 4361 Lebende nach. Eintheilung der Bevölkerung nach der Nationalität. Da bereits an anderer Stelle (vgl. S. 403 ff.) von den die Monarchie bewohnenden Völkerstämmen ausführlicher die Rede war, erübrigt nur noch, hier die wichtigsten statistischen Datm in dieser Hinsicht nachzutragen. Die Nationalitäten werden bei der Volkszählung nicht erhoben. Approximativ, in runden Zahlen, berechnet man die Verschiedenheit der Bevölkerung der Gesammtmonarchie (incl. Militär) nach der Abstammung, für den 31. Drcembcr 1869, folgendermaßen: Nationalitäten-Tabelle. Deutsche................. 9,155.800 Rechen, Mährcr und Slovaken.......... 6,401.800 Magyaren (sammt den Kmnancn, Jazygen und Szcklern) . 5,553.000 Ruthcncn................. 3,061.800 Kroaten und Serben............. 3,000.300 Ostromancn (Rumänen, Walachcn und Moldauer) .... 2,891.600 442 Beuöllerullss, Nationalitäten-Tabelle. Polen.................. 2,463.000 Israeliten................. 1,375.900 Slovenen................. 1,192.000 Westromanen................ 602.600 und zwar: Italiener . . ........... 533.600 Friauler............ "51.000 Ladiner............ 18.000 Zigeuner................. 151.400 Bulgaren................. 26.200 Armenier................. 10.100 Albanesen................. 3.500 Griechen und Macedo>Walachen.......... 8.400 Angehörige sonstiger Bolksstämmc (oßmanische Türken, Franzosen, Engländer:c.)............ 12.000 Faßt man in's Auge, welchen Antheil die österreichisch-ungarische Monarchie an den Enropa bewohnenden Hauptstämmen hat, so ergeben sich folgende Daten. Die Germanen, in ganz Europa 93,500.000 Seelen zahlend, bilden gegen 30-9"/,, der Gesamlntbevolterung dieses Wclttheils; und die Deutschen Oesterreich-Ungarns 9'58"/„ des ganzen germanischen Stammes. Slaven gibt es in Europa 82,200.000 (d. i. 27-04"/« der Gcsammtbcvölkernng), von denen 19'67"/„ in der Monarchie wohnen. Romanen gibt es in Europa 97,400.000 (d. i. 32-5"/<. der Gcsammtbcuölkcnmg), von denen 3-58"/„ auf die österreichisch-ungarische Monarchie entfallen. Dem altaischen Sprach stamme (Magyaren, Türken, Tataren, Finnen und Lappen) gehören in Europa 8,900.000 Bewohner (o. i. 3°/^ der Gesammtbevöl-terung) an, von dcncn in Oesterreich-Ungarn 62-39"/„ wohnen. Von hervorragender Bedeutung ist die Vertheilung der einzelnen Volksstämme in den beiden Staatsgebieten der Monarchie. In den im Rcichsrathc vertretenen Ländern ist die deutsche Nationalität mit 36-2"/., der gesummten Civil-Bevölkerung vorherrschend, 7,314.800 Seelen; nach ihr rcpräsentiren die Rechen mit den stammverwandten Mährern und Slovakcn die größte Ziffer, 4,551.300 oder 22'5"/,) der Eiuil-Äeoölkcrung. Ruthcnen und Polen halten sich so ziemlich das Gleichgewicht, beziehungsweise 2,583.300 und 2,444.000 Seelen, o. i. 12'8 und 12-1"/„. Die nächste Stelle nehmen die Slovene« ein, mit 1,124.800 Menschen oder 5-6"/., Hieran reihen sich die Israelite« mit 820.200 Menschen oder 4'1«/... Auf den italienischen Volksstamm kommen 595-600 (incl. 15.000 ladiner) oder 2'9"/y, auf den kroatisch-serbischen 550.300 oder 2-7"/^, auf den romanischen (moldau-walachischen) 197.600 Menschen oder 0'9"/«. Die Zahl der Angehörigen anderer Nationalitäten beträgt 35.600 Seelen oder fast 0'2"/^ der Civil-Bevölkerung; diese sind Magyaren 18.000, Armenier 4200, Griechen 2400, Albanesen 1500, Franzosen, Engländer, osmanische Türken :c. In allen diesen Zahlen ist das active Militär nicht enthalten. Die Hauptnation im ungarischen Staatsgebiete ist die magyarische, mit 5,490.000 Menschen (ohne actives Militär) oder 35-6°/« der Eivil-Bcvöl-kerung. Die übrigen Polksstämme reihen sich also an einander: Romanen (Walachen) 2,673.000 Menschen oder 17-3"/«, Kroaten und Serben 2,430.000 oder 15-7°/l», Slovaken (mit einigen Tausend sechcn) 1,798.500 oder 11-7°/,,,Deutsche 1,770.000 oder 11-5"/«, Israeliten 552.100 oder 3'6°/„, Ruthenen 455.500 oder nahezu 3"/<„ Zigeuner 150.000 oder fast 1"/<,, Slovenen 58.000 oder 0'3"/<>, Bulgaren 26.000 oder 0-2"/«, Angehörige anderer Nationalitäten 14.200 Menschen oder fast 0-1"/,, der Civil-Bevöllerung. Die letzten sind: Armenier Mittheilung der Bevölkerung nach'dem Religionsbekenntnisse. 443 (5700), Albanesen (2000), Italiener (3000), Griechen und Macedo-Walachen (1000), osmanische Türken :c.') Eintheilung der Bevölkerung nach dem Religionsbekenntnisse. Itach der letzten Volkszählung vom 31. December 18L9 vertheilte sich die Gesammt-Bevöl» kcrung nach den Religionsbekenntnissen folgendermaßen: ^. « , Lateinischer Ritus...... 16,395.675 7,558.558 23,954.233 ^?3 ^ Griechischer ,....... 2,342.168 1,599.628 3,941.796 HZ- Armenischer ,....... 3.146 5.133 8.279 ^^ Insgesammt 18,740.989 9,163.319 27,904.308 , ^ s Augsburcn'scher Confession . . . 252.327 1,113.508 1,365.835 ß I ,! Helvetischer ,. ... 111.935 2,03l.243 2,143.178 ^ « s Insgesammt 364.262 3,144.751 3,509.013 Orientalische Griechen....... 461.511 2,589.319 3,050.830 Gregorianische Armenier ...... 1.208 646 1.854 Andere christliche Religionsverwandtc . . 4.420 57.55,6 01,976 Israelite«........... 822.220 553.641 1,375.861 Sonstig«' Nichtchristen und Confessionslose . 370 223 . 593 Summe 20,394.980 15,509,455 35,904.4 !!5 Nach der Confession kommen von der Gesammt-Vevölkerung der Monarchie 77-7"/y auf die Katholiken, 9'6"/s, auf die Evangelischen, 8'5"/„ auf die orientalischen Griechen, 3'8"/<, auf die Israeliten und 0'2"/<, auf andere Glaubensgenossen (gregorianische Armenier, Unitaricr, im Ganzen 55.070, Lippowancr in der Bukowina, Mennonitcn in Galizicn, Dcutschkatholiken n'., Mosleminen) und Confessionslose. Die Zahl der Altkatholiken innerhalb der Monarchie, welche sich seit der Publication der auf dem ökumenischen Concil des Jahres 1870 den Päpsten zugesprochenen Unfehlbarkeit von der römisch-katholischen Kirche lossagten, ist statistisch noch nicht ermittelt. l) Nach Dr. H. F. Brachelli's „Statistischer Skizze der österreichisch ungarischen Monarchie". 1875. II. Cultur der Bevölkerung. ^. Materielle Cultur. Die materielle Cultur, welche Gegenstand der wirthschaftlichen Statistik ist, beschäftigt sich mit den Mitteln zur Befriedigung der verschiedenartigen Bedürfnisse des Menschen, welche man als Güter bezeichnet und die in ihrer Mafse zum Vermögen werden. Diese Güter werden durch die Wirthschaft, d. h. durch die planmäßige Thätigkeit des Menschen zur Befriedigung seines Bedarfes, gewonnen oder erzeugt. Die Erzeugung der Güter ist entweder Reproduction oder Kunst-production, je nachdem in der Natur schon vorhandene Güter durch Loslösung von derselben für den Menschen nutzbar gemacht oder diese Güter durch weitere Thätigkeit umgestaltet werden und einen neuen erhöhten Werth erhalten. Letzteres geschieht entweder durch Einzelne im Kleinen mit geringen Hilfsmitteln (durch Gewerbebetrieb), oder im Großen mit dem Aufwande reicher Hilfsmittel oder Maschinen (durch Industrie). Bewegung und Austausch der Güter werden durch Handel und Verkehr vermittelt. Die vom Menschen in all diesen Richtungen entwickelte Thätigkeit wird unter dem Namen Arbeit zusammengefaßt. Zu den bisher erwähnten Grundlagen der Production, der Natur und der Arbeitskraft, tritt aber als dritte noch das Capital, d. h. das nutzbar angelegte Geld hinzu. Es wird demnach der mit der materiellen Cultur sich beschäftigende Abschnitt folgende Gegenstände zu behandeln haben: 1. Rohproduction. 2. Industrie und Gewerbe. 3. Handel. 4. Circulation der Gütcr (deren Verkehr, Messung und Schätzung). 5. Bedingungen der Volkswirthschaft (Arbeit und Capital). I. Aoljpraduction. ». Land- und Forstwirthfchaft. (Allgemeines. Ackerbau. Wiesenbau. Weinbau. Gartenbau. Forstwirthschaft.) Allgemeines. In Folge der glücklichen Mengungsverhältnisfe ihrer Bodcn-bestandtheile, sowie wegen ihres natürlichen Wasscrrcichthums und der günstigen klimatischen Verhältnisse erfreut sich die österreichisch-ungarische Monarchie einer großen Menge und Mannigfaltigkeit land- und forstwirthschaftlicher Erzeugnisse. Im Ganzen sind gegen 9 Zehntel des Areals productiver Boden. Am größten ist die Ergiebigkeit des Bodens im Donauticflande, an: geringsten im Alpenhochlande und auf den Höhen des Karstes. Im Tieflande herrscht Ackerbau, im Hochlande Wiesen-uild Waldbau vor; beträchtlich ist der namentlich in Hügellcmdschaftcn gepflegte Land und Forstwirthschaft. 445 Weinbau. Der unproductive Boden nimmt über ein Zehntel des Areals ein und wird durch Flugsand-Ebenen, Sümpfe, Wasserflächen, Gletscher, Schnee- und Karrcnfclder, Straßen u. s. w. repräfentirt. Bei dem land- und forftwirthschaftlichcn Betriebe finden in der Monarchie mittelbar oder unmittelbar ungefähr zwei Drittheile der Bevölkerung, die Familienglieder mitcingcrcchnet, ihre Nahrung. Im Jahre 18N9 betrug die Zahl der direct bei der i-and- und Forstwirthschaft Beschäftigten (ohne Familienglieder) in der gesammten Monarchie 12,521.005 Menschen, wovon 7,500.395 auf Oesterreich und 5,014.010 auf Ungarn entfallen. In Böhmen/Mähren, Schlesien, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, den nördlichen Theilen von Stciermark und Tirol und in Kärnten findet der Betrieb nach rationellen Grundsätzen statt, während in den übrigen Bändern meistens nur ein mittelmäßiger Fleiß in der Bestellung der Felder und in der Pflege der Viehzucht und der Forste zu finden ist, ausgedehnte Flächen, namentlich in den ungarischen Provinzen, noch unbebaut licgcu und die bebauten, mit Rücksicht aus die große Fruchtbarkeit des Bodcus, häufig uicht jene Productiou geben, welche sie bei besserer Bewirthschaftung zu liefcru vermöchten. Die Benützung des Bodens ist aus folgender Tabelle zu ersehen.') <5,»lturarteu Im Reichsrathe ver tretene Länder Ungarische Länder Monarchie Geogr. Quadr.-M, Percent am Ges,-Areale Veogr. Quadi.-M. Percent am Ges.«U«ale Geoa.1. Quadr.»M. Percent am Ges.-Areale Ackerland .... Wcinland . . . .^ Wiesen und Gärten Neiden .... Waldungen . . . Productiue Fläche . Unproductive Fläche Summe 1.839-40 37-4? 654-33 830'14 1.722'W 5.084-24 367-54 b.451'78 33-74 0-69 12'00 15-23 31'60 9326 674 1.81945 71-48 742-34 797-42 1.575-56 5.006-2S 675-28 3093 121 1262 13-56 26'80 85-12 14-38 3.658-85 10895 1.39667 1-627-56 3.298-46 32-29 096 1232 1436 29'10 10.09049 1.24282 69-03 10-97 100-00 5.831-53 10000 11.33331 100 00 Ackerbau. Die österreichisch-ungarische Monarchie ist ein Agriculturstaat. Ihr Ackerbau ist sehr blühend; er umfaßt zunächst alle in Europa gedeihenden Getreidearten, als Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Hirse, Mais und selbst Neis, ferner Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Zucker- und Futterrüben, Flachs und Hanf, Klee, Hopfen, Raps nnd Tabak, endlich noch anders Handelsftflanzen wie auch verschiedene Gemüse und Küchengewächse, die auf Ackerland gepflanzt werden. Bezüglich des Vorkommens dieser Gegenstände der Agricultur in den einzelnen Kronländern sei hier auf den Abschuitt „Culturpflanzen" (S. 388 f.) verwiesen, dic Productionsmengcn der Ackergewächse dagegen werden aus nachfolgende» Daten ersichtlich, welche für den Jahresdurchschnitt (für ein Mitteljahr) der neuesten Zeit berechnet sind und sich auf den ganzen Umfang der Monarchie beziehen. Hektoliter ^ Weizen (incl. Spelz) . . 40,000.000 Roggen und Halbfrucht . . 60,000.000 Hektoliter Gerste.......30,000.000 Hafer.......50,000.000 ') Diese sowie die meisten der folgenden statistischen Tabellen sind der bereit« genannten „Statistischen Skizze der üsterreichtsct>ungarischen Monarchie" von Dr. H. F. Brachelli mit besonderer Erlaub:,',ß des Hrn. Verfassers entnommen. 446 Reproduction. Hetioliter Mais.......30,000.000 Buchweizen und Hirse . . 5,000.000 Reis........ 15.000 Kartoffeln......90,000.000 Hiilfenfrüchte.....3,000.000 Zoll Centner Zucker- und Futterrüben . 80,000.000 Flachs und Hanf .... 3,000.000 Tabak.......1,000.000 Hopfen....... 100.000 Mit seiner Getreideproduction (215 Millionen Hektoliter) nimmt Oesterreich-Ungarn unter den europäischen Staaten den vierten Rang ein, indem ihm Rußland mit circa 580, Deutschland mit 200 und Frankreich mit 235 Millionen Hektoliter voranstehen. Es gelangen auch in der Regel bedeutende Mengen von Cercalicn (bei guter Ernte), Mehl, Hopfen, Oelsaat und Roh-Tabak zur Ausfuhr, wogegen Flachs und Hanf eingeführt werden müssen. Der Handelsverkehr des allgemeinen österreichisch-ungarischen Zollgebietes in den wichtigeren Ackcrfrüchtcn und in Mahlproductcn war in den Jahren 1870 bis 1878 folgender: Einfuhr Ausfuhr OkzeUgmfsk lm Tausenden von Zull-Eentnein) (in Tausenden von Zoll'Ccntmrn) 1870 j 1871 > 1672 > 1873 1870 1871 j 1872 1873 Weizen und Spelz . . . 997 2 1230 9 2369'3 41563 3941 4 5599 9 1146 1 770'2 Roggen Halbfrucht! ^ ,^, 4^5.9 i<,^; 3405'4 1624-8 2824-3 861'5 5?8'4 Ha,de, Hirse I Mais.......11710 1619 7 4861-8 3607'8 207'5 475 4 44 4 533 Gerste und Malz . . . 271-5 253-2 553'8 798'7 20764 32183 2300'7 3373 6 Hafer.......312-8 235'U 3754^407-6 6634 527'3 1215'5 2022'2 Mehl und Mahlproducte . 4066 386-6 587'4 1223-4 29500 35563 1417-1 855'9 Hopfen....... 90 20-8 39'6 391 43'5 48'9 33'3 37'4 Flachs und Hanf . . . 481'8 466-0 500-2 5993 66'5 64'9 910 106 7 Roher Tabat .... l56'6 173-7 2412 358-4 1360 361-9 278'5 85'1 Was die Bewirthschaftnng dcö Ackerlandes betrifft, so finden sich sehr verschiedene Methoden derselben, doch ist die Dreifelderwirtschaft die am meisten verbreitete, welche im Allgemeinen in der ganzen Monarchie mit Ausnahme von fast ganz Tirol, fast ganz Steiermark> Kärnten und Kram und einem großen Theile deS Küstenlandes in Anwendung ist. In ihrer reinen Form besteht sie bekanntlich darin, daß das gesammte Ackerland eines Gutes in drei Felder oder Fluren abgetheilt wird, von denen eines brach liegt (Brachfeld), das zweite mit Winterhalmfrncht, das dritte mit Sommerhalmfrucht bestellt wird. Doch wird in den meisten Kronländcrn der Futterbau in die Körnerwirthschaft hineingezogen und durchschnittlich tcmm die Hälfte der Brache bleibt unbenutzt. In Tirol, dem größten Theile von Steicrmark, Kärntcn und Krain, in einem großen Theile des Küstenlandes und bereits ziemlich häufig auch in den übrigen Kronländern wird die Fruchtwechselwirthschaft geübt, welche durch eine jährliche Abwechslung der Halmfrüchte mit Futtcrträutern, Handcls-pfianzen u. s. w. den Acker zum möglich höchsten Ertrage zu bringen trachtet, wogegen in den höher gelegenen Gegenden, namentlich der Alpcnländcr, in der Regel die Eggartcnwirthschaft stattfindet, die sich für jene Landstriche eignet, wo häufige feuchte Niederschlage starken Graswuchs erzeugen; man baut 3 bis 4 Jahre Getreide, und dann ebenso lange Gras. In Mähren besteht auch in groszcr Ausdehnung dic Trisch wirthschaft, welche dieselbe Fläche abwechselnd als Acker- und Weideland benutzt, in Stcicrmark die Brandwirthschaft, nach der eine Fläche Land- und Forsiwirthschaft. 44? sowohl als Acker- wie auch als Weideland und Holzung benützt wird, und in Mehreren Gegenden der Monarchie die freie Fcldcrwirthschaft, die sich weder in der Folge der Früchte, noch in dcr Düngung der Felder an eine bestimmte Ordnung bindet. Eine bedauerliche Schattenseite der österreichischen Vandwirthschaft ist die geringe Aufmerksamkeit, welche der Düngung gewidmet wird. Reicht schon die Menge des vorhandenen Düngers nicht, so ist man noch dazu meist in der Aufbewahrung desselben höchst sorglos. In Dalmaticn, in einem Theile von Ungarn, Siebenbürgen und Galizien wird wenig oder gar nicht gedüngt. Die Bearbeitung des Bodens ist in den einzelnen Kronländcrn dcr Monarchie eine sehr verschiedene. Während die Alpcnbcwohncr hierin den emsigsten Fleiß und die größte Ausdauer entwickeln, wirb die Bodencultur im Osten und Südostcn sehr nachlässig betrieben. Wie sehr könnte durch rationelle Bearbeitung dcr Ertrag des Bodens dort gehoben werden. In verdienstlicher Weise ist nebst zahlreichen Privaten die Regierung bemüht, die Land-Wirthschaft zu fordern. Zu diesem Zwecke bestehen viele niedere und mehrere höhere land- und forstwirtschaftliche Lehranstalten, darunter seit neuester Zeit (1872) selbst eine „Hochschule für Bodcncultur" in Wien; ferner eine große Anzahl von Land-wirthschafts-Gesellschaften, landwirtschaftlichen Versicherungsanstalten und endlich zahlreiche Boden-Credit-Anstalten in beiden Staatsgebieten der Monarchie. (Man vergleiche diesbezüglich die Abschnitte über Bank- und Credit-Institute, über Schulen und über Vereine weiter unten.) Wiesenbau. Das Wicscnland dcr Monarchie umfaßt etwa 1300 ^jMl. (1I'5"/o des Gcsammt-Areals). Die Hcn- und Orummctfcchfung (zusammen 335 Mill. Zoll-Centner oder 300-Mill. Wiener Centners steht mit dem Umfange dcr einzelnen Kronländer in nahem Verhältnisse, doch find die Alpcnländer ihres feuchteren Klimas wegen durch Ergiebigkeit der Fcchsung im Vortheile; ihnen zunächst an Einträglichkeit des Wiesenbaues steht Böhmen. Außerdem gibt es weit ausgedehnte Weiden, die zufammen 1627-5 ^Ml. (14-36"/,.) bedecken; am umfangreichsten ist das Weideland in Siebenbürgen, der Militärgrenzc, Galizien, Dalmaticn und Ungarn, aber gleichfalls von verschiedenem Werthe. So gewähren die aromatischen Kräuter dcr Alpen-wciden dem Vieh dcu Sommer über eine Nahrung, die es auf den Hutweiden des niedrigen Vandes, wie z. B. dcr Pußten, nie erlangen kann. Weinbau. Die österreichisch-ungarische Monarchie ist rücksichtlich der Qualität und Quantität ihrer Weinbau-Producte nächst Frankreich das bedeutendste Wcinland Europas. Von der gcsammtcn Wein-Production dieses Continents entfallen 56"/<, auf Frankreich und 26-32 "/„ auf Oesterreich-Ungarn. Das Weinland des letzteren nimmt 108-0 c^Ml. (0-96o/„ des Gcsammt-Arcals) ein, welches jährlich im Durchschnitte 23 Mill. Hektoliter oder 40-6 Mill. Wiener Eimer liefert. Davon entfallen auf Ungarn und seine Ncbcnländcr 72"/<„ auf Nicdcrösterrcich 6'///.., °uf Steier-mart 4''/^/«, auf Südtirol über 5°/„, auf Dalmatien 4°/„, auf Mähren Z'/^, auf das Küstenland 2"/.., auf Kram 1"/„, auf Böhmen 0-2"/..; in den Rest (1'3<7») theilen sich die übrigen Kronländcr, außer Galizien, Schlesien und Salzburg, welche, wie bereits bemerkt, keinen Weinbau treiben. Trotz dieser bedeutenden Wcin-Production der Monarchie werden doch beträchtliche Mengen Weines eingeführt, in jüngster Zeit sogar mehr als zur Ausfuhr gelangen. Zum Vergleich zwischen der Ein- und Ausfuhr von Nein und Weintrauben in den 3ahrcn 1570 bis 1873 mögen folgende Daten dienen' (In Tausenden von Zoll-Ecntncrn) 1870: Einfuhr: N7'1 Ausfuhr: 282-4 1871: „ 270-9 „ 326'7 1872: .. 887-9 „ 236'1 1873: „ 257-4 „ 228'9 448 Reproduction. An Menge des producirtcu Weines wird die Monarchic in Europa von Frankreich (40 Mill. Hektoliter) und Italien , Großbritannien gar nur 3-2"/,., Rußland dagegen 35-2°/„ ihres Bodens mit Wald bestanden haben. Doch ist dieser Waldreichthum sehr ungleichmäßig vertheilt; dem Ucbcrsiusse an Holz in dcn Alpen- und Karpathcn-gegcndcn, wie auch in Theilen dcö Mittelgebirges steht Holzmangel in Dalmatien, zum Theile in Istricn und namentlich im nicdcrungarischcn Tieflandc gegenüber, wo Schilf, Rohr, Stroh, Maisstengel, ^aub, ja selbst getrockneter Dünger zur Heizung verwendet werden. Im österreichischen Staatsgebiete nehmen die Waldungen 1722-9 H)Ml. (31-0"/„), im ungarischen 1575-0 l^Ml. (2N'8"/<.) ein. Von der Gesammtflächc der einzelnen Kronlunder sind bewaldet in Salchurg...... 54 "/<» Kärnccn...... 53 „ Stcicrmark..... 47 „ Bukowina...... 45'li „ Krain....... 42'2 .. Siebenbürgen..... 37 4 ,, Kroatien...... 3? Oberöstcrrcich..... 33 „ Niedcrüsteneich .... 32-2 .. Böhmen...... 28-9 "/<> Tirol....... 28 .. Militärgrcnzc..... 27-7 „ Mähren...... 26 „ Küstenland...... 25'7 „ Galizicn...... 25'tt „ Ungarn...... 22'6 „ Dalmaticn ..... 21'5 „ Das Holzcrträgniß der ganzen Monarchie belauft sich im Durchschnitt jährlich auf 205 Millionen Eubikmcter oder l!500 Mill. Eubikfuß. Ein- und Ausfuhr von Brennholz flehen einander fo ziemlich gleich, dagegen überwiegt die Ausfuhr von Werkholz weit über die Einfuhr von folchem. Näheres über dcn Handelsverkehr mit Holz in den Jahren 1870 bis 1673 ist aus dcn folgenden Daten ersichtlich. Einfuhr: Ausfuhr: (in Tausenden von Cubitfuß) Brennholz Wertholz Brennholz Wertholz !87U: 0434'6 7457'2 4714'5 51.872'2 1871 : 0794-2 8304-5 5404"7 41.095'8 1872.' 0745'9 10.982'4 5728'5 48.924'! 1873: 5508'7 8644'3 4750-0 53.9I3'7 Durch Größe und Holzrcichthum bekannte Waldungen sind der Bükonyer Wald, der Böhmcrwald, wo noch ein Rest des Urwaldes enthalten ist, der Eichenwald von ') Vgl. A. Steinhäuser „Geographie von Oesterreichs Ungarn." Umlausl, Oeftcrr.-imss, Monarchie. , 2!) 45)0 Rohproductlon. Monlona in Istricn, welcher dcr k. u. k. Marine das Schiffsbauholz liefert, die Waldungen des Fiumanerlandes u. n. Der Wald ist theils Hochwald, namentlich im Gcbirgslande, theils Mittelwald im Nicdcrgebirge und Hügcllaude, theils Niederwald, wozu beispielsweise die ausgedehnten, aber schlecht bepflanzten Waldungen Dalmatiens gehören. Im Südcu und in dem Gebirgssaume der ungarischen Ost-karpathcn erscheinen Eichenwälder, i:n Norden uud im höheren Gebirge herrscht das Nadelholz (die Fichte,, dem Sandsteine und dem Tcrtiärlande folgt das Laubholz, dem Kalksteine die Schwarzführe, im niedern Gebirge bilden Buchen den Haupt-bcstaud. In mehreren Gegenden sind exotische Waldbäumc zu finden, namentlich in Böhmen, Mähren und Nicderöstcrrcich. Die Verwendung des Holzes ist eine höchst mannigfaltige, besonders wichtig die zum Schiffsbaue, dem Ober-Krain, Istricn, Tirol, die Bukowina und die Militärgrcnzc das Material liefern, und zur Tischlerei und Kunstschnitzcrci, welche ihr Material zumeist aus Böhmen, Südtirol und dem Küstcnlandc beziehen. Von großer Wichtigkeit sind auch die Nebcnnutzungen der Walduugen. In den Eichenwäldern Ungarns (besonders im Biikony-Waldc), Siebenbürgens, dcr Militür-qrcnzc und Istricns werden mit den Eicheln Schweine gemästet, daselbst auch Knoppern und Galläpfel eingesammelt. Die Rinde dcr Eichen, Fichten, Tannen, Ulmen und anderer Bäume wird zur Gcrberlohc 'verwendet. Die Köhlerei beschäftigt sich mit der Erzeugung von Holzkohle. Ungemcm zahlreich sind die Productc aus dem vom Nadclholzc gewonnenen Harze, als Pech, Theer, Wagenschmiere, Flammcn-ruß, Terpentin und Terpentinöl. Von dcr Zirbelkiefer in Ungarn gewinnt man den lar^aihischen Balsam, wie aus anderen Holzarten Birkcnöl und Krummholzöl. Pottasche wird vorzüglich in Nordungarn erzeugt, Feucrschwamm namentlich in Kram und im nordwestlichen Ungarn gewonnen. Endlich ist auch die Waldstrcu für die Viehzucht und indirect für die Düngung vou Bedttltuug. Die Forstcultur befindet sich im Allgemeinen noch auf einer niedrigen Stufe; nnr in Böhmcu, Mähren, Schlesien, Obcrösierrcich und Salzburg erfreut sich dcr Waldbcstand einer rationellen Pflege. Diesen rändern schließen sich Nicdcröstcrrcich, Steicrmark, Kärntcu und Kram an, wogegen in den übrigen Kronländcrn nur die größeren Eomplcxc gut bewirthschaftet sind, fönst aber von einer geregelten Waldcultur nicht die Ncdc sein kann. Die Forste sind theils Reichs', theils Gemeinde-, theils Prwatwäldcr; doch gebührt das Obcrcigcnthum sämmtlicher Forste dem Staate, ohne dessen Bewilligung kciu Waldgrund dcr Holzzucht entzogen uud zu anderen Zwecken verwendet werden darf. d. Viehzucht. Die Viehzucht, welche namentlich vom Wiesenbau und der Ausdehnung des Weidelandes abhängig ist, hat in dcr österrcichischungarischen Monarchie trotz bedeutender Fortschritte in jüngster Zeit noch nicht jene Höhe erreicht, um dem inneren Äcdarfc zu genügcu. Und doch finden fich in den meisten Kronländcrn die nöthigen Grundbedingungen für ausgiebige Viehzucht in hinreichendem Maße. Auch in dieser Hinsicht bieten die verschiedenen Gegenden große Unterschiede. Nährend im Alpen-Hochlande und in dcr niederungarischcu Tiefebene die Viehzucht mit großem Erfolge betrieben wird, ist sie in anderen Landstrichen ganz vernachlässigt. Obenan steht die Schafzucht, welche besonders in Mähren, Schlesien, Böhmen, Niedcrösterreich und Bkhzucht. 451 Ungarn den höchsten Grad der Vollkommenheit erlangt hat. Hauptzweck derselben ist die Gewinnung feiner Wollsortcn für dic Industrie; die schlechtere Zucht wird als Schlachtvieh verwerthet. Bon der Gesammtzaht (20 Mill.1 kommen ^ auf die ungarischen, '/. auf die österreichischen Bänder. Die Rindvichzncht ist in den Alpenländcrn, wo sie durch die Scnncnwirthschaft begünstigt wird, ausgezeichnet. Die Gcsammtzahl des 3ändt)ichs beträgt 12'7 Millionen, von denen 7-4 Millionen auf Oesterreich, 5'3 Millionen anf Ungarn entfallen. Bon dieser überaus wichtigen Viehgattung kommen in der Monarchie somit 35 Stück anf 100 Menschen nnd es steht daher unser Vaterland bezüglich seines relativen Nindvichstandcs hinter Dänemark (mit 80 Stück auf hundert Menschen), Norwegen (5—397 verweisen, wo sowohl die einzelnen Naccn dcr Hmislhiere als anch andere Zuchwcchältnissc ciugchcndere Besprechung finden, fassen' wir die statistischen Daten über Viehzucht in der folgenden Uebersicht zusammen. 29* 452 Reproduction. Dcr Bichstand der Monarchic, welcher gleichzeitig mit dcr Volkszählung erhoben wird, betrug am 31. December 1869: Hanöthicrc ImReichsr,vcrtr.Ländn' Ungarische Länder Monarchic Im Ganzen Auf Qu.-M, Im GanM Nu< Qu.'M. Im Gaiizc» Auf 1 ss>".'gr, Qu «M, Pferde..... Rinduieh .... Schafe..... Hiegen..... Schweine .... Esel und Maulthiere 1,389.623 7,425.212 5,026.398 979.104 2,551.473 43.070 255 1.362 922 180 468 2,179.811 5.279.193 15.07^.99? 572.95.1 4,443.279 33.746 370 897 2.563 97 755 6 3,569.434 12,704.405 20,103.395 1,552.055 «.994752 76.816 31S 1.121 1.773 136 617 7 Hier muß auch noch dcr Bienenzucht und der Cultur der Seidenraupe Erwähnung geschehen. Die Zahl dcr Bienenstöcke dürfte 1 Million wcit übersteigen, wovon 360.000 auf Ungarn entfallen, 190.000 auf Galizicn (wo der Hcidckorubau die Bienenzucht begünstigt), 120.00t) auf Siebenbürgen, 100.000 auf Böhmen. Am geringsten sind die eigentlichen Alpcnländcr bethciligt. Bezüglich dcr Seidenraupenzucht steht Südtirol in erster Reihe mit einem Ertrage von 20.000 Zollccntucrn (18.000 Wr. Ctr. Cocons, während die sämmtlichen übrigen Ander beiläufig die Hälfte dieser Summe liefern. Banat und Syrmicn erzeugen circa 6700 Zoll-Ctr. (6000 Wr. Ctr.), Kram gegen 1120 Zoll-Ctr. (1000 Wr. Ctr.), alle übrigen Länder zusammen (die nördlichen als ungeeignet ausgeschlossen) noch nicht 3350 Zoll-Ctr. (3000 Wr. Ctr.). Die Hauptnutzung des Bichs für die ^andwirthschaft liegt in dem Ertrage an Dünger, dessen Erzeugung jedoch, wie bereits bemerkt, in dem größten Theile der Monarchie vernachlässigt wird. Die gcsammtc Gewinnung von Dünger mag kaum den Betrag von 2000 Millionen Centner erreichen, wornach i,n Durchschnitte nur 60 Ctr. auf je ein Joch zu bedüngendes Acker- und Weinland entfällt. Als eigentliche animalische Productc kommen Fleisch, Knochen, Häute und Felle, Milch und Milch-producte, Schafwolle, Seidencocons, Honig und Wachs, Eier, Federkiele und Bcttfcdcrn zur Verwerthung. Bon Fleisch werden etwa 12 Millionen Centner jährlich verzehrt, so daß demgemäß auf I Kopf dcr Bevölkerung ein jährlicher Fleischverbrauch von circa N> Kilogrammen entfiele, wogegen z. B. in Großbritannien 78 Kilogr., in Belgien 4 2, in dcr Schweiz 30, in Frankreich 20-1, in Preußen 19, in Rußland nur II, in Italien 10, in Griechenland gar nur 7 Kilogramme auf 1 Einwohner kommen. Doch ist in den Städten der Fleischverbrauch viel größer, als auf dem Lande. Die Production von Häuten und Fellen beträgt: 330.000 Pferdchäute, 850.000 Ochsen., 900.000 Kuh-, 1,900.000 Kalbshäutc, etwa 5 Millionen Schaf-und '/2 Million Zicgcnfellc. An Milch werden 5400 Millionen Maß gewonnen, an Butter, Schmalz, Molken und Topfen gegen 3 Millionen, an Käse 2 Millionen Centner producirt. Die Gcwmmmg von Schafwolle beträgt mindestens 600.000 Zoll-Ctr. Die Erzcugungsmcnge von Seide ucocons (Gallcttcn) beläuft sich jährlich auf mehr als 30.000 Zoll-Ctr. Die Ausbeute an Houig beträgt 282.000 Zoll-Ctr. (261.000 Wr. Ctr.), die Ausbeute an Wachs 63.000 Zoll-Ctr. (55.000 Wr. Ctr.). Die Menge dcr verwertheten Thiertuochcn, dcr Eier, Federkiele uud Bcttfcdcrn kann aus Mcmgcl an sicheren Anhaltspunttcn selbst appro-fimatw in Zahlen nicht auqcgcbcn werden. Als landwirthschaftlichc Ncbenbcschäftiguugen gelten Jagd und Fischerei. Das Erträgniß der Jagd besteht in dem Fleische, iu den Häuten uud Fellen der erlegten Bergbau und Hüttenwesen. 453 Thiere und wird mit 1'7 Millionen Zoll-Ctr. (1-5 Millionen Wr. Ctr.) angenommen. Ueber das Porkommen der Iagdthiere (Hase, Rothwild, Schwarzwild, Gemse, Raubthicrc, wildes Gcstügel :c.) im Bereiche der Monarchie vgl. man S. 392 ff. Gegenstand der hohen Jagd sind: Roth-, Gems- und Schwarzwild, Bären, Luchse, Wölfe, Trappen, Kraniche, Auer-, Birk- und Haselhühner, Fasanen, Adler, der niederen Jagd: Hasen, Kaninchen, Biber, Eichhörnchen, Dachse, Ottern, Füchse, Marder, Iltisse, Wiesel, Wildkatzen, Schnepfen, Feldhühner, Gänse, Enten, Wachteln, Drosseln, Falken u. s. w. Die Fischerei ist Sce-, Fluß- und Teichfischcrei ^vgl. S. 3!15, 897). Das Erträgniß der wichtigen Seefischerei betrug im Jahre 1870 an den östcrreichisch-illyrischcn und dalmatinischen Küsten 577.79<> fl., an der kroatisch« ungarischen Küste 79.400 fl. Sie beschäftigte 1872 zusammen 1874 Fischerboote (mit 5433 Tonnen) und 7017 Mann. Die Flußfischcrci ist am bedeutendsten in Ungarn, die Teichfischcrei in Böhmen, wo sich !»<)<» Individuen mit derselben gewerbsmäßig beschäftigen. Ebenso start beiläufig ist dic Zahl der gewerbsmäßigen Fischer in Mähren (300), Steiermark, Kram, Schlesien und Dalmatien zusammengenommen. Schließlich mag noch eine Uebersicht der Ein- und Ausfuhr von Thieren und thierischen Produkten im allgemeinen österreichisch-ungarischen Zollgebiete in den Jahren 1870 biö 1873 Platz findm. Thiere und thierische Einfuhr ^ Ausfuhr Producte zg^ ^ 1871 ^ 1872 ^ I87g ! 1870 j 1871 i 1872 > 1873 Pferde . . . Stück 14.65! 10.422 11.073 10.333 8.124 10.052 13.899 21.600 Rindvieh . . „ Schafe u, Ziegen „ 92.702 148.069 331.377 265.811 296.622 272.961 231.341 370.727 Schweine . . „ 607.489 650.080 910.566 589.076 311.212 234.221198.758 214.085 Fische. . . .Z.Ctr. 189.966 196.992 241.092 234.688 7.192 7.151 6.491 12.539 Felle U.Häute . „ 260.286 313.139 249.377 134.860 42.096 50.688 59.760 74.716 Fleisch u. WUrste „ 5.309 6.771 8.343 9.968 28.608 13.734 7.403 8.503 Käse .... „ 28.926 33.903 40.536 42.630 12.91? 12.783 13.491 15.833 Schafwolle . . „ 216.809 365.407 363.955 214.804 193.927 270.791218.047,304.618 c. Nergbau und Hüttenwesen. Die österreichisch-ungarische Monarchie ist nicht bloß begünstigt in Bezug auf die Oberfläche ihres Bodens, dessen Pflanzen- und Thierproduction noch lange nicht die entsprechende und mögliche Hohe erreicht hat, sondern sie ist auch ungemcin reich an Schätzen des Bodcninncrn, derart, daß sie an Mannigfaltigkeit der mineralischen Producte von keinem Staate Europas, an Menge derselben erst in der neuesten Zeit von Rußland übertroffm wird. Doch sind auch die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien noch bei weitem nicht gehörig ausgebeutet, wiewohl der Betrieb des Bergbaues in fortwährender Steigerung begriffen ist. Oesterreich-Ungarn producirt alle Metalle mit Ausnahme des Platins. Edle Metalle besitzen namentlich Ungarn, Siebenbürgen und Böhmen, Eisen die Alpculändcr Steiermark und Kärntcn, die Sudetcnländer Böhmen und Mähren, dann Obcrungarn. Unerschöpflich sind die Salzlager der Alpen und der Karpathen. Kohlen bergen alle Kronlünocr mit Ausnahme Salzburgs. Ueber das Porkommen der verschiedenen nutzbaren Mineralien 454 Nohproduction. ivurde bereits S. 250 ff. ausführlich gehandelt, so daß hier bloß die statistischen Verhältnisse zu berücksichtigen sind. Mit dcr Gcwinming und Rohdarstcllung der Producte des Mineralreiches beschäftigen sich Bergbau, Hütten- und Salincnwcscn. Ersterer, welcher die Mineralien ans dcr Ticfc fordert, ist entweder Gruben« oder Turban, je nachdem dcr Bergmann dnrch Stollen nnd Schachte in das Innere der Erdrinde eindringt oder bloß die obere Schichte der Danuncrdc wegzuräumen braucht, unter welcher er sofort das nutzbare Gestein findet. Durch Tagbau werben namentlich Thonschiefer, Bau- und Sandsteine, Marmor, Granit, Kalksteine, Kreide, Thonarten, aber auch manche Erze, die nicht tief uutcr dcr Dammcrdc liegen, gewonnen; die anderen Mineralien werden durch Grubenbau zu Tagc gefördert. Das Hüttenwesen beschäftigt sich mit dcr Darstellung dcr rciuen Metalle aus den geförderten Erzen durch mechanische oder chemische Processe, ^n den Salinen wird das Sud- und Sccsalz dargestellt. In dcr Regel sind in unserem Valcrlandc die Gewinnung von Erzen und deren Verschmelzung vcrciuigt, doch kommt cs auch tior, daß dic Erze cincs Bergbaues an ein fremdes Hüttenwerk zur Verarbeitung verkauft werden. Der Bergbau bildet in Verbindung mit dcr darauf fußenden Industrie nächst dcr Landwirthschaft den wichtigsten Thängkcitszwcig dcr Bcwohncr Oestcrrcich-Ungarns. Räch dcr Zählung vom 31. Dccembcr 1869 waren beim Berg- und Hüttenwesen 154.485 Personen (104.342 im österreichischen, 5»<>. 14," im ungarischen Staatsgebiete) beschäftigt. An Gold wcrdcu circa 280<» Münzpfuudc gewonnen, wolion 54"/. auf Siebenbürgen, 44"/, auf Ungarn entfallen; an Silber gcgcn 80.000 Münzpstmdc, wovon 65°/o auf Ungarn, 27"/„ auf Böhmen, 5'/^"/^ auf Siebenbürgen kommen. Bukowina, Tirol und Salzburg bleiben hinsichtlich dcr Gold- und Silbcrgcwinnung unter 1"/<>. An Goldausbeute wird die Monarchie in Europa nur von Rußland (mit 56.600 Münzpfundcn) übcrtruffen; an Silbcrm>5beutc von Dcutschlaud (227.000) und Frankreich (85.000 Zollpfundc). An der Production von Roheisen, welche im Gan;cn über 10 Mill. Zoll-Etr. beträgt, bcthciligcn sich Steicrmark mit 28"/,, Kärntcn mit 15"/«,, Böhmen mit ^V^Vo, Mähren mit H'/i"/,,, Obcrungarn mit 1<;^V«, ^e übrigen ungarischen Länder mit 6'/,//.,, Kraiu mit 1 V./'/„, alle andern Kronländer zusammen mit 9"/y. Größcrc Mengen an Roheisen als die Monarchie ftroducircn in Europa nur Großbritannien und Irland (134-6 Mill. Zoll-Etr.^, Deutschland (86 Mill.) und Frankreich (20 Mill.'. Oesterreich-Ungarn" folgen zunächst Belgien (8'8 Mill.), Rußland (6-5 Mill.) und Schweden (5'9 Mill^ Zoll-Ctr. > Die Gewinnung von Kupfer beträgt 34.000 Zoll-Etr., wovon auf Obcrungam 60"/y entfallen; zunächst kommt Tirol mit <'»"/<,, dann die Bukowina mit 4"/<,. Von Plei und Glätte werden im Ganzen gcgcn 1^0.000 Zoll-Ctr. gewonnen; dcr Antheil Kärntens, welches dcn größten Reichthum an Bleierzen besitzt, ist gleich 52"/a, dcr Böhmens beträgt 26"/„, dcr Ungarns 15"/<,. Die Ausbeute an Zinn, welches nur im Erzgebirge in Böhmen gefunden wird, ist gering; sie belief sich im Jahre 1873 auf 471 Zoll-Etr. Zink werden circa 5.^000 Zoll-Ctr. erzeugt, wovon das Mcistc die Umgcgcnd Krawu's licfcrt. An dcr Gewinnung von Quecksilber, die in Summa 8000 Zoll-Ctr. beträgt, ist Idria in Krain, nach Almadcn in Spanien das reichste Ouecksilbcvbcrgwerk Europas, mit 72"/.., Ungarn und Siebenbürgen mit 28"/<, bcthciligt. Spanicn producirt I9.s>00 Zoll-Etr. Quecksilber, alle anderen Staaten Europas viel wcnigcr als Oesterreich. Arsenik (1873: 679 Zoll-Etr.) erzeugen nur Böhmcu und Salzburg. Braunstein kommt in der Monarchic schr häufig vor; an: meisten wird in Böhmen, Krain und Obcrösterreich gewonnen, die Gesammtausbcutc beziffert sich auf circa 65.000 Zoll-Etr. Die Gewinnung von Eisenvitriol, Kupfervitriol und Alaun ist aus dcr unten folgenden Tabelle ersichtlich. Die wichtigsten Fundorte des Graphits sind in Bergbau und Hüttenwesen. 455 Böhmen, Mähren, Nicdcröstcrrcich, Steiermark und Kärntcn; die Ausbeute (über 610.000 Zoll-Ctr.) ist so bedeutend, daß sehr beträchtliche Mcngcu zur Ausfuhr gelangen. Dagegen deckt die Gcwiummg von Schwefel (gegen 25.000 Zoll-Ctr.) den heimischen Bedarf nicht. Da zu derselben nebst schwefelhaltigen Erden (wie in Galizicn und Kroatien) vorzugsweise Eisen- nnd Kupferkiese oder Kupferglanz verwendet werden, so sind die Erzcugungsortc des Schwefels zugleich solche, wo auf Eiseu und Kupfer gebaut wird. Die reichste Schwefclausbcutc iu Europa hat Italien (3'0 Mill. Zoll-Ctr.), niit der Oesterreichs Production gar nicht zu vergleichen ist. Die Braun- und Steinkohlenlager der Monarchie sind unerschöpflich; sie vertheilen sich anf alle Länder mit Alisnahme Salzburgs. Am reichsten siud sie im hercynisch.-sudetischcn Systeme, ärmer an fossilen Kohlet» sind dic Alpen, noch ärmer die Karpathen, wiewohl deren Sandstein-Formation, die noch nicht genau durchforscht ist, auch Ablagerungen von Steinkohlen enthalten dürfte. Auf das Becken Böhmens entfallen 48V« aller inländifchcn fossilen Kohlen, auf Ungarn 12"/», auf Schlcsieu N°/l., auf Sieiermart 107,., anf Mähren 6'///„, auf Galizien 2V/'/„, auf Kram i V//o, der Nest vertheilt sich auf die anderen Länder. Als die besten Kohlen der Monarchie gelten die von Oraoica im Banat. Die Kohlcn-Production Oesterreich-Ungarns ist in steter Steigerung begriffen. Sie betrug im Jahre 1831 kanm 4 Mill. Zoll-Ctr., 1855 (Lombardic und Vcncticn mitinbcgriffcn) 38'2 Mill. Zoll Ctr., 1865 bereits 101,385.200 Zoll-Ctr., uud ist gegenwärtig auf mehr als 235 Mill. Zoll-Ctr. gestiegen. Demnach wird die Monarchie hinsichtlich der Kohlcn-Production von Großbritannien (2384 Mill. Zoll-Ctr.), Dcntschland (845-8 Mill. Zoll-Ctr.), Belgien (274 Mill.) nnd Frankreich (260 Mill.) übcrtroffen. Torf kommt in der ganzen Monarchie vor, findet aber nur in Obcro'sterrcich, Salzburg, Steicrmark, Kärnten, Krain, Tirol, Böhmen und Galizicn eine ncnncns-werthe Benutzung. Den Ertrag der Torfstiche kann man auf 1,120.000 Zoll-Ctr. veranschlagen. Petroleum (Berg- oder Steinöl) wird in den Karpathcnländcrn (Oberungarn, Siebenbürgen und Galizicn) und in Kroatien gewonnen, Asphalt in Tirol, Kärnten und Dalmatien. Die Ausbeute an beiden Mineralien zufammcn beträgt gegen 60.000 Zoll-Ctr. Der unerschöpfliche Salzvorrath der Monarchie, den man auf 96.278 Mill. Zoll-Ctr. berechnet hat (vgl. S. 250), ist wie der Kohlcnrcichthum ungleichmäßig vertheilt. Man unterscheidet Stein-, Sud- und Secsalz. Die Ausbeute au Steinsalz beläuft sich auf 3-9 Mill. Zoll-Ctr., wovon auf Galizien 42"/<„ auf die Mar-maros 24"/<„ auf Siebenbürgen 34"/„ entfallen. An Sudsalz werden 2'8 Millionen Zoll-Ctr. gewonnen, woran sich daS Salzkammcrgut mit 58"/^, die Karpathen mit 30°/„, Tirol (Hall) mit 12°/<, bethciligen. In den Salzgärten des Küstenlandes und Dalmatiens werden 1-4 Mill. Zoll-Ctr. Meer- oder Sccsalz erzeugt. Die Gcsammt-Oewinmmg an Stein-, Sud- und Scesalz belief sich 1673 (für die uugarischcn Länder 1872) auf mehr als 8'L Millionen Zoll-Ctr. und wurde somit in Europa bloß von der Salzproduction Großbritanniens (30'5 Mill. Zoll-Ctr.), Frankreichs (15 Mill. Zoll-Ctr.), Rnßlands (12—13 Mill. Zoll-Ctr.) und Deutfchlauds (10 Mill. Zoll-Ctr.) übertrosscu, wogcgcu Spauien uud Italien (mit je 8 Mill. Zoll-Ctr.) zurückstehe». Die Erzeuguug von Salz bildet in Oesterreich-Ungarn ein Staatsmonopol. Sudwcrke bestehen zu Hallstadt, Ischl und Ebcnfec in Obcröstcrreich, Allsfcc in Steiermark, Hallein in Salzburg, Hall iu Tirol, Bolechow, Dolina, Drohobycz, Kalnsz, Kossow, Laczko, Lanczyn, Stcbnik nnd Utoro; in Galizicn, Kaczyla in der Bukowina und zu Süovar iu Ungarn. Sccsalincn sind auf S. 251 genannt worden. Für chemisch-technische Zwecke (namentlich zur Erzeugung von Salzsäure und Glaubersalz) wird das Salz als Industrials«!; zu crmäßigtcu Preisen verkauft. Eine Ucbc'rsicht der Crzeugungsmengcn der wichtigsten nutzbaren Mineralien nach den neuesten Daten gewährt die folgende Tabelle. 456 Reproduction. « .,. ^" Ncichsiatlie unqarische Lander ^ Erzeugmste u.»^^?^«»«^! " .^.. Monarch« Gold.......Münzpfund 10-54 2.7^4-31 2.794-85 Sildcr....... „ 38.129-17 40.2Ü488 78.384-05 Frisch uud Gußrohcisen Zoll Centner 7,420.782 2,658.028 10,078,310 Rohtuftfrr...... „ 8.205 25.493 33.593 Blei mid Glätte ... „ 117.878 41.000 153.873 Zinn....... „ 471 — 471 Hint....... „ 45.694 9.253 54.947 Quecksilber..... „ 7.547 362 7.909 Arsenik....... „ 679 679 Braunstein..... „ 63.233 2,439 65.672 Eisenvitriol..... „ 45.643 — 45.643 Kupfervitriol (1872) . . „ 1.030 619 1.649 Alaun....... „ 16.7 l7 9.352 26.069 Graphit...... „ 609.999 — 609.999 Schwefel...... „ 23.876 426 24.302 Stem und Braunkohlen . „ 205,395,399 29,965.052 ',235,360.451 Äsphalt und Bergol . . „ 16.539 41.833 58.372 Stein, Sud und Seesalj „ 5,409.142 (1872)3,224.381 8,633.523 Industrial Sal; .... „ 264.127 17.564 281.691 Der Handelsverkehr des allgem. österreichisch-ungarischen Zollgebietes mit den wichtigeren Montan-Erzeugnissen und mit Salz war 1870 bis 187'3 also gestaltet: ^r^nanifsf 6'"luhr Ausfuhr " « " 1870 > 1371 j 1872 j 1873 1870 > 1871 s 1872 < 1873 Gold . . . Zoll Etr. 1-39 026 2 11 025 028 — 005 074 Silber . . „ 72'06 88164 465'44 l582 52 1030 328 276 90 017 Eisen, rohes, altes gebrochenes . . A 32202 38668 4381'6 3552 1 6 8 Il4 27.9 413 Kupfer, roh . . . ^ 104 4 1101 100-3 86.8 5 0 4 6 86 76 Blei und Glätte, roh ^ 49'3 76 2 90'3 68'8 5 8 «'7 9'9 l6'3 Zinn, roh . . - Z 130 174 18 5 16 8 03 03 0 6 0 9 gint. roh ... ^ 1032 1278 1506 1262 11 2!) 48 39 Quecksilber ... A 44 55 92 42 25 14 66 56 Graphit . . . . ^, 4 2 5 2 6 4 55 1576 187 5 2317 l?2l Schwefel ... 3 1492 1777 166? 152? 4'7 3'9 84 6'9 Stein- u Nraunlohlcn ^ 18542 4 27279 5 317560 35?05'3 18504'0 209300 233480 33620'6 K»chsalz,Salzso<,le>.c,) 4279 4003 4551 4527 9972 11178 1503-5 975'6 Als wissenschaftliche Beförderungsmittel des Bergbaues sind zu erwähnen: die k. k. geologische Reichsanstalt zu Wien (seit 1850 bestehend), der geognostisch-montanistische Verein für Innerösterreich zu Graz, der geognostisch-montanistische Verein zu Innsbruck, der Werner-Verein zu Brunn, dcr montanistische Verein zu Ioachimsthal, die gcoloaische Gesellschaft zu Pest, der Verein für siebenbürgische Landeskunde zu Hermannstadt, dann die bei einzelnen Gewerbs- und sonstigen wissenschaftlichen Vereinen bestehenden besonderen montanistischen Scctionen. Außerdem existiren mehrere berg- und hüttenmännische Lehranstalten, die in dem Abschnitte „Fachschulen" Besprechung finden. Endlich wäre hier der für Montan-Industrie bestehenden Acticn Gesellschaften Erwähnung zu thun, die gleichfalls an anderer Stelle aufgezählt werden. 2. Industrie und Heuierbe. (Allgemeine Uebersicht. Beförderungsmittel der Industrie. Herstellung von Nahrung«- und anderen Genußmitteln. Tertil-Inoustrie. Leder-Industrie. Baugewerbe. Glas und Thonwaaren Industrie. Ehemische Industrie. Metallindustrie. Maschineilliau. Industrie in Transportmitteln. Industrie i» Instrumenten, Holz- und Flechtwaaren Industrie. Papier Industrie.) Allgemeine Uebersicht. Gewerbe und Industrie beschäftigen sich mit der Umgestaltung, der Veredlung der durch Land- und Forstwirthschaft, Viehzucht und Berg- und Hüttenwesen gewonnenen Rohproduccc durch mechanische oder chemische Mittel. Die Wcrthzunahmc, welche die Urproductc durch die industrielle Verarbeitung erfahren, ist eine belangreiche und übersteigt in den meisten Fällen den Werth des Rohstoffes. Da diese Werthzunahmc lediglich der heimischen Arbeit und der Production der Hilfsund Hrennstoffc zu Gute kommt, überdies die industriellen Erzeugnisse zufolge ihres gesteigerten Werthes sich besser als die Rohstoffe für den Verkehr mit dem Auslande eignen, hängt der Zustand der industriellen Thätigkeit eines Staates, gleichwie jener der Bodenproduction, mit dem Nationalwohlstandc auf's Innigste zusammen. Obwohl die östcrreichisch'UNgarische Monarchie ein Agriculturstaat ist, so muß doch auch ihre Industrie, die sich eines steten Fortschrittes erfreut, eine bedeutende genannt werden. Alle nothwendigen und viele Luxusproducte werden in unserem Vaterlandc erzeugt. Dasselbe besitzt einen solchen Reichthum an Rohstoffen aller Art, sowie an Wasserkräften und Eommunicationsmitteln, und verfügt in wcitausgedchntcn Gebieten über fo tüchtige Arbeitskräfte in der Bevölkerung, daß diese schon die beste Grundlage einer blühenden Industrie bieten. Dazu kommt nun das große Absatzgebiet im Innern deS Reichs und in den im Süden und Osten angrenzenden minder industriüsen Landern, die große Menge von Capitalien, welche der technischen Cultur schon frühzeitig zugewendet wurden, sowie die Einführung von Dampfmaschinen und anderen wichtigen technischen Betriebsmitteln. Endlich wurde die Industrie auch durch die Gesetzgebung wesentlich gefordert, kehrte Kaiser Joseph II., indent er zuerst Manufacturen und Handel schuf, Oesterreich das Ausland entbehren, so nahm besonders feit dem Ins-lebentreten des neuen Gcwcrbcgesctzcs im Jahre 1860 die Industrie unseres Vater« landes einen kräftigen Aufschwung. Demnach beruht gegenwärtig die Gewerbsverfaffung der Monarchie auf dem Systeme der Gcwcrbcfreihcit. In den im Neichsrathe vertretenen Ländern gilt die Gewerbeordnung vom 20. December 1859, während in den ungarischen Ländern die Gcwcrbsverfafsung durch den VIII. ungarischen Gesetz-Artikel vom Jahre 1872 geregelt ist. Alle productive« Gewerbe, mit Ausnahme des Buchdrucks, der Erzeugung von Waffen und Fcucrwerlskorpcrn, deren Ausübung von einer behördlichen Concession abhängig ist, dürfen vollkommen frei und in unbeschränkter Bereinigung mehrerer Productionszwcige gegen einfache Anmeldung ausgeübt werden. Die einzelnen Erscheinungen aus dem Gebiete des industriellen Lebens, welche dic gewerbliche Statistik zu untersuchen hat, sind namentlich Menge und Werth der 458 Industrie und Gewerbe. industriellen Production, Art uud Weise und Umfang des Gewerbebetriebes, räumliche Vcrtheilung der Production und Zahl der gewerblichen Bevölkerung. Die Ausdchnuug der industriellen Thätigkeit ergibt sich zuvörderst durch die Menge und den Werth ihrer Production, hängt jedoch zumeist von der Coucurrcnzfähigkcit der geschaffenen Erzeugnisse, die durch deren Qualität und Verkaufspreis bestimmt wird, gegenüber fremdländischen Productcn ab. Insofernc Qualität und Verkaufspreis der Industrie-Erzcuguisse sich zumeist nach der Art und Weise des Betriebes regeln, fällt der Statistik der Indnstrie außer der Nachwcisung der Production auch die Aufgabe zu, jene Factorcn zu erheben, welche bei den einzelnen Zweigen auf Förderung oder Hemmung der Thätigkeit Einfluß nehmen, als die Gunst local crlcichtcrtcu Roh-productbczugs, die disponiblen Naturkräfte (Wasserkraft), die verfügbaren menschlichen Arbeitskräfte, die Gunst der Verkehrsmittel u. dgl. In dieser Beziehung fällt der räumlichen Berth ci lung der Production cine wesentliche Bedeutung zu; aus ihr erklärt sich zum größten Theile die Thatsache, daß einzelne Industriezweige sich in gewissen Landcsthcilcn zusammengedrängt haben oder sich dorthin zu ziehen durch den Drang der Eoncurrcnz in die Nothwendigkeit versetzt sehen werden. Hinsichtlich des Bctriebsumfa nges unterscheidet man den Kleinbetrieb, das Handwerk, Gewerbe, charaktcrisirt durch das Mitarbeiten des Unternehmers und die geringeren Hilfsmittel, und den Großbetrieb oder die Fabrication, charaktcrisirt durch dic ausgedehntere Arbcitstheilung, die Anwendung großartiger Arbeitshilfsmittcl und technisch gebildeter Leiter. Begreiflicher Weise entzieht sich die Production im Familienkreise (häusliche Industrie) und für eigenen Gebrauch jeder Beobachtung. Die Zahl der Gewerbetreibenden stempelt durch ihre Höhe ein Volk zu einem Indnstricvolke. Während die industrielle Bcvölkcruug in Großbritannien 48'8"/<,, im Königreich Sachsen 46'8"/<„ in Belgien 38"/„, in der Schweiz ZI7.,, in Frankreich 30"/<„ in Preußen 29'2°/<>, in Italien 17'2"/« der Gesammtbevölkcrung bildet, gehören in Oesterreich-Ungarn nur 12'9"/<> der gesammten Bevölkerung der Industrie an. Es waren nämlich daselbst nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung bei der gewerblichen Industrie (ohne die nicht selbstthätigen Familienglieder uud ohne die Hüttcnwcrksbcsitzcr und Arbeiter) 2,920.280 Personen beschäftigt. Mit Einschluß der Familienglieder und jener, welche neben der Landwirthschaft Gewerbe betreiben, steigt diese Zahl auf etwa 8 Millionen Menschen. Die obige Summe vertheilt sich auf die einzelnen Klassen der Gewerbe in folgender Weise: ^. , >5 in den im in dn, in dcr Gewerbetreibende Rcichsrathe uc» Uüganschm sse<-mnnm tr?t. l!ll!ldl'r!l Vandcni Monarchie bei den Bau- und Kunstgewerben.....235.510 62.603 298.113 „ Metall, Stein und Holz verarbeitenden Gewerben 505.772 17 l.968 677.740 „ der Erzeugung von Chemikalien, Nahrungsmitteln und Tabakfabricaten.....248.000 82.285 330.285 „ der Webe-Industrie.........797.398 93.553 890.951 „ der Veder- und Papier-Industrie und sonstigen productive« Gewerben.......307.794 170.910 478.704 „ nicht productive:: Gewerben......178.842 65.645 244.487 zusammen . . 2,273.316 646.964 2,920.280 Die Mannigfaltigkeit der Industrie-Erzeugnisse macht es nothwendig, eine größere Zahl von gleichartigen Productcn in Klassen und Grnppcn zusammen zu fassen, wie es schon die obige Tabelle zeigt. Demgemäß unterscheidet man als Haupt-Industriezweige.' die Herstellung von Nahrungs- und anderen Genußmittcln, die Tertil-Industrie, die ^coer-Industric, die Baugcwerke, die keramische Industrie, die chemische, die Mctall-Indnsirie, den Maschinenbau, die Holz-, Stroh- und Kllrzwaarcn-Iudnstric, Beförderungsmittel der Industrie. 453 die Papicrfabncation u. a. Wcrdcn auch alle diese Zweige innerhalb der Monarchie gepflegt, so stehen sie doch nicht alle anf gleich hoher Stufe. Die Glanzpunkte der österreichischen Monarchie finden sich in den deinen-, Tuch-, Gold-, Silber-, Eiscn-> Glas- uud Spiegclwaarcn, denen sich die Maschincnfabrication, die Industrie in Transportmitteln und Instrumenten, in chemischen Prodncten, die Nübcnzuckcr-Fabri-cation nnd Bierbrauerei, die Ledcrfabrication würdig anschließen. Hinsichtlich der Entwickelungsstufe, auf welcher sich die gewerbliche Thätigkeit befindet, unterscheiden sich die beiden Reichshälftcn wesentlich von einander. Während im österreichischen Staatsgebiete der fabrikmäßige Betrieb in den cbcngcnanntcn Industriezweigen bereits sehr ausgebildet ist und die Industrie überhaupt in mehreren Bändern sich in größter Blüthe befindet, ist die Zahl der Fabriken in den ungarischen Ländern noch eine kleine und oft der Erwcrbsflciß im Allgemeinen nur im eigentlichen Königreiche Ungarn von größerem Belange. Wahre Industrieländer sind Böhmen, Mähren, Schlesien und Niederöstcrreich; am geringfügigsten ist die Industrie in Dalmatien und der Bukowina.') . Beförderungsmittel der Industrie. Als solche sind zunächst die seit 1850 bestehenden Handels- und Gcwcrbckammcrn anzuschcu, welche als Vcrtrctungs-organe des Handels- und Gcwcrbcstandcs die Interessen desselben zu wahren nnd zu fördern haben. Die Summe der Wandels- und Ocwerbckammcrn in der Monarchie belauft sich anf 42, wovon 29 anf das österreichische, 13 auf das ungarische Staats gebiet entfallen. In den im Ncichsrathc vertretenen Länder beruht ihre gegenwärtige Organisation anf dem Gesetze vom 2!). Inni 1868, wornach ihre Mitglieder von und aus dem Handels« nnd Gcwerbcstandc auf tt Jahre gewählt werden, mit Ergänzung der Hälfte nach 3 Jahren. Sie sind errichtet: für Niederöstcrreich in Wien; für Obcröstcrrcich in Linz; für das Hcrzogthum Salzburg in Salzburg; für Stciermark in Graz und Leobcn; für Kärnten in Klagcnfurt; für Krain in Lnibach; für Görz und Gradiska in Görz; für Istricn in Novigno; für Trieft und Gebiet in Trieft; für Tirol in Innsbruck, Botzcn und Rovcrcdo; für Vorarlberg in Fcldkirch; für Böhmen in Prag, Ncichcnberg, Eger, Pilsen und Vudweis; für Mähren in Brunn und Olmütz; für Schlesicu in Troppau; für Galizien in Lcmbcrg, Krakau nnd Brody; für die Bukowina in Czcrnowitz; für Dalmaticn in Zara, Spalato und Nagusa. In den ungarischen Ländern wnrdcn sie durch den VI. ungarischen Gesetz-Artikel vom Jahre 18(>8 neu organisirt. Die Wahl ihrer Mitglieder erfolgt auf 5 Jahre. Ihre Sitze sind: für Uugarn in Budapest, Prcßburg, Oedmbnrg, Kaschau, Debrcczin, Tcmcsvür und Arad; für Siebenbürgen in Klauscnbnrg und Kronstadt; für Kroatien und Slavonien in Agram, Esset und Sissct; für den Fiumancr District in Fiume. Die Verleihung von Privilegien sichert dem Erfinder die Vortheile zu, welche aus der ausschließenden Erzeugung des betreffenden Gegenstandes erwachsen können. Das Musterschutz-Gesetz und das Gesetz zum Schutze der gewerblichen Marken sichert dem Industriellen das alleinige Benutzungsrecht der von ihm erfundenen Muster nnd Modelle, dann der von ihm gewählten Marken zur Bezeichnung der aus seinen Etablissements hcrvorgcgangmen Erzeugnisse. Von größerer Bedeutung ist jedoch die Förderung der Industrie durch den gewerblichen Unterricht, dem erst in der jüngsten Zeit eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt wurde. Von den Hieher gehörigen Ncal-, Gewerbe- nnd gewerblichen Fachschulen, sowie den polytechnischen Instituten soll weiter unten eingehender gehandelt werden. Endlich sind die öffentlichen Industrie-Ausstellungen, welche bereits günstiger Erfolge in der Monarchie sich erfreut haben, aus vielen Gründen ein ganz praktisches Mittel, die Industrie zu ') Vgl. F. Schmitt „Statistik des österreichischen Kaiserstaates", sowie Vrachrlli und Haus" hoftr a. a. O. 460 Industrie und Gewerbe. fordern. Es fanden deren bcrcits drei allgemeine für die gcsammtc Monarchie zu Wicn und noch mehr besondere in einzelnen Ländern statt, und im Jahre 1873 eine allgemeine Weltausstellung in Wien. Die folgenden Abschnitte enthalten eine übersichtliche statistische Darstellung der Pflege der einzelnen Industrialzweigc in' der Monarchie. Herstellung von Nahrungs- und anderen Gcnußmittel«. In diese Gruppe von Industriezweigen gehören die Fabrication von Mahlproducten, die Bäckerei, die Fabrication von Mchlwaaren, Stärke u. s. w., die Fleischwaarcnproduction, die Zuckcrfabrication, die Bierbrauerei, die Branntweinbrennerei und Spiritusfabrication, die Tabaksabrication, die Chocoladc-, Kaffcefurrogat-, Cichorien- und Scnffabrication, die Schaumwein-, Mineralwasser-, Essigerzeugung u. s. w. Unter den verschiedenen Arten von Mühlwerken sind aus natürlichen Gründen in gebirgigen Gegenden mit reichem Wassergefälle die Wassermühlen, in ebenen Gegenden, wo es an Gefallen fehlt, die Windmühlen häufiger. Die von Thieren getriebenen Mühlen verschwinden mehr und mehr; dagegen sind die Dampfmnhlen im Zunehmen begriffen. Im Ganzen gibt es mehr als 50.000 Mühlen; ein Hauptsitz für diese Industrie ist Budapest. Bäckerei und Fleischerei werden größtcutheils handwerksmäßig betrieben, doch bestehen auch Dampfbäckcreicn. Die relative Zahl der Mühlen, der Bäcker und Fleischer ist in Oesterreich-Ungarn geringer als anderwärts; namentlich Brot und Fleisch bereitet sich die ländliche Bevölkerung grüßtentheils selbst zu. Es kommt in Oesterreich-Ungarn 1 Mühle auf 755 E., 1 Bäcker auf 2860 E., 1 Fleischer auf 1340 E. Preußen . . . 1 578 1 705 1 „ 800 „ Frankreich . . 1 538 1 597 1 930 „ Bayern . . . 1 -5 Millionen Stück Eigarrcn. Dcr Handel mit Tabakfabricatcn im allgemeinen ostcrrcichisch-ungarischcn Zollgebiete war 1870 bis 1873 folgendermaßen gestaltet: 462 Industrie und Gewevbc. 1870 1871 1872 1873 Einfuhr.........8.140 15.094 29.045 28.685 Zoll-Ctr. Ausfuhr.........10.821 23.074 28.080 24.371 „ Die Tabak-Consumtion beträgt in Oesterreich-Ungarn 5)50 Gramm per Kopf; sie wird sonnt übcrtroffm von dem Tabatvcrbrauch Sachsens und Badens (je 1550 Gramm), Preußens (1400), Belgiens (1300), dcr Niederlande (125M, Dänemarks (1100) uud der Schweiz (1050 Gramm per Kopf), die übrigen europäischen Staaten zeigen eine geringere Consumtiou dieses Gcuußmittels, so die Türkei 850, Spanien 840, Frankreich 7<)0, Italien 700, Großbritannien 020, Rußland 310 Gramm :c. Textilindustrie. Alle Gcwerbszweigc, welche sich mit der Verarbeitung von Faserstoffen zu Fäden, Geweben uud weiter zu vollcudetcu Kleidungsstücken und anderen Gebrauchsgegcnständcn beschäftigen, faßt man unter dein Namen „Textilindustrie" zusammen. Auf diesem Gcbictc entwickelte sich zuerst Masscnproductiou und die leichte Transportfähigtcit des Erzeugnisses begünstigte den Handel mit demselben. Die Fortschritte dcr ncucreu Mechanik, ökonomische Arbcitsthcilnng und Wiedervereinigung iu großen Etablissements habeu besonders diese Gruppe wesentlich gefördert, in deren einzelnen Zweigen bald das Kleingewerbe, bald dcr Großbetrieb vorherrscht, aber auch die häusliche Nebcnbcschäftiguug concurrirt. Die Textilindustrie selbst enthält eine ganzc Stufcnreihe von einzelnen Proceduren, bis das Product fertig dem Bedürfniß gegenüber steht. Als große Hauptstufcn lassen sich unterscheiden: u. die Spinnerei; d. die Weberei, Wirkerei, Walkerei und Filzcrei; c>. die Bleiche, Färberei und Druckerei; ä. die Bcklcldungsarbciten (Schneiderei, Putzmachcrci, Hutmacherei :c.). Da jedoch viele Geschäfte ihr Material durch mehrere Phasen hindurcharbeiten, ist es angemessen, das Rohmaterial hier als Einthcilungs-gründ anzunehmen, so daß man als Hauptzwcigc die Schafwollindustric, die Leiueniudustric, die Baumwollindustrie, die Scidcuiu dustric uud die Bctlciduu g sarbcitcn erhält. ^) Die Schafwollindustric ist einer dcr ältesten und hcrvorragcudstcu Zweige der gewerblichen Thätigkeit dcr Monarchie. Die Erzeugung vou Streichgarn und Streichgarngcwcbcn lMn Tuchen, Modcstoffcn :c.) ist viel bedeutender als die von Kammgarn und Kammgarngcwcbcn (Merino, Tibet, Cachemir, Orleans :c.). Während die Streichgarnspinncrci (000.000 Spindeln) vorzugsweise in Mähren, Böhmen und Schlesien, in geringerem Umfange in Oberöstcrrcich, Tirol, Galizien und Ungarn betrieben wird, find an dcr Kammgarnspinnerei (80.000 Spindeln) Böhmen, dann Nieder- und Obcröstcrrcich uud Uugarn bethciligt. In dcr Strcichgarnwcbcrci stehen Mähren, Böhmen, Schlesien uud der angrenzende Theil Galizicns ^Biala) auf der höchsten Stufe; in den übrigen Kronländern ist die Tucherzcuguug nur an einzelnen Orten von einigeln Belange; sonst fällt sie für ordinäre und grobe Sorten dem Kleingewerbe und der Hauswcberei anheim. Letztere wird in Tirol, Steicrmark, Kram, in Ostgalizien, der Bukowina und dm ungarischen Bändern betrieben, besonders ausgedehnt aber in der Militär-grenze, wo fast jedes Haus einen oder mehrere Wcbstühle hat und die Weberei eine wichtige landwirtschaftliche Nebenbeschäftigung bildet. Hauptsitz der Kammgarn-Weberei ist Böhmen (namentlich der Rcichcnbcrgcr Bezirk), Obcröstcrrcich und Ungarn besitzen nur einige Etablissements. Die Erzeugung vou gemischten Geweben wird gleichfalls in Böhmen am lebhaftesten betrieben, weniger in Schlesien und Nicderösicrrcich. Die Shawl-Fabrication ist ein höchst bedeutender Zweig der Wiener Industrie. In der Teppich-Erzeugung behauptet ebenfalls Wien den ersten Rang, ') Vgl. Dr. M. Hauöhofer. Textilindustrie. 463 ihm folssen Oberösterreich und Böhmen (Maffersdorf bei Reichenbcrg), in ordinären Sorten Tirol und Ungarn. Die Schafwoll-Industrie der Monarchie prodneirt so viel, daß bedeutende Mengen von Erzeugnissen zur Ausfuhr gelangen. Der Handel mit Schafwollwaarcn im allgemeinen österreichisch-ungarischen Zollgebiete belief sich 1670—1673 auf folgende Snmmcn: Einfuhr Ausfuhr (in Tausenden vou Zoll Centnern) 1870 1871 1872 1873 1870 1871 1872 1873 Wollengarnc .......63'8 860 71'3 56'1 13'8 214 21'4 208 Wollenwaaren, gemeinste u. gemeine 25'4 42-9 56-6 39'8 51'4 51'9 49'6 49'2 mittclfcinc und feine .... 22'3 27'7 31 2 344 30'0 329 256 23'9 feinste . . .......004 0 04 0 13 0'15 0'25 0 44 0'5 0'4 Die ^eincnindnstric ist wohl der vcrbrcitctstc Gcwcrbszivcig in der Monarchie, zumal da viele ^andleute sie als Nebenbeschäftigung betreiben, nnd zählt zu den ältesten Industriezweigen. Die zur Vcrspinnung gelangenden Stosse sind Flachs, Hanf nnd Jute (Bastfaser von zwei Tiliaceenartcn Ostindiens^,; doch besteht für die Erzeugung von Intcgarn gegenwärtig nnr eine Fabrik «in Siinmcring bei Wien), wogegen die Hanfspinnerei in Trieft im Großen, anderwärts namentlich als Hausarbeit, die Flachsspinnerei jedoch am ausgedehntesten betrieben wird. letztere ist theils Handspinnerci, theils mechanische Spinnerei; diese findet namentlich in Böhmen (Reich.'nbcrgcr Handelskammcrbezirk), Schlesien und Nordmähren bedeutende Pflege, geringere in Oberosterrcich, und noch unbedeutendere iu Galizicn nnd Ungarn, wogegen erstere überall stattfindet, wo Haus- oder Fabritswcberei vorkommt. Von der Gcsamuitzahl der Fcinspindcln ,circa 400.000) für Flachs-, Hanf und Iute-fpinnerei entfallen inehr als vaarcn-Erzengung, die Bandwirtcrei :c. anschließen. Hauptsitze der ^cincnwebcrci sind Böhmen, Mähren lind Schlesien, wo sie namentlich im Ricsengebirge und in den Sndetcn, theils fabrikö- nnd handwerksmäßig, theils als Hansindustrie, betrieben wird. In den Karpathengegcndcn Galizicns und der Bukowina, in einem großen Theile Ungarns nnd Siebenbürgens, sowie in Kroatien und Slavonien wird viel Flachs- und Hanf-lcinwand dnrch Hauswebcrci erzeugt. Zwirne und Zwirnwaarcu werden am meisten in Böhmen (im Numbnrger Bezirke) nnd Schlesien (im Bezirke Frcudcnthal), Segeltuch in Mähren (Brunn uud Sternbcrg) und Schlesien, Lcincnbändcr in Böhmen und Nicdcröstcrrcich, Seile und Tauwerk besonders in Trieft und Fiume verfertigt. Der bedeutende Handel Oesterreich-Ungarns in Flachs« und Haufwaaren 1870 bis 1873 wird aus folgenden Daten ersichtlich: Einfuhr Ausfnhr (m Tausenden uon Zoll Ecnwern) 1870 1371 1872 1873 1370 1871 1872 1873 Lemengar»........37 5 44-2 34'7 23-4 94-6 105-5 111-8 152'4 gezwirnt.....2s 3'5 26 2-2 3'3 3'9 2'7 2'2 Seilerwaaren n. Packlcinwcmd . 70-1 113'1 60'2 79-4 22'7 33 0 41-« 23 9 ^eincnwaarcn, qeiucinste u. qeiueilic 5'9 6'5 8-0 70 81'5 106-8 109-7 9O8 „ mittclfeinc u. feitte . 0-3 03 0 4 04 3'7 5 2 3-7 3'5 „ feinste.....001 0-03 0'05 0-06 0<>3 002 0'03 0'06 Die Baumwollindustric der Mouarchie hat unter allen Zweigen der Textil-Industrie den allcrraschesten Aufschwung gcnontinctl. Unterstützt wurde sie namentlich durch den Umstand, daß von der eine Zeitlang in Verfall gerathenen ^eiucu-iudustrie eine große Zahl geschickter Arbeiter sich ihr zuwandte. Im Jahre 1831 betrug die Banmwoll-Einfuhr (zumeist aus Nordamerika und Ostindien) erst 113.000 4N4 Industrie und Gewerbe. Zoll-Centner, 1858 bereits 794.000 Zoll-Centner. Der nordamerikanische Bürger-krieg verringerte ungemein den Vaumwoll-Import und daunt auch diesen Industriezweig, was jedoch auf die neuerliche Hebung der ^cinenindustric sehr günstig einwirkte. Scit Beendigung des Krieges hob sich die Einfuhr wieder, die im Jahre 1871 ihr bisheriges Maximum (1,204.200 Zoll-Ccntncr) erreichte. Gegenwärtig sind für die Erzeugung von Baumwollgarn ungefähr 1,560.000 Fcinspindcln im Betriebe, wovon circa 700.000 auf Böhmen/470.000 auf Niedcröstcrrcich, 170.000 auf Vorarlberg, je 80.000 auf Oberösterrcich und Tirol cutfalleu; geringeren Umfangs ist die Baumwollspinnerei in Srcicrmark, im Gö'rzischcn, in Krain und Ungarn. Seine wichtigste Verwendung findet das Garn zu Geweben. Die Baumwollwebcrci ist am meisten im nördlichen Böhmen verbreitet; von großer Bedeutung ist sie noch in Mähren, Schlesien, Nicocröstcrrcich und Vorarlberg, belangreich in Ober-östcrrcich, unbedeutender in Stcicrmark, Kärntcn, Krain und im Küsteulandc. Dal-matien hat fast gar keine Baumwollindustric; in der Osthälftc der Monarchie liegt sie noch ziemlich brach, nur in Siebenbürgen beginnt sie sich zu entwickeln. Baum-wollsammte und Baumwollbäuder liefert Böhmen, letztere auch Nicdcröstcrrcich in grosser Menge. Wie sich der österreichisch-ungarische Handel in Baumwolle und Baumwollwaaren 1870 bis 1873 gestaltete, erficht man aus folgender Zusammenstellung: Einfuhr Ausfuhr (in Taufenden von Zoll-Centnern) 1870 1871 1672 1873 1870 1871 I>^72 1873 Baumwolle........835-2 12042 979'3 887'5 31 9 46-5 29'5 37'0 Vaumwollgarne......172-1 243'7 2540 2066 4'1 4'0 4'5 5'8 > Baumwollwaarrn, gemeine ... 1'2 16 52 4 6 3'6 2'8 2'8 2-9 „ mittelfeine u. feine 120 19-4 245 26'1 17 3 19'1 205 20'2 „ feinste ... 04 07 12 12 0-1 01 0'1 01 In den drei Hauptzweigcn der Textilindustrie unseres Vaterlandes sind im Ganzen etwa 2F40.000 Feinspindeln im Betriebe, wovon, wie oben erwähnt, ,080.000 auf die Schafwollspinncrei, 400.000 auf die Lcincnindustrie, 1,5ll0.090 auf Baumwollgarncrzcugung entfallen. Es steht demzufolge Oesterreich-Ungarn an Zahl der Spindeln hinter Großbritannien (44-0 Mill.), Frankreich (7»<> Mill.) und Deutschland (l!-9 Mill.); der Monarchie folgt zunächst Rußland (2 Mill.). Die Seidcnindustrie Oesterreich-Ungarns hat mit dem Verluste Vombardo-Venetiens leichtbcgreiflicher Weife in Summa bedeutend abgenommen. Für die Herrichtung der Seide bestehen namentlich in Südtirol zahlreiche Filandcn (Scidcn-abwiudungs - Anstalten) und Filatoricn (Seidenspinnereien), welche letzteren sowohl inländische als importirtc Rohseide verarbeiten. Aus der silirtcn Seide wcrdcu sowohl Zeuge als Bänder erzeugt, für deren Fabrication Wien der Hauptsitz ist; von geringerem Belange ist die Betheiligung Böhmens, Mährens, Tirols und des Küstenlandes an diesem Industriezweige. Der Handel Oesterreich-Ungarns in Seide und Seidenwaarcn stellte sich 1870 bis 1873 folgendermaßen: Einfuhr Ausfuhr (in Tausenden von Zoll^Ceutnern) 1670 1671 1672 1673 1870 1871 1872 1873 Seidenqallettn, rohe und filirte Seide, Scidenabfälle ^ . . 14'4 19'3 18-2 13-2 7'6 10-6 1O9 9'7 Seidenwaaren, fcinc.... 3-0 4'0 5'1 5-1 0'4 0'6 0'8 08 gemeine... 1'8 2'2 3'0 3'2 6'2 5'1 67 7'6 Von Wichtigkeit ist die mit der Spinnerei und Weberei in Verbindung stehende Färberei von Garn und Geweben und die Stoffdruckerei. Wie Böhmen überhaupt in fast allcn Zweigen dcr TeMlinduftric den ersten Rang cinninimt, so behauptet cs denselben auch hinsichtlich dcr gesammten Färberei nnd Druckerei; doch ist die Färberei und Druckerei von Seide und Seidenstoffen fast ausschließlich in Wien und Umgebung conccntrirt. Mit der Färberei und Druckerei vou Leinen-und Schafwollwaarcn sowie mit Garnfärbcrci beschäftigt man sich auch in Mähren und Schlesien, mit letzterer auch in Vorarlberg, welches ^aud wie Nieder- und Oderöstcrrcich noch in Bnmuwollwaareu-Druckerci thätig ist. Mannigfache Manufacture und Fabricationszwcige schließen sich den bisher behandelten Zweigen der Textilindustrie unmittelbar au. So ist in Böhmcu, Mähren, Schlesien, Vorarlberg, Wien und Kronstadt die Wirkwaareu - Industrie von Bedeutung. Böhmcu (Strakonic), Nicdcröstcrrcich (Wien) und Mähren erzeugen große Mengen orientalischer Kappen (Fez) für den Export. Die Spitzcn-klöppclci, nnt dcr sich meist Frauen und Mädchen beschäftigen, ist ausschließlich auf Böhmen (Erzgebirge, Böhmcrwald) beschränkt. Wcißstickerei wird ebendaselbst und in Vorarlberg betrieben, Maschincnspitzcu-Fabrication in Nicdcröstcrrcich (Wien) uud Mähren (^cttowitz), Buutstickcrei uamcntlich in Wien. Posauicutir-waarcn, Kunstblumen, Sonnen» uud Regenschirme erzeugt gleichfalls vorwiegend Wien. Auch aus audcrcn noch nicht genannten Stoffen, als Roßhaare, Kautschuk, Waldwollc, Asbcstfasern lt. s. w. werden an einzelnen Orten der Monarchie Gewebe verfertigt. Die Bcklciduugsarbeitcu erscheinen nicht bloß als Gewerbe, sondern überall auch als häusliche Nebenbeschäftigung in Familien, weshalb ein statistischer Nachweis über dieselben sehr schwierig ist. Kleidungsstücke, Wäsche nnd Putzwaarcn werden" erst seit ncnercr Zeit für den Handel verfertigt, den Wien und Prag lebhaft betreiben. Doch bestehen für die Erzeugung dieser Artikel nur wenige große Etablissements, da sich dcr Verkehr vorwiegend durch die Kleingewerbe versorgt. Man rechnet in Oesterreich-Ungarn einen Schneider anf 7(il Einwohner, während in Frankreich einer auf auf 238, in Deutschland auf 252, iu Italien auf «87 Einwohner entfällt. Lederindustrie. Da weder die heimische Viehzucht noch dcr nicht unbedeutende Vieh-Import den Bedarf an Rohstoff (Häute und Felle) für die Vcdcrbcrcituug in dcr Monarchie decken, so muß noch eine beträchtliche Menge von Hänten und Fellen aus dem Auslande eingeführt werden. Aber trotzdem genügt muH die Gerberei, welche einer dcr ältesten und vcrbrcitetsten Industriezweige ist und für welche etwa 8000 Fabriken nnd Kleingewerbe im Betriebe find, nicht dem inländischen Bedarfc. Namentlich ist die Qnalität dcr Erzeugnisse gering, da die zumeist aus dem flachen ^andc betriebene Lohgerberei noch wenig vorgeschritten ist, obwohl andere Zweige, wie die Alaun- und Sämischgcrbcrci, die Erzeugung von lackirtcm ^cdcr, sehr Ancrkcimcnswcrthcs leisten. Am ansgcdchntcstcn wird die Gerberei in Böhmen, Mähren, Nieoerüstcrreich, Görz und Ungarn betrieben. Ostgalizicn (Kolomca), Siebenbürgen (Szcklcr) und der Süden Ungarns liefern Eorduanlcdcr. Die Verarbeitung des Leders zur Fußbekleidung liegt ;umcist in den Händen dcr Gewerbe nnd hat sich nur in den Hauptstädten (Wien, Prag, Bndapcst) ein'Großhandel herausgebildet. Es entfällt iu dcr Monarchie ein Schuhmacher auf 507 Einwohner, in Deutschland schon auf 185), in Frankreich auf 1112, in Italien aber erst auf 555 Einwohner. Bedeutende Mengen von Mcr verarbeiten die Riemer uud Sattler; in diesen Zweigen nehmen Wien, Prag und Budapest den obersten Nang ein. Die Fabrication von Handschuhen wird besonders in Wien und Prag fabrilsinäßig betrieben; die Erzeugnisse dieser Städte stehen in Europa nur den französischen nach uud wcrdcu stark cxportirt. Besondere Erwähnung verdienen auch die Taschner-und ^cdcrgalantcricwaarcn Wiens, welche Iudustriczwcigc iu neuester Zeit cincn ungcmemen Aufschwung genommen lind deren Erzeugnisse sich auf dem Weltmärkte Umlauft, Ocstfsr,-,inn, Monarchie. Hs> 466 Industrie und Gewerbe. emeu Platz errungen habeu. Die Pelzwaarenindustrie hat cinesthcils wegen des Seltcnwcrdens dcö Wildes, anderntheils wegen der vervollkommneten Wollindustrie cm Umfang verloren. Eine Uebersicht der Handelsthätigkeit der Monarchie in Leder und Lederwaaren 1870 bis 1873 mag die obigen Angaben über Lederindustrie vervollständigen. Einfuhr Ausfuhr (in Tausende» von Zoll-Eentncrn). 1870 1871 1872 1873 1870 1871 1872 1873 Leder........N7 3 169-7 163'2 120-0 20 1 24'2 21 8 216 Leder- und Gummiwaaren . 7 4 6'6 116 96 27 1 328 30 5 24 0 Handschuhe......004 012 014 006 1'10 1'41 150 078 Baugewerbe. Zu der Abtheilung der Baugewerbe, welche nächst der Nahrungsmittelindustrie von größter Wichtigkeit für die Gesellschaft sind, gehören die verschiedenen Zweige der Ge stein in dustrie, die als Grundlage der Bauausführungen dienen, wie die Kalkbrennereien, Ziegeleim, Fabriken von Formstcincn, Gyps«, Cement- und Asphaltfabriken u. f. w., das Maurergewerbe, das Zimmergewerbe, sowie mehrere andere Baugewerbe, als: Bau-Tischlerei und Schlosserei, das Maler-, Stuccatur-Gewerbe u. s. w. Die Ergebnisse der Thätigkeit dieser Gewerbe entziehen sich größtcntheils jeder statistischen Erhebung. Die Kalkbrennerei, local an das Vorkommen des Kalksteines gebunden, ist über alle Länder der Monarchie verbreitet. Die Ziegelfabrication wird überall, jedoch in einzelnen Gebieten im großartigsten Maßstabe betrieben. Hieher gehören die umfangreichen Ziegeleien des Wiener Beckens (in erster Linie Inzersdorf bei Wim), die jährlich 80 Millionen Ziegel verfertigen, Böhmens (60 Millionen Ziegel), Ungarns (50 Millionen Ziegel), Siebenbürgens (10 Millionen), Unterstciermarks (9 Millionen) und Schlesiens (6 Millionen). Die Gesammtzahl der Zicgelbrennereien beläuft sich auf mehr als 5000. Die Bearbeitung des Marmors kommt in Salzburg, Südtirol und Wien vor. Der Bedarf an künstlichen Cemcnten wurde vor nicht langer Zeit fast nur durch Einfuhr gedeckt; gegenwärtig befindet sich aber die Cementfabrication bereits auf fo hoher Stufe, daß ihre Erzeugnisse nicht bloß mit ausländischen Pro-ducten concurriren können, sondern diese in gewisser Beziehung sogar übertreffen. Das Maurer- und Zimmergewerbe, sowie die meisten der übrigen Baugewerbe werden vorwiegend handwerksmäßig betrieben. Glas- und Thonwaaren-Industrie. Au die Baugewerbe, speciell an die Gestein- industrie schließt sich, gleichfalls häufig baulichen Zwecken oder der inneren Einrichtung der Wohnungen dienend, die keramische Industrie.') Sie gehört theils dem handwerksmäßigen, theils dem fabriksmäßigen Betriebe an. Nach dem von ihr verarbeiteten Material zerfällt sie in Glas- und Thonwaaren- (Porcellan, Steingut, Terracotta :c.) Industrie. Die Glasindustrie hat ihre größte Entwicklung in Böhmen erreicht, nicht bloß durch die verhältnißmäßig große Zahl der Hütten, sondern auch durch die hohe Veredlung der Waare. Ihm zunächst ist Steiermark zu nennen, wo im Bachergebirge und an der Koralpe eine ziemlich bedeutende Glasindustrie stattfindet. Die übrigen Kronländer, mit Ausnahme des Küstenlandes und Dalmatiens, produciren wohl ebenfalls Glas, doch geringere Mengen und meist nur minder feine Sorten. Die Zahl der in der Monarchie im Betriebe stehenden Glashütten betrug 1871 in Summe 261, wovon 216 auf das österreichische, 45 auf das ungarische Staats- ') Der Name stammt v, die feine Metallurgie (Arbeiten in Edelmetallen, plattirten Waaren, u. f. w.). Die Eisenindustrie beschäftigt sich zunächst mit der Veredlung dcs Roheisens, wie es aus den Hochöfen kommt, in den Hammer-, Puddlings- und Walzwerken, Bessemer-, Guß- und Eemcnt-Stahlfabrikcn, Drahtziehereien zu Grob-, Streck-, Sain- und Feinciscn, Schienen, Bessemer-, Guß- und Ccmcntstahl, Blechen und Drähten. Die beiden Staatsgebiete der Monarchie bclhciligen sich in sehr ungleicher Weise an dieser Eiscnraffinerie, Oesterreich sehr bedeutend, Ungarn nur wenig. Stabciscn produciren namentlich Nicdcrostcrreich (Viertel Ober-Wiener-Wald), Obcrösterreich (Bezirk Weyer), Ober- und Unterstciermark, Kärntcn, Böhmen (die Bezirke Pilscn, Bcraun, Horovic nnd Nachbarschaft), das nördliche Mähren, Schlesien; nur das Küstenland, Dalmatien und Vorarlberg bcthciligcn sich an der Erzeugung Mclallmdnstrir. 469 von Stabeisen gar nicht. Schienen erzeugen Medcrösterreich (3 Etablissements), Mähren (2), Stciermark (2), Kärntcn (2), Böhmen ^2), Schlesien (1), zusammen 18 Etablissements. Stahl-Production betreiben vorzüglich Stcicrmark, Kärntcn, Vticdcr- nnd Obcröstcrrcich, weniger Mähren, Schlesien, Kram, Tirol, in geringem Umfange Salzburg. Der Erzcnguug von Äcsscnicrstahl, die erst 1803 in Oesterreich eingeführt wurde, dicnm bereits 8 Hütten in Stcicrmart, Kärntcn, Nicdcröstcrreich, Böhmen und Mähren. Anch die ausgedehntere Erzeugung oun Gußstahl nnd Eisen-gußwaarcn datirt crst seit neuerer Zeit und findet zum Theil in großen Eisenwerken (in Kärntcn, Böhmen, Mähren, Schlesien), theils in eigenen Eisengießereien in großen Städten und deren Umgebung statt. Eisenblech proouciren namentlich Stciermark, Böhmen und Nicdcröstcrreich, Eisendraht Nicdcröstcrrcich uud Stcicr-mark. In den ungarischen Vändcrn erzeugen Grob- nnd Strcckciscn Ungarn 'Banat, Zips, Gömör) und Siebenbürgen, Eisenblech Ungarn. Die Gcsammtproduction von vcr« fcincrtcm Roheisen belauft sich in der ganzen Monarchie auf mehr als 10 Millionen Zoll-En., wooon aus die ungarischen Bänder nnr circa 780.000, auf die österreichischen 9,341.447 Zoll-Etr. entfallen. In dem letztgenannten Staatsgebiete zeigen die einzelnen Zweige folgende Prodnttion^mengen in Zoll-Ecutncru: Grob-, Streck-, Zain- u. Fein- ^ eisen (1870)..... 4,125.581 , Schienen (1870'' .... 2,105.45!, Stahl aller Sorten circa. . 800.000 Bcsscmcr-Mctall (1872) . . 1,356.056 Eisenbleche (1870) . . . 770.563 Eiscndraht (1870) .... 183.188 Ein Nnswcis des Handelsverkehres in raffinirtcm Eisen im österreichisch-ungarischen Zollgebiete 1870 bis 187>l zeigt, wie sehr die Production (mit Ausnahme der Stahlerzeugung noch hinter dem Bcdarfe zurück ist. Es warcn nämlich in diesem Zeiträume: Einfuhr Ausfuhr (in Tausend«! von ZoUCentnern) 1870 1371 1872 1873 1870 1871 1872 1873 Stabeiscn...... Ü73« 595>7 7644 4180 78'9 54'1 57'2 54'5 EisendahnschicNttl . . . , 2.33'^ 2.02U'<» 1.816'ä 1.<»40 ungarischen Zollgebiete folgende Mengen: 1870 1871 1872 1873 Einfuhr.....Zoll-Ccntner 469.656 614.792 752.271 630.178 Ausfuhr.......„ 31.437 83.855 70.454 161.421 Industrie in Transportmitteln. Dieser Industriezweig umfaßt die Erzeugung von Wagen aller Art, von Schlitten und Schiffen. Mit der Verfertigung gewöhnlicher Karren, Last- und Personenwagen und Schlitten beschäftigen sich fast ausschließlich Kleingewerbe; nur in größeren Städten und deren Umgebung wird der Wagcnbau fabriksmüßig betrieben. Luxuswagen erzeugt namentlich Wien, dann auch Prag und Graz. Die in Mähren und der Bukowina in größeren Mengen verfertigten Reisckaleschcn ordinärer Qualität werden auch exportirt. Mit der Fabri-cation von Last- und Personenwagen für Dampf- und Pferde-Eisenbahnen befassen sich theils größere Etablissements in Wien und Prag, theils die hiczu eingerichteten Werkstätten der Eisenbahnen. Der Schiffbau liefert sowohl Fluß- als Seefahr» zeuge. Von den für die Bcfahrung der Flüsse, Seen und Eanäle gebauten Schiffen sind viele nur für die Thalfahrt bestimmt, welche am Ziele ihrer Reise zerlegt und dercn Holz verwerthet wird. Solider gebaut sind jene Schiffe, die auch die Bergfahrt machen, fiesem Zwecke dienen auf der Donau, Moldau und Weichsel größten-theils eiserne Schiffe. Ausgedehnte Flußschiffswerften besitzen Budapest und Linz. Sehr bedeutend ist der Bau von Seeschiffen in den Küstenländern der Monarchie, der viel für den Export liefert. Seedampfer für die Handelsmarine werden in Trieft und Fiumc, Kriegsschiffe auf der großartigen Wcrftc zu Pola gebaut. Der Handel mit Transportmitteln belief sich in den Jahren 1870 bis 1873 auf folgende Ziffern: Einfuhr Ausfuhr 1670 1871 1872 1873 187« 1871 1872 1873 Wagen und Schlitten, Stlick 443 33« 752 309 4.843 3,425 3.626 3,016 Schiffe .... Tonnen 1849 366« 2234 142 2b1.l!48 202.089 185.112 I30.II7 Industrie in Instrumenten. Auch auf dem Gebiete der Erzeugung wissenschaftlicher Instrumente hat unser Vaterland in jüngster Zeit sehr bedeutende Fortschritte gemacht, so daß der inländische Bedarf an geometrischen und chirurgischen Instrumenten und physikalischen Apparaten fast gedeckt wird; geringer ist noch dio Erzeugung von chemischen Apparaten und optischen Instrumenten. Von besonderer Wichtigkeit ist die fabriksmäßige Verfertigung von chirurgischen Instrumenten und Apparaten zu Wien, die auch viel für den Erport liefert. 472 ^ndujiric und (,^^wcrde. Ein hervorragende Zweig der österreichischen Industrie ist die Erzeugung musikalischer Instrumente, welche sich eines europäischen Rufes erfreut. Besonders ragt die Elavierfabrication hervor, welche ihren Hauptsitz in Wien hat. Hier befinden sich 114 Elavicrmachcr, die jährlich gegen .8000 Elaviere liefern, vorzügliche Streich-und Blaöinstrumentc werden in Wien und Prag, letztere auch in Königgrätz verfertigt; von geringerer Qualität sind die im Erzgebirge eräugten. Einen wichtigen Handelsartikel bilden die in Wien verfertigten Zug- und Mund-Harmoniken, sowie die Manltrommcln von Steycr und Umgebung (bes. Molln). Die Uhrmacherei wird in Oesterreich-Ungarn beinahe gar nicht fabrikmäßig betrieben; nur die Erzeugung von Stocks Pendel- und Thurmuhrcn ist ansehnlicher, die von Taschenuhren unbedeutend, so daß ein sehr großer Import des letztgenannten Artikels stattfindet. Belangreich ist die Verfertigung der sog. „Schwarzwäldcr Uhren" (ans Holz) zu Karlstein bei Naabs in Mcdcröstcrrcich. Holz- und Flcchtwaareu-Indiistric. Die Erzeugung von Holz-, Flecht- und' den sogenannten Knrzwaarcn gehört theils dcm kleinen, theils dein großen Betrieb an. Hinsichtlich der Holzwaarcu steht das weitverbreitete Gewerbe der Tischlerei obenan. Die Verfertigung von Möbeln, bei der das Tapczicrcr^Gewerbc mit der Tischlerei häufig in Verbindung tritt, wird im größeren Maßstabe in den Hauptstädten, namentlich in Wien betrieben und liefert viel für deu Export. Doch kommen ün Ganzen in der Monarchie auf 10.000 Einwohner nur 5 Tischlereien, während unf die gleiche Bewohncrzahl in Deutschland 25, in Italien 12 entfallen. Die Verfertigung von Kurzwaaren aus Holz, Horn, Bein und dgl., insbesondere die Drechslerei, wird »och immer vorwiegend vom Kleingewerbe betrieben. In einzelnen Landstrichen sehr belangreich ist die Holzschnitzerei, welche sowohl ordinäre, als auch feinere Holzarbciten liefert. Mit der Verarbeitung des Holzes zu landwirthschaftlichcn nnd zu Hansgcräthcn beschäftigen sich theils zahlreiche Klcingewerbslcnte, theils in manchm Gebirgsgegenden die ^andbcuölkeruug. Feinere Schnitzarbeiten (Kinder« spiclwaaren, Vcrchtcsgadncr Waaren) werden zum Theile von größeren Fabriken erzengt, zumeist aber bildet diese Beschäftigung den ausschließlichen oder Nebenerwerb in ganzen Gebirgsstrichen nnd Thälern. Namentlich ragen in dieser Hinsicht das tirolische Grödncr Thal, Neifnitz in Kram, Traunkircheu und Viechtau in Obcr-östcrrcich, das Salzburgische und Obcrleitendorf in Böhmen hervor; doch ist auch Ungarn hier zu nennen. Stroh-, Bast-, Rohr- und Korbflcchterwaarcn, als Strohhütc, Gestechte aus Stroh und Nohr u. f. w., werden in Wien und anderen Städten, in Nordböhmen und Tirol in größeren Mengen erzeugt und vou da in den Haudel gebracht. Eine Specialität böhmischer Industrie bilden die Sparteriell) aarcn (Spanboden), Flccht- und Webeardeiteu mit Zwirn aus bandartig geschnittenem weichen Holz, wie Tischdecken, Fenster-Vorsetzer, Hüte, Mützen :c., welche namentlich im Schluckenaucr Bezirke verfertigt werden und größtenthcils über den Ocean gehen. Die Ein^ und Ausfuhr vou Holzwaaren im allgemeinen österreichisch-ungarischen Zollgebiete betrug in Zoll-Eentncrn: Einfuhr Ausfuhr Hol; w aare n: 1870 1871 1872 1873 1870 1871 1872 1873 iMttim' n, lMlmiste 119.685 130.tt22 155.265 168.168 175.328 20^.N63 224.103 292.017 feine . .' , . . 6,554 8.641 10.830 13.974 69.170 74.819 90.847 97.114 feinste..... 7.661 10.563 14.920 15.963 12.658 14.103 12.891 9.406 Papier-Industrie. Die Papierfabrieation Oesterreich-Ungarns, welche in letzter Zeit den größten Aufschwung genommen und uicl für dm Export liefert, beschäftigt im Ganzen etwa 300 Papierfabriken und Mühlen, wovon die meisten auf Böhmen Paftkr'Industtlc. 473 entfallen (20 Fabriken, 100 Mühlen). Diesem zunächst btthciligcn sich Medcr-östcrrcich, Stcicrmark nnd Fiumc am lebhaftesten an diesem Industriezweige. Die östlichen Bänder erzeugen nur ordinäre Sorten. Buntpapiere und Papicrtapetcn werden in Prag, Salzburg, Innsbruck, vorzugsweise aber in Wien fabricirt, das auch iu Bezug auf Erzeugung uon Spielkarten und Buchbiudcrarbcitcu die erste Stelle behauptet, wogcgeu Papicrnlach(,'-Waarcn namentlich in ^cordböhincil (im Ga-blonzcr und Tcplitzcr Bc;irke) verfertigt werden. Hinsichtlich des jahrlich erzeugten Papierquautums (5(,0.000 Zoll-Etr.) wird die Monarchie nur von Großbritannien (2-00 Mill. Zoll-Ctr.), Deutschland (1'li Mill. Zoll-Etr.) und Frankreich (840.000 Zoll-Ctr.) übcrtroffen. Eine Uebersicht des osterreichisch-ungarischeu Handels in Papier und Paftier-arbciten weist uach, daß nur an Tapeten die Einfuhr den Export übersteigt. Einfuhr Ausfuhr 1370 1871 1872 1673 1870 16?l 187^ 1873 Papier . . Holl Ctr, 69.731 6U.599 W.40I 98.946 184.308 173.M0 150.53^ ^90.401 Papicrtüpctc» ' „ „ 2.992 2.866 4.048 4.973 366 424 421 792 Spielkarten . . „ „ 3 5 5 8 1.059 914 64« 39? PapicrlN'dcitcn . „ „ 5.859 8.129 w,-">4l 10.898 22.698 29.293 25.925 26.219 Die Gewerbe, welche für artistische und literarischc Zwcckc arbeiten (Buch-, Stein-, Kupferdrucke«!), verdienen, da sie für das geistige Volkslcbcu weit bezeichnender sind als für das materielle — an anderem Orte erwähnt zu werden. 3. Handel. (Einleitende Bemerkungen. Uebersicht deö österreichisch ^ ungarischen Handels. Innenhandel. Außenhandel. Beförderungsmittel des Handels.) Einleitende Bemerkungen. ^) Den Austausch der in verschiedenen Gegenden, an einzelnen Orten erzeugten Producte besorgt der Handel. Es ist dies der dritte Hauptzweig ökonomischer Thätigkeit, welcher sich den beiden ihn bedingenden Zweigen: der Reproduction und.der Industrie, anschließt. Durch den Handel wurde das großartige Comnmnicationswesen der Gegenwart zur Blüthe entfaltet, wie auch umgekehrt der Handel von der Entwickelung der Verkehrsmittel in gewisser Beziehung abhängig ist und durch dieselben gefördert wird. Es umfaßt daher die Statistik jener Personen, welche durch den Handel ihren Erwerb finden, auch alle mit der Verpackung, Verfrachtung und Spedition der Waaren beschäftigten Individuen. Doch hat sich die Statistik des Handels in höchst charakteristischer Weise von jeher mehr für die Waaren, als für die Personen intercssirt. Der Handel ist entweder inländischer oder ausländischer Handel; letzterer begreift den Ein- und Ausfuhrhandel, sowie den Transits-Handel in sich. Der inländische Groß- und Kleinhandel, deren ersterer die nothwendige Bedingung ausgedehnter und mannigfaltiger Production, letzterer die Lebcnsbedingung eines blühenden Großhandels ist, da er die von diesem herbeigeschafften Waaren vertheilend dem Consumentcn zuführt, entziehen sich der Controle, weshalb es nicht möglich ist, vollkommene statistische Erhebungen über Bewegung des inländischen Handels anzustellen. Durch den Ein- und Ausfuhrhandel wird der Austausch der Waaren und Producte verschiedener Völker und Staaten vermittelt. Der sich hieraus ergebende Vortheil ist ein gegenseitiger; die Leistungen, welche zwei Völker in ihrem Handelsverkehr für einander verwenden, nebst den Summen, die sie einander schuldig bleiben, sind nothwendig auf beiden Seiten gleich und scheinbare Differenzen nur vorübergehend. Es werden sich daher Ein- und Ausfuhr eines Staates im Allgemeinen stets die Wage halten, der nöthige Ausgleich wird bald eintreten müssen. Der Transito-Handel oder die Waaren-Durchfuhr steht zwar in keiner unmittelbaren Beziehung zur eigentlichen Handelsthätigkeit; da man jedoch Transport und Spedition von Waaren auch zu den Commercialgewerben zahlt, so wird derselbe füglich einer gemeinschaftlichen Betrachtung mit dem Handel unterzogen. Uebersicht des österreichisch-ungarischen Handels.") Im Vergleich mit anderen europäischen Großstaatcn, wie England, Deutschland, Frankreich, welche über ausgedehntere Secküsten, noch im Lande mündende schiffbare Ströme, ein verzweigtes Canalnetz und wohlverbundme Eisenbahnen verfügen, erscheint die Lage der ') Vgl. F. Schmitt und Dr. M. Hauöhofer. ') Vgl. A. Steinhauser. Innenhandel. 475 österreichisch-ungarischen Monarchie für den Handelsbetrieb weniger günstig. Denn die Küste ist im Verhältnisse zum Flächeninhalte gering, kein großer Fluß hat seine Mündung innerhalb der Monarchie, der Canäle gibt es nur wenige und das Eisenbahnnetz ist noch nicht ausgebaut. Dagegen wirkt die Lage inmitten des Continents, der Reichthum an Naturproducten und Industrie-Erzeugnissen, der Besitz wichtiger Seehäfen, vor allen Triests, auf die Entwickelung der vaterländischen Handelsthätigkeit so günstig ein, daß Oesterreich-Ungarn in dieser Hinsicht nur von den drei obgenanntcn Großstaatcn übertroffen wird. Der Innen- und Außenhandel, Land- und Seehandel, sind sehr belangreich, dagegen hat der Transito-Handcl nicht den Umfang, welchen die Lage der Monarchie erwarten ließe. Die Herabsetzung der Eingangszölle, die Zollfreiheit der meisten Ausfuhrartikel, sowie die gänzliche Aufhebung der Durchfuhrzölle waren von dem günstigsten Einflüsse auf den österreichisch-ungarischen Handel. Nur jene Artikel, die noch einer hohen Besteuerung unterliegen, wie z. B. die Staatsmonopols-Gegenstände (Tabak, Salz) fristen den an den Grenzen betriebenen Schmuggel, welcher im Vergleich mit dem früherer Zeiten gering zu nennen ist. Der Außenhandel der Monarchie ist im Allgemeinen in fortwährendem Aufschwünge begriffen; speciell zeigt der Export im letzten Quinquennium einen geringen Rückschritt, Import und Transito-Verkehr jedoch haben sich in dieser Zeit mächtig gehoben. Die Zahl der durch den Handel ihren Unterhalt findenden Personen (mit Einschluß der Familienmitglieder und Hilfsarbeiter) ist auf 1 Million zu veranschlagen. Innenhandel. Dcr inländische Handel unterliegt in Oesterreich-Ungarn gegenwärtig nur dcr Erwcrbstcuer und ist mit keiner weiteren Beschränkung und Abgabcpflicht belastet. Nach dem zwischen den Regierungen beider Rcichshälften abgeschlossenen Zoll- und Handelsbündnisse (östcrr. Gesetz vom 24. Dcc. 1867, XVI. ungar. Gcsctzartikel von 1865/67) bilden beide Staatsgebiete der Monarchie zusammen ein Zoll- und Handels gebiet, umgeben von einer gemeinsamen Zollgrenze, von dcr nur Dalmaticn und die Zollausschlüssc (s. unten) ausgenommen sind. Infolge messen steht keinem dcr beiden contrahircnden Theile das Recht zu, Verkehrsgegen-ftände, welche aus dem einen Staatsgebiete in das andere übergehen, mit Ein-, Äus-- oder Durchfuhrsabgabcn welcher Art immer zu belasten und zu diesem Zwecke kme Zwifchenzolllinie zu errichten. Mit inneren Abgaben darf der eine Theil die auS dem Lündcrgebiete des andern Theils eingeführten Artikel nur in solchem Maße glasten, in welchem derselbe die ähnlichen Gewerbserzeugnisse oder Prooucte seines "genen Ländcrgcbiets belastet. Verträge, welche die Regelung wirthschaftlicher Beziehungen ^Auslande bezwecken, werden mit fremden Staaten für beide Reichshälften gleichmäßig abgeschlossen. Die Zollgesetzgebung ist eine gleichartige; ebenso gelten Michc gesetzliche Normen für alle Angelegenheiten, welche sich auf die Ausübung der ^chtssfahrt und auf das Seesanitätswesen, auf das Privat-Seerecht, auf die Fluß-pouzei, auf das Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesen, auf die Landeswährung, °as Maß- und Gewichtssystem, dcn Feingehalt der Gold- und Silberwaaren, auf ^ Hausierbefugnisse, die Erfindungspatente, den Marken- und Musterschutz uud den Schutz dcs geistigen und artistischen Eigenthums beziehen. Die Angehörigen des einen ^andcrgebiets, welche in dem andern Ländcrgcbiete Handel und Gewerbe treiben wollen oder Arbeit suchen, sollen bezüglich des Gewerbeantritts, der Gewerbeausülmng M. ^ zu zahlenden Abgaben dcn Einheimischen ganz gleichgestellt sein; eine solche ^^chstcllung besteht auch bezüglich des Markt, und Meßvcrkchrs, der Errichtung gewerblicher Zweigetablissements :c., der Ausübung der Schifffahrt und dcr Flößerei. AM Behufe dcr Vorbereitung und Vermittelung gleichartiger Grundlagen für die y/crnationalen Handelsverträge und für die Gesetzgebung und Verwaltung aller "Megenhcitcn, auf welche sich das Zoll- und Handelsbimdniß bezieht, tritt von " 3u Zeit eine Zoll- und Handelsconfercnz zusammen, welche die beiderseitigen 470 Handel. Minister des Handels und der Finanzen, coentuell der Minister des Aeußeren, oder deren Stellvertreter bilden und zu dcr auch Fachmänner aus beiden ^ündcrgebicten, insbesondere Mitglieder der Handelskammern, berufen werden. ^) Da dcr iuncrc Handel keiner behördlichen Bcaufsichtigling unterliegt, da ferner ein allgemeiner Nachweis des Waarcnumsatzcs auf den Märkten und wichtigsten Handelsplätzen nicht stattfindet, so ist eine statistische Darstellung des inländischen Handelsverkehrs nicht möglich. Dieser umfaßt zunächst den gegenseitigen Prodncten-Austausch der verschiedenen Krouländcr untereinander. Hauptsächlich gcben die östlichen Länder ihren Reichthum an Rohproducten gegen die Industrie-Erzeugnisse dcr westlichen Vändcr ab; dann beziehen die an Eisen, Kohlen, Salz armen Länder diese Mineralproduttc aus den an ihnen reichen Gegenden. Dcr Großhandel arbeitet dem Kleinhandel in die Hände, welcher, zum Theil durch den Hausirhandel, die Gegenstände des Handels bis in die letzten AbsaMuälc verbreitet. ' Der Mittelpunkt des internen Verkehrs ist Wien, welches auch als Hauptsitz des Außenhandels gilt; ihm kommen seine große Bcwohncrzahl, die Lage inmitten dc? Reiches wie an der Donau, die Verknüpfung des österreichisch-ungarischen Eisen-dahnneyes an dieser Stelle zu statten. In neuester Zeit ist ihm in dieser Hinsicht iu dcr Doppelstadt Budapest eine aufstrebende Rivalin erwachsen. Außerdem sind namentlich die Hauptstädte der größeren Kronläudcr, wie Prag, Brunn, Weinberg, Graz, dann Vin;, Salzburg, Troppau, Czernowitz, Agram, von den übrigen Provincial-städtcu Ncichenbcrg, Pilsen, Olmütz, Biclitz, Brody, Preßburg, Dcbrcczin, Kaschau, Oedcnburg, Srmlin, Hcrmaunstadt, Kronstadt und Votzcn als die vor;nglichstcn Handelsplätze im Binucnhandcl ;u nennen. Die wichtigsten Scehandclsvlälze sind Trieft und Fiumc; gcriugcrc Bedeutung habcu Pirano, Cittanuova, Parcnzo, Rouigiw, Pola, Albauo u. a. au der Küste Istricns und Zcngg nnd Carlopago an dcr kroatischen Küste (im Grenzgebiets; die wichtigsten Hafcnortc iin dalmatinischen Zollgebiete sind .^ara, Scbenico, Spalato, Nagusa, (iattaro, ^cstna und Curzola. Außenhaudel. v^n Bezug auf den auswärtigen Handel zerfallt die Monarchie in zwei Gebiete, in das allgemeine österreichisch-ungarische und in das dalmatinische Zollgebiet, welche zwei verschiedene Zollbchandlnngcn haben. Ersterem ist das benachbarte Fürstculhum Vicchteustein zufolge der Verträge vom 5. Juni I«5.2 und 23. December 1^<)3 einverleibt. Das Zollsystem in diesem Gebiete beruht auf dem Tarife vom 1. Juli 18L5, welcher später durch Verträge mit mehreren Staaten modificirt wurde. Für das dalmatinische Gebiet gilt der Zoll-tarif vom 1^>. Februar 1ß'»7. Diese Bestimmungen ermäßigten nnd beschränkten die Eingangszöllc, ließen Ausgangszölic nur für rohe Felle und Häute, lumpen und andere Abfälle zur Papierfabrication, Knochen, Klauen, Füße und Hautabschnitzcl im allgemeinen Zollgebiete fortbestehen und hobcn, wie schon bemerkt, die Durchfuhrzölle gänzlich auf. Von den beiden Zollgebieten ausgeschlossen und den, Auslande gleichgestellt sind: Istrien und die guarncrischcn Inseln, die Freihäfen Tricst, Fiumc, Buccari, Zengg, Portos und Carlopago, die galizische Stadt Brody und die tirolische Gemeinde Jungholz. Der Außenhandel dcr Monarchie ist theils Land-, theils Sechandcl. Im allgemeinen Zollgebiete finden Eiw nnd Ausfuhr im Verkehr mit dem deutschen Reiche, mit dcr Türkei (sammt Rumäniens mit Italien, Nußland und dcr Schweiz zumeist oder ausschließlich zu Lande statt (55"/,. dcr gesammtcn Handclsbcwegung) und nur 15"/„ zur See. Im dalmatinischen Zollgebiete entfallen 05"/,. auf den See- und nur 5"/<, auf den Laudhandel. Gegenstände dcr Ausfuhr Oesterreich-Ungarns ') Vgl. Dr, H, F. MacheM a. a. O. Aiißcul^ndcl. 477 sind: Brenn-, Bau- und Werkstoffe, Papier nnd Papicrwaaren, Land' nnd Wasserfahrzeuge, Instrulncntc, Maschinen, Kurzwaarcn, chcmifcheProductc, Färb- und Zündwaaren, Schafwolle nnd Schafwollwaarcn, ^ciilcngnrnc nnd ^eincnwaarcu, Scidcnwaarcn, Vcdcrwaaren, Eiscnwaarcn, Getreide und Hülscnfrüchtc) Mehl- nnd Mahlproouctc, Zlicker, Schlacht- und Zligvich. Hauptgcgcnstände der Waaren-Einfuhr sind^ Baum-wolle nnd Banmwollgarnc, Seide nnd Sridcnwaarcn, Eolonialwaaren (Zucker, Eaffce, Thee, Gewürze), Neh, Eisen nnd Eiscnwaarcn, Maschinen, Flache und Hanf, Tabak und Tabakfabricate, Schafwolle imd Schafwollgarne, Knrzwaaren, litcrarische nnd Kunstgcgenstände, Oelc, Kohlen, Färb' nnd Gerbstoffe, Feile, Pclzwcrt, Vcdcr. Ein- und Anofuhr der verschiedenen Noh- nnd Industrieproduetc fanden bereits in den betreffenden Abschnitten dm ziffcrmäßigcu Nachweis. Hier ist zur Ergänzung nnr Weniges noch hinzuzufügen. Brenn nnd Vauhol;, SchiffsMastc, Faßdauben gehen aus den südlichen Grenzländcrn in's Ausland, wogegen Bayern Brenn nnd Bauholz an Oesterreich abgibt. Von verarbeitetem Holz gehen Möbel, Parquettcn und Galantcriewaarcn nach den Donaufürstenthümcrn lind der Türkei. (5in- und Ausfuhr von Kuhlen halten einander so ziemlich die Wage. Petroleum aus Nordamerika ist ein Einfuhrartikel von steigenden: Belange. An Salz (namentlich ans Galizicn) übersteigt die Ausfuhr das Doppelte des Imports. Die Ausfuhr von Glas ist fast dreimal so stark als die Einfnhr. Dagegen deckt trotz des Eiscnrcich-thnms der Ostalpcn die heimische Eiscnprodnttion den Bedarf an diesem Metalle nicht, so daß Eisen nnd Eiscnwaarcn in großer Menge zngcführt werden. Der Eiscnexport der Monarchie ist hauptsächlich nach Nnßland gerichtet. Der vaterländischen Webcindnstric genügen die einheimischen Prodnctionsmcngcn nicht, wcßhalb Flachs, Schafwolle (ans Rnßland, der Türkei und den Donanfnrstcnthümern) nnd Seide (ans Italien nnd Frankreich) zum Import gelangen. Den Bamnwollbcdarf liefern uns Nordamerika, Ostindien und Aegyptcn. Hinsichtlich der Eolonialwaaren ist zu bemerken, daß Kaffee nnd Thee theils zur See, theils auf dein Landwege zu nns gelangen; ersteren bezieht OcsterrciclMngarn entweder alls dem Süden (Trieft) oder aus nordischen Häfen, letzteren namentlich über Hamburg oder über Brody (den söget,, russischen oder Karavancnthee). Nohrzuckcrmchl wird nnr mehr in geringeren Quanten eingeführt, Nübenznckcr dagegen fchr ftark exportirt. Einen wichtigen Ansfnhrartikcl bildet das Bier. Feine Oclc nnd Südfrüchte beziehen wir aus Frankreich lind Italien. Unter den Ecrealicn erfreut sich vorzüglich der Weizen eines starken Exports nach den westlichen Väudern Europas; die uugcnügcnden Ernten der letzten ^ahre habm jedoch diese Ausfuhr wie überhaupt den Export von Feld- und Gartcnfrüchtcn in den Jahren 1872 und 1873 sehr bedeutend verringert. Nach Norden gehen gewöhnlich Roggen uud Hafer, nach Süden Mais aus dem Lande. Pich wird namentlich alts Nußland nnd der Türkei importirt, doch steht dagegen die Ausfuhr nach dem Westcu nicht weit zurück. Die folgeuden Tabellen zählen hinsichtlich des allgcm. österr.-ungar. Zollgebietes diejenigen Waaren auf, deren Werth bei der Ein- und Ausfnhr in cinem der Jahre 1870 bis 1874 mindestens W Mill. Gulden ö. N. betrug; hinsichtlich des dalmatinischen Zollgebietes überhanpt die wichtigsten Handelsartikel. n. Im allgemeinen ölierreichisch-ungarischen Zollgebiete. 1. Einfuhr. (Werthe m Millionen von Gulden ü. N.) 1870 1871 1872 1673 , 1870 1871 1672 1873 Baumwolle , . . 34-3 4!1-4 402 36 4 Kaffee.....19 6 22'0 23'5 24 9 Getreide u. HiNsmfr. «'5 l0 6 25'3 35 0 Gummen, Harze :c. 13 6 17 1 19'9 24'1 Seidenwaaren . . 20-3 26'5 32'5 31'7 Eisen (roh n. rnffin.) 27-1 29'0 30'1 22'7 478 Handel. 187,) 1871 1872 1873 Schafwollwaaren . 136 18-7 22-2 21-3 Schlacht- u, Zugvieh 16'2 18'6 25-8 19 5 Eisenwaaren . . . 14'4 16s 17-8 17'3 Kurze Waaren . . 11-4 13-8 17-6 17-7 Literar. u, Kunstgeg. 11-9 13-2 15-2 16 4 Baumwollgarne . . 13-2 18-7 I9'5 161 Maschinen :c. . . 11-4 15'0 17'7 14-9 Tabakfabricate . . 4'1 7'8 145 14'3 Tabal, roh ... 63 6'9 96 143 1870 1671 1872 1873 Schafwolle . . . 14-2 24-1 24'1 14'1 Flachs und Hanf . 10'9 10'0 11 1 13'5 Schafwollgarne . . 14 2 17'4 14'7 11-6 Seide (roh und filirt) 11-3 16'2 13'5 11'1 Oele.....9-7 110 12'6 11'1 Kohlen.....5'6 6-2 95 10-7 Färb- und Gerbstoffe l0'2 128 109 9-3 Felle, Haute, Pelzwerk 14-4 17'4 14 5 8'7 Leder.....11-7 164 173 74 2. Ausfuhr. (Werthe in Millionen von Gulden o. W.) 1870 1871 1872 1873 Kurze Waaren . . 44 5 560 48'2 48 4 Schafwolle . . . 25-2 35'3 264 396 Zucker.....17 3 26'7 17 1 25 6 Holz.....23'7 18'9 225 246 Getreide u. Hulsenfr. 27'8 40'0 14 9 16 7 Leinenwaaren . . 15'0 19'1 18'9 153 Schafwollwaaren . 17-2 187 16-1 15-3 1870 1871 1872 1873 Glas u. Glaswaaren 17'6 19 4 I5'8 14'9 Seidenwaaren . . 9 6 8 9 115 I2'7 Eisenwaaren . . . 10-7 12'5 13-2 12'0 Schlacht u. Zugvieh 103 108 97 11-5 Leinengarne . , . 6'7 76 78 10'3 Lederwaaren . . . 12'5 148 14'4 99 Mehlu.Mahlproducte 23-7 28'5 11'4 6 9 d. Im dalmatinischen Zollgebiete. 1. Einfuhr. . 2. Ausfuhr. (Werthe iu Tausenden von Gulden ö. W.) 1871 1872 1873 Oerreide u.Hlilsenfruchte 743 1.095 1.300 Baumwollgarne und Waaren .... 1.008 1.050 1.08? Mehl u. Mahlproducte 891 739 900 Kurze Waaren ... 724 652 685 Schafwollgarne und Waaren .... 521 559 529 Leinengarne u. Waaren 496 502 480 1871 1872 1873 Olivenöl.....3.465 2.797 2.523 Weine......1.807 1.515 871 Felle und Häute . . 237 227 3S9 Fische, Schalthiere, Blut egel..... 588 33« 284 Schafwalle .... 201 295 201 Fleisch und Würste . 171 173 150 Eine genauere Einsicht in den Außenhandel der Monarchie gewähren die umstehenden statistischen Tabellen (S. 480), welche den Wcrth der Ein- und Ausfuhr der nach den Zolltarifs-Klassen zusammengezogenen Waarengattungen ausweisen. Der Handelsverkehr Oesterreich-Ungarns mit den verschiedenen einzelnen europäischen und außereuropäischen Staaten wurde bisher noch nicht statistisch ermittelt; man unterscheidet bloß riicksichtlich der Hauptverkehrswege des Außenhandels zwischen Land- und Seehandel. Faßt man diese Scheidung des Handelsverkehrs in's Auge, so ergeben sich die folgenden Daten: a. im allgem. österr.-ungar. Zollgebiete: Einfuhr Ausfuhr (in Mill. Gulden «. W) Verkehr 1870 1871 1872 1673 1870 1671 1872 1373 zu ^'aude.......390 2 5067 561-2 539'0 3503 430'6 3?5'1 3853 zur See.......827 93 4 890 850 79 2 92 5 790 695 Summe 4729 6001 6502 6240 429'5 523 1 454 1 4549 Außenhandel. 479 b. in Dalmatien: Einfuhr Ausfuhr (m Tausenden von Gulden ö. W.) Verkehr 1871 1872 1873 1371 1872 1873 zu Land«............239 497 466 380 341 265 zur See............8393 8750 9189 7445 6539 5833 Summe 8632 9247 9655 7825 6680 6148 Der Transitohandel der Monarchie entspricht zwar, wie bereits erwähnt, noch nicht der für den Waarendurchgang besonders günstigen Lage unseres Vaterlandes, ist aber in fortwährender Zunahme begriffen. Im Jahre 1865 belief sich der Werth der Waarendurchfuhr im allgemeinen Zollgebiete auf 150, in Dalmatien auf 3-2, zusammen auf 153-2 Millionen Gulden; im Jahre 1873 waren diese Zahlen bereits auf 237-8, 4'6, zusammen auf 242-4 Millionen Gulden gestiegen. Die Richtung des Transitoverkehres ist fast ausschließlich die von den Seehäfen und den Ostgrenzen nach Norden und Nordwesten. Der Ausbau des österreichisch'ungarischen Eisenbahnnetzes hat denselben wesentlich gefördert; seit dem Bestehen der Brennerbahn ist Tirol an der Waarendurchfuhr in höherem Grade betheiligt. Auch hinsichtlich des Transitohandels hat man zwischen den beiden Zollgebieten zu unterscheiden. Im österreichisch-ungarischen Zollgebiete sind die der Menge nach wichtigsten Durchfuhr-artikcl folgende: Kaffee, Zuckcrmehl, Zucker, Olivenöl, welche fast ausschließlich von den Sceküsten nach der Schweiz und nach Italien gehen; Getreide, dieselben Wege nehmend; Hanf, aus Italien nach den Seeküsten; Kochsalz, von den Seeküsten nach Italien und aus dem bayrischen Berchtesgadener-Gebiete nach Bayern; Baumwolle, von den Seeküsten nach der Schweiz; Baumwollwaaren, aus der Schweiz nach den Seehäfen und auö Deutschland nach den Donaufürstenthümern und der Türlei; Schafwolle, aus der Türkei und Rußland nach Deutschland; Schafwollwaaren, aus Deutschland nach den Seehäfen und der Türkei; feinere Eisenwaaren aus Süd« deutfchland nach den Seehäfen. Der dalmatinische Durchfuhrhandel umfaßt folgende Hauptgegenstände: Schlacht- und Stechoieh, Brenn« und Rohstoffe aus Montenegro, der Türkei und Ungarn nach den Seehäfen; Getreide, Colonialwaaren und Fabricate von der See nach Türkisch-Kroatien, der Herzegowina und Montenegro. Die Wertho der Waaren-Durchfuhr betrugen: 1872 1873 im allgemeinen Zollgebiete.....233-7 237-8 Millionen Gulden in Dalmatien......... 4'4 4-6 ,. „ Summe 238-1 242-4 Millionen Gulden Fasse« wir nun zur Gewinnung einer bequemen Uebersicht die auf S. 480 betaillirten Hauptdaten des gesammten österreichisch-ungarischen Außenhandels (sowohl im allgemeinen als im dalmatinischen Zollgebiete ^) vergleichend zusammen, so finden wir folgendes Ergebniß: Einfuhr Ausfuhr Durchfuhr Zusammen 1870: 472-9 429'5 196'1 1098'5 1871: 608-8 530'9 235-3 1375'0 1872: 659-4 461'0 238'1 1358-5 1973: 633-8 460'9 242'4 1337-1 ') Bei den Angaben für 1870 ist der dalmatinische Handel überhaupt nicht mit inbegriffen, bei der Angabe der Durchfuhr im I. I371 ist der dalmatinische Transttohandel nicht mit einbrjogtN. 480 Handel. a. Ein- und Aussuhr im österreichisch-ungarischen Zollgebiete. ^ Einfuhr in Millionen Ausfuhr in Millionen Waareuaattmtacn v 24'2 28'7 3'7 7'7 7'0 3 7 Garten- und Feldftiichte.....> 20'0 i 24 6 , 43'9 59'9 654 85'1 35'8 47'k , Thiere..........20-2 20'7 28 5 L2'2 10'4 110 9'8 ^ 11'8 Thierische Products......17'6 ! 20-9 19'1 ^ 13-8 j 9-8 13-3! 13'5 16'8 Fette und Oele.......> 14'0^ 15 5 21-9 i 19-1 ! 11-0 7'9 ^ 2'9 3'3 Getränke und Eßwaaren . . . . ! 2-7 3'9 ! 5'0 5'6 6'4 6'6 5'0 5'3 Brenn-, Vau^ und Werkstoffe . . - ! 15-2 19'6! 23'0 22-7 ! 31/2 27>2 ! 32-2 37'5 Arznei-, Parfünierie^ Färb', Gerbe^ ! ! ! ! ! i und chemische Hilfsstoffe . . . . ! 29-9 36'0 39'7 41-9 5'3 «2! 6'6 ^ 6-1 Metalle, vererzt, roh u. als Halbfabricat 36-4 40-6 41-9 32-5 5'0! 4-3 ! 5-2 5-2 Nebe- und Wirkstoffe......70'6 99'7 68-9 75-1 32'4! 4s)-6 ^7^ 49-2 Garne.......... 30-7 40-0 37'2 3O2 9'6 12-1 12'4! 15'0 Webe- und Wirkwaaren.....44-0 60-3 72'9 72-2 56'2 61-1 61-5 56-4 Waaren aus Borsten, Bast, Rohr, ^ z Stroh :c., Papier u. Papierwaaren 2'8 3-5 4-5 ^ 5'0 i 7'9 9'9 8-5' 9-6 Leber, Leder- und Kttrschnerwaaren . I4'2 19'7! 22'2 15-9 ^ 14-4 17'2 16-5 11-9 Bein,Holz',Gllls-,Stein-u. Thonwaren 19-4 19-7 27'5 23-5 27-7 29-7, 26'8 28'5 Metallwaaren........15-4 17-8 19'4 20-0 12'7 14'4 15'7 z 14-3 Land^ und Wasserfahrzeuge .... 2-9 3-1 41 4-0 6-7 5-4 65 j 3-5 InstrnmenteMaschinenn.tnrzeWaaren 24-1 ! 30-4 3?'I 34-2 46 7 60-4 51'5j54'8 Chem,Prodncte, Färb-,Fett-,Zündwaren 4-2 5'1 6-0 6-5 6'8' 7-2 6-9! 7'6 Literarische und Kunstgeczenstände . . 11,-9 13'2 15'2 16'3 5-1 6'0 7-2! 6'2 Abfälle.......... 0-2 0-3 0-5 0'5 1'4 1'3 1's'z 1'5 Summs 431-9 540-7 !613 7 563'1 395'4 467-6 !388'0 423 6 Edle Metalle (roh, Abfälle), Münzen 41-0 59'4 36'5 40'9 ! 34-1 55-5 661 31 2 Hauptsumme 472'9 600-1 !620'2 624'0 429 5 523'1 454'1 !454'8 d. Ein- und Aussuhr in Dalmatien. Einfuhr in Tausenden ,^ Ansfuhr in Tansende» Waarengattunste« v"" Gulden ö. W. von Gulden ö. W. 1871 ! 1872 > 1873 1871 j 1872 16?^, Colonial-, Arznei- und Specerei-Waaren 505 549 628 265 351 281 Feld- und Gartenfrnchte, Brenn-, Bau-und Werkstoffe........2.567 2.649 3.176 122 81 15<> Thiere und thierische Producte . . , . 554 583 «26 1.137 1.005 , 1.19? Getränke, Eßwaaren, Oele und Fette , 393 464 519 5.526 4,520 ! 3.556 Webe- und Wirkstoffe, Garne, Webe- und ! Wirkwaaren, Kleidnngen :c. ... 2.395 2.633 2.561 245 314 215 Metalle, Glas, gebrannte Erden und Er-zeugnisse ans denselben..... 621 582 546 17 8 W Papier n. Papierarbeiten, Leder n. Leder« waarcn. Holz-u. Steinwaaren, Salz :c. 1.397 1.736 1.595^ 446 550 67S Abfälle........... — 4 2 63 51 ^^5-Summe 8.632 9.247 9.655 7.825 6.880 0.14S BcfördenmMiittcl des Handels. ' 481 Hinsichtlich dcs auswärtigen Handels nimmt, wie bereits oben bemerkt worden, die österreichisch-ungarische Monarchic unter den Staaten Europa's den vierten Nang ein, da mir Großbritannien, Deutschland und Frankreich cinc größere Handcls-thätigkcit ausweisen. Der Außenhandel dieser Staaten belief sich in den letzten Jahren auf folgende Werthe: Einfuhr Ausfuhr Zusammen (Millionen Gulden ö. W.) Großbritannien.......1871.- 3718-6 .8190-2 6914-8 Deutschland........1873: 2128-7 1244-5 3378-2 Frankreich........1872: 15,39-0 1604-8 3143-6 Beförderungsmittel des Handels. Dcr die wcitansgcdchnten Gebiete des Staates umfassende, die Monarchie mit dem Auslande verknüpfende Handelsverkehr, welcher gewissermaßen als die auffälligste Acnßerung des gesellschaftlichen Lebens in nnem Staate bezeichnet werden kann, verfügt über cinc große Zahl von Einrichtungen, die feinen Interessen entweder ausschließlich oder doch vorwiegend dienen, "n erster ^inie sind hier die Handelsgesetze und Zolltarife, deren bereits Erwähnung ^schah, zu nennen. Ihnen zunächst stehen die den Verkehr mit dem Anßlandc Igelnden Handels- und Schifffahrts-Verträge dcr Monarchie mit auswär-ngcn Staaten. Die wichtigeren dieser Verträge, welche Oesterreich-Ungarn in ueucstcr Ait abschloß, sind folgende: die Handels- und Schifffahrts-Verträgc mit Rußland ^°m 2. (14.) September I860, mit der Türkei vom 10. (22.) Mai 1862; der Handelsvertrag mit Großbritannien vom 16. December 1865 (modificirt durch die ^achtrags-Convcntion vom 30. December 1869); die Handels- und Schifffahrts-^erträgc mit dcr Republik Liberia vom 1. September 1868, mit Frankreich vom ^ December 1866, mit Belgien vom 23. Februar 1867, mit den Niederlanden ^"! 26. März 1867, mit Italien vom 23. April 1867 und mit Portugal vom "- Januar 1872; der Handels- und Zollvertrag mit dem Dentfchcn Ncichc vom '' März 1868; der Handelsvertrag mit dcr Schweiz vom 14. Juli 1868; die Vandels- und Schifffahrts-Verträgc mit Ehina vom 2. September 1669, mit Japan 8^m>^' Clover 1869, mit Spanien vom 24. März 1870, mit Siam vom ' "lcn 1871, mit Schweden und Norwegen vom 3. November 1873. Ueber die Ausführung dcr durch dicse Verträge dem österreichisch-ungarischen tat .^ Auslande zugestandenen Rechte und Begünstigungen haben die Eonfu-ess ^kstcrreictMngarns zu wachen, welchen überhaupt die Vertretung dcr Inter-li«? ^llnchisch-nngarischcr Unterthanen in fremden Staaten obliegt. Gegenwärtig V' ^ bestehen 45 österreichisch-ungarische Generalkonsulate, 137 Consulate, 99 "'^'Consulate, 1 Gencral-Agentie lind 152 Ccmfular-Agcntien. sck' ^" hervorragender Bedeutung für die Förderung dcs Handels find die vcr-Ebenen Eomnnmications Anstalten, da seine Entwickelung von dcr Migcnaus- l)nung Mt, Güte der Straßen, von dcr zweckmäßigen Anlage dcr Eisenbahnen, " einem geregelten Dampfschiffvcrkchr, von cinem schnellen und sicherm Postbetricbc bon cineui ausgedehnten Tclegraphcnnctzc abhängig ist. ^ . Hat nlm in neuester Zeit auch in unserem Vaterlandc das moderne Verkehrs- n^c, ü ^""^ großartigen Aufschwung genommen und ist dasselbe in fortwährend znnch-noch Ausbreitung begriffen, so besitzen trotzdem die Messen und Markte immer sin? ? namentlich stir den Innenhandel einflußreiche Wichtigkeit. Am bedeutendsten Iy. bic Vudapcster und Brünner Jahrmärkte; die chcmals großartigen Wicncr N^'^'ktc sind seit neuester Zeit aufgehoben und cs destchen daselbst nur stabile dic M^ ^'^ gewisse Haudclsartikcl. Außer diesen Markten sind noch mvähnmswerth '"nrktc von Debrcczin, Prag, Pilsen, Königgrätz, Olmütz, Brody, Viuz. Graz, N'ninnst, O'st,'rr,',',,„,. ^i.ssnii^ und Cchcitzung dcr Giit«- Mas;«' und (^^nnchte, <^ld.) Die im'.ucr weiter durchgeführte Theilung der Arbeit, die Verschiedenheit ocr Production dcr einzelnen Vänder-Gebiete, die verschiedenen Ciuilisationsstufcn dcr Völker machen den Umlauf der Güter zu einem für dcrcn Verwerthung nothwendigen Processe. Dieser Güterumlauf ist — nach Haushofcr's zutreffendem Vergleiche — für die Volkswirthschaft dasselbe, was der Weg der Nahrungsmittel durch Mnud und Magen in den menschlichen Organismus. Bedingt wird die Circulation der Güter einerseits durch die Bewegung oder den verkehr, anderseits durch die Messung und die Schätzung oder Preisbestimmung. Der Verkehr der Güter wird ermöglicht und erleichtert dnrch Bandstraßen, Eisenbahnen, Wasserstraßen, als Flüsse, Cauälc, Seen und das Meer, auf welchen die Schifffahrt denfelbcn vollzieht, durch das Post- und Telcgravhcnwcscn. Die Feststellung des Tauschwcrtheö der Güter kann häusig nur durch Anwendung von Maß und Gewicht gelingen; als allgemeiner Werthmaßstad und als unentbehrliches Tausche Mittel dient das Geld. a, Verkehr. Landstrlchcu. ^iu wohlvcrzwcigtcs Netz guter Straßcu ist eine Grundbedingung geregelten und lebhaften Güterverkehrs. Hat auch seit dem Aufschwünge des Eisenbahnwesens die Äedcutnng der Bandstraßen für den großen Verkehr sehr abgenommen, so bleiben diese doch immerhin für die Waarcuzufuhr zu dcu Äahnen, sowie für den Verkehr benachbarter Orte untcrciuaudcr von der allergrößten Wichtigkeit. Selbst-verständlich steht ihre Zahl und Vängenausdchnuug mit der Größe eines Maudes, der Dichte der Bevölkerung, der Zahl der Ortschaften, der Producrionsmenge in Zusammenhang. Daraus erklärt es sich, warum die Zahl und ^üngc der Straßen in den westlichen Kronlündern der Monarchie jene in den östlichen Bändern weit übertrifft. Man theilt bekanntlich die Straßcu nach der Art ihrer Anlage in gebaute Straßen oder Chausseen und nicht gcbante Straßen. Mch der Verpflichtung, sie zu erhalten, sind sie theils Reichs-, theils Bandes, Bezirks' oder Comnmualstraßcn. Die Migc der gebauten Straßen in der gcsammten Monarchie beträgt (l872) 12.W8 Ml., wouon 70"/., (!>03<,-li 1849: 2 64'5 2 1873: 2145'0<> 1851: 315-0 1874: 220.^9^'8 Frankreich (1872) 2372 „ , , 1 „ „ „.4-05 „ „ ., l „ „ ,. 5-1.-z ^. Däncmarl ' (1873) 120-8 ,. „ „ 1 „ „ „ 5'7l „ Italim (1872) 908'1 „ „ „ 1 „ „ ^ "'9 ,. Spanien (1872) 684 „ „ „ 1 „ „ „ 18'4 Rußland (1873) 1!>22'3 „ „ „ 1 ,, ,, „ 49-0 Die Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchic sind theils Staats-, theils Prwatbahncn. vM den iin Ncichsrathc vertretenen Ländern sind sic fast ausschließlich im Besitze umi Privatgesellschaften, angenommen sind nnr einige kleine Strecken (11'9 Ml.), die von der königlich bayrischen und der königlich sächsischen Staatsrcgieruna. betrieben werden, und einige auf Kosten des Staates im Aauc befindliche Linien. Von den uiMrischcu Bahnen sind 143'35 Ml. Staats-, 72, Beförderte Passagiere Beförderte Güter m ^ .5/'..... i" Tausenden Tan enden u, Zoll-Etr. GeM,M. Kil°m, ^g^ ^_^ ^^ ^ 1870 1ß7l I«72 Unqar.^"^^" 'N^ 6 45^3! "7«! ^'2^ 25.390 34.438 395.800 495.09« 559.600 ZusaulMen 2208'96 lß,39l'52 5-13 19.278 25.390 34 438 395 600 495.09« 559.600 Die zu Ende des Jahres 1874 bestehenden Eiscnbahngesellschaftcn und deren im Betriede befindlichen Bahnstrecken, (mit Längenangabc der Haufttlinicn und der bedeutenderen Nebenlinien) waren folgende.-') 1. Die Kaiscr-Ferdinands-Nordbahn; Haufttlinie: von Wien über Oder-bcrg nach Krakau — 54 Ml. Flngclbahnm: I. Floridsdorf-Iedlersee; 2. Gänsern-dorf-Marchcgg; 3. von Lundenblirg über Brüun, Olnuitz nach Stcrnbcrg; 4. Prerau-Wischau; 5. Prcrau-Olmütz; 0. Schönbrunn-Troftpau; 7. Dzieditz^Bielitz-Biala; 8. Trzebillia-Mystooicc-Granica. 2. Die Oestcrrcichische Staatsciseubahn. a) Nördliche ^inie: von Wien (Stadlau) nber Brunn und Prag nach Bodcnbnch — 71 Ml. Flngelbahncn: 1. Grußbach-Znaim; 2. Tricbitz-Olmütz. d) Südliche ^inic: von Wien (Stadlau) über Budapest, Temcsoar nach Bazias — 92 Ml. Flügelbahncn: 1. Iassenova-Anina-Stcyerdorf; 2. Palküny-Pcrjülnos; 3. Poitct'Deutsch-OoAn. e) Die ^inic Wien-Nell-Szöny ^ 20-5 Ntl. 3. Die Süd bahn. I. Von Wien (Semmcringbahn) über Oraz und ^acbach (Karstbahu) nach Trieft — 78-5 Ml. Flügclbahnen: 1. Mödling'^axenburg; 2. Wr. NeustadbGroß-Kamsza — 26'5 Ml.; 3. PragerhchBudavest — 44 Ml. (Nebenflügel.- ^) Kcrcsztur-Barcs; d) Stuhlweißenbiirg-NeuSzöny — II Att.); 4. Steinbrück'Agraiu-Sissek — 17 Ml. (Nebcnflügcl: AgrainKarlstadt); 5. St. Peter-Fiumc; ti. Brück a. M.-Leobm; 7. Marburg-Frauzcnsfestc (Draubahn) -- 50 Ml.; 8. ')iabresina-Cormons. II. Linie Kufstein-InusbruckMl!^ (Vrennerbahn) -- 60 Ml. ') Vgl. Dr. F. Grassaner „Landeskunde von Oesterreich Ungarn". 48«; Circulation drr Güter. 4. Die Raise rin-Elisabeth-Bahn ^Westbahu), von Wien über Linz nach Sal;bnrg ^: 41'5 Ml. Flligclbahncn: 1. Pcnzing-Hctzcndorf-Albern; 2. Lin;-Bnd-weis — Ni'5 Ml. (Ncbcnf!na,cl: Gaisbach.St. H^lrntin); 3. Wcls-Passau (Ncden^ siügcl: N'cnntarkt-Brannan>Simbach); 4. Vamliach-Omnndcn. 5. Die Thcißbahn von Czcglcd nbcr Dcbrcc;in nach ,Kaschan — 49-'» Ml. Flügclbahnen: 1. Szolnot-Arad; 2. Piisvöt-^adany Groß Wardcin. 6. Dic Kaiser-Franz-Ioscftli-Bahn von Wicn über Tnln, Budwcis, Pilsen nach (5gcr — 59-0 Ml. Flngclbahncn: 1. Absdorf-Kreins; 9. Gmünd^ Wittingan-Prag' — 24'5 Ml.; 3. Budwciö-Wcsscly. 7. Dic Kronprin^Rudolf-Bahn von 3t. Valentin nbcr St. Michacl nnd Billach nach ^aidach — <>6'7 Ml. Z-lügclbahncn: 1. Klcinrcifting-Amstcttcn; '.'. Hicflalt-Eiscnrr;; 3. St. Ntichacl-Vcodcn; 4. St. Vcit-Klagenfurt; 5. Launsdorf-Hüttcndn-g. ^. Die Galizifchc Karl-^ndwig-Bahn uon Krakan über Lemberg nach PudlvolocMa — 70-Z Ml. Fliiciclbahncn: 1. AW'Mow-Wiclic;t'a; 2. Podicze-Nicpolomicc; 3. Krasnc-Vrody. !). Dic ^cinberq-(5;crnowitz-^assy-Balin lwn ^cnibcvg übcr Czcrnowitz nach Snczawa ^^ 47 Ml. N». Die Süd-Nord deutsche Verbindungsbahn von Pardnbic nach Ncichenbcrg — 22 Ml. Flngrldahn: ^oscphstadtMnigshain. 11. Die ^cstcrrcichischc ^'ordwcstbahn uon Wien über Znaim nno Ninilnirq nach Tctschen ^^ >W Ml. FlMlbahncn: I. ZrlK'rndorf-SigmnndHhcrbcrg; 2. DclNschbrod-Pardnlnc; />. Groß-Wosck-Trantcnan i Parfchnitz» mit dm Ncbcnstiiqcln a) Chlnmcc-Königgrätz-Grnlich — 17 Ml. (Scit^isingcl: GeicrsbergMildmschwcrt); d) Wostromör-Iiöin; <^ Pclsdorf-Holicnclbe; <>> Trautcnan-Freiheit; 4. Nimbnrg-Innqbunzlan; ,^i. ^yssa-Prag. 12. Dic Bnzti'hradcr Bahn >.'on Praq ndcr Priesen nnd Karlsbad nach Egcr — 30-1 Ml. ^liigcldalincn: I. MadnoM'alup; 2. PriesenHonlotan-Wcipcrt; 3. Lu^nn-^iäan-Natonil.'; ^. PwgHostivic; 5. Tirschnitz-Fran;cnsbad. 13. Die Ä öl) mische West da hn von Prac; iibcr Pilsen nach Furth — 25-') Ml. Fli'Wlbahn: ChrastNadnic. 14. Die Böhmische Nordbahn von Bakou über Nnmdnrg nach GeoM-Walde — 13 Ml. ^lngclbahncn.- 1. Kreibi^-Warnsdorf-Schönan; 2. Höhlnisch-^cipa-Bodcnbach; 3. Kreibitz-Äcnscn; 4. Rnmbnrg-Schlnckcnau. 15. DieTnrnau Kralup-Pragcr Bahn von Turn an nach Prag ^-r 13-7 Ml. Flligclba,hn.- Ncratovic-Kralnp. 10. Die Aussig-?cplitzcr Bahn uon Aussig nbcr Tcplitz, Dux nach Komotau ^ 8-5 Ml. Mgelbahn.- Alissig-Bilin l Biclathal Bahn). 17. Die Brnnn-Nossitzcr Bahn von Brnnn übcr Rossitz'nach Segen Gottes -- 3 Ml. 18. Die Graz-Koflachcr Bahn uon Gra; nach Köflach — 5'3 Ml. Flngcl' bahn: Licl> och-Wies. 10. Die Kaschan-Oderbcrgcr Bahn von Kaschan nach Odcrberg — 46-2Ml. Flügelbahn: Abos-Eftcrics. 20. Die Erste Sicbcnbnrgcr Bahn uon Arad nach >tarlsbnrg — 27'8 Ml. Flügelbahn: Pisti'Petroscny — 10'5 Ml. 21. Die O'strau-^ricdländcr Bahn von Mährisch-Ostrau über Mistel nach Fricdland — 4-5 Ml. 22. Dic Konigl. Ungarische Staatsciscnbahn. I. Nördliche ^inie: Von Budapest übcr Fnlek, Altsohl nach Nllttct — 41 Nil. Zweigbahnen: 1. Hatvan-Szolnok; 2. Hatvan-Mistolc;-Fnlck <^Ncbcnzweige: :v) Vl'mws'Györt-Gyöngyüs; b) Füzes-Abony-Crlan; 0) Miskolcz-Di; 3. Bünri'vc-Dobschan; 4. Feled- Eisenbahnen. 487 Theißholz (Tiszolcz); 5. Altsohl-Neusohl; 6. Groß-Breinitz ^Berzencze)-Schemnitz. U. Südliche Änie: 1. Von Z8 Ml. 23. Die Preßbnrg-Tyrnaucr Bahn (Waagthalbahn) von Preßburg bis Tyrnan — 5-0 Ml. als Vocomoliubahn; von Tyrnalt bis Szercd noch Pferdebahn. 24. Die Mohacs-Fnnftirchner Bahn von Mohacs nach Fünftirchm — 8 Ml. 25. Die Fünftirchen-Barcscr Bahn von Fnnftirchcn nach Bares— 8-5Ml. 26. Die Alföld-Fiumancr Bahn von Groß-Wardcin nach Efscg und Vill-Wy — 40 Ml. 27. Die Ungarische Nordostbnhn. I. Vinic: Szcrcncs-Marmaros Szigcth -- 32 W. II. Linie: Debreczin-KWUlMza — 19'5 Ml. III. Vinie: ')lyircgyh:lza-Unghuür — 12 Ml. Flügclbahncn: a) Satoralya-Ujhcly-Kaschau; d) Batya-Muntäcs. 28. Die Arad-Temesuarcr Bahn von Tlrad nach Tcmcsvür — 8 Ml. 29. Die Ungarische Ostbahn von Groß-Wardcin über Klanscnlmrq nach Kronstadt — 03-5 Ml. Flngcibahnen.- 1. Koesard-Maros-Vilsürhely; 2. To'viS-Karls-burg; 3. Kis-Kapnö (KleinMftisch>Hcrmannstaot. 30. Die Wiener Verbindungsbahn vom Süd' nnd Staatsbahnhof zum Nordbahnhof (in Wien). 81. Dic Vorarlberger Bahn von Bludenz i,bcr Brcgm; nach Vaiblach (vor Lindau) — 0 Ml. Flngclbahncn: 1. Lautrach-St. Margarethen; 2. Feldkirch-Buchs. 32. Die ^eoben-Vordernbcrgcr Bahn von droben nach Vordernbcrg — 2 Ml. 33. Die Dnx-Bodenbacher Bahn von Bodcnbach über Dur nach Komo-tau — 10-0 Ml. Flngclbahn: Dux-Ossegg. 34. Die Ungarische Wcstbahn von Sttihlwcißenbnrg nach Oraz — 40'2 Ml. Flügclbahn.- KlcwCzclMnab. 35. Die Salzburg-Hallcincr Bahn von Salzburg nach Hallcin — 2-4 Ml. 36. Die Wr. Ncustadt-Grammat-Ncnsiedlcr Bahn. 1. Wicn-Pottcndorf-Wr. Neustadt — 7 Ml.; 2. Pottendorf-Grammat^cclificdl — 2'5 Ml. 37. Die Mahrische Grenz bahn: I. von Hohcnstadt nach Zoptau — 2'9 Ml.; 2. von Sternberg nach Grulich — 11-9 Ml. (bis Mittclwnldc in Pr. Schlesien.) 38. Dic Ungarisch'Gattische Eisenbahn uon Przcmysl nach Mihüly — 35-2 Ml. 39. Die Mährisch,Schlesischc (5cntralbahn von Olmütz nach Jägern-dorf ^7 il-5) Ml. Zweige: 1. Iägcrndorf-Troppan; 2. IägcrndochHenncrsdorf; 3. Kricgsdorf-Nmnerstndt; 4. Freudcnthal-Würbenthal. 40. Dic ^bcnfec-Ischl-Stcger Eisenbahn von Ebcnsce über ^schl nach Steg (im Ban begriffen^. 41. Die Pilsen-Pricscncr Eisenbahn von Pilsen nach Dux — 19-9 M. Ilüyclbahnen: 1. Obcrnitz-Brüx; 2. Neusattel-Schaboglnck-Pricscn. 42. Die Prag-Dnxer Bahn von Prag nach Obcrnitz — 15-6 Ml. (und nach Brnr). Flügclbahn: Obernitz-Dnx. 43. Die Donau-Dr au-Bahn von ZMny nach MttaM — 21'9 Ml. 44. Die Ungarische Nordwestbahn von Komorn über Ncuhäuscl nach Trencsin (im Bau begriffen). 45. Die Vundenbury-Grußbachcr Bahn von Vundcnburg über Molsburg nach Sellcrndorf — II Ml. Flügel: Ncnsicdl-Dürnhol;-Grnßvach. 4«!. Die Dniester-Bahn von Chyrow nach Slryj — 9-9 Ml. Zweig: Drohobycz-Boryslaw. 488 ^in'lillUion der Glim. 47. Die Er;herzog-Albrccht-Bahn r>on wubcrg bis Stryi — 9'9 Ml. die weitere Strecke Stryj-Mnntilcs ist im Ball begriffen. Zweig: Stryj-Stanislau (eben eröffnet). 48. Die Eisenbahn uon Spa lato über Dcrnis nach Sioerich mit der Zweigbahn nach Scbenico (im Bali begriffen). 49. Die Eperies-Tarnowcr Bahn von EpcrieS nach Tarn6w; bisher ist erst die Strecke Epcrics-Orlow -^- 7'1 2)A. dcm Betriebe übergeben. Außer diesen großen öffentlichen Eisenbahnen gibt es noch zahlreiche kleinere Zweigbahnen zu Fabriks-Etablissemcnts, Bergwerken etc.; ferner Straßenbahnen (mit Pferden betrieben) in Wien, Baden bei Wien, Brunn lind Budapest. Besondere Erwähnung verdienen die Bergbahnen, deren die Monarchie gegenwärtig besitzt: eine Zahnradbahn (System Rigi) anf die Höhe des Kahlenbergcs bei Wien nnd drei Drahtseilbahnen.- anf den Kahlenberg und anf die Sophienalpc bei Wien und auf den Ofcner Schloßberg in Bndapcst. Für den Perkehr der Monarchie mit dem Auslande sind die fremden Eisenbahn-Allschlüsse von großer Wichtigkeit. Am zahlreichsten sind die Anschlüsse österreichischer Bahnen nach worden nnd Westen an Schienenwege des deutschen Reiches (21), dann folgen Rußland (3), Schweiz und Italien (je 2), Türkei und Rumänien (je 1). Unter den Bändern der Monarchie hat Böhmen, welches überhaupt die meisten Bahnen besitzt, die meisten fremden Anschlüsse (10), Ungarn nur einen. Diese ausländischen Eisenbahn-Anschlüsse sind folgende.- »,) Im worden: Sächsische: 1. Eger-Voitcrsreuth (uach Sachscn-Altcnburg); 2. Georgenstadt; 3. Weipert ^n. Chemnitz); 4. Bodenbach (n. Dresden); 5. Schönau; l>. Rcichenbcrg (u. Zittau). Preußische: I. Königshain; 2. Iägerndorf; 3. Troppau; 4. Oderberg (nach Natibor): 5. Dzieditz; , Vuccari, Zcngg und Carlopago. Unter den Häfen des Anslandes, wo die österreichisch-ungarische Flagge handclsthätig crschnnt, find für die Dampfschifffahrt des Vloyd Corfu, Syra, Konstantinopel, Smyrna, Snlina nnd Oalacz, Varna, Ancona nnd Venedig, Piräus (Athen), Zante, Cefalonia, S. Maura, Beirut in Syrien, Alcxandricn in Acgypten nnd Sinopc ani schwarzen Meere von hervorragender Bcdcntnng. Für die Segclfchifffahrt find die anslüudischcn Häfen Ancona, Marseille, Cardiff in Wales, Odessa, Snlina, Alcxandricn nnd Koilstantinopcl die wichtigsten. Da gntc Hanart der Schiffe, Vcrläßlichtcit nnd Ehrlichkeit der Schiffer die österreichisch-ungarische Handelsmarine auszeichnen, so wird ihr im Oriente und anderwärts viel Vertrauen geschenkt nnd die Verfrachtung unter östcrrcichisch-nngarischcr Flagge jener nntcr der mit ihr concnrrircndcn griechischen Flagge hänsig vorgezogen. Den größten Theil des österreichisch-ungarischen Verkehrs, sowie (feit 1855) den Postdienst in der Osthälfte des Mittclmcercs besorgt" der im Jahre 1833 nach dem Muster des englischen ^loyd gegründete österreichisch-ungarische ^loyd zu Trieft, welcher über ein Actiencapital von nahezu 9'/^ Mill. Gulden verfügt, 2 Arsenale mit großartigen Ctablifscmcnts für Schiff- und Maschinenbau und 63 Dampfer besitzt. lFr befördert jährlich mehr als '/., Mill. Reisende und Wcrth-sachcn von circa 111) Mill. Gulden. Der Schifffahrts-Vertchr in sämmtlichen 104 Seehäfen der Monarchie belief sich in den Jahren 1871—1873 auf folgende Summen.- Eingelaufen Ausgelaufen 1871 1872 1873 1871 1672 1873 üün'n ' Oclnfff Tiniwide K^!«» Taüsimde ^^,iss,. Tausende O^-ff. Tausend« «^-.-f. Tausend^' «2^,«.. Tausende vann, ^üi.nc y ^m, ^",'Nk v.Timmi ^°"U' «Tonnen ^^"^ V.Tonnen ^°°"''° ».Tonnen ^°""' v.Tonnen Oestrrr. 42.114 3.601 42.275 3.778 4^.56t, 4,349 41.721 3.892 42.459 3.748 46.911 4.363 UlMr. 5.091 260 5.604 286 5.715 279 5.028 269 5.600 290 5.700 286 Monarchie 47.205 4.061 47.679 4.066 52.281 4.628 46.749 4.161 48.059 4.038 52.611 4.643 Den größten Antheil an dieser Schiffsbcwcgung nimmt unter den Häfen der Monarchie Trieft; hier ergab dieselbe folgende Daten: 1670 1871 1872 1673 Schifft Tonnen Schiffe Tonnen Schifte Tonnen Schiffe Tannm Einqelanfen . . 8.054 W0.103 8.210 962.685 8.796 993.280 8.046 899.037 Ausgelaufen . . 8.023 1,012.776 8.289 1,017.595 8.676 978.301 8.229 809.402 Trieft znnächst steht Fiume, wo im Jahre 1870 2046 Schiffe mit 130.170 Tonnen ein-, nnd 2048 Schiffe mit 141.45/2 Tonnen ansliefcn. vwi Verhältnisse zu dem geringen Meeresanthcil ist die österreichisch-nngarische Handelsmarine gewiß eine bedeutende zn nennen; doch nimmt sie unter den Handelö-fiotten Europas erst den eilftcn Rang ein, indem fie an Tmmcngchalt die Flotten der folgenden Staaten übertreffen: Postwescn. 491 Tonnengehalt schifft davon Dampfer n,ii Tonnen Großbritannien'^ (1871) 5,755.146 25.067 2.557 1,310.643 Deutschland (1873) 1,349.224 5.071 220 171.800 Frankreich (1870) 1,074.656 15.778 454 142.942 Norwcgcn (1870) 1,022.515 6H93 118 ? Italien (1871) 1,013.038 18.822 118 32.100 Griechenland (1869) 502.356 5.422 11 7.860 Niederlande^ (1871) 499.506 1.985 51 24.942 Nnßland (1869—70) 497.041 , 4.261 192 ? Schweden (1870) 400.000 3.764 388 ? Spanien (1867) 390.670 4.514 151 45.484 hierauf folgt Oesterreich-Ungarn^ (1873) 329.17! 2.634 103 56.339 PostWesen. Datirt auch die Einführung dcr öffentlichen Posten seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts, indem 1516 auf Veranlassung Kaiser Maximilian's I. Franz von Taxis die erste reitende Post zwischen Wien und Brüssel errichtete, so nahn» doch das Postwcstcn erst mit dcr Entwickelung des Eisenbahnwesens einen großartigen Aufschwung. Denn die Eisenbahnen nebst den Dampfbooten wurden statt der ehemaligen reitenden Voten und schwerfälligen Postwagen die Beförderungsmittel dcr Posten, und wenn auch von dieser Zeit ab die Post den Personen« und Frachtcnvcrtchr an die Bahnen nnd Dampfschiffe fast gan; überlassen mußte, so gewann dafür dcr Bricf-poftvcrtchr früher ungeahnte Dimensionen, In den österreichischen banden galt die Post seit 1597 als kaiserliches Regal nnd ist auch gegenwärtig innerhalb dcr gcfammtcn Monarchie in den Händen des Staates. Das österreichisch-nngarische Postwcscn wurde 1850 rcformirt und durch wiederholte Ermäßigung des Portos und Einführung der Briefmarken ungemcin gefördert. Zur Erlcichternng des Postvcrkehrs bestehen mit den einzelnen europäischen Staaten Bcrträge, unter welchen dcr mit dem ocntschen Ncichc vom 7. Mai 1872 speciell erwähnt sein mag. Die Monarchie besitzt gegenwärtig 5192 Postbureanx gegen 2605 des Jahres 1856. Dic Zahl dcr beförderten Briefe belief sich im Jahre 1848 auf 207 Mill., 1858 auf 61-6 Mill., 1865 auf 96-2 Mill. Stück, In den letzten vier Jahren war die Zahl der durch die Post beförderten Briefe uud Zeitungen auf folgende Summen gestiegen: 1«70 1871 1872 1878 Beförderte Briefe uud Zeitungen in Tausenden Oesterreichisches Staatsgebiet......193.893 220.886 25,7.535 827.020 Unqarischeö „ ......57.052 71,127 82.882 68.945 in der Monarchie.........250.947 292.0,3 340.417 415.965 An diesem großartigen Postvcrkehr nimmt unter den Bändern der Monarchie ^iedcröstcrreich, wo Wien den Ausschlag gibt, am regsten theil (25"/„). Dcr Brief« postverkchr Wiens (ohne Vororte) bctrng 1851 über 5 Mill., 1857 gegen 10-5 Mill., 1873 bereits 55,766.871 Stück. Auf ^icdcröstcrrcich folgen Ungarn, dann Böhmen, und fo herab, bis Dalmatien mit 1"/„ schlicszt. Das entwickeltste Postwcsen unter allen Staaten Europas besitzt Großbritannien, welches gegenwärtig das dcr Monarchie nm mehr als das Doppelte überragt. Doch wird die Differenz zwischen diesen beiden Staaten stetig cinc geringere. 1873 beförderten die großbritannischcn Postburcanx 907 Mill, Briefe, 72 Mill. Postkarten und 125 Mll. Journale. Instrnctiver wird der Vergleich des Briefpostverkchrs der ') Ohne Colonieu, 2) Mit Ausschloß der Fischerboote lind der Barken fnr den Hafendienst, 492 Circulation der Guter. einzelnen Staaten, wenn man die Zahl der Briefe auf die der Einwohner reducirt. Darnach entfalle!, in Großbritannien 29 Briefe auf den Kopf, in der Schweiz 20, in Deutschland 14, in Frankreich 12, in Oesterreich-Ungarn 5 Briefe; in Rußland kommt erst anf jeden zweiten Einwohner ein Brief. TclcgraplMwcsen. Die zu Anfang unseres Jahrhunderts gemachte Erfindung des elektrischen Telegraphen, im 4. Dcccunium wesentlich verbessert, fand schon im Jahre 1840 in der österreichisch-ungarischen Monarchie Eingang. Die Verhältniß-mäßig geringen Mühen und Kostet: bei der Anlage von Tclcgraphcnlimen ließen diese die älteren Eisenbahnen rasch überflügeln. Gegenwärtig ist das Telegraphennetz der Monarchie über alle Kronländer verzweigt, hat in Wien, Budapest, Trieft, Prag, ^cmbcrg und Brunn seine Hauptstationcn und steht mit den Netzen der übrigen Staaten Europas in Verbindung. Der telegraphische Verkehr mit dem deutschen Reiche ist dnrch den Telegraphen-Vertrag vom 5. October 1871 geregelt; der am 14. -Januar 1872 abgeschlossene internationale Telegraphen-Vertrag aller europäischen Staaten, Persicns, Britisch' und Nicderländisch-Ostindicns, dein auch die Monarchie angehört, hat den Zweck, namentlich durch gleichförmige und ermäßigte Tarife die internationale Telegraphic zu fordern. Die Telegraphen Oesterreich-Ungarns sind theilt? Staats-, theils Eiscnbahnbetriebs-Tclcgraphen. Nur erstere dienen dem Privatvcrtchre; doch besitzt Wien mit seiner Umgebung die Leitung einer Privüt-Telcgraphcn-Gescllfchaft. Die Lange der Staats-Tclegraphen-Linien betrug im Jahre 1848 schon -124/7 geo^r. Meilen, war 1858 auf 1330-8 Meilen, 1865 auf 2571-7 Meilen gestiegen uud betrug zu Anfang des Jahres 1874: 4590-27 gcogr. Meilen, wovon 60-5^ auf das österreichische, 39-5 "/<, auf das ungarifche Staatsgebiet entfielen. Die beförderten Depeschen beliefcn sich 1851 auf 44.911, im Jahre 1858 anf 419.449, 187'! auf 7,659.000 Telegramme. Der Verkehr anf den Staats-Tclegraphenlinien in den Jahren 1870 bis 1873 ist näher aus der folgenden Tabelle ersichtlich. TelcaMyhen minien 1 Meile Beförderte Telegramme (Anfang 1874) Telegraphen-Mil auf sscc>grcchl>iiche!> in Tausenden Gl-ci,?. Mt, Kilometer Quabr,-Meilen ^ 1670 1671 1872 1673 Ochrrrrichisches Staatsgebiet 2.780'66 20.632-80 1-9 3.584 4.163 4.796 4.960 Ungarische „ 1.809 61 13.427-49 33 1.489 2.264 2.460 2.699 in dt'r Monarchie 4.590^27 34-050-29 2'5 5,073 6.427 7.25« 7.65U Hinsichtlich der Längenausdehnung der Telegraphenlinicn wird Oesterreich-Ungarn in Europa von Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Nußland übertroffcn, an relativer Ausdehnung des Telcgraphcnnctzes gehen ihm Belgien, die Schweiz, Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und das deutsche Reich voraus. Die bezüglichen Daten, zum Vergleiche beigesetzt, sind folgende.- Länge der Tcll'gr,'Mü'!i i Ml. Tclegr.-Lmi« auf in geogr, Ml, stüügr, Quadr, "Ml. Frankreich........(1870) 5700 . 1'68 Großbritannien ......(1873) 5296 1'07 Deutschland........(1873) 5060 1'96 Rußland........(1870) 4684 20'6 Oesterreich-Ungarn.....(1874) 4590 2-5 Schweiz.........(1872) 709 1'06 Belgien.........(1870) 587 0'9I Niederlande........(1872) 426'6 1-41 Maße uüd Gcwichtc. 493 >». Messung und Schätzung der Güter. Maße und Gewichte. Die verschiedenen Maß- und Gewichtssystcmc — wie auch die Wcrthmaßc — verdanken ihre Entstehung theils dcm mehr oder weniger richtig verstandenen Bedürfnisse des Tauschvcrkchrs, theils aber auch gesetzgeberischen -Bestimmungen. Maße und Gewichte behielten oft ihre ursprüngliche local beschränkte Oiltigkcit, während andere, vou cincm auf dem Gcbictc des Handels dominircndm Volke angewandt, cinc wcitausgcochntc Verbreitung sandcn. Vergegenwärtigt man sich das allmähliche Anwachsen der österreichisch-ungarischen Monarchie aus so zahlreichen Landern ünd Territorien, so wird man es erklärlich sindcn, daß die vcr-schicdcustcu Maße uud Gewichte schließlich in dem großen Kaiserstaatc gebräuchlich waren. Fast jcdeö Kronland hatte seine eigenen Eimer, Mctzcn, Ellen, inan unterschied Wiener, Tiroler, galizischc Flißc, österreichische, ungarische, siebcnbürgischc, Tiroler Meilen u. s. w. Als später dic Wiener oder nicderöstcrreichischcn Maße und Gewichte als die allein gesetzlichen innerhalb der ganzen Monarchie lmit Ausnahme dcs danmls noch zu Oesterreich gehörigen lombardisch-vcnetinuischeu Königreichs) erklärt wurden und damit der erste bedeutende Schritt ;ur Ncgcluug des Maß- und Gcwichtswcscns geschah, blieben doch manche Erwcrbszwcigc oder einzelne Gegenden, namentlich in den Gcbirgsläudcrn, wo überhaupt Althergebrachtes sich lange unverändert erhält, bei den volksthümlichcn Maßen, wie z. B. in Südtirol der Wein heute noch nach ?)hrcn (u 54 Wiener Maß) gemessen wird. War auch die auf dem Wege der Gesetzgebung geschaffene Maß- und Gewichtsciuhclligkcit von großem Vortheile für deu Verkehr der Staatsangehörigen untereinander, so machte sich die Verschiedenheit der Maß- und Gcwichtssysteme in OestcrreichUngarn und dm mit diesem in Handelsverkehr stehenden Staaten in der nachtheiligstcn Weise geltend. Zur Fordcruug des extcrucn Handels erkauntc man die Annahme eines anderen Maß- und Gewichtssystcmcs als das bisherige unerläßlich und es konnte nicht schwer fallen, sich für das metrische System zu entscheiden. Denn dieses bietet nicht bloß hinsichtlich seiner Anwendung und der Umrechnung sehr bcdcutcudc Vortheile, sondern gilt mit Rücksicht auf die große Menge der Staaten, die es bereits aeccptirt, als ein internationales System. Das metrische System, welchem der Mcter, d. i. der zehn-millionste Theil des Erdmcridian-Ouadranten zu Grunde liegt, ist bereits in folgenden Staaten eingeführt: in Europa in Frankreich seit 17W (obligatorisch seit 1840) in den Niederlanden seit 1819, in Belgien seit 18^, in Griechenland seit 1836, in Italien seit 184«;, in Spanien seit 185!1, in Portugal seit 1800, in Rumäuien seit 180«;, im deutschcu Reiche seit 1872, in der Türkei seit 1870 (seit 1874 obligatorisch); in Amerika in Columbia seit 1654, in Uruguay seit 1864, in Ecuador seit 1800, iu Brasiticu seit 1870, in Venezuela seit 1870, ferner in der Argentinischen Conföderation, in Ehilc, Mexico, Peru, Bolivia, Guyana, in den spanischen, französischen und portugiesischen Eolonicn in Wcstindicn; in Afrika in Algier seit 1840, iu den portugiesischen Eolonicn seit 1860—1801. Gestattet ist die Anwendung metrischer Maße lind Gewichte in England seit 1604, in der Schweiz seit 1808 und in der nordamcrikauischen Union seit 1800. In Dänemark uud Ostindien soll das Meter-System nunmehr gleichfalls eingeführt werden. Dieses metrische Maß- uud Gewichtssystcm wurde durch das Gesetz vom 28. Juli 1871 in allen im Ncichsrathc vertretenen Königreichen uud Bändern eingeführt; sein Gebrauch ist vom I. Januar 1873 an zulässig, vom 1. Iannar 1870 an aus< schließlich gestattet. Da wir uns somit gegenwärtig in cincm Uebergangsstadium bcfiudcn. crscheiut die Auführung sowohl der alten, wie der neuen Mas;c und Gewichte nebst der Vcrglcichung beider untciuaudcr von Wichtigkeit. Dieser Aufzählung ist nnr noch vorauszuschicken, daß auch das neue Gewicht mit dem Metermaße in Zusammenhang steht, da die neue Gewichtseinheit, das Kilogramm, gleichkommt dem Gewichte eines Eubikdceimcters dcstillirtcn Wassers im luftleeren Nmime bei der Temperatur von ^ 4" E. 494 Circulation dcr Güter. ä. Vtas?c. 1. Alte ^l'aß c. Längeli maß: Die nicderösterreichischrKlaf-ter zu U Fuß li Wr. F. ^09730 Pariser F.) ü. 12 Zoll u 12 Linien. 2 Klafter--1 Nuthe. 1 Faust Merdemaß) ^. 4 Zoll ü 4 Strich. 1 Elle -^ 2-465 Fuß. 1 sachter (Bergwerk!«-maß) -- 1 Klafter. 1 österreichische Meile — 1 0223 deutsche gcogr. Ml., (14-67 — 1 Aeauator-grad) l», 4000Klafter, 1 Seemeile (die bei allen see fahrenden Nationen gebräuchliche) --- '/„u Aeaua^ torgrad. Flächen,„aß: Die Quadratklaftcr ü, 30 Quadratfuß. 1 Quadrat-Mcile (--- 1-04510 deutsche gcogr. Quadrat Ml.) k 100,000 Wieucr Joch. 1 Joch (Feldmaß. ^ 225419 prcuß. Morgen) 5l 1600 Quadratklafter, Körpermaß! 1 Cubittlaftcrzn216Cubik-fuß a 1728 Cubikzoll. Hohlmaß: l^) Getreide maß: 1 Metzeil ^ 1-9471 Wiener Cubitfuß ^ I'll005 prcnß. Scheffel) zu 1« Maßel i«. 2 halb« Maßel oder i 4 Futter- (kleine) Maßel <',. 2 Becher; auch iu '/,, '/4. '« Mcheu getheilt. 30Mctzen,^ 1 Muth. Iu Trieft wird der Staio — 135 Wiener Metzen gebraucht. I») Flüssigkeitsmaß: 1 Maß od. Kanne (— 1-23589 pn'uß. Quart) zu 4Seitel, 1V^ Seitel ^1 Großseitel. 1 Eimer (NechmmgS eimer) — 40 Maß; 1 Wcineiiner (für Weili und Spirituosen) — 41 Maß: I Biereimer — 42V» M"ß. Weinmaß in Südtirol: 1 Phre — 54 Wiener Maß. 2. Metrische Maße. ^a'ngcnmaß: I Meter l'l 10 Decimeter a 10 Centiuieter il 10 Millimeter. I Kilometer — 1000 Meter. 1 Myriameter ^ 10.0N0 Meter. Flächenmaß: 1 Quadratmeter zu 1<>0 Quadrat Decilueter <',, 100 Quadrat Centimeter 5 100Quadrat Millimeter. 1 Ar ^ 100Quadrat-Meter, l Hektar ^ 100 Ar. Körper- uud Hohliuaßc: 1 Liter ^-^ 10 Deciliter ^ 10 ^cittilitcr. 1 Cubik-Meter — 1000 ^,'iter. 1 Hellolitor ^ l<><> ^iter. 3. Gegettseit'igeö Verhältuiß der ucuen und alten Maße. Längenmaß: 1 Meter ^ O'527291ll Wiener Klafter -^ 3 F. I Zoll 117,« Linien -- 1 286077 Wiener Ellen — 1 Elle. 1 Viertel und V, Scchözehutel. 1 Kilometer — 0 131823 österr. Meilen (Postmeitcn) ^ 527 5tlftr, 1 Fuß 9 Zoll. l Myriameter ^ 1-318229 üsterr. Meilen. I Enltuncter -- 0-094912 Faust .^ 4"/,,. Wiener ^'inie — 1^/2 Strich. 1 Millimeter — '/,^ Wiener Linie. 1 Wiener Klafter ^ 1-896484 Meter, 1 Fuß --- 0-310081 Meter. l Elle ^ 0-7775.58 Meter. ! 1 österr. (Post-) Meile — 7-585336 Kilo-meter. 1 österr. (Post ) Meil^ ^ l, I^^ü^üi My. riametcr. 1 Faust ^- 10-53002 Ceiltimctcr, Flächenmaß: 1 Quadratmeter -- O'2780o»i Quadrat «after ^ 10^00931 Quadratfuß ^ 10 Qnadrat-fuß 1 Quadratzoll 49'5 Quadratlinien, 1 Quadratdecimeter — 14-4 Quadratzoll. 1 Quadratcenlimcter — 20'8 Quadrat -linien. 1 Quadratinillim^^r ..«<»'_' Quadratliiiieu. 1 Ar ^ 27-8WÜ4 Quadrattlafter — 27 Quadratklafter 28 Quadratfuß 131-7 Qua-dratzoll. 1 Hektar^ 1-737727 östcrr. Joch I ^c,ch 1180 Quadratklafter 13-7 Quadratfuß. 1 Quadrat Myriauteter ^ I-73772? östcrr. Quadratmeilcu -- 1 Quadratmrile 7377 Joch und 412 Quadratllafter. 1 Quadrattlafter ^- 3-596^52 Quadratmeter. 1 Quadratfuß -^ OON9NO7 Quadratmeter. 1 niederosterr. Joch ^ 57-54042 Ar. 1 nu'dero'sterr. Joch — 0-5754642 Hektar, 1 österr. Qnadratmeile — 0-5754042 Quadrat-Myriamcter. K örper m a ß: 1 ^ubilmetcr-^ 0-i40N0li Cubiktlafter ^ 31-66695 Cubikfnß -. 31 Cubitfuß 1152-4 CuuikM. 1 Eulükceutimetcr — 95 olM'üliuien — 0-055 Cubikzoll. 1 Cubit'millimetcr ^ 0095 Cübikliuien. 1 CulüMaftcr ^ 6-820992 Cuditmeter. 1 Cubikfuß -^ 0-03157867 Kubikmeter. Hohlmaß: »,) Getreidemaß: I Hektoliter ^ 1-626365 Wr. Mchen ^ 1', Mctzen und 1 Achtel. 1 Liter -- 0 01626365 Wr. Metzcn ^ '/«, Wr. Mctzen ^ 1 Fulkrmaßel ..^ 2 Vecher. 1 Wiener Mchen -- 0-6148682 Hektoliter — 61-48082 Liter. 1,) Flüssigkeitsmaß: 1 Hektoliter -^ 1-767129 Wr. Eimer ---1 Eimer 30 Maß I Halbe I'/. Seidel. 1 Liter ^ 0 7068515 Nr.'Maß ^ 1 Halbe und 1-7 halbe Seidel ^ 1-9 Großseidel. 1 Wiener Eimer ^ O-5658W Hektoliter. 1 Wiener Maß ^ 1^ 14724 Mr. N. Gewichte. 1. AM Gewichte. Zoll- und Postsscwicht: l deutsches Zollpfund zu 30 Loth ('^ 500 Gramm), 100 Zollpfund ^ 1 Zollcentner, 1 Zollcentner ^ 89284 Wr. Pfund. Handels gewicht: 1 Wiener Ccutner (-- 119-735 p'reuß. Pfund) zu 100 Pfund ^ 32 Loth ü, 4 Quentchen u 4 Sechszehutel. Der Stein -^ 20 Pfund, der Saum -^275 Pfund, der Karch -^ 4 Ccntilcr. Dir Tonne oder Schiffs ! last "^ 20 Eentner, die ^'ast ^ 20 Tonnen. M ü nz g e w icht: 1 deutschcü Münzftfuud — 1 Zollpfund, iu Tauscudtheile getheilt. Maße mid Gewichte. 495 Valuations^ uud Sil bergeivicht: I Mark (^ ',. Wr. Pfund ^- 1'20007 preuß. Mark) zu 16 Loth ü 4 Quentchen -> 4 Pfennige tl 2 Heller ^, 128 Richtpfennige. Ooldgewicht: Der Tucaten als Gewicht zu NO Ducatcngran, 80'4 Ducaten — 1 Wr. Mark. 100 Tuc'aten ^ I'49263 preuß. Munz-mart. Probirgewicht: Die Mart, beim Golde il> 24 Karat ü 12 Gran, beim Silber in 16 Loth ü Ift Gran getheilt. Iuwelengcwicht: Das Karat — 1-00267 preuß. Iuwelentarat. Medicinal oder Ap 0 thelergewicht:! Das Pfund ,^u 12 Unzen « 6 Drachmen :,, A! Scrupel ü 2« Grau. Die 1l»',e ^ 2 Wr. Loth Handelsgewicht. 1 Wr. Medicinalpfund --I'19?Zs, Preusi. Mrdicinalpfund. 2. Metrische Gewichte. 1 Kilogramm (Kilo) w 100 Dekagramm; 1 Kilogramm ^ 10<»0 Gramm. 1 Dekagramm (Deka) -^ 10 Gramm, 1 Decigramm — 01 Gramm. 1 Ccnti-gramm -^ 0-01 Gramni. 1 Milligramm — 0-001 (^ramm. 1 Tonne -^ 1000 Kilogramm. 3. GegenfeitigeÄ Verhältniß der neuen ^ und alten Gewichte. 1 Kilogramm ^ 1'785523 Wr. Pfuud — 1 Pfund 25 ^llth uud '/, Quintel. 1 Dekagramm ^- 0571367 Wr. Loth ^ 2-3 Quintel. 1 Tonne ^ 1785-528 Wr. Pfund ^ 20 Zollcentner -- 1000 Kilogramm. 1 Kilogramm — 2 Zollpfund. 1 Kilogramm -^ 2'360t;<>7 Apathekcrpfund -r- 2 Pfund 4 Unzen 4 Drachmen 1 Scrupel und 1'3 Gramm Hpothekergcwicht. 1 Kilogramm ^ 3-562923 Wr. Marl Silbergewicht. 1 Gramm ^ v'286459 Ducaten Goldgewicht ^ 4-8550U9 Wr. Karat. 1 Gramm ^ 0-06 Postloth. 1 Wiener Pfund --- 0'5<)00si Kilogramm. I Wiener Centner ^- 5l>-«»0 gehoben. Geld. Das Geld ist alö Tauschiuittcl und Wcrthmaßswb llnentbchrlich fiir ciucn ausgebildeten Tauschuerkchr. Ursprünglich war uur das Müuzgcld in Anwen-dlmg; der gesteigerte Verkehr schuf iu den Aauknotcu, Wechseln, Anweisungen u. s. w. bequeme Geldfurro^atc, welche eine sehr bedeutende Menge von baren: Gelde ersparen. Während der Münzuorratt) Europas seit dem 18. Jahrhunderte sich so ziemlich gleich blieb, sind die Surrogate des Geldes seit Beginn unseres Jahrhunderts in immenser Masscncntwicklung begriffen. Die ostcrreichisch-migarischc Monarchie hat gegenwärtig noch Silbcrwährung, da die Hauptmasse des geprägten Geldes in Silbcrmünzcn besteht; doch wird auch Gold gemünzt, und aus Kupfer die kleine Scheidemünze geprägt. Münzstätten eristiren in Wien, Prag, Krcmnitz und Karlsburg. Ais zum 1. November 1858 galt im Kaiserstaatc der Conventions- oder 20.Guldenfuß von 1748, nach welchem 20 Gulden aus der Mart feinen Silbers geschlagen wurden; der Gulden (— 21 Sgr.) hatte l,0 Kreuzer. Die gangbarsten Münzen waren die „Zwanziger" zu ^/,, Gulden oder 20 kr. und die Silberscchser — <'» kr. Daneben bestand die Wiener Währung, von der 5 fl. n^ 2 fi. Conv.-Münzc waren. Durch den zwischen Oesterreich und Liechtenstein einerseits und den deutschen Zollvercinsstaatcn anderseits abgeschlossenen Wiener Münzocrtrag vom 24. Januar 1.^57 ward für Oesterreich der 4 5^Guldcn-fuß (45 Gulden — 1 Münzpfund feinen Silbers) oder die österreichische Währung als festgesetzt, der am 1. November 1858 nrs ^eben trat. Der Gulden wird in 100 Kreuzer (Neukreuzer), der Kreuzer in Zehntel getheilt. 1 Gulden 0. W. — VZ Thaler oder 20 Sgr. prcuß. — 2 Mark — 1 fl/10 kr. südd. W. — 2 Francs 40-914 Centimes — 1 Schilling 11-507 Pence engl. — 2'/.^ ital. ^irc. In Tirol und Salzburg blieb noch lange (selbst bis in die Fünfziger-Jahre, in Vorarlberg bis heilte) auch die alte Neichswährunz 49l) Circulation drr (^iitrr, Snddcutschlands lwn 17l^I lcr Arln'it. !>. Capital) Die wirthschafllichc Vebcnsthätigkeit ini Staate äußert sich theils in der Pro-duetion (Roh- nnd Knnstproduetion), theils in dem Verkehre der dnrch dic Prodnetion gewonnenen Güter. Bietet mm die Natur die Hanptbasis der menschlichen Wirthschaft, so treten von Seite des Menschen zwei andere wesentliche Faclovcn hinzn.' die Arbeitskraft und das Capital, welche sowohl die Production, als auch die Verwerthung der Güter bedingen. Da von diesen drei Grundlagen aller Volks-wirthschaft.' ')l'atur, Arbeit uud Capital, dic erste mit Nlicksichtsuahinc auf unser Vaterland bereits eingehende Darstellung fand, so erübrigt hier noch die Besprechung der beiden anderen. n. Arbeit. Arbcitstlicilllug und Arbeitskraft. Der wirtschaftliche Erfolg der Arbeit, d. i. der mit Anstrengung lind Ansdauer verbundenen, ans einen bestimmten Zweck sserichteten Thätigkeit, ist von einer Reihe vou Einflüssen abhäugig, die sich uicht allc einer statistischen Beobachtung unterziehen lassen. Die verschiedenen Motive der Arbeit, als Bedürfniss, Zwang, Pflichtgefühl, Opferwilligfeit, die Arbeitsgeschicklichkeit nnd Arbeitslust lassen eine statistische Untersnchnng nur in sehr beschranktem Maße zu; dagegen eignen sich Arbcitsthcilnng, Arbeitskraft nnd Hilfsmittel der Arbeit gau; wohl ;u einer statistischen Darstellnng. In erster Linie bedingt wohl den Erfolg der Arbeit die Arbeitsthcilung, indem sie das Erlernen der Arbeit erleichtert, die Neb,mg erhöht, die verschiedenartigen Fähigkeiten an geeignetem Orte verwendet und die Maschine ermöglicht. Die Arbcitsthcilung ist allenthalben in Zunahme und an den großen ^ndnstrieMtzcn am ausgcbildctsten. So unterscheidet z. Ä. die Gewerbestatistik von Wien in dieser Stadt 237 verschiedene GcwerbsMige. Im großen Staatsgan;cn ergibt sich die Arbcitsthciluug aus eiucr übersichtlichen Gliederung der ÄcuM'rnng nach dem Berufe und der Beschäftigung. Es beschäftigen sich: cy,)., . ,., .. ., ^, ..,.., in dcn östrrr. Ländern in den un.M, Ländern Ältt dcr geistigen Enltnr (Geistliche, Beamte, Lehrer, Aerzte :c.) . 270.941 ( 1'^«:"/,.) N?.2l1 ( l'l.'."/„) .. dem ^andban ...... 7,497.500 (Z7'187<>) ^,01^.8!'!) (>^'5>4"/„) .. „ Bcrqban ...... 104.^42 ( 0-52°/..) 48.854 ( 0'.'l2"/..) .. Industrie. Gewerbe u. Handel 2,70) Personen ohne Erwerb . . . . 8,404.0s!Z'll1'57".>, 8.l 17.093 (52^57^) Haus- und Nentcnbcsitzer .... 442.98s> ( 2'107„) 80.080 ( 0'ö27^,) Uml.iufl, O^f>«l.-unn, 3)^>>a.ch^, Z2 498 Bedingung«-!! der Vollswirthschaft. Es steht demnach das ungarische Staatsgebiet in allen Berussartcn nüt Aus-nahlnc dcr Dienste für persönliche Leistungen hinter den: österreichischen znrück. Zugleich geht aus den obigen Angaben hervor, das; in ersterem die Zahl der unproductive!! Acuolkernng jene der pioduttiocn noch übersteigt. Doch sind diese allgemeinen Verhältnisse nach dcn einzelnen Vändern sehr ucrschicdcn. Während ^and-und ^orstwirthschaft 59 bis 80^ der erwachsenen Bevölkerung beschäftigen, erreicht die höchste Ziffer dcr Gewerbetreibenden 30"/^ in Nicdcröstcrrcich, 24"/^, in Böhmen, 22"/<, in Mähren nnd Schlesien, 19"/^ in Obcröstcrrcich nnd sinkt in Tirol ans 14"/<,, in Salzburg ans 13"/,,, in Kärntcn und im Küstenlandc auf 11"„, in Steier-mark anf 10^,, in Krain auf 9°„, in der Vnkonnna ailf .'», in Galizicn anf 4, in Dalmaticn auf 3"/^ der Erwachsenen herab. In Dalmatien beschäftigen Fischerei nnd Schissfahrt 8"/<, der Erwachsenen. Dcr Stand der Aerzte ist in dcn ungarischen L.ändern viel geringer als in dcn österreichischen. In Tirol (mit 885.000 Einwohnern) ist die Zahl der Geistlichen ebenso groß wie in Böhmen (mit über 5 Mill. Einwohnern'. Die Arbeitskraft eines Staates läßt sich im Einzelnen nicht eonstatircn, sondern mir in dem Verhältnis der Arbciterzahl zur Zahl der Nichtarbeitenden. Zu letzteren gehören die arbeitsnnfähigen Kinder, die wegen Alters nnd Krankheit arbeitsunfähigen ^eittc, jene, welche wegen anderweitigen Anskommcns nicht arbeiten, und solche, die ans anderen Gründen auf Kosten der Arbeiter leben, als Bettler, Verbrecher. In dcr gesammten österrcichisch-uugarischen Monarchie sind 51'l'3"/<> dcr Bevölkerung Arbeiter, 48'37"/« Nichtarbeitcr. Hilfsmittel der Arbeit. Als Hilfsmittel zur Arbeit werden die verschiedenen Werkzeuge nnd Instrumente, die Arbmsthicre, das Wasser mm Betriebe von Mühlen und anderen Werken, der Wind bei Wiudmühlcn lind Segelschiffen und dcr Wasscr-dampf in dcn Dampfmaschinen benützt. Andere Motoren, als dcr Elektromagnetismus, Gastraft u. s. w. sind noch von geringem Belange. Nicht alle diese Arbcitshilfs-mittet lassen eine statistische Darstellung zu; an» leichtesten die Verwendung der Dampfmaschinen, welche sowohl dcr Industrie als auch dein Verkehr unentbehrlich geworden sind. Die Zahl allcr thätigen Dampfmaschinen im Staate kann über 6100 angeschlagen werden; Angaben über die dnrch dieselben rcpräscntirtcn Pferdc-kräfte fehlen leider. Im Jahre 18<»Z waren in dcr Monarchic 5414 Dampfmaschinen (fixe Maschinen, Locomobilen, ^oeomotivcn nnd Schiffsmaschinen) mit 363.847 Pfcrdckräften in Verwendung, so daß damals 1 Pferdelraft auf 81 Einwohner entfiel, wogegen man für England I Dampfmaschincnkraft auf 11, für Belgien auf 48 Einwohner rechnet. l». Capital. Die Eapitalien, d. h. jene Güter, welche fich durch das Abwerfen einer Nutzung charaktcrisiren, sind wegen ihrcr Masseuhaftigtcit nicht lcicht berechenbar. Doch lassen sich alis dem Eapital dcr Banken und Ercditanstaltcn, aus dein Stande dcr Vcr< sichernngs-Anstaltcn und der Zahl der Spareassen Schlüsse auf dcn Stand des nationalen Eapitals ziehen. Banken und Ercditinstitnte besitzt die österrcichisch-ungarischc Monarchie gegenwärtig (Ende 1874) 171, wovon 72 auf das österreichische, 99 auf das ungarische Staatsgebiet entfallen. In Wien haben 30 dieser Institute ihren Sitz, darunter jene mit dem größtcu Actieucapital. Der Oesland derselben ist folgender: Capital. 499 I. In den im Reichs rat he vertretenen Mündern. a) In Nicderosterrcich (alle mit dem Sitze Wien): ^^„cavital in M«, Gu.de» 1. Die österreichische 5'ationallialtk, gegründet im Jahre 1816; ""'"'" ""«''^" sie erstreckt ihre Wirksamkeit ans dcn ganzen Umfang der Monarchic, deren einzige Ztttclbank sic isl.....90 90 2. Die nicderöstcrreichischc »Hscomptc'Gescllschaft, gegr. 1853 7 7 3. Die österreichische Kreditanstalt für Handel nnd Gewerbe, gegr. 1855 .......^.......40 40 4. Die Anglo-dstcrrcichische Bank, gegr. 18« !3 .... 40 24 5. Die allgcm. österreichische Boden-Creditanstalt, gegr. 18t!4 24 '.»'6 l>. Die allgemeine Vcrkehrsbank, gegr. 1864..... 5'6 5'6 7. Die Wiener Handelsbank, gegr. 1868...... 5 5 8. Die österreichische Bereinsbank, gegr. 1868 .... 4 4 9. Die österr. Hypothekar-Credit' n. Vorschuß-Bank, gegr. 1868 7 7 10. Die österreichische Hypothekenbank, gegr. l8 ... 10 10 30. Die Wiener Lombard- nnd ^seomptcbank, gegr. 1873 . 5 Z d) In Obcröstcrrcich nnd Salzlmrg: 31. Die Bank für Obcrösterrcich lind Salzburg in ^'in^, gegr. 1809............... 1 0-5 32. Die Salzbnrgcr Bank in Salzbnrg, gegr. 1872 . . 1 1 c) In Steicrmark: 33. Die stcicrmärkischc Escomptebank in Gra;, gegr. 18 5 44. Der Prager Bankucrein, gegr. 1872 ...... 12 6 45. Dic böhmische Unionbank, gegr. 1872...... 10 4 46. Die böhniischc Volksbank, gegr. 1872...... 2 2 47. Die böhmische Handels-, Gewerbe- und Ncalitätcnbank, gcqr. 1872.............. 2 0'8 48. Die böhmische Bödcncrcdit-Gcscllschaft, gegr. 1872 . . Z 3 49. Die landwitthschaftlichc Creditbank in ^issa, gegr. 1871 0-09 0-09 50. Die Ncichcnbcrqcr Bank in Rcichcnberq, gegr. 1872 . <)-'» 0'5 51. Die Bndweiscr Bank in Bildwcis, gegr. 1872 ... 1 0'4 52. Die Tcplitzer Bank in Tcftliy, gegr. 1872 .... 0-03 0'63 5Z. Die Warnsdorfer Escomptc-Gesellschaft in Warnsdorf, gegr. l8<'.l .............. l>-^ 0-Z 54. Die Vorschnß'Escompte-Nnstalt in Klattnn, gegr. 180. Die mährische Bank für Industrie nnd Handel in Brunn, qeqr. 18 0'525 12. Die Budapestcr Indnstriebant, gegr. 1869..... 0'8 0'8 13. Die Handwcrtcrbank, gegr. 1869........ 0-445 0-445 14. Die ungarische allgemeine Bodcn-Credit-Acticn-Gcscllschaft, qegr. 1871 . '.............20 10 15. Die allg. ungarische Municipal-Creoit-Anstalt, gegr. 1872 10 4 16. Die Volts-Boden-CrcdwAnstalt, gegr. 1872 .... 1 0'4 17. Die Pester PfandlcilMstalt, gegr. 1872..... 0'4 0'4 18. Der ungarische Crcdit-Anshilfsucrein, gegr. 1873 ... 2 2 19. Die Gcwcrbebank in Prcßburg, gegr. 1867 .... 0-3 0-3 20. Die oberungarischc Pfandlcihanstalt in Kaschau, gegr. 1867 0-4 0'222 21. Dcr Spar- und Crcoitoercin in Kaschan, gegr. 1871 . 0'325 0-184 22. Die Handels- und Gcwcrbcbank in Szegedin, gegr. 1867 0'4 0'2 23. Die ^Handelsbank in Naab, gegr. 1868..... 1 0'2 24. Die allgemeine Crcditbank in Raab, gegr. 1872 ... 05 0'2 25. Die Handels- nnd Gewcrbebant in Neusatz, gegr. 1868 0'6 0-353 26. Die Handels- und Gcwcrbcbank in Großwardcin, gegründet 1868............... 0-3 0-21 27. Die allgemeine Crcditanstalt in Großwardcin, gegr. 1872 0'3 0-075 28. Die Handels- und Gcwerbcbank in Debreczin, gegr. 1869 0-6 0'24 29. Die Spar- und Credit-Bank in Fünfkirchcn, gegr. 1869 0'5 0'458 30. Die Handels^ und Gcwcrbebank in Groß-Kanisza, gegründet 1867.............. 0-32 0-16 31. Die Handels- nnd Gcwcrbcbank in Arad, gegr. 1868 . 0-3 , 0'3 32. Die Credit-Anstalt in BeregsM, gegr. 1871 .... 0-3 0-21 33. Dcr Bankuerem in Ncusohl, gegr. 1872..... 0'5 0-2 34. Die Bau- u. Bodcn-Crcdit-Bant in Oedenburg, gegr. 1872 06 0-3 35. Die Credit-Bank in Neutra, gegr. 1872..... 1 0-3 36. Die Credit-Gesellschaft in Kaposvür, gegr. 1872 . . . 0-3 0-12 37. Die Handels- und Credit-Anstalt in Marmaros-Szigeth, gegr. 1873............... 0'3 015 38. Die Handels- und Gewcrbebant in Zombor, gegr. 1873 0'3 0-15 d) In Siebenbürgen: 39. Die Credit-Bank in Klanscnburg, gegr. 1865 .... 0'3 0'3 40. Die Handels- und Credit-Bank in Maros-VMrhely, gegr. 1870 .............. 1 0'4 41. Albina (Credit-Anstalt) in Hermannstadt, gegr. 1871 . 0-3 0-231 502 Bedingungen dor Boltswwhschafl, l') In Kroatien und Slavonien: Ac»u,,ca^wi>nMli, Guide« 42. Die kroatische Escomptc-Bant in Agram, gegr. 1^s!8 . 0'5 0'5 43. Die tronlischc Commcreial^Bank in Ngram, gegr. 1"^! . 0-5 0-3 44. Dic slavonische Commercial- und Escomvtc-Bant in Esscgg, gegr. 18<>9............... I 0-67 Decanate untergcthcilt. In Siebenbürgen nnterslchen dem Landes-Consistorium in Hermannstadt und der Landes-Kirchcnvcrsammluna. 10 Bezirks-gcmcindcn nnt Konsistorien und Kirchcnvcrsammlungen nnd diesen die Pfarrgemcindcn mit je einem Prcsbytcrinm und eigener Gemeindevertretung. Das oberste Verwaltungsorgan der reformirtm Kirche Ungarns und Siebenbürgens ist der in Budapest zusammentretende Gcucral-Conueut. Ungarn ist in 4 Kirchcndistrictc eingetheilt, Siebenbürgen bildet einen; geleitet werden diese uon 5 Superintendenten (der siebcnbürgischc führt den Titel „Bischof") und ebenso vielen DistrictuabConvcntcn; ihnen untergeordnet sind 5,0 Scnioratc. — Die Gesammtzahl der evangelischen Geistlichen in der Monarchie belauft sich auf 3500. Die unitarischc Kirche in Siebenbürgen wird uon einer Synode und einem Obcr-Consistorium als höchster geistlicher Behörde geleitet, welcher zur Besorgung der laufenden Vcrwaltnngsgcschäftc das Ncpräscntativ'Consistorium in Klauscnbmg untergeordnet ist. Es existirt ein Bischof, welchem 8 Diöccscn mit eigenen Kirchen Versammlungen unterstehen. Die häretischen Lippowancr in der Bukowina haben eine Mctropolic im Kloster Aielakicrnica; die gregorianischen Armenier unterstehen in Glaubens-angelegcnheitcn direct dem Katholikos, dein armenischen Patriarchen, im Kloster Etschmiadsin in Transkankasien. Die geistlichen Angelegenheiten der Juden bcforgcu die Cultusgemeinden nnd die uon ihnen bestellten Rabbiner. Die bisher in der Monarchie noch nicht gesetzlich anerkannte alttatholischc Kirche zählt gegenwärtig in den österreichischen Bändern vier vollständig organisirtc Gemeinden: zu Wien, zn Warnsdorf und Aussig in Böhmen und zu Ried in Obcr-östcrrcich. Die Organisation dieser Gemeinden beruht auf dem Principe des Self-govcrncmcuts. Die Gcmeindcmitglieoer wählen eine eigene Vertretung aus den Laien, die alle kirchlichen Angelegenheiten selbständig ordnet und verwaltet, sowie ihre Seelsorger; die Laien der Diöccse wählen, ihren Bischof und die Synodalvertrctung, in deren Competenz die Anbahnung von Reformen liegt. Die erste alttatholische Synode, auf der auch Oesterreichs Altkatholiken vertreten waren, fand 1874 zu Bonn statt. Von Wien aus werden versehen die noch nicht organisirte altkatholischc Gemeinde in Tecsdorf, die Alttatholiken in Brunn am Gebirge, in Mooting, Böslau, St. Andrä, Wetzdorf, Kirchstetten, Stadt Steyer und Graz; zur Gemeinde Aussig gehören 20 Dorfgemeinden. 2. Unterricht. (Allgemeines. Volksschulen. Mittelschulen. Universitäten und technische Hochschulen. Fach und Spccialschnle». Resultate der Volki«lnldunss.) Allgemeines. Das Untcrrichtswcscn ist nicht bloß dcr mächtigste Hebel der geistigen Cultur, es ist auch das verläßlichste Mittel, den Culturzustand cincs Volkes zu erkennen. Freilich ist hiezu nur dcr öffentliche Unterricht besonders geeignet, da dcr private Unterricht und die Mitwirkung dcr Familie bei dcr Erziehung einer statistischen Coutrolc sich zum großen Theile entziehen. In der österreichisch-ungarischen Monarchie ist in jüngster Zeit ein schr erfreuliches Streben nach Hcbnng dcr geistigen Bildung durch Förderung des Schulwesens sichtbar. Dcr Staat, dic Kronläudcr uud die Gemeinden wetteifern miteinander in dieser Hinsicht. Bon Seiten der Negicruug wurden in neuester Zeit zahlreiche Mittelschulen, mehrere Fachschulen und selbst Hochschulen gegründet, wie die Hochschule für Boden-Cultur in Wien, die Universitäten in Klauscnbnrg und Agram; gegenwärtig ist ciuc Universität im äußersten Osten des Reiches, in Czcruowitz, im Entstehen begriffen. Die Länder widmen ihre Aufmerksam-kcit namentlich dcr gewerblichen Fortbildung, die Gemeinden, besonders in den westlichen Krouländcrn, dcr Begründung guter Volts- und Bürgerschulen für den Clc-mcntar-Uutcrricht. Bon hervorragendster Bedeutung für die höchst ancrkcnncnswcrthe Entwickelung des Schnlwcscns in Oesterreich-Ungarn ist die dcu letzten Decennicn entstammende Schulgcsctzgcbnng, die namentlich in Bezug auf das Volksschulwcscn in vielen Punkten allen cmdcrcn Staaten Europas als Muster voraugcgangcu. Die oberste Leitung des gcfammten Uittcrrichtswcfcns übt dcr Staat durch die beiden Ministerien für Cultus und Unterricht, das österreichische und das ungarische, welcher Landesschulräthc (in den österreichischen Bändern) und Districtualschulräthe (in den Ländern dcr ungarischen Krone) zur Vcitnng und Beaufsichtigung dcr Untcr-richts-Angclcgenhcitcn untergeordnet sind. Die oirectc Aufsicht über die Mittel-, Fach-, Volks- und Bürgerschulen ist znnächst den den Landcoschulräthcn unterstehenden Landes-schul-Inspectorcn anvertraut. Zur Wahrnehmung dcr Interessen dcr Volks- und Bürgerschulen bestehen aber auch noch Bezirks-Schulräthe und Vezirkschul-Inspectoren, diesen untergeordnet Ortsschulräthc in jeder Gemeinde. Sämmtliche Unterrichts-Anstaltcn gliedern sich in vicr Kategorien: Volks-, Mittel-, Hoch- und Fachschulen. Volksschulen. Die Aufgabe der Volksschule ist, die Elemente dcr geistigen Bildung, welche jedem Staatsbürger unnmgäuglich nöthig sind, zu lehren. Die ersten dic Hebung des Volksuntcrrichtes in Oesterreich bezweckenden Verordnungen wurden vou dcr Kaiserin Maria Theresia erlassen, welche 1770 die Normal- oder Mustcr-Hauptschulcn in's Leben rief. I80(! ordnete eine Schulvcrfassnng die Gestaltung der Elementarschulen in den deutsch-slavischen Ländern, nach deren Plan allmählich auch die Schulen in den übrigen Ländern eingerichtet wurden. Die inzwischen Unterricht. 507 veralteten Schulgesetze wurden erst in den letzten Jahren vollständig beseitigt. Gegenwärtig basirt das Volksschnlwcscn in Oesterreich auf dem Volksschulgcsctzc vom 14. Mai 1869 und verschiedenen sich daran schließenden Landcsgcsctzcn, in Ilngarn und Siebenbürgen anf dem XXXVIII. Gcsctzartikcl vom Jahre 1868, in Kroatien und Slavonien anf dem Gesetze vom 14. October 1674. Die Errichtung von Volksschulen obliegt nach den gesetzlichen Bestimmungen den Ortsgcmeindcn. Die Schnlpflichtigkeit beginnt in beiden Reichshälftcn mit dem vollendeten 6. (in Kroatien und Slavonien mit dein vollendeten 7.) und dauert in den im Ncichs-rathc vertretenen Ländern bis znm vollendeten 14. (in Istricn, Galizicn, der Bukowina und Dalmaticn bis zum vollendeten 12.) Lebensjahre, in den ungarischen Bändern bis zum 12. nud für die Wicdcrholungsschulc bis zum 15. (in Kroatien-Slavonien 14.) Lebensjahre. Die dem Elemcntar-Nntcrrichtc dienenden Lehranstalten sind: in Oesterreich und Kroatien-Slavonien allgemeine Volksschulen und Bürgerschulen, in Ungarn und Siebenbürgen Elcmcntar-Voltsschulcn (tägliche und Wicderholungsschulcn), höhere Volksschulen nnd Bürgerschulen. Die Volksschul-Statistik weist hinsichtlich des Bestandes der Volks- nnd Bürgerschulen in der Monarchie, ihrer Lehrer und des Schulbesuches folgende Zahlen aus: Volks- Lehrer Schulbesnchrnde Kinder schulen u. ^hrerinnen Knaben Mädchen Zusammen Oesterr. Staatsgebiet (1870—1871) 14.769 25.259 942.497 876.213 1,820.710 Ungar. „ (1872) 16.300 20.336 815.208 649.567 1,464.775 Monarchie........ 31.069 45.595 1.757.705 1,527.780 3,265.485 An diese Daten lassen sich einige interessante Betrachtungen tunpfen. Zunächst fällt die größere Zahl der Volksschulen und die geringere der Schüler in Ungarn gegenüber den österreichischen Ländern auf, was bei gleicher Güte des Unterrichtes anf bessere Erfolge in den ungarischen Schulen schließen ließe. Bringen wir des Vergleiches halber die betreffenden Daten aus dem Jahre 1864 bei, wo die Zahl der Volksschulen in der ganzen Monarchie 29.192, ihrer Lehrer 58.224 und der Schüler 2,746.400 (ungerechnet die 790.000 Ircanentantcn der 10.134 Wieder-holnngsschulen) betrug, so ergibt sich gegenüber der Abnahme von Lehrern eine Zunahme der Schulen und der Schnlcrzcchl, Vergleicht man den wirklichen Schulbesuch mit der Schulpflichtigteit der Kinder, so findet man.- Kinder In der Monarchie Schulbesucheude Kinder Schulpflichtige Kinder ohne Schnlnntcn'icht 1864: 2,746.400 3,530.600 784.200 1871—72: 3,285.485 5,460.000 2,174.515 Es betrug somit die Zahl der schulbcsuchcndcn Kinder gegenüber jcncr der schulfähigen 1864 77-8«/.., 1871—72 mir 57-1"/,,; doch ist hiebci ;u erwägen, daß durch die ucucn Schulgesetze die Schulpflicht bedeutend erweitert wurdc. 1871 bis 1872 entfielen iu den österreichischen Ländern 59"/„, in den ungarischen 55"/„ der Schulpflichtigen auf die Schnlbesuchcnden. In den einzelnen Kronländcrn zeigen sich diesbezüglich bedeutende Verschiedenheiten; in Vorarlberg besuchen 90"/,>, in Tirol 89, in Salzburg 86, in Obcröstcrrcich 83, in Böhmen, Mähren und Schlesien 78 bis 79, in Nicdcröstcrrcich 76, in Galizien 20, in Dalmaticn 16-9 und in dcr Bukowina 13"/„ der Schulpflichtigen wirklich die Schule. Aus diesen Zahlen zeigt sich, wie hoch die Deutschen in Oesterreich die übrigen Nationen hinsichtlich der Theilnahme am Schnluutcrrichtc überragen. Die deutschen Kronländcr stehen hierin den gebildetsten Ländern Europas nur wenig nach; denn es betragen die Perccntsützc für Sachsen 100, für Würtcmbcrg 99, für Baden 98, für Preußen 96, für die Schweiz 95, für Bayern 83, für Frankreich und England 76; dagegen 508 Geistige Cultur. für Italien 87, für Rußland 5. Faßt man das Verhältniß der Lehrcrzahl zu jener der Schüler iu's Auge, su findet n,an, daß in: österreichischen wie im ungarischen Staatsgebiete 1 Lehrer auf 72 Schüler entfällt, während auf I Lehrer in Bayern und Würtcmberg 03, in Hannover 07, in Sachsen 103 Schüler kommen. In der Gesammtmonarchic entfallt erst auf 1150 Einwohner eine Schule, während z. B. in Hannover schon anf 524, in Sachsen auf 770, in Würtembcrg auf 794, in Großbritannien (ohne Irland) freilich erst auf 2058 Einwohner 1 Schule kommt. Aus dieser Betrachtung kann man folgern, daß die Zahl dcr Bottoschnlcn in Oesterreich-Ungarn noch gering sei, daß ferner dcr Schulbesuch namentlich in den östlichen und südlichsten Gebieten noch einer bedeutenden Erhöhung bedürfe, um irgendwie normal genannt werden zu können.. Mittelschulen. Die große Mehrheit der Jugend tritt unmittelbar aus der Volks- oder Bürgerschule in die Lehrjahre für die künftige landwirthschaftliche, gewerbliche oder commcreicllc Thätigkeit; nnr ein kleiner Brnchthcil derselben besucht noch rinc Zeit lang einschlägige Fachschulen, welche weiter nuten zur Besprechung gelangen. Jene dagegen, welche den späteren Besuch von höheren Fachschulen beabsichtigen, haben die sog. Mittelschulen dnrch;mnachcn, welche gleichsam das Bindeglied zwischen dem elementaren und dem höheren Unterrichte bilden. Die Mittelschulen Oesterreich-Ungarns zerfallen in drei Kategorien: Gymnasien, welche für die Universität vorbereiten, Realschulen, welche den Uebcrgang zu dm technischen Studien ucrmittcln, nnd Realgymnasien, welche beiden Aildnngsrichtungen Rechnung tragen. Eine Maturitäts-Prüfung hat die Ncifc für den Besuch einer Hochschule zu docu-mcntiren. An Alter, Zahl und Schülermcngc nehmen die Gymnasien, welche mit überwiegend philologischem Unterrichte eine mehr hnmanistischc Bildung geben, den ersten Rang ein. Ihre Begründung fällt znm Theil noch in das Mittelaltcr, ihre gegenwärtige Organisation bcrnht auf den 184!) nnd 1850 durchgeführten Reformen, die 1854 definitiv genehmigt wurden und seitdem nnr wenige Abänderungen erlitten haben. Sie sind theils Unter-Gymnasien mit 4, theils Ober-Gymnasien mit 8 Klassen. Ihre Zahl belief sich 1605 auf 280, 1872/3 auf 24<) Anstalten. Die Rcalschnlcn sind ncnercn Datums; sic wurden erst 1848 und 1851 in's Leben gerufen. Sieben Jahrgänge umfassend, gewähren sie eine mehr realistische Bildung. 1651 gab es erst 17 Realschulen, 1858 (ohne Lombardo-Veneticn) 40, 1805: 71, 1872/3: 107. Die Realgymnasien, 1663 begründet, lehren in 4 Jahrgängen die Unterrichts-gegenstände des Unter-Gymnasiums, vermehrt durch das Zeichnen, die Chemie und das Französische als Lchrgcgenständc der Unter-Realschule, und vermitteln so den Ucbcrgang sowohl zum Ober-Gymnasium als zur Ober-Realschule. Gegenüber den 7 Rcal-Gymnasicn des Jahres 1805 bestanden 1872/3 bereits 51. Den Stand dieser 3 Kategorien der Mittelschulen in beiden Staatsgebieten und ihre Schülerzahl 1872/3 weist die folgende tabellarische Uebersicht aus: Gymnasien, Real Gymnasien Realschulen Zahl Schüler Zahl Schüler Zahl Schüler Im RelclMathe vertretene Länder (1873) 94 22.669 50 6.182 67 21.167 Ungarische Lander . . . (1871 — 1872) 155 28.913 1 130 40 6.655 Monarchic...........249 51.582 51 6.312 107 27.842 Das deutsche Reich (ohne Elsaß-Lothringen) zählte 1872/3: 498 Gymnasien (Gymnasien, Progymnasicn und Lateinschulen) mit 107.812 Schülern, 401 Real-und Höhcrc Bürgerschulen und 15 Real-Gynmasicn mit zusammen 82.128 Schülern. Unterricht. , 5,09 Universitäten und technische Hochschulen. Die höchsten wissenschaftlichen Lehranstalten sind die Universitäten, die eigentlichen Hochschulen, wo, dem althergebrachten Begriffe der l,Iniv6i'»itn5 litLiarum entsprechend, die Wissenschaften vollständig und in systematischer Ordnung gelehrt und die höchsten Würden akademischer Grade in denselben ertheilt werden. Die Universitäten entstanden im 12. imd 13. Jahrhundert in Italien, Frankreich nnd England; die älteste deutsche Universität, Prag, besitzt Oesterreich. In der Monarchie bestehen gegenwärtig t) vom Staate erhaltene Universitäten, nnd zwar dem Alter nach gereiht.- Prag (gestiftet 1848), Krakan (1304), Wien (1305), Graz (1585), Budapest (1035), Innsbruck (1077), Lemberg (1784), Klanscnbnrg (1873) und Agmin (1874). Die Gründung einer 10. Universität, Czcrnowitz, ist eben im Werke. Die im Jahre 158! gestiftete Olmützer Universität wurde 1855 aufgehoben. Salchurg war von 1623 bis 1810 Universitätsstadt. Eine vollständige Universität umfaßt 4 Faculläten, die theologische (katholisch), die rechts- nnd staatswisscnschaftlichc, die mcdicimfchc und die philosophische. Diese Organisation tommt den Hochschulen in 'Vicn, Prag, Krakau, Bndapcst, Gra; nud Innsbruck zu. ^cmberg hat statt der medicinischcn Facultät ein medicinisch^hirurgisches Studium; der Klausen-burger Universität fehlt die theologische Facultät lind die philosophische ist in ciuc und eine mathcumtisch-natnrwisscnschaftlichc Facultät getheilt; in Agram ist die mcdiciuische Facultät uurlänfig noch nicht errichtet. An den Universitäten Oesterreich-Ungarns besteht beschränkte W)r- nnd ^crnfrcihcit. Die Zahl der Vehrcndcn nnd Swdircnden an den Universitäten belief sich im Winter-Semester 1873—74 auf folgende Summen.- Ehrende Studircude Wien (NudolftAlbrechts-Universität)........2577 Innsbruck «,Vcopold-Fran;cns- „ ........71 ,;4<) Prag ^Karl-Ferdinands- ., ........14!» 1.9^5 Lcmvcrg (Frankens- „ .........''3 909 Krakan ^aqellomschc ,. ........75 013 Budapest ........'-<<' 2.424 Klansenburg ........55 811 Summe . 885 Il.087 Die kroatische Fran;-Ioscphs-Uuiucrsität zu Agram ;ähltc im '.'iovember 1874 bereits 270 Stndircndc. Wie die Erkenntniß der Wichtigkeit realistischer Bildung überhaupt eine Errungenschaft der Neuzeit, so sind auch die der realistischen Richtung dienenden polytechnischen Institute erst neueren Datums. Die älteste Po!ytcchmk der Monarchie besitzt Prag (1800 gestiftet'!; dieser folgen dem Alter nach.- Gra;(1811), Wien (1815), Bnda-Pest (1844), Vemln-ra, (1^45) und Brunn (1850), zusammen 7. Jede technische Hochschule zerfällt in Fachschulen, und zwar jene ;n Wien, Prag und Budapest in 4 (für Straßcu- und Wasserbau, Hochbau, Maschinenbau und technische Chemie), jene zu Graz gleichfalls in 4 (statt' der Fachschule für Hochbau besteht eine land-und forstwirtschaftliche Fachschule), jene zu Brunn nnd Weinberg in 3 Fachschulen (für Straßen-- und Wasserbau, für technische Chemie, ferner in Brunn für Maschinenbau, in Lcmbcrg für Hochbau). An den Techniken zu Wien und Brunn besteht außerdem je eine allgemeine, in Weinberg eine commcrcicllc Abtheilung. Die technischen Hochschulen sind Staatsanstalten mit Ausnahme der beiden Polytechniken (der deutschen nnd 5cchischcn'> Prags, welche ans ^andcsmittcln erhalten werden. ^chrer^M und Frequenz im Winter-Semester 1873—74 ist aus folgenden Zahlen ersichtlich: 5^0 OnstM Cultur. Lehrende Sttldircnde Wien (k. t. technische Hochschule).........75 1.181 Graz (k. k. technische Hochschulen.........45 282 <« j deutsches polytcchnisches Laudcsinstitut.....38 513 ^^"'' > öcchischcs ., ., .....41 733 Brunn (k. k. technische Hochschule).........28 1<>3 Lemberg (f. k. technische Atadeiuie).........24 322 Budapest (k. ungar. ^osephs-Polylechnikmu).......^! 729 Summe . 304 3.923 Seiden nur des Vergleiches halber die Zahl der Lehrer und Stndircndcn au dcu österreichisch-ungarischen Universitäten und Techniken in den Jahren 1853 uud 1873 nebeneinander: Universitäten Technische Hochschulen Anslattcn ^hrendr ^nidircndt Anstaltcn Lchreudc Htudir^i^e 1353: 8 455 l,.415 7 155 5.325 1873: 9 885 11.687 7 3"4 8.923 so bemerken wir ciucn erfreulichen Aufschwung des Universitätswesclw hinsichtlich der Zahl lion hehrern und Studenten; die Techniken haben zwar au Lehrcrzahl zu-, an Zahl der Schüler jedoch abgmommcn. Dies müßte mit Hinblick auf das gesteigerte Interesse für realistische Äilduug höchst auffällig erscheinen, wenn nicht constatirt wäre, daß die Zahl jener, welche auswärtige Polytechniken besuchen, iuMschcu schr bedeutend zugenommen, während österreichische NnmerMtcu, namentlich Wien der mcdmnischen Faeultät wegen, stark von Ausländern^ Franzosen, Engländern, Amerikanern, Rumänen, frequentirt werden. In der österreichisch-ungarischen Monarchie entfällt 1 Universität auf 3,!»8<».38l Einwohner, I technische Hochschule auf 5,129.205 Einwohner. Im deutschen Reiche, welches 21 Universitäten (1873—74 mit 1075 Lehrenden und 17.737 Studi-rmden) und N> polytechnische Schulen ,^873 — 74 mit 435 Lehrern und 5734 Studircnden) besitzt, kommt I Universität anf 1,955.278, 1 Technik auf 4,100.084 Einwohner. Fach- uud Specialschulen. In die Kategorie der Fach' uud Specialschuleu gehören alle jene UutelMManstalten, welche für bestimmte Herufszwcige und zumeist mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Fähigkeit vorbereiten. Sie stehen zum geringeren Theile im Range der Hochschulen, zum größeren im Range der Mittelschulen. Mr zählen sie nach Fächern geordnet auf. 1. Lehranstalten für Theologie: Das höhere Weltpricster-Aildungsinstitut zum hl. Augustin iu Wien; 2 katholisch-theologische Facultäten (in Salzburg uud Olmütz); 71 bischöfliche Lehranstalten und Klostcrstudicn für katholische Theologie; 7 Lehranstalten für griechisch-orientalische Theologie (Ezcrnowitz, Zara, Arad, Karan-scbcs, Hcrmanustadt, Karlowitz lind Plac-ki); die evangelisch theologische Facultät iu Wien; 8 lutherische Lucecu lind theologische Lehranstalten (Preßburg, Ocdcuburg, Eperies, Hcrmcnmstadt, Mediasch, Schäßburg, Kronstadt nnd Mstritz); 5 reformirtc Eollcgicn (Budapest, S^ro^Patak, Debrcczin, Nagy-Enyed, Papa); das unitarische Collegium iu Klailseuburg; 2 israelitische Rabbinats-Institute (Wien, Budapest). 2. Lehranstalteu für Rechts- und Staatswisscnschaften: Die orientalische Akademie in Wien, welche für den diplomatischen Dienst im Orlente heranbildet; 7 RcchtsÄtadcmieu in den ungarischen Ländern (Prcßburg, Kaschau, Groß< wardein, Raab, Erlali, Füuftirchen, Heriuannstadt); <» evangelische Rechtscollegien (Sciros-Patak, Kecskemet, Debreezin, Epcrics, M^riuaros-Zzigcth, Papa). Unterricht. 511 3. Untcrrichtsanstalten für Lehrerbildung: 122 Lehrerbildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen (50 im österreichischen, !>3 iin ungarischen Staats gebiete); das städtische Pädagogium in Wien; ^andcs-Proscminarc in Wr. Neustadt nnd St. Polten. 4. Lehranstalten für Chirurgie, Hcbammenkunst itnd Thierheilkunde: 3 chirnrgischc Lehranstalten (Salzburg, Olmütz, Ändapcst); 1!1 Hebammen« Lehranstalten; 2 Thicrarznci-Institute (Wien nnd Budapest). 5. Lehranstalten für Nautik, Handel nnd Gewerbe: Die k. k. Haudcls-und nautische Akadcinic in Trieft; die Handcls-Akadcmic in Wien (ans einer Handels-Mittelschule und einer Handelshochschule bestehend); die Handelsakademien w Prag nnd Graz; das k. k. technische Institut iu Krakan; die Kunstgcwcrbeschnlc in Wien; die k. k. Bau- und Ntaschincn-Gcwcrbeschnlc in Wien; 5 Gewerbeschulen ^Graz, Prag, Brunn, Äiclitz, Czernowitz); dic höhere Wcbercischule in Brunn; 8 nantischc Schnlcu; zahlreiche Handelsschulen, gewerbliche Fortbitduugs-, Fach- nnd Zeichcnschulen. avallcric-Curö, der Artilleric-Central-Equitations-Curs, die Artillcrie-Schicßschulc, der Intendan;-Curs, sämmtlich in Wien; die Lcntral-Eguitations-Schnle für ungarische ^andwchr-Offieicrc in Budapest, d) Zur Heran-bildnng von Officicreu: Die technische Militär-Akademie in Wien (für Artillerie nnd Genie), die Militär-Akademie in Wiener-Neustadt (für Infanterie nnd ^auallcrie), die Marinc-Atadcmic in Fiume, die ^udouica-Akademic in Budapest (für die ilnga^ rische Landwehr), o) Zur Vorbereitung für die Akademien: Das Militär-Collcginm in St. Pöltcn, die militär-tcchnische Schule in Wcißkirchcn (in Mähren), die Militär-Unter-Realschule in Güns. <1) Die Truftpcnschulcn für die Mannschaft, o) Die 10 Hufbefchlagsfchnlen. 10. Lehranstalten für Mädchen: Der weibliche Unterricht erfreut sich in der Monarchie noch nicht der entsprechenden Pflege. Ist auch für die (Äementar-bildnng der Mädchen durch die öffentlichen Nolks- und Bürgerschulen nnd zahlreiche Prwatschuleu hinreichend gesorgt, so bestehen für den höheren nnd Fachunterricht nur sehr wenige Lehranstalten. Als die ältesten hierher gehörigen find das k. k. Civil-Mädchcnpensionat und das t. t. Institnt für Officierstöchter in Wien zn nemicu. Handelsschulen und Gewerbeschulen für Mädchen bestehen einige, die ältesten 512 Geistige Cultur. in Wien. Graz besitzt cinc Mädchen-Lyceum, das einzige der Monarchie; die Gründung einer solchen lange ftrojcctirtcn Anstalt in Wien ist noch nicht zu Stande gekommen. >^n Nußland gibt es 151 Höhcrc Mädchenschulen «^worunter >N> Gymnasien und 79 Progymnasien) mit 15.000 Schülerinnen. Gegenwärtig deickt man daselbst bereits an Gründung einer eigenen Hochschule für das weibliche Geschlecht. II. Vchr- und Erziehungsanstalten für Unvollsinnige. Für Unterricht nnd Er;ichuug der Tanbstnmmcn bestehen in den österreichischen Bändern derzeit 15>Taubstnnimcninstitnte, fnrBlindm-Untcrricht nnd Blindcn-Bcschäftiguug 8Blindcu-institute. Mit dem Unterrichte non Idioten (Schwachsinnigen) geben sich bisher nur Privatanstalten ab. Nesnltatc dcr Volksbildung. Nicht die Zahl der Schulen uud Lehrer, nicht die Frequenz dcr Unten ichtsanstal ten tonnen allein schon einen richtigen Maßstab für die Beurtheilung der Eulturstufc eines Volkes oder Staates abgeben; wichtiger hicfiir ist die Ermittelung, in welchem Grade das ^olk dnrch die ihm gebotenen Bil-dungsmittcl gefördert wird und wie lange die Früchte dieses Gebrauches anhalten. Nicht aus dem Umstände, daß heutzutage Oesterreich-Ungarn seinen Bedarf an Mittel- lmd Hochschullehrern zum größten Theile aus der Mitte feiner cigcucn Staatsbürger zu decken im Staude ist, nicht aus dem Umstände, daß Ocstcrreicher an deutsche Hochschulen berufen wurden, dcncu sie uun ebenso sehr zur Zierde gcrcichcu, wie ihrem Vatcrlande, kann man auf den allgemeinen Enllu^nstand in der Monarchie schließen; weil ja dies nicht den Bildungsgrad der großen Boltsmcngc charattcrisirt. Zu dem angegebenen Zwecke hat man andere Mittel ausfindig zu machen. Als Maßstab für den Erfolg des elementaren Unterrichtes kanu man die Kenntniß des ^cscn und Schreibens am besten verwenden. Während man ;. B. in England und Italien bei den Unterzeichnungen der Ehccoutractc die Schrcibfähigen nou denjenigen unterschied, welche ihren Namen nicht unterzeichnen tonnten, fand mau ein verläßlicheres Material in den Aufzeichnungen über den Bildungsgrad dcr zum Militär Eiugestclltcu, wobei freilich vom weiblichen Geschlecht gan; abgesehen wird. Bon den I8"/„ mangelhafte oder gar keine Elementarbildung, wogegen die Zahl der Recrutcn ohne Schulbildung in Großbritannien ^I«(i5) <>!"/<,, in Frankreich (l8s»l>) 24"/,., in Bayern (I8<;5) 7°/<>, in Preußen (1804—65) 5'5"/„, in Sachsen etwas über 1"/„ bctrng. Doch sind in den einzelnen Kronländcrn dcr Monarchic die Bilduugsvcrhältnisse sehr verschieden. Es waren schreibkundige Rccruteu 18li5 in Nicdcrostcrreich .... 8'> Percent ^ Obcröstcrrcich..... 88 „ Salzburg...... 57 „ Stcicrmark...... 4N „ ' ! ltärnten...... 20 Main....... 2 „ Küstenland...... 2 „ Tirol....... ^'. Bolimcn...... <;4 ,, ^ Vtährcn...... 44 Percent Schlesien...... 59 „ Galizicn......4 „ Bukowina.....A „ Dalmaticn..... 0-8 „ Ungarn...... 28 „ Kroatien und Slavonien. !1 „ Siebenbürgen .... 7 „ Aus diesen Pcrccntfätzcn gcht zugleich, wie schon anderwärts bemcrkt, hervor, wie hoch die deutsche Nation auch in Oesterreich mit ihrer Schulbildung alle übrigen überragt. Einen weiteren Behelf für Beurtheilung des Bildungsgrades der Bevölkerung vcsitzt man in der Ermittelung dcr des Lesens und Schreibens Unknndigcu unter den wegen Verbrechen oder Vergehen Verurthciltcn. Unierricht. 513 Des Lesens und Schreibens unkundig waren von je 1000 im Jahre 1.^65 wegen Verbrechen Vergehen Verurtheilten Nicderöstcrreich . . 141 3tt Obcröstcrreich . . 207 73 Sahburg .... 265 — Stcicrmark ... 471 228 Kärntcn .... 554 181 Kram.....773 750 Küstenland . . . 687 300 Tirol.....95 116 Böhmen .... 29! 73 Verbrechen Vergehen Verurtheilten Mähren .... 264 81 Schlesien .... 528 130 Gallien .... 919 672 Bukowina .... 951 1000 Dalmaticn . . . 952 600 Ungarn .... 643 588 Kroatien-Slavonien . 855 724 Siebenbürgen ... 778 802 In dcrMonarchic . 525 256 Neuere Daten weisen aus, daß unter den im Jahre 1873 eingelieferten Sträflingen der österreichischen Strafanstalten sich befanden Männer Neider solche, die früher gar keinen Unterricht genossen ..... 34'57"/ die Unterricht im Lesen erhalten.........4'82"/„ 10'88"/„ „ „ „ „ und Schreiben erhalten .... 56'65"/<, 32'12"/„ „ einen weitergehenden Unterricht genossen......A'95"/<, 4-43"/^, Unter den 3775 Sträflingen der 7 ungarischen Landes-Strafanstalten im Jahre 1872 waren ohnc allen Unterricht...... 19514 (52'82"/„) des Lesens kundig ...... 604 (16'00"/<,) uud Schreibens kundig . . 1099 (29'12"/<,) mit höherem Unterricht..... 78 (2-06"/,.) 3. Wissenschaftliche und Aunstinstitute. (Otlehnm Gesellschaften, nnssenschaftliche Institlttr und Vereine, Saminlmissrn für Wisscnschüftön und bullst. Theater nnd Musikuercine). Außer dcn Untcrrichtsaustllltcu gibt es noch ocrschiedcnc andere Mittel zur Hebung der geistigen Bildung. (5s siud das theils Gelehrten Gesellschaften, wifsen-schaftliche Institute und Vereine, N'clchc auf dcr in dcn Schulen gelegten Basis in frttwisscnschaftlichcr Thätigkeit wcitcr arbeiten, theils verschiedene Sammlungen für Wifscnschaft nnd Kunst, welche als unentbehrliche Hilfmittel für dcn Unterricht und die wissenschaftliche Forschung gcltcu, theils endlich die Theater, welche nicht bloß als Unterhaltnngs- sondern auch als Bildungsanstaltcn anznsehcn sind, und Vereine zur Pflege nnd Ausbildung dcr Tonkunst. Gelehrten-Gesellschaften, wissenschaftliche Institute und Vereine. Unter den Gelehrten-Gesellschaften nehmen dic Akademien dcn höchsten Nana. ein; es bestehen deren in dcr Monarchie zwei: die kaiscrl. Akademie" dcr Wissenschaftcu in Wien (l«<»0 Kupferstichen nnd 17.000 zum Theil höchst werthrollen Handschriften); ihr zunächst steht die Wiener llüwcr-sitätsbibliothck (mit 212.000 Bänden). Die bedeutendsten Bibliotheken der Monarchie sind folgende.- 1. In Wicn: , Äand,'?>cchl: Die Hofbibliothot.......410.000 Die Universitätsbibliothek .... 212,000^ Bei den Schotten.......57.000 Bibliothek dek Fürsten Liechtenstein . 50.000 ^ B'i den Ntechitciristen ,.,... 42.000 ! An dem Polytcchnikun,.....^,5.000 ' 2. Ini übrigen Niedcröslerreich: ' Die Bibliothek des Stifts Klostnneuburg 5>2,000 3. In Böhmen: Die UiuucrsitälMl'liothel in Prag . 142.000 Bibliothek dco Ltiftcö Hirachow (Prag) '.^>.000 „ deL Knrston Kiiloky (Prag) 5«>.0l>0 „ d. Fürsten ^'ol'towiy (Nandnitz) 5.0.000 4. In Stciernicir!^ Die Universitä^dibliolhes in Gra', . . 71.000 Biliüothct dc^ Io.unirunio „ . . l;7.<>00 „ deö Stiftcg ÄdmoNl . , , 7i000 5>. In Ober öfter reich: Bibliothek des Stifte St. Florian . 54,000 ,. „ „ ,^rc,nciuii!Nstcr . ö0,000 ^ 0. In Salzburg: , Bibliothek des Stiftes St, Pcter in Salzlmrq.........00.000 OcffelUl. StüdieiibiMothel in Salzburl-, 50.000 7. In Tirol: Die Unwcrsitätöbibtmthek in Innsbruck 01.000 8. In Mähren: Dir offenkl. Studiendibliothet in O>>nütz 5'>.<»»0 9. In Gali^ien: Dir UuiucrsMMbliothek in Ärakau . ^l0.l'l»0 Bibliothek deö Ossolicn^lischrn Instituts in Lembcrq........ 02.000 Unioersitätöbibliothek in Lcmbcrg . . 55.000 10. In Ungarn: Die Bibliothek des Nmionalmnsomns in Budapest........ 1^<».0«!0 Uniucrsttälsbibliothet in Bndapest . . 10!>.<>00 Bibliothek der Abtei St. Martiusberg ft<).0«>0 Bibliothek des Erzh. Joseph in Alcsukh ! (Stnhlwcißeuburgcr Comitctt) . . 22.000 2. 'Naturwissenschaftliche Sammlunzien. In diese Kategorie gehören die anatomischen, zoologischen, botanischen, mineralogischen Sammlnugcn nnd Calünetc, wclchc lncist an den Hoch^ und Mittelschulen sich befinden. Die bedcut,'ndsteu derselben sind: die anatomischen Eammlungcu der Wiener Nnwersität, das anatomisch-pathologische Museum der IoscpheiMadcmic, das HoftNatmalicncabinct (zoologische Sanlinlnug), daö botanische Hofeabinet, da,mit 2 Theatern) das landschaftliche Theater; Prag besitzt auch ein rechischcs Theater, Krakau und Weinberg polnische Theater, Trieft (mit 4 Thcattru! italicmschc Bühncu, unter welchen das ^clttvs) ^i-lnx^' am bedeutendsten. In Budapest «Mt 4 Theatern) besteht ein grobes ungarisches ')l'ationalthcatcr. Vereine für Musik zählte man im Jahre 1872 in den österreichischen Bändern 165>, Gesangvereine 749. Einzelne Vereine befassen sich bloß mit dcr Pflege von Instrummtal-Musik oder dcr Kirchenmusik, andcrc umfassen alle Zwcigc dcr Tonwnst; für dic Uebung dcr Vocalmusik bestehen die Gesangvereine und Liedertafeln. Die meisten dieser Vcreinc trctcn mit großcn Productioncn, Concerten, Sänger-festen u. dgl. vor dic Ocffentlichkcit uud entfalten dahcr in doppelter Weise eine bcdcutsamc Thätigkeit, indcm sic ciucrfcits auf ihre A)?itglicdcr, audcrscits auf das znhörcudc Publicmn crhcbcnd und versittlichcnd einwirken. Besonderen RufcS erfreuen sich dic Gesellschaft dcr Musikfreunde, dcr Vcrcin für Kirchenmusik, dcr Mä'nncr-gcsangvcrcin in Wicn, dcr Verein dcr Kunstfreunde für Kirchenmusik uud dcr Cäcilien-rcrcin in Praa. 4. Literatur uut> deren Hilfsmittel. (Österreichs Stellung in der Literatur, HÜfsmitM der Literatur. Bücher u»d Zeitschrift, il,) Oesterreichs Etelluug in der Literatur. Die iu nationaler Beziehung alls so me'cn Elementen zusammengesetzte Monarchie zeigt auch auf dem Gebiete litcranscher Thätigkeit die gleiche bunte Mannigfaltigkeit wie in allcu anderen Verhältnissen und Erscheinungen des Volkslebens. Nicht bloß, daß die Zahl der Einzclliteratureu eine bedeutende, auch ihr Werth ist — der Enlturstufc der einzelnen Nationalitäten entsprechend — ein sehr verschiedener. Obcnau stchcn die Deutschen; die vormals mit ihuen wetteifernden Italiener kommen nach dem Ausscheiden Lombardo-V'cneticus aus dem Neichs-verbandc weniger in Betracht. Dcu Deutschen folgen dir l'cchen, Magyaren und Polen, wahrend die anderen Volksstämmc eine fast nur sehr bescheidene oder auch gar keine literarischc Thätigkeit entwickeln. In wissenschaftlicher Hinsicht gelten Wien, Prag und Graz als Hauptsitze der deutschen, Budapest als Hauptsitz der magyarischen, Prag als jener der öcchischcn uud Kratau als Hauptsitz der poluischcn Gelehrsamkeit. Von den Wissenschaften erfreuen sich bcsouders Medicin und Naturwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Geographie, Geschichte und Germanistik eifriger Pflege. Die Begründer der neuen Mediciu, Nokitansky, Skoda, Oppolzer, Hyrtl, sind Ocstcr-rcichcr, und auch viele Nanien auf dem Gebiete anderer Wissenschaften genießen europäischen Ruf. Die poetische Literatur, vor mehreren Decenmcn vollständig brach liegend, hat sich in neuerer Z'.'it alls einen ehrenvollen Standpunkt geschwungen. Sie, die mit der Gesammtbevölkernng in innigcrem Zusammenhange als die wissenschaftliche Literatur und ein treuerer Ausdruck des allgemeinen Culturzustandcö als diese, scheint demzufolge auch hier einer etwas eingehenderen Darstellung zu bedürfen. Es mag somit eine gedrängte Uebersicht der dcutscheu, magyarischen, öcchischcn und poluischcn Literatur in Oesterreich Platz finden. Die Deutschen in Oesterreich, das gebildetste Volk der Monarchie, haben im Verlaufe der geschichtlichen Epoch m an der literarischcn Thätigkeit der gcsammten deutschen Nation einen schr verschiedenen Antheil genommen. In den Zeiten, da Süddcutschlaud an geistigem Leben dem Norden weit überlegen war, stand Deutsch-Oesterreich dem Schwabculaudc und Franken auf dem Felde der Dichtung ebenbürtig zur Seite. Das Nibelungenlied und die Gudrun gewannen an der Donau die Form, in der sie uns noch überliefert sind, und an dein Musenhofc der Babenbcrgcr zu Wien sangen die beiden größten Lyriker der mittelalterlichen Poesie, Walthcr uon der Vogelweioc^) und Nciohart von Nclvuthal, der vielen anderen geringeren Ranges zu geschwcigen. Und selbst, da der höfische Sang bereits verfiel, fand er noch in heute österreichischem Laudc durch Oswald von Wolkcnstein und Hugo von Montfort ') Bekanntlich wurde au den, Hcimatshause Walters, den, Iuner-Vogelweiderhofe im Laymerriede bei Botzen, eine Gedenktafel angebracht uud am 3. October I«74 enthüllt, 518 Orisn^ Cultur. seine späten Vertreter. Auch der an die Stelle dcö Viinnesangs tretende Meistergesang wurde in dcn österreichischen banden gepflegt. An der Schwelle der Neuzeit noch fand die veraltete höfische Poesie in einem gekrönten Haupte, dem habsburgischcn Kaiser Maximilian I., einen Gönner, uno wenn er sie auch nicht wieder ;n beleben vermochte, so hat er durch die von ihm veranlaßten Gedichtsammlungen die Nachwelt zu großem Dante verpflichtet. Max sollte in anderer Hinsicht noch für die deutsche Mcratur Bedeutung gewinnen, durch die Einsührnng einer allgemeinen über den Mundarten stehenden Amtssprache, die durch Vuthcr zur allgemeinen Schriftsprache ward. Damit aber endet für lange Zeit die Bedeutung Deutsch-Oesterreichs für die Literatur. Bewirkte die Reformation einen Stillstand dichterischer Bestrebungen sür Dcntschlnnd überhaupt, so ist in Oesterreich oic Poesie viel später als im außcröstcr-rcichischcn Deutschland und nie wieder zu solcher ^ebcnsfrische erwacht wie damals, da Walthers bieder am'Fuße des Kahlenbcrges erklangen. Als in den Wirren des dreißigjährigen Krieges die dentschc Muse wieder ihr Haupt erhob, geschah dies freilich iu dem damals noch österreichischen Schlesien durch die beiden sogenannten schlcsischen Schulen, aber abgesehen von dem geringen poetischen Gehalt ihrer gelehrten Vertreter übten diese auf das übrige Deutsch-Oesterreich keinen belebenden Einflnß,, wogegen im Reiche dranßcn die matten Anfänge immer mehr erstarkten. Und selbst mächtige Dichtergcnicn, glänzende Vorbilder vermochten nicht in Oesterreich eine rechte pottischc Ader zu wecken. Die Heroen des 18. ^nhrlmnderts, Klopstock, Wieland, Messing, Goethe, Schiller riefen zwar eine Nachahmung in unserem Vaterlande wach; aber die Nachahmer waren mir die „Barden" Denis und Mastalier, die Epiker Alxingcr und Blmnaner, die Dramatiker Ayrcnhoff nnd Eollin, nntcr denen bloß der letztgenannte etwas bcdcntcnder ist. Die gleichseitige Forderung der Presse und litcrarischen Thätigkeit überhaupt von Seiten Kaiser Josephs II., der Oesterreich anch auf diesem Gebiete von lastenden Fesseln bcfrcke, rief keine großen Talente wach. Um so erfreulicher und bewnndcrnswerthcr mnß es daher erscheinen, wenn in den ersten Dceennim nnfcrcs Iahrhnndcrts trotz behördlicher Einschränkung nud Bevormundung eine ansehnliche Schaar von Dichtern auftrat, deren Namen zum Theil den bedcntcndstcn des jüngeren Deutschlands überhanpt zuznzählen sind. Laoislans Pyrtrr, '>cieolaus ^cnau, Anastasins Grün, Karl Egon Ebcrt, Franz Grillparzcr, Friedrich Halm, Eduard Bauernfcld stehen in erster ^inie, ihnen gesellen sich I. ^. Dcinhardstcin, Ferdinand Raimund, Ioh. Gabriel Scidl, Ioh. Ncp. Bogl, Freiherr v. Zcolitz, Alfred Vtcißner, Karl Beck, Moritz Hartmann, Robert Hann'rling als über Oesterreichs Grenzen hinaus bekannte Dichter zu. Gegenwärtig freilich ist wie in Dcntschland so anch in Deutsch-Oesterreich auf dem Gebiete poetischen Schaffens ein Stillstand eingetreten. Die ältesten Denkmäler der ungarischen Literatur reichen zwar bis in's 15. Iahrhnndert hinauf, verrathen aber anßcr der bis in die ncncstc Zeit mißachteten Polkspocsie nicht die geringste Originalität; es war vielmehr die magyarische Dichtung daS 1»!., 17. nnd !8. Jahrhundert hindurch ^in bloßes Echo der damals in Europa modernen Knnstrichtnngen. Die Sprache selbst erfreute sich tcincr Pflege; ein barbarisirtes Vatein war Staats- nnd Gerichtssprache, der Adel sprach im Umgänge französisch, die Gelehrten schrieben lateinisch oder deutsch. Erst mit der nationalen Reaction, welche Josephs II. Gcrmanisirnngsvcrsnche in Ungarn crfnhrcn, begann das Aufblühen dcr magyarischen Sprache nnd Vitcratur. Weniger der an der Schwelle des l!>. Iahrhnndens stchcnde Alexander Kisfalnoy ,,1777 — 1844), der in Petrarcas Weise dichtete, mehr sein jüngerer Binder Karl und deren Zeitgenossen Bcrzsenyi, Kölcscy, Ezuczor, Esokonai und Vörösmarty gelten als die Begründer einer nationalen ungarischen Vyrik. Der originellste und uolkstlmmlichstc aller bisjetzt aufgestandenen Dichter der Magyaren ist jedoch der Vyrikcr Alerandcr Pctöfi (1823—1849). Auf dem Gebiete des Epos habcn sich Arany, Szaß und Tompa, Literatur und dcreu Hllfsmiml. 519 als Romanschriftsteller N. I6sika, I. v. Eütuös (1813—71), als Novellist Moriz .llitm hervorgethan. . . ^ ., «, ,. Wie bei fast allen Poltern scheidet sich auch w den (Rechen die Bolkspoene scharf von der Kunstpoesie. Erstcrc, theils lyrisch, theils cpisch-schilderud, zcchuet sich durch herzgewinnende Innigkeit, durch wahrhaft homerische EmfachlM und Anschan-lichkeit ans Als ihre ältesten Denkinälcr gclteu das uur ini Bruchstiick erhaltene Gericht Libussas", aus de»n 9. oder 11. Jahrhundert, nnd die ..Kömgnihofer Handschrift" aus dem l?>. Jahrhundert; doch wurde beider Echtheit angczwelfelt. Die der Volksdichtung gegenüberstehende Kunstpoesie der lachen ist nur erst nn Entstehen begriffen. Eine Reihe national gesinnter Gelehrter, me DobrowsÜ, Jungmann, >anka, .^afank, Palacky, bereiteten iu dcu ersten Deeenmcn umcrcs Jahrhunderts ° in Böhmen eine nenc Epoche einheimischer Literatur vorder als die bedeutendsten Dichter Joh. Kollar i 179^^1 "52) und F. L. Olakowsti ^799^1852) angchörcu. Des ersteren patriotisch-allegorische Dichtung „klavyl^ki'a d h die Tochter der Slava, und des lederen lyrisch-epische DichtuuWi .Fcho russis^ Voltslieder" und „Nachhall i-cchischer Lieder" sind die besten ErMgnissc ncn«echischcr Poesie Als Epiker Vyriker oder Dramatiker sind Schneider, Marck, Turtusü, yauka, Stulc' .^t6panck, Machaöek, Hnicwkowski, Woccl, Bo^d<'ch u. a. crwähncnöwerth. Die Betrachtung der viel bedeutenderen Viteratur Polens, obwohl dieses sett 1772 politisch getheilt, läßt sich mnsowcniger auf daS österreichische Gebiet beschränken, als die Bewohner dieses Theiles eine viel geringere littrarischc TIM gleit entwickelten als die rnssischen Polen. Die Volkspoesie der Polen ist wesentlich lyrisch nut vorwiegend melancholischem Eharakter. Eine tunstmäßigc Dichtung besaßen die Polen, welche den Hcitramn von 150«! bis 1622 als die goldene Periode ihrer klaMhen Literatur bezeichnen, schon frühe, aber sie war zum großcu Theile lateinisch. Der alämcndstc Repräsentant dieser genannten Periode ist der Lyriker und Satiriker .'mn Kochanowski (1530—1584). Die Invasion der Jesuiten (15ti<;), welche das Latem wieder M herrschenden Büchersprachc machten, lahmte die Fortbildnng der polmschcn ^'itcratur bis im 1 ^ Jahrhundert der Piaristenorden eine nationale faction gegen den Icsuitisuins unternahm. Doch war die wieder auflebende Literatur emc der französischen Klassik nachgeahmte, bis der Untergang Polens dieser tuunlich genährten Poesie ein Ende machte, dafür aber die Wiedergeburt echt polnischer Dichtung vorbereitete. Der Reformator der polnischen Poesie ist der Epiker Adam Mtckmmcz (17s,8^.185>5^ dcr größte Dichter der Slaven überhaupt, dessen patnottsch-w:imn< tischen Poesien die modern-freien Dichtnngcu des Lyrikers und Dramatikers Slowonki (180!)—1649) ebenbürtig gegenüber stehen. Zn der litthauischcn Schule Weser Dichter gesellte sich, uou dem gleicheu national-romantischen Streben beseelt, die ukrainische Schnle, welche in ihren Schöpfungen vorzüglich die Natur und Geschichte des poetischen Kosakenlandcs zn ihrem Vonvurs nahm und in Zalesti, Malczeskl und Gosezynski ihre Hauptvertreter fand. Außerhalb dieser bcidcu H?chnlcn stehend sind noch GarczyM'i durch seiu philosophisches Epos „Waclaws Thatcu" und Graf Krasinski als Verfasser der „höllischen oder ungöttlichen Komödie" von hervorragender Bedeutung. Hilfsmittel der Literatur. Als Mittel, welche dazu dienen, die Erzeugnisse der Literatur zu vervielfältigen und in den verkehr zn bringen, gelten die Buch-druckcreicn und Buchhandluugen, die hier in Kürze Besprechung fmden sollcn. Unter der Bczeichuung Bnchdrnck fassen wir den Typeuoruck, Stem-, Zmk-und Kupferdruck und die Xylographie oder den Holzschnitt zusammen. Buchdruäcrenn bestanden 18t!5 in der Monarchie 287, Stciudruckereieu oder lithographyche Anstalten 180 mit zusammen 12>!0 Hand- und 2«l! Maschincuprcssen. Sie Urtheilen sich sehr nngleich, da auf die Westhälftc fnft doppelt soviel als aus die Osthalste 520 Gristigr Cultur. entfallen; dies Verhältniß wird aber für die Wcsthälftc noch günstiger, wenn mau dic Zahl der Pressen zur Basis des Vergleiches machen würde. Die Zahl der Kupfer- und Ziukdruckercien ist viel geringer und ähnlich vertheilt. Wien allein zählte 1870: 73 Buchdruckcrcien, 143 Steindruckercicu und 69 selbständige Xylographen. Die bedeutendste typographische Anstalt daselbst und in der Monarchie ist die k. k. Staatsdruckerci, welche in allen Sprachen, die Schristzeichen haben, Werke zu drucken im Stande ist. Eines ausgezeichneten Rufes erfreuen sich die kartographischen Arbeiten des k. k. militär-geographischen Instituts m Wien. Auch- uud Kunsthandlungeu und ^cihbibliothen bestanden 1874 in der ganzen Monarchie 925 in 284 Städten (darunter 775 eigentliche Buchhandlungen), wovon 696 auf das österreichische, 229 auf das ungarische Staatsgebiet entfielen. Hauptnlittclftunkt des österreichischen Buchhandels ist Wien, welches im Jahre 1870 15!) Buch- und Kunsthandlungeu zählte, wichtige Verkchrsstätten außerdem Prag und Budapest. Bücher und Zeitschriften. Die litcrarischcn Gcistcsproduetc werden durch die Typographie in Büchern und Zeitschriften vervielfältigt. Beide geben gleichfalls einen wichtigen Maßstab für die Beurtheilung der geistigen Cultur ab. An Werken aus den verschiedensten Gebieten der Literatur producirtc die Monarchie im Jahre 1870: 2054, und zwar die meisten in der deutschen Sprache (1273), dann in der slavischen Sprache (965) und in der magyarischen Sprache (407), die wenigsten (11) in der italienischen Sprache. Nur in der Theologie (und an Erbauuugsschriften) und in der schönen Literatur übertrifft die Zahl der slavischen (dort 119, hier 184), die der deutschen Werke (dort 76, hier 100). Von hervorragender Acdeutnng für den Gcdantenvcrkehr der Bevölkerung ist das Zcitungßwcscn, dessen Aufschwung in Oesterreich gegenwärtig noch durch den vom Staate cingchobenen Zeituugsstempcl gehemmt wird. Dcunoch erreichte die Zahl der Zeitschriften, deren 1846 erst 155, 1854 dagegen 375 erschienen, in der Monarchie 1870 die beträchtliche Höhe von 763, worunter 185 politische und 578 nicht-politische. Auch auf diesem Gebiete gehen die Deutschcu (100 politische und 336 nicht-politische Zeitschriften), den Slaven (33 politische und 121 nicht-politische) und Magyaren (32 politische, 91 nicht-politische) weit voran. Interessant ist die Verthciluug der Zeitschriften nach den verschiedenen Fächern; doch stehen uns in dieser Hinsicht nur Angaben über die österreichische Rcichshälfte zur Verfüguug. Die Gcsammtzahl der im Jahre 1873 in diesem Gebiete erschienenen periodischen Druckschriften belief sich auf 866, darunter wareu 267 politische, 92 volt'swirth-schaftlichc, 60 land- und forstwirtschaftliche, 44 gewerblich-technische, 35 medicinisch-naturwissenschaftliche, 15 rechts- und staatswissenschaftlichc, 54 pädagogische (darunter 11 stenographische), 24 theologische, 9 militärische, 22 historisch-litcrarische, 41 rein belletristische, 33 humoristische, 27 für Theater, Musik und Kunst (auch Modczeitungen), 10 Iugendfchriften, 8 für Jagd-, Sport-, Turn- und Feuerwchrwesen, 69 nicht-politische Local-Notizcnblätter und 43 commcrciellc und sonstige Anzeigeblättcr. Von diesen Journalen erschienen 590 in deutscher, 184 in slavischer (und zwar 105 in öcchischer, 49 in Polnischer, 18 in slovenifcher, 9 in ruthenischer und 3 in illyrischer), 61 in italienischer, 5 in französischer, 2 in englischer, 2 in griechischer, 1 in ungarischer Sprache, endlich 9 theils in hebräischer Sprache, theils in hebräischen vettern; außerdem erschienen noch 12 zwei- und mehrsprachige Blätter. Die grüßte Zahl der Druckschriften erscheint in Wien (355); dann folgen Prag mit 100, Trieft mit 48, Lemberg mit 34, Brunn mit 33, Graz mit 23, Krakau mit 14 Journalen. In der Bukowina erscheint nur ein einziges Blatt (Negierungs-Organ). 5. Koralstatistik. (Humanitäre Anstaltrn. Verbrechen). Die Moralstatistik ist die statistische Untersuchung derjenigen Erscheinungen in der menschlichen Gesellschaft, welche beim Einzelnen aus auf freier sittlicher Willens-cntschließung beruhender That hervorgehen. Alle Handlungen, welche der Ausdruck freier sittlicher Willcnöentschlicßung sind, lassen sich zunächst in positiv und negativ sittliche unterscheiden, d. h. in solche, welche das sittliche Leben fördern und in solche, welche einen Mangel an Sittlichkeit anzeigen. Da sich das Gute nicht so leicht aufzeichnen läßt, als das Schlechte, sind die meisten Gegenstände der Moralstatistik Handlungen wider das Sittmgesctz, welche über den im Menschen wohnenden Hang zum Bösen Aufschluß geben.') Die größte Menge der sittlich guten Handlungen entzieht sich zwar der statistischen Beobachtung, und die zur Erscheimmg kommenden büßen noch dadurch an Werth ein, daß man selten im Stande ist, auch ihre Motive zu erforschcu. Dennoch sollen sie hier Berücksichtigung finden, insofcrne nämlich die zahlreichen humanitären Anstalten, welche entweder von Einzelnen, oder durch Vereinigung Mehrerer oder endlich vom Staate selbst in's Leben gerufen sind, einen, wenn auch geringen, Anhalt bieten, den moralischen Zustand eines Volkes von seiner guten Seite kennen zu lernen. Wir werden demgemäß hier zu sprechen haben- 1. von den humanitären Anstalten, 2. von den Verbrechen. Humanitäre Anstalten. Die schöne, freilich aber auch von eigenem Interesse dictirtc Pflicht der Gesellschaft, ihre physisch und moralisch kranken Glieder zu heilcu, ihre schwachen und unmüudigcn Glieder zu schützen und zu unterstützen, wird erst seit neuerer Zeit in ausgiebigerem Maße geübt. Kauntcn auch bereits Alterthum und Mittclallcr wohlthätige Einrichtungen und Anstalten, so ist doch die Ausdehnung humanitärer Fürsorge auf die meisten Kategorien der der Unterstützung bedürftigen Mitmenschen erst eine Errungenschaft der Neuzeit. Und wie vieles ist noch auf diesem Gebiete zu leisten. In linscrem Vaterlande zeigt sich auch hierin zwischen den beiden Staatsgebieten ein auffälliger Unterschied. Gegenstände der hmlianitäreu Fürsorge sind die Pflege der Kranken, die Bewahrung der Kinder, die Erziehung der Waisen, die Versorgung der Krüppel und Gebrechlichen; aber auch die Rechtspflege zur Heilung der moralisch Kranken (der Verbrecher) gehört hichcr. Die oberste Leitung der Gesundheitspflege führt in den beiden Reichsgebieten je ein Ober-Sanitätsrath (in Wien und Budapest); dem österreichischen sind die Vandes-Sanitätsräthe untergeordnet. ') Vgl. Haushofer a. a. O. 522 Moralstütisül. Zur Sanitätspflegc dienen hauptsächlich die Kranken- und Irrenhäuser. Man zählte in den österreichischen Bändern (1872): 463 Krankenhänscr mit 20«;.72') Kranken, 21 Irrenhäuser „ li.448 Kranken. In Ungarn und Siebenbürgen (1872): 44 Krankenhänscr') mit 07.128 Kranken, 3 Irrenhäuser „ 1.133 Kranken. Darnach entfiel im österreichischen Staatsgebiete schun auf 98-0 Einwohner, in: ungarischen Staatsgebiete erst ans 231 Einwohner 1 in den Krankenhäusern verpflegter Kraukcr. Zur Verpflegung der Erwerbsunfähigen (Greise, Krüppel u. dgl.) bestehen Versorg ungshäuser, nud zwar gibt es deren in den österreichische« Bändern (1872) 1014 mit 2ll.214 verpflegten Individuen, in den ungarischen rändern nur 2!) mit 425 Individuell. Zur Unterstützung der Armen bestehen in den österreichischen Bändern (1872) 7047 Armen-Institute mit 149.15 Bliuden-Institute; Taubstummen-Institute zählen die österreichischen Väudcr 15. Für das Physische und geistige Wohl armer Waisen sorgen in den österreichischen Vändern etwa 2(> Waisenhäuser. Theils als Vorbcrcitungsschulcu für den Elementarunterricht, theils als Psicgcstätten kleiner Kinder find die erst in neuerer Zeit entstandenen Kinderbewahranstalten, Kindergärten und Krippen (Säuglings-bewahranstalteu) zu erwähnen, deren 1872 in den österreichischen Vändern 267 (ohne die Kindergärten) bcstandcu. Eine große Unterstützung genießen viele der hier genannten Hmnamtätsanstaltcn durch die zahlreichen Wohlthätigkeits-Verewe, deren das österreichische Staatsgebiet 1872 611 zählte. Hinsichtlich des Hnmanitätswescns zeichnet sich unter den Städten der Monarchie das durch seinen Wohlthätigkcitssinn berühmte Wien aus. Hier betrug (sammt den Vororten) 1870 die Zahl der Almosen-Empfänger 9185, welche Angabc jedoch an der untere», Grenze der Wirklichkeit steht. Die Wiener WolMätigkeits-Stiftungen belaufen sich auf die Summe vou 3 Millionen Gulden. Verbrechen. Die meufchlichc Rechtsordnung schützt, soweit es ihr möglich, die sittliche Idee. Dieser Schutz findet seinen Ausdruck in der Strafgesetzgcbung; dio in ihr Bereich fallenden Handlungen, die Verbrechen im weiteren Sinne des Wortes, sind der Hauptgegcnstano der Moralstatistik, denn sie führen vor allen anderen Thatsachen zur Erkenntniß des sittlichen Zustaudcs eines Volkes. Noch ist die Moralstatistik nicht alt genug, um die bishcrigeu Resultate ihrer Unim'uchungen als endgiltigc zu betrachten. Nähere Betrachtung erfordcru noch sowohl die uächsteu Ursachcu der Verbrechen, als auch die äußeren Einflüsse; desgleichen die verschiedenen Arten der Verbrechen. Die nächsten Ursachen der Verbrechen sind die menschlichen Triebe und Leidenschaften; äußeren Einfluß üben Alter, Geschlecht, örtliche Verhältnisse, Nationalität, Jahreszeit, wirthschaftliche Zustände, Beruf, Bildung, Confession. So steht die meiste Zahl der Verbrecher im Alter von 20 bis 3<> Jahren. "> Ta;n komme» noch die Spitäler der Barncher^cn Brüder; dir Zahl der in diescn vrrpsll'ipn ,^rmlkcn ist iu obiger Summe entholmi. Verbrechen, 528 Das männliche Geschlecht neigt viel mehr zu verbrecherischen Handlungen als das weibliche, wobei freilich zu berücksichtigen, daß Gelegenheit und Fähigkeit zum Vollzug des Verbrechens den Frauen in vielen Fällen fehlt. In der österreichisch-ungarischen Monarchie sind unter Ilio wegen schwerer Verbrechen Angeklagten 61 Männer lind 1!» Frauen, was das Verhältniß 4-3:1 ergibt, wogegen in dieser Hinsicht das Verhältniß der Männer zu den Frauen in England 3:1, in Nußland .^1:1 ist. Größer ist im Allgemeinen die Zahl der Verbrechen in den Städten als auf dem ^audc. Bezüglich der verbrecherischen Neigung der verschiedenen Nationalitäten iu Oesterreich-Ungarn läßt sich noch nichts Näheres aussagen, da man bisher in der Criminalstatistik nur die Nationalitäten nach den Kronländcrn, nicht als solche in's Auge faßte. Eine der populärsten statistischen Erschcwnngen ist der Einfluß der Theuerung und Wohlfeilhcit auf die Verbrechen. Bei steigender Thcnerung nehmen die Dicb-stählc zu, »nährend die Angriffe auf die Personen sich mindern und umgekehrt. Ob die intcllectucllc Bildung vortheilhaft oder nachtheilig auf die Sittlichkeit überhaupt und auf den verbrecherischen Hang insbesondere einwirke, ist heute eine noch ungelöste Frage. Es wurde beobachtet, daß trotz der fortschreitenden Bildung die Zahl der Verbrechen sich mehre, und daß mir die Frequenz der verschiedenen Kategorien eine andere werde. Wenn man die Zahl jener wegen Verbrechen oder Vergehen Vcrnrlhciltcn cunstatirt, die des Besens und Schreibens unkundig sind >Ml. S. 513), so gibt dies eher einen Maßstab für die Bildungsstufe der betreffenden Bevölkerung überhaupt ab, als für den Einfluß der Bildung auf die verbrecherische Neigung. Hinsichtlich des Einflnsscs der Confession hat man bemerkt, daß unter sonst gleichen Umständen die sogenannten herrschenden Kirchen stets eine schlimmere Kriminalität ihrer Angehörigen ausweisen, als die nur geduldeten oder in der Minorität befindlichen. Man hat auch versucht, die Kriminalität der Haupt-Eonfcssionen Europas statistisch auszudrücken; dieser Berechnung zufolge entfiele: bei römischen Katholiken 1 Verbrecher auf 1531 Einwohner „ Protestanten ,. „ „ 1363 „ „ gricch. Orthodoxen „ „ „ 1058 „ Eigenthümlich ist, daß der relativ kleinste Procentsatz der öffentlich geahndeten Verbrecher auf die Juden fällt. ') Im Jahre 18l>9 zählte man in den österreichischen Bändern 25.<;»!5, 1<^ Verwitwete...... 289.47! 788.335 1,077.«0'i Geschiedene...... 2.421 4.001 0.422 .'»^!> ^lV!,-^ ^> v!'ä!,,l ss.'. In don ungarischen Bändern.- üiällnllchrtl Orschlcchls N'^iblicholi Geschlechts zusanlincn ^'digc.......1,397.445 1,015.360 2,412.805 Verheiratete .....3,157.146 3,163.154 8,320.300 Verwitwete...... 226.710 676.172 902.891 Geschiedene...... 1^'schlocht«! ivcililich^i GoschlttPö zusannnrn Ledige.......4,005.854 3.660.055 7,666.809 Verheiratete......6,632.7!»5 6,666.435 13,299.230 Verwitwete ...... 516.1 !>0 1,464.507 1,980.697 Geschiedene...... 19.188 29.995 49.183 Es ist somit unler den Geschiedenen die Zahl der Frauen viel beträchtlicher als die der Manner. Noch bedeutender ist die Differenz Mischen den weiblichen und männlichen Verwitweten; dies erklärt sich damns, daß die Männer, weil sie unter dcn Ehegatten der ältere Theil sind, eher sterben lind daß mehr Witwer als Witwen sich wieder »erheiraten. In dcn ungarischen Ländern ist die Zahl der weiblichen Ledigen auffallend klein, die der Geschiedenen beider Geschlechter auffallend groß. Trauungen fanden statt 1872 in den österreichischen Ländern- 193.636, 1^7<» in Ungarn und Siebenbürgen: 133.999. In statistischer Beziehung von Wichtigkeit ist die Eintheilung der Bevölkerung nach Familiengliedern und Alleinstehenden. Bei den österreichischen Volkszählungen wurde bisher die Zahl der Familien nicht erhoben, sondern sie wird nur annähe-nmgsweise berechnet. Es ergeben sich für die ganze Monarchie etwa 8,65,3.700 Familien, so daß ans eine Familie etwa 4 Mitglieder entfallen. Wohnorte. Das Gebiet der Familie ist das Haus. Als das günstigste BehausungMerhältniß muß jenes angeschen werden, wenn jede Familie für sich ein Hans bewohnt. Die Befriedigung dieses Wunsches hängt wesentlich r>om durchschnittlichen Volkswohlstände ab und ist leichter auf dem Lande als in der Stadt zu erlangen. Es entfallen daher in den Städten, namentlich in den Großstädten, viele Familien auf ein Wohnhaus, die trotzdem daselbst viel bequemer und vielleicht anch gesünder wohnen, als in einer niedrigen Hütte auf dcni Lande eine einzige Familie. Das vormals Slarhcmbergischc „Frcihaus" in Wien zählt allein an 1100 Bewohner und da die Beuülkeruug Wiens, 950.000 Seelen in 17.992 Häusern wohnt, so kommen 52 Personen oder 13 Familien auf I Haus. Da die Zahl der Häuser in der ganzen Monarchie bei der letzten Volkszählung auf 5,337.572 festgestellt wurde, so entfallen nicht ganz 7 Bewohner oder nahezu 2 Familien auf I Haus. Die Häuser stehen entweder vereinzelt als Einzclansiedelungcn oder sie bilden in größerer oder geringerer Zahl beisammen gelegen Ortschaften, Orte. Solcher Orte zählt die Monarchie 76.218, so daß nahezu 7 auf im Ml. kommen. Es sind dies 928 Städte, 2038 Märkte lind 73.252 Dörfer und Weiler. Die österreichische» Länder zählen 738 Städte, 1270 Märkte, 52.919 Dörfer nnd Weiler mit 2,887.359 Häusern. '.'ln großen Städten ist Oesterreich-Ungarn nicht reich; es steht in dieser Hinsicht "weil hinter England und Frankreich. Nur Wien mit einer Bevölkerung von 950.000 Menschen (an: 15. October 1872) ist eine echte Großstadt; diesem zunächst folgt Un^nus Hauptstadt Budapest mit 270.476 Einwohnern. Ueber 100.!üor!,. 5»^" hat uur noch Prag, nämlich 18N.479 Seelen. Zwischen 5>0.000 lmd 100.000 Ein-wohncrn zählen nur <; Städte: Lembcrg, Graz, Brunn, Trieft. Szcgcdin und Maria-Thcrcsiopel, zwischen 20- und 50.000 nur 39 Städte, uon dcncn 2« auf die ungarischen Länder entfallen. Die Bevölkerung der Landeshauptstädte und der Ortschaften mit mindestens 20.000 Einwohnern !^ohne actives Militär) belauft sich nach der Zählnng vom 'll. December I8l>9 auf folgende Ziffern: n. In den im Reichsrathc vertretenen Ländkrn: Prag (Hptst, v, Böhinen) , . , . 180.479 l Lemberg (Hptst. v, Galizicn) . . . 87.109! Gra; (Hptst. u. Stnermarl) . . . 81.119^ Briinn (Hptst. u. Mähren) .... 73.771 ! Trieft (Hptst. v. Küstenland) . . . 70.274! Krakau (Stadt in Galizicn) . . . 49.835 ^ Czernowitz (HM, der Bnkowina) . . 33.884 Linz (Hptst. u. Ober Oesterreich) . . 33.394 Pllfm (Stadt in Böhmen) , . . . 23.681 Laibach (Hptst. U. Krain',..... 22.593 Neichrnlierg (Stadt in Bijhnien) . . 22.394 Tarnow (Stadt in ^alizien) . . . 21.779 Zara (Hptst. o. Dalinati rn, Gemeinde) 20.649 Salzburg (Hptst. v. Salzburg) . . . 20,336 Tarnopol (Stadt in l^aliziem . . . 20,087 Iglau (Stadt in Mähren) .... 20.049 Oörz (Hptst. u. Gtzrz Gradista) . . . 10.N59 Troppllu (Hptst. u. Schlchen) . . . 1ss.«08 Innsbruck (Hptst. u. Tirol) .... 16.324 Klassenfurt (Hptst. v, Kärnten) . . . 15.285 Parenzo (Hptst. u. Istrien, Gemeinde) 6.333 Bregenz (Hptst. v. Vorarlberg) . . . 3.66'"'°m KA!' Z^r ZU'»"""'« 41 5 1 37 Gewerbe- und Handelsvercinc .... 15 6 8 41 Kranken-, Leichen-, Untcrstützuugs- und Pcnsionsvcrcinc........102 16 4 124 WohlthätigkcitsVcrcinc...... 74 — 3 77 Bcrsichcrungs-Vcrcinc....... 3 2 3 3 Consum-Bcrcinc........ 2 — — 2 BildnnqS-Vercinc........— 2 1 3 Kunst- nnd wissenschaftliche Vereine . . 17 6 5 28 Mnsik- nnd Gesangvereine.....20 — — 26 Lcsc-Vcrcinc..........83 — — 83 Casino- nnd Gesclligkcits-Vercinc ... 125 18 IL 159 Turn-, Fecht-, Schützen- u. Nuder-Vcreinc 22 4 — 26 . Fcucrwchr^crcinc........ 1 — — 1 Politische Vereine........ 4 ^ — — 4 Sonstige Vereine........ 6 — 12 20 O. Staatswcscn. 1. Werfassuug. sV erfassungS Geschichte der österreichisch ungarischen Monarchie. Die gegenwärtige Staatsverfassung: 1. Staatsoberhaupt; 2. gemeinsame Staatsuerfafsmig; 3. Verfassung der österreichischen ^cinder; 4. Verfassung der ungarischen Länder.) Berfassungs-Gcschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dcr hcutc so mächtige, wcitausgcdehntc Gcbictc unlfasscndc Kaiserstaat ist dadurch entstanden, daß der Hausmacht der Dynastie allmählich ncuc Länder zuwuchsen, welche je mit ihrer bestehenden Verfassung in den Gcsammttmöand aufgenommen wurden. Dcr historische Aufbau der Monarchie und deren dadurch bedingte politische Gestaltung läßt sich nach den Ländcr-Complcxcn in drei Gruppen gliedern. Die erste Gruppe bilden die deutschen Lande, oder Nieder«, Ober-, Inner« und Pordcröstcrreich, die zweite die slavischen Länder Böhmen, Mähren und Schlesien, ferner Galizien und die Bukowina, die dritte Gruppe gestaltete sich aus den ungarischen Ländern. In den deutschen Landen hatten sich auf Grundlage des vom deutschen Könige Heinrich VII. am I.Mai 1311 zu Worms erlassenen Rcichsgcsctzcs allmählich die Landtage als die Vertretcrschaft dcr vier Landstände, dcr Prälaten/Herren, Ritter und Städte, herausgebildet, deren Befuguissc jedoch seit dcr Feit Kaiser Friedrich's III. immer mehr beschränkt wurden. In dcn Ländern dcr böhnlischcu Krone fanden die verbrieften Rechte dcr privilcgirtcn Ständc (mit Ausnahme dcr Fcudalrcchtc des Adels) mit dcr Schlacht auf dem weißen Bcrgc (1N21) ihr Ende. Gallien, welches erst in Folge dcr Theilung Polens an Oesterreich gelangte, verlor nut dcr Auflösung des polnischen Staates auch seine politischen Rechte. In Ungarn war dcr Vollgenuß der bürgerlichen Rechte und dcr politischen Privilegien mit den: Adclsstand vcrluüvft, welchem die Geistlichkeit und die Gesammtheit der königlichen Städte glcichgchaltcn wurde. Der ungarische Reichstag schränkte die königliche Gewalt bedeutend ein. Das allmählich gebildete Aggregat von Besitzungen und Ländern, welche in ihrer Gesammtheit betrachtet, unter sich wenig mchr Gemeinsames als die Dynastie hatten, wurde durch die von Kaiser Karl VI. am 19. April 171". erlassene und von den Standen in den Iahrm 1720 und 1721 angcnommmc pragmatische Sanction der vollen Rcichscinhcit genähert. Dies wichtige östcrrciänschc Hausgcsetz, welches die Thronfolge normirtc, sprach dic UnzcrtrcnnlichK'it und Itnlhcilbarkcit dcr Monarchie definitiv aus. Durch Maria Theresia und Joseph II. gcwaun die Ncichs-einhcit noch weitere bedeutsame Förderung, indem unter dicscn Ncgcntcu dic obcrc Regierungsgewait mit Ausnahme Ungarns gänzlich m die Hände des Staates überging. Nun war die Regierungsform duaiistisch; in dcn Flandern absolut, da du Landtage dcrsclbm zu bloßen Postulat-Landtagcn hcrabgcsunkcu waren, welche leinen Antheil an der Regierung hatten; in den Ländern dcr ungarischen Krone 34* 532 StaatSwesen. beschränkt durch den ungarischen Reichstag, welcher seine Rechte fortwährend auf Kosten der königlichen Prärogative erweiterte. Der von Kaiser Joseph angestrebte Ccntralismus, demzufolge alle Länder ausnahmslos eine einheitliche Regicrungsform erhalten sollten, scheiterte an dem Widerstände der österreichischen Niederlande lind Ungarns. Die in den ersten Dcccnnicn unseres Jahrhunderts erwachenden constitu-tioncllen Bestrebungen erhielten in Oesterreich durch den Beginn des Nationalitätcn-kampfes bedeutende Unterstützung. Immer großer ward die Unzufriedenheit der Volker, bis sie dieselben endlich zur Revolution des Jahres 1848 trieb. Dies Jahr verschaffte auch den cislcithanischcn Ländern für turze Zeit eine constitutionellc Vcr-fassungsform. Doch scheiterte die Aufgabe des seit dem 22. Juni 1848 in Wien tagenden Reichstages, den Nationalitütenstreit durch eine freisinnige Verfassung zu beenden, an dem Widerstreben der deutschfeindlichen Nationalitäten. Die aufständischen Länder wurden bezwungen, der Reichstag aufgelöst und am 4. März 1849 eine neue Verfassung octroyirt, welche mit Bcfeitigung aller Sondervcrfassungcn als Constitution für Gesammt'Ocstcrrcich gelten sollte. Nachdem jedoch auch die ungarische Revolution besiegt worden und da die verschiedenen Nationalitäten der octroyirten Verfassung gegenüber sich widersetzlich zeigten, wurde dicse Constitution aufgehoben uud mit dem Amtsantritte des Ministeriums Bach der Absolutismus die für beide Reichshälften geltende Regierungsform (ZI. December 1851), welche neun Jahre hindurch gchandhabt wurde. Die unglücklichen Kriegscrcignisse des Jahres 1859 nöthigten zum Aufgeben des Absolutismus und das O ctober-Diftlom (vom 20. October 1860) gewährte Oesterreich eine constitutionclle Verfassung. Diese, unter dem Ministerium Goluchowski verliehen, hatte eine föderalistische Grundlage, iudcm das Schwergewicht m die Landtage und den ungarischen Reichstag verlegt wurde. Sowohl die Ungarn als auch die Deutschen legten der Ausführung des October-Diploms Hindernisse in den Weg, worauf das Ministerium Schmerling auf Grundlage des Octobcr-Diploms eine neue centralistifche Verfassung entwarf, welche durch das Februar-Patent (vom 26. Februar 1861) in's Leben gerufen wurde. Nach dieser waren die Rechte der Landtage beschränkt und zur Vertretung des ganzen Reiches der weitere Reichs-' rath, bestehend aus dem Hcrrenhausc und dem Hause der Abgeordneten, berufen. Einem engeren Reichsrathe, aus den Vertretern der nichtungarischcn Ländern gebildet, wurden jene Gegenstände der Gesetzgebung zugewiesen, welche den deutsch-slavischen Ländern gemeinsam und nicht ausdrücklich den Landtagen vorbehalten waren. Da jedoch die Ungarn die Beschickung jedes Rcichsrathcs verweigerten, die Slaven die Wirksamkeit des engeren Rcichsrathes bekämpften, indem fic alle dem weiteren Reichsrathe nicht zugewiesenen Angelegenheiten den Landtagen vorbehalten wissen wollten, so wurde die vollständige Durchführung dieser Verfassung unmöglich und das Ministerium Schmerling dankte ab. Das neue Ministerium Belcrcdi neigte sich den Föderalisten zu; es sistirte durch das September-Manifest (vom 20. September 1865) die Februarverfassung, was zwar den Wünschen der Rechen, Polen und Tiroler entsprach, aber die Opposition der Landtage der übrigen deutschen Länder hervorrief, während die Ungarn fest auf der genauen Durchführung ihrer Verfassung bestanden. Die Niederlage Oesterreichs im Kriege mit Preußen (1866) führte den Sturz des Ministeriums Belcredi herbei. Der unbedingt nothwendige Ausgleich mit Ungarn kam durch das neue Ministerium Beust zu Stande, welches jenem seine frühere Verfassung in vollem Umfange anerkannte. Der im Mai 1867 wieder zusammentretende engere Reichsrath nahm die von den Ungarn vorgeschlagene Aenderung der Verfassung an, derzufolge die Monarchie aus zwei von einander in Verfassung, Gesetzgebung und Verwaltung gesonderten, gleichberechtigten Staatsgebieten, dem österreichischen und dem ungarischen, bestehen sollte. Durch die December-Gesetze (vom 21. December 1867) wurde die Februar-Verfassung entsprechend abgeändert und dem durch das Pragmatical-Patent vom 1. August 1804 als Kaiserstaat Verfassung. 533 Proclamirten Oesterreich der der neuen Gestaltung desselben entsprechende Titel „Oesterreichisch-Ungarische Monarchie" durch das allerhöchste Handschreiben vom 14. November 1868 gegeben. Demgemäß ist die heutige Staatsverfassung die eingeschränkt- (repräsentativ-) monarchische auf dualistischer Grundlage. Die gegenwärtige Staatsverfassung. Den Grundgesetzen gemäß zerfällt der Staat, wie eben bemerkt, in zwci durch Verfassung und Verwaltung von einander getrennte Reichshälften oder Staatsgebiete: I. in die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, odcr das österreichische Staatsgebiet („Cisleithanien") und 2. in die Länder der ungarischen Krone, odcr das ungarische Staatsgebiet („Transleithanien")'). Diese hängen staatsrechtlich durch dieselbe Dynastie und durch gewisse als gemeinsam erklärte Angelegenheiten zusammen und bilden so dem Auslande gegenüber ein Reich: Die österreichisch-ungarische Monarchie. Jede der beiden Reichshälften besitzt ihre besondere Verfassung. Der besseren Uebersicht wegen gliedern wir unsere Betrachtung der Staatsvcrfassung in folgende, Abschnitte: 1. Staatsoberhaupt; 2. gemeinsame Staatsverfassung; 3. Verfassung der österreichischen Länder; 4. Verfassung der ungarischen Länder. I. Das Staatsoberhaupt. Der Träger der Staatsgewalt in der österreichisch-ungarischen Monarchie ist ein gemeinsamer Herrscher: Der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn, gegenwärtig Franz Joseph I., geboren am 16. August 1830, regiert seit 2. December 1848. Er theilt mit den Volksvertretungen die legislative Gewalt und übt die executive allein aus, besetzt alle Staatsämtcr, verleiht Adel und Auszeichnungen und ist oberster Kriegsherr. Der Kaiser und Konig leistet beim Antritte der Regierung ein eidliches Gclobniß auf die Verfassung, was in Oesterreich in Gegenwart beider Häuser des Reichsraths, in Ungarn bci der Krönung geschieht. Der Thron ist nach dem Rechte der Erstgeburt und der gemischten Linienfolge in der Dynastie Habs-burg-Lothringcn erblich und geht bei gänzlicher Ermangelung männlicher Familienglieder auf das weibliche Geschlecht über. Der Kaiser und König, welcher sich zur römisch-katholischen Kirche bekennen muß, wird mit dem vollendeten 18. Lebensjahre großjährig. Er führt das Prädicat „Kaiserliche und Königliche Apostolische Majestät", einen dreifachen Titel und ein dreifaches Wappen. Die Reichsfarben sind schwarz und gelb; die Flagge (Kriegs- und Handelsfiagc) ist der Länge nach rothweiß-roth gestreift und zeigt in der Mitte das gekrönte österreichische Hauswappen. Großer Titel: Von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich; König von Ungarn und Bühmen, von Dalmatien, Kroatien, Slavonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; König von Jerusalem:c,; Erzherzog von Oesterreich; Groß-herzog von Toscana und Kralau; Herzog von k»lhringen, von Salzburg, Steyer, Kiirnten, Kram und der Bukowina; Großfürst von Sieben. bUrgen; Markgraf von Mähren; Hrrzog von Ober- und Nieder^Schlesien, vonModeua, Parma, Piacenza nnd Guastalla, von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragüsa und Zara; gefursteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Gürz und Oradisca, Fllrst von Trient und Briren; Mattgraf von Ober- und Nieder- «Lausitz und in Istritn; Graf von HohenembS, Feldtirch, Bregenz, Sonncnberg :c.; Herr von Tril.?, von Eattaro und auf der windischen Marl; Großwojwod der Wojwodschaft Serbien ,c. «. Mittlerer Titel: Von Gottes Gnaden ! Kaiser von Oesterreich; Apostolischer König von ! Ungarn, König von Böhmen, von Dalmatien, I Kroatien, Slavonien, Galizicu, Lodomerien und -Illyrien; Erzherzog von Oesterreich; Großherzog von Krakau; Herzog von Lothringen, Salzburg, Steyer, Kärnten, Kram, Bukowina, Ober- und Nieder Schlesien; Großfürst von Siebenbürgen; Markgraf von Mähren; gefursteter Graf von Habsburg und Tirol:c. :c. lc. ') Vgl. S. 22. f., wo die einzelnen Bestandtheile aufgezählt sind. 534 Stantswesen. Kleiner Titel: Von Gottes Gnaden Kaiser uon Oesterreich: König oon Böhmen ^. s. w. und Apostolischer wollig von Ungarn. Das große Noich swap pen besteht ans einen, Hauptschildc und dem RüÄeuschildc. Es enthält im goldenen Hauptschilde den kaiserlichen Doppcladler von schwarzer Farbe, welcher auf seiner Brust einen zweimal senkrecht und eben so oft quer getheilten Schild mit neun Sectianen trägt, die wieder in mehrere Felder zerfallen. Das mittlere Hauptfeld stellt das genealogische Wappen des Kaiserhauses dar; es ist zweimal senkrecht gespalten und enthält in der Mitte das Oestcrreichische Hauöwappcn, im rothen Felde einen silbernen Balken; zur Rechten im goldenen Felde einen gekrönten rothen Löwen vonHabsbnrg, und zur Linken das herzoglich Lothringische Stammwappen, im goldenen Felde einen rathen rechten Schrägbalkeu. worauf dref gestammelte silberne Adler nbcr einander gesetzt sind. Ringsum siud die Wappen der Provinzen und der»m Bestandtbcile, sciwie der Anspruchsländer angeordnet. Der Hauptschild lst init der Kaiserkrone bedeckt, von den Insigmcn des Toifon, Maria Theresien-, Stephans-, Leopolds nnd Eisernen-Kron-Ordens umhängen und von zwei goldenen, schwarzgeMgelten Greifen mit aufgeschlagenen rothen Zungen und schwarzen Hälsen gehalten. Das mittlere Wappen hat auf den ausgebreiteten Flügeln und dem Schwänze des doppelkopfigen Adlers elf Wappenschild? der österreichisch-ungarischen Länder. Das kleine Wappen bildet der Doppeladler, mit dem drei-^ thciligen t. k. Familien- und Hanswappen (Oesterreich, Habsburg, Lothringen) auf der Brnst, umhängen von den Insignien der beim großen Wappen angegebenen Ritterorden. Entsprechend der in nenester Zeit durch' geführten Zweithcilung der Monarchie wird auch das österreichisch ungarische Reichswappen eine Umgestaltung erfahren, die jedoch noch nicht festgesetzt ist.' Das nngarische Staatsgebiet hat bereits sein eigenes Wappen. Die kaiserliche Residenz im österreichischen Staatsgebiete ist Wien, die tömg< liche im ungarischen Staatsgebiete Budapest; anßcroem bestehen kaiserliche Paläste zu Salzburg, Graz, Innsbruck nnd Prag, kaiserliche Lustschlösser zu Schönbrunn, Larcnburg und Hctzendorf bei Wien, zu Schloßhos und Pcrsenbeug in Niedcröster-rcich, zu Gödöllö bei Budapest, zu Hcllbrunn bei Salzburg, das Hochschloß Amras bei Innsbruck, Miramarc bei Trieft. Der sehr glänzende Hofstaat des Kaisers besteht ans den obersten Hof-ämtcrn (dein ersten Obcrsthofmeister, dem Oberstkämmerer, dem Obersthofmarschall und dem Oberststallmcistcr), den Hofdicnstcn (dem Obcrstküchcnmeistcr, dem Oberst-silbcrtämmercr, tmn Oberststabclmcister, den, Oberstiägermeistcr, dein Oberccremonien-meister), den Garden (dem Obersten derselben, dem Hauptmann der Arcieren-Leibgardc, dein Capitän der konigl. ungar. Leibgarde, dem Hauptmann der Trabanten-Leibgarde, dem Capitän der Leibgardc-Neiter-Escadron), dm Besitzern der k. und k. Hausorden, die bei Hofe Zutritt haben, den geheimen Mthcn und Kümmerern, den in die vier Hofstäbe (Obersthofmcistcramt, OberMmmercramt, Obersthofmarschallamt und Oberst-stallllteisteramt) eingetheilten anderen Hofofficianten, der Adjutantur Sr. Majestät und endlich aus den einzelnen Krön- und Landcs-Erzämtern in den Königreichen und Landern. Den Hofstaat des Königs von Ungarn bilden (mit Ansnahme der uicr ersten) die Zai-onss NsAÜ (Banncrherrcn): I'aiatmus (Statthalter von Ungarn), ^uäsx (Xirin6 lio^ias (Rcichs-Oberrichtcr), lie^norum Oroatia.6, I)alm9,tia6 6t 8Iliv0iiia6 Lütius (Ban von Kroatien, Dalmatien und Slaoonien), ^avsrnicornm Ilß^alium Nti<;i«t6i' (Tavernicus, Oberster Schatzmeister), ^kxonuin lisF^lium Na^istei' (Oberststllllmcister), Dai'ikorui'nn» lie^lüium Nazi^tsr (Oberst-Truchscß), Om'iae Uo^iilk Nll^i^wr (Obersthofineistcr'!, ?ilieornliruln Ro^lliiuin NkFlstsr (Oberstlnnndschmk), ^aliitorlim Uo^lüiuin Nagi^toi- (Obcrstthürhüter), Nagistsr (^lldiouiinioruin (Oberstknmmercr), 3anctä6 t^ormiaß lte^ni NunFarias Oan-86i'vatt)r68 (die Kronhüter), ^urmao ?i'^6wri^iia6 Iiun^. (üapitlmiil; (Capitän der königl. ungar. Leibgarde), (^0M6» ?0Znm6N3i8 (der Prcßbnrgcr Graf). — Die vier ersten Llu-one» Itsgni bekleiden Staatsämter, gehören somit nicht zum Hofstaate; doch ist vom Palatin zu bemerken, daß er bei feierlichen Auszügen dem Könige die Krone vorzutragen hat und bei der Krönung unmittelbar dem Primas von Gran beim Kru'nungsatte assistirt. Die Functioncn der Hofämtcr sind ähnlich wie die der analogen Aemter im deutschen Lehenrechtc waren, heute fast bloße Titularstcllcn des Hofstaates. Verfassung. 535 Ritterorden bestehen acht, deren, sieben! 'der Kaiser, einen die Kaiserin verleiht. »,) Hofehrcn: 1. Der Orden des goldenen Vließes «der der Toisonorden, gestiftet nm 10. Januar 1431 von Herzog Philipp von Bnrgnnd. Er ist der höchste österreichische Orden, au« einer Classe bestehend, nnd wird nur an Souveräne und die höchsten Würdenträger verliehen. 2. Der Sternkrenz-Orden (gestiftet! am 18. September 1668 von der verwitweten ^ Kaiserin Eleonore), ans einer Classe bestehend, wird von der Kaiserin an Damen des hohen Adels verliehen. !)) Verdienstorden: 8. Der militärische Maria-Therc-1ien-Orden (gest. von der Kaiserin Maria Theresia am 12. December 1758, nach der Schlacht bei Hochtirch), in drei Classen (Groß-kreuze, Commandenre und Ritters ist znr Ve° lohnnng tapferer Thaten für Office« des In° und Auslandes bestimmt. 4. Der königlich nngarische St. Ste-phanS°Ordcn lam 5. Mai 1764 voll Kaiserin Maria Theresia gestiftet' in dni Classen (Groß-treuze, Commandeure lind Kleintrenzc); ursprüng-! lich für Adelige bestimmt, die sich im Civildicnste l verdient machen, wird er jetzt anch an Militärs ^ verliehen. 5. Der Leopolds-Or den , gestiftet am 6. Januar 18<>8 van Kaiser Fran; I.), in den drei Classen der Grotzkrcuze, Commandeure nnd Klemtreuze, dient zur Auszeichllung voll Personen, welche sich durch Anhänglichkeit an das Vaterland nnd das Herrscherhaus, sowie durch Gelehrsamkeit, oder durch große gnneinnützige lln ternehmnngen Verdienste nm den Staat erworben haben. 6. Der Orden der eisernen Krone (gestiftet am 5. Juni 1895 von Napoleon I., erneuert am 1. Jänner 1616 von Kaiser Franz I.), in drei Classen (Ritter I., II. und III. Classe), wird für ähnliche Verdienste wie sie znr Erlan-gnng des Leoftoldö-Ordenö bedingt sind, verliehen. 7. Der Franz - Iosephs -' Ordc n (gestiftet von dem gegenwärtig regierenden Kaiser am 2. December 1849, erweitert am 25. December 1850), in den drei Classen der Großtrenze, Comthure nnd Ritter, ist znr Belohnung ehren« voller Verdienste ohne Rücksicht auf Stand, Geburt und Religion bestimmt. 8. Das militärische Elisabeth°The< resien-Stifttrenz (gestiftet I?5U von Kaiserin Elisabeth Christina, erncnert 1771 vou Maria Theresia) ist znr Belohnung von 21 bedürftigen, verdienstvollen Generalen und Obersten der österreichischen Armee bestimmt, die dann Pensionen erhalten. Mit Ansnahmc des Fran; Josephs Ordens nnd des Elisabeth Thercsien Stifttreuzei? gibt die Erlangung eines Verdienst Ordens das Recht, einen bestimmten Adelsgrad nachzusuchen. Es bleibt nach dreier geistlicher Ritterorden zu gedenken, welche, im Mittelalter entstanden, in der Monarchie eine, freilich gegen früher zum Theil modificirtc Existenz fortführen. Der Dentschc Orden (1809 aufgehoben), ^ dessen oberster Lehens nnd Schntzhcrr der Kaiser von Oesterreich ist, wurde 18«3 neu con> stituirt und hielt 1805 das erste Generalcapitel. Der Iohanniter- oder Malteser-Orden hat ill Wien Besitznngen; in Böhmen besteht ein Großpriorat. Der Orden der Krenzherren vom Rothen Stern, ursprünglich die Ritter« schaft von Bethlehem, wurde 1271 nach Böhmen verpflanzt; der Großmeffter residirt in Prag. Hauptanfgabe dieser Orden ist gegenwärtig die Pflege ron Kranken lind Verwundeten. II. Gemeinsame Staatsvcrfassnng. Die beidm Rcichshälftcn der Monarchie sind nicht bloß durch dic Person dcs Monarchen mit einander vcrbnndcn, sondern sie haben anch gewisse Angelegenheiten gemeinsam, hinsichtlich welcher die gesetzgebende Gewalt zwischen dem Kaiser nnd den Delegationen getheilt ist. Solche gemeinsame Angelegenheiten sind: 1. Die auswärtigen Angelegenheiten mit Einschluß der diplomatischen nnd comincrcicllcn Vertretung dem Auslande gegenüber; 2. daö Kriegswesen mit Inbegriff der Kriegsmarine, jedoch mit Ausschlnß der Nccrntcnbewilligimg und der Gesetzgebung nber die Wehrpflicht; 3. daö Finanzwesen rncksichtlich der gemeinschaftlichen Auslagen, insbesondere die Festsetzung dcs diesbezüglichen Budgets. Außerdem unterstehen zwar nicht gemeinsamer Verwaltung, aber gleicher Bchandlima, deren Grundsätze uon Zeit zn Zeit vereinbart werden, folgende Angelegenheiten: 1. Die commcrcietlcn Angelegenheiten, speciell die Zollgcscygcbnng; 2. dic Gesetzgebung über die indircctcn Abgaben; 3. die Feststellung dcs Münzwesens und dcs Gcldfnßcs; 4. Verfngnngcn bezüglich jener Eisenbahnlinien, welche das Interesse beider Ncichsbälftcn berühren; Z. die Feststellung deS Wchrsystcms. Die beiden Delegationen, welche im Namen der beiden Ncichsvertretnngen, 5>es österreichischen Ncichsrathcs und dcs ungarischen Reichstages, das Gcsctzgebungsrccht 536 Staatswesen. hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten ausüben, bestehen aus je 60, zusammen 120 Mitgliedern. Diese werden auf I Jahr gewählt und zwar 20 vom Herrenhause, beziehungsweise der Magnatentafel, 40 vom Abgeordnetenhaus^ beziehungsweise von der Repräsentantentafel. Alljährlich werden die Delegationen vom Monarchen einberufen und tagen abwechselnd in Wien und Budapest. Beide Delegationen, die rcichsräthliche wie die ungarische, wählen sich ihre Vorsitzenden, halten abgesondert ihre Sitzungen, die in der Regel öffentlich find, und stehen in schriftlichem Verkehre mit einander. Wenn ein dreimaliger Schriftwechsel zu keiner Einigung führt, so treten sie zusammen und stimmen ohne Debatte in gemeinschaftlichen Plenarsitzungen. Die Delegationen haben, gleich der Regierung, das Recht der Gesetzcs-Initiative; sie können das gemeinsame Ministerium (f. unten) zur Verantwortung ziehen und in Anklagestand tiersetzen. Die Delcgirten genießen in Ausübung ihres Mandats die gesetzliche Unoercmtwortlichkeit und Unverlctzlichkeit. III. Die Verfassung der österreichischen Länder. Die Staatsgrundgesctzc, auf welchen die Verfassung der im Rcichsrathe zu Wien vertretenen Königreiche und Länder beruht, sind folgende.- 1. Die pragmatische Sanction des ^Kaisers Karl VI. uom 19. April 1713, wodurch die Thronfolge nach dem Rechte der Erstgeburt im Manncsstamme, und nach desfcn Aussterbcn in der weiblichen Linie des habsburgischcn Hauses festgesetzt und zugleich bestimmt wurde, daß die habsburgischcn Länder jener Zeit ein untheilbarcs Ganze bilden sollten. 2. Das Pragmatical-Patcnt Franz II. uom 1. August 1804, mit welchem dieser den Titel „Kaiser von Oesterreich" annahm. 3. Das October-Diplom des Kaisers Franz Joseph I. vom 20. Octoher 1860, wodurch die consti-tutionelle Regicrungsform eingeführt wurde. 4. Das Februar-Patent vom 26. Februar 1661, welches die Rcichsvertretung bestimmte. 5. Die December-Gesetze vom 21. December 1867, welche die sechs Staatsgrundgesetze für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder enthalten und zwar die Organisation des Reichsrathes, die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, die Einsetzung des Reichsgerichtes, die Ausübung der richterlichen und der vollziehenden Gewalt, die Bestimmung der gemeinsamen Angelegenheiten betreffen. 6. Das Gesetz vom 2. April 1873, wodurch das Grundgesetz über die Reichsvcrtrctung abgeändert und die directen Wahlen in das Abgeordnetenhaus eingeführt wurden. 7. Die Landesordnungen und Landtags-Wahlordnungen für die einzelnen Länder vom 26. Februar 1861, durch einige spätere Gesetze modificirt. Die Grundrechte der österreichischen Staatsbürger sind nach den 20 Artikeln des December-Gesetzes folgende- 1. Das Recht des österreichischen Staatsbürgerthums. 2. Das Recht der Gleichheit vor dem Gesetze. 3. Das Recht zu allen öffentlichen Aemtern. 4. Das Recht der Freizügigkeit und der freien Auswanderung nach erfüllter Wehrpflicht und bedingungsweises Wahlrecht. 5. Das Recht der Unoerletzlichkeit des Eigenthums. 6. Das Recht, an jedem Orte des Reiches Wohnsitz zu nehmen, Liegenschaften zu erwerben, über selbe frei zu verfügen und jeden Erwerbezweig unter den gesetzlichen Bedingungen auszuüben. 7. Das Recht des freien Eigenthums. 8. Das Recht der persönlichen Freiheit. 9. Das Recht der Unvcrlctzlichkeit des Hauses. 10. Die Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses. 11. Das Pctitionsrecht. 12. Das Vereins- und Vcrsammlungsrccht. 13. Die Preßfreiheit. 14. Die Glaubens-und Gewissensfreiheit, wonach niemand zu einer kirchlichen Handlung gezwungen werden kann. 15. DaS Recht jeder anerkannten Rcligionsgenossenschaft zur öffentlichen Rcligionsübung. 16. Das Recht einer nicht anerkannten Religionsgescllschaft auf häusliche Ausübung. 17. Das Recht der freien Wissenschaft und ihrer Lehre. Is. Die freie Berufswahl. 19. Die Gleichberechtigung aller Volksstämmc und ihrer Verfassung. 537 Sprachen im Staate. Der 20 Artikel handelt über die zeit- und ortsgemäße Sistirung einiger Grundrechte. Die Volksvertretung im österreichischen Staatsgebiete ist eine dreifache: eine Gesammtvertretung für alle Länder oder eine ReichSvcrtretung: der Reichsrath, eine besondere Vertretung für jedes einzelne Land oder eine Landes Vertretung: die Landtage, endlich eine Gemeinde- und Bczirksvertretung: die Gemeinde-Ausschüsse und Bezirksvcrtretungen. Der Reichsrath, welcher in Wien tagt, besteht aus dem Herrenhausc und dem Hause der Abgeordneten. Mitglieder des Herrenhauses sind in Folge ihrer Geburt die großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, vermöge des Erbrechtes die großjährigen Häupter bestimmter inländischer Ädclsgeschlcchter und wegen ihrer kirchlichen Würde die Erzbischöfe und Bischöfe mit fürstlichem Range. Außer diesen gibt es noch als Mitglieder eine unbestimmte Zahl von ausgezeichneten Männern, welche der Kaiser wegen ihrer Verdienste um Staat oder Kirche, Wissenschaft oder Kunst auf Lebensdauer in das Herrenhaus beruft. Im Jahre 1874 zählte das Herrenhaus 167 Mitglieder, und zwar: 14 Erzherzoge, 56 erbliche Mitglieder, 102 Mitglieder auf Lebensdauer und 15 Mitglieder vermöge hoher Kirchenwürde. Das Abgeordnetenhaus besteht auS 353 Mitgliedern, welche aus den in den Landesordnungen bestimmten 4 Wählerclassen direct auf (» Jahre gewählt werden. Nach dem Gesetze vom 2. April 1873 entsendet Abgeordnet« das Kronland , , .,. „., ^ Zusammen des Groß' der Städte der Handel«» bcr ?and-grundbesihcS und Märlte ! lammein gemeinden Nieder^Oesterreich..... 8 17 2 10 37 Ober Oesterreich ..... 3 6 1 ? 17 Salzburg........ 1 1 1 2 5 Sttiermark....... 4 8 2 9 23 Kärnttn........ 1 3 1 4 9 Kram......... 2 3 5 10 Görz und Gradiska .... 1 1 2 4 Trieft......... — 3 j 1 — 4 Isirien......... 1 1 2 4 Tirol......... 5 5 8 16 Vorarlberg....... — 1 2 3 Böhmen........ 23 32 7 30 92 Mähren........ 9 13 3 11 36 Schlesien........ 3 4 3 10 Galizicn........ 20 13 3 27 63 Bukowina........ 3 2 1 3 3 Dalmatian....... 1 2 ß 9 Zusammen . 85 13? 131 353 Das Wahlrecht ist durch einen Census, d. i. durch die Entrichtung einer bestimmten dircctcn Steuer bedingt, das active Wahlrecht an das Minimalalter von 24 Jahren, das passive an ein Alter von mindestens 30 Jahren geknüpft. Die Wähler find in vier Gruppen getheilt: 1. Die Großgrundbesitzer (in Dalmatien die Höchstbesteuerten), 2. die Bewohner der Städte, Märkte und Industrialortc, 3. die Mitglieder der Handels- und Gewerbekammern, 4. die Landbewohner. Alle wählen 538 Staatswescn. direct mit Ausnahme der Landbewohner, welche durch Walilmänner (1 auf 500 Einwohner, wählen. Der Ncichsralh wird vom Kaiser alljährlich einberufen. Der Präsident und die Vizepräsidenten des Herrenhauses werden voui Kaiser, jcnc des Abgeordnctmhaufcs von diesem selbst gewählt. Die Angelegenheiten, welche in den Wirkungskreis des Rcichsrathes gehören, sind folgende.- 1. Die Handelsverträge und jene Staatsvcrträgc, welche den Staat belasten oder eine Gcbictsändcrung zur Folge haben. 9. Die Bestimmung der Militärpflicht, die Rccrutcnbcwilligung und die Zustimmung der Verwendung der Landwehr im Kriegsfalle außerhalb des östcrrcichischcu Staatsgebietes. 3. Die Feststellung der Voranschläge des Staatshaus-yaltes, die Prüfung der Staats-Ncchnungsabschlüssc, sowie alle Staatsfinanzsachen. 4. Die Regelung des Geld-, Zoll- und Communicationswcscns. 5. Die Credit-, Bank-, Privilegien- und Gcwcrbsgesctzgebung, sowie die Gesetzgebung über Maße und Gewichte. <^>. Die Mcdicinal-Gcsctzgcbung. 7. Die Gesetzgebung über Staatsbürger- und Hennatsrccht, Frcmdenpolizci, Paßwescu und Volkszählung. 8. Die Gesetzgebung über die confcsfioncllcn Verhältnisse, über Vereins- und Vcrsammlungs-rccht, über die Presse. 9. Die Feststellung der Grundsätze bezüglich der Volks- und Mittelschulen, die Gesetzgebung über die Universitäten. 10. Die Instizgesctzgcbung. I I. Die Organisation der Gerichts- und Verwaltungsbehörden. 12. Die zur Durchführung der Staatsgruudgesetzc zu erlassenden Gesetze. 1Z. Die Gesetzgebung über die Verhältnisse der einzelnen Kronländcr zu einander. 14. Die Gesetzgebung, betreffend die Form der Behandlung der mit den ungarischen Ländern gemeinsamen Angelegenheiten. — Das Recht, Gesetze vorzuschlagen, steht der Regierung wie dem Rcichsrathc zu. Die Giltigkcit eines Ncichsrathsbcschlusses ist von der Anwesenheit von l(W Mitgliedern im Abgeordnetenhaus, von 40 im Hcrrcnhausc abhängig und durch absolute Majorität der Anwesenden bedingt. Aenderungen der Staatsgrundgcsctzc bedürfen einer Zweidrittel-Majorität lind im Abgcordnetcnhausc der Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Mitglieder. Nach dem Gesetze vom 25. Inli 1807 sind die Minister für die im Rcichsrathc vertretenen Lüudcr diesem verantwortlich. Die Landtage, deren es IN gibt und die in den Landeshauptstädten tagen, bestehen aus den gewählten Abgeordneten des Großgrundbesitzes, der Städte, Märkte nnd Industrialortc, der Handels- und Gcwcrbckammcrn, der Landgemeinden, aus dcu ^rzdischöfm, Bifchöfcn, Univcrsitäts-Ncctorcn (den Virilstimmcn); in Tirol kommen noch hierzu die Abgeordneten der Acbte und Pröbste. Die Stadt Tricst mit ihrem Gebiete wird durch den Stadtrath vertreten. Die Zusammensetzung der einzelnen Landtage ist aus nebenstehender Tabelle ersichtlich. Wie die Rcichsrathsabgeordnctcn, so gehen auch die Landtagsabgeordnctcn aus dircctcn, nur jene der Landgemeinden ans indirccten Wahlen herwr; ihre Fnnetions-dancr währt L Jahre. Bezüglich des activen und passiven Wahlrechtes zum Landtage, welches durch die vandesordnungcn nonnirt ist, verweisen wir anf das über die Rcichsrathswahlcn Gesagte. In dcu Wirkungskreis der Landtage gehören alle Gegenstände dcr Gesetzgebung, welche nicht ausdrücklich dem Neichsrathc vorbehalten sind, die Anordnungen in Landcsangclegcnhcitcn (einschließlich dcr Landcssinanzcn), die Anfsicht über die Bczirksvertrctungcn und Gemeinden :c. Die Landtage, welche alljährlich vom Kaiser einberufen werden, haben gleich der Regierung das Necht, Gesetze vorzuschlagen. Dcr Vorsitzende des Landtags, welcher in Böhmen „Oberst-Landmarschall", in Nicdcr-Ocstcrreich und Galizicn „Landmarschall", in Dalinatien „Landtags-Präsident", in den übrigen Ländern ,,Landeshauptmann" heißt, und dessen Stellvertreter werden auf 539 Zusammensetzung der Landtage. ,^ Abgeordnete !^ «and Kirchliche Würdenträger "« H ZZ " ß! - !^ F j Fürst-Urchischof von Wien ) ^ Oesterreich unter der E.ms j!^^^^^^^^ ^,. 1 15 25 4 21 68 Oesterreich ob drr EnnS . ! Bischof von Lin;......— 10 17 3 19 50 Salzburg......i Fürst-Erzdischof von Salzburg . — 5 10 2 6 Z6 l Fürstbischof von Seckau^ ,^ ^ ^. Steiermarl.....» u ' >^' ^ , >i - - - 1 12 19 6 23 63 Ktirnten...... „ „ Gurt .... — 10 9 3 14 37 5train.......! „ „ Laibach ... — 10 6 2 16 37 Görz uud Grabista . . FUrst-Erzbischof von Gorz ... — 6 5 2 8 22 , Bischof von Triest-Capo d'Iftria ^ Istrim.......^ „ „ Paren',o-Pola ^ — S N 2 12 33 V „ „ Voglia ' <- Fürst Erzbischof oon Salzburg ^ Tirol.......^ Fürstbischöfe von Trient u.Vriren ^ 1 10 13 3 ! 34 68 ^ 4 Abg. drr Aebte uud Probste 1 Vorarlberg....., Geucraluicar zu Fcldkirch ... — — 4 1 14 20 , Fmst Erzbischof von Prag , Böhmen...... Bischöfe von Leitmcritz, Könige V 1 70 72 15 79 241 ! grcitz uud Budweiö ^! ^„, j Fürst ErMschof von Olmiitz ) ^ ^i « oi i^ ^"l)rm......s Bischof von Brmm s . - 30 31 6.31 100 Schlesien......Fürstbischof von VreSlan ... — 9 10 2 9 31 3 Erzbischöfo in Lcmbcrg 2 Bischöfe in PrzrmySl . «^ ^lizi«, ......! Bischöfe von Krakau. Tarnow 2 44 20 3 74 151 s und StaniSlau ' Bukowina......Gr.-or. Bischof in Czernowitz . — w 5 2 12 30 < Kathol. Erchischof von Zara i ^ <-> ^. .„ D°lma;ur Besorgung dcr Gctlicindc-Angelcgenhciten wählt jede Gemeinde ihre cigcne Gemcindeer!i c>cr nn^arischen Krone.) Wie hinsichtlich der Verfassung nnisscn wir auch bezüglich dcr Verwaltung jene dcr gemeinsamen Angelegenheiten »on dcr Verwaltung der beiden Staatsgebiete unterscheiden. Dic oberste Staatsverwaltung wird im ^amen des Kaisers und Königs von dm verantwortlichen Ministern allsgeübt. Für die Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten bcstchen drei gemeinsame Ministerien, während jedes der beiden Staatsgebiete für die Verwaltung der besonderen Angelegenheiten seine eigenen Ministerien besitzt. Zur Berathung allgemeiner Staats-Augclegcichciten, insbesondere zur Berathung von Gesctzcscntwürfcn, welche zur verfassungsmäßigen Behandlung vor die Volksvertretung gelangen sollen, treten die Minister dcr beiden Staatsgebiete unter dem Vorsitze des Monarchen oder des Miuister-Prasidenteu zum Ministcrrathc oder GesammtMinistcrium zusammen. Den Conicrenzen der gemeinsamen Minister präsidirt dcr Minister der auswärtigen Angelegenheiten. I. Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten. Die fur die Verwaltung der beiden Staatsgebieten gemeinsamen Angelegenheiten bestehenden drci gemeinsamen Ministerien, welche ihren Sitz in Wien haben, sind: das kaiserliche und königliche Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Aenßcrcn, das f. uud k. gemeinsame oder 9tcichs-Kricgsministerium und das k. nnd k. gemeinsame oder Ncichs-Finanzministerinm. In den Ressort des erstgenannten Ministeriums gehört die Obsorge der Civil-rechts-Angelegenheiten des kaiserlichen Hauses und vornehmlich die Vcitnng der Politik. Ihm sind die Gesandtschaften, Consnlate, das HauS-, Hof- nnd Staatsarchiv und die orientalische Akademie untergeorduct, sowie die Leitung des österreichisch-ungarischen Aoyd (vgl. S. l!N)) als eines intcruationalcu Sccpost- und Schifffahtts-Untcrnehmcns übertragen. Dcr Minister gibt den Delegationen Rechenschaft von seiner politischen Thätigkeit, er legt das „Nothbuch"') vor. Der Wahrung der politischen Interessen im Auslande dienen die Gesandtschaften, dcrcn oberste Vertreter Botschafter (in Constantinopel „Intcrmmtius"), Gesandte oder Ministcrresidcntcn heißen und dcrcn es gegenwärtig 2^ gibt; zur Wahrung dcr Handclsintcresscn die Consulate (vgl. S. l8N. Das Ncichs-Kricgsministcrinm ist die oberste Behörde für die Verwaltung des gesammtcn Kriegswesens (Landmacht und Kriegsmarine) mit Ausschluß jener Agenden, welche den ^andesvertlMiglmgs-Ministern zugewiesen sind. Als Hilssorgane l) Eine Auswahl der die miöwNrtigen An^le^nlmten betreffenden Depeschen lind Eorre-spondenzen. 544 Vtaatswesen. sind ihm zugetheilt: der Chef des Generalstabes, die General - Inspectoren für Artillerie, Genie, Cavallerie, Fuhrwesen und der Sanitäts-Truppcn-Commandant. Die Inspicirung der Armee in Bezug auf Ausbildung und Manövrir-Fähigkeit ist einem besonderen General-Inspector des Heeres übertragen. Für die höhere Leitung des militärischen und administrativen Dienstes des Heeres ist die Monarchie in 16 Territorial-Bczirke eingetheilt, deren leitende Militärbehörden entweder Gcneral-oder Militär-Commanden heißen; diese sind folgende: das General-Commando in Wien, für Niederösterreich, „ Militär- „ in Linz, für Obcrösterreich und Salzburg, „ General- „ in Graz, für Steiermark, Kärnten und Kram, „ Militär- „ in Trieft, für Trieft, Görz, Gradiska und Istrien, „ „ „ in Innsbruck, für Tirol und Vorarlberg, „ General- „ in Prag, für Böhmen, „ „ „ in Brunn, für Mähren und Schlesien, „ „ „ in Lemberg, für Ostgalizien und die Bukowina, „ Militär- „ in Krakau für Westgalizien, „ ^, „ in Zara, für Dalmatien, „ General- „ in Budapest ^ " " " !" ^tiurg fn, Ungarn, „ „ „ ni Kaschau ' " ' „ „ „ in Temesvlir! „ „ „ in Hermannstadt, für Siebenbürgen, „ „ „ in Agram, für Kroatien-Slavonien. Das Reichs-Finanzministerium beforgt die beiden Staatsgebieten gemeinsamen Finanz-Angelegenheiten und die Verwaltung der in Geldscheinen bestehenden gemeinsamen schwebenden Staatsschuld. Ihm untersteht die Reichs-Centralcassc. Die Kosten der gemeinsamen Angelegenheiten werden aus den Zollcinnahmcn und den Beiträgen beider Reichshälftcn bcstritten. Zur Rechnungs-Controlc über die Geldgebarung der gemeinsamen Ministerien besteht der gemeinsame Oberste Rechnungshof. II. Verwaltung der im Reichsrathe vertretenen Bänder. Für die einzelnen Zweige der Staatsverwaltung bestehen sieben Ministerien in Wien: die k. k. Ministerien des Innern, für Cultus und Unterricht, für Handel, für Ackerbau, für Landesverthcidigung, für die Justiz und für die Finanzen. Das k. k. Ministerium des Innern verwaltet alle jene inneren Angelegenheiten, welche nicht ausdrücklich dem Ressort eines anderen Ministeriums zugewiesen sind; hierher gehören in erster Linie die sogenannte politische Verwaltung, insbesondere die Verfasfungs- und Gemeinde-Angelegenheiten, ferner das Sanitats- und Armenwesen, die Vereinsfachen, die Grundentlaftung, das Bauwesen, die Sichcrhcits-Polizei. Demselben ist der Oberste Sanitätsrath bcigcgcben und sind unmittelbar die Landesbehörden (Statthaltcreien, Landesregierungen) untergeordnet. Das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht verwaltet die gesammtcn Cultus- und Unterrichts-Angclegenheiten. Ihm unterstchen die geistlichen Behörden, die Hoch-, Mittel- und Volksschulen, die Landes-Schulbchördcn, die Staatsprüfungs - Commissionen und einige wissenschaftliche Anstalten, wie die Akademien der Wissenschaften zu Wien und Krakau, die geologische Rcichsanstalt, die statistische Central-ComnMion und Direction der administrativen Statistik, die Commission zur Erhaltung der Baudeukmalc, die Central-Austalt für Meteorologie Verwaltung. 545 und Erdmagnetismus, die Akademie drr bildenden Künste, sänuntlich in Wien. Die Schulbchörden sind: m jedem Vandc ein ^andes-Schulrath, die diesem lmtcrgcordnctcn Bezirks-Schnlräthc in den 5W4 Schulbczirteu und die von diesen abhängigen Orts-Schulräthc in dm Schulgcmcindcn. Mit der dircetcn Bcalifsichtigung der Schulen sind die 1'> VandesMittelschul-Inspectorcn nnd 1 Landwchr-Commanden, die ^andesvcrthcidigungs-Oderbchordc und das Vandes-vcrthcidignngs (ioinmando für Tirol nnd Vorarlberg untergeordnet. Die rein militärischen Angelegenheiten der Vandwchr besorgt der Vandwehr-Odercommandaut. Dem t. t. Illsti^ministcrinm obliegen die administrativen Geschäfte der Justiz; feine Organe sind die ordentlichen Gerichte und die Staatsanwaltschaften. Von den allgemeinen Gerichtsbehörden bildet der k. k. Oberste Gerichtshof in Wien die höchste l.drittc) Instanz. Als zweite Instanz bestehen !» Ooer^andcsgcrichte und zwar: zu Wien für Nieder- und Oberöstcrrcich und Salzburg, zu Graz für Steiermark, Kärnten und Kram, zu Triest für das Küstenland, zu Znn?druck für Tirol und Vorarlberg, zu Prag für Böhmen, zu Brunn für Mähren und Schlcfien, zu Lembcrg für Ostgalizien uud die Blikowiua, zu iirakan für Westgalizien, zu Zara für Dalmatien. Als Gerichte erster Instanz bestehen 15» Vandesgerichlc (in jedem Kronlandc eines, in Galizicn zwei), 47 Krcisgerichtc, die bei den Vandcs- und Kreis-gcrichtel, gebildeten Geschwornen-Gerichte «für schwere Verbrechen, für politische Verbrechen und Prcß-Vcrgehcn'i und !><>2 Bezirksgerichte !Einzclgcrichtc). Als außerordentliche Gerichte sungircn die Handels-, Gcfälls-, Militärgerichte u. f. lv. Das Reichsgericht in Wien entscheidet in Cmupetenz-Conflitten zwischen Gerichts- und Verwaltungsbehörden, zwischen ^andesvcrtrcnmgcu und dcu obersten Regierungsbehörden, in streitigen Angelegenheiten öffentlichen Ncchtcs u. dgl. Von dem t. t. Finanz Miuistcrium, welches die Finanzen dcr im Reichs-rathe vertretenen Vändcr zn uerwaltcn hat, hängen ab: die Staats-Ccutraleasfe, das Ministerial-Zahlamt, die Staatsschuldcn-Direetion mit da- 'Staatsschuldcn-(5assc, die Lotto-Diri,'ctioncn, die Tavakfabrikm-Directiou, das Puuzirungsanlt, das Hauptmiinzamt, die Hof- und Staatsdrnckcrei nnd die 14 Finanz-Vandcsbchordcn. Die letzteren sind entweder Finauz-^audrsdirettioncn oder Finauzdircetioncn l^diese in Oberöstcrrcich, Salzburg, Kärnten, Krain, iin Küstenland, ill Schlcsicli und der Bukowina, jene in den übrigen Vändcrn^. Den Finnnz-^andcsbchördcn unterstehen für die directe Besteuerung die Steucrämter, für die indirecleli Steuern die Finanz-Bczirksdircctioncn, für die Rechtsvcrtrctung des Staates in Finanzangelcgcnheitcu die (13) Fiuanz-Procuraturen, für die Staatseinnahmen und Staatsausgabeu in dcu einzelnen Vänderu die staatlichen Lcmdeseassen. 546 Staatöwescn. Dic Rcchnungs-Controlc über dic Gcldgcbarung der Behörden in, österreichischen Staatsgebiete übt der l. k. Oberst».' Rechnungshof in Wien. Dic in den einzelnen Kronländern bestehenden politischen ^andcöbchördcn, welche dein Minister des innern unmittcldar lintcrgeordnct sind, besorgen die politische Verwaltung, in deren Bereich alle in den einzelnen Bändern vorkoimuendcn Gcschaste (mit Ausnahlnc der Rechtspflege) schoren. An der Spitze dieser ^andcsbchordcn, welche entweder Statthaltcreicn oder ^andcs-Regicrungen heißen, stehen die ^andcschcfs ^Statthalter oder ^andcs-Präsidcntcn). Dein ^andcochcf obliegt dw Repräsentation des Monarchen und die Vertretung der Regierung; er präsidirt der Finanz-Vandcsbchürdc und dein ^andc^Schulrathc. Vormals war^u zu Vcrnialtungs-zwcckcn dic einzelnen Krouländcr in Kreise lind Viertel eingetheilt, deren Namen noch im Volke fortleben. Gegenwärtig kennt die politische Untcrtheilung der Bänder nur Bczirtshauptuwnnschaften und in den Hauptstädten und den Städten mit eigenem Statute die ^ommunabAemler ^Magistrates ^eder Bczirkshauptmannschaft steht ein Bc^irt^hauptmaini vor. Die Magistrate sind ;um Theile auch mit der Polizei-Verwaltung bctrant, dic Orts-Poli;ci obliegt in allen Gemeinden dein Gemeindevorsteher. Den gegenwärtigen Orgcmi^mns der politischen Bandes- nnd Vczir^bchörden zeigt folaendc Uebersicht: Vcrwaltunsssgebiet Politische ^'andesbehorde Polizei-Direction e» Hauvtmai!»-schattn HlüNMMIül» Oesierr ill, iilitcv d.Einic« 3ta>,!)N!u'r^ ^u Wien I l« 8 Ol'st,rrcich ob dcr E»nS ,, Nn; — 12 2, Sal,llburss Landesregierung zn öal^blira — 4 1 Suu'l'mark Statthaltern zu Graz — 19 3 Laudesregiernug. zn Klagenfiirt — 7 1 Krain „ „ Vaib^ch — 11 ' 1 Oest. Illyr. Küstenland Statthalterei zu Trich 1 10 l 3 Tirol und Vorarlberg „ „ Innsbruck — 24 4 Böhmen » „ Prag 1 69 2 Mähren „ NrNnil 1 30 Schlesien Landesregierung zu Troftpau — 7 3 Gallien Statthaltcrei zu Mnberg 74 2 Bukowina Landesregierung zn C;crno^itz — 8 1 Dalination Stalthaltnei zn ^^ra — 12 1 III. Verwaltung in den Bändern der ungarischen Krone. Dcm ungarischen Staatörcchtc gemäß soll der Palatin alö Statthalter des Königs fungircu; doch ist diese Stelle derzeit nicht besetzt, bis sein Wirkungskreis dnrch ein bestimmtes Gesetz uormirt sein wird. Für die einzelnen Zweige der Staatöumvaltung bestehen acht tölüglich-ungarische Ministerien in Budapest: fnr Cultus und Unterricht, siir Ackerbau, Gewerbe und Handel, für öffentliche Arbeiten und Commmücatwncn, für die ^midesucrtheidigung, für die Justiz, für die Finanzen und das tloatisch-slauonlsche Ministerium lohne Portefeuilles dazn kommt noch das Ministerium cnn allerhöchsten Hoflager in Wien, als Vcrmittlungsglicd muschen dein Monarchen uud der ungarischen Regierung und zwischen den Ministerien beider NeiclMälften. Verwaltung. 54? Das königlich ungarische Ministerium des Innern leitet die innere (politische) Verwaltung mit (Anschluß der Sichcrhcitö-Polizci in Ungarn und Siebenbürgen ; ihm steht der ^andcs-Sauitätsrath zur Seite. Das königlich ungarische Ministerium für Cultus und Unterricht erstreckt seinen Wirkungskreis auf die Cultus- und Untcrrichtsaugclcgcnhcitcn Ungarns und Siebenbürgens. Ihm sind der Vandcs-Untcrrichtsrath nnd der ^andcs-Kunstrath bei-gegebcu und die geistlichen Behörden, die Hochschulen und anderen höheren Lehranstalten, die ^anocs-Conunission für Erhaltung der Baudcntmalc, die königlich ungarische Akademie der Wissenschaften, das National-Mnscum, das meteorologische Ccntral-Institut, die Staatsprüfungs-Commisfioncu, die 7 Dislricts-Oberstudieu-Dircc« torate (für die Mittelschulen), die königlichen Schuldistricts-Aufschcr mit den Districtual-Schulräthen uumittclbar untergeordnet. Den letzteren unterstehen die Schul-Commissioncn in dcu Gcineindcn. Das königlich ungarische Ministerium für Ackerbau, Gewerbe und Hau del besorgt die Angelegenheiten des Handels und der Gewerbe, der ^and- nnd Forstwirthschaft für Ungarn und Siebenbürgen, und für das ganze Gebiet der ungarischen Krone, jene des Bergwesens, das Post- uud Tclcgraphenwcscu nnd das Marinewescn im ungarisch-kroatischen Küstcnlandc. Ihm sind das statistische Bureau, die Ccntral-Aichungs-Commissiou, die geologische Anstalt in Budapest, die königliche Seebehördc in Fimnc, die 8 Postdircctwnen, die 7 Tclcgraphcn-Directioncn, die 7 Berghauptmaunschaften, die Handels- uud Gewerbekammeru und die land- und forstwirchschaftlichcn Lehranstalten untergeordnet. Dem königlich ungarischen Ministerium für öffentliche Arbeiten und Communicationen obliegen der Straßen-, Wasser- und Hochbau, das Eiscu-bahnwcsen und die Flußschifffahrt. Ihm unterstehen die königlich ungarischen Gencral-^nspcttioncn für Eisenbahnen uud Dmnpfschifffahrt und für den Eiscnbahnbau, die Direction der königlich ungarischen Staatsciscnbahncn, die Staatsbanänttcr, die königlichen Fluß-.wgcnicurämtcr und die Ccntral-Commissioncn sür die Donm^ und die Theiß-Ncgnlirung. Das königlich ungarische Vandcsvcrthcidigungs-Miuistcrinm, dessen Thätigkeit sich alif das ganze ungarische Staatsgebiet erstreckt, besorgt die Angelegenheiten dcr Heercsergänzuug und Rccrutirung, der Dislocirung nnd Verpflegung deo Heeres, der Landwehr und des Vaudsiurms. In adminiftratiucn Angelegenheiten nnterstcheu ihni die 7 ^andwchr-Districts Couunandcn, welche in militärischer Hinsicht den, f. ^anowchr-Obercommando untergeordnet sind. Das königlich nngarische Justiz-Ministerium besorgt in Ungarn und Siebcnbürgcu die Angelegenheiten der Rechtspflege. Allgemeine Gerichtsbehörden sind.' die königliche Curie in Budapest als letzte und höchste Instanz, mit dem Cassanonshofc und dem obersten Gerichtshöfe; als Gerichtshöfe zweiter Instau; die königlichen Tafeln in Budapest (für Ungarn nnd Fimnc) und in Maros-VMrhcll) (für Siebenbürgen); als erste Instanzen 10«! königliche Gerichtshöfe (Collegial-gerichtc, 63 in Ungarn, 1 in Fiumc, 22 in Siebenbürgen), 374 königliche Bezirksgerichte (Einzelgerichtc, 812 in Ungarn, <;2 in Siebenbürgens die 10 Geschwornen-gcrichtc (für Preßuergchcn). Als außerordentliche Gerichte bestehen das Handelslind Wechsclgericht in Budapest, das Wechsel- uud Sccgcricht iu Fiumc, die geistlichen Ehcgerichte, die Berg-, Finanz-, Militär- und Vandwchr-Gcrichte. Das königlich ungarische Finanz-Ministerium besorgt die Finan.z-Angelcgcnbcitcu aller ungarischen Vändcr. Demselben sind uumittellmr untergeordnet die Central Etaatscasse, die Staatsschnlocncassc, die Direction dcr ärarischen Rechts-aiMlcgenhciteu, die Votto-Dircction, die königlichen Fiuanz-Dircctioucn, die Behörden für die Staatsgüter und das Staats-Montanwcscn, die Punzirnugsämicr, die Dircctionien der Tabatsfabrikcn und die Tabakscinlösungs-Inspcctorate, die Bl?rg- und Forstakademe ciü* 548 StaatSweseu. in Schcmnitz. Die Cinhebung der directcn und indircctcn Steuern leiten die 17 königlichen Finanz-D ircctioncn (14 in Ungarn, 2 in Siebenbürgen, 1 in Fiumc), in Kroatien-Slavonien die ^inanz-Vandcsdircction zn Agram, im kroatisch-slavonischen Grenzgebiete die Finanzabthcilung dcs General-Commandos zu Agram. Diesen Obcrbchördcn sind die Steuer- und Oefällsämtcr, die Zollämter u. s. w. untergeordnet. Dic Controlc der Staatseinnahmen und Ausgaben, sowie der Verwaltung des Staatsvcrmögcns und der Staatsschuld übt in den ungarischen Bändern der königliche Staats-Ncchnungshof in Budapest. Das königlich kroatisch-slavonische Ministerium bildet das Vcr-mittlnngsband zwischcl^ dem Könige, dem ungarischen Ministerium und den Bändern Kroatien und Slavonien, ohne eine administrative Bcfugniß zu haben. Die oberste Verwaltung der mit Ungarn gemeinschaftlichen Angelegenheiten wird von den ungarischen Ministerien ausgeübt; für jene Angelegenheiten, in welchen Kroatien-Slavonien autonom, besteht die königliche Landesregierung in Agram. Diese umsaht ^ Scctionen: für innere Angelegenheiten und ^andcs-Budget, für Cultus und Unterricht und für Justiz Ihr bcigcgcbcn sind ein ^andcs-Sanitätsrath, ein ^andes-Schulrath uud eine Vandesmsse; untergeordnet sind ihr die höheren vehr-anstaltcn, die südslavifchc Akademie der Wissenschaften, sowie sie diese Aufsicht über die Gerichte übt. Au der Spitze der Landesregierung steht der vom Könige ernannte, dem kroatisch-slavonischen Landtage verantwortliche Banns. Im kroatisch-slavonischen Grenzgebiete fnngirt gegenwärtig noch als oberste Landes-Verwaltungsbehördc das k. und k. General-Commando zu Agram. — Als allgemeine Gerichtsbehörden in Kroatien-Slavonien (einschließlich des Grenzgebiets) bestehen in letzter Instanz die königliche Septcmviraltafcl in Agram, in zweiter Instanz die königliche Banaltafcl ebendaselbst, in erster Instanz die s. königlichen Gcrichtstafcln und (für das Grenzgebiet) die (i k. k. Gerichtshöfe ^Collegialgcrichte), die Stadtgerichte in Agram und Csscgg, die Bezirksgerichte (Cin;clgcrichtc) und die Gcschw orncngerichtc > für Prcßöcrgchcn), welche eben in der Crrichtung begriffen sind. Die administrative Cinthcilnng der ungarifchcu Vänder ist folgende: Ungarn zerfällt in ',<> Comitate, 5 freie Districtc, 5,3 künigl. Frcistädtc; Siebenbürgen in ^ Comitate, 5» Sz^kler-Stühlc, 2 Districte, 28 lönigl. nnd mit Municipal-recht ausgestattete Städte und den Königsbodcn (mit !> Stühlen nnd 2 Districtcn); Kroaticn^Slavonicn in 8 Comitatc und N köuigl. Frcistädtc; das kroatisch-slavonische Grenzgebiet in <> Districtc und 7 Städte. Alle diese Tcrritorial-Bezirtc bilden selbständige Muuicipicn (vgl. S. 541), welchen die politische Administration übertragen ist und die unmittelbar dein Ministerium unterstehen. Dic Verwaltungsbehörde von Fiumc sammt Gebiet ist ein künigl. Gubcrmum, welches direct dem ungarischen Ministerium nntcrgcordnct ist. ^n Ungarn und Siebenbürgen steht an der Spitze der Conütatc und Mumcipalstädtc der Obcrgespan, an der Spitze der Districtc der Obercapitän, im Zivscr Districte der Districtsgraf, die alle vom Könige ernannt und enthoben werden. An der Spitze der Hauptstadt Budapest befindet sich der Obcr-Bürgcrmcistcr, welcher aus drei vom Könige vorgeschlagenen Personen durch dic General-Versammlung auf l! Jahre gewählt wird. Unter den Municipal-Beamten der Comitatc, Stühle und Districtc ist der erste der Vicc-Gcspan, in den Municipalstädtcn der Bürgermeister, welche die öffentliche Verwaltung leiten. Dem Vicc-Gespau siud die Stuhlrichtcr untergeordnet, in deren Wirtnngskreis die Bezirks-Vcrwaltung und die Aufsicht über die ^andgcmcindcn gehört. Anf dein siebcnbürgifchcn Königsboden ist die Nations-Univerfitüt <^vgl. S. 541) der Vertrctnngskörpcr uud die Verwaltungsbehörde; die Oberleitung der Administration führt dcr vom Könige ernannte sächsische Nations-Comes oder Graf. — In Verwaltung. , 549 Kroatien-Slavonien üben dic dem Banns unterstehenden Ober- und Vicc-Gespanc und Bürgermeister nnt Magistraten (letztere auf 3 Jahre gewählt) die Administration. Im kroatisch-slavonischen Grenzgebiete besorgt in jedem der 6 Districtc eine k. k. Districtsbchördc die politische Verwaltung, welcher 30 k. k. Bezirksämter untergeordnet sind. Dic städtischen Magistrate stehen unmittelbar untcr dem Agramcr Gencral-Commando. Z. StaatS'Jinanzwesen. "/„ der gesummten Staats-Einnahmen. Zu dcu in dire etc n Abgaben gehören die Verzehrungssteucr, das Zollgefälle, das Salz- und Tabakgefälle, das Stempel- und Taxgefällc, das Lotto-, Post- und Mauthgcfälle. Ilntcr diesen Abgaben liefert die Verzehrungsstcuer den höchsten Reinertrag für die Staatsfinanzcn. Gegenstände dieser Steuer siud im Allgemeinen geistige Getränke, Fleisch und Zucker aus inländischen Stoffen. Einige durch größere Wohlhabenheit und lebhaften Verkehr hervorragende Orte, sog. „geschlossene Städte", bilden besondere Vcrzchrungssteucr-Gcbictc, in welchen sowohl die Zahl der besteuerten Verbrauchsgcgcnstände größer als auch die Abgabcusätzc höher. Diese geschlossenen Städte sind: Wien, ^inz, Graz, Vaibach, Trieft, Prag, Ärünn, Weinberg, Kratan, Preßburg und Budapest (mit Altofcn). Das Zollgefällc umfaßt jene Abgaben, welche im Verkehr mit dem Auslande von der Waaren-Ein- und Ausfuhr tarifmäßig erhoben werden ^ugl. S. 47 l;). Nach dem Voranschläge für 1874 lieferten die indi-rccten Abgaben im östcn'cichifchen Staatsgebiete <»O4"/„ (die Verzehrungssteucr 15)-<;"/^), im ungarischen Staatsgebiete ^ll-ls;"/^ ^dic Verzehrungsstcuer l>-2"/^) dcr gcsammten Staatseinnahmen. Vcrtheiluug des Budgets. Nach dem Ausgleich zwischen den beiden Staatsgebieten der Monarchie, welcher durch das österreichische Gesetz vom 21. December 1807 und den ungarischen Gesetz-Artikel XII uon 1dl>5—l>7 normirt wurde, sollen die Kosten der gemeinsamen Angelegenheiten uon beiden Ncichshälftcn nach einem Verhältnisse getragen werden, wclcheo durch ein von den Volksvertretungen bcidcr Staatsgebiete getroffenes und vom Monarchen sanctionirtcs Ucbcrcinkommcn von Zeit zu Zeit festgesetzt wird. Für dcu Fall, daß eine Vereinbarung nicht ;n Stande kommt, wird dies Verhältniß für die Dauer eines Jahres vom Monarchen bestimmt. Für das Dcccnnium vom 1. Januar I8ll8 bis zum 5!1. December 1877 ist die Gcitragslcistnng zur Dccknng der gemeinsamen Ausgaben für die im Neichsrathe vertretenen Vändcr mit 70"/,,, für die Münder der ungarischen Krone mit .^j"/„ festgesetzt, zn welchem Zwecke zunächst die Zollcinnahmcn vmocndct werden sollen. Nach erfolgter Provincialistrnng der Militärgrcnzc wird von der Summe der gemeinsamen Ausgaben die ungarische NcichsWftc zunächst mit 2"/.» und vom Neste mit W"/„ belastet werden. Das gemeinsame Budget, welches die Erfordernisse des Ministeriums des Acußern, des Rcichsfinan^Miuistcriuins, des Heeres und der Flotte umfaßt, wird den Delegationen zur Berathung vorgelegt. Die Feststellung aller übrigen Erfordernisse gehört in die Budgets der beiden Staatsgebiete; der Verfassung gemäß werden sie uon der Ncgierung aufgestellt, den betreffenden Volksvertretungen vorgelegt, von diesen berathen und mit deren Zustimmung als Finanz-Gesetze publicirt. Budgets für das Jahr 1M5 (M74). Der Staatsverfassung entsprechend sind somit in Oesterreich-Ungarn drei Budgets zu unterscheiden: das für die gemeinsamen Angelegenheiten, und die beiden Budgets für dic österreichischen und für die ungarischen Vändcr. Da für das letztere Gebiet das Budget für 1875 bis Anfang März 1875. noch nicht festgestellt war, theilen wir liicfür das Budget für 1874 mit. Dazu kommt noch das Budget für Kroatien-Slavonien. 552 Staatswesen. 1. Gemeinsames Bnoget für 1875 für die ganze Monarchie. a. Crfordcrniß. Ordeml. Außeroidcntl. Zusammen (Gulden ö. W.) 1. Ministerium des Acußcrn . . . 4,237.f.<>0 72.800 4,310.4<'.0 2. Krieysmimstcrinm ^ Landarmee . ^2,849.790 3,677.234 W,527.030 d) Kriegsmarine 8,741.780 1,336.184 10,077.964 3. Gemcinsmnci< ^inanzmimstcrmm . ,1,853.570 1.050 1,854.020 4. Gemeinsamer Rechnungshof . . 124.637 — 124.637 Summen: . 107,807.443 5,087.2 Ausgaben StaatsausgabcN ordentliche außerordentliche Summe Gulden iu österreichischer Währung 1. Allerhöchster Hofstaat ........ 4,650.000 — 4.650.000 2. CabiuetS-Kauzlei Scmrr Majestät ... 74.295 — 74.295 3. Rcichsrath .......... 648.670 500.000 1,146.670 4. Reichsgericht.......... 22.000 22.000 5. Mimstcrrath.......... 619.000 — 619.000 6. Ministerium des Innern...... 16,636.000 2.840.500 19,476,500 7. Ministerium für LlUidcsoerthridnMig . , 7,377.300 1,000.000 8,377.300 8. Ministerium für Cultus und Unterricht . 13,511.024 3,769.710 17,300.734 9. Ministerinn, der Finanzen..... 69.642.200 2,546.800 72,189.000 10. HllNdels-Mmistcrium....... 20,488.000 2,820.437 23,308.437 11. Ackerbau-Miuisterium.......! 10,246.900 1,436.400 11,683.300 12. Ministerium dcr Justiz...... 19.400,990 1.116.850 20,517.840 13. Oberster Rechnungshof...... 157.000 — 157.00(/ 14. Pensions Etat.......... 12,475.900 12,475.900 15. Subventionen und Dotationen .... 4N0.000 20,507.900 20,907.900 16. Staatsschuld.......... 89,782.782 1,664.002 91,446.784 17. Verwaltung dcr Staatsschuld .... 733.100 16.000 749.100 18. Beitraqbleistnng zum Nufwande für dio qeim'iufamcn Angelegenheiten .... 76,267.146 — 76,267.146 Gcsammtsumme des Erfordernisses . . 343,132.307 38,233,599 361,370.906 ') In Folge des Uebergangcs eiueö Theils der Militärgrenze an die Eivilveuualtung. Staats-Finanzwesen. 553 I). Bedeckung. Einnahme n Staatseinnahmen ordentliche ^ außerordentliche Summe Gulden in iisterreichischer Währung I. Ministerrath.......... 430.000 — 430.000 2. Ministerium des Innern...... 1,133.060 — 1,133.060 3. Ministerium für Lllndesvertheidigung . . 39.286 — 39.288 4. Ministerium ftlr Cultus und Unterricht . 4,766.336 1,507.100 6,273.436 5. Ministerium dcr Finanzen.....317,568.452 2,174.726 319,748.180 6. Handelsministerium....... 20,080.000 200.000 20,280.000 7. Ackerbau Ministerium....... 11,014.400 17.090 11,031.490 6. Ministerium der Justiz...... 370.600 - 370.600 9. Pensions-Etat.......... 36.000 — 36.000 10. Staatsschuld.......... — 9,412.83« 9,412.336 11. Verwaltung dcr Staatsschuld .... 308.200 — 308.200 12. Einnahmen aus der Veräußerung vom Staatseigcnthume........ — 900.000 900.000 13. Zahlung der Donau Dampfschififahrts-Gesellschaft.......... — 632.309 632.309 14. Auö der Liquidirung der Central-Nctiven, eventuell durch Entnahme aus den Casse« beständen........... — 2,500.000 2,500.000 Oesammtsumme der Bedeckung . . 355,746.336 17,343.563 373,069.899 Nach dcm Voranschläge für 1875 (Finanz-Gesetz vom 22. December 1874) betragen somit die gcsammtcn Staatsausgabcn.......381,370.906 Gulden o. W. die gcsammtcn Staatseinnahmen.......373,089.899 „ „ „ hicrnach^das Deficit . 8MH007 Gulden ü. W. Zur Deckung dieses Abganges ist dcr Finanz-Minister ermächtigt, 12 Millionen Gulden Nominal-Obligationen dcr durch das Gesetz vom 20. Juni 1868 crcirten nicht rückzahlbaren und in Noten verzinslichen einheitlichen Staatsschuld zu veräußern. III. Budget der Länder der ungarischen Krone für 1874. a. Einnahmen. Gulden ü. W. 1. Dircctc Steuern................70,000.905 2. Indircctc Abgaben...............81,191.048 3. Einnahmen vom Staatseigcnthum und von Staatsanstaltcn . . 47,517.931 4. Außerordentliche Einnahmen 5cs Finanz-Ministeriums .... 6,662.615 5. Einnahmen dcr andern Ministerien ......... 4,116.810 6. Bedeckung für gemeinsame Auslagen......... 144.600 7. Credit- und Cassa-Operationen........... 14,393.998 Summe dcr Einnahmen: . 224,027.907 551 Staatöwch'ii. d, Ausgaben. Gilden ö. W. 1. Hofstaat...........'....... 4,650.000 2. Cabin etsfan;ll-i................ 74.091 3. Unqarischcr Reichstag ............. 700.000 4. Beitrag ',u den qcmeinscnncn Ausgaben........ 29,217.503 5,. Beitrag zur österreichischen Schuld .........31,286.009 s Steuern Abgaben Zusammen Onlden östrrr. Währ. In Niederöstcrrcich......... 11'50 25-18 36-68 „ Oderöstcrreich......... 4'96 931 14-27-„ Salzburq. . ......... 4'59 10-87 15'4« „ Steienuart.......... 3'49 8'51 12-00 „ Kärnten........... 3 47 7-05 10-52 „ Krain............ 3 10 6'31 9-41 „ dem Küsteillandc........ 4'23 10-54 14-77 „ Tirol............ 1-88 7-01 8-89 „ Böhmen........... 4-38 9'29 13'67 „ Ntähren........... 4'49 8'97 13-46 „ Schlesien........... 3'42 9'97 13-39 „ Galizien........... 1'52 4'58 6'10 „ der Bukowina......... 1'59 4'31 5 90 „ Dlllmatien.......... 1-36 3-78 5'14 „ den im Reichsrathe vertretenen Ländern. 3>96 9-25 13'21 „ Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien-Slavonien > 2'8ä 4-99 7'64 In der gcsammtcn Monarchie-) 3'50 7-48 10-98 ") Oh,ts das MilitiirssN'NMbitt, dess«, Abssl,l>en als eissen? Emkünfte der MiMär8 wurde in der gcsammtcn österreichisch' ungarischen Monarchic die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, wie sic bereits in allen europäischen Staaten mit Ausnahme Großbritanniens, Belgiens nnd der Niederlande besteht. Sic beginnt mit dem I. Januar jenes Kalenderjahres, in welchem der Staatsbürger das 20. Lebensjahr vollendet. One Stellvertretung fiudet nicht mehr statt; eine zeitliche Befreiung ist nur aus gewissen Familienrücksichten zulässig nnd zwar für den emsigen Sohn (in den ungarischen wandern auch Schwiegersohn) erwerbsunfähiger Eltern, für drn einzigen Enkel erwerbsunfähiger Großeltcrn, wenn der Vater gestorben, für den Bruder gan; verwaister oder wegen Gebrechen erwerbsunfähiger Geschwister. Nach der österreichischen Wchrgcsctzgcbung, welche für die ganze Monarchie im Allgemeinen gleichmäßig ist, sind 8-03 "/„ von der Gcsammtbevölkerung des Kaiscr-staatcs kampfpflichtig. Interessant ist in dieser Hinsicht ein Vergleich mit den anderen Staaten Europas. Wehrpflichtig sind in Serbien 10-, in Griechenland !)'51, in der Schweiz 7-'»2, in Belgien 4-89, in Schweden 4-82, in den Niederlanden 3-58, in Deutschland 8-87, in Dünemark 3'25>, in der Türkei 8'U;, in Italien 2'89, m Norwegen 2-42, in Großbritannien 2-08, in Portugal l-!)<;, in Rußland 1'9">, in Spanien 1'87"/^ der Bevölkerung. Die bewaffnete Macht gliedert sich in das stehende Heer, die Kriegsmarine, die Vandwchr, die (irsatzrcscrvcn nnd den Landsturm. Im stehenden Heere und in der Kriegsmarine dauert die Dienstpflicht 10 Jahre und zwar 8 Jahre in der Änic nnd 7 Jahre in dir Rcseruc. Während die ^iniendicnstftflichtigen dem Rufe der Militärbehörden zum Dienste jederzeit,^olge zu leisten haben, kann die Rcseruc nur auf Befehl des Kaisers einberufen werden. Sonst sind die Rescrvemänncr benrlanbt und im Frieden nur zu periodischen Wasscnübnngcn und zum Erscheinen in den Eontrolsuersannnlungcn verpflichtet. Die Landwehr (in Tirol ^andcsschützen, in Ungarn Hmwed-Truppcn genannt), ist im Kriege znr Unterstützung des stehenden Heeres nnd zur inneren Vertheidigung bcrnfcn. In, Frieden ist dieselbe bis auf die Cadres blurlaubt und hat mir bei den periodischen Waffenübungcn und Eontrols-Versammlungen zu erscheinen. Nicht wie die einheitlich organisirtc gemeinsame Armee (das stehende Heer und die Kriegsmarine), welche dem Rcichskriegsministcr untersteht, ist auch die Landwehr in beiden Staatsgebieten gleichmäßig organiiirt, sondern sie bildet vielmehr eine besondere nationale Einrichtung einer jeden der beiden Reichsliälftcu. ^n administrativer Hinsicht untersteht s,c dem betreffenden ^andcsverthcidignngs-Minislcr, in militärischer Hinsicht dem ^audwchr-Obereomniandantcn, zur Kriegszcit dcu, Feldherrn der Rcichsarmce. Die Mobilmachung der Landwehr erfolgt auf Befehl des Monarchen 560 Staatewesen. unter Gegenzeichnung des betreffenden Landesucrtheidigungs-Mimstcrs. Da die Landwehr jedes der beiden Staatsgebiete zunächst zur Vertheidigung dcr betreffenden Reichshälftc berufen ist, kaun sie außerhalb derselben im Kriegsfalle mir mit Zustimmung dcr Rcichsmrtrctnng, in Tirol und Vorarlberg nur mit Zustimmung des Landtags verwendet wcrdm. Die Landwehr ergänzt fich durch Einreihung der ausgedienten Rcscrvc-Männcr ^mit zweijähriger Dienstzeit für dic Landwehr), durch unmittelbare Enithcilung dcr zur Stellung gelangten, nicht zur action Armee assentirten Wehrpflichtigen (mit zwölfjähriger Dienstzeit), und durch Freiwillige, welche ihrer StcllungSpfiicht Genüge geleistet haben, nicht laudwchrpflichtig, aber noch diensttauglich sind (auf Kriegsdaucr). Jene, welche ihrc Dienstpflicht in der Kriegsmarim vollstreckt haben, sind nicht landwchrpfiichtig. Dagegen sind die Wehrpflichtigen dcr ehemaligen Kreise Eattaro und Ragusa (Festland) iu Dalmatien überhaupt nur zum Dienste in der Landwehr, und nicht im stehenden Heere verpflichtet. Dic Ersatz-Reserve soll für die wahrend eines Krieges im stehenden Heere und in dcr Kriegsmarine sich ergebenden Abgänge Ersatz bieten. Sie wird nur im Kriegsfalle auf Befehl des Kaisers ciubcrufcu. Dic Verpflichtung zum Dicustc in dcr Ersatz-Reserve dauert iu dcu österreichischen Ländern bis zum vollendeten 30., in den ungarischen Ländern bis zum 32. Lebensjahre. Dcr Landsturm hat dic Aufgabc, dcu in das Land eindringenden Feind abzuwehren nnd den cingcdrungcncn zu bekämpfen. Er ist zur Zeit uur in den ungarischen Ländcrn, fcrner in Tirol nnd Vorarlberg angeordnet. Während in den ungarischen Ländern der Landsturm nur aus Freiwilligen gebildet wird, sind iu Tirol und Vorarlberg zum Eiutrittc iu denselben alle Waffenfähigen vom l8. bis 45. (in Vorarlberg bis zum 5,0.) Jahre verpflichtet, welche wcdcr im stchcndcn Hecrc, noch bei den Laudcsschützcn dienen oder znr Besorgung öffcutlichcr oder dringender Familicn-Angclegcnhciten unentbehrlich sind. Der Landsturm, dcr wie die anderen Wehr - Kategorien unter völkerrechtlichen Schutz gestellt ist, wird auf Befehl des Monarchen durch den LandcsverthcidigungsMinister einberufen. Besondere Begünstigungen genießen die Einjährig-Freiwilligen, d. h. jene Inländer, welche einen dcr absolvirtcn Mittelschule entsprechenden Bildungsgrad bcsitzcu (einjährige Präscuzdimftzcit), fcrner die Eandidaten ocs Volksschu 1 -Lchr-amtcs, dic nach achtwüchcntlichcr militärischer Ausbildung im Frieden dauernd beurlaubt wcrdcn, nnd die Candid aten des geistlichen Standes. Den Bcrufs-Seclcuten und Maschinisten dcr Kriegsmarine kann die active Dienstzeit auf 1 Jahr gekürzt wcrdcn. Interessant ist eine vergleichende Zusammenstellung dcr Präscnzdicnst;cit iu verschiedenen europäischen Staaten; dicsc währt in Nußland lind Großbritannien 0, in Norwegen ^—7, in Spanien, Rumänien und dcr Türkei 4, in Oesterreich-Ungarn, Deutschland, Italien, Portugal, Serbien und Griechenland 3 Jahre. Organisation nnd Stärke der Landmacht. Das stchcndc Heer gliedert sich in die folgenden scchs Truppcnkörpcr.- 1. Infanterie mit 80 Infanterie-Regimentern, l Tiroler Iägcr-Rcgimcntc uuo 33 Feldjäger-Bataillone«. Jedes Regiment dcr Infanterie hat 5 Fclobataillouc und 1 Ergänzuugsbataillou mit cincm Fricdcusstand von 1854 und einem Kriegsstaud von <>008 Mann; das Tiroler Jäger-Regiment mit 7 Fcldbatailloncn und l Ergäuzuugsbataillonc zählt im Frieden 37^3, im Kriege l0.250 Mann, ein Fclojägcr-Bataillon im Frieden 52«!, im Kriege 989 Mann. 2. Eavallcric (Dragoner, Hußarcn, Uhlancu) mit 41 Regimentern, jedes Regiment mit 2 Divisioncu und cincm Friedcnsstandc von 1073, cincm Kriegs-standc von 1431 Mann. 3. Artillerie mit 13 Feldartillcric-Regimentern und 12 Fcstungsartillcric Bataillonen. Icdcs Fcldartillcric-Rcgimcut zahlt im Frieden 100«) Manu, im Kriege l» Regimeutcr.- 3802, 7: 4072 Manu. Dcr Friedensstand Kriegswesen. 561 jedes Festimgsartillerie-Bataillons beträgt 009, der Kricgsstand 1402 Mann. Dazu kommen noch im Frieden 5 (^ 94 Mann), im Kriege 10 (a 103 Mann) Gebirgsartillerie-Batterien. 4. Genie- und Pionnier-Trupften mit 2 Gcnie-Negimcntern und 1 Pionnier-Negimcntc. Im Kriege werden 15 Feldcisenbahn-Abtheilungen aufgestellt. 5. Das Militär-Fuhrwesen-Corfts. 6. Sanitätstruppe. Die Gliederung der Truppenkörper m der Landwehr ist folgendermaßen gestaltet: a) In den im Ncichsrathe vertretenen Ländern (ohne Tirol und Vorarlberg): 81 Landwehr-Bataillone (62 Infanterie-Bataillone 5 1146 Mann, 19 Schützen-Bataillone il 1469 Mann), 25 Landwehr-Escadronen (Dragoner und Uhlanen, 5 172 Mann) nnd 1 Abtheilung berittener Schützen in Obcr-Dalmatien (180 Mann), d) In Tirol nnd Vorarlberg: 10 Landesschiitzen-Bataillone, 2 Landesschützcn-Escadronen. o) In den Ländern der ungarischen Krone: 7 Infanlcrie-Truppendivisionen ,mt 14 Brigaden, 28 Halbbrigaden, 94 Bataillonen 1. Linie (ll 4 Compagnien, 974 Mann), 30 Bataillonen II. Linie (im Kriege); 10 Cavallcric-Ncgimcntcr mit 20 Divisionen (40 Escadronen Hußarcn und Uhlanm, ^ 175 Mann), 7 MitraillensM'Diuisioncn mit 22 Abtheilungen (ü, 90 Mann). — Von der Landwehr sind im Frieden nur Cadres aufgestellt. Dcr Fricdensstand des stehenden Heeres (incl. der militärischen Sicher» heitskorpcr und Pfcrdczuchtanstaltcn) nach dem Budget für 1875 und der Land-wchr-Cadrcs (nach dem Budget für 1874) ist folgender: Mann Garden (Arciercn-, ungarische, Trabanten-Leibgarde, Leibgarde-Reiter- Escadron, Hofburgwachc).............. 530 Stehendes Heer (Behörden, Commandcn, Stäbe, Truppen nnd Anstalten) 269.948 Sicherheitskörpcr (16 Commandcn Gcnsdanncric, Sercssancr im troat.« slao. Grenzgebiete, Militär-Polizei- nnd Wiener Iustizwachc) . . . 8.808 Pferdezucht-Anstaltcn................. 5.149 Oestcrrcichische Landwehr (incl. tirol-vorarlberg. Landcsschützcn) . . . 3.498 Ungarische Landwehr (Honvsd-Truppen) incl. d. ungar. Kronwachc . . 13^591 Zusammen 301.524 Der Friedenspräscnzstand dcr zum Kampfe dienenden Truppen des stehenden Heeres zählt 251.517 Mann und zwar 169.931 Mann Infanterie, 43.993 Mann Cavallerie, 28.695 Mann Artillerie und 8896 Mann Genie- und Pionniertruppen. Nach den Nationalitäten vertheilte sich im Jahre 1869 die österreichisch-ungarische Armee (im Fricdensstandc) beiläufig folgendermaßen: Deutsche...........71.000 Mann Rechen, Mährer und Slovaken . . . 52.000 Magyaren..........45.000 „ Ruthenen..........23.000 Osttomancn.........21.000 „ Kroaten und Serben.......20.000 „ Polen...........19.000 „ Slovencn..........9.200 „ Westromanen.........4.000 „ Israeliten..........3.600 „ Zigeuner.......... 1.400 „ Bulgaren.......... 200 Arinenier.......... 200 Zusammen . 269.600 Mann. Umlauft, Oestcn,-ung. Mon«chie, 35 562 Staatswescu. Der Kriegs stand des stehenden Heeres (incl. der militärischen Sichcr-hcitskörpcr und Pfcrdczuchtanstaltcn) und der Landwehr ist also normirt: I. Stehendes Heer. Mann Centrallcitung, Militärbehörden und besondere Vcrwaltnngszwcige . . 2.617 Garden..................... 530 Höhere Commanden und Stäbe (General-, Artillerie- und Geniestab) . 5.239 / Linien- und Reserve-Infanterie.......485.44(1 Iägertrupfte............ 58.403 Cavallcrie............. 58.071 Truovmköwer Fcld-Artillerie (1632 Feldgeschütze'.....51.076 . . . 18.938 i4^v ""cann. Genietmppe............. 16.434 Pionniertruppe............ 8.068 Militär-Fuhrwesenscorps.........31.038 Sanitätstruppe............ 14.000 Heeres-Anstalten.................. 18.772 Sichcrhcitskörper Mnsdarmcrie, Sercssaner, Polizei- und Iustizwache) 8.808 Pfcrdczuchtaustaltcn................. 5.149 Sunime des Heeres 783.843 II. Landwehr. Mann Infanterie. . in Oesterreich 139.703, in Ungarn 187.872, zusammen 327.035 Cavalkric . . „ ,. 4.882 „ ., . 14.338 .. 19.220 Artillerie . . „ „ 400 ., ,. 4.497 .. 4.897 Summe d. Landwehr in Oesterreich 145.045, in Ungarn 206.707, zusammen 351.752 Gcsammtsummc 1,135.595 Hierzu kommt noch, wenn der Feind in das Vand eindringt, der Landsturm in Tirol und Vorarlberg und in den ungarischen Vändern. Die Kriegsstärke der für dcu Kampf bestimmten Truppenkörpcr (der Com-battamcn, stehendes Herr und Landwehr vereinigt) beträgt 1,049.382 Mann und zwar 871.478 Mann Infanterie, 77.891 Mann Kavallerie, 75.511 Mann Artillerie und 24.502 Mann Genie> und Pionnicrtruppen. Da die Stärke der Streitmacht Rußlands 1,420.000 Mann, des deutschen Reiches 1,373.600, Italiens 750.000, Frankreichs 669.400 (mit angeblich noch verfügbaren 940.000 Mann^, Großbritanniens 550.000, der Türkei 473.000 Mann beträgt, so nimmt Oesterreich-Ungarn mit seinen 1,049.362 Mann unter den Streitmächten der europäischen Großstaaten den dritten Rang ein. Bestand der Kriegsmarine. Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine trägt scit dem Jahre 1848 nicht mehr das Gepräge eines italienischen Instituts. Sie ist seitdem wesentlich verbessert wordcu und wenn sie auch mit dem Verluste Vcuetiens den bedeutenden Kriegshafcu Bcncdig sammt dem dortigen Arsenal eingebüßt, so hat sie doch neuerdings sich wieder gehoben und der glänzende Seesieg bei Lissa (1866) ihr Ruhm verschafft. Im Jahre 1872 zählte sie 08 Schiffe mit 365 Kanonen und 10.521 Pferdekräftcu. Der Bestand des fchwimmcndcu Flotten-Materials der öster-reichisclMNM'ischcn Kriegsmarine zu Ende 1874 war folgender: Kriegswesen. ' 533 Z°ül Geschütze Pferde-l. Flotte ^s^ schwere" laichte j,usnmm. kraft y. ss,-« s Kaseinattrnschiffe..... 4 38 16 i 54 3600 Panzer, )«M ^ Pauzrrfre^tten..... ? 64 28 112 4550 Schrauben-Fregatten......... 3 75 — 75 1700 „ Corvetten......... 8 73 14 97 2250 Kanonenboots....... 5 18 — 13 1010 Schooner......... 5 10 — 10 405 Raddampfer............ 4 8 13 16 560 Aviso mid TranspowRaddampfer .... 5 1 12 13 1400 Torpedo Schiff........... 1 2 — 2 230 Werkstätteuschiff........... 1 — 2 2 250 Yachten............. 2 — 2 2 420 Donau-Monitors.......... 2 4 — 4 160 Summe der Flotte 4? 308 87 395 16.635 2. Schul und KasernschiffV und Hulkö ... I« — — 87 — 3. Tender (Dampfboote)........ 6 — — — 366 Hauptsumme ?! 482 17.001 Die II Panzerschiffe heißen: „Kaiser", „Wa", „Eustozza", „Erzherzog Albrecht", „Kaiser Max", „Don Juan d'Austria", „Prinz Eugen"; „Erzherzog Ferdinand Max", „Habsburg", „Schamandes", „Drache"; die 3 Schrauben-Fregatten.' „Novara", „Nadctzky", „Laudon"; die 8 Schrauocn-Eowettcn: „Donau", „Erzherzog Friedrich", „Dandolo", „Helgoland", „Fasana", „Zrinyi", „Frounds-berg", „Aurora"; die 5 Kanonenboote: „Hund", „Vcllcbich", „Dalmat", „Rcca", „Santiago"; die 5 Schraubcn-Schooncr: „Kcrka", „^iarenta", „Molle", „Nautilus", „Albatros;"; die 4 Raddampfer: „Eurtatone", „Audrcas Hofer", „Taurus", „Fiuinc"; die 2 Aviso-Dampfer.- „Kaiserin Elisabeth", „Miramarc"; die 3 Transport-Dampfer: „Trieft", „Gorgagno", „Pola": das Torpedo-Schiff: „Seehund"; das Wl'rtstättcnfchiff: „Eyklop"; dic 2 Machten: „Greif" und „Phantasie"; die 2 Monitors auf der Donau: „Miros" und „^citha". Den größten Tonncngehalt hat das Kasemattenschiss „Eustozza" (7000); die mcistcu Pferdckräfte habcu das genannte Schiff und „Ässa" (je 1000). Die größte Kanoncnzahl besitzt die Fregatte „Nooara" (35 schwere uud 4 leichte); die zahlreichste Bemannung „Nssa" (5,12 Mann). Das größte Schulschiff ist das Iungcnschiff „Schwarzcnoerg" (mit 3s»50 Tonnen). Der Stand des gcsammtcu Mariue-Personals ist nach dem Budget für das Jahr 1875» folgcudcr: Mann See-Officiere und See-Eadetten.............. 523 Marine-Beamte und Marincdicner.............479 Anditore, Aerzte nnd Geistliche.............. 78 Summe 7' . 1080 m> ^ s i« ^ ^^ lind Artilleriechargcn und Mannschaft.....4 die Ostmark an das Geschlecht der Vabcnbcrgcr, welches nicht nur sie selbst erweiterte, sondern auch Oberösterreich, Steiermark und Theile Krams erwarb und mit dem Lande unter Die älteste Urkunde, welche die Beneimuug „<>8ti,'l'ii" gebraucht, datirt vom Jahre 996. 6 j Erzherzogthum Oesterreich unter dcr Elms oder Niedevösterreich. der Enns vereinigte. Von besonderer Bedeutung für das cmporblühende Oesterreich war die Regierung Heinrich's II. Iasoinirgott. Dieser verlegte die Residenz, welche anfangs in Melk, dann auf dein Kahlenberae gewesen, nach Wien, gewann seinem Geschlechte das Privilegium der Erbfolge auch in weiblicher Nnic und seinem Lande den Titel eines Herzogthums (1156). Nach dem Nusstcrden der Babcnbcrger (1246) beherrschte Premysl Ottokar von Böhmen Oesterreich, bis Rudolf von Habsburg in der Schlacht auf dem Marchfeldc ihn besiegte und hierauf (1282) die österreichischen Lande seinem Sohne Albrecht I. verlieh. Von den Habsburger« legte sich Kaiser Friedrich III. den Erzhcrzogstitcl bei. Dadurch, daß sich im ^aufc der Jahrhunderte die einzelnen Königreiche und Bänder der heutigen Monarchie als Erwerbungen der österreichischen Dynastie rings um Niederösterrcich anschlössen, wurde letzteres zum Stammlandc des mächtigen Kaiscrstaatcs nnd gab diesem seinen Namen als Gesammtnamcn. Zum Centrum der Monarchie ist Nicdcröstcrrcich auch vermöge seiner Lage inmitten der übrigen Länder und durch seine physischen Verhältnisse wie auscrsehen. Physische Geographie. Der ^auf der Donau theilt Niederösterreich iu eine nördliche und eine südliche Hälfte; jene gehört dem hercynisch-sudctischcn Hochlande, diese dem Alpcngebiete an, inzwischen breiten fich, beiderseits der Donan, zwei Tief« landsbecken, das Tulner und das Wiener Becken, aus. Der verschiedene Charakter der Gebirge erzeugt verschiedene Gegensätze in der änßcrcn, landschaftlichen Erscheinung. Das Alpcnland erfüllt den größten Theil des von dcr Enns im Westen, der Donau im Norden, dem Wiener Becken im Osten und der steirischcn Grenze im Süden umschlossenen Gebietes, Nur im äußersten Südostcn ragen die stcirischen Uralpcn mit dem 5381 P. F. (1732 Mr.) hohen Wechsel herein. Dieser hängt durch den Sattel des Sennnering mit den niedcröstcrreichischen Kalkalpen zusammen, welche nach Norden bis zur Donau, nach Westen bis zur Enns sich erstrecken; feinen nordöstlichen Vorhöhen, der sogenannten „buckligen Welt" und dem Kaiserwalde, in gleicher Richtung vorgelagert ist das bewaldete, wallartigc Leithagebirge am rechten Ufer der ßcitha, auf dessen Kamm die ungarische Grenze hinzieht. Jenseits des ^cithaflnsscs hat dasselbe noch einige Porhohen bei Hainburg, die gleichsam das Bindeglied zwischen Alpen lind Karpathen bilden. Die niedcrösterrcichischen Alpen sind in dem nördlich vom Semmcring gelegenen Schnecberg (6390 P. F. ^ 2070 Mtr.) am höchsten. Zwar ragt er nicht über die Schncelinic empor, doch bergen seine Schluchten und Mulden bis tief in den Sommer hinein größere Schncemassen. Er hat zwei Gipfel, von deren nordöstlichem, dem „Kaiscrstcin", der Berg äußerst steil, an 4000 Fuß, iu das Buchbcrger Thal abstürzt. Der Schnceberg bietet eine weite herrliche Fernsicht. Durch das romantische schöne Schwarzathal (mit dem wilden „Höllenthal") von ihm getrennt erhebt sich in: Südwcsten die Rax-Alpc (5832 P. F. — 1895 Mtr.), westlich daneben, jenseits .des Naßwaldthals, ragt die steirischc Schnee-Alpe noch zum Theil nach Nicderöstcrrrcich herein. Westwärts folgen nnn als die bedeutendsten Erhebungen, entweder nahe der stcirischcn Grenze oder von ihr selbst überschritten, der Goller (5571 F. — 1761 Mtr.^, der Dürnstcin (5762 F. ^ 1872 Mtr.), der Hochkohl (5692 F. — 1799 Mtr.) und an der Enns bereits die Voralpe (4869 F, — 1539 Mr.), zwischen der Ips und Erlaf der imposante, von Nord und Süd steil emporragende Felsrücken des Octschcr oder Hötschabergs (5808 F. — 1887 Mtr.). An diese hohen Kalkalpcn schließt sich nach Norden hin eine doppelte Kette von Voralpcn an, unter deren Gipfeln die ^ilienfcldcr-Hochalpe nnd der Untcrbcrg (bei Hain-fcld) die ausgezeichnetsten sind; dann folgt ein ammtthigcs Hügclgcländc, mitunter noch zu Berghohen sich erhebend, das von den kleinen Donanzuflüsscn vielfach durchbrochen und in viele abgetrennte Höhcninscln aufgelöst ist. Durch die Golfen, Physische Geographie. 5s,7 einen Zufluß der Traiscn, und die Tricsting wird der nordöstlich bis Wien strei-chcnde Wiener-Wald von der Kette der Poralpcn und Alpen geschieden. Sein höchster Gipfel ist der Schöpfet (2826 F. — 898 Mtr.) an der oberen Schwcchat. Vom Tulbingcr-Kogel (am Tulnerfcld) läuft nach Osten das kurze Kahlcn-gcbirge, im Herm annskogcl 1606 P. F. (542 Mtr.), im ^copoldsberge vor Wien 1380 F. (449 Mtr.) hoch. Die wichtigsten Ucbcrgängc außer dem Scmmeringpasse sind der Sattel des Annaberges, der aus dem Traisenthal in das oberste Erlafthal führt, und die Gothard-Höhe, aus dem Erlafthal in's Thal der Salza führend. Das niederösterreichische Alpengcbiet birgt auch mehrere Höhlen, deren bedeutendste die Hermannshöhle im Feistritzthale bei Kirchberg a. Wechsel ist. Berühmt sind die Windlöcher und Höhlen des Oetschers. Ausgedehnt ist die Höhle bei Hallthurm unweit Wr. Neustadt; im tertiären Conglomerate bei Gainfahrn (unweit Vöslau) wurden in neuester Zeit zwei nicht unbedeutende Höhlen aufgefunden. Nördlich von der Donau breitet sich das granitische Berg- nnd Hügelland der mährisch-österreichischen Terrasse aus, die im Norden von der Thaya begrenzt wird, im Westen bis zum Quellgcbict der Luschnitz sich erstreckt und ostwärts terrassenförmig in das Marchfcld übergeht, gegen die Donau hin aber steil abfällt. Ihre bewaldeten, vielgliederigm Höhenzüge bilden das „Waldoicrtel". Während die mittlere Erhebung 1800—2000 F. (585—650 Mtr.) beträgt, ist sie gegen Böhmens Grenze hin am höchsten. Dort ragt (bei dem böhmischen Puchcrs) der Viehbcrg bis zu 3418 P. F. (II10 Mtr.) empor. An der Grenze gegen Obcröstcrreich zieht sich der zum Böhmerwald gehörige Weinsbergerwald (mit dem Wcinsberg 3198 P. F. — 1039 Mtr.) hin, weiter östlich, bis zur Mündung des Kamp bei Krems, der Gföhlerwald; südlicher erheben sich der Ostrong (2952 P. F. ---959 Mtr.) und der Ja u er ling (3203 P. F. — 1060 Mtr.). Das Gebiet zwischen dem Wcinsberger Walde und dem obern Kamp heißt das Machland. Durch den Kamp vom Oföhlcrwalde geschieden liegt der die tiefere Horncr-Mulde im Osten begrenzende Manhartsbcrg (1l!53 P. F. -^ 537 Mtr.), nördlich zwischen diesem und der Thaya die 1815 P. F. (589 Mtr.) hohe Stufe.- die Wild. Die letzten südöstlichen Ausläufer enden mit dem Bisambcrgc (1105 P. F. — 359 Mtr.) vor Wien, gegenüber dem Kahlengebirge. Das Hauptthal Niedcröstcrrcichs ist das der Donau. Unter den Ebenen haben das °Tulner Becken (ans dem Wagram und dem Tulncrbodeu bestehend) und das Wiener Becken, das Marchfcld, die Simmcringcr, Minkendorfcr und Ncustädtcr Heide und das Ncunkirchner Stcinfeld umfassend (vgl. S. 208) die größte Ausdehnung; doch nehmen alle Ebenen des Bandes, die kleinsten an der Enns, das Ipsfcld und das Stcinfcld bei St. Polten mitgerechnet, nicht ein Viertel dcs Gesammt-Arcals ein. Der Hauptfluß des Bandes ist die Donau, deren Gebiet alle Gewässer mit Ausnahme einiger unbedeutenden Bäche im Nordwestcn, die durch die ^aiusitz, den Oberlauf der ^»schnitz, zur Moldau und Elbe abfließen, angehören. Diesc betritt als mächtiger Fluß das Kronland bei Enns mit dem rechten, bei Sarmingstein unterhalb Strudcn mit dem linken Ufer und durchströmt dasselbe in einer Länge von mchr als 33 Meilen (250 Kil.) nnd mit einer mittleren Geschwindigkeit von 1^ Mtr. in der Secunde. Ihr Thal ist bis Krems eng (Strudel bei Grein), weilet sich aber dann in das Tulncr Feld und unterhalb der Klostcrncuburger Enge in das Wiener Becken ans, in beiden Ebenen zahlreiche Inseln bildend, bis sie dnrch den Durchbrnch bei Hainburg nach Ungarn übertritt (vgl. S. 272V Rechts stießen ihr die Enns (der westliche Grenzfluß), die IPs, die Erlaf, die Bielach, die Traiscn, die Wien, die Schwcchat, die Fischn und die Leitha, der Grenzfluß gegen Ungarn, zu. Ihre Nebenflüsse auf den liukcn Ufer sind die Krems, der Kamp, 568 Erz!,criogttMl Oesterreich unter der EuuS oder Ä^leoerösterrnch. die Schnilcda, dcr Gollcrsbach, der Rußbach lmd die March, der zweite ungarische Grenzfluß, welche rechts die wiederholt gegen Mähren begrenzende Thaya aufnimmt. (Vgl. S. 276 f. und 279 f.) Nußer der Donau sind nur die Enns und die March schiffbar; die übrigen Gewässer sind aber für die Holztriftung von Wichtigkeit und dimcn als Triebkräfte von Mühlcn, Hänuncrn und Fabriken verschiedenen Industriezweigen. Der Wicncr^Neustüdter Canal, von Wiener-Neustadt nach Wien führend, wird namentlich zum Transport von Baumaterialien verwendet, hat aber durch die Südbahn an seiner früheren Wichtigkeit viel verloren. Unter den Wasserfallen, woran Nicderöstcrrcich nicht reich ist, mögen der Lassingfall (s. S> 318), der Fallbach bei Gaming, ein schöner Schlcierfall uon 120 F. Höhe, der Schüttet bei Äinz, der Pröllingfall bei Waidhyfcn a. I., der Sirningfall bei Buchbcrg am Schnceberge nnd der Mirafall bei Mnckcndorf (westlich von Piesting) genannt werden. Das Land unter der Enns erfreut sich des Besitzes mehrerer kräftiger Heilquellen; zn dcn wirksamsten gehören die schon den Römern bekannten Schwefelquellen zu Baden, die zu Dcutsch-Altenburg und zu Untermcidling nächst Wien, die eisenhaltigen Quellen zu Pyrawart, die indifferente Therme zu Vöslau. An Seen ist N'iedcrösterreich arm; im Gebiete der Ips liegei, bei Lunz die vier Lunzer Seen übereinander, nmragt von hohen, rauhen Kalkwänden; der kleine Crlafsee, der Quellsce für die Erlaf, wird von der steirischm Grenze durch' zogen. Im nordlichen Theile des Landes finden sich zahlreiche große nnd kleine Teiche; darunter sind die Teiche bei Feldsberg südöstlich uon Nicolsburg) an der mährischen und einige an der böhmischen Grenze ^bci Stankan) die bcdentmdstcn. Sumpfgegenden gibt es an der Fischa, der Thaya, dem Rußbachc, die durch Regulirnngsarbeitcn bereits bedeutend eingeschränkt wnrden; auch die Hochmoore in dcn Wäldern des Lainsitzgcbictcs, welche wie die Fifchagegcnd Torf liefern, wnrden schon zum Theile trocken gelegt. Rücksichtlich des Klimas kann man in Niederösterreich drei verschiedene Bezirke unterscheiden: dcn des Alpcnhochlands, des nördlichen nnd des östlichen Vorlandes dcr Alpen (vgl. S. 380). Der erste zeigt die niedrigste mittlere Jahrestemperatur, das dmi zweiten Bezirke angehörigc Wiener Becken die höchste (Wien 9'74" C., Wiener-Neustadt 9'69" E.). Hier, wie im ganzen Donanthal, wo sich Alpenland, hercynisches System und die Pontischc klimatische Provinz berühren, findet ein fortwährendes Schwanken zwifchen dreierlei Localcinflnsscn, ein steter Wechsel zwischen dein Berg- und Steppcnklima statt. Das westliche Gebiet Nicderö'stcrrcichs ist bei ausreichender Sommcrwärmc reicher an Niederschlagen, namentlich auch an Schnee, gegenüber dein östlichen Theile, daher dem Gedeihen von Klee, Gras, Getreide und Forstbämnctt günstiger als dieses, welches auch dem Weine eigentlich nicht entspricht. Viel günstiger dcr Vegetation ist das Klima des südöstlichsten Theiles, welches dem östlichen Alpenuorlandc angehört. Unter dcn Winden herrschen im Donauthalc die West- lind Nordwcstwinde vor. Der Nicderschlag beträgt in Wien im Durchschnitt 16-5 P. Zoll, die Zahl dcr Regen- und Schncctagc ebendaselbst 142-9. Die jährliche Zahl der Gewitter ist im Alftenhochlandc am größten (zu Grestcn in der Nähe des Octschcrs 30'3), im Snd-thcilc des Wiener Beckens am geringsten (Wiener-Neustadt 1>.'7); inmitten steht Wien (mit 19>3 Gewittern jährlich). Bcvölkcnmgs-Statistik. Die Volkszählung vom 31. December 1869 ergab für Nicderöstcrrcich eine anwrsendc Bevölkcruug von 1,990.708 Köpfen, darunter 1,954.251 Personen des üiuilstandes nnd 36.457 Personen des activen Militärs. Im Iahrc 1761 zählte das Land nnter der Enns 744.616 Einwohner, 1806: 1,053.653, 1830: 1,291.858, 1851: 1,538.047, 1857: 1,697.130 Einwohner BevMcnuigs Statistik. 569 (ohnc Militär). Für die beiden Dccennicn von 1849 bis 1809 belauft sich für Nicocrösterreich die jährliche Zunahme der Bevölkerung auf 0-92"/», ist also geriugcr als in der Bukowina, Schlesien, Galizicn, Böhmen, Ungarn und Siebenbürgen, steht gleich der Zunahme in Mähren, Dalmatien und Kroatien-Slavonien und übertrifft die in den übrigen Ländern. Ein viel stärkeres Wachsthum der Bevölkerung ist in Wien zu beobachten, welches im Jahre 1857: 476.222, 1809 bereits 007.514 Einwohner (ohne Vororte) zählte, also in zwölf Jahren um 131.292 Seelen, d. i. jährlich um 2-3"/<, zugenommen hatte. Auf 1 österr. uMl. entfallen im ganzen Lande 5672 Bewohner (auf I ggr. lüMl. 5529), oder, wenn Stadt und Land geschieden werden, 001.498 in Wien und 3921 im übrigen Lande. Einschließlich der Hauptstadt ist Nicdcrösterreich das dichtestbcwohntc Kronland der Monarchie. Von den einzelnen Gerichtsbczirkcn macht sich bei den an Wien grenzenden wieder der städtische Einfluß geltend, und es übertrifft der Bezirk Sechs-Haus mit 702.084 Köpfen auf 1 uMl. sogar die Stadt selbst an Dichtigkeit der Bevölkerung, neben welchen: noch Hcrnals 134.400 und Hictzing 37.450 Bewohner auf 1 ^Ml. zählen. Unter den Landbezirkm haben die Gcrichtsbczirkc Mödling (8829), Netz, Haugsdorf, Baden die dichteste, die Bezirke Gaining, Lilieufeld und Gutenstein (1023) die dünnste Bevölkerung. Die letzte Zahlung der Wohnorte hat 1589 Ortsgcmcinden festgestellt nnd zwar: 30 Städte, 223 Märkte und 4187 Dörfer. Viele Dörfer übersteigen mit Ausnahme Wiens an Bewohncrzahl alle Städte des Landes. So hatten ^1872) die Dörfer Hernals 51.604, Fünfhans 36.368 Einwohner, die zweite Stadt des Landes, Wiener-Neustadt (1809) nur 19.173. Im Vergleiche der Häuser mit der Bcwohnerzahl ergeben sich in Wien 59, im übrigen Lande 8, znsammcn 1 l Einwohner auf ein Haus. Hinsichtlich des SerMlvcrhältnisscs tritt in Niederüsterreich, wie in allen Ländern Mitteleuropas, ein Uebergcwicht des weiblichen Geschlechtes auf. Es wurden 907.087 Individuen männlichen nnd 987.104 weiblichen Geschlechtes (der Eivil-bcvölkcrung) gezählt, daher sich das Verhältniß von 102-7 Frauen auf 100 Männer ergibt. Anders freilich stellt sich dies Verhältniß, wenn man daS Militär mitrechnet. Der Nationalität nach sind (mit Ausscheidung Wiens) 98'5"/„ der einheimischen Bevölkerung Deutsche, nicht ganz 1°/„ entfällt auf die wenigen jenseits der Leitha und im Marchfclde gelegenen Orte, wo Kroaten und Slovaken wohnen, der Rest auf 4 öcchischc Ortschaften nächst der böhmischen Grenze (an der Lamsitz). In Wien nnd seinen nächsten Vororten sind alle Nationalitäten vertreten; hier machen die Ausländer 2"/„, die andcrcn Kronländcrn zugehörigen Personen 40"/^, aus (18"/« Rechen, 12«/„ Deutsche, 0^ Magyaren u. s. f,). Nach der Religion ist die überwiegende Anzahl der Einwohner (1,871.768) römisch-katholisch; Israeliten gibt es 51.880, davon 40.230 in Wien, 5000 in seinen Vororten, 7<»00 anf dem Lande zerstreut, davon V.? "u Nordostuiertel; 27.880 sind Evangelische, der Nest vertheilt sich auf die übrigen Confcssioncn. Nach dem Civilstande wnroen am 31. December 1809 erhoben: in Wien im übrigen Lande znsammcn männliche Ledige 203.570 419.480 023.050 Verheiratete 87.841 224.523 312.304 Verwitwete 8.337 . 22.802 31.139 Getrennte 371 157 528 weibliche Ledige 189.517 404.558 594.075 ' Verheiratete 88.775 224.820 313.595 Verwitwete 28.000 50.233 78.839 „ Getrennte 491 104 055 570 Erzhrrzocuhum Oesterreich unter der Enns oder Niederöfterreich. Unter den Acrnfszwcigcn sind es zwei Bcschäftigungs-Katcgorien, welche bei weitem überwiegen und dein Lande den Charakter aufdrücken, nämlich Gewerbs- bctricb lind Landwirthschaft; von der Gcsanlmtbevölkerung sind nämlich im übrige» in Wien ^aude zusammen bei Industrie und Gewerben beschäftigt 245.277 299.652 544.92!) „ der Landwirthschaft „ 4.137 446.358 450.495 Zusammen 249.414 740.010 995.424 Hierauf folgen die Personen ohne bestimmten Erwerb, und zwar im übrigen ' in Wien Lande zusammen Über 14 Jahre 90.551 124.086 214.037 unter 14 Jahre 123.098 363.071 466.169 Zusammen 213.649 487.157 700.806 Daran schließen sich die nn übrigen in Nien Lande zusammen Diener für persönliche Leistungen 75.926 67.582 143.508 Von der Bevölkerung Wiens sind somit 40-2"/^ bei der Industrie und bei Gewerben thätig, im übrigen Lande 20-6"/^; dagegen kommen von der Bevölkerung des flachen Landes 33-1 "/<, auf die Landwirthschaft. Die dienende Classe macht 15"/„ der Stadtbewohner und 5"/^, der Landbewohner aus. Dein Handel widmen sich 7"/<> der Bewohner der Hauptstadt, 2°/„ der Landbewohner. Cultur-Berhältnisfe/) Das Land unter der EnnS entwickelt eine vorzügliche productive Thätigkeit auf dem Gebiete der Industrie, worin es alle Länder der Monarchie übertrifft; von geringerem Belange ist die Rohftroductiou, in welcher Hinsicht nur die Land- und Forstwirtschaft bedeutend genannt werden kann. Von der Bodenflächc Niederösterreichs sind über 95"/<, productiv und nur gegen 5"/a der Cultur entzogen. 40"/<> nimmt das Ackerland ein, über 2"/^ das Weinland, 13^ Gärten und Wiesen, 7<7<. Hutwcidcn und Alpcnweiden, 33"/„ die Waldungen. Nach der Höhenlage des Bodens kann man in Nicdcrostcrreich die Ebene des Wiener Beckens, das Hügelland, das Bcrggcbiet des Mmcharts, das Bcrqgebict des Wiener-Waldes und das Gebiet der Hochalften unterscheiden. Die fruchtbarste Gegend ist der Tullicrbodcn, der kärgste Bodeu auf dem oberen Hochlande (Ottenschlag), wo gewöhnlich nur der sechsfache Crtrag der Aussaat die Mühe der Bearbeitung lohnt; die Flugsandstrichc auf dem Marchfelde, sowie Strecken des Ncunkirchncr Stciufeldcs und das Alpenhochgcbiet sind nicht cultursähig. Zahlreich sind die Erzeugnisse des Acker banes. Der Cultur des Weizens ist der Boden großen-theils günstig, in einzelnen Gegenden sogar in besonderen: Grade, so z. B. im Tuluer- und Marchfcldc. Der Roggen übertrifft an Qualität den ungarischen und steht nur hinter dem obcröstcrreichischcu. Die Gerste gedeiht in einigen Gegenden Nicdcröstcrrcichs vorzüglich uud wird auch überall dort geballt, wo nicht das Gebirge oder sandiger Bodeu hinderlich sind.'Buchweizen (Hcidckorn, Heiden) wird besonders in: Marchfclde, Mais (Kukurutz) iu großer Merge auf dem steinigen Boden um ') Vgl, „Topographie von Niederösterrcich", herausgegeben uom Vcrnn fiir Laudeefnnde von Niedrrösterreich. Cultur Verhältnisse. 5,71 Wiener-Neustadt gebaut. Kartoffeln finden als höchst wichtiges Nahrungsmittel im ganzen Lande bedeutende Pflege, dagegen ist der Rübenbau, obwohl er in letzterer Zeit einen Aufschwnng genommen, noch wenig ausgedehnt. Mit Hopfen find circa 40 Joch bestellt. Safran, einst wegen feiner Qualität von europäischem Nufc, wird gegenwärtig nur mehr in geringem Maße geballt. Die Erzeugungsmengen der wichtigsten Ackerbauproducte waren in: Jahre 1869 folgende: Metzen Hektoliter Weizen . . . 1,856.04? 1,142.454 Roggen . . « 4,441.57« 2,730.985 Gerste . . . 1,845.013 1,184.440 Hafer . . . 6,004.158 3,691.765 Mais . . . 258.922 159.203 (immer Kilogramm Stroh . . . 11,708.834 6,557.087 Heu ... 12,592.282 7,051.830 Kartoffeln . 6,473.308 3,625.130 Rüben . . 3,574.042 2,001.507 Der Weinbau Niederösterreichs hat zwar gegen frühere Zeiten sehr abgenommen, spielt aber namentlich in qualitativer Hinsicht noch immer eine große Nolle. Nieder-österreich ist das zweite Wcinland der Monarchie (zunächst Ungarn folgend) und producirt 6^°/, der gefammten Weinerzcugung Oesterreichs. Der Weinbau wird vorzüglich gepflegt um Wcidling, Klostcrneuburg, Grinzing, Nußdorf, also an den Abhängen des Wiener-Waldes gegen die Donau zu, und dann um Gumpoldskirchen, Baden, Vöslau bis Mcrkcnstcin, selbst auch auf dem Silbcrbcrge bei Gloggnitz, jenseits der Donau am Bisamberge, dann um Netz, Stiiikcnbrunn, Mailbcrg nnd Markersdorf, ist aber auch in den Vierteln ober dem Wiener-Walde und dem Manhattsberge (z. B. in der Wachau) nicht zu unterschätzen. Im Jahre 1869 erzeugte Niederösterreich 2,166.427 Eimer (1,225.959 Hektoliter) Wein. Die Obstbaumzucht Nicdcröstcrreichs in den Ebenen, im Donauthalc, sowie in den unteren Parthicn der Thäler der Donau-Nebenflüsse gepflegt, steht hinter der Oberöstcrreichs weit znrück. Bon Gartenpflanzen find Spargel, Zwiebeln, Knoblauch, Meerrettich (Kren", Mohn, Senf (um Krems) und Gemüse zu nennen, die zum Theil in bedeutenden Mengen erzeugt werden. Die Waldungen des Bandes unter der Enns werden zu 70"/« von Nadcl-und zn 30"/<> von Laubholzartcn gebildet. Die vorzüglichsten Vamnartm sind (nach ihrem Pcrccntantheil geordnet) Fichte. Nothbuche, Wcißföhre, Tanne, Eiche, Schwarzföhre und Mrche. Die meisten Bestände sind gemengt. Große Wälder ein und dcrsclbcn Art sind nur dort anzutreffen, wo natürliche Standortsvcrhältnisse einer bestimmten Art zusagen und andere Arten nicht aufkommen lassen, wie der Fichtenwald auf den westlichen Abhängen des Gebirges, die Nothbmhenbcstände auf den östlichen Bergsciten des Wiener-Waldes, die Wcißföhrcnflächcn anf dem granilischcn Sand bodcn des Maichart, der Schwarzföhrenwald anf dein Kalksandc des Alpcnfußes, der Pappel- und Wcidcnwald in den Donau-Auen. Mit dem Verschwinden des Waldes in der Alpcnrcgion erscheint die Legföhre (das Krummholz). Gegen 77 ^ Holzland werden als Hochwald, I1"/„ als Nieder- und Mittclwald bewirthschaftet, 5"/y find Alten nnd 2-5 "/„ Brände. Von dem mittleren Iahrescrtrag der Wälder mit gegen 700.000 Cubikklaftcrn sind etwa 7l)"/„ Brennholz, 14"/., Kohlholz, 16°/„ Werkholz. Harzprodnctc werden jährlich gegen 90.000 Ctr., Gerbstoffe circa 220.000 Centner gewonnen. Der Pich stand in Nicdcröstcrreich ist cm unzureichender und der Futtercrzcugung gegenüber ein verhältnißmäßig sehr großer. Der Stand des Nindviehs ist sowohl der Zahl als der Qualität nach ungenügend; die größte Mcngc findet sich in den westlichen, wiesenrcichcren Kreisen. Die Gcsammtzahl des Hornviehs in Nicderöstcrreich belief sich 1869 anf 503.992 Stück, d. i. 3"/,. des Viehstandcs der Monarchie; es entfallen demnach 1530 Stück anf 1 l^Ml. nnd 37-1 Stück anf 100 Bewohner. An 572 Erzherzogthmu Oesterreich unter der Enns oder Niederösterreich. Fleisch und Fleischsiroductcn gewinnt man in Nicderöstcrreich jährlich an 525.000 Ctr. Da Wien allein jährlich 100.000 Stück Ochsen consumirt, so wird zur Deckung des Fleischbcdarfcs Schlachtvieh aus anderen Krouläudern und aus dein Auslande eingeführt. Das Milchcrträgniß belauft sich jährlich auf 4 Mill. Eimer. Die Pferdezucht ist eine ziemlich gedeihliche, doch wird sie nur in den ebenen Bezirken gepflegt; ein Gestüte besitzt das Land nicht. In den Bergbczirken geschieht größtcnthcils die Bewirthschaftung nur mit Ochsen. Mederöstcrrcich zählte 1869: 96.795 Pferde, d. i. 2^7« der Pfcrdczahl der Monarchie, 4-8 Pferde auf 100 Bewohner, 293 auf 1 ^Ml. Maulthiere und Cscl hat das Land nnr 31s. Stück. ^ Die Zahl der Schafe, welche sich 1869 anf 313.», 18 Stück belief, ist für die großartige Industrie unzureichend; man gewinnt gegenwärtig nur bei 15.000 Ctr. Wolle. Zwei Drittel der Schafe fallen auf den nördlichen, ein Drittel auf den südlichen Theil des Landes. Die Kleingrundbesitzcr hatten nur ordinäre Landschafe, die Großgrundbesitzer dagegen Elcttoralschafc. Die Zucht ist in den Bezirken unter dem Manhartsbcrgc an: meisten entwickelt. — Ziegen zahlt man 50.890 Stück, die jährlich 14 Mill. Maß Milch liefern. — Die Zahl der Schweine belauft sich auf 440.000 Stück; obwohl ihre Zucht nicht darniedcrlegt, so werden noch immer sehr sehr viele Schweine, vorzugsweise aus Ungarn (1^ Mill.) eingeführt. — Die Geflügelzucht findet namentlich in der Gegend von Wien bedeutende Pflege; im Marchfeldc (bei Cipeldau) ist insbesondere die Gänsezucht verbreitet. Die Fischerei Nicoerösterreichs ist theils Fluß-, theils Tcichftscherei, theils beruht sie auf der künstlichen Fischzucht. Die Flußfischerei, obwohl sie in jüngster Zeit abgenommen, bietet eine reiche Ausbeute au vorzüglichen Fischen (an Welsen, Lachsen, Donaukarpfcu, Hechten, Schillen, Forellen und Saiblingen) in der Donau, deren Nebenflüssen und iu den Gcbirgsbächcn. Die Fischzucht iu Teichen ist von geringer Bedeutung, ^on künstlichen Fischzuchtanstaltcu sind die zu Pottcnbrunn (bei St. Polten), zu Atzgcrsdorf (bci Wien) lind am Brunnmühlbache (westlich von Traismaner) zu nennen. Die Jagd hat bezüglich der Ansbeute abgenommen; am belangreichsten ist sie in einigen Bezirken des Hügellandes. An Wildgattungcn kommen Hasen, Nchc, Hirsche, Gemsen, Füchse, Dachshund Marder, Rebhühner, in einigen Bezirken auch Fasane, im Wiener Becken zahlreiche Kaninchen vor. Die Bienenzucht ist jetzt fast allgemein verbreitet; sie wird namentlich in der Tiefebene betrieben, gewinnt aber auch in den Gebirgsgegenden in erfreulicher Weise an Bcdcutuug. Der Gcsammtbcstand der Bienenstöcke beträgt 59.866. Die Seidenraupenzucht, erst seit 1855 eucrgischer betrieben, ist noch sehr unbedeutend. Die nöthige Anpflanzung von Maulbeerbäumcn ist zwar im südlichen Theile des Wiener Beckcns bereits ziemlich vorgeschritten, die Gewinnung an Rohseide dagegen ganz ohne Belang. Der Bergbau Nicoerösterreichs beschränkt sich aus wenige Prodnctc und ist auch in diesen nicht sehr bcocntend. Braun- und Steinkohlen werden vorzugsweise im Gebiete der Vomlpcn (erstere namentlich zu Grillenbcrg, Thallcrn und Gloggnitz, letzerc zu Grüubach, Lilienfeld, Lunz und Höllenstein) gewonnen. Im Jahre 1871 gab es 15 Brannkohlcn- und 38 Steiukohlcnbaue mit zusammen l264 Arbeitern, die 1,950.5l>0 Ctr. Kohlen prodncirtcn. Ciscnstcinbauc sind 4 (zu Reichenau, Pitten-Eichwald, Obcrndorf und Witschkobcrg-Vcinhöfcn) im Betriebe, welche 1871 bei einer Zahl von 271 Arbeitern 34.842 Ctr. Frischrohciscn, 12.558 Ctr. Gußeisen und 8324 Ctr. Eisenerz lieferten, außerdem Ncichenau auch 2875 Ctr. Kupfererz. Graphit wird in 10 Werken im Kreise ober dem Manhnrtsberge gewonnen; 1871 belief fich die Ausbeute bci 67 Arbeitern auf 11.82! Ctr. Ctwa 50.000 Ctr. Torf liefern die moorigen Gegenden an der Fischa nnd ebensoviel die Hochmoore im Lainsitz-Gebiete und an andern Orten des Hochlands. In ausreichender Menge wird das Cultur-Verl) iMiilssc. 5) 7 Z Material«: zum Hausbau, zur Kalk- und Gypserzcngung gebrochen; mächtige 5/ager von Thon und Lehm liefern das Material zu Millionen von Ziegeln und kunstvollen Ornamenten. Hinsichtlich der Industrie ragt Medcröstcrrcich, wic bereits erwähnt, unter dcn übrigen Bändern dcr Monarchie hervor und zwar an Quantität, Qualität und Mannigfaltigkeit dcr Producte. Während Wien mit seinen betriebsamen Vororten eine namhafte Zahl der verschiedensten Gewerbe ausweist, wic dirs schon dem Wesen einer Großstadt entspricht, zeichnet sich der Kreis nntcr dem Wiener-Walde in Folge reichlich vorhandener Wasserkraft durch seine Fabriksindustrie namentlich auf dem Gebiete der Spinnerei und Weberei, der Papier- und Maschinen-Erzeugung, der Kreis ober dem Wiener-Walde vermöge seines Eisens- und Holzrcichthums durch das Mctallgewerbe und die Werkholzproduction, dcr Kreis ober dem Manhartsbcrge durch die Textilindustrie mit Handbetrieb aus; der Kreis unter dein Manhartsberge dagegen treibt vorwiegend Ackerbau. Die sehr bcdeutcudc Mühlcnindustrie hat ihren Hauptsitz im Bezirke Schwc-chat. Die Bierbrauerei zählt 120 Gewerbe, unter denen die Etablissements zu Klein-Schwechat, St. Marx, Liesing, Fnnfhaus und Hüttcldorf die größten sind. 1871 wurden im Ganzen 4'?. Mill. Eimer Bier erzeugt. Ander Zuckerfabricatiou der Monarchie nimmt Nicderösterreich nur wenig Theil; es bestehen <; Fabriken, in Wien 5j Raffinerien. Die Spiritus^ uud Brauutwcinbrcuucreicn sind größtcnthcils unbedeutend. Die Tabakfabrication wird in 4 ärarischcn Etablissements betrieben, welche 1870: 103.451 Etr. Waare erzeugten; doch eonsumirt Nicdcröstcrrcich von inländischeln Tabak doppelt so viel. Die Textilindustrie ist eine dcr Hauptindnstrien des Bandes. Die ^i Bamn-woll-Spinncrcicn des Jahres 1871, welche mit Ausnahme einer alle im Kreise unter dem Wiener-Walde bestehen, zählten 491.455 Spindeln und circa 30 Dampfmaschinen. Die Baumwoll-Wcbcrei liefert in Wien und im Waldvicrtel namentlich Modewaarcn, die Maschincnwcbcrci im Kreise unter dem Wiener-Walde Mollinos, Kottonc und Percails. Die Fabrication von Schafwollwaarcn wird in Wicn stark betrieben und arbeitet viel für dcn Export nach Nußland, dcn Donaufürstcnthümcrn, Italien und Nordamerika. Die Scidenwaarcnindustric Wiens beschäftigt in circa 160 Fabriken 3200 Arbeiter; außer Wien befindeu sich namentlich noch zu Wiener-Neustadt Fabriken. Andere Producte der Textilindustrie sind Posamcntir-, Leincn-und Hanfwaaren. In Simmering bei Wien beschäftigt die erste Iutcfabrik 1100 Arbeiter und verbraucht wöchentlich 1200 cngl. Ctr. Jute. Die Iahrcsproduttion der gesammten Textilindustrie kann man auf ungefähr 50 Mill. Gulden bcwcrthcn. In der Bekleidungsindustrie, deren Gesammtwcrth jährlich etwa 4l! Mill. Gulden beträgt, steht Wien obenan. Auf dem Gebiete der Lederindustrie (Gcsammt-werth 48 Mill. Gulden) genießen die Wiener Handschuhe und Galanteriewaaren Weltruf; auch Schuhwaarcn werden viel nach dem Auslande cxportirt. Die Bau- und Decorationsgewerbe sind in Wien, wo in jüngster Zeit dcr Entfaltung ihrer Thätigkeit die großartigste Gelegenheit geboten wurde, auf eilte hohe Stufe gelangt. Die Baumeister und Bau-Unternehmer, Steinmetze, Zimmcrlcutc und Dachdecker beschäftigten hier im Jahre 1870 ungefähr 42.000 Arbeiter. Die umfangreichen Ziegeleien des Wiener Beckens verfertigten vordem jährlich an 80 Millionen Ziegel. Im Iahrc 1870 jedoch steigerte sich die Gesammtproduction der in einem Umkreise voll zwei Meilen vor Wien gelegenen Werke auf ungefähr 240 Millionen, jene des ganzen Landes wohl auf 360 Millionen Stück, mit einem Werthe von 7-8 Mill. Gulden. Die Wicnerberger Zicgelfabriks- und Baugesellschaft, deren Ziegelei die größte Europas ist, nahm hieran mit einem Qnantum von circa 150 Mill. Stück theil. Glasfabriken hat Nicderösterreich 10, die sich vorzugsweise mit der Erzeugung ordinärer Sorten befassen. 574 Erzherzogthmn Oesterreich nnttr dcr Enns odrr D!icderösterreich. Auf dem Gebiete der chemischen Industrie ist die Fabrication von chemischen Productcu (Schwefelsäure, Salpeter-, Salzsäure :c>), von Farben, Znndwaaren, Kerzen, Seifen, Parfünicricn und Leuchtgas, welche namentlich in Wien und Umgebung betrieben wird, schr bedeutend. Die Mctallwaarcn-Industrie ist höchst ansehnlich. Wien erzeugt alle Artikel des Bedarfes in größerem oder geringeren! Maßstabe, fabriksmäßig namentlich feuerfeste Casseu, Schlösser, eiserne Möbel, Stahlfedern, Gußwaarcn, Broncewaarcn, Waffen. Auf dem Lande gibt eö größere Unternehmungen der verschiedensten Art in beträchtlicher Zahl, als Zerren::- und Streckhämmer, Zcnghämmer, Walz- nnd Puddlings-werte, Draht-, Achsen-, Nägel- und Schranbcnfabrikcn. Hauptsitze der Eifcnindustrie sind St. Acgyd, Schcibbs, Waidhofcn a. d. Ips. Sensen, Sicheln, Strohmesser, Ackergcrüthc, Feilen u. dgl. erzeugen namentlich die Alpcnthälcr in den Quellgcbieten der Ips und Erlaf (die sog. „Eiscnwurzen)". Die gesammtc Industrie in unedle» Metallen producirt jährlich Waaren im Werthe von beiläufig 30 Mill. Gnldcn. Waaren aus Edelmetallen (besonders Schmuckwaarcn) erzeugt Wien jährlich um 10 Mill. Gulden, die znm großen Theile cxportirt werden. Die Maschincnfabrication hat ihre Hauptsitzc in Wien und dessen Vororten und in Wiener-Neustadt. Sie liefert Locomotive::, stabile und locomobile Dampfmaschinen und Nähmaschinen. Im Jahre 1670 wurden in Nicdcröstcrrcich 156 Dampfmaschinen mit 2757 Pferdckräftcn neu aufgestellt. — An Transportmitteln werden namentlich Dampfbahn- nnd Pferdcbahnwagen erzeugt; eine Schissbauanstalt besteht in Korncuburg. — Mathematische Instrumente erzeugt Wien, ebenso auch vorzügliche Clavicre, gesuchte Blas - und Streichinstrumente. Eine Specialität Wiens ist die ziemlich umfangreich betriebene Erzeugnng von Mund- und Ziehharmoniken, welche Artikel zumeist für den Export (Amerika) bestimmt sind. Wien erzeugt auch Stock- und Pendelnhrcn, Karlstein (im Bezirke Schrems) hölzerne Wanduhren, sog. Schwarz-wäldcruhrcn. Die Holzindustrie umfaßt mehrere verschiedene Zweige; Sägewerke zur Erzeugung von Brettern allcr Art befinden sich in den drei gebirgigen Kreisen, ordinäre Holzwaaren werden in den Waldgegenden der streife untcr und ober dem Wiener-Walde erzeugt, die Bau- und Möbeltischlerei ist namentlich in Wien weit vorgeschritten. -^ Die Fabrication von Papier wird in 18 Etablissements betrieben, von welchen die meisten im Kreise U. W. W. liegen; die größten Fabriken sind die zu Klcinneusiedcl und Ebergassmg (Bezirk Schwcchat), zn Schöglnmhl nnd Pittcn. Der Handel Niederüstcrrcichs ist ein schr bedmtcndcr, da Wien den Mittelpunkt des Handels der ganzen Monarchie bildet. Er deckt den großen durch die Hauptstadt herbeigeführten Bedarf an Cerealien, Mastvieh (von Ungarn, Galizien und Rußland) und Colonialwaaren, schafft Rohprodnctc (Seide, Eifen, Baumwolle, Holz :c.) M industriellen Bearbeitung und verführt theils in: Lande crzcngte, theils ansländische Industriegegenstände nicht nur nach allen Provinzen der Monarchie, sondern auch n: das Ausland. Eine nngemcm bedeutsame Förderung erhält der Handel durch d:e ausgedehnten Straßen, die nach allen Wcltgcgenden führenden Eisenbahnen lind tne Donauschifffahrt. Die Länge der gebauten Straßen beläuft sich anf <>47 Meilen. Die Länge der Locomotiv'Eisen bahnen beträgt 121 Meilen, die Zahl der Stationen 1W. Der Knotenpunkt des Eisenbahnnetzes ist Wien, von wo aus nach Nordniest nnd Nordost die Fran^-Ioscphsbahu, Nordwestbahn, Staatsbahn und Nordbahn, nach West dte Elifabcthbahn, nach Süd nnd Siidost die Sndbahn, die Staatsbahn (Naabel Bahn) und die Wicnel-Nenstadt-Granunat-')icusicdlcr-Bahn sührcn. In: Westen dnrch^ zieht die Rudolfsbahn anf kurzer Strecke das Land (vgl. S. 4 85 ff.). Die Wassc^ straßen Niederösterrcichs ^Donan, Enns, March, Wiener-Ncnstädtcr Eanal) lM> zusammen eine Länge wn M's">) Cultur Verhältnisse. > 575 400 Postälnter, welche im Jahre 1871 bei 45 Mill. Briefe uud Waarcnproben, gegelt 29 Mill. Zeitungen und Geld- lind Wertsendungen im Betrage von 814 Mill. Gulden beförderten. Den Tclcgraphenverkehr besorgen die Staatstelcgrafthen-Anstalt und für Wien und Umgebnng ein Privatuntcrnehmcn. Erstere hatte 1871 in Nicderöstcrrcich 37 Stationen, die Tracenlänge des Liniennetzes bctrng 191 Meilen, die Gesummt-länge der Drähte 747-3 Meilen (mit Einschluß der Eiscnbahnbetriebs-Telcgraphen-linien) 1029-5 Meilen. Befördert wnrden 1871: 8341 Staats- und 886.236 Privatdcfteschen. Die Privattclegraphen - Gesellschaft hatte in demselben Jahre 70 Stationen nnd beförderte 542.004 Depeschen, so zwar, daß sich der gesammtc telegraphische Verkehr Niederösterreichs auf 1,436.581 Depeschen belief. Banken und Creditinstitute zählte Niederösterreich Ende 1674: 30, alle mit dem Sitze Wien, welche ein emittirtes Actien-Capital von 335-4 Mill. Gulden mit einer Einzahlung von 290-4 Mill. Gulden repräsentirtcn (vgl. S. 499). Sparcasscn gab es im gleichen Jahre in Nicdcrösterreich 35, mit 88'25 Mill. Gulden Einlagen lind ungefähr 52 Mill. Gulden Hypothekar-Darlehen, wovon alls die erste österreichische Sparcassc zu Wien 62, beziehungsweise 32-9 Mill. Gnldcu nttfielcn. Für deu unterricht sorgten im Jahre 1871: 1231 Volks- und 36 Bürgerschulen mit einer Frequenz von 209.000 Schülern, während die Zahl der schulpflichtigen Kinder 275.000 betrug, so daß 76"/„ der Schulpflichtige« die Schule wirklich besuchten. Dell« mittleren Unterrichte dienen gegenwärtig 10 Gymnasien, 10 Realschulen, 5 Realgymnasien, 5 Neal-Obergymnasicn und 3 Unterrealschulen, dem höheren Unterrichte die Universität, das polytechnische Institut und die Hochschule für Bodcncultur zu Wien. Als Fach- nnd Specialschulcu bestehen 3 theologische Institute (vgl. S. 510) in Wien, die orientalische Akademie in Wien, 3 Bildungsanstalten für Lehrer uud 2 für Lchrerinuen, das Thierarzuei-Institut, die Handelsakademie zn Wien, die Forstakadcmic zu Mariabrunn, die Akademie für bildende Künste und das Musik-Eonscrvatorium in Wien, mehrere militärische Ausbildungsmrse nnd Lehranstalten (vgl. S. 511), dir k. k. Bau- und Maschinen-Gewerbeschule in Wien und zahlreiche niedere Fach- und Specialschulen. An Vereinen zählte man im Lande unter der Enns im Jahre 1872: 2119 und zwar 261 Attim-Gescllschaften, 54 Bildungs-Pcreine, 26 Casino-Vcrcinc, 31 ^onsum - Vcreinc, 58 gewerbliche Fachvercine, 84 Feuerwehr-Vereine, 105 Gesangvereine, 108 Gcselligkeits-Vereinc, 31 Vereine zur Beförderuug vou Handel und Industrie, 426 Krankm-Untcrstützungs- uud Lcichcnbestattungs-Vereine, 6 Kunst-^ereine, 19 Vereine zur Förderung der Landwirthschaft, 24 Lehrer-Vereine, 24 Lcse-vereine, 29 Musikuercine, 41 Pensions- und Alteruersorgungs-Vereine, 111 politische Greine, 23 Productiv-Associationen und Magazins-Vereine, 50 Schützen-Vereine, 4<> Sparcassen, 97 Spar- und Losankanfs-Vcreinc, 6 Stenographen-Vereine, 38 Turnend ähnliche Vereine zur Förderung körperlicher Gewandtheit, 10 Vcrschöncrungs-^ercinc, 95 Vorschußcassen-Verciue, 97 wechselseitige Versicheruugs-Vereine, 48 wissenschaftliche Verciuc, 148 Wohlthätigkeits-Vcreine, 23 sonstige Vereine. Die wichtigsten Humanitüts-Anstaltcn sind die öffentlichen Krankenhäuser l5 in Wien), die Irrenanstalten (zn Wien, Ips, Klostcrncuburg), die Waisenhäuser ^n Wien und Judcuau), die Taubstummen-Institute (2 in Wicu, 1 zu St. Polten), ^ Vlindcnmstitutc ^2 in Wien), die Vcrsorgungshäuser (zu Wien, Maucrbach, ^- Andrä, Ipi<), dic Findclanstalten, Kinderbcwahranstaltcn, Krippen ulld Kinder-gärtcu. Bezüglich der in Nicdcrösterrcich bestehenden Gelehrten-Gesellschaften, wissen-'chaftlichcn' und Kunst-Sammlungen und Theater sei hier auf S. 5l4 u. ff. ""wichn. 556 Staatswesen. Der Stand der gemeinsamen Schuld, wie der den beiden Rcichshälften gesondert zufallenden Schulden ist (1874) folgender: Consolidate (ältere und neuere) Schuld .... 2.645,295.612 Gulden ö. W. Entschädigungs-Rcnten (capitalist)..... 14,403.191 „ „ „ Gemeinsame schwebende Schuld...... 411,999.790 „ „ „ Schwebende Schuld der österr. Länder .... 5,224.299 „ .. „ Grundcntlastungsschuld der östcrr. Ander . . . 215,054.795 „ „ „ Galizischc Landesschuld')......... 200 „ „ „ Staatsschuld der ungarischen Länder (1872) . . 488,717.830 „ „ „ Summa . 8.780,695.723 Gulden ö. W. Es entfallen demnach per Kopf der Bevölkerung 105-3 si. Unter den Staaten Europas haben Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Spanien, Portugal, Italien und selbst Preußen relativ eine größere Schuldenlast als die österreichisch-ungarische Monarchie. Frankreich (1872) 9200,000.000 fl. ö. W.> somit 255-5 fl. auf jeden Kopf Großbritannien (1872) 8037,693.345 „ „ „ „ 252'6 „ „ „ Oesterreich-Ungarn (1874) 3780,695.723 „ .. „ ,. 105-3 „ „ „ Italien (1871) 3608,074.069 „ ,. „ „ 134'6 „ ,^ „ „ Nußland (1872) 3459,862.131 „ „ „ „ 50'l „ „ „ „ Spanien (1871) 2973,458.615 .. „ „ ,. I76'5 ,. „ „ „ Preußen (1873) 2635,777.066 „ „ „ „ 106-7 „ „ „ .. Türkei (1871) 1384,880.240 „ „ „ „ 60'2 „ „ „ Niederlande (1872) 820,961.727 „ „ „ „ 228'0 „ „ ., Portugal (1871) 652,979.950 „ „ „ „ I49'7 .. .. „ Belgien (1871) 273,819.605 „ „ .. ^ 53'8 „ „ „ Dänemark (1871) 123,861.244 „ „ „ „ 68'8 „ „ „ „ Schweden (1871) 70,552.375 ., „ „ „ 16'8 ., „ „ ., Norwegen (1871) 17,510.447 .. „ „ „ 10-4 „ „ „ Schweiz (1872) 12,023.037 „ .. „ .. 4'5 , „ „ Das Fürstenthum Serbien hat keine Staatsschuld. Die Schulden sämmtlicher Staaten Europas betragen circa 40.000 Millionen Gulden, so daß 133 si. auf ein Individuum der Bevölkerung entfallen. Sie find in fortwährender Steigerung begriffen. In Oesterreich-Ungarn, wo sich die Staatsschuld 1841 auf 1105-7 Mill. Gulden ö. W. belief, hat sie sich in den drei Decennien bis 1871 um 2281 Mill. Gulden, d. i. um mehr als das Doppelte vergrößert. Mit Recht bemerkt über diese Verhältnisse ein bedeutender österreichischer Statistiker, daß ein Fortschreiten auf diesem Wege unfehlbar zum financicllcn Ruin der Staaten führen müßte. Ein anderer Gang der staatlichen Entwickelung wird bald zu einer Forderung der Nothwendigkeit. Die Staatsschulden sind der Ausdruck einer Ueberspannung, die schließlich zum Zerreißen nothwendig führen müßte. Finanz - Gebarung im Vergleiche zur Bevölkerung. Den größten Theil der Staatseinnahmen bilden die Steuern, die Beiträge der Bevölkerung aus dem Ertrage von deren Erwerb und Besitz. Da aber die Verhältnisse dieser beiden Einkommensquellen in den einzelnen Gebieten der Monarchie sehr verschieden sind, so müssen demgemäß anch die Stcuererträgnissc eine große Verschiedenheit ausweisen. ') Vgl. die Brilagc zur „Wirncr Zeitmic," vom 11. Octob. 1874. Im Jahre 1871 wurde dir galizischs ^'andcbschn'ld mit 769.2(!N fl. cms'gewiesrn. Staats-Fincmzwesen. 55? In den der Cultur mehr erschlossenen Ländern herrscht mehr Wohlhabenheit, es sind mehr Objecte der Besteuerung vorhanden, daher ist auch der Ertrag der Steuern viel größer als in wenig cultivirten Districten. Bieten so die Summen des directen Steuererträgnisscs einen Maßstab für den Cultur-Zustand der beiden Reichst)älftcn, wie der einzelnen Kronländer, so sind die indirectcn Steuern in dieser Hinsicht noch bedeutungsvoller. So verhält sich dic Bevölkerungszahl der ungarischen Bänder zu jener des österreichischen Staatsgebietes wie I : 1-3, dagegen dic Erträge der dircctm Steuern wie 1 : 2, die Erträge der indirecten Abgaben in den beiden Ncichshälften wie 1:3. Werden die dircctcn und indirccten Steuern des Jahres 1871, so weit es möglich ist, nach Ländern geschieden und zur Bevölkerung in Vergleich gebracht, so ergeben sich auf je I Kopf der Zivilbevölkerung'): An directen An indirecten! ->..f^.,„„ Steuern Abgaben Zusammen G u l d e n ö st e r r. W ä h r. In Niedcrüstcrrcich......... 11-50 25-18 36 68 „ Oberösterreich......... 4'96 9 31 14-27-„ SalMrq........... 4'59 10-87 15'46 „ Steicrmark.......... 3-4!) 8'51 12 00 „ Kärnten........... 3-47 705 10-52 „ Kram............ 3-10 631 9 41 „ dem Küstenlande........ 4-23 10'54 14'77 „ Tirol............ 1-88 7'01 889 „ Böhmen........... 4-38 929 1367 „ Mähren........... 4'49 8'97 I3-4K „ Schlesien........... 3'42 9'97 13'39 „ Galizieii........... 1-52 4-58 «10 „ der Bukowina......... 1-59 4'31 5'90 „ Daiinatieu.......... 136 3'73 5-14 „ den im Reichsrathe vertretenen Ländern. 3'96 9-25 13'21 „ Ungarn, Siebenbürgen,Kroatien-Slavonien 2-85 4'99 7'84 In der cicsammtcn Monarchie-) 3-50 7'48 10-98 2) Ohnc das MilltärssN'uzgebiüt, dcss>',i Abl,aben als rissen? Einkünfte der Militär«Verwaltung bisher direct in die Militärcassc flössen. Obenan hinsichtlich der Stcuerleistungm steht somit Niederösterreich, wo die Residenzstadt Wicn ^ourch die Häuser- und Verzchrungssteuer) die Quoten so sehr erhöht. In Obcrösterrcich, Salzburg und im Küstenlande kommt der dreifache Betrag der Abgaben von Dalmaticn und weit über das Doppelte jenes von Galizien und der Bukowina auf den Kopf der Bevölkerung. In Steiermark, Böhmen, Mähren und Schlesien entfällt der doppelte Betrag von Galizien auf je einen Einwohner. Die ungarischen Länder haben nahezu nur die Hälfte der Quote des österreichischen Gebietes und übertreffen von den einzelnen Ländern derselben nur Galizien, Bukowina und Dalmaticn. Wie beredt kennzeichnen diese Ziffern den wirthschaftlichen und Cultur-Zustand der einzelnen Länder. ') Vgl. F. Schmitt a. a. O. 556 Staatswrss,!. Vergleicht man die Beitragsleistung der beiden Reichshälften M Bestreitung der gemeinsamen Angelegenheiten nut der HeoöltcrungsMl der betreffenden Gebiete, crgicbt sich, daß das Quoten-Verhältniß 70 : 30 nach der Kopfzahl allein keineswegs gleichartig vertheilt ist, denn es entfallen (1671) auf den Kopf der Bevölkerung in den im RciclMathc vertretenen Bändern 3 22 st. in den Ländern der ung. Krone (ohne Militärgrcnze) 1'97 fi. Der Kopfzahl entsprechend würde fich das Quoten-Verhältniß auf 5(>'5i .- 48-5 stelle!,. 4. Kriegswesen. (Wehrsysiem. Organisation und Slärke dcr !l.'and>nacht. Die Krirgsinarine. Fcstun^n nnb Krieq^häfen), Wehrsystcm. Durch das Wchrgesetz vom 5). December 1868 und durch den XI.. ungarischen Gesetz-Artikel von ^>8<:, in Griechenland 9-51, in der Schweiz 7-')2, in Belgien 4-39, in Schweden 4'82, in den Niederlanden 3-53, in Deutschland 3-37, in Dänemark 3'25, in der Türkei 3'Ni, in Italien 2'89, m Norwegen 2'42, in Großbritannien 2'03, in Portugal l^Xi, in Rußland 1'N"i, in Spanien l'Z7"/„ der Bevölkerung. Die bewaffnete Macht gliedert fich in das stehende Heer, die Kriegsmarine, die Landwehr, die Ersatzrcscrvcn und den ^andsturni. ^iu stehenden Heere und in der Kriegsmarine dauert die Dienstpflicht 10 Jahre und zwar 3^ Jahre in der Änic und 7 Jahre in der Reserve. Während die Viniendicnstpflichtigen dem Rufe der Militärbehörden zum Dienste jederzeit ^olge zu leisten haben, kann die Reserve nnr auf Befehl dcs Kaisers einberufen werden. Sonst sind die Nescrveniünncr beurlaubt und im Frieden nur zu periodischen Waffcnübungen und zum Erscheinen in den Eontrolsoersammlungcn verpflichtet. Die Landwehr (in Tirol ^andcoselMen, in Ungarn Honved-Truppcn genannt), ist im Kriege znr Unterstützung des stehenden Heeres und zur inneren Vertheidigung berufen. Im Frieden ist dieselbe bis anf die Eadres beurlaubt uud hat nur bei den periodischen Waffcnübnngcn uud Eontrols-Vcrsammlungcn zu erscheinen. Nicht wie die einheitlich organisirtc gemeinsame Armee (das stehende Heer und die Kriegsmarine), welche dein Ncichskricgsministcr untersteht, ist auch die Landwehr in beiden Staatsgebieten gleichmäßig organiürt, sondern sie bildet vielmehr eine besondere nationale Einrichtung einer jeden der beiden Neichsbälftcn. >w administrativer Hinsicht untersteht sie dem betreffenden ^andcsverthcidigungsMiniftcr, in militärischer Hinsicht dem ^andwchr-Obercommandantcu, znr Kricgszcit dein Feldherrn der NeiclMrmee. Die Mobilmachung der Vandwchr erfolgt auf Befehl des Monarchen 560 Staatßwcsen. untcr Gegenzeichnung des betreffenden Landcsvcrtheidigungs-Mimstcrs. Da die Landwehr jedes der beiden Staatsgebiete zunächst zur Vertheidigung der betreffenden Reichshälfte berufen ist, kann sie außerhalb derselben in: Kriegsfalle nnr mit Zustimmung der Reichsvertretnng, in Tirol und Vorarlberg nur mit Zustimmung des Landtags verwendet werden. Die Landwehr ergänzt sich dnrch Einrcihung der ausgedienten Reserve-Männer (mit zweijähriger Dienstzeit für die Landwehr), dnrch unmittelbare Emthcilung der zur Stellung gelangten, nicht zur activen Armee assentirtcn Wehrpflichtigen (mit zwölfjähriger Dienstzeit, und durch Freiwillige, welche ihrer Stcllnugöpflicht Genüge geleistet haben, nicht landwchrpflichtig, aber noch diensttauglich sind (auf Kriegsdaucr). Jene, welche ihre Dienstpflicht in der Kriegsmarine vollstreckt haben, sind nicht landwchrpstichtig. Dagegen sind die Wehrpflichtigen der ehemaligen Kreise Eattaro und Ragusa (Festland) in Dalmaticn überhaupt nur zum Dienste in der Landwehr, und nicht im stehenden Heere verpflichtet. Die Ersatz-Reserve soll für die wahrend eines Krieges im stehenden Heere und in der Kriegsmarine sich ergebenden Abgänge Ersatz bieten. Sie wird mir im Kriegsfalle auf Befehl des Kaisers einberufen. Die Verpflichtung znm Dienste in der Ersatz-Reserve dauert in den österreichischen Ländern bis znm vollendeten 30., in den nngarischen Ländern bis zum 32. Lebensjahre. Der Landsturm hat die Aufgabe, den in das Land eindringenden Feind abzuwehren und den cingcdrungcuen zu bekämpfen. Er ist zur Zeit nur in den ungarischen Ländern, ferner in Tirol nnd Vorarlberg angeordnet. Während in den ungarischen Ländern der Landsturin nnr aus Freiwilligen gebildet wird, sind in Tirol und Vorarlberg zum Eintrittc in denselben alle Waffenfähigen vom 16. bis 45. (in Vorarlberg bis znm 50.) Jahre verpflichtet, welche weder im stehenden Heere, noch bei den Landcsfchützcn dienen oder zur Besorgung öffentlicher oder dringender Familien-Angelegenheiten unentbehrlich sind. Der Landsturm, der wie die anderen Wehr - Kategorien untcr völkerrechtlichen Schutz gestellt ist, wird ans Befehl des Monarchen durch den Landcsvcrthcidigungs-Ministcr einberufen. Besondere Begünstigungen genießen die Einjährig-Freiwilligen, d. h. jene Inländer, welche einen der absolvirten Mittelschule entsprechenden Bildungsgrad besitzen (einjährige Präscnzdicnstzeit), ferner die Candidaten des Volksschul-Lehr-amtes, die nach achtwöchcutlichcr militärischer Ausbildung im Frieden dauernd beurlaubt werden, und die Eandidatcn des geistlichen Standes. Den Bcrufs-Scclcutcu und Maschinisten der Kriegsmarine kann die active Dienstzeit auf 1 Jahr gekürzt werden. Interessant ist eine vergleichende Zusammenstellung der Präfcnzdicnstzcit in verschiedenen europäischen Staaten; diese währt in Rußland und Großbritannien ti, in Norwegen 5—7, in Spanien, Rumänien uud der Türkei 4, in Oesterreich-Ungarn, Deutschland, Italien, Portugal, Serbien und Griechenland 8 Jahre. Organisation «ud Stärke der Landmacht. Das stehende Heer gliedert sich in die folgenden sechs Truppenkörper: 1. Infanterie mit 80 Infanterie-Regimentern, l Tiroler Iägcr-Regimcntc uud 33 Feldjäger-Bataillonen. Jedes Regiment der Infanterie hat 5 Fcldbataillonc und I Ergänzungsbataillon mit einem Fricdmsstcmd von 1854 und einem Kricgsstand von <'0C8 Mann; das Tiroler Jäger-Regiment mit 7 Fcldbatailloncn und 1 Ergünzungsbataillonc zählt im Frieden 3763, im Kriege 10.250 Mann, ein Feldjäger-Bataillon im Frieden 52«!, im Kriege 989 Mann. 2. Cauallcric (Dragoner, Hußarcn, Uhlanen) mit 41 Regimentern, jedes Regiment mit 2 Divisionen nnd einem Friedcnsstandc von 1073, einem Kricgs-stande von 1431 Mann. 'i. Artillerie mit 13 Fcldartillcric-Rcgiluentcrn und 12 Fesinngsarlilleric^ Bataillonen. Jedes Feldartillcric-Regiment zählt im Frieden 1600 Mann, im Kriege « Regimenter: 3862, 7.- 4072 Manu. Der Fricdensst«nd Kriegswesen. 561 jedes Festungsartilleric-Bataillons beträgt 609, der Kriegsstand 1492 Mann. Dazu kommen noch im Frieden 5 (ä, !)4 Mann), im Kriege 10 (k 108 Mann) Gebirgsartillerie-Batterien. 4. Genie- nnd Pionnier-Truftpen mit 2 Genie-Regimentern und 1 Pionnicr-Regimcntc. Im Kriege werden 15 Feldeiscn bahn-Abtheilungen aufgestellt. 5. Das Militär-Fuhrwefen-Corfts. 6. Sanitätstruppe. Die Gliederung der Truppenkörper in der Landwehr ist folgendermaßen gestaltet: a) In den im Reichs rathe vertretenen Ländern (ohne Tirol und Vorarlberg): 81 Landwehr-Bataillone (62 Infanterie-Bataillone a 1140 Mann, 19 Schützen-Bataillone ü 1469 Mann), 25 Landwehr-Escadronen (Dragoner und Uhlancn, «, 172 Mann) und 1 Abtheilung berittener Schützcu in Obcr-Dalmatien (180 Mann). 1i) In Tirol und Vorarlberg: 10 Landcsschützen-Bataillone, 2 LandcsschützeN'Cscadronen. s) In den Ländern der ungarischen Krone: 7 Infantcrie-Trupftcndim'sionen nnt 14 Brigaden, 28 Halbbrigadcn, 94 Bataillonen I. Linie (a 4 Compagnien, 974 Mann), 30 Bataillonen II. Linie (im Kriege); 10 Cavalleric-Ncgimcnter mit 20 Divisionen (40 Escadronen Hußaren und Uhlancn, ä. 175 Mann), 7 MitrailleuseN'Dwisioncn nnt 22 Abtheilungen (ü 90 Mann). — Von der Landwehr sind im Frieden nur Cadres aufgestellt. Der Fried ens st and des stehenden Heeres (incl. der militärischen Sicher-heitskörpcr und Pfcrdezuchtanstaltcu) nach dem Budget für 1875 und der Land-wehr-Cadrcs (nach dem Budget für 1874) ist folgender: Mann Garden (Arcicrcn-, ungarische, Trabanten-Leibgarde, Leibgarde-Reiter-Escadron, Hofburgwachc).............. 530 Stehendes Heer (Behörden, Commanden, Stäbe, Truppen und Anstalten) 269.948 SicherheitSkörpcr (16 Commandcn Gensdariucric, Seresscmcr im kroat.« slav. Grenzgebiete, Militär-Polizei- und Wiener Iustizwache) . . . 8.808 Pferdezucht-Anstalten................. 5.149 Ocstcrrcichischc Landwehr (incl. tirol-vorarlbcrg. Landcsschützcn) . . . 3.498 Ungarische Landwehr (Hoiwöd-Truppen) incl. d. ungar. Kronwache . . 13.591 Zusammen 301.524 Der Friedcnspräsenzstand der zum Kampfe dienenden Truppen des stehenden Heeres zählt 251.517 Mann und zwar 169.931 Mann Infanterie, 43.993 Mann Cavallcrie, 28.695 Manu Artillerie und 8898 Mann Genie- und Pionmcrtruppen. Nach den Nationalitäten vertheilte sich im Jahre 1869 die österreichisch-ungarische Armee (im Fricdensstandc) beiläufig folgendermaßen: Deutsche...........71.000 Manu Ochcn, Mährer und Slovaken . . . 52.000 Magyaren..........45.000 „ Ruthenen..........23.000 „ Ostromancn......... 21.000 Kroaten und Serben.......20.000 „ Polen...........19.000 Slovenen..........9.200 „ Wcstromanen.........4.000 Israeliten..........3.600 „ Zigeuner.......... 1.400 „ Bulgaren.......... 200 Armenier.......... 200 Zusammen ^' 2"6"97600 Mann^ Umlauft, Oesterr,-ung. Monarchie, Iß 562 Staatöwescu. Der Kriegs stand des stehenden Heeres (incl. der militärischen Sichcr-hcitskörpcr und Pfcrdczuchtanstalten) und der Landwehr ist also normirt.- I. Stehendes Heer. Mann Centrallcitnng, Militärbehörden und besondere Verwaltungszwcige . . 2.617 Garden..................... 5^30 Höhere Commanden und Stäbe (General-, Artillerie- und Geniestab) . 5.239 . Linien- lind Reserve-Infanterie.......485.440 Iägertruppe............58.463 Cavallcric............. 58.671 Trunmnkoruer Fcld-Artillerie (1632 Feldgeschützes.....51.676 742 728 Man - - - l8.938 Gcnietruppe............. 16.434 Pionniertruppc............ 8.068 Militär'Fuhrwescnscorps.........31.038 ' Sanitätstruppe............ 14.000 Hceres-Anstalten.................. 18.772 Sichcrhcitskorpcr 'Gcnsdarnimc, Seressancr, Polizei- nnd Iustizwache) 8.808 Pfcrdczuchtanstaltcn................. 5.149 Summe des Heeres 783.843 II. Landwehr. Mcmn Infanterie. . in Oesterreich 139.763, in Ungarn 187.872, zusammen 327.635 Cavallcrie . . „ ,. 4.882 „ ., 14.338 „ 19.220 Artillerie .... ,. 400 „ „ ° 4.497 „ 4.897 Sumulf d. Landwehr in Oesterreich 145.045, in Ungarn 206.707, zusammen 351.752 Gcsammtsumme 1,135.595 Hicrzu kommt noch, wenn der Feind in das ^and eindringt, der ^andstnrm in Tirol lind Vorarlberg und in den ungarischen Bändern. Die Kriegsstärke der für den stampf bestimmten Truftpenkörper (der Com battanlm, stehendes Herr und Landwehr vereinigt) beträgt 1,049.382 Mann mid zwar 871.478 Mann Infanterie, 77.891 Mann Kavallerie, 75.511 Mann Artillerie und 24.502 Mann Gcnio uud Pionnicrtruppcn. Da die Stärke der Streitmacht Rußlands 1,420.000 Mann, des deutschen Reiches 1,373.800, Italiens 750.000, Frankreichs 689.400 (mit angeblich noch verfügbaren 940.000 Mann), Großbritanniens 550.000, der Türkei 473.000 Mann beträgt, so nimmt Oesterreich-Ungarn mit seinen 1,049.382 Mann miter den Streitmächten der europäischen Großstaaten den dritten Rang ein. Bestand der Kriegsmarine. Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine trägt scit dem Jahre 1846 nicht mehr das Gepräge eines italienischen Instituts. Sie ist seitdem wesentlich verbessert worden und wenn sie auch mit dem Verluste Vcnctiens den bedeutenden Kricgshafcn Venedig sammt dem dortigen Arsenal eingebüßt, so hat sie doch neuerdings sich wieder gehoben nnd der glänzende Seesieg bei Lissa (1866) ihr Ruhm verschafft. Im Jahre 1872 zählte fic 65 Schiffe mit 365 Kanonen nnd 16.521 Pfcrdcträftcn. Der Bestand des schwimmenden Flotten-Materials der österreichisch-ungarischen Kricgsmminc zu Eudc 1874 wnr folgender: Kriegswesen. ' f,5I Zahl Geschütze Pferde-l. Flotte ^^ "schwere " leichte >iusllmm. kraft „ j Kaseinattenschiffe..... 4 38 16 54 3600 panzerMNe , Panzerfregatten..... 7 84 28 112 4550 Schrauben-Fregatten......... 3 7ö — 75 1700 Cowetten......... 9 73 14 87 2350 Kanonenboote....... 5 18 — 16 1010 Schooner......... 5 10 — 10 405 Raddampfer............ 4 3 13 16 ^ 560 Aviso und TransportNaddampfer .... 5 1 12 13 1400 Torpedo Schiff........... 1 2 — 2 i 230 Werkstättenschiff........... 1 — 2 2 250 Yachten............. 2 — 2 2 420 Donau-Monitors.......... 2 4 — 4 j 160 Summe der Flotte 47 308 87 395 16.635 2. Schnl und Kasernschifse nnd Hulks ... 18 — — 37 — 3. Tender (Dampfboote)........ 6 — — — 366 Hauptsumme 71 482 17.001 Die II Panzerschiffe heißen: „Kaiser", „Wa", „Eustozza", „Erzherzog Albrecht", „Kaiser Max", „Don Juan d'Austria", „Prinz Eugen"; „Erzherzog Ferdinand Max", „Habsburg", „Schamandcs", „Drache"; die 3 Schrauben-Fregatten: „Novara", „Nadctzky", „Laudon"; die 8 Schrauben-Corvettcn: „Donau", „Erzherzog Friedrich", „Dandolo", „Helgoland", „Fasana", „Zrinyi", „Frounds-bcrg", „Aurora"; die 5 Kanonenboote: „Hund", „Vcllcbich", „Dalmat", „Rcca". „Santiago"; die 5> Schraubcu-Schooner: „Kerka", „^iarmta", „Move", „'.liautilus", „Albatroß"; die 4 Naodampfer: „Curtatonc", „Andreas Hofer", „Taurus", „Fimne"; die 2 Aviso-Dampfer: „Kaiserin Elisabeth", „Miramare"; die 3 Transport-Dampfer: „Trieft", „Gorgagno", „Pola": das Torpedo-Schiff: „Seehund"; das Wrrkstättcuschiff: „Cyklop"; die 2 fachten: „Greif" und „Phantasie"; die 2 Monitors auf der Donau: „Müws" und „^citha". Dcu größten Touncngehalt hat das Kasematteuschiff „Eustozza" (7060); die meisten Pferdckräfte haben das genannte Schiff und „Ässa" (je 1000). Die größte Kanoncnzahl besitzt die Fregatte „Novara" (35 schwere und 4 leichte); die zahlreichste Bemannung „Wa" (512 Mann). Das größte Schulschiff ist das Iungenschiss „Schwarzcnberg" (mit 3i>5tt Tonnen). Der Stand des gcsammtcn Marine-Personals ist nach dem Budget für das Jahr 1875» folgender: Mann See-Officierc und See-Eadcttcn..............523 Marine-Beamte und Maritiediencr.............479 Auditore, Aerzte und Geistliche.............. 78 Summe . . 1080 M.,t.-^n^vn« Deck- und Artillericchargcn und Mannschaft.....4 die Ostmark an das Geschlecht der Babcnberger, welches nicht nnr sie selbst erweiterte, sondern anch Oberösterreich, Steicrmark und Theile Krains erwarb nnd mit dem Lande nnter l) Die älteste ltrlunde, welche die Benemmng ,/)8tillii!l>i" gebraucht, datkt oom Jahre 996. 6 5 Erzherzogthum Oesterreich untcr d?r Eiins odrr Niedcrostcrreich. der Enns vereinigte. Von besonderer Bedeutung für das cmporblühcndc Oesterreich war die Regierung Heinrich's II. Iasomirgott. Dieser verlegte die Residenz, welche anfangs in Melk, dann auf dem Kahlcnbcrge gewesen, nach Wien, gewann seinem Geschlechte das Privileginm der Erbfolge anch in weiblicher Linie und seinem Lande den Titel eines Hcrzogthums (1156). Nach dem Aussterben der Babenbcrgcr (1240) beherrschte Pwnysl Ottokar von Böhmen Oesterreich, bis Rudolf von Habsbnrg in der Schlacht ans den, Marchfelde ihn besiegte und hierauf (1282) die österreichischen Lande seinem Sohne Albrecht I. verlieh. Von den Habsburgcrn legte sich Kaiser Friedrich III. den Erzherzogstitcl bei. Dadurch, daß sich im Laufe der Jahrhunderte die einzelnen Königreiche und Bänder der heutigen Monarchie als Erwerbungen der österreichischen Dlmastie rings um Niedcröstcrrcich anschlössen, wurde letzteres zum Stammlandc des machtigen Kaiscrstaatcs und gab diesem seinen Namen als Gesammtnamcn. Zum Centrum der Monarchie ist Nicdcrösterrcich auch vermöge seiner Lage inmitten der übrigen Länder und durch seine physischen Verhältnisse wie auscrschen. Physische Geographie. Der Lauf der Donau thcilt Niederöstcrrcich in eine nördliche und eine südliche Hälfte; jene gehört dem hcrcynisch-sudctischcn Hochlande, diese dem Alpcngebicte an, inzwischen breiten sich, beiderseits der Donall, zwei Tief-landsbcckcn, das Tulner und das Wiener Becken, aus. Der verschiedene Charakter der Gebirge erzeugt verschiedene Gegensätze in der änßrrcn, landschaftlichen Erscheinung. Das Alpcnland erfüllt den größten Theil des von der Enns im Westen, der Donau im Norden, dem Wiener Becken im Osten und der stcirischcn Grenze im Süden umschlossenen Gebietes. Nur im äußersten Südosten ragen die stcirifchcn Uralpcn mit dem 5831 P. F. (1732 Mtr.) hohen Wechsel herein. Dieser hängt durch den Sattel dcS Scmmcring mit den niedcröstcrreichischcn Kalkalpen zusammen, welche nach Norden bis zur Donau, nach Westen bis zur Enns sich erstrecken; feinen nordöstlichen Vorhohen, der sogenannten „buckligen Welt" und dem Kaiser-walde, in gleicher Richtung vorgelagert ist das bewaldete, wallarligc Lcithagcbirge am rechten Ufer der Lcitha, auf dessen Kamm die ungarische Grenze hinzieht. Jenseits des Leithaflusscs hat dasselbe noch einige Vorhöhen bei Hainburg, dic gleichsam das Bindeglied zwischen Alpen und Karpathen bilden. Die niedcrösterreichischcn Alpen sind in dem nördlich vom Semmcring gelegenen Schnecbcrg (0390 P. F. --- 2070 Mtr.'» am höchsten. Zwar ragt er nicht über die Schncelinie empor, doch bergen seine Schluchten nnd Mulden bis tief in den Sommer hinein größere Schneemnsscn. Er hat zwei Gipfel, von deren nordöstlichem, dem „Kaiscrstcin", der Berg äußerst steil, an 4000 Fuß, iu das Buchbcrger Thal abstürzt. Der Schnccbcrg bietet eine weite herrliche Fernsicht. Durch das romantische schöne Schwarzathal (mit dem wilden „Höllcnthal") von ihn: getrennt erhebt sich im Sndwcstcn die Raf-Alpc (5832 P. F. — 1895 Mtr.), westlich daneben, jenseits .des Naß-waldthals, ragt die steirischc Schnee-Alpe noch zum Theil nach Nicdcrösterrrcich herein. Ostwärts folgen nun als die bedeutendsten Erhebungen, entweder nahe dcr stcirischcn Grenze oder von ihr selbst überschritten, der Goller (5571 F. — 1701 Mr.), der Dnrnstein (5702 F. ^ 1872 Mtr.), der Hochkohr (5692 F. — 1799 Mlr.) und an dcr Enns bereits die Voralpc (4869 F. — 1539 Mtr.), zwischen dcr ^ps und Erlaf der imposante, von Nord nnd Süd steil emporragende ssclsrückcn dcs Octschcr oder Hötschabergs i55<^ F. — 1^7 Mtr.V An diese hohen Kalfalprn schließt sich nach Norden hin cinc doppelte Kette von Voralpcn an, nntcr deren Gipfeln die Lilicnfcldcr-Hochalpc und der Ilntcrberg 3 Gewittern jährlich). BeViilkcnmgs Statistik. Die Volkszählung vom 31. December 1809 ergab für Nicderöstcrrcich eine anwesende Bevölkerung von 1,990.708 Köpfen, darunter 1,954.251 Personen des Civilstandcs und 30.457 Personen des activen Militärs. Im Jahre 1701 zähltc das Land nnter der Enns 744.810 Einwohner, 1800: 1,053.653, 1830: 1,291.858, 1851: 1,538.047, 1857: 1,697.130 Einwohner BevMermigS-Statislik. 569 (ohne Militär). Für die beiden Dccennien von 1849 bis I860 beläuft sich für Niederösterreich die jährliche Zunahme der Bevölkerung auf 0-92°/^, ist also geringer als in der Bukowina, Schlesien, Galizien, Böhmen, Ungarn nnd Siebenbürgen, steht gleich der Zunahme in Mähren, Dalmatien nnd Kroatien-Slavonien und übertrifft die in den übrigen Ländern. Ein viel stärkeres Wachsthum der Bevölkerung ist in Wien zu beobachten, welches im Jahre 1857: 470.222, 1809 bereits 007.514 Einwohner (ohne Vororte) zählte, also in zwölf Jahren nm 131.292 Seelen, d. i. jährlich um 2-3°/<, zugenommen hatte. Auf 1 österr. uMl. entfallen im ganzen Lande 5072 Bewohner (auf 1 ggr. Hü Ml. 5529), odcr, wenn Stadt uud Land geschieden werden, 001.498 in Wien und 3921 im übrigen Lande. Einschließlich der Hauptstadt ist Niederöstcrrcich das oichtestbcwohntc Kronland der Monarchie. Von den einzelnen Gerichtsbezirken macht sich bei den an Wien grenzenden wieder der städtische Einfluß geltend, und es übertrifft der Bezirk ScchS-haus mit 702.084 Köpfen auf 1 HpM. sogar die Stadt selbst an Dichtigkeit der Bevölkerung, neben welchem noch Hcrnals 134.400 nnd Hictzing 37.450 Bewohner auf I ^Ml. zählen. Unter den Landbczirkcn haben die Gcrichtsbczirke Mödling (8829), Retz, Hangsdorf, Baden die dichteste, die Bezirke Gaming, Lilicnfeld nnd Gutenstein (1023) die dünnste Bevölkerung. Die letzte Zahlung der Wohnorte hat 1589 Ortsgcmeinden festgestellt nnd zwar: 36 Städte, 223 Märkte und 4187 Dörfer. Viele Dörfer übersteigen mit Ausnahme Wiens an Äewohncrzahl alle Städte des Landes. So hatten «,1872) die Dörfer Hcrnals 51.604, Fünfhaus 36.368 Einwohner, die zweite Stadt des Landes, Wicm'r-Ncustadt (1809) nnr 19.173. Im Vergleiche der Häuser mit der Bcwohnerzahl ergeben sich in Wien 59, im übrigen Lande 8, zusammen 11 Einwohner anf ein Haus. hinsichtlich des Sexualuerhältnisses tritt in Niederösterrcich, wie in allen Ländern Mitteleuropas, ein Ucbergcwicht des weiblichen Geschlechtes auf. Es wurden 967.087 Individuen männlichen und 987.164 weiblichen Geschlechtes (der Civil-bevölkcrnng) gezählt, daher sich das Verhältniß von 102-7 Frauen anf 100 Männer ergibt. Anders freilich stellt sich dies Verhältniß, wenn man das Militär mitrechnet. Der Nationalität nach sind (mit Anöschcidnug Wiens) 98-5"/<, der einheimischen Bevölkernng Deutsche, nicht ganz 1"/<> entfällt auf die wenigen jenseits der Leitha nnd im Marchfclde gelegenen Orte, wo Kroaten und Slovaken wohnen, der Rest auf 4 ccchischc Ortschaften nächst der böhmischen Grenze (an der Lainsitz). In Wien und seinen nächsten Vororten sind alle Nationalitäten vertreten; hier machen die Ausländer 2"/„, die anderen Kronländcrn zngchörigcn Personen 40"/^, aus (18"/<, Rechen, 12"/,, Dcntschc, 6"/<> Magyaren n. s. f.). Nach der Religion ist die überwiegende Anzahl der Einwohner (1,871.768) römisch-katholisch; Israelite,, gibt es 51.860, davon 40.230 in Wien, 5000 in seinen Vororten, 7000 anf dem Lande zerstreut, davon '/,, im Nordostvicrtel; 27.880 sind Evangelische, der Nest vertheilt sich auf die übrigen Confcssioncn. Nach dem Civilstandc wurden am 31. December 1869 erhoben: in Men im übriqen Landr zusammen männliche ledige 203.570 419.480 023.050 „ Verheiratete 87.841 224.523 312.304 Verwitwete 8.337 . 22.802 31.139 Gctrcnittc 371 157 528 weibliche Vcdiqe 189.517 404.558 594.075 Verheiratete 88.775 224.820 313.595 Verwitwete 28.000 50.233 78.839 „ Getrennte 491 104 055 57s) Erzherzogchum Oesterreich unter der EmiS oder Niederösterreich. Unter den Bcrnfszwcigcn sind es zwei Bcschüftigungs-Kategorien, welche bei weitem überwiegen und dein Lande den Charakter aufdrücken, nämlich Gewerbebetrieb und Landwirthschaft; von der Gcsammtbeuölkerung sind nämlich im übrigen in Wien Lande zusammen bei Industrie uud Gewerben beschäftigt 245.277 299.652 544.929 .. der Landwirthschaft „ 4.137 446.358 450.495 Zusammen 249.414 746.010 995.424 Hierauf folgen die Personen ohne bestimmten Erwerb, und zwar im übrigen m Wien Lande zusammen Über 14 Jahre 90.551 124.066 214.037 unter 14 Jahre 123.098 363.071 486.169 Zusammen 213.649 487.157 700.806 Daran schließen sich die IM übrigen in Wien ^'ande zusammen Diener für persönliche Leistungen 75.926 67.582 143.506 Von der Bevölkerung Wiens sind somit 40-2"/^ bei drr Industrie uud bei Gewerben thätig, im übrigen Lande 20-6 "/^; dagegen kommen von der Bevölkerung des flachen Laudcs 33-1 "/<, auf die Landwirthschaft. Die dieucude Classe macht 15°/„ der Stadtbewohner und 5°/^, der Landbewohner aus. Dem Handel widmcu sich 7°/^ der Bewohner der Hauptstadt, 2°/<> der Landbewohner. Cultur-Verhältnisse. i) Das Land untcr der Enns entwickelt eine vorzügliche productive Thätigkeit auf dem Gebiete der Industrie, worin es alle Länder der Monarchie übertrifft; von gcriugerem Belange ist die Rohproduction, in welcher Hinsicht nur die Land- und Forstwirtschaft bedeutend genannt werden kann. Von der Bodenstäche Niederöstcrrcichs sind über 95"/„ productio und nur gegen 5"/„ der Cultur entzogen. 40"/„ nimmt das Ackerland ein, über 2"/<, das Weinland, 13°/o Gärten und Wiesen, 7°/<» Hnlwcidm und Alpenweidcn, 33"/„ die Waldungen. Nach der Höhenlage des Bodens kann man in Nicdcröstcrrcich die Ebene des Wiener Beckens, das Hügelland, das Bcrggcbict des Manharts, das Berggebiet des Wiener-Waldes und das Gebiet der Hochalpcn untcrschcidcu. Die fruchtbarste Gegend ist dcr Tulncrliodcn, der kärgste Boden auf dem oberen Hochlande (Ottcnschlag), wo gewöhnlich nur der sechsfache Crtrag der Aussaat die Mühe der Bearbeitung lohnt; die Flugsandstriche auf dein Marchfclde. sowie Strecken dcs Ncuukirchncr Stcinfcldcs und das Alprnliochgcbict sind nicht culturfähig. Zahlreich sind die ErMguissc dcs Ackerbaues. Der Cultur des Weizens ist der Boden großen-theils günstig, in einzelnen Gegenden sogar in besonderem Grade, so z. B. im Tulner- und Marchfeldc. Der Noggeu übertrifft au Qualität den ungarischen und steht nur hinter dem obcrösterrcichischen. Die Gerste gedeiht in cinigcn Gegenden Niederöstcrreichs vorzüglich nnd wird auch überall dort geballt, wo nicht das Gebirge oder saudigcr Boden hinderlich sind.'Buchweizen (Hcidekorn, Hciocn) wird besonders im Marchfelde, Mais (Knkurutz'! in großer Merge anf dem stciuigcn Bodeu um ') Vgl. „Topographie von Nirderösterreich", herausgegeben uom Vcr^in für ^andcdknnde von Niederüsterrcich. Cultur Verhältnisse, 57! Wiener-Neustadt geballt. Kartoffeln finden als höchst wichtiges Nahrungsmittel im ganzen Lande bedcntcndc Pfiegc, dagegen ist dcr Rübenban, obwohl er in letzterer Zeit einen Aufschwung genommen, noch wenig ansgcdehnt. Mit Hopfen sind circa 40 Joch bestellt. Safran, einst wegen seiner Qualität von cnropäischcm Nufc, wird gegenwärtig nur mehr in geringem Maße gebaut. Die Erzeugungsmengen der wichtigsten Ackerbauproductc waren im Jahre 1869 folgende.' Metzen Hektoliter Weizen . . . 1,858.047 1,142.^54 Roggen . . « 4,441.57« 2,780.985 Gerste . . . 1,845.01 A 1,134.440 Hafer . . . 6,004.158 3,091.705 Mais . . . 258.922 159.203 Eenmer jtilogramm Stroh . . . 11,708.834 6,557.08? Heu ... 12,592.282 7,051.830 Kartoffeln . 8.473.308 3,625.130 Rüben . . 3.574.042 2,001.507 Der Weinbau Niederöfterreichs hat zwar gegen frühere Zeiten sehr abgenommen, spielt aber namentlich in qualitativer Hinsicht noch immer eine große Rolle. Nieoer-österrcich ist das zweite Wcinland dcr Monarchie (znnächst Ungarn folgend) und ftroducirt 6^/,"/<, der gesummten Weinerzcugung Oesterreichs. Der Wcinban wird vorzüglich gepflegt um Wcidling, Klosterneubnrg, Grinzing, Nußdorf, also an den Abhängen des Wiener-Waldes gegen die Donau zn, und dann um Gumpolostirchcn, Baden, Vöslau bis Mcrkenstcin, selbst auch auf dem Silberberge bei Gloggnitz, jenseits der Donau am Bisamberge, dann um Netz, Stinkcnbrnnn, Mailberg und Martersdorf, ist aber auch in den Vierteln ober dem Wiener-Walde und dem Manhartsbcrge (z. B. in der Wachau) nicht zu unterschätzcu. Im Jahre 1869 erzeugte Niederösterreich 2,166.427 Eimer (1,225.959 Hektoliter) Wein. Die Obstbaumzucht Nicdcrösterrcichs in den Ebenen, im Donauthalc, sowie in den unteren Parthicn der Thäler der Donau-Nebenflüsse gepflegt, steht hinter dcr Oberöstcrrcichs weit zurück. Von Gartenpflanzen sind Spargel, Zwiebeln, Knoblauch, Meerrettich (Krcn^, Mohn, Senf (um Krems) und Gemüse zu nennen, die zum Theil in bedeutenden Mengen erzeugt werden. Die Waldungen des Vandcs unter der Enns werden zu 70"/^ von Nadel-nnd zn 30°/„ von Lanbholzartcn gebildet. Die vorzüglichsten Vanmarten sind (nach ihrem Pcrccntantheil geordnet) Fichte, Rothbnche, Wcißföhre, Tanne, Eiche, Schwarz-föhrc und Lärche. Die meisten Bestände sind gemengt. Große Wälder ein und derselben Art sind nur dort anzutreffen, wo natürliche Standortsvcrhältnisse einer bestimmten Art znsagen und andere Arten nicht anfkommcn lassen, wie dcr Fichtenwald auf den westlichen Abhängen des Gebirges, die Nothbuchrnbcständc ans den östlichen Bergscilcn des Wiener-Waldes, die Wcißführcnflächcn auf dem granilifchcn Sand bodcn dcs Manhart, dcr Schwarzföhrenwald auf dem Kallsandc des Alpcnfnßcs, der Pappel- nnd Wcidenwald in den Donan-Nuen. Mit dem Verschwinden des Waldes in dcr Alpcnrcgion erscheint die Legföhre (das Krummhol;). Gegen 77"/<, Holzland werden als Hochwald, 11"/.. als Nieder- nnd Mittelwald bewirthschaftet, 5"/„ sind Anen lind 2-5"/^ Brände. Von dem mittleren Iahrcscrtrag der Wälder mit gegen 700.000 Cnbiktlaftcrn sind etwa 70«/<» Brennholz, 14"/,. Kohlholz, 16"/« Werk'holz. Harzproducte werden jährlich gegen 90.000 Ctr., Gerbstoffe circa 220.000 Centner gewonnen. Der Vieh stand in Nicderöstcrreich ist ein unzureichender und dcr Futtcrerzcugung gegenüber ein ucrhältnißmäßig sehr großer. Dcr Stand dcs Rindviehs ist sowohl dcr Zahl als dcr Qnalität nach ungenügend; die größte Menge findet sich in den westlichen, wiesenrcichercn Kreisen. Die Gcsammtzahl dcs Hornviehs in Nicderösterrcich belief sich 1809 auf 503.992 Stück, d. i. 3"/,. dcs Viehstandcs der Monarchie; es entfallen demnach 1530 Stück auf 1 H,Ml. und 37-1 Stück auf 100 Bewohner. An 572 Erzherzogthmn Oesterreich unter der CmiS oder Niedcrösterrcich. Fleisch und Fleischvroducten gewinnt umn in Nicderostcrreich jährlich an 525.000 Ctr. Da Wien allein jährlich 100.000 Stück Ochsen consumirt, so wird zur Deckung des Fleischbcdarfcs Schlachtvieh ans anderen Kronländcrn und ans dem Auslande ein» geführt. Das Milcherträguiß belauft sich jährlich auf 4 Mill. Eimer. Die Pferdezucht ist eine ziemlich gedeihliche, doch wird sie nur in den ebenen Bezirken gepflegt; ein Gestüte besitzt das Land nicht. In den Bergbezirken geschieht größtcnthcils die Bcwirthschaftnng nur mit Ochsen. Nicderösterrcich zählte 1869: 90.795 Pferde, d. i. 27^/« der Pferdezahl der Monarchie, 4-8 Pferde auf 100 Bewohner, 293 ans 1 m Ml. Manlthiere nnd Cscl hat das Land nnr 31tt Stück. Die Zahl der Schafe, welche sich 18K9 anf 313.. Mill.) eingeführt. — Die Geflügelzucht findet namentlich in der Gegend von Wien bedeutende Pflege; im Marchfelde (bei Cipeldau) ist insbesondere die Gänsezucht verbreitet. Die Fischerei Nicdrrösterrcichs ist theils Fluß-, theils Tcichfischerei, theils beruht sie auf der künstlichen Fischzucht. Die Flußfischcrei, obwohl sie in jüngster Zeit abgenommen, bietet eine reiche Ausbeute an vorzüglichen Fischen (an Welsen, Lachsen, Donaukarpfcn, Hcchtcu, Schillcu, Forellen und Saiblingen) in der Donau, deren Nebenflüssen und in den Gcbirgsbüchcn. Die Fischzucht in Teichen ist von geringer Bedeutung. Von künstlichen Fischznchtanstalten sind die zu Pottcnbrunn (bei St. Polten), zu Atzgcrsdorf (bei Wieu) und am Brmmmi'chlbachc (westlich von Traismauer) zu nennen. Die Jagd hat bezüglich der Ansbente abgenommen; am belangreichsten ist sie in einigen Bezirken des Hügellandes. An Wildgattungcn kommen Hasen, Rehe, Hirsche, Gemsen, Füchse, Dachse lind Marder, Rebhühner, in einigen Bezirken anch Fasane, im Wiener Becken zahlreiche Kaninchen vor. Die Bienenzucht ist jetzt fast allgemein verbreitet; sie wird namentlich in der Tiefebene betrieben, gewinnt aber auch in den Gebirgsgegenden in erfreulicher Weise an Bedeutung. Der Gcsammtbestand der Bienenstöcke beträgt 59.866. Die Seidenraupenzucht, erst seit 1855 energischer betrieben, ist noch sehr unbedeutend. Die nothige Anftflanznng von Manlbecrbäumcn ist zwar im südlichen Theile des Wiener Bcckms bereits ziemlich vorgeschritten, die Gewinnung an Rohseide dagegen ganz ohne Belang. Der Bergbau Nicdcrösterreichs beschränkt sich auf wenige Producte nnd ist auch in diesen nicht sehr bedeutend. Braun- und Steinkohlen werden vorzugsweise im Gebiete der Voralpcn (erstere namentlich zu Grillcnbcrg, Thallcrn und Gloggnitz, lctzerc zu Grüubach, Lilienfeld, Lnnz und Hollenstein) gewonnen. Im Jahre 1871 gab es 15 Brannkohlcn- und 38 Stcinkohlcnbaue mit znsammen 12li4 Arbeitern, die 1,950.500 Ctr. Kohlen ftrodncirtcn. Ciscnstcinbauc siud 4 (zu Neichenan, Pitten-Eichwald, Oberndorf und Witschkobcrg-Bcinhöfen) im Betriebe, welche 1871 bei einer Zahl von 271 Arbeitern 84.842 Ctr. Frischroheiscn, 12.558 Ctr. Gußeisen und 8324 Ctr. Ciscncrz lieferten, außerdem Ncichcnau auch 2875 Ctr. Kupfererz. Graphit wird in 10 Werken im Kreise ober dem Manhartsberge gewonnen; 1871 belief sich die Ausbeute bei <;7 Arbeitcru anf 11.821 Ctr. Etwa 50.000 Ctr. Torf liefern die moorigcn Gegenden an der Fischa und ebensoviel die Hochmoore im Lainsttz-Gebietc und an andern Orten des Hochlands. In ausreichender Menge wird das Cultur-Verhältnisse. 5)7^ Matcrialc zum Hausbau, zur Kalk- uud Gypserzcuguug gebrochen; mächtige Lager von Thon uud Lehm licfcru das Material zu Millionen von Ziegeln und kunstvollen Ornamenten. Hinsichtlich der Industrie ragt Niedcröstcrrcich, wie bereits erwähnt, uutcr dm udria.cn Bändern der Monarchie hervor uud zwar au Quantität, Qualität uud Mannigfaltigkeit der Productc. Während Wien mit seinen betriebsamen Purorten ciue namhafte Zahl der verschiedensten Gewerbe ausweist, wie dies schou dem Wesen einer Großstadt entspricht, zeichnet sich der Kreis nutcr dem Wieucr-Walde iu Folge reichlich vorhandener Wasserkraft durch seiue Fabriksindustric uamentlich auf dein Gebiete der Spinnerei nnd Weberei, der Papier- uud Maschinen-Erzeugung, der Kreis ober dem Wiener-Walde vermöge seines Eisens- und Holzreichthums durch das Metallgewerbe nud die Wcrkholzpwduction. der Kreis ober "dem Mcnchartsbcrgc durch die Textilindustrie mit Handbetrieb aus; der Kreis nntcr dein Manhartsbcrge dagegen treibt vorwiegend Nckcrban. Die sehr bedeutende Mühlcuindustric hat ihrcu Hauptsitz im Bezirke Schwe-chat. Die Bierbrauerei zählt 120 Gewerbe, uutcr deuen die Etablissements zu Klciu-Schwcchat, St. Marx, Liesiug, Fünfhans uud Hüttcldorf die größtcu fiud. 1871 wurdeu im Ganzen 4'"» Mill. Eimer Vier erzeugt. Au der Zuckers abrieatiou der Mouarchie nimmt Niederösterreich nur weuig Theil; es bcstchcu l> Fabrikcu, in Wien Z Naffiuericu. Die Spiritus- uud Brauutwciubrcuucreicu siud größtcuthcils unbcdcutcud. Die Tabakfabrication wird iu 4 ärarischcn Etablissements betrieben, welche 1870: 103.451 Etr. Waare erzeugten; doch eonsumirt Nicdcro'sterreich von inländischem Tabak doppelt so viel. Die Textilindustrie ist eine der Hauptindustrien des Bandes. Die ^,-; Baum-woll-Spinnercien des Jahres 1871, welche mit Ansnahmc einer alle im Kreise unter dem Wiener-Walde bestehen, zählten 491.455 Spindeln nud circa 30 Dampfmaschinen. Die Baumwoll-Wcberei liefert iu Wien und im Waldvicrtcl namentlich Modcwaaren, die Maschincnweberci im Kreise unter dem Wieuer-Waldc Mollinoö, Kottoue und Percails. Die Fabrication von Schafwollwaarcu wird in Wien stark betricbcu und arbeitet viel für dcu Export nach Nußland, den Douaufürsteuthümcrn, Italien uud ^iordamerika. Die Scidcnwaarcniudustric Wiens beschäftigt iu circa Il»0 Fabriken ^200 Arbeiter; außer Wien befindeu sich namentlich noch zn Wiener-Neustadt Fabriken. Audcre Productc der Textilindustrie sind Pofamcutir-, Leinen-und Hanfwaaren. In Simmering bei Wien beschäftigt die erste Iutcfabrik 1100 Arbeiter und verbraucht wöchentlich 1200 cngl. Ctr. Jute. Die Iahrcsproductiou der gesammten Textilindustrie kauu uian auf ungefähr 50 Mill. Guldcu bcwcrthcu. Iu der Bekleidungsindustrie, deren Gesammtwerth jährlich etwa 4l> Mill. Gulden beträgt, steht Wien obenan. Auf dem Gebiete der Lederindustrie (Gefammt-werth 4,8 Mill. Gulden) genießen die Wiener Handschuhe und Galanteriewaarcn Weltruf; auch Schuhwaarcn werden viel nach dem Auslaude cxportirt. Die Bau- und Decorationsgewerbc sind iu Wien, wo in jüngster Zeit der Entfaltung ihrer Thätigkeit die großartigste Gelegenheit geboten wurde, auf ciuc hohe Stufe gelangt. Die Baumeister und Bau-Unternehmer, Stcinmctze, Znmncrlcutc und Dachdecker beschäftigten hier im Jahre 1870 ungefähr 42.000 Arbeiter. Die umfangreichen Ziegeleien des Wiener Beckens verfertigten vordem jährlich an 80 Millionen Ziegel. Im Iahrc 1870 jedoch steigerte sich die Gefammtprodnction der in einem Umkreise von zwei Meilen vor Wien gelegenen Werke auf ungefähr 240 Millionen, jene des ganzen Andes wohl auf 3t,0 Millioueu Stück, mit einem Werthe von 7-8 Mill. Gulden. Die Wicuerbergcr Ziegclfabriks- und Ballgesellschaft, deren Ziegelei die größte Europas ist, nahm hieran mit einem Quantum von circa 150 Mill. Stück theil. Glasfabriken hat Nicderösterrcich 10, die sich vorzugsweise wit der Erzcuguug ordiuärer Sorteu befassen. 574 Erzhcrzogthmn Oesterreich mmr dcr Eims odcr ^iiederöfterreich. Auf dem Gebiete der chemischen Industrie ist die Fabrication von chemischen Productci, (Schwefelsäure, Salpeter-, Salzsäure :c.), von Farben, Znndwaaren, Kerzcu, Seifen, Parfnincrien nnd Leuchtgas, welche namentlich in Wien und Umgebung betrieben wird, fchr bedeutend. Die Mctallwaarcn-Industrie ist höchst ansehnlich. Wien erzeugt alle Artikel des Bedarfes in größerem oder geringerem Maßstabe, fabriksmäßig namentlich feuerfeste Cassen, Schlösser, eiserne Möbel, Stahlfedern, Oußwaarcn, Broncewaarcn, Waffen. Auf dem ^andc gibt es größere Unternehmungen der verschiedensten Art in betracht' lichcr Zahl, als Zerrenn- nnd Strcckhämmer, Zcnghännncr, Walz- lind Puddlings-werte, Draht-, Achsen^, Nägel- nnd Schranbcufabrikcu. Hauptsitzc der Eiscnindnstrie sind St. Acgyd, Schcibbs, Waidhofcn a. d. Ips. Sensen, Sicheln, Strohmcsscr, Ackcrgcräthc, Feilen n. dgl. crzengcn nainentlich die Alpcnthäler in den Quellgcbictcn der Ips nnd Erlaf (die sog. „Eiscnwurzcn)". Die gcsammtc Iudustric in nncdlcn Metallen prodncirt jährlich Waaren im Werthe von beiläufig 30 Mill. Gnldcn. Waaren aus Edelmetallen (besonders Schmuckwaarcn) erzeugt Wien jährlich um 10 Mill. Gulden, die zum großen Theile efportirt wcrdcu. Die Mafchincnfabrication hat ihre Hauptsitzc in Wien nnd dessen Vororten und in Wiener-Neustadt. Sie liefert ^ocomotivcn, stabile uud locoinobile Dampfmaschinen und Nähmaschinen. Im Jahre 1870 wnrdcn in Nicderöstcrrcich 150 Dampfmaschinen mit 2757 Pferdclräftcn neu aufgestellt. — An Transportmitteln werden namentlich Dampfbahn- nnd Pfcrdcvahnwagcn erzeugt; eine Schiffbauanstalt besteht in Korncnburg. — Mathematische Instrumente erzeugt Wien, ebenso auch vorzügliche Elavicre, gesuchte Blas - nnd Streichinstrumente. Eine Specialität Wiens ist die ziemlich umfangreich betriebene Erzeugung von Mnnd- und Ziehharmoniken, welche Artikel zumeist für den Export (Amerika) bestimmt sind. Wien erzeugt auch Stock' nnd Pendeluhren, Karlstein (im Bezirke Schrems) hölzerne Wandnhrcn, sog. Schwarz-wäldcruhrcn. Die Holzindustrie umfaßt mehrere verschiedene Zweige; Sägewerke zur Erzeugung von Brettern alkr Art befinden sich in den drei gebirgigen Krcifeu, ordinäre Holz-Waaren werden in den Waldgegenden dcr Kreise unter nnd ober dem Wiener-Walde erzeugt, die Bau^ nnd Möbeltischlerei ist namentlich in Wien weit vorgeschritten. — Die Fabrication von Papier wird in 18 Etablissements betrieben, von welchen die meisten im Kreise U. W. W. liegen; die größten Fabriken sind die zu Klcinncnsiedel und Ebcrgassing (Bezirk Schwrchat), zn Schöglmnhl und Pittcn. Dcr Handel Nicdcröstcrrcichs ist ein sehr bcdcntcndcr, da Wien den Mittelpunkt des Handels dcr gauzcn Monarchie bildet. Er occkt dcn großen dnrch dic Hauptstadt herbeigeführten Bedarf an Ecrealien, Mastvieh (von Ungarn, Galizicn nnd Nnßland) nnd Eolonialwaarcn, schafft Rohprodnctc (Seide, Eisen, Bamnwollc, Holz ?c.) zur industriellen Bearbeitung nnd verführt theils im Lande crzcngtc, theils ausländische Iudustriegegcustände nicht nllr nach allen Provinzen der Monarchie, sondern auch in das Ausland. Eine ungcmcm bedeutsame Förderung erhält der Handel durch die ausgedehnten Straßen, die nach allen Wcltgcgendcu führenden Eisenbahnen nnd die Donauschifffahrt. Die ^änge dcr gebauten Straßen beläuft sich auf ll47 Meilen. Die Vänge der Locomotiu-Eiseubahucu beträgt 121 Meilen, die Zahl dcr Stationen 138. Der Knotrnpnnkt des Eisenbahnnetzes ist Wien, von wo aus nach Nordwcst nnd Nordost die Frauz-Ioscphsvahn, Nordwcstbahn, Staatsbahn nnd Nordbahu, nach West die Elisabethbahn, nach Süd nnd Südost die Südbahu, die Staatsbahn (Naaber Bahn) und die Wiencr-Nensladt (^rnnunat-Nensiedlcr-Bahn führen. Im Westen dnrch-zieht die Nndolfsbahu anf kurzer Strecke das '/and (vgl. S. 485 ff.). Die Wasserstraßen Nicdrrösterrcichs ^Donau, Enns, March, Wiencr-Ncnstädtcr Eanal) habcn znsannnen eine Mnge von «;2'5 Hleil,'n. — Dem Postvcrkchre dienen ungefähr Culmr Verhiiltmsse. , 575 400 Postänttcr, welche im Jahre 1871 bei 45 Mill. Briefe uud Waarcnprobcn, gegen 2!) Mill. Zeitungen nnd Geld- nnd Wertsendungen im Betrage von 814 Mill. Gulden beförderten. Den Tclcgraphcnverkehr besorgen die Staatstelegraphen-Anstalt nnd für Wien und Umgebung ein Privatunternchnicn. Erstere hatte 1871 in Nicderöstcrreich 37 Stationen, die Tracenlänge des Liniennetzes betrug 191 Meilen, die Gcsammt-längc der Drähte 747-3 Meilen (mit Einschluß der Eiscnbahnbetncbs-Tclegraphen-linien) 1029-5 Meilen. Befördert wurden 1871: 8341 Staats- nnd 886.236 Privatdcfteschen. Die Privattclegraphcn - Gesellschaft hatte in demselben Jahre 70 Stationen und beförderte 542.004 Depeschen, so zwar, daß sich der gesammte telegraphische Verkehr Nicderösterrcichs auf 1,430.581 Depeschen belief. Bauten und Ercditinstitnte zählte Nicdcrösterrcich Ende 1874: 30, alle mit dein Sitze Wien, welche ein cmittirtes Actien-Capital von 335-4 Mill. Gulden mit einer Einzahlung von 290-4 Mill. Gulden rcpräsentirtcn (vgl. S. 499). Sparcassen gab es im gleichen Jahre in Nicdcröstcrreich 35, mit 88-25 Mill. Gulden Einlagen und ungefähr 52 Mill. Gulden Hypothekar-Darlehen, wovon auf die erste österreichisch!.' Sparcasse zu Wien 02, beziehungsweise 32-9 Mill. Gnlden entfielen. Für den Unterricht sorgten im Jahre 1871: 1231 Volks- und 30 Bürgerschulen mit einer Frequenz von 209.000 Schülern, während die Zahl der schnl-Pflichtigen Kinder 275.000 betrug, so daß 70"/,, der Schulpflichtigen die Schule wirklich besuchten. Dem mittleren Unterrichte dienen gegenwärtig 10 Gymnasien, 10 Realschulen, 5 Realgymnasien, 5 Real-Obcrgymnasicn nnd 3 Unterrealschulen, dem höheren Unterrichte die Universität, das polytechnische Institut und die Hochschule für Äodencultnr zu Wien. Als Fach- und Spccialschulcn bestehen 3 theologische Institute (vgl. S. 510) in Wien, die orientalische Akademie in Wien, 3 Aildungsanstalten für Lehrer und 2 für Lehrerinnen, das Thicrarznci-Institut, die Handelsakademie zu Wien, die Forstakademic zu Mariabruun, die Akademie für bildende Künste und das Mnsik-Eonscruatorium in Wien, mehrere militärische Ausbildungscurse und Lehranstalten (vgl. S. 511), die k. k. Bau- und Maschinen-Gewerbeschule in Wien und zahlreiche niedere Fach' und Spezialschulen. An Vereinen zählte man im Lande uuter der Euns im Jahre 1872: 2119 lind zwar 201 Acticn-Gcscllschaften, 54 Bildungs-Vcreiue, 20 Cafino-Vcrcinc, 31 Eonsnm - Vereine, 58 gewerbliche Fachvcreine, 84 Feuerwehr-Vereine, 105 Gesang-Vereine, 108 Gcsclligt'eits-Vcreinc, 31 Vereine zur Beförderung von Handel nnd Indnstric, 420 Kranten-Untcrstntznngs- und Leichcnbestattungs-Vereine, 0 Kunst-Vereine, 19 Vereine znr Fördernng der Landwirthschaft, 24 Lehrer-Vereine, 24 Lefe-vcrcinc, 29 Musikvercine, 41 Pensions- nnd Alterucrsorgungs-Vereine, 111 politische Vereine, 23 Productiv-Associationen und Magazins-Vereine, 50 Schützen-Vereine, 40 Sparcassen, 97 Spar- und Losankanfs-Vereinc, 0 Stenographen-Vereine, 38 Turn-und ähnliche Vereine zur Fördcruug körperlicher Gewandtheit, 10 Vcrschönernngs-Vcrcine, 95 Vorschußcassen-Vcreiue, 97 wechselseitige Vcrsichcruugs-Vcreinc, 48 wissenschaftliche Vereine, 148 Wohlthätigkcits-Vcrcinc, 23 sonstige Vereine. Die wichtigsten Humauitäts-Anstaltcn sind die öffentlichen Krankcnhänscr (5 in Wien), die Irrenanstalten (zu Wien, Ips, Klosterncuburg), die Waisenhäuser l,in Wien uud Judenau), die Taubstuinmcn'Institutc (2 in Wien, 1 zn St. Polten), die Blinocninstitutc (2 iu Wieu), die Vcrsorgnugshäuscr (zu Wien, Mancrbach, St. Andrä, ^ps), die Finoclanslalten, Kinderbcwahranstaltcn, Krippen und Kindergärten. Bezüglich der in Mederöstcrrcich bestehenden Gelehrten-Gesellschaften, wissenschaftlichen nnd Kmist-Sammlungcn nnd Theater sei hier auf S. 5!4 n. ff. uerwicscn. 57s» Erzherzogthum Oesterreich mttcr dcr Limß oder Niedrröst^-rrich. Die hiemit abgeschlossene übersichtliche Darstellung der Cultur - Verhältnisse Nicdcröstcrreichs ist wohl im Stande, von der hervorragenden Stellung, die dieses Land untcr den übrigen Kronländern der Monarchie einnimmt, ein entsprechendes Bild zu gewähren, zugleich aber anch zn zeigen, welche Bedeutung die Hauptstadt Wien für das Land unter der Enns besitze und wie auf fast allen Gebieten des öffentlichen Lebens sie den Nnsschlag gebe. Vcrwaltuugs-Organismus. Die gesetzgebende Körperschaft für Niederösttrrcich ist der Landtag, welcher 08 Mitglieder zählt (vgl. S. 539); die laufenden Geschäfte brsorgt in seinem Namen der aus dem Landmarschall, l, Abgeordneten und, 6 Ersatzmännern bestehende Landcsausschuß. Die oberste politische Verwaltungsbehörde ist die nicderösterreichische Statt-haltcrci zu Wien, welcher der Landcsschulrath, der Landcs-Sanitätsrath, die Bau-Deputation für Wien, die Landes-Commissioncn (für Lehen-Allodialisirung, für Grundlastcu-Ablösung und Negulirung, für Regelung der Grundsteuer), die Wiener Pol^zei-Dircttion, die 18 Äczirkshauptnlannschaftcn und die drei selbständigen Com-muual-Acmtcr der mit besonderen Gemeinde ^Statuten versehenen Städte Nicn, Wiener-Neustadt und Waiohofcn an der Ips unmittelbar unterstehen. Oberste Justizbehörde ist das Wiener Obcr-Landcsgcricht, dessen Sprengel außer Nicdcröstcrrcich anch Obcröstcrreich und Salzburg umfaßt. Als Gerichtshöfe erster Instanz bestehen in, Lande uutcr der Enns: 1 Landcsgericht und 1 Handelsgericht in Wien, ferner 4 Krcisgcrichtc: zu Wiener-Neustadt, St. Polten, Korneuburg und Krems. Dein Wiener Landcsgcrichtc, welches Abtheilungen für Civil- und Strafsachen hat, sind 8 k. k. städtisch-dclcgirtc Bezirksgerichte in Wien und 9 k. k. Bezirksgerichte außerhalb Wien (Brück a. d. Lcitha, Hainburg, Hernals, Hictznw, Kloster-ncnburg, Mödliug, Purkersdorf, Schwcchat und Scchshaus) lintcrgcordnct. Zum Krcisgcrichtc in Wiener-Neustadt gehören 5, zu dem in St. Pötten 17, zum Korneu-burger 14, zum Kremser Krcisgericht 18 Bezirksgerichte. — Neben dem Oberlandes-gcrichtc in Wien besteht daselbst ein Gefälls-Obcrgericht mit dem gleichen Sprengel wie jener des ersteren; ihm unterstehen in Nicdcröstcrrcich die 4 Gefälls-Bezirks-gerichtc zu Wien, St. Polten, Korncubnrg und Stem. Die oberste Finanzbehördc ist die Finanz-Landcs-Direction in Wien, deren Präsident der Statthalter ist. Ihr Wirkungskreis erstreckt sich für alle Finanz-Angelegenheiten über Oesterreich unter der Enns. Derselben unterstehen: die Finanz - Procurator, die Steuer-Aoministratiou, das Ccntral-Tax- und Gebühren-Bemessungsamt, die medcrösterreichische Landcshauptcasfc, das Hauptzollamt I. Classe, sämmtlich in Wien, 4 Finanz-Bczirks-Directionen (Wien, Korncuburg. St. Polten, Stein), 4 Hauptsteuerämter (Hernals, Scchshaus, Wiener-Neustadt und St. Polten) und 66 Stcuerämtcr. Als erste Instanzen für den Dienst der dirccten Besteuerung bestehen in unmittelbarer Unterordnung unter die Iinanz-Lanocsdirection.' die Steuer-administration in Wien und die Vczirkshauptmannschaftcn, welch' letzteren ein Finanz-bcamter (Steuer-Ober-Inspector oder Steucr-Insftector) zugewiesen ist, der nicht nur die Veranlagung der directen Steuern zu besorgen, sondern auch die politische Behörde bei Einbringung der directen Steuern zu unterstützen hat. Als Behörden für Handel und Verkehr gelten: die beiden Postdirectioncn in Wien (eine für Wien und Umgebung, die andere für das übrige Land), die k. k. Telegraphen-Direction zu Wien, die Handels- und Gcwcrbckammer und das Gewerbe-Gericht für die in Wien und Umgebung fabriksmäßig betriebenen Gewerbe der Maschinen- und Metallwaaren-Industrie. Behörden für Landcscultur und Bcrgwescu find.- Die k. k. Forst- und Domäncn-Direction in Wien (für Nicdcrösterreich und Stciermark), welcher 18 Forst-und Domäuen-Verwaltungen in Nicdcröstcrrcich (8 in Steicrmark), ferner das Polnische Emtheiluug, 577 Neut- und Lcgstattsamt in St. Helena bei Baden, das Lcgstattsamt in Hntteldorf und das Rentamt in Purkcrsdorf untergeordnet sind; dann die k. k. Bcrghauptmann-schaft Wicn (für Nieder- und Obcrösterreich, Salzburg, Niährcn, Schlesien und die Bukowina), welcher die Rcvicrämtcr (I in N'icdcröstcrrcich: St. Polten) unterstehen. Als Militärbehörden fungiren das k. k. Gcneral'Tommando (für Nicdcr-östcrreich) und das k. t. Landwchr-Cominando (für bieder- und Obcröstcrrcich und Salzburg), beide in Wien. Als kirchliche Behörden sind folgende zu nennen: u,) In der katholischen Kirche des lateinischen und griechischen Ritus: Das Bcnvaltungsgebiet der Statt-halterci in Wien bildet die erzbischöflichc Diöcesc Wien und die bischöfliche Diöecse St. Polten. Das Wiener Aisthum wurde 1469 errichtet, 1722 zum ErMthum erhoben, 1631 den Wiener Bischöfen die Ncichsfürstcnwürdc ertheilt. Die Erzoiöccse Wicn umfaßt von Nicderöstcrrcich die ehemaligen beiden Kreise unter dem Wicncr-waldc und unter dein Manhartsberge, mit 25 Decauaten, 428 Pfarren, 76 Vocalien, 5 Vicariatcu, 5)7 Bcncficicn und 15 Alishilfspriesterstellen, 4 Stifteru (Schotten in Wien, Neutlostcr iu Wr.-N'custadt, Heiligen kreuz, Klostcrncuburg), 34 Mönchs- und II Frauenklöstcrn. Das Bisthum St. Polten entstand im Jahre 1785 durch Ucbcr-traguug vou Wicucr-Ncustadt; seine Diöcesc umfaßt das übrige Nicdcröstcrreich mit 20 Decanatcn, 320 Pfarren, 67 Realien, 15 Ucariatcn und 18 Bcncficicn; 8 Stiftern (Altenburg, Gcras, Zwcttl, Göttweih, Hcrzogcnburg, Mcnfcld, Melk, Scitcnstettcn), 8 Mönchs- und !1 Frauenklösteru. d) In der evangelischen Kirche besteht in Wicn eine Supcrintendenz Augsdurgcr Confession, deren Wirkungskreis sich über Nicderösterrcich, Stciermark, Kärutcu, Kraii^, Trieft, Görz und Istricn erstreckt. Derselben unterstehen fünf Scnioratc, und zwar: 1. Das nicdcröstcrrcichifchc (mit 5 Gemeinden), 2. das Tricster (3 Gem.), 3. das stcirische (4 Gem.), 4. das kärntnerische jenseits der Dran (7 Gem.) und 5. das kärntucrischc diesseits der Dräu und im Gmündthalc (9 Gem.). Für die Evangelischen helvetischer Confession besteht zu Wien eine Superintendent für Nieder und Iuncrösterreich (mit 5 Gemeinden), c) Ueber die Verwaltung der Angelegenheiten der Altkatholikcn Nicdcröstcrrcichs vergleiche man S. 505. ?bach, Netz. 7. Horn; 3 GB.: Eggenburg, Geras, Horn. Umlauft, Oestorr.-u„ss, Mornirchi.». 37 578 ErzhcrzoMum Oesterreich niitcr dcr Eimö oder ^iiederösterrttch. 8. Kurncuburg; 8 GB.: Korncnbnrg, Stockcrau, WolkcrSdorf. !). Krems; 7 GB.: Gfühl, Kirchbera, ain Wagram, Krcms, ^angcnlois, Mäulern, PöMtall, Spitz. 10. Lilicnfcld; ^ GB.: Hainstld, lilicnfcld. 11. Mistelbach; 4 GB.: Mdsberg, ^aa, Mistclbach, Zistcrsdorf. 12. Nennkirchcn; 4 OB.: Aspcma., Gloggmtz. Kirchschlag, Mlmkirchcn. 1A. St. Pöltcn; a GB.: Atzcnbrugg, Herzo^nbllra, Kirchdcrg an dcr Bie-lach, ?iclt-^cnqdach, Mclk, St. Pulten. 14. Schciblls; ^ GB.: Gammg, Mank, Scheibbö. 1^. Tcchshaus; 3 GB.: Hictzmg, Pnrtcrsdorf, S»chshaus. u;. Waidhofc« a. d. Thaya; 5> GB.: Dobcrsblrg, Litschau. Rallb^, Schrcms, Waidhofcn a. d. Thaya. 17. Wicncr-Ncustadt; ,'j GB..- Ebrcichsdorf, Outcnstein, Wiencr-)icustadt (mit Alls'chlusi d^ Stadt). 18. Zwcttl; 5 GB.: Allentsleig, Gwß-Gcrun^, Ottcnschlag, Wätra, Zwtttl. Hieran inögc sich eine Gesammlübersicht dcr administrativen Territorial-Ein-theilung um« Oesterreich unter der Enns anschließen. ZM Zahl ZMdei^ Mchcmn« > Anwesende B«Me m-mde« meindcn Qu.»Ml. 31. Dcc. 1869 > ^ .................. Städte »int eigenem Statut: Wien............ — — — 101 607.514 Wiener-Neustadt......... — —' — I'll, 1 N.I 73 Waidhofen a. d. IPS....... — — — 0'03 3.497 O e z i r t ö l> a n p t > n a n n s ch a f t e n: Ainstl'ttni........... 6 106 212 30'73 84.297 Baden............ 3 59 83 I4'00 77.49« Bruct a. d. Leitha........ Z 63 67 12 79 65.645 Groß-Enzersdorf......... 3 73 79 18'30 39.791 Hernals........... 3 51 7« 6>45 126.410 Holllldrmm (Obe^)........ 4 119 145 17-62 73.191 Horn............ 3 11» 152 1417 33.32? Korneuburg.......... 3 72 131 16'77 66.341 Krems . '........... 7 175 849 24'91 95 032 Lilieufeld........... 2 13 83 16'92 21.123 Misielliach........... 4 125 147 27'64 89.595 Ncunfirchen.......... 4 77 137 22-10 66'340 St. Polten........... 6 105 515 28 69 97'398 Sch^bbs........... 3 73 163 2Z'75 43.665 Sechöliaus........... 3 33 48 5'50 132.699 Naidhafen a. d. Thaya...... 5 146 275 22'90 80.262 Wiener Neustadt......... 3 55 73 ZI IN 53.252 Zwettl............ 5 150 719 Z2'91 79.203 Summe . . 70 1613 3164 360-03 I.954.25I Militär . 36.457 1,990.703 Topographie. 579 Die Ortsgemcindcn Niederöst'-rreichs mit mindestens 5000 Einwohnern sind (nach der Zahlung vom 31. Dec. 18<>9) folgende: Wien........ 607.5)14 Hcrnals....... 32.825 Fünfhaus....... 27.0L5 Nudolftheinl...... 21.940 Oitakring....... 21.209 Wicncr-Ncllstadt..... 19.173 Untcr-Mcidling..... 18.182 Währing....... U..023 Siinmering...... 11.759 -Gaudcnzdorf...... 11.092 Nculcrchcufcld...... 10.093 Krems........ 8.155 St. Polten....... 7.779 Pcnzmg........ 7.s>83 Äaden........ 7.590 Inzersdorf.....'. . 7.504 Ncunkirchcn....... 5.940 Obcr-Düblin^...... 5.522 Klostcrnendurg...... 5.830 Neichcnau....... 5.312 Stockerau....... 5.282 Die Ortsgeiucinden mit der geringsten Belieferung sind Änttendorf (99), Nohnthal (95), Neubau bei Horn (90), Sachsendorf (8<>), Wilhclinsdovf bä Navl.'ls-bach (80), Hasclberg (77), Gnnipin^ (7l! , Pui^stall an d^r Fugnitz (71), Gltt-Ebcrsdorf (2^0 Einwohncr). Topographic, a) Zie "Ueichshaupt- und Residenzstadt Wien. Wa ftPen! Der goldcnr DoMladln', wacher auf der Brnst rim-n rothen Schild ni l n''is^'!i^ Kn'ilze trägt. Die Lage Wicus.') Wie dcr Donaustrom die Hauptadcr dcr gauzm Monarchic ist, dercu bei wcitcin größter Thnl dcm Donnugcdictc angehört, so muß auch die Hauptstadt dcö Kaiscrstcmtcö an dcr den äußersten Westen und Ost>'n uer^-bindenden Donau gelegen sein. Und hiezu ist wohl kein Ort der Monarchie besser auscrschcu als Wien, wie auch keine S'adt dcrscllieu überhaupt cinc bedeutsamere Lage hat. Wie auf dcr Nordscitc dcr Alpeu, deren Begleiter die Donau hier ist, auf, an und unfern dieser aus dem Hcr;cn Deutschlands die Wege nach Wien führou, ebenso kommen sie aus dcm Süden, anö den fruchtbarsten und beuölkertsten Gegenden Kärntcns und der Stcicrmark dahin über die östlichsten niedrigen Ketten der Alpen, welche sich hier mit geringeren Schwierigkeiten Passiren lassen, als von irgend einem andern, weiter westlich liegenden Punkte aus. Von Wien aus wird das Nordende des adriatischen Meeres nicht nur leichter, als auf jeder anderen ^inic erreicht, sondern es kommt demselben auch die Donau nirgends anders näher als bei Wien. Hiedurch wird der adriatischc Golf, insbesondere heutzutage, das in unserem Jahrhunderte schnell zu so hoher Blüthe emporgestiegene Tries! hauptsächlich auf das Donaugcbict hingewiesen, indem es ebenso einen großen Th>'il dcr Güter, welche der Douau für die Levante übergeben werden, aufnimmt und über das Mittelmcer an Ort und Stelle bringt, als es von den orientalischen Waaren, welche für das ') Vgl. I. Kutzen, „Das deutsche ^and," — Wn'n hint im V^t^mmd<' Wäan; im M!ttol alter hirß es ^Vilnmn oder VVi^ne, lat., ital,, riigl. Vienna, . Iahrhnudcrtc die Römer den Wandcrvölkcrn, zunächst dcn Rngicrn, gewichen waren, erwuchs im beginnenden Mittclalter ans dem alten Nümcrcastcll die Stadt Fabiana oder Faviaua, welche Gothcn, ^ongobardcn und Avaren nacheinander inuc hatten, bis das Reich dcr letzteren gestürzt wurde, worauf nun Faviana die Geschicke der durch Karl d. Gr. begründeten Ostmark theilte. Als die wilden Horden dcr Magyaren dic letztere eroberten, sank die Stadt zu cincm armseligen Fischerdorfe hcrab, welches erst wieder durch das inzwischen in der erneuerten Ostmark ;nr Herrschaft gelangte glorreiche Geschlecht dcr Babcnbcrgcr zu jungem Vcvcn geweckt wurde. Heinrich II. Iafomirgott war cs, dcr seine alte Burg Mödling verließ und Wicnc "an der Donau (uni 1142) zur Residenz erkor; in einer Urkunde des Jahres 1l37 wird Wien zuerst als civile (Stadt) angeführt. Dcr Platz „am Hof" bezeichnet noch dic Stelle von Heinrich's Hofburg nnd dcn Kern des ältesten, wenig umfangreichen Wicn. Dcr Graben, heute im Ecntrum Wiens, grenzte schon an den Stadtgraben, das I I58 gegründete Schottcuttostcr sammt dcr Irciung, wo jcncs Asylrccht hatte, sowie die St. Stephanskirchc lagen außerhalb der Stadt. Topographie. 581 Herzog Leopold dcr Glorreiche gab Wien das Stapelrccht und ein besonderes Stadtrccht, er setzte einen Magistrat von 24 Bürgern ein, machte seinen Hof zu Wien zu einem Hanptsitze dcs Minnesangs nnd verschönerte die Stadt durch mue Gebäude, namentlich durch die ncnc (jetzt die alle) Burg, welche vor den Mauern Wiens lag. Dcr jetzige Kohlmarkt (damals dcr Kohlcumarkt) war 1305, noch keine Straße. Die immer wachsende Stadt, öfter mit den Vandcshcrrcn in Streit, wurde von Kaiser Friedrich II. 12,'>7 zur Reichsstadt crhobcn, verlor aber bald wieder ihr rcichsstädtisches Privilegium. Als nach dem Ausstcrbcu der Babcnbcrger Ottotar Herr von Oesterreich ward, begnadete er Wien mit vielen Vorrechten und erweiterte und verschönerte die Stadt, in deren Bereich mm auch die Burg und das Schotten« tloster gezogen wurden. Durch Herzog Rudolf dcu Stifter, welcher dcn Gruud zum jetzigen Stcphan^domc legte, erhielt Wien die Universität. 146!» wurde dasselbe Bischofssitz. Als Hoflagcr dcr römisch-deutschen Kaiser gewann Wien ncucn Glanz und galt zugleich als östliches Hauptbollwcrk Deutschlands gegen die Barbaren, als „ein groß und vest Gräntzhaus deß Tcutfchlands." Und die in dasselbe gesetzten Erwartungen hat es auch in den beiden siegreich zurückgeschlagenen Türkcnbclagerungcn der Jahre 152!» nud 1li8'> glänzend gerechtfertigt. Als die Türken zum zweiten Male heranzogen, wurden die inzwischen schon bedeutend gewordenen Vorstädte außerhalb dcr Mauern Wiens eingeäschert; jetzt wurden sie neu aufgeführt und 1704 mit einem ^iuicuwallc umgcbcu, der noch heute besteht. Mau hatte dabei mögliche Angriffe ungarischer Insurgenten im Auge; im Interesse dcr städtischeu Mauth und der Einhcbnng der Vcrzchrnngsstencr sind sie später crhaltcu gcblicbcn. Uutcr dcr Regierung Karl's VI., Maria Theresia's und Joseph's II. wurde Wien durch zahlreiche öffentliche und Privatbantcn bedeutend verschönert uud obwohl wiederholt von der Pest heimgesucht, nahm es an Einwohnerzahl stetig zu. Seit 1781 wurde das Glacis vor dcn Äcfestiguugswcrkcu der eigentlichen (inneren) Stadt zu Spazicrgäugcn mugcwaudclt, doch vertheidigte sich Wien noch 180!) gegen Napoleon als Festung. Nach dem Abzüge der Franzosen wurdcu die von ihnen thcilwcisc gesprengten Festungsivcrke zwar wiederhergestellt (ja selbst uach dem Jahre 1848 neuerdings verstärkt), aber Wien doch nicht wieder als Festung angeschen, eine wichtige Epoche in dcr Geschichte dcr Hauptstadt. In dcn Jahren 1814 uud 1815» tagte zu Wicn, wo 1738 uud 180!» wichtige Friedensschlüsse statt-gefunden hatten, dcr großc Eongrcß europäischer Potentaten und Staatsmänner, welcher dic durch Napoleon geänderten politische« Verhältnisse des Eoutiueuts regelte. Au der Revolution des Jahres 1848 bethciligtc sich Wicn in hervorragender Weise, doch mußte es nach heißen, vergeblichen Kämpfcu im October desselben Jahres dcn von Windischgrätz geführten kaiserlichen Truppen die Thore öffnen, worauf cs in Vclagcrunaszustand erklärt wurde. Das folgenreichste Ereiguiß in dcr ncucren Geschichte Wiens ist die von dein jetzt regierenden Kaiser Franz Joseph 1. beschlossene, durch ein kaiserliches Handschreiben vom 20. December 1858 verordnete Demolirung dcr alten Bescstigungswerkc, wclchc bisher die innere Stadt wie in Fesseln gehalten und von den jenseits der Glacis gelegenen Vorstädten getrennt hatte, und dic damit in Zusammenhang stehende Stadtcrwcitcruug, wclchc Wicu im ^aufe ciues Decmmums vollständig umgestaltete uud dcmselbcn auch äußerlich deu Stempel cincr Weltstadt aufdrückte. In jüngster Zeit war cs die Weltausstellung 1873, welche die Entwickelung Wiens iu mancher Hinsicht bedeutend förderte. Beschreibung Wiens. Dic Stadt Wim breitet sich nut ihren Vorstädten uud Vororten am Fuße des Kahlcngcbirgcs, tamn eiuc Stunde von dcn Bergen entfernt, am rechten Ufer dcS Donaustromcs aus; nur ein kleiner Theil, die Lcopoldstadt mit dcr Brigittenau uud dcn Prater umfassend, licgt anf einer DonauInscl, welche durch dcn Douau-Eanal (so genannt, wcil cr I5>!>8 künstlich erweitert wurde) und ' 582 Erzherzogthum Oesterreich unter der Enno odcr ?iicderöstcrrcich. cincn zweiten Donan-Arin, das Kaiscrwasscr, gebildet wird. Der Donanstrom selbst wird in der an Wien vorüber ziehenden strecke gegenwärtig einer großartigen Rcgulirung lintcrzogen, wodurch sowohl jede Ucbcrschwcnmnmgsgcfahr beseitigt, als auch weit ausgedehnter Bangrund gewonnen wird. Im Süden erhebt sich der Wiener-Berg, im Osten dehnt sich die Simmcringer Heide aus. Wien dnrchsiicßcn drei kleine Bäche und ein Fluß, welche insgesammt in den Donau-i5anal münden. Die ersteren sind der bei Dornbach cntspringer.de Alscrbach, der mit diesem innerhalb der Stadt sich vereinigende Währingcrbach, deren weiterer Lauf bis zur Miindnng überwölbt ist, und der Ottakringerbach, der durch die Cloakcn abstießt. Bedeutender ist der bei Hochwasscr stark anschwellende Wicnflnß, der vor seiner Rcgnlirung viel Schaden anrichtete. Der Wicncr-Ncustädlcr Schifffahrts-Canal (vgl. S. 32s») endet vor Wien. Während der Nullpunkt des Pegels an der über den Donan-Canal führenden Fcrdinandsbrückc -!tt7'8 P. F. Scchohc hat, liegt das Pflaster am Fuße des Stephansthliriucs bereits 512 P. F. über dem adriatischcn Meere, und die Wcstbahnlinie, der erhabenste Punkt des eigentlichen Wien, sogar 625 P. F. hoch. Wien besteht ans einer inneren Stadt, den nnnmehr in 8 Bezirke eingetheilten 34 Vorstädten und den jenseits des Vinicnwallcs gelegenen, sich eng anschließenden 17 Vororten. So ist es, wie andere große Städte, wie das alte Rom, wie Paris und London, im Laufe der Jahrhunderte aus einer großen Anzahl einzelner Ortschaften und Gemeinden zu einem großen Ganzen zusammengewachsen. Doch bilden bis hcntc die Großcommunc Wien nur die innere Stadt und die Porstadtbezirke, wogegen die Vororte einer baldigen Vereinigung mit Wien demnächst entgegensehen. Der Umfang der Stadt betragt 3-',4 ggr. Ml., des ganzen Stadtgebietes 5'95 ggr. Ml.; sie bedeckt 1'025 ggr. ü^M., wovon jedoch nnr 38'7<, auf die Stadt, 62"/<, auf Wald, Gärten, Acckcr und die Donau entfallen. Wien hat 872 Straßen, Gafscn und Höfe nnd '>3 Plätze nnd Märkte, die Vororte zählen 298 Gassen und 11 Plätze. Das eigentliche Wien (Stadt und Vorstädte) hat durch die bereits erwähnte Stadtcrwciterung eine so vollständige Umwandlung erfahren, daß wir bei unserer Beschreibung zwischen dcm alten und d>.m neuen Wien unterscheiden müssen. Das alte Wien. Bis zum Jahre 1660 nm^ schlössen die alten Festnngswerke, die „Basteien", die innere Stadt, welche ',. geogr. Ml. im Umfange hatte. Die mit Alleen bepflanzten, 40 bis C0F. hohen Basteien, nnr mehr an einzelnen Punkten armirt, waren beliebte Svazicrgänge, welche auf die ringsum liegenden Glacis, seit 1781 gleichfalls zu Svaziergäugcn umgewandelt, und über diese hinweg anf die sich weit ans-breitenden Vorstädte nnd die Praterauen eine schöne Nussicht boten, die znm großen Theile von den benachbarten Gebirgen begrenzt ward. Ueberrascheud war anch der Ansblick anf die Vorstädte znr Abendzeit, wenn ein Kranz von ^ vielen hnnderi Dichtern die weniger erleuchteten Glacis umsäumte. Turch die Bastei führten ^ 12 Thore, von denen 3 nnr für Fußgänger, bestimmt waren. Vom Glacis anö gelangte man zn ihnen anf Brücken, welche den alten Wassergraben, den nunmehr mit einer statt lichen Papvelallee gezierten „Stadtgraben", über- ^ schritten. Das schönste Thor, das '.on Kaiser, Franz erbaute lind noch heute stehende Burg thor, liegt im Südwesten am weitesten von der Donau; ron dort bis znr Tonanbrüctr folgten nach einander: Das neue und daö alte Kärntner thor, das Karolinen, das Stubenthor und das fchöne Franz IoseplMhor, welches gleichfalls bis heute erhalten blieb, zwischen zwei grwaltigcn ^ Defensiv Caserncn in Rohziegelbau. An der ^ Tonauseitc der inuercn Stadt lagen das Rothen- ^ thnrmthor nnd das Schanzlthor, an der Nord- ^ und Nordwestscite das Neuthor, das Fischer«, Schotten und ssranzcnöthor. Die innere Stadt, welche in das Schotten-, Wimmer, Kärtner- , nnd Stuben Viertel getheilt war, zählte 1184 ! Hänser, 127 Gassen, 20 Plätze und 1858: , 55.000 Einwohner. Sie war als Sitz der Negierungsgebände, der schönsten Kirchen, Paläste, Kaufläden und der meisten Sammlungen, sowie, vermöge ihnS Alters der Brennvnnlt Wiens; aber die Straßen nnd Gaffen waren zumeist sehr euge, krumm uud düster, die Plätze, wenige ausgenommen, gleichfalls sehr beschränkt. Die Wohnhäuser, vorwiegend mit Ziegel Dächern versehen, waren viele Ctollwerle hoch, am „Tiefen Graben" standen (und stcheu noch hente) Häuser von N bis 7 Stockwerken. Dir schöneren Bauwerke, als Paläste, Kirchen und dergleichen gelangten, da sie ringsum v>?n anderen Ge bänden eng eingeschlossen waren, gar nicht zur Gelluug. Dabei herrschte in uielcn Gassen und Topographie. 583 auf mehreren Plätzen cm ungcmein lcbhafler Verkehr von Fußgängern und auf dem Granit-Pflaster laut raffelnden Wagen, welcher Aug' und Ohr des ungewohnten Fremden völlig betäubte. Charattenstifch sür das alte Nicii find jene großen Gebäudcmassen, „Höfe" genannt, welche ihres bedeutenden Umfanges wegen ein abgeschlossenes Ganze bilden nnd sich zum großen Theile aus der Zeit hcrschreibcn, wo die geist^ lichen Stifte und Klöster in der Stadt Wien an Grund und Boden sehr begütert warm nnd die jetzt Hunderte nnd Tausende von Bewohnern bergenden Gebäude herstellten. Solche geistliche Höfe sind der Schottcnhof, der Mclkcrhof, der Heiligenkreuzcrhof, der Tomhcrrenhof, der Ztvcttelhof; andere derartige Gebäude der Tratt nerhof, der Matschakerhof, der Schmeckende-wurnihof, der größte von allen das (eben in Demolirmig begriffen?) Bürgcrspital niit N Höfen, über 400 Wohnungen und 1100 Be. wohnern. Auch die Vorstädte besitzen derartige ausgedehnte Gcbä'udecomplere, wie die Mieden das Starhcmbergische Freihaus, der Alsergrund das sogcnanitte Noihc Hans. Eine andere Eigenthümlichkeit Wiens sind die vielen „Durch Häuser", durch deren Hofranme abkürzende Wege für Fußgänger fuhren, auch deshalb angenehmer, weil man vor Wagen gesichert ist. Wie an schönen, öffentlichen Gebäuden war das alte Nicn auch an Denkmälern arm. Das oben erwähnte, im Durchschnitt <> energisch betriebene , Stadterwciterung gestaltete im Verlaufe eines l Dccenniums das alte Wien in eine ganz neue , Stadt nm. War auch die Zeit des Verwand« luugSProcesfes, da die mächtigen Bastionen in Schntt fielen, die Rasenplätze uud Alleen der j Glacis znr stanbigen, schattenlosen Wüste wnrdeu, ! für alle Wiener eine traurige, fc> erhob sich ^ dafür in kürzester Frist aus Schutt nnd Staub der glänzendste, prächtigste Stadttheil. Im Jahre 1863 wurde dir alte Einthcilung in Vorstädte aufgehoben und Wien in einen Stadt und ^ acht Vorstadtbezirte eingetheilt, wobei der Donau- , Canal, der Wienfluß, die neu augclegie, die . Stadt umziehende ^astenstraßc und die beoeu^ ^ tendsttn Radialstrasic» in den Vorstädten als > Grenzlinien angenommen wurden. Nunmehr ^ besteht Wien innerhalb des i.'i!iieuwalles ans dem im Centrum gelegenen I, Bezirke, der n',neren Stad», deren alter Theil ringsum von. 584 Erzherzogthum Oesterreich unter der Eims oder Vtiedcrösterreich. den Nenbanten auf dem Boden der gefallenen Befestignngswerte nud der Glocis nnigeben wird, dem II. Bezirke, der ^'copoldstadt, jenseits des Donan Canals im Norden, der Bandstraße (III. Vrzirt) iiu Osten, der Wiedctl (IV.), Margarethen (V.) und Mariahilf (VI.) im Süden nnd Siidwesten, dein Neuban (VII,), der Joseph-stadt (VIII.) nnd dem Alsergrllnd (IX.) im Westen uud Nordwestcn. Dazu tomnit noch der neuaufblühende nud erst in jüngster Zeit als solcher coustitnivte X. Bezirk Favoriten, vor der Favoritenlinie gelegen nnd bisher zur Wieden gehörig. Noch eine zweite Stadterweiternug ist bereits in Aussicht genoullueli, indem wie die Suauern nun auch die ^iuienwälle falleli sollen »nd dadurch Plah flir Nelibanten und zur Vervollständigung der bisher nur strecken-weise die Vorstadtbezirkc umkreisenden Gürtel straße geivonneir wird. Auf einer Wanderung durch die einzelnen Bezirke »vollen wir die Stadt näher kennen lernen. Im Centrum der inneren Stadt wie des ganzen Stadtgebietes erhebt sich der mächtige Dom zn St, Stephan, ein herrliches Denkmal altdeutscher Baukunst aus den Jahren i3W bis 15W und liue der vorbildlichste!: gothischen Kirchen Teutschlands, Sein hoch emporragender (454 F.) schlanker Thurm ist das Wahrzeichen Wiens; von welcher Weltgegend immer, Sud und Südwest ausgenommen, der Wanderer kommen maa,, so wird er, bevor er von der Stadt nur das Geringste wahrnehmen kann, doch scholl den granen Thurm erblicken, der ihm deu Platz antiindet, wo Wien liegt. Der Wiener kann sich seine Vaterstadt ohne Stephansthurm nicht denken uud sie schien ihm verwa'öt in den Jahren, da der (1,^.^9 uud I8l;()) abgetragene baufällig gewordene Thurm erneuert wurde, Uud wir lohnend ist s, seine Höhe zu ersteigen, um von dort einen überwältigenden Ausblick über das Hausermeer der Stadt, die Donau nnd ihre Auen, die umliegenden Gebirge uud die ill duftiger Ferne verschwimmende Ebene ,zn gewinnen. Das Innere des ganz aus Sand-steiuquaderil aufgeführten Tonus birgt nnter anderen die Grabmäler Herzog Rudolf's IV. des Stifters, des Kaisers Friedrich III. und des Prinzen Eugen von Savohen, Unter der Stephanskirche liegen iu mehreren Stockwerken ausgedehnte Katakomben, die vormals ;ur Leichen bestattung dienten und jetzt uur mehr ;um Theile zugänglich silid. Der Stephailsplatz, jetzt eine Stätte lebhaftesten Verkehrs, war vordem ein Fricdhof. Von ihm laufen die frequentesteu Straßen Wiens, die Kärntmr- und die Rothen thurmstrasic ans. Die Verbindnng ;ivischen ersterer und dem Stephlllisplatzs bildet der durch Demo lirungeu erst in den letzten Jahren geräumiger gewordene Stock im Eisen-Platz, so benannt nach dem „Stock im Eisen", dem umgekehrten Stumpfe einer Lärche, in den einst jeder zngewanderte Schlassergeselle einen Nagel schlug, bis er voll ständig gepanzert war. Das merkwürdige Wahr zeichen Wiens soll zugleich die Stelle lxzrichneu, wie weit einst der Wiener Wald reichte. Süd wärts von diesem Platze führt die „meuschcu-wimmelnde" K ärntnerstraße, in ihrem alten Theile krumm und sehr enge, in ihrer neucn Fortsetzung breit uud glänzend, ;ur Ringstraße und gegen die Wiedcn hin. Von ihren alten Hütels sind mm mehrere zur Demolirung bestimmt, ebenso das schon genannte gvoße Bürger-sp it a l, einst Bürgerversorglingshans, dann Zillshans der Stadt Wien. Unter den östlichen Seitengasfeu ist die Singrrstraße die bedeutendste, mit der deutschell Ordenökirchc und dem bescheidenen Gebäude der großartigen Hof- uud Staatsdruckcrei (vgl. S. 52N). Im Anna-Hof (Allnagasse) befindet sich in alten, dunklen Räumen die k. k, Akademie der bildenden Künste, für die jedoch ein prächtiger Nenban bereits iu Ausführung begriffen ist. Westwärts von der Kärntuerstraßr, mit ihr parallel, liegt der freundliche Nrue Markt oder „Mehlmarkt", geziert mit einem kunstvollen monumentalen Brunnen von Raphael Donner. Hier befindet sich auch das Capnzinerkloster mit kleiner «irche uud der Kaisergruft, Dnrch die kurze >llostrr-gasse und über deu ^obkowitzvlatz gelangt man ill die Nngustincrstrafje; daselbst steht die lA20 erbaute, gothische A ug » stiner (Hofpfarr )K i r che, deren Haupt;irrde das Grabmal der trefflichen Erzherzogin Maria Christina (f 1793) bildet, von Cailuoa aus weißem Marmor ausgeführt. Die Augustinerstraßr leitet zur kaiserlichen Burg, einem großen Gebäude Complete aus verschiedenen Jahrhunderten. Drr älteste Theil, der heutige Schweizrrhof, ward von Leopold dem Glorreichen erbant, Erweiternngen fanden nnter Ottotar und Friedrich III. statt, ihre jetzige Gestalt erhielt die Hoflmrg unter Ferdinand I., die schönsten Tracte wurden erst unter Karl's VI. Negierung von Fischer von Erlach aufgeführt. Doch entspricht ihre äußere Er-scheinung keineswegs den Erwartungen, die man von der Residenz des Kaisers hegen »lag. Außer den Wohnrämnen der kaiserlichen Familie beherbergt sie »en ganzen Hofstaat, die kaiserliche Privat- nnd die Hofbibliothsk, die reiche Schatzkammer, das Naturalien , das Mineralien-, daS Müu; und Antiken Cabinet, die eigentliche Hofburgpfarrtirche und das Hofbnrgtheatcr. Untcr den Plätzen, die sie einschließt, sind der innere Bnrgplatz mit dem wenig gelungenen Denkmale Kaiser Fran; I. von Marchesi und der Iosephs-platz mit der Reiterflatue Joseph's II. von Zauner die bedeutendsten. Von ihr. drin Burg» thore, dem Kaiser und dem Volksgarten eingeschlossen, ist der äußere Burgplatz, den die kolossalen Reiterdildrr zweier siegreicher Heeres-sührer, deö Erzherzog« Karl nnd des Prinzen Eugen, von Fernlorn ausgeführt, schmücken. Im Voiksgarteu, einem beliebten Erholungsorte der Wiener, steht der antikem Muster nachgc-bildrte Thcsrustempei mit der Thesensgruppe von Canova. Nachdem die Bastei gefallen, gewährt der Volksgarten einen schönen Ausblick auf den angrenzenden Frauznisring, die benachbarten Bauten und das Kahlengebirge. Vom inneren ! Bnrgplatzewendm wir nns drm kleinen Michaeler« Topographie. 585 Platze zu, wo sich mehrere belebte Straßen kreuzen und der liach der daselbst befindlichen Hoftirche zu St. Michael, von Leopold dein Glorreichen 1231 iu romattis6)e»i Stile, erbaut, und spater gothisch restaurirt, benannt ist. In z ilordwestlicher Richtnng führt von hier ans dic! schlnalc und diistere Herrengasse, die Straße der Paläste, Da stehen neben mehreren Herr-schaftlichen Palais das niederösterr. Landhaus, ! Wo Landtag und Herrenhaus tagen, das Gebäude j der niederösterr. Statthalterei. das alte uud das ! none, in Renaissance ansgeflihrte Gebäude der! !)lationalbaiik. Zwischeil der Hcrrengasse und dein letzten, eben in Demolirung begriffenen Neste der ^öwelbastri, liegt der Minoritenplatz mit der gothischen Minoritcnkirche, der ita- , lienischen ')lationaltirche, nach 1395 crbant. Vom ! Michaelerplatz nordöstlich führt der mit eleganten Vertaufsläden besetzte Kohlmartt, kein Markt, ^ sondern eine Gasse, zum Graben, dessen Süd- ' ostcnde mit dem bereits genannten Stock im-! Eiseii Platz znsamnienhängt. Der straßenähnliche Graben, welcher im 12. Jahrhundert wirklich Fcstnngsgraben war, ist der eleganteste Platz Alt'Wiens, wo sich das öffentliche ^'eben am ^ regsten nnd glänzendsten entfaltet, wenn er sich auch trotz mehrerer Ncnbauten mit der stolzen Ringstraße in keiner Hinsicht, den Perkehr aus genommen, messen kann, Die Cafe's. Vertaufö-laden, die Miethzinse, der Preis des Bangrundes ^ und der Gebäude, alles ist hier im höchsten Grade ^ großstädtisch, aber zugleich bürgerlich, da kein ^ herrschaftliches Patais, kein öffentliches Gebäude ^ (das Sparcassa Gebäude ist ein Zinshans) denselben auszeichnet, Zie in seiner Mitte von i Kaiser Leopold I, »ach dem Aufhören der Pest! 1ti<)3 errichtete Dreifaltigkeitssäule, „ein Knänel, von Figuren, aus nnd auf Wolken aufsteigend" ^ ist, obwohl sie Fischer von Erlach ansfiihrte, nichts weniger als ein ilunstwork. Dem Graben nördlich benachbart ist der kleine Petersplatz, den die St. Peterskirche fast ganz ausfüllt.^ Dieser schöne, nach dem Vorbilde des römischen ^ Petersdomes angeblich vou Fischer von Erlach! (I7<>2) ausgeführte Kuppelban mit einem Mar ! mor Portal kommt eben jetzt, da die Häuser reihe, welche ihn vom Graben trennte, oemolirt wurde, ;nr vollen Geltling. Ebenso kaun mau! sich gegenwärtig, nachdem die alten, die sogenannte ,,Brandstätte" einschließenden Hänser an der Nordwestseite des Stephansplatzes weggeräumt wurden, dem Genusse eines Gesammt Anblicks des würdevollen Stephansdomes ans größerer Entfernung hingeben. Schon obeu wurde der vom Stephansplatze zum Donan Canal herab-führenden Notheuthurmstraße gedacht. Sie selbst bietet nichts BemerkenswertheS, Aus ihr führt die Wollzeile, (einst Sitz der Wollhäudler) zum Stubenring, die Bäckerstraße auf den kleinen Univorsitätsplatz. In dem ehemaligen, längst zu klein gewordenen Iluiversitäts Gebäude (der „Aula") residirt jetzt die k. Akademie der Wissenschaften. Die Unwersität ist znm Theil im ehemaligen Eouviets Gebäude, der Aula ge^ genicbrr, sonst aber in einer großen Zahl von Gebäuden in verschiedenen Bezirken Wiens untergebracht; sehnsüchtig harrt sie der Vollendung dcö bereits begonnenen ueuen imposanten Nni-uersitätsbanes bei der Votwkirche entgegen. In dem Ztadtthcile zwischen dcr Rotheuthurmstraßc, der Bäckerstraße, dem stchengebliebenen Franz^ Iosephsthor nebst dcr Doppeicaserne nnd dem DonaU'Canal ragen unter den zunuist uralten, diisteren, unregelmäßigen Bauten in schmalen nnd krummen Gassen das neue Post-Gebäude, die Dominicanerlirche, die glanzvoll ausgestattete Kirche dcr unirten Griechen nnd auf dein „alten Fleischmarkte" die von Hausen nn reinsten byzantinischen Style ansgeführte Kirche der nichtnnirten Griechen hervor. Von der Nothenthnrmstraße nach Nordwest ge ! legen ist der dem Graben parallele Hol) e Markt, der Mittelpunkt des ältesten Wiens, der Römerstadt nnd lange Zeit hindnrch die Stätte des Hochgerichts. Das jetzige Palais Sina ist ein Theil des ältesten Hauses von Wien, des Berghofs; hier soll das römische Prätorinm gestanden haben. Das in der Mitte des Hohen Markts errichtete Votiv Denkmal (o. I. 1732) hat keinen Kunstwerth. Zwischen diesem Platze und der Donau liegt die winkelige, alte Iudenstadt, dcr unfreundlichste Stadltheil. Hier steht Wiens älteste Kirche, das angeblich 11 Jahrhunderte zählende (740 gegr,) St, Nuprechtskirch lein. Viel bedeutender ist die in der Salvator^ gasse befindliche schöne Kirche Maria Stiegen oder »Maria am Gestade", ans dem Ende des 14. Jahrhunderts, der BlMhezeit deö gothischen Stils. Ihr siebeneckiger, hoher Thurm ist fürwahr bewundernswertt). An ihrem Fuß floß ehemals die Donau, daher hieß sie das Schiffertirchlmi.' Jetzt führt von hier eine steile Stiege zum „Salz-gries" hinab. Iu der Salvatorgasse stcht auch die dem 13. Jahrhundert entstammende Sal vator oder Rathhaus Caprllc. Sie gehört zum Rathhanse, dessen neuere Hauptfront zur Wippliugerstraße (ehemals Bilbingerstraße uud Wildwerkergass?) gewandt ist. Hier residircn Bürgermeister nnd Magistrat und hält der Ge« m.'inderath seine Sitzungen. Die Wipplingerstraße wird drei Stockwerke tief unter ihrem Niveau vom Tiefen Graben durchschnitten, der überbrückt ist nnd zn dem man von jener auf schmaler Wendeltreppe (iu einem Hause) gelangt. Hier stehen die höchsten Häuser Wiens. Der Tiefe Grabcu verbindet die Gegend „Am Gestade" mit dem „Heidenschuß", einem kleinen Platze, welcher das Bindeglied zwischen dem Hofe und der Freinng bildet. Der Platz „am Hof", weil hier Herzog Heinrich Iasonnrgott die erste Residenz in Wien erbaute, ist der größte Platz in der inneren Stadt uud einer der schönsten Wiens. In seiner Mitte steht eine Marieusäule <»») Zuschauer. Ihm gegenüber steht das prächngstc Zinshaus Wiens, der gleichfalls in Rcnaissanc.styl ansgeführteHci nrichshof. Vom Opernriug südlich liegt der Sch illerpl atz, der vorläufig nnr des Dichters Namcn, noch nicht sein Denkmal trägt. Auf dem Kärntnerring , ragen zwei Gasthöfe: Hotel Imperial (vor-! mals Palais des Prinzen Würteuwerg) und ^ Grand Hütel, hervor; in der parallel ziehenden , Gisellastraßr (gegen die Wien hin) stehen das in ! italienischer Renaissauce ausgeführte, edle Äünst-lerhaus und daneben das größere rcichge-schmüctte Musikvercins O cbäudc. Wo Kärntner- nnd Kolowrairing zusammenstoßen, liegt der Schwarzenbergplatz, nnter dessen Gebäuden daö Palais des Erzherzogs Ludwig Victor beinerkenswerth ist. Auf dem Platze wurde 18U7 dem Fürsten Schwarzcuberg, „dem siegreichen Heerführer der Verbündeten in den Kriegen von 1613 uud 1814", eiu Reiterstandbild errichtet. Dem Parkringe gereicht daö in edler Renaissance ansgeführte Palais des Erzherzogs Wilhelm zur Zierde; weniger das fast ärmlich aussehende Gebäude der Gartenbauge-sellschaft. Diesen Baulichkeiten gegenüber breitet sich der junge, aber rasch üppig gewordene Stadtpart aus, der werlhvollere Ersatz für das alte Nasserglacis. Der im Barottstilc ausgeführte Cnrsalon daselbst ist im Früh-sommer von dem herrlichsten Rosenflor umduftet. Im Grünen steht hier ein Denkmal des ^icocr-compositenrs Franz Schubert. Ein Theil des Parks liegt bercils anf dem rechten Wieuufer. Der Stubcnring hat erst wenige Gebäude auszuweisen. Das daselbst stehende östcrr. Museum für Äuust uud Industrie macht, wie daS Opernhans, mit seinem Innern einen größeren Effect als mit der äußeren Erscheinung. Die bereits erwähnte, mit ihrer Hauptfronte zum Stnbenring gewandte Franz Josephs Doppcl-caserne reicht mit dem Nordende an den Qnai. Der Franz Josephs Quai hat von hieran eine Strecke lang alte, meist unschöne Gebäude, die weiter aufwärts folgende nene Hänserzeile schließt sich würdig der Ringstraße ,n; am auffälligsten ist daS große Hütel Metropole. Parkanlagen trennen die Hänser vom Ufersaum?. Unter den ? Donan Canal Brücken, dereu 4 die innere Stadt mit der ^eopoldstadt verbinden, ragt die Aspernbrücke durch ihre Schönheit hervor. Von den 14 Wicnbrücken innerhalb Wiens sind die Elisabethbrücke und die Schwärzend crgb rücke künstlerisch ausgeführt. Erstere ist mit deu Marmor Statncu von 8 um Wien besonders verdienten Männern geschmückt, mit denen der Herzoge Heinrich Iasomirgott, Leopold des Glorreichen und Rudolf drs Stifters, der Helden Salm nnd Etarhcmberg, des Bischofs Kollonitz, dcs Baumeisters Fischer von Ertach nnd des edlen Joseph von Sonncnfels. Nnn, nachdem wir den Stadtbezirk eingehender geschildert, soll auch ein flüchtiger Rundgang dnrch die 8 Vorsiadtbezirke Wiens gemacht werden. In dem auf ciuer Donauiusel gelegcmn II. Bezirke, der ^'eopoldstadt, ist die Prater-straße der schönste Theil. Hier stehen das Carltheater nnd die geschmacklose Kirche zu St. Johann, In einer rechten Seitengasse befindet sich der wegen d.'s engen Raumes nicht zur Geltung kommende, in maurischem Stile Topographil,'. 587 ansgcführtc i sra e l i t isch e Tc m P e l. Die Prater straße cndet ani Praterstern. An ihn grenzt unmittelbar der weitläufige Nordbahnhof, dessen Inneres prächtig ist, der aber keinen eiw heitlichcn Eindruck inacht. Hier steht auch ein nenes, niit allein Comfort ausgestattetes „römisches Bad". Dem Nordbahnhof ist der kleinere Nordwestbahnhof benachbart. Daneben dehnt sich der kaiscrl. Nu garten aus, ein über !N0 Joch großer Park, den Kaiser Joseph dem Pnbli-cum geöffnet hat. Durch ein Gitter ist von ihm die Brigittenau geschieden, sonst mit Torfcharakter und merkwürdig durch dcn jährlichen Brigitten - Kirchtag, ein Volksfest, das in den Anfang des Monats Juli fiel; jetzt ist die aufblühende Brigütenau vorstadtmäßig geworden. Vom Pruterstern gelangt man auch in den Prater, ohne feines Gleichen in Europa, den der Schriftsteller Stifter mit Rccht als „Park, Wald und Lustanstalt zusanumugcuominen" be° zeichnet hat. Wiesenplätze und Waldparlien (Auen) wechseln mit neueren Parkanlagen; ein Theil birgt eine große Zahl von Gast- und Kaffeehäusern, Schaubuden, Schießstätten, Caronsscls u. dgl. (der „Wurstelprater"). Das Ganze ist von einer stundenlangen Allee durchschnitten, an deren Südostende ein ausgedehnter Platz für die Wiener Pferderennen liegt. Hat auch der Besnch des Praters in letzterer Zeit abgenommen, seit« dem in der schonen Jahreszeit die Eisenbahnen sonn und festtäglich mehrere Tausend Wiener in die Verge führen, so ist er doch immer noch der besuchteste Vergnüguugöovt der Residenz, wo man das echte Wiener Volksleben kennen lernen kann. Berühmt sind die Praterfahrten (von Wagen aller Art und Reiicrn) am Ostermontage und am 1. Mai, uo einige taufend Wagen und hunderttausend Menschen hier zusammenkommen. Im Prater befindet sich auch der Wellansstellungs-Rayon des Jahres 1878. Nnter dcn öffentlichen Gebäuden des III. Bezirks, der Bandstraße, sind bemerkenswerth: die große städtische Central Markthalle, das Hanpt'Zollamt, das Münzamt, das Invalid«^ Hans, die geologische Reichsanstalt, daS Thier-arznei Institut und das neue Nudolfsspital. Die Landstraße ist reich an großen, dem Publicum zur Benützung geöffneten Gärten; in der Nässn nwfsky Gasse liegt dem Prater gegenüber der Liechtenstein Garten, auf dem Rennwege drei große Gärten nebeneinander: der sürstl. Schwär zenberg Garten, der Garten des t. k. Belvederes und der botanische Garten der Universität. Das Belvedere war einst die Wohnnng des Prin Zen Eugen, die, er sich in den Jahren 1715>—24 erbanen ließ. Schloß und Gartcn sind in alt' französischem Geschmacke ausgeführt. Das Hauptschloß steht am oberen Ende des Gartens, von wo aus man eine der herrlichsten Ansichten Wiens genießt; es birgt jetzt die große taiscrl. Gemälde Gallerte, einen der größten Knust schätze der Welt. Im unteren Belvedere find eme reiche und werthvolle Sammlung ron An liken, eine Sammlung ägyptischer Alterthümer nud die berühmte Amraser Sammlung untergebracht. Letztere, besonders reich an Original-Rüstungen und Waffen, wurde von Erzherzog Ferdinand van Tirol 6 vor den Franzosen nach Wien geflüchtet. In der Nähe d s Belvedere, vor der Linie, steht das in den Jahren 1849 bis 1655 in romanischem Stile ausgeführte Arsenal, mit Werkstätten, Magazinen, einem höchst kostbaren WaffenmN' seum, eigener Kirche und Schule, eine förmliche kleine Stadt bildend. Die freundliche und stark belebte Wieden ist der IV. Vorstadt Bezirk. Hier uohnen viele Handel- nnd Gewerbetreibende, sowie zahlreiche Studenten. Der Stadt zugekehrt stehen in einer Front d'ic nnter Kaiser Karl VI. durch ssischer von Erlach in italienischem Barockstil ansgc-führte Karlskirche mit schöner Kuppel, das Oebände der Polytcchnik, die Protestantische Realschule und das alte Starhembcrg'schc Frei-haus, eines der Monstrehänser Wiens. Vor der Technik wurde 1863 ein Denkmal Resscl's, des Erfinders der Dampfschranbe, aufgestellt. Vor dem Freihause liegt der Obstmart't ^im Volks munde „Naschmarkt"). Die bedeutendsten Straßen der Wieden sind die Faroritenstraße und die Hauptstraße. Erstere enthält das Palais des Erzherzogs Karl Ludwig, das t. k. Tanbstnmmen-Iustitut, das Thcresianum, einst kaiserliche Favorite, durch Maria Theresia als Erziehungsanstalt für adelige Jünglinge begründet, und das Wiedner Krankenhaus. Der V. Bezirk, Margarethen, von der Wiedrn und der Wien eingeschlossen, ist außer dem neu creirten Bezirke Favoriten der einzige, welcher nicht an die innere Stadt grenzt. Hier ist ein Hanptsitz von Fabriken und kleineren Gewerbetreibenden. Besondere Sehenswürdig' leiten bietet er nicht dar. Der Handel und mdustriereiche VI. Bezirk, Mariahilf, wird von der Wien gegen Wieden und Margarethen, von der Mariahilferstraße gegen den Neubau begrenzt. Dieser Bezirk führt den Namen nach der Hauptkirche „zu Mariahilf", die auch Wallfahrtskirche ist. Die Hauptstraße ist nächst der Praterstraße die breiteste und schönste in den Wiener Vorstädten, voll prachtvoller Läden und Schaufenster, nnd hat den größten Verkehr auszuweisen, denn sie führt zum Westbahnhofe, den größten Vororten, nach Schön brunn nnd dcn beliebtesten Sommerfrif^orten in der Nähe Wiens. Unter den Gebäuden dcS Mariahilfer Bezirks ragen düs gvoßc Theater an der Wien, die Geme-Direclion, die evan» gelischc Kirche nnd daö Eßterhuzy Palais hervor. Letzteres wurde von dem berühmten Staatsminister Kaunitz erbaut, ging dann i» den Besitz der Familie Eßterhüzy über, welche hier ihre nunmehr in Budapest aufgestellte Ge mäldesammlung unterbrachte, bis es die Commune Wien käuflich erwarb und als Schulgebäudr (für ein Realgymnasium) einrichtete. In dem zu gehörigen schönen Garten soll ein Denkmal Haydn's Platz finden. 588 Erzherzogthum Oesterreich nntor der Enus oder Niederöstcrreich. Dcr gleichfalls sehr gcwerbfleißigc VII. Bezirk, Ncnbau, hat den eben in Ausführung begriffenen Hofmnseen gegenüber die ausgedehnten Hofstatlungen, dein Bolt'sgartcn gegenüber das Gebäude des General Co,umandos. Sehens-werth sind zwei Kirchen: die gothische Laza^ 1860—62 erbaut, und in der Schotteuf^ldgasse die schöne romanische Altlcrchcnfcldertirchc, deren innere kunstvolle Ausschmückung wahrhaft prachtvoll zu nennen ist. Die Iüsephstadt, der VIII. Bezirk, voil der Lastenstrasze, der Lcrchenfelder nnd Alserstraße nnd dcni Linienwallc begrenzt, hat viele enge ^ Gassen, Hier wie im IX. Bezirke wohnen viele ^ Studenten. Der Stadt gegenüber stehen die ^ Palais Aucrsperg und Czernin, das dnrch einen! Globus auf dem Dache gekennzeichnete militärisch- ^ geographische Institut nnd das große, sehr solid gebaute Landesgerichtsgcbäude (das sogenannte „Criminal"). Bedeutende Humanitäts Anstaltm sind das Erziehnngö Institnt für Blinde, das Versorgungshaus für erwachsene Blinde nnd das für Wien ganz unentbehrliche Finoclhaus. Noch reicher an humanitären Anstalten ist der IX. Bezirk, der nach dem Als^rbache benannte A lser gründ. Hier befindet sich zunächst das allgemeine Krankenhaus, ein ganzes Stadtviertel ausfüllend, an Ausdehnung (300l> ^ Betten) von keinem in Europa erreicht, eine Musteranstalt. Unweit davon steht das Haupt garnisonsspital,d?m die 1784 von Baiser Joseph II.! als Bildungsschule für Fcldärzte gestiftete und nun aufgehobene Josephs Akademie (das Iosephinum) benachbart ist, In einem mit der Fronte gegen die Rückseite der Voliv-tirche gelehrten alten, höchst nnscheinbaren Ge-bände (der „Oewehrfabrif') werden die medi^ cinischen Collegien der Wiener Universität abge halten. Benierkenswerth sind das zur Aufnahme von 70<» Personen eingerichtete städtische Äür-gerversorgnngshann, sowie das benachbarte Waisenhaus, Nahe dem Linirnwalle erhebt sich als ein schöner, freundlicher Patast inmitten ausgedehnter Gartenaulagcn die für 600 Geisteskranke berechnete neue Irrenanstalt. Im Bezirke Mergrund befinden sich ferner noch das Liechtenstein Palais mit öffentlichem Parke berühmter Bildcrgallcrie, der Frau; Josephs Bahnhof uud die TandelmarkthaUe. Die Strecke z am Donau Canale, an den dieser Bezirk grenzt, führt die Namen Spittelauer und Rossauer Läude, Hier wohnen vorwiegend die Lastträger, welche die ankommenden Donau Frachtschiffe ausladen; sie zeichnen sich wie durch große Körperkraft, so anch durch ihcc unverfälschte llrwüchsigkeit aus,! welche den Wiener Votlstypns am rohesten nnd echtesten zur Schau trägt. Bom Franz Josephs Bahnhofe führt die Brigitta Brücke über den Donau Canal zur Brigitteuau. Wi? schon oben erwähnt, entstand in den letzten Jahren vor der Favoritenlinie ein neuer Stadtheil, der als X. V^rstadtbezirk Favoriten erst in jüngster Zeit von der Wieden getrennt wurde. Er ist der Hanptwohnsitz der ärmeren i Arbeiterbevolteruug und zahlreicher Taglo'hner und ist in raschein Wachsthum begriffen. A» , ihn stoßen die nebeneinander liegenden nenett Bahnhöfe der Südbahn nnd der Staatsbahn, sowie die der ersteren gehörigen großartigen ! Werkstätten. ! Hiermit ist nnser Rundgang dnrch die ! Wiener Vorstadtbezirke beeildet; wir wollen nun ! noch die Pororte Wiens einer kurzen Besprechung würdigen. Die Vororte Wiens. Außerhalb der Linien nmschließt Wien ein Krauz von Ortschaften, deren äußeres Gepräge sie nur wenig von der Stadt unterscheidet und deren Bevölkerung nach der vorherrschenden Beschäftigung einen wesentlich großstädtischen Charakter hat. Sie selber sind in fortwährendem Wachsthnme begriffen und ihre vollständige Vereinigung mit der Residenz' stadt ist nur mehr eine Frage der Zeit. Isolirl im Osten liegt vor der St. Marder-Linie Simmering (16.l32 Einwohner >), in dessen Nähe jüngst der grosie, nahezu !-M> Joch umfassende Centralfriedhof Wiens angelegt wurde. Westwärts folgen dao Arsenal, der Staats und der Südbahnhaf, der Bezirk Favoriten, zwei Friedhöfe, dann der sehr sanft ansteigende Wiener Berg (726 P. F. ^ 23« Mtr. hoch). Auf dessen Höhe, von der aus man eine herrliche Uebersicht der Stadt genießt, steht das berühmte Wiener Wahrzeichen „die Spinnerin am Krenz", eigentlich das"Crispiuuskreuz; eiue von Hanns Pnchsl'inun 145! erbaute gothische Säule, an deren Entstehung sich aus der Zeit der Nomantik die wunderlichsten Sagen knüpfen. Im Westen Wiens bilden, von der Wien durchflossen, zahl reiche, dicht gedräugtc Ortschaften bereits einen ausgedehnten Sladttheil, der einen besonders lebhaften Industriebetrieb entwickelt und reich an großen Fabriken ist. Hier liegen Gandenzdarf (13.005 E.), Untermeidliiig mit Wilhelms-dorf (2t>.079 E.), Obcrmeidling (2052 E.), S echsh au s (I0.947E.),F ünfhanS (86.888E.) und Nudo lfsheim (25.977 E.). Namentlich die drei letztgenannten Orte haben vollkommcu groß-städtischen Charakter. Fimfhaus umschließt den vor der Mariahilfer Liuie gelegenen West bah n-Hof, Nudolfsheim besitzt' in Schwcnder's Colosseum eiues der besuchtesten V'rgnügungs-locale uou ganz Wien. Obermeidling grenzt bereits an das taiserl. Lustschloß Schönbrunu. Nördlich von Flinfhaus trennt die Schmelz, auf deren Fläche die großen Militärrevuen statt' finden, mit einem großen Friedhofe, das eben erwähnte Vororte Gebiet von einer zweiten Gruppe beisamineuliegeudcr Ortschaften mit ähnlichem Typus: Neulerchrufeld (10.866 E.), Hernals (51.<'.0lE.), Ottatring (23.78l E.), Währing und Wein ha us (zusammcu 29.968 Einwohner). In Währing ist in den letzten Jahren ein »euer Stadttheil von geschmackvollen Cottllge,'Bauten entstanden. Durch die beiden ') Die Ei:nv^h»crzMtti bcr Vororte si»d nach dcr Wiener VoltözäPuiin vein Illhr^ 1872 nilst'ss^cii. Topographie. 539 Währinger Fricdhöfe, den katholischen und den israelitischen, davon getrennt liegt eine dritte Gruppe »on Vororten im Norden Wiens: Oder Döbling (7016 E.>, Unter Dööling (1693 Einwohner), Heiligenstadt (4599 E.) und unmittelbar an der Donau Nnßdorf (4632 E.), bisher der Hafeuort Wiens für größere, die Donau abwärts kommende schiffe; denn hier beginnt der Donau Canal. Außer diesen ge nannten 17 eigentlichen Vororten liegen noch mehrere Ortschaften im Polizci-Nayon Wiens, die man zwar nicht als Vororte im engeren Sinne betrachten kann, die alier durch Neubauten der Stadt immer näher rücken nnd durch die Beschäftigung ihrer Bewohner zum Theil derselben verwandt sind. Diese sind im Westen: Hietzing (l869: 3009 E.), bei Schonbrunn mit zahlreichen Villen, Schwender's Neslanration und Park „Neue Welt" und einem Denkmale des österreichischen Erzherzogs nnd Kaisers von Mexiko Maximilian, und jenseits der Wien Pen zing 9: 7670 E.); im Norden Ober Sievring (659 E.), Unter Sievring itct verwitwet in Wien 393.307 (647"/,) 177.632 (29'3) 36,476 (6"/«) in den Pororten 139.570 (63-3"/,) 69.283 (31'4"/«) 11.652 (5'3"/«) Der Confession nach unterschied man 1869 in Wien 546.019 Katholiken, 19.440 Protestanten, 40.230 Israeliten :c. Nach der Zuständigkeit waren 1869 von der Bevölkerung der 9 Stadtbezirke 270.911 einheimisch und 336.603 fremd. Unter den letzteren befanden sich 101.542 ans Böhmen, 76,17! aus Nieder- österreich, 57,167 auö Mähreu, 37.514 aus Ungarn, 10.666 aus Schlesien, 9752 aus Ober-österrcich, 7564 aus Oalizien, 5405 aus Steicr-mark :c,; 22.218 waren Ausländer. Nach dem Berufe und der Beschäftigung theilte sich die Wiener Bevölkerung 1869' in folgende Kategorien: Stände mit lwherer Gewerbliche und Hniö- und Persone» oh»e Schulbilblmq industrielle Stände Rentcnbesiy.r Dicucnde bestlmmttn Liwcrb Wien 33.879 (5'6°/«) 261.271(48"'.,) 22.742 l3'7"'..) 83.883(13-8°/,) 205.840 (33'9"/«) Vororte 5.131(2-3"/,) 105.182(47'?"/,.) 5.096 (2'3"/,) 21.713(9^97.,) 63.377 (37'87«> Im Jahre 1873 zählte man in Wien (ohne Vororte) 50.392 Einzelgcwerbc. Die Bewegung der Bevölkerung ergab 1873 folgende Daten: Trauungen fanden 7376 statt, Geburten 26.632 «davon 10.370 uneheliche Kinder), nicht eingerechnet 1248 Todtgcburten, Todesfälle 24.626, d. i. 37'4 von 1000 Einwohnern; 152 Personen endeten durch Selbstmord. Wien ist der Hauptmittelpuutt deö öster^ reichischen Handelsverkehrs und der Hauptsift der Industrie. Charakteristisch für Wien sind: die Seiden-Industrie, die Fabrication der Gold' und Silverwaareu, der physikalischen (Mischen) und musikalischen Instrummre (Flügel, Harmonikas), Chemikalien, ^cdcr (Handschuhe), Galanterie uud Modewaaren, Mcerschamnarbeitcn, Wollwaaren (Shawls), Baumwollwaaren, Maschinen, Luxuswagen u. s. w. — Dein Personell' verkehr innerhalb Wiens nnd mit den Vororten dienen zwei Tramway Gesellschaften, welche Pfrrdebahnlinien in den bedeutendsten Straßen l der Stadt und der Vororte befahren, ferner 5!)0 Crzherzogthum Oesterreich nnker der Enns oder i)iicderösterreich. (1873) 126s' Fiaker (zweispännig), 1463 Ein spanner, 112l Stellivägell und 197 Stadt Lohn wägen. Ter Fleisch Consnm Wiens belief sich 1873 auf 7l9.545 Crr. Riudfleisch, 13.698 Ctr, Kalbfleisch, 2095 Etr, Schaffleijch und 13,779 ^ Centner Schweinefleisch; die Einfuhr von Wein betrng 5«!.179 Eimer, von Vier 1,610.410 Eimer. Wien ist dir Residon; des Kaisers, Sitz lämmtlicher cisleilhanischer Ministeriell nnd Cen» tralbehürden, der Mittelpunkt des geistigen Leben«!. Außer der Universität, der technischen Hochschule, der Hochschule fur Bodenculiur, der Haudelsata demie nnd zahlreichen Fachschulen bestehen hier 5 vollständige Gymnasien, 4 Meal nnd Oblrgymna sien, I Unterrealgymnasium (Hernals),7Q^erreal schulen, 2 UtUerrealschnlen (I in Sechs^,ans), 1 Lehrer und 2 Lehrerinnen Bildungsanstaltel!, daö städtische Pädagogium, ferner (1873) 11 städtische Bürgerschulen (»lit 170 hehrern und 85,02 Schülern) nnd 70 Volksschulen (mit 646 Lehrern und 36.68," Schülern). — Sehr beoentend ist die Zahl trefflicher Sammlungen nnd Gesellschaften für Kunst und Wissenschaft, ungemein groß die Zahl der Hnmanitäts Anstalten. 1872 zählte Wien sammt Umgebung 1340 Pereine; darnnter wareil 122 Nchlthätigkeits Vereine, welche Zahl ran keiner andern Stadt und selbst keinem ^'ande (Böhmen ansgenommen) auch mir annähernd erreicht wird. Die Gemeinde Wien, an deren Spitze ein Bürgermeister steht, wird von einem Gl meinderathe von 120 Mitgliedern verwaltet. Die Einnahmen der Commune Wien beliefen sich 1872 auf 10.140.664 fl., die Ausgaben auf 10,605.523 fl., das Gemeinde Permögen auf 39,661.573 fl., die Passiva anf 26,116,652 fl. Drei großartige Unternehmungen in Wien, deren eines die Stadt in's Lehen gerufen, während sie an den beiden anderen hervorragenden An theil genommen, nnd die füv die Entwickelung Wiens von allergrößter Bedentnng sind, die Hochqnellen Wasserleitung, die Tonan Regulirnng bei Wien und die Wiener Weltansstellnng 1873, sollen nun ne>ch in Kürze besprochen werden. Die Hochquelleu-Wasserleitung Wienö. Bis vor kurzer Zeit war die Stadt Wien mil Trink und N,itzwasser in vollkommen nnzn reichendem Maße versorgt. Die älteren Nasser leitnugen, die Karolyische, die vom ^aurenzer Grnnde, die Dornbacher lind die Albertim'sche Leitung, welche Wien Qmllwasser zuführen, nnd dic 1843 errichtete Htaiser Ferdinands Wasser leitilng, welche Wien mit filtrirtem Douanwasser versorgte, sowie die in Wien bestehenden circa 10.000 Brnnnen lieferten zlisammen inir etwa 320.N0N Cünrr Wasser täglich, so daß auf den Kopf der Bevölkerung nicht einmal ^,, Eimer entfiel, während beispielöw?ise in London auf jeden Kopf 2',^ Eimer, in Paris sogar über 4 Eimcr einfallen, Da min mit Rücksicht anf Reinhaltung und Dnrchspnlnng der Unraths cmläle, Bespritzung der Straßen, Crh'.ltung der öfsentliäielt Anlagen und für industrielle Zwecke zum mindestens 1'/,. Eiiner Wasser auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet werden müssen, ma? cin'il täglichen Vcdarf von einer Million Eimer ergibt, eine solche Leistung aber mit den älteren Wasserleitnilgen nicht ;n erreichen war, so beschloß nach langjährigen Verhand lnngen der Wiener Gem-inderath am 12. Inli 1864 die Versorgnilg Wien? mit dem Quell-Wasser des kaiserln-nunens am Südfuße des Schneebergö,dcr StirensteinerQuellebeiPuchberg unweit dei> Schneedcrgö uild der Alta bei Brunn am Steinfelde durchzuführen. Daß man sich für die Znleitnng dieser Gebirgsan>,'llen entschied, um Wien mit gesundem Wasser zn versovgen und dadlirch allch iu günstiger Weise auf die Gesund-heitö Verhältnisse der Stadt einzuwirken, ist namentlich eil, Vordienst des Professors Sueß. Der Kaiser »nachte der Wiener Bevölkerung den Kaiserbrunnen, der Graf Ernst Hohns Sprüchen stein die Stixenstemer Quelle ;mu Geschenke, die Altagnelle wurde käuflich erworben. Doch beschloß man, vovlänfig die letztere noch nicht zn verwenden und nur daß Wasser der beiden ersten Quellen nach Wien zn leiten. D-r Ban wurde zwar zum Theile schon im Jahre 1869 iu Angriff genommen, doch erst am 2l, April 1870 feierlich inaugurirt, indem der Kaiser ;u dem Reservoir auf dein Rosenhügel bei Wien den ersten Spatenstich machte, und uon da ab der programmmäßig festgesetzte Banter,ilin von vier Jahren gerechnet. Die Ausführung dieses groß artigen Bauwerkes wurde dem Bauunternehmer Antonio Oabrielli übertragen, welcher den Bau in so energischer Weise betrieb, daß liereits vor Ablanf des Jahres 1873 der w'itans größte Theil der Stadt mit dem Hochqncllenwasser ver^ sorgt werden konnte. Die Anffammlnng der Quellen des Kaiser brnnnenö, welche durch ein großes Wasser^ schloß bewerkstelligt wird, geschieht in der Douan- i höhe von 1147-8 F. 50 Klafter langen Stollen das ! Höllenthal biö Hirschwang lind geht dann über Reichenan und Payerbach nach Gloggnitz. Nach dem die Leitung bei Payerbach die Bahn ge- ^ trenzt hat, überschreitet sie dieselbe bei Glogguitz nnd läuft nun, drei Stollen vassirend, neben der Bahntraee bis Ternitz, wo sie mit einer Douauhöhe von 776 5 F. (245,4 Mtr.) an^ ^ komiut. Der Cinal der Etirensteiner Quelle, ! welche in einer Donauhöhe von 964 6 F. ' (301/9 Mtr.) gefaßt wird, durchbricht zunächst z in emem 160 Klafter langen Stollen den Schloßberg nnd zieht sich dann längö der Veline ain rechten Ufer deß SierningbacheZ bis znm Vereinignngöpuukte in Ternitz, Von hier anö geht die Leitung nach Ueversetznng deö Sier>üng thales über die Hohe des Steinfelocs ain Fuße ' des Gebirges au Brunn und Fifchau vorbei, übersetzt den Kalten Gang, hierauf einen großen Sumpf bei Madendorf, das Triestingthal bei bei ^'ober^dorf, ferner das Thal bei Gainfahrn, auf dieser Strecke 2 Stollen passireud. Bei Topographic. 591 Vöslan durchbricht si? dm vorliegenden Berg rücken mittelst eines 35,0 Klafter langen Stollens und überschreitet bei Baden das Helenenthal Mittelst eines ebenso langen Nguäducts, der an der höchsten Stelle 72 Fuß hoch ist und auf 43 Böge,, ruht. Nun zieht sich die Trace läugs der Berglehne bis Mödliug, wo zwn Stollen durch die vorliegenden Fe'lSrückcu ge sprengt siud, zwischen denen ein 73 Fuß hoher Aquäouct auf 7 Pfeilern die sogenannte Klause überschreitet. Weiterhin nimmt die Leitung ihren Lauf hiuter Brunn am Gebirge, geht durch Petersdorf, übersetzt die Thäler zwischen Liesing nnd Nodaun, bei Mauer und bei Speising mittelst dreier langer Aquäducte und kmnmt endlich auf dem Nosrnhügrl in einer Höhe »on 276 F, <8?-3 Mtr.) über der Donau an. Die Gesammtläuge der Leitung vom Kaiserbruunen b,ö zu»! Rosenhiigel betragt 13 3 geogr. Ml, (98'8 Kit.) und enthätt 13 Stolleu und 5 große Aquäducte; der Canal ist 4',, bis L Fußhoch, gewölbt nnd, um die Einflüsse der äußeren Temperatur nach Möglichkeit abzuhalten, mit emer «^ F, hohen Erdschicht überdeckt. Das durchschnittliche Oefälle ist 0-0028; da«« Nasser läuft etwa 24 Stunden und hat im Reservoir am Rosenhügel eine Temperatur von t> bis 7" N. Die Leitung ist im Stande, täglich 2 Mill. Eimer (1,13!.780 Hektoliter) Wasser zu liefern. Es bestehen vier Reservoirs: am Rosen Hügel, auf der Schmelz, am Niencrberge und am Laaerbcrgc, unter denen das anf der Schmelz das größte ist. Die Höhenlage derselben macht es möglich, das Wasser in die Häuser mit eiuer Drnckhöhe von !1^ Fuß zu leiten. Das Röhren netz, welches das Wasser von den Reservoirs in di> Stadt nnd durch sämmtliche Straßen de» jllbcu leitet, wird nach dem vollständigen AnSvau eine Länge von 43 Ml. (32N'2 Kil.) haben. — Die mit 14 Mill. Oulden präliminirten Bau kosten dieser Wasserleitung waren schon zu Ende des Jahres 1873 um mehr als 3 Mill, überschritten. Die mit großen, Eifer betriebenen Arbeiten N'areu bereits im Herbste 1873 so weit gediehen, daß am 24. October desselben Jahres die Er öffnungs Feier der „Kaiser Franz Josephs Hochiuellen - Wasserleitung" bei dem „Hohstrahlbrunnen" vor dem Schwarzenberg schen Sammerftalais auf der Bandstraße stall-finden konnte. Der Hauptstrahl des genannten Brunnens, den die neue Wasserleitung speist, ! erhebt sich bis zu einer Höhe von mehr als 100 Fuß. Seit dem Eröffnungstage ist der größte Theil Wiens mit dem trefflichen Hoch' 4 vom Kaiser acceptirt. Die neu ein-! gesetzte Douau-Negulirungö Commission vollen' ! dcte das Project im Jahre 18l>8 und im November 1869 wnroe die Arbeit begonnen, wogegen die feierliche Inangurirnng des großen ! Werkes erst am 14. Mai 16?<> stattfand.' ! Die Donan Negulirnng erstreckt sich auf ! das Stück des Douaulaufes von der Kuchelau ! bei Nußdorf bis Fischamend. Mit Ansuahme des Wiener Donau Canals, dessen Sohle bis anf 7 Fuß unter dem Nullwasserspicgcl auözu- > baggern ist, werden alle Nebenarme der Donau abgebaut nnd wird das Wasser derselben in ein Normalbett vereinigt, welches mittelst eines Durchstiches von Nußdorf bis unterhalb der Stadlaner Eijeubahnbrücke nach einer gegen die Stadt schwach gekrümmten Linie hergestellt wird. Die Breite des neuen Strombettes, welches alle > Inseln uud Anen (außer der Insel der Leopold-^ stadt mit dem Prater) verschwinden inacht, beträgt ! 9W Fuß, die Tiefe 10 F. Zur Beseitigung der ! Neberschwemmnngsgefahr wird ein eigenes Hoch- Wasserbett als Innndatioüsgebiet angelegt,welches I50s> F. breit, sich am linken Ufer hinzieht. Die durch den Donau Eaual für die niedrig gelegenen Bezirke Wiens veranlaßte lieber-schwemmungsgefahr soll durch ein Sperrschiff j beseitigt ,warden, daß bereits 1873 vollendet war nnd über Winter den Eingang des Canals vom Hanptstrome absperrt. Am unteren Ende der Strmncorrection wird ein Winterhafen angelegt, für den eine Flächenauödehuung oo,i 115 Joch nnd Landnugs-ufer von 510l) Klaftern Länge in Aussicht genommen sind. Die ganze Douauregnlinings-Trace vom Kahlenbergerdörfel bis Fischamend begreift 4 Meilen. Das auS dem Durchstichs gewonnene Material ivird theils zur Zuschüttung des Kaiser-wassers, theils znr Erhöhnng des Terrains am rechten Ufer und zur Herstellung des lieber^ schwmnnnngs Dammes am linkeil Ufer verwendet. Längs des rechten Ufers ist ein Streifen von 50 Klaftern zur Hälfte (den, Flnsse zuuächst) für Landnngs uud Ladeplätze, zur Hälfte für Bahn» , Höfe und Magazine bestumnt, Die einzelnen Theile desselben erhielten die Namen Ober', Brigitten-, Nordbahn, Kaiserwasser-, Prater-, Krianer, Stadlaner und Hafenlände,. Von ' der Oesammtläuge dieses Uferstreifens pr. 7 l00 ! Klaftern sind 1610 Klafter für öffentliche Lan-^ dnugsplätze, 5345 Klafter für Privatgesellschaften ! und ^5 Klafter für besoitdere Zweck? (oaruuter ! 300 Klafter fllr stadt. Badeanstalten) reservirt. 592 Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns oder Niederostcrreich. Neben dicsein Uferstreifen läuft die Uferbahn, in welch? die Geleise der FranzIosePhs Bahn, der Nordwcst, Nord, Staats- und Weftbahn eininünden werden, wodurch eine Verbindung sämmtlicher Bahnen Wiens hergestellt wird. Der Uferbahn zunächst folgt die Lastcnstraße, dann kmnmen die Pferdebahn, das Trottoir nnd die Zufahrtsstraße zu den Häusern der! neli zn begründenden Donaustadt. Im Ganzen gewinnt Wien durch die Donau-Negulirung i cine Ban-Area uon 1710 Joch (96.401-4 Ares),! wovon ein Raum von inehr als 400 Jochen! fnr Privatbauten, das andere für öffentliche! Anl«gen bestimmt ist. Die Donau Negulinmg machte die Erricht tung von 5 ncnen Brücken nothwendig, nnd zwar: die Nordwestbahnbrücke, die obere Straßen brücke in der Richtung des Vorkopfes der alten Taborbrücke, die Nordbahnbrücke, die Rcichö-ftraßenbrücke in der verlängerten Are der Prater straße und die Stadlanerbrücke der Staatsbahn-Gesellschaft. Die Stroin-Regulirungs-Arbeiten wurden im October 1569 den Banunternrhmcrn Castor, Hersent nnd Couvreux übertragen, im November wurde die Arbeit begonnen, die feierliche In-augurirung fand aber erst am 14. Mai 1870 statt. Die gänzliche Eröffnung des Donan-Durch-stiches war für Mitte oder Ende Mai 1875 in Aussicht genommen. Als man aber am 14. April! 1875 den das neue Bett absperrenden Damm durchstach, damit ersteres sich langsam fülle, riß der mächtig eindringende Strom eineil großeil Theil des Dammes in wenigen Stunden weg nnd eröffnete so vorzeitig selbst das nene Bett, welches nun in kurzer Frist dem öffentlichen Verkehre übergeben sein wird. Die ans 24 6 Millionen Gulden veranschlagten Kosten der Negulirung tragen zu gleichen Theilen der Staat, daß Land Niedcröstcrreich und die Stadt Wien, so daß auf jeden Theil 8-2 Mill, entfallen. Die Wiener Weltausstellung. ') Die An sänge der modernen Ausstellnngen, welche in den Olympien späterer Zeit einen antiken Vorläufer haben, sind um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in England zu suchen. In den Jahren 1756 und 1761 fanden znerst in London Maschinen-Ausstellungen, vorwiegend zn belehrendem Zwecke, statt. Die erste Gewerbe-Ausstellung wurde in Oesterreich nnd zwar in Prag gelegentlich der Krönung Leopold« II. 1791 veranstaltet; 1798 eine nationale Industrie-Ausstellung in Paris. Von da ab wurden Reichs und Landes Alis stellungen immer häufiger, so daß bis heute in Europa etwa 130 größere Expositionen statt gefunden haben. In Oesterreich wurden in dem Deccnnium 1835—1845 drei Ausstellungen veranstaltet; die des Jahres 1645 zu Wien ist ^ als die Vorläuferin der Ausstellung vom Jahre 1873 zu betrachten. Aber in welch' kleinlichen >) Vgl. Dr, F. X. Neumann, die Wwier Mltau'-sttllung, im „Auöland" v, I. 1874, Dimensionen war dieser Versnch angelegt. Von den 1865 Ansstellern entfielen 1062 auf Nieder ^ üsterreich, von diesen 83l auf Wien, nnd das waren zumeist Kleingewerbetreibende, sehr wenig Großindustrielle. 1651 eröffnete England den Neigen der Weltansstellungen, 1855 folgte Paris; dann die londoner Anöstellnng von 1862, die Pariser von 1667 und als fünfte di Wiener von 1873. Diese Weltausstellungen entsprachen immer mehr ihrem Namen, da mit der Zahl der Anssteller lvon 17.000 des Jahres 1851 bis 53.000 des Jahres 1873) auch die Betheiligung der kleineren europäischen und außereuropäischen Staaten stets wuchs. In gleichem Maße erweiterte sich der Ausstellungsraum. Die Londoner Exposition 1651 verfügt über 93.000 ^Mtr. bedeckten nnd 2800 lüMtre unbedeckten Nanm, die Pariser (1867) über. 153.138 ^Wtr. bedeckten, 510.000 ^Mr. un bedecktenRaumes, die Wiener über 103,000 >H>Mtr. bedeckten nnd 2.500.000 H>Mtr. unbedeckten Raumes. Die Gefammtzahl der Besucher, welche 1851: 6,039.195 betrug, erreichte bisher die größte Höhe in Paris 1667 '(15 Mill.» nnd betrug in Wien 7,254 687. Die Tage des stärksten Besuches zählten 1855: 105.022. 1873: 139.037 Personen. Ein Blick anf die in das Ansstellungswesen cinbczogcncn Gebiete des menschlichen Schaffens zeigt, daß das Interesse im objectiven Sinne ! stetig znnimmt. Anf der ersten londoner Aus stellung unterschied man 29 nngemein einfach und natürlich abgegrenzte Klassen, umfassend die Rohstoffe des Mineral , Pflanzen- und Thicrreichcs, die zu ihrer Verarbeitung erforderlichen Werkzeuge nnd Maschinell und die Resultate dieses Nmwandlungß-Processes: die In-! dustrir nnd Mannfacturwaaren. Als 3». Klasse waren Modelle der Scnlptur aufgenommen. Zn Paris 18',5 fanden Kunstwerke bereits nnbc-fchränlte Aufnahme; dann zuerst solche Klassen, welche die sociale 5!age der Menschheit direct betreffen: die öffentliche Gesundheitspflege, sowie die Verbesserung der ^'age der arbeitenden nnd minder bemittelten Bevölkerung. Zu London 1862 ward das Bildnngs nnd Untcrrichtswesen als selbstständige Klasse aufgenommen. In Paris 1867 wurde die social ökonomische Gruppe ein-bezogen: die Verbcssernng der physischen nnd moralischen Vage der Bevölkerung; dazu kam die Ausstellung nationaler Trachten mit den. volksthümlichen Wohnstätten jedes Bandes und mit der'üblichcn Art der Znbereitnng und Wahl von Speise und Trank. Anf der Wiener Ausstellung wurde dies lchtcre in einer guantitativ noch vollendeteren Weise Versinnlicht. Ferner wurde der Geschichte und Statistik eine hervorragende Bedeutung eingeräumt, daher große additionelle Ausstellungen veranstaltct wurden. Als eine Concession der Frauen Emancipation gegenüber fand eine ^ separate Ausstellung für Franenarbcit statt. Neu waren auch die mit der Wiener Exposition gleich-> zeitig eingeleiteten zahlreichen Congressr. welche ! dir gemeinsamen Wirthschafts und Cultnrauf-! gaben der ganzen Menschheit um einige Schritte ! der Losung näher bringen sollten, ^ Tomographie. 5)93 Hat nun auch die Wiener Weltausstellung die in sir gesetzten, großeuthcils überspannten Hoffnnngen nicht befriedigt, so ist doch nicht zn leugnen, daß anch sie für die Etltwickelung Wieus von hervorragender Bedeutung geworden. Die großartigen Ausstellungsgrbände, der^n meh rere der Stadt für immer erhalten bleiben, mögen nun noch in Kürze besprochen werden. Zmn Weltansstellungsraume war ein Theil des Praters ersehen, eine ^o'alität, wie sie weder Paris noch London besitzen. Der Plan snr das V>n,p< Ansstellungsgebände (den Industriepalast) rührt in seiner Grundidee von den Architekten van der Niill und Siccardsbnrg her; die Aus führung wurde dein Architekten K. Hasenaner übertragen. Der Ilidustriepalast zerfällt in drei theile: den großen anadratischen Mittelbau mit d^ni Hauptportale, dessen Centrum dir Rotunde bildet, und zwei beiderseits abschürftende Gal lerkn. 25 Mlr, breit und zusammen 9<»5 Mtr. lang. Tie Hauptgallerie wird von It> Quer gallerien dnrchschuittni, wodurch 24 Höfe ent stehen, in denen zumeist gleichfalls noch gedeckte Nannie ausgeführt waren. Die nach der Idee des Mr. Scott Rüssel errichtete Rotunde hat einen äußeren Durchmesser von M7'ß Mr., einen iiüieri'n von 10!-? Mtr., eine Höhe von ft4-1 Mtr. n>il> einen freien Flächenraum von 812A'9 Mtr, !^25!j'4 ^Mftr.^; sie ist so groß. daß das nene ^v'ener Operntheater in ihr Platz fände. Auf ^ Säulen rnht ein ganz ans Eisen construirtes fegelförmiges Dach, das durch einen Dachring vou 3l)-9 Mtr. Durchmesser abgeschlossen wird liud auf der Hohe eine sogenannte Laterne, in einer vergoldeten Krone endend, trägt. Von der l^allrrie des oberen Dachkranzes genieß! nian eine prachtvolle Aussicht dcsAusstellnngs Rayons, der Stadt und der ganzen Umgebung. Dem Induftriepalast? parallel zieht sich nördlich von ihm, in annähernd gleicher Vänge mit demselben, die Maschinenhalle hin, ans einem hohen Mittel schiffe und zwei niedrigeren Seitenschiffen be stehend. Dem Ostportal' des Industriepalastes gegenüber erhebt sich die für die Gemäloe lind sculpture» Ausstellung bestimmt gewesene Kims! halle mit einem großen Miltelsaal und 32 kleineren Säl>n nebst Annexen. Außer diesen orei Hauptgebäuden befände» sich noch auf dem Wcltausstcllnngsplahe ein mit aller Pracht ans gestatteter Pavillon für den Kaiser, der Pavillon der Inry, großartige Agriculturhallen, ein Pa villon für die Ausstellung der Kunstliebhaber, das schöne Gebäude des Picel'onigs von Aeghpten, die Ansstellungsgebäüde für Metall und Montan ?>!idnstrie, Pavillons fremder Monarchen, Bänder, <^roßindustrilllsr und Großgrnudbesitzer, einige ?chulhäuser, Fischerei Ausstellungs Banten, ein ^orarlberger. ein slovakisches, ein kroatisches, rnmäni'ches, sächsisches, Szetler, elsäßisches, russisches H^anernhaus, kleine japanesische Ge bände und Gartenanlage». ein türkisches, ein persisches Wohichans, ein großes Gewächshaus, die schone Fontaine Sultan Achmed's II, :c. Anch ein eigener Ansstellungs Bahnhof wurde errichte!, nm Materialien und Auöstellungsgül.r iu dcn Waggons bis auf dcil Uusstellungsplatz bringen zn könneil. Der nicht verbaute Raum des Aus'"!elluugspllitzes war in einen prächligen, parkarligen Oarlen mit großen Bassins limge^ wandelt^ in dem zahlreiche Restaurationen die , von der Mühe dcs Schaucns und Bewnnderns ! miiden Besucher erfrischten. Die Nmgcbunsscu Wiens. Nnr wmige unter den großen Hauptstädten Europa's überragen Wien' dnrch die Schönheit ihrer Umgebungen. Fehlen diescm auch der südliche Himmel, die belebte Scenerie der Seehäfen, so besitzt es dafür eigenthümliche Reize dnrch die Fülle der Al^ wechslnng von Flach, Hügel und Bergland, von Feldern, Neinbergen, Wiesen und Wal» dnngen, so ist es doch die einzige Weltstadt Cnropa's, dcrm Bewohner in wenigen Stunden die Reize der Alpenwelt genießen können. Doch ist Wien nicht ringsum von schönen Umgebungen eingeschlossen; das linke Ufer der Donan bietet unterhalb der Stad! von landschaftlichen Schön heite» gar nichts, ebenso w.'nig das rechte Ufer. Um so anmuthiger find die Umgebungen im Nordweflen, Westen und Süden Wiens, die alle durch die Bahnen der Stadt nahe gerückt sind. ^ letztere haben auch den Begriff ,.Umgebungen" ! in jüngster Zeit s'hr erweiter!-, während man früher Baden und Vöslan im Süden als die ^ äußersten llmgebnngsorle betrachtete, gilt es heute ^ als ansgemacht, daß man auch den Semmering gesehen habeü müsse, wen» man Wien? Nmge ! bungen kennen wolle. Wir beschränken jedoch unsere N,'trachlnng anf den engeren Umgebuugs kreis und begiun'ii im Nordwesten an der ! Donan, dort, wo das Kahleugebirge hart an den ! Stroin herantritt. Hinter Döbliuls (vgl, S. 569) ! liegeu, vo'i Weinbergen umgeben, auf hügeligem ! Terrain Heiligeustadt, Sievering, Grinzing und ! Niißdo'.'f. Dann steigt das Hlahlengebirge voll ^ der schöüstl-u Wald nnd Wiesenpartien, steiler ! au. Zwei Bahnen, eine Drahtseil nnd eine ^ Kammradbahn (vgl, S. 4ß8). führen auf die ^ Höhe des zw'igipfelige» Kahlrnberges; der nord > östliche Gipfel, vormals iiahlenberg, nun ^'eo l poldsberg geheißen, trägt eine Kirche, di' zur ^ Eri,lü,'r>i,n^ daran gebant wurde, daß über diesen ! Berg das deutsel, polnische Heer der von den ! Türken belagerten Stadt zu Hilfe kam, Bon ^ hier wie von dein benachbarten zweiien Gipfel ! (dem jetzigen Kahlenberg). wo einst ein Kloster ! bestand, w'lches Joseph II. aufhob und das jetzt als Wohnhaus benutzt wird und wo das Josephs- dorf liegt, genießt man eme herrliche Alissicht auf Wien, den Donanstrom und die Ebene, ein ^andschaftsbild, das voll den Karpatheu l>nd dem Leithagebirge begrrn;t wird. Zllr Zeit des Minnesangs war die gastliche Fürsteuburg auf dem Kahlenberstr w'it berühmt; in dem K a hlen bergerdörfel am Fuße des ^copoldsberges waltele der heuere Pfarrer Wiegand, der Held dcs reizenden Epos „Der Pfafs vom Kahlen berge" von Anastasins Grün. Von der Höhe ! führt ein rasch sich senkender Waldpfad znm , Wridliugbache. an dem, nahe seiner Einmündung 38 594 Erzherzogthnm Oesterreich Unter der Cuiis odor Niediel besuchten Oasthäusern bestehend. Auf dem Hauptplatze ivurde 1871 dem nnglück lichen Baiser Maximilian von Mexiko ein ehernes Standbild errichtet. Nach ihm führt die an Hietzing sich anschließende schone Parkanlage „Maring" den Namen. Diese sowie Hietzing grenzen an das große kaiserlicheLustschloßS ch ön brnun. Hier ließ schon Kaiser Max II, 15,70! ein Jagdschloß bauen, welches von Kaiser Ma- z thia«j, dein Entdecker de<< „schönen Brunnens" im (Harten, erweitert, 1^,83 aber ron den Türken > zerstört wurde. Leopold I, ließ 1NW den Nen- ! bau nach einem großartigen Plane Fischer's von Erlach beginnen, doch ninrde derselbe nicht zn Etide geführt. (5rst unter Ä»taria Theresia, seit deren Tagen Schönbrnnn als Sommer^Residenz! benutzt »vird, erhielt das Schloß seine jetzige Gestalt. Unter den 144l Gemächern ist nament-lich der Spiegelsaal mit Recht berühmt, Der große Park, im französischen Geschmacke des 18. Jahrhunderts angelegt, macht trotz der I>e° fchnittenen Bamuwände, und Gänge einen ange-nehmen, mehr aber einen imposanten Eindruck, Kommt man dnrch das Hauptthor des Schlosses in ihn, so schweift der Blick über die weiten Blumenbeete des Parterres, die dnrch ein Wasser-! , becken mit der Neptungrnppe begrenzt werden; hinter diesem letzteren steigt ein Hügel an, dessen Höhe die Gloriette, eine luftige Säulenhalle, krönt. Volt dieser Mittelpartie lints liegen inmitten schöner Banmgruppen nnd Vaubengänge ^ der „schöne Brunnen", die künstliche „römische ! Nnine", nnd ein Obelisk, rechter Hand die, große Menagerie, welche sich bis 1752 im Belvedere befand. An diese schließt sich der große berühmte botanische Garten, seit 1828 in Gestalt ! eines schonen englischen Parkes, mit 14 anöge-zeichneten, mächtigen Glashäusern und einem großeil Palmenhans, einer der bedeutendsten botanischen Gärten. Hinter Pen zing folgen an der Westbahn Baumgartcn und Hlitteldorf, beide im Sommer von Wienern stark bewohnt. Von dem letzteren, wo sich eine große Brauerei ! befindet, sührt das anmnthige Halterthal zur Sophienalpe hinan. Am rechten Wiennfcr liegen Unter- nnd Ob er-St. Veit nnd Hacking mit einein schönen Schlosse nnd Garten des Wiener Erzbisthnms. Hier beginnt der 4 Ml. lim Umfange haltende kaiserliche Thiergarten, fast ' l Iü Ml. groß, uon einer ? ffnß hohcn Mauer umgeben, dnrch welche w Thore nud 25 Pforten führen. Er schließt zahlreiche Berge ! in sich, ist hauptsächlich Rothlinchenwald und hat ! herrliche Wiesen. In ihm wird Noth und Schwarzwild in großer Menge gehalten. Im uralten Anhose ist das Forstmcisteramt. An der Nordscite des Thiergartens liegt M ariabr u n n mit einer Wallfahrtskirche, deren Kirchwcih (8. September) alljährlich an 100.000 Menschen versammelt, die anf einer großen Wiese ein originelles Volksfest feiern. Hier besteht auch die Forstakademie. Wenige Minnten voll Mariabrunn entfernt ist Hadersdorf mit schönen Landhäusern und ! Gärten »nd dem zum Theil düsteren, dnrch > prächtige Banmgrnppen ausgezeichneten Vandon^ sehen Parte, in dem des Feldherrn Vandon Grabdenkmal sich befindet. Von hier führt eine Straße zwischen Wäldern über Hain bach nach dem entlegenen Mauerliach. wo sich einst ein l Karthänserkloster befand und jetzt cinc Wiener Versorgnngsanstall besteht. An der im rngeu Nienthal weiterführenden Bahn liegen Weid-lingan nnd Purkersdorf, gleichfalls beliebte Sommer Aufenthaltsorte der Städter inmitten des Wicnerwaldes. An dem bei letzterem mün denden Gablitzbache liegt der freundliche Ort Gablitz, noch vollkommen ländlich ohne Villen. Die, folgenden Bahnstationen sind Preß bäum, das sich wie Weidlingan nnd Pnrkersdorf längs der Bahn hinzieht, eine stets von der Dampfpfeife erklingende Ortschaft, und das romantisch gelegene, kleine Neckawintel, Die Vermittlnng zwischen Hietzing nnd den Stationen der Südbahn bilden die staubigen, langweiligen Orte Lainz nud Speising, wo zni! eist die lintergeordneterenOeschäftslcuteWiens übersommern. Volt Speising führen Straßen nach Mauer nnd Hetzendorf, beide am Roseii' Hügel vorbei, anf dem sich ein Reservoir der Hochqueücn-Wasscrleituug befindet. Toft c> graft hie. 595 Die erst? Südbahustatiou Meidling ist ^ ein Vorort Wiens; die zweite, Hetzendarf, init schönen Landhäusern, ist durch ein kaiserliches Lustschloß mit ammtthigem Garten bedeutend. Von Schöubrunn führt über Hetzendorf eine lange Roßkastauienallee bis nach La^cnburg. ^ Läilgö der Bahn, die hier noch flache (Hegend durchschneidet, folgen links Atzgersdorf, rechts das sanft ansteigende Mauer, ein großes Dorf mit zahlreichen Landhäusern, zwei alten Klöstern, jetzt Casernen. Bei Mauer beginnt Weinbau iu ansgedehlltem Maße, der von hier au am Gc hänge des Gebirges bis nach Vöslau gepflegt wird. Eine weniger durch landschaftliche Schönheit als durch industrielle Etablissements beden tende Ortschaft ist Liesing (mit großer Brauerei). Hier mündet der Liesingbach, der tiefer iu's Gc-dirge nach dein hübsch gelegenen Kalksburg (init Jesuiten - Collegium), zum Ifothen Stadl, Grünen Baum nach Breiteufurth nnd Hoch-rotherd führt. In einem beim Rathen Stadl endenden Seitenthal liegt unweit der Thier garlemuancr das ländlich idyllische NeiueLaab. Hinter Liesing folgt als nächster Stationöort der stattliche Markt Berchtholdsd orf oder Pe tersdorf mit zwei alten Kircheu uud mehreren schönen Bädern. Von dem im Norden angren-zenden kleineren Rodaun geleitet das Thal der dürren Lirsing nach Kaltcnlrntgeben, das cine Kaltwasserheilanstalt besitzt. Hinter Rodauu lind Petersdorf steigt das Gebirge bereits zn beträchtlicherer Höhe an und wird nach Süden hin immer bedeutender. Im Allgemeinen ist der Charakter der Gegenden an der Südbahu von hier an entweder ein anmuthiger oder eiu ro-mautischer. Die Wälder siud griuischt, doch herrscht die Föhre vor; an vielen Stellen liegt der verwitterte Kalkfels ;n Tage; Wald, Wiesen, Fels und Ortschaften bilden im Verein höchst malerische Partien. Petcrsdorf benachbart ist Brnnn am Gebirge, das Wein nnd Bier Producirt und Hüttenwerte besitzt: auf der Berg höhe erhebt sich dahinter die Nniue der uou den Türken zerstörten Burg Liechtenstein neben einem neuen Schlosse nud inmitten eines schönen Parks mit künstlichen Ruinen, Unmittelbar an Brunn! grenzt der Wallfahrtsort Ma r i a E n z e r s d 0 r f. Mödling, die anf Brunu folgende Station, ist ein uralter bedeutender Markt mit 4857 EM' wahneru, Mineralquelle, zwei alten Kirchen und einer Kaltwasserheilanstalt (im Prießintz^ > thal). Es tritt unmittelbar l>iö an das hier steil aufsteigende Gebirge. Die Klause, ein enges, höchst romantisches Kalkfelseuthal, an dessen oberem Ende anf d« Höhe die Neste der alteil Babenbergischen Burg Müdling stehen, führt in das wcitcrerc Thal der Brühl, welche eine höchst liedliche Abwechslung uon Wald , Niesen^ gründ, Weinbergen, Kaltfeijen, Banernhütten und geschmackvollen Landhäusern bietet. Reizend ^ siud die weitercu Partien nach Weißenbach,^ Eparbach, dem Viechtenstein'schon Thiergarten mit der Ruine Iohannstein, dem rings vom Wald umschlossenen einsamen Jagdschlösse Wildegg,' oder übev das von wohlhabenderen V.inern bewohnte langgedehitte Gadeu nach Heiligen-kreuz, der ältesten österreichischen Cistercicnser' abtei, I l.^4 gestiftet, mit romanischer Kirche und den Gräbern Friedrich's deß Streitbaren und anderer Vabniberger. In, Süden begrenzt das Thal der Brühl der Bergstock >>eS Äuniuger-forstes, dessen höchster Gipfel, der große An« ninger, eine Höhe von 2126 F. erreicht. Auf einem niedrigeren Giftfel (1541, F. hoch) steht der vom Fürsten Johann Liechtenstein l8!3 errichtete Hußareutemftcl, in dcsseu Kripta 7 bei Asftern und Wagram gefallene Oesterreicher bcgrab.n liegen. Die umfassende Aussicht reicht südwärts bis zum Schneeberge. Von Mödling südöstlich, mit demselben durch eine Zweigbahn verbunden, liegt iu der Ebene das taiserl. Lustschloß La reu burg an der Schwechat uuo am Wiener Neustädter Canal, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitze der österreichischen Fürsten und stets eiu Gegenstaud ihrer Sorgfalt. Larenburgs Hauptbestandtheile sind das Schloß, der Park und der Rittergau mit der Frauzeuöbnrg. Das Schloß, im alten Theile 1A77, im neneu 1W0 aufgeführt, bietet nichts besonders Sehcnswerthes, Dagegen ist der prächtige wasserreiche Park durch herrliche Banmpartien, Tempel nnd Pavillons, einen Turnierplatz und die auf einer Insel gelegene Franzensburg ausgezeichnet. Letztere ist die gr^ treue Nachahmung einer großen Wasserburg des 15. Jahrhunderts, mit 6 Thürmen und zahlreichen Prunkgemächern, mit zahlreichen Künste werken des Mittclaltcrs ausgestattet: das kost-barste Museum mittelalterlicher Kunst. Hinter Mödling folgen längs der Bahn Guntramö dorf nnd das weinbcrühmte Gumpolds-kirchen am Fnße des Anningcr. Nachdem die Bahn einen kurzen Tunuel. den s^gen. „Busserl^Tunnel", passirt, führt sie an Pfaffstätten vorbei nach Baden. Dieses ist eiue schöne Stadt von 75W Eiüwolmern, im Sommer von Curgästeu (1874: 916l ) und Wohnuarteien sehr start freqncntivt. Berühmtheit haben ihm die schou zur Römerzeit bekannten warmen Schwefelauellen (vgl. S, 261) verschafft. Die Hanptauelle (Römerquelle oder Ursprung) entspringt am Fuße des Caluaricnbergs aus dolo^ mitischem Alpeukalk; ciu 45 Schritte langer Gang führt in eine geräumige Höhle, wo das heißc Wasser armdick aus dem 20 Fuß tiefen Kessel sprudelt, täglich 15.386 Eimer. Das Wasser wird zum Baden benützt. Die Stadt ist reich an öffentlichen Bäd-rn, schönen Villen, Oartenanlagen, Hütels nnd Restaurationen, der besuchteste Spaziergang ist das malerisch? He^ lencuthal, welches die Schwechat durchstießt. Ueber die Thalmünduug führt der imposante, aber den Einblick iu's Thal störende Aquäduct der Wiener Wasserleitung. Am Eiugange linkö liegt am Fuße des Berges, den die Nuiue Nauheueck krönt, die Weilburg, ein drm Erz-herzog Albrecht gehöriges Schloß, dem StamM' schlösse seiner Mntter, einer Nassauisckien Priu-cessiu, getreu nachgebildet. Wei^r anfwnrls wird das Hrlenenlhai, da«« u>,ch ^l.n.rliug und Alland 38* 596 Erzherzogthum Oesterreich linter dcr Cnns oder Niederösicrrrich. fithrt, inuner malerischer, einzelne Partie» er iuncril ben its an Alpenlandschaften. Der im Süden begrenzende Berg, das Eiserne Thor, hat cine Höhe voil 2622 F. Südlich nahe bci Bade» liegt wie dieses aui Fuße des Gebirges das weinberühmte Böslau mit wannen E6?wefel quellen, Bädern, zahlrcichen Billcu, Schloß und Part. Auch Vöslnn sieht ini Sommer viele Wiener, die entweder hier Landhäuser bewohnen oder hie her Ausflüge machcn,! Das ganze ostwärls von der Sndbahn sich ausdehnende Gebiet der Wiener Umgebungen ist eine hügelige, wellenförmige Fläche, zwar gut ! bebaut und dicht bewohnt, aber einförmig, reizlos, daher keineswegs das Ziel von Ausflügen. Hier befinden sich zahlreiche Ziegeleien, darnntcr die ^ Inzersdorfer am Wienerberge, dir größte der ! Erde, sowie viele industrielle Etablissements, deren bedeutendste in dem folgenden topographischen Abschnitte Erwähnung finden. d. Orte im ülirilien ^ani>e Kiedclostcrreich. Die Besprechung dcr wichtigeren Ortschaften ^'iederöstrrrcichs mit Ausschluß von Wien, seiner Vororte ilnd limgebnngcn ist nicht nach dcr gelicnwcirtissm Ein-thrilling in Bcziikohaliptlimnnschaftcn an^cordntt, da hicdm-ch dic Topo^aphic zu schr ;rvs:ückclt würde, soudcr» lchnt sich ;unächst an dic altc, noch immer lwM-thüuüichc l>ilithciliniss in dic vier Kreise odcr ^icrtcl, innerhalb welchcö Ilahmcns dic Ortc, so weit es thunlich, nach den Verkehrslinien < Flüssen, Thälern, Straßen, Eisenbahnen) ausgezahlt werden. Die dnrch größere Schrift hervorgehobenen Minen kennzeichnen die Städte. Einwohncr;ahlcn sind nur bci Ortcn mit mehr als 2000 Seelen beigefügt. 1. Vicrtcl «ntcr dcm Wicncrwaldc. Am rechten Tonauufsr liegen von ^ien stromauf wärts die bereiis genannten Orte Nußlorf und Klosterncuburg, snomabn'ärts liegt nalie der Schwechatmiindung der Markt Schwechat lmit 3676 Eiinvohner»): die grof;e Tr?lM'sche Bier braucrei, die größte der Erde, befindet sich in Klein Scl'wechat. An der Fischaniündmig ist der Markt Fisch amend gelegen, dnö rönnschr ^eliiiilwltilim; an dcr Tonau siuden sich Spuren dcr alten Nomerstraßc. Weiter abwärts steht an der Elälte des von Attila zerstövteil römischen <Ü»rni!Nt,ii!! dcr Flccten Pecronell mit ;ahl reichen Römer Monumenten und merkwürdiger altdeutscher Kirche. Eine halbe Stnnde südlich vom Orte ist die Rnine eines römischen Triumph bogens, das .Hcidenihor", noch wohl erhalten. Zu Deu < sch Altenburg an der Tonan besitzt das Schloß ein Alterthümer Museum, daselbst kommt eine heilkräftige Schwcscttherme von 21 "N. ;u Tage. Die Kir6)e ist ein herrliches Denkmal gothischer Baukunst. Daneben steht ein circa s,0 F. hoher Hügel, dcr Hnteiberg, dcr Sage nach vom Volk in Hüten zusammengetragen, zum Andenken an die Vertreibung der Türken. Nahe der ungarischen Eren^, mit dem gegew überliegenden Theben die I'ci't.i nnnplN'N'U bil dend, gewährt Hamburg (4175, E,> mit seinen alten Mauern und Thürmen ein malerisches Pild, Auf der Höhe erbebt sich die ansehnliche Schloin'uiue, Henneuburg im Nibelungenliede geuanlit, am stuße ein Schloß des Paron Tüttick, Tie große k. k, Ta^attalrik beschäftigt 1500 Arbeiter.' Im Süden von Petronell liegt nahe dcr i'eilha der Markt Nohrau, als Stationöplah der Staatsbahn. Berühmt ist der Park des Grafen Harrach, dessen Schloß einen hohen Ouadcr> thurm, Nömersteilie und eine Ahnengallerie auf-N'eist. Folgen wir der ^eiihci anfivärts, so gelangen wir nach dem industriösen Markte Pottendorf (Hs>57 C.) mit mehreren Fabriken, darunter der größtenBamnwollspinnerei derMon-archie, und einer alten, dein Fürsten Eßtrrhüzy gehörigen Wasserfeste; dann nach der Stadt Elirufurtl) (22!N E.) mit einem alten Templerschlosse, Thiergarten und Fabriken !Baumwoll-spinnerei^. Südlich vo,i Schwechat, ilahc dem gleichnamigen Flüßchen liegt dcr Markt Him-berg, mit mehreren Fabriken; an dem in die Schwechat mündenden ^iesmgbache nno am Wienerberge Inzerödorf s?s>0^ E.) mit dcu Ziegeleien der Wimerberger Gesellschaft (vormals Trasche), den größten dcr Erde. Pou den Stci^ tioneil der drii Südtheil des Wiener Beckens längs dcm Ostabhangr des Gebirges durchschneidenden Eüdbahn von Wien bis Baden und Vöt'lan und den Nachbarorten war bereits obcn (s. S. 595) die Rede. Der Station Möolina. im Osten benachbart ist das durch eine Straf anstalt für Franen bcmcrkenswerthe Nendorf. Oestlich vonBaden liegen der gewerbfleißigeMarkt Traiskirchen si5,0<'> <3.) an dcr Schwechat, und an der Trusting nnd der Minkendorfcr Heide M i >lkendorf' oder Münchendorf. Von Vöslau siidlich folgt als wichtigere Station Veobersdorf sl?s^2 E.) an der Triesting mit Fabriken, dann Solena« am Kalten Gang, mi: Baumwollspinnerei und Kohlengruben. Das Topographie. 597 an einem Canals dor Pasting gelegene wohl habende Theresienfeld ward 17«»^ >,'0!i Maria Theresia als Tiroler Kolonie zur Urbarmachung des sterilen Steinfeldes begrn!:det. Unweit dec Leitha, a,n Steiilfelde und Angesichts des (He bird's sder Schneeberg ;eigt sich hier sehr schön) liegt Wiener-Neustadt, die „allezeit getreue,", nächst Wien der bedeutendste Ort Niederüster reichs, >uit 13,171^ Einniohnern. Von hier zweigt sich die Flngclbahn der Südbahn nach Groß Kanisza ad nild führt dic Gramiilat 'Neusiedler Bahn über Pottendorf nach Wien; hier beginnt auch der Wiener Neustädter Schifffahrts Eanal. Die freundliche, mit alten Mauern umgebene Stadt, oar der sich die Vorstädte ausbreiten, voil Leopold VI. 11!^ gegründet, ist der Geburlsort Maximilian's l., der in der hiesigen Burgkirche auch begraben liegt. Der große Brand vom Jahre 1834 verschonte nur 14 Häuser, seitdem ist die, Stadt gan; nen erbaut. Viel bedenteuder als die nach dem Erdbeben des Jahres 1763 erneuerte Pfarrkirche (vgl, S. ^39) ist die au der Ostseite der Stadt gelegeile alte herzogliche Burg der Babenberger, in welcher seit 1752 die von der Kaiserin Maria Theresia gestiftete Militär-Akademie untergebracht ist. Im Vorhofe steht das Standbild der Kaiserin. Die großartigen Artillerie» und Genie Akademiegebiuidc datiren aus neuester Zeit. Das mit wertvollen Saiilmlnilgeil ans gestattete Cistercienserstift Neulloster U'n'rde 1444 von Kaiser Friedrich gegründet. Außer den mi litärischrn Vildnngsailstalteil besitzt Neustadt ein Obergimmasium, eine Oberrealschnle und ciu Landes Proseminar. Die Stadt ist sehr indu siriös; von besonderer Bedentung sino die Maschinenfabriken, die Bauimvollspinnereien nud < Seidenwebereien, die Znckerrassinerie, die Gär bereien. Vor dem Wiener Thore steht eine hohe, altdeutsche Denkfaule, ebenfalls ,, Spinnerin am Kreuz" genannt, 133^ errichte!. Etwa eine Stnnde uon ^ieustadt entfernt, jenseits der ^eitha liegt das ungarische Neudürfl, bemertensmerth als Versannnlnngsort der Freimaurer Nieder österreichs, deren Vnnd iu der westlichen Reichs-Hälfte gesetzlich nicht erlaubt ist. Ueberhaupt besteht in Neustadt ein reges Vercinsleben; Stadt und Umgebung zählen 76 Vereine. —! Hinter Wiener Neustadt durchschneidet die Bahn das noch hente w^iüg frnchtbare Zteinfeld, bis sie nach d?m sehr indnstriereichen Markte Neui^ tirchen <5946 lH.) ail der Zchwar;a nnd am Ausgangs dtö Zifruillgthaleö gelangt. Von Neustadt fiihrt Hieher eine schnurgerade Straße, an deren beiden E,lden Pyramiden stehen, Endpunkte der 1763 vom Jesuiten ^iesganig vorge nommsnen Gradmefsung, Neunkirchen besitzt eine alte Kirche, eine Gruft der Grafen Hoyos, Romerstfine und blüht durch seinen Gew.'rbflelsi, ^ der sich nam^ilNich mit Kattundrnct, Vanmwoll- ^ sftiilnerei nnd Metallwiarenfabrication beschäftigt. Ostwärts oon Ncunt'irchcn, a>n ^^'thauge des großen ,^aiserwalde«j, liegt Frohsdorf, mit! schüne,n Parke, gegenwärtig der Aufenthaltsort des Grafen Chambord, B.'i Klingenfurth und Schauerte it heu in der Nähe befinden sich ansehnliche 'tohlengruben. Hinter Neniikircheil uerengert sich das Zchivarzathal, die Gegend wird mit dein Ansteigen der Gebirge immer schöner. Nun folgt das durch das größte Eisenwerk Nicderöst.'rreichs ausgezeichnete Ternitz. ! Südwestlich hicoon liegt an höchst malerischer , Stelle des Sch'.varzathales am Fuße des Semiring der Markt Gloggnitz (l-j68s E,). Auf ^ eiu.',n Hügel steht das uielfenst^rige Schloß, bis 13U3 Benedietiner Abtei, gegenwärtig von uer-! schiedenen Behörden benützt. Hier bestehen meh-i rerc industrielle Unternchmiingen, Steinbrilche, nnd sildlich zu Oberhart ein bedeutendes Kohlenwerk. Von Gloggnitz aus gewahrt man links auf der Höhe, inmitten don Wald. die Ruine Warten stein. Hier beginnt auch die Zemmeringba hn l.va/. S. 6l)Z>. An derselben erreicht man balo die große Papierfabrik Schlögl« ^ Ntühl, v.'lcher 8 Fuß nilter den Fundament» mau'rn di? Wiener Wasserleitung hart »orbei-;ieht. Bei Payer bach überschreitet die in starker Krümmuna, sich nach Siidost wendende Bahn mit einem großartigen Viaduct die Schwarza. Um Vieles höher liegt ans einer Felsnadel das Mchtensteiu'sche Schloß Hlanun, halb zerstört, einst der Schluss'! der Sleiermark. Tief unter der Feste erblickt man die w'ißen, in einer Schlncht gelegenen Häuser des Marktes Schottwien an der Heerstraße über den Sem,mr>ng. ! Hi.-r befindeil sich zahlreiche Gypsbrüche, Bren> ! nereieil und Stampfen, bei dem benachbarten Dorfe Göstritz ein Eisensteinlager; auch Graphit erscheint mit Thon gemischt häufig iu den Lrd-lagcu U!N Schottwien. Mit der steierischen Grenzstation Semmering erreicht die Bahn den höchsten Punkt; a» der alten Bandstraße steht ein Denkmal zu Ehren Kaiser Karl's Vi., des ersten Erbauers dieser Straße, „u.äitut> lui mal'i» ^äl'iutici littora" sagt die Inschrift. Oestlich uom Sentinering liegt ini Feistritzthale der Markt Kirchberg am Wechsel mit zahlreichen Hammerwerten und Sägemühlen nnd schöiler Kirche. Ill der Nähe befindet sich die Hermannshöhle ls, S, 197». Südöstlich davon an der Pitten ist der Markt Aspang gelegen, unweit von diesem ill gleicher Richtung Krnm-bach, wichtig als Fundort von Kohlen. Nächst der ungarischen Grenze, wie Krumbach am Zöberbache, der zum Gebiete der Güns gehört, liegt dcr Flecken Kirchschlag mit einein fürstlich Palffy'schen Schlosse, schöiler gothischer Kirche nnd einer Burgruine. Etliche Stunden unterhalb Aspang liegt an der Pitten der Markt Pittcn, einst Hauptort der gleichuamigen Grafschaft nnd im 11. und 12. Jahrhundert eine ansehnliche Stadt. Iu der Nähe befinden sich die Rninen der alten Grenzfeste Pitten oder Pntina mit einem 73 Klafter tiefen Brunnen. Pitten besitzt ein Eisensteinlager, Hochöfen und Fabriken. He-nachbart ist das Dorf Sebe nstein, welches sich durch ein ^iechtenstein'scheiü Schloß mit Park nnd eine der sehenswerthesten Burgen des Bandes mit finsr Kunst und Wundersannnlnng auszeichnet. Es erübrigt nuu noch jene Orte zu nennen^ w.'lche in dem gebirgigen Gebiete westwärts 598 Erzherzogthum Oesterreich unter der Emis oder Niederösterreich. voil dor Ebene zwischen dem Sch>var^ul>ale und drin Wienthalc liegen. Vou Paherdach führt eine halbstündige Wanderung uach dem stark besuchten Reich enau, an der Schwarza und am Ausgauge des Hollenthals, dessen Nm^ gcbuug herrliche Spazicrgänge dielet. Schölle Villen, theuere Gasthäuser, die benachbarten pittoresken Höhen der Raxalpe und des Schnee-bergs charakterisiren dicsen bom Hofe häufig bauchten, angeuehlueil Ort. Zwischen deu beiden gellaunten Bergen führt da« roinantische Hollen-that an der Schwarz aufwärts. In demselvcn liegen Hirsch wan g mit großem Hulzschwrmm rechen, Äöhlercien uud Hammerwerken, weiter die Häuser am K aiserb run ueu, wo sich das große Wasserschloß der Wiener Wasserleitung befindet und von wo ein steiler, beschwerlicher Weg auf den Schncebcrg führt. Etwa '^ Sluudeu hinter dem Kaisrrbrunueu ist vom Hauptthale abseits der tiefe Felsrutessel des großeu Hollen thals gelegen. Verfolgt inau das Schwarzcuhal >v>,'iteraufwärts,sogelaugtma>i beider „Siugerin", einem Wirthshausr, an jene Stelle, wo rechts das Naßwaldthal mündet, Die Bewohner des protestantischen Ortes Naßwald sind theils Holzknechte, theils arbeiten sie i» den Zeug und Streckhämmeru daselbst. Westlich vom Schnee berg liegt an der Echwarza der durch Hammer schmieden, Hammerwerk uud Sägemühlen wichtige Markt Schwarzau „im Gebi'rge" <^ll4 C^), Au deni bei Neunkirchen mündcli^ell Sieruillg bache fillden wir am steilen Nordostabhange, des Schneebergs das fchöngelegetle Puchdcrg (mit dazugehörigen Ortschaften 22l9 E,), uou wa aus häufig der Schueeberg erstiegen wird. Orstlich liegt Griülbach mit bedeutenden Kohlengruben. Zwischen diesem nnd Dreistätten, nah>? dem Kalten Gange, erstreckt sich die liebliche Thnlmulde der „Neuen Welt" am Fuße der hohen Waud, mit den Rm'ueu Dachenstoiu uud Emeröberg. Am kalten Oaug selbst dem Gebiete zwischen dem Schw^chat uild dem Wieuthale, wurdell bereits in dem Abschnitte „llmgebuugcn Wieus" geuaunt, ü< Viertel obcr dem Wiener Walde. Der ehemalige Hauptort des Greises ist die am Unten Ufer dcr Traisen uud an der Westbahu gelegene Stadt Et. Polten (7779 E.) '). Heute ist sie als Sitz des Biöthums, des Kreis- uud Berggerichts, durch Industrie und mehrere Uuter^ richtsaustalten die uorzüglichsie Stadt des Viertels, au Große die viorie deö Vandes uud hat durch den Zusammenstoß uou Straßen uud Eisellbahn cme'vurtheilhafte ^!age. Die Stadt ist mit Mauern umgeben, um welche Alleen lion Maul bcerbäumen uud Vinden führen, Unter den zahlreichen stattlichen Gebäuden siud die bischöfliche Residenz, die 1080 gegründete, IW legene Stadt Tuln <228!»f>^»u^, Standort einer der drei Flotten, die voll ('lli'mintnm (Petronell) bis Lorch zur Bewachung des Stromö auf der Douau kreuzten. Zu „Tulnr" empfing nach dcm Nibelungenliede Ehel Kriemhilden. Auf der weiteu Ebeue des fruchtbaren Tulnerfeldes vereinigte sich 1683 das 60.000 Maun starke deulsch polilische Heer und zog über das Kahlengebirge nach Wien zum Entsatz'von den Türteil, 'Zu 'Tulu besteht eiue l, t. Piouuier Lehranstalt; die Franz Josephs ") Tl'r Name slanunt vo» der Hcmpttirche Scti. Hippolyti, Topographie. 5W bahn überschreitet hier die Donau auf massiver Holzhvücke. Dir Bewohner Tnlno beschäftige» sich zumeist mit der Laudwirthschaft. Auf langer Streckt besitzt mm das flache Slromufcr keinen bemerkenswerthrii Ort, bis nian oberhalb der ^raisennnindnng zu dein Markte Hollen bürg Klangt; darüber erhebt sich eillc viereckige Burg^ ^iniie, auf dem Kamin des Gebirges die einsame Wallfahrtskirche Wett er kreuz. Das nahe gelegene Thallern an der Donau ist durch Kohlenbrnche nud Alannwerke bemertenswerth. Stein gegenüber liegt das kleine nralte Muntern (derNömerNlNinnm. „Mutaren" im Nibelungen liede), welches fchoil i>n Jahre 698 eine Stadt war und mit Stci» durch eine seit 1463 bestehende hölzerne Jochbrücke vermmden ist. Südwärts von Acantern, von der Donau ans sichtbar, erhebt sich ! auf einem l,',",0 F, hohen Berge, dessen ganze fläche sie einnimmt, die durch Bischof Nltmann von Passau 107^ gegründete, berühmte große Be nedictiiler Abtei Gott weih. Das jetzige Stifts gebände, ein Viereck bildend, ist 1719 aufgeführt, aber nicht vollendet. Die ^age des Stiftes ist Herr lich, das Portal der Kirche, die große Stiege und der Kaisersaal sind prachtvoll. Die an seltenen ^ Druckwerken und Handschriften reiche Bibliothek zähl: über 40.000 Bände: bedeutend sind anch das physikalische Cabinet, die Samlnlungcil von! 3^ü»ze», AlterthiUneru, V^aulralien und Knpfer- ^ stichen, In Gottweih besteht ein theologisches Hausstudium der Benrdictiner. Gegenüber den! TriNnmer» der Feste Dürrenstciu finden wir i den Marktflecken Nossatz nni einem Schlosse > und Bausteinbrnchen. Hier ist der Donaulanf bereits vou Bergen eingeengt. An einem Felsen , abgrnude steht die Burg Äggstei», einst ein gefnrchtetcs Naubschlos^ lugl/S. 287). Bald z folgt der Markt Schonbühl am Fuße eines i Felsens, der ein schönes Schloß trägt; benachbart ist das gleichnamige Servitentloster, hoch im' Gebirge liegt der Wallfahrtsort ^angect. Nahe oberhalb der Bielach Mtinduug, dort, wo die, Westbahn an die Donau herantritt, bilden Markt und Abtei Melk <17W E.) riuen der schönsten ! und interessantesten Punkte am gauzen Strome. Mell oder MM ist ein nralter Ort. der im ' Nibrlnngeilliede als „Mcdelichr" Crwähnnug findet. Die berühmte Benediktiner Abtei wurde 1089 gegründet. Ihr Oebäudr steht auf einem 180 F. hohen Granitfclsen. an der Stelle des römischen Castellö A «inure, wo später eine ungarische (^renzfeste, dann eine B.llrg der Babeubcrgrr stand, deren einige in der Kirche beerdigt sind. Iu den Jahren 1701 bi« 17.-i8 ! wnrde die Abtei, die mehr einem großen Paläste,! al!? eincm Kloster ähnlich sieht, neu erbaut. Die > Prachtvoll ausgestattete Kirche und die n'iche Bibliothek sind seheuswerth. Groß suld die Einkimfte der Ablel. Melk gehört ;u den! reichsten Klöstern des Bandes und ei« hieß vor^ ^ mals im Polk^innnde wegen seines Kornreich' I thuiuo „zum reifenden (d. h. überfließenden) Metzeu", wie Klosterurubnrg Nn'gen dei! Nrius «znm rinnenden Zapfen" mid Göttw^ih N'egen des Reichthums an Geld „zum klingenden Pfennig" genannt wurde. Zu M:lk besteht ein theologisches Hauostudium und ein t. t. Obcrghmnasiuui der Benedicliuer. Die an der Erlafmüudnng gelegene kleine Stadt Pechlarn oder Pöchlarn ist gleichfalls Wrstbahustanon. Hier stand das römische ^rcll^»«, der Standort der drittcu Donauflottille, hi^r war der Sage uach der Wohnsitz Ätüdigrr'i« von Pechlarn, deb im Nibelungenliede gefeierten ,,uielgctrcuru Degen". Zum Unterschied von Klein Pechlaru am linken Donau llfcr heißt rlj auch Gruß Pechlaru. An der Ipönuindllug liegt die alte mit Ringmauern umgebene Stadt Ips oder Ybb? iM") E.), ^I'uÜ8 I^iäi« der Nömer, mit den stattlichen Gebäuden einer Irn'nanstalt nnd einet) Wiener Versorgung^hauscs. Eiue Strecke oberhalb des ! Strudel? ist der Markt Wall see an riuem obstreicheu Hügel gelegen. Auf eiuem hohen Felsen, an dessen Füße sich die Wogen brechen und eitlen bedeutenden Schwall erzeugen, erhebt , sich das stattliche Schloß, oak schönste Schloß an der österreichischen Donau, eiust Eigenthum deö FeldmarschallS Daun. jetzt drtz Herzogs voll Sachsen Coburg Gotha, Das nur »lehr wenige ! Stunde» vor Enno gelegene Schloß Crla lloster, einst Benedictiuer Noimeustift, ist der letzte bedeutendere Ort Nieorrösterreichö am rechtell ! Donau Ufer. , Die übrigen Ortschaften oct> Kr'isei! siud nach der ^age an deu Nebellsi"' der Douau geordnet, und zwar gleichfall, m der Nichtuilg stronlanfwärttj. An dem bei Tnln mündenden Tulncrbachc und an der Westbahu liegt der Markt Nenlengbach, darüber erhebt sich anf eiilein freisteheildeil Hügel ein hübsclM ^'iechteil' stciiüsche« Schloß. Die westlich gelegene Bahnstation Boheimt'irchen (2310 (5.) ist ein bedeutender Flecken am Perschlingbachc. An der Traisen fiilden wir zunächst der Mi'mdnng, aber von der Donau au« nicht sichtbar, den uralten Markt Traiömauer, das römische iri^isHunm, im Nibelnugenliede Treysenmoure geimunt, wo Etzel eine Burg gehabt haben soll. Weiter aufwärts, am linken Ufer, ist der Markt Herzogen-bürg gelegen, bekannt durch das 1112 gegründete Angustiner Chorhrrrenstift mit einer schöllen Kirche, ansehnlicher Bibliothek nnd anderen Sammlungen. Pottcnbrnnn, ein Dorf im Traisenthale, nordöstlich von St. Polten, besitzt ein fchölles Schloß mit großem Parke. Im Süd-often von St. Pötte», abseits vo» der Traism, ist der Markt Pyhra (2602 E.) gelegen. Wilhelms bürg (1500 C.) ist ein industrieller Markt an der Traise». Das südlichere ^Mensel d (2236 E.), an demselben Flusse, schön gelegen, besteht anS dem Markte, dem Dorfe und dem Stifte 5,'ilieufeld. Letzteres, eine Cister-cirnser-Abtei, wlirdr im Jahre 1202 von Leopold dem Glorreichen begründet. Das große Gebäude zählt 13 Höfe und besitzt eine prachtvolle Kirche, eine Bibliothek, Oemälde und Naturalien^ sammluug nnd einen botanischen Garten. In der Nähe sind bedeutende Brau»lohle»grubnl sowie Marmor niw Schiefcrlager. Ill einem tiefell Kessel an der Traisen liegt der durch Eisenwerke ()<)() Evzher^glhnm Ocsterreich Ulit^r der Enlis ode^ Niederost^rreich. und die Bnrgruine Manerl,of belnerkeiisiverthc Markt Hohenberg, waiter aufwärts der Markt St, Egidi .2585 E.) nut vorzügliche» Klinge» , Rüstzeug nnd Feileiifabrile». Jin Türnitzthale, das zur Traiscn ausmündet, liegt der gewerb-fleißige Markt Tiirnitz (^779 E,), wo mehrere Ol^ps nnd ^ohstaiilpfen mid Sägemühlen be-stehen liild in dessen Nähe schöner Marmor nnd schwarzer Hornsteiil gefundeil wird. Hn der ("o!sen, welche rechts zur Traisen fließt, finde» wir Lt. Veit, eine» uralten Markt nut Vobstampfe» nnd Säge»lühle», »nd den Flecken Hainfeld (2337 E.) »lit zahlreichen Eisenwaarenfabri'ken und Sägemühlen. An der Bielach liege» ailßer Melk noch dir Westbahnstation 5! oosd or f von Weinbergen mid Safran-gärten und den sehenswerthen Schlösseril Schalla dnr^, Albrechlsburg nnd Osterburg n»lgebeii, südlich von der Bahn der industrielle Fleeten Obergrafendorf (2378 E.), der Markt Naben stein in anmnthiger Gegend, niit Pott-aschesiedereien und einer dreithnrmigen Nnine c>nf cinein schroffen Porphyrfelsen, eine knrze Strecke hoher Kirchberg (,,an der ^ielach"), in dessen Nähe sich ztohlengniben befinden, endlich nahe der Quelle, in einein entlegenen GebirnM'Uit'el Fran tenfels, ein nralter, >r>ahr-fcheinlich uon Karl dein Großen gegründeter Markt mit Sägemühlen lind Hammerwerken. Unter den an der Erlaf gelegene» Orten ist znnächst der geschlossene Markt Pnrgstall mit ausgedehntem Flachs nnd Hanfbau zu nennen. Weiter anfwcirw finden wir den ziemlich gewerb-fleißigen Markt Scheibbö mit Cisenwerten nnd einem Schlosse mit lnelen mittelalterlichen Denk Mälern nnd Inschriften. An der Quelle der Großen Crlaf liegt östlich vom Oetscher die Rotte A nil all erg, nicht bloß wegen des benachbarten ^asstiigfall^ (s. Z. 318), sondern auch wegen seiner Kohlen nnd Antimongruben und wichtigen Gypölager erwähnenöwerth. An der Mündnng deö Gamiogbaches in die Große! Erlaf ist der Flecke» Gaining (2140 E.) ge^ lege». Das Schloß, jetzt den, Grafen Festetics gehörig, wur ei»st eine der größte» Karthansc» Europas, l33<» gegründet. Oaniiltg besitzt zahl reiche Fabriken nnd Sägemühlen; in der Nähe j ist eine Bergölqnelle, der Felsenpaß Burg nnd > die Erlafniauertt, eine oom Flllsse durchlobte Felsenschlncht. Ai: dein Kleinen Erlafbache liegt in der gewitterreichsten Gegend Niederösterreichs (vgl. S^ 5«8) der gewerbflei'ßige Martt Gresten. Von den Orten all der Ips sei zunächst das am 9, April 1875 fast ganz abgebrannte Blinden^ markt, dann der Flecke» Ämstetten (beide an ^ d.r Westbahll) ge»annt, der uo» Karl d, Gr. gegründet ward nnd wa am 5. Nov. 1805 die Rnssen ocm den Frailzosen besiegt wurden. Gegen-! über der am linken Ipsufer sich hiilziehende» > sog. Forst Hnde liegt das alte Nlmerf eld, ein Fuirdort vieler römischer Alterthümer; hier stand t das l^u8tl>IIilm lui inur«»^ »och jetzt ,,anf der Mauer^ genallnt, welches die Hnnnen zerstörteil. Von diesem gegeil Südwest, nnwnt der Bahn, ist der Flecken Sei ten stet ten wegen seiner alten, l 112 gestiftete» Aenediciiner Abtei wichtig, welche eine reiche Bibliothek, Naturalien , Bilder und Alterthümersammlnng besitzt und wo sieh ein l. t. Obergymnasiui» befindet. Noch weiter Kon der Ipö entfernt ist der Markt Haag (3N29 E,) an der Westbahn, nordwestlich von Seitenstltten. Nach Südost, ,iur 6'^ Meilen lio» ^'i»; entfernt, liegt inmitten des nieder^ österreichischen Eisenindnstriegebietes als Hanpt« ort der .Wsenwnr^en" (s. S. 575) die mit eigenem Gemeindestatnt uerseheile Stadt Waid-hofcn a. d. Ips (3487 E.). Sie besitzt ;wci Vorstädte, fünf Thore, zahlreiche Werkstätten und Berkanfsläden flir Eisenwaare», eine Bandes-Unterrealschnle, mehrere HumallitätS Anstalten; eine Fpöbrücke führt ;»r Vorstadt Zell. Ant Quellgebiete der Ipö sei daö Torf ^'u»; genannt, mit mehreren Hammerwerken, und einem Branntohlenlager. In der Nähe befinde» sich die ^'unzer Seen (s. S. 336), ! 3. Viertel nntcr de»t Manhartsberge. Der Hlluplort dls Kreises war die am linken Donau Ufer, Klosternenburg gegeiliiber, und au der Nordwestbah» >»l Marchfelde gelegen«', sehr alte Stadt Korncnbllrss ( stall, nlehrere Hnmanuätsinstitute; in der Nähe befilldet sich eiue Schiffswerft« der Donau-i Dampfschifffahrtsgesellschaft. Benachbart ist der z Weinort Bisamberg am Nordfnße dcs sanft ! abgedachten, gleich»amigen Berges. An der ! Donan folgt stronlabwärts der Wiener Vorort Floridsdorf, dann Stadelan »lit der neuen Brücke der Staatsbahn <.s. S. 592), hieranf von der Donau etwas entfernt die Dörfer Aspern nnd Eßlingen, berühmt durch die große ! Schlacht uonl 21. nnd 22. Mai 1809, in wacher > Napoleon uon Erzherzog Karl zum ersten Male besiegt wurde. Oestlicher liegt Groß- oder Stadel Euzersdorf, ein freundliches Städtchen mit alte» Mauern und Thorthürmen, schöner Kirche, Pott-aschesiedereien nnd wichtigen Octreideinärkteu. Ein schmaler Donauarm trennt das Städtchen von der r^obau, einer der größten der benach» barten Inseln, 1809 Napoleon's ^agerpnnkt. Die folgeildeu Donau-Ortschaften Orth, Eckarts-ali, Witzelsdorf lind Kopfenreuth bieten nichts B^inerleusn'erthe?. An der March und somit au der Grenze gegen Ungarn liegen der Markt Hof an der March mit »amhafter Pferdezucht nnd emem kaiserlichen Schlosse „SchloßHof", da« Prinz Eugen erbaute; dann die Stadt Marchegg, gegründet 1268 zum Andenken an den Sieg Ottokar's über Bela von Ungarn im Jahre Topographie. gOl 1260. Südlich davon führt eine Eisenbahnbrücke über die March. Weiter aufwärts folgen das Dorf Stillfried und die Märkte Dürntrut und Iedenspeigen, in deren Nähe 1276 Rudolf von Habsbnrg seinen Sieg über den Böhnlenköuig Ottotar erfocht. Ersteres besitzt eine schupfet llNd eisenhaltige Mineralqnclle, Düntlut treibt ansehnliche Viehzucht, in Jeden-speisen ist dem Bischof Kollonitz ein Denkmal errichtet, alle drei sind Neinorte. Am nordlichsten liegt dcr Markt Ho hell au (an der Nordbahn) niit eiilem fürstl. ^iechtensteiuischen Gestüte. Die Ebene durchschneiden mehrere in die March abfließende Bäche, der Rußbach, der Weidenbach und die Zaya. Am Rußbache liegen Markgraf Nensiedel, mit uraltem festem Qnaderthurme, Deutsch - Wagrain, an der Nordbahn, mit guter Pferdezucht, wo Napoleon am 5, und ll. Juli 1809 eiuschcidend über die Oesterreicher siegte, Wolkersdorf am Hohew leitengebirge, mit einem Schlöffe, Ulrich kirchen Ntit Spargelban nnd Gros; Rußbach. Am Weideubache liegen 'S ch önki r ch e n, westlich davon der Markt Vo ckf l ieß init vorzüglicheul Spargel und Weinbau uud Schafzucht, und der gegen^ wärtig vielbesuchte Curort Pyraivarth mit zwei eisenhaltigen Mineralquellen, deren eine schon zu Vwpold des Heiligen Zeit bekannt war, wogegen die andere erst l8''2 entdeck! ward. Vou Schönkirchen südlich liegt an der Nordbahn Oäuserndorf, mit guter Schaf und Pferde zucht. Nördlich von Pyrawarth folgt am Weiden« bache Gannersdorf <24?4 E,), wacher Markt von 175n großen Hteinedamm-Teiche, der au Mähren grenzt, liegt die Ztadt Feldsberg s2424 (3.), mit einer Vorstadt, stattlicher Pfarrkirche und mehreren Spitälern, Außerhalb der Stadt steht anf einer Anhöhe das prachtvolle! Palais des Firsten Liechtenstein mit 244 Ge- ! mächern; der Park gehart neben dein von Eisgrub in Mähren zu den schönsten Europas; auf einem Berge befindet sich die Gloriette „auf der Reisten" mit Familienstandbildern. Zwischen Felosberg und der Thaya erstreckt sich der Deim Wald, ein großer Thiergarten. An dem rechts in die Zaya mündenden Taschlbache! liegt Ernstbrunn, ein Markt mit einem inte» esscmten Schlosse, das unter dem Fürsteil Prosper Sinzendorf ein wahrer Musensitz war. Im Parke, von dem man eine schöne Fernsicht nach! llngaru genießt, steht unter andern eine Kolos«-sülbüste Kaiser Frau; I. Bei dem nahen Torfe Karnabrunii befindet sich ein mächtiges Eaud-steinlager. Oberhalb Kornenburg mündet der Oüllers-bach in die Donau. Au ihm und an der Nordwestbahn liegt, nahe dem Slrome, der große gewerb-reiche Markt Stockerau, dessen Entstehen in die Zeit Karl's des Or. fällt; er besitzt eine stattliche Pfarrkirche, auf einen, Hügel gelegen, cinc gvoße l Kavallerie Caserne, ein Landes'Nnttrr^algyni' ! nasium und treibt bedeutenden Getreiorhandel. Weiter auswärts ist der Markt Gollersdorf gelegen; dieser besitzt eine alte Wasserburg mit vie/len Merkwürdigfeite» und eine prachtvoll ! ausgestattete Pfarrkirche. Dann folgt der ge-^ werbflcißige Markt O ber Holl a b r n n n, mit ^ einem Real> uud Obergymnasium und gutem Weiubau. Vom oberen Gollersbach östlich liegt der durch vorzüglichen Wein, sowie durch Kalk-, Sandstein- und Mergrlbrüche bemerkrnswerthe Flecken Ober Stinkenbrunn, nördlich von von ihm der Markt Mailberg, der gleichfalls ! vorzüglichen Wciubau betreibt und in dem sich ein Iohanniterschloß mit schönem Garten befindet. Eine kurze Strecke oberhalb der Mündung des GöllerSbaches ergießt sich die Schmieda in die Donau, au welcher eine Strecke lang die Franz Iosephsbahn hinzieht. Am Schmiedabach liegt Gruß Weikersdorf. ein Markt mit namhafter Viehzucht nnd sehr bedeutendem Neinban; nördlich ihm benachbart ist das Dorf Wetzdorf, merkwürdig dnrch die zu Ehren gefallener österreichischer Krieger gemachten An lagen am Heldenberge und als Vegräbnißstätte Radchky's und Wimpffen's. Von der Schmieda westlich, am Ostabhange des Manhartberges, liegt die Stadt Maissnu, deren Safranban einst sehr bedeutend war. Den Nordwestcn deS Kreises durchschneidet der rechts in die 5haya mündende Pulkabach, An ihm und am Manharlsberge liegt der Markt Pnlkau, mit der uralten Michaelstirche, nahe dabei nach Nordost die kleine Stadt Schratteuthal, welche ein altes Attems'sches Schloß mit einem Hussitenthurme, Park und Fasanerie be sitzt. Weiter nordöstlich ist die Stadt Rc<) oder Rotz gelegen, eine alte Grenzfeste mit dreifachen Mauern und Gräben an der Nordwestbahn. Der Stadtplatz hält über 4 Joch. Das Domini-canerkloster ist im Jahre 13<>0 gegründet. Die Stadt treibt, wie die Umgegend, starken Weinbau, besonders auf dem Gollitschberge, und ausgebreiteten Wmchandrl; sie ist mit Kellern unter-minirt und hat sprichwörtlich mehr Wein als Wasser. Am 24. Juni 1874 traf Retz uud Umgegend ein schweres Unglück, indem ein durch einen furchtbaren Wolkenbrnch erzeugtes Hoch-Wasser die Stadt, sowie die benachbarten Orte, namentlich Ober und Unternalb, Unterretzbach, Klcinhöflein nnd Kleinriedenthal, überschwemmte und au Häuseru, Vieh, Aeckern nnd Weinkellern großen Schaden anrichtete, An der PnUa liegt östlich von Pulkau der Markt Hangsdors, der gleichfalls bedeutenden Weinban treibt, an der 602 Erzher yogthnm Oesterreich unter der Enns oder Niederösterreich. Thaha linterhalb der Plillaniündnng dic uralte, mit Mauern nmschlossene.'Stadt Laa (2489 E ). Unter den 5 Plätzen ist der Hauptplatz nüt dem Rathhause, Statuen und Brunnen benierlenö werth; an, Ende der Stadt steht die Burg Laa. Hier siegte 1240 Friedrich der Streitbare und 1382 Albrecht der II, über die Böhmen; 1809 schlugen sich hier Oesterreicher und Franzosen in einem Treffen. 4. Viertel ober dem Manhartsberssc. Durch die ^age am Beginne eines Beckens, ähnlich wie ^'inz und Wien, begünstigt, ist die Stadt Krems der Hanptort dec« nordwestlicheil Landesviertels geworden. Die unweit der Ein mlmdung der Krems und an der Franz Josephs bahn anmnthig gelegne Stadt ist wohlgebaut und zählt mit den 4 Porstädten jenseits der Krems 8155 Einwohner. Krems besitzt ein NathhauS mit bedentendrm Archiu, Obergymnasium , Oberrealschule, ^ehrerbildungsaiistalt, ein Theater, eine Geuiecaserne; sie erzeugt vor-züglichen Senf, hat lebhaften Gewerbö'belricb Nüd treibt starken Handel mit Safran, Senf und Wein. Aus einer in der Nähe gegrabenen Erdart wird das Kremser Weiß bereitet. Die nachbarliche wohlgebaute Stadt Stein (3870 E.) liegt hart an der Donau und ist deshalb ein wichtiger Stapelort für den Verkehr auf nnd zu derselben; es ist Dampfschiff- und Bahnstation. Stein hat Mauern nnd Thürme, ein großes Strafhaus, eine Tabakfabrit und viele ansehe liche Gebäude. Unweit der Brücke, welche Stein mit dem am rechten Donanufer gegenüber gelegenen Mautcru (S. 599) verbindet, gewahrt man die Trümmer der von Mathias Corvinus 148« zerstörten Burg, auf dem Fraucnberg Ueberbleibsrl einer zweiten Feste. Zwischen Krem« und Stein liegt das ehemalige Capuciuerkloster,! jetzt Militärspital Nnd mit etlichen Häusern,,' was den Volköwitz entstehen ließ: «Krems und! Stein sind drei Orte". Dadurch erscheinen aber! auch Krems utid Stein wir ein einziger lang sich hinstreckender Ort. Von Krems abwärts an der Donau liegen keine bedeutenderen Ortschaften, aufwärts folgt zunächst Dürrenstein oder D ü rüste in (Thrnstein), eine kleine Stadt, welche sich von der Donauscite mit dem neuen Schlosse, dem ehemaligen Ehorhcrrenstifte nnd! der Kirche ganz stattlich prasentirt, Anf einem hohen, schroffen Felsen hinter der Stadt thront die zerfallene Ruine der Nnrg Dürnstein, wo Herzog Leopold den König Richard ü!öwcnherz bei Hadmar dem II. von Knrnring 1192 nnd 1193 gefangen hielt. Auf der benachbarten kleinen Ebene bei ^oiben siegten I8N5 die Orsterreicher unter Schmidt, welcher fiel, über die Franzosen niiter Mortier. Oberhalb Dürren stein ist an der Donau der Markt Spitz, Hauptort der sogru. Wachau, angesichts des mauerähnlichcn Felsenriffs der „Teufelsmaucr" gelegen. Der Ort ist nm einen bis zum Gipfel mit Reben bepflanzten Hügel gebaut, daher der PsilkSwitz, zu Spitz wachse der Wein (der freilich 'sehr sauer ist) auf den, Markte. Eiue Strecke üder ' dem bereits genannten Klein Pöchlarn (s. S, 599) liegt der ansehnliche Marktflecken Mahrbach, über welchem sich auf dem 120(1 hohen Tafelberge die berühmte Wallfahrtskirche Maria Taferl erhebt, die 1661 erbaut ist und wohin alljährlich an 100.000 Wallfahrer pilgern. Von der Höhe überblickt man das Donauthal, die > steirisclien Alpen nnd die Bergkette vom Schnee berg bei Wien bis an die bayrische Grenze. IpS gegenüber liegt in einer starken Krümmnug der Doiian der Markt Persendeu g, mit Gra-phitgrnbrn bei Fnrholz. Auf einem Felsen an der Donau steht ein schönes kaiserliches Schloß, das zu den ältesten Burgen des Vandeö zählt. Nordöstlich von Krems, am ^oisbache, der zum Kamp fließt, liegt der durch Wochenmärkte bedeutende Flecken ^angenlois (.^524 E.), weiter nordwestlich der gewerbfleißigr und namhafte Waldwirthschaft betreibende Markt Gfohl am großen «Mhlcr Walde (s. S. 5«7). Unweit uom Kampchale, am Zusammenflüsse des Taffa-und des ModriugdachcS, ist ans einer Hochebene an der Prager Straße die mit alten Ringmauern umschlossene Stadt Horn (2136 E.) gelegen. Hier besteht ein Obergymnasium nud ein Schloß ! des Grafen Hoyos. Horn war der Hauptver-sllmmluugsort der österreichischen Protestanten im 1". Jahrhunderte, wo 180 Adelige die Protestation an Kaiser Mathias unterzeichneten. Oestlich lion Horn, am Westfnße deö Manhart und au der ,Franz Iofephsbahn finden nur die Stadt Eggenburg, die mit Maliern umgeben ist, eine alte Pfarrkirche und viele Gewerbe besitzt. Westlich im Kampthale steht die 1144 gestiftete Bencdictiner Abtei Alten bürg. Iu der Nähe liegt die berühmte alte, noch sehr gnt erhaltene Rosen bürg; sie hat zwei Gräben, zwei Höfe mit Springbrunnen nnd Cisterne, einen großen Turnierplatz, einen Pruuksaal, weitläufige Keller und nuterirdische Gänge, von ihrem Thurme genießt mau eine herrliche Aussicht. Am oberen Kamp ist die Stadt Zwettl (2918 E.> der bedeutendste Ort. Sie besitzt zwei Vorstädte, ein Theater, treibt viel feinen, Baumwollen und Tuchweberei, Flachs und Hanfbau und Handel. Unterhalb der Stadt liegt in reizenden, Thale die 1158 gestiftete, gleichnamige Cistercienser-Abtci mit emer schönen altdeutsche,! Kirche und bedeutender Bibliothek. An der kleinen Krems liegt westlich von Dürrenstein der Markt Kottes mit einem größeren Eisenstcinlager, von diesem westlich zwischen der großen und kleinen Krems und unweit des Kremser Sees der Flecken Ottenschlag in bedeutender Höhe, mit altem Schlosse. Sägemühlen und Handel in Holzwaaren, Von Ottenschlag südlich, an dem gegenüber von Melk mündenden Wciteubach, finden wir den Markt Pöggstall mit dem festen kaiserlichen Schlosse Rogcndorf. Der äußerste Nordwesten des Bandes gehört zum Gebiete der ^aiusitz. An dieser liegen flußabwärts das gewerbfleißige Dorf Groß-Perthotz mit ausgedehnter Naldwirthschaft, von diesem nach Südwcst am Eichlbrrg (3324 F. hoch) das Dorf Karlstift mit einem mächtigen Charakterbild. 603 Torflager: alt der i.'aiusitz folgt die mit doftpel ten Ringmanern umgebene Stadt Weitra (22N> E,), deren Vorstadt in einer tiefen Felsen schlncht dec« Flusses liegt. Der Platz ist uuregel ' Mäßig, die Häuser sind bemall. Auf einem! Felsen erhebt sich ein Schloß des Landgrafen ^ Fürstenberg. Weitra besitzt mehrere Brauereien, Viele Weber und treibt lebhaften Handel. Die, Stadt Gmünd, au der Mündung des Braun > auerbacheö in die Lainsitz nnd au der Franz Iosephöbahn, hat Schmieden, Sägemühlen nnd viele Gewerbe; auf dem nahen Heidenberge entspringen zwei Mineralquellen. Nordwestlich,! am Branuauerbache, liegt der Markt Schrcmö (2138 E.), mit einer Glashütte (zu Eugenia). Von Schreins nördlich, an ciuein Zuflüsse der lainsitz und nahe der böhmischen Grenze ist die gewerbfteißige Stadt Lilschau gelegen, welche eine alte Bergfeste uud ein Schloß mit großem Thiergarten hat, uud eine sehr bedeutende deinen und Vaumwoll Hausweberci betreibt. Im Nord^ Westen breitet sich der ^'itschauer Wald auö. An der Thal>a, welche den Norden des Viertelt! durchstießt, liegeu zahlreiche Orte von Bedeutung. An der denlschen Thaya finden wir die Stadt Waidhofcn a. d. Thnya mit 4 Vor städten' sie treibt namhafte Hau^weberei, Färberei nnd Druckerei und besitzt ein altes Schloß nnd ein Realgymnasium. Oestlich hieuon, nicht au der Thaya selbst, liegt der Markt Groß-Sieghartö (2490 E,) mit bedeutender Industrie ill leinenen Bänder», die weithin ausgeführt werden, und mehreren Webwaarenfabriken. An der deutschen Thaya liegt auch der Martt Zartste in, der wegen seiner Industrie in sog. Schwarzwälder nhren bekannt ist. Bei Neikertschlag, einem Flccten an der.mährischen Thaya, befindet sich eine kräftige Mineralquelle, „Äfaffer^ genannt. Dort wo sich die deutsche und die mährische Thaya vereinigen, liegt der gewerbflcißige Markt Raabs oder Nabö mit einem prächtigen Schlosse, das sich auf einem schroffen llferfelsen äußerst kühn erhebt. Weiter abwärts am Einflüsse der Thunwitz in die Thaya. folgt dir Stadt Prosen dorf, die älteste Grenzfeste Oesterreichs, in malerischer Lage auf einem felsigen Berge, mit Gewerben, Obstbau, gnter Waldwirthschaft und einem benachbarten Serpentinlagrr. Im Thun-witzthale liegen Gera<«, mit einem 1148 gegründeten Prämonstrateuser Stifte, nnd Kot taun mit bedeutenden Magneteisensteinlagern. All der Mülldung des Fugnitzbaches in die Thaya ist die Stadt Hardegg in einem tiefen Bergkessel reizend gelegell; besonders zahlreich ist dao Tuch-machergewerbe vertreten. In der Nähe befinden sich die Ruinen des Stammschlosses der Grafen liou Hardegg. Das benachbarte Dorf Woll' merödorf ist wegen des ergiebigsten Graphitwerkes von Niederofterreich bemertenöwcrth. Charakterbild. Die Semmeringbahn. Es sind die Alpmwcge an sich schwierige, da man nur an wenigen Stellen und unter großen Hindernissen über die Alpenjoche schreiten kann, wcßhalb die Kunststraßcn über diese Gebirgsrücken zn den großartigsten Werken ncncrer Baukunst gehören. Noch schwieriger mußte es sein, eine Eisenbahn über die Thäler, Schluchten, Klippen und Hänge eines 4800 Fuß hohen Berges zu führen, sie gegen Wild-Wasser, Überschwemmungen, Bergstürze zu schlitzen, ihre Steigerung zu verringern und doch den Paß zu erreichen, Tunnels zu sprengen und thurmhohc Piaducte zn bauen, deren Bogen wieder auf Bogen ruhen. Mr der Sachkundige vermag die ungeheuren Schwierigkeiten zu beurtheilen, welche, unter Beihilfe genialer Baumeister, Ritter von Ghega vorher zu berechnen und zu beseitigen hatte, ehe er die Bahn ausführen konnte. Mit dieser Eiscnstraßc kann sich keine der viclgcrühmten Nömcrstraßcn messen, von denen cinc auch über den Semmering führte, obschon die Romer den Brenner als Hauptverkehrsstraße vorzogen. Die Fahrt über den Scunnering ist in: höchsten Grade romantisch. Man sieht in das wildmalcrischc Schwarzathal mit seinen Felswänden, Schlünden, Meilern, Wäldern, Dörfern und erblickt die Bergrücken der Raxalpc, des Schncebcrgcs und des Sanrüssels; der Zug saust durch lange Tunnels, um auf der andern Bcrgseite in Krümmungen übcr'bogcnrcichc Viaduttc, Pfcilcranbau und an steilen Wänden hin durch die Bergwildniß dahin zu rasselt«. Bald ist man in hellem Sonnenschein, bald in Finsterniß, bald zwischen nackter Fclswildniß, bald in kühler Waldung, bald 604 Erzherzoglhmn Ochrrvoich uiltrr drr Eims odcr Nicdnüsttru'ich. übcr dem Thale, bald unter dem Walde, ^on Gloggnitz an, wo das Thal enge wird, beginnt die Alpcnstraße. Quer vor ihr steigen grüne, rliudgcformtc Berge auf, die writ hiuausschaueu in's grüne '/and, und es dehnt sich cine graue Felswand langsaiu ans, hier lind da mit rothen Flecken oder grüilcin Buschwerk verziert, welches alis Wasserrinnen heranswächst oder sich auf kleine Felseiworsprünge gerettet Hal. Starr sieht übcr diese Stciuwand die kahle Spitze des Schnccbergcs init ihrcll Furchen, Rinnen nnd Klüften. Haben wir die Bcrgkegcl des Silbcrbcrgs und Eichkogcls, diese Eckpfeiler ani Eingänge des Schwarzathalcs, hinter uns, so sind wir an dein eigentlichen Anfange der Alpenstraßc angelangt. In Schlangen-windnngm zieht sich dic Bahn durch's Schwarzathal, indcin sie dcinl Paycrbacher Maduete sich rückwärts nach dein Eichtogel wendet, itm dann in ziemlich gerader Richtung an Klamm und Schattwicn nnd weiterhin an der Weinzettclwand vorbei znr kalten Rinne ;n eilen, wo sie wieder rückwärts geht und im Bogen dnrch die Adlitzgräbcn hin die Paßhohe erreicht. Hoch oben anf senkrechtem 5'clseiworsprunge fchant die Ruine Klamm herab, so hoch und slcil, daß man das granc Gcmäncr kannt erkennen kaun, und doch fliegt der C'iscnbahn;ng sehr bald noch viel höher als die Felswände hinan. Freilich nicht senkrecht, sondern in ungeheuern Bogen umkreist die Bahn die Bergrücken, Borsftrüngc lind Höhen nnd bricht sich dnrch mehrere Tunnels einen Weg; dann fliegt sie in sauften Windungen am (5'ichkogcl hin, indem sie den lanncnhaftcn Biegungen und Falten dieses Stcinklumpens folgt, wobei vor den Angen des Reisenden ein reiches Panorama lieblicher Wald- und Thalland-schaftcn sich entrollt. Endlich gelangt die Bahn ;n den steilen Thalschluchten der beiden Adlitzgräben, deren Wände sich schroff ausgezackt und zertrümmert fast senkrecht über dem engen grünen Thalstreifcn nnteu erheben, sich meilenlang im Zickzack von Schottwicn ans wie nngchcnre Risse in's Gebirge hinein dehnen, indem ihre Wände lwll malerischer Wildheit den Gebirgsstock des Scmmerings oon den Thälern der Schwärzn und Prein trennen. Cinc Zeit lang folgt die Bahnlinie in weit ausschweifendem Bogen dieser Felsen win dung, dann zeigt sie zwei gewaltige Viadnctc, deren stolze Vogcnwölbnug den l<; Klftr. hohen Schienenweg trägt, bis fic endlich durch eine Fclscnwand in einen über hundert Klafter langen Tunnel dringt, um aus dem unteren Ndlitzgraben in den oberen zu kommen. Kaum hat die Bahn diese Schwierigkeiten überwunden, indent für ihre Bogen-linien eine angemessene Steigung ermittelt ist, so treten ihr andere Hemmnisse entgegen. Rackte, zerbröckelnde Felswände mit steiler Böschung, dabei vor tiefen Wildbächcn eingeführt, bieten sich ihr als die einzige Möglichkeit des Wcitcrkommcns dar. An diesen Felswänden soll sie entlang klimmen, diese Schluchten und breiten Senkungen überbrücken, dort eine Fclscuwand durchbohren. Da das Gestein jener Wände uicl Risse und Sprünge hatte, so war zn befürchten, daß es mit der Zeit durch die Erschütterung der Bahnzügc immer mehr gelockert lind endlich ganz auseinander gerüttelt werden möchte, daher mußte man hier bei der Wcinzettclwand den Weg tief hinein in die Felswand sprengen nnd diese Wand durch Pfeiler und Mauern stützen, um sie vor dein Auseinanderfalten zu sichern, fo daß drei Tunnels durch Gallcricn zu einem langen Haupttnnncl vereinigt werden. So stiegt die Locomotive dahin an der steilen Wand zur kalten Rinne, übcr deren Klüfte sie mit Hilfe gewaltiger Piaductc von zwei übereinander gebauten Bogenstellnngcn gelangt. Nun stürmt die Bahn an der steilen Ninzettelwand dahin, deren Wände durch Malterwerk uor dem Zerbröckeln nnd Abrutschen gesichert sind. Endlich schießt der Schienenweg unter dem Passe in einen 7li.j Klftr. langen ausgemauerten Tnnnel, bis die Bahn bei Mürzznschlag fich an die steierische anschließt, nachdem sie 15 Tunnels von 2254 Klftr. Mnge und 10 Madnctc von bedeutender Ansdehmmg durcheilt hat. Steigung, Krümmung, Nnterschwcllung nnd alles Technische ist mit der größten Sorgfalt berechnet, und selbst für die Wasserspcisnng der Maschinell gesorgt, zu Topograph. li(i5 welchem Behufe die Bcrgwasscr gesammelt, geklärt und durch Pumpcuwcrk oder Röhren weiter geleitet werden. Bei den großen Eiscnbahnbautcn denkt inan vorzugsweise an die technischen Schwierigkeiten der Bahn selbst, an die Vermessungen der Höhen, an die mühevollen Versuche, überhaupt ciue Bahnlinie aufzufinden, an die Berechnung der Bogen, dcs Steigcns und Fallens, weniger aber an die unendlichen Schwierigkeiten, welche die Herbcischaffung des Materials macht. Je unwegsamer die Gegend ist, um so mehr nehmen die Schwierigkeiten zu. Man bedarf Massen Materials, Tausende von Arbeitern; bald fehlt es an Wegen und U,tterkunftsortcn, bald stören elementare Ereignisse den Wcitcrbau, und es werden dadnrch die Herstellungskosten bedeutend gesteigert, so daß schon die Herstellung einer gewöhnlichen Bahnstrecke die größte Umsicht vorausseht. Mit welch' großartiger Thattraft, mit welchem Neberblick mußten daher die Erbauer der Semmcringbahn ausgerüstet sein! Aber nicht bloß großartig ist dieses Werk, es ist auch schön zugleich; alle Eonstructiouen an Häusern, Viaducten, Tunnels u. s. w. genügen nicht allein ihren materiellen Zwcckcu, sondern sie crfrcucu auch den ästhetischen Sinn durch die Leichtigkeit lind Anmuth der Verhältnisse. Die Viaductc in der kalten Rinne nnd im Adlitzgraben überraschen ebenso wohl durch die Kühnheit nnd Seltsamkeit der Anlage als durch den vollendeten Geschmack ihrer Architektur. Dabei trägt Alles den Stempel der Festigkeit und Daucrbarkcit in so ausreichendem Maße, und die Fahrt selbst geht mit so viel Nuhc nnd Sicherheit vor sich. daß auf natürlichem Wege wohl nirgends ein Gefühl von Unbehagen über die Gefährlichkeit der Bahn entstehen wird. Und so vereinen sich denn hier Natur uud Kunst, um in dem Geiste des sinnigen Beschauers einen Eindruck hervorzubringen, den er mit Bewunderung empfängt und gewiß mit Nebe zu bewahren suchen wird. (Nach C. ». Souklar.) (Als Charakterbilder für Nieder östcrreich gclteu auch die Aufsätze: „Eine Donaufahrt von Vinz nach Wien" S. 284, nnd „Der Deutsche in Oesterreich, Stcicrmark und Kärntcn" S. 410.) 3. Erzherzogthum Oesterreich ob der Gnns oder Obcriistcrreich. 217 6 HI Ml. ^ 11.9W-7 lü Kil., 7:^.557 Einw. (Wappen: Ein von (Hold nnd rother Farbe nach der LiiNP' getheilter Schild, worin rechts ein schwarzer Adler, links zwei silberne Pfähle, ^audcsfarben: Roth Gold Weiß.) Geschichtsbild. Das ursprünglich keltische Süddonauland von Obcrösterrcich bildete nach der Eroberung durch die Römer dcu nordwestlichen Theil dcr Provinz Norwim, welche bis zuin Inn reichte, ^aureacmn (Lorch) an der Ennsmündung war daselbst die bedeutendste Militärcolonic, andere wichtige Orte Dentin (^inz) und Ovilabac (Wels). Auch in diesem Alpcnlandc fand das Christcltthum schon frühe Verbreitung der Veteran Florianus, dcr heute als ^anocspatron verehrt wird, erlitt hier im 4. Iahrhllndcrtc in den Fluthcn dcr Enns wegen seines christlichen Glaubens den Märtyrertod. Nach dem Sturze dcr römischen Herrschaft dnrch die Volterwan-dcrllug und den folgenden Wirren traten ruhigere Verhältnisse ein, als in der Mitte des >i. Jahrhunderts das Bajovareurcich seine Grenzen ostwärts bis an die Enns ansdchntc, so daß fortan das in Rede stehende Gebiet die Geschicke Bajova-riens theilte. Im Jahre ll80 jedoch wurde die Mark ob der Enns (das ^and südlich der Donau) von Bayern getrennt. Inzwischen war nämlich das Haus der Welsen in den Besitz des bayrischen Herzogthums gelangt; Heinrich der Löwe, welcher dem Kaiser Friedrich Barbarossa auf einem Zuge nach Italien die Hccres-folge verweigert hatte, wurde geächtet und seiner Hcrzogthümcr Bayern und Sachsen verlnstig erklärt, die anderweitig vergeben wurden. Bei dieser Zertrümmerung der wclfischen Macht verlieh der deutsche Kaiser die obdcrennsische Mark dem Markgrafen Ottokar VIII. vou Stcicr, dcr gleichzeitig zum Herzoge von Stcicrmark erhoben wurde. Als aber schon im Jahre N92 der Stamm der steirischcn Ottokare erlosch, fielen Steiermark und die Mark Oesterreich ob dcr Cnns in Folge eines Vertrages au die Herzoge von Oesterreich aus dein Hause Babcuberg. nnd zwar unter Leopold V. mit Zustimmung des deutschen Kaisers Heinrich VI., welcher sogleich die feierliche Bclchmmg vollzog. Das Innviertcl gehörte jedoch damals noch nicht zu Obcrösterrcich; dieses ward erst im Jahre 1779 von Bayern abgetreten. Physische Geographie. ^) Wie Niederösterreich, so wird auch das ^and ob der Enus durch den Vauf dcr Donau in zwei Theile geschieden, deren südlicher dem Alpcngcbicte nnd deren nördlicher dem hcrcynisch- sudctischcn Hochlande angehört. Das Nlpcnlaud, von der Salzach, dem Inn, dcr Donau und Enns begrenzt, erfüllt den größeren Theil des Erzherzogthums; das Flachland innerhalb dieses Gebietes hat nur geringere Ausdehnung. Es sind dies die fast ganz aus Kalk bestehenden und im Allgemeinen die Höhe der Mittclalpcn nicht übersteigenden Salzkammergut- ^) Vgl. L. sdlbacher, „^indeolnnde uon Okcrösterreich". Physische ("cographie. l>07 und Enns-Alpcn oder dic obcrösterrcichifchcn Alpen. Ihren erhabensten Theil bildet dic den, salzbnrgischen Tauerngcbirge benachbarte nach Salzburg wie nach Stciermark hinübergreifende Dachstein-Gruppe im äußersten Südwesten des Vandes, deren höchste Gipfel der Dachstein (9238 P. F. — 3002 Mtr.) nnd der Torstein ^90(>3 P. F. — 2944 Mtr.) sind. Hier befinden sich drei Gletscher: das Karls-Eisfcld, der Schladmingcr nnd der Gosau-Oletscher. Der östliche Theil dieser Gebirgsmassc hcißt das Kammcrgebirge. Im Nordostcn trennt die Ausster Niederung die Dachstcingruppe von der wüsten Prielgruppe oder dem Todten Gebirge. Hier gipfeln der Große (7730 P. F. — 2511 Mtr.) und der Kleine Priel. Die vorlagen des Todten Gebirges sind von der Alm und der Stcu'r begrenzt und am höchsten im Kasberg (5518 I.> Von der Prielgruppe durch den Pyhrn-Paß geschieden, breitet sich an der oberösterrcichischcn und stcirischcn Grenze nnd zwischen den Flüssen Steier und Enus die Pyrgas-Gruppc ans. im Hohen Pyrgas <;899 P. F. (2241 Mtr.) hoch. Dieser im Norden vorgelagert ist das Hochsengscngcbirgc (l!033 P. F. — 19<;3 Mtr.), welches eine bedeutende Ntassl-nentwickelung zeigt und zwischen der Stcicr nnd Enns gegen das Flachland herauszieht. Zwischen den oberen Enden des Alter- nnd des Trannsecs liegt das Höllenaebirge, lion diesem nach Sndwcsten, zwischen Mond- und St. Wolfgang-See, der Schafbcrg (5470 P. F. — 1780 Mtr.), berühmt wegen seiner herrlichen Fernsicht. Das nördliche Porland der Kalkalpcn, größtcntheils ans Sandstein bestehend, ist ein vielgcgliedertcs Hügelland von aneinander gereihten verschiedenen hohen Terrassen, welche von Gewässern vielfach ansgcfnrcht und durchschnitten, theil-wcisc ganz in eine wellenförmige Bodcnanschwcllung aufgelöst sind und schon in ihrer Bildimg an die Ausläufer des Böhmmvalds erinnern. Die bedeutendsten dieser Vorhöhcn sind der Hansrnckwald (2537 F. — 802 Mtr.) und der Kobcrnauser Wald (2425 F. — 7!>7 Mtr.). Der unmittelbar an der Donau sich erhebende Sauwald (2770 F. — 87(, Mtr.) gehört nach seiner geognoftischen Beschaffenheit zum Bayrischen Walde, und nicht zn den alpinen Vorlagen (s. S. 132). Die wichtigsten Alpenpässc Obcröstcrrcichs sind der Paß Gschütt, ans der Abtenau in'ö Gosauthal, das Pötfchcnjoch vom Hallstättersee zum Ausseer Secn-gebict führend, nnd der Pyhrnpaß (2800 P. F. — 1383 Mr.), der Dreiscssclberg (4112 P. F. — 133l; Mtr.), letzterer am Trifminm Oberöfterreichs, Böhmens nnd Bayerns, und der Hochfichtct (4100 P.F. — 1332 Mtr.). Südwärts wird das Gebirge rasch niedriger; jenseits des Thals der großen Mnhl zieht sich der Winzer-Wald (im Sternberg noch 3500 P. F. hoch) bis zur Donau, an der nnmittetbar der Pöstlingberg (1700 F.) steht, berühmt dnrch feine herrliche Alpcnanssichi. Der von der ^inz-Budwciscr Bahn überschrittene Kerschbaumer Paß trennt vom eigentlichen Böhmcrwalde den Greinerwald, (3—4000 F. hoch), der die natürliche Grenze zwischen Ober« und Nicderostcrrcich bildet. Der ebenfalls an der ^andesgrenzc, mit dem Grcincrwaldc zusammenhängende Weinsbergcr Wald ist gegen 3300 Fuß hoch. Außer dem bereits genannten Kerschbaumer-Passc ist noch der Paß von Hohenfurth (32" Vänge, 1730 F. hoch) erwähnenswert!). Ausgedehnte Ebenen besitzt Obcröstcrreich nicht. Am bedeutendsten ist das über 5 Ml. lange Winzer Becken oder die Trauncbene, deren südlicher Theil Welser Heide (s. S. 224) hcißt. Beim Austritte der Donau aus dem ^ngthalc zwischen Passail nnd Aschach öffnet sich die kleine Effcrdingcr Ebene. 608 Erzhcrzogthum O^'stcrrcich od dcr üims odcr Odcrösicrr^ch. Oberöstcrrcich ist schr wasserreich und gchort fast ganz zum Stromgebiete der Don all. Diese gehört dem Lande von Pafsau bis zur Ennsmündung mit dem rechten, von Engclhardszell bis Sarmiugstein nnt dem linken Ufer in einer Länge von 21'/^ Ml. au; die mittlere Geschwindigkeit beträgt 5—6 F. in ciucr Secunde, unterhalb Grein sind Strudel und Wirbel bcmcrkcnswcrth (vgl. S. 260). Der Douau fließen in Oberöstcrrcich zn.- rechts dcr schiffbare Grcnzflnß Inn, welcher die Salzach, Mattig, Anticßen nnd Prain allfnimmt; die schiffbare Traun, in welche die Agcr, Alm, Vöckla und Krems münden, endlich die schiffbare Enns mit dcr flößbaren Stcicr. Von worden kommen linker H.nid die kleine und große Mühl oder Michel, die Rodel, die Aist lMildaist, Fcldaist) und die Naarn. Dcr Moldau fließt die Maltsch zn, welche eine Strecke die Grenze gegen Böhmen bildet. Unter den zahlreichen Wasserfallen sind dcr Traunfall und die Waldbach St rub hervorzuheben ls. S. 817). Mineralquellen gibt es nur wenige; die bedeutendste ist die jodhaltige Quelle von Hall. Zu ^schl und Gmunden bestehen Soolcnbädcr, zn Kreuzen und Kirchschlag Kaltwasser-Hcilanstaltcn. Das oberöstcrreichischc Alpcnland ist nainentlich iin Salztainmcrgnt reich an prachtvollen Sccn, als deren wichtigste der Attcr- oder Kammcrsce, der Trauu-odcr Gmundncrsce, die beiden Langbathsccu, der Hallst ätterscc, >ie beiden Gosausccn, dcr Zelter- oder Irrsce, der Mondsce nnd dcr St. Wolfganq-odcr Abcrfec zn nennen sind (vgl. S. 835 f.). Bezüglich der klimatischen Verhältnisse kann man Obcriisterreich in drei Regionen eintheilen: die nördliche am linken Donau-Ufer mit rauhem Klima und häufigen Hcrbstnebeln, die mittlere, südlich bis zum Hochgebirge, mit milderem Klima, namentlich in den Thälern dcs Salzkammcrgutcs, nnd die Ncgion des Hochgebirges. Gctreidcgattuugcn gedeihen alle, Wein jedoch nicht. Vin; hat eine mittlere Jahrestemperatur von 8'.^," C., Ischl von 8-1°. Die häufigsten Winde sind die Westwinde, danndcr Nordost und dcr Südost. Die mittlere Iahrcsrcgcnmcngc zu Linz beträgt 2I-5>8 P. Zoll. Die Zahl der jährlichen Gewitter, geringer als iu Medcrosterrcich, ist für Kremsmünster 24's», für Linz 22-,'i, für Ischl 18, für Kirchdorf 17','l. Bcvölkcrungs-Statistik. Mch dcr Volkszählung vom ^1. December 1809 hatte Odcrostcrrcich eine anwesende Bevölkerung uon 7:^li.5)5,7 Köpfen, darnntcr 731.5,7«! Personen des Civilstandes und 4978 Personen dcs activcu Nl"ilitnrs. I8l8 zählte das Land 089.22!), 1651: 700.810, 185)7.- 707.450 Einwohner. Die Zunahme der Veuölternng (0'l9"/<>) ist somit eine geringe und wird von den meisten Kronlä'ndern übertroffcn. Anf 1 östcrr. lüVll. entfallen 850!», auf 1 gcogr. lUMl. 3881 Seelen; am dichtesten ist die Bczirkshauptmannschaft Wels, am dünnsten dic Kirchdörfer bewohnt. An Wohnorten gibt es 15 Städte, !)0 Märkte und 0058 Dörfer. Nach dem Geschlechte scheidet sich die Bevölkerung Oberöstcrrcichs (mit Einschluß dcs Militärs) in 808.095 männliche und 378.402 weibliche Personen; dcr Nationalität nach ist sie mit Ausnahme der Fremden gan; dcntsch. 715.224 Seelen (!»8"/s>) bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche, 15.025 (an 2"/„) ;nr evangelischen Kirche, dcr kleine Nest sind Israclitcn (090) und Andcrsglänbigc. Mehr als 50°/„ der erwachsenen Bevölkerung beschäftigen sich mit dem Ackerbau, fast 20"/., mit Gewerben, 2'/^^ widmen sich dcm Handcl nnd Verkehr, 7'/.."/„ persönlichen Diensten; 0'/./'/„ sind Rentiers (die von'cigcncu Mitteln leben) nnd beinahe 2"/„ bilden die sogenannte Intelligenz. Cultur-Vcrhältuissc. ^^n Obcröstcrrcich erfreuen sich Ackerbau und Viehzucht einer zumeist vorzüglichen Pflege; auch die Forstcnltnr ist ziemlich bcdcntcnd, dcr Bergbau zahlt zwar nur wcnigc Produce, ist jedoch hinsichtlich diescr belangreich. Industrie und Handcl werden rege betrieben. Physische Geographie. l>09 Voll der Bodcuflächc des Bandes sind über 9"/„ uuproductitt. Von dcnl produc-tivcn Gebiete entfallen 39^ allf Ackerland, 20"/„ auf Wicscn und Gärten, 4"/<, auf Weiden Almen) und 37"/<, auf Waldungen. Der Ackerbau steht auf einer sehr hohen Stufe und wird so schwunghaft betriebeu, daß Getreide über den Bedarf gewonnen wird. Die oberösterrcichischeu Baucrnwirthschaftcu können vielfach als Muster dienen. Das ergiebigste Ackerland liegt zwischen der Traun und dem Inn, ferner zwischen der Trauu und Euus. Die Ebene an der Donau ist ebenfalls für den Ackerbau sehr geeignet. Einen geringeren Ertrag an Bodcnfrüchtcn liefert das Ackerland in den Alpen und Poralpen. lütter den Handelspflanzcn ist der Hopfen von größter Wichtigkeit. Die Weberkardc wird hauptsächlich im unteren Mühlviertel gepflanzt. Tabak und Wein gedeihen nicht, dagegen wird der Obstbaumcultur eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet; aus dem Obste wird meist Most (Cider) bereitet. Die Erzcngungsmengcn der wichtigsten Ackerbauftroductc waren 1871 folgende: Metzen Weizen.......1,179.391 Noggen.......2,471.15') Gerste.......1,493.435 Hafer.......2/>07.08l, Kartoffeln......1,051.389 Centner Klee........3,888.819 Heu........II,373.19ft Futter-Gemenge . . . . 377.559 Flachs . . '..... 24.454 Hopfen....... 4.l)4s> Der Werth der gesammtcu Bodcnproduction bezifferte sich mit 52-7 Millionen Gulden. Die Waldungen nehmen nur im Gebirge große Flächen ein, im Niederlande gibt es meist nur kleine Bestände (Schacher). Die Bcwirthschaftung dcr großen Forste ist rationell, die kleinen Waldnngcn jedoch werden leider stark gelichtet. Im Gebiete nördlich uou dcr Donau siud drei Holzschwemmm im Betriebe, an dcr schwarzen Aist, an der Mühl und an der Märn. Alljährlich zeigt sich eine bedeutende Abnahme des getrifteten Holzes und eine allmähliche Erschöpfung der Wälder. Das Gcfammt-erträgniß dcr obcröstcrrcichischcn Waldungen belauft sich ungefähr auf 13'37 Mill. Cubikfuß Bauholz. 44/33 Mill. Ellbikfnß Brennholz nnd 13 Mill. Eubikfuß Stock-und Rcisigholz, zusammen im Werthe von 3'15 Mill. Gulden. Die Viehzucht steht wie der Ackerbau auf einer sehr hohen Stufe. Besonders wird die Rindviehzucht durch den sorgfältigen Wiesenbau und die trefflichen Alpen-Weiden gefördert. Nntcr den einzelnen Zweigen der Viehzucht ist die Zucht der Pferde im Aufschwünge begriffen. Die Pferde dcr norischcn Naec sind sehr stark (Traunrossc) und ausdaucrud. Au Pferden zählte man im Jahre I8l>9.- 51.306 Stück, somit 235 auf 1 üMl.; an Hornvieh 475.519 Stück (darunter 243.443 Kühe), somit 2227 anf 1 UMl.; ferner 125.594 Schafe, deren Zucht rationell betrieben wird, 19.502 Ziegen und 182.512 Schweine. Mit dcr künstlichen Fischzucht «von Saiblingen, Forcllcn,) für welche das Land wegen seiner Flüsse und Scen ganz geeignet ist, befassen sich die Klöster Krcmsmünstcr und öambach, sowie zwei V^cine ^" Ischl und Vinz). Die Bienenzucht ist im Aufschwünge begriffen; 1899 Bienenstöcke. Dcr Sciden-bauvcrcm zu Änz, welcher sich die Hebung der Seidenraupenzucht zur Aufgabe machte, hat sich vor kurzem aufgelöst. ^ Als Iagdthicrc kommen vor: Hirsche, Nehc, Gemsen, Hascn, Aucr-, Birb und Haselhühner. Schildhähnc, Fasanen, Fischottern u. s. w. Unter den wcnigcn Erzeugnissen dcs Bergbaues in Obcröstcrreich stehen Salz, Braunkohlen und Steine voran. Das Wolfscgg-Trauuthatcr Kohlenrevier im Hausrnck licfcrtc im Jahre 1871: 5,235.038 Etr. Braunkohlen. Salz liefern die Salzbcrgc zu Hallstatt und Ischl, von wo aus die durch Auslaugung des Umlauft, Oossöir.-unq, MoNli,ck!>!>. 5,9 610 Erzher;oMiim Oesterreich ob der Enns oder Oberösterreich. Hasclgcbirges gewonnene Soolc in die Sudhäuser von Ischl, Hallstatt und Ebensce geleitet wird. Dic gcsammte Salzansbente belauft sich auf I,178.750 Stück), Die Baumwoll-Industric wird in 8 Spinnereien mit 100.000 Spindeln nnd in mehreren Webereien fabrikSmäßig betrieben. Dcr Leincn-Indnstrie dient die große Flachsgarnspinnerci ;n Stadl bei Lambach; im oberen Mühlvicrtel wird Haltswebcrci eifrig betrieben. Für Erzengung von Kuustmchl bestehen 3 5knnst-mühlcn; mit dcr zu Klcinmünchen ist eine schwunghaft betriebene Tcigwaarenfabrik in Verbindnng. Die Zahl der Vraucrcien belauft sich auf 260; diese erzeugten im Perwaltimgsjahrc I8l^/?0: !,002. Die Israclitcu habeu eine religiöse Gemeinde in Linz. Politische Einthcilung. Oberösterrcich zerfiel vormals in vier Kreise: den Mühl-, Iun-, Hausrlick- lind Traunkreis; dcr Mühlkreis umfaßte dcu Laudcsthcil im Norden der Donau nnd das Linzer Stadtgebiet, der Traunkrcis das Gebiet zwischen Enns und Traun, westlich daneben lag dcr Hausruckkrcis, am rechten Innufcr dcr Innkreis. Gegenwärtig ist es in die Stadtgebiete vin; imd Stcicr und in 12 VczirkshanpjMannschaften eingetheilt, welche letzteren in 4<> Gerichtsbezirke zerfallen; die Bezirkshauptmannschaften und Gcrichtsbezirkc (GB.) sind folgende: 1. Vraunau; 4 GA.: Brannau. Mattighofcn, Maucrkirchen, Wildshut. 2. Frcistadt; '! GB.: Freistadt, Lconfcldcn, W^ißcnbach. 3. Gmundcn; 2 GV.: Gmunden, Ischl. 4. Kirchdorf; 3 GB,: Grüubcrg, Kirchdorf, Wiudisch-Garstcn. 5. Linz; 5 GB.: Euns, St. Florian, Linz, Ottcnsheim, Nrfahr. 39* 612 Erzhcrzogthum Oesterreich ob der Eims oder Oberösterreich. l». Perg; 4 GB.: Grein, Manthhallscn, Pcrg, Prägarten. 7. Ried; 3 GB.: Haag, Obcrnbcrg, Ried. 8. Nohrbach; 5 GB.: Aisscn, Haslach, ^cinbach, Nenfcldcn, 3tohrbach. 9. Schärding; 4 GB.: Engclszcll, Pcucrbach, Naab, Schiirding. 10. Stcicr; 4 GB.: Kremsnüinstcr, Ncnhofcn, Stcicr, Wcier. 11. Vücklabruck; 4 OB.: Frankenmarkt, Mondsec, Schwanenstadt, Vücklabruck. 12. Wels; 5) OB.: Effcrdinq, Gricskirchcn, ^anlbach. Wai^cnkirchen, Wels. Hieran nwgc sich cine Gesainlntiibcrsicht dcr adnnnistrativen Tcrritorial-Ein-theilung von Oesterreich ob der (Hnns schließen. Zahl Zahl Flächen- Anwesende Politische Land-VeHirke ^" ""' "'^°"'" Ml. 31. Dec. 1869 Städte mit eigenem Statut: Linz............... — 1 0-54 30.394 Steier.............. — IN 007 13.392 Aezirkshanfttmaiinschaften: Vraunau............. 4 891 18'97 53.20N Freistadt............. 3 , 410 18'48 48.703 Gmunden............. 2 223 2S'81 49.477 Kirchdorf . .'........... 3 110 21-52 34.283 Linz (Umqebunq).......... 5 . 49 14'74 65.691 Pcrq............... 4 322 14'84 S0.S55 Ried............... 3 743 13 47 58.369 Rohrbach............. 5 524 15'04 56.555 Schärding............. 4 759 13'74 54.162 Stcirr (Umqcbunq).......... 4 285 23'20 62,870 Vücklabruck............. 4 772 20'0« 65.075 Nrlö............. . 5 1064 17'33 85.84? Summe 46 6163 217 67 j 731.579 Militär . 4.978 75!«,55>7 Die 10 größten Ortsgcmcindcn Obcrösterrcichs sind (nach der Zählimg vom 31. Dec. 186N) folgende: Einwohner Linz.........80.588 Stcier........18.892 IM........ 6.842 Wels........ 6.827 Urfahr........ 6.275 Einwohner Gnumdcn.......s,.062 Sicrning.......li.l)47 Altnnmstcr.......5.573 Garsten........5.892 Wcicr........4.813 Topographic, 613 Topographic, a) Zie Landeshauptstadt ^inz. Wappen: Ein zweithitrnn'ges Casttll auf einem Hügel im blauen Felde; zwischen den Thitnmn das östcr« reichischc Wappenschildchrn: Der silberne Querbalken iui rothen Felde. Linz (lat. ^roätUmn, I^nUa) liegt 76,^ F. (248 Mtr.) über dem Meere am rechten Donauufcr, hart am Strome, welcher hier ungctheilt vorbcisiicßt, unterhalb der Enge von Auchcnau im gesegneten Winzer Becken, in heiterer hügeliger Gegend und im Angcsichtc der nördlichen nnd südlichen Gebirge. Das Klima ist gemäßigt, doch fallen hänfig Nebel nnd unter den Winden herrscht der ost sehr ranhc Ost vor. Die Hauptstadt Obcrösterrcichs ist trotz ihrer 80.538 Einwohner, der ansehnlichen Besatzung, der trefflichen Handclslagc am Strome nnd der Mündung der schiffbaren Traun, sowie an der Westbahn im Ganzen eine stille Stadt, und nur zur Zeit des fast jährlich wiederkehrenden Volksfestes, das mit einer land-wirthschaftlichcn Ausstellung verbunden ist, sehr belebt. Linz hat keine Mauern, die eigentliche Stadt ist nur von geringem Umfange und hangt mit den zwei Vorstädten, der oberen westlichen und der unteren östlichen, unmittelbar zusammen. Am linken Ufer liegt der Markt Urfahr mit 6275 Einwohnern, zu welchem seit 1872 eine 296 Mtr. lange, auf 6 mächtigen Granitpfeilcrn ruhende eiserne Brücke führt und der gewissermaßen cinc dritte Vorstadt bildet. Linz ist zwar eine stattlich gebaute, freundliche Stadt, besitzt aber nur wenige hervorragende Gebäude. Der von Kaifcr Friedrich III. angelegte stattliche Hanptplatz, der von der Donau aufsteigt, gleicht einer Hauptstraße in einer Residenz; ihn zieren zwei Springbrunnen uud die vou Kaifer Karl VI. im Jahre 1723 errichtete Dreifaltigkcitssäule. Der zweite Platz ist die schone, mit Platanen besetzte Promenade, vom Theater, der Reitschule und Rcdoutc umgeben. Als die bedeutendsten Bauwerke unter den 1400 Häusern von Linz sind zu nennen: der Bischofhof oder die bischöfliche Residenz, das neue Staatsgymnasium, der prachtvolle, noch im Bau begriffene neue gothische Dom, die alte Domkirchc, 1070 erbaut, die Stadtpfarrkirche vom Jahre 1286, 1822 rcnovirt, die schöne Mathias-oder Caftucincrkirchc mit dem Grabmale des kaiserlichen Feldherrn Montccnculi (gest. 1680), das Landhans, das Rathhaus, das Theater, der Bnrgcrhof, das Palais des Erzherzogs Maximilian, das Prunnerstift nnd das Schloß. An das letztere, welches auf einer Anhöhe über der Stadt und der Donau liegt und gegenwärtig als Caserne dient, knüpfen sich manche historische Erinnerungen. Kaiser Friedrich Hl., welcher Linz zur Landeshauptstadt erhob, brachte im Schlosse seine letzte Lebenszeit zu; hier hatte Kaiser Leopold I. seine Residenz, als 1683 die Türken Wien belagerten. Seine gegenwärtige Gestalt erhielt das Schloß in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Linz ist der Sitz des Landtages, der Statthaltern, eines Bischofs und besitzt viele Bildungs- und Hmnanitätsanstaltcn. Es bestehen hier ein Gymnasium, eine Realschule, cinc Lehrer- und eine Lehrerinnen-Bildungsanstalt, eine bischöfliche theologische Diöcesan-Lehranstalt, cinc Hcbammcnschule, Handels- und Gewerbeschule, Blinden- und Taubstummen-Institut, Krankenhäuser u. s. w. Erwähnenswert!) sind ferner das Landcs-Museum Francisco-Carolmum, die öffentliche Studicnbibliothek mit 30.500 Bänden, das Landcsthcater. Linz zählte im Jahre 1872.- 73, die Umgebnng 22 Vereine. Die Industrie ist bedeutend, namentlich die Wollindnstric und die Fabrication von Leder und Leinen, sowie der Schiffbau, speciell der Bau eiserner Dampfbote. ß14 Erzherzogthnm Oesterreich ob der Enns oder Oberösterreich. Handel und Verkehr sind lebhaft, da die Stadt ein Knotenpunkt von Eisenbahnen, Land- und Wasserstraßen ist, welche Obcrösterrcich mit dcin ^ande unter der Enns, Böhmen, Stcicrulark, Tirol filier Salzburg und Vayern) verbinden. Früher war Mz auch in strategischer Gesiehuug ein wichtiger Punkt, indem es durch die vom Erzherzog Maximilian von Este erfundenen, nach ihm benannten 32 Maximilians-Thürme, ^> am rechten, 9 am linken Ufer, welche in den Jahren 1630—36 aufgeführt wurden, gleichsaut in cm festes ^ager umgewandelt war. Dem heutigen Standpunkte der Artillerie gegenüber ist das System nicht haltbar, uud so sind nur die Thürme auf dem Pöstliugberge und die Schlußmaucrn an der Donau zu dem hicr beabsichtigten Brückenköpfe geblieben. Die nächsten Umgebungen vou ^iuz bcsitzcu großen landschaftlichen Reiz. Im Südwcstcn erhebt sich der Freiubcrg, auf welchen: Erzherzog Maximilian versuchsweise einen festen Thurm errichten ließ, bevor er den Plan zu den großen Vinzcr Befestigungen ausführte. Er wurde spater mit einer gothischen Kirche versehen und den Jesuiten übergeben, welche hier ein Privat-Gymnasium unterhalten. Von seiner Hohe genießt man einen Ucberblick über Linz und zugleich an heiteren Tagen eine sehr schöne HochgebirMussicht. Dein Frcinberge im Norden benachbart sind die neuen Anlagen des yinzcr Perschönerungs-Vereines mit zahlreichen lohnenden Aussichtspunkten. Einer der schönsten Punkte ist die Donau-Aussicht. Nordwestlich liegt nahe der Donau das Cistcrcicnserstift Withering (1146 gegr.) mit den Gräbern der Schaucnbnrgcr in der schöncu Stiftskirche. Im Südosten liegt am linken Trauuufer der Industricort Klein-München (1959 E.), dessen große Spinnfabrikcn fich weithin bemerkbar machen. Der Markt Urfahr auf dem liuken Donauufcr hat eine Maschinenfabrik, lebhaften Verkehr und guten Obstbau. In der Nähe ist der wildfchüne, malerische Hasclgraben mit dem alten, zum Theile noch bewohnten Schlosse Wildbcrg, wo König Wenzel von Böhmen im Jahre 1394 gefangen saß; weiter nördlich das reizend gelegene St. Magdalena auf einer mäßigen Anhöhe mit einer herrlichen Aussicht über Linz, Enns nach der im Hintergründe hoch ansteigenden Alpcukcttc. Eine halbe Stunde entfernt liegt das dem Fürsten Starhemberg gehörige Schloß Auhof mit einem Parke, Brauerei und bedeutender Ockonomie. Von Urfahr nordwestlich erhebt sich der Postlingberg (1700 F.) mit einer vielbesuchten Wallfahrtskirche, von Festungswerken umgeben, die gleichsam die Citadelle von Linz bilden; die herrliche Fernsicht von hier ist die umfangreichste in der ganzen Winzer Umgebung. d. Orte im übrigen hantle Oberösterreich. 1. Mnhllreis. Hauptstadt des Kreises war Linz; uon den bereits oben genannten Orten in der Umgebung uon !^inz gehören Klein München, Freinberg, Nilhering, Urfahr, St. Magda lena und Wildberg hieher. An, linken Tonau-ufer liegt nahe der Grenze gegen Niederöstcrreich der Markt Sarmiugstein an der Mündung des Sarmingbaches, mit einer alten Warte; dann folgen stromaufwärts die Märkte St. Nikolai und Strudcn, zwischen denen sich inmitten des Bettes die Frlsrninscl Hauöstein mit den Trümmern eines Schlosses befindet; an dem Hausstein bildet sich der Wirbel. In Struden besteht eine bedeutende Zündwaarenfalirit. Oberhalb deö nahen Strudels liegt das hübsche Stäbchen Grein mit dem ansehnlichen Schlosse Grcinburg; auf der Höhe oberhalb Grein die besuchte Kaltwasserheilanstalt Kreuzen mit umfangreichen gut eingerichteten Gebäuden, in schöner freier ^!age. Westlich uo>' Grein, etwas dom Strome entfernt, steht über dem durch eine Waldschlucht sich durchwindenden Klammbache Clam oder Klamm, eine der schönsten und ! interessantesten Burgen des LandcS, Eigenthum ! der Grafen Clam Martinitz. Der Ennömündung gegenüber finden wir den gewerbfleißigen Markt Maut hl, au sen, mit fliegender Brücke, indessen Nähe sich vorzügliche Oranitbrüche befinden; das Schlößchen Pragsteiu ragt auf niedrigem ' Felsen in den Strom hinein. Gegenüber der Topographic. 615 Traunnuindung liegt dir zum Theil mit Mauern umgebene Stadt Sleicrcgg, iibcr der das gleichnamige Schloß, Graf Weißcnwolf gehörig, ficht-bar wird. Oberhalb Urfahr, Withering gegenüber, ist der Markt Ottrnshrim (2302 E.) gelegen, mit einer schönen Kirche rwm Jahre 1465, einem Schlosse, Handel und vorzüglichem Obstban. An derNaarn liegt dasDorf Vanm ga rt e»-bcrg, wo 1149 bis 1764 ein berühmtes Cister-eienserkloster bestand; weiter anfwärts der alte, ansehnliche Markt Perg mit großen Mahlstein brüchen. Der östlich von der Naarn gelegene Flecken Pabnenkirchen hat eine der schönsten altgothischen Kirchen deß Kreises. Die wich' tigstcn Orte an der Feldaist sind der Flecken Käfcrmartt, gleichfalls mit einer höchst sehens-wcrthcn gothischen Kirche, und das mit Manern uiuschlossenc Städtchen Freistadt (2680 E.), an der nach Böhmen führenden ReichSstraße nnd nnweit der Vinz-Vudweiscr Bahn. Es hat 3 Thore, 3 Vorstädte, ein Real Ober^Gymnasium; das alterthümliche Schloß ist in eine Caserne nmgr Wandel!. Von Käfermarkt westlich liegt Neu-markt an der Bahn, westlich von Freistadt der Markt Sehen krnfelden, mit wichtiger ^ein-Weberei, An der großen Rodel ist zunächst Gra-maftrtten, ein Markt, mit schöner Kirche ans dem 11. Jahrhundert nnd der benachbarten Burgruine ^ichtcnhag, zu nennen. Weiter anfwärts folgt der Markt Zwettl mit einer Schafwollwaarenfabrik; in dcr Nähe befindet, sich die Ruine Lobenstein. Der Flecken i'eon-felden an der großen Rodel, mit Gräben, Basteien nnd Ringmauern umgeben, 1421 von den Hnssitcn zerstört, treibt starke Leinweberci. Bösenbach oder Posen bach, Dors am gleich namigtn, znr Donau fließenden Bache, welcher Perlenmuscheln filhrt, hat eine interessante gothische Kirche. An der großen Mühl liegt eine kurze Strecke oberhalb der Mündung der Markt Neufelden, mit Lemenweberei und Hopfenhandel; dann folgt am Zusammenflüsse der großen nnd der böhmischen MUhl der Flecken Ha« lach (2278 E.) mit einer Leinen- nndBanm-wollwarenfabrik. Nordwestlich von diesem, an der großen MUhl, ist Nigen (2065 E.) gelegen, ein Markt mit lebhafter ^einenindustrie; in der Nähe befindet sich die Glasfabrik Sonnen- l wald. An der böhmischen Mühl liegt das rmgimn Uon Bergen umschlossene Dorf Helfen-berg mil einer großen Webewarenfabril und einem geräumigen Schlosse. In der Nähe befindet sich die sogenannte „steinerne Mühl«, ein von dcr Mühl'durchtobter Felsenpaß, und dir Rnine Pibersttill. In einem angenehmen Sriteuthale, der großen Mühl liegt das Dorf Schlägl mit einein im Jahre 1218 von KalchocuS lion Fal-kenstein gegründeten Prämonstrateuserslift, welche? eine schöneKirche, eine Bibliothek und nnbgedehnte ! Waldungen besitzt. In Seitenthälern des kleinen! Miihlthalcs finden wir den gewerbsteißigen Marktflecken Lembach nnd Markt Nohrbach mit einer Lederfabrik und bedeutendem Vieh Handel. 2. Inntreis. Nicd (4044 (5.), früher die Hauptstadt des Kreises, liegt am Zusammenflüsse der Breits- nnd Obcrache, deren Wasser sich in die Antießcn ergießt, und an der Nestbahn. Es ist der Sitz mehrcrcr Behörden, hat ein Realgymnasium, 2 Vorstädte, Alt und Klein Ried, nnd ist schön gebaut. Die lebhafte Industrie be-faßt sich namentlich mit der Erzeugung rwn Leinwand nnd Tnch. Der Hoftfenban und die , Bierbrauerei sind ebenfalls bedeutend. Nuter den wenigen Orten an der Donan ist der Markt Engelhartözcll der wichtigste; in unmittelbarer Nähe befindet sich das im Jahre 1780 aufgehobene Oistercicnscrstifi EngelSzeil, 1293 gegründet, mit schöner Kirche, die jetzt Pfarrkirche ist. Die bedeutendsten Orte nächst Ried liegen am rechten Innnfer, so an der Mündung des Prambaches die gewcrbfleißige Stadt Schinding (2962 E.), welche mit dein Orte Nnchanö in Bayern durch eilte hölzerne Brücke über den Iun verbnnden ist. In Schärdiug sind bciner-kcnswerth: die Bierbrauereien, der Holzhandel, dcr Bruch von Ban und Pflastersteinen (Schär-dinger Granit ActiewGesellschaft), der Hopfenbau und die Zündhölzcheufabrik. Die Stadt war einst sehr befestigt. Das umfangreiche Schloß, welches der Mittelpunkt ciuer eigenen Grafschaft war, zeigt sich nur noch in wenigen Ueberresten. Eine kurze Strecke weiter aufwärts am Inn liegt Suben, wo bis 1787 ein Augustiner Chor hcrrenstift bestand, drsfen Gebäude gegenwärtig als Strafanstalt fnr Männer eingerichtet ist. Unweit der Anließen Mündung finden wir das Dorf Reichersbrrg, mit einein um 1084 ge-gründeten Chorhcrrenstift, welches eine schöne Kirche, Bibliothek und Gartenanlagen besitzt. Der Markt Obernberg in einer schönen, frucht' baren Gegend hat ein altes Schloß und viele Gewerbe. Das Dorf Ha gen an am Einflüsse der Mattig in den Inn besitzt Fischteiche uud treibt Hopfenban. Katzcnberg am Inn hat ein mit tiefen Gräben und Mauern umgebenes Schloß mit schöner Schloßcapelle. Oberhalb der MattiaMUndung liegt die Stadt Vraunau (27K7 E.), das römische liruiulnnum und einst starke Festung, bis 1779 unter bayrischer Herrschaft. Mit dem Dorfe Simbach in Bayern ist es durch eine Holzbrlicke und eine Eisenbahn-l brücke verbunden. Die Stadt besitzt sehr schöne kirchliche Baudmkmäler im gothischen Stile au« dem 15. Ihd., nämlich die Stadtpfarrtirche mit einem sehr hohen Thnrme, die ehemalige St. Martinskirche und die Spitalkirche. Neben der letzten steht das Deutmal des 1809 in Brauuan von den Franzosen erschossenen Buchhändlers l Palm aus Nürnberg, der auch auf dem Friedhof einen Denkstein hat. Bemerkenswerth sin» die Tuchindnstrie, die Glockengießerei, Zündwaren-> fabrication, Bierbrauerei und der Holzhandel. ! Südlich von Brannau liegt nahe dem Iun das ! Dorf Ranshofen mit r'iimn Schlosse (früher Augustiner Chorherrcnstift) auf einer Anhöhe mit herrlicher Aussicht. Die ehemalige Stiftskirche ist in italienischem Stile gebant, auf dem Friedhofe steht eine uralte Todtencapelle. Zur 616 Erzherzogthum Oesterreich o!) der Enus oder Obercisterreich. Zeit der Karolinger war Ranshofen unter dein Namen „Rantesdorf" eine königliche Pfalz. In der Umgebung br.itel sich der Lachforst aus, südwestlich an der Salzach der größere Weilhart forst Am rechten Ufer des cbengenannten Flusses lilgt das Dorf Ostcrmic thing, gleichfalls einst königliche Pfalz, mit einer Kirche auf cineni Hügel, zu dem 835 Stufen hinaufführen-, der Thurm ist 244 F, hoch. Weiter aufwärts folgt Wilds Hut mit einem Schlosse auf steiler Höhe. Davon nordöstlich, am Ibmer Moos, ist zwischen dem Ibmer und dem Harbinger See das Dorf Ilim oder Ilien g'legen. Verfolgen wir nun den Lauf der übrigen, kleineren Zuflüsfe des Inn stromabwärts, so finden wir zunächst an der Mattig den allsehn lichen Markt Manerkirchcn mil dem Schlosse Spitzenberg nnd am Triflbach, der rechlS zur Mattig flicht, in schöner Gegend "den Flecken Mattig Höfen, mit stattlicher Pfarrkirche, altem Schlosse, römischen Alterthümern und uielen Gewerben. Auch Mattighofen war Pfalz, zuerst! der Karolinger, dann der Bayeruherzoge. Es ^ ist wegen seiner eisenhaltigen Quelle ein besuchler Badeort. An der kleinen Ach liegt der gewerb fleißige Markt Althcii». Im Thale der An tießeu ist der Marti A uroI; m ü n ster bemerkens werth, welcher eines der schönsten Schlösser ^ Oberöstcrreichs besitzt; bedeutend sind hier der Hopfenbau und die Damhirschzucht. An der oberen Pram liegen das Dorf Zell, mit sehr großer Kirche nnd bedeutender Weberei, der ^ Flecken Ried au, mit gothischer Kirche und das Dorf Taistirchen; in einem Seitenthale der Pram finden wir Raab, Marlt und Schloß am gleichnamigen Bache, mit Bierbrauerei. In der Nähr ist Viaria Bründl mit einer warmen Mineralquelle. 3. Trauntreis. Am Einflüsse der Steier in die Euus, in einem heiteren Thale, liegt die Stadt Steier oder Steyer, Hauptort des Kreises und die zweite Stadt Oberüsterreichs, die mit den Vorstädten Eunsdorf. Steicrdorf, Wieferfrlo und angrenzenden Weilern 13 392 Einwohner zählt. Die eigentliche Stadt liegt am linten, Ennsdorf am rechten Ufer der Enns, Stcierdorf zu beiden Seiten der Steler, Mehrcrc Brücken führen über beide Flüsse. Steier ist der Sitz vieler Behörden und besitzt eine k. k. Oberrealschule. Die älteren Häuser haben, wie im Salzburgischen, flache Dächer. Unter den <) Kirchen und Capellcn ist besonders die gothische Stadtpfarrkirche ausge zeichnet, von Puchsbaum 1443 uach dem Vor bilde des Wiener Stephansdomes erbaut, mit einem mächtigen Qnadcrthurme. Eine sehr schöne Lage auf einem Felsen über der Steier hat das! Lamberg'sche Schloß, auf der Stelle der alten! Steierischen Burg. Vmn Tabor aus genießt mau eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt und die ^ Gebirge. Die alten Besitzer der Burg und Stadt! Steier, die Nul'üiii««^ clo 8t)'i'H, erwarben die heutige Steiermart und gaben ihr den Namen. Steier ist der Geburlsort'des Dichters Alois! Blumauer. Hier wurde auch 1^00 ein. Waffen ! , stillstand zwischen Erzherzog Karl und Moreau ! geschlossen, Steier ist der Mittelpunkt der ober-! österreichischeil Eisenindustrie und wird auch das deutsche oder österreichische Birmingham genannt Erwähnensw.'rth sind die Eisengießerei, die Werkstätteil der ersten österreichischen Waffen-! fabrits Gesellschaft zn Steier und Oberlctteu (an der Steier), die Erzeugung von Metall-waaren zu Nuterhimmel, die Zerrenn- und Slreck-hämmer, die Drnckerei uud Färberei und d^ie Glockengießerei, Anch der Handel Steiers mit Eisenwaareu, der durch die !l!age au der Rudolfs-bahn sehr gefördert wird, ist nngemein bedeutend. Iu der iilteressanteli Umgebung vou Steier liegt sudlich au der Enns Garsten (146« E., die OrtSgemeinde 53l^2 E.) mit dem gleichnamigen, 176? aufgehobene Benedictiuerstifte, iu dem sich jetzt ciue Strafailstalt befindet. Von Steier abwiirts liegt im breiten Thale nilweit der Einmündung der Enns in die Donau die alte Stadt EnnS (3764 E., Bahnstation), welche allmählich am Fuße der im Jahre Wl) erbauten Ennsburg entstand. Die Ringmauern der Stadt sind augeblich vom ^ösegeld des Richard Mvmherz erbaut. Di? mertn'ürdigsteu Gebäude siild das Schloß Eunsegg, Besitz des Fürsten Auersperg, mit schönem Parte, der freistehende Stadtthurm, von dessen Gallrrien man eine schöne Nnndsicht genießt, nnd die gothische Stadtpfarrtirche mit einem sehr jchöuen Portal. I» der nnmittelbaren Nähe von Enns liegt das Dörfchen 5,'orch, au jeuer Stelle, wo rillst die glättende Röüi'.'rstadt I^HulVllcuni stand. Die Kirche, zwischen dem 13. und 15. Jahr ! Hunderte gebaut, ist ein ehrwürdiges D'ulmal > kirchlicher Baukunst; auf dem Friedhofe sind die ! romanische Todtencapelle und die schöue altdeutsche l Lichtfäule sehenswerth. W.'stlich von Euns ist der ! Marlt St. Floriail (3C.31 E,) gelegen, mit dem berühmten, gleichnamigen Chorherreilstifte, ! ailgeblich 455 vom hl. Severin gegründet, 1071 erneuert. Das jetzige Gebäude staumlt vom Jahre 1713. Hier ruht d?r Märtyrer St. Florian. Besonders bem.'rkcnsw.'rth in dem prachtvollen Stifte sind die Kirche, die Katakomben, die ' Gastzimmer. >vo Karl VI, uud Prinz Eugen oft weilten, die treffliche Bibliothek (40.000 B?e.), die Gemälorsammlung; auch vestcht hier ein ! theologisches Hausstlidlum. Besonders große Ver-! dienste hat sich diese« Stift um Bodcncultuv, ! Kunst uud Wissenschaft erworben. Daher wohnen z hier die wohlhabendsten Baueru, uud die ganze Umgegend gleicht einem Garten. Nahe der Trau» müuduug liegt der Martt Eb elsb erg, »lit fiimn Schlosse und alter Pfarrkirche, bekannt durch die > hrldenmiithige Vertheidigung der Trauubrücke ! durch die österreichische Landwehr im Jahre 1909. ! Die übrigen Orte des Kreise« seien nach ihrer Lage an den Donau Zuflüssen genannt. ^ An der Enus finden wir oberhalb Stcier im Gebirge das Dorf Losenstein (20)9 E.). welches von dl!r gleichnamigen Burgruiuc hoch überragt wird; iu der Umgebung wird die Nägel' Fabrication start betrieben. Der Martt Weier ! o)er Weyer im Eimsthale (als Ortsgein'inde Topographic. 617 4313 E.) hat Eisen- und Stahlhämmer und Schwarzkohlcngruben im nah«! Lindau. Im Thalr der Stcicr liegt westlich von Stadt Steier da? dlirch Messer mid Nagclschmieden wichtige Dorf Sirrning («047 (5.). Grünbnrg ^182 Eiuw.), weiter aufwärts gelegen, hat gleichfalls . bedeutende Eisenindustrie. Stein dach, gegen , über vonOrnnbnrg, heißt nach den vielen Mcsscr^ ^ schmieden im Volkönuinde „Messerer-Stcinbach". Nahe der Einmündung der krummen Steierling in die Steier liegt das Dorf Mölln oder! Molln, mit Sensenindustrie, bekanllt durch seine > Maultrommel Fabrication. SüdlvärtS finden wir ! an der Steier den Engpaß Klaus, welcher^ durch zwei, nun in Ruilirn liegende Burgen beherrscht wurde; das gleichnamige Dorf, zwei Stunden sich hinziehend, ist das längste im ^'aude. In der Nähe des au der obersten Steicr in eincui wildromantischen Äesselthale gelegenen Dorfes Hiuterstod er befindet sich der 84 F. hohe Wasserfall „Strnmboding." An dem ober-halb Klaus in die Steier mundenden Teichlflusse liegt iil einem herrlichen Thale der Flecken Windisch Garsten mit Sensengeuxrten und einer Schwefelquelle (Buchrieglerbad.) Am Pyhru-passe, der iu'S EnnSthal l,nach siezen) führt, liegt Spital am Pyhrn, das zu Anfang des 12, Jahrhundert? zur Beherbergung der nach Palästina wallfahreildrn Pilger entstand. Das im Jahre 141« gegründete Eollegiatstift, 1807 auf^ gelost, ist jetzt das Schloß deö Ortes, der Säbelklingen und Sensen fabricirt. All der vor Ebelsberg in die Traun mün dendM Krems finden lvir zunächst den Markt Ncuhofen, in dessen Nähe die Schlösser Oschwendt nuo Weißeuberg liegen. Südlich davon, am Snlzbache, ist der Markt Hall durch ! seine Iodqnelle sehr bekannt und als Curort viel besucht. An der Krems selbst liegt der Markt, KremSmünster mit der berühmten, 777 vom ^ bayrischen H'rzoge Thassilo gestifteten B'iledic- ^ tiner-Abtei. Das StiftSgcbäuoe bildet eine kleine ^ Stadt. Üs besitzt eine prachtvolle Kirche, eine! Schatzkammer, eine w^rthuolle Bibliothek ^50.000! Bände), Genläldesanimlung uild andere Eabinctc,! eine 8 Stock hohe Sternwarte, 17^5 erbaut,! mit einem astronomischen Brunnen, in welchem! mall die Sterile bei Tage schell kann. Im Stifte besteht ein t. l. Obergymnasimn. Der Markt ist sehr grwerbfleißig. Südlich von ztremomnnster finden wir die reizend im Kremsthale gelegene CistercieilserAbtei Schlierbach oder Maria Saal in der Sonne, 1355, gegründet, Venachbart ^ ist der Markt Kirchdorf in demselben Thalc,! »velchcr bedeutenden Handel mit Eisenwaaren treibt; aufderHöhe liegt die alte Burg Pernst ein. ! Im oberstenKremöthalc ist Michld orf (3057 E>),! durch seine Sensellgcwerke nud die aus steilen Felsen gelegene, nahe Burgruine Schellen stein bemcrkensiuerth. Nordwestlich von Kirch dors, in der Nähe der Alm. liegt das Dorf! Pettenbach, das römische Vals Hauptort des Kreiseö, an der Wetser H'ide, dem linken Traunufer und der Westbahn gelegen, ist ein freundliches Landstädtchcn römischen Ursprungs, da? alte Ovi1^1>ac. Wels ist mit hohen doppelten Mauern umgeben, hat zwei Vorstädte und zählt mit diesen auswärts, so gelangen wir nach dein weltbe^! rühmten Curortc Ifchl (6842 E.) an der Ein ^ milndung des gleichnamigen Flusses in die! Tränn. Ischl liegt inmitten lieblicher Hügel, um- ^ schlössen von einem Kranze hoher Bergrücken.! Es ist der Mittelpunkt des Salzkammerguts mit großen Sudhäusern, als Bad ist es erst seit 1822 bekannt, gehurt aber jetzt zu den europäischen Moorbädern. Unter den Gebäuden ragen >ie Pfarrkirche, die Trinkhalle, die Badeanstalten, das SalinenverwaltungS'Gebiiude und mehrere Hotels hervor. Die Zahl der schönen Villen ist bedeutend. Im Norden liegt in einem großen! Parke die kaiserliche Villa.' Hübsche Anlagen durchliehen daS Thal. Nach Westen hin führt bas Thal der Ischl zum grünen Wolfgang See, an dessen nördlichem Gestade der Markt St. Wolfgang, mit einer großen altgothischcn Kirche, liegt; voll hier aus oder von dem salz-burgischen St. Gilgen am Westende des Sees besteigt man gewöhnlich den Schafberg (f. S. 6l). Oberhalb Ischl an der Traun liegt der Markt Laufen, wo der Fluß den „kleinen Traunsall" bildet. Bald folgt in einer äußerst romantischen Gegend das Dorf Goifern, mit einer uralten tlllh»l!sche» un> eiuer schönen evangelischen Kirche. In ber Nähe liegt die Ruine Wilden stein. Der bedeutendste Ort an dem von der Trau« burchflossenen Hallstätter See ist der am Westufer gelegene uralte Markt Hallstatt. Der Uferfaum ist hier so schmal, daß die Häuser wie Schwalbennester an der Bergwand zu kleben scheinen. Mitten im Ort ergießt von der Höhe der Mühlbach sich über die Felsen und bildet einen Wasscrfall. In der Nähe der Hallstatt be findet sich der Waldbachstrub (f. S. 317). Die hiesige Pfarrkirche stammt aus dem Jahre 1320. Das Salinenamt ist ein großes Gebäude. Hallstatt liegt am Fuße des Salzbcrges; anf demselben steht auch der Rudolföthnrm, unter Kaiser Albrecht 1299 zum Schutz der Salzwerke gegeu die Angriffe der Salzburger Bischöfe angelegt. Das Salzsud-haus befindet sich außer dem Markte, in der Lahn. In der Nähe des Rudolfsthurmes wurde 1846 eine großartige keltische Lcichenftälte entdeckt, die merkwürdigste in Oesterreich und von keiner deutschen errreicht; man hat bereits über 9 Gräber eröffnet und eine große Meugc von Waffen, Gefäßen nnd Schmuckgegeuständen, zumeist aus Broncr, gefunden. All der Westseite des Hallstätter See« zieht sich bei der Gosau-mühle und am Gosauzwang, einer Ueberbrückung für die Soolenleitung, das herrliche Oosauthal zuerst westwärts bis Go sau, eiueiu Torfe mit protestantischem Pastorate und freundlicher Pfarrkirche, dann südlich und südöstlich, die beiden Gosauseen (s. S. 33«) umschließend bis zum Dachstein. An der unterhalb der Lamvach mimdenden Alm oder dem Albenflufse liegt östlich vom Traun-siein ill sehr gebirgiger Gegend das Dorf Grü n a ii mit Sensenwerken; auf hohem Felsen erhebt sich die Burgruine Scharn st ein. Bei Lambach mündet auch die Agrr; unweit derselbe» uud an der Westbahn liegt das Städtchen Schwanen-stadt, mit Banmwollwaarenfabrik uud namhaftem Hopfcnbau; ober nnd unterhalb Schwane»-stadt führen Zweigbahnen zu den Wolfsegg-Traunthalrr .Kohlenwerten. Am Nordeude des Atter oder Kammerseeö, auS welchem di«Ager kommt, liegt der Markt Schorf ling, gegenüber das Schloß Kammer, schon in den See hineingebaut, dahinter das stattliche Dorf Seewalcheu. Das am Westufer am Fuße des Buchbergs rcizeud gelegene Dorf Alters ee hat eine zierliche Kirche. Am Südwestende des Sees, wo die Ache einstießt, liegt das als Sommer-frischort vielbesuchte, reizende Dorf Unter ach. Diesem gegenüber am Ostgestade finden wir Weißenbach mit einem sehenöwerthen Holzaufzuge iu der Nähe; weiter nördlich Dorf Weyeregg mit einer k. t. Schiffbaumsäge und stark besuchter Wallfahrtscapelle. Von Unterach gelangt man sehr bald zum Mondsee, an dessen Nordgestade der Markt Mondsee wegen seiner schönen Lage viel besucht wird. Bis 1737 bestand hier ein berühmtes Benedictinerstift. Die Klosterkirche, jetzt Pfarrkirche, stammt auS dem 15. Ihd. Bemertenswrrth ist die hiesige Sensenerzeugung. An der Vöctla, nahe ihrer Einmündung in die Ager, liegt die kleine Stadt Vöcklabruck, wichtig durch Bierbrauereien, Bauniwollweberei und Getrcidehandel. Wie dieses sind auch die beiden folgenden Orte Stationen der Westbahn: die anfehnlichen Marktflecken Pöcklamarkt und Frankenmarkt, letzterer mit Eisenhämmern und Leinenwrberei. Die Stadt Grieslirchen (Westbahustation) im Thale der Trattnach. nordwestlich von Wels, besitzt eine gothische Pfarrkirche und ein altes Rathhaus. Iu der Nähe befinden sich die Schlösser Topographie. 619 Par;, Tolet mit einem herrlichen Parke und Schlüsselberg. Der Martt Peuerbach am Lcdcrcrbache, der zur Aschach fließt, 3 Ml. westlich von Efferdiug, ist mit Ringmauern umgeben und hat eine schone Pfarrkirche und ein altes, Weitläufiges Schloß. Südlich, an der oberen Nschach, und an der Westbahn, liegt der Flecken Neumarkt, mit einer Schafwollwaarenfabrik. Südwestlich finden wir am Hauörnclwaldc den Markt Haag mit Kohlengruben und dem v»n tiefen Gräben umgebenen, benachbarten Star hembcrg, dem Stammschlosse des berühmten Geschlechtes, 1150 gegründet. Am Ostabhange des Hausruck, nordwestlich lon Schwanenftadt, liegt der Markt Wolfsegg mit einem alten Bcrgschlosse und einem Mincratbadc. Bekannt sind die hiesigen ausgedehnten WolsSegg-Traun-thaler Braunk»hlenlagcr, deren Hauptgruben zu Wolfsegg und dem benachbarten Thomasroith bestehen. Zwei Flügelbahncn führen von der Westbahn in das Kohlenrevier. Am Südabhange des Hansruckwaldrö liegt der Markt Franken» bürg mit einer Glashütte; er hieß früher Zwischwaldcn. Daö alte, von den Hamberger Bischöfen erbaute Schloß auf dem Hofberge liegt in Trümmern. Als Charakterbilder für Oesterreich ob der Ems gelten die Aufsätze: „Eine Donaufahrt von Änz nach Wien" S. 284, „Der Trcumfall" S. 322, „Der Traun- oder Gmundncrscc" S. 344 und „Der Deutsche in Oesterreich, Steiermark und Karnten" S. 410. 3. Herzogthum Salzburg. 130 UMl. ? l,, lint«? mit einem silbernen Querbalken. Landesfarben: Gold Roth Weiß.) Geschichtsbild. Auch das Gebiet dcö heutigen Herzogthums Salzburg war einst römisch und gehörte zur Provinz Noricum. Der bedeutendste Ort war hier lluvavmu (Salzburg), das in den Zeiten der Völkerwanderung mit so vielen anderen Städten in Trümmer sank. Im tt. Jahrhunderte finden wir das Vand unter bajovarischcr Herrschaft. Im Jahre <>W berief Herzog Thcodo von Bajoaricn den Bischof Ruvcrtus oder Ruprecht von Worms in sein Land, damit er daselbst das Christenthum predige. Nachdem dieser auch bei dcu Auaren die christliche Lehre verkündet hatte, schlug er seineu Sitz am Wallerscc auf nnd gründete den: Apostclfürsten Petrus zu Ehren eine Kirche. Sobald er aber' vernahm, daß nicht weit davon prächtige Ruinen einer ehemaligen Nomcrstadt am Flusse ^uvuvun (Salzach) lägen, erbat er sich diesen Platz, welchen ihm Herzog Thcodo mit der ganzen Umgegend schenkte, und erbaute hier eine Kirche und ein Kloster. So entstand um das Jahr 700 Stadt und Äisthum Salzburg. Nach etwa zehnjähriger Wirksamkeit kehrte Nupcrt nach Worms zurück, wo er starb. Bonifacius ordnete auch die Verhältnisse dn Salzburgcr Kirche. Bischof Arno erlangte im Jahre 7^8 erzbischöstiche Würde. Das Hochstift, dessen Berge mit großem Goldreichthum gesegnet waren (vgl. S. 96), erfreute sich bald immer größerer geistlicher und weltlicher Rechte. Der Erzbischof führte die Titel Primas von Deutschland, I^iUnk uaw8 des römischen Stuhles, hatte mit Oesterreich das Directorium im Neichsfürstenrathe und war bis 1555 alleiniger, dann mit Bayern kreisausschreibendcr Fürst im bayrischen Kreise; im 18. Jahrhundert erhielt er noch vom Papste den Ehrentitel Nxoslsu!, nebst mancherlei Vorrechten. Das Erzstift Salzburg hatte als Neichsland 174 s^Ml. mit V. Mill. Einwohner, I^Mill. Gulden Einkünfte. Die tausendjährige Geschichte des Hoch-stiftcs zählt ll4 Erzbischöfc, welche oft Hirtcnstab, Scepter und das Kriegsschwert zugleich führten. Die Kämpfe zwischen der päpstlichen nnd kaiserlichen Gewalt zur Zeit des Investiturstreites setzten auch das Erzbisthum Salzburg manchen Mühsalen aus, ohne abcr dessen Bestand irgendwie zu ändern. Die protestantische Lehre fand hier schon früh Eingang, obwohl die Erzbischöfc die strengsten Maßregeln gegen die Verbreitung derselben in Anwendung brachten; schließlich verließen im Jahre 1732 mchr als 30.000 protestantische Unterthanen der crzbischöflichcn Regierung das Land und fanden theils in Würtembcrg, theils in Preußen, theils auch m Neu-Georgicn (in Nordamerika) Aufnahme. Nach dem Frieden von Lüneville (1801) wurde das rcichsunmittelbare Erzstift säcularisirt und an den Erzherzog Ferdinand als Entschädigung für das abgetretene Toscana gegeben. Im Preßbnrger Frieden (1805) kau: es an Oesterreich, wurde Physische Geographie. 621 aber 1809 im Wiener Fricdm von Napoleon Oesterreich wieder entzogen nnd im folgenden Jahre Bayern überlassen, bis es von diesem in Folge des Pariser Friedens (1814) an Oesterreich wieder zurückgegeben ward. (5in kleiner Theil, das Vcrchtes-gadencr Gebiet, blieb bayrisch, das übcr die Gcrlos in das Zillcrthal reichende Stück wurde mit Tirol, das gauzc Hcr^ogthum als Salzachkrcis mit Obcrösterrcich vereinigt. Im Jahre 184!» endlich wurde Salzburg als ein besonderes Kronland constitnirt. Physische Geographic. Währmd der nördliche Theil Salzburgs, von der Mündung der Saalach in die Salzach an, am Flachlandc der bayrischen Hochebene theiluimmt, erfüllm den übrigen Theil des ^nudcs, beinahe ohne Zwischenstufe, die von den genannten Flüssen durchbrochenen Stücke der nördlichen Kalkalpeu und im Süden, durch ciucn Zug Ucbcrgaugsgcbirgc getrennt, die Hochkctte dcr Mittelalpen. Das Nordwcst-Ocbict zwischen dcr oberen Salza, dem Zcllcr-Scc und dcr Saalach geHort den Kitzbüchlcr Alpcu au, wo sich dcr Pihappcrsftitz (7730 P. F. ^- 2508 Mtr.) uud dcr Gams hast (<>701 P. F. — 2147 Mtr.) erheben; dcr Gerlos-Paß führt westwärts zum tirolischen Zillerthal, dcr Paß Thuru vom Ober-Pinzgau in's Thal der Kitzbüchlcr Ache; die engste Stelle des Saalthales bildet den Paß Strub ober Vofer. Zwischen der Saalach, dem Zeller-Sce und dcr Salzach liegen östlich daneben die Salzburger Alpen; das Königsscc'Aeckell sammt dem Watzmann in denselben ist bayrisch, österreichisch dagegen das Fels-Plateau des Steinernen Meeres mit dcr Schönfcldspitzc (8l'>7 P. F. ^^ 205)1 Mr.), dcr gletschertragcude Owigc Schuecbcrg (9047 P. F^ — 2939 Mtr.), das Haageugebivgc uud der Hohe Oöll. Südlich, nahe bei Salzburg, erhebt sich der zum Theil bayrische, sagenberühmtc Untersberg (6263P.F. —2034 Mtr.) mit seinen Höhlen uud Klüftcu. Ocstlich uou der Salza gehören das Tannen-gcbirgc zwischen dem Hüttau- uud Jammerthal, im Htauchcck 7474 P. F. (2428 Mtr.) hoch, und die niedrigeren Bergrcibcn nördlich von der Kammer, unter denen der Gaisbcra. (Z9s;.^ P. F. — 1092 Mtr.) bei Salzburg bemerkeuswerth ist, zu dcu Salzkammcrgut-Alpcn. In ihnen erhebt sich auch an dcr Grenze gegen Obcrüsterrcich und Steiermark der gletschcrbcdccktc Dachstein (9238 P. F.). Im Nordosten nimmt Salzburg auch am Schafbcrge Theil. Zwischeu Haagcu-und Tänucugcbirgc führt an dcr Salza der Paß ^ueg hindurch; von dcr Abtcuau (Lammcrthal) nach Gosau dcr Paß Gschütt. Südlich von dcr Salzach liegt das Gebiet der Mittelalpcu, welche im äußerstcu Westen durch das Ostcudc der Ziller-thalcr Alpen (bis zmn Thal der Krimlcr Ache), die Hohen Taucru, auf deren Kamm die Grcuzc gcgcu Tirol uud Kürutcn laust, uud die Radstädtcr Taucrn bertrctcu sind. Die höchstcu Erhebungen der Hohen Taucrn sind die Dr^ihcrren-sftitze (10.782 P. F. — :;5)03 Mtr.), der Groß - Vcnediger (11.M8 P. F. --- 8674 Mtr.^, der Hochnarr (10.031 P. F. — 3259 Mtr.) und der Aukogcl (10.014 P. F. — 3253 Mtr.V Dcr Groß-Glockner gipfelt auf Kärntcns Bodcn, seine Gruppe jedoch reicht nach Salzburg herein. Als Ncbcrga'ngc seien der Krimlcr-, Pclbcr-, Kalscr-, Nauriser-Taucrn, das Hochthor, der Goldberg-, Koru- und Naßfcld-Taueru genannt. Ocstlich von: Groß-Arlthal ziehen zwischen dcr (5nns und Mur die Radstädtcr Tauern (5)1l>4 P. F.— Ui04 Mr.), mit dem gleichnamigen Ilebcrgangc; im südöstlichstcn Theile des Bandes, am rechten Murufcr, gleichfalls deu')ttcderen Taucrn angehörend, gipfelt an: höchsten der Hafncrspitz (9522 P. F. ^ 3093 Mtr.V An dcr Euus führt dcr Paß Mandlmg 'nach Tteicrmark. Das Hauptthal dcs Bandes ist das der Sal;a, welches in seinem oberen Thcilc als Länqcnchal die Namm Ober- nnd Untcr-Pinzga n führt, au dcr nord« wilrts gcrichtctcn Durchbruchsstcllc Pouqau und im unteren Gebiete Salzachgau hcißl. Mittcr-Piuzgau ist das obere Saalachthal, ^ungau das obere Mmthal. 622 Hcrzogthmn Salzburg. Salzburg gehört hinsichtlich seiner Gewässer ganz dem Donau-Gcbictc au. Hauptfluß ist die Salza, welche links die Krimler, Kapruncr, Fuschcr, Nau-riscr und Gasteiucr Achc, den großen und kleinen Arlbach, den Fritzbach und die Lämmer, links den Schwarzbach uud dic Saalach, welche auf kurzer Strecke Bayern durchstießt, aufnimmt. Die Salza bricht in den Ocfen und dein Passe Lueg durch das Gebirge, wird bei Gölling flößbar, bei Hallcin schiffbar und bildet unterhalb der Stadt Salzburg die Grcuze gegen Bayern. Enns und Mur entspringen im Lande. Unter den zahlreichen Wasserfällen seien die Krimler Fälle, der Stcinbach-, Sccbach-, Gjoadbach-, Kitzlochfall, die Fälle in der Gastein, den Wengcrfall, der Gollinger uud der Bichlfall genannt (vgl. S. 817). Unter dcn Mineralquellen stehen die Thermen von Gaste in in europäischem Rufe; besucht ist auch das Vad in der Fusch; außerdem gibt es Soolcnbädcr zuHallein und Moorbäder auf der Ebeue bei Salzburg. Die bedeutendsten Seen des Landes sind der Zelter-, Waller-, Fuschcl- und die beiden Trumcrsccn. Die mittlere Jahrestemperatur im flachen Lande (Salzburg) beträgt 6-09" C., die im Hochgebirge (Gastein) f!-15" C. W;c alle dein Hochgebirge benachbarten Orte leidet auch Salzburg an raschem, oft plötzlichem Witterungswechsel. Die jährliche Regenmenge erreicht in Salzburg die Höhe von 111 Cent., in Gastein jene von 74 Cent. Die Zahl der Gewitter beträgt für Salzburg 23-7 und nimmt im Hochgebirge zu. Unter dcn Winden herrscht der Südwcst vor. Bcuöltcnmgs-Statistik. Das Herzogthum Salzburg besaß am 81. December I8W eiue anwcsmdc Bevölkerung von 15.-j.15!) Kövfm, darunter 151.410 Pcr< sonen des Ciuilstandcö und 1749 Personen des activen Militärs. Im Jahre 1817 zählte das Land 134.015, 1851: 146.007, 1857- 148.025 Einwohner (ohne Militär). Salzburg zeigt nur eine jährliche Bcvölkcrungszunahmc von 0'17"^, die geringste unter allen Kronlänoern der Monarchie. Salzburg ist das ciuzigc Kronland, in dein die Zunahme der Bevölkerung im Haufttortc den Rückgang in der Ziffer der Landbevölkerung uicht deckt. Auf 1 gcogr. üW?l. entfallen 1177 Seelen; es ist somit auch unter allen Kronländcrn am dünnsten bevölkert. Am dichtesten bewohnt ist der Salzachgau (mit Einschluß der Hauptstadt), am dünnsten der Pinz-gau. An Wohnorten gibt es 3 Städte, 21 Märkte nud 738 Dörfer. Nach dem Geschlechte scheidet sich die Bevölkerung von Salzburg (mit Einschluß drs Militärs) in 75.217 männliche und 77.!)42 weibliche Personen; der Nationalität nach sind alle deutsch (auch die Mehrzahl der Fremden) und so überwiegend katholisch, daß die Summe der Andersgläubigen kaum '///<. der Gcsammt-zahl erreicht. Der Beschäftigung nach unterscheidet mau: bei der Land- und Forstwirthschaft über 51^, bei den Gewerben etwas über 14"/^, beim Handel und Verkehr ^» der erwachsenen Bevölkerung; 8^"/„ leisten persönliche Dienste, 7'/»"/c> sind Rentiers, die „Intelligenz" macht 3"/„ der Erwachsenen aus. Cultur-Verhältnisse. Salzburg hat nur auf dem Gebiete der Rohproduction hervorragende Zweige auszuweisen, Industrie und Handel sind im Ganzen unbedeutend. Wegen der Hochgebirge beträgt die unproductive Fläche beinahe 19"/„ der Gesammtarea; 9-5"/„ nimmt das Ackerland ein, 10'6°/„ Wiesen und Gärten, 30-0"/y Weiden und 2<.)'4°/<. die Waldungen. Der Boden Salzburgs bietet alle Abstufungen von Fruchtbarkeit dar. Der Cultur nicht fähig sind die Schnee- und Eisfelder, Schuw und Trümmerhaldcn, die Karrcnfclder, die nicht unbeträchtlichen Sümpfl-, Moore und Moosc. Das Flachland und dic Thäler, sclbst dic tieferen Bergabhängc, haben das bcstc und fruchtbarste Erdreich. Hafer und Roggen werden am häufigsten, Weizen in günstigerem Ertragsocrhältnissc angebaut als in Obcr-und Nicdcröstcrrcich, doch producirt dcr Actcrbau nur dic Hälfte des Landcsbedarfcs Cultur V^'Mtmsso. 623 an Getreide. Die Erzcugungsmcngen der wichtigsten Ackerbauprodutte bcliefcn sich I871 auf 35)0.543 Mctzen Hafer, 315.322 Mctzcn 3toggen, 185.624 Mctzen Weizen, 139.931 Metzcn Kartoffeln, 201.307 Ctr. Klec. Die Wicsm lieferten 2,600.761 Ctr. Heu und Grummet. Der Wein gedeiht in Salzburg nicht. An Obst geringerer Sorten wurden 15.060 Mctzcn gewonnen. Die Waldwirthschaft erfreut sich einer vorzüglichen Pflege; die Wälder lieferten in demselben Jahre 170,000 Klafter Brennholz und 2,636.000 Cubikfuß Bau- und Werkholz. Die Viehzucht steht in Salzburg auf hoher Stufe, namentlich ist das Hornvieh, welches den Sommer auf den Almen zubringt, ausgezeichnet. Die Pferde gehören meist zur norischcn Nacc, sind groß und kräftig; der Pinzgau liefert der Flußschifffahrt starke Zugpferde. Auch Schafe und Ziegen finden sich in größerer Zahl, die Schweinezucht dagegen ist uächst Tirol uuo Dalmaticn die geringste in der Monarchie. Die Bienenzucht wird wenig beachtet. In, Jahre 1669 zählte man im ganzen Landc: 167.369 Rinder (1105 Stück auf 1000 Bewohner, somit alle andern Kronländcr weit überragend), 11.134 Pferde (90 auf 1 H)Ml., nächst Tirol die wenigsten), 2« Esel und Maulthicre, 92.052 Schafe (608 Stück auf 1000 Bcwohuer), 33.675 Ziegen (259 auf 1 ^Ml.), 15.397 Schweine (124 auf 1 l^Ml.) und 14.162 Bienenstöcke. Der Stand des Wildes hat zwar sehr abgenommen, doch ist die Jagd auf Hochwild im Blühnthal noch immer ergiebig. Die Bäche und Scen liefern Forellen uud andere Fische. Unter den Bergbauproductcn ist in Salzburg das Salz das wichtigste; derDürrnberg bei Hallein lieferte 1871 über 340.000 Ctr. Salz. Einstens war die Ausbeute an Gold und Silber in den Taucru-Acrgwerken der Rauris (Goldberg) und Gastcin (Radhausbcrg) sehr bedeutend und machte diese Gegenden reich; gegenwärtig sind die Goldadern bei Rauris, Böckstcin und Sieglitz nahezu erschöpft und liefern zusammeu nicht 20 Mnnzpfund Gold; noch viel geringer ist die Silbcraus-beutc am Nadhaus- und Goldberge. Eisenerze gewinnt man in den Eisengrubcn der Flachau, Kupfer und Schwefel aus den Kupferkiesen von Großarl und Mühlbach, Arsenik, Kobalt und Nickel zu Nothgülden. Am Untersbcrgc befinden sich bedeutende Marmorbrüchc; auch die Torfgcwiunung aus den Mooren ist nennenswerth. Die Industrie Salzburgs ist sehr geriug. Sie beschränkt sich auf die Erzeugung von Holzwaarcn, den Hüttenbctricb, die Bierbrauerei und die Erzeugung geringer Glaswaarcn; nur in Salzburg und Umgebung bestehen einige Fabriken, die Papicrtapcten, chemische Prodncte u. f. w. erzeugen. Den Handel, welcher wenig bedeutend ist, unterstützen die Straßen (nur 0-8 Ml. auf 1 H^Ml.) und die Wcstbahn, welche den Norden des Bandes durchschneidet und von Oberösterreich nach Bayern und Tirol führt. Hallein und Golling sind mit Salzburg durch eine Flügelbahn verbunden, deren Fortsetzung längs der Salza nnd dem Zcllerscc westwärts nach Tirol, andererseits über Nadstadt nach Stcicrmark im Baue begriffen ist. Als Wasserstraße dient die Salzach von Hallein an, die nur flußabwärts benutzt wird. Für den Unterricht sorgten im Jahre 1870 144 Volksschulen mit 226 Lehrern und 12.631 Schülern (von 15.500 schulpflichtigen Kindern, also 82'8"/<>), 1871: 155 Volksschnlen mit 17.874 Kindern (von 20.218 schulpflichtige); ferner bestehen 1 Gymnasium, 1 Realschule, 1 Lchrcrbildungs-Anstalt, cine k k. theologische Facultät, eine chirurgische und eine Hebaunncu-Lehranstalt, sämmtlich in der Landeshauptstadt. Bis zum Jahre 1810 besaß Salzburg eine Universität niederen Ranges. An Vereinen zählte man im Lande Salzburg 1872: 130, und zwar 3 Actien-Gcscllschaftcn, 4 Bildnngsvercinc, 2 Casinovcreine, I Consumverein, 6 gewerbliche Fachverecne, 6 Feuerwehr-, 6 Gesangvereine, 2 Handels- und Industricvcreiue, 35 Kranken- und Leicheuvcreine, 1 Kuustvercin, 4 LandwitthschaMVcreine (mit 624 Hc^ogthum Salzburg. 19 Filialen^ 1 Lehrcnicrem (mit 11 Filialen), 3 Lese-, 4 Musik-, 3 Pmsions-vercine, 14 politische Vcrrinc, 1 Proouctiu-Assoeiation, 2 Schützenncreinc, I Sftar-casse, I Spar- und Losankaufs-Verein, I Stenographen-Verein, 3 Turnvereine, 2 Vcrschöncrimgs-Vcrcinc, 1 Vorschußcassen-Vcrcin^ 9 Versichcrungs-, 7 wissenschaftliche und 9 Wohlthätigkeits-Vercinc. Banken nnd Creditinstitute bestehen für Salzbnrg folgende drei: die Salzburgcr Bank (in Salzburg), die Industrie- und Commcrcmlbank für Obcrösterrcich »ud Salzburg nnd die Bank für Oberöstcrrcich und Salzburg, beide in Linz. An Huinanitäts-Anstalten zählt man 13 Krankenhäuser, I Irrcnheil-Anstalt, Z Kindcrbcwahr-Aly'taltcn. Die Stadt Salzburg besitzt ein Museum Carolino-Auglisteuiu, welches reichhaltige Sammlungen in allen Richtungen der Landeskunde bietet, und mehrere Bibliotheken, unter denen die des Museums, die öffentliche Stndicnbibliothct und die des Stiftes St. Peter zu nennen sind. Vcrwaltungs-Organisums. Der Landtag für Salzburg besteht aus 20 Mitgliedern (s. S. 5891, der Landes-Ausschuß aus dem Landeshauptmann und 4 Mitgliedern. Die oberste politische Verwaltungsbehörde ist die k. k. Landes-Ncgicrnng, an deren Spitze der Landcspräsidcnt steht. Der Landesregierung sind der Landcsfchulrath, der Landcs-Sanitätsrath, die Stadtgemcindc-Vorstchung in Salzbnrg und 4 Bezirtshauptinannschaftcn untergeordnet. Als Gerichtshof erster Instanz und als Handelsgericht besteht in Salzburg ein k. k. Landcsgcricht, dem I städtisch-delcgirtcs und 20 selbständige Bezirks-» gcrichte untergeordnet sind. Die zweite Instanz bildet das Obcrlandesgcricht in Wien. Oberste Finanzbchördc ist dio ssinanzdircction zu Salzburg; die ihr untergeordneten Behörden sind: die Finanz-Procuratur in Salzburg, die Finanz-Inspec-torcn in Salzburg und Saalfcldcn, das Hauptzollamt in Salzburg, 6 Ncbcnzollämtcr, das Tabak- und Stcmpelmagazin in Salzburg, die Landcshauptcassc daselbst, die Stcucr-Localcommission in Salzburg, 4 Forst- und I-"> Stcucrämtcr. Als Behörden für Handel und Volkswirthfchaft gelten: die Post-direction zn Linz. welcher die Salzburgcr Postämter untcrstchcu, das Telegraphen-Inspeetorat in Wien für dic Telegraphenämter, die Bcrghauptinannschaft Hall in Tirol für das Berglehenswcscn, endlich die Handels- und Gewerbckammcr in Salzburg. Als Militärbehörden fungircn das k. k. Mlitär-Commando in Linz (für Obcröstcrreich und Salzburg) und das k. k. Landwehr-Connnando in Wien (für Nieder- nnd Obcröstcrrcich und Salzburg). In kirchlicher Hinsicht untersteht das Laud dem Erzbisthunic Salzburg, dessen Sprengel sich anch auf einen Theil Tirols (bis an die Ziller) erstreckt. Im Lande Salzbnrg zählt man 12 Dccanatc, 128 Pfarreien, 2 Bcncdictincr-Nbtcicn (St. Peter in Salzburg und Michelbaiern), <> Mönchsklöster nnd Hospize und 9 Nonnenklöster. Die Protestanten haben eine Pfarr-Gemcindc in der Stadt Salzbnrg, welche dem Superintendenten zn Scharten (Obcrösterrcich) untersteht. Politische Ginthcilnng. Der volksthümlichcn Ointhcilung des Landes in den Salzach- oder Salchurggau, dcn Pinzgau, Pongcm und Lungau wnrdc bereits oben Erwähnung gethan. Politisch zerfällt das Hcrzogthnm in die Stadt Salzburg (mit eigenen: Statut) und 4 Bczirkshauptnmnnschaftcn, die wieder in 20 Gcrichtsbczirke cingcthcilt sind, und zwar folgendermaßen: l. Salzburg; 9 Gerichtsbczirke: Abtenau, St. Gilgen, Golling, Hallcin, Mattsrc, 5icllinarkt, Oberndorf, Salzburg, Thalgau. Topographie. 625 2. St. Johann; 4 GV..- Hof-Gastcm, St. Johann, Radstadt, Werfen. 3. Tamslveg; 2 GB..- St. Michael, Tainswcg. 4. Zell; 5. GB.: Lofer, Mittersill, Saalfeldcn, Taxcnbach, Zcll am See. Hieran schlichen wir eine Uebersicht der administrativen Tcrritorial'Einthcilung von Salzburg. Zahl Zahl sslächüiin« Anwesende Vezille schaften Qu.°Ml. ^ 31. Tec. 1869 Salzburq (Stadt)........... 1 ß 0-16 20.336 Salzburg (Umgebung) ......... 8 370 31 49 61.451 St. Johann............. 4 121 32'06 27.362 TamSweg.............. 2 41 ! 18'52 13.009 Zell am See............ 5 219 4790 29.252 Summe 20 757 13013 151.410 ' Militär . 1,749 15^.159 Die größten Ortsgcmeinoen von Salzbnrg sind nach der Zahlung vom 31. December I8li9 folgende: Salzburg . . . 20.33« Einwohner Abtcnau .... 3885) Hallcin .... 3614 „ z Stra''-walchcn . . . 29t»^ Einwohner ZinUfcldcn .... 245« „ Köftcndorf .... 22!12 „ Topographic, a. Z>ie Landeshauptstadt Kal'zliury. Salzburg, das alte ^livavum, dehnt sich an beiden Ufern der wcißlichgriincn Nalza, inmitten hoher Äcrgc und am Beginne der dayiisäieu Hochcdcnc auo. Mit Salzburg und seinen Umgebungen kann sich an Schönlml der ^age tamn eine andere Stadt Oesterreichs oder Deutschlands messen. Schon jede Einzelheit der weiten Gegend wnrde cincr anderen Landschaft zur höchsten Zicroe gereichen.' die herrliche Fclscnburg Hohcnsalzburg, die üppig grünende Ebene mit ihren zahllosen Häusergruppen, der Kran; uon hohen, unmittelbar mis der Ebene bis in die Schnee-region aufsteigenden Bergen. Den überwältigendsten Anblick l.>o!> Salzburg genießt man, wenn man am frühen Morgen cincö schönen SeptembeMMö die Höhe dcö die Stadt beherrschenden Monchsbcrgcs besteigt. Die niedrig scebcndc Sonne beleuchtet da ein Bild, das wenige seined Gleichen hat in Europa. Drunten liegt im leichten Morgcnhanchc die ehrwürdige Stadt, Dach an Dach, uon mächtigen Kuupeln und imposanten oder schlanken Thürmen überragt, so nahe, das; man meint ste greifen zu können, durchschnitten von dem glänzenden Silbcrbande des Flusses, drüben am rechten Ufer der steil aufsteigende Eapucincrberg, an dessen Fnß sich eine Häuserreihe anschmiegt. Wendet man daS Auge nordwärts, so lacht einem die frischgrüne Ebene im hellsten Sonnenscheine entgegen, während in dcn Schluchten am Südfußc des Capucinerbcrgco und gegen dcn hoyen Gaisberg hin die Sonne noch mit dcn aufwallenden Frühnebeln kämpft, welche die Thalgründc unserem Blicke bis jetzt noch llmlnttst. Ocst^'Uüss. Monarchie, !)2 erbaut, gegenüber dcr Neubau mit einem hübschen Glockenspiele, um 100 Jahre später errichtet. Im Neubau habm dic höchsten ^andcsstcllen ihren Sitz. An der Südseite dieses Platzes steht die UN4 bis I(i5') nach dem Muster der Pctcrotirchc zu Rom erbaute Domtirchc; vor dcm Hauplportalc derselben liegt dcr Domplatz mit einer Maricnsäulc. An der Ostscitc grcnzt dcr RcsidcuAlatz an den kleinen Mozarlplatz, wo ls-j^ Mozart ein Standbild von Schwanthalcr errichtet wurde. Dcr berühmte Eompusiteur war 17-><)7 erbaut, daneben die Sommer- und Winicrrcitschulc. ^wei Scitcuwändc dcr ersteren erdaltcn drei über einander in den Felsen gearbeitete Gallericu, durch dcren FcnslcrwMiimM die Zuschauer den Ritterspielcn zusahen. Unwrit dcs Marstalls führt das merkwürdige Neue Thor durch den Felsen-Wall des Mönchsbcrgcs aus dcr Stadt. Dasselbe, 415 F. laug, wurdc auf Befehl Topographic. l>H7 des Erzbischofs Stgismund 1767 durch den Berg gebrochen; cs führt die Ucbcr-schrift.- 'l6 8axa l0n der Mhc sind die Marmorbrüchc, wo der schöne Untcrsbergcr Marmor gebrochen wird. ^on ') Von Dir spnchou die Felsru. 40^ 028 Herzogthum Salzburg. Glaneck aus wird gewöhnlich der höhlenrciche und sagenbcrühmte Nntcrsbcrg bestiegen. Besonders lohnend ist der Besuch der durch groteske Eisformationen merkwürdigen Kolowratshöhlc. Kehren wir vom Untersberg nach Hellbrunn zurück und übersetzen mit einer Fähre die Salzach, so gelangen wir zu dem schwarzcnbcrg'schen Schlosse Aigcn mit einem prächtigen Parke am Fuße des Gaisbcrgs. Letzterer wird von hier aus am bequemsten erstiegen. Er ist zwar viel niedriger als der Untcrs-berg, bietet aber eine uicl schönere nnd umfassendere Fernsicht ans die ganze Kette der Alpen nnd acht Seen. Nördlich von Salzburg liegt am rechten Flußnfcr, weithin sichtbar, die stattliche Wallfahrtskirche Maria Plain, ausgezeichnet durch schöne Aussicht; nordwestlich in der Nähe der Saalach Schloß Kleshcim, dem Erzherzog Karl Ludwig gehörig, mit schönem Parke, von wo aus man gleichfalls eine treffliche Gebirgsrundsicht genießt. d. Orte im übrigen ^aude Salzburg. Die meisten Ortschaften des Landes liegen im Gebiete des Hauptflusses, der Salzach. In 40 Minuten führt uns die Bahn von Salzburg nach der südlicher gelegenen alten Saliuenstadt Hallein, der zweiten Stadt deö Herzogthums, mit 3614 Einwohnern. Wie Salzburg so besitzt auch Halleiu eine große Zahl flacher Dächer. Ansehnlich ist die Menge der Humanitätsanstalten, sowie der Gewerbebetrieb. Berühmt jedoch ist die Stadt durch den Salzrcichthmn des benachbarten Nürnbergs. Schon die Römer befaßten sich hier mit der Salzgewinnnng, aber erst im Anfange des 12. Jahrhunderts wurden dir Salzlager neuerdings entdeckt (vgl. S. 250). Hallein nach Nordost gegenüber, am rechten Salzachlifer, liegt das wegen seiner Glashütte und cincr chemischen Productenfabrit bemerteus-werthe Torf Obcralm. Die Dörfer Moos-egg und Grnbach haben ergiebige Glwsbrüche. Bald gelangen wir nach dem Markte G oll in g am rechten Ufer der Sal^a, von einer alten Fclsenburg überragt. Tie interessanteste Partie ili seinen vielbesuchten Umgebungen bildet der herrliche Schwarzbachfall (s. S. 321). Südöstlich von Golling, in dem hier endenden Lammerthale, liegt lim Fuße dcs Tänuciigebirgcs der freund' lichc Flecken Abtenau, von wo aus der Paß Gschütt in's Oosauthal führt. An der Salzach gelangt man durch die „Oefen" lind den Paß Lueg (s. S. 5,8) nach dem malerischen Markie Werfen mit einem Eisenhochofen nnd der alten Bergfeste Hohenwerfen auf einem isolirten kegelförmigen Felsen, Bei dem alteil Torfe Bischofs Höfen an der Salzach, römischen Nr jpruugö und einst Pongo genannt, wird auf Eisen gebaut, bei Mühlbach, südwestlich in eitlem Seitenthalc gelegen, besteht einc Schwefel und cinc Kuvferhüite. Der Flecken St. Johann bezeichnet die Stelle, wo die bisher östlich fließende Salzach sich nach Norden wcuott. Nahe demselben liegt am kleinen Arlbache Wag rein, nach welchem die Nagreiner Höhe, die Wasserscheide zwischen Salzach nnd Enns, be nannt ist. Großarl. dem ^auvturte, des Groß- arlthales, benachbart ist das Schwefel- und Kupferhüttenwert Hüttschlag; in der wilden Schlucht Stegenwacht entspringen drei warme Quellen. In dem Parallelziehenden, an Natur- ! schönhciten so reichen Thale Gastein (vgl. S. 87) liegt Hofgastein, ein Markt mit schöner ^ Pfarrkirche uud einem Monumente dcs Kaisers Franz I.; in die hiesigen Badeanstalten wird das Wasser von den berühmten Thermen des Wildbads Oastein durch eine 4471 F. lange Nöhrrnleitung gebracht. Weiter anfwärtö im Thalc liegt am Fuß? des einst goldreichen Rad-hausbcrges Böckstein, wo sich die Poch und Waschwerke deö Goldbergbaues am Radhaus-berg und in der Sieglitz befinden. Vou hier gelaugt man dnrch das Aulaufthal zum An-kogel. Die Gold uud Silbererze des Böcksteiner Bergbaues werden zu Lend am Ans-gange der Gastein geschmolzen. Das vor dem Ort ail der Straße liegende Pochwerk wird von einem Wasscrsturz der Gasteincr Ächc getrieben, die unmittelbar darauf in die Salzach fällt. Am linken Salzachufer und am Ausgange des Ranriser-Thales liegt der kleine Markt Taren bach, aus einer einzigen Gasse bestehend, mit zwei alten Schlossern. Der Hauptort des eben genannten Thales ist der Markt Nauris oder Geisbach, ein alter, einst durch den Bergbau im Goldberg wohlhabender Ort. Die alten Grubenbaue sind fast alle von den Gletschern bedeckt. Hauvtort der Fusch, dcs westlichen Paral-lelthalcs, ist das gleichnamige Dorf; in einem Sciteuthale steht hoch am Berge das Wildbad St, Wolfgang (187 l: 474 Curgäste). Dem Aiisgange der Fusch am liuten Salzachufer gegenüber findeil wir den Zeller See, an dessen Westgestade der Martt Zcll am See gelegen ist; zu ihm, der dnrch eine altgothische Pfarrkirche und ein Heilbad bemcrkenswerth ist, führt vou Hnndödorf aus eine Dammstraßc dnrch das , Zettermoos. Das steile nnd an Wasserfallen ^ reiche Thal Äauruu, zwischen den bcidcn höchsten Seitcnketteu der Tanern. dem Wicsbachhorn und dem Dhsteiuhorn, hat an seinem unteren Ende Topographic, K2l) das kleine Dorf Kaprun mit einer uralten! Feste. Eine Strecke au der Salzach weiter auf wärts liegt der schöne Markt Mittersill, oer ^ Hanptort des Oberftinzgans, inmitten einer ans ^ gedehnten Snmpfgegend, daher cmch das „Pinz ! ganer Venedig" genannt. Westlich davon ist das! wegen seinerKnpferhütte rrwähnenswerthe Dorf Müh! bach gelegen. Berühmt wegen der großen Wasserstnrze der'Krimler Nche (s. S. 317) ist das Don Kriml im Oberpinzgau. Iin Mittcr-pinzgau, an der Saalach und ani Fußc des Steinernen Meeres, finden wir den Flecken Saalfelden, von fünf Burgruinen unigeben. Bei dein westlich gelegenen Dorfe ^'eogang^ werden Kobalt und Nickel gegraben, Von Saal^ ! fcldeu nordwestlich liegt au der Saalach höchst! romantisch der Markt ^,'ofer, am Eingänge der! Pinzgauer Hohlwege, in welchen der Diesbach fall und die Seisenbergcr ' sowie die Schwarz > bach Klamm bemcrkcnswerth sind. In der Nahe , von Loser führt der Paß Strub westwärts nach! Tirol. Unterhalb Loser ist an der bayrischen! Grenze nnd am Passe Stein, der zur Zeit de3 3l)jahrigen Krieges befestigt ward, das Dorf Nuten gelegen, mit einer Heilquelle, dem ^ Schütterbade. Im äußersten Norden des Bandes, welcher dem Gebiete der znm Inn fließenden Mattig! angehört, finden wir als bemerkenswcrthc Orte oaö Torf Mattsee am glcichnautigen See, mit! einem 777 dlirch Herzog Thassilo II, begrün dcten, II''.^,^ wieder hergestellten Chorherrenstifte, nnd Micharlbeuerii mit einer Benedictines Abtei, 7,^5 grgriiildet, 1072 erneuert, die eine schöne Kirche und cine wcrthvolle Bibliothek besitzt. Südöstlich vom Mattsec liegt der zur Salzach abfließende Wallersce, an dessen West-ende die Westbahn vorbeisieht. Alö Stationen der letzteren in dieser Gegend seien genannt: nahe dem Ausflüsse des Sees der Markt See kirchen, mit dcm Schlosse Seeburg in der Nähe, nnweit des Nordostcndes dcs Sees der gewerb fleißige Flecken Neu markt, nnd nahe der ober-österreichischen Grenze der ziemlich bedeutende Markt Straßwalchen mit stattlicher Kirche. Im Tranngebietc Salzburgs liegeu der blaue Fuschlsee nnd der grüne St. Wolfgangs«. Am Ostende deö ersteren finden wir in romantischer ^age daö Torf Fuschl, hinter welchem sich ein altes, thurmartiges Schloß erhebt, am Wcstende deö letzteren St. Gilgen, beide an der Straße nach Ischl. Jenseits drr oben genannten Nagreiuer Höhe erstreckt sich am Nordhange der Radstädter Tauern EnnSgebiet. Die Enno sl'lbst entspringt im Flachanthale, welches nach dem durch Eisenhütten bedeutenden Dorfe Flachau den Namen führt. Im ^ängcnthale liegt am linken EnnS-! nfer yiadstadt/im Volki—1637) gewann Physische Geographie. s,31 abermals sämmtliche österreichische Länder, die nun nicht mehr getheilt wnrdcn. Inzwischen war der alte Kern des Landes, Stcicr, an das Hcrzogthnm Oesterreich gekommen, dafür seit 1456 die Grafschaft Cilli mit Stcicrmart vereinigt. Physische Gcossraphic. Stcicrmark ist cm Alpcnland, welches in Folge seiner bedeutenden Brcitcuaiisdchunng an allen drei Alp'nkettcn Antheil hat, im Norden an den Zügen der Kalkalpcn und der Doppelreihe der Mittelalpcu, im Süden an dcm Kalksgcbirgszngc der Karawanken. Den nnttlcreli Theil erfüllt ein niedriges Gcrg- nnd Hügelland, welches sich stellenweise zu kleinen Ebenen erweitert lind das im Norden, Westen und Süden von den höheren Alpenkcttcn umschlossen wird. Das nordwestlichste Gebiet des Maudes am linken Ennsnfer gehört dcu obcröstcrrcichi-schcn Alpen an, welche hier durch die Gruppen des Dachstein, des Todten Gebirges, des Hohen Pyrgas (lulls' P. ss. — 2241 Mtr.) nnd des Großen Bnchstcin (7l>0!) F. — 2200 Mtr.) vertreten werden. Ocstlich von der Enns im Süden durch die steirischc Salza und die Mürz begrenzt, befinden sich die nieder-österreichischen Alpen mit der Voralpc, dcm Hochkar, der Schnee- nnd Napalm ans steirischcm Boden. Zwischen dem Enns- und dem Murthttle ziehen die aus Salzburg eintretenden Niederen Tancrn als Nottcnmanncr Tauern bis zum Uebcrgangc von Wald; hier gipfeln der Hoch-Golling (8839 P. F. ^-2872 Mtr.), die Hoch-Wildstcllc (8442 P. F. — 2742'Mr.), der Hohen-wart nnd der Große Noscnstein (7522 P. F. — 247s» Mtr.). Zwischen Pols, Mur und Licsing liegt die Gruppe der Seckancr Alpen. Westlich vo:n Palten-'und Licsingthalc finden wir die drei Gruppen dcr Nordstcirischcii' oder Eisen-erzcr Alpen: die Ncichcnstcincr-Gruppc, imHochthor 7017 P. F. (2279 Mtr.) hoch, die Hochschwab-Gruppc mit dcm Hochschwab (7175 P. F. — 22N8 Mtr.) und die Gruppe des Hoch-Vcitsch (0240 P. F. — 1974 Mr.); daran schließt sich dcr Scunnering mit dcm berühmten Passe (vgl. S. 70). Das Gebiet der Stcicrniark zwischen der Mur nnd Mür; im Norden, der Dräu im Süden erfüllen die kär ntnisch-stcirischcn Alpen. Au dcr tärnwischen Grcn;c erheben sich vou West nach Ost dcr Eiscnhut (7518 P. F. — 2441 Mtr.), dic ^uhalpc (5472 P. F. — 1778 Mtr.) und dic Wenzel-Alpen (058!' P. F. — 2141 Mr.). Zwischen savant und Mur licgcu die Grazcr- oder Mnr-Alpen, in ihrem südöstlichen Flügel den Hoch-Gössing, die.>ioralpc, dcu Poßrnck und die Nindisch-Büchcln, im nordöstlichen Flügel die Stnb-, die Glcin^Alpe nnd dic Hochalm umfassend. Ocstlich von dcr Mur heißt der ganze Zug die Nabthaler oder Fisch-bacher Alpen, die im Nordostcn mit dcm Wechsel'(5531 P. F. — 1732 Mtr.) dem Scmmcring gcgenübertrcten nnd nach Osten gegen die Naab hin in das stcirischc Hügelland übergehen. Ihnen gehört auch der Schöckcl bei Gra; an (vgl. S. 80). Das dcm Poßruck am rechten Drau-Ufcr gegenüberliegende weinreiche Bachern-Gebirge (s. S. 84) ist cin llrgcbirgsrücken. Dcr Theil Steicrmarks südlich vom Bacher ist von Zügen dcr Ka raw anten, der Stein cr-Al pen (Ninka, 7807 P. F. — 2590 Mtr., der Oistriza, 7220 F. — 2.^47 Mr., Cilli-Bcrgland, merkwürdig durch Mineralquellen) und gegen dic Grenze Kroatiens hin von Höhen dcr kroatisch-slavonischen Gebirge ^Matzcl'Gcbirgc) erfüllt. Nuter den Pässen Stcicrmarks feien als die wichtigsten genannt: der Paß Pyhrn (von der Cnns ;ur Stcicr), dcr Nottcnmanncr Taucrn, dcr Uebcrgang vou Wald (zwischen dem Palten- nnd Licsingthal), dcr Scmmcring-Paß und dcr Paß Mandliug an der oberen Enns, von Steicrmark nach Salzburg führend. Die übrigen zahlreichen Ucbcrgcmgc sind zuincist niedrig nnd leicht fahrbar. Die bedeutendsten Höhlen sind dic Eisgrotte in dcr Francnmaner und dic Eishöhle am Brandcnstcin, b^idc in Nordstnermark (vgl. S. 1!)7). 632 Hrrzogthum Steiermalt. Ansgedehnte Ebenen hat Stcicrmark nicht, doch sind von den Thalcrwcitcrnngen dic suinpfigc C'bcuc bei ^ic;cn an der obern Cnns, das Eichsfcld (bei Knitted feldi, das Grazer und das Leibnitzer Feld an der Mnr nnd das Pcttauer Feld an der Dran zu erwähnen. Ganz Stciermark gehört dem Donaugcbiete an. Hauptsiuß des Landes ist die Mnr, welche links den Pölö- und Liefingbach und die Mürz aufnimmt, doch in Stcicrmark weder entspringt noch mündet. Die Dräu durchschneidet das Land in östlicher Richtung uon Uutcr-Drauburg bis unterhalb Polstcrau und empfängt links die Pößnitz, rechts den Dranu. Die Sau, welcher links die Sann und die Sutla zufließen, bildet auf einer längeren Strecke die Südgreuze gegen'Kram. In den Fischbachcr Alpen entspringt die Naab, welcher vom Wechsel die Fcistritz (mit der Lafnitz^ zufließt. Das im N'ordwesten befindliche Längcnthal der Cnns bildet zwischen Admont und Hicflau die romantische Cngc des „Gcsäusc" und wcudct sich dann als Durchbruchschal nordwestlich. Oberhalb Altcnmartt mündet rechts die ftcirischc Salza. Im äußersten Nordwcsten gehört ein kleiner Landstrich zum Gebiete der Traun, welche hier aus den Gewässern des Aussccr Sees, des Kammer, Tcftlitz-, Grundel-und Ocdcnsccs entspringt. Anßcrdcm sind noch der Leoftold-stcincr See bei Ciscncr; und der Erlassee au der Grenze Nicdcröstcrrcichs zu ucnncn. Uutcr den Wasscrstürzcn Stcicrmarks ist der Wassersall zum todten Weib am Oberläufe der Mürz der schcnswcrthcste. Die bedeutendsten Mincralqncllcn sind die Thermen uon Tüffcr, Römerbad, Neuhaus (bei CM) und To belli ad (bei Graz), die Säuerlinge von Gleichcnberg und Rohitsch; zu Nussce bestehen Soolenbädcr. Das Klima N'ordsteicrmarks ist im Allgemeinen rauh uud der Äodencultur weniger günstig; in Mittel- und Untcrstcicrmark sind zwar die Winter durch kurze Zeit streng, in den übrigen Jahreszeiten dagegen wird die Temperatur durch die aus Osten und Südosteu eindringenden Vüftc erhöht; im Frühling und Herbst treten hier nicht selten warme Sciroceal-Negcn anf. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt iu Aussec 5^", in Admont und für Alt-Ausfcc gar nur auf N'l.^n Mittel Stcicrmark herrscht der Nordwcst, in Itntcr-Steicnnart' der Südwestwind vor. Bevölkcrmlgs-Statistif. Nach der H'olts;ählung vom 81. December lft5, 1816: 7.74l Cinwohner. Die jährliche Zunahme der Bevölkerung beziffert fich auf ()','.!>".,. Auf I öftcrr. UMl. entfallen 28l)<», auf 1 ggr. l^Ml. 2791 Seelen; mn dickleficn, nächst Graz und Umgebung (->lI7 auf I l^Nil.V ist die Bezirks^ hauptmannschaft Leibniz, am dünnsten die Äczirkshauptmannschaft Gröbniing bewohnt. An Wohnorten gibt es 20 Städte, 98 Märkte und 8834 Dörfer mit 160.449 bewohnten Hänscrn. Nach dem Geschlechte scheidet sich die Bevölkerung Stcicrmarks (ohne Militär) in 555.289 männliche und 576.020 weibliche Personen; der Nationalität nach sind 03"/o der Cinhcimischcn deutsch, 37"/^ (im Süden) slowenisch. I,l28.8.!li Personen bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche, 8084 Seelen 'meist im Cnnsthale) sind evangelisch, 77,^ mosaisch; der Rest gehört anderen Confesnonen an. Beinahe 72"/y der erwachsenen Bewohner beschäftigen fich mit Vand- und Forstwirthschaft, Cultur Verhältnisse (133 13"^, mit Industrie und Gewerben, 1^"/« »lit Handcl und Verkehr, 4"/« sind Rentiers, gegen 4"/<, persönlich Dienende, gegen 2"^ gehören zur Jutciligenz. Cultur-Verhältnisse. Stciermart erfreut sich sowohl eines bedeutenden Betriebes sämmtlicher Zweige der Rohproduetion, wie es auch einige hervorragende Industriezweige aufzllwciscn hat. Das ^and zerfüllt nach dcr Bodcngcstaltuug in das gebirgige Ober-Steicrmark lind das nichr ebene Unter-Steiermark. Trotz der beschwerlichen Bodenbearbeitung ist das erstere besser angebaut, doch gehört Steicrmark überhaupt in dic Reihe der bestangcbautcn Bänder der Monarchie. 8"/o ^'^ Bodens sind lmproductw. Die fruchtbarsten Theile des Herzogthuius sind die Thäler, besonders das Mur- und Vtnrzthal, und mit geringen Ausnahmcu die Ebenen. Von den 92".„ des productive» Bodens entfallen 18'«;"/,. auf das Ackerland, 1'4^, auf Weingärten, I l'7"/„ auf Wiesen und Gärten, 15-3"/^ auf Weiden !md44,'D"/„ aufWal' düngen. Nutcr den Getreidcartcn niiuiut Hafer die erste Stelle ein, dann folgt der ausgiebige Mais, Roggen und Weizen schließen sich in bedeutenden Mengen an; Buchweizen wird in den niedrigeren und südlicheren Gegenden als Nachfrucht gebaut. Dennoch deckt die Getreidcproduelio» den Bedarf des Vandcs nicht. Auch dcr Ertrag an Kartoffeln, Klec und Futterrüben ist sehr beträchtlich. Ein Haupt-crzcuguiß ist in Uuter-Sleicrmart der Wein; die edlen Sorten (Brandncr, Vntten-berger, Kcrschbachcr) sind sehr gesucht. Aus der reichlichen Obsternte wird zumeist Eidcr bereitet. Dic Er;euglings.nci!gc>! der wichtigsten Bodcu-Producte waren im Jahre 1871 folgende Weizen .... l,'>>)7.^U! Metzln Roggen und Spelt I,.627 Rentner Heu und Grummet 22,745.277 „ Stoppel und Futtcr- ! rnbcn .... 4,2^7.778 Centner i Obst..... Z5<>.5Z4 Metzcn .Wein ..... 92(1.891 Eimer Brennholz . . . 387.3l!0 Klafter Ban »nd Werkholz 1,934.055 Cubikfuß Der Werth der gcsammten Bodenproduction bc;iffcrte sich nnt mehr als 100-8 Mill. Gulden. Dic Viehzucht wird durch die Almwirthschaft sehr begünstigt. Unter dem Hornvieh ist namentlich die Mürzthaler Race ausgezeichnet; die Marburgcr Gegend und das Ennsthal besitzen einen sehr gesuchten Schlag schwerer Pferde. Die Schafzucht wird sehr schwach, stark dagegen die Schweinezucht bctriebm. Auch das Federvieh ist häufig und steirischc Kaftaumu sind ein Handelsartikel. Die Zahl dcr Bienenstöcke ist bedeutend, doch wird dcr Bicncnzncht wenig Sorgfalt gewidmet. Die Seidenraupenzucht ist iu Zunahme begriffen. Im Jahre 1889 zählte man 59.709 Pferde, 5!)5.!147 Rinder «,527 auf W00 Bewohners 20Z.820 Schafe (nur 523 auf 1 UMl.), 38,507 Ziegen. <85.0-!<» Schwane (12455 anf 1 mMl.^, l"9!) Volksschulen (darunter 3 Bürgerschulen) mit 1^4!» Lehrern und 100.14l! Schülern (von 107.708 schulpflichtigen Kindern). 4 Gymnasien. 2 Realgymnasien, 2 Realschulen, 2 OildunMnstallcn für Lehrer und 1 für Lehrerinnen, die Universität und die technisch? Hochschule, die k. t. Akademie für Handel und Industrie, die letzten drei zn Oraz, die k. k. Bergakademie zu ^eoben, zwei theologische Lehranstalten, das Mädchcn-Lyc^mn in Gra;, die Landc^-Ackcrbanschulc zu Graz und nuhrcrc Special-Institlitc. An Vereinen zählte man in Stcicrmart im Jahre 1872: l;0<) ^im österreichischen Staatsgebiete rmr in Böhmen, Nicdcrösterrcich und Mähren inchr) und zwar: 18 ActicnGcscllschaften, 1'> Bilduugs-Vcrcinc, l> Eanno-, 14 Consmn-Vercine, 1^ gewerbliche Fachoereinc, 4<'> Feuerwehr-, 42 Gesangs 21 Gesclligtcits-Veicinc, 5 bandelt«', Gewerbe- nnd Iudustric-^crcinc, 5 5i Kranken- und Leichen-Vereine, 5l Kunst'Pcrcinc, 1<; ^andwirthschafts-Vcrcinc, 1 Bergbau-Verein, 28 Lehrer-, 2l; Lese', 8 Musik-, 2 Pcnsions-Pcrcinc, 128 politische Vereine, (am meisten unter allen Kronländern Oesterreichs), 7 Productiv-Associationcn. 7 SckiutzenVcrcine, ,"3 Spar-cassen, 10 Spar-, 1 Stenographen^ 11 Turn-Vcrcinc, <; Verschönerung^-, 24 Vor< schußcasscn-, !> Versichcrungs-Vcreinc, 12 wissenschaftliche, 30 Wohlthätigkeit-, 2 Kirchen-bau-Vcreinc, 1 Ucbcrfuhr^Pcrcin. Die wichtigsten Humanitäts-Anstalten sind die 50 Spitäler, eine Irren-Anstalt, 77 Vcrsorgungshänscr, 7 Kinderbcwahr-Anstaltcn und Krippen, das Waisenhaus, das Taubstummen^ und das Blindcninstitnt in Gra;. Von Museen und Sammlungen seien genannt das Ioanncum in Graz (s. S. 688), die Bibliotheken der Universität und der Technik, des Stiftes Admont (74.000 Bände). Vcrwllltuusss-Orgamsmus. Der steinsche Landtag besteht aus l>3 Mitgliedern (f. S. 5,89), welche aus ihrer Mitte den Lanocsausschuß wählen. Die oberste politische Stelle ist die k. k. Statthaltcrei in Graz. welcher der Landcsfanitätsrath, Politische Eiitthciwuc;. <>;5 der LandeSschulrath, dic mit eigenen Statuten versehenen Städte Graz. Marburg und Cilli und dic 19 Bezirkshanptmanuschaftcn des Landes untergeordnet sind. Zur Handhabung der Rechtspflege bestehen das Obcrlandcsgcricht für Stcicrmark, Kärntcn uud Krain in Graz, welchem als Gerichtshöfe erster Instanz für Stcicr-mark das ^andcsgcricht in Graz, die Kreisgcrichtc in Veobcu und Cilli, zwei städ-tisch-dclcgirtc Bczirksgcnchtc und 01 Bezirksgerichte untergeordnet sind. Die oberste Finanzbchördc ist die Finanz-Landes-Dircction in Graz; die ihr untergeordneten Behörden sind: die Finanz-Procuratur in Graz, die ssiuanz-Bczirksdireetionen in Graz, Brnck uud Marburg, das Hauptzollamt in Graz, die Landcshauptcasse daselbst, die Stcucradministration, das Punzirungsamt, beide in Graz und s>4 Stcucrämter. Als Behörden für Handel und Volkswirthschaft gelten: die Postdircction für Stciermark und Kärntcn in Graz, die Aerghauptmannfchaftcn in Lcobcn und Cilli, die Handels- und Gcwcrbckammcru in Graz und ^cobcn. Die Tclegraphcnäintcr sind dem Telegraphen-Inspcelorate in Wien uutcrgcorduet. Zu Aussce besteht eine Sali-ncnvcrwaltung. Als Militärbehörde fungirt das General-Commando in Graz, für Stciermark, Kärntcn und Kmin, welches zugleich die Landwchr-Angclcgenlicitcn besorgt. In kirchlicher Hinsicht gehören Ober- und Mittclstcicrmark zum Bisthmn Scckall, das seinen Sitz in Graz hat und in 44 Decanatc getheilt ist. Südsteicr-marl untersteht dem Bisthumc savant (denn vormals gehörte das kärntnischc ^'avant< thal zum Sprengel) mit dem Sitze in Marburg und 24 Decauatcn. Im ganzen Lande zählt man 45>8 Pfarreien uud 1."0 ^ocal-Caplaucicu. Zur Scckaucr Diöcesc gehören die Abteien Admont, St. Lambrecht, Nciu uud Vorau, 19 Mönchs- und 15 Nonnenklöster, zur ^aoautcr Diöceso 7 Mönchs- und 2 Nonnenklöster. Die Evangelischen Augsburgcr Confession uutcrstchcu der Wicucr Superintendent haben ein Scniorat und 4 Pfarrgcmcindcn, die Evangelischen Helvetischer Confession sind der Wiener Supcrintcndcn; für Nieder und Inncrösterrcich untergeordnet und haben 1 Pfarre. Die wenigen Grazer Nlttatholikcn haben sich vorläufig an die alt-katholische Gemeinde in Wien angcschlosseu. Politische Ginthciluug. Stciermarf zerfiel vormals in drei Kreise: den Vrucker Kreis (Obcrstcicrmark), den Grazer Kreis (Mittclstcicrmark) und den Marburgcr Kreis (Untcrsteicrmark). Gegenwärtig ist es in die Stadtgebiete Graz, Marburg, Cilli und 19 Bczirkshauptinannschaftcn eingetheilt, welche letzteren in lN Gerichts-bezirke zerfallen; die Bczirkshauptmannschaften und Gcrichtsbczirtc (GV.) sind folgende.- 1. Brück; 5. GB.: Aflenz, Brück a. M., Kindbcrg, Mariaze«, Mürzzuschlag. 2. Cilli; 5> GB.: Franz, Gonobitz, Oberburg, St. Marciu, Tüffcr. 3. Fcldbach; 4 GB.: Fchring, Fcldbach, Fürstcnfcld, Kirchbach. 4. Graz; 2 GB.: ssrohnlcitcn, Poitsbcrg. 5. Gröbming; 4 GB.: Aussce, Gröbming, Irdning, Schladming. <:. Hartberg; 4 GB.: Fricdbcrg, Hartbcrg, Pollau, Vorau. 7. Iudenburg; 4 OB.: Iudenburg, Knittclfeld, Obdach, Ober-Zeiring. 8. Landsbcrg; 3 GB.: Eibiswalo, ^'andsberg, Stainz. 9. Lcibuitz; 3 GB.: Arnfcls, Leibnitz, Wildon. 10. Leoben; 2 GB.: Eisenerz. Mcmtcrn. 11. Liczcn; ?, GB.: Liczcn, Rottcnmann, St. Gallen. 12. Lnttcnberg; 2 GB.: Luttcnberg, Obcr-Radkersburg. 1.^. Marburg; 3 GB.: Marburg, St. Leonhard, Windisch-Fcistritz. 14. Murau; .". GA.: Mnrau, Ncumarkt, Obcr-Wölz. 15. Pcttan; Z GB.: Friedau, Pcttau, 9iohüsch. Kl. Radkcrsburg; 2 GB.: Murcck, Nadkcrsburg. ßZss Herzossthmn Stcicrmarl. 17. 3la«n; ,'i GB.: Drachcnburg, Licchtcnwald, Rann. 18. Wciz; ,'! GV.: Äirkftld, Meisdorf, Nciz. 19. Willdisch-Gräiz; 8 (M.: Mahrmberg, Schönstcin, Windisch-Grätz. Iin Anschlüsse hieran geben wir cinc (^saiumtübcrsicht dcr administrativen Territorial-Eintycilung uon Stcicrmark. Zahl Zahl Flächcin,!- Anwesende «» .....^ « ^ t» - « der der halt in , lCwil ) Polttlfche Land-Vez.rke ^,^. ^^ ^^. Bevölkerung Bezirke fchafMl Qu,-Ml, l!1. Dec. 1869 Städte Nlit eigenem Statttt: Ora; . , . ........— 1 0'36 61.119 Marburq............. — 1 016 12.828 Cilli . ....... ^ 1 O03 4.224 B c; irlö h a n p t >» <,i u n s c!) aften: B^uct . . 5 197 3912 55.N83 Cllli (Umgebung)........... 5 661 36'89 '18.057 Felddach.............. 4 254 17-94 76.188 Gmz (Umqcbunq)........... 2 285 33'31 IM.412 Gröbminq............. 4 127 33'36 27.171 Hartbcrq ............. 4 160 19'4? Z2.5!>9 Indenburq............. 4 167 3l>46 43.865 ^'andöberq (DentschL.)......... 3 203 > 14'54 45.696 Leibnitz..............'3 209 18 48 62,294 Leowi.............. 2 93 19^65 35.643 ^i'^!i.............. 3 4? 25'9? 22.945 ^itttnberq............. 2 127 5'73 25.040 Mcndlirg (Umqebuuq).........! 3 Z33 20^97 63.596 Murcii,.............. 3 102 25'28 27.202 Petlau.............. 3 345 I8'«S 76M5 Nadkeröluirc,............ 2 122 8-12 36.439 Nanu .............. 3 202 11-24 45.962 Wch ........... 3 194 179« 55.473 Windisch-Grätz............ 3 121 15-84 ! 39.616 Summe . . 61 3952 4N7'79 > 1.131.309 Militär . 6.681 1,137.990 Die 12 größten Orte Stcicrmmtö sind (nach der Zahlung vom >;i. December 186!») folgende: Graz..... 8I.N9 Einwohner Marliurg . . . 1>;.085 „ Vcutschach . . . 5.755 „ Lcobcn .... 5.091 „ ^illi ..... 4.224 Eisenerz .... ^.841 „ l Fürstcnfeld. . . . 3.609 Einwohner Iudcnburg. . . - 3.189 „ Hruck..... 2.879 Vordcrnbcrg . . . 2.408 „ Mnr;;nschlag ... 2.181 Pcttan..... 2.3C.1 Topographie. 637 Topographie. a. Z>ie ^andestjauptltadt Hraz. Graz (Gratz, früher Bayrisch-Graz, slavisch Hr^7. Besonderes Interesse erweckt das Ioanneum, 1811 vom Erzherzog Johann und den Stauden gestiftet. Sein großes Gebäude beherbergt die technische Hochschule, ein ausgezeichnetes Museum der Naturgeschichte, eine große Bibliothek, In dcm schönen botanischen Garten ist die Hüfte des Mineralogen Mohs aufgestellt, ^ur dem Garten steht das Drnkmal des Erzherzogs Johann, auf dem Riug eine Schillcrbüste von Hans Gasscr. Die ständische Gcmäldcgallcric ist nicht bedeutend. Unweit derselben befindet sich das hübsche neue Stadtthcatcr in einem früheren Eirms. Am Südostfußc des Schloßbergcs steht die kaiserliche Burg, wo jetzt die Statthaltcrei untergebracht ist. In den Vorstädten sind die aus dem 13. Jahrhundert stammende ^ecchkirchc in der Ziufcndorfgassc, ein schöner gothischer Bau, der dem deutschen Orden gehört, und die 1862 vollendete gothische ^aborncr-kirchc in der Maricngassc, ferner der Bahnhof am Ende der schönen Annenstraße im Westen der Stadt bcmcrkenswerth. Inmitten der Stadt erhebt sich 388 F. über die Mur der Schloßbcrg. Seine schon im 15. Jahrhundert zum Schutz gegeu die Türken angelegten Befestigungen wnrdcn 180!) nach mehrmonatlicher vergeblicher Belagerung im Wiener Frieden den Franzosen übergeben, welche sie sprengten; doch wurde der obere Theil des Berges 184!» nochmals leicht befestigt. Auf der halbcu Hohe steht der fast überall in der Stadt sichtbare Uhrthurm, auf dem Gipfel der Olockenthurm, mit dcr größten Glocke des Vaudcs. Auf dem höchsten Plateau befinden sich die Feuerwachen; vor dcm Schwcizerhaus, einer Restauration, ist cin Standbild des Feldzcug-mcistcrs Frh. u. Weldcn, des Schöpfer der schönen Anlagen auf dem Schloßbcrge, I85l) errichtet worden. Berühmt ist die Aussicht von der Höhe des Berges auf die Stadt, den ^auf der Mur und den bevölkerten Thalkcsscl, von den schönsten Bergformcn umgeben, ein Anblick, wie cr wenige seines Gleichen hat. Im Norden gewahrr man den Schocket, nach Nordwcst die Kette dcr obcrstcirischen, nach Südwest die der Schwauberger Alpen, südwärts das Bachergebirgc. Oraz, in dcr Mitte dcr großen Vcrkchrsstraße zwischen Donau und Adria, hat viele Fabriken uud wichtigen Handelsverkehr mil Tricst, Ungarn und dcr Türkei. Seinen großen Aufschwung in den beiden letzten Dcccnnicn verdankt es aber auch dem angenehmen Vcbm daselbst, den schönen Spazicrgängcn in der Stadt und den reizenden Umgebungen. Die Zahl der hier ihre Ruhejahre zubringenden Beamten und Officicre ist so groß, daß man Graz scherzweise „PcusionopoliS" genannt hat. Die Bevölkerung, welche sich im Jahre 1851 auf 55.421, 1857 auf 63.176 Seelen belies, war zu Ende 186!» auf 81.1 U» Einwohner gestiegen. Außer den die Hauptmasse bildenden Dcutscheu lcbcu ill Graz noch viele Italiener (meist Studenten, Hausircr) uud zahlreiche windischc Dicnstmägdc. Graz ist dcr Sitz des Landtags, dcr obersten ^audcsbchördcn, des Bischofs von Scckau und besitzt an Lehranstalten Universität, Technik, Akademie für Handel und Industrie, 2 Gymnasien, 2 Realschulen, 1 Mädchcu-N)ceum (bisher das einzige der Monarchie), eiu theologisches Seminar, eine Vehrer- und eine Lchrcrinnen-Bilduugsaustalt. Bedeutend ist die Zahl dcr Huiuanitäts-Iustitutc; dcr wichtigsten Sammlungen geschah bereits Erwähnung. 1872 zähllc Graz 177 Vereine. Umcr den zahlreichen industriellen (Htablissemcms seien die Maschinenfabriken, das Walzwert dcr Südbahn, mehrere Eisenwaarcnfabriken, Ketten- und Nagclschmiedcu, Papier», Leder-, Ägueur-, Kcrzcu--, und Seifeufabriten hervorgehoben; auch die Schaumwein-erzeuglmg, die Zuckcrraffinerie und die Bierbrauerei verdienen genannt zn werden. Tomographie. 639 Die Umgebungen von Gra; sind, wie schon mehrfach erwähnt wurde, ungcmcin lieblich und reibend. Nach Osten hin gehen die Vorstädte allmählich in die aumuthigstcu Sommeraufcnthaltsortc mit zahlreichen hübschen Villen über. Hier finden wir in nächster Mhc der Stadt als vielbesuchte Vergnügungoorte den Hilmertcich, den Nuckcrlberg, so genannt oon der Fülle der hier wachsenden Ruckcrln l^olli« i»ei'eilin^) und durch das breite Thal, in welchem dic Vorstädte Leonhard und Gcidorf liegen, von ihm geschieden, den höheren Rosenberg (14?Z F.) mit herrlicher Auesicht. Dahinter zieht ein liebliches Wäldchen mit der Klause Maria Grün; von dieser östlich liegt die großartige Wallfahrtskirche Maria Trost am Fuße der durch cinc prächtige Fernsicht ausgc;cichnetcn Platte i^ ! nächst Grndweiu, eineil ülte» Hü'rktflecken nut ^ Steinbriiäicn und Grwerdrii, in dessen 9^ähe! Pilrqstull niit «inein Schlosse, nach nxlchem der Orientalist Frh. u. Hammer den Veinamelt l Pilrqstall erhielt. Westlich von (Hradmein liegl tn einettl ^lrlieulhalc der 2>tur dir iin Jahre 112^ gegründete Cistercienser Abtei Rein niit stattlicher Kirche nnd Bibliothl'l und Oraliinälern ^ der fteirischen Herzoge; daneben Kohlrugrudeu. All der Mir anfwärtö liegen einander gegen-nder die Märtle Fcistritz „nd Peggan, cr ^ stereö niit einer pittoresken Bergkirche, Älipfrr Hammer und Eijenhaimnern, lrhtereö nut einer! großen Burgruine. In der Nähe befindet sich! die Padelhöhle in der Padelniauer und die Bahn führt an dieser durch eine Gallerie. West' lich von Feistritz liegt am Fuße der Kleinalpe Uebel bach, ein Flecken mit Eisenindustrie, Uertsteindrnchen, Geiverben und dein Schlosse Naldstrin in der Nähe, Von Peggan nordlich l?an a>l der Viur finden wir Frohnleilen/ oiüln '.NcarN inil eineui Seruilfiitloster uoin ^ Jahre Iueit der Mir, liegt der ge-werdfleißige Flecken Leibnitz, der ein Kloster, sehenswerthe Kirche »ud Fabriken besitzt. Auf einem nahen Berge erhebt sich das den, Fürst-^ bischofe von Seckau gehörige Hchlosi S eck an, nlit Bildrrgallerie, Bibliothek, Sammlung uoil Rönlersteiilen ic. Äiicht weit entfernt ist der Markt Ehrenhansen am rechten Murufer und ani Nordabhange der Windisch Bücheln. ! Dieser lrcibt bedeutende!! Weinhandel, über die ! Mnr führt eine alte gedeckte Brücke, i»i Schlosse befindet sich ein Mausoleum des Frh, Nupprecht von Eggenberg l,i llill). Ocstlich liegt !>l fruchtbarer Gegend Mur eck, rill Markt mit ! fchöm'in Nachhanse und dem Felsrnschlosse Ob >nureck. Rndkersbnrq, nahe der ungarischen Grenze, ist eine gut gebaute Stadt mit einer ! Porstadt und 2055) Einwohnern. Sie ist gcwerb ^ fleißig, treibt beträchtlichen Weinhandel nnd hat uiele Schissniühlen. Das im '^ovdwesten gelegen« Dorf Hof am Hochstradentogel, besitzt eine ß40 Herzogihum Steiermark. Mineralquelle von 9" R., „Iohannesbrunuen" genannt. Verfolgen wir nun den ^auf der Mnr. Zuflüsse. An der oberen Kainach und an der Oraz-Köflacher Bahn liegl die gewerbfleißigr Stadt Voitsberg, in deren Nähe sich brdeu tendc Brauntohlenwerte befinden. Die Stadt jelbst hat einige Fabriken; obcr ihr stehen die pittoresken Ruinen von OberVoitsberg, diesen gegenüber das wohlcrhaltene Schloß G reißen eck. Atn Salla-Bach, der unterhalb Voitöberg in die Kamach mündet, bildet der Markt Kö flach das Centrum der großartigen Braunkohlenlagcr dieser Gegend. Weiter aufwärts liegt das Dorf Salla mit bedeutenden Eiseu^ bergwerten. An der oberen Laßnitz, die zur Sulm abstießt, ist der Markt Landsberg, auch Deutsch La tidsberg, init schöner Pfarrkirche und einer Schloßrniue bemerlenswcrth. An dem zur Laßnitz fließenden Ztainzerbach liegt nördlich von Landsberg der gewerbfleißige Flecken S tain,z, der anch guten Wein erzeugt; das hiesige großartige Schloß war einst StiftSgebäuoe der regnl. Chorherren. Südlich von Landsberg finden wir den Markt S ch >v anl> erg im Thale der schwarzen Sulm und am Fnße der Schwanbergcr Alpen oder der Koralfte, deren höchster Gipfel, der Sprikkogel (<^759 F.), gewöhnlich van hier aus ^ erstiegen wird. UlNveit des Ones find Kohlen-! lager, Steinbrüche nnd die Heilquelle des Mainsdorfcr Bades. Am Saggaubache, der rechts in die Sulm mundet, liegt der Markt Eibiswald mit einem alten Schlosse, Eisen-und Kohlengruben, Hüttenwerken und Sensen ^ hämmern, an der Pößniy, die znr Saggau fließt, ^ in fruchtbarer Gegend der Markt Arnfcls, das römische ^rii'inm; bei dcm benachbarten Lent' schach am Fnße des Poßrnck steht das Schloß Trautenburg. Der östliche Theil Mittelsteiermarks gehört vorwiegend dem Gebiete der Raab an Hier finden wir am Weizbache, den die junge Raub links anfnimmt, dcn durch Schloß, Eisenhammer und Kohlengruben wichtigen Markt Wei;. Eine bedeutende Strecke nach Südost entfernt liegt am rechten Raabufer Feldbach, ein sehr alter Mcnlt, mit Ringmauern nnd Thorthürmen um . gebcu; die aus dem Jahre NlN stammendes Pfarrkirche ist durch Bollwerke geschützt. Gegen 1'. Sntndcn südlich von Felobach liegt in romlliuischer Gcgcnd der immer starker besuchte Cnrort Gleichcnberg; die 5 Quellen, alkalische Säuerlinge mit einer Temperaturuon l<)—^14" N., ^ waren schon den Römern bekannt, Gleicheuocrg hat inehrere elegante Vadehäuser und Villen, eine schöne Kirche in byzantinischem Stile und eiu festes Schloß mit mächtigem Thnruie und Basteien. Von Feldbach östlich an der Raab und nahe der ungarischen Grenze liegt der Markt Feh ring mic alter Kirche nnd Obstbaum-zucht. An dem in der Nähe mündenden Graz-bache ist der Flecken Niegersbnrg wegen seiner wohl erhaltenen Bergfeste bemertenswerth; diese steht auf einem 1475 F, hohen Berge, hat 7 Thore, 5 Höfe, alte Prnttka/mächer, eine Waffensammlung und gewährt eine schöne Aussicht nach Ungarn und Steiermark, Nordöstlich von Riegersdnrg finden wir an der Feistriy nnd der Grenze Ungarns die Stadt Kiirstenfeld (3<>09 E.) auf hohem Ufer. mit einer Mal-theserCommende und eitler großen Tabalfabrik. Eine größere Slrecte flußanfwärts an demselben Flusse ist der Markt Anger, mit Talksteinbrüchcn nud bedeutender ^'einwebrrei, gelegen. Das Dorf Ratten an der Feistritzquelle hat Braunkohlen-und Grafthilgruben. wie Eisenhämmer. Süd' östlich von diesem Orte liegt das l1s>8 vom Markgrafen Ottokar gegründete Chorherrenstift Voran am gleichnamigen Bache, der znr ^afuitz stießt; der Markt Vorau treibt Tuchweberei. Am oberen Safenbache, der gleichfalls in die Lafnitz mündet, liegt die vorzügliche Tuchweberei, Ge-treidchaudel nnd Pferdezucht treibende Stadt Hartberg, die zwei Vorstädte, ein Capncincr-kloster und eine Pfarrkirche mit dcm schönsten Thurme im ^aude hat. An der ^'afnitz selbst ist der Flecken' Burgau bemertenswerth. Im nordöstlichsten Winkel des Bandes liegt am Pinka-bache die Stadt Friedberg nnl uraltem Schlosse, Tuchweberei und dcm Schlosse Thalberg in der Nähe. 2. Untcr-Tteiermarl. Marburg, die ehemalige Hauptstadt des zumeist von Wenden be« wohnten Marbnrger Kreises und die zweite Stadt des Landes, liegt am linken Ufer der mächtigen Dran und zählt mit der Grazer-, Kärntner und Magdalena-Vorstaot 13.W5 Einwohner, Marburg ist freundlich gebaut, hat eiuen großen Platz, auf dem ein Denkmal 1809 gefallener Hußaren steht, und zwei Brücken. Es ist der Sitz des Bischofs von Lav ant, mehrerer Verwaltung«' und Gerichtsbehörden und besitzt ein Gymnasium, eine Realschule, eine Bildungsanstalt für Lehrer und eine bischöfliche theologische Lehranstalt. Die Lage der Stadt an der schiffbaren Dräu, am Kreuzungspmikie der Wien Triester nnd der Kärntner Bahn nnd einiger Poststraßen fördert sehr den Handel, welcher sich mit dem auf den . Hügeln der Umgebung wachsenden Wein, dem ^ Holzrcichthum des Bachcrgebirges und den Er-zengnissen der hiesigen Industrie befaßt. Es bestehen hier eine große Maschincnwcrtstatt der Südbahn, 2 Snrrogateaffee, 2 Lederfabriken, eine Liqneurfabrik und in der Nähe zahlreiche ! Glasfabriken. Marburg war einst der Ansitz eigener Grafen von Marchbnrg, Die alte Marburg, den Grafen Branois gehörig, besitzt eine werthoolle Gemäldesammlung. Das Schloß Ober-marbnrg. das einst nördlich von der Stadt auf einem Bergtegcl stand, ist gänzlich zerstört. Die Umgebungen sind lieblich nnd interessant. Eine schöne Aussicht anf die Stadt nnd das Bacher-gebirge im Süden genießt man vom dentscheu OalUaricnberge, eine nmfassendere anf die Wein-Hügel um Marburg, die Gebirge und die ungarische Ebene van der Kirche St^ Urban s1890 F.) im Nordwesten. Topograph,?, 641 Von Marburg in westlicher Richtuug führt an der Dran flußaufwärts die Draubahu durch Käruteu nach Tirol. Au derselben und am Noroabhange des Bacher finden wir das Dorf MariaRast mit einer schönen, sehr besuchten Wallfahrtskirche vom Jahre U104 und einer Papierfabrik. In einein Seitrnthale der Dran liegt der Markt St. ^aureuzeu „in der Wüste", mit einer Glasfabrik nnd Brrtterhandel. Der Flecken Mahren bcrg am linken Dran Ufer hat ein Schloß und eine Klostcrrnine. Das benachbarte Drauwalo ist wegen seines Berg baues auf Blei uud Silber briuerkenswerth. Der Markt Hohenmautheu oberhalb Mahren^ berg hat Hütten- und ^amnicrwerle. Au dein bei Unter'Draubnrg mündenden Mießliugbache liegt dir kleine Stadt Windisch-Graz mit alter Pfarrkirche, deiu Schlosse Rolhenlhurm und Scnsenfabrik, In der Nähe des Dorfes Mieß-ling, mit Eifenbcrgw^rkcu, befindet sich auf der Höhe des Bacher ein Torfmoor. Im Südosten von Marburg liegt an der Dran und inmitten des Pettaurr Feldes die uralte Stadt Pettau. der Nömer I'ostuviiim, slov, I'tuie, die Fremde. Sie zählt 2361 Einwohner, muß aber früher viel bedeutender gcwesen sein als jetzt; die Straften sind eng, die Häuser jedoch gnl und massiv ge^ baut. Dir gothische Hanpttirche stammt aus dem 14. Jahrhundert; ferner hat die Stadt ein !2^9 gestiftetes Minontenklustcr und ein altes Castell. Ueberaus reich ist sie au römischen Alterthümern; fast jedes Haus enthält Römer steine. Im Süden Pettans stehen beiderseits der Dran kiele, 2—3 Klafter hohe kegelförmige Hügel, die mau für altslavische Gräber halt, Der Weinbau der Umgegend ist bedeutend, weßhalb die Stadt nebst vielen Gewerben ansehnlichen Neinhandel treibt. Prttau liegt an der Bahn Pragerhof Kauisza Ofcn. An derselben Bahn, an dcr Dran nnd der kroatischen Grenze ist das Siädtchen ^riedau (slov, Oi'innx) gelegen, dessen Schloß friiher eine Comtbnn'i des deutschen Ordens war, Grenzort gegen Ungarn ist der Markt Polsterau ^slov, ^r^lliLcl^. Vor Friedau Mündet die Pösnitz, der Hauptbuch des gesegneten Weinhügellaudes iui Süden der Windisch Bühelu; an ihm liegt der Markt St. Leonhard. Vou diesem südöstlich finden wir am Staiuzbache den weinberühmten Markt Lutrenberg, den Geburtsort des großen Slavisten Miklosich. Äu der Mnr, die im Nordosteu die Kreide Unter fteicrmarks gegen Ungarn bildet, liegt der Markt Nernser, der vorzügliche Pferdezucht treibt, Südwestlich vou Pettau. au der Dranu. ist der start besuchte Wallfahrtsort Maria Nenstift bemerlensuierlh. Weiter aufwärts an der Drann liegt der Mark Gonobitz mit trefflichem Wein bau, Eisenwerken und einer Mineralquelle. Südlich stehen die Ruinen der gleichnamigen Burg, sowie die der ältesten deutfäiru «iarthause Seiz, 1151 Uon Ottokar V. gegründet, Nord^ dstlich vou Oonobid, ain sseistritzbache. liegt die kleine Stadt Wittdisch-Hcistrih. deren Haupt-gowerbc Weillbau (..Brandner"» und Eisen-fabrication siild. Die prächtige Burg Feistritz Umlauft, Ofse. welilie auf längerer Strecke dir (grenze Steiermarks bildet, li gen flußauf^ wärts die Gctreidehandel nnd Weinbau treibende Stadl Na»n, zum Theil noch lion alien siing-mciuern umgeben, >nit ciueni Franciseauerlloster von 1660, geräumigein Scl^losse nnd schcns-werther Meierei im Nanuerhofe: der Markt Neichenburg mit 2 Schloßgebändru; der Markt!l! i ch tenw a ld, gleichfalls mit2 Schlossern, alten slavischen und glagolitischen Inschriften nnd einem Knpserkieslager in der Nähe; das Torf ^'aak mit Glasfabrik. Bleiwerken und Brannkohlengrnben; Stein brück an der Mün-! dung des Sannflusfes. mit imposanter Steiii' brücke, wo die Agramer Bahn von der Südbahn abzweigt. Weiter aufwärts an der Sann finden wir den Markt Tuff er an der Südbahn, mit schönem Schlosse, alter Bergfeste, Gewerben nnd einem Braunkohlenlagrr; die hiesigen warmen Quellen werden im Frau; Josephs Bade benützt, l Ganz in der Nahe sind die wichtigen Thermen !'des Römerbads, das an einer Bergwand klebt. Die 3 Quellen, welche schon die Römer benutzten, haben eine Temprratnr von 29" R, ^ Bäder und Wohngebäude sind bequem eingerichtet, ! die Spa^iergänge wunderschön. Bei Trifail, ! das eine Glasfabrik hat, nnd Hrastnigg sind ^ bedeutende Kohlenwerte im Betrieb. . Au dein Knie der Saun liegt in herrlicher Gegend die ^ Stadt (Bahnstation) Cilli. Cellc mit 4224 E., ^ daS römische ClüMÜil OI«'^, heiter nnd freundlich ! gebaut, mit Mauern aus dem 15. Jahrhundert ^ umgeben. Zahlreich sind die Denkmäler der Römerzeit; die römischen Cloalen werden noch ' j-tzt zu Kanälen benutzt. An der Pfarrkirche ^ ist namentlich die alte gothische Capelle sehen«» werlh. Die Stadt, welche mehrmals den ver^ heerenden Stürmen der Völkerwanderung erlag, ^ auch vou den Türlen hart mitgenommen wurde, brannte 1798 fast ganz ab. Als 145N der letzte der Grafen uou Cilli ermordet ward, kam die Grafschaft als Wiudische Mark zu Oesterreich. Cilli besitzt ein Gumnasium und eine Bürger^ schule, mehrere Vereine, '.'iele Gewerbe, einige Fabriken und besuchte Flußbäder. I» den reizenden Umgebungen gewähren besonder»? der Nikolaiberg, der ^aisbcrg, der Galgenberg nnd uor alle» der Schloßdeili mit der Ruine Ober Cilli schön? Aussichten. Das unsern gelegene Dorf N euhauS ! am Packbache hat eine Therme von 28" R. Nördlich von Cilli liegt am Fuße des Bacher i nud am Ködingbachr der Markt Weitensteil! nnt eiuem Schlosse, Cisenwerki'u und Glashütten. Der Markt Wollau am Packbache hat Eisen-nnd Kohlenbergbau; in der Nähr steht daß gleichnamige allerthümliche Ber^schloß. Der nordwestlich davon gelegene Markt Schönsten! hat Blei- und Ziukbergwerke. ?ln einem .^nbachc der Saun, im Westen vou Cilli. finden wir in gebirgiger Gegend den Flecken Oberburg, der 41 642 Herzogthum Steiermark. 140^,- l?6!> Residenz der Bischöfe von Laibach war. Schloß und Pfarrkirche daselbst sind b> merkenswert!». Südöstlich von Cilli liegen in wildromantischem Waldthale Viartt und Fest? Montpreis (Plauina Tcrg), ersterer mit guter Hornvieh;ucht. Ocstlich da^'on, an einem Zubachc der Sutla, ist der Markt Peilen st ein, mit zwei benachbarten Schlössern, gelegen. Ganz in der' Nähe, etwas weiter abwärts, finden wir Drachenbnrg mit schöner Ruine und Eisen-gruben. Das Torf Kastreinitz am kroatischen Gebirge besitzt einen Sauerbrunnen. Im.ol'ersten Thaltesscl der Sutla, an der kroatischen Grenze, liegt der Markt Rohitsch mit eiium Schlosse und einer Schleifftcinfabrit. Berühmt ist der Markt durch seinen Sanerbrnnn, der nordwestlich gelegen ist. Von den 5 Quellen, die 1647 ran einem Grafen Zrinh entdeckt sein sollen, wird die cine(Tempclbrnnnen) zum Trinken benutzt, die anderen dienen zum Baden. Bade« gebaudc und Wohnungen sind gut nnd bequem eingerichtet. Tic Frequenz belief sich im Jahre 13?! anf 2401 Curgästr. !5. Obcr-Ttcicrumrt. Vruck a. M., vor mals Hauptort des Brucker Krciscs, ist eine > kleine Stadt am Einflüsse der Mürz in die Mur! und an der Südbahn, die von hier einen Flügel ^ nach Leoben znin Anschlüsse an die Rudolfsbahn entsendet. Brnck hat niit den drei Vorstädten 2879 Einwohner, Die Straßen sind geräumig ^ nnd gerade, doch ohne ansehnliche Gebäude. Ten , großen Platz ziert ein schöner Brunnen. Merk-! würdig ist der alte Fürstenhof mit Bogengängen in by^aminischem Geschmacke. In der Stadt-, Pfarrkirche ruht Herzog Ernst der Eiserne. Brück ^ besitzt anch ein Theater, einige Vereine nnd Humanitäts Anstalten. Von der Anhöhe hinter dem Bahnhof genießt man den besten Neberblick ^ der malerisch gelegenen Stadt. Außer derselben ^ stehen auf der Höhe die Ruinen der 1792 ab gebrannten Bergfeste Lands krön. Im benachbarten llrgenthale werden Kohlen gegraben; ebenso in der Nähe des 2 Ml, nördlich von Brück gelegenen Marktes Aflenz, mit uralter gothischer Pfarrkirche. Unterhalb Brück liegen im verengerten Murthale die Dörfer Peril egg und Mixnitz, ersteres mit Wallfahrtskirche, schönem Schlosse und Eisenwerken in der Umgegend, letzteres wegen eines Wasserfalles uud Tropfsteinhöhlen bemerkenswerth. Westlich von Brück findeil wir in sehr schöner Gegend an der Mur Lcoben l5O9l Einwohner), die mit Mauern nnd Gräben umschlossene Hauptstadt der ein-stigcn Grafschaft Viubcn, seit 118? Stadt, der schönste und bedeutendste Ort Obcrstcicrmarkö. Leoben hat 2 Brücken, 2 Vorstädte, einen schönen Platz mit ,"» Ärnnnen; unter den ansehnlichen Gebäuden ragen die Dechantskirche, das Rathhans . die Kirche Maria Naascn ans dem 14. Jahrhundert und das Theater hervor. Die Bahnhöfe der Süd' nnd Rudolfsbahn liegen an den entgegengesetzten Enden der Stadt, Leoben ist der Sitz der k. k. Berghauptmannschaft fnr Stcicrmart, einer reuommirten Ber^Nt'ademie hat ein Realgymnasium, eine Handelskammer, Hammerwerke, Drahtzug. Kupferhammer und treibt bedeutenden Eisenhcmdel. In dem nahen G ö ß,dem ältesten Stifte Stciermarks (1N04,gegr.), . einst Kloster,dann Residenz des Bischofs von^eöben uud jetzt Eigenthum der Vordernbcrger Gewerkschaft, fanden 1797 die Friedensunterhandlnngen statt, welche dein Frieden von Campo Formio vorangingen. Bei Lcoben mündet der Vardcrn-derger Bach, an dem die Märkte Trofajach, mit besuchtenPferdemärkten, und Vordernberg, mit sehr ergiebigen Eisenbrrgwertcn und zahlreichen Hochöfen, liegen. Der Name des letzteren stammt von seiner Lage „vor dem Berge"/nämlich dem Eiscnerzer Erzberge. Eine kurze Strecke oberhalb Lcobcn mündet links der Lie-singbach in die Mur. An diesem liegen der Markt Mau tern mil alter Wallfahrtskirche, Eisenhammer nnd Talkbruch, und das Dorf Kllllwana, mit Kupferbergban. Bei Kaiscrs-bcrg, einem Torfe an der Mur mit einem Schlosse nnd gleichnamiger Ruine, wird Graphit gegraben. In dem jenseits der Mur gelegenen Dorfe St. Stephan befindet sich ein kaiserl. Eisengußwerk. Südwcstlich vou demselben an der Rudolfsbahn, welche das Mnrthal von Lcoben bis Tenfenbach durchzieht, liegt in dem hier breiten Thale idem Eichsfeldc) das schlecht gebcinte Städtchen Knittelfcld, belebt durch zahlreiche Eiscuwerkstatten. sowie Holzhandel, denn ^ von hier an ist die Mnr flößbar. Nördlich von , Knittelfzld in einem kleinen Seitenthale finden ! wir den Markt Seckau, wo 1218 das Bisthum Seckau gegründet wnrde, dessen Sitz jetzt Graz ! ist. Die Stiftskirche, eine herrliche Basilika,-birgt das prächtige Denkmal Herzog Karl's II. von Steiermark, in der Gruft ruhen 9 Habsburger steinschcr ^inie. In der Nähe sind wich-^ tige Eisenwerke uud die iu botanischer Hinsicht I interessanten Seckancr Alpen. Der Markt Obdach in dem südlichen Seitenthale des Granitz-bacheS hat Eisenhämmer, in der Nähe Eisen> gruben. Westlich van Knittclfeld liegt Iudeuburg, eine alte, von hohen Mauern umringte Stadt ! (3189 Einwohner) am Fnße der Wenzel-Alpen, ! angeblich an der Stelle des römischen Nonats. Im Mittclalter war es Stapelplatz für den Handel mit Italien und dem Orient; nach dem Brande von 184l ward es fast ganz neu auf« gebaut. Die Juden hatten um 144l» einen eigenen Stadtricher, wurden aber 1496 vertrieben. , Die alte HerzagSburg, nachher Caserne, ist jetzt verödet. In der Nähe steht die Rnine Lichtenstein, Stammschloß dcö bekannten Geschlechts. Von Iudenburg nördlich, am Fuße der Seckauer Alpen, liegt Fohnsdorf mit reichhaltigen i Kohlengruben. In der Nähe mündet der von z den Tauern kommende Pälsbach; an diesem liegt > der Markt Ober-Zeiring mit einer Pfarr« kirche vom Jahre llN: die ergiebigen Silber« > grnben wurden 1158 ersäuft, wobei alle Knappen j nmkamen; gegenwärtig wird auf Eisen gebaut. , Der Flecken Ünzmarkt in schöner Gegend an der Mur hat einen Eisenhammer; ihm gegen» über steht die Ruinc Frauenlnn'ss, cinst Wohnort Topographie. 643 !>es Minnesängers Ulrich von Lichtenstein. Von ^ Unzmarkt zieht die Straße südlich durch das Perchauer Thal über die Wasserscheide zwischen Ä!ur und Gurt; im Gebiete ocr letzteren bereits, am Olsgadache, liegt der Fleäen Nenmartt, in dessen Nähe das alte Xorc^k gestanden haben , soll. Westlich von hier am Tajabache, der zur Mur fließt, und am Fuße der Kuhalpe sind Markt und Benedietinerstift St. L ambrecht zu nennen; letzteres, 1102 gegründet, Hal ein sehr ansehnliches Gebäude, In der Umgegend ftndcn sich Flachsban nnd Eisenwerte, Die kleine Stadt Obcr-Wülz im Wölzcrthale, links von dcr Mur, soivie Niedcr-Wölz am Ausgauge des Thals, besitzen Zerrenn- und Strrähämmrr. Am Ausflüsse des Nantenbachrs in die Mnr lifgt dic von Mauern umschlossene Stadt Mura» mit 3 seheußwerthen Kirche», zwei Vrücken, einer Schmelze, Hammerwerken/ Gnßstahlfalnil und Nrahtzug. Ueber der Stadt erhebt sich das Schloß Ober Muran, gegenüber die Feste Grünfels. Hart an der Salzbnrger Grenze zieht sich südwärls der wilddüstere, sageurriche Tnrrachgraben hin; hier liegt der Bergwertsort Turrach mit Schwarzenbcrg'schen Eisengruben und Eisenwerk, hinter demselben der düstere Turrachsee. Es erübrigt noch, jene Orte des Mnr-gebietcs zu nennen, welche an der Mürz nud z rn ihren Seitenthälern liegen. Nordöstlich von Brück finden wir znnächst den Markt Kapfen-berg cm der Siidbahn, mit altem Naihhanse' «nd Schloß, überragt von der Burgruine Ober Lapfenberg. Nördlich, in einem durch seine Pflanzrnreste bekannten Becken, liegt Dorf P arsch lug mit Alaun- nnd Braunkohlenwerfen. Kind ^ ber g an der Mürz nnd der Bahn ist ein Markt mit gleichnamigem Schlosse, einem Sensenhammcr und großen Granitbrnchen. Dorf Wartberg,! oberhalb Kmdbcrg, hat Braunkohlengrnben. Zn Veitsch am Südabhange der Hohen Vcilsch bestehen Eisengrnben. DaS Dorf Krieglach an > der Mürz und der Bahn hat Eisenwerke. Von besonderer Wichtigkeit ist der alte, mit Mauern ^ umgebene Markt Mnrzzuschlag (2l8I Einwohner) als Endstation der Semmeringbahn, ^ Die Lage desselben ist sehr schon. Die Pfarrkirche vom Jahre 1776 ist durch mehrere Erd-beben baufällig geworden. In dem nahen GlaS^ ^ graben befindet sich eine an6 8 Abtheilungen bestehende Galmcihohle. Nordwestlich von Miirz-znfchlag liegt am Südfuß der Naxalpe im Mlir-thai daS Dorf Kapellen mit Kalktuff-Stein-brnchen, einem Wasserfall und 2 Höhlen. Das nahe Ncnberg ist Sitz der mont. Aerarial Herrschaft Nenb'erg und besitzt ein großes ärari-schcS Eisenwerk; dessen Kanzleien sind im Gebäude des ehemaligen Stiftes Neuberg untergebracht, das 132? bis 1?8si bestand. Die Stiftskirche aus dem 15. Jahrhundert, eine der größten Kirchen des Landes, hat eincn besonders kunstvollen Dachstuhl und mehrere Ovabmäler, Nahe der Miirzcnulle liegt in wilder Schlucht Mürzsteg mit Eisenhämmern, Marmorbruch cmd rinnn Torfmoor im Naßkchr. Von hier wendet sich das oberste Milrzthal nordwärts; dessen wildeste Sirecke flchn dcn Namen „Zum todten Weib", wo ein Vach den Wasserfall zum todten Weib bildet. Die Wiege der Mürz heißt „In der Frein". Die Hanptstraße führt von Mnrzsteg westlich iibcr Nicoeralpl, wo ein Eiseubergwcrk besteht, hiunbcr iu's Eunsgebict in das Thal des Aschbachs, welcher nns nördN'ärts zudem berühmten Wallfahrtsorte Maria-Zell Intet. Man gelangt dahin an dem großen f.. k. Onßwerte vorbci, der bedeutendsten Geschütz-gießrrei in der Monarchie, die 9s>s) Arbeiter beschäftigt nild jährlich 100 Geschütze schweren Calibers liefert. Maria-Zell, in einem weiten, uon fchoncn Waldbcrgen untgl-brnen Bergkessel sehr malerisch gelegen, ist dcr besuchteste W,i!l-fabrtkort Oesterreichs; jährlich kommen über 2W.l«»l) Pilger. Dk Bewohner leben fast ausschließlich von Wallfahrern, fast der ganze Ort besteht aus Wirthshäusern. Den Mittelpunkt bildet die sehr ansehnliche Kirche mit ihren 4 Thürmen. Das Gnadenbild, eine Madonna mit dem Kinde, aus Lindruhol; geschnitzt, stiftete N57 ein Priester von St. Lambrecht, der Mnttertirche von Maria-Zell. Markgraf Heinrich I. ! van Mähren ließ um das Jahr 12N0 eine Caftclle darüber erbanen, und über diese Konig Ludwig 1. von Ungarn 1863 eine größere Kirche, deren gothischer Thurm noch erhalten, obwohl dic jetzige Kirche zu Ende des 17. Iahrhnndrrt aufgeführt wurde. Neich ist die Schatzkammer der Gnlldeukirche. In den schönen Umgebungen sind der Erlafsre nnd der Lasfingfall besonders sehenswerth. Etwa 4 Stnndeu südlich von Maria-Zcll liegt am Westfuße der Hohen Veitsch der Brand Hof, Landsitz des Erzherzogs Johann <-s 1859) mit schönem Garten. Verfolgen wir von Maria^Zell ans in südwestlicher Richtung ^ das malerische Thal der steirischen Salza, so gelangen nur znnächst nach dem nur aus wenigen Hänsern bestehenden We ich selb 0 den, von wo ! aus gewöhnlich der Hochschwab brstiegrn wird. Dann folgt slnßabwärts in schöner Gegend der saubere Ort Wildalften, mit mehrerni Eisen' hämmern; der Sandboden ist der Verwesung so . ungünstig, daß Wildalpen 3 Fricohöfe hat, Von hier an ist das Salzathal weniger wild. Unter-halb Palfau mündet links der Gamsbach, an ! dem daS Torf Gams mit sehenswrrther Grotte liegt, Uuweit davon ergießt sich die Salza in die hier nordwärts fließmde Enus, an der har< an dcr Altenmarki bemcrkenswerth ist. Südwestlich von Menmark, liegt in der Bnchan dcr Markt St. Gallen mit Eisenwerken. Dort, wo die Enns sich nach Norden wendet, liegt inmitten von Kohlenmeilern, die die Luft mit feinem Kohlenstaub erfüllen, das ansehnliche Dorf Hieflan mil ! ergiebigen Eiscnbergwerken, Hochofen und einem z großen Holzrcchen. Hier mündet der Erzbach; ' an diesem aufwärts, am Lcopolosteiner See vorbei, gelangen wir nach dem alten, wegen ^ seines großartigen Eisenbergbau?s berühmte» Markte Eisenerz; von Hieftau führt ein« Zweigbahn der Nu>olföbahn hieher. Die gothisch« 41' Pfarrkirche ist 1279 erbaut. Der roihe Erzberg, welcher südlich das Thal schlißt, ist buchstäblich ein Eiscnberg. Der größere Theil seiner Masse ist so reich an Metall, daß im Sommer Tagebau wie in einem Steinbruche stattfindet, im Winter dagegen Stollcnban. Der untere Theil des Berges ist ärarisch, der obere ergiebigere gehört den Vordernbcrger Gewerkschaften. Die Gruben sind seit 1000 Jahren in Betrieb, beschäftigen über 5000 Menschen und liefern jährlich über 2 Mill. Ctr. Eisen. Eine besondere Merk Würdigkeit sind die „Schatzkammern", leere Räume im Berge, deren Wände mit weißer Eisenblüthe in den wunderlichsten Formen beschlagen sind. Zwischen Hieflau und Admont durchbraust die Enno den Engpaß „Gesäuse", ein 5 Stnndcn langes, tiefes, cngrS,. von ge- ! wältigen fichtenbcwachsenen Felsen muschlossencö! Thal zwischeu dem Gr. Buchstein und dem! Hochthor, welches die Nudolfsbahu, vielfach in! den Fels gesprengt, durchzieht. Das Thal er i wcitert sich vor dem Markte Admout, zu ciuem ! breiten grünen Thalbooen. Die berühmte Vene i dictiuer-Abtei „:,i,si montog", 1074 vom Sal; burger Erzbischof Gebhard gegründet, wurde im April 1865 fast ganz durch Feuer zerstört, der größte Theil der werthvolleu Bibliothek jedoch gerettet. Kirche und Kloster sind seitdem ueu aufgebaut. Südwestlich im Thale des Palten bachs finden wir die kleine Stadt Rottenmann am Fuße des gleichnamigen Tauern und au der Nudolfsbahn, mit Bergwerken nnd Eisen hämmern. Westlich von der Mündung des Palten-bachs an der Straße zum Pyhrupaß liegt iu dem hier an Torfgrnnd reichen Euusthale der Markt Liehe» mit alter Kirche, besuchten Pferde-markten, Eisenwerken und bedeutender Torfstechern. An der Enno aufwärts folgt der Markt Irdning mit einem Capueineriloster; dann das reizend gelegene Oeblarn, in der nahen Walchen findet Grubenbau auf Gold, ! Silber, Kupfer. Schwefel und Vitriol statt. > Die arsenikalischen Dämpfe haben die Gegend verpestet uud verödet uud dadurch den abstürzenden Flnthcn freieren Spielraum gegeben; die Bergwände sinddaher auffallend zerrissen. Nördlich liegt nahe dem Sal;abache, der zur Euns stießt, Neuhofen mit einem ärar. Eisenwerke nnd einer Mineralquelle von 14—IN" R. Südwestlich vou Oeblarn ist unweit der Enns der Markt iGröbming gelegen; er hat eine katholische ' nud eine evangelische Kirche und hält große Märkle ab. Nahe der Salzburger Grenze, welche der Paß Mandling bildet, liegt der alte Markt Schladming, einst eine blühende ! Bergstadt, aber die Stürme des Bauerulriegs (1525) vernichteten ihren Wohlstand. Der Ort ist mit Niugmaueru umgeben; die alte katholische Kirche ist unbedeutend, die neue evangelische wurde 1863 vollendet. Gegenwärtig wird bei Schladming auf Kobalt und Nickel gebant. Nördlich, am Südabhang der Dachsteingruppe, befindet sichdasHochplateau „Iu derNamSau", eine sagenreiche, zumeist vou Protestauten be-wohute Gegeud, die Viehhandel treibt. Der nordwestlichste Theil Steiermarkö. das Qnellgediet der Traun, bildet das stcirische Salz-^ kauunergut. Hier ist vor allen der Markt Aussce bemerkeuswcrth. Er ist an der Vereinigung der Alt Ausscer und Grundelseer Traun in großartiger Umgebuug reizend gelegen, Aussee , besitzt cinc^alte Pfarrkirche und eine noch ältere z Spitalkirchr, große Sndhänser, ein Soolbad, .Dr. Schreiber's Sanatorium (Heilanstalt) und ^ wird vou Curgästeu immer mehr besucht. Ost' ' wärts liegt der Grundelsee. Eine Stunde nach ^Norden entfernt ist daS Dorf Alt-Aussee am duukelu Augsee oder Ausser, mit einer kleinen gothischen Kirche und der Burgruine Pflindberg. Als Charakterbild für Steiermart gilt dcr Aufsatz: „Dcr Deutsche in Oesterreich, Stciermart und Kärntcu" S. 410 ff/ 5. Herzogthum Kärntcn. 188-4 HHMl. ^ 10.378 Hj5lil.. 337,tt94 Einwohner. (Wappen: Cm senkrecht zweigclheilter Schild, dessen link Seite einen silbernen Querbalken im rothen Felde hat; die rechte Scitc stelli drei übereinander schreitende schwarze Löwen ini goldenen Felde dar. Landesfnrbrn: Gold Noth-Weiß.) Geschichtsbild. Das heutige Kärntcn war von dem ittyrischcn Stamme der Earner') bewohnt, dic neben der Viehzucht mid Jagd auch Ackerbau, Bergbau, mancherlei Gewerbe und Handel betrieben, als die Römer das ^aud unterwarfen und zur Provin; Noricmn ^schlugen (15 o. Chr.). Hauptort daselbst war Virunum, wahrscheinlich im Zollfeldc gelegen, ^i'achdem die Pölkcrwaudcrung 'die Römcrhcrr-schaft gebrochen, ließen sich in der Mitte des 6. Jahrhunderts die Slaven hier uieder; diese erlagen den anstürmenden Avarcn nicht, sondcru vereinigten sich vielmehr, von Samo geführt, zu einem bedeutenden Reiche, das selbst Böhmen, Mähren und das nördliche Ungarn umfaßte. Als nach Samo's Tode das Slavmrcich zerfallen war, kam Kärntcn, wo slavische Fürsten regierten, nntcr die Oberhoheit Bajovaricns. Damals schon wurden die Bauern znm Christenthnmc bekehrt, die Edeln blieben Heiden. Mit Thnssilo's Stnrzc (788) wurde Kärutcn fränkisch und Karl der Große setzte im Karanlanenlnndo einen Markgrafen ein. Im tz. Iahrhnndcrt konnnt der 3iamc Carantanmn, Carinthia vor. Unter der fränkischen Herrschaft wurde der heidnische Adel ausgerottet lind deutsche Kolonisten zogeu in's ^and. lkaiser Otto II. löste 97<> das im 9. Jahrhunderte zum Hcrzogthum erhobene Kärnten von Bayern. Mit dem kinderlosen Ulrich starb im Jahre I^li!) die kärntnischc Herzogslinic aus und sein Vctlcr Ottokar II. von Böhmen erbte das ^and nebst dem größten Theile von Krain mit Friuul lind Histcrrcich. Ottokar verlor diese (5lwcrbu,tg durch die Schlacht bei Iedenspeigen (1278) an Rudolf von Habsburg. Dieser belehnte 1W2 seine Söhne Albrecht und Rudolf mit Oesterreich, Stcicrmark und Kärntcn, vergab aber letzteres bald darauf (1260) an den Grafen Mcinhard von Tirol für seine Mitwirkung beim Kampfe gegen Ottokar. Als 1885 der letzte Graf von Tirol starb, verlieh Kaiser Vudwig der Bayer Kärntcn den Herzögen vou Oesterreich uud Steiermark. Von da an theilte das ^and mit Krain namentlich die Geschicke dcr Stcicrmark. Im Wiener Frieden 18«>9) trat Oesterreich das obere Kärntcn mit Villach, Krain, Gürz, Gradisca, Istricn uud einen Thcil von Kroatien an Kaiser Napoleon ab, dcr daraus in Verbindung mit dein vom Königreiche Italien getrennten Dalma-tien, dem ehemals venctianischen Istrien nnd Ragnsa den neuen Staat dcr Illyrischen Provinzcu bildete, dcu er für fich durch ciuen Gcncralgouveurncur verwalten ließ. Mit Napoleon fiel die ephemere Schöpfung, der Name aber blieb fortbestehen, da Ocster- ') Der Name Earner ist auf das keltische „carn" (Horn) zurückzuführen nnd bedeutet Bergbewohner. 646 Hcrzogthum Kärnlcu. reich Kärntcn, Kram, Gör;, Gradisea und Istricn zu dcm Königreiche Illyrien (512 lUMl., 1'3 Mill. Einwohners vereinigte. Es zerfiel in zwei von einander fast unabhängige Gubernien: ^aibach mit 5 und Trieft mit 3 Kreisen und führte als Wappen ein antikes goldenes Nudcrschiff im blauen Felde. Im Jahre 1849 ward jedoch das Königreich, das gar kcinc historische Berechtigung hatte, aufgelöst und es wurden daraus die Kronländer Kärmcn, Kram, Görz und Gradisca, Istrien und die reichsunmittelbarc Stadt Trieft gebildet. Physische Geographie. Kärntcn, mit vollen: Rechte ein Alpcnland genannt, wird durch das Längenthal der Dräu in einen größeren nördlichen und einen kleineren südlichen Theil geschieden' ersterer gehört der Urgcbirgszonc, letzterer dem südlichen Alpcngürtcl an. Die Nordgrcnzc Karntcns gegen Salzburg bildet der Kamm der glctschcrreichcn Hohen Tanern, die Glockncr'Gruppe mit dcm doppel-giftfcligcii Groß^Glockner (11.686 P. F. — 3707 Mtr.), die Hochnarr-Gruppe mit dcul Hochnarr (10.031 P. F. ^ 3259 Mtr.) und die Ankogel-Gruppc mit dem Ankogcl (10.014 P. F. — 3253 Mr.) und dcm Hochalmspitz (10.306 F. — 3258 Mr.) umfassend. Der vom Groß-Glockner nach Südost entsandte Berggrat, im Pctzeck 10.368 F. (3277 Mtr.) hoch, bildet die Grenze gegen Tirol; östlich dauon am linken Drau-Nfer bis ;ur Moll liegt die Krcuzcck-Gruppe (8304 P. F. — 2610 Mtr.^. Voin Antogcl zieht ein Grat ;wi,chcn Moll uud Licscr bis zum Millstädtcr See, in dcm Ncißcck und Hühncrsberg gipfeln. Ocstlich vom Maltathal beginnen mit der bcglctschcrtcn Hafncrspitzc (9522 P. F. -^ !^ü^ Mr.), die tärntnifch-stcirischcn Zllpen, an der Nordgrcnzc gegen Salzburg und Stcicrmark hinziehend und sich bis an das linke Drau-Ufer ausbreitend. Neben dem Hafncrspitz gipfelt dcrFaschaunernock (8812 F. — 2785 Mtr.), weiter östlich in der Stangalpc der Konigstnhl (7875 F. — 2489 Mr.), der Eiscnhut und der Kaltebcn. Zwischen der Görtschitz und savant erHeden sich die Preßncr-Alpen (5762 P. F. — 1871 Mr.), dauon südlich erstreckt sich die Große Saualpe (6380 P. F. — 2073 Mr.), östlich vom öauantthalc an der steirischcn Grenze die Koralpe (6576 P. F. — 2136 Mr.). Die Kärntner Gebirge im Sndcn der Dran gehören zu den karnischen und Vcnetiancr Alpen, den Karawantcn und den Steiner Alpen. Der nördliche Zug der karnischen Alpen, die Gailthalcr Alpen, tritt ans Tirol ein und zieht zwischen Dräu und Gail bis Villach, am höchsten imRcißkofel (7270 P. F. — 2361 Mr.) und im Dobracz (6631 P. F. — 2154 Mr.). Der südliche Zug bildet mit seinem Kamine die Grenze gegen Vencticn. Zwischen Ponteba- und Prcdil-Paß reichen die Venctiancr-Alpcn in'S i?and, mit dcm Wischbcrg (8424 F, — 2663 Mtr.) und dcm hl. Berg Luschari (5445 F. — 1721 Mr.). Die Karawankcn ziehen vom Gailitzbachc bis zur Mimdung der Mießling in die Dräu; in denselben gipfeln der Mittagskogel, der Stou (70Statistik. 647 Frcamshöhc in dcr Stangalpc lind das Dörflingcr Loch, in wclchcm sich cm Sec befindet. ErdMc und Bergstürze sind häufig. Weicungcn der Thäler bis zu klcincu Ebenen, wie das ^urnfcld, cinc Er« Weiterung des Drauthals, und das mittlere Garant thal, sind vereinzelt. In dcr Umgebung der Hauptstadt breiten sich das Krapffcld an dcr Gurk und das classische Zoll-, Sol- oder Saatfeld au dcr Man aus. Dic Gewässer Kärntcns gehören mit Ausnahme dcr Fella im Südostcn, welche dcm Tagliamcnto zufließt, zum Gebiete der Donau. Hanptfluß des Vandcs ist die flößbare Dräu, welche Kärnten in westo'stlichcr Richtung von ^Dber-Drauburg bis Untcr-Drauburg durchmißt; ihr Thal führt auf dieser Strecke dic Rainen Obcr-und Unter-Drauthal, Noscnthal und Iaunthal. ^inkcr Hand nimmt sic hier die Moll, dieser (mit dcm Elcndbachc aus dem Maltathal), dic Gurt' nüt dcr Mctnitz, Görtschitz und Glan) und die savant auf; rechts dm Wcißcnbach (vom Wcißcnscc) und die Gail (mit der Gailitz), welche sich vor dcm Ausflüsse in die Dräu durch dic Trümmer eines Bergsturzes Hahn gebrochen. Sehr bcdcutcud ist dic Zahl der Wasserfalle, namentlich im Mollgcbictc und im Maltathal (vgl. S. 318 f.V Kä'rntcu besitzt die größten Sccn dcr alpinen Urgcbirgszonc: den Millstädter», Osfiachcr- und Wörthcr See; außer vielen kleineren, besonders Hochgcbirgsscen, sind noch dcr Wcißcnscc und dcr ruudc Faakcr-Sec ncnnenswcrth (vgl. S. 337 f.V Unter om Mineralquellen sind die wichtigsten: das .Karlsbad auf einem Abhänge des Karlnock < Stangalpc,, nach dem Brennerbadc Tirols das höchst gelegene Bad der Monarchic, die Duelle dcs St. Veonhardbadcs an der stcirischcn Grenze und in dessen Mhe dcr Pröblauer Saucrbrunn. Das Klima Kärntcns ist im Allgemeinen gesund, doch bewirken die bedeutenden Höhendifferenzen zwischen den hochgelegenen Gebirgsgegenden und dcn tieferen Hauptthälern bedeutende klimatische Unterschiede. Während dic mittlere Jahrestemperatur in Klagcnfurt 7'5", in Sachscnburg ?'I" C. beträgt, finkt fic in Hciligcnblut auf ,">-35" C. herab. Dic mittlere Regenmenge in Klagcnfurt ist mit 3<;-5 P. Z. bcmcfscn. Kärntcn liegt in dcr Zone der Alpcngcwitter; Klagcnfnrt zählt jährlich 25'5, St. Paul 23'(i, Maltcin 23-1 Gewitter. Dcr äußerste Südostcn dagegen ist gcwittcrarin; auf dem Obir kommen nur 5-9 Gewitter auf das Jahr. Unter dcn Winden herrscht dcr Südwest vor; doch richtet sich das Streichen dcr Windc hauptsächlich nach dcr Richtung der Thäler, so daß z. Ä. das Gailthal zumeist Ostwind hat. Vevölkermlgs-Statistik. Mch der letzten Zählung hatte Kärnten cinc anwesende Civitbcvvlkcrung von 336.400 Seelen, außerdem 1^94 Personen des activen Militärs, somit zusammen 337.li94 Bewohner. Für Endc 1872 berechnete man dic Bevölkerung auf 337.387 Köpfe (oync Militärs 1830 Mltc das Vand 2!17.t>90, 1851: 319.224, 1857: 332.593 Einwohner. Die jährliche Zunahme dcr Bevölkerung beträgt nur 0'1"/„. Auf 1 österreichische lüMl. entfallen I86tt, auf 1 geogr. ü^Ml. 1792 Seelen. Am dichtesten bewohnt ist Klagcufurts Umgebung (2298 auf 1 ^Ml. >, am dünnsten der Bezirk Spittal (904V An Wohnorten gibt es 10 Städte, 28 Märkte nnd 2911 Dörfer mit 44.7U9 bcwohntcn Hämcrn. Von den Bewohnern Kärntcns sind 1 Slovcncn oder Wenden, welche größtcnthcils südlich von der Dräu wohnen. Die überwiegende Mehrheit (320.171) bekennt sich zur römisch-katholischen Kirche. 17.377 sind evangelisch und nur 30 Israelite»!. Ueber 68"/„ der erwachsenen Bewohner beschäftigen sich mit ^and- und Forstwirthschaft, fast 14"/« mit Industrie und Gewerben, 1 '/./'/^ mit Handel und verkehr, 3"/<» find Rentiers, 4'/./'/« Persönlich Dienende, I'/?"/« gehören zur Intelligenz. ß48 Herzagthmn Kärntcn. Cultul-Vclljältuisfc. Unter den Zweigen der Rohproduction nimmt in Kärntcn der Bergbau den crstcu Rang ein; ihm folgt die Viehzucht, wogegen der Ackerbau, dcr den Bedarf nicht deckt, nur gering ist. Anf dem Gebiete der Industrie, ragt die Metallindustrie hervor. In Folge seiner Bodcngcstaltnng zerfällt Kärntcn in das Ober- nnd Unterland: letzteres ist fruchtbarer als das erstere, welches zwar anch größere fruchtbare Flüchen besitzt, wie das Lurnfclo, die Ebcnc von Villach, in den Hochgcbirgsthälern aber nnr fnr den kinnmcrlichcn Anbau von Roggen nnd Hafer geeignet ist. In Untcr-Kärnten sind durch Frnchtbarkeit besonders aufgezeichnet das ^avantthal, das 5trapffcld, die Ebcnc von Alagcnfnn nnd der größte Theil des Iannthakö. Anßer den Hauutfrüchtcn Haser nnd Roggen tritt schon dcr Mais auf und als Rachfrucht in den wärmeren Gegenden der. Buchweizen. 13'16°,„ der Gcsammtarea nimmt das Ackerland ein, 10'95"/„ Wiesen und Gürten, 23-13"/<, Weiden, 40-33 Waldungen, I2'43"/„ sind unproductiv. Den: unbeträchtlichen Weinbau sind nur 11 Joch gewidmet. Die Erzengnngsmcngen der wichtigsten Bodcn-Productc waren 1871 folgende: Roggen und Spelt 1,065.17^ Mctzcn, Hafer 1,046.332 Metzcn, Weizen 442.819 Mctzcn, Gerste :;97.',77 Mctzcn, Mais 268.744 Mctzcn, Kartoffeln 1,246.797 MclM, Heu lmd Grummet 4-4 Mill. Ctr., Klee 1-3 Mill. Ctr., Brennholz 244.909 Wr. Klflr. Der Gcsannntwcrth der land-wirthschaftlichcn Production belief sich ans 26'6 Mill. Gulden. Die dnrch die Almwirthschaft begünstigte Viehzucht weist besonders hinsichtlich des Hornviehs, dcr Pferde nnd auch der Schafe schone Resultate anf. Die Bienenzucht wird hier am besten nntcr allen Kronländcrn betrieben. Hinsichtlich der Scidcnzucht rangirt Kärntcn nnter den österreichischen Ländern hinter Tirol, dem Kiisten-landc, Dalmatien und Riedcröstcrrcich. l8.832 Schafe (940 auf l ^ Ml.), 36.030 Ziegen, 99.243 Schweine, 6^.615) Bicn»nstocke. blicht linbclangrcich ist die Jagd, wclchc besonders Hasen, Rehe und wildes Geflngel liefert. An Fischm, wie Lachsforellen, Saiblingen, Wallern, Huchcn, Rhein-lankcn u. s. m. sind die Flüsfc, Bäche und Seen reich. Der sehr beträchtliche Bergbau fördert namentlich Eisen, Alci, Zink und Kohlen zu Tage. Den Relchtlnim an Eisen theilt Kärnlcn mit Ttcicrmark, ein;ig unter allen Kronländcrn steht cs aber durch seinen Gewinn uon Blei da. msen liefern dcr Hüttcn-berger Erzbcrg nnd Wolfsbcrg, Blei Blciberg, 9taibl, Schwarzenbach, die Grasensteiner Alpe, Zink und Galmei Bleibcrg, Branntohlcn ^icscha, das ^avantthal, Kcntschach. Ehclnals bestand anch ein schwungvoller Bergbau auf edle Metalle im Moll-, Drau-und ^auantthalc. Die vorzüglichsten MoiUanprodnetc waren 1871:1,172.228 Ar. Eisen ^16 Hochöfen im Betrieb), 48.977 Ctr. Blei und 1,393.,'>82 Ctr. Braunkohlen. In keinem andern Kronland leben relativ so viele Menschen vom Bergbau. Der wichtigste Industriezweig Kärntens ist die Metallindustrie, welche in dcr ncuestcu Zeit einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Mr die Verarbeitung des Eisens bestehe» zahlreiche Etablisscments, als Walzwerke, Hämmer, Scnscnfabrikcn, Drahtige. Maschinenfabriken, unter denen die Etablissements ;u Prävali, Frantschach, St. Gertraud bei Wolfobcrg, Klagcufun, Äuchschcidcn, die beocntcndsten sind. Auch das gewonnene Blei wird in Kärntcn verarbeitet zu Bleiwciß, Blciwaarcn, Bleifarben, Schrott, Blciblcch; eincs guten -)lufcs erfreuen sich die Bieiwcißfabrikcn zu Klagcmnrt nnd Wolfsbcrg. Außer dcr Metallindustrie besitzt Kärnten nur wenige bedeutendere Industriezweige; nennenswert!) sind nur die Tuchfabrication in Viktring, die Erzeugung von Chemikalien, öedcrwaaren, die Bierbrauerei zu Silberegg. Dcr Handel fuhrt namentlich Erzeugnisse der Montanindustrie. Holz, Pferde und Rindvieh aus und Manufatturwaaren und gewerbliche Hilfsstoffe ein. Dem Verkehre dienen die flößbare Dran, die Südbahn und Rudolfsbahn und die Vand-straßcn, die gcgcn 230 Ml. lang sind. Verwaltmlgs-Organismus. Politische Eintheilung. 649 giir dcn Unterricht sorgen 318 Volksschulen mit 439 Lehrern und (1871) 30.450 Schülern (von 50,874 schulpflichtigen Kindern), 1 Obcrgyumasium, 1 Unter-gymnasium, 1 Untcr-Ncalgyinnasinm, 1 Oberrcalschulc, ferner dic bischösi. theolog. Lehranstalt, die Lehrer- und dic Lehrerinnen-Bildungsaustatt, die Hebammen-Lehranstalt und die Ackcrbauschule in Klagcnfurt. Vereine bestauben 1872:174 nnd zwar: 4 Actiengcscllschaften, 6 Bildungs-, 4 Casino-, 3 Consmn«, '» gewerbliche Fach-Vereine, 12 Feuerwehr-, 10 Gesang-Vereine, I Industrie-Verein, 11 Kranken- uud Lcichcnvcrcinc, 4 Landwirthschafts-vereine, I Lehrcwercin, s. S. 530 >, der Vandesausschnß aus 4 Mitgliedern. Die oberste politische Stelle ist die k. k. Landcsrcgiel nng in Klagcnfnrt mit dem Landcspräsidenten an der Spi^e; ihr sind der Vandesschlllrach, der Viagistrat der LandeslMlptstadt und 7 Bc;irkshauptmaunschafteu untergeordnet. Zur Handhabung der Rechtspflege bestehen das Landcsgericht in Klagcnfnrt, I städtisch-dclcgirtcs Bezirksgericht nnd 28 BcM'sgcrichtc; als Gerichtshof zweiter Instanz fungirt daS Oberlaudesgericht zu Graz. Oberste Finanzdchördc ist die Finanzdircetion in Klagcnfurt, welcher die FinanMocuratur iu Klagenfurt, die HauplMämtcr in Klagcnfurt und Villach, die Landeshauptcasse und das Hauptsttmrmnt in Klagcnfnrt, 2 Bcrgmntcr und 28 Stcucrämter untergeordnet sind. Die Postämter stehen unter der Postdircction in Graz, die Telegraphenämter unter dem Telcgraphcn-Insftcctorate in Trieft. Zu Klagenfurt besteht eine Bcrghauptmannschaft und eine Handels- und Gewcrbckammcr. Als Militärbehörde fungirt das General-Commando in Graz. In kirchlicher Hinsicht gehört Kärntcn unter die Diüccse Gurt, deren Bischof in Klagcnfnrt rcsidirt. Man zählt 24 Dccanate, 2li6 Pfarren, 88 Local^Cliplancien, ein Stift (St. Paul), 5 Mönchs- und 6 Nonnenklöster. Die Cvangclischcn dcider Confessionen sichen nntcr dcn beiden Superinlenden^cn in Wien. Die Anhänger der Augsdurger Confession haben 2 Scuioratc: dic^scit^ der Dräu und im Gmnnothale. Im Ganzeu zählt man I<» evangelische Pfarren. Politische Einthcilung. Kärntcn war früher in Ober- und Nntcr-Kärnten getheilt; jetzt zerfällt es in 7 Vezirlshanptmannschaftcn ^mit 28 Ocrichtsbesirkcn) und die Stadt klagcnfurt. Die Bezirtohaupttnannschaftcn und Gcrichtsbezirle sind folgende: 1. Hcrmagor; 2 GB.: Hcrmagor, Kötschach. 2. 5tlagcnfurt; 3 GB.: Ferlach, Fcldkirchen, Klagenflirt. ü. Spittal; 0 GB.: Gmünd, Grcifenburg, Millstadt, Obcrocllach, Spittal, Winklcrn. l. St. Vcit; 5 GB.: Althofcn, Cbcrstcin, ssriesach, Gurt, St. Veit. 5. Villach; 5 OB.: Nrnoldstcin, Paternion, Noscgg, Tarms, Villach. <;. Vülkcrmarkt; 4 GB.: Bleiblirg, Cbcrndorf, Kappcl, Völkcrmarkt. 7. Wolfsberg; 3 GG.: St. Lconhard, St. Paul, Wolfsberg. 650 Herzogthum Ktlrnten. Im Anschlüsse hieran geben wir eine Gesammtübersicht dcr administrativen Territorial-Eintheiluug von Kärnten. Zahl Zahl Flächen. Anwesende P.Mische «»n>.«°M° ^„. ^',. ^» ^!°^^ Vezitle. ten. Q».°M. 31. Dec. 1669 Stadt mit eigcncm Statut: ,> Klagenfurt............. — 1 <><»s 15.285 Bezirköhanfttmannschaften: Hermagor............. 2 197 14'95 17.740 Klagenfnrt (Umgebung).........i 3 775 26-90 59.151 Spittal..............! g 445 50N0 43.925 St. Veit.............. 5 583 26 99 52.982 Villach.............. 5 350 26'57 54.264 Völkrrmartt............. 4 ! 367 23-94 52.533 Wolfsberg............. 3 230 18'14 40.500 Smnme 26 2949 186'39 336.400 Militär . 1.294 337,694 Die 6 größten Ortögemeinoen Kärntens (nach der Zählung von: 31. December 1869) sind folgende: Klageufurt . . . 15.285 Einwohner! Ober-Vellach . . 5.728 „ ^ Feldkirchcn ... 5.3 Iki ,. ^ Villach .... 4.528 Einwohner Mciberg .... 4.061 Fricsach .... 3.663 „ Topographie. cl. Zie Landeshauptstadt Klagenfurt. Klagenfurt, bei den Wenden Eelovcc oder Zclauz, liegt in einer Scchöhe von 1386 F. (438 Mtr.) freundlich am rechten Ufer dcr Glan") und an cmcm schiffbaren Canal, der zu dem eine Stunde entfernten Wörthcr- odcr Klagcnfurter-Sce führt. Die Stadt zählt mit den 4 Borstädtcu, der St. Vcitcr, Villachcr, Viktringer und Völkcrlnarktcr Vorstadt, 764 Hänser und 15.265 Einwohner. Die eigentliche Stadt bildet ein fast regelmäßiges Bicrcck mit geraden und breiten Straßen, welche sie todt und ode machen. Die von den Franzosen im Jahre !80l) gesprengten Festungswerke sind in Spazicrgängc verwandelt, wclchc die Stadt zum größeren Theile von den Vorstädten trennen. Dcr schönste und größte Platz Klagenfurts ist der Neue Platz; auf demselben steht ein Hruuucn mit einem ^iudwurm, 1590 errichtet, ein Erinnerungsmal an die mit dem Ursprünge dcr Stadt in Verbindung l) Ihren Namen hat die Stadt wahrscheinlich uon der in die Olcm mündenden Glanfurt udcr von einer Furt dnrch die Glcm. Topographie. 651 gebrachte Lindwurm-Sage. Daselbst befindet sich auch das von Pönuingcr ausgeführte und 1673 mlhülltc Erz-Standbild der Kaiserin Maria Theresia: die frühere Statne an dieser Stelle war 17«>5 errichtet. Auf dem Cardinalsplatzc steht ein 63 F. hoher Obelisk, 1805 zum Andenken an den Preßburgcr Frieden aufgestellt. Die bedeutendsten Bauwerke Klagcufurts sind die Domkirchc zu St. Peter und Paul, 1582—1593 erbaut, die Stadtpfarrkirche St. Egidcn mit einem 290 F. hohen, freistehenden Thurme, das Landhaus vom Jahre 1591, in dessen großem Saale an den Wänden die Wappen der kärntnerischen Adclsfamilien angebracht sind, das Rathhaus und der bischöfliche Palast mit schönen Gemälden und Antiken. Sehcnswcrth sind das natnrhistorische Lanocsmuscmn, sowie die reichen Sammlungen des kärntnerischen Geschichts-Vercincs, welche ein großes Archiv, römische Alterthümer, die anf dein Zollfcldc nnd dem Magdalcnsbcrgc anfgefunden wurden, und eine vorzüglich reiche Münz- und Waffcnsammlnng umfassen. Klagenfnrt ist der Sitz der Landesregierung, des Landtags, des Fürstbischofs von Gurk, besitzt mehrere Klöster, ein Theater lind 58 Vereine (1872). Die Unterrichts- und Hmnamtäts-Anstalten sind auf S. 649 erwähnt. Von industriellen Unternchmuugcn sind zn nennen: eine Maschinenfabrik und Eisengießerei, Gcwchrfabrik, Bleiweißfabrik (die größte in der Monarchie), Fabrik von Glätte, Mennig und Schrott, 2 Mehlfabritcn, 8 Spiritns-und Prcßhcscfabriken, eine Tabakfabrik, eine Knnstwollefabrik, die ^eder- nnd Lcder-waarcnfabriten. Die nächsten Umgebungen Klagcnfurts sind reizend, anmuthig; in größerer Ferne umzieht ein schöner Kranz hoher Gebirge die niedrigere Umgegend der Stadt. Den größten Genuß bereitet ein Ausblick von der Höhe des oben genannten Thurmes der Stadtpfarrtirchc, besonders znr Abendzeit. Von dort überblickt man außer der ganzen Stadt den 4 Stunden gegen Westen hingestreckten Spiegel des Wörther-Sccs, darüber die Pyramide des Dobratsch, im Süden die nackten weißen Kalkschroffcn des Ston, Loibl und Obir, im Osten die zahlreichen Häusergruppen, Schlösser und Kirchen anf der Fläche gegen Vülkcrmarkt, im Hintergründe die Pctschcn, das Bachern-gcbirgc nnd die Koralpe, nach Norden hin das stufenweise aufsteigende Urgcbirgc im Purpurschimmer, durch welchen hie nnd da Schnecfeldcr hcrvorblitzcn und wo die Saualpe, die Sirbitzalpc, der Eiscnhut und die Nodresnock am höchsten emporragen. Unmittelbar vor der Stadt befinden sich die geschmackvollen Franz-Ioscphs-Anlagcn auf dem Kreuzbcrgc, welche hübsche Aussichten bieten. Im Norden Klagcnfurts liegen Schleppe mit Brauerei und Gartcnwirthschaft, die Goritschitzen mit schöner Aussicht, das schöue Schloß Ebenthal am Fuße der Sattnitz, mit schcnswerthcm Parke, dem Grafen Goeß gehörig, hinter Evcnthal der Prcdigt-stuhl auf der durch ihre reiche Flora und Fauna ausgezeichneten Sattnitz, mit schöner Fernsicht. Einen großen Neiz verleiht der westlichen Umgebung Klagcnfnrts der schöne Wörthcr-Sce, an dessen Ostcnoe der Stadt zunächst sich auf einer Halbinsel das reizend gelegene Schloß Maria Lorctto erhebt. Am Westcndc liegt Velden, Eisenbahnstation und Seebad, im See selbst die liebliche Schlangen-odcr Einsiedler-Insel. Ein Thal des niedrigen GlinnncrschieferrückenS, welcher den See vom Dranthal trennt, birgt den Plaschischcn-Sce, in dessen Mhe das Dorf Kcutschach mit Kohlengruben bemerkenswert!); im Norden finden wir inmitten niedriger Höhen und mehrerer kleinen Seen den größeren Stranßnigsce mit einer Insel. Zwischen diesen: und dem Wörther-Scc liegt Moos bürg, dessen Schloß eine schöne Waffcnkammer besitzt. Die in Ruinen liegende alte Burg war ciust Residenz K. Arnulfs. Im Norden von Klagenfurt breitet sich die große 7 '/^ Ml. lange Fläche des classischen Zoll-, Sol- oder Saalfclos aus, von der Glan durchschnitten. Sein Name wird verschieden abgeleitet: vom Sonncndienstc, der einst hier herrschte, oder von dem Hcrzogstuhle (nolimn, Thron), der hier stand, von cimm römischen H52 Herzogthum Äävntcil, t'l^vium 8o1veii8^ oder uoii dcnl durch Attila zerstörten Sala. Römer, Deutsche und Slaven dcsitzcn im Zollfcld^' cinc an historischen Erinnerun^cn reiche Stätte, am zahlreichsten jedoch sind die Alterthümer aus der Nomerzcit. Noch erhalten ist der Fürsten- oder Herzogt«stuhl, cm mcrcckiM Stcmblock, auf dein einst die Herzoge von 5tlnntcn dic Huldigung clüpsinqcn. vielleicht dcr Mittelpunkt des classische» Bodcni?, wo dai' keltisch-römische Virmmm und später die Civile (^uientl«. (Karndurg), dis in's li. Jahrhundert die Residenz der kärnluischcu Herzoge, stand, ist dcr Helenendcra, Er ist ;um Theil noch heute mit ^üiinen römischer Gebäude bedeckt, die sich auch iilicrall in dcr Umgegend demselben finden. Auf dem Berge steht eine sehr interessante altdeutsche Kirche. Bei Töltschach stehen die Iledcrreste eines Mithrastcmpcls m,d Vtitliraostcinc in, Hofe dcr Burg Tan;cnl'crg aus dem Ulrichsbcrgc im Westcn dcr Man. nio 14'^» Maximilian I. gcdorcn wurdc. Dcr Vlagdalcndbcrq, dcm Nlrichsbcrgc gegenüber, gewährt cinc schöne Auesicht. Dem Herzogsstcinc d>,'nachdaN ist dcr WallsalMort Maria-Saal, wo dic älteste slavische Kirche ^uncröstcrrcichö siand. Im Südwcstm iUagcnfurts ist noch das Dorf Vik-tring ben,!.'rtcn< Ufers, mit starkem McliSdmi. Nahe der Moll-Müudllicg hat der Äiarli Sachseill'ur^ rinc nialerischc ulid stralc^isä, wichtige 5'age. Noch 18N9 wurdc der Ort befestigt und erfolgreich gegen die Franzosen vertheidigt, E5 befinden ^ sich hier Eiseilhämmer, rille Bleiweißfadrik nild, Spießglanzgrnben. Oberhalb dcr Nieser-Mündung i liegt der alte, mcht unbedeutende Markt Spi ttal, mit fchöncin Schlosse, Pfanneuschmicdei! und Flachöliau. Südlich vom Ostendc dctj Millstädter ^ Sees, alt der Dran, finden wir den Fleeten Patern in n, drr vorzüglichen Flachödan treibt und in dessen Nähe vieie romifchc Altcrtliümer ausgegraben werden. Benachbart ist dae Dorf Feistritz, am Allssinsse deö Wcißendach?, in, dessen Nähe sich die Krenzen, ein Thal mit Eisenhämmern, befmdel, Oberhalb der Gail-Mündung liegt am rechten Ufer dcr Tran, mit dein neuen Theile aber anch auf dem linken sich erstreckend die sehr alte, schone Stadt Villach, j an der Strtle des römischen ViUil lul a^nlla ^ oder lion .Inlmm (orinonn. Im Mittelalier blühte Villach als Hanpistapelpla^ des deutsch italienischen Handels. !!i5U u>ard sie uon Her;og Rudolf IV. eingeäschert und 1478 voll den Türlen uerheen, Al^ die großeil Entdeckungen des 15. Jahrhundert« dem Weltverkehre neue Richtungen gaben, sank Villachs Handel, aber ! sein Besiegen an Blei hielt seimn Wohlstand noch aufrecht. Villach hat zwei Vorstädte nnd ^ ^7?ü C'inwohner, Sie besitzt viele stattliche Wohnhänser und Oasthüsc. eine ehrwürdige Pfarrkirche ans dem 15. Jahrhundert mit nahezu 150 Denkmälern und ein Realgymnasium, sehr bcdcntend sind der Veriehr. sowie die Indnstrie der Ltadi nnd der schonen Umgebung. Es bestehen daselbst Draht' nnd Nägelfabrilm, Walz« und Hammerwerke, Bleirohren . Bleiweift, Mennig, (Älätte- und Schrottfabriken. Villach ist Station der Süd- nnd der Rudolfsdahn. Im ^Westen benachbart ist das »reiche Bleibergcr ^ Thal am Nordhangc des Dobrac; oder der j Villacher Alpe. Zicse kann oon allen Seiten erstiegen werden, am leichtesten von Bleibcrg, am beschwerlichsten vom Oailthak' ans, wohüi ! der Berg seit dcm schrecklichen Bergstürze drS Jahres 1348, der 10 Torfcr, 3 Schlosser und 7 Weiler begrab, jäh abfällt. Auf der Höhe befinden sich 2 Kirchen und ein Wirthshaus. Tab Dorf Bleib erg (^7!!<» P F. '^ 887 , Mtr. hoch) hat 4001 nieiu protestantische Em« ^ wohner, die in den reichen Blei- nud Galmei-gruben und Hütten Beschäftigung finden. Der Erzberg ist 3',,, il)ll. lang; 50 Gruben in ihm sind im (üangc, 4<>0 aber verfallen. Während ^ jedoch die. Ausbeute im 10. bis !8. Jahrhundert sich nicht über 570<> Ctr. erhob, übersteigt sie seit 183<» 4l>,ftW Ctr, Das Ev; wird in 22 Oefen geschmolzen. Zu Unter Fcrlach, einen, Dorfe an der Trau. südlich von Äla^enfnrt, wird ! Grwehrfabricatioli bctriebeli. Südlich davon liegt daß Torf Unterm ^oibi. mit Eilenwerten; über den 5,'oibl Paß führt die berühmte von Topography. 653 Karl VI. angelegte Siraße nach Krain. Am Ostende deS Zollfeldes nud am linken Dran-Ufer fiüden wir die Sridt Pöllermarlt mit 2 ^ Vorstädten, welche durch eine Mauer vail der ^ eigeutlicken Stadt getrennt sind, Vieh- und Gc- , treidehattdcl. Nordöstlia, dauou liegt der Markt ^ Griffen mit den malerischen Ruinen der gleich,ulinigeu Veste. Von Völkermartt nach ^ Siidost gelangen wir ;» dem freundlich ge-! lehnen Städtchen Plciburg, das rou eiucm! stättlichen Schloß überragt wird. Das benach- ^ harte Prävali «Bahnstation) besitzt großartige Eisenwerke. An der Mündung der Lavant in die Tran ist der Markt l,'a v am und gelegen, in dessen Nähe (au der Lavamiindcr Alpe zu St. Vincent) sich eine Glasfabrik befindet. Der vstlichste Ort Kärntens l>on Bedeutung ist der, Markt NnierDrauburg. in dessen Nähe man Spuren romischer Mauern. Straßen und Gräben fand. Nachdem die wichtigsten Orte an der Dran nnd deren nnmittelbarer Nähe genannt worden, »erfolgen wir den ^auf der Dränen flüsse aufwärts, All der Müll. die bei Sachsenbnrg mündet, finden wir das Dorf Pen f. in dessen Nähe die Danielscavelle, ein ehemaliger Hercules tempcl, stckt; dann den bedeutenden Markt Ober Pellach l5?23 E.» am Fuße schneebedeckter Berge. Die gothische Kirche daielbst ist schön. Einst blühte der Ort durch seine Gold, Silber^ und >luvfergrube!!. Jetzt sind nur wenige Kupferhütten im Gange. Im obersten Mvllthal liegt das uralte Dorf D öl lach. vor Zeiten ein dnrch Bergfegen blühender M^rkt' in der Nähe be finden sich der ZirknilMl und die Zirknitzhöhle. Hrili genblut' am Fuße des Grof^ Glöckners ist da« höchst gelegene Dorf in Karinen l40W F.). Der Name stammt von einem Fläschchen des Blutest Christi, das, vom hl. Briccius aus Coustantinopel gebracht, in der gothischen Kirche, einem herrlichen Ban ans dem 15, Jahrhundert, aufbewahrt wird. Von Heiligeublm ans wird gewöhnlich der Gros; Glockner erstiegen. Am Nordgestade des Millstädler Zees, der zur iüeser abfließt, liegt der Markt Millstadt, wo 1M2—1455 ein Benedietinerkloster destand; an der Dieser selbst und am Ausginge des MaltathalS das Städtchen Gmünd mit eiucm, stattlichen Schlosse des Grafen ^odron, uiclcn EisenhiNtcn in der Umgebmw und einein Sauer-brulNl bei Radl, Malta oder Maltein, der Hauptorl des schiinen, wasserfallreichen Malta-»hals. liegt 2 Stnnden oberhalb Gmünd, Am, Südostgestade des Ofsiacher Sees, dessen Abfluß! sich unterhalb Billach nnt der Dran vereinigt, finden wir das Dorf Ossiach, wo uon 75<» bis auf «aiier Joseph II. eine BencdictinerAbtei i bestand, deren Gcbändc jetzt einem kaiserl. Ge° ftüte dicnl. Deu i!auf des in den See mündenden > Ticbclbachs aufwärts verfolgend gelangen wir ^ zu dem Markte Feldkirchen, mit Sensen nnd Wannenichmieden und Flachsbau, in dessen Nähe! bas große fuddling und Walyverk B uchscheiden ^ besteht An der Glan, nördlich vou KlagenfnN, liegt in freundlicher <«egrud die mit Ringmauern umschlossene Stadt St. Aeit (2034 E.), lns 1519 Hauptstadt Kärutens, trotz ihres Alters peinlich regelmäßig zv'l'aut. Auf dem Markte steht eine angcbliü, röoüschc Brunnenschale aus weißen, Marmor, im Zollfeld ansgcgraben. Das Rathhaus hat bcnierten^w>rlhe Reliefs. St. Veit ist eine Hauplnieoerlage fnr Kärntner Roheisen, das von hier nach Italien gehl. In der Gegend finden sich viele alte Burgen. Stammsitze des Äärniner Adels; die merkwürdigste ist das 2 Stunden entfernte wohlerhalteue großartige Schloß Hohen-Osterwib, den Grafen Vtheven» hüller gehörig. Im benachbarten Gurlthale ist zunächst Pöckstein oder Zwischenwasfcrn «weil es zwischen der Gnrk n»i? Metnitz liegt) ! bemerkenswerth, wo sich ein Sommerschloß der ! Fllrstbiselwfe von Guvk uiit einem Garten in ! franzöfischem Geschmacke und Eisenwerke befinden. ! In dem nach Ost streichenden oberen Theile ^ des Gnvtchalei! liegt die Slndt Straßburss, ^ bis 17.^7 Nesiden; der Bischöfe von Gurt. Das schöne bischöfliche Schloß thront auf einem Felsen» Hügel über der Stadt, in deren Nähe sich die inerkwiirdige „Kirche in oer Höhle" befindet, 14 erbaut, um welch? rings eine Kette ge» ;ogen ist, ein Gelübde der Gemeinde für Nettling anö der Turkengefahr,. Weiter aufwärts liegt der Markt Gurt, nach dem der in Klagenfurt residirende Fürstbischof den Namen führt. Die uralte Kirche ist eine prachtvolle Basiüta. in deren Krypta die hl. Hemmia (f 1045) ruht. Auch befinden sich hier Eisen und Stahlhämmer. Au der Mrinitz ist Friesach gelegen, eine mit hohen Mauern und noch immer gefülltem Wassergraben umgebene Stadt, die im Mittrlalter als bedeutender Handelsplatz in Sal; und Eisen, an der großen italienischen Straße gelegen, sehr wichtig war. Sie bcnvt drei interessante Kirchen, eineu schönen Brunnen am Hanptplatze, eine Comthurei des deutschen Ordens, ein Kloster der Dominicanerinnen (1^17 gest.). Iu der Nähr befinden sich viele Ruinen von Capellen und Festen und das Barbarabad. Oestlich von Friesach findeil wir an der oberen Görtschitz, die lmlö in die Gurk fließt, den Mark! Hütten-brrg !iei dem berühmten tärnlnischcn Erzberge. Die unerschöpflichen Eisengrnlxn sollen schon von den Römern bearbeitet werden sein. Das Erzgebirge fällt nach drei Seiten ab und der Bergban wird auch l'on drei Gewerkschaften be^ trieben. Hüttenbevg. Vülling nnd Mosin;, Weiter abwärts am Görtschitzbache liegt der Markt Eberst ein, welcher gleichfalls Cifenbergbanund ein Schmelzwerk besitzt. Im Vauantthale ist nordwestlich von ^'llvamiind der Markt St. Panl gelegen, der ein IW1 gestiftetes, 178^ aufge^ hobenes. aber 18M nuederhergestellles Benedic-tinerlloster und ein Untrrgymiiasmtn Hal. St. Andrii an der Lavant ist ein rei;end gelegenes Siädtchen, 1220—Ift',9 Sih des Bischofs uon gallant, der nun in Marburg residirt. Weiter aufwärts folgt Wolfsberss eiue Stadt, die einst S'h der bambergischen Bicedomc war. Hier besteht eine große Blriweiß- nnd Bleizuckerfabril; über der Staot erhebt sich das prachtvolle Schloß s>54 Herzogthnm Kärnten, des Grafen Henkel, Nordöstlich von Wolfsbcrg ist das Eisenwerk St. Gertraud gelegen. Ill größerer Entfernung folgt das mit Mauern nm-gcbene Städtchen St. Leonhard, in dessen Nähe sich Eismgruben, Hammenuerke, zwei Saucr-lirnnnen, wie Schloß ulld Burgruine Leonhard befinden. Hart an der stcirifcheu Grenze liegt der Markt bleichenfell« mit einem Bergschlossc und dem St. Peter-Sauerbrunnen in der Nähe. Im Thale der lici Villach mündenden Gail ist der Markt St. Her mag or in der Nähe der botanisch interessanten Kühwegalpe Hanpwrt. An der Gailitz ist der Markt TaruiS mit Hammerwerken ein wichtiger Straßenknoten-Punkt; denn von hier geht eine Straße ostwärts nach Weißenfels in Krain, daneben eine Eisenbahn, nach Süden cine Straße über dcn Predil-paß zum Iscmzo, nach Westen die Straße zum Paß Pontafcl, wohin eine Bahn gebaut wird. An dcr letztgenannten Straße liegt der Flecken Malborghetto mit vielen Eisenfabriken. Der nahe Engpaß Talatiai ward 1809 befestigt nnd von den Oesterrcichcrn gegen die Ueberzahl der Franzosen Heldenmuts,ig vertheidigt, bis alle Oesterreichcr fielen. Ein Denkmal erinnert an dies Ereignis;. Am Passe Pontcbba, dcn die Fella dnrchfliesit, liegt der Grcnzort Pontafel (wendisch Mabtabl), ein lebhafter Markt an der Brücke, welche die Grenze zwischen Oesterreich und Italien bildet. Gegenüber liegt der erste italienische Ort Pontcbba. Im Thalc der südöstlich von Klagenfnrt in die Dran mündenden Vellach ist der Markt Kappel (gewöhnlich ,,Eiscnkappel" genannt) am Ostfuße dcö Obir wegen seiner großartigen Eisenwerke und der Qnecksilbcrgruben in der zum Grintonz gehörigen Kotschna von Wichtigkeit. Zwei Stunden nach Süden liegt in einem schonen fast ring? umschlossenen Thalbodcn der immer mehr aufblühende Vadcort Sauerbrunnen mit 4 Quellen, von wo auö der Grintouz in IN Stunden erstiegen wird. Als ClM'aklcrbildcr für Kärntcn gelten dic Aufsätze: „Der PasterzM'Glctscher" S. 100, „Einc Glockncrfahrt" S. 102 imd „Dcr Deutsch? iu Ocsten'eich, Stcier« mark und Kärntcn" S. 410. 6. Herzogthum Kram. 181-4 HWl. ^ 9986 3 H,Kil., 466.334 Einw. (Wllftpen: In silbernem Fclde ein blauer, rothgekrönter Adler, welcher auf der Brnst und den ausgebreiteten Flügeln einen von Silber und Noth zehnmal gcschachteu Halbmond trägt. Landes« färben: Wciß-Vlau,) Geschichtsbild. Zur Zeit dcr Nömerherrschaft bildete das heutige Krain den südwestlichen Theil dcr Provinz Pannonicn und H.6mona (Laibach), war der bedeutendste Ort daselbst. Während der Völkerwanderung ließen sich vorübergehend mehrere deutsche Volker im Lande nieder, bis im 6. Jahrhundert die Slaven sich desselben bemächtigten. Sie nannten ihr Land I'ai'8o) zum Theil in's Land herein. Für den Verkehr wichtige Pässc führen von worden her nach Kram, so dcr Ucbcrgang von Weißcufels, der Würzen-, Loibl-und Kanter-Paß. Ucberaus reich ist das Karstgcbiet Kraius an Höhlen nnd Erdfällcn. Man zählk nicht weniger als 60 große Hohlen, unter denen die berühmte Adcls-bergcr Grotte, die Magdalencn-Grotte, die Höhle von Planina, die St. Lorenzhöhle bei Laas die bedeutendsten sind (s. S^ 198). Ausgebildete Thäler finden sich nur im Norden und Osten und an dcr Süd-grcuzc des Bandes. Stellenweise breiten sich diese selbst zu größeren Ebenen aus, uuter denen das Gurkfcld die fruchtbarste, die Ebene bei Laibach mit dem einst 4 H)Ml. großen, jcyt vorwiegend cntsnmpftcn Laibacher Moor die culturloscstc ist. Die Gewässer Krams fließen nach dein schwarzen und nach dem adriatischen Meere ab. Hauptfluß ist die Saue, welche im Vandc entspringt nnd ;war aus dcr Vereinigung dcr Wurzener uud der Wochcincr Save entsteht; sie bildet auf längerer Strecke die Grenze gegen Stcicrmart. Ihr flicßeu links die Kaut er und Feistritz, rechts dic Zaycr, die Laibach (Poik, Unz), die Gnrk mit der Tcmenitz nnd anßcrhalb des Bandes die Kulpa, dcr Grcnzftnß gegen Kroatien zu. Die Idria und die Wipp ach, welche bcidc »n Kram entspringen, tretm bald in's Küsteuland über, wo sie sich mit dem Isonzo vereinigen. Den südwestlichsten Theil des Landes durchstießt die Rcta, welche nach langem unterirdischem Laufe als Timavo bei Trieft in's Meer fällt. Im Alpcngcbictc sind die beiden Weißcn-fclser Seen, der Wur;cner, der Geldes- und der Wochciner See, im Karst-gebietc der berühmte Zirknitzcr See bcmcrkcnswcrth. Mineralquellen sind nur zwei zu nennen.- die Thermen von To plitz bei Neustadtl in Unter-Krain ^29" N.) und das ^aubad von Vcldes, weniger wegen der Heilkraft des Wassers, als wegen der herrlichen Gegend besucht. Kram ist, obwohl es mit seinem größeren Theile bereits in der Zone der Aequmottialregcn liegt, ein rauhes, regnerisches und von Stürmen, selbst im Juli von Schnee heimgesuchtes Vand, das große Extreme zwischen Wärme und Kälte auszuweisen hat. Einzelne Thalstrccken machen indeß eine Ausnahme: so besonders das Wippachthal, welches das mildeste Klima besitzt und mit seinen Feigen und Oliven, sowie mit seinem Weine Italiens Nähe verkündet, obgleich es von der Bora ebenfalls heimgesucht wird. Auch an der unteren Gurk und Kulfta herrscht milderes Klima. Die mittlere Jahrestemperatur ^aibachs beträgt 9'4", die von Rudolfswerth 9-8° C.; die mittlere Regenmenge in ^aibach 67 4, in Adclsberg 60-4 P. Z. Besonders groß ist im Süden die Zahl dcr Gewitter, deren man in Adclsbcrg 45 p"r Jahr (am meisten in dcr Monarchie) zählt, zu Laibach 25-4 jährlich. Aus dem Karst wüthet häufig die Bora (s. S. 119); auch Luftströmungen aus Südwest sind nicht selten. Bevölkernngs-Statistik. Nach der letzten Zählung hatte Kram eine anwesende Civilbevölterung von 463.273 Seelen, außerdem 3061 Personen des activen Militärs, somit zusammen 466.334 Bewohner. Für Ende 1872 berechnete mau die Bevölkerung auf 466.117 Kopfe (ohuc Militär). I805> zählte das Land 416.829, Eultur-Vcrhältnisse. 657 1830: 425.959, 1851: 446.371, 1857: 457.328 Einwohner. Die jährliche Zunahme dcr Bevölkerung beträgt nnr 0'21^. Auf 1 östcrr. ^Ml. entfallen 2669, auf 1 geogr. lDMl. 2571 Seelen. Amdichtesten bewohnt, außer Laibach nnd Umgebung (4380 ans 1 lDMl.), ist der Bezirk Stein (3423), am dünnsten dcr Bezirk Radmannsdorf (1352). An Wohnorten gibt es 14 Städte, 23 Märkte und 3194 Dorfer mit 72.001 bewohnten Hänsern. Von den Bewohnern Krams sind 223.070 männlich (incl. Militär), 243.264 weiblich. Der Nationalität nach sind 91«/« Slovcnen, 5-5"/, Dentsche (darnnter 25.000 Gottschecr) und 3>5"/<> Kroaten (im Süden). Die überwiegende Mehrheit (465.000) bekennt sich zur römisch-katholischen Kirche, 956 sind evangelisch und nur 51 Israelite«. Bon den erwachsenen Bewohnern beschäftigen sich 69"/<, mit der Land- nnd Forstwirthschaft, 10°/„ mit Industrie und Gewerben, I'/;"/« mit Handel und Verkehr, 4V,°/<> mit persönlichen Diensten; 2^7« sind Haus- nnd Rcnten-besitzer und 1^7„ gehören zur Intelligenz. Cultur-Verhältnisse. W:dcr Ackerbau noch Viehzucht sind von Belang, beträchtlicher der Bergbau. Die eigenthümlichen Bodenverhältnisse Krams, als eines Karstlandes bieten die Wechsel vom nackten Kalkfclsen bis znr ergiebigen Fläche dar. Zu den fruchtbarsten Theilen des Landes gehört die Gegend von Wiftpach, dann jene von Laibach bis an die Sau.' und das Zaycr-Thal. Da Weiden und Waldungen (namentlich Fichtenwälder) ausgedehnt sind, nimmt der productive Boden 94-5°/^ der Gesammtarca cm; 5-5°/o sind unprodnctiv. Es entfallen 13>6 3 "/<, auf Ackerland, 0-97 "/<, auf Weingärten, 16-46^ auf Wiesen und Gärten, 20'41«/„ auf Weiden, 43'03"/<> auf Waldungen. Der Getreidebau deckt nicht den Bedarf des Landes. Hauptackerfrüchte sind Buchweizen, Hafer nnd Weizen, dann folgen Roggen nnd Hirse; Maisbau ist noch nicht allgemein verbreitet, wiewohl ihm die Hirse allmählich weichen muß. Vorzüglicher W:in wächst im Wippachthalc; die beste Sorte ist der rothe Obcr-felder. Die Erzeugungsmcngen der wichtigsten Aodcnproductc waren 1871 folgende: Wchen 366.459 Metzen, Roggen und Spelt 232.140 Mtzn., Gerste 294.382 Mtzn., Hafer 558.119 Mtzn., Mais 329.739 Mtzn., Buchweizen nnd Hirse 404.380 Mtzn., Kartoffeln 785.747 Mtzn., Heu und Grummet 3,051.766 Ctr., Brennholz 248.105 Wr. Klftr., Bau- und W:rkholz 3-6 Mill. Cub. F. Dcr Gesammtwcrth der landwirthschaftlichcn Production belauft sich auf mehr als 20'3 Mill. Gulden. Die Viehzucht ist wegen des kargen Futtcrwachsthums wemg entwickelt. Dlc Pferde sind unansehnlich nnd nur in Obcrkrain besseren Schlages; auch Rinder und Schafe sind von geringem Schlage. Besser sind die Schweine, deren Mästnng durch die Eichen- nnd Buchenwälder begünstigt wird. Von Belang ist die Zucht des Federviehs, welche nach Trieft Capaimc liefert. 1869 zählte man 19.365 Pferde, 189,540 Rinder (1047 auf 1 ^Ml.), 85.161 Schafe (491 auf 1 ^Ml.), 16.555 Ziegen, 63.358 Schweine, 25.203 Bienenstöcke. Die Jagd liefert nicht überall einen ansehnlichen Ertrag. Baren und Wolfe kommen zuweilen ans dem benachbarten Kroatien herüber. Der Bitlich (Siebenschläfer) ist häufig und wird wegen des Felles und Fettes viel gefangen. Im Laibacher Moor finden sich große Krebse. , Der Bergbau Kraius kann nicht beträchtlich genannt werden, ist icdoch ungemein wichtig wegen des Quecksilbcrbcrgwerks zu Idria, des reichsten in Europa nach Almadcn in Spanien. Anch Eisen, Zint, Kupfer und Braunkohlen zu Sagor werden in größeren Mengen gewonnen. Die vorzüglichsten Montanproductc waren 1871: 6709 Etr. Quecksilber, 69.040 Etr. Eisen, 14.008 Ctr. Zmt, 1226 Ctr. Kupfer und über 2'9 Mill. Ctr. Braunkohlen. . Die Industrie in Kram beschränkt sich zumeist noch auf das Kleingewerbe, größere Fabriken sind nicht zahlreich. Mit Ausnahme dcr Ciscnuerarbcttung ist kcm Umlauft, Oestcrr,-miss, Moimrchie. 42 f.58 Herzogthum Krain. Zweig dcr Production hervorragend. In dcr Wochcin, im Kanter-, im Fcistritz-thale bestehen Eisenhämmer, Walzwerke und ^iagclfabritcn. An einigen Orten wird cinc ziemlich bedeutende Hotzwaarcncrzcuguug (Mastenholz, Bretter, Faßdauben, Holzstiftcn) betrieben. Sonst bestehen noch kleinere Fabriken für Stein-, Thon- und Ledcrwaarcn, für Papier und Glas. Laibach besitzt eine mannigfaltigere Industrie (vgl. S. «s'1). Dcr Handel befaßt sich zumeist mit der Ausfuhr von Quecksilber, ^iscnwaarcn,, Holz und Holzwaaren; namentlich der Holzhandel ist bedeutend. Dem Verkehr dienen die Sau, von Steinbrück an, und die Laibach, von ihrem Hcrvorbruche bis zur Mündung schiffbar; die Südbahn mit den Flügeln Laibach-Taruis-Villach und St. Petcr-Fiumc; endlich die etwa 380 Ml. langen, gut gebauten Straßen. Für den Unterricht sorgen (1871) 234 Volksschulen, welche 1871 450 Lehrer und 37.144 Schüler (von 74.053 schulpflichtigen Kindern) zählten; ferner 1 Obergymnasium, 1 Real-Obergynmasium, 1 Untergymnasium, 1 Realgymnasium und 1 Realschule, eine Bildungsanstalt für Lehrer und eine für Lehrerinnen, eine bischöfliche theologische Lehranstalt, endlich eine Hufbeschlag- und Thicrarznei-Lehranstalt. Mit Ausnahme des Real-, des Neal-Ober- und des Untergymnasinms bestehen alle Mittel- und Fachschulen in Laibach. Vereine bestanden 1872- 112 und zwar: 3 Acticngcfellschaftcn, 3 Bildung«-,, 5 Casino-Vereinc, 1 Consumverem, 2 gewerbliche Fachoereinc, 3 Feuerwehr-, 2 Gesang-Vereine, 1 Geselligkcits-Verein, 14 Kranken-und Vcichcnvcrcme, 3 Landwirthschafts-, 4 Lehrer-, 20 Lese-, 2 Musik-, 3 Pensions-Vercine, 4 politische Vereine, <» Schützcnvcrcine, 2 Sparcassen, 3 Spar-, 7 Turn-Vcrcinc, 1 Verschoucrungs-Vcrein, 2 Voischußcasscn-Vereine, l! wissenschaftliche, 5l Wohlthätigkeits-Vereine, 1 Mäßigtcitsvcrcin. Die wichtigsten Hnmanitäts-Austaltcn sind'5» Krankenhäuser, 1 Irrenhaus (Laibach), 5 Vcrsorguugshäuser und 1 Kinderbewahranstalt (Laibach). - Die Landeshauptstadt hat ciuc öffentliche Stndienbibliothck von 40.000 Händen nnd ein Laudcsmnscum. Vcrwaltuugs-Organismns. Der Landtag Krains besteht aus 37 Mitgliedern (s. S. 53!>), die aus ihrer Mitte den Landcsausschnß wählen. Die oberste politische Stelle ist die f. f. Landesregierung in Vaibach mit dem Landespräsidentcn an der Spitze, ihr sind der Landcsschülrath, der Magistrat der Landeshauptstadt und 11 Bczirks-hauptmaimschafttn untergeordnet. Znr Handhabung der Rechtspflege bestehen das Vandcsgcricht in Vaibach, das Krcisgcricht in Rudolfewcrth (^icustadtl). 2 städtisch-dclegirtc Bezirksgerichte und 28 Bezirksgerichte; als Gerichtshof zweiter Instanz fuiMtt das Obcrlandcsgcricht zu Graz. Oberste Finanzbchörde ist die Finanz« direction ,zu Laibach, welcher die Finanzprocuratur, das Hauptzollamt, die Landes-hauptcasse, das Hauptstcucrantt, sämmtlich in Vaidach, das Bcrgamt in Idria lind 30 Stcuerämter ltittergeordnet sind. Dic Postämter stehen unter dcr Postdircction in Triest, die Telegraphenäinter unter dein Tclegrafthen-Inspcctoratc in Trieft. Zu Laibach bestehen cinc Herghanptnlannschaft für Kram, Görz und Gradiska, Istricn und Tncst uud cinc Handels- nud Oewerbekammcr. Als Militärbehörde fungirt das Gcneral-^onnnando iil Graz. In kirchlicher Hinsicht bildet Krain die Diocese des Fürstbischofs von Laibach. Man zählt 20 Decanatc, l!»4 Pfarren, kl Local-Caftlancicn, 5> Mönchs- und 3 Mnucnklöstcr. ^icbcn dcm gcringcn Nclinlar-Klcrns ist die große Zahl der Kirchen nnd Capclleu im Lande dcr Sloucnm merkwürdig, die dreimal sc» stark ist als die Zahl der Pfarren. Dic Evangelischen habcn in Laibach ciuc Pmrvc, bilden aber kcin Scniorat für sich. Politische Eintheilung. 659 Politische Eintheilung. Kram zerfiel früher in 3 Kreise: den Laibachcr oder Obcr-Krain (das Gebiet der Save), den Neustadtler oder Unter-Krain (rechts von der mittleren Save und links von der oberen Kulva) nnd den Adclsbcrger Kreis oder Inner-Krain (das Gebiet der Wippach, der Idria und des Karstes). Jetzt zerfällt das Land in II Bezirkshauptmannschaften (mit 30 Gcrichtsbezirken) und die Stadt Laibach. Die Vezirkshauptmannschaften und Gcrichtsbezirkc sind folgende: 1. Adclsberg; 4 GB.: Adclsberg, Fcistritz, Senofetsch, Wippach. 2. Gottschec; 3 GB.: Gottschce, Groß-Laschitz, Reifnitz. 3. Gurkfcld; 4 GB.: Gurkfeld, Landstraß, Nasscnfuß, Ratschach. 4. Krainburg; 3 GB.: Krainburg, Lack, Neumarktl. 5. Laibach; 2 OB.: ^aibach (Umgebung), Ober-Laibach. <>. Littai; 2 GB.: Mai, Sittich. 7. Loitfch; 3 GB.: Idria, Laas, Planina (Loitfch). 8. Radmannsdorf; 2 OB.: Kronau, Radmannsdorf. 9. Rudulfswerth; 3 OB.: Rudolfswerth, Seisenberg, Tressen. 10. Stein; 2 GG.: Egg, Stein. 11. Tschcrnembl; 2 GB.: Mottling, Tschernembl. Im Anschlüsse hieran geben wir eine Gesammtübersicht der administrativen Territorial-Einthcilnng von Kram. Zahl Zahl Flächen- Anwesende 4«ol,tncye ^anV-vezlrke ^,^,^^ ^^^ ^^ Bevölkerung Bezirle schllften Qu,.Vll, 31. Dec. I869 Stadt ttitt elgeneni hintut: i.'aibach.............. — 3 062 22.693 Bewirt s h ci liPt m ai> lischaft c n: ,^ Adelsbevg.............j 4 160 16'35 41.225 Gotlschee.............i 3 384 21-06 38.106 Gurkfeld.............! 4 ! 456 15-79 50.028 Kramlun-q.............! :^ ^ 32(1 18-75 ! 53.804 i!ail'cich (Nmqsbimq).......... ^ ^ 297 16'70 ! 50.519 Altai.............. ^ W5 12'14 32.642 Loitsch..............! 8 21 l 21-79 35.152 ! Nadmcinnödorf.......... ^> 127 1»'82 26.795 ! Rudolfsworth............ ^ ! 504 1729 44.559 ' Stein.............. ^ 265 11-16 38.204 Tschernembl............ ^ , 216 9'94 29.646 Summe ! 90 3231 181 42 463.273 ! Militär . 3.001 ' 466.334 ! Die größten Ortschaften Krains (nach der ZMmg V!?',n 31. December I8s>9) sind folgende: Laibach.....22.503 Einwohn.! Gurkfcld (Ottsgcincinde) 5.072 „ ! Idria..... 3.813 ! Krainbürq.... 2326 Einwohner ! Bischoflack ... 2018 ! Stein.....1768 42" 660 Herzogthum Kram. Topographie. a. Zie Landeshauptstadt ^iaibach. Laib ach, slovenifch I^udiMa '), lateinisch I^lldacum oder ^smona, liegt imnitten des Landes in einer Scchöhe von 956 F. (303 Mr.) an beiden Ufern der klaren, tiefen lind meergrünen Laibach (I^udl,jlinca) halbmondförmig um den steilen Schloßberg, in einem stachen Thale, das von zwei Berguorsprüngen, welche das Laibacher Torfmoor und die sandige Save-Ebene scheiden, gebildet wird. Die seit dem Jahre 1626 regnlirtc Laibach ergießt sich eine Stunde unterhalb der Stadt in die Saue, ein Theil der Stadt wird von dem um 1780 zur Entsumpfung des Morastes angelegten Gruber-Canal umflossen. Laibach hat 9 Vorstädte: St.Peters-, Capuciner-, Gradischer-, Polana-, Karlstädter-, Krakauer- und Tirnauer-Vorstadt, Hühncr-dorf und Karolinengrund, 1051 Häuser und 22.593 Einwohner (59"/<> Slovenen, 4O V2V0 Deutsche). Die Straßen der inneren Stadt sind dem wärmeren Klima angeinessen, eng, von hohen Häusern beschattet und unregelmäßig und nur die Hauptstraße macht hievon eine Ausnahme; die Vorstädte hingegen besitzen mehrere schöne Gassen, Plätze und Privatgebäude, namentlich der neue Stadttheil nächst dem schön gelegenen und großartigen Bahnhöfe. Die in den Jahren 1416 bis 1520 aufgeführten Befestigungswerke der Stadt und des Schloßberges wurden im 18. und 19. Jahrhundert wegen Erweiterung der Stadt derart beseitigt, daß nur noch auf dem Schloßbergc Spuren davon zu sehen sind. Diese Umbauten und die ehemals häufigen Feuersbrünste sind Ursache, daß Laibach trotz seines hohen Alters ein modernes Aussehen hat. Fast alle öffentlichen Gebäude und Kirchen sind im 17. und 18. Jahrhundert neu gebaut oder doch umgebaut worden. Der größte Platz Laibachs ist der mit der erquicklichen Sternallee gezierte Congreßplatz, wo 1860 dem Feldmarschall Radetzky ein Denkmal, bestehend aus einer Bronce-Büste auf einem Mar-morsockel, errichtet wurde. Sonst ist die Stadt an Monumenten arm. Unter den öffentlichen Gebäuden treten die Dmnkirche und die 4 andern Pfarrkirchen hervor. Erstere hat eine 120 F. hohe Kuppel, reiche Stuckornamcntc und Fresken. Die Franciscanerkirche imponirt durch ihre Fronte; die St. Peterskirche ist zum Theil nach dem Muster der gleichnamigen Kirche in Rom erbaut. Ferner sind bemerkenswerth das Landhaus, die alte Burg, das nicht große aber imposante gothische Rathhaus, der Bischofhof, das ansehnliche Schulgcbäuoe, in welchem mehrere Unterrichts anstalten, die Studienbibliothck, das Landesmuseum (eine interessante Sammlung von Landeserzeugnissen) und die Sammlungen des historischen Vereines untergebracht sind. Auch das Schauspielhaus, das Casino, die große Caserne, der großartige alterthnmliche Auerspcrg'sche Palast (der Fürstenhof) mit schönem Garten sind bedeutende Bauwerke. Der die Stadt durchschneidende Fluß wird von 5 Brücken überschritten. Der nördliche Theil der Stadt hat Brunnen, den südlichen Theil versorgt noch die alte römische Wasserleitung mit Wasser, die so fest ist, daß sie schon seit 1000 Jahren keiner Ausbesserung bedürfte. Besonderes Interesse erweckt der Schloßberg, welcher sich 240 F. über der Stadt und in einer Seehöhe von 1152 F. erhebt. Sein unregelmäßiges, aber weitläufiges Caftell wurde 1813 von den Franzosen zum Theil zerstört; jetzt dient cs als Gefängniß. Im Jahre 1615 wurde ') Der deutsche Name der Stadt, welcher bei älteren Schriftstellern auch „Laubach" lautet, dürfte von dem nie zufrierenden Flusse (Laibach) herrühren, der slouenische dagegen uon dem altslovcmschen Isb. lob, Stirne, Scheitel eines Berges, abzuleiten sein. Italienisch heißt dw Stadt I^ubiHUK. Topographie. Ngi auf dem Schloßbergc, wie in Graz, cin Uhrthurui erbaut und der Berg unt schönen Anlagen versehen, welche die herrlichsten Aussichten über Stadt und Land bis zum Hochgebirge gewähren, besonders gegen den Tcrglou, Loibl nnd die Kramer Gebirge. Das alte ^emoiill, welches im Jahre 18 n. Chr. der römische Consul P. Silius den Pannoniern abnahm, stand, wie viele Ausgrabungen bestätigen, an Stelle der heutigen Vorstadt Gradisch oder Gradisca, wo noch deutlich die Ringmauern derselben, Mirze (mm'i) genannt, sichtbar sind. Im Jahre 452 zerstörte Attila die Stadt, welche erneuert und im 9. Jahrhundert von den Franken vergrößert wurde; diese gaben ihr auch den jetzigen Namen. Die Türkeneinfälle veranlaßten die Verstärkung der Festungswerke. Der Laibacher Congreß, welcher, hauptsächlich gegen den Aufstand in Neapel gerichtet, hier vom 27. Januar bis 12. Mai 1821 tagte, hat der Stadt auch in neuerer Zeit eine historische Bedeutung verliehen. Laibach ist der Sitz der Landesregierung, des Landtags, des Fürstbischofs, besitzt mehrere Unterrichts- und Humanitäts-Anstalten (vgl. S. 058) und zählte 1872 51 Vereine. Von industriellen Unternehmungen bestehen daselbst: eine Wagcn-fabrik, Ziegelfabrik, Thonwaarenfabrik, Eisengießerei, Glocken- und Metallgießerei, Zündwaarenfabrik, Gasanstalt, Dampfmühle, Surrogatcaffeefabrik, Baumwollspin-ncrei, Baumwollwaarenfavrik und mehrere Lederfabriken. Der einst sehr lebhafte Getrcidehandcl zwischen Ungarn-Kroatien und Triest-Fiume hat seit der Erbauung der Eisenbahn sehr abgenommen; dagegen begünstigt letztere in anderer Weise sehr die Stadt Laibach, die nun eine wichtige Station zwischen Wien und Trieft geworden ist. Die Umgebung Laibachs ist mit Ausnahme des Moors reizend und mannigfaltig.') Sie bietet Spaziergängc nach beliebiger Auswahl dar; der besuchteste darunter ist jedoch die Lattermanns-Allee, welche sich, an's nördliche Ende der Stadt anstoßend, zwischen den schönen Landsitzen Tivoli oder Unterthurn (ein Geschenk des Kaisers an Radetzky, nach dessen Tode es wieder in das kaiserliche Eigenthum zurückfiel) und Lep olds ruhe (I^ekm60 6raä) in verschiedenen Richtungen durchkreuzt. In einem halbstündigen Umkreise um die Stadt gibt es auch andere verschiedenartig angenehm gelegene Landsitze und Schlösser, als Grubcnbrunn (^amu), Peppensfeld (I'aMHsv (-räch, Thurn an der Laibach (kodehev ttraä), Kroiseneck sMkov-uik), zu welchen einladende Promenaden führen; besonders aber der Rosenbüchel (?0äi-02nim padkin), wo den Besucher die reinste Wald- und Wiesenluft erquickt. Das vielbesuchte Marienkirchlein auf dem Nosenbachhügel ist die Krone der anmuthigen Umgegend. Oestlich an den mit Bäumen umschatteten Ufern der Laibach erblickt man am Vereinigungspunkte der behufs des schnelleren Wasserabflusses gegrabenen Rinnsale die ausgedehnten Gebäude zu Selo, ehemals eine Tuchfabrik, jetzt cin kaiserliches Gestüte. Weiter abwärts, wo die Laibach einen Wasserfall bildet, liegt das Schloß Kaltcnbrunn iMMs), in welchem großartige Mühlwcrkc und eine musterhafte Landwirthschaft zu sehen sind. Im Südwcsten der Stadt breitet sich der einst so verrufene Laibacher Morast aus, eine dreieckige Ebene auf beiden Seiten der Laibach, hin und wieder von isolirten Hügeln überragt, weit hinaus mit Aeckern und Wiesen überdeckt und von dein 2300 Mtr. langen Eisenbahndammc durchschnitten. Seit den Zeiten Maria Theresias wird an der Entwässerung des Moors gearbeitet und bereits hat man die Hälfte des Sumpfes culturfähig gemacht, in Folge dessen sich auch der Gesundheitszustand von Laibach um vieles verbessert hat. ') Vgl. Schmidl lind Warhcmek „Das Kcnserthum Oesterreich." 662 Hcrzogthum Kram. d. Grte im übriaen ^ande ^rain. Im äußersten Nordwesten Krains, nahe der Kärntner Grenze, entspringt die Wurzener Saue (slou. po^iloi'^n3i ordinäre Kotzen und ^'odcn, Die Bewohner des ! nahen Straschi ch verfertigen in großen Mengen '. Noßhaarsiebe. Das fruchtbar« Dreieck zwischen ^ der Save und der Zeier (slou. 8ovru.) fichrt den ^ Namcll „Zeierfeld"" ^slov. AarAkopoh«) Am Ende desselben, an der Vereinigung beider Flüsse, liegi das Dorf Zwischenwäfsern (slou. Noä-i volle). An der Zeier ist Laak oder Lack ! (2018E.) bemerkenswerth; die großentheilö alter« ^ thümliche Stadt heißt anch Bischoflank (slov. «kokjll I^okil), weil sie von 974 bis zur französischen Invasion den Frcisinger Vischo'fen ge-' härte. Sie besitzt eine gothische Pfarrkirche, zwei , Klöster und eiu altes B.'rgschloß nnd war ehe-^ mals ein wichtiger Handrlsort, da vor dem l Aufblühen Triesls der Hanftthandelöw^g auö i Venedig nach den Eisenbezirlen Overtrains und Nntertärntens übn' ^'aak ging. In dem nahen Dorfe Alten la ä (slou. 8tn,i-l!, I^oka), welches starke Lcinw^berei betreibt, befindet sich ein altes Schloß. Das Dorf Eisnern an der obern ! Zeier ist wegen seiner starken Eisenfabrication ^ wichtig. Nahe oberhalb der Laibach-Mündnng finden wir die Bahnstation Zallsch (slov. 2iUo^), früher alö Landungsplatz llnd Eildpnnkt der Saucschifffahrt sehr belebt. Hart unter der Lailiach mündet links die vom Griutouz kommende Feistritz. An ihr liegt das sehr betriebsame Städtchen Otein (I^Uw^olis, slou, liilmnik) ! mit l?68 E. ^.'ederbereitultg und Verfertigung Üon Banernftelzen nlld groben Zwiruspitzrn be« schuftigen die Einwohner, lieber der Stadt erhebt sich das öde Nergschloß Ob erst ein. Im nahen Müukcndorf (slou, Nokiti^i befindet sich in einem aufgehobenen Kloster die Grabstätte der Gallenberger. Höher im Thale, gegenüber einem prächtigen Wasserfalle der Fcistritz. steht die Burgruine Fiirstentafel mit herrlicher Aussicht. Die sogenannten „wilden Gräber" in der Nähe sind noch nicht näher untersucht, Unterhalb der Feistrihmündiing liegt an der Save ^ nnd an der Sndbahn der Flecken Zittai, der > Flachsban treibt nnd wo sich das Auersperg'sche ! Bergschlaß Thurn Littai befindet. Weiter nordöstlich, unfern dem linken Save Ufer liegt Sa gor mit großen Bergwerken, die bedeutende ! Mengen von Braunkohlen, dann Zink, Blei und , Eisen prodncireu. Südlich uon dem steirischen z Grenzorte Steinbrück au der Steinbrück-Agramer ^ Bahn wie an der Saue ist der Markt Nat-schach gelegen. Am Mehringflnsse, der rechts zur Save fließt, finden wir dm Flecken Nasseu-fuß; die fruchtbare, aber Neberschweminnngen ! ausgesetzte Gegend, befördert Wein und Obstban. Gurlfeld, (an Stelle des alten ^nviockimim, slov. I(6i'8ko) an der Save nnd der steirischen Grenze, eine Stadt, deren Ortsgemeiude 5072 E. zählt, besitzt ein Bürgerspital, ein Capuciner« ^ kloster, warme Bäder, ein herrliches Bergschloß „Thurn am Hart" und treibt Weinbau »nt> Weinhandel. Topographie. li63 Verfolgen wir den Lauf der Gurt (slov. Hiorka) aufwärts, so gelangen wir nach dem Städtchen Landstraß, eiilst Landtrost genannt, dessen Bewohner Nein und Castanienbau treiben. Weiter aufwärts liegt die Stadt Nttdolfswerth, <20L8 E.), welche von 1783 bis I8t»5 den Namen Neustadt! (slov. ^ovo'mc^tci) führte, stufenweise sich am linken Ufer der Gurt erhebend und regelmäßig gebaut. Es besteht hier ein Real Odergymnasinm. Die Gegend ist fruchtbar und angenehm. Südwestlich in einem nahen Seitenthal? liegt nnter den Burgruinen von Sterleck das sehr besuchte Bad Töplitz (slov. i;ii3llc> ^nplic^) mit 8 warmen Quellen, Im nahen Hornwalde befindet sich die merk würdige, prachtvolle Töplitz er Eishöhle, 360 F. hoch, 600 F, breit. Nach Nordwest liegt das Dorf Ei nod mit prächtigem Schlosse auf steiler Höhe und den Nninen von Alt' Einod. An den Eiscngruben nnd Eisenwerken des. Torfes Huf vorüber kommt man nach dem Markte Seifen berg an der Gurk, mit einem Auerspergischen Fclsenschlosse nnd einer Papierfabrik. Weiter aufwärts folgt Sagratz, ein Dorf mit Eisenhämmern, nnd in größerer Ent-fernnng das Städtchen Weixelburg (slov, Vi3-n^'«. 6nra), dessen Bewohner Schafwollarbeiten und Strumpfstriclcreicn verfertigen. Auf einem Felsen steht die Ruine Wcirelberg, Im Stadt > gebiete liegt der „Hungerberg" mit befestigter Kirche nnd eiuer Eishohle. ' Unweit der Kulpa (slov. Kopa) und der kroatischen Grenze, südöstlich von Rudolfswerth, liegt das Städtchen Mottling (slov. UetlikH), einst Hauptort der „Windischen Mark", mit einer besuchten Wallfahrtskirche. Von diesem nach Nord' weft finden wir Mitterdorf, ein großes Dorf, nach Südwest die kleine Stadt Tscherncmbl, mit einem Schlosse, Wiesen, Obst und Weinbau. Weit nach Südwrsten hin liegt an der Kulpa nnd der Grenze Kroatiens das alte Kostel (d. i. Kirche), ein kleiner Ort mit Ringmauern und Thürmen an und auf 5inem Felsen, dessen Gipfel ein Castell trägt. Im Norden liegt die interessante Thalmulde Gotischer, vom Rinnseelmche ourchflossen, eine Auerspergische Herrschaft, die 1623 zur Grafschaft, 1791 zum Hcrzogthnm erhoben wurde. Der Name lautet richtiger Kotsche vom slov. Xocli (Blockhaus). Da« Händchen hat großartige Tannen- und Vuchenwaldungen; der Voden ist höhlenrricher Kalkstein mit verschwindenden Flüsseu, daher Ackerbau wie Bewohnerschaft gering. Diese, etwa 25,000 Köpfe zählend, ist echt deutscher Abstammung und hat mitten unter den Slaven ihre Sprache und Sitten zu erhalten verstanden. Sie treibt viel Hausierhandel und sucht im Uuslcmde Verdienst. Hauptort des Hcrzogthums ist die Stadt Gottschee (koAn^e), auf einer Insel des Rinnseebaches, der unweit davon unter der Erde verschwindet. Sie hat eine schöne! Kirche, ein Schloß, ein Uutergymnasium und treibt Lemwandweberei, Töpfergeschirr- und Holzwaaren Manufactur. Das nördlich von der Gottschee gelegene Reifnihthal, der Hanptsitz der ^ krainerischcn Holzarbeiten, hat zum Hauptorte den hübscheu Markt Rcifnitz (slov. Ridmca), ! in dessen Nähe sich, vielleicht auf der Stelle des römischen ^rnMnn, Aucrspcrg, der uralte Stammsitz der gleichnamigen fürstlichen nnd gräflichen Familie, befindet. Letzteres wurde 157N in Gestalt einrs Dreiecks (daher auch „Triak") umgebaut, besitzt eine Rüstkammer und einen schönen Part. In dem südöstlich gelegenen ^Niedcrdorf (slov. DoIc?iyÄ Va») werden viele ' Töpferwaarcn verfertigt, ^ Wenden wir nnS nun dem Gebiete der ^ Laibach zu. Oberhalb der Landeshauptstadt ! mündet rechts die Ischza; diese quillt bei Brunn-!dorf oder Igg mit solcher Fülle au« Felsenritzen, daß sie' sogleich schiffbar wird. Die Bahn führt uns von Laibach durch das Moor, nber^ schreitet den Fluß und gelangt zur Station Franzdorf (slou, Lorovmca), von wo man auf guter Straße nach Ob er-Laib ach (dem römischen RauportuZ) kommt. Letzteres ist ein ! schöugebautcr Markt unweit der Stelle, wo die Laibach schiffbar zu Tage tritt. An der llnz, dem Mittelläufe der Laibach, liegt in einem tiefen, hanfigen Uebrrschwemmungen ausgesetzten Thal-kesselt der wohlhabende Markt Ober-Planina. In der Nähe befinden sich das Schloß HaaS-berg, mit schöner Gemäldesammlung, die male-l rische Ruine Äleinhäusel, die Unzhöhlc uud die Grotte von St. Canzian. Südlich von Ober-' Planina liegt an der Karstbahn der Markt Adels berg (slov. ?08tnMl) unter einer kahlen grotesken Felswand, welche die Ruinen der Ädleröburg trägt. Eine Stunde weit entfernt ist die weltberühmte Adelsberger Grotte, in welche hier die Poil stürzt. Nnch die Magdalenen-Grotte ist in der Nähe, sowie das Schloß Lueg, Stammsitz der Lueger, neben den 5, Luegcr Höhlen. Oestlich von Adelsberg liegt der Markt Zirlnitz, der Salzhandel treibt; in seiner Nähe befindet sich der merkwürdige Zirknitzer - See (s. S. 348), dessen Insel Vorne! daS Dorf Ottot träat. Nach Südost finden wir das Städtchen Laas mit einem öden Vergschlosse nnd der großen St. Lorenzhöhle in der Nähe. Der Sildweften des Landes gehört dem IsonzoGebiete an. Hier finden wir im oberen Idriathale die berühmte Bergstadt Idria (Obrr-Ibria) mit 3613 E. Sie liegt in der Tiefe eines engen, von hohen Bergen eingeschlossenen Thales. Die Häuser stehen in einzelnen Gruppen zerstreut, mitunter an den Hügeln aufwärts, mitten in der Stadt das Schloh, Oewerkenburg genannt, worin das Bergamt sich befindet; gleich daneben öffnet sich daö Mundloch des St. Antons-Hauptstollens, durch den man in da« große Quecksilberbergwerk gelangt. Man tritt zuerst in einen finstern in Felsm gehauenen Gang, der rmc Strecke lang gerade fortläuft. Bei einer Capellc verrichten die Bergleute vor dem Hinab-! fahren ihr Gebet. Dann seutt sich der Weg nach !der Tiefe, wohin 757 iu Kaltstein gehauene Stufen und zuletzt durch rine Tiefe von 14^ Lachter Holztreppen in einem ausgemauerten Schachte bis zur größten Tiefe führen. Allmählich 664 Herzogthum Kram. vernimmt daS Ohr das verborgene Arbeiten der Bergleute, bis man endlich die Arbeiter erblickt. Die schwachen Grnbenlichter beleuchten hier wahre' Lcichrngestaltcn; in den heißesten (bis 26" ü,. warmen) Gruben darf ein Bergmann nur wenige Stnndcn in der Woche arbeiten. Meist wird das Er; mit Spitzhämmcrn heraus-gehauen, und überall llebcn die Tropfen des flüssigen Metalls. Zuletzt nähert man sich demjenigen Hauptschachte, durch welchen das Erz in einer Tonne aus der senkrechten Tiefc hinauf-geschasst wird. Ein Centner des besten Erzes gibt 80—85 Pfund Quecksilber, welches in den Brennöfen durch Verdampfung und dann in den Kühlöfcn, wo sich die Quccksilberdämpfe wie Regen niederschlagen, gewonnen wird. Das gediegene oder Inngfernqnecksilbcr sammelt man sogleich in der Grube in lederne Beutel. Eine zweite Tonne dient dem Vergwertsverscmale und den Fremden zum Ausfahrrn; in acht Minuten gelangt man durch den senkrechten, ausgezimmerten Schacht auf die Oberwelt, weit ab von dem Einfahrtsgrbllude. Dieses ärarischc Berg« werk, zu dessen Entdeckung 1497 ein Bauer die zufällige Veranlassung gab, steht seit 1506 ! in ordentlichem Bau und liefert jährlich 6000 bis 7000 Ctr. Quecksilber, wovon ein großer Theil an O.rt und Stelle in Zinnober verwandelt wird.') An der oberen Wiftpach und am ^ Westabhange des Birnbaumer-Waldes liegt in ^ dem ,,Paradiese von Kram" der Markt Wipp ach j sVipava, aylin, lri^illa) mit einem schönen Schlosse und den Ruinen der alten Burg. Auf dcni Wippachcr Boden gedeihen schon manche Südfrüchte und auch die Bewohner, obwohl Slaven, haben schon viel Italienisches angenommen. Auf der nach Südost führenden Straße gelangt man über Präwald (slov. Raiülertoi nach dem Markte Senosetsch (slov. ßennieke) mit altem Schlosse, der nahe der küstenländischen Grenze liegt. Hier beginnt der eigentliche Karst. ') ?ssl, Daniel „Handbuch der Geographie." Als Charakterbilder für Kram gelten die Aufsätze: „Die Adelsbergcr Höhle' S. 200 und „Der Zirknitzcr See" S. 348. 7. Das Küstenland 145 UMl. ^ 7968-6 üMl., 600.525 Einwohner, umfassend: Die gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca 53-6 IHMl. — 2953-3 HÜKil., 2N4.076 Einwohner. (Wappen von Görz: Ein schräg nach rechts getheilter Schild, wovon die rechtsseitige Hälfte sechs, schräg von rechts nach links gezogene, silberne und sechs rothe Streifen enthält; die andere Hälfte zeigt einen gekrönten goldenen ^,'öwcn im blauen Felde. Wappen von Gradiscci: Ein von Gold und blauer Farbe quer getheilter Schild, in der Mitte mit einem silbernen Ankerkreuze). Die Markgrafschaft Istrien 89-7 lUMl. ^ 4941 5 ^M., 254.905 Einwohner. (Wappen: Eine schreitende goldene Ziege mit rothen Hörnern im blauen Felde). Die reichsunmittelbare Stadt Trieft und Gebiet. 1'7 UMl. -- 93-8 HM!.. '23.098 Einwohner. (Wappen: Ein von Go?b"uno rother Farbe quer getheilter Schild, oben mit einem gekrönten schwarzen Doppeladler, uuten mit einem silbernen Querbalken mit einem umgekehrten schwarzen Unker. Farben: Gold-Roth-Weiß-Schwarz). Geschichtsbild. Das heutige Küstenland (ital. I^itorai«, sloo. I'rimor^) ist im Laufe der Zeit aus verschiedenen Bestandtheilen erwachsen. Die Römer herrschten über das ganze Gebiet und rechneten dasselbe mit Ausnahme des istrischen Landstriches ostlich von der Linie Arsa-Canzian, welcher zu Pannonien gehorte, zu Italien. Der bedeutendste Ort daselbst war Aquileja; außerdem sind noch ^^^68t6 (Trieft) und ?i6w8 ^ulia 2 F.— 2675 Mtr.), dem Tcrglou (9045 F. — 28L5 Mr.), dem Krn (7101 F. — 2245 Mtr.) und dem Bogatin («330 F. — 2000 Mtr.) die Grenze gegen Krain. Am linken Idria-Ufer beginnt das Karstland. Zwischen Idria und Wippach breitet sich die meist bewaldete Hochplatte des Taruovancr Waldes (im Monte Mersawecz 4448 F. — 1400 Mtr. hoch) aus. Südlich von der Wippach erhebt sich der niedrigere eigentliche Karst, der im Osten der Bucht von Muggia dcn Namen Tschitschen-Bodcn führt; in drei, durch parallele Rücken von einander getrennten Stufen fällt er zum Meere ab und füllt die ganze Halbinsel Istricn aus. In ihm gipfeln der Slounik (3239 F. — 1024 Mtr), der Planik (4011 F. — 1268 Mtr.), der Monte Maggiore (4410 F. — 1394 Mtr.) und der Monte Sissol (2633 F. — 832 Mtr.). Der südwestliche Theil der Halbinsel, ein gegen Osten ansteigendes Flachland mit Karstcharakter, ist vom Quieto, dem Canale di Leine und dem Arsathale tief durchschnitten. Die Südspitze bildet das Cap Punta di Promontore, die Westspitzc die Punta di Salvorc. An der Westküste Istriens liegen nebst mehreren unbewohnten Fclscneilanden (Scoglien) die Brionischcn Inseln, im Quarnero-Busen die größeren Inseln Veglia, Cherso, Russin, Plaumch, Unic, Sansego und Scoglio Asinello, die wasserarm und von Längen-thälcrn durchschnitten sind. Ihre Hühenzüge haben wie die istrischcn Gebirge die Richtung von Nordwest nach Südost (s. S. 115). Der wichtigste Paß des Landes ist der Predil, welcher aus Kärnten zum Isonzo (und der Flitscher Klause) führt. Unter den zahlreichen Höhlen des KarstgebieteS ragen die prächtige Höhle von Corgnale, die Rcka-Höhle, die Trebiö-Grotte und die Höhle von San Seroolo hervor (s. S. 198). Ueber die Dolmen und Iamen des Karstes vgl. man S. 196. Zwischen den Stcilrändern des Tarnovaner Waldes und des eigentlichen Karstes liegt das fruchtbare Hügelland des Wippachthales, an welches sich jenseits des Isonzo das furlanische Hügelland (al l'oxiio) anschließt; letzteres geht nach Südwest in das veuctianische Tiefland über. Das ganze Küstenland gehört zum Gebiete des adriatischcn Meeres. Die 57 Meilen lange Küste beginnt flach an der italienischen Grenze, wo sich die Lagunen von Grado bis zum Busen von Monfalcone hinziehen. Nun erhebt sich die Küste Bevölkerung Statistik. 66? am Busen von Trieft steiler und behält den Charakter der Steilküste längs der ganzen isttischen Halbinsel, besonders an dem dem Quarncro-Busen zugewandten Ostranoc. Die wichtigsten Flüsse sind der vom Terglou kommende Isonzo (s. S. 294) mit Idria und Wippach links und Torre (mit Iudrio) rechts; die Rcka, welche bci St. Canzian unter der Erde verschwindet und als Timavo unweit Tricst mündet; der Quicto und die Arsa auf Istricn. Großcrc Seen sind der schlammige Ccpich-Sce (I^ago äi (Ü0i>ick) nahe der Ostküste Istriens und der Vrana-Scc auf der Insel Cherso. Au Mineralquellen ist das Land arm. Man kmnt bis jetzt nur die schwcfel- und kohlensaure Quelle von San Stcfano im Thalc von Montona und die warmen Bäder bci Monfalconc, welche schon den Römern bekannt waren. Seebäder werden namentlich in Trieft viel gebraucht. Das Klima am oberen Isonzo ist ziemlich rauh; vom mittleren Isonzo all jedoch gehört das Land zum adriatischcn Bezirke in der Zone der Aequinoctial-Rcgen (s. S. 376) mit kurzem Winter, häufig ganz ohne Schnee und Eis, und heißem Sommer, der auf den kurzen, im Februar beginnenden Frühling folgt. Das angenehmste Klima hat das geschützt gelegene Görz („Oesterreichs Nizza") mit 13-1" C. mittlere Jahrestemperatur. Trieft ist schnellem Wechsel der Witterung unterworfen; seine mittlere Jahrestemperatur beträgt 14'2" C., die von Pola gar 15" C. Trieft hat nur 85 Regentage; Istricn ist äußerst regenarm (circa 30 Centimeter). Häufig wehen die kalte Bora und der Regen bringende Scirocco. Gewitter sind zahlreich in Trieft, 20-9 jährlich. Die Südspitzc Istriens leidet an der Malaria. Bevölkeruugs-Statistik. Am 31. December 1869 zählte man im gcsammtcn öster-rcichisch-illyrischeu Küstcnlanoe eine anwesende Civilbevölkerung von 582.079 Seelen, außerdem 18.446 Personen des activen Militärs, sonnt zusammen 600.525 Bewohner. Die oben mitgetheilten Bevölkerungszahlen der einzelnen Bestandtheile geben bloß die Civilbewohnerschaft an. Für Ende 1872 berechnete man die Bevölkerung auf 597.056 Köpfe (ohne Militär). 1830 zählte das Land 366.668, 1851: 542.917, 1857: 539.423 Einwohner. Die jährliche Zunahme der Bevölkerung beträgt 1"/„. Auf eine österr. mMl. entfallen 4193, auf 1 geogr. H>Ml. 4139 Seelen. Am dichtesten bewohnt ist die Umgebung von Trieft (33.015 auf 1 uMl.), am dünnsten der Bezirk Tolmein (2031). An Wohnorten gibt es 28 Städte, 22 Märkte und 991 Dörfer mit 78.780 bewohnten Häusern. Von den Bewohnern des Küstenlandes sind 306.739 männlich (incl. Militär), 293.786 weiblich. Der Nationalität nach find 375.000 Slaven, 187.000 Romanen und 11.000 Deutsche. In Gürz und Gradisca wohnen Slovene« und For-laner oder Friauler, an der Westküste Italiener, in den größeren Städten Deutsche; im übrigen Gebiete wohnen Slaven, und zwar vom Tschitschenbodcn bis zur Dragonja Slovenen, von letzterer südlich Serbo-Kroatcn. Der Confession nach sind 589.501 Seelen römisch-katholisch, 2995 evangelisch, 2609 griechisch-nichtumrt 4939 Israeliten. Nur 42°/„ der erwachsenen Einwohner beschäftigen sich mit Vand-und Forstwirthschaft, kaum 13°/<, mit Industrie und Gewerben, über <''"/,> mit Handel und Verkehr, 5V.V« leisten persönliche Dienste, I'/,^ leben von Renten. Cultur-Verhältnisse. Sämmtliche Zweige der Reproduction sind in Folge der großentheils ungünstigen Bodenverhältnisse gering, auch die Industrie nicht bedeutend, dagegen der Handel ungemein wichtig. Die unfruchtbarsten Bodenstrecken bieten die Karstgegcnden. Ebenso ist das südliche Istricn minder ergiebig, wogegen das nördliche einen bessern Boden hat. Görz nnd Gradisca besitzen viele fruchtbare Landstriche. Die quarnerischen Inseln zeigen dieselben, zum Theile noch ungünstigere Bodenverhältnisse als Süd«Istrien. Mais und Weizen, darunter ziemlich bedeutende Mengen von Spelt) sind die Hauptculturcn, Buchweizen und Cinquantino die 668 DaS Küstenland. Nachfrüchte, der Roggen tritt in den Hintergrund. Der Reisbau erinnert an die Nachbarschaft Italiens. Es gedeihen Feigen, Mandeln, Südfrüchte, Oliven; Castamen-und Maulbcerbäume sind zahlreich. Der Weinbau ist sehr verbreitet und ergiebig; der Wein, dunkelroth, ist freilich von geringer Sorte und wenig haltbar; er ist überall Getränk des Volkcs. Der bcstc Wein wächst am Ccpichcr-Sec. Es herrscht Waldmangel, nur der Staatsforst von Montona (Eichenwald) wird zweckmäßig bewirthschaftet. N'27<, des Bodens find unproductw, 17-43"/,. entfallen auf das Ackerland, 2'32<7„ auf Wcinland, 12-25"/„ auf Wiesen und Gärten, 38'94°/<> auf Weiden, nur 22-86°/« auf Waldungen. Die Erzeugungsmcngen der wichtigsten Bodenproductc warcn 1871 folgende: Weizen 326.559 Metzen, Roggen und Spelt 143.112 Mctzen, Gerste 148.886 Metzen, Mais 348.47? Metzen, Reis 16.610 Metzen, Kartoffeln 435.181 Metzen, Wein 604.774 Eimer, Heu und Grummet über 2 Mill. Ctr., Brennholz 65.211 Klftr., Bau- und Werkholz 30.752 Cub. F. Der Gesammtwcrth der landwirtschaftlichen Production belief sich auf mehr als 17'9 Mill. Gulden. Wegen des wenigen und schlechten Graslandes ist die Viehzucht gering. Die Race der Pferde, welche hier zumeist durch Maulthiere und Esel ersetzt werden, ist gering, ebenso auch die des Rindviehs, dessen Stand unzureichend ist. Schafe sind zahlreicher, aber von gemeinem Schlage. Die Schweinezucht ist von untergeordneter Bedeutung. Ziegen hält die ärmere Bevölkerung in größerer Zahl. Neben der geringen Hühner- und Gänsezucht ist die Zucht der Enten, Capaune und Truthühner bedeutend. Die Seidcncultur ist in Aufnahme begriffen. Im Jahre 1809 zählte man nur 8792 Pferde, dagegen 12.844 Esel und Maulthiere, 108.026 Rinder (778 auf 1 H^Ml.), 341.298 Schafe (2459 auf 1 UMl.), 19.707 Ziegen, 47.416 Schweine, 13.181 Bienenstöcke. Der Ertrag an Seiden-Cocons belief sich 1871 auf 5264 Wr. Ctr. Die Jagd ist unbedeutend, dagegen von hoher Wichtigkeit die Seesischereiz Thunsische an den istrischen Küsten und in der Nähe der Inseln Cherso und Veglia, Sardellen bei der Insel Sansego, Branzine, Schalthicre (Austern von Trieft) und Krebse sind ihre wichtigsten Gegenstände. An Montanproductcn ist das Küstenland arm. Eisen fehlt wie in Oberösterrnch, den einzigen Kronländern der Monarchie ohne Eisengruben. Erwähnenswerth ist nur der Gewinn von Braunkohlen (bei Albona und Pinquente, 1871: 594.799 Ctr.), ferner von Alaun und Vitriol. Die Salinen von Capo d' Istria und Pirano liefern jährlich circa 600.000 Ctr. Meersalz. An Bausteinen ist Iftrien überreich; es lieferte vormals das Baumaterial für die Paläste Venedigs. Die im Allgemeinen nicht bedeutende Industrie weist in den verschiedenen Landestheilen verschiedene Industriezweige auf. In Trieft werden Maschinenfabrication und Schiffbau im größten Maßstabe betrieben (f. Trieft), auch chemische Producte und geistige Getränke fabricirt. In Görz und Gradisca bestehen Fabriken von Kerzen und Seifen, Baumwollspinnereien, Färbereien und Baumwollwaarenfabriken (die größte in Heidenschaft), Seidenspinnereien und Zcughämmer. In Istrien und auf den quarncrischen Inseln wird zumeist Hausindustrie (Weberei, Branntweinbrennerei) und nur der Schissbau in größerem Maßstabe betrieben. Hauptcrwerbszweig des Küstenlandes ist der Handel. Das ganze österreichisch-illyrische Küstenland zählt 40 dem Handel geöffnete Häfen, unter denen der Freihafen Trieft, welcher überhaupt der wichtigste Hafen der Monarchie für Waaren-Ein- und Ausfuhr ist, den ersten Rang einnimmt. Von den übrigen Häfen haben nur Pola, Pirano. Rovigno und Russin einige Bedeutung. Zu Ende dcs Jahres 1871 bestand di« Handelsmarine dcs Küstenlandes aus 2129 Schiffen (darunter 90 Dampfer) mit 200.980 Tonnen Gehalt. In den genannten 40 Häfen liefen 1871 28.824 Schiffe mit 2,630.443 Tonnen ein und 28.541 Schisse mis 2,703.865 Tonnen aus. Außer der Verwllltungs-Organismus. 669 großen Wasserstraße, dem Meere, dienen dem Verkehre die Flüsse Isonzo und Quieto, welche auf einer Strecke von je 2 Ml. schiffbar sind, die Südbahn, welche Trieft über Krain nnd Stcicrmark mit Wien, über St. Peter (in Krain) nüt Castua und Finmc, über Görz mit Italien verbindet, nnd die etwa 540 Ml. langen Straßen, deren größerer Theil Istricn, das keine Eisenbahn hat, angehört. Für den Unterricht sorgten 1871: 39« Volksschulen mit 708 Lehrern und 37.291 Schülern (von 9N.052 schulpflichtigen Kindern); ferner bestanden 1874: 4 Obergymnasien, 1 Untcrgymnasium, 4 Ober- nnd 2 Unterrealschulcn, 3 Lehrer- nnd 2 Lehrerinnen-Bildnngsanstalten, die k. l. Handels- und nautische Akademie in Trieft, die nautische Schule in Lussinviccolo, 1 Ackcrbauschulc (Görz) und 3 theologische Lehranstalten. Vereine bestanden 1872: 172 und zwar: 35 Actien-Gesellschaftcn, 3 Bildungs-, 16 Casino-Vercine, 1 Consum-Vercin, 2 Gesang-, 10 Gcsclligkeitö-Vcremc, 1 Handelsund Industrie-Verein, 1L Kranken- und Leichen-Vereine, 1 Kunstvcrein, 7 Land-wirthschafts-Vereine (mit 18 Filialen), 30 Lese-, 9 Musik-, 4 politische Vereine, 1 ProductivMssociation, 3 Schützenoereine, 2 Sparcasfen, 3 Sparvcrcinc, ^ Stenographen-Verein, 5 Turnvereine, 5 Vorschußcassen-Vcreine, 1 Vcrsicherungs-Verein, 3 wissenschaftliche, 11 Wohlthätigkeits-Vercine, 2 Pfandleihanstaltcn. Ende 1674 besaß Trieft 3 Banken (f. S. 499). Die wichtigsten Humanitäts-Anstaltcn sind die 10 Spitäler (3 in Trieft), 1 Irrenhaus (Trieft), 25 Versorgungshäuser, 43 Kinderbewahranstalten (3 in Trieft), das Taubstummen-Institut in Görz und eine Contumaz-Anstalt in Trieft. Verwaltungs-Organismus. Im Gebiete von Trieft ist der aus 54 Mitgliedern bestehende Stadtrath zugleich die Landesocrtretung. Der Landtag von Gör; und Gradisca zählt 22, der von Istrien 33 Mitglieder (s. S. 539), die Landesausschüsse der beiden letztgenannten Gebiete zählen je 4 Mitglieder. Die oberste politische Stelle im Küsten-lande ist die k. k. Statthalterei in Trieft, welcher die beiden Landesschulräthe für Görz und Istrien, die Polizeidirection in Trieft, die Magistrate der Städte Trieft, Görz, Rovigno und 10 Aczirkshauptmannschaften (4 in Görz, 0 in Istrien) untergeordnet sind. Zur Handhabung der Rechtspflege bestehen das Oberlandes» gcricht in Trieft, das Landesgericht und das Handels- und Scegcricht in Trieft, die Kreisgerichtc in Görz und Novigno, 4 städtisch-oclcgirte Bezirksgerichte und 26 Bezirksgerichte. Oberste Finanz behördc ist die Fmanzdirection in Trieft, welcher die Finanzprocuratur, das Finanz-Inspectorat und das Hauptzollamt in Trieft, die Finanz-Inspcctoratc in Görz, Monfalconc, Capo d' Istria und Bolosca, die Landes-hauptcaffe in Trieft, die Hauptsteuerämter in Trieft und Gürz, 2 Forstämter und 5 Rentämter, das Punzirungsamt und daS Lottoamt in Trieft, endlich 28 Steuer-ümtcr untergeordnet sind. Als Behörden für Handel und Volkswirthschaft bestehen die Ccntralbchördc, sowie das Ccntral-Hafcn- und Secfanitätsamt in Trieft, die Hafen- und Seesanitätsämtcr in Rovigno und Lussinpiccolo, die Postdirection für das Küstenland und Krain in Trieft, das Tclegraphcn-Iilspectorat für Steier-mark, Kärnten, Krain und das Küstenland in Trieft, die Handels- und Gcwerbc-kammcrn in Trieft, Görz und Rovigno. Das Berglchenswesen im Küstenlande untersteht der Bcrghanptmllnnfchaft in Laibach. Als Militärbehörde für das Küstenland fungirt das Militärkommando in Trieft. In kirchlicher Hinsicht ist das Küstenland in 4 Diöccsen getheilt. Das Erz-bisthum Gürz umfaßt Görz und Gradisca mit Ausnahme des südlichsten Stückes; das Bisthum Triest.Capo d'Istria umfaßt diefen Rest, das Gebiet von Trieft nnd das ehemalige österreichische Istricn; das Bisthum Parmzo-Pola das ehemals vene-tianische Istrien; die quarnerischcn Inseln gehören zum Bisthumc Veglia. Die Görzer Diöcese zählt 15 Decanate, 4 Mönchs- und 5 Nonnenklöster, die von (>apo d'Istria 16 Decanate, 6 Mönchs- und 1 Nonnenkloster, die Diöcese von Parenzo-Pola 670 Das Küstenland. 8 Dccanate und 1 Mönchskloster, die von Veglia 10 Pecanate lind 4 Nonnenklöster. Im ganzen Küstcnlandc sind 224 Pfarren und 241 ^ocalcaplancien. Die orientalischen Griechen haben 3 Pfarreien; die Evangelischen haben 4 Pfarreien und die Augsburger Confession ein Scniorat in Trieft. Politische Eintheilung. Ueber das allmähliche Entstehen des sog. Küstenlandes und über dessen einzelne Bestandtheile wurde schon oben das Nöthige mitgetheilt. Gegen« wärtigist es in die Stadtgebiete Trieft, Görz, Rovigno und 10 Bezirkshauptmannschaften mit im Ganzen 30 Gerichtsbezirken eingetheilt. Bezirkshauptmannschaftm und Gerichts- . bezirke sind folgende: a) Görz und Gradisca: 1. Görz (Umgebung); 3 GG.: Canale, Görz (Umgebung), Heidenschaft. 2. Oradisca; 4 GB.: Ceroignano, Cormons, Gradisca, Monfalcone. 3. Sessanci; 2 GB.: Comen, Sessana. 4. Tolmein; 3 GG.: Flitsch, Kirchheim, Tolmein. d) Istricn: 5). Capo d'Istria; 3 OB.: Capo d'Iftria, Pinguente, Pirano. 6. Lussin; 3 GB.: Cherso, Lussin, Veglia. 7. Parenzo; 3 GB.: Buje, Montana, Parenzo. 8. Pisino; 2 GB.: Albona, Pisino. !1. Pola; 3 OB.: Dignano, Pola, Novigno. 10. Volosca; 2 GB.: Castclnuouo, Volosca. Cinc Gcsammtübersicht der adlninistrativen Tcrritorrial-Eintheilung des Küstenlandes gestaltet sich folgendermaßen. Zahl Zahl Fläch«!« Anwesende bezirle schaften Qu.'M. 31. Dec. 1869 Vtädti' mit eigenem Statut: ! s Stadt............i 1 0-08 70.274 ^ < llmgebunq..........j ^ 23 I 67 52.824 Gürz (Stadt)............ 1 1 O43 16.659 Ruvia.no.............. — 1 1-11 9.564 B e z i r k S h a il P t m a i! ii s ch a f t c n: Capo d'Istria............ 3 165 14-42 «2,149 Gör-, tUmqcbmlg)........... 3 115 , 13 13 56.062 Oradisca.............. 4 122 ! 12-12 66.602 Lussw............... 3 95 1709 35.917 Pareuzo.............. 3 61 ' 1443 39.460 Pisilw............... 2 58 15'6<» 36.569 Pola............... 3 ! 34 13-92 33.981 Sesscum.............. 2 13« 8-61 27.134 Tolmcin..............! 3 ! 106 19-34 ! 37.591 Volosca.............. ^,! 110 ! 14-17 37.264 Summe . . 30 ^1041 145'08 582.079 ' ^ Militär 18.446 600.525 Topographie. 671 Die größten Orte des Küstenlandes (nach der Zählung vom 31. December 1860) sind folgende: Trieft..... 70.274 Einwohner Gör;..... 16.659 Pola ..... 10.473 Roviguo .... 9,564 „ Pirano .... 7.691 Capo d'Istria , . 7.539 „ Russin piccolo . . 5.658 „ Dignano .... 4.731 „ ! Chcrso .... 4.673 Einwohner Cormons.... 4.577 „ Isola (GB. Pirano) 3.964 Gimino .... 3.700 „ Gradisca.... 3.073 Monfalcone . . . 3.055 „ Pisino .... 2.909 Portola .... 2.825 „ Topographie. :i. Zie Stadt Hriest sammt Gebiet. Trieft, der Römer ^eigeßw (ital. Iii^8ts, slov. lerßt d. i. Schilfrohr), liegt auf der eine Stunde breiten Meeresküste, theils eben, theils an den Abhängen des vereinzelt anfragenden Schloßbcrgcs. Dcr erste Anblick der Stadt, mag man sich iyr vom ^andc her oder von dcr Sccscite nähern, ist entzückend. Wandert man anf dcr Bandstraße übcr dcn Karst zur Adria, so öffnet sich auf dcr Höhe von Opöina mit cincm Male die unbegrenzte Uebersicht des Meerbusens, an dessen Rand, malerisch gelagert, das prächtige Tricst thront. Der schöne, von unzähligen Bärten und Schiffen belebte Golf, eingerahmt von südlich grünenden Hügelketten mit ihren üppigen Weinbergen, Gebüschen und blühenden Gartcnanlagcn bis an den Rand der höhe, gegenüber dem Blicke Istricns Gestade lind Gebirge und in dcr Fcrnc der Alpcnzng, bietet dem Auge ein Gemälde, in welchem sich alle Reize des Meeres und dcs Gebirges zauberisch verbinden. Ucberwältigcnd ist dieser Anblick für jeden, der zum ersten Male von dieser Höhe das Meer erblickt. Dcr Eisenbahnreifcndc, welchem die Aussicht von Opmna nicht m ihcil wird, kann sich dafür, nachdem er schon bei Nabresinaan's Meer gelangte, in dcr Gegend von Grignano, wo dcr Schienenweg gerade oberhalb dcs Schlosses Miramar vurübcrführt, tief in dic Fclsm dcs Stcilgchängcs cingcschnitten, welche die Aussicht anf's Meer bald verdecken, bald wicdcr freilassen, dem Genusse der herrlichsten Seclanoschaftcn hingeben, die in reizendem Wechsel an ihm vorüberziehen. ?,'och erblickt man hinter sich das feenhaft emporragende Miramar und schon fährt man in dcu Bahnhof von Trieft ein. Trieft, „das südliche Hamburg", ist die erste Scchandclsstadt dcr Monarchic, zwar von sehr hohem Aller, aber ihrcr jetzigen Blüthe und Bedeutung nach ein völlig neuer Ort. Die Zusammensetzung ans Alt- und Neustadt drückt dies Verhältniß bezeichnend aus. Tricst war bis auf Kaiser Karl VI., der 1719 Trieft und Fiumc zn Freihäfen erklärte, von keiner großen Bedeutung. Es zählte damals nur 5600 Einwohner. Unter Maria Theresia verdreifachte sich die Zahl, unter Joseph II. wuchs sie bis auf 25.000, auch nahm der Handel mit dcr Levante jetzt einen erfreulichen Aufschwung. Unter Kaiser Franz I., welcher 1816 der Stadt den Beinamen der „getrcnrstcn" gab, wurde Tricst durch eine gute Straße mit dem Inneren Oesterreichs in bcsscrc Verbindung gesetzt. Dcn größten Aufschwung jedoch nahm Tricst seit I^Z, in welchen, Jahre das" großartigste Institut der Stadt, der österreichisch-ungarische ^loyd, gegründet wurde. Später wirkten noch die Anlage dcr 672 Das Küstenland. Wien-Tricster Eisenbahn und in der jüngsten Zeit die Eröffnung des Suez-Canals ungcmein fördernd auf die Entwickelung Triests ein. 1819 war cs zur reichsun-mittelbarcn Stadt erhoben worden. Dic Einwohnerzahl, welche sich 1810 auf 29.908, 1830 auf 42.913, 1857 auf 04.096 Seeleu belief, war im Jahre 1869 auf 70.274 Kopfe gestiegen, welche in 1636 Häusern wohnten: das Gebiet der Stadt zählte gleichzeitig in 23 Orten mit 4521 Hänsern 52.824 Einwohner, so daß Stadt und Umgebung zusammen 123.096 Bewohner hatten. Die Bevölkerung Triests ist aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengesetzt. Die Mehrheit bilden die Italiener, oder vielmehr italianisirtc Südslaven, wie überhaupt dic Stadt einen vorwiegend italienischen Charakter hat. Anch die Dentfchen bilden einen ansehnlichen Theil der Bevölkerung. Außerdem gibt es hier Griechen, Engländer, Armenier, Türken, Schweden, Holländer und Amerikaner. Die Fischer und Seeleute sind ineist Dalmatiner und Istrier; die Bauern der Umgegend, sind Slovene«, welche Sonntags in malerischer, der neapolitanischen ähnlicher Tracht einhergehen. Trieft liegt am Fuße des bereits genannten Hügels, welcher eine kleine Citadelle trägt; cs ist im Halbkreise gebaut, wird von zwei Wildbächen, Scorcola und Klutfch, durchstossen, welche den Hafen stellenweise versanden, und hat ein stattliches, großstädtisches Gepräge. Zugleich zeigt sie aber auch in Allem den Charakter einer echten Seestadt. Trieft, einst mit Ringmauern umgeben, jetzt jedoch cine offene Stadt, besteht aus zwei Haupttheilen, der kleineren Altstadt an dcn Nord- und West-abhängen des Schloßberges, und der Neustadt, welche auf ebenerem Baden angelegt ist. Erstere, schlecht und unregelmäßig gebaut, hat cuge Straßen, von denen nur drei für Wagen zugänglich; charakteristisch sind hier die zahlreichen Sackgassen (vieoli). Der mlt den reichsten Vcrkaufs-Läden besetzte Corso (Via äsi Ooi^o) trennt von ihr die regelmäßig gebaute Neustadt, dercu Straßen breit und schön gepflastert sind und sich rechtwinkelig scheiden. Die Neustadt selbst besteht wieder, nebst dcn beiden Vorstädten, aus mehreren Stadttheilcn, deren schönster die Thcresien-stadt ist, seit 1719 an der Stelle ehemaliger Salinen entstanden. An der Südostseite der Altstadt liegt die gleichfalls neuere Iosephstadt, wo das regste Leben in Trieft herrscht. Sie zieht sich am Hafen hin, welcher der Haufttsitz des Verkehrs und die Lcbcnsbcdingung der Stadt ist. Erst durch großartige Bauten wurde die tergcstamschc Rhcdc zum eigentlichen Hafen geinacht. Im Südwesten schließt der Molo Sta. Teresa, welcher einen 106 F. hohen Lmchtthurm trägt, den Hafen ab; dann folgen längs der Riva Grumula die Moli Sartorio und Giuseppina und am Ende des großen Fischplatzes der Molo S. Carlo, welcher auf der einen Seite den inneren Hafen einschließt. Von letzterem tritt der 1752 angelegte Canal grande mitten in die Theresienstadt hinein, 200 Klafter lang, 18 breit, 14 F. tief, welcher als der innerste und sicherste Theil des Hafens anzusehen ist und oft von Schiffen aller Völker so bedeckt ist, daß kaum cin Kahn sich durchzuwinden vermag. Er endet vor dem Platze der Antonskirche, ist von der Via del Canal grande und der Via della Posta beiderseits eingeschlossen und die Rothe Brücke (?ont6 i-o^so), eine'Dreh-brücke, führt über ihn. Im Norden der Stadt vor dem Bahnhofe sind großartige neue Hafenanlagcn im Entstehen und gehen ihrer Vollendung demnächst entgegen. Unter den zahlreichen Plätzen ist zunächst die Piazza grande in der Altstadt bcmcrkenswerth, welche das Monument Karl's VI., einen schönen Springbrunnen der Theresianischcn Wasserleitung und zwei prächtige Gascandelabcr trägt. Sie wird vom Stadthaus, dem Uhrthurm, der Locanda grande und dein Hotel de France umschlossen. Durch Gartenanlagen von ihr getrennt ist der am Hafen gelegene Fischplatz, wegen seines Reichthums an Seethicren interessant. Der freundliche leipziger Platz (?ia^2a I^iMa) in der Iosephstadt ist mit Bäumen besetzt. Der bereits genannte Eorso verbindet den Börsenplatz mit dem Holzplatze (?. (1. I^Sna). Auf erstcrem steht ein Denkmal Leopold's I. und die alte Börse, 5 Stockwerke Gricst «mit einem Mck auf das Me^'l). Topographie. 073 hoch, das schönste Gebäude in Trieft. Daneben nimmt das Tergesteum ein ganzes Straßcnvicrtel ein. Dieser stattliche Bau enthält an der Außenseite Läden, im Innern eine in vier Kreuzwege getheilte Olasgallcrie. Im Krcuzgang nnd den Sälen wird in der Mittagszeit die Börse gehalten; außerdem befinden sich hier die ausgedehnten Kanzleien des üsterr.-ungar. Lloyd mit dem großen Lesesaale. Der regelmäßigste Platz ist die Piazza delta Dogana in der Thercsienstadt, der größte die Piazza d' Arnn (Waffenplatz) hinter der großen Caserne in der Franzens-Vorstadt, welche der an 11 Stellen überbrückte Torrentc von der Thcrcsicnstadt scheidet. Die bedeutendste Kirche Tiiests ist die Cattcdralc S. Giusto auf dem Schloßbcrge vor dem Castell. Ihre ältesten Theile im Basiliken- und byzantinischen Stile stammen aus der Zeit Kaiser Justinian's und wurden im 14. Jahrhundert zu einem Ganzen vereinigt. Sie ist reich an römischen Denkmälern. Unweit der Kathedrale, inmitten der Altstadt steht die Iesuitcnkirche (Naria Nn^«^), ihr gegenüber die protestantische Kirche; höher liegt der kleine Nichardsplatz, angeblich nach Richard Löwen-Herz, der nach seiner Rückkehr aus Palästina hier gefangen gesessen haben soll, benannt. Neben der Kathedrale steht auf einen: ehemaligen Begräbnißplatzc das Antiquitäten-Museum. Hier liegt auch der berühmte Alterthumsforscher Winckclmann (1768 zu Trieft ermordet) begraben. Die Höhe des Schloßberges nimmt das von tiefen Gräben umgebene, starke Castell ein, das 1813 sehr dnrch die Franzosen gelitten. Von feiner Plattform genießt man eine herrliche Ausficht. Außer den genannten Kirchen sind noch die griechische Kirche (8. Aicolo clßi 0r6ci), mit 2 grünbedachtcn Thürmen, im Innern glänzend ausgestattet, die nencrbante prächtige serbische Kirche und die armenisch-katholische Kirche lMie^a äßßii ^rmeni), im byzantinischen Stil, bcmcrkenswerth. Theater besitzt Trieft vier: das Teatro grandc, dem Tergesteum gegenüber, das amphitheatralifch gebaute Tcatro Mauroncr, das Teatro silodrammatico nnd das Armonia-Theater. Trieft, welches der Sitz der obersten Behörden des Küstenlandes und des Bischofs von Capo d' Istria ist, hat viele Unterrichts- und Humanitätsanstalten, welche auf S. «69 aufgezählt sind. Im Anschlüsse hieran seien noch das hydrographische Institut der Kriegsmarine mit einer Sternwarte, die öffentliche Studienbibliothek von 30.000 Bänden und das städtische Musenm, in welchem namentlich die marine Zoologie vertreten ist, genannt. Die Gewerbsthätigkcit ist ziemlich lebhaft, steht aber hinter der Schifffahrt und dem Handel weit zurück. Trieft besitzt Fabriken von Thonwaarm, Chemikalien, Kerzen und Seifen, Ocl, Fisch- und Fleisch conscrvcn, Essig, Rosoglw, Seilcrwaaren und Segeltuch, ferner Bierbranercicn, Pechsiedereien u. f. w. Am bedeutendsten ist die Maschinenfabricatwn und der Schiffbau, welche in einigen Ctablisscments in großartigem Maßstabe betrieben werden. Es sind dies die Maschinenfabriken und Schiffswerften dcs ostcrr.-ung. Lloyd (vgl. S. 490), des 8tlidilim6nt0 tecnic« und des ßtnWimento „avule Ällnatico. Doch wird Trieft hinsichtlich dcs Schiffsbaues von Fiume übcrtroffcn. Dagegen ist Trieft dcr elstc Handelshafen der Monarchie und sowohl der Stand seiner Handelsmanne als dcr Schiffsverkehr in seinem Hafen sind sehr groß. Die Stadt sammt Gebiet besaß im Jahre 1871 38!) handelsthätige Schiffe mit 101.070 Tonnen Gehalt und 4131 Mann; darunter waren 104 Segelschiffe weiter Fahrt mit 48.880 Tonnen und !w Dampfer (so viele besitzt das Kiistcnlano überhaupt; 66 davon waren Eigenthum des Lloyd) mit 48.488 Tonncn. Dcr Schiffsverkehr Tricsts in den Jahren 1870—73 ist auf S. 490 ausgcwicfcn. Wie der Charakter der Hanfttbewohnerschaft, so ist auch das gesellige Leben Tricsts vorwiegend italienisch. Das Hauptvolksfcst ist dcr Corso im Carneual. Schr beliebt sind Barkcnfahrttn im schönen Golfe. In dcr warmen Jahreszeit wird vicl gebadet; es bestehen sowohl warme Sce- und Siißwasfnbädcr, als auch Scebädrr, die sich auf Flößen im Meerc befinden, wie das Bagno Axgeli (n! 3<'(^li'> i'^li6), deren buschige Gärten einen lieblichen Contrast zu dein nackten Karstbodcn bilden, anf dcm sie sich erheben. An schönen Spaziergängcn ist kein Mangel. Es gibt drei öffentliche Gärten: bei 8. ^liwino vcecllio, an der Piazza Grande und den schönen Oikräino puddlico. Schr besticht sind die Höhen von Gretta, Varcola, sowie Ncfosco, St. Andrea, endlich Seruola (1883 E.), mit Arsenalen des Vloyd und der Sommcrrcsidcnz des Bischofs. Besonders lohnend ist ein Spazicrgang nach dcm nahe Boschetto (Hundsberg), wo in einem reizenden Thale an einem Wäldchen von Ccrrcichcn, Hoftfcnhornbäumen und Tcrpcntinbänmcn cinc viel besuchte Nestauration liegt. Einer der herrlichsten Ausflüge von Trieft ans ist der nach dcm bereits genannten Miramar'), das man am besten mit einer Harte besucht. Der prächtige Quadcrstcinbau in normannischem Stile von einen: schönen Parke umgeben, war der Wohnsitz des Erzherzogs Ferdinand Maximilian, des unglücklichen Kaisers von Mexico, und ist jetzt kaiserliches Besitz-thmll. Es birgt interessante Sammluugcn uon Natnrproducten und Kunstdcnkmälcrn. Außer diesen Orten sind unter den Ortschaften des Tricstcr Gebiets, welche alle als „Vorstädte" bezeichnet werden, noch die folgenden als die bedeutendsten zu nennen. Äarcola ist ein freundliches Dorf anf dem Wege von Trieft nach Miramar, bei dcm die Eisenbahn über einen schönen Viaduct führt. Das Dorf Op«iua (1458 E.) auf der Höhe des Karstes wurde bereits oben genannt. Bei Trcbich, das nahe landeinwärts liegt, befindet sich die gleichnamige Grotte. Zu Npizza befindet sich ein kaiscrl. Gestüte, das bereits 1580 gegründet wurde. d. Zie übrigen Orte des Küstenlandes. 1. Görz und Gradisca. Die Hauptstadt der gefürstetcn Grafschaft ist Görz (it. ttorixm, slou. 6«rica), ehemals Hauptort des Görzer Kreises, in einer fruchtbaren Ebene zwischen drin Karste uud dein Tarnovanrr Walde imweit dos Isonzo reizend gelegen. Mit den ? Vorstädten nnd 5 anderen dazugehörigen Stadttheilen zählt sie ls'.ljü!) Einn'ohner. Sie besitzt inehrerc ansehnliche Gel'inide, lütter denen die jeheiiöwerthe Donitirchc, die Ichntcnkirche, der Bischofshof, da« ^'alldhaus, die Municipalität, die Casa della Beneficenza nnd das Theater nebst etlichen Priuat-palaiö hervorragen. I>: der oberen oder alten Stadt steht 539 F, hoch das Schloß der alten Grafen von Görz, jetzt theils verfallen, theils Gefängniß. Von hier aus genießt man rille Herr-liche Aussicht anf die von Nebenh^rln nnd in weiterer Entfernung von kahlen Kalkgebirgen umgebene Stadt. Go'rz ist der Sitz der ^.'andcö Vertretung, mchrerer Behörden nnd eiueS Erz-bischofö, hat Obergymnasinln, Oberrcalschnle, Bildnli^anstalten für Lehrer und Lehrerinnen nnd 17 Vereine. Es bestehen hier Kerzen- und Seifen-, sowie Canditenfabriken, eine große Zuckerraffincrie, 2 Bierbrauereien, Filanden, Papierfabrik, Dainpfsäqe uud Lederfabrik, Wegen des nugemein inilden Olilliaö heißt Görz auch „Oesterreichs Ni^a" nnd kommt als klima» tischcr Cnrort immer mehr in Gebrauch! die Noseuflnr währt von April biö Januar. Ledcnsw^ise lind Sprache sind italienisch. Reiz' voll siild die Umgebungen, Zu .Krouberg und S. Manro bestehen schoire Parkaulagen; im Ätorden erhebt sich der Monte Santn init einer prächtigen Wallfahrtskirche, von wo ans man eine herrliche Fernsicht genießt; im Süden liegt anf dem Karste das Franciscanerklnster Castag« novizza, wo ein theolog, HcmZstndimn besteht uud in dessen Capelle Karl X., Konig van Frankreich (f hier 1836), begraben liegt. Verfolgen wir von Oörz aus den Isonzo aufwärts, so gelangen wir bald nach Call ale, einem Markte",nit Seidenzucht, Leinwebirei und Topferei, bei dein die Landstraße anf einer schönen Brücke den Fluß überschreitet. Weiter aufwärts folgt der Flecken Tolmein (it. 'loimino, slou. lomin), einst Hanfttort einer Grafschaft unter österreichischer Hoheit. Im hiesigen Schlosse schrieb Dante als Gast des Patriarchen von Aqnileia einige Gesä'uge siiner göttlichen Komö« die. Von Tolmin nach Südost, an der trainischen Grenze finden wir das große Dorf Kirch heim (it. <üir«ln!!ll, slov. Oerkno), Nordwestlich von Tolmein liegt am Isonzo der Markt Eaporetta ') Der Name ist spanisch und heißt Mnrschan (von mirar schauen und ma,r Meer). Topographie. 675 (dtsch, Karfrcid, flou. Kodlu-iä) uüt einer Papier- ^ miihlc. Am Ausgange der wichtigen Flitscher ^ Klause ist der Markt Flitsch (it.^ ?1e^, slov. Love«,, 1463 E,) auf dem unfruchtbaren Futscher Boden gelegen. Die Bewohner treiben ^cin-weberci und Hausirhandel. Durch die Klause fuhrt die Straße zum Predilpaß. Südwestlich von Gor; liegt an den: hier bereits langsamer fließenden Isauzo das Städtchen Gradisca (stov. ^i-Häi8öo, 1532 E.), eine alte Festung, deren Cllstell nun als Strafhauö dient. Nördlich von Giadiöca fiildeu wir an der nach Venetirn führenden Bahn denMarkt Corm ons (4577 E.), der starke Seidenzncht betreibt und ein altes Schloß besitzt. Einige Stunden unterhalb Gradisca theilt sich der Isonzo, die Insel Mo-rostui umschließend, um heißt nun Sdobba. Hier ist in seiiler Nähe der Martt Finmicello, (2571 E.) gelegen, über den man westwärls zu der uralteil S:adt Aquileja (^'^n-, Vn>>1e^ ^ gelangt. Diese war einst stark befestigt uud eine! der größten Städte des RömerreichK; zur Zeit! deö Augustus, der sich oft hier aufhielt, schätzte! man die Zahl der Einwohner auf 10l».<)00, jetzt hat sic 18U0 (3. I,n Jahre 452 wurde die Stadt von Attila zerstört. Damals war sie eine blühende Seestadt, heute ist sie 1'/^ Stunde vom Meere -entfernt. Die ehemaligen Prachtbauten liegen iu Ruinen. Jetzt steht nur noch der 1019—1042 j erbaute Dom, einst Metropolitcmkirche der Patri^ ! archen von Aquileja. Von hier nach Süden uns w'Ndcnd erreichen wir bald die Lagune uon Grado, au deren äußerer Umgrcilznilg auf einer kleinen Insel da« Städtchen Grado (2795 E.) gelegen ist. Dasselbe war ei,ist Statiousplatz der römischen Flotte, iin Mittelalter ein berühmter Patriarchensitz, Herrlich ist die hiesige alte Mthe-drale. Die Bewohner treiben zumeist Fischfang. ! Es besteht ein gutes Seebad. Jenseits des Isonza ! liegt alii Fuße des Karstes die kleiuc Stadt Monfalconc (3055 E.), welche seit 1352 einen Hafen (I'm-W Ilosil'iy besitzt; Wein-uud Obstbau nno Handel sind nicht nubedentend. In der Nähe sind die warmen Bäder am Monte di S. Antonio, welche schon den Römern bekannt waren. Nach Südost ist am Abfalle des Karstes gegen das Meer das Dorf Duino (dtsch, Tibein) gelegen, in dessen Nähe der Timcwo mündet. Weiter südöstlich folgt att der Küste Nabrr-sina, wo die Bahn über Udine nach Venedig sich von der Wien Tricstcr Bahn abzweigt, Au der letztgenannten Bahn finden,wir nordöstlich von Trieft das Dorf Sessana anf dcr-Flächc des Karstes. Südöstlich sind gelegen Corignale, durch seine Höhle berühmt, und S. Canzian, merkwürdig durch die große Doliuc, in welche sich die Neta stürzt. Unweit der oberen Wippach und nahe der krainischeu Grenze liegen das Städtchen Hcilincukreuz (it. 5>ta. Ooce, flav, Nv. Xrijl) n,it einem alten Bergschlosse und der Markt Heidenschaft (it, ^iorta lnirata,, ein zierlicher Ehrenbogen in korinthischein Stil, das Herculcöthor uud die ?ortll ^0nnna; die letztere führt ;u dem Castell an der Stelle deö altrömischen Capitols. Das großartigste Denkmal jedoch ist die Arena, um 150 n. Chr. gebaut, deren Gallcrien 15.(!t)t) Menschen faßten nnd deren Toppelbogeureihen (144 Bogen in 2 Ordnungen über einander) noch wohl erhalten sind. So^ ! wohl die Aussicht von hier anf's Meer, sowie der Anblick der Arena von der See aus sind wunderbar. In ncnestcr Zeit wurde Pola zum HauplkriegShafen der Monarchie gemacht; der, Hafen besitzt ein großes Trockendock, mit Wein mio Oliven bepflanzte Höhen umgeben die schön ! gelegene Stadt, deren Klima leider nngesund ist. In der Nähe der Punta di Promontore, welche die Südspitze Istrienö bildet, liegt daS kleine Dorf Promontore mit Hafen und Lruchtthurm. Verfolgen wir die Ostküstc der Halbinsel in nördlicher Richtung, so gelangen wir am Ca° nale oell' Arsa und an der Pnnta Nrgra vorbei, nach Mbona, einem Städtchen von ^ 2084 E., mit Oel-, Wein und Castanicnliau! und Braunkohlengruben. Weiter nordöstlich folgt die handelsthätige Smdt Versez, deren Weinbau und Fischfang envähnenswcrth sind. Im innersten Winkel des ssinmancr BusenS liegt! Volosca, ein Markt, dessen Bewohner Thun-,' fischfang und Weinhandel treiben, und voil diesem nordöstlich, eiwas landeinwärts inmilten sehr zahlreicher kleiner Weiler, kastua lslav. Xagtav), vormals Hauptstadt Lilmrnicns, lioch jetzt mit! Ningmauern nnd Thürmen umgeben; sie treibt! Wein-, Oel- und Castanknban. i i Nntrr dt-n im Innern der Halbinsel ge« ! legencn Orten sei zunächst die Stadt Mitterburg (ital. risino, slav. ?^jn, 2909 E.) am 6uoe ! des Foibalaufes genannt, da sie uormalö die l Hauptstadt de« Kreises Istrien war. Sie, hat eine uralte Burg nnd treibt Getreide-, Obst' nnd Wl'inban. Im Südosten Mittcrlmrgs liegen die kleinen Städte Galissnana (l?04 E,) und Pe-denn (slav. I'j1,en, 2072 E.). Letztere erhebt sich anf einem hoheil Berge in einer öl- und weinrcichen Oegcnd; ihr Schloß war ehemals Bischofssitz. Direct im Süden Mitterburgö finden wir den 'großen Markt Gimino, im Westen die kleine 'Stadt Nntignaua (1436 E,), mit trefflichem Wein- und Öelban. Nach Nordwest nns wen-! dend gelangen wir zum Städtchen Montona, das wegen des großen EichcnforsteS au dc» l Ufern des Quicto bekannt, welcher der österr,-' nngar. Kriegöinarine ;n,n Theil das nöthige Schisfsbanhol; liefert. Jenseits deö Qnitto liegt in der Nähe der ansehnliche Marktflecken Porto le 1^2825 E.). Von diesem nach Nordwest wan-! dcrnd gelangen wir nach Bttie (23ß9 E.), ^ in nordöstlicher Richtung nach Piuquente. Das letztere Städtchen hat eine Pottaschesiedcrei, Muhl-! stcinbrüche und Kohlengruben. Unter den auf S. 6l»<> genannten iftrischen Inseln sind Vcglia, Cherso nnd Lnssin die größten. , Der Hanptort der ersten ist die gleichnamige, kleine Stadt Vesslia (1559 E.) an der Nestseite. ! Sie ist Sitz eines Bischofs, hat mehrere Hnma-nitätsAnstaltcn nnd Klöster, ein Schloß, einen Hafen und treibt einigen Handel. Der Hauptort von Chelso ist die gleichfalls an der Westküste gelegene Stadt Chcrso (4673 E.). Sie besitzt mehrere Kirchen und Kloster, einen Hafen, treibt Schifffahrt, Fischfang nnd Handel mit Wein nnd Südfrüchten. An derselben Küste, cine be-- ^ trächtliche Strecke weiter südlich, liegt der Marktflecken Ossero, nach dem der vorbeiführcnde Canal benannt ist. Er besitzt cine rriche Kirche und treibt Handel. Auf der Insel Vussin finden wir die durch einen tiefcu, selbst für Linienschiffe ! zugänglichen Hafen ausgezeichnete Stadt Lusfin ^ piccolo (slav. Naii I^nZin, 5l»-",8 E.), die einen sehr ansehnlichen Handel sowie starken Schiffbau treibt, uiele Rheder besitzt nnd auch Nosoglio fabricirt (vgl. S 362). Der benachbarte Markt Russin gr'ande (1969 E.) hat ebenfalls einen Hafen und treibt Schiffban. Als Charakterbild für das Küstenland gilt der Aufsatz: „Einc Fahrt auf der Zldrm" S. 359. 8. Gcfürstetc Grafschaft Tirol und Vorarlberg. 532 6 ^Wl. ^ 29.320-8 HM,, 885.789 EilM'.^) (Wappen: Im silbernen Felde cm aufrechter rother Adler mit gekröntem, nach rechts gewandtem Kopfe, der von einem Lorb^erkranze umgeben ist, und mit silbernen Klecstengeln auf den aus' gebreiteten Flügeln. 5! andeSfarben: Weiß-Noth,") Geschichtsbild. Tirol und Vorarlberg, beide aus verschiedenen Bestandtheilen crwachsm, sind erst 1782 nntcr Kaiser Josef II. administrativ vereinigt worden; bis dahin haben sic ihre vollständig gesonderte Geschichte. Das hcntigc Tirol gehörte zur Zeit der Nömcrhcrrschaft mit dein südlichen Theile (dein hcntia.cn Wclschtirol) zn Italien, nnt dcm nördlichen zn Nhätien; das Pnstcr-thal gehörte zn Norienin. Die bedeutendsten Orte waren ^i'iäonwm (Trient), 1"on8 Diu^i (Bozcn), Nü.j.il' (Mcran), VoIMl. -^ 20.72^5 ^Kil. mit 776,283 Eiuw. (ohne Militär) und ans ^cn-arlberst ^7'3 HjMl. ^- 2002 3 ^>til. mit 102.02l Einw. (ohne Militär). ") Vorarlberg hat tein Oesammt^WaPpen, fondern jede der einzelnen lwrarlbergischen Graf« fchnften besitzt ihr eigenes Wappen, und zw.ir Hohenemö: Einen goldeneil, fchwarzgehdrnten Bock im Klanen Felde; Feldtirch: Eine rothe Kirchenfahm mit drei goldenen Ringe» in silbernem Felde; Vrec,en;: Ein Feld von Hermelin, der durch zw.'i sentrechte fchwarze Fäden getheilt wird, in der Mitle ciil silberner senkrechter Pfahl, welcher mit drei iibeveincmder gestellten fchwarzen Feldrüben belegt ist; Sonnenberg: Im blauen Feld? eine golden? Sonne über einem dreifachen goldenen Hügel. — ?,nch die mit Tirol vereinigten Fnrstenthnmer Trient nnd Brisen haden ihre Sonder Wappen; Trient: Im silbernen Felde einen grünten schwartn Adler mit Klecstengcln in den Flngeln; Vriren: Im rothen Felde ein zurücksehendes sill'ernee Lamm, mit einem Schein um den ,5loftf, eine silberne"ssahne mit rothem Kreuz im liitten Vorderfnße tragend. 678 Gefiirstete Grafschaft Tirol mid Vorarlberg. mit Kram gelangte. Nach seinem Tode kam fein Sohn und Nachfolger — doch nur vorübrrgchcud (1306) — zu dcm Besitze von Böhmen. Damals hatte das selbständige Tirol seine größte Macht erlangt. Hcinnch's Erbtochtcr, die berüchtigte Margarctha Maultaschc'i, herrschte seit 1835 iilicr Tirol, Karntcn dagegen mnßtc sie an Oesterreich abtreten. Dein frühzeitigen Tode ihres Sohnes Mcinhard, sowie ihrem Ver-mächtlliß an Herzog Rudolf den Stifter (1363) verdankte cs das Haus Oesterreich, daß Tirol noch vor Margarethens Tode (sie starb 130!» in Wicn^) dem österreichischen Staate einverleibt wnrdr. In der Folgezeit war Tirol sehr häufig einer der durch Spaltung hervorgegangen«: habsbnrgischcn Linien zugetheilt, ein Verhältniß, das erst 1005 auf immer aufhörte. Das zu Kärnten gekommene Pusterthal ward 1500 wieder mit dcm Lande vereinigt, nnd 1510 trat Venedig die „Welschen Confinien" ab. Mafimilian führte zuerst den Titel ^g^fürstetcr Graf von Tirol". In den Jahren 1807 bis 1814 war die habsburgischc Herrfchaft über Tirol unterbrochen; damals gehörte das zerrissene Land ;n Bayern und thcilwcisc zu Italien und Illyrien. Die rcichsumnittclbareu Bisthüiller Tricnt und Brisen hatten von jeher unter dem Schutze der Grafen von Tirol gestanden. Letzteres, welches ein Gebiet von 17 l^M. besaß, ist scit 709 historisch nachweisbar. Der Bischofssitz war ursprünglich in Sabcn (8adio) und ward 1025 nach Brircn verlegt. Das Bisthnm Tricnt, mit einem Gebiete von 75 ülMl., kommt urkundlich 802 oder 805 zuerst vor. Im Jahre 1803 wurden beide Bislhümcr säcularisirt und au Oesterreich gegeben. Das Land Vorarlberg (vor dcm Arlbcrge) ist aus sechs Herrschaften, die zumeist durch Kauf an Oesterreich kamen, entstanden.- ans den Grafschaften Brcgcnz, Hohcncck oder Hohcncms, Sonncnberg, Bludcnz, Fcldkirch und dem seit 1775 von der Grafschaft Alndcnz getrennten Thale Montafon. Die Grafschaft Feldkirch oder Montfort kaufte Oesterreich im Jahre 1305, cilf Jahre später kam Vludcuz an das Haus Habsburg. Das Bcsitzthnm der mächtigen Grafen von Bregenz, deren Geschlecht im Jahre 1100 ausstarb, gelangte dnrch Kauf zum Theile schon 1451, der Nest 1523 an Oesterreich. Im Jahre 1474 kamcn die Habsburger in den Besitz von Sonnenbcrg, 175!» in den von Hohcnems. (Vgl. S. 15 f.). Physische Geographie. Tirol ist das höchste und das gebirgigste Kronland der Monarchie, ein echtes Alpcnland. Wie Stciermart erstreckt cs sich durch alle drei Alpen-zoncn, welche durch das Innthal, ferner dnrch das ^tsch-, das (5'isack- uud daS Pusterthal vou einander geschieden sind. Da die Grenze zwischen den Mittel- und Ost-Alpen (s. S. 74) dnrch Tirol geht, nimmt dieses au den beiden genannten Alpen-gebictcn Theil. Nördlich vom Inn, vom Nhcin nnd Bodcnscc bis Kufstcin, dehnen sich die Vorarlbcrger Alpen (mit dem Arcgcnzer Wald), in der Nöthen Wand 831« P. F. (2705 Mtr.), im Hochvogcl 7981 P. F. (2593 Mtr.) hoch, und von ihnen östlich die nordtirolischcn Kalkalpcn aus. In den letzteren erheben sich der Mnttekopf ^8535 P. F. — 2773 Mtr.), die Zugspitze (!w:'8 P. F. — 2950 Mr.) im Wcttcrstcin-Gcbirgc, Grabcnkahr (7773 P. F. — 2525 Mtr.) tm Kahrwändcl-Gebirge nnd großer Solstein (8794 P. F. — 2850 Mtr.; vgl. S. 70). Den nordöstlichsten Thcil Tirols, jenseits des Inn, erfüllen die Kitzbiichlcr Alpen mit dcm Brcithorn (7370 P. F. — 2390 Mtr.), dem Gamshag (6701 P. F. — 2147 Mtr.), der wegen ihrer schönen Fernsicht vielbesuchten Hohen Salve ^5779 F. — 1827 Mtr.) und dem Kaifcrgcdirge (s. S. 80). Die Central-Zone der Alpen wird durch dcn Breimcrpaß in den Antheil an den Mittcl-und an den Ostalpcn geschieden, lärstcrcu gehören auf dein Boden Vorarlbergs und Tirols- ') Ihr Beiname stammt von ihrem Lieblingssitze, dcr jetzt in Nuimn liebenden Burg Manltasche bei Terlcm. '") Die Wiener Vorstadt Margarethen führt nach ihr den Namen, Physische Geographie. 679 an- die rhätischeu Alpen mit der Gruppe des Iamthaler Ferners (im Albmn-kopf 10.242 P. F. — 332? Nttr. hoch) und dem Nhätiton, der kleine Antheil an den Bcrni na-Alpen und die gletschcrrcichen Oetzthaler-Alpen, welche n drei Grnppen zerfallen. In drr Oetzthalcr Gruppe gipfeln Wildspitze (11.024 P. F. — 3776 Mr.), Weißkugcl (11.5.21 P. F. — 3743 Mtr.) und Similaun-spitze (11.114 P. F. — 3604 Mr.), in der Stubaier Gruppe der Pfaff (10.814 P. F. — 3513 Mtr.), in der Sarnthalcr Gruppe der Ifingcr (7858 P. F. — 2553 Mtt'.). Oestlich von der Vrcnnerschartc folgen die Zillcrthaler Alpen, deren höchste Gipfel der Hochfciler (10.<;22 P. F. — 3516 Mr.), der Lüffel-fpitz (10.421 P. F. — 3286 Mtr.) und die Hohe Wand (10.114 P. F. — 3280 Mtr.) sind. Den Zillerthalcr Alpen im Osten benachbart sind die Hohen Tauern, deren Zweige südwärts bis an die Dräu reichen; an der Grenze Tirols und Salzburgs erheben sich die Dreiherrenspitze und der Groß-Vcncdiger (s. S. 78). Im Süden und Westen der Etsch liegen die südlichen Vorlagen der Central-Alpen. Sie umfassen auf dem Boden Tirols fünf Gruppen: Die Ortlcr-, Adamcllo-, Brenta- und Nonsbcrgcr-Gruppe und die Tridentiner Alpen. In der ersten Gruppe erhebt sich der höchste Gipfel Tirols und der Monarchie, der Ortler (12.022 P. F. — 3905 Mtr.), in der zweiten der Monte Adamello (10.904 P. F. — 3562 Mr.), in der Brenta-Gruppe der di Naudis (10.071 P. F. — 3272 Mr.), in den Tridentiner Alpen der Monte Baldo (5859 P. F. -- 1852 Mr.). Ocstlich vom Etsch- nnd Eisackthal, südlich vom Pustcrthal filiden wir die Lessinischcn Alpen mit dem Monte Pasubio (6874 F. — 2233 Mtr.) und der Cima Dodici (7179 F. — 2331 Mtr.), die Eadorischcn oder südtirolischcn Dolomit-Alpen mit der Pedretta Marmoladc (10.798 P. F. — 3506 Mtr.) und dem Monte Eristallo (9988 F. — 3245 Mtr.); das von dcr Dran im ^iordcn umflossenc Gebiet geHort dru Karnischen Alpen an. Etwa 4^°/« der Äooenflächc Tirols (circa 24 geogr. uMl.) nehincn die Gletscher („Ferners ein; in den Oetzthaler Alpen allein bedecken sie 10'/„ gcogr. lüMl. Ueber die Gcbirgslännue führen zahlreiche Pässe, deren einige von bequemen Straßen überschritten werden, mclc abcr bloß Samn- oder Filßpfade sind, die selbst Gletscher passircn. Sehr häufig sind ^ngthalpässc < Paß, Klause odcr Klamm genannt). Die Verbindung zwischen Inn und Etsch vermitteln das Reschen-Scheideck (4311 P. F. — 1400 Mr.) und dcr Brenner-Paß (4496 P. F. — 1421 Mtr.), zwischen Nhein nnd Inn der Arlberg l5689 F. — 1786 Mr.), zwischen Etsch und Adda das Stilfser-Ioch (8563 P. F. — 2782 Mtr.). Nach der Schweiz führt dcr Paß Finstermünz, nach Italien dcr Paß Tonale, die Etschtlause, dcr Höllenstein-Paß, die Straße über die (5bcne von ssuga;ze, nach Bayern die Ehrenbcrgcr Klause, der Scharnitz- und Achcnpaß, nach Salzburg der Strub-, Thurn- nnd Gerlospaß. Ebenen findcu sich in Tirol nicht, dagegen schr entwickelte Thalsystcme. Nordtirol durchzieht das Hauptlängenthal des Inn (Ober- lind Unter-Innthal), zu dem sich rechts das Pitz-/Octz-, Wipp-, Zillcr-, Wörglcr- nnd Achcnthal, links das Thal der Sanna (Pazuauncr- und Stau^crthal) und das Gurglthal öffucu. In Südtirol bilden das obere Etschthal (Pintschgau) mit eincm Stücke des Eisackthals und das Pusterthal (Nienz, Dran) eine zweite Hauptlänqcnspaltc, das mittlere Ctschthal (bis M- Grenze Tirols) ist ein Hanptqnmhal. In das Etschthal laufen nebst dem Eisackthal links aus das Passeicrthal und das Thal dcs Avisio (Fasfa-, sslcimser-, Zimmcrthal), rechts das Ultrnthal und das Thal des Nocc ^Sulzberg, Nonsbcra,); zur Eisack das Sarnthal und das Grödnerthal; znm Pllstcrthal das Ahrcnthal und das Tcffcreckenthal. Indicarien heißt das obere Sarcathal nnd das mit diesem in Verbindung stehende Chiesethal. Außerdem sind das Äoitathal (Ampczzo), das Pal 680 Ochirswe Grafschaft Tkol und Vorarlberg. Suaana (Brentathal), das Lcch- und das Isarthal zu nennen. Die wichtigsten Thäler Vorarlbergs sind das Nheinthal mit dem Thalc Montafon und dein Klostcrthal. Die Gewässer Tirols und Vorarlbergs gehören den Gebieten der Nordsee, des schwarzen und adriatischcn Meeres an. Zur Nordsee stießt der Rhein mit der III und der in den Aodcnscc sich ergießenden Brcgcuzer Ache. Die Gewässer Nordtirols gehören zum Donan-Gcbictc, so die im ^ande entspringenden Illcr, Lech und Isar und als Hanptflnß drr Inn, welcher rechts Sill und Ziller, links dic'S'anna aufnimmt.Die Kitzbüchlcr-Nche fließt dem bayrischen Chiemscc zu. In Südtirol ist das Donau-Gebiet durch die das Pustcrthal durchmesscndc Dräu (mit dcr Iscl) vertreten. Zur Aoria fließen die Ctsch, links durch Passer, Eisack (mit Nienz) und Auisio, rechts dnrch den Nosbach verstärkt, die Sarca !,,zum Gardasce) und dcr Chicsc (zum Idroscc), die beiden letzteren zum Gebiete des Po gehörig, die Brcnta mit dem Cismonc, die Boita (zur Piavc). Bezüglich der vielen prächtigen Wasserfalle Tirols und Vorarlbergs vergleiche man S. 316 f. und S. 319. Außer dem Antheile am Bodcnsee (s. S. 334) und am Gardasee besitzt Tirol eine große Anzahl von Seen. unter denen dcr Nchenscc, dcr Plan see bei Renttc und dcr Vago di Caloonazzo die bedeutendsten sind. Unter den kleineren zumeist sehr hoch gelegenen Seen sind die Ncschcnsecn, der Gurglcr Üissec, der Kälterer See ^südwestlich von Bozcn), die Vaghi di Lcvico, di Molvcna nnd di Lcdro bmicrkenswerth. Von den zahlreichen Mineralquellen werden über 120 als Gcsnndbrnnncn benutzt. Die besuchtesten Curortc sind Mitterbad (Eisenquelle, im Ultcnthal, Ratzes (kalte Schwefel- und Alanncmcllc) am Fuße dcr Scisscralm, das Brenn erb ad, eine indifferente Therme von 34—38" R., Hohen cms mit einer lauen Schwefelquelle, Maystatt, Inni ch cn und Altprags im Pnstcrthal, der Samrbrnnn von Comano im Sarcathal, die Eiscusünerlingo von Nabbi und Pcjo im Val di Sole. Das Klima ist selbstverständlich im Süden der Aluencentralkette milder als im Nordcn derselben; denselben Unterschied beobachtet man an dcr Süd- und Nord-feite jcdcs einzelnen Gcbirgszngcs, welche bezeichnend Sonn- und Schattenseite genannt werden. Wahrend Iiuisbrnck cine mittlere Jahrestemperatur von 8-2'»" C>, Blndcn; eine von 8'24 Scelcn, beide zusammcn also 878.907 Bewohner; dazn l»882 Pcrsoncn des activen Militärs gerechnet, ergibt die Gcsammtsnmmc von 885.789 Seelen, ssür das Cndc des Jahres 1872 bercchm-te man die Civitlxvöltcrung Tirols und Vorarlbergs auf 885.915 Köpfe. 1785 zählte das Kronland U80.473, 1830.' 797.405, 1851: 858.203, 1857: 876.263 Einwohner (ohne Mililär). Die beziffert sich auf 0'27"/,>. Anf I österreichische ^lM'. entfallen 1725, nnf I gcoar. lUMl. 1663 Seelen (1599 in Tirol, 2171 in Vorarlberg). Am dichtesten ist Cnltur^erhiiltinsse. 681 Tricnt sammt Umgebung bevölkert (5663 auf 1 m Ml.), dem zunächst der Bezirk Feldkirch (5001), am d'ümistcn der Bezirk Landeck (695). An Wohnorten gibt es in Tirol i 19 Städte, 29 Märkte, 1954 Dörfer mit 109.300 bewohnten Häusern, in Vorarlberg- 3 Städte, 4 Märkte und 466 Dörfer mit 18.410 bewohnten Häusern. Bon der Zivilbevölkerung Tirols sind 380.038 Personen männlich, 396.245 weiblich, in Vorarlberg 49.203 männlich und 53.421 weiblich. Der Nationalität nach sind nicht ganz "/^ deutsch (Vorarlberg ist ausschließlich deutsch), ttwas über V-, Italiener ('„Wchchtirol"), 1'^°/» Ladincr oder Rhätoromaucn (im Abtei-, Grödner-, Ampezzo- und Am'siolhal). Der Confession nach sind die Bewohner fast ausschließlich katholisch, nur 1235 sind evangelisch und 358 Israelites Nur 54"/o der erwachsenen Bewohner beschäftigen sich mit Land- und Forstwirthschaft, I^V/'/l, "lit Industrie und Gewerben, gegen 3°/,. mit Handel und Verkehr, l»V//o mit persönlichen Diensten, fast !)"/<, weilen als Hausircr in der Fremde; 2'/.//<, sind Rentiers und über 3"/„ gehören der Intelligenz au (wegen des hohen Standes der Geistlichkeit, die 5400 Personen zählt). Cultur-Verhältnisse. Der Ackerbau Tirols wird von der Viehzucht weit überragt. In keinem ii'ronlaudc der Monarchie ist die Bodcnbcschaffcnhcit ersterem so ungünstig als hier, wcßhalb auch die nöthige Menge Getrcid«' bei weitem nicht producirt wird, trotzdem daß man das anbaufähige Land vortrefflich benutzt. Roggen, der namentlich im Vintschgau gedeiht, und Mals, der vorzüglich im Inn- und Etschthalc gebaut wird, sind die Hauptculturcn; Weizen gedeiht trefflich in der Kuf-stcincr Gegend nud au den Ufern des unteren Cisack, Gerste und Hafer kommen auch in rauheren Gegenden fort. Als Nachfrucht wird in wärmeren Strichen der Buchweizen, in Südtirol der Ciuquautino gebaut. Die Kartoffclcultur ist in Tirol erst scit 100 Jahren allgemein. Von Bedeutung sind der Flachsbau im Octzthal, der Hanfbau in Nclschtirol, der Weinbau Südtirols (Trammer, Terlaner, Kälterer), obwohl die Wcinbcrcitung viel zu wünschen übrig läßt, die Obstcultur (Meraner Roscnäpfcl, Montafoncr Kirschen), die Pflege von Südfrüchten am Gardasce, der Castauicn im Val Sugana und der Tabakbau. Wicscubau ist wenig vorhanden, dagegen gibt es die herrlichsten Alpcnwciden. Die Waldungen Tirols sind trotz der früher schlecht geübten Forstwirthschaft noch immer ansehnlich; die Zirbelnußkicfcr ist jedoch durch die Holzschnitzerei der Ausrottung nahe gebracht. Von dem Boden Tirols sind 15-83"/,. unproducliu, nur 5-61°/,. entfallen a>ls das Ackerland. 0'38"/<> auf Wciugärlcii, 11'897„ auf Wiesen und Gärten, 40'46"/„ auf Weiden, 29'i>4"/„ auf Waldungen. Die Er;cuguugsmcngcn der wichtigsten Bodciwroducte waren 1871 folgende: Weizen 434^317, Roggen und Spelt 914.531, Gerste 346.7^7, Hafer 314.568, Mais 551.625, Kartoffeln über 1'/, Mill. Mctzcn, Stoppel-und Futterrüben 644.000 Ctr., Obst 238.188 Mctzen, Wein 958.635 Eimer, Heu und Grummet über N'8 Mill. Ctr., Tabak 10.584 Ctr., Brennholz 501.398 Klftr., Bau- und Wcrkholz fast 9-3 Mill. C. F. Der Gcfammtwerth der landwirth-schaftlichcn Production belief sich auf mehr als 78-5 Mill. Gulden, Die durch die herrlichen Weiden und die Almwirthschaft trefflich unterstützte Viehzucht ist der Hauptcrwcrbszwcig Tirols. Namentlich dic Hornviehzucht erfreut sich einer ausgezeichneten Pflege uud iu Folge dessen ist die Erzeugung von Käse und Butter sehr bedeutend, doch wird letztere fast ausschließlich im Andc selbst consumirt. Au die Stelle des Pferdes treten in Südtirol häufig Esel und Maulthier. Die Bienenzucht wird vernachlässigt, dagegen die Seidenraupenzucht in Süotirol fchwuughaft betrieben, so daß Tirol in dieser Hinsicht den ersten Rang unter allen Kronländcrn einnimmt. 1869 zählte man 15.743 Pferde (40 auf 1 lüMl., somit am wenigsten in der Monarchie^, 4442 Esel und Maulthierc, 461.439 Rinder (905 auf 1 lüMl., 525 auf 1000Eimv.), 327.412 Schafe (642 auf 1 mMl.), 137.696 Ziegen, 682 Gefllrftete Grafschaft Tirol und Vorarlberg. 58.932 Schweine (Illi auf l üüMl., am wenigsten in der Monarchie) und 69.106 Bienenstöcke. Von Seiden-Cocons wurden 1871: 3970 Wr. Ctr. gcerntct. Die Vorliebe der Tiroler für Jagd hat den Wildstand bedeutend verringert, doch ist derselbe noch immer ansehnlich. Im Jahre 1871 wurden in Tirol 4 Bären erlegt. Der Fischfang ist am lohnendsten im Gardasce, obwohl auch die Flüsse, Bäche und Seen mit den gewöhnlichen Sorten von Fischen ziemlich gut verschen sind. Der Reichthum Tirols an Edelmetallen, welcher im Ili. und 17. Jahrhunderte eine so große Ausbeute lieferte, ist verschwunden. Hcnte erfreut sich das Laud mehr einer großen Mannigfaltigkeit seiner Montanprodnctc. als eines namhaften Reichthums im Einzelnen, Bedeutender ist nur mehr der Gewinn an Eisen, Salz und Kohlen. Goldhaltige Erze finden sich bei Zell im Zillerthale, Silber zu Brixlcgg, Falkenstein, Eibclschroffcn und Ringen, außerdem" Kupfer, (Kitzbüchel, Brixlegg, Ähren u. s. w.), Blei, Galmei, Blende und Zink. Fundorte für Eisen sind Ienbnch nnd Schwaz, Bibcrwicr, Fiera, Froßnitz, Imst und Sterling; die Ansbeute an Roheisen belief sich 1871 auf 71.511 Etr. Salz gewinnt man bei Hall (I870: 283.323 Etr.), Brmuüohleu namentlich bei Häring (1871 im Lande: 407.071 Ctr.), Torf, Asphalt und endlich in Südtirol (besonders bei Prcdazzo) sehr schönen Marmor. Tirol nnd Vorarlberg haben eine lebhafte Industrie, dereu Zweige jedoch zumeist auf bestimmte Gebiete beschränkt sind. Die Baumwollindnstric ist an: meisten in Vorarlberg (Dornbirn, Hohcncms, Frastanz) entwickelt. In Südtirol gibt die Seide einen Haupterwcrb durch die zahlreichen Mandeu und Filatorien; Seiden-gcwebe werden weniger verfertigt. Leinen- nnd Lohdenwebcrei wird in Nordtirol als Hausindustrie betrieben. Die Verarbeitung des Eisens hat seine Hanptsitzc im Innthal und dessen Seitenthälern; im Stubaithal werden feinere Eisenwaaren, im Zillcrthalc Sensen, Büchsen überall im Lande, verfertigt. Zn Innsbruck, Dorubirn und Frastanz bestehen Maschinenfabriken, zu Ienbach, Dornbirn und Frastanz Eisengießereien. Von Bedeutung ist die Erzeugung von hydraulischem Kalk und Cement in Knfstcin und in der Umgegend von Innsbruck. Auch die Fabrication von Chemikalien, Leder, Papier, Wirk- nnd Strickwaarcn, Surrogatkaffce ist bemerkenswerth. Hauptsitzc der Holzindustrie sind Vorarlberg und die südlichen Thäler Tirols. Ersteres liefert Rebslockc nnd die zerlegbaren hölzernen Hänser für die Schweiz. Im Grödcncr Thalc wird die berühmte Holzschnitzerei im Großen betrieben (3000 Arbeiter); Fassa und Fleims liefern Binderholz für Italien, Da das Land mehrere wichtige Alpcnübergängc, so die Brcnnerbahn, die Kunst-straße über das Stilfscr-Ioch, besitzt, so ist der Transithandcl schr bedeutend. Aber auch Export und Import sind belangreich. Zur Ausfuhr gelangen namentlich Vieh, Leder, Holzwaaren und Seide, zur Eiustchr Getreide uud Eolonialwaarcn. Des Hausirhandcls der Tiroler geschah schon oben Erwähnung. Dem Verkehre dienen über 300 Meilen Straßen, die Arenncrbahn (von Knfstrin bis Pcri), die Pnstcrthal-bahn (nach Kärntcn nnd Stcicrmark) und die Vorarlbergcr Bahn, sowie die schiffbaren Strecken des Inn nnd der Etsch. Boden- und Garoasec werden mit Dampfschiffen befahren. Dem Unterrichte dienen zunächst die wohlbcsuchtcn 1926 Volksschulen, welche 1871 2824 Lehrer und 115.123 Schüler (von 129.833 schulpflichtigen Kindern) zählten. Ferner bestehen in Tirol und Vorarlberg DecanatcnV Im ganzen Lande zählt man 363 Pfarren und 292 Local-caplaneicn, ferner 55 Mönchsklöster (darunter 6 Abteien) nnd 32 Nonnenklöster. Politische Ginthcilung. Vormals war Tirol mit Vorarlberg in dcn Stadtbezirk Innsbrnck nnd in 4 Kreise: Innsbruck, Brixen, Tricnt nnd Äregenz — 684 Gefitrstete Orafschaft Tirol und Vorarlberg, eingetheilt. Gegenwärtig zerfällt cs in die 4 Städte mit eigenem Statut: Innsbruck, Bozen, Noberedo ilnd Tricnt, 21 Bezirkshauptmannschaftcn Tirols und 3 Bezirks-hauptmannschaftcn Vorarlbergs imt im Ganzen 72 Gcrichtsbczirken. Aczirkshaupt-Mannschaften nnd Gcrichtsbczirtc sind folgende.- iv) Tirol. 1. Ampczzo; 2 GA.: Ampczzo, Buchcnstcin. 2. Borgo; 3 GB.: Borgo, Lcmco, Strigno. 3. Bozcn (Umgebung); 6 GB.: Bo;cn (Umgebung), Kältern, Kastclruth, Klausen, Ncnnmrkt, Sarnthal (Sitz des Gerichtes: Sarnthcim). ^. Vrixcu; 2 GB.: Brisen, Sterzing. 5. Vruucckcu; 4 GB.: Brnneckcn, Enncbcrg, Täufers, Welsbcrg. 0. Cavalcsc; 2 GG.: (5cwalesc, Fasfa (Sitz dcS Gerichtes: Vigo). 7. Clcs; !j GB.: Clcs, Fondo, Malü. 8. Imst; 2 GB.: Imft, Silz. 9. Innsbruck (Uingcdung); 7 GB.: Hall, Innsbruck (Umgebung), Mieders, Stcinach, Tclfs. 10. KiOuchcl; 2 GB.: Hopfgartcn, Kitzbiichcl. ^1. Kufstein; 2 GB.: Kufsccw, Nattcnbcrg. 12. Laudcck; 3 GB.: Landcck, Standers, Ried. 13. Licnz; 3 GV.: Licn^ Sillian, Windisch-Matrci. 14. Mcran; 5 GB.: Glurns, Lana, Merau, Passcir, Schlaudrrs. 15. Primicro; 1 GB.: Primiero. 16. Ncuttc; 1 GB.: Rcuttc. 17. Riva; 3 GB.: Area, Nwa, Bal di ^cdro. 18. Novcrcdo (Umgebung); 4 GB.: Ala, Mori, Nogaredo, Noueredo (Um-geblmg). N). Schwaz; 3 GB.: Fügen, Schwaz, Zell. 20. Tiouc; 3 GB.: (iondino, Stcnico, Tionc. 21. Tricut (Umgebung,; 7 GA.: Cembra, Cioczzano, ^auis, Mezzolombardo, Pcrgine, Trient (Umgebung), Bezzauo. I)) Vorarlberg. 22. Bludcuz; 2 GB.: Bludenz, Montafon (Sitz des Gerichtes: Schruns). 23. Brcgeuz; 2 GB.: Bregcnz. Brcgcnzcrwald (Sitz des Gerichtes: Bczcm). 2^. Fcldkirch; 2 GB.: Durnbirn, Fcldkirch. Cine Gcsainintnbcrsicht der administration Territorial-(5inthciluug von Tirol und Vorarlberg gibt nebenstehende Tabelle. Die größten Orle von Tirol und Vorarlberg sind (nach der Zahlung oom 31. December 1809) folgende: Tricnt .... 17.^7" Einwohner Innsbruck . . . 1(!.324 „ ^ Gozcn .... 9.355 „ ! Rovcredo . . . 9.003 „ ! Hall..... 5>.0l0 „ l Schwaz .... 4.813 „ I Brixcn .... 4.349 „ j Lcvko..... 4.342 „ i Mori ..... 4.267 Einwohner Mcran..... 4.229 Brcgcnz .... 3.686 Hotting .... 3.484 „ Mczzolombardo . . 3.377 „ Dornbirn .... 3.368 „ ^ohcncms . 3.332 „ Fcldkirch . 2.868 Topographic li85 , Z^hl Zahl Flächen- Anwesende P».«..!chc «»nd,«czi>,° ^^... ^. ^'» ^ <««^>^ Beziile schafttn Qu,-Ml, 31. Dec.1869 Städte mit eigenem Statut: ! Innsbruck............. — 1 0 09 16.324 Nozm............... — 1 0 01 9.355 Novercdo............. — ! 1 ? 9.0<'3 Trient............. — 1 0-79 17.073 Vezirkshauptmannschaften: Ampezzo.............. 2 51 671 5.963 Vorgo............... 3 53 1324 44086 Bozen (Umqcbung).......... 6 97 31-49 63.611 Brixen.............. 2 67 21'84 25.186 Bnmectm............. 4 115 33-32 35,223 Cavalese.............. 2 62 I3'89 21.599 CleS............... 3 12! 21-17 46761 Imst............... 2 191 30'96 23.843 Innsbruck (UmP'bung)......... 5 104 37-87 52.218 KitMchel.............. 2 22 21'14 22.639 Kufstcin.............. 2 76 16-93 27.556 Landcck.............. 3 35 3483 24.186 Lienz............... 3 56 3904 29.906 Meran.............. 5 161 4354 55.014 Piimicro.............. 1 15 7-54 11.690 Reutle.............. 1 105 1991 16,529 Riva............... 3 70 685 22.602 Roveredo (Umgebnng)......... 4 74 13-20 50.821 Schwa,.............. 3 214 30-04 27.211 Tione............... 3 109 22 34 34.64? Trient (Umgebung).......... 7 196 16-91 83.177 Bluden;.............. 2 72 24-35 23.100 Bregenz.............. 2 353 14'63 36.132 Feldkirch.............. 2 46 628 41.392 Summe 72 2475 532'61 878.907 Militiir . 6.882 885.789 Topographie. n. Zie Landeshauptstadt Znnsbruck. Innsbruck, im ^olk^ttUlndc Sprllck i^lat. OsinpauZ), liegt heiter mid sonnig nn Schoße des schuncn ^nnthalcs an cmcr dcr breitesten Stellen desselben, nnwcit der Mündnng der Sill. In: worden begrenzen dns Thal die zerrissenen, nackten lind schroffen Felswände der Kalkalpcn, welche hier im Solstcin, Bmndjoch, der Fran Hntt nnd dem hohen Sattel gipfeln, im Süden umkreisen dic Stadt die linmnthigcn ß86 GefUrstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg. MlttclgcbirgsvorlMcn der Octzthaler und Zillcrthaler Alpen, i>n Hintergründe vom Patschcrkoscl, der Waldrastcrspitzc und dcr Sailcspitzc überragt. Hier, wo die Sill aus dcm untcrcn Wippthal herauskommt, ist der nördliche Ansgang der Brcnncr-straßc, welche i,n Alterthume die einzige bccmemc Verbindung zwischen dcm Nord' alpcnland und Italien Kot, im Mittclaltcr als eine dcr wichtigsten Handelsstraßen sich behauptete und heute durch die Brcnncrbahn ciuc erhöhte Bedeutung erhalten hat. Schon die Nömer erkannten die Wichtigkeit dieses Punktes und gründeten Pel-didcna an dcr Stelle des heutigen Stiftes Wilten. Von dort zoz die Römcrstraßc über den Inn am jetzigen Dorfe Hotting vorbei. Da, wo nun die Kirche von Hötting steht, crhob sich ein römisches Castell. Unter dcn Grafen von Audcchs entstand auf dein engen Raume zwischen dcr Höttingcrburg, die, heute längst verfallen, auf den zerstörten Zinnen des Castclls erbaut worden, und den: linken Ufer eine Ansiedlung als Sammelplatz der Kaufleute an dcm Urfahr (dcr Ucbcrfahrt) des Inn. Aus dcr Ucbcrfahrt wurde fpätcr cinc fcstc Vrückc, wornach die Stadt Namcu und Wappen fiihrt. Als Innsbruck finden wir dcn Ort 1027 zuerst urkundlich erwähnt. Am Ende des 12. Jahrhunderts begann sich der anwachsende Markt auch auf dcm rechten Innufcr auszubreiten nnd ward im 13. Jahrhundert eine mit Mauern umschlossene Stadt, die nun auch cinc landesfürstlichc Burg (dic Ottoburg) erhielt. Durch Privilegien begünstigt hob sich rasch die neue Stadt und drängte das alte Mcran als Hauptstadt immer inchr in den Hintergrund, bis dir Habsburger, als sic 13<»3 Tirol erhielten, Innsbruck zur Hauptstadt des Landes machten. Die österreichischen Fürsten begünstigten dic Stadt bci allen Gelegenheiten. Friedrich „mit der leeren Tasche" schlng zuerst hier scinc bleibende Residenz anf und bante sich eine Burg. Besonderen Glanz erhielt Innsbruck durch den häufigen Aufenthalt Maximilian's I. Kaiser Leopold gründete im Jahre 1073 die Universität. Sowohl im Erbfolgckricgc (1703), als auch ein Iahrhniidcrt'später im napolcomschen Zeitalter wurde Innsbruck feindlich besetzt nnd namentlich im Jahre 180^ waren die Stadtbrücke (12. April) und die Höhm des Berges Iscl (29. Mai und 18. August) der Schauplatz blutiger Kimpfe. Innsbrnck liegt in 1707 P. F. (574 Mtr.) Sechöhc an beiden Nfcrn dcs grimm Inn und bestcht ans dcr eigentlichen Stadt idcr Altstadt und aus den Vorstädten Ncnstadt, Innrain, Mariahilf, St. Nicolans nnd Dreihciligcn odcr Kohlstadt. Sie zählte 18<»3 620 Häuscr und 16.324 Einwohner, wom noch cine Be< fatzung von 15,00 Mann kommt. Die sich unmittelbar an Innsbruck anschließenden Orte Wiltcn (2575, E.) und Hotting (3484 E.) tonnen eigentlich gleichfalls als Vorstädte gelten, so daß sich die Aewchnerschift Innsbrucks in Smninc auf etwa 24.000 Seelen belauft. Innsbruck macht auf den Fremden eiucu sehr freundlichen, anhcimeludcn Eindruck. Die Häuser der älteren S'adttheile sind m.'ist 3 bis 5 Stockwerke hoch, mitunter mit Fresken bemalt, dic Dächer großenthcils flach, mit Gallcricn, dcn sog. Fi,'ucrgängcn, versehen. Ecker sind hänfig; uo',i der Scadtbrn^e bis zum Beginn der Neustadt sind die Hinsl'r bcid.'rscits mit ßaubengängcn vcr-schcn. Die ncucn Stadtlhcilc, namentlich gegen dcn Bahnhof hin, hab:n schr breite schöne Straßen uud die Gebäude cineu vollkommen modernen Anstrich. Außer der bereits erwähnten hölzernen Stadtbrückc führen n^ch ein Brückcnstcg und bei dcm nahm Dorfe Mählau eine Kcttcubrücke über den Inn, Schr reich ist Innsbruck an hervorragenden Gebäuden. Unter dcn vielen Kirchen nimmt die Franciscancr- odcr Hofkirche das grösNe Iutcrcssc in Anspruch, denn sie ist nicht nur dcr merkwürdigste Knnsttcmpcl Tirols, sondern cine der bedeutendsten Kirchen dcr ganzen Monarchic. Sic wnrdc im Renaissance-Stil 1553—«3 erbaut, nach dcm letzten Willen Maximilian's I,, dcfscn prächtiges Grabmal (ein Kcnotaph, denn des Kaisers Leichnam rnht in Wicncr-Neustadt) das Hauptschiff dcr Kirche zicrt. Umgeben ist daösclbc von 28 chcrnen Kolosfal-S'andbildcrn Topographie. 687 berühmter Regenten und hoher Frauen, niahrcn Meisterwerken der Plastik. An der linken Scitmwllnd der Kirche steht das Marmor-Denkmal des Andreas Hofcr, gegenüber ein Denkmal für alle Tiroler, welche in den Jahre» 1796 —1809 für die Landcsverthcidigung fielen. In der sogenannten silbernen Capelle ruhen Erzherzog Ferdinand II. (f 1595) nnd seine Gemahlin Philippine Wclscr. Die Icsuitcn-odcr Uucvcrsitätskirchc, 1040 erbaut, hat schöne Gemälde; ebenso dic Pfarrkirche, 1717 nm aufgcfilhrt. Das Capncincrtlostcr ist schon deshalb incrkwürdig, weil es das erste dieses Ordens in Dcntschland war; sein Ban ward 1598 begonnen. Auch die Kirche zn den drci Heiligen (mit Collins Grab) in der Kohlstadt, das Scrviten-klostcr, die Spitalkirchc, das Urfulincrkloster, die Kirche deß hl. Ncpomuk und die Mariahilfkirche besitzen zahlreiche wcrthvollc Gemälde. Dic kaiserliche Burg, 1770 aufgeführt, ist cin großes Gebäude im Zopfstil, dessen Fronte dem Rennplätze zugekehrt ist. Ihr gegenüber steht das Theater nnd vor demselben cin kleines ehernes Reiterstandbild des Erzherzogs Leopold V. Dem Theater benachbart ist der schöugchaltcne, dem Publicum geöffnete Hofgartcn. Die ehemalige Fürstenburg, 1425 von Friedrich init dcr leeren Tasche erbaut, ist jetzt städtisches Kanzlcigebäudc; an ihr befindet sich das „goldene Dachl", cin fchr schöner svätgvthischcr Erker mit vergoldetem Dache, dessen Errichtung 30.000 Ducaten gekostet haben soll; Friedrich wollte dadnrch den ihm von seinen Feinden gcgcbcnen Spottnamen widerlegen. Das goldene Dachl ist ein Wahrzeichen dcr Stadt. Dic Ottobnrg an dcr Innbrücke, dic älteste Residenz der Tiroler Fürsten, ist jetzt Priuatwohnnng. In dcr Muscumstraße erweckt das Ferdi-nandcum besonderes Intcrcssc, das von Privaten errichtete nnd erhaltene Tiroler Landcsmnscum, welches rcichc Sannnlnngcn von Natur- und Kunstgegcnständcn enthält. Andere hervorragende Gebäude sind die Universität, das große Rathhaus, das Land^ haus nüt cincr zierlichen Eapcllc, die Caserne und dcr Bahnhof. Am Endc der Neustadt bildet die große marmorne Trinmphpfortc das Thor, das znm Berg Isel und znm Brcnncr führt; sie wurde 1705 znm Gedächtnisse an dic Feier dcr Ankunft dcr Kaiserin Maria Theresia und ihres Gemahls Franz I. nnd dcr Vermählung ihres Sohnes Leopold II., dic hier stattfand, errichtet. Innsbruck ist dcr Sitz des Statthalters, sowie des Tiroler Landtags und zahl-rcichcr Bchördcn. Es besitzt an Untcrrichtsanstalten cine Universität (mit einer Bibliothek von 01.000 Bänden), ein Gymnasium, cinc Realschule, eine Vildungs« anstatt für Lehrer und eine für Lehrerinnen. Die Wohlthätigkcitsanstaltcn sind gut besorgt, wic überhaupt dcr Volkscharaktcr sich in Milde gegen Arme nnd Leidende sehr ehrenvoll ausspricht. Dic Industrie hat keine große Bedeutung; cs bcstcht hier je cinc Fabrik für Maschinen, Mgel, Gcwchre, Schafwollwaarcn, Strohhütc, eine Oaumwollspmnrrci und Weberei, eine Seidenweberei und cinc Anstalt für Glasmalerei. Sehr lebhaft abcr wird die Stadt durch den Tranfithanocl nnd den zahlreichen, sich stets steigernden Zuspruch dcr Fremden während dcr Sommermonate. Denn Innsbruck liegt nicht nur am Beginne der Brenncrbahn, sondern hat die reizendsten und malerischesten Umgebungen, dic des Besnches werth erscheinen. Durch die Triumphpfortc gclangt man aus dcr Neustadt nach Wiltcn oder Wiltau (VMiäonn,), ciucm Dorfe mit dcr im Jahre 1128 gegründeten, reichen Prämonstratcnscr-Abtci; ncbcn den: Kirchenportal stehen die Standbilder dcr Riesen Haimon und Thyrsus, dcr angeblichen Gründer dcr Abtei. In etlichen Minntcn cr< reicht man von hier ans den dnrch die wiederholten tapfern Kämpfe der Tiroler berühmten Bcrg Iscl (2054 F.), dcr mit schönen Gartenanlagm versehen ist und nebst dcr Schicßstättc des Kaiscrjägcr-Rcgimcnts zwei Denkmäler für dic gefallenen Vatcrlandslicrthcidiger trägt. Schr schön ist dic Aussicht auf die Stadt, das Innthal und dic Kaltalpen. Von Wiltcn uus ostwärts wcndcnd und die Sill, welche hier einen Wasfcrfalt bildet, überschreitend, kommen wir nach kurzer Wanderung zu dcm Hochfchlosse Amras oder Ambras, das im 13. Iahrhnndcrtc erbaut wordcu und wohl 668 GefUrstetc Grafschaft Tirol und Vorarlberg. erhalten ist. Es war einst Licblingsanfenthalt des Erzherzogs Ferdinand II. und feiner Gemahlin Philippine Wclscr. Dieser legte anch die berühmte Sammlung von Waffen, Rüstungen, Naturalien und Kunstwerken an, die im Jahre 1806 zum größten Theile vor den Franzosen nach Wien geflüchtet wurde; den Rest derselben zeigt man noch im Schlosse, welches von einem schönen Parke umgeben ist nnd eine herrliche Aussicht auf das Innthal von der Martinswand bis Hall bietet. Unter dem Schlosse liegt das gleichnamige Dorf. Auf dem Mittelgebirge, an welchem Amras gelegen, finden wir in südlicher Richtung das Dorf Lans, in dessen Nähe sich die Ganser Köpfe erheben, zwei felsige Hügel, die eine reizende Aussicht auf das Inn- und das Stnbaithal gewähren. In gleicher Richtung gelangt man bei der Wallfahrtskirche Hciligwasscr vorbei zum Patschcrkofcl, mit schöner, umfangreicher Fernsicht. Bon Äinras nach Nordwest gegen Innsbruck hin, ganz nahe der Kohlstadt, liegt Pradl (j>rlU6lwin), ein alter Ort, vielleicht römischen Ursprungs. Von Wiltcn führt westwärts ein Weg durch schöne üppige Maisfcldcr nach dem Bade Fcrneck und hieranf zur Gallwicse mit einer kleinen Kirche, einem beliebten Pergnügmigsortc. Das höher gelegene Natters ist ein gewohnlicher Sommerfrischort dcr Innsbrucker. Auf den: linken Innnfcrschließt sich das Dorf Hotting (im Mittelaltcr Ilownin^n) unmittelbar an Innsbruck an, so daß es als dessen Vorstadt gilt. Es besitzt eine alte Kirche und ein Schloß. In dcr Höttinger Au werden Sonntags sehcnswerthe Bancrnkomödicn aufgeführt. Hotting benachbart ist der Ansitz Büchsenhausen mit schöner Kapelle; jetzt besteht daselbst eine Brauerei. Die Aussicht auf die Stadt von hier aus ist herrlich; ebenso von der nahen Weiherburg oder Weyerburg, welche auf derselben Vorgebirgsstnfc wie Büchsenhausen sich erhebt. Die Weycrburg, welche jetzt Privatbesitz ist, bewohnte Kaiser Maximilian I. oft als Sommersitz. Unterhalb der Burg, hart am Inuflusse, liegt das Dorf Müh lau, mit zwei Schlössern und einer großartigen Badeanstalt. Wegen der Nähe der Hanptstadt ist Mühlau, von wo eine Kettenbrücke über den Inn führt, ein häufig besuchter VergnügungSott dcr Innsbrucker. d. Zie übrigen Orte von Hirol und Worarlberg. 1. Innsbr«cker Kreis. Zwei Stunden von Innsbruck flußabwärts liegt am linken Iuuufer die alte Salinenstadt Hall '(50W E.), mit engen und krummen Gassen. Eö ist der Sitz der Nerghauptmannschaft, hat ein Gymnasium und zwei Klöster. Unter den Gebäuden ist die 1271 errichtete, schone Pfarrkirche mit Gemälden von EraSm. Quillinus und A. Dürer, die Müuze,' ein hoher alter Thurm, das Casiuo, ehemals j «Trinkstube", aus dem Anfaule des 16. Iahr^ > Hunderts stammeud, besonders bemerkenswert!), l Auf dem Friedhofe ruht der berühmte Speck- ! bacher. Es bestehen hier auch einige Fa briteu. Der Salzberg, von dem dir Suole nach 'dall geleitet und daselbst vcrsottrn wird, ist l Ml. entfernt; die erste Urkunde Über die Werke datirt vom I. ?4<», Bei Hall wird der Inn schiffbar. Das benachbarte Dorf Absam, mit 3 Fabriken, ist ein sehr besuchter Nallfahrtö-ort. Dort wo das Volderer Thal sich z»m Inn öffnet, liegt das Dorf Vo lders mit schöner Kirche, den Schlössern Aschach uud Frirdberg und eiucr ziemlich besuchten Badeanstalt m der! Nähe. Weiter am Inn abwärlö folgt Schwaz, (früher Hnii/c8, dann 8u,tum) aus dem Markte (3I«6 E.) u»d dem Dorfe Schwaz (1t!47 E.) bestehend. Die im Mittelalter ergiebigen Silberbergwerte sind erschöpft, die Eisen-und Kupferbergwerke aber noch in Betrieb. Die gothische Pfarrkirche ist ein herrliches, groß-! artiges Gebäude. Bemerkeuswerth sind die j Thomuaaren- und die Tabakfabril. ll'inkS an I der Höhe beim Bahnhof steht das Benedktiuer-l stift Viecht (11^8 gegründet), nach dem Brande ^uon 18l!8 geschmacklos hergestellt. Nordöstlich von Schwaz liegt am Eingänge des Achcnthals das Dorf Jen bach, ein ansehnlicher Ort mit Hochöfen und Hammerwerken, einer Eisengießerei, ssabril landwirthschaftlicher Maschinen und Draht-stiftenfabrik. Das nahe im ?lchenthal gelegene kleine Dorf Eben hat eine der berühmtesten Wallfahrtskirchen voll Tirol. Nördlich vom Nchen. see finden wir in ammtthiger Gegend das Dorf Achenthal. Unterhalb Ienbach folgt am Jim das Dorf Brixlegg; hier werden dk Erze geschmolzen, dic man in dcn Silber- nnd Topographie. 689 Kupferbergwerken von Kitzbüchel und Pillersee gewinnt. Der Ort kommt neuerdings als klima-tischer Curort in Aufnahme. In mehrjährigen Zwischenräumen werden hier Pcissionsspiele veranstaltet. In nordöstlicher Richtung erreichen wir sehr bald das gleichfalls am Inn gelegene Städtchen Rattenberg, das bis 1782 eine Festung war. Interessant find die schöne alte Kirche, das zerfallene Felsenschloß und der Eiseubahnnmnel dnrch den Schloßfelscn. Gegenüber am linken Innnfer liegt das Dorf Acheurain mit einer k. k. Messingfabrik. Nahe der bayrischen Grenze liegt Kufstein, Stadt und Festung am Inn, mit dem am linken Ufer gelegenen Zell dnrch eine Brücke verbunden. Die auf einem isolirten Felsenberge sich erhebende Frsttmg, die jetzt als Staatsgefängniß dient, hat nur einen Zugang; alle Bedürfnisse werden durch Ärahne hinauf-gezogen. Kufstein ist auch wichtig als Industricort für Sensen und Sicheln nnd hydraulischen Kalk. Bon hier aus nach Westen liegt das mit holz reichen Waldungen und fetten Alpentriften ge> segnete Thal Thiers« mit den Dörfern Außer« und Innerthiersee und Landl; der Paß Kiechlstcg führt nach Bayern. Suchen wir nun die wichtigsten Orte in den Nrbeu^ und Seitenthälern der eben durch wanderten Innihalstrecke auf, so sei zuerst der HauptDrt drs Achenthals genannt, die kleine Stadt Kihbiilhcl oder Kitzbühcl (IIat>(Uoi»yIi8) mit 2 Vorstädten, den SchlössernKapüburg uud köwenberg, wütigem Bergbau aus Kupfer und Schwerspäth uud weniges Silber, einer Leim-fabrit nnd Flachsban. Südlich liegt das Torf Iochberg im Thale gleichen Namel,s mit Kupferbergwerk und Schmelzhüite. Das östlich von Kitzbüchel im Thale Pillersee gelegene Torf Fieberbrunn hat in der Nähe die wichtigsten Eisenwerke Tirols, mit Hochösen und Hämimru. Nördlich vom kleinen Pillnsce finden wir das Dorf Waidring, vou wo der Paß Strub nach Salzburg führt. Von Kitzbüchel weftwärls liegt im Brixemhal das Dorf Brireu am Fuße dcr Hohen Salve, die wegen ihrer schonen Aussicht von Touristen viel besucht wird. In demselben Thale, am Westfuße >cr Salve, finden wir den Markt H«pfgarten, mil Sensenschmirden und ^ einer Glashütte in der Nähe. Das schönste und fruchtbarste Thal Nord-tirols ist das Zillenhal. Eine herrliche Aussicht auf dasselbe uud die den Hintergrund bildenden Gletschergebirge genießt wan vou dem Torfe Str aß aus, welches au seinem Ausgauge zum Inn liegl. Durchwandern wir dao Thal auft wärts, so gelangen wir zunächst nach Fügen, einem schönem Dorfe mil schenöwerther Kirche,' stattlichen, Schlosse uud großer Nadel und Schraubeufabrik. Mber dem Dorfe erhebt sich das schöne Mittelgebirge Fügenbcrg uud Pcmkra-zenberg. das eniporführt. Weiter auswärts im Thalc liegt das Dorf Nied, aus dessen Gegend vorzüglich jene ^illmhalcr stamme», welche als Haustrer Nanz Europa durHwanderu, Der Hauptort ist Zrll nm Ziller, dessen Bewohner starke Vieh- , zucht sowie Sensen- und Sichelfabricaiion be-! treiben; am Fuße des nahen Hainzenberges ist ein kleines Goldbergwerk im Gange. Hauptort des von der Brennerbahn durchzogene Wipvthaltz ist der schöngelegenc Markt Matrei, au der Stelle des römischen Nlltr«iuin, ein ergiebiger Fundort für römische Alterthumer, mit dem fürstlich Aucrspergischen Schlosse > Trautson und einer Baumwollspinnerei. In ^ dem wegen seiner Gletscher, Wasserfalle, herr-! lichen Alpen und Eisengcwerke merkwürdigen ! Stubaithale liegen die Dörfer Mieders, Telfes >und FulpmeS, letzteres Hauptsitz der Eisen- > industric. ! Kehren wir in das Innthal zurück, um dasselbe von Innsbruck aufwärts in topogra> phischer Hinsicht kennen zu lernen, fo tressen wir im Westen der Landeshauptstadt das Dorf Vels oder Völs, neben welchcin sich der schöne St. Blasienbcrg, einst Wallfahrtsort, erhebt. ! Am Nordabhaug der Sailespitze liegt das wegen seineö trefflichen Flachsbaues wichtige AxamS. Nordwcstwärts vou diesem, am linken Innufer ist das Dorf Zirl gelegen, am Fuße der senkrecht aufsteigenden Martiuöwaud, wo sich Kaiser Maximilian 1493 aus der Jagd verstieg. Die Stelle am Felsen, au der sich der «uiser m Todesgefahr befand, ist durch cm 16 F. hohrS Kreuz bezeichnet. Von Zirl führt eine Straße über den Secfelder Sattel nach d«m Dorfe Scharnitz an der Stelle des römischen ZckrkiN. In der Nähe ist ein Kreidebruch. Die ehemalige Festung I^oi-ta, (,'lainliu, an dem nach Bayern führenden Scharuitz-Passe liegt m Trümmern. Im Oberiunthalr gelangt man von Zirl au dem schönen Dorfe Telfö vorüber nach Stams. das wegen sciuer 1272 gegründete» Cistercienserabiei mit prachtvoller Kirche merkwürdig ist; denn in der Ornft daselbst ruhen l2 Grafen vou Tirol uud Gorz, von Albrecht III. sf 1254) bis Frudrich mit der leeren Tasche (1- 15N8). Das wnter aufwärts zum Inn ausmündende berühmte Octzthal hat zum Hauptorte das Dorf Oetz, das guten Flachsbau betreibt. Gurgl am oberen Ende des Oetz-thaleö uud Fend im Feneerthal sind dic höchst gelegenen Orte Europas, 1367 und 1901 Mtr. hock. Am Ansgaua/ des Gurglthales finden wir den stattlichen Markt Im st ('2236 E.), nach dem Brand vou 1ß22 ucu aufgebaut. Cr besitzt ein Untergymnasium, 2 Schafwollwaarenfabrikcu, eine Webewaarenfalnik, eine Papier , eine Holz-stofffabrik n»d erzenst Sensen uud Eicheln. Bei Imst findet auch Brrgban auf Eisen, Blei und Galmei statt. Von hier aus wird c>m be° liuemsten der wegen seiner schönen Aussicht besuchte Tschürgaut crstiegeu. An beiden Seiten des Iun liegt das ansehnliche Dorf 5,'andeck, ein Knotenpunkt der Arlbrrg-, Unter-innthal uud Pmtschgau Straßen, von der alten Feste gleichen Namriis überragt, die jetzl arinen Fanlilien als Wohnung dient. Gegenüber drm Ausgange des Kannser Thales liegt der Badeort Lad is mit eiuer kräftigen Schwefelquelle und in der Nähe Obladis mit .iülin Cnuer- 44 590 Gefürstetc Grafschaft Tirol uud Vorarlberg. brunuen. Das weiter aufwärts gelegene Pfundö besteht aus zwei Häusergruppen, dem „Dorfe" mit der Pfarrkirche und den „Stuben", durch welche die Straße führt, beide durch den Inn von einander getrennt. Oberhalb Pfunds verengert sich das Thal zu dem berühmten, wildromantischen Engpasse Finstermünz, der in's schweizerische Engadin führt. Der neue großartige Straßenbau winde 1855 vollendet. Jenseits des Passes liegt der Markt Nanders mit vielen Sensen- und Nagelschmicdm. Der nordwestliche Theil des vormaligen Inusbrucker Kreises gehurt dem Lechgebiete 'an. Hier finden wir, nahe der Stelle, w« der Lech »ach Bayern übertritt, das Städtchen Hüls, das bis zum 17, Jahrhundert freie Reichsstadt war. Am Lech weiter aufwärts liegt der Markt kloster, einer Baumwöllspinncrei und Neberei und Papierfabrik. In der Nähe find der Kniepaß, die Ehrenberger Klause und der großartige Stäubifall. Südöstlich von Reutte finden wir daö Dorf Heiterwaug au dem gleichnamigen See, der mit dem Plansce durch einen Canal verbunden ist. In oein znm Isargebiete gehörige»: Loisachthale liegen Biberwier mit Bleibergbau und einem bedeutenden Torflnoore nnd Ehrwald, in dessen Nähe der Gaiöleckbach einen majestätischen Wasserfall bildet. 2. Brixeuer Kreis. Hauvtort des Kreises war die an der Mülldung der Rienz ill den Eisack und an der Brenuerbahn 1865 F. hoch gelegene kleine Stadt Brikett (ital, LreLzanons, 43-49 E.), durch 9 Jahrhunderte Hauptstadt eines geistlichen Fürstenlhums und noch jetzt Bischofssitz. Daher hat die kleine Sradt 12 Kirchen nnd 5 Kloster. Unter ersteren ist der iiu Jahre 1754 vollendete Tun: das bedeutendste Gebäude Bri fenS. Beinerkeuswerth ist auch das bischöfliche Schloß mit großem Garten. Es besteht hier eine bischöfl. theologische Lehranstalt und einGym-nasium, Nördlich von Brisen, dort wo die Pusterthalbahu von der Brenuerbahn abzweigt, liegt an der Brirener Klanse die 1833—1833 erbaute Franzens feste, welche den Ilebergang Über den Brenner beherrscht. Verfolgen wir das Eisacklhal weiter aufwärts, so gelangen wir zu dem cinst durch Bergban wohlhabenden Städtchen Sterling, mit zierlichen alten Gebäuden nnd Bogengängen, am gleichnamige!: Moos.! Auf der Breunerhöhe liegt das Dorf Brenners Bahnstation; in der Nähe befindet sich der kleine! grüne Brenuersee, sowie das Brennerbao. Im i Eisackthale liegt unterhalb Briren an eine»:, Engpässe die kleine Stadt Klausenü'tal. ^kin^a); ! am nahen Pfnndercr- und Schneeberg wird! auf Blei, Silber, Kupfer und Zink gegraben., Klansen benachbart ist das eilten senkrechten Felsen krönende Benedictiner - Nonnenkloster Seben mit herrlicher Anssicht; es war eiust rhätischc Feste, dann römisches Castell is^diona), bis zum 10. Jahrhundert Bischofssitz, zuletzt Ritterschloß. Südöstlich van dem Dorfe Koll-maun, wo das Grüdnerthal mündet, finden wir an der botanisch merkwürdigen Seisseralpe das Dorf Kastelruth (ital. (^Ztsirotw), Von diesem nach Südwest liegt Völs, in dessen Nähe ! sich das stark besuchte Wildbad Ratzes befindet. Die größte Stadt des vormaligen Brirener Kreises mid die wichtigste Handelsstadt Tirols ist Vozen (ital, Lalxan«, lat, ü»,u^«,nlnn, 9355 E.). Sie liegt iu einem weiten rings von hohen malerischen Bergen eingeschlossenen heißen Thalkessel am Einflüsse der Talfer in den Eisatt. Der flache, Thalgrmid, der „Bozcner Boden", von zahlreichen Gräben dnrchzogcn, gleicht eineln großen Weingarten, der mit Maisfeldern und Maulveerpflanzungen abwechselt. ! Die benachbarten Höhen des Mittelgebirges. ! dessen Vegetation in südlicher Fülle prangt, sind i mit Landhäusern, Schlössern, Burgen und ! Kirchen bedeckt. Südfrüchte werden in Gärten gezogen, Feigen uud Castauicn sind sehr hänsig, doch gibt eö in der Umgegend uur einen cigent» ! lichen Castauienwald, Die alten Häuser der Stadt haben italienische Bauart, die inter-^ essanteste Straße ist die Laubenstraße, deren Häuser ausnahmslos Lanbeugäuge besitzen. Uuter den Gebäuden ragt die Pfarrkirche aus dein 14. und 15. Jahrhundert hervor. Eine Zierde Bo;e»s sind die öffentlichen Garteuaulagen, , sowie viele Privatgärten. Bozen war im Mittel» ^ alter Hanvtstapelplatz des Handels zwischen ^ Venedig und dem Norden nnd ist noch heute wegen seiner 4 großen Messen hinsichtlich des Handels sehr wichtig. An industriellen Eta< blissements bestehen hier eine Gasanstalt, eine Obst Konservenfabrik, eine Kuustmühle und eine i Cigarrenstrohfabrik. 'Bozen besitzt ein Gym» ! nasium und eine Lehrerbildungsanstalt. Das jenseits der Talfer gelegene Dorf Gries gilt als Vorstadt. Zur drückend heißen Sommerszeit bewohnen die Bozener Bürger die Landhäuser auf del: Hohen; besonders beliebt ist der Auf« enthalt ..auf dem Ritten", einem langgestreckten Bergrücken, auf dem sich bei Leugmoas am Finsterbach die berühmten Erdpyramiden (s. S.49) befinden, Iu dem von der Talfer ourchflossenen Sarnthale steht 1 Stunde von Bozen entfernt die wegen ihrer mittelalterlichen Fresken berühmte, nnn verfallene Burg Ruukelsteiu, Hauptort dieses Thales ist Sarntheim. Südwestlich von Bozeu liegt daö guten Weinbau treibende Dorf Cppan (St. Michael). Pou diesem südlich finden wir in der Nähe des schönen Kälterer Sees den Markt Kalter,:, der vorzüglichen rathen Weilt baut; benachbart ist das Heilbad St. Rochus. Das östlich von Kältern an der Etsch gelegene Branzoll (ital. Lronsoilo) ist wichtig als Hauptfloßstätte für die Waaren« und Holzversendungeu anf der Etsch, die hier schiffbar wird. Südlich vom Kälterer See finden wir das weinberühmte Dors Tramiu, van wo Reben an den Rhein verpflanzt wurden. Der nahe Flecken Neu markt an der Etsch liegt in sumpfiger Gegend au der Stelle der rümi» schen Mausion Nmui. Wandern wir von Bozen au« das Etschthal aufwärts, so erreichen wir bald daS gleichfalls Topographie. 691 wegen feines Weines bekannte Dorf Terlan, mit der Burgruine Oreifenstein. Weiter anfwärts liegt am Ausgangc des Ultenthaleö das Dorf ^llna, in Ober, Mittel' und Uncerlana getheilt, mit einem Dmtschoroens-Insmutc. und einem Institute der Deutschordeuöschwcstern; eö treibt Seidencultur und Wcinlian. Am Knie der Etsch und am Ende des Passeierlhales liegt in reizvoller Gegend Tirols ehemalige Hauplstadt Meran (422l> E.). Hier ist der eminent historische Boden deö Landes; von dcr Passer' brücke erblickt man 17 die Stadt umgebende Burgen. Sie selbst befitzt 2 schöne gothische Kirchen, ein llnttrgymuasium uuo zahlreiche, große Hotels, da Meran sowohl wegen dcr Schönheit seiner Umgegend als auch wegen seines milden Klimas als Kurort viel besucht wird. Die Leidenden gebrauchen im Frühjahr die Mollen-, im Herbst die Traubencur, Das gewerbliche Leben drangt sich ,,unter den tauben" zusammen. In letzter Zeit wurden viele Spa ziergängc angelegt; die beliebteste Promenade ist die Wassermauer, ein Ueberschwemmungsdanim gegen die reißende Passer, Das durch eine Brücke mit Meran verbundene Torf Mais steht auf der Stelle der römischen Mansion Ullja, und hat eine uralte Pfarrkirche. Auf dem Küchelberge iU'er Meran liegt die halbuer fallcne inittclallerliche Ritterburg und daö neuere Schloß Tirol (lerioli^), nach welchen da« Land den Namen erhallen, nnier demselben das Dorf Tirol. Hauptort des Passeierthalcs ist der Markt St. Leonhard, in dessen Nähe sich das Oasthauü „am Sand" befindet, von dem Andreas Hofer den Beinamen „Sandwirth" führte. Im oberen Vmtfchgan finden wir die kleine nord-wärtö vom Ortler gelegene, mir holien Mauern und Thürmen lungebene Slain Olurns. Itt der Nähe ist der Markt Mals, römischen Ur-fpruilgö, auf der Maiser Heide, unweit der Etschquellc. Die übcigeu nennenswerthen Orte des vor^ maligen Brirener Kreises liege,: un Osten des Eisacl, oie bedenrendsten im Pusterthale. V.r folgen wir den !l!auf der Nienz vou Briren anfwärts, so erreichen wir bald den Flecken Mühlbach an der gleichnamigen Manie, in dessen Nähe sich daS durch die gewaltigen Kämpfe dcr Tiroler gegelt die Franzosen 179? berühmte, Spinges bcsindet. Ostwärts im Pusterthale folgt Brnnecken, eine kleine Stadt am Ausgauge ^ des Ahrenthalrs. mit neuer romauischer Pfarr kirche und einer Umerrealschnle. Hil!r fan» 1552 ^ der vor Moritz v. Sachsen flüchtende Kaiser Karl V. den ersten Nuhepunkt. Oberhalb Brunecken endet das Gaderthal oder Euneberg! (im weitereil Sinile), in welchem St. Vigil wegen ! feiner Dolomufelsen incrkwürdig ist. Die Wasserscheide zwischen Rien; uud Dran im Pusterlhal ist das Toblacher-Fcld, welches seinen Namen nach dem Flachsbau und Leiuw^erei treibenden Markte Toblach führt, Oestlich da'.on liegt in der Näh^' der Markt Innichen, an Stell^ des romischen H^llnUlin, mit einer ehrwürdigen romanischen Kirche ans dem 12. Jahrhundert nnd einem Wildbade im nahen Seitenthal. An der Mündung der Isel in die Dräu liegt ! das freundliche Lienz '> ^ouciuni, 2111 E.), die östlichste Stadt Tirols, mit stattlicher gothischer Kirche, 2 Klöstern, Industrie und ansehnlichem Spcditionshandel. Die Umgegend ist ein Fundort von Alterthümern. Als Hauptort des Iselthales ^ist der Markt Windisch-Matrei zu nennen, welcher in einem tiefen Kessel, von botanisch interessanten Hochalpen nmgeben, liegt. In der Nähe erheben sich die Burgen Zollheim, Weißen» stein und die Ruine Falkenstein. Hauptort dcö ^nmeist V2N Italienern be» ! wohnten Ampcz;othalS ist das an der Grenze Vcnetiens gelegene Torf Cortina mit einer Bogenbrücke über die Boita. Südwestlich davon liegt im Thale ^ivinallongo (Buchenstem) das Torf Pieve, gleichfalls an der italienischen Grenze. 3, Trieuter Kreis (Wclschtirol). Der be» dentcndste Orl dieses ehemaligen KreiscS ist dte Siadt Trieut (mei Kuppeln und die Kirche 8ta. ^laria me^. ^iol-6, ans dem 16. Jahrhundert, in welcher das tridentiuische Concil (1545—15^3) tagte. Außerdem sind der Iuftizpalast mit der Hauptwache, das Theater nnd die Paläste Gallaö, Zambelli, Tabarelli nnd Wolkenstein zu nennen. Trient ist Sitz eines Fürstbischofs, hat eine bischöst. theologische Lehranstalt, theologische Hausstudien der Franciscaner und Capuciner, ein Gmnnasium, eine Lehrer^ uud eine Lehrerinnen Bildungsanstalt. Die Indnstrie ist bedeutend. Außer zahlreichen Filandeu bestehen hier eine Glockengießerei, je eine Fabrik für Thonwaareu, Blei--weiß, Oel, Confitüren, Papier und k!eder, eine Gasanstalt, eine Weinzurichtnngsanstalt. In der lllngegend wird viel Wein gebaut, Gips und Marmor gewonnen. Die Sommerhitze ist hier nilerträglich; doch verschließen sich die Welschtiroler während der heißen Zeit in ihre steinernen Häuser und ziehen erst im Herbste auf's Vand. Perfolgen wir von Trient den r!auf der Etsch südwärts, so gelangen wir zunächst nach dem Dorfe Volano am Eingänge in das Thal. ') Per Name ist zweisilbig zu sl'rcch«^ ^! c»z. 44* 692 Gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg. Valluuga, auf der Stelle einer römischen Niederlassung. Gegenüber ani Gebirge liegt das Dorf Pomarolo, mit dm Ruinen von Eastelbarco, dem Stammschlosse des gleichnamigen Geschlechts lvgl. S. s>77). Südlich von Volcmo liegt die Stadt Roveredo (deutsch Nofreit, 9063 E,), V« Stunde vom Etjchufer, zu beiden Seiten des Leno. Die im Mittelalter uon den Castelbarkeru j gegründete Stadt ist schön gebaut, hat 2 Vor- j stiidtr, 7 Plätze und mehrere, hervorragende Gebäude, unter denen dir, Pfarrkirche 8. HlHr^o und die Kirche 8ta. ^I«i'ili ><-t>8i«, (Kirche), dem ersteit christlichen Gotteshaus?,, das hier an Stelle des alten Satnrutempclö erbaut wurde. Die Umgegend, wo sich auch die „schwarzen Felder", ciue alte ^eichenstätte, befinden, ist Fund» l ort römischer Alterthümer. Südwestwärtö, im Val di Sole, finden wir deu städtischen Markt Malö, der große Viehmärkte hält; hier endet das vom Ortler kommendr Val di Rabbi, iu dem der Sauerbruiill von Rabbi sich befindet, Tirols berühmtestes Heilbad. Auch der Markt Fondo im Hintergruude des Thales Nousberg besitzt leinen Sauerbruuu; iu der Nähe steht die stark ! besuchte Wallfahrtskirche „Unsere liebe Frau im ^ Walde". Das größte Nebenthal der Etsch m Welsch, tirol ist das Aviftolhal, das anftvarts in seinen ! Theilen die Namen Zimmers- oder Cembrathal, i Flcims (it. I'ic'ink) uud Fassathal oder Evas führt. An seinem Ausgange zur Etfch liegt das bereits oben genannte k!aviö; dann folgt der Markt Cembra, alö Hauptort uon Fleims der Markt Cavalese mit uralter Pfarrkirche, Mar-mnrbrücheu und bedeutettdem Holzhandel, eudlich im Fassathale das Dorf Vi go. Von Trieut führt das Thal des Fersinabaches ostwärts zu dem in schöner Ebene gclegeuen Markte Pergine (Deutsch l Pergeit, 2856 E.) mit einem alten Bergfchlosse und einem Franciscanerkloster voni Jahre 1l>; er betreibt Seideuspiunerei uud starteu Weinbau, i An der nun nach Südost wendenden Straße liegt Levico, ein Markt uuweit des gleich-namigeu Sees; auch hier wird Scideuspinuerei ! betrieben. Iu der Nähe ist eine Tropfsteinhöhle. Am benachbarten Caldonazzo^Se? finden wir das Dorf Caldonazzo mit glnchuamigem Schlosse. Von Lrvico zieht sich nach Osten hin. das von der oberen Breuta durchflossene, Val Sugana. Iu diesem sind ueunenswerth der Markt Vorgo (deutsch Vorcheu) mit einer Stcinbrücke über die Brenta; hier wird Seiden-spinuerei brtrielx'N, in der Niihc Silber und Topographie. 693 Kupfer gefunden; das Dorf Olle mit einem Bade und der benachbarten Tropfsteinhöhle von Costalta; dcr Markt Strigno mit starker Seidenzucht und Spinnerei, einer Papierfabrik und Oipsmühle; endlich das Dorf Grigno. am Einlange in das durch den Bilderhandel, welchen feine Bewohner einst hausirend trieben, bekannte Tesino-Thal. 4. Bregenzer Kreis (Vorarlberg), Hauptstadt von Vorarlberg und Sitz der Vandesvc» tretuug ist die an der östlichsten Einbuchtung deö Bodensees, nuweii der Mündung dcr Bre-Lenzer Ache gelegene Stadt Vregenz (das alte iir^^Äntium, 36«5> E) nnt einem kleinen Hafen, der der, Holzausfuhr dient, einer Türkischrothfärberei und Druckerei. Landeinwärts liegt nach Südwest das Torf Fuss ach mit Baumwollspiuuerei, Türkisch! rolhfärlierei und Cotiondruckcrei, südlich am Rhein die aus mehrereu Dörferit besteheude Ge-, meiude Lustenau (3903 E.) iu weiter, etwas fumpfiger Fläche, mit Torfstecherei. Straße und Eisenbahn führen von Bregen', südwärtö nach Dornbirn iinittelalterlich Tornbüren) . dem größten Marktflecken Vorarlbergs mit 3363 E., einschließlich dcr um- und anliegenden Orte über ^ ! 70>i0 E. Es ist ein sehr wichtiger Industrieort; ! hier bestehen eine Maschinenwerkstätte, eine Eisen-^ und Gelbgießcrci, cine Bijontcricwaarenfabrik, si Vauuuuollspinnrreien. 5 uicchanische Webereien, ^ 2 Cottondruckereien. Oestlich von Dornbirn liegt ! au der Bregenzcr Ache das wohlhabende Dorf Schwarzenberg, der Heimatöort der berühmten Malerin Angelica Kaufmann, die jedoch bei einer zufälligen Reise ihrer Eltern 174? zu Ehur in der Schweiz geboren wnrde. Südwestlich von Dornbirn finden wir den Markt iHohenems (3832 C.), gleichfalls Bahnstation. Dcr Ort, im Osten von hohen steilen Felsen ^ nmgeben, liegt sehr malerisch. Das stattliche Schloß z ist uoin I. 1564. Ueber dem Markte erheben sich die Rninen der Burgen Alt^ und Neu-Hoheuems. Hier besteh: die eiuzige Iudcuge-meinde Tirols. Der Holzhandel ist bedeucend; die hervorragende Industrie beschäftigt sich milder Verfertigung hölzerner Häuser, von Gespinnsten, Bändern, Stickereien n. s. w. In der Nähe sind große Torflager. An dcr Mündung deö Lateruser Thales liegt dcr Markt Rantweil mic Bamnwollsvinncrci und Papierfabiik. DaS südwestlich a>l der III nud dcr Vah>^ gelegene Feldlirch (28,i8 E.) ist eine alte saubere Stadt, rings von Fclscnmamrn nmgcben, eine natürliche Fcstnng, um die scholl öfters heiß gekämpft wurde. Die schöne Pfarrkirche ist vom Jahre 1487; über der Stadt steht das alte Schloß SchaUenburg, Feldtirch ist Sitz eiucü General-vicars des Brirmer Bischofs, hat ein Realgymnasium nnt Oberginunasium n.id Obcrrealschule, eilie große, von Jesuiten gcleitctc Erziehungs-anstalc uun eine Handelskammer. Der Speoi-tionsl,andel mit der Schweiz ist bedeutend. Die lebhafte Industrie erzeugt Holz, Baumwoll-Waaren, Chemikalien n, s, w. Dic im Illthale gelegcncn Dörfer Fräst anz, Nenzing und Thüringen sind wichtig als Iudnstricortc; in erstcrem bestehen eine Maschinenwcrtsta'tte, Eisengießerei, Banmwollspinilcrei und Weberei, in den beiden anderen Spinnereien und Webereien für Baumwolle, iu Nonzing anch ein Kupferhammer. An dcr Vereiniguugsstclle des Monta-foner nnd Älosterthales li'egt 'höchst malerisch die Stadt Bludenz (2l6S E.), vorläufig Endpunkt der Arlbcrgl'ahn, m:t altem Schlosse uud großen Fabriksgebäuden. Außer dcr Baumwollindnstric wird anch Papierfabrication betrieben. In Schruns, dein Hauptorte deö GerichMezirtes Moiltafou, besteht eine Schafwollspinnerci, H94 Gcfiirstcte Grafschaft Tirol und Vorarlberg. Charakterbild. Die Vrcnnerliahn. Die Arennerbahn, worlintcr man die ganze 17 Meilen lange Schienen-strecke von Innsbruck bis Bo;cn versteht, ist so rccht geeignet, dem Beschauer den außerordentlichen Fortschritt der Wissenschaft und technischen Kunst vor's Auge zu führen. Der ganze Riesenbau ist gleichsam mir ein Denkmal des Triumphs derselben. Wer würdigt genügend die fast unglaublichen Schwierigkeiten, die sich diesem Baue cntgcgcnstcmmtcn nnd deren Bewältigung das ganze Capital technischer Kunstmittel und ausdauernder Arbeitskraft erforderte. Man mutz diese wahrhaft eytlopischcn Stützmauern, diese riesigen Bahneinschnitte, diese in den kühnsten Wendungen ausgeführten Kchrtunncls mit eigenen Augen gesehen und selbst befahren haben, um sich einen schwachen Begriff von dieser Titcmcnarbcit zu machen. Dennoch wurde dieselbe unter der umsichtigen Leitung Etzel's nnd seines Nachfolgers Thommcn in kaum drei Iahrcu vollendet. Die großen Viadnctc, welche die Semmcringbahn auszeichnen, hat man vermieden; die Herstellungskosten waren in Folge dessen bedeutend geringer. Auch in landschaftlicher Hinsicht ist das Befahren der Vrcnncrbahn, welche am 24. AMist 18l'.7 eröffnet wurde, höchst interessant, namentlich durch den raschen Wechsel der Vcgctationsbildcr, der sich bei der Scmmcringbahn weniger bemerk-lich macht. Von Innsbruck sührt die Bahn qncr durch das Thal an der Abtei Wilten vorbei schnurgerade zum Berge Iscl, welcher mittclst eines 2100 F. langen Tunnels durchbohrt ist. Jenseits desselben befindet man sich bereits in dem romantischen Wiftp-thalc. Nasch ist die kurze Strecke bis znm nächsten Tunnel durchflogen und erst wenn wir diesen überwunden uud auf schwindeliger Brücke die Sill übersetzt haben, ist es dem Auge vergönnt, auf dem Landschaftsbildc auszuruhen, das sich vor ihm ausbreitet. Unmittelbar rechts unter uns in unheimlicher Tiefe zwängt der tobende Bergstrom fein grnnwciß schäumendes Gewässer durch die nackten Schluchten; am jenseitigen Ufer zieht sich ein lachendes Gelände hin mit üppigen Wiesen und Frucht-feldcrn, überdacht von den waldigen Hügclrcihen des Mittelgebirges. Darüber ragt wie ein gothischer Dom das Felscnhanpt der Scrlcsspitzc. Auch die italienische Straße erblicken wir, die sich wie ein grancr Wurm beständig am rechten Bcrgabhange hinzieht und den stolzgcschwungcncn Bogen der Stcphansbrücke, von denen beiden die einst so häufigen Frachtwagcn uud anderen Fuhrwerke nun verschwunden sind. Hier, wo der Stntzbach aus enger Schlucht in die Sill stürzt, ist der Eingang in das an Naturschönhcitcn so reiche Stubaithal. beider ist es uns nicht vergönnt, vom Waggon aus einen Blick in die großartige Gletschcrwclt dieses Thales zu werfen; unsere Fahrt geht stets an der linken Berglehne des Patscherkofcls der Sill entlang und die Bahn hält sich trotz der bedeutenden Steignng noch ziemlich tief. Linker Hand findet das Angc momentan wenig landschaftlichen Genuß. Die sonnverbrannten, steil abfallenden Sandgründc mit den ausgerodeten Waldbezirkcn, die künstlich gesprengten Thonschicfcrwändc, nur da und dort von einer kleinen Cascade nntcrbrochcn, vorzüglich aber der Anblick der lockern, stets abrutschenden Thalböschnng, an der die Bahnlinie klebt, haben wenig Erquickliches. Endlich sieht man von dem jenseitigen, grünen Mittelgebirge die schmucken Häuser des „alten Schönbcrgcs" hcruntergrüßen, dem gegenüber die erste Station Patsch liegt. Weiter eilt der Zug durch dunkle Stollen und sonnige Lichtungen der nächsten Station Matrei zu. Gewaltiges Brausen erregt plötzlich unsere Aufmerksamkeit. Ein Blick aus dem Fenster zeigt das malerische Schloß Trautson und ;u seinen Fimen die prachtvolle Easeade der Sill, die schau- Eharaltrrbild. , 695 mend aus einem künstlichen Schachte bricht, während wir auf hohem, das alte Flußbett füllenden Damme in den Tunnel des Schloßhngcls hincindampfen. Am Ausgange erwartet uns ein herrliches Bild: ein Kranz von grünen Wiesen und Feldern lacht uns entgegen, rechts davon liegt der langgestreckte Markt Matrci, die alte Nömerstation. Hei Stcmach mündet das zum Tribulaun-Bcrg führende Gschnitzthal. Bald nachdem diese Stelle passirt ist, biegt die Bahn, um die nöthige Steigung zu gewinnen, links in das idyllische Schmirnthal ad. In wcitgcschwciftcm Bogen fahren wir in dasselbe ein; von fernher leuchten wic Diamanten die Gletscher des Valserthalcs, vor uns aber auf den sammctgrüncn Matten steht das friedliche Kirchlcin von St. Iodok mit seinem rothen Spitzthurm, umgeben von kleinen Gehöften. Wie ein Traun: fliegt das reizende Bild vorbei, immer höher steigen wir in das einsame Alpcnthal, da schrillt ein langgcdchntcr Pfiff nnd der Bahnzug fährt in einen Tunnel ein, der iius plötzlich durch eine Wendung auf die andere Seite des Thales bringt, fo daß wir uns das vergnügen machen können, die eben befahrene Strecke zu betrachten. Bald gelangen wir in einen nrncn Tunnel, dessen Mündung wir früher hoch oben an der Bergwand sahen und der die südliche Thalwand durchbricht. Wir befinden uns bereits hoch über der Fahrstraße und dem darangclcgcncn Dorfe Grics mit Stations-ftlatz. Von hier aus ist uns auch ein Blick in das romantische Hochthal Obmibcrg gegönnt, freilich viel zu kurz für die Schönheit der Landschaft. Grics ist das letzte Dorf des nördlichen Wipplhales. Nun führt die Bahn weiter in zwei großen üurucn hoch über der tiefen Sillschlucht, zuletzt an dem kleinen, grünen, forellenrcichcn Brcnnersec vorbei. Wenige Schritte von diesem Gewässer entfernt erblickt man die Brcnncrpost nnd die schmutzigen Häuser, welche ungeordnet um sie herumstehen. Die Bahn hat die Höhe des Passes erreicht. Sie läuft bicr znm crstcn Mal unmittelbar neben dcr Straße; die beiden aufwärts strebenden Linien berühren sich. Hier ist auch die Wasserscheide zwischen dem schwarzen Meere und dcr Adria. Hinter dem Post-Hause rauscht dcr Wasscrfall herab, welchen man die Quelle des Cisack, nach Goethe der Etsch, nennt. Dcr Fluß fristet aber, so lange er auf dcr Hochfläche des Brenner dahin rinnt, ein ärmliches Dasein und erst, wenn ihm die Gletschcrwasscr aus Pflcrsch und Nidnaun zugekommen sind, zeigt er dem Reisenden, welcher ihn bis dahin zweifelnd betrachtet hat. ein Bett, das auf den Wasserschatz hindeutet, wclchcn er weiter unten der großen Ctsch znführt. Etwa eine halbe Stunde vom Brenner-Post-hause entfernt steht ein tristes Gcbände, welches wegen seiner warmen Heilquelle viel besucht wird, das Brenncrbad. Säicllcbcrg, die nächste Station, liegt noch auf der Höhe, dann aber gebt es schnell abwärts und wir fühlen uns seltsam überrascht, wenn wir 567 F. tief unter lins den nächsten Anhaltepunkt Gossensaß (Gothcnsitz) mit seinen Schmieden und Eisenwerken liegen fchcn. Diesen jähen Abfall zu umgehen, hat hier dcr Baumeister des Gebirges selbst glücklicherweise die Möglichkeit gegeben. Denn da öffnet sich zur Nccbtcn das durch schöne Gletscher geschlossene Pflcrschthal, in welches die Bahn einbiegt und an dessen Felswänden sie in eigenthümlichen Curven hinabsteigt. In, finsteren Astcrtmmcl wendet sie sich gegen Gosscnsaß zurück, wohin dcr Bahnzug gleichzeitig mit einem rüstigen Fußgänger gelangt, der von Schcllcbcrg aus den Hang hinabeilt. Hier bewundern wir auch den technisch interessanten Wllssertmmcl, den der kundige Meister dem des alten Acttcs bcranbtcn Eisack gegraben hat, und weiter geht es mit Windcsfiügcln den Fluß entlang nach dem sumpfigen Thalkesscl von Sterzing. Letzteres ist ein vormals dnrch Bergbau blühendes Städtchen, jetzt verödet, trotz der vielen Züge, dic an seinem Bahnhöfe hatten. Stcr-zing liegt am Rande des nach ihm benannten Mooses, einer halb grünen, halb rost» braunen Fläche, aus welcher Weiden und Binsen hervorragen, uud durch welche die Straße sich hindurchzieht wie ein fester Damm. Ringsherum stehen tiefdnnkclc Tannenwälder, grüßen freundliche Dörfer mit rothbedachtcn Spitzthürmcn, schauen ernst die zerbröckelnden Stcintrümmcr einst hoch berühmter Burgen hcrab. Weiter 696 Gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg. hinaus aber schweift dcr Blick auf die duftigen Alpenwiesen des Mareither- und Iaufcnthals und zu den blitzenden Häuptern der Ridnauner-Gletscher. Hinter der Station Frcicnfcld beginnt sich die Gegend anders zu gestalten. Eine düstere Thalschlucht, durch die sich mühsam die Wasser dcS Eisack zwängen, nimmt uns auf, eine schauerliche Gegend, die nur durch die freundliche Scenerie grüner Tannen- und Birkcngruppen etwas gemildert wird. Es sind dies jene blutgetränkten Fclsenschlündc, iu denen die Eolonncn ^efebre's tiou den wüthenden Bauern überfallen wurden. Weiter drüben, etwas auizer der Station Grasstein, erblicken wir die siegreichen Höhen von Spiugcs und die Kampfstätte von Oberau. Endlich haben wir diese tirolischen Thcrmopylcn überstanden, die Gegend wird lichter, und ehe wir uns ucriehcn, stehen wir vor den gewaltigen Granitmauern der Franzensfcstc. Hinter ihren Wällen eröffnet sich bereits der herrliche Südcu, den hier Plötzlich die hellere Beleuchtung, das dunklere Blau des Himmels, Wcingeländc und Eastanienbäume verkünden. Ueber der Eisackschlucht erblicken wir die Burg Salern und hinter dieser zeigt sich das wunderschöne Thal Schaldcrs. Bald schcn wir nun dcn alten Bischofssitz Briz-cn vor uns. wie inmitten eines riesigen Parkes mit waldigen Kuppen, lieblichen Hügeln und sonnigen Niederungen, auf denen freundliche Dörflcin liegen. Unsere Bahn übersetzt nun den Fluß und läßt uns rechts einen hübschen Wasserfall schauen und bald darauf das Kloster Scben, einst der Römer Eastcll Sabiuna, dessen altersgraue Thürme gar ernst auf den Fortschritt der Zeit hcrnicdcrblicken. Am Fuße der sagcnbcrühmten Burg liegt das Städtchen Klausen, aus einer einzigen engen Straße bestehend, zu allen Zeiten ein in Kriegen wichtiger Engpaß. Unterhalb Klausen verengt sich das Thal. Die Bahn zieht sich an steilen Porphyrwänden hin, welche uon nun an nnscre beständigen Begleiter bleiben; von dcn weiten fruchtbaren Hochebenen auf den Höhen mit zahlreichen Dörfern läßt man sich unten nichts träumen. Bei der Station Waidbruck taun man in das durch seine Schnitzwaarcn berühmte Grüdcncrthal Einblick nehmen; über tiefer Schlucht erhebt sich die alte Twslburg, an dem schönstem Pnnttc in diesem engen Theile des Eisackthales. Wir fahren hart am Flusse durch dcu Kuntcrsweg, in dem dic Bahn auf die größten technischen Hindernisse stieß. Bald schäumt dcr Eisack zornig in seinem bccngtcn Bette, bald breitet er sich friedlich und blau wie ein Scc vor nns aus. ^ioch eine Schlucht und wir sind in der weiten, lachenden Ebene bun Bozcn. Pfirsich- und Mandclbäumc bekränzen unseren Weg, und weiter hinaus zeigcu sich die Nebenhügel von Kältern und Eppan und die seltsam geformten Felswände dcr Mendel. Nach nahczn sicbcn-stündigcr Fahrt langen wir im Bozcner Bahnhöfe an und beenden fo unsere Brennerrcisc. iMich Mehreren bearbeitet.) (Als Charakterbilder für Tirol und Vorarlberg gelten ferner die Aufsätze: „Ein wandernder Gletscher" S. 97, „Der Gardascc" S. 340. „Die Zillerthaler in^Tirol" S. 414, und „Leben und Sitten im Brcgenzerwald" S. 417.) 9. Königreich Böhmen. 943'6 HM. ^ 51.955-8 ^M., 5.140.544 E. sWapPeu: Ein golden gekrönter silberner ^öwe uül doppelt ^tthcilteiu Schwänze im rochen Felde, ^anoeöfürdeu: Weiß Roih.) Geschichtsbild. Böhmens Namen ^) erinnert an die ältesten Bewohner des Landes, die keltischen Bojcr, welche in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v.Chr. durch die suem'schen Markomannen verdrängt wurden. Ihr König Marbod saß in Marboounum (Buoweis), der ältesten böhmischen Capitale. Als dic Marlo,nannt!n im <». Jahrhundert aus dein ^andc verschwanden, wanderten in der zweiten Hülste desselben Jahrhunderts slavische Stämme in Böhmen ein, unter welchen der der öechen der bedeutendste war. Nachdem Böhmen mit Mähren in Abhängigkeit von den Avarcn gerathen war, wurden beide Bänder durch Sanw (t>27—Mi^ von derselben befreit; letzterer gründete ein großes Slaocnrcich, das jedoch nach seinem Tode rasch zerfiel. Im 8. Jahrhunderte sollen der Sage nach die Königstochter Mussa und ihr dem Bauernstände entstammender Gemahl Prcmysl in Böhmen regiert und letzterer die Stadt Prag gegründet haben. Premysl gilt als Stammvater der Ps'emysliden, welche in Böhmen als Herzoge und Konige bis 1AW regierten. Karl der Große unterwarf Böhmen und machte es tributpflichtig; im Thei-lungsvertragc von Verdun (84,^!) kam das ^and an Vudwig den Deutschen. In schweren Kämpfen suchten sich wiederholt einzelne öechischc Stammesfürsten der Oberhoheit der fränkischen Könige zu entziehen, andere verharrten in der Treue gegen dieselben und strebten durch zwei Mittel ihre eigene Macht im ^anoe zu befestigen: durch die Aufnahme fränkischer Staatscinrichmngm und das Christenthum, wclchcs gegen Ende des l). Iahrhnndcrts in Böhmen festeren Boden gewann. Als in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts das großmährischc Reich entstand, dehnte dieses seine Herrschaft auch über Böhmen aus. Mit seinem Verfalle trat das von den Preinysliden beherrschte Böhmen wieder in festere Abhängigkeit von Deutschland. Unter den Äöhmcnherzogcn ragt besonders Brctislaw Achilles (103?—1(155) hervor, der die Herrschaft über Mähren dauernd begründete. Dein Herzoge Wratis-law II. verlieh Kaiser Heinrich IV. 1()8v, uü^lN'. ^3!7 ans, deren letzter, Sigismund, Brandenburg von Böhmen wieder getrennt hatte. Sein Schwiegersohn Albrecht V. von Oesterreich folgte ihm nach seinem Willen kraft früherer Erbvcrträgc und mit Zustimmung der Stände in der Herrschaft Böhmens. So fielen die böhmischen Lande zum zweiten Male dem Hause Habsburg zu, aber wieder nur für kurze Zeit, denn nach dem Tode von Albrecht's Sohn Ladislaus (1457) wählten die Böhmen aus ihrer Mitte den Utraquistcn Georg von Podöbrad zum Könige, dem zwei Iagclloncn folgten, die zugleich auch übcr Ungarn regierten. Nach des letzten Iagclloncn Ludwig Tod (152s!) kamen Böhmen und Ungarn sowohl durch Erb-vertrag als durch Wahl an Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, und blieben fortan mit dm österreichischen Landen vereinigt. Ferdinand erklärte 1547 Böhmen für ein Erbreich. Nachdem seit der deutschen Reformation die neue Lehre in dem hussitischcu Böhmen so großen Anhang gefunden, daß Kaiser Rudolf sich genöthigt sah, durch einen Majestätsbrief den Protestanten daselbst Religionsfreiheit zuzusichern, brachen 1018 in Böhmen jmc folgenschweren Unruhen aus, welche den dreißigjährigen Krieg eröffneten. Der damals voll Böhmen gewählte Gcgcnkönig Friedrich von der Pfalz war von kurzer Herrlichkeit; die Scklacht am weißen Berge vor Prag 1l>20 machte Kaiser Ferdinand II. zum Sieger, der nun in Böhmen die Gegenreformation durchführte und zugleich das Land von neuem für ein Erdreich des Hauses Habs bürg erklärte. Unter den Stürmen des Jahres 1848 erwachte das Streben nach politischer und nationaler Freiheit des Landes wieder, zugleich begann aber auch der Kampf zwischen ^echenthmn und Deutschthum, der noch heute nicht beigelegt ist, obgleich den Rechen inzwischen Alles eingeräumt wurde, was als billig und mit der einheitlichen Neichsidee als'vereinbar erschien. ^ Physische Geographie. Böhmen ist ein von Höhen des hcrcynifchen und sudc-tifchcn Gcbirgssystcmö eingeschlossenes Becken, dessen tiefster Punkt, der Ausfluß der Elbe (355 F. --- 112-5 Mtr.), zwar bereits der Stufe des Tieflandes angehört, welches aber dennoch im Allgemeinen Hochland ist. Das Kronland hat beinahe die Gestalt eines Rhombus, dessen Seiten den 4 Ncbcnwcltgegcndcn zugekehrt sind. Der Nordwcst-, Südwest« und Südost-Rand sowie das Innere Böhmens südlich von der Elbe gehören dem hcrcynischen System au, der Nordostrand dem Sudeten-system. Da das Gebirgsland Böhmens auf den S. 130 bis 143 ausführlich Physische Geographie. 699 geschildert wurde, genügt cs hier, nur in Kürze die Hauplthcile desselben anfzuführcn. Im äußersten Westen reicht das Fichtclgcbirgc mit seinen Vorbcrgcn, unter denen der Hainbcra (2400 F. — 780 Mtr.» am höchsten, nach Böhmen herein. Das Plateau von Waldsaßen bildet den Ncbergang zum Böhmerwaldc, dessen Nordosthang bis zum Kerfchbaumer-Passc böhmisch ist. In dem niedrigeren nördlichen Theile öcsky-Les (bis zur Neumarkter Senkel gipfeln der Dillcnbcrg, Ohrenberg, Pfraumberg, die Lifsa und der (^crchov (8193 P. F. — l037 Mr.). Der höhere südliche Theil, das Szumava-Gebirge, zerfällt in zwei Parallclznge; mi westlichen Zuge sind die Höhen des Osser, der Scewand, des Mittags-berges (4127 P. F. — 1341 Mtr.',, des Plöckenstcius (4260 P. F.'— 1883 Mr.), des Drciscsfclbcrgs (4112 P. F. — 1336 Mtr.) und des Hoch-fichtet (4100 P. F. — 1332 Mr.) am Trifinium von Böhmen, Obcrösterrcich und Bayern ganz oder theilwcisc böhmisch. Im Ostzuge ragt der Kubani zn einer Höhe von 4177 P. F. 1^1357 Mtr.) empor. Im Nordostcn des Fichtelgcbirges schließt sich durch das Elstergcbirgc das gegen Böhmen steil abfallende Erzsse birg c an, welches in ^nordöstlicher Richtung bis zur Elbe zieht mid am höchsten im Kcilbcrg (3954 P. F. — 1275 Mtr.) und im Spitzbcra. (3407 P. F. — 1107 Mtr.) gipfelt. Das vom Böhmcrwaldc, der Eger-Elbe-Erlitz-Lmie nnd der so ziemlich mit der Wasserscheide zwischen Elbe und Donau zusammenfallenden Südostgrcnzc des Kronlandcs eingeschlossene Gebiet ist cin flacheres Berg- und Hügelland, welches vom Äöhmcrwald ans allmählich zur oberen Elbe abfällt und w 8 Terrassen eingetheilt wird. In der nördlichen Terrasse sind der Kaiscrwald und das Tcplcrgebirge bemcrkrnswcrth, in der mittleren bildet der Trcmoin-Bcrg (2580 P. F, — 822' Mtr.) die höchste Erhebung, die südliche ist im Zebrcm-Berg (3294 F. — 1040 Mtr.) am höchsten. Im äußersten Südostcn, wo sich dcr Iägcrhüttcnbcrg in den Farrenbcrgen bis zu 34s.!» P. F. (ll27 Mtr.) nhrbt, bat Böhmen auch Theil an der mährisch-österreichischen Terrasse. Pon der unteren Egcr, der Bicla und den: Pölzen begrenzt, liegt beiderseits der Elbe das bulcanischc Mittelgebirge mit dem Millcschauer Donncrsberg (2568 P. F. ^ 835 Mtr.). Das Elbcsandstcingcbirgc, dessen Elbcdurchbruchsthal hier die böhmische Schweiz (Prcbischthor) heißt, und das am höchsten im Tetschcner Schnccberg (2228 P. F. — 721 Mtr.) gipfelt, verbindet das Erzgebirge mit den Sudeten. Der größere Theil des Lausitz er Bcrglandcs ist böhmisch; an der Gvcnzc erhebt sich^dic 2453 P. F. (797 Mtr.) hohe Lausche. Hichcr gehört auch der Nucken des Icschkcn i,3ll8 P. F. — l0l3 Mtr.) im Westen von "^eichenderg. Das Iscrgebirgc, jenseits der Görlitzer Ncisse beginnend, besteht auS ^lei Kämmen, die von dem höchsten Punkte, der Tafclfichtc (3460 P. F. ---^^24 Mr.), ausgehen; letztere, im hohen Iserkannn gelegen, steht an der preußischen ^'enze. An das Isergebirge schließt iich bei der Qucisqucllc das 9liescngebirge, das, zwar die höchsten Kuppen des Vandcs besitzt, aber von geringem Umfange ist. Von West nach Ost gipfeln auf dem Hanptrückcn das Hohe Nad, die Große Sturmhaube und die Schnee- oder Ricscnkoppc (4959 P. F. — 1611 Mtr.), auf dcm inneren Kamme der Kcsselbcrg, der Zicgcnrücken und der Brunn-bcrg ^4786 P. F. — 1555 Mtr.). Jenseits des Liebauer Passes beginnt oaS ^latzcr Bcrgland mit dem Ueberschar-Gebirgc, von dem jedoch uur das Südcnde nach Böhmen hercinreicht. Ocsilich folgt das Faltengebirge mit dem werkwürdigen Sandstcingcbirgc von Politz und Adcrsbach anf böhmischem V°den. Längs der hier die Grenze gegen Prcnßisch-Schlesirn bildenden Erlitz streicht das Erlitza'cbirgc mit der Hohen Mcnfc (3348 P. F. ^ 1088 Mtr.) an der Grenze'und der Dc schnacr Kuppe (3420 F. — INI Mtr.). Der durch °le Mittclwaldcr Senke getrennte Große oder Spicglitzer Schneeberss (43f.0 P. F. — 1417 M^.) echcbt sich an der Grenze Böhmens, Mährens und 700 Königreich Böhmen. Preußisch-Schlesiens. Die wichtigsten Pässe durch Böhmens Gebirge sind die Straße zwischen dem Lusen- uno Drciscsselbergc, der Paß von Tans nach ?Furth, der Pfraucubergcr Sattel und der Hohcnsurther- und Kerschvanmer-Paß iul Böhlncr-waldc (s. S. 132), die Pässe von Nollendorf, Sebastian^bcrg, Gottcsgab und Schönbcrg im Erzgebirge (f. S. 13ö). der Liebauer-Paß im Nicsengebirgc (S. 140) und der Reinerzer Paß und die Mittclwalder Senke im Glaser Berglande (S. 143). Breite Thäler und ausgedehnte Ebenen besitzt Böhmen nicht; unter den kleineren Ebenen sind nennenswert!) die Elb-Ebenc zwischen der Adler- und Iscr-Münoung, die Lann-, Saazcr- und Thercsienstädtcr^Edcne an der Egcr, das Becken von Pilsen, Rakonic und Kladno, die Vuoweiscr und die Wlttinganer Ebl'nc. Die Gewässer Böhmens gehören großtcnthcils zum Stromgebiete der Elbe, welche im Lande entspringt und dasselbe bis Hcrnstrctschcn durchstießt. Sie empfangt rechts die Cidlina (mit der Bistric), die Iser lmit der Kamnitz) und dm Pölzen; auch die »chr bald nach Sachsen übertretende Spree entspringt in Böhmen. Auf dem linken Ufer uimmt sic anf die Aupa, Meltau, Adler oder Erlitz, die Moldau (mit der Luschnitz und Sazawa rechts, der Wotawa und Bcraun links), die Egcr lmit der Tepel) und die Biela; außerdem haben die Frcibcrger Mulde und die zur Saale fließende Elster ihre Quelle im Lande. Das Gebiet jener Flüsse, die nicht der Elbe zngehören, umfaßt in Böhmen zusammen ungcfähr 68 mMl. oder <>-0 Gesundbrunnen. Der berühmteste Curort ist Karlsbad (18 incrustircnde Quellen von 30—60" N., 133ö entdeckt, die täglich 130.000 Eimer liefern); ihm zunächst steht Teplitz (11 warnte alkalische Quellen von 20—37" N., 762 entdeckt). Dann folgen die Säuerlinge von Marienbad, Franzensbad, Ailin, die Bitterwässer von Saioschitz, Püllna, Sedlitz, der Sauerbrunn von Gicßhübel und das warme Iohannisbad bei Freiheit. In Böhmen, welches dcr Zone dcr Sommcr-Ncgcn angehört, macht sich bereits das contincntale Klima fühlbar. Die Nanogcbirgc besitzen ein feuchtes, regenreiches, mäßig tMes Klima, welches im Böhmerwalo gleichmäßiger ist als in den größeren Schwankungen untcrlicqcndcn nördlichen Gebirgen. Im Binnenbecken tritt ein vielfacher aber mäßiger Wechsel der Temperatur und Feuchtigkeit auf; die Niederschläge sind seltener, aber bisweilen heftig. Daher ist dieses Gebiet im Allgemeinen dem Feldbau und Wiesenwuchs sehr güustig, wogegen oic höheren Gebirgsgegenden für die meisten Fcldfrüchte zu rauh sind (vgl. S. 133). Die mittlere Jahrestemperatur Prags ist 0'4" C., in Böhmisch-Veipa' 7-7", in Budweis 8'0", in Egcr 7'3°, in Scnftcnberq 6'0" C. Auf dem Iserkamm sinkt sie auf 2'5°, auf dcr Schneekopue bis zu 0'5" C. herab. Die jährliche mittlere Negcnmeugc ist am bedeutendsten zu BevMermigö-Stalistik. 701 Stllbenbach im Böhmcrwald (81'2 P. Z.^, auffallend gering in Prag (14'4 P. Z.), für Budweis im Süden und Tctschcn im Norden ist sie fast gleich (23'5 und 23'8 P. Z.). Gewitter sind am hanfigsten im Böhmcrwald (28 in: Jahresdurchschnitt), am seltensten auf der Sctmcekoppe ^ 9^,; in Kruman zählt man iährlich 23, in Prag 20-5, in Eger 17'6, in l^aslau 14 Gewitter. Die vorherrschende Windrichtung hängt vorwiegend mit dem Streichen der Gebirge zusammen; im Süden und Norden ist der Nordwind, im Westen der Westwind, in der Mitte d«s Bandes der Süd« west am häufigsten. Bevölkerungs-Statistik. Am 31. December 1869 hatte Böhmen eine anwesende Civilbcvöltcrung von 5,106.069 Seelen; dazu 34.475 Personen des activen Militärs gerechnet, ergibt als Gesammtsnmmc 5,140.544 Seelen. Für das Ende des Jahres 1872 berechnete man die Eiuilbcuölkcrung Böhmens auf 5,207.638 Köpfe. 1830 zählte das Kronland 3,828.749, 1840: 4,112.085, 1851: 4,385,894, 1857: 4,705.525 Einwohner ^ohnc Militär). Die jährliche Zunahme der Bevölkerung beziffert sich auf 0'71"/y. Auf 1 österreichische lüMl. entfallen 5656, auf 1 gcogr. Hü Ml. 5448 Seelen, so daß Böhmen in dieser Hinsicht im österreichischen Staatsgebiete nur von Niedtröstcrrcich und Schlesien übcrtroffen wird. Am dichtesten ist, außer den Stadtbezirken von Prag und Rcichenberg, der Bezirk Rmuburg bevölkert (19.774 E. auf 1 lUMl.), am schwächsten der Bezirk Krumau (2911). An Wohnorten gibt es ^1872) 375 Städte (alle übrigen Kronländcr des österreichischen Staats» gebictcs haben zusammen nur 366 Städte), 23«) Märkte und 12.544 Dörfer mit 632.404 bewohnten Häusern. Von der Bevölkerung Böhmens sind 2,466.104 Personen männlich nnd 2,672.440 weiblich. Der Nationalität nach sind 61°/<> öcchen, ij7°/„ Deutsche und 2"/„ Isracliten. 4,940.898 Personen bekennen sich znr römisch-katholischen Kirche, 106.115 sind Protestanten und 89.933 Israclitcn. Von der erwachsenen Bewohnerschaft sind über 41V« mit der ^and- und Forstwirthschaft beschäftigt, 25^°/,, dienen der Industrie und Gewerben, fast 3"/g dem Handel und Verkehr, 6^"/« leisten persönliche Dienste, über 4"/<, sind Rentiers und beinahe 2"/« gehören der Intelligenz an. Cultur-Verhältnisse. Böhmen nimmt unter den Kronländern der Monarchie sowohl hinsichtlich der Rohftroduction als seiner Industrie einen sehr hervorragenden Rang ein. Der Boden ist im Allgemeinen fruchtbar und wird rationell bewirthschaftet. Gänzlich unfruchtbar find nur die hochgelegenen Partien des Böhmerwaldes, Erz- und Ricsengebirges. Die fruchtbarsten Landstriche sind die Gegend an der mittleren Elbe bei Königgrätz („die goldene Ruthe"), an der unteren Elbe das Hügelland um ^eitmcritz („der Garten von Böhmen"), die Egcr-Niedcrung bei Saaz, die Teplitzer Gegend (das „Paradies"). 3-o8"/<, des Bodens sind unpro-ductiv; vom productiven Boden entfallen 48-06 "/^ auf das Ackerland, 0'02"/y auf das Weinland, 12-09"/« auf Wiesen und Gärten, 7'71"/<, auf Weiden, 29-04°/^ auf Wald. Roggenbodcn liegt vorzugsweise im Osten und Süden, der Weizenboden im Westen und Norden. Unter den Getreidcartcn sind Roggen und Hafer die Haupt-früchtc; ihnen folgen Gerste und Weizen. Der Anbau von Hirse und Buchweizen ist unbedeutend, desw ausgiebiger der von Hülscnfrüchten, Kartoffeln, Rüben, Flachs und Hopfen (der beste um Saaz). Der von Karl IV. eingeführte Weinbau beschränkt sich nur auf wenige Gegenden (Mclnik, öernosck, Prag). Sehr beträchtlich ist die Obsternte, namentlich an Pflaumen, die theils gebacken, theils als Muß („Powidl") in den Handel kommen. Die Wälder, welche größtcnthcils Eigenthum des Großgrundbesitzes sind, bestehen vorwiegend aus Nadelholz. Im Böhmcrwalde, in den Brdy-Bcrgen, bei Pürglitz, im Isergebirgc gibt es noch große, weitaus- 702 Königreich Böhmen. gedehnte Forste, am Kubani selbst noch ein Stuck Urwald (s. S. 146). Die Erzeu-gungsmcngen der wichtigsten Bodcnproductc waren im Iahrc 1871 folgende: Roggen und Spelt 14,010.701, Hafer 13,872.050, Gerste 7,601.222, Weizen 5,848.542, Hülsenfrüchte 686.325, Kartoffeln 48,118.820, Obst «02.536 Metzen, Zuckerrüben 28,542.200, Hm und Grummet über 24^ Mill., Flachs 290.866, Hopfen 51.563 Wr. Ctr., Wein 4655 Eimer, Brennholz gcgcn I V., Mill. Wr. Klftr., Gau- und Wcrtholz gegen 19 Mit. C. F. Der Oefammtwerth der land-wirthfchaftlichcn Production belief sich auf nahezu 460 Mill. Gulden. Auf dem Gcl'icte der Viehzucht sind nennenswert!) die Pferdezucht, die Rind' vich-, Schaf- und Ziegenzucht. Für die Veredlung des Pfcrdcschlages ist das berühmte Gestüte zu Kladrub von großer Bedeutung. Im Ricsengcbirgc wird eine Art Scnuwitthschaft (Sommcrbaudcn) betrieben. Sehr belangreich ist die Hühner-, Gänse» und Bienenzucht. Im Iahrc 1869 zählte man 189.337 Pferde (209 auf 1 lüMl.), 485 Esel und Maulthiere, 1,602.015 Rinder (1774 auf 1 mMl.), 194.273 Ziegen, 228,180 Schweine und 140.892 Bienenstöcke. AlS Iagdthiere werden Edelwild und Fasanen in Thiergärten und Fasanerien, eine Bibcrcolonic bei Wittingau gehegt. Schwärme uon Wasscruögcln leben an den großen Teichen SüdböhmcnS. Sehr groß ist der Ertrag an Teichfischen, namentlich Karpfen. Die Flußfischerci ist weniger erheblich; der ehemals ergiebige Lachsfang hat sehr abgenommen, man hat noch Störe, Welse, Karpfen, Schillc, Harsche, Schleien, Hechte, Forellen und Aale. Nngemcin bedeutend und fchon von Alters her berühmt ist Böhmens Reichthum an nutzbaren Mineralien. Vor der Entdeckung Amerikas war es das gold- und silberreichste ^and. Kuttcndcrg war die reichste Bergstadt des Mittelaltcrs und lieferte in, den Jahren 1240 bis 1620 an Silber 8,440.000 Mark. Es finden sich fast alle nutzbaren Mineralien und nur das Salz fehlt vollständig. Gold liefert (freilich nur mehr in sehr geringen Mengen) Eule, Silber gewinnt mau zu Pribrain, Ratiboric, Ioachimsthal und Tabor, Quecksilber findet man in Mrtnik bei Horovic, Blei in großen Mengen zu Mies, Bleistadt, Ioachimsthal und Pribram, Zinn, welches unter allen Kronländcrn nur Böhmen liefert, in Schlaggcnivald, Hengstererben, Zinnwald und Graupen, Blende in Pribram, Arsenik in Ioachimsthal, ferner Kupfer, Uranerz, Wolfram und Wismuth, Eisen in: vormaligen Prager und Pilscncr Kreise, dessen Ausbeute den größten Werth repräsentirt. Auch Schwefel, Alauuschiefcr und Graphit werden gewonnen. Zahlreiche Torflager bergen die Hochebenen und sumpfigen Thäler der Grenzgcbirgc. Der Vorrath an fossilen Kohlen ist wahrhaft unermeßlich. Die größten Steinkohlenlager finden sich im Schlan-Rakonic-Kladuocr Becken, im Pilsener Becken, im Schatzlar-Schwadowitzer Revier, im crzgcbirgischen Brandamr Becken und bei Hurr unweit Vudwcis. Ausgedehnte Braunkohlenlager besitzen das Eger- und das Bielathal. Außerdem sind noch bcmerkenswcrth verschiedene Marmorartcn, der Karlsbader Sprudel- und Erdscnstein, der Serpentin bei Einsiedet; von Edelsteinen findet man den Saphir im Riesen-, den Topas, Achat, Jaspis, Chalcodon, Earncol im Iscrgcbirgc, Granaten im Mittelgebirge bei Podscditz und Mcronitz. Die vorzüglichsten Montanproduttc waren 1871: 32.548 Münzpfund Silber, 1,066.528 Ctr. Roheisen (15 Hochöfen in Betrieb), 611.698 Ctr. Alaun- und Vitriolschiefer, 106.142 Centner Eisenvitriol, fast 45 Mill. Ctr. Steinkohlen und 42"/.. Mill. Ctr. Braunkohlen. Hinsichtlich der Industrie nimmt Böhmen in der Monarchie dcu zweiten Rang ein, indem es bloß Nicdcröstcrrcich nachsteht. Der größte Antheil hieran entfällt auf die deutschen Gebiete des Bandes. Namentlich sind es drei Industriezweige, welche in Böhmen auf sehr hoher Siufc sichm: dic W^bcwaarcu-Industrie, die Metaliwaarcii- und die Glaswaarcnfabricatiou. Die erste Stelle behauptet die Webe-Induslrie. Hanptsitze der Schafwollgaru-Erzeugung sind der Reichcnbergcr, Prager und Egcrer Handelstammerbezirl; die Schafwollweberei wird am lebhaftesten in Cultur-Verhältnisse. 703 Reichenbcrg und Umgebung betrieben. Hinsichtlich der Flachsspinnerei steht Böhmen in der Monarchie obenan; auch für sie ist der Reichenbcrgcr Bezirk Hauptsitz, wo Trautcnau einen Ecntralpuntt bildet. Leinenwebcrei wird sowohl fabriksmäßig wie auch als Hauöwebcrci zumeist im Niesengebirgc betrieben, die Zwirn-Erzeugung im Ruin« burger Bezirke. Für die Äaumwollspinncrci sind in Böhmen etwa 700.000 Fein-spindcln thätig, am meisten im Ncichcnbcrger und Egcrer Handclskammervczirkc, uiährcnd die Baumwollwebern in Nordböhmcn überhaupt sehr stark betrieben wird. Baumwoll-saimnte erzeugt der Warnsdorfcr Bezirt. Von Bedeutung ist die Fez-Fabrication in Strakouitz. Seidenwebereien sind nicht zahlreich. Für Färberei und Druckerei von Stoffen und Garnen ist Böhmen das Hauptland in der ganzen Monarchie. Auf dem Gebiete der Metall-Industrie überragt die Eisenindustrie weit die übrigen Zweige. Stabeisen wird vorzüglich in den Bezirken Pilsen, Bcrauu, Horowitz uud in den angrenzenden Districtcn erzeugt, auch werden viel Bessemerstahl, Eisenblech uud Schienen verfertigt. Unter den Eiseuwaarcn, welche Böhmen producirt, ragen die Waffen von Weipert und Prag, Nadeln von Karlsbad, Nägel und Schrauben von Horowitz lind Umgebung. Toffel dcS Egcrcr Handelstammerbezirtcs besonders hervor. Für Maschinenbau sind Prag und Rcichcnbcrg die Hauptortc. Vorzügliche Streich- und BlaSiustrumente werden in Prag, letztere auch in Königsberg und im Erzgebirge verfertigt. Die Glasindustrie Böhmens ist sehr alt uud liefert schon seit langer Zeit Glaswaarcn feiner und feinster Sorte für den Export. Hauptsitz der Glasindustrie ist der Böhmcrwalo, namentlich die Umgegcud von Nonsbcrg und Bcrgrcichenstein bis Kruman hin. Auch an der Grenze von Nicoeröstcrreich und von Mähren sind zahlreiche Glashütten. Im Norden wird namentlich die Glasraffinerie und Schleiferei betrieben. Für letztere ist die Gablonzer Gegend Hanptsitz, wo auch die natürlichen Edelsteine geschliffen und künstliche fabricirt werden; daselbst erzeugt man auch aus Glas Perlen, Knopfe und Quincaillcricn. Die Umgegend von Haioa und Stcinschönau befaßt sich namentlich mit der Erzeugung von Krystallglas. Im Anschlüsse an die Glasindustrie sei der bedeutenden Thouwaarm-Industrie gedacht. Porcellanwaarcn erzeugen 18 Fabriken, vou denen 14 in der Umgebung Karlsbads sich befinden. Im Norden, an der Elbe und bei Teplitz, wird auch zumeist die Fabrication von Steingut-, Tcrralith-, Siocrolith-und Tcrracotta-Waaren betrieben. In der Erzeugung von Ehemikalien, welche am meisten bei Pilsen, Aussig, Tctschcn und Falkcnau vorkommt, behauptet Böhmen den ersten Nang unter allen Kronlänocrn. Zünowaarcn werden in großen Mengen für den Efport im Böhmerwald verfertigt. Sehr bedeutend ist die Erzeugung von Rübenzucker, für welche 1873 u;4 Fabriken bestanden, die größten in Unter-Berkovitz, Groß'öakovic, Suolenoucs, Wrdl), ^obositz und Melnit. Bierbrauereien zählte man 1873 056, am meisten unter alten Kronländcrn. Auffällig gering ist die Zahl der Branntweinbrennereien (1871 345). Nordböhmen erzeugt viel Chocolade und Eondi-torwaarcn. Auch die Schuhfabricauon von Prag und Münchcngrütz, die Handschuh-^rzcngnng Prags, die Fabrication voll Schnitzwaarcn im Erzgebirge, von Sparterie-waarcn im Schluckenaucr Bezirke, die Tabak'Erzeugung, die Fabrication von Papier und Papiermachewaarcn, sowie die Buch-, Stein- und Kupfcrdructerei sind von Bedeutung. Die dichte Bevölkerung Böhmens, sowie seine bedeutende Reproduction und Industrie haben auf die HandclSthätigkeit einen höchst günstigen Einfluß. Auch durch weit-ausgedehnte Schiencuwcgc und Straßen, ferncr durch die schiffbare Elbe und Moldau wird der Handel sehr gefördert. Zu den wichtigsten Importartikeln gehört das Salz, welches auf der ^inz-Budwciser Bahn aus Obcrösterrcich kommt; erportirt werden vorzüglich Industricproductc, Getreide, Holz, Klccsameu und Thicrfclle. Sehr bedeutend ist der Transithandcl, da alle Eolonialwaaren, welche von den Nordsee-Häfen Hamburg uud Bremen nach der Monarchie kommen, ihren Weg durch Böhmen nehme,!. Dieses hat aber auch das reichste Eisenbahnnetz unter allcu Kronländern. 704 Königreich Böhmen. Von dem Knotenpunkte Prag gehen 7 Schienenwege radial nach den angrenzenden Kronländern wie den Nachbarstaaten, wo IN Anschlüsse stattfinden; die Radiallinien sind durch zahlreiche Querlinien mit einander vielfach verbunden. Die wichtigsten Bahnen in Böhmen sind die Staatsbahn, die Franz-Iofephs-Bahn, die östcrr. Nordwcstbahu, die böhmische West- und Nordbahn, die BnZtshradcr Bahn, die süd-norddcutsche Verbindungsbahn. Die Straßen sind gegen 1040 österr. Ml. lang. Böhmen besaß am Cnde des Jahres 1874 20 Banken und Creditinstitute mit einem eingezahlten Capitale von mehr als 29 Mill. Gulden und zu Ende 1871 56 Sparcassen mit einer gesummten Cavitals-Einlage von mehr als 110 Mill. Gulden (davon gegen 53 Mill, in der Präger Sparcasse). Auch für dm Unterricht ist in Böhmen wohl gesorgt. Es bestanden 1871 4190 Volksschulen (darunter 24 Bürgerschulen) mit 715)1 Lehrern und 684.700 Schülern (von 887.000 schulpflichtigen Kindern). Für den mittleren und höheren, sowie für den Fachunterricht sorgten 1874 19 vollständige Gymnasien, 6 Unter-gymnasicn, 10 Real-Unter- und 4 Real-Obcrgymnasien, 8 Realgymnasien mit Ober-rcalscliul- und Obrrgymnasialclassen, 3 Realgymnasien mit Oberrealschulclassen, 14 vollständige und 2 Unterrealschulen, 10 Bildungsanstalten für hehrer und 2 für Lehrerinnen, die Präger Universität (1348 gestiftet), das böhmische und das deutsche polytechnische Landes-Institut in Prag, die Bergakademie in Pndram, 4 theologische Lehranstalten, die Handelsakademie in Prag und 2 Handelsschulen in Reichcnberg, 4 Gewerbeschulen, 'i0 landwirtschaftliche Lehranstalten, 24 Musikschulen und das Militär-Ooererzichungshaus in Kuttcnbcrg. An Vereinen zählte man in Böhmen 1872 4106 (am meisten in der ganzen Monarchie) und zwar: 228 ActicngescUschaften, 82Bildungs-, 169 Casino-, 304 Confum-Vercine, 20 gewerbliche Fachvcrcine, 185 Feuerwehr-, 356 Gesangs-, 139 Gescllig-keits-Vereine, 28 Vereine zur Förderung von Handel und Industrie, 651 Kranken-und Leichenvereine, 5 Kunst-, 118 Landwirthschafts-, 104 Lehrer-, 168 Lefe-, 36 Musik-, 32 Pensions-Vercine, 111 politische Vereine, 20 Productiv-Associationen, 95 Schützenvercine, 60 Sparcasscn, 280 Sparvcrcinc, 9 Stenographen», 151 Turn-Vereine, 13 Verschönenmas-Vereine, 452 Vorschußcassen-Vereine, 73 Versicherung«-, 58 wissenschaftliche, 146 Wohlthätigkeit«- nnd 13 sonstige Vereine. Die wichtigsten Humanitäts-Anstaltcn sind die 106 Krankenhäuser, 2 Irren-Anstalten, 306 Vcrsorgungshäuser, 42 Kiudcrbcwahr-Anstalten, 5 Krippen, 3 Waisenhäuser, 2 Blinden- und 2 Taubstummen-Institute. Von den in Böhmen bestehenden Museen und Bibliotheken seien genannt: das königl. böhmische National-Museum in Prag mit seinen reichen Schätzen, die Universitüts-Aibliothek (142.000 Bde.), die Bibliotheken des Stiftes Strahow (90.000 Bde.) und des Fürsten Kinsty (46.000 Bde.) in Prag und die des Fürsten Lobkowitz in Raudnitz (50.0t)0 Bde.). Berwaltnugs-Orgamsnms. Der böhmische Landtag besteht aus 241 Mitgliedern (s. S. 539), welche 8 Mitglieder in den Landcsausschuß wählen. Die oberste politische Stelle ist die k. k. Statthaltcrei in Prag, welcher der Landes-schulrath, der Landessanitätsrath, die Präger Polizci-Direction, die Magistrate in Prag und Reichcnberg und 89 Bezirkshauptmannschaftcn untergeordnet sind. Oberste Justizbehörde ist das Obcrlandcsgcricht für Böhmen in Prag. Gerichtshöfe erster Instanz sind das Landesgcricht und das Handelsgericht in Prag, die Kreisgcrichte in Bühmisch-Lcipa, Briix, Budweiö, Chrudim. Egcr, Iwin, Iunadunzlau, Königgrätz, Kuttenberg, Lcitmcritz, Pilsen, Pisck, Ncichcnbcrg und Tabor. Als Cinzclgerichtc fun-yircn 17 städtisch-dclcgirtc Bezirksgerichte, ein Bagatcllgericht in Handelssachen (in Prag) und 21<» Bozirkögcrichte. Als Finanzbehördcn bcstchcn die Finanzlandes-direction uuo dic Finanzpromratur iu Prag, die Fmanzbezirksdirectioncn in Prag, Politische Enttheilimg. 705 Bndwcis, i^'aslllu, Chrudim, Egcr, Iiöin, Leitmcritz, Pilsen, Saaz und Tabor, die Stcucradministration, das Gcbnhrcn-Bcmcssungsamt und die ^andcshanptcassc in Prag, die Hauptzollämtcr in Prag, Asch, Allssig, Braunau, Böhmisch-l^eipa, Boden-bach, Bndwcis, Egcr, Graslitz, Karlsbad, Komotau, Pilscn, Reichcnbcrg, Nnmburg, Tcplitz, Trantenau, Warnsdorf und Zittcni. 13 Grenz-Inspcetoratc und 85 Neben-zollämtcr. Hiehcr gehören ferner das Punzirungsamt in Prag mit «; Punzirnngs-stüttcn, die Hauptstcuerämter in ^aslau, Chrudiin, Cgcr, Ii^-in, 5t'arolincnthal, König-grätz, Lcitmcritz, Lcitolnischl, Pilsen, Rcichcnbcrg, Saaz. Tcftlitz lind 3abor lind 19') Stcuerämter. Als Behörden für Handel und Verkehr bestehen die Postdirection (mit 945 Posianttcrn) und die Tclearaphcndircttion (mit 247 Telegraphenämtern) in Praa,, die Handels- und Gcwerbekammcrn zu Prag, Budwcis, Egcr, Pilscn und Rcichenbcrg, das Gcwcrbcgcricht in 3tcichenbcrg für die Webe-Industrie nnd die Waaren- nnd Effcttcnbörsc in Prag. Behörden für ^andescultur und Bergwesen sind der ^andcscultiir-Nath für Böhmen in Prag, dic Bcrghanptmannschaft für Böhmen in Prag mit ! 1 Rcuicrbergämtcrn. Dem Zlckcrbauministeriuni nnmittcl-bar nntcrstchen die Bcrgbircction in Pribram und die Berg- nnd Hüttenuerwaltmig in Ioachimsthal. Die Verwaltung der Staatsfonds-Forste und Staatsfonds-Domänen wird durch ;wci nnmittclbar dem Ackerbau-Ministerium untergeordnete Forst nnd Domänen-Verwaltungen, die Verwaltung der Stiftnngsfouds-Domänen aber von der Statthaltern besorgt. Als Militärbehörde für Böhmen fnngirt das Gcncral-Commando in Prag. In kirchlicher Hinsicht ;crsällt Böhmen in die Erzdiöccsc Prag und in die Diöcescn der drei Siiffraqan-Visthinncr '^eitmcritz, Audwcis und Ko'mggrätz. Das Erzbisthnm erslrcckt sich auch auf die preußische Grafschaft Matz. Das Erzbisthmn Prag zählt 5!5 Dcccmnte. das Bisthnm ^citmcritz 24 Vicariate, VudwciS 5 Archi-prcsbyteriatc und 29 Vieanate, Kömggräy Z^ Picariate. Im ganzen ^andc gibt es 18Z8 Pfarren und 18 ^ocalcaplancicn, ferner 8 Abteien, 12 Collcgicn des (nunmehr aufgehobenen^ Piarinen-Ordens, ein Collcginm der Malteser und eines der Krenz-hcrrcn in Prag mid 120 Klöster. Die Evangelischen Angsbnrger Confession stehen unter einem Superintendenten und zwei Senioren, die helvetischer Confession unter einem Superintendenten und 4 Senioren; in ganz Böhmen gibt es GG.: Bcr>nm, Hovowil/. ^bir^v. 25. Ii^-in; 4 GB.: Iwin, ^ibanl Neupata^ Sobotka. 2«. Ioachimsthal; 2 OB.: Ioachim^thal, Platten. 27. Imlglmnzlau; 2 GB.: Bcnatck, ^liu^bnnzlau. 28. 5laadcu; ^ GV.: Duppau, Kaadcn, Preßtiitz. 21). Kaplih; ^ GB..- Gratzen. Hobenfmth, Kaplitz. 30. 5tarlsbad; 2 (>W..- Karlsbad, Pctschau. 31. 5tarolinenthal; ." GB..' Brandes, Eule, Karolinenthal. 32. Klattcm; 3 GB.: Klattml, ')lcüern, Planitz. 33. Kolin; 2 GB.: Kmlsim, Kolin. 34. Kuniotau; 3 GÄ.: Görlau, Konwtau, Scbastiausberg. 35. KöuiM'iitz; 3 OB.: Hol-itz, Köni^grätz. Ncchanitz. 36. KÜnissilihof; 2 GB.: ^arom5r, Koniginhof. 37. Kralowiiz; 2 GB.: Kralowitz, Manct'in.' 33. Krumau; .! GA.: Kalsching, Kruuiail, Oderplan. 3l». Kuttcuberg; 2 GB.: Kohljanowitz, Kuttcnberg. 40. Laudskron; 2 GB.: Vandst'rou, Wildeuschwert. 41. Lau»; 1 GÄ.: ^aun. 42. Lcdc<^; 2 GB.: ^edcö, Untcrkvalowitz. 43. Lcitmcritz; 3 GB.: Amcha, ^citinciitz, Vobositz. 44. Lcitomifchl; 1 GB.: Veituinischl. 45. Luoilf; 2 GB.: Äuchau, Vuditz. 40. Meluik; 1 GA.: Melnit. 47. Mics; 3 GB.: Mies, Staab, Tuschkau. 48. Moldautei»; 1 GB.: Moldautcm. 49. Mnhlhauscu; 2 GB.: Bcchin, Mülilhachu. 50. Miuichcugrätz; 2 GB.: Münchcnlpätz, Weißwasser. 51. NcubMow; 2 GA.: Chlmncc. NcubtMow. 52. Ncnhaus; 2 GB.: Ncubistritz, Ncuhaus. 53. Neustadt; 3 GB.: i»cachod, ^icustadt, Opoöno. 54. Pardubilz; 3 GB.: Holitz, Pardubitz, PrelauL. 55. Pilgmm; 4 GB.: Kamins Patzan, Pilgrain, Poöatek. 50. Pilsen; 3 GB.: Älowitz, Pilsen, Notjtzcm. 57. Piset; 3 GB.: Mirowitz, Pisck, Wodnan. 58. Plan; 2 GB.: Künigswart, Plan. 59. Pod^brao; 3 GB.: Kmügstadtl, )c'imbur^ Podöbrad. 0is>.'nbrod, ^oninitz, Semis. 77. Scnfteuberg; ü GB.,- Grulich, Nokitnitz, Sciist^ibcrg. 78. Smichov; 8 GB.: Kömgsaal, Sinichov, l!üho,''t. 7<). Starkenbach; 2 GB..- Nochlitz, Starkenbach. 80. Strakouitz; .'i GA.: Hom/.dlMml', Strakonitz, Wolin. 81. Tabor; 3 GB.: Inngwc^ir, Sod5^la>t, Tabor. 82. Tachan; 2 OB.: Pfraunlbcrq, Tachu:. 83. Taus; 2 GB.: ^eu^'dem, Tail^. 84. Tepl; 2 GB.: Tcpl^ Wchntz. 85. Teplitz; 3 GB.: Bilin, Tu^ TcPlitz. 86. Tetscheu; 3 GB.: Äcnscn, Böhimsch-Mmmtz, Tclschcn. 87. Trantcnau; '! GB.: Marschcndorf, öch^tzlnl', Trank-iunl. 88. Turuau; 2 GB.: Böhmisch-Aichli, Titruml. 89. Wittingau; 3 GB.: ^oinnitz, N'ftli. Witün^ui. Eilic GchlinüUüb^sicht dcv ndmimstratmcu Icvvitoiia^Elinheiliin^ von Ä^h,ilcn ^ibt folgende Tabelle. Politische rand^B^irtc ,,^,^ ."' ''""' ,,^°^' ^ ^ deM> ',!' l! n c:i!.'Ml, 31. Dec. 1869! Sttidte mit eigenem Statue ^ Mg...............! I <>1,^ l57.713 Neicheuberg.....-....... — l, <>'I2 ! 22.394 Bc; lrki ^ ^0 ^-7,911 l Allssiq............... 2 13i^ 646 4!».!)?9 Beiicschau............. 3 80? 10 !5 Ü7.121 Bischoftciiiitz............. 3 17? 11l!0 43.W4 Blaina.............. 2 14«! 12.W 5l',W0 Böhmisch-Brod............ 3 ! 189 12-4'.) 5>^,84'.) Böhmisch-'l.'cipli............^ :; 140! I I 5.0 72,214 Vramian............. 2 89 ^ 7 4l 5!.N4:> Blii^................ 2 ^ 70 l 5<>7 , 2!>,727 Budweiö..............l 4 232 1974 ! 77.940 Ehotöb>?r..............^ 1 108 l 5-92 ^ ^ (Civil-) ! 4>ol»n,nic ^nno.^zlrre ^,.^. ^^ ^,^,^ Bevölkerung ! BeMe schaften ! Qu, Ml, 'N. Dec. 1869 öaslau.............. 2 159 i 10-98 61.064 ! Dauba.............. 2 118 781 30.89! ! Drmschlirud............. 2 149 1090 51.953 ! Egcr................ 2 141 8'27 50,422 ^ Falkenau.............. 2 125 9'39 59.422 Friedland............. 1 51 ^ 7-27 43.242 ^ Gabel............... 2 50! 475! 35.779 ! Gablouz.............. 2 60' 393 52.428 ! Graslitz.............. 2 53 Ü'10 40.966 ! Hohemlbc............. 2 53 ü'38 ! 40,191 Hohmmauth............. 2 163 10'05 59.435 Hokowitz..............! 3 165 17-90 83.960 Iikli............... 4 260 14-88 105.014 Iolichimsthal............ 2 ! 60. 4 99 ! 24.50! Imigbmizlau............ 2 123 ! 1032 . 53.560 Kaadm.............. 3 162 1119 56.165 Kaplitz.............. 8 261 1644 53.968 Karlsbad.............. 2 99 8'39 4»,356 Karoliuenthal............ 3 266 16'15 ! 121.266 ^ jtlllttllll.............. 3 237 14-63 66.112 ^ Kolin...............'2 124 896 57.346 Komotan.............. 3 105! 9-24 43.993 KölUMätz.............! Z 218 12-39 64.791 Könicunhof.............! 2 131 7'27 57.695 Kralowitz .............> 2 121 11-95 34.772 Krmnau.............. Z 283! 19-35 53.904 ! Kuttcubcrq............. 2 163 992 02.934 Laudöki.'«!!............. 2 79 8-62 62.572 Lau»............... 1 ! 36 9-41 26.295 Ledek............... 2 22? 11-91 50.999 Lettmentz.............. 3 2485 11-52 ! 74.205 Leiwmischl............. I 1031 888 50.867 Luditz............... 2 119 9 06 30.435 Melnit.............. 1 86 «95 22.706 Mirs............... 3 157 1562 51.405 Moldautei»............. 1 50 360 16.780 Mühlhausen............. 2 139! 10-83 40.064 Munchenqrätz............ 2 136 ! 8'd3 38.237 Neubyd/.ou.............. 2 109 i 8'93 49.365 Nenhanö.............. 2 ^ 115^ 12-72, 55.26l) Neustadt.............. 3 i 226 12-65 91.844 ! Pardubitz.............. 3 18? z 21-48 74.813 Pilgram.............. 4 279 17'56 68.155 Pilsen...............> 3 174! 17-56 99.027 ! Piset............... 3 207 1?>1? 73.779 ^ Plan............... 2 ! 88 9 03 ^ 34,7l!0 Politische Eintheilung. 709 ! Z°5l Zahl Flächen. Anwesende Vezirle schuften Qu.«Ml. 31. Dec. I869 ^ PodZbrad............. 3 134 12-53 60.120 Podcrsam............. 2 110 10 73 38.899 Poli."ka.............. 1 62 L'82 32.330 Polna............... 2 80 9 25 36.86! Prachatitz.............. 4 234 1955 69.311 Pvcsjib.............. 2 134 941 40.693 Pnbram.............. 2 160 12-60 58.337 ! Rakonitz.............. 2 90 11'89 64.794 Raudnitz.............. 2 97 834 38.725 Reichcncm............. 2 119 770 47.064 Rcichcnberq (Umqclnmy)........ 2 89 5'25 62.115 Rnmbmq............. 2 51 2-99 56.357 Eaa,............... 2 85 6'87 34.386 Gä,lan.............. 3 173 13-96 75.940 Schluckenau............. 2 42 3'47 46,599 Schüttmhofcn............ 3 289 15'83 53.833 Sel^aic.............. 3 364 1429 65.857 Semil............... 3 14N 6-39 56.237 ' Senftenderg............. 3 135 10-99 62,155 Smichov ............. 3 325 1429 109.263 ! Starkcnbach............. 2 5ö 5-59 47.881 Ztrakonih.............i 3 243 15-97 73.760 Tador ..............^ 3 258 17-04 75.053 TaäMi.............. 2 l 110 l 11-32 44,200 Tau«............... 2 117 8 94 46.739 Tepl...............' 2 118 993 30.256 Teplch............... 3 164 M-87 67.790 Tetschen.............. 3 173 1095 62.275 Trailttnan.............! 3 67 645 58.262 Tunlmc.............. 2 202 6-01 44.037 Wiltitiqau............. 3 93 14'74 45.538 Summe 210 13.149 943'57 5,106,069 Militär . 34.475 5,140.544 Dic größten Ortc Böhincns sind (nach der Zahlung vom 31. December 1869^ folaendc.- Prag .... 157.713 Einwohner Pilsen .... 23.681 Reichen berg. . . 22.894 Blldwcis ... 17.413 „ Smichou . . . 45.362 „ Eger..... 13.456 Karolinen thal . . 1.^.384 „ Warnsdorf . . 13.180 „ Kllttenberg . . . 12.747 „ « , Anssic; .... 10.933 Einwohner Kladno .... 10.199 Teftlitz .... 10.155) ^eitmcritz. . . . 10.023 ClMdim .... 9.44N Asch...... 9.405 Pribram .... 9.299 Mu-Kolin . . . 9.199 «Pisek..... 9.181 710 Kömgreich Böhmen. Typographic. ^. Die ^andesljauplstabt Harass, Prag (böhm. 1'raim, lat. ?ragll) liegt zu beiden Seiten der Moldau in einer S^ehöhe von 570 P. F. (167 Mr.). Die Hauptstadt Böhmens ist das geographische Centrum des Landes, zu dcm alle Straßen und Bahnen zusammenlaufen, an der breitesten Stelle des Moldauthalcs gelegen, da wo dcr wichtigste Fluß des Königreichs zu seiner vollen Entwickelung uud Watterfüllc gelangt ist. Zwei Höhen, die cinc auf dem rcchtcu, die andere auf dein linken Ufer, beherrschen die erweiterte Thalfläche, für Befestigungen wie gcschaffeu. Auf dcr Höhe des Swiuiubcrges, dem jcyigcn Hradschin (von Hrad^c, d. i. Schloßbezirk) gründete der Sage nach Vibussa cin Schloß und weissagte mit Schcrblick die zukünftige Größe der Stadt; auf dein Libiubcrge, der Höhe des rechten Ufers, erhebt sich die alte Bergfeste Wyschchrad (d. i. Hohenburg)/ augeblich schon von Libusscns 3.>atcr Krok erbaut. Die an historischen Denkmälern vieler Jahrhunderte überaus reiche Stadt Prag, die Herzogs-, itönigs-und Kaiscrresidcnz in Böhmen, erlebte ihre Blüthezeil unter Karl IV. Dieser legte die ^cnstüdt an, begann den Bau der großen steinernen Moldaubrückc, begründete l.^48 die Universität, erbaute die neuere Kaiscrburg ans dem Hrndschin und dcn schönen Dom, förderte Wissenschaft, Kunst und Gewcrbfleiß. Allmählich erfolgten hier Ansicdclnngrn byzantinischer Maler, niederländischer Architekten, burgundischer Weinbauer, calabreslschcr Gerbci, sc» sogar persischer Kunstwedcr. Damals war Prag die erste Stadt von Deutschland, cin „Garten dcr Wouuc, iu dem Könige ergötzt werden", wie dcr Kaiser sie nannte. Auch unter Wenzel wurde die Stadt mit einigen merkwürdigen Baudenkmälern bereichert, aber die folgenden Hussitenkriege haben ihr unendlich geschadet. Unter Kaiser Nudolf II., dcr namentlich die Malcr-tmist sehr begünstigte, erhob sich Prag neuerdings, wurde aber in den Zeiten des dreißigjährigen Krieges wieder hart mitgenommen. Darauf war es Vropolo I., welcher dadurch, daß er die Vaulust des Adels weckte, die böhmische Hauptstadt bedeutend verschönerte; zugleich schuf er dieselbe gcwissermaßcn in cinc Festung um. In den schlcsischen Kriegen hatte Prag zum letzten Male (von den Iunitagen dcS Jahres 18-l8 abgesehen) unter den Schrecknissen des Krieges zu leiden und ist seither ;u neuer Blüthe gediehen, wozu dcr lebhafte Handelsverkehr, sowie die bedeutende Industrie viel beitrugen. Mit Recht ist Böhmens Hauptstadt wegen ihrer herrlichen Lage berühmt. Alexander von Hnmdoldt räumt ihr iu dieser Hinsicht die vierte Stelle in Europa ein, indem er nur die Vage Constantinopcls, Neapels und Lissabons vorgeht. Die breite Moldau, wiederholt von Inseln getheilt, scheidet die Stadt in zwei Haupt-gcbictc. Fast unmittelbar am linken Ufer steigen dcr Hradschin, au den dem Flusse zugekehrten Abhängen nnt Häusern bedeckt, und dcr höhere, zum Theil bewaldete Lau-rcnziberg steil an, ans dem Hradschin thront die große Bnrg mit dem prächtigen Dome. Der östliche größere Stadtthcil steigt sanft gegen die umliegenden Höhen an uul> nur der befestigte Wyschchrad am Südcndc tritt mit seinen, steilen Abfalle hart an den Fluß. In dcr Stadt selbst bietet cin Spaziergang auf dem schönen Franzcns-Quai dcn imposantesten Anblick des Flnsscs, dcr Inseln und dcr Stadtthcilc auf dem linken Ufer, wogegen die Ausficht vom Hradschin oder ^anrenziberg ciuem die wcit-nnsgcdehntc vielthürmige Stadt iu herrlicher Vage zu Füßen zeigt, ?lu')cr dcr altcu steinernen Karlsbrückc und zwei Eisenbahnbrückcn sühren noch 4 Brücken über dcn Fluß. Die stattliche Franzcnskettcubrücke geht über die schone Schützeninsel hinweg, welche nebst dcr nahen Sophien- oder Färber-Insel zu dcn Topographie. 711 Hauptvergnügungsorten Prags gehört. Noch sind die Insel Campa vor der iUcinscitc und die Hctzinscl, dic größte, bemerkenswert!). Prag zerfällt in 5 Hauptvicrtel, von denen drei: Altstadt (46.000 E.), Neustadt (73.277 E.) und Iosephstadt (10.296 E.) auf dein rechten, zwci: Klcinscitc (22.140 E.) nnd Hradschiu (5940 E.) auf dem linken Moldau-Ufer liegen. Sie zählen (18 Synagogen ist die seltsame, düstere Altncufchule bcmertenswcrth, ein nühgothischer Bau aus dem 13. Jahrhundert, der Sage nach von den crsteu Flüchtlingen aus dem zcrstortru Jerusalem erbaut. Ganz in dcr Nähc liegt inmitten der Gasfen und Häuser der alte, feit 1780 nicht mehr benutzte jüdische Fricdhof. Tausende von schwarzgrau bemoostcu, mit hebräischen Buchstaben bedeckten Veichensteinen, zum Theil aus den ältesten Zeiten Prags, sind von Gesträuch aller Art, Flicdcrbüschen und Schlingpflanzen umgeben. Alles ist jetzt sehr verwahrlost. Die 1348 vou Karl IV. gegründete Neustadt umgibt die Altstadt in allen Richtungen von dcr Landscite; sie ist von letzterer durch die Fcrdinandsstraße, den Graben und die Elisabethstraße getrennt, Die Straßcn sind hier schöner lind breiter. Die Neustadt enthält die beiden größten Plätze Prags, den Weuzclsplatz, früher 712 Königreich Böhmen. Roßmartt genannt und den Karlsplatz, früher Vichmartt, wclchcr jetzt in einen Park umgewandelt ist. An dcm Nordostcndc des letzteren steht das Ncustädtcr Nathhaus aus dem 14. Jahrhundert, aber 180<; fast vollständig umgebaut; es ist jetzt Sitz des Strafgerichts. Fcrucr befinden sich in der Neustadt das böhmische National-Museum, das «echischc Theater, dic Krankenhäuser, das Irrenhaus, das Taubstummen-Institut, das Wcnzclsbad, das Hauptzollamt und der Staatsbahnhof. Unter den Kirchen sind die zu Maria-Schnee, dic im Karlshof und im Stift Emaus schcnswcrth. Das Dreieck zwischen dcm Hradschin, dcm ^aurcnzibcrg und der Moldau füllt die Klcinscitc aus, mit schönen hohen Häusern, zahlreichen Palästen und Gärten, abcr vorwiegend altcrthnmlich und düster. Die Karlsbrnckc führt zunächst zum Klcin-scitncr Ring, wo das 1858 errichtete Radctzky - Denkmal steht. Die angrenzende Niclaskirchc, welche dm Ring von dem Welschen Platze trennt, ist ein imposanter prachtvoller Van, 130 seiner Gemahlin erbauen ließ, die hübschen Kronprinz-Nndolfs-Anlagcn hinziehen. Als Vorstädte gehören zu Prag, wie bereits erwähnt, in, Süden die kleine Bcrg-stadt Wyschchrad, dnrch dm Botii-öach von dcr Neustadt getrennt, im Osten Karo-lincnthal und Smichou im Südwcstcn. Die beiden letzteren Orte sind reich an Gewerben und Industrie und haben meist neuere, hübsche Gebäude. Karolincnthal hängt mit den volkreichen Vororten lieben (5600 C.) und dcr königlichen Wcinucrggcmeindc (5318 E.), Smichov mit Ko^ir (1670 E.) zusammen. Prag ist Sitz dcr Statthaltern und des Landtags von Böhmen, zahlreicher Behörden und eines Fürstcrzbischofs. Es besitzt an Unterrichtsanstaltcn eine Universität, zwei polytechnische Institute, eine Handelsakademie, 3 Gymnasien, ein Real< obcrgymnasium, 2 Realgymnasien, 1 Unter- und 2 Obcrrcalschulen, 2 Biloungs-anstaltcn für Lehrer und 2 für Lehrerinnen. Die Industrie Prags ist seit ueuerer Zeit sehr bedeutend. Es bestehen zahlreiche Cattun-, Leinwand- und Tücherdrnekcrcien, große Etablissements zur Verfertigung von Maschinen und landwirtschaftlichen Topographic. 71Z Gerathen, Waffenfabriken, Fabriken zur C'r^uguug von Chcunkalicu, Ocl, Rübenzucker, rcdcr. Auch die Verfertigung von Musikinstrumenten, uon Handschuhen, wic die Bierbrauereien siud bedeutend. Die Umgebungen Prags erwecken größeres Interesse dnrch ihre historischen Erinnerungen, als durch ihre landschaftlichen Schönheiten. 3n ltnmittclliarcr ')iach< barschaft der Stadt liegt im worden bei dem Dorfe Anden r der uinfangreiche Baum garten, ehemals Thiergarten, der Präger Prater. Nördlicher an der Moldau finden wir das Dorf Troja mit schönem ^ustschlossc und einen: Institute für Pomo-logic, Wein- und Gemüsebau. Die ^arka, ein romantisches Thal, welches auch die „böhmische Schweiz" genannt wird, zieht sich im Nordwestcn oon Prag bis zn dem Nlltt P. F. hohen, dnrch die Schlacht liom 8. Noocmber l<>^<) berühmten Weißen Äcrge. Daneben liegt der Park Stcrnwald und nnwcit das Dorf Stcrbol, ol, wo am <;. Mai 1757 eine Schlacht stattfand, in der der preußische Fcldmarschall Schwerin fiel. Drei Meilen von Prag entfernt, an der Bcraun, erhebt sich bei dem Flecken Outman die gewaltige Königsburg Karl stein odcv Karl-stcin, 1^48 von Karl IV. erbaut, mit einer prächtigen Kirche, in welcher die böhmische Krone hinter 4 eisernen Thüren mit Ni Schlossern verwahrt lag. Weiler enlfcrnt finden wir in sehr schöner Wald- nnd Felsgcgend Dorf nnd Schloß St. Johann uutcr dem Felsen, dabei die Höhle des hl. Ivan. Südlich oon Prag liegt an der Moldau Königssaal, ein Markt mit einer CistereicnscrAbtci und Fabriken für -""-"Mibcnzlicker und chemische Ploductc. 1). C'rtc in i>cn 18 greisen Böhmens. 1. Prager Kreis. Die in diesem vormalig«! Kreise gelegenen Orte Karolinrnthzl, Smichov, Pl,8ehrad,^iebcn,Sterbahol, Bubenö und Königs-saal wnrdrn bereits bei Prag besprochen. Be,l> folgen wir das Thal der Moldali »on der Hauptstadt aufwärts, so erreichen wir unweit der Mindung der Sazawa die kleine Bergstadt Eulr !.Iiwv<^), 1798 E.), einst wichtig wegen ! ihrer (Äoldwerke, der reichsten in Europa, die l in den Hnsfitenkriegell eingingen. Weiter auf ,^ wärtö im Sazawathale f«lgen di^ kleinen Stadt? Pischely (I'i^I.y) nnd Skalitz; letztere betrieb ^ biö qnm 3<)jähri^en Kricge Silderber^baii. Slid westlich von änle, in einein Seitenthal des Mol danthcils, an der Passcmer Straße lie^t die Stadt j Dobli^ i292? E.) mit einem prächtigen Schlosse! des ssürsteil Calloredo ManSfeld nebst Park nnd Thiergarten, Geweben und Industrie. Das ^ nahe Dorf Nlthlitten zählt zn den grüfteren! Eisenhütten Böhmens. In: Thale der Beraun finden wir außer dem bereits genannten Königs^ saal und Karlstein di? alte Stadt Berau« (r,or ! mals auch Bern, 45,85 E.), Swtion der böh' ! mischen Westbahn, Zn der mit Mauern nnd! Graben umgebenen Stadt gehdrm 2 Vorstädte. Die Bewohner betreiben starte Töpferei, Banm Wollspinnerei nnd Bleicheroi; in der Nähe sind ^ Marmorbriiche und Stein kohlengrnb.-n. I,n ^) Di' voli d'ü drutlch,'« abw'ich'üd,'» böhmisch-» , Thal der B^rann auf oäM sind Neuhüttcn nnd Nen Ioachimsthal (.liu^iyinuv ^ov/) wegen großartiger EisenlMtenwerke uon Wich' ! tigteit. Nordwestlich von Beraun, ani Einflüsse ^ des Rakonitzer oder Schwar',baches in die Veraun, liegt das sürstl. Fnrst^nberg'schc Berg-schloß Mrglitz (Krivolil^t) init dielen Ziesten alter Zeit und einer wohlerhaltenen Bnrgcapelle. Im Schwar'ibachthale finden wir in fruchtbarer nnd anmnthiger Gegend die Stadt Ralonitz («llkovnik, 4274 E.) mit einer Realschule, land^ wirthschaftlichein Lehrcurse, Papier- nnd Glas fabrication, Töpfereien nnd ergiebigen Eis>'N nnd Steinkohlengruben in der Nähe. In dem Dorfe HracholuSk an der Berann besteht eine ^'antztsackerbauschnle. An der bei Berann in den gleichilamigen Flnsi mündenden Litawka liegt der Markt V'ochowitz; in letztere ergießt sich links der rothe Vach, an dem die Stadt Horowitz (3ll9 E.) beinerkenswerth ist. Hier ward 1420 Georg von Pod^brad geboren. Horowitz ist bedeutend dnrch seine ansehnliche Eisen und Kohlengewinnung, EisenwN'l'e, Kugel- und Bom-bcngießerei, große Schafzucht nnd Käsebereitnng. Bei dem im Nordwesten gelegenen Städtchen Žebrat (170!; E.) befinden sich Kohlengruben. Zn Komoran bei Horowitz besteht ein großes Eisenwerk. Ali der unteren Litawka und am Sü»flis;e des Brdy Gebirges liegt die alte Stadl Pribram (9299 E.) mit einer seit 1849 bestehenden Bergakademie, einem Realgymnasium 714 Königreich Böhmen. und mehreren ansehnlichen Gebäuden. Der be rühmte Silbcrbergbau wird !n dem uahen B ir-keilberg (li^/.ava, Ilora) betrieben. Im Norden von Prag liegt a» der Moldau und der Dresdner Bahn in einem Obsiwalde daö Dorf No,stok mit einer chemischen Fabrik. Bei dem weiter nördlich folgenden Kralnp zweigt die Bahn nach der dnrch ihre unerschöpf-lichen Stcinkohlengrnben wichtigen Stadt Klad»o (10.199 E.) ab. Auch befinden sich daselbst bedeutende Eisengrubrn und dir größten Hochöfen Böhmens. Im Süden von Äladno liegt die Stadt Unhofcht (Uuo5i, 2164 E.) mit Ziegel-brcunereieu und Mühlen. Im Nordwesten finden lvir auf einem freien Platean die Stadt N>.'U-Straschih (Xovs! 8ti^!'<'i, 2525 E,), von düsem nordöstlich das kleine Munzifay (1490 E.) mit sehcnswerihem Schlosse. Ganz nahe nördlich liegt am rothen Bache die mit Mauern umg^ > bcne Stadt Schlau (8Iauö, 7122 E.) »lit 3 , Vorstädten und einem Untergymnasiuiu. Sie! betreibt Industrie und Hal in der Mhe, bedeu-teude Eteinkohleuwerke. Am rechten Elbufer, gegenüber der Moldaumüudung, liegt die im II. Jahrhundert gegründete Stadt Meluit (vor Nlals Nrnov odlr I^88ov, 1834 E,) mit einer Vorstadt. Sie hat ein Schloß lind 3 Kirchen, ^ betreibt vorzüglichen Weinbau, Obstban, Weinhandel, Flößerei lind hält wichtige Gelreidc-märkte. Am linken Elbufcr folgt weiter aufwärts C'lbcloftelch (K«8t,deö zählend, mit altem großem kaiserl. Schlosse imd einer Balinnrollfabrik, Letzterer ^ gegenüber, am rechten Elbnfcr, liegt der Markt Alt-Bunzlan (Dol^av 8t.^'^ 1973 E.), wo ÄöhmenS Landcspatron, dcr hl. Wenzel, von seinem Bruder Bolesla» 935 ermordet wnrde. Nach Sndost unö wendend erreichen wir das au der Wien-Prager Linie der Staatsbahn gelegene Böhmisch-Brod (Nroä ("c>5k)> 8141 E.), z eine von Mauern umschlossene Stadt mit 3 Vor- ^ städlen und gotcr Obstcultur. In der Nahe wurden 1^34 dir Taboriten geschlagen. Südlich! liegt Schwarz Kosteletz (Xostoloc nail <3er»>mi I.e8^, 3032 'E.) mit großem Schlosse, , einer Zündwaarenfabrik nnd Holzhandel, ! 2. Bttdwriscr Kreis. Tie blübende Stadt! Vudwcis <^u, l 7,413 E.) liegt in einer j schonen und fnichtbaren Ebene an der Moldau, ^ welche hier dil? Malsch aufnimmt. Sie hat 3 Vorstädte und m'ele, ansehnliche Oednudl', nnter denen der Tom, die gothische Piaristentirche, das stattliche Viathhai,!? und die bischöfliche Residenz besondere Erwähnung verdienen. Vudweis ist der Sitz rincs Bischofs nud mehrerer Vebörden, hat eine Handeln und Oen'erbekammer und an NnterrickMaustalleu zwei Oyninasien, eine Ober^ realschnle, einc Lehrerbildung^ und rinc bischöfl. ! thrologifchl' Lehr Austalt. Tie Industrie befaßt sich nnt der Fabrication ron Steingnt, Zünd wluireu, Chemiklllieu nnd Bleistiften. In der ! Nähe sind Braunkohlengrnben. Da BudweiZ , Hauftlftation der Franz-Josephs- und der Westbahn ist und hier die Moldauschifsfahrt beginnt, ist es ein sehr wichtiger Handelsplatz. Das nahe Frauen berg oder Froberg (1I!udok5,) an der , Moldau und ain Nordeude der Budweiser Ebeue ,l hat ein weitläufiges Schloß des Fürsten Schwarzenberg, das zu den größten Schlössern Böhmeuö zählt, mit großartigen Gartenanlagcn, Thiergärten und Teichen, 2er Markt heißt eigentlich IPodhrad, Weiler abwärts au der Moldau ! liegt die Flußschifsfahrtbetreibende Stadt Muldau-! tein oder Thein ('lM n^cl Vitinon, 4l20 E.) mit einer Vorstadt und erzbischöflichem Schlosse. ^Hnrr, iul Nordosten von Budweis, ist wegen seines großen Kohlenbergbaues wichtig. Oestlich in der Nähe liegt der ansehnliche Markt Lisch au (I,j«0v, 2628 E.), Noch weiter östlich liegt > zwischen Teichen die Stadt WittiuMl (I'^nnii, ^5117 E.), Sie, hat eine Vorstadt, ein großeS ! Schwarzcnberg'scheS Schloß mit dem reichhaltigsten Archive Böhmens, ein Nealgymnasinin nnd treidt große Teichwirthschaft uud bedeutenden Fischhaiidel. Jenseits der Lainsitz liegt nach Südost, gleichfalls in einer Teichgegend, der Markt Chlumetz mit einer vielbesuchten Wallfahrtscapelle nnd bedeutender Tonstccherei. Benachbart sind die großen Eisenwerke Josephs-thal und Franzenvthal. Von Wittingan nordöstlich finden wir an der Nc^arka die ^ Stadt Ncuhaus (,I!n,', 8650 E.) ^ mit 2 Vorstädten, großein Schlosse des Grafen. ! Cfernin, Obergymnasium, Fabriken für Tuch, ! Papier und Chemikalien. Oestlich benachbart ist das Städtchen Königseck (Xnn^ük, 2489 E.), ! das Lciilwandhaildel und Feldbau betreibt, südöstlich die kleine Stadt Ncu-Vistriy (Kova 1^-8tncf>, 2979 E.) mit Tnch- uud Baunnvollin-dustrie, sowic Eisengrnben und Eisenwerken im nahen Thercsicnchal. Au dem in die Matsch fließenden Strobuitzbache liegt der kleine Markt Forbes (Parovlm)'), in dessen Nähe der I Maierhof Iroc-nov. wo der Hussitenführer !^i,«ka um 1354 geboren ward. Südöstlich an der niederösterreichifchen Grenze finden wir Grahc» (^ovl! Ilr^äy, 21i>2 E.), einc mit Ringmauern umgebene Stadt, die eine Vorstadt sNiederÜial), 3 Schlösser, deren 2 dein Grafen BoUimoy gehören, Glashütten, ParlUietteiifadrif, Waffenschmiede uud Eisenhammer hat. Nordwestlich an einem Zuflüsse der Matsch liegt der Markt Schweinitz (8vmx) >mit Mühlen und Oclpresseu. Südlich am Schwarzaubache, der zur Malsch stießt und an dem durch Adalbert Süfter berühmt gewordenen Hochwalde finden wir den Markt Beneschan, in dessen Nähr das Eisenwerk St, Gabriela liegt. Der Flecken Pucherö, südostwärtS im rauhesten Winkel Böhnienö gelegen, hat eine Anzahl Glashütten zu Nachbarn. Westlich von Beneschan an der Malsch ist der Markt Kaftlitz wegen der Erzeugung von Töpfcr-geschirr und rillem großen Hammerwerke bemcr-keuswerth. Verfolgen wir von Budweis die Moldau auswärts, so gelangen wir in die alter-thümlich? Stadt Kruitta« (Xrnmlov, 0712 E.), Topographic. 715 die anS der eigentlichen Stadt, dein Stadttheile Lodron und 0 Vorstädten besteht. Sie hat ein großes Schwarzenberg'schr^ Schloß mit sehend werthen Sammlungen, das bis 16! I der glänzende Hauptsitz der »nächtigen Rosenberg? u>ar. Krnman besitzt ein Realgymuasinin und beireibt Tuch- nnd Papierfabrication, Maschineuflachs, spinncrci nnd Holzhandel. Unweit der Stelle, wo die Moldali ihre Südostrichtnng mit der Nordrichiung vertauscht, liegt dir kleine Stadt Roscndcrss (!4l!i1 E,) niit eincnt interessanten Felsenschlosse. Unterhalb der Moloanschlucht „Teufelömalier" st die Fezfalnication, die Strnnipfwirkerei und die Wollinaschimiispinnen'i, auch dcr Pfcrdchaiidcl drdelitend. 9iordwcstlich finden n>ir an der Wotawa die alterthiimliche Stadt Horn^diowiy (25 Dorf Stubenbach, da,» gleichfalls GlaS erzeugt, außerdem anch Resonanzböden, Siebreife ?c. liefert, An der bayrischen Grenze li»gt dic „Naldhwozd", daö Gebilt der königlichen Freibauern. An der rechts zur Wotawa fließen den Wolinka liegt die Stadt Winterberg (Viin-I,ei'k, 3220 E,) init schönem Schlosse, Verfertigung uon Resonanzböden, Sicbräudcrn und Glaüfabricatioii, besondere in der naheil be rühnücn AdolfShiilte, Diese nebst den Hülten Eleonorenhain und Franzenöthal gehören zn den ersten des Bandes. Südlich von Winterberg liegt daö Dorf Kuschwarda oder Bärenloch, nahe beim ,,goldenen Steig" (f. S. 132). An der oberhalb Pisek reelM in die Wotawa slitsienden Vlanitz finden wir die Stadt WotmiM (4193 E.)> zum Theil mit doppelten Mauern und einem liefen Graben nmgeöen, in der Nähe viele T«che. Weiter aufwärts liegt der Marlt Hnssinetz, der alö GebnrtSütt deß Johann Huß gilt. Hicr lvnrdeu bormalö Gold-Wäscherei und ^erlmuschelfang betrieben. Südlich liegt in der Nähe Prachlltitz (3617 E.), eine altcrthiimliche, eng gebaute Stadt niii 3>iug-mauern nnd den Resten alter Befesligungswerke. ! Sie trieb einst sehr wichtigen Malzhnndel nach ! Bayern und hält noch jeht wichtige Märkte für ! Getreide nud Vieh. Et> besteht hier ein Realgymnasium. Iin Nordwestku l'ou Piset ist am Uslawa-Vache die Stadt Vlatna (2503 E.) in flllchtbarer Gegend zwischen Teichen gelegen; sie hat ein interessantes Schloß und betreibt eiuigc Gewerbe, Nördlich finden wir am Lomnitz-bache Vreznitz mit einem Schlosse: von diesem nach Nordwest liegtRo^mital(No!enthaI. 291:3 E.) mit einem Eisenwerke, 4, PilfcncrKreis. Pilscu(?1xen,23.681 E.) ist der Vewohnerzahl nach die ziveite Stadt ! Böhmens. Sie liegt am Zusammenflusse dcr ^ Mies nnd Veraun nnd besteht ans der mit ' Mauern umgebenen eignttlichcn Stadt lind 1 Vorstädten, Pilsen, daö schon 1272 Stadt-rechle erhielt, ist historisch inerkwürdig. Früher befestigt wurde ei« in den Hnsfilenkriegcn mehrmals vergeblich belagert, 1618 aber von ManS-feld erstürmt. Auch ^!, allenstein's Verschlvöruug ! spielte zum Theil in Pilsen. Die Stadi ist gut gebaut, hat ein ansehnliches RathhauS, '/Kirchen, 2 Älöster. ein geschinackuoll gebautes Theater, ! ciil Gymnasium, ein Realgymnasium mit Ober» l realschuklassen und einc'Realschule, Die In Iduftrie in Tuch, Lcder, Musik-Instrumenten ! und Chemikalien ist sehr bedeutend; bcsouderS ^ berühmt aber ist die Bierbrauerei (daö burger liche Bräuhans). Pilsen hält sehr wichtige Jahr- markte u„d ist ein Anotenpnnkt des bohu iichcn ^ Eiseilbahnurtzes. In der Nähe befinden sich große Alannwerke, Cis,'n und Stlinkohlcn 71N Kd^greich Bohnten. ornden nnd di^ Eisenwerk' Horomiölitz, Stiablau und Sedletz. Oestlich von Pilsen liegt in seh', fruchtbarer Gebirgsgegend lln der Kl',dama die St,^dt Rokiizan (liak^oauy, 4187 ö.» mit 2 Vorstädten, einem Nealgym^ nasium, starker Tuchinacherei und Eiseugrilbeu und iZ!scnw.'rken in der Nähe, namentlich zu Klabawa. Bei More und auf der Braö sind bedentcndc Zteinkohlenw.-rkc im Betrieb?. Nördlich an der St«la liegt das Dorf Plaß (?w5v) mit wichtigen Steu:kohlengrnben uud einein großen M^tternich'schen Eiseichültenwerke. Verfolgen wir die MieS von Pilsen aufwärts, ^ so erreichen wir die Stadt Mies oder Silber' bergstadt (ßtliln-o, .8795(3.) mit einem Real-Obergymnasium, Fabrication von Chemikalien, Papier, Bierbrauerei, einer Schw'fclhütte nnd ^ silberhaltigen Bleigrubcn. In der Näh!? besteht das großartige Walzwerk Wilkischen und das! Hüttenw.'rt Nürschcn. Bei Mies wurde 1427 > das Ncichshecr von den Husstten in die Fllicht getrieben. Im Süden liegt benachbart die kleine Stadt Kladrul, (Ivlknnastnm. Die ^ Band und Leinwnldfabrication, sowie die B' reitung von Wachholderwasser nnd O'l ist be- ^ langreich. Noch weiter südöstlich liegt die kleine! Stadt Ncusscdei« misch, liegt aüi Fusie eines Vorsprungö deö Fichtelg.'birg'S a» der üger, in dem frnchtbarcn Egerländchen. Die alte Stadt, deren FesNlngS' werke 1309 geschleift wurden, hat ein stattliches Rathhaus mit prächtiger Vorhalle und Treppe; im Bürg'rineisterhcinse daneben wurde Wallen^ stein 1634 ermordet. Die von Friedrich Barba-rossa crliaure kaiserliche Burg liegt j.Ht in Trümmern. Unter den 8 Kirchen ist die schone ^ DecanaMirchc St, Niclas bemerken«w?rth, des' glcichcu das sogen. Steinhaus, wo ciust die V«h° burger Markgrafen r>'siditten. Eger hat ein Gymnasium nnd eine hehrer-Bilduugscmstalt, viel Gewerbebetrieb, lebhaften Handel nnd starken , Gemüsebau. In der Nähe ist der Kammerbühl, , ein erloschener Vulcan (s. S. 285). Eine Stunde ' nördlich von Eger liegt der Badeort Franzens ^bad il^ü/U!" l'ranti^cov)') mit dem Eger-brunnen (s. S. 261); im Parte stcl't eine Er-,' statue Fran; I., des Gründers des Bades. Im nordwestlichsten Winkel BöhmenS liegt Asch ^(9405 E.^, 1572 zur Stadt erhoben; die meist protestantischen Bewohner fabricir^n Leinwand, ! l5llttnn, Strümpfe, Papier, Lederwaaren, betreiben ! Färberei und Brauerei. Die uahegelegenen großen Dörfer Neuberg und Wild stein sind gleichfalls sehr gewerbfleißig. Verfolgen wir von Eger aus den gleichnamigen Fluß abwärts, so erreichen wir bald die Stadt Könisssberg (Xin^^rk. 4093 E.) mit einem verfallenen B.'rgsäUossc. vielen Webern und Heugmachern. IiN Norden iü der Markt Maria-Kulm (2083 E.) denach' bart, mit einer Probftci der Sternkreuzhcrren und berühniter prächtiger Wallfahrtseapelle. An der Eger folgt Falke,ic,u (I^Nlnov, 3329 E.,, mit einer Vorstadt, dem großen Schlosse Königs' bcrg und starkem Hopfenbau. Nördlich, am rechten Ufer d'cr Zwoda, liegt die Vergftadt Bleistadt (1079 E.) mit Vleibergbau: an dcinselbcn Bache und an der sächsischen Grenze die Stadt Gras-litz (6335 E.), welche Ballmwollsabriten hat nnd musikalische uüd inathrinatische Instrumente, wie Maschinen verfertigt; sie ist Mittelpunkt der erMbirgischen Spihenklöpftelei und Stickerei. Unterhalb Falkenau liegt an der Egcr die alte Stadt Elbogen (I.okß't, 3257 L.) mit einer hochgeführten Kettenbrücke über den Flnß, einem alten Schlosse, Porcellanfabrication und Ruß' bereitung. Nach kurier Wanderung erreicht man den weltberühmten Curort Karlsbad l^ralov^ Vin'7, 7291 E.). Die Stadt liegt an der Mündung der Tepl in die Eger roniantisch in einem engen Thale zwischen tannenbewachsenen Bergwänden. ,Die, warinen Quellen, deren besondere Heilkraft alljährlich viele Tausende von Hurgästen anzieht, sollen der Sagc nach 1347 von Kaiser Karl IV. bei einer Hirschiagd entdeckt worden sein, weshalb ihm am Rathhau? ein Standbild errichtet ist. 2ic schöne S^adt hat ein neues hübsches Curhaus, viel? elegante Hotels, Kaffeehäuser, schöne Anlagen. Karlsbad ist auch sehr g'werbfleißig; man fadricirt hier Tapeten, Zinnwaaren, Messer, Scheeren, Nadeln, Tischlerarbeiren n. s. w. Renommirt sind die beuachbarten Porcellau- nno Terralith-Fabriken Pirkcnhannuer, Dalwitz nnd Alt Nohland. Die Stadt Ncudeck (2sl>5 E.) im Erzgebirge am Nohlabache, nordwestlich von Karlsbad, und das westliche Heinrichsgrün (1811 E.) betreiben Eisengewerke und Spitzcnklöppelei. An dem Topographic. 71? unterhalb Karlsbad lints zur Eger fließeilden Wistritzbache liegt das Städtchen Zchlackett-werth (Oätru«', 1774 E,), mit eiilem Uuter-gymnasium, schönem Schlosse und Eisenstein-gruben; auch SpitzcnkloMtci wird betrieben. Im Erzgebirge finden wir von hicr aus nördlich die Bergstadt Ioachimöthlll ^ua/>i»1 N^rian^Ic«), in einem grünen anmuthigen Thal-kessel gelegen. Zu Anfang des Jahrhunderts war die Gegend eine fast unzugängliche Wildniß. Iktter deil Quellen, welche Glaubersalzwasser liefern, ist der Kieuzbrunnen die rcnommirtestc. Auch das im Nordwesten benachbarte Städtchen Königöwart ^<', I914E.) init nenem Nathhaus und ansehnlicher Porcellanfabrik. In nordwestlicher Richtung finden wir auf dem Erzgebirge die Bergstadt Knpfcrberg iM«<^-uc>() mit staiker Spitzenklöpftrlci und Bergban auf Silber, Kupfer uud Eisen. Tie uahe Bergstadt Preßnitz (?ri8l>^ni< l', 2988 E.) gewinnt Eisen; vormals bauce man auch auf Silber und Zinn. Tie Bewohner sabriciren Tuch, Gewehre, Strick- und Nähnadeln und llo'ftpeln Spiycn. Die im Nordwesten nnmiuelbar an der Grenze gelegene Stadt Weiftert (V^pi-t^, 5349 E.) hat cwe lebhafte Industrie; besonders wichtig ist die große Waffenfabrik. Auch Bergbau wird betrieben. Im Osten uon Prchnitz liegt die kleine regelmäßig gebaute Stadt Sonueuberg l^umperic, 1758 E.) mit neuer grohcr Kirche und Cichorien Kafftefllbriken. Am Fuße des Erzgebirges und am Assigbache liegt die zum Theil noch mit einer Mauer nmgebene Stad! Komotau (0ll0mntov, 7298 E.) mit l Vorstädten, stattlichem Rathhanse, einem Realgymnasium mit Oberrealschnlclassen. blühendem Gewerbebetrieb, Obst- und Castanienlian nnd ansehnlichem Handel. Das nahe Görta» (lim-ok, 3141 E.) an der oberen Birla hat Baumwollniaschineu^ spinncrei, Papierfabrication, Oelraffinerie und trübt Obstban. Weiter abwärts an der Biela liegt Brüx (Nc,8t «nl>niu, sNs'2 E.) »lit 6 Kirchen, 2 Klöster», einem Real Obergymnasium und mehreren Fabriken. Besonders wichtig ist die Bittcrsalzberrituiig und die Versendung von Püllnaer-Wasser. In drr Nähe sind die berühmten Bitterwässer-Quellen von Püllna, Saidschitz und Scdlitz. Nach Nordost finden wir Dux (Ou', 3843 E.) mit einer Decanatskirche aus dein 10. Jahrhundert, Garten-! und Obstbau bemerkenswert!). 7. Leitmenher Kreis. Am rechten Elb° ufer, gegenüber der Egermünduug, liegt in dein sogenannten böhmischen Paradiese die freundliche Stadt Lcitmcritz (I^om^rwc, 10.023 E.), ;unl Theil noch mit Mauer» umgeben, mit 8 Vor städten, Laubengäuge siud' häusig. Leitmcritz ist Bischofssitz, zählt 6 Kirchen, worunter die I0ö4 gegründete Kathedrale bcmerkeuswcrth, und 2 Klöster. Ueber die Elbe führt eine neue eiserne Gitterbrücke. An Lehranstalten bestehen hier Gymnafiuln, Realschule, Vehrerbildungsaustalt eine bischöfliche theologische Lehranstalt und ein bischöfliches Taubstummen Institut. Die^ Stadt hat ein sehr reges Fabriks, GewerliS und Handclsleben. Man baut Getreide, Wein, Obst; letzteres wird viel erportirt. Südwärts liegt in einer Ebene die Stadt uud starke Festung ^ Thrrcsiel,stadt('I'm's>xin, ohne Garnison 2334E.) von Iosep!)' II. angelegt. Bon Leitmeritz an der Elbe aufwärts siuden wir das uialcrisch gelegeileStädtcheu3laudnitz(Ii(!!l>!ni<^, 4937 E., darunter viele Juden); hier hat Fiirst Lobkowitz ! ein prächtiges Schloß mit großer Bibliothek. Auf dem Schlosse saß 1350 der bekannte römische Volkstribun Cola di Nicnzi gefangen. Das nördlich an der Elbe gelegene Dorf Unter Berlowitz ist wichtig wegen seiner Zuckerfabrik, der größten in der Monarchie. Gegenüber am rechten Ellmfer ist daöDorfLiboch ^i'I,5«'Ns>v) beiuerlenswerth wegen der uau A. Vcith angelegten Standbildcrhaüe „Slavin", einer döhmischen Walhalla, mit den von Schwanthalcr gearbeiteten Standbildern berühmter Böhmen. Unterhalb Leitnieritz liegt Lobositz (3141 E.) in obstreicher Gegend an der Stelle , wo das Elbethal sich verengt. Die Stadt hat eine ansehnliche Dampfmühle und eine Cichorienfabrik. Bei Lobositz siegten I75l> die Preußen. Ganz nahe liegt am rechten Elbeufer das weinbcrühmte Dorf Groß <1erullset. An der Bielamündung liegt Aussig (Ukti, W.983 E.), einc freund lichc Stadt mit 3 Vorstädten, Geburtsort de« Malers Naphael Mengs. Sie verfertigt ^eiuen Waaren, Gold- und Silberarbriten uud Ziegel, treibt viel Obst und Weinbau (Podstalcr). 'In der Nähe sind Kohlengruben sowie eine große Ohemikalienfabrik. Der Handrl der au der schiffbaren Elbe und an der Kreuzung mehrerer Bahnen gelegenen Stadt ist lebhaft. Die west liche Anhöhe Biehanj (Vaufen) war 142s» Kampf Platz eiurr großen Hussittnsäilacht.Au der Pollen-Mündung liegt das freundliche Städtchen Tetschen (I>söin, 3580 E.) mit einem stattlichen Schlosse, Fabriken, Obstbau nnd ci,ler höhereu landwirt- schaftlichen Lehranstalt (s. S. 306). Mit Tctschclt ist dnrch eine Ketten- und zwei Eisenbahn-brücken das Dorf Bodeubach am linken Elb-ufer verbunden, wichtig als Grenzstation der österr. Staatsbahn und durch ciile Siderolith-waareufabrik. Hier beginnt die böhmisch-sächsische Schweiz, die biö zu dem Greuzdorfe Herns-kretschen österreichisch ist. In der Nähe des letzteren befinden sich das Prebischthor (f. S. 138). Westwärts ron Aussig liegt das Städtchen Karbitz (Oimkolovioc, 8iM! E.) nüt Gerberei und Hutfabricatiou, Nach Südwest gelangen wir zu dem anmuthig gelegenen, berühmten Badeorte Teplih mit heißen alkalisch saliuischrn Quellen, schon 762 entdeckt (s. E. 203). Die Stadt besitzt zahlreiche Badehäuser, H»itels nnd schöne Ganrn-aiVlagen sowie höchst anmuchige Umgebungen. DaS im Osten sich anschließende Dorf Schön an (1403 E.), gleichfalls mit Bädern, gilt als Vorstadt. In der Nähe liegt die Kaltwasserheilanstalt Eichwald, Im Norden finde» wir die Berg' stadt Graupen (Xnijüz,, 2320 E.» und das Dorf Zinnwald, beide mit Zinnbergban, ersteres auch mit Braunkohlemverken. In der Nähe von Graupen ist das Torf Viariaschein (ttokn-«u'Inv) wegen seincr vielbesuchte» Wallfahrtskirche beimrkenswerth. Nordöstlich liegen die Schlachtfelder von Kulm (30. August 1813) uud Nollcndorf (6. September 1813). Bei Kulm sind 3 Denkmäler, ein österreichisches, prcußischcs nnd russisches, ;um Gedächtniß der Schlacht errichtet. Ocstlich von Tetscheu liegt am Kamnitz-bachr die kleine Stadt Böhmisch-Kanmitz (ö<;8ki Xilinmiico, 2070 E.) mit lebhafter Veinenindu-strie. Dorf Dittersbach im Norden ist wegen der sogen. Ditteröbacher Heide, einer höchst merkwürdigen Partie des Sandsteingebirges, zil nennen. Von Kamnitz in nordöstlicher Richtung erreichen wir Schöulindc (4811 E.), einen berühmten Handels nnd Manufaeturort in ! Banniwoll- uild Lciuenwaaren. Ebenso ist das ! ostwärts au der Grenze gelegene Warnsdorf ! (13.180 E.), einer der größten Märkte der Monarchie, uugemein wichüg wegen feiner Leinen- uud Baumwollwaaren Iudi'istrie. Die nordwestwärts von dem vorigeil gelegene Stadt ^ Numburg (5480, mit Umgebung A»W E.) hat bedeutende Banmwoltzeug und Leinenweberei, fabricirt auch Trechslerwaaren und treibt starken Handel. Auch Schluckenau (4349 E.) i«n Nord-i westen, hat dieselbe Industrie. Die Dörfer Franzeusthal nnd Josephs wil le haben große Baulnwollspiiluereien, Ehrenbrrg Webereien uud Manchestermanufaetnren, Schöna« Banmwollspinnerei uud Bandwaarenfabrieation, Nirdorf (5228 E.) hat eine mannigfaltige ^ Industrie. Die südwärts von Warnsdorf am z Boberbache gelegene Stadt Zwickau sNvilcov, > 466? E,) hat Banmwollspinnerei und Weberei ! uud Türtischgarufärberei. Das westlich be,:ach-barte Haidll'(i;n>', 3821 E.) ist Hauptsitz des ^ bis Amerika reichenden böhmischeu Glashaudels, sowie der Verfertigung von Krystallglas uud ^ der Glasschleiferei. Torf Steinschö n a u (3813 E.) Topographie. 719 im Westen, hat die gleiche Industrie. Zu Bürg« stein (Ämii>) im Südosten uon Haida, besteht eine der bedeutendsten Spiegelfabriken Oester° reichs, Siidlich von Haida liegt am Pölzen die cüteZta0tMm'.fch-Lcipll(c^8lcü I.ii)u, 8196 C.) niit 3 Kirchen, Gymnasium, Ncalfchule und an» sehnlichen Fabriken. (36 wird hierWebeIndustrie, Gerderei, Verfertigung von Gold- und Silber arbeiten, Büchsen n, s. w. betrieben. Wichtig sind die Getreidemärkte. Am Pölzen abwärts folgt Beusen (1712 E.) mit großen Baumwoll-spinnrreien in der Nähe. Zwischen ^eipa und Leitineritz liegt das Städtchen Anscha !,s>uxl.', Ou^t, 2173 E,) mit Fabrication von Tuch, Liqueur nnd Chemikalien und ansehnlichem Hopfenbau. 8, Bunzlauer 5treis. Kreishaliptstadt war Iung-Vu»zlnu ^Il!ui:'t 1io1l'8lav,3c>'15 C.). an der Iser, cinc lvnjehnliche, gcwerbthatige Stadt mit 2 Vorstädten, im 10. Jahrhundert gegründet, im Hussiten und üOjährigcn Krieg säst ganz zerstört und seitdem nen aufgebaut. Beinen teuswerth sind die gothische Decanatökirche, aus dein 18. Jahrhundert, das alte, jetzt als Caserne dienende Schloß und das Nathhaus von 1550. Bunzlau hat ein Gymnasium, treibt Vaumwoll-waareu- und ZnckcrfabriVatian und wichtigen Getreidehandel. In der Nähe liegt die berühmte Baumwollzeugfabril und Driuterei JosephS-that bei Koöinanos. Nördlich folgt an der Iser die Stadt Müncheugräft (Ill ucU^tö ?,Inic'1w-vo, 3199 E.) mit Bauin n»d Schafwoll Iüdu-strie uud einem großen Schlosse, in dessen Cllpelle Wallenstein ruht. Am Znsammenflnfsc des PopelkabacheZ nn't der Ifer liegt Turna» (^m-nnv, 4464 E,) nut sehr schöner Kirche und vielen Industriezweigen, worunter die Fabrikation unechter und die Schleiferei echter Edelsteine besonders hervorragen und namentlich für den Ex Port nach dem Orient und Amerika arbeiten. Nord lich finden wir Liebenau (Ilocllcovico, 2918 E.) mit bedeutender Textilindustrie und großer Fabri! für Glaöcomftositionswaareu. Nordöstlich liegt der Martt Gablonz (^bion«', 6752 E.) an der Ncisse, der Hauptsitz der Glas- uud Schuielzpcrleufabricatioil uud des Handels mit diesen Gegenständen nach allen Erdtheilen. Anßer-dem wird hier auch sehr bedeutende Tuch- und Wollzengfabrkation, Baumwoll und Streichgarn^ spinnrrei, Färberei, Gerberei, Büchsenmacher« u. s. w. betrieben. Da8 nahegelegene Dorf Reichonan (1l)dorf Morchenstern (8mr-5c,?ka, 4551 E.) ni'tOlasperlenfabricaliou, Glas-schleifcrei und Äaumwollspinnerei, Au der Ncisse abwärts gelangen wir nach Hleichcnberss (I^ide-ror), der zweiten Stadt Böhmens nnd einer der größten Fabriköstädtr der Monarchie. Sie zählt 1436 Häuser uud 22.394 E,, hat eine Handels und Oewerbekammer, eiil Realgymnasium mit Oberrealschnlcwssen und eine Gewerbeschule. Au Sehcüswürdigtcitcn ist dir Sladl arm. Unter den Gebäuden sind die 2 Schlosser, ocrcu emcs einst Wallenstein gehörte, bemerlenswerth. Die Iudustrie ist ungemein bedeutend. Neichenberg hat Tuchfabriken,Wollzeugspinnereieilund Druckereien, Kanun und Streichgarnwebereien, Kratzen-und Weberkammfabriken, Strnmpfwebereim, Tuch, Woll und Seidrnfärbercie», Handschuh-! und Hutfabrikcn, betreibt Onchsenmacherei, Ger-berei, Essigsiederei und verfmigt Gold- und Silberwaaren nud musikalische Instriimente. Zugleich ist eö Mittelpunkt für die Woll-, Baum-woll und Leineufadricati0ll der indnstriereicheu Umgegend.3aS nordöstlich gelegene Katharina-berg hat starke Banmwoll- und Stieichgaru« spinnerei; in dcni östlichen Altharzdorf besteht eine große Damftfmaschiueufabrik. Nördlich von Neichenberg liegt an der Nitlich die Stadt Fried land (X482 E.). mit 3 Voistäolen, Streich und Kammgarnspinnereien und Tuchfabriken. Friedland war Hauport der gleichnci-migen Herrschaft, nach der Wallenstem deil - Titel «Herzog von Friedland" führte. Auf einem ^ nahen Basaltfelsen steht noch das Bcrgschloß ^ Friedland wohlerhalten. Ocstlich, am Fnße des Iscrgcbirgcs, finden wir das wegen seines Sauer-^ und Stahlbrnnnens stark besuchte Liebwerda init cinem Schlosse uud einer höhereu landwirth-schaftlichen Lehranstalt. Jenseits des Iescht'eubcrgcs liegt au dein ! zum Pölzen fließenden Iuugferubachc die klciue ! Stadt Gabel sM.iumi, 2,"!89 E.) mit Textilindustrie nno Oetreidehandcl. Südlich am Pölzen ist der Martt Wa rtenbcrg wegen seiner Kaltwasserheilanstalt bcmertenswerth. Weiter abwärts ! an diesem Flnsse folgt die Stadt Niemcs j t^Iimun, 4473 E.) mit schönem Schlosse und ! WebeIndustrie. Im Westen ist Neichftadt (Xnkni»), 2107 E.) benachbart, mit Spinnerei, Weberei, Färberei und Druckerei, Nach ihr hieß Napoleon's Sohn (f 1832) „Herzog von Ncichstadt". In südlicher Richtung gelangen wir zu dem an einem großen Teiche inmitten von ! B'rgcn gelegenen Hirfchberg (Dok^, 2130 E.) ' mit Fabriken nnd starkem Hopfcnbau und einem ^ Schlosse. Das Städtchen Dauba (1758 E.) 5 im Süden treibt Hopfcubau und Hopfenhandet. ! Ocstlich von Niemcs, nahe dem Ieschtenbergc, sindcn wir Böhmisch-Aicha (I'ul> <^'^l/, ! 2481 E.) mit Textilindustrie, Flachs- und i!ein-' N'audhandel. Endlich liegen noch im äußersten Süden des Kreises zwei brmerkenöwerthe Orte. ^Die Stadt (Nen) Lissa (3450 E.) hat ein großes Schloß mit weitlänfigem Garten und cine Nübcnznckerfabrit. Ostwärts finden wir in fruchtbarer Ebene an der Elbe die alte Stadt Nimburg (3124 C.) nn't wichtigen Getreide-uud Pferdemärlten. 9. Ii^iner 5ireis. Kreishauptstadt war ! Iil"in (6570 V.) au der ^ydlina, mit 4 Nor^ slädten, einem von Nallensteiu erbauten prächtigen Schlosse, Gymnasium, Nnterreatschulc nud Lehrerbilduugsaustalt. Es hat einige Industrie, nnd hält bedeuk'udc Oetrcidemärkte. Daö im Nordosten an der südnorddeutschen VerbindunssS--dcihn gclegenc N«l-Puka ^3501 E.) hat eine 720 Königreich Böhme». große Callunfabrit; in der Gegend werden Halbedelstein" gefunden; ebenso bei dein nordwestlich gelegenen iiomnih (195t E.), einem Städtchen mit ^cinrnmauiisactnr und Handel. Nordwärts erreichen >rir an der Iser Semil (2509 E.), dcsscn Umgebung gleichfalls Fundori fUr Halb-edelsteme ist, wie alle Orte, die am Äosakow-Gebirge liegen. Srmil hat auch Kohlengruben uud starke Flachsspinnerei, sowie ^cinwandfabri cation. Oestlich liegt unweit dein Knie der Iser die kleine Stadt Ttarlenbach (.Mc!mui«>, 294N E.), nüt einem Schlosse, berühmter Leinwand- und Battistmanufactur, Vaumwollweberei und Cattundruäerei. Das ostlich benachbarte Dorf Branna ist Sitz der feinsten deinen uud Battistweberei iin Rieseugebirge. Noch weiter ostwä'ns liegt an« Fuße des Gebirges und an beiden Ufern der Elbe. dir mehrfach'mit Brilckru verbunden sind, die iudiistriöse Stadt Hohenelbe (Vi-<^>!^I),, 531« E.) mit großem Schlosse, Flachsgarumaschincuspinnerei, ^ein- uud Baum' Wollweberei und Papierfabricalion. Orstlich benachbart sind im Niesengebirgc Johannes-brunn, mit warmen Badern, und ferner Mar scheildorf (HIcl!>uv, 227U (3.), uüt Webereien und Glasfabriken. An der oberen Iser nnd am Fuße dcs Kesselbergcs liegen die durch große Leinen, Baumwoll uild ^ederfabrication wich ligeu Dörfer Ober und Nieder Rochlitz (5704 E.). Noch höher im Gebirge («88 Mtr.) finden wir im Westen des Reifträgers das Torf Neu Welt (8vöt ^lov^) mit brdeutelider Glas' Hütte, Schlcifinühlen nnd Fcichenschule. Ultter halb Hohenelbe liegt au der Elbe die Stadt Arnau ^Ho^me»', 3027 E.) mit einem Schlosse vom Jahre 1500. Untergymnasium, bedeutender Flachsspinnerei, ^eiuwebcrei, Schönfärberei, Bleicherei und einer Papierfabrik. Ocstlich ist an der oberen A»pa die mit Mauern umgebene Stadt Trautenau ('Ir»tuuv, 8297 E.) gelegen. Sie hat 4 Vorstädte, eine schöue Dechautei-tirche, eine Obcrrealfchulc und eiue Lehrerbil bungöcmstall, hat Spinnereien, ^rin und Baumwollweberei,Züudwaareu und Paftierfabrication, Glashütten und Bleichen. Sie ist Mittelpunkt der Leinweberri im Ricseugcbirge und treibt bedeutenden Oarn und ^einwandhandel. In der Nähe sind Äohlengrubeu. Bei Trauteuau wurden 1745 und 1866 Schlachten geschlagen, ebenso 1745 bei dem sUdlich benachbarten Dorfe Soor oder Surr. Oestlich von Ii^in liegt die Stadt Hviitz ^5659 E.) mit ^eiuen nnd Baumwoll-wcberei, Obst- und Flachsbau. Neu-Byd^ov (5957 E.) im Südwrsten, an dem Iaworla-Bache, hat 2 Vorstädte und eine ansehnliche Rübenzucterfabrit. Südwärts an demselben Bache nnd in der Nähe großer fischreicher Teiche liegt Chlumell lM7<', ,I!i'u bciuerlenöwerth. Die Stadt betreibt Verfertigung musikalischer ' Instrumente, Handschuhmacherei nnd andere Gewerbe, ferner starten Gemüseban. Die Festung ist besonders dadinch stark, daß die nächste Umgebung unter Wasser gesetzt werden kann. König-grätz ward schon im Anfange des Mittelallers gegründet, war bereits 1035 eine ansehnliche Stadt und später häufig Witwensch von Koni-, ginnen, daher der Name, der früher Königin,-! Gra'tz lautete. In dem hügeligen Terrain uord^ ' westlich uou Königgrätz zwischen der Bistritz und Elbe wnrde am 3. Juli I8til» die große Schlacht von Königgrätz geschlagen. Nördlich liegt am lin-len Elbeufer und an der Mündung der Meltau ! Stadt uud Festung Iosefthstadt ^öz>t>t'uv, 25 der Flügelbahn Iosephftadt Köuigshain das Dorf Groß Schwadowitz, wichtig wegen seincö ! bedeutenden Steinlohleubcrgbaues. Nahe der ' Grenzstation KöiligShain finden wir den Markt ! Schatzlar mit Glasindustrie, Spinnerei, großen ! Steinkohlengrubru uild einem gleichllamige» Bergschloße. SüdostwärtS an der Mettan nahe ihrer Quelle liegen die Märtle Ober uud ! Unter Wertelsdurf mit Bleichereien. In der Nähe finden sich höchst merkwürdige Felsen,-bilduugeu ähnlich denen bei Adrrsbach, dein der wunderbare „Strinwald" (s. S. l42) große , Berühmlheit verschafft hat. Im nordöstlichsten ! Theile Böhmeils ist am Steinebach (34" V.) die Stadt Branna« (Ijrniw, 4245 E.) gelegen. Sie hat 4 Vorstädte, cine ansehn» liche. 1322 gestiftete Benediktiner'Abtei, eil, Oymuasiuln, ein Theater, ledhafte Industrie, die sich mit Tuch- und Leinenweberei, Färberei, Verfertigung von Hüten, Handschuhen, Gold' und Sllbcrarbeiten, Büchsen n. s, w. befaßt, Topographie. 721 und hält Garn- nnd i?einwandmärlte. Die Demoliruug der hiesigen Protestantischen Kirche gab zugleich mit der Schließung der Kirche zu Klostergrab die nächste Veralllassung zu den böhmischen Unruhen und damit zum 80jährigen Kriege. Am Adlerflnsse liegt südöstlich von König-grätz die Stadt itosteletz nm Adler ft 137 E.) mit schönem Schlosse nebst Parkanlagen nnd Tuchweberei, Nordöstlich benachbart ist die Stadt NcichenlM l1l)<^nov, 4040 L.); sie hat 2 Schlösser, deren eines, dein Grafen Kolowrat gehörig, zu den schönsten Böhmens zählt, ein Gymnasium, Tnch nnd ^einweberei nnd hält wichtige Gctreioemärtte, Aüt wilden Adler liegt Senften bcrg sXuiül»^!^, 3353 E.) mit Spinnerei, Weberei und Papicrfabrieatiou. Das Schloß dasell'st hat eine bekannte Sternwarte. In östlicher Richtung gelangen wir zu der kleinen Stadt Grnlich (lirilliliv, 5853 E.) an der mährischen Grenze, die Industrie, Flach?-, Garn nnd Leinwand' Handel, Getreide nnd Flachsbau betreibt. 11. Ohnldimcr Kreis. Die Stadt Ehrudim (9446 O.) li<'gt aui reckten Ufer der Chrudimta in fruchtbarer Gegend, deren industrielle Thätig leit sich auf Zuckerfabrication, Alkohc>leri;cngnng, Bierbranerri, Papierfabrieation nnd Verfenignng von Zündrequisiten geluorfeil hat. Chrudim hat 3 Vorstädte, »> Kirchen, ei» Neal Obergyni nasiul», eine Aclerbauschule und ansehiitiche Industrie. Iu dem südostivärls gelegenen Dorfe Groß ^'ulowih ist eiil bedeuiendri« Mineral wert, das Eisen- und Kupfervitriol, Schniefet und Kunstssipö liefert. Westlich von Ehrudim liegt die Stadt Hcsmaum^stec i Hermannstadt, Z, 6018 E.) uorubcr, welch? :-; Vorstädte und eine schüne alterthümliche Stadtlirchs hat nnd Tuchmacherei, Gerberei und Mehlbereitung betreibt. Dann gelaugt die Bahn bei dem Markte Ehotzen (3381 E.) nn den stillen Adlerfluß, nachdem sie einen 190 Mtr. langen Tnnnel passirt. Weiter aufwärts folgt V,a«deiö „am Adler" slji'l»,nä)'8 nlul Orlici, 1230 E.), ein von Schloßtriimmrrn überragtes Städtchen in malerischer Vage, das einst Haupt sitz der „Böhmischen Brüder" war. Cö treibt viel ^einweberri. Da« siidöstlni, benachbarte, ansehnliche Städtchen Wildenschwert (On^ti uaä Oi-1i«s, ^121 E.) hat starten Flachsbau Umlauft, Oefterr,-unn. Monarchie, , und Fabriken für Fl^chöspiimerci, B.nnuwoll^ ! Waaren- und Tucherzengnng. Die hier nach ! Süden wendende Bahn erreicht bald die Stadt ! Nöhmifch-Trüliau ('i'iei'oviN^'Fliü, 5141 E.), ! mit ähnlicher Industrie wie Wildenschwert. Hier zweigt die Olmiitzer Bahn von der Nien-Prager Bahn ab. Erstere passirt bei dem Dorfe Trie-bitz einen großen Tunnel von 200 Klstr. Länge. Unfern der Bahn liegt uach Nordwest die Stadt Laudslro» (I.l»il,llironn, finden wir am linken l!78!» E.j. Sie hat 5 Vorstädte, mehrere Kirchen, nnter denen die Dechaulei und die Marienkirche bemerkenswert!), ei,! prächtiges Waldstein'schcS Schloß mit Park, Bildergalerie nnd Bibliothek, ein Glminasinm, eine Realschule und treibt starke Branntweinbrennerei, Flachssvinucrci, Flachs und ^,'einwandhandel, SiidN'ärtt« liegt nahe der mährischen Grenze die Stadt Polii/ta (4414 E.), welche 2 Vorstädte und eine alte Hanptkirche hat, HauPterMrbszweige der Ein^ lvohncr sind Flachsbau, ^cinwrbrrri, Flachs-, Garn nnd ^einwandhandel. In >vestlicher i)cichtung führt eine Straße nach Hlinstl, (:j!41 E.), einem Städtchen, daö Töpferei, ^.'eiuwcberei und Veinwandhandel betreibt. 9tord-östlich liegt die kleine Stadt Skutsch (8kntös>, ^!U8<» E.)^ welche gleichfalls Leiuweberei llnd Veinwandhandel, dann anch Banmwollwaarrn-fabrieation und Schuhmacherei betreibt. 1^. c'ntzlancr,slrcis. Die vormalige Kreis--stadt <"aKla« (5308 E,) liegt iil einer fruchtbare» Ebene an der österr. Nordwestbahn. In der Haupttirchr, deren Thurm vielleicht der höchste iu Böhmen ist, lag 6i«ta (f 1424) begraben, bis seine Gebeine 1623 auf Befehl Kaiser Ferdinands II, entfernt nnd das Grab ,;erstört wurde, 6'aslau verfertigt Kupfer- und Messingwaarcn, Alkohol, Kaffcesurrogate und hat eine große Zuckerfabrik. Bei dem im Norden benachbarten Dorfe Chotnsiy siegte 1742 Friedrich II. Nordwestlich liegt unweit der Bahn die alte, derUhmtr Bergstadt Kuttenberg (Xlltnä Unl-H, 12.747 E.) ^am Kutteliberger Bache in fruchtbarer Gegend. Die Veranlassung zur Erbaunng der Stadt gaben die 1237 entdeckten reichen Silbergrubeii, welche aber mit dem Ende des iti. Jahrhunderts in Verfall geriethen. Im Jahre 1300 wurden hier die ersten Silberi-bislau abwärts an der Sazawa liegt Deutsch-Brod (Kroa ^limecli^, 498? E.), ailgeblich i im 6. Jahrhundert gegründet und einst reich! durch blühenden Silberbergbau, der in den ^ Hussitenkriegen einging. Die Stadt hat 2 Vor- l städte, ein Gymnasinm und ein Gesundbad. Flußabwärts erreichen wir Ledetsch (2104 E.), ein Städtchen mit altem Bergschlosse; Töpferei und Schuhmacherei stud die Hauptgewerbe. Die im Südosten gelegene StaotHumpolec (5(150 E.) treibt starke Tuchmacherei und Strumpfwirkerei. Bei dem benachbarten Dorfe Selau liegt daß im I. 1149 gegr. gleichnamige Prämonstratenserstift. 13. Taborer Kreis. Die Kreisstadt Tabor (6717 E.), vormals Qnesti genannt, erhebt sich auf steiler, von der ^uschnitz auf drei Seiten umslossener Anhöhe. Sie war einst befestigtes Krlegslager (Tabor) der Hussitcn und hat auf diese d«t Namen „Taboriten" übertragen. Die von A^ka erbauten Mauern sind zum Theil noch erhalten. Bemerkenswerth sind das Rathhans und die Hauptkirche, beide gothisch. Tabar hat ein Realgymnasium und eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt. Es betreibt Tuchmacherei, Wollmaschinenspinncrei und es bestehen hier eine k. t. Tabak- und eine Papierfabrik, III dem südwärts au dcr !l!uschnitza gelegenen So-b«slau (3271 E.), welches viel Bier erzeugt und Tuch fabricirt, besteht eine Lehrerbildung^-! austalt. Au der ^'nschnitza von Tabor abwärts z liegt Bechin (vec-ti^nö, 2380 (?.), eine kleine ! Stadt mit ansehnlichem Schlosse und einem z eisenhaltigen Mineralbad ill der Nähe. Um Mühl« ! hausncrbach liegt die Stadt Mühlhausen s^Iilöv-! «lcc,,331O E.), in dcr einsteinPrämonstratcnserstift z bestand, das 1420 dic Hussiteu zerstörten. Die Töpfereien dcr Stadt verarbeiten den in der Nähe gegrabenen vorzüglichen Thon. Nördlich van ! Tador filldeu wir au dcr alten Prag Linzer Post' i slraße das Städtchen WotitzsVotice,' 2460 E.) mit eiuenl Schlosse und einemFranciscanerlloster vom Jahre 1627. Der östlich benachbarte Markt Iankau ist bekannt durch den Sieg Torsten' son's 1645 im 30jährigen Kriege, Nördlich van Woschih liegt daS Städtchcn Vcnefchau (liene^ov, 36!14 lH.) mit ^'ederfabrication; in der Nähe ist der Eisenhammer St. Gabriela. Nach Südost erreichen wir Wlafchim (Vll^iin, 2164 E.) an der zur Sazawa fließenden Blanitz, mit einem prächtigen Schlosse nebst Part, Tuchweberei und Sirumpfwirkerei. An der Sazawa liegt der Markt Sternbcrg; auf dem Bergschlosse daselbst war der Sieger über die bis Olmütz vorgedrungenen Tataren, Iaroölav uon Stcrnbera, geboren. All der oberen Blanitz finden wir das Städtchen IllUss-WoschW lVož.ico Nlllcl^, 205« E.) mit einelii Schlosse und der benachbarten Nuiue der berühmten Bnrg Schönbcrg. Auch das im Südosten gelegene Patzau s^acov, 2920 E.), welches Tuchlnachcrei nnd Walkerei betreibt, hat ein Schloß. Iu östlicher Richtung finden wir Pilgram (?o1In-im0v, 3009 E.), eine niit Mauern umgebene Stadt mit einer Vorstadt, sehens' werther Hauptkirche, einem Realgymnasium, Woll- und Leinenindustrie und starkem Flachs' bau. Südwärts liegt au der mährischen Grenze das Städtchen Poö'atek (2843 E.), das Tuch' macherei betreibt und Geburtsort des böhmischen Oeschichtsschreibers Thomas Peschinc, von 6echo-rod (f 1680) ist. Nach Westen hin finden wir am Kamenitzer Bache die Stadt Kamenitz (2206 E.) mit einem schönen großen Schlosse; eine uralte, mächtige Linde in dessen Hof gab der Stadt den Beinamen „an der Liude." In der Nähe smi bei Iahanuesdorf Eisenwerke im Betriebe. Als Charakterbilder für Böhmen Men die Aufsätze: „Der Urwald im südlichen Böhmcrwaldc" S. 146, „Klimatische Verhältnisse in den Sudeten", S. 150, „Landschaften an der böhmischen Elbe" S. 305 und „Die öcchcn in Böhmen und Mährett" S. 420. 10. Markgrafschaft Mähren. 403-7 j^Wl. -- 22.229'0 ^jNl., 2,01?,274 Eiuw. . aber erst 1554 von Schlesien gctrcmit iüid cm Thcil des Msthums Olnuitz geworden war. Physische Geographic. Mähren ist im Westen, Norden und Osten lion Nand-gcbirgcn cinUschlosscn und hat Antheil sowohl am hcrcynisch-sudctischcn Hochlande wie an den Karpathen. Es hat mit Böhmen die Achnlichkcit, daß mit Ausnahme der Oder feine Gewässer cincm einzigen Ausgangc zufließen, aber die Richtung dieses Abflusses ist verkehrt und es fehlt ein Gcbirgögürtcl, der das Marchbccken im Süden abschließt. Mau kann vier verschiedene Erhcbungsgebictc unterscheiden: den böhmisch-mährischen Höhcnzug an der Wcstgrenzc, die Sudeten im Norden, die Karpathen mit ihren Verzweigungen im Osten und das ifolirte niedrige Mars-gcbirgc zwischen Thaya uud Zwittawa einerseits und der March andererseits, letzteres erreicht im Hrad 1075 P. F. (534 Mr.) Höhe und ist im Süden und Snowestrn von cincm rcbcnrcichcn Hügcllandc umsäumt. Etwas weiter südwestlich liegen die Polaucr Verge mit dem Maydenstein (1(!87 P. F. — 544 Mtr.). Das in: westlichen Gebiete Mährens in der Richtung von Znaim gegen Olmütz hin langsam aufsteigende Höhculand wird in die drei mährischen Terrassen eingetheilt (vgl. S. 13«: f.). Am höchsten ist cs im Ig lauer Berg lande, wo der Spitzbcrg, die Iavoi-ice (2573 P. F. ^n 836 Mtr.), der Kaiscrstcin und der Hradisko emporragen. Oestlich von der Zwittawa erstreckt sich das durch Höhlcnbildungcn (Sloupcr Höhle) und Erdfälle (Ma co ch a) merkwürdige Gcbirgc von Blansko mit dem Skatulec undHoruberg (2022 P. F. — l!57 Mr.). Jenseits dcr Tricbitzer Eiusentung und der Sazawa beginnt das Sudctcngcbict. Im äußersten Nordwcsten reicht hier bis zum Spornhaucr Paß das Glatzcr Bcrgland nach Mähren herein, wo sich an der dreifachen Grenze Böhmens, Mährens und Preußisch'Schlcsiens dcr Große oder Spieglitzcr Schnccbcrg (43!w P. F. — 1417 Mtr.) erhebt. Von der Marchquelle ostwärts bis zur obern Oder zieht sich an dcr Grcnzc zwischen Mähren und Oesterrcichifch-Schlesicn das mährisch-schlcsische Gesenke, welches dic höchsten Berge Mährens enthält: den Hoch- oder Hockschar (4140 P. F. — 1345 Mtr.), den Köpernikstein (4361 P. F. — 1417 Mtr.), den Altvatcr (4577 P. F. -- 1487 Mtr.) und die Hohe Heide (44!'4 P. F. — 14sw Mtr.). Das nach Südosten niedriger werdende Gesenke verschmilzt mit dem abgeflachten Odcrgcbirge, in dem der Licselbcrg (1l)70 P. F. — l^0 Mtr.) an der Oderquelle und der höhere Rothbcrg (235<; F. — 744-5 Mtr.) gipfeln. Die March-Bcova-Linic, die Weißkirchner Wasserscheide und die Oder trennen auf mährischem Vodcn das hcr-cynisch-sudetische vom Karpathcn^System. An der Ostarcuze gegen Ungarn zieht das Weiße Gebirge oder die Miaoa-Gruppe nordwärts bis zu jener Einsenkmlg, welche das obere Bcövathal mit dcr Kisuca verbindet. Im südlichen Theile dieses Zuges gipfeln Iau oriua (2!)77 P. F. — !)07 Mtr.) und Holy Vrch (2018 F. --- 828 Mr.), im nördlichen Wysoka (3225 F. — 1020 Mtr.) und Iavornik (3204 F. — 1013 Mtr.) am höchsten. Seitenäste gehen nach allen Richtungen; unter ihnen enthält das Kcltscher und Bistritzer Gebirge den Iavornit Kelsky (2638 P. F. — 857 Mr.) und den Hosteiner Berg (2312 F. — 731 Mr.), der Zug zwischen der obern und untern Beiwa den Zapp (2047 F. --- 837 Mr.). Der nordöstlichste Theil Mährens ist von den Beski den erfüllt, welche sich hier am höchsten in der Knichynia (3854 P. F. — 1252 Mr.) und im Smrk (4122 P. F. — 133<> Mtr.) erheben. Niedriger sind dcr Nadoüt (3459 F. ^ 939 Mtr.). Die wichtigsten Uebcrgäugc Mährens siud im mährisch-böhmischen Höhenzugc bei Iglau, Zwittau, am Schönhcngst und bci 9tothwasser, im Gesenke bci Brockersdorf, stleppel, der Spornhaucr-Paß, in den Karpathen die Uebcrgänge bci Hroscutau, bci Frankstadt uud dcr Lissapaß. An Höhlen ist Mähren ungcmein reich. An der Zwittawa liegen sic in zwei Gruppen; dcr nördlichen (bei Blansko) gehört nebst der Sloupcr Höhle die Höhlcnrcihe von Ostrow an, znr südlichen (bei Adamsthal) gehören die Bejinskala, dcr steinerne Saal, die Höhle Wejpustck (Durchgaug), die Evagrottc, dic Höhlen von Kiritcin und Ochos. In den Polaucr Bergen bei Nikolsburg befindet sich die Tnraldshöhlc, in den Karpathen bci Straiubcrg dic Zwcrgcnhöhlc, bci Frain an dcr Thaya eine klcinc «äishöhlc. Erdfälle besitzt Mähren zwci großartige, die mehrfach erwähnte Macocha nnd den Propast l„das Geuattcrloch") bei Weißtirchcn. Das bedcnteudstc Thal des Landes ist das der March, welches abgesehen von der Verengung bei Napagcdl, von Loschitz an eine breite Fläche darstellt. Mit dieser Marchebcnc steht die frnchtbare Thalnicdernng der Hanna (die Gclrcidckammcr Mährens) bei Krcmsicr in Verbindung. Zunächst von Wichtigkeit ist das frnchtbare Kuhländchcn an der Oder. Mit Ausnahme des Nordostthcilcs gehört Mähren zum Flußgebiete dcr Donau. Die vom Spicglitzer Schneeberg komn^ndc March, erst von Göding an schiffbar, ist der Hanptflnß des Landes. Ihr stießen rechts die Sazawa, die Hanna und die Thaya zu. Letztere mündet bereits anf mcdcröstcrrcichischcm Bodcn, ninnnt aber in Atährcn links die Schwarzawa auf. welcher links die Iglawa, rechts die Zwittawa (deren Thal „die mährische Schweiz") zugegangen ist. Unter den Zuflüssen dcr March auf dem linken Ufer sind die (aus dcr oberen nnd unteren zusammenfließende) Bcoua und die Olsava die bedeutendsten. Aus den Karpathen fließen einige Bäche der Waag ;u. Die im Lande entspringende Oder bildet streckenweise die Grenze gegen Oestcrrcichisch- nnd Preußisch-Schlcficn. Sie nimmt rechts die Ostravica auf. Die Mohra, welche iu Mahre« ihre Ouellc hat, fließt zu dem Odcrncbenflusse Oftpa. Seen hat das Land kciue anfznwcisen, dagegen zahlreiche Teiche, deren größte au dcr Greuze Niedcrösterreichs liegen. Mineralquellen besitzt Mähren über '»0, deren wichtigste die warme Schwefelquelle zu Mlcrsdorf (25" N.) im Tcßthalc uud der alkalische Säuerling von Luhatschowitz sind. Ro/nau ist wegen seiner Molkcncuranstalt viel bcsllcht. Mähren besitzt unter allen Sudctcnlandcru das mildeste Klima, denn es ist ringsum so ziemlich geschlossen und nach Süden hin offen. Doch während im Süden der Wein wohl gedeiht, reift auf den höheren Abhängen des Gesenkes und dcr Bes« tidcn kaum der Hafer recht, die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Iglau 9'5", in Arünn 8-9", In Hochwald bci Mistet 7'8", in Datfchitz (an der mähr. Thaya) 6-9" C. Dcr Jahresdurchschnitt der Niederschlagsmenge ist in Hrünn l>0, in Hochwald 78 Cent. Die Zahl der jährlichen Gewitter erreicht dic größte Höhe in Hochwald (23-5) und sinkt in Ariwn auf 15'1, in Kremfier auf 13. Die Winde wechseln schnell; der herrschende Luftstrom ist der Nordwcst. Dcr Südwcst bringt Regen, der Nordost im Winter große Kälte. Bcvölkcrungs-Statistik. Am 31. December 1869 hatte Mähren eine anwesende Civilbcuölkernng von 1,997.897 Seelen; dazu 19.377 Personen deS Militärs gerechnet, ergibt als Gcsammtsummc 2,017.274 Seelen. Für das Ende des Jahres 1872 berechnete man die anwesende Bevölkerung auf 2,030.975 Köpfe. 1827 zählte Mähren 1,593.539, 184li: 1,784.592, 1851: 1,799.838 und 1857: 1,8s>7.094 Civilbcwohner. Die jährliche Zunahme der Bevölkerung beziffert sich auf 0-64°/<>. Auf 1 österreichische H)Ml. entfallen 5172, auf 1 geogr. lUMl. 4997 Seelen. Am dichtesten ist Brunn sammt Umgebung bewohnt (8620 E. anf 1 geogr. H>Ml.), am schwächsten der Bezirk Kromau (3144). An Wohnorten gibt es 86 Städte, 190 Märkte und 3041 Dörfer mit 280.301 bewohnten Häusern. Von der Bevölkerung Mährens sind 967.583 Pcrfoncu männlich, 1,049.691 weiblich. Der Nationalität nach sind 72"/<, Slaven, (Ccchcn, Slovaken, Watschen; 726 Markgrafschaft Mahnn. letztere im Karpathenanthcil), 25^°/<> Deutsche und 2^"/^ Israelite». 1,914.065 Personen gehören der römisch-katholischen Kirche an, 57.235 sind evangelisch, 42.899 Israelitcn. Von der erwachsenen Bewohnerschaft sind 48°/« mit der Land- und Forstwirthschast beschäftigt, 21"/<, mit Industrie und Gewerben (über 9°/<, mit Webcindustric), 2'^Vn mit Handel und Verkehr, über 7"<, leisten persönliche Dienste, Z'/«"/«» s^d Rentiers und nahezu 1^///o gehören der „Intelligenz" an. Cultur-Verhältnisse. Mähren ragt sowohl hinsichtlich der Rohproductiou als der Industrie unter der Mehrzahl der Kronländcr hervor. Die rationell betriebene Landwirthschaft wird durch die Fruchtbarkeit des Bodens und die klimatischen Verhältnisse sehr begünstigt. Der fruchtbarste Theil der Markgrafschaft liegt in der Mitte des Landes; es ist dies die Hanna. Dann folgen das Kuhländchcn, das Marchthal und die Niederungen an der Thaya. Unter den Gcbirgsdistricten sind die Karpathen-gcgendcn im Allgemeinen weit fruchtbarer als das Gesenke und die böhmisch-mährische Höhe. Hafer und Roggen sind die Hauptgctreidcartcu, doch liefern auch Gerste und Weizen reichlichen Ertrag. Außerdem werden viel Hülscnfrüchte, Kartoffeln, Rüben, Kraut, Klee, auch Flachs und Hanf gebaut. Gemüse und Obst (namentlich die Pflaume), im Süden dcr Wein und selbst die Castanie gedeihen wohl. Die Wälder bestehen in den Niederungen und im Hügellandezumeist aus Buchen und laichen, im Gebirge aus Nadelholz. Nur 4-08^ der Gcsammtarea sind unvroouctiv, 50'28<7„ entfallen auf das Ackerland, 1'05"/„ auf Weingärten, 8'54"/<, auf Wiesen und Gärten, 10"/^ auf Weiden, 26'05"/a auf Waldungen. Die Erzcugungsmcngen der wichtigsten Bodcnproducte warm 1871 folgende: Hafer 5,919.428, Roggen und Spelt 5,458.081, Gerste 3,307.972, Weizen 1,976.165, Hülscnfrüchte 616.669, Kartoffeln 10'7 Mill. Mctzcn, Zuckenübcn 7,208.966 W.-Ctr., Obst 597.223 Metzen, Wein 245.486 Eimer, Heu und Grummet gegen 5-3 Mill. Ctr., Flachs 126.850 Ctr., Brennholz 932.678 Klftr., Hau- und Wc'rkhol; über 10-6 Mill. Cub. F. Der Gefammtwerth der landwirthfchaftlichen Production belief sich auf mehr als 149 Mill. Gulden. Ein ansehnlicher Theil dcr Productc gelangt zur Ausfuhr. , Auch die Viehzucht Mährens ist anerkennenswert!). Obenan steht die Schafzucht, welche durch das ausgedehnte Weideland sehr gefördert wird. Kein Kronland hat mehr veredelte Racen von Schafen als Mähren. Die Nindvichzucht wird am erfolgreichsten im Kuhländchcn, die Pferdezucht in dcr Hanna betrieben. Im Gesenke und in den Bestiden herrscht eine Art Almwirthschaft. Die Almhütten heißen hier Salaschcn. Der daselbst verfertigte Schafkäse (Brinscnkäsc) ist sogar Ausfuhrartikel. Beträchtlich ist auch die Zucht von Ziegen, Schweinen, Hühnern und Gänsen. Die Seidencultur ist Dank den Bemühungen des mährischen Seidenbau-Vereins in Aufnahme begriffen. Im Jahre 1869 zählte man 168.469 Pferde, 537.305 Rinder, 323.508 Schafe, 80.383 Ziegen, 161.419 Schweine, 68.865 Bienenstöcke. Der Ertrag an Scidencocons belief sich 1871 auf 1800 Pfund. Die niedere Jagd ist noch immer sehr ansehnlich; Hochwild findet man zumeist in Thiergärten, deren es mehrere großartige gibt. Die Fischerei, sowohl in Teichen als in Flüssen, hat sehr abgenommen. Dcr Bergbau Mährens, das weder Edelmetalle noch Kochsalz besitzt, beschränkt sich auf Eisen, Steinkohlen (Ostrau, Rossitz, Oslavan), Braunkohlen (Cciö), Alaun (bei Obora und Walchow) und Graphit (Hafncrluden, Möttan, Lisfitz). 1871 gewann man 510.873 Ctr. Roheisen, 8,748.627 Etr. Steinkohlen und 1,874.651 Ctr. Braunkohlen. Hinsichtlich dcr Industrie folgt Mähren unmittelbar hinter Böhmen und Nicdcröstcrreich. Tuch, Bcmmwollwaarcn, Leinen und Rübenzucker find die Hauptartikel der bedeutenden industriellen Thätigkeit. Die großartige Tuchfabrication wird zumeist in Brunn und Hingebung, dann in Iglau und Umgegend, in Namiost, Vcrwaltungs-OrgaiüSmus. 727 Tischnowitz, Austerlitz, Wi'chau, Lcipnik, Fulnck, Ncutitschein u. s. w. betrieben. Die Erzeugung von Baumwollwaaren findet am ausgedehntesten längs der böhmischen Grenze von Zwittau bis Schildbcrg statt; doch dctheiligen sich an ihr auch Proßnitz, Odrau, Frankstadt und Budwitz. Die Lcincnwcbcrci wird incist als Hausindustrie an der schlesischcn und böhmischen Grenze zwischen Olmütz und Wischau betrieben; Brunn und Sternbcrg fabricircn Segeltuch. Für die Erzeugung von Rübenzucker waren 1873 4!) Fabriken thätig, untcr dcucn die zu Sclowitz, Kaltschau, U.-Ostra, Rohatetz und Göding die größten. Wichtig ist auch die Eisenindustrie; zu Blansko, Adams-lhal, Witkowitz, Zöptau bestehen große Eisenwerke neben vielen kleineren. Man verfertigt Stabciscn, Schienen, Bessemer- und Gußstahl, Eisengußwaarcn, Eifcngcschirr (in Brunn), Maschinen u. s. w. Erwähnenswcrth sind ferner die Thonwaaren-fabrication (Frain, Krawsko), die Erzeugung chemischer Producte (Hruschau), die Verfertigung von Fez, von Maschincnfpitzcn, die Lcderbcrcitung, die Bierbrauerei (1873: 251 Brauereien) und die Tabakfabrication (Göding, Iglau^. Der Handel Mährens befaßt sich zunächst mit der Ausfuhr von Nohproductcn und Manufacturwaarcn. Der Export ist weit bedeutender als der Import; anch der Transithandcl ist sehr belangreich. Die 4 Märkte von Brunn und dic 3 Märkte von Altbrmm haben hinsichtlich der Textilindustrie'Erzeugnisse fast internationale Bedcntung. Der Verkehr wird durch gute Straßen (gegen 1200 Ml.) und ausgedehnte Eisenbahnstrcckcn gefördert. Die Nordbahn, die Staatsbahn, die österreichische Nordwcstbahn, die mährisch-schlcsische Nordbahn, die Ostrau Telegraphenämtern in Mähren), dic Handelsund Gewcrbckainmern m Arnnn nnd Olnnitz nnd das Ocwcrdcgcricht in Briinn. Das Bcrglcheu^wcscn in Mähren untersteht der Berghaufttmmmschaft in Wien. Als Militärbehörde fuugirt das General-Command» fiir Mähren nnd Schlesien in Ärnnn. In kirchlicher Hinsicht zerfällt Mähren in dle Erzdwcesc Olmütz nnd dic Diöcefc dcs Sussraqan-Aisthnms Briinn. Erstere liilifaßt nicht bloß die ')l'ordosthälfte Mährens, sondern anch einen gro^cn Theil Oesterrcichisch^Schlesiens nnd erstreckt sich selbst noch über einen Theil Prcnßisch-Schlesicns. Sie zählt in Mähren 7 Archiprcsbytcriatc nnd 40 Dccanatc, in Ocsterrcichisch-Schlcsicn 1 Archipresbytcriat nnd 8 Dccanatc, in Prcnßjsch-Schlesien 1 Archiprcsbytcriat und ." Dccauate. Im mährischen Antheil dicscr Diöcesc bestehen eine Pränionstratenser-Probstei (bei Olinütz), 7 Piaristcn-Collegicn, 8 Mönchs- und 14 Nünncnklüstcr. Die Briinner Diöccsc zählt 36 Dccanate, 3 Stifte (Altbriinn, Nclncisch, Raigcrn), 1 Piaristen-Colleginm, 0 Mönchs- nnd 7 Nonnenklöster. Im ganzen Lande gibt es 732 katholische Pfarren nnd 155 i?oeal-caplancien. Die Angelegenheiten der Euangclischcn Angsbnrgcr Konfession sowie jener hcluctischcr Confession leiten je 1 Superintendent und je 2 Senioren; evangelische Pfarren gibt es 30. Politische Gintheilung. Die Martgrafschaft Mähren zerfiel früher in den Bezirk der ^andcshllnptstadt nnd 0 Kreise (Brnnn, Iglan, Znaim, Hradisch, Nen-titfchcin, Olmütz). Gegenwärtig ist es in ?ö itr^isss war Bvinni. Von dirsem uns nordwärts wendend ^ erreichen >vir Iiald bat» Dorf Königs fcld oder! Neudorf init ciilcui ehemaligen Karthäuser-kloster (1375—17«2), das jctzt als Caserne dient nnd einer Zuckerfabrik, Bon Brnnn die Zwitlawa anfwärts ucrfol^end gelangen wir zn dein bereilö genannten Adauisthal (^»lllinnv). Ini Osten ist das Dorf Kiritein (Xrtin^) benachbart, in d^sseil Nähe sich die Höhlen Bej westlich an der Zwittawa liegt sehr malerisch ^'ettowitz (2083 E.), ein Markt mit einem Schlosse, bedentenderWebemannfactnrnnd Stein^ tohlengrnben. A>^ deinselben Flnssc finden wir unweit der böhmischen Grenze die alte nm- mauerte Stadt Zwittatt (Zvitav«,, 5800 E.), ^ Hauptsitz der Balimwollwcbcrei dieser Gegend. ! Auch Tnch- und ^einenweberei, sowie der Han^ del mit deren Erzeugnissen ist Iicdcntcnd. Oest' lich benachbart ist die Stadt Mährisch-Trülicm ("1'reliova, 5192 E.) an der TreboU'ka, einer der ältesten Orte dcö Landeö. Triidau hat ein Schloß, 5 Kirchen, ein Realgymnasium, betreibt Schafwoll-, Bamnwoll llud Veinenindustric und hält besuchte Märkte ab. An dcr bei Brlinn i miindenden Schwar^awa liegt die Ttadt Tisch-^ «owitz (T'i^üov, 2582 E.) init Papier-, Rüben-zncker-, Tuch- nnd Wallzengfabriken, Türkischroth-färbcrcicn, Bauinwollwelicreien uud Steinkohlen-grnben. Vorkloster Tischnowitz (1189 E.) init einer 1782 aufgehobenen Nonnen-Äbtei und ! einer herrlichen Kirche (Basilika) vom I. 1238 ist Vorstadt. Durch einen Fliigel der Staats-bahn mit Brunn in Verbindung ist der West' wärtS gelegene Markt Nossitz (2941 E.), berühmt durch seine bedeutenden Kohlengruben: es l>at auch eine Eisenhütte und eine Zucterfabik. Südwestlich liegt an der Oslawa der gleichfalls wegen Steiulohlengrnlien wichtige Markt Os-law an (2329 C',) mit einem Schlosse. oaS einst Nonnenkloster war. und einer Zuckerfabrik. An der Iglawa liegen Kanitz oder Äanuitz (lionics, 2217 E,) und Eibettschitz (Ivanoice, 4485 E,). Die erstere Stadt betreibt Leinwand und Cattnnfabrication, Holzhandel, Wein-und Obstbau; in der Nähe ist das Stamm-schloß der Familie Kaunitz. Eibenschitz verfertigt Topograph. 733 treffliches Tövfergcschirr und hat berühmten Spargel- und Obstbau. Verfolgen wir von Vrünn die Schwar^awa > abwärts, sc> erreichen wir bald den Markts Raigcru (Groß Naigcrn, li^ni-ad, 149, 31«»6 E.), eine Stadt, die eine Unterrealschule hat, große Viehmärlte hält und Wein, Obst nnd Süßholz! baut. Nahe der nieder-österreichischen Grenze l liegt an der Thaya der Markt EiSgrub^ (^.«llnil'«, 2061 E.), berühmt durch den Park des schönen Liechtensteinischen Schlosses, einen! der größten nnd herrlichsten von ganz Europa. -Gleichfalls an der Thaha nnd an der Landes -! grenze liegt der ansehnliche Marlt Lnnden bnrg llj'^l'Illv. 86N4 E,); cr war im Mittsl-alter eine Stadt und Sitz der Nebenlinien ^ böhmischer Regenten. Jetzt ist er wichtig alö ^ Vertimguugsftunkt zweier Hauptlinien der Nord bahn und der Lnndelibnrg-Grußbacher Baliu, l Von Bedeutung siud auck der Handel nnd die ^ Ortreidemarlie. Ä. Iglaucr K,eiß. Igla« (>IlI>1avll) ist! sine sehr alte Stadt, an der Iglawa und der > österreichischen Nordwestbahn nahe der böhmischen Grenze in einer Seehöhe von 1?W P. F. (552 Mtr.) gelegen. Das Klima ist rauh. Iglau! hat 3 Vorstudie. 1196 Häuser und 20.049 i Einw. und ist somit hinsichtlich der Größe die zweite Sladt Mähren«. Dcr ansehnlichste Platz ist der große EtMplaY. Unter den Bauwerken ragen hervor die gothische St. Iacobstirche, die alte Minoritenkirche, das Gymnasialgebäude und die steinerne Iglawabrücle. Die Stadt hält! bedeutende Märkte nild hat starke Industrie, namentlich Tuch^ und Plüfchfabricaüou, Färberei, Bierbrauerei, Maschinenfabriken, eine f. l. Tabak, fabrik. Es bestehen hier ein Gymnasium und eine Realschule. Igtau war vormals eine durch Silbergruben berühmte Bergstadt; sein Sladt ! nnd Bergrecht ist dns älteste in Mähren nnd ' liegt dcm Fl'l'ibrrqer ;u Grunde. Nm 4. Decem ber 1695 siegte hicr Er^her;og Ferdinand D'Esle i liber die Bayern. Unmittelbar neben der Stadt! befinden sich die schönen Parkanlagen ciuf dem Fran^-ÄarlSberg. Die Umgegend ist gebirgig. ! Südöstlich lkgt dcr Markt Pirnitz (i5st,„i«'L, ^ 3048 E,) am gleichnamigen Bache, mit eincm sehenswerthen Schlosse, Webeindustcie, Woll--bandel und Iahrmärtten. Der Martt Stannrrn ! (^tonlliuv, 1771 E.) im Südwestcn ist merkwürdig durch den liedentenoen Meteorsteiufall > am 22. Mai l806. Triefcl, slr<^t, 3«56 E.) ! im Sndivesten von Iglau ist ein Markt mit großem Schlosse und starker Tnchfabrication. In ! der Nähe wurde vormalö anf silberli^tige Blei-! erze grbant. Südöstlich von Iglawa finden wir an der obern Sa^awa und der böhmischen ! Grenze die Stadt Saar (/.(l:'ver Märkte. Südlich vou Iglau liegt unweit dcr mährischen Thaya malerisch zwischen Teichen iw einem frcnndlichen Thaltessel die Sladt Teltsch > (^' Schloß, eine gothische Kirche aus dem 15. Jahr" hundert nebst 5 andern Kirchen, eine Unterrealschule, Tuch und Schafwollwllarenfabritrn, ! treibt Büumwollweberei, Färberei, Hutfabrication, i Ziegelbrenncrei nnd hält wichtige Märkte. An der Thaya abwänS gelangen wir nach Datschitz (DaNeo. 2364 E.), einem Städtchen mit einem alten und einem neuen Schlosse, 3 Kirchen, Tuch , Baumwoll- nnd Seidenweberei, manchen Gewerben und Märkten. Südwestlich liegt in ! einem tiefen, engen Bergkessel nahe der Grenze Niederösterreich« die kleine Stadt Zlabings sAllvoml't», 2505 E.) mit Tuch nnd Kattun-Weberei nnd einen» eisenhaltigen Gesundbrunnen. 3. Zuaimer zireis. Die alte Stadt Znnim ! <^n0.jmn), von Ottokar I, 1226 gegründet, ist in fruchtbarer nnd anmmhigcr Gegend auf der Höbe des linken ThnlMllfere fchön gelegen. I Sie zählt 878 Häuser und 10.415 Einwohner. ! An Stelle der früheren Festungswerke umgeben 734 Markgrafschaft Mähren. hübsche Parkartige Anlagen die Stadt. Zu den bemcrtenswcrthcu Gebäuden gehören die zum Theil noch erhaltene alte Burg der Markgrafen vou Mähren, daneben die Burgcapelle (Heiden» tempel geuaunt), ein romanischer Rundbau des 12. Ihd., das gothische RathhauS mit stattlichem 80 Mtr. hohen Thurm (18. Ihd.), die gothische Pfarrkirche St. Nicolaus (14. Ihd.). Znaim hat ein Gymnasium, eine Realschule uud eine Oekonomie und Weinbau Lehranstalt. Ansehnlich stud die Tuchfabricatiou, Baumwollweberei, Essig-, Steingut- und Porcellaner;eugung. Iu der Uingegend baut mail vie! Gcunisc ftesondevs Gurten), Senf (Kremser Senf) uud Wem. Die Jahr- und Wochenmärt'te sind sehr bedeutend. > In Zuaiiu wurde am 12. Juli 180!) ein! Waffenstillstand zwischen den Oesterreicheru nnd Franzosen geschlossen, worauf bald nachher der Wiener Friede folgte. Die Umgebung der Stadt ist reich an hübschen Spaziergängeu. Im Osten stehen die ausgedehnten Gebäude vou Klostcr-Brncl (I^oullg, kilter), einer einst mächtigen Abtei, jetzt Caserne; im Westen liegt dic KrenzhcrreN'Probstei Pöltenverg (llra-6i8lco). Nördlich von Znaim liegt das Städtchen Illispitz ^ovl«0vio0, 108? E.) am gleichnamigen Bache, mit 2 Schlössern; in der Nähe ist ein Fundort von Vergtrystallen, Bitterstein,! Chalcedon, Carneol uud Plasma. Verfolgen wir die Thalia von Znaim aufwärts, so erreichen wir zunächst den malerisch gelegeneu Markt Frain (Vrannv), mit einem prächtigen Schlosse auf hohem FclM nud einer großen Steingut-fabrik. Der im Nordwestcn benachbarte Markt V öttau fZitov) wird vou der seheuswerthen gleichnamigen Burg überragt uud hat Graphit-werke in der Nähe. An dem hier münden den Schellrtlluerbache liegt Iamnitz (.lemniee, 2386 E.), einst freie Vergstadt, eine der ältesten Städte Mährens, mit großem Schlosse uud Baumwollspmm'rei nud Webeici. Oestlich siudcn wir Mährifch-Budwitz (i;uä<^nviee, 2550 E.), welches gleichfalls Baumwollweberei betreibt. Im Nordosttn benachbart ist das Städtchen Iarmeritz (.luromsncs, 2277 E.) init einem Schlosse und starkem Getreidebau. Noch weiter nordöstlich gelegen ist dcr Markt Na mir st (Nainö«t,, 918 E.) an der Oslawa, über welche eine steinerne Brücke von 7 Bogen führt. DaS auf schroffem Felsen sich erhebende Schloß ist großartig. Renommirt ist die hiesige Tuchfabrik. Die Umgebung ist mit höchst malerischen Anlagen geziert. Die an der Iarmcritz gelegene Stadt Kromau (Krnmlov, 1761 E.) hat ein schönes fürstl. Liechtensteinisches Schloß, Baumwollwcberci und Steinkohlengrubcn. Im Osten von Zuaim finden wir unweit der niederösterreichischen Grenze am Fuße dcr wcinrcichcn Polauer Berge die Stadt Nikolslmrg (Niknlnv, 7173 E., zur Hälfte Indeu), bekannt durch den am 26. Juli 18<>6 hier abgeschlossenen Waffenstillstand. Sie hat ein ausgezeichnetes Dietrichsteiuisches Schloß, 3 sehenswerthe Äirchrn, ein Nealobergymnasium und treibt Tnch und Wollzeugwebcrei, Weinban und lebhaften Haudel. Nilolsb'.l'-. ist der Ge^ burtsort des gelehrten Juristen Sonuenfels. Am Nordfuß der Polauer Berge liegt das wegeil seiner trefflichen Rothweine bekannte Dorf Polau skalHVH). 4. Hradischcr Kreis. Die ehemalige Kreis^ !hlluptstadtUugllrifch-Hradisch(IIl».cIizteüii0r»Ii6, i öiW E.) liegt iu fruchtbarer Edene auf dem , linken Ufer der March, hat 4 Kirchen, cin Real-! Obergymnasium, Wein- und Getreidebau und hält ansehnliche Märkte, namentlich iu Flachs, Garn uud Wolle. Die Stadt soll 1258 von Ottokar II, zum Schutze Mährens gegen die Ungarn gegründet sein uud war bis 1780 Festung. ! Iu der'Nähe bezeichnet das Dorf Altstadt (Htar« N.^tn, 2505 E.) die Stätte des alten Wellehr ad, der im Jahre 907 von den Ungarn zerstörten Hauptstadt des großmährischen Reiches nnd der Wiege des Christenthums, das die Slavenapostel (iyrill uud Melhud (803) hier begründeten. Westlich liegt am Fuße ocö Mars-gebirgrs Dorf Buchlowih mit eiuem Schlosse, vorzüglichem Obst« uud Weinbau und einem ^ Schwefelbad. Am jenseitigen AbHange des , Gebirges finden wir dcn Markt Koritschan (2073' E.) mit sehenswcrthem Schlosse, Glas-, Liqueur- und Nosogliofabricatiou, Märkten uud einer Miueralmielle („Hciligeubrünncl") in der Nähe. Südwärts liegt die Stadt Gaya (li^av, 3090 C.) mit einem Nathhause ans dem 16. Jahrhundert, einem Realghmuasium, Zucker-fabrit, Getreide-, Gemüse., Obst- und Weinbau und Bräunkohleugruben, Oestlich ist Bisenz lN/enec, 3674 C., daruuter viele Juden) gelegen, mit prächtigem Schlosse, berühmtem Weiubau, auch Obst-'und Gemüsebau, bedeutender Gänsezucht und Märkten. Das östlich benachbarte Städtchen Ostra« (Ostrov, 2847 E.) an der March hat ein ansehnliches Schloß, Weinbau uud Jahrmärkte. Südlich liegt unweit der March, über die hier eine Kettenbrücke führt, die Stadt Straßnitz (Lti-^nic:«, 495? E.) mit Schloß, Unlergymnafimn, Getreide- und Weinbau. Die March abwärts verfolgend erreichen wir Gliding (lloäanin, 5202 E.) an der ungarischen Grenze, ! mit einem Schlosse, großer Tabakfabrit, Vieh» ^ uud Wollmärkten, Merinoschäfcrei und einem i Brauntohlenwerl. In nordwestlicher Richtung fliegt das Dorf Tscheitsch (Oeiö) mit einer Glasfabrik, mächtigen Brauntohlengrnben und einer Mineralquelle nebst Badeanstalt. Der hart anstoßende Teich „Tscheitscher See" ist eine Licblingsflnr von WildgefMgcl. Oestlich von Ungar.-Hradisch liegt im Thalc der Olsawa die mit Mauern und Graben umgebene Stadt Ung.-Brod (Ilroä Uklu-»^, 3959 E., worunter viele Juden) mit einem Schlosse, schöner Syna° goge und wichtigen: Weinbau. Der im Süden ! benachbarte Marlt Niwnitz (^ivnico) ist der ^ Gebnrtsort des berühmten Humanisten Ioh. ! Amoö Comenins. Nordöstlich von Ungar.^Brod ^ liegt am Ostabhange dcr Karftathcn der Curort ^Luhatschowitz (s. S. 262). Ostwärts finden wir uahe der ungarischen Grenze die Stadt Klobouk(2658 E.). welche starke Pieh-, besonders Topographie. 735 Schafzucht, ferner Handel mit Käse, Butter und Obst betreibt. Nordöstlich von Luhatschowitz liegt au der Dlewnica in der sog. mährischen Walachei die Stadt Wisowitz (2717 E.) mit großartigem Schlosse, starker Tuchweberei und einem Gesundbrunnen. Unterhalb der Mündung der Dl'l'wuicll liegt malerisch an der March die Stadt Napngedl (MMMIn, 3041 E.) mit schönem Schlosse, Oesnudbrunnen nnd Producten-handel. Nach Norden erreichen wir die an der Russawa gelegene Stadt Holleschau (Ilolo^ov, 4940 E.) mit eincm großen Schlosse im italienischen Stil, Tuch- und Leinwebcrei und Productcuhandcl. Westlich liegt an der March nud iu der fruchtbaren Hanna die größte Stadt des Kreise«, Kremsier (liromörix, 9918 E.) mit 4 Vorstädten, einem Gymnasium, einer Real' fchnle, der gothischen Collegiatkirche zn St. Mau-ritz (v. 1262) nnd dem prachtvollen Sommer-rcfidenzschlosse des ErzbischofS von Olmlltz, wo 1848—49 der erste österreichische Reichstag bis zu seiner Auflösung tagte. Ueber die March fithrt eine Kettenbrücke. Kremsicr treibt Tuchmachern und Töpferei und hält wichtige Märlte. 5. Neutitschemev Kreis. Die Stadt Neutitschein (Nov^ ^i«m, 8045 E.) liegt im fruchtbaren, reizenden „Kuhländchen" am Titschbache, der rechts zur Oder fließt. Sie hat 5 Vorstädte, ein alterthümliches Schloß, 3 Kirchen, worunter die byzantinische Decanatskirchc bemerkcnswerth, eine Ackerbauschule und treibt Webeiudustrie nnd starten Tuchhandel. Auch in dem nahen Dorfe Suhle Mm»,, 1744 E.) besteht eine Ackerbauschule. Jenseits der Oder finden wir hart an der schlesischen Grenze die Stadt Fnlnel (3594 E.), welche einst Hauptsitz der „mährischen Brüder" war. Sie hat ein Bergschloß, starke Tuchmachern, eine Maschinenfabrik und treibt Handel. Nordöstlich von Neutitschein liegt Freiberg (^ribor, 495<» E.) an der Lnbina, mit einem Realgymnasium, starker Tuchweberei, Jahr- und Woll-markten. Eine kurze Strecke oberhalb der Ein-miindnna, der Ostrawitza in die Oder liegt an ersterer und an der Grenze Schlesiens Mährisch-Ostrau (OstrovH Narlivßllä,, 6881 E.), eine uralte Stadt mit großer Zuckerfabrik, starter Tuchmllcherci, Märkten und bedeutenden Steinkohlengruben. In dem nahen Dorfe Wittkowitz bestehen berühmte Eisenwerte. An der Ostrawitza aufwärts licgt dem schlesischen Friedet gegen» über die Stadt Mistel (3440 E.). Hauptplatz für die Fabrication ordinärer Baumwollwaaren. In dem südlicheren Markte Fried land besteht «in großes Eisenwerk. Südwestlich finden wir an der oberen Lnbina iu weitem Thale Frank ftadt (6563 E,) mit sehr starker Leinwcberei und Baumwollindustrie und Handel mit deren Erzengnissen. Umgehen wir «on hier aus den Berg Rado.^t an seinem Westfuße, so gelangen wir nach dem Curorte No^nau (itoiiiwv, 3215 E.) im Thale der unteren Be^ua (s. S.725), mit starker Viehzucht und Schafkäsebereitung. Am Zusammenflüsse der oberen und unteren Beöva licgt Wallachisch-Meseritsch (3029 E,) in der zumeist von Slovaken bewohnten „mährischen Wallachei", mit großem Schlosse, einem Untergynmasinm. Woll- und Leinweberei, an der oberen Beöva Wsetin (3700 E.) mit großem Vergschlossc, Tuchmacherei, Rübenzucker und Zündhölzchenfabrik. Die Be^va abwärts ver-falgrnd erreichen wir die ansehnliche Stadt Wcitzlirchen (Uranie«, 6735 E.), worunter viele Juden), mit einem Realgymnasium, einer militärtechnischen Schule, starker Tuchmachcrei, die viel für die Levante arbeitet, und beden-tcndem Handel. In der Nähe ist der Sauer« brunne» des Bades Tö plitz und der Erdfall „Gevatterloch". Unterhalb Weißkirchen liegt an der Veäva in anmuthiger Ebene die Stadt Leipnil (Lizinilc, 6051 E., viele Juden) mit ! mannigfacher Industrie und starkem Getreide-, Flachs- und Leinwandhandel. Südöstlich finden wir Bistritz „unterin .Hostein" (IjMrice poü Ho8tM0N, 2225 E.) mit prächtigem Schlosse nnd einer Molkencuranstalt. Auf dem durch den Sieg Iaroslaw'S von Sternbcrg über die Tataren (1241) denkwürdigen Berge Hostein steht eine Wkllfahrlscapelle. 6. Olmützer Kreis. Olmtttz (0louwuc) ist die zweite Hauptstadt von Mähreu, aber die kirchliche Metropole und Hauptftstung, welche das große mährische Tiefland bewacht. Sie liegt in ebener, morastiger Gegend an der March, in KricgSzeiten kann die ganze Umgebung unter Wasser gesetzt werden. Olmütz hat 2 Vorstädte, 709 Häuser und 15.229 zumeist deutsche Ein-wohtter, dazu eine Garnison von circa 6000 Mann. Die Stadt ist gut gebaut und hat, wic alle slavischen Städte, große Plätze. Die vorzüglichsten Gebäude sind die erzbischöfliche Residenz, der gothische Dom, in dem der 1306 hier ermordete König Wenzel III. begraben, die St. Mauritius- und die St. Michaelskirchc, das Rathhaus, das herrliche Zeughaus nnd die neue Caserne. Olmütz hatte eine im I. 1827 erneuerte Universität, die 1855 bis auf die nach bestehende l. t. theologische Facnltät aufgehoben wurde. Außerdem bestehen hier ^ Gymnasien, eine Realschnle eine Lehrer- und eine Lehrerinnen-Bil-dungs-Anstalt, ferner eine öffentliche Studien-bidliothel von 54.000 Bdn. Olmütz hat bedeutende Textil-Industrie und Rosogliofabrication und treibt bedeutenden Handel, der durch dicdrei hiersich kreuzenden Bahnen sehr gefördert wird. Olmütz, welches bis 1641 die erste Hauptstadt Mährens war, ist historisch sehr bcdcnlsam. Da« Bisthum wurde schon 1063 gegründet und 1777 zum Erzbisthum erhoben.' Im Jahre 1241 erfocht hier Iaroslaw von Sternbcrg einen Sieg über die Mongolen; 1479 wnrde zn Olmütz zwischen Böhmen und Ungarn ein Friede geschlossen, im 30jährigen Kriege (1642) wurde die Festung durch die Schweden genommen, 1758 aber sieben Wochen lang vergeblich von Friedrich d. Gr. belagert, worauf Maria Theresia alle Mitglieder dc« Rathes adelte. 1794 saß ^a< faycttc hier gefangen. 1848 faud in Olmntz die Thronentsagung d'5 Kaisers Ferdinand I. statt. 7^li Martgrafschaft Mähreii. Di^ ilahen Landgemeinden N en st ift, Pawel und Salzcrgut würden als Vorstädte von Olnnitz betrachtet. Bei dcm östlich benachbarten Markte Groß-Wisternitz (L^8tri<-.o ni-lil,a, 1908 E,) befindet sich im sogenannten Marien-thal ein großes Eisenwerk. Südöstlich von Olmütz liegt an der Bc6va die alte Stadt Prerau (?l«?rav, 7213 E.), ein wichtiger Knoten-pnnkt der Nordbahn. Sie hat ein Realgymnasium nnd eine Ackerbauschulc, ein gothisches Naihhauö und eine alte Burg, einst Sitz des Königs Mathias Corvinus. Die Tuchweberei ist bedeutend. In Sndwchcn ist an der March daö Städtchen Kojctein (3603 E.) gclcgcn, mit drei Borstädten. Eine wichtige Stadi ist daö südwestlich von Olmütz gelegene Protznitz (?i'08tH0v, 15.787 E.) am Ranzabachc in der Hanna, nut 4 Vorstädten, altertümlichem Rath. hause, einer vollständigen nnd einer Unter-realschule, bedeutender Noll, Leinen- und Baum-Wollindustrie, starker Gänsezucht nnd großen Getreidcmärkten. Von Olmütz die March aufwärts verfolgend erreicht man die Stadt Littau (I,ittuv0i, 3^86 E.), mit Paftierfabrication und Wollweberei; iu der Nähe ist daS herrliche Liechtensteinische Jagdschloß Neuschloß mit ^ sehr schönein, ausgedehnten Parke. Nordwestlich liegt unweit der March in fruchtbarer Ebene Müglitz (NakeliiiLe, 4163 E-), welches Weberei und Flachsbau betreibt; in der Nähe sind Graphitwerle. Das südlich gelegene Städtchen Loschitz (Hostie«, 2608 E.) hat viele Töpfereien. Am Teßflusse, der liuls^ zur oberen March fließt, liegt Schönberg («umderk, 7285 E.), eine industriöse Stadt, die namentlich viel Flachsspinnerei, Leinwand- und Baumwollwaaren-Fa- ! brication, Flachsbau und Bierbrauerei betreibt; si? hat ein Realgymnasium nnd eine Ackerbau-nnd Flachszubcreitungsschule. In demselben Fluß- ! thale aufwärts liegt Ullerödorf (I.08in, 2366 Eiuwohiter) init einer lauen Schwefelquelle, i einer Molkcncur- nnd einer Kaltwasserheilanstalt. ! DaS Dorf Zciptau (8aliotiu, 1407 E.), nord- ^östlich von Schönbcrg, hat Cifensteinbcrgbau und ein großes Eisenwerk. Altstadt (8tars N,"8ta, 1781E.) am Fuße dos SpirglilM Schnee» bergs, verfertigt Papier und Leinwand. Von Schöuberg gelaugt man in südöstlicher Nich« tnng nach Deutsch-Liebau (I^iliovn, nönieckä, ! 4424 E.), cinem Markte mit bedeutender Lein-weberci uild Spinnerei. Südlicher liegt an der Oskawa Miihrisch-Ncnstadt (Unöav. 4781 E.), welches ein Realgymnasium hat, Wollzcugfabri-cation, Lcinwcbcrci und Handel betreibt. Süd» östlich finden wir die hübsche Stadt Sternberss (13.509 E,), welche 6 Vorstädte, eine Uuterreal-schnlc hat, einer der Hauptsitzc dcr Leiuweberei Mährens ist und auch ansehnliche Baumwoll-zeng- und Tuchfaürication, guten Obstban und Handel mit seinen Erzeugnissen betreibt. Dorf l Stephanau im Süden au der Eisenbahn hat Eisensteinbergbau und ein Eisenwerk. Nördlich von Sternberg liegt an der oberen Mohra nahe der schlesischcn Grenze Rümcrstadt (I^m»,rav, 5914 E,) mit einer Unterrealschnle, starker Leinwoberei, Bleicherei und Flachsbau. Das benachbarte Dorf Ianowitz mit gleicher Industrie hat auch ein Eisenwerk. Endlich sei noch die in einem Seitcnthalc des Morathaleö nordöstlich von Sternberg gelegene Stadt Hof (vvoree, 315» E.) genannt, die Leinweber« und Leiuwandhandk! betreibt. Als Charakterbild für Mähren gilt der Aufsatz: „Die Rechen m Bohmcn unk Mühren" S. 420. Tirol«. Niithencn und Polen. Magyaren »on I«,szbelHw, PolKs-Hypen. U„ssari I '»W) fiel Schlesien als Bestandtheil Böhmens «n das Haus Habsburg. Im Brcslauer Frieden (1742), der den ersten schlcsischen Krieg beendete, wurde der größte Theil des Wndcs bis auf die zwei noch gegenwärtig zu Oesterreich gehörigen kleinen Gebiete an Prenßcn abgetreten und dicfe Abtretung im Frieden zu Dresden (1745) und zu Hubertusburg (1763) bestätigt. Physische Geographie. Schlesien besteht aus zwei ungleich großen, von einander durch mährisches Gebiet getrennten Theilen, deren westlicher dem Sudctcusystcm, und deren östlicher kleinerer dem Karpathenhochlande angehört. Da beide Gebiete an dem Nordabhangc der betreffenden Gebirge liegen, haben sie ihre höchste Bodenerhebung an der Südgrcnzc. Von den Sudeten erstrecken sich Partien des Glatzer Berglandes ^das Reichcnstcincr Gebirge) und des Gesenkes auf schlcsischcm Boden. In ersterem gipfeln hier die ^öwentuppe ,,3273 F. — 1035 Mtr.) und der Rösselberg (2669 F. — 844 Mtr.), in letzterem an der Grenze gegen Mähren ') Der Name Schlesien (örchisch ssik-sko, polnisch 8/I«ok, lctt. 8il<'«ia) wird verschieden abgeleitet: eiNwrder von N1l>n8»,, drr slcw. Benennung des Flusses ^'oh? in Preußisch Schlesien, oder von den alten Silinqerli, die hier wohMeu, ^oder von jx^Ilil' hintersten Slaven i,n Gegensatze zu den 6'echen(den vordersten) bezeichnet wären. Umlauft, Oestr«,-ui!n. Monarchie. 47 73ß Herzogthmn Schlesien. Altvatcr, Köftcrnikstein und Hockschar (f. S. 724); vom Altvater zweigt nach Nordost der Bielakamm ad, an dcn sich der Hirschbadkamm anschließt. Gegen die Oder nnd Oppa hin sinken die Höhen schnell herab; die Hurky bei Troppau haben nur noch 1061 F. (525 Mtr.). Die schlesischcn Karpathen sind ein Theil der Viestiden. Vom Sulov (2969 F. — 939 Mtr.) an bilden sie die Grenze gegen Ungarn. Der höchste Gipfel ist die Lissa Hora (4063 P. F. — 1320 Mtr.^ im Nordostcn des RadoZt; niedriger sind der Travno, die Noftiza, der dantory und dicBarania, letztere an der Weichselquelle. Die wichtigsten Paßübergängc sind der Spornhaucrpaß in dem Glatzcr Bcrgland und der Iablunkapaß in den Karpathen. Der ganze nördliche Landstrich Schlesiens ist mit niedrigen sanftgewölbten Hügeln alisgefüllt, die den allmählichen Uebergang zu der großen (sarmatischen) Ebene jenseits der'Weichsel bilden, Der tiefste Pnnkt ist der Ausstuß der Oder (588 F.). Sämmtliche Gewässer Schlesiens gehören zum Gebiete der Ostsee. Der aus Mähren kommenden Oder fließen links die Oppa mit der Mohra, ferner die Hotzenplotz und die Biela zu, welche beidc jedoch erst außerhalb des Landes münden; rechts empfängt sie die Ostravica und die Olsa. Die Weichsel entsteht auf schlesischcm Boden aus mehreren Quellbächen und nimmt rechts den Grenzfluß Biala auf. Nenncnswcrthc stehende Gewässer find kcinc vorhanden. Unter den Mineralquellen ist der Sauerbrunnen zu Karlsbrnnn der bedeutendste. Das Klima ist rauh und kalt, was mit der Lage an der Nordabdachung der Gebirge zusammenhängt. Die mittlere Jahrestemperatur Tropftau's beträgt 8'8" C., die Tcschcn's 8" C. Die jährliche Regenmenge des ersteren Ortes ist mit 52, die des letzteren mit 73 Cent. berechnet. Die Zahl der Gewitter beträgt für Oderberg 15'8, für Troppau 115, für Teschen 10. Von den Winden herrschen West und Nordwest vor. Bevölkerungs-Statistik. Am 31. December 1689 hatte Schlesien eine anwesende Civilbeuölkcrung von 511.581 Seelen; dazn 1771 Militärspersonen gerechnet, ergibt als Gesammtsumme 513.352 Seelen. Für das 6nde des Jahres 1872 berechnete man die anwesende Bevölkerung auf 528.932 Köpfe. 1827 zählte das Kronland 396.925, 1846: 466.002, 1851: 438.586 und 1857: 443.912 Civilbcwohner. Die jährliche Zunahme der Bevölkerung beziffert sich auf 1'27"/^. Auf 1 österreichische uMl. entfallen 5719, auf 1 geogr. ^Ml. 5491 Seelen, so daß in dieser Hinsicht Schlesien unmittelbar hinter Nicdcröstcrrcich rangirt. Am dichtesten ist der Bezirk Freistadt bewohnt (7984 E. anf 1 geogr. lüMl.), am schwächsten der Bezirk Freudenthal (4535). An Wohnorten gibt es 25 Städte, 9 Märkte und 671 Dörfer mit 62.082 bewohnten Häusern. Von der Bevölkerung Schlesiens sind 244.345 Personen männlich, 269.007 weiblich. Der Nationalität nach sind 51°/<, Deutsche, 28"/<, Polen, 20°/o Rechen und 1'/4°/l> Israclitcn. Zur römisch-katholischen Kirche bekennen sich 434.750 Personen, 72.419 sind evangelisch, 6142 Isracliten. Von den erwachsenen Bewohnern sind gegen 43"/<, mit Land- und Forstwirthschaft, 25'/2^ mit Industrie und Gewerben (gegen 11°/„ mit Wcbeindustrie), 2°/<. mit Handel und Verkehr beschäftigt, 5 V,"/« leisten persönliche Dienste, 4'/2°/<, sind Rentiers, 1^///^ gehören der „Intelligenz" an. Cultur-Verhältnisse. In Folge des rauhen Klimas und des grotzcnthcils minder fruchtbaren Bodens ist der Ertrag des Feldbaues verhältnismäßig gering und deckt nicht dcn Bedarf der dichten Bevölkerung, obwohl die Bestellung der Aecker sorgfältig ist. Der fruchtbarste Boden liegt in dem schmalen Landstriche längs der Gebirge vom Gesenke bis nach Galizim. Hafer, Roggen, Kartoffeln, Zuckerrüben und Flachs sind die Hauptcnlturen. Garten- und Obstbau sind sehr beschränkt; Wein gedeiht nicht. Der Zustand der Wälder (vorherrschend Nadelholz) ist nicht sehr erfreulich. Von der Gesammtar."a entfallen 45-71"/<, auf das Ackerland, 7'43"/<, Eultm-Verhältiüsse. 739 auf Wiesen und Gärten, 105,4 auf Weiden, 31-78°/^ auf Wald, 4-54 "/„ sind unproductiv. Die Erzcugungsmcngcn der wichtigsten Vodcnproductc waren 1871 folgende: Hafer 1,656.319,'Roggen 806.260, Gerste 534.250, Weizen 205.835, Kartoffeln gegen 2'8 Mill. Metzcn, Zuckerrüben 723.619, Heu und Grummet über 1-1 Mill.,'Äee gegen 1'5 Mill., Flachs 41.01? Ctr., Brcnnhol; 326.247 Klftr., Bau-- und Wcrkholz beinahe 16'4 Mill. Cud. F. Der Gcsammtwcrth der laudwirth-schaftlichcn Production belief sich auf mehr als 35-2 Mill. Gulden. Auf dem Gebiete der Viehzucht nimmt die Schafzucht den ersten Nang ein; es werden nur veredelte Schafe gehalten. Das Rindvieh gehört dem gewöhnlichen Landschlage an, die Pferde dagegen sind von guter Race, cbcnso die Schweine. Sehr belangreich ist die Fedcrviehzucht. Die Bienenzucht wird wenig, aber rationell betrieben. 1809 zählte man 27.150 Pferde, 173.141 Rinder (1520 auf I UMl.), 73.037 Schafe, 16.012 Ziegen, 54.464 Schweine, 17.059 Bienenstöcke. Die Jagd ist noch ziemlich ergiebig, wichtig dic Fischerei in Teichen, Bächen und Flüssen. Der Bergbau Schlesiens beschrankt sich auf Steinkohlen ^Polnisch-Ostrau, Hruschau, Pnkos, Orlau :c.), Men (namentlich zu Ustron und Ludwigsthal) und Gyps. Sehr unbedeutend ist der Gehalt der geförderten Schwefelkiese an Edelmetallen. 1871 gewann man üb?r 18-9 Mill Ctr. Steinkohlen und 90.758 Ctr. Roheisen. Einen größeren Gewinn als aus der Reproduction zieht Schlesien aus seiner Industrie. Das Herzogthum ist wie Böhmen nnd Mähren ein Fabriksland. Obenan steht die Tcxtil-Industric in Schafwolle, Leinen und Baumwolle. Wollwaaren erzeugen namentlich Biclitz, Troppau, Wagstadt und Iägcrndorf, Leinen-, Damast- und Zwillichwaarcu Freiwaldau, Zuckmantel, Nürbcnthal, Cngclsbcrg, Freudcnthal, Benisch, Wigstadtl uud der Teschncr Bezirk; Haufttsitzc der Baumwollwaarcn-Crzcugung sind die Umgegenden von Freudenthal und Wigstadtl, Eiscnwaarcn werden besonders zu Baschka, Trzinicz, Ustron, Karl^hüttc, Würbcnthal und Klein-Mohrau, Kupferblech in Endcrsdorf, Maschinen in Frcudcnthal erzeugt. Sehr bedeutend ist die Rüben-zuckerfabrication; die größten Fabriken bestehen zu Hotzenplotz, Barzdorf, Wawrowitz und Skrochowitz. Endlich ist noch die Erzeugung vou Spiritus, Leder und Wagen erwahnenswerth. Der Handel Schlesiens ist mit Ausnahme des Transit-Verkehrs nicht sehr bedeutend. Ihm dienen gegen 190 Ml. Straßen und die das Land durchziehenden Strecken der Nordbahn, der Kaschau - Odcrbcrgcr Bahn, der mährisch - schlcsischen Centralbahn und der Ostrau-Fricdländcr Bahn. Wasserstraßen hat Schlesien keine. An UntcrrichtSanstaltcn bestehen 433 Volksschulen (1871- 707 Lehrer und 70.196 Schüler von 90.032 schulpflichtigen Kindern), 2 Obcrgymnasien, 1 Untergynmasium, 2 Realgymnasien, 1 Unter- und 3 Oberrcalschulen, 3 Vildungs-anstaltcn für Lehrer und 1 für Lehrerinnen, 1 Gewerbeschule, 1 landwirthsch. Lehranstalt. Vereine bestanden 1872 240 und zwar: 14 Actien-Gcfcllschaftcn, 7 Bildungs-, 3 Casino-, 14 Consum«, 3 Gewerbe-, 13 Feuerwehr-, 17 Gesang-Vereine, 1 Gesellig-keitsvcrcin, 2 Handel- und Industrie-Vereine, 25 Kranken- und Leichenvercine, 8 Landwirthschafts-, 14 Lehrer-, 13 Lese-, 3 Musik-, 3 Pensions-, 15 politische Vereine, 11 Sparcassen, 18 Spar-, 14 Schützen-, 9 Turn-, 25 Vorschußcafscn-, 2 Ver-sicherungs-, 11 Wohlthätigkeits-Vcrcinc, 1 wissenschaftlicher und 2 sonstige Vereine. Die wichtigsten Humanitäts-Anstaltcn find die 12 Spitäler, 13 Vcr-sorglmgshäuser und 2 Kindcrbcwahr-Anstaltcn. Berwaltnngs-Orga»isMlls. Der fchlcsischc Landtag zahlt 31 (f. S. 539), der Landcsausschuß 4 Mitglieder. Die oberste politische Stelle ist die k. k, Landesregierung in Troppau, au dcrcn Spitze ein Landespräsidcnt steht und der die Bürgermeisterämter in Troppau, Aiclitz und Friedck und 7 Bezirkshauptmannschaften untergeordnet sind. Oberste Justizbehörde ist das Obcrlanocsgericht für Mähren 4?" , 740 Hcrzoglhüm Schlesien. und Schlesien in Brmm; Oerichtshöfc erster ^listauz sind das Laudesgcricht in Troppau und das Kreisgericht in Tcschcu, als Ein;clgerichtc fungircn 2 städtisch-delcgirte Bezirksgerichte und 22 Bezirksgerichte. Als Finauzbchürden bestehen die Finanz-Dircctiou, die Stcncrlocalconnnission, das Gcbührenbcmcssnngsantt und das Landcszahlamt in Troppau, die HauftlMämtcr in Troppau, Biclitz, Odcrbcrg, Tcschcn und Iägerndorf, 15 Ncbcnzollämtcr und ^ Waarcncoutrolsalut, das Hauptstcucramt in Troftpau lind 22 Stenerämter. Zn Troppan besteht eine Handels- und Gcwerbe-kauuucr. Die N8 Postämter unterstehen der Post-Direction, die 8-'! Telegraphenämter der Tclcgraphcu-Dircttion in Ärünn. Das Vcrglehcnswcscu untersteht der Bcrghaufttmannschaft in Wien, rcsp. dem Rcdicrbcrgmntc in Olmntz. Als Militärbehörde ftmgirt das Gencral-Cmmnando für Mähren und Schlesien in Brunn. In kirchlicher Hinsicht zerfällt Schlesien in drei Theile. Der mittlere gehört als Archipresbyteriat Troppau (mit 8 Decanatcn) znr Crzdiöccse Olnuitz, der Ncst des westlichen Theils (Iohcmnisberg, mit ^ Dccanatcn) und der Ostthcil (Tcschcn, mit 8 Deccmatcli) gehören zum Brcslaucr Bisthunic und werden uon cincm General-Vicar verwaltet. Es bestehen ein Piaristm-Collcgiuin, 1 Mönchskloster, l i>conncn-klöstcr, 144 katholische Pfarren und 3? ^ocalcaftlaneicn. Die Evangelischen haben einen Superintendenten und 25 Pfarreien. Politische Einthcilnng. Ober- und Nicdcrschlcsicn ist in die Stadtbezirke Trop-pau, Biclitz llnd Fricdcck und 7 Bezirkshauptluannschaften (mit 24 OerichtsbcMen) eingetheilt, letztere sind folgende: 1. Bielihf 8 OB.: Biclitz (Umgebung), Schwarzwasscr, Skotschau. 2. Frcistadt; 2 GB.: Freistadt,' Odcrbcrg. 3. Frciwaldau; 4 GB..- Frciwaldau, Iaucrnig, Weidenau, Zuckmantel. 4. Frcudenthal; 3 GB.: Bcuisch, Frcudcnthal, Würbcnthal. 5. Iägcrudorf; 4 GB.: Hcnncrsdorf, Hotzcnftlotz, Iägcrndorf, Olbcrsdorf. 6. Teschen; 3 OB.: Friedet (Umgebung', Iablunkau, Tcschcn. 7. Troppau; -"> GB..- (Umgeb.),Wagstadt, WigstMl. Eine Uebersicht der administrativen Tcrritorial-Einthciluu,a. Schlesiens gibt folgende Tabelle. Zahl Zahl Fläche». Anwesende «»Mische «««d,«°„>'k° ^,„ «. «2" ^>U^ bezitte schaftcn Qu.«Ml, 31. Dec. 1869 Städte mit eigenem Statut: Troppau................. — 2 6'20 16.606 Vielih.................. — ? ? ? ') Friedek.................. — ? ? ? ') Bezirkshlluptnlllnnschaften: Nielitz lNmgebllliq)............. 3 88 13'67 73.279 Freistadt................. 2 56 649 51.820 Freiwaldau................ 4 106 13'32 65.938 Freudenthal................ 3 51 10 84 49.161 Iagerndorf................l 4 97 960 56.136 Teschen.................. 3 131 2093 102.268 Troppau (Umgebmiq)............ 5 174 16'05 69.179 Summe 24 705 93 49 511.581 , Militär . 1.771 513.352 ') Die bettelnde,! AiMbrn sind in sculi, llbcr dic Gerichlöbczirte Virlitz und Tlsch>n einlinltc». Topographic. 741 Die größten Orte Schlesiens sind (nach der Zählung uom 31. Dec. 1869) folgende: Troppau .... 16.li08 Einwohner Biclitz . . . . W.721 Teschrn .... 9.77!) Iägcrndorf ... 8.121 Frcudcnthal . . . l>.24A Einwohner Freiwaldau . . . 5.242 „ Friedet..... 5.170 „ Zuckmantcl . . . 4.588 „ Topographie. a. Zie Landeshauptstadt Hroppau. Troppau (stau. l>^va) liegt in einer Seehöhc non 762 P. F. (247'5 Mtr.) tu lieblicher Ebene am rechten Ufer der Oppa, welche unterhalb der Stadt die Mohra anfnimmt. In der Nähe ist die preußische Grenze. Ein Zweig der Nordbahn und die michrisch-schlchsche Ccntralbahn stellen nach West und Ost die Eisenbahn Verbindung her. Troppau besteht aus der eigentlichen Stadt und vier Vorstädten (Grätzcr,Iaktarcr, Karlsaucr, Natiborcr Borstadt), auch das benachbarte Dorf K a th a-rcin wird als solche betrachtet. Mit letzterem hat Tropftau 1218 Häuser und 29.265 Einwohner, zur Hälfte Deutsche, zur Hälfte Wasscrpolakcn. Die Stadt ist wohlgebaut und hat mehrere schöne Plätze, unter denen der Ober- und der Nicdcrring die bedeutendsten. Zu den hervorragenden Gebäuden gehören das fürstlich liechtensteinische Schloß, die alte gothische, aus Basalt aufgeführte Hauptpfarrkirchc, die ehemalige Jesuiten« kirche, die Minoritcnkirche, der gcschmackuollc Stadtthurm, das alte Naihhaus, das Landhans, das (5onvcnthaus der Iohannitcr und das Theater. Troppau besitzt schöne Gartcnanlagcn und ciuen großen schönen Park. In der Nähe sind hübsche Spazier-aMgc und eine Stunde uon der Stadt liegt am Fuße des Schwarzcnbcrgs der Badeort Iohannisbrnnn. Troppau ist Sitz der Landesregierung uud des Landtags, eine Nrchiprcsbyteriats, das zur Erzdiöccsc Olmütz gehört und einer Hanocls-und Gcwcrbckammcr. Im Jahre 1872 zählte es 37 Vereine. An Untcrrichtsanstalten bestehen ein Gymnasium, cinc Realschule, eine Lehrer- und eine Lehrermncu'Oilduugs-anstalt. Ferner findet man ein instructwcs Laudcsmuscum und eine öffentlich? Bibliothek von 5i>.00N Bänden. Die industrielle Thätigkeit befaßt sich mit der Fabrication von Maschinen, Wagen, Nnbenzucker, Tuch und anderen Wollstoffen, Leinwand, Ziegeln ll. s. w. Sehr bedeutend ist der Speditionshandcl, auch der mit Tuch und Leinwand lebhaft. Im Jahre 1014 belehnte Kaifcr Mathias das Haus Liechtenstein mit dem Herzogthumc Troftpau, von dem ein Theil hellte auf preußischem Gebiete liegt. Seit dieser Zeit blieben die Fürsten im Besitze Troppaus. Im Jahre 1820 wurde hier ein Congrcß abgehalten, der seine Fortsetzung in Laibach fand. d. Orte im übrigen Schlesien. I. Im westlichen Landestheile. Olirrhalli, Troppau liegt au der Oppa die lMschi» Stadt Iiigerndorf (Xrnov, 8121 E.), Hauptott dos' gleichnamigen, drm Mrstm Liechtenstein (sl-it^ 1623) gehörigen Fürstr!«l!llMs. Sie l,at ^ ^ Vorstädte, eine schaue Hrcauatskirche, ei» fiirstl.' Schloß, eine UnterrealschMe, treibt starte Tuch- machcrei und Schafwollwaareu-Erzeu^ung, hat eine Maschiucufabril und HUlt Hiärtte. Ver> folgen wir von hier aus die Oftpa aufwärts, so grlaugeu wir ;u dein nuweit vou ihr sselcl;euen Städtchen Engelsberg, das anschulichc Leitil« Industrie betreibt, DaS nahe Dorf Lndwigs» thal hat berühmte Eisenwerke. Wo sich schwarze, 742 Herzogthnm Schlesien. weiße nnd mittlere Oppa vereinigen, liegt dir Vcrgstadt Würbenthal (2275 E.), mit Er zeugnng von ^einrn^ und Baumwollwaarcn, chemischenProducten,Glas, Draht, Maschinen:c., Bergbau auf Blei, Kupfer und Eisen. An der weißen Oppa, nahe dcr Quelle, finden wir in einem romantisch stillen Thale den Curort Karlsbrunn (vormals Hinnewindcr) am Fnße des AltvaterS. Nahe der preußischen Grenze liegt au der Ossa Hotzcuploh (Okolilalla, 3435 E.), mit Spitzenklöppelei, Znndwaarm-erzengung und l'edentender Schafzüchterei. Tas ' westwärts sehr reizend gelegene Zuckmantcl (4588 E.) betreibt deinen- und Caltunfabrica^ ! tion und Garnhandel; in der Nähe gräbt man auf gold- und silberhaltige Erze. Südwestlich ^ finden wir an der oberen Biela in einem weiten Thale die Stadt Freiwaldau (I^ii^alänv, 5242 E.) mi< altem Schlosse, wichtigen Leinen-, fadriken, Flachsgarnspinncrci, Bleichn». Berühmt ist daS iin Nordwest benachbarte Torf Grafen^ berg dlirch die von dem Bauer Prießnitz (f 1851) daselbst errichtete Kaltwasserheilanstalt.. Westlich liegt Vindewiese mit dcr gleichfalls, rcnommirtcn Heilalistalt (sog. „Semmelcur") des Natmarztes Schroth. Bei Thomasdorf bildet die Biela einen sehenswerthen (200 F. bohrn) Wasserstnrz. Zu Weidcuau (Vi«lüim^) am Weiden-bach und der preußischen Grenze besteht ein, Realgymnasium; die Bewohner betreiben l!ein-Weberei und Strnmpfwirkerei. Das westlich ge- ^ legenr Barzdorf hat eine Rübeuzuckerfabrik.! Im nahen Obrrhermsdorf besteht eine land-! Wirthschaftlichc Landeö^'ehranstalt. Weiter west'! lich liegt daS Slädlchen Inurruig (^l^voruik, 3174 E.) mit Kronraschfabrication, einem Silber-und Bleibergwerk; darnberrrhebtsich daö prächügc Schloß Iohannisberg, der gewöhnliche Sommersitz des Fürstbischofs von Breölau. Südwestlich von Iiigcrnoorf finden wir an dem zur Mohra fließenden Schwarzbache die Stadt Frcudcuthal (Vrunwl, s!243 E,) mit 3 Vorstädten, großem Schlosse nebst schönem Garten, bedeutender TeNil-Iuoustrir, Fabrication von chemischen Pro-ducten, Maschinen und Metallwaaren und emem Realgymnasium. Benachbart ist im Nordwesten das Dorf Klein-Mol,ran (1400 E.) mit Eisengruben nnd Hämmern. Siidöstlich von Frendcuthal liegt die Bcrgstadt Vcnisch (4256 E.), welche Leinen^ nnd Balimwollweberci, Garn-und Leinwandhandel, Silber^ und Blribrrgban betreibt. In südöstlicher Richtung gelangen wir! zu dem jenseits der Mohra gelegenen Wig-stabil (Vitkov, 24N6 E.), das gleichfalls Mnen und Baumwollwaaren erzeligt nnd das alte Berg-schloß Wigstein in der 3iähc hat. An dcr Oder liegt Odra« (4221 E.) mit bedeutender Tuch-, Schafwoll, BaumwollwaareN' nnd Leinwand-Erzeugung. Nach Nordost liegt am Wag-bachc das kleinere Wagstabt (3720 E.) mit der gleichen Industrie, Vichmärlten nnd einem Schlosse. 2. Im östliche,, Landestheilc. Hier ist der bedeutendste Ort die Stadt Teschen (öech. löZin, poln. ^ieL^^n, i)779 E.), Hanplort des gleichnamigen, jetzt dem Erzherzog Albrecht gehörigen Hcrzogthums, am Nordfuß dcr Vicskiden zwischen der Olsa und dem Babref. Teschen hat 2 Vorstädte, 5 Kirchen, unter denen die Decanattttirche sehenswerth ist, ein altes ver« fallems Bcrgfchloß; es ist der Sitz des Vres-lauer fürst bischöflichen Oeneralvicars, An Lehranstalten bestehen Gymnasinin. Realschule nnd ^ehrerbildnngSanstalt. Im Scherschnik'schen Museum besitzt es einen seltenen Schatz für die ^andesklindr dieses Theiles von Schlesien. Es erzeugt Tuch, ^cder, Liqueur, Vier, Ziegel, treibt Flaehöbereitung und bedeutenden Wein-nud Transithandel. Historisch merkwürdig ist Teschen durch den Friedensschluß von 1779, durch den das Innvicrtcl an Oesterreich kam. Sehr ansehnlich ist das im Westcn gelegene Dorf Blndowitz, Welches ^eixweberei betreibt. An der Ostrawitza, dem mährischen Miftek gegenüber, liegt die Stadt Friedet (5170 E.), der Hauptsitz der schlesischen Baumwollwaarenproüliction. In Karl,hütten nnd Batschka (I^al/I-0v, 2012 E.) an der Weichsel, über die hier eine 950 F. lange, Brücke führt. In dem weiter aufwärts an der Weichsel gelegenen Dorfe Ustron (Uljti'oili, 4217 E.) bestehen ein Eisenwerk, ein Schlackenbad nud eine Molkencur-anstalt. Am Ursprünge der Weichsel liegt das Dorf Weichsel (Visw, 3975 E.). 13. Königreich Galizien und Lodomenen mit dem Großhcrzogthume Krakau und den Hcrzogthümcrn Auschwitz und Zator. 1425-6 HM. -^ 78.496-8 s^Kil., 5.444.689 Cinw. (Wappen: Ein blauer, in die Länge getheilter und mit einer Königskrone geschmüäicr Schild, worin rechts (für Galizien) ein schmaler rother Querbalken im blanen Felde mit einer schwarzen Dohle oberhalb uud drei goldenen Kronen nuterhall), links aber (für Lodomerien) ;n>ei uon Silber und Roth geschachte Querbalken ilu blauen Fi^ldc erscheinen. Das Wappen fitr Auschwitz (Oswiecim) ist ein rother einköftsigcr Adler im blauen Felde mit dem Buchstaben 0, für Zator ein weißer Adler im blauen Felde mit dem Buchstaben X anf der Brust. Landesfarben: Blllu-Roth-Oold.) Geschichtsbild. Seit dcn, 0. Jahrhundert setzten sich zwischen der Oder und Weichsel Slaven fest; um das Jahr 1000 scheinen im jetzigen Galion im Allgemeinen die hcnligcn Sprachgrenzen zwischen Polen und Nuthcnen schon bestanden, doch ruthcnischer Seits wcitcr nach Westen gereicht zu haben. In die Herrschaft des eben bezeichneten Gebietes theilten sich anfangs Magyaren, Polen nnd Nusscu. Um das Jahr 1100 bildeten sich in Nothrußland mehrere selbständige Fürstcntlinmcr, darunter Halic; und Wladimir oder Wlodimir. Als diese nach kurzer Selbständigkeit bald wieder in dcn Besitz der Ungarn gelangt waren, blieben sie ungarisch, bis die Polen, welche schon längere Zeit das westliche Galizien als einen Bestandtheil der Woiwodschaft Krakau besessen hatten, 1390 auch dcn östlichen Theil des heutigen Galiziens, das alte Rothrußlcmd, den Ungarn entrissen. Die Polen beherrschten diese Gebiete bis zum Untergänge ihrer politischen Selbständigkeit. Bei der ersten Theilung Polens (1772) gewann Oesterreich das heutige Galizicn (Italics) und Lodomericn (^Vwäimii-, lat. I.oäomii-W), welches Kaiserin Viaria Theresia zu einem besonderen Königreiche erhob. Bei der dritten Theilung (1795) erhielt Oesterreich einen Theil der Woiwodschaft Krakau mit der Hauptstadt Krakalt, sowie die Woiwodschaften Scndomir und Lublin nebst kleineren Theilen unter dem Namen Westgalizien, mußte aber dasselbe im Wiener Frieden (1809) an das von Napoleon gebildete Herzogthum Warschalt abtreten. Auf dem Wiener Congressc (1815) überließ Oesterreich Westgalizien an Rußland, erhielt'aber von diesem den Tarnopoler Kreis in Galizicn nnd die Salzwcrke uon Wicliczka zurück. Zugleich übernahm Oesterreich mit Nußland und Preußen den Schutz des neu gebildeten Freistaates Krakau, welcher jedoch 1846 aufgehoben und als Großherzogthum dem Kaiscrthum Oesterreich wieder einverleibt wurde. ^ Alischwitz und Zator waren zwei schlesische Herzogthümer, Vasallicn der böhmischen Krone, wurden an Polen verkauft und erst unter Maria Theresia's Negierung gelangten beide an Oesterreich zurück. Physische Geographie. Nur der nördlichste Theil Galiziens, wo Wysloka und San in die Weichsel münden, und der östlichste Theil des Dnjcstcrthalcs gehören 744 Köiligrcich Galizien und Lodouiericn. dein sarmatischmTicflandc au. Südwärts steift dcrVodcn in dem uralisch-karpathischcn ^andrückl,'n höher an und vcriniilclt so den Ucbcrgang zu den Höhen der Karpathen, deren Wall dil,' Südgrenze gegen Ungarn bildet. Von letzteren erstrecken sich die Bies-kidcn,die Äabia-Gnra-Grupftc, dicHohc Tatra und das Karpathischc Waldgebirge mit ihren Nordabhängen auf galizischcni Äodcn. In den Aieskiden gipfeln hicr dic Magurka (3550 P. F. — 1153 Mr.), in der Babia-Gura-Gruvpc Pilsko (4914 F. — 1553 Mr.) und Vabia-Gura (5^42 F. — 1722 Mr.). Dic Hohe Tatra, von der kaum ein Viertel Galizicn angehört, betritt dieses ^and mit dein Wolowicc (t>553 F. — 20<>5 Mtr.) nn Westen nnd zieht über den Czcrwony Wrch (0713 F. — 2124 Mtr.) und über den polnischen Kamm zu der bereits ungarischen Loinnitzcr Spitze im Osten. Auf einer nördlichen Niederlage erhebt sich Galizicns höchster Berg, dcr Warm und ska (l!935 F. — 2192 Mr.). Das tarpathische Waldgebirge heißt bis zum Uszok Mr.). Eine Parallclkcttc im Innern gipfelt am höchsten im Kaniuö (5524 F. — 174", in Tarnopol 0-1". Die Menge der jährlichen Niederschlüge erreicht in Krakau 57, in Weinberg 72 Cent. Gewitter MM man jährlich in Biala 21'3. in Weinberg 197. Unter den Vustströmungen, welche vielfach wechseln, sind scharfe Nord- nnd Nordostwindc vorherrschend. Bcvölkcrungs-Statistik. Gali^icn hatte am 81. December 18l>9 eine anwesende Civilbeuötternng von 5,418.010 Seelen; dazu 20,073 Mititärspcrsoncn gerechnet ergibt als Gcsammtsummc 5,444.689 Seelen. Für das (5>idc des Jahres 1872 berechnete man die anwesende Bevölkerung anf 5,029.361 Köpfe. Im Jahre 1810 zählte das Kronland 3,055.285, 1830: 4,144.212, 1851: 4,555.477, 1857: 4,632.660 Civilbcwohner. Die jährliche Zunahme der Bcvölkcrnng beziffert sich auf 1-49°/n- Auf 1 österreichische H^Ml. entfallen 3997, anf I gcogr. ^Ml. 3819 Seelen. Am dichtesten ist der Bczirk Krakan sanmtt Umgebung bewohnt (10.590 E. anf 1 geogr. ll^Vil.), ani schwächsten der Bezirk Nadworna (1545 E.). An Wohnorten gibt cö 83 Städte, 230 Märkte und 11.0li0 Dörfer mit 835.123 bewohnten Hänfcrn. Von der Bevölkerung Galiziens sind 2,087.191 Personen männlich, 2,757.498 weidlich. Hinsichtlich der Nationalität überwiegen im Westen die Polen, im Osten die Nnthencn. In Westgali^icn sind 80"/„ der Bewohner Polen, 4"/„ Ruthencn, 8"/o Dcntschc und 7°/„ I< auf Weiden, 20-10"/., auf Wald, Die Erzeugungslnengen der wichtigsten Bodenproductc waren 1871 folgende: Hafer 10,258.094, Roggen nnd Spelt 9,627.890, Gerste 8,089.878, Weizen 5,085.800, Hülscnfrnchtc l'3 Mill., Kartoffeln 23-0 Mill. Metzen, Zuckerrüben 1-3 Mill., Futterrüben 3'3 Mill. Ctr., Heu und Grummet gegen 20 Mill., Klee gegen 7 Mill., Tabak 82.830, Flachs 246.337, Hanf 227.980 Ctr.. Brennholz über 1-8 Mill. Klftr., Bau- und Wcrkholz über 19-5 Mill. C. F. Der Gesammtwerth der landwirtschaftlichen Production belief sich auf mehr als 265 Mill. Gulden. 746 Königreich Galizien und Lodomerien. Die Viehzucht liefert sehr viele, zwar kleine, aber ausdauernde Pferde, zahlreiche Rinder, die iu großen Mengen nach den westlichen Kronländcrn ausgeführt werden, viele Schafe, von denen eine beträchtliche Zahl veredelten Raycn angehört. Auf den Hochweiden der Karpathen findet eine Art Sennenwirthschaft statt (vgl. S. 185), Hausgeflügel ist im Uebcrfiuß vorhanden. 1809 zählte man 690.240 Pferde (511 auf 1 cuMl., am meisten in der ganzen Monarchie), 2,070.572 Rinder (1526 auf 1 lüMl.), 966.763 Schafe, 35.824 Ziegen, 734.572 Schweine, 257.498 Bienenstöcke. — An Fischen, namentlich Stören und Lachsen, ist kein Mangel. Die Jagd ist noch immer beträchtlicher als in den westlichen Kronländcrn; es kommen selbst noch Bären und Wölfe vor. Die Hauptproductc des Bergbaues sind Salz und Kohlen, woran Galizien ungehcncren Reichthum besitzt. Salz sindet sich in dem äußeren Kranze der Karpathen und zwar bei Wieliczka und Bochnia im Westen und bei Solotwina und Dclatyn im Osten. Große Steinkohlenreviere sind bei Iaworzno, Dombrowa und Sicrsca im Krakauer Kreise. Eisenerze fördert man in den Karpathenthälern bei Sambor, Sand« und Stryj.Im Krakauer Kreise findet man auch Galmci, Zink, Blei und Schwefel. Erdöl (Naphtha, Petroleum) erscheint in drei Gebieten (s. S. 255). Auch Marmor, Alabaster und Bausteine werden in größerer Menge gebrochen. Die vorzüglichsten Montanproducte waren 1871: 2,324.320 Ctr. Salz. 4,116.698 Ctr. Steinkohlen, 106.733 Ctr. Braunkohlen, 76.581 Ctr. Roheisen, 16.398 Ctr. Zmk, 16.256 Ctr. Schwefel und 6870 Ctr. Petroleum. Die Industrie Galiziens steht noch auf sehr niedriger Stufe; nur m dem westlichste!,, an Schlesien grenzenden Theile hat sich eine Fabriks-Industric entwickelt, dort ist Biala der Hauptsitz der Tucherzcuguug. Dieser zunächst steht die Leinen-industric, welche in den Karpathen als Hauswcberei betrieben wird. Ungcmcm wichtig für die Verarbeitung der Rohproductc des Landes sind die Rübcnzuckcrfabrication (die bedeutendste,: Fabriken zu Tlumacz und Laücut), die Bierbrauerei (1871: 255 Brauereien), die Branntwein- und Spiritus-Erzeugung (1871: 646 Brennereien). Nicht ohne Belang sind die Lederbcrcitung, namentlich von Corduanleder in Kolomca, die Pottaschcsiedcrei, Thonwaaren-Erzeugung, die Glasfabrication, welche jedoch meist nur gemeines Glas liefert, die Tabakfabrication (k. k. Fabriken zu Winniki und Monastcrziska). Metallindustrie und Papicrfabrication sind von gcrm-ger Bedeutung. Der Export-Handel, welcher sich zumeist mit der Ausfuhr von Hornvieh, Holz, Salz. Getreide, Spiritus, ordinären Weber- und Seilerwaaren befaßt, ist wie der Transithandel mit Rindvieh (aus Südrußland und der Moldau) und cmimalcn Productcn größtentheils in den Händen der galizischen Juden. Zur Einfuhr kommen Colonialwaarcn und Industricproducte; auch die Manufactur-Erzeugnisse der westlichen Kronlündcr werden vorwiegend von Juden importirt. Haupthandclsplatz für Ein- und Ausfuhr ist Brody (Hollausschluß). Dem Verkehre dienen die schiffbaren Strecken der Flüsse Weichsel, Dunajec, Wisioka, San, Dnjcster, Stry, Lommca und Vistritza, die circa 1220 Ml. langen Straßen und die Eisenbahnen. Von letzteren durchschneiden das Land die Nordbahn, die Karl'Ludwigs-Bahn, die Lembera/Czcrno-witz-Iasfy-Vahn, die ungar.-galiz. Eisenbahn, die Dnjcstcrbahn und wc Erzherzog-Albrecht-Bahn. . ^ Galizicu hatte zu Ende 1874 6 Banken und Crcditinstitute (5 in Lemberg) und 1871 10 Sparcassen. Die Volksbildung in Galizicn ist bisher noch eine höchst geringe; von den Necruten sind nur 4'5«/<, des Lesens und Schreibens kundig. Die Volksschulen (1871: 2374 mit 3452 Lehrern) sind sehr schwach besucht; 1871 erfüllten von 1,011.500 schulpflichtigen Kindern nur 155.768 ihre Schulpflicht. Für den mittleren und höheren Unterricht sorgen 14 Gymnasien, 3 Unter-Gymnasien, 1 Ncal- Verwaltungs-OrganismnS. 747 Gymnasium, 8 Real-Obcrgymnasien, 4 Realschulen, 1 Unterrcalschule, l> Bildungsanstalten für Lchrcr und 8 für Lehrerinnen, 3 landwirtschaftliche, 3 theologische Lehranstalten, die technische Akademie in Lembcrg, das technische Institut in Krakau, endlich die Universitäten zu Krakau und Lenwcrg. An Vereinen zählte man 1872 410 und zwar: 13 Acticngcscllschaften, 13 Bildungs-Pcrcinc, 00 Casino-, 7 Confmn-, 9 gewerbliche Fach-, 13 Feuerwehr-, 2 Gesang-, 5 Gcsclligkeits-, 7 Handels- und Industrie-, 35 Kranken- nnd Leichen-Vereine, 1 Kunst-, I Pcnsions-Pcrcin, 8 Landwirthschafts-, 4 Lehrer-, 27 Lese-, 9 Musik-, 8 politische, L Schützen-, 2 Turu-, 2 Stenographen-Vereine, 5 Productw-Associationen, 10 Sftarcassen, 10 Sparvercine, 35 Vorschußcasscn-, 2 Persichcrungs-, 7 wisseuschaftlichc und 10!) Wohlthätigkeits-Vcrcine. Die wichtigsten Humanitätsanstalten sind die 24 Krankenhäuser, 2 Irrenanstalten, 38 Vcrsorgungshänscr, 5» Kinderbcwahr-Anstaltcn, i Blinden- und 2 Taubstummen-Institute. Die Museen und Bibliotheken in Krakau und Lemberg sieh betreffenden Ortes. Verwaltungs-Organismus. Der Landtag Galizicns zählt 150 Mitglieder (s. S. 539), der Landcsausschuß 0 Mitglieder und cbcn so viele Ersatzmänner. Die oberste politische Stelle ist die k. k. Statthalterci in Lcmbcrg. welcher der Landcöschnlrath, der Landcssanitätsrath, die Polizeidircctioncn und die Magistrate von Lcmbcrg uud 5trakau und 74 Bczirkshauptmannschaften unterstehen. Als oberste Justizbehörde fungircn die beiden Obcrlandcsgcrichtc zu Lembcrg und Krakau, ersteres für Ostgalizien und die Bukowina, letzteres für Wcstgalizicn. Gerichtshöfe erster Instanz sind in Ostgalizicn das Landcsgcricht in Lcmbcrg, die Krciögcrichte in PrzcnüM, Sainbor, Stanislan, Tarnopol nnd Zwczöw, als Einzclgcrichte 9 stäotisch-dclcgirtc Bezirksgerichte lmd 118 Bezirksgerichte; in Wcstgalizien das Landcsgcricht in Krakau, die Kreisgcrichte iu Ncu-Sandcc, NzcsM nnd Tanww, als Einzclgcrichtc 5> städtisch-delcgirtc Bezirksgerichte und 55, Bezirksgerichte. Als Finanzbehördcn bestehen die Finanzlandcsdircction in Lcmberg, die Finanzbezirks-dircctioncn in Lemberg, Brody, Koloinca, Krakan, ^icu-Sandcc, PrzcnN)«l, Rzeszüw, Sambor, Sanok, Stanislau, Tarnopol und Tarnüw, die Stcuerad'.ninistration, das Gebiihrenbemessungsamt und die Landcshanptcasse in Lcnibcrg, die Hauptzollämter in Lemberg, Brody, Kratau, Oswiccim, Szczakowa und Tarn6w, 22 Mbenzoll-ämter. Hieher gehören fencr die Hauptstcuerämtcr in Leinbcrg, Brody, Kolomca, Krakau, Neu-Sandec, Przcmy^l, Sambor, Stanislau, Taruopol, Taru<»w, Wadowicc und Z1'ocz6w und eim. 2. Vircza; 2 OB.: Bircza, Dobronnl; 3. Vobrku; 2 GB.: Äobrta, (iliodoröw. 4. Vochnin; 3 GV.: Oochnia, Nicpolonnce, Wi^nic;. 5. Bohorodczany; 2 GV.: Äuhorodc;any, Sololwina. <>. Borszcc'w; 2 GV.: Borözc6w, Miclniea. 7. Brody; 4 <ÄV.: Vwdy. ^opatyn, Olcsto, Zalozcc. 8. Vrzosto; 3 bM.: ArMo, 3iadww, Wojnicz. 9. Brzc/any; 2 GB.: Br^/any, Kozowa. 10. Brzuzl'.w; 1 OB.: Ärzu^'.w. 11. Buczacz; 3 GG.: Buezacz. Ias^owicc, MonastcrzySka. 12. Chrzauow; 2 GA.: (5l,rM<',w, Krzeszowice. 13. Cicszanöw; 2 GH.: (5icözan6w, ^nba^<»w. 14. Czortk6w; 2 GÄ.: Älidzanöw, Czortkuw. 15. Dnbrowa; I GB.: Dnbrowa. 10. Dolina; 3 GB.: Boiechüw, Dolina, Noiwiatow. 17. Drohobycz; 3 OB.: Drohobyc;, Mcdcnicc, Podbu/. 18. («urlicc; ! GA.: Gorlicc. 111. Grüdck) 2 GÄ.: Grcidck, Ianüw. 20. Gryb<»w; 2 GG.: 2 Ci.'/kowii-c, Gryb6w. 2!. Horodcnka; 2 OB.: Horodcuka, Obmyn. 22. Hu^iatyn; 2 OB.: Hn^iatyn, Kopcc;y>1ce. 23. Iarosjaw; 3 OB.: ^aroslaw. iltadymno, Sieniawa. 24. Iaslo; 2 OB.: ssrysztak, Iaslo. 25. Iaworow; 2 GB.: Iaworow, Krakowicc. 2<;. Kalusz; 2 GB.: Kawsz, Wojniww. 27. Kamionka strumilowa; 3 OB.: Bust, Kanuonka strmMowa, Nadzicch6lv. 28. Kolbuszowa; 2 OB: Kolbuszowa, Sokolüw. 2l». Kolomca; 3 OB.: Owozdzicc, Koloinca, Pcczcnizyn. 30. Koss6w; 2 OB.: Kossow, Kutty. 31. Ärakau ,Umgcbnl,g); 2 OB.: Krakau (Umgebung), Mzki. 32. Krosno; 3 OB.: Dnlla, Krosno, Zmigrod. 33. ^aücut; 3 OB.: ^cn>cnt, Lezaysk, Pr/cworsk. 34. Lrmbcrg ^ImgcbnngV, 3 OB.: Lembcrg (Hingebung), Szczcrxec, Winniki. 35>. Limanowa; ! OB.: ^imanowa. 3tt. Lisko; 4 OB.: Äaligrod, Visko, ^utowislo, Ustriiyki, Dolne. 37. Mielec; ^ OB.: Mielcc. Politische Einteilung. , 743 38. Mo^ciska: 2 GB.: Mo^löka, Sadowa-Wis;nia. 3:1. MMnicc; 3 OB.: Iordaiww, Mal')w, MMcnicc. 40. Mdw'irna; 2 OB.: Dclatyn. Mdwm'na. 41. Ncllmarkt; 2 GG.: Kro^cicnko, ^ccumailt. 42. Ncu-Saudec; 3 OB.; Alt-Sandcc, Krynica, 5leu-Sandcc. 43. Nisko; 2 GG.: ')ci^ko, Ulmu'.w. 44. Pilzno; 4 GB.: Br;ostck, Dcmbica, Pilznu, Zass<)w. 45. Podhajce; 2 OB.: Podhcijcc, 'N^liiow^yt. 4n6f. 55. Saybusch; 3 GV.: Miluwka, Saybusch, Slcnuc>'>. 5<>. Skawt; 2 GV.: Orzyinaww, Skawt. 57. Sniatyn; 2 OB.: Sniatyn, Ha5Iot6w. 5^. Sokal; 2 OB.: Bch, Sokal. 59. Ttauislan; 2 GG.: Halic;, Stanislali. °««,ir,° ^'... ^.,. ^ »^!>!..« »«zirle. ten. Qu,-Ml. 31. Dec. 1669 Neumarkt................., 2 76 20-45 57.419 Neu Sander................ 3 326 24 37 98.715 Nisi»..................> 2 97 18-09 57.175 Pilzno.................. 4 190 15.52 67.172 Podhajce................. 2 122 16'68 61.323 Przemysl................. 3 140 1792 85.804 Przemy»lany................ 2 111 1736 57.691 Rawa.................. 3 149 2557 76.570 Rohatyn.................! 2 18? 20-56 77.626 Ropczyze................. 1 139 1379 55.492 Rudki.................. 2 139 1351 56.579 Rzrszüw................. 4 219 2259 109.908 Sllmbor................. 2 150 17'97 81.259 Sanok.................. 3 237 2297 76.612 Scchbusch................. 3 85 20'20 80.753 Skatat.................. 2 115 15-12 62.740 l Smatyn................ . 2 72 10-97 63.833 Sokal.................. 2 217 2305 09.999 Stamslau ................ 2 135 1427 72.214 Staremiasto................ 2 77 14-17 41.962 Stryj.................. 2 165 34-04 74.552 Tarnobrseg..... .......... 2 156 16-62 59.239 Tarnopol................. 2 133 19-60 92.106 Tarn6w................. 2 195 14-52 90.287 TtuMllcz................. 2 138 18'58 83.267 Trembowlin................ 1 70 9-70 42.450 Turka.................. 2 93 26 03 53.597 Wlldowice................. 3 207 1652 66.516 Wieliczka................. 4 359 1320 94.013 ZaleSzczyki................ 2 134 15'26 74.130 Zbaraz.................. 2 124 1553 51.190 Ztocz6w................. 3 259 1672 57.678 Zotkiew................. 3 137 31-55 105.713 Zydaczöw................. 3 125 2282 65.499 Summe 173 11.373 142556 5,418.016 ! Militär . 26.673 5,444.689 Topographie. a. Die Landeshauptstadt Weinberg. Lemberg (in früherer Zeit Lemburg oder Löwenburg, poln. i^6n, lat. I>o-polls, franz. I^sopo!) liegt am unsauberen Pcltew-Flüßchen in einem gegen Norden geöffneten Bergkessel in 855 P< F. (278 Mtr.) Höhe. Die Stadt zählte 1869 mit 752 Königreich Galnim und ^odomcnc». den Vorstädten 2545 Häuser und 87.109 Einwohnerin"/,. Polen. 14"/„ Rutheren, 30"/„ Indent; 1.^08 hatte sie nnr 41.493 Bewohner. Die meist bewaldeten Hügel der Umgebung, die bepflanzten Plätze, welche den Kern der Stadt von den übrigen Stadtthcilcn trennen, und viele Gärten verleihen Weinberg zur Sommerszeit ein freundliches Aussehen. Die eigentliche Stadt ist klein nnd wird von den ausgedehnten Vorstädten, der ^yczakower, Zicloncr, Stryjcr, Grudckcr, Kanonier, Krakauer und Zolkicwcr, rings umgeben. In diesen befinden sich die schönsten Hänser; in der Centralstadt dagegen tragen viele Häuser ein altert hü ml ichcs Gepräge. Namentlich fallen die vielen Hänscr mit mir drei Fenstern in der Fronte auf, was an jene Zeiten erinnert, in denen den Stadtbürgcrn nichtadeligcr Abkunft nicht gestattet war, Hänscr mit mehr als drei Frontfcnstcrn in der Stadt zu bancn. Iüi Centrum der Stadt liegt der viereckige Ningplatz, wo in den Morgenstunden Markt gehalten wird und auf drin das Rathhaus, ein kasernenartiges Gebäude mit einein plumpen Thurme, steht. Unter den 26 Kirchen der Stadt nnd Vorstädte (I? römisch-katholisch, 6 griechisch-katholisch, I armenisch-katholisch, 1 orthodox, 1 lutherisch; vormals gab es 59 Kirchen) ragen die ruthcnischc in der Ccntralstadt durch den reinen byzantinischen Styl, die Dominicancrkirchc, eine Nachahmung der Karlokirche in Wien, und die ruthcnischc St. Georgskirrhc in Nocowstil (1740 gegr.) hervor. Die Indcn haben zwci Synagogen. Wie die Mehrzahl der Kirchen so zeigen auch die meisten Profanbauten, öffentliche und private, weder Schönheit noch Reinheit des Haustils. Das Statthaltercigcbäudc, die Universität, das ruthcnischc Nationalhans, das Ossolinski'sche Institnt, das Theater, die beiden Bahnhöfe, die Spitäler, die zahlreiche«? Klöster, keine dieser Bantcn zeichnet sich irgendwie aus. Das mit uunöthigcm Kostenaufwande errichtete Inualidenhans gehurt dem neuen Arsenalstilc an. Auch die Paläste der Grotzcn bekunden wenig Geschmack nnd sind nicht stilgerecht. In jüngster Zeit jedoch sind ciniqc 'Neubauten in Angriff genommen worden ^der großartig angelegte Bau der technischen Akademie, das Franz« Josephs-Gymnasium, die Obcrrealschulc), welche zweckdienlich nnd schön zu werden versprechen. Außer dem bereits genannten Ningplalzc sind der heil. Geistplatz, der Gow-chowski-, der Krakauer-, Bernardiner-, Franciscancr-, der Holz- und der St. Marya-Platz dic bedeutendsten Plätze. Unter den Straßen im Centrum der Stadt sind namentlich die Krakauer, die Haliczcr, die obere und untere Armenier-Gasse, die ruthcnischc, ncuc, oic Wall- und die Theatcrgasse, endlich die von Juden wimmelnde Zarwanica-Gassc zu verzeichnen. Dic Vorstädte sind von langen, von West nach Ost ziehenden Straßen durchschnitten, wie von dcr ZoMewer-, Lyczako-, Zielona-, der Koperniker«, Iagclloncr- und Grödcker-Straßc. Untcr den von Nord nach Siid streichenden Quergassen ist die Herren- und Stryjcrstraßc die ansehnlichste. Die meisten dieser Straßen sind freundlich und angenehm; betritt man dagegen dic Iudcn-viertel, etwa die Krakauer Vorstadt oder das Zarwanica-Vicrtel der Ccntralstadt, so wird man von Schmutz und Koth und von verpesteter Älft augcekelt, wie sonst in keiner der Haupt- und Provincialstädte Cisleithauieus. Mehrere öffentliche Anlagen bieten Gelegenheit zu angenehmen Promenaden; auch gibt es einige Teiche, die zugleich als Badeaustaltcu eingerichtet sind. Dic hügelige Umgebung der Stadt, zum großen Theil bewaldet, gewährt malerische Ansichten. Die bcdentendste Erhebung ist dcr 1240 F. hohe Franz-Joseph sbcrg (früher Kahlenbcrg, Sandbcra, oder Schloßbcrg genannt), dessen Gipfel die spärlichen Ucberrcstc dcr alten Königsburg krönen; die Abhänge bedecken zierliche Garten anlagen und schattige Wäldchen. Daneben ragt beinahe zu gleicher Höhe der Berg Leo's, des Gründers von ^cmbcrg, empor. Anf der entgegengesetzten Seite dcr Stadt liegt der St. Gcorgsvcrg (St. Iur) mit der griechischen Mctropolitankirchc zum heil. Georg nebst dem Palaste des griechischen Erzbischofs. Auf den Erhebungen, welche ^embcrg im Süden begrenzen, wurden nach dem Jahre 1848 fortificatorischc Werke aufgeführt. Topographic. 753 die jedoch wenig oder gar nicht gecignct sind, die Stadt uor einer Invasion zn schützen. Zu dcn bcsnchtcn Spazicrgängcn ist noch der Kaiserlvalo, cm freundliches Vust-Wäldchen mit Joseph's II. Standbild, zll zählen. Weinberg ist Sitz der Statthaltcrei und des gnlizischen Landtags, dreier Erz-bischöfc, eines römisch-katholischen, eines griechisch- nnd emcs armenisch-katholischen, und zahlreicher Behörden. Es bestehen hier eine Universität (1784 gegründet, 1647 wicdcr eröffnet), die technische Akademie, drci Gymnasien, eine Realschule, eine Handelsschule, eine Bilduugsanstalt für Lehrer nnd eine fiir Lehrerinnen. Bedeutsam für Kunst nnd Wissenschaft ist das Ossolinsfi'fchc Institut, welches eine Bibliothek von <;2.l)l)<) Äänden, zahlreiche Handschriften, Hcmdzeichnungcn, Kupferstiche, Ocmiildc, Münzen nnd Medaillen, eine Naturalicnsammlung nnd seine eigene Drnckcrci besitzt. Die Universität hat eine Bibliothek von 54.000 Bänden nnd ein Mnsenm. Bcmer-kcnswcrth ist auch das zoologisch-geologische Mnscum des Grafen Dzicdnszycki. Die vorzüglichsten Indnstric'Crzcngnissc sind Branntwein und Nosoglio, Bier, Mehl, Seife, Zündhölzchen, Nafththa-Naffinatc, Viobcl, landwirthschaftlichc ^isen-gcräthe. Sonst werden uiclc Indnstric-Erzengnissc, namentlich Möbel, Kleidungsstücke, Wagen n. dgl. von auswärts, besonders von Wien, bezogen. Der ganze Handel ist in dcn Händen der Juden, welche mit Brody einen lebhaften Schleichhandel unterhalten. Lcmberg wurde von Leo, Fürsten von Halicz, nm das Jahr 1259 gegründet und 1208 von ihm zur Ncsidcn; erwählt; nach ihm führt die Stadt ihren Namen. Sie war einst mit Mancrn nnd Wällen umgeben, welche bei dcn hänfigen Belagerungen ciuc wichtige Nolle spielten. Im Jahre 1340 nahm Lcmberg der Polcnkönig durch Ucbcrrnmpclung cm, 1350 belagerten es die Lithauer, 1498 die Walachcn, 1525 die Tataren, 1050 die Nüssen, 1657 Rakoczy. 1072 wurde Lcmbcrg von dcn Türken belagert nnd 1704 dnrch die Schweden unter Karl XII. eingenommen. Im Jahre 1648 wurde die Stadt wegen eines Anfsinndsvcrsuchcs von dcn kaiserlichen Truppen bombardirt, wobei uiclc Gebäude und auch die Sammlungen der Universität großen Schaden litten. d. Orte im übrigen <-5ande Halizien. I. Da§ ehemalige Verwaltnngsge biet Kr a kau, I. Stadtbezirk Krakan. Die alte Residenz «nd Hrünungsstadt Kralan v, frz. OkroviL, lat. Carodnnüin) liegt i:i 649 F. (205 Mtr.) Höhe in weiter Ebene am Zusam-nMtflnß der RudoN'a init der Weichst. Sie ist durch Außenwerkc befestigt und besteht aus der eiacutlicheu Smdt nnd sechs dlllch bäum-bepflanzte Spazier^iiiuie von ihr ^rtrenntc Bor^ stadte, Stradom, Klcparz, Pias^f, Wcsola, Kasi nnerz nud Nnie Welt; auch Dnliin, Kawi ory nnd Piaski werden dazu sserechuet. Die 1412 Häuser werden von 49.835 Seelen (ohne Militär) bewohnt; darnnttr sind 12,000 Juden. Einst zählte Krakcni ßs»,Wl) Einwohner. Ist nber anch dir Glanzperiode der Stadt vorüber, fo macht sie doch durch ihre Kirchen und Thürme, daß hohe schloß nnd die Häüsermasse äußerlich den Eindruck einer prachwollm Stadt. Unter > dru 40 Kirchen zeichnen sich besonders an«:! die aothischo Schloß- oder Domlirche, 135!» nuter ^ Casimil' d. Gr. eina,eweiht, die Grabtirche der Polnisch"' Könige nnd Halden, in deren Schah- ^ kammer der polnische RcichSschatz aufbewahrt wird; die stattliche gothische Marienkirche vom ^ Jahre 127«; die Annakirche mit einem Denkmale des Nicolaus ^'opernicnö (-f- 1543) und die Peter nnd Paulstirche. Das befestigte Schloß ! auf dem Berge Wawel, durch Casimir d. Gr. im 14. Iahrhnnderl gegründet nud sptiler von ! jedem Äönige erweitert, war bie 1t!10 tümgl. Nesidenzjchloß; seit 1ft40 ist es Caserne und Spital. Bemerkenswcrth ist das alterthümlicht z Gebäude der 1349 gestifteten Iagellonischen ^ Universität, lluter den nbrigen Balitell seien ! als heruorragend genannt der Bahnhof, das Negierungsgrbändr, das 1358 erbaute gothische Tuchhanö, jetzt Stadtwage uud Waarenmagazin und das 1498 zur Vertheidigung gegen die Türken aufgeführte wunderliche Florianrrthor. Uutcr den 18 Klöstern ist da5 der Dominicaner ! (s-it 1228) dat älteste. Krakan ist Lift eines laihoüsch?!, Bischofs, hat eine Akademie der Wissenschaften, Universität mit einer Bibliothek von 140.000 Bänden, ein trchnischeö Institnt, 2 Vymn>isien, eine Nealschnlr, Bilonngsanstaltett fiir Lehrer und i,'ehrerintien, eine Handeln nnd Ol'werbefammer nnd 54 Beveine. Die Stadt 48 754 Königreich Galizicn und Lodomericn. erzeugt Tuch und Leder nnd fabricir» Acker geräthe; lebhaft ist der Handel, namentlich auf der Weichsel, mit Getreide, Holz, Salz, Wein, Leinwand nnd Schweinen, I>! der Näh? besindm sich Sleinlohlengruben und Zinkhütien. Drei Brücken führen" über die Weichsel. Jenseits derselben liea/n Podg6rze und Stawiöko, In der Nähe finden sich zwei künstlich aufgeworfene Hügel, dcr Krakusberg (Fanst-, Twar dowski- oder Blocksberg), Grabhügel des sagen haften Gründers von Krakaü (nm das Jahr 700) und der Grabhügel seiner Tochter Wanda, Etwas entfernter steht der gleichfalle von Menschenhänden aufgeschüttete,! 20 Fhoh? Grabhügel Koöciuszlo's. 2. Krakauer Kreis. Ochlich von Kralau liegt am linken Weichslufer das Dorf Mogila (1000 E,) nm einem Cistercienserkloster ans dem 13. Iho. Nordw.stlich von Krakan finden wir Balice (1000 C.), Dorf mit altem seheus werthen Schlosse; wstlich das Dorf Mnikow in schöner, von Felseulabynnthen nnd Tropfstein höhlen reicher Gegend. Nordw stlich von Nalice liegt das Torf Krzcszowice, ein beliebter Be-lustigungkorl der .Krakauer mit einem reizndeu Schlosse, prachtvoller neuer gothischer Kirche und einer Schwefelquelle. Das östlich benachbarte Dorf Rndawa hat reiche Marmorbrüche. Mninor und Galmei gewinnt man in dem nach Nord-West gelegenen Miekinia, viel Galmei in dem nordwestlicheren Lgota an der russischen Grenze. Ein wichtiger Ort ist das von hier westwärts gelegene Jaworzno (3315(3.), wo Steinkohlen und Galmei gegraben werden, eine Zinkhütte und eine Glasfabrik bestehen. Daß im Westen benachbarte T-zbroma (1100 E.) hat ein Steinkohlrnwerk, Alannsiederei und Zintfabrik. Dorf Siersza, östl. von Iaworzno hat gleichfalls Steinkohlengrnben und eine Zinkhütte. In Ploki bei Lgota find Galmeigruben und ein Eisenwerk im Betriebe; im nahen MySlachowie, e Steinkohlengruben und eine Zinkhütte. Südlich liegt der Markt Trzebinia, ein Knotenpunkt für die oberschls, Eisenbahn nach Breslm. Südwestlich finden wir an der Bihn die lebhaften Handel und gute Landwirthschaft betreibende Stadt Chrzanow (6098 E.). einst Besitzthum der Fürsten von Tcschen. Das im Südwesten benachbarte Torf Bobrek, ist merkwürdig wegen Schließung der Barer Conföderation (1768). 3. WadowicerKreis. Wadswice (3821E.), freundliche Stadt in sehr fruchtbarer Gegend an der Skawa, mit einem Nealobergymnasium und großartiger Caserne. Hier wie in dem benachbarten Äudrichau (3634 E.) durften nach alten Privilegien leine Juden wähnen; letzteres hat bedeutende Leinwand, Tuch und Drillich Weberei. Unweit der Slawa Mündimg liegt die Stadt Zator (12^0 E,), einst Hcmvtort des gleichnamigen HerzugthnmS, mit alterthümlichem Schlosse; von diesem nordwestlich an der Sola Mündung Auschwitz (l)'nvi'5l>im, 3663 E.), gleichfalls früher Hauptort eines schlesischen Herza.sthums, Aufwärts an der Sola finden , wir die Stadt Kcuty (4464 E.) mit altcrthüin- lichem Kloster, bedeutender Tnch , Leder nnd?ein- i wandfalirieatic!n;hier wird 14l2der hl. Johann ! Kantius, seinerzeit berühmter Professor der ! Krakauer Universität, geboren. Südlich am ^ gleichen Flusse liegt Sailmsch (2^wioc, 41 l3 E.), welches einen Eis'nhammer hat, Leinwand, Tnch, > Schweizerkäse und Zunder bereitet. Zn W(>gerska gocka und Obszar bestehen Eisenwerke. 'Biala (6585 E.) am gleichnamigen Fluss', gege». über de>n schlesischen Bielitz, ist Hniptsitz der ! galizifchen Tnchfabrication nnd nächst Vrody der wichtigste Platz für den Sp'ditions und Transithandel Galiziens, O'stlich von Watwwice liegt in gebirgiger Gegend der Markt Äalwaria; , der nahe Cüuarienberg mit cin'in 5tloster ist ' einberühm'er Wallf,,hrtöorl. Südöstlich benachbart ist die von deutschen Einwniderern gegründete Stadt Landslron (1528 E) mit aliein Felsen-schlosse, daö eine prächtige Aussicht gewährt; hier wurden 1768 die Barer Couföderirten ^ zurücktriebe?!. Tyuice, Dorf an der Weichsel, hat ein 1015 begr. Benedictinertlost'r, das jetzt Sommerresidenz dci! Bischofs van Tarnow isl; das nahe Dorf Swoszowice hat ein berühmtes Schweseldergwcrk. 4, Bochuier Kreis. Zwischen Vochula (7480 E,), Stadt an der Naba, und der westlich gelegenen Stadt Wicliczka (4915 E.) rrslrecken sich die mit einander ill Verbindung stehenden bcrüsf,uten Salzbergwerke (vgl. witer unten). ^ Bochnia, N'elcheö 1702 Karl XII. vo,i Schweden ! einnahm, hat auch reichhaltige Gipöbrüche und ein llutergymnasinm, zu Wieliezka bestehen ein? Bergschule und eine Soolbadanstalt, Zwischen bcii).'n Orten liegt etwas nordlicher der Mirkt Niepoloniice (4128 E.) an der Weichsel mit großer Salzniederlage nnd einem alterthümlichen > Schlosse. Westwärts finden wir Podgorze (l254 E.), von Krak,iu, lici dessen Beschreibung es bereits genannt wiiroe, nur durch die Weichsel ^ getrennt, mit einem Salzniederlagsamt und einer Lederfabrik, Bei dem Mlrkte Odaw (1419 E.) im Südosten von Wieliczka wurden 1846 die Kratlmer Insurgenteu durch die österreichische!, Truppen besiegt. Stadt Wisnicz (4118 E.), süolit, von Bochnla, hat ein alterthümliches BerMlofz; in der Nüigegmd wird viel Hopfen gebaut. Dem östlich vo i Bohnia ain Dunajec gelegenen Städtchen Woynicz im Süden benachbart ist der Markt Zakluczyu mit einem Denkmal deß FaustuS Socinus, der ans Welschland vertrieben in Polen die Secte der Socinianer stiftete. 5. Vandecer Kreis. Neu-Sandec (9353 E.) am Dunajec hat ein alterthümliches Schloß, eine im Jahre 1297 erbaute protestantische Kirche, Gymnasium und Lehrerbildungsanstalt. Das nahe Alt-Sandec (3382 E.) am Poprad treibt Handel mit Nein, Wachs, Honig. Garn, Leinwand und Vieh nnd hat ein 1260 gegr. Kloster der Clarisseriunen. Das südöstlich gelegene Kry-niea ist ein stark besnchter Badeort mit eisenhaltigen Topographie. 755 Quellen. Der Markt Kroscienko (1150 E,) am Dllnajec, südöstlich von Neu Saudec, hat gleichfalls eine Mineralquelle. Auch da? benachbarte Szczawnica (1724 E.) ist loegcn seiner Heil^! quelle und Badeanstalt wichtig. Von den hiesigen Curgästen nnrd das nahe Dorf Ezorsztyn ^ wegen dcr majestätischen Ruine, eines uralten ^ Schloss viel besucht, Westlich, am Zusammen- > flusse des schwarzen und weißen Dnuajec. liegt die Stadt sleumarkt (^o^wr^, 3459 E,), mit bedeutendem Wein und Leinw.nidhandcl;^ hier steht eine 1219 aus Lerchenhol; erbante, noch gnt erhaltene Kirche, D.iS Oebirgsdorf Bntowlna, 3601 F, hoch, liegt anf dein 'Wege , zu den auf galizischer S'ire gelegenen „Meer j äugen" und zu mehreren Gipfeln der hohen! Tatra. Das Dorf Czaruy ^ Duuajec an! schwarzen Duuajec hat reiche Eisenerzlager; in dcr Nähe ist der Vory Suiups, aus dem ein Bach zur Donau, e^n anderer zilr W'ichsel ab^ stießt. DaS Oebirgsdorf Zakopane an der Quelle des w?ißcu Dunajec hat ein lsisenw.'rk 6. Tarnawcr streis. Tar>,6w (21.779 E,, '/^ Juden) liegt nnw'it der Htiiuduug der Biala in den Dunajec. Die Stadt ist Sitz eines romisch katholischen BisthumS, Hit ein^ theolog. Lehranstalt, ein Oymnasiunt nnd eine Ackerbau gerächcfavril. Schensn^rth ist die alte schone Domkirche mit den Denkmälern der poluischen Feldherren OstrogSki und TarnowSki. Taruow wurde 124! von den Tataren, 1655 von den Schweden verheert. Das Dorf Struszina (4067 E.) bildet eine Vorstadt O'stlich ^n Gnmniska befindet sich ein ansehnliches Schloß deS Fürsten Sangnökc, mit reicher Bibliothek. Nürd lich van Tarnnm liegt der M.nkc D^browa (1900 E.) mit einem w'itlttnfigen Schlosse vom Jahre 1688. Anch Baran6,u (15A> E.), Markr an der W'ichsel unterhalb der Wystoka Mündung hat ein prächtiges Schloß mit reicher Bibliothek uud Bildersammlung. Z» Baranöw ward der Dichter BaranowZki geboren. Die Bewohner des sttdöstlich gelegenen Mirkteö Kolbuszow (8350 E.) beschäftigen sich zumeist mit dcr Vorfertigung von Tischlerwaareu, Die Stadt Ropczyce (2939 E.), südwestlich yn der Bahn, hält große Pfcrdemärkte. Die Stadt Pilzno (1939 E.) im Siidwest n. an der Wyslota, wurde 1354 vc,n böhmischen Eolonisten gegründet und ist Geburtsort des Dichters Gorzycki. 7. Iasloer Kreis. Iaslo (2632 E,) liegt an der WlMoka in gut bebauter, schöner Oegcnd und hat ein Gymnasium und altcrthnmlicheö Schloß. Bei dem benachbarten Dorfe Trzcinic a (1950 E.) mit sehenZiuerthem Schlosse, wurdcu viele altslawische Götzenbilder gefunden. Der Markt Dem bow ice (1736 E,), südlich von Iaslo, tM vorzügliche Floret- und Leinwebe^ reien und Oar>lbleichen. Auch der nördlich van Iaslo gelegene Markt Kolaczycc (1641 E.) hat große ^lnw.indl'leichen; er fabricirt ferner Kotzen mio Töpfergeschirr. Südwestlich von Iaslo liegt au der Nopa die nralte Stadt Viecz (2450 E.), w^gen ihrer vielen Privilegien einst 1)g,l-vli. lüracavi^ (Klein Kratan) genannt; sie hat eine gothische Pfarrkirche ans d?m 14. Jahr-! hundert, altes Rathhaus, seheuöwerthes Schluß und riesige Neberreste der alten Siadtmaucru. ^ Die im Sndw.'st benachbarte Stadt Gorlicc '(4692 E.), von deutschen Eiinvandern gegründet, l treibt Lein und Wollzeugweberei, Geteeic»chaudel; in der Nähe sind Asphaltlager. Das nahe Torf Kobt^auta ist ein berühmter Wallfahrtsort. Die Stadt Dlltla (289»; E,^ i'u I,isi>ltathalc und an der Straße zum Dukla P,isse treibt Tuch nnd L'iinv.nidfabrieation und ansehnlichen H,indel, Krosno (24lii E.), nordöstlich am Wis-iol, eine grw'rbfl'ißigc nnd handclSthätige Stadt, hat 'eine alte gothische Kirche und 2 Klöster. DaS nordöstlich benachbarte Kolc;hna (3760 E,) treibt viel Lei>i!uel,"rei. Auch Dorf O)rzyko>i (2183 E,) am Wis^ok hat viele Leinwebereien und eine Schwefelquelle. 8. RM^.wer Kreis. Nzcszöw (9189 E., zur Hälfte I:ideu) am Wistok und dcr Karl' !l!udwuMahu, hat ein Gyninastuni, ein altes Schloß, ein schönes Vernardinerkloster, fabricirt namentlich Leinwand und Golowaaren und hält ansehnlich? Pferdcmärkte, OMch liegt Lancut (l^393 E,) mit Prächtigem Schlosse, einer Nüben',uckerfabrif, Leder uud Tuchfabrication und Leinwindbleich'n. Noch weiter nach Ostett finden wir Przeworsk (2716 E.) m!t einem schöueu Schlosse nebst Bibliothek, Seidenraupenzucht und Maulbeerplantage und 3 Klöstern; 1498 und 1672 wurde dicStadt von den TUr-ken und Walachen erobert uud zerstört. Nördlich von Laiicut liegt die Stadt Sokolöw (3525 E.), östlich vou dieser Lezivsk (496l E.) mit einem schönen B-rnardinerklnst'r, Obstbanmzucht, Woll« fa'cberei uud Tuchw'berei. Pniow ist ciu kleines Darf a>: der nördlichsten Grenze des Landes, mit m-rkw^rdigen Grabstätten auS grauer Vorzeit. II, Das ehemalige Verwaltungs gebiet Lemberg. 1. Lemberger Kreis. Bei dem Dorfe ^ Zui esienie im Norden Lembergs, mit Rosoglio« ! und Rnmfabrication, siegten die Polen unter Iablonaw?ki itber die Türken und Tataren. Dorf Dublany hat eine laudwirthschastliche Lehranstalt, Sokoluiki (1692 E.), südlich von Leinberg, eisenhaltige Quellen; in dem öst» lichen Dorfe Wiuniti (2537 E.) besteht eine große Tabakfabrik. Die Stadt Szczerzec (1520 E.^ iü, Südivestrn Leml'rrgs hat Gips» brüche ulid eine weitläufige Höhle in der Nähe. Van hi^r nordwestlich finden wirGrödel (9812 E,) zwischeu großeil Teichen, mit Flachsbau uud FlachShaudel. Hier starb 1433 der Polenkönig Wladislaw Iagello. Der nördlich au einem großen Teiche g'legeue Markt Ianüw (1838 E.) war einst Liebüng?anfeuthalt deö Königs Iohanil Sobiesti, In derNähe ist eine seheuSwerthe Höhle. 2,Pr<;cmy'ler',trcis. Pr,iclMM (15.185 Z.) a>n S,n>, über den ein' 8! ^. la:i>ie B^a-u- 7.'"» Königreich Gali^eu und i'^domerien. brücke führt, ist eine der älttsteu Slädte, Gali ziens. Es residiren hier ein römisch-katholischer und ein griechisch unirler Bischof; es bestehen ein Gymnasium, line Lehrerinneubildungsaüstalt nnd 2 theologische Lehranstalten, 3 Klöster und mehrere Prachtvolle Kirchen. Tie Bewohner verfertigen Leder, Leiiuvand und Holzwaaren. Oestlich liegt an der Bahn die im Biereck gc-bante Sladt Morriska (3695 E.), welche Handel mit Thi'er, Stricken, Flael's nnd Hanf treilt und Pferden ärktc! hält. Bei dcr noch weiter ostlich gelegenen StaN Eadowa - Wiszuia (8336 E.) befindet sich rin Grabhügel dort gefallener Tataren. Nördlich liegt Iaworow (ß699 E.) mit 2 Vorstädten nnd gutem Getreidebau. Es war Liellingsaufeuthalt des Johann Sobieoki; Peter der Or. ließ sich hier mit Katharina tränen. Das benachbarte Dorf Sztto hat eine warme Sck'w(f>lgmlle nebst Badeanstalt. Unterhalb Przenchil liegt am San die Stadt Iaroslan(N.1s6E,) in schöner fruchtbarer Gegend; sie hat eine Realschule nnd 2 Klöster, treibt Indnstrie nnd Handcl, l<^onders ! mit Getreide. Weiter abwärts am San folgt der! Marlt S irniawa (3773 C.) mit einem Schlosse.! 3. Enroker jlrcis. Sanok M63 E.) ist eine höchst unregelmäßig gebaute Stadt am oberen San. Oestlich liegt der^Narkt Nymanüw (2829 E.) mit alterthümlicher Kirche nnd stark besnchten Viehninrkten. Torf Iwonic; (18^0 E.) ist ^ wegen seiner Mineralguellc ein bcsnchtcr Enrori; interessant ist die alte bölzernc Kirche. Nord-! westlich lon Sauok liegt die S'adt zkrzozöw (5229 E,) mit Lemweberei, Bleicherei, Flachs-, Garn- und ^einwandhandel, Ven Sanok am Ean alwärts finden ivir Tynow <2539 E.), einen Flecken mit siaikem ^einwaiidbandel nnd besuchtenPiehmarlttn, dann D ub i cc ko(1272 C.), Markt mit schönün Schlosse, Oebnrlsort des Polnischen TichteiS I. Krasicki, Oestlich von Sanok liegt die Stadt Dobromil (2734 E,) mit einem Basilinnerklostcr li. ^1613) nid den Rninen des Scklosses Hubert stein. In dem bcnach-barten Torfe Vacko besieht eine Salzsiederei. DorfNhcrce im Süd often ron Eanot hat eine rcnommirte Schwefelquelle. 4. Eambmer Kreis. Enmbor (11.7^9 E.) ist eine gnt gebaute Handelsstadt in schöner fruchtbarer Cbene nm Tnjcster; sie hat ein Gtimnasnim nnd ireili Leinwebern. Ter falsche Temetrins zoe, I(!s>4 von hier gegen Moökan, Dalri ist daß große Eisenweri Nnde. Zu Ctarnsol(^M5E.^wi stlich.nut brsnchtcu Getreide-N'arklen, bestcht eine Saline. In gebirgiqer Gegcud liegt am obern Tjmster StnreMinsto (Alt-Sambor, 2849 C'.), eine alte Stadt. Süd> östlich von Camlor finden wir Troholnrz (ehemals Bycz, 1s',ß88 E.) an dcr Tüöminica. mit einem NealoberMnnasiinn. griecl'ischcr Kirche, Basiliancrkloster, Salzsiedereien^Oelstampfen und bedeutenden Handel, Im Südosten benachbart 'st Etebnik, Torf mit sehr rechen SalMuwi >u^d Sc!l,;s>sdels!.'n. Tas Ncchc 3 v u i< i a w iec bat ein,' Mineralquelle nebst Badeannall nnd incbren- 1 Bergölqnellen. Komar»o (4731 V.) im Nurd^ > osten uon Sambor treibt Leinweberei und Fischerei ! in den nahen Teichen. Ein Monument erinnert ^ an 2 Siege über die, Mrken sl',^4 und l»>95). 5. Etryjer Kreis. Stryj (9860 C.) am « gleichnamigen Flusse in reibender Ebene, mit einer Realschule, wurde dem Job. Sabieski für ! seine Siege über die Türken verliehen. Bei Zydaczov (2306 E,), Stadt am Dnjrster und ! Stryj mit alter'hnmlichcm Schlosse, wird trcff-, lichcö Nicsencr,; gegraben.^?lm Dnjesier abwärts finden wir den Markt ^urawno (3755 E.), der bedeutende Jahrmärkte abhält. Bolechow (3704 E,) am Snkiel, südlich ron Stryj, hat Tuchwalken, Ledcrfabrication und eine Salzsiederei. Bei dem südwestlich gelegenen Torf» Polanica befinden sich merl'wiirdige Felsen^ klüfte (Boldy) sowie eine Felsengruppe, deren 200 F. hohe Steinmassen, auf einer kleineren Basis ruhend, in der ^'nst ;u schweben scheinen. ! Südöstlich von Bolechow liegt die Stadt Dolina ! (6658 E.) in einem Gebirgskessel; sie hat eine ! wichtige Salzsiederei. Niagryn im Süden ist ^ eine junge Colonie ^ur Bebauung der nahen Cisengrnben; ;n M axi m o >v ka nnd >tuftlowice bestehen Eisenwerke. Oestlich ucm Volcchow finden wir an der l^omnica die Stadt Knlusz (6585 C,) mit großer Salzsiederei. Ter Markt Rozdol (423l'E.) hat ein hübsches Schloß, 2 Klöster nnd eine Schwefelquelle. 6. Etanislaner Kreis. Stanislau <8wm8- j.^vmv, 14.479 E.),in frenndllchcr Ebene zN'ischen den beiden Flüssen Bhslrica gelegen und ziemlich gut gebaut, mit 3 Porstädten, einem Gymnasium, einer Lehrerbildungsanstalt, 3 schönen Kirchen und einem Standbildc des Kaisers Franz I., hat Maschinenfabriken nnd treibt nicht unbedeutenden Productenhaudel. Orstlich liegt die Stadt Tysmcnieca (7158 E., darnntcr viele Armenier), welche Handel mit Wachs, Fellen und Pferden treibt. Nördlich finden wir den Markt Iezupol s2920E.) uud StadtMariamp°l s11l9E.). Nordwestlich liegt am Dniester Halicz (3142 E.) in fruchibarer schöner Gegend; das Schloß Halicz, jetzt Ruine, war einst Sitz der Beherrscher GalizienS. Der östlich gelegene Markt Monastcrzyska (8222 E.) hat eine Cigarrenfabrik. Südöstlich liegt an der Strypn der alte Markt Bnczacz (8173 E,) mit einem Untrrgymnasnim; 1672 wurde er von den Türken unter Mahomed IV. erobert, welcher daselbst längere Zeit sein Hoflager hielt. Südlich von Stanislmi liegt an der Bystrica der nett gebante Markt Nadworna (6102 E.) mit altem Schlosse nnd Leinwand-Handel. Südöstlich finden wir am Pruth den Markt Delatyn (3864 E,) mit Soolbädern, Molkencuraustalt und Salzsiederei. Der Markt T^umacz (3675 E.) südöstlich von Stanielem hat eine große Zuckerfabrik. 7. Kolomcacr Kcis. Kolomea (Kn^myM, l 7.679 V., zur Hälfte Juden) ist eine sehr alle' 5opc>F.!plnc. ", .7»? Stadt am Pml!) und soll aus "iner rö,»tischen Colonic (daher der Name) entstanden sein. Der Haildel war einst bedeutend, Koloinea hat cm Nealobergy>nnasinin, viele Töpfereien >lnd mehrere Jahrmärkte. Westlich liegt der Markt Pccze-ni/. yn (4219 ^5.) nüt einer Naphthaqnellc. Dorf Lllcza ist Geburtsort des polnischen Feldherrn Iablonowski. Der Mlrkt Kossow (2553 E.) im Siioen von Koloinea hat eine wichtige Salz-siederei; ebenso das Dorf Utorop (1^65 E,). Dk Stadt Kuty (3579 E., darunter viele Armenier) liegt nah' dein T;eremos; nnd der 3andesgrenze und bereitet viel Saffian. Unter halb Kolomea liegt am Prnth die Stadt Sniatyn (10.305 <3.), frühcr Grenzfeste, mit g'.tten Gerbe-reicn, Pferde^ und Rinderhandel. Der Markt Ho-rodcnka (8")32 E,) zeichnet sich dnrch innster-haften Wirthschaftsbeirkb ans. Der Markt Oliertyit (4667 (5.), nördlich von Kolomea, einst befestigt, hält große Viehmärkte. 8, E,;orttowcr Ereis. C,;,rtkow (^0^1 E.) am Z.'red 5lt cin Schloß und ein Kloster. Der Markt Ia;towicc (25L4 E.) im Siid-lvestcn hat alte B'festignngsw,'rke nnd eine Kaltwasserheilanstalt. DaSDorf Bil^e(2633E.) am nnteren Sered hat cin nlterthiimliches Schloß und in der Nähe Höhlen, wo man historische merlmi'irdige Fnnde geniacht hat. Am linken Dnjesternfer finden wir in schöner Gegend die Stadt Zaleszczyki (5235 E.), uon Poniatowski gcgriindct, mit schönem Schlosse, Getreide- und Holzhandel, Nordwestlich uon Czortkow liegt der Markt Kopyczynce (5ss26 E,)> am Sered oberhalb C;or. Jahrhundert gegrilndet, iin Jahre 18itt zu einer königlichen Stadt erhoben, hat mehrere prachtvolle Oedände, Gymnasium, Unterrealschnle nnd ^»'hrerbilonng^-anstatt, zahlreiche Wachs nno Honigstedereien und Nildenznck-rfabriken nitd treilit lebhaften Handel, wie sie anch Pferdemärkte lPfl'rdcrennen) abhält. Stadt Milttliüce (3506 E.) Mich am Sered hat eine Tnchfabrik, große Bcannt,vein-brennerci, betreibt Wachz nnd Honighandel; in der Nähe ist ein Schwefelbad, Trcmbowla (529,1 E.), an deinselben Flnsse weiter abwärts, mit anögedchnten Steinbrüchen, war einst H.mpt-art eine's gleichnamigen rnssischen Fürst'Nthnms. Zn Grzymalow (3995 E.). südöstlich von Tarnapol, besteht eine Rübenznckerfabrik. Der nahe Markt Tonste (2772 E.) fabricirt Nosoglio ; in der Nähe sind mehrere Höhlen. Pon O>.zh malow nordwestlich finden wir den Markt Skalat (4592 (5.) mit ergiebigem Feldban, guter Walocnltnr. nordöstlich von Tarnopol die Stadt gbaraz (7115 E.) an der Iwka. einst Hanptort eines russischen Fiirstentbnm?, mit Getreide-, Schweine- nnd Sueckhandel. w, Hr,jL^»or,'>N-cis. Är^e mn (9290 ü.), am Bache Lipagnita, hat eiil G>) nila'ilun, ein alterthüinliches Schloß, ein grob's H-rnaroiner kloster und treibt bedeutende ^ederfabvi.'atioü, Di? im I.1420 gegründete Stadt Dllilajow «^1629 E.) hat ein Kupferh.unn,'rwerk. Drei M'ilen sil)- ^ östlich von Leinberg liegt die kleine Stadt Vobrka (353) E.), die >knnst>veberei nnd Handel betreibt. Westlich von Brz?/an liegt die Stadt Nohatyn (45l0 E.). w-lche Halinatnchweberei ! mid Oetreioeban betreibt; in der Nähe sin) reiche Gipögnibeü, Südlich finden wir den Markt Bnrezthn (8044 C,) mit einem pracht-vollen herrschaftlichen Palais, Getreioeban, Äla-bastcrbritchen; in der Nähe sind « gro^e Leichen-Hügel ans der Züt der Talarenkciege. Bü dem östlich gelegenen Markte Podhajcc (50Z9 E.) ^ siegteil 166? die Polen iibev die Tataren, 11. Zioczowlr Kreis, gloczow (4319 E.) i liegt zutschen Wälder»: nad mehreren Teichen, hat ein altes Z,hlo^, das jetz' alö Caserne dient mn cin Nntergynnasiltin. Westlich finden wir zwisch'n Snnipfgegenden di>e ehemals dedentende Stadt Gliniany (3316 ^.), dabei das Docs Laszko mil an,nuthigem Schlosse, Tuchwukerei und Zackerfabrik. Südöstlich liegt wie Zto^olv an der Karl-Lndwigsbahn die Stadt Zbsrain (3^23 C.), merkwürdig wegen eines 1642 hier von den Polen erfochtenen Sieges über die Kosaken nnd Tataren. Silowestlich ist der Markt Pomorzany (379? E,) gelegen, mit awm Schlosse; bei dem Dorfe Hodow wurden 1694 ^ die Tataren geschlagen. Am obern Sereo, östlich ! von Zloczow finden wir den Markt Za!o,^ce !(5291 E.) mit Gerberei, Weberei und Handel. ^ Der nördlich gelegene Markt Podkamien ! (2842 E.) hat eine schijne Wallfahrtskirche, ein herrliches Palais nnd in der Nähe den Franz-Iosephö' (vormals San)-) Verg, welcher eine ausgezeichnet schöne Fernsicht gewährt, Ganz nihe der russischen Grenze liegt an einem Zu-flüßchen des Styr llnd an der skarl-Ludwigs-bahn Arady (ehemalö Lubic;, 18,890 E„ V^> Juden), 1661 gegründet, seit 1779 eine freie Handelsstadt, mit 2 Borstal,ten (Groß- uno Klein'Folwarki, 1301 E,>, cinemRealgymnasinm, alterthüinlichen Schlosse, hübscher Synagoge nlld einer Handels- und Oewerbokammer. Haupiartitel des fehr bedentenoen Handels sind Wolle ans Rußland, Baumwolle, Zeidenwaaren und ober-österccichische Sensen, die nach Rnßland gehen, V'edcr, Juwelen nnd Perlen. Südwestlich van Vro)y liegt Johann Sobieöki'S (geb. 1629) Oe-bartsort, der Markt Olesko (2943 E,), der ehe. inals großen Handel trieb. Das nahe Darf Podyorce (1632 E.) hat ein sehenöwercheö Schloß mit Ge>näldesammlung nn) Rüstkammer; im nahen Wal)e steht ein 1180 gegr. Vasiüaner. klaster. Westlich am Bng liegt in frnchtbarex Gegend die ehemals befestigte Stadt Busl (1956 E, mit 6 Vorstädten, die durch mehr als 30 Brücken mit der Stadt oerbnnden sind. Sie treibt lebhaften Handel mit Banholz, Töpfer-lmo ^einwaaren. Abwärts am Äng finoen wir 758 Königreich Gaiizicn und Vodrnlcrien. die Stadt Kmuionkn Strumiiowa (3862 E.), bereu llingegend in d,r Vorzeit häufig Schau-Platz blliüger Glimpse war. 12. Zotticwcr Kreis. ZoMcw l-I^-'E.), einst befestigj, liegt növdlich von ^cniberg. Die Stadt hat ein alterthümliches Schloß, cine schöne gothische Kirche mit den Grabmälern der Familien Sobieski und Zolkicw^ki, 2 Kloster, treibt Tuch» und Wollzel!!;weberei und Leder-bereitung. Der südöstlich gelegene Marlt Kuli low (2578 E,) erzeugt viel Ziteth, d^r im ^'audc sehr beliebt ist. Nordöstlich liegt am Bug der Markt Krystynopo l (oder Krustiampul, 2l>^4 E.) mit grobem Schlosse 2 Röstern und bedeuten^ der ^'einweberei. Westlich finden n,nr all der Mokia die Stadt !^e!z (^«7N E.), schon im N. Ihd. die Hauptstadt eineö russischen Herzoge thnmö, 1473 dnrch eine Feuersbrunst vollständig eingeäschert. In südwestlicher Nichtling liegt an der Nata der Markt Rawa ruöka ftL39 E,), wo 1U30 Peter der Große und August II. cin Hünduih gegen Karl XII. von Schweden schlössen. Nach Südwest erreicheil wir den Markt Nicmi-row (2Il!l» E.), der starke Leinwebern l'ctreibt ulld eine Schwefelquelle nebst Vadeanstalt liesttzt. Noch weiter westlich liegt an der Lubaczokla die schon im 13. Ihd, bedeutende Stadt Lnbaczöw (45 88 E,), mit einem schönen Schlosse- sie betreibt Tuchwalkerci und Theersiederci, Bei der Stadt Sokal (5724 C.) ain Bug, nordlich uon Krystynopol, niit ciner Wallfahrtskirche nnl> starker Leinwebern, wurden die Polen 1519 von den Tataren geschlagen. Charakterbild. Das Salzl'crgwerl von Wieliczka. Das großc ;usa!iunrnhm!licndc Salzlagcv Uun Wicliczfa lliid Bochma soll ron dem Hirten Wielic; im Jahre 1250, nach Andern schon 905 entdeckt worden sein. Jetzt bildet das berühmte Salzbergwerk von Wicliczka unlcr der Oberfläche eine mnfangrciche nntcrirdischc Stadt, die nnt ihren Straßen, Plätzen und Gängen cmcn weit größeren Nanm cinninmit, als das Wiclie^ka der Oberwelt. Die größte Ausdehnung des Salzstockes von West nach Ost beträgt 9500, von Nord :mch Süd 3l!U0 imd die größte Tiefe 1220 Fnß. Eilf Tagschachtc führen in die Grube, daoon zwei in der Stadt selbst, nämlich der Frcm;is;ek mit einer Wendeltreppe von 470 Stnfcn nnd der Danielowie^ der nur 1l>8 Fuß tief, gewöhnlich von Reisenden an sicherm Tauweiken befahren wird. Das Salzbergwerk besteht aus 7 übereinander liegenden Stockwerken, in denen sich ein wahres Labyrinth von Gängen, ofc in bedeutender Höhe durch Brücken verbunden, ausbreitet. Man hat berechnet, daß eine Wanderung dnrch alle die sich windenden und kreuzenden unzählMN Gänge des Bergwerks ein längerer Marsch sein würde, als von Krnkau nach Wien nnd wieder zurück, denn sie sind zusummcn über 80 Meilen lang. In den nenen Kammern läßt man Slllzpfeilcr stehen, in dcn alten wird die Decke durch Zimmcrwcrk gestützt, welches sich trefflich erhält, da die Grube außerordentlich trocken ist. obwohl sie 16 Teiche enthält, deren mehrere mit Nachen befahren werden könne«'. Die ausgcbrochcnen Kammern werden theils mit KoMalz lind taubem Gcsttm zugeschüttet, theils zu Magazinen benützt, unter denen gegcn 70 von bedeuteudcr Größe lind selbst 80 bis 100 Fnß hoch sind. Eine dieser Hallen hat bereits 1 Million Ctr. Salz geliefert. In diesen Gewölben wird nnt Pulver gcsprcugt, mit Meißel und Hammer, mil Keil und Brechstange stückwcis oder bänderweis das Gestein abgelöst. Besonders besucht von Reisenden sind die beiden Kapellen nnd der großartige Tanzsaal. Die dem hl. Anton geweihte Capcllc ist ein großes, 25 Fuß hohes Gewölbe, von geschmackvollen runden Säulen getragen, mit spitzbogigem Eingang, einer Kanzel und einem Altar, an dessen Stnfcn zwei Mönche vor den oberhalb stehenden Gestalten Christus nnd Maria betend knien. Alles ist nach Allgabe eines geschickten Berg-nianneS ans Salzstcin gehauen. Jährlich einmal, nämlich am Antonstage, wird hier Gottesdienst gehalten. Desgleichen in der l'leii-crm Eorporis Christi-Ellpclle, die gleichfalls mit AltlN'-Bildsäu'.cn von Heiligen aus Salz gemeißelt ist. Setzte sich über die Oberfläche des abgebrochenen und abgcmcincltrn Gesteins nicht cin düsterer Charakterbild. 759 Salzschlcim, so müßten die Wände und Gestalten bei gehörigem Fackellicht flimmern und glitzern; so aber sieht es dnstrr aus. Auf bequemen und trockenen Stufen steigt man in die Tiefe hinab, desnchl die Kaiscr-Franzeus-Brückc, zwei Obelisken, das Wappen nnd fährt über den 180 Fuß langen, 72 Fuß breiten und 12 bis 24 Fuß tiefen See Przykos zu dcm großen Tanzsaal. Dieser ist so geräumig, daß in ihm eine Dorfkirche bcquem stehen könnte. Er dünt zur Aufbewahrung solcher Dinge, die in den mancherlei Abtheilungen des weitschichtigen Bergwerkes sehcnswcrlh find und hier auf einmal betrachtet werden können, z. B. Stufcu an den Wänden, getrennte Salzbäuder, erste Aufäugc dazu, Fossilien, Versteinerungen und Krystallisationen, die im Salzstcin gefunden werden. Dcr Boden ist mit Holz gedielt; Pyramiden ans geöltem Papier und andere Vorkehrungen zum Illumimrm stehen umha', Kronleuchter alls Salz häugeu von der Decke und in gewisser Höhc ist eine rimMm laufende Gallerte aufgehauen. Hier macht die von den Salzkrystallen tausendfach zurückgeworfene Beleuchtung einen wunderbaren Effect. Einen wahrhaft überraschenden Anblick bietet auch der Kronlenchtersaal, von den Bergleuten „Kloska" genannt; ringsumher läuft ein ganzer Wald von schwarzen Pfeilern, von allen Seiten offnen sich weite finstere Gänge und Tausende von Bogen reihen sich einander. Im Herbste des Jahres 18<>8 drohte ein großer Wassercinbrnch, dcr die Eapellen theilweise zerstörte, dein ganzen Werke Ersäufung. Es muß seit jener Zeit dauernd gegen das andringende Wasser gckämpft werden. Da bei dcm Betriebe des Bergbaues bereits ungeheuere Gcsteinsmassm gebrochen nnd herausgefordert wurden, hat fich der ganze Boden, auf dem die Stadt Wicliczka steht, gesenkt. Alle älteren Gebäude sind mit Pfeileru gestützt, die schöne alte Kirche der Stadt umßlc sogar abgetragen und durch eiuc leichtere ersetzt weidcn. Es sind im^aufc der Zeit nicht weniger als zehn Einstürze erfolgt; im Jahre 1398 versanken zwei Häuser vollständig. In den Jahren 1510 und 1644 wurde das Salzwcrk von großen Fcnrrsbrünstcn heimgesucht; bei der zweiten dauerte der Brand ein ganzes Jahr und so lange mußten die Arbeiten unterbrochen werden, was eine bedenteude Erhöhung des Salzpreises zur Folge hatte. Der unerschöpfliche Reichthum des Minerals wird für die Zukunft noch eine Menge Verhaue und Strecken im Innern des Gebirges, tine unterirdische Salzwelt, veranlassen. Zwar wohnen noch keine Menschen unten, obschon über 1000 Arbeiter in den Werken beschäftigt werden, aber Ställe für Pferde finden sich schon und weiten sich die Werke noch mchr aus, so möchte die Anlage von Arbritcrhäusern nöthig werden. Die Pferde werdm fowohl zum Ziehen der Fuhrwerke auf den unterirdischen Straßen gebraucht, als auch um die Maschiuen in Bewegung zu setzen, womit aus unteren Stockwerken die Salzlasten herausgefordert werden. Das Salzbergwerk von Wieliczka liefert jährlich eine Million Centner Steinsalz. Letzteres ist vollkommen fest, ohne Spalten und fremdartige Theile. Es ist von weißer, grüner oder rother Farbe. Frischgcbrochenes Salz sieht so zümlich aus wie ein zerschlagener Kieselstein, flimmert auch ein wenig, ergraut aber bald an der Lnft. Mitunter finden sich jedoch auch reine durchsichtige Krystallstücke, die man zu Kunstsachen, Crucifixen, Rosenkränzen, Leuchtern u. s. w. verarbeitet. Das Steinsalz mußte, damit man es weiß und schön bekomme, erst gesotten werden; man verkauft es indeß wie eS ist, weil der Sud zuviel lostet. Das Salz wird zum Gebrauche gestoßen und kommt dann halb grau, halb grünlich und unappetitlich auf den Tisch. Pon dem gewonnenen Salze bleibt etwa die Hälfte im Inlande, der Rest wird nach Preußen und Russisch-Polm ausgeführt. (Nach Mehreren lirart,site<). Als Charakterbilder für Galizien gelten ferner die Aufsätze: „Hirtenlcbcn m der Tatra" S. 185 und „Die Ruthcncn in Galizien" S. 422. 13. Herzogthum Bukowina. l89'3 ^jMl. ^ 10.451 ^iul., 513.^04 Einw. (Wapften: Dir Bukowina ist, da sie erst seit 1849 ein eigenes Kronland bildet, im kaiserlichen Wappen, wrlches seit l8Z6 bisher noch keine Veränderung erfahren hat, nicht vertrete». Frilhcr führte sie das Wappen der Moldali, der das Land einst angehörte, nämlich einen Büffelkopf im goldenen Felde, öand es färben: Weiß-Grün).j Geschichtsbild. Das Gebiet der heutigen Bukowina') gehörte zur Zeit dcr römischen Weltherrschaft zur Promuz Dacicn. Im Zeitalter dcr Völkerwalldcrung wechselte die Acuulkcruug des Bandes maunigfaltig. Später bildete es cincn Theil Siebenbürgens, bis im Jahre 1482 Stephan V., Fürst der Moldau, dieses Gebiet eroberte, und mm beherrschten es moldauische Fürsten unter türkischer Oberhoheit bis gegen das Cndc des uorigcn Jahrhunderts. Am 25. Februar 1777 überließ die Pforte in einem Vertrage die Bukowina an Oesterreich, welche Maria Theresia als einen ehemaligen Bestandtheil Siebenbürgens seit 1774 rcclannrt hatte, auf ewige Zeiten; ja der Sultan lick den Fürsten dcr Moldau Ghyka, der dieser Abtretung widersprach, wegen dieses Widerspruchs am 12. October 1777 in seiner Hauptstadt Iassy enthaupten. Zunächst wurde die Bukowina als Kreis Czcrnowitz mit dcui Königreich Galizicn vereinigt und erst im Jahre 1849 als besonderes Kronland constitnirt. Physische Geographie. Die Bukowina ist ein stufenweise abfallendes Hochland an dem Ostabhangc der Karpathen; nur dcr nördlichste Theil des Landes am Pruth und Dniester ist Tiefebene und gehört den: sarmatischen Tieflande an. Die Karpathen sind durch den südöstlichsten Theil des Waldgebirges und den nordöstlichsten Theil des ficbenbürgischen Randgebirges vertreten. Der höchste Berg des Bandes ist der Dznmalau (5704 P. F. — 1853 Mr.); außerdem seien der Tomnatik (491Z F. — 1553 Mr.), der Snhardczcl (5366 F. — 1702 Mr.), der Lukac; (5574 F. — 1762 Mtr.) und dcr Nareu (5209 F. — 1647 Mr.) genannt. Ueber den Bor go «Paß führt an der Südgrenzc die Reichsstraße nach Siebenbürgen. Sämmtliche Gewässer dcr Bukowina gehören zum Gebiete des schwarzen Meeres. Dcr Dnjcftcr bildet auf kurzer Streck die Nordgrcnze. Dcr Screth mit der Suc^awa und der durch die goldene Aistrica sich verstärkenden Moldawa, so< wie dcr Pruth mit dem Czeremos; fließen außerhalb des Bandes der Donau zu. ') Der Name lammt kom poln. dnlc, Rothbuche nnd bedeutet daher soviel als „Bucheilland"; die Bnkowina hat nämlich weit ausgedehnte Blichemualdunll.cn. Stephan VI., Fürst der Moldau, nahm auf cmem offenen großen Felde zwischen Pruth und Dnjester bei Chotim nnd C;ernawitz 20.000 Polen gefangen, spannte sie an den Pflug und lieh das ganze 2 Meilen lange Schlachtfeld von ihnen umpflügen, alsdann säete er Buchensamen dahin, woraus der schüne Buchenwald erwuchs, dcr dein Vande den Namen gab. Prulh und Screth nnt ihren Zuflüssclt ldic Viftrica ansgenouuncn^ sind i- Auf 1 österreichische üMl. entfallen 2819, auf 1 geogr. lüMl. 2705 Seelen. Am dichtesten bewohnt ist dcr Bezirk Czcrnowitz sammt Umgebung (6140 E. cmf 1 gcogr. I^Ml.), am schwächsten dcr Bezirk Kimpolung (974). An Wohnorten gibt es 7 Städte, 6 Märkte und 4 56 Dörfer mit 93.939 bewohnten Häusern. Von der Bevölkerung sind 257.359 Personen männlich, 256.045 weiblich. Es sind 9 verschiedene Nationalitäten vertreten und zwar 41"/„ Nuthenen, über 38"/<> Rnmäncu, 9'/.//„ Juden, 8°/p Deutsche, 1^7« Magyaren, 1°/„ Polen, V'/'/n Armenier, nicht ganz '/ unproductw, 18'327„ Acterlaud, 0-0i'"/„ Weinland, 13-74 7« Wiesen und Gärten, 10'!>5°/^ Weiden, 43-38"/^ Walder. Die Erzeu-gungsmengcn der wichtigsten Bodenproductc waren 1871 folgende: Mais 1,837.611, Hafer 1,312.919, Gerste 996'728, Roggen 913.073, Wcizcn 322.137, Kartoffeln gegen 3-2 Mill. Mctzen, Ncn nnd Grummet über 7 Mill., Hanf 23.906 Ctr., 762 Herzogthum Bukowina. Brennholz über V^ Mill. Klftr., Bau und Werkholz über 2 Mill. C. F. Der Gcsammt-werth der landwirthschaftlichcn Production belief sich auf nahezu 47-7 Mill. Gulden. Die Viehzucht entspricht den vorhandenen Bedingnissen zum Gedeihen derselben noch bei weiten: nicht. Die Pferde sind verschiedener Nace, die besten züchten die reuommirten Radautzer Gestüte, die schlechtesten sind die kleinen Huzulcnpfcrde. Dic Schafe werden mehr des Fleisches als der Nulle wegen gezüchtet." Geflügel ist zahlreich. 1869 gab eö 42.649 Pferde, 224.424 Nindcr, 216.913 Schafe, 18.786 Ziegen, 133.385 Schweine, 27.091 Bienenstöcke. Die Jagd ist ergiebig; Hochwild wird vorzugsweise anf dcr Herrschaft Radautz gehegt. Selbst Bären und Wölfe sind noch ziemlich zahlreich ^1871 wmocn 53 Wölfe erlegt). An mineralischen Schätzen ist die Bukowina nicht sehr reich. Man gewinnt Eisen bei Iakobeni, Kupfer m Poöorita, Salz ;u Kaczyka und Braunkohlen. Das Silberbcrgwerk zu Kirlibaba ist aufgegeben, die Goldwäscherci scheint aufgehört zu haben. 1871 belief sich der Gewinn von Eisen auf 30.122 Ctr., von Braunkohlen auf 30.000 Ctr., von Salz anf 55.136 Ctr. Die geringe Industrie beschränkt sich auf die Eisenwerke bei Iakobeni, das Kupferwerk zu Poxorita, eine Maschinen- und eine Bronccwaarenfabrik zu Czernowitz, einige Glashütten und Papiermühlen. Branntweinbrennereien zählte man 1871 44, Brauereien 17. Rohproducte des Bandes führt der Großhandel über die Grenze, Industrie-Erzeugnisse kommen aus den westlichen Kronländern. Bedeutend ist dcr Transito-handcl mit Schlachtvieh aus Vessarabien und der Moldan. Dem Verkehre dienen die schiffbarm Flüsse Dnjcstcr, Scrcth und Pruth, circa 270 Meilen Straßen und die das Land durchschneidende Strecke dcr Leuiberg-Czernowitz-Iaisy-Bahn. Im Jahre 1871 hatte die Bnkowma 1«7 V»Mschill>n mit 283 Lehrern und 9815 Schülern (von 99.458 schnlpsiichtigen Kindern; also kaum ^„). Ferner bestehen 1 Unter- und 2 Obergymnasien, 1 Realschule, I Unterrealschule, je 1 Bilduugs-anstalt für Lehrer und für Lehrerinnen nnd eine gricch.-oricntalische theologische Lehranstalt. Die neu gegründete Universität Czernowitz wird im October 1875 eröffnet. Vereine zählte man 1872 50 nnd zwar je einen Bildnngs-, Gesangs-, Landwirthschafts-, Lese», Musik-, politischen und Turn-Pcrcin, eine Sparcassc, 10 Casino-, 2 Feuerwehr-, 2 Lehrer-, 5 Kranken- nnd Leichen-, 3 Schützen-, 2 Vorfchußcassen-, 4 wissenschaftliche und 13 Wohlthätigkeits-Vereinc. Die wichtigsten Humanitä'ts-Anstalten sind die 4 Spitäler. Verwaltungs-Organismus. Der Landtag der Bukowina zählt 30 Mitglieder (s. S. 539). , Oberste politische Stelle ist die k. k. Landesregierung in Czernowitz, welcher dcr Magistrat der Landeshauptstadt und 8 Bezirkshanptmannschaften untergeordnet sind. Als oberste Justizbehörde fungirt das Oberlandesgericht für Ostgalizien und die Bukowina in Lemberg; Gerichtshof erster Instanz ist das Landesgericht in Czernowitz, ferncr als Einzelngcrichtc ein städtisch-delegirtes Bezirksgericht und 15 Bezirksgerichte. Als Fina nzbcho rden bestehen die Finanzdirection, die Finanzprocuratur und die Stcuerlocalcommission in Czernowitz, 3 Finanz-Inspccto-rate, das Gebührenbcmessuna,samt, das Landeszahlamt und das Hauptzollamt in Czernowitz, 7 Nebenzolläintcr, das Hanptsteueramt in Czcrnowitz und 12 Steuerämter. Czcrnowitz hat eine Postdircttion '(mit 79 Postämtern^, eine Tclegraphendircction (mit 19 Tclegraphcnämtcin) und eine Handels- nnd Gewerbekammer. Das Berg-lehenswescn untersteht der Verghauptmannschaft in Wien. Dic Güterdircction des Bnkowinaer gr.-or. Neligion^fondes hat ihren Sitz in Czernowitz. Als Militärbehörde fungirt das General-Commando für Ostgalizien und die Bukowina in Lemberg. Polttischc Einthcilung. 763 Die Katholiken des lateinischen, griechischen und armenischen Ritus stehen nnter den betreffenden Crzbischöfcn in Leniberg; es gibt im Lande 12 lat. - katholische Pfarren und 14 Eaplancicn, 4 griech.-katholische Pfarren nnd 12 Caftlaneien. Die orientalischen Griechen haben ein eigenes Visthum in Czernowitz, welches 12 Dcca-natc, 3 Mönchskloster lind 210 Pfarren zählt. Die Evangelischen stehen nntcr dem Superintendenten in Lemberg und haben 4 Pfarreien. Politische Cintheilung. Die Bukowina ist in den Stadtbezirk Czcrnoniitz und 8 Bczirköhauptmannschaftcn ^nit 15 Gcrichtsbczirken) eingetheilt. Letztere sind folgende : 1. Czcrnowitz; 2 OB.: Czcrnowitz ^Umgebung), Sadagora. 2. Kimpoluug; 2 OB.: Dorna, Kimpolung. 3. Kotznmnnf 2 OB.: Kotzmann, Zastawna. 4. Radantz; 2 OB.: Nadantz, Solta. 5. Sereth; 1 OB.: Sereth. 6. Stoi-lizynetz; 2 GB.: Stancstie, Storozynetz. 7. Suczawa; 2 OB.: Gnrahuinora, Suczawa. 8. Wisznitz; 2 OB.: Putilla, Wisznitz. Eine Uebersicht der administrativen Territorial-Eintheilung der Bukowina gibt folgende Tabelle: Zahl Zalil Flächen- Anwesende be,irle schafte» Qu,°Ml, ^i, Dec. 1869 Stadt mit eigenem Statut: Czeinowitz ................ — 1 105 33,664 Bezirkshauptmannschaften: ! Ezernowitz (llmgebung)........... 2 65 16 59 74.36? Kinipolung................ 2 37 36-51 35.55? Kotzman................. 2 104 1521 76.082 Radautz.................. 2 37 39 70 73.601 Sevelh............."..... 1 62 9'43 46929 StoroMctz................ 2 68 20-29 54.344 Suczawa................. 2 60 23-86 69.023 WiSznitz................. 2 37 27-17 48.177 IS 471 16960 511.964 Militär . 1.440 513.404 Die größten Orte der Bukowina sind (nach der Zahlung vom 31. December 1869) folgende: Czernowitz .... 33.884 Einwohner Radautz .... 9.007 Suczawa .... 7.450 „ Sereth.....6.486 Einwohner Kuczurmare . . . 9.419 „ Kimpolung . . . 5.561 „ 764 Hl>v,;c>,-,ii!:i!!! Bulowimi, Typographic. a. Zie ^andesljanptstadt Ozernowih. Czeruowitz (^srno^vi^e, uich^n. ^/6lnüu^^ ist in, cincr Höhe von 718 F. (220 Mtr."> malerisch a>n rechten Ufer des Pruth und an moldauischcu Grenze gelegen. Es hat m'cr Vorstädte (eigentlich anschließende Dörfer), Kaliezanka, Klotnczka, Horecza und Rosch, 3550 Häuser und cine sehr gemischte Veuölke-rung bou 33.884 Seelen (worunter uicle Juden). Czernowitz war uor einein Jahrhundert cm nnbcdeutcndcs Dorf und ist erst scit der Besitzcrgrcifuug der Vnkowina uon Saiten Oesterreichs cmporgcblüht. Iin Jahre 1816 zählte es erst 5116 Bewohner. Die Stadt ist freundlich und reinlich, aber die meisten Straßen sind winkelig, die Hniscr schlecht. Äuigc bessere öffentliche Gcbände grnppircn sich um den groben viereckigen Hauptplatz. In jüngster Zeit entstanden einige ansehnlichere Neubauten und sind noch mehrere im Entstehen begriffen. Das fchiinste Ocliände ist die mn: griechische Domkirche. Uchcr den Prnth führt eine 715 P. F. lange uud 25 F. breite Gitter-Brücke. Czcrnowitz ist Sitz der Landesregierung sowie des Landtags der Ankowina, eines griechisch-orientalischen Bischofs, hat eine Handels- und G^rbckaimncr, Gymnasium, Realschule, Bildungsanstaltcn für Lehrer und Lehrerinnen, eine theologische öchranstalt der orientalischen Gricchm, cine Handelsschule, eine landwirthschaft-lichc Landcs-Lehranstalt und eini: 1875 gegründete Universität (s. S. 702), eine Landcsbibliothck und 32 Vereine (1872V Es fehlt nicht an gewerblicher Thätigkeit; es bestehen eine Maschinen- und eine Broncefabrik. Der dnrch die Lemberg-2zernowiyl Iassy Bahn geforderte Handel mit G.'treide, Branntwein, Schlachtvieh, Holz, Häntcn, Wolle und Pottasche ist ansehnlich. Am 5. October 1823 faad in C;eriw!vitz die denkwürdige und letzte Zusalnmcn-kunft des Kaisers Fran; I. mit dem Ezar Alexander 1. statt. In der Nähe ist der Berg Cccina, anf dem in der Vorzeit unzweifelhaft eine bedeutende Vcstc gestanden haben muM, wie Ausgrabungen nachviescü, und bei welchem 1497 das denkwürdige Treffen der Polen mit den Moldauern stattfand. > -; d. Zie übrigen Orte der Bukowina. Kllczttrmllrc (l>419 E.), iin Sliden von Czcruowitz, ist nueö d?r großen, aus zerstreut liegenden Häusern bestehenden Dörfer, die in der Bukowina nicht selten find. Am S^reth und unweit der uioldanischen Grenze liegt Srreth (6486 E,), rinc der ältesten Städte des Bandes, die einst katholischer Bischofssitz war. Sie hat eine Uiiterroalschnle nud hält bedeutende Pferde mnrkte. Siidlich davon liegen die ungarischen Colomcn Hadikfalua (3097 E.) und Isteli-feg its (2N15 E.). Siidwchlich, jenseits der Suczawa, finden wir den Markt Nadautz (990? E.). bis 178« Sitz des nun in Czerno-Witz residirenden griechisch-nichtünirten Bischofs, hat ans jm?r Züt ein^ .Kathedrale mit Grab' malern moDauischer Fllrstei:, ferner ein Unter-Oymnasinm u,l) rin großes t. k, Gestlitl.' mituor-zugöwüs.' arabischer Zucht. SUdw:stwärts fmden wir am Snczawicavachl' die deutsche Colanie Fnrstenthal mit einer Glashütte, nordwestlich an der Tnczawa Fratautz (Alt- und Neu- ! Fratmch), zw.»i ansehnliche Dürfer, »uestwärts cui demselben Flusse Oder- nnd Unter-Wilow ^ mit einem Gestitte und reichem Oypslager, dann Karlslierg, gleichfalls deutsche Colonie, und ^ in einem süolichen Seitenthal? das Dorf Putna mit einem von Ringmauern umgebeneu Hast- ^ lianer-Kloster (I4N6 gegr,), in dessen sehen«. l) Vom llH0^s,h:n e«<5rn0, shwirz, dah'r a lch prä'i^'itt IVIü^,ia0iia1i3, Topographie, 765 werther Kirche, sich mehrere fürstlich!' Gräbrr befinden. Südlich von Nadantz liegt ani Solonetzbache die Saline Kaczyka, wo auch reichhaltige Kohlenlager gefundn: wurden. Die Suc',awa abwärts verfolgend erreichen wir die au der moldauischen Grenze gelegene Stadt Suczawa (7450 E.), nach Art der moldauischen Ztädtc weitläufig ausgedehnt. Sie war einst Hauptstadt der Fürsten der Moldau, besaß schon 1408 das Zollrecht, wurde 1494 von deu Polen belagert ,md 1675 von den Türken erobert. Suczawa hat cine alte Kathedrale, mit dem Grabe des Johann von Novi, Schutzpatrons der Bukowina, und cm Ober-gymnasiunr. Es besteht hier eine Gemeinde nicht-nnirter Armenier, welche bedeutende Saffian- nnd Cordliaulcderfabriken besitzen. Auch verfertigt man hier bunte Schürzen (Pestiman), gestreiftes Leinen (Alacza) und Kotzen. Der Speditioushandcl ist ansehnlich. Nordwestlich von Snczawa liegen das Torf Mittok, die im Jahre 1783 gegründete Lipowauer-Colonic Lipawany l22N0 E.) und etwas nördlicher das große, 16^2 im, Iiyzan-tinischcn Stile erbaute Basiüanerklosscr 2rago-mirna. Iin SüdN'esten uon Snczawa ist an der Moldauer Grenze das große Torf Lit-teny, südöstlich das Dorf Clnlis^eny gelegen, letzteres der östlichste Grenzftunt't der Monarchie unter 44° 1' 25" östl. L. A>n Mol< dcmsinssc findcn >uir siidwestlich »on Snczawa in reizender Gebirgsgegend, 1492 F. Über dem Meere, das Torf Gnra Hnmora (2539 C.), welches als Straßenknotenpnutt nnd Nachbarort der moldauischen Handelsstadt Foltiöeni wichtig ist. DaS Moldauthal allfwärts verfolgend gelangen wir M dem an der Straße nach Siebenbürgen 2172 P. F. hoch gelegenen Markte Ki !üp c> luug (,(^m^a Im^n, ',5,^,! ^,). in dessen Nähe >nan die deutschen Kolonien Liscu« ^ an und Louise nthal, beide mit Eisenhämmern, , mid das Kupferbergwerk Po^orita findet. An derselben Straße nach Siebenbürgen lüber den ^ Borno-Prund^Paß) nnd an drr goldenen ^ Bistriza liegt Jakob cui (1500 E.). e'in Dorf ! mit prachtvollen Gartcnanlagen, einem großen ! Eisenschmelz nnd Hannnerwerke und Asbest« gruben. Die Goldwäscherci in der Bislritz scheint anfgehört zu haben. Südlich liegen cm der j Doina die Dörfer Dorna watra nnd Dornn kandreni mit Sanerbrnnnen, Oberhalb Iako« beni finden wir im Vistritzthalc hart c»l der sicbcnbnrgischen Grcnze daS Dorf Äirlibaba Mariensee) mit einem Bleibergwerke; der ehe« inalige Silbergbergbau ist aufgegeben. An der Westgrenze des Lande« liegt am'CzercmoSz, dem gallischen Kuw gegeniUer der große Markt Wiöznitz (3550 E.). davon sind Mich am Sercth das Dorf Vcrhometl, mit reichhaltigen Eisenerzlagern und dusem benachbart das Darf Lopuschna n,it einerKawoasser und Molkencur-Anstalt. Nahe der Mündung deS Cieremosz sinden wir den Markt Waszkoutz (3<>53 E.) mit einem Gestüte und eiuer Papierfabrik. In den: nördlich vom Prnth gelegencil ^andestheil^ sind folgende Orte bemcrkeuswerth: der Markt Sao agnra (^5,98 L,) im Norden von Czcr-uowitz/der wichtigste Pnult fnr den Ochstnhandel mit Bessarabien und der Moldau; das Dorf Nowoselica am Prnth, das triy»1c>x cnnü-nmm von Oesterreich Ungarn, Nußland und der Türkei (Moldau); das große Dorf Zastawua (L030 E.) nördlich vaii Sadagnra. und von hier südwestlich Dorf Kotzmann (3K32 C.). 14. Königreich Dalmatien. 232-3 IIMl, ^ 12,792-6 ^Kil., ^5<>.9L1 Einw. (Wappen: Drei gekrönte goldene, vorwärtsgelehrte Leopardenköpfe, zwei nnd einer gestellt, im blamn Felde. Land es färben: Blau-Gold). Geschichtsbild. Das heutige Kronland Dalmaticn wurde im Alterthume v''N zwei Völkern illyrischen Stammes, den Liburuern im Norden und den Dalnmtcrn im Süden, bcwo'.M; nach den letzteren, deren Hauptstadt I)n,!minium war, nannten schon dic 3töincr das Land DaimaUa und schlugen cs nach der Unterwerfung '>',r Provinz IUyricum. Die wichtigsten Römcrortc waren Scardo (Scardona), Saloua und in der Mhe Dioclca, des Kaisers Diocletian Geburtsort, Epidaurus (an der Bucht von Cattaro) und Budua. Noch vor dem Sturze des weströmischen Reiches überschwemmten die Gothcn Dalmaticn, dann kamen die Avarcn. Im Anfange des 7. Jahrhunderts ließen sich die Kroaten hier nieder und begründeten einen slavischen Staat. Vom 8. Jahrhundert an stand Dalmatien nacheinander unter fränkischer und byzantinischer Hoheit, hierauf unter der Herrschaft des Königs von Kroatien. Später besetzten einen Theil des Landes die Ungarn, die Vcnetianer hingegen bemächtigten sich der Seestädte, und obwohl letztere 1358 Dalmaticn an Ungarn abtraten, gelang es ihnen nach langwierigen Kämpfen, das ganze Land im 15. Jahrhundert unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Nach Venedigs Sturze kam Dalmatien im Frieden von Campo Fornno (1797) an Oesterreich, mußte aber 1803 an Frankreich abgetreten werden. Napoleon vereinigte Dalmatien zuerst mit seinem Königreich Italien, 1810 mit den von ihm geschaffenen illyrischen Provinzen. Im Jahre 1815 kam Dalmatien an Oesterreich zurück. Auch die Gebiete der ehemaligen Handclsrepubliken Ragufa und Cattaro (welches sich 1420 Venedig angeschlossen hatte) wurden damit vereinigt. Physische Geographie. Dalmaticn ist das südlichste Kronland der Monarchie. Als ein südostwärts immer schmäler werdendes Küstenland liegt cs auf dem Südwcst-abfall des Karstes zum adriatischm Meere und umfaßt außer den drei durch das eingreifende türkische Gebiet von einander getrennten festländischen Theilen noch 50 größere Inseln und zahlreiche Scoglicn (s. S. 25 f.), die aus dein Meere hervorragenden Fclsrückcn der unterseeischen Fortsetzung des Küstengcbirges. Die drei gesonderten Festlands-Gcbietc sind von Nord nach Slid: das eigentliche Dalmatien, Ragusa und Oesterreichisch-Albanicn. Die größeren Inseln sind Arba, Pago, Ulbo, Melade, Isola grossa, U>jan, Incoronata, Pasman, Zirija, Solta, Brazza, Lesma, Lissa, Curzola, Lagosta und Meleda, (s. S. 20). An der 75 Ml. langen Küste sind die Halbinsel Savbioncello, der Golf von Salona und die Bocche di Cattaro besonders hervorzuheben. Der Bodcngcstaltnng nach ist Dalmatien ein dem Karste im weiteren Sinne angchörigcs Tcrrasscnland. Die Theile desselben, auf S. 116 und 117 ei«' gehender dargestellt, sind der Vcllcbit, am höchsten im Socto-Brdo (5547 F. BevältenmgS.Statistil. Cultur.Verhtiltmsse. 767 -- 1753 Mtr.) und der dalmatinische Karst, die Monti Tartan, das Svilaja-Gcbirgc, dic dinarischen Alpen, dcn Mossor und Äiocouo umfassend, am höchsten im Orjen (0004 F. — 1808 Mr.) bei Cattaro. Ausgedehnte Cbcucn besitzt das Land nicht; nur an der Küste breiten sich kleine Flachlandsstrccken ans, unter dcncn die bei Trail, Spalato, Macarsca und Cattaro an fruchtbarsten sind. Dic Inseln sind sämmtlich gebirgig Unter dcn zahlreichen Pässen sind der von Popina zwischen dein Pellebich und Urlicza und der Paß von Vrillo an der Dinara die wichtigsten. Das dalmatinische Karstland ist sehr reich an Höhlen; am bedeutendsten scheint die Acsculaps-Grotte am Schnccbcrg SnicscnM zu sein, schöne Stalaktiten weist die Grotta di Verlicco auf. Die Insel Mclcda hat 2 Höhlen, die Insel Lagosta eine Tropfstcingrottc. Dallnaticn gehört zum Gebiete der adrialischcn Kilstcuflilssc, deren größte im Lande Zcrmagna, Krka lmil der (!itola), Bettina nnd Narcnta sind. Dic Krka bildet 5 Fälle, darunter den Fall bei Kistanje und die Fälle bei Scar« dona (s. S. 124), die Ccttina zwei Fälle bei Duare. Die Seen sind zumeist periodisch, so die bei Zara und Iescro und Nastich bei Vcrgorac; constant dagegen ist dcr salzige La go di Vrana bei Zara occchia. Dic Krka bildet den La go Proclian, bei Iinoschi ist dcr See Prolosac. Sumpfstrcckcn gibt es fast an jedem Flusse, die ausgedehntesten sind im Narenta^Delta, welche jetzt trocken gelegt werden, und an der Cettina-Mündmig. Die wenigen Mineralquellen sind ganz unbedeutend. Hinsichtlich des Klimas liegt Dalinaticn in der Zonc dcr Aeqninoctialregcn. Cs ist das wännstc Land der Monarchie und das Klima mit Ausnahme dcr Snmpf-strccken und dcr Gegenden, wo Scesalz gewonnen wird, dcr Gesundheit sehr zuträglich. Dcr Winter bringt selten Schnee; nach dem FrichlingSrcgcn tritt rasch dcr heiße trockene Sommer ein, dcr Herbst wahrt nur zwei Monate. Die mittlere Jahres« tcmpcratnr stellt sich in Zara auf 14'8", in Lesina auf 16'll", in Nagusa auf 1 Hcwohner, 183«' 306^1li0, 1851: 393.715, 1857: 404.499 Einwohner (ohne Militär). Die jährliche Zunahme der Bevölkerung b-ziffcrt sich ans 0-66"/^. Auf 1 österreichisch.- ^M. cutfallen 20',8, a'lf 1 geogr. UlMc. '^001 S.-clcn. Am dichtesten bewohnt ist dcr Ä.'zirk Lesina (2tt48 E. auf 1 geogr. mMl.), am schwächsten der Bezirk Äc-nkowac; (1041). An Wohnorten gibt es 17 Städte, 00 Märkte und 312 Dörfer mit 74.180 bewohnten Hiwsern. Von der Gwölkcrung Dalmaticnö jind 234.334 Personen minnlich und 222.027 weiblich. Dcr Nationalität nach sind 89"/,, Südslaocn ^daruntcr Moclaken, die Gebirgsbewohner dcr Bezirke Zara und Spalato, Scrbotroatcn,^, 10^"/^ Italiener (an dcr 5til'tc), dcr kleine Nest Albancscn, Isracliten und Deutsche. 377.121 P^rson^n bckmncn sich zur römisch-katholischen, 78.305 zur griechisch« orientalischen Kirche; die übrigen Konfessionen sind sehr spärlich vertreten. Nur 50"/o dcr erwachsenen Geoölkcrnng befassen sich mit dcr Landwirthschaft, nur 3'/4 V» mit Gewerbebetrieb, 2'//^, mit Handel und Schifffahrt, 7^"/c, lcisttn persönlich: Dienste, nur °/^°/^ sind Rentiers und 2^ gehören der Intelligenz an. Cllltur-VcrlMtuisse. Dalma.ien hat nächst Tirol und Salzburg im Verhältnisse zu seiücr prod'.lttwcn Fläche an wenigsten Ackerland, Dic D'nastalion dcr 76^ Köuign'ich Dalmali^n, Wälder durch die Vcneticmer hatte zur Folge, daß das bloßgelcgtc Erdreich von Stürmen lind Ncicn entführt ward und nur nackter Felsbodcn zlirückblicb. Die Sorglosigkeit der Bewohner führte nun zmn weiteren Verfalle der ehemals blühen« den Cultur des Landes. Bis jetzt steht die Bodcn-Eultur in Dalmatien auf der untersten Stufe iu der ganzen Monarchie. Daher ist der Ertrag des Ackcrbancs sehr gering. Dic wichtigsten Ccrcalicn sind Mais und Gerste. Auch etwas Reis wird gebaut. Hauptproduct des Landes ist der gute, aber uicht haltbare Wein. Auch Oel, Obst und Südfrüchte wcrdeu gewonnen. Die wenigen Wälder bestehen zumeist aus halzreichcu Pinien. Von der Gesammtarea sind nur 3'62"/<, unftroduttiv, weil viele wüste Strecken dem Wcidclande zugezählt wurden; 10'71"/<, entfallen auf das Ackerland, 5-02 "/„ auf Wcinland (am meisten in der Monarchies 2'83"/^ auf Wiesen und Gärten, 56-43"/„ anf Weiden, 21-39"/«, auf Walduugcu. Die Erzeu-gungsmcngcn der wichtigsten Bodenftroductc waren 1871 folgende: Gerste 597.802, Mais 247.344, Weizen 188.927, Roggen und Spelt 173.539 Metzcu, Wein 348.098 Eimer, Heu und Grummet 199.950, Olivenöl 85.509 Ctr., Brennholz 182.189 Klftr. Der Ocsammtwerth der landwirtschaftlichen Production belief sich auf nahezu 10-3 Mill. Gulden. Nicht besser als mit dein Ackcrbauc steht es mit der Pichzucht. Der dalmatinische Bauer ist mehr Hirt als Viehzüchter. Am größtcu ist die Zahl der (grob-wnlligcn! Schafe, deren Fleisch ein Hauutnahruugsmittcl bildtt. Ziegen gibt es hier. am meisten in der ganzen Monarchie. Esel lind Maulthicre, in großer Zahl vorhanden, wcrdeu viel als Saumthiere benutzt. 1869 zählte mau 10.792 Pferde, 21.812 Esel und Maulthierc, 83.132 Rinder, 673.105 Schafe, 280.656 Ziegen, 26.322 Schweine, 10.229 Bienenstöcke. Die Pflege der Seidenraupe ist in Zunahme begriffen; 1871 erntete man 35.200 Pfd. Seidcncocous. Die Jagd ist unbeschränkt. Im Narcntaoclta gibt es viclc Wasscrvögcl. Raul> thiere (Bären und Wölfe) treten zuweilen auf, Schakale kommen noch auf den Inseln vor. Der Fischfang ist an den Küsten bedeutend >s. S. 395). An mineralischen Schätzen ist Dalmatien das ärmste Kronland. Braunkohlen (1871: 80.876 Ctr.) werden bci Dcrnis und Sinj gewonnen, asphalthältigc Steine namentlich ans Brazza gebrochen. Sccsal; wird zu Stagno (alls Sabioncello) und auf den Inseln Pago nnd Arbc erzeugt (1871: 112.607 Ctr.^. Auf industriellem Gebiete sind nur der Schiffbau, die Erzcugnng von Maraschino (aus der Steinweichsel) und Spiritus und die Verfcrtiguug von ordinären Leder» und Schafwollwaaren von Bedeutung, Der Bauer verfertigt sich die meisten Gegenstände seines Bedarfes selbst. Erwähucnswcrth sind noch Kalk- und Ziegelbrcnnercicn, die Seifenfabriken und Oclftrcsfcn. Von größerer Wichtigkeit ist der Handel Dalmaticns. Das Land bildet ein besonderes Zollgebiet (f. S. 476) und hat 54 dein Scchaudcl geöffnete Häfen, unter denen die von Zara, Scbenico, Spalato, Ragusa, Eattaro, Lesina und Curzola die wichtigsten sind. Viel geringer ist der Landhandel. Zur Einfuhr gelangen namentlich Getreide, Hülfcnfrüchtc, Baumwollgarnc imd Waaren, Mehl, Kurzwaaren, Schafwoll- und Lcincnglllnc und Waaren, zur Ausfuhr Oel, Wein, Seesalz, Felle und Häute, Fische, Schalthicrc, Schafwolle und Fleisch. Der Transithandel umfaßt als Hanptgrgcnstnndc: Schlacht- und Stechvieli, Brenn- und Rohstoffe aus Montenegro, der Türtn und Ungarn nach den Seehäfen, Getreide, Eolonialwaarcn und Fabricate von der See nach der Türkei und Montenegro. Auf S. 478 f. ist der dalmatinische Handel statistisch ausgewiesen. Die Straßen haben eine Länge von circa 300 Mln. Die erste Eisenbahn (Spalato-Dcruis-Swcrich) ist im Bau begriffen. Der Schissfahrt dienen außer dem Meere die schiffbarcu Strecken der vier Hauptflüssc. Dic Bevölkerung Dalmaticns steht der Mehrzahl nach noch auf einer niedrigen Culturstnfr; dic Morlliw, sind das ungebildetste Volk der Monarchie. Die Vcrwaltungs-Orgamsmus. Politische Einthoilmig. 7<;9 Intelligenz ist hauptsächlich durch die Italiener vertreten. An Unterrichts-Anstaltcn bestehen 241 Volksschulen (1871 mit 319 Lehrern nnd nnr 9615 Schülern von 81.400 schulpflichtigen Kindern), 3 Gymnasien, 1 Untcrgyumasium, 2 Realgymnasien, 1 Ncal-Obcrgymnasium, 1 Ober- und 1 Nnterrcalschulc, je 1 Bildungsanstalt für Lehrer und für Lehrerinnen, 1 Clciicalschulc, 3 nautische Schulen. Vereine zählte man 1872 99 und zwar: 12 ActicwGcscllschaftcn, 2 Spar« cassen, 3 Bildungs-, 17 Casino-, 2 Kranken- und Leichen-, 19 Landwirthschafts-, 25 Lese-, 8 Musik-, 5 Vorschußcassen-, 3 Wohlchätigkcits-Pcrcine, je 1 Schützen«, Spar-, wissenschaftlichen Verein. Die wichtigsten Humanitäts-An st alten sind die 4 Spitäler, 2 Vcrsorgungs-häuser und 3 Kinderbewahr-Anstaltcn. Verwaltnngs - Organismus. Der Landtag Dalmaticns besteht aus 41 (s. S. 539), der Landes aus schuß aus 4 Mitgliedern. Oberste politische Stelle ist die k. k. Statthaltern in Zara, welcher der Magistrat der Landeshauptstadt und 12 Bezirkshauptmannschaftcn untergeordnet sind. Als Justizbehörden fungircn das Obcrlandcsgcricht (I'ridunait) ä'^iieiw) in Zara, ferner als Gerichtshöfe erster Instanz das Landesgericht in Zara und die Krcisgcrichtc in Spalato, Nagusa und Cattaro, als Emzclgcrichtc 4 städtisch-delegirtc Bezirksgerichte nnd 30 Bezirksgerichte. Finanzbchördcn in Dalmaticn sind die Finanzlandcsdirection und die Finanzprocuratur in Zara, die Finauzbczirksdirectioncn in Zara, Spalato und Ragusa, das Landcszahlamt in Zara, die Hanptzollämtcr in Zara, Cattaro, Macarsca, Mctkovich, Ragusa, Scbcuico nnd Spalato, 48 Rebcnzollämter, das Hauptsteueramt in Spalato nnd 30 Etcncrämter. In Zara besteht eine Postdircction (mit 85 Postämtern) und eine Tclcgraphcndircction (mit 48 Telegraphenämtern), in Zara, Spalato und Nagnsa Handels« und Gcwcrbckammern. Die Hafen- und Seesanitäts-Capitanate zu Zara, Spalato, Ragusa und Meglinc untcrstchru der Secbehörde in Trieft. Das Berglehcnswesen untersteht der Velghauptmannschaft Klagcnfurt, die Staats- und Fondsforstc nnd Domänen der Forst- und Domäncndircction in Görz. Als Militärbehörde für Dalmaticu sungirt das Milttär-Coinmando in Zara. In kirchlicher Hinsicht bildet Dalmatien die römisch-katholische Erzdiöccse Zam mit den Suffragan-Äisthümcrn Ragusa, Spalato, Sebcnico, Lcsina und Cattaro, ^0 Dccanatcn, ö0 Mönchs- und 11 Nonnenklöstern, 297 Pfarren und 126 Local-caplancien. Die griechischen Katholiken haben ,'> Pfarren und 1 Caplanei. Zara ist auch der Sitz eines griechisch-orientalischen Bischofs, dessen Diöccsc 11 Protopres-bytcriatc, II Mönchsklöster, 92 Pfarren und 9 Localcuplancicn zählt. Politische Eintheilung. Dalmalicn zerfiel vormals in den Stadtbezirk Zara und in vier Kreise.- Zara, Spalato, Ragusa und Cattaro. Gegenwärtig ist es in den Stadtbezirk Zara und 12 Bezirtshanptmannschaftcn (mit 33 Gerichtsbezirken) eingetheilt. Letztere sind folgende: 1. Venkovac; 3 GB.: Bcnkouac, Kistanjc, Obrovazzo. 2. Cattaro; 4 GB.: Budua, Castclnuouo, Cattaro, Risaiw. 3. Curzola; 2 GB.: Curzola, Sabbionccllo. 4. Imoschi; 1 GB.: Imoschi. 5. Knin; 2 GB.: Dernis, Knin. 0. Lcsina; 3 GB.: Lesina, Lissa, Citta vccchia. 7. Macarsca; 3 GB.: Macarsca, Mctkomch, Vergorac. 8. Nagusa; 3 GB..' Ragusa, Ragusa-uccchia, Stagno. 9. Sebcnico; 2 GB.: Scardona, Scbenico. Umlaust, Orss^n--unss. Monarchy. 4ft 770 ,^ioi!Ml'u1) Dalina«!!'!!. u>. Eign; 2 GB.: Sis,n, Pcrlicca. 11. Tpalatu; -> GB.l Almissa. Bra^a, Spala> Trau. 12. Zara ^Umgcbltng); 4 G'H.: :'lrbc, Pago. ^N'a ^1n,^b^i ng), ^ara vccchia. «Zinc G^'ammtiibersicht der administrativen Territorial-Einthcilimg Dalmaticn^ gibt fol^cndc Tabelle. , Zahl Zahl ssläcken« AttWlssNdc P°.i.i,'«>« .««.^czirfc !^°'',. ^. w.^,» ^C»,^ bezirle ;ch°ften Qu..Ml. 31. Dec, 1869 > Stadt »nit rigkiiem Statut: ^ara............... — 25 O05 20.849 V r ^i r k s h a u ft t in c> n n s ch a f t c ii: Beittouac ............. 8 55 28'72 29,903 Cattaro.............. 4 133 1154 30,543 Curzola.............. 2 35 107! 19.739 Imaschi.............. 1 24 11'65 25.928 Knin............... 2 80 25'tt4 42.954 Lcsmll............... « ! 33 7 50 19.8l>3 MacarSca............. 3 38 1««1 27,955 Raqusa.............. 3 113 14'09 33.s;35 Sebrnico.............. 2 85 17-46 35.985 Siq».............., 2 59 24-2C, 38.KN8 Spalato.............. 4 133 34'25 i 84.763 ^ara (Umqebllug)........... 4 7« 29 «5 32.091 Summ? 33 889 232-33 442.796 Militär . . 14.165 ! 456,WI Die größten Ortc Dalmatiens sind (nach dcr Zählung vom .^l. December 18s!!)) folqcndc: Sftalato . . 12.196 Einwohner. Zara . . . 8.014 „ Scbcnico . . 6.182 „ z Raqusa . . . 5.305 Blatta . . . .^.415 „ ^ Pa^o . . . 3.219 Einwohner. Trau . . . 3.069 Wa . . . 3.01.3 Comisa . . . 2.945 „ Cattaro. . . 2.017 Topographic, a. Z>ie Landeshauptstadt Jara. Zara (slav. ^llciai', das röuiische ^aaer^) ist der Insel Ugliano geqcnüber ziemlich malerisch auf einer schmalen langen Erdzungc gelegen, welche dnrch einen künstlichen, überbrückten Wassergraben vom Fcstlandc getrennt und so ;u einer Insel gemacht ist. Die Stadt hat 2 Porstädte: Norgo mwrno und ttorzo ßlixxo, Topographie. 771 zählte )8t'»9 80^ Einwohner. Ihr Hafen ist groß und sicher. Zara ist durch Bastionen und Platforincn befestigt und hat vier Thore. Die Stadt zeigt gan; italienischen Charakter. Die Häuser sind sämnttlich von Stein, massiv und altcrthümlich die Spuren vcn'tianischer Sitte und Kunst sind überall erkenntlich. Das Innere der Stadt hat ein düsteres Aussehen, »veil hier, wic iu ganz Dalmatien, die Häuser, um dcu starken Reflex der Sonnenstrahlen zu mildern, nicht übertüncht werden. Dic Haufttgassen sind ziemlich regelmäßig, aber die uielcn kleinen Saiten-gnßchen so enge, daß man mit einem gewöhnlichen Rciscwagcn nicht durchkommen kann. Der ^ängc nach wird die Stadt von einer gcradclaufeudcn Straße (<^a1l6 Inr^n und <üill!c clel ckwmo), der Breite nach von der Olle mki'inll dlirchschnittcn, so daß sie in 4 Stadtthcile.- 8. ttnkCFOnn, 8. DomLnico, 8. Vimooue und (^uar-t'M'n äel V welcher die Stadt mit Trinkwasser versorgt. Hübsch ist die vou Sanmichcle erbaute I'orta I^ri'a lm'ma. Aus der Nömerzcit sind nur spärliche Überreste vorhanden, unter andern die ?orw,ulli'it,imii ans der Ostseite der Stadt, sowie Spuren einer Wasserleitung. Vange Zeit war Zara nur mit Eisterncn verschen, welche das Trintwasscr licfcrtm. Erst im Jahre 1838 wurde eine neue Wasserleitung angelegt, eine große Wohlthat für die Bewohner. Zara ist der Sitz der Statthaltcrci, des dalmatinischen Landtags, eines römisch-katholischen Erzbischofs und eines griechisch-orientalischen Bischofs, es hat eine Handels- und Gcwcrbekammer. cinc Elcricalschulc. ein Oyinnasium und cine Unter-realschule, in der Vorstadt Nm^« 6i'i//o besteht cinc ^ehrcrbildungs-Nustalt. Sehens« werth ist das Nu^on I'6l!l,^rini, in dem Alterthnmer aufgestellt sind. 1872 zählte Zara 15, Vereine. Die Industrie beschränkt sich hauptsächlich auf die berühmte Nosogliofabricaiion; auch der Handel ist unbedeutend. Spaziergängc bieten sich den Bewohnern vou Zara wenige dar; hierher gehören die 8i»mlUl> (das Glacis des Hornwerks), das Albancscr-Dörfchcn (I'>m-ns) ^ri/,/n) und die Anlagen auf den hohen Wällen. Die Umgebung ist nicht angenehm; denn die Stadt liegt zwischen dem Meere und einer öden, steinigen Eben?, dic vom kahlen Vellebich begrenzt wird. Nur hie und da hat der Fleiß der Einwohner ciuen Weingarten oder einen Fleck für eium O^l- oder Mandelbanm dem Boden abgetrotzt. d ZNe übrigen Orte Zalmatiens. 1. Kreis Zara. Durchwandern wir zunächst dm festländischen Thl'l dieses Kreises, s° finden wir südöstlich von tzara an der Mste den Markt Hara vecchia auf der Stelle de« alten, im 12. Jahrhundert zerstörten Biograd. Nach O5en landemivärtS liegt das Dorf Vrana unweit des gleichnamigen, an Aalfischen reichm S«s. An der Kerta Mündung ist auf einem Fclsab hange die Stadt Sebenico (8il»0nilc, 6l32 E.) malerisch gelegn. Die Stadt, w'lcho Bischofssitz t dein I Stunde entfern' ! ten Meere, Das schönste O'bäude ist der aus ! dem 15,. Jahrhundert stamnnnde Dom in italic ! nisch gothischem Stile. Nücdlich sinlxn wir unwnt des von der Kerka gebildeten ^!aga Pcoclian die uralte Stadt Scordina (8Icra^Ml. großen Insel liegt an einer Meeresbucht, Vall« äi 2. Kreis Epalato. Epalat« sspielt^ lat. 8z)llilltium, 12,196 E.) ist die schönste und Volk» reichste Stadt Dalmatien«. Sie ist an der Sitd-westseitc einer Halbinsel halbmondförmig im Grunde einer Meeresbucht erbaut und besteht aus der Altstadt, der Neustadt und den Vorstädten, z Die alten Festungswerke wurden 1808 bis auf! eineu kleinen Theil abgetragen. Zahlreich sind. die Ueberreste deö großen Diotletianeischen > Palastes, auf dessen Fundamenten die Altstadt! steht. Der besterhaltene Theil dieser Ruinen ist! der Dom, an der I'iü.22«, 6«.'I Duomo, einst Iupitertempel, ein Octogon in sptittorinthischem Stil, und die Kirche Johannes des Täufers, ehemals ein Tempel des Aesculap. Spalato ist! Bischofssitz, hat ein Obergymnasium, eine Ober-realschuie und eine nautische Schule, und treibt bedeutenden Handel. Die Umgegend ist nngemein freundlich und bietet angenehme Spaziergänge.! Nordöstlich benachbart ist das kleine Dorf Salona s8olin) milden Trümmern der alten, 641 durch die Ävaren zerstörten Stadt kalonac', dessen Änjlqnitäten dns Museum in Spalato zieren, festlich finden wir auf einer Halbinsel, die künstlich zur Insel gemacht worden, die Stadt Tran ('lro^ii', 3069 E,), da« alte Trigo nium, in einer an Wein, Mandeln, Feigen und Oliven fruchtbaren (fegend. Sie war einst Bischofssitz und befestigt, hat einen sehr schönen 5 gothischen Tom und einen großen Hafen. Unweit des rechten Ufers der Ectina liegen die Flecken Per lita, in dessen Nähe dieser Fluß entspringt, und Sign (8in^ 2000 E.) mit einem nun zerstörten Bergschlosse, dessen Errettung aus der , Türkcmioth (1717) jährlich durch ein Ningel-! stechengefeiertwird. Signhat ein Untergyinnasium. An der Mllndung der Cetina liegt das Städtchen Almissa (0mi8), in dessen Umgegend ein guter Muscatwein wächst. Weiter südöstlich finden wir am Fuße des Biocovo-Gebirgcö nnd am Meere die Stadt Macarsca (2(XX»' E.), welche einst Bischofssitz und Hauptort des Landstriches „Primllije" (Küstenland) war. Nordöstlich finden wir nahe der Grenze und unweit der zur Narenta fließenden Perlika dm Markt Iinoschi (Imoklci), welcher mit den Türken starten Handel treibt; in der Nähe sind der See Prolosac und der „r»the See" (s. S. 339). In den an Wild-vögeln und Blutegeln reichen Sümpfen der Na-rcnta liegt F»rt Opus (Opusyn) mit einem ucrfallcuen Schanzwerke. Unter den Inseln seien genannt Bua, init der Stadt Tran durch eine Brücke verbunden, und südlich davon Solta; nordwestlich neben dieser i^irona piccola und 2irona grande. Größer sind Brazza, ^esina und Lissa. Brazza (Li-ac) ist die größte und beuälkertste Insel der Monarchie, 7-2 ^Wl. groß mit 16.000 E. Sie hat gute Häfen und 'baut Getreide, Oliven, Feigen und besonders Wein. Von Bedentung sind der Hafenert Milna im Westen als Dampfschiffstatiou und der Markt S. Pi etro .an der Nordküste. Lesiua (Ilvar), 5-7 UMl. groß, mit etwa 13,000 E., erzeugt Datteln, Feigen, Iohanniöbrod und guten Wein. Hauptort ! ist die Stadt Lefina (Ilvar, ?äl-, 1930 E.), ein Bischofssitz, durch 2 Forts vertheidigt; wichtig ist ' die Erzeugung von Königinwasser und Nosmarin-geist. Ocstlich liegt an Stelle des alten Pharia die Stadt Cittavecchia s8tar^i-Ää, 2212 E.). ! Am westlichsten vorgeschoben ift die Insel Lissa, ! weshalb sie von jeher als der Schlüssel zur . Adria angesehen wurde. Wichtig ist der an der ! Nordseite gelegene treffliche Kriegßhafen bei dem ! Flecken Lissa (Vi8, 3013 E.). Der Markt jComisa (Xoiniia, W45 E.) treibt starken Sardellenfang und Iohaumöbrodfruchtbau. Bei ^isfa siegten 1K10 die Engländer über die Fran^ zosen und erfocht im Juli 1866 Tegethoff einen glänzenden Sccsieg über die italienische Flotte 3. Kreis Nagufa. Nach alter Weise befestigt, von Forts geschützt, erhebt sich auf einer Halb- ! insel am Fuße des BergeS Sergio daS alte Nagusa lDudlovnik, lat. Iin,^u3», 5305 E.), bis zum Ende des vorigen Jahrhundert« Sitz einer unabhängigen Republik. Ragusa hat 2 Porstädte: Pille und Ploce. Die meisten Straßen steigen terrassenförmig auf und sino durch Stiegen untereinander verbunden. Unter den vielen stattlichen Gebäuden in vcnetianischcm Stile ragen der 1713 erbaute Dom. der Palazzo, ^ die Dogana, ferner daS ehemalige Iesuitruklaster hervor. Nagusa ist NischofsM, hat ein Ober« Topographie. 773 gymnasium, eine nautische Schule und eine Lehrennnen'Bilduugsanstalt. Vor der ?ort,a maritime findet dreimal wöchentlich ganz in türkischer Art Bazar statt. Der Hafen Ragnsaö ist sehr klein, weshalb der treffliche Hafen des nahen Dorfes Gravosa als der eigentliche Hafen Nagusas gilt. Das gegenüberliegend? Eiland Lacroma hat Kaiser Maximilian von Mexico in ein reizendes Eden verwandelt. In südöstlicher Richtung finden wir an der Küste den Markt Ragusa vecchia (<ü»,pt»t); hier lag die im Jahre «39 v, Christi zerstörte Griechen-siadt EpidcmruS. Dort, wo sich die Halbinsel Sadbioncello u«m Festlande gliedert, liegt der Flecken Staa.no (8wn), welcher 1850 durch ein starkes Erdbeden zum grüßten Theile zerstört wurde. In der Nähe sind bedeutende Seesalz« gärten. Die größte Insel dieses 'Kreises ist die von SM'ioncell» nur durch einen schmalen Canal getrennte Insel Cnrzola (üm-öuw), deren Hauptort, die Stadt Curzola (1992 E.). ein Realgymnasium hat. Größer ist der Markt Blatta '(8415 E.) auf derselben Insel. Bei Curzola wurden 1298 die Veuetianrr von den Genuesen in einer Seeschlacht vollständig geschlagen. Südlich liegt die Insel La gast a (Iig,8t6va), deren Bewohner ineist Fischfang betreiben, davon östlich Mcleda, wo in den Jahren 1822—1924 merkwürdige Detonations" Phänomene stattfanden «^vgl. S. 237). Die übrigen kleinen Inseln sind unbedeutend. 4. Kreis Cattaro. Die Stadt Cattara (Xotor, 2017, mit angrenzenden Orten circa 4000 E.) liegt am Fuße der hoch aufragenden Berge von Montenegro im innersten Winkel des wundervollen Golfs von Cattaro (Loccke (ii Oattaro), der durch eine enge Passage in eine äußere und innere Abtheilung zerfällt und 13 Seittnbuchtcn zählt. Wegen seiner romantischen Gestade, die ringsum mit Dorfern und Landhäusern besetzt sind, wird er mit dem Bos- porus und dem Golf von Neapel verglichen. Die stark befestigte Stadt hat enge Straßen, ist düster, die Thüren und Fenster der Häuser sind, wohl der häufigen Erdbeben wegen, auffallend klein. Bemerkenswerthe Gcbände gibt es nicht. Cattaro ist Bischofssitz, hat einc nantische Schule und ein Real Obergymnasinm und treibt lebhaften Handel mit Montenegro, dessen Grenze einen Flintenschuß weit entfernt ist. Einc gute Straße führt nach Cettinje, der Hauptstadt Montenegros. Wegen der hohen Berge ringsnm ist der Sommer in Cattaro unerträglich heiß, die Wintertage kürzer als anderswo in gleicher Breite, Das nahe Dorf Dobrota mit schönen Villen ist der Sitz reicher Rhcder, Nordwestlich liegt am innern Golf der Markt Perasto (?6ra3t) mit 3 schönen Kirchen nnd palastahn-lichen Gebäuden, nördlicher der Flecken Nisano an Stelle des römischen Rhizinium. Nordwestlich zieht sich da§ Thal Crivoscic hin, desien Bewohner wegen ihrer Fehden mit den Türteu bekaunt sind. Das Fort Dragail vertheidigt den nördlichen Theil des Gebietes von Cattara. Am äußern Golf liegt die kleine befestigte Stadt Castelnuovo (Novi) mit dem nachbarlichen großen Lazareth Meglinr. Ostwärts heißt eine Mstenstrecke wie ein Dorf Trodn; hier wächst der gute Marzeniinwein. Südöstlich erstreckt sich die getreidereiche Landschaft tnvpa oder Zuvpa (slau. <30rdl^1). Sie wird von einer Straße durchschnitten, welche Cattaro mit der'südöstlich an der Ndria selbst gelegenen kleinen Stadt Budua (1000 E.) verbindet. Diese hat Ringmauern, einen Hafen nnd eine Rhcve für große Schiffe. Der äußerste Küstenstrich Dalmatieus, der iu südöstlicher Richtung bis zum Greuzge-birge Dubovi,M hinzieht, heißt Pasirovich. Nächst der dreifachen Grenze Dalmatiens, Montenegros und der Türkei, am südlichsten Punkte der Monarchie, steht der halbverfallene Torre Boscovich, wo der Nagufaner Astronom Bos-covich 1750 eine Gradmessung veranstaltete. Als Charakterbild für Dalmatian M der Aufsatz: „Eine Wanderung im Innern Dalmatiens" S. 122. li. Die Kinder dcr ungarischru Knmc. 1. 5töuigrcich llngarn. 4094-25 UMl. ^ ^25,^1 N'55 Hl^il., 1iFd0^97 Einw. (Wappcu: Cin »lit der Krone des hl. stepha» bedcctter Schild, dor sentrecht getheilt rcchts acht Qmrstrcifen, abwechselnd von Noth und Silbcr, uud links ein silberne« Palriarchenkreuz Über einem gekrönten dreifachen grünen Hügel ini rothen Felde hat.') Landesfarbeu: RothWeiß Grün). Geschichtsbild. Von dcm heutigen Ungarn gehörte das auf dcm rcchtcu Donau-ufcr gelegene Gebiet zur römischen Provinz Pannonicn, dcr durch die Theiß gebildete südöstliche Ausschnitt M Prouinz Dacicu. Zwischcu Donau uud Theiß wulMcu unbczwmigcnc Iazygcu. Die wichtigsten Städte in dein jetzt ungarischen Theile Pannonicns waren 8llbai'w, (Steinamaügcr), sclU'^dantia (Ocdenburg), ^«zuilicnin (Altofm) und ^i'i'cidm^ (Raub). Daeien wurde schon 274 n. Chr. den Gothcn überlassen, in Pannonicn erlosch die Nömerherrschaft im Allfaugc des '>. Jahrhunderts. Bis zum 10. Iahrhuudert war nun das ungarische Tiefland der Tummelplatz barbarischer Völker verschiedener Abstammuug. Hunnen, Gepidcn, Rugicr, Ost-gothcn folgten aufeinander. Dann begründeten die Avarcn hier ihre Herrschaft, welcher nach zweihundcrtjährigcr Dauer Karl der Große ein Ende setzte (7W). Hundert Jahre später erschienen die der finnisch-tatarischen Pülkerfamilic ungehörigen, damals noch vollkommen barbarischen Ungarn, irelchc sich nach ihrem vorzüglichsten Stamme Magyar den Namen Magyaren") beilegten, in dem von Ueberblcibscln vieler 'Nationen bewohnten Donauticflandc. Ihr erster Fürst odcr Großhcrr war Arpad, dessen Nachkommen bis 1301 über Ungarn regierten. Die Magyaren eroberten den größten Theil des großmährischcn Reiches, bemächtigten sich ganz Pannomens, ja dehnten sogar nach Arnulfs Tode ihre Herrschaft bis an die Enns aus (907). In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts waren sie die Geißel Europas; erst als Gcysa in der Schlacht bei Mohacs ficl, gelangte fein Schwager Ferdinand 1. von Oesterreich in Folge Erbucrtrags und durch Wahl auf den ungarischen Thron. Seither blieb tas Haus Habsburg im Besitze Ungarns. Doch hatte die neue Dynastie fast zwei Jahrhunderte lang an Ungarn ein gar mühseliges und bedrohtes Besitzthum. Siebenbürgen riß sich unter Zapolya los und die mächtig vordringenden Türken machten den Habs« burgern die Herrschaft über Ungarn streitig. Noch im 17. Jahrhundert erstreckte sich die türkische Grenze uordwärts bis zum Zusammenfluß von Dran und Mur, bis zur Mündung der Waag und bis Dcbrcczm. Erst im Frieden von Karlowitz (16W) gelangte Oesterreich in den ungestörten Besitz Ungarns. ^:i diesen Z-iten der Türtcntricgc hatte sich in Folge wiederholter Insurrektionen auch das Verhältniß der Dynastie zu den bevorrechteten Ständen geändert. Manche Privilegien wurden abgeschafft, der Reichstag von 1(!d!7 erkannte Ungarn als ein Erbreich im Haufe Oesterreich an, und )72.^ wurde auch die weibliche Erbfolge zugestanden. Doch blieb den Ungarn ihre Verfassung im Allgemeinen unangetastet, bis der Aufstand des Jahres 1846 vou den österreichischen und den mit ihnen verbündeten russischen Truppen niedergeworfen war. Nun wurde dic alte Perfassung aufgchodcu und Ungarn dcn übrigen Kronländern gleichgestellt. Die ungarischen Ncbcnlä'udcr wurden zu eigenen Kronländcrn erhoben, eine neue Woiwodschaft Serbien geschaffen. Nach welchen Ereignissen endlich Ungarn durch dcn sogenannten Ausgleich im Jahre 1807 befriedigt wurde, ist anderwärts (S. 13 ff. und S. 532) ausführlicher dargestellt. Seither ist Ungarn in vollkommener Sonderstellung die östliche Hälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Nicht blos die serbische Woiwodschaft und ein Theil der Militärgrcnze wurde mit Ungarn verbunden, sondern auch die Union mit Siebenbürgen vollzogen; der größere Theil der Militärgrcnze ward mit dcm kroatisch' slavonischen Königreiche verewigt. Physische Geographie. Ungarn umfaßt zwei große Donautieflänocr, welche im Nordwcstcn, Norden und Osten von dcn Karpathen, im Süden von dcn Alpcnaus-läufcrn umfämnt werden. Dcr größte Theil des ausgedehnten Hochlandes Ungarns gehört dcn Karpathen an; sowohl an dcn Wch-, dcn Hochtarpathen und dem 776 Königreich Ungarn. Waldgebirge, als auch an dm nördlichen, westlichen und südlichen Randgcbirgcn Siebenbürgens nimmt Ungarn theil. Am Donaudurchbruchc bei Prcßburg (dcr ?nrt«, Hunßlli'i(Ä) bcginncn die Wcstkarvathcn mit dcm den kleinen Karpathen angehörigcn Thcbncrkogcl (1576 P. F. — 513 Mr.); die letzteren erreichen im Vradlo eine Hohe von 2509 P. F. (815 Mr.). Jenseits der Miavasenkc zieht an der Grenze zwischen Ungarn und Mähren das weiße Gebirge, welches in der Iavorina 2977 P. F. (967 Mr.) hoch ist; auf cmcm Seitenastc findet man die Rakovka (2832 I. — 895 Mr.) bei Csütcsa. Vl)N den Quellen dcr Acova nnd Ostravica an bilden die Viesliden die Grenze gegen Mähren, Schlesien und Galizicn; unter ihren Gipfeln auf ungarischem Boden ist der Große Polom-Bcrg (3266 P. F. — 1061 Mtr.) der bedeutendste, neben ihm führt der Iablunka-Paß nach Schlesien. Die sich an die Bieskidcn südöstlich anschließende Vabia-Gura-, Magnra- oder Arvacr-Gruppc erreicht in dcr au der Grenze stehenden Babia-Gura eine Höhe von 5300 P. F. (1722 Mtr.^. Ocstlich davon erhebt sich dcr fast ganz isolirtc Kernstock der Karpathen, die hohe Tatra, von welcher mehr als drei Viertheilc zu Ungarn gehören. Die vorzüglichsten Hochgipfcl auf Ungarns Boden sind: der große Krivlw (7670 P. F. -- 2492 Mr.), die Gcrlsdorfer Spitze (8147 P. F. — 2647 Mtr.), die Eisthalcr (8091 P. F. - 2028-3 Mtr.) und die Lomnitzcr Spitze (8144 P, F. — 2846 Mtr.). Den Raum zwischen den eben genannten Gruppen, der Donau und den beiden ungarischen Tiefländern erfüllt eine Menge von Gcbirgszügen, welche unter dcm Namen des „inneren Bcrglandcs" zusammengefaßt werden und bereits anf S. 162 ff. d. B. eine ausführlichere Darstellung fanden, Es sind dies das Neutra er Gebirge, die kleine Tatra (auch öiptaucr Gebirge), das karpathischc Vorgebirge, die Fatra oder das ungarische Erzgebirge, dic^Ostrowsky-Gruppc, die kleineren Gruppen des Ncogradcr Gebirges, des Karaucs, dcS Pike-Gebirges und dcr Matra nnd endlich die wcinbcrühmte Hegyallya. Den Norden Ungarns schließt das von der hohen Tatra an dcr gallischen Grenze in südöstlicher Richtung bis Siebenbürgen ziehende karpathische Waldgebirge ab, welches bis zum Ungh auch Ost-Bieskidcn genannt wird. Zn den höchsten Bergen, an welchen Ungarn Theil hat, gehören dcr Nawka (2820 P. F. — 916 Mr.), der Rusky Put (4011 P. F. — 1303 Mr.), dcr Popadje (5341' P. F. — 1735 Mtr.), die Bistra (5575 P. F. — 1811 Mtr.) und dcr Pop Iwan (5925 P. P. ^ 1925 Mr.). Im innern Rande dcr Waldtarpathcn erhebt sich die vulcauische Vorlage des Vihorlet, mit dcm Kiovisko (2580 F. — 816 Mr.) und dcm Varlo (3257 P. F — 1056 Mr.). Von den nördlichen und westlichen Rand-gebirgen des sicbcnbürgischen Hochlandes gehören die äußeren Abfälle gleichfalls zu Ungarn. Es sind daher an dieser Stelle zu nennen das Nodnaer-Gcbirgc (mit dem Pictrosz, 7071 P. F. --- 2297 Mr. hoch), und das Lüpos-Gebirgc (mit Gutin und Cziblcs, 5604 P. F. — 1826 Mr.), welche den Nordrand Siebenbürgens bilden; das Bück- und Kraßna-Gcbirge, das Äihar-Gebirge (mit dem' 5683 P. F. --- 1846 Mtr. hohen Bihar oder Kukurbeta), das ficbenbürgische Erzgebirge (mit Drocsa, 2579 P. F. — 838 Mtr. und Hcgycs, 248l P. F. — 806 Mr.) und das Cserna« oder Rußka-Ge-birgc (mit dcr Pojana Rußla, 4187 P. F. — 1360 Mtr. und der Vurvu-Piatra, 6748 P. F. — 2192 Mtr.) des Westrandes. Auch der südwestlichste Theil dcr Transsylvanischen Alpen, das Banatcr-Gcbirge. erstreckt sich auf ungarischem Boden. In ihm erreicht dcr Boldouan cinc Höhe von 5590 P. F. (1790 Mr.). Das znm Banater Gebirge gehörige Srctinye-Gebirge im Süden bildet mit dem gegenüber auf serbischem Boden gelegenen Mirotsch-Gebirgc die berühmte Klissura (Donan-Enge). (S. S. 166 f.) Die wichtigsten Pässe, welche über die West-, die Ccntral-Karpathcn und das Waldgebirge führen, sind S. 173 auf- Physische Geographie. 777 gezählt. Das von der Donau und Dräu eingeschlossene Berg- und Hügelland Süd' westungarns gehört dem Alpensnstcmc an. Es umfaßt vier Gruppen.- Leithagebirge, ste irisch es Hügelland (dessen Westtheil stcirisch ist'i, Bilkony-Wald und pannonifches Hügelland oder nicderungarisches Bcrgland (vgl. S. 62 f.). An merkwürdigen Höhlcnbildungcn ist Ungarn reich; die bedeutendsten derselben, die Höhle Baradla, die Eishöhle uon Dobschau, die Drachcnhöhle, die Höhlen Bcuikova, Okno und Bodi Viujeromja, das Goldloch, die Nosenhöhlc, das Drachenloch, die Sziliczer Eishöhle, die Vetcranihöhle, die Abali-gether Höhle sind auf S. 197, 199 f. ausführlicher besprochen. Unter den zahlreichen Thälern des Königreichs sind theils wegen ihrer großen Ausdehnung, theils wegen ihrer Schönheit namentlich zu nennen: das schöne Waagthal, die Thäler der Arua, des Thurocz, der Gran, der Eipcl, das obere Thcißthal u. s. w. Das ausgedehnte Tiefland Ungarn erstreckt sich an der Donau und ihren Zuflüssen. Westwärts von dem natürlichen Grenzwall der Karpathen hat Ungarn theil an dem Marchfcldc (s. S. 209), von dem ihm etwa 10 ^uMl. angehören. Unterhalb der Donaucnge bei Theben breitet sich die 140 H^Ml. große, im Mittel 400 F. hohe, kleine oder obcrungarischc Tiefebene (S. 209), unterhalb der Neograder Enge die 1760 ^Ml. große, 240—500 F. hohe Ebene von Niedcr-Ungarn (S. 211) aus. Beide Tiefebenen sind zwei ehemalige Scebecken. Mit Ausnahme eines kleinen Ausschnittes im Nordwcstcn, »vclchcr h,,^ ^, Poprad zum Weichselgebictc gehört, liegt gan; Ungarn im Gebiete der Donau. Letztcrc durchstießt das ^and von Prcßburg bis Orsooa, bildet mehrere bedeutende Inseln, wie die große und die kleine Schütt, die Andreas-, Escpcl- uud Margitta-Inscl, und empfängt am linken Ufer die March, die Waag (mit Arva und Kisucza rechts, Thuroc; und Neutra liuks), Gran, Eipcl, Theiß (mit Taraczko, Talabor, Nagyag, Aodrog, Sajo, Egcr uud Zagyva rechts, Viso, Szamos, Körös, Maros und Bega links) und die Tcmcs (mit der Bcrzawa links); rechter Hand nimmt sie die Lcitha, die Raab (mit dem Marczal rechts, der Pinka, Güns und Rabnitz links), den Sürviz und die Dräu oder Dravc auf. Zum Sercthgebiete gehören einige Quellbächc der goldenen Bistritz an den Grenzen der Bukowina und Siebenbürgens. Ungarn hat zwei große Seen.- den Neusiedler- und den Plattensee, zahlreiche kleine Sumpfe und Pußtenseen (s, S. 342) und die berühmten „Mecraugen" in den Karpathen. In beiden Tiefebenen des Landes befinden sich große Moraste (S. 330), unter denen der Hünsag (6-6 uMl. groß) der bekannteste. An Eanälen ist Ungarn am reichsten unter allen Ländern der Monarchie. Der Bacser- oder Franzens-Canal, der Bega-Canal, der Berzaoa- und der Verscczer-, der S6rviz< oder Palatinal-, der Albrechts-Karasicza-, der Siü-, der Zichy-, der Berettyö- und der Köros-Canal sind auf S. 325, f. näher besprochen. Reich gesegnet ist Ungarn mit heilkräftigen Mineralquellen. Besonders berühmt sind unter den zahlreichen Thermen jene uon Pistyan (51" R.), die 7 Schwefelquellen von Teplitz bei Trcntschin, die 20 heißen Quellen in Ofen (24—48" N.). die Herculesbäder zu Mchadia (17 — 50° N.), die Thermen uon Hart^ny, Stubnia, Eiscnbach oder Vichnyc, Ribär oder Szlnics:c. Ferner sind von Wichtigkeit die Stahlquellen von Partld, die Säuerlinge uon Fürcd am Plattensee, die Eisenquellen von Vartfeld und von Lucsky, die Schwefelquellen zu Wolfs am Ncusiedlcr-Sec und zu Schmccks in der Tatra, Hinsichtlich des Klimas gehurt Ungarn 3 verschiedenen Gebieten an: dem des östlichen Alpenvorlandes, der Karpathen und der ungarischen Tiefebene. Das rauheste Klima herrscht in den Karpathen, die größten Extreme der Temperatur beobachtet mosaisch. Von der erwachsenen Bewohnerschaft find über <)<)"/„ mit Land- und Forstwirthschaft und Bergbau, kaum 10"/„ mit der Industrie und Gewerben. 2"/<> mit Handel und Verkehr beschäftigt, über 17'/'2"/« leisten persönliche Dienste, 2'//'/« gehören zur „Intelligenz", der Rest sind Rentiers. Cultur-Verhältnisse. Ungarn ist sehr überwiegend ein Land der Nohproduction; die Industrie hat sich noch wenig entwickelt und auch der Handel steht hinter dem der westlichen Länder der Monarchie bedeutend zurück. Den reichen Ertrag verdankt die Landwirthschaft zumeist dem guten Boden. Derselbe ist in den weiten Niederungen ungcmcin fruchtbar und gewährt heute noch ohne Dünger die reichlichsten Ernten. Nur die höheren Karftathcngcgendcn mit einigen Thälern im Norden und 'Nordosten, dann die mit Flugsand bedeckten Strecken in der niederungarischen Tiefebene, namentlich zwischen Donau und Theiß, und im nördlichen Theil der Bacsta bis nahe zum Franzcns-Eanalc sind theils wirklich unfruchtbar, theils bis jetzt noch unbenutzt. Auch im Westen der Donau gibt es minder fruchtbare Strcckeu, deren mehrere mit Flugsand bedeckt sind; dagegen tritt derselbe in der obcrungarischcn Tiefebene viel seltener auf. Im Südostcn ist der rauhe Gcbirgestrich an der sicbcnbürgischcn Grenze minder ergiebig. Dagegen ist das Hügelland, mit Ausnahme der oberen Thcißgcgcnden, wo sich auch Flugsand findet, überall sehr fruchtbar; nur nehmen die Sümpfe weite Strecken ein und die Flußufcr sind gegen Ueber-schwcmnmngcn nicht gesichert." Die Bestellung des Bodens ist bisher noch eine ungenügende; nur ausnahmsweise finden sich rationell bewirthschaftete Guts-Complexe. Enltur Verhältnisse. 779 Mit Ausnahme von Reis werdeil alle Gctrcidcarten in Fülle erzeugt; im Südostcn (Banal) herrscht der Weizen (und die Halbfrucht), im N'ordcu der Hafer vor. Besonders wichtige Bodcuprodnete sind Tabak und Wein (vgl. S. 186 und 390). Von der Oesammtarea sind 10'04"/„ unproductiv; 33-93"/. entfallen auf das Ackerland, 1'35"/„ auf das Weinland, 11-4 bäuerliche), Oclfabrikcn 293, ärarischcTnbatfabrifcn 4. Von großer Wichtigkeit ist die Verarbeitung der Bergwerksproducle, die zahlreiche Personen beschäftigt. Grob-und Strcckciscn verfertigen dab,Banat, die Zips und das Gömörcr Comitat, ferner bestehen mehrere Fabriken für Eiscnwaarcn Ketten, Draht, Eisenblech. Der Schifft bau wird iin Großen zu Budapest betrieben; für die Erzcuguug vou landwirthschaftlichm Maschinen benanden 1871 43 Fabriken. Erwähncnöwcrch ist noch dic Holzschnitzerei, welche in vielen Gebirgsgegenden betrieben wird und nur ordinäre Waaren liefert. Der Handel importirt Colonialwaaren und Industrie-Erzeugnisse und führt mannigfache Nohproductc, namentlich Getreide, Wein, Tabak, Wolle nnd Schlachtvieh aus. Ihm kommen die über 100 Ml. langen Wasserstraßen, die etwa 3000 Ml. langen Landstraßen und die Eisenbahnen (1871 in den ungarischen Ländern 580 österr. Ml.) zu statten. Bon den Flüssen, Eanälen und Sccn werden mit Dampfschiffen befahren dle Donau, Theiß, Dran, Saue, Äcga, der Franzcnscanal uud der Plattensee. Im Jahre 1874 besaß Ungarn 38 Banken und Crcditinstitute mit einem emittirtcn Capitale von mindestens je 300.000 fl., daneben zahlreiche kleinere Bauten; 1871 mit Siebenbürgen 154 Sparcasscn mit mehr als 142 Mill. ft. Einlagen. Dem öffentlichen Unterrichte dienen die Pester Universität, das Polytcchmcum in Ofen, 12 juridische, 35 theologische Lehranstalten, 52 Obcrgynmasicn, 05 Unter-yymnasicn, 11 Ober- und 12 Üntcrrealichulcn, 40 Bildungsanstaltcn für Lehrer und 8 für Lehrerinnen, endlich 12.470 Volksschulen, welche 1872 15.143 Lehrer und 1,204.238 Schüler zählten. Außerdem bestehen uoch mehrere Fachschulen, unter dcncu die landwitthschaftlichc Akademie zu Ungar. Altenburg uud die Bergakademie zu Schcmnitz hervorgehoben sein mögen. Die Vereine Ungarns sind auf S. 530 nach alteren Angaben aufgezählt; neuere Daten fehlen. An Humanitäts-Anstaltcn ist Ungarn noch sehr arm. Armenhäuser bestaudm 1874 iu Ungarn und Siebenbürgen zusammen 190 mit einem Gcsammtucrmögcn von 3'7 Mill. Gulden. Wissenschaft und Kunst fordern außer den gcuauntcn Hochschulen die ungarische Gesellschaft der Wissenschaften und das Nationalmuseum in Budapest mit seinen großartigen Sammlungen. Die bedeutendsten Bibliotheken Ungarns sind die der Universität (100.000 Bde.) und des National-Museums (130.000 Bde.^ zu Budapest, die der Abtei St. Martinsberg (80.000 Bde.), die des Erzherzogs Joseph in Nlcsuth (22.000 Bde.) und die der evangelischen Lehranstalten zu Epcrjcs, Saros-Patak, Preßburg und Oedenburg (mit mehr als 20.000 Bänden). Venualtungs-Organismus. Bezüglich der Vertretung und Verwaltung der Länder der ungarischen Krone vgl. man zunächst S. 540 f. und S. 54s. ff. In die Reprüscntantcntafcl entsendet Ungarn 334 Abgeordnete. Das konigl. ungarische Ministerium des Innern, dem der Landcssamtätsrath zur Seite steht, leitet die politische Verwaltung Ungarns und Siebenbürgens. Ihm sind in Ungarn untergeordnet als selbständige Municipicn 50 Eomitate, 5 freie Districtc und 51 konigl. Frcistädtc. Der königlichen Curie in Budapest, welche die oberste richterliche Iustauz flir alle ungarischen Länder bildet, ist als Gerichtshof zweiter Instanz für sämmtliche Gerichte erster Instanz in Ungarn und im ungarischen Grcuzlandc die konigl. Gerichts-tafcl in Budapest untergeordnet. Als Gerichte erster Instanz bestehen in Ungarn: das tonigl. Handels^ und Wechselgericht in Budapest, die konigl. Gerichtshofe (Collegialgerichtc) in AW-Kubin, Arad, Aranyos-Mar6th, Baja, Balassa-Gyarmat, Bskss'-Gullla, Aelsnyes, B6reg>z-lsz. Bcszterczc, Bisztritz, Boros-Ienö, Csakathurn Dcbreczin, Eperjes, Erlau, Fiumc, Fünfkirchcn, Gran, Groß-Bccskerck, Groß-Kauisza, Groß-Kikmda, Großwardcin, Gyongyös, Haidu-Aöszürmsny, Hüd-Mczö-MstU'hcly, Herwalttmgs-Orgmüömus. 781 Homonna, Huszt, Ipolystlgh, Iüzbcreny, Kalöcsa, Kaposvär, Kardszag, Kaschau, Kecekcmst,'Komorn, Körösbanya, Lcutschali, Liptu-Szt.-Mitlos, ^ugos, Mak6, Maria-Theresiopel, Marinaros-Szigct, Miskolcz, ')lagy-Banya, Nagy-Küroly, ^iagt)-Szöllös, i'ieusatz, Ncusohl, Neutra, Nyircgyhü;a, Oedenburg, Ofen, Orauicabanya, Püpa,Pest,öllndsprengcl-Pcst, Preßburg, Naab, Riinaszombat, St. Gotthard, Satorülja-Ujhely, Sillain, Stcinauianger, Stuhlwcißenburg, Szathmin-'N'cmcti, Szegedin, Szegszürd, Szenicz, Szilügy-Somlyo, Szolnot, Tcmcwär, Torua, Trcntschin, Turocz-St. Martin, Tyrnau, Ungar.-Altenburg, Unguur, Vcrsccz, Veszprim, Zala-Egcrszea, Zilah und Zombor und 29? kgl. Bezirksgerichte s^wzclgcrichte^, im ungarischen Greuzlande die kgl. Gerichtshöfe in Karanscbes, Pancsolia ilnd Wcißkirchcn, und 14 kgl. Bezirksgerichte. Dem kgl. ungar. Finanz-Ministerium untergeordnete Behörden in Ungarn sind: die kgl. nngar. Ccntral-Staatscasse in Ofen, die kgl. ungar. Direction dcr ärarischen Nechtsangelcgcnhcitcn in Pest, die Finanzdircctionen in Pest, Arad, Beregszaß, Debrcczin, Fnnfkirchcn, Kaschau, ^ieusohl, Oedcnbnrg, Ofen, Preßburg, Raad, S;athmlU-, Szegedin, Temesvür; die Hauptzollämtcr in Pest, Alt-Orsova, Baziüs, Debreczin, Kaschau, Neusatz, Orenburg,' Panchtia, Preßburg, Raab, Tcmcsv:n, 4 Nebenzollämter, 220 Stenerämter; die kgl. nngar. Lottodircction in Ofen; die Tabakcinlosnngs-Inspcctoratc in Pcst, Arad, Dcbrcc;in, Szegedin und Tolna, 29 Tabakeinlosungsämter, die 7 Forst- und Gütcrdircttioucn, 4 Hofrichterämter; die tgl. ungar. Bergdircction in Nagy-Banya ,.mit l i Berg- und Hütten-ämtcrn^, die kgl. nicd.-ungar. Bcrgdirection in Schcmnitz (init 18 Berg- und Hüttenämtern), die Berg- und Salincn-Dircction in Mnrmaros-S;igK ^mit 6 Berg-und Salinenämtern), das Berg- und Hüttenamt in Nchbünya, das Hauptpunzirungsamt in Pest, die Bcrgwcrtspoductcn-Mttorie nnd endlich die Waaren- und Effmcnbörse in Pest. Dem kgl. ungar. Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel sind folgende Behörden in Ungarn untergeordnet: die Handelskammern in Pcst, Preßburg, Kaschau, Oedcnburg, Debreczin und Temesv^r, die Berghauptmannschaften in Ncusohl, Ofen, Nagy-Bauya, Oravica und Iglo, die kgl. ungar. Ccntral-Aichungs-Conunission in Pcst, die Postdircctioncn in Pest, Preßbnrg, Oedenburg, Kaschau, Groß-wardein und Temesvär und die Telcgraphendircctionen in Debreczin, Kaschau, Pest, Temesvür und Groß-Kanisza; in sämmtlichen Ländern der ungarischen Krone bestehen zu« sammen 1892 Postämter, 347 Staatstelegrapheuämter und 515 Eisenbahntelegraphen» stationen. Dem kgl. ungar. Ministerium für öffentliche Arbeiten und Communicationen sind außer den auf S. 547 genannten Behörden speciell für Ungarn untergeordnet 24 Straßen- nnd 25 Strombauämter. Als Militärbehörden fungiren in Ungarn die Gcneral-Commanden zn Budapest, Prcßdnrg, Kaschau und Temesv^r; dem kgl. ungar. Ministerium für Landcsvertheidigung untergeordnet sind die Land-wchr-Districtscommanden zu Pest, Ofen, Prcßburg, Kaschau und Szcgedin. In kirchlicher Hinsicht zerfällt Ungarn in drei römisch-katholische Erzdiöccsen: Gran, Erlan, Kalocsa. Der Erzbischof von Gran ist zugleich Primas von Ungarn. Ihm unterstehen die Suffraganbischöfe von Eperies, Neusohl, Neutra, Stuhl-weitzenburg, Fünftirchcn, Steinamangcr, Raab, Waitzen, Veszprim und Munkacs. Das einstige Bisthum Tyrnau ist nun ein Gcneral-Vicariat von Gran und der Erzabt von Martinsberg genießt hischöstiche Rechte. Zur Erzdiöccsc Erlau gehören die Bisthümer Rosenau, Zips, Szathmar und Kaschau. Dem Erzbisthume Kalocfa, welches mit dem Erzbisthume Bacs canonisch vereinigt ist, unterstehen die Suffraganbischöfe von Großwardcin, von Csanad ,(und von Siebenbürgen). Man zählt somit in Ungarn 16 lateinisch-katholische Bisthümcr. Für die griechischen Katholiken besteht ein (3rzbisthum in Vlascndorf (Siebenbürgen), dem in Ungarn die Bisthümer Eperjes, Munkacs, Lugos und Großwardein unterstehen. Die Oberhäupter der griechisch-orientalischen Kirche sind dcr Patriarch von Karlowitz (Slavonien) für die Serben und der Erzbischof von Hermannstadt (Siebenbürgen) für die Rumänen. Ihnen 7Z2 Koi!!M'ich Nuqnrii. , unterstchen in Ungarn die Bischöfe von Neusatz, Ofen, Arad, Tcmcövnr, Vcrsccz und Karanscbcs. Ueber die Leitung dcr Angelegenheiten der Evangelischen in Ungarn vgl. S. 5s>5. Dic Protestanten AuMmrger Confession habcn 4 Superintendenten mit '>l! Dccanatcn, die helvetischer Confession 4 Superintendenten mit .';8 Deeanatcn. Dic I'sraclitcn haben für ihre Cultus-Angelegenheiten eine Landcskanzlei in Pest; Ungarn und Siebenbürgen sind in 2s! Cultusbczirkc eingetheilt. Politische Ginthciluug. Das Königreich Ungarn war früher in 5> Verwaltungs-gebiete (Pest-Ofen, Ocdenburg, Prcßbnrg, Kaschau und Großwardcin) eingetheilt, welche in li Stadlbczirtc, 4^1 Comitatc nnd 1 District zerfielen. Dazu kamen in neuester Zeit als rcincmporirtc Gebiete kleinere Theile Siebenbürgens, die Nojwodschaft Serbien und das Tcmcscr Banat, welche in 1 Stadtbezirk nnd 5 Kreise eingetheilt waren, und die Banaler Militärgrcnzc, welche in .> Ncgimcntsbezilke und 1 Bataillonö-Gczirk zerfiel. Nach der gegenwärtigen Cintheilung zerfällt das Königreich Ungarn in '>!> Comitatc und 5. Districts (Iazy^icn, Kuinanicn, Küvar, Hajdlikcn-District, Groß-Kikinda), die I sl Zipscr Städte, welche zusammen in 378 Stuhlbczirkc eingetheilt sind. Eine Gesammtnbcrsicht der administrativen Tcrritorial-Eintheilung Ungarns qcwährt folqcndc Tabelle. HHhl l^llhl Flächen« Anwesende Vezirle schaften Qu.'Ml. 1870 »,) Eomitate^): I. AI)auj................ «6 313 > 52'17 166.^6 2. Arad................. 11 246! 10920 304.713 3. Arva.................! 4 103 i 37'73 82.364 4. Vücö................. 13 155! 20119 «09,716 5, Varaiiya............... 7 619 92-49 283.806 6. Oar«................. 5 249 4852 137.191 7. Ball's................ 6 65 62-11 209.729 8. Bcreq ................ 7 286 67-99 159.223 '.». Bihar................. 20 716 201-24 555,387 10. Borsod................ 4 262' 64-38 195.037 11. Cscmkd................ 4 51 30-13 85.847 12. Csonqrud............... 2 89 ^ 6"'28 207.585 13. Eszterqom (Gran) ........... 2 89 i 19-95 65.306 14. FrlM (Weißenburg).......... 6 268 75'48 196.234 15. Gömür................ 5 402 74-79 173.438 16. GM lRaab).............. 8 127 25-71 103.637 17. HeveS................. 11 265 119-77 332.6,3 18. Hont................. 12 229 46'35 112.195 19. Kom-noin (Komorn)........... 4 210 53'92 143.090 20. Közch Szolnok (Mittel-Szolnok)...... 6 155 .40 22 113,639 21. Krasso................ 11 271 105 31 291 042 22. Kraszna................ 2 74 2088 62,714 23. Liptä (Llptau)............. 3 161 41'00 79.273 24. Mavmaros .............. 10 178 1«8'06 220'506 25. Masom, Meselburq)..........! 3 66 32-31 75.486 26. Nnqrich (Moqn'ld)........... 6 ' 445 79'30 188.269 >> P°!I, u,!ql>rlschc» nbweichende delttschc ^!nm«< si«d ü? ,'Ua,!N!v^.i! lienicfilsst. Politisch? Elntheillimi. 783 Zahl Zahl Mäche," Anwesende bezirle schaftcn Qu.-M, 1870 27. Nyitra (Neutra) ............ 12 549 104-42 361.005 28. Pest.................^ 12 367 197'39 775.030 29. Poszouy (Preßburq)........... 7 899 l 78'29 ^ 229.377 30. SaroS................ 12 407 «884 175.W2 31. Somoqy ............... 8 513 119!'.1 289.555 32. Sopron (Oodoilmrq).......... 10 831 «',<»''". 230.158 33. Szaboks............... 10 177 ! 108'38 ! 265.584 34. Szatinür............... 9 304 106'28 ! 280.568 35. Szepcs (Zips mit dm 10 Mscr Städten) . . 6 268 66'04 ! 175,061 36. Szüreny...............i 4 105 73-16 105.429 37. TemcS................ 11 216 129-17 394.617 38. Tolna................! 5 ^ 175 l!t,-27 ^ 230,740 39. Torna................! 2 > 54! n-22 23.176 40. ToronM und District Oroß-Minda .... 22 274 ^ 172-49 ^ 545.503 41. TrencM sTrentschm)^........ . . 9 ! 422 8390^ 2^6.626 42. Tllrnc,................ 2 > 106 ^ 20 89 ' 45.346 43. Nqacs.1................ 2 74 > 21'«2 ! 67.498 44. Unq................. 10 276 55 50 ! 130.082 45. Bas (Eisenburq)............ 10 687 91'45 331.602 46. Veswrl'm (Ncsftrim).......... 5 453 7567 201.431 47. ^ala................. 12 841 88-90 ^ 333.237 48. ^ariuid................ 3 99 ' 23'5 I I2'51 ! 292.771 50. ^lyom (Sohl) ............ 4 l 228 51-36 101.956 1») District?: 51. ^ch-kim (IaMien und Änmanicn) .... 3 53 85'88 215.526 52. Kvvar................ 6 92 19'79 i 5,1.744 53. Hcijdu konilet sH^jdnken District)..... 1 21 , 17'55 62.914 Summe. . . «76 14.068 4094-25 11,459.518 ! i Militär . 70.879 11,530.397 Dic 51 königlichen Freistädtc Ungarns smd folgende: Arad, Bakabllnya^ (Oukanz). Äurtfa (Bartfcld), Hazin (Biising), B6l:Ui^uya (Dilln), Heszterccbünya ^)ieusohl), Br^^nobünya (.Hrics), Dcbreczin, Egcr ^Erlau), Eperjes, ^s^evgonl (Gran), Fchertemplom (Wcißkkchen), Felsö-BlUiya, Golnicchi'uiya (Güllnitz), Gyor (Raab), Karanscbes, Kaschan, KccSkcmct.Kcsmark (Käsmark), Kis-Mürton ((>iscnsladt), Konu'n'om (Komorn), Korpona (Karpfen), Körmüczdl'lnya (Kreninitz), Köszeg (Güns), Mctbt'uiya (Vibcthcn), Vöcse (^entschau), Mgl)-Szombat (Tyriuui), Nagy-Parad ' (Großwardcin), Nalsti'Blwya, Nagy-Kanisza (Groß-Kanischa), Pancsova, Pecs (??imf-kirchen), Postony (Prcßburg), Rllszt,Sclmcczbnnya l,Schemnitz), Sopron (Oedendurg), Szabadka (Vtaria-Therestopcl), Szakolcza (Skalitz). Szathuiilr<'icmcti, S;ebcn (Zeben), Szegctz (Szegcdin), Szckcs-Fehcrvür (Stuhlweißenburc;), Szent-Gydrgy (St. Georgen), Temcsu^r, Trcncfün (Trcntschin), Ujbünya (Königsberg), Ujvioet (Nensatz), Versecz (Vcrschetz), Zilal), Zolyom (Altsohl), Zombor. Die größten Orte Ungarns (nach der Zahlung vom Jahre 1870) sind auf S. 527 aufgezählt. 784 Küüigreich Ungar». Topographie. a. Zie königliche Kauptstaöt Budapest. Die Doppclstadt Budapest besteht aus den erst in der jüngsten Zeit (1872) zu einer Stadtgemcinoc verbundenen Schwesterstädten Ofen (magyar. und lat. Zuäll, slav. Luäin) und dem jüngeren Pest (früher „Pesth" geschrieben, magyar. I'«8t, lat. ?68tinum), welche durch den Donaustrom von einander getrennt sind. Beide Städte erinnern auf den ersten Anblick an Prag, mit dessen Lage sie eine gewisse Achnlichkcit besitzen. Die stattlichen Pester Gebäude am linken, der Ofner Schloßbcrg mit der Festung am rechten Donauufer, dcr vom Blocksberge (743 F.) gebildete Hintergrund — alles das ist in seiner Schönheit und Großartigkeit wohl geeignet, einen mächtigen Eindruck zu üben. Budapest liegt im Herzen des Landes, dessen Hauptstadt es ist, an der mächtigen Donau, an deren Ufern es nächst Wien den ersten Rang behauptet. Dort, wo dcr Strom bereits vollkommen seine Südrichtung gewonnen, breitet es sich ähnlich wie Wien an einer Annähcrungsstellc dcr Alpcnausläufer (Bäkonywald) und der Karpathen aus und beherrscht durch seine Page den Zugang zum großen ungarischen Ticflande von Westen her. Die Donau, die Hauptader des ganzen Ungarlandcs, ist auch die Lcbensbcdingung seiner Capitale und hat Budapest, „der letzten europäischen Stadt" nach Osten hin, zu Reichthum und Größe verholfen. Ofen war unter dem Namen Buda eine römische Colonie, dann Attila's und Nrpad's Sitz. Die von König Bela IV. 1247, erbaute königliche Burg war von I3(!1 bis zur ersten Eroberung durch die Türken nach der Schlacht bei Mohacs (1520) die ständige Residenz der ungarischen Könige. Sultan Soliman eroberte es im Jahre 1541, legte 12.000 Ianitscharen hinein und machte es zum Sitz eines Veziers über mehrere Paschas. Nahezu anderthalb Jahrhunderte blieb es in den Händen dcr Türken (^teiv^r), bis Il!6<; die virbündeten Deutschen unter Karl von Lothringen und Ludwig von Baden, begünstigt von einer in dcr Festung aus gebrochenen Pulverefplosion, es im Sturme eroberten. Erst Maria Theresia ließ das zerstörte Schloß wieder prächtig erbauen und schenkte es der von Tyrnau 1777 hierher verlegten Universität, welche später (1784) nach Pest verfetzt worden ist. Am 21. Mai 1849 wurde dic durch Hcntzi heldenmüthig vertheidigte Festung Ofen von den ungarischen Insurgenten erstürmt. Während Ofen die alt-nationalen Erinnerungen Ungarns repräsentirt, ist Pest in seiner jetzigen Größe eine neue und junge Stadt. Von den Römern gegründet, war es zwar schon im Jahre 1241 eine nicht unansehnliche, meist von Deutschen bewohnte Stadt, aber die Mongolm zerstörten diese bei ihrem Einbrüche und zur Zeit der Türken Herrschaft lag Pest in Trümmern. Noch vor hundert Jahren war es ein ganz unbedeutender Ort, der nur 15.000 Einwohner zählte. Seither aber vergrößerte und verschönerte sich die Stadt fortwährend und fclbst die furchtbare Ueberschwemmung des Jahres 1838 tonnte ihr Wachsthum n,cht hemmen. Jetzt ist Pest die größte, reichste und schönste Stadt Ungarns. Während das am rechten Donauufer in einer Seehöhe von 402 Wr. F. gelegene Ofen an reizende Hügel und Berge sich lehnend in immer höheren Terrassen hinan--steigt, breitet sich, nur 340 Wr. F. hoch, die viermal so große Schwesterstadt Pest ungehindert auf der Ebene des linken Ufers weit aus. Ofen mit der Akropolis vou Budapest ist die königliche Residenz und wird größtentheils von Beamten und Adeligen bewohnt, Pest ist mit seinen zahlreichen Neubauten dcr Sitz des regen Handelsverkehres, der GcfchäMhätigkcit, aber auch dcr Brennpunkt des nationalen und Topographie. 785 wissenschaftlichen Lebens. So ergänzten sich Ofen und Pcst schon lange gegenseitig, und die Vereinigung beider zn einer Stadt erscheint nnr als dic formelle Docnmcntiruna, rincr längst vollzogenen Thatsache. Ofen zählte 1870 53.998 meist deutsche Einwohner (1750: 23.643, 1820: 25.094, 1857: 55.240 E.), Pest zur selben Zeit 200.470 Bewohner (1780: 16.746, 1820: 47.932, 1857: 131.705 C.), etwa "/,, Magyaren, '/^ Deutsche, anch Slaven. Die Einwohnerzahl des vereinigten Budapest, zu dem auch Altofcn gehört, wird mit 270.685 Seelen angegeben. Pest zerfällt in 5 Stadttheile, die innere Stadt, die Lcopoldstadt im Norden, die Thcresien- und Ioscfthstadt im Osten und dic Franzstadt im Süden. Die Vor--städtc haben zum Theil prächtigere Gebäude als die eigentliche Stadt und verhalten sich ;u dieser ganz ähnlich, wie die Vorstadtbezirke Wiens zu ihrem Kern. Hauptsitz des Verkehrs ist die innere Stadt, besonders die Herren, Waitzncr-, Brücken- und Torothccrgasse; der Glanzpunkt der Stadt aber ist die Donauseitc: die untere Donau» zeile, der Franz-Ioscphs-Quai, der Krönungsplatz, der Nndolfs-Quai und die obere Donau-zcile, eine fast eine Stunde weit sich hinziehende Reihe zum Theil glänzender neuer Gebäude. Auf dem Krönungsplatze erhebt sich der Krönungshügrl, ein Erdaufwurf, von cinem steinernen Geländer umgeben, 1867 zur Krönung dcs Königs Franz Joseph errichtet aus Erde, die ans allen Theilen Ungarns hcrbeigebracht ward. Früher fand die Krönung der ungarischen Könige in Preßburg statt. Auf der Nordscitc des Platzes steht der Akademie-Palast, ein geschmackvoller, 1862 — 66 aufgeführter Renaissance-Bau, in dem sich seit 1865 die berühmte Esztcrhüzy'fchc Mldcrgalleric befindet, welche die Nation angekauft hat. Benachbart ist das am Franz-Josephs.Quai befindliche Gebäude der Donau-Dampfschifffahrts - Gesellschaft. Die Ostscite des Krönungsplatzes nehmen neben andern Bauten zwei große Hötels, die Südseite die Börse, mit jonischem Säulen-Portieus, ein. In südlicher Richtung gelangt man von hier durch die Maria Valerien- oder durch die Dorothccrgafsc zu dem neuen großen Ncdoutcngcbäude, cinem im Innern prächtig ausgestatteten Bau in romanisch-maurischem Stile. Vor dein Umbau stand hier das städtische Theater, in welchem zur Revolutionszeit die Nationalversammlung tagte; bei der Beschießung im Jahre 1849 wurde das Gebäude zum Theil zerstört. Unweit des Ncdoutcngcbäudcs finden wir am Franz-Iosephs-Ouai den großartigen Prachtbau des neuen Grand Hotels Hungaria; an der unterm Donauzcilc die kleine griechische Kirche und die Stadtpfarrkirche, welche 1726 aus den Ruinen einer türkischen Moschee entstanden ist. Dahinter steht auf dem Rathhausplatz das Rathhaus (1844 erbaut). Eine Viertelstunde an der Donau weiter abwärts erhebt sich gegenüber der neuen „unteren" Brücke das große neue HauptMamt. Unter den übrigen Gebäuden Pcsts sind noch namentlich bcmer-kenswerth das 1866 in Renaissance erbaute Landhaus, der Sitz des ungarischen Reichstags, das Nationalthcatcr, die Synagoge in maurischem Stil, das von Kaiser Karl VI. erbaute große Invaliden-Palais, welches jetzt als Caserne benützt wird, das Ncugcbäudc, eine von Joseph II. errichtete große Caserne, und das 1873 vom Lande erbante Ludoviceum, das jetzt als Militärspital dient. Schließlich ist noch das National-Museum zu n'nnen, ein großartiges Gebäude mit einem korinthischen Sälllcn-Porticns; hier sind die Sammlungen ungarischer Alterthümer, eine Ocmäldc-gallcric und cinc Sammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände aufgestellt. Auf dem Iosephsplatzc steht das im Jahre 1868 errichtete eherne Standbild des Erzherzogs Joseph, der 1796—1847 Palatin von Ungarn war. Pest ist seit 1849 mit Ofen durch eine von dem englischen Ingenieur T. Elark erbaute großartige Kettenbrücke von 1230 F. (380 Mtr.^ Länge verbunden. Ofen besteht ebenfalls aus 5 Stadttheilen: der Festung oder inneren Stadt, der Wasserstadt, der Raitzenstadt (ungar. Taban), der Christinenstadt und Ncustift, woran sich Nltofen (der Römer ^quincum) anschließt. Den schönsten Theil bildet die Festung, welche mit dem stattlichen königlichen Schlosse den Gipfel cmcs 192 F. hohen Hügels krönt, auf 5 Umlauft, Oeftrrr,'ung, M^ichn. 50 76t> Königreich lin^arii. deui llnd um welchen sich die Stadt angesiedelt hat. Letzterer zieht sich mit der Donau parallel gegcn Nordwcsten lind ist seit 1850 mittelst eines Tunnels der einerseits gegenüber der Kettenbrücke, anderseits in der Christinenstadt mündet, mich unterirdisch zu passiren; ans seine Höhe führt ciuc Drahtseilbahn. Die Ungarn schleiften 1849 nach der Einnahme dic Festungswerke; sie sind seitdem stärker wieder aufgerichtet worden, doch ihre Demolirung bereits beschlossen; auch die umliegenden Hohen sind befestigt, südlich der Blocksberg, westlich der Schwabcnbcrg, so genannt nach den Rcichstruppcn, die 1685 bei Vertreibung der Türken hier lagerten. Das kgl. Schloß, von Maria Theresia 1748—49 erbaut, wurde durch die Insurrection 1849 zerstört und hierauf mit größerer Pracht wieder hergestellt. Hier werden seit 17!»0 die ungarischen Kroninsignicn l>s hl. Stephan) aufbewahrt. Aus dem das Schloß umgebenden Garten genießt man die schönste Aussicht auf Pest uud Umgegend. Außer der Festung und dem Schlosse sind die bedeutendsten Bauwerke Ofens das von Karl VI. erbaute Zeughaus, die gräflichen Palais Sandor, Telcki und VatthrMi, das 1l!8N erbantc und 1723 rcstaurirtc Stadthaus, die Pfarrkirche zu Maria Himmelfahrt, vou Bcla IV. erbaut uud von den Türken zur Moschee verwandelt, das vandhaus, die Garnisonskirche, ein gothisches Gebäude des 1A. Jahrhunderts, später, besonders in der Türkcnzcit, sehr entstellt, die Kirche der Clisabethiurrimuu, welche 1700 ^1732 auf den Trümmern der Hauptmoschee erbaut wurde, die W22 geweihte und Ui!>8 ucu erbaute Pfarrkirche'Pctri uud Pauli, die Synagoge, welche zu del« schönsten in der ganzen Monarchie gehört. Auf dein St. Gcorgsplatzc der Festung ist dem tapferen Vertheidiger der Ofucr Festung im Jahre 1849, dem General Hcntzi, nnd dcfscn N s mit ihm gefallenen Kampfgenossen, ein schönes Denkmal errichtet. Bemerkenswert!) ist auch die türkische Grabcapellc, westlich oom Kaiserbade, auf einer Anhöhe inmitten von Weinbergen, eine kleine dnnklc achteckige Moschee, etwa 25, F. hoch, über dein Grabe eines türkischen Santon ^hcil. Mönchs), des Scheichs Gül Baba ^Noscnvalcr). Jährlich kommen türkische Wallfahrer hichcr. Die Verpflichtung zur Erhaltnng dieser Capelle bildet einen besonderen Artikel des zwischen dem Kaiser und der Pforte abgeschlossenen Friedens von Karlowitz. Von besonderer Bcdcntung für Ofen siud sciue startbcsuchtru Bäder. Am Fuße des Blocksbergcs, auf dem früher die zur Universität gehörige Sternwarte stand und von dessen Höhe man eine herrliche Anssicht anf beide Städte genießt, entspringen aus steilen Kalkfelscn drei starke, eisen- uud schwefelhaltige warme ^38") Quellen, die im Brnckbad ;u Bädern benutzt werden. Dieses ließ Sultau Solimau aus einem crzbischöflichen Schlosse aufführen. In der Nähe sind zwei ähnliche Bäder, das Naitzenbad und das Blocksbad. Besonders elegant ist das neu hergerichtete Kaiscrbad (ung. <'/il8/lir.1^>räi)), ciuc halbe Stuudc oberhalb der Kcttcubrückc, wahrscheinlich schon von den Römern, gewiß aber von den Ungarn schon im 12. Jahrhundert benützt; nebenan ist das Vucasbad. Hier kommen 12 Quellen (3 kalte, 2 laue und 7 heiße — von 48" N.) zu Tage. Budapest ist königliche Residenzstadt, Sitz der obersten Verwaltungsbehörden Ungarns, eines griechische orientalischen Bischofs; ferner der ung. Akademie der Wissenschaften, einer geologischen Reichsanstalt, des ccutral-meteorologischen Instituts und des kgl. ungar. statistischen Bureaus. An Unterrichtsanstalten bestehen hier die Universität, das Ioscphs-Polytcchmcum, eine Vildungsanstalt für Mittclschullehrcr, je eine für Vchrcr und für Vchrerinncn, eine Central-Vildungsanstalt für Zeichenlehrer, verbunden mit eiuer Mustcrzeichcnschule, 5 Gymnasien, 1 Unter- und 3 Obcrrcalschulcn, ciu Taubstummen- und ein BlindeN'Institut. Außer mehreren Spitälern hat Budapest ein Thierarznci-Institut. Dem Vergnügen dienen 2 Jahres« und 2 Sommerlheater. Den regen Verkehr vermitteln neben Fiakern und Omnibus die Pferdebahn in Pest und die ?ocabDampfer auf der Donau. Die Industrie der ungarischen Hauptstadt befaßt sich namentlich mit der Erzeugung von Maschinen, Topographic. 787 lHiscngnßwarcn, Chemikalien u>id Farben, Mehl, Spiritus, Och Scifc und Kerzen, Zucker, Leder und Tabak. In Altofcn besteht eine großartige Schisse wcrftc dcr Donau^Dainpfschifffahrts-Ocfcllschaft. Viel bedeutender als die Industrie ist dcr ungemein lebhafte Haudel. Ofcn mid Pest hatten je 4 Jahrmärkte. Von besonderer Wichtigkeit sind die grüßen Pester Märkte, auf denen nicht blos Angehörige Ungarns in großer Zahl, sondern auch Fremde ans den entferntesten Gegenden Mittel- und Westeuropas erscheinen. Hauptgcgenstände de^ Handels sind daselbst Getreide, Wein, Wolle, rohe Häntc, Honig, Wachs, Slibowitz, Hol; nnd Hornvieh. Die Berge von Ofen erzeugen den berühmten uortrefflichen Ofcncr Wein, gegen 200.00«) Eimer jährlich; dcr beste ist dcr Ädelsbergcr. Als Promenaden und ^crgnüguugsortc sind uiclbefncht die Margarethen-Insel in dcr Donau, oberhalb der Stadt, Eigenthum des Erzherzogs Joseph, mit reibenden Park-Anlagen und prächtig eingerichteten Äüdcrn; das Stadtwäldchen im Norden, die Miniatur des Wiener Praters; der Orczy-Garten nnd Steinbruch mit großen Brauereien. Hinsichtlich dcr Nmgebnngcn obwaltet zwischen Pcst und Ofcn ein großer Untcrschicd. .wie von Pcst sind vollkommen eben und ohne Interesse. Im Ostcn liegt das berühmte Feld Nakos, wo vom 10. bis 14. Jahrhundert die ungarischen Reichstage nnter freiem Himmel stattfanden, bei denen oft an 100.000 Mann zusammenkamen. Jetzt werden hier seit 1827 alljährlich große Pferderennen abgehalten. Die Umgebungen von Ofen sind rci;cnd. Hirhcr gehören die bereits genannten Hngel, dcr Blocks' oder St. Gcrhardslxrg, dcr Schwnbenbcrg, auf den eine Zahnradbahn führt, mit vielen freundlichen Landhäusern, der Iohannisbcrg mit vorzüglicher Fernsicht, dcr Stadtmeicrhof »nd dcr Vns^loosky'schc Mcicrhof, dcr Anwinkcl, einst Thiergarten des Königs Mathias ^orvinns, u. a. Orte. I>. Orte in i»en Oomitateu und Districten Ilugarns. I. (^omitatc nnd District? diesseits dcr Donau. I. Com. Prcßburss. Die frühere >troünngS° stadt dcr ungarischen Konige, Preßl>ur>i (l's'Zon^), lat. 1'o8oninm, 4räft. Palfft)'schc Son'o ratshans, das Theater. Das fönigl. Schloß auf dem 439 F. hohen Schloßbergr ist snt dct» Brandc von l8I1 verfalllN. Prcßburg hat cinc Rechtsakademic, 2 Gyiimasirn, cinc Nealschulc, eine ^cynrpniparandic, ei»c Handcls mid Or werbckanlnirr. Es trcidt Seidclisftinnrrci und Welicrei, Nosoglio , Tabaks ^cdrrfaliricauon ^ und brdrntendcn GprditionShandrl. Ni'nMim findrt Wrinbau statt. An dcr Marchmiindnng, thront anf strilem F^'ls dic Schlaßr»ine Thebcn ss)t'v»'>n). Nördlich ron Preßbnrci liegt St. Georgen (2!)<»4 E.). welches trefflichen Weinban betreibt und ein UntenNimnasinm hat. Oestlich finden wir den Flecken Gala nth a zwischen zwei Armcn der Wnag, am Ostfuße der tlV'inen Karpathen. Modern ^oclor, 5l)6ü E.), da« ^einwnnd, Tuch nnd Wein liefert lmd rine Lehrer^ ^ ^n ,«!a»i»il'ii! l'rigcsiliit? Namcn ol^»»,' ,^>s^h s'"d präparanc>ie hat, dann Büsing (lla/iii, 4338 E.). Glidösilich liegt der Markt Szempc ^Wart-lierg, 28^4 E.). In drr Mcnchebene liegen die Märkte Sta,npfen (3182 E.) nnd Malaczka (3245 E.) mit großartigst Palfsy'schrn Schlossern. Hauftlort dlr Insel Schütt ist dcr Markt ^ommercin (8<»nwrjil, 24?<» E.), auf der auch H^<>rdahrly (38l»5 V.) liel;t. An der Trnaua finden N'ir die kgl. Frcistadt Tyrnau (^a^v-^^oinl'llt, 978? !^.), mit Preßlmrg dNlch Pferdebahn in Vn'l<>.er Nenlra nnd dem redenlicpflanzteit Berg? .^odor, ist Vischofstadt, hat einen alten und einen nenen Dom, nnd ein Gymnasium. Südlich, gleichfalls an der Neutra, liegt der Flecken Neilhäuscl (6>'«l>Il-UMr, 9-183 E.). einst Festung, mit einem UnlerMnnasium, Die Neutra anfwarw verfolgend erreichen N'ir den Flecken Nagt, Tapolcsany (3109 E,) mit berühmten Pferdrmärkten, dann daö kleine Zs-'lmbotri't, hierauf den Markt Priwitz ^l'i'ivi^i, 2719 E.) mit einein Untergymnasinm. ! Im Qncllgebict der Neutra liegen mehrere volkreiche dentsche Orte, wie Den tsch-P roben, Handloua, Kriege rhaj. An d^r Waag findet ! nian die Märkte Hellhc (283üE,). hieraufFre i-UadN ((^^'!'^, »>>iU> E,) niit einem prilchtigen 5^* 788 Königreich Ungarn. Schlosse des Grafeu Erdttdy, dann Waag-Neustadtl (V^-Mleü, 5451 E., zur Hälfte Juden), welches ausgezeichneten Rothweitt gewinnt, mit Getreide, Wolle, Schaffelle» uud Wachs handelt. Das zwischen beiden liegende Pistiau (I'ciLtei^, 3^68 E.), hat berühmte Schwefelquellen, Westlich von Neustadtl liegt 3)tiava (963? E,). ein Flecken, der Wollzeug-Weberei, Hanf und Flachsbau betreibt, hievon südwlsllich der Martt Szcnicz (2710 E.) mit Flachsbau, an der mährischen Grenze die kgl. Frst. Skalitz (8xa1a, slav, ZllNLiiu VMi-ica, 11,76» E.) ist ^ eine tgl. Freistadt an der Grau, mit 5 Vor- ^ städten, schöner Kathedrale, Bischofssch. Gymnasium , Lehrerpräparandie, Fabrication von Rübenzucker und Papier, Leimvauddruckcrei, Eisen-- und Kupfer-Schmelzhüttcn und Hammerwerken. Im Norden benachbart jind Herren-gründ (Ui'voi^, slav. 8jiam Doling, 1s/>0 E.) und Altgebirg mit reichhaltigen Kupsergruben. I,i der östlich gelegenen tgl. Freistadt Libethen s^ilifttli-Iiln))», 2046 E.) findct Kupfer und Eis'ugrwinuung. Flachsbau uud Holzwaaveiwer-fertignug statt. Zu Rhonitz, Bystra, Brrzova sind Eiseuhllmmcnuerkc im Betriebe. Auch die tgl. Fr.istadt Bries oder Brieseu (Lr^uü-I^^n)li, II.7N6 E.) gnviniit Eisen, ist aber betanuttr durch die Bereitung von Briesew oder Vriusenkäse aus Schafmilch. Nltsohl (0-7.oI)oni, 177': C.), südlich vou Neusohl au der <^rau, mit einem Felsenschlosse, hat in der Nähe das Äad Ribar oder Szliäcs. Oestlich liegt Nagy Zalatna, südlich Zander Korpona) die kgl. Freist. Karpfen (Xoi^ona, ^ 3742 E.), eine der ältesten Städte Ungarns, mit vielen alten gothischen Häusern, ehemals start befestigt. l F. Com. Kars. Der Markt Arauyos-Maroth (2125 E.) am Bache Zsitua, mit schönem Schlosse, ist der Hauptort, dem im Norden der Markt KiS-TaPolcsan (1332 E.) ^ benachbart ist. Nordöstlich an der Grau liegt die tgl. Freist. Königsberg (Ui'.I^n>a, 4269- E.), die oormalk ergiebige Goldgruben halte. Weiter oben au der Gran findet man den Mark Zsar« novicz (1397 E.), mit großartiger Schmelz- ! Hütte. Szkleno im Nordosten hat altbekannte warme Bäder. Nördlich liegt in einem Berg-tessel die kgl, Freistadt Krenmitz (Xormöcii-«kn)-a, 8442 E,), berühmte Bcrgstadt mit einer Realschule, eiuem kgl. Münzamt, reichen Gold-llud Silbergruben. Südwestlich liegt an der Neutra der Markt Oszlany (1367 E.). Marlt Verebsly (1994 E.), an der Zsitva, treibt Acter- und Wcinban, Oestlich liegen an der Gran die Diirfer Alt (1030 E.) uud Neu-Bars (1140 E.), deren ersteres ehemals eine königliche Stadt war, Marlt Lswenz (I^v»,, 5914 <2.) im Osten, unweit der Grau, baut Wein, Tabak und Weizen, treibt Gerberei uud Pferdehaudel. 9. Com. Hont. Der Hauptort Ipolysüg (Markt u. 2413 E.) au der Eipel baut MaiS und Wein, All demselbeu Flusse abwärts liegeu das Dorf VkmnS Mikola (1217 E.) uud der Markt Szalka (1345 E.) mit Getreidc-und Neinbau. An der Donau finden wir gegenüber von ViZcgrad das Dorf Nagy Maros (3329 E.), mit Wein uud Tabakbau. Au der Eipcl aufwärts fiudcn wir daß Dorf Balog, l daroil nördlich daö Dorf Luta N^uye, nürd» lich vou Ipolys/lg an der ^'ittva daö Dorf !Palüst (1338 E.), von diesein westlich am Topographie. 789 Schenmitzbache Dorf Egeg. Weiter aufwärts! an demselben Bache liegt der Martt Numeti/ mit gutem Acker- und Weinbau, nordöstlich der, Markt Bozök niit einem alten Schlosse. Am Schemnitzbache finden wir oberhalb Nemeti den Markt Szt. Antal (1309 E.) mit einem groß-»artigen Castell anf einer Anhöhe, dann die berühmte Berg- und kgl. Freistadt Schemnitz (8eImec2-Ijü,uM, 12.654 E.). mit 5 Vorstädten, einer 1760 gegründeter Berg- und Forstakademie, und großen Gold und Silberbergwerken, in denen mehr als 6^00 Arbeiter beschäftigt sind. ! 9 vedentende Wassersäulernnaschinen sind im! Gange, das gehobene Wasser stießt durch einen l 2 geogr. Ml. langen Tunnel zur Gran ab. Die Industrie befaßt sich mit der Erzeugung beliebter irdener Pfeifcntopfe (9 Fabriken). Im Nordosten ist die kgl. Freistadt Dilln (L6!a-kkn>'l», 1875 E,> benachbart, die Stampf- nnd Goldwaschmiihlen hat; ihr Bergbau ist ganz gesunken. Südwestlich von Schemnitz finden wir nahe dem Steinbache die kgl. Freist. Pukanz (Lukaiiün^«,, ZI»? E.), eine Bergstadt, vormals mit reichen Gold- und Silbergruben; jetzt trelbt sie Feld und Gartenbau, Branntweinbrenncrci und Töpferei, Südlicher liegt der Markt Büth, mit trefflichem Weinban, und von diesem südwärts das Dorf Sj-into. 10. m Westen fabri-cirt Tuch. Fayence, Rübenzucker, Bleistifte und Papier. Der Markt Szirat (I860 E.) mi Süd^ «ften von Balafsa Gyarmat hat gute» Weinbau ^ und qroße Waldungen, N. ssom. Gran. Die alte kgl. Freistadt Gran (I^xterMm, lat. Ltri^oniumi liegt an ^ der Donau, dcr Gran-Mündnng gegenüber, und zählt 8780, mit den Vorstädten aber 16.7^0 E. Seit 1820 ist sie wieder sitz des Primas von Ungarn, der seit der Türtrnzeit in Preßburg residirt hatte. Unter ihren schonen Kirchen ragt der prächüge, auf einem Hügel sich erhebende Dom < 1820—56 erb.) hervor, die schönste Kirche Ungarns. Oran hat ein Gymnasium, eine Niuer^ realschule, eine Lehrerpräparandie und ein? theol. Lehranstalt, warme Bäder nnd ist Gebnrts ort des Kd'nigS Sccphan des Hl. Westlich liegt an dcr Gran und jenseits der Tonan. über welch? eine Schiffbrücke führt, der Flecken Parlüny (1799 E.). nw die Türken auf ihrer Flucht im I. K'83 eine Niederlage rrlitten, Dorf Mnzsla im Westen treibt Weinban nnd Holzhandel. 12. ssum. Pcft-Pilis'3olt. Nnt^halbBnda-prst liegt an einen Donanarin, der Insel Csepel gegenüber, das Torf Pro,no ü tor (3844 E.), das „Eugenische Vorgebirge", einst Eigenthum deö Prinzen Eugen von Savoyen, mit gutem Weindan nnd großen Stciilbrüchen. An demselben Arme finden wir südwäns auf der lHsfpel-Inscl die Stadt Mczleue (5l,?2 E.) mit einem vom Prinzen Engen erbantcn ^nst-schlösse. Der Markt Duna-Vecse (4205 E.) liegt südwärts an dcr Donau, noch weiter abwärts der Martt Solt (5l.9N E.), bio IN59 Hauptort des Solter Comitats. In geringer Cntferining von der Donau finden wir die Stadt Kalocfa (16.302 E.)> Sitz cincs Erz-dischofö, der in einem großartigen festtmgs' ähnlichen Gebäude residirt (Bibliothek von 30.090 Bdn.), mit einer Kathedrale, Oymnasinin, einer Lehrer- uno einer Lehrcrinneupräparandie und throlog. Lehranstalt. Ein großer Theil der Stadt wurde am Z0. August 1875 durch eine Feuersurunst eingeäschert. Oberhalb Budapest liegt am rechten Donauufer der Martt St, An dr cl (82t. Nndre, 4683 E,), Residenz des griech. orient. Bischofs ron Ofen. Im ')lor0westen findet man an der Donau den Flecken Vi^e grad (Plintenborg. 1244 E.), mit den Trümmern derberühmlenKonigSburgdeS Mathias Corvinus. <>lm Knie der Donau liegt die Staot Waitzen lVac, 12.894 E.). Sitz eine« Bischofs, mit herrlicher Kathedrale, bischöflichem Palaste, > tlicolog. Lehranstalt. Gymnasium u»d einem ! Staatsgefängnisse. Am 1<>. April 1849 kämpften ! hier die kaisrrl. Truppen mit den Insurgenten. ^ Nordöstlich von Budapest liegt im niedrigen i Berglande der Markt Gödü'llö (3601 G.), dessen prachtvolles konigl. Schloß nebst Park nun der häufige Sommeraufenthaltsort dcr kgl. Familie ist. Im Südosten findet man den Markt lNcigy- Käta (4746 E.'. mit einem schonm > Kastell des Grafen Keglevics. Südwestlich liegt ! vie Bahnstalion Pilis (Martt v. 3500 E.); ! bis 1659 gab es ein eigenes Piliser Eomitllt. Westwärts erreichen wir den Flecken Mo nor s5452 E.), gleichfalls an der Bahn, südwestlich davon das Dorf 6csa (2450 E.). Im Südosten von Pilis liegt der große Martt Hegl«d (22.216 E,), ein Knatenpunkt der Bahn, mit starkem Weinbau. In südlicher Richtung führt uns die Bahn zurStadtNagy-ttörijs (20.!»91 O.), in sandiger Gegend gelegen, mit Gymnasium, Lehrerpräparandie, starker Viehzucht und Weinbau, und dann nach oer großen Pußtenstadt Kecstenwt (41.l95 E.) tgl. Freist, inmitten der Kecskemeter Heide. Diese hat ein reformirtcs ! Lyceum, 2 Gymnasien, eine Nnterrcalschule, ! treibt vul Seifensiederei und Gerberei und hält große Viehmärlle ab. Im Süden liegt der i Markt ,^tis Körös (6510 E). dcr Acker- und Weinbau, sowie ViehzncM betreilit. 13. Com. '^cs-Hodrogh. Hauplort ist die tgl. Freist. Zombor (24.309 E.) in der Nähe des Frliuzenscanalö, mit 4 Vorstädten, prächtigem Comitatshanse. Untergymnasnun, Lehrer' präparandie, nnig^r Industrie und wichtigem Handel mit Getreide. Vied nnd Manufactn» waaren. Noidwenlich lirgl an der Tonau, gegew , über ccr MargittaInscl, daö Tors Szuntoua >?n^ Königreich Ungarn. (3152 E.), von hier au? nordwärts, gleichfalls an der Donau, in dem fruchtbarste!! Theile der Vl'icska der große Markt Vaja (18.110 E.), wit einem großeil Schlosse, einem Gymnasium, ciner ^ehrerpräparandie, lebhaftem Handel und stark besuchten Viehmärtten. Der ostwärts gelegene Flecten A l mils (8193 E.) treibt wichtigen Getreideban und starke Viehzucht. In einer Ebene cun Paliczer See nnd an der Nlfüld Fiumaner Bahn liegt die tgl. Freistadt Maria-Thcrcsiopcl (8?,lU»^!l, 5>«.323 E.), mil K', Vorstädten, einem Gymnasium; sie treibt Lein. Weberei, Färberei, Gerberei, Pich und Woll Handel und bedeutende Viehzucht auf der der Stadt gehörten 3« HWI. großen Pußta Telecska. Oestlich liegt au der Theiß im Bereich der „schwarzen Erde" der Markt Alt Kanisza (12.594 E.), der starken Getreidebau und Ge-treidrhandcl, sowie Viehzucht betveibt. Abwärts am Flusse folg! das große Dorf Zenta (19.938 E.). mit Viehzucht und Fischerei, be rithmt durch Eugen's Sieg über die Türken! (1697). Südlich, gleichfalls an der Theiß, finden wir den Markt Alt V,'>cse (l4.05,8 E,), der starten Getreidehandel treibt. Am Ausgangs punkte des Fran^nscanals zur Theiß liegt das Dorf Tis;c,-Foldvi,r (52«'.5 6,); am Canal! selbst das Dorf Neu Verbasz (445,j E.), mit einem Realgymnasium, und der Markt itula (7887 E ), Oestlich von Zombor fiudel mau den guten Wein bauenden Markt Topolya (6501 (5.) mit schönem Schlosse, An der Donan l liegt im Südwesten von ^ombor der 3>iarkt! Apatiu (11.042 E.), mit bedeutendem Hanfbau, > auch Mais und Krappbau, Seidenspinnerei und Färberei. Südostwärts ist der Flecten H^dsllgh (3908 E.) gelegen, der gleichfalls« viel Hanf baut. Der im Süden benachbarte Markt Bi,.cs (3««sl E.) treibt lebhaften Handel; nach dem von Stephan I. erbauten uun verfallenen Schlosse heißt das Camitat. Südostwärts liegt am lintenDouauuser der MarttPall'lnka(4024E.), der Getreidehandrl, Fischfang und Seidcnzucht betreibt. Weiter abwärts au der Douan findet man die tgl. Frcistadt Neusah (ll,ivicl(>k, 19.119 E.), gegenüber der Festung Peterwindein, wohin eine Brücke führt. Sie ist nicht viel Über ein Jahrhundert alt, gegenwärtig Sitz eincö griech.-orient. Bischofs und ein sehr wichtiger Handelsplatz. Nicht weit davon liegt Josephs' dorf s/8al,1)'a, 4522 E.), an der Mündung der Bega in die Theiß der Markt Titel(27!8 E.), der vor züglichcn Schiffbau betreibt. 14. Distr. Iazygien und Kumanien. Dieser District besteht aus mehreren »on einander getrennten Gebieten. Im ^'aude der Iazygicr ist Hauptort die Stadt Il'»szl»ert'ny (20.238 E.) an der Zaghva. Sitz deß Ober Capitänö, mit einem Gylnnasium. In der 3lähe soll der Sage nach Nttila begraben sein. Ostwärts finden wir die Stadt I-'lszapathi (9231 E.), die viel Wei,en und anch Wein baut, jenseits der Theiß, in einem getrennten Stücke, die Stadt Kis-Uj>! Szüll!ls (10.370 E,), mit einem Gymnasium,! äußerst ergiebigem Feld- und Weinbau, nord-! östlich davon die Stadt Kardszag (14.460 E.), l ain Hortobagy und au der Eisenbahn, mit einem Nealgymnasium, am Köroö die Stadt Kun-Szt. Mürlon (l(».03l! E.), Südwestlich von Iüszbe rl'ny liegt in einer getrennten Parcelle die Snidt K«n-Szi. Alillos (5593 E.), mit Gymnasium, ! von hier südöstlich an der Bahn die Smdt , Ms-lin« ^tttcgyhüza (21.313 E.) mit einem i Oymuasiüin, Nein , Obst und Tabakbau und ! bedeutenden Vichmärkieu. Die Stadt Halas (l3,l2? E.) im Südwesteu am gleichnamigen fischreichen Teiche zwischen uicdrigeu Hügeln in sandiger Ebene gelegen, hat gleichfalls ein Gymnasium, 15, Hlljdttlcu-Distr. Hauptort und Sih des Ober Capitans ist der Markt Böszörnn'Ny (19.208 E.), welcher viel Roggen, Tabak und Wassermelonen baut uud Soda und Salpeter siederei betreibt. Im Norden liegt der Markt Dorog s621N E.). von diesem nordwestliH die Stadt Niuli'ls (13,198 E.), mit bedeutendem ^ Lalldbau und starker Viehzucht; in der Nähe breitet sich ei» großer Sumpf aus. Oestlich von Böszo'rmmiy findet man die Stadt Hadhüz (7024 C,), ebenfalls mit ergiebigem Feldban und Viehzucht, Südwärts liegt in einer ge-trenmen Parcellr die Stadt Szoboszw (12.2,!9 E.) am Kös^ly uud an der Theißbahn, mit einem Untergymnasinm. II. Comitate zeuseits der Donau. Ik. Com. Oedenbnrg. Die tgl. Freistadt Oedenburg (8o^ron, lat, Zem^romnm, 21.108 E., 977« Deutsche) liegt westlich vom Südende des Nensiedlersees in fruchtbarer uud weiureicher Gegeud. Sie ist eine der ältesten uud > schousten Städte Ungarns, hat mehrere Kirchen ! und Klöster, einen hohen Stadtthurm, ein Theater, Lyceum, Gymnasium, Realschule, hehrer-prävaraudie, eine Handels- und Gewerbetammcr, viel Gewerbefleiß nnd hält große Viehmärkte; in der Nähe, au, Brennberge sind reiche Kohlew gruben. Am See liegt Dorf Wolfs lMIY, das Schwefelbäder hat und anSgezeichneten Wein zieht. Nördlich liegt am Wcstuser des Sees die wcinbcrühmte kgl, Freistadt Ruszt (!324 O.). Westlich davon finden wir den Markt Margarethen (8itt. Nar^itu, 1911 E.), wo ! trefflicher Sandstein gebrochen wird, im Nordwesten die kgl. Freiftadt Eisenstadt (KiF-Nai-ton, 24?« E.) am Fuße des Leithagebirges, mit einem prächtigen Sommerschloss? des Fürsten Eszterhi'lzy nebst herrlichem Parte und Thier-garten. Iu der nahen Wallfahrtskirche Maria Einsiede! rnht Haydn. Südwestlich liegt oaS Dorf Pötsching (1586 E.) mit einem Sauerbrunn. Nächst dem Martte Mattersdorf (^la^ Nl'ii-ton, 33N0 E.), der starken Weinbau betreibt, findet man den Markt Forchtenau (b'i'Äkiwv!'»illI.ja) an der östcrreichischen'Orenze, berühmt durch die wohlbefestigte Ritterbnrg ! Forchtenstein, mit sehenswertheu Sanunlnn-! gen und einer tiefen Cisternc, dem Fürsten !Eszterhl,zy grhtzrig. Südlich von Oedenburg Topographie. 791 liegen die Dörfer Ober-, Mittel und Unter Pullendorf (Pulya), östlich unweit des Sees ! das Durf Eszterhliz mit dein großartigen^ Staunnschlosse des Fürsten Eszterhüzy, Ostwärts! erreichen wir den Markt Kapuvi'lr (4749 E.) ^ an drr kleinen Raab, der viel Weizen und Tabak baut. Noch weiter östlich liegt der Mart! Csorna (4853 E.) mit einer Prämoustratenser« i Abtei. 17. Com. Wieselburg. An der Leitha-Mündung liegt der Flecken Ungarisch Alten bnrg (Ui^^iU'- l)v!'>r. 3454 E.), init einem! prächtigen Schlosse, einer höheren landwirth-fchaftlicheu Lehranstalt, einem Uutergymnasium, Muster^'andwirthschaft, gewaltiger Mühle, Vieh und Oetreidrhandel. Der im Süden benachbarte Markt Wiesel bürg (Nnkon, 4429 E.) an der Donan treibt Schaf und Pferdezucht und den größten Gctreidchandel Ungarns. Der im Nordwesten gelegelie Markt Ragendorf (Ii^><^, 2621 E.) befaßt sich mit Tuch'fabricatian, Vieh zucht und Obstban, Parudorf (2410 E.) im Westen hat der weitläufigen, wie eine Baut sich erhebenden Parndorfer Hcide, auf der große Milnär^Uebungen gehalten werden, den Namen gegeben. Der Markt Nenfiedl «am See" (^<'/3iÄ8!!>xon^, 257 l E,) uuweit deß östlichen Seeufers ist ein besuchter Wallfahrtsort. 18. ssom, 3laab. Die vormals wohlbe^ festigte kgl. Freistadt Raab («>ür, 2".M5 E.) an dem gleichnamigel, Flusse ist Bischofssitz, hat weitläufige Vorstädte, viele Kirchen, unter denen die prachvollr alte Kathedrale sich auszeichnet, eine Nechtsakadcmie, Ober und UntergtMiiasium, Realschule nnd ^'ehrerpräparandie. Sie ist ein nicht unbedeutender Fabriksort (Oel und Essig fabriten), treibt Schifffahrt nnd lebhaften Handel. Nordöstlich finden wir an der Donau das Dorf Oönyö (1206 E.), das als der eigentliche Donanhafen von Naab gelten kann. Nordwestlich liegt an demselben Strome auf der kleinen Schütt der Markt Hl'drrvür, wo sich! ein schönes Schloß mit bedeutender Bibliothek! befindet. Im Südosten von Raab ist der Markt Martinsberg (»xt. M'lrtonlle^, 1239 E.)! gelegen, berühmt dnrch die gleichnamige reiche Bencdictiner'Erz Abtei, die der hl. Stephan gegründet und wo sich ein Lyceum befindet. Sehenswerth sind die Bibliothek, die Münz sammlung und eine große Wasserhebemaschiue. Dorf T l!t (279N E.) im Südwesten treibt guten Acterbau und starke Schafzucht. 19. Com. Komorn. Komsrn (XomHi-om, lat. ^'nmai'omnim, 12.256 E.), ist am Ostende der großen Schütt gelegen. Die Festung, von Mathias Corvinus angelegt, gehört jetzt zu den stärksten Europas. Die tgl. Freistadt wird dnrch die 5690 Mr. lange Palatinallinie ver theldigt, Sie hat mehrere Kirchen, ein Uuter gymnasium, treibt Weinbau und ansehnlichen Handel mit Rohproducten. Komorn gegenüber liegen am rechten Donaunfer die Märkte Alt-(2465 C) nnd Neu S.;öny (1^39 E.') Ersterer, wohl das alte Bregetium, hat ein Castell, sehr viele MnhlV» nnd eine Zuckerfabrik, Nordwestlich von Komorn finden wir an der Donau in fruchtbarer Gegend den Mn'lt Gutta (5.K24 (5), der großen Fischfang betreibt. Unterhalb Komorn liegt an der Donau das durch seine köstlichen Weißweine berühmte Dorf Neszml'ly (l282 E.). wo 1489 ! Kaiser Albrecht starb. Südwestlich erreichen wir den am Kühtreiberbache gelegenen Markt Totis oder Tata (s><>28 E,), der viel Tuch-macherei, auch Fayencefabrication betreibt; in der Nähe ist ein kleiner See mit zahlreichen nnbe nützten Schwefelqnellen. Westwärts liegt das j Dorf Nagy Igmünd (1819 E,). ZuKis-Bl^r (Mark, von 22l9 E.) im Süden nnd Bübolna (Pußta) im Westen bestehen Militär ! Gestüte, Dorf Acs (3933 E.) nördlich von ! Bübolna hat ein Liechtenstein'sches Castell und ^ ist Fundort römischer Alterthümer. 2<», Com. Veszprim. Westwärts vom i Nordende des Plattensees liegt am S6d-! bachedie StadtPeszprim (V<^x,»i'«'m^ 12.002 E). Sie ist Bischofssil). Die auf einem hohen Kalt felsen sich erhebende prächtige Katbedrale nebst ^ der bischöflichen Residenz gereicht der Stadt zur ^ Zierde. Es bestehen hier eine theolog, Lehranstalt ! nild ein Gumnasinm, Bedeutend sind der i Weinbau und der Oetreidehandel. Im Süd' ! often finden wir unweit des Ostgestades des Plattensees den Markt Enying '(^491 E.) Westlich von Veözprim liegen derMarkt Devec se i (3381 E,1 und das Dorf Schomlan (Zomlyo ! 1900 E.), beide am Berge Somlo, wo der > treffliche Schamlauerwein wächst. Die Stadt i Püpll (14,223 E) im Norden hu ein stattliche« ! Schloß, eine vrächtige Pfarrkirche, ein reform. ! ^'ycenm, ein Ober uud Uutergymuasium, treibt ! Tnch nnd Spiimfabrication. verfertigt Stein gutwaaren und Pfeifen und handelt mit Pro^ dncten. Zu B:', tc,nt,b<'l (Do'-f von 1462 E.) im Südosten bestand früher eine Benedictiner^ Abtei. Der östlich gelegene, vou Deutschen bewohnte Marki Zircz (213, E.). wie B-Uonyböl im BütoiNicrwalde, hat eine im Jahre 1198 gestifte« große ^istercieuser-Abtei nnd eine berühmte Holzwertzeng Fabrik. 21. Csm. Stuhlweitzenburg Hauptort ist die kgl. Freistadt Stuhlweißenlmrg (8/6ko8-f.'lil'lv!',!'. lat. ^I1,u, 22,683 E,) ,n sumpfiger l Gegend unweit des Sür. Sie steht au Stelle der römischen Floriana und war bis zum 16. Ihd. die Kröllungsstadt der Köuige, deren 14 hier begraben liegen. Da die Stadt von den Türken oft zerstört wurde, hat sie keine älteren Gebäude. Bemerkenswerth sind die Kathedrale, der bischöft. Palast, das Deukmal des Dichters Vörösmarty, sowie zahlreiche artesische Brunnen. Stuhlweißenburg ist Bischofssitz und hat ein? theolog, Lehranstalt, Gymasinm und Realschule. Es wird Woll , Corduan uud Mcsscrfabrication betrieben. Stuhlweißenburg ist auch wichtig 792 Königreich Ungarn. als Know Punkt dreier Bahnlinien. Nordwestlich findet man m fruchtbaren» Thale den Markts Boboj i (2(gte hier Iellachich über die Insurgenten. Oestlich liegt der Markt ^sälvär (4471 E), ein Wall-fahrtsort mit Schloß nild Minernlbad, Das! nordöstlich gelegene Torf Alcsuth (u;4>> steine gekrochen. Von hier südostwärtS liegt an der'Tonnn der Markt Adony (3814 E.) vielleicht an Stelle des röm. V^tn» 8a1iunm. R^cz Almüs (.'!323 E,) weiter abwciris treibt vorzüglichen Fcld-nild Weinbau. MalltDuna Pen tele (3563 E.) an d-r Dona» ist dcr Fundort römischer Alterthümer, die rs wahrscheinlich machen, daß hier einst die Nomerstadt ^namuiiu, gestanden. Südwestlich liegt der Markt Sürbogllro (3468 E.), westlich das Torf SurKcreS'itlir (2484 E.), welche beide viel Weberei betreiben; letztere? hat auch guten Acter' und Weinbau. 22. Cum. Eisenburg. Die Stadt Stein amangel (8«omI>lttiil,'I>', 7561 E.), daS römische ZadllriH, am Brentenbachc unweit der GünS, ist Bischofssitz, hat eine herrliche Kathedrale, ein Gymnasium, ein Museum römischer Alterthümer, ein ÄrbenS- und Zuchthaus. Nördlich liegt die kgl. Freistaat Oiins (Ki)8/««', «91^ E.) ^un gleichnamigen Flusse, nüt weiten Vorstädten, Eszterhäzy'schemSchlosse,einem Nntergymnasium, starker Tuchfabrication, Poitaschesiederei, Obst» und Weinuan. Aerübmt ist die Vertheidigung gegen oie fürten 1532. An der Mündung der Onus finden wir den Markt Güroär (2l)8l! H.). in dem I'>2n die erste Buchdruckerei Ungarns errichtet wurde, Oestlich davon liegt der Markt Klein-C;etl, dailelien Dömöll mit einer vielbesuchten WastfahrlStirche. Der Markt Oisenliurg sVl^vlu-, 9»>7 ls.), utlweit der Raa^'. war "ormals kgl. Freistadl und Festung. Weiter aufwänö an der Naab gelangt man zu dem Markte Körinend (4238 E.) mit einem Vailhyäni'schrn Schlosse, daun zu dem ili reizender Ebene gelegenen Markte Sl, Oonhard (!>3l^ E.) mit einer 1!8'< ge^r, Benedictiner Abtei. Mom^cueuli besiegte hier 1tit»4 die Tiirtnl. An der oberen Pinka liegen die Märkle Felso Ör (Ober Warth, ij124 E.) mit eine», Eisenhatnmer und Pinkafeld (?i»!<^fö, 248^ E,) mit einem Vatthyl'lni'scheu ^„stsüilllsse. rineiu Sauerbrunnen, Tuch- und Papin'falrication nnd einem Eisenzeughainmer. Oestlich finden wir die Dörfer Tatzniannü' dors ('I'ui-^3^) »lit einem Eiseniäuecling und Ober« Schlitzen (I^o ?'l!l8ö lI95 Eillwohncr) mit einem Nealgymnasinm Ntld eitler Lehrerpräparandie. An dem rechts zur Pmla siie-ßenden Slrembache liegt der Markt N emet» Ujvär (Güssing, 1929 E.), einst eine wichtige Bergfeste, mit der i'l!iai vo,r Somogyvür die Märtte Marczali (3i!09 E.) mit Getreide-uud Weiubau und ^cngyeltäti (2380 E.). Südwärts von letzterem liegt der Markt Csurgo (3017 C.) mit Gymnasium und hehrer, vräparaudie, hievon südlich Barcö Markt v. 21 N E,). dann östlich in sumpfiger Ebene am Almas der Martt Sngetvür (4703 G.), d«-r Zucker- und Pfnfenfaurication treibt, berühmt durch ^rinh'S Heldentod 1506 bei der Verthei-diguilg gegen die Türken. Topography. 793 25. Com. Tolna^ Hauplort ist dcr wein» ^ berühmte Markt Szegszärd (11.069 E,) am, Särviz, dem in Nordosten an der Donau der Markt Tolna (7309 E.), dcr Hauftnfang,> Tabak» und Sasiorbau treibt und nach dcm da« Eomitat genannt wird, benachbart ist. Von, diesem nordwestlich finden wir daö Dorf Gyönk (3371 E,) mit elncm Untcrgymnasium; in gleicher Richtullg entfernter ocn Markt Tam^fi (4013 E.) mit schönem Castell und Weinbau.! Südlich liegt am ÄapoS der Markt Dombövar, (2220 E.), mit Acter- unü Tabakbau, n^rdösilich aln Zichy Canal dcr Flecke» Simontornya (2629 E.) mit alter Schloßruine und gutein Weinbau, Süd ostwärts uns wendend erreichen >vir den großen Markt Paks Fünflirchen (k^cz, 23.863 E.). der Römer Loinpiana, ist eine dcr ältesten Slädte Ungarns und Fundort zahlreicher römischer Alterthümer;! auch türtische Baurcste siud vorhanden. Die! Stadt hat mehrere Vorstädte und ist zum Theil am AbHange des Mecsct-Berges erbaut. Be-mertenswrrth ist der uralte Dom. Fünftirchen ist Bischofssitz, hat eine Rechtsalademie, Oym-! nasium, Realschule, !l!ehrerpräpllrandie und hatte vormals auch eine Universität. Bedeutend ist die Gerberei, Weberei, Papierfabrication, der Wein. Obst- und Tabakbau, wichtig der Handll mit Schweinen, Knoppern und Galläpfeln. In der Nähe sind Kohlengruben und Eisenhämmer. Der im Nordosten benachbarte Mirtt Pecs-vä,rad (2753 E.) gewinnt Wein und Steinkohlen und hat einen Eastamenwald. Im Nord» Westen liegtdaS Dorf Äbaligeth mit einer berühmten Felsenhöhle (s. S. 197). Westlich finden wir das Dorf Szt. Lürinc; (1250 E.), das trefflichen Weizen baut, davon nordöstlich! Dorf Säsd. Südlich von Mnftirchen liegt der Markt Sillos (4296 E,) mit vorzüglichem Weinbau, Schwefelbädern, wichtigen Vichmärttcu ^ und einem Felsenschlosse, worin Sigiömund 1400 als Gefangener der stände gesessen. Nach Osten hin finden wir die Dörfer Groß-Harskny (1456 E.) und Barauyavär (1691 E.) mit einem verfallenen Schlosse, nach dem das To-mitat den Namen führt. Berühmt durch die Schlachten vou 1526, in der König Endung II. fiel, und von 1687. iu der Karl von Lothringen! siegte, ist die Stadt Mohäcz (12.140 E.) an der! Donau, gegenüber drr grasreicheu Insel Mar-gitta, wichüg als Bahn und Dampfschiffstation, Sie hat eine Sommerresidenz des Bischofs von Fünftirchen und hält bedeutende Viehmtirkts. Die Dörfer Villain, und Darda (2,".58 E,) im Züden an der Bahn, letzteres nahe dcr Dran, bauen guten Wein. Von diesem südöstlich liegt an der Tonau das Dorf B6lyc (1242 E.), mit einem vom Prinzen Eugen erbauten Schlosse. III. Comitate diesseits der Theiß, 27. Com. Abauj. Die kgl. Freistadt Kaschau (IväFLÄ, 21.742 E.) am Hernad ist eine der schönsten Slädte Ungarns. Die regelmäßig gebaute innere Stadt, früher befestigt, wird durch breite Glacis von den Vorstädten getrennt. Unter den zahlreichen Kirchen ragt der Pracht' volle gothische Dom (1342—62 erbaut) hcnor; die kleine Michaeliskirchc stammt euS dcm 1,3. Jahrhundert. Äaschau ist Bischofssitz und hat ein? Rechtsalaoemie, Gymnasium, Realschule, ^chrerpräparandie, eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt, eiu Thoatci; nn obecungarisches Museum ist hicr bcgrüudet wordcn. Es brstcht cine Handels- uud Oen).'rbl,'ta!uiin'r, Fayence-, Papier-, Tabakfabrik; wichtig ist der Handel mit Oelrcide, Wein und Tabak. Südöstlich liegt gleichfalls am Hcruad das Dorf Hsadany mit einem schönem Eastcll, von diesem nach Südost das Dorf Füzer. Südlich am Hernad folgt d.r Markt Gönc; (^922 E.) mit Mineral-qnellen und starkem Obst- und Weinbau, dann unweit des Flusses der Markt Sza^tö (4378 E.) am Südcnde des Tnkajer Gebirges (Hegnallya) mit trefflichem Wein. Gegen SUdwest finden wir den Markt Szils;6 (3796 L,) mit Getreide, Wein« und Obstbau und besuchten Viehmärlten. Im Südwesten von Kaschau liegt an der Bodva der Markt Szepsi (Moldau, 1779 E.), der viele Hischmeninachrr und Gerber hat. An der Bodva aufwärtsfolgt derMarkt IÄsz6(1519E.), cinst Bergstadt, der eine 1235 gegr. Prämon-stratenser»Abtei, eine prächtige Küche des hl. Johannes, Eisensteingruben, ein Eiscngcwert hat und große Schweincmärkte abhält. Nahe der VodoacMlle liegen die Märkte Ober- (1613 E,) nnd Unter'Metzenseifen (3473 E.) mit wichtigen Eisenstein- und Kupfcrgruben. Oestlich von Szepsi sinden wir am Idabache den Markt Nagy''Ida (1762 E.). dessen Schloß 1557 von 1000 Zigeunern tapfer vertheidigt wurde (vgl. S. 434) nnd wo 1650 ein Hongreß der europäischen Juden zur Entscheidung der Mesfias-frage stattfand. Im Dorfe Arany-Idka an dcr Qnellc d»'s Idabaches besteht eine Hütten-Verwaltung und Bergban auf Gold, Silber und Antimon. 28. Com. Torna. Haufttort ist der Markt Tor na (I'lirnM, 1469 E.) an dem zur Bodva stießenden Taruauiz, neben großen Waldungen; er liefert Tuch und mittelmäßigen Wein. Dorf Dernij im Westen hat Eisengießerei uud Par-qurttrnfabricaüon. Bei dein Dorfe Szilice, südwestlich vom vorigen, ist eine merkwürdige l Eishöhle (vgl. S. 200). 29. Com. Vorsod. Der Hauptort deö Comi-tats ist die nnweit vom Sajo gelegene Stadt Mistolcz<.2I.199E,),mitauschnlicher'rcfonnilt?r Kirche, einem Lyceum, 2 Unt^gynuiasien, Theater! sie treibt starken Nein und Melonenbau uud bedeutenden Handel. In dem hier mündenden reizenden Scitrnthale liegen die 794 Königreich Ungar,«. Stadt Dios-Györ (3977 E.) und die Dörfer Ober- und Unter-Hamor, alle drei mit Eisenwerken. Oberhalb Miskolcz liegt am Sajo der Martt Szt. Peter (2967 E.) mit schöner reformirter Kirche nnd vorzüglichen! Neinbau. An der Boldva finden wir die Märkte Edel t'üy (2530 E.) »lit schönem Schlosse und Ezendrö (2399 E.) mit Feld-, Wein nnd Tabakban, zwischen beiden das ehemals fcstr Dorf Borsod, > nach dem das Coinitat heißt. Südlich von Mis > kolcz lieg! der Markt Cs-'th (4979 E.). von! diesem westlich der Markt Mezö Kövcsd (919tt E.), der Weinbau treibt nnd wichtige ' Getreidcmärkte hält. 30. lfom. Heues und Außer-Szolnok. Die' Stadt Erlau (>iiag. ^',^s>', slav. .la«c?r, lat ^ ^^riÄ, 19.150 E.) an der Erlau ist Sitz eines ^ kath Erzbischofs und wird wegen ihrer vielen Kirchen n»d Klöster auch „ungarisches Rom" genannt. Schön ist die vom Erzbischofr Ladislans ! Pyrker erbaute Kathedrale, bemertenswerth auch , der erzbischöftichr Palast mit einer höchst werth- ! vollen Bibliothek von 45.00s» Bdn. An der Ost ! feite der Stadt steht die nun theilweise verfal lene Festung, welche sich im I. 1552 tapfer^ gegen 15.0.000 Türken hielt. Erlan hat eine! Rechtsakademie, Gymnasium, Lehrerpräparaildie, ^ wirksame Theriuen, treibt mancherlei Industrie, nild baut vorzüglichen W?in. 8 Mln. westlich liegt am NordabhangederMl'itra das Dorf P ar l> d (1713 E.> mit Alaun- und Schwefelbädern. Der Markt P<'terv:'lfar (16M E.) im Norden , hat ein schönes Schloß. Südwestlich von Erlau , liegt die Stadt Gyöngyös (15.830 E.) mit 4 Kirchen, einem Gymnasium, Wein, Obst und Mandeln, Hatvan (Markt v. 4018 E.) an der Zagyva ist durch seine riesigen Wassermelonen bekannt. Der Markt Paszt« (4524 E,) an, demselben Flusse hat eine Prämonstratenser Abtei. Südwestlich von Gyöngyös finden wir das Dorf Tarna-ÖrS (1l>02 E,). südlich von Erlan den i Markt HcveS (5703 E.), der viel Hanf und! Flachs baut. Ocstlich davon liegt am linken > Thcißnfer der Flecken Tisza-Füred (0622 E.),' der viele Niemer hat; an der Theiß weiter ab-wtlrts da öfen, cbenfo der Flecken Theiß holz (1'i^oic, 3433 E.) an der Rimaqnelle, der anch Schafzucht und Käsebereitung treibt und einen Sauerbrunnen hat. Nordöstlich von diesem liegt der Markt Mnrüny (1277 E.), mit den Ruinen eines einst berühmten Vergschlosses. Wie dieser liegen am Iolsvabache der Markt Nagy-N öcze > (Groß-Rauschenbach, 205ft E,>, der em Gymna-sium, eine i^ehrerpräparandie nnd viele Eisen- l Hämmer hat, nnd die Stadt Iolsva (Elsch, Ielschau, 3076 E.) mit einen, aus Marmor gebauten Schlosse des Herzogs voll Eoburg-Kohinl,, ausgezeichneten Obstgärten, Gerbereien, Eisenhämmern nnd Heilquellen. Die Stadt Noscna« <7tokny«, 4855 E.), am obern Saj6 in reizender Gegend, ist Bischofssitz, hat ein Gymnasium, Kupfer, Eisen. Antimon- nud Bleigruben, sowie Heilquellen, viele ^eiilwand^ bleichen. Fcnience. Papier^, Lederfabrik, Meth-brauerei nnd treibt Handel. Auch die Märkte Csetnek (1619 E,) im Westen nnd Dobjchan (Noi^inli, 5505 E.) im Nordweste» habcn reichhaltige Eisengrnben; iu dcr Nähe des letzteren sind die wundervolle Schlucht von Straczena nnd eiue berühmte Eishöhle (s, S. 204), Unterhalb Nosenau finden wir am Sajo den Markt Sajo Gömör (1102 E.) mit einem Uutt'rgymnasium und von diesem ostwärts das durch die Tropfsteinhöhle „Baradla" (s. S. 199) bernbmte Dorf Agtelet. Uilterhalb Saj^ Gömör folgt der Markt' Tornallya (871 E.). Von hier "ans nach Südwest erreicheil wir den am Nimabache gelegenen Flecken NimaszöcS (1378 E.), mit vielen Handwerker», nnd gnteu Pferdeniärtten. 32. Com. und Distr. Zips. Die von Slovaken nnd Deutschen bewohnte kgl. Freistadt Ucutschau (I.üc«^, s!887 E.) liegt ani gleich-nainigen Bache, der zum Heriuid geht. Sie hat ein altes Nathhaus mit Artaden/eine gothische Kirche zu St. Jacob mit der größten Orgel Ungarns, das älteste Gymnasium des Landes, eine Realschule, und erzeug« Meth, Leinen, Obst, Safran, Hopfen und berühmte Erbsen. In Südost ist die Stadt Kirchdrauf (Hx<^)o« - Vlrrlch'a, 3.-lt!0 E.) benachbart, ein Bischofssitz, mit einer Lehrerfträparandic, Flachsbau, Tuch und Woll zeugweberei. Unweit steht in, Norden auf der Höhe eines Kalkfelsens die Nuine des Zipser-schlosses, nach dem das Eomitat den Namen führt, und dabei das Zipserhans. die Residenz des Bischofs und Domcapitels. Im Westen finden wir den Sitz des Zipser Districtsgrafen, die Stadt Igl" (Neudorf. s>«91 Einw..) am Hernüd, mit Oymnasiuni uud Lehrerpräparalldie, Kupfer ° und Eisenbergbali, Leinweberei nnd starker Bienenzucht. Den Fluß abwärts ver« folgend erreichen wir den Markt Krompach (2141 E.), gleichfalls mit Eisen und Knpfer-bergbau, Eisen- und Walzwerk, Leinwebrrei. , Auch die Freistadt Göllnitz (5205 E.) am gleichnamigen Flusse gewinnt Kupfer und Eisen-, l letzteres gilt für das beste Ungarns. Die Berg- ! städtr Einsiedel (Itomc>t6-3x?i>o8, 2122 E.'), Topographie. 795 Schmöllmtz (8xomowo1l, 2633 E.), Siöosz (I29< (H.) und Wancndriissel (3ii2 E,) nn Göllnitzgobietc, deüisog. Bergbezirte, gewinnen alle Eiseil lind Kupfer und haben die nöthigen Hüttenwerke, Die kgl. Freistadt Käsmart (<_!a»?8ctt!><'l7, 803 E.), w.-stwärts am Fuße! der Künigsnase das Bad Schmrts ^l^tra-I'iiroil) mi^ einem Sauerbrunnen, di' bequemste Ausgangs Station der Tatra Besucher, Ami Poprad abwärw folgen der Markt Podulin^ (Pudlein, 1650 E.), der Hanfbau treibt nnd! Leinöl gewinnt, nnd dir Stadt Lublö (Alt ^nblan, 2056 E.), mit altem Bergschlosse, das der sitz deö polnischen Statthalters war, bc ^ riihmn'm Sanerbrunnen nnd Bädern. 33. Eom. Süros. Die kgl, Freistadt Epcr-jes sslav. I'l'c>8clwv, 10.772^.) liegt lieblich nud malerisch an der Tarcza, ist Bischofssitz, hat 3 Vorstädte, 6 Kirchen, eine Nechtsakademie, zwei Gymnasien, fabricirt Steingut, Leinwand, Tuch und treibt Getreide, Leinwand uild Wein' Handel. Im Süden benachbart ist der Markt Sov/ir (1336 E.) niit großen Salzsiedereien, Oberhalb Eperjes an der Tarcza finden wir den Flecken Nagy - S <> ros (2775 E.) mit nirhrerell Castellen und lebhaftem Gewerbebetrieb; dann die Freistadt Kis-Szebe» (Mein-Zeben, 3078 E.) uiit einem H.'ilbade; die Märkte H^thi'lrs (1295 E.) und Berzevicze(1432 E.),' Westlich von Eperjes liegt iil gebirgiger, waldreicher Gegend das Schafzucht treibende Dorf Siroka (1131 E,), An der Topla findet man den Markt Hanusfnlua (15ll3 C.) und Vartfeld (L^nlll, fi4O3 E.), sine der ältesten Städte Ungarus, mit eiilein llntergymnasium, berühmten eisenhaltigen Bädern. Industrie, und Handel. Von letzterer nach Nordwest liegt der Markt Gäboltü, nach Nordost der Markt Zborü (22K1 er Ondoua das Dorf Szviduik am Zugänge zum Dutla-Pafse. 34. Com. Femplin. Hauplort des Comitats ist der Markt Sätoralja Ujhell, (9^0 E.) an der Hegyallya, mit eiuem Gymnasium. Im Süden liegt am Bodrog der Markt SnroS-Patat (5366 E.), mit einer reform, theolog. Lehranstalt, Gymnasium nnd Vehrerpräparandie, Tuchkizeugnilg nnd Weinbau; an der Bodrog« Mündung der Flecken Tokaj (50l2 E.) mit ausgezeichnetem Weinbau uud einer Salzuieder-läge. Westwärts finden wir die Flecken Tarczal (2920 E.) nnd Szerencz (1619 C.), die gleichfalls ansgezejchuete Weine erzeugen. Nord-östlich vom Hauptorte liegt am Bodrog der Markt Zemplin (2nmii1t''N, 847 E.) mit einer uralten Ruine, Getreide uud Weinbau und berühmten Schweiuemnrkten. Oestlich ist der Markt Kirilly-Helmecz (I960 E.) gelegen. Zu Lelesz (Markt v. 2169 E.) besteht eine Prämonstrateiiser-Abtei. Im Norden von Zem-plin finden wir die Märkte Galsz^cs (340! C.) und Varan uü (20N1 E.) in der Nähe der Topla, an der Ondava den Flecken Sztropk6 (2499 (3.). an der Laborcza die Märkte Nagy^ Mi hall) (351L E.) und Homonna (3462 E.). 35. Com. Ung. Die einst feste Stadt Ungvür (11.017 E.), reizeud am Ung gelegen, I ist Sitz des griech. un. Bischofs von Muntncs und hat eiue prächtige Haupttirche, ein GyM' nasiuln und eine 5,'ehrcrpräparandie. Siidwestlich liegt unweit des Flusses der Markt Kapos (1155 E.), nordwestlich der durch seine Schwefel' quelle in ganz Ungarn berühmte Markt Szo' brancz (l«33 E.), in dessen Nähe sich Eisenwerke befinden; am oberu Ung der Marti Bcrez-na (1596 E.) und ihm benachbart das Dorf Pereesöny (12N5 E,). 36. ssom. Bereg. Die Stadt VereMäsz (6273 E.) unweit der Borsova Mündung in sumpfiger limgegelld ist Sitz der Comitats^ beHorden, hat ein Untergymnasium, Weinbau und Steinbrüche. In der Umgebung des nahen Markies Kaszony (1529 E) sind Nlaunwerte. Die Stadt Vlttnkucs (8602 E.) an der ^'atorcza hat ein Realgymnasium, verfertigt grobes Tnch, Vanernpelze, bereitet Salpeter und hat Eisen-und Alaungruben in der Nähe; auch Bera/ krystalle, die sog. ungar. Diamanten werden g? funden. Das gleichnamige fitste Bergschloß auf hohem Felsen dient jetzt als Staatsgcfängniß. Im Osten beliachbart ist das Dorf Pod Hering (?o,'ehrerpräparandie und große Steinsalz Niederlagen. Im Norden ist das Dorf Szlatina (1572 E.), im Südosten daö Dorf R«nas;6t (1532 G.), im Süden das Dorf Sugatag (1874 E.) benachbart, alle drei mit sehr ergiebigen Salzbergwerken. Zu Kabola Polyilua (Dorf von 1261 E,), westlich von Szlatina,. bestehen Eisenwerke und ein Heilbad. Südöstlich von Szia/t liegt am Visa in dcr Nähr ungeheuerer Nadel- 796 Königreich Ungarn. Waldungen das Dorf Ober-Visü (4922 E.),' mit einem Sauerbrunnen. Bei dem großen Dorfe Borfa (5053 E.) im Osten wurden 1217 die Tataren geschlagen. Auch kommt hier eine kohlen saure Eisenquelle zu Tage. An der oberen Theiß liegen die Dörfer Atna-Rah6 (2347 E.) nnd Körösmezö (5676 E.), letzteres auch an dem gleichnamigen Passe. Unterhalb Sziget finden wir an der Theiß die Märkte Tecsö (2877 E.), mit Glas^ und Pottasche Erzeugung, und Hnszt (6413 E.), mit einem geschichtlich merkwürdigen Vergschlosse, starkem Hanf- und Weinbau. Nordwestlich von letzterem liegt der Markt Dolha (1892 E.) mit Kalk° und Pottaschebereituug. in angenehmer Gegend am Nagyag das Torf Ölörmezö (1261 C.). 39. Com. Tzatmar. Die Frcistadt Szatmar-Nemeti (18,353 E.) ist Bischofssitz, besteht aus 2 durch den Szamoö geschiedenen Theilen, hat ein Gymnasium, eine Lehierpräparaudie, eine theolog. Lehranstalt, und erzeugt Leinwand, Töpfe und Elibowitz. Ostwärts liegt nahe dem Flusse der Markt Aranyos-Medgyes (2341 E.), mit allem Schloss? und Weinbau; von diesem siidlich daö Dorf .ttrassö '1604 E.). Weiter nach Ost finden wir am Szamos den Markt Szinycr Väralja (^996 E.). dli sehr gutcn Wein erzeugt und viele Töpfereien hat. Hier ward der Reformator und Grammatiker Johann Erdösy (Sylvester) geboren. Im Südostcn lirgendie Freistädce^lagy-V-lNya oder ll j Väro ö (Frauen» stadt, Neustadt, 9W2 E.) und Felsö-Banya (rom. Zanl äe l^u8, 6001 E.), erstere mit einem Oberbergamte und Münz-Inspectorat. einer Münze, einem Gmnnasium und Industrie, letztere mit einem Eisenhammer, beide mit reichhaltigen Gold- und Silbcrbergwertcn, die auch Kupfer und Blei liefern. Westlich vom Hauptorte findet ^ man das Dorf Esenger (2963 G.) nnd den Markt Feh er- Gyarmat (3353 E.) mit Tabak» > bau, beide am SzamoS. Der Markt Mats-Szalla (3741 E., südwestlich an der Kraszna^ erzengt Spiritus und treibt vorzüglichen Feldbau. Sudlich davon ist in der Nähe des großen EcsederMoores die StadtNagy-Kärolys 12.754 E,) gelegen, mit einem großen Schlosse des Grafen Ääroly, einem Gymnasium, Wein, Mais^ und, Tabakbau, ^ein> und Vanmwollwebcrei. In östlicher Richtung erreichen wir den Flecken Erd öd (2250 E.), gleichfalls mit einem Küroly'-schen Schlosse; hier hielten die ungarischen Protestanten 1545 ihre erste Synode. 40. Distr. Kovar. DaS Torf Nagy ^ Somkut (1^50 V.) an einem Zuflüsse des Szamos ist Sitz ^,es Oder ^apitäns; bedeutender ^ ist der Markt Kapnit B^ny« (21«4 E.) wegen seiner Gold , Silber uild Blcibrrgwerte. 41. Com. Mittcl-Szolnol. Di,- kgl. Frei stadt Zilah (Zillenmnrkt, Oaltendirg, 57^7 E,), mit einer ^'ehrerprciparandie. ist Sitz der ssonil- ^ tatsbehördr. Im Nordosten lir^t das Dorf Zsibö (1524 E.), norcu'estlich dnvon der Markt Szilkgy 6seh (24l!2 E,) mit den Ruinen eines uralten Bergsäilossis. Westwärts finden wir die Märkte Ha dad (KriegSdorf, j 1491 E,), mit einem alten Schlosse undeiner Salzquelle, und Tasnl'ld (Trestcnberg, 3741 E.), der starten Wcinban betreibt. 42. Com. Kraszna. Der Haupwrt Szilagy- ' Somly« (Stadt von 4786 E.) hat eine hübsche, 1434 erb. Kirche, ein' verfallenes Fclsenschloß, eine Mineralquelle nnd guten Weindan. Der Flehen Kraszna (ZI28 E.), einst bedeutend, hat durch die Unruhen int vorigen Iahrhundett sehr gelitten. , 43. Com. Szabolcs. Sitz der ^ninais« behörde ist der in sumpfiger Gegend gclca/ne Markt Nagy-Kall6 (5335 E., '., Juden), mit liner Ünterrealschule und Salpctersicderei. Im Nordwestrn benachbart ist die'Stadt Nyir-Egyhl'zza (21.896 E.), mit Gymnasium, hehrer-präparandie, Salpetersiedcrcicn nnd Gesundbrunnen. Westlich davon finden wir daS Dorf TiSza Dada (2398 E.) an der Theiß, nordöstlich den Markt Kisv-lrda (4703 E,), mit besuchten Jahrmärkten und den Ruinen eincs alten, einst festen Schlosst; östlich die Märkte Mkria-Puts (1603 C'.), einen vielbesuchten Wallfahrtsort, und NyirblUor (4723 E.), den einst befestigten Stammort dl'r Familie Büthory. Im Siidwesten von Nagy Kallö liegen die voll' reichen Märkte Balmäz Ujväros (9481 C,) und Nädudvür (7879 E.), weiter südlich der Markt Püspöt'Ladany (7839 E.). ei» Knoteilpunkt der Theißhahn. 44. Com. Veles. Hauptort des Comitats ist d?r große Mattt Gyula (18.495 E.) am weißen Köröc nnd an der Alfölo Fiumaller-Vahu, mit einem Schlosse, Oelmühlen und starler Viehzucht. In den nahen Sümpfen werden inele Schildkröten gefangen. Im Nordwesten ist Csaba (30.022 E.)'benachbart, der größte Marti der Monarchie, der starken Getreide-, auch Hanfund Weinbau und bedeutende Viehzucht betreibt und ein Gymnasium hat. Vr ist Knotenftiinlt der Alföld'Fiumaner- und der Ttieißbahn. Süd-westwärts liegt an der letzteren Bahn Oros-höza (14.554 E.), das größte Dorf Ungarns, mit starler Viehzucht und trefflichem Ncmwuchs. Nördlich von Csaba finden wir am weißen Korös den Markt BsksS (22.54? E.) mit einem alten Schlosse, einem Gymnasium, Flachs- und Ge-miisrbau, Viehzucht und bedeutender Bienenzucht; nördlich davon, am Beretlyo Canal, den Markt S;<'ghalonl (7255 E.). diesem benachbart den, Markt Füzes-Gyarmat(5735 6.). ,'m Westen von Hekcls am Körös den großen Flcctcn Szar-väs (22.547 E.) mit einem Gymnasium und besonders starker Viehzucht. 45. Com. Csnnüd. Die Stadt Malö (27,449 E.^ an- Maroö, östlich von Szegedin, ist Sitz d»r Comita!sb( horoen. Sie hat viele Mühlen, treibt starke Viehzncht und Weinbau. Im Ostl'n ücgt an demselben Fluss' da« Doif Csan^d (2512 E,), nach de,n daö Comitat be-nan»t worden. Es war früher Sitz eines 1036 errichteten BisthmnS, daS später nach Temesoür verlegt wurde. Noch weiter aufwärts am Maros finden wir den Markt Nagylak (9661 E.). init ergiebigem Feldbau, bedeutender Viel^ und Topographie. 797 Geflügelzucht. Im Nordosten davon liegt der Markt Bntonya (8642 E.) mil einem Gestüte, Biehzucht und Weinban und von diesem wcst wärls die Pußta Mezöhegt, eS. mit einem berühmten, von Kaiser Ios.fth II errichteten Militär Gestilte. In nördlicher Richtung gelangen wir yi dem Dorfe Mrzö-Kovücsh^za (6^2 E.), 16. Com. Csongrüd. Die tgl. Freistadt j S.^cgedin (l^c^a, 70.179 E.), der Marosmiin ! fung gegenüber, ist nach Budapest die volkreichste Stadt Ungarns. Sie hat 5 Vorstädte. Die nngc-pflasterten schmutzigen lassen uiit den ebenerdigen rohrgedeckten Häusern haden nichts Städtisches; dagegen sind auf dem Hauptplatze einige ausehu lichere Gebäude. Da^ alte, fchungsähnliche Schloß wird jetzt als Gefängniß vniützt. S;e-gedin hat ein Gymnasium, eine Realschule nnd eineLehrerpräparandie, ein utigarifches National Theater, Ein^ Schiffbrücke führt nach dem siegen- > überliegenden Neu Szeged in mit einer Schiffs ! worfle u»d dein Stadlwald. d^r einzigen Prome Nade der großen Stadt, Szegedin beireibt mau cherl« Industry und Tabakbau und ist ein fehr wichtiger Handelsplat.' am Knotenpunkt greßer Eisenbahnen. Im Nor>o^leu finden wir die Freist. H6d-Mczö-Püft>rhcly (49.15.3 (5.), mit einem ^yccutn, viel Tabakbau uud stailem Pieh Handel, im Nordwl'ston das Dorf Kis Telek (4655 E.) mit Sodagewinnuug. Nordwestlich liegt das Dorf S;es,v!lr s5>611 E,) luit einem i prächtigen ehemaligen ^omiiaislMlie, nördlich, davon der große Markt Tzeuted (27.058 E.) nut mehreren Kirchen, Gymnasium und starkem Neinbau. D^r Markt Csongrnd (17.356 E.) an der Körös-Mündmig hat ein Gymnasinm j und treibt Viehzucht und Weinbau, 47. <5om. Bihar. Tie Freistadt Groß'War-dein (>iaer Kaiserlichen lined. Arad ist Sitz eitles griech. o.icm. Bischofs, hat ! cin Gymnasium, 2 ^ehrerpräMaudien und ein nelles schönes Tbeater. Das Dorf M^ncs (13W E.) und der Markt Radua (2004 E.) ! im Osten haben berlllimtcn Weinbau. Im , Westen liegt dcr Markt Pr Nähe ist zu Anina ein Eiseilbei^gwert im Betriebe. Die Bergstadi Oravicza (43W E.) int Weste» betreibt Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer, Eisen uud Steinkohlen. Mavk:Nemet-Csillova (2206 E,) nnd Dorf Romün-Csillova (3l53 E) im SiiDen gewinnen 798 Königreich Uugarn. Kupfer nnd haben Kupferhämmer, die Märkte! Sasztabl'lNya l^7^8 E) und Moldova! I,!,,liya (3203 E.) habcn Bergbau auf Kupfers und Blei. ^ 51. Com. Tcmes. Die kgl. FrcistadtTemes-Uur (32.223 E.) liegt in sumpfiger, ungesunder. Ebene am Anfange des Bega EailaleS uud be ! steht ans der Festnng, den, schönsten Stadttheile,! nnd 3 dnrch breite Glacis von ihr getrennten Vorstädten. Die Stadt bestand schon nnter dem! Namen Zambara, alö die Römer Dacini er ! oberten, Vcmerkeuswerthe Gebäude sind das, große Comitatshaus, die katholische Tonikirche, die griechische Kirche, die Synagoge in btMN- i tinischem Stile, da« alle, jetzt als Zeughaus > gebrauchte Schloß. Anf dem Paradeplatze steht ein Denkmal ;nr Erinnerung an die Belageriiüg uoin I. 1849. Temcsvar ist Sitz eines katho tischen und eines griech.-orientalischen Bischofs, hat cill Gymnasium, ein Theater, eine Handels und Oewcrbekammer, bedeutende Indnstrie und lebhaften Handel, Die Theißbahn führt liord Watts über Pin ga (Markt von4552 C.) nach dem Markte Nen Arad <4'M> O,), der als Vor-stlldt ron Alt Arad gilt. Ostwärts liegt am Maros der Markt ^iftpa (7W,"i E,), einst. Festnllg, nun ein Sitz der Thonwaaren (ir-zengung. Südöstlich von Temesvar findet man ' das' Tors Buzias (2594 E.) mit Eisru- nnd Magnesiaqnellen, eines der bist,,',! ungarischen Bäder. Der Markt Cs-Uova (43^9 E.) an der Tcmcö ist Geburtsort des forbifchen Ministers und (Mehrten D. Obradovics. Der Flecken' Detta (2745 E.) im Süden liegt im Centrum der Banaler Reiscnlwr. Die Freistadt Werschetz , (Vci'8«on ^ Werschel? liegt die Frristadt Weitztirchen (!<>.i^r-tomzilnni, ?49<> l3.); sie trribt Weinban, Seiden ^ fpinnerei und Handel. 5,2. Com. Tolont-,l nnd Diftr. Groß-Kikiuda. Am Bega Canal ist die Stadt Groß-! BecMtk (l9.«s.s! 6,), Hauptort drs ComitalS, gelegen. Sie hat ein altes verfallenes Schloß, l eine schöne Vegc^riicke, ein Nnterghmnasimn, ^ Maulbeerplantagen und treibt Seidencultur nnd lebhaften Handel. Im Nordwrsten finden wir dir großen Märkte Mcllencze (8150 E.) nnd ^örök^Vöcse <.7I98 (5,), von letzterem nord» östlich die Stadt Groß-!iiitinda (l8.834 E.), Sitz des Ober Capitänö des gleichnamigen Districls; van dieser nordwestlich, wie sie an der Staatsbahu. den Flecken M okrin (8502 E.). In nördlicher Richtung erreichen wir den Markt OBesenyij (7099 (5.). dann nordöstlich den Markt Nagh-SU- Mikloö (^^05» E.) im fruchtbaren Gebiete der schwarzen Erde; in demselben liegen auch im Osten nnd Südosten die Märtte Perjümos (5215 C.) nnd Billst (4331 (5.) und wtstwärtö das Dorf Komlüs (5715 E.), ferner füdliä, der Markt Hatzfeld (^Zamliolya, 7981 E.). Sildlich von diesem liegt jenseits der Bega der Markt P-'lrdüny (2<>88 E,). sildlich vom Verseczer Canal au dem großen Alibnnar Moraste dcr Flccken Alibunar <37Nl> E.). Än der TrmesmNndung finden wir nahe der serbischen Grenze die ansehnliche tgl. Freistadt Panlsova (l3,748 E.), welche eine Realschule hat nnd Seidenspinnerei, Branntwein« brennerei, sowie lebhaften Handel mit Getreide und Pieh betreibt. Nördlich liegt an der Sand-wüste Vicloberdo das große Dorf Nendorf (flau. 5lnvc» ^I<>, »!7«7 E,), 5>!l. Co«l. Szörcny. Der Hauptort des ComitatS, die kgl. FreistadtKnranscbcs (35l2 C.), liegt^ all der oberen Temes, Sie ist Sitz eines griechisch orientalischen Vischofs, treibt Weinbau »nd Handel und hat einen Sancrbrmmcn in der Nähe. Nordöstlich findcn wir nuweit deS Eisernen-Thor Passes das Dorf Ruökberg (Iiu85lil,.Il<'^.y, 273<> C,) mit einem bedeutenden Silber, Blei und Kupferbergwert, in dessen Nachbarschaft die Maschinenfabrik Ferdinands-th a l (971 (s.) besteht; im Sndwesten von Äaran-sebes lieg! an der Neva das Dorf Hosovic (3l49 E'), von diesem südöstlich am Donau-Passe Kazan das Dorf Dnbova, bei dem sich die Veterani Höhle befindet (f. S. 200). Markt nnd Festling Alt Orsova (slao. Vt'kill Orsnv^, 1555 O,) iiegt an der Donau dem serbischen Neu Orsova gegenüber. In nordlicher Richtung gelangen wir zu dem an dcr Eserua gelegenen Markte Mehadia (Wll9 E,), berühmt dnrch die beliachbarten. schon den Römern unter dem Namen ^,iu<' Il<^«iiliz bekannten, vielbesuchteit HercnleSbäder (j. S. 261). Als Charakterbilder für Ungarn Men die Aufsätze.- „Eine Besteigung der^ommtzer Spitze" S. 179; „Hittenlcben in dcr Tatra" S. 18,",; „Der Weinbau in dcr Hcgyallya" S. 188; °Dic Eishöhle von Dobschan" S. 204; „Die Pußta" S. 227; „Herden und Hirten auf der Pußta" S. 231; „Dcr Babatai an der Klissura" S. 288; „Die Kohlbachfällc in dcr hohen Tatra" S. 323; „Dcr Plattensee" S. 350; „Die Walachen" S. 427; „Die Magyaren" S. 429; „Die Zigeuner in Ungarn" S. 431. L. GroMrstenthum Siebenbürgen. 997-9 lüMl. ^- 54.946 2 l^>til,, 2,115.024 Einw. (Nappcn: Ein durch eineil schnialell rothen Querbalken ciethcilter Schild, lvetcher ill der oberen Hälfte killen nach oben wachsendell, rechts von einer goldenen Sonne, links vc>n einem silbernen Halbmonde begleiteten schwarten Adler in Blau, in der untern sieben rothe Thitrme in goldene»! Felde ;ei^t. ^andesfarben: VllNlRoth Gold.) Geschichtsbild. Der schon bci den byzantinischen Schriftstellern vorkommende Name „Ardclion" für Siebenbürgen hat sich in dem romanischen „Ardealu" erhalten; die Magyaren nennen dasselbe ^ill^Iy l>i-8/,üß, d. i. ^and jenseits des Waldes (lat. ^ranl>«)'1vi)ui.^). Der deutsche Name, welcher bci Dichtern des 13. Jahrhunderts in der Form „«>!i>i> Ulli^il," gebraucht wird, gründet sich wohl auf sicbcu mit Mauern umgebene Hauptstädte, welche von den deutschen Einwanderern erbaut wurden; doch begegnet auch die Ableitung des Namens von dem Eibin-Gebirge in den traussylvanischcn Alpen lvgl. S. 1 . Jahrhundert die Pctschcucgen, ein tatarischer Volksstanim, sich desselben bemächtigten. Im Jahre 10lN wurde aber Siebenbürgen von dem Ungarkönige Stephan dem Heiligen erobert, welcher das Christenthum verbreitete und dem Lande eigene Woiwoden gab. Unter Gci;a's II. Ncgicrung (1141—1101) kamen deutsche Ansiedler aus Flandern uud vom Nicdcrrhciu in die „Wüste jenseits des Waldes", welche ihnen als unbeschranktes Eigenthum unter uolkslhümlichcr Verwaltung und unter königlicher Unmittclbarkcit verliehen wurde. Später rief man auch viele Eolo-nistcn vom Har; und aus Thüringen, uud ihre Zahl wuchs so, daß nach ihnen alle deutschen Colonistcn im Vandc den Namen „Sachsen" erhielten. Die Szekler im östlichen Siebenbürgen sind wahrscheinlich Nachkommen der in die höheren Gebirge zurückgedrängten Pctschcncgcu; den Walachcn begegnen wir erst seit dem 13. Jahrhundert im ^andc. Als 15>2r Anfall Siebenbürgens an Oesterreich anerkannt. 1765 wurde es zum GroMrstenthum erhoben. Die Verfassung ^r ^r Ungarns ähnlich; cs bestand ein Reichstag und zu Klausenburg eine Statthaltcrci. Im Jahre 1849 wurde Siebenbürgen zum selbständigen Kronlandc, alle Verbindung mit Ungarn sowie die Verfassung aufgehoben, durch tgl. Rescript vom 17. Februar !stt7 aber das Land wieder mit Ungarn vereinigt, so daß seither Siebenbürgen hinsichtlich der administrativen und gerichtlichen Oberleitung völlig iu Ungarn aufgegangen ist. 80s> Grohfin'stcmhum Siedenbürgcn, Physische Geographic. Siebenbürgen ist ein von Randgebirgen umgebenes Hochland, welches beinahe quadratische Form hat und dem Karpathensystcm angehört. Das Innere des Landes, dessen Mittclhöhc sich auf 1400 F. (440 Mtr.) belauft, isl nur in nncigentlichcm Sinne ein Plateau zu nennen, da fast durchweg Hügel-reihen und Bcrgzüge dasselbe erfüllen und nur hie lind da kleine Ebenen sich ausdehnen. Solche sind die Kronstädtcr, HlN'omszMcr und Csik-Ebcne an der oberen Aluta und die Ebene in dcr Gyergy<> an dem oberm MaroZ ^.s. S. 226). Die Randgebirge Siebenbürgens sind im Zusammenhange ausführlich auf S. 166 f. behandelt, weshalb hier darauf verwiesen wird. Dcr höchste Berg des Landes ist dcr Ncgoi ^7828'5 P. F. — 2543 Mr.) im Fogarascher Gebirge. Dic über die Randgcbirgc führenden Passe sind auf S. 173 f. aufgezählt. Reich ist das Land an Hohlen. Besonders crwähncnswctth sind die Höhlen von Almas, die 4 Höhlen im Berge Budös ^vgl. S. 200) und die Höhle von Püntozazc im Biharcr Gebirge. Hinsichtlich seiner Bewässerung, die nicht sehr reich ist, gehört Siebenbürgen zum Stromgebiete dcr Donau. Hauptflüsse sind Szamos, Maros und Aluta, welche im Lande entspringen. Der erste, aus dem großen und kleinen Szamos entstehend, nimmt die Bistritz, den Lapos und den Almas auf. Dem Maros ^odcr Micrcsch), dcm wasserreichsten Flusse des Landes, gehen dcr große mit dem kleinen Kokcl. dcr Arauyos und die Strchl zu. Die Aluta (oder Alt', wird durch den schwarzen Ügy (Fcketc Ügy), den Burzcnbach, Homorad uud l^ibin 'mit dem Haarbach) verstärkt. Kleinere Flüsse sind die goldene Bistritz (Grenzfluß), dcr Schyl uud die im Lande entspringende schnelle Körös (ScbesMrös). Kleine Seen (Mecraugen) in dcr Höhe von 6000 F. birgt der südliche Höhcnzug. Unter den größeren seien dcr Hodos, der St. Annenscc, der Bndöshegy und dcr Piriczkcr See genannt'(vgl. S. 341). Mineralquellen sind zahlreich, die meisten noch unbenutzt. Am bekanntesten sind die Sauerbrunnen von Borszck und Nükos, die Schwefelquellen von Reps uud Kovaszna, die Thermen von Ober-Gyögy. Sehr wichtig sind die vielen Soolen. Bezüglich des Klimas (s. S. 382) kann man drei Stufen unterscheiden.' das Wcinland, zu welchem die unteren Thäler des Maros, der beiden Kokcl, des SzamoS und die Kampia gehören; das Gebiet dcs Mais und Weizens, wozu der größte Theil des Landes gehört, und das Hafcrland, das sind jene Gegenden, welche sich über 3000 F. crhcbcn. Im ganzen Gebiete sind die Winter streng und kalt, auf diese folgt ein langer Nachwinter, dann schnell ein heißer Sommer; der Herbst ist lang und warm. Die mittlere Jahrestemperatur ergibt sich für Bistritz mit 8-2" C., für Hcrmannstadt mit 6'«" C., für Kronstadt mit 7-5" E. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Jahre beträgt für Hcrmannstadt 66, für Kronstadt 79 Cent. Die Durchschnittszahl der Gewitter ist 12 (in Bistritz 28-5). Im Szamosthale ist der Ost«, im Marosthalc der West- und Südwest-, im Alutathalc dcr West- und Nordwestwind dcr herrschende. Durch den Rothenthurmpaß dringen warme Südwinde ein. Bevülkcrungs-Statistik. Zu Anfang des Jahres 1870 hatte Siebenbürgen eine Bevölkerung uon 2,115.024 Seelen, von denen 1,064.442 männlichen ^davon 13.297 Mann Militär) und 1,050.582 weiblichen Geschlechts waren. 1827 zählte das Land 1,868.446, 1851 2,073.000, 1857 2,172.748 Bewohner (bei einer Größe von 1102-24 ^Ml.). Dic jährliche Zunahme der Bevölkerung beziffert sich auf 0'76"/<>. Auf 1 geogr. ^Ml. entfallen 2119 Seelen. Am dichtesten ist der Stuhl Rcußmarkt bewohnt (5117 E. auf 1 lüMl.), am schwächsten der District Nasz6d ^1025). Wohnorte gibt es 2379, und zwar 30 königliche Frcistädtc, 48 Marktflecken, 2207 Dörfer und 94 Pußten und Ansicdlungcn. Siebenbürgens Bewohner sind sowohl in nationaler als religiöser Beziehung sehr bunt gemischt. Unter der Gesammtzahl dcr Einwohner nehmen gegen "/^ die CulllN'-V^lMiicsso. 801 9lunläncn odci Walachen (1,1si!."/„ der Gesammtbevölkerung sind ohne bestimmte Beschäftigung. Cultlll-Vcrhältllissc. Trotz des gebirgigen Eharaklers des Bandes gedeihen alle Gctrcideartcn in V^-ngc und nur die höchsten kahlen Gebirgsrücken sind nöllig unfrnchlbar Durch besondere Frucklbarfeit ^ichurt sich die Klaulenuurger Gegend aus, aber auch das Marosthal, die Csik, H:»roms;6k, das Äurz,'!!tand sind sehr fruchtbar. Mais, Weizen und Haler sind die Hauptcultnrcn, 9ioggcn, Gerste und Guchwcizen werden wenig gebaut. Flachs, Hanf und Tabak gewinnt man überall; der beste Tabak ist der von S^cmeria und Batiz. Obs! wird namentlich um Hcrmannstadt kiel gewonnen, Weinbau fehlt nur im Fogaraschcr District; der vorzüglichste Wein gedeiht in den TlMeru des Maros und des Kokcl. Die Wälder (Buchen, Hainbuchen, Eichel sind ausgedehnt, die höchsten Kämme und Gipfel sind aber ganz waldlos. Von der Gcsammtarea entfallen 22'03"/„ auf das Ackcrland. 0-49"/„ am das Wein-land, ^>'.'.^ auf Wiesen und Gärten, 9'57«/„ anf Weiden, 87-82"/,, auf Waldungen, 13 49°/,, sind unproductiv. Die Erzeugungsmengcn der wichtigsten Vodenpwductc waren 1872 folgende,- Mais s!,n südlichen Theil zicbt man auh Büffel. Besonders wichtig ist die Schafzucht. Man zieht das tür;- »nd feinwollige Zigasschaf und das grobwolligc Zurkanschaf. Auch die Schafherden ub^rwiutcrn größtcutheils in der Moldau, Walachei und Do'n'udscha ^u^l. S. 59<> . Die Schweine- und die Ziegenzucht ist im gan;en Vandc verbreite», ^m ^ahre 1870 zählte man 183.204 Pferde, 1810 Gel und Maullhierc, i»27.871 Rinder (441 auf 1000 Bewohner), 1,840.961 Schafe (87<; auf 1000 Bewohner, 1ü!.41 5 Ziegcn, 501.751 Schweine, 122.718 Bienenstöcke. An Wild ist Siebenbürgen sehr "reich. Noth- und Schwarz-Wild, auch Gcmscn, Aucr- und Haselhühner wie Wildtauben werden mel erlegt. Die Menge der Raubvögel ist groß; auch W^lsc und Bären kommen noch vor. Dic Fischerei ist ergiebig. Die mineralische Produetion Siebenbürgens ist von großer Bedeutung. Es ist nicht nur das goldreichste Kronland der Monarchie, sondcrn das goldrcichste Laud Europas. Die wichtigsten Fundorte von goldhaltigen Erzcu sind Zalattma, Adrudbanya, Aöröspatak, Offcnbanya; auch mehrere Flüsse und Bäcbc führen Gold. Silber wird fast iu»r als Nebenuroduc! ans Gold und Bleierzen gewomnn. Die Ausbeute an Quecksilber, Kupfer, Blei und Glätte ist gering, wichtiger die Eisci^ production (namentlich im Hatßcgcl Thal und zu Gyalar'. Ungeheuer ausgedehnt sind die Salvager (vgl. S. 250); auch ansehnliche Lager von fossilen Kohlm sind vor- ßs)2 GroMrstcMhum Sirbrnbiirgrn. handcn. Im Iahrc 1873 gewann man 1^?2'0 Miinzpfund Gold, 2359 Münzpfund Sillier, 34t!.<»85 Ctr. Roheisen, 2,8<;7.8l>I Ctr.Braunkohlcu und 1,448.8U! Ctr. Salz. Die Industrie steht in Siebenbürgen noch auf niedriger Stufe. Am besten ist es um die Erzeugung von Töpferwaren bestellt; Kronstadt liefert Tuche und Decken, Hermannstadt chemische Fabricate, Kerzen, Hüte, Tuch und ^ed'erwaren, Bistritz Korbflcchtcrcicn. welche gesucht sind. Die Glasindustrie ist in Abnahme. Klausenburg hat eine Tabaksabrit. 1871 waren 75 Bierbrauereien und 18.0N5. Äraimtwcinbrmncrcicu (I7.8l1 böllerliche) im Betriebe, Auch der Handelsverkehr, dessen Hauptott Kronstadt, ist gering. Ausehnlich ist der Transitohandcl mit Vieh und Getreide aus den Donaufürstcuthümern. Als Wasserstraßen dienen Szamos und Maros; die gcbautcu Bandstraßen sind etwa I1«ll> Ml, lang. Die Eisenbahnlinien Siebenbürgens harren noch des Anschlusses nach Osten. An Untcrrichtsa.nstaltcn bestehen die Unmechtät zu Klauscnburg (seit 1873), eine tgl. Rcchtsakadcmic zu Hermannstadt, 1<» theologische ^chranstalien uerschicdener Confcssioncn, IN Ober-, 7 1 llntcrgyumasten, 2 Ober- uud 6 llnterrealschuleu, l<) Bildungsanstaltcn für Lehrer und l für ^ehrcriunen und 277l: Volksschulen, welche 1872 340'j Vchrcr und !75>.43'i Schüler zählten. Die Volksschulen werden besonders von den rumänischen und magyarischen Kindern schwach besticht. Zu Nagyag besteht eiuc Bergbauschulc, in Hcrinannstadt eine Handelsschule. Die höhere Bildung unterstützen da? Vrückmlhal'sche Museum mit Bibliothek (» > Ädc.^ in Hermann^ stndt, die Tcleky'iche Bibliothek in Mnros Msürhcly. die Batthyül,ischc Sternwarte in Karlobmg und inchrere tlnitigc wissenschaftliche ^er>,lne. Als Hlliuanitätsanstaltcn sind die ^ Waisenhiuiser nnd die Irrenanstalt in Helui.nmstadt zu erwähnen. Die Creditinstitnle sino auf S. "»«n. die Vereine S. >'>.^> aufaezählt. VcrwaltungS-OrgnniKnlUs. Bänglich der Vnwalwng Siebenbürgens ogl. INUN zlinächst den bctrefftnden Abfchmtt über Ungarn (S. 780), sowie S. '"l<> f. und S. 5>'U! fs, ^n die ^tepräsentantentafel entsendet Siebenbürgen 7'> Abgeordnete. Dem kgl, nngm. Ministerium des Inmrn sind alc! selbständige v.^nnicipicn 8 ungarische Comitatc und ^ Districte, ,', S'/klcrstühlc, die !> Stühle und 2 Districte des ztouigs-bodcns und 2A kgl. Frcistädlc untcvgcmdnet. Gerichtshof zweiter Instanz ist die kgl. Gcrichtstaftl in Maios-P<>n>rhely. Als Gerichtshöfe erster Instanz bestehen die CollcMlgelichtc in Abrnddi'mya, Bislriv, Csik Forst- und Rentämtern) und die Bcrg-dircction in Klansenburg (mit l8 Berg- und Hntt'nämtern und Salinenämtrrn). Dem kgl. nngar. Ätinistcrium für Ackerbau, Industrie uud Handel sind folgende Behörden untergeordnet: die Handelskammern in Klausrnbnrg nnd Kronstadt, die Äcrghaupnuannschaft in Zalatna, die Postdirection in Hcrmaunstadt ulid die Tele-grapheudirect^ion in Klauscnburg. Als Vlilitärbchordc stmgirt das General-Commando zu Hermannstadt; ein ^andwehr-Districts-Commando besteht in Klausenburg. ssür die Vcitnng der kirchlichen Angelegenheiten besteht ein romisch - katholisches Bisthum mit der Residenz Karlsburg, eiu griechisch-katholisches (Hrzln^thuui 'Alba-Julia und Foqarasi zu Blaseildoif mit dem Suffvagandisthum Szamos-Ujuär, ein gnechisch-orimtalischcs Erzbisthum zu Herniannstadt, eine eunugelischc Slipcrintcndcuz Äugsburgcr ^oufessiou zu Hcrmannstadt mit 10 Dccanaten, einc Snpcriutcndeliz Politische Emthrilung. 803 helvetischer Confession zu Klcmsenbuvg mit 18 Dccanaten und cine nnitarische Snfterintcndcnz ;li Klanscnburg nnt 8 Decanatcn. Die Cnltus-Augclcgmhciten der Israelitcn leitet die israelitische Landeskanzlci in Pest. Politische Eitttheiluug. Siebenbürgen war, so lange es ein eigenes Kronland bildete, in den Stadtbezirk ^crnianustadt und in 10 Kreise (Herniannstadt, Kronstadt, Udoarhely, Viaroe Püsnrhcly. Bistritz. Deos, Szilagy-Vomly«'», Klausenburg, Karlsblirg, Broos) eingetheilt; Hcrinannstadt war Landeshauptstadt und Sitz der Statlhalterci. (Gegenwärtig ist Siebenbürgen, nachdeni es hinsichtlich der adininistratioen und gerichtlichen Oberlcitnug in Ungarn völlig aufgegangen, in ^ ungarische Comitatc, 2 ungarische Districts 5» Szekler-Siühle, und in den KmmModcn, welcher au«? !» Stühlen unk 2 Districtcn besteht, ciugttheiit. Außerdem bestehen l<» t'iwigl, adelige oder priui-lcgirte Städte und 1Z ftrivilegirte Märkte. Säinintliche ^oimlate, Distritte und Stnhlc zerfallen ^iismmncu in 120 Stuhlbezirke. Eine Gesammtiibersicht der adluiuistrativcn TerritoriabEintheilang Siebenbürgenö gewährt folgende Tabelle, ! Zahl Zül,! Fläcl,l>!!' Anwesende .« ..,.'. ., . l,, . ^ d^l d» mhall i„ (Civile Pol,t„chc Lant.'Vezlrbc ,,.^^^ ^.^. <>c°gv. BeuLlkerunc, Bi^i't? l?n, Qu,-Ml. 1870 »,) Ullgarijch«,' CoinitiNe uuo Districts 1. Com. Also Foher (Nnttr WnMbnr^ ... 13 ^ 2«4 88 75 227.254 2. Com. Boisü Szolüvk (Iuin-r Szolnot , . . 7 210 60'60 z 1L8.3O7 3. Com. Doboka.............^ l,rr sOder Weiß^ibuv^) ... « ! 74 31'51 53.077 5. 6om. Hmtt)!»d............. ,5 359 11479 188.991 6. Com. KoloS (.Aausfulmrq)........ lO 213 M>32 190.326 7. Com. Kllküllö (Kot'ottn,rq)........ N 115 28^ <)4.«95 «. Com. Torda.............. W 202 <7<>,. ^ 152,692 9. Distr. FoPnas.............! 4 83 ^2'<)2 82.8')2 10, Distr. Naszod............. t> 48 l>:Ni3 52,«88 l>) S^eklri ZI iihlr: 11, St. Aranyos............. 2 ^ 22 0'»0 ' Ü'.^l» 12. St. Esil ...............^ 4 73 81'6<» ImSzl''k............. 0 l0<) 5i-l'31 l!0.05S 14. St. Mavos.............. 8 129 25'8? 92.:iv6 15. St. Ucwürhely............. « 129 47^! ! '!^,^-^1 c) ,«ü>llgSli0dl',l! ! U», Stuhl Kühalom (RepS) . . . .,..... — !9 "25 ^1,^7 17. St. Medqyee sMediasch)......... 3 ^i> , l'«l ^ '^i^I 18. St. Naq»,sinf (Groß Schenk)....... 3 !^2 Nül ^ l/!<'7<» 19 St. S^qcsvlir (Schäs;!mrq)........ — 20 1006 ^.,^80 20, St. SzüM'rS ('.'.'iühlliack)........' — l8 5'87 IÜ.287 21. St S;.^s^üros (Broos)......... — 1« 7'90 >>2,479 22. St. S',sbc,i (Hl-rnmnüstadt)........ — 48 42 10 <^!!.!!I? 23. St. SzcNahlUy (Rnißmark!)....... — 11 ^!5 ! '!'^^' 24. St. Uj EqYbl'U (^'sschfirch)........ — 13 5'22 ! 12.390 25, Distr, Bcht'-rcz? (Vistritz. )t^i!erllNid) ... — 24 13<>3 ! ^t!.357 26. Distr. Brassü (Kronstadt, Burzenluiid) ... — 28 32'«4 6,^.090 SmüMl? . . .! ,20 ! 237'.) ^ !»54-85 2 101.727 ! ?'!ititär . 13.297 51" Z04 Oroßfiirsttnthum Siebenbürgen. Dic oolkrcichstm Orte Siebcnlnirqcnt' sind (nach drv ZWlmq vmn Jahre 1870) Kronstadt..... 27.7n„). kgl. ^nistadt, ehemals Hauptstadt lion Siebenbürgen, liegt in anmntliiger Ebene auf einem Hügel ani l5ibin und soll 1IW erbaut worden sein. Ee besteht au^ der obern und der untern Stadt und 3 Vorstädten und zählt 18.996 E. (tt9"„ deutsch. 17", rumän., 7"/„ magyarische. Hermannstadt ist die schönste Stadt Siebeuliiircienk. Veiuerfcnswertl^e Gebäude sind die Mnsche evangelische Hauptlivcyk, die katholische Hauptftsarrkirche, das Ratbbauö. das große Vruckenthal'schf Pallüß um dem sehens-wcrthru ^ndeounis^im nnd dai« dcutfche Theater, Zu Hermaunsiadt, das Sift eine« s,rieck, orient. Eczbischof? in, ta^t die sächs. i!^at>o'n?universität. Eö! bsstelicn hier nur Rechtsalademie, 2 Gt,m nasien. Realschule nnd Vehrcrpräpanuidic. Der Oewerl'efleiß ist ausehnliä,: nia:i fadricirl Tuch, Wolldecken, ^cde-r und Töpferwaareu. Comniis sions und Spcditionöhaudrl siud lebhaft. Im Slldwestcn fiuden wir unweit drö Cibin dat« Dorf Guraro (25<'.<» E.) niit Wollspinnereien, dirsem östlich deuackbart daö Torf Resinar (Städterdorf, 55«>9 E.), da^ starlv Viehznchl be-treibt uud besuchte Jahrmärkte alihält. Noch weiter ostlich liesit das wolilhabeude Dorf H e lt a u (325'> C',) init allgothischer Kirche uud starker Schafwollwederei, Bei Boitza sOchseudorf, 16^8 E.) am Cibin stehl das Bergschlosi „Rother Thurm", nach dem der nahe Pas, den Namen führt. Au dem unterhalb Hermaunstadt miin-deudkli Harlbache liegt der Markt Leschlirch l-ll, 8207E,>, beftchend aus der auf steilem Berge erbauten, mit Ningmauein umgebenen! NUftadt und der um diese gelegenen unteren i Stadt. Schä'schurg hat 8 gothische Kirchen, evcmg. theolog. Lehranstalt, (Gymnasium, Unter-realslinile nnd ^'ehrerpraparaudie, treibt Baum--woll , Tuch nnd ^einwebcrei nnd starten Obst» bau. Weiter abwärts ain ^tokel liegt dn' kgl. Freist. Mediasch (^Ic>!l^)'s'3, 0712 C.)/Sw der ^and-it t'cr eillheimischen Fürsteu, Unter deu Kirchen in die mil dreimcher Ringmauer untschlossene Viargarethakirche b.'iuerieu^werth. Es bestehen hier eine evaug. theolo^. Lehranstalt, ein Giiniuasiüm, eine Unterrealschnle und eine Lehrerpräparandie. Mediasch treibt viel Mais' und Weinbau. Tcr Markl Birthälm (Loretna-lom, 2.^68 C.) im Südosten dant tr^fflicken Nein. An dem znm Maros fließenden Bache Z»kasch liegt Reußmar kt (N!2!> E.V das gleiche fall? gntrn Weiu baut, am Müblenbache in fruchtbarem Thale die lgl. Freist, Mühlbach oder Mnhlenbach («^.iLxelx'Z. 5790 E.), die ein Uniergymnasinm hat nnd etwa'? Tuchweberei nud Weinban betreibt. Am Maros selbst fiuden wir das Dorf Uut erbrodsd orf s^lkt'n^ei-, 1148 E.) im Brodfelde, eiuer Ebeue, wo 1479 die Türken auf'6 Haupt geschlagen wurden. Die lgl. Freistadt Broos <5^',8xv!',rf>5, rom. ^i-l>8ti», Lllsli E.) am Brdsenbachr uuwlit dl,'S Maros, hat ein Glimnasimu und treibt starken Melonenbau. Südlich findet man daS Eisenwerk Sebeshely. ! Im Sudosteu det« Daudet« lieg! nahe der Aluta und un>veit der Neichßgreu;e Kronstadt oder Kruhnen <^r, roiu. Nr.i^iovi^, kgl. Freist, von 27.7: Schulen bestelln eine evang. thcol. Lehr anstalt, ein Lehrerseminar, !z Gymnasien, 2 Unterrealschuleu Kronstadt ist die bedeutendste FabrikS uud Handelsstadt des ^audcS, es hat ciue Handels und Gewerbekammer, Eisen und Kupl^rhammerwerke, PapieruiiNilell, Wachs-! bleichen , Tuch -, 5!cin?n- und Lederindustrie, Schnuvklöftpeleicn und treibt einen sehr bedeu- Tomographie. K05 teuden Handel mit eigenen und fremden Fabri catei^ uno Nobproducteu. Im Südosten ist Laugeudorf (Ilo^lltaln, 7664 E.) nm Ein-gang? des Altschanzer Passes gelegen, eines der sog. „sieben Dörfer", welche Kronstadt gehörten und früher besondere Vorrechte Hütten. Im Süd-weften HtronstaolS liegt der Markt Ztosenaii (Rc>6, 4023 E.) mit einer alten Burg, Von hier aus nördlich finden wir den Markt Z ei den (H'elietelullom, 3783 E,) ttiit einer Burgruiile, Halbleini^andweberei nnd starkem Flachsbau. Markt Marienbnrg (1<'ülllvar, 18W E.). nordöstlich an der Aluta, hat ein Schloße das die Herren des deutschen Ordens bauten. Im Nordosten des Landes, an oer znm großen S^amos fließenden Bistrih, liegr im Nösnerlemde die kgl. Freist. Bistritz (ke^t,^'«, 7212 E.), mit einer gothischen Kirche, 151!) vollendet, einem Nathhause, großem Kanfhansr (Getreidclnartt), einen, Gymnasium nnd allsehn-lichcm Hanoel, besonders nach der Bukowina nnd Galizien, Im Mttelaltcr war Bistritz ein Hauplstapelplatz für den Handel zwischen Danzig und der Levante. Dorf ^'echuitz (I^eji<;n!:>!6, 171? E.) im Südwesten treibt starken Weiil und Fruchtban. !». Ungarische Comitate und Districtc. Die größte Stadt im Ungarlande Siebenbürgens ist Klaufenburg slli<>(^tti'^) gelegen, dann der Markt Alt Noona (O-Ucxwlt, 2507 E.) unweit des Nodnaer Passes, mit Vlei uud Eiseilgrubei! und einem Gesundbrunnen uud iu der Nähe die Eolouie Ludwig öd orf, uon deni öcrgwerköorte Kirlibaba in der Vuko^ wina nur durch das Gren;fti:ßchen geschieden. An der oberen Bistritz liegt anmuthig der Markc Borgo Prulid (2078 ' liegt die Stadt Plljda-Huuyad (Liseuuiarkt, rc>m, llilni- 800 Großfilrstrnlhunl Siebenbürgen. li6r«,, 2597 E.), Hauplniederlage deß steben bilrgischen Eisens und Haupisch des Handels damit, mit Sensensabrit und Hanliiiein'ert. Großaüig ist dao Bergfchloß HunNad, die alte Burg dir ;u dem rechts einmündenden mit Obstbau, Obslhandel und Mineralquellen, liegt, nordwestlich davon die Dörfer ,k öz^p und Nagt,-AlMl>?. Am MaroS weiter aufwärt» liegt der Marlt Alvinc; (1676 E,), daun er reichen wir die lgl, Freistadt nnd Festung Karls bury !('V<,1l'-I''''Nl!l'v»i', ?U5,'< E.), an der Stelle des alien M»lum. Es ist Sik d7?v !^.> mit einer evcma.. iheol. Lehranstalt, Omnuasium und Vehrer seminar und starkem Weinban. Nordöstlich ist der Perssflecle« Toroc^ko <17tt7 'F.I, mit wichtigen Gisrnciruben und Hammerwerfen, Wich da«c Dorf Csoml'ord qelesien. Dann folgt am Flüsse da5 Dorf Maroö Ujvar (2822 E,) mit einem Schlosse und sehenowerthem Stlinsalzbergwcrle, Nach Osten sind am Maros die Dürfer Maros ^'nda« (l29<> (5.), Rad-nolh (I,'!8^ (5.)niit eiuein schlösse, dann ober^ halli dlS K^tler Gebietes Vaj da S,t. Iv«lny (I7i>,^ E,), von diesem südöstlich Märn? Iara gelegen. Nordöstlich von MuroS Vuda? lie>;t das Dorf M e ^ ö « apu 6 (Il 12 E.), Noch weiter aufwärt? finden wir die Stadt Sz^sz-R«'^«« (Sächsisch Reeu, 55»07 E.) mit einem Realgünma silü», Tuchweberei, Böttäierei, Gerberei. Handel und einem prächtigen Schlosse in üerNähe; endlich da<< Dorf Magyar^ (Haseldorf, 1735 E.) nordöstlich. Bon diesem nach Nordwest erreichen wir den Marlt Mo »or (l?M; E.). An dem bei 3zi'>^R>''gen mündenden Oftra,eny liegt da» Dorf Oör^enti S;t. Imre ^l»^<» E.^ mit Papier und Gla^iuduslrie nnd den Trümmern der Bnrg (Nürgeny. An der Vereini^nnss des großen und kleinen «olrl liegt die Stadt Alascttdorf (N^li^üllvil, l.^,0 Z.), Sit,«, eincS griech, lath. Erzdischofö. mit Gnmnasium und ^'ebrerprävarandie, Klldliili finden wir in einim Seittnlhale dee ^^elcobachco, der linli' zum «olel fließt, dai' Dorf Potafalva (lornen, N0!> E.), südöstlich davon die Stadt Vizakna (Salzvnrg. -lllU C.) mit grotzem Steinsal;der^ wrrtc, am lleinen .^lotel nlierhalb Blaseudorf dai> Dorf Magyar Ben»><> lÄenden. lN<>6 E.). Von letzterem liegt südwestlich das Dorf Volkacs (122iotelburg «XnIliiNÖvnl, l445» E.), nach dem ein Eomitat den Namen führte in dessen Nähe die Dörfer Vürlos (Bürqi'ch) nnd Boll,a (10.^7 (K.). Oberhalb Koleldurg lieg! am Flnsse d^r Mark! Ticfö-S;l. Marto» (I71<> i3.). An, groszrn .'lotel liegt oberhall.! Mediasch die kgl. Hreisladt Elisabcthftadt (^'/«c'lütvüro«, 255»<» E>, mit schöner Pfanrlirche, Nntergmnnaünm, Wein nlld Wollhandel, <^en Siidost ftuden wir Dorf KcrcSd (.'treisch, l4<»:-l E.), An dem gleichfalls ;um Maro« fließende» AraunoS liegt zunächst der Markl O»i<'res (l0?4 E.) in'der Nähe des sogen. Kreuzerfeldes, auf dem Trajau und Decebalilö gekämpsl haben folleu. Viel bedeutender ist die Stadt Tolda ^Thorenliura., 83(»!^E.) iu eitirm von Weinhügrln uuigebenrn Tnalc. ane Alt lind Net! Tordc, bestebend, mit einem Gymnasium und einem wichtige-n, schon den Nomern bekannte» Stein-jalzbergwertr. Se!ru?wcr!h ist die nahe „Thoren-burger >tluft". eine Bergspalte, tvic wahrscheinlich durch eit> Erdbeben cntslandtn ist. Südwestlich finden wir in einem Sritenthale die Dörfer Szurdul und Ilnter-Iara ii^t^I C-). Am oberen Arnnyos liegen die durch ihre einträgliche» Gold lind Silbervergwerte wichtigen Orts Ofsenbnrq (<>n>nl,!l!>.v) Schlatteil, -N2U E.^ »nil königl. Berg-an»?, Vncsnm und Vöröepatnk s-!7<« E.), denen der am Ompl)l>> liegende Martt ^a latlina <>llein Schlatteu, !i32? C'.), aleichfall? mit reiche» Gold und Silberbergwrrten, alich mit lsold-Wäschen, beizählen ist. Zum ^aude der Ungarn gehört auch noch ritt S» Fogaras residirt in Blasendorf. Im ^ndwrslen ist das Dorf Pellen (1115 E.) benachbart, eiüc Strecke an der Äluta weiter abwärw ist da^ Torf Pist ll88l ls.) gelegen, Oestlic«, liegt dae Dorf Sürl«»»! (3chirko»>en, I42A E.^ mit al^ge» ^eichnetem Flachsbau; von diesem nordöstlich Dorf Veuel; (l!)I2 E>. An der Alnia selbst finden wir oberhalb ssogaraS da« Dorf Heu i, ll'^39 C'.) und Marienbnrg benachbart dae Dorf Hidveg l18I<> E.) »nit Rotl, nnd Blangarnfärb>rei und einem Sauerdrunuen in dem nordöstlich benach-barlen lHlöpatak. weiter aufwärts am Alt ist dieStadtKezdi-Vasarhely lNeumarki. 4540(5.) gelegen, frliher ein Hanptort der sirbenbürmschen Topographie. 807 Milittirarenze, mit scböuer reform. Kirche, Glim ^ «asinm, viel Oewerbefteis; und stlirtemViehhandel, Im Nordwesten ist das Torf Pesel ncl i><>72E.) nalie. An der Sndgreuze und au der Tör; liegt das Torf T ör;buvg i^i^csv/il') mit einem festem Bergschlosse am Eingänge des Törzvurger Passes: nördlich am Vurzenbache das Dorf Kernest (2762 E,). vormals ale eines der „sieben Dörfer" Kronstadt gehörig. <-,. Die Szetler-Stnhle. Dcr bedeutendstc Ort iss die am o^r>! Maros gelegene lgl. Freistadt Mnros Vasarhely sNeumarlt, 12.«78 E.), einst Hauptort dkS Szeklerlaudes. Eil hat ein festes Schloß, eine schöne gothische reform. Kirche, eine tgl. Gerichts ^ tafel. 2 Gymnasien, die Telely'sche Bibliothek! (cu.0W Bde.) uud baul Tabak, Wem und Obst. SNdöstlich lieg« daß Torf Paja, nordwestlich im KapuSthale die Dörfer Mezodand <2ü4? E,) und Mezüjamsond <1N57 E.). Westlich sinden wir am Maroe in einer Enclave deö Ungar- landet die kleine Stadt Felvincz (Olie»wi>tz, I7l»? E,), welche Ackerbau nnd Viehzucht ,^-ibt. Oeftlich l'on Maroc Vasnrhel», findet man am Nyarad den Marlt Nyarad 3zereda. wo l<)<»5 Stephan Bocblay zum Fürsten Sieben bürgenö gewählt wurde. Benachbart sind die Dürfer Iolil)!' vndgnlsallia in Sudwest, E! ed < l 545, E) in Siidost. Srlne in Norfost. Südösllich von Szlrlda lie^l am kleilien ^rotel da» Dorf Erdo , Szeut-^tiörssl, (IW« Ü.) mi< prächtigem Schlosse, dessen Park zn den schönsten ^irbsn- l'l!rn Zt,'i»sal,id r>lw!rt>; vom diesem südöstlich Horf Hloroud (Wl)»l E.5. mit einir Schwefelquelle, Im Quell gebiete des Marosfindenwir Titterödorf (Ditrc,, 5Z4NE). mi» einemSauerbrunum. daunTorf O»?rgti^ Älfaln (3041 6.) und von dieje«, nordöstlich den M^.rk. Gy,'.ljl,6 ö^'ltt-Miflos ^56^' E.), welcher ^iini^ b.'..lit^üd.'li Haudll,uam^nllich mit Vieh nnd Holzwaaren betreibt. Äu dem nach der Moldau führenden Tvlcwes Passe liesst dai< Torf Tolles s°_'IN8 E.), dem im Westen das durch seinen Sauerbrnmien veruhintc Tors BorSzrk (1^l>4 E.) benachbart ist. Verfolgen wir den ^auf deß großen Äosel abwiirte, so erreichen wir die am Fuße deö Hargittagedirges gelegene tgl. Fr.ist, Szekely-Udv.,rlicly ^Oder-lielll'u, 437t) E.), mil ljros' ,n ?>l'.ttl!hln!i!, ^ Htm,, nasicn, riuer Realschule, ;a!,lr ichü Oerl'ertien, starker Schuhmaelierei, Tabalbnu und Prodnetsn^ l,andel. Im Osteu finden wir Olahfol» !:!5,l2 E.) mit Hanf- Woll und Oaumwoll Weberei mit» Brettrvliandel. Slidöftlich liegt liei Homorod' Alma? ,l!>7 l(^rnsmarkl, 4ssl>ki E,) unt eiuem llntergli mnasium und einem Sauerbrunnen. Weiter aufwärts liegt iu der ^sit das Dorf S;t, Marton (1035, E>. dcm im Osten das Dorf Kaszon Feltiz (I^iM E.) benachbart ist. Nichtiger ,st die Siadt Csil-3zereda (134? L.>, mit einem , alten Schlosse und einer ^rhrerpräparandir. Nordöstlich von dieser liegt das wegen eiuee Eisenhammers uud Htohlengrnben bemerlens-wenbe Dorf Szepviz (23l»7 E.). Höl,,r im Ältthale fiudeil wir die Dörfer Karzfalua nud Doinolos (2ß?7 '5.). Im Gebiete de« 'lt,war-,''!! Ügt, ül'iV" »'s TorfZagon<^7^1 E.) , mit elner Olaefavril ni ^er ^.'iähe, im Gebirge das Dorf Bodza an dcm zur Walachei führenden Bod'^passe, nördlich vo« Zagon Dorf Kovaszna ^Z'>?s, E.), noch weiter gen Norden unweit des Ügy die Stadt Kczdi-Vafarhely (<<Ü4^,'rf!nl), namentlich Spinnerei, starkem Piehhandel uud dem Kloster Kanta in der Nähe, Nordöstlich erreichen wir die Stadt Vereczl (44ft!1 E.), wo sich Berg-! tlieeralirllen befiuden, Als (5hm-aktcrbild füv Siebclchi'll^n gilt dcr A»ssatz: „Dic Walach,.',!" S. 427. 3. Das ungarische Liturale: Fiumc, Stadt und Gcbict. 0^!s! HjMl. -^ 19 57 s^Kil., 17.«34 Cinw. ') Das ungarische ^itorale umfaßt die Stadt Fiume mit einen: kleinen Randgebiete am innersten Winkcl dcs stürmischen Quarnero-Golfes. Die Stellung dcr Stadt Fiumc wnrde dnrch ein Decrct der sialserin Maria Theresia nnd ein Gesetz von 1807 also bestimmt, daß Stadt nnd Gebiet als ein zn Ungarn gehörigcr District («epürlrtnm »aci'^s i'l^tii coinilae? lulnexiun sci'i'Us) zn betrachten sei. Später war Finnic zn Kroatien geschlagen, nach dcr Neugestaltung Ungarns aber wnrde das frühere Verhältniß wiederhergestellt, indem nach dem XXX. ungar. Gesetzartikel vom I. I8<»8 die töni^l. Frcistadt Finnic sammt Gebiet inagyar. liumo vüro« s» kei'ületß) einen dcr ungarischen Krone anncetirtcn, abgesonderten bandet«complex bildet, dcr nnmittclbar dem ungarischen Ministerimn untersteht, in der Magnattnlafel des ungarischen Ncichetagcs durch seinen Gouverneur und in dcr Repräscntantcutafcl dnrch einen Abgeordneten vertreten ist. Das ungarische Litoralc zählt 4 Wohnorte, nämlich eine königl. Frcistadt (Fiumc) nnd 3 Dörfer. Die Einwohnerzahl betrug zu Anfang des Jahres 1870 17.884 Seelen, wovon 815Z männlich und !»731 weiblich waren. Der Nationalität nach sind die Bewohner Kroaten, Italiener lind Magyaren. Die See und Hafenstadt Finme (lat. ! b'uuum bit. VlU cld I<'1uml:n, den.sch St. Veit am Flaum«', illyrisch Köl«) lie^t angesichts dcs im Sndwest einporragenden Monte Maggwre überaus anmnlhig am Quariino Bustn, der in l dies^l,- Oessend uach Fiume benannt wird und in z den sich hier die fischreiche Fiumara ergießt. ^ Das Meer erscheint wie ein gewaltiger Land-see, da oie Gebirge der Inseln V^glia und Cherso .ö fast von allen Seiten einschließen. Fmme zählte l^7l) 13,314 Bewohner. Es ist durch ^'age nnd Mdentnng der natürliche Hanptort der sämmtlichen cjuarnerischen Äüften ^ nnd Inseln zwifcheli Pola nnd Zengg. Äll^i«, ^ was innerhalb dieser Grenzen bis hoch hinauf an denSttilküsten wohnt, convergirt iu Oeschäftrn nnd Haudrl nach Fiume, wo eine Menge von Straßt'iizlig'.'tt sich vereinigt, nnd welches seit, neuester Zcit dnrch zwci Schienenwege, Vinien! der Südbahu nnd der ungarischen Staatöbahn, ^ nut dem österreichisch ungarischeil Biuuenlande in Verbindung steht. Fiume, einer dcntfchen Stadt mehr ähnlich M irgnd eine an der adriatischen Küste, ^ ! besteht aus der schmutzigen, rnniftligen Altstadt (local in oespeeürlicher Weise t-omila, d. h. „Hänfen" genannt), welche stufenförmig über dem Meere ansteigt nud der mehr modischen l Neustadt, letztere ist erst seit etwa 5<> Jahren z unter dcr Altstadt entstanden; den Vangrnnd ! für sie schuf man, indent Fclscnschutt massenhaft in's Meer gcworfen und inuner weiter seewärts vorgeschoben würd«'. Wo man vor ;ehn Jahren noch mit den Varlen ank rte, stehen jetzt Paläste, Der schönste Platz ist der Fiuinara-, seit 185l> Iellachich Platz. Die Bemerkens-^ werthesten Gebäude sind die alte Cupitel oder ^ Hauptkirche, dereil Frontispiz nach Art des römischen Pautb/ouö gebaut ist, die 3t. Veits-kirche, eine Nachahmn» g dcr Kirche Maria della Salute in Venedig, daö geschmackvoll aufgeführte ^ Casino mit dem Ih'ater, daö Gonvernemeitts-! Palais und das Rathhaui?. Dai? Allnvial Delta ^ der Finmara iui Ost.n dcr Stadt ist von reichen Gemüsegärten b'setzt, zwischen welchen sich die im Sommer sehr besuchte tühle Wandel-Allee .,8l^Ii<'ttc)" erstreckt. In der Nähe . iuer ^ vielbesuchten Wallfahrtskirche vor der Stadt ') , H,is nn^irische ^itorale: ,)iuiü', Ht.i^t und (gebiet 80!) liegt das romantische Ztamiuschloß Tersaio der Fran^ipani, von wo man nne schöne Aussicht auf den Golf init scinen Inseln, anf Fiuine und tie Mslen gcnießt, auch deli Aufai g dcr 1820 cröffntten ^ouisenstraße nbcrsuht, welche hinüber nach Karltstalt führt. Vou dcn bndrn Häfen Finmcs gewährt drv größevr, wclchlr di,rch eincn schönrn Molo gebildet wird und sichrr dor allcn Iüirnnn nn't Ansnahuie der sütivstivindl' ist, Nanin für 30 bis ^0 Tr^iniaster nud toppclt soviel Küsten fahrer; dcr klcincre <,?ort,o »Ii l^1,ut«,^io) wurde durch Ablenkung der Fiumara in ein neues Bett und Aüsbaii^erun^ der alten ^luß-niündiing >;en,onneü. ^Lon gioßer 'Hedel:tlMg ist die Handelöthätigkeit Fiumes, welches Freihafen ist nnd nnter den östevnichisch'ungarischen See,' Häfen den zivciten Nan^ cinniimnt. Iin Jahre 1«71 liefen ein: ^dü-1 i'minm (Mi-trowitz', und ^Ki-^aticum (Fimne). Die selbständige Geschichte der Drau-Saue-Vand-schaft beginnt erst mit der Einwanderung der Slaven. Im westlichen Gebiete ließen sich um das Jahr <>^0 die Chro baten oder Kroaten nieder, die, bald zum Christen-thume bekehrt, im 8. und 9. Jahrhundert wechselnd unter fränkischer imd byzantinischer Hoheit standen. Dircislav uanutc sich 994 König von Kroatien. DaS kroatische Königreich umfaßte in seiner weitesten Ausdehnung bedeutende Theile von Bosnien nud Dalmaticn, sowie die Herzegowina. Als 1089 die einheimische Dynastie erlosch, unterwarf sich das Volk den Königen von Ungarn; im Jahre 15,27 aber erkannten die Kroaten Ferdinand ?. als ihren König, womit das ^and an Oesterreich kam. Später eroberten die Türken einen Theil Kroatiens, traten aber im Karlowitzcr Frieden (I<;99) das diesseits der Unna gelegene Gebiet wieder an Oesterreich ab. Im früheren Syrmicn wanderten um 797 Slaven aus Dalmatieu ein, nach , denen das ^and den Namen Slavonien erhielt, ^angr Zeit stritten sich Byzantiner und Ungarn um den Besitz dieses Bandes, bis im Jahre I I27 die letzteren dasselbe eroberten. Anch Slavonien unterwarfen sich später die Türken, gaben es aber. im Karlowitzcr Frieden wieder an Oesterreich zurück. Da während der Revolution des Jahres 18- Adria reicht. Das Zweislromland zieht in zwei breiten Streifen von Ebenen längs der beiden Flüsse, zwischen denen cmc Ncihc niedriger Gebirge streicht, Südost-ausläufcr der Alpen. Sie beginnen an der steirisch-kroatischen Grenze und ziehen bis gegenüber der Thcißmündnng. Die Einzclzügc unterscheidet man als Matzcl-, Ivanöica-, Elemc, Warasdincr-Gcbirgc, Kalnik, Bilo-Vrch u. s. w<, am höchsten im Slema-Vrch (8270 F. — 1085 Mtr.j gipfelnd. Am ostlichsten vorgeschoben ist das niedrige Brdnik-Gcbirgc (1<»!)8 F. ^- 5,87 Mtr.; vgl. S. 85). Von drn erwähnten großen Ebenen, die sich bei Diakovar zu einer vereinen, getrennt siud dao Turopolycr Feld bei Agram und die Karlstädtcr Ebene an der Kulpa. Das Karstland umfaßt die auf S. 1l<> eingehender besprochenen Theile des Karstes: den liburnischcn oder kroatischen Karst, das Usloken-Geliirac, die Kapella, die Plisevica u»d den Vcllelnl, am höchsten im Sveto Brdo (5,547 F. — 175-5 Mr.). Zahlreich sind in, Karstlande theils von Flüß-chcu durchzogene, theils wasscrlose Mulden, sowie Dolincn (s. S. l14). Der größere Theil des ^andco gehört zum Gebiete des schwarzen Meeres, der kleinere zu dem der Adria, deren Ostgcstadc längs des Morwkkm-Canalcs, gegenüber der istrilinischen ^uscl Veglia und den dalmatinischen Ardc Nlld Pago, die westliche Grenze bildet. Größere Inseln gehören keine hicher. Dem schwarzen Meere sührt die Douau i,Grcnzfiuß) dic Dran lmit der Vuka) und die Saue (mit oer öotla, Krapina, ^onja, (^loua, Orljava, Kulpa, welche die Glina und Unna allfninmlt" zu. Die in die Adria mündende Zcrmanja tritt nach Dal-maticn über, dic Ncöiua fällt als Fiunlara in's Mccr, die Gaöta und die Vika (mit der Iadava) haben leine sichtbare Mündung. Unter den Seen siud die 7 Plit-vica-Scen bemcrkenüwcrth. Thermen finden sich zu Topusko, Krapiua, Top-lice, Stubica und Daruuar. Iamnica lind ^axiua haben Sauerbrunnen, ^ipik eine ^odthcrmc. In klimatischer Hinsicht bilden das niedrigere Zwcistromland mit gemäßigten! warmem Klima und das rauhe Karstland, welches durch dc» Einstlch der Äora leidet, Gegensätze. Während Agram eine mittlere Jahrestemperatur von I1-Z" C. ausweist, beträgt die des Hochlandes nur 9-07" C. Der Niederschlug ist viel geringer im niederen Vaudc (jährlich ll() Cent.) als im Karste (bis zu l,'M Cent. und darüber)^ Beuiilker»ngs-Statistik. Zli Ende des Jahres 1870 hatte Kroatien-Slavonien eine anwesende Bevölkerung von 1,151.085 Seelen (57<».7^-l männlich, 574.841 weiblich,, das kroatisch slavonische Grenzgebiet cine solche von l!95.065 Seelen (353.735 männlich, 841.33,» weiblich). Ersteres zählte 1857 6s!5.0W, letzteres (mit der Banaler Grenze, im Ganzen 4.!^2 Einwohner. Die jährliche Zunahme der Bevölkerung beziffert sich auf I'll»"/,, in Kroatien-Sllwonim. auf O12 Die Königreiche Aroatim und Slavonien. 1',1"/<, in dcr Militärgrenze. In ersterem Gebiete entfallen auf l geogr. ^Ml. 278!), in letzterem 1685, im ganzen Lande 2340 Einwohner. Am dichteste» ist das Warasdinrr Eomitat (4932 Einwohner auf l geogr. lüN^l.V an, dünnsten der Otochaner Rcgimentsbczirk (1592 Einwohner) bewohnt. An Wuhnorten giebt es in Kroatien-Slavonien 10 königl. Frcistäotc, 1 Stadt, 40 Märlte, 3310 Dörfer und 250 Pußten, im Grenzgebiete 8 tönigl. Freistädte, 2 Städte, 10 Märkte und 1190 Dörfer. Der Mtionalität nach sind von der Gesammtbevölkerung 74"/,, Kroaten, die sich dialektisch in Slovcno- und Serbo-Kroaten scheiden, 28"/,, Serben; die übrigen Z"/<, vertheilen sich auf die Deutschen l,ctwa 32.000^, Magyaren (15.000), Italiener, Juden nnd Albancsen. Zur romisch-tatholischcn Kirche bekennen sich über "/^ der Bevölkerung, über '/,, zur griechisch-orientalischen Kirche, von dem kleinen Reste ist die Hälfte evangelisch. ^^ ^ erwachsenen Einwohnern sind über 80^ mit ocr Land- und Forstwirthschaft nnd dem Bergbau, mit der Industrie nnd den Gewcrbm in Eivilkroaticn 7°/^, im Nlilitärgebicte 4°/^, mit Handel und Verkehr über 1"/<. beschäftigt; persönliche Dienste leisten im Provinciale über 0"/^, im Grenzgebiete über 13'7t>, 2^ gchorcn der „Intelligenz" an. Cultur-Verhältnisse. In Folge der verschiedenen Boden-Gestaltung sind die Ergebnisse der ^andwirthschaft im Östthcile des Bandes günstiger als im Westen. Die Flußcbcncn Slavoniens haben ausgezeichneten Getreideboden und Syrmicn gehört zu den fruchtbarsten Gcgenlcn Europas. Obwohl im Allgemeinen weder Ackerbau noch Viehzucht auf einer hohen Stufe stehen, so fehlt es doch nicht an Fortschritt im Ackerbau und der Einführung von Maschinen. Slavonien erzeugt meist Weizen, Kroatien großcnthcils Mais, ersteres auch viel Bohnen, Kohl, Zwiebeln, Kürbisse und Melonen. Neben allen Gctrcideartcn gewinnt man anch Flachs, Hanf, Tabak, Raps, Gclbholz, Paprika, Mohn, Krapp, Hopsen, viel guten, aber nicht dauerhaften Wein (s. S. 390), Obst, Oliven, Maulbeeren und Eastanien. Die Forstcultur steht noch auf sehr niedriger Stufe; neben großem Holzrcichthum gibi es im Karst und im Innern des kroatischen Hochlandes vollkommen kahle Gegenden. Von der Gc-sammtarea Kroatien-Slavoniens entfallen 20-58"/,, (vom Grenzgebiete 24-04"/,,) auf Aeckcr, 1-7<'/„ (bezüglich 0-93'V.,) auf Weinland, l1-19°/„ ('i5-3"/„) auf Wiesen und Gärten, 9'73"/„ (13-20"/„) auf Weiden, 37-42"/„ (28-57«/«) auf Waldungen, 13'38"/u (17'29"/„) sind unproductiv. Die Erzeugungömcngcn der wichtigsten Äoden-producte sind durchschnittlich: Weizen 1,340.000, Mais 3,880.000/ Halbfrncht 1,057.000, Gerste 910.000, Hafer 1,4l Meilen; darunter befinden sich die Louisen-, Iofephincn- und die Karolincnstraßc. Strecken der Süd-bahll, der ungar. Stnatsbahn und der Alföld-Fnmicmer Bahn durchziehen das Land. An Nntcrrichts-Anstaltcn bestehen die Uniuc'.sität zu Agram, 6 theologische Lehranstalten, 6 Ober- und 2 Untcrgymnasicn, 2 Ober- und 7 Untcrrcalschulcn, 1 land- und forstwirtschaftliche Lehranstalt, 1 nautische Schule, 3 Handelsschulen, 3 Lchrcrbildlmgsanstaltcn und W54 Volksschulen, welch? letzteren 1872 1790 Lehrer und 65.104 Schüler (t'aum die Hälfte der Schulpflichtigen) zählten. Ngram hat eine südslauischc Akademie dcr Wissenschaften. Die Zahl dcr Vereine ist nach älteren Daten auf S. 530 mitgetheilt. Die wichtigsten Humanitäts-Anstalten find die 22 Krankenhäuser, 2 Irrenanstalten und 5 BcrsorgunaFhäuscr. Vcrwaltmlgs-Organismlls. Bezüglich der Verwaltung Kroatien-Slavoniens und dcr kroatisch-slavonischen Militärgrcnzc vgl. man zunächst S. 540 f. und S. 54li ff, Ueber den kroatisch slavonischen Landlag vgl. man S. 541. In dcr ungarischen Maanatcntafcl ist Kroatien-Slavonien durch 2, in dcr Rcprä'cntantcn-Taftl durch 34 Abgeordnete vertreten. Das Vcrmittlungichmid zwischen dem Könige, dem ungarischen Ministerium und Kroatien-Slavonien bildet das königl. kroat.-slavon. Ministerium zu Budapest. Die oberste Instanz für die in die Autonomie Kroatiens und Slavoniens gehörigen Gegenstände bildet die königl. kroatisch-slavonische Landesregierung in Agram, an deren Spitze der Banns steht (f. S. 548); im Grenzgebiete fungiri gegenmartig noch als oberste Verwaltungsbehörde das k. k. Gcneral-Commando in Agram. Der Landesregierung sind die 8 Comitate Kroatiens nnd Slavoniens in Agram ^zugleich Bcrggcricht), ch'sck, Fimnc szuglcich Sccgcricht), Krcutz, Pozsega, Vukovlir, Warasdin und Belovür, 42 kunigl. Stuhlgcrichtc, 8 tönigl. Bezirksgericht? und 19 Stadtgerichte, in dcr Militärgrcnzc die k. k. Gerichtshöfe in GoM, ')icu-Oradista, Ogulin, Pctrinia, Slmlin, Vinfl,^.,ce und 28 könia). Bczirks-gcrichte. Als Fin an zbc Horden, welche dem konigl. ungarischen Finanz-Ministcrinm untergeordnet sind, fimgircn die Finanz-^andeedirection in Agram, die Finanz-Iilsftec-torate in Agram, Esset, Fiumc, die Finanzproeuratur in Agram, die Forst- und Ncntämtcr in Fuccinc und Bclovür, die Hauptzollänttcr in Agram, Sissck, Brood, Scmlin, Essek und Zeugg, "1 Nebcnzollämtcr, die tönigl. Staatohanplcasse in Agrain, 27 Steurramter, dann III Stenerümtcr in dcr Militärgrcnze. Dem ungarischen Vliniste-rilinl für Ackerbau, Industrie und Handel untergeordnete Behörden sind dic Handels« 814 ' Die Königreiche Kroaten und Zlauonlou. kauuneru in Agraiu, Esset und Finnic, die Bcrghauptmaunschaft, die Post- »lnd Tclegraphen-Dircction in Agram. Als Militärbehörde fungirt das Gmcral-Com-niando in Agrain, für dic Landwehr das öandwehr-Districts-Eommando in Agram. Für dic römischen Katholiken besteht ein Erzlusthnnl ^n Agram, dem dic Suffragan-Bislhümer Zcngg nnd Diakooür i Bosnien und Syrinicn) untergeordnet sind. Der erzbischoflichc Sprengel zählt 15, Archidiaconatc, dic Zcnggcr Diöcese A Arch,- nnd l4 Vicc-Archidiaconatc, die Diakovarer Diocesc 4 Archi< und 9 Picc-Archidiaconate, Dic griechischen Katholiken haben ihren Bischof zu Kreuij, dic orientalischen Griechen strhen ilntcr dem Patriarchen zn Karlowitz nnd den Bischöfen zu Pakrücz lind Karlstadt. ')iach der C'innchrnng der allgenicinen Wchrpsiicht in dcr gesainmtcn Monarchie mußte dic Anfhebuna, des in der bisheriqcn Viilitargrenzc herrschenden Militärdienstes angebahnt wcrden. Es waren alle Gren;er non ihrcni 2<>. Jahre cm waffcnpflichtig, doch stand nnr der geringere Theil im Dicnste, die übrigen gingen ihren bäuerlichen und bürgerlichen Beschäftigungen m:ch, illnßren aber ünmer bereit sein, sich unter ihrer Fahne zu sammeln. Der Zweck dcr Grenze, seit lem Verfall der türkischen Macht weniger dic Vertheidigung derselben, al<< oielmchr ihre Bewachung nm die Einschlcppnua. dcr Pest, sowie den Schleichhandel 5ll verhindern, wurde durch den Cordon erreicht. Dieser war bis jetzt derart eingerichtet, das; die ganze Grenzlinie mit Wachthäuseln (Tschartakcu) für 4, ^ bis I'.? Mann besetzt war, zwischen denen bei dcr ')iachl Patrouillen die Verbindung erhielten. Hinter diesem äußersten Cordon lagen dic Officiersposten. Im Falle der '.lioNi bildeten die Grenzer ein Heer ucm KW.OW Mann der bcstgcnbtcn und tapfersten Truppen. (Ueber die eigenthümlichen Grundbesitz- nud Eigenthums-Verhältnisse ugl. man s.4^d ff.) Politische Eiutheiluug. Das Königreich'Kroatien-Slavonien zerfällt bekanntlich gegenwärtig in das im ungarischen Reichstag vertretene und unter Eivilvcrwaltung stehende Gebiet (Eiuilkroaticn) lind in dic im Stadium dcr Einverleibung befindliche Militärgrenzc. Ersteres gliedert sich in tt Comitatc, welche zusammen in 8 Stnhlbezirtc eingetheilt find, und zählt ^ königliche Freistädtc. Aus den Warasdin-Krcutzer und Warasdin-St. Gcorgcr Grenzrcgiincntsbczirken wurde mit Allrrh. Entschließung vom 8. Juni 1871 datz Bclovürer Eomitat gebildct. Eine Gssammtübcrsicht der administrativen TerritorialEinthcilung Kroatien ^U ^7.75^ 4. Com. Pozseqa (Posega).......... 7 290 44'92 70.812 5. Eom. Szevl'm (Syrmien)......... 6 ! 125 ^ 42'84 l20.352 6. Eom. Varas^ !War,i«din)......... Itt 651 ^ «4-47 l 70.022 7. Eom. Vcroe^ (Virovitz)..........^ 8 ! ^.^4 l-<8-51 ' I84.8U, S. Com, ^ü,qrnb (Äqram).......... 16 ^ 1047 , 83^20 261.124 Summe. . . 66 3610 416«5'^ 1,198.970 Topographie, 815 ^ Zahl Zahl Flächen« Anwesende «» .^-l^. t> >», <« « ber der inhalt i» (Civil-) Pollt,schc «a«d-Vez,rfc ^,^^ ^. ge«gr. Bevölkerung Bezirle lchaften Qu.°Ml, i 1869 ^ ! , d) Kroat.-flavon. Militärgrenze: , 1. I, BllNü, Reqimml............ 12 126 25 24 70.035 ^ 2. II. Bmilll-R^micitt........... 12 15s) 25-44 ' 66.090 ^ 3. Brooder Reqimcnt............ 12 100 35"?8 ^ 82.540 ^ 4. Gradiskaiier Neqiineitt.......... 12 141 30'89 j 61.596 5. ^ilkancr NeqiüN'nl............ 12 106 47'31 ! 64.009 6. Oqliliner Rl'qilneiit ........... 12 114 46'02 66.515 7. Ottochaner Raiment........... 12 87 5N43 76,737 6, Peterwardeiner Regiment......... 12 65 56'55 102.765 9. Sllimer Requneilt............ 12 321 26'33 68.625 S»l!!i»ie ... 108 1210 -i43W ! 699.228 Militär in Kroat. Slav. . 7,952 1,646.150 Die volkreichsten Orte Kroatien-Slavoniens sind (nach der Zahlung vom Jahre 1870) folqcnde: Agram......1Ü.857 Einw. Esset......17.247 »> „ WaraSdin.....10.l>2^ „ Scmlin.....10.046 Einw. Karlowitz.....7.4^0 „ Pctenvardein .... 4.^ ^2 ^ Topographie, a. Zie königl. ^andeotjauptstadt Agram. Agram (kroat. ^llgor, inagyar. X:1^rüd) liegt unweit der Saue am Bache Mcdvc^ak 415 F. (1.-N Mr.) hoch in wicscnrcichcr, ,nit einzelnen Ornftpcn von Stieleichen besetzter (sbene, die nördlich und westlich Bcra,e begrenzen. Es besteht aus der eigentlichen Frcistadt oder oberen Gtadt, der unteren oder Capitel-Stadt, der erzbischöflichen Stadt und mehreren Vorstädten und zahlte I«70 ü).557 Einwohner, der kroatischen, deutschen und ungarischen Nationalität angehörend. Obwohl ein Jahrtausend alt, ist doch die Stadt schön und regelmäßig gebaut. Die vorzüglichsten Gebäude sind der Palast des Banus, die altcrthümlichc crzbischöfliche Residenz, der Dom, ein schöner spätgothischcr Bau des 15. Jahrhunderts, das Eomitats-haus nnd das Ratyhaus. Auf dem Jellachich-Platzc steht das 1806 enthüllte Standbild des Banus Iellachich (f I>^5!)). Agraln ist der Sitz der köuigl. ^audesrcgicrung und eines Erzbischofs; es hat eine südslavische Akademie der Wissenschaften, eine 1874 eröffnete Universität, ein Obergymnasium und eine Obcrrealschule, eine Bibliothek von 27.000 Äändcn, ein National-Museum lübcr 10.000 alte Müuzen) und ein Theater. Agram betreibt Seiden- und Porcellan-Fabrication, hat Essigsiedereicn und Branntweinbrennereien. Ansehnlich ist der Handel, der sich namentlich mit Getreide, Pottasche, Tabat' befaßt. Cs besteht eine Handelskammer; die Sndbahn, die ungarische Staatsbahn und die schiffbare Save vermitteln den Berkchr. Zu den fchöncu Umgebungen Agrams gehört der herrliche erzbischöfliche Park Maximir, das reizende Thal Laveri oder Zaveri und der unfern gelegene prachtvolle Duvrava-Eichenwald, ein natürlicher Part. 810 Di>' Königreiche Kroatien und Statuen. d. «^rlc im ülili^eu ^nt»e, I, Kroatie«. Westlich von Agram liegt jensmö dcr Save der Markt Samodor (29?-' (i.), mit Schloß nnd Kupferhammer; von diesem südwestlich das Dorf Nude l6E,) nnd die lgl, Frentadl Kreutz (XüröL, >">292 E.), letztere H,iuv'0N d'ö ,^^'utzer Comitais und Sitz eines gnech, kath. Bischofs. Von Ver° bovcc nordwestlich lie^t an der Straße nach Narasdin der Mark, Szt. Ivan. 3ln der links zur Lonja fließenden Ielenssta finden wir das Dttf M oölavina (^on0kz!i0)^nit 6 Schlössern und gutem Weinbau, an der (^ciLma das Dors ^asma mit a!t,>m Schlosse, westlich davou au der ^onja die kleine Stadt nnd Festunss Ivnnic. die mit Wachs, Honi^ und Weinstein handelt, daö Dorf K loster Ivanic ^Ivanic Kla^ti-om) in der Nähe. Nordöstlich von^aöma tieql an tinem rechten Znflusfe der 1 E.), Hauptort des NleichncunMn Comitats, nnt einer Uuterrealiclnile, bed-ntendein Getreide nnd Wcinbcm nnd Seiden cultnr. I?n Nordwesten finden wir das Dorf St. Ivan, südöstlich liegt an der ()asma das Dorf Kova5ica, von diesem südöstlich das Dorf Ornbinopolc (II0l> E.), von hier nach Sndwest au der Ilava dae Dorf (Vareönica, Im Gebiet.' der Dran finden wir unweit deL rechten Ufers am weitesten nach Sildosten das ansehnliche Dorf Pitumaca (2830 E.) nud vou hier in nordwestlicher Richtung ans einandersolgend di?ic,rad (3^,12 E.). Von letzterem nach Nordwesi lieqi die tgl. Freistlid! Koprcini^ lXkpi-anc'xl,, 5>f!8<. E.) am sslelchnaiüiiien Filisse; sie hat ciu festes Schloß und treibt bedeutenden Hn,>e!. Ihr i,n Norl. often benachbart ist das nahe der Dran gelegen? Dorf Pcterancc (2576 E.). Nordwestlich von Kopn'initz üeqt an der Vcdnja der Markt Lud- breg MI^E.I mit fürstl. Batthyl'uiy'jchem , Schlosse. Die Bednja aufwärts verfolgend er reicken wir Top lice (VHrÄkä-'I'o^Iil'», Marli von l-402 E) nnt beriihmt.'» Schwefelbädern, die schon den Römern als Hynap ^Llre b.lannt waren. In der Nähe liegt das kleine Do.f !Novimarov. Weiter aulwärls an d?r Bednja findet man das Dorf Iuancc (1l23 E.'. ^ w'iter westlich das Dorf Lepoglava mit einer Strafanstalt für Männer. Novdw'stlich von Toplica li?gl an der Dran die kgl. Frrisiadt !Wc»rasditt (Vt,ra3ä, 10 623 E.). Diese wir l ;uv Z'il der Tnrkenkncge Festung und hat noch ! rin altes festes Schloß weitläufige Borstädte, ! zihlreiche Kirchen, ^lnnnasium nnd llnterreal- schule nnd fabrn'irt Steingut. Die Umgegend ist weinreich nnd ^ur Seidencultur wohl geeignet. , Westwärts li>?t nahe der steirisHen ftren^e der Markt Pinica, An der Kulpimnndnng ist der Markt Sissek (8xiF/ok, 2287 E.) an Stelle des römischen Ki8<-W, gelegen, noch heute Fundutt ^ röinischcr Alterthümer, Das alte Schloß ist be-z festigt, der Oetrei^ehandel nnd die Schifffahrt sind bedeutend; Sissek ist als U'derladungsort ! beftnders wichtig, da hier di,' Dampfschifffahrt endet nnd Cis'ubal'üen nnd Straßeil sich anschließen. Auch der Ban von Flußschiffen ist bedeutend. Die Knlpa aufwärts verfolgend erreichen wir das ziemlich w:it entfernte Dorf Po knftszko, von dem nordwestlich der starken Weindan treibende Mirkt Iaska (1278 E.) i an der Südbahn liegt. Von diefem südwestlich isi ! an der .^lulpa die' kgl. Freistadt und Festung Karlftadt (slav, Xai-Iov-i« ^ori^i, mig Karo-I^v-'na^. 5175 E) gelegen: sie n< Sitz eines gnech. orient, Bischofs, hat ein? Vorstadt, Dn^ bovac, treibt Schiffbau nnd Handel. In der Nähe liegen die Dörfer Banija und Mo 'drn»votok. Südwestlich finden wir im Süden der Knlpa an der Karolinenstraße den Markt Peroovsko (U',4>! E.1, westlich in der Nähr der Maria ^onisenstrasie das Dorf Dclnicr ' <245l C,), nordwestlich nahe der Kulpa und der Nordgrrnze das Dorf ("abar. Im .'«t'üst'llgebiete Kroiti^'ns sind znnächst bemertenswrrtb die Dörfer Tcrsat <^«'/lltt«) und Orobnik, ersteres nordöstlich bei Finmr, mit den Trümmeru drs Slainmschlosses der Frangiplini (vgl. Finme), lchteres nördlich an > dem mit klrinem G«öUe dicht bedeckten Gro ! bnUerfelo, das wohl einst ein See war. Un ^ mittrltiar an der Küste sind vier Hasenor!e de- merkenswerth:' die kgl, Freistadt Bnccari ^(Nakgr, 2N9 E.',, nvt einer SchifsSw'rfle, ! Handel und Weindau ; der Markt Portorl< sXi'^Vvisi,, ZI 00 E), Freihafen mit 2 Casttllen; da? Dor? Sel^e mit besn,1'tem Hifen nnd der Topographie. 31? Markt Novi (2619 C,), Sommcrsttz de« Bischofs von Zeugg. 2. Slavonien. Esset oder Essegg (troat. O^iok, ung. N8x(!k, 17,21? C,, slav., deutsch, ung.), kgl. Fieistadt und Festnilg, ist die am rechten Drauufer an Stelle des römischen Mm-sia in einer sumpfigen Ebene gelegene Hauptstadt Slavoniens. Neber dcn Fluß führt eine Holzbrücke nach Ungarn. Esset besteht aus der Oderstadt, der ganz nnbedentelideu Unter^ stadt und der Festung. In der Oberstadt sind die besten Hotels nnd Kaufläden, das große ComitatöhauV, die neue schöne Synagoge, Casino mit Theater, daS Schloß deö Grafen Pejacöevics mit schönem Parke; doch sind dir Straßen uugepflastcn nnd zahlreiche Häuser ebenerdig und strohgedeckt. Die uon Leopold I, angelegte Festung, mit Ccisematten nnd einem Brückenkopf jenseits der Dran, hat gepflasterte Straßen und durchgehende einstöckige Häuser, Schon sind der Garnisonsgarteu und der große Stadtgarten. Essel hat ei» Gymnasium und eine Unterrealschnle und treibt wichtigen Handel, da eö Hauptstapelplcch Slavoniens für Oe treide, Vieh llnd Häute ist, Den Handel unter-stützen die Dampfschifffahrt nud dic Alföld Fiumauer Bahn. Auch die Industrie (namentlich Seidenspinnerei) ist erwähnenswert!). Nord westlich liegt au der Karasincsza der Markt Valpli (einst VlUpüvür, 3^91 E,) mit Schloß und Gestüt; davon füdwestlich der Martt Na^ic (I5l>6 E.) in waldreicher Gegend, mit Pott aschsicoerci, Glashütte uud Kohlengruben. Ober halb Valpä finden wir an der Dran den Martt Unter Miholjac (flau. UiQ«l^l<,c dnini, ^8(i8 E.), von diesem westwärts am Gebirge den Markt Slatinc, (1W! (§.). Nordwestlich liegt gleichfalls am Gebirgssaume der Martt Virovitic (mag. Voriicxk, l!5<><) L.?), der scholl zur Nömerzeit bestand und im Mitttlalter Witwensitz der nng. Königinnen war. Prächtig ist das Schloß des Grafen Pejacsevies. Mali baut Wein. Der im Südwesten gelegene Markt Vncin (1359 E,) hat gleichfall« cin großes Schloß. Der Markt Bntovür (All VulavlN'. l!5ü<» >H.) liegt südöstlich von Essek am Eiuftussr der Vuta in die Donau, gegenüber uou Neu-VutoulN'. Cs wird Seideuculwr, Fischerei uud lebhafter Handel betrieben. Südöstlich finden wir an der Donau den Markt ^aren^ grad (einst 'I'iU'kuvür, 1484 E.) mit starkem Weinbau lind Fischerei, östlich benachbart den Markt Illok (uonualö UMK, 3776 E.), mit römischen Banresten. Im Savcgebirl filldet man znnächst süd-östlich vun Illol den Markt I rig (476N C.)> mit Wein' und Seideucultur, davon südlich den Martt Numa (7771 C',), der Nefflichc Pferdezucht betreibt. Im Südosten wu Illol li>'gt der Martt Erdeuik (ung. Hr(l<'Vl!g, ^Wb E.), von diesem westwärts Markt ^ovar-nik (einst 'i'üv/n, ^27^ C'.), mit Neberrestcn römis^j« Bauwerte, diesem im Süden beuach. darl der Martt «id oder Syd ftZ?? 6.^. Westlich Um lau st, Oeslerr,-ung, Monnrchic, von Vulovar ist der Flecken Djülöuär (einst Diaicum uud (!^iti8, A25!1 L,) gelegen, Sitz dcö Bischofs von BoSllicil, mit schöner Kathedrale und iner lischöfl. theol. ^^hranstalt, Die kgl. Freist. Po5c!ia(I'ox808^2i)ss2 E.) liegt au der Örljava; sie hieß bei dcn Alten Reatina oder Nalienata, röniisch KmnÄNl«, VHlLriau». oder Ü3,88iA,ila, hat mehrere Kirchen, rill lluttrgyM' nasium, baut viel Nmi und Tabak, treibt Seidcnzuchl, Vieh und Tabakhandel. Im Nurd-hosten finden wir din Markt BekteL. Westlich liegt der Markt t^'rnik (173ss E.) mit einem uerfallencn, einst festen Schlosse. Der Mark! Palrac (l?2l on Pakrac liegt nahe der Ittava der Markt Kntinja (1.04s> E.^ viele Deutfche), gegenüber von Belgrad, ist die wich^ tigste Handelsstadt an der niltern Donau für Eiu-- uud Ausfuhr zu Wasser uud zu Lande; sie hat eilie Unterrcalschule. Westlich von Semlin liegt au der untern Saue das meist vou Alba nefen bewohnte Dorf Hertlovi-e (1^01 E.), eiue kurze Strecke weiter liufwärts del Markt Mitrovic (4W? E.), daö Synuinm der Römer, Geburtsort des Kaiser« Probuö, Fund ort roiuischer Altellhiinir init eiuer Nnterreal^ schule. Ain ^^osznt liegt westwärts das Dorf Moro>iir s!0I4 E,>, au oemMen Fluss!" b2 818 Die Königreiche Kroatien und Slavonien. nach Nordwest der Markt Vinkovce (einst Nidklis und 1'aUnk, 3095 E.), mit mehreren Kirchen imd einem Gymnasium, südlich van diesem finden wir an der Save Dorf Zupanje (2409 E,), mit lebhaftem Handel, östlich da nelicn Dorf B°«njaki (Z7U5 E.), nordwestlich die Dörfer Babina Greda (4080 E.) und Oaruin. Die kgl. Freist. Vrood (Narsonik, 2432 E.), dcr Festung Türkisch - Brood gegenüber, treibt lebhaften Verkehr mit Bosnien und starke Flnßschifffahrt. Westlich liegt das Dorf Oriovao, nordwestlich Dorf Neu Kapela. An der Nordgreuzc fiilden wir den Markt Ncn-Oradi^ka (1944 E.), westlich davon Doif Oku^ani, südwestlich an der Saue die Festnng Alt Gradi^ka, der türkischen Fcftnng Berber gegenüber. Westlich liegt an der Unna^ Mündung'der Markt Iaözenoväc (2355 E.), mit einer Schiffswerft und Handel mit Bosnien. Nach Nordost erreicht man dab Dorf NobSka (II02E.). Am linken Ufer der Unna finden wir den Markt Dubica (3153 E.), der bosnischen Festung Türkisch Dubica gegenüber, dann die handelöthätige tgl. Freistadt itoftajnica (2077 E.), welch? uicle Topanten (Schuhe) verfertigt, süd westlich das klein? Dorf Du or und von diesen« nach Nordwest das Dorf Rujevac', in dessen Nähe Eifengrnben und Hammerwerke im Betriebe sind. Nordwestlich bon Iaözeuüviie liegt 49 die Türken geschlagen wurden, und Drc/.nik, in dessen Nahe eui alte« Schloß, hintereinander folgcn. Südwestlich uon Modrig liegen an der Iosephincr-Straße die Dorfer Icz crane und Bründl (Lriu^o, 1914 E,), letzteres mit einem Schlosse. Von den an dcr Küste gelegenen Orten sind erwähnenswerth: die uralte kgl. Freist. Zengg (8on.i, vormals 8eni»,, 3055 G.), die Bischofssitz ist, eine schöne Kathedrale, ei» Gym» nasium, einen kleinen Hafen (Freihafen) hat und Handel treibt; das Dorf Ialilanac mit einem Hafen, und die tgl. Freistadt Carlapago odtr Karlopago (l^7, 730 E,). die Küsten-schisffahrt und Handel mit Wein, Honig und Wachs betreibt. Südöstlich uou Zengg liegt an der Garcza dcr Markt Otoöa 5 init 2 Schlössern; tveiter südöstlich das Dorf Korenica (4607 E.), unt dl'N Ruinen des alten BergschlosseS Mcrsin. Oestlich uon Carlopago finden wir den Markt Gospiö (1550 E,) unweit dcr Likka, mit ei^ter Unterrcalschule. Nordwärts gelegen ist daö Dorf Pernsiö, in dessen Nähe sich eine großc Tropfstcmhöhle licfiudet, östlich das Dorf Pod-lapaö (1832 E.), von diesem südöstlich daö Dorf Udbina (1340 E.) mit großen alten Mauer-restcn, unter denen viele Alterthümer aufgefunden wurden, In östlicher Richtung finden wir das Dorf Unter.Lapaö (I,. äowi, 1523 E.), uon hier südwestlich Dorf Graöaö (l93(> (z.), das in TlNtlnkriegen sehr gelitten. Än der dallna-tinischcn Grenze erheben sich die Ruinen der Burg Zwinugrad, die den Paß der Zermanja beherrschte. Als Charakterbild für Kroatien-Slavonien Mt dcr Aufsatz: „Familienleben der Südslavcn" S. 424. S a ch - N e g i st e r. Abkürzungen: NOc, — Niederostericich i O^c, ^ Obcrösterreich; S. — Salzbürg; St. ^ Steiermarl; ss. ^ Kämten; Kr, ^ Kraiu; Kstl, ^ Küstenland; T, ^ Tirol; Bliss. ^Vorarlucn,: V, ^ Böhmen! M, ' Mähren; Sch. - Schlesien; G, — Onüzic»! ÄI, Änlowina: D, — Dnlmaticn; U, -^ lwqarn; Suss. -^ SicliculiiiM»; Kroat, - Kroatien; Slav. ' Slavonien; MOr. - Militärssreu^c. In ztlanimern ist die La>ic nach Bezirlshauptmannjcl,ast, Camitat (C,) Stuhl (St,) odcr District (D.) beissesctzt. Abud Szalot N, (Heues).....794 Abnlisscth U, (Baranyn).....79:; Abaliqet>,er Höhle.......197 Abcrsce (St.Wolfnansss,) 58,276, 33«. 00« Adsseordnctenhnui!....... . 537 Abrud V^nha Sbss,(C, Unter Wci^ sienlmrn,)........ , . «0« Al'sam T, (Imisliruck).....«»« Alitenau S, (Salzburg).....«28 All,cnsec........55, 335, «80 Acheuthal...........68« Aclerbmi ...........445, Adaineslo.......35, 77, 679 AdnnicNo Gruppe......35, 7? Adainsthal M, (Aliinn).....732 Adelnder., itr, (Adelöberq) , , . , 6L3 Adelc«l,crgcr Grotte . . IN», 2N0, L5« Adcrsbach Ä..........720 Adcrslmcher Stcinlvald.....l42 Adler oder Erlitz 144. 301, 302, 700 Adler «ostclel) N, (Ncichcnau) . , 721 Adler«i l^tuinc) . Aiqcn iDOe, ^nh<> U, (Äinimaroö) , , . 7',>N Aln !, lMnocrclw».......lü»2 Alnft U, (Stlchuvnliciitmra,) . , , A»>0 Alnuns« ...........3^!» Alliliuer............4«.'i Allianeien udcr Arxauten . 405, 40« Älbens«.........2?2 M'o'ld ............ÄN Rlssli",v, Sl,«, <6, H>l«l>!>d) , , , W6 Älü'unur U. (Torontül).....7'.'« Hlil'imnv M«r30. 7!1« ÄUcMier Alpen.......35. 7« Alii»...........55, «)« Alm über?!lw,sce. . !i?«!, l!:»! Älm^s N. (B-lc? Bodvossh) ^ - - 7ü<» AI«!.^s Slist. (C, H,»N,^d) . , , «07 Almil« Sdss, ((H. .Aanftnbnr«) , «'«> Mmissn D. (Spnlnw)......772 AMr^t Svq, (>5, Inner Szolnol) «»5 Alpen, dinarischc........?«>7 A!penl'cwc>l>ncr.........>'>7 Alpencrlc...........s.ü Alpenfchrtcn..........?!i Alpenfauna..........in U. (Arve)......78« Alt ober Alüta, , , . 1?l, 282, «00 Alt Anssec St, (i'ieM).....!!4l Alt Anssccr See........335 Alt Ä^cse U. lV^cij Vodrossh) , . 7W Altbrünn M, lNrilnn).....731 Alt Bunzlm, Ä, (Karolincnthal) . 7l4 Allcnl'urli (Abtei) NOc......U02 Altenlack ,,tr. (Hraiiwnrss) . . , , 2 Altenmarlt NOe, (Vadcn) . , , , 598 Altcnmarlt St. (l'ic^en).....2 Altharzdorf Ä,.........71? Altheim OQe. (Braunau) , , , , (!ln Althütten N...........7l3 Alt ,^!nn^;a II, (Äilcs-Nobrogh) , 7üU Altlcitholilcn.......443. 505 Alt Orsopa U, (Szorcnh) . , , . 79« Altosterrcichlsche ProUinzen , , , 24 AltpMnMGr, (PeterwardeinerD,) «l? Altprags T...........«80 Ält Modim Sbg. (D. N'Vszod) , ,»05 Alt Sandcc «, (!)leu Sanbee) , , 754 Altsuhl U, (Sohl).......7«8 Altstadt M, (Hradisch).....734 Altstadt M, (Tchölllieiss).....73« Altpatcr......', 143, 724, 738 Allvater llcmcr «der Peterstein, . 143 Altvaterssebirsic.........143 Aluta , , . '........ 171, 2»2 Aluin« Tba,. lE, Unter-Weibcn. bnrn)............«A! Ampezzothnl..........2!> I Amra« oder Amvra« T, (Inn«l>l!l0 Anqcr.............üw An,f S, (SaWnrss) ......l!27 Anticsien ........275, lw« Antissnann Kstl, (Pisino) . , , . , 2^l Amn»os WcdiM........i>!7 AraMMMlN','>th U, (Bars) , , , . 7«« Arnnho^ MebaM ll, (Vzat>un,r) , 796 Ärlie, >>nsel D, (.^arn) , 2l!, 7ü«. 772 Arbe. Mnrlt. D, ^.^nra).....772 Arber.............13, Arco T, (Riva)........692 Nvla.............s>3 Arlbach............derKa!,»nersec5«, 27,!, 33«, «0« Attcrsce (Dorf) OOc, (Viicklndruck) N18 At»,a U, (Stuhlweisicnburg) . , , 261 ÄMrüdorf NOe. (Sechöhnut!) , . 595 Anen.............133 Auer^Pcrq Kr, (Mottschee) , . , , ««» Anhof (schlos!) OOr, .....«14 Aupa oder EiPel 144, 301, 302. 700 Aupln oder Niesrnssrunb . . , , 140 Aiirolzmünster OOe, (Ried) . . , «1« Anschl! P (Vritmerch)......?U' Auschwitz O, (Binln)......754 AnsPit) Äl, (Anspih) ......733 Anssec St, (Liehen) , . , . 2«ll, «44 Aussecr See..........632 Ansttnhnndel..........476 Ansjerthierf«..........«39 Äussiss V, (Russin).......718 Austerlitz M, (Wlschau.....733 Auiu T, (Roveredu).......«93 Nuislo oder?aui« .......293 Avisto.........53, 55. «W AxamS T, (Innsbruck».....«89 Vaun U, (Treiusin)......7«« Vciaf«',! Sby, (St, Mediasch) , . 2«1 Ändalai an der Klissnra.....2«8 Änliia oder Vaba Onrn , , 159, 7l5 Vama l^nra Gruppe......744 Val,ia Slaln .........744 Nnliinü <«reba MGr, (Brooder D.) 8!» N^Iwlnn U, (Kllinorn)......7!»1 Bachern Ocbirqe.....3?,84,N31 Nachisslic,»«: ,......53,55,294 Nkce'U, (B-lcs Nobrossh) , , , , 7W Bäcser oder ssra,!^»« (UoM! Wald......3«, »2, 77? Vnlsa N, (Zuln)........792 Biüassa Gynrmnt ll» (Neo«rnd> . . 789 Nalf Wolf« ll. (Ocdenburss) , 2L4, 790 Valice G............754 Nalmaz Uiuilro« U. (Szabolcs) . . 796 j Äalo,i N, (Hont)........7«« ! B»lvÄwoö Vllralja Sbss, (E, I» ncr Szolnol).........805 Banat.............218 Äannler Oebirae........l«!6 Vnnffti Hmiykd Sbss, (C, Klausen bur«,)............805 Nmnin ssroat. (C, Aarani) , . . . 81k Vanlen............498 820 Sach-Regifter. Bannwälder..........«3 Varadla............199 Barania............73x Baran^lu G. (Tarnobr^r,;) , , , , ?5>5 BaraiNial'i'lr U, (Varanya) . , , , 793 Barcola «stl. (trieft)......«74 Barcs U, (Somossy)......792 Bärensälle . , /........317 Bäre»koa,cl ..........«7 Värcntoftf...........?!' Aarilovic HlGr. (Qanlin^Sluiner D,).............»18 Barnauer Sattel...... . , 132 Baroth Sli.i. (St, HH,iom«z«l) , . «07 Bar« U, (Bar«)........718 Bartseld U (S-^rus) , . , , 201, 795 Barzdorf Sä>>. (Freiwaldau) , , - ?42 Bi>,ta^^l U, (To>ua>......7!»!, B-tth U, (H°nt>........783 Bllwuya ll, (^snn-ld)......7!1? Äatschla Schl, (Trschen).....742 Banden............'40 Baumaarten NOc, (Scchdhan^) , ^ 594 Banm^arten (bei Pra«) N, , . - 713 Banmgavtt-m^rq OOc, (Pers>) , - >N5 Banniwollindustvie ,,./,. . 4<>ü Bayrische HnltlUPcn......35,7«. Bayrischer Wald........<>0? Bazcn.............185 Bechin B, (Vliihlhaulen).....?!« Bec'va......170, 171, 2«0, ?Ä5> Bcga...........171, 2^1 Vcqn llnnal........211, 326 Bejrislala (Hllhlo).....199. 725 A>',l^ Paß..........»74 B>'I>^ U, <ÄX>M).......«,7 Belted Slau. (6. Po^a) , , , , «>7 B>U U,.(Äihar) , . /.....»>7 Acla (l^eiua) .........2«2 Vela (Waaa,)........170, 2«0 Bclenhcl! ll, (Bihar)......797 Belor^r Äroat, (^. Belou^r) , . , «1« B.',lhe U, (Barauha)......79:« Bel, O. (Salal)........75^ Äcnedcl Sbg..........«0« Bencschcm «, (Kaplitz).....714 VenMmi V. (Vcncschnu) , , . , 7ÄÄ Äeniluwa...........l^N Vcnisch Schl, sffrcudcnchal) , , , 742 Äcnsm V. (Tetschen)......71!» Venl,e U, (^enchlin)......18« Venye Sba, (C. Kolclburg) . . . 8U6 Vermm Mus, .....144.8N4.70U Äeraun V, (Hokowil))......71-3 Vcrchtüldsdorf Nll'e, sVaden) . , 595 Ncrcczl Sl,ss, (St, Harom) , , , "U7 Vercckcr Oebirnc........N>7 Vercss!,i>,c«z U, Verettt,,',............'"1 Vcretty« ^nnal.......214,^'! NercM" Süir<',t......212, »lw Berczunl! U. (Una.).......7!'5> Vc^hau............45» Acissicichcnstein B, (Schüttenhoftn) 715 Aern,chliftfc..........48 Äcrnsee (Tatra)........172 VcraMrzc...........4» VcrnlMNtth «l, lW,«zn,l)) , , , . 7 Acyeuicze ll. (S»roö)......''^ B«sm............159 VMidct............l^> Aesliden . . , , 15»,, 724, ?l^. 744 Viewer T«ich ......:»2v,7«> AeWen Sbn. s<5. Iimcr S^lnol) «"5 Vethlen Sliss, sD, F«c,arat<) , ^ - «^'' ^etyarm.....'......lllü "illla stllls! 17U, 172. 312. 738, ^41 Äiala (Stndt) G, (Niala), . , , ?54 Vjallll..........312.-^0 Vlberwier T, sReutte) .....lü»0 Vlbliothekcn..........5lü Vjchisall............^1? Äjcc, G, (Gurlicc).......755 Viel« (<3lbe) , , , 144, 301. 304, ?0i) Biela ober Nielau (Oder) . . 309,7ü« Biela (Saue).........2?!» Aielach......54, 55, 277, 5? Bihar OeliiM.........K,7 Bifal Sb«. tC, Mauseubur«) , , «05 Bilcze G, (Zvdaczow)......75? Alliii V, lTeftlitl) . , . , üNI, 717 Viü'^ N, lTorontÄ)......7!,« Vilo Vrch...........«5 Vumenseeii ..........331 NiocoUll.........117. 767 Birlcndera, A, (Priliram) , , . . 714 Viriil'a»i»er Wald , . . , 115, l? Äisn»ch«a (T^orf) N!>, (ssorneil burss).....-......«>oo Vischoflaat Kr, sKraiiwurli) . ^ - <>«'2 Vischüfshoftn S. (St. Vchann) . , 2, 7«» Biftrica sDnjestcr) , , ,?,, ,72. «ui Aistrica («larch)........'^« Vistrica (nnldexc) .......?«,u Mtrm Sbn, .......2N» Aistkil! „uüteiin Hostei,," M, (Hol. lcschau)...........735 Vistrchl! (Se«th).....171, 2»2 Bistrihei Oelnrqe.....>5ü, 724 Nitwraj.....?......Nü ÄiM' U, (Trencsin)......7«« Blmlic............3<>> Vlani>terwalb.........131 Blmiolu Hi, (Vl'i«, (C, Nutcr Wci ßenlmm)..........«W Vlatni,. B. (Vlatick)......715 Blato..........223, ?U0 Blatta T. (Cupola)......773 Bleibera, «, (ViNach)......«52 «leibur'ss K. (VÜllermarkt) , . , , 0 Blocksbcrq .,,...,., «l>. ?«4 ^ttiiden^ Vbq, (Vludenz).....6 Vocchesen...........404 «llchiüa O. (Bochnia)......?54 Voclflics! NOe, (Mistclbach) . . , «01 Bückstem S, (St, Johann) . . , 62« Vllckfteincr Thalboden......»7 Vodail U. (Stuhlwcißenbiir.i) . , 7"2 Nodeubach Ä, (Tctschen) , / . . . 718 Nodensee ,.,..,, 55, 334, ««" Vodruq.......170, 171. 2»l Vodrai,-Kll^ .........281 Budva.........170, 171 VrdMi GelnM........1«« VussaliN........ 8Ü, 055, « VMi„l«rwald.......l30. <>9" Vühmisch Aicha N, (Turnau) , , ?U» Bohnnich Ärod V, (Viihm, Brod) ?" Böhmisch «aiullch B, (Tctsche») . ?>" Böhmisch ^cipa V, (Vühm, ^eipn) 71',' Böhmisch Trüdau B, (^aiidstron) 7!" Vöhnnsche Kämme.......140 Böhmischer See........172 Äöhnlischcr Urwald.......133 Vohmischeo Änttelqchirge , . . , 13? Böhmisch inährischeö Terrassenland 13« Äöhmisch-sächsische Schweiz 13«. 301,3W Oodza.............»07 Voita.........55. 2!)4, «80 Vuitathal...........«79 Pochn Sl'ss, (St, Hermaimstadt) , 8U4 Nl'jlen ,...........17? Voltwgfalua Vbss,.......80« Vllldaiin............2»i Boldouea...........1«« Bolech<>w G. (Dolina) , . 261, ?5U Voltac« Tb«, (6. Klllelbura,) . . «0« BMar ,...........164 Vulha Sbl,, (ü. ObeiWeißenblir«) »«« Nmchhäd U, (Tulna)......?93 Aura.........!!I, II», »7? Vorliattnz Sva, slä. Hu,lyü,d) . , 8«« Bur.p T, (Boraü).......«92 Borgn erizzo D, (Zara).....771 Äorqo Pasi, s, Bor^o Pruud Paß, Borg« Prund Tdss, (D. Ä>tl»«zod) . «N5> Borvio Prnud ^al! . , 173, 700, «05 Boro<,jeuü U, (Ärad)......797 Borossebes U, (Arad)......7!)7 Vorotcr GebiM........107 Vcrsa tt, (Viarmaros).....790 Äörscn............502 Borsova............281 Borstenvieh..........451 Bors^k Sba,, (Si, ^sil) , 2ül. «07 Bon, Sumpf ..........3l»0 Bosenbach O^e.........«'^ Böslnc, lt. (Preßdura)......7«7 BMMik M, (Boslowitz) . . , , 732 VoünjM VlGr. (Brooder D.) . . 81» Bosovic ll, (Ször'^nl,)......7!'« BöS,önw'M> U, (Hnjduler D,) . . 79» Äu^durfer Berae........ it>» Bo,^en T, (Bo;eu).......690 Bo,vnev Boden........ . <>90 Bo,^',t N, (Hmit)........?«!» Bri,d n, (^arand).......79? Bradlawla ..........304 Bradlu............15» Brandei« „am Adler" B. (Hohen- nlauth)...........?2> Brandcis c>, d, Elbe A, (Karoli neuthal) ..........714 Braudhof St,.........N« Brandner ferner........35 Vrmma B, (Starlcnbach) , . , . 720 BranM T. lBozcn)......690 Ma» B, (Msen)........?1" Brminan OOe, (Araimau) , . , «15 Braunau V, (Äraunau).....?2« Vranner oder Istsce......i72 Braya, Insel D, . , . 2«!, 766. 7?2 Brd», Wald..........13« Brenenz Vbss, (Brc>ien,).....«>93 Breqeuzer Ache.....54. 297, !!«0 Nreqenzer Wald , , . , ?ü, 11?, «78 Vrelthorn.........«1, «78 Brenner............«»" Vrmneibad.....A!i, 680, «»5 Brcnnerbahn..........«'^ Arenner Pas,........58, «75 Vrenta........53. 294, «6" Vrenla Onchpe.......77, «79 Brentumco T, (Noliercdo) , . . , «'-^ Ät^nitz B, (Blatna)......?15 Brc^oua U, (Sohl) . -.....?«» Brczouo Volic.........85 Brczowa Ocbirqe........1^^ Vries ll, (Sohl)........?«s Brionischc Inseln......2«, «^^ Briren T. (Brixe») , . , . ««!>, «'^ Brizenthnl...........^1 Brixlcnci T, (Kufstcin).....«^» ! ^rockcuaespenst.........3<>5 ^l'rodh Ä, (Br»dn).......?l>7 > Vr^d MGr, (Brouder D,) , . . 8'8 i Vrooö Sda. (St, Broui«) . . , . »«4 Vrua a, d, Lcitha NOe, (Brück a,d. L.) 5» Sach-Rcgifter. 821 Brück a, M. St, (Nruct a, M,) , <:4Z Ärncker Alpen.........80 Äriihl NOe, (Vnden>......5!>5 Bnludl NGr, lOssulin ElmnerD,) 8l« Bruneckcn T, (Bruncclcn) , , . , >>9i Brunissliachfall.........:>N! Brunn ain Gebir«,« ÄlOe, (Vaben) 595. Brunn Hi, Vandeshauptftadt , - , 78», Brunnberss........140, Bnchlowch M, (Nnc,, Hradisch) , - 734 Buchjcheibm K.........)............«0« Bnczacz G. (Vnczacz)......75^ Budapest U. Ldhptst. -.....784 Biidos..........107, 8N!> Oiidö^Iieqy ..........341 Vudna D, (Cattaro)......773 Bndweis V, (Bndlveiö).....714 Vudweiser übene.....226, 700 Ändzanow O^, (Czortt^w) , . . . 757 B»a......22!!, 310, 313, 744 Vussyllss,' Sba, (HilromstM , , . 261 Bute,Ns!l. (Parcn^o)......>l7ü Büjov! Vr>!..........Hl! Bukowina (Dorf) G.......755 Pulssaren........404, 40ll Vilr^a«, s, Pyrgas, Bnrnnü St, (sscldl'ach)....., (Wischni!) , , . , 7!« ÄM Sl>q. l^ iinbonsche Alpen , . . , :«l. «^, »!?!> iinldonazp T. (Aorsso).....ü!>2 CnldmiaM Sec......s^, !<:« ^Maricnbcrss.........15i! !>'n,iipl,' inngqiorc T. (Tionc) , . . <>!!2 <^»nl der Äorenw.......27 ^cmnl uo» Brnyli.......ü7 ^aniil uon (5i>rpla.......27 Cmml >,'ll» Va^ufta.......5i7 iHanii! ^'on Spnlnto.......^7 »Hniin! von °^avn........^ «innalr Kstl, (Gijrz)......l>74 <:»,,!nl» <>!>, 8w'i, . , 27 <.!:>.,,lll" !>> lixx^ra . . . , , !i7s> !,ial'orc5, ,!7N ünttaro D, (öatlaw)......??» lHaualejc T, (Cavnlese).....«ü»2 ^«»edinosec ,.........3^7 Zechen.....401, 404, 405, 420 6cgkd U. (Pest)........?W Cenlbra T, (Trient)......«»2 l>cmcrnicl, MGr, (Vanal-D.) , . 81« (5mtral'Alpm.........30 läepich Sn.....il», 338, «87 <^crchllv.........131, «N9 l^crlo«.........l3i, U9U Merlin.............282 ^ernil Slav. (C. Pozse^a) , . , , «1? <'erueny urch..........i«0 ^esly-Les........131, «!»u Retina ,.,.,, 11«, 29«, 31!», ?U7 Bettina, s. Retina, l^herso (Insel).........2N Llierso. Stadt, Kftl, (Lusstn) , . , «7»! ^hiesc.........55. 293, ««<> Llnliszcnl, W,.........7W Ehlumetz V, (Wittingau) . , , , ?i4 Chlumctz B, (iltcu Byd^ol,) , , . 720 ClMtesfll...........7« Chot^bok «, (ÄM'bot).....722 Ä,otiisth............?21 ^hohen B, (Hohenmauth) . , , . 721 Äirndim (sslub)........303 Chnidim V. (Chrndim).....7^1 Clirznnuw G, (lälirzan^w) , , . . 754 löibin (Flufj)..........282 Cibin Gebirssc.........i«1, 302, 70» <>iluln.......11», 2Ü«, 767 (äilli Gl, (Cilli)........U41 6iUi Berssland.......»4, «»i «Äma Todici .....36, 83, 67!» ^isleithnmeii .........24 Ciölnone ........294, !>8U Cittanuova Ks!l, (Parenzo) ... . «75 Cittavecchill T, (Lesina).....??2 Ülcruü , , ......... . 504 ClcS T. (CleS).........«>,« Clissn T>. (Spalato)......12« Coniano T, (Tionc).......,!i»>t! (5snlatlM„ N. (gnla)......?<,Ä <.?snrnalMn..........744 (5jat<,zn U, (Trencsin)......7«« Cfltth N. (Norsod).......?!)4 lHjcngcr N, (SMtmur) . . ,», . ?!^-> ^scrna Gebirge........id U, (Csonssr^b).....7N7 ^surner See..........34l (!i!............223 Csornn U, (Oedenburg).....?«1 Cjurssll U, (SonioAi)......792 c^nln,« ............1«« Culklrpflanzcn.........38» Curznln, I,, D, (lÄirzola) 2'l, 70 Czerh^t (^lnr^c........N!4 ^^rn>i >i!iwa.........744 (izernowitz Äl. Landeshauptstadt , ? ! T-'lrüa U. (Varanya)......?l>3 Tllnw-lr Elcw. (<5, Pozsega) . 2«c,i» U, (Äihar)......7ü? T c>-l< Sl»^'a El'n, (>i, Huny.^d) , . . . 805 Tevecser U, (Pe«!zpriui)', , , . . ?>»i Ticjö Szcnt Mar,ün Sdss. (C. KoleUmrss).......' . , , 806 DieoV!uc,i...........8« Dissnano Kftl, (Pola)......«75 Dillenbern,.........131, «9!» Dilln U. (Hont) .,..,,.. 78N Dimlioi............167 Di »arische Alpc»........il? Di Ätaiidiö..........r U, (Vorsod).....?!,« Dirnstein j. Diirnftein Dittcrsuach V, (Tetschcn) . , . . 71« Ditter«dorf Sbg. (St, Cstl) . , , 807 Djäl,1r«r Slau, (E, Birovitic) , . 8l7 Dinlnlnnre ..........»«? Djumbir ...........l, 744, ?««> Dobclbad St. (Graz) . , , , 259,2'< V, (P?!bram)......7,3 Dobroniil O, (Nirc^aj......75,«; Dol'rota D...........771» Dobschml U. (Wöinör)......?<>i Dossnaczfa U, (itrass^).....7<,7 Dol>!" U. sÄIlirniarot«).....7<„', D^liua («, (Dolina)......75,; Dotiuc uoil St, lianzian , , . . i>,« Doliucu..........> >4 196 Düllach K. (Spittal)......«53 822 Sach'Regifter. Dolomttalpcn, südtirolischc >>!!!, 247, «79 Dl'mbliltt lldei iitodun......2«i T)omb<^,üv l!, (Tulna).....?!)3 Tomotos Sbn. (St, M) , , . . «07 Tmnött U. (Eilcnburg).....79« Donau 55, 14-l, 171, 2,,7. 274, 5«7. «<)« Donau - Ta,npfschiMl,rtö Gesell schaft............4«!) Toimussübiet........2««, 2«<> ToiilUi ^irbmstüsse.......271 Douan Tiefländer.......20« Tonncrober«........13?,«99 Dors Gastcin S, (St. Johann) . »u Dorna landreni, Bl, (Äimpoluna.) 2«l, ?«1, ?«5> Dorna waira Nt, («inipoluiui! 7«l, 7«5 Tornvach Äl^Ic, (Hcrnai««) , . , , 594 Tlirndirn Bdss, (steldlirch) , , , . (iz,^ Doroq U. (Halbulcn T^,) , , , , 700 Toubrawa...........303 Trachenbnrss St, (Nanni , , . , «42 Trachcuhülstc..........199 Trachenloch..........20N Tiagnil D...........773 Trac,omirna, Kloficr Vl.....7«5> Trnun..........55, 37« Tra» - - - 5», 54, 55, «17, »>32, >!K<> Trauwald St..........«41 Travc s, Drau 3«iecl0,narl s. Dreiscsselber« Trcihrrrenspitzc.....7», «21. «79 Treiseiselberc,.......«07, «99 Drewnica........... L«0 Dre^nifNiGr, (Oa,ulin-Slnin«,D,) 8i8 Drocsa............1«? Trohodicz G, (Trohobicz) . , 2>,)...........«o^» Trüsin« NOe, (Äiiftelbach) , , , «,1 Dubica ÄiGr, (Vanal D,) . . , «1» Dubiecko G, (Ärzozüw).....75» Dublam, G. (Lemberss).....?55> D»!iova N. (Szur^ny)......79« Dussosclo ilinllt, (E, Assrnm) . . . 8l« Tulla G. (itroWv).......755 Dullll-Paß........i?!!,?4l Dui!n-Foldvl>r U, (Tolnn) . . , ?uü D»nnj«.....170, 172, AI2, 7!l Tnnlljüw G. (Przeinycjlam,) , . . 75? Dunn-Pentele U, (Gtuylweißcn burss)............7^>!ö ?»nn Becsc U. (Pcft)......76!> T'iirnsrul NQe. (Hliftelbach) , . . AN Dimlsttiu v...... »2, 5«s> Türnstem (Stadt) VtOc. (Kicm«) »!N2 Dmno Kstl, (Gradiöca).....«75 Dux A, slcplitz)........717 Dour MGr, (ÄnnalD,) .,,.81^ D>>N'>W G. (Vrzozuw) . . . , , . 75«', Dznmalnu.........1>!4 7U0 lkbelsbevss OOe, (Linz).....U1N Ebfu T, lVchwaz).......»!8» lil»,'!«: von >V»gc!W.......>!7!' Elicne von WaniMn......5l! ^l'cn!>n1» N^c, is^'r, Äleustndt) , 5<^'> El^ns« ^^<', <<^mnnden) , 346, »!i« ^bcrslüi» >!. ,,St^ V<:it).....ü5-ö li^irinch............Ä«l Eckartsau NOe. (Gr. Enzersdorf) , «!»« <5csedliiv ...........!l!,0 Cdtt''!!y u, l^ovsod)......?!!1 ^dcli«^ac!,...........»04 lHsf«ow,i OOü, (Well«).....iartl>ai>...........«<> (i>ier (Theiß)......170, l?l Eqcr V, (Esser)........?lü Esscr, s, Erl,iu. Ci^crvnd V, <^n>.'V).......^',1 Ess>ic»l>ur^ 'XÜc, lHorn) , . , , »10-i Nlzrenl'crq V. (Ichluclenn») , , , 71« Llnenlergcr Klliuse . . , 5", c,7'», «'>!»> ^!!«!«l> Eljttvnld T. (Neutte)......«ua Eibenschltz M, (Ärmm).....?>>,i Eil'iVwlild St, (Teutsch Vandslicrst) »!.««> Ltichsfcld........:«2«> Eiscn,ui «I. (Kimpolung) .... ?ni> Eiftnbnch........25!), üül Eisenbalinen..........4«4 Liscnliulss U. (Eisenburg) . . , , 7!>2 Eisenerz St, (Vcoben) ,.....«!« Liscncrzcr '.'llpcn , , . , 3<>, 79, «ni Eijcnhnt, ^........8U, » «tiscnftabt U. (Otdcnburff) , , , . 7W «Llsenstein V. (Schüttc,ihl)ftn) , , 715 Eisenstein«' See.....ülw, ?m) Eisciiftraficr See.....:nu, 7U0 EisenlUlirzcn , , , , . 4«!n, 575, ,or.........27^ <öi,lc Ulln Tol,scha» 199, 2>14, 794 Eisl>Ül,len............195 WMcher...........195 Eislöcher im Eftpancr Gant , , , 19« Eisnern Kr, (Krnixblirn) , . , . ,!»I2 Eisseen............:^.«!2 Eisthaler.Spiye........i«i Elliliruinieil..........iw<» Eil,,,'........l44, 297, 700 Eisdecken...........22l! lölbesstdiet...........2>ü', Elli!,'Snndstcinnclal) . 714 Elbossen B, (Fnlteiiau).....71»9 Elisal,ct!,sladt Sl'ss, (<: Lliscntlial V, (ZchiittviUiufen) . , 715 Elo^'lltat Sl'g. (6, Olicr Wcisien dern).........2« Elster..........305, ?<><» Elsierttelurss,:.......1^4, l!9» 6ltz..............2?9 ^nsscll,art«zcll OO«, (sch«vdin>i) «l5 Eniiclsbcrq Sch, (ssreudentyal) , , 741 Eniiels^ll OOe, (Schärdinn) , , «l5 Ein«« (^lüsi) 5Z, 54, 55, 27«. 5«7, «Nt< linn« lstndt) OOc, (Linz) . , . «1« Eun« ^ll^cn......3«, «1, «07 Enn^essss (Schlosi).......«1>> lzu>,i>!>i II. (Vei>zVri»i).....791 Epcrj.«/«! ll. (Sm-lli!)......795 Eppan T, sOozen) ,...,.. «90 Erlisenstemc..........194 Erdbeben...........2!!'! Erdevik Slau, (S>,rmicn) , . . . «l? ErdMe............i'>»ü Vrdmassnelismuö........UX4 Erdüd N. (Szatmilr)......79«! Erdii Szent Oh»rss!> Tbss, (St, Maroö)...........«0? Erdv>>r«midcn.......49, 7,', Ellas.......54, 55, !i7«, 5«? Erlafsee.......»Ali, 5««, «3Ä Erlatlc>stci...........5W Erlau U, (Hcveö) . . 859, 3>li, 794 Elli«) , , ^ , . , 144, 301, 302, 70N Elliy l"el'NM......142. «99 Ernslbrunn ^tOc, (Korneichurss) . l!01 iirzbach............2?« ^ Erzqebirne........l»4, «99 ! Erzssebirqc, stcbcnliürssisches , . . 1«7 , ErMbiM, ungarisches.....163 Eso..............2,rl»cl>,) , . . «0? Etjä, ......5,», 55., 2!>2. «^0 Etschssebict...........2«« Etschllansc...........,!?<, Enlc N, (ssarolinentha!) , . . , 713 EuagrMc...........725 Euanssclische..........443 EwMr Schneebern . . , 3«, »1, «21 Faaferscc...........33« ssaboua Holn.........1«3 Fnch nnd Spezialschulen ... 510 ssallennu V, <,valfenn!,).....71« stall an> blauen 2»>»pf , . . , . 319 stall bei Kiswnjc.....319, 7«? stallbach............ ^19 st«l!c bei Tuare........?«!? Fälle bei Scardmia . , , l24, ?l!7 ssaltensscbirqe......1<2, «99 starrenl'erssc..........»3« staslincnzucht..........397 ^ajsluu'r Älym.........«3 ssassatlial...........«79 ssatra.............i«3 ssel>< r Gharmat U, (Szatm«) , , 79« ss'chrin.1 St, (ssrlbbnch).....«40 steislrch (z»r >Unnd) 54, 55, Ä77, «32 steistritz lznr Save) , , , , 8?''...........ü«2 steld'.'list...........279 stcldwch St, (sseidbnch).....«40 steldlirch ^!b«. (sscldlirch) .... «»3 Mdlirche» ,!. (ttlassenfurt) , . . «53 Feldobrrss Ä0e, (Äiistelbach) . , , «Ul Felkas«............340 Fellerwasser..........320 stclla (stlus!)..........294 stcUa oder ^/!r) . . , 79« Felii, Or N. (Eisrndnni) - - ?^-' ^elvi,n-, Zl,ss, ''»N>) . , ?9t! steraeck ............ ««8 Ferner............44 steswmicn...........5«4 stii!,telgcl,!r<,c......l30, «9!» stieberbrnnn T, (,^il)bitch!) , , . «>«9 ^ilz.............l^3 ,Viusti!V,!lii»z (Pas!) 75, 275, «79, «>90 ,vir>l............. «2 stischa......54, 55, 877, 5U7 stiscüaiNl'üb 'KOe. (Änick n. ?.) . 5,9« Fist1,bacher Alpen.....«0, «31 Fischerei...........45A Fischsee, posier , 1««, 172, llin, 7«4 stischi„cht Anstalten.......397 Fimnara........11«, «95 stu,,ne N, Vit»rale , , - , 49«, «08 stimm', l"ols vu»........2« stimnicelw ilsil, ((^radisla) , , . «75 Flllchm! 2, (St, Johann) , . , . «29 fflNM............533 selei>nsertl,lll..........«79 sslitsch Kstl. (Tolmein).....«75 stlitscherlillden.........»5 stlitscher «lanse........58 ssl'öhc.............3»S ssloribsdors ^Oe. (Kont«ul>ur<,) 589, ««0 Flüsse.........'. . .2«5 Flnßscen...........331 ffos>aras Sbn, (D. ssossaras). . . «0« stuqarascher OebiM ,.....1«« stoi>nod«rf St. (Iilbenlmra,) , , . «4s ss'ün , , ,........<>i, :i?9 Fondo T. (lälec«)........«92 ForbeS Ä. (Audlueio)......714 Sach Register- 823 ssorchtcnan U, (Oedenbxrg) , , 790 ssorchtenflein U, (Ocdcnburg) , 790 Furstwirtyschaft........449 Fort Opu« !D, (Hlacnrsea) , , . 772 Fr»a,anten Tauern.......?8 Fran, M. (Znaim).......734 Franlenbnrz, OOe, (Vöcklabrws) , «lü ! Frantenfelö NOe, (St. Polten) lwo Franlenmarft OOe, (Bocklabnick) «I8 Franlstadt M, ch Bl,'(Rabautz).....7«4 Frauenbcrss Ä, (Budwci«) , , , 714 Fraueubcrq, s, Pfraionlierst. Franenlirchen N, (Wiejelliurg) . , 791 FM!e»!?n,el.......,..»? ssrauljcini St,.........«4l Freibeizi M. (Nenlitfchein) . . , 735, Fieibersser Mulde.......70» Frnn .'............«43 Frcinberss...........«14 Freinfeld...........«9« Frcistadt OOe, (Frciftadt) , , . 615 Freistadt Sch, (Freistadt) , . , . 742 FrcistadUcr Gebiisse......IN« Freiwaldau Sch, (Frciwcildau) , , 742 F«ndent!,al Sch. (Fre,ident!>al) , 7-12 Frianl............24 ssrianlcr ........404. 40«! ssricdau St. (Pctian)......«41 Fiicd^crq St. (Harwer^) , , . . «40 Friedet Ech, (T eschen) '.....742 stricdland V, (Fricdlnnd) , , . . 719 Friedland M. (Ntistel).....755 ssriefach K, (St. Beit).....653 Frimderc, !i^, (Tacha»).....?>7 strihdach...........622 ssrchnlciwl St. (Graz).....«:w ssrol,Sdorf 3lOe. (Ncunllrc!>cn) . , 5!»7 ffromoassa...........K!<> ssru^tn Gurn.........^5< ssüsicn T. (Schwntz)......«!«' ssillct U. (Ncograd) ......?«!> Fulnct M. ft!lc»t!tschl!in) .... 7»5 Fulpwcs T. (IunÄbnicl) . , . , (;«'.» ssulft«............«? MnslMl! ÄlOc, (Scchllhaui«) . , 5X« Fiinftiichcn U. (Vlirnnya) .... 7!>!« ssimj Seen.......l7::, :,«, ssi!«d U. (gala) 2'U, ^«4, 352, 7!'!i sturlaniMs hüncUnud.....2H4. Gnbloiiz V. (Gabion,).....71<> G/chnltu U. (S»w^)......7!>5> Gn«la............N« (Yndcn ÄtOe. (Vadc„) .....5"5> Gnil.........54. 55, 3?« GmUIMcr Älftcn........«ü Gais.............2>cz U. (Äleutta)......?«7 Gnln<>ch i^edirnc........i<>-i Oal'ignana ilstl. (Pisino) . . . . »7N Gllllstzlichcr«..........82 OnUwiest!...........w O. (Wiellczla)......754 ! Gevatschcr Feiner.......75» Oewrtcnziffer..........1»!> Gefrorner See.........l?2 Oci«bach S. (Rauris)......«28 Gtld.............4!!5, Oeltschl'crg ..........^N4 Gcorss«,tt,er<, U. (Zip»).....7!»5 Gerai« NOc. (Horn)......N<»3 OcrssX^v GMrge .......ill? C^rlnch Spitze.........ill" Oerlnc« Pasj......5«, 521, <;?!» Oerlsdorfcr Spihc.......'llN Gcsa'use . . 5,4, 58, 73, 27,'!2, !>4<< Grschriebenstei,!.......V, 82 Ocsrnte.......143, 721, 758 Astute............451 (Hrsunddnmnen.........25!,' ^crntlerloch..........735 (Ycwcrbctreibmdc........458 (Ncwittrr.....'.....372 (Ml,l !1iOc. (Krcn«)......«!02 («sohlmvald.......133, 5 Giupnim 1...........2»! GjMdl'nchfM.........:«1? Man..........278. »',,7 Manect (SchlDsi)........'!2? Glascrbcrc, .....14Ä. 724, 73? Glaserlm U. (Turocz).....788 Glachnttendad, s Szllenu . . , . 2i!i Glnhc.............1»« Glnyev Vtt aland , <4l, iü>!>, 724, 738 l"lMr ^l^ßc.........!w!» l^lc>a,cnv^li Z>. i^^Idbach) 2c........«N, «'21 ^leiittlia!...........81 Gletscher...........4-l Glelschertisch .........4? Glinn (Fluf!)......118, 27!» Glinn MGr, (Banal-D,) . , . . 818 Oluunnt, G, (Przemy«lany) ... 75? Olitichchal...........k« Glöckner, s, Groß Gloclner <"lo«ncr Orn»ve........'8 ("locknerin..........?» Glockthurm..........75 ("lossssnitz NO«. (Munlirchtn) . . 59? («lurien............3«5 Glurns T, (Meran)......<>!,i Gmiind ik. (Spittal)......ü5ü Gmünd NO«, (Naidyof«, a, Th.) liu^ Gmundcn OOc. (Gnumdcn) , , , ^li? Gniimdnci See......5ll, :ü!5 ! ("»dinss V>, (GiiblNss)......?,'!4 ' c^odja»!!...........ll!«! ^ijdiwo N, (Pefi).......78,, ! <»ois?r>! OOc, (Gmunden) . . . , l!lx Oolddnch...........2bU Holdbcin Gruftfte .......79 Goldbcrg'Tauern........?8 Goldloch ...........»on (Yolf von Niedolino.......2« Wolf «on Salona.......8N Ooli'Vrh...........117 OM, hoher........81, 021, ON«............5«6 OMeiobach.......2»», 5«8 Oollersdurf NOc, (Hollabruim) , «01 Wollina Sbss. (Salzburn) .... «28 polling«' Wassersllll 275, ül7, Ä21, «22 GöUnch (Fluß).....170, 281 GöUnitz U, (ZiftV).......794 (Ms«N............277 Ooltsch Ienitau H, (<^aslau) , . 722 Olllumbacz..........289 Gul»mbl».zcr Mücken......290 Oümorcr Berssczniftpen.....IN3 Gliuc^ U, (Avauj).......793 ^miodw St. Mlli)......er Gebirge.......107 OÜrtau Ä. (Komutllu).....717 Ooilice G. (Gorli«)......?ö5 Oörliycr Hleisje.....309, 700 O'oitschih...........278 Gör, »istl. (Gorz).......«74 Gosnu OOc. (Gmunbcn) .... «18 Gosauften........:<3«, «0» Gysnul>,al...........81 Oyspi« ÄtGr. (Lkca-Otocancr D.) 818 ^'usftnslls! T. (Vrifcn).....«95 GnsiMtzfall ..........»18 Ousiritz............59? Gotliard Ho'!,c.........5«? Gottesssnv V. (Iuachimsthnl) , , ?l? GottcSssab, Pas, von......?»»» Gottjchec «r. (Gottschcc) . . , . «U9 Gottweil, NOe.........599 Govasdiu, Stiss. (6, Hunted) - . 80« Gralicnlahr '.......7«, 833 Giabenle,:...........3ll5 Grnöaö MGr, (Vi^ca Olocnncr D,) »1« Gilldit!!.li Kstl. (Grabiöca) , . . «75 ^rado >lftl, (Gradisca) , , , 25, «7!» Gradwein St, (Grazi......032 Gräsenberss Sch, (F«iwaldau) 2<»4, 745, Oramastcttcii OOe, Mnz) . . , , «10 Gran......170, 171, A80, 77? Gran U. (Gran).........789 Gran (MweralqueUen) U. (Gran) 26« Graelitz B. (GrnsUY).....714 Grayen B. (Nccholih)......710 Grauncrjec..........33« GrcmVen V. (Teftlitz)......?'« Gravosa T, (Nnl,usc>).....??-' Graz St., Vcinde«hauPtstnbt . . . «^> Grazer uder MurAlvm . , «», «32 Grazer sscld......80, 22«, 638 Greifenlmra, K. «Spittal) , . . , 658 Greiftnstein NOc. (Herna!^) ,^!>4, 594 Grein OOe. (Pcra.)......«14 l Greinburc,...........616 Grciner Schwall.....272. 2»? Grciner Wald......132, «00 Grcisienea...........643 GrcnMbirac..........14« Gresten NOe, (Schcibbs) . . . , «05 Griechen ...........40» Griechen, orientalische......44« Oiie«. T, (Vozen).......«98 GneMrchen OQe, (Welö) . , . «19 Griff«,! «, (Vollcrmartt) . . . , l!53 Grissno T, (Äorc,o).......«93 GriUenlicrss..........5>98 Griuloxz.......37, 84, «55 Griiiziüss 'liOe, (Hernals) . , . , 5,8» Grolnninss St, (siezen).....644 Grnbnil Kroat, (C, ssiumc) . , . 8if. Gr«,det G. (Oiüdey......755 Gviidnettnnl........83. «?<» Grnßarl S. (St, Iohan») .... «2« Grof, Beciileret N, (Toronto l) . . 798 Grotz Vitesch M. (Trebitsch) ... 733 824 Sach-Register. Gros, c!ernosel B. (?«itn,enh) , , 718 Grosielrnd...........«7 Groß Eiizersoorf NOc, (Gr. !ln^ zcredorf) , , ........600 Groß Glöckner , , , 30, 3N, 70, 102 Grofl-Harsim» U, (Barnnlia) , . , 7!'!) Gros« ssaiüzsa N, (Zaln).....792 Groß-Kilwda U, (D. Gr. Kilindn) ?!>« Gros, Mewitsch M. (Oroh Mese^ ^ ritsch) ...........?.« Groh Perthol; NOe, (Zwettl) . , (!N2 Groß »lußbach ÄtOe, (Korueuburg) 0,'. Groß Vcnedisser , , 3«, 78, l!ül, >!?9 Gioßwardein' II. (Nihar) , , , . 797 Grosüvardew Töpli<,, 11, (Bihar) . ll»n Grosi Weilerödorf NOc, (Kremi!) , «01 Grosi Visttnuk M, (Olmlltz) . , 73«2 Grundrechte der StcmMiiMr , > 53<> Grüner Tee, grosser......i?2 Grüner See, Nciner......172 ! Griinfcli« St, («lurau).....«!4!j Grzyma^w G. (Swlat) , ... 757 GschuiDthal..........!ü'5> ! Gschütt............N21 Gschwcndt........... Mll!M.........219, «3Ü > GummM 0..........755, Gumpoldslircheil rc,1 T, lIu'st)........'»" ("xrqlcr Lis,'«......3!!ü,'!«» OurM,a<.........?» Gurt sTran).......55, 37« ! Gurt (save) . . 55. 118. 2?!i, l-,5,! Gurk «, (St, Veit)......l!5!> «Hurkscld......22,rrq'," .'..........-«'l GyerO>'> Älfalu Bds>- (St, Csiti . «>7 G>,em>!>> Tzcnt Millot! Sbss, (St, j lästk) , .'.......' . . . »0? cnv'm^ Pnsi..........i7l <"vom,y^ N, (Hevce)......794 o^o,!t U, (Tolü.i).......?9:> <^y«l»asicn..........5.U« 0'Wla U (Vul's).......?!»> HM,1 ')i0c, (Amstettt'N).....6U0 ,^wa <7'7c, (Ri>^d1.......«l>» .^MMIMt'iM.......^iard,'s>,...........Ä«2 ,v'ch<,m,i<) , . 5>,'i H«db>, 1l, (blljdulen D.) . , , , 790 hnditfnlun «l, (Sercth) , , , , ?qc»au OOe.........t>>5> Halda Ä, (V. Leipa)......7l» Haindcich NOe, (Süchshcmö). , , 59» Hnmderc,........1^0, «!«> Haiüdurg N^e, (Ärxck n, i«,) . . 5,9«', ! Hainseid ^itOe, (Viliniftld) , , , Ü0» Hnla« U, (D, Iazyss, und ikmn,) ?',w Hnlblädis .,..'.......^»5 HaUcz G. (StaniSlau).....7!>N Hli« O^e, (Etcycr) , . . s«l, Nl? Hal< 1. (Innsbruck) , , , Wl. N88 Hallein S, (Solzburn).....«L8 ! H«Ustndt OOe, (Ginuuden) . . . , «0l< Halini U, (Itqocsa).......7!>5 HuniDr U. (Horsod)......7>.'l ^,andc!« und Glwerdetnmmcrn , 4ü!> i Handclö»inr>»e........./>!^> Pnndelövllitzc..........n,, ' Hnndelü. und Schifffalivtc ^^r trässe.............lx> Hnndlova N, (sleittra).....7»? iicuma (Ebene)......H^ü, 7^5 .^aniia (sslusi) , , , , 14 l, «»,'! Vlirdessn NOe. (Hon,).....»>0? Hnrssita............n>7 Harmta'Oebirsse........ln? Knrüiny U, (Varanyn) , , ^5!!, ii Hnrumszcler.^üeilc.......:i!i!l HaromsMV'OetiirA'......U',7 Hnrtliern St, (Hnrtt'erq) , , , , «ilo Hnrtmnnitz B, (Tchiittiiilioseii) , , 715 Harvcitj............i««^ Hase«.............^7 Hasiach OOc. (»tolflbach) , . , . !^15 H^tszeg Sba, (li, Hun,,,;d) , . . «N«! ! VätIzeqer.Wedirgc.......K!« Hntvnn U. (Heöee).......734 HalMd U, (Iuro»t>U).....70« Hangsdorf NOc, (Hollnbrunn) , 4, 188 Hen»,llll1i>ü Bor ........il« Hcsiyls............l<5? Heide, Iiolic.......i>Ä, 724 Heideboden ..........!il» ^eideiischnft Ksll, (<"ö^) , , . . l!?5 ^cidcn odcr Weisienscc.....33«! ^eililicndint ,ü, (Spital) , , , . l!5!l Hciliticnblntev Ta»ern , , , . , ?x Hcilinenlreuz NOe, (Vadc«) , . . 595 Hr!linc»l«»z «stl, (Göl^) , . , , >>75 Heilinlnswdt NOc, (Hernnl^) . bz«! Hcilinwnsser..........»18« H«ilqiirll«n.......... ^5!» Hcinrichü >dtiterwa,i^ I, (Mentte).....<>ü0 Velfcnbcrss OOe, (Rolnbach) , . , 7 Hl'vc!,!»'ich>idi'V u, (Szijriüch) 259, /^!!! ,^cf:!!!>,!M^sk'>'' B, (l^ljrudim) , , 72! .VNMiUNlZ Hühlc.....l!»7, 5l!7 ,^cl!iian»>< Konel......w, 5«'.? Hcrinannstlidt Ebq, (St, Herman» stndt) ,...',.......,^»! Hcruali« NOe, (Hcrüal«) , . . , 5^« Herniilrctschen B. (Tetschen) :!i»?, ?!>^ ! .^crnad ...,,,. l?,». ,^l, -«I .^crrengnmd U, >).....7«^ ,ftcrre»i>ani!..........537 Hcrtkolicc H>!Gv, (Petcrwardcincr D.).............«1? Her,,osseul»!l>i NOc, (Et, Pllltc,,) 59ü Hevzl'ss Erns!..........«? Hüth^rs N, (Säros) , . . . , 795 Hchendorf VtOe, (ScchVhaM) , , b95 Henlichve...........82 ,^c»sche!l«...........142 Hcmü N, lHcueö).......704 zV,viz Sbss, (C, Ober Wcißeubüra) 80U Hidrg HeA,..........i«4 HidVeg Sba, ((5, Ober WeisMbura) ««0 Siesta» St. (v'eoden)......<>43 ö>ev>»^ NOe, (S«ch«hm>5) 5«9, 534 Hnnbcia NOe, (Vrnct a, i!,) . , 5!'« ^immelm-rss......... , «2 Hnmewieder oder karlsbrnnn Sch. (streudextftal) , . . , , «<'>2, 74!i Hiuters!od»r OOc, (üirchdors) , , «17 Hinzüisce...........»l<> Hirichdadlninui......l4ü, 738 Hirschberc, Ä. (Dnnba).....719 Hirschwmui NOc, (Nelinlirchen) - 59« Hlinolo Ä. (Chrndim).....721 Hochalni.........«U, «N! Hochalms.1»..........3N» Hochalpen...........33 Ho>>'i5spitzc..........Nl ^o^jcilcr.......3>!, 7«, <>?» Hochjichtet......,»H, «07, s.!»9 Hoch Oailinss, s, Hoch Gollinst, Hllch Güllinci.....:„!, ?9, «31 tzwch-Gössiua.......W, «»1 Hoch Joch...........75 Hochfar ,.....,. 8«, 5ü Hoch> ober Hockschar . 149, 724, 7ü« Hochschwad ,..,., 3,;, 79, 3 >voi Ät, (Stcrnderg)......73ü Hos St, (RaolerSdura) , , . . , 2» Hofstaat............534 ^ohenaar oder H«cl,uarr . . 79, ldern NOc. (Lilienfcld) . . , «!«» Hol!N«lbe V, (Hohenclbe) , . . , 72« HohcneiNi,i,cchmmmitl> B, (Hohcnnianth) , > 721 Hohemmntthni St, (Vnidisch^ral^) 5'l Vohcnwart........?!', 03l ,do>N'»w?rsm..........<>28 Hö>,lc lw» >^or!innlc . , . ü>8, «l!l! HöAe ^'0„ Ochoz........1N9 Hlllilc Von ^lnnina, , . , lü«, ,'olo , >99, !!6i! Höhl!,' wn Zloczow.......200 HöMcn............19Z Ho,ilc>! i»> Alpen Gebiete , , . .197 HüMu »nd Grölte» po» Adams twc ............19!» Hühirü von Mnw6.......li«U HWlenssewiisscr.........194 HolilV 11, (Neutra).......7«» Hulicza............!id...........282 Honwwd Al>»asSl'<,,lSt.lldUarhel>,)8Vornüdiowiy B, (Stralonih) , , , 715 Hotil' V, (Kiiniassr«!,) .....720 Horn ')!0e, (horu)........ Honn>atcn....... . . , , l?7 Horud Sb«, (St, Ndv/lchcl^,) . , , 2rPnß........173 Hrud»,............il'>«j .^rnschnn Sch, (Frcistadt) . . . , 743 .Vul'ctts!m, lEchlosi) G.....75l! Hm-Mcn.........177, 404 Hum.............l>7 Huuchol« Ä. (Tcutschbuod) . , . 72« Hlmka ÄeM ........."5 Hnrly.............73« Hurr N, sVudweis)......714 Hussiüch V, (Pnic, 1!^, 2',>l, l!5,l!, !!«!7 Idvia K. ft'oitsch).......«' H->lU U, (Somossy).......?!>3 Issss ,l. (^,il'>', (^gla,,).......7!!l> Isslancr A^nilnud.....1^7, 721 I.sinwa ,.......,44.2»». 700 Iql.> U. (Zi»)Irr D,)......7',4 Iil...........52.54.«!«« Alnfta U, (Trciicsin)......7«« ^l,«!,'........5)«,5N, 274,!!«!» Illol Slnv. (L. Syrnneii) . , . «17 I>!»cscilUa S1>c>. (St, Här°,n) - - M7 ^Nlivie»............^^ Iloua.............2?-' ^l^ «der El^..........2N' Iüiooli D, sInu'<!«<» I,!cor^!at,i, I, P. . , - 2'!, 7N'!, 772 .^,s».............!l!7 ^M.....5Ü, 55. 275, !',0X, ',m>sv!Mr«ich ,........'il ^»»l'rüncrfte.......... .''„uichl'N T, (^ic»^).....!!X!!,!!<,N I,»!i Iunl^^^ >...........l>!!! In^ro^orf ÄlOc, (Tscht«l,«lli!) , . 5!''»,ss,,i N, lHoilt).......?«" Ifts (Flusl) . , , . 54, 55. 2?«!. 5.,!? IPs obcr Ms NOe, s'Ämstl'tte») 5,!»ü 'Mfeld.........235, 5M Ischl (Fluß)........55, 27«! Ischl OOe, (Giinmden) , , . 2N2. «17 Istl sssluß)......55, 27«, , 3<»2, 700 > IscVlMM ........!3!1,«!w I Ii>,'Vtli!M!ie...........1Ü9 Ijoln Kstl, ((i.iftll d'Istt'in) , , , <>?5 IsM, grosso oder llixga D, 2ü, ?«>? Isollimncii..........3«? ISmclitcn......40ll, 40N, 44l! IstensMt« VI, (Sereth).....7ü4 Ist» .............«>l Isttien............25 »stsec.............1?» Itnliencr...........4UN Iuan^iöa...........«5 Iumiöiöa Gcbirgc.......85 Ivnnda 11, (Torontnl)......2"» Ivan« «root, (lH, Warasbi») . , «l«; Iwmc ilront..........«N! Iwoincz G, (!lroi«no) , . , , !i!!2, ?5W Iiisscrndovf H>ch. (Illqrrndorf) , , 741 Ia!spift M, (^naini)'......7»4 Inlobcin M, (itinlpoliinn), 7lN. 7 l In,»,>w G. (Gi«^ey......755 ! Icmower Sec......291, 744 Innowih...........7ÜÜ ^ariileriv M. (hmml).....7K4 Iaroin't N, (K»nini»hof) , , . . ?'<» Iaroslnu O. (Iaroslno) , . . . 75«! Illsiellll.........3l2, 744 ! Iasln Moat. (C. A«ra»i) . , . , 81«! In U,»!N>,'> u, (Äbnilj) .......7UÜ Iniicrblirss Är. (»wdinannsdorf) , »ll!^ InoerliNji........1!!2. 5«? Imicvxiss Sch, l^rciwald«») , , , 74^ In!,ft!!llic>,l...........nl...........2?8 Invu^icc........137. 75« HKxnin,'!........159, 724 ! IlN'ornil......>15, «.'.!;, 724 ^av^,ul W«t!iv>ic....... 15!» ! Inl'0ll1>t .ss^lo^i........ !5!' i l,>N!U0N!N'r T>!>1>........ 1<>> > In!vov<'w G. <^awol'<'>w) , . . . 75«! ! Iaw^rMO W, (Cyrza»'>>») . , . , 754 ! ÄaMcr............4«5 ! Icdcüspcissln N'Oe........»!"! ! Iendnc» T. (Schwaz)......!', 7l!7 D.).............«>>>i . >f>ilvn T'»!1. lSt. Ättnroi«), «07 ' Iochlx-rii T, («itzbich!).....«»<> Iolinlliicübad V, i) . . 2N2 Iol>a«»c<nl.........?«2 Iotianni^berc; Sch, (Freiwaldnn) , 742 Iohcmmsvrmm Sch, (Troppnn) , 741 Iohnsen.......1«5, 2I!>, 233 Iolilun li, (Gümör) ......794 Iin'dcmow Pas,.........744 Iosefthmeii Strciße , . , , ill!, 813 Iostt'Wborf ^iOe. ....... 593 Ios^lx'dl>rf U, sN6,c^Vodro<,h) . ?!!0 Ioicpl,stnd< V. (Konissinhof) , , . ?Ä»i Io!ll'lM>,n! V, iNunlil'»!^liUi) . , 719 ^okpMhal V, «Wittinssn») . , ,714 IoseP>>iNui»s.....'.....7l» Juden.......4»», 4(>l!, 443 IudenhM',1 St, sIudrubuvss) . , , , 23ll Iuilschc Alpen.......27, 85 Iuussbur^lnu V, (IxnssbliuMn) , ?i» Iliuiiftruspruug........31 k Iunss Woschift V, (Tnbor) , , . ,7-^ itnadcu Ä, ljtnlldrn)......717 Kn«l Sbss, (St, ?1tnrc",'!) , ... «07 Kcüchess»,............«2 ,ssauola Pl'»!sl»a tt, (Mnnmivo<«) , ?<»5> K>1>,^ Zbg, (C, Inner Szoluot) , «'!> KlN'zyIa Äl, (»wdnup).....742 Kaiserstciu'........137, 7!ll ^niscr oder Franzcusstrahc . . . 173 KnisMUNld .......13!!, N99 Knll Alpen..........32 Knllsdnrl, ÄlOc, (SecMnuS) . . 595 KnUura............85 zknllninns, St, (Vcnben).....«!4!i Kalilif............85 Knlocsc, N, (Pest)........78!» Kaiser Tmirrn.........78 Kalser ?l>nl..........27« ,r»»i!..........l!!!l zkaltmleuilicl'!'»N^ >> «Blid^»,! ^«!>, 595 Vnltov Gn»li..........277 Kaltcrtr See.......337, !).......«',!«' Knltwnsscr HeilaustnNcn.....^>4 KnlnSz G. (Knlxl«,) ,,..,. 75«! Knlwnria G. (Wnbowicc) , . . , 754 ssmncmy Ä. lPilssrnni).....722 ssnmionln EtNlinirowli G, (Ka mionln)...........758 ttmmnc,,' OOe, (Viicklabruck). . . !!18 KlnnmcrbM.......H35, 7lN ssnnimtrgedirssc.......»l, s!07 ssnnnners« .......335, l!32 ss,1!U!N>j.........3<>2, ?«» .ssnnip........144, 28!», 5«? .ssnmpenlvnld..........81 Knnnsz.........Z19, 234 Knnih Äl. (Auwitz).......732 .ssliNlüS............744 Kankei'.......!i?!>, !!5>rou!) , ... 80? Kupi'lla........... , ilN Kn^eilen ...........!l43 ssnpcllcnberss..........133 ^,Nis,,'»b^,i'Tt, (Bruck n. M). . ?a,'!i!' ^i< litaplih).......7l4 ^,ii>ms B^,N,,1 U, (^. zii,wnr) . . 79«! ,^'>VoN»1i« U. lttUss)........7!'5, Nnpo^ Cnunl, s, Zich!, ^lNMl, K,ip0,'«r U, sS>'N!l'g>>1.....?>)2 K,ipovnc ...........«5 «appcl K. (Bllllerniartt) .... «5» Kapri.............2s 826 Sach-Register. jtaprun............«29 Kapnmer Ache.........n z>ara Karansclies U, (Ször^nl,) , , , , 798 Änrawaülcn ,,,,.. ^,7, «ün, >!5>5 >:ardiy V, (Anssiss).......71« ,^nrdixag U, (D, Iazyc,, u, Kmn,). ?W Karsuntelthnrm....... . , 1«1 jlarlan............»üzü Äarlopaa,o MGr, (Ogulin-Sluiner D.).............81« ziarloNiitz NlGr. (PcterwarbcinerD,)8i7 Karlsbad Ä. (Karlsbad) 25,9, 2>l2, 7iü «arlsbcrc, Vl. (Nadantz) . . , . 7«4 Karlödnmn!, Hiüucwicdcr !,1c>rlsburss Sb^, (C, Unter Wciszen luirss) , , /.........8ü« «nrlMitten Schi, (Tcschen) , , ,743 >lnrls!adt ,^roat, (Assrani) , , , , «Nl ^lnrlstädtcr l3denc........2«»: >lar!stein ')lOe. Mnidhosen a. Tl,,) 3 «lirlslcin Ä, (Horowitz).....713 Karlstift NOe. (.^wettl).....<:»>2 Knrnabn»'!!..........«!»1 Karnijche Alpen.....37, «3, «79 Äcirntner...........41!! z!t!>'il N, (Karolinentlial) . 712 ss-^rolyfallm U, (^emplin) , , . . 1«« Karpathen...........155, Karpathen lleinc........15« Karpal >icn HWen.......19» Karpnthenlnnder........24 Karpathen See»......172,340 Karpathen verein.......1?« Kavpnll!isi1,cl< Waldgebirge, , . , 744 Karpfen >l, (Sohl) ', , '.....788 itarrenselder..........4« iinrst.........113. lcn..........lü« zr,irtha>lsc ^1l, (Vrilüii).....7i!ii ztarwi» Schl. (Frc'istnb!) . , , . 74!i Ka^flilva Sbss. (St. lM) . . , . «07 iluÄliern............rnschn» U, (Äbnui).......?!»:! Kä«mavl U, (.^ip«).......7ü5> Käöniartcr Tftihc...... , , IM .«nstclrutl, T, lÄoz?»)......''>'.'» «nstcxbcrss.........7i>, 1>>0 5lc>s!rci»ch...........(>>2 Ka^zon sscltiz Sl'i,, (Et, Csil) . , «U7 «ai Kntaraltc...........:!l5> iüitha«itt Schl, (TruPPMl) , . . ?4l .«nthnrinaberg A, (Ncichmherg) - ?l!> ztathülilen ...........44Ü zrn^chl'cr^...........«0 zkatzenlicvg...........>>l5 «ntzensteii, (Schloß)......U»!!i zlnunih, s, zranit), N.n,s'im «, (,, 724 zlci»m>!''«...........slu «enrse............250 «eut», <", (Vinln).......754 ÄevcijdEbn, (CObrr Wcisienbuin) «Nl! itcrct«zturSbn, (St, Udvi'.rl,el»,) 1!<«,!4 ztir6»c in d?r Höhle......l,l,3 Kirchhcim MI, !3o>n,l,'i») , , . , <>?4, ltirchschlnc? ^1i!i2e, !»!e>l,>firch!!N) , 5Ü4 Kirchschlass Oi^?, (^i»z).....Ä<»7 itiritti,, Ä!, (Ärünn)......?:>H ltirlilmba Ät, (ttimftollixq) , , , 7<>ü Kiö Mr ll, (Kmnorn) .,,,,701 Kis Czc>,...........^',2 Kiljfalu............1«« KiSMo N, (Ärad).......797 ki« Kalau ,.......25!>, 2!lll lliö ltorös U, (Pest)......789 iM «un F^lel,y!»za U, (D. IaM. li, «um,)..........7!10 ltls Szcven U, (Sm'os).....7l',''> itistanie D. (Acotovac).....77^ ltii« TaVulcft,! U, (Äarö) . , ,7«« ftii« UMMS U. (D, Ä,iz»ss, u, «ll»!,) ...........7!>N ,«i<n, («(ü, Hunynd) . , , , ",!labawn......... , > 7l>> .^lad»u B(Smichow)......714 ttladrn« V, (Allies).......71'> üttndrüb N. sPnrduliitz).....72! zttiMNfurt !f, Vnudei!5N zllaqenfttrter Scc, s, Worchcr See, Klnl odcr Nafenstciu.......ll>2 ittannn (Burn, OOe,).....N!!! (Pnß).......5«, »« Klamni (Schloß, NOe.).....5/»? Klan!,»s!eiii..........«x Mcmicc «roat, (^!, Wnrnbdin) , . »i'l sslnttin! V, (Klnttan)......?U! lllattnüer O^dirssc.......lül Hllau«............."1? ,ss!aui Klein ^zell U. (Eisenliurss) , . , , 7ü2 lklenielend...........«7 Klei» MolMii Sch, < Kreudcnthal) 742 Klein ^iiinchcn OOe, (Vinz) . , . 2 Klimatische Curortc.......4>n Klinsscnderss..........7l5 ^liusscusurt..........59? lttinserfall...........2>« itlisnira............273 Klolwul M, (N. Brod).....7U4 iilopotiva Et>g, (^, Hunyäd) , . «0»! «losler Vnllt M, (Funim) . . , , ?3l lllofteM-al, V, (Teftliy).....?l? lNosler Iuanic inoat, (C, Vclovar) «>l! «lostrrle Ä, (ziaadcii).....717 lklosterneubniss '^Or. (Hernals) , 504 «lostcrll>al...........»'>«" «»i^iii oder itnich^nia , . 159, 724 «nieac>,ölz...........«3 Kniehynia, s, Kuicin. Knicpaß............N Knin D, (Kni»)........772 Mittelfeld St. (Indenbm'n) , . . «42 «M'Ibachfall..........3lN Kolienzlberss..........82 ^olicrnaiijcr Wald.....«^, ,'><>? itMMila G..........75,5 Kiisarla Sbss, (C, Inner Szolnol) «»5 Koflach St, (Grnz).......640 itogel.............Z«1 lkohlbachfälle..........323 zrol,lbachtha>..........180 Köhleruerä ..........235 Kojetein Äl, (Kremslcr).....?»i, ,flllelbnrn) , «0« ttolaczyc« G, (Ias^o)......755 Kolbenlahrscharte........87 itold»«!z<'w G, (ilolbi«j Sbss. (C, .«lmismlmra,) , . «U5 Kolowa Sec.......... 172 Komanw O. (Nudli)......75« ztoniania See.........2!>l Komläs N, (Torontäl) ..,..?»« Komorau O. (Hoiuwitz)..... Kcmn'lnu Ä, (zioniowu).....71? KönlMM B, (Kmiissssrtih) . , , 72l> >!ö»l,!inhoi S. (Koiussilchof) . . . 72l» ltünMeichwllld.........l4N ztönisssaln!..........l«2 »tönissMra, il!, (ssallcnau) , . , , 71« «öniiisbevss N, (Vari«).....78« iloniss<oden....... . , , «03 «limMck B, (Ä!eul,a,,l<) .... 714 zl'öniflM'ld l>d. ^!<',id0rf Äl, (Vrünn) V2 «l,ii>iqi!> Künigi .«,?»nil,stulil ..........8« KU>nqi«wart V. (Plan) . , 202, 7l? Konjiüo............122 Kono^lowta..........2 ,«üprrnils!"N . , , , 113, 724, 73« ,'trpfrm'Mtl!..........«U» Koppami..........-27? Koppcnplanc..........140 KM-cinil; «roat. (ü, Kreutz) . , 81l> il^pyczl,»«' <^. (HusiatW) . . , , 757 Kornlpe..........««, «31 iloraim............11« Kur<,;>,na l^, («ro«no).....755 «orcnica^lGr. Mcm OtocanerD,) «l» Noritschan Äl, lGa»a).....734 Könin-nd U, (^isenwr^) , , , . 792 Kor»eul>nr^ ^ilOe, (Xnrneubnrss) . «0« Koru l'dcr Hoch Tanern . , , . 79 zlorouV Tbn. (St, Uou/lrl,c!,,) , . »U7 Küros..........l?i, 2«1 Kl)rö<< B^.Ntia ll, (Hnmuo) . , , . 79? ^ Kürös al.......i«u «o!l'»nz!au) . . ?l» nofsuw c", ,>tl'ss>>w)......757 Kosiajnica ')>tt"r, ii, «a? Kowarno See.........?,,., Kraiülüirss ltr, (Kmiuburss) , , . 5>, Krassuvn U. (Krass>>)......?>,? Kraözna.........171, z«i Kraüzl«, U. (Kral^nn) .....?ac! Kraeznn GcbiM........Kl? Kreuiuitz U. (VarS).......?«» Kreml« (Donau) , , , 144, 279, 5>«l7 Krem« (Tniuu).....2?!!, <;<>« Krems ÄlOc. (Kremö).....,'.02 Kremsier?)!, («rcmsler).....735. Kremsmüusttr OOc, (Ste^r) . . !!l7 Kreuy ikil'at, (l5, üreich) . . . , «1« Kreuzberz,...........1«! Kriiul............l!2ü Kriniler Ache.......275, l!22 Kriiul«' ssälle.......üi?, ,!22 Kristallin Paß.........5« Kriv»n............1,;« Kriväl! Tatra.........,52 Kri/im............1,;^ Krta «der Keiln . . . , li»,2N',,7a7 itrlono^......... . . . lw Krtonoßy Hori.........i:üi itrN...........« KrnjatV!Or.(Ossulin Sluiuer D.) «1« Kroate».......40l, 404, 4M'> Kroatischer Karst........11,! Äruati sch slavonisches Gebirs>e 37, «5,,,« > Kroisenbach..........311 Kroiseueck...........,:<;i Kroinan M, (Kromau).....?:»4 Krompnch N, (Zips)......7üi Kronstadt Sba., (D, ttronstadt) , , »»< Kronft«dt«r El'ene.......22«! ttropp K. (»tabmannsdorf) . , , <;«!« Kroöcinilo O. (Neumartt) , , , , 75,5 Ärosno O, (Krosno)......755> Motcnsee.........i?2,l!l0 Kruma» V, (Knüliail)......71.1 Krmuli,ich VtOe, (^ie>!»lirchc',i) . , !>!»? ztNMica O, (^>l«i Sand«) , 2«3,?5i Kr»,stl>nopol O, (Sotol).....75« Mzeszowi« G, (!zhrzn!!''>w) , . . 75l Kubani..........13>, l Kudrili U, (Tcmes).......73« Küfstein T, (Ht»ss)......'!? Knlürbetli...........U',7 Knla U. (Mcs Nl'drossh) , , . , ?!><» «»lilow G. (^olliew)......75,« «nlin Ä, (Aussig).......71« zlulpll, . . ,.....118,37i»,!l5ü Kuiuaucü.........4«1,4<»5> ztmm'owitz...........7üÄ Kuus! Taunulmlsscn.......5U', jiun szcnt ^i^rll», N, (D, Inzliss. »ud,«»»!,) ,,...,... 7'.w Kuu S,citt V^ll^<« U. (P. In,t>^, ii, zimn,).........' , 790 Kuutcröwess..........üül! Kupserbcra N. (Kaabcn).....?>7 Kuplowi« G..........750 »Urstn ............in« Äuschwnrda V, (Prnchativ) , , . ?i5, ltiisteilsünlpft..........ü^tt ztutinja Slav, (>5, Hozsenn) . , . «17 Knttcudern V. (ssuttruderss) , , , ?Äl Kutl, G. (^üssuw) .,/,,,, 757 «an vtOe, (Älistelbach).....U0 zachen oder Wasserpolalen , , . Vaclo ^, (iilicu Saudcc).....75>ü ^acrouln, I, D.........??:! Vadlucr.........4«^ 40»: Vabic«.............,!«>,, ^«disschifse..........:^!i5, Piifuil;........5»l, !i?7, ü^!ö ^lisslcu ............»uz 1^>^<> ......üW I,!l«<, ,l!'l,........,;^ij I^liss«
  • v>>'«........;7 I.»,«» I'iolilian.....üili,, 7!>7 ^nncstn, I. D. (Vurzola) . . 2«, TWi Vaft»»eu............25> Vnlbnch '.i. 70ü Valocl<............1«;? Vamliach OOc. (Wels).....«!i7 ^ainmcr.........875, «122 ^llua T. (Äleran).......<;^a>'icut)......75.5 ^audcck T, (knndcck)......»i»9 ^a»drt!,i»osch»ft.........5l!X Va»dct«U!uscr».........5>15, ^a»dl T, («»sstti»).......>^!» Vaudterii St, (^aud«l>crn) , , , ü!l> Vandslrou A. wmidowm) . , , - 7^l Vnud«lrou <^», (Wlidowil,c) , , , , 75,1 Vandstras! Kr, (Gurlfeld) . , , , <>»ü! Vaiidstraslcu..........'>« ^a»btn,ie ...........5,1^ Vnndwcyr...........55,9 Van,il'ach OOe, (Ouluuden) ^40, (l>« Vanssdaths««.......!«!!, >,) 5>ü!» Vlnuicutwrs Sl'ii, (D. Kwnstadt) . «<»5, V, (Kremc!) , , , . «: ^l,»n B, (Vmm)........7i? Vnüucr ^l'e......i!3l!, ?lj» ^'aiiriü............i,ü! Vauschc.........t,19, ,19!, ^auschn' Hcrlilaud , , , , i:!n, ,!9!, Vausiül'l' ^k'lsie......^!«!!, 70!, Vnvamimb K, (Wulf»berq) . , , , ,!5.ü Vaw>,t........5.'., Ä?«, üi? Vavautthnl...........5< Vavis T, (Trient).......,^»Ä Val>i<< oder Avisw.......!>!,,! Vawonzi'r Pas!.........741 Vamilmra, Ä'<,r«d U, (Zaüi)........?<»Ä Vtlbniy St, (Lcibuitz)......N3<» Veibucher sseld......us«!. «»Z Veincuinduftric........ 4^ i'eipuit ^l. (Weisiliicheu) . . . , 735 Ve.itha.......5,4, 55. 277, 567 LeitliagebiM......I,z. «5 5,;« Wetterdach...........Zi8 Veilmeritz N. (Lcitnicriy) , . , . ?iz< Leitomischl B, (Veitomischl) , . . ?2l Vcle«z U, (^nchli»)......7„5, Vcmbach OOe, (Nohrbcich), , , . «15 Vcinbcra, G, i'nndei,, W« VcnbUa U, (.^nla) ......?>»<: ^'enguiooi! T, (Vozrn)......«!W VcnMltnti U. (Somoa.»,) . , , . ?!,Ä Vcoven St, «Mibm) '......>l4ü ^'eoberödorf NOe, (Badc») , , , «»<; Ve°nn»ss............«2!» Veonscldrn OOe, (Frcistadt) . , , «15 Vto^'oldsberli......,^!j, 5<Ü7, 5!)ll Veoftoldc«lroi!..........,'uld«f,l'»er Moot»......,'!,ild!?st.,loclr,!he..........,!«>i Vesckllni, Sbl,, (St, Leschtirch) . . ft04 ^esiiui, I., D......Lü, ?«, «?<> ^ettulie N, (.^ala).......?l,2 Vettuwi!.' 1!l, (Aoölowil.!) , , . . 7»2 Vc>,«vdach........... !lll> ^eutschnch St, (Veibuil.').....l!40 ^'»tschau 11, (Ms).......?<»4 ^cvil'o T, (Vurqo).......««»2 Vtvlc^ See , '.........n:<8 Vc>v^l,z U. (Bars).......7«« v^>'«l G. C'.al'lcut)......?55 v,^,n, (",...........75.4 Vil,^!>e>! U, (Sohl).......7»t< i'ilnc B............722 Vilwch A, lTniiba).......718 V!li,lr,,isch«:v odt'!' ln'atischn- Knrs! 116 Vichtcul,a,i...........
    ,!!o)!^:, 2, 27«, c;4? Licscrthal...........54 Neslug (^lur^......27«, 39 ^iubail'OOe. (Steyer).....«l? ^ind^luiese Ech, (ssrciwaldau) , . 742 N»z OOe. iMdesliaichtsiadt . , . «l3 Viuzcr Vccken......225. «0? ViMv Wnld.......1^2, !,. !!!»<, Vissc,, Ä, A, (besinn) . . 2«, ?u«, 772 828 Sach-Register. ^issn Hon,........15!», 738 Vissn Pas?......., . , , i?ü Vii«^a.............1»« Vittai >kr, lLitta!).......»!«2 Vitawa............:j»4! Vit^rale............»!l>5> ! Vitorale. deutsche«! .......24 Vitschan NOe, (Waidhüsen n, Tl),) «0^ Vitta» M, (Vittan).......?,>;« VitleiN, Vt,..........?<>5 ^iuinailongii..........«91 ttono, ofterr, MMr.......490 Vobau.............600 Vodenslein OOe.........«15 Voliosiv Ä, ^'eitmerilö).....71« Vc>chau ^da, (Äreqein).....«93 rlichowch ^, (Horowitz).....?l3 vöcken.............»!3 vöffelsl'il,,.........7«, Pas!.......5.8, 84, !!4l! l Votvadach...........i!,ü l Votl'ahöMc...........1W ^uuiui^a.....171, 172, 291, 744 i'omuih Ä, (Semil)......7,!0 VoumilM'Spitze.....15.1, 179 Von«'a.............27!' i'onia.............27!) Voosdors NOc, (St. Polten) , , . <ü>0 Loppioscc...........:!,1» ^cpuschna Vf. (Wisuitz).....7pl>e..........737 Vozsad Ebss, (i^, Hli»y»b) , , , . 80<> Vul'nczolla'...........zi3 Vubacz^w G, (Ciei^n„»q?n.........!)7:^ ^»»qau..........5»!, «!21 V»!N1,1»l,'r...........?!! V»nz '.'l^l', lTcheibbl«).....,5«!t< V„r„s^d..........225. il7« !,'!>ich!Ill,,.......ltssl. lV»isi») , Nl:i !!?il Llitteüvsrli St, (^>,ttsnl,,«ss) , , . 1V>1...........222 Mncari'^a D, iMiQiröcn) , . , , 772 Älnced,,' Wa!lif>>!,'n . . , , 405, ll'ü Vtnchiand...........5,',7 Mncochn......Nl?, >!>!', ?n Madll.............18» Mc>cstr>ile...........119 Mnssdnlcnm Grotte .... iü«, I, n»<, 40«, 4H! Vtagyarcnwüss.........i7ü Vtliäi>ar,> Sbg, lC, Tordli) , , . 8<«> V^niir ^'der Morn .......280 Mahrbnch NOt, (Aiustcttcn) . , . Milmlcl, '.>><-»f!adt Ät. (Vittn») . . 7,'!ll NÜilirisch Of!r,iu Ät, (Mistel) . , 7!^> j Mährisch Trüdmi V!. Wt. Triibliu) 7:^ l Nlaidcnsteii:.......I5l,>, 724 Mailberq ^itO. (Hullabiuilil) , , , »:ns T. (Memn)......'. «!M Vllnssl»! NQe. (O.!m) . ü<>1 Vültü n, (Oscmäd).......7!>!i Viakowl!,^ ..........i«8 H^ilsvhrast.........85 Vl>,la^ln N. (Prcszburn).....78? Ulllln Worinn.........ll<: Vlall'c>lsshett!,'.........«54 Mal2 Vlallnitzer Tauein .... 58, 7«, 8? Vtals T. (Hlcran).......,,!N «Ullllsch............304 Ualta oder Mnltcin......65? Maltsch............«0« Maluzsina U. Mhtcm) .....788 Vlaiidliüss Zt, (Liczcn) .', , , . ,i44 Maudlin^ ^nß.......58, «üi Älnnaart.......8«, «55, <>«l! Ntnnhartsbnst......137, 5N? Mcwn -..........2<> Vtnrlnnü St, (Marburg) . . , . 640 Viarch .....144, 280, 5 Marchrcia NOc, (Gr. Enzcrsdorf) 600 W^archfeld........20!», 567 Vtnrchtrcnl OOe, (Wels) , , . . üi? Ntnrcznl..........55. 277 MlN'czali N, (Gomoss»,).....792 MtNWrctlM N, sOedeuburz,) . , ?»0 M>ir>nta U, sÄihar)......79? Mniin VrilNdl.........»>1<> ! Äinvindruiu! NOc, (Tcchsl>n»!l<) , 594 i Oinvin ltnze^dors NOe. (Baden) , 595 ! Marm (>"^m,..........<ü« Maria K'»Im V. s^!i!t<'»i'>!) . , , 7l«! Marianipl'l (^, '^tanivlan) , , , 75, ,'I.^üim) , , üi! ! Wavia Plain G, i öiUzlnil'li) , - . >l:i« Äl^ria ch<'>,v' U, I'2'i>il'^^t<) . , , 798 Marin Taserl Nl7c, '......!' Mnna ^ell Et, (Vruck n, M,) , , »« Mancü'nd H<, ,T?Pl) . . . Äl>2, 7!7 MaricU'm^i Hbss, 5 Mm'lzMf.>Musicde! Äl^e, (Grosi- Eü^rsdorf).........«!»l M«rlte............48, Warinaroö........i7l,-i8l Maroi« Illue Sbss, (s, Hiniyild) . »05 Mawö Iara Sbq. (!^. Torba). . 80« Mawc! V„d^< Tl»a. (C, Tovda) . «0« Mnwc« Sl'lüinn« <»l>s>, (<^, Hllil^'^c,) 805 Mawö Njv^r Sl'g.' (C. Nntcr Weisienlmrn).........80« Mnro« ' Väsnlhcll, Sbc,, (St. Maros).......'.,., 8U? V!ar? Vcdirssc.......l5!», 724 Mavsl1,c„dovs A, (Trnutrnan) . , 720 '»nn!i,!v^cvli U, (Naab).....791 Marti iiswnnd.........N8!> Maschincndan.........470 Masino oder Vn! d,' Äassni , , , 2l!2 Masic n»d Gewichte ,'..,,. 4!»^ Ma<>> Ez^lla U, (Tzatmilr) , . . 7W Matyäusland .........210 Matra.......... 1«4, 77« Mntrei T. (Innsbruck).....089 Matscher Tt>al.........?5 Mattcrsborf U. (Oldenburg) , , . 79« Mattiss..........275, «08 Mnttissyof«« QOe, (Braunau) . , «l<> Mattsce........55, 335, «29 Mcchel Gebirge.......«5, «»1 Mahesd Sbss, s14 Ma, in!0wln G. (Zbarai)' . . . .75« Mnvdcnstcm........15», 724 Mnyerhofcn S, (Ot. Johann... «9 MaiMtt T...........«8U Mazocha s. M««acha Mazure» .........224,404 Mecsel Gebirac....... !">,«3 Mediasch Sbss, (St. Mcdiasch) . . 80' Meerauge, polnisches , , i«0,172.Ü4N Mecrauiien.......1ny) , , , 8W.798 Meidlinn NOe, (SechshonS) , 5,W,5!>5 Melnchfällc..........31? Melada Insel, D, <^nra) 2«,,?««, 7?2 Meleon, I, D......2l!,?«ü, ?72 Welera ^anal.........2? Melt NOc, (St. Pulten) .... 599 Mcllanerfnll..........:Nl! Mcllenczc U, (D. Groß-Kilinb») . 798 Melnil V. (Melnit)......714 Melnikfall...........»1!» Mendel............»!9l; M^uc^ U. (Arnd)........79? Mense Hohe........142/19!, Meran T, (Mcran) , . Z<>2, 2«4, <>M Mesft»............481 Mcsscndorfer Vulcan......235 Metallindustrie.........4«8 Meteorsteine..........254 Metn'rsleinMe........382 Mettnu........301.302.700 Mettnih......., . , , .27» McM,lNd Sbss, (Et. Maroe) . , 8!>? Me^ohenyeel N, (^sniüid) . . , . 79? Mc;a f!a,n!ö Tbss, (!H. lordn) , . 8N« Mezo >!en-i>zte« U. (Bihar) . . , . ?9? Mczö »pvueoh^a N. (^fanl'vd) , .79? M»zoköl>ced It. (Vorsod).....?94 Mezösains^nd Sdn,, (St. Mnroö) , M? Mczö Tur U. (Hcves)......794 MlM'lrnibardo 'Ü, (Tricnt) . . , <>92 MeMtedeSeo T, (Tricnt) . , . , «192 Miav,1 l^Ius!) , . , . l?0, t?l, 2»0 Min«,', U, (Nentrn).......?W Minva Gnwpc......»59, 724 Michael l'encrn S, (Sol^nrn) . , li(1>el«jl'era..........1»1 Miii,ldorf OOc. (Kirchdorf) , , . in>i lDors) St.......41 Millrc Vlinlcndorfcr Heide, , . , 2kr..........l»«3 Mittcr oder Granncrsce . , , . 33« Mitterslll S, (Fell),.......62!» Wittul Äl...........7«5 Mifuil) St. (Vrlicl a, M.) . , , «42 Mlinitzabach..........32» Mnikow G...........75 l Moc« Sl',^, (E, Mmlsendnra) , . 8»>5 Modern Ü, (Pres-burl,) , / , , . ?87 Mijdlin^ NOe, (Anden) 2l!2, 2«4, 595. Modru^ M"r, (O,,,nliu Sluiilcr D,)8 >« Modru^Votol Mont, (>H, Assram) , »>« Musetten...........23« Monila O, (Kralau)......?5l Mol,äcij U, (Naranya).....793 Mohr«.....I«, 309, 725, 73« Moistrana Kr..........(l«2 Molanen...........»ft? Molrin N, (D. Gr, Kitiubll) . . 795 Moldau, , ' 144, »01, 303, «08, 70!» Moldantein B, (Moldinitciu) , , ?l! Ätoldawa......17l, W2. 7s'0 Ätuldawiza ..........««2 MulboUlMnya N, lKrassö) , , 79« Villen Heilanstalten......2<>4 Müll.........55, ^78, «,? M'ülln OQe. (Kirchdorf) . , , , 017 NMlthal...........54 Molvcnoscc..........3ü8 MunasterMkll G, (Vuczacz) , . , 75« Äimidi« (Scc). , 5«, 27«. ,^,'!<>, «0« Mondsee OQe, (VUcllnbnu?) , , i stl. lOradiöca)25!j,2ss2, Monte Valdo.......77. «7!, Monte «iianin.......82. <,an Monte Cl,elm.........1,6 Monte Ehristallo , . . , „77, «3, «?!' Monte Dinara.........1l? Monte Dmssw'.........li5. Monte Massssiorc.....il5, »>«6 Ätoiite M^tnjur......M. <>«« Mlliac Mcrsnwccz , , , , 115, »lL« ^ontc ^>V«ina.........115 Moutc ^sscro >........116 Monte Pasubio.......»3< «^» Monte Qülitcrna........^ Monte S. Äicolo ......."7 Monte S, Vito........"7 Mo„te Santo, s. Sueto Brdo, Monte Scnimi.........1 >5 Monte Sissol.......l l5, «WU Monlc Sl,ß..........1N> Montc Bipcra.........>,? Mcntc ,^ebru .........17 Monti Tnrtnri......1!7. 7«.? Munton« Kstl, iParen^o) , , , , ,^'7 Moolvräpaiate.........»30 MooS«M S...........s!28 Mora.............28« Moränen...........4ü MorMvtll ,........ , ,1W Murchenstern N, (Gablom) , , 719 Mote B, (Pilsen).......7l!i Mori T, sRoueredo!......692 Morlaken........? Müttlinq ,ssr, (Tscherneinbl) , , , «Mi Mreznicii...........n« Mlw.............,2« Mngma .qstl, (C«v° d'Istria) , , «75 Müiihi............^3 Müsslift M, sHohenstabt) , , . . ?iüi MM oder Michel . , 14-l, 2?ü. l'llch.......171, Ä«i Miilflmdach Sbss, (St, Miihleil liach).........24, 7»<» Mimchcndorf NOl. (Nr, Ncustabl) 5!»S MnnchcnMH B, (Münchenssrtitz) , 7li» Mnncsel............i«? Mundnrtcu..........U2 Klumj,' !<^ ,„!>,ro........i»>7 Munzism, N, (Tchlan).....714 Mm'..........33, 55, <>32 Mnr Alpen........w, <>ül MnräMi U. j,nür)......?>'4 Mnra Szoml'nt U, sEisenlniyi) , , ?!>'.' Mnia» Tt, lMnrciu)......«!>l:! Mnrell St, Mabtcröbura), , , . <>39 Mur Inseln..........!i7,^ Murthal ...........54 Miirz.......54, 55,, ii?8, ,!3Ä Milrzslec, St, wrnck a, M,) . , , ül3 MnMischlac, St, lBruck a, M.) , l!«3 Mnsee»............5>5 Musil Vereine........, 5!« Muttcll'Vf.........7«, Nng>! B>lny,i N, sSzattwn-) , , , , 79,; Äns>», Hassyinüc!........n,7 Äca^ü H"lmn,iN U. sZarand) , , 797 ^!i»^>1 Üda U, (Äl'liüi)......793 M>1»! In'wmd U. silunwrn) , , ,79, ^inii», ,«,'> U, sS^bolct«) , , , . 79l! M's>»! «,'>rolv u, 1äta U, lPest)......79« Vtany MM U, lPest)......7^9 MsstM U. (<äsa»ä,d)......7ü« N>ilv! Muws U, lHont).....7N« Na,v! ',',>^!!!,Ul, u, s^c»chl!») , , 7!>5 Nng>> ^tü.,,;«.' u, l("i,>,nür) , , , , 7!>! ^»in^, S^lrui« u, lS^ucv).....7!»,'. N,',al> Sm>: M.Ilus U, lTorontiVl) 798 Na<,y°EzölIöi! U, sllqocsa) , , , . ?»Z Na„y Soinlut) U, it, Küvnr) , . 7!)6 Nn„y Ta^)l<°sn,ch U. (Neutra) , , ?«7 Nac,« ,^^l,tt„ll N, (Sohl).....7b« Naineszt.', U, (Arua).......78« Namiest M, (Tiebisch).....734 Mnüs U. (Hajdulcn-D.) , , - , , ?N0 NanoÜ ..........Il5,«26 Napllssedl M. (U. Hradisch) , . . 735 Narenta........,18,28«, 7<»7 Narentn Ennal........25,26 Nasenstein s, sslal Na'ic Sl,ir>, sC, ViroUitic) , , , ftl? NaUeld............87 Naßfeldcr Tanern s, Mnlnitzer Tauem, Naßwald NOe, (Wr, Neustadt) ^2, 598 N.ßensns! ,^, (Oinlftld).....s>«2 Nüi«,od Sliss, (T. N^od) , , , . «9,?0« N'^met ^s,f,0»,,a U, l>!vass/,) . , ,797 N>'-meii II, (Hont).......7»9 Ncnzinss Ärlider (^elniqe.......16l Nep'omnl B, (Poetic)......71« New.............»«2 Nei>M,'ly U, (Koxiorn).....?9> Nen Arad U, (Tcme?)......793 Ncubern V, (Asch).......71N Ncuvera St, (Vruck a, M,) . , , «43 Ncn «islrih V, (NenlM«) , , , . 714 Neul'rnns» V, (Schnttenhofen) , ., 7l5 Neu V»d5ou Ä, l«, Äydiov , . ,720 Vteudeck B, (Graölitz)^......7lf. Ncnborf NOe, (Vnden).....59«; Nendors U, (Torontt.l).....7»8 Ncndürfl U. (Ocdeubura) , . . , 5,9? Nenscldcn OOe, («M'bach) , , , «l5 NeiMdein B, (Taui«)......7l« Nc» (Nrnbiüla MGr. (Gradi^aiur T>.).............8!« NenhcmZ B. (Neichau«).....714 NenlMö St. (Eilli) , , 259. ^>2, «41 Ncuhäusci tt, (Neutra).....78? Ncuhofen OOc. (Stencr) , , . , «17 Neuhofcn St, (Liezcn)......«44 Neul,i!tteu N. (Holowitz) . . , , 7l3 Neuhurlentünl B, (SchMtclchofcn) ?l5 'Nei, ^oachimVthal V, (Hofowi««) , 7l3 Neillapela M^r. (^mdi^laner D,) 81« Nculcnssdach Ni?c, (St, Polten) , 5!>9 Ncnlerchenseld NOe. (Hernali!) . , 5^8 Neu?ublai! U, (^ipe).....8«2 Ncumnrlt G, (Neunmrlt) , , , , 755 Nenmarlt (a.d.Aschach) Oil e, (We lv' >«> 9 Neuinarlt (bei Ka'fermartt) OOc, (ssreistadt)..........ßlü Ncumarlt S, lSnlzburg) , , , , s>29 Ncnniarlt St, (Murau).....«,43 Nenmarlt T. (Nozcu)......l>90 NeumarM ssr. (Krainbnrss) , , . «u:i NennNrcheu NOe, (Nenntirchni) . 597 Nennlirchner Tteinsrld.....567 Nen Paln Ä. <.1l<"i>,)......719 Nen Sand« M, (Neu Sand«) , . 751 Neusatz U. (B,l>.......788 Neustädler Heide.....Äl'9, 5«7 Neuslabtl Kr, (Nlidolfl«wert!>) , , ««3 Ntnstabtl M, (Neustadt!) , , . . 733 Neustift NOe, sHerunl«) . , . ,73« Neu Straschih V, (Schlau) , , , 7,4 Neu <3t»l,cn U, (Turncz) , , , , 78« Neutitschein '))<. (Neulitscheiu) , . ?,v> Neutra ^vlus!) , , . , i?l>, l7l, 28» Ncutta U, lNeutta) ......?«? 830 Sachregister. Neutra-Eblne.........210 Ntutraei Gcl,irc,e.......1«2 NeiiVcrbliö, u! (V»cs Bodrogl» , 790 Neuwaldenss NOe. (Hernnlö) , , 594 Nenwclt Ä. (Stnrlendach) , . , . 720 NeSarla............»04 Niastryn G...........75N Nicderdorf Kr, (Ootlschec) , , . . ü«3 Nicderöstrrrcichischc Al^cn . , «2, 5>t!!l Nieder Nnchlih V, (Starlcnwch) , 721 Älied!-rtr,!„isr>', s, Mattscc. Nieder u!i,iar!stl!e<< Äcraland , . , 3t! Nicdcr ungarische Ticfeuenc , , , 21! Nieder Wölz St. (Murax) , , , «43 Niemcs N, (V. i'eipa).....?>9 Njemirow O. (Kawa)......75« Nieplltonucc G. (Nuchnm! , , , , 754 Niloievur!, M. (Nilol^dnrq» , , . 734 Nimbülss Ä, (Pud'brad) , , , , 71ü Nininitz At, (U, Brob).....734 Njxdorf Ä, (Schlnckenan) , , . . 71« ^ Noce, s. N°e, Nollcndors B, (Aussi«).....71« Nona D, (Zara)........772 Nousbcra,, s, V.-ll Nordlicht...........3«l Nordsteirischc Alpen , , 3«. 79, 03! Nordtirolischc NlMalhen. »5, ?N, !>7« Nosbach, Noi» oder No« 55, 293, <>«0 Ndsilerland.......«Oll, «05 Novi D............773 Novi !,lruat. (li. Fiume).....617 NoviaM Kriiat. (V. Vclovarj , . «>« Nlwiqmd D..........772 Nl'vimarou itroat, (<5, Krentz) . , «>l> Novi>Ia NiGr, (Gradi«l« Nowosclia, Bl. (Czcrnuwitz) . . , ?l!i> Mlrschcn V, (Viiis)......?l« NuMrf NOe, (Heruals) , . . . 5,»!» NY^rädss^lfalva Sb^, (St, Mara«) «07 Ny'w'ch Szcrcda Sliq. (St,^!aroi«) «07 Mir.............211 N>,irh'>!or U, lSznbolcö) , . , . »9« N,,n' « Obcr Vuczn U. ft'iptau).....7«« Odcrbur« St. («äilll)......'!« Over T'inudurn ,ss, (Spital) . . . N5,2 Ober Trauthnl.........2?« Ov«>irl!fendllrf NOc. (St. Polten) !c>l , . ........275, Odcrlcutculldors B. (Vriix) , , , 7l7 Oder Vletzcilscik'n U, (Adauj) , , 7N3 Oder Mlirn» (Schluß).....04» Ol'cmvcrn OOc, (Nied) . , , , ,!!5> Ol'crndlrss...........l!l>5 ^ vl'rusl^^cichijchc Alpe» :>«, «>, 7 Od^rpsäl^r Wald.......I-ü Ol^-r ^'l«>>!N» ,« »!o>>!li^ Ä, (St»rlcnblich) , 72» ^ bl'v >K! ^!^ll ^Oe, (Hcal!ö) 5ü,l '7drvsl>!Ül,'cn U <^>je,>l>>lr,'rl,ichloß) / , , , , ^!ü^ ^ ver Slinlenblunn ^tOe. (Ätistel. liach)............«01 Overtrump« . , ........H35 ^l'crNi» !^, (Horndenlll) , . , , 757 ^dmimMischc TicfcVcnc , . , , ^»>» Ol'er ^ll(ui, '!, s?pi!al! , , , , ,!-',!< ^v^'r P>!^> U, ! ^l,uil>>>ro^) , , . 7!»,z Odcr ^ttodorg H<, n^r,iz) , . , ) , 72<> Ol'crwildou St. (i'eilmch) . , , , «^!» Oder 2^«lz St. (Murnu) . . , , ,!>:, ^der ^cirniss St. (>N>de>Umr,<) , «!«)i O Ncsemsu U, (Tor»ntediriic.......l4l, 724 Oder Nebenflüsse........30« Odra» Sch. (Troppa»).....742 Odrzylo« G..........75,5 Oevlarn St. (Grädminc,) . . , . «44 Oed..........277. 5»» Ocdcnburq N, (Ocdenliurss> , , . 790 Oedenfte......., . :,35, «32 Oelvcö El'«,, (li. Kla'lscndilrss) . . 2«A Oeftcrrcich...........41N Ottscher. . '.....«2. >>,»?. 5,««, Oetz T. (Inlst).........Ü«!» OeWal ...........8^ ^ Octzthnler Ache.......55, 275 OclMiler Alpcn .... 35, 75, «?!» Oetztl,c,ler ssernci........75 Ochthalrr ("ruftftc.......75 Oftn (OueNen)......25',», 2N2 Ofen, s. Älibupcst. OsieiümM,nSbc,. (C.Untcr 2veif,cu> lnirzi)............«0? OM.............294 OssliliiiMOr.sOMin SluinerD.) «l« O>,e..........27!', 7<»,> Ohrenberss...........«!>!> Oistriza .'.........»l, « Ol!U>f,ilu Hbti. (St. Ndv^r>,elv) . ««7 ^l!Üi Val'l'O '^i!,ch,i Sl'ss. s^ä. In >u'v ^ ^'Iin'l! . . . /.....«05 Olxsztttcl ^l>,i. (St. Udviichel,,) . 80? Oleslo G. (Zloczuw) ...... 75? Olle T, (Norno)........,',4 Ondnua.......170, 171. 281 Ov«ina Kstl. (Trie«)......«74 Ovftn........144, 3N», 73« Örall>>a Volduqfalva Sbq. (C. Hunynd»..........«n« Orauicz" U. (>ir)......797 Orilivac ÄilGr. (Gradi«la»cr D.) «!« Oricn.........117, 7ü? Orlnu Sch. (ssreistlldt).....742 Oilavica...........lie, OrliM,............279 Önnenties Sb«, iC. sslnuftüburss) «05 Or<,«üh»za U. (N^s)......7!,6 Or^szlnvie »r°c>t, (C. Aqram) . . «is, Ort OOc. «^numdcu) , . 3l5, ni« Ortclci«. <. Ortler. Ortl, NOe. (Or. Enzcredorf) . . 7 Offer..........>^1, l!!»ü Ossero Kstl. (Muffin)......«7« 5 Mc!, «. (Klnssenfurt).....'>53 Ojsiacher Sec ... 55, »U. 337, >!4? Ost Alpc,i.........!>0, 3<>? OstrislN'iun..........19» Ostruweh...........«0 Ostrowsty-Gruvpc.......1>!3 O»«<^cim, s, Auschwitz ..... 754 Oszlany U, (Bars).......788 Oto>'!>5VMr, s^'icca Oto'nnerD.) 81« Ottafrinq NOe. (Heinalö) , , . 5>«« Otk'nschlaa NOe. (^wcttl) , . . M2 OttciMeim OOe. (Vii,,) .... «,5 Otter.............304 Otto! Kr. (Mtsch) , . . . 34», «!<>3 Ouslawa...........304 Pal'nculirchcn OOc. (Per«) . . , 615 Paedcna jtftl. (Pisino).....N?« Passn, Insel D. (Zam) . . 2«, 7«><'', 772 Passo. Mailt, T. (^.irn) . . , . 772 Pnlra.............2?l» Pnlrac Slav. ( Pnrlälit, 11. (Gran).......?«!> Parudorf II. (Wicstlbxva,) .... 791 Parndorfer Heide .......210 Pnrschlna. Si. («rnck a. M.) , . 643 Par, (Schlos!).........«1» Paschlopulc..........137 Pasmnn, I. D........?«!l,7?2 Pas, von Oottesssal,.....135.700 Pas, «on Illrdmiow.......173 Plisl von >iürö«niezü......17» Paß lion Nexdrck........135 Paß unn ")le>issedein.......132 Pah von NoUendurf.....135,700 Pas, Peittelstci» ........«3 Pas, dun N>idna........173 P^s, »,'<,'!! Üü'lsa.........173 Past «on Hlatina........174 Paß von Szilam,........173 Pas< l!o,l TlNlO.........132 Pns, lwn Tere,ioli^.......174 P.is! Uc>» llc,zol.........1?» Pas« von Wlar.........173 Passciertyul........75. «7» Pnjser ........55. 233. cOta N. (Arad).......7!'7 P<'c«v,!,rad U. (Äain,u,a) , . , , 793 Pcczeuii!yn G, (,'lolonim) , - . 75? Pe^aau St, (Gvaz).......42 Pe>o 3...........3»!3,(!80 PeUe«, «. (Ä,ot'bl,s)......722 Pe,ll >t. (Spittal).......N53 Penzin,, '.!iOe (ScchWinS) . 589,5U4 Peplieiioseld^..........6"°) . , , «0« Petrinia MOr, (Banal D.) . . . «i« Petroucll NOe. (VruÄ a. V,) . . 5'.»« Petrol'« ssura.........116 Petschau N, (Karlsbad).....?i? Petlau St. (Pettau)......641 Pcttauer sscld.....54. 226, 632 Pcttcnbach OQe, («irchdorf). , , 617 Peuerdach OOe, (Schärdinss) . , nil' Pfaff.........7«. 80, «?» Pfaudelscharte.........79 Pferderennen..........451 Pferdezucht .......396, 451 Pfraucndersser Sattel - , . >32, ?<>0 Pfraumvers, odcr ssrauenbers, 131, 699 Psranmdern A, (Tachau) , , , , 71? Psrcimt.........iau..........53, 62!. Piianll Kstl, (Capo d'Istria) , . . «75 Piriczlcr Sec.........341 Pirnch «^, (Isslnu).......?33 Pischely V. (.Mrulinenthal) , , .713 Pise! V. (Pisel)........715 Pislnu (Vtittcrburq) Kstl. (Pisinu) «7N Piston tt. (Neutra) , 35!!, 263, 7«? Pitllma>"a «roat. (^. Nelov»r) . , «16 Pittcil (Nub)......54, 55. 27? Pitlen ^iOc, (illcunllrchcn) . . , 597 Pitztl,nl............53 Piula Plnnina......1»5, «5« Pitz «uin...........74 Plabutsch...........«»« Plan N. Man)........71? Planil.........«15. l-6« Planinla...........«4 PlanlM'l...........»" Plansec.........»»5, ««0 Plaschischcr See........^3? Pla«li ÄtGr. (Vssulin Sluincr D.) «>« Plah V. («traluwih)......?l« Plateau von Tclccöta......l6 Plituvic» Seen......li», ^!3!» Plockcl uder Plosenstein ,I2. <;«?, «5 Podgorce oder Podhorcc , . 2!!1, 744 Podss/,rze O. (Wieliczla) . . . , 754 Pudliaj« <^. (Podhajce).....757 Pudhurce G. (Zluczöw).....75? Pudhrad B. (Vndwns).....?l4 Podlamic» ^. lVrod»».....75? PMapac Äi(^r, (Vicca Otocancr3,)>5 Podolischc Hlihe.....222, 744 Pod Sarlanian Sec ,..,,. i?2 Po Elicne...........2li6 Ponebict ...........266 PoMall Ni^e, sssremt«) . . , , 602 Pon........li«, 195, 65<> Poisburf NTe, (Miflelliach) . , . , 302. ?W Poiuarolo T. (Novcrcbu) . , . . 692 ! Pomornanl, G. (Zl°c,6w> , . , . 75? Ponal ............31!» Punssau............621 PontM K. (Villach)......654 Pontcbn Pns,.....58. «4, 654 Ponteblia...........654 Poftadjc.........184, 744 Pop Iwan ..........164 Poprad , , . . . i?o, »72. 312. 744 Poprader ffischsec.......172 ^'«rUl Iln,,^»!-!^a.......15N Portole Kstl. (Parenzo).....«7a Porto N6 Kroat. (C. ffiume) , , «I« Pöfmih.........278, 632 Posiruck..........«a, i. Hn!N,'rn,n»i>t,,r!6, 666 Piintadura, I, D......26^ 772 Puppin,, OOe, (Wels).....617 Piirglik P. Mnlonch) .....713 Purqstal! ','lOe, (Scheid?) , , , . 60« P>!r,,ft.iN 2t. (Oraz)......639 Pnrlcr^dorf NOe, (SechM>«»S> . . 594 PiiCpi'l Vnd'Mh U. (S,nholc<<> . . 796 Piistcrlhnl...........679 Pufta........2>2, 21ft. Ä27 Puszta Hariowa,«.......2>3 Pustteudorfer..........21» Plitna VI...........764 Phlira N'^c. (Sl. Piilte») , . . 599 Pyl,rn fPaß) . . , . 5«, »1. 607, 631 Pyrawar»!........263, 601 Pyranü........82, 607, 621 PMan, s, PistlM. Pyszca............160 Quarneio Vuscn , . . , 25, 667, »0» Quellen............25« Quellseen.....'......3»1 Quicto.......11», 295, )........791 NaadS NOe, (Waidlioseu a. Tl,,). «03 «aba......170. 172. 312, 744 Rabbi T. Me«) . . , 263, 6N0, 692 Naocnslcin NOc. (St, Palte«). . 600 i Ülavnih........54, 55, 277 Nadtlialcr ud.Fischbachev Alpen «0, 631 Nachel............!31 »l»!,cz Alniüö U. (StuWueisienliura,) 792 Nüczteve U, (Pcst).......7«!) Naczkowa See.........172 Nad, hohes....... ilü, 69» Nadautz Bl, (Üindaich) .....764 Nadbnzn ...........304 »tadhauöberc,........79, 94 NadterSdura, St. (Radtersbur«) . «39 Nadmaunsdors.«, ?!». 621 iliasscndorf U. (Wiesellüir^ , . . 791 Nassusa D. (Ranusa)......172 Naqusa vecchia D. (Na^uin) , , , 773 Nalssern M, (Auspitz)......733 Nainac............116 832 Sach'Register. Nllik N, sB««ll,wih)......732 Nllizcn............404 Natmlih V, («talmny).....7l!l NafoUlcaÄiGr^Oqulin SluinerT,)8l8 !itanii>au..........«44 «tanlwcil Bb«, (Feldlirch) , , . , «93 Nanshosen OOc, (Nraunan) . . «15 Nanölo B. (Chukot).....722 Rarcu............7« Ratta.............l^ft 3tatschach >lr. (Gurlfeld) . , , . 69!) Ratten St. (Hnrtber«).....680 Ratteilberss T, (Äufslcin) , , , , 6«2 ütll^cö T. (Aozen) , , 263, W0, aw Raiicheck.........8l. 621 Nandnitz N. (Raudnitz).....71« Ram-iö S. (Zcll)........«2« Nauriser Ache ,,,,,,', «22 NlUiriscv («rilftpc........79 Railris« ^>n«er»........78 H>a»rissr Tl,nl........ . 53 Mlmsclchach ..........28U Nnwa rn»jla G, (!)!awn).....75« litawla............744 N«)' .'Ilpc.....»u, «2, 566, 63l ^^aliiynnnisten.........508 !>>ealsch»>e>l..........50« Rclx'schmvitz Äl, ! ^luwch) . . . , 535 Nccca, s, :>^cla. >Nc<"ina.........Il8, 2»6 »iccka»,n,llc! Äi^c. (Eechsl,ai,ö) , , 594 'tt^dl^............»12 Neaen .........279, 700 Nenrnmenac..........371 i>tegcltta^...........370 iitcaw» ocr !>c!leu ^tachtc , . , , m,5 Ncichenail Ä, (Gablonz).....7!!! Nciche»al> V, (ilieicljcna») ... 721 »telcheimu ''liOe. (^ienulirchen) , . 598 »teiche»ber>i B, Meichendera,) , , 7!9 i^cichcndllr^ St, (Nmm) , . , , »ill ^>^ichrnftli< >v', l'WnlsSlx'ra,) , , , l!54 ^>cicht-,lsts>ucr ^)ruftpc......?u "teichn'M^ OOc, (Arnuiiliu) . . «15, NMM'liU, ^..........5«7 Weichswdt B. (V, ^cipn) , . . . 7l!> !^cichi«t>ig...........54N >^eich<üwaVpc».........5>!ll .Item.............<>!"' AteiueiM'.Pa!!.......143, 70« Vtcischteu..........., ü'>)5,. '»!? ittela HUHle.......lü«, lull! '>^ii.sioni«belcnntnis!ps).....«N1 iitcschcn Scheidcck . . . , H7, 75, «7!» '!!sschi,'»s>,-i.......33«, Ntt0 i!tcsicz>, B5 i^et»>«!lit...........,»;l!l) , , , i............28« N>'',h,''>m,li U. lÄilinr)......7!!? NMilo».........7«, N79 l'tt,ätischr AIM,......7>. Nhcin........1,4, Ä!'ü, »thsiusscliict..........2!>«l Rhülül) U, iSoiil).......78« Ridar tt, (So!,!) , , , ^5,ü, ,iü!l. 7«" Mcd OOc, sNlcd).......8!' Ricdaü ^^e, (Schardixn) , , , <;><> 3tic^'vc!dlu^ St, Mclddach) . , , <>m Nicuz.........5ü, 5,5, «8N NjescngclnM......139, »W3 Uiejcnüiliun..........140 Ricseuloppe.......140. ll!>9 Nimn........170, 171, 281 Rimci Arezs U, sOümllr) , !i U, (Gvuw^.....794 RimaWmbnt U. (Oüuiör) . , . . 794 MiuduicWicht......3K«, 451 Ninla...........84. 631 Nisano D, (^alta«)......773 Rienjllk............11a Nitto», auf dem........6s>n Ritterorden..........535 Niva T, Miua).....348, 6»2 Rivnni............2« Roc! Hühlcn..........19» iitodcl....... . , , U79, «08 ^^odiofurN, V, sKarlsbad) , , , , 2!!3 ;Nodun Tvli, (D, ^laszäd) . , , , 2ü3 lit^diinuer 6)edirne.......16? Noncndorf (Schlosi) ......NUÄ 3toW.............117 Rol,«t>,hlitl,n O. (No:,at»,n).....75? Nohitsch.........llN3, l!42 Rohucn............133 Rvhran NOc. (Brück a. ^',> , , , 5!>« iUchrdnch O^7e, lM'yrbmh) , , . 6l5» MmN„im ^ü7o, lViicklalillicl) . , 617 NolilM, B, iPilsrn)......?!HilIi) , 259. I63. «41 Nömerstadt M. lNömersladt) , , 73« 3Ui!c>s,''t U^lMarmaloSI , , . . 795 gtonoo V, s^ascmt).......722 Äton^pern V, sMclMcmil.,) , . - 71« Nopa..........3l2, 744 »t0pczl,ce G, topczycc) , . , . 755» iNopiz,'............73» Rl'snUUN.........55, 275 NoftuiN! Sbq, (D, ütvoGadt) . . 805 Noscmiu U. s(^m»l)r> , . . 263, 7!'« Mosrni'crss A, lilnftlch!.....715 ;>io!o»b«!, U, (Vi^iw»).....7«8 ;»ll)jc!ll,cr^'r Tcich , , , , 32«. 7»0 i>K»i^n>,»!r^ lVuvss).......<>(>2 Nosmlscch'lc ..........2(,0 ^Nliielistli,!.........7ü, ,!31 :!n>k!l!l,al........27^, ,i47 :>i,'s!nlz '.'l'De, (Kmn«).....594 NiMcNu^...........738 «ossiy W, sÄrüun).......732 »iostol A, (Pwq) .......714 ^tolhl^'r!,...........724 Nötticlsttii! St. (Graz).....<>»9 ;'l0!!,c»l!n,vm (Neiss)......161 Nu,l,c»t!>l,vm (Schluß).....nin Ll, i^i^eiy .... «4-l Mottcumnu»« 2a»!,'r!l . . . 7U, «31 Möl), j, Nell, Noucrcdu T. (NoUcredo).....«92 Nuviqiw >!stl, «Pol«) . , , 361, l>l B, sBlatmD.....715 ;>^,^!uiu^i.?ieritsch)2l!l,72!>,7!!5> MliciMcktrfabrication .....460 illudavli s?slus!)........!lj>0 Nudnwa (Dorf) O........754 Nudc Nwat. (C, Aaram! .... 8,(> »wdl'lfi»!,,,'!»! ?!Oc. '(SechslMö) , 5>^x :!>,id0ls^n'^rtl, Kr, lRüdiWweith) 6l!3 i!>,i>rl'a,' ',»Ii"r. l^'a»,,! 5.) . . . »1« Ä»»»>1 Zlliv, Cä. Syrmk'N) , . . 8i? Nnml'iirn Ä. (Munibuvss) , , , . 7l8 Nuuqelsicin o'«r ^t,,u N»nse>,............Ü2 N^lslberq U. (Sziw'my).....798 N»i!k! Pill.......I,',', 744 MuMcl, ........2«>i, 5ü i>lzc^',»,' G. (N,csir U. (^Üinuv) , , . . 791 Salaschcn , , , ........!»5> Snlcru (Aurq).........696 Ea>w St, (Gra,^........«40 Eallsch K............»,l!2 C>i^»li D.........127. 772 Sciluua <^olf «0,1 ..,..., 7<>« Sawc, H^>c..........«7» Salzn od. SalMl, 53, 55, 2?5>, 608 ilztlU,!»!cr^llt AlV"! . . . , 36, 621 Salzlager...........250 Salzseen , , , ,.......332 Saml'or G, (Gaindor).....756 Saniodur (>lr»at, ( Et, Ca»;ian Kstl. (Scssana) . , . «75 Et, Essid, NOc, (l'ilienfcld) , , . 6"0 Et, Gloria» OOc. (^'inz) , . . . 6l6 St, fallen St. (Viezen)......ycm-am Kroat, ((5. VeloVar) 8>u St. Ocoraen U, (PrcsMra.) , , ,7^7 St, ^crndcra,.........Hiodot T, (^!Nli«l,nicl) .... 3 St, Vaiichrecht St. <Ä),'!lrau, . , , 613 St. LaunüM St. Marliura,) , .641 St. ?c,,,nhard K. (Wolftder,,) . , , 651 St. Lconhard St. (Hiarbur«) . , «II St. Vconhnrd T. (Mcran) .... «91 El. Vl>rc»zh»l>l^........l!5U Et. Mac>dalc»a OOe, Mnz) , . '!»1 St. Michael S. (Tnmswrc,) , . - 629 St. Michael T,(?rküt) . . . .692 St. Nilolai O^e, sP,'r«) .... 614 St. P"ul «. (Wolftherc,) .... 65^! St. Pctcr K..........26:t St. Piittcn N^e. (St. Pölteu) . 598 E,. l!l>,'chu, (Wels).....61? Schaßbura, Sbg, (Schäßburg) - - 804 Scholar V, (Trautenau) , . , , 72« Schauerleithen N3)e.......59? Echauinsall..........819 Schaumberg..........61? Schebeschcller Gebirge......166 Scheibbs N^e, (Scheibbs) . . . , 600 Echcllebcrg T. (Brifen).....695 Schellcnstcin OQe........617 Echemmh U, (Hont)......789 Schknlcnstldcn OOe, (Fieistabt) . «15 Echiffbnil...........471 Echifftahrt..........488 Echlaclcnwertl, B, lKarMad) , , 717 Echladminc, St, (Liezcn) , . , , 644 Echlässl O InnaMet).....317 Echlcicrfall (Tnlzlichziebitt) , , .317 Schleiersällc , . . ,......3l5 Echlicrbach OOe, ^Kirchdorf) , , «i? SchsÜalmühl VtOc, lNeuntirchcu) 5»? Schlosihof N^c, 'Gr. Enzersbors) 600 Echlnckcum! V, sZchluckcnau) , , ?i8 Schliisselberg (Schloß).....619 SchmetH U, (Zips).......795 Schmelz............588 Schmicba........280, 568 Schmirnthal..........695 Schmolluitz U, (Zips)......795 Schnalftr Thal ........75 Schnee Alni oder Alpe . 82, 566, 631 Schmeberg (NTe,) , . . 36, 82, 566 Schuceberss, ewiger , . , 36, 81, 621 Schneeberq, Krainer . , , 115, 656 Schnceberg, Spieglitzcr 143, 699, 724 Schneegrenze ,.......39, 370 Schuee oder Riesenloppe , 140, 699 Echnccression.........39 Echneestürze..........33 Schöckel..........80. 681 Schomlau U, (Veöprim) , , . . 791 Schon.u! B, (Teplih)......718 Ech'ünbcrg M, (Schönbcrg) , . ,736 Schonbeiss sVura) ,....,. 722 SchonbcrsseoPaß.....135, 700 Schänbinim NOe. (Sechöhau«) , 594 i Schiinbühl NQc, (St. Polten) , , 599 , Schöuftldspihc.......81, 621 ^ Schöntirchcu NOe. (Korneuburg) . 601 Schoninczer..........132 Schünlindc N. (Rumburg) . . , . 718 Schonflcin St. (Wind, Graz) , . 64l Schöpfet .........82, 567 Scho'rflina, OOe. (Wcklabruck) . , 618 Schuttwien NOe. (Neunlilchen) , 597 ! Schratten...........48 > EchrattenthalNQe/OHollabrunn) 601 , Echreibwnld..........732 ' 3chr«»ö NL>, lWaidhoftn a, TH.) 603 Schrmw Vdg. (Äludenz) . , , , 693 Schütt (Insel).........210 ! Schüttet ...........318 > Schutteichofen.........715 ! Schwäbisch bayerische Hochebene . 225 Schwatwrflr HOgel.......209 Echwnnunbachfllli........316 Schwandcrq St, (D, pandsbcra,) . 640 Schwanensiadt OOe. (Vocllabnic!) 618 ! Schwni-za.......54, 55, 277 ! Schwarzau „im Gebirge" NO«. sWr, Äleustndt)........598 Schwarzawa.......144, 725 Echwaizbach izur Nab)).....279 Schwarzbach izur Salza . . 275, 622 ! Schwarzbach Ä. (Änimau) .... 715 ! Schwarze oder Tracherchühle . . , 199 ^ Schwarzentcrss Vbss, (Nregenz) . . 693 Schwarzenbcrq'scher !5anal', 326, 70N S c!»warzcnkctln>r>u.......161 Schwarzer Sce lBöhmenuald) . . 145 ! Ecl!warzer Sec («larpnlh,) 172. 744 Schwarzer Ece, ssro^cr.....l?2 Schwarzer See, lleiner.....l?L Schwarzer Ü^y , .......282 i Schwarz ttoslclch N. (N, Brod) . 714 , Schwlll-zsce ..........337 ! Echwaz T. (Schwaz)......688 > Schwcchat (stlusi) , , 54, 55, 277. 567 ! Schwechat sMartt) NOe, (Brucl a, t',)............596 Schweinezucht.........397 ! Echwcinit) V. (Vudwcis) . . , , 714 Schul..........171, 282 ! Scesaplana..........35 ^cirocco........119, 377 Scosslien...........25 Sbo'bba............295 Eebastianeberg V. lKomolau) , . 700 Sebasticm?bera,cr Pas;......l35 ! Scben T. (Vrixen) , , . , 690, 696 > Eebenico D, lEebenico) . . . ,771 > Eekenstcln N^r, (Neunlirchen) . 597 ^ Sechshauö NOe, (Scchsliauö) , , 588 ! Eeckau (Nlarlt) St, (Iubenbura,) 642 ! Eeckau (Schloß) St.......«39 ' Eeclaucr Alpen ......79, 631 l Eedlec B, (Settan)......722 l Eedleh Ä, lPilfen).......716 ! Scdliy V, lTeftlitz) , , , . 263, 717 i S «bachfall..........317 Seeberster-Paß.........84 Seesclocr.Sattel........76 Seehäfen...........490 Seetirchcn S. (Salzbura,) , , . . 629 Seen.............331 Sceschifsfahrt.........489 Secwalchen OOe. (Vocklabrucl) . 618 Secwnnb........'31, 699 Seaner............335 Seldeninduslrie ........464 Seidenraupenzucht .... 397, 452 Seisenberg Kr. (Nudolfswerth) , , S«3 Seitenstetten NOc, (Amstetten) , 600 Seiz St. (^eoben).......641 Selau B. (Leutschbrod).....722 Selöe Kroat, (C, Fiume) , , , , 81« Seleözto U. (Vereg)......795 S^llt,e U. (Neutra).......78? Selowitz Vt, (Auspitz)......733 Selvc. I,. D, (Zara) .... 26, 772 Sclye Sdss, (St. Maras) . . . , 80? Semlin ViGr. (Petcrwcirdciner D,) 81? Semmerina, , , . 79. 566, 597, 631 Semmcringbal,!, , ... 58, 597, 603 Scnftenbera, V. (Scuftenbcrg) - - 721 Senosetsch Kr. (Ädclsberg) . , . 664 Sepsi - Szent - György Sbg, (St, Häium) . . . . '......8N? Serben.......401. 404, 406 Sered (Tnjester) , . . 223, 291, 744 Sereth (T°nan) . , , 171, 282, 760 Sereth Bl, (Sercth)......764 SerlessPitze..........694 Eessana Kstl, (Sessana).....675 Ecstrugen, I.. D......2«, ??2 Eib6 11, (MittclSzolnlll) , ... 263 Sid U, (Giimür)........263 »id Sla'i. (C, Syrmien) . . . , 81? Siebenbürster Sachsen. . ^ 402, 405 Eiebenbürnisches Erzgebirge ... 16? Eiebenbimiischeel Hochland ... 165 Sicbcngebirssc.........1^ Sieben Seen......1?^ ^" Eicniatva O. (Iarüslau) .... 756 ! Eieinink! 3?i7e, (Stcyer) , ... 61? Sittsza G...........?54 Sievrina NOe, (Hernals) , , , , 589 Sign, Sinj D, (Sign).....??2 SiMs U, (Baranya)......?93 Sitlowlll...........320 Eilbcrpscnnig.........8? Sill.........55,275,680 Eilleiu U, (Trencsin)......?«» Eilvretta Alpen........?4 ! S>milaun 209,567 Simonla........... 164 Si!nontornil,a U. (Tolna) . . . , 793 Sintersbachfnll.........31? Si° Canal..........32« Tirola N. (T«ros).......795 SiM z!roll».(C. Agram) . . . . 816 Eitno ............!6» i Sivcrich D...........??ü ! Slalat G, (Slalat).......?^ Elaliy V, (Neustadt)......^:i Slali^U, (Neutra).......?"« Slatulcc........1»?, 7^4 Slawa.....170. 172. 312, 744 Etotschau Sch, (Äicliy).....742 Slupschtma........ . . 5,ii S kutsch B, (Chruoun)......^^> Tlatina Slau. ? ^ Slaven..........404, n,', Slavonische Ebene.......'^'l ^ Slemc Gebirge........^" Slounit..........115,66« Elouper Höhle.......üw.724 > Elovawl......!77, 401, 4 Slovene»......w>, 404, 406 SluinMGr,lOn«>!" SlniucrT,) ^>8 Smichov V, (Smichov).....?l2 Emrk...........159.724 Eniatt», G. (Sniatl)n) ..... 75? Snicünica...........n? Umlauft, ^csterr,°ung, Monarchie, 53 834 Sach Register. Sob'slau N. (Tabor)......722 2obor ............163 Sodasccn.........214,312 Eöl,le M. (Neutitschein).....735 Solal G, (3olal).......758 SololniN G,.........755 Cololow G. (,t°lbuz«w).....755 Sola......170, 172, 3l2, 744 Solennu N^e. (W. Neustadt) . . 596 Solstein..........7«, 673 Sott N, (Pest).........78» Sottn, I„ D........70«. 772 Sommerm, U, (Prctzburff) ...?«? Eomngyer Plateau.......8» E omoMiär N. (<-?umllM , . . .792 Emml'crg..........36, 82 Sonnende^ A. (Kandcn) , ... 71? Sonnenwalo Q^c, (Ro^bach) , , 6l5 Soor oder sorr B, (Trautenau) , 720 Eüslut N, (Ztuhlweiftuburq) . . 792 Eottla odcr Zutln . . .273,632,811 Eoväl N, (Z-iros).......795 Sovari oder Halzburgei Gebirge lN4 Sovitsch...........2N0 Spalat» 3, (Zpalatu).....772 Sparcafscn..........502 Epeil^qcl...........»0 Spcisimi '^""^ (3ech«haus) , . . 594 Spicglitzcr Zchneeverg 143, «99, 724 Spingeü !. (Ärixen)......«91 Epiwl am PyyrnQQe, (Kirchdorf) «l? Spitaler Älpcn ........8« Spittal K, (Opittal)......«52 Spitz vi^e. (Kremö)......602 Spiyüern (Erzgevirqe) .... 135, «9» Spiytierg (miihr, Terrasse) . 137,724 Spitzenberg (Zchloß)......615 Sponchauer Pas,! . . .143,724,738 Sprachen >md H)ümdarlcn . . . . 40« Epree...........302,700 Spruiföhrc..........c>3 Erctinyc Gebirge .......l«6 Etnatsichuld.......... 555 Stndelnu NOe, (Gr, Enzersdors) . «00 Stagiw. D, (Raauw......773 Stain; St. (D, Vaudsberg) . , . 640 Stalagmiten..........194 Etalattitcn..........194 Stampf«» U, (Preßbur«) .... 787 Stamps oder Plocksec.....172 Ewmö T, (^lnnebruck).....689 Staun. Älpc..........8« Stü!Ni«lü!l G, (Ztanislau) . . , 75,6 Stanlauer Icich........329 Stannern Hi, (Iglau)......733 Swn-,crchi,l..........<>?9 Ttar.sol O. (Ztarc Niiasto) . . . 756 Eta« Millstu O, sTtarc Vüasto) , 75« Stnrhnndcr.i sZchlos:).....>ll',' Etartcnbach' V, (Starlcnbnch) . - 720 Etatlyaltcreien.........5«; Etaiibfall...........3l5 Ttäubi............3l6 Etawieko G..........754 Etebnil G...........75« Steicr l^lusi) . , , 54. 55, 2?»i, «0« Eteier odcl Steyer (2t«dt) OOe. (Stcycr»..........!!l« Etcicrdorf U. («ra,ssä).....?9? Etcicrcgst OOc, (Linz).....615 Cteicrmürlcr.........412 Stein «r. (Ttcin).......N«N Etcii, N^7e, l'Ncms)......«>"2 StriiianwnM' N, (Oiscnburss) . . 7»2 Steinbnch ^lDc. (Vöcklabruck) . .617 Steinlxicher Sidiua»nsdl,rf) . 662 Steii«.........»09, 7A Steiner Alpcn . . . !l7. 84. «31, «55 Steinernes M«r......»1, «2l Eteinfrld (bei Ht. ^ältcn) 225. 5!»8 Etcinfelo, Nennlirchner . . 209. 56? EtnniolsiV'inevierc .... 245, 247 Etcinschönau B, s!etjchen) . . .71^! Ettinwass« P, (leplih) .... 2«!ss Steirische Salza .... 54, 55, 2?»i Sttirischeil Hi^ellund . . 3«, 82, 631 Stenico T, lTw«) ......6N2 Etep!^»»au M. (Sterxbevg) . . . 736 Etepl>«M>cückc.........«9-l Stoppeüsec»..........331 Etcrdlichlcitöziffcr.......440 Stcrbo!,ol V, (Bmichov) , . . . 7l3 Etcrle!............«63 Steruberss (Berg).....132, «07 Etcrnw-c, V. - - - - 2«3, 2«4, 722 Eterildcrg M. lSternberc,) . . .736 Eterzin« T, (Ärlxen) ... LW, 6!»5 Steyer, s, Steier, Etinhlau «, (Pilsen)......7!6 ! Stilsscr Joch........57. «79 ! Stillfricd NO«.........«01 , Stockcrnu NQe, (Korneuburg) . . 601 Etöosz N, (Zips).......795 Storo T, (Tion«).......«92 ^ Sto»...........37, «4 , Etmfmchalteu.........523 Stralonitz V, (Ztralonitz) .... 7l5 Etralchich K^, (Krainburq) . - . 6t!2 Et«,! T, (Hchw,^).......««!» Struschurg «. (St, Veit) .... 653 ^lwsü'urii Zbl,,(H, Unter Weißen- d»r,Y............M6 Scmßnih M, lG»dinl>) . , . . . 734 Ltrasiwalche» Z, (Salzburg) - - 629 Ttrcmßnig 3ec........3'l7 Strecl.........l7l. 2«l Etrccl Gcbirae.........>"!« Strissuo T, sBorgo)......«95 Stru'b oder ^'oscr (Paß) «l, 62l, «79 Strudel.......272, 286, 608 Ttrudc» OO«, (Per«).....«N Etrü^inll G,.........755 Str»v,za , . . ........291 TtN,...........17«. 71» Ttrln (2tadt) G, (Stryj) .... 756 Etrypa.........223. L9l Ztubdch Tauen! ..,»... 78 Etilvaicr Gruppe........7-'» EU'V «lpc........8U, 63 l 2 tube» V, («niml,»)......715 Ctubcnbach V, (Schiittenhofen> . 715 Ttubcuwcher See .... 339. 700 Ttubica Kr^at, (il, Agrant) . - - 81« Stubnyn li, (Ihurocz) . . 249, 263 Etüden (Berg).........1«' Etuhlnieifenl'urg U, (Stuhle weiftnburq) !........?91 Ttuil'cnfnll (Pih n, Ochithal) 75. 31« EtuibcnfaU? Wcch).......31« ?tm'm!>mckc, grlißc .... 14U, 699 2t»,r..........223. 292 Tn'>cn OOe. (Schiildin») . . . , «15 Eu^iwa , .... 171, 282, 760 Tm-ziwa Bl, l2uczs.........171, 28l Szmnos Ujpär Bbg, (C. Dobola) , 805 Ez^nt«; U. (Äbauj)...... . 793 C,»nt,> U, (Ho«t).......78!» Sz^ntova U. (B"c«) ...... ?89 Szarccsinsee..........341 Ezawäö II, (N<^.^) ......79s CMztn V>in»,>i U, c^rasso) . . .798 ! Szatm^r ^ilimet, U, sSzatm»r) . .796 ^ Lzczlvunica O, (Äeu Eandec) . . 755 Ezczerzec G, (ßcmberz).....755 Szcxs«n»> U, (Rcograd).....7tzg Ezcssedin U, (^,'onar^d).....797 Ez^hnlom U, (B<'l3 Ezcav'k- U, <<>s<»uirad).....797 Ezel 2b'^cly Ilop»rlicly Sbg, (St. Ud- v-ichely)...........807 Ezellcr.........177, 405 Szempc II, (slmtra)......787 Ezcndro U, (Vursod)......794 Ezcnicz U, (Neutra)......738 E,t, Antal U, sHont)......789 Ezcnt Venedel Sbg. (H, Unter^ Weißeudurg).........806 Szenteö U, (lisongiad).....797 Zzcnt Gr,'.tl, U, (Zala).....792 Szent Il'an Kroat, (H, Agram) . 816 Z;c»t ^l'l'l« Kroat, (^i, Vclovar) . 8>6 ZMt x^rc^ti >!roat (^,Wclrai«din) 81« ZMt ^,Uia) . . . 793 Ezmt Mnrto,, Sl»!i, (2t, llsit) . 80? Ezt, M°rton Vlntniczn U, (lurocz) 788 Ezent Mil,«ly II, s^ala) . . . . 7V2 Ez,-nt-Peter II, (Äorsod) .... 794 Szepsi U, (Abauj).......793 Ez'^pviz Gbq, (St, Csik) . , . , 80? Ez^rdaliely 1l, (Preschurg) .... 787 Tzercncz U, (Zemplin).....795 Tzernhe............330 Zzw) . . . 263, 756 Ezlankamcn MGr, (Peterwar deiner D.)..........81? CMilm.......170. ,7l. 280 Ezlntina N, (Marmaros) , . . .795 Zzlavei oder TNävoi......16« Ezli'lcs 1». (Sohl).....263, 788 SzaboszlV. U, (H.ijbnlei! D,) . . . 790 3^l>r»N!,^ U, (Una.) , , . 263. 795 Zzolnok U, (Hcvei!).......794 Ezambatfalva Sbc,, (St, Udvar l,ely) . . >.........26» Ezovatc, Sba,, (St. Maros) . . ,80? Sztropl'. U, (Zemplin).....795 Ezmnava Gebirge . , , . I3l. «99 Szurdul Sbg, 6 ! Tainowitzcr Plateau . . . 222, 744 Tanno «. (BiXnch).......654 TaMlld U. (Mittel Szolno!) . . .79« Tatar Haual« Paß.......l?4 Tatra, hohe.....160, 744, 7?« > Tatra, llcine........102, 77« Tal^mannSdorf U, (Eiscnbura.) 2«3, 7»2 Tanhenlöchcr......! 114. i!>? Tmiev,!, 1,01,,: . , . 3Ü, 78, »7, «21, 679 Tauern, niedere......36, 79 Taucrnfall...........3l8 Taiiß B, (laich)........?l,l Tafenbach S. (Zell).......02« Teckcudorf Sbss. (C. Klausenbnrg) . »05 Tec,ö ll. (Marniaros)......796 Tcjfereckcnthal.....54, 27», «7!» Teiche............328 Tclegraphemvesen .......492 Telft T, (Innsbruck)......«8» Teltsch M. (Datschitz)......733 Tcmenih......195, Z79, «,5« Temcs.......17 l, 282, 77? Tcmesuür U. (TemeS)......798 Teinperaturs Verhältnisse .... 3!l!» Tcob<'D............773 Tcftel..........304, 700 TcplB. (Tepl).........717 TcpleraMrae......13«, U9» Tevliy V, (Teftlil)) . , Ä59, L«3, 71« Tcplih del Trencfin U. (Trencsin) . 7«» ' Teftühsct...........«32 Tcr^lou odcr Trisslau 37, 8«, «55, 0«« Tcrsslou C^rupfte......37, 85 Terianszto Sce........341 Terlac,oice...........33? Terlin T. (Vozcn).......«91 Ternil? ^>i^e. «Nlii»lirchen) . . . 5U7 Icvsn!0 ^troat. !Ü. ^iume) . 80», 81U Teschcn Hch, (Tcjchen) .....?4!i Tesinu Tl>al..........«!)3 Ttt U. (iltaab).........7ül Teti'chen P. (Tetschcn) . 2«3, 30«, 71« Tctjchmcr «chocederg , . . 138, U9» Teusel<>albcrss (Schlusi).......640 Thallern NOe. (Krenis).....5»» T>!M,n.....144, Ä80, 5U8, ?ii5 Theater............5,1»! Thclxn U. sPreßburq) .... 2N9,?8? Thrliil«logel .........158 Thels! .,'..,. 170, 17l, «8», 77? Theißhulz U. (Gom»r).....7!>4 Theiß Ncqulirung.......214 Thercsiendcrg.........188 Thcnsicnseld N0c. (Wr. Neustnbt) 57» Theresienfladt B. (i»cit»!lritz) . . ,718 Thercsienslädter Lbenc . . . . «'!,700 Thrrnie»...........^!>x Thes!.............280 THierwelt in Oesterreich Unczarn . l!>> Tl)c!na< Tl!0!»v>>iiv>n Industrie .....4N7 Tliorichtc» (^v-rn........1V1 Älnirii^e» Vliss, (Bluden^). . , , «ü» Thnrn (Paß).....81, ü'ii, ü7l» 3>,urn nni Hart («ergschloß) , , . 6>>2 Thür» an dcr Vaidach ,..'.,. »2 Tirol (Schlaf!).........0!)i ' Tiroler Alpen.........?'> ! Tiscl,»«wi!> 'Ll. (Brunn).....75'i Tioza ^üred ll, (Hcve?).....7s»1 Ti^za Dnda U, (SzabolcV) . , .73« Tiszn Mdliär U, (Näcs) . . . , 7!>0 Tiszn Ujläi U, lUgocsn).....7»5 Titel U. (Ä>ic«) .'.......79N Titler Pluteau.........»II Tivoli Untecthuin.......N61 T^uma^z O, (T^uxmcz).....75« Todclbao.........2N3,>N!1 Todlach T. (Ärunnecl).....u'.il Toblachcr Feld.........5l Toblinosec...........3ü? Todtes GebiiM ....«>. l»a?, ,.!!l Tofern............«7 ^ Totaj U. s.^eniplin).....l88,795 ! Tulci^r Vera/ . -......I»l4,188 , Tolcsua............188 Tolet (Zchlos!).........<>l9 ! Töln»,es Tdss, (St. Csil) .... 807 ^ TvlgüeS Pns, .........174 Tolincin «stl. (Tolmein).....«74 Tolna U, (Tolna)........793 Tomanowa polw........il!U Tü'nnatil........1«4, 7UN ^ Tiim»« Paß..........174 Tonale (Pah).......77, U7U Tüpanfalua Sb«. (C. Unter-Weißen - bur«)............»a« Tol'ln..........170. 281 Topli« ssroat. (C. Warasdin) 2W, 81« ToVlila............203 To'plil) (Ktirnten)........203 Tbpliß K. (Rndolsswerth) , . . . (l«3 T»plil) Ä!, lWtisstirchen) , . . , 735 THftlitzcr Eishöhle .......t!«3 TöMih 5krapina «roat, (C. Warns- din)..........25!', 2lN Tüftlitzsee...........3!)5 Töplitz-Warasdi», s, Topliec. Toplll»,!, N. (Vncs).......7!zn Topnszlu MGr, (I. Banal-Rea,,) 25», 2N3, 8l8 Torbole T. (Riva).....347,,l!'2 Torda Sba., (^. Toroa).....80« Torna (Flus,).........281 Torna N. (Torna).......7!»3 Tornallya U. (Göu'ör) .... 7!>4 Toronto Sb>i, (6. Torda) .... 80« T«rolV«c Torzburzi Gdss, (D, ssonara««) . . »»7 Tor^ur^er Pas!........l?4 Totii« tt. t.«omorn).......7!!! Toustc O. (Stalal).......75? ToUarnit Tlav, (L. Syrniie») . 81? ToVcrnilo............l17 Trnise»......51. 55. 277, 5«7 Trnislirchen NiDe, lBaden) , . . 5!V Traii!>na»cr NQc, (3t. Pulten) . 5!'i» z Tramin T. (Vozen).......«ü« Tramontan»........!>1, 34? ^ Transitohandcl.........4?» 2ran?>eitl!Nnit,!........24 Trans>,loau>sche Alften......16« Tratten............"" 3ra» D, (Spalato) ......77Ä ^ Tränn . . , , 53, 55, 276, 008. lü« Traunebene..........» Trannstcin.........»l. '^>'> ! Trautcnlln B, Trcmlioww G. (Trcmbowla) , , 757 Tsenn'in Vcra, „......136,699 T>'emoschmtz B, (^aslau) . . , . 822 Trentsliiin (Trenesin) lt. ^Trcnt' schin) .......!i59,Z03, 788 Trichtersee...........172 Tridentin» Alpen , . . 35.77, «79 Trient T. (Trient)...... . «91 Tricsch M. iIsslau).......73» Trieft Kstl, .'.........490 Triesjinn,...........27? Trisail St, lüilli).......641 Trisslnv, s, Tersslm,. Triftpcnfecssall.........319 Triimm............275 Trifnrolincnthal) . . . , 7l3 Troja>'In Benie........ 159 3ro»!de„ . ',.........373 TroMeinliöhlc,!........193 Troppan Schi. (5/dlM,).....?41 Trotnsch......... l?l, 282 Trszteun U. (Arva).......788 Trmnscen........ 335. «22 Truökawiec G. (Drohobicz) 2«3, 75« TMinica G. (Iasln) ...... 755 Trzebuüa (", l Kr. (Tschcrncinbl) , . ««3 Tschitichc» Vodcn..... N5, ««« Tschitscherei..........li5 Tschm'ssant..........6»9 Tiifser Tt, (Cilli).....W3. «41 Tnlliiuqer ^ozel......82,56? Tulu lFl»s!)........l>4, 55 Tu>» NOe. (Hernalö)......598 TulnerVcckcn......208.56? Tulmrboden, Tulnerfeld , 82. L08, 53? Tiir Slig. (ä. Unter Wcitzcnburn) !i«3 T»raldijl>öl,le.........?25 Turdossin N. (Äiva).......7»8 Tttrckel «der Tilrchelwand,. . , . h? Tiirleniäianze.........209 Tilrnau V, (Turnau) . , . . . 719 Tiirnih Ä!Oe. (i'ilienfeld) . . . -900 Tur>'>cz, s. Th»r,»e,. Turocz-Tzt. M'^rton U. (Turäcz) . 788 Turol>ol»!er ^eld........22ß Turrach St. (Mnran)......«43 TurM'la ll, (Trenesin).....?»8 Turn- ferner.........?8 Tuferthnl...........?» Tyniec0!),...........754 Tyrnan U, (Prlüdurss)......?»7 TMnenieca G. (Tf>miacz) . . , , 7Nt! Udl'iua M^r. ii'icca ^tocancr T>,) 8,8 Uebelbach 3t. sOraz)......«»« Ueberschar c^ebirae ... - 143, «!»«» Ussliano, I., T, lEissn) , 2«, ?«l>. 772 Uqod tt. (Veizprim).......3«3 z Uher« 0............75« Ulbu, I.. 3.......2U. 706. ??2 Mjnn, s. Ugliano. l ttllcrsdorf M. (Tchönberss) 25», 2«3. 725, 73« Mmcrseld NOc, (AmstcNcn) , , .«00 Mrichlirchcn ÄlOe. (Korneubnrss) . NU1 Ullenthnl...........f>7!» Uulschusi. hohcr.........80 Una, s. Unna. Und N!7e. (Krcui^).......«02 ! Ungarisch Altenbnrn U. (Wiesel^ ! liurss)............791 Ungarisch Vrod Hl. (U. Vrod) . .73^ UnMisch Hradisch M.(U. Hradijch) 734 ! U,!ssl,..........l?'>, 281 UniN'l'lr U. lUnl,)........795 Uülioscht V, (Tiuichol,).....714 Unil,', I. ............'^ Universitäten .........50». Unlen T. (Zcll)........«2» Unna..........11», 2?» i Unnah ............ 279 Unterach 2De, (Böcklabruck) . . . U Unter Bettowitz H. (Melmt) . . . 71» 53» 836 Sach-Ncgisttr. Untcr-Nocza It, (Liptau).....7X8 Unter-ArodSborf Sbq. (St, Broos) 804 Unter Traubura K, (Wolfsberss) . «5:1 Unter Trauthal........278 Unter-Ferlach K. (Klagensurt) . , 4 Pellebich, Vcllebit.....UN, 7ß« Pelülirad...........li7 Velo'3, (Innsbruck) ......689 Brncdilicr, s. Groh-Veiiebisscr, Be»ed>gn Griippc ,,/..., 78 Venetiancr Alpe,,......84, 6L6 Bcney Sbss, (D. FogaraS) , , , , 806 Vereb«li, U. (Bars/.......738 Vcrcczle u. (Ncreg) ,......795 Vcrcc;lc.Pah.....173. 744, 795 Vereine............528 Ver^Pataf Sbg, (C. Unter Weisicnbnra,).........,^> Vodi Pivjeromja........199 ! I Voitiberq St. (Graz)......640 > ^ Vojnic ViGr. (OgnIin-SluinerD,) 818 I Volano T. (Norcredo)......691 ! ' Volders T, (Innsbruck).....688' ^üttl-nuarlt K, (Vijttcrmarlt) , , 653 > ^!0l!i>,ch»le»..........5l!6 > '^oloo^,, «stl, (Voloscn).....«76 I «Movcc............1«» > Bül« T, (Vozen)........«90 V'ölS dci Innsbruck, s, Btls, ! Voralpe.......°! - 566, 63, Voralvln.........31, 32 ! il'marü'ersscr Alpen ... 35, 76, 678 Voran 3t. lHartberg)......t^a fordernlxrg St, (^cobcn) , . . , 642 VöMllu iliOc. (Baden) . 259, 264, 59« ! Vöttnu M. (Znaim).......734 Vrana D............771 i Vwnn Tee.....118, 389, «6? ! '^vbovlilo Vl>sola Hola . . ,.......163 , Pysola-Tftitz.........160 ^ Waass ..........171.280^ ' Waac, Bistritz U. (Trencsin) , , , 7?« z ! Waac, Nluftadil U, (Neutra) , - -788 Wadowice G, Madowice) , . . , 754 Wnssendriissel U, (^i,,^).....795 Waqram oder Wachrain . , , 208,567 j W .... 628 > '^'assftadt Tch. (Tvoppn») .... 74ü i Wä>!rinss ^!Oc, ) , , , , 588 i Wa!dl^ruct 3, iBn^»!......696 ^ Waidlion',, a, d. Ip? ^i^e. lAnifiet- ^ ten) ............NW! Waidyofen a. d. T!,aya NOe, ! ^Waidliofen a. d, Tl',).....6«» Waidrinss T. (Äitzbichl).....689 Waitzen U. (Pest)........789 Walachen.....177,404,406,42? Waldbach Etrub......317,608 Waldhwozd..........715 Wald-Aift...........279 Waldftein (Tchloß) St......639 Walddicrtcl..........567 Wallachisch Meseritsch M. (W. Vtc. sentsch)...........735 Wallersee.....55. L?5, 335, <«Ä Wallsce NOe. (Ämstettcn) . . . .599 Wälsche Ka'minc........139 Wand. hohe........78, 67!> Waraödm Kroat. (T. Warasdin) . »16 Warasdiner-GebiM......85 Warnsdorf V. (Runiburq) . . . .718 Wnrtberg St. (Vruct a. M,) . . .64ü Wartbern U. (Preßbnra,).....787 Wartcnbcrg B, (V, Lcifta) . . 264, 719 WartenNem (Rnine) ......597 Wasserfalle..........315 Wasferfnll zum todten Weib 319, 632 Wasscrpolnlen...... 177,404 Wnoztllntz Bk. (Storo5ineh) . . .765 Watzmann.......... 81 Waiimmdöta .........744 Wechsel........80, 566, 63l Weckelödorfer Felsen......142 W«gersla ssorla G........754 Weichsel 170, 172, L23, 309,738,744 Weichseltwbcn.........643 Weichsel?!ebe»ftiisje ......3ii Weidcnai! Tch, sstreiwaldmi) . , . 742 Weidlinss NQe, (Hernals) , , . , 594 Wcidlingan NOc, (Sech«?hllu<<) . . 594 Wcidlingbach ^tOc. (Hernald) . . 594 Wcicr ober Weftcr OQc. ''Steher) . 61K Weiherburq oder Wcnerbura, - - .688 Weitertscl,lal, N5>, (Waidhofcn a, b, Tl,.) .'..........603 Weinbau...........447 WeinberMmcinde, Igl„ B. (Karo- linenthal)..........712 Weinbaus NOe. (Hernals) .... 588 Weinsbcrg........ . . l32 Weinsbersslrwald . . . 132, 5«?, 60? Wcmsorten Oesterreich.Ungarns . 390 Weipert B. (Kaaden) . /. . . .717 Wcisienbach OOe. wo'cklabrncl) . . 61« Weismiberss (SchlH)......617 Wcißcnsel«! Kr, (Radmannsdorf) . 662 Wciszenfclser Seen.......65b Weißensee K...........32» Weisieusec, s. Hcider-Eee. Wcisier Ber^..........713 Weißer See (Karv.).......172 Weiße Seen (ssejer To).....214 Weiß- oder Weißenftc (Stubachthal) 332, 337 Weißes Gebirge oder Miava-Gruftpe 159, ?2< Weiklirchcn M. (WeisMrchcn) . ,735 Weisilirchcn U. (Tcmes).....798^ Wcifituqel.........75, 673 Weihwasser..........300 Weitcnstein St. (Silli).....641 Wcitra NQe. (Zwettl)......«0» Weixelburg Kr. (Littm).....«63 Wei, St. (Wciz)........640 Wcjvüsttl...........725, Welö ^0e, (Wc«).......617 Ht,'t'Ischtll'ül..........691 WelscrHeidc.......225,60? Wcnnerfall ..........»1? Wenzel Alftcn.......80,631 Wepur............163 Wcrfcn S, (St, Johann) .... 82k Wenn« St, (i'uttcnbcrg) .... 641 Wn'schch U. (Temes)......798 West Alpen '.......... 3" Wctterlreuz..........599 Wcttcrlina,..........-158 Wetterstcin OcbiM.......7« Wetzdors NOc. (Krems).....601 Weiier, s. Weicr. 'Wcyeressg OOe. (Vöcllal'iuck) . . 618. Sach-Regisler. 837 Wieliczka O, (Wieliczka) , , 2«4. 754 Wieliczka, Talzbergwcrl.....758 Wien (ssluß).....54, 55, 277, 5«? Wien (Stadt).........570 Wiener Becken . . , , 203, 248, 567 Wicnerbera,..........20» Wiener-Neustadt NOe. (Wr.Ncu stadt)............507 Wicner.Nmftlldter üanal 2l4, 32«, 568 Wiener ThernialLinie......2g!» Wiener Wald.......82, 5«? Wiesbachhoru.........3« Wie,elhur) 88. " »1. «26 Wildben, (Schloß).......614 Wildenschk'ert B, wanbslron) . , ?2l Wiloeustein (Ruinen.......«18 Wildenthaler-Paß.......135 Wilohcuer...........«8 Wildou St, (Leibnitz)......«39 Wildshut OOe, (Vrauuau) . . . 6l« WilllsMe......30, 35, 75, 67!) Wildstein N, (E^er).......?iü Wilferödorf NOe, (Mistclbach) . . 601 WilhclmMtrss ani Steinfcld NOe, (2t, Pötten).........598 Nilhclmsbu,^ a, d. Traisen N2e. (i?ilicnfcl!>)........ . 599 Wilhelnisdorf NOc, (Tcchshaus) , 588 Withering OOc. (Linz) , , . , , «14 Wiltischen Ä. (Mies)......71« Willimowitz Nt, (Boslowitz) , , ,732 Wiltau T, (Innsbruck) , , 08«, «87 Willen, s. Wiltn», Windisch Viicheln .....80, «31 Windisch-Vlarl , , . , 115, «56, 663 Windisch-sseistritz St. (Marbnra) . «41 WindischGarsten OOe.(Kirchd'orf) «l? Windisch Graz St. (W.-Graz) , , «41 Windisch-Matrei T. (i'ienz) . . ,«31 Winebnchsall..........31« Wimiiti G. (i!en!berss)......755 Wiitterbera, N. (Prachatih) , , , . 7l5 Wintcrbera, großer.......138 Wippn, s. W,Ppach. Wippach (Fluß) 58. 118, 295, «5«, «t!7 Wippach Kr. («delsberss) . , , ,«64 Wippthal.........53, «7» Wirbel....... 272, 286. «08 WlschauM,(Wisch . Wolft od, ValfU, (^)edcnb»rss) 2«4,?90 Wolsöberq K. (Wolfsbelss) . . . , «5» , Wolfscssss OOe, (Vöcklabruck) 2«4, «19 ! Wollerödorf ÄtOe. (Korneuburg) . «01 Wollau St, (Wind,-Graz) . , , , «41 Wollmerödorf NOc. (Horn) , , ,«03 Wolowiec...........?44 Worlil V, (Pisel) .......71I Wörther See , 55,80,337,047,651 Wotawa, s, Wossawa, ! Wotih B, (Sclöan).......722 Wottawa....... l«,304,700 Wolyutli...........^04 Woynic; G, (Äncsto)......754 Wsetin Ät. (Wal>Mcscritsch) . . . 735 Wundcrloch..........19? Würbenthal Sch, (Frexdenthal) . . 742 Wurzcn Kr, (NndmnmMorf) , . . ««2 Wurzcncr Tau.....54, 53, 278 Wurzcuer Tee.......338, 65« Wnrzcu Pässe.........58 Wllchudna U. (^iptau)......788 Wyljlo!a......., ... 171 > Wlisoln............724 Xlireri............8l5 Huppc, T............??3 Ybbö, s. 3pö. Fägra 2bss. (D. Nllszod) , . . . 805 Fassyva....... 170, 171, 281 Zaizon Sbq. (D, Kronstadt) , . .204 ZnNucz»,n G, (Vrzcsto).....754 Zakopane G, (Neumartt) .... 755 HalaMpnti U. (Znla)......?',12 ! Zala-Egerszea, U, (Zala).....792 ! Znlathun Sd,i, s^, Unter-Weißen- i bürg)............80« , Zale««;cz>!ti...........757 , Za^o^'e G. (Brod«) ......75? , Zambor............188 z Zamscrthal..........78 Zapft.............724 Harn D. Landeshauptstadt .... 770 Zara recchia D. (Zara).....77! ! ^astlNvna Vl, (Kohmcmn) , , , . 765 ! Zator G. 4 ! ^aworjc, !..........Ii2 ^aycr........ , . 279, 656 Hayerthal...........54 Zbara; O, (gbaraz).......75? Zboro U, (T»ros) .......795 Zboräw G. (Zloczäw)......757 Zbrucz.......223. 2«l, 744 Abritt B, (Holowitz)......713^ iebrnn Berzi ...... l36, «9» Zeiden Tbc,, (D, Kronstadt) . , , 805 Zcicr, s, Zaycr, Zeierfeld...........««2 Zciselmauer NOe, (Hernali«) , , , 8!'8 ^ Zeitschriften..........5^0 ^ Zelesznil...........i«3 ^cliua............«79 Zell OQe, (Vo'cNllbruck).....«1« Zell am See T, (^e!>)......«28 ^ell am Ziller T, (Schwnz) , , . .«89 Zel!ersee(T aszbnr!i) . , 55. 335. «22 Zellcr oder Ins« , . 2?«, 33«, «08 /.eliwüi............304 Zemmthat..........,78 ^cniplin U, (Znuplin)......795 ! ^enyss MGr. (OnuliN'Slnincr D,) 8,8 ^ Zenia U, (Aücö)........790 ^ ^jernmssna oder Zcnnanja 118, 2U«, 7«? Zcrnest Sbc,. (D. Fogaras) .... »0? Zichl! llanal....... 2i i,!!2<> Ziclboden...........210 ^ Fiessenrücken....... 140, «!w « Zicqenziicht..........45l. ! Ziaeuner . . , . u«. 405, 406, 431 ^ Mau.............163 . Zil-U, u. (Mittel Tzolnot) , . . . 7a« Ziller.........55, 375, «80 ! Zillerthal...........53 Zillerthaler..........414 Zillcrthaler-Alpeu . 36, 73, Lsi, 673 Zillertyaler Fcrncr.......73 > .^inüuerthal..........6?» Zinniicbirne, s. Tcpler Gebirge, Zinuwald Ä, <"TcPlih)......718 ! Zin!Nun!der Pasl........il;5 Zinzarcn od, Maccdo-Walachen 405,40« ! Zips.............794 l Zipser-Berne.........163 ! Zipserhaus U. (Zips)......794 Zirc; U. (Veszprim).......791 j Zirija, I., D..........?«« Zirlnitz Kr. fiaibach) , , , «5«, «6Z I Zirkulier Eee . , li8, 33«, 346, «b« ! Firl T, (Innsbruck).......«89 Zirnift............HZ Zirui^fall...........318 ^irona grande, I„ D.....2«, 772 ^irona Piceola, I,, D.....ii!, ?72 Zistcrsdorf NOe, (Miftelbach) . . «„1 Zlabinssö Vt, (Datschitz).....733 Zlaftv '............318 Zlarin, I„ D, (Sebenieo) .... 26 .Zlatar Kroat, (C. WaraSdin) , , , «i6 Z^oczuw G, (Z^oczaw)......757 Zlota kipa........223, 291 Znaim Äl, (3na!ln).......733 Znicsiemc G..........755 Zni» VllralttM U. (Tur^cz) . . , , 788 llcNicw G. (il^liew)......758 Zoll- und Haudelöbündnissc , , , 475 Zollseld ,......22«, «47. 651 Zolokia.........313, 744 ^ombin-U, (Bäeö).......789 Hüptnu M, (l3chünbcrc>).....736 Zsadaich U. (Abauj) /......733 Zsadany U, (Zempliu)......188 Zslimvokret U, (Neutra).....7«? Zsarnovicz U, (Bars)......788 Zschopau...........^05 Zsibä U. (Mittel Ezolnok) . . . , 736 Zsil!, 2bss. ((5, HumM.....806 ^sjarerpllsi,..........?>l Zucknmntel Ech, (Freiwaldau) 7 > > Znfalljpih...........77 Zugspitze.......35. 7>i, «78 Zündern ...........63 ^upanje MGr. (Brooder D.) . .8,8 Anrawno G, (ilydaczow).....75« Huri, I„ D.........2ü, 772 Zut..............2« Zwnn>oa^',w) .... 75l! Nnchträne und BerichtuullUM. S. 55 Z. 7 und Z. 12 v. o, sollen die Flnßnamen Chiese und Bachiglione fett gedruckt sein. Z. 18 soll es heißen: Isonzo (mit Torre ^dieser mit dem Iudrio^I rechts, Idria und Nippach links. S, 73 sind noch zu den aufgezählten Sectionen des deutschen und österr, Alpenvervines die Sectionen Innsbruck (neuorganisirt) und Salzkannnergut (1874 entstanden) hin zuzufügen. S. 79 ^. 15 v, n. lies Seckauer statt Sackauer Aspen. S. 66 Z. 28 v. u. lies Similann- stalt Simi-lanerspitze. S. 118 Z. 13 nnd Z. 5, u. n. lies Fiumara statt Fiuinana und Iadava statt Iadara. S. 131 Z. 20 v, o. lies Otsk», slatt Cesty Les. S. 170 Z, 7 v. o. lies Mislrnicc statt Wis-lenicc und Z. IN Uscie statt llöcin Solne. S. 173. Nicht der Vcreczke Paß, sondern der Paß von Ko'lösmezo heißt auch Maqyaren-weg. S. 196 Z. 19 v. o, u, Z, w U. u. lilö Flieger Grotten nnd Schloß ^ueg statt junger Grotten und Schloß Vung. S. 254 Z. 10 v. u. lies 78 statt 71 Pfund. S, 260 Z. 9 v. u. lies Ajnücskö statt Ajuacstö. ^ S. 264. Der Euro« Baden bei Wien hatte 1873: 9423, 1874: 9161 Kurgäste, Ära-Pina-Töplitz 1874: 21.202 Curgäste. S. 276 Z. 15 v. u. lies 27 5 statt 41 Meilen. S. 308 Z. 26 v. o. soll der Flußname Qn?iß fe S. 511 Z. 17 v. o. Die Mariabrunner Forst- ^ akademie wurde im Juni 1675 als selbständige Anstalt aufgehoben uud mit dcr k. k. Hochschule für Bodencultin in Wien vereinigt. S, 533 Z, l8 v. n. Seit dcr Nengestaltnng der Monarchie ist auch die Flagge Oesterreich Ungarns geändert worden. Sie besteht aus drei ^änMtreifen, deren oberster roth, der mittlere weiß, der nnterste zur Hälfte roth, zur Hälfte grün ist uud enihäll im weißen Streifen links das österreichische Hauswappen, rechts daS ungarische Wappen. S. 575 Z. 24 v. n. vgl. Nachtrag zu S, l>l l. S. 58« Z. 19 v. o. ist' das hinter dem Gebäude der Gartenbangesellschllst stehende S.tadt« theater nachzutragen. S. 589 Z. 8 U. o. Die jüngste, am 17, April 1875 vorgenommene Zählung dcr Wiener Bevölkerung ergab in Wien (Gemcindegebiet) 673.865 Seelen in den Vororten 34N.905 ,, Zusammen 1^02<)??70^Seclcn S. 592 Z, 26 v. u. Das neue Donanbett wurde am 26. April 1675 dem öffentlichen Verkehre übergeben, aber erst am 30, Mai 1875 durch den Kaiser feierlich eröffnet. S. 6!8 Z. 3 u. o. Die Salinenmodellsannulung befindet sich nicht mehr in Gmunden, sondern in Ebcnsee, Z. 28 v. o. lies Nmd-bach statt Riedbach. S. 649. Die Angabe über das ehemalige Ly» , cenin in Klagenfnrt sZ. 15 v. o,) soll sich an den ersten Absatz dieser Scito anschließen. S. 658 Z. 9 u. u. In ^'aibach besteht gegenwärtig keine Berghauptmannschaft, fondern ein Reuierbcrgllint. S, 658 Z. 12 V. u. nnd S. 663 Z. 12 v. o. In Idria besteht kein Bergamt, sondern eine Bergdircction und diese ist unmittelbar dem k.l. Ackerban-Ministcrium untergeordnci. S. 662 Z. 16 v. o. Der Name N ad mann s-do r'f soll fett gedruckt fein, Z, 20 v. u. lies Littai statt Mai. S. 669 Z. 14 v. u. lies Central-Seebehörde statt Eentralbchörde. S. 719 Z. 26 v. o. In Liebwerda besteht keine landwirthschaftliche Lehranstalt, S. 737 Z. 3 v, u. muß es heißen: uon 31enLa> der slavischen Benennung deS Flusse« Lohe. S. 749 Z. 2 v. u. lies Przeniy^l statt Pr;emst>il. S. 755 Z. 17 v. o, lies Korczyna statt Kot-czyna. S. 756 Z. 20 v. u. soll der Name Mariam-pol fett gedruckt sein. S. 764 H. I v, n. lies gräcisirt statt präcisirt. S. 766 Z. 7 v. u. lies Arbe statt Arba ««d Melada statt Melade, S. 767 Z, 10 v, u. soll das Wort „Serbo-kroaten" vor dem Worte „darunter" stehen. S. 614, 815. Die hier mitgetheilten nenercn Größcnangabcn über Kroatien-Slavonien und di? Militärgrcnze differiren von den älteren auf S. 23. Inhalts-Verzeichniß. Snte Einleitung .......... 1 Politische und Territorial Geschichte . . 5 Oesterreichs Culturgeschichte..... 17 Allgemeiner Theil. ^. physische Geographie. I. La»e, Größe und Bestandtheile der Monarchie......... 21 II. Horizontale Gliederung ... 25 11 l. Äodengestaltung (Allgemeine Uebersicht) 27 Gebirgslcilld. I. Das Alpcngebiet. ^. Die Alpen im Allgemeinen. Lage und Begrenzung....... 29 Ansicht und Eindruck der Alpln .... 29 Allgemeine Uebersicht und Eimheilung drS Alpengebietes......... 30 Vor-, Mittel- und Hoch-Alpen .... 31 Gliederung und Verzweigung der Alpen 33 ^. WesMlpen........ 33 Z. Mittel- oder Eentral-Nlpen ... 34 0. Ost-Alpen......... 36 Tie Alpcngipfel......... 37 Die Echneeregion der Alpen ..... 39 Die Lauinen oder Schneestllrze .... 39 Die Gletscher.......... 43 Bcrgstilrze oder Beigschlipfe..... 48 Karrenfeldcr und Erdpyramiden .... 46 Alpenthäler und Thalsysteme..... 50 Alpenfliisse........... 54 Alpen-Seen.......... 55 Alpenpässe und Alpenstraßen..... 56 Geognostischer Ban der Alpen .... 59 Klima in den Alpen....... 61 Pflanzenwelt der Alpen...... 62 Thierlebcn in den Alpen...... 64 Dcr Mensch in den Alpen..... 67 Zur Geschichte der Alpenländer .... 70 Alpeüfahrten und Alpcnvereine .... 72 L. Oesterreichisches Alpengebiet. ^. Mittel- oder Central-Alpen ... 74 N. Ost-Alpen......... 77 Vergleichende Zusammenstellung einiger Ho'' hen in den österreichischen Alpen . 86 Ssite Charakterbilder aus den österreichischen Alpen: 1. Das Thal Gastein.......87 2. Ein wandernder Gleischer.....97 3. Der Pasteten Gletscher.....100 4. Eine Glockncrfahrt.......102 A. Dcr Ilarst. Allgemeiner Charakter.......113 Einzelzügr des Karstes...... .114 Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen im österreichischen Karstgebiete 117 Flllsse und Seen im Kalste.....113 Klima............119 Pflanzen- und Thierleben im Karste . .119 Die Bewohner des Karstes.....120 Historischer lieberblick.......12! Charakterbild aus dem Karstgebiete: Eine Wanderung im Innern Dalmatiens 122 .'l. Deutsches Mittelgebirge in Drsterreich. Allgemeine Uebersicht....... 128 ^. Dashercynische Gebirgssystem. 1. Daö Fichtelgcbnge....... 130 2. Der Bohmerwald....... 130 3. DaS Erzgebirge........ 134 4. Das böhmisch-mährische Terrassenland . 156 5. DaS böhmische Mittelgebirge .... 137 L. Das sndetische GebirgSsystem. 1. DaS Elbe-Sandsteingebirge .... 136 2. Das Lauscher Bergland..... 1?8 3. Das Isergebirge........ 139 4. Das Riesengebirge....... 139 5. Der Glatzer Gebirgskessel..... 141 6. Das Gesenke......... 143 Vergleichende Zusammenstellung einiger Hühen im deutschen Mittelgebirge . . 144 Gewässer......^. .... 144 Nutzbare Mineralien....... 145 l Bewohner........... 145 i Historischer Ueberblict....... 145 Charakterbilder aus dem deutschen Mittelgebirge: 1. Der Urwald im südlichen Böhmerwalde 146 ! 2. Klimatische Verhältnisse in dcn Sndcten 150 4. Dir Karpathen. Lage und Begrenznng.......155 Allgemeiner Charakter der Karpathen . .155 Uebersichtliche Emtheilung dcr Karpathen 156 840 Inhalts-Verzeichniß. Seite ^. Die eigentlichen Karpathen. Allgemeiner Charakter.......157 I. Die West Karpathen oder die Bieskiden^ Gebirge...........158 II. Die Hochtarpathen und das innere Bergland..........160 III. Das karpathische Waldgebirge . . .164 L. DaS siebenbiirgische Hochland. Allgemeine Nebersicht.......165 I, Die Nandgebirge.......166 II. Die innere Hochfläche......168 Thaler in den Karpathen......169 Karpathen-Flnsse.........171 Karpathen Seen.........172 Pässe in den Karpathen......173 Geognostischcr Ban der Karpathen . . . 174 Pflanzen und Thierlebeu......176 Die Bewohner der Karpathen , , . .176 Zur Geschichte der Karpathenländer . . 177 Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen in den Karpathen......178 Charakterbilder aus den Karpathen: 1. Eine Besteigung der Lomnitzer Spitze 179 2. Hirtenleben in der Tatra.....185 3. Der Weinban in der Hegyallya . . . 188 5, Höhlen und Grölten in der österreichisch- ungarischen Monarchie. Allgemeines über Art, Ausdehnung und Entstehung der Höhlen...... 192 Tropfsteinhöhlen......... 193 Höhlengnvä'sser......... 194 Temperatur nnd Oase in den Höhlen. . 195 Bewohner der Höhleu....... 196 Erdfalle............ 196 Die Höhlen der österreichisch-ungarischen Monarchie.......... 197 I, Höhlen im NlpkwGebicte .... 197 II. Karsthöhlcn......... 198 III. Höhlen im deulschen Mittelgebirge . 199 IV. Höhlen in den Karpathen .... 199 Charakterbilder: 1. Die Adelsberger Höhle......200 2. Die Eishöhle von Dobschau .... 204 Vergleichende Zusammenstellung einiger Höhen im österreichisch-ungarischen Ge-birgslaude..........206 Ebcncn. 207 l. Die Domiu-Liefländer, Allgemeiuc Nebersicht....... 208 DaS Tulncr Becken........ 206 Das Wiener Becken........ 208 Die obenmgarische Tiefebene..... 209 ! Die niedernugarische Tiefebene . . . . 211 ! Bewässerung der Donau-Tiefländer . . 213 Verkehrswege.......... 214 Klimatische'Verhältnisse...... 215 Pflanzen- und Thierwelt...... 216 Bewohner der Donau Tieftäuder . . . 217 Zur Geschichte der Douau-Tiefländer . . 220 Seite 2, D.N' larmatislhr Tiefland. Allgemeine Uebersicht.......221 Der uralisch karpathische Landrücken . . 222 DaS Tiefland..........222 ! Bewässerung..........223 i Klimatische Verhältnisse. Pflanzen ° und i Thirrleben..........223 ! Bewohner nnd ihre Geschichte .... 224 ! .'l. Die kleineren Ebenen. Nebersicht...........225 ^.. Ebenen im Donau-Gebiete . . . 225 L. Ebenen im Elbegebiet.....226 <ü. Da«lombardisch.venetianischeTiefland 226 ! Charakterbilder aus dem österreichisch-ungü' rischen Tieflande: 1. Die Pußta..........22? ! 2. Herden nnd Hirten auf der Pußta . . 231 IV. Vulcanisnms. Allgemeines..........235 Vnlccme............235 Mofeltcn...........236 i Erdbeben........... 236 ! Die Erdbeben Nicderösterreichs . . , . 237 ^ V. Geognostische Beschaffenheit des Vode»S. , Einleitende Bemerkungen...... 241 Ein Blick auf den Bildungsgang des Bodens i der Monarchie ........ 243 Fundorte der nutzbaren Mineralien . . 250 X. Salze.......... 250 L. Steine und Erden...... 252 s,'. Metalle und Erze...... 254 IX Brennbare Mineralien oder Brenze 255 VI. Das Wasser. Allgemeine Uebersicht....... 257 1. Oncllen. Nebcr Qnrllen im Allgemeinen .... 258 Thermen........... 258 Mineralquellen......... 259 Frequenz der Cnrorte....... 264 2. Flüsse. Allgemeine Uebersicht.......265 ^. Gebiet deö schwarzen Meeres. 1. Die Donan........267 Weltstellung der Douau......267 Uebersicht des gesammten Donaugebietes . 269 Die Donau iu Ocstcrreich-Nngaru , , . 272 Donau-Nebenflusse in Oesterreich-Ungarn . 274 Städte im Donangebiete ...... 282 Charakterbilder: 1. Eine Donanfahrt von Linz nach Wien 284 2. Der Aabakai an der Klissura . , .288 2. Der Dnjest«........291 3. Das Gebiet deß Dujepcr. . . , 292 tt. Gebiet des adriatischcn Meeres. 1. Die Etsch......... 292 2. Das Gebiet des Po..... 293 3. Die adriatischen Mstenfliisse . . . 294 0. Gebiet der Nordsee. 1. Der Nhein........296 2. Die Elbe.........297 Inhalts-Verzeichniß. 841 Seite Allgemeiner Charakter der Elbe , , , . 297 Uebersicht des gesammten Elbegebictcs . . 299 Die Elbe in Oesterreich......300 Nebenflüsse der Elbe in Oesterreich. . . 302 Charakterbild! Landschaften an der böhmischen Elbe . 305 D. Gebiet der Ostsee. 1. Die Oder.........307 Uebersicht des Odergebieteö.....307 Die Oder in Oesterreich......308 2. Die Weichsel........309 Uebersicht des gesammten WeichselgebietcS 309 Die Weichsel in Oesterreich.....311 Nebenflüsse der Weichsel in Oesterreich-Ungarn ...........312 Fluß Tabelle..........314 R. Wasserfalle in der österreichisch n ngaris ch e n M o n a r chie: Allgemeines über Wasserfalle.....315 Wasserfalle in der österreichisch ungarischen Monarchie..........316 Vergleichend? Znsammenstellung der Höhen einiger Wasserfalle in der Monarchie . 320 Charakterbilder: .1, Der Gollingcr Wasserfall.....321 2. Der Trannfall........321 3. Die KohlbaclMle in der hohen Tatra 323 3, Canälc. 325 4. Teiche, Weiher, Sümpft und Moore. ! Allgemeines über Teiche, Weiher, Sümpfe ^ und Moore..........327 ! Teiche in der österreichisch - ungarischen ! Monarchie..........328 Sitnipfe und Moore in Oesterreich-Ungarn 329 5. Seen. Ueber Seen im Allgemeinen.....331 Seen in der österreichisch-ungarischen Monarchie..........333 Seen-Tabelle..........343 Charakterbilder: 1. Der Traun- oder Gmundnersee ... 344 2. Der Gardllsee.........346 3. Der Zirknitzersce........346 4. Der Plattensee........350 tl. Das Meer. Ueber das Meer im Allgemeinen . . . 354 Mittelmeer und Adria.......355 Der Meeresantheil der Monarchie . . . 355 Charakterbild: Eine Fahrt auf der Adria 359 VII. Die Luft. Allgemeines..........364 Licht.............364 Warme............365 Kreislauf des Wassers.......366 Temperatur-Verhältnisse mehrerer Orte in der Monarchic.........369 Regenmeng? in der Monarchie .... 371 Zahl der Gewitter........372 Luftdruck...........373 Luftströmungen.........374 " Klima............375 , Seite Die klimatischen Gebiete Oesterreich Ungarns 376 Bezirke in der Zone der Aeauinoctial-Regen 376 Bezirke in der Zone der Sommer-Regen 373 Meteorsteinfälle.........382 ! Erdmagnetismus.........384 VIII. Pflanzenwelt in Oesterreich-Ungar«. Allgemeines..........385 Pflanzen-Geographie der Monarchie . . 365 ^ Culturpflanzen.........888 IX. Dic Thierwelt in Oesterreich-Ungnru. Allgemeine?..........89! Die Fauna Oesterreich^Ungarns, . . . , 392 I HanS und Nntzthiere . '......395 X. Der Mensch. Allgemeine..........398 Ethnographische Uebersicht der Monarchie 399 Ein Bliä auf die Bevölkerungögeschichte der Monarchie..........400 Die Volkbstämme und ihre V'rtheilung . 403 ^ ^, Deutsche.........405 > N. Slaven.........405 <^. Ramanen.........406 I). Asiatische Sprachsiämme .... 406 Sprachen nnd Mundarten.....406 Religionsbekenntnisse.......403 Beschäftigung »nd Wohnorte.....408 Oesnudhcite Verhältnisse......403 Charakterbilder: 1. Der Deutsche in Oesterreich, Steiermark und Kärntcn.........410 2. Die Zillerthaler in Tirol.....414 3. Leben^und Sitten im Bregenzerwald , 417 4. Die Rechen in Böhmen nnd Mähren . 420 5. Die Ruthenen iu Galizicn .... 422 6. Familienleben der Sitdslaven . . . 424 7. Die Walachen ........427 i 6. Die Magyaren........423 9. Die Zigeuner in Ungarn.....431 N. Statistik. Einleitung...........435 I. Die Bevölkerung. Einleitende Bemerkungen......437 Absolute Bevölkerung der Monarchie . . 437 Relative Bevölkerung.......438 Zunahme der Bevölkerung,Geburten, Sterb- ! lichteit...........436 Einthciluna der Bevölkerung nach Geschlecht und Alter..........440 Eintheilung der Bevölkerung nach der Nationalität ..........441 Eintheilung der Bevölkerung nach dem Religionsbekenntnisse ........443 II. Cultur dcr Bevölkerung, ^.. Materielle Cultur. 1. Rohprodnction. k) Land- nnb Forstwirchschaft . . . 444 Allgemeine?..........444 Ackerbau...........445 842 Iichalts-Verzeichniß. S,'i!e Wiesenbau........... 447 Weinbau........... 447 Gartenbau........... 448 Yorstwirthschafi......... 449 !>) Viehzucht......... 450 c) Bergbau und Hiütenwesen . . . 453 2. Industrie und Gewerbe. Allgemeine U bcrsicht.......457 Beförderungsmittel der Industrie . . . 459 Herstellung von Nahrunge und andereil Genußmitteln.........460 Textilindustrie..........462 Lederindustrie..........465 Baugewerbe . ".........466 Glas und ThomvaarewIudustrie . . . 406 Einmische Industrie........467 , Metallindustrie.........466 Maschinenbau..........470 Industrie in Transportmitteln . , . . 47l Industrie in Instrumenten.....471 Holz nnd Flechtwaarni Industrie . . . 472 Papier Industrie.........472 3. Handel. Einleittilde Bemerkungen......474 Uebersicht des österreichisch ^ ungarischen Handels...........474 Innenhandel..........475 Außenhandel..........476 Beförderungsmittel des Handels . . ,481 4. Circulation der Oliter . . . .483 a) Verkehr...........463 Landstraßen..........483 Eisenbahnen..........484 Schifsfahrt...........488 Postwcsen...........49 l Telegraphenwcsen........492 I>) Messung nnd Schätzung der Gitter . 493 Maße nnd'Gewichte.......493 Geld.............495 b. BcdingungcildcrVollswirthschaft 49? a) Arbeit...........487 Arbeitsteilung und Arbeitskraft . . ,497 Hilfsmittel der Arbeit.......498 !>) Capital...........498 U. Geistige Cultur. 1. Kirchenwrsen........503 2. Unterricht.........506 Allgemeines..........506 VolkSschnlrn..........509 Mittelschulen..........508 Uuiuersitälen uud technische Hochschulen . 509 ^ Fach und Specialschulen......510! Resultate der Voltsbildung.....512 Z.WissenschaftlicheundKuustinstitute 514 Gelehrten. Gesellschaften, wissenschaftliche > I istitutc nnd Vereine...... 514 ^ Sammlungen für Wissenschaften und Kunst 514 l Theater und Musit Vereine..... 516 ! 4. Literatur und deren Hilfsmittel 517 Oesterreichs Stellung in der Literatur. . 517 HilsSmitt'l der rtter^tur...... 519 Bücher nnd H-iifchriften...... 520' 5, Moralstatistik........521 Humanitäre Anstalten.......521 Verbrechen...........522 Nl. Das sociale «nd politische Lcbi«. ^. Sociale YcrhüUuisse. Familien...........525 Wohnorts...........526 Ges llschaftliche Gliederung.....528 V?rciuswes,'N..........528 Ii. Ltanlin'esen, 1. Verfassung.........531 Vcrfassmigegeschichte der österreichisch unga rischen Monarchic........531 Die gegenwärtige Staatsverfassung . . . 533 2. Verwaltung........543 3. Staats Finanzwesen.....550 Stvml>Systt!u ........550 Vertheilung des Budgets......551 Budgets für das Jahr 1875 (1874) . .551 Staatsschuld..........555 Finanz Gebarnug im Vergleiche zur Be vo'lkcrung..........556 4. Kriegswesen........559 Wchrsystem..........559 Organisation nnd Starte der Landmacht . 560 B.'stand der Kru'lMmrine......562 Festungen nnd itricgshcifen.....564 Besonderer Theil. ä. Zie im Veichsratsie vertretenen Königreiche und ^änber. 1. lkrzhcrzogthum Oesterreich unter der Enns oder Niederöstcrreich. Geschichtsbild..........565 Physische Geographie.......566 BevölkenmgS Statistik.......568 Enltui Verhältnisse........570 Verwaltung^ Or^anismne......576 Politische Eintheilung.......577 Topographie. n) Die Neichshaupt- nnd Residenzstadt Wien..........579 Die Lage Wieu«.........579 Wiens Geschichte.........580 Beschreibung Wiens........581 Da« alte Wien........582 Das neue Wien........563 Die Vororte Wiens.......588 Statistik Wiens........589 Die Hochquellen Wasserleitung Wieus . 590 Die Donan Megulinmg bei Wien . . 591 Die W!enrr Weltausstellung .... 592 Die Umgebungen Wiens.....593 l») Orte im nbrigenLandeNiederösterreich 596 Charakterbild Die Semmeringbahn . . 603 3. Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns oder Oberüsterreich. Geschichtsbild..........606 Physische Geographie ....".. 606 Bevölkerung! Statistik.......603 Cultur Verhältnisse........608 Inhalts-V^z>'ichmß. 843 Seite Verwaltung« OrgauiSmuS......611 Politisch? Eiuthe'iluua.......6N Topographie. ! n,) Die Landeshauptstadt Liuz . . . 613 i I)) Orte im übrigen Lande Oberostrrreich 614 ! 3. Herzogthum Salzburg. Geschichtsbild..........620 Physische Geographie.......021 Bevölkerung« Statistik.......622 Cnllur^erhällnisse........622 ! Verwaltung Organismus......624 Politische Einteilung.......624 Topographie. a) Die Landeshauptstadt Salzburg , 625 d) Octe im übrigen Lande Salzburg 628 4. Herzogthmn Striermark. Geschichtsbild..........690 Physische Geographie.......631 Bcvolkerungö Statistik.......632 Cultur Verhältnisse........633 Verwaltung^ Organismus.......631 Politische Emtheilnng.......635 Topographie. a) Die Landeshauptstadt Graz . . .637 d) Orte in, übrigen Lande Steiermarl 6W 5. Herzogthum Käruten. Geschichtsbild.......... 645 Physische Geographie....... 646 Bevölkerung« Statistik....... 647 Cultur Verhälmisse........ 648 VerwalmngS Organismus...... 649 Politische Eintheiluua....... 649 Topographie. a) Die Landeshauptstadt Klagenflirt . 650 li) Orte im übrigen Land? Kärutcn . 652 6. Herzogthum Krain. Geschichtsbild..........655 Physische Geographie.......655 Vcvölteruugs Statistik.......656 Culmr Verhältnisse........65? BerwaltungS Organismus......658 Politische Eintheilung.......659 Topographie. ».) Die Landeshauptstadt Laibach . . 660 l») Orte im übrigen Lande Kram . . 662 7. Das Küstenland. Die gefnrstete Grafschaft Oörz und Gradisca, die Markgrafschaft Istrirn, die rcichs unmittelbare Stadt Trieft und Gebiet . . . 665 Geschichtsbild..........665 Physische Geographie.......666 VevölkernngS Statistik.......667 Cultur Verhältnisse........667 Verwaltungs Organismus......669 Politische Eintheilung.......670 Topographie. ») Die Stadt Trieft sammt G.'biet . 671 l>) Die übrigen Orte des Küstenlandes 6?4 j 8. Gefürftete Grafschaft Tirol und Vorarlberg. ! Geschichtsbild..........677 Physische Geographie.......678 ^ Seit< VcvülkerungZ'Statiftit.......680 Cultur Verhältnisse........681 Verwaltung Organismus......683 Politische Einthe'ilnng.......683 Topographie. a) Die Landeshauptstadt Innsbruck . 685 d) Die übrigen Orte von Tirol und Vorarlberg........688 Charakterbild: Die Breunerbahn . . .691 9. Königreich Böhmen. Geschichtsbild..........697 Physische Geographie.......698 Nevölleruugs Statistik.......701 Ealtur-BerlMnisse........701 Verwaltungs O,g>iniemlle . . ,. . . . 704 Politische Einthe'ilnng.......705 Topographie. «,) Die Landeshauptstadt Prag . . ,710 li) Orte in den 13 Kreisen Böhmens 713 IN. Vlarkgrafschaft Mähren. Geschichtsbild..........72Z Physishe Geographie.......724 ! Bcvölkernngs°'Statistik.......725 ^ Cultur Verhältnisse........726 V-'rwallungs Organismus......727 ! Politische Eiutheiluug.......726 ! Topographie. z a) Die Laudeshallptstadt Briinn . . 730 >>) Orte im übrigen Lande Mähren . 732 N. Hcrzogthum Schlesien. ^ Geschichtsbild.......... 737 ! Physische Geographie....... 73? Vevolleruugü Statistik....... 733 ! Cultur Perhältnisse........ 738 i V^rwaltungS OrgailiSmuS...... 739 Politische Eintheilung....... 740 Topographie. n)D'r Landrshauptstaol Troppan . , 741 1') Orte im übrigen Schlesien . . .741 12. Königreich Galizien und llodomerien. Geschichtsbild..........743 Physische Geographie.......743 ! Oeuölkernu->e Statistik.......745 " Cultnr Verhältnisse........745 Verwaltung^ Organismus......747 Politische Eintheilung.......748 Topographie. :l) Die Landeshauptstadt Lemberg . . 751 l») Orte im übrigen Lande Galizien . 753 Charakterbild i DaS Salzbergwerk von j Wieliczla..........758 13. Herzogthum Vutowina. Geschichtsbild..........760 Physische Geographie.......760 Bevölterungs Statistik.......761 Cultur Verhältnisse........761 Verwaliungs Organismus......762 Politische Eintheiwng.......763 Topographie a) Die Landeshauptstadt C,ernow,tz . 764 d) Die übrigen Orte der Bukowina . 76i 844 Inhalts Verzeichniß. Seite 14. Königreich Dalinatien. Geschich^liild..........766 Physische Geographie.......766 Bevölkernngö-Statistik.......76? Cultur Verhältnisse........767 Veru'altungö-Organismus......769 Politische Eintheilung.......769 Topographic. a) Die Landeshauptstadt Zara . . . 770! I>) Die übrigen Orte DalmatienS . .771 I). Z)ie Länder der ungarischen Krone. 1. Königreich Ungarn. GeschichM'lld..........774 Physische Geographie.......775 Bevölkerungsstatistik.......776 Cultur-Verhältnisse........778 VerwaltungS Organismus......780 ! Politische Eintheilung.......782 Topographie. 'a) Die königliche Hauptstadt Budapest 764 l») Orte in den Comitaten und Di- stricten Ungarns......787 2. GroMrstcnthum Siebenbürgen. ^ Geschichtsbild..........799! Physische Geographie.......800! Sette . Bevölkcrungö'Statistik.......800 Cultur-Verhältnisse........801 V?rwaltungö-Orgaiuöimi§......ß02 Politische Cintheilnng.......603 Topographic. a) Daö Land der Sachsen oder der Kömgsboden........804 1') Ungarische Coniitatc und Districte 605 c) Die Szcllcr-Stühlc.....807 3. Das ungarische Lltorale: Fiume, Stadt nnd Gebiet. 808 4. Die Königreiche Kroatien und Slavonien. Geschichtsbild..........810 Physische Geographic.......611 Bevolkerunaö Statistik.......811 Cultur-Verhältnisse........612 Verwaltungs-OnMiiömnS......813 Politische Einthei'luna........814 Topographie. a) Die kgl. Hauptstadt Ngram . . .815 d) Orte im iibrigen Lande .... 816 1. Kroatien '........616 2. SlavIiiien.......817 3. Die kroat.-slauon. Militärgrenze 81? Sachregister..........619 Nachträge nuo Berichtigungen .... 838 Zur Aussprache mchtdeutscher Gigennnmen. a) Magyarisch. o -- z c2 -- z cs — tsch ä28 — dsh 37 ^ dj 'X^ lj n? - nj 8 -- sch 32 -- ß V -- w ^ --- s 28 — sh d) Böhmisch, au ^- ou e ^ je, ja ö,- tsch ü ^ nj k -- rsch Z -- sch 1 -- sh c) Poluisch. l^ --- ong tz - äng 6 -- u c -- z 6 - zsh ob — chch 02 - tsch dä -^ dsj äi ^- dsch t -- «ll ü — nj ?2 — lsch 8 ^ ß « -- sh, sj ^ - s i ^ sh, sch ä) Italienisch. o — k vor a, o, n, sowie vor Mitlauten c — tsch vor e, i ek — t vor e, i 8 — g vor a, o, u ß - dsh vor e, i ßti — g vor e, i ßl - l'j gn -- nj gu --- tw 8 - ß V — w -^ ^ ds, ts 1 9, V!, 1M