Theologische Verantwortlicher Redactenr und Verleger: EPr. Johann Chrys. Pogazhai» J\2' ;$o. Samstag den 28. Juli. 18/19. Glossen aus und über die gegenwärtige Zeit. (Zusammcngcstcllt von Sj. H.) III. Vorhersagnngen und Zeichen. »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht« sprach der Heiland (Joh. IV. 48); aber er sagte cs nicht, um jene in Abrede zu stellen, sondern den Unglauben, die Sucht seiner Feinde, Worte der Wahrheit in Zweifel zu ziehen, zu bekämpfen. Im Ge-gentheile fand er es nothwendig, da wo er von dem Untergänge Jerusalems sprach, sie auf die außerordentlichen Wahrzeichen der herankommenden furchtbaren Zeit hin-zuweisen: »Ihr werdet hören von den Kriegen und von den Gerüchten des Krieges; hüthet euch, daß ihr nicht unruhig werdet; denn cs muß dieses alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende. Es wird sich Volk wider Volk erheben, Königreich wider Königreich; und cs werden sein Hungersnoth und Seuchen, Erdbeben hie und da, und Schreckeuserscheinnngen und große Zeichen vom Himmel. Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele verführen.« Sic kamen sehr bald jene furchtbaren Tage. Seine Jüngcr hatten die Warnung verstanden; aber das verhärtete Jndenvolk war vom unseligen Wahne, dem Vorläufer des Untergangs verblendet. Wie uns Josefns Flavius erzählt, hatte grimmiger Na-tionalhaß cs befangen und Eleazar, Hauptmann des Tempels, Sohn dcs Hohenpriesters Ananias, die Prie> ster zur Erklärung bewogen, hinfort keine Gabe noch Opfer von einem Fremdling annehmen zu wollen, wodurch sic die Opfer, so dem Herkommen nach von den Römern für den Kaiser dargebracht wurden, ansschlosscn; ein Benehmen, welches Josefns für offenbare Feindseligkeit und den Beginn des Krieges ansah, indem früher H' zahlreiche Gaben fremder Könige angenommen worden waren. Was aber die Juden am meisten zum verzweifelten Kampfe entflammte, waren falsche Weissagnn-9% vorgeblich aus den heiligen Büchern aufgefunden, kaß nämlich um diese Zeit einer aus ihrem Lande die Welt beherrschen würde; eine Ansicht, die so allgemein verbreitet war, daß auch Tacitus der Geschichtschreiber (hist. .V 23.) ihrer erwähnt. Im Gegentheile trafen alle die Wehen, welche der Heiland voransgesagt, eben jetzt ein. Thenrnng und Erdbeben suchten, wie heidnische Schriftsteller cs melden, das Morgenland heim und Zeichen am Himmel gaben das Walten des Ewigen kund; doch Betrüger, welche im Namen Gottes zu reden Vorgaben, tauschten das unglückliche Volk, daß es nicht merkte auf die offenbaren Zeichen, welche die bevorstehende Verwüstung meldeten, sondern auf übernatürliche Weise betäubt (quos vult perdere, dementat) ohne Augen und ohne Sinn die göttlichen Ankündigungen außer Acht ließ. Zuvörderst stand über der Stadt ein Gestirn, (eine fedrige Lusterfcheinnng) ähnlich einem Schwerte. Als kurz vor Erregung dcs Kricgcs das Volk zum Osterfeste in Jerusalem versammelt war, da erleuchtete um die neunte Stunde der Nacht (Früh Morgens um 3 Uhr) ein solches Licht den Altar und den Tempel, daß während einer halben Stunde heller Tag zu sein schien. Eine eherne Thiirc, die sonst nur 20 Mann zu öffnen im Stande waren, öffnete sich um Mitternacht auf einmal selbst. Am 21. des folgenden Monates (am 21. Mai 65) wurden vor Sonnenuntergang Über der ganze» Gegend hoch in der Luft Wagen und Heerscharen gesehen, welche die Städte zu umringen schienen. Am Feste der Pfingsten hörten die Priester, als sie bei Nacht den Dienst dcs Festes versahen, Bewegung und Geräusch, dann eine Stimme wie von einer großen Menge: »Lasset uns von hinnen ziehen.« So Josefns, dem auch Tacitus beistimmt; doch beide bemerken, daß der größte Theil dcs Volkes diese warnenden Zeichen nur für solche ansah, welche öffentliches Wohl ankündigten. Wir übergehen den Hergang der Judencmpörung, den ein verblendetes Volk gegen die ganze Macht des Römerreiches unternahm, worin es aber in seiner Hartnäckigkeit durch anfängliche Erfolge so wie durch das unschlüssige Zaudern dcs Römer Feldherr» Cestius bestärkt wurde, welcher den Schrecken der Feinde und die Anerbietungen der zur Ergebung geneigten Parthei außer Acht ließ und endlich da er sich von allen Seiten von den Mnth fassenden Aufrührern umgeben sah, auf einen Rückzug dachte, der ihm einen großen Theil seiner Soldaten, und den Glauben an die Unwiderstehlichkeit der Römer kostete. Es war nun der heftigen Nativnalparthei, den sogenannten Zeloten ein leichtes das ganze Volk aufzuregen. Ueberall wurde gearbeitet am Zeuge des Krieges, die Jünglinge übten sich zum Kampfe und allenthalben erscholl der Ruf: »Zu den Waffen.« Es war ein beispielloser Kampf, den nur zwei Kaiser Vespasian und nach ihm sein Sohn Titus zu Ende brachten. Ihn zu schildern gebricht uns hier Raum und Veranlassung; aber nicht die zu bemerken, daß den furchtbaren Ereignissen der Gegenwart es eben so wenig an Vorhersagungen und Zeichen mangelt, als jenen. In einer Zekt, wo das Proletariat mit dem Besitz, die Republik mit der Monarchie, der Unglaube mit dem Glauben, die Schule mit der Kirche kämpft, wo das Reue mit aller Gewalt gegen das Alte sich geltend machen, wo die Parthei, der Aufruhr sich mit dem Willen Gottes, mit der Autorisirung des Ewige», an den er selbst nicht glaubt, rechtfertigen will, kann man es Wunder nehmen, wenn man alles zu seinem Northeile verwendet, was auf das Gemüth des Menschen, seinen Hang zu dem Geheimiiißvolleu einwirkt. Haben sich nicht immer Unglaube und Aberglaube verbündet, wo cs galt gegen die Gesetze der Weltregiernng anzukämpfen, auf seine Faust, wie man wähnt, was Großes zu vollbringen? Las nicht Wallenstein, der gegen religiöse Ansichten doch so gleichgültig war, mit seinem Sinn in den Gestirnen und spielte nicht Eromwell den Pietisten, wie Robespierre, als er das höchste Wesen feierlich prokla-mirte? So hüllt sich der Satan in die Gestalt des Engels des dichtes und eine verdorbene ungläubige Zeit, welcher der Geist der Finsterniß fein Brandmal aufgedrückt, sucht es mit einem Lappen zu verhüllen, herabgerissen vom Paniere des Glaubens. Wir meinen damit die vielen Prophezeiungen, mit denen man sich gerade im Jahre der Revolution und vielfach des Verderbens 1848 herumtrug und dem Volke Sand in die Augen zu streuen suchte, auf daß cs gegen den Lichtstrahl, der hie und da die donnerschwangeren Wolken dnrchbrach, verbünde. Wir gebe» zum Beweise dessen hier einige jener Prophezeiungen, wie sie uns durch öffentliche Ankündungen bekannt wurden, ohne die wahren von den falschen Propheten, Spreu von dem Korn genau auszufcheidcn. Sybillinifche Weissagungen der Seherin Lenormand über die Zukunft der Jahre 1848 bis 1860. — Höchst merkwürdige Weissagungen auf die ewig denkwürdigen Jahre 1848 — 1854 von Nostrodamus. Der Ludmilla Ehmel Nonne im Kloster S. Fran-zisci zu Prag sieben Weissagungen über die für Böhmen und das übrige Deutschland wichtigeren, bis zum Abschluß dieses Jahrtausendes sich ereignende» Weltbe-gebenheiten, worunter der jüngst erfolgte, durch Mißdeutung verunglückte Czechenanfstand. Aus einer im Prä-monstratenfer Stifte Strachow zu Prag aufbewahrteu ' böhmischen Handschrift aus dem 13. Jahrhunderte. — Höchst merkwürdige Prophezeiung auf die Jahre 1848, 1850 bis auf das Jahr der Freude 1858. Von einem alten Eremiten. — Merkwürdige Weissagungen des unlängst gestorbenen Kardinals Laroche über die Jahre 1848 bis 1854. Sechs Auflagen. — Wunderbare und merkwürdige Prophezeiungen der Somnambule Maria Stiefel aus Ebernberg über die Zukunft der Jahre 1848 bis 1856. 60,000 Exemplare. — Höchst merkwürdige Visionen und Träume eines erleuchteten Hellsehers über Deutschlands schreckliches Loos und herrliche Zukunft. — Prophezeiung über die Zukunft des Antichristus und die nachfolgende Zeit; bloß allein gegründet ans die Aussprüche der Schrift und H. Väter. Von Math. Kirch-steiger. — Prophezeihung eines 97jährigen Benediktiner-Mönches in Straßburg; gedruckt im Jahre 1848. — Das Ende kommt, das tausendjährige Reich ist nahe, bewiesen durch die Weissagungen des Propheten Daniel, die Offenbarung Johannis, die wunderbaren Orakelsprüche des Fraters Herman von Lehnin, Swedenborg, Bengel u. s. w. Genug zum Reizmittel für eine ohnehin äußerst aufgeregte Zeit, mit markschreierischen Titeln angekündet, zum größten Theile gekommen ans der Fabrik jener, welche die sein sollenden Enthüllungen über de» Tod Jesu, von einem Zeitgenossen desselben, Mönche aus dem heiligen (?!) Ordeu der Essäer, mit schamloser Dreistigkeit in die Welt schickten. Dem Radikalismus und Deutschkatholicis-mus — eine Scktcnbenciinnng, welche Nationalität und Rechtglauben zur Maske nahm, um das harmlose Volk zu verführen, sollte dadurch wacker vorgearbeitet werden. Fragten doch allenthalben die Landlcntc auf dem von Ronge und Scholl noch unentweihten Boden Kärntens: »Wie, man hört ja, daß 'nun mich die Lutheraner alle katholisch werden sollen, cs seie nun aufgekommen, daß wir alle gleich sein können? Und leider solcher Wahn hat der Früchte des Verderbens so viele da getragen, wo die Ereignisse in Italien von Freiheitsmänneru und Abtrünnigen zu gleichem Zwecke ausgebeutet wurden, um von der Welt das Oberhaupt der Kirche als günstig für sich hiuzustellen. So läßt jene Prophezeiung des angeblich 97jährigen Mönches Paolo, der, man weiß nicht durch welches Fatum zu Straßburg unlängst erst verstorben sei» soll, sprechen: »Die Bewegung auf kirchlichen Boden, die Spaltunge», vo» eitlen Mcnschensatznn-gen, und dem Irrglauben herbeigeführt, werden im Jahre 1850 ihr Ende erreichen. Lug und Trug wird offenbar werden. Die ewige himmlische Wahrheit wird im himmlischen Lichte erscheinen.« — »Ein großer Kirchcnfürst strebt mit Eifer, sein Volk aus dem Kerker der Finsterniß zu retten, und durch weise Lehre dem reinen Glauben zuzu-führen, allein die Gewalt, die seine Umgebungen über ihn ausüben, ist zu mächtig, und durch sie wird der Mann gestürzt, dessen Wunsch das Glück seines Volkes gewesen.« Wie viel schöner und einschmeichelnder gesprochen, als vor drei Jahrhunderten der Mönch zu Witten- berg geendet; doch wie cingegebrn vom Geist der Lüge, und beschämt von dem endlichen Ausgange nach schwerer Prüfung, herbeigesührt durch Gotteshand, damit desto lichter strahle die verlästerte Tugend. Ungleich merkwürdiger als dieses Gemengsel, dieser Makbetische Brei, womit man schwache Seelen, und wie viele gibt es deren nicht selbst unter den Gläubigen! mit gleißnerischer Fratze irre zu machen suchte, sind die Weissagungen des bemeldten Bruders Hermann von Lehnin über Preußen, welche Wilhelm Schütz, Würzburg St«-Hel 1847, nach belgischer Ansicht und Johann Adam Boost, unter einem mit den Vatizinien des Benediktiners David Speer zu Benediktbayern über Bayern, Augsburg, Rieger 1848 — bearbeiteten. Das Alter, die verschiedenen früheren Ausgaben, die Beweise der Unver-fälschtheit des Vatiziniums Bruder Hermanns sind dort erörtert, so wie das vielfach überraschende Eintreffen dessen, was derselbe von den bisherigen Brandenburgischen Fürsten in kurz gediegenen lateinischen Versen sagte. Wir führen hier nur den Schluß au von dem jetzt regierenden König Friedrich Wilhelm, der bekanntlich kinderlos am Throne Preußens waltet: Tandem sccptra gerit, qui stematis ultlmus crit. Israel in Tan dum scelus audet, morte piandum; Et pastor gregem, recipit Germania regem. Marchia, eunciorum penitus oblita malorum, Ipsa suoa audet fovere, nec advena gaudet: l'riscaquc Lehnini surgunt et tccta C'horini, Et veteri more clcrus splendescit honore, Nec lupus nobili plus insidiatur ovili. Den Scexter führt nun, der den alten Stamm soll schließen. Israel Frevel wagt, nur durch den Tod zu büßen; Der Hirt die Herde nimmt, den König Deutschland wieder. Und in die Mark sinkt nun die alte Drangsal nieder. Der Sasse darf sich jetzt, nicht mehr der Kömmling freuen. Die Dächer von Lchnin und von Chorin sich neuen. Der Clerus wieder strahlt in seinen altm Ehren lind nicht den Schafstall mehr wird nun der Wolf verheeren. Wenn man erwägt, wie wunderbar die Vorhersa--gung in Bezug auf Friedrich II., Friedrich Wilchelm II. und Friedrich Wilchelm III., welche sämmtlich später lebten, als wo das Vatizinium allgemein bekannt wurde, kann auf einen Betrug nicht gedacht werden; es muß einen ein unheimliches Graue» überschleichen bei so einer Prophezeiung, die fort und fort in Erfüllung ging, obwohl man bereits im Jahre 1746 ihre erste Wiederlegung druckte. Bemerkeuswerth ist das, was Oben von dem gegenwärtigen König Preußens gesagt wird. Er soll den alten Stamm schließen. Israel soll einen Frevel wagen, etwa wie Czech? die Herde soll wieder ihren Hirten, Deutschland seinen König erhalten, der Clerus wieder zu Ehren kommen, kein Wolf mehr in die Herde brechen! Wie stimmt nicht so vieles mit der Gegenwart überein: Das Ringen der Deutschen nach Einheit, die fortwährende Zersetzung der Sekten, das immermehr hervortrctendc Bedürfuiß religiöser Befriedigung im Glauben! Da soll am Schlüsse ein Hirt wieder und eine Herde sein. Religion und Katholizismus in Deutschland zu Ehren kommen und wie die französisch-belgische Auslegung will, der jetzige König von Preußen der letzte «katholischen Glaubens sein. Wenn auch so vieles noch räthselhast in jenen Worten, die Mahnung an den König Germaniens, an das Wiederaufleben der katholischen Kirche in Deutschland tritt plötzlich in dieser Bision wie ein fernes Morgenroth über einen ungeheuer gähnenden Felsenabgrund hervor. Das ist der echte Charakter einer Prophezeinng, und was man auch von den vorliegenden halten mag, cs liegt ein poetischer Schrecken in ihr, wie in der Apokalypse. Wir können uns als Parallele hiezn nicht entschla-gen einer prophetischen Sage zu erwähnen, deren Ursprung eben so geheimnißvoll als ihre Erfüllung überraschend war. Anfangs des Jahres 1847 verlautete es allgemein, cs habe zu G. in Kärnten um Mitternacht eine Stimme zum wiederholten Male den Nachtwächter ange-rufen, nicht 12 solle er verkünden, sondern 48. Als er endlich sich ermannte und fragte, warum dieses? so sprach die Stimme zu ihm: »Sieh auf zum Himmel!« und er sah in neblichtem Licht Gestalten kämpfender Kriegshetze, und sic sprach ferner: »Blick hinab auf de» Boden« und er erblickte ihn geröthet von fließendem Blute. Viele münd- liche und schriftliche Anfragen richteten sich von Nahe und Ferne an die Ortsbewohner; doch keiner wußte, wer jener, der cs gehört, gewesen. Dieses eine erhärtete Thatsache. Der Geist wehet, wo er will, du hörst sein Sausen, du weißt aber nicht, wo er herkömmt und wohin er führt. Johannes 3, 8. Auch au Zeichen hat es der Gegenwart nicht gefehlt, welche als bedeutungsvoll angesehen und üt ihrer einfachen Deutung sich bewahrheitet haben. Als im Spätherbste 1847 der leidige Bürgerkrieg die Schweiz zerfleischte, als der katholische Sonderbund der Uebermacht schonungsloser Gegner, der Großsprecherei einer haltlose» Diplomatie und der Planlosigkeit seiner Anführer erlag, da erregte ei» weit strahlendes Nordlicht die ohnehin schon gespannten Gemüther noch mehr und die öffentliche» Blätter gaben es, was die Allgemeine üt Südschwaben, Baiern und Tirol über jene Erscheinung am nächtlichen Himmel verkündete: »Es wird blutig kommen!« Und sich da am 2. Jänner 1848 floß bereits in Mailand Bürgerblut und die hundertköpfige Hydra des Aufruhrs erhob sich nun von dieß und jenseits des Pharus, durch ganz Italien, cs folgte der Februar-Umsturz in Frankreich, die Wiener- und Berliner-Revolution, mit allen den endlosen Kravallen und Aufstände» in Miniatur, bis der brudermörderische Krieg in Ungarn das Jahr eben so blutig schloß. Bereits war in Norditalien der Aufruhr bis auf Venedig niedergeschlagen, Neapel sich wieder gegeben, Preußen schien beruhiget und Wien hatte seine Octobertage überstanden, Rom aber lag in fieberhaften Zuckungen, da setzte in der Nacht vom 17. November 1848 ein Nordlichts wie Europa außer dem am 22. * Oktober 1804 und 7. Jänner 1831 kein ähnliches an Ausdehnung und Pracht gesehen, Bewohner seiner südlichen Hälfte in Staunen und nach dem, was vvrhergegangen, in Entsetzen. Ein Artikel aus Rom, vom 18. November, in der Allgem. Zeitung vom 27. Nov. Nro. 332 sagt: »Wenn es noch Zeiten gäbe, in welchen man an Meteore Schicksalsgedanken und üble Vorbedeutungen anknüpfte, so hätte ein gestern Abends beobachtetes prachtvolles Nordlicht, das gegen 10 Uhr anfstieg und wohl eine Stunde lang den Himmel in Nordwest und Nordost blutig färbte, nicht pünktlicher erscheinen können, als in diesem Augenblicke sorgenvoller Verwicklung (am 15. Nov. fiel Minister-Präsident Rossi durch Meuchelmord — am 24.-25. Nachts floh der heil. Vater). Zuerst war der Himmel in Nordwest sanft gerothet und es schossen vom Horizont viele parallele Streifen, welche sich anfangs durch eine fast bläuliche Farbe kund gaben. Gleichzeitig bildete sich ein tief geröthetes Feuerzeichen in Nordost aus, welches mehr und mehr an Ausbreitung in östlicher Richtung gewann, während westwärts die Grenzstreifen einen festen Punkt einhielten. Zuletzt breiteten sich beide Massen wie ein rother Schleier bogenförmig über den ganzen nördlichen Himmel aus, hinter welchem man die Sterne ruhig und klar funkeln sah. Gleichzeitig fielen Sternschnuppen, aber jenseits der westlichen Grenze des 'Nordlichtes; auch blitzte es späterhin in gleicher Richtung.« In einem später« Blatte der Allg. Zeitung vom 25. Dec. 1848, Nro. 360 heißt es unter dem Artikel: Konstantinopel den G. Dec. »In der Nacht vom 17. auf den 18. Nov., wurde in ©ähnlich ein prächtiges Nordlicht beobachtet. Sie-beuthalb Stunden nach Sonnenuntergang zeigte sich ein leichter Bogen, der sich vom östlichen zum westlichen Himmel hinzog und hinter dem zwei feurige Säulen standen. Das Phänomen dauerte über zwei Stunden. Auch in Smyrna und Odessa war cs in gleicher Weise sichtbar.« Nun da lese, wer da lesen kann im geheimnißvollen Buche der Schöpfung und verstehe, was sie bedeuten alle diese Lichtformell, wie sic sich bei keinem früheren der Nordlichter dieses JaHrHuudertes ausgeprägt und deute was sie bedeuten die Gestalten in Ost und West, was die beiden Säulen, die ein Bogen umstrahlt und verbindet; vielleicht liegt der Sinn jetzt vor und wer weiß ob nicht die nahe Zukunft mehreres noch enträthselt. Jedenfalls mag cs mehr der Mühe werth sein, in solch apokalyptischem Buche zu lesen, als in de» tausend und abermal tausend Brochüren-, Journalen- und Zeitungs-Artikeln, was menschlicher Witz und Verstand sann und sinnt über die Neugestalt Europas und Deutschlands, welches alle der hohe ewige Meister wie Knabengekritzel von der Schultasel abgelöscht und dafür mit allmächtiger Hand hingeschriebcn hat durch den beschämenden Erfolg das Mene, Thekel, Upharsin wie in K. Balthasars Palast. Eines aber kann dem Auge des Beobachters nicht entgehen, welche Aehulichkeit Jerusalems Untergang und das was ilmt vorhergiug und ihn verursachte mit dem hat, was eine einst mhmwürdige aber nun zu hochmüthige Völkerschaft Oesterreichs über sich heraufbeschworen durch unsinnigen Trotz und hartnäckige Gegenwehr; deren Agitator bald mit der Hölle einen Bund errichtet faclic-rojila rnovebo) bald bethet auf den Gräbern der im treulosen Kampfe Erschlagenen, und dann Ausrufen läßt, durch die Proklamation des 27. Juni d. I. was Christus der Menschheit gewesen, als Erlöser, das werde er den Völkern sein! Wohin hat sich der Frevel verstiegen! Knabenseminarien für Cantoren. (Singschulen) In den ersten Zeiten des Christenthums, wo die Anzahl der Gläubigen noch sehr gering war, und während der ganzen Dauer der Christenverfolgungen, so lange man befürchten mußte, sich den Heiden zu verra-theit und von ihnen verfolget zu werden, läßt sich nicht an einen geregelten Kirchengcsang und noch viel weniger au Pflanzschulen für Kirchensänger denken. Dort, wo, und in dem Maße wie die Verfolgungen anfhörten, wurde auch der Gesang mehr ausgebildet, und für Gelegenheit zur Ausbildung mehr gesorgt. Nichts desto weniger sind der Eifer, die Vorliebe und das Interesse für de» religiösen kirchlichen Gesang, wodurch ja die Singschulen entstanden sind, eben so alt, als auch unsere katholische Kirche selbst. Das beweiset auch das lehrreiche Beispiel des Stifters unserer heil. Religion: Nachdem sie (Christus mit seinen Jüngern) den Lobgesang gesungen hatten, gingen sic hinaus an den Oelberg. Matth. XXVI, 30; Marc. XIV, 26. Dieser aus dem 2ndcn-thitntc in's Christculhum übcrgcgangcnc Gebrauch war bei den Aposteln und ersten Christen beständige Praris, wie wir schon an mehreren Stellen der heil. Schrift finden, z. B. Apostelgefch. XVI, 25; Cor. XIV, 15; Colvsser III, 16; Eph. V, 19; Jac. V, 13. Wenn der jüngere Pli »ins im Jahre 111 dem Kaiser Trajan schrieb, daß er aus den gefangenen Christen nur dieses Geständiüß habe erzwingen können: daß sie in der Nacht zusammengekommen seien, um Christ um als Gott zu preisen und ihn durch Lvbgesänge zu verherrlichen, *) so finden wir dann ein schönes altes Zengniß für die Achtung, welche die ersten Christen dem Gesänge erwiesen. Wie sehr schon die ersten Vorsteher der Kirche ans den Gesang, als ans ein kräftiges Erbanungsmittel Rücksicht nahmen, sehen wir aus den apostolischen Constitutionen, welche schon Verordnungen über die Ausführung des Gesanges enthalten. Wir übergehen fernere Zeugnisse von Ignatius t 115, Justiuus 140, Clemens Alerandrinus t 217. Origines trat schon in seinem 18. Jahre als Gehülse und Nachfolger seines Lehrers Clemens Alerandrinus als Lehrer, und insbesondere auch als Gesanglehrer an der Katechetenschnle zu Alexandrien im I. 202 auf. Er lehrte die Musik vor- *) Plin, epist. lib. X. ep. 97. cfr. Tcrtull. Apoiog. c. 2. züglich, um dcn Heiden das Christenthum einzuflößen. Ausführlicheres hierüber findet man bei Gerbert de cantu. I. p. L8. etc. Der heil. Basilius t 379 hielt schou eine Lobrede auf die Musik und den Kirchengefang, wo er zuletzt ausruft: 0 sapiens magistri invenlum, qui artem, qua simul canercmus et utilia disceremus, exeogi-tavit. Wie Basilius in der morgenländifchen, so ist Am-brvsins in der abendländischen Kirche der Patriarch der Musik, des Kirchengcsanges, der, sagt Maslvn, die geist- und gemüthvolle Bedeutung der Tonkunst ans einem großartigen Gesichtspunkte betrachtete, der sie auf wissenschaftliche Basis zuriickführte und sie zum Mittelpunkte des menschlichen Wissens und Empfindens nach Art der griechischen Philosophie machte. Auch der große Augustinus war gauz von der hohen Idee des Kirchengcsanges begeistert. Er ist sogar der Meinung, daß der allgemeine Gebrauch des Kirchengesauges von Christus und den Aposteln vorgeschrieben sei.*) War nun bei der dreihundertjährigeu harten Verfolgungen unserer Kirche der Gebrauch der Hymnen und Gesänge doch so allgemein geworden, so sehr gepflegt, und mit solchem Eifer verbreitet worden, mit welcher Sorgfalt und Pflege wird man ihn erst nach erlangtem Frieden behandelt, veredelt und ausgebreitet haben? Der heil. Cyprian, noch während der Verfolguugszeit, t 254, Bischof zu Carthago, dringt darauf, daß der Gesang nicht mit schlechten uu aus gebildeten Stimmen solle verrichtet werden **). Die heil. Väter begnügten sich nicht allein damit, nur über die Vortheile und Erhabenheit des kirchlichen Gesanges zu schreiben, und einige Schutzschriften und Anleitungen herauszugeben, sondern sic behandelten diesen edlen Zweig der Liturgik im Laufe der Zeiten immer mehr praktisch. Um die Erbauung und Andacht durch dcn Gesang mehr zu fördern, hielt man die Anstellung eigener Cantoren (Sänger) für dringend uöthig. Schou die apostolischen Constitutionen (Lib. 111. Cap. 11.) erwähnten Vorsänger, die YaXT«/, uw/Zokis, cantores genannt, und unter die Diener, ordines mi-nores gerechnet werden. Die Cantoren und Lectoren bekleideten zwei verschiedene Aemter, so viel ist gewiß; aber daß auch wohl beide Aemter von ein und derselben Person verwaltet wurden, sehen wir z. B. beim heil. Märtyrer Marcianns, wie SozomenesLib. IV, e.3 angibt: „Cantor erat et Lector divinarum Scripturarum.“ Dahingegen sehen wir aus dem Gesetzbuche des Iustill ian, daß bei der Kirche zu Constantinopel 25 Cantores *) Cujus ipsius Domini et Apostolorum habemus docuinenta et excmpla et praccepta (Epist. 119.) **) De oratione dominica Cypriani. >-Et quando in unum cum fratribus conveiiimus, et sacriflcia divina cum Dei Sacerdote celebramus, verecundiae et disciplinae memores esse debe-mus, non possim ventilare preces nostras inconditis vo-cibus.« und 110 Lectores angestellt waren *). In den ersten 6 Jahrhunderten drang man in dcn Kirchenversammlungen darauf, diese beide» Aemter von verschiedenen Personen verwalten zu lassen, und nur daun gestattete man Ausnahmen, wenn die Fonds einer Gemeinde nicht hinreich-ten, um jedes Amt mit einzelnen Individuen zu besetzen. In den später» Jahrhunderten konnte man die Strenge nicht mehr beinhalten, wie aus dem Berichte des Rhabanus Maurus t 856 hervorgeht (de Ord. Antiphon, cap. 11.) Zu Cantoren wird man gewiß Anfangs solche Individuen aus deu Gläubigen gewählt haben, bei denen man gnte natürliche Anlagen, ein gutes Gehör, und zugleich übernatürliche Tugenden, einen ächt religiösen kirchlichen Geist und Waudel, die beiden Grundtugenden eiues Sängers, vorfand. Aber dieses genügte dem Eifer der Kirchenvorsteher nicht, auch nicht die Festigkeit im Hersingen verschiedener Melodien. Nein, die apostolischen Vorsteher der katholischen Kirche in jenen gefeierten Zeiten, wollten kein Mittel unversucht lassen, um die in heil. Hallen versammelten Gläubigen, welche schon durch den Glauben an den dort unter Brodesgestalten thronenden Heiland gleichsam in den Himmel versetzt werden, auch durch eiueu himmlischen Gesang im Geiste in die Chöre der Engel zu versetzen. — Wenn mm die heil. Väter einen solchen geist- und nachdrucksvollen Gesang erstrebten, so war dabei ihre Absicht: daß durch den Reiz der Ohren das schwache Gemüth zur Andacht, zum Lobe erhoben, und dieses zur Entzückung gesteigert werde, wie schon der heil. Augustin Confcss. Lib. X. c. 33. sagt: Consuetudinem canendi probat ecclesia, et per oblectainenta auriuin infinnus animus ad eflec-tuui pietatis assurgat.“ Im Laufe der Zeiten entwickelte sich immer mehr das Bedürfuiß solcher Anstalten, , durch welche eigene Sänger bcrangebildet wurden, und so kam man nach und »ach auf Die Errichtung besonderer Singschuleu. Wer mit den Anforderungen, welche die katholische Kirche an einen Kirchensängcr stellet, vertrant ist, wird wohl nicht mehr längnen können, das seine Bildung schou in früher, zarter Jugend beginnen müsse. Soll der Cantor nicht so sehr die Ohren als vielmehr das Herz befriedigen und erheben, so muß doch sei» Gesang auch von Herzen kommen **). Wenn nach dem Concilium von Chartago der Priester den Cantor mit diesen Worten zum Gesänge anssordert: Siehe wohl zu, daß du, was der Mund singet, auch im Herzen glaubest; und was du im Herzen glaubest, auch durch deiuen Wandel beweisest***); so erkennen wir leicht, daß für einen *) Hier werden die Kleriker dringend ermahnt, ihrem Amte als Sänger tüchtig vorzustehen. Nov. 3. L.Omnem 40 de Epis-cop. et Cleric. **) Sic habet se chorus, ut non tantum aures voluptatem, sed et mentes utilitatem capere possint. Cfr. Augustana Synodus. ***) Vide, ut quod ore cantas, corde credas, et quod corde cre-dis, operibus comprobes. Conc, Carth. IV. cap. X. guten katholischen Sänger 1. die Bildung des Herzens, 2. strenge Rechtgläubigkeit, und 3. ein ganz unbescholtener Wandel unerläßliche Bedingungen sind. Solche Herzen gewinnen wir nur durch eine frühe mehrjährige Bildung und Erziehung. Das erkannten die heiligen Väter nur zu gut; darum nahmen sic hoffnungsvolle Jünglinge schon früh zum Dienste der Kirche an, hielten sie Anfangs unter ihrer besonder» Aufsicht, so gut sic konnten, bis endlich diesem allgemeinen Bedürfnisse durch eigends dazu eingerichtete Knabenseminarien zur Bildung der Cantoren abgeholfen wurde. So wurde nach dem Berichte des heil. Cyrillus der heil. Theodosius (c. 394) schon von früher Jugend als Sänger herangcbildct. Der heil. Bischof Nizetius, erzählt der heil. Bischof von Tours, wollte alle Knaben schon von früher Jugend bilde» und im Gesänge unterrichten. De vitis P. 1*. c. 8. So lobcnswerth auch der Eifer der Bischöfe war in Heranbildung der Jugend zu Sängern, so gab es doch noch keine eigene Pflanzschulen von einiger Bedeutung bis auf Die Singfchule des heilige» Sylvester. Diese» Papst (314 — 335) dürfen wir wohl für den ersten Gründer der Sängerseminarie» halten. Hierüber bemerkt Onuphrius Pavinus (um 1566)