XilMOTT Ell Pi i ^sZM^ ^- Kiew! Jahre in M-Afrika. Erlebnisse, Forschungen und Jagden auf meinen Reisen von tx-n Tiamantellfcldcru znni Sambesi (1873—1879). Von Zr. Omil Koluß. Mit 235 Original-Holzschnitten und vier Karten. Zweiter Hi c^ n d. M^ Wien, 1881. Ulf red Holder, t. l, Hof' und Univ er s i tä ts - V n ch hä n d l e r. Nothrütliurnlslrniie 15,. Alle ^ r ch t o l'o i-l'r h a l t cn. Trucl von Friedrich Iac-prr in Wicn, Wien Illhre in Siitl Asrika Zweiter Mand. I n l, .1 ! t. Dritte Reiso in da5 ^nnoro von öüd Afrika. Seite !. Von den Diaülalttenfeldcrn an den Molapo. Aufbruch von Dutoitspan. — Uebergang über den Vaal, — «oranna^ gräber im Hart-Riuerthale. — Manuisa, — Wildgansjagd an Moffats Salzsee. — Ein Nest des Königskrauichs, — Ein Löwcnabcntcuer Taylor's, — Molema's Town. — Barolongen-Hochzeit. — Veschwörungsmittel. — Eine Gerichtssitzung. — Kalle Tage. — Das Malmanithal. — Wcltevreeden-Farm............................. 3 II. Von Iacobsdal nach Schoschong. Iacobsdal. ^- Zccrust. — Ankunft in Liuokana. — Tchicferllla.cr. -^ Erntccrträguisse. — Die Krokodile im Limpopo nud srineu Nebenflüssen. — Erzlagerstätten im Bushveldt. - Damara-Emigranten. — Die Löwen-furth über den Marico. — Welsfang im Marico. — In Lebensgefahr. — Das Bnffadderthal. — Ankunft in Schoschong............ 28 III. Von Schoschong nach den grüßen Salzseen. Geschichte der letzten Kämpfe zwischen Sekhomo und Khama. ^ Erosious^ Erscheinungen im Lualabettc. — Die Maqne-Ebeue. — Frost. — Wilde Strauße nin Waacu. — Jagdverbot des Königs Khama. - Eland-Antilopen. — Die ersten Palmen, — Wildpfade lind Fall-Assagaie an deu Nokane-Quellen. — Im Gebiete der großen Salzseen. — Die Tsitaui« und Karri-Karri-Pfannc. — Am Tschaueng-Flussc. ^- Matabelc am Wagen. — Die Salzlager am Nataspruir. -^ Jagd auf Znlu-Hartebceste. — Auf dem Anstaube auf Löwen. — Thierleben am Natafpruit.......... 4? IV. Vom Nawsftrnit nach Tamasctse. Die Salzlager im Nataspruit. — Ein Capitalschuß. — Von Löwen auf« geschreckt. — Das sandige Lacheuplateau. — Strauße am Wagen, — Nachtreise bei Fackelschein, — Ein Löwenabenteuer. — Die Klamaklenjana« VI Inhalt, Seite Quellen. — Vereitelte Elephantenjagd, — Begegnung mit Elephanten jägern. — Die Madenassana's. — Gebräuche und Sitten derselben. — Der ^)orul,a-Weiher und die Tamafopa-Qnellen, — Nächtliches Thiericbcn im Walde. - Line vernnglncktc Lölvenjagd, — Pit schläft auf dem Anstande ^1 'V. Von Tamasetse z,un Tscholichussc. Henry's Pan. ^ Leideil nnd ssrenden der Elephantenjäger. — Eine Löwen-jagd des jnngcn Schmitt, — Makalaka's. -^ Ein milchiges Weib, — Nächtlicher Ueberfall dnrch einen Löwen, Tie südafrikanischen Löwen-species, — Leben und Gewohnheiten des Löwen — Seine Angrisssmethoden. — Ankunft in Pauda ina Tenka, ^ Btockley, — Der Elsenbeinhandel „lit Sepopo. ^ Elaudstiere. — Aerztlichc Praxis an Henri's Pan. — Thier- und Pflanzenleben in, Panda ina Tenka^Thale — Bienenschwärme, — Wcstbeech's Handelsstation. — Saddler's Pan, — Der Händler ?), Im Leschumo-Thale, — Gereizte Elephanten auf der Flucht dnrch den Wald. — Am Ufer des Tschobe................. wb Vl. Im Tschobe- und Zambesithale. Das Thal des Tschobe und seine Vegetation, ^ Zignalisirnng ineiner Ankunft. — Die ersten Boten ans dein Marntse Reiche. ^ Landschaft'?^ scencrie an den Tlruinschnellcn des Tschobe, — VtMssNnna. nnt Masnpia'5, — Mein Älulekau, — Geschichte der Äiatabcle Eiufälle iil da^ Reich Sele-letu's, — Ein Masnpia-Grab. — Thierleben am Tschobe, — Maknmba. — Begegnung mit englischen Ofsiciclen in Iinpalera, — Die Hütten der Masupia. — Der Schlangenhalsvogcl, Mcine erste Bootsahrt auf dein Zambesi. — Die Schilfrohrwälder an den Ufern des Zambesi nnd das Tliierlcben in denselben. - Letschwc- nnd Pnin-Antilopen, - Krokodile nnd Flußpferde. — Ankunft in Alt-Scheschete. — Blocklcy's Kraal. . . 138 VN. Dor crstc Bchich im Marutse-Reiche. Mein Empfang bei Tepopo. ^ Der Libclo, — Scpopo ans Schleichwegen. — Sepopo's Residenz, ^ Geschichte des Marutse-Mabnnda-Reiches. — Die Stämme des Reiches nnd ihre Wohusihc, -- Unterthanen-Verhältnis; derselben. — Die Sesuto^Tprache. - Portugiesische Händler am Hofe Sepopo's. - Sepopo ertheilt mir die Erlanbniß znr Äcreisnng seines Landes und beschreibt mir den einzuschlagenden Weg. — Der Ban von Nen'Tcheschekr. — Brand uon Alt-Schescheke, — Enltnrstnfe der Ttämnle des Reiches. — Der Aberglaube und seine Tpfrr, - Thronfolge, ^ Machtbefugnisse des Herrschers. — Das Bauwesen bei den Vollern des Reiches. - Dreifache Bauart der Hütten, — Das Innere des königlichen Gehöftes. — Der Kischitanz. - Sepopo's Mnsikcapelle, - Die Mnsit-Instrnmente bei den Marntse-Mabunda, - KrieMrommcln. - Die Kischitänzer-Maske!',. — Rückfahrt nach Impalera. — Ankunft in Panda ma Tenka. — Ein Löwenabcntcurr................ 161 Inhalt, Vis Seilr VII!. Ausflug zu den Victoriafällen. Ankunft in Panda ma Tenta. — Neue Enttäuschungen. — Thcuuissen verläßt mich. — Aufbruch nach den Fällen. — Jagd auf Orbecki Gazellen. — Eine Giraffeuheerdc. — Die Snsiwasscrtümpcl in der Umgebung der Vittoriasälle. -^ Thier- uud Psiauzeulebeu m denselben. — Eiu schmerzen reicher Gang, — Der erste Aublict der Fälle, — Unser Tkerm. - Cha raltcristik der Fälle. — Großartigkeit und Pracht derselben. — Höhe und Breite der Fälle. - Nie Inseln au der Fallkante — Höhe der Dunst-säulcn. ^ Tic Erscheinung der Fälle bei Sounen-Auf- uud Niedergang. — Die Abslußrinne des Zambesi unterhalb der Fälle. — Felseul'ildungen. — Vegetation uud Thicrlebeu au den Fällru — Jagd auf Paviane. — Ein interessantes Löivenabentcucr. - Die Mauansa's, — Schictsale und Charakter derselben. Ihre Eittcu und Gebräuche. — Brautwerbung und eheliches Leben bei denselben. - Todtenbestattung -^ Rückkehr uach Panda nia Tenka........................ '^07 lX. Zwcitcr Äefuch im Marutsc-Neiche. Zweiter Aufbruch nach Impalera. ^ Me Krokodile iin Zambesi und ihre Gefährlichkeit. — VegräbnWeirr bei den Masupia's. -^ Lcpopo nnd seine Frauen, — Reiseplanc. Baum- nnd Busch-Vegetation im Walde von Schcscheke, — Einzug einer Karawane von Tributpflichtigen, - Die Marntse als Fischer. — Maschoku, der Scharfrichter Sepofto's. -^ Tchueid-werkzeuge der Marutse. — Der prophetische Tanz der Masnpia's. — Besuch der Königinnen. — Der Fang des Krokodils, — Die Manko«. — Die Veiwaltuiig des Marntse Mabunda-Reiches, Die BeamtewHicrarchie, — Eine Elephautenjagd nutrr Srpupo's Anfiihrilng. - Ansfliige in den Wald von Schescheke und Vuffeljagdcil in demselben. — Eiue interessante Löwenjagd. — Der Löwcutanz der Mailltsc. - Die Äiaschukulumbe am Hofe Sepopo's, — Moquai, des Königs Tochtcv, .^och^eitöfeier bei deu Marutsc............................ ^! X. Dm Zambesi aufwärts. Anfbruch von Schrscheke. -- Die Flottille der Königinnen. — Erstes Nachtlager. — Marntse-Tlipeu, — Manko«. — Fruchtbarkeit des Zambesi-Thales. — Die Stromschuellen am ceulmlen Zambesi. - Die Mntschila« Auuisinga-Stronischuellen, ^ Schifflirnch in denselben. — Simna uou Löwen belagert. — Vom Fieber besinnungslos niedergeworfen. — Rückkehr nach Schescheke ......................, . WI XI. Dritter Aufenthalt in Scheschete. Condolenzbesuche des Königs und der Häuptlinge. — Eine neue Unthat Sepopo's. Masarwa's in Schcschcle, ^ Ccrcnioniell bei deu Mahlzeiten an Sepopo's Hof. — Mein erster Ausflug, — Der Fischfang im Marntse>Neiche, — Srpopo erkrankt. — Wanderungen eines Arabers durch Siid-Afrika. ^ Unterthanen-Verhältnis; im Marutsc-Reiche, — Charatterzüge einzelner Etälnme des Reiches, ^ Die Znkuust des Landes A!!> vm Inhalt. Lnte XII. Die Cnlturstufc der Völker im Marutsc-Rciche. Religiöse Vorstellungen, — Lebensweise der Volker. — Ackerbau. — Erträgniß desselben. — Preis der Frldfrüchte. — Consmn. Kleidung der Männer und Franen. — Die Etellnng der Fran im Mariitsc-Reichc. - Erziehung der Kinder — Ehe. — Todtcnbestattnng. — Grabdenkmäler. — Das Reisen im Lande. — Tie Rechtspflege im Reiche. — Eine Hinrichtung. — Die Doctoreu Sepopo's. — Aberglauben. -^ Zaubermittel. — Menschenopfer. — Industrie-Erzenguisse der Marutsc. — Thongefäße. — Holzarbeiten, — Calcbassen. — Flechtarbeiten. — Schmiede-Werkzeuge. - Jagd- und Kriegswaffen. ^ Textil-Iudllstrie. — Canoebau. Tabakspfeifen nnd Schnlivfwbakdosen. — Toilette-Artikel. — Schmuctgegeustände. 33»', XIII. Aufenthalt im Lrschumo-Thalc. Abfahrt von Schcscheke. — Renitente Bootsleute. — Ein treffliches Schreckmittel. — Die Fauna im Leschumo-Thalc. — Diamond's Iagdanöflüge. Der Hänptling Mojci. — Eine interessante Nalurcrscheinnng. — Sepopo's Häscher, — Kaftella's Flucht ans Tchesäieke, ^ Tchwere Geivitter. — Gährnng im Ätarutse Reiche, — Seftopo's Niedergang. — Aliflnlich nach Pauda ma Tcnka....................... 390 XIV. Durch das MMlaka- und Wchnmtabele-Laud. Äufbrnch nach Süden. — Vlatvarks. — Lager an den zUamatlenjana» Quclleu. — Der Händler Z. — Die Weiher von Tamasauta. — Die Sibanain-Lichtnug. — Reiches Thicrlcbeu. — Die Mambaschlangc. — Ein böses Gewissen. — Mcuon, der Chef der westlichen Makalaka. — Ei>, Spion. — Menou hält über Z, Gericht. — Langfingrigkeit und U»rein° lichtcit der Makalaka. — Morlllabälime. — Z. in Lebensgefahr. — Die ' Ruiueu von Rocky^Schascha, — Pittoreske Lnndschaftsscenerie am Rhama-loban-Flusfe. — Tnti. -^ Goldgräber. — Die Familie Lotriet. — Mata-bcle-Porpusten, — Geschichte des Matabele-Reiches. — Africa als Löwen--jäger, - La Bengula's Schwester. — Der Leopard im Schlafzimmer Pit Jacobs .......................... 40<; XV. Rückreise nach deu Diamantenfeldern. Ankunft in Tchoschong. — ilhaina laßt Z. verfolgen und verurtheilt ihn. — Aufregende Nachrichten aus der Colouie. — Aufbruch nach Süden. — Mochuri. — Der Krieg der Bathatla's gegeu die Vakweua. — Ich erstehe zwei junge Löwen. — Ein Löwen-Abentener Van Viljoens. — Eberwald besucht mich. — Iouberts See. - Houmans Vlcl). — Ankunft in itimberley 44? XVI. Mcm letzter Aufenthalt in den Diamantenfeldern. Wiederaufnahme der ärztlichen Praxis, — Mein ncnes Heim und kleiner Thiergarten inAnltsontcin, — Ansstclluug meiner Scunmlnngcu imVaricties-thmter zn Kimberley. — Ausflug nach der Farm Wessels. ^ Die Gra-virungen der Buschmänner. — Hmnen- nud Erdferleljagdeu. — Meine Inhalt. IX Trite Broschüre über die Eingebornenfrage, — Irrige Auffassung derselben in England, — Ernste Zeiten für die Colouie und Griqnaland-Wcst. — Mayor Lanyon niid Colonel Warren. — Aufbruch nach der Küste . . . 462 XVII. Durch die Colome zur Küste.' ^ H ^ Abreise uou Äultfontein. — Straußenzucht auf der Farm Ottersport, — Straußenzucht im Allgemeinen. — Meine erste Vorlesung in Colrsberg, — Cradock. — Ein Unfall bei diesem Orte. — Der Zulu-Krieg, — Die Ursachen der Mißerfolge in der Behandlung der südafrikanischen Eingeborncn. — Meine Artikel über deu Zuln-Kricg, — Kampfweise der Zuln, — Grcchamstown, — Reiche paläontologische Funde. — Anlunft in Port Elizabeth. — Eine Lüwenjagd. — Ausflüge in die Umgebnng, — Meine marinen Samnllnngen. ^ Meine Sammlungen in Gefahr, — Die letzten Tage anf afrikanischein Voden. — Heimfahrt nach Europa, Projecte für die Znknnft.......................... 484 1) Die Roiwater-siekte........................ 52!i 2) Chirnrgische Erfahrungen..................... 52.^ :i n. 4> Meine Behandlung des ssiebers................. 524 5) Zwei Züge von Kindesliebe bei den Eingcburnen............ 524 tt) Eine Löwenjagd Cowley's.................... 52<>!-'«n !lll;^^^^.^ <^!IO!-!!ls>N.......................... 52l> 8) Die Dürre-Perioden in der Cap-Colonie , , . ........... 5»2^ 9> Die Ttranßenzncht in Süd^Afrika ................. 52« 10) Originaltext eines meiner Artikel über die Znlu's........... 52!» 11) Die Maschona.......................... 581 12) Zweck nnd Ziel meiner nnchsten Forschllngsreise........... 531 Tpccialkarte (Nr. 1) des von Dr. Holub bereisten centralen Theiles von Ost«Bamaugwato nnd West Matiibclr. « (Nr, 2) Die Vittoriasälle des Zambesi. « (Nr. 3) Dr, Holnbs Vootfahrten im ecntralen Lanfe des Zambesi von der Makumba Änchl bis zuin Nambwe-Katarakt (Süd-Varotse), 'Mcvgc'ichniß der Zll'uj'tv.'ltic'ncn. Leite 1. Titelbild zur dritte» Reise in da« Innere uon NüdAflila............ 1 2. Batlapinen auf der Blaftlwctjagd..... ii 3. Weilirr bei Cuche's ssnrni ........ 5 4. Gräber unter den Kameeldornbäumcn bei Mamusa............... ^ 5. Wildgansschiehen an Moffats Salzsee , , . 9 ü, TnusHhaudcl bei Konana.........13 ?. Nanckender Vetschuana..........16 8, sselsenvartil.' bei Molema's Tow».....I? !), Vauianfelse»..............21 K'. Äootfontein...............24 I I, Newport Farm..............25 12, Welsi'ang im Maric., ..........28 >:!. I»l 2»mpfc am Mütcbe-Flnßche».....22 14. An der Löwenfunh ii» Marico......M 15. Krukodile iin Limpopo..........41 16. Kainpscsseciie auf den ÄamangwatuHöhe» . 49 1?, Tas L»alabett..............56 18. Ttraunenlieerde am Wage»........5? 19. Jagd nils Eland-Antilope» bnrch Masanva'S «5 20. Verfolgende Matabele..........6!) 21. Jagd a»f Zulu-Hartebeestc........72 22. Die Soa 3lllzvfnn»e...........73 2li. Im Vaume...............«0 24, Nachtrrise bei Faclelschem.........81 25, Bon Löwen aufscheucht.........83 ii«. Pit, schläfst Du?.............87 27, Heimführe»de Elepbantenjäger.......W5 2«. Ein muthigcs Weib...........1W 2!». Unterricht i,» EleMniteniage»......113 3». ^sichtlicher Ueberiall dnrch einen Löwe» , . 11? Al. Eieplillüteittieerde anf der Flucht......12» :«. Aootfalirt i»! Iambesi..........13» 51, Iml'alrra................137 :«l, Masupia-Grlll)..............141 ^>, «», Tschube-lifer ............«4 3»> Wildebc»e bei Nloctl«)'s Kraal......«5 37. Nilpferdjagd...............153 38. I»< Papi,ru5diclicht ...........161 3i». Empfmig bci Zevuvo,.,,.. , , , . 169 4<1. Hafen oun Scheschele...........177 41. Ucbersiedluna, nach üieu^Iäicschelr.....185 42. M,istt'I>isti»nie,ue d!>r Marutse......103 !^!. ütilchi!an5................196 44, zNschilänzer-Masle............1!)? 45>, A»l Uier des Zambesi ..........201 4,:, Jagd auf ÄlislMarls..........20? 4?. Znsainnu'»treffe» mit Giraffen......209 4», Leben u»d Weden a»i Grunde bei Zützwassel lünwel................217 4ü, Die lllictoriafälle.............225 50, Der ^lnuc luinmt ............233 51 Jagd auf öporngänse..........244 52, Kiinig Tcpopo..............24« 5!. «cuta, ilönig Sepl'pu's Tochter......24» 54, Ter prophetische Tanz der Masupia , , , , 2,',? öeitr 5',, Vesnch der Mniginne» .........2«l 5«. Meine Hütten in Nr»' und 3IIt Zcheschcle , 264 57. Krollldilannel..............2!>:'> 58. Ia,id ani Wasser-sllitllopen.......273 59. Äüffeljagd...............277 eo. Lüwenillssd bei Ichrschele........2»l 61, Äilaschutxlninbe an Trpopo's Hofe . , . , 283 62, Hcpupo's Arzt.............296 63, Mabu„da. Malulllln...........2!»? 64, Ä)ia„ll>!'................3«1 l!5, Marutse-Tnpe» , , ,..........ö!>4 L«, I» den Maxelaiigu-Zlroinschnellen , . , , 3»5 U7. Ma»ibari. Mato»««...........80« ü«. Zambesi a»!wär!s............309 69. Hll»tenjäger......369 80. Kalebasse» fnr Honigbier und Kurn bei den Marntsr und Malnmda........376 81. Tabals' und Dachapfeijen der Älarutsr nnd Mab»»da...............37? 82. Tachapseifeu der Mabimda, Marntse und Masupia................384 83. Lce»r am Zaiubesiufer in Scheschele . . , 385 84. Lager im Lcichumo-Thale ,,,.,.. 390 8ü. Wana Weua, 0er neue Konig der Maruisc 401 86. Ruinen uo» Nocky-Schascha.......406 87. Nninen von Tati . . ,.........425 8», Vegegmmg mit einem Löwen am iallflusse 433 89. Der Leopard in, Ha»se Pit Jacob« . , , . 44l 90. Rückreise »ach den Tiama»tei,scldern , , .44? 91. Nurauna-Gcliüste lxi Älauiusa......4l9 92. Platbrra, bei Rietfonlein.........457 93. ssmgutimlil,'...............462 94. Mein Hau« in Äultfunleui...... , 4U4 95>. sselseu-Grauirungen dcr Buschmänner. , . 465 9U. Grabstichel der Knlchm>i»ner.......469 97, Jagd aus Erdjerlel...........473 98. Colonel Warren.............481 ,99. Bella .................484 1M>. IacDbövaal im IlU,vl> >«,2.......485 101. lliifall bei Cradott ...........4«9 102. ilampfweisc der Znl»..........497 l<»3. Masaiwadurf..............5U4 104. ^ingudoif bei Pur« (5li,adrt»......505 105. Mainstrect in Port Elizabeil,......i,«8 106. Lchl»ütiig»el!e .............522 E V V c't t ci, Leite :l Ieile tl uo» ol'i'l! lie?: Wi'Ilenrredr» statt Weltll^rede, „ Ä7 „I? ,..... „ lll „ i „ mill',! „ !>« statt ll« Fuh. „ 127 „ 1 „ »be» „ Ma nans a stntt Masarwa, „ 1« sINustilltiDns-Uitterschrist) lus: Grab eines Nasuvia-Häuptliilgi statt ^tain^la-Hrad „ 202 Zeile 3 uo,l üben lies! Brauneisenstein statt Vraunslein. „ 249 (Illustrations-Nnterschiist! lies: Kaila stal! Moqliai. „ 253 Zeile 8 uun ol>en lie«: >l«raps >',,bic»6 slcitt ^l,,ni>^ I>',,1>!ci,>. „ 2»8 „ 1«......Thari- stati Luchs. „ Ä-ll „ l5 „ u,uen „ üach dem Wort.' Malschnlu: Tabal einzuschalten. „ »»5 „ i? „ ol'M „ .V,,!!,i^><>, ^>,'i>u ,> Natr <^r„!n venutur«'«. Dritte Reise in das Innere Süd-Afrika. i I. Don dcu ^iamamcnfMcrn an dm lNoiapo. Aufbrilch von Dlitoitspan, — UcbrnMia. iibcr den Vaal, — itoranna^räber ini Hart-Niverthalc, — Mmimsa. — Wildgansjagd ani Moffat's Salzsee. — Ein Nest des Künigs-kranichs. — Ein Löwcuabcntcucr Taylor's, — Molema's Town, — Varolongen-Hochzeit, ^ Bcschwürnnsssiniltel, — Eine Gerichlssitznng. — Kalte Tage. — Tas Malmanithal. — Weltufrede-Farm. Nach fast dreijährigem Aufcnthaltr auf dem heißen Buden des schwarzen Erdtheils, der Ruhmes- aber auch schweren Leidensstätte fo vieler von früher Begeisterung fur ihrcn Beruf > "'Blllhbockiaa.d, erfüllter Männer, stand ich nun an der Schwelle, meiner eigentlichen Anfgabe. Die verschiedensten Gefühle durchwogten meine Seele, konnte und durfte ich hoffen, das ferne Ziel zu erreichen, nm dessentwillen ich die Heimat uud meiue, Lieben verlassen 1* 4 Von den Ticunmitonseldeni a» don Molcipo. hatte, war ich den Schwierigkeiten der geplanten Reise «inch gewachsen? — Die gesammelten Erfahrungen anf meinen zwei vorhergegangenen Urbuugs- nnd Reeognoseiruugs-Tonreu schienen mir diese Frage zu bejahen, ich hatte die verschiedenen Tücken nnd Gefahren der afrikanischen Natur, die zahllosen widrigen nnd störenden Zufälligkeiten im Verkehre mit den Eingebornen, ihre Behandlungsweise, die Tragweite und den Werth treuer und verläßlicher Begleiter und Diener kennen gelernt, nnd nach diesen Erfahrungen mich nach besten Kräften auf diese, meine dritte ^Reise. welche eine Forschungsreise im eigentlichen Sinne werden sollte, vorbereitet; — doch wo und wann ließ sich in Afrika der Erfolg selbst der ausdauerndsten und energischesten Bestrebungen beschränkter Mcnfchen-kraft mit Zuversicht vorherbestimmen! Aus dem Widerstreite aller dieser Gedanken und Gefühle tauchte zuletzt das Bild des atlantischen Oeeaus bei Loanda anf und belebte meinen Muth, stärkte mein Vertrauen; in so manchen schwierigen Fällen war mir das Glück als treuer Bundesgenosse beigestanden, vielleicht lächelte es mir auch diesmal und half mir das Unberechenbare, an dem Forschungsreisen iu Afrika so reich siud, überwinden. > -!< Am ^. März 187.', verließ ich Duwitspau uud begab mich vorerst zu eiuem Freunde uach Bültfontein, um hier bis zum 6. zu verweilen und den Rest meiner Geschäfte zu besorgen. Im Plaue meiner ebeu anzutretenden Reise lag es, Süd-Ceutral-Afrika zu erforschen und da ich deshalb kaum nach der Caveuluuie, znrückznkehreu glaubte, hatte ich diesmal bei meinem Scheideu aus deu Diamantenfeldern mehr uud wichtigeres zu besorgen, als dies bei den zwei vorhergegangenen Versnchsreisen der Fall war. Von Vultfontein am 6. aufbrechend legte ich etwa 11 Meilen zurück und hielt bei einer von einer sandigen, schon von den Diamantenfeldern aus sichtbaren Bodenerhebung umschlossenen Negeulache die erste Nast. Wir schliefen in dein tiefsandigeu, auf eiuige Meilen hin den nach dem Trausvaal-Geliiete führeudeu Weg begleitenden Mimosengehölzc, dessen Durchzug jedem Geführte so widerlich wird. Von den Diamantenfeldern mi den Molapo. 5 Aln 7. passirte ich die beiden Farmen Rietfley und Keyle. Die erstere liegt auf einen: stark salzhaltigen Grunde und unmittelbar vor dem auf einein nackten Felsenalihange liegenden unschönen Farmgebäude breitet sich einer der bekannten Salzseen aus. Zwischen dieser Farm und Keyle steht eine Lehmbaracke — eines der vielen Uebel jener Gegenden, eine Cantine. Der nächste Tagemarsch brachte uns an den Farmen Rietfontein und Pan-Plaee Weiher bei Coetze'S Farm. vorüber und wir schlugeu unser Nachtlager auf Coetze's Besitz auf. Auf den Grasebenen der ersten Farmen tummelten sich Springbvckheerden, und als wir uns der zweiten, am Fuße des für Griqualand-West bedeutungsvollen und weithin sichtbaren Platbcrges gelegenen Farm näherten, erbeutete ich einiges Federwild, darnnter ein Rebhuhn. Wir begegneten mehreren Hänfen nothdürftig bekleideter Transvaal-Betschuana's, die je von einem Weißen (Diamantengräber) angeführt, von diesem in ihrem Lande zum 6 Vuu don Ticnnaütciifcldcrii an dcii Molapo. Diamantengrabcn geworben worden warm. Der ntir interessanteste Punkt der bisherigen Noise war ein Snmpf an Coetze's Farm. Ein rings von Schilf mnsäumter, buchtenreicher und von kleinen Inseln bedeckter Weiher, der ein zahlreiches Wassergeflügel beherbergte, namentlich Wildenten, Bläßhühner nnd Tanchcr. Als ich am Abend Mynheer Coetze besuchte und auf die vogel-rcichen Weiher zu sprechcu kam, überraschte er mich mit der Antwort: »Ja, die, Vögel brüten auch da uud wir stören sie nicht, uoch gestatten wir, daß dies Fremde thuu, wir habeu an den Thieren unsere Freude!« Mich erfreute diese Antwort sehr uud ich hatte auch später Gelegenheit, öfters unter holländischen Farmern ähnlichen Gesinnuugen zn begegnen. Ans dem theilweise bewaldeten Gebiete dieses Farmers, das sich über Theile von Griqualand-West und des Oranje-Freistaatcs ausbreitet, findet sich unter anderem Hochwilde anch noch eine. zahlreiche Heerde der gestreiften Gnu's vor. Zwei Tage, später bewerkstelligten wir die recht mühselige Ucberfahrt über deu Vaal bei Vlignaut's Pont. Einige Vogelbälge sowie zahlreiche Blattkäfer (l'I:Uv 8 Vuü don Tiaiiiaiitcin^ldcr» an dcil Äiolafto, lassen, uni sich an den Nebenflüßchen der Mokara und des Konaua, auf dm nach Norden gegen den VNolapo sich erstreckenden Wildebenen anzusiedeln. Dies kleine seWstständige Fiirstenthum der.ttoranna's von Mamnfa ist eine Enclave in den südlichen Vetschnana-Gebieten, doch sein Bestand für die Nachbarn nicht besonders segenbringend, da der häufige Contaet zwischen dem Hottentotten- nnd dem Banthu-Elemente stets nnr die Decadent der Stännne der letzteren Familie znr Folqe hatte. Gräber uutcr dl'n >l(in>rcIdui!!dlü!N!rn dci Äianiusa Bei dem Händler fand ich gefälliges Entgegenkommen. Herr Mergnsson war ein Thierfrennd nnd beschäftigte sich mit der Zähmnng seines zahlreichen Wildgeflngels. Er zeigte mir mehrere meterhohe Stoße von Antilopen-, Gnu- nnd Zebrafellen, die er nach Bloemhof znm Verkaufe zu bringen gedachte. Er nnd sein Vrnder hatten schon zweimal ihre Tauschhandelsrcisen bis znm N'Gami-Sec ausgedehnt. Während meines Aufenthaltes im Weichbilde der Stadt hörte ich auch von jenen diebischen, auf meiner zweiten Reise in Mnsemanjana gemietheten Dienern. Wildgansschiehen au Mojfat's Salzsee. Von den Tmmanteilfcldern an den Molapo, 11 Am 17. verließ ich Mamusa und langte Abends in dem südlichen Theile der grasreichen Quaggaebcuen an, nachdem wir das bebnschte, hie, und da durch Korannagehöfte belebte Hochland erstiegen hatten. Dnrch den Regen aufgeweicht, war die Wildebcne theilweife in einen förmlichen Sumpfboden umgewandelt. An den wenigen trockeneren Partien wurden weihliche Pünktchen wahrnehmbar, die sich in der Nähe als Springbuck-Gazellen entpuppten. Die schönen melodischen Töne der gekrönten Kraniche grüßten den Wanderer von allen Seiten und sie selbst - - minder scheu als auderwärts — gestatteten ihm sogar die Pracht ihres Gewandes ans ziemlicher Nähe beobachten zn können. Das Gegacker der bespornteu und der rgyp -tischen Gänse lockte bald dahin, bald dorthin, wahrend zahlreiche größere Ketten oder einzelne Pärchen von Wildenten über nns hin- und herschwärmten. Die Fahrt der nächsten Tage bot nns vielfach Gelegenheit, unserer Iagdlnst zn genügen und lohnte unsere Mühe durch ergiebige Äeute, nnter welcher sich ein Silberrciher, Regenpfeifer und Schnevfen befanden. An einem weiten, mit salzigem Wasser gefüllten See ließ ich unser Lager anf-schlagen und beschloß hier einige Tage zn verweilen, da das reiche Thierleben für nnseren Tisch, als auch für meine Sammlungen manch' werthvolle Acquisition versprach. Schon mit frühester Stunde des nächsten Morgens brach ich in Begleitnng Th.'s znr Jagd auf. Da es in der Nacht geregnet hatte, war der Morgen recht kühl und vergnügt begrüßte ich die ersten Vorboten des Himmelgestirns, die sich vor mir in das Thal des Salzsee's ergossen und sich in den Flnthrn tausendfach widerspiegelten. Am jenseitigen Ufer entdeckten wir einen stattlichen Haufen des wunderlichsten der Stelzenvögel, des dunkelcarmin-rothen, braunschnäbligen Flamingo und nahebei graste eine Schaar von schwarzen Gänsen. Nach nns zn watete laut schreiend eine Doppelreihe der granen Kraniche, während von einigen ans dem Gewässer hervorragenden Felsenblöcken ans, Fischreiher Rundschau hielten. Dazn schallte das schön klingende, langgezogene Mahem-Geschrei vom See herüber nud zwischen den Gruppeu der genannten größeren Vögel watschelte nnd schwamm eine Unzahl kleinerer Wasservögrl, Enten uud Äläßhühner. Ein Pfiff meiues Gefährtcu riß mich ans diesen Betrachtungen nnd hieß mich anf 12 Vuil dl'!! Tiaiillllltcnfcldei,» au dl'ii Ätulapo der Hut sein; rasch einen Blick auf den See werfend sehe ich, wie sich eben eine Schaar Wildgänsc aus dem Gewässer erhob. Schweren Schlages, doch ziemlich rasch, kommt es von Südeu au mich herangebranst, denn mächtig verstehen es die dunkelbraunen Gänse, die Lust mit ihreu be-sporuten Fittigen zu schlagen. Ein Doppelschuß bringt zwei der Thiere in die Binsen herab. Rasch wendet sich der Nest nach links, Th. zu und laut klagend eilt er nach den Grasebenen im Westen. Mit den beiden Schüsseu war neues Lebeu unter die auf dem See ein Asyl suchenden, befiederten Schaaren gekommen. Die grauen Kraniche an unseren,, dir gekrönten am jenseitigen Ufer erhoben sich rasch aus der seichten (kaum zwei Fuß tiefen) Flnth; die Flamingo's liefen hin und her, nur zeitweilig flog einer auf, nm sich wiederum rasch niederzulassen — bis sie durch mein Erscheinen aufgeschreckt, lant schreiend anfflogen nnd kaum rabengroß scheinend, lange Zeit hindurch über dem See kreisten. Ihre Nachbarn, die schwarzen, grasenden Gänse suchten Schutz in den Fluthen, während sich Schaaren kleinerer Wasfervögcl aus den Binsendickichten des Ufers nach der Mitte des See's flüchteten. Als wir einige Stunden später beim Frühstück saßeu, bemerkten wir mit Stauueu, daß sich am jenseitigen Ufer im Sattel zweier Höhm eine mindestens 250 Stück zählende Vläßbuckhcerde cingefnnden, bei deren Anblick wir nnser Mahl — leider vergeblich - im Stiche ließen. Als Ersatz gelang es mir, einen schönen grauen Kranich zu erbeuten, Anch Pit schoß an diesem Tage mehrmals Vögel an der Pfanne nnd überraschte mich Nachmittags mit der Nachricht, daß er an einer kleinen dichtbeschilften Lache ein Nest der Königskranichc gefunden habe. Etwa 2000 Schritte nördlich von unserer Lagerstätte, hoch am Ufer des Moffat'schen See's fand ich im Sümpfe eine kahle Stelle nnd in ihrer Mitte eine künstliche ans Binsen errichtete, 2^. Quadratmeter umfassende Insel, in deren Mitte sich eine Vertiefung — das Nest mit zwei faustgroßen, weißen, länglichen Eiern befand. Die eigentliche Nesthöhlc hatte 30 Zoll Durchmesser nnd war etwa sechs Zoll tief. An einem der nachmittägigen Ausflüge, als ich in einer Schlucht an dem Höhensattel lag — beobachtete ich einen schon auf der zweiten Von den Diamantenfeldern an den Molavo, I^ Reise wahrgenommenen Umstand, daß bei dem Aufsuchen der Tränke die Springbuck-Gazellen die Pionuiere bilden nnd die Vläßböcke nnd Gnn's erst dann folgen, nachdem die ersteren die Annäherung gefahrlos gefunden haben. ^Wir verließen am 2Z. das von mir Moffat's Salzsee beuannte Gewässer, dessen Ufer vorzügliche Schlupfwinkel des C.NN!!^ NÜ^OÜI^In^ Tauschhandel d« !>l^nann, sind und zogen au einigen tiefen Weihern vorüber^ in denen es von Bläß-hühnrrn llnd Tauchern winnnelte. Auf einer naheliegenden vebuschtcn Höhe trafen wir Makalahari'Z, welche damit beschäftigt waren, das Fleisch eines erlegten Vläßbockes in schmale Streifen zu schneiden; anch stießen wir anf eine Reihe von Fanggruben. Sie waren 1 — 1'/2 Meter breit und 8 — 15) Meter lang nnd gegenwärtig zum größten Theile ihrer ursprünglichen Tiefe mit Sand ausgefüllt. Abends pafsirten wir ein Gehölz, 14 Von den 2iain,uttcnfoloeri, an dcil Mulapo. in welchein eineBatlapinen-Iagdgesellschaft (Manknrnana'sLente) lagerte llnd uns bald im bittenden, bald iin befehlenden Tone um Branntwein bestürmte. Am 25. wurdm dic Gebüsche dichter und das Wild, das am 24. an Zahl abgenommen, wieder häufiger. Eine etwa 400 Stück zählende Springbockheerdc weidete vor uns, quer über den einspurigen, von: Grase überwucherten Weg, stob jedoch bei unserer Annäherung auseinander, Th. gelang es indeß, eiuc ausgewachsene Gais zn erlegen. Wir kamen mm in ein dichtes Vuschseld und das Land zeigte einen merklichen Abfall nach Nurdwcst, wir waren im Gebiete dcs Maretsane-Flüßchens angelangt. Wir passirten mehrere Negcnschlnchten und seichte, ziemlich breite Thäler mit üppiger Vuschvegetatiou, von welchen ich eines Hartebeest-Thal nannte. Nachmittags langten wir im tiefen Thale des MarrtsaneFlusses an; an dem rechten AbHange war ein Varolongcn-Makalahari-Dorf crbant, dessen Bewohner die Heerden von Molema's Town hüteten. Das Thal selbst war stellenweise dicht bebnscht nnd schien mir reich an kleinen Wild-gattnngrn, während die zwei bis acht Fuß tiefen Tümpel im Bette des Flusses, der hier mehr den Charakter eines Spruit besitzt, Fische des Orange-Rivers, Legnane, Krabben nnd zwei Entenarten beherbergten. Bei der Schilderung meiner Zweiten Reise in dieser Gegend erwähnte ich der sich im Unterlaufe der Flußchen Konana, Maretsane nnd Setlagole aufhaltenden Löwen. Gegenwärtig kommen sie in nur sehr dürren Wintern, in denen das Wild dic wasserarmen Partien des Kalahari-Buschlandes verläßt, nach den oberen Thalpartien dieser Spruits. Um so häufiger waren sie vor einigen Jahren, als hier das Wild noch in großen Rudeln weidete und auf deu Quaggaflats Straußenhcerdcn ebenso häusig waren, als es heutzutage die Gun's sind. Ein Jäger Namens Wilhelm Taylor, den ich einige Tage nachdem ich Molema's Town verlassen zum erstenmale nnd später noch zweimal an den Salzseen nnd den Klama-^lenjana-Quellen im nördlichen Theile dcs Bamangwatolandes traf, erzählte mir folgendes interessante, ihm zugestoßene Abentener. »Im Jahre 1863 gab es noch so viele des wcrthvollsten der Riesen-vögcl an den obgcnannten Flußchen, daß häufig Partien von bis zn Von den Dimnantensl.'ldrru an den Mlillift». 15 üi0 Jägern die genannten Gegenden zwischen dein Hart-Rwer nnd Molapo ailfsuchten. Taylor jagte in jenem Jahre immer in Gesellschaft eines Holländers, der gegenwärtig am Malmanispruit residirt. Tie Jäger kamen von Osten her nnd hielten an den Quellen des Maretsane Rast, vor Allem, nm das Fleisch eines erlegten Zebra's zu zerschneiden nnd zu trocknen. Obgleich sie an den beiden letzten Tagen keinen Löwen erblickten, trafen fie doch die nöthigen Vorsichtsmaßregeln, nm sich gegen die Raubtiere zn schützen. Sie errichteten um den Wagen ans dürren Aesten eine leichte Umzäunung und banden die Zngthicre an die Räder des Wagens an. Das gewohnte Pfeifchen schmauchend, hatten sich Taylor und sein Genosse Abends nnter den Wagen gelegt, während der Hottentotten-Diener am Bocke saß und Wache hielt. Die Unruhe, das starke Umherspähcn desselben, fiel jedoch Taylor auf und zwang ihn, denselben über die Ursache seiner Unruhe zn fragen. Der Dieuer machte hierauf seinen Herrn anf einen Gegenstand anfmerksam, der wenige Schritte vor dem Zugtaue seit längerer Zeit hcrumschlich und den er für eine Hyäne hielt. Taylor bc-rnhigte indeß den Diener, nachdem er scharf ausgelugt und meinte, es wäre nur ein vom Winde bewegter Busch. Kaum zu seinem Nnheplätzchen unter dem Wagen zurückgekehrt, hörle er schon den Ruf des Dieners: »Herr, es ist kein Busch, ueiu Herr, Du irrst Dich.« Taylor stand zum Zweiten Male anf, betrachtete den Gegenstand, der fich nun genähert, etwas genauer uud erkauute einen — Löwen, der wahrscheinlich durch das aufgehangene Zebrafleisch angelockt, den Wagen und dessen Insassen einer genaueil Musterung Zu unterziehen schien. Taylor ersuchte den Diener ihm aus dem Wagen sein Gewehr zu reichen, doch schon bei der ersten Bewegung, die der Bursche machte, stand der Löwe auf uud kam direct an den Wagen Herali, um sich etwa nenn Schritte vor dem Feuer Zwischen zwei Büschen niederznkaueru. In demselben Momente aber als Taylor etwas znr Seite trat, um dem bleudenden Feuerscheine auszuweichen, riß sein unvorsichtiger Gefährte dem Hottentotten das Gewehr aus der Hand, legte auf den Löwen an, schoß und fehlte. Sofort erhob sich das Raubthier und kam während die Weißen retirirten, rasch auf das Feuer los. Schon wähnten ihn die Jäger mit einem Satze innerhalb der UmZännnng zu 16 Pon dcu Tiamantenseldern an dcn Molapo. sehr», als sich der an deiuselben Tage durch einen Schuß verwundete Hund, der unter dem Wagen lag, erhub und sich, seitlich über das Feuer springend, d^ul Löwen cutgcgcuwarf. Der Löwe sprang erschrocken zurück und verschwand im Duukelu, aber nur, um nach einigen Stunden in Begleitung mehrerer seiner Familie zurückzukehren und die Jäger förmlich ',n belagern. Um nicht durch das Todten oder Verwunden des einen die :)ninc!m!der Vctschumü'l, Ncbrigen zum unmittelbaren Angriffe zn reizen, beschränkte sich Taylor darauf, die Thiere scharf zn beobachten nnd das Feuer in gleicher Mächtigkeit zu unterhalten. Gegen Morgen zogen die Löwen ab und die Jäger fanden das Gras förmlich niedergestampft. »Vuu ^oulci'nl, go «n sn,r- 3,8 Ivvs) ^arl^ witkuul. ncl !" !:>>> >n ><» li lion!-;-!,-m;1<,« meinte, Taylor. Am folgenden Tage begegneten wir, durch einen Mimosenwald ziehend, zweien Varolongcn, welche mich anf die Nähe von Molema's Town aufmerksam machten uud mir mittheilten, daß König Montsua Felseiipartie bei Mlilcma's Town, Von den Tiamautrnfl'idl'l'N an den Molapo, 19 daselbst zu Besuch weile und in einem Vergiftnngsproeesse den Vorsitz führe. Meinem ursprünglich gefaßten Plane entgegen, entschloß ich mich darauf wieder Molcma's Town zu besuchen und den König wie seinen Bruder Molcma zu begrüßen. Am 28. März laugte ich, das Thal des Lothlakane-Flüßchens, in dem König Moutsua eine neue Resideuz grüudeu wollte, hinabfahrend, in Molema's Towu an. Der Molapo stoß etwas reichlicher als zur Zelt meines ersten Besuches; bald nachdem ich seine steinige Furth passirt, schlug ich auf derselbeu Stelle wie im Jahre !.^73 das Lager anf. Mein erster Besuch galt Herrn Webb, dessen Wohnung nur noch baufälliger geworden, kanm mehr bewohnbar war. Mein Freund theilte mir mit, daß der König mit dem Unterhäuvtliug die Verhandlungen in dem erwähnten Vergiftungsproeesse leite. Am 29. begab ich mich nach beendeter Gerichtssitzung zu Molcma, um die Vornehmsten des Barolongen-Landes zn begrüßen. Ich traf den König sowie Molema nnd die anwesenden Häuptlinge auf der Erde, oder auf kleiucu Holzstühlcheu sitzend, beim Mahle. Ter König gab seiner nngchenchelten Freude Ausdruck, ebenso Molema und ich mußte ihnen wiederholt die Rechte reichen. Montsua bcgaun sofort von meinen Moschanenger Curen zu sprechen nnd ersuchte mich ein oder zwei Tage hier zu verweilen. ^Nach einem kurzeu Aufenthalte in Molema's Höfchen begaben wir nns in das im europäischen Style aufgeführte Häuschen seines Sohnes, um Kaffee zu trinken, der in Blechbechern herumgereicht wurde. Molema litt noch immer au feinem Asthma, doch lief er rüstig umher nnd bat mich, ihm dieselbe Mediein wieder verabreichen zn wollen. Seine Erkenntlichkeit ging so weit, daß er mir zu zwei kräftigen Zugthieren verhalf, von denen mir sein Sohn Matjes eines für einen englischen Sattel abtrat. Molema, ein Mann von mittlerer Statur, mager, ist dnrch eine Habichtsnase ausgezeichnet, welche mit dem durchdringenden etwas unstäten Augenpaare, dem Gesichtsansdrnck etwas Scharfes verleiht, Er ist streng, doch gegen manche seiner Unterthanen, die blindlings seinen Willen thun, sehr nachsichtig, wovon mich anch das Urtheil in dem erwähnten Gerichtsprocesse überzeugte. Obgleich stets kränklich, ist er doch ein trener und 2* ^o Poll drn Tiliiiniu^'nfl'l^'ln an don MMvo, helfender Genosse seiuer kranken Fran und trol.; seines Alters sehr behend. Während einige seiner Söhne, sowie die wohlhabenderen Einwohner in der Stadt in enropäischen Häuschen wohnen, bleibt Molema seinem herkömmlichen tren. Am 2!1. hatte Herr Webb eine interessante Ceremonie auszuüben, nämlich drei Pärchen zu tränen, einer der ueuen Ehegatten fiihrte den ailffallenden Namen »Er liegt im Äette«; diese nnd ähnliche stamen erhalten die linder der Vetschnana's im zarten Alter nach Eigenschaften, die ihrer Umgebnng besonders auffallen. Als ich am Abend desselben Tages einen Epaziergang dnrch die Stadt machte, hörte ich aus einem der reinlicher ausgestatteten Gehöfte einen anmuthigeu vielstimmigen Gesang von Hymnen in der Setschuana-Sprache, der vun vier Männern nnd zehn Franen angestimmt wurde, womit die Hochzeitsfeier schloß. Auf meinen häufigen Gängen durch die Stadt konnte ich beobachten, daß neben europäischen Kleidungsstücken namentlich Carosscn aus deu Fellen der grauen Wildkatze, des grauen Fuchses, der Deukergazelle nnd der Ziege getragen wnrden. Knaben hatten in der Regel ein Ziegen^ oder ein Schaffell über die Schulter geworfen. Mädchen trugeu ein ähnliches, doch meist aus Gazellenhaut, und nebstdem ans gedrehten ^ederstückchen gearbeitete Schürzen; einige der Knaben prangten sogar mit den gellen junger Löwen. / Die Streitigkeiten zwischen der Negierung der Transvaal-Republik nnd den Varolougeu schienen etwas nachgelassen zu haben, nnd dies, weil Montsua gedroht hatte, bei etwaigen Uebergriffen oon Seite der Boers das englische. Banner in seinen Torfern aufznftflauzen. Zwei Tage später erkrankte mein Gefährte T. schwer an der Nnhr, wahrscheinlich in Folge des feit mehr denn zwei Wochen anhaltenden Negen-Wetters, doch gelang es mir, ihn bald wieder herzustellen; am folgenden Tage kamen anch kranke Varulongen aus der Umgebung an den Wagen, um meine ärztliche Hilfe in Anspruch zu uehmeu. Ta es sich an diesem Tage endlich etwas aufzuheitern begann, wnrde es in der Umgebung der Stadt lebendig, das Thal des Molapo wiederhallte von dem Geschrei und Gesauge der duukleu Frauen und Knaben, welche ans der Stadt aus- Von dcu Tlaiiiaittciifoldcrn an do!l Moldp!.'. 21 gezogen waren, nui die in die Kafirkorn- und Maisfelder einfallenden Schaaren dor langschwanzigen Witwen, Feucrfinken nnd Webervögel zn verscheuchen. Die ans den ^elsenritzen allerorten emportrcibenden Kari-nnd Olivenbäilme, die, wenn lnich zuweilen niedriti, stets eine umfangreiche, wahrhaft prachtvolle Nrone entwickelten, verliehen altf einer felsigen Erhebunq in der Stadt emporwachsend, dem nach Norden von einer bewaldeten Bodenerhebung begrenzten Thale, einen dem Auge wohlthuenden Schmuck. Iu Molema's Town erfuhr ich, daß die Varolongen die getrockneten Vlätter einer bestilnniten PflanMart zn einem braunen Plilvrr rösten und dasselbe sowohl als Gift, wie auch alö Beschworungsmittel ge-braucheu; so bedieuen sie sich z. B. desselben, nm mit dem zu Vrei augerührten Pnlver dic höchste:, Aehreu eiues Kornfeldes ,'^n bekleben. Eine Berührung dieses Zaubermittels vuu Eeite des Diebes würde dessen sofortigen Tod uach sich ziehen. In lihulicher Weise sehen wir mit Hilfe H^ Vuu den Tianiantcufcldcli: cni den Äiollip». desselben Materials, Striche Wellenlinien ?e. auf der Innenseite der Umzäunungen der Barololtgen-Gehöfte angebracht, »um die Feinde des HanZhaltes- fern zu holten. Als einige Tage vor meiner Antnnft einem der Bekehrten in Molema's Tolvn allnächtlich etwas Tabak aus seinein Gärtchen zu versehnnudeu pflegte, rieth Herr Webb dem Vestohlenen, einen in der Tabakpflanzung errichteten Pfahl mit Wagenfett zn übertünchen, und siehe da, der Dieb blieb ans. Bevor ich noch am 12. April Molema's Town verließ, erfnhr ich das Urtheil, welches Nünig Montsua in dem bereits erwähnten Proceß gefällt hatte. Ich will hier die Episode schildern, nm den ^eser mit der Gerichtsbarkeit der Betschnana's nähn- vertraut zu machen. Ein ältlicher Barolonge hatte ans eine I-^jährige Barolongen-Inngfran leine vaterlose Waise) in Molema's Town sein Ange geworfen; da sie ihm jedoch uicht als Weib in seine Hütte folgen wollte, nnd er sie anch nicht kaufen tonnte, sann er auf ein anderes Mittel, nm feinen Wnnsch erfüllt zn fehen. Er bot der Mutter des Mädchens seine Hand an, welche sie auch nicht verschmähte nnd unn, mit dem Mädchen seiner Neignug im selben Gehöfte wohnend, glanbte er ihre Znneignng gewinnen zn können; allein da weder sein Aenßeres, noch seine Conversation, welche sich meist um ,^homo M dl'ii TialUlUttois^dorn an dm Mulapo. Der ^erltrtheilte, dessen Schuld klar zn Tage lag und der von alien Anwesenden als schuldig brfnnden wurde, sand, wie, er es gehofft, an dein Häuptling H1il.ilmna dl'n wäru,stl'n Vertheidiger. Des Dieners Echnld anerkennend, lim nicht seinen Brnder, den Konig, durch Widerspruch zu reizen, wußte doch Molema so viele Milderungsgrnnde anznführen, daß der >tönig angesichts der Haltung der Unterhäuptlingc rwn Moleuia's ÄU0tfontein. Town und der Umgebung, sich erweichen ließ nnd wn einer Vernrtheilung zuiu Tode absah. Der König, dem schon die zweitägige Gerichtssitzung zu austreugend vorkaut uud der es wohl zu verstehen schien, daß sein Vrnder eine Gefälligkeit von ihm fordere, überließ demselben die Bemessung der strafe. Molema bedeutete dem Vcrurtheilten sich sofort zu entfernen, um dem König den Proeeß so rasch wie möglich vergessen zu machen nnd als dieser später einen Svaziergaug dnrch die Etadt unternahm, ließ Molema den Schuldigeu holeu nnd sprach das Urtheil. Es war die Von den Tiam anten feldcrn an dc» Molapo. L5 gelindeste Strafe für ähnliche Vorgehen: Der Veschnldigte mußte ein Rind an die nächsten Verwandten (in diesem Falle waren er nnd seine Frau die nächsten Verwandten) der Gemordeten als Mutsühue bezahlen. Als ich mich am 2. zur Abreise rüstete nnd vor derselben noch einmal Herrn Webb besuchte, erschien plötzlich eine dnnkle Gestalt in der schmalen Thüröffnung. Es war Moutsua, lächelnd kam er auf mich zugeschritten, faßte meine Rechte und druckte mir fünf euglische Shillinge in die Linke, indem er mich bat, ihm einen Vorrath desselben Medieaineutes zu bereiten, von dessen günstiger Wirkuug an seinem Weibe er schon während meines ersten Besuches in Moschaneug sich überzeugt hatte. Am Nachmittag des 2. April verließ ich die Stadt der oberen Varolougeu nnd zog im Thal des Molapo aufwärts. Am folgeuden Murgen passirte ich den letzten nach dieser Richtung hiu bewohnten Kraal, über den als Unterhäuptliug ^iutu (ein Schaf), der Brnder Molema's JO H5on dcn Dillnlantcufeldevi: an dl,'» Mc>lavo. gebietet. Der Morgen des Z. April war empfindlich kalt, Ml eisiger Südostwind nöthigte nus, »Winterröcke« anzulegen, Auf der westlichsten, der sogenannten, zn dem Iaeobsdaler Bezirk gehörenden Molapo-Farmen, Riet-Vley. deren Besitzer ein Vocr Namens P. C. van Zyl^ ist, hielten wir Rast. Von hier ziehen sich die Farmen dicht aneinander liegend, bis an die Molapo-Qnellen. Das Thal des Flusses erstreckt sich noch etwa 22 englische Meilen nach Osten, es behält zwar stromaufwärts seinen snmpfigen Charakter bei, doch wird es allmälig enger, seine Ufer hügelig, steil nnd bewaldet, und sind dicsc Partien nicht nur im Allgemeinen nntcr die anziehendsten der westlichen Transvaal-Grenze zn zählen, sondern anch für den Forscher, sei er nnn Oruithologe, Entomologe, Botaniker oder Mineraloge, in jeder Veziehnng des Besuches werth. Die Wagenspur, der wir bisher gefolgt waren, führte an eiuer der letzten Farmen direet nach dem Baharutsen-Kraal ^iuolaua, den ich jedoch über Iaeobsdal nnd Zecrnst zn besuchen gedachte. Ich zog jedoch am Abhänge in der eingeschlagenen Richtung so weit, bis mich Vaumdickichtc nöthigten, an Mr. Taylors Farm ^dercn ich am Maretsane-Flusse gedachte), Oliu-wood-dry, der steilen Abhänge halber das Thal zn verlassen nnd die Hochebene wieder anfzusnchen. Oliv-wood-dry ist unstreitig eine der schönsten Farmen am oberen Molapo, sie besitzt einen gnten Garten uud eiue der wasserreichsten Quellen, die den Molapo speisen, der Pflanzen-wnchs der Thalfohle, vor den kalten Winden geschützt, bildet eiue Oase auf dem westlichen Transvaal-Plateau, Nm so dürftiger und eintöniger faud ich die Farm Buotfoutein, auf welcher die Insasseu derselbeu mehr zu vegetiren, denn zn arbeiten schienen. Abends überschritten wir in dieser Gegend die Wasserscheide zwischen dem Oranje-Niver uud dem Limpopo und übernachteten an den Ouellen eines kleinen Sprnit, den ich Bnrgersprnit benannte, nnd der ein linker Znfluß des Malmani ist. Im landschaftlich anziehenden Thale des Malmaui, au dessen von üppiger Vegetation bedeckten Abhängen zahlreiche Farmen gelegen siud, trafen wir am nächsten Tage eiu. * Em Bi'ndrr d^ von mir «wälniMi Taumm (5'niiqvaiKvn, Von den Diamantenfeldern an den Molapo, 27 Am Morgen des 5. verließ ich das Malmanithal und zog au der Newport-Farm vorüber über das Hochplateau, eine mit niederen sauren Gräsern bewachsene Ebene, weiter uach Osteu, Nach dieser Richtung hin nnd nach Nordost wurden zahlreiche Höheu, die Ausläufer des Marieo-Höhennetzes, und zwar jene des ilhama- oder Hieronymusthales sichtbar, die mit diesem ciue der schönsten Partien des genannten südafrikanischen Höheneentrnms bilden. Die Eiusenknug zu dem Scitenthale, in das wir hinabfahren mnßten, um zn dem Hauptthale zn gelangen, ist durch eine felsige Doppelhöhc gekennzeichnet, welche ich Nohlfsbcrg nannte, weiter nach abwärts fiel mir ein sattelförmiger Hügel auf, den ich Zi;kasattel taufte. Die Abfahrt zum Thale war ziemlich beschwerlich, denn wir fuhren über steile Felsenplatten herab. Für die Mühen dieser Fahrt waren wir durch die Seeuerie im Hieronymusthale reichlich entlohnt; die schönste Stelle bietet unstreitig die Partie an der Farm Büffels Huck, in deren Hintergrund sich die anziehenden Staarsattel-Höhen malerisch vom Hori zonte abhoben. Abends hatten wir die Mündnng des Hieronymnsthales in jeues des kleineu Marieoflusses nud die Farm Weltufrede erreicht. Diese Farm gehörte einem der wohlhabendsten Vuers des Marieo-Distrietes, einem Mynheer van Groonen, dessen Söhne dnrch längere Zeit Elephauteujägcr gewesen nnd denen es ausnahmsweise gelungen war, sich damit ein Vermögen zn erwerben. Im Farmgarten sah ich eine junge Giraffe, eines der Beutestücke, die sie von einem Iagdansflnge heimgebracht hatten. 28 Von Iaeobsdal nach Zchoschoii^. II. Ocm Jacobüdal nach Z^choschouli. Iacobsdal. — Zccrust, — Ankunft in Linokana. — Echicferlagcr, — Ernteerträgnisse. — Die Krokodile iin Iimpopo nild seinen Nebenfliissen, — Erzlagerstätten im BnslMldt, ^ Taninra Cinilimntcn, — Nie ^öwenfm'tli über den Marie», — Welsfaüg iin Äiarico, — In Lebensgefahr. — Das Bnssaerthal. — Ankunft ill Schoschou^, We1sfm,li il,l Maricu, Bonder ^ailii ^cltlifixdl' schon konnten wir das Städtchen IaclMdal l'vblick'n, i'inigl' wcmge Gebändo an den Ufl'ru oincs Vachrs nnd l'in in'ttrs Kirchlcin war allrs, was da-nials dics wt'rdl'ndo Städtchen dos wl-stlichcn Transvaal-Gl'bictl's au^nwchl-n hattl'. Von Iacobsdal ändortt'n wir nnscrc Richtung in l'in^' nördlichc nnd nordöstliche, nm nach Zrrrnst, dein wichtigsten Flecken des Marieo-Distrittes zn qelangen. 'Auf der Fahrt dahin passirten wir eine der ergiebigsten Farmen dieses Vezirks, jene des D. Vootha, an welcher der Malmani einen niederen, felsigen Hüheiizng durchbricht, nin sich dem Marieo zuzuwenden. Wir trafen am nächsten Tage in Zeerust ein, uachdem ich zuuor die das Städtchen beherrschenden Höhen besucht. Zeernst hat eine größere Ausdehnung als Iacobsdal und ein längerer Anfenthalt in der Umgebung des Städtchens wird dein Entomologen, Botaniker nnd Geologen Ami IlU'l'bsdal nach Tchoschoüg. ^9 reichlich scinc Mühe lohnen.^ ^ioch bevor wir am folgenden Tage das freundliche Linokana betraten, begegneten wir Rcv. Jensen, der eben im Begriffe war. die Post aus dem Innern nach der Stadt zu bringen. Nnser Zusammentreffen war ein herzliches und dankbaren Herzens nahm ich die Einladung an, während der nächsten l4 Tage sein Gast zn sein. Mir war diese Erholungszeit doppelt willkommen, denn sie bot mir nicht nur Gelegenheit, die Umgegend nawrhistorisch zu erforschen, sondern war anch meinen Gefährten nöthig. Die schönen großen eisenhaltigen Schicferlager, die wir in der Um gebung von Zeernst nnd Linokana vorfanden, würden in einer europäischen Stadt sehr gute Verwendung finden, doch werden sie auch von , den Bewohnern des Marieo-Distriets bei ihren Banten, namentlich ihren Einfriedigungen und Pflasterungen in Anwendung gebracht. Die Höhen von Zeerust waren mit dem Waggonbaum bewachsen, dessen Rinde zum Gerben verwendet wird. Im Jahre I^?^ wurden vou deu Aaharutse in Linokana xZ höhen, umfuhren am folgenden Tage die schon auf der lchten Ncise besuchte Vatlokastadt Tschuni-Tschnni, und lagerten, nachdem wir den Kessel an dem Bctschuanaspruit durchzogen, am nördlichen AbHange der Ausläufer der Bertha-Höhe. Am Ufer des Vetschuanasftruit beobachtete ich ein verlassenes Varwadorf, aus 15 Hütten bestehend, welche frei anf einer Wiese lagen und in Nachtmützen-Form aus je oier in ihren oberen Enden miteinander verbundenen, vier Fuß hohen Pfählen, sowie einigen über dieselben geworfenen Grasbündeln errichtet waren. Am Nachmittag des 30. langten wir am großen Marico an und lagerten an einer Stelle, an der eine Strumschnelle, uud zwei kleine Felseninseln da^ Ucbersetzen des sonst der Krokodile halber nicht gefahrlos zn durchwatenden Stromes ermöglichten. Da mir dic Stelle gefiel und das jenseitige Ufer wildreich war, entschloß ich mich, zwei oder drei Tage an der Fnrth zuzubringen. Etwa 1W Schritte nnterhalo derselben wählte ich mir im jenseitigen Ufergehölze ein Plätzchen ans, an welchem ich mich il, 3 JH. Von Iacobsdal nach Schoschong, auf den Anstand zu legen beschloß, und blieb auch trotz dcr Warnungen Pits dabei, dcr an dcr Furth frische Lö'wenspuren gefunden hatte. Zur Vorsicht versah ich den gewählten Platz mit einer niederen Hecke und bezog denselben nach Sonnenuntergang. Dcr Ucbergang über den ziemlich reißenden Strom in der Dämmerung war beschwerlich und ermüdend. Allmälig, und zwar je unangenehmer mir meine Lage mit der zunehmenden Dunkelheit erschien, desto mächtiger schlich sich in mein Denken eine lange zuvor nicht gleich innige Sehnsncht nach der Heimat und insbesondere nach meiner Mutter ein. Ich sah das Bild dcr treuen Pflegerin meiner Kindheit so treu vor mir, als stünde sie an meiner Seite. Diese spontan anftauchenden Gedanken und Vorstellungen erfüllten mich mit einer gewissen Bangigkeit. Wäre es nicht besser den Ort zu verlassen und zum Wagen zurückzukehren? Nein, mußte ich mir sagen, denn zur Stunde hatten die Krokodile bereits ihre Sftazicrgänge am Ufer begonnen, um die Stromschuellen zu umgehen. Die Dunkelheit nahm indeß immer mehr zu, dichte Wolkenmassen hingen vom Himmel herab uud ich kam zur Erkenntniß, daß mein Aufenthalt hier zwecklos und meine Lage keine beneidenswerthc war, ich konnte kaum auf zehn Schritte Entfernung Gegenstände unterscheiden, mein Gewehr bot mir daher keinen Schutz; das lange Jagdmesser war die einzige Waffe, auf die ich mich im Falle der Noth verlassen konnte. Krampfhaft faßte ich mein Messer mit dcr Rechten und hockte mich nieder, Ich trachtete mit dem Gesichte die Dunkelheit um mich zu ergründen und streugte das Auge au, doch ich sah nichts, nichts als tiefe Nacht um mich. Allmälig fieng es mir vor den Augen zu flimmern an, bläuliche Sterne schienen sich zu bilden und das Auge glaubte in ihnen das Bild der Mntter zu sehen. Diese wiederholte Vision versetzte mich in Aufregung, ich konnte das Gefühl, daß mir hier Gefahr drohe, nicht unterdrücken und beschloß das Wagniß zu unternehmen, in dieser Finsterniß zum Wagen zurückzukehren. Ich legte den einen Fuß auf die trockenen Aestchen uud brach unter lautem Krachen durch, erhob mich jedoch wieder, faßte das Gewehr in die eine, das Messer in die andere Hand, um die Stelle zu verlassen. Doch was nützte mir das Gewehr im Gebüsch und in der Finsterniß — ich warf es Zurück, In Von Iacobedlil »ach Tchoscho»^. 35 demselben Momente vernahm ich ein Kralen und Scharren, vielleicht das einer Maugusta, doch deutlich davon uutrrscheidbar. Ich blieb stehen, der Laut wiederholt sich und schien von einem Brummen begleitet. War es ein Raubthier nnd so nahe, waren jene rostigen Gegenstände, die ich im Zwielicht in den Büschen drüben gesehen, auch in der That i^öwen gewesen? Als ich die Hecke überschritten hatte, fühlte ich den Schlag des Herzeus stürmischer werden. Mit drin Jagdmesser vor mir herumtastend, snchte ich den harabhä'ugenden Aesten und den Baumstämmen auszuweichen. Nach jedem Schritte hielt ich einen Augenblick inne, um jedes etwa hörbare Geräusch möglichst dentlich nud sofort aufnehmen und begreifeu zn können. Ungeachtet der äußersten Vorsicht konnte ich es nicht verhindern, hie und da mit den Aesten in Collision zn gerathen; pochenden Herzens wartete ich dann mehr denn zwei Minute», ob keiu Geräusch ein anschleichendes Raubthier aukündige. Es war uur eine kurze Strecke, die ich zurückzulegen hatte, nur 100 Schritte, doch nahm sie mir viel Zeit in Anspruch. Eudlich langte ich, durch das Zischen des Wassers geleitet, au der Stelle au, wo die enge Regenrinne den Abstieg zum Flnsse ermöglichte. In dieser herau-gleiteud, stand ich eine Minute später am Rande des Gewässers. Mit der gespanntesten Aufmerksamkeit setzte ich einen Fus; vor den audern und trachtete nach dem stärkeren oder schwächereil Vrauseu des Wassers vor mir die Furth zu erkennen; wie oft ich auch ausglitt und sogar der gauzen Länge nach iu's Wasser fiel, war ich doch immer wieder im Staude, mich rasch aufzurichten und die Richtuug einzuhalten. So gelangte ich uuter unsäglicher Mühe auf dir erste der kleinen Inseln, ließ mich dann wieder iu's Wasser herab, durchschritt den eugcu Mittelarm, durch den die Hauptströunmg zog, schwaug mich auf die nächste Insel uud gönnte mir hier einige Minuten Rast, bevor ich den Uebergang vollendete. Iu Schweiß gebadet, stieg ich zum dritten Male in das zischeude Element herab nud über die schlüpfrigen Steine balan-cirend, hatte ich endlich glücklich das diesseitige User erreicht, ohne mit den Kinnladen der Ungehener Bekanntschaft gemacht zn haben. Obwohl ich noch nicht jeder Gefahr entronnen war, fühlte ich doch meine Brnst 2* Hß Von Ilicob>ödal nach Schoschong, bedeutend erleichtert, als ich den Fuß auf festen Boden setzte. Ich war so erniüdet, daß ich mich am Flußrande niedergesetzt hätt?, wenn mich nicht der Gedanke, daß eben das unmittelbare Ufer an den Stromschnellen die von den Krokodilen zur Vcachtszeit besuchteste Stelle ist, an der sir dann dem zur Tränke kommenden Wilde aufzulauern pflegten, davon abgeschreckt hätte. Ich war eben im Begriffe an den Büfchen auf das hohe Ufer emporzuklimmen, als ich ein starkes Geräusch ober meinem Kopfe vernahm; im Aufstiege innehaltend, unterschied ich, wie dasselbe sich dem Flusse uäherte. Ich kniete uieder und hielt mich am Stamme des Busches fest, um mich desto ruhiger verhalten und lauschen zu können. Wenige Minuten später erkannte ich die Ursache des Geräusches; es war eiue Heerde der schöubehöruten Pallah-Antilopen, welche in den Flnthen unter mir ihren Durst stilleu wollte. Ich erkannte sie an dem Anschlagen ihrer Hörner an die Büsche und dem eigenthümlichen Brnmmen. Meine ganze Araft anfbietrnd, zog ich mich an den überhängenden Aesten der Bäume auf den hohen Uferraud. Jetzt athmete ich freier auf, der Weg znm Wagen führte über eiue Lichtung, auf diese eben heraustretend, schlng das Gekläffe der Hunde an mein Ohr, welche die Pallah's gewittert hatten. Ein Pfiff brachte Niger in wenigen Momenten au meine Seite und bald darauf lmtte ich deu Wagen erreicht, um welcheu lichterlohe Feuer brannten. Am folgenden Tage besuchte ich gemeinschaftlich mit Pit den Nendez-vousplatz und fand die Stelle, an der ich gelegen, sowie die nächste Umgebung von Löwenspnren bedeckt mid die niedere Umzännnng aus trockenem Gezweige vollkommen zertreten. Der Aufenthalt an dieser Stelle kostete einem meiner Hunde in Folge des Stiches einer Fliege, welche schaarenweise die Thiere überfällt, nnd sich an Nase, Angen nnd Ohren festsaugt, das Leben. / Am I. Mai unternahm ich mit Pit eiuen größereu Ausflug landeinwärts. Schon früher hatte ich gehört, daß man sich hie und da in der Colonie den Mnth nimmt, in die geräumigen unterirdischen Hyancn-banten hineinzukriechen, um sich von der Anwesenheit des Raubthieres zu überzeugen. Ist die Hyäne »eingefahren« so wird in dem änßersten Theile ihres Baues ans gewissen Sträuchern ein Feuer angezündet, um das Thier Vü!l IlN'libsdal »ach Schoschong. 37 auszuräuchern. Beim Entweichen wird sie erschossen oder mit Knitteln erschlagen. Ich machte nun auch nüt Pit einen Versuch und forderte ihn bei einem Hyänenban angelangt, auf, hineinzukriechen, nud siehe da, er wiederholte auch hier, was er schon oft daheim gethan, diesmal leider ohne Erfolg, da der Ausräucherungsprixeß nicht recht von Statten gehen wollte. Am selben Tage trat ich die Weiterfahrt an und traf einige Meilen flußabwärts einen Elfeubeinhändler ans dem Matabelelaude an, der im Auftrage des Königs der Matabelc dem englischen Gouverneur in Griqua-land (Kimberley) mittheilen sollte, daß ein weißer Forscher an der Ostgrenze seines Reiches unter den Maschona's getödtet wurden war. Die überaus reiche Ausbeute des Tages, Vogelbälge, Reptilien, Insecten, Pflanzen und Mineralien bewog mich, mein Glück auch im Fischfange zu versuchen. Mit deu nöthigen Werkzeugen ausgerüstet stand ich bald an dein hohen Flußufer und senkte meine Angel in die Fluth. Es gelang mir, mehrere Welse zn fangen, drei große, etwa sechs Pfund schwere Stücke vermochte ich nicht an's Ufer zu schnellen, die Thiere brachen die Angel oder entschlüpften und sielen rasch über das steile Ufer in den Fluß zurück. Bei den Anstrengnngen, die ich machte, nm einen vierten zu landen, verlor ich das Gleichgewicht und fiel kopfüber das Ufer herab, blieb aber glücklicher Weise an den Dornen eines Wartebichi-Strauches hängen. An den Perlhühnern am Marieu beobachtete ich, daß sie sich überall da, wo Gebüsche bis an den Fluß herantraten, häufiger zeigten und daß sie ihre Väumc nicht vor dem Abtrocknen des schweren Morgenthaues verließen. Im Laufen leisten diese Geschöpfe Unglaubliches. Gcgeu deu Abend fuhreu wir weiter und begegneten einer größeren Anzahl von Äetschuana-Familien, dem Makhosistamme augehöreud, welche nahe an den Nninen von Kolobeng auf Sefchelc's Gebiete wohnten. Sie waren aus ihreu bisherigen Wohnsitzen ausgewandert und wollten sich an der Transvaal-Grenze am Fuße der Dwarsberge ansiedeln, da sie von Seschcle zuviel geplagt wurden. Sefchelc bereitete,sich vor, die Makhosi uud die Vakhatla mit Waffenmacht zn überfallen, doch wurde dies den letzteren verrathen und sie trafen sogleich alle Vorkehrungen, um A8 Au" Iacobsdal nach Schoschoug, ihn gebührend zn empfangen, auf welche Nachricht hin aber Seschele von dem geplanten Ueberfalle abstand, Für dcn Reisenden nnd Händler, wie anch für die nachbarlichen Colouien ist es in jeder Hinsicht besser, wenn die Einheit der gegenwärtigen sechs Vctschnana-Reiche aufrecht erhalten bleibt. Tie Zersplitterung derselben in kleinere Staaten würde dieselben Nachtheile Zur Folge haben, unter denen die europäischen Colonien nnd Neiseude an der Ostküste nördlich der Delagoabai zu leiden hatten. Am 4. beobachteten wir eine Wasserbockgaiß im hohen Grase des gegen seine Mündung leicht bewaldeten Marieothales. Th. beschlich das Thier ganz vortrefflich, doch das Unglück wollte, daß ihm die Patrone verfagte und bevor ihm Pit eine zweite reichen konnte, hatte das Thier die Flucht ergriffen. Der Morgen war ausnahmsweise schön, doch hatten wir seit dem 2. täglich Fröste. Ich durchzog das bewaldete Dreieck zwischen dem unteren Marieu uud dem Limpopo, indem ich mich vou dem ersteren eutferute, um ihm erst an seiuer Mündung zu begegnen. Wir begegneten einem aus dem Westmatabele-Lande über 5)00 englische Meilen weit herkommenden Hänfen Makalata Mäuner, welche zu Skeletten abgemagert nach den Diamantenfeldern zogen, um sich hier auf sechs Monate zn verdingen nnd sich ein Gewehr nud Schnßbedarf zu erwerben; leider konnten wir ihren Bitten nm Fleisch nicht willfahren, da wir in den letzten Tagen kein Hochwild erlegt hatten. Am folgenden Morgen fand ich mich am Ufer des Limpopo; da ich hier einige Tage zn verweile.« gedachte, machten wir nns sofort daran, unseren Lagerplatz mit einer hohen Umzäunung aus Mimosenästen zn nmgeben und die Zngthiere in Sicherheit zn bringen. Am Nachmittage unternahm ich mit Th. einen Ausflug am Marico-Ufer aufwärts und schoß zwei Meerkatzen und vier kleine Nachtaffen ( enge nnd tiefe Regenschluchten zu überschreiten. Die Gegend war ein ununterbrochener Wald, in dem uns einige sehr schöne nnd umfangreiche Hardekoolebänme auffielen: das Land zur Linken gehörte Seschele, dem Bakwenakönig, das jenseitige der Transvaal-Republik. Wir setzten au den folgenden Tagen die Reise fort nud gelangten zur Mündung des Nowany, die Reise ging etwas langsam von statten, da das Thal des Limpopo uud die an seinem Ufer befindlichen, höher liegenden und mit dem Strome nur bei Hochwasser communicirenden Enmpflacheu mannigfache Gelegenheiten zur Jagd nnd znr Vermehrung meiuer Saunn-lungeu botcu. Bevor wir noch den Notuany erreicht hatten, stießen wir auf das erste der beiden Lager, welche die Tamara-Emigranten bezogen hatten, nm sich zu ihrem Zuge nach Nordwesten zn sammeln. Das Lager bestand aus etwa 30 Wägen und eben so vielen Zelten. Große Vieh und Schafheerden weideten von Bewaffneten beschuht ringsum. Die Leute saßen in Grnppeu beisammeu, dir eiuen tranken den unentbehrlichen Kaffee, während andere emsig au der l5ompletirung des Neisematerials arbeiteten. Mir fiel es auf, daß die meisten der Franen schwarz gekleidet waren. Die Männer fragten uus, ob wir nicht einigen Bocrwägen begegnet wären, und als wir es bejahten, daß wir zahlreiche Damara-Emigranten über- 40 Vou Iacobsdal nnch Schoschong. holt hätten, da Zeigte sich bei allen einc unverhohlene Freude, sic hofften, daß die Zeit nahe sei, wo sic hinreichend stark an Zahl, ihren Zug nach dem Damaralandc antreten kounten, wubei sie hinzufügten, daß sie sich, im Falle ihnen von den Königen der östlichen nnd westlichen Vamangwato der Dnrchzng verwehrt würde, denselben erkämpfen wollten. Ich machte die Lente daranf aufmerksam, daf; sie die trockenen, an Wasser so überans armen Strecken des westlichen Theiles des nächst anliegenden Bamangwato-Neiches mit ihren zahlreichen Hcerden kanm passiren könnten, oder dabei mindestens die Hälfte ihrer Thiere einbüßen würden. Doch sowohl hier als auch im zweiten Lager, in Schoschong nnd auf meiner Rückreise, anf welcher ich den Emigranten begegnete, war man gegen meine Vorstellungen tanl) nnd wollte von einer Umkehr nichts wissen, sie zeigten ein unbegrenztes Selbstvertrauen, besonders wenn man sie anf die Widerstandsfähigkeit der östlichen Vamangwato aufmerksam machte. Nach den Gründen ihrer Auswanderung befragt, klagten fic über die Negierung nnd die Person des Präsideuteu, welcher gauz verkehrte Begriffe über die Auslegung gewifser Stellen in der Bibel hätte, während u. a. die Regierung bestrebt sei, Nenerungen einznführen, die weder gut noch an der Zeit wären. Ihre Vorfahren südlich vom Oranje-River, sagten sie, waren grau geworden, ohne je mit solchen, mit großen Kosten verbundenen Nenerungen geplagt worden zn sein, deshalb wären auch jetzt diese nicht nöthig nnd dies nm so weniger, als sie einen Zuzng von fremden, namentlich von Engländern vcrursachteu. Diese Neuerungen bezogen sich namentlich auf Verbesserungen, welche Präsident Bnrgers im Staate' einznführen bestrebt war, obgleich sie bei Weitem noch nicht die Abschaffnng aller der Krebsschäden, an denen die Republik litt, crziclen konnten. Von allen diesen Nenerungen wurde mir das vom Präsidenten Bnrgers entworfene Eiscnbahnprojett, welches die Delagoabai mit der Tranövaat-Republik verbiudeu sollte, als das abscheulichste bezeichnet. Es ist wirklich stannenswerth nnd nnglanblich, daß Menschen, die sich mühevoll ihren Besitz, ihre Farmen erkämpfen mnßten, in Folge der oben angeführten Gründe nnd den Vorspiegelnngen eines Mannes Glanben schenkend, ihre Heimatsstätte verließen, um eine Irrfahrt nach dem Innern Von Iacobödal imch Echoschong. 41 anzutreten. Im Ganzen zählte der erste Trupp ohne Nachzügler etwa 70 Wägen. Sie wollten von den schönen Weideplätzen der Damara's Besitz ergreifen nnd im Falle eines Widerstandes die Damara's aus ihrem Lande vertreiben. Schon anf der Strecke Krokodil-River — Scho-schong hatten sie sehr an Wassernoth zn leiden und so große Schwierigkeiten, ihre Hecrdcn weiter zu bringen, das? sie, in Schuschong angekommen, Krokodile im Lunpupo. entschlossen waren, nach dem Limpopo zurückzukehren, nm hier so lange zu verharren, bis häufige Regen anf der Strecke Schoschoug Tamaralaud gefallen wären. Unter der Voranssetznng, daß die Äoers das nöthige Land von den Damara's käuflich erstehen wollten, versprachen ihnen der König Khama der östlichen Bamangwato's, sowie jener der westlichen Bamangwato's freien Dnrchzug durch ihre Gebiete. Als dem Ersteren iedoch die Nachricht zu Ohren kam. das; sie im Nothfalle zu deu Waffen greifen 42 Von Iacobsdal nach Echoschong. würden, zog er sein Versprechen zurück, da er eine Invasion seines eigenen Landes befürchtete. Auf dieses hin erklärten die Boers offen, daß sie im Falle anhaltender Dürre das Königreich der Znlnmatabele erobern, andernfalls aber sich mit Waffengewalt ihren Weg durch das Land der östlichen Vamaugwato bahnen würden. Ich nahm mir damals, nach den Diameutenfeloern zurückgekehrt (im Jahre 1877), die Freiheit, mich der Sache öffentlich anzunehmen um dem Vamaugwatostamm uud seinem edlen Herrscher einen Vernichtungskampf nnd den Holländern schwere Kämpfe zn ersparen nnd schloß den ersten der diesbezüglichen in den »Diamond News« am ^'4. März veröffentlichten Artikel mit den Worten: »Es wäre absnrd, wenn Leute wie diese Voers, welche weder im Stande waren, den Fortschritt in ihrem Mutterlande zu begrcifeu, noch fähig ihm zu folgen, vielmehr auf jede noch fo nützliche Neuerung mit Verachtung herabblickten, eiuen neuen Staat gründeu wollten.«* Zwei Monate später nachdem ich dies geschrieben, erhielt ich die Nachricht, daß sich die Äoers die Freundschaft Khamanes, der bei Seschele wohute und Khama feindlich gesinnt war, dadurch zu sichern gedachteu, daß sie ihn zum Könige der Bamangwato's erheben wollten. Als ihnen dies nicht gelang, trachteten sie auch Matscheug, deu Onkel Khama's, in ähnlicher, aber auch vergeblicher Weise, gegen diesen als Bundesgenossen zu gewinnen. Im Jahre 1876, namentlich aber 1877, hatte sich die Lage der am Limpopo der Entscheidung harrenden Damara-Emigranten bedeutend verschlechtert, die Lente sprachen nicht mehr von einem gewaltsam erzwungenen Durchzuge, in: Gegentheile wollten sie jedem Kampfe ausweichen, denn viele von ihnen waren fieberkrank geworden. Als das Fieber in ihren Neihen immer mehr nm sich griff, entschlossen sie sich zum Aufbruche, sie ließen von Khama nochmals den freien Durchzug fordern und zogen uuterdesseu statt nach Schoschong nach dem Mahalapsiflusse, um den Köuig Khama irrezuführen.' Inzwischen hatte sich Khama auf einen möglicher Weise bevorstehenden Kampf mit deu Voers vorbereitet. Seine Leute mußten sich auf dem freien Raum vor der Stadt täglich in der Führung der * Tief? Ao«'4 diirfcn toim'^fallv mit i!,von gebildeten Ttmnmessscnossrn i» Ziid^ Afrika vol'wrchsrlt nx'vdl,'ii. Von Iacobsdlll nach Schoschong, 43 Waffen einüben, während er die vom Limpopo abziehenden Boers mit zahlreichen Knndschafteru umgab, nm sich über jede ihrer Bewegungen zu orientiren. Die Nachrichten, die er erhielt, bestärkten ihn immer mehr und mehr in der Neberzeugung, daß ihm die Weißen in keiner Weise gewachsen seien. Manch' anderer Eingebornenfürst Süd Afrika's hätte ans der schlimmen Lage derselben Nutzen geschöpft und wäre über die durch Krankheiteu und Entbehrungen im Widerstände geschwächten, jedoch noch immer wohlhabenden Heerdenbcsitzer hergefallen, Khama jedoch sandte den Missionär Rev. Hefthrun an den Mahalapsi, nm sich über die hilflose Lage der Abenteurer zu vergewissern. Als ihm der Prediger nach seiner Rückkunft ihre Lage schilderte, gestattete ihnen Khama sofort freien Tnrchzug. Die Emigranten waren seit 1875 derart herabgekommen, daß sie nicht nur an keinen Kampf mit den Bamangwato's denken konnten, sondern Khama selbst die Befürchtung hegte, daß fie kaum im Stande fein würden, in ihrem hilflosen Zustande den Zuga-Rwer zu erreicheu. Bald nachdem sie Echuschong verlassen nnd ihren Zng nach Nordwest angetreten hatten, mehrten sich täglich uud stündlich ihre Mühsale. Der erste Theil der Strecke Schoschoug — Zuga-River ist ein einziger tiefsaudiger Wald (von den holländischen Jägern gewöhnlich das Dnrstland genannt) lind besitzt nur füuf Wasserstellen, wie den Letlotsespruit, die Wasserlöcher Uon Kanne, Lothlakane, Nehukotsa ?e,, an denen man Thiere tränken kann. Die meisten dieser Stellen sind im Sande oder ausgetrockneten Flnßbetteu gegrabene Lücher, welche es kanm gestatten, ein Gespann Ochsen anf einmal zu tränken; Abends aufgegraben, liefern sie am uächsteu Tage einige Eimer Wasser, woher sollten die Emigranten das nöthige Wasser für ihre nach Tansenden zählende Rinder^ und Schafheerde nehmen. So geschah es. daß die Thiere durch Durst förmlich außer sich. truppweise davoulicfeu und die Boers in elendem Zustaude am Zuga anlangten. Die Noth an Dienern machte sich bei den Leuten sehr fühlbar, ich sah oft Kinder die Leituchsen führen nnd Franen, hier die Gattin, dort die Tochter, die riesige Peitsche schwingen. Nach und uach durch Krankheit decimirt und nachdem sie etwa 5,0 Pereeut ihrer Habe eingebüßt, langten die Emigranten am N'gami-See an. Von da begann ein nener beschwer- 44 Von Ilicobsdal nach Schojchoug. licher Zug durch das Land der westlichen Vamangloato. Eine tlciue Anzahl uon Familien, deren meiste Mitglieder am Fieber darniedcrlagcu nnd zahlreiche Waisen erreichten das Damaralaud. Während meines Anfent-haltes in London im Jahre l8<^0 erfuhr ich, daß die Ueberlebendeu jener bc-daucrnswerthen Leute von allen Mitteln derart entblößt ankamen, daß ihnen die englische Regierung durch freiwillige Gaben der opferwilligen, englischen und holländischen Bevölkerung der Capstadt und anderer südafrikanischer Städte, an Kleidung und Nahrung ?e. unterstützt, mehrere Sendungen per Dampfer vii, Walfifchbai zugemittelt hatte. So eudete der Versuch jeuer starrköpfigen Menschen, die, sich gegen jeden Fortschritt auflehnend, aus Nationalhaß nnd Unwissenheit mit offeneu Augen ihrem Verderben eutgegeu eilten. Bevor ich noch den Notuauy erreicht hatte, konnte ich wahrnehmen, daß das Wild, welches während meiner zweiten Reise die Ufer des Limpopo so dicht bevölkert hatte, dnrch das unausgesetzte Jagen von Seite der Emigranten deeimirt war. Ich fand nnr Hippopotamus- und in einem dichten Gebüsch einige Giraffenfpuren und diese führten in einem engen Fußpfade zum Fluffe herab; doch hatte ich keine Mutze den Giraffen zn folgen und wollte sie auch den Boers nicht verrathen. Auf eiuem dem Ufer entlang unternommenen Ausflüge fchwebte ich in Lebensgefahr. Wir folgten eiuer größereu Kette Perlhühner, die Thiere liefen vor uns her, nur zeitweilig erhob fich ciues, um fich nach uus umzusehen; so kamen wir auf eine unseren Weg kreuzende, über nnd über mit Gras überwucherte, etwa 12 Fuß tiefe und etwas breitere Regenschlucht, ich machte den mir unmittelbar folgenden Th. auf sie aufmerksam uud stieg herab, um sie zu durchschreiteu, mein Genosse hatte jedoch meine Warnung nicht gehört, sondern seine gauze Aufmerksamkeit auf die vor uns herlaufenden Perlhühner gerichtet nud hielt den Suiderstichen schu^ bereit in der Hand. Vei dem Sturze iu die Tiefe der Schlucht fiel er uach vorne, wobei der Finger unwillkürlich den Drücker berührt haben mußte, denn die Kugel streifte meinen Nacken; Zwei Centimeter mehr uach vorue gesenkt, hätte sie mir das Lebenslicht ausgeblaseu. Am Notnauy schlug ich für einige Tage mein Lager anf, um mich der Durchforschung der nächsten Umgebung zn widmen. Mein erster Von Iacobsdal imch Schoschung. 45> Ausflug galt drin südlichen Winkel an der Mündnng des letzteren Flusses in den Limpopo. Hier, im Schatten riesiger Mimosen, fand ich während meiner zweiten Neise zahlreiches Hoch- nnd Niederwild, diesmal spähte ich lange vergebens nach Vente, bis endlich eine Gazelle aus dem hohen Ufergras vor mir anfsprang. Cin wohlgezielter Schnß ans dem nnr mit Hasenschrut geladenen Gewehre hemmte für immer ihre zierlichen Sprünge. Einige in dem Walde wohnende Masarwa's — Seschele's Vasallen — brachten nns Pallahfelle zum Verkauf, die ich auch erstand. Tie Ufer am unteren Marico nnd dem Limpopo bestanden ans Granit, Gneis, granrm nnd röthlichem Sandstein, der letztere oft mit zahlreichen eingeschlossenen nieseln und dann znweilen recht groteske Hügelformen, wie eine am Ufer des letztgenannten Stromes den »Cardinalshut« bildend; stellenweise gesellt sich Grünstein nnd eisenhaltiger Kalkschiefer hinzn. Den ersten oberhalb seiner Mündnng in den Limpopo in den Notuany einmündenden Spruit nannte ich Pnrkyne's Sprnit. Die stärksten unter den Mimosen, aus denen ich hie nnd da Grirrnester bemerkte nnd die sonst der Anfenthalt zahlreicher Vogelartcn ^^i!«! »n'imxii nnd i>menIc>«U8) I^itlncni«, C.oraoia« <3roßen Salzseen, gesetzt. Er war aber auch bestrebt, nach und uach alleu den Titten schädlich^:, sowie den Geist mnuachtenden heidnischen Gebräuchen Einhalt zu thun. Am 21. besuchte ich mehrere kranke Eingeborne in dcr Stadt, darnuter eiucn von Khania's Kriegern, dem das eine Schienbein durch eine Kugel zersplittert worden war."" Ich besuchte Khama währeud meines Ausenthaltes in Gesellschaft des Herrn Mackenzie mehrmals, und hatte Gelegenheit, immer mehr und mehr den lobeuswerthen Charakter dieses Mannes kennen zu lernen. Ausflüge in die nächste Umgegend, die Bearbeitung meiner Nouten-Aufnahmen von Linolaua nach Schoschong, sowie die ärztliche Praxis, in welcher ich durch Herrn Mackenzie nnd Hephrnn bei der Pflege der kranken Schwarzen unterstützt wurde, füllten die Tage meines Aufenthaltes aus. König Khama war fo giltig, mir einen Diener aus dem Tröffe seiner ^eibdieuer, eiueu Maun, der mich bis an den Zambcsistrom begleiten sollte, zu versprechen. Dieser Eingc-borne sollte anch, wenn ich nach der Westküste oder nach Norden weiterziehen sollte, meinen Wagen mit den bis an den Zambesi gesammelten Objecten nach Schoschong zurückbringen, als Lohn sollte ich dem Manne eine Mnskete, geben. Frennd Mackenzie, beschenkte mich mit zwei schönen, von den Maschuna's gearbeiteten Holztöpfen, Rev. Hephrnn mit zwei Unzen Chinin, Am 27. brachte mir Khama den versprochenen Diener und hielt ihm in meiner Gegenwart eine Rede, welche mit deu folgenden Worten schloß: 'Dein neuer Herr ist em Manu, uud daß er ein Njaka (Doctor) ist, das hab' ich Dir schon erklärt.« Auf nieinen in Gesellschaft Ncv. Mackenzie's unternommenen Ausflügen zeigte mir dieser alle jene Stellen, welche in der Geschichte der Vamangwato's dnrch die letzten Kämpfe zwifchen Khama nnd Sekhomo Vedentnng erlangt hatten. Die folgenden Zeilen mögen meine gelegentlich der Schilderungen meines ersten Anfcnthaltcs in Schofchong angeführten Mittheilnngm ergänzen. Ich erwähnte am Schlusfe derselben, daß Khama Schoschong verlasfrn, und ihm der größte Theil der Bamangwatu's in * Siehc Anhang 5i. iwmM'ssccnc auf den BmnlUigwatohöhcn, Von Tchoschoxss mich drn ssroncil Tnlzseeu, 51 diese freiwillige Verbannllng an den Znga-River gefolgt war, als jedoch Khama sah, daß das Fieber seine Leute in dein Snmpflande demnire, entschloß cr sich, nach Schoschong znrückznkchren, nnd sich zn seinem Rechte zn verhelfen, wohl nicht heinilich seinen Vater nnd Bruder zn überfallen, sondern diesen offen sein Kommen anzuzeigen; er that dies auch nnd bezeichnete den Tag seiner Anknnft. Er drang von Nordwesten über die Bamangwatohöhen vor, um die die Stadt beherrschenden und die Schoschonschlncht bildenden Felsenabhänge zn gewinnen. Sekhomo hatte seine Lente getheilt, nm mit der schwächeren Abtheilung die Stadt zn vertheidigen, während er die größere auf den Höhen postirte, nm Khama an seinem Vorhaben zu hindern; durch den Zuzug der Bewohner der im oberen Thale des Schoschon gelegenen Makalakadörfcr verstärkt, hatte Eekhomo eine Khama's Truppen ebenbürtige Anzahl von Kriegern. So wie in den früheren Kämpfen bewicfen sich diese Makalaka's, die sich alls dem Matabelelande hierher geflüchtet hatten, anch in diesem Kampfe änßerst nnverläßlich nnd verrätherisch, sie waren diesmal Sekhomo's wirkliche Bundesgenossen, allein sie hatten anch Khama, den ankommenden Königssohn, ihrer Hilfc und Freundschaft versichert und sandten ihm die Nachricht, das; fie ihn an der Schofchonklnft erwarten würden. Khama fchlng die sich ihm entgegenstellenden Krieger Sekhomu's so rasch, daß diese versprengt den Rückzug uach der Stadt uicht mehr einschlagen konnten, nnd da bald daranf der seinen Sieg möglichst rasch ausnützende Feldherr mit der Vorhnt auf dem Plateau erschien, auf welchem die Makalaka's Posto gefaßt hatten, glaubten diese, dllß es ihm in dem Kampfe schlecht ergangen nnd er besiegt sei, und diese Nichtnng blos aus dem Gruude eiugeschlageu habe, um deu Versuch zu macheu, sich der in der Schoschonkluft verborgeuen Vieliheerden zn bemächtigen. Während sich nnn seine Leute vertraueusvoll den Makalaka's näherten, eröffneten diese anf die. Ankommenden ein heftiges Fener, Dies machte die Bamangwato's so wüthend, daß die der Vorhut rasch folgende Hanpttruppe nur ein einziges Mal ihre Musketen >auf fie feuerte, dann aber anf sie losstürzte, nnd die meisten mit dem Kolben erschlug, Ich ließ bei Herru Mackenzie eine Kiste mit gefammelten Gegenständen zurück fowie Briefe, die cr den Herrn Jensen nach Liuotana ab- 4* 5A Von Schoschong nach d>,'ii ssroßcn Talzseen. znseuden vorsprach, auch wollte or mir etwaige mit der Kafsernpost angekommene Briefe dnrch Eingeborene oder nach den Zambesi-Gegenden reisende Elfcubeinhändlcr nachsenden. Während meines Anfenthaltes in Schoschong langte hier eine Gesandtschaft, geführt von Kosi Lintfchi, von Rechtswegen dem eigentlichen Bakweua-Thronerben an. Er kam im Namen Sekhomo's, der sich zn Seschele geflüchtet, nni von ^thama Sr-khomo's Mntter zn erbitten, zn gleicher Zeit kam ans dem Matabele-Lande die Nachricht daß die Matabele-Zlllns einen erfolgreichen Angriff anf die Maschonas ansgeführt hatten. Herr Mackenzie hielt in einem von ihm selbst aufgeführten Gebäude neben seiner Wohnung durch fünf Stnnden Schnle, uud zwar waren es schon Männer, »Seminaristen«, verschiedenen Vetschuanastämmen angehörend, die er belehrte; einige dieser Männer hatten auch zwei Jahre später nnter der Anleitung des Rev. Hebern eine Missionsstation anf Wunsch der Emgebornen-Bevölkerung am N'gami-See errichtet. Hatten wir während nnseres ersten Anfenthaltes in Schoschong über fortwährenden Regen, so hatten wir diesmal über anhaltende Dürre zu klagen, in Folge welcher meine Zugthiere etwas abgemagert waren. Am 4. Juni verließ ich Schoschong, um meine Reise nach dem Zambesi anzutreten. Im Franz Iosefsthale aufwärts ziehend, schlugen wir am folgenden Tage eine nördliche Nichtnng ein nnd überschritten den Nuieorupaß uud gewannen, nachdem wir das Unieoruthal passirt, die Hochebene. Die Seenerie im Uuieornthale ist eine sehr anziehende, isolirte Felsenhügel, welche eine banmförmige, armlenchterförmig sich verzweigende Euvhor-biaeea in ziemlich dichten Beständen schmückt, verengen ab und zu das Thal. Vor weuigeu Tageu hatte sich hier eine kleine Episode zugetragen, deren Lösung Khama zur Ehre gereichte; einem Elephautenjäger war dnrch die nmwohnenden Vamangwato's ein Zngthier entwendet worden, der Spnr der Diebe folgend, war der nach Schoschoug zurückkehreude Jäger im Stande, dein Köuige deu Wohnort der Diebe zn bezeichnen. Der kto'nig ließ diese vor sich bringen nnd befahl den Dieben, nicht allein den Schaden sofort zu ersetzen, fouderu dem Vestohlenen für die erlittene Verzögernng der Reise zwei Ziegen zn übergeben. Von Schoschong nach den grußcn Salzseen. 53 Die Reise am (>. führte über ein tiefsaudiges. waldiges Hochplateau, spät Abends gelangten wir znm Letlotsesvruit und lagerten nahe an dem Falle dieses Sftrnit, der jedoch nnr nach heftigen: Regen sichtbar ist und dessen Wasser dann über die Gramtblöcke herabstürzt; die anliegenden Höhen, von zahlreichem Niederwild belebt, zeigten in ihren obersten Lagen rothen Sandstcinschiefer, darnnter Quarzit, schwarzen Kieselschiefer, und in den tiefsten Lagen Granit. Die Wasserlöcher von Kanne waren das Ziel des nächsten Tagcmarsches. In einem Halbbogen zur Rechten erheben sich mehr denn dreißig kugelförmige Höhenknppen, welche die Bamangwato- mit den Scrutlehöhen verbinden. In der Nähe dieser Wasserlöcher befand sich ein Vichvosten, dessen Bewohner bei nnserer Annäherung rasch ihr Vieh znm Wasser trieben, um es zu tränken, so daß wir keines mehr vorfanden und die Löcher uen aufgraben mnßten. Am 8. gelangte ich bis zu den» Thale des Luala-Spruits, dessen Vegetation und nächste Umgebung ein an-muthigcs Landschaftsbild gewährt. Besonderes Interesse erregen die Gebirgs-formatlon uud die Erosions-Erscheinnngen im Flußbette/ Hier waren es Grotten und Höhlen, dort Nischen, Bassin» oder gothische Gewölbe, welche das Wasser, obwohl nur kurze Zeit hindurch im Jahre fließend, im Lualabette ausgewaschen hatte. An der sehr tiefen und schwierig passirbarrn Furth traf ich zwei Elfenbeiuhändler an, von welchen der eine, Herr Anderson, dem Namen nach als ein ehemaliger Gold-Digger bekannt war. Sie lagen seit einigen Tagen hier, um durch ihre Diener die Gegend bis an die Maque-Ebene, die ihnen als wasserlos geschildert wnrde, auszukundschaften. Der Luala wie seine Nebenflüsse waren alle trocken nnd man mußte allmälig eiue Stelle iu dem humusreichen Bette ausgraben, nm Wasser gewinnen zu können. Nach den Mittheilungen der von Herrn Anderson ausgeseudeten Boteu hatten wir zwei Tage nud zwei Nächte zur nächsten Wasserstelle zurückzulegen, ich ließ deshalb mit Rücksicht darauf uusere Speisen für die nächsten zwei Tage hier zubereiten, um an Wasser zu sparen. Da sich Herr Anderson erbot, mir Gesellschaft zu leisten, so nahmen wir uns vor, die Reise bis an die Salzseen gemeinschaftlich zn machen. Am 19. zog ich das Hauptthal des Flüßchens hinanf und gelangte Abends zu dem bewaldeten tiefsaudigen Hochplateau, welches etwa 30 5h. Aon Schoschong nach den großen Salzseen. englische Mcilcu lang, einen Theil des südlichen Durstlaudcs bildet. Bei der Wasferlosigkeit der zu durchziehenden Gegend, empfahl es sich so rasch als möglich vorwärts zu kummeu, weshalb wir auch bis in die finstere Nacht unsere Fahrt fortsetzten, einige Stunden ausruhten und mit anbrechender Morgendämmerung die Fahrt bis in die späten Vor-mittagsstnnden fortsetzten. Nach einer fünf- bis sechsstündigen Rast während der heißesten Tageszeit brachen wir neuerdings anf. Diese Art und Weise des Neisens ist in den wasserarmen, tiefsündigen, bewaldeten Gegenden dringendst geboten. Das engc Weggelrise, der schlangenförmig sich hin- und herwindende Weg, dir wasserarme Gegend und die Anstrengung der Zng-thicre in dem tiefen Sande machen das Reisen zur heißen Tageszeit voll kommen unmöglich. Abends hatten wir die von Mapanibäumen bewachsene Tiefebene, von Maqne erreicht und fanden überall zahlreiche Spuren des gestreiften Gnus, der Zebras, der Giraffen, und selbst im Weggeleise änßerst zahlreiche Löwrnspureu, Wir stießen auch auf einige Masarwa's, welche uus jedoch eiu einige Meilen znr Rechten vom Wege liegendes Sumpfwasfrr zu zeigen verweigerten, da sie die ihnen in diesem Falle drohende Züchtigung durch die Bamangwato's fürchteten. Die gesammte Maque-Ebene, nach Westen von Tafelbergen begrenzt und nach Norden gegen das Salzseen-Bassin abfallend, ist ein einziger Humusboden, der in der nafsen Jahreszeit gänzlich aufgeweicht, in der Trockenzeit durch seine Dürre das Reisen unendlich erschwert. Unter den Händen eines europäischen Landwirths würden die gegenwärtig noch Iagdgründc der Vamangwato's bildenden Flächen dieser Ebene bald von Weizen- nnd Banmwollpflan-znngen bedeckt sein. Mit gänzlich erschöpften Zugthieren gelangten wir endlich am folgenden Abende zu den gesuchten Wasscrlüchern, an denen bereits die Händler vor mir angekommen waren. Am folgenden Tage holte uus eiu Bote des Köuigs Khama hier ein, welcher den Auftrag hatte, die Bamangwato-Gchöfte auf dieser Strecke zu besucheu nud deu Insassen derselben dcn Befehl des Königs bekannt zu geben, unter keiner Bedingung einem Jäger einen längeren als dreitägigen Aufeuthalt an einem Gewässer zn gestatten. Dieser Befehl wnrde durch die Handlungsweife der holländischen Jäger Voil Echuschong mich den großen SalMcu, 5,5 veranlaßt, welche in übermüthiger Weise alles Wild, dessen sie nnr habhaft werden konnten, des Felles halber erlegten und das Fleisch den Geiern zum Fraße überließen. Obgleich wir keine Jäger waren, kam uns dieser Zwischcnfall sehr ungelegen, da die Eingebornen uns für solche hielten nnd ihr Benehmen zirmlich unangenehm wurde. Die Stelle, an der wir eben gelagert hatten, war erst vor etwa zwei Monaten von den Borrs verlassen worden, wir fanden auch den gabelförmigen Schleifschlittcn, mit dem sie das geschossene Wild zu ihren Wägen herbeischleppten. Nördlich der Maque-Ebeue treten Boas häufiger auf, während fie in Natal keine Seltenheit sind und auf den Höhen der südlichen Bctschuaua-länder nur stellenweise nnd vereinzelt angetroffen werden. Mit dem Mapanibanm, dessen Blätter sich durch ihre Oelhaltigkeit, dessen Stamm sich durch die Porosität des Holzes uud Brüchigkeit anszeichurt, treteu in der Flora auch andere, den tropischen genäherte Pflanzenarten und Formen auf, doch ist die Winterkältc hier noch immer recht empfindlich, wenn auch uicht in dem Maße wie am Vaal- nnd Oranje-Niver, zndem liegt die Maque-Ebene etwa l^W Fnß tiefer als jene Hochebene an den genannten Flüssen. Am Morgen des 14. waren die Löcher mit einer über 1 Cm. starken Eisdecke überspannt. Am Nachmittage des l3., als ich eben einige huudert Schritte vom Wagen entfernt, in einem dichten Gebüfch eine Boa verfolgte, entstand am Wagen ein Geschrei, das mich zur Umkehr bewog, Ich fand Anoerfon in nicht geringer Aufregung. Ueber den Gruud derselben befragt, theilte mir der Jäger mit, daß eben eine Heerde wilder Strauße im vollen Laufe auf die Lacheu zur Träuke herangestürmt fei, daß die Thiere jedoch durch die Wägen erschreckt, sich in den nahen Mimosrnwald geworfen hätten und nun von den Wagenlenkern nnd den übrigen Dienern verfolgt würden. — Nach einer halben Stunde kehrten diese abgehetzt nnd ab-gemüdet Zurück, ohue einem Stranß auch nur auf Schußweite nahegekommen zu sein. Den znm Wagen rückkehrenden Dienern folgte bald eine Schaar von Eingebornen nach und eröffneten eine überlallte Diseussiou mit uns. Sie erklärten, daß wir keiue friedlichen Reisenden, souderu Jäger wie die 5)6 Von Tchoschong nach den großen Salzseen. Boers wären, die kein Wild verschonen, denn kaum hätten wir die Strauße gesehen, als wir ihnen auch schon nachstellten. Schließlich drängten sie znr baldigsten Abreise nnd wollten von einer Fristerstrecknng nichts wissen. An diesen Maqne-Lachen hatten sich in den letzten Jahren vor meiner Ankunft einige interessante Löwenabentencr zugetragen, von denen ich eines im weiteren Verlaufe meiner Reiseschilderung wiedergeben will. Wir verließen an: folgenden Morgen die Lachen und zogen in Gesellschaft Andersons in nördlicher Richtung, in welcher eine von den Boers »Bergfontein« benannte Quelle in tt5> bis 7l Meilen Entfernung liegen sollte. Hochliegraste und bebuschte Lichtungen wechselten auf dieser Wasser- Von Schoschonss imch den ssroszen Talzsei,'!!. 59 losen Streckc mit lichten Mapaniwälderu ab, zahlreiche den Weg kreuzende Spuren zeugten für dcn Wildrcichthum der Gegend. Während des Marsches wurden wir von zahlreichen Eiugrbornen eingeholt, welche mit Assagaim bewaffnet (es waren Makalahari's uud Masarwa's) auf die Elandsjagd ausgezogen waren. Von allen Antilopen ist das Eland die wohlgenährteste, namentlich die Stiere, deren Herz in einem bis Zu 25 Pfund schweren Fettsack eingebettet ist, der sie an schneller Flncht hindert. Die Thiere werden so kurzathmig, daß sie von den behenden Masarwa's im vollen Lauf eingeholt und gcspeert werden. Die Nachfolgenden stoßen ihm die Assagaie von rechts nnd links in die Brusthöhle, um die Lungen oder das Herz zu verletzen. Berittene Jäger (Holländer und Engländer) jagen die Elandc (auch dir Giraffen) bis an den Wagen heran, um sie erst hier nieder-zufchießcn und sich so den Transpurt des Fleisches und Felles znm Wagen zu ersparen. Nach den Berichten der Eingebornen und Jäger glaube ich, daß man ohne Schwierigkeiten das Eland Zähmen und zum Tragen uud Ziehen kleiuer Lasten verweudeu könnte. Am selbeu Tage stießen wir auf zwei mit Musketen bewaffnete uud vun fünf Masarwa's begleitete Vamangwato's» welche zwei mit Fleisch beladenc Ochsen vor sich hertrieben; jeder der Masarwa's trug etwa 50 bis 60 Pfuud Fleisch. Die Leute gingen nach Schoschoug, um sich vou Khama Verhaltungsmaßregeln geben zu lassen, da ein Theil der aus dem Reiche ob ihrer verrätherischm Handlungsweise verbanuteu Makalaka sich im nördlichen Bamangwato-Lande umhertrieb, von den Masarwa's bedieneil ließ nnd dieselben an jeder Dienstleistung für ihre Herren (die Aamangwato's) hinderte. Am 17. Früh gelaugte ich uach Vergfuntein, einer an einem bewaldeten Abhänge liegenden, von den Eingebornen als jene des zur Regenzeit nach Norden fließenden Nokaneflüßcheus augeseheuc Quelle. Der Abhang, ein zerklüftetes, dicht bebufchtes und von üppiger Vegetation bedecktes Hügelland ist der Abfall der Maque-Ebene zu den Lachen der großen Salzfeen. Dicht bei einander stehende Fächervalmen grüßen etwas abseits vom Ufer des Nokaue-Svruit den vom Südeu kommenden Wanderer ßl) Von Schoschong nach den grüßen Salzseen. nud bereiten ihn, der noch nie die Wunder drr tropischen Pflanzenwelt erschaut, anf jene vor; die Gebüsche nud Bänme der ganzen Gegend hoch überragend, sind sie vielleicht die südlichsten Repräsentanten der Königin der Palmen im centralen Süd-Afrika. iDa sie eben reiche Früchte trugen, schoß ich mir einige herab, um sie meiner Sammlung einznverleiben. Nm die vier schlanken, von den schönsten Kronen geschmückten Stämme wucherte reichliches Palmengrbüsch, welches aus deu herabgefallcnen Früchten cmporgekcimt war. Schon an diesen waren die Blätter riesig groß uud mQ begannen sich fächerförmig zu entfalten. In einem kahlen, seichten, doch breiten, über eine allmälig abfallende Felsenwand sich hinziehenden Spruitbette fand ich einen Stranch, der mich an die baobabartigen erinnerte. Der nntere Theil des etwa 4 bis 5 Fuß hohen Stranchcs war unförmlich verdickt, bis zn 40,Zoll stark uud fleischig, von einer gelblichen Rinde bedeckt, etwa 1 bis 1'^ Fuß über dem Boden verengte er sich zn 2bis.'; Zoll dünnen Acftchen, gleich Fortsätzen, die einer fleischigen, oberflächlichen Wurzel entsteigen. Manche dieser Stöcke waren mehrere Centner schwer nnd ich hoffe einen oder zwei das nächste Mal fortbringen zu könueu. Von den amMaque und hier ansässigen Makalahari's und Masarwa's erstand ich einige aus Holz nnd Bein gefertigte Schmucksachen uud Uten-silieu, die ich jedoch später durch eiuen Unfall einbüßte. Die einzelnen Höhen des Hügellandes sind dicht bewaldet, durch den Wald führen nur äußerst wenige Wege und dies meist Wildpfade nach der Nukane-quelle. Diese wenigen Pfade macht sich nächtlich das Wild, aber anch die in der Nähe wohnenden Eingebornen zu Nntzen, indem sie vergiftete Fall-Nssagaien über diesen Pfaden aufhängen. Rechts uud liuks von dem betreffenden Vaume wird das Gestrüpp flügelartig aufgeschüttet, um die in dem Pfade oder nahe an demselben schreitenden Kndn's znm Einhalten desselben zu zwingen. Einen Fuß über dem Boden wird aner über den Pfad eine Grasschnur gezogen, welche an einem Holzpflückchen, doch nur fu lufe befestigt ist, daß sie sich bei einem mäßigen Rucke von demselben loslöst. Am gegenüberliegenden Pfadrande stehen zwei Holzstäbchen, mit einem Querstäbchen verbuuden. Tie Schnur führt unter diesem hin-- Von Schoschong ndch d«i großen Salzseen. 61 durch und wird so iu ihrer horizontalen i^age erhalten und dauu empor zu drin ersten über den Weg reichenden Querastc geführt, vuu dem sie mit dem Fallassagai beschwert, über dem Pfade und seukrecht über der darüber ausgespannten Schuur herabhängt. Die Waffe ist im Allgemeinen sehr roh gearbeitet und besteht aus eiuem drei bis vier Fuß langen, ungeglätteten, schweren imd armdicken Holzstücke, in welches eine stnmpfe, kaum zwölf Zoll lange, rostige, mit Gift getränkte Eisenwaffe eingelassen ist. Die Waffe verwundet das Thier am Nacken nur leicht, doch das Gift wirkt rasch, trotzdem wird das Fleisch von den Eingebornen bcnützt, indcm sie. das die Wunde umgebende Fleischstück ausschneiden. Die Pfade werden von den Jägern zu bestimmten Zeiteu. in denen das Wild in den Wintermonaten häufiger das Wasser aufsucht, abgesucht, um so rasch wie möglich nach dem Eindringen der vergifteten Waffe der Vrnte habhaft zu werden. Andersons Genosse war bei der Verfolgung einiger Kudu's auf eiueu solchen Pfad gerathen uud iu demselben fortgestürmt, als ihn sein ihm uumittelbar folgender Diener noch rechtzeitig auf die droheude Gefahr aufmerksam machte, Ich selbst fand mehrere Wege in der Nähe des Wafsers in dieser Weise abgesperrt. Am Nachmittage, zog ich in Gemeinschaft mit den beiden Elfenbeinhändlern nach Norden bergabwärts, mehrmals den Nukaue uud später zwci andere trockene Sprnits kreuzend. In dem dichten Grase der Thäler beobachtete ich ungewöhnlich entwickelte hohe Aloi'-Pflauzen und zahlreiche Tigerschnecken. Am Ii< Früh langten wir am Südostufcr eines Salzsees an, der den südlichsteu (auf meiner Tour) von eiuer Unzahl von kleineren, und den kleinsten von drei riesigen Salzseen bildete. Diesen nach Westen uuabsehbareu Salzsee durchschritt ich an seiner größten Ausdehnung von Süden nach Norden an seinem Ostnfer in zwei Stuudcn. Er stellte eine gleichmäßig seichte, kaum zwei Fuß tiefe, wcißlichgraue, von steifem Salzgras umrahmte uud von dichtemWaldgrbüsch umschlossene Fläche dar, welche kanm einmal im Jahre mit Wasser vollgefüllt ist. Um ihn herum, hauptsächlich jedoch im Bereiche des Grases befinden sich zahllose kleinere, ebenso seichte Salzlacheu, Vou allen Seiten strömen Negenflüsse nach heftigen Regengüssen ein, die jedoch OH Von Echojchong nach den großen Talzseen. in der Regel nicht bis in dcn Salzsee einmünden, sondern vertieft utit t'iiu'ni um drei bis sechs Fuß tieferem Bette nahe am Ufer desselben stagniren. Das von ihnen geführte Wasser tritt über nnd füllt in dieser Weise di-n See. Dieser südlichste Salzsee heißt Tsitani, ebenso der bedeutendste Flnß an seinem Ostnfer nnd die Höhe zn nnserer Linken, dnrch welche der Abfall des Hochplateaus nach dem Salzseebecken alsznngenförmiger Ausläufer markant hervortrat. Ein grußer Theil des Bodens am Grunde der Salzseen ist uon einer Felfeuplatte gebildet, die theils von dem durch die Regen-znflüffe angeschwemmten Erdreich überlagert ist, oder frei und nackt da liegt. Während der Aufnahme der Breite des Salzsees in seinem östlichen Theile, stieß ich auf eine Heerde gestreifter Gnn's, leider ohne eines der Thiere habhaft werden zu können. An dem salzigen Gewässer des Flusses Tsitani (es fanden sich noch einige Lachen davon an seiner Mündung) iraf ich ziemlich häufig Löffelreiher und Enten unter dem übrigen Wildgeflügel fah ich nach längerer Zeit Knurrhähne wieder. Am folgenden Morgen beendete ich die Kartenskizze der Tsitani-Pfanne und schoß in dcn Bäumen des Ufers einen großen Uhu. Der Boden rings um die kleinen Salzpfannen ist namentlich an allen den geringen Senkungen sehr salzhaltig. Bleibt hier das Negcnwasscr auch nnr kurze Zeit stehen, so wird schon die Vegetation in der Entwickelung gehemmt. In Fulge der raschen nnd mächtigen Verdunstnng bildet sich eine '/c, bis 1 Zoll starke, 5! bis 6 Zoll vom Boden abstehende Ernste auf weite Flächen hin, welche bei dem Betreten unter jedem Schritt einbricht. Der Rand des Sees wird von kleinen Ehalcedonen nnd Milchkieseln bedeckt, welche das Regenwasser herabschwemmt. Znr Zeit heftiger Winde wird das sich an dem Rande bildende Salz sowie der feine salzhaltige Boden der trockenen oberen Nasenfläche in hohen, Weißlichgranen Staubwolken aufgewirbelt. Am 21. verließen wir gemeinschaftlich das Ufer der Tsitanipfanne, , trenntl-n nns jedoch bald daranf, da ich vou den Eingebornm vernahm, daß weiterhin Wafser anzutreffen sei nnd ich es nicht für nöthig hielt, das Neifetempo der beiden Handelsleute einznhalten. Wir trafen bei der nächsten Wasserstelle wieder, zwei Wochen später im Thale des Panda Von Schoichcmg uoch dcn ssroszen Salzsee». 63 ma Tenka-Flüßchcns zum zweiten Male und etwa ein Jahr später in Schoschong nochmals zusammen. An der Salzpfanne bemerkte ich auch dcn ersten Baobab, eines der südlichsten Exemplare in der von mir eingeschlagenen Richtung (die zwei südlichsten im centralen Süd-Afrika wurden von Mauch im westlichen Transvaal-Gebiete am rechten Ufer des Limpopo angetroffen); er hatte bei 25 Fuß Höhe einen Umfang von 52 Fuß. Auf meinem Wege nach Norden hatte ich zuerst einige der beschriebenen kleineren, am Ostnfer der Tsitani liegenden zahlreichen Salzpfannen, sowie den Tsitaniflnß felbst zu überschreiten, dann hielt ich durch das Becken der großen Salzseen eine fast nördliche Richtung ein. Dichter Niederwald, in dem die Bäume zum großen Theile mehr oder weniger verkrüppelt waren, wechselten nun mit Wiesen ab, die mit saftigem Süßgras und einem reichen Blumenflor bewachsen waren. An den salzhaltigen Stellen und am uumittelbareu Räude der Pfannen uud seichten Flüßchen und Bäche nahm die Vegetation einen stachlicheu Charakter an. Springbock- und Tenkergazellen, Znlu-Hartebccste und gestreifte Gnu's, nach dcn Spuren zn urtheilen auch Löwen, belebten die Scenerie an der Tsitanipfanne lind in den umliegenden Wäldern. Die Fahrt führte uns in den nächsten Tagen an einer Reihe von umfangreichen Bodenvertiefungen vorüber, deren Mitte von kleinen Salzseen eingenommen werden, ich zählte auf der Strecke bis zu unserem Nachtlager, dem ersten nach dem Verlassen der Tsitanipfanne, nicht weniger als 42. An einem derselben, dem kleinen Schoni-Salzsec hielten wir unsere Mittagsrast. Außer diesen Salzfeen stießen wir auf Süßwasserlachen, die an ihrer Binsenumrahmung leicht zn erkennen sind. Am Morgen des 22. stand ich am Ostufer eines dcn Tsitani an Größe weit übertreffenden, tiefer liegenden und von den Eingebornen Karri-Karri genannten Salzsees, dessen Ufer zahlreiche Baobabbäume schmückten. Von besonderem Interesse schien mir die geologische Formation am Ostufer des Karri-Karri, welcher ebenso wie der Tsitani-Salzsee ein 'ziemlich gleichschenkeliges Dreieck bildet, dessen Spitze nach Westen gekehrt ist und dcssrn Fläche von Osten nach Westen sich unabsehbar ausdehnt. 64 Von Schoschong nach den grohen Salzseen. Im Westen steht dcr ^arri-Karri-Salzfce und der Tfitani- mit dem nördlicher gelegenen Soa-See dnrch den Zuga-Rivcr in Verbindung. Masarwa's, deren Unterschenkel an der Vorderstäche die bekannten rothen Krusteu zeigten, boten uns die Früchte des Baobabs zum Kaufe an und begehrten für dieselben etwas Mais und Tabak. Drohender Regen trieb uns zur Eile an und gestattete uns nicht, länger an dem Ufer des Sees zu verweilen, welcher mir in naturhisturischer Hinsicht sehr reiche Ausbeute versprach. Ich überschritt am Nurdostende au einer der Hauptlmchteu des See's deu Mokhotsiflnß, dessen Gefalle nach Nordust gerichtet ist nnd der das überschüssige Wasser aus dem seichteu Eec uach dieser Richtung hin abzusühreu scheint. Der Weg führte während des nächsten Tages durch einen dichten Mapaniwald und später über einen trockeuru, etwa 60 Fuß breiten, 10 bis 16 Fuß tiefen Fluß, der ein deutliches Gefalle nach Osten zeigte und von den Masarwa's der mit hohen Bäumen bestandenen Ufer halber, Tschaueug oder der schöue Fluß genannt wird. Mit ihm parallel läuft ein Spruit (von deu holläudischeu Jägern Mapanifontcin genannt), in welchen zahlreiche Quellen müudeu und dadurch, daß auch der Tschaneng bei Hochwasser eiueu Theil seines Wassers an ihu abgibt, iu seinen tieferen Partien das gauze Jahr hiudurch Wasser führt. Ich bin der Ausicht, daß der Tschaneng ein Abflnßarm des Zuga-Niuer oder ein Abfluß der größteu der drei Salzseen, der Soa ist, und sich in den Matloutse-River oder eiuen feiner Nebenflüsse ergießt. Auf der Fahrt nach dem Tschaneng erlegte ich einen auf der Jagd nach Eidechsen begriffenen großen Raubvogel (Vuteo Jackal), welcher den Colonistrn unter dem Namen Schakalvogel bekannt ist. Ich verließ den Tschaneng am Nachmittage des 23. und zog mit Andersou, der mich eingeholt hatte, eiuige Meilen gemeinschaftlich nach Norden. Wir zogen durch deu öthori geuaunteu Wald nnd an einem verlassenen Masarwadorfe nahe dcr Furth über den Tschaneng vorbei und erblickten in den Frühstundeu des uüchstcn Tages den Spiegel eines dritten großen, Soa genannten Salzsees, iu dessen Nähe wir holländischen Jägern begegneten, welche auf der Straußeu- nnd (Aephantenjagd begriffen warm. Il, Jagd cms Eland Antilopen durch Masarwa'?, Von Schoschonss nach d>,'n großen Salzseen. 67 Wir konnten Daut dem trockenen Wetter inehrere lange mit ein^ und ausfließenden Spruits in Verbindung stehende Buchten der Soa, welche bei Regen unpassirbar sein mußten, übersetzen und übernachteten im Thale des sumpfigen Tfiriflüßchens, in dem ich bis zum 27. verblieb. Im nahen Walde fanden wir nahe an einem verlassenen Masarwadorfe in einigen im Flußbette des Mumotsetlaui suach einer Baumart von den Masarwa's so benannt) gegrabenen löchern vortreffliches Trinkwasscr. Ich unternahm während diesev Aufenthaltes mehrere Ausflüge in die Umgebung und erlegte auf einein solchen fünf Enten, zwei Perlhühner, die hier in zahlreichen Ketten anzutreffen siud, sowie einen braunen Storch, das erste Exemplar diefer Art, das ich bis zu diesem Tage in Süd-Afrika beobachtet. Die Soa ist der größte, der in dem großen bis über den N'gami-Sec nach Westen sich hinziehenden, nnd durch den Tschaneng mit dem Limpopo-System zusammenhängenden Pfannenbecken liegenden Salzseen; gleich der Tsitani nnd Karri-Karri ist auch die Soa eine seichte, ein bis vier Fuß tiefe, weißlichgraue, nur kurze Zeit im Jahre theilweise, selten Vollkummen gefüllte Pfauue. Es wäre fehr wichtig, durch ein ganzes Jahr in der trockenen wie in der nafsen Jahreszeit dieses Salzseebecken zu beobachten, um dessen Verhältniß zum Zuga und zum N'gami-See ftudiren zu können; wenn dies bisher nicht geschah, so mag der Grund dieses Versäumnisses wohl darin liegen, daß das Reisen zur Regenzeit in dieser Gegend ungemein erschwert und uebstbei auch sehr gesundheitsschädlich ist. Daß der Zuga manchmal uach Westen und manchmal nach Osten stießt, läßt sich aus der ziemlich gleichen Höhe dieses großen eentral-süd-afrilanischen Beckens erklären. Ist der N'gami-Ece durch seine zahlreichen westlichen nnd nördlichen Zuflüsse gespeist, und sein flaches Becken gefüllt worden, so gibt er seinen Neberschuß nach Osten durch den Zuga an die Pfannen ab, aus denen wieder derselbe durch den Tschaneng, deren natürlichen Abzngskanal, abstießt. Zeigt der N'gami-See niederes Wasser, so gibt der Znga den Neberschuß aus seinem tirfeu Bette an ihn ab, da sich in ihm durch die reiche Beschilfuug auch das Wasser lä'ugc.re Zeit zu halten vermag und er außerdem zahlreiche Quelleu aufnimmt. Auch 5* ß8 Voll Schoschong nach den großen Salzseen, mass er znweilen von dem überschüssigen Wasser der Westhälfte der Salzseen gespeist werden. An: 27. Früh verließ ich den Tsiri und zog durch drei Stunden nut meinem Ochsengespann durch eine Unzahl lion Buchten und kleinen Salzpfannen stets am Ufer des See's hin. Erst gegen Mittag nahmen diese ab nnd wir betraten eine nach Norden unübersehbare, nach Westen dnrch den See nnd nach Osten dnrch ein Mapani-Gehölz begrenzte Grasebene, auf welcher sich allenthalben zahlreiches Wild in kleinen Nndeln hcrnmtmnmeltc. Hie und da sichtbare Schilfrohrdickichte ließen Süßwasser vermuthen, wir täuschten nus nicht nnd lagerten bald an einer solchen Lache. Von einem kleinen Ausfluge heimgekehrt und eben damit beschäftigt, meine letzthin gesammelten natnrin'storischen Objecte zu ordnen, vernahm ich plötzlich zn meiner Linken das Hilfsgeschrei meines Dieners Meriko nnd als ich mich rasch am Wagenbrette emporrichtend nach ihm umsah, bot sich mir ein eigenthümlicher Anblick, eine Seene dar, wie ich sie uorhcr nie gesehen. Durch das hohe Gras kam Meriko herangerannt, nnd schrie in der Setschuaua: »sie todten mich, ich bin todt, sie todten mich,« Er setzte wie ein flüchtiges Wild über die sich ihm stellenweise entgegenstellenden Zwergbüsche nnd hatte im Laufe sein aus Gras geflochteues Hütchen nnd seine Khamaearosse verloren. Hinter ihm kamen, die nächsten etwa 150, die entferntesten ,'i00 Schritte weit, andere laut schreiende nnd ihre Kiri's hoch schwingende Eingrborne dahergestürmt. Endlich kommt Meriko zum Wagen herangekeucht, er umfaßt meine Füße und weist flehenden, ver-zweifeludeu Blickes auf die ihm folgende Echaar, seiue ersten Worte, die er zn stammeln vermochte, belehrten mich über die Scene. »Matabele, Herr, Mataoele-Znlu wollen mich todtschlagen.« Mir war es unerklärlich, wie sie hierher auf das Gebiet Khama's gekommen waren und ich dachte schon, daß vielleicht ein Krieg zwischen beiden Nachbarstaaten ausgebrochen sei. Was beabsichtigen diese Männer? War das ein Angriff auf den Wagen und seine Insassen. Sie schienen mir, wie sie so gellend dahergesaust kamen, wahrhaft Wölfe in Menschengestalt zu seiu. '^on den Waffen Gebrauch zn machen, schien mir ein gefährliches Wagniß nnd zudem kannte ich nicht ihre eigentlichen Von Schoschoiig nach den großen Salzseen, 69 Absichten. Ich mußte also das Weitere ruhig abwarten, nur Meriko wartete ihre Ankunft nicht ab, sondern sprang über die Deichsel und setzte nach der entgegengesetzten Seite seine Flucht fort, nur daß er nicht mehr schrie, nm sich wahrscheinlich, wenn er die günstige Gelegenheit dazn ersah, in, dem hohen Grase zu verbergen. Ich rief ihm Zu, am Wagen zu bleiben, verfolgende Maladele. und daß die Löwen in dem vier Fnß hohen Grase gefährlicher als die Znln's seien, doch mein Mahnruf verhallt nngehört. In den anstürmenden Matabrle, sah er seinen sicheren Tod und diesem wollte er entriuncu. Endlich waren sie da, die berüchtigten Znlukrieger. Sie nmringten den Wagen, schrieen und schwangen ihre Kiri's. Das waren nicht die Vertreter eines Stammes, das war ein Gemisch verschiedener Stämme, 'die gestohlenen Knaben der nnter Muselikatse gemordeten und geplünderten 70 Von Schoschong nach dcn großen Talzsccu. Stämme,« welche zu Kriegern auferzogen, ebenso roh wie die zwei eigentlichen Zulu's geworden waren, die sic' anführten. Vis auf einen kleinen kappen von ^eder und Wollfranzen — einige trugen nur eine Kürbiß^ schale oder ein cylindrisches Geflechte — nackt, waren sie beinahe sämmtlich mit einem ans schwarzen Straußenfedern oder anderen Wildhnhnfedern gearbeiteten ballonförmigen nnd anf der Stirnhöhe sitzenden Kopf-schmnckc versehen. Das wild rollende Auge gepaart mit dein Ansdrncke von ungewöhnlicher Nohheit in der Physiognomie, waren beredte Belege, daß sie einem kriegerischen Eingeborncnstamme angehörten, der nur ^gebieten« wollte und konnte. Die meisten der Anwesenden waren wohl schon Menschcnschlächter gewesen, und dies nur einzig des Raubes halber. Der eine der beiden schwärzesten in der Schaar, die sich als Anführer keuutlich zu machen fnchten, schwang sich auf die gestützte Deichsel und gab mir iu einem gebrochenen Holländisch zu verstehen, daß sie die Krieger »I^g, Nsnßulak;« wären, daß sie gewohnt seien, auf ihren Streifzügen alle Diener der Weißen zu todten, wenn man diese nicht loskanfe, deshalb seien sie gekommen, auch jenen Hnnd, der zu mir herangclanfen wäre, todtzn-schlagen, wenn ich nicht sofort für ihn bezahlen würde. — »Bezahlen will ich nichts,< entgegnete ich, gntc Miene znm bösen Spiele machend, »allein den Matabelekriegern will ich etwas schenken, wenn sie dann den Wagen verlassen.« Ich hoffte anf diese Art nicht nnr allen möglichen Streitigkeiten nnd gefährlichen Sitnationen anszuwcichen, sondern anch der allbekannten Stehlsucht der Matabele zuvorzukommen. Obwohl Th. nnd Pit nnsere Utensilien mit Argnsaugen bewachten, konnten sie es nicht verhindern, daß einer der Matabele besonderes Wohlgefallen an einem neben mir liegenden Messer fand, das er indeß, von nnr in ll^i-imli ertappt, wieder im Stiche ließ. Der Zulu rief seinen Genofsen, theilte ihm seine Meinung mit und dieser damit zufrieden, rief mit lantem Gekreisch alle die Anwesenden znfammen, um ihnen meinen Entschluß mitzutheilen. Die Nachricht wurde mit gleich heftigem Geschrei nud Grinsen beantwortet. Nnn hieß ich alle an der Deichsel antreten. Meine unerwarteten Gäste im Auge behaltend langte ich in den Wagen nnd holte einen Becher Schirßpnlver und ein Stück Blei (etwa zwei Pfund) hervor, womit ich die beiden Anführer Von TchosclMss nach den qroßen Talzseen. 71 beschenkte. »!.!>l'>:>N!>«, rief der eine der Führer aus, er zeigt.e auf uiein Sacktuch uud ahmte die Bewegung des Zerreißeus nach; dabei suchte er nur zu verstehen zu geben, daß solch eine, Lapicn.ni als Gurt um den Leib oder als Stirnverzierung, wie der mit Riemchen an dem Kopfe befestigte ^ogelfedernschmuck getragen worden solle. Ich begriff nun seinen Wunsch und brachte zwei Meter (5alieo hervor, die ich iu dünue Lappen riß und sie dauu den Einzelnell reichte; dieselben wurdcu auch sofort iu der angedeuteten Weise verwendet. Das Geschenk fand bei ihnen so sehr Gefallen, das; sie um weitere zwei Stücke für ihre Führer baten, welchem Ansuchen ich auch willfahrte, danu aber vom Wagen herabsprang uud mich zu nieiueu Gefährten wendend, den lärmenden Gesellen den Rückeu kehrte. Ihren Führeru folgend, die langsam den Rückzug erösfueteu und die Geschenke iu der Luft schwaugeu, entfernte, sich die Truppe uud wir alle fuhlteu uus uun etwas weniger beengt als eine Stunde zuvor, da wir von dem schweißtriefenden Merieo vernommen, welch' ehrenvoller Besuch uns bevorstand. Manche der Matabele hatten von Th. Tabak für Salz eingetauscht. Von Meriku erfuhr ich, daß wir uus bereits am Ufer des Nata, des wichtigsten Zuflusses der Soa befanden, und daß in seinem Bette leicht Salz zu gewiuncn sei uud daß die Matabclc jährlich vou ihreu Königen oder von ihren Häuptliugen hierher gesendet werden, nm Salz zu holen; nnsere Matabele-Gäste waren eben auf einem solchen Zuge begriffen gewesen. Der Bamangwato-König weiß wohl von diesen Raubzügen, allein er hindert die Matabele nicht, die zuweilen den ihnen begegnenden Vamangwato's die Waffen abnehmen nnd deu Masarwa's die Unterschenkelknochen entzweischlagen. * Zur großeu Beruhiguug unseres wackeren Bamangwato-TienerZ fnhren wir noch am selbeu Tage weiter uach Nordeu, nach dem Ufer des nahen Nataflusses. Das Wild nahm zu, größere Heerdru von Spring- * Ich möchte auf diesen Umstand besonders Reisende aufmerksam machen, welche eingeborne Diener im Gefolge haben und diese Gegenden berühren sollten, ssur sie ist es an, angezeisstesten. sich vorher durch Kundschafter die Gewißheit zu verschaffen, ob die Ufer des Nata qefahrlos zu Passiren sind. 72 Von Schoschl'mi nach drn liroßru Calzsecn. bockgazelleu, die ich so N'eit im Ätorden nicht anzutreffen dachte, mehrere Trupps von Zuln-Hartebeesten, gestreiften Gnu's, Straußen und Zebra's wurden sichtbar. Meriko, der wieder vergilügt uut ^til^er neben dem Wagen cinhrrlies, sprang znwrilen anf das Wagenbrett, nin sich von dein Äbznqe der Matabele M versichern; bei Gelegenheit einer solchen ^liqd auf Zlilu°Hartcdcl!stl!, Nnisehan bat er mich, in der Fahrt inne zu halten. Ich folgte der mir angegebenen Nichtnng, in welcher etwa l>00 Schritte vum Wagen nnd .^nr Rechten im Grase, Meriku auf eine Heerde grußer »Pulucholo« (Wild), »Sesephy« (Znlu-Hartebeest) hinwies. Ich konnte mit bestem Willen 'nichts sehen, desto besser Pit und Th., die beide mehrere Ttücke zählten. Rasch wurde ^riegsrath gehalten und die Verfolgung der Thiere in folgender Weise beschlossen: Ich sollte mich schußbereit halten, der Wagen Tic Soa^alzpfmuic, Von Tchoschong nach dcil ssroszcii Talzscm. 75 jedoch die Fahrt fortsetzen, alls etwa 300 Schritte nahegekommen, sollte ich auf der den Thieren entgegengesetzten Seite - (sie, befanden sich etwa M) Schritte vom Wege) vom Wagen gleiten und im Grase gegen die Thiere bis auf 150 Schritte anschleichen, ans welcher Entfernung ich dann, durch einen Hardekoolebamn gedeckt, feuern konnte. Es war nicht schwer, diesen Plan zur Ausführung zu bringen, und bald fand ich mich im Grase und kroch langsam vorwärts, während der Wagen die Fahrt fortsetzte. Bevor ich jedoch noch den schützenden Baum erreichte, machte mich ein Pfiff von Th. darauf aufmerksam, daß die Thiere dnrch den Wagen aufgescheucht worden wären und sich eben znr Flucht wandten. Um so rascher kroch ich nach dem Baume, spauute den Hahu und als ich eben vorschaue, erscheiut eines der Thiere (der Führer) von einem zweiten Thiere gefolgt, etwa 15)0 Schritte im vollen Laufe in meinem Gesichtskreise. Ich lege auf das erste an uud feuere. Meine Gefährten schreien laut anf und eilen, sich um Wagen und Gespann nicht weiter kümmernd, von den Hnnden gefolgt, alle nach der Stelle, die eben das Wild eingenommen. Ich sehe vier Thiere flüchten und da ich nicht wußte, daß es fünf waren und der Pnlverrauch den Führer der Hecrde meinen Blicken entzog, staunte ich nicht wenig über meine Gefährten. Ich dachte zurrst au das Gespaun, das die Leute im Stiche gelassen, doch der Weg war mit üppigem Gras überwuchert, das Gespann stand still und graste im Joche, so gut es ging. Ich eile den Ucbrigen nach und wer beschreibt mein Erstaunen, als ich vor mir einen schönen Sesevhy verendet liegen sehe. Sanct Hnbertus war mir diesmal ungewöhnlich hold und verhalf mir zu einer ebenso schöueu als wichtigen Aeauisitwu. Am Nata-Spruit angelangt, mußte ich, abgesehen von der verlockenden Gelegenheit, meine Sammlungen zu bereichern, den ermüdeten Zugthieren einige Tage Rast gönnen. Unsere nächste Sorge galt der Auffindung von Trinkwasser, im Flußbette selbst waren alle Lachen salzhaltig. Da uns jedoch zwei Tage znvor von einem Masarwa die Möglichkeit, frisches Wasser im Bette des Nataflusses zu finden, in Aussicht gestellt wurde, folgten wir zwei dem Fluß aufwärts. Das Flußbett war 100 bis 76 Von Schoschong nach den großen Salzseen. 150 Schritte breit, bis an 20 Fnß tief und schien nach Regengüssen bis an das Gras am uberen Rande gefüllt zn sein. Ein Frendcnschrei Th.'s kündigte mir an, daß nnser Snchrn nicht vergebens war, es war ein glücklicher Fnnd, denn schon die nächste Lache zeigte wieder salzhaltiges Wasser. An nnserem Wege im Flnßbette hatten zahllose Wildspuren gekrenzt, nnter denen jene der an der Soa erwähnten Wildarten die häufigsten waren, doch fielen nns anch namentlich sehr zahlreiche, frische Löwenspnren ans. Der von Pit vorgeschlagene, von mir und Th. gutgeheißene, nnr von Meriko wegen der nnr zwei Stnnden entfernt lagernden Matabele mißtrauisch betrachtete Lagerplatz ward sofort bezogen. Der zahlreichen frischen Löwenspnren halber hielt ich es für angemessen, die Zngthicre in unmittelbarer Nähe des Lagers zu halten nnd befahl dem mit einem Hinterlader bewaffneten Meriko Wache zn halten. Bald war anch die Umzäunung des Lagers fertig gestellt, welche diesmal hoch und breit gearbeitet war. Anßerdem wnrden vier Feuer errichtet und bis zur vollen Dunkelheit uutcrhalten, so daß sie dnrchwegs bis gegen 1 nnd Ä Uhr Nachts ungeschwächt fortbrauuteu. Der arme Niger hatte schwere Arbeit nnd bewies sich vortrefflich. Jene vom königlichen Geblütr machten nns wiederholte Besuche, noch häufiger faudru sich die beiden Schakalarten, der Schabrackenschakal nnd der graue ein, auch die gefleckte nnd die branne Hyäne ließen sich vernehmen, schließlich »der lieben Thiere so viele,« daß ich von nichts als schönen Löwen- und Hyänenbälgcn, die vor mir ausgestopft im lustigen Reigen tanzten, träumte. Schakalgekläffe in zwei Modulationen bildete die »Ouvertüre« zu jeuem Concert, das Löwengebrüll den 'dramatischen« Theil der Vorstellung, die mit dem unharmonischen Hyänengeheule gegen Morgen ihren Abschluß fand. Am 28. unternahm ich mit Pit mehrere Ansfluge an beiden Nata-Ufern. Da die Partien stellenweise sehr dicht bebuscht waren und wir häufig den Fluß nnd die in denselben mündenden Regenschlnchten zu passiren hatten, deckten wir nns gegenseitig gegen unerwartete Angriffe. Zahlreiche Löwenspnrrn von refvectabler Größe nöthigten nns Zur Vor- Aon Schoschong nach den großen Salzseen, 77 ficht und scharfem Auslugen. Die längs des Flusses uud so hoch oben am Ufer führmdm Wildpfade, von welchem ans das Ranbthier eine gute Uebersicht über das breite und von dcu Antilopen ob seines Salzgehaltes häufig besuchte Bett haben konnte, waren von zahllosen Löwenspureu bedeckt. Neben diesem Wildpfade eiuhergehend, kamen wir zu einem am Rande einer kleinen Regenschlncht stehenden, etwa 20 Fnß hohem Baume, der deutliche Spuren der Löweuklaneu trug. Hier pflegteu die iu der Nachbarschaft hausenden Thiere ihre Klanen Zu schärfen nnd ans den Hinterpfoten hockend die VordertaiM an der Rinde zu wetzen. Der Baum, dessen Aeste etwas armlenchtcrförmig gestaltet waren, schien mir für den Anstand wie geschaffen. Schon vor Sonnenuntergang war ich von Pit uud dem Hunde begleitet, znr Stelle, ich trachtete nur wo möglich die bequemste Lage zu wählen, da ich iu derselben 10 bis 14 Stundeu zubringen mußte. Ich drängte Pit zur raschen Rückkehr, damit er noch bei vollem Tageslicht den Wagen erreichen konnte. Sowie ich mich allein befand, besah ich mir die nächste Umgebung rings um mich her; zu meiner Rechten standen iu eiuer Entfernuug von 2l> bis 30 Fnß höhere Vänme als jener, auf dem ich Posto gefaßt. Der Boden war stellenweise hoch, doch schütter begrast, so daß man überall den lichten Sand, welcher den interessanten Blätterkalk an den Salzseen bedeckt, durchschimmern sah. Unter mir befand sich eine runde Stelle, welche anßer meinen Fußstaftfen und denen des Dieners nnr Löwenspnreu zeigte. An meiner Linken führte eine mit dichtem nnd hohen Gras überwachfene, etwa 6 Fnß tiefe nnd W Fuß breite Negenmulde, welche iu dcu nahen, kaum 20 Schritte entfernten Nataspruit müudete. Am jenseitigen Ufer stand ein dichtes Gehölz, durch welches einer der Löwenpfade führte, von diesen zweigte sich ein Nebenpfad zu meinen: Baume ab. Da die Nächte änßerst kalt waren, welcher Temperaturfall nach der bedeutenden Tagrshitze nm fo empfindlicher war, hielt ich es für angezeigt, mich au einem der stärksten Aeste festzubinden, nm nicht vom Schlummer überrascht mit den Löwen unter mir in nähere und nnliebsame Berührung zn kommen. Mein Sitz ließ sonst nichts zu wünschen übrig, ich saß bequem in einer dreifachen Astgabel. 78 Von Schoschong imch dcu großen Salzseeti. Unterdessen war dir goldene Scheibe allmälig am westlichen Horizoute untergegangen, nur ein glühend rother Streifen schimmerte hie und da durch das lichte Gezweige der höheren Baumkronen. Ohne es vorher zu ahnen, war es mir in dieser Nacht möglich, so manche Scene aus dem Thierleben beobachten zu können. Schon bei Sonnenuntergang ließen sich ans den Grasrbeurn die Zebraheugste hören, welche mit lautem Quag-ga, Quag-ga ihre Wachsamkeit über die unter ihrer Führung stehenden Heerden zu erkennen gaben. Der nächste Laut, der dann und wauu vou allen Richtungen her zu mir draug, war das klagende Gebelle der Schabraken-schakale, aus dem mau das mißtönende Einzelgeheul ihres grauen Bruders gut unterscheiden konnte. Es war zu erwarten, daß das ans-gehäugte Wildfleisch seine Pflicht thun werde und sie dem Wagen eiueu Besuch abstatten würden, was auch geschah, deun das anfangs verschwommene Gebelle wurde immer deutlicher und deutlicher, so daß ich mir sogar gegen Mitteruacht einbildete, die Zahl der Coneertisten bestimmen zu könucu. Bei einbrechender Dunkelheit fesselte ein eigenthüm-liches Geräusch, riue Art Kratzen nud Scharren, meine Aufmerksamkeit: es wareu Scharrthiere, welche in dem sandigen Boden nach Würmern und Puppen fahndeten. Diese kleinen Naubthiere arbeiteten die ganze Nacht hindurch; so oft sich eiu Geräusch iu der uächsten Umgebnng vernehmen ließ, stellten sie ihre Arbeit sofort ein. Etwas später, gegen l0 Uhr, verließen die Gazellen nud Antilopen ihre Weideplätze, um noch vor der gewöhnlichen Ausgaugszeit der großen Raubthierc den salzhaltigen Schlamm im Bette des Nata zu belecken und in die freieren unbebuschten Partien, von woher sie gekommen, zurückkehren zu köunen. Der aumuthige Steeubock, einer der anmuthigsten unserer südafrikanischen Gazellen, kam bedächtig den Löwenpfad herangegangen. Hätte ich nicht zufällig hingeblickt, fo hätte ich seine Annäherung gar nicht wahrgenommen; im Ganzen waren es drei Thiere, die ich erspähen konnte. Ein flüchtiger doch leiser Schritt, dem ein Moment Ruhe folgte, spornte meine Sehkraft zum Aeußersten an, doch konnte ich das Thier nicht erkennen. Abermals folgten einige flüchtige Sähe nnd dasselbe, gewiß eine größere Gazelle oder Antilope, verhielt sich rnhig, es Von Echoschoug nach drn qrußell Talzseen 7s> wiederholte noch dreimal seine Sätze, um in der Zwischenzeit abermals zu lauschen. Es mochte w Uhr sein, als eine Heerde von Thieren, nicht bedächtig und lauschend, doch langsam und in großer Zahl längs dem jenseitigen Ufer der Rcgcnmulde herabstieg. Die Mündung dieser Mulde ermöglichte es den Thieren, bequem das kleine salzhaltige und eiuen Süßwasser-Tümpel enthaltende Flnßbett zn erreichen. Tie letzterwähnte Thierheerde war an einem besonderen Geräusche, das dein Anschlagen von Knitteln gegen die Baumstämme ähnelte, leicht zu erkennen. Es waren die dnrch ihr prachtvolles Geweih ausgezeichneten Kudu-Antilopen. Während ich diese Thiere noch später in dem Flußbette herumarbeiteu hörte, näherte sich dem vom Flusse abwärts längs des Ufers führenden nnd die Negenmnlde kreuzenden Wildpfade herab, ein knrzer etwas schwerer Tritt, nnd bald darauf gewahrte ich ein schwarzes, etwa kalbgroßes Thier, das ich als eine braune Hyäne erkannte. Das Thier ging langsam durch die Schlucht und schnupperte wiederholt beinahe bei jedem seiner Schritte, blieb dann anf einige Seennden stehen und fiel, auf das jenseitige Ufer der Mulde gelangt, sofort in ein rascheres Tempo ein. Es schien mir, als sollte ich diese Nacht vergebens den König der Thiere erwarten. Als sich mir schließlich diese Befürchtung immer mehr aufdrängte, erscholl aus einer Entfernung von etwa 1000 Schritten das mir wohlbekannte, tiefe Gebrüll Ich war jetzt sicher, daß das Thier seiner Gewohnheit gemäß den Pfad hernnter nnd zu seinen Liebliugsbäumeu kommen werde. Ich snchte nun meine Aufmerksamkeit von allein Anderen, namentlich von dem lauten Gebelle, mit dem meine beiden Hnnde die an den Wagen drängenden Schakale abzuschrecken suchten, abzulenken. Mehr denn eine halbe Sln nde verrann, bevor sich das Gebrüll des Löweu, diesmal in der Nähe, wiederholte. Nach etwa I-") weiteren Minuten vernehme ich den ersten Laut des herautrabeuden Thieres, es kam näher nnd näher, doch deutlich nehme ich anch wahr, daß es nicht in seinem gewohnten Pfade am jenseitigen Mulden-Ufer, sondern mitten durch die hochbcgraste Mulde selbst einherschritt. Nach einigen raschen Schritten hielt das Thier inne, lauschte einen Moment, um sich wieder zu nähern. So war es bis anf !.'» Schritte nahe 80 Von Schoschong »ach dim großen Salzseen. gekommen — doch mir bei der in der Tiefe der Mulde herrschenden Tulitelheit uud dem hohen Grase noch immer unsichtbar geblieben. Auf's Gerathcwohl in's Gras zu feuern, hielt ich aus dem Grunde nicht gerathen, weil es den Löwen in die Flucht jagen konnte. Der Löwe mußte jetzt an dem Zweigpfade angelangt sein, der zu meinem Vanme führte, er blieb jedoch volle !'> Minuten, in der Milldensohle, ohne sich zu rühren, er mußte mich wohl gewittert haben nud schien sich für den Angriff oder Im Baume, die Flncht zu entscheiden, Ta höre ich den Schritt wieder, dann eine Pause, um im nächsten Augenblicke zn hören, wie der Löwe einen Satz in das jenseitige Gebüsch machte uud dariuueu uerschwaud. Bald darauf belehrte mich Niger's wüthendes Gebell, welche Richtung der Löwe genommen und ich bereute es, uicht gefeuert zu habeu. An allen Gliedern steif, mus;te ich uichtsdestuweuiger auf meinem Posteu ausharren, bis Pit uud Niger bei Tagesanbrnch sich bei mir eingefunden hatten. Vom Hcataspruit nach Tamascise, 81 IV. Ocmi l^ar.iftiruir nach ^üamaftrsr. Die Talzlagcr im ^iataspruit. — Ein Capitalschuß. — Von Ldwcn aufgeschreckt. — Tas saudiqc Lachcnplateau, - Strauße am Wac,eu. — Nachtrcisc bei Fackelschein, — Ein ^töwenabcnteuer. — Tie iltlanlaklenjauci-Quellen. — Vereitelte Elcphantenjagd. — Vc> qegnung mit Elcphautcniäciern, — Tie Madcuassana's. — Gebräuche und Titten derselben. — Ver Ioinha-Weihcr nnd die Tanlasupa-Quellen. — Nächtliches Thierlebeu im Walde, — Eine verunglückte Löwrnjagd. — Pit schläft auf dem Anstaube Am Vurmittago dl's ^i).^ nach jcm'iu lNllMohmrn Zcitlicrtrclb, d»'r im Liiwcn^ baumr durchlebten Nacht, unternahm ich einen Ansflug, unl die Formation an dcn Nata-Ufern zn ilutersuchen. Zwei R iesenst örche (S attelst orch- S pecies ^lvc-!6i'iii ^c^^nion^i.^) zogen ihre weiten Kreise nder den Fluß; mich rasch niederduckend, störte ich sie nicht beim Einfallen, beschlich sie dann und es gelang mir, einen für meine Sammlungen zu erbeuten. Tie Thiere stelltet! den zahlreichen Fischen nach, welche fich in einer ^iachtreise dci Fackelschein, 89 Vmn Natasprmt nach Taumsetsc, der flacheren Salzlacheu dos Flußbettes uuter deul Gesteine zu ver-deigen suchteu. Am Nachmittage uuichte ich mm: läugeren Ausflug durch die südliche Ebene, um nach der Matabelehurde zu seheu, und um die Stelle, au welcher sie das Salz zu gewiuneu pflegten, näher zu uutrr suchen. Schou !2<>l) Schritte vom Wagen jagten wir eiue Zebratrupps (von der duuklen Art) auf, welche iu wilder Flucht dem Flusse zueilte, so rasch Ulld iu solcher Hast, daß ich schon die ganze Heerde iiber das steile Ufer herabstürzen zn scheu wähnte, als dic Thiere ebenso plötzlich stille hielteu und dann zur Rechten einbiegend, dnrch eine schmale Abflußrinne hinabgelangten. Es dröhnte laut auf und eine dichte Staubwolke erfüllte die ^nft, als die Thiere das trockene Bett kreuzten, noch einige hundert Schritte hinübereilteu, um dann an einer weniger steilen Stelle unfern meines Wagens anf das jenseitige Ufer emporzuklimmen. In der Ferne erschienen die Thiere größer als sie sind, ihre Hauptstärke liegt iu dem gewaltigen kiopfe uud dem Hälfe, und da sie fehr gnt genährt sind, ist es nicht schwer, sie mit Pferden einzuholen. DicMasarwa und Makalahari nennen sie mit Rücksicht auf ihr Wiehern, das durch »Ouaa/ga«, wobei die erste Silbe bedenteud kürzer als die zweite klingt, deutlich wiedergegeben werden kaun, Quaggas. Je, uäher ich dem Matabele-Lager kam, desto mehr Vorsicht hielt ich für nöthig, da ich jedoch anf der Ebene wenig Deckuug faud, waudte ich mich nach Westen uud kam hier in eine Flußvertiefnng, die nach den: Nata zuführte, so daß ich selbe als einen Arm des unteren Nata ansehen möchte, der uach der Soa führt. Ich folgte ihm geraume Zeit, er hatte denselben Charakter wie der Nata und entschloß mich dann, dnrch das holie Gras nach dem vermnthlichen ^ager, d. h. bis auf eine englische Meile Entfernung von demfelben anzuschleichen. Doch wir stannte ich, als dieser Arm nach einer Stuude Wegs, wobei wir rechts und links vou nns Zuln-Hartcbecst-Hecrden beobachteten, uach Osten in der vou mir angestrebten Richtung abbog und ich ihn verfolgend, das verlassene Matabele-Lager vor mir sah, Ich stand an einigen mit rosa- und duukelwrmiu gefärbter, stark salzhaltiger Flüssigkeit gefüllteu, ziemlich umfaugreicheu, in der Mitte des Bettes liegenden Lachen; rings war der Boden von weißlichem Salz- Vum Natcispniit nach Taincisetsc, ^3 niederschlage bedeckt, und zerstreute Ealzstücke, schöue auf einer I bis 2 Zoll dicken harten Thonlage ruhende Krystalle, lagen überall umher, auch Pfähle, mit denen das Salz ans den Lachen herausgebrochen worden sein mochte. Die Matabele hatten also die Stelle schon verlassen, ich hatte die Störenfriede nicht mehr zu fürchten und konnte eine genaue Besichtigung der Lachen vornehmen. Bei normalem Wiuterwasserstand sind dieselben 1 bis 1'/. Fnß tief, 30 bis 45> Fuß breit, 30 bis 900 Fuß laug. Der Niederschlag am Boden ist 1 bis 3 Zoll stark und verbindet die Ufer einige 6 bis 10 Zoll unter der Oberfläche der Flüssigkeit wie eiue starke Eisdecke, schlägt mau diese durch, so kommt man einige Zoll bis einen Fnß tiefer anf den eigentlichen Boden des Gewässers. Tritt man hiueiu, so glaubt mau auf Nadelkrystalleu zu stehen, nnd die Füße bedecken sich mit einem deutlich sichtbaren Niederschlage. Diese stark salzhaltigen Lachen sind weder von Vögeln noch anderen Thieren besucht. Die schönen rusarothen Krystalle, mit dcueu jeder iu die Lache geworfene Gegenstand bald inkrustirt nnd an der Salzdecke festgepicht wird, erblassen leider so wir sie der Lache entnommen werden. Wir schleppten mit, so viel wir konnten, nnd ich sandte am folgeudeu Tage Pit nud Merito zur selben Stelle, um Salz für uusereu Gebrauch zu gewiunen. Um es von seinem Kalkgehalte zn befreien, wird das Salz gekocht nnd dann zerschlagen. Ich bediente mich feiner zum Einsalzen des Wildfleisches. Anf dem Heimwege vou diesen Salzlachen (ich folgte dem Bette, indem sie liegen, bis in den Nata, es ist also ein von ihm abzweigender und sich wieder mit ihm vereinigender Arm) beobachtete ich die letzten Springbockheerden nach Norden und Heerden des gestreiften Gnu's, das hier das schwarze Gnn vertritt, welches ich nicht nördlicher als über Schoschoug zu beobachteu Gelegenheit hatte. Am 29. schoß mein Freund Th. eine Steinbockgazelle, auf der östlicheu Grasebeue, es war ein Cavitalschuß auf 250 Meter. Iu der Nacht am 29. legte ich au mehrereu Stelleu mit Strichnin vergiftete Stücke Fleisch aus, um einige Schakalbälge zn gewinnen, am nächsten Morgen fand ich vier Cadaver dieser Thiere; das Fleisch des abgezogeneu Thieres wird schon in der folgenden Nacht von seinen Genossen verspeist, 84 Vom Natasprmt nach Tamcmtse. und man wnd düun in den nächsten Tagen jene, die an dem Mahle theilgeuommen, todt in dem Gebüsche wiederfinden. Die Umgegend des unteren Nataflnsses ist durch zahlreiche Baobabbäume, welche in den: salzhaltigen Boden ebenso gut gedeihen, wie im Humus, so wie dnrch dichtes Palmengebüsch ausgezeichnet. Meine Sammlungen hatten nuu schou derart an Umfang gewuunru, daß ich mich entschließen mußte, das bisher Gewonnene mit dem ersten, nach dem Süden zurückkehrenden Elfenbeinhändler oder Jäger zu Rev. Mackenzie nach Schoschong zu seudeu. Am 3. Juli verließ ich den Lagerplatz im Mimosengehölz, den ich trotz der nächtlichen Löwenbesuche liebgewonnen hatte und zog am linken Nata-Ufer den Fluß nach aufwärts. Der Weg führte amNande der östlichen Ebene mid war theilwcise tiefsandig. Während unserer Fahrt sahen wir eiue Heerde von Zebra's in einer Ent-fernnng von 500 Schritten grasen, Th. wollte seine Kunst als Schütze an den Thieren erproben, schlich sich anf 50 Schritte an und fenerte aus dem hohen Grafe auf eines der Pferde, Der Schnß traf, das Thier fiel sofort nieder, sprang anf, lief noch etwa zehn Meter, fiel abermals nieder und verendete nach 15 Minnten. Wir eilten alle hinzn, Pit faßte unvorsichtiger Weise das Thier am Kopfe, doch dieses, obwohl in den letzten Zügen, biß nach ihm, ohne ihn glücklicher Weise zn erhäschen, andernfalls hätte der Diener eiue tiefe Bißwunde davongetragen. Wir machten uus sofort an das Abhänten der Beute nud uahmeu mit Ausnahme des Brust- und Halsfleisches, alles übrige mit, um Beltuug zu bereiten. Etwa 2'/^ englische Meilen weiter fand ich in einem dichten Gehölze die geeignete Stelle zu einem neuen Lagerplatz, um hier vollends die Haut des Thieres zu präpariren. Während Pit imd Th. damit beschäftigt waren, das Fleisch der Zebrastute in Stücke zu schneiden, um es aufzuhängen, arbeitete ich an dem Felle und dem Schädel. Mcriko wachte mit einer Muskete bei den grassndcn Zugthieren. Am Nachmittag besah ich mir die nächste Umgebung und fand die Büfche dicht, den Banmwnchs spärlicher, doch stellenweise schöne Baobabbäume. Das Ufer des Nataspruits, in dem sich hie uud da schöur bewaldete Iuseln befanden, war hier hoch nnd steil und das Bett Vom Nataspnlit nach Tainasetse. 85 enthielt eine mehrere hundert Fuß lauge und Ziemlich tiefe Lache, welche von Wasserschildkröten und Fischen wimmelte. Doch aus sie hatten wir nicht viel Zeit zu verwenden, denn es schien mir geboten, bis Ende dieses Monats, wenn möglich, den Zambesi überschritten zu haben und bis zum December in das weniger ungesunde Hochland an seiner nördlichen Wasserscheide gelangt zu sein. Da wir keine Löwenspuren bemerkten, errichteten wir eine ziemlich niedrige Umzäunung — es war uus bisher uicht bekauut, daß die Löwen oft Tagereisen weit Streifzüge von ihren gewohnten Schlupfwinkeln aus unternehmen; die Nacht war kalt, ein eisiger Südsüdwest-Wind hieß uns die Nähe des Feuers suchen nnd da die Nacht dunkel zu werdeu versprach, bereute ich es. keiue höhere Umzäunung gemacht zu haben; doch ich vertröstete mich damit, daß das Zebrafell murgeu truckeu sein werde und ich den Ort verlassen konnte. Schon nm 8 Uhr war die Finsterniß vollständig hereingebrochen, zeitweilig fielen Regentropfen und verkündeten im Vereine mit dein durch die Wipfel der niederen Väume streichenden Winde eine unangenehme Nacht. Plötzlich, so plötzlich, daß wir alle vor Schrecken aufsprangen, wurden wir dnrch das heftige Zusammenfahren und Gebrülle der Ochfeu in der Umzäunuug anfgefchrcckt. Nur zu leicht kouuten wir deutlich hören, daß einige derselben flüchtig geworden nnd beim Uebersetzen der meist ans trockenen Aesten errichteten Umzäunung in derselben eingebrochen waren. Um nnsere Ueberraschung noch zu erhöhen, sprang Niger laut bellend nach den Gebüschen, während sich der kleinere Hnnd winselnd unter dem Wagen zu verbergen suchte. Wir drei am Feuer dachten natürlich, daß ein oder mehrere Löwen über den niederen Zann in den Kraal eingedrungen waren, dies um so mehr, als wir die zurückgebliebenen Zngthiere sich in einen Klumpen aneinanderpressen sahen und uns ein ununterbrochenes, gedämpftes Blöken beunrnhigte. Von Th., der wenige Augenblicke vorher eben damit beschäftigt war, die Zugthirre etwas kürzer anzubinden, konnten wir, fo weit uns der Feuerschein etwas in der Dnntelheit zu sehen gestattete, nichts erblicken. Während sich Meriko und Pit jeder mit einem Fenerbrand bewaffneten, ^6 Vom Natcispnüt »ach Tcinny'ttso, sprang ich anf den Vock, um meinen Hinterlader zil ergreifen, nnd ließ die Diener ihre Lenchten hochhalten, um hinreichend Licht in den Kraal zn werfen. Ich konnte jedoch nichts von einem Löwen in demselben erblicken. »Theunissen, können Sie den Löwen sehen,« rief ich, doch statt einer bejahenden Antwort drang ein wimmerndes: "Helft mir, helft!« ans dem Knänel der Zugthiere, aus deren Mitte sich zugleich das ängstliche Blöken vernehmen ließ. Wir sprangen herbei und fanden, daß die ^ngthiere durch einige sich anschleichende Löwen in Anfregnng versetzt, das in der Erde befestigte Ziehtan losgerissen und sich in der Verwirrnng in dasselbe verwickelt hatten, wobei Th. nnd zwei Zugthiere niedergeworfen wurden, während andere zwei über die Umzäunung setzten. Dank der Wachsamkeit Nigers hatten sich die Löwen znriickgezogeu, nnd während wir Th,, der glücklicher Weise unverletzt war, ans seiner nnerquicklichen Lage befreiten, kehrten auch die beiden entlanfenen Zng-thiere zum Wagen zurück. Ich ließ, nachdem die Thiere am Wagen entsprechend befestigt waren, rasch fünf Feuer um den Wagen und die Umzännnng anzünden, nud unter ihrem Schutze fällten wir mehrere Mapanibänmchen und erhöhten damit die Nmzännnng. Erst am 5. konnte ich die Weiterfahrt, und zwar unter strömendem Regen antreten, der mir indeß diesmal willkommen war, da er den tiefen Sand eompaeter machte und den Zngthieren die Arbeit erleichterte. Ich paffirte die dnrch tiefe Sandmassen ziemlieh schwer passirbare Furth des Natasprnits nnd traf jenseits derselben auf einem verlassenen Iagdplatze die Reste eines Buerwagens. Von Wild beobachteten wir blos Denker-gazellen, zwei gestreife Gnn's, einige Zebra's und Perlhühner, von denen letzteren ich eines erlegte. Nachmittags traten wir ans den bewaldeten Partien heraus und zogen über eine hochbegraste Ebene, die stellenweise mit einzelnen Mapanibäumen oder kleinen Mapani- nnd Mimosengehölzen bestanden war. Obgleich ich sehr dagegen war, das Gespann in von Löwen bewohnten Gegenden Abends oder Nachts weiden zu lassen, war es diesmal nicht zn vermeiden; wir machten die Thiere frei nnd trachteten sie in der Nähe des Wagens zn halten. Doch kaum hatten sie etwa l50 Schritte weit sich entfernt, als sie dnrch ein Thier scheu geworden, Vom Natcispnitt nach Tcmmsctsc. ,>»l7 in wilder Flucht nach rechts über die Ebene dahinjagteu. Mit Hilfe des brauen Nigers, der deu Störenfried, eine Hyäne, rasch entdeckt nnd verfolgt hatte, gelaug es Th. und Pit, die Thiere nach eiurr Weile wieder einznfangen. Die Nacht hindurch hatten wir das Vergnügen, eiu von gefleckten Hyänen gegebenes Concert anznhören. Am t>. dnrchzogeu wir Vormittags ein Terrain, das dem des vorigen Tages sehr ähnlich war, während wir am Nachmittage eine ausgedehnte wiesige, vom Niederwalde rings umschlossene Lichtung passirteu, anf welcher sich zahlreiches Wild tummelte. Ein heftiger Negengnß spendete nns reichlich das ersehnte Trinkwasser, das uns der Boden nicht finden ließ. Wir sahen Strauße aus der Ebene, Denkergazellen, gestreifte Gnu's uud Löwen im Anschleichen der Zebra's begriffen. Gegen Abend kamen wir au eiu Gehölz, an welchem ich zu übernachten beschloß. Am Abende des 8. Juli betraten wir eiueu Wald, der eiuen Theil des »sandigen Lachenplateaus« bildet und sich etwa !<)<» englische Meilen nach Norden erstreckt. Der Boden auf dieser Strecke ist mit Ausuahme einiger Lichtungen, welche Lachen anfweisen, tiefsandig nnd ist der westliche Theil des Gebietes, den Mohr das Land der -»tausend Teiche« genannt hat. Ich belege mit diesem Nameu unr jcue Strecke, welche keinen merklichen Abfall zeigt und dem Regeuwasfer keinen Abfluß uaeh den Flüssen gestattet. Jene Lachen charakterisireu diese Gegend uud werden zumeist (95> Percent derselben) nur vom Regen gespeist. Sie sind klein nud dicht begrast und enthalten während 2 bis .^ Monaten reichliches Negeuwasser. Nnr cine verschwindend kleine Anzahl wird von Quellen gespeist uud solche das ganze, Jahr hindnrch wasserhaltige Stellen sind von den Madenassa's, die dcn wiesigen Niederwald bewohnen, benannt worden. Andere, die nnr zeitweise im Jahre, Nasser euthalteu, habeu vuu deu hulläudischcn und englischen Jägern nnd Elfenbeinhändlern Gelegenheitsnamen erhalten. Dieses Lachengebiet liegt zwischen der Eoa und dem Nata (gegen Süden), den Zambesi-Zuflüsseu nach Nordeu, dem Mababi-Veldt uaeh Westeu uud dem Nata- und Uguaj-River uach iDsteu. Es ist im Innern Süd-Afrika's jeues Land, in welchem die riesigen Säugethiere, wie Elephauten, Nashorne, Giraffen noch hänfiger zu finden sind, nnd von welchem ans sie sich dann 88 Vom Natasprmt >mch Tainasetse. nach Osten llnd Westen, sowie nach Norden über den Zambesi ausbreiten. Seiner Wasserarmnth in der Trockenzeit halber, ist es nicht nnr mit großen Opfern zn Passiren nnd nicht geringere fordert znweilen im Beginne des Sommers vom Oetober bis December eine aufsprossende Giftpflanze, die das Gras im Wachsthnme überholt llnd den Ochsen sehr schädlich wird. Ans diesem Grnnde wählen anch oft die Elfenbeinhändler, welche mit dem am Zambesi wohnenden Stämmen in Verkehr zn treten suchen, den sogenannten östlichen, d. h. einen durch Westmatabele nnd das Gebiet der Makalaka führenden Weg, doch hat anch dieser zahlreiche Schattenseiten nnd Nachtheile, welche namentlich in der Unzuverlässigkeit nnd Stehlsucht der Eingebornrn auf dieser Strecke begründet sind. Wälnend der Fahrt am Nachmittage des.?., bevor wir noch in den dichten Wald einfuhren, nnd als wir eben die letzte Dichtung passirten, schrie Meriko, der vor den Ochsen einherging, ^anf, nnd wies mit der Hand nach links, indem er sich eines Ausdrucks bediente, den ich nicht verstehen konnte. Ich saß neben Th. an» Bocke nnd war natürlich sehr begierig, den Grnnd der Aufregung meines in jeder Hinsicht hin braven Bamangwato-Tieners zn erfahren. Es waren zwei Strauße, die kaum 250 Schritte vom Wege entfernt, seine Aufmerksamkeit erregt hatten. Ich sah nur einen, der nahe an einem Gebüsche stand; nicht der Beute halber, die dem Könige der Bamangwato's gehörte, sondern bloß des Iagdvergnügens halber sprang ich herab, um mich im hohen Grase anzuschleichen. Der zweite Stranß, den ich bisher nicht bemerkte, saß auf der Erde, lugte nnr mit dem Kopfe über das Gras und ergriff bei meiner Annäherung sofort die Flucht, während mich einige Büsche am Gebrauche des Gewehres verhinderten. Als ich wieder freieres Terrain gewann, waren die Vögel eben im Begriffe, in einen Niederwald einzudringen nnd rannten so ziemlich auf einen nnd denselben Banm zn, Ich feuerte aus einer Entfernung von 450 Schritten nnd hörte die Nngel in den Staunn des Baumes einschlagen. Die größte Frende über den verunglückten Iagd-versnch zeigte Meriko, weil ich das Eigenthum seines Herrn, des .Königs .Nhama, nicht geschmälert hatte, nnd versprach, nach seiner Rückkehr nach Schoschong es dem Könige selbst zu berichteil. Vum Nawjpl'liit nach Taniasets,.'. ^9 Da ich alles aufbieten wollte, um die erste der Quellen auf dem genannten Plateau noch an diesen: Tage Zu erreichen (wir hatten deu Tag über kein Trintwasser für die Zngthicre gefunden) blieb nur nichts übrig, als unsere Reise trotz mannigfacher Schwierigkeiten lind Bedenken Nachts fortzusetzen. Voran lief Niger, selbst ohne erst dazu aufgemuntert worden zu seiu, ihm folgte Pit mit einem Hinterlader, dann Meriko, der die Leitochsen am Riemen führte, mit einem tüchtigen Fenerbrande, Th. trieb die Achsen, und ich sas; am Bocke, das Gewehr schußgerecht in der Haud haltend, ein zweites lag hinter mir, nm es nöthigenfalls dem neben mir schreitenden Th. sofort reichen zu können. Gegen I I Uhr Nachts langte ich an der erwähnten Quelle an, welche den in den Wäldern ringsum wohueuden Madenassana's nnter dem Nameu der südlichsten der.Aamaklenjana Qnellen bekannt ist. Hier traf ich mehrere Elephanten- 90 Vom Mtaspniit nach Tmmisctsc. jä'ger, denen ich einige Wochen zuvor, und andere, welchen ich an der Soa Salzpfanne begegllet hattc, sie alle klagten über dm Mißerfolg ihrer Jagd. Ich will hier eines interessanten Löwenabentencrs gedenken, das sich einige Tage vor meiuer Ankuuft au der Stolle, au der mir, wie erwähut, dir Hyäueu mein Gespauu scheu gemacht hatteu, zugetragen, uud das mir deu Tag nach meiurr Aukuuft au deu geuauuteu Qnelleu berichtet n'urde. Die, Herreu Dauiel Jakobs, eiu Voer-Iäger, Frauk, eiu Eug-läuder, der der Jagd halber diese Gegend aussuchte, und Kurtiu, eiu Elfeubeiuhäudler, siud die Heldeu dieser Iagdepisude. Sie hatteu ebeu ausgespamtt, als ihueu die Dieuer die Nachricht brachteu, daß eiur Giraffenheerde einige Meilen vom Wege ab in Sicht sei. Da Herr Frank noch nie zuvor Giraffen in der freien Natur gesehen, verabredete mau sich, ihm den crstm Schuß zu aMueu. Nasch wurdeu die Pferde gesattelt uud man eilte dem Wilde entgegen. Obgleich dieses sofort die Flucht ergriff, wurde es doch schou nach kurzem Wettlauf eingeholt uud Jakobs beeilte sich fofort vom Pferde herab eines der Thiere niederzuschießen. Die Gesellschaft sattelte ab uud war ebeu damit beschäftigt, das Thier zu zerlegen, als eiuer der uachgeeilteu Dieuer die Jäger auf eine andere, etwa 2000 Schritte entfernt grasende Giraffe anfmerkfam machte. Mau suchte auch diese auf und Herr Frank feuerte gleich zwei Schüsse ab, ohne ihr jedoch ein Leid auzuthnn, dann schoß Knrtin und fehlte ebenfalls, Jakobs folgte als dritter lind obgleich er das Thier förmlich mit feinem Pferde znfammenrannte nnd sein Doppelgewehr abschoß, entkam die gehetzte Giraffe nuverwundet. Da er sah, daß die beideu audereu Jäger zurückgeblieben waren, wollte er schon dem Thiere die Freiheit schenken nnd von der Verfulguug ablassen, als es ihm einfiel, es mit dem Pferde zu überholen, zu wenden nud in diefcr Weife Herrn Frank noch eine Gelegenheit znm Schnsse zn geben. Von neuem jagte er der Giraffe uach uud hatte sie beiuahc schou erreicht, als er unmittelbar vor sich, ein wenig zur Linken, eine sprungbereite Löwin im Grase liegen sah. Sich uach seinen Begleitern mukehreud, um sie herbeizurufen, sieht er, daf; er an einer zweiten Löwin nnd einem Löweu vorbeigeritten war, ohne die Raubthiere vorher bemerkt zu haben. Aus dieser unangenehmen Voin Nllwspriiit nach Taiuaslüsc, 9^ Lage suchte er sich dadurch zu befreien, daß er rasch uach rechts abbog, einige 3<» Schritt in dieser Richtung hin galoppirte, dann auf den Löwru, der ihu mit seinen Blicken verfolgte, anschlug nud feuerte. Er schoß zu hoch, verfehlte den Löwen und traf dir Löwin in's Schulterblatt. Darauf feuerte der herbeigeritteuc Knrtin zweimal und fehlte, ohne daß sich die Löwen in ihrer Ruhe stören liehen. Jakobs schoß nun zuni zweitenmal und verwundete den Löwen schwer, so daß sich dieser in ein nahes Gebüsch znrückzog. »Da ich dachte, daß uns die beiden Löwinnen, die in das tiefe Gras so weit hineingekrochen waren, daß wir sie nicht sehen kounteu, bckriechen, d. h. sich znm plötzlichen Sprunge bereit machen würden, gab ich,« so berichtete mir Daniel Jakobs, »den wohlmeinenden Nath, uns lieber eiligst zurückzuziehen, als den Kampf mit den Löwen fortzufetzcn. Während unferes Rückzuges fahen wir beide Raubthiere, das eine stark hinkend, sich ebenfalls davoumacheu. Alle diese Löweu gehören in den Bereich des Nataflusses uud finden namentlich in dein stellenweise sechs bis sieben Fuß hohen Grase vortreffliche Schlupfwinkel. Die Klamakleujana-Qnelleu bestehen ^fo weit sie nahe dem Wege liegen) aus vier von einander getrennten, sumpfigen Gewäfsern, daher rührt auch ihr Name »viermal hinter einander«; zwischen ihnen, sowie rechts uud links im Walde, liegt eine Unzahl von während kürzerer oder längerer Zeit im Jahre gefüllter Ncgenlachen. Nahe an der ersten Qnelle, die wir am Abend des 7. erreichten, zweigt sich ein uon den holländischen Jägern geschaffenes Geleise nach dem Mababifelde ab. Hier stieß ich anf den Diener Andersons mit Namen Saul; er reiste in Gesellschaft eines Makalahari-Mannes, der vier linder mit sich führte, Saul hatte ihu am Natafpruit gefunden und ihn aufgefordert, sich ihm anzuschließen. Er war dessen sicher, daß sein Brodhcrr nichts dagegen eimueudeu werde uud die? um so weniger, da er ihn bei der Straußenjagd verwenden wollte. »Ich weiß aber, daß Du kein guter Schütze bist, wie kauust Du Strauße erlegen?« frug ich Sanl. — »Doch, Herr, ich treffe sie schon,« antwortete derselbe. Wenn ich sie jagen will, nehme ich einige, Makalahari mit mir. Wir sucheu hieraus die Spur der Strauße auf, uud streben namentlich uach solchen, welche von einem Pärchen herrühren. Mir ist es hauptsächlich darnm zu 92 Vom Nataspruit nach Tcmmsetsl?, thun, daß ich das Nrst der Thiere finde. Beim ^teste angelangt, wird ein Loch in die Erde gegraben und hier verstecke ich mich, um dm brütenden Thieren aufzulauern. Den ersten zum Neste eilenden Vogel erlege ich mit Leichtigkeit ans uumittelbarer Nähe, den zweiten dadurch, daß ich den Balg des ersteren auf einen Pfahl ziehe und diesen vor dem Neste aufstelle, wenn mich nicht der zweite Vogel schon bei dieser Arbeit überrascht, nnd sich auf Nimmerwiedersehen empfiehlt. Doch geschieht dies selten und auf diese Weise gelaug es mir, schon viele Strauße sammt ihren Eiern zu erbeuten,« An der südlichsten der Klamaklcnjana-Quellen erfnhr ich die Bedeutung der hie und da von deu Masarwa's und Bamaugwatu's geuanuteu Flüsse. So z. B. bezeichnet Khori, das Land am Seitenflüßchen des Tschaneng, »eine Trappe« und der Mokhotsi »eine starke Strömnng«. Am 9. kehrte der Genosse Andersons vou deu nächsten Klamaklenjana-Quellen heim uud berichtete, daß eiu Boer iu dem anliegenden Walde eine Elephantenkuh geschossen hade, welche, Nachricht die an der Quelle lagernden Jäger iu nicht geringe Aufregung brachte, allem diese steigerte sich uoch uach der Rückkehr Theuuisseus von einem Ausfluge, den dieser in deu Wald nach Osten unternommen, und auf dem er auf fünf flüchtige Elephanten gestoßen war. Er rief dem ihm unmittelbar folgenden Meriko zu, ihm rasch die Patronen zu reichen, und hätte hinreichend Zeit gehabt, eiu Dutzeud Schüsse abzufeueru, weuu uicht Meriko, um das dem ötöuige gegebene Versprechen, keine Elephauteu zu schießen, zu halteu, die Jagd dadurch vereitelt hätte, daß er beim Anblicke der flüchtenden Culosse das Weite suchte uud Theuuissen ohne Munition zurückließ. Auch ich machte zwei Ausflüge tiefer iu deu Wald hiueiu uud entdeckte Spureu von Giraffen, Harrisböcken, Kudu's, Elephanten und Büffeln. Den Tag vor nnserer Ankunft war eine Büffelheerde am Wasser beobachtet worden, doch hatte sie sich so zeitlich nach Mitternacht entfernt, daß sie die Jäger am Murgen nicht einholen konnten. Bevor ich noch die Quellen verließ, traf ich hier mit Mr. Taylor zusammen, er klagte anch über den Mißerfolg der Jagd. Einer der Jäger besuchte alljährig eine Stelle in der Umgegend, welche ihm reichliche Beute sicherte; mehrere tief im Walde Pom Ncilaspl'nit nach Tamasetsr. 93 wohnende Madenassana's waren seine ausgiebigsten Helfer. Zwei andere ^lephantenjäger, die dies vernommen, trachteten auch ihr Glück an derselben Stelle zu «ersuchen, ein Versuch, der indessen ihr gegenseitiges Freundschaftsbündnis; nicht inniger gestaltete. Am W. verließ ich meinen Lagerplatz und langte nach einer zweistündigen Fahrt durch den tiefsandigen Niederwald an den nächsten Mamaklenjana-Quellen an. Ich traf hier einen Elephantrnjäger mit Namen Mayer, sowie einen Holländer, Mynheer Herbst, an; etwas weiter ab, an einem zweiten Gewässer, einen anderen Holländer mit Namen Jakobs und den Elfcnbeinhändler Mr. Kurtin, dessen ich bei der zuletzt beschriebenen Löwenjagd gedachte. Der Letztere theilte mir mit, daß er auf eiuem seiner ersten Züge in dieses Gebiet nicht weniger als 66 Ochsen durch die schon erwähnte von October bis December in diesen sandigen Niederwäldern aufsprosseude Giftpflanze verloren hatte. Jakobs theilte mir einige seiner interessanten, sowie auch die ncnnenswcrthcsten Lö'wenabenteucr Pit Jacobs, des zweitberühmtesten Elephantenjägers Süd-Afrika's mit. Mayer uud Herbst jagten in Compagnie, Herbst schoß hier eine Elephantenkuh nnd war noch immer ganz davon begeistert. Herr Mayer hatte einige Maka-laka's in Dienst genommen, welche auch nur einige Tage znvor ihre Dienste angetragen hatten, da ich jedoch von diesem nuter den Matabele's wohnenden Banthustamme eine sehr schlechte Meinung habe und nebenbei die hier Betreffenden wahre Galgen-Physiognomien zur Schau trugen, rieth ich Herrn Mayer an, sie aus seiuem Dienste zu entlassen. Er wollte nicht darauf eingehen und hatte es leider fpäter zu bereuen. Denn als ich ihn sieben Monate später wieder traf, da hatte der arme nud gute Mann, dem ich das Veste von Herzen wünschte, über zahllose Diebstähle zu klagen, welche die Makalaka-Diener verübt, uud darnach verschwunden waren. Ich traf auch hier zum ersteu Male die deu Bamangwato's unterthämgen Madenassana's an; es ist ein schöner Menschenschlag, leider von ziemlich abstoßendem Gesichtsausdruck. Von Hantfarbe fast dunkelschwarz, sind es meist hohe Gestalten von starkem Nuochenban, namentlich die Männer. Um so mehr wunderte es mich, uuter den Frauen förmlich zarte Geschöpfe zu finden. Die Madenassana's haben ein stärkeres und längeres <)4 Vom Natafpnüt »ach Tsimajrtse, Wollhaar, welches besonders au den Schläfen nud der Stirne oft bis eiueu Zoll tief herabhängt, Das Cranium ist dann in der Regel oft kurz behaart. Besucht cm Vamaugwato das sandige Lachenplatean, so sucht er gewöhnlich znerst die Madcnassauas, die Helfer bei seinen Jagden auf, um für seinen ^önig und fich Elfenbein zu erwerben. Diese wohnen aber in der Regel so versteckt in den dichten Partien der Wälder, daß die Jäger ihre Wohnungen kaum gewahr werden, wenn sie nicht uon einem Madenassana selbst zu denselben geführt werden. Der Aeltcste in einer solchen kleinen Niederlassung ist dann der kleine Stamm-Ilnterhäuptling; will man als Blaßgesicht Diener nnter den Madenassana's miethen, so ist es immer das beste, sich an den ältesten des Dörfchens zu wenden. Miethet mau sie auf einige Monate, dann bezahlt man ihnen zwei bis vier Pfnnd Glasperlen, oder anch einige Wolldecken, doch zuweilen wird auch Schieß-pnlver und Blei verlangt, auf die Dauer vou sechs bis zehn Monaten begehrten sie eine Muskete. Im Gegensatze zu vielen audereu Bauthnstämmen wird bei ihnen dir unter eiufacheu Ceremonien vorgenommene Verehelichuug resveetirt und ehe liche Trene bei ihnen ziemlich hoch gehalten. Währeud bei mauchen Stämmen das Gefühl von Eifersucht nicht gekannt oder nur in einem schwachen Grade vorhanden ist, kann sie nach dem, was ich vuu meiueu Bericht erstattern über die Madenassana erfahren, bei ihnen selbst zu schwereu Verbrechen führen. Der Stamm wurde nur als geuügsam geschildert und auch als Diener sind sie besser als die Masarwa's nnd Makalahari's. Der weiten Entfernung ihrer Wohnplätze von Schoschong wegen — sie bewohnen deu nordwestlichen Winkel des östlichen Vamangwato-Landes — und da sie uicht gleich den Masarwa's über das Land zerstreut sind, ist ihr Verhältniß den Bamangwato s gegenüber kein so drückend sklavisches wie das der Masarwa's. Sie besitzen eigene Gewehre, und werden nnr jährlich von einigen von den: Könige vou Schoschong ans abgesandten Äaman-gwato's aufgesucht, welche von ihnen die Abgaben einsammeln, oder sie zu Jagden verwenden. Im Jahre 1^74 trafen drei Bamangwato's eiuen kleinen Hänfen der Madenassana's im Dienste des Elevhantenjagers Zwart an, sie forderten diese auf, deu weißen Mann sofort zn verlafsen nnd fich Vmn Äiataspruit nach Tauicisrtsl'. ß5 ihnen anzuschließen, was diese indeß verweigerten. Tarauf ergriffen die Bamangwato's die Frau dos Aeltestrn (des Anführers) und fingen sie zu schlagen an, »in durch diese Züchtigung den Sinn der Vasallen zn betehren, doch der Mann der Geschlagenen ergriff einen ihm zunächst liegenden Assagai, stürzte sich ans den Vamangwato nnd hätte anch den nächsten von ihnen durchbohrt, wenn diese nicht zn ihren Gewehren ge^ griffen und anf die Madeliassana in Anschlag gebracht hätten. Die Makalaka's, deren ich knrz vorher erwähnte nnd von denen ich eine so geringe Meinung habe, trieben sich in den Jahren 1875 und 1876 recht zahlreich zwischen dein Nata nnd dein Zambesi herum. Es waren meist Flüchtlinge aus Schoschong, die ihrer Verrätherischen Handlungsweise halber aus der unmittelbaren Mhe der erzürnten Bamangwato's weichen mußten. Am Nachmittage desselben Tages (des !!.) durchschritt ich, von meinem Diener Pit begleitet, den dichten Wald nach Nordost und traf ein Kndnpärchen, das jedoch trotz seines Niesengehörns so rasch in den Büschen verschwand, daß wir keinen Schilf; anbringen konnten. Diese Antilope liebt meist hügelige Dickichte oder bewaldete Höhen und nur dies kann es mir erklären, daß sie den Löwen, welche in Süd-Afrika besonders den Rand der Lichtungen lieben, seltener als viele andere Species zum Opfer fällt. Am >^. verließ ich die zweiten (mittleren) Qnellen und begab mich nach den nächsten nnd dritten, wohin der Jäger Jakobs und der Händler Knrtin schon vorher übersiedelt waren. An diesem Tage langte hier ein Elfenbeinhändler (ich will ihn T. nennen) an, welcher den König des Marutse-Neiches, Sepopo, auf welches ich lossteuerte, besucht hatte, er emvfahl mich an seinen guten Freund Z., den ich weiter nordwärts am Panda ma Tcnka-Flüßcheu findeu sollte. Ich ersuchte ihu, mir zwei listen gesammelter Gegenstände nach Schoschong zn befördern, was er anch versprach, ohne daß ich später je wieder etwas von denselben sah. Mr. Kurtin verkaufte an ihn zwei Falben (einen derselben hatte ich im Jahre 1674 in Schoschong von der Dickkopsickte geheilt) für 800 Pfnnd Elfenbein. Anf den beiden Wägen des Känfers waren cirea 7M»<» Pfnnd W Vom Natttspruit nach Tamasetje. Elfenbein geladen, davon waren 5000 Pfund von Sepupo eingehandelt, den Rest hatten die Diener des Händlers auf ihren Iagdzügen am südlichen Zambesi-Ufer, zwischen den Victoriafällen nnd der Tschobemündnng erbeutet. A. berichtete anch, daß am Zambesi das Fieber gefährlich und die noch zu bereisende Gegend sehr wasserarm sei. A. war so gütig, mir den sechsten Theil einer geschlachteten Kuh zu senden, wofür ich mir crlanbte, ihn mit Medikamenten zu versorgen. Nachmittags reiste ich ab nnd zog in einer West- bei nördlichen Richtung nach der nördlichsten der Klamaklenjana-Quellen; die durchreiste Waldpartie zeigte schöne Kameeldornbäume, Mimosen nnd ahornartige, doch auch Mochononobäume und Fächerpalmen-Gebüsche: durch eine ähnliche Gegend führte uns der Weg am !.'>., wobei wir nnser Mittags-lager bei den eben genannten Qnellen aufschlugen. Ich zählte von den südlichsteu bis zu den nördlichsten Quellen L5 nach heftigen Regen gefüllte Einsenkungen. Auf einigen während der Fahrt durch deu Wald unternommenen Abstechern erblickte ich Büffel, gestreifte Gnu's, Zulu-Hartebeests und Zebra's im Wechsel und zahlreiche ^öwenspnren. An den nördlichsten Klamaklenjanaquellen mündet ein von dcu Elfenbeinhändlern aus Wcft-matabele gewählter Weg. Hier traf ich anch drei Elephantenjägcr, die Herren Barber, Frank und Wilkinfon, von denen sich der erstere als Jäger eines ausgezeichneten Rufes erfreut, ebenso wie seine hochgeehrte Mutter nicht allein eine ansgezrichuete Künstlerin, sondern anch eine äußerst feine Beobachtrriu des Thierlebcns ist, und über die. Resultate ihrer Betracht tnngcn auch schon mehrere kleinere Schriften veröffentlicht hat. Mr. Barber zeigte mir sein Skizzenbuch, in dem er feine Iagdabentener künstlerisch wiedergab. Ich übernachtete einige Meilen weiter nordwärts im Walde. Der Banmwuchs auf der am folgenden Tage zurückgelegten Strecke war ungleich besfer entwickelt und erreichten mehrere Stämme bis 60 Fuß Höhe; sie gehörten einer Species an, welche von deu Holländern die wilde, Syringa, von den Bamangwato's »Motscha«, fowie eine andere, nicht minder häufige Art, die »Monati« genannt wird. An manchen der Büsche bemerkte ich zahlreiche rothblühende Orchideen. Vom ÄlMlisvniit nach Tamasetsc, 97 Gegeu Mittag erreichte ich einen in einer unbedeutenden Vertief ling liegenden Weiher, ^)oruha, d. h. eiu Sprung genannt, wo ich abermals den Jägern, dic ich an dcn letzten Quellen getroffen, begegnete. Der Händler H. hatte ihnen diese Stelle, als bleibenden Aufenthalt angerathcn, weil seine Diener in den Joruhawälderu eine Unzahl von Elephanten niedergestreckt hatten. Da nach den Spnren zn urtheilen eine Elephanteuheerde Ptt schläfst Du? an dem Joruhawasser zwei Tage zuvor zur Tränke gekommen war, erwarteten die Jäger sie auch am heutigen Tage. Um keine Störnng durch meine Hunde zn verursachen, ging ich weiter uud langte früh am 15). an deu Tamafopa-, d. h. den Skeleton-Qnellen an. Etwa eine halbe englische Meile nordwärts davon, an einigen gewöhnlich das ganze Jahr hindnrch wasserhaltigen Regenlachen entschloß ich mich, den Wagen tiefer in den Wald zu bringen und hier zwei oder drei Tage ii, ^ 7 98 Vom Ncttaspnlit nach Tcunasetse. zu verbleiben, hauptsächlich um womöglich das Fell dcr Gabelantilope, der schönsten der südafrikanischen Antilopen, Zu gewinnen. Auf einein Ansfluge nach dem Westen sah ich Steenbockgazellen nnd Zebra's und kreuzte mehrmals von der vorhergehenden Nacht herrührende Spuren von Deukergazellen, Kudu's, Giraffen, Büffeln nnd Elephanten, sowie von Schakalen, Hyänen, Leoparden und Löwen. Nach den zahlreichen Spnrcn, die ich an der größeren der beiden Negenlachen vorfand, zn schließen, mußte diese allnächtlich von einer großen Anzahl von Thieren, namentlich Zebra's, Büffeln und Harrisböcken besncht wcrden nud ich entschloß mich, hier eine Nacht anf dem Anstande zn liegen. Ich wählte mir diesmal Pit als Begleiter, der mir wohl eine recht amüsante Nacht bereitete, meinen beabsichtigten Zweck jedoch vereitelte. Bevor wir ausgingen, wurde, um unseren Wagen eine entsprechende Umzännnng errichtet uuo Th.'versprach jedwede Vorsicht zu gebrauchen, um eiuer etwaigen Löwenattaque würdig zu begegnen. Eine Stunde vor Sonnennntergang machten wir uns auf den Weg, um die vou mir gewählte Stelle zn besetzen. Der Leser stelle sich in einem huchbegrasteu Walde eine stellenweise mit fünf Fuß hohem Niesengras bewachsene, etwa 400 Meter im Umfange messende nnd etwa 10 Fuß unter dein Niveau des Waldes liegende Lichtung vor, in dereu Mitte sich eiue kleiue, grasbewachsene Regculache, der Rest des Gewässers befand, das vor wenigen Monaten die ganze Einsenkuug ausgefüllt habeu mochte. Am westlichen Nande der Lichtnng stand ein mächtiger Harde-toolbaum nnd in der Lichtnng selbst, etwa 15 Schritte von dem letzteren, ein etwa W Fuß hoher Baum der ^caci^ äc;!m(M8. uuter diesem erhob sich, theilweise dnrch ihn gestützt, einer der riesigen Amcisenhügel, nud da sich die Äeste des letztgenannten Baumes tief neigten, schien die Stelle zn unserem Anstandc wie geschaffen. Wir sammelten einige Aestcheu, die von dem Hardekoolbamne abgefallen waren, um damit eine kleine, kaum zwei Fuß hohe Brustwehr zn errichteu. Zwifchen uns und dem (kreise ringsnm befand sich eine etwa ^V,> Meter breite kahle ^tellc, dir wir beide für sehr günstig hielten. Da Pit noch nie zuvor ans dem Anstande des Nachts gelegen hatte, frug ich ihn, ob er fich auch stark genng fühlV. die ganze Nacht durchzumachen, er beeilte sich, mich dessen zn versichere, ^IN Natlispnlit uach Tiiiuasl'tsl.', <)<) und so machten wir nnsere Gewehre schußbereit; als wir mit unseren Vorbereitnngcn fertig waren, hatte eben die Sonnenscheibe den westlichen Horizont berührt. Einige der schönen geschwätzigen Glanzstaare, von ihren weiten Ausflügen zurückgekehrt, zwitscherten noch eine Weile laug in den Zweigen des Hardekoolbanmes, bevor sie in die alljährlich bewohnten Nester hineinschlüpften. Bevor es jedoch dnnkel geworden war, verließen wir noch für einen Moment die schon eingenommene Stelle, um dem Rathe meines Dieners nachgebend, von dem Dornbanme über nns einige seiner dünnen, doch langen Aeste abzuschneiden, nin die Umzäunung damit zu bedecken. Aus der Ferne ertönendes Schakalgrkläffe belehrte uns darüber, das; die Zeit herangekommen, zn welcher das den Tag über weidende Wild dem Wasser näher komme und die von den nächtlichen Streifnngen zurückkehrenden Naubthierc sich an ihre gewohnten Raubzüge machten. s' Wir nahmen unsere frühere Stellnng ein. Pit wählte seine gewohnte halbuegende, ich zog das Hocken vor, weil es mir für die Dauer uoch das Angenehmste schien; wir sprachen Anfangs mit gedämpfter Stimme, dann jedoch hielt ich es für besser, anch daoon abzulassen. Wir mochten etwa eine halbe Stnnde lang gelauscht habeu, als ich vorsichtig aufstehend .auslugte, doch konute ich nichts sehen, nnd selbst über die Richtung, aus welcher ein eigenthümlich gedämpfter Ton zn mir drang, konnte ich mich anfangs nicht oricntiren, erkannte aber bald zn meiner Enttäuschung nnd Entrüstung, daß es Schnarchtiine waren, die sich dem weitgeöffneten Mnnde meines harmlos eingefchlafcnen Dieners entrangen. Etwas unfauft geweckt, fühlte sich Pit über meine Beschnldignng bitter grkräntt und verfprach den Anfechtnngen Morpheus' zu widerstehen — doch die Allgewalt des Schlafgottes besiegte schneller als ich es gedacht, den schwachen Willen des Schwarzen, dessen ganze Seligkeit eben dcr Schlaf war. Gegen W Uhr, als das fahle Mondlicht über die Lichtnng hin-flnthete, vermengten sich seine melodischen Kehlkopftöne mit einem dumpfen Laut, wie wenn sich von Westen her ein Trupp Pferde dem Nasfer nähern würde. Ich ergriff mein Gewehr nnd an den Mimosen- 100 , Vmn Natllspruit nach Tamnsetsr. stamm angelehnt, lilgte ich zwischen diesem und dom an acht Fuß hohen Termitenhügel ans, dor Lant wurde mit jeder Miuute stärker nnd rührte unstreitig von Zebra's her. Ich sollte auch nicht lange darüber im Zweifel bleiben, denn etwa eine Viertelstunde später, nachdem ich den ^aut vernommen, erschienen auf der grell vom Lichte des Mondes beschienenen freien Stelle zwei Zebra's, welche vorsichtig nach allen Seiten Rnndschan hielten nnd beinahe nach jedem zweiten Schritte stehen blieben, nm zn lauschen, wovon die sich aufrichtenden Ohren dentlich zengten; nach wenigen Angrn-blicken kam die etwa 20 Stück zählende Heerde. Ich war unentschlossen, ob ich sofort fenern oder vielleicht zuvor noch Pit in die Gegenwart zurückrufen sollte, damit auch dieser zum Schnß käme. Die ganze Heerdr stand nnn anf der Lichtung rnhig wie eine aus Stein gemeißelte Grnppe. Die Betrachtung dieses schönen Bildes war mir kaun: zwei Minnten lang vergönnt, denn ans der Tiefe nnter mir drangen zwei das Gehör, den Geist nnd die Seele tief verletzende Mißtöne in die Stille der Nacht, laut genng, nm von den kann: sieben Schritte entfernten Zebra's gehört zn werden. Um die Thiere nicht vollends zn verschenchen, weckte ich den Unverbesserlichen. Diesmal erhob er sich sofort, griff jedoch in feinem Schlaftanmrl nach der niederen Umzännnng, welche mit Ausnahme der obersten Lage aus trockenen Zweigen bestehend, unter feinem Gewichte zusammenbrach, während ich nnn rasch nach ihm griff, nm ihn vor dem Falle zu schützen, damit er die Thiere nicht vollends vertreibe, wirft sich die Zebraheerde in Blitzesschnelle hernm nnd war verschwunden, bevor ich noch an's Fenern denken konnte. Bald darauf schnarchte Pit lnstig weiter. Mitternacht kam nnd nichts wollte sich hören lassen, doch gegen l Uhr, als sich der Mond wieder gesenkt hatte, vernahm ich ein Blöken von Nordwest her, welches sich der Lichtung zn nähern schien. Es war eine Büffrlheerde, die Thiere hatteu jedoch unsere Witterung bekommen und waren au der Lichtung vorübergegaugeu, und bei einer zweiten, die 500 Schritte nach Osten zu lag, eingekehrt. Ich wollte anch dieses vorüberziehende Wild zur Kenntniß meines wißbegierigen Dieners bringen und machte ihn anf das Brüllen nnd Blöken aufmerksam, »Kühe, Kühe und Kälber,« meinte er, »Th. Vom Ndtasprnit nach Tanmsctsc. 101 hatte sie nicht fest gemacht.« Dann lehnte sich scill müder Oberkörper wieder zurück und bevor ich noch mein Lachen über feine Antwort unterdrückt, war er wieder eingeschlafen. Doch anch bei mir sing die Müdigkeit an, merklich ihre Rechte geltend zu machen, und ich vcrfank in einru Halbschlummcr, aus dem mich ein Geräusch, cinem sich nähernden Sturmwind nicht unähnlich, rmporriß. Mehr denn 2V Minuten hindurch konnte ich über die Ursache desselben nicht klug werden, nicht eher, als bis ich dessen sicher war, daß es von einer der beiden ostwärts von uns liegenden Negenlachcn herkam, und ein schnarrender trompetcnartiger Ton mein lauschendes Ohr traf. Es war eine zahlreiche Elephantenheerde, welche sich in dem größeren, mit Gras reichlich durchwachsenen Gewässer gütlich that. Dentlich konnte man zwischen dem trompetenartigcn Geschnurre das Plätschern der Ricsen-thiere im Wasser vernehmen. Durch diese Wahrnehmung aufgeregt, ergreife ich Pits Hand und ihn aufrüttelnd, deute ich anf das Geräusch hin. »Ja,« lallte er, »decken Sie sich nur zu, der Wind bläst hellte gar stark«. Nach wiederholtem Nüttrln gelang es endlich, dem blöden Schläfer die Situation begreiflich zu machen. »Ich erinnere mich,« sagte ich, »an zwei kleinen Stellen trockenes Gras gesehen zu habeu, wir stecken dies in Brand, der die Thiere erschrecken und uns einen Anblick bietet, wie wir ihn wohl nach jahrelangem Wandern im Innern Süd-Afrika's nicht oft erleben werden.« Doch damit zeigte sich mein Heldenjüngling nicht zufriedeu. »Doctor, haben Sie heute Früh die zahlreichen Löwmspuren gesehen, und dahin sollen wir gehen? Aus dem hohen Gras können uns die Löwen auf den Rücken fpringen, bevor wir uns nur umwenden können.« Der Mond neigte sich zum Untergange, die Nacht fing an sich zu verdnnkeln und nachdem ich mir die Sache reiflich überlegt, beschloß ich diesmal dem Nathe meines Dieners nachzugeben. Wir lauschten noch eine Weile und dann entschlummerte Pit, doch es dauerte nicht lange und unwillkürlich folgte auch ich feinem Beispiele. Wir mochten nns etwa eine halbe Stnude lang diesem Genusse hingegeben haben, als ich plötzlich dnrch ein unmittelbar vor dem Anstünde 109 ^""l Nawspi'üit ünch Tainasetsc, hörbares Gebrülle zuln Bewußtsein gebracht wurde, welches mich zum raschen Handeln nöthigte uud mir die nächtliche Kühle vergessen ließ; es war das Gebrülle eines Löwen, dem ein schwächeres, mehr ein Brummen, jenes der Löwin folgte. Das Gebrüll wiederholte sich dann etwa ^0 Schritte vor uns, worauf cs sich zu nähern schien, ich kuirte nieder und machte mich schußbereit, doch kountc ich der Dunkelheit halber nichts sehen, weshalb mir auch meine Lage etwas unangenehm vorkam, und dies um so mehr, als ich dessen sicher war, daß wir schon lauge von den Naubthieren beobachtet wurden uud meine Hände in Folge der Feuchtigkeit ziemlich starr geworden waren. Doch da liegt ja Pit, gewiß ein Netter in der Noth, doch konnte ich mich auf ihu verlassen? Ich will zugeben, daß es ein etwas unsaufter Rippenstoß war, den ich ihm nun versetzte, denn rasch hob er sich empor und weil sich Zufällig in diesem Augenblicke das Löwengebrülle, wiederholte, war es nicht nöthig, Pit eiue Erklärung dieses Lautes geben zu müssen. Er sprang sozusagen kerzengerade auf, uud griff mit der Hand nach dem überhängenden Aste der Mimose./ Auch die Raubthiere mußteu das Geräusch vernommen haben, wir horten, öaß die Thiere näher kamen, nun schien mir auch zum zweiten Male des Dirners Wink vortrefflich, uud der Baum eine rettende Insel werden zu wollen. Doch wie hinauf gelangen? Ich hatte eine von den schottischen Flachmützen, so wie ein Paar hohe Stiefel und eiucu bis an die Kniee reichenden Ueberzieher, so bewaffnet, war es vielleicht möglich, mir einen Weg nach Oben durch das dichte Netz der mit Doppcldornen versehenen Zweige zu bahnen, ich zog zum Uebrrfluß den Ueberrock noch über deu .Nopf und lies; mich von Pit hinausschieben, um desto leichter die Hindernisse zu bewältigen. Als ich den Fuß auf die ersten stärkeren Zweige setzte, zog ich Pit nach, der mir zU gleicher Zeit die Gewehre reichte. Trotzdem, daß wir endlich cine etwa drei Meter hohe Stelle über dem Boden eingenommen hatten, war es uns doch nicht möglich, ob der herrschenden Dunkelheit uud des hobeu Grases so viel von den Löwen zu erblicken, daß wir auf sie feuern konnten. Sie blieben brüllend im Hochgras der Lichtnug hin und her rennend, bis gegen den Murgen, um welche Zeit sie iu der Richtuug, aus welcher die Büffel gekommen waren, Vom Mtaspruit nach Tmimsctse. 193 verschwanden. Als wir nach ihrer freundlichen Entfernung anch zu unserer Abreise schritten, besuchten wir das jenseitige Wasser, ans dem indeß sowohl die Büffel als auch die Elephanten verschwunden waren. Hier fanden wir, daß wenigstens 30 Elephanten, darnnter auch Kälber, dasselbe besucht hatten. ^Da ich an den Thieren Beobachtungen anstellen wollte, so fulgte ich ihnen mit Pit nach, nachdem wir znuor am Wagen einen Morgenimbiß eingenommen und von Th. vernommen hatten, daß das Löwen-Pärchen ans einer freien Sandstelle kaum eiuen Steinwnrf weit vom Lagerplätze gebrüllt habe. Doch gab ich die Verfolgung wieder auf, weil die Elep hauten, nach den Spnren zu urtheilen, einen Vorspruug vou mehreren Meilen hatten. Obgleich ich am selben Tage Tamafopa verlassen wollte,, hatten mir doch die Elephanten in der vorigen Nacht das Herz so warm gemacht, daß ich noch eineu Versuch allein unternahm, bei dem Gewässer, wo sie sich herumgetnmmelt hatten, auf dem Auslande zu liegen. Ich besah mir genau den Ort und wühlte als den besten Observatiuuspunkt einen etwa 5)0 Fuß hoheu, dicken schönen Haardekoolbaum, an dem jedoch die niedrigsten Aeste fo hoch begannen, daß es mich Wunder nahm, wie ich hinauf gelangen sollte. Eudlich fand sich anch das Mittel hierzu, ich baud acht Stück Ochsenriemen znsammcn, nahm Pit nnd Meriko mit und ließ mich hinaufziehen. Oben machte ich es mir zurecht, so wie ich tonnte, um das nächtliche Treiben bei dem Weiher so drntlich als möglich beobachten zn können. Leider war mein Harren ein vergebliches, es kam die Nacht, in diesem Theile der südafrikanischen Troppen von eigenthümlicher winterlicher Kühle und Schönheit, ich fror ganz entsetzlich. Gegen Mitternacht hörte ich zwar die herannahende Elephantenheerde, doch zugleich auch das wohlbekannte Kuallcn der afrikanischen Riesrnpeitschr, nnd es währte nicht lange, daß das in den Büschen, von der Elephantenheerde verursachte Knacken, schwächer wurde nnd endlich, je näher der Wagen kam, gänzlich anfhörte. Wie ich später vernahm, war es der Elfcnbeinhändler Kurtin, der nach dem Panda ma Tcnka-Thale zog, um hier seinen mit einem Wagen voraus-gesandten Bruder zn treffen. 104 Vom Nataspruü nach Tamasctsc. Am 17. versuchte ich, cin Erdferkel (einen Termitenfrefser) auszu-graben. In der Nacht auf den IX tödteteu wir zwei Fahlschalale und zogen dnrch sehr tiefen Sand nach dem Tamatsetse- (d. h. sandiger Ort) Weihern, an denen ich bis zum nächsten Morgen verblieb. Da ein kalter Wind über die Lichtnng, in der die Weiher liegen, herunter pfiff, zog ich meinen Wagen in's Gehölz, um hier cin ruhigeres Nachtlager zu finden, und dies deshalb, weil ich bis znm 20. hier zu verweilen gedachte, um einer Säbelantilope habhaft zu werden. In der Nacht wurden wir plötzlich dnrch einen Aufschrei Mcrito's wachgerufen. Eine Schlange hatte sich auf seinem Untcrleibe eingenistet, Leider war Meriko über diesen Besuch so erbittert, daß er das euteileude Thier schwer verletzte, bevor ich es für meine Sammlungeu retten konnte. In Folge der Anstrengungen der letzten Tage und der schlaflosen Nächte fühlte ich mich sehr unwohl, und war froh, mich an dem Lager-fener erwärmen zu können. Ich war eben mit der Durchsicht meiues Tagebuches beschäftigt, als mich ein Aufschrei Th's dazu bewog, mich rasch umzusehen. Ich war, ohne das Thier gesehen zu haben, neben einer wahrscheinlich durch die Wärme des Feuers angelockten Bnffaddrr gesessen. Wenige Secunden später war diese Schlange meinen Sammlungen einverleibt. Vun Tamasetsc zum Tschobcflnssc. 105 V. Von Tamaftcsc zum Lscholicfiussc. Hcnry's-Pan, — Leiden und Freuden der Elephanteniäger. — Eille Löwcnjagd des jungen Schmitt, Wakalaka's. — Ein milchiges Weib. — Nächtlicher Ucberfall dnrch einen Löwe». — Die südafrikanischen Lüwenspecics. — Leben nnd Gewohnheiten des üüwen. — Seine Ana,riffsmcthudcn. ?lnknnft in Panda ma Tenka. — VIockley. — Der Elseiibeiichandel mit Sepopo. — Elandstiere. — Acrztliche Praxis am Henry's Pan, - Thier- nnd Pslanzciileben ini Panda ma Tenka-Thale. — Bienenschwärme, — West- beech's Handelsstatil,'n. — Saddler's Pan, Der Händler ^). -- I>n Leschnmothale. — Gereizte Elevbanten auf der flucht durch den Wald, — Am Ufer des Tschobe. Zeitlich Morgens vorließ ich am 20. Juli mcin Lager im Tamasetsewaldc und zog in der wicsigcn Einsenkung weiter nach Norden. Spät am Hei.nteyrende Elephauteujäger. Nachmittage holte NNs ZU Pferde ein armlich gekleideter holländischer, etwa 14 Jahre alter Knabe cin. Als ich ihn, nicht wenig erstaunt, über den Zweck der Neisc befragte, crfnhr ich, daß seine Eltern in einer Hütte an der nächsten Lache wohnten, und daß ihn der Vater unter Bcglcituug von nur zwei Schwarzen mit einem Tchsenwaqen nach dem entfernten Makalaka- I9(i Von Tmnasetsc ziun Tschobeflusse, lande gesendet habe, nm Kaffirkorn gegen Glasperleu und Kattnu eiuzutauscheu. Am folgenden Morgen langte ich an diesem Gewässer an, das nach dem Diener eines Jägers mit Namen Henry, der hier eine Giraffe erlegt hatte, Henrys-Pan genannt wnrde. Ich fand hier drei Voersamilien, drei holländische Jäger, Schmitt nnd die Gebrüder Lotriet. Der erstere lebte bereits in einer geräumigen Grashütte seit einem Monat hier nnd hatte Tags vor meiner Antnnft eine Säbelantilope erlegt. Als einer der erfahrensten Jäger bereicherte er meine Iagdskizzen mit einigen äußerst interessanten Löwenabentcuern und Seenen ans den Ele-phantenjagden, von denen ich die zwei überraschendsten hier mittheile. Im laufenden Jahre (die halbe Iagdsaison war bereits vorüber) hatte er nenn Elephanten, während seiner gesammtcn, uahezu zwanzigjährigen Iagdthätigkeit über .'500 erlegt. Er hatte sich vor nickt langer Zeit mit der Witwe eines Jägers, der im Matabelc-Laude gestorben war, dnrch einen der Herren Missionäre daselbst tränen lassen. Sein ältester Stiefsohn ist der Held der beiden folgenden Begebenheiten. Vor zwei Jahren lag Schmitt an der südlichsten Mamaklenjana-Qnelle mit dcr Absicht, hier seinen Stiefsohn mit den Elephanten nnd ihrer Jagd vcrtrant zu machen. Als man eines Morgens gefunden, daß zahlreiche Elephanten eine der Qnellen während der Nacht besucht, machte er sich gegen Mittag, von seinem Sohne nnd dessen kleinem Leibdiener, einem Masarwa, br^ gleitet anf den Weg, um der Spur der Thiere zu folgen. Kaum eine Stunde weit vom Wege entfernt, sah Schmitt, dcr beritten war, einen mächtigen männlichen Elephanten Siesta halten. Das wohl kranke Thier war hinter seinen Genossen zurückgeblieben. Schmitt wollte dem folgenden Knaben das Thier nicht eher zeigen, als bis sie anf 50 Schritte nahegekommen waren, worauf er sich mit ihuen dem Thiere behutsam nnd dnrch Büsche gedeckt näherte, dann hieß er sie nach der bekannten Weise das Thier »kehren«, d. h. sie hatten vor das Thier zu laufen, es durch einen Schrei zu wecken, nnd nach der Richtung, woher sie gekommen waren, oder nach einer anderen Seite hin zur Flucht zu briugeu. Von der Beschaffenheit des Windes häugt es unn ab, anf welche Seite des Von Tamasetse zum Tschobeflusse, 107 flüchtenden Elephanten sich der Jäger zn stellen hat. Als jedoch die Nimrod-Asviranten das Riesenthier erblickten, nahmen sie Reißaus. Schmitt wandte jedoch sein Pferd nnd jagte ihnen nach, löste seine Nilpferd-Peitsche vom Sattel peitschte beide zn dem Elephanten, nnd befahl ihnen, aus einer Entfernung von W Schritten auf den Elephanten zu feuern. Beide Kugeln schlugen in die Fleifchmasse der Schenkel ein. (^Der Jäger befiehlt seinem Gehilfen von Neuen: zn laden, sprengt dann vor den Elephanten, der anfstürzend mit dem Rüssel, aus dem Winde die Stellung seiner Gegner zu ergründen sucht, um das Thier mit lautem Geschrei zn den Jägern zu treiben, allein das verwundete Thier machte dem Jäger einen Strich durch die Nechnnng, denn es kehrte sich, sowie es den Reiter erblickte, gegen diesen und jagte ihm laut brüllend, mit hochgehobenem Rüssel nach. Der alte Jäger machte aber von seiner Flucht den besten Gebrauch, indem er nach einem seiner kleinen Genossen zusurengte, um das Thier anf die neuen Gegner aufmerksam zu machen. Obgleich der Elephant jetzt einen anderen Anblick darbot als zur Zeit seines Schlnmmers, wichen doch die kleinen Jäger, denen vielleicht noch von der vorhergehenden Züchtigung ein unangenehmes Gefühl zurückgeblieben war, nicht von ihrem Posten und fandten ihre beiden vierlöthigen Kugeln dem vorüber trabenden Thiere in das Ohr, so daß sein Tod vor Ablanf von zwei Minnten erfolgte. Ein Jahr vorher hatte Pit, der Stieffohn Schmitts. mit seinem kleinen Diener auf eigene Faust eine Elephantenknh, einen Löwen, zwölf Giraffen, sechs Strauße, eine Säbel-Antilope geschossen und zahlreich waren seine Opfer unter den Zebra's, Eland- und Kudu-Antilopen. Vor drei Jahren, als noch Pit ein Junge von 11 Iahreu war, jagte sein Stiefvater im Matabelc-und Maschona-Lande. Anf dem Heimwege begriffen, war er bis zu dem Ramakhubanflnfse gelangt, wo er einige Tage anszurnhen gedachte. Hier ritt er mit seinem Sohne Pit aus, um frifches Fleisch für die. Seinigen zu gewinnen. Eine Meile vom Wagen entfernt, wurden die Jäger von einem tiefen Brummen überrascht, welches aus einem Gebüsche vor ihnen zu kommen schien. Bevor sie sich noch genau überzeugen konnten, in welchem Gebüsche das ihnen dem Laute nach wohlbekannte Raubthier liege, 108 Voii Tllmasetse zum Tichobeflusse. stürzte dieses, eine ausgewachsene Löwin, mit fletschenden Zähnen anf die Jäger los. »Vater,« ruft Pit, »full ich znerst feuern oder willst Du den ersten Schuß haben?« Der alte Jäger, dein das Benehmen des Raub-thiercs ungewöhnlich vorkam, nnd da es so zornig schien, es irgend verwundet glaubte, behielt sich den letzten und entscheidenden Schuß vor. Daranf sencrt Pit beide Schüsse seines kleinen Doppelgewehres auf das Naubthier ab, welches sich eben niedergelegt hatte, um ans seinen Vater den Sprung zu wagen, beide kugeln trafen das Thier, in den Schädel über dem linken Ohre eindringend, daß es sofort zusammensank. Pit war, dem Befehle seines Vaters Folge leistend, vom Pferde herabgestiegeu, und hatte den Zügel über den linken Arm geworfeu, in stehender Stellung gefenert. Bei der Untersuchung des Thieres fand fich, daß die Löwin unter einen der vergifteten Fall-Ässagaie gerathen und am Nucken verwundet worden war. Anßer Schmitt befaud sich noch ein Manu aus der Colouie an Henry's Pan, der cbeufalls der Jagd halber hierher gezogen war und der an einem Epitelialkrebs des Unterkiefers litt. Die beiden Familien der Lotriet, die eine aus neun, die zweite aus drei Personen bestehend, waren sämmtlich am Fieber erkrankt. Zwei nothdürftig aus Zweigen und Gras errichtete Hütten, die weder gegen Negen, noch gegen die sengenden Sonnenstrahlen hinreichenden Schutz boten, warcu der Aufenthalt der Armen. Hier lagen sie auf der Erde, hnngernd uud ohne jedwede Hilfe in einem erbarmungswerthcn Zustande. Sie beschuldigten cincn Händler, sie in diese Gegenden und bis zum Zambesi gelockt und sich ihrer dann auf schnöde Weise entledigt zu haben. Als ich später sechs andere Elfenbeiuhändler darüber befragte, bestätigten mir diese nicht allein, was die beiden Lotriets freiwillig gebeichtet, sondern berichteten mir so viel über dieses Individuum, daß ich mich ans verschiedeneu Gründen, namentlich aber. damit sich nicht Achuliches wiederhole, genöthigt sah, die traurige Geschichte dieser Lotriets der Oeffentlichkeit zu übergeben. Ich that dies in den »Diamond News« unter dem Titel »Niu-K 1)66^8« und behalte mir weitere ähnliche Veröffentlichuugcn für später vor. Von Tmuasctsc zmn Tschobeflusse, 1ft9 Die meisten der kranken Lotriets schwebten in Lebensgefahr, sir trugen nnr zu deutlich an ihrem Körper die Spuren des Fiebers znr Schau nnd rs fehltl' ihnen nicht allein an Kleidungsstücken, sondern anch an den nöthigen Heilmitteln. Ich verabreichte ihnen diese, nnd erhielt vun dem einen der Lotriets einen acht Pfund schweren Elefthantcnzahn dafür, dessm Ein muthigcs Weib, Werth jenem des verabreichten Chinins annähernd gleichkam. Drei Tage zuvor hatten die ^ente für etwa sechs Unzen NimmM (Ci^tcn' oil) cine gleiche Entschädigung zahlen müssen. Auf einem in die Nähe unternommenen Ansfluge hatte ich die Gelegenheit, Kudu-Antiloven in der Nähe beobachten zu können, leider hatte ich mich dabei in dem endlosen Walde verirrt, mit Hilfe der Sonne iedoch svät Nachmittags den Lagerplatz wiedergefunden. Auf einem anderen 110 Von Tamasctse zum Tschubcflnjso. Ausflüge kam ich zu zahlreichen von einer Elephantenheerde gegrabenen löchern. Sic warm meist kreisrnnd nnd hatten einen Durchmesser von ^bis6 Fuß uud waren etwa Ibis 1^ Fuß tief; hat der Elephant mit dem Tastorgan seines Rüssels die uon ihm uamcutlich gesuchten Wurzeln nnd Knollen gefilndeu, so läßt er sich auf die Knie nieder, um die beliebte Nahrung mit den Stußzähnen lieranszngraben. ^Da jedoch die gesuchtesten solcher Pflanzen znmeist am AbHange von Felsrnhügcln an nnd zwischen dein Gestein sich finden, zeigen die sich in diesen Gegenden aufhaltenden Elephanten an den Spitzen stark abgeschliffene Hancr; daher rührt anch die Ungleichheit der Elevhautenzähne rücksichtlich ihrer Schwere welche Gewichts-Differenz oft vier Pfnud erreicht. Mein über die Matalaka's gefälltes Urtheil fand ich hier wieder durch einige Berichte bestätigt. Ich will vorläufig einen derselben im Folgenden mittheilen. In der Abwesenheit ihres Gemahls Hütten es zweimal M^kalakadieuer versucht, Frau Schmitt die Gewehre aus dem Wagen zn stehlen; in dem einen Falle hatte es das Weib des Jägers verhindert, in dein zweiten kam sie zu spät nnd hatte nnr noch das Nachsehen; da sie jedoch um jeden Preis die beiden gestohlenen Gewehre, wieder bckommeu wollte, ergriff sie den im Wagen verborgen gewesenen Hinterlader ihres Mannes nnd eröffnete vom Bocke aus »Feuer« auf die flüchtigen Diebe, welche dasselbe mit ihren Musketen erwiderten, ohne jedoch die Frau zn verwunden. Nur noch eiue Reminiscenz aus dem ^eben dieser einfachen Holländerin sei hier erzählt, bevor wir von Henry's Pan scheiden. Vor vier Jahren, als sie noch an Mynheer van de Berg verheiratet war nnd mit ihm im wildreichen, allein ungesunden Maschonalaude der Elephantenjagd halber verweilte, erkrankte er an demselben Fieber, wie jene, die ich an dein Gewässer getroffen. Drei Monate lag dieser schon darnieder; als sich keine Aussicht auf Besserung zeigte, lud sie ihu auf den Wagen, ergriff die Peitsche und trieb das lauge Ochsengespann nach dem eittfernten Mata-belrkraal, in welchen sich der Missionär Thompson aufhielt, um von diesem Hilfe zu erflehen. Tuch schon drei Tage später starb ihr Manu. die Hilfe war zn spät aekommen. Im selben Jahre verehelichte sie siä, Von Tamasrtse züln Tschobeflnsst'. 111 mit Echmitt, der vor sieben Jahren am Namakhoban-River seine erste Gemahlin an derselben Krankheit verloren hatte. Am 23. schoß Schmitt im Walde einen Elandstier nnd zeigte mir den Talgfack, in dem sich das Herz befand; dieses Talgstück wog 29 Pfund. Als ich mich darüber wnndcrte, antwortete man mir, daß das dnrchans nicht eines der schwersten sei; dieses Elandtalg hält in Bezng auf seine Qualität dic Mitte zwischen Fett und Riudötalg. Ich suchte, die, beiden Lotriets von der Jagd abzuhalten, da sie fieberkrank waren, doch erhielt ich von beiden die leider nur zu begründete Antwort: 'Herr, unsere Familien können doch nicht Hungers sterben.« Auch die beiden Lotriets vermehrten die Sammlung meiner Erzählungen von Löwenjagden durch einige interessante Episoden aus ihren vieljährigen Jagden im Bamaugwato-und Matabele^ande. Zu meiner Genugthuung nahm ich bei allen den Kranken, mit Ausnahme jenes, der an Careinoma litt, am ^>. eine Besserung ihres Zustandes wahr, besonders an jenen, welche in Lebensgefahr schwebten; sie waren sämmtlich derselben entrückt. Ter eine der beiden Lotriets beschrieb mir eine Stelle, an welcher beinahe täglich vier Strauße, darunter zwei Hähne, zu finden waren, ihnen selbst einige Stunden aufzulauern, hatten weder er noch sein Bruder die nöthige Kraft, und da er sich besser fühlte, wollte er mir seine Erkenntlichkeit in der Weife an den Tag legen, daß er mir die Jagdbeute verschaffen wollte; aus dcn bereits entwickelten Gründen konnte ich jedoch sein Anerbieten nicht annehmen. In der Nacht vom 24. aus den 25. hatte ein Löwe auf die etwa eine Stunde weit entfernte Umzäunung, in welcher die Lotriets ihre Zng-thiere hielten, einen Angriff gemacht, als der dnrch den Löwen in der Umzäunung wachgewordeue Diener mit einem Feuerbraude aus seiuer Grashütte heraussprang und den Löwen in die Flncht schlug. Am 26. verließ ich Nachmittags Henry's Pan nnd zog weiter in forcirtcn Tagemärschen nordwärts, um eine wasscrlosc Strecke möglichst bald überwunden zu haben. In der einförmigen Gegend — der Weg führte mehrere Tage durch tiefsandigen Wald — fiel uns ein Baobab anf, welcher unmittelbar über der Erde 2^ Fuß 19 Zoll im Umfange hatte. Minder 118 Von Tllmasetsc zum Tschobeflusje. arm und eintönig als die Gegend war die Vogelwelt anf dieser Strecke; unter den Raubvögeln fielen mir namentlich die ziemlich häufig sichtbaren Buteo's auf, unter den Nachtranbvögeln fand ich Zwergeulen, unter deu Singvögeln waren zwci Pyrolarten und Fliegenschnäpper bemerkenswerth, die Männchen der letzteren waren durch einen langen Schweif ausgezeichnet, auch überraschte mich die große Zahl der kleineren Säuger, ich traf hier mehr derselben au, als au mauchen audcreu Orten mit mannigfacher nnd üppiger Vegetation. Am zahlreichsten von allen waren jedoch die Würger vertreten, namentlich auffallend war eine große Species mit prachtvoll rothem Unterleib und Kehle, welche sich die niederen uud dichtesten Gebüsche znm Aufenthalte gewählt. Gelbgeschuäbelte Tukaue waren nicht selten zu erblicken, in großer Menge wieder die kleineren, langschwäuzigen Wittweuarteu, sowie die wiedehopfartigeu uud Bieneufrefser. Meine Sammlungen wnroen auch durch zahlreiche Pflanzeu, besonders Sameuarteu und Früchte, Holzschwämme :c. vermehrt. Am 30., nachdem wir den beträchtlichen Aufstieg anf das waldige Platean bewältigt, gelangten wir auf ciue hochbrgraste, nach zwei Seiten von Wäldern umsäumte Ebene. Tieser Abhang des Plateaus zeichucte sich durch einige bisher von nur nicht beobachtete Thier- uud Pflanzen-fpecics tropifchcn Charakters ans. Manche der Lcgumiuosen (Bäume) fieleu mir durch das eigenthümliche Entleeren ihres Sameus anf. In Folge der Sonnenhitze barsten die Sameuschoten mit einem lanten Geräusche, wobei die Sameu hernutgestreut wnrden. Tauseude von kleinen Biellchen schlvärmten in der Luft, verkrochen fich in die Haare, Kleider uud belästigtru Augeu, Ohren und Nase. Seitdem wir den Nata-River verlassen hatten, waren wir langsam höher und höher gestiegen, nun schien es mir, daß wir den Cnlminationspnntt des Plateau's erreicht hatteu. Am Nachmittage fnhren wir zum ersten Male nach längerer Zeit an einigen unbedeutenden, Melaphyr und Ouarzit ausweisenden, niederen Höhen entlang, an welchen sich uameutlich der Baobab bemerkbar machte, die übrigeu Bäume uud Sträucher aber, wahrscheiulich ob des steinigen Bodens mehr oder weniger verkrüppelt erschienen. Am Abend langte ich endlich au dem laugst ersehuteu ersteu Zuflnsse des Zambesi an; es war nnr Unlcrrichi nu ^lcpyaincniagcn, li « Von Tcnuasctse zuiu Tschobcflüsse. 115 cin Vächlein, welches nahe an nnserem Lagerplätze seinen Ursprnitg nahm, doch bildete es stellenweise tiefe Tümpel, denen man, so verlockend sie anch znm Bade einluden, nicht trauen dnrftc, da sich in ihnen oft Krokodile aufhalten. Das Gras an den Lichtuugen ringsum und in den Thälern war niedergebrannt, stellenweise brannten noch die Büsche, die, wahrscheinlich dnrch Stranßenjägcr in Brand gesetzt worden waren, nm rasch das frische, Gras znm keimen zn bringen nnd damit die, Stranße an diese Orte Zn fesseln. Voll dem Deikha-Flüßchm ab, mehrere Thäler, deren Regcnabflnsse nach den letzteren znführtcn, sowie bewaldete Sand- und Felsenhügel am 31. überschreitend, gelangte ich am Abend in das obere Thal des Panda ma Tenka-Flüßchens, das eine Strecke lang nach Norden und später nach Nordwest floß, und nachdem es zahlreiche Regeuzuflüsse, sowie Spruits und stets fließende Verggewässer aufgenommen, nntcr-halb der Victoriafälle in den Zambesi mündet. Ich fand am linken AbHange zum Flusse mehrere Wägen vor, denn die ebenerwähnte Stelle bildet, seitdem englische Händler mit den Zambesivülkern iu Verkehr zu treten begonuen haben, das Rendezvous derselben nnd ebenso der Elc-Phantenjäger. Hier hatte der Zambesihändler Westbeech eine Handelsstation errichtet, welche aus einem umzäunten, eine Hütte und ein viereckiges Lagerhänschen enthaltenden Gehöfte bestand. Einige Zeit im Jahre verweilte der Händler selbst hier, in seiner Abwesenheit versahen seine Geschäftsführer Blockley nnd Bradshaw die Geschäfte. Kam er vom Süden mit neuen Waaren Hieher, nachdem er Elfenbein nach den Diamantenfeldern geführt, fo trat er von hier aus seine Haudelszngc nach Schescheke und den Zambesi abwärts an. Ich traf in der Handelsstation Herrn Bluckley au uud in den Wägen Herrn Anderson, dessen ich schon erwähnt nnd der sich anch diesmal sehr freundlich zeigte. Als ich mich darüber wunderte, daß man hier so hohe Umzannuugen nm die Wägen errichtet hatte, antwortete man mir: »Ja, aber die Löwen lanfen auch hier wie die Hunde hcrnm.« Der Weg war thatsächlich mit frischen Löwenspurcn bedeckt. Die Löwen-abenteuer, welche sich in der letzten Zeit in der unmittelbarsten Mhe der Station zugetragen, bilden einige der interessantesten, die ich meinen 8« 116 Von Tamasctsc zum Tschobeflusse. Tagebüchern einverleiben konnte. Ich will dem Leser eines derselben hier auführen und zwar jenes, bei welcheu die schon an Henry's Pan erwähnten Lotriets und zwar der ärmere der beiden Brüder und dessen zahlreiche Familie argen Schaden erlitten. Am linken Ufer des Flnßchens, d. h. an dem znm wicsigen Thale herabführenden Waldabhauge, einige hnudert Schritte oberhalb der Haudcls-ftation, standen im Mai ^75 fünf Wägen nnd ein zweirädriger Karren. Um die Zeit als sich dieses Abeutenrr zntrng, waren die Besitzer der Wägen mit Ausnahme des A. Lotrict, der sich anf die Elevhantmjagd begeben, anwesend. Obgleich man täglich Löwen in unmittelbarer Nähe oder anch weiter ab brüllen hörte, hatte sich doch keines der Raubthiere noch zn einem Angriff anf Menschen und Hansthiere erkühnt und dadurch die Lagerinsassrn in vieler Hinsicht sorglos gemacht, wofür die äußerst primitive UmMlnnng des Lagers sprach. Auch der 15. Mai verlief rnhig uud die ihm folgende Nacht schien den Bewohnern des Thales umsoweuiger gefahrdrohend zu werden, als der Mond sein silbernes Licht so hell über Berg und Thal ergoß, daß sich die Objcete deutlich und in großer Ferne abhoben. Trotzdem unterließen es die Matabele-Diener anch in dieser Nacht nicht, wie sie es in dunklen Nächten zu thnn gewohnt waren, zwei mächtige Fcner zu beiden Seiten ihrer Hütten anzuzünden. Die Weißen hielten nur ihre Bedürfnisse in den Wägen, sie selbst, mit Ansnahme M.'s, schliefen in den Gras-hüttru nebenan. In der Lotriet'scheu Hütte hatten sich die kleineren Kinder bereits zur Ruhe gelegt, nur die Mutter uud die älteste Tochter w^ren noch wach, sie saßen an der niedrigen Thüröffnung nnd blickten dnrch dieselbe in die mondschcinhellc Nacht hinaus. Da schien es der Frau, als ob sie auf einer der freien Stellen vor der Hütte einen dnnklrn Gegenstand sich bewegen gesehen hätte. Um besser sehen zu können, kroch die Veobachterin aus der Hütte und sah schärfer nach dem Gegenstande. Auch die Tochter lugte aus dem Innern hervor, doch beide konnten den sich nähernden Gegenstand nicht erkennen, nicht eher, als bis er auf eiuc größere, grell beschienene Lichtung herausgetreten war und sich nun beiden als ein Löwe erkennbar machte. Mit einem Schrei stürzte die Mutter Von Tamasetse zum Tschobeslusse. 11? nach dem Wagen zu und suchte in diesen: Zuflucht, während die Tochter eine Matte gegcn die Thüröffnung der Hütte preßte, um sie zu verschließen. In ihrer Angst vergaß die Frau alle Rettungsmaßregeln, unterließ es, die Matabelc-Diener herbeizurufen, welche mit Feuerbränden den Löwen verscheuchen uud das am Wagen angekoppelte Pferd retten kouuten. Kaum war die Frau in denselben gelangt, so fühlte sie einen heftigen Ruck am Wagen, Nächtlicher Ueberfall durch cine» Löwen, dem ein lautes Fauchen und ein zweiter Ruck folgte, mit dem sich, nach dem Hufschlag zu urtheileu, das Pferd vou dem Wagen losgerissen zu haben schien. Die Frau spähte nun aus, nud sah, wie sich das Pferd mit dem Löwen am Nucken weiter zu schleppen suchte. Nun schrie die Frau unl Hilfe, als jedoch die muthigen Matabcle aus ihrer Hütte hcrvor-stürzten und zu den Bränden griffen, war das Pferd schon niedergestürzt. Der Löwe hatte es durch wiederholte Bisse in den Nacken getödtct. Bei dem Geschrei der Frau hatteu auch alle ihre Kinder wie Mr. M. Schutz Ntz Voll Tamast'tsc znin Tschobcflusse. in den Wägen gesucht, Für Mr. ?). wäre es cine Kleinigkeit gewesen, von seinem Wagen ans die ihm znr Verfügung stehenden Hinterlader auf das Raubthier abzufeuern, doch er konnte sich nicht zn einer solchen Heldenthat ermannen lind überließ es den uubewaffueten Matabele, niit dem Thiere fertig zn werden. Den Muthigen war das Glück hold nnd da einige ihrer Wnrfgeschosse gnt trafen, jagten sie das Thier in die Flncht. Man wnßte mir nicht zn sagen, warum am folgenden Tage der Cadaver des Pferdes nicht entfernt worden war, er blieb liegen nnd am nächsten Abend wiederholte der Löwe seiuen Vesnch, nm sich an dem Nanbe gütlich zn thnn. Doch diesmal machte er schon vorhinein dnrch anhaltendes Gcbrülle die Bewohner der drei Wägen auf seine Ankunft anfmerksam nnd da war der vorsichtige Mr. ?). der erste, welcher anf Rettnng dachte. Der Ansicht, daß weder die Wägen, noch die Grashütte ihre Insassen vor den Klanen des Löwen schützen können, ließ er sich von seinen Matabele-Dieuern einen Assagai reichen nnd sich in den nahen Mapanibanm emporheben, der sich über den Hütten seiner Diener erhob. Die übrigen Weißen suchten Schutz in ihren Wägen, während die Diener den Löwen abermals dnrch Feuerbrände zn verscheuchen snchten. Doch gelang es ihnen diesmal nicht, das Nanbthier blieb, es hatte sich an die brennenden Wurfgeschosse gewöhnt, ja es sprang nach ihnen nnd die Schwarzen hatten keine Zeit, die Assagaien aus ihren Hütten zn holen, sondern nahmen eiligst Zuflucht hinter den Wägen ihrer Herren. Ihnen folgend Passirtc der Löwe den Mapauibaum, anf dem ?). thronte nnd der selig in dem Gedanken, daß der Löwe von seiner Anwesenheit keine Ahnnng hatte, sich auch mänschenstille verhielt. Nnn feuerte Frau Lotriet cm Gewehr ab, das sie sich im Wagen zurechtgestellt nnd blind geladen hatte, nm das Thier zu schrecken und es vou jeden weiteren Augriffen auf die Hütten und Wägen abzubringen. Knurrend nnd sich nach seinen Feinden umblickend, zog sich der Angreifer znrück, was die Matabele wieder bewog, sofort ans ihrem Verstecke hervor nach den Fcnern zn stürzen und Feucr-brä'nde zu ergreifen. Der unter lautem Geschrei unternommene Angriff hatte auch Erfolg, einige brennende Wurfgeschosse trafen den Löwen so gnt, das; er auf- Von Tau'.ciscise zum Tschobcflussc. 1I<) sprang und verschwand, Arnold Lotriet fühlte sich sehr niedergeschlagen, als er von dcm Verluste hörte, denn ein Pferd, das bereits die endemische Pncumouie überstanden, ist in allen tsctsefreien Gegenden ein wahrer Talisman. Unter den südafrikanischen Löwen unterscheide ich drei Species, den gewöhnlichen vollmähuigeu, wie wir ihn in der Bcrberei treffen, den mähncnlosen und den von den Holländern Krachtmanetje genannten, der sich durch ein kurzhaariges lichtes Fell, doch hauptsächlich durch eine kurze und nie über die Schulter reichende Mähne auszeichnet. Den Vondvoote-Löwen der Holländer habe ich als selbständige Species aufgegeben, da es sich ergab, daß vollmähnige Löwen in ihrer Jugend ebenso braun und schwärzlich gescheckt sind. Ich habe dies an einen: Thiere, das ich mir hielt, beobachtet ^ so wie sich in den ersten zwei Jahren die schwarzen Flecken mehren, so verschwinden sie mit dcm zunehmenden Alter des Thieres. Die in Nord-Afrika lebenden gemeinen vollmähnigeu Löweu find in Süd-Afrika die feltensten, man findet sie nnr hie und da zerstreut vor. Die mähnenlosen waren früher häusig am Molavo, jetzt findet man noch welche im Thalc des centralen Zambesi nnd des unteren Tschobe. Ich beobachtete, daß ihr Fell auffallend licht gefärbt ist. Die gewöhnlichste Art ist die bis Zur Schulter bemähute, in manchen Gegenden findet man eben nnr diese vor, sie ist eine der häufigsten nnd bewohnt das Thal des Limpopo von der Mündung des Notuauy abwärts, und find ihre Vertreter im Alter von zwei bis vier Jahren besonders verwegen und gefährlich. Ini Allgemeinen ist der südafrikanische Löwe ein äußerst kluges und berechnendes Thier, er »denkt« viel. Den ihm gegenüber stehenden Feind, mag nun der Löwe der Angreifer oder der Angegriffene sein, sucht er zu «beurtheilen« und da wo er denselben überlegen findet, wird ihn selbst eine wiederholte Verwnndung nicht zum Angriffe verleiten. In: Allgemeinen sucht er zu ünpomrcn, zu schrecken, nm sich seiner Bente leichter zu vergewissern. Einmal geschieht dies durch seiu Brüllen, das andere Mal dadurch, daß er den Kopf hochgehoben laugsam einherschreitcnd die Zähne fletscht, ein drittes Mal wieder, daß er in großen Sätzen 130 ' Von Tamasetse zumTschobeflusse. herangespruugen kommt, oder auch, daß er im fcharfeu Trad sich nähert und dabei ruhig brummt. Da cr die gauze Zeit hindurch, möge er in dieser oder in jener Weife seine Schreckmcthode in Ausführung bringen, seinen Gegner stets fcharf im Auge behält, entgeht ihm auch die leifeste Beweguug nicht; die ihm gegenüber beobachtete Bewegungslosigkeit ist das Beste, was mau iu einem solchen Augenblicke thnu kann. Während eine Bewegung mit der Hand oder irgend welche andere den Löwen im All-meincn nicht herausfordert, so kann es doch geschehen, daß junge Löwen durch diese Bewegung gereizt werden und zum Angriff übergehen. Doch gibt es Umstände, wenn sie auch selten sind, bei welchen alte und erfahrene Löwen, die einen ihnen gewachsenen Gegner zn würdigen wissen, ohnewciters zum Angriffe übergehen. Solch' einem Angriffe jedoch kann der Menfch leichter begegnen, da cr in der Regel weniger vorsichtig nnd berechnet ist. Wir finden diese Angriffswcise bei Löwinnen, welche ihre Jungen bewachen, bei Thieren, welche lange gehungert haben uud endlich bei solchen, die auf einer Hetzjagd oder von einer größeren Menschenmenge verfolgt werden. Sehr wichtig für den Menfchen bleibt es immer, daß cr den Löwen zuerst erblickt und beobachten kauu; für den Neuling, daß er sich dabei an seinen Anblick gewöhnt, wenn dies auch uur einige Minuten währt, bevor der Kampf oder die gegenseitige Vorstellnng beginnt. Selbst für eiuen erfahrenen Jäger wird es oft unangenehm, wenn sich Mensch und Thier zugleich erblicken, dann wird es oft schwierig, dem Löwen und seiner Taktik erfolgreich zu begegnen, d. h. ihm im selben und weiteren Momente zu »imponiren« suchen, wenn der Jäger nicht schlin znvor in der Lage war und die Gelegeuhcit ersah, dem Löwen eiue tödtlich verletzende Kugel zuzusenden. Der schlimmste Fall für den Menschen ist jedoch jener, bei welchem der arme Käfersucher oder der Bewunderer der schönblüthigen Liliaeeen im Eifer sich in seinem Liebliugs-studium ergeht und längere Zeit hindurch von dem Raubthiere beobachtet ist, dieses plötzlich hinter ihm aufbrüllt nnd im selben Momente vielleicht sich zum Spruuge auschickt. Während es, wenn auch seltene Fälle gibt, in denen Eingebornc beim Feuer oder unter anderen Verhältnissen von Löwen überrascht, mit heiler Haut davon kommen, ist kein Fall bekannt, Von Tciiuasetsc zum Tschobcflllssc. 121 in dem ein einzelner Mensch, der vor einem Löwen die Flucht ergriffen, nicht von diesem niedergeworfen worden wäre. Löwen, die an das Aufblitzen und den Knall des Schusses gewöhnt sind, die hälifig gejagt wlirdcn und in deren Gebiete nur wenig Wild, oder nur solches vorhanden ist, dessen sie nicht habhaft werden tonnen, sind stets muthiger und gefährlicher als jene, welche in wildreichen Gegenden wohnen und selten eiuen Menschen zu Gesicht bekommen. So sind in Süd-Afrika die Löwen am Maretsanc- und Sctlagole-Flusse berüchtigt und auch jene im Matabelc-Lande verwegene Thiere. Kein Raub-thier, mit Ansuahme des Fuchses, benimmt sich so listig wie der Löwe, wenn cr sich einer schwer erreichbaren Veute bemächtigen will uud entwickelt eine um fo größere Schlauheit, in je größerer Zahl er semer Beute nachspürt. Die Thiere versuchen sich in Treibjagden, doch theilen sie sich oft in der Vcrfolguug, indem ein Theil das Wild, auf das sie ihr Augenmerk gerichtet haben, beschleicht uud nachdem ihm dieses ge-luugeu, sich dem Wilde zeigt, um dieses nach der entgegengesetzten Seite zu scheuchen, in welcher der andere Theil im Hinterhalte auf dem Anstande liegt. Diese Verfolgungsmethuoc beobachten sie namentlich bei Thieren, welche sich durch rasche Flucht der ihnen drohenden Gefahr leicht entziehen können, ferner bei solchen, welche hoch über das Gras blicken und so den heranschleichenden Räuber, wenn er näher herangekommen, bemerken können, ferner auch bei solchen, deren Fleisch von ihnen besonders gesucht und jedi'in anderen vorgezogen wird. Zu diesem Wilde gehören in erster Reihe Pferde, Zebra, überhaupt Einhufer und Giraffen. , Kurz uach meiner ersten Ankunft in Panda ma Tenka in einem der kleinen Seitenthäler, deren ich auf meiner Fahrt nach der Gaschuma-cbene gedenken werde, wurden zwei Zebra's in der letztgenannten Weise getödtet. Eine Zebratruppe graste in dem Thale, mehrere Löwen kamen das Thal heruntergelaufen. Nachdem sie eine Zeit lang den Pferden ihre Aufmerksamkeit geschenkt, verließen zwei ihre Genossen und liefen dem linken bewaldeten, das Thal begleitenden Höheuabhaug entlang nach abwärts. Die übrigeu hockteu sich au der Stelle nieder, au welcher sie zuerst die Zebra's erblickt hatten; die beiden ersten, die »Antreiber«, über- 12L Aon Tcunasclsc zuin Tschobeflussc. holteu das im Thale graseude Wild und schlichen sich, als sie etwa 200 Schritte unterhalb desselben gclangt waren, von der Höhe in's Thal hinab. Doch dadurch kamen sic nutcr den Wind nnd dir Zebra's wurden auf sie aufmerksam, bevor sic noch nahe gckommeu wareu. Dic letzteren zogen, sich häufig thalabwärts umsehend, im Schritt thalaufwärts. Die beideu ihneu folgenden Löwen hoben zeitweilig ihrc Köpfe über das Gras, was, nachdem sie dies mehrmals wiederholt hatten, die Zebra's zur schleunigen Flncht veranlaßte. So liefen die nichts ahnenden Thiere, die bewaldeten Erhebungen zur Rechten nud Linken fiir gefährlich haltend, über die wiesige Thalsohle förmlich in den Rachen der Löwen. Diese hart an den Boden geschmiegt, holten znm todtbringenden Sprunge aus, als eben die Zebra's an ihnen vorbei galoppirten. Zwei wurdeu das Opfer der Räuber, d. h. zwei der Löwen saßen im Sattel, nud während der Rest der Zebra's nach rechts nud links auseinander stob und sich erst weiter oben im Thale vereinigte, um die Flucht fortzusetzen, widerhallte das Thal von dem Gebrülle der siegreichen Löwen. Als noch die Ebenen zwischen dem Hart-River nnd Molapo an Straußen reich waren, verloren die daselbst mit zahlreichen Pferden jagenden Jäger so mauches derselben, ohne daß sie die Nänber je züchtigen konnten. Trotzdem daß die Pferde in der Nähe derWägen gehalten wurdeu, wußten die Löwen iu der Regel ihren Augriff zu cincr folchen Zeit zn unternehmen, um welche an denfelben tiefe Stille nnd Ruhe herrschte. Während mehrere Löwen sich im Umkreise von zwei bis drei englische Mcilcn iu's Gras nicderduckten, machte sich ciucr daran, seiueu Geuosseu die Pferde zuzujagen; nur seltcu geschah es, daß er bei dieser Gelegenheit von den Hunden am Wagen ausgewittert, es mit dem Lebeu büßte, iu der Regel kam er unbehelligt mit seiucr Ventc davon. Das Thier schlich sich flach anf der Erde wie ein Reptil dahinkricchend, bis in die unmittelbare Nähe, des Wagens, gwifchen eines der Pferde uud deu Wagen, oder zwischen zwei Pferde, um auf diese Weise das eine Pferd durch sein Erfcheinen anfznscheuchcn. Tas erschreckte Pferd Zog sich in den meisten Fällen nach der dein Löwen entgegengesetzten Seite zurück uud dies war eben die Richtuug, in welcher die Raubgeuossen anf dem Austaude lagen. Diese Art dcs Augriffes ist Ami Tamaselsc znm Tschoboflussc. 123 die gewöhnlichere, u.,o das Terrain eine mit zwei bis drei Fuß hohem Gras bedeckte Ebene ist. Ich schließe vorläufig dich' Charatterskizze des Löwen und werde später noch Gelegenheit finden, dir Angriffsweise des Löwen auf die einzelnen Wildarten Zn schildern. Am Abend des Tages nach meiner Ankunft im Panda ma Tcnka-Thale war ich mit Anderson zu Blockley znm Nachtimbiß geladen, da gab es Suppe ans Vüffelfleisch und mariuirte Stockfische, von Mortons Co. aus Loudon präparirt. Vou Vlockley erfuhr ich, daß Westbeech schon vor neun Monaten die dnrch Rev. Mackenzie an ihn gesandte Nachricht von meiner Ankunft an Sepopo überbracht hatte und daß dieser mir die Erlaubniß willig ertheilt hatte, ihn besuchen zn dürfen, zu welcher der König die Worte hinzufügte, er höre gern, daß ich auf dieser meiner Neise seinen Elephanten nichts Ucbles anthnn wolle nnd selbst auch im gegenthciligen Falle ich ebenso willkommen als Monary sei. Unter dein Namen Monary aber ist im Manitse-Neiche Livingstone gekannt. Blockley hatte nicht allein in des Königs Residenz viele Monate zugebracht, sondern anch gleich Westbeech anf des Königs Einladung diesen in seinem Mutterlaude, der Varotse, aufgesucht und ihm bei dieser Gelegenheit unter den größten Schwierigkeiten einen Wagen bis nach der Barotsc gebracht. Ich zog später in Gesellschaft Blockley's nach Schefchckc nnd habe außerdem längere Zeit in feiner Nähe zugebracht, sein Betragen mir gegenüber war jederzeit ein fo freundliches, daß ich mich feiner nnr mit dem Gefühle der tiefsten Dankbarkeit erinnere. In Panda ma Tenka traf ich auch eine Anzahl von Vakwena's, geführt von einem königlichen Prinzen, welche Sepopo bcfnchen wollten; sie überbrachten ihm eine alte Mähre als Geschenk Seschelc's. Die Abgesandten Seschcle's erkannten mich sofort, ich aber nicht sie. Da Herr Vlockley schon am 2. zn Sepopo abreisen wollte, entschloß ich mich, ihn zu begleiten. Meinen Wagen wollte ich unter der Obhnt Th/s in Panda ma Tenka znrücklassen und Meriko sollte bis zu meiner Rückkunft die Ochsen hüten. Pit cntschoß ich mich als einzigen Diener mit hinüber zn nehmen. Da die Zugthiere hier eiuen gnten Preis hatten verkaufte ich drei der meinen, um mir Elfenbein an Stelle des zu Ende 124 Vou Tcimasctsc zuiu Tschobcflusse. gegangenen Baargeldes zn verschaffen und war entschlossen, den Rest nur dann zn verkaufen, wenn mir von Sepopo selbst die Erlaubniß, die Nord-Zambesi-Gebiete durchforschen zu können, gegeben werden sollte. Ich ver-kauftc auch einen meiner Hinterlader an Herrn Vlockley und erzielte einen gntcn Erlös, den ich znm Ankaufe von Thee, Kaffee, Zncker :e. verwendete.^ Westbeech hatte bereits vor vier Jahren den Handel mit Sepopo eröffnet, seiner Fürsprache bei dem Könige hatten alle übrigen Händler es zu verdanken, wenn ihnen das Marutsereich offen stand, ihm selbst kam es vor Allem zn statten, daß er drei Eiugebornen-Sprachen, und zwar das Sesuto, Setcbele und Sctschnana fließend sprach. Am 2. August wollte ich Panda ma Tenka verlassen, um mich mit Vlockley nach dem Tschobe nnd zu Sepopo zu begeben, als zwei Manansa, deren ich noch bei der Beschreibung der Victuriafälle gedenken will, ankamen und meldeteu, daß eiue Truppe ihres Stammes mit Elfenbein herankäme. Vlockley verschob auf diese Nachricht hin seine Abreise. Er hatte die Manansa mit Gewehren verscheu, nud unn theilten sie die Iagdbente mit ihm, indem jeder der Eingeborneu einen Zahn von jedem grtödteteu Dickhäuter in Anspruch uahm. Tiefe Theilung der Vente währte fo lange, bis sich der Manansa so viel erworben, daß er sich ein Gewehr nud Schirßpnluer kanfeu konnte, worauf ihm dann der ganze Erlös zufiel, für welche er dann Kleidungsstücke, Messingdraht, Decken u. s, w. crstaud. In dieser Weise hatten auch Halbeastmänncr ans der Colonie, welche mit den Händlern als Wagentreiber in die Zambesi-Gegeuden gekommen waren, so viel erworben, daß sie Wagen und Ochsen erstanden. Trotz der Ausbreitling des Elfenbeinhandels und' des Umstandcs, daß hierbei Tausende und Tanscnde von Elfenbeinzähnen jahrelang dnrch die Hände der weißen Händler gingen, brachte derselbe diesen keinen materiellen Gewinn. Vor 20 Jahren, als noch südlich vom Zambesi Elephanten und Strauße sehr zahlreich waren, gab es nur wenige Jäger, denen es vortrefflich gut ging, deren Gewinn lockte von Jahr zu Jahr immer neue herbei, bis sich ihre Zahl um das vierzigfache * Ein Pfund Thec kam hier auf 12, eiu Pfuud Kaffee auf 4, I Pfund Zucker auf 4 Shillingc zu stehe». Von Tamasctse zum Tschobeflusse. 125 gesteigert hatte und deren Erwerb eben so rasch als die Zahl der werthvollen Thiere abnehmen mußte. Was bei dem Walfischfang iu den europäischen Nordmeeren zu Tage trat, d. i. dessen allmälige Erschöpfung, war auch bei dem Handel mit Elfenbein zu befürchten. Der Anbau von Weizen, Zucker, Baumwolle uud Reis muß au die Stelle der Jagd treteu, und nnr der Handel mit deu Erträgnissen des Ackerbaues wird uou Jahr zu Jahr blühender sich gestalten können. Das Verbot der Betschuaua-Könige, in ihren Gebieten Elephanten Zn jagen, die Maßregeln, die der König der Matabele, La Bengula, iu dieser Beziehung dietirte, hauptsächlich aber das Verbot der Waffenausfuhr uach Nordeu aus den südafrikanischen Colonieu werden allmälig diese Wandlung aubahnen. Am 3. September machten wiv uus endlich auf den Weg. Blockley hatte einen Wagen mitgenommen, welcher die für Sepopo bestimmten Haudelsgüter führte, derselbe sollte neun Meilen südlich von der Mündung des Tschobe in den Zambesi zurückgelassen werden, und die Waareu dann mittelst Träger bis an den Tschobc und deu Zambesi fortgeschafft, um weiterhin mittelst Nähneu den Zambefi aufwärts uach der ueueu Residenz des Marutse-Mambuudakönigs befördert zu werden. Wir passirteu auf deu ersten Meilen unserer Fahrt ein interessantes hügeliges Terrain, welches von zahlreichen nach Nordost und Ost in das Panda ma Tenka-Flüßcheu stießenden Bächen und Spruits durchzogeu war; die dereu Thäler trennenden Hügel waren steinig uud iu der Negel stellenweise auch dicht mit Bäumen bestanden. Eine markaute Stelle auf dieser Strecke bildete ein mächtiger über eines dieser Flüßchen sich erhebender Baobab, dessen Umgebung durch den Aufenthalt eines dunkel bemähnteu, mächtigen Löwen, welcher den Jägern und Händlern schon viel Schaden angerichtet hatte, berüchtigt war. Abeuds machteu wir Halt, da eiue bewaldete Bodenerhebung von West nach Ost vor uus hinzog, welche der Tsetsefliege zum Auf-euthalte diente und der Zugthiere halber nur bei Nacht passirt werden tonnte. Wir trafen an unserer Lagerstelle einen Halbeastjager, der etwa 20 Meilen weiter Strauße gejagt hatte, und nach Panda ma Tenka zurückzukehren im Begriffe war, um von Blockley einige Waaren zu kaufeu. 1^6 Von Tamcch'lso zum Tjchobefliissc. Vlockley uud «Africa«, so hieß der Mann, verließen mich nun; ersterer hatte jedoch seinen Dienern den Auftrag gegeben, mit dem Wagen noch Z<> Meilen weit die Neise fortzusetzen nnd dann auf ihn zu warten, er wollte so rasch als möglich nachkommen, nm mit mir weiter zn reisen. Africa war mit einigen Leuten Sepopo's am südlichen Tschobe-Ufer zusammengekommen, nnd diese hatten ihm die Nachricht übcrbracht, daß König Sepopo in Folge der schlechten Aufführung des Vakwena-Prinzen an seinem Hofe sehr erbittert sei. Schon während der Fahrt hatte uns das Gebrullc eines Löwen begleitet, während der Rast kain es derart nahe, daß wir uns schußbereit halten und mächtige Feuer anzüudeu mußten. Die Nacht wnrde so dunkel, daß wir kanm anf zehn Schritte vor uns fehen konnten. Wir passirtcu nach zwei Uhr den Tsetsewald nnd erreichten am folgenden Morgen eine rings vom Walde umsäumte Grasebene, Gaschuma genannt. Sie zeigte zahlreiche, ziemlich tiefe, von Wassergeflügel bcwohute Lachen, ich passirtc sie später noch dreimal uud jedesmal fand ich zahlreiches Wild an derselben. Diesmal waren es Zebra's, Zulu-Hartebeeste und Harrisböcke. Zum ersten Male beobachtete ich anch hier die iDrbecki-Gazellen. Am Morgen fuhreu wir weiter uud über eine zweite Ebene, beide aus dem schönsten Humusboden bestehend, den man sich nnr denken konnte und der es förmlich unmöglich macht, dic Stelle in der Regenzeit zu passireu. Wir hielten wieder an einem Gehölze und au einer Negcnlache, Saddler's Pan genannt. Nächsten Tages änderten wir nusere nördliche Richtung iu eine nordwestliche uud gelangten zu einer ausgetrockneten Lache, deren Ufer mehrere Fächerpalmeu schmückten. Aehnliche Baume, die sich durch ihre besondere Höhe auszeichneten uud auf dcr Gaschuma-Ebene standen, waren, wie mir später Westbeech mittheilte, aus reinem Muthwilleu von einem Händler oder Jäger gefällt wurden. Abends gelangten wir zn einer anderen, Schneemans-Pan genannten Regcnlachc. Hier hatten wir Blockley zu erwarten uud ich benutzte die Zeit, um vou den am Wagen sich aushaltenden Manansa's über ihre Sitten uud Gebräuche, sowie ihre Sprache Näheres zu crfahrcu. Ich erhielt diese ^on Tanmsrtsc zum Tschobeflnssc. 127 gewünschten Anfschlüsse von einem Masarwa, der als Kind mit einem Händler nach dem Süden gegangen war und sich hier an einen Farmer verdingt hatte, wobei ihm Gelegenheit geboten war, sich dic holländische Sprache anzueignen. Ich verzeichnete 305 Worte nnd Phrasen der Manansa- oder Manandscha-Sprache (von den Jägern haben sie den Spitznamen Maschapatan erhalten). An Schneemanns Weiher war ich nicht wenig überrascht, von dem Händler I., dessen ich an Henrys-Pan gedacht, besucht zn werden. Ich konnte nicht umhin, ihm wegen seines Benehmens den Lotriets gegenüber Vorwürfe zn machen. Er war diesmal lebensgefährlich am Fieber erkrankt nnd ich rieth ihm, so rasch wie möglich nach Panda ma Tenka znrüctznkehren nnd gab ihm einen Brief an Th. mit den nöthigen Recepten mit. Er hielt jedoch meine Warnnng für übertrieben nnd überflüssig, verzögerte seine Abfahrt nnd starb bevor er noch Panda ma Tenka erreicht hatte. Während Blockley von der Rechtlichkeit der Marntse so viel zn erzählen wnßte, berichtete ?). das Gegentheil davon. Ich forschte später nach dem Grnnde dieser Differenz der Urtheile nnd fand, daß die Marntse nnd Masnpia von Schescheke znvor nicht diebisch gewesen, und es erst wurden, als der nnglückliche ?). bei ihnen eingekehrt war. Er hatte alle seine Diener am südlichen Tschobe-Ufcr Elephanten jagen lassen nnd behalf sich in Scheschekr, wohin ihn der König Sepopo mit seinen Kähnen harte bringen lassen, ohne Diener. So dachte er hier selbst, dort dnrch seine Diener, Elfenbein zn erbeuten. Doch er wnrde fieberkrank nnd konnte sich von seinem Lager nicht rühren, ja kanm sprechen. Die Hütte, die er bewohnte, war abgetheilt, in der kleineren Abtheilung befand sich sein Lager, in der größeren, die er von seinem Lager übersehen konnte, waren seine Waaren unvorsichtiger Weise znr Echan ansgcstellt. Dies reizte die Bewohner von Schescheke, sie besahen sich nicht wie das Jahr znvor — seitdem cm englischer Händler vom Süden gekommen war — die Waaren von Außen, sondern drangen in die Hütte ein, betasteten die Gegenstände nnd als sie daran Niemand hinderte, nahmen sie so manches, später Vieles mit. Bei meinem späteren Besuche hatte ich viel über den diebischen Eharaktcr mancher Bewohner Schescheke's zn klagen. 128 Von Tllmasetse zum Tjchobeflusse. Am 7., an welchem Tage ich Blockley erwartete, erkrankte ich an Kolik-Symptomen und dirs nach drin Genusse von rothschaligen, rundlichen Bohnen; ich fand, daß der Farbstoff dcr Schale das fchädliche Pigment sei, weshalb das erste Absndwasser, das sich violett färbt, abgegossen und frisches nachgegossen werden müsse, und beobachtete auch später, daß die Eingebornen eine ähnliche Procedur mit denselben vornehmen. Am Nachmittage stellten sich einige Manansa ein, die mir Talg zum Tausche anboten. Nachdem ein wohlgenährtes Eland erlegt ist, wird dcr Talg in einer thöuernen Schale geschmolzen und in einem aus der Pla-toides desselben Thieres verfertigten Säckchen aufbewahrt. Unsere Diener brachten grünlich-braunen Honig, der von einer winzigen Biene herrührt und sänerlich schmeckt und dessen reichlicher Gennß die Sinne betäubt — er wirkt auch als eiu Laxativ uhue ^olikschmerzen hervorzurufen. Die Erzeuger dieses Honigs besitzen keinen Stachel und nach der Beschreibung von Seite der Diener und der Masarwa's hielt ich sie mit jenen Bienen, die uns in dem nördlichen Theile des sandigen Waldplateaus überfielen, für ideutisch. Am 8. ziemlich Früh langte Blockley, von zwei Dienern begleitet, von Panda ma Tenka an, worauf wir uns auf den Weg machten, um in der Nacht das zweite und bis zum Zambesi reichende Tfctsegrbict bis zu der Leschumo-Haltstelle zurückzulegen. Wir erreichten das obere Leschumothal — eine enge, beiderseits von einer mäßigen, doch tiefsandigen bewaldeten Bodenerhebung umsäumte Wieseufläche, uach Mitteruacht. Der Wagen wurde hier zurückgelassen, die Zugthiere aber sofort wieder nach Schneemanns Pan zurückgetrieben, damit sie bei Tagesanbruch aus dem Bereiche des Tsetse-Gebietes waren. s Am 9. August saudte Herr Vlockley eben einen Boten an Makumba, den Masupia-Häuptliug (eines dcn Marntse unterthänigcn, an der Mündung des Tschobe in den Zambesi wohnenden Stammes), um von diesem — der in Impalera, einem Dorfe am jenseitigen Tschobe-Ufer, wohnte — Träger zu erbitten, mit deren Hilfe die Güter bis an den Tschobc befördert werden follten. Wir zogen eine kurze Strecke das Leschnmothal nach abwärts, es wurde sumpfig und felsig, aus dem dichten nnd hohen Ufergrase sprangen C'iepyautcnycerde auf dei flucht. u. 9 Von Tamasetse znin Tschobeflnsse. 131^ hie und da Nietbock-Gazellen auf, welche nach tnrzem Laust', weiter abwärts ein ähnliches Versteck aufsuchten, Eine Stunde später verließen wir das Thal nnd wandten uns anf einem Pfade nach Nordwesten, nin eine sandige, dichtbewaldete Bodenerhebung zu betreten. Am Abhänge dieses »Saudbultes« fanden wir sehr zahlreiche Büffel und noch zahlreichere Elephantenspnren. Die Ricscnthiere innßtcn in der verflossenen Nacht hier dnrchpassirt sein. Die Spuren, die in dem Sande kaum einen Zoll tiefe Eindrücke hinterlassen hatten, führten in einer Breite von 29 Schritten; die Heerde hatte offenbar Eile, denn die von ihnen durchzogene Strecke war mit zerknickten Stämmen, Aesten nnd Büschen besäet. Am häufigsten waren armdicke Stämmchen entwurzelt nnd schenkelstarkc Bäume im unteren Drittel so gebrochen, daß der übrige Stamm noch an der Rinde oder an der Bruchstelle am Rumpfe hing. Doch gab es auch welche, die stärker und in der Mitte ihrer eigentlichen Etammeshöhe (4 bis 6 Fnß über dem Boden) vollkommen gebrochen waren, der Vrnch war dann ein solcher, daß der zurückgebliebene stehende Baumstumpf (namentlich der gebrechlicheren Holzarten) nach unten oft bis zur Wurzel herab geborsten war. Sehr häufig waren die quer in die Bahn hineinragenden Aeste anderer Bänme herabgerissen wurden und daß dies mit Riesenkraft geschah, konnte man daraus entnehmen, daß oft ein großes Nindenstück von dem Stamme mit herabhing oder mit dem Aste herabgerissen worden war.* Wir kamen in eine seichte in das Leschumothal führende Niederung, welche mit schönen Mimoscnbänmen bewachsen war, deren Krone dem ermüdeten Wanderer den köstlichsten Schatten spendeten, nur hie und da vermochte der Sonnenstrahl die dichte Laubkrone zu durchdringen. Aus der Einseukung ging es wieder hinauf in einen sandigen Wald, dessen Boden sich nach Nordwest etwas verflachte, um plötzlich gegen das Thal des Tschobe und Zambesi abzufallen. Unvergeßlich bleibt mir das Panorama, das sich meinen Blicken an jenem Tage bot, als ich plötzlich aus dem Walde heraustrat und in das Thal der beiden Ströme herabblickte. * Ter beschränkte Nanm gestattet cs mir nicht, hicr näher ans die Mnwhnhciten »nd die Lebensweise der afrikanischen Elephanten einzugehen, 9* IH^ Vml Tainasl'tsl.' zunl Tschobeflusse. So war ich doch au den Strom gelangt, von dl'm ich als Knabe so viel gelesen und getränmt hatte. Vor mir öffnete sich ein weites, nach rechts etwa drei Meilen breites, nach links in seiner größten Ausdehnung durch eine unabsehbare Ebene, begrenztes Thal. An meiner Seite war es von dem bewaldeten felsigen Abhang des sandigen Hochplateaus beherrscht. Die Mitte dieses Thales nehmen zwei Inseln ein, das Land, welches den Zambesi und Tschobc nach ihrer theilweisen Vereinigung zwischen dieser nud ihrer eigentlichen noch von einander scheidet. Dic östliche, die »Präger« Insel ist einige hundert Schritte lang und etwas weniger breit, die zweite 2 Stunden lang und 1 dis 1 '/^ Stunden breit. Die erste ist flach, die zweite zcigt bewaldete Felsenklippen, von denen sich nur eine in der östlichen Hälfte, zahlreiche und meist zusammenhängende in der westlichen befinden. Am Fuße der östlicheu liegt Impalera, Makumba's Stadt, znr Zeit meines Besuches die »Wacht« des Marntsc-Reiches nach Süden. Vor dieser Masupia-Niedcrlassuug schimmert tief uuter dem Beschauer uud etwa eine Stunde von ihm entfernt, das von Schilfmassen besäumte an 300 Schritte breite Bett des Tschobestromes. Die Höhen auf der großen Impalera-Iuscl sind ein Verbindungsglied des Abfalls, der nach Westen zu bis an den Tschobe herantritt, ihn mit Felsenbänkcn durchzieht und so Stromschnellen bildet, daun sich zu den Imvalera-Höhen erhebt, um nochmals nach Nordnordost den Zambesi mit Felseuriffrn zu durchziehen, hier ähnliche doch bedeuteuderr Schnellen nnd Inseln zu bilden und sich mit dem, bei den Vietoriafällen an das linke Zambesi-Ufer herantretenden felsigen Plateau-Abfall zu verbiudeu. Das Thal war nach Westeu nur durch deu bläulichen, von dem ru'thlichcn Glanz der untergehenden Sonne in seinen tieferen Partien im Feuerpracht schimmernden Horizont umsäumt. Die unbegrenzte Ferne hinter den unabsehbaren Schilfrohrdickichteu war das Land, dem meine eigentliche Forschungsreise galt, dort wollte ich erringen, was ich seit meiner Kindheit erstrebt. Im Tschobe- und Zambesithalc. 133 VI. Im Oscholic- und Tambosithall.-. Tas Thal des Tschobc und seine Vegetation. — Signalisiruüg meiner Anknnft. — Die erstcn Boten aus dem Marutse-Neichc. — Lai'dschaftsceneric an den Stromschnellen des Tschobe. — Begegnung mit Masupias. — Mein Mülckau. — Geschichte der Matabele-Einfälle in das Reich Sct'elntn's. — Ein Masupia^Grab. — Thierlcbrn am Tschobe. — Mafnmba. — Bcgcgnnng »lit englischen Offieicren in Impalcra. -^ Die Hütten der Musuftia. — Der Schlangenhalsvogcl, Meine erste Bootfahrt anf dem Zambesi, — Die Tchilfrohrwälder an den Ufern des Zambesi und das Thierleben in denselben. — Letschwc und Pukn Antilopen. - Krokodile und Flußpserde. ^ Jagd ans sslnßvferde. - Anfunft in Alt-Echescheke. — Blockley's Krnal. Das Thal dcs Tschub^Ril'ers ist gegen seine Mi'lndung eine halbe bis drei englische Meilen breit, ähnlich anch das Thal des Zambesi, su weit Bootfahrt im Zambesi. ^ , . ^ ^ <> <» ,. - c „ ^- ' es noch oberhalb der Victorlafalle dle Tschobe-Vietoriahöhl'n begleiten. Mit Ausnahme jener Stellen, an welchen die Felsenhöhen unmittelbar mit ihren Ausläufern herantreten, sind die Ufer beider Flüsse sandig, ähnlich wie die des Zngaflusscs und der meisten Zuflüsse des schon erwähnten Hochlandbeckens des eentralcn Süd-Afrika; die felsigen Ufer, die, wie schon erwähnt, ober der Vereinigung beider Flüsse (am 1 Ah. Jin Tschobe- und Zambesithale. rechten Tschobe -Ufer einige Meilen weiter aufwärts als am linken Zambesi-User) beginnen, sind meist der Abfall eines tiefsandigru Plateaus. Auf dieser Strecke, fuwie am Flusse abwärts fanden wir eine üppige tropische Vegetation, stromaufwärts nimmt sie, so weit als ich gelangen konnte, etwas ab. Beim Eintritte in das Thal fallen dem Besucher sofort neue Baum- und Vuscharteu auf. Die meisten tragen Früchte, welche, mit Ausnahme der bis zu zwei Fuß langen, armdicken, wurstfürmigeu des Moschun-kulu, eines Giftbaumes, theils zu verschiedenen hänslichen Zwecken verwendet, theils genossen werden. Welche Wandlnng die Vegetation in: Zambesithale und auf dem angrenzenden Platean im Vergleich zu den südlicher gelegenen Strecken im Innern Süd-Afrika's erfährt, können wir schon ans der Thatsache ersehen, daß sich die Bewohner am ccntralen Zambesi (wohl um so mehr am uutcrcn und oberen Zambesi) das gauze Jahr hindurch nnr von Früchten ernähren können. Jeden Mouat im Jahre finden wir irgend welche Frncht oder eßbare Samen zur Reife gedieheu. Auch die, Thierwelt ist reichhaltiger, darunter namentlich Vögel, Schlangen, Fische, Inseeten, und unter diesen wieder besonders Schmetterlinge. Anch der Meufch ist in jenen Gebieten ans eigener Kraft höher entwickelt als die Bewohner der Gegenden füdlich vom Zambesi. An einer Uferstelle, welche durch eiue kleine Bucht nnd durch cinen prachtvollen Moschunkulubaum ausgezeichnet war nnd sich einige hundert Schritte oberhalb der am jenseitigen (linken) Ufer gelegenen Masnpia-Niederlasstmg Impalera befand, ließ ich, da es der gewöhnliche Landungsplatz der den Strom übersetzenden Eingcbornen war, cinen Skerm und eine Grasliütte errichten. Unterdessen schritt ich zum Flusse hinab und fand deu Tschobe stelleuweise 2 bis 300 Schritte breit und so tief, daß sein Gewässer tiefblau erschieu. Die dicht beschilften Ufer gaben den zahlreichen Krokodilen Gelegenheit, ohne gesehen zu werden, stets auf der Lauer zu liegen und nicht weit ab auf der klareu Fluth wiegten und schaukelteu zahlreiche Nymphaeaeeeu einer kleiublüthigen nud nnr wenige Vlumenkronen-blätter besitzenden Species. Auf deu Rath der mir von Vlockley mitgegebenen Diener, welche schon mehrmals mit ihrem Herrn hier gewesen waren, fenerte ich einige Im Tschobe- und Zambcsithale. 135 Schüsse ab, um dir Bewohner von Impalera von unserer Ankunft in Kenntniß Zu setzen. Bald daranf kamen zwei Männer in einem etwa 8 Schnh langen, 14 Zoll breiten und 10 Zoll tiefgehenden, aus einem Baumstämme mit der Pallcchaxt ausgehöhlten Kahne an unser Ufer. Es waren zwei dunkelbraune Gestalten, groß und stark gebaut, welche das primitive Bekleidungsstück der Vanthufamilic Süd-Afrika's in der geschmackvollsten Weise, die ich bis jetzt beobachtet habe, angelegt hatten. Sie trugen einen ledernen Leibgurt, um den bei dem einen drei ausgearbeitete Felle kleinerer Thiere, bei dem anderen ein etwa drei Meter langes Calicostnck so geschlungen war, daß dieses eine vordere und hintere Schürze und einen die Lenden bedeckenden mittleren Theil bildete. Unstreitig sahen sie in diesem primitiven Anzüge schmnckcr aus als die Zulu, Makalaka, Betschuana, Colonial-Kaffern :e. Ich gab ihnen ein Messer, nm mich bei ihrem Häuptlinge Maknmba anznmelden, zn gleicher Zeit erwähnten anch nieine Diener, daß Dschoro-siana (Georg), Maniniani (der kleine Georg, im Gegensatze zu West-beech, der ob seiner Größe Dschorosiana Umutunfa genannt wnrde), im Leschnmothale auf Träger harre, um des Königs Handelsgüter nach Impalera zu bringen; die Männer sollten jedoch auf ihrem Wege nach dem Leschnmothale Korn bringen, welches Dschorosiana Maniniani mit Sipaga (kleinen Glasperlen), Talama (große Glasperlen) und Sisipa (2'/^, Meter Kattun) austauschen wolle. Während der Zeit nuserer Besprechung hockten die beiden Männer auf der Erde und standen, nachdem der Manansa-Diencr seine Rede beendet mit einem ^n!i>6 in!a<« (wir haben verstanden, Freund) alls, nm sich mit den Worten ('-unajg, ka^di swir sind im Begriffe zn gehen, Herr) von mir zn verabschieden. Früh am 11. unternahm ich einen Ansflug flußaufwärts und fand in dem Thale zahllose Spnreu von Büffeln, Noen und Kudu's, Wassrrbock-Autilopen, Pallah-, Denker- und Orbecki-Gazellen, Schakalen, Leoparden und Löwen. Anch sah ich zahlreiche Hyänenspnrrn und von den Felsenhügeln tönte unanfhörlich Paviangebelle in's Thal herab, während mich in dem Palmrngebnsch zahlreiche Affen zn einigen Schüssen verleiteten. Von Wildgeflngcl beobachtete ich zwei Franeolinns-Arten, das Perlhuhn, 136 Im Tjchobe- und Zambesithale. von Sumpf- und Wassergeflügel den Scopus (Hammcrkuvf), drei Arten der Spornkibitze, 1I<»>>I<»>>wn!!-<. Sattelstörche, (N^c'wi-in ^nk!^l1(m^, Shaw), mehrere Arten von Enten nnd eine Pleetroptcrus-Art, Sporngänse, sowie cinc Plotns- (Schlangenhalsoogel) und eine Kormoran-Art (^k^m^oc'otilx). Aiu anziehendsten fand ich den Tschobc an und über den Strom-schnellen, welche sich etwa sechs Meilen oberhalb seiner Müudung nnd drei Meilen oberhalb unseres Landungsplatzes befanden. Oberhalb dieser Stromschnellen verbreiten sich in einer marschigen Gegend in einem wahren Riefcnschilfwalde die Vcrbindnngsarme mit dem Zambesi; cs find breite natürliche Canäle mit ruhig fließendem Wasser, welche ich mit dem Auge weit verfolgen konnte. An den Stromschnellen liegen sehr viele kleinere nnd größere Felseninseln, die theils kahl, theils mit Sand bedeckt nnd von welchen letzteren wieder einige mit Schilf, andere mit dichtem Gebüsch und Välimen bewachsen sind. Da, wo zwischen zwei Felscninscln ein kleiner Wasserstrahl einen winzigen Verbindungsarm bildet, fand ich änßerst geschickte, ans Rohr gearbeitete, den in Mittel-Europa gebräuchlichen ähnlich geformte Fischreusen. Anf den Inseln war anch eine reiche Vogelwelt vertreten, namentlich Sumpfvögel, welche die höheren Felsenriffe sowie das sandige, Ufer oeeupirt hatten und in den feuchtereu Partien sich herum-tnmmelten. Besonders reich schien mir der Fluß an Krokodilen zu sein während ich au den Schnellen, die ich Vlockleyschnelleu taufte, Wasserleguane bemerkte. Als ich Abends zu unserem Lager zurückkehrte, traf ich 17 Masu-pia's daselbst an, es waren prächtige Gestalten, welche ihre Haarwulle, an der Craninmhühe in kleine Zöpfchen geflochten trugen uud ihre Haare auch sonst mit verschiedenem Schmucke, wie Haarbüschel verschiedener kleiner Naubthiere und Gazellen, Korallen und kurzen Glasperlenschnürchen zierten. Als besonderen Schmuck trugen sie Armringe, die bei einigen aus Thierhaut, bei anderen, offenbar wohlhabenderen, aus Elfenbein verfertigt waren. Ich erhandelte von diesen für Glasperlen und Kattnn Alles, was sie mit sich gebracht hatten, Afsagaie, Messer, Kafirkorn und Bohnen. Jener, dem ich gesteru das Messer geschenkt, brachte mir heute einen aus Thon von den Frauen mit der Hand gearbeiteten und mit Vutschnala Impalcm. Jin Tschobe- und Zambesithale. 139 (Kafirkorn-Bier) gefiillten Topf. Dadurch und ohne es zu ahnen, wurde ich sein Mulokau (d. h. ich kounte Alles, was sein Haus bot, beanspruchen). Dieses Mulekauthmu ist einer der unglückseligsten Gebräuche des Marutse-reiches, indem dadurch die bei den Völkern dieses Reiches in einem höheren Grade als bei den anderen südafrikanischen Stämmen beobachtete eheliche Zuneigung früh untergraben wird. Da man auf Alles, in dem Hanse des Mulckau Anspruch machen kann, sind auch die Frauen des Hauses davon nicht ausgenommen, und mein Mnlrkau wnuderte sich nicht wenig, als ich einige Tage später, nach Impalera kommend, von seinem Anbote, mit Ausnahme von Fischen, Bier, Korn und einigen ethnographischen Gegenständen, keinen Gebrauch machen wollte. Die Anwesenden theilten mir durch den Manansa-Diener Angust mit, daß der Häuptliug Makumba auf dem jenseitigen Zambcsi-Ufer auf der Elephantenjagd weile und mich nicht eher sehen und grüßen dürfe, als die Antwort des Königs Sepopo auf meiu Ansuchen in Impalera eingelangt sei. Aus diesem Grunde nahmen sie auch kein Geschenk für ihren Häuptling Maknmba an. Die in Impalera sowie am Tschobe anfwärts und am Zambesi abwärts wohnenden Masupia haben den Strom zu überwachen und weder einem Weißen noch Farbigen ohne, Wissen und Willen des Königs das Ueberschreiten des Flusses zu gestatten. Ihr Verhältniß zum Könige des Marutserciches hatte mir später Makumba mit einigen Worten klar dargelegt. Ich bemerkte auch an ihnen, daß sie das »Mein und Dein« nicht sonderlich respeetirten, ihre Gelüste aber bezähmten, wenn man sie bei ihreu Vesuchcu im ^ager scharf fixirte. Am 12. erhielt ich zahlreiche Besuche von den Masuftia's von Impalera, sie frugen wiederholt meine Diener, von denen die Manansa der von den Masnpia's gesprochenen Makololosprachc vollkommen mächtig waren, ob mein freundlicher Begleiter Dschorosiani Mauiniaui, Matabele-Dicuer im Leschumothale habe; sie hatten den Anftrag, keinen Weißen, selost wenn er vom Könige die Erlaubniß zum Besuche des Reiches erhalten hätte, den Eintritt in das Reich zu gestatten. Wenn ich Matabele-Dicner gehabt uud trotzdem darauf bestanden hätte, das Marutsc-Reich zu besuchen, hätte ich wie Stanley, d. h. mit Gewalt vorgehen müssen. 140 Im Tschobe- und Zlnubesithale. ^ Die Matabcle sind bei den Völkern des Marutscreichcs so wie nördlich von Zambesi, doch auch von den östlich anwohueuden Ma-schonas so gehaßt, wie die mohammedanischen, schwarzen Selavcnjäger, die von der Ostküste, ihre Raubzüge gegen die großen Seen Ccntral-Afrika's unternehmen, von den Bewohnern der Ncgcrläuder Central-Afrika's. Als Begleiter hätten sie es mir ermöglicht, den afrikanischen Continent vom Süden nach Norden zn durchqueren, allein die mir nachfolgenden Weißen hätten es dafür büßen müssen. Zweimal hatten es die Mataoele nnter der Regierung des am centralen Zambesi herrschenden Königs Sekeletu versucht, ihre Raubzügc auch auf die nördlich vom Zambesi liegenden Gebiete auszudehnen, doch beide Versuche mißlaugen. Eiumal gelangten sie über die Stromschnellen, auf eine oberhalb der Vietoriafälle liegende Insel, welche von den Batoka's, einen an Sekelctn Tribnt zahlenden Stamm, mit der Mauzafrucht bebaut war. Da einige Tage später Hochwasser herabkam, war ihuen die Rückkehr abgeschnitten, sie gruben sich aus Nahrungsmangel die Mauzawurzel ans dem Boden, und erlagen alle, da dieselbe nnr im getrockneten Zustande genossen werden kann, im frischen jedoch giftige Eigenschaften besitzt, dem Genusse derselbeu. Bei einem zweiten Versuche wurde eine Truppe Matabele von einem Mafupia ans eine Iusel stromaufwärts übersetzt. Darauf entschuldigte sich der Manu, daß er von der Arbeit sehr ermüdet sei und zur Fortsetzung der Ueberfahrt den Beistand einiger Landslente in Anspruch urhmeu müsse. Ganz gegcu ihre Gewohnheit schenkten die Matabelc den Worten des Mannes vollen Glauben uud ließeu ihu zieheu. Der Masupia kehrte aber uicht wieder uud hatte so die Fciude seiues Laubes iu die Falle gelockt und sich weiter um sie nicht gekümmert. Auf der Insel gefangen, hatten die Znlus kein angenehmes Los. Da sie im Speeren der Fische nicht geübt waren, und den Fluß ob seiner vielen Krokodile nicht zu durchschwimmen wagten, auf der Insel aber mit Ausuahme ewiger weniger Früchte, der Fächerpalme, nichts Genießbares vorfanden, war ihre Lage sehr schlimm uud der Hunger so groß, daß sie ihre aus Ochseuhaut vcrfcrtigtcu Sandalen und Schilde im Wasser aufweichten, fie mit ihren Speeren zerschnitten uud genossen. In Folge der Nahruugsnoth starben viele, der Rest wurde vom Köuige Im Tschobe- und Zambesithale. 141 Eekeletn, der inzwischen mit zahlreichen bemannten Kähnen von ^inyanti herbeigeeilt war, ohne Schwierigkeiten überwältigt, gefangen genommen, und in der Barotse, dem Mntterlande der Marntse, welche damals seine Unterthanen waren, angesiedelt. Während meines Zweimaligen Besuches am Marutsehofe hatte ich Gelegenheit einige dieser nach Schescheke Tribnt abführenden Matabele kennen zu lernen. Sie trugen zwar noch die bekannten, ans Federn gearbeiteten Kovfucrzierungen, doch der kriegerische Geist der Zulns war aus ihnen Äiastlpia ^rali. gewichen, sie waren, wie mir König Sepopo mittheilte, ganz vorzügliche Ackerbauer geworden. Einer von den schon erwähnten, mich am 1^. besnchenden Masnvia war ein granwolliges Männchen, welches sich daranf viel einbildete, den verstorbenen König Sekeletn, nnter dem das Matololo-Reich vernichtet wurde, bedient zu haben. Ich erstand an diesem Tage für dreiundeinhalb Meter gewöhnlichen 5tattnns einen Ziegenbuck, den man von Impalera herübergebracht hatte, derselbe war in Folge des Stiches der Tsetsefliege 142 Iul Tschobe- und Z^üibcsilhalc, ausfalleud klein. Als der Bock geschlachtet winde, setzte sich mein Mnlekan in der Erwartnlig eines Geschenkes neben demselben nieder, das heißt: er machte als neuer Freund seine Rechte geltend, deren eines e«, war, jederzeit, wenn er mich zur Essenszeit besuchte, von mir Vewirthnng fordern zn können. An diesem nnd am folgenden Tage zogen die Masnftia, im Ganzen vierzig Mann, haufenweise zu Alockley nach dem Leschumo-Thale; sie brachten ans Verlangen Korn znm Verkanf, welches sie in etwa drei bis vier Liter fassenden, alls Kürbisschalen verfertigten Gefäßen, mittelst Tragstangen transportirten. Diese Gefäße waren mit Vast nmflochten und mit solchem auch au den Tragstangen befestigt. ^ Diese Kürbisgefäße werden von allen südafrikanischen Stämmen zu den verschiedenartigsten Zwecken benützt. Die häufigste Verwendung finden sie aber im Marntse Reiche und werden von dem Mambnnda-Stamme mit eingebrannten Zeichnungen (Menschen nnd Thiere darstellend) verziert. Mau gebraucht sie iiu Allgemeinen als Wassergesciße, wobei sie auch mit einem ans Riemen gearbeiteten Netze nmspannt sind. Die Vasallenstämme der Vetschuana, die Makalahari, Varwa, Masarwa uud Madenassana, die keinen Ackerbau betreiben, bedienen sich zu solcheu Zweckeu der Straußen-, eier. Mittelgroße Knrbisschalcn gebrauchen die meisten Banthn-Stämme als Gefäße znr Aufbewahrung fetter Substanzen. Der kleinsten bedienen sich. namentlich die südlich von Zambesi wohnenden als Schnupftabaksdosen, nnd die plattgedrückten, sowie gleichmäßig weiten, eylindrischen werden zu Musikinstrumenten verwendet. In der Nacht anf den I.'l. ließen sich znm erstenmale die Nilpferde mit ihrem dnmpfen Brüllen höreu. Ali diesem Tage kam ein Vasuto, mit Namen April, der Vlockley begleitet, um von Sepopo die Erlaubniß zn erhalten. Elephanten in dessen Gebiet jagen zu können, mit 1^ Masnpia, welche nach dem^eschumo Thale Korn getragen hatten und nun mit Vlockley's Giltern beladen waren; sie trugen 50—60 Pfnnd per Mann. Vlockley selbst hoffte noch am selben Abend im Tschobe-Thale eintreffen zn können. Am N. zeitlich Morgens nnteruahm ich einen Ausflug flußabwärts und stieß anf demselben anf verlassene Eingebornengehöfte der Masupia, welche sich nach der Zerstörung des südlich au die Victoria-Fälle angreuzendeu Im Tschobe- mid Zambesithalc. 143 Manansa-Reiches durch die Atatabelc — auf das jenseitige Tschobe- uud Zambesi-Ufer gefli'lchtet hatten. Ich fand im Thale einige Gräber vou Masupia-Häuptliugeu. Es wareu kahle, elliptische Stellen, auf deuen Antilopenschädel uud Elcphantcnhaucr aufgepflanzt waren; dir letztereu so angebracht, daß ihre Spitzen nach außeu und unten hervorragten. Jene, die schon vor geraumer Zeit auf das Grab gepflanzt wareu, trugcu deutliche Spuren des Vcrwitternugs-Proeesses an sich, sie waren gebleicht, porös nnd zersplittert; mehr uach der Mitte des Grabes zu, doch nahe an dieseu staudeu eiu Paar besser erhalteue, weun auch kleiner, 20—Zl) Pfd. schwere — doch auch viele von diesen waren schon durch die Eiuflüsse der Atmosphäre beschädigt, während die zuletzt gesetzten Milchzähne, daher werthlose Gaben wareu. Sie wurden in aller letzter Zeit eingepflanzt, als die Marutse den Werth des Elfenbeins kennen gelernt, nnd der Herrscher, trotz dieses Actes der Pietät seiner Unterthanen, seine Revcnuen nicht geschmälert sehen wollte. Auf dem Heimwege fand ich längs des Flusses Sikomoren, von denen sich namentlich eine dadurch auszeichnete, daß der Stamm, sowie die Aeste mit Feigen — leider unreifen ^ nugemein dicht behängen waren. ?lm Nachmittage kam Blockley ans dem Leschumo-Thale nnd bezahlte jedem Masnpia als Traglohn '/4 Pfuud Glasperleu. Dabei wollteu die Ma-supia's die ihnen angebotenen blaßrothen Glasperlen nicht annehmen; sie begehrten kaiscrblauc, indem sie betoutcn, daß sie für dieses Geld Assagaie taufen wollten, nnd der Stamm, vou dem sie diese Waffen zn kanfen gewohnt waren, gegenwärtig nur an den letzteren Glasperleu Gefallen finde. Einen recht interessanten Anblick bot die Ueberfahrt der mit Bluckley zurückkehrenden Kornvcrkäufcr. Spät am Nachmittage stiegen sie iu ihre Kähue, die etwa 20 au der Zahl iu der nahen kleinen Vucht lagen und ruderten dem jenseitigen Ufer zu. Je nach der Grüße des Canoes hatte dieses ein bis vier der dunklen Gestalten als Bemannung. Die meisten der engen, von 7 bis 16 Fnß laugeu Kähne waren mit den leeren ktoru-gcfäßcn, einige mit Vreuuholz gefüllt, auch waren hie uud da Fleischstücke vou eiuer erlegteu Büffelkuh zn sehen. Die letzteu der Truppe waren süuf unserer Besucher, daruuter auch meiu Mulekan, er hatte einen der 144 Im Tschobe- und Zambesithale. kleinsten, die anderen, einen der größeren Kähne znr Verfügung. Da cr seine Knnst im Rudern glänzen lassen wollte, bemühte er sich, vor seinen vier Gefährten das jenseitige, Ufer zu erreichen. Da anch die übrigen nicht zurückbleiben wollten, entspann sich vor meinen Augen eine originelle Regatta. Es gelang Zwar meinem Mnlekau, einen ziemlichen Vorsprnng zn gewinnen, doch in der Mitte des Stromes verfing sich ein Windstoß in den Falten seines Knbn (Mantel) nnd trieb ihn mit seinem Kahn zurück, während seine Gefährten ihn nnn leicht überholten. Eitelkeit hatte ihm Am Tschobe-Ufer. diesmal die Siegespalmc entrissen, indem er sich von Pit ans den von mir für zwei Schlachtbcilc eingetauschte!: Calico (6 Meter) eine Knbu (Decke) zuschneiden ließ, die ihm verhängnisvoll geworden war. Am 15. schiffte sich Blockley ein, ich selbst mußte noch hier auf die Antwort des Königs warten und benutzte die Zeit bis dahin zn weiteren Ansflügcn. Ich fond weitere zwei warme, salzhaltige Quellen und vermehrte meine Fischsammluug mit eiuigen von den Masupias iu der Bucht nud in den Flnßdickichten gcsveertcn Fischen. Anch hier hatte ich wie am Wlldebcuc bci Ploctley's itnuil. ii. w Im Tschobc- und Zambcsithalc. 147 Limpopo wiederholt die Gelegenheit, Krokodile nach den, ans über dem Wasstr hängenden Büschen und Röhrichten sitzenden Eis- nnd Sumpfvögeln schnappen nnd sich dabei bis zwei Fnß hoch mit dem Oberkörper ans dem Wasser emporheben zn sehen. Die Nacht vom 15. anf den 16. brachte ich am Flusse zu, indem ich das nächtliche Thierleben unmittelbar am Wasser beobachten wollte. Ich wählte mir eine etwas kahle Sandstelle ans, all der ich durch einige Binsen gegen den Flnß gedeckt, mit Hilfe des Mondlichtcs ziemlich deutlich Alles um mich, namentlich die Gegenstände in dem Wasser der Lagnne beobachten konnte. Gegen 11 Uhr kam eine Pallah-Heerdc an das obere Ende der Lagnne, der führende Renner mit einem tiefen Brüllton die Sicherheit des Ortes seinen Schützlingen meldend. — Das meiste Interesse flößte mir ein Pärchen der großen Fischotter ein, welches von dem Schilfrohrdickicht am jenseitigen Ufer der kleinen Bncht ansgehend, den seichten Rand derselben abjagte und im Fischfang weit mehr Geschick zeigte, als die zahlreich aus dem Wasser emporschnellenden Krokodile. Die Thiere blieben etwa zwei Fnß vom Wasser entfernt, am Rande des Gewässers einige Momente stehen, dann sprangen sie vorwärts nnd liefen rasch dnrch einige der nächsten Binsen, indem sie mit den Schnauzen die Stellen um die Binscnwnrzeln absuchten; kehrten hiernach wieder zurück und aufs Ufer, nm da die Beute zu verzehren, welche mir nur aus kleinen Fischen zu bestehen schien. Am nächsten Tage machte ich einen größeren Ausflug flnßaufwärts, doch war ich nicht im Stande, obgleich es eine interessante Hetzjagd war, weder einer der Roen-Antilopcn oder Pallahgazellen, noch eines der zahlreichen Paviane habhaft zn werden; hingegen war es mir vergönnt, namentlich schöne große Eisvögel (Ol^i6 Naxima), ferner Bicnenfänger und Knknke zu beobachten. Nachmittags begrüßten mich am jenseitigen Ufer mehrere rasch anfeinander folgende Gewehrschüsse, es war das Nn-mela (der Grnß), welchen der Häuptling Makumba abfenerte, nm mir anzuzeigen, daß die zum Könige abgesandten Boten mit einer für mich befriedigenden Antwort von Schcscheke angelangt waren.(Aer Sitte gemäß hatte ich daranf in ähnlicher Weise zu erwidern und benutzte diesen Anlaß, 10' 148 Im Tschobe- und Zambestthale um nach den Früchten des Maschlingnlllbaumes Zu schießen. Da es mir gelang, einige derselben zu spalten, andere zn durchbohren, hatte ich in den Allgen der anwesenden Masupia's sehr an Ansehen gewonnen. Bald darauf stießen zwei kleine Kähne von: jenseitigen Ufer ab, um mich hinüber zn bringen. Der untere Tschobe wie der Central-Zambesi sind tiefe Ströme (ich schätze ihre Tiefe anf 30 bis 40 Fnß), welche selbst größeren Dampfern frclc Schifffahrt ermöglichen. Leider sind die schiffbaren Strecken nach je 50 bis 100 englischen Meilen durch Fclscnbänkc unterbrochen, welche Stromschnellen verursachen. Am jenseitigen Ufer gelandet, wurde ich mit abermaligen Schüssen von Makumba begrüßt und hatte sie zn erwidern. Was mir beim Betreten des Masupiadurfes sofort auffiel, wareu die aus Schilfrohr erbauten Hütten und Gehöfte. Die meisten waren nach dem System der Doppel-balltcn, wie ich sie bei Mosilili's Rninenstadt antraf, errichtet. Dieselben hatten einen Durchmesser von 9 Fnß, die äußeren einen solchen von 25 Fuß bei einer Höhe von 12 Fnß. Weder zuvor uoch später beobachtete ich so hohe Schilfruhr-Umzäunuugeu wie iu Impalera und bei einem Zweigstamme der Marutse. Das Schilfrohr war hier in seiner ganzen Höhe belassen, eiuestheils, um das Spiel der Winde abzuhalten, andern-theils, um dem andringenden Schwalle des Hochwassers in den Sommermonaten besser zu widerstehen und die Hütten zu schützen. Einige Hütten zeigteu Backofenformen, bestanden ans einer Veranda nnd zwei Kammern und waren ans Schilfrohr nnd Gras aufgeführt. In der Mitte der Niederlassung auf eiucm Rasenplatze stand eine Berathungshnttc, d. h. eines jener kegelförmigen, anf einigen dünnen Pfählen ruhenden Strohdächer, nnd in diesen fiel mir besonders ein länglicher, hohler Gegenstand, eine Mornpa (Trommel) anf, welche sich, wie ich später erfuhr, in den meisten Dörfern des Marutse- uud Masupia-Reiches vorfindet. Das Trommelfell ist durchbohrt und ein Stäbchen durch die Oeffnung gesteckt, dnrch welches oben ein Querstäbchen läuft. Man entlockt dieser Trommel einen dem Knarren neuer Stiefel nicht unähnlichen Tou, und wird derselbe dadurch erzeugt, daß man das Stäbchen im Innern der 1 '/^ Fuß laugen röhrenförmigen Trommel mit Im Tschobc- und Zambesithale. 1^.9 der, mit einem befeuchteten Vaobab-Baststücke umwickelten Hand schnell reibt. Die Trommel findet nnr dann Verwendnng, wenn die Insassen des Dorfes den siegreich von einer Löwen- oder Leopardcnjagd Heimkehrenden entgegengehen, um sie mit Gesang und Tanz zn empfangen. Ich wurde von Makumba, einem dunkelfarbigen Masnpia von etwa 40 Jahren, freundlich empfangen uud traf noch am selben Tage zwei englische Offkiere, Captain McLoud und Fairly, sowie Herrn Cowley, welche von Natal der Jagd halber an den Zambesi gereist waren. Sie hatten auch deshalb Sepopo ersucht, sein Reich betreten zu dürfen. Der König sagte es zn, uud die Herreu waren, nachdem sie ihm ihre Geschenke überbracht, eben im Begriffe, nach Panda ma Tcnka zu ihren Wägen zurückzukehren, um sich für die großeu Jagden im Marutsc-Neiche zu rüsteu. Leider wurden sie bitter enttäuscht uud trotz aller ihrer Opfer-Willigkeit von Sepopo nicht gut behandelt. Captain McLoud erzählte mir, daß er einen Elephauteu erlegt habe, dessen Hauer je hundert Pfund schwer waren. König Sepopo hatte sie in Empfang genommen und ihm nach seiner Rückkehr nach Scheschcke zwei andere, die er selbst erbeutet, als Ersatz versprochen. Maknmba hatte uns in einer seiner Wohnungen mit Vutschnala iMfirkornbier) bewirthet. Es wurde in großen Holztöpfen servirt nnd mit ans Kürbisschalen verfertigten Schöpflöffeln getrunken. Währeud des Gespräches machte Maknmba, der seinem König tren ergeben war und später sogar sein Leben für ihn aufopferte, mich auf des Königs Eigenthümlichkeiten aufmerksam, damit ich mein Betragen darnach einrichten konnte. Bevor ich Impalcra verließ, machte ich wiederholt Gänge durch das Dorf und fand, daß man die Niederlassung in drei Gehöftgrupven eintheilen konnte. Die dem Flusfe anliegende Gruppe zählte )35, jene gegen den einige hundert Schritte nach Norden zu liegenden Hügel, auf dem die Bewohner von Impalera sich bei Hochwasser zu flüchteu pflegen, ^5 uud die westliche 32 Wohuungen. Die Frauen des Dorfes trugen keine Schürzen, wie wir sie in fo mannigfacher Form bei den Betschuana's finden, sondern bis an die Knie reichende, aus gegerbtem Leder verfertigte Röckchcn. Im Allgemeinen fand ich das Anssehen der Leute bedeutend besser, als das der Vetschnana. 150 Im Tschobe- und Zambesithale. Maklmiba verließ noch am selben Tage Impalera, um sich nach seiner Residenz, welche am linken Zambesi-Ufer liegt, zu begeben. In Impalera wohnte nitr eine seiner Frauen mit ihren Dienerinnen, um für den Häuptling das Feld zu bestellen, und ihn zu empfangen und zu bewirthen, so oft er Impalera mit seinem Besuche beehrte. Er kam diesmal, um mich in des Königs Namen zu bewirthen. Als ich ihm für seine Freundlichkeit dankend, ein Geschenk aubot, wies er dieses mit den Worten zurück: »Würde ich es thun, so Hätte ich es mit meinem Leben zn büßen, loir dürfen von keinem Fremden, ob Schwarzer oder Weißer ein Geschenk annehmen, bevor nicht der König eines empfangen. Spät am Nachmittage des 17. brachen wir auf, nm zn der ^ian-dnngsstclle am Zambesi zn gelangen, welche in der Nahe eines großen Baobab gelegen, Makumba-Hafen genannt wird. Die Bootsleute errichteten für mich und Vlocklcy einen Skerm; hier verbrachte ich am Ufer des Riesenstromes, nach dem ich mich jahrelang gesehnt hatte, die erste Nacht zn. Die Makumba-Landungsstelle liegt unmittelbar au den schon erwähnten Stromschnrllrn des Zambesi, kaum vier englische Meilen oberhalb seiner Vereinigung mit dem Tschobe. Vor uus im Strome lagen die zahlreichen theils bewaldeten, theils beschilften Inseln. An einigen über die Strom-schnellen hängenden kahlen Aestcn saßen Schlangenhalsvögcl, und an den hervorragenden brannen Felsenriffen hatten Kormorane Stellung genommen. Sie tauchten in die Flnth, ließen sich von dem Wasser nach abwärts tragen und fischten, mieden jedoch die von Krokodilen bewohnten Tiefen. Auffliegend, ließen fie sich wiederum an den Felfenblöckcn nieder und breiteten ihre Flügel aus, um sie zu trocknen. Wir schössen mehrere der Vögel, doch konnten wir uns nnr zweier bemächtigen, die übrigen, wie ein von mir erlegter Schrei-Seeadler (lI:>Um'>tu5 v^itdr). wurden von dem Wasser fortgetragen und fielen den Krokodilen zur Beute. Während der Nacht ließen sich die Nilpferde in Intervallen von zehn zu zchu Minntcn hören, doch blieben wir in Folge des mächtigen, gegen den Fluß zu angezündeten Frners von einem Vesnche der unwillkommenen Gäste verschont. Am 18. unternahm ich nach Sonnenaufgang meine erste Vootfahrt auf dem Zambesi. In einem gebrechlichen, kaum 18 bis -50 Zoll breiten, Im Tschobe- und Zambestthalo. 151 aus einem Baumstamme ausgehöhlten Kahne, dessen Bord nur 2'/2 Zoll über das Wasser ragte, schaukelt sich der Reiscudc auf der klaren Fluth, die unter ihm schwärzlich-blau erscheint und von der großen Tiefe des Stromes spricht, während sie sich vor und hinter ihm als ein dunkelblaues Band hinzieht und die in allen Nuancen des Grün Prangenden Inseln umschlingt. Zu unserer Rechten, etwa sechs Fuß über dem Strome, erhebt sich eine dichte Wand des riesigen Schilfrohrs, welche sich stellenweise meilenweit in's Land hineinzieht. Hie und da gewahren wir förmliche Grotten in der ganzen Breite dieser Schilfrohrmassen, zu welchen Gänge — die Pfade der Nilpferde — führen, welche dieser riesige Dickhäuter benutzt, um vom Flusse aus auf die Weide gelaugen zu können. Zahlreiche schöne Winden mit rothen Blüthen schlangeln sich an den Schilfrohrstängelu empor und beleben in amnnthiger Weise die dunkle Wand des rauschenden Schilfwaldes. Zu nnserer Rechten breitet sich eine morastige Schilfinsel aus, ringsum von den wunderlichen Formen der Papyrusstaude, wie mit einem spitzen Kragen umsäumt, die äußersten der Stauden, deren Stängel theilweise vom Wasser bespült werdeu, bewegen deutlich ihre Fiederköpfe, sie zittern und jene an der stärkeren Strömung schaukeln hin und her. An kleinen freien Stellen zwischen den Phantastischen Gebilden der Papyrusstaude, sieht das Auge hie und da Plötzlich weiße, rothe, graue, oder schwarze Farbentöne durchschimmern und bevor wir uus noch dessen versehen, ist ein Silber-, Purpur- oder grauer Reiher aufgeflogen, während wir Zahlreiche kleinere Arten des Reihers, der Dommel und anderer Sumpfvögel, au deu etwas gebeugteu Stäugeln der Staude nach Fischchcn auslugend, beobachten können. Biegt man in einen der von den Bootsleuten seltener anfgesuchten Arme ein, so sieht man sich bald von Wildgünsen nnd Enten umschwärmt, währeud die Saudbäuke vou Klaffschnäblern, Strand-länfcrn und drei Möwenartcn wimmeln. Durch ihren langgezogenen Schrei ziehen die pärchenwcise auf Bäumen oder au erhöhten Uferstellen sitzenden Schrei-Seeadler die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich; immer wieder tanchen nene und anziehende Erscheinungen ans der Thierwelt an den: Ufer des mächtigen Stromes anf. Zu der interessanten 152 Im Tscholio und Zambesithale. Uferseenerie, dem durch eiue bunte vielstimmige Vogelwelt belebten Schilfrohrwald Zu unserer Nechteu uud deu Papyrnsdickichten zu uuserer Linken gesellt sich noch der Reiz, den die Fahrt in dem Canoe auf den Reisenden ausübt. Wir können uns kein malerischeres Bild denken, als die Bemannung der die Fluthcn schnell durchschneidenden und doch schwer bc-labenen Kähne, die dunklen Gestalten der Marutsc mit ihren langen Nudern und ihren aus gegerbten Fellen besteheudeu, mit weißem und rothem Calico umwuudeucu, im Winde flatternden Schurzfellen. Der am Buotschuabel stehende Mann lenkt denselben. In einen: Tempo werden die Ruder iu's Wasser getaucht und diese Bewegung zuweilen mit Gesang begleitet, Unmittelbar hinter dem vordersten Ruder sitzt der Reisende und hinter ihm haben in der Regel noch drei bis vier, doch zuweilen bis eilf weitere Bootsleute Posto gefaßt uud führen steheud ihre Ruder. Die längsten der Kähne messen 22 Fuß. Ich schätze die Breite des Flusses, je nachdem und in welcher Anzahl Inseln denselben verbreitern, auf 300 bis 1000 Meter. An vielen Stclleu ist das Ufer uuterwaschen und senkt sich unmittelbar zur Tiefe des Stromes. An den beschilften Stellen beträgt die Tiefe, acht Fuß vom Ufer entfernt, sechs Fuß, während dieselbe Tiefe an den mit Viusen bewachsenen Stellen erst in einer Entfernung von 30 Fuß beobachtet wird. Nach einer dreistündigen Bootfahrt lichtete sich das rechte beschilfte uud bewaldete Ufer zu eiuer in weiter Ferne von einem Gehölze begrenzten und von' zahllosem Wilde belebten Grascbene, welche die Ma-suftia uud Marutse, Blockley zu Ehren Blockley's-Kraal benannt haben. Hier verließ ich das Boot uud giug dem Ufer cutlaug weiter. Nahe an dcm Schilfwalde, häufiger uoch am Rande des Laubwaldes, trieben sich Büffelheerdcn herum. Zum erstenmale, beobachtete ich hier Letschwe- uud Puku-Antilopen, welche in Hcerden zu Hunderten auf den Grasebcueu weideten. (Die erstereu Thiere größer, die letzteren kleiner als die Blaß-bock-Antiloveu, waren durch eiu gclblich-brauucs (wie bei allen Wasserantilopen) dichtzottiges Fell und ein Paar nach vorwärts gekrümmter Hörner ausgezeichnet. Außerdem sah ich Trupps von Rietbockgazcllcn im hohen Grase hinter den Schilfrohrpartien. Nach dem Gehölze zu bemerkte Nilpfeldjagd. Im Tschobe- und Zambesithale. 155 ich zahllose Heerden von Zebra's nnd kleinere !0 bis 20 Stück zählende Trupps des gestreiften Gnn. Wir fuhren stets nahe am Ufer und dies namentlich, um den tagsüber sich in der Strommittc aufhaltenden und nur zeitweilig an der Oberfläche auftauchenden Nilpferden auszuweichen. Hatten wir an manchen Stellen der Strömuug halber den Fluß zn kreuzeu, so wurde dies von den Bootsleuten so fchncll wie möglich ausgeführt. Als wir das linke Ufer mit den: an der betreffenden Stelle von einer Paftyrus-Insel gebildeten rechten, vertanschten und stromaufwärts dahin glitten, fiel es mir auf, daß die Leute plötzlich innehielten und der mir zunächst stehende Ruderer mir das Wort Kubu zuflüsterte. Ueber die Bedeutung dieses Wortes blieb ich nicht lauge im Zweifel, denn mein freundlicher Nachbar wies auf eine etwa 200 Schritte entfernte Stelle im Strome vor uus, an welcher ein dunkler kurzer Klotz auftauchte uud dein ein niedriger doppelter Wasserstrahl entstieg, bald darauf erschien auch ein zweiter. Es waren die Köpfe von Nilpferden. So wie die dunkle Masse uuter dem Wasser verschwand, wurde änßcrst leise nnd langsam vorwärts gerudert, und als wir mit der Stelle, wo die Thiere zuerst erschienen, in eine Linie gekommen waren, wurde wieder stille gehalten. Vlocklcy und ich hielten unsere Gewehre schußbereit; zuerst erschienen diesmal die Köpfe Zweier junger Thiere, dann der große Kopf des männlichen Thieres, dem jener eines weiblichen unmittelbar folgte. Von acht auf die beiden letzteren abgefeuerten Schliffen trafen zwei den Alten hinter das Ohr. Die Bootsleute bchaupteteu, daß das Thier tödtlich getroffen sei, nnd es mußte auch der Fall gewesen sein. denn obgleich wir noch eine Stunde lang gegen den Willen der Eingeborncn, welche, wenn nicht mit den kleinsten ihrer Kähne und mit eigens dazn verfertigten Speeren ausgerüstet, aus der Nähe dieser Thiere so schnell wie möglich zu kommen trachten, auf derselben Stelle blieben, tanchten immer wieder nur drei Köpfe, nicht aber jener des Alten anf. Unter den größeren Sängethieren Südafrika's halte ich das Hippopotamus dem uubrwaffneten Menfchen gegenüber für das gefährlichste. In der freieu Natur kennt und leidet das Thier nur jeue Objecte in 156 Im Tschobc- und Zambesithalc. seiner Nähe, dir es stcts um sich sieht. Jeden ihm fremd erscheinenden Gegenstand behandelt es als einen seine Nuhe störenden Feind; trifft es bei seinem Ausgange oder Heimwege zum Flusse (in den Schilfrohrgrotten) ein solches Objeet, mag es min ein Ochs, ein Pferd, ein Stachelschwein oder eine Kiste, ein angestrichener Holzblock, eine quer über gehängte Wolldecke oder gar ein menschliches Wesen sein, so stürzt es sofort darauf los, um sich den Weg frei zu machen. Geschieht es nun, daß der betreffende Gegenstand rasch entfernt wird oder daß sich das lebende Wesen in die Büsche zurückzieht, so geht das Nilpferd seines Weges ruhig weiter, es hat den Gegenstand, der seinen Stumpfsinn für einen Moment anfgcrcgt hat, vergessen. ^ Vor ihm findet der nnbewaffnete Mensch, der doch so oft aus einer Begegnung mit dem Löwen und in der Mehrzahl der Fälle, ans einer solchen mit dem Leoparden, und Büffel (wenn er diese Thiere nicht gereizt) unbehelligt hervorgeht, keinen Pardon. Wird von mehreren auf derselben Stelle im Flusse auftauchenden Nilpferden eines verwuudet, so kommen die Ucbrigen seltener znr Oberfläche des Wassers, nnd war die Wunde eine tödtliche, so erscheint das leblose Thier eine Stnnde nach seinem Tode an der Oberfläche uud treibt mit den Wellen abwärts. In einem solchen Falle verstehen es die Volker des Marutsc-Reiches sich anf leichte Weise des Cadavers zu bemächtigen. Ein au eine Grasschnur befestigter Stein wird über dem Cadaver geworfen, -und indem man das freie Ende der Schnur iu der Hand festhält, vermag man mit einem leisen Zuge der Hand den Coloß gegen das Ufer zu ziehen. Die Bewohner des Marutsereichcs, vor Allem aber die längs dem Zambesi-Ufer wohnenden, Marutse, Masupia, Batoka uud Mamboe, namentlich jedoch die letzteren, welche ob ihrer Geschicklichkeit im Jagen dieses Dickhäuters von den Marutsekönigen ans ihren am oberen Zambesi befindlichen Wohnsitzen geholt und längs dem Flusse iu kleiuen Dörfern angesiedelt wnrdeu, um dcu königlichen Hof sowohl, wie die in den am Flusse grenzenden Provinzen wohnenden Häuptlinge mit frischen und getrockneten Fischen und Nilpfcrdfleifch zu versorgen, sind vassionirte Jäger des Thieres. * Vies Alles beruht wohl auf dcr Gchkliquatttität der Körpergröße des Thieres gegenüber. Im Tschobc- und Zambesithale. 157 iHiefe Stämme haben die kleinsten ihrer Kähne, die kanm eine Person tragen und äußerst schwierig zn regieren sind, jedoch blitzschnelle Bewegungen zillassen, Mokoro tschi Knbn (Nilpferdkanoe) genannt. Znr Jagd bedienen sie sich besonders großer, mit einem einfachen Widerhaken versehener, langgcstielter Afsagaie, welche jedoch, da der Stiel aus weichem Holze gearbeitet ist, nicht schwerer als die gewöhnlichen kleineren Wurfspeere sind. Als ich später nach Scheschekc kam, berichtete man mir einen höchst traurigen Fall, der sich im vorigen Jahre (1874) anf einer Sandbank in der Nähe dieser Stadt abgespielt hatte. Ein den Fluß hcrab-fahrendcr Masnpia bemerkte an der Sandbank ein schlafendes Nilpferd und hielt es für eine leichte Sache, dasselbe zn erlegen. So geräuschlos wie möglich heranrndernd, kam er in die nnmittelbare Nähe des Thieres. Er steigt ans dem Boote, nähert sich dem Thiere und stößt ihm den Speer hinter die Schulter ein. Doch das Eisen erzeugte nnr eine unbedeutende Wunde, indem es an einer Nippe abglitt. Bei dein Stoße erhob sich das Thier und wandte sich so rasch, daß der Mann nicht bei Seite und ans seinem Gesichtskreise springen konnte. Da er sich jedoch sofort von dem Thiere angegriffen sah, warf er sich stach anf die Erde, nm fich nnfichtbar zn machen. Doch er mnßte diese Bewegung nicht behend genug ausgeführt haben, um selbst das stumpfsinnige Geschöpf zu täuschen, denn das Thier warf sich anf ihn nnd wollte den Mann zertreten. Als dieser sich wehrend den rechten Arm ausstreckte, fühlte er denselben anch zwischen den scharfen Hanern des Feindes nnd bis anf einen Hantlappcn durchbifsen. Der unwillkürliche Versnch, anch die linke Hand zur Abwehr auszustrecken, hatte eine völlige Ampntation desselben znr Folge. Vorüberfahrende Fischer fanden den Verstümmelten in sterbendem Zustande. Ich habe wiederholt Nilpfcrdfleisch genossen, doch konnte ich demselben keinen besonderen Geschmack abgewinnen. Als ein Leckerbissen wird die gelatinöse dicke Haut desselben gebraten betrachtet. Noh zugeschnitten, gibt sie ante Handhaben für Messer nnd kleinere Werkzeuge, da sie getrocknet znsammenschrnmpft nnd den Eisentheil festhält. Wird von den Masupia oder Marutse flußaufwärts oder abwärts bis zn zehn geographischen Meilen von Schcschcke entfernt, ein Flußpferd 158 Im Tschobc- und Zambesithale. erlegt, so wird beinahe in allen Fällen die Hälfte nach Scheschcke dem Könige überbracht, dabei gilt der Brustkorb als Königsstück. In der Regel verläßt das Hippopotamus sein Element am Abend und geht ans die Weide, wobei, es oft wählerisch ist und zuweilen grasend neun englische, Meilen stromaufwärts streift, um bei Tagcsgraucn den Heimweg nach dem Flusse anzutreten, d. h. die Stelle aufsucht, an der es am Tage im Flnsse oder in der Lagune geweilt, und seine Anwesenheit durch wiederholtes Auftauchen und »Blasen« kundgibt. Znweilen wnrden die Flußpferde neuu bis zehn englische Meilen weit vom Strome im Walde und dann meist schlafend angetroffen. Weniger befchwerlich ist die Jagd auf dicfe Thiere im östlichen und südlichen Matabclc, sowie im Maschona-Land, wo sie im Süden vom Limpopo, im Norden vom Zambesi die Znftnsse aufwärts verfolgen nnd sich in der Tangente derselben aufhalten. Matabele-Händler berichteten mir Fälle, in welchen Maschonas vor ihren Angcn mit breitschneidigen Dolchen die Nilpferde im Wasser angriffen nud auch bewältigten. Die Nilpferde, waren in früheren Jahren über ganz Südafrika verbreitet; die an den Felfenhöhen angetroffenen Gravirungen der Buschmänner beweisen, daß sie einst nicht nur die Flüsse, sondern auch die salzhaltigen Negenpfannen bevölkerten. Man findet sie noch in den Flüssen Natals und in der Cap-Colonie berichtete man mir, daß sie noch am Unterlaufe einiger der Flüsse in Kaffraria vorgefunden werden. Im eeutralrn Sudafrika trifft man sie von Süden her znerst im Limpopo an. Obgleich der Zambesi von Krokodilen wimmelt, und sie die Hauvtnrfache waren, warum die Bootsleute so sehr die Nilpferde mieden, sahen wir doch kein einziges. Die Ufer bestanden aus Thun und Hnmus in abwechselnden 2 bis 18 Zoll starken Lagen, von einer torfähnlichen Masse aus den angeschwemmten nnd vermoderten Pflanzenresten gebildet. Hie nnd da, wo eine seichte Einsenkuug aus der Gras-ebene zu unserer Rechten in eine Rinne endend, am Flusse ihren Abschluß fand, hatten die Masnpia-Fischer ein bis zehn Fnß hohes Schilfrohrgitter errichtet und daunt die Vertiefnng gegen den Fluß zu abgesperrt. Wir machten etwa 3 bis 3 ^ englische Meilen per Stunde und kreuzten an dem Im Tschode- und Zambesithale. 159 ersten Tage zehnmal den Strom und dies theils um scharfen Vieguugeu desselben, theils um der starken Strömung auszuweichen. Während wir einen Ueberblick über die Grascbene zur Rechten (Blockley's Kraal) mit all' ihrem Wildreichthnm bis an das sie begrenzende Gehölze genossen, war uns der Ausblick nach Süden und Westen durch hohes Schilf-rohrdickicht vollkommen verwehrt. Tiefe lagunenreichcn Dickichte zwischen dem unteren Tschobe und dem Zambesi sind ein wahrer Lieblings-aufenthalt der Elephanten und Nilpferde. Auf einer sandigen Insel, auf welcher wir eine verlassene Hütte trafeu, schlugen wir nnfer Nachtlager auf. Während eiuige mit ihren Assagaicn nnd Messern das Schilfrohr abschnitten, es zu Bündeln banden, gruben andere mit den gleichen Werkzeugen Löcher in den Sand, in welchen die zn Pfählen verbundenen Schilfbündel eingelassen wurden. Inzwischen hatten drei Kähne abgestoßen, um vom gegenüberliegenden Ufer getrocknetes Gras herbeizuschaffen und es auf die oben in ihren Wipfeln vereinigten Rohrbündel zu werfen. Die nachtmützenförmige etwa 4'^ bis 6 Fuß hohe, 2 bis 2'/,^ Fuß breite Hütte war von den Männern in unglaublich kurzer Zeit fertiggestellt. Am folgenden Vormittage passirten wir am linken Ufer einen an seiner Mündung etwa 50 Meter breiten, au Krokodilen reichen Fluß Kascha oder Kaschteja (der von Livingstone gebrauchte Name Madschilla mußte bei den Makololo im Gebrauche gewesen sein). Schon einige hundert Schritte oberhalb der Mündung verengte sich der Fluß stellenweise bis zn 15 Meter; trotz der stellenweise geringen Tiefe (drei Fuß) wäre das Durchwaten desselben ein gefährliches Wagestück, denn die getrübte Fluth verräth die tückischeu Insassen des Gewässers nur zu deutlich. Wir begegneten mehreren Kähnen mit Leuten aus Makumba's Stadt, welche Elfenbein nach Schescheke zu Sepopo gebracht hatteu und nuu mit Schießmaterial und zwei Wolldecken als Gegengeschenk auf dem Heimweg begriffen waren. Nach einem erfrischenden Bade an einer seichten nnd uugefährlicheu Stelle steuerten wir rüstig weiter, um uoch vor Abeud die ueuc Ncsidcuz zn erreichen. Die Nähe dieser tsetscfreien Niederlassung der Masupia verkündeten nns schon kleine Viehheerden, welche längs des Flusses nnd wohl bewacht weideten. « 160 Im Tschobc- und Zambcsithale. Alt-Schescheke lag etwa ^ V^ Meilen westlich von der Stelle, wu dcr Strom von Süden her eine plötzliche Wendung nach Osten macht, an einer Zamvesi-Lagunc. Der Marutse-Hof residirte von jeher in dem frnchtbaren nnd für die Vichzncht so wohlgecigneten Muttcrlande Varotsc. Sepopo, zur Zeit meines Bcsnches König des Reiches, hatte sich viele Grausamkeiten nnter scineni Stamme zu Echnlden lommen lassen, weshalb er in der Varutse mißliebig wnrde, seine Residenz verließ nnd sich in der znm größtcu Theile durch die Tsetse inficirtcn Masupia-Provinz niederließ. Ein zweiter Grnnd der Uebersicdlung war seine Unzufriedenheit mit den portugiesischen Elfcubeiuhändlern von der Westküste, deren Waaren ihm im Vergleiche zu jenen Westbcech's wcrthlos schienen, weshalb er bemüht war, seine neue Residenz den von Enden kommenden Händlern näher zu rücken. Als wir uns der Residenz näherten, ricth Vlvckley an, unsere Ankunft mit einem Rumela anzuzeigen. Kaum waren die Salutschüsse verhallt, erschienen Mcnschengruvven nnter den Bäumen und einige zwanzig Schüsse folgten sofort als Gegeugruß; sie bewiesen, daß sich dcr Köuig unter dcr Menge befand und selbst die Anlage der nencn Stadt leitete. Unter dem Geschrei der Menge, das uns nun cutgegenscholl und welches die Bootslente anciferte, hatten wir eine Vicrtelstnnde später das Ufer an den Vämnen erreicht und an eine Stelle, wo einige Kähne an's Land gezogen waren, angelegt. Znr Audienz bei dem Herrscher am ccntralm Zambesi hatten wir in Gala zu erschauen, meine Vestürznng war daher keine geringe, als znr Completirung des Anznges mein Hut fehlte. Blockley ließ mir kamn Zeit, mein Gepäck zu durchsuchen, denn schon ertönten von den Vänmeu her die Klänge der Myrimba. Wie ich schon früher erwähnte, war mein Kommen dem Könige seit mehreren Monaten bekannt, er hatte sich wiederholt bei Westbeech und Vlockley nm mich erkundigt und geäußert: »Wenn doch der Njaka täme, der wie Monari (Livingstone) in seinem Reiche reisen wolle.« Deshalb sollte sich auch mein Empfang feierlicher gestalten, als er seit Llviugstone den ^.'' Vlaßgesichtern, die vor mir das königliche Antlitz Sepopo's geschaut, bereitet worden war. Der erste Vesuch im Marntse-Neiche. 161 VII. Drr rrstc besuch lm Marmft-Noichr. Mein Empfang bei Scpopo. — Dn Libeko. — Sepopo auf Schleichwegen. — Scpopo's Residenz. — Geschichte des Manttse-Mabunda-Reiches. — Die Stämme des Reiches und ihre Wohnsitze. — Unterthanen-Verhältniß derselben. — Die Sesnto-Sftrachc. — Portugiesische Händler am Hofe Sepopo's. ^ Seftopo ertheilt nur die Erlaubnis; zur Vereisung seines Landes und beschreibt mir den einzuschlagenden Weg. ^ Der Ban von Nen-Schescheke. — Brand von Alt-Tchescheke. — Cnltnrstnfe der Stämme des Reiches. — Der Aberglaube nnd seine Opfer. — Thronfolge. — Machtbefugnisse des Herrschers. — Das Banwesen bei den Völkern des Reiches. — Dreifache Vanart der Hütten. — Das Innere des königlichen Gehöftes, ^ Dcr Kischitanz. — Sepopo's Mnsil-capcllc. — Die Mnsik-Instrnmeiite bei den Marntsc-Mabnnda's. — Kriegstrommeln. — Die Kischitänzcr-Maskcn. — Rückfahrt nach Impalera. — Ankunft in Panda ma Tenka. — Ein Löwenabcnteuer. Ein Haufen sämmtlich mit den schon erwähnten ledernen und Katwnschi'irzen bekleideter Emgebornrr mcl-^!„ Papln,l<^,cticht. dcte uns des Künigs An- wesenheit. Murena Eepopu war nns thatsächlich sehr nahe, denn nach kanm 200 Schritten stand ich dmi Könige gegenüber. In europäische Kleidnng gehüllt. )6^ Der erste Vchlch i,n Marutse-Reiche. ein englisches mit eiuer weißen Stranßfeder geschmücktes Hütchen am Kopfe kam er, ein Mann von circa 35 Jahren, lrichteu Schrittes mir entgegen. Sein Gesicht war breit, sein Ausdruck angenehm, die Augen groß und ihre anscheinende Gutmüthigkeit verrieth keineswegs den Tyranuen, der in ihm verkörpert war. Lächelnd streckte er mir seine Hand entgegen, begrüßte auch Vlockley nnd würdigte sogar deu Diener April eines Kopfnickens. Der König war von einigen seiner hervorragendsten Würdenträger umgeben, von denen nur einer eine Hose, zwei andere Wolldecken über den Rücken geschnallt trugen, die übrigen unterschieden sich nur durch zahlreiche Bracelets von dem Haufen ringsum. Das in die Augen Springende des Znges war die Mnsikcapelle des Königs. Neben drin Könige schritten zwei Myrimbaschläger, d. h. zwei Musiker, welche au eiuem Riemen ein Kaledaßpiano trugen und es mit Zwei Schlägeln bearbeiteten. Neben diesen Männern, welche die haarsträubendsten Melodien hervorzauberten, schritten Tambours, welche riesige röhrenförmige Trommeln mit ihren Fingern schlugen uud dazu saugcu. Dann erst folgte der Troß. Der König führte uns unter eine der hohen Mimosen und hier kam ein europäisch gekleideter Manu hinzu, der mir als ein Betfchuana vorgestellt wurde und seit drei Jahren an Sepopo's Hofe als Dolmetsch lebte. Jan Mahura hieß das pfiffige, corpuleute Individuum, das auch sofort sein Amt übernahm, während sich Blockley allein sehr gut dem Könige und dem Volte ringsum verständlich machen konnte. Durch Jan Mahura stellte sich mir der Herrscher mit deu Worten: l»upc>, M0r<3na a Nmnb65i (ich, Scpopo, der Herrscher vom Zambesi) vor. Dauu sehte er sich auf ein kleines Holzstühlchen nieder, das ihm ein Diener nachtrug uud lud uns mit einer Handbewegnug cin, uns auf die Erde nicdcr-zulasseu. Als der König mein Zaudern bemerkte, seinem Winke Folge zu leisten, ließ er zwei ringförmige Grasbündel herbeiholen und sie uns als Sitze anweisen. Nuu half keiu Zögeru und nolens volons mußte ich mich bequemen, mich mit meinem schwarzen Gala-Anzuge niederzusetzen. Wir hatten kaun: nnscre primitiven Sitze eingenommen, als Sepopo meinen Begleiter Blockley mit zahllosen Fragen bestürmte. Ter erste Besuch im Marlitsc Reiche. 163 Da ich noch nie zuvor einer so lebendigen Auseiuandersetznng in der Sesnto-Serotse-Sprache beigewohnt, konnte ich dem Gespräch nicht folgen nnd wandte meine Aufmerksamkeit den Unisitzenden zu. Sie theilten sich eben, nm einein gebengten jungen Mmme, der eine große Holzschüssrl trug, Rannl zn geben. Ein Herold verkündete sein Amt; kanm hatte er uns begrüßt, als sich ciu Duft von Bratfischen verbreitete, der mir die Unvrrstäudlichkeit der Sprache erträglicher machte. Der Mann stellte die Schüssel auf den freien Raum Zwischen dem Könige nnd uns. Derselbe griff sofort zu und reichte den Häuptlingen Kapella und Maschoku je einen Fisch, und nun erst, nachdem diese den halben Fisch bereits verzehrt hatten, nnd er sich versichert halten durfte, daß die Speise nicht vergiftet sei, bot er mir und Bluckley je eiueu Fisch und bediente sich selbst. Unsere Finger mnßten Messer und Gabel ersetzen, wobei uns der Herrscher eines über 5000 Quadratmcilen großen Reiches mit gntcm Beispiele nnd nicht geringer Fertigkeit voranging. Trotz unseres sehr fühlbaren Hnngers — wir hatten seit Früh nichts zn uns genommen — durften wir, um keinen Verstoß gegen die Laudessittc zn begehrn, nnr den halben Fisch verspeisen, nnd mußten den Nest dem nächstansitzenden Häuptling reichen, dieser aß anch nur einige Vissen und gab den Rest seinem Nachbar. So wurde mit zehn Fischen die ganze Versammlung gespeist und selbst dir Leibeigenen durften sich an den köpfen der Fische dclcctiren. Die Bewohner des Marutse-Rciches verstehen es vortrefflich, Fische zuzubcreiteu, dieselben werden theils im eigenen Thran geschmort, theils an der Sonne getrocknet und dann auf Kohlen gebraten. Diese in der erstgenannten Weise zubereiteten Arten sind jene von den Zambcsi-Völkern Tschi-Mo, Tschi-Gatschiuschi, Tschi-Maschona ?c. genannten, während sie Raubfische mit Ausnahme des an den kippen stark bewehrten Iuquisi verschmähen. So sah ich sie selten den schiloköpfigen Wels genießen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil das Fleisch dieses in Südafrika so gemeinen Thieres im Zambesi vou eiurm Parasiten, einem spiralförmigen, ähnlich den Trichinen eingerollten, drei Centimeter langen Wnrmc förmlich durchsetzt ist. Eine große Menge von Fischen wird an der Sonne 164 Dcr erste Besuch im Marutse-Reiche. getrocknet und monatelang aufbewahrt, in Körbe gepackt, nach Norden geschickt und damit Handel getrieben. ^Nach beendetem Mahle brachten mehrere Diener einige mit Wasser gefüllte Holzschüsseln, mit deren Inhalte sich die nächste Umgebung (der innere Kreis) die Lippen netzen mußte. Das Wunderlichste war jedoch das zweite Reinigungsmittel, um fich von den Fcttresten des Mahles zu befreien. Einer der Diener brachte auf einer kleinen Hulzschale etwa 20 walluußgroße, schmutziggrüne Kugeln. Der König und sein Hofstaat nahmen je eine — auch uns schob man die Schüssel zu — bestrichcn und rieben sich die Hände ein und wuschen sie hierauf. Meine Neugicrde, den Stoss dieser Kugeln zu untersuchen, erregte allgemeine Heiterkeit. Jan Mahnra »übersetzte« mir die Worte des Königs: "Rieche Herr«, worauf ich über den seifcnartigen Charakter der Kugeln keinen Zweifel mehr hatte. Wir Weißen griffen nun zu den Sacktüchern, um die Hände zn trocknen, während Srpopo ein üibcko, d. h. seinen Nascnlöffel, nahm und sich damit die Feuchtigkeit von den Fingern abschabte, bis sie trocken waren, dasselbe thaten auch die Häuptlinge und die ihnen znnächst Sitzenden, doch gab es welche in den hintersten Reihen, welche selbst einen Libeku ersparen wollten und sich einfach die Hände an dem reinen Kieselsandc trocken abrieben. Dieser Libeko ist ein bei den Banthnstämmen gebräuchliches, eisernes flaches, I bis 4 Centimeter breites, 4 bis 35 Centimeter langes, au einer Gras- oder Glasperlrnschnur oder einem Riemchen :e. getragenes Miniatur-schäufelchen, welches die Stelle eines Sacktuches vertritt und dessen Gebrauch die Verbreiterung der Nasenflügel und die Verunstaltung des Gesichtes zur Folge hat. Da sich die Sonne schon znm Untergange neigte, brach der König, von uns und den spielenden nnd singenden Musikern gefolgt, auf. Er lenkte seine Schritte nach unserem Landungsplatze, wo er mit seinen Leuteu drei der Kähne bestieg, um eine Luftfahrt zn unternehmen. Während der Fahrt ließ er tüchtig drauf losknallen, worauf die ihm Folgenden würdig erwidern mußten. Nach circa fünf Minuten verließen wir den Strom, bogen in eine Lagnnc ein nnd waren, eine westliche Zweiglagnne aufsuchend, nach einer guten Viertelstunde an Ort und Stelle, am Landungs- Dcr orstc Besuch im Marutse^Reiche. 165 platze von Alt-Scheschcke angelangt. Kaum 20 Fuß über dcm eigentlichen Thale, am Rande eines ticfsaudigcn Gehölzes, lag das an das alte Masupia-Durf angebante Scheschekc, welches der König mit der neu angelegten Residenz vertauschen wollte. An der Laudungsstelle lag das aus Holz und Schilf errichtete Gehöfte des Händlers Westbcech, worin er seine Waaren so lange aufbewahrte, bis sie Sepopo gegen Elfenbein ausgetauscht hatte. Im Hofranme des Gehöftes standen drei Hütten, eine von dem Koch des Elfenbeinhändlers bewohnt, eine als Küche und die dritte als Wohnhaus für die Diener verwendet. Hinter dem Häuschen, zwischen demselben und dcm Zaune, stand eine vierte, etwa fünf Fuß hohe, zwei Meter im Durchmesser haltende Hütte, ähnlich jener der Koranna's (brodlaibförmig) mit einem niedrigen Eingänge, daß man nur nach Art der Vierfüßler hineingelangen konnte. Diese sollte mein Palast sein, meine Wohnung während des ersten Aufenthaltes in der Residenz eines mächtigen Königs. Bevor ich sie bezog, wurde ich noch mit Blockley vom König zum Nachtmahle gerufen; er saß auf einem mit Cement gepflasterten Höfchen auf eiuer Matte. Zu seiner Linken nahmen wir auf einem ähnlichen Teppich Platz, während sich einige neben der Königin zu seiuer Rechteu niederließen. Es wurde gekochtes Elandfleisch auf Tellern fervirt, auch fehlten Messer und Gabeln nicht, deren Gebrauch dem Marutsc-Hofe von den von der Westküste kommenden Händlern beigebracht worden war. Als Zuspeise zum Fleisch reichte man Manza, einen durchscheinenden Mehlbrei, den ich später sehr nahrhaft fand.* Nach Tisch wurde ein dickbäuchiges, in einem langen gekrümmten Halstheil endigendes Kürbißgefäß mit Impote (Honigbier) hereingebracht und dieses in Blechbechern und in den von Westbeech dem Könige geschenkten Gläsern eredcnzt. Der Mundschenk setzte sich, nachdem er in die Hände geklascht, auf den freien Ranm zwischen dcm Könige nnd das Volk und trank selbst den ersten Becher, dann nippte der König von dem nächsten uud gab den Rest der Liebliugskömgin zu seiner Rechteu, dann mir und Blocklcy; auch von den * Ich hoffe die Manzawurzel zu eincni der Ausfuhrmittel aus dem Marutse-Reiche zu machen. 166 Der erste Besuch im Manttse-Nciche. Häuptlingen wurden manche bedacht, doch nur uns wurde die Ehre des »Zunippens« zu Theil. Nach beendetem Trunke des Impote stand der König auf, zog seine Stiefel aus, reichte sie der Dienerin, dic das Essen herbeigebracht, und begab sich dann in seine Wohnung, in welcher ich ihn am nächsten Morgen zu besuchen und mich beim Frühstück cinzufindcn versprach. Ich schlief schon seit zwei Stunden auf meinem Kistcnlager, als ich dnrch eineil Lichtschimmer und ein Geräusch in den: kleinen Nauine der vorderen Kammer des Waarenhäuschens erwachte. Ich sah nun Sepopo uon seinen Leuten begleitet, unter den von Blocklcy mitgebrachten Waaren herumkramen und endlich eine Wagenlaterne, um die er schon am Tage den Händler vergebens angesucht, ergreifen, und sich dann schleunigst entfernen. Dies war jedenfalls eine originelle Art und Weise, wie sich der Marutse-Hcrrscher ihm gefallende Gegenstände zu verschaffen wußte. Bevor ich noch die Erzählung meiner Erlebnisse am ersten in Schcscheke zugebrachten Tage beschließe, will ich noch einer Episode erwähnen, die sich während des Impote-Trinkens zutrug. Es erschieneu nämlich während desselben vier mit Elfenbein beladene Männer, legten ihre Last anf einen Haufen der in der Mitte der Umzäunung niedergelegten Elephantenzähne, knieten dann nieder und klatschten in die Hände, indem sie zngleich fünfmal mit der Stirne die Erde berührten und »Schangwe, Schangwe« riefen. Dann standen sie auf und setzten sich in die hinterste Reihe und blieben hier so lauge ruhig sitzen, bis der König sein Mahl beendet. Sodann krochen sie, dazu aufgefordert, etwas näher und klatschten sowohl während als nach seiner Rede leise in die Hände und erzählten mit einem nicht endenwollendcn Wortschwall die Jagd, auf welcher sie das Elfenbein erbeutet. Der König befahl ihnen am nächsten Tage wiederzukommen, um Schießbedarf und eine kleine Velohnuug entgegenzunehmen. Das Elfenbein war als Krongut sein Eigenthum uud die an die Unterthanen ausgegebenen Gewehre waren diesen nnr geliehen, d. h. wurden stets als des Königs Eigenthum betrachtet und konnten jeden Augenblick zurückgefordert werden. Bei den anderen Weißen, die den König besuchten, war es Sitte, das Geschenk, welches die Erlaubniß des Königs, das Land zu betreten, erwirken ' Per erste Besuch im Marut,e-Neiche. 167 sollte, vom rechten Tschobe-Ufer aus, bevor man noch Impalera betreten, zuzusenden. Von mir wurde dies nicht gefordert, sondern ich überreichte mein Geschenk, welches in eincm Snider-Hinterlader und 200 Patronen bestand, erst nach meiner Ankunft. Während das Nachtmahl am vorhergehenden Abend vor der Hütte eingenommen, wurde das Frühstück in der Wohnung servirt. Die längliche, einem acht Fuß huhen Gicbeldache nicht unähulichc Grashütte war durch eiuc Scheidewand in zwei Hälften getheilt, in der vorderen Kammer, in welcher wir unser Frühstück einnahmen, waren die Wände mit Marutse-Waffen, riesigeu Gewehren und auffallenden Kleidungsstücken, darunter einer portugiesischen Dragoner-Uniform, nnd riesigen Elephantcnzähuen geschmückt. Ich benutzte die günstige Stilumimg des Königs, um mir von ihm Aufkläruugcn über die Geschichte der Marutse und seines Reiches geben zu lassen, und will im Folgenden diese Aufschlüsse, soweit sie mir später von Häuptlingen bestätigt wurden, wiedergeben. Von Sebitucmi angeführt, war ein Zweigstamm der zwischen dem oberen Oranje- uud oberen Vaal-Rivcr wohnenden Vasuto nach Norden ausgewandert. Der Durchzug durch die Betschuana-Reichc wurde von denselben mit Gewalt erzwungen nnd nach der Unterjochung vieler Stämme am eentralen Zambesi und unteren Tschobc, namentlich der östlichen Bamaschi und der Marutse ein an 2000 Quadratmcilen umfassendes Neich, das der Makolulo gegründet, außerdem viele Volker des Ostcus bis an den Kafuefluß tributpflichtig gemacht. Als jedoch schon unter dem folgenden Herrscher Sckeletu Zwistigkeiten uuter den Makololo ausbrachen und sich diese zu offenem Parteikampfe steigerten, griffen die unterjochten Marutse zu den Waffen, warfen sich auf dir zwischen dem Tschobc und Zambesi sich aufhaltenden Makololo und schlngeu diesen ohnehin auch durch die Malariafieber demuirteu Stamm iu mehreren Gefechten, wobei die gesammte mäunlichc Bevölkerung bis auf zwei Mäuuer und die Knaben ausgerottet wurde. Von den südlich vom Tschobe wohnenden Makololo traf anch die etwa 2000 Köpfe zählende männliche Bevölkerung ein ähnliches Los. Wären fie am rechten Tschobc-Ufer ge- 168 Der erste Besuch im Marntse^ciche. blieben, so hätte das Makololoreich bis heutigen Tags noch fortbestanden, so aber fürchteten sie die durch die Mabundas und andere unterjochten Völkerschaften verstärkten Marutse, verließen das Stromgebiet des Tschobe und wandten sich zu den westlichen Bamaugwato, nach dein N'gami-See; sie wurden von dem Könige derselben, Letschuatabelc, scheinbar freundlich aufgenommen, allein ihre Vernichtung war schon im Vorhinein beschlossen. Der Abgesandte des Königs begrüßte sie mit den Worten: »Wenn Ihr Frennde der Vathowana seid, dann lasset Enre Speere und Schlachtbeilc draußen bei Eurcu Frauen und kommt als Freunde in die Stadt.« Das thaten auch die Makololo. Kaum waren sie aber im Be-rathungsraume angelangt, d. h. in die Kotla eingetreten, als die Batho-wana den Eingang mit Aesten nnd Baumstämmen versperrten nnd dic in der Umzäunung befindlichen Makololo bis auf den letzten Mann niedermetzelten. Mit den Franen geschah dasselbe wie bei den Marutse, die Sieger theilten sie uutrr sich, der König wählte sich die schönsten, dann kamen die Hä'uptliuge an die Reihe und der Rest wnrde vom Herrscherr verschenkt. Seither finden wir unter den duukelgefärbteu Bathowana's nnd den nördlich vom Zambesi wohnenden Völkern des Marutse-Reiches Frauen von brannem Teint, auf welche sich die duuklen Stämme nicht wenig einbilden, da sie das lichtere Colurit als eine Veredelung ihrer Naec ansehen. Sepopo nahm mm das Land der Makololo mit Ausnahme des östlichen Bamaschi-Tcrritoriums nnd ihres südlich vom Tschobe gelegenen Gebietes (aus Furcht vor deu Matabcle) iu Besitz. Nördlich von den Marutse erstreckte sich das Mabunda-Reich, welches von Königen aus der Herrschcrfamilir der Marutsc regiert wurde. Vor weuigcn Jahren starb die Königin der Mabnnda, welche auf ihrem Todten-bette Scpopo's älteste Tochter Moqnai zur Nachfolgerin ernannte. Da jedoch Moquai die Nachstellnugeu vou Seite ihres Vaters befürchtete, übergab sie ihm die Regierung ihres Reiches, nnd so fand ich bei meinem Bcsnchc nördlich vom Zambesi ein vereinigtes Marutse-Mabunda- (Mam-bunda-) Reich von Srpopo, dem directen Nachkommen der alten Königs-familic der Marutse beherrscht. Empfang bei Tepopo. Der erste Besuch im Marutse-Reiche. 171 Während des Frühstücks ließ er die wichtigsten Repräsentanten der 18 größeren, sich in W Zweigstämme theilenden Stämme herbeirufen, und stellte sie mir vor. Von den 18 größeren waren die meisten in Scheschckc mit einem oder mehreren Häuptlingen in einer Zahl von 10 bis 500 vertreten. Di> wichtigsten Stämme des Reiches sind - die Ma-rutse, Mabnnda (die beiden herrschenden), Masupia, Matonga, Makalaka, Mankos Mambui», Manansa, Mabimbi, Bajezi, Vakalomo, Äamata, Vanjoka, Vasuto, Vatoka, ^iiuanga, Manenga, welche sich wiederum in folgende Zweigstämme theilen: Aimalio, Aitunga, Alulnba, Aluschanga, Alnbolela, Alnbumc, Amood<', Angoko, Aquanga, Babniko, Bahumokume, Bajaoma, Bajeji, Batabvlolule, Bakalomi, Balca, Bolioa, Balobule, Balomokmeci, Bamakoma, Vamalingo, Bamata, Vamumba, Vamosima, Vanamo, Bonoka, Vaoi», Vapalesi, Baananti, Vasctnta, Basiomc», Ba-simavotomo, Basuto, Batoka, Boemenda, Voo, Emafoa, Emunonoeo, Iabia, Iamo6, Ma, Kasabe, Katulama, Kombala, Liamba, Liamankna, Liato, Livanga, Linkamba, Losna, Lujana, Lnkcta, Luneku, Mabimbi, Mafnmbe, Makalaka, östliche Nolianga, westliche Notuln, Malundasieeme, Mambalango, Mamboi^, Mabunda, Mampakani, Manansa oder Manandscha, 3Nankoja --^ Mankos, Mancngo, Marutse, Maschoscha, Masupia, Äiiatomo, Matonga oder Ma-bcker, M'Banga, Milanka, M'Kanda ^- Makanda, M'Koma - Makoma, Moi-na, Moi'lopuma, Monojanda, Nantbo, Nikalulunda, Oinkamundc, Salama, Sima, Wafi, Wassiwanda. Außer diesen schon seit beträchtlicher Zeit in dem Gebiete ausässigeu Stämmen finden wir hie und da zerstreut angesiedelt: Matabele, Mcnons-Makalaka und Masarwa; die beiden letzteren sind als Flüchtlinge aus dem Süden über den Zambesi gekommen idie Masarwa, ein Vasallcnstamm der Vamangwato nnd Menons-Makalata, ein den Ma-tabele tributpflichtiger Stamm). Die Marutse bewohnen die fruchtbaren Thäler des Barotselandcs zu beiden Seiten des herrlichen Zambesistromes, von Sekhose (Süd) an, stromaufwärts bis an 150 englische Meilen südlich von der Vereinigung des Kaftombo mit dem Liba. Ich glaube, daß die Barotse der fruchtbarste Theil des Reiches ist und sich sowohl für die Viehzucht als für 172 Tcr erste Besuch iu, Marutse-Reiche. dcn Ackerbau vorzüglich eignet. Sir hat Ueberfluß an Wild und wildwachsenden, dem Menschen sehr nützlichen vegetabilisch on Prodneteu, von denen Gummi elastieum eines der wichtigsten sein dürfte. Das Land besitzt viele bedeutende Städte nnd war früher der Wohnsitz der Königs-fannlie. Die Mabunda's umwohnen das Land der erstgenannten vun Nordost nnd Ost, wobei jedoch die Hauptmasse des Landes östlich von der Aarotse, am oberen Mittellauf der Flüsse Njoko (Noko), Lombe nnd Loi zu liegen kommt. Die Manko«' haben einen Landstrich inue, der von Norden her au das Gebiet der Mabunda grenzt nud feine größte Ausdehnung von West nach Oft hat, aber nicht anf das westliche Zambesi-Ufer hinübergreift. Die Mambo<> wohnen nördlich von den letzteren am unteren Kapombo nnd Liba. Die Vamomba nud Mauengo leben im Weichbilde der Stadt Kavagola am oberen Zambesi. Die Masupia bewohnen das Land südöstlich der Barotse bis 30 englische Meilen nnter der Tschobe-Zambesi-Vereiniguug läugs des Zambesi und an 50 englische Meilen den Tschobe stromaufwärts. Die Batoka wohnen östlich vou deu Masnpia am liuken Zambesi-Ufer bis etwa 30 englische Meilen unterhalb der Vietoria-Fällr. Die Matonga find Greuzuachbaru der letzteren und thril-wcise der Masupia (von Nordeu her); die Hauptmasse lebt am Mittellaufe des Kaschteja- (Livingstone's Madschila-) Flusses. Die westlichen Makalaka wohnen am uutereu Kafchteja zwischen den Matonga nnd Masupia. Die östlichen Makalaka leben als östliche Nachbarn der Batoka den Zambesifluß abwärts, Wanke's Kraal ist ihre größte Niederlassung. Die Lujaua wohuen am Südufer des Zambesi, westlich von dcn Ma-supia's. Die Wohnsitze der übrigen Stämme ziehen von den Lujaua gegen die Südgrenze der Varotse, ferner uördlich vou den Matonga, Makalaka und östlich von den Mambo<; uud Mankos doch auch in kleineren Gebieten, da, wo sich oft zwei der erwähnten größereu Stämme berühren, oder fie find über das Gesammtreich zerstreut worden und bilden kleine Colonien im Lande der Makalaka, Mambunda, Marutse:e. Die meisten der genannten Stämme sind wirkliche Unterthanen und werden mit Ausnahme der Marutse als Sklaven angesehen, nur ungefähr Der erste Besuch im Marutse-Reiche. 173 ein Vicrthcil sind Tributzahlende und dies meist Stämme des Ostens (Batoka, östliche Makalaka, Mabimbi :c.) Durch Sepopo's Grausamkeiten siud viele Eiugeborne aus dem Reiche nach Süden hin geflohen und da dem Tyrannen dadurch auch viele Schwierigkeiten in dem Centrum des Reiches erwuchsen, hat sich in den letzten Jahren das Tributverhältuiß der au den Grenzen nach Nordost und Ost wohnenden Stämme bedeutend gelockert. Die den eigentlichen (wirklichen) Unterthanen auferlegten Steuern bestehen in Getreideabgabcn (Kleinkorn, Kafirkorn, Mais); im Abliefern bestimmter Mengen getrockneter Früchte, Kürbisse, Tabak, Gummi elasticum, Mattcu, Canons, Ruderu. Waffen, Holzarbeiteu (Töpfe, Schüfseln, Musikinstrumente), Thierhäuten, frischem und getrocknetem Fisch- und Nilpfcrd-flcisch. Außerdem sind Elfenbein, Honig und das nahrhafte Manza Krongut und jeder sie verkaufende, resp. vertauschende Unterthan wird mit dem Tode bestraft. Die Tributzahler haben dem Marutse-Mabunda-Hcrrschcr jährlich eine bestimmte Zahl Elfenbeinzähnc (männlicher und weiblicher Elephanten) nnd Häute einer großen grauen und dunkelbraunen lang behaarten Lemnrspecies abzuliefern. Die herrschende Sprache im Gesannntreiche, ich möchte sagen, das Mittel des leichten Verständnisses zwischen dcu cinzelueu Stämmen, ja ein wahres Bindeglied, ist die der vernichteten Makololo. Die Makololo haben sich viel schweres Unrecht zu Schulden kommen lassen, des Geschickes gerechter Arm hat sie ereilt, doch mit ihrem Verschwinden vom Schau-platze der Geschichte des ceutraleu Süd-Afrika ist eine Vcrsöhnungspalme emporgewachsen; ihre Sprache, das Sesuto ist geblieben, sie vererbte sich auf die Besieger, sie wurde diesen nothwendig, namentlich als durch Vergrößerung des Reiches (in Folge der Vereinigung mit dem Mabunda-Reichc) nnd engeren Verkehr mit den südlich vom Zambesi wohnenden Völkern sich mehr und mehr nud ohne alles absichtliche Zuthuu vou Seite der Beherrscher, ein gemeinsamer, namentlich nach der letzteren Nichtuug hin leicht verständlicher Sprachlaut uothweudig erwies. Welch' eine große Hilfe für den Forscher, wenn er sich im Süden ohne Schwierigkeit die Sesutojprachc zu eigen machen köuntc. Die gegenwärtige Makololo-Sprache ist nicht mehr das reine Scsuto, sondern 1 74 Der erste Besuch im Marutse-Reichc, durch die Vcrmischuug mit dem Serotse etwas corrumpirt; ein der Sesuto-sprachc Mächtiger ist im Marutse-Mabunda-Reichc vollkommen sicher. Als ich den König über die Ausdehnung seines Reiches befragte, da meinte er, daß seine Leute 15 bis AO Tagrciseu zu gehen hätten, bevor sie die nördliche Grenze erreichen könnten; nach diesen mit ihm, seinen ' Häuptlingen, den Abgesandten der nördlich wohnenden Maschuknlumbe nnd den portugiesischen Händlern gepflogenen Besprechungen und nachdem ich die Entfernungen nach Tagreisen in Meilen verwandelt, Zog ich die Grenzlinien des Reiches, wie sie auf der Karte zu sehen sind. Die Grenze wird nach Norden nnd Osten von den Maschnknlumbe, nach Südwest von deu Vamaschi, nach Süden von den Bamangwato-Nrichen und dem Matabelelandc gebildet. Sepopo's Name bedeutet in der Serotfe »einen Tranm«, seine Mutter hieß Maugala. Tie Vorstellung der in Schescheke auwrsendeu Häuptlinge und Würdenträger — darunter war auch Kapella, der Commandant der Truppen ^ schloß der König mit dem häßlichen Maschokn, dem Scharfrichter, einem riesigen Mabuuda, und seinen zwei Schwiegersöhnen, welche zngleich seine Schwiegerväter waren. Er hatte nämlich von beiden letzteren je eine Tochter zur Frau geuommen und ihnen dafür zwei feiner unmündigeu Töchterchen als Frauen zngesagt. ^Als er die gegenseitige Vorstellung schloß, näherten sich mit lauteu Schaugwc-Rufcn drei Marutse seiner Hütte uud brachten drei Vüffel-schwänze; der König hatte sie ansgeschickt, um mich uud Vlockley mit Fleisch zu versorgen. Bei dieser Vorstellung wurde Honigbier getrnukrn, worin Lunga, die schönste der Basntofranen, Unglaubliches leistete. Bevor ich noch schied, zeigte mir der König seine beiden Leibärzte, welche ihn mit Zaubermittelu zu versehen haben, so oft er fich anf die Jagd begibt. Den Tag benutzte ich, nm mir die Stadt zu besehen, nnd am Abend fand ich mich wieder in dem königlichen Gehöfte ein. Am selben Abend kam auch Makumba von Impalera nnd brachte die betrübende Nachricht, das; der Händler ?)., den ich an SchneemannZ-Pfanne getroffen und ihm angerathen hatte, so schnell wie möglich nach Panda ma Tenka zu meinem Wagen zn reisen, gestorben sei, bevor er noch dahin gelangt war. T>er erste Besuch nn Marlltse-Reiche. 175 Vom AO. ans den ^1. ereignete sich ein Intermezzo, welches die Harmonic zwischen mir und dem Könige etwas störte. In Folge der Generosität des Frenndes Blockley ging es in unserem Höfchen wieder so lustig wie die Nacht zuvor her; es mochte wohl schon Mitternacht sein, bevor die in einen ausgezeichneten Hnmor versetzten schwarzen Damen nnd Herren die drei riesigen Vicrtövfe geleert hatten. Als sie endlich vor Müdigkeit nnd in Folge des reichlichen Biergenusses in Schlummer verfielen, da waren es die Kalebaßpiano's, welche mit ihren Tönen jeden Versnch Zum Einschlummern illusorisch machten. Endlich lullten mich die sich wiederholenden Weisen in den wohlverdienten Schlaf ein, doch es währte nicht lange und ich wnrde durch das Bellen eines Hnndes wieder geweckt. Als ich meine Augen öffnete, schien es mir in der Hütte ungewöhnlich hell und doch hatte ich die Ocffnuug mit einer Kiste geschlossen; nnn bemerkte ich plötzlich einen dunklen Körper in der niedrigen, 2'/2 Fuß hohen Thürösfnnng. Ein Eingeboruer war eben im Begriffe, sich mit der rechten Hand der neben mir anf einer Kiste liegenden Kleider zu bemächtigen. Ich hatte außer einigen über mir hängenden Assagaien, die ich Tags zuvor erstanden, keine Waffe bei nur. Bevor ich noch zum Stoße ausholen konnte, war der Dieb ans der Oeffnnng verschwunden, ich stürzte ihm nach, doch derselbe war in Begleitung eines Gehilfen, einen Stock nnd einen Fisch zurücklassend, zwischen den Hütten verschwunden. Dieses nächtliche Abenteuer regte mich so auf, daß ich für deu Nest der Nacht das Auge nicht schließen konnte. Als ich am nächsten Morgen den König davon benachrichtigte, antwortete er mir ausweichend, und ich konnte bemerken, daß ihm an diefcm Tage meine Begegnung nicht sonderlich freue. Doch ich ließ nicht ab und wollte, daß er die Sache untersuchen lasse. Ich nahm nnn zn einer List Zuflucht, sandte einen von Älocklcy's Dienern in die Stadt und ließ bekannt machen, daß ich einen Stock am Flnfse gefunden hätte, nnd daß ich diesen Gegenstand gerne von seinem Besitzer erstehen würde. Ich ließ den Stock beschreiben uud war begierig, ob die versprochenen Glasperlen den Dieb eruiren würden. Spät am Nachmittage fand sich ein ältliches Individunm ein, welches, als man ihm deu Stock zeigte, anf diesen losstürzte und ihn als sein 176 Dcr erste N-such ini Marutse-Reiche. Eigenthlim reelamirtc. Nun erst, nachdem er auch den getrockneten Fisch als sein Eigenthum bekannte, führte ich ihn zum Könige, der eben beim Nachtmahle saß. Da jedoch ein Freund dcs Beschuldigten, der mit ihm gekommen war, rasch heim eilte, um das gestohlene Gut zu verstecken, so fanden die Abgesandten des Königs nichts in seiner Hütte und er wurde unschuldig erklärt. Als ich mich jedoch mit diesem Urtheilssprnch nicht znfrieden gab, meinte der König, daß er den Mann mir zu Liebe bestrafen wolle. Aus meine Frage, welche Strafe er über den Mann per-häugen würde, antwortete er, daß ihm der Tod bestimmt sei. Damit tonnte ich mich nnn wieder keinesfalls einverstanden erklären und bat den König, den Mann ans freien Fuß setzen zu lassen, bemerkte jedoch dem Könige gegenüber, das; ich jeden nächtlichen Eindringling künftighin niederschießen werde. Srpopo meinte hierauf, daß dies das Beste wäre nnd theilte dies den zahlreich Versammelten sofort mit lauter Stimme mit. Am Abend kamen Männer von der Varotse, darunter anch ein von Sekeletu gefangen genommener Matabele nnd brachten ihre Abgaben ' an Korn. Der König zeigte den Ankömmlingen das Innere seiner Hütte, auf das er nicht wenig stolz war. Nachdem ich am selben Tage durch Masangu, einem Würdenträger, den man vielleicht am richtigsten Arsenal-Verwalter nennen könnte, aufmerksam gemacht worden war, daß der Königin Folge der dnrchdeu Diebstahl mir zugethanen Veleidignng geneigt wäre, mir Satisfaetion zn geben, wollte ich die Gelegenheit benutzen nnd den König formell nm die Erlanbniß bitten, sein Reich bereisen zn dürfen. Gleich bei meiner Ankunft in dem Höfchen fiel mir nuter den dreißig in tiefer Stille Hockenden ein Mann ob seiner änßerst demüthigen nnd unterwürfigen Stellung anf, die Verschmitztheit, die ans seinem Gesichte hervor-lenchtetc, brachte mir die Vermnthung bei, daß ich es nicht mit einem Eingebornrn des Marutscreichcs zu thun habe; nachdem ich ihn etwas näher fixirt, war ich dessen sicher, daß es ein Halbkast war. Als ich den günstigsten Moment für gekommen hielt, rückte ich mit meinem Ansnchen heraus; ich frug den König, ob er mein ihm dnrch Westbeech gestelltes Ansnchen kenne, und als er dies bejahte, erläuterte ich nun den Zweck meiner Reise. II. 15! Hafeu uun Zchescheke. Der erste Vefuch im Marutse-Reiche. 179 Nachdem der König zugehört verhielt er sich einige Minuten ruhig, daun warf er die Frage auf: »Spricht der weiße Doctor die Serotse uder die Sesuto?« Ich antwortete verneinend. »Spricht der weiße Doctor die Sprache diefcr beiden Männer,« und er wies auf zwei zu seiner Liuken liegende Männer, von denen mir der eine als Halbkast und durch seiu verdächtiges Aussehen so aufgefallen war. Als ich mich darauf erkundigte, was dies für Leute seieu, antwortete mir der eben erwähnte, indem er seinen Hut lüftete mit demüthiger Stimme: »Wir sind portugiesische Häudler von Matimbundu und gute Christen. Das waren also die sogenannten Mambari, von denen ich schon so viel Unfreundliches vernomm.'n. Der mir vom Könige als ein »großer Mann« und Doctor vorgestellte, hieß Sykendu. Als der Mcmn zu nur aufsah, war ich durch seiueu gleißnerischcn Vlick in meiner erstgcfaßteu Meinung nur bestärkt. Als Sevopo vernahm, daß ich auch ihre Sprache nicht verstehe, meinte er, daß ich sie in Schcscheke erlernen mühte, da mir diese Männer als Führer und Dolmetscher ausgezeichnete Dienste leisten könnten, und so hörte ich, daß den portngiesischcn Häudlcru (ich lernte später noch mehrere kennen) von Loanda, Mossamedes und Beuguela jeue Gebiete, die wir bis jetzt zwischen der Westküste und dem Vangweolo-See und nach Osten bis an die, Mündung des Kafurflnfses als eine 'l6rra in^fiZmlH betrachten, in allen Details bekannt sind; sie kennen nicht allein die verschiedenen Eingcbornenrriche uud ihre Herrscher, sondern auch die Uuterhäuptliuge uud die Charakterzüge derselben. Sie kannten auch alle Höhenzüge und Flüsse, welche man auf einem Zuge durch diese Gebiete zu überschreiten hatte. Und doch hatten es diese Leute, ebensowohl als ihre weißen Collrgen von der Westküste für gerathen gefunden, von diesen Kenntnissen zu schweigen, um nicht Haudelsleute anderer Nationen nach den au Elfenbein und Gummi reichen Ländern zu lockeu. Ich ersuchte Sepopu um zwei Führer, doch bevor er noch antworten konnte, überraschte mich Sykendu mit einer Antwort. Seinen Hut abermals lüftend, bengte er den Kopf bis znr Erde und indem er ein lateinisches Kreuz schlug, machte er einen Schwnr bei der Mutter des Heilandes, daß er und der neben ihm liegende Bruder die beideu besten 12* 180 Dcr erste Vcsnch iul Marutse-Neichc. Christon im Innern und deshalb mich die besten Führer wärm. Dies war wohl die Antwort auf die mißtrauischen Blicke, mit denen ich die Männer zn betrachten mich nicht erwehren konnte. Abermals herrschte ans einige Minntcn Stille, dann meinte Scpopo, es wäre gut, wenn ich mir vielleicht die Serotsc oder die Sprache der Makololo aneignen würde. Er meinte, ich würde dann etwas verhüten, was Livingstone auf seinem Zuge durch das nördliche Mamboeland begegnet. Der Monary (Livingstone) konnte sich mit den Lenten nicht verständigen und deshalb dachten jene Häuptlinge, daß er ein Zauberer und mit dem Regen vom Himmel herabgefallen sei. Monary mußte jeden von ihnen mit einem Gewehre beschenken, um sie vom Gegentheile zn überzeugen. Sytendu warf sodann die Frage auf, ob der Engländer auch wisse, daß man ihre Führerdienstc gut bezahlen müsse, worüber ihn Sepopo vollkommen beruhigte. Sykeudu forderte vier 80 Pfnud schwere Elcphantcuzähne als Führerlohn, ich bot jedoch nur vier solche zu 40 Pfund nnter der Bedingnng, daß diese von mir bei Sepopo deponirt würden und meinen Führern erst bei ihrer Rückkehr von Matimbundn, wohin sie mich zu bringen hatten, vom Könige auszufolgen wären. Als ich jedoch einige Monate später Schcscheke verließ und mich auf meine Weiterreise begab, zog ich ohne die beiden Mambari, ich hatte sie nämlich in der Zwischenzeit als Sklavenhändler kennen gelernt uud anderweitige Gründe gefunden, ihnen zn mißtrauen. Als an jenem Abend die Sache, mit den Mambari in's Reine gebracht worden war, versprach Sepopo, mich mit Kähnen und Bootsleuten zn versehen, die Letzteren sollten mich bis nach der Barotsc bringen, hier sollten diese von Marutsc-Mäunern uud iu jeder weiteren Provinz bis in das Mamboillaud durch neue Leute abgelöst werden. Die Mamboi'' jedoch hätten mich bis an's grüße Wasser, d. h. das Meer zu begleiten, wofür ich einen jeden mit einer Muskete zu entlohnen gehabt hätte, während die mir blos anf kurze Strecken mitgegebenen Bootsleute mit Hemden oder Kattun bezahlt werden sollten. Außerdem versprach der König den am Flnfsc wohnenden Völkerschaften den Befehl zu ertheilen, mich und meine Gefährten mit den nöthigen Lebensmitteln zu versorgen. Er rieth mir zwar an, mich nach Norden gegen den See Bangweulo zu wenden, Der erste Besuch im Marutse-Neicsse, 181 da ich dann mit Trägern reisen und Kähne ersparen würde, was für ihn angenehmer und für mich gefahrloser sein würde. Wie oft bereute ich es später, seinem Rathe nicht gefolgt zu sein. Ich dachte der Wissenschaft mehr zu nützen, wenn ich den Zambesi bis an seine Quellen verfolgte und andererseits hoffte ich, daß mich die Voot-fahrt weniger ermüden würde uud ich meiue Kräfte für die weitere große Landreise rcserviren könnte. Ich entschloß mich, so bald wie möglich in das Panda ma Tenka-Thal zurückzukehren, meine Angelegenheiten zu orduen uud mich dann wieder nach Schescheke zurückzubegeben, um meine Reise nach dem Zambesi aufwärts fortzusetzen. Am 22. besuchte ich die nach Osten zu gelegene, zum Aufbau der neuen Stadt bestimmte Stelle; auf dem Wege dahin wie am Orte selbst bot sich mir ein höchst interessanter, pittoresker Anblick. Die Erbauung der ueuen Stadt war im vollen Zuge, der Fluß wimmelte von Kähnen, in deuen Männer Gras, Pfähle, Schilfrohr herbeizuschaffen bemüht wareu. Da waren eben einige beladene Kähne im Begriffe den Fluß Zn kreuzen, um sich ihrer Last au unserem Ufer zu eutledigen, während andere eben abstießen, zahlreiche andere stromaufwärts und abwärts dahinglitten. Landeinwärts schleppten einzeln oder im Gänsemarsch einander folgende Männer und Frauen riesige vorne überhängende und hiuten beinahe bis zur Erde reichende Grasbüudcl heran. Andere Haufeu von Mäuueru trugen an Pfählen riesige Thongefäße aus den köuiglicheu Kornkammern, um sie iu dem neu zu errichtenden königlichen Gehöfte zu placiren. Von Zeit zu Zeit begegnete ich einem »wandelnden Dache«. Ich sah vor mir eines der kugelförmigen Grasdächer fich in dem hohen Grase bewegen, oder ich wurde durch das plötzliche Erscheiueu eiues anderen aus meinen Träumereien gerissen. Nur bei näherer Untersuchuug kouute ich die Locomobile dieser Dächer erkeuneu, schwarze Schenkel wurden in dem hohen Grase sichtbar, es waren jene der Träger, welche zu 10 bis 30 durch das hohe Gras schlichen. An der Vorderseite hatte mau eine kleiue, Oeffmmg angebracht, durch welche der leitende Träger herauslugte. Manche der Arbeiter zogen siugrnd, andere tanzend dahin, wieder andere liefen in scharfem Trab au mir vorüber. Auch die Königinnen waren 183 Ner erste Besuch in, Marutse-Neiche. nicht müßig, ich sah welche im vollen Stolze ihrer Würde cinherschreitend und von einem Trosse Grasbündel tragender Dienerinnen begleitet. Einmal rief mich der Grnß: »Moro (Gnten Morgen), Moro! Njaka Makoa (Doctor, Weiher) wach und als ich mich nmkehrte, sah ich eben den Masnvia-Häuptliug Makumba mit einer Schaar seiner Leute an mir vorübcrpassircn. In der Vlockley's Gehöfte von drei Seiten (nach Norden, Westen, Osten) umgebenden Stadt Alt-Schescheke waren Zahlreiche Menschen mit dem Abbrechen der Rohrhüttcn und Hänschen und der Ucbersiedelung ihres Eigenthums beschäftigt. Auch Vlockley packte seilte sieben Sachen zusammen, um sich einstweilen in Neu-Schescheke in eiuer für ihn auf Befehl des Köuigs errichteten Grashütte uiederzulasfeu. Ich war, nach Alt-Schescheke zurückgekehrt, ebeu mit meinem Tagebuche beschäftigt, als mich der wiederholte Nuf »Molelo, Molelo« (Feuer) emporriß und vor die Hütte trieb. Ich sah zwar nur ein breunendes Gehöft, doch dieses eine stand in der Mitte einiger hundert anderer aus trocknen: Rohr errichteter, von der Suuueuhitze gedörrter, und deshalb rasch iu ein Flammenmeer verwandelter Hütten. Ein starker Ostwind fachte die Flammen immer mehr an, an den nach dem Flusse zu mündenden Pfaden erschienen henlendc und schreiende Frauen und Kinder. Dazwischen dröhnten die Detonationen der Schüsse aus den in den Hüttcu zurückgelassenen Gewehren. Die Kugeln schlugen bald hier bald dort ein uud gefährdeten die ^age der den Brandplatz umgebenden ^eute in hohem Grade. Sowie ich meine wenigen Sachen aus der Hütte herausgeschafft hatte, kam Blockley hcrbeigcrauut. Er kam um Schaufeln zu holen, da sich am Waldesrande, an der dem Feuer entgegengesetzten Seite die Hütte befand, in welcher Westbeech sein, sowie das an Sepopo verkaufte Schießpulvcr aufbewahrt hatte. Es galt nun den Pulvervorrath so rasch als möglich aus der Hütte zn schaffen uud es in dem feuchten Buden zu vergrabeu, da eiu Waldbraud zu befürchten war. Nach Westen, etwa W Schritte weit, lag des Königs Pfcrdestall (aus Pfählen errichtet) uud uach Osten eine kaum zwei Meter ab liegende Gruppe von Hütten, doch da sie beide von der Hauptmasse, die, vor uus (uach Nordeu) im Feuer staud, circa füuf-zehu Schritte entfernt waren, weniger gefährlich. Die meiste Gefahr drohte Der erste Besuch im Marutse-Reiche. 183 eben von vorne, wo zwci Rohrgehöftc aus der Masse hervortretend, unserer Schilfnn»zännung auf fünf Meter Entfernung gegenüberstanden, sie war noch vom Fener verschont geblieben. Wirkte auch der durch die Flammen fansende Wind mit dem tausendfachen Geknatter, das von dem Brande zahlloser Rohrschäfte herrührte, sowie die von dcr Sonne nnd von dem Feuer ausgehende Glnth sinnebctänbend, so verschuldeten es doch in erster Linie die sich entladenden Gewehre, daß sich die Reihen der Löschenden so stark lichteten, nnd ich fürchten mußte, im Augenblicke der höchsten Noth allein zu stehen. Ich hatte nur meiuen Diener Pit nnd einen von Vlockley's Dienern bei mir, welche die wenigen Thon- nnd Kürbisgefäße, die uns zur Verfügnng standen, au: Flusse füllten nud dabei noch die Hälfte davon im C'ifer der Arbeit zerschlugen. Mein Beispiel eiferte bald mehrere Eingcborne Znr Nachahmung an nnd so gelang es mir, der Verbreitung des Feuers eine Schranke zn setzen, nachdem ich die Rohrnmzännnng unseres Gehöftes niedergerissen hatte. Mehr als die Hälfte von Alt-Schcscheke wurde durch diesen Brand zerstört; als Sepopo von der Baustelle von Neu-Schescheke aus das Feuer sah, machte er seinem Unmuth in einer für seine Umgebung recht fühlbaren Weise Luft. Er hieb auf sie mit dem Stocke los, bis er sich müde geschlagen. Freudig begrüßte ich den siegreich zurückkehrenden Blockley, dem es gelungen war, das Schießpnlver zn retten nnd anch er gab seiner Frende Ausdruck, daß ich sein und Westbecchs Waarengehöfte gerettet hatte. Ich hatte keine Ahnung, daß ich selbst in der größten Gefahr schwebte, da in dem Gehöfte, dessen Rettung mir gelungen war, Vlockley 700 Pfund Schießpnlver in einer Kiste aufbewahrt hatte. Am nächsten Tage kamen mehrere Kähne von der Barotse, welche dcr König zn meiner Verfügung stellte; er rieth mir, rasch zn meinem Wagen nach dem Panda ma Tenka-Thale zu eilen nnd mich bald wieder m Scheschekc einzufinden. Ich blieb in Neu-Scheschekc, nachdem ich zn Blockley übersiedelt war und das Hänschen in Alt-Schescheke verlassen hatte, bis znm Z0. Angnst. Die Zeit meines Aufenthaltes in dcr königlichen Residenz verwendete ich meist znr Vermehrung meiner ethnographischen Sammlungen und zum Stndinm dcr Gebräuche der hier so zahlreich versammelten Eingebornen- 184 Der erste Vchlch im MarutsoReiche, stamme des Rcichcs, nebstbri zur Erlernung dcr Sesnto-Sprache. Da ich dem Versprochen des Königs zufolge den Wog nach dcr Westküste offen zn haben wähnte, schloß ich mit Vlocklcy ein Geschäft ab, wobei cr sich verpflichtete, meinen Wagen mit den Sammlungen nach Schoschong zn bringen, wo sie einstweilen depunirt werden sollten. Dafür vcrkanfte ich ihm, da er es außerdem sehr benöthigte, mein Gespann für Elfenbein und verschiedene Waaren, wie Calieo, Glasperlen :c. Ich will nun im Folgenden einige Züge aus dem Charakter der das Marutse-Mabunda-Neich bewohnenden Stämme anführen und mit dcr Erzählung einiger Begebenheiten in der Zeit vom W. bis 30. August die, Schilderung meines ersten Bcsnches bei Eepopo schließen. Mit Ausnahme der östlich von den Matabele wohnenden Maschuna ist kein Staunn in Süd-Afrika so thatkräftig wie mehrere das Marutsc-Mabnnda-Reich bewohnenden Stämme nnd da die Produete ihrer Kunstfertigkeit reichlich im ganzen Lande verbreitet sind, fallen sie dem vergleichenden Ethnologen sofort in die Angen nnd sprechen für die relativ hohe Cultnrstnfe der Stämme. Diefes Uebergewicht über die südafrikanischen Stämme wird aber noch schlagender, weun wir ihre Geschicklichkeit im Canoefahren, Fifchen :c., ins Angc fassen. Die Fertigkeit in der Production von Gegenständen aus Metall, Vein, Horn, Hant, Holz nnd ilm' sonstigen Verrichtungen lassen auf eine nicht unbedeutende Stufe geistiger Fähigkeiten schließen. Sie lechzen nach jeder Belehrnug nnd Unterweisung nnd begreifen leicht. Znr Vervollständigung der Parallele zwifchen ihnen nnd den Stämmen südlich des Zambesi muß ich jedoch auch erwähnen, daß sie in moralischer Beziehung tiefer als die meisten der Emgebornenstämme Süd-Afrika's stehen, doch ist diese Erscheinnng durch den primitiven, urwüchsigen Zustaud bedingt, in dem Wilde, wenn sie von der wohlthätig anf sie einwirkenden Außenwelt abgeschlossen sind, verbleiben nnd keineswegs ein erworbenes Laster, wie wir es bei der Huttentuttenraee finden. Deßhalb glaube ich auch mit Rücksicht auf ihre geistigen Fähigkeiten, daß sich diese Schattenseite ihres Charakters allmälig heben lassen wird. Ein weiterer tief im Wesen und in der Tradition des Voltes begründeter Uebelstand ist dcr Hang zum Aberglauben, worin die Völker Ter erste Besuch im Marutse-Ncichc. 183 Übersiedlung »ach Nru-Tchrschl'tc. des Reiches dic übrigen Süd^Afrika's weit überragen und der durch die zahlreichen Menschen, die ihm zum Opfer fallen, noch verschärft wird. Unter allen auderen südafrikanischen Stämmen herrscht derselbe nur bei deu Zulu's uud Matabele's in ähnlich abschreckendem Maße. Da jedoch am Zambesi das Künigshaus die Hauptschmirde des Zauberschwindels ist und die Könige ihre Grausamkeiten oft aus Aberczlauben ansüben, somit von ihnen derselbe wissentlich bei 186 Der eiste Besuch im Manttsr-Rrichc. den Unterthanen genährt und verbreitet wird, dieselben dann wegen der vielen ans diesen Untugenden des Bönigs nnd seiner Nathgebcr hervorgehenden Schreckensthaten das Oberhaupt mit seineu Lehren vom Zauber und Aberglauben fürchten und hassen lernen, so wäre es am eentralen Zambesi mehr als irgendwo in Süd-Afrika lohnenswrrth, diese aberglänbifchen Ge-bränche, das wichtigsteHindernißder Civilisation zu schwächen nnd zu beseitigen. Dcr König der Marutsc ist unumschränkter Herrscher und Besitzer des Landes uud seiuer Bewohuer. Trotzdem aber streckt — mit Ausnahme Sepovo's, dessen Regierung die eines Tyrannen war — der Herrscher nnr selten feine Hand nach fremdem Eigenthnme ans. Der jeweilige Herrscher oder die Herrscherin (die Frauen sind bei den Nord-Zambcsistämmeü als Regcutmnen, weil sie weniger grausam als die Männer sind, beliebter) bestimmen ihren Thronfolger schon bei Lebzeiten. Derselbe kann Knabe oder Mädchen, mnß aber stets einer Marutse--Mutter entsprossen sein. Vci den conservative:: Vetschuana's gilt der erste männliche Sprosse der ersten Fran als Nachfolger und diese Ve-stimmuug besitzt solche Rechtstraft, daß selbst im Falle eiues frühzeitigen Ablebens des rechtmäßigen Bönigs, der erste Sohn, dein die verwitwete Königin das Leben gibt, der rechtmäßige Herrscher des Landes wird. Im Jahre 1875 bestimmte Sepopo, daß sein sechsjähriges Töchterchen die zukünftige Herrscherin des Marutie-Neiches werden solle, von Rechtswegen hätte Moqnai, seine älteste Tochter, die rechtmäßige Throufulgerin sein sollen, da sie jedoch als Königin der Mabnnda's einen großen Anhang im Lande hatte, schien sie ihm als Thronfolgerin zn gefährlich. Die erste Frau des Köuigs wird »Mutter des Reiches« genannt. Der König gilt anch für den größten Zanberer nnd Heilkünstler nnd nnter dem Deckmantel diefer bei den meisten Völkern so geachteten Künste wurden von Sepopo die schrecklichsten Verbrechen begangen, wobei er nach Herzenslust das Volk hinterlistig tänschte, trotzdem er selbst vom Unsinn vieler abergläubischer Gebräuche durchdrungen war. Dcr jeweilige Herrscher des Marntse-Reiches besitzt sehr große Ein-uahmsguelleu. Außer seinen ausgedehnten bebauten Ländereien, die theils von ganzen Colonien seiner dazn beorderten Unterthanen, theils von Ter erste Besuch im Marutse-Reiche. 187 seinen vielen mit zahlreichem Gefolge verschonen Gemahlinnen bewirthschaftet werden, betragen die dircctcn Abgaben, wie der eingezahlte Tribut ganz erstaunliche Mengen an allerlei Artikeln, welche ein Marutse-Fürst sich nnr wünschen kann und repräsentiren einen bedeutenden Werth. Da Gnmnn elastiemn wie auch Elfenbein, die ihm als Krongut abgeliefert werden müssen, die wichtigsten Tanschartikel bilden, so ist der Herrscher der eigentliche und erste Kaufmann des Landes. Er kauft oft Wagenladungen von Waaren im Werthe von 3 — 5000 L St., verschenkt den grüßten Theil davon an seine nächste Umgcbnng oder an die ihn zufällig aus den entlegeneren Theilen des Reiches aufsuchenden Unterthanen, wobei jedoch die vertheilten Waffen, wie Gewehre :c. stets des Königs Eigenthum verbleiben. ^Trotzdem gelüstet es oft doch noch dem Konige nach einer schönen, einem der wohlhabenderen seiner Unterthanen angehörenden Nindviehheerde, die, ihm seiner Auffassung nach zugehört, die er jedoch des guten Scheines halber nicht ohneweiters ausgeliefert haben will, sondern sich ihrer auf andere Weise bemächtigt, z. B. dadurch, daß er einfach den Vesitzer des Hochverrathes, der Zauberei oder eines Mordes anklagt, vcrurtheilt uud hinrichten läßt. Der Herrscher kann das Leben nehmen wann und wie er will; er kaun zu Sklaven machen wen und wie viele er will; er kann seine Hand nach der Fran eines Jeden ansstrccken, wenn diese sein Wohlgefallen erregt, wobei er einfach den Gemahl zur Seite schiebt uud ihm riue andere Fran anbietet oder gibt; er kann ferner die Kinder den Eltern entreißen, wenn diese zu dieser oder jeuer Zauberei nothwendige Objecte bilden sollten. Die Regentinnen können sich nach Gefallen einen Gemahl wählen, ohne Rücksicht, ob der Maun schon durch eheliche Bande gebunden ist oder nicht. Der Regent besitzt immer das Schönste, was von den Nachbarvölkern, was von den Weißen ausgetauscht, oder was kunstvollst im Reiche selbst ausgearbeitet wurde. Hochocrrath wäre es, wenn Jemand Schöneres oder Werthvollercs als der Herrfcher besitzen würde. Oft bot ich den Leuten Geschenke an, die jedoch, wenn es nngewöhnlichere Objecte betraf, mit den Worten znrückgewiesen wurden: »Wir dürfen es nicht nehmen, wir wissen nicht, ob es Sepofto besitzt.« 188 Tcr erste Besuch im MlN'>tti>Neiche. Im Bauwesen überragen die Volker des Marutse-Aiabunda-Reiches die niristeu südlich vom Zambesi wohnenden Eingebornenstämme, den in diesem Fache Gewandtesten kommen sie gleich. Es gilt dies jedoch nur von den feste Wohnsitze innehabenden Stämmen, nicht aber von jenen, die sich blos periodisch der Ernte, der Fischerei oder der Jagd halber knrzc Zeit an einem selbstgcwählten oder ihnen vom Statthalter oder König angewiesenen Orte aufhalten. Solche Periodische Wohnsitze finden Wir namentlich an den Ufern der großen Flüsse, an östlichen nnd südlichen Waldabhängen und im Dickicht der Wälder, wo mitten in denselben ebene Lichtungen das Wild anlocken. Feste Wohnsitze sind über das ganze Land zerstreut; das Land der großen Städte ist aber die Barotse. Die Völker bauen im Allgemeinen gefällige, angenehme nnd gediegene Hütten und Hänser und ^- was sehr in die Wagschale fällt'— sehr rasch. Es läßt sich leicht erkennen, daß es namentlich die Natur ist, iu der die Völker leben, die ihnen das Baumaterial so reichlich nnd unter so geringer Mühe liefert und so das Banen erleichtert, allein wir dürfen den Leuten anch einen gewissen Sinn, ein größeres Verständniß in dieser Fertigkeit nicht absprechen, die wir bei den meisten der südlich vom Zambesi wohnenden Stämme vermissen, denen ebenfalls von der Natur das Van-material in unmittelbarer Nähe und reichhaltig gespendet wird. Ich erwähnte bereits, in welch' kurzer Zeit Ncu-Scheschrkc aufgebaut wurde. Mau kann nicht behaupten, daß die Hütten der Betschnana-, der Zulu-, Hottentotten-Naee :c. mehr Schntz gegen das Feuer gewähren, als jene nördlich des Zambesi; hier jedoch wird der durch das Fencr verursachte Schaden so leicht und rasch ersetzt, daß das Unglück minder fühlbar wird. Das Flußnetz des Marutse-Reiches mit seinen ausgedchutcu, hoch uud dicht bewachsenen Marschen bietet den Bewohnern reichliche, fruchtbare, wohlgelegene Ansiedlungsstellen und das Niesenwälder bildende Schilf ein vorzügliches Baumaterial, Holz zum Baugerüste, Lattenwerk, Bast, und daraus wie aus Palmenblätter geflochteue Seile uud Taue, Nägel und Klammern, dichtes riesiges Gras als Eindeckungsmaterial, Sand und Thon zum Cement finden sich fast überall nnd wo es fehlt, kann es mit den raschen Booten in kurzer Zeit herbeigeschafft werdeu. Dabei hilft Dcr crstc Bcsllch im Marutse-Neiche. 189 Einer dem Andern, wo es nöthig ist. Bezüglich ihrer Anlage sind die Städte so nahe als es die jährlichen Überschwemmungen gestatten, an die Flüsse angebaut und in der Regel von einem Kranze von Dörfern umgeben, in denen meistens Leibeigene wohnen, die für ihre Herren in der Stadt in deren nächster Umgebung Felder bestellen, Getreide anbauen oder auch Viehhcerden hüten müssen. Außerdem siud die Städte bedeutend reiuer gehalten als jene südlich des Zambesi, wozu, wie zur persönlichen Reinlichkeit, auch wieder der Ueberfluß an Wasser die Erklärung gibt. Unter den verschiedenen Stämmen des Reiches fand ich die Marutse im Bauen praktischer als dic von ihuen unterjochten und tributpflichtigen Stämme. Bei den Marutse beobachtete ich drei weseutlich von einander verschiedene Bauarten, und zwar: coucentrische hohe, cylindrische und Langbanten. Die coneentrische Bauart besteht aus zwei Häusern, von denen das eine, an Umfang kleinere, jedoch höhere, in ein weiteres, niedrigeres hineingebaut ist und beide von einem kegelförmigen Ricsen-dache überdacht werden. Die Form des inneren Hauses ist die eines Kegelstutzens, es trägt ein eigenes kleines, gewölbtes, niederes Dach, die Form des äußeren Hanfes ist eine cylindrische. Das gemeinschaftliche Dach reicht von der Spitze des Innenbaucs ein bis zwei Meter über den Außenbau und wird an seiner Peripherie von einem Pfahlkranze gestützt, wodurch uuch um den Außenbau eiue schattige Veranda geschaffen wird. , Den Van dieser Häuser übernehmen die Frauen, jenes des Königs die Königinnen, nachdem ihnen ihre Männer, hier die Diener oder die dazu beorderten Unterthanen das nöthige Material herbeigeschafft, geebnet und mit Cement (aus Thon und Sand hergestellt) angeworfen haben. Die Baustelleu haben gewöhnlich einen Umfang von Ci bis lL Meter. Die Peripherie wird zu eiuer 30 bis 40 Centimeter tiefen, 10 bis 15 Centimeter breiten Furche vertieft und in diese lose Bündel von starkem, über vier Meter hohem Rohr eingelassen und die Furchen sodann ausgefüllt. Mittelst zwei bis vier Palmenblattstricken wird diese cylindrische Rohr-maner der Qnerc nach durchflochten, die Rohrstengel fest mit einander verbunden, wobei ich beobachtete, daß diefc zum Durch-, Um- und An- 190 T>er erste Besuch im Manüse-Reiche. einanderflechten der Rohrbündcl und Stengel benutzten Querverbindungen nach oben zu kürzer werden, so daß statt einer cylindrischen eine kegel-stutzförmige, etwa drei bis vier Meter hohe Rohrmaucr entsteht, welcher Vorgang auch genau der Natur des Baumaterials cutspricht. In einer Höhe von drei bis vier Meter über den: eementirten Boden wird das Rohr gleichmäßig abgeschnitten nnd dann in allen Fällen die Außenseite, bisweilen auch die Innenfläche dieser Nohrwand cementirt. Nachdem dies vollendet, wird von Männern das niedere kegelförmige Rohrdach geflochten und von den Frauen einer enganschließenden Etappe gleich, dem Baue aufgesetzt nud vou außen eemeutirt. Mit eiuer iu der Regel dem Hofeiugaugc eutgegen blickeudeu Thüröffnung von halb ovaler Gestalt, dir man in die Rohrwand eiuschueidet und deren Nahmcu man durch kuustvolles Cemeutgesimse ersetzt, vollendet man den Bau des eon-centrischen Hanfes. Bei der Anlage des Außeubaues wird iu ähulicher Weise vorgegangen. Anch hier wird eine Furche gegraben, der Boden eementirt und Rohrbüschel, doch uur von 2'-'/^ bis ^'/^ Meter Höhe eingepflanzt, die etwa 30 Zentimeter tief im Boden sitzen. Da diese Umfassungsmauer die Wucht des Hauptdaches zu tragen hat, wird die Rohrwand durch zahlreiche, cug aucinander oder höchsteus 50 Ccutimeter von einander abstehende, ihr au Höhe gleichkommende oder sie um einige Centimeter überragende, der Rinde beraubte Pfähle gestützt. Die Außenfläche dieses äußeren Hauses ist stets, die Innenfläche znmeist eementirt, weshalb man kaum das leichte, Baumaterial vermutheu würde. ^Geuau mit der Oeffnnng des Innenbanes correspondirend ist anch an dem Außenbane die Thüre angebracht, bei allen größeren Bauten von Manneshöhe, 2^ Meter hoch nnd 80 Centimeter bis einen Meter breit. Ist der Anßen-ban (12 bis 24 Meter im Umfange) von den Frauen vollendet, so wird das Haliptdach von Männern geflochten nud die Veraudavfähle in einer Entfernung vou I bis 1'/^ Meter von dem Anßenbau eingerammt. Der Raum zwifchen diesen Pfählen und dem Außenbau, d. h. das Trottoir der Veranda wird etwa 10 bis 20 Centimeter hoch aufgeschüttet und eementirt. Ist nun inzwischen das kegelförmige Riesendach fertiggestellt, so wird es dem Außcubau aufgefetzt, die schwierigste Procedur bei der Der crstc Besuch im Marutsc-Reiche. 191 gesammten Vallthütigkeit. In eiucm Tempo wird das Dach von 40 bis 60 Männern mittelst 3 bis 4'^ Meter langen Pfählen von der Erde gehoben nnd anf die kürzerm Pfähle gestützt; mm verwechseln einige, nach und nach alle die kurzen Pfähle gegen die längeren nnd abermals wird das Dach in einem Tempo hoch aufgehoben, daß der Rand an einer Stelle auf der Dachspitzc des Innenbaues ruht und dann mit Bedacht von der entgegengesetzten Seite wcitcrgehoben, bis cs über dem Dache des InNenbaues liegt. Das ungleichmäßig die Veranda überragende Nohr wird nnn zugestutzt und von Männern wie Frauen das Dach mit dem trockenen, vorjährigen Ufergras gedeckt. Dabei wird zuerst das Dach mit einer 15 bis W Centimeter dicken Graslage regendicht überschüttet und mit Fächerpalmenstricken nnd Tanen netzartig nmwnndeu, nm es gegen den Wind widerstandsfähig zn machen. Auf das Glätten des granen Cementes und vor Allem anf den gesimsartigen Rahmen der innere.n Thüre, auf welcher dünne Leisten alls das Feinste nnd symmetrisch ausgeführt find, wird die größte Mühe verwendet. Der König besitzt in seinem Hofe drei solche in dem Winkel eines gleichschenkeligen Dreieckes stehende Hänscr; zwei bis drei Königinnen je eines; die Würdenträger in der Regel eines bis zwei. Namentlich schön und gediegen sollen jedoch die königlichen Gebände in der Barotse gearbeitet sein. Die Nebenhänfer der Königinnen sind nach Art der back-ofcnförmigen Vanten der Masnpia's gearbeitet. Der königliche Hof besteht ans mehreren um die Gebäude des Regenten eoncentrisch angeordneten Häusergrnppeu. Die königlichen Wohnhäuser sind von einer elliptischen Umzäunnng umgeben nnd werden nach außen hin von zwei concentrischen Gehöft-kreisen nmfaßt, die je sechs bis acht Gehöfte zählen, welche von den Königinneu bewohnt werden, im weiteren Umkreise befindet sich sodann das königliche Vorrathshaus, das Knchen-Dcpartemeut, die Hütte für die königliche Musikbande; im vierten äußersten Kreise stehen das im europäischen Style gehaltene Verathnngshans und die Hütten der Dienerinnen nnd Diener. Die Häuptliuge wohnen in einem weiten concentrischen Kreise um den Complex der königlichen Wohnungen, oder wenn sich, wie 192 Der erste Besuch im Mar»tse-Reiche. in Neu-Schefcheke, die königlichen Gebäude an ein Gewässer lohncn, in oincm Kreissegmente, wobei jedem Häuptling? die Stell», an dcr er sich in der Residenz niederlassen soll, genall ausgemessen ist. Den Hofeingang versperrt man bei Nacht, nm die Raubthiere abzuhalten, mit einer ans Rohr gearbeiteten Thüre. Eine zweite Vanart, hauptsächlich bei einem Zweigstamme der Marutse im Gebrallche, ist die eyliudrisehe. Die in diesem Style aufgeführten Hütten sind zylindrisch und hoch, selten und dann nur an der Innenwand cementirt. Sie haben einen Durchmesser von .'! bis 4 Meter und sind mit einem 1 bis 1'/^ Meter hohem Rohrdach gedeckt, welches an seiner Spitze verschiedene, aus Holzstücken, Gras- und Strohseilen verfertigte Verzierungen trägt. Eine andere Bauart der Hütten bei den Marutfe ist die giebeldachförmige, mit einem gewöhnlich in der Mitte angebrachten, der Hofthür zugekehrten niedrigen Eingang, an dessem Nahmen das Baumaterial, Schilfrohr oder Gras, vorspringende Kämme bildet, um den Regen abzuhalten und einen besseren Verschluß zu sicheru. Die armförmigen, oben bogenartig in einander greifenden Rohrbüudel siud durch Zahlreiche, düunere aus gleichem Material geformte Latten der Quere nach verbunden. Bei größeren Vanten wird der Giebel durch drei bis füuf Pfähle gestutzt und durch Matten-Verschalung das Innere in zwei nngleiche Räume getheilt, von denen der kleinere als Empfangs-, der größere als Schlafraum benützt wird. Solcher Giebelbanten enthält ein größeres Gehöfte eiueu bis zwei, bei einem Wohlhabenden findet sich in der Regel noch eine Ruudhütte als Kornkammer und bei einem Häuptliuge eiue ähnliche als Berathungshans. Der Hofraum ist vou länglich-ovaler Form uud das Hauptgebäude mit seiner Froutseite dem Eingänge zugekehrt. Von den in Echescheke lebenden Marutse wohnen zwei Drittel derselben in solchen Häuseru uuter dein Häuptlinge Marauzian. Die Mabuuda's haben den Laugball der Marutse im Gebrauch, nur sind ihre Hütten kürzer und breiter und haben eilten flacheren First. Die Umzäunung ist eine viereckige und besteht aus '/» bis Z Meter hohen Pfählen, die in einer Entferuuug von ein bis zwei Meter iu die Erde II. 13 ^.5^ Musikinstrumente der Marutse. Tcr erste Besuch in: Manttse-Reiche. 195 eiugelasseu sind, nud eineur sich an diese mittelst Qucrstaugcu stützenden Rohrzaun. Außer dm genannten drei Häusern fand ich in dein königlichen Hofraumc noch drei Hütten, welche nur aufsielen, erstlich des Königs Apotheke nnd sein Badezimmer, eigentlich ein ans dünnen Pfählen rnhendes Strohdach mit einem Durchmesser von etwa drei Meter nnd mit einem fünf Fuß hohen Pfahle in der Mitte. Dieser Pfahl war mit kleinen Körbchen, Kalebassen, Säckchen, Antilopenhörnern, Knochen, Korallensträngen:c. behängen, nnter denen die gefäßartigen Objecte heilende Kräuter, sowie Gifte, deren man sich zn den Hinrichtungen bediente, doch auch allerlei Zauberschwindel, Zauberiustrumentc und Mittel aus Holz, Rohr, Vogel-und Thierknocheu, Elephanten- und Nilpferd-Elfenbein, Fruchtschalen, Thierklaueu, zu Pulver gebrannte Knochcnstücke, ferner die, Schuppeu des Schnppenthieres und des Krokodils, Schlangenhaut, Tuch- uud Woll-lappcn enthielten. Auch auf dem Boden der Hütte lagen solche Gegenstände in verschiedenen Gefäßen uud an der Innenseite des Hütteildaches war ein Medicinkistcheu aufgehangen, das ein portugiesischer Häudler einst Sepopo verehrt hatte. Außerdem hiugeu einige Musikinstrumente m der Hütte uud jeden Abend wurde eine riesige runde Holzschüssel hereingebracht, in der Sepopo sein Bad nahm. Vor derselben stand eine kleinere Hütte mit einem prismatischen Dache, in welcher verunstaltete Elephautm-zähnc, deren mau zufällig auf der Jagd habhaft geworden war, fowie einige Gefäße mit allerlei Zaubcrmittelu lagen, deren sich der König auf der Jagd bediente. Hinter dem Empfangshause erhob sich ein ähnlich geformtes, bedeutend kleineres, prismatisches, auf einen Baumstamm gehobenes Dach, unter welchem eine Unzahl von Elephantenfchwänzen als Trophäen dieser in der Nähe von Schefchrke erlegten riesigen Dickhänter, sowie eine Gruppe vou Assagaien, die größten uud bestgrarbeiteten im ganzen Laude vor dem schädlichen Einflüsse des Regens geschützt wurden. Zwischen dieser Hütte nnd der hohen Rohrmnzäuuung standen auf Holzgcstcllen und Stäbchen einige Gefäße (Kürbisschalen und Thon), in welcher zur Jagd beuöthigte Zanbcrmittcl aufbewahrt wurdeu. Bei meiuen Gängen durch die Stadt fand ich in jedem Höschen eiueu Banmast 196 Der erste Besuch im Marutse'Rciche. oder einen kleinen trockenen Stamm eingepflanzt, an dem die Kopfskelette der Antilopen sowie die Atlaswirbel der größten Säugethiere, die Iagd-trophäen des Hcrrn des Gehöftes, hingen nnd die von dessen Thatkraft Zeugniß geben sollten. Nach dem Tode des Mannes werden dann diese Trophäen auf sein Grab niedergelegt. 5Nschilcm,i, Am 5>t>., als ich mich eben am Ufer des Flusses erging, warf sich ein Krokodil aus dem Wasser auf einen im Aahne stehenden Mann, der sich jedoch durch einen Sprung auf das sandige Ufer zu retten vermochte. Von den Portugiesen, von dein Könige nnd seinen Häuptlingen, sowie von Vlockley erfuhr ich, daß der Madschila Niver ein ähnlich sandiges nnd bewaldetes Hochplateau wir jenes zwischen den Salzseen des eeutralen Süd-Afrika und dem Zambesi-Gebiete durchströme, bei den später unternommenen Ausflügen in dieser Richtung hin konnte ich jedoch bemerken, Der erste Vesuch im Marutse-Neiche. 197 daß das Land größere, zum Ackerbau vorzüglich geeignete Lichtungen besaß, welche gegenwärtig zahlloses Wild beherbergten. Am 27. machte ich wiederholte Versuche, um vom Könige Kähne zu meiner Rückkehr nach Panda ma Tenka zu erlangen, wurde aber mit leeren Ausflüchten vertröstet. Tags znvor hatte der König mir zu Ehren Kischitcmzer-Maste. einen Mabunda-Tanz aufführen lassen. Die Idee dieses Tanzes ist eine verwerfliche, auch ist es vielleicht von Interesse zu wissen, das; die Schwarzen des Marutse-Reiches sich der in diesem Tanze enthaltenen Unschicklichkeit bewnßt sind und deshalb nur maskirtc Männer daran theilnehmen. Auffallend vorgeschritten erscheinen die Völker des Marntsc-Mabunda-Reiches in ihren musikalischen Begriffen. Ill der Fertigkeit der Handhabung mnsikalischer Instrumente finden Je zwar Rivalen in den Stämmen an der Ostküstc Süd-Afrika's, die häufiger mit den Por- 198 Tcr erste Besuch im MariitsoRciche. tngiesen in Verührnng kamen, iin Gesänge sind ihnen die Matabele-Zulu überlegen. Im Marutse-Mabunda-Reiche fand ich znm ersten Male eine vom Könige zn seiner Unterhaltnng und Verherrlichung gehaltene, ans einheimischen Künstlern reerntirte Mnsikbandc. Sie besteht ans mehreren Tambours, welche längliche, röhren- und kegelstntzförmige einfache, sowie sandnhrartig sseformte Toppeltrummeln mit ihren Hohlhandballen und Fingern bearbeiten; die Doppeltrommeln hängen an einem nm den Nacken geworfenen Niemen, während die länglichen von den resp. Künstlern »geritten« werden. Die wichtigstell Instrumente der Capelle sind die Myrimbas (Kalebaßvianos), welche ähnlich den Doppeltrommcln getragen werden. Die Mnsikbande besteht ans 20 Mann, von denen jedoch nnr sechs bis zehn jedesmal auftreten, damit eine hinreichende Anzahl für den Nachtdienst nnd als Reserve erübrigt wird. So treten anch die beiden königlichen Cithervirtnosen meist einzeln auf. Die Musikauten muffen auch Sänger sem, um in den freien Intervallen, oder bei den gedämpften Klängen der Iustrnmcnte mit schreiender Stimme des Königs Lob zn verkünden. Die zum Dienst Befohlenen müssen sich jederzeit bereit halten, dem oder jenem ihnen vom Könige Bezeichneten vorzuspielen, sie haben den König bei seiner Ankunft ill der Stadt zn empfangen, ihn auf seinen Ausgängcn zu begleiten und müssen bei öffentlichen Tänzen, Hochzeiten ic., doch immer nur auf des Königs ausdrücklichen Befehl spielen. Anßcr den drei Trommelarten nnd zahlreichen Sylimbas (eitherartigen Instrumenten) fand ich bei der königlichen Mnsikeapelle noch Streichinstrumente aus Fächerpalmenripvcu, eiserne Glöckchen nnd eine klöppellose Doppelglocke, sowie ans Fruchtschalen verfertigte Schellen, ferner ans Elfenbein, Holz und Schilfrohr gearbeitete Pfeifcheu. ^So werden die Streichinstrnmente beim Elephcmtentanz, die Glocken beim Kischitanz, die Schellen bei den Hochzeits-Ceremonien verwendet; für den prophetischen Tanz der Masnpia leiht der König flaschenförmig ausgehöhlte, durchlöcherte, mit trockenen Samen gefüllte, faustgroße Kürbisse, welche geschüttelt, schellenartige Laute erzengen. Nnr die aus Frnchtschalen bereiteten Schellen, einige Glöckchen nnd kurze Pfeifen sind in ähnlicher Form unter Der erste Besuch im Marntse-Reiche, 199 der Bevölkerung zu fiudeu, häufiger das citherartige Instrument, doch ineist in untergeordneter Gestalt; die größten nnd bestgearbeiteten besitzt der König, wie ihm überhaupt alle Capellen-Instrumcnte gehören, so daß es mir nicht gelingen konnte, diese zu den schönsten Handarbeiten im Marutsc-Reiche gehörenden Objeete meinen Sammlungen einzuverleiben, dagegen erstand ich mehrere kleine citherartige Instrumente. Die Gemeinden, d. h. Niederlassungen, haben iu der Negcl bei den meisten Stämmen längliche kleine Trommeln, je eine, in der Verathungs- oder Gemeindehütte aufbewahrt, die bei besonderen Iagderfolgen, bei Vergnügungen, bei Bestattungen erschallen. Die Weisen uud Melodieu der Marutse-Mabunda sind im Allgemeinen eintönig doch zahlreich und zeigen, daß einiger Unterricht in kurzer Zeit verhältnißmäßig guten Erfolg haben würde. Selbstverständlich ist hier die Musik mir eiu mechanisches Bearbeiten der einzelnen Instrumente, unr bei den Citherspielern fand ich eine Ausnahme. Ich erwähne namentlich die beiden königlichen Citherkünstler, zwei Greise, die unstreitig mit Gefühl spielteu. Sie saugen, d. h. summteu dazu, doch ihre Stimme war genau den bald ruhig fließenden Accorden entsprechend gemessen, bei der sich allmälig zu Piano nnd Pianissimo dämpfenden Melodie zu einem flüsternden leisen Gesänge gesunken, um wieder allmälig zu einem Forte übcrzugeheu. Ich vermißte hier glücklicher Weise das mißtönende krächzende Einfallen, wudnrch sich der Plötzlich in ein schreckliches Fortissimo ausbrechende Gesang des Obertambours kennzeichnete. Noch eines Musik-Instrumentes muß ich erwähnen, ich bedauere blos, daß ich es überhaupt ucnnen muß, und daß ich es im Marntse-Lande vorfand; es sind vier Kriegstrommeln, die nur zur Kricgszcit geschlagen, gewöhnlich im Bcrathnngshause aufbewahrt werdcu. Der Wahnsinn des Aberglaubens machte sie zu grausigen Objecten, ihr rother Anstrich, die rotheu Flecken am Trommelfelle, sind Vlutzeichen; sie enthalten trockene Fleisch- und Knochenstücke, die, unschuldigen Kindern angesehener Eltern bei Lebzeiten abgeschnittenen Finger und Zehen, welche Amulete (Beschwörungsmittel) abgeben sollten, um dem neucrbauten Schcscheke Krieg uud Feuer, und dem Reiche räuberische Urberfälle fern zu halteu. ZOO Tor cvstc Vl'such ini Marntsc Reiche. Im Gesang stehen die Bewohner des Marutse-Niabunda-Neiches höher als die Betschuaua, in manchen Formen ebenbürtig der Zulu-Race, doch werden sie vou diesen nnd den Matabclc durch deren großartige Kriegs- und Todtengcsängc übertroffen. Der oben erwähnte Tanz, den , ich am 36. beobachtete, ist ein Landesgebrauch der Mabnuda, wird Kischitanz genannt nnd nnr auf des Königs Geheiß getanzt und hat geschlechtliche Aufregung zum Zwecke. Deu Kischitanz tanzen zwei oder vier Männer, von deuen je einer den Mann, der andere die Frau vorstellen soll; die große Röhreutrommcl begleitet den Tanz; die Tänzer sind von einem Haufen junger Lentc umgeben, die zu dem Trommelschlag singend in die Hände klatschen nnd aus dereu Mitte zuerst eiuzelu, daun je zwei neue Tänzer hervorkommen und gegen den König gewendet, ihren körpcr-verdrehenden Tanz beginnen. Ein Anlauf, ein Aunähcru von der einen, ein Zurückweichen von der anderen Seite :e. sind das Wesen und die gebräuchlichen Gesten des Tanzes. Die Costume find königliches Eigenthum, es war mir daher nicht möglich, sie zu erwerben. Dasselbe besteht aus der eigentlichen Maske, dem Netzwerk und der Lendenumhnllltng. Die Maske, öon Knaben aus Thon nnd Kuhdüngcr modellirt, ist mit rothem Ocker und Kalk bemalt und ein ziemlich bc-deuteudcs Produet des Mabnnda-Flcihes. Die Maske ist bedeutend größer als der Kopf, den sie nebst dem Halse vollkommen bedeckt uud einer mit niedergeschlagenem Visir versehenen Helmhaube ähnelt. Für die Augen nnd den Mund, seltener für die Nase, sind kleine Spalten offen gelassen. Dic scharf hervorragenden Züge der Maske sind den als Wasserspeier benutzten Zcrrgestalten ähnlich und die Maske am Cranium mit Buckeln versehen, am mittleren in der Regel als Schmuck Schwanzhaare des gestreiften Gnu, an den übrigcu Fedcrbüsche befestigt. Au der Maskeu-hanbe oder uutcr ihr so weit hinaufreichend, daß der Halstheil bedeckt wird, sehen wir das Netzgewand, das aus einer langen geschlossenen, mit langen Aermeln und daran befestigten Netzhandschuheu, aus federspuldickcm Bastnetzwerk gearbeiteten Jacke und aus ähnlichen hohen Strümpfcu besteht. Pou den Lenden bis zu den Knöcheln reicht eine in Falten gelegte Wolldecke oder Carosse. welche die die Frau vorstellende Maske trägt, über Der erste Besuch in: Marutse-Reiche. 301 der letzteren wird noch je ein Thierfcll vorne und hintrn getragen. Bis auf einen um den Hals bandartig geschlungenen Strohwisch ähnelt die weibliche Maske der männlichen, die letztere zeigt auffallendere Hauben-Verzierungen. Am Stahlringe, der um die Hüften länft. sind rückwärts Än> llfcr dcs Zambesi. einige Glöckchen befestigt, dic bei der leisesten Körperbewegung erklingen. Der Kischitauz, der eine Unzahl von Zuschmiern anlockt uud zu dem Kinder nicht zugelassen werden, wird in Scheschcke meist in vierzehntägigen Zwischenräumen aufgeführt. 202 Der erste Besuch im Marutje-Reiche. Am 27. bemerkte ich einige Leute des Alumba-Stammes, welche sich durch ein? besondere Haarfrisur auszeichneten. Die einzelnen kleinen Knoten ihres wolligen Haares werden mit cincm aus Fett und Braunstein bestehenden Brei derart bcstrichen, daß die. Wolle vollkommen verhüllt wird und die 1 bis 2^ Zoll langen Haarknuten an dcm herabhängenden Ende bedeutend verdickt erscheinen. In dieser Weise wird nur das Wollhaar am Scheitel behandelt, nnd zwar in etwa vier über einander liegenden Lagen. Einige dcr Marutsc trugen am Halse Schuppen des Schuppen-thicrcs und Reste einer Schildkrötenart, welche sie mit gutem Erfolg als blutstillendes Mittel gebrauchten. Auch zeigte man mir ein Stückchen Buschholz, au dem man bei Keuchhusten-Anfällen, kleine Kinder mit Erfolg fangen läßt. Vei feinen Besuchen, die nns Sepopo abstattete, brachte er stets, von einem ganzen Trusse seiner Diener begleitet, bedeuteude Mengen von Elfenbein, um von Vlockley namentlich Gewehre und Schießpulver zu kaufen. Während des Nachtmahls stellten sich dann die Schützen ein, welche am folgenden Morgen zur Jagd befohlen waren; der König gab jedem circa einen Liter Schießpulver und merkte sich genau den Mann. Vlockley klagte über dir Forderungen Eepuvo's, die dieser an ihn stelle, besonders darüber, daß er nach jedem Kaufe ein bedeutendes Geschenk begehre. Wcstbccch hatte dies eingeführt nnd den König daran so gewöhnt, daß dieser nunmehr sich ohne Geschenk nicht zufrieden gab. Anfangs, da Wrstbeech der einzige Händler war, welcher seine Waaren am Zambesi feilbot und dies am rechten Tschobe-Ufer geschah, konnte er für seine Waaren jeden beliebigen Preis fordern und bekam ihn anch, als jedoch andere Händler, durch dieseu Erfolg angelockt, nach Schescheke gingen, waren sie vollkommen in dcr Gewalt des Königs nnd da sie sich noch überdies überboten, klagten sie über den schlechten Ertrag des Handels. Als ich am 2>>. den König besnchtc nnd wir abermals über meine Reise sprachen (der König war in Folge eines Streites mit Vlockley in schlechter Stimmung und ich trachtete ihn, indem ich ihm durch Mahura lustige Neiscbegebnissc erzählte, wieder in gntrn Humor zu bringen), zeichnete er mir im Sande mit seinem Stöckchen meine Route durch sein Der erste Besuch im Marutse-Rciche. 803 Reich, zeichnete den ^!auf des oberen Zambesi nnd seiner Nebenflüsse, daß mir förmlich das Herz vor Freude pochte. Den König freute das Interesse, das ich an seinen Mittheilungen nahm, er rief zwei vorübergehende Männer herbei. Es waren zwei Mauengo uom oberen Zambesi, welche die mir bezeichnete Strecke mehrmals bereist hatten nnd vom Könige befragt, die eben von ihm beschriebene Ronte selbst bestimmen sollten. Und siehe da — ihre Erklärung stimmte mit der des Königs vollkommen überein. Als ich Abends eben damit beschäftigt war, an meinem Tagebuchc zu arbeiten, versuchte es Jemand, sich durch die Eingangsöffnuug zu drängen. Es war eine Frau, die den Vasuto-Diener April suchte. Ihr Maun hatte bei dem Brande Alles verloren nnd von April ein kleines Geschenk an Glasperlen erhalten, wofür er sein Mulekau wurde und nun dessen Fran während der Zeit feines Aufenthaltes in Schefcheke als Gegengefchenk erhalten hatte. Alles was Sepopu bei mir fah nnd ihm neu erschien, wollte cr, wenn es ein ihm brauchbar dünkender Gegenstand war, besitzen, andernfalls aber wenigstens die Erklärung des Gegenstandes erhalten. So befragte er mich über meinen Compaß; um ihm die Wichtigkeit des Instrumentes zu zeigen, zeichnete ich die östliche Hemisphäre in den Sand, dann Afrika allein und darauf meine Route wie die verschiedenen, südlich vom Zambesi liegenden, unabhängigen Betschuana-Reiche. Am Nachmittage besuchte ich das königliche Küchen-Departement, das mehrere Personen zählte und uuter der Leitung einer Frau stand. Die riesigen Korngcfäße ruhten anf Holzgestellen, in eigenen, aus Matten und Rohr rrbauteu Hütten. Im Allgemeinen war Alles fehr reinlich gehalten. Zur Zeit meines Besuches wurde eben — das Feuer wird stets im Höschen auf einem niedrigen Hccrde angemacht — von einein Diener Nilpferdfleisch in einem riesigen Topfe gekocht. Das Fleisch war ziemlich gar nnd wurde auf einer Holzschüssel scrvirt, dann aus dieser auf kleiuere zertheilt und der Königin zugefendct. Spät Abends kam ein Bote vom Panda ma Tenka-Thale mit der Nachricht, dcch Westbeech mit dem Händler Francis von Schoschong da- 204 Der crstc Vchich i,n Marutse-Reiche. selbst angekommen sei. Da ich am nächsten Murgen die versprochenen Kähne znr Abreise zn erhalten hoffte, arbeitete ich bis gegen Morgen an den entworfenen Zeichnungen. Früh am 29. wurdc ich auch zu den Kähnen gerufen. Dicfc sollten mich bis zur Makmnba-Landnngsstelle bringen und dann hier liegen bleiben, um die von Westbeech zu erwartenden Waaren nach Schescheke zn bringen. Die Stromfahrt nach abwärts war nicht minder angenehm als die Fahrt zu Scpopo. Ich gab mich der Betrachtung der reichen Vogelwelt hin und hatte bald an den insbesondere durch einen ver-läugerteu Unterkiefer ausgezeichneten, schwarzweiß-gescheckten Scheeren-schnäbeln l M!vn>^m!M), den riesigen Marabus und den großen Eisvögeln mehr denn hinreichende Studieuobjcete gcfuuden. Die Binsen waren mit Schnecken bedeckt und das Ufer von den Krabben förmlich durchlöchert. Ein Loch lag neben und über dem andern. Das Wasser war in den wenigen Tagen, seitdem ich den Strom aufwärts befahren hatte, um 18 Zoll gefallen. Am nächsten Morgen, nachdem wir an der Vucht übernachtet, fuhrcu wir weiter, die Bootsleute thateu dabei ihr Möglichstes, rasch vorwärts zu kommen, und schätzte ich die Geschwindigkeit, mit der wir uns vorwärts bewegten auf vier bis füuf englische Meilen in der Stnnde. Als ich nach Impalcra gelangte, fand ich hier die Häudler Wcstbeech und V. Francis, sowie einen Gehilfen des ersteren, welche eben im Begriffe waren, Sepopo begrüßen zn gehen. Sie hatten ihre Wägen in Panda ma Tcnka zurückgelassen. Francis war diesmal wie auf allen seinen Handelszügen von seiner von Weißen wie Schwarzen hochgeschätzten Gemahlin begleitet. Er war mit zwei Wägen und einem entfernten Verwandten, OpPenshaw, als Gehilfen (Clerk) gekommen. Westbeech, der sich erst einige Monate zuvor mit einer Farmerstochter aus dem westlichen Transvaal-Gebiete verehelichte, kam in der Begleitung seiner jungen Frau, eines Gehilfen Banren und eiues Mannes mit Namen Walsh, der früher Soldat uud dann Gefangcnwärter in Hope-Town gewesen war und sich sehr gut auf das Abbalgen der Vögel verstand. Er folltc eben dieser Arbeit in den Zambcsi-Gegendcn obliegen nnd beide sich in Ter erste Besuch im Marutse-Reiche, 205 den Ertrag theilen. Westbeech und Francis wollten von ihrem Besnche bei Sepopo rasch nach dem Panda ma Tenka-Thale zurückkehren und dann nach dcn Victoriafällen gehen, um dieses Naturwunder ihren Franen Zu zeigen. Von den angekommenen Händlern erhielt ich meine Correspondent darunter willkommene Griefe aus der Heimat, aus den Diamantenfeldern (Griqualand - West), aus den Transvaaler Goldfeldern, auch 60 Zeitungen, deren freie Ränder mir später vun großem Nutzen sein sollten; darunter ein Exemplar der »Diamond News« mit meinem ersten über die dritte Reise veröffentlichten Artikel. Meine Abreise war durch die Abwesenheit des Häuptlings Maknmba verzögert worden. Das Neber-sctzen über dcn Tschobe schien mir zwar leicht zu bewerkstelligen, allein ich brauchte ja Träger, um die in Schescheke gesammelten Objecte und das für den Verkauf von Ochsen von Blockley erhaltene Elfenbein nach dem Panda ma Tenka-Thale schaffen zu lassen. Die zweite Ueberfahrt über den Tfchobe verursachte mir viel Sorgen nnd Aerger. Mangel an Trägern und ein Boot, das ein faustgroßes Leck hatte, wodurch der Transport meiner Sammlungen sehr gefährdet wurde, hielten mich in steter Aufregung. Im Leschumothale angekommen, fand ich die fchon erwähnten englischen Offieiere. Mc. Loud und Fairly, die cinen zweiten Besuch bei Sepopo machen wollten, sie gestatteten mir, mich ihres Wagens nach Panda ma Tenka zu bedienen. In der Nacht zmn :;. wnrde das Gespann geholt und ich verließ das Thal. Auf meinem Zuge nach der Gaschuma-Ebeue beobachtete ich, daß das Abbrennen des Waldgrases eine Verminderung der Tsetse zur Folge hatte und das Gras bereits neu zu sproßen begann. Am Mittag des 4. langten wir in der Gaschuma - Ebene an, welche, trotzdem sie wieder abgebrannt worden war, an den noch begrasten Stellen zahlreiches Wild beherbergte. Am Wagen befanden sich auch zwei den englischen Offieieren gehörige Pferde, welche unglücklicher Weise geradc dein nachlässigsten ihrer Diener anvertraut waren. Ohne meinen Warnungen Gehör zu schenken, ritt derselbe am nächsten Morgen mit den Pferden voraus. Als wir uns der Baobab-stclle näherten, befahl ich meinem Diener und dem Wagenlenker scharf 206 Der erste Besuch im Marutse-Reiche. auszuspähen, denn ich war dessen sicher, daß der bekannte Löwe dem störrigcn Diener begegnet war. Da cs noch nicht vollkommen Tag war, konnten wir nicht viel sehen, doch bemerkte der Wagcnlenker den Gesuchten auf einem Banmc stehend und blos ein Pferd des Capitän M. nahebei. Das geübte Auge des Hottentotten erkannte zu gleicher Zeit in den einige hundert Schritte entfernten Büschen zu unserer Rechten einen sich zurückziehenden Löwen. Mich auf den Bock stellend, spähte ich aus und sah auch bald darauf das Pferd einige Schritte links vom Wege mit ausgerissenen Eingeweiden daliegen. Einige kleine Wunden im Nacken zeigten, wie es der Löwe getödtet. Die Sache trug sich folgendermaßen zu: Ungefähr auf Z00 Schritte dem schon erwähnten Baobab nahegekommen, wurde der Dieuer von dem Löwen angegriffen und bei der Verfolgung vom Pferde abgeworfen, während der Löwe, ohne sich um den Mann weiter zu kümmern, den Pferden nachsetzte. Hierbei trat dem Eisenschimmel des Herrn Fairly die hcrabgleitende Decke bei dem Fluchtversuche hindernd in den Weg, so daß das Thier eingeholt und niedergerissen wurde. Der Schwarze suchte seine Zuflucht in dein nächsten Mapanibaume, auf welchem er auch bis zur Annäherung unseres Wagens verblieb, während das zweite Pferd bis zu unserer Ankunft, etwa sechzig Schritte entfernt ruhig graste. Ich uahm mit deu Dicuern die Verfolgung des Löwen auf, jedoch ohne Erfolg. Ausflug ;u den Victoriafallen. 207 VIII. AiwfiW 5u drn Oictoriafallcn. Ankunft in Panda nia Tcnka, — Ncne Enttäuschungen. — Thclinissen verlässt mich. — Ausbruch nach dim Fallen. — Jagd auf Orbecki Gazellen. -- Einc Girasfcnhcerdc. — Die Süßwassertümpel in der Nmgebnng der Victoriasälle. — Thier« nnd Pflcnizcnlcbcn in denselben. — Ein schmcrzcnreicher Ganss. — Der erste Anblick der Fälle. — Unser Slerm. — Charakteristik der Fälle. — GroßartiA'i!, und Pracht derselben. — Höhe und Breite der Fälle. — Die Inseln an der Fallkante. — Höhe der Tnnstsänlen. — Die Erschcinnnss der Fälle bei Tonncn-Anf- und Niedergang. — Die Abflußrinne des Zambesi unterhalb der Falle, — Felsenbildungen. — VM'tation und Thicrleben an dcil Fällen. — Jagd ans Paviane. — Lin interessantes ui)^,wh»ntteuer. ^ Die Manansa's. — Schicksale und Charakter derselben. — Ihre Titten und Gcbränchc, — Vrcmtwerbnng und eheliches Leben bei denselben. — Todtcnbcstattung. — Rückkehr nach Panda ma Tcnta. In Panda ma Tmka angclangt, fand ich rr^'s Lcbm in Wcstbrrchs Pfahlunizännnnss, mehrere Wcjgrn warrn cingetrofftn, oin ganzer Troß uon Dienern bewegte sich bunt durcheinander nnd dazwischen heulten nnd Jagd ans Vushoaarls. lksm nicht weniger als etwa 30 Hnnde. Leider fand ich, daß der Regen in meim-n Wagen gedrungen war nnd mir die ans Thierfellen bereiteten Kisten derartig beschädigt hatte, daß die meisten ZY8 Allsflug zu deu Victoriafällen. der in ihnen anfbewahrten Inseeten, Pflanzen und Samen verdorben waren. Einige der bei mciuer Abreise zurückgebliebenen Händler fand ich bedenklich am Fieber erkrankt. Nährend meiner Abwesenheit wnrde einer der Diener Khama's, des Bamaugwato-KönigZ, der von diesem an den schon erwähnten Jäger Africa verdungen worden war, von einem Elephanten getödtet. Afriea mußte später, als er nach Schoschong kam, als Entschädigung 50 L St. zahlen. Nach dem Besuche der Vietoriafällc wollte Westbcech mit seinem Gehilfen Banren einen dreimonatlichen Aufenthalt in Schescheke nehmen. Vlockley sollte es indeß versuchen, mit Wanke, dem östlich von den Vietoriafällen wohnenden Makalaka-Fürsten Haudel zu treiben, währeud Bradshaw in Panda ma Tenka bleiben, die Oberanfsicht führen uud von den Madenassana's nnd Masarwa's Elfenbein einhandeln sollte. Mein Gefährte Th. hatte vollauf zu thun, um für die am Wechselfieber erkrankten Elfenbeinhändler die nöthigen Medieamente zn bereiten. Während ich tagsüber Ausflüge unternahm und meine Vorbereitungen zur zweiten Zambesi-Neise traf, benutzte ich die Nachtstnndcn znr Erledigung meiner Corresponds nnd Aufzeichnung meiner Erlebnisse. Am 10. September kehrten Westbrrch nnd Francis von Sepopo zurück uud brachten je einen eirca 50 Pfund schweren Elfrnbeinzahn als Geschenk des Königs für ihre Frauen mit. Sie wareu auf ihrer Rückfahrt auf mehr als 30 Krokodile uud 5 Nilpferde gestoßen, wobei sie von einem der letzteren angegriffen wuroeu. Mein zweiter Aufenthalt in Panda ma Tenka brachte mir viele Sorgen nnd Enttäuschungen, meine Mühe, Diener und Träger zn finden, war leider vergeblich. Meine Enttäuschung erreichte den höchsten Grad, als ich von einem der Händler erfuhr, daß mein Gefährte Th. mit mir nicht weiter gehen und mich hier verlassen wolle, um nach dein Südeu zurückzukehren; ich hatte mich auf ihu verlaffen und seinethalben andere Offerten zurückgewieseu. Th. war mir die ganze Zeit bisher immer treu und willig beigestanden und ich konnte es kaum glauben, daß er mich iu der gegenwärtigen entscheidenden Stnnde meiner Neise, in welcher ich einen Frennd so nöthig hatte, verlassen konnte, dieses Mißgeschick war indeß unabwendbar nnd wurde noch ZujammeiMcsfcii »nit Giiaffci,. II. Ausflug zu dcn Victoriafcillcn. Z11 dadurch verschärft, daß Pit sich derart ungeberdig benahm, daß ich ihn entlassen mnßte. Es war cine Wiederholung jener vielen Enttäuschungen am Vorabende der Ausführung einer lange gehegten Idee oder eines lange gefaßten Planes, wodnrch ich mich plötzlich von meinem angestrebten Ziele weit znrnckgeschleudert sah. Wo sollte ich Diener miethen, die mir ans meiner Weiterreise nach Nordwest als Träger dienen mußten? In dieser nnangenehmen Lage, in einer Situation, in der ich, von meinen Renten verlassen, selbst nicht im Stande war, in den Wäldern nach Osten die Eingebornendörfer aufzusuchen, um neue Diener zu miethen, wurden Westbecch und Franeis meine Retter. Als die Beiden meine Noth erfuhren, versprachen sie mir nnter den südlich von den Vieturiafällcn wohnenden Manansa oder den ihnen benachbarten Batoka's Diener zu werben — doch unter der Bedingung, das; ich sie zu dcu Vietoriafällcn begleitete, wohin sie sich begeben wollten nm »l!»6 8pi6näiä fall«« ihren Franen zu zeigen. Da half kein Zögern nnd ich ging. Es gelang mir noch zuvor eiuen Masnpia-Mann, den ich »Elephant« taufte und der vom Zambesi hergekommen war, nm bei einem Eingebornen oder weißen Jäger Arbeit zu suchen, Zn miethem ^Es war eigentlich nicht meine Absicht, die Victoriafälle anfzu-snchen (sie lagen etwa 50 englische Meilen rechts ab von meiner Reisc-tour), allein durch diese eigenthümlichen, unerwarteten Umstände gezwungen, mnßte ich mich zn einem Vesuche derselben entschließen. Heute schätze ich mich glücklich, der Anfforderung der beiden Händler Folge geleistet Zu haben. Meinen Wagen der Aufsicht der Leute Westbeechs überlassend, machte ich mich mit den nrnen Frennden auf den Weg. Wir fnhren in zwei Wägen bis znr Gafchnma-Ebene. Die Gegend zwischen der früheren Handelöstatiun am Panda ma Tenka-Flüßchen nnd Gaschnma l>t für den Reisenden sehr anziehend. Wir gelangten gegen ^ Uhr Morgens zu den ersten Teichen der Gaschuma-Ebcne. Die Richtung nach derselben war eine nordnordwestliche, während die Victoriafälle nordöstlich lagen, wir uns daher von der Gaschuma-Ebene nach Osten zn wenden und dann eine Ostnordost-Richtung einzuschlagen hatten. 14* 212 Ausflug zu deu Victoriasällen. Um die von der Tsetse inficirtc Gegend zu den Victoriafällen durchziehen zu können, mußten die Wägen mit den Ochsen ans der Gaschnma-Ebene zurückgelassen werden und bedienten wir nns für die Weiterfahrt eines von sechs Langohren gezogenen Karrens. Die Reise-Gesellschaft bestand ans folgenden Personen: Westbeech und seine Fran, Franeis nnd dessen Fran, Äauren, Oppenshaw, Walsh nnd mir, ferner uier Cap-Halfcast-männern, meinem Masnpia-Diener nnd zwanzig Makalaka's nnd Mata-bele's. Diese benutzten wir als Träger, lim nnsere, Nahrnng, Kochgeschirre und Trckeu fortzuschaffen. Anf der Gaschuma-Ebene, welche durch dichte Fächerpalmenbüsche und einige Prachtvolle Fächerpalmen geschmückt ist, blieben wir bis zum 15., um eine tüchtige Umzäunung um unsere Wagen zu errichten, denn zahlreiche Löwenspuren nöthigten nns znr größten Vorsicht. Das Gras anf der Ebene war zum größten Theile niedergebrannt, nnr hie und da zeigten sich noch dichtere Partien. Stellenweise fing neues Gras zn sprosseu au uud hier, kaum daß man sie wahrnehmen konnte, lagen stach auf der Erde Paarweise oder zu Viercu die schönen, zierlichen Orbecki-Gazellen, die bei unserer Annäherung plötzlich aufsprangen nnd in Sätzen davon eilten, nm sich in der Entfernung von einigen hundert Schritten nach uns umzuseheu. Ich nnd O. (F.'s Freuud) hatten einige der Thiere verfolgt nnd waren so von der langsam sich vorwärts bewegenden Karawane abgekommen. Da jedoch nnsere Verfolgung nutzlos war, wandten wir uns nach nnsercn Gefährten, hatten auch schon hnndert Schritte nach dieser Richtung hin zurückgelegt, als kaum 30 Schritte vor uns blitzähnlich ein Orbecki-Pärchen aufsprang. Freund O. schießt auf das eine Thier, das kaum 50 Jards von nns entfernt stehen blieb nnd bricht ihm den einen Vorderlauf nahe am Knöchel, allein anf drei Füßen jagt das Thier in großen Sätzen weiter. Wir folgen, doch schon auf 200 Schritte Entfernung springt es wieder auf; wir schießen neuerdings und fehlen, erst ein dritter von mir abgefeuerter Schuß traf das in großen Sätzen flüchtende Thier in die Lenden. Es fiel im Sprnngc nnd als wir es erreichten, war es verendet. Da kein Diener in der Nähe war, mußten Ausflug gll den Vtt'toriafällen. 213 wir es abwechselnd tragen, bis wir nach zweistündigem Marsche in der brennenden Hitze zn den tief im Walde lagernden Genossen stießen. Nachmittag brachen wir auf nnd legten sechs Meilen, im Ganzen bisher dreizehn englische Meilen zurück. Diese Strecke war Uon der Gaschuma-Ebcne nnd einem tiefsandigen Walde gebildet. Tann passirten wir vier Thäler nnd schlngen in dem bedeutendsten, dem fünften, nnscr Nachtlager anf. Diese Thäler waren seicht, die Sprnits bis auf jene im vierten nnd fünften trocken, hochbegrast und vertieften sich nach Südost, wohin die Flüßchen sich waudten, nm sich in den Panda ma Teuka-Flutz zu ergießen. In dem dritten Thalc trafen wir eine Giraffenheerde an, die, an nns in einer Entfernung von 690 Schritten thalabwärts vorbeipassirtc. Auf der Strecke von der Gaschuma-Ebeue bis zn unserem Nachtlager trafen wir folgende Wildarten, nebst frischen Spnren von Thieren, die kurz zuvor unfern Pfad gekreuzt haben mußten: Orbecki's, Denker-, Rietbock- und Steiubock-Gazellen, Wasser-Antilopen, Znln-Harte-beests, Kudu's, Giraffen, Büffel, Elephanten nnd Zebra's. Das Flüßchen, an dem wir überuachteten, hieß Tschetscheta. Dasselbe floß bald in dünnem Strahle über Steine, bald durch einen schilfigen Morast, nm gleich daranf einen tiefen, klaren, breiten Tümpel zn bilden. Die Thäler waren alle hochbegrast, das Gras stellenweise bis fünf Fnß hoch nnd dicht, nnd der Boden humusreich. Diese klaren Tümpel der oberen Znflüsse des Panda ma Tenka-Nivcr uud einige, welche hoch oben liegen nnd von.Krokodilen nicht erreicht werden können, gehören zn den interessantesten Punkten der hügeligen Umgebung der Victoriafälle. Ich habe manche Stunde, in der Betrachtung derselben versunken, hier dnrchträ'nmt; das klare Wasser zeigt uns, daß der Tümpel von Krokodileu frei ist und darnm lohnt es sich der Mtihe, sich in das Gras auszustrecken nnd dem Leben nnd dem Bilde nnter der schimmernden Oberfläche einige Betrachtung zn widmen. Da wo hohes Gras diese Miniatur-Weiher umgibt, wäre es gefährlich, sich denselben ohne Vorsicht zn nähern, hohes Gras au Flüssen ist ein gesuchter Aufeuthalt aller Katzenarten Süd-Afrika's und deshalb ist cs nöthig, erst einige Steine in das Gras vor sich zn werfen, um sich 214 Ausflug z» dcn Victoriafällen. zu vergewissern, daß das Feld rein sei. Nachdem dies geschehen, nähern wir uns dein Tümpel. Nahe an unserem Lagerplatze lag ein vier Meter breiter, zwei Meter tiefer und zehn Meter langer Weiher, in den sich ein kaum zehn Centimeter breiter Wasserstrahl ergoß, der Abfluß in ein Binsendickicht war etwas breiter. Die Flnth war klar, mau kounte leicht die Objecte am Grunde des Weihers erblicken. Wohl die Hälfte der krystallenen Flnth war von einem zarten, hier hell-, dort dunkelgrünen, die mannigfachsten und groteskesten Formen und Gestalten bildenden Algengewcbe durchsetzt. Hier stieg es in Schichteu empor, neben und übereinander gelagert, den zarten, thcil-weise oder halb dnrchsichtigen Wölkchen in den azurnen Höhen ähnlich, dort zur Linken, nahe dem Ausflusse bildete es eiu duukles Labyrinth von Grotten uud .vöhleu, währeud es sich zu unserer Nechteu zu dem wunderlichen Gebilde einer Burgruine anfgethürmt hat. Deutlich sieht man den Äergsockel, dessen dichten Lagen ein hohes, viereckiges Prisma nnd ein dieses noch um einige Zoll überragender Cylinder, eine Warte und ein Thurm entsteigt; beide Gebilde, mit einem beiläufigen Dnrchmcsser vou 12 Zoll sind iu dem untersten Drittel ihrer Höhe mit einem Querarme, verbnnden, der in seiner nnteren Hälfte durchbrochen erscheiut, diese breite Spalte in dem zarten Algengewebe, dnrch die eben ein Fischchen schoß, glich einer gothischen Thüröffnung. Oben au dem prismatischen Wartthurme sonderten sich vom Pflanzengebilde einige wenige knrze, theil weife spitzige Furtsätze ab, welche arg beschädigten Zinnen täuschend ähnlich waren. Vom Hintergründe gegen des Weihers Mitte reicht ein dunkelgrüner, unter dem Wasser bedeutend umfangreicher erscheinender Sänlcnwald, die Stengel des übfttl den: Wasser säuselnden Rohres. An einer freien Stelle in der Flnth vor nns, zwifchen dem Ufer, an dem wir im Grafe ausgestreckt, nud deu mannigfachen Gebilden der Algen, steigen drei spiralförmig gewundene Stengel einer großblüthigen Nymphaea empor, zwei tragen die bekannten flachen, großen und glänzenden Blätter, der dritte eine schöne hellblaue Blüthe. Wie ein funkelnder Stern liegt sie auf dem Krystallspiegel. Noch andere Algenformen (nebst jeuer erwähnten) ent Aüssllig zli dcn Pictoriafällen. 815 steigen dcm dunklen Grunde des Weihers, manche mit zersägten nnd lappigen Blättern, ähnlich denen verschiedener Farrenkräuterarten. Anfangs scheinen uns diese Pflanzengebildc rnhig zn schlummeru, doch gewöhnt sich das Auge an das Bild, so nimmt es eine leise Strömung wahr, welche in der klaren Flnth durch den Einfluß des dünnen Wasserstrahles von rechts her erzeugt wird — und die Folge davon? — Die Nohrsäulen vibriren, jetzt stärker, nach nnd nach schwächer, bis sich wieder eine rascher zu bewegen scheint. Und die (trotten, Höhlen und die wundersam geformten Rninen der Algen? Jene rechts, namentlich die beiden senkrecht aufgethürmten Formen zittern deutlich und ununterbrochen, während sich die dem Abflusse nahen stark nach diesen neigen, als wenn sie Lust hätten, den scheidenden Tropfen nach dem nächsten Weiher zu folgen. Einige gelbblüthige Wasserpflanzen nnd jene gelappten Cryptogamen am Boden strecken sich, als würden sie sich sehnen, gleich der reichblätterigen BInme der Wasserrose, welche als erklärte Königin des kleinen Seereiches sich ans der spiegelnden Oberfläche hin- und herwiegt, anch die Höhe und mit ihr die letztere zn erreichen, nm sich am Tage von den Sonnenstrahlen erwärmen und küsfen, von den Schatten der Nacht kühlen und vom Morgenthan erfrischen zn lassen. Das Bild im Weiher gestaltet sich für den Beschauer noch auzie-hender dnrch das Leben der Thierwelt, welcher das Gewässer zum bleibenden Aufenthalte dient. An der frciesten Stelle, nm der Sicherheit halber Rundschau halten zu köunen, liegen mehrere duukelgestreifte barsch (?) artige Fische, bis auf die leichten, kaum merkbaren Bewegungen ihrer Schwanzflossen unbeweglich. Zeitweilig tauchen ans den Grotten-labyrinthcn der Algen etwa fußlange, langbebartete Welfe auf, welche meist paarweise, bald neben, bald hinter einander schwimmend, sich necken und spielen. Doch was ist jener dunkle, gelblich marmurirte, querüber im Schilfwaldc, auf dem gegenüberliegenden Ufer und, wie es scheint, unbeweglich liegende Gegenstand? Eine Schlange? — Nein, jetzt rührt es sich; das eine spitze Ende berührt die Wasseroberfläche, es ist ein Lrguan, der auf die befloßtcn Bewohner des Weihers lauert. Und außerdem welch' emsig Treiben der niederen Thierwelt? Meiuere und größer,- ^16 Ausflug zu dcil Pi^toriafällen. Wasserkäfer, Dytiscns- und Hydruphilus-Artcu, sowie auch Wasserspiunen, die einen emsig sich emporrudernd, die anderen, schon mit dem hellschimmernden Luftbläschen versehen, wieder hinab eilend, um sich unter den Vlätteru der Wasserpflanzen, oder iu dem Algeugewebe zu verbergen. Gleich Seiltänzern klimmen ihre Larven nnd jene der Lybellen die Stengel der Seerosen auf und nieder, während jene der Uferfliegen mühsam kleine, pnpprnförmige GeHänse nachschleppen. Am nächsten Morgen ging es weiter; wir hatten zahlreiche Flüßchen nnd tiefe, von schwarzem Humusboden bedeckte nnd mit hohem Gras überwachsene Thäler zn überschreiten. Tie Flüßchen flössen nach Südsüdwest, nach Süd, nach Südost nnd 5)st nnd ergossen sich, wie ich denke, alle in den Panda ma Tenka-Fluß. Die Thäler waren theils durch felsige Höhen, theils durch sandige Wälder von einander getrennt. Wir trafen Kudu's, Stein- und Wasscrböcke, Buschvaarks und zahlreiche Ele-phantenspnren. Am Nachmittage kamen wir über einen hohen, ticfsandigen Wald in ein größeres nnd breiteres Thal, in das von beiden Seiten mehrere Seiteuthäler einmündeten. Unser Nachtlager schlngen wir an einem stets fließenden Wasser anf, welches anch die sämmtlichen Gewässer, die ans den Seitenthälern in das Hauptthal münden, aufnimmt uud vou deu hier früher wohnenden Manansa der Matopa-Flnß genannt wird. Anf zwei Drittel seines Lanfes stellt der 5 bis 22 Fnß breite, I bis 4 Fnß tiefe Fluß einen Gebirgsflnß dar, desfen Bett sich gegen seine Müudnng (unterhalb der Vu'toriafälle) verbreitert. Am folgenden Morgen, den l?. September (1875), verließen wir zeitlich nnser Lager, um noch am selben Tage die Victoriafälle zu erreichen. Mir war dieser und alle die ferneren Tage diefer Reise, bis zn meiner Heimkehr nach Panda ma Tenka, zn Leidenstagen geworden. Um meine Fußbekleidung für die fernere lange Neise zu schonen, hatte ich zn diesem Ansflnge mir von einem im Panda ma Tcnka-Thale jagenden Händler ein Paar Schnhe gekanft; leider zerfielen dieselben schon am zweiten Tage und ich sah mich gezwnngen, die lose anhängenden Stücke mit Riemchen an den Fuß zu binden. Dazn waren die durchwanderten Gegenden sehr doruenreich uud steinig, und die Felsenplatten dnrch die heiße Sonne glühend geworden. Leben mid Wcbcn am Grunde der Süßwajjcrtümpel. Ausstllg zn den Victoriafällen, Z19 Schon am selben Morgen nnd zwar an einer Viegnng des Matopa-Thales — es wendet sich plötzlich nach Osten — hörte ich deutlich ein dumpfes Gebraus?, einem in weiter Ferne gleichmäßig rollenden Donner nicht unähnlich. Da ich meinen Gefährten voraus war — ich ging immer rascher, um mich dann auf einige Momente niedersetzen zu können, konnte ich es mir Anfangs nicht erklären, allein nach nnd nach schien es mir der erste Vorbote des berühmten Wasserfalles zu sein. Wir hatten mehrmals den Matopa-Rivcr uud mauchmal unter großen Schwierigkeiten zu überschreiten; ich ging voraus, deuu nieine Füße schmerzten mich sehr, und ich sehnte mich darnach, mich auf einige Stunden ausruhen zu köunen. An dem steilen, bewaldeten Abhänge des linken Ufers beobachtete ich einige flüchtige Zebra's, denen ich, soweit die Richtung ihrer Flncht mit meinem Ziele, den vor mir noch in ziemlicher Entfernung ober den Katarakten anfstcigcnden Wasscrdi'msten, zusammenfiel, einige Stunden nachschlich, doch nicht rasch genug in den zmn Matopa-Flüßchen führenden Schluchten folgen konnte. Je weiter ich ging, desto müder fühlte ich mich; spät am Nachmittag mnßte ich die Sohlen der zerstückelten Schuhe tragen uud trachtete barfuß die Fälle zu erreichen. Ich fühlte mich jeden Moment mehr und mehr abgemattet, da ich vom Morgeu her uichts zu mir genommeu hatte. / Endlich gegen 4 Uhr langte ich, über eine tieffandige Waldeshöhe eilend, bei dem Falle an, Mir durch die Gebüsche Bahn brechend, stand ich am Rande des Abgrundes, in den sich die Wässer stürzen. — Ich werde nie diesen Anblick vergessen. Die Füße waren jedoch nicht mehr im Stande, die Körvcrlast zu tragen, und so mußte ich mich auch vou dem herrlichen Anblick trennen und dem Ufer aufwärts folgend, rinigr Wildfrüchte zn erHaschen snchcn. Ich schlich mehr, als ich ging uud mußte mich an den Bäumen nnd Sträuchern festhalten, um nicht nmznsinkeu, da endlich auf einem halbverdorrten Mapperbäumcheu entdeckte ich eine Frncht. Ich wnßte, daß s" eiu süßes Fleisch barg, schlug sie mit einem Steine herab, zerschlug die dünne gelbliche Schale nnd leerte in wenigen Augenblicken den Inhalt, als mir der Same der Frucht auffiel, welcher jenem von Xux v«>n>i.irmfcilll'!i, 223 erscheinen die mit den Fächer- und Saropalmen und Palmengcbüfch, mit Lianen und Alo^arten bewachsenen, über dem Abgrunde liegenden und von drei Seiten von den schäumenden Wogen umgebenen Inseln. Nachdem Livingstone diese Fälle — zn Ehren der Königin Victoria -^ »Vietoriafäsle« genannt hat, erlaubte ich mir, das hochinteressante, die Victoriafälle beiderseits umgebeude Hügelland zn Ehren des Prinz-Gemahls ^l'lio ^!!>c>l'> c<„ml>'v« und die Inseln zu Ehren der königlichen Prinzen und Priuzessinen mit deren Namen zu belegen. Wenden wir uns zn dein südlichen nnd zngleich westlichen Ufer, an dem wir stehen, und zu jenem Abgrunde, der wie eiu Felsentrog zwischeu uus und den Fällen sich befindet nnd das herabstürzende Wasser auf-uimmt. Unser Ufer, wie das gesammte unter, deu Fällen ist eine Felsenbaut, die mit Humns und Thonerde bedeckt, einer besonders in der unmittelbaren Nähe der Fälle üppigen Vegetation Raum gewährt. Indem wir an dem Rande des Abgruudes stehen, genießen wir den Schatten riesiger Sykomoren, Mimosen ?e. Diese Bäume, welche nnferc schlanksten Pappeln an Höhe überragen, haben meist wohl eine erst im letzten Sechstel oder Achtel ihrer Höhe beginnende ^roue. diese aber ist so dicht, das; man unter ihuen wie unter einem ausgespaunten Schirm steht. Armdicke Lianen, schnurgerade oder in Spiralen emporsteigend, verbinden den Fuß des Baumes mit feinem Gipfel und bieteu deu Affcu Gelegenheit, dem verborgenen Beobachter ihre ^letterkünste vorzuführen. Außer den hohen Bäumen sind es noch dichte Saro- nnd Fächerpalmen-Gebüsche nnd riesige Farrenkräuter, welche zur Ueppigkeit der Seeuerie dieses Ufers fo viel beitragen. Der Reiseude schreitet bei einem Gange durch diese hochinteressanten Formen Floras über einen elastischen, schwellenden Teppich von kleinen Blnmeu uud Moos, der von Feuchtigkeit durchtränkt ist, am Rande des Abgrundes aber, da, wo der nackte braune Felsen hervorblickt, sehen wir einzeln oder in Knäueln, kleine, erbsen- bis hühnereigroße, etwas Plattgedrückte, rnudliche, dunkelgrüne Algen lose dem Fch'cn anfliegen. Diese Ueppigkeit der Vegetation ist zu gutem Theil auf die eonti-nmrlich von den Fällen herrührenden und auf die gegenüberliegenden Ufer IZ4 ?li>5fliui zn drn Virtoriafällen. herabfallenden, reichlichen Wasserdüuste zurückzuführen. Unaufhörlich steigen längs der oberen 5iante des Falles mit den einzelnen Fallstrahlen corre-spondirende Säulen von Wasserdüustrn einige hnndert Fnß hoch in die Lüfte, auf 50 englische Meilen weit sichtbar. Eben während unseres Betrachtcns fiud sie unuiittelbar vor uns so dicht, daß sie die gegenüberliegende Stelle vollkommen verhüllen, doch schon im nächsten Augenblicke hat sie ein mäßiger Wiudhanch von Osten her nach Links zu gedrängt, nnr eine dünne nnd durchscheinende Säule ist zurückgeblieben, welche wie ein Schleier mehrere der vor nns herabstürzenden Strahlen verhüllt und unu ein wahrhaft märchenhaftes Bild hinzaubert, deuu auch das tiefe Blau der Fluth über dem Falle und jene herrlichen Inseln mit den Palmen erscheinen uns fo feru gerückt und doch wieder fo nah, wie iu ciuen Nebelschleier gehüllt. Von unvergleichlicher Schönheit und malerischem Neize sind diese Fälle bei Sonuen-Anfgang oder Niedergang, wenn kreisrunde, in den Dnnstfäden erfcheinendc Negeubögeu den Effeet erhöhen. Tas Aufsteigen der Düuste ist mit einem eigenthümlichen Zischen verbuuden, uud doch ist dies nur zeitweilig zu huren, weuu der Wiud das Getöse aus dem Grunde der Felsrnschlncht, das den Beschaller im wahren Sinue des Wortes betäubt, etwas abschwächt. Wie ich schon erwähnt, köuneu wir von dem Südufer — dem besten Standpunkte des Beobachters — den Buden des Abgrundes nicht sehen (wohl von der westlichen Seite, weun lvir uns an den Nand einer bebuschten Schlncht durcharbeiten können), uud darum wirkt das furchtbare Getöse, das von der Tiefe aus die Lüfte erfüllt uud meilenweit wie das unnnterbrochene Rollen des Donners vernommen wird, nnr nm so betäubender auf die mensch-lichen Sinne, ein, Wir hören ein Brüllen uud Zischen, zeitweise deutlich das eigenthümliche Anschlagen stürzender Wassermassen au den harten Felsenklippen, der Felsenbodeu uuter uus scheint zu zittern, als käme dies Getöse aus einer Höhle nuter nus. Weun wir in die Tiefe des Abgrundes Hinabfehen könnten, es würde die Sinne befriedigen nnd das ängstliche Gefühl, das sich unwillkürlich unser bemächtigt, bannen, so aber kommt es uus vor. als stünden wir au einem Höllenkrater, in Die Victoriafälle. li. 15 Ausflug zu den Victoriafällm. 227 dem die Elemente, in einen: Vermchtungskampf mit einander begriffen, rasen. Wie klein, wie machtlos und unansehnlich erscheint der Mensch gegen solch' ein Product der Natur! Wir wandten uns nun nach der tieferen Fclscnschlncht, dnrch welche die ganze Wassermasse des Stromes abfließt. Dieser Abfluß geschieht im Zickzack, und in folgender Richtung. Von dem Fclsenthorc (dem Ausfluß) etwa 300 Schritte weit ist die Richtung südlich, geht dann unter einem stumpfen Winkel plötzlich auf 1000 Schritte in eine westsüdwestliche über, welche nach einem scharfen Winkel auf 1100 Schritte in eine südöstliche umschlägt u. s. w. Wl'nu wir von dem Thore längs derselben hinschrcitcn — so wl'it es nämlich die einmündenden Schluchten, die wegen ihrer Steilheit umgangen werden müssen, gestatten ^ so bietet sich dein Auge, man möchte sagen alle 200 Schritte ein neues Bild der steilen, die Schlucht bildenden Felscnwändc. Hier stehen sie senkrecht, schroff, als wären sie scharf abgemeißelt, hier erhebt sich eine braune bis schwärzliche Felsenmaner, dort wieder eine ähnliche dunkle Felsenwand, hie und da mit grüuen und rothen Flecken, stellenweise marmorirt; Punkte, die sofort in's Ange fallen und zu dem dunklen Hintergrund einen äußerst angenehmen Contrast bilden. Der Wind hat von dem hoch-liegcudcu Ufer lose Erdthcile hcrabgcweht, welche sich mit Alo«samen in den Felsenritzen eingenistet haben, diese fingen an zu sprossen — die Wurzeln klemmten sich in die feinen Ritzen — hefteten fich innig au den Felfen an und unn gediehen die Pflanzen in den vollständig mit Erde nud vertrockneten Blatttheilcn gefüllten Felsenspalten vortrefflich, wie ihre mächtigen Vlüthenähren es beweisen. Der reife Samen wird in den Fluß hinabgeführt, um weit, weit von den Fällen, an dem Ufer desfelben Stromes uene Keime auszuwerfen und das Ufer zu schmücken. Manche Partien der Fclseuwände neigen sich terrassenförmig zur Tiefe und erscheinen theils jeder Vegetation bar, theils an den oberen horizontalen Flächen mit Vegetation überwuchert. Doch an vielen Stellen nnd dies namentlich am westlichen Ufer, sehen wir eine üppige Baum-uud Buschvegetatiou bis zur mittlereu Höhe oder bis zum Strome selbst heruntcrrcichru. Sie bekleidet die 'vielen nach abwärts führenden, doch 228 Ausflug zu dcii Victoriafällen. sehr steilen Schluchten, welche dem Regenwasscr der nächsten Unlgebung zum Abfluß dienen. Manche vereinigen sich an ihrer Mündung zu einer einzigen. In dieser Weise wechseln die Bilder längs der langen Partien der Zickzacklinie. Die Urberraschnng ist noch größer, wenn wir die Formen der Wände im knrzen Zickzackscheitel betrachten. Ich will blos drei solcher Punkte besonders hervorheben. Das rechte (westliche) Ufer der kurzen Strecke nnter der Abflußöffnung ist ein senkrecht abfallender Felsen, der gegen die Fälle zu etwas Zurücktritt und im Canal eine rundliche Bucht bildet, dann jedoch, nach Osten als scharfe Felsenwand hervortretend, die westliche Wand des engen Felsenthores bildet, welches den herabgestürzten uud unten wieder vereinigten Gewässern des Zambesi den Abfluß gestattet. Das uns gegenüberliegende Ufer, die östliche Wand dieses Thores, wird von einer kegelstutzförmigen, nach hinten (Osten) mit dem Hinterlande zusammenhängenden Felsenhöhc gebildet, welche im unteren Drittel, jeder Vegetation baar, schroff abfällt, in den zwei oberen Dritteln jedoch mit prachtvoller, tropischer Vegetation ringsum überwuchert terrassenförmig aufsteigt uud mit ihrer Umgebuug, dem rechts und links gähnenden Abgrnndc, dem bransenden dunkelblauen Strom an ihrem Fuße, einen gewaltigen Eindruck hervorruft. Als ich noch im Schauen diefcr Fclsmsceneric versunken dastand, tauchte in meinem Geiste ein nie geschautes, doch oft geträumtes Bild: die hängenden Gärten der Scmiramis, auf. An dcm folgenden knrzen, die zweite und dritte Zickzacklinie verbindenden Arme finden wir einen ähnlich geformten, doch mehr schroffen ans aufgcthürmten Blöcken bestehenden Felsen. Er ist von Norden, von Osten uud Südeu von dem tobenden Wasser umspült, doch gegeu Westen von dcm Hinterlandc durch eine tiefe Schlucht getrennt. Hier auf dieser isolirten, wohl über W0 Fuß hohen Felsenkuppc war kein Vlättchen, keine Spur von Vegetation zu sehen, Floras liebliche Kinder waren von dem unwirthlicheu Felseu verbannt. Vergebens haben sich seit Tausenden von Jahre« alle die Elemente gegen den Felsenriescn empört, der Blitz unzählige seiner vernichtenden Schläge an ihm zersplittert, Aeolus mit all' seiucn Genossen gegen ihn angerast und unten der grimmigste Feind alles Festen Ausslug zu den Victoriafällen. 2Z9 auf der Erde schäumend und toseud an seinem Sockel sich gebrochen. Er bezwang diesen und wies ihm die Bahn. ^Wenden wir uns mm von den Wänden der Schlucht zu der Tiefe selbst, in der ein dunkelblauer Strahl pfeilschnell dahinschießt. Er scheint kaum ein Drittel so breit wie die Mündung der Schlucht (nach oben), mit furchtbarer Gewalt stößt und bricht er sich an der scharfen Wendnug der gegenüberliegenden Fclsenwand, daß er theilweise zurückgeworfen wird und zurückströmend in der Regel in einer Bucht seine Kraft zu sammeln sucht, nm sich mit der nächsten Woge zu vereinigen und von Neuem seine Kraft an dem Felsen zu versuchen. Stellenweise ragen ans der Fluth Felsblöcke empor, an denen die reißend dahineilenden Wogen aufschlagen und sich theilen. An einigen der Ecken, an denen die Fluth unter einem scharfen Winkel eine verschiedene Richtung einschlägt, sehen wir gleichsam um den brausenden und schäumenden Strahl zn verspotten, scharfkantige, spitz zulaufende, bis mehrere Meter lange Vorsprünge der heftigsten Strömung entgcgengerichtet, an denen sich auch die Kraft derselben bricht. Tauseudc von Jahren tobt der dunkle Strom in der Tiefe, allein wir können kaum stellenweise eine merkliche Einwirkung wahrnehmen, die er anf diese unerschütterlichen Wände hervorgebracht haben mochte. Ich bedauere nur, daß es mir nicht möglich war, länger als drei Tage an den Victoriafällen zu verweilen. Um die Schlucht, ja das gesammte, hochinteressante Naturwunder keuucn zu lernen, müßte mau 1^ bis 2 Monate an den Fällen verweilen, die, Inseln oberhalb des Falles und das gegenüberliegende Ufer besuchen. Außerdem bietet die Natur in der uächsten Umgebung der Fälle so viel Anziehendes, daß ich mit mir längst iu's Reine gekommen bin, bei meinem nächsten Besuche nach Muße hier verweilen zu wollen. Während des dreitägigen Aufenthaltes, wobei mir leider der Zustand meiner Füße den Genuß dieses herrlichen Bildes beeinträchtigte, hatten ich und mein Diener eine interessante Vegegnnng mit einer sehr zahlreichen Pavian-heerde. An der von mir 'Pavianschlucht« genannten Frlsenschlucht, welche als Negcnabflus; der umliegenden Gegend zum Flusse führt und in ihren beiden oberen Dritteln dicht mit Bältmcn bestanden, im unteren jedoch kahl uuo 230 Ausflug z« den Victoriafällen. steil ist, sah ich an der mir gegenüber liegenden Wand sine zahlreiche Pavianheerde. Ich wünschte einige Paviauschädel zu gewinnen und tödtete ein Thier, defscn Leiche jedoch in den Fluß hcrabkollcrte, verwundete zwei andere nud brachte auch den rechten Flügel des Feindes zum Weichen, dagegen behauptete das Centrinn seiuen Platz, während der linke Flügel sogar aggressiv vorging nud mit Steinen zu werfeu begann, so daß ich, nachdem ich unvorsichtiger Weise alle Patronen mit Ausnahme einer verschossen, mich mit meinem Begleiter durch die Flucht einem Handgemenge mit den erzürnten Affen entziehen mußte. Die am jenseitigen Ufer unter dem Häuptling Mochuri wohnenden Bath oka's kamen auf Kähueu herüber, um uns Ziegen, Kafirkorn, Bier nud Buhnen zmn Kaufe anzubieten. Ich traf später in Schescheke einen dieses Stammes, es war ein Unterhänptling uud Verwandter Mochnris, und Eevopo, in der Meinnng, daß ich noch keinen Bathoka gesehen, stellte mir denselben vor. Ich erkannte ihn sofort wieder, doch dieser hütete sich, desgleichen zu thnn, da er sich der Ucbertretung des königlichen Verbotes, von den Weißen Gewehre zu kaufen, schuldig fühlte und höchstwahrscheinlich zum Tode verurtheilt worden wäre. Während ich an der kartographischen Aufuahme der Fälle arbeitete, stieß ich mehrmals anf weidende Pallahheerden, den Capdiencrn gelang es, ein Thier zu erlegen. Dieses schöne Thier gehört zu den häufigsten der am Zambesi angetroffenen Wildarten. , Am i^O., dem Vorabende unserer Abreise, hatten wir noch eiu interessantes Löwenabenteuer zu bestehen, das glücklicher Weise eiuen recht humoristischen Abschluß fand. Einige Augenblicke, nachdem ich von einem meiner Ausflüge zu den Fällen zurückgekehrt war. kam anch Walsh von seiner gewohnten Vogeljagd zum Lagerplatze und berichtete, daß er etwa 1200 Meter vom Lagerplatze einen Löwen eben in dem Momente gesehen habe, als er eine hochbcgrastc Wiese überschreiten wollte, um zum Flusse zu gelangen. Sofort wurde Kriegsrath gehalten uud die Jagd auf den Löwen beschlossen, nur das eine wollte mir nicht gefallen, daß sich auch die beiden Frauen bereit erklärten, uns zu begleite«. Frau Francis hob zu ihrer Rechtfertigung hervor, daß ihr Gemahl in ihrer Gegenwart schon Ausflug zu drn Victoriafällen. 231 mehrere Löwen erlegt habe, weshalb sie auch diesmal einer solch' ergötzlichen Scene nicht fernbleiben wollte. Fran Westbeech wieder, welche erst einige Monate verheiratet war, wollte ihren Georg nicht allein in der Gefahr wisfen. Wie ich schon erwähnte, war das eigentliche Zambesithal in einer Entfernung von WO Schritten bis auf mehrere Meilen hin von einer sandigen Bodenerhebung begrenzt. Das meist mit Bäumeu dichtbestandcne Thal hatte gegen den Fluß zu einige baumlose Wiesen, die unmittelbar am Flnßnfer uon einein dichten, etwa zwei bis drei Meter breiten Saro-ftalmengcbüsch nmsänmt waren. Walsh war eben im Begriffe, über eine solche, etwa 30 Meter breite Wiese zu schreiten, als uahc an einem Baume der Löwe aufsprang, und im gegenüber liegenden Palmgebüsche verschwand. Nahe an dem Banme stand ein etwa fünf Meter hohes Bäumchcn, an welches fich ein pyramidenförmiger Termitenbau anlehnte. An der bezeichneten Stelle angelangt, formirten wir nns in vier Treffen, um dem Raubthiere mit Aussicht anf Erfolg an den Leib zn rücken. Im ersten Treffen (von rechts nach links) standen Westbeech, Francis, Walsh und ich, im zweiteil Mr. O. und B, nnd zwei Capdiener, im dritten ebenfalls zwei solche und zwei mit Musketen bewaffnete Matabele, dann folgten die übrigen Die»ler, manche mit Assagaien, manche mit Kiri's, manche blos mit Banmästen bewaffnet. Die drei ersten Treffen sollten gegen drn Bnsch vorrücken, das vierte anf der etwas erhöhten Bodenstelle am Wiesenrande stehen bleiben uud das Palmengebüsch anf das eifrigste beobachten, um uus verdächtige Bewegungen in demselben sogleich melden zu können. Wir wareil nicht weit gekommen, als uns Fra-uenrufe zum Stillstand brachten. Die Damen fanden sich unter dem Banmc nicht sicher genug und wollten ans den Termitenbau gehoben sein, wozn ihnen auch sofort ihre Männer verhalfen. Wir schten hierauf langsam und bedächtig unseren Marsch über die hochbegraste Wiese fort. Wir waren nun ungefähr bis auf zwei Meter den: Busch nahegekommen, nnd da der Löwe noch immer kein Zeichen von sich gab, hob sich der Muth aller Angreifer, doch dieser Anfschwung nahm ein jähes Ende, denn plötzlich schallte uns aus dem Dickicht ein wildes Gebrüll entgegen, stark geling, um selbst dem 232 Ausflug zu dru Victoriafällen. beherztesten Jäger die Ueoerzengnng beizubringen, daß es einen Unterschied zwischen einer t^Ii^ l.«t) und einer 1"0lj8 6f)M68tiea gebe. Wir waren dem Thiere so nahe, daß es Francis mit einem Sprunge erreichen nnd todten konnte, bevor wir es an dessen Leiche erlegt hätten. Vie erste Folge des Gebrülles war, daß wir stille hielten, unverwandten Blickes schanten wir nach der verdächtigen Stelle, doch konnten wir nichts sehen. Nach einigen Secnnden ertheilte einer der beherzten Jäger den Rath, an den Rückzug zn denken, welchen wir auch, ohne weiter daran gemahnt zn werden, antraten. Die Stelle, von welcher das Gebrülle zn kommen schien, firircud, das Gewehr schnß-bcreit. zogen wir nns zurück. Während des Rückzuges hatten sich die einzelnen Treffen etwas gelichtet, doch den größten Muth bewies das vierte, das wir erst nach einigem Suchen auf dem großen Vanme gewahrten, wohin es sich geflüchtet hatte. Wir feuerten zahlreiche Schüsse in das Gebüsch ab, doch ohne Erfolg, darauf zündeten wir das trockene Gras an nnd trachteten anf diese Weise das Nanbtln'cr zum Verlassen seines Schlnvfwinkels zn bewegen, doch das Geschick war nns an diesem Tage nicht hold, wir hatten heftigen Gegenwind nnd da brannte es nach der entgegengesetzten Nichtnng. Wieder waren es lante Nnfe von Seite der Frauen, welche nnsere Anfmerkfamkeit erregten. Der Wind hatte den übelriechenden Ranch in einer dichten Wolke gegen das Vämnchen getrieben, in dessen Aeste die beiden Frauen, nm sich noch sicherer zn fühlen, hinaufgestiegen waren, und diese formlich mit dem Ersticken bedroht, da wurde Löwe und alles andere vergessen und man eilte den Damen zu Hilfe, die auch bald ans ihrer Lage befreit waren, nnd nach allen den Mißerfolgen dachten wir die Löwen leben zu laffeu und hcimznkehren; doch Westbeech, der als tollkühner Löwenjäger bekannt war. wollte sich in Gegenwart seiner Neuvermählteu solch' eine Gelegenheit nicht entgehen lassen, nnd machte den Vorschlag, das Palmengebnsch slnßaufwärts zu durchstöbern. Um diesen Vorschlag auszuführen, hatteu wir die Wiese in der Richtung zn durchschreiten, in der es Walsh am Morgen gethan hatte. Mit Ausnahme der Frau Westbeech betheiligten wir nns alle an diesem zweiten Iagd-zuge. Diese wnrde nnter dem Schlitze des vierten Treffens, der Matabele- Tcr Löwc komint. Ausflug zu dcu Victuriafällcn, 235 Diener, welche nicht wenig darauf stolz waren, dir Gemahlin ihres Herrn beschützen zu können, zurückgelassen. Wir hatten glücklich die Wiesc überschritten und sucht«: bereits in den Palmenbnschen, als uns ein herzzerreißendes Geschrei zur Stelle bannte; in demselben Augenblicke hatten wir uns alle umgewendet, und das Erstannm mehrte sich, als wir keine Spur von Frau Westbecch mehr sahen. Der erste, der sich von seinem Schrecken erholte, war Westbeech, mit dem Gewehre in der Rechten, eilte er an uns vorüber, da sich jedoch das Angstgeschrri ans dem tiefen Grase der Wiese, die wir eben überschritten hatten, wiederholte, eilten wir ihm nach; doch wurden wir neuerdings für einen Moment aufgehalten, als der vor uns laufende Nestbcech plötzlich mit einem Schreie verschwindet. In der Aufregung, die sich uuser bemächtigt hatte, beachteten wir das überlaute Gelächter der herbeieilenden Matabele nicht, Francis, der nns allen Voraus war, machte zwei Sätze nach vorne und in das von den Matabele angestimmte Gelächter einfallend, warf er das Gewehr bei Seite nnd sah in's Gras, wir hörten nur noch seine Worte: »Bleibt zurück! Bleibt zurück!« Nach einigen Secunden tanchtc Westbeech vor ihm auf, beide liefen nun einige Schritte weiter, bengten sich nieder und nun erschien Frau Wcstbecch als die dritte im Bunde. Die Lösung dieses etwas rätselhaften Vorganges war bald gefuudeu. Die an dem Zambcsi-Ufer wohnenden Manansa's hatten, als sie noch keine Gewehre besaßen, um sich des Wildes leichter bemächtigen zn können, am Ufer des großen Stromes zahlreiche Fallgruben gegraben. Diese von jenen der bei den Vetschnaua's üblichen abweichenden Gräben waren 10 bis 12 Fuß lang, 8 bis 10 Fnß tief, bei einer Breite von nur Itt bis 24 Zoll, dabei verengte sich die obere Oeffnnng nach unten derart, daß jedes Thier bei den Versnchen sich zu befreien, nur immer tiefer einfiel nnd eingezwängt wurde. In eine solche Grube war die arme Frau Westbeech am jenseitigen, der ihr zu Hilfe eilende Gemahl am diesseitigen Ende der Wiese gefallen. Frau Westbeech hatte sich, von einigen Hautabschürfungen abgesehen, glücklicher Weise nicht beschädigt, der Zwischcnfall veranlaßte es jedoch, die. Jagd anfzu-geben und nach dem Skerm zurückzukehren. Als nns Abends die Bathoka 236 Ausflug zn den VkwrmMcll, wie gewöhnlich aufsuchten nnd wir sie fragten, ob es hier Löwen gebe, antwortete man uns, daß ihnen seit vielen Jahren ein Lüwc bekannt sei, der sich in der Nessel nicht weit von unserem Skerm aufzuhalten pflege, es wäre aber ein so an den Menschen gewöhntes Thier, daß sie selbst bei Nacht unbehelligt vor ihm vorbeigingen. ^Vevor ich noch von den Vietoriafätten scheide, will ich des Ein-geborneustammes, der Manansa, gedenken, welchen man hie und da noch im Albertslande begegnet nnd der noch in den Dreißiger Jahren sein eigenes Reich besaß. Die Manansa bewohnen das Hügelland südlich von nnd um die Vietoriafälle, ein Gebiet, welches den Bamangwato's von rechts-wegen zugehört, das jedoch von dem Matabele-Herrscher auch als das seiue betrachtet wird uud uuter welcher Streitfrage Niemand mehr als die Bewohner dieses Striches zn leiden haben. Die Bamangwato's nennen sie schlechtwegs Masarwa, während in Wirklichkeit dir Manansa nichts mit dm Letzteren gemein haben. Die Manansa bebanen kleine versteckte Thalpartien oder leben als Jäger hie, nnd da, ohne bleibende Wohnsitze zu haben; werden sie von den Matabele hart bedrängt, so flüchten sie nach dem Westen auf das Vamangwato-Gebitt, nnd wcnn von den Letzteren bedrängt, nach Osten auf jenes der Matabele; nur dann, wenn sie nicht mehr entkommen können — ergeben sie sich anf Gnade und Ungnade nnd erklären sich als gehorsame Unterthanen ihrer »Verfolger«. Man kann Albertland ein streitiges Gebiet zwischen den Bamangwato nnd Matabele nennen und dessen Bewohner nur als periodisch ansässige — so lang die Geißel über ihnen schwebt — Unterthanen uud Bewohner des Vamangwato-Reichcs betrachten, die in Wirklichkeit, wcnn es auch die Vamangwato behaupten, keine Sklavendienste verrichten." Vis zum Jahre 1838 war der Stamm der Mauansa in einem felbstständigen Reiche vereinigt, das südlich bis an die westlichen Makalaka's nnd den Ugwajfluß weit aufwärts, sowie zum Mittellauf des Kwebn-Rivcr reichte. — Dieses Königreich war von einem 'Großen Häuptling« beherrscht, der bei den: Andränge der Matabele nachzugeben bemüht war. Allein so wie Moselikatze (Tigerkatzc hätte besser für ihn gepaßt) den Königreichen der Makalaka ein Eude gemacht nnd das große Reich Ausflug zu deu Victoriafällen. 237 der Maschona zur Hälfte zerstört, so wurde auch jenes der Mancmsa von ihm vernichtet. Den guten Worten des freundlichen, aufrichtigen Hänpt-lings wnrde kein Glauben geschenkt nnd da die gransamen Matabele nicht gewohnt waren, für ihre Erpressungen gute Worte zu ernten, wurde er für verräthcrisch gehalten; mau witterte dariu eiuen hinterlistigen Plan. Auch bei deu Wildeu glaubt der Schlechte in jedem guten Nebenmenschen nur Schlechtes zu finden — und da mau sicher dachte, daß er einen Hinterhalt gelegt habe uud uur durch die freundlichen Worte Zeit gewinnen wolle, um seine Männer zu sammeln, wurde er von den in Ucberzahl in sein Gehöfte und seine Stadt eingcdruugeneu Matabelc zur Erde geworfen, sein Leib mit Assagaien aufgeschlitzt, das Herz herausgeschnitten, und mit den Worten: »Du hattest zwei Herzen, auch ein falsches, esse es«, ihm dieses an die noch zuckenden Lippen gepreßt. Vei diesem Raubzuge der Matabele wnrde dem Mauansa-Rciche eiu Eude gemacht, die Mauansa zersplittert, alle Knaben von den Matabele mitgenommen, um zu Kriegern erzogen zu werden. Seitdem wiederholten die Matabele oft ihre Raubzüge, und die Neste der Mauansa, wnrden theils nach und nach vernichtet, theils flüchteten sie zn Sepopu, dem früheren Marutsetönig, theils zu Muchuri, dem Chef der Bathoka (nördlich von den Vietoriasälleu), sowie zu Wanke, dem Chef der nordöstlichen Makalaka (nördlich vom Zambesi und östlich von den Vietoria-fällcn). Ich machte mehrere Versnche, zu erfahren, ob die Uebrig-gebliebenen einen Häuptling unter sich anerkennen, doch lange erfolglos, bis sich Jene, mit denen ich täglich verkehrte, überzeugt habeu mußten, daß ich die Antwort mir in meinem »lun^in« (Buch) eiutrageu wollte, nicht aber nm, wie sie wohl dachten, es dem Matabele-Kö'nig zn verrathen, theilten sie mir mit, daß sie alle, wo überall sie zerstreut auch wohnen mochten, einen Chef verehrten, der östlich von Wanke's Land ein kleines Gebiet von diesem Fürsten eingeräumt erhalten nnd hier die Reste des Stammes um sich gesammelt hatte. »Und warum geht Ihr nicht auch dahin, statt hier wie die Hunde herumgejagt zu werden?« Eigenthümlich — ähnlich wie im Süden, wo der Buschmann an seinen Felsen und Klüften mit seinem ganzen Sein hält — ist es auch hier die 238 Ausflug zu den Victormfällcn. Liebe zu den bewaldeten Höhen und anmnthigen Thälern, welche die flüchtigen Mauansa an die Scholle bindet, auf der sie das Licht der Welt erblickten. Jener Chef (Hänptling) ist der Sohn des von den Mata-belc ermordeten Königs. Die Manansa haben viele Gebräuche, mit denen sie sich von anderen südafrikanischen Stämmen unterscheiden. Ich will einstweilen eines Gebrauches erwähnen, welcher vielleicht auch einem weiteren Leserkreis überraschend erscheinen dürfte. Wir ersehen daraus, daß das weibliche Geschlecht, ähnlich wie bei den Marutse und im großen Gegensatz zu der ungefälligen Behandlungsweise von Seite der Vctschuana und zu jener abscheulichen bei den Matabele auch bei den Mauansa geachtet wird. Wir wollen die Verlobung eines Manansa-Mannes besprechen. Hat ein solcher mit Wohlgefallen die Reize eines Mädchens seines Stammes beobachtet und erkannt, sie anch liebgewonnen (was uuter den Vetschuana und Zulu eine Seltenheit ist), so sendet er eine ihm wohlbekannte alte Frau zu ihr, welche für ihn die Brautwerbung versucht. Die Abgesandte gibt von dem Antragsteller das bestmögliche Bild, schildert seine Geschicklichkeit im Erwerben des njiumi (ii:mm) (des Fleisches, d. i. des Wildes), seine Gntmüthigkeit, zählt die vielen Felle auf, die sein Lager weich machen, und die Fruchtbarkeit des kleinen Grundstückes, das schon seine Mutter bebaut hatte. Nun wird Familicnrath gehalten; hier entscheidet nicht blos der Vater, noch befiehlt er, sondern Mutter, Tochter nnd Vater erörtern den Gegenstand uutereiuander. Ist es ein Mann, welcher der Tochter gefällt, und wissen die Eltern nichts gegen ihn einzuwenden, so wird dem (während der Unterredung) vor der Thüre wartenden Weibe eine befriedigende Antwort ertheilt: »Der Antragsteller möge kommen,« was jedoch schon so viel bedeutet, daß ihn die Eltern als Schwiegersohn, die Tochter als Mann annimmt. Erscheint er nun in der Hütte nud hat er seinen Gruß gesprochen, so muß er vorerst jeiner Auserwählten eiu Geschenk machen, das früher in dem reichen Felle einer Halbaffenspecics bestand, seitdem jedoch Glasperlen unter ihnen bekannt wurden, bietet er ihr eine Handvoll kleiner, blauer Glasperlen an. Nur nachdem er dies gethan und es angenommen wurde, spricht ihu das Mädchen an, die von nun an seine Frau ist. Glücklicher Weise vermissen Ausflug zu den Victoriafällen. 239 wir hicr dir Orgien, wie sie leider dic heidnischen Verlobungs- und Trauungsfcstc vieler südafrikanischer Völker charakterifiren. Der Vater, die Mnttcr, und hat die junge Frau erwachsene Geschwister, die in demselben Gehöfte wohnen, so mischen sich auch diese in ein Gespräch, das bis zur Tagcsueige dauert. Am Abend entfernen sich die Eltern aus der Hütte, um eine der Ncbenhütten im Höschen zn beziehen, und thnn dies je nach der Jahreszeit dnrch cm bis zwei Wochen. Täglich am Morgen verläßt der junge Mann seine Frau und geht seiner Arbeit nach, worauf erst die Elteru für den Tag ihr Vcsitzrecht wieder geltend machen. Für jede Gnnstbezengnng von Seite der jungen Frau mus; ihr der Angetraute stets eine Handvoll Glasperlen bezahlen. Jeden Morgen nehmen Beide eine Waschung des Körpers mit lauem Wasser vor, welche Gefälligkeit anch wieder mit einem Geschenke beglichen wird. Nach ein oder zwei Wochen bringt der Schwiegersohn den: Vater ein Geschenk von vier Ziegcnböcken und vier Mutterthieren, oder statt derselben acht Glaspcrlcu-schuüre (zwei Pfund Glasperleu). Von diesem Tage an helfen die Eltern dem jungen Paare zwei Hütten banen oder eine, je nachdem der Mann schon eine besaß oder nur bei seinen Eltern oder Freunden wohnte. Eheliche Trene wird sehr gewahrt, namentlich von Seite des Mannes, als unerhört wurde mir ein Treubruch bezeichnet, und dies führt nns zn einem wichtigen Puukt, iu welchen die Mananfa die »gebildeten Marutse« überflügeln, die mit ihrem abscheulichen »Mulekau«-Thum ihre eigenen Franeu zum Treubruche verleiten, sie oft gegen ihren Willen dazu zwingen. — Die bevorstehende Niederkunft einer Frau führt ihre alten Nachbarinnen in's Haus. Das Erste, was sie thun, ist, die Waffe des Mannes, mag es ein Assagai oder cin Gewehr :c. fein, hinauszutragen und sic in cine andere seiner Hütten, sollte er jedoch (was selten der Fall) nur eine Hütte besitzen, in die Wohnnng seines Nachbarn zu trageu, ebcnfo wie für den Ehemann ein unwiderrufliches Gebot ist, sich von eben dem Augeublickc aus der Hütte seines franken Weibes zu entfernen. Erst am achten Tage nach der Geburt des lindes, und nachdem Mutter uud ^iud mit warmem Wasser abgcwaschen und die Hütte durch und durch gereinigt wurde, führen dic 240 Ausflug zu den Victoriafällen. alten Weiber den Mann wieder in sein Haus zurück, um seine Frau zu begrüßen und sein Kind zu scheu. — Diese Reinigungsproccdnrcn, welch' ein Gegensatz zu der Unremlichkrit der Hottentottcn-Race nud der Makalaka's! ^ Trotzdem, daß der Mann in's Haus eingeführt wurde, darf er nicht darin wohnen, erst nach drei bis vier Wochen von dem Tagc an gerechnet, an dem er sein Kind znerst erblickte. Tritt ein Todesfall ein, so wird die Person in der Abcndstille in der Nähe des Gehöftes, und wenn es der Voden gestattet, in einer etwa fünf Fnß tiefen Grube beerdigt. Ein Erwachsener erhält einen Assagai in's Grab und wird dabei in eine Carosse gehüllt. Die Beerdigung geht außer dem Gestöhne der weiblichen Angehörigen im Stillen vor sich. Stirbt ein Hausvater, so wird den Tag nach der eben genannten Ceremonie all' sein Eigenthum zusammengetragen. Die Bewohner des Dorfes versammeln sich nnd nun tritt der älteste Sohn hervor, um von dem Eigenthum Besitz zu nehmen. Ist kein Angehöriger oder kein Sohn vorhanden, so wird von den Versammelten ein Mann znm Erben eingesetzt, nieist ein Frennd des Verstorbenen, nnd dieser hat dann den Namen desselben anzunehmen. Die Manansa sind in der Regel von Mittelgröße und nicht stark gcbant, doch bereiten sie dem Forfcher nicht geringe Schwierigkeiten, weil sie seit der Zerstückelung des Landes sich mit den ebenfalls flüchtigen Matonga nnd Masupia und nördlich vom Zambesi mit den Makalaka nnd Bathoka sehr vermischt haben. Schwarzbraun ist der Teint des Stammes, freundliche Augen, kleiner Kopf und große Lippen. — Als Verzierungen beobachtete ich bei ihnen jene der ärmeren Classen im Marntse-Neichc (doch war es wohl anders als noch ihr Reich bestand), Arm- nnd Fnßringe ans Gnu- uud Giraffcuhaut, auch aus Eisendraht. Sie tragen höchst einfache Ohrringe ans besserem Material nnd als Kleidung in der Regel blos einen kanm handbreiten Lappen ans Calieo oder ans wildwachsender Vanmwolle bereitet, doch zuweilen ein kleines Fell über die Hüften geschlungen, die Francn kurze Röckchen ans gegerbten Fellen. Als Diener dürften die Manansa allen übrigen südafrikanischen Stämmen vorzuziehen sein, ich fand sie sehr geschickt im Anschleichen des Wildes, Ausflug zu den Victoriafällen. 341 dabei nicht überhitzig, sondern, was eben nöthig war, sehr vorsichtig, gefällig, ehrlicher als andere und vor Allem treuer. Die Manansa werden von den mächtigerm, umwohnenden Stämmcu, von deu Marutse, Vetschuana und Matabele, mit Verachtuug augesehen nnd demgemäß behandelt. Sie sind die »Schildbürger« des nördlichen Süd-Afrika geworden. Was ihnen namentlich zur Last gelegt wird, ist ihre auffallende Gutmüthigkeit uud Friedfertigkeit, zwei Tugenden, welche seitdem die Zlllu-Matabele zwischen dem Limpopo und Zambesi der Rohheit nud Herzlosigkeit Platz gemacht — als Untugenden, die erstere als ein gleiß-nerisches Betragen, die zweite als Feigheit angesehen werden. — Auch dies ist ein Werk des Vandalenthums der Matabele, nicht mir Mord und Raub, auch das Ersticken aller edleren Gefühle und Mißtrauen in jedes freundliche Wort, das da gesprochen, iu jede gute Handlung, die begangen wird, waren eingezogen. Werden sie verfolgt uud ist Flucht uicht mehr möglich, so kehren die Manansa nm nnd gehen mit gesenktem Assagai ihren Feinden entgegen. Bei dem Znsammmtreffen legen sie die Waffen anf die Erde nnd hocken sich nieder. Weun nun auch der Sturm ihrer Verfolger auf sie losbricht, sie blcibeu ruhig. Als sie vun einem (dem vorletzten) der Baman-gwato-Kömgc Moschesch bedrängt wnrden, beschwichtigten sie die Habsucht ihrer Verfolger mit Elfenbein. Moselikahe's Krieger raubten die Knaben und auch viele Fraueu; die Horden des gegenwärtigen Mataoele-Despoten uchmeu, was sie nur zu Gesichte bekommen, anch dann, wenn sie von La-Vengula einem Weißen als Begleiter nach den Victoriafällen mitgegeben werden — nnr dann, wenn dem Könige in dem Weißen dnrch einen der in Gubulowajo wohnenden Missionäre ein Mann von Bedeutung vorgestellt wird, wie z. V. im Jahre 1<^75, als Major S. um Dieucr nach den Vietoriafälleu ersuchte, befiehlt der König den Begleitern, sich jedweden Mordens und Raubens zu enthalten, damit es der Weiße bei seiner Rückkehr der »großen weißen Königin« (Königin Victoria) nicht berichten könne. Als ich einst einem Mauausa, der periodisch sich bei eiuem Händler verdungen uud sich so über das Geiftesniveau seiner Landsleute geschwungen 2^2 Ausflug zu dm Victoriafällen. hatte, über die Feigheit« seines Stammes fragte, antwortete er mir mit einem gutmüthigen Lächeln nnd Schütteln des Kopfes: »Furcht-samc Pallahs sind wir nicht und anch von langer Zeit her nicht gewesen. Allein wir lieben das Leben in den Dörfern nnd das Jagen der Thiere, die wir in Gruben fangen, selteuer die Waffe gebrauchend. Wir geben den blutliebenden Matabele unsere Mephautenzähne und zeigen ihnen, wenn sie es verlangen, die frischen Spuren der Elephanten, nm ihrer noch mehr zn erlegen; allein wir wollen nnd mögen nicht kämpfen, da wir nicht das Vlnt und das Todten der Thiere, noch weniger der Menschen lieben.« Nach dem Tode eines Bönigs versammeln sich die Männer nnd bringen den zum Nachfolger bestimmten Thronerben in des Königs Hans. Sie bringen eine Handvoll Sand und kleine Steinchen vom Zambesi und auch eineu Hammer. »Hier ist die Allgewalt über das Land, das Wasser nnd das Eisen (Arbeit nnd die Waffen).« Dabei erinnern ihn die Häuptlinge uud das Volk von dem Tage an, wo er König wurde, nie vom Fleische des Nilpferdes nud des Rhinoceros zu essen, da diese Thiere »sehr bösartig« seien, nnd der König, der ihr Fleisch genieße, wild nnd böse werden könnte. (Das Albertland, im Süden von dem sandigen Lachcnplatean begrenzt, im Westen bis zur Tschobe-Mündung reichend, lind vom Zambesi durchströmt, gehört unstreitig zn den meist interessanten Partien des ventralen Süd-Afrika. Nicht allein durch das Natnrvhänomen der Victoria-fälle von Wichtigkeit, bietet es dem Tonristen eine Fülle anziehender, felsiger und bewaldeter Hügcllaudschaften und hochbcgraster Thäler. Der Geologe, Botaniker wie aNch der Mineralogc werden gewiß nur befriedigt dieses Hügelland verlassen. Mit Ausnahme des Spring-und Vläßbockes uud des schwarzeu Gnu wird der Mammaliajäger die meisten größeren Qnadrnpcdcn, die Süd- nnd Central-Afrika charakteri-siren, vorfinden; der Mineraloge findet reichliche Arbeit. Unter den niederen Thieren sind Reptilien zahlreich vertreten, Krukodile oft bis zn den entferntesten Partien der Vergflüssc anzutreffen, in denen theils Spuren am Ufer, theils das getrübte Wafser ihre Gegenwart verrathen. Von Ausflug zu dcn Victoriafällen. , Z^I Infectcu sind alle Geschlechter, namentlich aber die Lepidoptera durch viele neue Arten ausgezeichnet. Die Thäler besitzen einen so gnten Boden, daß bei dem warmen Klima tropische Gewächse mit Vortheil angebaut werden könnten, nur mnß vorerst die Tsetse-Frage gelüst sein nnd man Mittel gefunden haben, den sommerlichen Fiebern vorbeugen zn können. Auf dem Rückzüge uach Panda ma Teuka schlugen wir eine etwas veränderte Richtung ein. Unsere Capdiener schössen am Matopa-Flusse ein Wildschwein nnd weiter aufwärts im selbeu Thalc wurde unsere Colonnc von einem Geschrei der voranschreiteudeu Dieuer alarmirt. Durch einen penetranten Geruch angezogen, waren unsere Schwarzen abseits in die Büsche eiugedruugen uud faudcn hier einen männliche« Elephanten in Folge vou Schußwunden verendet. Das Thier war stark von Löwen angefressen; diesc hatten sich au die Lippen gemacht uud das Fleisch an den Schußwuudcu aufgerissen. Die Diener konnten noch eines der davonschleichenden Ranbthiere erblicken. W. und F., deren Diener das Elfenbein gefunden, nahmen es in Besitz, nnd die Diener schnitten die uutersten Fußglieder ab, um sie zu unserem Aerger mitzunehmen. Der penetrante Geruch, der diesem Leckerbissen der Eingeburnen entströmte, Zwang uns endlich, auf dessen Entfernung zu dringen. Frisch zubereitet kommen sie den Bärentatzen gleich; die der schwartigen Sohle aufliegende Snbstanz und das Herz, also winzige Theile im Verhältniß zn seiner Größe, sind die Leckerbissen, die das Rieseuthier dem Meuscheu bietet. Der Rückweg mit deu wuudeu Füßen war so beschwerlich, daß ich mich mit Noth weiter schleppte. Deu größten Theil beider Strecken von der Gaschnma-Ebene bis zu den Fällen uud zurück uach der Ebene, hatten auch die Dameu zu Fuße zurückgelegt. Wir gelaugteu bis auf mich wohlbehalten in der Gaschnma-Ebene nud einen Tag später, am 24. September, in Panda ma Tenka an. Hier traf ich zwei Matouga's uud emeu Mauansa, welche Arbeit suchten nnd die ich sofort miethete, während mir W. uud F. mit ihreu Leuten behilflich waren, meiue zu einer so weiten Reise uöthigcu, zahlreichen Gegenstände nach dein Leschumo-Thale zu schaffen. i<^* 244 Zweiter Besuch im Marutsc>Reiche. IX. ^writer ^osuch un Marursc lirichc. Zweiter Nnfliruch »ach Inipalera, — Die Krotodilc im Zambesi und ihre Gefährlichkeit, — ÄelMbinfzfcier bei den Masupias, — Sepopo lind sciue Granen. — Reiscpläin', — Baum- uud Busch^e^etatiou im Walde von Echeschetc.— Einzug eiuerKarawane von Tributpflichtigem. — Tie Ältarutse als Fischer, Maschokn, der Scharfrichter Tepofto'o, — Schuüedcwerkzenqe der Marutsc. — Der prophetische Tauz der Äilasupia's. — Besuch der Könissinucn, — Der H-ana. des Krokodils, — Tic Mankos. — Tie Verwaltlln^ des Marutse-Mabuuda-Reichcs. — Tie Beamtcu-Hirrarchir. — Eine Elephanteujagd nuter Scpopo's Ausiihruu^, — Ausflüge iu deu Wald vou Schescheke uud Biiffeljagdrn iu dein-selocu. —Eiue iutcressaute Löwcnjassd, — Ter Löwentauz der Marutse. — Die Maschuku-lnmbc am Hofe Sepopo's. — Moquai, des Königs Tochter. — Hockzeitsfeicr bei den Marntse. Jagd auf Sporngänse. Am 24. September saß ich wieder in meinein Wagen in Panda ma Tenka, der Ausarbeitung meines Tagebuches obliegend. Ich fühlte mich äußerst miß-mnthig uud bedrückt; die physischen Schmerzen an meinen wunden Füßen verschärften noch diesen Zustand, aus welchen mich Niger, mein Zweiter Besuch in, Vtarutse-Nciche. Z^.5 treuer und anhänglicher Begleiter herausriß, da er mich nach längerer Abwesenheit (ich hatte ihn bei dem letzten Ausflüge zu den Vietoriafälleu zurücklafsen müssen) zn begrüßen kam. Es that mir wirklich leid, mich in der nächsteli Znknnft von dem Hunde zu trennen, denn da ich ihn dem Gifte der Tsetsefliege nicht aussetzen wollte, gedachte ich ihn mit dem mir von dem Bamangwato-Könige mitgegebenen Diener Meriko nach Schofchong zn senden, wo er einstweilen bei meinem Freunde, Herrn Mackenzie, verbleiben sollte. Hätte ich damals geahnt, daß ich wieder nach dein Süden zurückkehren müsse und Niger nicht wieder sehen sollte, ich hätte das treue Thier nie von meiner Seite gelassen. Als ich Meriko den ansbedungenen Lohn bezahlte und ihn mit Lebensmitteln versehen hatte, machte er sich mit dem Hunde auf den Weg, nnd langte nach drei Wochen in Schoschong an. beider war um diese Zeit mein Freund Mackenzie nicht anwesend und der Hund wurde einem Wagcnlcnkcr von Francis nnd Clark, der eben nach Grahamstown fnhr, mitgegeben. Trotz aller Mühe, die ich mir gab, das Thier wieder zu gewinnen, blieb es verschollen. Meine Tauschartikel waren sehr herabgeschmolzeu und so sah ich mich genöthigt, trotz der exorbitanten Preise von den anwesenden Elfcn-beinhändlcrn Glaskorallcn, Kattun und Wolldecken zu kaufen.* Am 27. September erkrankte ich an Dysenterie, doch war der Anfall kein heftiger, und gelang es mir, mich bald wieder herznstellen. Während des Aufenthaltes in Panda ma Tenka lernte ich anch einen Mann aus der Umgegend von Grahamstown, Henry W., kennen, er war ein ausgezeichneter Jäger, doch konnte ich nicht umhin, es ihm sehr übel zu nehmen, daß er sich manchmal auf der. Jagd arge Schlächtereien erlaubte. So gab er einst einen weiblichen Elephanten, der ihn verfolgte, nachdem cr das Thier dnrch einen Schuß zum Falle gebracht, feinen Dienern preis, welche dasselbe durch mehr denn zwei Stnnden mit ihren Asfagaien marterten, bevor er feinen Qualen durch einen Schuß ein Ende machte. Von Panda ma Tenka schrieb ich einen Brief an einige befreundete Großhändler ill den Diamantenfeldern und Port Elizabeth, um hier * Ich bezahlte für 30 Pfund blaue große Glasperlen, die schon am nächsten Tage in der Sonne zersprangen, .!U Pfund Elfenbein, 5>4<3 Ziucitcl' Äl-slich in: Marntsl-Reiche. einiges Interesse für den Handel mit Gummi elastieum zu wecken, das die Portugiesen ans dem Marntse-Reiche nach dem Westen ausführen. An beiden folgenden Tagen hatten wir Regen nnd Stnrm, nachdem in den letzten Monaten zuvor in diesen Gegenden kein Regen gefallen war. Am 30. September verließen wir Panda ma Tcnka, nm in gleicher Weise wie das erste Mal über die Gaschuma-Ebenc nach dem Leschnmo-Thalc zu gelangen, mußten aber die Fahrt bald unterbrechen, da die Last des Karrens zu groß war und ich nm einen zweiten Wagen nach Panda ma Tenka senden mußte. Derselbe kam erst am Nachmittage des I. Oetober an, wir zogen nnn weiter nnd übernachteten an der Gaschuma-Ebene, auf welcher ebenso wie in Panda ma Truka die Nacht zuvor ein Trnpp Löwen die Zngthicre aus ihrer Umzännung zn schenchen bestrebt war. Obgleich meine vier Diener drei verschiedeneu Stämmen angehörten nnd eben so viele Dialeetr sprachen, einer die Sesnpia, einer die Setonga und einer die Senanso, so verstanden sie doch alle die Sesnto-Serotsc und ich hatte, mit ihnen plaudernd, Gelegenheit, neue, Ausdrücke in der letztgenannten Sprache zn erlernen. Anf der Fahrt nach Saddlerspan versnchtc es ein Diener Westbeechs, mit Namen Fabi, einigen in der Nähe grasenden Znln-Hartebeests beiznkommen nnd stieß dabei beinahe mit einem Löwen zusammen, der ebenfalls das Wild beschlich. In der Nacht anf den 4, langten wir wohlbehalten im Lcschnmo-thalc an. Schun am folgenden Tage sandte ich meine vier Dirner nach dem Tschobethale. Da mir Westbeech auch seine acht Langohren, die wir mitgenommen hatten, zur Verfügung stellte, konnte ich den größten Theil meines Gepäckes absenden, nnd langte am 5. selbst dort an. Im Leschnmo-thale hatte ich dir beiden englischen Händler Vrown nnd Kroß getroffen, welche mich sehr freundlich anfnahmen nnd eben von einem vrrgeblichrn Versnche, zn Srpopo gelangen zu können, in's Leschumothal zurückgekehrt waren; sie hatten kurz vor meiner Ankunft zwei prächtige Löwen, darnuter einen alten männlichen nnd nnbcmähnten erlegt. Am Tage nach meiner Ankunft im Tschobethalr erschienen hier sechzehn und am folgenden sechs weitere Bootsleute, die von Sepopo gesendet, Westbeech mit smien Waaren und mich mit meinem Gepäcke nach Zweiter Vesuch im Marittse-Ncichc. 247 Schescheke zu bringen hatten. Dein König war es namentlich um die Waaren des Händlers zu thun, da dieser bei seinem letzten Besuche eine Anzahl von Elephanten-Gewehren nach Panda ina Tenka gebracht zu haben vorgab nnd der König selbe schon mit Ungeduld erwartete. Der giftige Muschnngnlnbanm war diesmal in voller Blüthe, die Vlüthcu groß, schön dunkel-earmiuroth. Ich wollte mich früh am 6, mit allen Waaren übersetzen lassen, allein eiu heftiger Wind ließ es uicht zu, jedenfalls wärc es sehr gefährlich gewesen, die Vootfahrt zn unternehmen, da das Umkippen der Kähne für die Insassen derselben änßerst unangenehm ist und diese sehr oft den Krokodilen zum Opfer fallen. Ich war später in Schcscheke selbst Augeuzcuge solcher Unglücksfälle geworden. Ich gedenke später ausführlicher über die Krokodile des centralen Zambesi Zu sprechen, will aber jetzt schon einer Tragödie gedenken, die sich uor Kurzem unweit der Landuugsstelle am jenseitigen (Impalera-) Ufer abgespielt hatte. Ein Masupia-Mann war mit seinem Weibe und seinem Töchtercheu längs des linken Tschobr-Ufers ausgefahren, nm Schilfrohr für seine Behausung zu schneiden. Während dieser Beschäftigung schlng der Kahn in Folge eines Windstoßes um und seine drei Insassen sielen in's Wasser. In Folge der cben an dieser Stelle herrschenden starken Strömung gelangten Mntter und Tochter wohlbehalten an eine Sandbank. Sie sahen cben, wie der Mann sich durch das Schilf dem Ufer zuarbeitete, schon hatte er dasselbe erfaßt und trachtete sich auf die etwa vier Fuß hohe, steile Waud emporzuschwingen; nach mehreren frnchtlosen Versuchen, wobei er in's Wasser zurückfiel, gelang es ihm endlich, einen herabhängenden Buschzweig zu crfafsen, so daß er sich anch im selben Augenblicke cmporzuzirhen vermochte, als der Freudenschrei seiner Angehörigen ihnen auf den Lippen erstarb. Im Schilfe zeigte sich plötzlich der unförmige Körper eines Krokodils. In dem Momente als der Mann sich emporziehen wollte, war das Krokodil ebenfalls emporgeschnellt nnd hatte einen seiner über dem Wasser hängenden Füße ergriffen uud riß den Unglücklichen mit sich in die Fluth zurück. Das Geschrei der Frauen zog cine im Felde arbeitende Geuossin herbei, die nach Impalera eilte, um die beiden Franen noch vor dein Dunkelwerden zu retten, da sie sonst in der ^48 Zweiter Besuch iui Marutse-Reiche. Nacht auf der Sandbank ein ähnliches Schicksal wie den Gatten und Vater ereilt hättc. Am folgenden Morgen wnrde meine Anfmcrkfamkcit durch wiederholte Gewchrschüfse wachgerufen; ich erfuhr anf meine Frage, was dieselben zu bedeuten hätten, daß man eben eincn Masnpia begrabe. Ungefähr 400 Schritte nördlich dcr Niederlassung liefen anf einem zwischen zwei ilömg Zcftopo. Vänmen gelegenen Nanme zwölf mit Gewehren bewaffnete Männer hernm, welche ihre Gewehre abschössen und dazwischen heftig schrieen; nnter einem der beiden Vänme saßen zehn Männer und Franen Bier trinkend, unter dem linken Vanme befand sich das bereits zugeworfene Grab. Die Masu-pia's machen ihre Gräber sechs bis sieben Fuß tief und zwei Fnß breit. Der Verstorbene wird mit seiner Carosse lind seinen Waffen, seiner Haue, begraben nnd ihm auch etwas Korn in's Grab gelegt. Seine Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. 249 Freunde verbleiben den Tag über am Grabe, und ist der Mann wohlhabend, so wird neben dem Bier anch viel fleisch von seinen geschlachteten Hausthicrcn verzehrt. Das Schießen, Schreien und Umherlaufen soll das Eindringen der bösen Geister in das frifchaufgeworfenc Grab verhüten. Als ich einen der Umstehenden über die Todesursache des Dahingeschiedenen fragte, hob dieser die Augen gegen das Firmament nud meinte Moqmn, .Wmg Tcpopl)'>Z Tochter. Molemo fei daran schuld. Am selben Tage brachten die Masupia's Fleisch von einem Nilpferde, das sie erbeutet. Es war, wie sie meinten, cm junges Thier, doch hatte es bereits zehn Zoll lange Stoßzähne. Beim Transportiren meines Gepäcks nach der Makumba-Landungsstellc war mir Makumba's Bruder, Namusokotan, behilflich, ein Untcrhäuptling, der einige Meilen stromaufwärts am liuken Ufer des Tfchobe wohnend, den unteren Flußlauf zu bewachen hat. Auf meiucm Gange nach der benannten 250 Zweiter Vcsuch im MarntsoNcichc. Landnnasstelle stieß ich dreimal auf Pallahgazellen, zweimal so nah,,', daß ich sic aus nächster Nähe beobachten konnte. Ich fand das Wasser des Zambesi abermals gesnnken, auf der Bootfahrt während des Vormittags entkam mein Boot nur dnrch ein Wunder der Wnth des einen der drei Nilpferde, denen Blockley auf nnserer ersten Fahrt nach Schescheke den Führer mit zwei Schüssen geraubt hatte. Als wir an derselben Stelle diesmal ohne die Thiere Zn beunruhigen, vorbei-passiren wollten, fühlten plötzlich Westbeechs Bootsleute mit ihren Nndern das Thier unter dem Kahne, doch entkamen sie glücklich, weil vielleicht die Berührung mit dem Nnder das Nilpferd etwas abgeschreckt hatte. Das Thier machte nun einen Stoß nach meinem (dem folgenden) Boote, doch die Bootsleute, gewarnt dnrch den Schrei und die pfeilschnelle Ve-weguug des vorderen Bootes, waren eben so schnell nachgefolgt, nnd so tanchte der unförmliche Kopf des Dickhäuters drei Meter hinter meinem Kahne anf. In Schefcheke angekommen, hätte ich in einer vom Könige errichteten Hütte wohneu können, ich zog jedoch das Anerbieten Westbeechs vor, mich in einer der Hütten, die in seinem Höfchen standcu und in welchem inzwischen Vlockley einen kleinen Pfahlban als Waarenhäuscheu errichtet hatte, niederzulassen. Als ich Sepopo aufsuchte, rief mir dieser entgegen, daß ich zu spät gekommen sei nnd er die für mich bestimmten Marutse-Männer nicht länger hätte auf mich warten lafsen tonnen. Am Nachmittage kam ich wieder und brachte dem Könige allerlei kleine Geschenke, wobei es den König recht ergötzlich stimmte, als ich mich selbst mit ihm in der Scsuto-Serotse zn verständigen suchte. Gegen Abend rief mich Blockley ans der Hütte, nm einen feltenen Anblick genießen zu können. Der König war von einem Besuche der fich in der Varotse aufhaltenden Königinnen nnd feiner Tochter Moqnai, der Mabnnda-Königin, beehrt worden. Es waren etwa 40 Kähne, in manchen war die Mitte des Bootes für die königlichen Francn mit je einer Matte überdeckt, nm diese gegen die Gluth der Sonne nnd den Regen zu schützen, manche der Kähne hatten 13 Ruderer, die durchwegs stehend ihre Arbeit verrichteten. Andere Kähne waren mit riesigen Töpfen, Matten, Körben, Zwcittv Besuch im Marutse-Reiche. 251 theils mit den Vcdürfuisscn dcr Reisenden, theils mit den flir den König bestimmten Geschenken beladen. Am folgenden Tage besuchte ich Kaftt. McLoud, Fairly nnd Kowly. Der König hatte sie in einer Rundhütte nahe dem königlichen Gehöfte einlogirt. Sie klagten, daß der König noch immer zaudere, die große Elephantenjagd, derentwegen sie zum zweiten Male herüber gekommen waren, abzuhalten. Auch besuchte ich mit Westbecch die Königinnen, welche von der Äarotsc gekommen waren uud welche dieser währeud feines Aufenthaltes in der Varotse kennen gelernt hatte, unter ihnen befand sich Mokena, die Mutter des Landes. Ich lernte sechzehn Frauen Sepopo's kennen, seine Liebliugsfrau war eine Makololo Namens Luuga, eine audere hieß Mafischwati, die Mutter Kaikas, der vou Sepopo bestimmteu Thronerbin; die vierte hieß Mataloe, die füuftc llesi, die sechste Liapaleng, sodann folgte Makkaprlo, durch welche im Jahre 1874 zwei Männer ihren Tod fanden; Mantaralucha, Mauatwa, Sybamba, Kacinbo. Als zwölfte ucnne ich Molechy, die von Sepopo wegen Treulosigkeit bci-uahe ertränkt wordeu war, dasselbe geschah einer anderen mit Namen Sitau. Dcr Verführer wurde gewöhnlich den Scharfrichtertuechteu übergeben, um für den Köuig Vüffclfleisch zu holeu, d, h. er wurde im Walde gesperrt. Der König selbst bestrafte aber Sitau auf folgende Weise. Unter großem Zulauf der Bewohuer Schescheke's stieß er mit eiuigen Kähnen vom Lande gegen die Flußmittc ab, er selbst saß mit Sitau in einem Kahne. Mitten im Strome angelangt, band cr ihr Häude und Füße, und tauchte sie dreimal so lange uuter das Wasser, daß sie mit genauer Noth wieder zu sich gebracht werden konnte. Als sie zu sich kam, fragte er sie, wie ihr das Ertrinken gefalle, und drohte ihr, das uächste Mal sie ciufach in den Fluß zu werfen. Die vierzehnte war Silala uud zwei audere hatte er zweien seiner Häuptlinge znm Geschenk gemacht. Der eigeutliche Thronfolger war vor zwei Jahren gcstorbcu, cr hieß Maritela und war ein Sohn Marischwati's. Vor seinem Tode kam zufällig der Gouverneur der Varotse au seiu Lager, uud da das Kiud über Durst klagte, willfahrte cr seinem Begehr uud reichte ihm einen Trunk aus cinem in dcr Nähe stehenden Topfe. Zufällig starb der Knabe kurz darauf 252 Zweiter Vchich im Marutse-Reiche. und der allgemein beliebte Gouveruenr wurde von Sepopo augeklagt, sein Söhuchen vergiftet zu haben, zum Tode verurthcilt und vergiftet. Die ebenfalls ans der Varotfe angekommene Tochter Moanay hatte sich mit einem der aus der allgemeinen Metzelei geretteten Makololo, Namens Manengo verheirathet. Der König berichtete mir während eines Besuches, den er mir abstattete, über den König der Makololo, daß diefer fehr elend zn Grunde ging, da sein Körper mit Geschwüren gänzlich bedeckt war. Nach feinem Tode begannen die Parteikämvfc unter seinem Stamme. Eine weitere Conferenz mit Sepopv nnd den Portugiesen, die, ich am 13. hatte, ließ schon dein Könige keine Rnhe, er belehrte mich, daß, wenn ich anf meiner Weiterreise von Schescheke mich nnr zwei Tage lang in jeder Stadt der Barotse aufhalte, ich zwei Monate lang dnrch sein Reich in einem Kahne zn reisen hätte, bevor ich jenes des Iwan-Ioe erreicht haben würde. Ich fände hier die Quellen des Zambesi nnd würde von da zwei Monate sieben Tage bis Matimbundu brauchen. Auch am 13. besuchten wir die neu angekommenen Königinnen nud fauden, daß sie in hoher Achtung standen. Grnppen von Besnchcrn waren nm sie gelagert und warteten ruhig ab, bis es ihnen gestattet wurde, die hohen Gäste ansprechen zn dürfen. Am 14. wnrden wir von einem Tänzer besncht, dessen Waden mit einigen aus Frnchtschalen gearbeiteten Schellen behängen waren. Sein Tanz war ein Springen uud eiu Schütteln des ganzen Körpers, um mit deu Schellen großen Lärm zn erzcngcn. Am Hofe Sepopo's fand sich auch ein Mambari, der bei dem Könige Schnciderdienste verrichtete, er war anf einem nach Westen nnternonunenm Raubzuge der Marutsc mit seinen Lenten irriger Weise gefangen genommen worden. Dieser Mamvari war mit zwei seiner Genossen an einer nahen Quelle, als sie bei der Rückkehr ebeu zu der Metzelei ihrer Leute anlangten. Die beiden anderen ließ Sepupo wieder Ziehen, nachdem er sie reichlich mit Vieh beschenkt, doch Kolintschintschi, der nunmehrige königliche Schneider, wurde am Hofe zurückgehalten. Auf meinen Anssingen in den Schescheke umgebenden Wald fand ich außer derselben Vanm- nnd Buschflora wie in den Betschuana-Wäldcru Zwcitcr Äcnich im Marutsc-Neiche. 253 noch zahlreiche mir neue Arten und manche mir schon von den Bctschuana-Ländern her bekannte Species znr doppelten Hohe gediehen. An Vierfüßlern war die Gegend sehr reich und unter diesen fand fich cine mir noch unbekannte Art einer Hartcbeest-Antilope mit platt gedrückten Hörnern. Sehr zahlreich war auch die Vogelwelt vertreten, unter anderen fand ich hier zum erstenmale den Bienenfänger (Ilorsii^ I^udicun), einen granen, mittelgroßen Tukan, den großen Plotus und zwei Svornkibitz-Arten, welche durch gelbliche, Hautlappcu an ihrem Gesichte ausgezeichnet waren. Am 17. begeguete ich einer jener Karawanen, welche aus deu cut-fernteren Theilen des Reiches Abgaben an den König bringen. Sie zählen zehn bis mehrere Dutzend Menschen. Die freiwillig von ihrer Heimat Scheidenden oder von ihren Häuptlingen Abgesandten kommen mit ihrem ganzen Haushalte, da sich iu ihrer Abwesenheit Niemand um die Kinder bemühen würde. Die eben vorüberziehende Karawane zählte 30 Personen, voran schritten die Männer von ihren Frauen und diese wieder von den Kindern gefolgt, beim Einzüge in Schcscheke ordneten sie sich der Größe nach. Den Zug eröffnete der Führer, welcher nur seine Waffen nnd eine eiserne Glocke trug, mit welcher er uuaufhörlich läutete. Daun folgten dir, Abgaben tragenden Männer mit Elrphantenzähncn und mit Manzawurzeln und einer kleinen Frucht gefüllteu Körbeu beladcu. Die folgenden Frauen trugen die Reise-Utensilicn und die Nahrungsmittel. Am 19. unternahm ich, Wcstbeech, V. und W., je zwei in einem Kahn eine Vootfahrt stromaufwärts, um in einer der Lagunen mit der Angel zu fischen. Es lagen mehrere größere und kleinere Kähne iu der hafcnartigen Bucht und wir trafen zweimal eiue so gute Wahl, daß wir nach eiuigen Minuten zurückkehren uud die Canoes wechseln mußten; im kleinsten konnten ich und Bauer kaum das Gleichgewicht erhalten. Auf diesem Ansflugc beobachtete ich auch das Fischen der Marutse uud Ma-supia mittelst Netzcu. Aus zwei mit je vier Bootsleuten bemannten Kähnen, welche je ein großes aus Vastschnüren geflochtenes, weitmaschiges Netz bargen, warfen die Fischer hier das Netz aus, wobei sie sich, je tiefer dasselbe einsank, desto mehr nach rechts uud links den Ufern näherten; sie zogen dabei das Netz nach aufwärts, so daß in dem 254 Zweiter Besuch im Marllts>Ncichc. Moment?, wo sich die Kähne berührten, auch das Netz sammt den gefangenen Fischen in beiden Kähnen lag. Die Fische wurden unn mit Kiri's betäubt und an's Land befördert. Auf unserer Heimfahrt waren wir Zeugen einer unangenehmen Prügclsccuc. Von den in unserer kleinen Bucht badenden Mädchen hatte eines dem andern einige Glasperlen gestohlen, dies wurde von den auderen bemerkt, welche nnn sich auf die Diebin stürzten, sie mit Händen nnd mit Schilfrohrstücken so lange schlugen, bis sie auf die Knie fiel und schreiend und flehend die Hände aufhob; doch selbst als sich ihrer ein Mann annahm wurde die Züchtiguug fortgesetzt und ihr eudlich von der Beschädigten das kleine Lcderröckcheu vom Leibe gerissen. Als ich Abends beim Könige zum Nachtmahle geladeu war, spielte sich eine Scene ab, welcher leider ein Gebrauch im Marutse-Reiche, sowie die Grausamkeit Scpopo's zu Grunde lagen. Eine Stunde mochte seit Sonnenuntergang verronnen sein; im königlicheu Gehöfte ging es recht munter zu. Gewohnter Weise saß der König mit gekreuzten Füßen auf seiner Matte, ihm zur Rechten die zn seiner Unterhaltung an diesem Tage bestimmten Königinnen. Zu feiner Linken war mir und seinem Neffen uud nunmehrigen Nachfolger eine ähnliche Matte als Teppich angeboten. Anf der freien Stelle zwischen uns uud dem iu einem Halbkreise sitzenden, zahlreich versammelten Volke hatte der königliche Mundschenk Matungulu seine gewöhnliche Stelle schon eingenommen uud war eben damit beschäftigt, Huuigbier auszuschenken. Der Honig wird von den Marutsr-Königen als Krongut betrachtet und muß an diese abgegebeu werden,, der Verkauf desselben wird von dem Könige mit dem Tode bestraft. Tagtäglich gehen einige dazu bestimmte Männer aus, um mit Hilfe des Houigkukuks Houig zu sammelu uud die königliche Küche zu Verseheu, manche kehren gleich, noch am selben Tage, manche jedoch erst nach einigen Tagen mit ihrer Beute zurück. Der Köuig hatte eben von dem ihm dargereichten Glase ein wenig genippt nnd den Nest seiner Licbliugsköuigiu Lunga gereicht, dabei, wie er dachte, einen Eapitalwitz vorgebracht, den er, wie gewohnt, zuerst selbst belachte, welches Lachen der Etikette gemäß von der demüthig zusammen- Zweiter Besuch im Marutse-Reichc. 255 gekauertcn Umgebung desselben mit einem wahren Pferdegewicher beantwortet wurde. Dasselbe war noch nicht ansgeklungen, als eben wühl den so entstandenen Lärm benutzend, einer der Unterhäuptlinge aus der Menge zu dem Könige heranschlich und demselben ziemlich leise von kanm hörbarem Händeklatschen begleitet, Folgendes berichtete: »In meinem Dorfc lebt ein alter Mann, dessen Füße zu schwach sind, nm das Polocholo (Wild) zn jagen. Schon vor langer Zeit hat es Njambe (Gott) gefallen, seine Weiber sterben zn lassen nnd ihm so die Möglichkeit benommen, sich mit Mabele (Korn) zu nähren; seine Verwandten leben, da er mit Dir, o König, nach Schescheke gekommen war, in der fernen Varotse, und so. hat er Niemanden hier, der ihm Nahrung reichen könnte, noch ist er selbst im Stande, sich welche zn erwerben.« Während der Häuptling sprach, schenkte Sepopo seine Aufmerksamkeit einem Anderen ihm gegenüber sitzenden Manne und als der erstere geendet, gab er diesem mit einem ^u!Ü6 in6 zu verstehen, daß er ihn begriffen, und der Ruf »Maschoku« zeigte dem Berichterstatter, daß er erhört wurde. Maschoku hieß Sepouo's Scharfrichter und er wurde ebeu gerufen, um deu Häuptling, seilt Dorf, denKönig und die Nachbarn von der Gegenwart des alten Mannes zn befreien. Während meines Aufenthaltes in Scheschekc gab es im Marntse-Neiche keinen so gehaßten Menschen wie Maschokn, keinen gefürchteteren Namen als diesen. Dem Stamme nach ein Mabunda, war er in Folge seiner Tauglichkeit ein Werkzeug Sevovo's und seiucr Geschicklichkeit halber, mit der er sein furchtbares Amt versah, von dem Könige zum Häuptling erhoben worden. Mehr denn sechs Fuß lang, sehr stark gebaut, zeichnete er sich durch einen unförmlichen Kopf uud sehr abstoßende Gesichtszügc aus, welche ihm meinerseits mit Rücksicht auf sein Amt den Namen die Mabunda-Hyäne znzogen. Auf den Ruf des Königs kam Maschotu auf allen Vieren herangckrochen, ein unterwürfiges, listiges Lächeln, ein Grinfen, das von der Befriedigung, mit der er des Königs Rufe zn folgen schien, ließ den Menschen noch widerlicher erscheinen, als er es ohnehin schon war. Anch er klatschte in die Hände und horchte; vor dem Könige angekommen, senkte er den Kopf, um gespannt des Königs 256 Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. Befehl zu vernehmen. »Maschokn,« sprach der König, »kennst Du den Mann, von dein eben der Häuptling sprach? Trachte die Sache morgen Früh in Ordnung zu bringen.« Dann nickte der König seinem Günstling zu nnd nachdem er ihn noch mit einem Becher Impote ausgezeichnet, entließ er den Manu, welcher auf dieselbe Weise, wie er gekommen, zurückkroch. So war die Sache abgemacht nnd für ncne Nahruug der Krokodile des Zambesi gesorgt worden. Der König machte seinem guteu Humor noch in einigen Witzen Luft, zog sich hierauf iu feiu Schlafgemach zurück, während die Musikkapelle iu ihrem vor den königlichen Wohnuugeu erbauten Häuschen die nächtliche Serenade executirte. Wir wollen nun sehen, wie am folgenden Morgen dem Befehle des Königs Genüge geschah. Einige Stlinden nach Tagesanbruch hatteu sich vor der Grashütte des deu Krokodilen geweihten überflüssigen Mannes, fünf Männer eingefuudeu, aus deuen sich die berüchtigte Gestalt der Mabunda-Hyänc auffällig hervorhob, der letztere beugte sich mm zu der kleinen Eingangsöffnung der Hütte herab, streckte feinen unförmlichen Arm aus, um das Opfer beim Fuße zu ergreifen. Der Greis versuchte es, sich zu erheben, doch feine Schwäche hinderte ihn daran; wie Espenlaub zitterte der gebrechliche Körper, Mit deu Worteni »Fasset an, ihr Männer, je eher desto besser für Dich, Vater,« tröstete der Scharfrichter sein Opfer. Die Gehilfen des Scharfrichters schleppten nun den Mann zum Flusse. Schweigend schritt die Grnppe dahin; am Ufer angelangt, band Maschoku die Hände uud Füße des Mauues uud ließ ihu iu das bereit gehaltene Canoe bringen. Das Boot stieß ab, nnd nach einigen Ruderschlägcn wareu die Mörder iu der Mitte des Flusses augelangt; während nun der Gehilfe mit dem Nuder das Gleichgewicht des Bootes zu erhalten bestrebt war, ergriff der Scharfrichter sein Opfer mit fester Hand nnd tauchte es, uuterstützt vou einem Gehilfm uuter Wafser. Gurgelnde Lante entstiegen der Tiefe und die Arme zuckten nach aufwärts, doch alles vergebens, an der Gewalt des eisernen Griffes Maschoku's scheiterte auch der verzweifeltste Rettungsversuch. Anch die Luftblasen, welche bisher noch an der Oberfläche der Fluth auftauchten, blieben aus, das Leben war aus dem Körper eutwichen. Nnn wurde der Körper in's Boot gezogen nnd näher dem Zweiter Besuch im Marutse-Neichc. 257 Ufer an einer Stelle, wo die königlichen Straßenreiniger den Unrath den Krokodilen vorzuwerfen pflegten, in die Tiefe versenkt. Dies die gewöhnliche Weife wie König Sevovo mit kranken, alleinstehenden und altersschwachen Lenten umzugehen Pflegte. In Schescheke gab es mehr folchcr Opfer als in anderen Theilen des Marntse-Reichcs, weil sich hier Fremdlinge ans den verschiedenen Provinzen versammelten, um den König Ner prophetische Tanz der Masupia, zu begrüßen. Unter manchen Herrschern jedoch, wie z. B. unter dem beim Volke im guten Angedenken stehenden Großvater Sevopo's, wurde diesem Gebrauche nie gehuldigt, ebensowenig während der Regierung einer Königin. Am 30. besuchte ich Masangn, den schon erwähnten Hänptling, den Vorstand der Metall-Handwerker in Sepovu's Reich, der zugleich die Oberaufsicht über alle von dem Könige an seine Unterthanen abgegebenen Gewehre zn führen hatte. Er war eben mit dem Ausbessern eines Geil. 17 25H Zwcitcr Bcsuch im Äiarutsc-Neichc. Wehres beschäftigt ilud bediente sich dabei seiner eigenen Instruments; Hammer, Meißel, Zange nild Vlasbalg waren die best gearbeitsten ihrer Art, die ich bisher unter deu Eingeborncn Afrika's angetroffen hatte. Er frug mich, ob ich schon die Masupia's tanzen gesehen habe; als ich dies verneinte, machte er mich auf den Schall der aus den königlichen Gehöften ertönenden Langtrommeln aufmerksam nnd forderte mich anf, den Tanz der Masnpia's zn beobachten. Die Bewohner des Marntse-Reichcs lieben den Tanz sehr, ich möchte sagen, daß jeder Stamm einen Speeial-tanz besitzt; mit den Vetschnana's haben sie den Pubertätstanz gemein, den die Mädchen feiern, wenn sie ihre Reife erlangt haben. Er wird Wochen lang nnd stets bis gegen Mitternacht aufgeführt, nnd dient anch dazn, um das Freundschaftsband nnter den im Alter ziemlich gleichstehenden, in einer Ortschaft geborenen Mädchen inniger zn knüpfen. Der Tanz wird von Gesang nnd Castagnetten-Musik begleitet. Andere Tänze sind der Trannngstanz, ferner der Elephantcntanz, der zugleich mit dem größten Trinkgelage verbunden ist, bei welcher Gelegenheit ich anch den schädlichen Effect des Vutschuala beobachten konnte. Die Fächerpalmcn-Instrumente werden dabei rasch mit einem Nohrstäbcheu gestrichen nnd mit den Stahlhandschnhcn (klöppellosen Doppelglocken) der Tact dazn geschlagen. Ferner gibt es den Löwen- nnd Leopardentanz, welche nach glücklich ansgeführten Jagden von den heimkehrenden Jägern und dcn ihnen entgegenkommenden Dorfbewohnern ausgeführt werdeu. Wie an dem Elephantentanze, so bctheiligt sich der König auch an dem Mokoro- oder Buotstauze. Jener, den ich am 20. October in Schescheke, beobachten konnte, war ein prophetischer Tanz nnd eine der vielen Gaukeleien, welche dem Stamme der Masnpia's eigenthümlich sind. Zwei Männer tanzten nntcr dem Schalle der größten Trommeln der königlichen Cavelle nnd dem Gesänge nnd Händeklatschen einiger dreißig sie eng umringender Landsleute vom früheu Morgen bis zum Sonnen-Niedergange, bis sie sozusagen besinnungslos niederstürzten; in diesem Momente mußten sie Worte ausstoßcn, welche sich anf das Vorhaben, eine große Jagd, Krieg oder Ranbzng :e., bezogen, welches der König oder Statthalter anszuführen gesonnen war. Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. 559 Beinahe durchwegs lautet ihre Weissagung günstig und ein Geschenk von Glasperlen oder Kattun wird ihnen dafür zu Theil; straft der Zufall ihre Worte Lügen, so müssen sie sich ans dem Bereiche des erzürnten Hohen ferne halten, um uicht ein fühlbares Nachgeschenk zn erhalten. Diese Masupia-Tänzer waren phantastisch mit Gnn- oder Zebraschwänzcn am Kopfe, an den Armen und Hüften geschmückt nnd bildeten mit ihrem Tanze einen Uebergang zn den maskirten Tänzern. Der Tanz an sich selbst ist ein Hüpfen von einem Fuß auf den andern, unterbrochen von einem Sichansstrecken auf dem Boden, das plötzlich, oder so langsam mit kaum wahruchmbarcr Benützung der Gelenke geschieht, nnd mit einem Schütteln des Körpers und Kopfes, Verschieben des Kopfschmuckes :c. verbunden ist. Anch diese Tänzer benutzen die Wadenschellen nnd einige kleine flaschenförmige, zn gleichen Zwecken gearbeitete Knrbisschalen. Zn Hause begehen die Masnpia's ähnliche Tänze mit Gaukeleieu verbunden, welche sie oft geschickt einzufädeln wissen. So scheint es, als wenn sie sich während des Tanzes mehrmals tief in die Zunge schneiden nnd nach jedem Schnitt Blut hervorquellen würde; untersucht mau aber die Zunge uach dem Tanze, so findet man sie nicht im Geringsten verletzt. Abends kamen Voten von Dr. Vradshaw von Panda ma Tcnka mit einem Briefe, worin wir mit der Nachricht überrascht wurdeu, daß der den Lesern schon von den Klamaklenjana-Quellen her bekannte Händler A. L., dem ich zwei Kistchcn gesammelter Objecte nach Panda ma Tcnka gesendet, am Nataflusse von Hyänen getödtet wurde. Der Mann hatte sein wenig glorreiches Leben damit zum Abschlüsse gebracht, daß er einen seiner Diener wegen eines kleinen Vergehens niederschoß uud iu der Furcht, von den Genossen des ermordeten Dieners getödtet zu werden, im trnnkcucn Znstande seinen Wagen verließ und sich in den nahen Büschen verbarg. Die erschreckten Diener hörten sein Geschrei während der Nacht, doch wagten sie es nicht, ihm zu Hilfe zu eilen. Am nächsten Morgen sollen sie seine frisch abgenagten Gebeine und zn Fetzen zerrissenen Kleider gefnnden haben. Zwei der Diener hatten sich, nachdem sie sich mit Nahruugsmitteln versehen auf den Weg nach dem Panda ma Tenka-Flüßchen gemacht, um hier den Compagnon des Verunglückten aufzusuchen und ihm den Unglücksfall zn berichten. 260 Zweiter Besuch im Marutso-Neichc. Am 21. setzte ich mein einige Tage zuvor angefangenes Studium der Fische fort, wobei ich diesmal nieine Aufmerksamkeit dem auch im Zambesi vorkommenden schildköpfigen Wels (nn5 ^s'ne^ an meine Schnltern und entfalteten dabei so viel Koketterie, wie ich sie nie an den schüchternen Vetschuaua- und Zulu-Frauen beobachten konnte. Da ich des Königs Eifersucht wohl kannte, hielt ich es für das Beste, einen der schwarzen Diener, der sich beim Eintreten der Frauen des Königs entfernen wollte, bleiben zu heißen. Nach einer Ersuch dci ,^'ui^mm'ii. halben Stunde verließen sie mich, um Weftbeech ill dem nebenan liegenden Waarenhäuschen anzubetteln. Nach ihrer Entfernung warf ich eine Matte gegen die Thüröffnung und ließ nur eine Evalte für das Licht offen, ich hoffte nnn Nuhc zu haben, doch hatte ich die Nengierde der Töchter Eva's nicht in Rechnung gebracht, denn kaum war dies geschehen, als abermals zwei Königinnen an der Thüre erschienen. Sie dachten mich wohl abweseud, denn ans den Worten der einen, »^iliiinlm^Ia mu' mW, ZßZ Zweiter Äesuch ii>l Viariitsc^Neiche. NMa ^l,.jo« (der Deckel liegt an der Thüre, der Doctor ist abwesend), konnte ich ihrc Enttäuschung entnehmen. Von allen mir bis jetzt in Süd-Afrika bekannten Eingebornen-stammen halte ich jene im Marntse-Reiche für die reinlichsten. Gerade an den am Flusse gelegenen größeren Ortschaften gibt es wenige sandige Untiefen; nichtsdestoweniger nud trotz der Gefahr, welche den Badenden dnrch die zahlreichen Krokodile droht, lieben die, Stämme des Marutse-Nriches das Vad. Ist das Ufer zn steil oder das Wasser zn tief, so wird das Wasser über den Kopf gegossen. Waschen ist ihnen eine Nothwendigkeit, sie reinigen sich selbst nach jedem Mahle Mund nnd Hände. Am 23. machte ich einen Ansflug anf die angrenzende Wildebene (Vlockley's Kraal), wobei ich Gelegenheit fand, die Pnkn-, Letschwe- nnd Wasser-Antilopen beobachten zn können. Am Rande des Gehölzes (die Ueberschwemmnngen des Zambesi setzen diese Ebenen bis an das Gehölz nnter Wasser) beobachtete ich zahlreiche Felder der Eingeburnen. Franen nnd Kinder waren mit den: Umgraben, Männer mit dem Fällen der Bäume, beschäftigt, um den Grundbesitz ihrer Herren (die anch sie ernährten) nach dem Gehölze hin auszudehnen. Heimkehrend fielen nur die an mehreren Stellen im Umkreise einiger schon errichteten Gehöfte erbauten Hütten anf, fie hatten eine Nachtmützenform nnd mußten in wenigen Stunden aus Gras und Schilfrohr errichtet worden sein. Sie warm für die Sklavinnen bestimmt nnd standen ohne alle Umzäunung da, damit ihr Eigenthümer leicht die Aus- und Eingehenden überblicken konnte. Am 24. besuchte ich eine Hütte, in welcher einer der Mambari's mit Hilfe der ihm von dem Masnpia-Häuptliug Masangu geliehenen Werkzeuge Schmiedearbeiteu verrichtete. Einen Gehilfen Masangu's fand ich damit beschäftigt, einige Hauen zn schärfen, und sah den von den Marntse verwendeten doppelten Blasebalg, welcher einen eontiuuirlichen Lnftstrom in das Fener bließ. Dieser Blasebalg besteht ans drei Haupttheilen, einem hölzernen, thcilweise mit Leder überzogenen, einem aus Horn verfertigten nnd einem thöneruen Theile. Der hölzerne Theil zeigt ein Doppelgestell aus zwei mit Lederlappen bedeckten Rnudschüsseln uud je eiuer aus diesem parallel laufenden Holzröhre bestehend. Die Leder- Zweiter Besuch im Mamtse-Reiche. AßI stücke sind in ihr« Mitte mit Stäbchen versehen, haben an der Seite je eine Oeffnung nnd werden abwechselnd gehoben »der gesenkt nnd auf diese Weise Lnft eingelassen und ausgepreßt; diese wird abwechselnd in eine der hölzernen Röhren getrieben nnd tritt ans diesen in die ans den Hörnern der Säbel- oder Gemsbock-Antilope verfertigten. Die beiden Hornröhren sind kürzer als die hölzernen nnd stehen mit diesen in keinem festen Zusammenhange, sie laufen anch nicht mehr parallel zu einander, sundern sind an den vorderen Enden zu einauder geneigt und müuden in eine thönernc nud diese unmittelbar ans den Feuerherd. Mein Nachmittags-Spazicrgang führte mich zum Flusse, an dem ich einen Haufeu lebhaft gesticnlirender Eingeborner antraf. Der Flnß hatte soeben die Leiche eines vor einigen Tagen von einem Krokodil beim Baden getödteten Mädchens an's Land geschwemmt. Menschen, sowie größere Säugethierc werden von den Krokodilen ertränkt, da sie von dem Reptil nicht verschlungen werden können. Sowie das Krokodil dnrch das Aufhören der Zuckungen von der Widerstandslosigkeit seiner Bente überzeugt ist, öffnet es am Grunde des Wassers seine riesigen Kinnladen und läßt die Beute fallen. Das riesige Thier ist, außer es zerren zwei um das ertränkte Opfer, nicht im Staude, mit seinen Zähnen ein größeres Thier uder den Menschen als frischen Cadaver zu zerkleinern, es bleibt aber als Wächter bei dein Ertränkten liegen, bis der Verwesungsproceß beginnt und die Leiche, durch die Gase emporgehoben, zur Wasseroberfläche aufsteigt. Dann wird erst dieselbe zerstückelt und verschlungen. Hat jedoch ein Fisch oder sonst ein Gegenstand die Aufmerksamkeit des Thieres vom Fraße ab und anf sich gelenkt, und geschah dies während des Tages, so wird der gehobene Gegenstand vor der anbrechenden Dunkelheit nicht mehr berücksichtigt. Sepopo sowie seine Leute theilten mir mit, daß ill keinem Theile seines Landes die Krokodile so schlimm und gefürchtet wären, als in der Unigegend von Schescheke. Kurz vor meiner Ankunft wurde ein Mann von denselben ans dem Boote herausgeholt, vor drei Tagen ein sechsjähriger badender Knabe erfaßt nnd während meines ferneren Aufenthaltes in Scheschcke fanden mehr als dreißig Menschen ihren Tod durch diese räuberischen Saurier. 364 Zweiter Besuch im Manttsc-Rcichc. Kleine Krokodile werden zufällig im Netze mit Fischen, große erwachsene Thiere mittelst riesiger Angeln gefangen und getödtet. Die Construction dieser Fangvorrichtung ist sehr sinnreich ausgedacht nnd ausgeführt. Sie, besteht aus einer eisernen Angel, mehreren dünnen Bastschnüren, einem Baststrick und einem Rohrbnndel; eine eingehendere Beschreibung dürfte die folgende Skizze ersparen. Der den Angelhaken umhüllende Köder wird von einem Netze gehalten, mehrere vier bis 4'/2 Meter lange fcderspnldicke, sehr fest gedrehte Bastschnüre vermitteln Meine Hütten in Nen nnd Alt«Schcschele. die Verbindung zwischen dem Angelhaken und dem ." bis 4'/^ Meter langen Vasttau, welches an dem Nohrbündel befestigt ist. Haben die Krokodile in Scheschekc in kurzem Zeiträume nacheinander mehrere Opfer gefordert, so werden auf des Königs Geheiß die Krokodil-Angeln ausgelegt. Man legt das Nohrbündel auf das Ufer, deu mit den: Köder (in Verwesung übergegangenes Hundefleisch)* versehenen Angelhaken auf drei Rohrstöckchen, so daß derselbe am Uferrande " Einer abergläubischen Ansicht zu Folge halten die Marntse i» Verwesung gerathenes Hundesleisch als eine von den Krokodilen besonders gesuchte Lockspeise. Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. 265 1'/^ Meter über dem Wasserspiegel wir auf einem Stühlchen ruht. Wittert das riesige Reptil den Köder, so schwimmt es in seine Mhc und verhält sich hier rnhig bis zum Anliruche der Nacht. Sich aus dem Wasser emporschnellend, erfaßt es den Köder mit seinen riesigen Kinnladen und würgt ihn hinunter. Doch die vorstehenden Hakenspitzen verhindern dieß, wie anch das Schließen der Kinnladen, wodurch dann das hinfließende Wasser in den Schluud und in die Luftröhre eindringen kann. Es stürzt damit in die Tiefe, nach und nach ermatten seine Anstrengungen, NroludilaiMl. sich von der mit den Widerhaken im Schlundc festsitzenden Angel zu befreien und das Thier treibt stromabwärts. Von diesem Kampfe gibt das an der Wasseroberfläche schwimmende Rohrbündcl treues Zeugniß. Nach einer halben bis einer Stunde hat der Saurier ausgerungen und wird vom Strome ab und an eine Sandbank oder gegen das Ufer getrieben, wobei das Rohrbündel den Fischern das geköderte Thier verräth. ^In Schescheke wurden zuweilen auf fünf aufgestellten Angeln zwei bis drei Krokodile in einer Nacht gefangen. Gesveert werden die Krokodile nur, wenn man die Geangelten noch lebend antrifft, oder wenn man ihnen zufällig beim I66 Zircitcr Besuch im Manitsc-Ncichc. Fischspcereu, auf der Nilpferd-, Elephanten- oder Otterjagd begegnet. Gleich den Fischnetzen sind auch die Krukodilaugeln königliches Eigenthum. Als nach einigen Tagen die fünf Angeln ausgesetzt waren, fand ich mich zeitlich am Flußnfer cm, um den Erfolg zu beobachten. Drei der Angeln waren verschwunden, dafür sah ich drei der größeren Kähne mit je zwei Bootsleuten bemannt, flußaufwärts nach Schescheke zusteneru. Ein jedes derselben barg ein riesiges Krokodil, in dessen Leibe ein Mensch füglich Platz finden kouute. Die Thiere wurden nun au's Nfer gefchlcppt und einige von Sepovu's Leuten machten sich daran, ihnen den Kopf abzuschneiden; die Augenlider und Luftwarzcn, sowie einige Rückcnkammschuppen wnrden als Heil- nnd Zaubermittel dem Könige überbracht. Als ich eben daranging, die Leiche des vom Krokodile getödteten Mädchens beerdigen zn wollen, wnrde ich von deren Verwandten mit den Worten daran verhindert: »Njambes Wille war es, daß sie das Krokodil todtete, deßhalb muß sie auch dem Krokodile zur Beute werden.« Die Leiche wurde auch gegen Sonnenuntergang von den Krokodilen in die Tiefe gezerrt. An diesem Tage kam auch die Königin Lunga, um mir ihre vicrzehujährige Tochter, mit Namen Njama vorzustellen, sie war eben an Monalula, den ältesteu Sohn Sepopo's, einen Einfaltspinsel, verheiratet worden. Vor der Hochzeit wurde sie vier Wochen lang von ihrer Mutter sowie einigen anderen Königmueu in einem nahen Walde in einer Hütte cinquartirt, wo sie die Zeit mit Fasten nnd Arbeiten zubringen mußte nnd von den Frauen in den Pflichten des Weibes unterrichtet wnrde. Während dieser Zeit war ihr Wollhaar bis auf eiue elliptische Stelle abgeschabt und mit Brauneiseusteiu eiugerieben worden. Njama war eim Tochter des Makololo-Fürsteu Sckeletu. Am 25. faud ich auf einem Ausfluge im Walde ein Mauko^Dorf. Die Leute, der fchöuste Menscheuschlag im Marutse-Neiche, trugen bedeuteud längeres Wollhaar, welches sie hoch aufkämmen, wodurch der Kopf wefentlich größer fcheint. Sie waren nach Schescheke gekommen, um dem Könige bei dein bevorstehenden Elephanten-Iagdzng behilflich zn sein. Ich beobachtete bei ihnen nächst den Mabunda's die schönsten Holz- und Hornschnihereien, wenn diese Gegenstände auch nur Reise-Utensilieu Zweitrr Bchlch im Marutse-Reiche. 267 waren. Tio Wohnungen dieser Leute bestanden in vier riesigen, zwei Meter hohen, Zwei Meter breiten Längshütten, welche ein parallel laufendes Dupftelhuftisen darstellten. Am Heimwege stieß ich auf mehrere, Gräber der Masupia-Hänvtlingc, welche mit Elfenbein geschmückt waren. Ferner fand ich Kalebassen, mit ihrer Oeffnnng nach abwärts auf einem kleinen Termitenhügel ruhend, durch deren durchlöcherten Boden ein Stab eingeführt war, dieselben sollten mit dem in der Kalebasse befindlichen Knuchenpulver nach der Ansicht der Marutse den Regen anziehen. Im Laufe des Tages fand ich Gelegenheit, mir von Scpopo Aufklärungen über die Verwaltung des Landes und die Beamten-Hierarchie des Reiches geben zu lafsen. Die letztere läßt fich in vier Kategorien scheiden, welche erstens am Hofe, zweitens in den verschiedenen Gebieten der einzelnen Stämme als Statthalter des Herrschers, Koschi, amtiren, drittens in Unterhäuptlinge, die diesen untergestellt als Kosana und Makosana das Amt eines Statthalters versehen, und viertens in Beamte, die fich nur mit der Person des Königs zu beschäftigen haben und im Range zwischen den beiden letztgenannten Classen stehen. Zu den ersterwähnten Rangstellen gehören: n) der Hüchst-Comman-dirende, zu Sepopo's Zeiten war es ein Ehrenmann, mit Namen Kaftella, ein dem König verwandter Marntse, der später von dem Letzteren zum Tode verurtheilt wurde; 1») der Arsenal-Gouverneur, welcher das königliche Waffen- nnd Munitionslager nnter sich hat, nnd im Ange behalten mnß, wie, viel und an wen die Gewehre vom Könige vertheilt werden. Unter Sepopo bekleideten zwei Masupia's» Massangu und Ramakocau, diese Stelle; (^) der Commandant der Leibgarde, der jedoch blos im Kriegsfalle seine Functionen ansnbt; zn Sevovu's Zeit war es dessen Consin Monalula; cl) der Commandant der jungen Krieger, die zur Kriegszeit eine besondere Heeresabtheilung bilden; nnter Sepopo war es Sibcndi, In die zweite Rangklasse gehören die Statthalter, welche über die einzelnen von den verschiedenen bedeutenderen Stämmen bewohnten Provinzen gestellt sind uud Civil- und militärische Gewalt in sich vereinigen. In Gebieten, wie in der Barotse, im Masupia-Mabnnda-Lande, also in den umfangreicheren Provinzen, sind mehrere Chefs installirt nnd dann 368 Zweiter Bchich in, Manttsc-Rciche. einem im Hauptorte dor Provinz Residirenden unterstellt. Alk diese bisher genannten Würdenträger sind dem jedesmaligen Ober-Gouverneur der Barotse untergeordnet. Dieser Mann wird nach dem Regenten als die höchstgestellte Person betrachtet, nutcr Sepopo nnd auch nach seinem Tode bekleidete Ikambella diesen Posten. In die dritte Raugclasse gehören die Unter-Häuptlinge, Vice-Statt-halter, höhere und niedere Beamte über größere oder kleinere Städte nnd Dörfer, kleinere Landstriche und über Colonicn, welche ausschließlich für den König Viehzucht, Ackerbau, Jagd uud Fischerei betreiben. Die Beaufsichtigung der regelmäßigen Ablieferung der dem Könige schuldigen Abgaben ist übrigens auch in allen anderen Provinzen eine hervorragende Amtspflicht der Beamten. Der größte Theil des Erträgnisses au Getreide wird au deu Statthalter abgegeben, dieser sendet wieder den für den König bestimmten Theil dein Letztereu zu. Erlegen die Unterthanen ein Stück Wild oder schlachte« Freie oder Sklaven, welche Vieh besitzcu dürfen ein Stück davon, so wird das Bruststück an den Kosana, ist jedoch der Koschi im Orte oder auf der Jagd auwesend, an denselben, geschah es in des Königs Residenz oder iu dereu Nähe, an denselben als Königsstück abgegeben. Dies ist Gesetz. Die Untcrhäuptliuge habeu auch alle wichtigen Begebenheiten ihrem Koschi nud dieser dem Regcnteu unverzüglich zu hinterbringen. Die Würdeuträger der letztgenannten Rangelasse bilden zum größeren Theile den »eugen Rath des Bönigs« uud steheu uach laudläufigeu Begriffen höher als die der dritten Rang «.'lasse, thatsächlich aber sogar in des Herrschers Gunst höher als die Statthalter. In diese Kategorie gehören der Scharfrichter, zur Zeit Sepopo's der bereits erwähnte Maschotu, süuf bis sechs Leibärzte, uutcr deueu der alte Liva und sein Brnder besonders berüchtigt war, feruer des Königs Muudscheuk, ein bis zwei Deteetive, der Aufseher, der in der Residenz statiouirte Fischer und der oberste Kahnaufseher. Obgleich Sepopo die Verwaltung des Mabunda-Reiches seiner Tochter Moquai aus den Händen nahm, hatte sie doch, vom Volke als die eigentliche Herrscherin augesehen nnd geehrt, ihren eigenen Hofstaat, in welchem ihr Gemahl Mauengo die höchste Stelle bekleidete, auch Zweiter Vchlch mi Marutse^Reiche. 269 hatten sie einen Kanzler, einen Garde-(5ommaudauten, die Statthalter ihres Reiches waren jedoch von Sepopo iustallirt worden. Außer den genannten Würdenträgern lernte ich noch die Häuptlinge Sambc, Premier der Königin Moquai, Nubiana, einen Marntsc, ebenso Moquele und Mokoro, wie anch die beiden Masupia-Chcfs Monamari und Simalnmba kcuneu. Sepopo umgab ein engerer und großer Nath. Der erstere war das 'Werkzeug des Herrschers«, ein Haufe nicht minder grausamer Creaturen als der König es selbst war (unter Negentiunen ist cr nicht vorhanden), der große Rath aber, der zum Theile aus Ehrenmännern besteht, war ziemlich machtlos uud fristete uuter Sepopo eine bloße Schemexistenz, da die milden Urtheile der Mitglieder desselben, sowie sie dem Herrscher nicht zusagten, einfach iguorirt wurden, oder der engere Nath, der stets dem Könige gehorcht, zu den Berathuugen zugezogen, wodnrch der große Rath stets überstimmt wurde. Der große Rath bestand aus den Hof-Würdenträgern, aus Häuptliugen uud Untcrhäuptlingen, die zufällig die uächste Umgebung des Königs bewohnten. Obgleich Sepopo seinen Wohnsitz mehrmals wechselte, machte er doch die Erfahruug, daß ihm zwar an-faugs die Mitglieder des großen Rathes zu Willeu waren, später sich jedoch scineu Grausamkeiteu, namentlich den zahlreichen Hiurichtuugeu der vou ihm ob des geringsteu Verdachtes schon des Hochverraths Angeklagten, widersetzten. Um den Widerstand des großen Rathes zu brechen, verfiel Sepopo auf den Gedanken, den großm Rath im Masupia-Lande, sowie die Häupter jeurs der Barotse zum Tode zu Ucrurtheilen, es war dies eine Gewaltmaßregel, welche nicht wenig seinen Sturz beschleunigte. Bei den Stämmen im Marutse-Reiche stand der große Rath in bedeutendem Ansehen, während man mit sklavischer Demuth zu dem engeren emporblickte,. doetoren, der eben genannte Liva und sein Bruder, das Wort. Sie, welche schon mehreren Herrschern gedient hatten nnd eine mehr denn sechs Dceennim dauerude Praxis hinter sich hatten, wußteu dem mißtrauischen und äußerst abergläubischen Sinne Sepopo's zu schmeichelu und ihn in seinem Aberglauben noch zu bestärken. So hatten sie sich in der Gunst der Stämme vom Vater ^70 Zweiter Besuch im Marutsc-Rciche. auf den Sohn zu erhalten gewnßt und waren weniger gehaßt denn gefürchtet, wenn sic auch oft die schrecklichsten Grausamkeiteu auriethen. Wruu sich die Stämme nicht früher schon gegen Scpopo, diesen ungewöhnlichen Despoten erhoben, so beruht diese Schonung in dem Ansehen, das er als das Haupt des engen Rathes genoß und darin, daß er als ein Mann betrachtet wurde, der mit seinen Zaubermitteln leicht die gegen ihn ersonnenen Pläne entdecken und vereiteln konnte. Seine Grausamkeiten nahmen indeß an Häufigkeit zu. Die höchsten Beamten des Reiches waren vor ihm nicht mehr sicher, und doch wagtc es Niemand, gegen ihn einen Assagai zu erheben. Da traf es sich, daß er öffentlich Zaubermittel ausstellte und dem Volke die Wirkung derselben erklärte, die jedoch ansblieb. Nnn fielen den Lenten die Schuppen von den Augen, sie erkannten, daß die ganze Zaubermacht des Tyrannen Humbug sei, verloren die Furcht vor derselben nnd vertrieben ihn endlich. Als ich am W. mit Westbeech nnd einem itoschi über die Würdenträger des Marntsc-Rciches sprach, theilte mir der erstere eine Episode ans dem Leben eines portugiesischen Händlers mit, welcher periodisch das Marntse-Neich zn besnchen Pflegte. Ein nebenan stehender Häuptling warnte mich jedoch, vor dem Könige Anspielungen auf diese Episode zu machen, da es diesen immer in furchtbare Wuth versetze. Der genanute Häudler, vou deu Eingrbornen Intschau genauut, kam in der Regel mit huudert bis huudertzwanzig männlichen nnd zwanzig weiblichen Trägern nach der Varotse, er hielt einen förmlichen Hofstaat nnd trug seinen Reichthum au Prätiosen zur Schau, bescheukte auch den damals in der Barotse geladenen W., der ihm als Gegengeschenk ein Doppclgewehr übergab. Als nun Westbeech im Jahre l874 Senhor Intschan in der Varotse traf, ordnete der König eine der großen Jagden an, wie fie jährlich während der Zambesi-Ueberschwemmungen abgehalten zn werden pflegen. Während derselben flüchten sich die Wasser-Antilopen des Zambesi-Thales (der Lrtschwe uud Puku) in die überschwemmten, dem Flusse anliegenden Partien, was ihnen aber znm Verderben gereicht, da auf manchen Jagden bis zu vierzig Stück gcspeert werden. Sie werden mit Kähnen gejagt nnd diese Jagden gestalten sich zu einem wahren Fest- Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. 271 tage der Äiarutse. Der König Sepopo hatte für seinen Gebrauch cm eigenes großes Boot, das eine Hütte trug, in welcher in den freien Augenblicken während der Jagd Bier getrunken wurde, welches die Städte und Dörfer, an denen mail vorübcrfuhr, liefern mußten. Jenes floßartige Riescnboot wnrdc von vierzig Bootsleuten gesteuert.'" Als sich nun Sepopo auf iene Jagd begab, lud er Westbcech eiu, an derselbeu thcilzunehmen, nicht aber deu Portugiesen, worüber der letztere so erbittert war, daß er sich an dem Könige zu rächen beschloß. Wie schon erwähnt, standen in dein vom Könige allein bewohnten Gehöfte drei Häuser, jene in der Stadt Sola, die Sepopo damals bewohnte, waren namentlich solid ausgeführt. In Abwesenheit des Königs nahm sich nun Iutschau die Freiheit, von dem königlichen Gehöfte Besitz zu ergreifen, wobei er dessen Schlafgemach in einen Düngerhaufen verwandelte. Die Bewohner von Sola hielten den Portugiesen im Besitze der königlichen Erlaubniß und berichteten dem Könige nicht eher die Invasion seines Gehöftes, als bis sie durch das Vorgehen des fremden die königlichen Gebändc entehrt sahen. Als sie hörten, daß der König auf der Rückfahrt begriffen sei, reistcu ihm die Solaner entgegen und berichteten ihm, was geschehen war. Der König wollte den Leuten nicht Glauben schenken und schickte einige Männer seiner Begleitung voraus, welche sich vou der ihm angethanen Schmach überzeugen sollten. Die Abgesandten tonnten nur die Aussagen der Solaner bestätigen, woranf der König Fntschau auffordern ließ, Sola uud sein Neich überhaupt sofort zn verlassen, welchem Befehle der Elfenbeinhä'ndlcr auch wohlweislich nachkam. Darauf berief der König den kleinen Rath. Seine Lieblinge, die vom Aberglauben umnachtetcn Rathgeber, hielten eine geheime Sitzung und kauten zu folgendem Befchlufse, den sie dem Könige uud später auch dem Volke kundgaben. Sie sagten: »Intschau hätte nie eine solche Beleidigung gewagt, wenn er nicht im Besitze von sehr starken nnd ganz wundersamen Mcdieincn gewesen wäre. Der König dürfe daher nie mehr Sola nnd um fo weniger seine Wohnung aufsuchen, es würde ihm, sowie auch * Als sich später die Marutse gegen ihren Herischer erhoben, eröffneten sie ihre Feindseligfeiten dmnit, daß sie dieses Ricseuboot verbrannten. 272 Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. seinen Unterthanen und dem gauzeu Lande sehr grüßen Schaden bringen. Um all' dies abzuwenden, hielten sie es für das Beste, daß die Einwohner Sola verlassen, daß sie wie der König all' ihr Hab nnd Gut mit sich nehmen sollten und daß dann die Stadt dem Boden gleichgemacht, d. h. an allen Seiten angezündet, damit auf diese Weise die Gewalt der von den Portugiesen schou angewendeten oder noch hie uud da vcrborgcueu Mediciuen uud Zaubermittel vernichtet werde.« So geschah es auch. Am 27. sollte eudlich die laug besprochene, Elevhantenjagd abgehalten werden. Ein uugewöhulich reges Lebeu herrschte schon mit dem erstcu Morgeugrauen in Scheschcke. Das Königsgehöft war so mit Bewaffneten überfüllt, daß ich mich kaum dnrchdrängeu kounte. Ter König war eben im Begriffe, an dieselben Schießvuloer nnd kugeln auszufolgeu, Ich eilte zu meinen euglischen Freunden, nm ihucu die Nachricht zu briugeu, doch sie wareu vou einem Häuptliuge schou davon in Kenutniß gesetzt, ohue jedoch formell vom Könige dazu eingeladen worden zu sein, uud rüsteten sich eben zur Jagd, Am lebhaftesten ging es zwischen dem königlichen Gehöfte nnd dem Flusse, sowie au demselben her, schreiend uud lachcud zogcu uud liefeu eiuzelne zum Flusse, herab, ich sah die Mänuer voll Schcschekc uie vorher so gesellig und dienstfertig einander begegnen. Es war wohl die Aufregnng des Augenblickes, deuu uur selteu wurdeu solch' große Iagdeu uuternommen, man hatte sich schon seit Monaten dazu vorbereitet uud ihr Reiz war um so höher, weil sie eiuestheils mehrmals anfgeschoben war und andererseits weil der König selbst mit drei Weißen sich an der Jagd betheiligen sollte. Am User lagen Kahn an >lahn, auf dem jenseitigen hatte sich eine ganze Flottille eingcfnnden, deren Bemannnng auf dem Saude, eampirte uud jeden Augenblick abzustoßeu bereit war. Auch deu Fluß eutlaug zogeu Schaaren, welche weiter abwärts an dem Flusse Kaschteja die hrrab-kommende Flottille erwarten und vou ihr auf das jenseitige Ufer über-geseht werden sollten. Es waren meist Mankos, Mabnuda's und die westlichen Makalaka's, welche landeinwärts in Karawanen uach Scheschcke gekommeu wareu. Am Ufer vor Schescheke, hatte jeder Häuptling sciue Leute geordnet, d. h. seine nnd die Kähne seiner Uutergebeuen wareu an n. 18 ^p auf Wasser-Antilope,,. Zweiter Vcsuch im Marntse-Reiche. 275 bestimmten Stelleu aneinander gereiht nnd ihre Insassen harrten in denselben oder am Ufer, oder sie waren mit dem Einladen ihrer Karossen, Wassergcfäße nnd Waffen beschäftigt, namentlich waren es ihre Gewehre, mit denen sie sich viel zn schaffe«: machten. Schon war der König im Begriffe sein Gehöfte zn verlassen, als er von meinen englischen Frennden an sein ihnen so oft gegebenes Versprechen gemahnt wnrde. Hier zeigte es sich min deutlich, wie abschenlich der König an den Engländern gehandelt; trotzdem er sic so lange vertröstet nnd sie förmlich ausgesogen, hatten die Herren Alles willig gethan, nm nur jedem seiner Wünsche nachzukommen, sie hatten kaum ordentliche Kleider mehr am Leibe, zweimal waren sie von Panda ma Tenka nach Schrscheke nur dieser ihnen so angepriesenen Jagd halber herüber gekommen nnd nnn trachtete Sepopo nochmals sie davon abzuhalten. Er that dies aus zwei Grimden, erstlich weil er gewohnt war, die erlegten Elephanten als seine Jagdbeute zn betrachten, wenn er anch selbst nicht einen einzigen erlegt hatte; es hieß immer, der König habe alle Elephanten geschossen, nnd dann, weil er die Neugierde der Weißen fürchtete, welche durch den Reichthum des Landes an Elephanten leicht zu öfteren Vesucheu verleitet werden konnten. Von mehreren Häuptlingen gedrängt, gab er endlich nach und stellte den drei Jägern, sowie einem Händler mit Namen Dorchill, der den König schon ein Jahr zuvor besucht hatte, einen Kahn zur Verfügung. Gegen Mittag reiste der König ab nnd die Flottille — am Ufer vor Scheschcke standen allein etwa zweihundert Boote — setzte sich unter den Klängen von Sepopo's Capclle in Bewegnng. Ich bedaurc nnr, daß ich die Jagd selbst nicht mitmachen konnte, ohne des Königs Verdacht zu erregen, auf meiner Weiterreise durch sein Reich sciue Elephanten belästigen zu wollen. Die Abendstunden, welche ich nuu in Gesellschaft W.'s zubrachte, benutzte ich mit seiner Hilfe, um mit den Emgcburueu über deren Sitten und Gebräuche zu sprechen nnd Erkundigungen einzuziehen. Während dcs Mahles am ersten Abende fand sich ein Marutse mit Namen Uana w Njambe, d. i. Kind Gottes, ein, er hielt sich für sehr weise nnd wurde auch von Sepopo oft zu Rathe gezogen. 18* 276 Zweiter Besuch im Marutsc-Nciche. Am 29. blieb ich in unserem Gehöfte als Wächter zurück, während W. mit seinen Dienern anf die Jagd auszog, sie waren glücklicher als ich am Tage vorher, denn sie brachten einen Letschwcbock heim, das arme Thier hatte nicht weniger als zehn Kugeln im Leibe. Ich glanbe, daß keine Antilope so stark nnd mächtig entwickelte Halsmuskeln besitzt wie der Letschwe. Am -^0. kamen mehrere Marutse in unser Gehöft, welche um die Stirne nnd Brust ans Schlangenhänten gearbeitete Binden zn dein Zwecke trugen, um deu Kopf- und Brustschmerz zu verscheuchen; sie belehrten mich, daß sie dieselben auch zur Abwehr des Hungers trugen, ähnlich wie dies die Makalaka's mit Niemeu uud die Matabele mit Kattun-stücken thnn, indem sie sich damit den Unterleib zusammenschnüren. Am Abende kamen zwei Bootsleute uou den vier anf die Elrphauteujagd ans-gezogcnen Weißen, nm ihnen Nahrnng nachzuführen. Sie brachten die Nachricht, daß die Jagd bisher ohne Erfolg gewesen sri und am folgenden Morgen fortgesetzt werden solle. Nach einer Stnude kehrte Herr Dorehill uud H. Cowley uucrwartet zurück, sie schienen höchst enttäuscht nnd entrüstet. Sie, waren mit Sepopo nnd den hervorragendsten seiner Leute in einem Echilfdickicht vostirt, in welchem sie die zuerst von der Vorhnt angetroffene Elrphantcnhecrde erwarteten. Der König war unvorsichtig gcnng, schon ans einer Entfernung von sechzig Schritten zu feuern, so daß sich die Heerde sofort znr Flncht wandte, nnd nach allen Seiten in das Dickicht anseinanderstob. In des Königs Nähe lagen über achthundert Schützen nnd eben fo zahlreich waren dir Antreiber gewesen, Kaum daß sich die Elephanten zur Flucht wandten, feuerten nun alle ihre Gewehre anf diese los, viele legten dabei die Waffe gar nicht an die Wange an und so war es nicht zu verwundern, daß blos fünf Elephanten dabei getödtet wurden. Die beiden Jäger erzählten, daß sie sich znr Erde werfen mußten, nm den Geschossen auszuweichen, denn die kugeln flogen wie Hagel nach allen Seiten. Die ganze Mafse, der Antreiber benahm sich sehr ungeschickt nnd erzielte einen viel geringeren Erfolg, als ihn Zwei Masarwa's erreicht haben würden. Der König machte seiner Entrüstung über den Mißerfolg der Jagd in der gewohnten Weise Luft, iudem er mit einem Stocke seine schwarzen Unterthanen so lange schlug, bis sein Arm er- ZM'itl'r Brsiich iül Marlitsc°Neiche. 27? lahmte. Der .'»tönig war mit allerlei Salben beschmiert auf die Jagd grgaugeu, welche Vorsichtsmaßregel er ein Molemo nannte, um sich leicht der Elephanten zn bemächtigen. Am 1. November machte ich einen größeren Ausflug nach dem Westen in den Schescheker Wald, Schon vor Sonnenaufgang passirte ich die Stelle, an welcher Alt-Schescheke gestanden nnd zog dann in westlicher Büffeljagd. Richtung weiter. Zn meiner Linken breitete sich das Thal des Zambesi, eine unabsehbare mit Bäumen nud Schilfdickichten bewachsene Ebene ans, von zahlreichen hie nnd da bis Meilen langen, tiefen Flußarmen durchfurcht. Der Gchölzrand, an dem ich mich vorwärts bewegte, lag etwa zwanzig Fnß über dem Flnßnivean. Manche der Lagnnen erstreckten sich vom Flusse in nordwestlicher Richtung bis an das Gehölz, welches sie bis auf einige Meilen begleiteten, während sich der Fluß stellenweise bis drei 278 Zweiter Besuch im Manttse-Reiche. , Meilen von dem Gehölze entfernte. Etwa zehn Meilen von Schescheke, ober einer der genannten Lagunen, erblickte ich zwei Schlangenhals-Vögel. Diese Thiere bieten, anf einem kahlen, überhängendem Aste sitzend, einen eigenthümlichen Anblick. Der niedrige gedrungene Körper und die kurzen Füße stehen in keiner Proportion zu dem dünnen langen Halse, der keinen Moment ruhig, meist schlangenförmige Veweguugeu ausführt. Noch wunderlicher erscheint uns dieser Vogel, weun wir ihn im Wasser schwimmen sehen, der gesammte Körper ist dann bis zur Hälfte des langen Halses in das Wasser eingesunken, nnr das schmale mit einem sehr scharfen Schnabel versehene Köpfchen und die dünnste Halspartie ragt über das Wasser empor. Ich begegnete dem l'!<»>,>x «-«m^ii^ in der östlichen Eav-Colouie uud dann erst wieder am Zambesi. Es scheint kaum glaublich, daß das Thier seiucn Hals derart erweitern kann, daß ks handbreite Fische ohne besondere Beschwerden zu verschlucken vermag; es gelang mir, einige derselben zn erbeuten, obgleich sie in's Wasser fielen uud das Heraufholen derselben mir nnd meinen vier Dienern der Krokodile halber, von welchen die Lagune wimmelte, etwas beschwerlich wurde. Weiter zieheud erlegte ich eiuen l^Vum-olim»! m»lil!<'1>!5 und nach einigen weiteren Schritten stießen wir auf frische Büffelspuren; diese führten vom Walde zum Flusse herab. Wir folgten ihnen und kamen in den Wald zurück, dann an einem Eiugebornendorfe vorüber und tiefer in den Wald hinein. Etwa drei Meilen vom Dorfe fanden wir neben den Spnren frische halbzerkaute Grashalme, die unsere Anfmcrksamkeit auf das Aeußerste spannten weil wir nns die Thiere in unmittelbarer Nähe dachten. Der Niederwald von Schescheke ist in dieser Richtuug zwar ziemlich dicht, doch sind die Bäume nicht hoch. Er umschließt viele hochbegraste Lich-tnngen nud bildet gegen dieselben zu oft Gebüschdickichte von Unterholz, welche das Vorwärtskommen äußerst erschweren. Wir hatteu nnn in einer Partie des Waldes ganz frische Spuren bemerkt und bewegten uus mit größter Vorsicht vorwärts. Gebeugt gingcu wir etwa drei Schritte von eiuauder eutferut und musterten scharf die Umgebung. Tschukurn, der Matonga-Diener, war der erste, Zweiter Vchich im Marntsc-Reiche. 279 welcher den übrigen Dienern ein Halt gebot und sich vorbeugend, mir das Wort »I^i-n« (Büffel) zuflüsterte. >01<->.j (wo)?« frug ich, »ki^ k^«i-don-,, n^u'i'i (ich sehe keinen Büffel).« Tschukurn drückte leise an meine Schulter, um mich zum Niederbeugen zu bewegen, was die Andercu auch verstanden und sich je hinter einem Baume niederhockten. Der mir angegebenen Richtung folgend, sah ich etwa 1^0 Schritte vor mir einige dunkle auf der Erde liegcude Körper, es waren vier Büffel, von welchen einer mit der Stirne zu mir gekehrt lag. Auf diesen legte ich nnn au und fenerte. Wir erhoben uns sofort nach dem Echufse, um dessen Wirkung zn sehen; das in das Dickfleisch des Nackens getroffene Thier wälzte sich auf der Erde herum, doch im nächsten Momente sprang es wieder alls und mit ihm die Gefährten, die wir jedoch uicht deutlich zählen konnten, da sich die Büffel ziemlich dicht aneinander dräugeud zur Flucht gewendet hatten. Ich konnte nicht annehmen, daß das getroffene Thier schwer ver-wnndet worden war. Wir verfolgten die Thiere äußerst vorsichtig, deuu mir sowohl wie den Dienern war die List eines erzürnten oder verwundeten Büffels wohlbekannt. Der Büffel vermag besser als das Nilpferd Feinde voll fremden Gegenständen, die es uicht zu fürchten hat, zn unterscheiden und ist auch ungereizt den: unbewaffueten Menschen gegenüber ungefährlicher als das Hyppopotamus. Vrrwuudct trachtet der Büffel bis zum letzten Momente seinem Gegner beizukommen, um ihn zu vernichten. Um dieses zn erreichen, befolgen die Thiere eine und dieselbe Methode, das Thier wendet sich zur Flucht und sucht sich hinter einem Gebüsch zu verstecken, um den folgenden Jäger zn erwarten, dann stürzt dasselbe hervor, nm sich auf ihn zu werfen. Unglücksfällc solcher Art sind ziemlich häufig und selbst erfahrene Jäger, welche diese List des Thieres kannten, sind von dem südafrikanischen Büffel überlistet und schwer verwundet worden. In manchen Fällen begnügt sich dann das erzürute Thier, mit gesenktem Kopfe auf diesen zu stürzen und ihn emporznwerfen, was in der Regel eine Ausrenkung des Fußes oder einen Arm- oder Beinbruch zur Folge hat, doch manchmal macht das Thier anch von seinen Hufen Gebrauch nnd preßt den Körper des Niedergeworfenen mit deu Hörnern 280 Zweiter Äcsuch inc Marutse-Reiche. zur Erde. So ist mir ein Fall, der sich am Limpopo ereignete, bekannt, in welchem ein Weißer uud drei Schwarte getödtct nnd ein vierter Schwarzer von einem nnd demselben Büffelstier schwer verwuudrt wurde. Zweihnndert Schritte von der Stelle, an der wir die Stiere zuerst aufgejagt hatten, blieben dieselben stehen, und als wir uus näherten, konnten wir deutlich sehen, wie die vordersten unsere Witterung zu gc-winnen suchten; als wir um fünfzig Schritte näher gekommen waren, wandten sie sich mit Ausnahme eines einzigen znr Flucht. Dieser folgte ihnen znrrst langsam einige Schritte nach nnd dann blieb er stehen, indem er sich hinter einem Baumstämme zu decken snchtc. Ich hieß meine Begleiter stehen bleiben, um die Aufmerksamkeit der Thiere auf sich zu lenken, während ich tief gebeugt näher kroch, und dem Büffel eine Kngel in den Leib sandte; das Thier sank für eiuen Moment, erhob sich jedoch gleich wieder. Ich schlich abermals näher, indem ich mich unter dem Winde hielt, nnd von links, von der Seite her, dem Thiere aus fünfzig Schritte Eutferuuug ciue Kugel znsüudte. Dieser Schuß traf das Thier iu die Brust nnd rasch folgte ein zweiter, der das linke Blatt dnrchbohrte, nach diesem Schusse wankte das Thier auf eine freiere Stelle, wo es in die Knie sank. Tanzend nnd singend liefen nnn die Diener herbei. Ich aber sandte dem sterbenden Thiere aus eiucr Entfernung uon zwanzig Schritten eine Kugel hinter das Ohr, worauf der Kopf zurücksiel, die mächtigen Füße sich ausstreckten nnd der Vüffelstier uusere Bellte war. Jetzt ließen sich die Diener nicht mehr halten nnd waren mit mehreren Sprüngen oben anf dem Cadaver, nm es sich daselbst für einen Moment bequem zu machen. Ein großes Fener wnrde nnn angezündet, nnd ein Stück des Büffel-Herzens am Feuer gebraten, dann ein Schrnkelknochen herausgeschnitten und das Mark geröstet. Gegen Abend verließ ich mit Narri die Stelle, nm heimznkchren, während die übrigen Diener zurückbliebeu, um das Thier vollcuds zu zerlegeu. Der wilden Thiere halber — Löweuspureu gab es iu Meugc uud au dem Gehölzrande gegen die nächste Lagnne zn Leopardenspnren — mußte das Fleisch auf einein Baume aufgehaugen werden; da sich jedoch mit Einbrnch der Nacht ein heftiges Gewitter entlud, waren sie nicht im Löwenjagd bei Schcschcke. Zweiter Besuch im Marutse-Rciche. Z83 Stande, Feuer auzuluacheu und uiußteu ebenfalls, auf dem Baume hockend die Nacht zubringen. Als ich auf der Heimkehr eben die Stadt betrat, ward ein von zwei Fischern gelenktes, mit Fischen beladenes Boot von dem sich erhebenden Orkan umgeschlagen. Wunderbarer Weise gelangten beide unbeschädigt au's Ufer, dafür aber war der Fluß vun einer Meuge todter Fische bedeckt, welche die Strömuug rasch dem Ufer zutrieb. Wie aus dem Boden gewachsen tauchten uuu rechts und links-am Ufer Inugeu auf, welche es fich angelegen sein ließen, die ausgeworfene Beute sofort iu Beschlag zu uehmen. Manche hatten schou ihr kleines vou der Schulter herabgerisseues Leder-mäutelcheu vollgefüllt, als sich plötzlich uuter ihnen eine wilde Bewegnug bemerkbar machte und die mir zunächst Stehenden die Fische von sich warfen uud die obere Ufcrpartie rasch zu gewinnen suchten. Der durch seine rothe Wolldecke gekennzeichnete Aufseher der Fischer nämlich war wie eiu Raubvogel zwischeu die beutelustige, am Straude versammelte männliche Ingend Schescheke's eingefallen uud ließ wacker dm Stock auf dem Nückeu der kleiueu Freibeuter tauzen. l^Am Morgeu des 2. November war ich uicht weitig erstaunt, zahlreiche Bewaffnete uach dem im Westen der Stadt liegenden Walde eilen zu sehen; es konnte doch unmöglich ein Feind sein, dem es zu begegnen galt. Einige auf uus zuschreitende Männer lösten bald diesen Zweifel. Es waren Abgesandte, welche uns deu Gruß ihres Häuptliugs cutboteu uud uus zu einer Löweujagd eiuludeu. Vier Löwen waren in des Königs Heerdrn eingefallen uud hatten vier Rinder getödtet. Der von Westen fließende Zambesi machte etwa 150 Schritte oberhalb uuseres Gehöftes eine plötzliche Weudung nach Nordeu, um sich nach eiuer kurzen Strecke uuter eiuem rechten Winkel uach Osteu zu weudeu, uud so Neu-Echescheke zu umspülen. Au dem letzterwähnten scharfen Bnge nach Osten Zweigt sich eine Lagune uach Westen ab, welche sich in Arme theilt und an deren linkem nördlichen Ufer auf einer Halbinsel der Schauplatz der von den Löwen begangenen Unthat lag. Westbeech uud Walsh fanden kein Verguügeu au der Jagd uud lehnten die Einladung ab, Cowley und ich folgten derselben. 284 Zweiter Vesuch in» Marutse-Miche. Cowley war ein angenehmer, achtzehnjähriger Jüngling mit einem rosigen Mädchengesicht; er war sehr zuvorkommend und hatte meiner Ansicht nach nur den einen Fehler, daß er nm jeden Prcis ein Gordon Cumming werden wollte. Ans einer Löwenjagd hätte er nm ein Haar sein Leben eingebüßt; so jung er auch war, hatte er bereits zwei Löwen erlegt, ich fand mm seine Eile erklärlich, den dritten hinznznfügcn. Außer dem Häuptling waren etwa 170 Eingeborene anwesend, davon jedoch nur vier mit Gewehren bewaffnet. Später hatte ich Gelegenheit, zu beobachten, daß die Marntse nur in Fällen, wenn der Löwe ihnen einen Schaden zugefügt hat, mit einigem Muth auf denselben losgchen. Als ich nach einer halben Stunde nm die Lagune bog, kam mir der ganzc Troß entgegen, mau folgte eben der größten der vier Löwen spuren, nachdem man noch zuvor die Hirten über den Vorgang befragt und den Thatbestand bis in's kleinste Detail aufgeuommen hatte. Da man es für unmöglich hielt, daß sich die Löwen so nahe au die Stadt wageu würden, wurden die königlichen Heerden auch in der Nacht anf einer freieu Stelle gehalten, während die Hirten in kleinen gebrechlichen Glashütten schliefen. Nachdem wir uns dem Zngc angeschlossen hatten, brach der ganze Haufe anf, riuige Angeborene, welche von zwei Hunden unterstützt wurden, verfolgten die Spur der Raubthiere. Dann kam Maraneian in unserer Begleitung und hinter uns wälzte sich lant schreiend nnd grsti-culirend der übrige Troß. Lange konnten wir indeß diese Marschurdnnng nicht beibehalten, sie war nur in nnbebnschten Partien möglich, doch als die Spnr dnrch Dorndickichte führte, durch welche kaum die Hunde durchschlüpfen konnten, suchte sich jeder dnrchznarbeiten, so gnt er konnte, dabei war es schwer möglich, sich schußbereit zn halten; noch uuaugeuehmer war unsere Lage dort, wo die Spur durch ausgetrocknete, hochbeschilfte Vertiefungen führte. Indem wir nicht fofort des Thieres ansichtig wurden, sondcru es erst nach eincr «lehr denn einstündigen Verfolgnng erblickten, wuchs der Muth unserer schwarzen Begleiter, da sie der Meinung waren, daß der Löwe seiuer Schuld bewußt, auf voller Flucht begriffeu sei. Wir waren eben aus einer solcheu Vertiefung auf eine mit Dornenbüscheu bewachsene Düne gelangt, als die Hnnde wütheud gegen eine zweite, Zweiter Vchlch im Marutse-Reiche. 285 Miseren Weg kreuzende und in die erstgenannte einmündende beschilfte, etwa drei Meter tiefe und acht Meter breite Einsenkung lossprangen. Die Fährte war hier so frisch, daß das Nanbthier sich eben verborgen haben muhte. Hier ließen wir den Troß der Eingebornen zurück nnd forderten sie auf, möglichst viel Lärm zn machen; ich umging die Terrainmnlde an ihrem Beginne und stellte mich am gegenüberliegenden Rande schußbereit auf, während mein Begleiter seine Hlmdc in das Röhricht hetzte. Mehrere Eingebornr, daruuter auch Marancian, hatten sich indes; zn mir gesellt. Das Gebell der Hunde belehrte uns bald, daß das Raubthier uns umgangen und in nnserem Rücken Posto gefaßt hatte. Da wir von dieser Seite dem Thiere nicht beikomnien konnten, hoffte ich es von dem gegenüber nnd tiefer liegenden Nande des Röhrichtes zu erblicken und stieg deshalb nach abwärts, um es zu durchschreiten, wobei mir anch der ganze Schwärm der Schwarzen folgte. Wir standen nun etwa hundert Mann an der bezeichneten Stolle uud suchteu vergebens das Raubthier. Eowley hatte sich am linken Flügel aufgestellt, ich wählte mir die zum Schusse geeignetste Stelle, nnd zwar dem vermeintlichen Verstecke gegenüber. Da jedoch weder Schreien, noch das Werfen von Holzstücken nnd Assagaien irgend welchen Erfolg hatte, so ließ ich die noch immer uachströ'menden Schwarzen die von mir erst wenige Augenblicke zuvor eingenommene Stelle, wo ich von dem Löwen umgangen worden war, dicht besetzen und mit ihren lauggestielten Assagaien das Dickicht durchwühlen. Es war ein Höllenlärm, alle schrieen aus Leibeskräften uud hielten ihre Wurfspeere zum Gebrauche bereit. Marancian stand etwa zwanzig Schritte vor mir, von seineil mit Gewehren bewaffneten Unterthanen nmgeben. Je länger das Thier in seinem Verstecke verharrte, desto mehr wuchs der Muth der Angreifer. Plötzlich, wie das Anflcuchteu eines Blitzes, wirft sich eine Löwin mit einem Satze ans dem Gebüsch in das Schilfdickicht vor uns uud bevor noch die Wnrfgeschossc sie erreichen konnten, erfolgte ein zweiter Satz, mit welchem die Löwin laut aufbrüllcnd fünfzehn Schritte rechts von mir mitten in die Doppelreihe der schwarzen Jäger sprang. Leider war es mir in diesem sonst günstigen Momente des dichten sich zwischen mir und dem Thiere befindlichen Mcnschcnknänels halber nicht möglich, das Gewehr I86 Zweiter Brsnch im Marutse-Reiche. abzufeuern. Die Löwin hatte die McnsckM uieder-- und auseiuauder-geworfen, ohne sie arg verletzt zu habeu und war daun mit einem dritten Satze in ciucm überaus dichten, zwei Schritte hinter uns beginnenden, an zwölf Fuß hohem Dickichte verschwunden. Sofort wandten wir uns alle dem neuen Schlupfwinkel der Löwin zu. Maraneian befahl seinen Lenten, das Schilfrohr niederzubrechcn und das Ranbthier nach der entgegengesetzten Seite zn drängen. Was uns alle befremdete, war das Verstummen der Hunde, sie waren inzwischen in das Dickicht eingedrungen und erst, als sich die Leute au das Brechen des Schilfrohres machten, hörten wir ihr von der Wiese hernberschalleudes Gekläffe. Wir eilten so schnell, als nns uusere Füße uur trugen, auf die Wiese und saheu die Löwiu iu weiten Sätzeu dahinjagen uud die Hunde unmittelbar anf ihren Fersen. Ich sah meinem armen Freunde den Verdruß an, seine früher eingenommene Stelle verlassen zu haben. Die Scene, die nun folgte, wäre wohl des Griffels eines Künstlers werth gewesen. Vergegenwärtigen wir uns eine nach Südwest und West von Schilfrohr-Tickichteu, nach Norden von einem Gebüsch umsäumte, au 800 Meter lange uud 600 bis 700 Meter breite, hochbegraste Wirsen-fläche. Anf dieser als den vordersten Gegenstand der sich dahinbewegenden Gruppe die gelbliche, sich momentan über das hohe Gras emporschnellende Gestalt der flüchtenden Löwin, dann die kleineren, jedoch uur seltener sichtbaren der Hunde und daun der gesammte Troß der Verfolger, an zweihundert dnutle Menschengestalten, die einen trabend, die letzten raschen Schrittes folgend, die vordersten jedoch einander in schnellem Lanfe überbietend. Die meisten bis auf die rothen, weißen, earrirten oder ledernen, branncn Schürzen, vollkommen entblößt, uur wenige mit über die Schulter gcworfeuen Karoßmäntelchen, die bei dein raschen Lanfe und den hohen Sprüngen luftig im Winde flatterten. Die Einen schwingen die langen Waffen, die Anderen haben ihre Speere geschultert, und während die aorderstc durch die Flucht der Löwiu crmlithigte Echaar lautgellende Schreie ansstößt, beginnt die Nachhut die Melodie zum Löweutanz. Etwa 800 Meter von ihrem letzten Schlupfwinkel nahm die Löwin abermals in einem Schilfrohr-Dickicht von dreieckiger Form, im Umfange von siebzig Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. 287 Metern, ihre Zuflucht. Dieses Dickicht war au fcincr nördlichen, langen Seite von rincr zehn Fuß hohen, bebuschten Sanddüne begrenzt. Marancian faßte mit feinem Stäbe von etwa sechzig Schwarzen circa acht Meter vor dem Röhricht Posto; ich etwa fünf Meter der Basis des schilfigen Dreieckes gegenüber (an seinem Ostraude). Rowley stand etwa dreißig Schritte hinter mir und hinter einem Busche auf der Düne, da er sich dachte, daß die Lüwiu von nuten gedrängt, nach anfwärts längs der Düne zu entkommen trachten werde. Etwa zehn Eingeborne hatten sich zn meiner Seite postirt. Nun folgte die vielleicht 'interessanteste Episode dieses Abenteuers. Von Marancian theils durch Worte aufgcmnutcrt, theils anch fühlbar mit seinem langen Stäbe dazu angespornt, begannen die meisten der Jäger von seiner Seite her das Schilfruhr in der Mitte seiner Höhe zn brechen und sich darauf zu schwingen. Das Schilfdickicht vor mir verwandelte sich nach und nach in eine schwankende, dunkelgrüne, prasselnde, vier Fnß hohe Gerüstdecke, anf der sich vierzig schwarze Gestalten in ciucr so eigenthümlichen Weise hcrumtnmmclten, daß man trotz des Ernstes der Sitnation das Lachen nicht uutcrdrücken konnte. Dabei wurde geschrieen und mit der freien Hand gesticulirt, daß man eine Schlachtscenc vor sich zn sehen glanbcn konnte. Bei allen den Vewegnngen war es jedoch für die Leute äußerst schwierig, das Gleichgewicht anf der fchwankrnden Rohr-decke zn behaupten, hier fiel einer der Länge nach kopfüber, dort zwei nach rückwärts. Die Scene änderte fich jeden Augenblick. Man hatte von der Spitze des Dreieckes begonnen und arbeitete gegen feine Basis, gegen uns zu, und hatte so allmälig das ganze Dickicht bis anf eine kleine Ecke (Dünenecke) nicdcrgebrochcn; die Löwin war unstreitig immer mehr zurückgewichen und wir mußten sie jeden Augenblick hervorstürzen sehen. Um so gespannter und aufgeregter schien alles, nur Marancian nicht, der noch immer anf scincm Platze in aller Gemüthsrnhe saß. Plötzlich erschallt em zorniges Brnmmen und aus dem noch nngcbrochenem Schilfe stürzt die Löwin auf ihre Augreifer hervor. Von diesen feuert ciucr cincn Schuß ab, die Kugel schlägt in deu Sand zwischen die Leute zn meiner Rechten ein, die meisten der Braven auf der schwankenden Decke fallen 288 Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. aus Bestürzung zurück, ein guter Theil wird unsichtbar, von den Hintersten werfen einige die mächtigen Wurfspeere anf das Thier, welches nach dein Ausfalle sofort wieder in seinen Schlupfwinkel zurückkehrt und sich hier niederkauert, um einen rettenden Sprung auf die Düne zu wagen. In diesem Momente den Kopf des Thieres erblickend, springe ich heran nnd fenere aus einer Entfernung von zwei Metern, drei Speere fallen zu gleicher Zeit in das Dickicht ein und treffen das Nanbthier, dessen Brummen aufgehört hat. Das Thier war todt, doch nm sicherer zu seiu, fcueru ich uud Cowley zu gleicher Zeit und Zwanzig Speere senken sich noch überdies in den Körper der Löwin, bevor man sie herauszog. Nun kam jeder der Schwarzeu herbei nud einen Spruch murmelnd bohrte er seinen Assagai in den Leib des Thieres. Da die Löwen des Königs Ochsen getödtet hatten, mußte der Schädel des Thieres als eiu Beschwörungs-mittel dienen und über dem Viehkraal in Schescheke aufgehangen werden. Ich kehrte mit Cowley heim, während unsere Trophäe am Nachmittage unter Sang nnd Klang zur Stadt gebracht wurde. Vier kräftige Männer trugen an zwei Pfählen (die Vorder- uud Hintertatzen des Thieres waren zusammengebuuden wordeu) die Löwin, so daß ihr Kopf beinahe auf der Erde schleifte. Vei ihrer Annäherung — es war beinahe um dieselbe Zeit, als meine Diener mit dem Vüffelflcisch heimkehrten — zog ihnen der Nest der männlichen Bevölkerung entgegen. Man musizirte auf der schon erwähnten Löwentrommel und führte dabei den Löwcntanz anf. Die Menge ordnete sich hierbei in zwei Grnppen, die Träger der Beute und die Jäger. Diese wurden von dem Würdenträger, der den Kampf geleitet, eröffnet; ihm folgten diejenigen Jäger, die dem Thiere am nächsten gestanden hatten, während sich in der Mitte der Menge der Musiker, eiu Tambonr, befand. Die Tänzer bildeten plötzlich ans der Grnpfte nach rechts, links und vorne hinausreuuende, mit Schild und Speer den Löwcnkampf versinnlichende Jäger, die den regsten Antheil an der Jagd genommen hatten. Der Gesang der zweiten oder tanzenden Gruppe, der von der vorderen beantwortet wird, ist nicht so monoton wie bei anderen Gelegenheiten, wird jedoch durch die Töue des Instruments, die ihn begleiten, sehr verunglimpft. Majämlulumdc an ^cpopo^ Hofc, II. 19 Zweiler Vesuch im Marutse-Reiche. 29 1 Als der Körper des Thieres nnter den beiden Mimosen niedergelegt wnrde, untersuchten ich und Cowley die Wnnden und fanden, daß mein erster Schuß die linke Schädelhälfte der Länge nach durchbohrt hatte. Nach dem Schusse lag die Löwin anf der Erde und von ihrem Gesichte war nnr ein kleiner Theil nnter den Angrn sichtbar geworden. Dorthin drang meine zweite und auch Cowley's Kngel ein; ich fand sie in dem zerschmetterten zweiten Halswirbel, während sich die kleine Blei-Pille meines Freundes an den scharfen unteren Schädelknochcn in Atome zersplittert hatte. Mit der Aufzeichnung dieser Löwenjagd war anch das mir von Westberch geschenkte und aus seinem Tagcbuche geschnittene Papier, das lehte, dessen ich überhaupt habhaft werden konnte, aufgegangen, ich nahm nnn meine Zeitungen, die ich in Schoschong erhalten nnd zwischen denen ich Pflanzen zn pressen Pflegte, zu Hilfe, schnitt die freien Ränder ab und klebte sie mit dem Gnmmi der Mimosen zu Blättern zusammen. Am nächsten Tage beehrte mich Maraneian mit seiuem Besuche und wir sprachen mit W. über die Barotse, das Mntterland der Marntse. Marancian meinte, ich würde, da ich Alles nnter den Lenten in Schcscheke so beobachte nnd Hänser nnd all' die Dinge in mein Im><5«w (Buch) eiutrage, weit schönere Bauteu uud Dinge in den Städten der Varotse sehen und er machte mich namentlich anf die Denkmäler der Könige anf-merksam. Mich frente diese nene Aufmunterung znr Reise nach dem schon von Westbeech, dann eingehend vom Könige, von den Häuptlingen Rattan, Ramakoean, den Königinneu, Moqnai nnd den Portugiesen besprochenen Lande. So kamen wir auch anf des Königs verstorbenen Thronfolger Maritella zu sprechen. Nach seinem Tode ließ der König das zur Stadt nud ihrer Umgebnug gehörende Vieh anf dem Grabe zusammentreiben nnd hier mehrere Stunden stehen, bis die Thiere durstig nnd hungrig geworden, ihren Nnmnth dnrch Gcbrnlle knudgabcu. »Seht,« sprach der Herrscher, »auch die Thiere trauern um Maritella, mein Kind.« An diesem Tage kehrte der König mit seinen Leuten von der großen Elephantenjagd zurück. Er war höchst unmnthig nnd mit dem Erfolge II! * 292 Zweiter Vcsuch im Marutse-Reiche. derselben in jeder Veziehuug nuzufriedeu. Am 2. hatte man in den Sümpfen in der Nähe von Impalcra über hnndrrt Elephanten getroffen, jeduch nnr vier davon erlegt. Nicht weniger als zehntausend Schüsse waren gegen die Thiere abgefeuert worden. An: Abend sah ich bei dem Köuig die erbeuteten Haner. Zwei ^ 60, sechs Mischen 25 nnd 30 Pfnnd Gewicht, vier kleine Kuhhauer und vier werthlose Zähne junger Thiere. Dabei waren die zwei größten durch die Kugeln arg beschädigt worden. In der letzten Zeit war es in Echescheke recht empfindlich warm geworden, so daß man durchans nicht mehr eine Jacke am Körper ertragen konnte. Um so schwüler war es in meiner fensterlosen Grashütte und wahrhaft nnerträglich, wenn die über einen Fnß starke, nasse Graslagc, die anf dem Echilfrohrgrrippe lag, auszudünsten begann. Am 7. machte ich einen abermaligen Ansflug, diesmal nach Nordost, es war die längste Fußreise, die ich je zu Stande gebracht, etwa 52 englische Meilen. Schon etwa um zwei Uhr hatte ich SchesckM verlassen, durchschritt den westlichen Theil von Vlockley's Kraal bis an den Kaschteja hin uud verfolgte daun den Fluß anfwärts, indem ich vergeblich eine passende Uebergangsstellc suchte. Das Thal am unteren Laufe des ebeu genannten und schon mehrmals erwähnten linken Zambcsi-Zuflusses ist flach, wiefig, von Niederwald unisäumt. Bis zum Kaschteja trafen wir Zebra's, gestreifte Gnu's, Letschwe- uud Puku-Antilopen, Nietbock-nnd Steinbock-Gazellen, im Thale des Kaschtcja den Orbecky und Nietbock in Heerden, eine Erscheinung, die weder ich noch ein anderer Jäger zuvor beobachtet hatte. Die englischen Officiere wollten am 8., höchst unzufrieden mit dem Aufenthalte in Schescheke, die Stadt verlassen, doch sie waren nicht im Stande, Kähne von Sepopo zn erhalten, nm nach dem Tschobethal und Panda ma Tenka zurückkehren zu können. Auch am !). schlug Sepopo ihre abermalige Vitte ab. Hcnte kehrte auch Blockley von Panda ma Tenka mit einer größeren Anzahl von Gewehren znrück; ich war froh, den freundlichen Mann, der mir so viele Dienstleistungen erwiesen, wiederzusehen, und machte mit ihm einen Vesnch beim Könige, der mich wahrhaft beglückte, denn unumehr sollte mein längst gehegter Wnnsch in Er- Zweiter Besuch im Marutse-Nciche. 293 füllnng gehen. Der König war gesonnen, das mir gegebene Versprechen baldigst zn erfüllen. Er theilte uns mit, daß in nächster Zeit die von der Barotse zu Besuche gekommenen Königinnen sowie Moquai nach dem letzteren Lande zurückkehren würden, und daß ich in ihrer Gesellschaft reisen solle; ich konnte keine einflußreicheren Begleiter als jene von den Völkern su hochgeehrten Frauen haben. Als ich gegen Mittag Seftofto zum zweiten Male besuchte, fand ich sein Gehöft mit Menschm gefüllt, und als ich in das Haus eintrat, fragte mich der König, ob ich schon Maschukulumbe gesehen hätte, da ich es verueiute, nahm er mich bei der Hand, führte mich vor sechs ans der Erde hockende Menschen, die mir fremd und einer eingehenderen Betrachtung werth fchieuen. Sie waren von schwärzlicher Hautfarbe und hatten alle einen weiblichen Zug in ihrem Gesichte, die meisten eine Adlernase. Jener Zug rührte von der Vartlosigkeit der Gesichter, sowie davon her, daß ihre Oberlippe stark eingefallen war. Eine weitere Eigenthümlichkeit der fremden Besucher war, daß sie mit Ansnahme ihres Scheitels alle behaarteu Theile an ihrem Körper rasirt hatten, besonders auffallend war aber die Haarfrisnr, welche sich auf ihrem Scheitel auf-thürmtr. Sepopo berichtete mir, daß es Maschukulnmbe seien, welche nach Osten und Norden die Grenzuachbarn seines Reiches bilden. Vom Könige und mehreren Häuptlingen befragt, berichteten sie, daß die Stämme der Maschutulnmbe unter folgenden Fürsten leben: Sialoba, Mokobela, kiajila, Nnengwa, Kasenga, Kaingo, Musanana, Similindi, öiasamo, Kan-jambo und Nadschindn. Die Anwesenden waren Abgesandte, welche alljährlich mit Geschenken znr Begrüßung des Herrschers au den Marutse-Hof kommen nnd nach einigen Wochen mit Gegengeschenken heimkehren. In ihrem Lande gehen sie vollkommen nackt einher, nnr die Frauen pflegen sich Eisenglöckchen an einem Riemen nm den Leib zu hängen./Der Stolz der Maschnkulumbc ist ihr Haar, es ist auch in der That sehens-wcrth. Auf der Höhe des Scheitels, fest mit dem Kopfe zusammenhängend, ruht ein kegel- oder kegelstutzförmiger, aus mehrcreu Lageu aufgebauter Ehignon. Die einen Lagen find aus horizontalen, die anderen ans vertikalen, bei einem zweiten aus fich kreuzeuden, bei dem anderen wiederum W4 Zweiter Besuch im Marutse-Reicke. aus parallel lanfcnden, kunstvoll geflochtenen Zöpfchen gebildet nnd nlit einer Gummilösung durchtränkt, so daß das Ganze als ein ans dem Haare des Trägers allein bereiteter Van angesehen werden könnte; doch dem ist nicht so. Periodisch schabt der Maschnkuluinbe bis auf eine kreisrunde, dreißig bis fünfunddreißig Centimeter im Umfange messende Craninm Fläche das wollige Haar von seinem Körper ab. Auf die am Scheitel stehenbleibende Wolle wird nun der thnrmartige Chignon anfgebant; das durch das periodische Abschaben gewonnene Haar wird anfbrwahrt, bis eine hinreichende Menge zur Verfügung steht; nm diese jedoch in möglichst knrzer Zeit zn erlangen, erlanbt sich der Gemahl anch den Kopf :c. seiner Frauen, seiner Sklaven und die Köpfe aller der im Kriege erschlagenen Feinde abznschaben, nnd das so gewonnene, für den Maschnknlnmbe unschätzbare Material mit Hilfe von Gnmmi mit seinem Eigenen zn verbinden, nnd dann in kleine Zöpfchcn zu flechten. Die längste dieser Frisuren endete in einen 1'03 Meter langen Schweif. Sie war nach rechts geneigt, bengte sich der Mann nach vorne, so senkte sich anch der ganze Haarthnrm. Diese Frisur hatte einen Umfang von sechsuuddreißig Centimeter, die anderen waren zwanzig bis dreißig Centimeter hoch. Die Temporalmnskeln waren zn fingerdicken Strängen entwickelt, nur dadnrch konnte der Kopf auch die große Last auf dem Cranimn tragen. Die eingesunkenen Oberlippen waren dnrch das Aussprengen der oberen Schncidezähne bedingt, welcher Proceß bei den Maschukulnmbe ähnlich wie die Vognera bei den Vetschnana's zur Zeit ihrer Mannbarkeit oder vor derselben, also in der Abhärtnngsveriode des Knaben vorgenommen wird. In ähnlicher Weise brechen sich ein nördlich vom Zambesi wohnender Makalakastamm nnd die an seinen beiden Ufern wohnenden Matonga's die oberen mittleren Schneidrzähne und thun dies anch aus einem Motiv der Eitelkeit. Die Matonga-Frauen sind der Ansicht, daß nur Pferde mit allen Zähnen fressen, die Männer jedoch sollen kein Pferdegebiß haben. Der König war an diesem Tage mit den Seinen beschäftigt, ans den Blattrippcn der Sarovalme ein Mnsikinstrnmtnt zn schneiden, die eoncave Fläche desselben wurde mit Ansnahme der Enden tief ansgefnrcht nnd an der eonvexen, rückwärtigen Anßenfläche zahlreiche zwei bis drei Milli Zweiter Besuch im Marutse Reiche ' ^95 meter breite seichte Furchen eiugeschnitten, das Instrument wurde danu beim (5lephantentanze mit einem Stäbchen gestrichen. Wcstbeech, Dorehill und Cowley verließen am 10. Schcschcke, uni uach Panda ma Tenka zu gehen, während sich Sevopo noch immer weigerte, den beiden englischen Offizieren, welche sehnlichst abzlireisen wünschten, Kähne znr Verfügung zu stellen. Am N. zog der König, von einem Haufen seiner Unterthanen begleitet, durch die Stadt und führte laut singend den Mokoro- oder Bootstanz anf. Unter den Klängen der Schiffermelodie wurde eine Bootfahrt versinnlicht. Der Vortänzer, hier der König, machte die Gesten des Bugruderers, der ihm folgende Schwärm, etwa siebzig seiner Unterthauen ahmten die Vackbordmänuer nach. Da ich die Hoffnung nicht aufgab, Sepopo werde die englischen Ossiciere ziehen lassen, arbeitete ich nene Feuilletons für englische und heimische Blätter aus nud übergab ihuen dieselben sowie meine Currcsvondmz zur freuudlicheu Weiterbeförderung. Sie waren schon im Begriffe in die Boote zu steigen, als sie abermals von Sepupo zurückgehaltn: wurdeu; endlich gab er uach. Da waren es aber die uon den Engländern gemietheten Diener, welche sich die unfreundliche Behandlungsweise ihres Bönigs znm Muster nehmend, nicht minder unverschämt betrugen. Durch meine Intervention gelang es indeß, auch diese zur Vernunft zu briugen nnd den Offieiercn die Abreise zu ermöglichen. In den letzten Tagen hatte sich eine der Sommerftlagen von Schescheke, die Mosquito's, recht bemerkbar gemacht uud ließen mich taum zur Ruhe kommen. ^Ilm 1U. wurde abermals vou dru Marutse des nothwendigen Köders halber eine Hetzjagd auf einen Hund unternommen, da eine Frau beim Baden wieder von den Krokodilen getödtet wnrde. Auf meiuem Ruudgauge durch die Stadt kam ich eben dazu, als ein Meuscheuschwarm nach dem Flusse, hinstürzte; demselben folgend kam ich zn den zwei Mimosen, in deren Nähe eben zwei riesige Krokodile an's ^iand gezogen wnrdeu. Seit einigen Tagen fiel jeden Nachmittag Regen uud am frühen Morgen so reichlicher Thau, daß ein Ausgang vor zehn Uhr ein Morgcn-bad genannt werden konnte. Iu den meisten Partiell war das Gras drei Fuß hoch. 296 Zweiter Besuch im Mnrntse Reiche. Am 20. machte ich wieder einen Ausftug nach Nordost und schoß eine Steinbock-Gazelle, dabei war meine Ausbeute an Culeovtera äußerst reich. Am folgenden Tage machte ich einen größeren Ansflng nach Norden, Ich verließ Schescheke noch vor Tagesgrauen und kehrte gegen sechs Uhr Abends heim. Trotz des starken Thanes uud der sonstigen Mühen fühlte ich mich dnrch nenc Beobachtungen und die gewonnene Vcute reichlich entlohnt. Ich fand manche Theile des Waldes mit einem hohen mn- Sepopo's Arzt. fangreichen Busch, der von Tausenden großer weißer Blüthen bedeckt war, dicht bestanden. Diese Blüthen dnfteten so herrlich, daß die Luft im Walde von einem starken, förmlich berauschenden Wohlgernchc geschwängert war. Anf einer der tief im Walde liegenden Lichtungen fand ich zwei znvor noch nicht beobachtete Lilien, die eine zeigte eine schöne violette Blüthe; an der zweiten fand ich einen ockergelben Blattkäfer, an den jungen Trieben des Mntsetlabusches eine zweite rothblaugestreifte uud zwei mir noch neue Rüsselkäfer-Arten. Am Heimwege erhäschte ich an zwei wrißblühenden Büschen drei Arten kleiner Nosenkä'fer und in einer aus- Zweiter Besuch im Manttse-Neiche, 29? getrockneten hochbegrasten Bodeneinsenknng, die anf meiner zweiten Reise erwähnte, im Lande Seschele's angetroffene I.llül !>>>(!(!. Abends erschien der König in nnserem Gehöfte nnd lnd mich nnd Walsh anf einen Becher Honigbicr ein- während des Nachtmahls fertigte der König einen Proceß ab. In der Stadt hatte eine, Schlägerei (ein sehr seltenes Ereigniß) stattgcfnnden, und ein Mann war dabei von seinen Genossen mit den: Widerhaken eines Assagai verwundet worden. Sevovo vernrtheilte die Lente zur Mabiinda. Makowlo. Zahlung eines Schmerzengeldes und als die Schnldigen (es waren Maka-lata's, welche am Kaschteja wohnen) ihre Insolvenz betheuerten, befahl er ihnen, dem Verwundeten eines ihrer Rinder zn geben, nnd dnrch zwei Monate in den königlichen Feldern den Königinnen bei der Ausübung ihrer Arbeiten behilflich zu sciu. Am ^». kehrte Vanren über Impalera von Panda ma Tenka nach Echescheke znrück. Er berichtete, daß mein früherer Diener Pit von einem Büffel verwnndet worden war nnd daß Westbeech anf seinem Wege nach Impalcra einen Büffel erlegt habe. In Folge der letzten Regen hatten sich die Lachen nnd Senken in den Ge- Z98 Zweiter Besuch im Mcnutse^teichc. holzen gefüllt und das Wild sich rwu der am Zambesi anliegenden Wildebcne Blocklcyskraal in den Wald zurückgezogen. Am Nachmittage imtersnchte ich die beiden Fischspecics Tschi-Mo und Tschi-Maschona, doch sollte ich den Tag nicht beschließen, ohne noch Zeuge einer unerquicklichen und bedauernswerthen Scene zu sein, durch die ich die der Königin Moauai gezollte Achtung bedeutend geschmälert sah. Da ich mich am ^4. auf eine Vüffeljagd begeben wollte, zog ich mich etwas zeitlicher iu meine Hütte zurück. Es mochte etwa neun Uhr Abends sein, als ich ein lautes Weinen vom Flusse her ueruahm. Anfangs achtete ich nicht darauf, duch bald wurde dasselbe vou eiuem dumpfeu (^ebrause menschlicher Stimmen übertönt und erweckte meine Nengierde' Narri, eiuer meiuer Diener, den ich abgesendet, um mich über die Ursache dieser Vcwcguug aufklären zn lassen, stürzte wenige Minnten später ganz außer Athem zu mir und berichtete, daß die Königin Moauai eben eine ihrer Dienerinnen ertränken lasse. Ich konnte eine solche Hand-lnngsweise von Moqnai nicht glanben nnd eilte zum Flusse, nm mich zu überzengen. Mehrere Grnppen von zankenden uud schreieuden aber auch lachenden Menschen belagerten das Ufer, an welches man eben einen anscheinend leblosen Körper einer Sklavin trng. Auf dem Wege nach Muquai's Wohnuug, wohin man diese weiter schleppte, erfuhr ich anch den Sachverhalt. Das vor uns liegende Mädcheu, das indesseu wieder ihr Bewußtsein erlangt hatte, war eine Dieueriu ^Sklavin) Moqnai's. Tags zuvor hatte Moauai der Dieuerin bekannt gemacht, daß sie ihr einen Mann, einen Mabunda, einen häßlichen Holzschneider, zum Gemahl bestimmt habe. Als Zeichen ihrer Unterwürfigkeit krenzte die Sklavin ihre Hände über der Brust, doch brach sie im selben Momente in ein lautes Schluchzen ans, ein deutlicher Beweis, wie sehr ihre Gefühle der aufgedrungenen Wahl wiederstrebten. Darüber wurde dir Königin so unwillig, daß sie ihre Magd sofort entließ. Moauai, die etwas Aehnliches noch nicht zuvor beobachtet, berief das Mädchen noch einmal vor sich. Als die Königin ihren Befehl wiederholte, wagte es die Sklavin zu widersprechen. Sie wollte ihrer Herrin tren dienen, von dem ihr auf- Zweiter Besuch im Marutse-Reiche. 299 gedrungenen Alten jedoch nichts wissen. Moquai fühlte sich dnrch diesen Widerstand beleidigt und erzürnt und ließ den Bräutigam rufen nnd bedeutete ihm, in der Stille der Nacht seine Vrant an den Strom zu führen und sie so lange unter Wasser zn halten, bis sie beinahe erschöpft sei, sie dann herauszuziehen nnd im bcwußtloseu Zustande in seine Hütte zu bringen, damit sie aus ihrem Todesschlnmmer als eine Mosari (.eine verheiratete Frau) erwache. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als am nächsten Morgen Gesang nnd Trommelschlag aus Moqu'ai's Gehöfte an mein Ohr schlugen. Vor der Hütte der Neuvermählten wurde der Hochzeitstanz anfgeführt. Ich sah zehn Männer, welche die Füße hoch emporhebend, sich langsam drehend und gleichzeitig vorwärts bewegend, eine elyptische Bahn beschrieben. In der Mitte der Tanzenden stand ein schreiender Sänger, der sich in entgegengesetzter Nichtnng drehte uud mit einem Lanbzwcige den Tact angab. Die Tänzer waren sämmtlich mit Schürzen ans rauhgargearbeitrten Thierfellen bekleidet (meist Lnchs- nnd grancu Fuchsfellcn). Manche hatten ihre Waden mit drei bis vier Reihen angesäbelter, aus Fruchtschalen verfertigter Schellen behängen. Der Gesang des in der Mitte Hüpfenden wurde vom Schlage zweier Langtrommeln begleitet, vier andere Tänzer hockten anf der Erde, um die müde gewordenen abznlösen. Unter den Tanzenden drehten sich auch zwei kanm zehnjährige Knaben; später gesellten sich zahlreiche Vorübergehende hinzu; namentlich nm sich nach dem Tanze au dem Kafirkornbier gütlich zn thun, das die Königin gespendet. Der Tanz danerte nicht weniger als drei Tage. Zuweilen wiederholt der Kreis den Gesaug im Chore, zog die Schultern an einander nnd führte in demselben Momente eine rasche Vorwärtsbewegung aus. Als ich am Nachmittage von einem Ansflnge in das westliche Gehölz heimkehrte, lenkte ich meine Schritte nach der Hütte der Neuvermählten. Die Hütten der Leibeigenen ringsnm waren im freudigsten Anfruhr; Alles lachte und scherzte nnd überall faßen und lagen Gruppen um die gefüllten Vntschnalatöpfc; der Trommclschlag rief viele Neugierige herbei, Alles war luftig und fröhlich, nur Eine, die Hauptperson schien wenig von alldem zu sehen und zu hören, den Kopf auf ihre Hände gestützt, saß sie auf der 300 Zweiter Vesuch ini Marutse-Reiche. Orde vor ihrer Hiittc; ihre Züge waren starr und das Auge blickte stier auf den nächstm Hüttenzaun. Am 25. übcraschtc uns Srvopo und Moquai mit einer Serenade, der erstere hatte sechs, die letztere zwei Musikauten, zwei Myrimbas (Kürbisschalcnftianos), nnd vier MorupaZ sRöhrrntrommeln) im Gefolge; nm den König nicht zn beleidigen, blieb ich den ganzen Tag daheim. Gegen Mittag des W. kam Westbeech von Panda ma Tenka mit Gewehren für den König, auch erschienen zwei Portngiesen in Scheschcke, von denen einer, obgleich sie sich beide Smhores nannten, so schwarz wie ein Mambari war, diesen Beinamen jedoch mit Verachtung znrückwies. Franeis Noqnette hieß der eine, nnd hatte nebst dnnklcn Franen Zwanzig Diener. Diese zeichneten sich dadnrch ans, daß sie bis ans einen, einem Helmkamm gleichenden Haarkamm ihre Wolle vom Kopfe abgeschabt hatten. Am 27. beendeten meine Diener die ihnen ans Segeltuch Zugeschnittenen Segeltuch sacke, in denen mein Gepäck auf der Weiterreise befördert werden sollte. An diesem Tage wurde anch das im europäischen Style errichtete Berathnngshans fertig nnd die bisher in einem der königlichen Häuser anfbewahrten Kriegstrommeln darin untergebracht. Da ich dentlich sehen konnte, daß sich die Königinnen zum Anfbruch nach der Barotse rüsteten, traf anch ich meine Vorbereitungen, nm jeden Augenblick abreisen zn können. Die beiden Portugiesen kamen vom Norden ans einem der Maschukulnmbc-Ländrr, in welchen sie den größten Theil ihrer Waaren für Elfenbein ansgetanscht hatten, während sie den Nest derselben, Feuerstein-Musketen, grobes Schießpulver in Fäßchen, Blei, Eisenkugelu und Kattun nach Schescheke, brachten. Am 1. December 1875 ging endlich mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung, ich konnte die Weiterreise stromaufwärts antreten. Ten Zambesi auswärts. 501 X. Aufbruch von Scheschele, — Die Flottille der Köiügimien. — Erstes Nachtlager. — Marntse-Typen. Mankoö. — Fruchtbarfeit des Zambesi-Thales. — Die Strom schilellen >i!n eoulraleu Zainbcsi ^ Die Mntschila-Anmsiussa-Strcxnschnellen, — Schiffbruch iu denselben, — Sionia vou Löwen belagert. — Vuin Fiel'er besinnungslos nieder geworfen, ^ Niicklehr nach Schescheke. Am Morgen des 1. December 18?5> besuchte mich m: Marutso - Iliiterhäuptlin^ und lud mich nn ihm zu folgcu. ?lm Ufer dcs Zambrsi angelaugt, fand ich drei für mich bestimmte königliche 5lälM, dic indeß kaum für dm Traus-^urt meines Gepäcks hiurcichten, weshalb ich um einen vierten ersuchte, wobei meiuc Diener noch immer zu i^ande am Ufer folgen mußteu. Gegen Ä^iittag verließen wir Schefcheke uud kamen ziemlich rasch vorwärts. Ich fand so zahlreiche Inseln und Buchteu, daß ich es bedaueru mußte, in Folge der herannahenden Fieberzeit rasch reisen zu müsseu uud nicht die nöthige Zeit znr Verfügung hatte, das Vett des Zambesi in seiner gauzeu Breite mit seinen Inseln, Lagunen lc. in allen Details kartographisch aufnehmen zn können. Der Uferabhang, in dessem Sande sich eine 12 bis 24 Zoll starke, mit Thon untermischte Torfschichte bemerkbar machte, zeigte mir schon auf der ersteu Strecke unserer Fahrt riuige sammeluswerthe Pflanzen; doch konnte ich nicht Manlo«. 302 Den Zambesi mifwarls. daran deuken, die Fahrt zu nnterbrecheu, da mir viel daran lag die Flottille dcr Köuiginnen, welche bereits Morgens Schescheke verlassen hatten, einzuholen. Gegen Abend kamen wir an Stellen, an denen zahlreiche vom Strome hcrabgeführte und im Grunde festsitzende Baumstämme die größte Vorsicht geboten; bei Sonnenuntergang hatten wir endlich die Landungsstelle der Flottille erreicht. Es war cm nackter, sandiger Uferabhaug, doch beiderseits von Schilf und oben von Gebüschen gegen Wind geschützt. Während die weiblichen Dienerinnen zahlreiche Herdfcuer angezündet hatten uud ihren Küchenarbeiten oblagen, führten mehrere Kähne das znm Baue der Hütten nöthige Schilfrohr herbei. Ich wollte au diesem gemeiusameu Lagerplätze übernachten, meine Bootsleute jedoch schlugen eiuen, noch einige Meilen entfernteren vor, und da ich damals ihre Finten nicht kannte, fügte ich mich; erst später erfuhr ich, daß sie sich möglichst bestrebten, nicht au demselbeu Orte, den sich die königliche Flottille zum Lagerplätze erwählt hatte, zu übernachten, damit mich die Königinnen gegen ihre Belästiguugen nicht zu schützen vermochten. Spät am Abend langten wir endlich au dcr auserkorenen Lagerstelle au, es war eine wenige Hütten zählende Niederlassung von Mainboi'>f!scheru nud Nilpferdjägcrn. Einige in den Ufersand eingetriebene Vaumäste, auf denen Netze hingen, zahllose aufgesteckte Köpfe kleiner Krokodile und nicht minder zahlreiche herumliegende Welse wiesen deutlich auf ihr Gewerbe hin. Wir logirten uns iu einer 2'/^ Meter hohen, drei Meter breiten nnd sechsuudzwanzig Meter langen Grashütte ein. Während der Fahrt beobachtete ich zahlreiche Wasser- und Sumpfvögel, Staare, Fiukeu, Eisvögel :c. Als wir am nächsten Morgen eben im Begriffe waren, mit unserem Gepäck die Boote zu beladen, kam die königliche Flottille in Sicht, die wir nun erwarteten. Die Mamboi', die Bootsleitcr der Ko'nigiuuen, über-gabeu derselben ein Abends vorher geschlachtetes Niud uud die Mutter des Landes, Mokena, war so gütig, mir ein Hinterviertel von dem geschlachteten Thiere zu überlasseu. Meiue Bootsleute mußten sich der königlichen Flottille anschließen und nun ging es rasch vorwärts. Die vielen, bald vor, bald hinter uus fahreudeu, eiuander überholenden, den Fluß Den Zambesi auswans. I03 krcuzeudeu, dort wieder zwischeu dcu Inseln rechts oder links eiubie-geudeu stark bemaunten.^tähuc boten, auf dem tieflilaucu, von Mimosen-gcbüschen und dm Schilfrohrwalde umsäumten Strong ein wechselndes und sehr interessantes Bild, das ich gerne festgehalten hätte, wenn nicht d.ie kartographische Anfnahme des Flnsses jede Minute bcansprncht haben würde. Einer am rechten Ufer erbanten Marutsc-Niederlassuug gegenüber hielten wir für eine halbe Stunde ans einer Sandbank, um den Bootsleuten, die sich sehr wacker hielten, einige Augenblicke Ruhe zu gönnen. Während diese gemüthlich ihre Dachapfeifen schmauchten, wnrde von den kölnglichen Frauen ein kleiner Imbiß eingenommen, bei dem sie auch mich nicht vergaßen, indem mir eine der Königinnen, Mamangala, geröstete Fische übersandte. Flußseenerie und die Thierwelt blieben sich auch heute gleich. Gegen Abcud laudeten wir an einer Stelle, an der schon früher von vorübcrfahrcndcn Schiffern eirea zwanzig Hütten errichtet worden waren. Es war anch die höchste Zeit, denn ein Gewitter war im Anzngc und es sing zu reguen an. bevor ich mein Gepäck an's lifer gebracht hatte; hier lag auch bereits das vierte Boot. Der Stnrm danerte bis gegen Mitternacht. Der Regen drang in die Hütten und ich mnßte mit nieinen Decken mein Gepäck zn sichern suchen. Anf einem Kistchen sitzend, entschlnmmert, glitt ich ick Schlafe auf dcn Boden nieder und erwachte früh zn meinem Erstauueu in einer in der Hütte entstandenen Ivegeulachc; die Folgen ließen nicht anf sich warten. Am folgenden Morgen gab ich dem Drängen meiner Bootsleute uach uud unternahm einen Iagdansflug auf einer mit vier bis fünf Fnß hohem Grase bewachsenen, von zahlreichen Lagnnen und beträchtlichen Sümpfen bedeckten Ebene, welche von dem Schescheker Walde umsäumt, sich nach Westen erstreckte und hie nnd da bewaldet war. Anf niedrigm Bodenerhebungen erblickte ich kleine Marutse-Dörfcr, deren be-deuteudstes ktatunga hieß. Zur Zeit der Zambesi-Ueberschwemmuugcn steht die ganze Ebene bis zu diesen Dörfern unter Wasser. Von dein leider erfolglosen Iagdansflnge zurückkehrcud, fühlte ich Plötzlich l'ine nie znvur empfnndene Müdigkeit über mich kommeu, welche so zunahm, das; ich etwa eine halbe Wegstunde von nnserem Lager 304 Ten Zambesi, cmfwäl'ts. entfernt anßcr Stande war, writer zn gehen, nnd mich lncine Diener dahin tragen mnßten. Nach den Symptomen zn schließen, welche diese Müdigkeit begleiteten, hatte mich das Fieber überfallen. Meine Bootsleute waren sehr ungehalten darüber, daß ich ohne Bente znrückgekehrt war nnd ihnen die Bewohner von Katonga nicht hinreichend Bier nnd Korn gegeben hatten, ich war deshalb froh, daß fich der mir als Führer mitgegebene Unterhänptliug Sekele meiner aimalim nnd die Leute znr Ruhe Manltse-TMn, verwies. Wahrend der Nacht verschwand eine der Dienerinnen der Fürstin Moqnai. Diese ließ die Spur, die znm Waffe? führte, verfolgen, und es zeigte fich, daß die Person einige Schritte flußabwärts an's Land gestiegen war nnd die Richtung nach Schescheke eingeschlagen hatte; sofort wurden einige der Männer nachgesendet, welche die Flüchtige, die unlängst gegen ihren Willen verheiratete Selavin, zurückbrachten. Wir setzten an« nächsten Morgen die Bootfahrt fort nnd liefen gegen Mittag in einen schmalen Flnßranm ein, der von der nördlichsten In dcn Mcmekaugo.'Ztromschnclleii. II 20 Ten Zambesi aufwärts, ' 307 mehrerer bewaldeter Inseln und dem linken Ufer gebildet wird. Ich erlaubte mir diese Inselgruppe die Rohlfs-Iuselu zu benennen. Auf der Festlandseite des Flnßarmes lag die westlichste Masupia-Niederlassuug Sekhosi, in der schon seit vielen Dccennien steißig Ackerbau getrieben wurde, unter Anderem wurden hier auch Manza und Bohnen cul-tivirt. Gegenwärtig pflegen die Marntse nur so viel anzubauen, als sie zu ihrem Lcbeusbedarfr und ihren Abgaben bcnöthigcn, nnr die Mafnpia, Vatoka und östlichen Makalaka bauen etwas mehr au uud verlausen den Ueberschuß den Händlern und Jägern aus dcm Süden. Dabei cnltivireu sie meist nur sandige Abhänge, Waldstcllcn um Termiteuhaufeu, während die fruchtbarsten marschigen Theile vollkommen brach liegen. Mit Rücksicht auf diese großen Strecken, die regelmäßige Bcwässeruug, die man diesen angcdcihen lassen kann, das warme Klima ic., hat das Land eine große Znkunft. Die von den Flüssen entfernteren Vinneugebiete bestehen aus einem oft meilenlange Wiesenstrcckcn einschließenden Urwald, so daß auch diese gute Felder abzugeben versprechen. Nöthigenfalls können auch die Flüsse, wie der Zambesi selbst, zur Bewässerung des Landes herangezogen werden. Die Stämme siud strebsam und arbeitsam; hat der Pflng in's Land Eingang gefuuden uud ist es eiumal vom Süden oder Osteu dem allgemeinen Verkehr geöffnet, so wird das Marutse-Reich rasch aufblühen. Ungefähr zwölf Meilen von Schescheke tritt ein Vorbote der die südliche Barotse dnrchzieheuden und den Flnß nach abwärts begleitenden Höheukettcn, der Wald von Schescheke, unmittelbar an's Ufer. Schon östlich von Schescheke, etwa halben Weges zwischen den Makumba-Strom-schncllcn und der Mündung des Kaschteja-Flnsses, anf welcher Strecke das Land sich allmälig nach Westen hub, vermißte ich die Saro- und und Fächerpalme, sowie die Paftyrusstaude. Westlich von Sekhosi ist das Gefalle des Stromes ein bedeutendes, es beginnen hier auch die Süd-Barotsc-Stromschuellen uud Katarakte des centralen Zambesi. Dieselben sind zumeist durch Felscnbänke gebildet, welche quer in einer geraden oder schrägen Richtnng über den Flus; ziehen nnd gleichsam Verbindnngsarme zwischen den beiden den Zambesi begleitenden Höhenkettcn darstellen. 20* 308 Don Zambesi Mlfwärls. Durch diese Felsenriffe sind zahlreiche Inseln gebildet und je weiter ich kam, desto interessanter schien das Flnßbett mit seinen vielen nackten, dunkelbraunen, doch auch nicht minder zahlreichen beschilften, oder stellen^ weise anch hochbewaldeteu Inseln zu werden. Ans einer Strecke von vierzehn englischen Meilen zählte ich einen Katarakt nnd vierundvierzig Stromschnellen, die letzteren waren in der Weise gebildet, daß sich all-mälig das ans einer einzigen Felsenplatte gebildete Flußbett neigte, oder daß sich dasselbe plötzlich stnfenförmig senkte. Stellenweise waren es wieder Felsenblöcke, welche theils unter dem normalen Wasserstande Mmilliliri. Mlituussa, liegend oder anch über denselben hervorragend die Stromschnellen vernr-sachten, nur einmal beobachtete ich, daß eine Felsenbarriöre durch den Flnß lief, welche hie und da Oeffnnngen zeigte, durch welche sich das Wasser mit Wucht Bahn zu brecheu suchte. Diese Schnellen wären mit den Marntse-^iähneu nnpassirbar, wenn sie nicht von den Krokodilen gemieden würden. Die Abwesenheit der großen Saurier ermöglicht es den Schiffern, an solchen Stellen das Boot zu verlassen und den Kahn theils schiebend, theils ziehend das Hiudcruiß zu überwinden. An den schwierigeren Partien ist es jedoch nöthig, das Gepäck auf die ans dem Flusse hervorragenden Blöcke umznladen nud dann den Ten Zambesi aufwänö. 309 leeren Kahn über die Stromfchnellen zu bringen. Die erste dieser Strom-schnellen, die wir passirten, nennen die Eingrboruen Katima Molelo, sie bestand ans mehreren Partien nnd wir warm im Stande, sie mit den Rlidrrn an einer Stelle zn überwinden, während an den übrigen die Bootsleute anssteigen nnd die Kähne über die Felsenriffe ziehen mnhten. Kanin über das Hinderniß gelangt, beeilten sie sich in das Boot zn springen, nm den im tieferen Fahrwasser ans der Lauer liegenden Krokodilen zn entgehen. Die nächstbedentendste Strumschnelle nach dieser, die wir am 5. zn Passiren hatten, war jene von den ^imzcbornen Mntschila Anmsinga genannte, es ist die gefährlichste anf der Strecke Scheschete-Nambwe-Katarakt, sie liest leider auch mir ihre Gefährlichkeit fühlen. Virine Krankheit hatte sich an diesem Tage, verschlimmert, allein ich achtete wenig darauf, daß mir selbst das Sitzen in dem Kahne beschwerlich 310 Ten Zambesi aufwärts. wurde, indent es mit Gliederschmerzeu verbunden war dennoch ließ ich mich in meiner kartographischen Arbeit nicht stören. Die Mntschila-Anmsinga-Stromschnelle wird dnrch eine ziemlich bedeutende Neigung des felsigen Bettes, sowie zahlreiche nnter dem Wasser liegende Felsenblöcke gebildet, duch die dem Schiffer drohende Gefahr rührt von einem anderen Umstände her. Zwischen einer bewaldeten Insel und dem linken Ufer gelegen, nnd nnr etwa fünfzig Meter breit, zeigt sie zwei, dnrch einige an ihrem Beginn liegende Inseln bedingte Seiten-strömnngen, welche die Kraft des Schiffers erschöpfen, nnd dieß nm so mehr, als sie an keiner Stelle so seicht ist, daß die Bootsleute den Kahn über die Schwelle ziehen könnten. Ein zweiter Nebelstand in meinem Falle war, daß die Kähne schwer beladen, aber nicht hinreichend bemannt waren. Meine Gewehre sowie meine, Tagebücher, Glasperlen, Patronen, und die für die Häuptlinge und Könige bestimmten Geschenke befanden sich in meinem Boote, das an diesem Tage das dritte in der Reihenfolge war. Das zweite war jenes, welches mein Schießpnlver, meine Mediea-mente, meine Provisionen nnd die in Schescheke gesammelten Insecten nnd Pflanzen führte (die übrigen gesammelten Gegenstände hatte ich West-brcch zur Weiterbcfördcrnng nach Panda ma Tenka übergeben). Da ich sah, daß die Bemannung dieses Bootes nnr mit genauer Noth der Strömnng Widerstand leisten konnte, rief ich den Lenten zn, die vom Ufer überhängenden Vänme nnd Büsche zn ergreifen, um das Boot mindestens in seiner Stellung zu erhalten. Meine Znrnfr wurdeu indeß vom Brausen der Strömung übertönt. Die Nnder gleiten von der Felsenplatte wie von einer Spiegelfläche ab, die ihnen allen wohlbekannte Gefahr verwirrt die Bootsleute, statt ihre Muskeln anzuspannen; regellos greifen ihre Ruder ein und damit war das Los des Bootes entschieden. Doch nein, es kann nicht möglich sein, so bitter nnd unversöhnlich kann ja des Geschickes Walten mir nicht entgegentreten. Meine Medicamente, die Nahrungsmittel, die Mühen su vieler Tage sollten vom Wasser verschlnngen werden und mir verloren gehen? und eben jetzt, da ich an Fieber erkrankt, ihrer bedürftiger als je gewesen, und wo die Hoffnung lind Möglichkeit, das Verlorene wieder zn erlangen, vollkommen fern gerückt war? Dcil Zambesi aufiuärts. 311 (^Meine Bootsleute wurden durch die verzweifelte Lage des vorderen Bootes verwirrt uud die Strömuug begann auch mit unserem Boote ihr Spiel. Doch wir waren dem Ufer nahe und rasch genug konnten die überhängenden Aeste ergriffen und das Boot gegen die Insel herangezogen werden. Das erste Boot aber war der Wncht der Strömuug nachgebend, bald ans seiner znr Stromlinie parallcllen Stelluug gebracht und bot der Gewalt des Wassers seine Breitseite entgegen. »Helft doch!« schrie ich verzweifelt den Leuten in meinem Boote zu und war eben selbst im Begriffe in das Wasser zn springen, alles andere, selbst das heftige Fieber, unter dessen Einwirkung ich seit den letzten zwei Stunden so heftig trauspirirte, daß die Kleider am Körper klebten, war unter den obwaltenden Umständen vergessen; meine Bootsleute hielten mich aber mit Gewalt zurück. Von der Strömung erfaßt, anf der einen Seite niedergepreßt, neigte sich das Boot, seine Lenker, denen bei dem verzweifelten Versuch, die Gewalt der Strömuug zu überwinden, die Nuder gebrochen waren, verloren das Gleichgewicht und in demselben Momente schlng die erste Welle in das Boot, bald folgten eine zweite, eine dritte Welle uud nun ^ ich traute meinen Augen nicht — schlng es nm. Nach mehrfachen Austreuguugen, wobei meine und die folgeudeu Bootsleute treulich mithalfen, gelang es, das Boot wieder flott zn machen uud ewige Gegenstände zu retten. Alle kühuen Hoffnungen, alle Pläne und Wünsche, der Traum vom atlantischen Ocean — alles war hier versuuü'n. Mitleidslos zerstörte das Geschick in wenigen Angenblicken die siebenjährigen Vorbereitungen zur Ausführung meiner mir selbstgestellten Anfgabe. Angesichts dieses Unfalls, der alle früheren Enttäuschungen tanseudfach überbot, mußte ich, vom Fieber niedergeworfen, auf die Fortsetzung der Neise, der alle meiuc Anstrengungen galten, verzichten. Und um das Maaß der bittereu Erfah-ruugeu voll zu machen, fah ich auch die Früchte mouatelanger Arbeit uud emsigeu Eammelns vernichtet — kaum einen nennenswertheu Bruch-thcil konnte ich retten. Nachdem wir das mir für die Dauer meines Lebens denkwürdige Mutschila-Anmsiuga passirt hatten, landeten wir eine Stunde später am rechten 3l2 Den Zambesi mlfwürts. Zambcsi-Ufcr unterhalb eines Mabunda-Dorfes mit ^iainen Sioma; die uns längs des linken Ufers folgenden Diener wurden hernbergeholt, um so rasch wie möglich (wr einbrechender Nacht ein Lager errichten zn können. Wir wurden jedoch von dm Mabnnda's mit der Nachricht überrascht, daß die Gegend von Löwen nur wimmle und ihr Dorf sozusagen allnächtlich von diesen Naubthiercn belagert sei. Mir schien diese Mit- Vevllist meines Voott's, theilnng nnr ein Vorwand zn sein, nus zur Fortsetzung der Neise zn bewegen. Ich erstand von ihnen für Glasperlen Kafirkornbier, das ich meinen Bootsleuten als Gratifieation für die vicleu Mühen, die sie an diefem Tage meinethalben hatten, verabreichte. Da ich mich dnrch die Mittheilnng der Mabuuda's nicht abschrecken ließ und sie mit den Glasperlen günstiger gestimmt hatte, riethen sie uns, die Dächer einiger verlassenen ain Flusse erbauten Hütten ab- und zusammenzntragen und diese Tioma von Liiwl'n ciü^^visf^n. Ten Zambesi aufwärts. 3l5 kegelförmigen Glasbauten in Hnfeisenform derart neben einander anfzu-stellen, daß ein Theil des Dachrandes (nach Außen) auf die Erde zu liegen komme, der andere dagegen auf knrzen Pfählen nach inneil zu gestützt fei, so daß unser Lager sieben riesigen kegelförmigen Grasfallen nicht unähnlich war. Vor den Hüttcneingängen ließ ich mehrere große Feuer anzünden. Während der unglückseligen Fahrt des heutigen Tages waren mir am Ufer des Stromes zwauzig bis vierzig Fuß hohe Bäume mit weißlicher Rinde aufgefallen, von deren Stamme zahllose Wurzeln, einem dichten Barte gleich und von den über das Wasser wnchcrndrn Acsten in drei bis sechs Fuß langen, röthlich braunen Zotten herabhingen. Am 5. regnete es den ganzen Tag hindurch, der Wind war am Nachmittage eisig kalt geworden und obgleich die Diener das offene, sallenartig niedergelegte Dach mit Matten zu verhängen suchten, so wurden diese vom Winde immer weggeblasen und ich unzählige Male in meiner heißen Fieberhitze von dem kalten Regenschauer plötzlich abgekühlt. Während ich fast regungslos anf dem ans Kisten errichteten Lager gebannt war — meine Krankheit hatte sich nur noch verschlimmert uud ich konute nur mit Hilfe der Diener meine Lage ändern — wurde ich Ohrenzeuge eines Gesprächs, welches von den letzteren, die mich schlafend wähnten, außerhalb der Hütte geführt wurde. Borili, einer der beiden Matonga's gab seiner Schadenfreude lebhaften Ausdruck, das; der Njaka (Zauberer, Doetor) fchwer erkrankt sei und suchte seine Genossen dazu zu verleiten, mit meinen Vorräthen das Weite zn suchen und auf das südliche Tschobe-Ufer zu flüchten. Da die anderen drei Diener sich ziemlich pafsiu verhielten, beschloß ich das Complot im Keime zu erstickeu. Ich rief die Diener und während ich die anderen mit Glasperlen beschenkte, frug ich Vorili, ob er noch immer ein Tlobolo (Gewehr) als Lohn zu erhalten gedenke. Auf seine rasche bejahende Antwort erwiderte ich mit Nein und hielt ihm vor, daß er kein guter Diener, soudern ein Dieb sei und drohte ihm im Wiederholungsfalle eiues ähnlichen vcrrätherifchen Versuches nach Schescheke zur Bestrafung zurückzusenden. Abends ließ die Fieberhitze etwas nach, so daß ich mich von den Dienern von meinem Schmerzenslager herabheben und mich auf die Erde ZI6 Tl,'» Zliüldl'sl auflUlirts. setzen ließ; mit dem Nucken gegen mein Lager gestutzt, empfing ich einige Mabunda's nnd erhandelte von ihnen einige Handarbeiten, schrieb an meinem Tagebnche nnd bereitete ans den noch geretteten, wenigen Medicamenten für einen der Bootsleute ein Brechmittel, d^r durch den zn reichen Genuß der Frucht eines Busches Ki-Mokononga bedenklich erkrankt war. Nach dm Symptomen, nntrr denen derselbe erkrankte, sowie nach dem penetranten Gernche konnte ich schließeil, daß das Fleisch dieser Frucht die Eigenschaften des ^i»i^l:,!in nnd ünlc^ili (Blausäure) vereinigt. Die Früchte waren ^'/^ bis 3'/^ Centimeter lang, i'/z bis zwei Centimeter dick, hatten einen länglichen Kern, ein gelbliches Fruchtfleisch nnd eine zähe Epidermis, sie schmeckten süßlich nnd nach bitteren Mandeln. Nachdem sich der Mann mehrmals erbrochen, fühlte er sich bedeutend besser und am nächsten Tage wieder ganz wohl. Da das Fieber etwas nachgelassen, benutzte ich die freien Allgenblicke, nin den von Siuma hcrabgekummencn Mabnnda-Hänptling nnd meine Bootsleute sowie die beiden Führer über Land nnd Leute im Marntse-Neiche zu befragen. Den Hanptgcgenstaud unseres Gespräches bildeten die zwischen dem Zambesi und Tschobc wohnenden Stämme Livaga, Libele und Lujana, sowie die am ceutralcn Tschobe. welcher auch den Namen Lujana führt, wohnenden unabhängigen Bamaschi nntcr den drei Fürsten Knkonganena, Knkalelwa nnd Molombe. In der folgenden Nacht wurden wir von der Wahrheit der Mit-theilnng der Mabnnda's überzengt. Schon nach Sonnenuntergang fingen etwa 15)0 Schritte, vor uns Löwen ein mehrstimmiges Concert an und ließen nicht ab, als bis der Tag zn grauen begann; oben im Dorfe aber schrieen die. Leute die ganze Nacht hindurch und schlngen auch eine Trommel dazn, sie hatten mehrere Fener innerhalb der ihr kleines Dörfchen umschließenden Umzännnng angezündet und trachteten auf alle mögliche Weise die Naubthierc abzuhalten. Meine Bootsleute saßen aber die gauze Nacht mit ihren langen Speeren vor ihren Hütten, auf deren Wände sich ihre Schatten abzeichneten. Glücklicherweise verging die Nacht, ohuc daß es die Löwen gewagt hätten, uns einen Vesnch abzustatten. Ten Zambcsl aufwärts. 317 Am 6. fühlte ich mich wieder schlechter, so daß ich den ganzen Tag über liegen bleiben mußte und mich nnr meinem Tage- und meineni Stizzcnbuche widmen konnte. Die regnerische und kalte Witterung der nächsten Tage verschlechterte meinen Zustand immer mehr; obwohl glühend vor Fieberhitze, fröstelte ich nnter dem Hauche des kalten Nordostwindes. Mit genauer Noth kounte ich schreiben. Ich suchte mir Mlith einzuflößen, allein es scheiterte an der nackten Wirklichkeit. Der Kopf brannte wie Fener, die Zeilen flimmerten mir vor den Angen und doch war das Schreiben meine einzige Zuflucht. Am 5>. fuhren wir weiter, ich weigerte mich, die Rückfahrt uach Schescheke anzutreten, während der Fahrt jedoch verschlimmerte sich mein Znstand so sehr, daß ich Abends ans dem Boote au's Land getragen werden mnßte. Kaum in einer der von vorüberfahrenden Schiffern erichteten Glashütten untergebracht, stellte sich heftiges Erbrechen nnd ein ruhrartiger Anfall ein, welche mich so schwächten, daß ich den Murgen nicht mehr zu erleben fürchten mußte. Und doch hatten wir an diesem Tage die interessanteste Partie des Zambesi, die ich mit Ausnahme der Vietoriafälle kennen gelernt habe, durchreist. Wir hatten nicht weniger als zweinndvierzig Stromschnellen zu Passiren und waren bis zum südlichsten der Barotse-Katarakte gelangt. Am 9. schleppten mich meine Diener zu einigen geräumigen Hütten über dem Katarakte (etwa lOOO Schritte weit) die für die Königin Moqnai errichtet waren. Von den Stromschnellen waren die, von den Marutse Manekango, sowie die, Mnnirnula genannten, die gefährlichsten zu Passiren. Die letzteren waren von einer förmlichen Fclfenmancr gebildet, die ^chtundzwanzig Zoll über dem Wasser qm-r über den Fluß hinzog und durch welche sich das Wasser durch kleinere und größere Oeffuungen Bahn brach. Bei der heftigen Strömung mußten die Bootsleute die Kähne emporheben nnd an den engen Dnrchbruchsstellen durchzuziehen trachten, unterdessen legten mich die Bootsleute ans dem Kahne auf das Felsenriff. In den erwähnten Hütten hatte die Königin drei Tage, lang auf mich gewartet, sie dachte, daß ich umgekehrt wäre und setzte die Heimreise fort, sandte aber am 9. von ihrer entfernten Landungs- 318 Den Zanrbch aufwärts. stelle ihren Gemahl Äiiancngo zu mir. Nachmittags stellte sich wieder heftiges Erbrechen und Athembeschwerdcn ein, ließen aber glücklicher Weise am nächsten Tage wieder nach und ich konnte einige Löffel Maizena zu mir nehmen. An diesem Tage fuhr Iukambella, der Gouverneur der Barotfe, nach Scpopo der bedeutendste Mann im Lande, stromabwärts vorbei. Abends trat abermals eine Verschlimmerung meines Zustandes ein und ich ließ dic Bootsleute rufen, um mich mit ihnen über die Rückkehr nach Schescheke verständigen zu kmmen; von meinen Dienern hörte ich indeß, daß diese bereits zwei Kähne unterhalb der Fälle in Vereitschaft hielten, meiner Weisnug also schou Zuvorgekommen waren. Als ich sie deshalb zur Rede stellte, erfuhr ich, daß ihueu König Sepopo einen geheimen Befehl ertheilt hatte, auf mich wohl Acht Zu gebeu nud mich wo möglich in seinem Reiche am Leben zu erhalten. Als Arzt hatte ich mir Achtung verschafft und der König, der mich deshalb als großen Zauberer ansah, wollte es verhüten, daß durch meinen T»d ein großes Unglück über das Land hereinbreche. Am 11. luden mich die Bootsleute in einen der Kähne, meineu Dieuer Narri in den zweiten und steuerten bald darauf mit mir gegen Schescheke zu — nicht ohne vorher von mir Geschenke erpreßt zu haben. Zu gleicher Zeit stritten sie sich mit meinen Dienern, weil diese sie beim Diebstahle einiger meiner Gegenstände ertappt hatten. Auf der Rückfahrt am N. brannte die Sonne fo heiß und der Durst quälte mich so sehr, daß ich, um nur etwas Kühluug zu finden, meine Hände aus dem Boote in's Wasser herabhängen ließ. Die Bootsleute beeilten sich jedoch, mir sie wieder in den Schoß zu legeu und waruteu mich vor den zahlreichen Krokodilen. Abends übernachteten wir einige Meilen östlich von Katonga nnd langten ant folgenden Tage in Schescheke an. Als ich von den Bootsleuten zu Westbeech gebracht wurde uud man mich in der Thüre aufstellte, erkannte mich dieser nicht wieder. Tntlcr Aufenthalt in Schcschcle. 319 X!. / Dritrrr Aufrnthalt in Schcschclir. Condolruzbcfuchc drs Königs lind der Haufttlingo. — Eiuc nclic Unthat Tl'Vopo's. — Mlisarwci'^' in Scwschotl', C^rr!!lunil,'ll bei dcu Mahlzeiten all Tepupu's H^'f. — Äiriii crstcr Ausflug, Der Fischfang ini Men'Msc-Rciche, ^ Scpopo crkiankt. — Wanderungen eines Ämbcrs durch Süd^Afrika. - Nntl.'rtha!ll'!l-Vl'rl)ältuis; im Marlitie-Nciche, — Characterzüge einzelner Ttälumc drs Reiches. — Die Zuluust dcs Landes, Nach Schcschckc znrückgotchrt, war l's uil'inc Absicht, hicr nicinc O(,'M'slMg abzuwarten und dio Reise dann furtznschcn. Ml'in Zustand vcrschlcchtcrtc sich indcß wil'dcr, uud da rbcn die ungc-suude Zcit cina/'trctcn lvar, ricth mir Sl'popo sowohl als Wcstbrcch, dic Stadt und das Marutse-Ncich zn >.irrl(ch>u, uach dcnl Sudcn zuriickzukohrcn nnd incinc Nciso crst nach mcincr v^llständiql'u O^ncsnuc-z wiodrr anfzuuchmcu. Mmic bishrriqcn Erfahrungen scnstl'u nnr aber, daß dic Veful^ung diesc^ Rathes cincm Entsagen aller und jeder Hoffnung, in nächster Zeit das Ziel zu erreichen, gleichkam. Fischotterjngd am Tschobeflusse. 320 Tritte MfcttlM in Schcschc-kc, Der Köuig, sowie uiehrere mir befreundete Häuptling kamen, uin linch zu schon und drückten ihr Vcdanern alls, obgleich mich die meisten versicherten, daß sie meine Erkranknng vorhergesehen; jeder sprach dic Ansicht ans, das; ich zn spät Schescheke verlassen hatte, der König beschuldigte nlich, daß ich mit meinem Vesnche der Victoriafälle des Zam besi die erste günstige Gelegenheit, Schescheke verlassen zn können, versänmt habe, seine Unterthanen jedoch gaben ihm die Tchuld, indem er mich von October bis December zurückgehalten habe, nud mir vielleicht selbst damals die Kähne nicht zur Verfügung gestellt hätte, wenn er nicht wiederholt von Moquai deshalb bestürmt worden wäre. Da die von mir bewohnte und von Vlockley in Westbeech's Gehöfte erbantc Hütte nach meiner Abreise eine andere Bestimmung erhalten hatte, nahm mich Westbeech in seinem Waarcuhause frenndlichst anf. Mit dem Könige selbst ging es stark herab; ich erwähnte, daß während meines Aufenthaltes am Njambwe Katarakt der geachtetste Mann im ganzen Neichc au inir vorüber nach Scheschete filhr, lini deu König zn begrüßen. Es war mir auch belaunt, daß ihn Sepopo wegen seines Ansehens nnd seiner Beliebtheit bei dem Volke tief haßte. Da sich kein Unterthan seines Reiches zn einem Menchelmord am Barotse-Gouveruenr hergegeben hätte, klagte er ihn nnd die mit ihm von der Barotse zugleich herabgekommenen Häuvt-linge des Hochverrathes an, doch ohne Erfolg, denn dieselben wnrden sofort freigesprochen. B^'i dieser Gelegenheit war Westbeech und John Mahnra gegenwärtig; wie tief Tepopo in Macht nnd Ansehen gesunken war, mag daraus hervorgehen, daß er sich während der Verhandlung von Mahnra eiurn Narren nnd den größten Verräther an seinem Lande nenneil ließ. Am U). kam der ,Nönig wieder zu Besuche, indem er mit seinem Hofstaate, sich au dem Mokoro Tanze belnstigend, in das Höfchen hinein gelangt war. Er nannte mich feineil Mulekau, uud währeud sich Inkam-bella uud seine Freunde zu mir sehten, trat der König zu Westbeech; die Gesellschaft Inkambella's war ihm unerträglich geworden. - Am ,l4. gegen Abend stellten sich bei mir solche Brustschmerzen uud Beklemmungen eiu, daß ich mich auf der Erde wand und mich meine vier Dritter Aufenthalt in Echescheke. 321 Diener kaum zu halten im Stande waren. Erst nachdem mir Westbcech etwas Ipecacuanha gereicht hatte, und ich mich darauf zweimal erbrocheu hatte, wurde das Athmen etwas freier. Später währeud meiner sechzehn monatlichen Krankheit wiederholten sich diese Anfälle noch mehrmals, bei deren Bekämpfung mir das oben erwähnte Mittel stets gute Dienste leistete. Am >7. berichtete man mir, daß mein zuerst engagirter, portugiesischer Führer Sytendn zu gleicher Zeit mit mir Scheschcke verlassen nnd sich daK Masupia. Panda. Zambesi-Thal entlang nach der Barotse gewendet hatte. Unter den Schwarzen, die er mit nach dem Westen nahm, und die er bei den zwischen der Küste uud dein Innern Eentral-Afrikas wohnenden Stämmen gegen Gummi und Elfenbein auszutauschen Pflegte, befanden sich auch zwei Mädchen, die er unmittelbar vor seiner Neise gekauft hatte. Eines der Mädchen eutzog sich der uach der Westküste ziehenden Sklavcn-Carawanr heimlich dnrch die Flucht, sie wurde jedoch wieder eingefangen, mit ihrer Genossin in Ketteu gelegt uud weiterbefördert. ii. 21 322 Dritter Aufenthalt in Scheschcke. In den letzteu Wochen waren die zahlreichen Völker Sevovo's dnrch Vertreter eines nenen Stammes vermehrt worden. EZ waren Masarwa's, welche aus dem östlichen und westlichen Bamangwato-Lande entflohen, Schntz bei Sepopo suchten und hier als äußerst geschickte Elephantenjäger mit offenen Armen empfanden wurden und ein bedeutend besseres ^os als bei ihren früheren Herren zu erwarteu hatten. Bei meinem späteren Besuche in dein königlichen KchbW machte mich oft der Nönig auf diese Flüchtlinge aufmerksam. »Sieh, Njaka, sieh da die Masarwa's;« eiu andermal: »Hier sitzen ithama's Unterthanen« n. s. w. Am selben Tage ging es Abends während des Impotegelages in dem königlichen Höfchen recht lebendig zu. Ein Mambari, der con Sekelctn, dem letzten Makololo-Herrscher zum Sklaven gemacht worden war, beklagte sich darüber, daß er nicht, gleich den anderen, frei gegeben wnrde nnd begann einen Streit mit den Marntse, der in Thätlichkeiten auszuarten drohte. Ich konnte mich noch immer nicht vom Lager erheben, den ganzen Tag mir allein überlassen, hatte ich Muße genng, über meinen Zustaud nachzudenken nnd über das harte Walten des Geschickes zn klagen. Durch Boten, die vun dem Panda ma Teuka-Flüßchen zum Tschobe gesendet wurden, sowie dnrch Masupia's vom genannten Flusse erfuhrcu wir, daß meine englischen Freunde MeLaud, Fairly, Cowlcy, Dorehill, ihre sämmtlichen Diener, sowie mein Diener Pit in Panda ma Tenka am Fieber schwer erkrankt waren. Erst am 19. hatte sich mein Znstand so weit gebessert, daß ich mit Hilfe meiner Diener einen Gang durch das Gras um unser Oehöfte machen konnte. Um nns nnseren Aufenthalt iu Scheschete recht zu verleiden, gesellten sich zu den schon besteheudeu Unanuehmlichkeiteu uoch die Mos-qnitos, welche am Zambesi und am Zugariver eiue wahre Landplage sind. Der Abend nnd die Nacht sind die Zeiten, zn denen diese kleinen blutdürstigen Inseeten ihre wüthenden Angriffe anf Mensch nnd Thier nnter-nehmen, selbst Wolldecken schützen vor den langen spitzen Saugrüsselu der Schnacken nicht. Das einzige Mittel, das nns einigermaßen gegen ihre Angriffe Schntz gewährte, bestand darin, daß wir vou den Dienern drei bis vier Knhdüngcrhanfen in unserer Hütte anzünden ließen. Trittcr Aufenthalt in Schescheke. ZII Deu folgenden Tag begabeu sich Walsh nnd Westbeech auf die Spurn-gausjagd und versaheu unsere Küche nüt frischem Fleischvorrath. Leider erlaubte es mein Zustand uicht, mich selbst an einer solcheu Jagd zu be-theiligeu. Die Sporngänse wie die meisten Entenarten halten sich um diese Zeit des Jahres auf den freien Stellen in den Sümpfen auf, und mau uähert sich ihuen mit wähnen, indem man ihrem Gekaker folgend, durch das hohe Schilfrohr streichen ums;. Am erfolgreichsten ist die Jagd bei mäßigem Winde, wobei das Saufen des Schilfes das durch das Boot verursachte Geräusch deckt. Als der König von den Iagderfolgen meines Freundes gehört hatte, taufte er ihm eine größere Menge Schrot ab uud sandte einige seiner Güustliuge auf die Jagd aus, uud als ich einige Tage später beim Könige zu Besuche war, wurdeu eiuige der erbeuteteu Gänse zum Frühstück servirt; aus der Zubereitung derfelbeu kouute ich entuehmen, daß die Marutse gewohut siud, ähnliches Wild zu erbeuteu uud zuzu-bereiteu. Speisen iu fester Form werdeu mit deu Fiugeru, halbslüssige mit Holzlöffeln zuiu Munde geführt uud die Mahlzeiten gewöhnlich in sitzender Stelluug auf Stvoh uud Binsenmatten, sei es im Wohuhause oder vor dem Eiugauge desselben, eiugeuommen. Zum töuiglicheu Frühmahle werdeu stets eiuige seiuer Frauen (Köuiginueu) uud Kiuder geladeu, die sich gegeu Sonnenaufgaug sOstru) niederlassen, Fremde (Weiße) erhalten dieselbe Richtuug augenneseu, währeud sie Abeuds zur Liukeu des Herrschers zu sitzen kommen. Die eingeladenen Würdenträger, wenn sie zufällig hiuzukommeu, lassen sich bei deu im Hause eiugeuommeueu Mahlzeiten znr "Iteehteu vom Eingänge uud vom Köuig, bei deu im Freieu eingenommenen zu seiner Linken uud auf bloßer Erde uieder. Bei den Früh-Mahlzeiten im Hause gruppirte sich das stets zahlreich vertretene Volk um den Eingang des Hauses, bei deu letzteren um deu Köuig, seine Gäste und die Gouverneure in einem Halbzirkel gegen den Hofeingaug, fo zwar, baß zwifcheu dem Könige uud dem halbkreisförmige!! Knäuel eine Stelle offeu blieb, die vou deu das Mahl auftischeuden Dieueru, beim Mahlschluß vou dem königlichen Mundschenk eingenommen wurde. Der König und der Hansherr nberhanpt, wenn es ein höherer Würdeu- 21* 324 Dritter Aufenthalt in SchosclM', träger ist, sucht sich das beste Stück aus, er reicht sodann das Gericht der LieblinMrau nnd dm anderen Königinnen, hicranf crst dcm weinen Gaste lsind zwei anwesend, so mnssen sie sich mit einem Gefäße behelfen) lind zuletzt einem oder zweien der Würdenträger. Sind jedoch die Franen nicht gegenwärtig, so erhalten die Würdenträger oder der Mnndschenk die ersten Bissen, Nach dem frühstück wird Kafirkornbier genossen, gewöhnlich ein, beim Könige zwei bis drei riesige Töpfe voll. Das Vier wird ans langgestielten Kürbißlöffeln getrunken. Veim Könige wird außerdem noch Honigbier nach dem Frühstück, beim Nachtmahle ein bis drei wohl-gefülltc Kalebaffen desselben anfgetragen. Für das kredenzen derselben ist stets ein Mundschenk bestimmt, der zuerst das Getränk verkosten muß. bevor er es dem Köuig reicht. Der König leert das erste Gefäß, nippt vom zweiten, nm es einer der Frauen oder einem seiner kleinen Kinder zu reichen; dauu thut er ein Gleiches dem weißen Besucher gcgeuüber. Vom Houigbier bekameu nur seiue besonderen Günstlinge zu verkosten, meist Menschen, deren Dienst er den Tag über in Anspruch uahm o,der es für den nächsten Tag beabsichtigt. Da der Honig Krungnt ist, wird da^ Honigbier nur in der t'öuig-lichen Familie öffentlich, sonst nur im Geheimen getrnukeu, es wird, wie ich schon erwähnte, nicht ans reinem Honig, sondern au>3 den mit Wasser übergossenen nnd an einer der Sonne ausgesetzten Stelle acht bis zwölf Stnnden in einer Kalabesse belassenen Honigwaben und dem unreinen Honig bereitet. Am ^4. wagte ich einen längeren Ausgang durch die Stadt, ich ging, wie ich es später zu meiuer Hauptbeschäftigung in Schescheke machte, um gegen die unn leider nicht mehr benöthigten Ausrüstnngs-Utcnsilien von den verschiedenen Schescheke bewohnenden Etämmeu ethnographische Objeete ciuzntanschen. Unter den gesammelten Pflanzen fand ich ein Drittel mir schon bekannter Arten vor, zwei Dritttheile waren mir neu, von welchen wieder ein großer Theil vom numittelbareu Ufer des Zambesi ans dem Zambesi-Hochlande herrührte." Dritter Aufenthalt in Scheschckc. 325 Die uns durch die Mosqnitos bereiteten schlaflosen Abende benutzte ich, um von Wcstdecch Näheres über dic als Unterthanen der Matadele am Majteugwe wohueudeu westlichen Sndzambcsi-Makalakas zu erfahren, die ich persönlich während meiner verschiedenen Besuche iu Schoschong sowie durch die Berichte meines Freundes Mackenzie kennen gelernt hatte. Am 35. fühlte sich der Mnig derart unwohl, das; er den Weißen den Eintritt in sein Gehöft bis ans Weiteres verbot; es war das unstreitig das Werk Sykendn's, dem es darnm zn thun war, dem gesunkenen Handel seiner Partei wieder aufzuhelfen und die weißen Männer ans dem Süden möglichst zn verschwärzen nnd ihnen die Gunst ^Sepopo's zn entziehen. Täglich brachten nns die Fischer Sepopo's Fische znm Kanfe. Die im Marutsc-Reiche übliche Fischerei theile ich in Fische nnd Wasserrep-tilicn-Fang ein. Im Fange gewisser Wasscrreptilien haben einige, im Fischfange die sämmtlichen am Zambesi vom Kabompo bis weit über die Victoria-.Nataraktc östlich wohnenden Stämme eine ungewöhnliche Fertigkeit, sie übertreffen in dieser Hinsicht manche der Küstenbewohncr (Ein-gcborne) uud jene am N'gami-Tee, welche keine schlechten Fischer zn nennen sind. Nicht minder meisterhaft betreiben gewifse Stämme im Reiche, wie die Marutse und Mambuö's den Fang der beiden großen Wasscrreptilien, des Wasserlegnans und des Krokodils. Die Fischerei verschafft den Bewohnern des Reiches einen nicht unbedeutenden Theil der Lebensbedürfnisse! die Fische, welche regelmäßige Steuer- nnd Tribntabgaben bilden, sind anch Handelsartikel. Der Fischfang wird anf fünffache Art betrieben: l. in Netzen, 2. in Rensen, /!. in niedrigen kleinen Dämmen, 4. dnrch Absperren kleinerer Lagnneu mit weitmaschigen Rohrmatten nnd n. mit Speeren. Von den fünf verschiedenen Fangweisen der Fische im Marntse Reiche ist der Fang mit Netzen am großartigsten nnd reichlichst lohnend. Die Marntse arbeiten sehr gnte, weite und engmaschige, mit Schwimmvflö'ckchen und Ve-schwermittcln versehene, fünfzehn bis fünfundzwanzig Meter breite Netze aus Bastfäden, die zu Fcdcrsvul- und kleinfingcrdicken Schnüren gedreht sind. Die Netze entsprechen ihrem Zwecke vollkommen, halten sich anch länger als man denken würde. Nach beendeten Fischzngen werden sie sorgsam 3L6 Dritter Anfenthlilt in Scheschetc. gereinigt und getrocknet. Tic ^ietze werdeu meist zum Fischen in den breiten und längeren i^aguueu benutzt, namentlich in solcheu, die kein morastig-schilfiges Ufer haben. Tie Mamboö, Marutse und Masupia sind als die, besten Fischer im Reiche bekauut. dieselben sind in Colonien längs dem Flnsse angesiedelt, und bewohnen hier theils stabile, theils periodische Niederlassungen. Die zweite Fangweise ist die in Renseu; diese wird .zur Zeit des niedrigsten nnd des höchsten Wasserstandes, im letzteren Falle oft com-binirt mit der dritten Fangweise, versucht, Im ersteren Falle stets an den Stromschnellen, wo die Wassermenge des Flusses durch zahlreiche Inseln getheilt, kleine, Wischen zwei Felsenblöcke eingeengte Strömchen bildet. Die Nenseu sind auffalleud schmal, etwa l'/. Meter lang, mit dreißig bis uierzig Centimeter Querdnrchmesscr nnd in der Form unseren Reusen ähnlich. Sie sind ans starkem Nohr gearbeitet uud werdeu dem Strome mit ihren Mündungen entgegengehalten. Die dritte Fangart besteht in der Errichtung niedriger, aus dem durchweichten Boden der überschwemmten ebenen Partien der Thaler auf' geführter Ringdämme. Diese werden mit dem ersten Siukeu des Flusses errichtet, welches so rasch erfolgt, daß mau mit Leichtigkeit sich der Fische innerhalb der Dämme bemächtigen kaun. Ich faud ähnliche Damm^ Überreste au ebeuen Stellen in der Nachbarschaft der Dörfer nild Städte. Der Inqnisi wird in dieser Weise hänfig erbentet. Das trübe Wasser erleichtert das l^clingen des Fanges. Die oierte Fangweise besteht im Absperren der Mündungen kleiner drei bis zehn Meter breiter, miuder dicht oder gar nicht beschilfter La-gnnen mit weitmaschigen, aus starkem Rohr gearbeiteten Matten. Diefc Fangweise wird in den Monaten Mai, Juni, Juli uud August zur Zeit des Siukens des Wassers in der Regel mit gutem Erfolge angeweudet. In ähnlicher Weise werden in den Fluß einmündende Regenmuldcu abgesperrt. Die füufte Faugwcise ist uächst dem Netzfaug die anziehendste und beweist die große Geschicklichkeit, mit welcher die Zambesi-Vcwohncr die leichteren Wnrf- uud Stoßspeere zu haudhaben wissen. Nebst den Fischen werden anch Legnane gesveert, als Speere bedient man sich einer Tnt!cr Aiif^Khalt in Sch^sch^ko, ^7 Waff?, die zwischen einem Fischotter- und einem Fischassagai die Mitte hält. Die Scheide ist nur acht bis zehn Zentimeter lang, zierlich gearbeitet und vertritt die nagelförmige runde Spitze der letztgenannten Waffe, so, daß der übrige Theil vierkantig nnd fingerdick ist. Die vier kanten sind von vier Reihen gekrümmter Widerhaken gebildet. Der Unmnth Scvovo's über feine Krankheit mehrte fich von Tag zn Tag, er wnrde mißtrauisch, denn anch diesmal erblickte er in feiner Krankheit den Einfluß eines bösen Zaubers eines feiner Unterthanen und fuchte dnrch cine Reihe von Hinrichtungen diesen Bann zn brechen. Die Stimmnng Sepopo's kam Vielen sehr gelegen, fie konnten sich nnn auf die leichteste Weise ihrer Gegner oder Nebenbuhler entledigen, indein sie dieselben einfach des Hochvcrrathes anklagten. Da sich der Zustaud Sepopo's nicht besserte, ließ er am 27. Sykendn rufen und drohte, ihn hinrichten zn lasfcn, wenn nicht rasch eine günstige Aenderung eintreten würde. Sykeudu versprach ihm rasche Hilfe, jedoch nur unter der Bedingung, daß Sepopo ihm ein fchöues Matololo- oder Maslipia Weib übergebe. Der König, welcher bisher das wiederholt ausgesprochene Verlangen des Mambari nnberiicksichtigt ließ, erfüllte es nunmehr. Am 30. besuchte mich der Häuptling Rattau; ich leukte das Gespräch ans meine zukünftige Reife nnd er erzählte mir von einem Araber, welcher diese Reise einst unternommen hatte. Als ich nnn Westbeech darüber befragte, berichtete mir diefer eine Episode, die ebenso abenteuerlich wie interessaut genannt werden muß und die Zähigkeit des Arabers erkennen läßt. Ein Araber, der im Dienste des Snltans von Zanzibar stand, schiffte sich mit einem der englischen Dampfschiffe nach Capstadt ein. Hier lebte er eine Zeit lang nntcr den Malayen nnd als er oon einem Weißen, den er darmn befragt hatte, über die Richtung belehrt wurde, iu der seine Heimat lag, nahm er sich vor, dahin zn wandern. Man bewilligte ihm die Ueberfahrt nach Port Elizabeth, von wo er sich nach den Diamantenfeldern wandte. Von hier wieder die Richtnng nach Norden einfchlagend, gelangte er mit dem Wagen 'eines Händlers bis nach Kurnman, uud bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm darbot, W Dritter Aufenthalt in Scheschcke. nach dcm Marico-Distriet, von da kam er irriger Weise wieder nach Kurnman zurück, um schon in kurzer Zeit daranf nach dem Marico-Diftrict znrückzukehren. Von Zeerust reiste er ans einem zufällig mit Lebens-mittcln nach Schoschong fahrenden Wagen nach dem Lande der östlichen Bamangwato, woselbst er sich eine Zeit lang aufhielt, olnie jedoch das Das Spccrci! d^' fische, Anerbieten der Schoschongcr Kaufleute, sich bei ihnen zu verdingen, anzunehmen. In ein dürftiges Gewand gehüllt, mit getrocknetem Fleisch und einem Kiri versehen, trat er, nachdem er sich den Weg nach Norden hatte beschreiben lassen, seine Weiterreise an. So kam er bis zum Nataflnsse, hier fanden ihn Seschelc's Lcntc (welche von einem Iagdzugc zurückkehrten) ill halbvcr-hnngerteni Zustande, trngen ihm ihre Hilfe an nud forderten ihn anf, mit ihnen nach dem Süden zurückzukehren. Er schlug jedoch ihr Auerbirteu Dritter Aufenthalt in Schcschcle. 329 ans und zog weiter. In Folge Wasserulangels wich er jedoch vom Wege ab, schlug eine östliche Richtung ein nnd irrte drei Tage lang umher, schlief in der Nacht ans Bäumet, bis er zuletzt unter einem derselben in bewußtlosem Znstande liegen blieb. Hier fanden ihn Matabele, nährten ihn bis er wieder zn Kräften kam uud brachten ihn hierauf zu ihrem Könige La Bengnla nach Oubuluwajo, woselbst er einige Zeit verweilte. Als Gang durch Scheschcke. er von Westbeech's erstem Zuge zu Sepopo hörte, folgte er diesem, nachdem ihm der Matabele-König eiue Strecke weit Führer mitgegebeu. So kam er abermals zum Nataflnsse, an dem er den Wagen des holländischen Jägers van Groonen antraf, jedoch ohne Anfenthalt weiter nach dem Zambesi zog. Jenseits des Saddler'schen Tümpels begegneten nnd berichteten ihm Westbccch's Diener, daß der letztere am Tschobe weile. In Folge Wassermangels verließ er neuerdings seinen Pfad nnd traf einen Haufen Ma-sarwa's, die einen Kndn nnd ein Zebra erlegt hatten; von ihnen erhielt er Antilopenfleisch nnd ließ sich zu Westbeech führen. Dieser war nicht 330 Trittcr Aufenthalt in Tchcschcko. wenig erstaunt, diesen tanm bekleideten, und über nud über von dem dornenvollen Wege mit Wnnden bedeckten Menschen vor fich zn sehen. Am 9. September 1871 verließ der Araber Impalera, um sich mit Sepopo's Leuten nach der Varotse, wo der König damals wohnte, einzuschiffen. Fünf Monate lang blieb er bei Sepopo, bis er sich erholt hatte; als er sich anf die Weiterreise begab, wurde er von einem Stamme, der weiter ab wohnte, wieder zn Sepopo znriickgebracht, verblieb hier einige Zeit und trat neuerdings seine Neifc weiter nach Norden an. Man erfnhr nur noch, daß er nach einer der nördlichen Provinzen des Landes, nach dein Mankos-Lande gelangt war nnd dann verschollen blieb. Am letzten Tage des Jahres ,1875 brachten nns Masnpia's von Panda ma Tenka die traurige Nachricht, daß Cowley, der Begleiter der beideu englischen Offieiere, welche zn Sepofto der Elephantenjagd halber gckommeu waren, dein Fieber erlegen sei, ferner daß die beiden Ofsieiere in einem trostlosen Zustande von den Vietoriafällen von ihren Dienern zurückgetragen wnroen. Am 2. Jänner l.^76 erkrankte Nestbeech an einer Entzündung der Kniehöhle, nachdem ihn: seine Mittel nicht die gewünschte Linderung brachten, nntersnchte ich die erkrankten Stellen nnd fand, daß beiderseits die Kniehöhle von zahllosen weißen Blasen bedeckt sei. Ich öffnete einige derselben und fand zn meinem Erstaunen, das; sie mit feinen äußerst scharf bewollteu Pflauzenhärchen eines binsenartigeu Grases gefüllt waren. Zn dem Könige, den ich seit meiner Nückkeln' noch nicht besucht hatte, war in der letzten Zeit außer Sykendn, drei seiner Franen nnd seinen Günstlingen Niemand zugelassen worden.* Westbccch nnd anch die mich besnchcnden Häuptlinge riethcn mir meiner Gesundheit halber so bald als möglich Scheschekc zn verlassen. So entschloß ich mich zur Rücklehr uach Panda ma Tenka. Jene Tage, an welchen mich mein Znstand ans Lager oder in der Hütte fesselten, benutzte ich, niu von den mich besuchenden Hänvtlingen Erkundigungen über das sociale Leben im Marntse-Reiche einzuziehen, ^ch gebe in Ful gendem die Berichle derselben in der .hauvtsache wieder. * Siehe Anlimui !, Dritter Änftuthalt ill Scheschoke. );Z1 ^Die wirklichen Unterthanen werden als Sklaven angesehen, wenn sie einem anderen Stamme als den der Marntsc nnd Mabnuda angehören nnd nicht vom Herrscher frei erklärt wnrdm. TicMarntse sind allgemein frei von Sklavendicnsten, allein sie können nach begangenen Missethaten oder wenn sie des Königs Ungunst erregen nnd deshalb angeklagt und vernrthcilt wurden, zu Sklavendiensten verhalten werden. Erhielt oder nahm ein Sklave eines anderen Stammes eine Marntse ^rau znr Gemahlin, so werden die Kinder, wenn der Vater nicht später frei erklärt wurde, als Sklaven angesehen und gehören demjenigen an, in dessen Leibeigenschaft der Vater stand. Der Preis für einen ausgewachsenen Selaven belief sich in Schescheke auf ein Boot, eine Kuh oder zwei Vaumwolldeckeu: im westliche« Theile des Reiches ist der Preis noch niedriger, in den nördlichen Partien wie am oberen Kaschteja-Flusse sind sie sogar für einige Glasperlenschnüre feil. Im Marutse-Neiche fiuom keiue öffeutlichcn Sklavenmärkte statt, trotzdem tönneu aber viele Sklaven in einem einzigen Dorfe erstanden werden, beider sind es meist die Mambari, die so manchen Sklaven taufen nnd verkaufen und damit gewiß den unwifseudeu Schwarzen keiu gutes Beispiel geben. Diese Händler, die gleich mit ihren Gebetbüchern znr Hand sind, um sich vor Jeden, den sie als schreib- uud lesetimdig wähnen, als Christen zu betenneu, habeu in Wirklichkeit nichts von christlicher Liebe nnd tragen nur Verwirrung statt Belehruug und Civilisation in die vom Aberglauben befangenen Gemüther drr Völter am oberen nnd eentralen Zambesi. Ist ein Mann nicht gerade Leibsklave, so taun er, mit Erlaubnis; seines Herrn, mehrere Frauen nehmen. Freie Frauen, die uicht wie Sklavinnen einfach als Gefchcnk gegeben oder verkauft werden, find in ihrer Wahl frei. Schon die Vorliebe für weibliche Herrscher fetzt eine größere Ächtung für das weibliche Geschlecht vorans, größer, als wir sie bei den Vetschnaua's finden, bei welchen sie Dieueriunen nnd Arbeiter, bei den Masarwa's, bei denen sie Lastthiere sind und bei der Zulu-Race, bei welcheu sie als Sklaven betrachtet und behandelt werden. Verschenkt der Regent oder ein Angesehener eine ^ran, so geschieht dies meist als Gegengeschenk oder als Gnnstbezeugung, 332 Dritter Aufenthalt in Scheschele. Am 10. kam von Panda ma Tenka die höchst betrübende Nachricht, das; Westbecch's Gehilfe Vauren dem Fieber erlcgeu sei. Am l l. erschien der Commandant Capella in nnscrem Höfchen und brachte die Nachricht, dah der König sechs Kähne dem Elfenbeinhändler zur Verfügung gestellt habe, um sein Elfenbein nach Impalera zu schaffen. Der Letztere erklärte jedoch, er brauche zweimal so viel nnd könne jetzt noch nicht abgehen. Ich jedoch benutzte diese Gelegenheit, um meine Sachen zu packen uud die Rückreise auzutreteu. Westbeech versprach, sich uoch am selben Tage von Sepopo mehrereKähne zn erbitten uud mich drei Tage später eiuzuholeu. Ich verließ mich darauf, traf keiue Vorsorge, mir Nahrungsmittel zn verschaffen — nicht ahnend, daß dnrch Sepopo's Hinterlist aus den drei Tagen fünf Wochen wurden, und ich noch die traurigste Zeit auf dieser dritten Reise erleben sollte. Im folgenden Capitel will ich Handel nnd Wandel, Sitten nnd Gebräuche der Stämme des weitläufigen Reiches schildern, hier sci es mir erlanbt, vor dem Scheiden von Scheschete noch einiger Charaktcrzüge der bedeutendsten das Marutsc-Reich bewohnenden Stämme zn gedenken. Kein Stamm des Marutse Mabuuda Reiches ist so tapfer uud mnthig wie die südlich vom Zambesi wohuenden Zulu's und Amaswazie's. Von den Matabele findet sich eine Colonie in der Varotse, während unter den übrigen zahlreichen Stämmen die Mambo<'> nnd Masnpia zn den mnthigsten zn rechueu siud. Mit Rücksicht auf Muth deu wilden Thieren gegenüber sind die Äiiasupia-Elephautenjäger unerschrocken, doch keiner der Stämme besitzt so tüchtige Löwenjäger wie es die Matabele sind. Nur in der Jagd des Nilpferdes nnd des Krokodils werden diese von einem der Zambesi-Stämme, den Mamboö's übertroffen. Zn Trägern und schweren Arbeiten eignen sich die Mabnnda nnd Manko»!. Die letzteren sind unstreitig der schönste nnd kräftigste Menschenschlag im vereinigten Königreiche. Als die ftigsten werden die Manansa angesehen, ich selbst lernte sie nnr als bewährte, keineswegs feige Diener kennen. Stolz ist unter den Eingeborncn meist mit Muth gepaart, deshalb erreicht er bei den Matabele einen hohen Grad, während die Stämme des Marntse-Mambnnda-Rriches ihn kann: kennen. Zwar lassen die Marntse es den übrigen Vollern dentlich und Dritter Ailscnthalt in Tchcschctc, 333 öfter fühlen, daß sie der herrschende Stamm seien, allein von eigentlichem Stolz nnd einem anf selbstbewußter Kraft nnd Machtstellllng beruhenden Dünkel, wie ihn die Matabele nnd Zulu's zur Schau tragen, bemerkt man hier zu Lande nichts, selbst die in der Barutse angesiedelten Matabele sind dnrch ihre friedliche Umgebung nach nnd nach zahme Löwen geworden. Deshalb ist anch das Verhältniß zwischen Herr und Sclave ein ziemlich befreundetes, ein viel freundlicheres, als bei allen südlich vom Zambesi wohnenden, Vasallen und Sklaven halteudru Stämmen. Bescheiden erscheinen namentlich die Mambui'; und alle nördlich des Zambesi wohnenden Stämme, welche selten den Marntsc-Hof besnchen. Im Allgemeinen ist die Bescheidenheit von Seite der Unterthanen den Kosaua's und Koschi's nud dem königlichen Hofe gegenüber eine an tiefste Unterwürfigkeit grenzende: weuu sich die Äewohuer des Tschobe-Striches, feruer die Batoka, Matonga am Zambesi uud die in und nm Schescheke lebenden Marutsc nud Mabuuda deu Weißeu gegeuüber oft sehr arrogaut betrageu, so trägt wohl meist das Beuehmcn der Weißen selbst die Schuld daran. Diese Arroganz kann jedoch nicht als Stolz bezeichuet werdeu; denn ich beobachtete nur zu oft, daß eiu dem aumaßeudeu Dünkel und der Frechheit entsprechendes scharfes, strcuges Auftreten die C'iugebornen einschüchterte. Wie blind nnd treu die Uuterthauen gehorchen, zeigt das Verhältniß zu Sepopo. Was die Treue der Sklaven zu ihrem Gebieter betrifft, ist diese meist eine lobenswrrthe, dafür kaun man weniger voll ehelicher Treue und Liebe sprechen. Ich bemerkte wohl, daß oft Znncigung znr Ehe führte, diefe aber in seltenen Fällen als bindend betrachtet wird, wofür schon das Muletau-Uuwcseu spricht. Dasselbe ist ein Krebsschaden des ganzen Volkes, es zerstört jedes Eheglück und wirkt schon anf die heranwachsende Jugend so verderblich, daß diese sehr wenig von wirklicher Zuueigung in's eheliche Leben hmübcrbringt. Das Mulekauthnm scheint namentlich den südwestlichen nnd westlichen Stämmen eigen gewesen zu sein, fich aber uach und nach über das ganze Reich ausgebreitet zu haben. Was die elterliche uud kindliche Zuueiguug aubrlaugt, so beobachtete ich iu drr Negcl blos die erstere, ja ich faud die Elteru oft sehr liebevoll uud zärtlich schon herangewachsenen Sprossen gegenüber, allein iu Z34 ' Drittrr Aufciithalt in Scheschekc. der Regel wird diese von den Kindern schlecht belohnt, wenn die Eltern altersschwach und gebrechlich werden. So wie ich die Stämme des Marntse-Maounda-Reiches lennen lernte, würde ich es dem Reisende« nicht rathen, den ihm vom Könige mitgegebenen Dienern blindlings zu vertrauen. Der Reisende mnß einen Chef oder einen sonst angesehenen Mann als Führer fordern, einen, der mit dem 5iiri den Trägern und Bootsleuten gebietet, wenn sich diese widerspenstig zeigen, cr muß schon im Vorhinein die gegenseitigen Pflichten und Rechte vom Könige genan feststellen lassen. Der Reisende darf nicht zn freigebig fein nud die verschiedenen Stämme so behandeln, wie es ihre geistige Entwicklung und ihr Charakter erheischt. Güte hilft bei den Manansa nnd Mambo<>, ein gemessenes etwas mehr zurückhaltendes Betragen bei den Marutse, Mankos uuabläsfige Vorsicht ist den Masupia, Mabnnda nnd Matonga gegenüber geboten. Ein ernstes, ich mochte sagen jedes Lächeln bannendes Benehmen mnß man den Ma-tabelc zeigen, und vor den Makalaka's Alles nagelfest halten. Den Herrfcher behandle man mit großer Freundlichkeit nnd suche es geheim zu halteu, weuu man sich mit ihm entzweit. Hilft Güte allein nicht uud stellt der Regent immer uuoerschämtere Forderungen, so muß man sich ernst, gemessen nud furchtlos zeigeu und sich nicht zn übereilten, gewaltthätigen Schritten hinreißen lassen. Tapferkeit nud Muth siud, wie schon erwähnt, nicht die Zierden der obgenannten Stämme, und darnm ist ein entschlossenes, furchtloses Auftreten das beste Mittel, sich den Rückzug zu sichern, wenn mau an weiteres Vordringen oder an die Verwirklichung anderweitiger Pläne nicht mehr denken kann. Die Menschenopfer zu Zanberzwecken, die Art und Weise des Tödtens der Hausthiere, der Gebrauch der mit Widerhaken versehenen Wildassagaie ?e. zeigen dentlich, daß der thierische Ranb- nnd Vernich-tnngssinn eine der größten Schwächen der obgenannten Völker bilden. Haß nnd Falschheit sind äußerst selten, ich möchte nur die Makalaka's der lrktereu Untugend befchnldigen. Dankbarkeit den Weißen gegenüber ist unstreitig allen Stämmen eigen uud in nm so höheren Grade, je einfacher ihre Lebensweise und je weiter nach Norden, Nordosten oder Nordwesten dieselben von den Vietoria-Katarakten nud der Tschobe- Tritter Aufenthalt in Echescheke. IIH Mündung wohnen. Eitelkeit besitzen alle wilden Stämme; derselben zu fröhnen, haben im Allgemeinen dir Völker des Marutse-Mabnnda-Reiches mehr Geschick und Sinn, als die meisten der südlich vom Zambesi wohnenden eingebornen Stämme. In moralischer Beziehung stehen sämmtliche Stämme des Reiches- tief, doch ist diese Schattenseite ein Product dcs Urzustandes und nicht erworben, wie bei einigen Stämmen der Hottentotten-Race. Ich glaube, daß cin gutes Beispiel, Belehrung, ein uon deu Weißeu auf den Herrscher sauft ausgeübter Druck schon nach zwei Jahren eine äußerst befriedigende Umgestaltung bezwecken könnte. Es gehört jedoch dazu cin ernsteres Auftreten von Seite dcr Weißen und cin Mann als Herrscher, der mehr Ehrenhaftigkeit besitzen müßte, als ich es an Sepopo beobachtet habe. Erstlich müßten die Fremden das Anerbieten der Mnlekau-Ehre zurückweisen. Sie gewinnen nicht allein mehr Achtung, sondern zeigen auch dadurch, daß solche Sitte in dem Lande der Weißen nicht allein ungebräuchlich, sondern anch verdammt ist. Das System, nach welchen sich der König seine Gemahlinneu nimmt, indem er sie in der Regel gegen ihren Willen ranbt, und deren sich dann viele, trotz aller Androhungen des Todes, der Untrene schuldig macheu, muß auch erst gebrochen werden, bevor eiue merkliche Besserung der Sitten im Gesammtreiche erzielt werden könnte. Die Frauen betrachten uhuehin die ehelichen Bande als sehr lose, selbst da, wo sie sich den Mann frei gewählt haben. Das Beispiel der Königinnen, die sich dcr Untrene schuldig gemacht, trägt sicherlich uicht dazu bei, dcr allgemeinen Unsittlichkeit zu steuern, uud dies nmsoweniger, als Sepopo selbst jeden ihm zu Gehör gekommenen Fall der ^effentlichkcit preisgab. Daß die wenigen Weißen nnd Eingebornen, die von Süden her das MarntseMabnnda-Reich besuchen, schon einen gewissen indirecten Einfluß auf-die Stämme des Zambesi ausgeübt habeu, erhellt daraus, daß sich die Stämme schon, wenn auch noch sehr primitiv, bekleiden, während die nördlichen Nachbarn des Reiches, die Maschutulmube, vollkommen nackt einhergchen. 336 Tic Eultnrstuse der Böller i,n Marntse-Neichc, XII. Dil) ,in^a der eentralen Westküste) im Gesammtreiche, Baumwolle in den östlichen ^audestheileu allein angebaut werdeu, Tic drei letzteren verbürgen, daß auch Nciscultur mit Erfolg betrieben werden könnte. Die Arachis bildet einen Theil der Stenern nud des Tributs, die Mauza ist Kl vongut und wird im Gesannutertrage dem Hofe abgeliefert, während dir Baumwolle von den östlichen Stämmen für den eigeueu Bedarf gebaut und verwendet wird. Die Arachis wird in der Asche uud in Schalen gerüstet genossen, vou den Europä'cru, welche den Zambesi besuchen, im Nothfalle geröstet und als Kaffeesurrogat verwendet. Die Mauza wird zu feinem Mchl gestoßen nnd ohne Zuthat von Salz als Mehlbrei geuosseu. Bezüglich der Baumwolle erwähuc ich, daß sie zu guten starken Geweben verarbeitet wird. Weniger als Nahrungsmittel denn als durststillendes Mittel Pflanzt man hänfig um die Hüttcu und zerstreut zwischeu Korn und Mais das gleich üppig und hoch aufwachseude Zuckerrohr (Imphi). Es ist dieselbe Art, welche mau iu ganz Süd-Afrika vorfindet und erreicht am eentralen Zambesi ihre Snßreifc im Dceember bis Febrnar. Die Cnlturstnfe der Völker iin Manttse-Reiche. 341 Der Preis der Feldfrüchte stellt sich wie folgt: Am Tüduser des Tschobe, ^ ^. ... ! Impalera aegenülier, -' ^ «> .1 Iu de» '' , ml der Narolse „ ".. oder am Sudufer dcö ^ ,, ^ ,, „ ,, nurdllchcn und Iambesl an deüVxtutla' . 7,,,, centra!«, Kataraltei,. juwie drr "'" ">", , Landstriche» ^ StaotWante's gegenüber n«dr,«er) ^ „.. . Katlun ^ Katlun . Meter Glasperlen .« verle,i ^, vereu ,.,, ^ Moter .... Meter „., . Nal!,,» Pfimd ^ P„!»d Pfund , Mabelc, etwa 20 Pfund ...-,« >/, 4 «V. 9 V. 1'/« Imboni, « bis 12 Kolben . . . '/2 ! lliler . . . ! '/^ 3-4 , '/, 3 ' '^ , 2 Mornlabicr ^iin Malalaka-Land ^ billiger).........., '/, 3-4 V« 3 ! '/. 2 ImpW, ein Vündel von 12 Stuck ^ ^/. !'/, '/. 2 '/, '/, Zur Altpflailznng dl's Tabaks wählt man meist kleine, etwa 10—20 Quadratmeter umfassende Vertiefungen. Der Tabak wird getrocknet, zerkleinert, etwas befeuchtet und dann in den Kornstampfblöcken zn kegelförmigen und brodförmigeu Ballen festgestoßen. Iin Allgemeinen ist der Tabak, wie ihn die Unterthanen des Marntsc-Herrschcrs anbauen, dichter gearbeitet, hält sich länger und ist bedeutend nicotinreicher als jener, den wir bei den südafrikanischen Eingeburnenstämmen finden. Mit Rücksicht auf Boden, Klima und Aewässerungs-Möglichkeit bin ich der Meinnng, daß nicht allein unsere Getreideartcn, namentlich Weizen, sondern auch 342 Die Culturstufe der Völker im Marutse-Neiche, Reis, Baumwolle, in deu östlichen Theilen auch Kaffee, nicht minder Wrin und nnsere sowohl als auch Südfrüchte ausgezeichnet gedeihen könnten. Ziehen wir die Menge der consumirten Nahrnngsmittel in Betracht, so finden wir, daß nrbst Wildsieisch gewöhnliches Kafirtorn, Kleinturn und Mais sowie Kürbisse in erster Linie stehen. ^Nach den Fischen folgt im Verhältniß der consumirten Mengen: saure Milch, süße Milch, Rind-, Ziegen- nnd Schaffleisch, etwa füufnntwierzig wilde Fruchtartcn, zwei Bohuenarten, Erdnüsse, Hühner, Wildgeflügel, Manza, Honig ic. Das Fleisch wird meist in gut geschlossenen, irdenen Töpfen gekocht, oder auf Kohlen am nnd ohue Bratspieß geröstet. Iu der Fleischzubereitung übertreffen die Stämme jene südlich vom Zambesi, ich glaube, daß kein Einziger derselben so wohlschmeckende Fleischgerichte bereiten konnte, wie man sie iu den besseren Häusern des Marutse-Reichcs zu bereiten pflegt. Es wird den Reisenden um so mehr überraschen, wenn er bedenkt, wie sehr das Neich den Betschuaua-Neicheu gegenüber »verschlossen« geuaunt werden mnß. Wildgeflügel wird gekocht oder gebraten, und mit den Kopffedern oder der Krone auf schöu durchbrochenen Holzschüsselu servirt. Aus Aberglanben verschmähen manche Stämme gewisse Wildarten, bei einigen wnrdc z. V. die Pallah nicht beachtet, bei anderen die Eland-Antilope, bei manchen das Fleisch des Nilpferdes, während wieder manche Fleisch genossen, welches, wie das der Nanbthiere, von den meisten südafrikanischen Eingeborueu als ungenießbar betrachtet wird. Fleisch und Fische werden anch getrocknet und ohne jeden Einsalzungsproccß auf läugere Zeit aufbewahrt. Die Kornartcn werden gekocht oder in hölzernen Stampfblöcken zu Mehl gestoßen nud aus demselben mit Milch oder Wasser ein Brei bereitet, Mais wird in grünem und trockenen: Zustande gekocht und geröstet. Von Buhnen kochen die Stämme die genannten Arten nnd rösten die Erdnuß (/Vi^I»^). Die Kürbisse werdeu zerschnitten nnd gekocht, die Wassermelonen roh genossen oder gekocht. Wichtig ist die Zu-bcreitllng der Manza, deren Wurzel im grünen Znstande giftige Eigenschaften besitzt, im trockeueu, few vulverisirt, einen schmackhaften arrowroot-artigen Brei liefert, der namentlich zn Fleischspeisen als eine passende Zuspeise gelten kann. Wilde Vanm- nud Bnschfrüchte werden im frischen Die Culturstufe der Völker im Marutse-Reiche. 343 und getrockneten Zustande geröstet (ani Feuer sowohl als an der Sonne) oder werden in Milch gekocht oder auch zerstoßen und in breiartigem Zustande genossen. Da die einzelnen Wildfrüchte zu verschiedeneu Jahreszeiten reifen, so kaun man füglich sagen, daß die Eingeboruen im Marutsc-Reiche sich von diesem Nahrungsmittel allein das ganze Jahr hindurch nähren könnten. Zur Würze der Speisen bedienen sich blos die Wohlhabenderen des Salzes, da dieses von weit her ans West und Südwest herbeigebracht wird. Von geistigen Getränken erzeugen sie aus Kafirkorn ein starkes und ein schwaches Vier, das erstere, das Lagerbier, wird Matimbe, das zweite Butschuala genannt; außerdem erzeugen sie süßliche Biere aus mehreren Wildsrüchten, so ans der Morulafrucht, das eiderartige, ferner das schon erwähnte Honigbier Impote. In der Regel halten Wohlhabende zwei Mahlzeiten, die erste 1'/.^ oder zwei Stundeu nach Sunnenanfgang, die zweite beim Sonnenuntergang, Bier wird nachgetrunken. Die ärmeren Classen halten nur eine nrnncnswcrthc Mahlzeit und zwar am Abend. Unstreitig sind die Völker im Marutse-Mabuuda-Reichc iu der Zubereitung ihrer Speiseu auffalleud reinlich und verwahren dieselben in reinen Holz- und Erdtöpfen, in Körben und Kalebassen. Auch waren die Marutse die ersten, bei denen ich Butter zubereiten sah; sie rauchen mehr Tabak als jene Stämme, zu denen er von den Weißen eingeführt wird. Mit dem Genuß von Rauch- und Schnupftaback wird schon in früher Iugeud begouueu, dem letzteren huldigen alle, auch juuge Mädchen nicht ausgenommen. Doch ist ihr Schnupftabak ein complieirterer als der im Süden gebranchte, er enthält gestoßenen Tabak, Asche, getrocknete und gepulverte Nymphaeastengel und die Secretion aus der Drüse des Nkak-liebln mn5tclm!l. Der Rauchtabak wird in brödchenförmigen Kuchen geformt, die durchlöchert an einer Schnur getragen werden. Was die Pflege des Körpers betrifft, fo halte ich von allen mir bis jetzt in Süd-Afrika bekannten dunklen Stämmen die das Marutse-Mabuuda-Reich bewohnenden für die reinlichsten; sie baden häufig, selbst wenn dies auch in seichten Stellen und ill den Laguneu der Krokodile halber sehr gefährlich ist. A44 Die Culturstufe der Völker im Marutfe-Neiche., Die Kleidung der Marutse ist trotz ihrer Einfachheit weit geschmackvoller als jene der meisten südafrikanischen Stämme. Statt der Niemen-franzen der Znln-Raee und den um die Lenden geschlungenen, kanm handbreiten Riemen der Betschnana, Makalaka ^e. tragen die Männer in der Regel Leder- nnd Kattnnschürzen, welche an cinem ücibgnrt, d. h. um denselben von vorne nach hinten geschlungen werden. Blos die Stämme, die häufiger das südliche Zambesi-Nfcr besnchen, wie die Vatoka, Makalaka, Manansa, Masnpia, Marntse?e., d. h. jene, die oft mit den Weißen zusammenkommen, bedienen sich des Kattuns als Schürze. Gewöhnlich be-ansprnchen sie ein ^ '/^ bis drei Meter langes Stück gewöhnlichen Kattuns, ohne ans Farbenunterschiede Gewicht zu legen. Köuneu sie ein Stück von obiger Länge (eine Sitsiba) nicht erhalten, so trachten sie mindestens ein solches zn gewinnen, das vorne bis an die Knie reicht. Jene, welche Lederschnrzen tragen, bedienen sich rauhgar gegerbter Felle kleiner Säuge thiere, so die Marutse nnd Masupia solcher des Seopophorus nnd Cephalupns, welche längs des Randes mit eingeschnittcnen rundlichen oder viereckigen Löchern versehen sind, die Kopftheile finden sich oben am Gürtel. Die Manausa benutzen einen kleinen, kaum handbreiten Kattun-, Tnch-oder Lederlappen, Anch in ihren Carossen differiren die das Marutse-Reich bewohnenden Banthnstämme bedeutend von den meisten südlich vom Zambesi wohnenden, zu dieser großen Vo'lkcrfamilie gehörenden Stämmen. Sie lieben die Kreisform, die einem spanischen Mäntelchen nicht unähnlich ist und bis zn den Hüften herabreicht. Auch sind Mäntelchen aus Lrtschwe- nud Pukufellen im Gebrauch. Der Herrscher und einige seiner höchsten Würdenträger kleiden sich zuweilen in europäische Kleider, doch gehen sie anch oft blos mit der Schürze angethan einher oder sie hüllen sich, wie bei nngünstiger Witternng in eine Wolldecke ein. Der Leibgnrt ist ans glattgar gegerbten: Gnn- oder Gazellenledcr, aus Elevhantenhant, ans der Haut des Wasserleguaus, der Voa, Cobra nnd anderer Schlangen, oder auch ans Stroh- nnd Grasgeflecht verfertigt. Was die Aetleidnug der Kinder und Franen betrifft, gehen kleine Mädchen bis znm vierten, Knaben bis zum sechsten und zehnten Jahre unbekleidet einher. Im vierten Jahre erhalten Mädchen ein Riemen- Ecpopo'S CapeUmcistcr. Die Cultnrstufc der Viilkcr in, Marntsc-Nciche, 347 schürzchen aus dünnen, bis fünfundzwanzig Centimeter laugen, gedrehten, zuweilen mit Bronceringelchen geschmückten Riemen; vom zehnten Jahre an tragen sie in der Regel eine kleine an einem Riemen befestigte viereckige Lederschürze. Da sie jedoch meist schon iu früher Ingcud, lange vor ihrer Reife verlobt werden, so tragen viele zwei Schürzen, eine vordere kürzere und eine hintere längere. Verheiratete Franen bedienen sich eines bis an die Knie herabreichcnden, rauhgar gegerbten, mit den Haaren nach innen gekehrten, meist ans Rindsfcll verfertigten Röckchens, das mit einem Doppelband (Riemen) an den Leib festgehalten wird. Die Außenseite des Ruckchens ist mit einem röthlichbrannen, angenehm riechenden Nindenstoffe stark eingeriebcn. Säugende Frauen gehen oft ähnlich den Männern mit einem Letschwefellmantcl angethan umher, der gewöhnlich über dcu Rückeu geworfen, bei Aunäherung von Fremden oder Besuchern über die Brust zugezogen wird. Bei ungünstigem Wetter tragen die Frauen, seltener die Männer, riesige bis auf die Knöchel reichende, kreisförmige, nach vorne geschlitzte, mit einer Nuudöffuuug für deu Kopf verseheue Carossen, die mit eiuem Riemen oder einer Holz- und Metallspange um den Hals festgehalten und gewöhnlich mit der Rechten zusammengehalten werden, so daß die sich ihrer Bedienenden gleichsam in einen gefalteten Ledcrkegel gehüllt erscheinen. Die Stämme gehen meist barfuß einher, was der im Lande überwiegende Sandboden leichter gestattet, als die meist dornenreicheu Länderstreckcn der südlich vom Zambesi wohnenden Stämme. Für größere Reisctouren bedienen sich die Bewohner des Marntse - Reiches meist aus rohen« Büffel-, Guu- und Rindvieh-Leder gearbeiteter Sandalen, die mit Riemchen znr großen Zehe über den Fußrücken und den Fersenhacken befestigt werden. Einige der östlichen Tributstämme wie die Makalaka und Matonga, bereiten aus sclbstgezogeuer Baumwolle Gewebe von Tnch- bis Decken-größc. Nehnliche werden auch aus Bast von den Maschona's gearbeitet. Die kleineren Gewebrstückc dienen als Schnrzcn meist für Männer; der dcckenartigen bedient man sich im Hause; sie siud von viereckiger länglicher Form uud auf deu kurzen Seiten mit Franzen versehen; sie werden ein 348 Die Cnlturstufe der Völker im Marutse-Neiche. bis zwei Meter breit, 1'/? bis 2'^ Meter lang, die Franzcn zehn bis vierzig Centimeter lang gearbeitet. Die Stellung der Frauen im Marutse-Rciche ist eine bei Weitem bessere und würdigere als bei den südlich vom Zambesi wohnenden Stämmen. Hier bebauen zwar auch die Frauen die Felder und helfen im Hänserbau, allein die schwierigsten Beschäftigungen, wie Jagd, Fischerei, das Herbeischaffen der Baumaterialien fällt den Männern zu. Die älteren Leute fand ich meist in den Wäldern uud auf den Feldern beschäftigt, im ersteren Falle Männer Wildfrüchte sammelnd, im letzteren Frauen die jüngeren unterweisend uud die weuiger beschwerlichen Arbeiten verrichtend. Die Söhue ärmerer Lrnte, sowie Sklavenknaben verrichten meist Hirtendienste allein oder uutcr der Leitung cincs Erwachsenen; jene der Wohlhabenderen versuchen sich häusig iu der Jagd, sei es mit dem Assagai oder Vem Gewehr. Zur Erntezeit habeu die Knaben auf dürftigen, die Felder überragenden Holzgerüstcn die Feldfrüchtc gegen Gazellen und Finken zn schützen, sowie bei der Aunäherung von Antilopen, Büffeln uud Elephanten die Dorfbewohner zu alarmirm. Die Bewohner des Marntsc-Reichcs sind keine Langschläfer, sie gehen schon eine bis I '/^ Stunden vor Souucnanfgang an die Arbeit und legen sich spät zur Ruhe. Die Vergnügungen beginnen mit der Tagesneige und dies nm so später, je niedriger die Persoueu gestellt find. Man schläft zumeist auf Carossen, Fellen, Stroh oder Grasmatten; des Königs Lager bestand ans fünfundvierzig großen prächtigen, auf einander gelagerten Carossen nud jede Nacht waren drei bis vier Königinnen, jede an einem Bcttrandc Platz nehmend, beordert, des Königs Schlummer zu bewacheu. Die Kinder werden den Frauen zur Erziehung überlassen, die Knaben entschlüpfen jedoch schon sehr zeitig dem wachenden Mutterauge und schließen sich mehr dem Vater an. Kinder eines Freien erhalten Sllavenkinder zu Genossen, zn Spielgefährten und zn ihrem künftigen Troß, und diese üben oft nicht geringen Einfluß auf die heranwachsenden Herren ans, welche ihnen oft mit innigerer Zuneigung als ihren Rathgebern und Willensvollstreckern zugethan sind. Die Eltern sind meist so sehr von ihren Kindern eingenommen, daß ich schon zwölfjährige Knaben Die Clilturstllfc drr Völker im Marutse-Reiche. 349 ihre Väter beherrschen sah. Die Knaben werden fri'lhzeitig im Waffengebrauch unterrichtet, und bauen sich frühzeitig ihre eigenen Hütten. Die Mädchen werden tüchtig zur Arbeit angehalten, während der Vater bezüglich des Unterhalts der Familie in dein aufwachsenden Mädchen eine Helferin zu sehen gewohnt ist. Mädchen bis zum zehnten oder zwölften Jahre werden meist zum Wasserherbeischaffen und iu der Haushaltung beschäftigt. Die Heiraten werden mit lauten, zn einem gewissen Grade orgienartig ausartruden Festlichkeiten gefeiert, bei welchen, wie bei den Beerdigungen, der reichliche Gennß von Kafirkornbier nnd ein besonderer Tanz die hervorragendsten Momente bilden. Die Ehen werden in der Negel unmittelbar, nachdem die Mädchen ihre Neife erlangt haben, geschlossen, wenn die Kinder nicht schon im zartesten Kindesalter einander verlobt wurden. Oft geschieht es, daß ein angesehener Mann die erwachsene Tochter seines Freundes zur Frau begehrt, sein Wunsch vom Vater gebilligt nnd von der Tochter angenommen wird, worauf dann der neue Schwiegersohn, der gewöhnlich schon mchrere Frauen nnd Kinder besitzt, eines feiner kleinen Mädchen dem Schwiegervater verspricht, d. h. vcrlobt, was zu dem im Marntse-Mabnnda-Neichc hänfig anzutreffenden Verhältniß führt, daß der Schwiegersohn zum Schwiegervater wird. Sevovo war mehrereu Koschi's und Kusana's gegenüber Schwiegersohn nud Schwiegervater zugleich. Hat eiu Mädcheu ihre Reife erreicht, so werden sofort ihre Gespieliuuen davon benachrichtigt, dic sie dann täglich, acht Tage lang, spät am Abend anfsucheu und bis tief in die Nacht in ihrem Höschen unter Castagnetten- nnd Gesangbegleitnug einen Tanz aufführen, nachdem zuvor eines der Mädchen (bei einbrechender Dnnkelheit) die Genossinnen dnrch lantes Jodeln znm Besuche aufgeboten hatte. Hat die Tochter eines Koschi oder des Königs, oder eines seiner nahen Verwandten ihre Neife erlangt uud ist sie eine Verlobte, so wird sie von ihreu uächsteu verheirateten Verwandten in ein nahes Wald- oder Tchilfdickicht gcfiihrt, wo sie eine Woche lang, nur von eiuer Sklavin bedieut, eiu abgeschiedenes Üeben fähren mnß. Sie wird jedoch täglich von ihren Frrnudinnen (gegen den Abend) anfgesucht, ihr Kopf nut Parfüm eiugerieben uud sie mit I5l) Tie Cultlllstlifo dl'r ^öllcr im Marutsc-Rcichc. Ermahnnngen und Znreden für den ehelichen Stand vorbereitet, nm nach Ablanf der obgenannten Frist ihrcm Gemahl übergeben zu werden. Tic Hochzeiten werden mit Tänzen gefeiert, an denen sich jedoch blos das männliche Geschlecht bcthciligt nnd die ich unter dem Namen Hschzeitstänze schon besprach. Sulch' ein Tanz dancrt in der Regel, selbst bei Leibeigenen, zwei bis drei Tage und Nächte./Die Sklavenheiraten sind nichts anderes als die ausgeführten Befehle ihrer Herren, d. h. der Freie gibt seinem Leibeigenen eine seiner Sklavinnen znr Fran. Das Wesen der Beerdigung im Marutse-Reiche bildet zn dem bei den Völkern südlich des Zambesi beobachteten einen schroffen Gegensatz. Während die Stämme des Marutse-Mabnuda-Reichcs ihre Todten unter Singen, Schreien, Musikbegleitung nnd Schießen beerdigen, thnen es ihre südlichen Nachbarn meist im Dnnkel der Nacht, ganz nahe an ihren Gehöften zwifchen diesen oder unter den Hecken, damit die Beerdignngsstelle womöglich verborgen bleibe. Tie meisten Völker des Marutsc-Mabunda-Reiches suchen ihre Veerdignngsstellen zn kennzeichnen. Im Reiche ist es Sitte, die Jagd-Trophäen aufzubewahren. Diese Jagd-Trophäen bestehen, wie schon erwähnt, in auf Pfählen aufgesteckten .^opfstclrten der Gazellen. Zebras:c. :c., während dieNöpfe der großen Ranbthicre, ähnlich der Sitte im Matabele-Lande, wo Löwenfelle an den 5tönig abgeliefert werden müssen, an den jeweiligen Statthalter, oder in des Königs Nähe an diesen abgegeben werden. Diese itopfskelete werden anf dem Grabe des Jägers niedergelegt nnd oft Näumchen nm dasselbe in Ellipsenform gepflanzt, oder wenigstens trockene Aeste hernmgelegt, nm das Betreten der Stelle durch Thiere nnd die Entweihung des Grabes hintanzuhalten. Daß die meisten Stämme des Marutse-Neiches ihrem Bestattnngswesen mehr Ceremonien widmen, fußt wohl in ihren Ideen, die sie über unsere Vergänglichkeit gefaßt nnd darin, daß sie an ein Fortleben nach dem Tode glanben. Das Vollkommenste in der Form der Grabdcnkzeichen findet man im Mutterlande des herrschenden Stammes, in der Varotfr, wo für jedes der angesehenen verstorbenen Mitglieder der königlichen Familie eiu Mausoleum errichtet wurde. Ich bedaurc tief, daß ich auf dem Znge uach Nordwest Die Culturstufc der Völker im Marutse-Reiche. 351 verhindert wurde, diese Grabdeukmäler zu besichtigen, meine Kenntniß derselben beschränkt sich auf die Berichte Sepopo's, seiner Leute, der wichtigsten in Schcschcke lebenden Häuptlinge, sowie der beiden Elfenbein-Händler Westbeech nnd Vlockley, welche die Barotse auf des Königs Geheiß im Jahre 1872 bis 1873 besncht hatten. Besuchen die Unterthanen den König und kommeu sie ans entlegenen Provinzen, so rufen sie beim Eintritt in den königlichen Hof ein mehrmaliges »Tau-tu-na, Tau-tu-na aus«, worauf sie sich abseits, nahe am Eingänge niederhocken uud stillschweigend warten, bis sie von eiuem Abgesandten dcs Königs angesprochen werden. Visweilen werden sie von ihrem in Schescheke wohnenden Koschi, Kosaua ?c. eingeführt, der sich dann in kriechender Stellung nähernd, dem Könige ihre Ankunft meldet. Werden sie uun zum Herrscher gernfen, so nähern sie sich in demüthiger Weise auf alleu Vieren kriechend, halten in einer Entfernung von vier bis sechs Schritten vor dem Gebieter iuue, um fo lange in die Hände zu klatschen, bis sie von ihm angesprochen werden. Bei mehreren übernimmt dies ihr Führer. Hat ihnen der Herrscher eine Rückantwort ertheilt, so ziehen sie sich, abermals laut klatschend, zurück, ihre Audienz ist vorüber. Solche, die ans der Nähe kommen, begrüßen den König mit »Schangwc-Schangwe«; gewöhnliche Grnßformen sind: »Schangwe, Koschi« oder »Rume-la, Ra, Numela Intate«; das erstere namentlich den Weißen gegenüber. <^ Was das Reisen im Marutse-Reiche betrifft, so reist mau zu Lande mit Hilfe vou Trägern, die man für die ganze Strecke miethet, oder vou Staunn zu Stamm wechselt, was jedoch haarklein beim Könige allsbedungen werden muß. Für die Bewilligung der Träger gibt man dem Könige einen Hinterlader mit 200 Patronen oder drei Elephantengewehrc (Vorderlader), jetzt Kleider ?e. als Geschenk, diesem oder jenem Statthalter, dessen Provinz malt durchzieht, ein schönes Kleidungsstück oder eine gute Wolldecke: als Bezahlung gibt man einem dortigen Diener für zwei Monat Arbeit eiue Vaumwolleudecke oder drei Jards Kattun und ein Pfuud schöublauer kleiner Glasperlen. Für die Zeit von sechs bis zwölf Monaten muß erst jeder Unterthan von» Herrscher die Erlaubniß einholen, um so lange eines Weißen Dieuer zu sein — außer es wird im Geheimen 35s Die Culturstuse d« Böller im Marmse-Reiche. zwischen einen: Kuschi und seinem Sklaven abgemacht. Für zwölf Monate Dienst gab man am Zambesi cine Muskete und natürlich die Gesammtzcit hindnrch die nöthige Nahrung, zuweilen cm Stückchen Tabak oder Dacha. Haben die Träger nnd Bootsleute einen strengen Aufseher über sich, so gehen sie rüstig vorwärts, sie begnügen sich mit eiuer täglichen Mahlzeit, einer halbstündigen und vier- bis fünfmaligen viertelstündigen Rast, um von Tagesanbruch bis vier oder fünf Uhr dem Marsche oder dem Rudern obzuliegen. Die freie Nastzeit wird benutzt, um rasch ein Feuer anzuzünden ^ ein Fcuerbrand wird stets mitgetragen — und ein Pfeifchen Dacha zn ranchen. All' dies bekommt jedoch einen anderen Anstrich, wenn man keinen guten Makosana als Aufseher hat, dann bereiten namentlich jene, die schon öfter mit den Weißen in Äernhrnug kamen, dem Reisenden Unannehmlichkeiten und belästigen ihn nicht wenig, verzögern uud hindern die Reise, wo sie können. Gibt man ihnen nach, wird es umso ärger. Das Gepäck wird meist anf dem Kopfe oder an einem über die Schulter gelegten Pfahle, schwere Gegenstände an einem langen Pfahle von zwei bis vier Männern getragen. Gewöhnlich legcu die Träger drei euglische Meileu in der Stuude zurück, iu der Boutfahrt stromaufwärts Z'/Z bis 4 7^ stromabwärts 5'^ bis sieben Meilen, wenn nicht Strömungen nnd Schnellen die Flußfahrt verzögcru oder Flußpferde den Weg versperren. Reisen die Eiugeborucu allein, so nehmen sie nie größere Quantitäten Nahrung mit sich, jene, die in den zweirudrigeu Vooteu die Kornabgaben nach Schescheke bringen, haben die tleiuen Fahrzeuge derartig überladen, daß sie darauf augewirseu sind, sich ihre Nahrnng unterwegs zu verschaffen, sie nehmen sich höchstens einige Fische mit, sammeln wilde Früchte, uud da sie in der Regel geräuschlos längs dem Ufer dahingleiten, sind sie im Stande, so manchen in dem Uferschilf uud Gras schlummernden Vogel mit einem sicheren Wnrfe des Thoboni-Stockes zu erlegen. Ich will noch einer Begrüßungsform erwähnen, welche von Seite des Herrschers sowohl als von Seite der Koschi, ttosana nnd eines jedeu Haus- nnd Hnttenherrn, dem fremden Besucher gegenüber beobachtet Die Cultnrstnfc der Völker im Marutsc-Neiche. 353 wird. Nachdem man einige Worte ausgetauscht (beim Herrscher, wenn die Ankömmlinge angeschene Personen sind), nimmt der Gastgeber ans seiner am Leibgurte oder an einem Niemchen um den Hals, au einem der Armringe oder auch an der Carosse befestigten Schnupftabakdose eine tüchtige Prise; oft wird ihr ganzer Inhalt anf die linke Hohlhand geschüttet, nnd nachdem sich der Eigenthümer selbst daran gelabt, reicht er den Inhalt mit halb geschlossener Hand dem zunächst Begünstigten, dann noch zweien oder dreien der übrigen. Die Rechtspflege im Marntse-Reichc hat in der That manche gute Seite, und vor Allem durch die Bildung des großen Rathes viel gewonnen. Leider hat diese durch den Geist des herrscheuden Stammes nnd das Wohlwolleu eines lange dahingeschiedenen guten Herrschers gestiftete Institution nach und nach durch despotischen Königswilleu an Macht und Geltung eingebüßt, bis sie unter Ncro-Sepupo den Todesstoß erlitt, so daß sich in den letzten Dceennicn die Rechtspflege im Marntse-Reiche, ich möchte sagen von Jahr zu Jahr verschlechterte. Altgewohnte Gebräuche, welchen Gesetzeskraft inncwohnt, erben sich unter den eingcbornen Stämmen treu fort nud werden willig befolgt, und jeder Verstoß gegen ihre Rechtskraft, d. h. jede willkürliche Beschränkung derselbeu von Seite eines Herrschers sehr mißliebig aufgenommen; durch die Unterdrückuug dieser Gewohuheitsgesetze hat sich Sepopo das Volk zuerst entfremdet. Die Rechte über das bewegliche und unbewegliche Eigenthum, mochte datz erstere sowohl Personen als anch Habe in sich begreifen, die socialen Rechte der verschiedenen Stämme untereinander und zum herrschenden Staunn, der Unterthanen und Tributzahleuden zum Herrscher im Allgemeinen, die Thronfolge-Bestimmungen, Vertragsclanscln, die Strafgesetze :e., wurdeu von Scpopu theils abgeschafft, theils vollkommen nach seinem Gutdünken zugestutzt und ueu formulirt; es ist jedoch sicher, daß unter Wana-Wena seinem Nachfolger der größte Theil der alten Marutse-Gesetze wieder zur Geltung gelaugeu wird. Kleine Zwistigkeiten werden von den Makosana nnd Kosana, wichtigere von dem Statthalter geschlichtet; alle schwerer erfcheineudeu Verbrechen :c. müfseu, weun sie nicht in gar zu weiter Entfernung von der ii. 23 354 Die Cult,irstllfc> dor Voller im Mcinitso-N'eichc. Residenz des Königs begangen, vor diesen uud den großen Rath gebracht werden. Mord ist im Allgemeinen ein seltenes Verbrechen und wird mit gleicher Münze bestraft. In der Residenz des Königs werden die meisten Hinrichtungen im Lande vorgenommen, weil so viele Unbeliebte, Beneidete aus den Provinzen, des Hochverrathes augeklagt nnd nach der Residenz geschleppt werden. Sepopo nahm keine Rücksicht; jahrelange, trene ergebene Dienstleistung, selbst von Würdenträgern, enge Verwandschaftsbaude mit dem Könige ?c. konnten nicht schützen, wo sein Verdacht rege wurde; in einem solchen Falle war jedes Gesetz null und uichtig. Die Beschuldigung des des Hochverrathes, des Mordes, der Flucht aus dem Reiche, des Verkaufes von Elfenbein und Honig, des Dicbstahles an königlichem Eigenthume, des Ehebruches mit einer der Königinnen begangen, der zufällige Tod eines Nächsten genügten, um vergiftet oder verbraunt zu werden. Raufereien, Verwnuduugen, leichter Diebstahl wurdeu mit schwerer Arbeit iu den königlichen Feldern oder lebenslänglicher Sklaverei bestraft. Fühlte der König kein persönliches Interesse oder Uebelwulleu, so wurde der Ausspruch dem großen Rathe übergeben, und stimmte dieser für den Tod, so wurde der Verurthcilte dem Gottcsurthcile mit dem Giftbecher unterworfen. ^Im Folgenden will ich es versuchen, die Vurbereituugeu und das Cere-monicll eines solchen Gottesnrtheilcs, respcetive einer Hinrichtung zu schildern. Ein glühender Lichtschimmer überfluthete die meilenweite, die neue Hauptstadt des Marutse-Rciches, Schescheke, im Osten begrenzende Ebene; in manchen Theilen der Stadt herrschte noch Stille, da die Bewohner sich bis tief in die Nacht bei Vutschuala-Gelagcn gütlich gethan hatten. In den Dörfern der Mabunda und Masuvia's war es dagegeu bereits ziemlich rege, namentlich jedoch iu den unmittelbar am Flußufer erbautcu Mambui'-Dörfern. Die Mamboi!, denen die Fischerei obliegt, Pflegen sich nicht von den schimmernden Vorboten dcs goldenen Gestirns zur Arbeit aufmuntern zu lassen; kaum daß es graut, sind sie schon bei ihren Kähueu und Netzen, nm sich iu die nahen und entfernten Laguuen uud Flußbuchten zu begeben, und die ihnen von dem königlichen Küchenmeister vorgeschriebene Anzahl von Fischen zu erbeuten. Das rege Treiben in der winzigen Bucht nahe au meiner Hütte, wo sie ihre Kähne zu bergen Pflegten, hatte Die Culturstufe der Völker im Manitse-Neiche. 355 mich oft früh angelockt, und so stand ich auch heute und schaute ihrem Treiben zu. Als die Letzten abstießen, wandte ich mich nach meiner Hütte. Zwischen derselben und dem königlichen Häuscreomplex lag ein etwa sechshundert Schritte breiter Streifen freien Landes, und über dieses hin bewegte sich ein Zng von etwa zwanzig Menschen. Diese hatten die Richtung nach dem Walde eingeschlagen, eiucn der Pfade, wählend, der zwischen meiner Hütte nnd dem aus Schilfrohr erbauten Häuscheu der portugiesischen Händler, durch die Marutse-Dörfer führte. Voran schritt ein Mann, der, jedem Bewohner von Schescheke nur zu wohl bekannt, als Vollstrecker der Grausamkeiten des Königs Sepopo, ein Schrecken im Marntsc-Reiche geworden war. Es war Maschoku, die Mabnnda-Hyäne. Er war mit einem bis an die Knöchel reichenden, bnntcarrirten Wollhemd bekleidet; ihm folgte ein Mann von mittleren Jahren und diesem zwei Greise, wahre wandelnde Mumien, die mit ihren fezartigen Kopfbedeckungen als des Königs Leibärzte nnd die Hauptredner in dem unmeuschlicheu engeren Rathe, der dem Könige zur Seite stand, allgemein bekannt waren. Hinter denselben schritten vier mit Assa-gaien bewaffnete jnnge Männer. Den Zug schlössen zwei Gruppen von etwa acht Personen, in der ersteren bemerkte ich ein Weib nnd zwei Kinder. Die Lente bewegten sich, wie es schien, in einer gedrückten Stimmung, während die letzte Grnpftc schreiend nnd lärmend einherzog. Als ich diesem Znge üachsah, hörte ich hinter mir ein leise geflüstertes »og,nM>:l im, i>x,5!lli, kl> lmmlmIaM mnnli inn!« (Die gehen in den Wald, um jeucn Mann zu todten.) Es war ein Knabe aus Schescheke, der mir für Glasperlen Fische zum Verkaufe brachte und die Gruppe bemerkte, die meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Der zur Hinrichtung Geschleppte war von eiuigeu Nachbarn, die auf seiue reiche Ernte neidisch waren, des Hochvcrrathcs augeklagt und vou dem Köuige gegen den Ansspruch des hohen Rathes zum Tode verurtheilt wurden. Der König war uuftäßlich geworden, und die Krankheit wurde auf gewifsc Zaubereien geschoben, die jeuer begaugcn haben sollte. An der Hinrichtungsstelle angekommen, riß der Scharfrichter dem Verurthcilten seiuc Lederschürzc vom Leibe, zerbrach die aus Elfenbein 23* Z56 Tic Culturstufe der Völker im Marutse-Reiche. und Holz gearbeiteten Armringe, während seine vier bewaffneten Helfer nach den nahen Biischen griffen, um dem Armen ans grünen Buschzweigen eine Schürze um die Hüften zu flechten. In der Mitte der kleinen Lichtling standen zwei, drei Fuß von einander abstehende und fünf Fuß über den Boden ragende rauhe Pfähle, welche im uuterrn Drittel nnd an ihren freien Enden nut je einein Qnerholzc verbunden waren. Hie nnd da sehen wir einen Aschcnhaufeu, ans dem einzelne hallwerbrannte Menschenknochen heroorrageu. Maschotll faßte den Vernrtheiltcn bei der Hand, führte ihn zn dem Joche, ließ ihn anf das nntere Querholz niedersetzen nnd hieß ihn mit den Händen die Pfähle erfassen. Einer seiner Begleiter brachte eine kleine Kürbißflasche, ein anderer eine hölzerne Schale. Der Scharfrichter goß aus der ersteren eine dunkle Flüssigkeit, ein Deeoct von giftigen Kräutern in die Schale, welches er selbst am vorhergehenden Abend von dem Könige zn diesem Zwecke erhalten hatte; er reichte die Schale dem Manne hin nnd gebot ihm zu trinken, Kaum hat der Aermstr getrunken, so stürzten jene, welche gesenkten Hauptes und klagend dem Manne znr Hinrichtung gefolgt waren, auf diesen zu und brachen in lautes Wehklagen ans: »Mein Mann, mein Bruder, mein Vater, Freund, Freund!« riefen sie durcheinander. »Fürchte Dich nicht, Du sollst nicht sterben, Dn bist ein gnter Mann. Dn hast nie Böses gethan: böse Menschen, die nach Deinem Mabele (Korn) nnd nach Deinem Khomo (Vieh) trachteten, haben schlechte Worte gesprochen, nnd deshalb hat man Dich hierhergeschleppt; Dn hast nie Böses grgen den >tönig im Sinne gehabt, so wirst Dn anch nicht sterben. Njambe, der gute und schlechte Herzen kennt, sieht anch Deine Unschuld nnd wird Dich das Molemo (Gift) erbrechen lassen." So reden die Freunde des Verurtheilten; sie streicheln nnd liebkosen ihn. Wie sie etwas in ihrem Eifer nachlassen, treten dir Ankläger heran, jeue, welche beim Znge die Nachhnt bildeten. Mit geballten Fäusten drohen sic dem an, Schaffot Sitzenden, die ärgsten Verwünschungen gegen ihn ansstoßend: »Dn Verräthcr, Du schlechter Mensch, schwarz ist Dein Herz. Du wolltest den König todten! Schlechte Medicinen hast Du in seine Behansnng geworfen, die ihm die Krankheit in dieselbe brachten, allein Die Cilltlnstufc dcr Völlcr i,n Marutse-Reiche. Z57 wir haben Deine Schlechtigkeit gesehen, wir sagten es dem Könige, und nun sollst Du dafür sterben. Siehst Du das Fenerchen da, was eben unsere Bruder angezündet haben, sieh', das wollen wir groß machen und dann Deine Gebeine, die Knochen eines schlechten Hochvrrräthers, daran rösten und verbrennen!« Und abermals drohen sie mit den Fäusten und speien ihn an. Nach den alten Marutse-Gesetzen muß jeder Verurtheilte eine Schale Gift trinken. Fällt er nach dem Genusse des Giftes besinnungslos zur Erde, so wird er für schuldig erklärt und sofort verbrannt. Wenn im Gegentheile der Verurtheilte das Gift erbricht, so wird er für unschnldig erklärt, allerdings kein wohlthuendes Beguadiguugsmittel, da nach dem Genusse des Giftes eine Blutzcrsetzung eintritt, welche Ausschläge uud Siechthnm uud uach vieleu Leiden, einige Jahre später den Tod zur Folge hat. Der Köuig Sepopo, dcr die meisten Gesetze und Gebräuche seines Landes umstieß, berücksichtigte auch diesen nicht uud gab oft im Geheimen dem Scharfrichter den Auftrag, die Verurtbeilten auf jeden Fall zu todten. So geschah es, daß, als der Köuig von der Barotfc nach Schefcheke übersiedelte, er von feinem Mutterlande des Tsetse-Gürtels halber, dcr die Umgegend von Schescheke mufvauut, keiue Riuder für feinen Bedarf nach der nenen Residenz mitnehmen konnte. In Scheschekr lebte aber nnter mehreren Häuptlingen Einer, der große Heerden befaß; anf ihn fiel fofort des Königs Augenmerk und damit war auch das Los des Aermsten entschieden. Er wurde angeklagt und verurthcilt, doch das Gift hatte keine Nirkuug. Ta faud sich ein zweiter Sklave, der den Häuptling des Hochverrathes beschuldigte, und als auch die zweite Verurtheilung nichts half, folgte eine dritte fchlicßlich wurde er fo lange mit dem Vurderkörper in's Feuer gehaltcu, bis er seinen Geist aufgab. Nachdem ich Schescheke verlassen, wurde auch die Frau des Häuptlings Mokoro, zum Tode verurtheilt. Sie war als unschuldig erklärt worden, der Scharfrichter aber theilte ihr mit, daß ihm der König den Befehl ertheilt, sie am folgenden Tage zu verbrennen. Um solch' einem Tode zu entgeheu, warf stc fich iu deu Fluß und wurde sofort von 358 Tie Culturstufe der Völker im Marntsc-Nciche. einem Krokodile ergriffen, doch von diesem läutere Zeit hin- und hcr-gezerrt, brvor das Thier mit ihr in die Tiefe versank uud das grause Schauspiel ein Ende fand. Nachdem sich die Ankläger müde gescholten, traten die beiden alten Mrdieinmänm'r heran, nahmen den Vernrtheilten von dem Gestell und drehten ihn mehrmals im kreise hernm, sie thak-n dies, um, wie sie sagen, das Gift besser im Körper wirken zn lassen. Kaum hatten sie ihn wieder seine frühere. Stellung einnehmen lassen, näherten sich ihm wieder seine Frennde: »Freund, entledige Dich doch des schädlichen Stoffes, den Du gi-truukeu, brich ihn ans, damit Du diefen bösen Mrnschen nnd dem Könige, zeigst, daß Du unschuldig bist!« Freuude und Kläger wechselu so ab, bis das Gift betäubcud oder wie ein Brechmittel zu wirkeu beginnt. In dem vorliegenden Falle wirkte es betäubend; etwa eine halbe Stunde, nachdem er das Gift zu sich genommen, siel der Verurtheilte besinnnngslos zur Erde. Bevor dies jedoch geschah, hatten schon einige seiner Ankläger ein kleines Feuer augczüudet. auf welches sie bei ihren Spottredm hinwiesen, Kanin war drr Vernrtheilte zur Erde gefallen, erfaßten ihn die Diener des Scharfrichters und schleppten ihn zu dem Feuer. Vergebens rangen seine Angehörigen die Hände; mitleidslos ward er mit dem Kopfe in das kleine Feuer gehalten, so daß er mit halbverbranntem Gesichte, bevor noch das Feuer zur Flamme augefacht war, erstickte. Taun erst wurde trockenes Nl'isig herbeigctragen nnd eine Art Scheiterhaufen errichtet, auf welchem der Körper gänzlich verbrannt wurde. Laut klagend und jammcrud zogen die Angehörigen des Verurteilten heim. Iu der Stadt verstummten sie, um nicht des Königs Mißfallen zu erregen. Sehr Viele trachteten sich, sowie sie nur eine Ahnung von einer etwaigen Vorladung erhielten, durch Flncht nach dem Süden über die beiden Ströme zu retteu. Andere tödteten sich selbst, als sie sahen, daß sie trotz ihrer durch das Erbrechen des Giftes erwiesenen Unschuld, doch wieder augeklagt uud verbrannt werden sollteu. Die auf der Flucht Ergriffeueu wurdeu theils von den Verfolgern niedergestoßen, theils wieder uach Schescheke zur Hinrichtung eingebracht. Verurtheilte, freiwillig Heimgekchrte uud auf die Fürbitte der Weißen oder eines Die Culturstufe der Völker im Marntse-Reiche. 359 fremden, Sepopo befreundeten Eingebornenfürsten gestützt, um Nachsicht Flehende wurden bei ihrer Ankunft iu Schescheke wohl begnadigt, allein wenige Tage darauf wieder vcrurtheilt. Bei Diebstählen bestrafte der König oder der Würdenträger nur wenn der Schuldige der That geständig oder wenn er von mehreren Zeugen überwiesen war. Im Allgemeinen wird von der Obrigkeit nicht viel gethan, um des Diebes habhaft zu werden. »Bringe ihn und beweise, daß er Dich bestohlen hat, ich werde ihn schon empfindlich züchtigen,« heißt es zumeist. Ich erwähnte bereits, das zwei vom Könige begnadigte Verbrecher in der Residenz, die Reinigung der Stadt zu besorgen hatten; bevor noch die Bewohner von Scheschekc erwachen, sind diese Beiden schon ans ihren Füßen und walten ihres Amtes. Dabei ereignete es sich nun mehrmals im Jahre, daß menschliche Leicheu an den Pfaden und in den Straßen lagen; aus Sevopu's Geheiß, der jeden Todten, die Mitglieder des königlichen Hufes ausgenommen, als Unrath ansah, mußten dieselben gleich dem Kehricht behandelt werden. Von nennenswerther Heilkunde fand ich in dem Marutse-Reiche mehr vor als in allen übrigen mir bekannten südafrikanischen Eingebornen-ländern. Diese Heilkunde bildete die Basis, ans der die schon öfters erwähnten Doctoren, die Mitglieder des engeren Rathes, ihr Wissen und Ansehen, späterhin ihre Zaubereien stützen konnten. Mehrcrc vegetabilische Heilmittel nnd Gifte kennend, snchten sie weiter in der Heilkunde nachzugrübeln, geriethen aber nur zu leicht, geleitet und durchdrungen von dem volksthümlichen Aberglauben in das verderbliche, den Geist nmnachtende Chaos der Beschwörungsformeln. Ich beobachtete, daß sie sich auf die Behandlung von Dysenterie, Fiebcranfällcn. Hustcn, Luugeutatarrh, Stillung von Alutungen nnd Schlangenbissen wohl verstehen. In der Regel werden jedoch dic Arzneien mit vielen Ceremonien verabreicht, nm eben den Kranken glauben zu macheu, daß letztere den Löwcnantheil an der Cur haben. Oertliche Vlut-Entziehuugen mit Metall-, Hurn- und Knochenmessern bewirkt, und das Blut mit Horusaugröhren ausgesogcn, sand ich — wie 360 Die Culturstufe der Völker im Marutse-Neiche. unter den Betschuana's — gemein und gewöhnlich an den Schläfen, Wangen, Oberarmen, der Brust und den Schultern applieirt. Es soll Schmerzen all diesen Kö'rpertheileu mildern, — wie ich bemerken konnte, meinte man hiemit Neuralgien sowohl als Eutzüuduugsschmerzcu der betreffenden oder der Nachbarorganc. ^ Die Vegetabilien werden znmeist getrocknet und dann im pulverisirteu Zustande oder als Deeoet, oder aber der bei ihrer Verbrennung erzielte Rauch und ihre Asche als Heilmittel gebraucht. Vou thierischen Stoffen gebraucht man Knochenstaub, gebranntes Knochenpulver, die Schuppen des Schuppenthicres, die, Riechstoffe enthaltenden Drüseu gewisser Sängrthiere uud thierische Exeremente :e. :e. Einen wesentlichen Unterschied zwischen den Heilkünstlcrn des Mabnnda-Reiches ulld denen der meisten Vetschuana's, fand ich in dem äußereu Auftreten derselben; mit Ausnahme des hohen Alters kennzeichnen sich die Ersteren durch kciue besouderen Abzeichell. Ebenso scheint die Doctors-würde im Mabnnda-Nciche nicht erblich zu sein, während dies bei den Betschuaua's der Fall ist. Der Aberglaube ist ciuer der bedauernswerthen Erscheinungen, welche der geistigen Entwickelung der südafrikanischen Eiugeborneu im Wege stehen. Es war vor Allem Sepopo, der sich vou seinen Unterthanen als Zauberer gefürchtet uud groß zu macheu verstaud nud sich endlich so tief in die Gaukelei hineinlebte, das; er selbst daran glaubte, wodurch es ihm möglich wurde, sich trotz seiuer nichtswürdigen Gransamkeiteu so lange am Throne zu behaupten. Die abcrglänbischen Lehren hatten durch die greiseu Doctoreu ein nicht geringes Ansehen beim Volke erlangt, dessen Zweifel oft durch die gewonnene Ueberzeugung der Heilkraft der als Heilmittel von dm Aerzten gebrauchten vegetabilischen Prodnete, sowie in Hinblick auf die geheiligte Person des Königs geschwächt oder benommen wurden. Dcr Zanbermittel gibt es eine Legion; ich will blos einige anführen. Beim Beginne eines Krieges, nach der Erbauung einer Stadt uud bei anderen wichtigen Gelegenheiten, bei Landplagen :e. wurden bestimmte Theile des menschlichen Körpers geopfert, d. h. bei Lebzeiten vom menschlichen Körper abgetrennt und an bestimmten Orten in erlesenen Gefäßen aufbewahrt. Tie Kulturstufe der Völker in: Marutsc-Rcichc, 361 Aus Büffelfett gearbeitete Armringe und Brustbänder sollen gewisse Krankheiten bannen und gegen menschliche Nachstellungen schützen. Das Hcrzfctt der Hansthiere, ans Stäbchen in Krcuzform befestigt und bei Nachtzeit vor die Hütten der aus dem Reiche Geflohenen eingepflanzt, soll anf die Flüchtlinge höchst verderbend einwirken, daß sie auf der Flucht die Sinne verlieren, und wie im trunkenen Znstande zu ihrer Niedcr- Korb aus Anst lind Kalebassen-itorngefäße bei ocn Mabmida, lassung zurückkehren, nin ihre gerechte Strafe zn erleiden. Das Pulver verschiedener gebrannter Knochen von Sängethieren, Vögeln, Amphibien am Körper getragen, wird verkauft, um schnellfüßig zu werden, das verfolgte Wild in seinem Laufe zu lahmen nnd dem Jäger reiche Beute zu sichern. Es wird theils in Säckchen anf dem Leibe getragen, theils in an den Armen und Beinen geführte Einschnitte eingerieben. Weitere Zaubel-kraft enthaltende Mittel sind all' die pharmaeeutischeu Präparate, die der :;62 Til' Culmchiife d^r Völker im Mm'Mse Reiche. Weiße an die Eingebornen verabreicht, seltene Thierfelle, wie das des großen schwarzen Lemur, anormale Bildungen in der Färbung tleiner Sängethicre, Ausschnitte aus den: Kannne dcr Schwanzflossen dos Krokodils, seine Augen und dir Luftlöcher: Hörner des Opliu8 ltem^ri^kü und des ^(»i><)l'lx»t'l!5 ^'m!,i, seltene Glasperlen, auffallende pathologische Haar-, Horn- und Knochenbildungen von Thieren; Säckchen, genäht aus der Haut der Boa, Leib- und Brustgurte aus Schlangen-, Erd- und Wasserleguanhant verfertigt, kleine Muscheln, die an Stirn- und Halsbändern, an Armringen und Leibbinden festgenäht, getragen werden. Die letzteren, sowie andere Kalkproducte von Seethierrn haben die Portugiesen eingeführt und damit im Allgemeinen einen regen Handel getrieben. Diese Amnlcte und Zanbermittel werden, wenn nicht am Körper getragen, anf geheimen oder nur dem Hansherrn bekannten Orten aufbewahrt gehalten. Der König hat hinter feinem Empfangshanse längs der Hofnmzäunung eine Reihe von beinalten Thontöpfen und Kalebassen stehen, die sämmtlich abergläubische Mittel enthalten. Anßerdem hat der König eine eigene Hütte für seinen medieinischen Besitz nnd die zahlreichen Amnlete erbaut; bei Sepopc» stand sie zwischen seinem Empfangsund dem Waarenhans. Zu den offenen, Zaubcrmittel enthaltenden, Behältern gehören: ans Bast, Gras nnd Stroh verfertigte Säcke und Körbe, kleinere und größere, schwarz gebrannte, einfach gehaltene nnd gekerbte Holzschüsseln, große, roh gearbeitete Holzschnsseln, Töpfe uud Schalen aus ungebranntem oder anch gebrannten! Thun, gewöhnlich mit dnnklen Glasur-Zeichnungen bedeckt und zuweilen anf Gestellen, Holzfüßen, Baum-slämmchen anfgestellt, oder anf Pfählen aufgehangen: ferner Kalebasfen, die dann gewöhnlich unter Miniaturdächern anfgestellt werden. Zll den geschlossenen gehören kleine Mafenkekörbe, Miniatnrkörbchen ans Fächerpalmblättern gearbeitet, kleine sanduhrförmige, mit Pfröpfen (aus Holz) versehene, Schnnvtabakdosen ähnliche Kalebassen, zugepfropfte Hörner kleiner Gazellenarten, mit Linien nnd Kreisen (Einkerbungen, Eingravicrnngen) bedeckte kleine Ziegenbockhörner und nett geschnitzte, in Pulverhurnform gehaltene Hörner größerer Antilopen (Harrisbock, Gemsbock, Noen Antilope :c.); sämmtliche sind mit Hängschnüren versehen. Tic Cillturstnft' dcr Vi,Ntcr im Manitse-Reiche. )^63 Ferner beobachtete ich solche, die sorgsam mis Holz, Rohr, Vögel- und Thicrknochen, Nilpferd- und Elephanten-Elfenbein, aus Fruchtschalen, Thierklauen zu Dosen geschnitzt, oder aus Thierfcllen nnd aus dor Hant ' innerer thierischer Organe (Eingeweide, Blase ?c.), aus Tuch- und Wolllappen zn Säckchen genäht sind. Im Allgemeinen verwendet man im Marutse-Reiche ans diese Artikel eine bedentende Sorgfalt, nnd Sepopo's Mcdiein- nnd Gifthüttc allein würde, in ein europäisches Museum trans-ferirt, eine iilteressante ethnographische Sammlung abgeben. Leider ist es für den Sammler nicht leicht, sich mehrere solcher Objeete durch Tausch anzneignen; die Eingebornen wollen sich der in denselben enthaltenen Zaubermittel halber nicht von ihnen trennen. Das Ausschütten von Flüssigkeiten vor der Hof- oder Hausthüre wird als ein Zaubcrversuch znm Schaden des Hausherru oder Desjenigen angesehen, der unvorsichtiger Weise über die nasse Stelle hinwegschreitet. Unwohlsein wird in der Regel als die Folge von Zauberei oder gefährlichen: Uebelwollen angesehen. Meine Arbeiten nnd meine den Kranken geleistete Hilfe hatten mich im Marntse-Reiche zu einem großen Zauberer gestempelt, und hatten nur das eine Gute, daß ich von allen mehr als andere Weiße gefürchtet wurde. Die meisten Geheimmittel sind den Zauberern (Doctorcn), dem Wmg nnd dem Scharfrichter bekannt und werden verhältnißmäßig theuer verkauft, Aisweilen wurden zwei nnd mehrere Sitzungen abgehalten, um sich über dies oder jenes unmenschliche Mittel zn einigen. Personen, die dem Rathe mißtrauten, einzelne nachdenkende Köpfe, wurden nur zn leicht aus der blindlings gehorchenden nud unterwürfigen Menge herausgefunden, des Hochverrathes oder anderer nicht begangener Verbrechen angeklagt nnd bei Seite geschafft. Ich hatte bereits Gelegenheit zu erwähnen, daß von Sevovo zn manchen abergläubischen Zwecken Menschenopfer verwendet wurden. Dieselben sind kein landesüblicher Gcbranch, sondern waren dem Könige vou dem engeren Rathe empfohlen worden. Während meines ersten Aufenthaltes begann er, wie ich bereits erwähnt, Ncu-Schescheke zu bauen. Um die neue Stadt vor eiuem ähnlichen Schicksale wie es die alte Residenz traf zu be- ,'>(»4 Tic Culturstufe der Völter iiu Marlltse.Neiche. wahren, wurde eiue Sitzung dos engeren Rathes abgehalten und die Schrecklichen beschlossen, den: Knaben eines Hänptlings die Finger nnd die Zehen abzuhauen und diese in der Kriegstrommel aufzubewahren. Trotz der Geheimhaltung dieses Beschlusses wurde die Absicht des engeren ' Rathes einem Häuptlinge verrathen, der die Nachricht allen seinen Freunden mittheilte, doch nicht schnell genug uud ohne Verdacht zu erregen. Gegen Ende des Monats September, als Blocklry allein in Schescheke znrnck geblieben war, konnte man allnächtlich in dem Walde vonScheschcke Menschengruppcn begegnen, welche nach den tieferen Waldftartien zneilten, es waren die Vertrauten dieses oder jenes Häuptlings, welche dessen Knaben ans dem Bereiche' des Tyrannen zn bringen suchten, ohne daß der König oder der Scharfrichter eine Ahnung davon hatten, daß man ihre Pläne zn dnrchkrenzen snche. Am bestimmten Tage schickte Maschoku seine Diener in der Stadt nmher, nm sie die Häuptlingsgehöfte ausspioniren zn lassen, in welchen man sich am leichtesten eines Knaben bemächtigen konnte. Alle bis auf einen kehrten unterrichteter Weise znrnck, sie fanden die Gehöfte förmlich kindcrlecr, nnr der eine wollte einen Knaben im Hofraume seines Vaters spielen gesehen habeu. Als dies der Scharfrichter dem Könige hintrr-bracht hatte, befahl er dein Vater des Knaben sofort für die Bedachung eines noch unvollendeten königlichen Vanes das nöthige Gras nnd Schilf zn holen, alles andere nahm Maschokn anf sich. Als ihn seine Diener benachrichtigten, daß der l5hef abgereist sei, berief dieser den erwähnten Diener nnd gab ihm die nöthigen Instrnetionen, nm das Opfer anch glücklich in das Gehöft des Königs zu bringen. Hier war eine größere Menschenmenge versammelt, welche lautlos dasaß; der König schien unmuthig nnd deshalb wagte es Niemand, ein Wort zu sprechen. Um diese Zeit erschien in dem Höschen des Hänptlings, der sein Gehöft verlassen, nm für den König das nöthige Schilfrohr zn holen, ein Mabunda-Mann, der Abgesandte des Scharfrichters, setzte sich nahe an der Umzäunung nieder und wartete bis ihm eine der Hausfrauen mit dem Willkommgruß »Rumela« ansprach und theilte derselben nnr mit, daß der Kosana, der eben mit seinem Kahne abstoßen wolle, ihn mit dem Auftrage hiehersende, ihm sein kleines Söhnchen zn bringen. Die Die Culturstüfe der Völker im Marutsc-Reichc, :;65 Mutter besiehlt dem Kinde, dem Manne zu folgen nnd dieses fügt sich willig dcm Gebote. Dieser schlägt aber die Richtung nach den königlichen Gehöften ein, wo er mit seinem Erscheinen Plötzlich die darin herrschende Stille unterbricht. Ans seinem Hinblüten durch Maschokn wachgerufen, wirft der König einen Alick auf den Knaben nud steht dann von den Schöpflöffel und Klllebllsscn^Koriissefnße bei dcu Mabuuda. Anwesenden gefolgt auf. Man nimmt mm den Knaben in die Mitte, der dnrch die stillschweigende Menge eingeschüchtert, sich willentos fortschleppen läßt. Die königliche Capelle beginnt hieranf ihre monotonen Weisen und begleitet den König. Znm Flusse ging es wohl und dies mochte den Knaben etwas rnhiger stimmen, doch ein plötzlicher Schrei einer Hänptlingsfrau, deren Gehöfte man passirte, flößte dem Kinde Furcht und Schrecken ein. Die Frau kannte das Schicksal des Opfers, das man eben znr Schlachtbank führte. '566 Die Culturstufe der Völker im Marutse-Reiche. Am Flusse angekommen, besteigt die etwa siebzig Köpfe zählende Menge sämmtliche am Ufer liegende Boote nnd fährt nach dem jenseitigen Ufer; die Tambours folgen, während die Myrimba's zurückbleiben. Am jenseitigen Ufer; angekommen, läßt sich Sepovu auf eiu Stühlchen nieder, der Scharfrichter, seine Knechte nnd die Mitglieder des engeren Rathes bilden einen Kreis, die Tambours nnd die anderen Musiker stellen sich rings umher, damit das Volk von Schescheke die gransame That nicht sehe. Der Knabe, dnrch alle die schweigsamen Männer erschreckt, sulgt nur zögernd. Nun nickt der König mit dem Kopfe nnd im selben Momente wird der Knabe znr Erde geworfen, das erschrockene Kind beginnt lant zn schreien, aber den Tambours wurde zugleich das Zeichen gegeben, und laut schallen die Trommeln, um das Geschrei des Kindes zu übertönen. Der Widerstand des hilflosen Kindes ist von den Henkersknechten bald überwältigt, nnd nun gehen die alten Doctoren an's Werk und schneiden dein Opfer Finger um Finger, Zehe nm Zehe vom Körper. Trotz des lauten Trommelschlages vernimmt die Menge am diesseitigen Nfer einige Worte des sterbenden Knaben: >IW, 15a (nnu;, l,ia !5n« (Vater, mein Vater), zeitweilig wird das Wort: »Ilmn uiimbulaja« (sie todten mich) hörbar; obwohl die Menschenmenge sich mit jedem Augenblicke mehrt, und alle begreifen, daß Sepopo eine neue Grausamkeit begeht, wagt es Niemand, an die Nettnng des armen Knaben zn denken. Nachdem sich die Doctoren der genannten Gliedmaßen bemächtigt habeu, wird dem Leben des Knaben sofort ein Ende gemacht, d. h. das Opfer wird erwürgt und mit einem Kiri erschlagen. Nach vollbrachtem Werke werden die Boote wieder bestiegen, ganz zufällig scheinen diese in der Mitte des Flnsses einen Knäuel zu bilden, in Wirklichkeit aber nur, um den Körper des Knaben unbemerkt in den Flnß gleiten zu lassen. Während die Boote etwas flußabwärts au deu königlichen Gehöfteu aulegeu, folgt ihnen eiue jammernde Frau am Ufer nach, watet, die Krokodile uud deu Zorn des Tyrannen nicht achtend, in das Wasser nnd fordert lant ihr Kind, ihren Mnschcmani zurück. Der König steigt ruhig aus, was weiß er von Mutterfreude uud Mutterschmerz, ihm folgen die Seinen, and bald sitzt mau bei einigen Töpfen Butschuala, währeud die altcu Die Culwrstlife dor Völker nil Mc,rutse>Reiche. ZO7 Doctoreu die getreuuteu Fmgcr und Zehen in eiuer der ^riegstrommclu verbergen. Diese Alarm-, Kriegs-, Schlachttrommeln sind ebenfalls königliches Eigenthum, von welchen stets drei bis vier vorhanden und im grvßen Ocrathungshause aufbewahrt sind, sie werden nur bei Ueberfälleu der Residenz, beim Ausmarsch in den zirieg, beim Ausbruch revolutionärer Emeuteu u. s. w. geschlagen. Ich vermuthe, daß diese Trommeln mit ähnlichen Schlägeln wie die Kalebaß-Piano's oder mit kleinen Kiris bearbeitet werden. Der Holztheil der Trommel ist mit rothen: Ocker bemalt, die Füße sind klein, der Henkel gleich der Lederumreifuug aus nngegerbten Riudsfellen gearbeitet. Diese Trommeln haben dreißig bis fünfzig Centimeter im Durchmefser und vierzig bis fünfzig Centimeter Höhe. Als ich uach meinen: zweiten Besuche uach Schcschekc zurückgekehrt war, berichteten mir zwei der Häuptlinge von Schescheke diese Episode, am ausführlichsten that es Blockley, denn nuser Gehöft lag dem Thatorte gegeuüber. Noch bevor ich den Zambesi überschritt, hörte ich die industrielle Thätigkeit der Völker Scftopo's rühmeu. Unter den Süd-Zambesi-Stämmen behaupten die Mafchona dcii ersteil Rang. Da ich das Maschona-Land nicht besucheu kouute uud uur nach den mir zugekommenen oder gezeigten Handarbeiten urtheilen mußte, mag mein Ausspruch nicht jenes Gewicht besitzen, das ich wünschen würde, doch kann ich mich dahin ans-sprccheu, daß es Stämme im vereinigten Marntse-Mabunda-Reiche gibt, welche in gewissen Branchen der Industrie die Maschona übertreffen. Unter deu Küchenuteusilicu stehen die aus Thon verfertigten Gefäße obenan. Manche haben Vaseuform, andere sind durch die angebrachten dunkleren und helleren Verzierungeil, die am Halse oder Mantelkragen augebracht sind, uud audere dadurch wieder ausgezeichnet, daß sie geglättet, förmlich von einer Glasur überzogen zu sein scheinen. Am Boden fand ich nie Zeichnungen vor, anch vermißte ich Henkel. Die als Getreide-Speicher benutzten Thongefäße haben Rieseudimrusioueu uud Urneuform. Diese Nieseugefäße sind roher als die vorgeuauuteu gearbeitet und ohne Ausnahme aus uugebrauutem Thon. Die Gefäße sind uach oben mit einem tellerförmigen Thondcckel geschlossen nud zeigen au der vorderen Zß8 Die Cnlturstuse der Völker im Marutse-Rciche, Seite unmittelbar über dem Boden eine halbkreisförmige, meist handbreite Oeffmmg, die mit einer beweglichen Platte von Innen verschlossen ist. Diese Platte trägt einen horizontal sitzenden Stiel, mit dessen Hilfe die Oeffnung nach Belieben geschlossen werden kann. Diese Riesengefäße sind so schwer, daß ich, wie an den königlichen, sechzehn Männer keuchend schleppen sah, beim Transpurt werden sie auf Pfählen getragen. Die Thongefäße sind meist nnr Arbeit der Frauen, während die Holzgesäße von Männern, und zwar meist von Mabunda's gearbeitet werden. Die ersteren werden znr Anfbewahrung nnd Zubereitung von Kafirkornbier, zur Aufbewahrung von Milch, Wasser nnd zum Kuchen benützt. Sämmtliche Holzgefäße sind innen und außen mit Eiseninstrmnentrn tiefschwarz eingebrannt nnd dies ist so gleichmäßig und vorsichtig ausgeführt, daß man sie aus Ebenholz verfertigt halten würde. Die meisten derselben find mit erhabenen, symmetrischen, um den Rand, Hals und Mantelkragen laufenden Schnitzereien nnd manche mit dnrchgebuhrten, abgeflachten Bnckeln als Henkeln versehen' jeder Holztopf ist mit einem geschnitzten Deckel versehen. Nächst den Thongefäßen sind die aus Holz verfertigten Gefäße zahl-reich nnd nicht minder mannigfach vertreten. Unter diesen gehören die Vorlegschüsseln für klein gehackte Fleischsorten zu deu edelsten Holzschnitzereien der Mabnnda, zn den besten Holzarbciten in der Abtheilung der ktnchenntensilien. Im Allgemeinen sind die Hulztüvfe von eylindrischer oder KegelftutzForm mit abgerundetem Boden. Sie dieneu znr Aufbewahrung vun Mehl, Bohnen, kleinen Früchtcu und Bier. Den Ueber-gang von den Holztöpfen zu den zahlreichen Varietäten der Holzfchüsseln bilden die mit Ansgnßmulden versehenen Napfschüsseln. Die eigentlichen Hulzschüsseln sind entweder Rnudschüsseln oder ovale: die letzteren wieder schiffchenförmige uder schalenförmige. Die ersteren der ovalen Gattung sind die früher erwähnten, schön gearbeiteten Fleisch nnd Borlegeschüsseln, sie tragen dnrchwegs einen horizontal-vorstehenden, durchbrochen geschnitzten Rand, sind henkellos nnd tiefschwarz vun Farbe. Ich fand sie in der Regel im Hanse der Angesehenen, doch die schönsten in des Mnigs Besitz. Die länglich-schatenförmigen gehören zu deu größten Hulzschüsseln, die riesigsten fand ich bei den Matabele. Sie sind vun Die Culturstufe der Völker im Marutse-Nriche. 369 doppelter bis dreifacher Größe der obgenannten und stets mit zwei ordentlichen Henkeln an den Enden des größten Durchmessers versehen. Sie dienen znm Auftischen von groben Fleischstücken für eine größere Anzahl von Personen und sind oft an ihrer ganzen Mantelfläche mit symmetrischen oder unsymmetrischen, ein bis drei Centimeter erhabenen Arabesken-Schnitzereien bedeckt. Ich glaube, daß den Maschona die Palme in dieser Arbeit gebührt. Von Nundschüsseln finden wir mehrere Varietäten vor; Ein Marutse-MephcmtcnMcr. alle haben mehr oder weniger hervorragende Henkelbuckel und ill der Regel eine gewölbte, nur in seltenen Fällen eine ebene, thalergroße Nodenfläche, der Rand ist meist gekerbt. Sie fehlen in keiner Haushaltung, da ihr Gebranch ein allseitiger ist, und sie als Milch- und Oelgefäße und zur Aufbewahrung fetter Substanzen dienen. Die getrockneten Fruchtschalcn verschiedener ölürbißarten werden sehr häufig zu Gefäßen verarbeitet. Vor Allem dienen diese Kalebassen als Wasserbehälter sowohl im Hause als auch auf Reisen, da ihnen das geringe Eigengewicht zu statten kommt. Sie bieten noch mannigfachere Formen ii. 24 Z79 Die Cnlturstllse der Völlcr im Mariitsc-Ncichc, als die eben genannten Gefäßarten, die einestheils schon von der Nlltnr mannigfach gegeben sind, anderntheils künstlich hergestellt werden. Für den öfteren Gebranch sind sie gelblich, bräunlich, rothbränulich, schmutzig-bis dnnkelbrann oder ziegelroth polirt nnd oft mit einem Bast- oder Grasstricknetz umsponnen; jene zu seltenerem Gebranche sind oft mit eingebrannten Zeichnungen verfehen. Auf das Einbrennen der Zeichnungen verstehen sich namentlich die Mabunda, und dies insbesondere mit Rücksicht auf die Fignren. Ich beobachtete einfache nnd verschlungene Arabesken, Abbildungen von Menschen, Säugethiereu, Vögeln, Amphibien, Fischen und Inseeten; ferner von Hütten, allerlei Geräthschaften, namentlich Waffen, Rudern, Kähnen, Pfeifen; außerdem von Bäumen, Sonne nnd Mund; doch auch Iagdseenen auf dem Lande nnd zn Waffer nnd Schlacht-sa'nen, von denen mir besonders zwei anfftelen, welche die Eroberung einer besi-stigten Stadt versinnlichen sollten, und wobei die gegenwärtig bei diesen Völkern vermißten steinernen Brustwehren deutlich aufgezeichnet waren. Im Allgemeinen bekunden diese eingebrannten Zeichnungen großen Eifer und eine ziemliche Fertigkeit, fowie einigen für Wilde anerkennens-werthen Kunstsinn, obgleich ich sie nicht den Knnstproben gleichstellen könnte, wie sie die befferen Hühlcngemälde der Buschmänner vor Augen führen. Im Allgemeinen nehmen die mit eingebrannten Zeichnungen versehenen Kürbißgrsäße einen ehrenvollen Nang in der Industrie der Stämme am eentralen Zambesi ein nnd übertreffen wefentlich die ähnlichen Erzeugnisse der südlich von diesem Fluffe wohnenden Stämme. Die zu dm Kalebassen nöthigen Kürbisse werden theils auf den Maisfeldern, theils um die Hütten nnd Häufer augebaut. Die kleinsten Kalebassen werden zu Schnupftabakdosen, jedoch nicht so hänsig verwendet, wie bei den Betschuana. Auch an Löffeln fand ich die schönsten Formen im Marutse-Rcichc. Die großen Schöpflöffel werden aus langhalfigen gebogenen, am nuteren Ende plötzlich verdickten Kürbissen verfertigt; fie find nicht selten mit eingebrannten Zeichnungen geschmückt, ihre Farbe meist gelb, bräunlich oder rothbrann. Tic zweite Art der Löffel sind Holzlöffel, und zwar gibt es große, bis sechzig Centimeter lange, Znm Auftischen von Mehlbrei, eingedickter Milch, gekochter Die Cultliistuft der Völker im Marutje-Reiche. 371 Früchte :c. und kleinere, deren man sich bei Tisch bedient. Unter den Holzlöffeln ragen jene der Malmnda's durch die mühevolle Arbeit sowie die eingebrannten Zeichnungen nicht nnr im Marutse-Neiche, sondern in ganz Afrika hervor. Zum Zerstampfen von Korn fand ich hölzerne, pokalartig aus einem Holzstück verfertigte Blöcke nnd Mörser. Ferner findet man aus breiten Holzspänen gearbeitete Kornschüsseln znm Sieben des gestampften Getreides. Die Flechtarbeiten machen den Bewohnern des Marutse Mabunda-Reiches alle Ehre. Zu den einfachsten gehören kugelförmige, ans Gras fowie ebenfu einfach ans Vaobabrinde verfertigte Kornsäckc (fünfzig bis siebzig Centimeter lang und dreißig bis fünfzig breit), ferner eine dritte Art aus Nohr und den Stengeln standenartigcr Gewächfe oder Fächer-Palmblätter gearbeitet; diese sind größer und dienen znm Transport getrockneter Fische und nuß- bis faustgroßer Früchte. Anch die ans fingerdicken, geflochtenen Bastfasern genetzten und Garnsäcke werden von den meisten Stämmen gleich rasch und gediegen gearbeitet. Dir einfachste Art der Körbe besteht aus einer eylindrischcn, nach unten abgefchlussenen und an der Mündung mit einem hölzernen oder aus einem Riemen verfertigten Henkel versehenen Röhre, welche ans einer, unserer rothen Birkenrinde ähnlichen Rinde gearbeitet nnd mit Bast zusammeugenäht wird. Sie dienen meist zum Sammeln der Früchte. Flechtarbeiten im engereu Sinne des Wortes sind die Makuluani-Körbe, d. h. Körbe, die aus laneettförnugen Blatttheilen der Fächerftalmc verfertigt werden. Sie sind sehr gediegen gearbeitet nnd entsprechen vollkommen dem Zwecke, mit ihrem dicht schließenden Deckel uud dichten festen Gewebe als Verschlußkästchen oder Truhen zn dieueu. Sie haben eine, gefällige, jedoch in zahlreichen Exemplaren nicht ein einziges Mal übereinstimmende Form. Die in der Barotse angesiedelten Matabele arbeiten Körbe aus Gras nnd Struh so fein, dicht und gediegen, daß sie ein vollkommen wasserdichtes, zum Viertrinkcn benutztes Gefäß vorstellen. Zn der best gearbeiteten Flechtarbeit wie zn den besten Handarbeiten im Marntse-Mabnnda-Reiche überhaupt gehören unstreitig die beiden in der Varotsc von den Marutsc-Stämmen gearbeiteten Arten der Makenke-Körbe. Sie werden ans einem verhältnißmäßig schwierig zn bearbeitenden ^4* 372 D'e Eiiltmstich' der Vülker im Manltse°Reiche, Material, den Wnrzelfasern eines ahornartigen Strauches, des Mosnra, verfertigt. ^Man nnterscheidet zwei Arten: die eine ist stets dcckellos und wird beinahe immer in einer und derselben Form und Grüße geflochten, die zweite ist mit einem dichten, falzförmig eingreifenden Deckel versehen und zeigt die größte Verschiedenheit in Bezug auf Form und Umfang. Im künstlerischen Werthe stehen sich beide gleich. Ich sah kein einziges Exemplar ohne Verzierung dnrch eingeflochtene, schwarz gebrannte oder dunkelgefärbte Fasern (Strähne) hergestellte Zeichnuugen. Dies Alles macht diese Körbe selbst in der Barotse beachtenswert!), in den anderen Theilen des Reiches bekommt man sie kanm zu Gesicht; ja es hatte große Schwierigkeiten, in Schescheke, am Hofe des Marutse-Herrschcrs, einige zu erstehen. Die im Hanshalte nnd von den Männern bei ihrer täglichen Ve schäftignng gebrauchten Messer sind scheidenlos und bestehen ans einer dünnen, scharf zugespitzten, oft an der Schneidekante ausgebogenen oder im Ganzen sichelförmig gebogenen Eisenklinge, die fest in einen kürzeren, mit Leguan- oder Schlangenhant überzogenen Griff eingefügt ist. Unter den Waffen unterscheide ich Wurf, Stoß-, Hieb-, Schneide, Schlag- und Schntzwaffen. Zu den ersteren gehören gewisse Arten der Assagaie nnd Stöcke; zu den zweiten andere Arten von Assagaie nnd Dolche; zur dritten Kategorie Schlachtbrilr; zur vierten Messer, Dolche; zur fünften Stöcke uud Kiri's nnd zn der letzten Kategorie Schild nnd Stock. Die Asfagaie zeigen durchwegs gefällige Form, gute Arbeit, sind sinnig den verschiedenen Zwecken entsprechend erdacht und rcpräsentiren die besten Prodnete dieser Art, die ich bis jetzt in Süd-Afrika zn beobachten Gelegenheit hatte. Ihre Asfagaie stehen weit über denen der Vetschuana nnd Makalaka. Von den verschiedenen Arten derselben erwähne ich die Häuptlings Assagaie; fie gelten als waffenartige Abzeichen höherer Würdenträger, gehören zu den kräftigsten, aber anch selteneren Wafsen. Sie find 1 '/2 bis zwei Meter lang, wovon ein Dritttheil auf den Eisen theil kommt; der Stiel ist der stärkste unter allen nördlich vom Zambesi bekannten Hand-Assagaien und gewöhnlich an seinem oberen, noch häufiger Die Culturstufe der Völker im Marutse^iciche. 373 in der Mittl' und am nnteren Ende ansgeschnittcn, zuweilen anch mit eingekerbten Linien, Ringen :c. verziert. Der Hand-Assagai dient znr Bewaffnung der Rechten im Handgemenge und ist eine furchtbare Waffe, namentlich in der Hand der Matabele. Er zeichnet sich durch eine zur Hälfte ausgeschliffene Längs-lcistc an der Schneidcfläche, dnrch einen starken, mit erhabenen Ringen versehenen Hals nnd einen kurzen festen Stiel aus, dessen unteres Ende durch ein fingerdickes Eiscnband befchwert ist. Der lange Schlacht-Afsagai ist das Gegentheil des uorher genannten; er ist leicht, mit langem Stiel versehen und dient als Wurfwaffe. Er wird 1^ bis 2^ Meter lang gearbeitet, die Schneide ist einfach, der Hals von mäßiger Länge. Im Gebrauche sind ferner kurze nnd lange Iagd-Assagaie, deren Hals mit einseitigen oder beiderseitigen Widerhaken verfehen ist; der Hanptunterschied liegt darin, daß die Schneide, d. h. das Eisenblatt nach abwärts harpunenartig ausläuft oder die gewöhnliche Speerform zeigt. In Bezug auf die Gebrauchsweise wcrdeu die letzteren in svlche für kleine und mittelgroße Gazellen nnd kleine Naubthiere, und solche für starkes Hochwild, wie Büffel, Zebra, Guu, Nadhorn und große Raubthiere, Pardel, Löwe :c. eingetheilt. Der eigentliche Krukodilspeer gehört zn den längsten Assagaien und zeichnet sich dnrch die Anheftlmgsstcllen der Widerhaken ans, von denen er nur vier zählt. Die Schärfe gleicht jener der früher beschriebenen, der Hals zeigt an der Uebergangsstelle, an der Schneide beiderseitig einen Widerhaken uud ein gleiches da, wo er in den Stiel einläuft, doch hier sind dieselben nach aufwärts gekehrt. Miche. Z79 Geräthc, Das Eisen am gewöhnlichen Holzbeil ist ungewöhnlich stark, ähnelt in Form einigermaßen dem Schlachtbeile und ist zuweilen mit erhabenen, ausgefeilten Zierrathen im ^ängendnrchmesser versehen. Der Stiel ist' 50 Centimeter lang, stark nnd gerade. Zum Aushöhlen der Canons und Tupfe, zur Bereitung von brettförmigen Holzstücken bedient man sich der Beile, die in Form mit der »Pala« übereinstimmen, in der Größe jedoch je uach dem Gebrauchszwecke variiren. Auffallend gut fand ich das Eisen an den Hämmern, welche an Brauchbarkeit jene der Betschuana weit übertreffen. Meißelartige Geräthe für weiches Material wie für Metall, sind klein oder größer, uou viereckiger oder rundlicher Nagelform. Bohrinstrumente werden mit Hilfe von mit Fidelbögen getriebenen Drehwalzen, in welche sie eingesetzt werden, gehandhabt. Hieher gehören auch uns nachgeahmte spiralförmig gearbeitete Kugelzieher, Schraubeu ?c., die wieder mit eigms gestalteten Feilen erzeugt werden. Zangen sind zwar sehr primitiver Natur, doch entsprechen sie ihrem Zwecke vollkommen. Nägel erzengt mau in der mannigfachsten Form und bedient sich dabei wie bei den Schmied- nnd Schlosserarbeiten überhaupt eines einfachen Ambosses. Au Nudern fand ich drei Arten vor! lange, kurze nnd Iagdruder; die letzteren sind ausschließliches Eigenthum des Königs und bilden mit dem größten Theile der beiden anderen Arten Tribut-Artikel. Die langen sind drei, die kurzen zwei Meter lang und stets aus hartem, astlosem Holze gearbeitet. Sie sind an ihrem breiteren Ende schmäler als die kurzen und hier gerade abgeschnitten, die kurzen schiffchenförmig in eine Spitze zulaufend, beide mit eingebrannten Zeichnungen und Schnitzereien, doch nicht so häufig wie bei den Iagdruderu versehen. Diese letzteren sind an ihrem nnteren Ende gabelförmig gespalten, über der Spaltspitze geht quer eine Drahtklammer dnrch den Nuderstock, um das Bersten zn verhindern. Die Iagdruder sind in der Negel drei Meter lang und werden bei den während der Zambesi Ueberschwemmuugen unternommenen Üetschwe- und Pnku-Iagden gebraucht. Die Tabakspfeifen sind in doppelter Form gearbeitet, die einfachere ist in der westlichen Hälfte des Neiches, die zweite im Süden vorherrschend. Z80 Tic CuWn'sMfc drr Völkor im Mcn'utwNciche, Die erstere ähnelt im Allgemeinen den türkischen Pfeifen nnd besteht ans einem einfachen bis einen Meter langen, danmendicken, geraden, znwcilcn mit eingebrannten Zeichnungen versehenen Rohrstück nnd einem ans gebranntem Thun gearbeiteten, meist schwärzlichen oder grauen, mit eingebrannten Linien, Kreisen, Arabesken bedeckten, verhältnißmäßig kleinen Pfeifenkopfe. Die zweite Form der Tabakspfeifen ist im Stiele abweichend, der aus einer länglichen, oft eingeschnürten Calebasse verfertigt ist; das obere, dünne Kalcbaß-Ende dient als Mundstück. Anf kurzen Ausgäugeu vergißt der Eingeborne nie seine Tabakspfeife, namentlich dann nicht, wenn er in Gesellschaft des Weißen reist. Der Tabak wird in kleinen Tnch-, Calico-, meist jedoch Lederlappcn an der Carosse oder am Gnrte befestigt. Als unzertrennlicher Genosse anf längeren Reisen gilt jedoch die Dachapfeife, die in ihrem Wasserbehälter eine große Mannigfaltigkeit zeigt. Dacha — sind die getrockneten Blätter einer Hanf-Art, die in ganz Süd-Afrita von den Eingebornen nm ihre Behausung gepflanzt, als ein leicht beranfchendes Mittel durch eine Wasserpfeife geraucht wird. Die Dachapfrifen bestehen ans drei Theilen, dem Kopfe, einem Nohrstab und dem das Wasser enthaltenden Horn, durch das der Rauch gezogen wird, wobei der Rancher mit dem Munde die breite Ocffuung umfaßt und so den Nauch auzieht. Dies erzeugt einen Hustenreiz nnd je heftiger derselbe, desto höher halt der Eingeborne den Genuß. Obgleich wir Schnupftabakdosen bei allen südafrikanifchen Eingebornen fowohl als eigene Fabrikate als anch in von den Weißen erhandelten Stücken zahlreich vertreten finden, so habe ich doch in keinem Emgcbornen-Reiche eine solche Answahl eigener Arbeit in diesem Artikel gefnnden wie bei den Marutse. Man verwendet zu Tabakdosen Elfcnbein-uud Nilpferdhauer, Säugethier und Vogelknochen (Röhrenknochen); Geweihhorn, Nashorn; Thierklanen; die Haut vou Schlaugeu, Legnanen; Lcder (Säckchen), Holz in mannigfacher Form; Rohr; Frnchtfchalen von Kürbissen; Fruchtschalen kleiner, rundlicher oder länglicher Vusch' und Baumfrüchte; Rinde nnd endlich von den Weißeu eingeführte Metalldosen. Die Dosen ans Elfenbein sind im Allgemeinen mit kleinen, ringförmigen eingebrannten Zeichnungen versehen und werden an Glasperlen-, Die Culturstufe der Völker im Marutse-Reiche. 381 Bast- oder Niemeuschnüren befestigt, am Gurte oder an den Armringen getragen. Ich fand sic nnr bei den Wohlhabenderen im Gebrauche. An Gestalt ihnen nächstverwandt find die aus dem Horn des Rhinoecros verfertigten Schnupfdoseu; beide Arten Dosen haben nur eine kleine Hals-öffnuug, währcud die Bctschuana's noch eine zweite Oeffnuug au der Basis anbriugeu. Die aus Nohr und Vogelknochen gearbeiteten gehören zu den einfachsten uud werden meist uon Kuabeu uud Mädcheu gebraucht. Die aus den Hörnern von Hausthieren uud Wild geschnitzteu sind von einfacher Form, oft jedoch durch Schnitzereien verziert, am häufigsten bei den Makalaka's anzutreffen. Die gewöhnlichste Form haben jene aus Frncht-schaleu, während andere zu drei bis fünf an einem Riemchen hängend, meist voll Frauen an ihren Carossen befestigt werden; außerdem trachten die schwarzen Schöueu diese kleinsten der Tabakdosen duukel zu polireu, wodurch sie recht nett uud glänzend schwarz, dunkelviolctt oder bräunlichviolett erscheiucu. Die meisten Schuitzereien und eingebrannten Zeichnuugcn verwendet mau an den hölzernen, doch scheinen diese mehr den ärmeren Stämmen, wie den Mamboi'/s, Mauansa :e. eigen zu seiu, die sich auch in vielen Fällen einfacher Tuch- und Lederläppchen bedienen. Ist eine Dachapfeife für einen reisenden Bewohner des Marutse-Reiches unentbehrlich, uimmt er bei kleiuereu Ausgängen einen Kiri, Stock :c. mit, fo muß feme Tabakdose sein treuestcr Gefährte bei Tag nud Nacht, beim Nuhen uud Arbeileu, bei seinen kurzen Vesucheu uud langen Neiseu genannt werden. Als Schmucksacheu gelten Gegenstände, die nebenbei einem anderen Zwecke dienen, wie Amulete, Kapseln, Schnupftabakdose«, Dosen für Heil-nnd Bcschwörungsmittel und am Körper getragen werden. Das Material zu denselben liefern Metalle, massive und Röhrenknochen, Elfenbein, Zähne verschiedener Thierarten, ebenso Hautstücke und hornige Bestandtheile, Hörner, Krallen, Klanen nnd Schnppen größerer Amphibien, Schlldkrötenplattcn, Schuppen vom Schnppenthiere :e., Federn, Muschelschalen, Talg, Holz, Gras, Bast, Rohr, Früchte, Fruchtfchaleu und Sameu. Uuter deu aus Metall erzeugten Toilette-Gegenständen fand ich Ringe (Fingerringe), Armbänder, Fuß- und Wadeuringe, sowie unbedeu- 383 Tic Cultuchuf!.' der Völker im MariUs^Rcich^, tcndc kleine Ohrringe aus Eisen, Kupfer und Messing; Gold vermißte ich vollständig. Die Eisen- und Knpfersachen waren theils aus eigenen Schmelzhütten hervorgegangen, theils waren sie aus uon den Weißen erkauftem Eisen- nnd Kupferdraht, die messingenen nur ans dem von den Weißen erstandenen Messingdraht gearbeitet. Die eingeführten Toilette-Artikel werden sehr selten in ihrer ursprünglichen Form benutzt, sondern ihr Material znmeist umgeschmolzen und dem Üaudesgebrauch entsprechend umgearbeitet. Unter den aus eingeführtem Metalle erzeugten Objeeten stehen die, fingerdicken nnd von den Fraueu der Wohlhabeudercn, z. V. von den Königinnen, zu zwei bis acht auf einem Fuße getragenen Fnß-ringe im größten Ansehen. Ringe aller Art (Fuß-, Armringe le.) ans heimischem Eisen nnd erhandeltem Eifendraht werden meist von den niederen Ständen getragen: ihre Menge ist jedoch geringer als jene der aus Messing verfertigten, am seltensten sind Armringe aus Kupfer. Ge-wöhulich trägt mau einen bis zwei, die Frauen der Koschi und Kosana zwei bis drei, selten vier je an einem Fuße. Da der Herrfcher den besten und stärksten Draht selbst tauft, den Unterthanen nur die weniger gntc Sorte zn erstehen möglich ist, so finden sich auch die meisten und ansehnlichsten metalleueu Schmnckriuge iu der Nesideuz und in der Barotse, sowie im Mat'alaka. und Matonga-Laude (Tributzahler) uud nehmen nach dem Norden nnd Nordosten des Reiches rasch ab, wo sie einigermaßen durch aus selbstgewonnein'm Eiseudraht verfertigte Objecte vertreten werden. Die einfachen, aus dünnem Messing-, Kupfer- oder Eisendraht gearbeiteten unansehnlichen Ohrringe weichen nur unbedeutend von deueu der Betschuana's ab. Mauuigfach fiud die aus Veiu, namentlich ans Elfenbein verfertigten Artikel; die wichtigsten sind jedoch die fingerdicken Arm- und Fußringe. Die Elfcnbeinriuge werden gedrechselt, passen genan den Stellen an, an denen sie getragen werden, sind stets fein, ich möchte sagen fehlerfrei gearbeitet, uud weuu sie auch der Schnitzereien und eingebrannten Zierrathen entbehren, eine elegante Arbeit. Es kostete mich auch nicht geringe Mühe, einiger dieser Objcete habhaft zn werden. Anßer den Bracelets verfertigt man ans Elfenbein allerlei kleine, längliche Kapseln, Tie Culturslllfe der Völker im MaruNciche. 383 länglich»' zylindrische Stäbchen, Plättchen mit eingebrannten Ringelchrn und Linien, die man durchbohrt und mittelst feiner Bastfchnüre in das Haar befestigt. Ziemlich hänsig finden nur Haarnadeln vertreten, die gleich den vorigen Gegenständen auch ans den Röhrenknochen der Thiere und häusig ans Nilpferd-Elfenbein verfertigt, in ihrer oberen, stärkeren Hälfte mit eingebrannten Zeichnungen nud Schnitzereien verziert werden. Mannigfach sind die kleinen Schmnckgegenstände, die ans Holzstäbchen und Plüttchen, Fasern und kleinen Gazellenhörnern oder ans den Spitzen der Hörner größerer Thiere gearbeitet werden. Meist werden sie mittelst Baststrängcn an das wollige Haar befestigt oder an Schnürchen gefädelt und als Bracelets getragen. Man sieht Miniaturstäbchcn, cylindrische oder kleine Kegelchen, Zöpfchen ?e. Als unerreichtes Prodnet der Holzschnitzerei nnter den südafrikanischen Stämmen, können die dünnen, amnuthig geschnitzten, langzähuigen Haarkämme der Marntse gelten. Sklaven verfertigen sich Arm- und Fußringe, sowie Bracelets und sogar Halsringc aus ungegerbten Gnu-, Zebra- und Büffelfellen, die Masarwa erzeugen die Stirnbänder aus Zebra-Mähneu. In allen Fällen wird die Haarseite nach Annen getragen. Vielerlei Zierrath wird anch ans den feinen wie gröberen Haaren nnd ans den Borsten der Sänge-thierc verfertigt. Aus dcu feineren Haaren, sowie den steifen Widerrist-Haaren arbeitet mau Vüschelchen. Fransen, Quasten, kreisrunde Scheiben, einfache oder zwei bis drei aufeinander rnhend, von einem Durchmesser von drei bis fünfzehn Centimeter, ferner Ballen und Wülste, an welche mau Riemen befestigt, nm sie beim Tanzen nin das ktinn zu binden. Die meisten dieser Schmnckgegeustände werden mit Riemchen uud Strängen versehen und zur Ausschmückung des Kopfhaares benutzt. An diese Formen schließe ich den Kopfputz ans Vogclfedern an. Viele schmücken ihr Hanpt mit zwei bis drei schönen Einzelnfedern. Diese ^ederbüsche werden bei der Ankunft in des Herrschers Residenz, ferner bei'Tänzen, Iagdaus-flügeu und während eines Raubzuges oder Krieges aufgesetzt. Bei den Matabele bilden sie einen wesentlichen Theil des Nationalschmuckes nud ich erwarb einen, der größere Dimensionen anfwies, als der 5iopf des Trägers. 384 Tie Culturstufe der VMer im MarutseMeichc. ^Aus Gras, feinen Holzfasern, Vast nnd Stroh, werden nette Armbänder ^'. geflochten, bei weitem kunstvoller von den Stämmen des Marntse Reiches, als sie sich z. V. bei den Menons und Makalaka's südlich vom Zambesi vorfinden, wo diese Iudnstric doch ziemlich im Schwnnge ist. Der Masupia- nnd MarntseHnabe ist schon in der Wahl des Grases vorsichtig; es mnß nnr bestimmten Grasarten ange« Nachapfeifen der MlU'nuda, ^üniüsc und Masupia. hören, zu bestimmter Zeit gesammelt nnd entsprechend zubereitet werden, um in dem einen Falle eine stechend gelbe, im andern eine earinilnothe Farbe zu zeigen, dann wird auch die Flechtarbeit sorgsam ausgeführt — all' dies kümmert die Makalaka-Knaben wenig, wenn sie anch so manche Stunde der Grasflechterei für Schmnck- nnd HanshaltnngsMecke widmen. Die Sänget hier- und Vögelklauen werden anfgefädelt als Bracelets getragen oder je zwei an eiuer Schuur aufgefädelt, an der Hintcrhanptwolle befestigt. Von kleinen Wasserschildkröten bedient man sich der Gesammtschalen, ?^'ii^ am ^iiiil^süm'l' in 3ch!?sch>,'^' II. ^) Tic Clilwrstuse drr Völker im Marutse-Neiche, 387 nm von diesen eine in der Scheitelhöhe oder drei iu Reihenfolge auf der Längsmittellinie des Kopfes zu befestigen. Kleine Muscheln, wie sie die Portugiesen von der Westküste bringen, tleine rnude Tarsus- und Carpus-Knöchelchen, dunkel bis glänzend schwarz polirt, Samen nud kleine hart-schalige Früchte werden an Roßhaar- nnd Gras-Schnürchen gefädelt, und als Bracelets, als Fußriuge und als Haarschmuck getragen. Die von den Händlern eingeführten Toilette Artikel (insbesondere Glasperlen) enrsiren als Geldmünzen, dabei herrscht bei diesem oder jenem Stamme der Geschmack für bestimmte Farben vor: manche, wie z. V. die hell- uud dunkelvioletten, gelben nnd blaßrothen, werden gar nicht beachtet. Die gesuchtesten sind die Himmel, nnd dunkelblauen, dann folgen ziunube» nnd rostrothe, weiße, schwarze, grüne, sämmtlich klein mit einem Längen-dnrchmesser von etwa 1'^ Millimeter. Unter den mittelgroßen (Längen-dnrchmesser etwa drei bis vier Millimeter) strebt man meistens nach deu hellblauen, rostrothen, uud unter den großen (sechs Millimeter bis eiueu Centimeter im Längendnrchmesser) nach deu mehrfach gefärbten (mehrere Farben in einer Perle), weißgesteckt anf schwarzem, dnnkewiolettem Grunde, hauptsächlich aber nach schwefelgelben uud grünen. Die Form der Glasperlen ist den Stämmen gleichgiltig. Wäre man noch so krank nach einer Reise im Marutse-Reiche, uud hatte man uoch so viele Träger nothwendig, man wird mit einem ge-nügeuden Vorrathe schöner blaner Glasperleu uie an Mangel leiden; weder Herrscher, Kuschi nnd Unterthan, weder Fran und Kind, noch Freier und Sklave könnten dieser Verlockung widerstehen. Die Ucberlcgcnheit der Völker des Marutsc-Reichcs über jene südlich des Zambesi in der Verwendung dieser Schinuckgegenstände besteht darin, daß die Glasperlen in richtiger Menge und geschmackvoll in Ringen, Strängen ?e. über den Körper vertheilt werden; in richtiger Menge, d. h. über Glieder nud Rnmuf so vertheilt, daß sie den Körper nicht belasteu, nicht überladeu, was wir z. B. in Bezug auf die untereu Extremitäten bei den Vakweua's, Bamangwato's:e. nnd bezüglich der Arme, des Halses nud Rumpfes bei den Menon's, Makalaka's südlich vom Zambesi beob achten können. 25,* .^88 Tic Clillnrswfc dcr Volfcr im Marutsc-Reiche, Als Anhang zu den Toilette Artikeln will ich noch einige Worte über die Behandlung des Kopfhaares folgen lafsen. Daß die ineisten Stäinme auch anf die Pflege des Kopfhaares viel Sorgfalt verwenden, konnte ich wiederholt beobachten, ja ich fand sogar sehr viele, die sich regelmäßig kämmten, während andere, wie z. B. der Stamm der Mankos, von Natur ans ein ländliches Wollhaar besitzend, dieses wie anfgevndert traben, was diesem stattlichen Menschenschläge zur Zierde gereicht. Manche der Marutse stechten ihr knrzes Wollhaar in Zöpfchen, je zwei bis vier Stränge zu einem Zopfe vereinigend. Ich vermißte bei den Stämmen des Reiches, sowohl das bei den Vetschnana übliche Betulichen der Haare mit Ciseu^ stein, als auch die Riug- und Kroneufrisur der Zulu's, Spielsachen bestehen nieist in Thongebildeu, in deren Crzengung sich die aufwachsende Jugend recht geschickt zeigt. Tie zumeist gearbeiteten Figuren stellen Kischi-Tänzer in ihren Verzerrungen, Männer als Jäger nnd Reiter, gehörnte Thiere, ferner Elephanten, Nashorn und Nilpferde dar. Meist wird dazn dunkler Thon gewählt, nnd die menschlichen Fignrrn fünf bis zwölf Centimeter hoch, die thierifchen fünf bis zehn Centimeter hoch uud fünf bis zwölf Centimeter laug, gemodelt. Andere Epirlsachcn werden aus Holz ebenfalls in Figureuform geschnitzt, dies meist von den Mabnnda's, oder mit Figuren versehene Holzlöffel nnd Stöcke den bindern znm Spielen gegeben. Matten finden fich in großer Mannigfaltigkeit vor, einfach, aber nett und mühevoll gearbeitet, oft mit duutlereu eiufachen Bändern oder auch mit Figuren von gleichem Material dnrchflochten, zuweilen sind diesc eingestuchteuen Zeichnungen von schwarzer, rother :e., von der gelblichen Matte gefällig abstechender Farbe. Sie sind verschieden geformt und werden zn verschiedenen Zwecken gebraucht, je nachdem sie aus Binsen, Gras, Stroh oder Rohr verfertigt sind. Voll den hölzernen ötopftisfcn sieht man sowohl primitive als gut gearbeitete Exemplare; vorwiegend traf ich gefällige aus hartem Holz gearbeitete Stücke. Die hölzcruen Stühlchen find iu der Regel kurz, zwanzig bis dreißig Centimeter hoch, zehn bis füufzrhn Centimeter im Breitedurchmesser, stellen durchbrochen geschnitzte, seltener solide, dann aber primitiv Tic Cii!t»rstnfc dcr Volt>,'v iiu Manitjc Noichc. 389 gearbeitete Holzcylindcr dar, deren obere Fläche seicht ausgehöhlt ist. Die durchbrochene Schnitzerei des Stockes ist fäulchcufö'rmig, die Säulcheu parallel zur Höhe laufcud. Ein solcher wird hohen Personen bei allen Ausgängen stets uon einem Diener nachgetragen. Als vierten in diese Kategorie gehörenden Gegenstand muß ich noch die Fliegenwedel nennen. Sie bestehen ails zwei Theilen, dem Stiele und dem Wedel; der Stiel wird ans Holz, Rohr, Nilpferd-, Nashorn- und Büffel-leder, in sclteuereu Fällen aus Gazcllenhoru uud dem Horn des Rhino eeros, der Wedel ans langen Widerristhaaren der Thiere, aus Mähncn-und Roßhaar, aus den buschigen Schwänzen der hundeähnlicheu Raubthiere uud aus Federn gearbeitet. Am häufigsten sind jene aus Ochsen-Gnu- und Schakalfchwänzen. Der Wedel ist entweder in den Stiel eingelassen oder über denselben mittelst Vastfäden, Grasschuiireu, Roßhaar, Thiersehnen :e. daran befestigt, der Stiel in der Mehrzahl der Fälle geschnitzt, mit eingebrannten Zeichnungen versehen, oder mit breiten Messing-uud Ktnpferringen, mit ans Messing und Kupferdraht nnd ans steiferem Roßhaar geflochtenen Ringen, oder aber mit Binden aus Schlangen- und Leguanhaut umspannt. 390 Aufenthalt im Lesämmo Thale, XIII. Aufenthalt im Arschnmo-^h.ilo. Abfahrt von Schefcheke, — Renitente Bootsleute. — Ein treffliches Schreckmittel. ^ Die Fauna im Leschumo Thale. — Tianwnd's Ili^dansslüzie, — Tor Hänpllinq Vloia, — Eine interessante Nlitnrerschcmuüg. — Sepupo's ,^äfcher, — iwftella's Flucht cms Scheschele, - Schwere Gewitter. — Gähruiiss i,n Marntse Reiche. -^ Sepopo's Älieder-liaini, — Ausbrnch imch Panda !»a Teilka, La^er im Lcschumo-Thale. Wil^ ich bereits am Schluss dl's lüften Capitals erwähnt, mußte ich, wrnu allch mit innerstem Widerstreben, Schescheke verlassen, da ein längerer Aufenthalt daselbst mein Üebcn ernstlich gefährdet hätte. Nach einer Fahrt von einigen Stnnden hielten die Bootsleute, die wohl wußteu, daß ich Sepopo ans immer verlassen habe, und sich deshalb um mich wenig kümmerten, an einigen Masnpiahntten an. Ich lies; mich ans dem Voote heben und zu der nächsten Hütte führen. Sie war nur provisorisch von Masupia-Fischern errichtet worden, nm die nöthige Abgabe an Fischen Aiifci'thalt im Lcschuuio Thale. 391 in den marschigen Lagunen ringsum zu erwerben. Ich erstand fünf Fische, gab jede»» Dictier einen und ließ einen für mich rösten. Schon Nachmittags bemerkte ich, daß sich die Bootsleute unter keiner Bedingung kräftiger in ihre Nuder zu legen bemühten, und als wollte mich das Schicksal zu all' den Mühen des Tages verspotten, hatten die Bootsleute eine Stelle für unser Nachtlager gewählt, welche nicht unwirthlicher uud ungesünder sein konnte. Es war dies an einer kleinen hochbeschilften Insel unmittelbar vor einem Sumpfe, auf welcher sich zwei elende, periodisch vou deu Masupia-Fischrrn bewohnte Hütten befanden. Da mein Boot das letzte war, hatten die ersteren vou den Hütteu Besitz genommen, nud es blieb meinen Dienern nichts übrig, als für mich eine Hütte zn erbauen. In 2'/.^ Stunden war diese fertig, als sie hierauf mit Hilfe der Bootsleute meiu Gepäck aus den Booten heraus und iu die Grashüttc geschafft hatten, zeigte es sich, daß diese zu klein, namentlich zu niedrig errichtet worden war uud daß man mich eben mit Mühe hinein zerren nnd ans die Kisten zu legen vermochte. Mein Gesicht berührte das Gras des Hüttendaches, welches noch vom vorigen Jahre vom Hochwasser auf die Infel angeschwemmt, hier ringsnm gesammelt worden war; es war feucht uud ein widerlicher Geruch eutströmte demselben, der sich mit der Ausdünstung des Sumpfes vermengte. Au Schlaf war nnter diesen Verhältnissen nicht zu denkeu. Meiu Boot-unglück, die mißlungene Weiterreise und zahllose andere folternde Gedanken ließen mich eine höchst unerquickliche Nacht verleben. Die Nilpferde, wie auch die Rieseureihcr ließeu sich mehrmals hören, die einzigen Laute, welche die Stille der Nacht unterbrachen. Vor Mitternacht tauchten mehrere kleine Wolken auf, die fich sehr schuell vermehrten und bald darauf den Himmel so verdunkelten, daß ich anch nicht ein einziges Stcrnlcin mehr erblicken konnte. Mein durch die Krankheit ohnehin angegriffenes Gemüth empfand die zunehmende Schwüle in der Atmosphäre um so schwerer. Nach Sonnenaufgang verließen wir die Stelle, um uuserc Fahrt flußabwärts wieder aufzunehmen. Tic Art nnd Weise, in der die Boots-lentc die 5tähue luden, uud sich währeud der Fahrt benahmen, mahnten mich, auf Aergercs gefaßt zu seiu. Je mehr ich auf rasche Fahrt M Aufenthalt im ^l'jchiinw-Thale. drang, desto langsamer ging diese von statten, ja als sich cin leichter Wind erhob, landeten die Männer auf einer Sandbank nnd wollten sich nicht von der Stelle rühren; die Androhung der von Sepopo zn erwartenden Strafe hatte keinen Erfolg. Ich versprach Glasperlen, ich drohte, nieine Diener schimpften, doch alles vergeblich. Die Lente fingen an zu lachen, die einen legten sich anf den Sand, nm zu schlafen, die anderen, nm sich an meiner Schwäche nnd Hilflosigkeit zn ergötzen. Als ich sah, daß alle meine Versuche erfolglos blieben, nahm ich meine Zuflncht zu einem Schreckmittel, um mir bei diesen Menschen Respect zn verschaffen. Ich saß am Bug des einen Kahnes, als es nur einfiel, den an die Musketen gewöhnten Marutse meinen Hinterlader zn zeigen. Ich ließ mehrmals das Gewehr in der Sonne blinzeln, wählte mir einen einzeln ans dem Wasser hervorragenden Nohrlialm, der sich auf einem freien Ranme zwischen zwei Gruppen der widerspänstigen Bootsleute erhob und fencrte drei Schlisse anf denselben ab. Der erste Schnß traf, die wirklichen nnd die sich verstellenden Schläfer sprangen anf die Beine, rafch daranf fiel der zweite Schuß nnd schlng nahe seinein Ziele ein, woranf die Lente in ihre Boote sprangen, nnd als znfällig die dritte Kugel den übrig gebliebenen Stnmpf rasirte, hatten die ersten Kähne schon abgestoßen nnd meine Bootsleute hinderten mich am abermaligen Gebrauche des Carabiners. »Es saust zn viel in den Ohren, Herr! Wenn Dn schießen willst, dann bringen wir Dich nach Impalera, nnd dort findest Dn anch viel Polocholo (Wild).« Schon drei Stunden nachher landeten wir nnter dem Maknmba-Baobab. Der Himmel hatte sich anfgeklärt nnd von dcn bewaldeten Hügeln der Impalera-Insel wehte nns eine frifche Brise entgegen, die anf mich wie ein erfrischender Labctrnnk wirkte. Ich erhob meinen Carabiner, nm einige der über mir hängenden Baobabfrüchtc herabzuschießen. Während die Bootsleute die Kähne entlnden, eilten meine Diener in den Wald, nm Früchte für mich zu sammeln. Zn meinem freudigen Erstaunen traf ich Blockley hier an, er war eben im Begriffe, mit Gütern nach Scheschetc zn gehen. / Am 1A. gelang es mir, für sechs Meter Calico einen Miniatur-Ziegen-bock nnd eine größere Qnantität Korn sowie sicbenundzwanzig lebendige Finken Aufenthalt im Lcschumu TlM, 393 «verschiedener Art) zu erstehen, welch' letztere ich leider schmt am folgenden Morgen bis anf drei einbüßte. Als ich Morgens nach den Thieren sah, fand ich alle bis anf drei todt, sie waren von einer rustrothcn Termite, die zn Tausenden in den Käfig gedrungen war, getödtet worden. Ich hatte diese Termitcnart früher nie beobachtet; der Klopf war beinahe von der halben Körperlänge und die Fänge so stark, das; sie sich wie eine Zecke cinbcißen konnten. Am 14., an dem Tage, an welchem Blockkey nach Schescheke gehen und ich nach Süden reisen wollte, kamen Masupia^ Schiffer von der genannten Stadt nnd riethen meinen Bootsleuten sowie den Bewohnern von Impalera ab, Blockley nach Schescheke zu bringen, da der König sein Herz gegen Dfchorosiana Umutnnja verschlossen habe. Am 15. setzte ich über den Tschobe nnd hatte das dreifache an Fährgeld zn bezahlen, um das Marntse-Reich verlassen zn dürfen. Da ich nm keinen Preis im sumpfigen Tschobe-Thale übernachten wollte, sandte ich meine Diener mit einem Theile des Gepäcks sofort nach dem Leschnmo-Thale ab, wo Blockley zwei leere Wagen stehen hatte, um mich in diesen bis zu Westbccch's Ankunft cinznlogiren. Ob meiner Schwäche jedoch konnte ich nicht sofort folgen, nnd als sich endlich einige Masupia's von Impalera einfanden, um mich nnd den Rest meines Gepäckes nach dem genannten Orte zn tragen, brach ein Gewitter über das Thal herein, welches mich die Nacht in der elenden Grashütte znznbringen nöthigte, in welcher der wenige Tage znuor in Panda ma Tcnka verstorbene Bauren znerst ertrankt war. Wir machten nus gegen Mittag des nächsten Tages wieder anf den Leidensweg nnd erreichten das nnr drei Stunden entfernte Leschumo Thal erst nach zwölf für mich qualvollen Stunden. Ich mußte von hundert zn hundert Schritte stets einige Minnten innehalten, dabei triefte der Körper dennoch von Schweiß. Die Anstrengungen dieses Marsches zwangen mich am nächsten Tage znr vollsten Ruhe. Am 17. fühlte ich mich etwas leidlicher, doch wnrde meine Absicht, in der nächsten Nähe des Wagens zn botanisircn, dnrch ein heftiges, den ganzen Tag hindurch währendes Gewitter vereitelt. Ich hatte schon während der letzten drei Tage anf Wcstbeech's Ankunft gehofft, sein Nichterscheinen 394, Anscnthlilt !IU ^rschiimo-Tliale, vernichrte meine Aufregung, da mein kleiner, auf drei Tage berechneter Vurrath an Salz, Zncker und Thee zn Ende war. Zn meiner freudigen Ueberraschnng kehrte der Diener Elephant von einem Gang» dnrch den Wald nut reichlichem Honig zurück. Meine Hände nnd meine Stirne waren seit der am Tschobe-Ufer zugebrachten Nacht von besonders bissigen Mosquito's zerstochen worden und jede dieser kleinen Verwuudungen hatte, sich zu eiuer Eitervnstel verwandelt, deren Spnren ich noch monatelang trug. In all' diesem Ungemach frente mich die erlangte Ueberzeugung, daß ich zuverlässige und arbeitsame Diener besaß. Ich bedauerte uur, daß ich sie uicht dazu bewegen konnte, sich meines Hinterladers zu bedienen nnd etwas Wild für mich zn schießen, sie verstanden es nicht uud fürchteten sich zugleich, von demselben Gebrauch zu macheu. Mit ihren Assagaien war es ihnen nicht möglich, das Wild in dem sandigen Walde, dnrch den sich das Leschnmo-Thal schlangelt, zn erlegen, denn dieses Wild bestand moistens in flüchtigen Gazellen, Büffeln, Nashorn und Elephanten. Zwei Nächte znvor hatte eine größere Elephantenhecrde das Thal einige Schritte unterhalb der Wägen gekreuzt. Am 19. ließ ich mich in d^r nächsten Umgebnug des Wagens herumführen und sammelte mit Hilfe meiner Diener Pflauzeu uud Inseeten. Meine letzten zwei Vüchcr, welche ich aus dem Schiffbrnche meiner Habe gerettet hatte, wurdeu nnn als Pflanzenpressen benützt. Da sie nur Oetav-format hatten, sah ich mich genöthigt, die Pflanzen zn zerlegen, nm sie später wieder zusammen zu setzeu. Ich widmete den Kindern Flora's ein eigenes Tagebuch, iu welchem ich von den mcisteu gesammelten Pflanzen nebst anderen Notizen, die Namen, die sie von den Masupia-Dieuern oder den Manansa- nnd Matonga-Gehilfen erhielten, verzeichnete. Pflauzeu nnd Pflanzentheile, die ich nicht pressen oder trocknen konnte, wnrden abgezeichnet (dies gilt besonders von Schwämmen und Pilzen, au denen das Leschumo-Thal sehr reich war) uud die Skizzen während der schlaflosen Nächte weiter ansgesührt. Die Inseeten wnrden in eine mir von Westbeech geschenkte weithalsige, mit einigen Papierstreifeu gefüllte Picklesflafche gethau und diese mehrmals in das tocheude Wasser iu meinem Kaffeetesscl eingetancht, wodnrch die Thiere getödtet wurdeu. Älifoüchalt lül Leschumo^Thale. ';9i', Die hänfigsten unter den im Leschnmo-Thale erworbenen Inseeten ware» Käfer, Heuschrecken uud Wanzen, besonders sielen mir die artenreichen Lepidoptera anf, die ich zweimal zu sammeln versuchte, beider mißglückte dieses Bestreben, eine Ratte, welche im Wagen zwischen den Gepäcksstücken hinreichende Schlupfwinkel gefunden haben mußte, zerstörte die angelegten Sammlungen, und ich fand jedesmal die Schmetterlinge bis auf die Stecknadeln aufgezehrt. Unter den Käfern waren die häufigsten Lanp käfer !^!<'!!>'I»>l!l, ^lünliülmi'i!, ^i-mmllttu, Ciu'lilm^) Scarabaniden, Alatt-käfer, Nüfselkäfer nnd Klopfkäfer (l^amlnosw«). Die letztere Gattnug findet man in zahllosen Varietäten, uud fielen fie selbst den für solche Thiere unempfänglichen holländischen Farmern auf. Sie besitzen einen dicken, walzen- und herzförmigen Hinterleib, welchen sie heben, um mit ihm in Zwischenräumen von drei bis zehn Seenndcn einen leisen Schlag gegen die Erde oder den Zimmerboden, anf dem sie sich znfällig befinden, auszuführen. Sie »klopfen«, wie die Holländer meinen nnd rnfen einer den andern heran. Viel Vergnügen machte mir im Leschumo-Thale die Beobachtung der Uimtic^iol'im uud l!lu!,!»i vonawre^; diese leben paarweise in selbst aufgescharrten, bis einen ssnß tiefen oder in verlassenen Erdlöchern. Tie selbst aufgescharrten sind höchstens 2'/2 Centimeter hoch, dagegen vier bis sechs Centimeter breit, und es wunderte mich oft, wie die Thiere diese Mnge im losen Sande graben konnten. Die Thicrchen waren den ganzen Tag anf den Äeinchen, sie unterscheiden sich von anderen großen Carabiden in ihrer Bewegnng namentlich dadurch, daß sie sehr oft stille nnd anf ihren hohen Beinen ziemlich hoch stehen, man möchte sagen, förmlich Rnndschan halten. Den Holländern sind sie dnrch eine Eigenschaft, welche sich dem Neuling, wie es anch mir einige Jahre zuvor geschah, schmerzlich fühlbar macht, aufgefallen. Trachtet man, diefcn Käfer zu fangen, und ist man im Begriffe, denselben, mit dem Hinterleibe nach sich gekehrt, in die Sammelfiasche nnterznbringen, so spritzt das Thier eine Ladung ätzenden Saftes ans, welcher, da man beim Fange der Inseeten meist gebeugt ist, in der Regel das Gesicht und oft die Augen trifft. l^Da ich mich am 6. etwas besser fühlte und ein von der Jagd zurückkehrender Diener Wcstbeechs, »Diamond . mit einigen Manansa bei den 396 Ali feit halt im ^Muinu-Thalo, Wägen eingekehrt war, so unternahm ich, anf emeu Diener gestützt, einen kleinen anf sechs englische Meilen sich erstreckenden Ausflug. Es war mir namentlich darum zu thun, Vugelbälge zu erbeuten, da ich jedoch den Thieren weder nachlaufen noch sie beschleichen konnte, erbentete ich iinr einen gabelschwänzigen schwarzen Würger; um so reicher war die -Ausbeute an Pflanzeu uud Insceteu. Im Ganzen hatte mir mein Aufenthalt im Leschumo-Thale gegen dreitausend der ersteren uud etwas über füufhuudert der letzteren eingetragen. Auf dem cbeu genannten Ansflnge stieß ich auf Eisenschmelzöfen, sie waren bis zn einem Meter breit, zwei Meter lang, niedrig und ans gebraunten Miniatnrbacksteinen anfgeführt, und mochten wohl vor vierzig bis sechzig Iahreu vou einem der den Marntse unterthänigen Völkern gebant worden sein, die vor der Grün-duug des Räuberstaates der Zulu-Matabele aiu südlichen Zambesi-Ufer wohuteu. Am ^1. taiueu Masupia vou Impalera uud brachteu Korn, welches sie mir zum Kaufe anboten. Nachmittags kehrte der Jäger Diamond vou einem Iagdansfluge heim; seine Diener trngen das Fleisch einer Aüffeltuh, die er am Morgeu erlegt hatte. Auch er klagte über die Uuarteu der Büffelftiere, welche uamentlich im Sommer iu Folge der dichtbelaubten Gebüsche des Waldes schwierig zu jageu find. Der Gennß des Büffel-fleischcs verschlechterte meine Krankheit, da meine Verdauung durch die lange Entbehrung jeder Fleischnahruug sehr geschwächt war. Um so größer war die Frende der Diener über die erwünschte Abwechslung im täglichen Menu. Diamond erzählte mir bei dieser Gelegenheit die Iagdabenteuer Pit's (meines früheren Dieners). Derselbe hatte vor einiger Zeit zwei Nhinoeerosse erlegt nnd kehrte nach diesem glücklichen Iagdereignisse zn seinen Genossen ser war mit einer Trnppe von Wcstbeech's Lenten ausgezogen) znrück, nm Träger zu holen; als er jedoch zehn Stnnden fpäter wieder an Ort nnd Stelle anlangte, fand er nichts als Knochen vor. Zufällig im Walde streifeude Madeunssana hatten die erlegten Thiere aufgefunden, uud uachdem sie ein herrliches Mahl gehalten, die besten Stücke mitgenommen, während der Rest von Hyäucn nud Schakaleu verzehrt worden war. Aufenthalt im Lcschumo-Thale, W7 Meine Hoffnung, daß das höher liegende Thal WZ Leschumo-Flüßchens sich gesünder erweisen werde als das Tschobc-Thal, war eiue trügerische. Stundenlang war dasselbe am Morgeu von dichtem Nebel erfüllt, die Ausdiinstung an manchen Tagen, uainentlich nach heftigem Regeu, höchst unangenehm; am unwohlsten fühlte ich mich in den frühen Morgenstunden, gegen Mittag besserte sich wohl mein Befinden, doch zitterte ich unter dem Einflüsse auch des unbedeutendsten Windhauches, so daß ich auch au den heißesteu Tagen iu den Monaten Jänner, Februar und März uur mit einem schweren Mentschikoff nnd einem zweiten Ucber-rock angethan, meinem Sammeleifer gerecht werden konnte. Am ^. fand sich eine Truppe von Marntse-Männern bei mir eiu, die zu meiner Verwnndernng vom Suden kamen. Es war Moja, ein Häuptliug uud Bruder des Commaudauten Kapella, der von Sevopo ein Jahr zuvor zum Tode vcrurtheilt wurde, mit seinen Leuten. Sepupo fand uämlich eines Morgens eine Flüssigkeit vor seiuer Thüre ausgegossen; er sah dies als Zauberei an nud die Feinde Moja's beschuldigten diesen der That. Da sich der König zufällig um diefe Zeit uuwuhl fühlte, war er von der Schuld Moja's überzeugt, nud so wurde auch dieser vernrtheilt; allein Moja zog es vor, sich durch Flucht dem Giftbecher und dem Fcuer-tude zu eutziehen, nnd flüchtete nach Süden znm Könige der östlichen Vamangwato nach Schoschong. Dieser nahm ihn freundlich auf uud begriff auch wohl des armen Mannes Heimweh; da er annahm, daß Sepopo ihm eher glanben würde, fandte er Moja mit einem eigenhändigen Begleitschreiben, in welchem die Unschnld des MarntseHäuptlings nachgewiesen war, zurück. Ich Zweifelte daran, daß Eepopo Moja verzeiheu würde, nnd rieth ihm ab, heimzukehreu, doch dieser kouute der Sehusucht nicht widerstehen, seine Franen, Kinder uud seine Heimat wiederzusehen. Am ^4. sciudte ich zwei meiuer Diener nach dem Zambesi, um die am jenseitigen Ufer wohueudeu Masuvia's herüber rufen zn lafsen uud diese zu bewegen, womöglich Manza, einen Zirgenbock uud Kasirkoru nach dem Leschumo-Thalc zu bringen; leider verfehlten die Ansgesandtcn den Weg uud ich sah mich gezwuugeu, am folgenden Tage zwei andere Diener zu senden. In den nächsten Tagen kamen Masupia's von Impalera 398 Aufenthalt im Lrschumo-Thalc. mit Korn, wobei es mir gelang, einige interessante ethnographische Objeete und cinen riesigen Sroßzahn eines Nilpferdes zn erwerben. Am Abend des L4. beobachtete ich eine änßerst interessante Erscheinung am Himmel. Die Sonne war eben im Untergänge begriffen, über ihr und im Süden je ein schmaler Streifen des blauen Firmamentes sichtbar, während am östlichen Horizont ein Gewitter zog, ans dem zahlreiche Vlitze niederfuhren. Als eben nnr noch ein Segment der Sonne sichtbar war, erschien auf der gegenüberliegenden Stelle etwa fünfundvierzig !^rao über dem östlichen Horizont eine feurige Ruthe, welche die obere Hälfte eines Regenbogens zn decken schien, so daß nnr sein nördlicher Schenkel in Ostnordost, der südliche in Südost zn sehen war. Mit dem vollstäN' digen Untergang der Sonne erblaßte diese Nöthe nnd verschwand dreißig Seeundcn später, wahrend nnn der ganze Regenbogen sichtbar wurde, wobei sich das Roth desselben intensiver zu färben begann, bis endlich ein sehr intensives und prachtvolles Carmin die anderen Negenbogcnfarben im Zeiträume von einer Minute vollkommen deckte. Drei Minntcu später erblaßte das Roth, nm aber nach wenigen Secunden wieder am östlichen Horizont bis zn einer Höhe von etwa zehn Grad über demselben, von den schweren Regenwolken im Hintergrunde sich deutlich abhebend, zwischen den Regenbogenschenkeln zn erscheinen. Nach eirea vier Minuten erblaßte die Nöthe nnd die Regenbogenscheutel und eine halbe Stnndc später hatte sich das Dunkel der Nacht über das Leschumo-Thal gelagert. Am 25. erkrankten zwei meiner nnd einige der Diener Diamond's an Kehlkopfkatarrh; eine verabreichte Dosis Brechmittel hatte sofortige Besscrnng zur Folge. Die änßerst ungünstige Witterung hatte auch in meinem Zustande wiederholte Nücksälle zur Folge, deren Heftigkeit ich wohl bald mildern konnte, welche aber stets eiu Schwächegefühl zurückließen, das mich völlig arbeitsunfähig machte. Wenige Tage darauf erkrankten zwei Diener Diamond's an Typhus. In diese trüben Tage brachte die Jagd einige Abwechslung; auf einer solchen war es dem bereits erwähnten Basuto April gelungen, einen feisten Büffelstier zn erlegen, dessen Fleisch ins Lager geschleppt wurde. Die folgende Nacht gab es nun ein förmliches Fest, es wurde gesuugeu und Aufenthalt im Leschumu Thale, 399 getanzt und selbst dir krönten Schwarzen sogen gierig an den halb-geröstctcn Fleischstücken, nachdem sic selbe nicht zu schlucken vermochten. Am 2. Februar kehrte Diamond von einem zweitägigen Ausfluge an dm Zambesi zurück; er war in den dichten Waldpartien, die sich zum unteren Laufe des Leschumo-Flüßcheus erstrecken, auf eine Elephanten-trnppe gestoßen und unter sie gerothen, was ihn so einschüchterte, daß er auch nicht einen Schnß auf dieselben abznfeltern wagte. Aus Impalera kam mir die Nachricht zu, daß ein Theil von Wcst-beech's Elfenbein dahingeschafft worden war, nnd so konnte ich hoffen, daß Westbeech bald im Leschumo-Thale eintreffen werde. Mir war dies um so erwünschter, da ich mich unmöglich länger mit der dürftigen Kafir-kornkost fortbringen konnte. Am 7. kam ein Trupp von etwa dreißig Marutse au, welche als Häscher von Sepopo ausgesendet waren, um — zu meinem grenzenlosen Erstaunen — Moja und Kapella cinzufangen; ich vernahm auch, daß die Mehrzahl der in Scheschekc und im Masupia-Lande wohnenden Häuptlinge, die den großen Rath bildeten, die vom Könige wegen Hochverrathes:c. Beschuldigten schuldlos sprachen, und sich den häufigen Hinrichtungen widersetzten. Sepopo wollte sich mit einem Schlage dieser Männer entledigen und verurtheilte zwölf der bedeutendsten Häuptlinge zum Tode, darunter Inkambclla, Marancian, auch Kapella nnd Moja. Moja war erst wenige Tage zuvor, wie schon erwähnt, mit einem Briefe Khama's in Schescheke angelangt: wie mir Westbcech später mittheilte, gab es bei der Ankunft Moja's einen förmlichen Aufruhr in Tcheschekc; es war noch nie geschehen, daß ein zum Tode Verurtheilter nach Schescheke zurückgekehrt war. Westbeech, der gerade in seinem Höfchen beschäftigt war, wurde plötzlich in aller Hast zum Könige entboten, er fand den Hofranm Sepopo's mit Lenten überfüllt. Der König reichte ihm aber sofort einen Brief, der in der Setschuana Sprache geschrieben und von Khama, dem Köuige der östlichen Bamangwato's unterzeichnet war. Wcstbeech wurde ersncht, den Inhalt mitzutheilen, Sepopo fühlte sich durch denselben sehr geschmeichelt, ließ so fort von Westbeech einen Brief an Khama schreiben, daß er ihm zn Liebe Moja pardonnire, doch am selben Abend noch gab er Maschoku den Befehl, am folgenden Morgen 400 Aufenthalt im Ücschumu Thcüc, jmu- zwölf, darnnter anch Moja und Kapella hinzurichten; Maschoku aber, der sich fürchtete, so viele dor einflußreichsten Männer zu todten, erschien in der Nacht an der Hütte Kapella's nnd warnte ihn. »Kapella, Du bist vcrnrtheilt, morgen zu sterben!« Kapella wnßtc genug, weckte seine, beiden Frauen und einen in der Hütte nebenan schlafenden Brnder Moja's, sowie drei seiner zuverlässigsten Diener nnd seinen jüngsten Knaben nnd machte sich sofort anf den Weg. Am Flnßnfer snchte er Westbeech auf und berichtete diesem den Vorfall. Westbeech, der immer in solchen Fällen ein gutes Herz offenbarte, versorgte ihn mit Schießbedarf nnd anderen Reise-Utcnsilien. Kapella nahm zn den zwei nächsten Kähnen seine Znflncht nnd rasch glitten die Flüchtlinge stromabwärts im Dnnkel der Nacht dahin. Nach Mitternacht waren sie schon cirea zwanzig Meilen von Echescheke entfernt, hier ließen sie die Boote flußabwärts treiben nnd schlugen sich in die schilfigen Moore am Südnfer des Zambesi, nm die Niederlassung der Masupia's zu erreichen, welche oberhalb Impalera am Tschube gelegen, unter der Gerechtsame des Brnders des Masnpia-Hänptlings Maknmba, eines sehr warmen Anhängers Sepopo's stand. Hier hofften sie so zeitlich anznt'ommen, daß sie sich noch vor dem Erwachen der Masnpia's einiger ihrer Boote znr Ueberfahrt über den Tschube bedienen konnten. Der Gang in den Pfaden, dem hohen Schilf entlang, war im Dnnkel der Nacht aus sehr vielen Gründen ein änßerst gefahrvoller nnd Kapella Hütte ihn nie gewagt, wenn es nicht um feiu eigenes und das Leben der Seinen gegangen wäre. Alles ging nach Wnnsch nnd die Flüchtlinge langten kurze Zeit nach Tagesanbruch bei der genannten Niederlasfung an. Trotzdem waren schon zwei der Masnpia's bei den Booten beschäftigt; bei dem plötzlichen Erscheinen der bewaffneten Grnppe, in welchen sie wohl Flüchtlinge ans Schescheke ahnen mochten, ergriffen die Männer die Flncht, nm im Dorfe Lärm zn schlagen, versenkten jedoch, bevor man es ihnen wehren konnte, die beiden Boote. Die Flüchtlinge machten sich sofort an die Arbeit, die kleinen Kähne ans der seichten Bncht an's Land zn ziehen, sie vom Wasser zu entleeren, und dann so rasch als möglich über den Tschobe zn setzen, was ihnen anch gelang. Aufenthalt im Leschumo Thale. 401 Obgleich die beiden Männer ihren Häuptling davon benachrichtigten und Kapclla's Namen nannten, fand es dieser, da er den Commandanten als einen guten Schützen kannte nnd sich anch nicht zum Häscher hergeben wollte, für angezeigt, die Sache erst morgen zn überlegen; seinen Leuten gegenüber meinte er, daß man das Ganze wohl erwägen müsse, es wurden die Aeltesten des Dorfes zusammengerufen nnd ihnen die Sache auseinandergelegt. Unterdessen waren viele Stunden verflossen, so daß Wana Wenn, der ncue AüniH der Marntse, dir Flüchtlinge einen bedeutenden Vorsprnng erreicht hatten, als die Verfolger, jene erwähnten Marutse. im Leschumo-Thale erschienen, um nach Kapella nnd den Seinen zn fahnden. Diese Truppe zog erst in der Nacht auf den ^. wieder ab, fie hatten von ihrem Hauptquartier im Lrschumo-Thale. ans den Wald ringsnm durchsucht. Westbrechs dunkler Jäger Diamond, der abermals am 0. ausgegangen war. kehrte am folgenden Tage schwerbeladen heim, d. h. seine Diener krnchten unter den NnmpMcken eines Büffelstieres. Nahe an der Stelle wo er ihn erlegt, lies; er sich von seinen Dienern eine 402 Aufenthalt im Lcschimw-TlM. Grashütte errichten, um darin zu übernachten. In der Nacht hörte er nun, daß Ranbthiere sich mn das Fleisch zn zerren schienen; der alte Diamond war indeß durch häusigen Branntweingrnnß nicht mehr der Elephantenjäger früherer Tage und so hielt er sich sicherer in der Hütte, Morgens fand er, daß sich drei Löwen an den Eingeweiden des Thieres gütlich gethan hatten. / In der Nacht auf den 11. kam plötzlich Diamond an den Wagen und berichtete, daß zwei Manitse-Männer mit dem Auftrage angekommen wären, Kapella und Moja einzufangeu und sie zn todten, falls sie in nnserem Lager sich versteckt halten sollten. Diese Mittheilung brachte mich derart in Aufregung', daß ich den beiden Marutse durch Diamond befehlen ließ, sich sofort zu entfernen. Zn spät erfuhr ich leider den Irrthum Diamonds, welcher der Sirotsesprache nicht besonders mächtig war. Wie hätte ich es anch ahnen können, da ich die Leute nicht sah, daß mir Diamond gerade das Gegentheil von dem berichte, was ihm die Leute mitgetheilt hatten. Statt Sepopo's Häscher zu sein, waren es Kapella's Diener, welche von ihrem Herrn abgesandt waren, nm Fleisch von mir zn erbitten. Der 12. war ein geräuschvoller Tag für das Leschnmo-Thal. Vor-nnd Nachmittag kamen mehrere Masupia-Trupps von Impalera mit Elfenbein und ein Diener Wcstbeechs mit dem Auftrage von Letzterem, nach Panda ma Tenka zu gehen nnd Zugthiere für die beideu Wägeu zu holen. In der Nacht anf den 14. schlief ich etwas besser und hoffte deshalb etwas zeitlicher aufstehen zn können. Nachdem mich mein Diener Narri nuthdürftig angekleidet, setzte ich mich anf den Bock, nm die frische, wenn auch ungesunde Morgenluft cinznathmen. Der Gedanke, daß mich Westbcech bald erlösen werde, hatte meine Lebensgeister etwas aufgefrischt. Narri, der eben mit dein Kochen des Kafirkorn-kaffee's beschäftigt war, trat heran, und machte mich anf den Laut menschlicher Stimmen aufmerksam, welche aus ziemlicher Entfernnng thalabwärts hörbar wurden. Ich rief die Dirner herbei, ließ sie lanschen nnd sie erkannten singende Masnpia's, welche von Impalrra mit Westbcechs Elfenbein beladen sich uns näherten. Die drei anderen Diener waren Aufenthalt im Leschlmio-Thale, 403 schon wieder zum Feuer zurückgetreten, nur Narri stand uoch bei nur, als sich plötzlich etwa dreißig Schritte vor uns eine dunkle Manncsgestalt, ein nnbewasfnctcr Schwarzer erhob nnd auf mich zusprang. ^Irre ich mich, trügt mich das geschwächte Gesicht? Ist es möglich? Doch nein, ich täusche mich. Wie käme mein Freund Kapella, der Commandant des Marutse-Heeres, in diesem Znstande Hieher? Doch ja, es ist Kaftrlla, nicht mehr der Führer der Marutse-Schaaren, sondern der Flüchtling.« Ich wollte vom Wagen herabspringcn und seine Hände fassen, doch ich hatte nicht die Kraft dazn. Inzwischen hatte er mich erreicht und am Arme ergriffen. »Intate (Freund), ich bin hungrig, stehe mir bei, drüben im Gehölze hungert meine Fran und meine Kinder,« daun unterbrach er sich plötzlich nnd horchte auf deu Gesaug der herannahenden Masupia's, welche jeden Augenblick an der nächsten Waldeseckc erscheinen mußten. Tie gutmüthigen Züge verzerrten sich in diesem Momente zur Un kenntlichkeit, Todesangst sprach ans ihnen. Ich weiß nicht, ob die Aufregung in dem Momente es ermöglichte, oder das Mitgefühl der Angst mich so stark machte, ich ergriff einen etwa zwei Eimer Korn enthaltenden Sack, der hinter mir im Wagen lag und warf ihn dem Manne in die Arme. Kapella winkte mir mit der Hand, beugte sich nieder nnd schlich, von den Masnpia's nngcsehcn, durch das hohe Gras nach dem nahen Walde. ^Am 15. zog das schwerste Gewitter, das ich bisher in Afrika beobachtet, über das Leschnmo Thal dahin, es kam so plötzlich, daß meine Diener rasch Sand nnd Erde auf die Feuer werfen mußten, nm die Grashütten vor Brand zu schützeu. Der darauf folgende, noch immer vom Sturmwind begleitete Regenschauer drang dnrch die Wagendecke, so daß ich mit meinen Decken und Reserve-Kleidungsstilcken die Sammlungen vor einer abermaligen Beschädigung schützeu mußte. Das Wagendach schwankte hin nud her und die Gewalt des Orkans schüttelte den Wagen, als wäre dieses formidable afrikanische Transportgebände ein Spielzeug gewesen. Die eine der Grashütten war dnrch den Orkan umgeworfen, und die andere, in welcher sich die Diener geborgen, eingedrückt wurden, Dank dem leichten Matcriale desselben hatte ihnen dieser Unfall nicht 2k* 404 Aufenthalt im Leschumo-Thale. viel Leid zugefügt. Gegen Abend mußteu sich die Diener wieder daran machen, zwei nene Hütten zu errichten, eine für sich und eiue für mein Gepäck, da ich den Wagen für Westbecchs Elfenbein frei machen mußte. Am 16. langte Westbeech im Leschumo-Thale an. Er beklagte sich über die ihm von Sepopo nach meiner Abreise widerfahrene Behandlung und entschloß sich, nicht mehr nach Scheschcke zu gehen, sondern die Waaren nur iu's Tschobethal zu bringen und sie hier auszutauschen. Er gab mir die gewünschten Aufschlüsse über die letzten Vorgänge in Schescheke und theilte mir mit, daß die Idee eines Aufstandes und der Vertreibung des Ko'uigs bei den Marutse-Mabuuda-Häuptlingen immer mehr festeu Fuß gefaßt hätte; dazu kam noch folgender Umstand, der dem Könige iu den Augen der Untergebenen sehr schadete. Als er nämlich am Tage nach der Flucht Kapella's die Nachricht davou erhielt, gerieth er so in Zorn, baß er, wie iu der Negel, mit dem Kiri auf seiue Um-gebuug losschlug, dann aber rief er laut, daß er ein Zaubermittel bereiten wolle, welches unwiderruflich die Flüchtlinge zurückbriugeu werde, dasselbe müfsc auf sie derartig einwirken, daß sie die Siuue verlieren und in diesem Zustande nach Schescheke zurückkehreu müßten, um sich von Mafchoku todten zu lasseu. Er ließ einen Ochsen schlachten uud sich dcu Talg vom Herzen überbringcu, danu wurden etwa drei Fuß lauge Stäbchen herbeigeschafft und dieselben einen Fuß tief vor der Hütteuthüre der Entflohenen iu dcu Bodeu eingelassen. Diefe Stäbchen wurden darauf an ihrem oberen Ende etwas gespalten und ein Stückchen Talg aufgelegt. Es war das erste Mal, daß sich Sepopo so offeu vor seinem Volke über sriuc Zaubermittel uud deren Wirkuug aussprach, so daß sich nun auch zum crsteu Male die Vewohuer vuu Scheschcke vuu diesem Humbug zu überzeugen Gelegenheit hatten. Die Portugiesen wareu vou Sepopo uoch immer nicht für ihre Waareu bezahlt worden, er vertröstete sie vou Woche zu Woche. Auch berichtete mir Westbeech, daß der Dolmetsch Sepopo's, Jan Mahura, uud seiu Bruder am uächsteu Tage im Lcschumo-Thal eintreffen würden, da sie ihres Lebens nicht mehr sicher waren, uud der erstere vou dem Könige für seine fünfjährigen Dolmetfcherdieuste eben seinen Lohn erhalten hatte. Aufenthalt im Leschumo-Thale. 405 Westbeech war gezwungen, noch Güter in Schescheke zurückzulassen, auch wollte sein Koch Fabi, ein Halbeast aus der Colonie, nicht mit uach dem Süden ziehen, weil die ihm oom Könige geschenkte Frau, Asserat, mitzugehen sich weigerte. Am 17., als bereits das gesammre Elfenbein (11080 Pfnnd) von Schescheke nach dem Leschumo-Thal gebracht worden war, erkrankte, mein Diener Elephant an einer Entzündung des Schleimbeutcls unter dem Knie, einem Nebel, welches nnter den Masnpia's und Matonga's häufig augetroffen, Tfchi Nana Mirumbc genannt, nnd mit warmen aus Vohnen-nlchl bereiteten Umschlägen geheilt wird. Als am I!). Masupia-Männer vom Zambesi und Tschobe Korn, Mais nnd Kürbisse zum Verkaufe brachten, boten sie den erhaltenen Kaufpreis dem Bruder des Jan Mahura an, welcher ihnen dafür Elephanten-Medicin, d. h. eine solche, die sie in den Stand setzen sollte, Elephanten ohne Schwierigkeit zn todten, verabreichen mußte. Jan Mahnra machte ihnen zu diesem Behufe an den Armen nnd den Schenkeln seichte nnd lange Längseinschnitte nnd rieb ihnen in dieselbe ein schwärzliches Pnlvcr ein, welches die gewünschte Wirkung äußern sollte. In der Nacht vom 19. auf den ^0. waren die Wagen gepackt, nach Mitternacht trafen die Zngthiere ein nnd wir verließen das Leschumo-Thal, um weiter nach Panda ma Tenka Zu ziehen. 406 Durch das Makalala- und Westmatabele-Land. XIV. Durch da^ Maltalalt.i- und Wcstniaral,clr Fand. Älisoruch nach Sildcn. — Vlakoart's. — Lager an den KIamatlenjaua^Quellen. — Der Händler Z, — Die Weiher uo» Tamasanka. — Die Sibanani-Lichtung. — Neichcs Thierleben, — Die Mambaschlansse, — Ein böses Gewissen. — Menon, der Chef der westlichen Makalata.Ein Spion. — Mcnon halt über Z, Gericht, — Lancifingerigkeit nnd Unreiniiditeit der Äc'nkalaw. — Murulabänme, — Z, in Lebensgefahr. — Tie Nninen von Rockli-Schascha, — Pittoreske Landschaftsscenerie am Nhamakobanflusse. — Tati, — Goldgräber. — Die Familie Lotriet. — Matabele-Vorposten. — Geschichte des Matabele-Neichcs. — Afrika als Löwenjäger. — La Lengnla's Schwester. — Der Leopard im Schlafzimmer Pit Jacob's. Südostwärts rrismd, gelangtcn wir noch am Mm Tage bis zu Schnttmann's Weiher, wo wir bis zum Abend Ul'rblirbm. Tie Reise dnrch dcu Wald, zcitig a:u Morgrn war ius^fl'rlll' ongcuchm. als der Wald förmlich vom Dufte der schönen weißen, füufblättrigcn Blüthcn des Mopoudostrauchl's erfiillt war. Abends »ininen am Rocly-Schascha. Durch das Makalak^ und Wchmatabele-Land. 407 brachen wir wieder auf und fuhren die Nacht hindurch, bis wir zu Mittag des nächsten Tages am Rande der Gaschuma-Ebeuc anlangten; hier mußteu wir rasten, da die Regengüsse der letzten Tage die Wicsenlichtnugeu in Sümpfe verwandelt hatteu. Das Gras auf den Ebenen war stellenweise sechs bis sieben Fuß hoch und wurde von den Eingebornen Ma-timbe genannt. Des hohen Grases wegen sahen wir auch sehr wenig Wild. Während unseres Aufenthaltes an der oberwähuten Stelle kamen sechs Marutse von Scheschekr, die uus uachgegaugeu waren, und brachten meine Vüffelhöruer, die Westbecch in Scheschcke mitzuuehmen vergessen, sowie einen fünfundzwanzig Pfund schweren Elephauteuzahu mit. Die Leute folgten dem Wagen bis Pauda ina Tcnka uuter dem Porwande, Zündhölzchen für Sepopo zu crstrheu, eigeutlich aber in der Absicht, sich zu überzeugen, ob sich Kapella, der Flüchtling, unserem Wagen anschließen würde. Kapella, dem ich nach jenem schon erwähnten denkwürdigen Morgen des 14. Jänner täglich theils aus meinem, theils aus Wcstbcechs Koruproviant versorgte, hatte bei der Ankuuft drs Elfeubeinhändlcrs von Schescheke den Leschumo-Wald verlassen, uud war bis zu den Gewässern der Gaschuma-Ebene vorausgegangen. Hier trafen wir ihn mit den Seinen uud mit Moja, uud uuter deu Dienern des Flüchtlings erkauute ich einen, der sich während meiner letzten Fahrt von Schefcheke nach Impalera durch sein unverschämtes Auftreten hervorgethan hatte. Da die ganze Gesellschaft seit dem Verlassen des Leschumo-Thales kein Wild erlegt hatte, war die Neberraschuug, die uus Vradshaw vou Pauda ma Tcuka aus durch das Zuseudeu eines Ziegenbockes bereitete, recht erfreulich. In der folgenden Nacht verließen wir das Tfetsegebiet und gelangten, nachdem wir noch stuudculang mit dem schwer beladcncn Wagen an einem der vielen Zuflüsse des Panda ma Teuka-Flüßcheus aufgehalteu worden waren, noch am selben Tage nach der gleichnamigen Niederlassung. Meiu früherer Dieuer Pit, sowie Vradshaw waren durch das Fieber förmlich zu Skeleteu abgemagert. Am 23. theilte mir Wcstbcech die unangenehme Nachricht mit, daß seine Zugthierc durch die Tsetse deeimirt und er uicht im Staude sei, der bei dem Verkaufe meiner Zngthirre eingegangenen Verpflichtuug, 498 Durch das Makalaf^ m,d Wcstmatabele-Lcmd, ineinen Wagen nach dem Süden zn bringen, nachzukonnnen, er ersuchte mich, niein Gepäck auf einem der mit Elfenbein beladenen Wägen unterzubringen. Am 24. kam der Elfenbrinhändler Saddler von Schoschong an, cr berichtete von dor Strenge, mit welcher ^o'uig Khama gegen die Einfnhr von Branntwein auftrete und äußerte sich, daß die Leute in Schoschong sich sehr wundern würden, mich zu scheu, da man mich nicht wieder im Süden erwartete. Am 27. war ich endlich mit dem Packen meiner Sammlungen fertig geworden und su benutzte ich gleich den Nachmittag, um sie zu vermehren. Ich erstand auch von Bradshaw eine Sammlung von 1300 Käfern für 20 L St., dann für Elfenbein, zur Eompletirnng der Sammlungen 40 Vogelbälge vou demselben uud i>^l von Walsh. Am Nachmittage des 28. verließen wir das Thal, nud obgleich mir Westbeech auch auf der Rückreise nach Schoschong viele Gefälligkeiten erwies, so wnrde mir das Reisen in einem fremden Wagen unangenehm, da meinem Sammeleifer durch den Raummangel bald Halt geboten war. Ich konnte an Orten nur Stunden verweilen, wo ich eine Woche hindurch die lohnendste Arbeit gefunden hätte. Ich gewann dabei die Ueberzeugung, daß Westmatabele, allein Jahre lang einen Forscher ununterbrochen befchäftigcn könnte. Als wir am 28. das Panda ma Tcnka Thal hinaufzogen, jagten unfcre Hunde zwei Exemplare der Vlakvark-Speeies anf. Es gab eine Hetzjagd, welche zwanzig Minntcn währte und wobei Schwarze nnd Weiße, die einen mit Gewehren, die anderen mit Assagaien bewaffnet, dem Wilde nachjagten. Obgleich das Vlakvark uuter den Wildschweinen die drohendsten Hauer besitzt, ist es doch unserem europäischen Wildschwein gegenüber eine feige Crcatur; cs besitzt eine stannenswerth dünne Haut, sowie eiuen weißen Backenbart im Gesichte. Die folgende Nacht hatte ich abermals weuig Rast, denn in Folge der Fahrt über die steinigen Bodenerhebungen zwischen dem Panda ma Tcnka- nnd dem Dejkha-Flnßchen waren die gepackten Sachen so hin- und hergeworfen worden, daß ich Alles neu ordnen mußte. Auf der Fahrt des uächsteu Tages, auf der letzteu der großen Graslichtungen, welche das sandige Lacheuplatean vom Zambesi-Gebicte auf der bercistru Strecke treunt, ent- Durch das Matalaka- und Westmatabele-Laud. 499 deckte ich, daß alle Wildpfade von zahlreichen wilden Stranßenheerden zum »Wechsel« benutzt wnrdrn. Wäre ich in meinein Wagen gereist, so hätte ich mich für die nächsten achtundvierzig Stunden iu eines der nahen Gehölze gelagert, um diese Thiere nach Herzenslust beobachten zu können. Am 3. gelangten wir zu Henry's Pan, jeden Augenblick, den der Wagen hielt, benutzend, fand ich auf dieser, sowie auf der Gesammtstrecke bis Schoschong hin so viel Sammelnswerthes, daß ich nur täglich bei der Arbeit sowie während der Fahrt und in der Nacht bei dem Recapitnliren des Erlebten stets über den Zeitmangel und das rasche Reisen klagen mnßte. Am 3. beobachtete ich Giraffeuspnren im Geleise vor uns, es mochten wenigstens zwanzig Thiere gewesen sein, welche hier ihren Weg genommen hatten. Am nächsten Tage erreichten wir die Lachen von Tamasetse und erstaunten nicht wenig, einen Reiter uns entgegenkommen zn sehen; wir erkannten in ihm den Compagnon des dem Leser schon bekannten Elfen-beinhändlcrs Anderson. Dieser hatte sich zurückgezogen, während der Erstere mit seinen Dienern hier und nm Tamasetse herum Strauße jagte. Dieser Mann, mit Namen Webster, theilte mir mit, daß er mit noch zwei Weißen, Herrn Z. und Mayer, den ich dem Leser schon bei der Reise nach Norden an der zweiten Klamaklenjana-Quellc vorgeführt, in der Nähe lagere. Herr Z., ein früherer Händler, hatte diesmal aus einem ganz besonderen Grunde diese Gegenden aufgesucht. Die zoologische Gesellschaft in London hatte nämlich für em Junges der weißen (grauen) Rhinoceros-Art einen Preis von 500 i St. loeo Capstadt ausgeschrieben und nach diesen gelüstete es dem ehemaligen Händler. Da dieser Abenteurer sich womöglich geringe Anslagen bereiten wollte, hatte er solche Tauschartitel mitgenommen, die im Innern Afrika's mit geringer Mühe 500 Pereent Reingewinn abwarfen. Im Maschona-Lande wäre es ihm am ehesten gelungen, der gesuchten Species habhaft zn werden, doch eines Vergehens wegen, dessen er sich bei einem früheren Vesnche des Landes schuldig gemacht, wagte er es nicht wieder, offen das Matabele-Land zu betreten, um von dem Matabcle-König den Dnrchzug nach dem Maschona-Lande zu erbitten. Als er auf seiner Reise gegen den Zambesi nach Schuschong kam, hatte der König Khama erfahren, daß er Vrantwein am Wagen als 4lO Durch das Matalata- und Westmatabele-Laud. Taufchartikel führe und gebot ihm, sofort nach dem Süden zurückzukehren. Z. wollte sein Ziel nicht so leichten Kaufes anfgeben, angesichts der Haltung Khama's versprach er zu den am Limpopo weilenden Damara-Emigranten zu gehen und hier das Feucrwasser abzusetzen, doch dies war nur eiue List. Er schlug die Richtung nach dem Limpopo, d. h. nach Südsüdost ein, wandte sich jedoch bald nachher vom Wege ab, kehrte in einem spitzen Winkel nach Norden zurück uud verfolgte diese eingeschlagene Richtung bis zur Höhe von Schoschong. Das bereiste Land war hie nnd da bcbuscht, was ihm wohl zu statten kam und als er diesen Punkt erreicht, verbarg er hier seine Branntweinfässer nnd ging denselben Weg znrück, bis er wieder nach Schoschoug kam und dem Könige seinen leeren Wagen zeigte. Dieser glaubte dem Manne, obgleich er sich über die rasche Erledigung der ganzen Angelegenheit wnnderte. Z. schlug eine östliche Richtung ein, bis er das erwähnte Versteck erreicht hatte, lnd hier die verbotene Fracht wieder auf und zog uach Westmatabele. um nun nach Nordwest, in das sandige Lachenplateau einzubiegen; da er jedoch in Westmatabele den ihm begegnenden Zuln's den Grund seines Besnches mitzutheilen gezwungen war, so nannte er sich Capitän M., der die Victoriafälle des Zambesi zn sehen wünsche, und hiezn La Bengula um Erlaubniß bitte. Er suchte dies durch Boten, die er nach Gubuluwajo zum Könige sandte, zu erreichen, durchzog dann Westmatabelc nnd das Makalaka-Land und gelangte nach dem sandigen Lachenplateau, wo er mehrere Monate zubrachte, während welcher Zeit er seine vier Pferde, die er der Jagd halber mitgenommen, verlor. Während dieser Fahrten brachte er bis anf vier Flaschen Spiritus den ganzen Inhalt seiner Fässer an den Manu. Inzwischen wnrde Khama dnrch die herumstreifenden Vamangwato's sowie die hie nnd da ftostirtrn Masarwa und Madenassana das Thun des Z. berichtet, anch ließ er nachforschen nnd der Branntweinschmuggel des Letzteren lag klar zn Tage. Auch Z. blieb dies uicht unbekannt, und er fürchtete, daß ihm der Weg nach dem Süden abgeschnitten sei, nnd in die Hände Khama's zu fallen, welcher ihm zur Strafe das Gefährt wegnehmen könnte. La Bengula, den Zulu-König, fürchtete er aber uoch Durch das Makalakc,' und Wcstmatabcle-Äand. 411 mehr. In dieser für ihn ziemlich peinlichen Lage — cs war ihm indessen auch klar geworden, daß er ein weißes Nashornkalb nicht erwerben könne — konnte ihm die Anknnft nnserer Truppe in Tamasetse nnr sehr willkommen sein. Niemand begrüßte denu auch unsere Anknnft freudiger als Z. Wie hatte sich der arme Mayer verändert? Das böse Fieber hatte ihn in wenigen Wochen siech und so elend gemacht, daß ich ihn mit Noth wiedererkennen konnte. Z. fragte mich nm Rath fiir seine fieberkranken Diener. Ich erwiderte, daß ich selbst am Fieber krank, nicht einen Gran von den nöthigen Medicamenten besitze. Das letzte was ich oon Vradshaw gekauft, hatte ich Pit, dem einen Wagcutreiber und Sohn Jan Mahnra's gereicht. Doch ricth ich Z. an, um den Dieuern das lästige Gefühl der Müdigkeit in den Schenkeln zn beheben, Branntwein in die Mnsknlatnr derselben cinreibcn zn lassen, »Ich habe keinen Branntwein mehr, doch es sind noch vier Flaschen mit Spiritus im Wagen, ich werde diese verwenden.« Doch Z. hatte mit dem Samaritanerwerk keine Eile, er mischte dcu Inhalt der vier Flaschen mit Wasser und verkaufte den so gebrantcn Branntwein an die Mitreisenden für 33 L St., und als mein armer Freund von dem furchtbaren Genusse umuachtet, nicht mehr seiner Herr war, vcrkanfte er ihm Wagen nud Ochsen, um sie nicht an König Khama zu verlieren. Ich will die unangenehmen Anftritte übergehen, die sich damals während des Aufenthaltes an den Tamasetse-Lachen vor nnr entrollten. Z. ging mm nach dem Süden als Gast meines Frenndes nud in dem tröstlichen Bewnßtsein, weun anch kriuen Preis gewouuen, so doch kriuen erheblichen Verlust erlitten zu haben. Am 7. verließen wir Tamasetse und zogen über die Wässer von Tamafopa nnd Moruah uach den nördlichsten der Klamaklcujaua-Quelleu, von welchem sich ein Geleise nach Südost nach dem Makalaka-Laude abzweigt. Hatte ich während nnseres Anfeuthaltcs ans Tamasetse über das Unheil zu klagen, das Z. mit seinem Brantwein augcrichtet, so war dies auf der Weiterreise nur noch mehr der Fall. Westbeechs Wagenlenker (an dem Wagen, in dem ich fnhr) war nnd blieb betrunken, was znr Folge hatte, daß das Gefährt mehrmals daran war, umzuschlagen, zuweilen sah ich 412 Durch das Makalaka- und Wchmawbck Land, mich gezwungen, selbst die Peitsche in die Hand zn nehmen, was meinen Zustand wieder verschlimmerte. Am tt. gelangten wir zn dem ?)oruah-Weiher. Da Bradshaw hier einen Nückfall erlitt, anch zwei andere Wagenlenker, namentlich Diamond, krank wnrden. blieben wir hier 1'/^ Tage, die ich so gnt es anging znr Vernichrnng meiner Bälgesammlung benutzte. Z. erkrankte an Dysenterie, mein Diener Elephant nnter ähnlichen Umständen nnd zwei andere Diener Westbeechs am Fieber. ^Am 13. gelangten wir zn den Klama-klenjana-Qnellen nnd fnhren von da noch am Abend ab. Ich -fand diesmal das Lachenplatean auffallend wildarm nnd erkannte auch bald den Grnnd' dieser Erscheinung. Die zahllosen weitab im Walde liegenden Lachen hatten sich mit Regenwasser gefüllt, nnd su war das Wild nicht an die wenigen Quellenweiher gebunden, sondern konnte sich beliebig weit vom Geleise zurückziehen. Am Nachmittage wurde ich vom Fieberschauer niedergeworfen uud hatte noch in der Nacht eine arge Beschädigung meiner Sammlungen zu erfahren. Der betrnnkene Wagenlenker war einem vorragenden Aste nicht ansgewichen, der dir senkrechten Stützsänlen der linken Dachseite rasirte, dabei in den Wagen drang nnd hier die in den letzten fünf Tagen gesammelten Coleovtera sowie einige ethnographische Objeete theils arg beschädigte, theils vollkommen nnbranchbar machte. Am 13. gelangten wir nach einer sehr beschwerlichen Tour durch einen tiefsandigen, dichten Niederwald, nnd nachdem m der Nacht ein Trnpft von Nashorne und Elephanten nnsere Ronte gekreuzt hatte, nach einer mit Wassertümpeln versehenen Lichtung, Tamasanka genannt. Die Weiher von Tamasanka trocknen nie ans, ihr Wasser ist rein nnd beginnt, zwei bis drei Tage im Gefäf; ruhig belaffen, sich zu verdicken. Wcstbeech hatte dies erprobt, währeud mir leider die nöthige Zeit dazn fehlte, denn wir verließen den Ort schon am folgenden Tage. Auf der Nachmittagsfahrt beobachtete ich zum ersten Mal eine Finkeuart, die Paradieswitte (Vnln-i l'mnl^cn), die an der Westküste häufig 'anzutreffen ist. Anch fand ich anf der Strecke vom Tamasetse Fliegenschnäpper, Pirole, kleine grünlich-gescheckte Spechte nnd die Vi8m. Im All- Durch daS Makalata- und Westmatabele-Land. 413 gemeinen zeigten sich im sandigen Pool-Plateau alle die Strecken, welche größere Dichtungen enthielten, reicher an Vertretern der Vogelwclt, als die dicht bewaldeten Partien, in welchen man mir kleine, von Regen-lachen ausgefüllte Lichtungen antrifft. Die Weiterfahrt am 15. lind 16. wurde etwas mühevoll, da die Wagenspur von Gras vollkommen überwachsen war und wir nns den Weg erst snchen mußten. Unsere Diener fanden am ersten Tage den halb abgenagten Cadaver einer Giraffe, die wohl von Löwen getödtet sein nulßtc und delectirten sich nicht wenig an der so leicht gewonnenen Beute. Am 16. betraten nur eine von Mapanibaumen bewachsene Ebene, ein Scitenstück zu jener von Maque, welche von schönen und sehr fischreichen Weihern bedeckt war nnd von den Eingebornen Sibanani-Lichtnng genannt wird. Sie bildet den südöstlichen Theil des sandigen Lachen^ Plateaus uud gehört den östlichen Bamangwato nnd den Matabele an. Der Landstrich war unter Moselikatze bis in die Fünfziger Jahre im ausschließlichen Besitz der Matabele, es war ihr westlichster Punkt nach dieser Nichtnng hin. Die Wachposten wnrden jedoch seither eingezogen, da sie steten Löwen-Anfällen ansgesetzt waren nnd die ihrer Obsorge anvertrauten Viehheerdcn nicht mehr schützen konnten. Der Wald in der Silianani-Lichtung ist nur am Rande der Weiher dicht, welche mir in dein ursprünglichen Bette eines Flusses, dessen Wasser schon vor mehreren Jahrhunderten versiegt sein mögen, zu liegen schienen. Der geringeren Dichte des Waldes halber ist die Sibanani-Lichtung für die Jäger von besonderem Interesse; alle Wildarten, von der DcnlergaZellc bis zum Elephanten, sind hier anzutreffen. Der Ornithologe findet die Vögel des sandigen Lachenplateaus mit interessanten Furmeu von Sumpf- und Schwimmvögeln in Menge vor. In Folge dessen sind auch Tag- wie Nacht Raubvögel in vielen Species vertreten, an den zahlreichen feuchten Partien erstreckt sich ein wahrer Vlumentevvich, der Tummelplatz der zahlreichen Colibris und Bienenfänger, während man an den das Wasser überhängenden Aesten bald den kleinen, oben azurblauen nnd durch einen kleiuen Schöpf ausgezeichneten /X!!'0<1<) l>i^tuin, bald eine zweite Art, den Halcyon ^viu^omi, doch auch den wcißschwarz-gcscheckten Ot^lk; 414 Durch das Makalaka- und WestmawbewLand. I^u6i^ erspäht. Ich will noch dcs Riefenrcihers (^räea l^oUM), und dcs schönsten aller Gänschen, der Xoüaim^ NluIüss^-'sü'liWn«^ gedenken, hlos zwölf bis vierzehn Zoll lang erscheint das Thierchen, oben glänzend schwarzgrün, nnten weißlich mit Ansnahme der Brnst nnd Seiten, welche sich rostfarbig Präsentiren, die Wangen, Stirn und die stehle sind weiß, der Kopf dnnkelschwarzgrnn, welche Farbe sich bis nach dem Halse hin' zieht nnd hier beiderseits einen hellgrünen Fleck nmsänmt. Zwei Umstände machen indeß den Anfenthalt an dem Sibanani-Weiher weniger angenehm, als ihn der Forscher sunst nnter den obgenannten Um ständen finden würde. Es ist erstlich gegen das Ende des Sommers die nngesunde Ausdünstung einiger der seichteren Weiher nnd zweitens die gelbe Mambaschlange, von der ich schon berichtete, daß sie in der Regel in dem dichten Geäste zweier, einen Wildpfad überhängenden Bänme auf der Lauer liegt. Westbeech berichtete mir, daß in trockenen Wintern die fischreichen Weiher so wasserarm werden, daß man die Fische, unter denen ein Glanis am häufigsten vorkommt, mit den Händen fangen könne. Hier hörte ich auch zum erften Mal wieder nach vielen Monaten den Silberschakal ll!ni,i^ ,m>5 und ich fand meine Vermnthnng, daß die Sibanani-Lichtnng eine der tiefsten Partien des fandigen Lachenplateaus sei, auch dadurch bestätigt, daß ich zahlreiche Pflanzenspeeies mit denen des Salzsecbeckens identisch fand. Ich konnte erst wieder hier, seitdem ich die Zambesi-Zuflüsse verlassen, schöne Fächerpalmen-Gebüschr beobachten. Die Mitreisenden machten sich, von ihren Dienern begleitet, an die nächst anliegenden Weiher, nm unseren Tisch mit Wildgeflügel zu versorgen, leider mit geringem Erfolge. Im Winter soll es hier noch bedeutend mehr Wild geben, allein schon gegenwärtig fand ich zahlreiche frische Wildspnren, welche unseren Weg krenzten nnd unter welchen ich auch jeue dcs schwarzen Nashorns bemerkte. l Am 18. brachen wir wieder anf und gelangten nach einem längeren Marsche in das Thal dcs Nataflnsses, zogen das Thal entlang, und überschritten ihn sodann. Der Fluß hat hier den Charakter eines sandigen, nur stellenweise kleiue Lachen enthaltenden Sprnits. An seinen Ufern, welche mit sechs bis sieben Fuß hohem Grase dicht bewachsen waren, fanden Durch das Makalaka- und Weftmatabele-Lllud. 415 sich stelleuweife tiefe, zur Zeit der Ueberfchwemmungen gefüllte Lachen, cin Charakterifticon vieler südafrikanischer Flüsse, namentlich aber des Limpopo-Systems. Am Nachmittage ging es weiter nach Südost, dem Makalaka-Lande zu; unser Weg führte durch einen dichten Mapaniwald. Da Wcstberch der erste war, der vor vier Jahren diese Ronte befnhr, die nun vom Makalaka-Lande über den Majteuque und Nata das Matabele-Laud mit den Tschobe-Zambesi-Gegenden verbindet, so erlaubte ich mir, das genannte Geleise »'i"ll6 ^V^!l>0:«l« zu nennen. Am Abend gelangten wir auf eiue mehrseitig von Gehölzen begrenzte Grasebeue, in der sich der aus dem Makalaka-Lande fließende Majtenquc-Niver im Voden verlieren soll. Am 19. hatten wir sehr viele tiefe, wenn auch schmale, trockene Regenmnlden zu passireu, welche zu dem genannten Flusse führen, der gegen feine Mündung schmäler und seichter erscheint und dessen Ufer von Fanggrnben förmlich durchwühlt sind. Der Majtenque ist ein sandiger Fluß, der Hunderte von Vergflüßchen aufnimmt, die jedoch nnr äußerst kurze Zeit hindurch fließen, so daß nicht immer dieser Abfluß feme Mündnng erreicht, fondern sich namentlich in dein letzten Drittel feines breiten Inselbettes verliert. Der größte Theil seines Gebietes liegt in dem schönen Gebirgslande, welches von den westlichen (Menons) Makalaka's bewohnt wird. Da sich der Zustand Westbecchs nicht besserte, übernahm ich ihn in meine Behandluug. Am 20. crkrcmktc auch Dr. Bradshaw au Dysenterie, Wir zogen den ganzen Tag das Thal aufwärts am rechteu Ufer des Flusfes dahin. Seitdem wir das Pauda ma Tmka-Thal verlassru hatten, gab es fehr warme Tage, namcutlich die Spät-Nachmittage wareu ungemein schwül, dagegen waren die Nächte kalt. Am Vormittage des 21. überschritten wir den Majtenque. Knrz zuvor zeigte mau mir einen hohen Mapanibaum, unter welchem einer der Makalaka-Hänptlinge begraben liegt. Der Baum war hohl und genoß noch aus eiuem zweiten Gruude einen gewissen Grad von Verehrung. Die Makalaka's glaubten, daß in ihm, doch weniger oft wie in einer der Frlfeuhöhleu iu ihrem Gebirge, ihr Murimo oder der uufichtbare Gott wohne uud währeud sie alljährig iu die Felsenhöhle Geschenke 416 Durch das Makalala- und Westmatabele-Land. brachten, warfen Vorübergehende als Zeichen der Hochachtung ihre Armspangen :e. iu die Höhlung des genannten Baumes, Je weiter wir zogen, desto merklicher erhob sich das Land. Kleine Granithügel erhoben sich vor uns, ohne uns indeß die Aussicht auf die Kuppen der eigentlichen Makalaka-Höhcn im Hintergründe zu benehmen. Bei dem ersten namhafteren Hügel trennte sich Westbeech, um mit Brad-shaw, Mcuou, deu Makalaka-Häufttling aufzusuchen und von diesem einige Begleiter nach den: Matabele-Lande zu erhalten, in dessen westlichster Provinz wir uns eben befanden. Wcstbecch ging seinen in der Residenz des Matabele-Königs wohnenden Compagnon Philips aufsuchen, um ihu, der gemeinschaftlichen Abrechnung halber, zur Reise nach Schoschong zu bewegen. Da Westbeech wegen seiner Gunst beim Könige unter den Makalaka's geachtet war, entsprach man seinem Ansuchen sofort. Abends erschien auch Mcuon, um den Elfenbeinhündler mit seinem Gegenbesuche zu beehren. Seitdem wir im Majtenque-Thal nach aufwärts zu reisen begannen, zeigte Z. cine auffallende Unruhe, sowohl während der Fahrt als auch während der Raststnnden war er stets wie auf der Wache, er lugte nach allen Seiten aus uud glaubte stets Makalaka's zu sehen. Oft stand er uebeu mir mit verstörten Zügen am Bocke. »Haben Sie deu Schrei gehört, der eben durch den Wald drang? Sahen Sie nicht eben einen Makalaka hinter jenen Dornenbäumen verschwinden?« Da ihm Westbeech seine betrügerische Handlungsweise vorhielt, und man ihm überhaupt von Seite meiner Reisegefährten nicht freundlich entgegenkam, flüchtete er sich zu mir. Saßen wir in der Nacht am Feuer, so war er iu der Regel au meiuer Seite. Tuch litt es ihn uicht lauge an einer Stelle, wiederholt stand er auf, und suchte mit seinem unsteten Blick das Dunkel zu durchdringen. Der Zug in das Makalaka-Laud schien Z. mit wahrer Furcht zu erfüllen, dirs veranlaßte mich, nach dem Gruude seines Be-trageus zu fahnden. »Ja,« meinte er, uachdem er mir lange genug, ausweichend geantwortet, »so ein kleiner Zufall hat sich während meines Besuches im Innern ereignet; als wir von einer Elephantcnjagd heimkehrten und auf einen Pfad im Walde entlaug gingen, einer hinter dem Andern folgend, entlud sich ganz zufällig das Gewehr eines meiner Dieucr, Lurch das Malalaka- und Wcst,»atabele-Land. 4l? und einer der Leute Menon's wurde dabei gl'tödtet; es kann nun leicht geschehen, daß Menon denkt, ich habe den Makalaka erschossen.« Als er nun hörte, daß wir uns nahe an Menon's Dorfe befanden, erreichte seine Unruhe den höchsten Grad. Er folgte den Wägen und war nicht eher zu sehen, als bis Menon von seinem abendlichen Besuche wieder heimgekehrt war. Menon ist von Mittelgröße, etwa fünfzig Jahre alt, hager, ein Tartüffe ohne Gleichen, mit ihm fanden sich zugleich einige Makalaka's ein, von denen keiner ein ehrliches Gesicht hatte. Diese von mir — um sie von den nördlich vom Zambesi wohnenden Bruderstämmen zu unterscheiden — die Süd-Zambesi und westlichen, nach ihrem Häuptlinge Menon's genannten Makalaka sind mit ihren südlichen Brüdern seit dem Jahre I^.")7 Unterthanen der MatabeleZulu geworden. Eie waren friedliche Ackerbauer und Viehzüchter, sind gegenwärtig das erstere nnr mehr in einem geringen Grade geblieben nnd nebstbei die unzuverlässigsten Leute und die größtcu Diebe in Süd-Afrika. All' dies haben ihre Herren, die Zulu-Matabcle auf ihrem Gewissen. Während seine Begü'iü'r sich an's Feuer niederhockten, blieb Meuou in eine schäbige Gevardcarosse gehüllt, stehen, um uns einen nach dem andern zu mustern. Er schien von dieser Revue nicht befriedigt zu sein und suchte nach Z., denn der Unfall war ihm von den Z. cntlanfenen Genossen des Erschossenen berichtet und er zugleich von der Anwesenheit des weißen Mannes, der uns am Nataflnsfe traf, durch einen feiner Spione unterrichtet worden. Seinem Umnuthe darüber machte er dadurch Luft, daß er von mir uud Walsh, die wir zum erstenmale sein Land betraten, einen Durchzugszull begehrte. Da außer Westbeech Niemand die Makalaka-Sprache verstand, und dieser uns ruhig zu bleibeu bedeutete, ohne von Menon Notiz zu nehmen, so ließ dieser auch vou seiner Bettelei ab, ja iu weuigen Minuteu hatte sich das Blatt gewendet. Vou Westbeech an die Pflichten der Gastfreundschaft gemahnt, versprach Menon eine Ziege zu senden. Er entschuldigte sich, daß er kein Rind senden könne, da die Matabele seine gcsainmtcn Rinder geraubt hätten. Diese Gefälligkeit Menon's wurde von unserer Seite durch Geschenke an Blei und Schieß-pnlver erwidert, welche auch freundlichst entgegengenommen wurden. ll, 2? 418 Durch das Mal'alala m>d Ocstiimtabclc-Land. Als sich der Häuptling verabschiedet hatte, war nur noch einer seiner Leute zurückgeblieben, anscheinend eine untergeordnete Creatnr, die sich am Feuer der Diener niederließ. Mir fiel der Mann durch sein schenes Benehmen auf, nnd ich beobachtete ihn um so schärfer. Anscheinend sich wärmend, warf der Mann oft den Kopf nach den einzelnen Wägen zurück. Bei einer dieser Bewegungen hielt er den Kopf längere Zeit vom Feuer abgewandt, um darauf das letztere in auffallender Weise zu schüren. Was konnte er gesehen haben? Ich blicke mich um, einige Schritte hinter mir stand Z.; nun war mir auch das ganze Benehmen des als Spion zurückgelassenen Makalaka's klar. Z.'s Züge waren mehr denn je verstört. Nachdem ich mein Erstaunen über sein Fernbleiben geäußert, entschuldigte er sich damit, daß er sich in einen Busch niedergelegt und dabei eingeschlafen uud erst vor Kurzem erwacht sei. »Mcnon war hier am Wagen, hat wohl nach mir gefragt?« Auf die Anspieluug auf den ihm widerfahrenen sogenannten Unfall branstc er auf und schalt Menon einen Lügner. Der Makalaka am Feuer, der von Z. nicht beachtet wordeu war, da er für einen unserer Diener gehalten werden konnte, hatte das Gespräch belauscht, erhob sich unauffällig nnd entfernte sich. Seht, das war einer von Menou's Spionen!« sagte ich. Z. sprang auf, ballte die Faust, doch dem Maune nachzusetzen, fehlte ihm der Muth. Wir begaben uns zur Ruhe, jeder in seinen Wagen. Nochmals nahm ich wahr, wie mein Nachbar ängstlich nach dem Feuer auslugte, er mochte wohl einen Ueberfall befürchten. Während seines Besuches hatte Meuon sechs Begleiter bei sich, vou welcheu zwei mit Assagaien nnd vier mit Kiris bewaffnet waren, einzelne Makalaka's trugen auch Musketen; unter den Fraueu trugen einige kurze, über nnd über mit weißen und violetten Glasperlen geschmückte Leder-röckchen. Ich erstand von ihnen einige Handarbeiten, welche jedoch weniger gut als die unbedeutenderen Produete der Betschuana gearbeitet wareu. Die bereiste Strecke im Majtenqne Thale, scheint, für die Zukunft ein Eldorado versprechen zu wollen; die bewaldeten Höhen ein vortreffliches Weideland zu liefern. Für einen Botaniker nud ^rnithologen Durch das Mafliwka lind WestmatabcleLcmd. 419 ist die Reise durch das Makalaka-Land eine wahre Herzensfreude; leider ist sein Forschen in Folge des Charakters des Eiugebornenstammes uu-unterbrocheu behindert uud iu hohem Maße beschränkt. Am 22. ging es weiter, nachdem Westbeech mit einem berittenen Diener und einigen Makalaka's zu Fuß die Reise nach Osten nach der Hauptstadt des Landes Oubuluwajo angetreten. Wir anderen legten nur drei Meilen zurück und hielten unter einem Morulabaume Rast, um hier Korn nnd Melonen zu erhandeln, nnd womöglich auch die versprochene Ziege von Menuu zn erwarten. Wir fanden nuter dem. Baume schon die Makalaka's versammelt. Von den Nettesten in einem Kreise umgeben, harrte bereits Menon nuser. Das Ganze sollte den Anstrich einer Feierlichkeit haben, thatsächlich aber war es eine Gerichtssitzung, wobei unserem Begleiter Z. die Rolle des Angeklagten zufiel. Menun hatte Z. mit Mahura als Dolmetsch vorladen lassen, und die Verhandlung wurde in der Setschuana geführt. Das Interessanteste daran war wohl die Begründung des Urtheils von Seite Menon's. Er sagte: »Ob er von den Weißen erschossen wnrde oder nicht, ob Dein Gewehr, da Du hinter ihm schrittest, zufällig losging ober nicht — das ist Alles gleichgiltig, Du mnsit seiner Frau und seinen Angehörigen zahlen und mir auch, da ich dadurch einen meiner Arbeiter, d. h. Unterthanen eingebüßt habe. Z,, dem es im Kreise der Makalaka etwas zu unheimlich wurde — er zitterte, daß er kaum sprechen konnte, und seiu Gesicht war glühend-roth ^ betheuerte seine Unschuld in geläufiger Rede, Mahura fand kaum Zeit, ihm zu antworten nnd sprach endlich, da er nur zu deutlich sah, daß sich seiu Client selbst schadete, nach seinem Gutdünken nnd mit solchem Erfolge, daß Meuon trotz des Wehklagens von Seite der Verwandten des Getödteten die Zahlnng respective Verabreichung eines färbigen Wollhemdes, einer Wolldecke und sieben Sacktüchern an Stelle der ursprünglich bestimmten Muskete, Schießbedarf und Wolldecken festsetzte. Der erstgenannte Gegenstand fiel ihm als »Schiedsrichter« zu. Nachdem dieser erlauchte Gesetzgeber das Hemd empfangen, verabschiedete er sich, doch kam er bald wieder, denn die Verwandten machten Z. die Hölle heiß, sie beschimpfteu ihn, uaunteu ihn Mörder nnd warfen ihm 27' 420 Tuvch daö Malataka und Wcstmatabclc-^and. die Decke und Sacktücher vor die Füße. Menon suchte zu schlichten, da trat jedoch wieder Mahnra als rettender Engel dazwischen, indem er Z, zuflüsterte: Reiche die zurückgewiesenen Artikel dem Hänfttliug als Ge schenk, er nimmt sie all und Tu hast Dir einen tüchtigen Bundesgenossen geschaffen.« Z. folgte; Menon nahm die Sachen an, blies sich anf, nm den Seinen noch mehr zu imvomren und die Sache war beglichen. So geschickt im Marutse-Rciche die Masnpia als Gaukler sind, so sind es die Makalaka als Langfinger. Mir ist ein Fall von einem Elfenbein Händler bekannt, der den Leser wohl interessiren könnte. Ein Händler kaufte von Makalaka's einen Elephantenzahn nnd legte, diesen in seinen Wagen. Es währte nicht lange, und die Malalaka's brachten einen zweiten, doch konnte der Mann diesen nicht mehr so leicht erstehen, der geforderte. Preis war so hoch, daß er ihn nicht nehmen wollte, worauf dic Verkäufer den Zahn zur Erde warfen nnd den Händler einluden, sich von dem großen Gewichte desselben zu überzeugen. Dieser that es und unterdessen wnrde ihm der erste Zahn aus dem rückwärtigen Theile des Wagens gestohlen. Endlich gaben die Verkäufer nach und dies um so mehr, weil sie den Weißen anf einen dritten Zahn anfmerksam machten, den eben einige von der Seite herbeitrugen. Sie schienen es eilig zn haben und so kaufte der Händler auch den dritten. Nach dem 5wufe verschwanden die Makalaka's auffallend rasch im Walde. Unser Mann, der mit dem Gewinne bei dem Kaufe zufrieden war, wollte sich nun die Waare noch einmal besehen. Doch zu seiucm Schrecken war der Zahn verschwuuden und anch die Makalaka's — der Händler hatte drei Stück Elfenbein gekauft nud nnr zwei erhalten. Der Verkauf von Elfenbein geschieht jedoch nnr im Geheimen, da die Makalaka's alles Erbeutete an den Makalaka-König abliefern müssen. Die Makalaka's nähern sich dem Reisenden gewöhnlich in Hänfen, während die Einen ihn zu beschäftigen suchen, trachten die Andern ihr diebisches Handwerk auszuführen; man kann sagen, daß alles, was nicht mit Ketten und Schrauben an den Wagen befestigt ist, während der Reise durch dieses Territorium von seineu sauberen Insassen gestohlen wird. Sie lernten dies von den Matabrle, oder wurden von den- Durch das Makalala- und Westmatabele-Land. 421 selben dazu angestiftet und gezwungen. Es ist nöthig, sich stets diese Langsinger einige Schritte vom Leibe zu halten und auf jeder Wagenseite wenigstens einm Diener als Wache aufzustellen, diesem auch wühl einzuschärfen, sich mit den Makalaka's in kein Gespräch einzulassen. Wird in dieser Weise den Leuten keine Gelegenheit zum Stehlen gegeben oder sie in tliiFl'ant.i ertappt und zur Rede gestellt, so kann man sich für einige Zeit vor weitereu Angriffen nnd Belästigungen sicher fühlen, denn die verunglückten Diebe gehen heim nnd berichten, daß der Weiße eine gute Mediein habe (Beschwörungsmittel mit dem er den Diebstahl wahrnimmt), und daß es uichts nütze, etwas zn nehmen, er sehe Alles, auch wenn er beschäftigt fei. Nebst dem geuaunten Laster sind die SüdzambestMakalaka's uud uameutlich die südlicheu und westlichen (d. i. die nnter deii^ Matabele-Sccptcr stehenden), noch durch eine nicht zn beschreibende, beispiellose Unreinlichkeit berüchtigt. Ich glaube, daß sich die meisten Leute im Makalaka-Lande, mit Ausnahme jener die als Diener unter den Weißen gelebt, Jahre lang nicht waschen; ich sah Frauen mit Glasperlensträngen im Gewichte von mehreren Pfnnden behängen nnd belastet nnd ich mußte an-uehmen, daß die untersten dieser Rosenkränze am Leibe klebten. Seitdem die Matabele die Herren der Makalaka's geworden, ist auch das Bauwesen nnter dem letztgenannten Stamme so in Verfall gekommen, daß die meisten ihrer kleiuen Dörfer ruinenartig aussehen. Die einzige Tngcnd der Makalaka's ist neben der Arbeitsamkeit eines guteu Theiles dieses mehr denn demnirten Volkes dessen strenge Sittlichkeit, welche nnter allen audcreu südafrikanischen Stämmen nicht ihres Gleichen findet. Nachmittags zogen wir weiter dnrch einen Niederwald, ans dem überall um uns zwanzig bis siebzig Fuß hohe, pyramidenförmige, kegcl-und kegelstutzförmige Granithügel, zuweilen aneinander gereiht emporstiegen. Je weiter wir am Ufer des Majtenque nach aufwärts zogen, desto höher, anmuthiger uud großartiger gestaltete sich diese Scenerie, hie uud da im Walde machten sich die schon mehrmals erwähnten Murulabäume, bemerkbar, welche mit einem Zaune, der etwa drei bis vier Meter von dem Stamme abstand, nmgeben waren, da sie eben reife Früchte trugen. 422 Durch das Matalala- und Westmatabelc-Land, Diese fielen ab und um zu verhüten, daß sie nicht vom Wilde verzehrt wurden, hatte mau die Stämme umzäunt. Jede Familie hatte je nach der Einwohnerzahl des Dorfes einen oder mehrere Bäume als ihr Eigenthum erklärt. Aus dem Fruchtfleische wird ein Bier zubereitet, welches eiderartig schmeckt uud auch der iu eiue harte Schale eingeschlossene Kern wird benützt (ich glaube, daß er zerstoßen uud das gewonnene Mehl zu Brei bereitet wird). Auf unserem Marsche näherten wir uns mehrmals dem Majtenqne, oft bot fein Thal eine höchst anmuthige Scenerie. Während der Fahrt an, 22. war ich Zenge eines Beweises rührender Kindesliebe bei einem Schwarzen, der seiner hochbetagtrn Mntter begegnete. Von Diamond crfnhr ich gleichfalls eine Episode aus seinem bewegten Leben, die mir den Beweis lieferte, daß trotz des sonst verwilderten Zustandes der Eingcbornen bessere Regungen in der Vrnst manches unter ihnen leben und für ihre Empfänglichkeit für Civilisation sprechen.* Nachmittags lagerten wir iu der Nähe mehrerer Dörfer und hörten hier, daß wenige Tage vor nnserer Anknnft eine Truppe von Matabcle-Kriegern Menon und die westlichen Dürfer am Majtenque abgesucht hatte, um Knaben als Tribut zn sordern uud mit ihnen das jüngste Regiment zu eomple-tiren. Menon hatte dies verweigert, und nuu glaubte man allgemein, daß ihm diese Verweigernng das Leben kosten werde, denn obgleich die Makalaka's viele Gewehre besaßen, so reichte doch ein Regiment der Znln-Matabelc hin, die in kleinen Dörfern zerstrent wohnenden Mala-laka'Z zu vernichten. In dieser Weise war es Moselikatze uud seinen vierzig Kriegern möglich, seit dem Jahre 1837 ein Reich zu grüuden, das gegenwärtig über 20.000 Krieger zählt, doch geschah es zumeist unter Anwendung der rohesten Gewalt, nachdem die Väter getödtet und die Mütter gcranbt worden waren. Anch am folgenden Tage führte der Weg zwischen zahllosen Gramt-knppen hindnrch, jede tausend Schritte bot sich dem Auge ein ncnrs anmuthiges Bild dar. An unserem ersten Anssvannplatze trafen wir einen Unterhäuptling mit Namen Henry, einen alten Bekannten Westbeechs, von * Siehc Anhang 5. Tiirch das Malalala- und Westinatabelc ^cind. 4^5 dem Vradshaw für letzteren und feine Diener Sorghnm, 31iais und Melonen erstand. Henry hielt seine Lcntc in ziemlicher Ordnung, so daß wir wenigstens in seiner Gegenwart nicht erheblich belästigt wurden. Doch wurde nnser Aufenthalt durch das plötzliche Erscheinen eines jener zahlreichen, die Makalaka's erstickenden Blutsauger, eiues Matabelc-.Nriegers gestört. Halloh, Ihr Weißen, Ihr habt Eepopo's Leute mit Ench als Diener. Wenn Ihr nicht zahlt, tüdte ich sie Alle, einen nach dem Andern,« rief er uns zu. Um seiueu Worten den nöthigen Nachdruck zu gebeu, schwang er mit der Rechten einen mächtigen Kiri, mit der Linken sein Gewehr. Trotzdem er mir einmal mit dem itiri bis unter die Nase kam und ich in mir das Blut kochen fühlte, blieb ich rnhig. Da zog der tapfere Kämpe ab und die Makalaka ringsum belachten seine eitle Prahlerei aus vollem Hälfe. Nun kam er an Walsh nnd Bradshaw, doch da sich diese an ihren Gewehren zu schaffen machten, nahm er dies als eine Herausforderung an nnd gebcrdete sich noch wüthender, bis jene auf ihn losgingen, worauf er sich vou dem ununterbrochenen Gelächter der Umsitzenden begleitet, Zurückzug. ^Auf der Nachmittagsfahrt eröffneten sich nns neue Gebirgsseeuerien, die Hohen mit denselben schönen armlcuchterförmigen Wolfsmilchbaume be wachsen, wie ich il)u an den Bamangwato-Bergm beobachtet. Die Felder, die wir sahen, waren von beträchtlichem Umfange, ebenfo die Gehöfte, welche umzäuut wareu und an deren hervorragendsten Pnnkten die Wohnungen des Besitzers standen. Die Umzännnng zeigte von achtzig zu achtzig Meter eine einfache hölzerne Schlagfalle und bildete im Ganzen noch ein Ueberbleibsel dessen, was die zahllosen Makalaka-Dörfer nnd Gehöfte vor dem Einzüge der Matabcle iu die Matopo-Gebirge gewesen waren. Das am Morgen durchzogene Dorf Henry's hieß Katheme; Abends langten wir an einem zweiten Dorfe mit Namen Bosi mapani an, nnd am folgenden Tage erreichten wir eine andere der zahlreichen Niederlassungen der Makalaka's. Hier waren wir, obgleich eine halbe Meile weit von der Niederlassuug im Walde ausspannend, bald von einigen kleinen Trupps, zusammen an sechzig Köpfe zählend, belagert. Man bot uns eine Ziege 424 Durch das Makalaka lind Wcstmatabele-Land. und zwei Schafe zum Kanfe au. Vradshaw kanfte sie; leider waren in diesem Momeute die Diener bei den Wägen postirt nud mlißten diese im Auge behalteu, damit uns uichts gestohlen werde. Eiuer seiner Diener hatte Mühe, die im Walde etwa fünfzig Schritte vor uus stehenden Thiere herauzutreiben. Bevor er sie noch erreicht hatte, stoben die drei Stücke wie auf ein gegebenes Commando auseinander. Die Thiere gehörten verschiedenen Heerdcn an. Diese werden von Hirtenjungen geführt, welche ihre Thiere mit Pfeifen lenken. Kanm wareu die Thiere verkauft, als auch schon der Plan der Verkäufer fertig war, dieselben ebenso rafch wieder an sich zu bringen. Sie hatten zu diesem Zwecke die drei Hirtenjungen herbeigerufen, die auf ein gegebenes Zeichen jeder seine eigene Weife anstimmte und die Ziegen weglockten. Der ausgcsandte Junge lief einen: der Schafe nach nnd holte es ein, doch bevor er es zurückbrachte uud fcstkuüpfte, war das andere und die Ziege entlanfen. Nun wurden mit Androhung La Vcngnla's die Matalaka's, nachdem sie noch Westbeech's Taschenmesser mit sich genommen, zur Heimkehr gezwuugen. Die Thiere aber warcu uud blieben verschwunden. Am 25. hatten wir nns vom Flnsse Majtenque etwas entfernt, so dan die meisten Knpften nns zur Linken zu liegen kamen. Größere und ganze Höhenrücken erhuben sich jedoch am südlichen Horizont in der Richtung unserer Fahrt. Die öfteren Vesnche der Matabele-Kricger an unserem Wagen schienen anf Z. einen unangenehmen Eindruck ansznnben. Er schente sie noch mehr als die Matalaka und kroch gewöhnlich in seinen Wagen, so wie sich einer der Zulnkrieger sehen ließ. Ohne von den Matabele erkannt worden zu seiu, wäre er doch währeud unserer diesmaligen Mittagsrast von zwei Matabele erschlagen wordeu, wcnu Vradshaw und ich ihm im rechten Augenblicke nicht bcigestanden wären uud sich später ciu herzugekommener alter Matabcle in's Mittel gelegt hätte. Die beiden Friedensstörer waren zwei Matabele-Jünglinge, welche den Kopf mit dem bekannten Federschmncke geziert, ihre Hüften von Gnnsterkahen-Schwänzen nmhnllt, an den Wagen um eine Lapiana (Lappen) zn betteln gekommen waren. Z. hatte einen kleinen Hund, der dem einen der beiden Matabele bellend cntgegensprang. Dieser holte sogleich alls nnd hätte anf ein Haar dem kleinen Thiere den Kopf Turch das Makalalc^ und Wcstmatabclc-Land. 435 zerschmettert und fuhr auch sofort, als Z, die Hand schirmend über das Thier ausstreckte, denselben barsch an, womit der Streit begann. Dem leicht erregbaren weißen Manne stieg die Zornesröthe in's Gesicht nnd er antwortete nicht allein im heftigen Tone, sondern ließ sich zn einer drohenden Handbcwegung hinreißen. Dies war aber eben, was die beiden Strolche wünschten, denn im selben Momente hob der eine seinen Kiri zum Schlage nach dem Kopfe des Händlers und wurde nnr durch unser Dazwischentreteil von der Ausführung seines Vorhabens abgehalten. Da wir jedoch die mitgenommenen Gewehre wieder in den Wagen zurücklegten, fingen jene wieder zu schimpfen an und schlugen ihre Kiris wüth- Nuilll!!! von -l.ali, schäumend gegen den Boden. Durch den Lärm angelockt, erschien bald darauf ein alter Matabele Krieger, dessen Kopf die bekannte Auszeichnung seines Standes, der mit einem Haarkreise verwachsene Lederring, zierte. Von Z. über den Vorfall unterrichtet, ergriff er einen Zweig und fchlug damit auf die beiden Angreifer, ähnlich wie mau zwei kleine Jungen züch-tigeu würde, worauf sich die bcideu Jünglinge grollend zurückzogen. Am Nachmittage gelangten wir zu dem aus etwa fünfzehn Hütten besteheuden Makalaka Dorfe Kambusa genannt. Es gehörte Iantschi an, den Wcstbeech wohl kannte und von dem wir keine Belästigung zn fürchteu hatten. Sein Gehöft hatte eine doppelte Umzäunung. Eine aus Pfählen erbaute Umfriedung der Wohnuugen und eine aus Dorncngebüsch für die das Gehöfte in einem Kreise umgebenden Felder. Mit Kambusa schieden 4^6 Tlllch da's Makalaka- u»d Wl'stmatllbcll!-La!id. wir von don Makalaka-Dörfcrn und hatten nur noch cine kurzc Strecke durch die gegenwärtige Makalaka-Provinz des Matabele Landes zu reisen, während sich noch vor sünflindvierzig Iahreu das Makalakagebiet um hundert englische Meilen südlicher erstreckte. Gegen Abend überschritten wir die gegenwärtige Grenze. Diamond »nachte mich auf eiu etwa sechshundert Schritte vom Wege, am Ufer des Flüßchens Aschangana stehendes Gebüsch aufmerksam, nnter welchem ein Weißer begraben lag. Es war Mr. Oats, ein Engländer, welcher der Jagd halber in diese Gegend gekommen war, am Fieber erkrankte und starb. Bradshaw und Diamoud reisten mit ihm zn gleicher Zeit nach dem Süden; da er jedoch im Maka-laka-Lande starb, so durfte er hier nicht beerdigt werden, sondern erst an der Grenze. Im Jahre l.^74 errichtete des Verstorbenen Bruder hier einen Grabstein. Vevor wir Iantsche verließen, versorgte ich mich auf einige Tage mit Wassermelonen, die ich für Glasperleu erstand. Zu den Feldfrüchten, welche die Matalaka's banen, gehören zwei Species der Wassermelonen, welche sehr Zuckerhaltig sind. Am 26. März überschritten wir zwei Flüßchen, bevor wir den ebenfalls quer unsere Richtung schneidenden Matloutsi kreuzten. Während der Fahrt der letzten Tage durch das Makalaka Land hatten wir siebzehn Regenflüßchen überschritten, welche Znflüsse, des Majtenque waren uud nach meiner Meinung kaum den zehuteu Theil der Znflüsse desselben darstellten. Die durchreiste Strecke bot die schönsten Seencrien, die ich auf meiner eiligen Reise durch das Makalaka-Land beobachten tonnte. Tie Formation deö Bodens bestand meist aus Granit mit starken Quarzaderu durchschossen, an vielen Stellen von einem dnnkelschieferblauen Glimmerschiefer in verticaleu, horizontalen und schiefen L>igen bedeckt. An der Spitze der Höhen waren diese Schichten meist in schiefen Lagen in einem Winkel von siebzig Grad und südwestlich streichend gelagert. Tas Interessanteste jedoch, was ich auf der durchreiften Strecke beobachten konnte, waren die steil fich aus hochbegrasten stellenweise bebnschten Anen erhebenden, oder kegelförmige Höhen krönenden pittoresken Grauitmafseu. Den Formen entsprechend, erlaubte ich mir, einzelne mit solgeudeu Namen Dllrch das Mcilalaka- und Westmatabele-Üand. 427 zu belegen: Eine am Matloutsi die Mütze«, au dem nächsten Spruit (nach Süden zu) »die, beiden Spatzen«, eine jenseits des folgenden Spruit »die Keule« und zwei zur Rechten vom Geleise »den Schweber« nud »die Pyramide«, wobei der letzteren die Palme gebührt. Diese Scenerie im Vorlande gaben mir eine annähernde Vorstellung der landschaftlichen Neize des eigentlichen Berglandes vom Oberlanfc der Limpopo Zuflüsse Matlontsi, Schascha, Tati nnd Rhamakoban. Da ich die beiden Schascha-flüssc erst am folgeudcn Tag überschritt, war es mir klar geworden, daß der Tschancng in den Matluntsi oder einen seiner Nebenflüsse münden müsse. Die Gegend schieu sehr wildreich zu seiu, doch bei weitem nicht mehr in dem Grade als vor wenigen Jahren. Das häufigste Wild waren Pallah, Zuluhartebeeste, Harris Antilopen nnd Tigerpferde. Als wir Abends am rechten Ufer des wegen feines Vettes von dcu Eingebornen die felsige Schascha genannten Flusses ausspannten, und ich einen freien Augenblick beuützcud, einen Ausflug gegen Osten unternahm, fand ich au eiuem der vielen kuppenförmig aufsteigenden Grcmithügel eine Ruine, einen jener Anhaltspunkte für die Geschichte der früheren Bewohner des ccntralen Süd-Afrika. Der befestigte Felsenhügel war ifolirt nud einer der niedrigsten ringsum, die Brfestiguug bestand ans Granitziegeln, welche ohne jedes Bindemittel auf einander ruhten. Die Ruine stellte eine etwa die Mitte der kleineu Felseukuppe einschließende Mauer dar, welche jedoch theilwcise vou schroff aufsteigenden Felsenblöcken gebildet wurde, so zwar, daß die künstliche Mauer an manchen Stellen zwanzig Centimeter, an anderen bis zwei Meter hoch und dreißig bis fünfzig Centimer stark war. Der Eingang befand sich gegen Norden, die Mauer trat. hier beiderseits vor und bildete einen förmlichen Gang. Die Granitziegel waren flach, zehn bis fünfundzwanzig Centimeter lang, acht bis fünfzehn hoch und fechs bis fünfundzwanzig breit, ihre obere und untere Fläche trapezförinig. Doch glanbe ich sicher zu seiu, daß vou den früheren periodischen uder stabilen Bewohnern dieser Miniaturfcste (der Umfang mochte etwa huudert-dreißig Meter fein) anf der Mauer eiue Umwalluug aus Holz oder Dornenästen errichtet worden war. Da ich mich gezwungen sah, schon nach zweieinhalbstündigem Aufenthalte wieder aufzubrechen, konnte ich 438 TlN'ch das Malalatll' und Westmatabele-Land. keine Nachgrabungen anstellen, welche mir die nöthigen Anfschlüssc darüber gegeben hätten. Wir überschritten noch an diesem Tage den felsigen Schascha, mußten jedoch der eingetretenen Dämmerung halber sehr bald am jenseitigen (linken) Ufer nnser Nachtlager aufschlagen. Am 27. zogen wir, nachdem wir den sandigen Schascha überschritten, der sich mit dem felsigen verbindet mid nachdem wir zwölf Zu-flüsfe des ersteren gekreuzt, bis zu dem Puukte, wo wir den sandigen in seinem Oberläufe zum letzten Male berührten. Namentlich an dieser Stelle bot sich nus eine der schönsten Scenerien des Westmatabele Landes dar. Der Reichthum der Pflanzenformen in dieser Gegend war in jeder Beziehung überraschend; da hier auch zahllose kleinere uud größere, verschiedenen Arten angehörende Euphorbiaceen-Stämme im vermoderten Zustande, den Boden der bewaldeten Höhenabhänge bedeckten, so fanden fich in ihren Höhlungen zahlreiche Scolupcnder nnd zwei Scorpion Arten, anch Eidechsen und zahlreiche Insecten. Glücklicherweise hatte sich während meiner Reise durch das Makalaka-Land kein Fieberrückfall eingestellt, nnd obwohl immer kränklich, konnte ich doch die meinen Sammeleifer anregenden Gelegenheiten benutzen. Die kurzen flußauf- und abwärts unternommenen Ausflüge waren sehr lohnend. Hier war das Felsenbett sandig, dort wieder eine einzige Ebene oder gewölbte Granit platte, welche stellenweise ein natürliches, tiefes oder seichtes Becken oder Rinnen einschloß, durch welche sich ein düuner Strahl seinen Weg nach dem Süden bahnte, um sich nach und nach in sumpfigen und sandigen Partien des Flußbettes zu verlieren. Wir überschritten uuu den Tatifluß, dessen tiefsandiges breites Vett und sehr steile Ufer uus nicht geringe Schwierigkeiten bereitete. Am '.'!). kaineu wir in das Thal des Rhamakuban-Flusses, an dessen rechtem Ufer wir dahinzogen, wir überschritten weiterhin drei Regenzuflüsse des Tatiflusses, sowie vierzehn, die nach heftigem Regen dem Rhamakoban zneilteu. Das Land am RhamatobaN'River ist seines Wildreichthuuis wegeu unter den Elephantenjägern wohl bekannt; Giraffen, Tigerpferde, Rocn-Antilopen, graue Pallah's, Harris-Antilopen, Gnu's, Löwen, Hyänen und Trappeu gehören zn den häufigsten Wild- Nnrch das Malalata- uud Westmatabele-Land. 4^9 arten und unter den größeren sind Nashorne und Strauße keine Seltenheit. Auch am :!0. reisten wir so eilig wie am vorhergehenden Tage, da Vradshaw, der nach dein Abgänge Westbeech'v die Leituug aller Wägen übernommen, über Mangel an Korn, Mehl, Thee, Zncker und Salz klagte und, sich beeilte, die Handelsstation am Tatiflusse so bald als möglich zu erreichen. Nach Ueberschreitnng von acht rechtsseitigen Zuflüssen des Nhamakoban, verfolgten wir das Thal desselben und verließen es erst am Nachmittage, um das zwischen demselben und dem Tatiflusse gelegene Hochland zn durchziehen. Auch auf dieser Strecke konnte ich anziehende Felsenformatiouen beobachten, welche, ich der Reihe nach (von Norden nach Süden) »den Altar«, »die Gedenktafeln« und die >weißen Marksteine nannte. In den letzten Tagen war der Mapani-baum wieder häufiger aufgetreten, uud die am Nachmittage durchreiste Strecke bestand eigentlich aus eiucm einzigen, durch größere uud kleinere Lichtungen unterbrochenen Mapaniwalde. Nahe an den weißen Marksteinen mündete der nach dem ecntralen Matabcle-Land führeude Weg iu unfrr Geleife. Am 5'»1. laugten wir an den Ufern des Tati au uud erblickteu am Abhauge der niederen Tatihöheu einige im curopäifcheu Style ausgeführte Gebäude, von welchen indeß nur zwei bewohnt waren. Tas eine hatte der Elephantenjäger Pit Jacobs, das zweite der schottische Elfenbeinhäudler Browu inne. Noch vor wenigen Jahren ging es hier sehr lebendig zu. Goldsucher aus allm Wrlttheileu waren zusammengeströmt, um des edelsten der Metalle habhaft zu werdeu, doch sie fauden statt Alluvial, Quarzgold, was ihre Erwartungen bedeutend herabstimmte uud schon nach kurzer Zeit ihre Reihen beträchtlich lichtete. Compagnien übernahmen nuu die Arbeit, doch auch sie ließen nach »nd uach vom Betriebe ab, als sich ihre Maschinerien nnzuläuglich erwiescu. Die Hauptschuld am Mißerfolge war wohl die bedeuteude Vutferuuug von der Küste, da selbst die einfachste Maschine nur mit dem fünf- und sechsfachen Kosteuaufwaude ihres Werthes hierhergebracht werdeu kounte. Man faud sieben Unzen Gold auf eine Tonue Quarz, doch man theilte mir auch mit, daß stclleuweisr bis zu vieruudzwanzig Unzen aus 430 Turch das Makalala- und Westmatabclc-Land. einer Tonne gewonnen wurden. Herr Brown, der ein Tauschgeschäft hatte, fungirte zugleich als Agent der aufgelösten Compagnie, da noch einiges von dem Eigenthnme derselben zurückgeblieben war. Im Thale des Tati-flnsses, eine kurze Strecke unterhalb der Besitzung, fand ich noch die Ueberreste der Dampfmaschine, mit der man den Quarz zerkleinert hatte. Das goldhaltige Gestein wnrde von einer eine Gehstnnde weit landeinwärts am linken Ufer liegenden Stelle geholt, nnd als eben die seichten Goldgruben sich mit Wasser zu füllen begannen, fehlte es an einer zweiten Dampfmaschine, nm fie zn entleeren, weshalb die Arbeit aufgegeben wurde. Bei unserer Ankunft war Herr Brown nicht anwesend, sondern auf einem Besuch in Gubnlnwajo, um daselbst durch den Missionär Herrn Thompson mit Fräulein Jacobs getraut zn werden. Wir fanden jedoch bei seinem Gefchäftsführer eine freundliche Aufnahme und hatten hier die Rückkehr Westberch's zn erwarten. Außer den genannten Personen war ich nicht wenig erstaunt, die bei der Reise nach Norden am Henryspau angetroffenen Lotriet-Familien in einigen Grashütten wohnend, wiederzufinden. Alle aus dem Baman-gwato-Lande im Allgemeinen vou Süden nach dem Matabele-Lande fahrenden Wägen haben in Tati zu halten nnd sich mit einem neuen Gespann zn versehen. Die Matabele Händler halten sich schon immer eines bereit, nm nicht unnütz anfgchalten zn werden. Diese Maßregel war von dem Könige erlassen worden, nm das Einschleppen der Noiwatter-Krank-hcit zu verhüten. Die Matabele besaßen einst eine große Anzahl von Viehhcerden, welche größteniheils den nmwohncndcn Völkern geranbt waren, doch die vom Süden eingeschleppte Lungenseuche hatte nnter den Thieren schrecklich aufgeräumt. In Tati liegr immer eiue Truppe Matabele-Männer, welche das Land nach Südosten zn bewachen haben; znr Zeit meiner Ankunft waren die Leute darauf erpicht, zufällig eintreffende Weiße nach Möglichkeit zu gnälen und den von den Diamantenfeldern mit Gewehren heimkehrenden Makalaka's, nachdem sie die Ankommenden anfgefangen nnd durchgeprügelt hatten, die Gewehre und den Schießbedarf in des Königs Namen abzunehmen. Durch das Makalata' und Westmatabele-Land. 431 Das Matabcle-Königreich war zur Zeit meines ersten Bauches das zwcitmächtigste Eingebornenreich südlich vom Zambesi, gegenwärtig nach der Niederwerfung der südlichen Zulu's ist das Reich der nördlichen, d. h. der Matabele als das mächtigste anzusehen. Es hat eine Laugen-ausdehnnng von etwa achtzig bis neunzig, eine Breite von fünfzig bis sechzig geographische Meilen. Nach Mackenzie war der Gründer dieses weitläufigen Reiches ein Sohn Matschobane's, eines Zulu-Häuptlings in Natal. Als Tschaka, der mächtigste der Zulu-Häuptlinge, seine Nachbarn unterjochte, wurde auch Muselikatze gefangen. Auf einem Raubzuge begriffen, den cr im Auftrage Tschaka's unternahm, welcher seinen Muth kennen gelernt hatte, wandte cr sich mit den geraubten Heerden nach dem Herzen der jetzigen Transvaal-Colome, unterjochte die Vakhatla-, Baharutse-und andere Betschuana-Stämme und lief; sich in dem am Marico und seinen Zuflüssen liegenden Höhenlande nieder. Hier wurde er von dem Griquachef Berend-Bcrend angegriffen, der nicht nur abgewiesen, sondern auf's Haupt geschlagen wurde. Damit war aber nur der Reigeu der gegen ihn gerichteten Angriffe eröffnet, es tauchten immer wieder neue Feinde auf. Zuerst waren es zwei Zulu-Hcerhaufen, welche von Tschaka und einer von dessen Nachfolger Dingan dem Flüchtigen, doch erfolglos, nachgesendet wurden. Dann waren es die dem Transvaal-Gebiete sich nähernden Boers, welche, den gefährlichen Nachbar wohl erkennend, seiner los werden und das schöne Land am Marico erobern wollten. Sie griffen im Jahre 18?',6 unter Gert Marie Moselikcchc am Fuße einer Höhe in dem genannten Territorium an; der Kampf endete, mit einer vollständigen Niederlage des Zulu-Häuptlings, worauf Mosclikatze mit dem Reste seiner Lente, nntcr denen sich nur vierzig Ringköpfe (eigentliche Krieger) befanden, das Land verließ und die Länder verwüstend, gegen den Zambesi zog, um jenseits dieses Stromes ein neues Reich zu gründen. Doch was Menschenhand nicht vermocht hatte, that die kleine Tsetsefliege, sie warf den Zuluwolf zurück. Dieser fiel nun erst über ein, dann über ein zweites Makalaka-Dorf und nach nnd nach über die einzelnen Makalaka-Königreichc, dann über jene der Manansa le. her. In der Stille der Nacht überfiel er die Dörfer der Ackerbauer, steckte fie in Brand, 43L Tlirch dcis Äinkcilata- und Westmatabele-Land. tödtete die herausstürzenden Männer nnd raubte die Frauen, Kinder nud Viehhecrden; in dieser Weise wuchs seine Macht, und so schnf er ein neues Zulu-Reich in Eud-Afrit'a. Tie geraubten Knaben wnrden den Kriegern zum Unterrichte im Kriegsdienste anvertraut, jene, die schon Waffen zu tragen vermochten, sofort eingereiht. Die Frauen wurden den Kriegern geliehen, die Heerden wnrden königliches Eigenthum und dienten zur Erhaltung der anfangs in Nutten, später in Regimenter eingereihten Krieger. Als jedoch Moselikahe bemerkte, daß seine Krieger die ihnen zugewiesenen Makalaka-Franeu nicht als Beute behandelten, sondern milde gegen sie auftraten, fürchtete er ihre Verweichlichnng nnd ordnete eine Schlächterei der seinem Zwecke gefährlich scheinenden Frauen an. Die Krieger folgten auch deu Befehlen nnd fchlngen ohne Ansuahme ihre neuen Frauen todt. Jährlich unternahm der König Ranbzüge in die benachbarten Länder nnd Tansende von Unschuldigen wurden anf diese Weise geschlachtet. Denn außer den Männern wurden anch die arbeitsunfähigen Greise und die Frauen, Säuglinge nnd überhaupt kleine Kinder gctödtct. Ich will es versuchen, im Folgenden das Regiment der Matabele-Zulu in kurzen Zügeu zu schildern; außer mciueu eigenen Beobachtungen stütze ich mich anf die eingehenden Forschungen meines Freundes Mackenzie, sowie auf die mir von den beiden Elfenbeinhändlern Westbeech nnd Philipps mitgetheilten Berichte. Das Regiment der Zulu-Matabcle ist in jeder Beziehung militärischer Despotismus, demselben unterliegt Alles, Mensch, Thier nnd jedes Atom des Landes. Ueber die einzelnen Heeres-Al'theilungen sind Häuptlinge gestellt nnd diesen unterstehen abermals Unterhänptliuge, welche Offieiersrang einnehmen, während jener des Induna etwa einem Regiments-Inhabcr gleichkommt. Die Krieger führen blindlings die ihnen gegebenen Befehle aus, dagegen buhlen die Unterhäuptlinge und Hänptlinge nm die Gnnst des Königs uud wenu dies nicht durch hervorragende Thaten im Kampfe möglich ist, so suchen sie sich durch Verleumdung gegenseitig beim Könige zu verschwärzen. Der König hat mehrere Scharfrichter, welche im Duukel der Nacht ihre blutige Arbeit Zu verrichten haoen. Da die Matabele-Krieger all- Durch das Makalaka- und Westmatabele-Land. 433 abendlich nebst Fleisch auch Kafirkornbier erhalten und darauf in der Regel in einen festen Schlummer fallen, wird es dem Scharfrichter oder dem sogenannten Messer des Königs leicht, an die Arbeit zu gehen. Ich will nur eines Beispiels aus Mackenzie's Erfahrung hier erwähnen. Der Tapferste der Tapferen in Moselikatzc's Heer war Monjebe, einer seiner ersten Häuptlinge, doch weil er seiner Tugenden halber oft vom König VcMmuig mit riiiciu Löwcn mn Tatiflußc. mit Geschenken ausgezeichnet war, blickten die übrigen Indnua's neiderfüllt auf den Güustliug uud ließen nicht ab, ihn fortwährend beim Kö'uige drr Zauberei und Verschwörung anzuklagen. Anstatt Moujebe zur Verantwortung zu ziehen, hielt Moselikahe das Ganze geheim, lieh leider endlich sein Ohr den Verleumdern uud gab ihueu auch das Recht, Monjebc zu todten. Am folgenden Morgen waren von dl'm Gehöfte des letzteren nichts mehr als einigl' rauchende Pfähle zu erblicken. Als mein Freund Mackeuzic im il. 28 434 Durch das Mikalak^ mld Wchumtabel^üand. Jahre 186Z das Matabele-Land besucht!', traf er nur einige Zulukrieger. Die Mäuuer in der »Blüthe« warm Betschnaua, welche Mosetikatze als Knaben währmd seines Aufenthaltes im Transvaal-Territorium und auf seinen Zügen geraubt oder als Abgabe erpreßt hatte. Die jungen Regimenter bestanden meist aus Makälaka- und Maschoua-Iüngliugeu. Im Friedeu haben die Knaben die Hecrdeu zu hüteu, kommen sie heim, so müssen sie sich im Gebrauche der Waffen üben. Diese Leibes-beweguug stählt uud kräftigt ihren Körper derart, daß mau einen Masarwa aus dem Kalahari-Bnshvcldt uud eiueu der unter den Matabcle aufwuchs, mcht als Müuuer eiues Stammes ansehen würde. Die Matabele-Krieger leben in Varaken, ein Bild der Hänslichkeit ist nirgends zu sehen. Nur deu Häuptlingen, und iu Ausuahmsfälleu eiuem Krieger ist es gestattet, das ihm als Beute übergebeue geraubte Mädcheu als seine Frau. nicht als seine Sklavin zu betrachten, obgleich beide wohl das gleiche Los tragen. Der König hinderte die einzelnen Stämme nicht, den ihnen zu-kommcnden abergläubischen Gebräuchen getreu zu bleiben, erlaubte aber auch uicht, daß einer seiner Leute Christ werde. Das Matabele-Laud wurde zuerst von Missionären aufgesucht, dann folgten Elfenbeiuhäudler; sie kauften von diefen wohl Gewehre und Schießbcdarf, aber keine Kleidung. Jahr für Jahr begehen die Matabele, bevor sie anf ihre Raub-znge ausziehen, den der Gottheit geweihten Tanz Pina ea Morinw. Zu diesem finden sich die Krieger in voller Kleiduug auf dem Paradeplatze ein, Kopf, Brust uud Hüfteu mit einem ans schwarzen Straußfedern verfertigten Gewände geschmückt. Den versammelten Kriegern wird ein schwarzer Stier vorgeführt nnd dieser so lange gejagt uud gehetzt, bis er vou Schweiß nnd Schaum bedeckt, wie gelähmt, niederstürzt. Nun wird dem Thiere das Schulterblatt mit einigen künstlich geführten Schnitten sammt der Muskulatur ausgeschält uud au einem kleinen Feuercheu zwei bis drei Mimten lang gerüstet, das Fleisch in kleine Stückchen geschnitten nnd in diesem halbrohen Zustande von den heranstürzendcn Kriegern verschlungen. Der Genuß desselben soll sie besonders stark uud tapfer machen. Durch das Makalaka- mid Wcstmatabele-Land. 435 Nings uul die Niederlassung der Weißen am Tatistusse erheben sich kleine Hügel, welche theils aus Eisenglimmerschiefer, Quarz uud Grämt bestehen und theils einzelne Höhenkuvven, theils den Abfall des Nhamakoban^ Tatiflusses bilden. Ich unternahm Ausslüge nach allen Richtungen hin, doch hieß man mich die größte Vorsicht gebrauchen, da es in der Um^ gebung von Löwen wimmeln sollte. Am .",0. besuchte ich znerst die beiden von den Weißen bewohnten Wohnungen. Pit Jacobs, der holländische Jäger, war, von seinem Sohne begleitet, auf Elephantcnjagd ausgezogen. Gegen Abend suchte ich das rechte Flußufcr aus und erbeutete dabei einige Virivus lnliu«. Am folgenden Tage besnchte ich die umliegenden Höhen und fand, daß man überall bis zu fünfzig Fuß tief Minen gegraben hatte, um Goldadern ans die Spur zu kommen. Ans dem nördlichen Hügel, der mit dein Tati-Abhang in Verbindung stand, fand ich Ruinen in Form einer Mauer, auf der höheren Kuppe eine kleinere Umwalluug, auf der niedrigeren eine dreimal umfangreichere. Die erstere war I bis I VZ, die letztere 1'/^ bis 2 Meter hoch uud beiderseits 1 bis 1 '/4 Meter breit und ohne jeglichen Cement aus Eifeu-glimmerschieferziegcln errichtet. Während die Inueuseite der Mauer immer gleichförmig aus drei bis zehn Centimeter starken, zehn bis fünfzig Centimeter langen und zehn bis zwanzig Centimeter breiten viereckigen Platten errichtet war, fand ich an der Außenseite der Mauer, daß hier wohl der Verzierung halber zwei Reihen kleinerer schief und dachziegelförmig gegen einander gelegte Platten einander unter einem rechten Winkel deckten (siehe das vorstehende Bild). Beide Umwallungcn haben einen Eingang von Norden, bei der größeren war dieser Eingang dadurch geschützt, daß der rechte Mauer-flügcl nach außen vortrat und daß vom linken eine gerade Mauer nach Innen zu gegen die Mitte der Umwallung lief. Im Allgemeinen waren diese Ruinen den am Schascha-River vorgefuudeuen ähnlich geformt und mochten wohl von einem Stamme der Goldgewinnung halber errichtet worden sein. Auch hier hoffe ich auf der nächsten Reise Nachgrabungen anzustellen und zn entscheiden, ob sie von den im Osten lebenden Ma-schoua's oder von den Bewohnern Monovotava's errichtet wurden. Abends besuchte ich den Zurückgekehrten, zweitgrößten Elcvhantenjäger Süd- 28* 436 Durch das Makaww und Wchmatabele-Land. Afrika's Pit Jacobs und hörte abspannt sciuen Mittheilnugeu aus seiuer füufnndzwanzigjährigen Iägerlaufbahu zu. Am Vormittag des 2. April besuchte ich auch deu Verwirr des Herru Brown, nul deu Ankauf einiger Utensilieu Zu besorgen. Wir waren eben mit den letzteren beschäftigt, als ein Schwarzer mit dem Rufe hereinstürzte: »Löwen, Löweu unter der Heerde?« Obgleich an mehreren Stellen im Innern Löwen sehr zahlreich sind, so ist mir doch keine bekannt, an welcher dieses gewaltige Naubthier so kühn und verwegen auftreten würde, aw iu der Umgebung der Tati-Station. Als noch die Goldgräber hier arbeiteten, hatten sie vou den Thieren sehr viel zu leiden. Hier geschah es damals, daß die Löwen über einen zwei Meter hohen und au seiner Basis ebenso breiteu ans Dornästeu erbanteu Kraalzaun setzteu, um die Zngthicre darin zu erwürgen. Sehr oft fandeu Jacobs und Brown, daß Löwen in der Nacht zwischen ihren Wohnungen sich herum-getummelt hatten. Als der Miucnbctrieb hier noch im Gange war, wurde eines Morgens einer der schwarzen Arbeiter, als er eben aus seiner Hütte treten wollte, um Brennholz für die Dampfmaschine zu sammeln, von einem Löwen augegriffen, uud des Manues Lebeu nur durch den Umstand gerettet, daß der Augreifer ein altes Thier mit stlimpfen Zähuen war. Während meines Aufcuthaltes in der Tati-Station wurde ciue Löwiu in meiner Gegenwart erlegt. Am Tage als wir abreisteu, wnrdcu siebeu Löweu am Wege vor uus gesehen. Acht Tage uach meiner Abreise schoß Pit Jacobs einen mäuulichcn Löweu uud wenige Tage darauf holte sich ein Löwe in der Nacht Herrn Brown's Pferd aus dem Stalle, der, weil in einer Pfahlumzäunnng erbaut, uach dem Wohugebä'udc zu offeu war. Diefe Vorfälle mögen dein Lefer eine Idee von der Dreistigkeit uud Keckheit der Löweu iu Tati geben. /Nach der von dem Schwarzen erhalteneu Nachricht wareu wir fofort bercit^das in die Heerde eingebrochene Naubthier zu züchtigen. Ich lief zu unserem etwa vierhuudert Schritte vom Flusse abseits liegenden Lager, um mich mit meiuem Suyder und Patronen zu versorgen. Als Vradshaw von dem Vorfalle hörte, schloß er sich mir mit seinem Vorderlader (einem Durch das Maküldta- und Westmatabele-Land. 437 Doppelgewehre) an, mit dem er wahre Wunder wirkte. Dcn mit Rninen gekrönten Hügel zllr Linken lassend, bewegton Mr nns, das linke Ufer entlang, thalanfwärts. Dieses war nnr etwa zwei- bis dreihundert Schritte breit, von bebuschten Höhen znr Rechten umsäumt, stellenweise bebuscht, dagegen unmittelbar am Flusse in einer Breite von etwa hundert Meter ziemlich dicht mit Mimosen bestanden. Anßer mir uud Vradshaw und einigen zwanzig mittelmäßig bewaffneten Schwarzen betheiligten sich noch ein Sohn Pit Jacobs' und der ausgezeichnete Halbkastjäger Afriea, die beiden letzteren zu Pferde, an der Verfolgung. Während des Marsches berichtete uns der Diener, daß der Angriff des Naubthieres auf die Heerde au einem erst gesteru im saudigen Bette des Flusses gegrabenen Tränkloche geschah. Das Flußbett war hier etwa hundert Schritte breit, etwa dreißig Schritte, von unserem Ufer erhob sich in demselben eine kleine dichtbebuschte Insel, zwischen ihr und unserem Ufer die geuaunte Lache. Als sich mm die Heerde zur Tränke versammelt hatte, stürzte plötzlich von jener Insel eine Löwin anf dieselbe, die Thiere flohen an's Ufer nnd die Löwin zerbiß, einer Kuh nachsetzend (ganz gegen die sonstige Gewohnheit der Löwen), dieser die Fußgelenke, so daß sie ihr Opfer znm Falle brachte. Dies gefchah nnter einem Mimosenbanme, anf welchem bei den: erstell Erscheinen des Löwen der eine der beiden unbewaffneten Hirten Zuflucht genommen hatte; sein Hund aber blieb in der Nähe des Baumes und nm-kreistc lant bellend das NanbHier. Dem Huudegebellc folgend, kamen wir auf eine kleine, unmittelbar am Flusse gelegeue Lichtung, nnd sahen den Kopf eines Rindes über das Gras herausrageu. Afriea hatte jedoch schon vom Pferde ans das Naubthier erblickt, nud bevor wir uns desseu versaheu, douuerte seine Elephanteubüchsc. Nuu erst sah ich wie ebeu der Kopf der hinter der Kuh in dem Grase -hockenden Löwin in dasselbe zurücksank. Der Schütze hatte dem Raubthiere die Wirbelsäule am Epi-stropheus zerschmettert. Unmittelbar nach dem Schnsse war der die Löwin in ihrem Fraße so beunruhigende uud schon durch andere Vorfälle den Weißen von Tati so wohl bekannte Hund auf die Löwin losgespruugen und hatte ihr, sie an dem einen Ohre fassend, den Kopf zurückgerissen. Dann stürzten die Matabele auf die Löwin nnd hieben auf das todte 438 Durch das Malalala- und Westmatabele-Land. Thier los. Ohne die Kuh gctödtct zu haben, hatte die Löwin derselben oben neben dem Kreuze ein Loch in den Leib gebissen und verzehrte die mit ihren Klauen herausgerissenen Eingeweide. Wir befreiten sofort das arme Thier von seinen Leidm und Africa verehrte nur das Fell des Nanbthiercs. * ' Seitdem ich Africa am Tschobe begegnet, war er seiner Straußen-und Elephantenjagden halber von .Nhama des Landes verwiesen wurden und nun nach Tati gekommen, um gegen Bezahluug vuu La Aengula dir Erlaubniß Zur Straußenjagd zu erhalten. Meine Zeit bis zmu 7. beuützte ich hauptsächlich zur geologischen Untersuchung der nächsten Umgebung, sowie znr Aufzeichnung der interessantesten Iagderlevnisse von Pit Iaeobs und Bradshaws nnd eines dritten zugereisten Voerjägcrs. Am 6. besnchte der Sohn Africa's seine Eltern, cr brachte das Fleisch eines Kndn für dieselben mit, nnd hieß uus alle sehr vorsichtig fein, da er an seinem zwei Stunden entfernten Lager allnächtlich von Löwen beunruhigt wurde. Am folgenden Tage kam von Süden her über Scho-schoug ciu Elfenbeinhündler, der, iu seinem Geschäfte äußerst tüchtig, alles andere nicht zu beachten fchieu. Er Nagte über Waffermangel zwischen Schoschong uud Tati und über die Häufigkeit der Löwen auf dieser Strecke. Westbeech uud sein Compagnon Philipp, sowie ein audrrer Elfenbeiuhäudler F. und Herr Brown mit feiller jungen Frau kamen am nächsten Tage von Gubulowajo zurück. Der erstere brachte eine vuu La Veugula mit eiuem f unterzeichnete Vollmacht, Elephantenjäger gegen Vegleichnug eiues gesalzeueu Pferdes in feiuem westlichen Territorium jagen lassen zn dürfen. Herr Bruwu sowie der zugereiste Elfenbeinhändler theilten mir sehr interessante Einzelheiten über die Grausamkeiten der Matabele mit. La Aengnla besitzt eine Schwester, eine sehr wohlbeleibte Person, welche einigen Einfluß auf den König ausübt. Als ihr eiust W. vorwarf, warum sie sich keinen Gemahl wähle, gab sie ihm den Bescheid, sie sei zn corpnlent, um gehen zn können, nud da anßer dem Könige Niemand im Laude ciueu Wagen besitze, müsse sie auf einen Ehegemahl verzichten. So oft ich an diesen Händler denke, muß ich stets bedauern, daß er seine Gnnst, deren * Siehe Anhang (i. Durch das Makalaka- und Westmatabelc-L«md. 439 er sich von Seite La Nengula's erfreute, nicht zn allgemeinem Nutzen geltend machte, daß er sich Sepopo gegenüber zu nachgiebig zeigte und so dessen Gunst, und durch mancherlei andere Umstände jene Khama's verscherzte. Sein zwölfjähriger Aufenthalt uuter jenen Stämmen hatte ihn zum Meister ihrer Sprachen gemacht. Während seines letzten Besuches besuchte er den König La Bengula, als diesem eben sein Mahl auf einer Schüssel, die selten oder nie gescheuert wird, vorgelegt wnrde. Ohne dazu aufgefordert worden zu feiu, half sich W. sofort und reichte einige Stücke seincu Genossen, die mit ihm gekommen waren (mit Ausnahme zweier Missionäre wohnten stets einige Elfenbeinhändler im Umkreife der königlichen Stadt), worauf die umsitzeuden Induna's zu murren begannen. »Georg,« hieß es, »behandelt den König wie sein Kind.« Wie kannst Du ihm das Fleisch nehmen?« W.'s Antwort: «Habe ich nicht Moselikatzes Wagen getrieben nnd so dm König herumgeführt? War er da nicht mir anvertraut? War er uicht mein Kind? Ist nicht da La Aengula sein Sohn auch mein Kiud?« schien die Murrenden sehr zu befriedigen, denn sie klatschten iu die Häude. Ich fragte deu Masupia-Diener, den Wcstbeech mit nach Gubuluwajo genommen, ob die Matabele-Franen schön seien. »Nein, Herr, sie haben kein hinteres Schurzfell, noch sind sie tätowirt.« Auf die wuhlgcformten Gestalten und die augeuehm sein sollenden Züge nahn: der seiner Heimat ungetrenc Sohn teine Rücksicht. Bevor ich von Tati scheide, will ich noch eines eigenthümlichen Abcnteners gedenken, welches sich im Febrnar des Jahres 1^76 im Hause des Jägers Pit Jacobs zutrug. Um diese Zeit war der alte Jäger mit seinen Söhnen nnd einer seiner beiden Töchter auf der Elevhantenjagd im südlichen Matabele-Lande beschäftigt. Die Fran war nur mit der zweiten an Herrn Brown verlobten Tochter, zwei kleinen Söhnchen nnd einem Masarwa-Diener znrückgeblieben. Ueber die Höhen am Tatiflusse hatte sich bereits das Dnnkel der Nacht ausgebreitet, und die Bewohner der Station schliefen bereits, nur aus der halboffenen Thür (aus eiuer uutereu uud oberen Hälfte bestehend) und der dieser cntgegenliegendcn Fensteröffnung der Wohnung Jacobs 440 Durch das Makalaka- und Wcstmatalx'le-^and schimmerte ein schwacher Lichtschein. Das Haus des holländischen Jägers bestand ans einem sogenannten Hartebccst-Ban, d. h. ans vier, ans dünnen Vaumpfählcn errichteten, mit rother Ziegelerde übcrschmierten, mit einem ans Pfählen nnd Gras gebildeten Giebeldachc überdeckten, dünnen Wänden. Eine aus dem ersteren Material verfertigte Scheidewand theilte den inneren beschränkten Ranm in einen größeren, das Wohn-, Empfangs-, Hß-, Wasch und Arbeitszimmer, und in einen kleineren, das Familien-Schlafzimmcr. In dem ersteren lief eine Holzbank der Maner entlang nnd nnr an der südlichen Wand nahe der Thüre stand ein einfacher Holztisch, nnd nnter der Fensteröffnung, welche man mit einem Brette zn fchließen pflegte, eine Nähmaschine, ein Geschenk des Herrn Brown an seine Brant. Da wo die Bänke nicht hinreichten, einen ganzen Wandsitz zn bilden, füllten Kleiderkisten diese Lücke ans. Der zweite Raum hatte nnr zwei nennenswerthc Objeete, zwei rohgezimmcrte Bettstätten, eine der Eingangsöffnnng gegenüber, welche die Scheidewand an der Fensteröffnung durchbrach nnd eine unmittelbar an der letzteren anliegend. Um die Zeit des zn berichtenden Vorfalls war Herr V. bei seiner Verlobten noch zn Bestich. Der Diener war längst in seiner Hütte entschlummert, welche dem Hausthore gegenüber stand, die Mutter war mit den Kindern zur Ruhe gegangen. Sie lag mit dem kleineren, dreijährigen Knäblein ans dem Lager dem Eingänge gegenüber, der zweite Knabe schlief anf dem anderen Aettgestclle. Während die Kinder schliefen, mischte sich die Mutter zeitweilig in das Gespräch ihrer ill der vorderen Kammer sitzenden, verlobten Tochter. Um das Bild noch zn vervollständigen, muß ich noch hinzufügen, daß sich das Hanskätzchen am offenen Fenster einen außergewöhnlichen Sitz gewählt hatte. — Zur selben Zeit wnrde die Niederlassung durch den Vesnch eines lnmgrigen Leoparden beehrt, welcher nach mehrtägiger erfolgloser Jagd in den Büschen die Niederlassung aufgesucht hatte. Hier wnrde Viehkraal uach Vichkraal umgangen, doch die Durn-zäune schienen zn hoch für seinen Mnth und so wagte er sich an die menschlichen Wohnungen heran, um doch wenigstens einige Hühner zu erbeuten. Anf diesem stillen Umznge hatte er auch die Stätte von Pit Iaeobs häuslichem Glücke nmkreist. Der Leopard erblickte die Katze Tor ueDM'd im Hanse Pit Jacobs. Durch dc>5 Malalaka- und Westmatabele-Land, 443 und den etwas mageren Bissen in der Noth immerhin des Angriffs werth haltend, wagte er, sich näher schleichend, den Sprung. Kätzchen sind jedoch kluge Thiere, und jeues hatte seinen Feind noch rechtzeitig erspäht, denn im selben Augenblicke als er aufsprang, setzte es herunter nnd verbarg sich unter der Nähmaschine, das Raubthier jedoch war mit einem Satze iu der Mitte des Zimmers, zum uicht geringen Entsetzen der beiden Verlobten, sowie zu seinem eigenen Schrecken. Von dem lauten Ausschrei der beiden ' begrüßt, sowie von dem flackeruden dichte der in einer Wagenlaterne ihr ephemeres Dasein fristenden Kerze geblendet, geräth das Thier außer Fassuug und sinnt auf flucht und ein Versteck. Der Leopard erhebt sich brummend, blickt sich um uud wirft sich dann in den dunklen Abgrund, der ihm als Eingang zu dem Schlafzimmer entgegengähnt, worüber die beiden so nnangrnehm Ueberraschteu neuerdings aufschrieen, denn da drinnen lag ja die wehrlose Mutter mit den beiden Kindern. Frau Jacobs sah eiu Thier in ihre Schlafkammcr setzen nnd sich unter ihr Bett verstecken; sie fragt, was es wäre, jene wollen sie beruhigeu und sagen es sei blos ein Hund. »Ja, wenn es nur ein Hnnd ist, warum schreit Ihr denn so fürchterliche Iu der Meiuuug, daß es vielleicht ciue Hyäuc sei, spriugt die Frau auf, ergreift das neben ihr liegende Kind uud eilt, das zweite vollkommen vergessend, in die vordere Kammer. Als die Beiden sie ohne das zweite Kind in der Kamuur erscheinen sehen und die Mntter in sie dringt, den Namen des Thieres zu nennen, gestehen diese ein, daß es kein Hnnd oder Pantherkatze sondern ein Leopard sei. Nun brach die Mutter iu Wehklagen aus, sie wollte hiueiustürzeu uud ihr Kiud holeu. Mit aller Macht mußte sie zurückgehalten werden aber um so mehr drang sie hierauf auf die Töotung des Naubthicres. Nachdem die Anfregnng Aller sich etwas gelegt hatte, sann man auf die Mittel, das Thier zu bekämpfen. Auf der Schlafzimnierseite der Scheidewand hingen einige geladene Elephantengewehre, doch iu der allgemeinen Angst nnd Bestürzung hatte man diese vollkommen außer Acht gelassen. Ein großes Küchenmesser war die einzige Waffe, welche zur Hand war, da fiel jedoch der Frau Iaeubs der in der Hütte schlafende 444 Torch das Makalata- und W^stixatebele-Land. Masarwa ein, dessen, wenn auch höchst primitiver Assagai bessere Dienste leisten konnte. Bald war auch der Geiuünschte ulit seiner Waffe zur Stelle und so bewaffnet nahm Brown den Kampf mit dem Leoparden auf. B. follte im gebeugten Zustande mit der Waffe in der Hand und gefolgt von seiner Brant dem Thiere den Garans machen; nm jedoch anch in der That dieses Heldenstück ansznführcn, war Licht nöthig; hier half Miß Jacobs, indem sie die Laterne hochhielt. Sowie der erste Lichtschimmer auf den Leoparden gefallen war, fanchte dieser vernehmbar und sprang mit einem Satze ans seinem Verstecke ans das gegenüber stehende unbeleuchtete Lager, auf welchem der fünfjährige Jacobs trotz des Geschreies der Franen ruhig weiterschlief. Dies war die Ursache eines neuen Geschreies von Seite der Frauen, denn alle wähnten das Kind, wenn nicht schon todt, so doch dem sicheren Verderben preisgegeben. Doch keines von beiden war der Fall. Das Ranbthier mnßte unmittelbar vor oder hinter den Knaben gesprungen sein, ohne die geringste Notiz von ihm zu nehmen, denn der Knabe schlief weiter nnd war erstaunt, am nächsten Morgen die aufregende Seene erzählen zu hören. Der Leopard saß auf seinen Hinterfüßen und fanchte Zähnefletschend die Eindringlinge an. Abermals stellten sich die Angreifer in eine Schlachtlinie nnd vorwärts ging es in die Schlafkammer. Um mit ihrem Rathe nöthigenfalls beiznstehen nnd ihrem Verlobten den Schauplatz besser zn beleuchten, lehnte sich Fräulein Jacobs, die Laterne vor ihn hinhaltend, über Herru Vrown, nnd damit ihre Kinder im wichtigen Momente nicht verzagen nnd sie das Ganze sehen könne, lehnte sich anch Frau Iaeobs an ihre Tochter, so daß Vrown unter der Last förmlich zusammenbrach. Wie vermochte er nnter diesen Verhältnissen mit Sicherheit einen to'dtlichcn Stuß gegen das Thier zu führen. Es darf uns daher nicht wundern, daß er kanm die Haut des Thieres durchbohrt hatte. Allein kanm war dics geschehen, als der Leopard anf seine Gegner lossprang. Im nächsten Momente als sein Assagai abglitt, fühlte Herr V. die Tatzen des Thieres auf seinem Kopfe nnd Nacken. Die nächste Wirkung dieses Sprunges war, daß Herr Brown von Tochter und Mntter nnd dem neugierigen, sich gleichfalls an Fran Jacobs anlehnenden schwarzen Diener beschwert, dem anf ihm lastenden Durch das Makalata- und Westmatabcle-Laud, 445 Gesammtgewichte nachgebl'n mußte uud mit dem Leoparden zu Boden stürzte. Der Stütz»' beraubt, folgten auch in der Gefahr getreu, Fräull-iu uud Frau Jacobs, sowie der Masarwa ihm nach. Dies war wohl die glücklichste, wenn auch für die Betheiligten in jenen» Momente unangenehme Lösung der Situation. Es wärc nun vielleicht Einem oder dem Andern schlecht ergangen, wenn das Naubthicr uicht selbst durch den Wechsel seines Standpunktes erschreckt worden wäre. Der Leopard fühlte sich plötzlich anf einem zuckenden, in holländischer, englischer sowie in der Sesarwa-Sprache schreienden Knäuel und da mit dem Falle des Herrn Brown auch die Laterne ausgelöscht war, kam es selbst dem Leoparden in der Dunkelheit unheimlich vor und anstatt zn beißen nnd zu kratzen, machte er einen Satz dnrch die Thüre in das Wohnzimmer nnd von da dnrch die Ans-gangsthüre, deren obere Hälfte nicht geschlossen war, ins Freie. Nach und nach entwirrte sich anch der Mcnschcnknäuel nnd nachdem Licht herbeigeschafft war, rief das ganze an komischen Momenten reiche Erlebniß, das uuter Umständen tragisch enden konnte, allgemeine Heiterkeit hervor. ^Am 10. April verließen wir die Tati-Statiou nnd fuhren dnrch cin bewaldetes Hügelland bis zum Schaschaflusse, einem Sand-Niver, der unter anderen zahlreichen Nebenflüssen gleichen Charakters auch den Tati-siuß aufuimmt. Nahe an der Stelle wo wir hielten, fand ich an der Mündnng cines trockenen Regensprnits in den trockenen Schaschafluß, eine kleine aber tiefe Lache, welche Krokodile beherbergte. Am Morgeu des 12. überschritten wir den Matloutsi- und den Seribe-Fluß, sowie seit dem wir Tati verlassen, zehn Zuflüsse des Schascha, Matloutsi und Scribe, am folgenden Tage vier weitere Spruits. Der Weg war abermals äußerst beschwerlich und voller Felsblöcke. Wir blieben den Tag über am Matlontsi-Flnsse, welcher theilwcise die östliche Grenze zwischen dem Matabele- und Bamangwato-Neichc bildet. (Früher war es der Tatiflnß.) Großes Interesse bot eine doppelte Reihe von Hügeln, deren Form bald kegelförmig war, bald wieder förmlichen Hexaedern glich. Wir überschritten am nächsten, einem sehr heißen Tage Morgens den Kntsc-Khani und den Lothlakhane-Fluh und lagerten am Ufer eines dritten mit Namen Goque. Da wir vor uns eine weite, Wasser- 446 Tlirch das Makalcika- und Westmatabele Land, lose Strecke hatten, wurden hier die Zngthicrc mehrmals getränkt. Der Weg führte nunmehr an der Kette der Sernlc-Höhen vorüber nnd über drei Regcnspruits nnd späterhin an den Sernlc-Rivcr, den wir gegen Mittag überschritten, gegen Süden nnd Südosten erhob sich der Höhenzng der Tschopoberge, deren höchste Kuppen am Nord- und Südendc liegen. Am 16. erreichten wir das Thal des Palatschwe-Flnsses nnd über-, schritten am selben Tage anch das Thal des Lutsaneflnsses. Ich glanbe, daß sich beide Flüsse am Fuße der Tschopo-Höhcn vereinigen nnd am nördlichen AbHange derselben ihren Lauf gemeinsam fortsetzen. Die Lotsane Fnrth, eine der schwierigsten anf dem Wege uon oder nach dem Matabele-Lande, war einige Jahre zuvor bei den Elfenbeinhändlern nnd Elephautenjägern durch zahlreiche nnd äußerst kecke Löwen berüchtigt. Am 17. betraten wir ein Hochland, in welches zahlreiche Regen-lachen eingebettet waren, von denen jedoch mir drei im Winter wasserhaltig sind und deren zweite Lcmones-Pfanne genannt wurde. An den beiden letzteren fanden wir Bamnngwato-Viehpostcn. Ich mnß noch erwähnen, daß wir von Tati ab eine Matabele-Begleirung erhalteu hatten, welche Z. nicht geringen Kummer und Sorgen einflößte. An der letzten Lache, Tschakani genannt, schlugen wir nnser Nachtlager anf; hier erfuhren wir, daß Setschele die in seinem Lande wohnenden Vakhatla bekriege. Da wir kein Wild erlegen konnten nnd unsere von Tati mitgenommenen Lebens-mittcl zur Neige gegangen waren, wurde eines der Neserve-Zngthiere geschlachtet. Wir überschritten hieranf den Tawani nnd kamen in der Nacht bis an das Ufer des sandigen Mahalapsi-Flnsses. Am frühen Morgen hatten wir den östlichen Fnß der Vamaugwato-Höhcn erreicht uud zogen nun nach Schoschong. Ein Theil des Trupps blieb zurück, da es hieß, daß iu Schoschoug das Gras durch dic anhaltende Dürre förmlich abgebrannt sei uud die Qnellen des Schoschon so wenig Wasser lieferten, daß sie kanm den Bedarf der Bewohner deckten. Nachdem nns Z. verlassen, welcher ans Fnrcht vor Khama die Richtung nach dem Limpopo zn den Damara-Emigranten einschlug, Zogen wir das Franz Iosefsthal anfwärts nnd erreichten nach eiuigeu Stundeu Schoschong. Rückreise nach den Diamantenfeldern. 447 XV. MclNlM nach drn Dimnantonftldcrn. Ankunft in Schoschona,. — Khama läßt Z. verfolgen und vernrtheilt ihn, — Anfreunde Nachrichten ans der Colonie. — Anfbrnch nach Snden. — Mochnri. — Der Kricc; der Valhatla's ssr^cn die Vatwena. Ich erstehe zwei junge Löwen. — Ein Löwen-Abrntcncr Van Piljoens. — Eberwald liesncht mich, ^- Ionbcrts Sec. — Honnlans Vlcy. — Änknnft in Kimberley. Rückreise nach den Tiamanteufeldern, Von mrincm cintcn Frcuudc Mackenzie auf das Herzlichste auf-genommen, nmßtc ich abermals sein Gast sein; um meine Erholung zn beschlennMN, lud er mich ein, sc> lange bei ihm zn verweilen, als er selbst noch in Schoschong verblieb. Seiner Gastfreundschaft, sowie der bei Herrn Jensen in Lino-tana genossenen danke ich znm größten Theile meine Genesnng. Als ich wieder znm ersten Male ein Stnck ordentlich znbcreitctes Vrod genießen 448 Rückreise nach den Dilimcuitcufeldern, kouute, kam ich mir wie ein mächtiger Herrscher vor, der jede seiner Launen zu befriedigen vermag. Als ich am Tage meiner Ankunft mit Westbcech Khama besuchte, überraschte er den letzteren mit der Frage nach Z. Khama war davon genau nnterrichtet, daß er mit uns gereist war und da half Westbecch keine Widerrede, er mnßte gestehen, daß Z. Früh Morgeus deu Wagen verlasseu habe. Am selben Nachmittage uoch sandte der König bewaffnete Manuschaft aus, um Z. einzubringen, doch diese kehrten spät am Abend unverrichtetcr Dinge znrück, worauf der König Berittene aussandte, um die Gegend bis gegen den Khama-Salzsec durchforschen Zu lassen. Am Morgen des 22. kehrten sie mit dem Flüchtigeu znrnck, beim Dnrchstrcifcn des Vushoeldts waren sie von dem Scheine eines kleinen Fcners angezogen worden, sie ließen ihre Pferde zurück und näherten sich so leise, daß Z. ohne von seiuem Revolver Gebrauch machen zn können überwältigt wnrde. Zum Könige gebracht, zeigte sich Z. über scine Gefana.cn-nehmnng sehr aufgebracht. Der König aber hielt ihm sein Vergehen vor nnd vernrtheilte ihn zu einer Geldbuße von U)0 L St. und als sich der Verurtheilte entschuldigte, daß er diese Summe uicht besäße, antwortete Khama, »ich weiß wohl, daß Du Dein Gespann sammt Wagen au W. verkauft hast, cr muß für Dich bezahlen, da er noch das Geld schnldet.« ^Die mitgckommcnen Matabele, brachten einen Brief La Vcngnla's an Khama, welcher diesen einlud, gemeinschaftlich an den Präsidenten der Transvaal-Nevnblik nud Sir Henry Vartle, den Gouverneur der Cap-Colouie, die Bitte zu richten dem Vordringen der Tamara Emigranten Einhalt zn gebieten. Am 22, wurden zwei Händlergehilfen von dem Könige in öffentlicher Sitznng zu je !0 L St. Strafe vcrurtheilt, weil sie vor ihrcu außerhalb der Stadt liegenden Gehöften in betrunkenem Znstande anf-gefuuden wnrden. »Wenn Ihr Euch schon nicht enthalten könnt,« sagte Khama, »so thut es iunerhalb Enerer Wohnnngcn oder Wägen, nm nicht meiueu Leuten eiu böses Beispiel zu gebeu.« Am 24. reisteu nieinc Gefährten nach dem Süden ab, während ich mit Westbeech's Wageu, deu er vor der Haud nicht bcnöthigte, nachdem rr das Elfenbein daraus entnommen, in Schoschoug in: Hause meiues Korauull-Gehöste bei Mainusa. il. 29 Rückreise nach den Diamantenfeldern. 451 Freundes Mackenzie znrückblieb. Am 25. und 26. fühlte ich mich leidlich wohl und hielt im Hufraume Revue über meine Sammlungru, von welcher der von einem Iagdznge am Limpopo znrückkehrende Kapitän G. ganz entzückt zu sein schien. Es freute mich, mit dem Könige bereits ohne Dolmetscher in der Setschuana plaudern zu können. In den Abendstunden verzeichnete ich meine Erlebnisse, während mir Rev. Mackenzie wieder Interessantes über die Gebränche der Bamangwato's mittheilte. Am 4. kam der Elfenbeinhändler Shelten vom N'gami-See an und berichtete von der Gefangennahme des Damara-Emigrantcnführcrs Van Zyl durch dic Damara's, sowie daß eine Horde der Makololo, die sich ans der früheren Niedermetzelung des Stammes gerettet und heimlich am Tschobc aufhielt, von den westlichen Vamangwatu's vernichtet worden fei. Da ich mich am 10. etwas wuhler fühlte, bestieg ich das Plateau anf welchem der entscheidende stamps zwischen Sekhomo und seinen Verbündeten, den Makalaka's einerseits und Khama andererseits stattfand. Ich fand nur ein einziges der vorgefundenen Skelete der Makalaka's für meine Sammlungen branchbar. Am 13. kam durch die cingcborneu Postboten die Nachricht, daß in der Transvaal-Provinz zwischen den Boers uud dem Eingebornen-Hänptling Sekokuni Krieg ansgebrochen sei. Von Khama aufgefordert, übernahm ich bis zum Ende meines Aufenthaltes in Schoschong die Bc-handlnng der sich meldenden kranken Eingebornen, wobei mir die beiden Herrn Missionäre getreulich beistanden und auch die nöthigen Medica-mcnte lieferten." Am 15. sandte ich einen Bericht an Lurd Derby, dem Minister für auswärtige Angelegenheiten Großbritanniens, über die Sklaverei im Marntsc-Reiche. In den folgenden Tagen kanten häufige Nachrichten von den Grausamkeiten, welche Volt den beiden im Lande Seschele's kriegführenden Theilen, den Bakwena's nnd Bakhatla's, ansgeübt worden waren. Anfangs waren die Vakwena's, dann die Vakhatla's zum Anariff übergegangen. X^Am 24. wurde in Schoschong die Bogucra an den Mädchen vorgenommen, wie Khama nur versicherte, znm letzten Male. In den ersten * Von über achtzig Kranken waren mehr als siebzig mit Lnoö behaftet, 29* 452 Rückreise nach don Tminantcnfcldcrn, Tagen des Juni begann Freund Mackenzie Vorbereitungen zu seiner Uebersiedlling nach Kurmnan, wohin cr berufen worden war, nm cin größeres Seminar zu gründen. So weit meine schwachen Kräfte hinreichten, snchte ich ihm bei seinen Arbeiten zu helfen. Doch die Krankenbesuche während der heißen Zeit verschlechterten meinen Zustand und ich sah mich gezwungen, Khania zu ersuchen, mir ein Pferd znr Verfügung zu stellen, was er auch that. Während dieses Aufenthaltes in Schoschoug erfuhr ich, daß Matscheug und andere Betschnana-Hanptlingc am rechten Limpopo-Ufer wohnten, ohne die Oberhoheit der Transvaal-Republik anzuerkennen nnd der Limpopo deshalb nicht als Nordgrenze dieses Landes angesehen werden könne. Nm I.'i. kam die Nachricht, daß die Bakhatla bei ihrem Angriffe ans Molopolole, die Hauptstadt der Vatwena's, geschlagen worden wareu. Im dampfe hatten die Hinterlader der letzteren den Ausschlag gegeben. Am ^il. verließen wir Schoschoug; unsere Karawane bestand alts sieben Wägen. Außer mir nnd Herrn Makenzic reisten auch Herr Hephruu und die beiden Missionäre Thompson nnd Helm ans dem Matabele^Lande mit, denn die Herren hatten in Molopolole eine Comerenz abzuhalten. An Khama's Salzsee wurden wir noch durch einen Abschiedsbesuch des Königs Khama beehrt, er konnte nicht umhin, noch einmal meinem Frennde Mackenzie,, dem Manne, dem er so viel zu verdanken hatte, die Hand zu drücken. Vei dieser Gelegenheit fand er mehrere Wägen eines Händlers vor, der durch sein Land nach dem Matabele-Lande ziehen wollte. Khama gestattete dies jedoch nicht und zwang den Mann znr Rückkehr nach dem Süden, weil derselbe ein Jahr zuvor gegen des Königs Willen im Lande Branntwein verkauft hatte. (Megen Wassermangel war nnser weiterer Zug bis an den Limpopo recht beschwerlich, statt ihn wie gewöhnlich zu kreuzen, umfuhren wir den Sirormne, um dem erwähnten tiefsaudigen Wald an diesem Flnsse auszuweichen. Kurze Zeit zuvor hatte im Flnßthal ein Löwe in der Nacht das Pferd des Jägers Dracke getödtet, wobei einer der schwarzen Diener einen Ochsen für das Ranbthier ansah nnd diesen auch glücklich erlegte. Abends am 23. kamen wir an der Notuany-Mündung au und blieben bis zum L6.; ich lernte hier auch deu Afrikareisendeu, Kapitän ' Rückreise mich den Diamantenfeldern. 453 Graudy kennen, dor nach dem MatabcloLaude reiste und später dem Fieber erlag. Wir Men nun das Limpopo-Thal aufwärts, die Geleise, welche mir einige Male, das letzte Mal wohl vor Jahren, befahren worden sciu mochten, waren äußerst schlecht, theilweise tiefsandig, meistens felsig. Ami. nnd 2. lagerten wir an eitler jener Lachen, welche, wie schon erwähnt, am Ufer des Notnany gelegen, von Qnellen sowohl wie von dem ausgetretenen Flusse gespeist werden nnd selbst dann noch wasserhaltig bleiben, nachdem der Fluß schon längst ausgetrockuet ist. Die angetroffene Lache war zwanzig Meter breit, hundertfünfzig laug nnd enthielt zahlreiche Fische. Da an einem der Wagen des Herrn Mackenzie ein Nad gebrochen war, begab sich Rev. Hephrun nach der nahen Stadt der westlichen Bakhatla, Mochnri, um von zwei daselbst wohnenden Häudlcru ein Rad zu entlehnen. Als wir am 3. Mochuri erreichten, hörten wir, daß die Bakhatla Tags zuvor vou ihrem Kriegszuge gegen die Bakweua's heimgekehrt waren. Sie hatten sich unbemerkt der Hauptstadt Molopololc genähert und uachdem sie sechzehu Makalahari-Hirten getödtet, sich der Heerdrn bemächtigt und alle Augriffe der Vakwena's, die Heerdcn wieder zu gewiuneu, zurückgeschlagen. Da erst erstand der König der Bakwena's von den Händlern einige Hinterlader nlld mit Hilfe derselben war es endlich den Bakweua's gelungen, so viele Bakhatla niederzuschießen, daß diese die geraubten Heerden aufgeben mußten. Vou deu gcfallcneu Bakhatla's waren uur zehn todt, die übrigen verwuudet, alleiu vou deu Verwundeten nur vier heimgekehrt, die übrigen waren nach Bakwena Sitte, trotzdem sie einen christlichen König hatten (Seschclc), niedergemetzelt worden. Die Bakhatla's klagten, daß die Bakwcna's einige ihrer Vichposten überfallen, die Hirten getödtet nnd ihren Frauen Hände und Füße abgeschlagen hatten. Die Stadt der Bakhatla's schien mir die reinlichste Vctschnaua-Stadt, die ich bisher besucht hatte. Der Stamm der Bakhatla's war früher im Trausvaal-Gebiete ansässig, verließ jedoch das Land nach der Besitznahme desselben durch die Voers zum großen Theile nud siedelte sich nun unter zwei Häuptlingen als östliche nud westliche Bakhntla im Lande Scschele's au. Dieser forderte nun vou ihnen wie vou deu Makhosi und den Batloka 54 Rückreise imäi lül'n T'uiuiaiitl'iifl'Idl'lii, Tribut, den sic verweigerten. Mochuri breitet sich au eiuer Sattelhöhe aus, der Ort ist von eiucm hohen Duruzanue umgeben, die Gehöfte siud äußerst reiu gehalten und gut cemcntirt. Bis Zum Jahre 1876 wareu die Bakhatla unter dcu ccntraleu Vetschuaua's der einzige Stainm, welcher sich mit Tabakbau beschäftigte nud dessen Erträgnisse in den Handel brachte. Eine ihrer Hauptbeschäftigungen anßer dein Ackerbau ist die Gerberei und Bearbeitung des Leders zu verschiedenen Artikelu. Die Mehrzahl des Stammes spricht holländisch. Ich erstand hier von den Häuptlingen durch Vermittlung Rev. Mackenzie's zwei junge Löwen und verließ hierauf Muchnri, um weiter nach dem Süden, gegen Tschnni-Tschuni, zu ziehen, während sich meine Freuude, die Missionäre, nach Molopolole waudteu. Ich schied schweren Herzens von ihueu, denn beide waren mir stets wahre Freunde ge^ Wesen. Von Mochnri gelangt mau nach einer zwölfstüudigcn Fahrt nach Moluvolole (etwa dreißig englische Meilen). Nachdem ich das bewaldete Thal des Notnany verlassen, durchfuhr ich in südöstlicher Nichtnng eine große Ebene, welche in Folge ihres Ealzgrnndes nur spärlich mit Gras bewachsen war. Am 4. meine Reise fortsetzend, langte ich Nachmittags in Tschuni-Tschnni au. Hier herrschte solche Trockenheit, daß man über dreißig Fuß tiefe Löcher im Fclseugrnudc der Spruits graben mußte, um auf Wasser zu stoßeu. Ich hielt mich deshalb nicht lange auf uud zog weiter. Während einer Rast am nördlichen AbHange der Dwart-bcrge eutspraugeu mir meiue jnngcu Löwen. Es währte mehr als zwei Stunden, bis ich und meine Diener, zerkratzt und mit zerbissenen Händen dic Thiere eingefaugeu hatten. Am 6. erreichte ich das dem Leser schon bekannte Brackfontein und schlug vou hier statt der südwestlichen über BlMsPort eine südliche Richtung ein nm uach Liuokaua zu gelangen, wobei ich anf die Farm Leuv-fontein zusteuerud, das Bufhveldt von Nordeu uach Süden durchzog. Auf diesem Marsche bemerkte ich, daß das Morupa-Flüßchen von Buys-port sich iu eiuigeu seichten Einsenkungeu verlor uud unr nach sehr heftigen Regengüssen über die Grasflächen strömend den großen Marie» erreicht. In diesem Thalc nahe an der Farm Lenvfonteiu am Nord- Rückreise nach den Tmmniitciifcldrrn. 455 abHange des östlichen Höheuzugcs, über welche der Vuysport--Paß führt, trug sich vor einigen Jahren ein Löwenabrnteucr zu, welches ich noch wegen seiner Originalität nnd weil es dem schon mehrmals erwähnten Van Viljoeu, einem der berühmtesten Löwenjäger zustieß, im Folgenden wiedergeben will. Im Jahre 1858 unternahm Mynheer Ian van Viljocn mit seinem ältesten Suhue nnd einem Holländer mit Namen Engelbrccht eine Reise in das Bushveldt. Man hatte die Stelle, an der gegenwärtig Leuvfontein liegt, verlassen, und war eben daran, das untere Morupa-Thal zu kreuzen. Die drei Jäger ritten voraus, denn die Wägen bewegten sich äußerst langsam vorwärts. Eine unmittelbar vor ihnen den Weg kreuzende Pallah-heerdc verleitete Viljoen sein Jagdglück zu erproben nnd so verließ er seine Gefährten nnd wandte sich rechts in die Büsche. Sich auf hundert-sünfzig Schritte den Thieren behutsam nähernd, ersieht der Jäger eine gute Gelegenheit, einen tüchtigen Pallahbock anfs Korn zu nehmen; während er eben anlegt, scheint es ihm, als ob er von links her einen auftauchenden Schatten wahrnehmen würde. In dem Momente als er sich nmsieht, fühlt er sich voll einem Löwen erfaßt nnd sein Gesicht in des Löwen Rachen. Tiefe Narben im Gesichte zeugen noch heute für das starke Gebiß des Räubers. Er war durch den Sprung des mächtigen Ranbthicres vom Pferde hcrabgerissen worden, allein kanm lag er auf dem Boden, als ihn der Löwe losließ und bald den vor sich daliegenden und ihn anstierenden Meuscheu, bald das ruhig stehende nud an die vicrfüßigeu Räuber ziemlich gewöhnte Pferd betrachtete. In Folge des Falles Viljoen's, war der Sattelgurt gerissen nnd der Sattel hing nun an den Hinterfüßen des Pferdes, das vom gestürzten Reiter etwa vier Meter entfernt war. Nachdem sich der Löwe eine Zeit lang Roß nnd Reiter betrachtet, schnappte er plötzlich nach der Brust desselben, um ihn davonzutragen, doch Vitjoen war eben su rasch und versuchte mit seinem rechten Arme die Brust zn decken, während er mit seiner linken Hand den Löwen an seinem linken Ohre festhielt. Das Raubthier erfaßte nun mit seiner unteren Kinnlade den Arm, mit der oberen die Brust. In diesem für Viljuen so verhängnisvollen Momente wurde das Pferd sein Lebensretter. Ten Sattel an seinen Hinter- 45ß Rückreise nach dcu Liaiuaittciifcldern, fußen als unnütze Last fühlend, schlug dasselbe ans, so dasz der Sattel aufflog nud die Bügel kliugeud aneinauderschlngen. Da läßt der Löwe den Jäger fahren und stiert das Pferd an, das nnn zum zweiten Male ausschlägt, wodurch der Schwanzriemen reißt und der Sattel gegen den Löwen und Jäger herabkollert. Dies schien selbst dem verwegenen Räuber zu viel. Mit einigen Sätzen sprang er zur Seite und stellte sich etwa zehu Meter weit beobachtend auf. Vilzoen erhebt sich sofort und ergreift fein nebenan liegendes Gewehr. Doch beim Anlegen fühlt er einen heftigen Schmerz im Munde. Der Jäger denkt, der Löwe hätte seine Kinnlade M'bissen, und da er fürchtet, daß ihm in diesem Znstande das Abfeuern des geladenen Vierpfünders eine nicht geringere Verwuuduug als des Löwen Biß eiutrageu würde, entschloß er sich, nnr im äußersten Nothfalle davon Gebrauch zn machen. Von einer nahen Höhe herabkommende Baharutse, welche die gefährliche Situation leicht begriffen, zwangen indefsen den Löwen durch lautes Gefchrei zur Flucht. Verwundert sahen Viljoen's Gefährten diesen über und über mit Blut besudelt sich ihnen nähern. Sechsnndzwanzig Tage lang lag der Jäger in Folge feiner Vrust-und Armwnnden darnieder, bevor er sein Lager verlassen konnte. In derselben Nacht tödtete der Löwe einen von Moilo's Hirten, der in einem nahen Gehölze wohnte. In Folge der lchteren Unthat wurde er am folgenden Morgen von einem großen Hänfen der Vaharutse verfolgt, aufgesucht nud erschossen. Es war ein ausgewachsener Krachmanetje. Am 8. erreichte ich Linokana und wnrde hier von Herrn Jensen anf das Freundlichste anfgenommen. Viel Frende bereitete mir der Besuch meiues werthen Freuudes Eberwald, der meinethalben von den fernen Lcydenbnrger Goldfeldern hierhergekommen war, mu mich zn begrüßen. Während meines Aufenthaltes in Moilo, wo er Herrn Jensens freundliche Aufnahme mit der Pflege, die er dessen Gärten angedeihen ließ, entgalt, war er mir sehr behilflich, und reiste anch später mit mir nach dem Süden. Der Häuptling Moilo war gestorben nnd sciu Neffe Kopani von Moschaneug, der der Transvaal-Negiernng unterstehende Häuptling der Baharutse, Chef von Moilo geworden. Den Tag nach meiner Anknnft, als eben ein geräumiger Käfig für mein Löwenpärchen fertiggestellt war, verendete die Löwin. Rückreise nach den Timiimiteiiseldern. 457 Im Osten dcr Republik wüthete der Kampf, wobei sich die Weißen im Nachtheile befanden. Allenthalben im Marico-Distriet wie in dcr ganzen Repnblik wurden Leute, Vieh und Wägen conscribirt, wogegen die Ackerbauer sehr murrten. Am 5. August langte Herr Mackenzie anf seinem Marsche nach Knrnmau hier an, auch Herr Williams kam von Molopolule, nm mich wegen seiner Gesundheit zu eonsultiren. Am li. entlohnte ich meine vier Zambesi- Platbcrq bci Nietfonteiu. Tieuer Tu, Narri, Vurilli und Tschukuru, damit sil: nach dcm Zambesi zni'nckkehren konnten und nm inich ihrer Hilfe auch auf dem nächsten Zuge zu versichern, gab ich mehr als ihnen gebührte. Durch Herru Wehrmann, einen unter den östlichen Vakhatla's wohnenden Missionär, erfnhr ich, daß ihre Stadt zwei Stnnden westlich vom großen Marico am nördlichen AbHange, gelegen, Meloram-, und dcr Häuptling der westlichen Vakhatla's Linsch heiße und ein Sohn Khamanani's sei. Äevor noch meine Diener nach dem Norden abgingen, benutzte ich meine geringe Kenntniß der 458 Rückreise nach tmi Tiammitcnfcldrni, Senansa und der Sesuto-SerotseSprache, unl einiges über die Setonga (zwei meiner Diener waren Matonga's) zu erfahren. l^m mir zur Rückreise nach dm Diamantenfeldern einiges Geld Zu erwerben, übcrnahin ich die Behandlung von Kranken. Unter meinen Patienten befand sich auch ein Händler K., der durch Westbcech's eminente Russelenkerkunst aus dem Wageu geworfen worden war und sich arg beschädigt hatte. Auch der holländische, allgemein beliebte Prediger de Vries befand sich nnter meinen Krauten, dessen Heilung mir unter der holländischen Bevölkerung des Distrietcs viele Freunde erwarb. Am 19. September erhielt ich von ^ord Derby eine freundliche Antwort anf den ihm von Schoschoug ans gesendeten Vericht über die Sklaverei im Marutse-Reichc. Am ^4. verließ ich Linokana, schlug von hier nach Mainnsa den kürzesten Weg ein nnd berührte Ooisthuizcus erzreiche Farm sowie den südlichen Theil der westlichen Grenze des Marico-DistrieleZ; der Weg auf dieser Strecke bereitete uus ob seiner felsigen Beschaffenheit uugcmciue Schwierigkeiten. Bei meinen kleinen Ausflügen in der Umgegend der Farm Dorn-plaee am Molapo fand ich auch den vom Eigenthümer desselben erwähnten Felsensee (Ionbert-See), wohl der kleinste in Süd-Afrika, der in einem tiefen, etwa hundert Meter langen nnd etwa über fünfzig Meter breiten Felscnloche liegt; fünf Meter vom Ufer betrug die Wassertiefc eirea zwei-nndvierzig Meter. !^ant Angabe des Farm-Eigenthümcrs stand das Wasser in der Regenzeit bis zu 1'/^ Meter höher; derselbe glaubte auch, daß der See mit den» nahe vorbeifliegenden, doch tiefer liegenden Molavo eom-munieire. Ich denke, daß die unteren Felsen aus dem harteu grauen Kalkstein bestehen nnd der kleine Felsensee am Grunde zahlreiche Grotten und Höhlen besitze nnd auch aus diesen gespeist wird. Die steilen Felsenwände waren von hellrostbranneu großen Klippschliefern, Felsentaubeu, Stanren nud zahlreichen Bienen bevölkert. Herr ^oubert bereicherte meine Iagdnotizen mit mehreren sehr interessanten Iagdbegebenheiten, darnnter drei Löwenjagden. In früheren Zeiten schienen Löwen, namentlich die mähnmlose Art sich äußerst zahlreich am Mulapo anfgehalten zn haben. Hcrr Ioubert sowie andere Farmer dec- Molapo-Tliales klagten über die Rückreise »ach den Ticnncmtcnfclderi,, 459 Krebsschäden dcr Transvaal-Repnblik uud gaben mir mit Ionbert, dem Feldcornct au der Spitze, die Vollmacht, bei dcr englischen Regierung dic Annexion des Molapo-Thalcs zu beantragen. Sie klagten namentlich über die willkürliche Handhabnng dcr Gesetze, smuie, daß die Republik sie gegen die Barolungen nicht zn schützen vermöge, nachdem sie zuvor Concessionen zmn Farmankauf und zum Aukauf von Landgebieteu ertheile, welche nicht ihr, sondern den Äarolougen angehören. Am 30, aufbrechend, gelangte ich nach einer kurzen Fahrt zn der von mehreren Familien bewohnten Farm Rictvley, spät Nachmittags nach Puolfontcin. Früher eine Farm, ist es jetzt eine Niederlassung von Baro-longen unter dem Häuptling Matlabe; dcr Stamm wnrdc aus der Umgegend uon Potschefstroom Hieher angesiedelt. Hier war anch Herr Hansen als Mitglied der Hermannsbnrger Mission thätig, duch gehörte der größte Theil der Bevölkerung dem weslcyauischcn Bekenntniß an. Eine in dieser Gegend zn Tage kommende Quelle entspringt aus einem der tiefen Löcher des harten granen Kalksteines, in der Umgegend stieß ich anch anf einen tiefen kleinen Fclsenwciher, der sich durch eine schwimmende Gvasinsel auszeichnete. Noch am selben Abend verließ ich die Barolongen (Stamm der Ba-Rapulanen), welche fleißig den Ackcrban betreiben. Die Reise in den folgenden Tagen bis an den Harts-River, den wir eine Tagreise oberhalb Mamnsa überschritten, führte durch die wildrcichen Quagga-Ebenen. Tas Gras war niedrig, die Gegend ziemlich trocken und in Folge dessen das Wild, das sich in Wasser- und grasrcichcrc Gegenden zurückgezogen, seltener. Die Quellen des Maretsanc-Flnsses berührend, fand ich die seichte Thal-verticfnng ziemlich reich an Niederwald. Am 1. langte ich bei einem großen Salzsee an, der ähnlich wie der Moffat-Sec uon Wassergeflügel reichlich belebt war. Leider erkraukte ich hier abermals am Fieber nnd so war ich hier sowohl am Kalvcrts- wie an eincm nahen zweiten, dem Helmor-Salzsee in der Jagd nicht besonders glücklich. Am 4. November weiterziehend, besnchte ich den Harm-Salzsee, an dessen Ufer einige Boers in änßcrst ärmlichen Verhältnissen von dcr Jagd und vom Salzgewinne lebten; an den folgenden Tagen passirte ich den Mackenzie- nnd Livinqstone-Salzsee und langte nach einer mehrstündigen 460 Nlickriisl? nach dcn TilUiianteiifcldcrn. Fahrt über sumpfartig aufgeweichtem Boden bei einem von hohen Binsen umsäumten Weiher au, iu dessen Mitte ein tiefes Felsenloch zu liegen schien. Als wir uns der Stelle näherten, wurden wir förmlich von dem Geschrei betäubt, das uns von seinen befiederten Bewohnern tausendstimmig eutgegeuschallte. Ich glaube, es ist der einzige seiner Art auf den Ebcucn des Harts-Niver nud Molapo. Wir schlugen in Zwei verlassenen hulläudischeu Jagdhütten, um welche riugsnm ein wahres Golgatha von Antilopen- nud Gnu-Knochen errichtet war, unser Nachtlager auf. Ich bedauerte, daß mir znr gründlichen Untersuchung des Sumpfes ein ktahu fehlte. Außer den mannigfachsten Sumpf- und Waffcrvögeln waren es namentlich Finken, welche im Ufcrschilfe hausten; eiu seltenes Schauspiel brachte der Abend; taufende und taufende von Schwalben kamen von ihrer Tagesjagd von den unabsehbaren Ebenen herangeschwärmt, um daselbst zu übernachten. Am 9. überfchritteu wir zum ersten Mal deu Harts-Niver, der durch Regen angeschwollen, die Durchfahrt nicht wenig gefährdete. Den Harts-River eutlang ziehend, erreichten wir am 10. Mamusa uud am folgenden Tage Houmans-Vlcy. Während des Marsches fiug ich eineu mächtigen Landlegnan. Ich wnrde von dem Farmer S. F. Houman freundlich aufgenommen; derselbe machte mich auf einige Pavian-Skelete aufmerksam, welche auf dem AbHange zum Harts-River lageu und erzählte mir folgende Iagdbegebcnheit. Er war vor einigen Wochen von vier Hunden gefolgt, ausgeritteu, um einige vermißte Schafe anfznfuchen. Als er heimkehrend sich etwa auf zwei Meilen feinem Hanfe genähert hatte, traf er eine dreißig Stück zählende Paviauhecrde an. Trotz der Müdigkeit jagten die Hunde sofort auf diefelben los, doch wurden fie vuu diesen übel zugerichtet. Während fich die meisten Affen auf Bäume flüchteten und fo die Huude zerstreuten, warfeu fich eiuige der größereu Thiere zu gleicher Zeit auf je eineu Huud. Der unbewaffuete Farmer fpreugte nun mit dem Pferde auf die Affen ein und trennte das stärkste Männchen vun der Truppe. Anf dieses hetzte er seine muthigcn vier Hunde, doch der Affe warf fich dem vordersten fo geschickt, entgegen, daß er ihm mit seinem furchtbaren Gebiß die Kehle anfriß. Im nächsten Momente hatte dcr Rückreise nach den Diamantenfeldern. 461 zweite Angreifer cm gleiches Schicksal erlitten und beide Hunde waren wenige Augenblicke später verendet, die beiden anderen, noch jungen Hunde suchten unter dem Pferde Schntz. Aufgebracht über den Verlust der Hunde eilte der Farmer heim, bewaffnete sich und erlegte sechs Paviane. Bevor ich noch von meinem Gastfreunde fchied, theilte er mir noch etwas über seine Abstammung mit. Sein Vater stammte aus Mecklenburg, wo er durch Unvorsichtigkeit den Tod zweier seinem Vater angehörenden Rennpferde verschuldete. Aus Furcht vor der Strafe verließ er mit einem Kaufmannsschiffc die Heimat, kam in Capstadt au nnd siedelte sich später hier an. Am 14. verließ ich die Farm nnd zog weiter südlich und südwestlich uach der Hallwater-Farm, welche ich von zahlreichen Koranna's bevölkert fand. Je näher ich den Diamantenfeldern kam, desto trüber wurde meine Stimmnng. Ich hatte kaun: 2 L St. im Vermögen, dagegen eine Schnld von 120 L St. an Herrn Jensen zu bezahlen, ohne daß ich je hoffen konnte ans dem Verkaufe von Wagen nnd Ochsen diesen Betrag heransznschlagen, da solche in Diamauteufeldern billiger als iu der Trausvaal-Republik erstanden werden können. Am 20. langte ich in Christiana an und machte hier die interessante Bekanntschaft eines Händlers mit Namen Sanders, der au der tropischen Westküste Afrika's gereist war. Das Vaal-Riverthal nach abwärts ziehend, stellte sich am 23. bei mir ein neuer heftiger Fieberanfall ein und krank erreichte ich am 26. Kimberley. 462 Mein letzter Aufenthalt in den Diamantenfeldern. XV l. .Mein lrtM'r Aufenthalt in drn Diam.intcnfrldrrn. Wiederaufnahme der ärztlichen Praxis. — Mein neues Hciin und kleiner Thiergarten iil Änltfonlcin, — Ausstellung meiner Camnllunqen im Varieties-Thealcr zu Kiniberlry. Au^sluzi uach der Fariil Wesscls, — Nie («rauirnn^'u der Vilschinäilner. - Hyänen inid Erdserkcljagdcn. — Meine Broschüre über die EiiMlwruenfrage. — Irrige Äuf- sassung derselben in England. — Ernste Zcite» für dio Culonie nnd <^riqnaIandMcst. — Major Canyon nnd Colonel Warren, — Auslirnch nach der Küste. Von allen Mitteln entblößt, traf ich zum vil'rtm Male in den Diamantrn-fcldcrn mi. Nach cinnnd-zwanzigmonatlichcr Abwc-senhcit von denselben konnte ich mir dic Schwierigkeiten nicht verhehlen, welche sich nur bei der Wiederaufnahme meiner ärztlichen Praxis entgegenstellten, ich war neuerdings fast fremd geworden nnd doch bot mir die Praxis die einige Gelegenheit, meinen Verpflich-Flngoknabe. tungen nachzukommen. Un- willkürlich regte sich in mir der Wnnsch znr Herstellnng meiner erschütterten Gcsnndheit in die Heimat znrückzukehren. Der Gedanke, das mir selbst gestellte Problem nicht gelöst zn haben, verbannte jedoch denselben vorläufig ans meiner Seele. In dieser drückenden Lage entschloß ich mich schon einige Tage nach meiner Ankunft eine Ausstellung der gesammelten natnrhisto-rischen nnd ethnographischen Objecte zu veranstalten, um mit dem Ertrage derselben später die Heimreise antreten zu touneu. T'a ich Herrn Werner von meiner Ankunft in Kenntniß gesetzt hatte, fand sich dieser schon am Ml.'in letzter Aufenthalt in den Tiamantcich-ldcrn. 463 ersten Tage außerhalb Kimbcrley bei mir ein und lieh mir uuaufgefordcrt eine Geldsumnie, welche cs mir gestattete, die geplante Ausstellung in's Werk zu setzen. Ich zog deshalb mit meinem Wagen nach Bultfontcin, wo ich einfacher und zurückgezogener leben konnte. Zndem fand sich gerade ein einsames Häuschen in der Nachbarschaft meines Frenndes, der, obwohl jetzt verarmt, mir doch in meiner Krankheit treue Pflege angcdeihen ließ. Die gemiethete Wohnnng bestand in einein ans Lehm aufgeführten viereckigen Zimmer, hatte einen einfachen Lehmboden nnd war mit Zinkblech gedeckt, welche Bedachung den Anfenthalt namentlich im Sommer recht unerträglich machte. Hier hatte ich nun meine Sammlungen untergebracht und wohnte mit meinem Frennde Eberwald, welcher mir die ganze Zeit treu znr Seite stand nnd nnter meiner Anfsicht die Medicamente für meine Patienten bereitete. Das Geschick war mir hold, schneller als ich es je zn hoffen gewagt, vermehrte sich meine Praxis nnd hob meinen Muth; mit einiger Beruhigung konnte ich in die nächste Znknnft blicken. Vor meinem Hänschen standen die Nninen einer dachlosen Küche, iu dieselbe stellte ich deu mit Herrn Ebcrwald zn Anfang des Jahres 1877 gearbeiteten großen Löwen-behältcr, während ich im Umkreise derselben die Höschen, Behälter und Käfige für meine vierfüßigen Thiere uud Vögel errichtete. Leute, die ans der Colonie, aus dem Oranje-Freistaatc aus dem Transvaal-Gebiete ?e. nach den Diamantenfeldern kamen, verfehlten nicht, meine zahmen Thiere (die meisten waren vollkommen gezähmt) anzusehen nnd brachten mir bei späteren Vesnchen andere seltene Thiere mit. Als sich im Jahre 1878 meine Praxis bedeutend vermehrt uud Freuud Eberwald, mciu Apotheker, alle Häude vollauf zu thun hatte, wurde die Pflege der Thiere Zwei Schwarzen übcrgebcu, welche es leider an Sorge und Nahrung fehlen ließen. Durch die Eiuflüsse der Witteruug kamen manche der Behälter, welche ich so groß wie möglich nnd der Lebensweise der Thiere angemessen, constrnirt hatte, zn Schaden. Einzelne Thiere entwichen nnd wurden von der nmwohnenden, freien schwarzen Bevölkerung erschlageu uud verzehrt, audere wieder nicht richtig gepflegt und so hatte ich, bevor ich die Diamantenfelder verlassen konnte, mehr als 464 Mein letter Aüfcitthalt in dcn Tiliiuaiitcnfrldcrn. zwei Drittel meiner Pfleglinge verloren. Um die großen, bald Pyramiden-, bald thurmähnlich geformten Käfige für kleinere Vögel hatte ich Epheu und Lianen gepflanzt, fo daß dio armen Gefangenen im natürlichen Laub-schattcn gegen die senkrechten Strahlen der afrikanischen Sonne geschützt, munter umhersprangen nnd sangen. Der beschränkte Nanm gestattet es mir nicht, meine zweijährigen Beobachtungen an meinen Gefangenen hier mitzutheilen, ich muß mich mit der Speeifieation derselben begnügen. Vor M'in Hanö in BüUsmM'iii, Allem muß ich meines Löwen erwähnen, der mir ungewöhnlich anhänglich war, obwohl ich ihn der Besnche halber im Käfige halten mußte. Oft steckte er seiuc Vorderpfoten aus dem Käfige, um mich zu umarmen nnd gab mir scinc Anhänglichkeit durch Liebkosungen zu erkennen. Ich resusirte ein Offert von 100 L. St., als er sünf Monate alt war und verlor ihn später, nachdem er mich das Doppelte gekostet. Als ich vierzehn Tage behnfs Gewinnung der Felsgravnren der Bnschmänncr im Oranje-Frei-staate weilte, wnrde sein Käfig nicht gnt gereinigt nnd ich erkannte leider Felsen-Gravinmgen der Vuschmüiuicr. II, 30 Mein letzter Aufenthalt in den Timiimitt-ii^ld^n 4<>7 seine Todesursache zu spät. Er erlag einer Amoniänüe, W^'nn er während seiner Krankheit mich zufällig auf meinem Moseo von« Krankenbesuche heiln-kehrend, erblickte, sprang er so plötzlich und nncrwartet auf, daß die Be-sncher meines kleinen Thiergartens auseinander stoben, während er sich schon an die weit von einander abstehenden Gittcrstäbc schmiegte, um sich von mir streicheln zu lassen. Ich hatte Schakale, die wiederholt wegliefen und wiederum zurückkehrten, Springhasen, die sich wie Säuglinge hätscheln ließen, doch sie alle konnten mir nicht den Verlust meines jungen Löwen »Prinz« ersetzen. Als es mit ihm schon stark bergab ging uud er nicht mehr aufrecht stehen tonnte, schleppte er sich, sowie er nur meine Stimme hörte, gegen das Gitter hin. Ich hatte in meinem Thiergarten weiters Meertatzen uud Paviane, Igel, Nohrrüßler, einen Caraeal, Mangusten, das schwarz-weiß gestreifte Wiesel, Schabrakenschakale, Wolfshyänen, Springhasen, Verg-hasen und Erdeichhürnchen, gestreifte nnd Vlindmä'use, Schuppcnthiere, Steen-oock-, Deuker- und Springbockgazellen nud einen Klippschliefer n'., von Vögeln nenne ich drei braune südafrikanische Adler, einen Schopfadler, zwei Arten uon Gabelweihen. Nothfällen, sowie Sperberarteu, feruer Schlangenadler, brauue und schwarze Aasgeier (»6N8i^). Von den Hnnden gehetzt, trachtete sich dieses in ein Erdloch einzngraben nnd hatte dies schon theil-weise ausgeführt, als wir zur Stelle gelangten. Trotz der vereinten Anstrengungen unserer schwarzen Diener entkam das Erdferkel nach seinem Baue, nachdem es die bei der Ausgrabnng beschäftigten Männer wie Bälle bei Seite geworfen hatte. Uuter dcu Zahnarmen ist unstreitig das Erdferkel das stärkste Thier. Seiner Gestalt nach länglich, walzenförmig, besitzt es lange, mächtige Nägel an seinen Scharrhänden, deren Mnsculatur einzig 472 Mciü l^tcr Ali sent hlilt in dcn Tiaüiantcufcldcrn. in ihrer Art genannt werden darf. Dem länglichen, walzenförmigen Körper ist der fleischige, keilförmige Schwanz eine besondere Stütze. Im Nothfälle gebraucht ihn das Thier zur Vertheidigung, sonst meist ans der Flucht, wenn es in weiten Sätzen enteilt. Auch bedient es sich seiner, wenn es in hockender Stellung die Tcnnitenhaufen aufgräbt, denn es ist einer der größten südafrikanischen Termiwch'esser. Es besitzt eine sehr dicke, be-borstcte Hant, welcher Schakalfänge wenig anhaben können; anßerdem ein Paar lange Lauscher, welche ihm sehr zu statten kommen. In der Colouie bedient man sich der Haut, nm darans die kurzen, gedrehten Toppel-riemcn (Strappeu) zu verfertigen, die inan den Zugthieren anlegt. Anßer ihm stellen nnter den Vierfilßlern dru Termiten namentlich das kurz-schwänzige Schuppcuthier, die Wolfshyäne, die Maugusteu nild nnter den Vögeln besonders die Kiebitze nach. Nachdem wir so den eigentlichen Zweck unserer Jagd nicht erreicht hatten, gaben wir jeden anderen Versuch auf und ritten langsam heim. Auf diesen Mißerfolg lim trachteten ich, sowie meine Freuude, einiger lebender Thiere habhaft zu werden. Es gelang mir anch, zahlreiche Vögel zu gewinnen, von denen jedoch dic meisten, nnd darunter namentlich die Siedelsperlinge, zn Grunde giugen. Auf einem oou dieser Farm aus unternommenen Ausflüge erspähte ich in eiuem Neste der letztgenannten eiue an fünf Fuß lange Cubra. Es gelang mir jedoch nicht eher das Thier zu erlegen, als bis es viele der auffliegenden alten Vögel getödtet, und eine Menge der Jungen und Eier verschlungen hatte. Die Zeit meines letzten Aufenthaltes in den Diamantenfeldern in den Iahreu l.^77—78 war, nameutlich aber das letztere, für Süd-Afrika von großer Bedeutung. Ich erinnere den dieser an den Krieg, den die Colonic mit den an ihrer östlichen Grenze, sowie Griqualand-West mit den westlich wohnenden Stämmen zu führen hatten, Kriege, welche das Vorspiel zu dem Kampfe mit den Zulu's bildeten. Auch erwähne ich der Einverleibung der Transvaal Republik in den Verband englischer Eolonien. Meine unmaßgebliche Meinnng geht dahin, daß diese Ereignisse für den ganzen südlichen Theil Afrika's von größter Vedeutuug waren, nameutlich rückfichtlich der Lösung der Eingcbornenfrage. ^a^d auf ^,ii)sllt^l. Mciil letzter Aufenthalt in den Tiiniinntciifeldeni, 475 Ich erlaubte mir im April dcs Jahres ^1877 meine Ansicht über diesen Gegenstand in ciner kleinen, sechzehn Seiten zählenden Broschüre: »/V l't;vv vvnnl« <»n !^l» ^.itiv« Ntönig Mvntsua u, A, vor uns. Sie gestehen, daß sie uus angehören wollen, bevor wir sie jedoch in den Verband uuserer Unterthanen aus nehmen, stellen unr einige Fragen: »Ist es Euer eigener Wille, Ihr Könige, oder seid Ihr die Abgesandten Eures Volkes? Oder ist es die Ueberzeugung, zu dcr Ihr beide gekommen seid? Warum wollt Ihr Unterthanen der Königin werden? Beruht dies auf innigen Freundschaftsgefühlen denMakoa's gegenüber, die Ihr Englishmans nennt? OiX'r ist dies weniger oder gar nicht der Fall nnd geschieht es, weil Ihr Euch vor dem anderen Stamme der Weisen, deu Voers, Zurückgesetzt fühlt, oder sie hasset oder fürchtet? Ihr sucht vielleicht unsere Freundschaft, weil Ihr von einem Nachbarstamme augefeindet werdet? Es mag jedoch auch sein, das; cs zwei Herr>cher in Eurem Reiche gibt nud einer dadurch, daß er dcr englischen Regierung seinen Antheil, in Wirklichkeit jedoch das ganze Land anbietet, in dieser Weise die Oberherrschaft über seinen Nebenbuhler zu erringen sucht? Haben wir auf diese Weise die Wahrheit über das Ebengesagtc erfahren, so ist es nöthig, sich den Charakter des anbietenden Emgebornenfürsten und die, Eulturstnfe seines Stammes in allen Details klar zn machen nnd darnach zn handeln. So gestanden die vorerwähnten Damara zwei Jahre nach der Annexion ihres Gebietes ein, daß sie der letztgenannte der erwähnten Gründe bewogen hätte, die Oberherrschaft Großbritanniens anzusuchen.«* Ich erwähnte, daß zur Zeit meines letzten Aufenthaltes in den Diamauteinelderu der Krieg mit deu Colouial-Kaffern ausbrach, das; Grigualand-West, nnsere Colonie, von ähnlichen Uuglücksfälleu heinigesucht wurde, daß jedoch in beideu Kriegen das Recht bald den Sieg davontrng. Wenn dcr Krieg in Griqualand-West, einem kleinen Händchen mit wenigen * Vgl, dcn l'üsslischcn Tnc>iimllexl Anymui 7. Mein letzter Aufenthalt in den Tiamautenfeldern, H.7H Weißen, so rasch und mit so geringen Hiienschenverlnsten und Unkosten glorreich zu Ende geführt wurde, so ist dies den beiden Umständen zu verdanken, daß der Colonie eiu erprobter Militär als Gonvernenr vorstand uud die Diamantenfelder vön beherzten unerschrockenen Männern bewohnt wurden. Ja, dies zeigte sich namentlich in der Geschichte dieser Provinz. Die Ereignisse nnd ihr verlauf in den letzten drei Jahren mögen schlagende Beweise für diese Behauptung sein. Ich meine hier namentlich den Krieg, welchen diese Colonie mit den Griqua's, Masarwa's uud Batlapiueu nnd ihren Häuptlingen Mora, Donter-Maglas le. zu bestehen hatte. Diese Eingebornen-Clemente, die zu denen gehören, welche gegen die Tugenden dos weißen Mannes tanb geblieben sind, waren durch andere unreine Elemente, aus dem Colonialkriege entwichene Nebellen, weggelaufeuc farbige Dieuer N'. verstärkt, vun Westen her, von Knrnman nnd den Langbcrgen über die ihnen zunächst wohnenden Ansiedler plötzlich hergefallen, hatten sie getödtet und ihre Hänscr geplaudert, Unthaten, die eben zum Kriege führten. Dir schwarzen Räuber rechueten namentlich darauf, daß Griqnaland-West uon der in einen Kaffernkrieg verwickelten Colonic keine Hilfskräfte erlangen nnd von Schntzmannschaft entblößt sei, sowie daß sich die Tausende der in den Diamantenfeldern arbeitenden Eingebornen im geeigneten Augenblicke erheben und so die Hauptader der Provinz iu Schach haltend, diese durch das Niederbrennen der Gebände uud Ermordung der Bewohuer auf lauge lu'n vernichten, sich selbst jedoch nnd die Anstifter des Krieges mit der daselbst gewonnenen Beute widerstandsfähiger machen konnten, während sie selbst, die wahren Urheber, nach Gutdünken die !5: dm Tmmanttmf^dlMl, und den gegenloärtigen Gouverneur der Provinz den richtigeu Mann fand, der sich von keiner Gefahr einschiichtern lief; nnd rasch du-besten Verfügungen traf. So hatten sie Alle, wahrhaft Uebcrmensch-liches leistend, Griqnaland^West befestigt, hatten ihre Fransn nnd Kinder vor einein schmählichen Untergänge bewahrt nnd dem Weißen Achtnug verschafft, ohne welche es diesen unmöglich wäre, mit den Farbigen im Frieden nnd Einklang zu leben. Major Lauyou erließ einen Aufruf, in welchem er die Bewohner der Central-Diggings Mr Vertheidigung ihres neuen Heimatlandes anspornte nnd in wenigen Tagen waren über sechshundert wehrfähige Männer beisammen, welche sich bereit erklärten, ihr Blut für ihre Freuude nnd ihr neues Heim zu opfern. Von diesen waren etwa zweihundert Volontärs, die übrigen junge Leute, die sich unter sie anfnehmen ließen, oder Diamantengräbcr, die zu einem bürgerlichen Freiwilligen-Corps zusammentraten. Nasch wurden Pferde eingekauft uud die Leute, ich möchte sagen Tag und Nacht gedrillt (einexereirt), wobei meist von früheren, als Diamantengräber, Diamantentänfer oder in anderer Lebensstellung sitnirten Offieieren die nöthige Unterweisung ertheilt wnrde. Dnrch etwa vierhundert Basnto's (Betschuana's uom Calcedon, reiche, Ackerbau treibende Eingeborne) verstärkt, zogen sie gegen den gemeinschaftlichen Feind, der bei einem Ranb-versnche überrascht, iu seiue Berge (Laugberge uud ihre Ausläufer) zurückgeworfen wurde. Es entfpann sich nnn ein Guerillakrieg. Hatte man einen felsigen, schon von Natnr aus befestigten, mit Steinwällen dnrch die Cin-gebornen noch uuzugäuglicher gemachten Felsenberg erstürmt, so zog sich der Feind auf einen zweiten, und so weiter — Hügel ans Hügel mußte gestürmt uud erobert werden und Colonel Warren bewies, daß er Fcld-herrutalent besitze uud die Mäuner der Diggings, daß sie es verstehen »!l <1<> >!u'>>- > Durch die Colons Zur >tliste. 48? namentlich in jenen Gegenden betrieben, in welchen die Schaf- und Rinderzucht minder einträglich ist. Das größte Hinderniß, mit dem die Straußcnzüchter zn kämpfen haben, sind eigenthümlicher Weise Parasiten. Wohl an fünf bis zn fünfundzwanzig Percent der gezüchteten Thiere sterben in Folge von Band-und riesigen Palisadenwürmern, von denen eine kleine Species der ersteren sich zu taufenden und tauseudeu im Körper des Thieres vorfindet, die letzteren, welche oft bis Meterlänge erreichen, die Mnsculawr des Vogels durchfresseu, ohne selbst das Herz zu verschoneu, Uebrigeus nehmen die Parasiten uft schon von dem Ei des Straußes Besitz, bevor die Verhärtung der Außenhaut desselben stattgefunden hat; ich entnehme dies aus dem Berichte einer englischen Zeitung ans Süd Afrika, welcher mir vor einigen Tagen zukam und erzählte, daß man Straußencier mit Würmern gefüllt vorfand.* Nachdem ich den Oranje-River an der Furth des Herrn Noß überschritten hatte, erreichte ich Colesberg. Ich fand in demfelben eine so freundliche Aufuahme, daß ich aus Dankbarkeit nicht umhin kouute, einer Einladung zu einem Vortrage Folge zn leisten; es war der erste, zu dem ich mich erkühnte. Der Erfolg desselben veranlaßte mich, auch in anderen Städten der Colonie für die Eröffnung Ecutral-Afrita's nach dem Süden zn plaidiren. Namentlich verpflichteten mich hier die Herren Prediger fowohl, als auch die Aerzte der Stadt und die Herren Abrahamson, Knubel, Leoiseur, Mader, Weekley iRedaeteur des Colesberg Advertifers) zu lebhaftem Danke. Mit Herrn Knobel besuchte ich den Eolesberg, der nicht allein in gcoguostischcr nud paläontologischer Beziehung interessant ist, sondern auch dem Botaniker durch seine reiche Flora, dem Zoologen durch das Vorkommen zahlreicher Verghasen, Kliuschliefer, :c., Tag- und Nacht-Raubvögel, Höhlenstaarc und Tauben, zahlreicher Schlangen und Eidechsen, 5terbthiere und auch Arachniden reichlich den Aufstieg lohnt. Von hier wandte ich mich nach Eraoock; doch wählte ich der Unfruchtbarkeit der Gegend halber nicht die kürzeste Route, sondern ging westlich über Middlebnrg, da ich hier wenigstens an einer Stelle Futter * Siehe Anhang !».' 488 Turch dic Colouic zur Mstc. für die Zugthiere zu fiuden hoffte. Ich wandte nüch zunächst nach Kuil-fontcin, der Farm dos Herrn Murray, wo Herr Knobel versteinerte Klippen eines Thieres in einer Mauer gefuudeu hatte. Mit Erlaubniß dos Vcsitzcrs riß ich die Äiiauer nieder und fand prachtvolle, in harten Sandstein eingeschlossene Skelettheilc von Sauriern vor uud zwar waren es hauptsächlich die Dicyuodon Species, sowie Eidechsen und krokodilartigc Thiere, außerdem fand ich eine fossile Flora in weißlichem Sandstein, welche den, namentlich in der östlichen Capeolonie-Provinz häufiger auftreteudeu Dicynodou-Schichten anfliegt. Ich blieb hier neun Tage lang und wäre wohl, mit Rücksicht auf das gastliche Entgegenkommen vou Seite des Besitzers und der reich entlohnenden palaontologischen Funde, noch länger geblieben, wenn nicht die Dürre der Gegend, die selbst dem Besitzer zu der enormen Ans-lage des Futterkaufens für einen Theil seiner Hausthiere und das Ab-fendeu des anderen in eine grasreiche Gegend des Orauje-Freistaates gezwungen hatte, mich bewogen hätte, den Colesbcrger District so bald wie thunlich zu verlassen. Ich machte in Begleitung meines freundlichen Wirthes mehrere Ausflüge in die Umgegend und traf stellenweise Thouschieferlagen mit tleinen Muschelu und Schueckenschalcn, sowie Spuren riesiger Eidechsen ^ wahrscheiulich dcr Dicyuodou-Art? Au Wild trafcu wir blos Spriugböcke, Trappen, Knurrhähue, Nebhühuer, Wildtauben und Wildenten. Ich erwarb in Kuilfoutein drei Fischreiher, welche, ziemlich zahm, alljährig in den Weiden an der Quelle zu uisten pflegen. Meine weitere Neise bis nach Eradcck war der herrschenden Dürre halber ein wahrer Leidensweg. Auf der Ncwport-Farm faud ich einige hübsche Fossilien, darunter Abdrücke vou cidechseuartigeu Thieren. Auch hier wurde ich äußerst freundlich aufgeuommeu und bedaure nnr, daß ich der an mich ergangenen Einladung, eine Jagd anf Berggazellcn um die Thiere beobachten zu können uud eiuc reichlich lohuende Augelpartie mitzumachen, nicht Folge leisten konnte. Die Ncwport-Farm-Scenrrie ist unstreitig eine dcr anziehendsten im Middlcburger District und ich hoffe hier mit Erfolg anf meiner nächsten Neise einen photographischen Apparat verwenden zu können. Turch die Colomc zur Küste. 489 Auch in Middlebnrg hielt ich. hiezn aufgefordert, einen Vortrag über meiue Raison nud faud die liebenswürdigste Aufnnliine bei don Ve-wuhnern dos Städtchens. Ich bin namentlich dcn Hcrrcn Vcidling, Hcathcoth und Dr. Aiuorc, welch' lctztcrcr spätcr auch mcinc Praxis in Cradock übcr- nahm, zu Dank verpflichtet. Auch iu der nächsten Umssebnng uon Middlc-burg fand ich ein reiches Dicynodon-Lager und bedanre nnr. daß die graslose Strecke rinaMm mir einen längeren Aufenthalt nicht erlanbtc. Da ich seitdem ans den mitgebrachten Fossilien erkannt, daß dieses Lager auch Fischspeeies allfweist, will ich auf meiner nächsten Forschungsreise 49l) Durch die Colouie zur Küste, durch die südafrikanischen Colonien dem 5)rte meine vollste Aufmerksamkeit widmen. In Cradock angekommen, n>ar es meine Absicht, nieinen erschöpften Zugthieren, von welchen leider einige in Folge des Futtermangels zu Grunde gegangen waren, einige Tage Rast zu gönnen, doch sah ich mich bald genöthigt, daselbst einige Monate zu verweilen, um meine bisher erlittenen Verluste dnrch den Ertrag der ärztlichen Praxis zn decken. In meiner mißlichen ^iage war mir das herzliche Entgegenkommen der Bewohner Cradocks ein wahrer Trust nnd ich fühle mich namentlich den Familien Grey, Greaves, Green, Gillfillan, Smolmann, Armstrong, Tur-kington, Leigh, Cawood, Woodland, Niee, Wolters, Rawstone nnd Gardener, sowie den Herren Vrown, Rlidd, McLoud zn tiefem Danke verpflichtet. Anch den Herreu Mynheereu van Nensburg und Marais, sowie Mr. Forster von der Gillsillan-Brücke gedenke ich hier in freundlicher Erinncrnng. Zur Zeit meines Aufenthaltes in Cradock war der Fish River mehrmals böser Lanne. Ich war anfangs noch nicht dessen sicher, ob ich mich anf einige Monate iu der Stadt niederlassen und praktiziren sollte und wohnte in meiner Arche ettva eine halbe Meile oberhalb der Stadt am jeuseitigen (rechten) Flußnfer. Da ich jedoch schon über zwanzig Patienten zu behandeln hatte, so ritt ich täglich mehrmals mit meinem Moseo nach der Stadt. Ich hatte anf meinem Wege znr Brücke zwei meist trockene Rinnsale zu passiren. Diese zwei etwa vier Meter tiefen, vom Wasser ausgespülten Mulden bildeten, wie man mir mittheilte, nnr sehr selten und dann höchstens nnr auf einige Stunden, meist nach sehr heftigen Platzregen im westlichen Gebirge (Cradock liegt iu einem wahren Berg-nche) fließende Gewässer. Etwa 1'/^. Monate nach meiner Ankunft im Weichbildc der Stadt fiel dnrch mehrere Tage (nach mehr denn vicrzehn-monatlicher schrecklicher Dürre in der Cap-Culonie) unausgesetzt Regen, in Folge dessen der Hauptfluh anschwoll und auch jene Niunsale sich mit gelblicher, andere mit röthlichcr, breiartiger flüssiger Masse füllten. Ich war schon früh zur Stadt gerufen worden, konnte jedoch des zahlreichen Krankenbesuches am Wagen halber, erst Nachmittags dahineilen uud als Durch die Colonie zur Küste. 491 ich zu dem zweiten, sonst immer trockenen Zuflnfsc des zn meiner Rechten etwa dreißig Schritt? ab brausenden uud schäumenden Fish-Rivers kam, fand ich etwa dreißig Menschen am diesseitigen Ufer, die sich nicht ' hinübcrwagten — es waren meist Wäscherinnen, welche Früh die Stadt verlassen hatten, um ihrer Beschäftigung an den etwa I^ englische Meilen flußaufwärts liegenden schwefelhaltigen warmen Quellen nachzugehen, null aber nicht heimkehren konnten. Hätte ich meinen Krankenbesuch in der Stadt nicht für fehr dringend gehalten, wäre ich wieder zum Wagen zurückgeritten, da ich jedoch nach dem früh mir vom Krankenbette zugekommenen Bulletin eine Verschlimmerung befürchtete, entfchloß ich mich, den zischenden Strudel vor mir zu durchreiten. Der röthliche dicke Schwall war etwa acht bis neun Meter breit und schien mir an der günstigsten Stelle I'/^ Meter tief, leider hatte das Wasser unmittelbar unter dieser Stelle eiu Loch ausgehöhlt und bildete hier einen etwa drei Meter hohen Katarakt, über welchen es laut schäumend sich mit den tosenden Wellen des Fish-Nivcrs vereinigte. Ich kannte mein Pferd nnd vertraute ihm meine Sicherheit an, felbst bestrebt, ihm seine anscheinend schwere Arbeit Zu erleichtern. Bei den zwei ersten Schritten fühlte ich den Körper des Thieres erzittern, ich munterte es auf, rafch bewegte es sich vorwärts; nm es von dem Loche zur Linken abzuhalten, hielt ich mehr nach der entgegengesetzten Richtung, wo leider die Strümnng zn stark war und das Thier zum Falle brachte; doch waren noch unsere Köpfe über Wasser. Bevor wir uus noch dem Katarakte genähert, hatte Mosco sich von selbst emporgerafft nnd fuchtc mit einem Satze das jenfeitige Ufer zu gewinnen — seine Absicht mißlang, er fiel auf die Vorderknie - - doch znm zweiten Male raffte er sich auf, sein Körper, zitterte so fehr, daß ich nicht mehr mit ihm das Ufer lebend zu erreichen dachte, jeden Moment wähnte ich ihn mit mir in die schäumende Tiefe zur Linken fortgespült - da, ohne angespornt zn werden, noch ein Versuch — ein zweiter Satz nnd die Vorderhufe hatten sich in den Lehmboden des jenseitigen Ufers eingegraben, unr einige Secunden verharrte Mosko in dieser Stellung, ein anderer Satz brachte ihn vollends anf's Trockene. Wir waren gerettet! 49L Turch die Colonie zur Küste. Während meines Aufenthaltes in Cradock war ich so sehr durch meine Praxis in Anspruch genommen, daß ich meiue seit dem Verlassen der Diamautenfelder aufgenommenen paläontologischen Forschungen aufbeben mußte. Ich hatte stets sechzig, zuweilen bis achtzig Personen auf der Krankenliste nnd konnte nur selten anfs Land fahren, da mich meine Stadt-Kranken zu sehr beschäftigten; Herr Kidger 5cm., der Inhaber eines Geschäftes, war fu gütig, mich mit einigen Dieynodou-Restcn zu beschenken. In die Zeit meines Aufenthaltes in Cradock fällt anch die wichtigste Episode, die sich in Süd-Afrika während der letzten fünfundzwanzig Jahre abgespielt hatte — der Zulu-Krieg. Für deu Culturfortschritt iu Süd-Afrita war der Zulu-Krieg eine Nothwendigkeit, doch darf man sich nicht der Ansicht hinneigen, daß ihn Sir Bartle Frere eigenmächtig hervorrief, uud die euglische Negierung in Süd-Afrika ohne die triftigsten Gründe zu den Waffen griff. Das Vorgehen Sir Bartle Frerc's war einer der weisesten Schritte, die er, sowie übcrhanpt ein Staatsmann, auf dein afrikauischeu Contiuente thnn konnte. Er sah die Gefahr, die den Colomen von dcm Zulu-Lande drohte, er wußte vuu Ketschwajo's Vorbereitungen und kauute die allgemeiuc Kampflnst, mit welcher die Znln-Krieger Ketschwaju'v nach einem Zusammenstoße mit den Weißen lechzten. Bald waren es die Colonisten in Natal, bald die Grenzbewohner der südöstlichen Distriete der Trans-vaal-Colonie, die über dle Anmaßungen der Zulu's zn klagen hatten. In den lctztverflosscuen Deeennien hatten in beiden Ländern zahllose Flüchtlinge aus dcm Zulu-Lande Schutz vor den maßlosen Grausamkeiten ihres Königs uud der Indnna's gesncht nnd gesnudeu. Hätte die englische Negiernug in Afrika nicht zuerst zn den Waffen gegriffen, so wären die Zulu's wie ciuc blutgierige Meute Hunde über Natal hereingebrochen, nud in ciuer Woche hätten durch dieseu Uebcrfall zwanzig-bis dreißigtansend Menschen ihr Leben eingebüßt. Ketschwajo hatte es längst darauf abgl'seheu. Der dcm Zuln-Herrscher eigene Stolz, das sichere Vertraueu, das er auf die Uncrschrockenheit uud Tapferkeit, sowie die anderen Eiugeburuenstämmen gegenüber verhältuißmäßig große Anzahl seiner Krieger setzte, machten ihn siegesbewußt, lullten den Tyrannen, dessen Turch dic Colonie zur Küste. 493 Vorbcreituugsmauöver ust Hunderte dun Menschenleben kosteten, in den großen Traum ein, Herr von Natal zn werden. Dieser Schlag hätte aber einen furchtbareren noch im Gefolge gehabt: die Erhebung der meisten südafrikanischen Stämme gegen alle Weißen. Wenn es in Süd-Afrika einige, in England jedoch zahlreiche Menschen gibt, welche den Zulu-Krieg ,»'<> j>»^<' als eine der größten Ungerechtigkeiten ansehen, deren sich die englische Negierung in Süd-Afrika schnldig gemacht, su beruht diese irrige Ansicht auf einem vollkommenen Mißverständnis; des Eingcborncn-Charaktcrs im Allgemeinen nnd des Zuln-Charakters im Besonderen. Die Vertreter der ebcnerwähnten Ansicht sind meist Menschen, welche mit den Eingeboruen nie in Verührnug kamen oder nie Gelegenheit hatten, die ungehenchelte, nackte Handlungsweise der Zulu's kennen zu lernen, die schließlich von einem Vorurtheil befangen, stets und in Vorhinein in jedem Schwarzen einen armen, bedrückten, geauältcu und von den Weißen zurückgesetzten Menschen sehen. Als ich nach meiner Rückkehr von Afrika in England hochstehenden Personen gegenüber, welche in verschiedeueu Welttheilen dllrch Jahrzehnte beschäftigt waren, den südafrikanischen Eingeboruen eine erfreuliche Zukunft in Aussicht stellte, staunte man überall. Man war von der allgemeinen, bisher geltenden Idee des Aussterbcns der schwarzen Race nnd ihres Verdrängt-Werdens von Seite der Weißen dnrchdrungrn nnd glaubte in dem Zulu-Kriege nur eine Bestätigung dieser Ansicht zu finden. Weun die Behandlung der Schwarzen von Seite der Weißen iu vieleu Weltgegrnden bisher zumeist Mißerfolge aufwies, so beruhten dieselben erstlich auf einer irrigen Auffassung der Natur und Stellung dcs Eingeborncn. Er wnrde entweder als ein untergeordnetes, kann: menschliches Wesen angesehen und dann übel behandelt, oder er, das ungebildete Kiud, wurde belehrt, daß er seinem Lehrmeister nnd weißen Herrn vollkommen gleich stehe. Da der Schwarze diese Identität nicht begreifen konnte, nnd er, der ungebildete Unmündige, sich nuu plötzlich als Gebildeter betragen, das Kind den Erwachsenen spielen sollte, kam ein offener Widerspruch zu Tage, dessen unmittelbare Folge ein schwerer Mißgriff des Weißen war; in Folge dieser irrigen Auffassung gab man dem Kinde ferner seine eigene vorzügliche Waffe in die 4l)4 Durch die Colonio zur Küste. Hand, welches nlln nichts Eiligeres zu thun hatte, als die vermeintliche Ebcnbiirtigkeit dem weißen Manne gegenüber geltend zn niachen nnd gegen ihn die Waffe zu gebrauchen. Ein weiterer, sich nur allzubald rächender Fehler war drittens die Einfnhr und der Verkauf alkoholhaltiger Getränke, viertens die Einschleppung von ansteckenden Krankheiten, und endlich fünftens, daß sich die zn dem Verkehr mit den Eingeborncn von dieser oder jener Regierung bestimmten Personen <^Commissäre ?e.) als untauglich und ihres Amtes unwürdig zeigten, nnd zwar dadurch, daß sic namentlich vur Allem ihre persönlichen nnd die Vortheile ihrer Nächsten nnd weniger das Wohl der Eingeuornen im Ange hatten. Was die beiden ersteren Pnnkte mit Rücksicht anf Süd-Afrika betrifft, so glaube ich schun im vorigen Capitel darauf hingewiesen zu haben, daß man gegenwärtig glücklicher Weise in das richtige Fahrwasser »Iww >" (!(!!>> will, >!><> !,n>iv<>,<« eingelenkt habe. Der letzterwähnte Punkt kann in Süd-Afrika gar nicht zur Sprache kommen. Die Berichte der Kommissäre <»l' 1^6 naiivoaü'tüi's können nur zu leicht einer Prüfung uuterzogeu werden. Für den geringsten Mißbrauch ihrer Amtsgewalt würde eine sufurtige strenge Bestrafung auf dem Fuße folgen. Bezüglich des dritten Punktes sehen wir das Unglaubliche in Süd-Afrika möglich gewurden, daß Eingeburnenfürsten dem Verkaufe des Fencrwassers steuern und daß auch einige der Colonial-Regiernngcn die Ausfuhr desselben nach den unabhängigen.Eingcbornenreichen verboten oder eingefchränkt haben, Eine glückliche Lösung der Zulu Frage, welche bei diesem kriegerischen Volke nnr mit Waffengewalt zn Stande kommen konute, war für Süd-Afrika von derselben Bedeutung, als eiuc solche der orientalischen Frage für manche Staaten Europa's. Ein mehrjähriger Aufenthalt unter verschiedenen Stämmen und mein Wirkungskreis als Arzt, but mir hinreichende Gelegenheit, so manche Ansicht derselben kennen zu lernen uud über die wirklichen Verhältnisse der einzelnen Stämme nnter einander, ihre Beziehungen zn den Engländern und Holländern Erfahrungen zn sammeln, welche mich wenigstens thcilwcise zu der Veröffentlichung der dem Lefer schon bekannten Broschüre, sowie einer Reihe von Artikeln veranlaßten. Durch die Culomc zlir Küste. 495 Auf dcr Heimreise durch dir Colonie begriffen, ersah ich (der Leser möge dics Geständnis; entschnldigcn) das) uiir meine Znlnbriefe, meine Reisen wie auch meine Ausstellung iu Kimberlcy zahlreiche Freunde erwarben. Der erste dieser Artikel, welchen ich vor dem Ausbruchr des Krieges schrieb und in welchem ich unter Anderem die Kampfweise der Znln's nud die Gefahr, welche für Afrika von Seite dieser Varbarcn bevorstand, schilderte, verspätete sich iu Folge lebensgefährlicher Erkrankung des Redae-teurs des »l^lm'n !>!nr-« und erschien, von mir telegraphisch urgirt, zufällig am selbcu Tage, an welchem die Nachricht von der Niederlage der englischen Truppen bei Isandnla die Cap-Colonie erreichte; derselbe war vor dein Ausbrnchc des Krieges am 16. Jänner abgesendet worden. Ich erlanbe mir im Folgenden einige Citate aus demselben anznführrn: »Gibt es gegenwärtig etwas Wichtigeres, Gefahrdrohenderes anf dem politischen HoriZout Süd-Afrika's als jene dunkle Wolke im Osten, als die Zulu-Frage? Schwarz, dicht geballt, blitzgeschwängcrt ist diese Gewitterwolke, die ungebundene Masse eines der rohesten Eingeborncn-Elcmente, welche unseren Vlick in die Zukunft trübt uud seit Jahren den Frieden nnd die Wohlfahrt Süd-Afrika's bedroht. Dort — nördlich vom Tugclaflufse hängt das Damokles-Schwert über Deinem Haupte, Sud-Afrika. Und dieses Schwert nnd jene Wolke? Ein blutdürstiger Tyrann, dessen Macht auf Tausenden und abermals Tausenden entmenschter, ihm wie eine Notte wilder Wölfe in sklavischer Unterwürfigkeit blindlings folgender Creatnren beruht. Tuch wie ist es denn möglich, daß solch' ein Wütherich so viele Jahre und in einer solchen Weise die Civilisation hier nm uns beeinträchtigen tonnte, daß dcr Weiße jeden Moment die drohende Mente über sich hereinzubrechen befürchten mnßtc? Haft du denn gefchlnmmert, britischer Löwe, daß du dir für die beispiellose Sanftmnth, die dn fo oft den Zulu's gegeuüber bewiesen, so lange solch' eine schmähliche Stellung dem Zulutyrannen gegenüber gefallen lassen mußtest? Ja, dort nördlich von der Tugela, in dem schrecklichsten dnrch einen Eingeborncnfürsten geschaffenen Gefängnisse harrt der gordische Knoten Süd-Afrika's seiner Lösung. 496 Tnrch die Cowmc zlir Küste, Bei der Betrachtung dieser von Osten her verderbendrohendeu Wolke haben wir jedoch nicht allein das Furchtbare des ihr entströuienden Un-gcwitters zn fürchten, sondern noch einen zweiten Umstand. Es ist das Verhältniß zu den übrigen Wolken nud Wölkchen, die auf dem Horizonte über nns schweben. Obgleich Feinde des Zulustammes — ja ihn hassend — verbindet doch den letzteren mit den meisten der südafrikanischen Ein-geborueustämme ein Gedanke, der von der Natur eingeimpfte, aus einem allseitigen Neid hervorgegangene, trotz der wohlwollendsten Behandlung unter dem Gouverneur Sir Henry Varkly durch ein Gefühl einer irrthümlichen Zurücksetzung gestärkte Haß der dnnklen Nacen den Weißen gegenüber. Von der größten Wichtigkeit ist es nun für nns, Zu wissen, ob sich jene kleinen Wolken, die meisten bedeutenden Stämme, beim Losbrechen jenes Unwetters mit den Znln's vereinigen werden oder nicht. Farbige, die sich seit Iahreu und Jahren zwischen den Weißen bewegten, die als Diener, Aufseher:e. seit Dcecnnien in des weißen Mannes Diensten standen, Menschen, deren Dörfer um unsere Ansiedelungen liegen, und friedliche Nachbarn geworden waren, Farbige, die, ob Bastard-Buschmänner, Hottentotten oder Banthu's, den Zulu als einen Erbfeind haßten, welche von demselben wiederholt bekriegt, von ihm Schreckliches erleiden mnßten -^ lächelten zufrieden in sich hinein, so oft sie vou dem arroganten Auftreten Kctschwajo's hörten, freuten sich im Stillen, daß doch ein schwarzer Bruder (in Wirklichkeit ihr größter Feind) dem Weißen Trotz nnd Hohn bot nnd zu bieten im Stande war. »Ja, die Znlnmacht, die Macht des blutdürstigen .Netschwajo, ist eine hohe Maner, ist ein Felsen, über den das Bleichgesicht nicht klimmen, den es nicht bezwingen kann.« Einen weiteren Beweis der Zulnmacht glaubten sie auch darin zu erblickeu, daß die meisten der Wächter des Weißen — die schwarzen Policemen — Znlu-mänuer aus Natal, Flüchtlinge aus Kctschwajo's Gebiete waren. In keinem Eingeborneulande Süd-Afrika's ist eine solche Nuhheit und Uumenschlichkeit, ist eine solche Barbarei zn beobachten, solch thierische Wnth manifestirt, wie in Ketschwajo's Land. Ja, wir sehen, daß selbst der regierende Stamm, die Zuln's selbst, auf die furchtbarste Weise von ihrem Tyrannen mißhandelt werden, ebenso barbarisch wie die Eingeborncn es sind, sich KampM'ljt- dcr Zulu, II, :^' Durch die Colonie zur Küste. 499 ebenso sklavisch den Befehlen dos Tyrannen unterwerfen und ihre Mitmenschen abschlachten, um vielleicht bald darans selbst abgewürgt zu werden. Mnth und Unerschruckenheit sind die einzigen Tugenden, die wir den Zulu's zuerkennen miissen, doch da dieser Charakterzug nur zur Stärkung der Macht eines Tyrannen und des Plünderns halber zur Geltung kommt, büßt er das Lobenswcrthe ciu und wird zur entfesselten thierischen Wuth, mit dcr sich der Tiger auf seiu Opfer wirft. Bald in dieser, bald in jener Weise haben sich unsere Brüder iu Natal Drohungen und Erniedrigungen von Seite des Znlu-Fürsten gefallen lassen. Jede der ihnen angethanen Schmähungen war eine Schmähung für uns Alle, und es sind nun Tausende und Tausende, die gegenwärtig von der südlichen Meeresküste bis zu dem nördlichen Bogen des Limpopo, von der Mündnng des Oranje-Riuers bis znr Tngela-Müudnug welche, — die Einen ein Ende dieser Anmaßuugeu mit geballter Fanst fordern, die Anderen aus der Tiefe ihres Herzens darum flehen. Jene von uns, die da glaubeu, daß die vom Zululande drohende Gefahr iu der Cap-Colonie, Griqnaland-West n. s. w. weniger zn fürchten sei, huldigen einer irrigen Auffassung. Das Zulu Laud ist ein Vulean, von dem ganz Süd-Afrika Verderben droht. Die Unzufriedenheit uutrr deu Eingebornenstämmen wird vom Zulu-Lande aus stets angefacht und genährt, nur wir, die wir feit Jahren unter diesen Stämmen wohnen und uns die Muhe nehmen, uns in den Charakter dieser Eiugebornen einen Einblick zu verschaffeu, fühleu es, daß wir anf eiuem Vnlcan stehen, dessen Ansbruch uördlich vou der Tugela zu sucheu ist uud deffeu Lava-Erguß das gesammte Süd-Afrika zn überschwemmen droht. Die niedrigsten den südafritauischeu Eingebornen eigenen Laster finden im Znlu-Laude ihre Pflege. Haben die Colonisten noch nicht das Zischen vernommen, mit dem die Lava ans dem Zulu-Krater entströmt? Für jene, die es nicht vernommen, mag es in Folgendem wieder klingen. Ich hoffe, es gibt keinen unter nns, dcr dies nicht glaubt, aber weun einige dieser uuglücklichen Mitbrüder noch existircn sollten, laßt sie hingehen nnd sie, wenn auch nur kurze Zeit, am Ufer des Tugela wohnen. Fragt sie bei ihrer Rückkehr! Ihr würdet in den früheren Freunden Hasser der Zulu wiederfiudeu. 82* 599 Dllrch die Cl)lonie zur Küste. ^,Wem tönt nicht der übliche Sftrnch dor Zulu's in den Ohren: »Blaß-gefichter, Ihr wähnt Euch Indnnas (Häuptlinge)? Glaubt Ihr dafür geschaffen zn fein, zn befehlen, daß wir Eure Gesetze, befolgen, die wir Haffen, Gebote, die Ihr gut und fchöu nennt? Ihr wollt uns arbeiten lehren? Wir haben diefe Schmach (arbeiten zu müffeu) nie über uns ergehen lasseu, außer wenn uns des Königs Gebot hieß menschliche Schädel Zn brechen. Haß nnd Tod für Euch. Wir verachten Alles, was Ihr für nns gethan, nns geschenkt habt. Schwachheit war es, nichts als elende Schwachheit, Großmuth nennt Ihr cs — thut es nach Belieben, wir nicht!« Jene, welche fich zu Vertheidigern der Zuln's aufwerfen, mögen fich diesen Gedanken, der alle Ketschwaju-Zulu's beseelt und vou ihnen ausging, einprägen. Ist die Znlu-Frage mit den Waffen glücklich gelöst, dann steht nns eine frohe Zukunft bevor! Kolonisten, ich bin kein Frennd von kriegen, nicht vielleicht, weil es mir au persönlichem Mnthe gebricht, sondern der armen Opfer willen, die ein Krieg erheischt. Wenn sich mir nicht diese aus Thatsachen durch mehrere Jahre geschöpfte Ueberzeugung aufgedruugeu hätte, ich würde nie diesen Krieg als eine Nothwendigkeit angesehen haben. Anßer Ketschwajo's ZnlnNeiche finden wir noch ein zweites, ein nördliches, das Matabele-Neich des La Vengula. Nnr von vierzig wahren Zulu-Kriegern nnd einigen ihrer Sklaven gegründet, hat es sich seit 18Z? zn einem großen Reiche emporgearbeitet, nud seine räuberifchen Horden haben fich noch nicht müde gemordet, denn das MatabeleNeich ist im steten Wachsen begriffen. Wäre das südliche Zulu ^aud seit Iahreu nud Deeenuien nicht von allen Seiten eng nnd straff umspaunt worden, ein Gleiches hätte sich, nnd nur noch in höherem Grade wie bei den Matabele, zugetragen; es hätte sich durch Raub und Mord nach drei Seiten ausgedehnt. Während das zweite Zulu-Reich im friedlichen von arbeitsamen nud friedliebenden Stämmen bewohnten Makalaka-Reiche gegrüudet wurde uud fich fo leicht im Sinne eines Nanbstaates ausdehnen konnte, wird Ketschwajo's südliches Znln-Neich im Südeu von Natal, im Westen vom Oranje-Freistaat und der Transvaal-Nevnblik, im Norden von den kriegerischen Amaswazies, sowie im Osten vom Meere umsänmt und Tnrch die Colonie zur Küste. 591 dadurch noch eine zeitlang in Schach gehalten. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung jedoch regte nnd bäumte sich das Zulu-Element so zusehends, daß es immer arrogauter und drohender erschien nnd schon seit Jahren an einen Kampf mit der weißen Naee dachte. Die blutigen Mauöuer Ketschwajo's beweisen hinlänglich, was das Zulu-Volk und sein Herrscher vorhatten. Die Wirthschaft der Zulu sehen wir mir zu deutlich an den Matabele, deren Geschichte klar vor unseren Blicken daliegt.«" /Diesem Artikel folgten andere, iu welchen ich über die ,^ampfweise der Zulu's berichtete liud deren Iuhalt auch später durch die Nachrichten vom Schlachtfeldc bestätigt wurde. In unbegrenztem Stolze nnd Selbstbewußtsein hält sich dcr Znlu nicht nur für dcu tapfersten Eiugeboruen Süd-Afrika's, sondern anch dem Weißen, seinen Waffen nnd feiner Kriegsführung überlegen. Seine Kampfbegierde kommt seiuer Tapferkeit gleich und erklärt die, rasche nnd mächtige Ansbreitnug der Zulu-Herrschaft. Ich mochte fie beinahe als das kriegerischeste und kampfmuthigstc unter den uueivilisirteu Völkeru bezeichnen. Wir beobachten an ihnen nicht allein Muth uud Tapferkeit, sondern anch einen hervorrmieudeu Sinn für Strategie. Vei ihrem Angriffe nützen sie alle Vortheile des Terrains aus, hohe Grasfelder, Regeumnldeu. dichtes Gestrüppe ?c., dichte Nebel, sowie die nächtliche Zeit, um dem feinde so nahe als möglich zu kommen. Doch thnn sie dies nicht, wie die Colonial-Kafferstämme, nm fich zu decken, soudern einzig nnd allein, nm den Feind zn überraschen. Ist dies jedoch nicht möglich, so gehen sie über eine nnbebnschte Grasebene auf deu Feiud los, ohue ^iücksicht darauf, ob sie sich dabei Stuudeu laug einem eonti-nnirlichen Gewehrfener aussetzen müssen. Dadnrch unterscheiden sie sich in ihrer Kampfwcise im Allgemeinen von den Colonial-Kaffern, Hottentotten uud ihren Vastarden. Die ersteren greifen in der Flegel im offenen Kampfe au. doch zieheu sie sich nach der ersten Niederlage sofort auf ihre beliuschten Höheu und den Niederwald znrück uud setzen von hier aus den Guerillakrieg fort. Die Hottentotten :e. scheueu deu offeuen Kampf nnd ihnen ist im Allgemeinen unr die letztere Kampfweise eigen. Die Zulu's * Vergl, den Auszug aus dem cn^lischcn Originaltexte im Anhange 10, 502 Durch die Colonic zur Küste, hingegen MM cine Todesverachtung, wie sie sonst bei keinen afrikanischen Farbigen vorkommt, Kopf, Vrnst nnd Füße mit thierischen Haaren, Hantstücken, Schwänzen oder Federn phantastisch geschmückt, eilen die Znln's nnter gellendem Jauchzen oder dem Absingen eines ihrer kriegerischen Lieder, ungeachtet des Kugelregens nnd der ihnen entgegenblitzcnden Bajonette gegen 5en Feind vor. Während ihres Stnrmlaufcs trachten sie sich mit ihrem Schilde zn decken, nnd indem die Linke, die den Schild hält, zngleich einen Wnrf nnd zwei t'nrze Assagaie festhält, schwingt die Rechte einen Wnrfafsagai, »nit dem der Mann in der Regel anf eine Entfernung von sechzig Schritten zu treffen weiß. Anf dreißig Schritte dem Feinde genähert, schleudert cr den zweiten nnd ergreift, mmnterbrochen heranstnrmend, seine knrzen Assagaie, nm sie i:n Handgemenge als Waffen zn benutzen. Dabei geschieht es oft, daß die Znln Krieger, um freier anslegen nnd arbeiten zn können, den Schaft des tnrzen Assagai's abbrechen, nm mit dem Eisentheile wie mit einem Dolche weiter zn kämpfen. Mit Vorliebe schieben sie die beiden Flügel ihrer Angriffscolonnen armartig vor, welche sie die Hörner ihrer Armee nennen. Während nun das Centrnm den Feind direct angreift, snchen die beiden Flügel im weiten Bogen die feindliche Armee zn nmgehen nnd znerst ihren Nachtrab, dann ihre Flanken anzugreifen. Da dem Ecntrnm die schwierigste Anfgabe obliegt, so ist dieses nicht allein ans den Kerntrnppen gebildet, sondern es hat anch eine Reserve von gleicher Stärke hinter sich. Siegt das Centrum, so wird die Ansuützung des errungenen Erfolges dem Neserve-eorps überlassen, dessen Anfgabe es ist, die Gefangenen ansznranben nnd die Verwundeten niederzumetzeln. Sind es Weiße, mit denen die Znln's kämpfen, so werden diese in der Regel entkleidet, und nicht selten geschieht cs, daß dem Feinde der Unterleib aufgeschlitzt, oder die Leichen verstümmelt werden. Der mir zugemessene Ranm gestattet es nicht, hier die Einzelheiten des Znlu-Krieges vorzuführen. Dem Leser find wohl die englischen Mißerfolge wie die Siege bekannt, nnd die ersteren unstreitig den Umständen zuzuschreiben, daß man erstens dic Zulu-Kampfweise irrthnmlich mit jener Nurch die Colonie zur Küste, 593 der Colonial-Kaffcrn für identisch hielt, ferner daß man die Zulu-Macht unterschätzend, mit zu geringen Streitkräfteu in den Krieg zog (nicht Sir Bartlc Frere's Schuld, der um mehrere ))tegimeuter Verstärkung ansuchte), nud daß man endlich sowohl bei dem Anskundschaftcn einer Gegend, wie bei dem Weitermarsche uicht die gehörige Vorsicht gcbranchte. Der Mißerfolg der englischen Waffen im Anfange des Krieges wurde dnrch die folgenden glänzenden Siege rühmlichst wettgemacht nnd der Feldherr wie die Befehlshaber der einzelnen selbstständig overireuden (5olonnen, die Officiere wie die Mannschaft, haben die erlittenen Scharten nicht allein ausgewetzt, sondern anch im Kampfe mit dem kriegerischsten der Eingebornenvülker Afrika's und auf einem höchst ungünstigen, felsigen und hochbegrastcn Terrain neuen Ruhm erfochten. Der Sieg bei Nlnndi nnd nicht Wol-seley's Thaten hatten den Krieg zum Abschlüsse gebracht. Und ich halte es für vorzeitig, daß die britische Negierung in London vor der Beendigung des Krieges Sir Bartle Frerc den Machtspruch in dieser Angelegenheit entzog uud Lord Chelmsford abberief. Denn ich denke, daß in Folge dessen die Friedensverträge mit den Zulu's uicht in entsprechender Weise abgeschlossen worden sind, um einen dauernden Frieden mit dem Eingeboruen-Elrmeut in Süd-Afrika zn erzielen. Die Nichtigkeit dieser Behauptung können wir aus den allerletzten uns in diese»! Mouatc (October 1880), aus Süd-Afrika zugekommenen Nachrichten über die Erhebnng eines Theiles der Basnto's gegen die Cap-Colonial-Negiernng bezüglich des Nisarmamenl, (Wassenausliefcruug) beobachten. Wäre der Friede mit den Zuln's im Sinne der in den südafrikanischen Colonien bei weitem vorwiegenden Meinuug abgeschlossen worden, hätten sich gegenwärtig die Vasuto's aus dem oberwähuten Grunde nicht aufgelehnt. Allein die wohlwollende Meinnng von Seite der englischen Colonial-Rcgicrung in London, die sich in den Vertragsschlüssen mit den Zulu-Häuptlingen nach der Beendigung des Krieges knndgab, wurde von den übrigen Eingcbornenstämmen Süd-Afrika's (den freilebenden, wie den nnter der Oberhoheit der Weißen stehenden) nicht als eine wohlwollende Handlung, fondcrn als der Ausdruck vou Schwäche angefehen. 504 Durch die Culonic zur Küste. Die Absicht, mit der das Ministerium Sftrigg die Waffen-Auslieferung begründet, und bei einigen Stämmen schon erfolgreich durchgeführt hat, bernht hanptsächlich: erstlich anf der Idee eines dauernden südafri-nischen Friedens, zweitens einer friedlichen Lo'fnng der Eingebornenfragc, und zwar sollen dadurch, daß mau den Eingeburnen die Feuerwaffen ablauft uud ihueu keiue weiteren vertauft, kriegerische Stämme, sowie jene, welche trotz ihrer sonst friedlichen Gesinnnngcn sich nach nnd nach dnrch den Erwerb der Fenerwaffen zu kriegerischen heranbilden, zn friedlichen Ackerbauern nnd Viehzüchtern erzogen werden. Es sollte eine langsame doch wohlerwogene stnfcnformigc Erziehuug ganzer Stämme durchgeführt werden; hat man diese erreicht, so könnte die Regierung später gewiß einzelnen Iagdfrenuden nuter den Eingebornen ohne Gefahr Gewehr^Lieenzen (Jagdkarten) ertheilen. Anf meiner Heimfahrt nach Enropa traf ich znfällig mit General Lord Chelmsford uud seinem Stäbe zusammen. Bei dem ersten Zusammentreffen dankte mir derselbe für die Anfrichtigkeit, mit der ich Fiiigodorf bci Purt Elizabeth, Durch die Colome zur Kiiste, 507 meiner Ueberzeugung im Verlaufe des Krieges Ausdruck gegeben hatte. In der Begleitung Lord Chelmfords fand sich auch der ihm zugetheilte General der Cavallerie Sir Elevyn Wood, der in der englischen Armee durch seine persönliche Tapferkeit sich einen rühmlichen Namen erworben hat. Er wunderte sich nicht wenig, als ich ihm Telegramme vorwies (unter anderen jenes, in welchen mir sein Sieg über die Zulu's bei Kambula berichtet wurde) ans denen er entnehmen konnte, daß ich während des Krieges in dirccter telegraphischer Verbindung mit Natal stand. / Ich muß gestchen, daß sich seit jener Zeit das Band, welches mich an Süd-Afrika so innig fesselte, nicht gelockert hat, selbst nicht nach der erfolgten Ankunft in Europa; trotz der Verleumdungen der Elfenbeinhändler Westbeech und Andersen in einem afrikanischen Blatte, die mich ebenso wie dieses Blatt selbst während meines Aufenthaltes in Afrika nicht genug zu rühmen wnßten. Hingegen freute es mich lebhaft, meine Thätigkeit von den bedeutendsten Blättern Süd-Afrita's gerecht und unparteiisch beurtheilt zu sehen. Ich werde immer das innigste Interesse an dem Fortschritte der südafrikanischen Colome nehmen nnd stets des mir von Seite der englischen wie holländischen Colonisten bewiesenen Entgegenkommens eingedenk sein. Als ich mir die nöthigen Mittel zur Weiterreise erworben hatte, verließ ich noch vor der Beendigung des Zulu-Krieges Eradock, um mich über Grahamstown nach Port Elizabeth zu begeben. In der ersteren Stadt angekommen, miethete ich mir eine Wohnung in Vathnrstreet, in deren Hofe ich mein Pferd sowie die meisten der lebenden Thiere frei herumlaufen lasseu kounte. Mein Aufenthalt in Grahamstown wurde mir namentlich dnrch die Herren Redacteure des »l^^wrn ^>:l>«, Mr. Sheffield, Mr, Slater 1l. ^. und »klm!« Mr. Crocott, sowie, dem Herrn Very Rev. Dean Williams, Noil. >»>-. Villiamson und !»>'. E. Athcrstonc zu einem sehr angenehmen gemacht. Zn großem Danke bin ich aber auch dem Herrn Bischof Rieards, Hon. Cawood, der Familie Franeis, die ich in Schoschong im Bamangwato-Landc getroffen, den Familien der Rev. Walton, Wood nnd Barton, Herrn Tidmarsh, dem Herrn Glanville, Enrator des Museums, und Anderen verpflichtet. Hier erhielt ich auch manche interessante natur- 508 Durch die Colonie znr Küste. historische Objecte, darunter einen lebenden Luchs von dem Very Nev. Herrn Tcan Williams und einige Trylobiten von Herrn Glanville zum Geschenke. Auch sammelte ich Mineralien, eine Anzahl exotischer Gewächse, wobei mir Herr Tidmarsh aus dem botanischen Garten äußerst zuvorkommend an die Hand ging. Außerdem sselang es mir auch, zahlreiche, lebende Vögel zn erwerben, von denen ich jedoch drei Viertheile am Tage meiner Mainstreet in Port Eliznbrch. Neise nach Port Elizabeth einbüßte. Wir hatten so eisigen Negcn, daß die meisten Thiere trotz guter Verwahrung dem Unwetter erlagen, bevor wir die nnr wenige Stunden entfernte Eisenbahnstation erreicht hatten. * Am Abend desselben Tages langte ich in Port Elizabeth an. Mit Freuden begrüßte, ich nach so vielen Jahren wieder das Meer und nahm mir vor, ihm während meines Aufenthaltes die grüßte Aufmerksamkeit * M'sscmuanil-, 'st die Eisenbahnstreckl! bis Grahmnstmun ausi^bcmt. Tulch die Colonic ,^lr Ksist».'. 599 Zn widmen. Fast täglich während meines sechswöchentlichen Aufenthaltes ritt ich zeitig früh nach dem Cap Necif oder weiter hinaus, znweilen anch nach der Mündnng des ZwartlopsNiverZ, nm an feinem Gestade zu sammeln. Ich hielt in Port Elizabeth einige Vorlesungen. Für cine, derselben wurden mir von der (^Ium,!»(>>' ot' ('.«»inmLl'c^ 60 L St. verehrt. Ich fand hier allseitig eine frenndliche Anfnahme, besonders von Seite der Redaetionen des »I^!^l!>!!l 1'0l<>^m>'l>«, und des »I'^wi'ii U«!u>!l«. In meinem Sammeleifer standen mir namentlich die Herren Vermold, Holland nnd Halok sowie der frühere österreichische Konsul Allenberg bei. Herr Holland, dessen Frau Gemahlin eine Künstlerin ist nnd mit Vorliebe das Studinm der Botanik der südafrikanischen Flora betreibt, machte mich auf die Hänfen von thierischen Knochen nnd Cou chilienfchalen aufmerksam, welchc an gewissen Stellen am Meeresufer förmlich hügelweise von den früheren Bewohnern dieses Gebietes bei ihrem Mahle angehäuft worden waren. Da ich von diesen Funden erst bei meinem Scheiden ans Süd-Afrika Kenntniß erhielt, konnte ich nicht entscheiden, ob sie etwa uon den Buschinäuuern herrühren. Ist dies nicht der Fall, so müssen diese Mahlreste von einem in Süd-Afrika ansgestor-benen Stamme aufgehänft worden sein. Ich fand in Port Elizabeth meine schon vor einem Jahre dahin abgesandten Sammlungen in viernnzwanzig listen in gntem Zustande vor nnd brachte neues Material hinzn, welches mit dem in Port Elizabeth gewonnenen im Ganzen siebennndvierzig Kisten füllte: in Capstadt wurden zwei weitere Kisten hinzugefügt. Bevor ich von Süd-Afrika fcheidc, erlaube ich mir aus meinem Tagebnche eine der interessantesten Löwenjagden Van Viljoens, eines der bedeutendsten südafrikauifchen Elephantenjägcr den Lesern mitzutheilen: Das an das Matabele-Neich grenzende Maschoua-Land wurde feiues Wild-rcichthums halber, uud da sie vom Matabelc-Könige. specielle Erlaubniß zn seinem Befnche erhielten, wiederholt von den beiden Jägern Viljoeu und Pit Iaeobs der Elephantenjagd halber aufgesucht. Während eines solchen weiten Iagdausfluges machteu beide Jäger mehrmals mit Löwen nähere Bekanntschaft, eine dieser Vegegnnugen will ich im Folgenden zn schildern versuchen. 510 Durch die Colonic zur iUistc. Van Vihoen jagte diesmal in Gemeinschaft mit seinem Sohne Jan, beide waren von ihren Franen begleitet nnd jene Jan's hatte ihre beiden Kinder, von welchen das jüngere nuch ein Säugling war, bei sich. Die Jäger hatten ihren Lagerplatz gewechselt nnd lagen mit ihren Wägen nahe an einem von der giftigen Tsetse bewohnten und deshalb für ihre Zug- und Neit-thiere unzugänglichem Territorium. Die Frauen im Lager zurücklassend, pflegten die Jäger dann von ihren Dienern begleitet, zn Fnß weit in das Tsetsegebiet zu dringen, um den sich mehr nnd mehr vor dem Feuerrohr zurückziehenden Elephanten tagelang zu folgen. Die neue Lagerstelle wurde öfters, sowohl während ihrer Abwesenheit, als nach ihrer Rückkehr — wie es schien — von einem und demselben äußerst dreisten Löwen heimgesucht. Das erste Mal geschah dies an einen: Morgen. / Der werdende Tag hatte die Dämmernng weit nach Westen verdrängt. Im Lager der Jäger schien noch alles im tiefen Schlafe begraben. Man gönnte sich eben etwas mehr Rnhe, wenn die Herreu abwesend waren. Iu der aus Mapanizwcigen errichteten Umzäunung standen die beiden Riescnwägen, in denen die Weißen ihre Vorräthe bargen, während sich ihre Familien in zwei uothdürftig ans Schilfrohr nnd Geäste errichteten, mit Gras überdachten nnd mit Lehm übertünchten, an die Umzämmug angebantrn Hütten einqnartirt hatten. Es ist ein Eharakterzug des jagenden Voers, daß er anf feinen Iagdzügen in der Wildniß stets ein solch' elendes Hartcbeest-Häuschen dem Wagen, der selbst einer großen Familie hinreichenden Ranm bietet, vorzieht. Nahe an der ersten Umzännnng befand sich eine weniger umfangreiche aber höhere, ans Dornbüschen errichtete, welche als Viehkraal diente. Endlich wird die Stille im Lager unterbrochen. Die kleine Matte, welche die winzige Eingangsüffnung einer der drei an den Kraal angebanten kegelförmigen, von den Matabele-Dienern bewohnten Grashütten schloß, wird durch eiuen nackten schwarzen Arm von innen bei Seite geschoben, nnd ein kräftiger Znlu, dunkel wie die Kohle, zwängt sich dnrch, um sich sofort zn dem vor der Hütte im Erlöschen begriffenen Fener zn beugen nnd es anfachend, nen auflodern zn machen. Bald folgen ihm zwei Gefährten, der erste aber holt sich aus der Hütte zwei Assagaie, Durch die Colouie zur Küste. 511 spießt auf den MI!,'!! Ml Stück Fleisch, und nachdem er auch einen Feuerbrand erfaßt, um sich dasselbe einige Stunden spater ans der Weide zu braten, öffnet er den Viehkraal, um die Rinder au sich vorbeipafsircn zu lassen. Tiefe die gewohnte Richtung einschlagend, bewegeu sich allmälig dem nahen Dickichte zn. Der bewaffnete Hirte folgt, ein Lied seiner Heimat vor sich hinsnmmend. Doch kaum zweihnndcrt Meter vom Lager entfernt, werden die Ochsen dnrch den plötzlichen Ueberfall von Seite eines Löwen aus ihrer Lethargie gerissen und einer aus ihrer Mitte angegriffen; der anf diese höchst unsanfte Weise in seinem Gesänge unterbrochene Matabele verlor indeß keinen Augenblick die Fassung, denn kaum hatte der Löwe mit seiner rechten Tatze den Ochsen am Manl erfaßt, um in der gewohnten Manier beim Augriffe auf Rinder, diesem den Athem zu benehmen, die andere in die linke Schulter eingeschlagen und sich in die Kehle verbissen, sauste schou der Assagai des Hirten dnrch die Luft — leider war es ein zu leichter Speer, — den rechten Vorderarmknochen des Raubthieres treffend, prallte dieser hier wie von einer Steinplatte ab und siet iu's Gras. Ter Wurf sowohl, wie das Geschrei des Mannes, das auch von den zu Hilfe herbeieileuden Gefährten kräftig anfgenommcn wnrde, thaten das ihrige um das Naubthier zu verscheuchen. Die Matabele brachten sofort die Zngthiere znrück in deu Kraal, einer lieh sich von der Frau Jan's ein Gewehr, während die anderen ihre Speere uud Schilde ergriffen und machteu sich hierauf m coi^""! au die Verfolgung des Löwen. Sie uahmeu die Spur auf, doch überzeugten sie sich bald, daß er sich mit gewaltigen Sähen weit iu die Büsche zurückgezogen hatte. Heimgekehrt, brachten sie die Zugthiere wieder anf die Weide nm sie diesmal vereint, deu ganzen Tag über zu bewachen. Mau war auf eine Wiederkehr des Naubthieres gefaßt, doch es vergiug ein Tag nach dem anderen, ohne daß man deu Löwen zu Gesicht bekommen hätte, obwohl allnächtliches Brüllen seine Nähe verrieth. Am zwanzigsten Tage nach jenem Zwischeufallc kehrten die weißen Jäger in ihr Lager zurück. Ohne ihnen Zeit zu laffeu, ihre eigenen Er-lebuisse zu berichten, wurdeu sie sofort von den Frauen von dem Ge 512 Tm'ch dic Coloilie zur Küste. bahren des frechen Eindringlings in Kenntniß gesetzt, und genau der Handlungsweise des holländischen Jägers entsprechend, machten sich die Jäger noch am selben Tage an die Verfulgnng des Naubthiercs, indeß ohne Erfolg, trotzdem sie durch mehrere Tage mit dem ganzen Trosse ihrer Diener (fünfzehn Matabele) die Vnsche und Dickichte abpürfchten. Da man anch in der Nacht sein Gebrüll seltener vernahm, glaubte man, daß sich das Thier gänzlich ans der Gegend zurückgezogen hatte, Ncht Tage nach ihrer Rückkehr von der Elcphantenjagd verließ der alte Jäger mit seiner Frau den Lagerplatz, um den König der Matabele, La Vengnla zn, besuchen, Zwei Tage später verließ anch sein Sohn die Stelle, um neuerdings eine Elephautenjagd im Tsetsc-Distrikt zn nnternehmen. Genau siebcu Tage später machte sich der Löwe an dem Lagerplatze wieder bemerkbar, in welchcm diesmal nnr die jnnge Fran mit ihren beiden Kindern und abseits in der Grashüttc ein Matabelc zurückgeblieben warcu. Für die Fran, die sich — warum ist mir nicht erklärlich — in der Lehmhütte sicherer als in dem von einem Gestrüppzanne umgebenen Wagen hielt, schien diesmal das zeitiger als je znvor schon bei Sonnenuntergang hörbare Gebrüll des Löwen eine schlechte Vurbedentnng zu sein. Um sie noch trüber zu stimmen, war die Nacht sehr dnnkel und für einen etwaigen Ueberfall von Seite des Löwen wie geschaffen. »Nachdem ich mich, so berichtet Frau Van Viljocn, vergewissert, daß der Viehkraal wohl verwahrt sei, nud der Diener die Feuer um denselben angezündet hatte, begab ich mich etwas früher als gewöhnlich in das Harte-beest-Häuscheu. Das Löwengebrüll war abermals und bedeutend näher als das erstemal, hörbar geworden; denken Sie jedoch nicht, daß es mich in Angst versetzt hätte, — das Weib eines holländischen Jägers ist an die Wildnis; gewöhnt und hat nicht einmal, sondern oft reihenden Thieren iu das grimmige Auge zn schauen. Sie ist nicht gewohnt zn fliehen, auch nicht, wenn diebifche oder ranbsüchtige Schwarze fie bedrohen. Die Waffe in der Hand weiß sie fich wohl zn vertheidigen, und doch, ich weiß es mir nicht zn erklären, — iu jeuer Nacht fühlte ich mich erregt, fühlte etwas wie einen heftigen Schlag unter meiner linken Vrnst, ich fühlte dies immer wieder, so oft ich auf nieine beiden auf der Erde in Carosseu eingehüllten Durch die Coloiüc zur .Niistc. 51Z und schlafenden linder hcrabdlicktc: mehrmals erhob ich mich mit der Absicht Licht zu macheu, doch wie durfte ich dies thuu. Ter durch die zahllosen Ritzm uach Außen dringende Schein mußte ja deu Räuber uur auf uns in der Hütte aufmerksam machen und ihm auch die geringe Widerstandsfähigkeit der Hütte vor deu Augriffen seiner Tatzen verrathen. Ich fühlte mich derart beengt, daß ich mich erheben mußte, die Luft schien mir drückend schwul, so lange ich auf dem Boden saß. Ich stand auf, doch kaum hatte ich mich erhoben, so zog es mich wieder herab zu dcu kleinen, ich konnte sie in dem Tuukel uicht sehen, uud dies machte mich noch äugstlicher. Wie befriedigt fühlte ich mich, als ich mich zu ihnen hcrabbeugcnd, — sie ruhig athmeu hörte. Inzwischen hatte sich das Löweu-gebrülle wiederholt, das Thier mußte schon auf zweihundert Schritte nahe gekommen sein. Tuutel, aber ebeu so ruhig wie schwarz war die Nacht, deutlich hörte ich die Bewegungen der Zugthiere iu der sie schützenden UmMnuug, auch das Prasseln der an mehreren Stellen um dieselbe breuueudcu Feuer entging mir nicht, manchmal däuchte es mir, als würde ich den Schlag meines Herzens hören, so stille und ruhig war es um mich selbst, beider war kein einziges Gewehr am Lagerplake zurückgelassen worden, uud so hatte ich im Nothfalle keiue Wasse, um mich zn vertheidigen. Ta sich mehr denn eine Stuudc kein Löwengebrüll weiter hören ließ, fühlte ich mich etwas beruhigter: ich suchte rasch zu vergessen, was mich ebeu betrübt, und lauschte mit um so größerer Befriedigung, ja mit ganzem Herzen den Athemzügen der kleinen. Doch, ich weiß es mir nicht zu crkläreu, wie es kam, eben dieser ruhige, glückliche Schlummer meiucr Kiudcr, machte mich von Neuem uuruhig. Wie, wenn er doch gestört werden sollte, gestört und mit Gefahr für ihre Sicherheit? Ich fühlte mich unglücklicher denn je. Sollten fich meine trüben Ahnnngeu erfüllen? Ich mochte mich mehr denn eiue Stunde mit diesem Gedaukeu abgequält haben als dieselben nnr zu schnell iu Erfüllung zu gehen schienen. Znerst wurde ein deutlicher Lärm, ein Zusammenreimen der Niuder im Kraale hörbar. Wenige Augenblicke später ein schwerer Tritt. Sollte wirklich das Thier un5 gewittert haben und sich au uus heranmachen? ". 33 514 Durch dio (iolonic zur >li>slc. Ich lalischte an den Thürritzcn, so wie ich jedoch, den schweren Tritt sich wilder nähern hörte, flog ich zu dm Kindern. Der Säugling athmet rascher, hatte ich ihn unvorsichtiger Weise berührt? Ich uinßte ihn in dic Arme nehmen, scill .Köpfchen an »ueine Brnst pressen, ans dem Lager schien er mir wcit, riesig weit entfernt zn seilt. Ich snchte es mit meinem Hanch, mit meinen Küssen zn bcrnhigen, bis sich der rasche, schwere Athem zu meiner Bernhignng gelegt hatte. Da »Trab«, »Trab«, der schwere Tritt des ^öwen wieder hörbar, näher der Hütte als znvor. Dann, Herr, bevor ich mich dessen versah hörte ich, das Nanbthier an der Hüttenwand, es hatte den Kopf gegen eine der breiten, tiefer liegenden Rillen gepreßt nnd zwar mit einer Kraft, daß der lose Mörtel von der Innenwand herabfiel. Mit lanten, schlürfenden Athemzügen, schnupperte es durch die Fngen, vergewisserte es sich von nnserer Anwesenheit, Hatte ich in meiner Unruhe das Kind zn sehr an mich gepreßt, ich weiß es nicht, doch es fing an zu weinen. Werden Sie nicht nnmnthig, Herr, warum rnnzelu Sie die Stirn? Konute ich dafür, daß ich das Kind zu fest au mich zog? Ich war wohl dasselbe holländische Weib geblieben, allem ich war wehrlos uud. iu einer finsteren Nacht einem wütheudeu Feinde preisgegeben, den ich nicht einmal sehen konnte. Ich beugte mich nieder zn dem zweiten Kinde nnd hob es empor, nnd dieses durch das Weinen des Säuglings geweckt, fing nun nicht minder heftig zn weinen an. Was sollte ich thnn? Wie sollte ich die Kinder beruhigen? Ver-zweiflnngsvoll warf ich mich vorwärts, daß die breuuende Stiruc das Grasdach berührte, und preßte die beiden Kinder fest an mich. Ich konnte mich kanm der Thränen erwehren, aber bemeisterte mich mit fast übermenschlicher Gewalt, das Weib eines Bocrjägers dürfte nicht schluchzen.« Einige Tage spater als fic das Erlebte ihrem Manne zn erzählen begann, suchte das so lauge gefolterte mütterliche Gefühl in einem heftigen Schluchzen Erleichterung. Ich wollte au dem feuchteu Grase meine brmueude Stirne kühlen, alleiu um das Maß meines Schmerzes voll zn machen, dringt Plötzlich durch all die Fugen nnd Ritzen nnserer gebrechlichen Nußschale ein sinn- Durch die Colonie Mr .^iistc. 515 und ohrbetänbendes Gebrüll ein. Tic dünnen, nichtigen Wände, die Lnft um nns schienen zu zittern. Sie kennen es wohl. haben es dock) vielmals in der Wildniß vernommen, dieses eigene Gebrüll! Wie aus der heiseren Kehle ernes rachsüchtigen Riesen herausgeftoßeu! Die dnmpfeu Brülllaute zuerst rasch einander folgend, dann langsamer, in kürzereu Pausen uud weniger deutlich, bis sie in einem dumpfen Stöhnen ihren Abschluß finden. Jeden Moment glaubte ich die Wand eingedrückt, und den grünlichen Schein der furchtbaren Augen zu sehen. Ich kounte mich kaum mehr aufrecht halten und fühlte, meine Kraft schwinden. Doch Tank dem Herrn, er hielt Wache über uns; der Löwe versuchte noch mehrmals sein Manöver, uns durch sein Gebrüll aus der Hütte zu scheuchen. Doch es gelang ihm nicht. Um so erfolgreicher war fein Versuch an dem Viehkraal, die Ochsen brachen durch die Umzäunung aus den Dornbüschen, der Löwe griff eines der Thiere an und tödtete es nahe an uuferer Wohnung. Deutlich hörte ich das Stöhnen des armen Rindes uud das zornige Brummen des Löwen, der mehrmals während der Nacht den Cadaver verließ und unsere Wohuuug umkreiste, ohne jedoch wieder so nahe anzukommen, wie er es das erstemal gethan.« Nach seiner Rückkehr nahm Jan van Viljoeu nenerdings die Ver-folguug des räuberischen Eindringlings auf, die des hohen Graswnchses anf den Ebenen und in den Thälern des Mafchoua-Landes halber, bei weitem mehr Vorsicht erfordert uud gefährlicher ist, als in den Bet-schuana-Ländern. Doch anch diesmal war feine Mühe erfolglos. Fünf Tage später kehrte der alte Herr mit seiner Fran von dem am Matabele-Hofe abgestatteten Besuche zurück. Er war von einem andern holländischen Jäger Namens Grief begleitet. Am felben Nachmittage als die Jäger fich zu einem kleinen Nach-mittags-Schläfchcn niedergelegt hatten, wurden fie durch die Diener wach gerufen, welche die aus dem Matabele-Lande mitgebrachten Pferde, deren Bewachung ihnen oblag, herantrieben und die Nachricht brachten, daß ein uud wahrscheinlich der nämliche Löwe einen vergeblichen Versuch gemacht habe sich eines der Reitthierc zu bemächtigen. Die Jäger sattelten sofort ihre Pferde, nahmen mehrere Matabele-Diener mit sich und eilten 516 Turch dic Collinic zur Kiistc, dcr Stelle zu, an welcher man das Nanbthier wahrgenommen hatte. Der alte Hcrr ran Viljoen nahm es anf sich, das Ufer des nahen Umqweja-Flusses hin abzureiten, während sein Sohn nnd Grief das seichte Flnßbett durchritten, um das jenseitige Ufer abznsnchm. .ttanm hier angelangt, wurden sie von einem der Matabcle auf den nnter einenl Busche liegenden Löwen aufmerksam gemacht. Er lag etwa hundert Meter von dem Flusse entfernt. So wie er uns erblickte machte er sich anf nnd davon. Nein — so sagte ich zu mir, berichtete nur Jan Viljuen, diesmal darfst du uns nicht entkommen, und dem Pferde die Zngcl lassend, holte ich aus, hatte auch bald meinen Wnusch erreicht nnd das Raubthier, welches sich zeitweilig mit seinen Sätzen über das Gras erhob überholt. Schon sechzig Schritte vor ihm machte ich plötzlich gegen dasselbe Front und es gelang mir, es durch einen lauten Schrei und eine drohende Handbewegnng auf einen Moment zum Stillstand zn bringen. Diesen Angenblick bemchte dcr uns nachgaloppirende Grief nm von seinein Pferde aus auf den Löwen zn feuern. Die Kngel traf das Thier, das scheinbar todt zusammensank. Sofort eilten unter lautem Geschrei die Matabele-Diener herbei, nm der Gewohnheit gemäß ihre Speere in den Cadaver zu tauchen. Doch — im selben Momente als sie demselben nahe kommen, springt der todtgcglanbte Löwe auf und macht sich sprungbereit. Nur zwei der Schwarzen hielten Stand. Als sie sich jedoch von ihren Genossen verlassen sahen, dachten auch sie an den Rückzug, denn sie konnten in dem hohen Grase die Bewegungen des Löwen nicht verfolgen. Sobald jedoch der Löwe anch diese Beiden fliehen sah, sprang er ihnen nach. Der Verfolgte wurde znm Verfolger. Die Reiter, die ihn todt wähnten, hatten ihre Pferde gewendet uud ritten eben langsam dem Lagerplätze zn, als ihnen dnrch das Hilfegefchrei der Matabele Halt geboten wurde. Im fclben Momente hatten sie die Pferde hrrumgeworfeu uud eilten den beiden hart Bedrängten zn Hilfe. Doch sie kamen zu spät nnd tonnten es nicht mehr verhüten, daß der Löwe einen der beiden Letzten ereilte, ihn zn Boden riß und Schenkel nnd Schultern zerfleischte. Jan van Villen war der erste zur Stelle, er war unmittelbar an das Durch die Colomc zur Küste, 517 Ranbthier herangeritten, sprang an^ dem Sattel und sandte dem ihn anstarrenden Löwen die Kngel in das Ohr, daß er nach rechts überschlug und neben seinem Opfer niederfiel. Dieses jedoch, im Glauben der Löwe gcberde sich fcheintodt wie das erste Mal, sprang auf und suchte das Weite, nm jedoch schon zwanzig Schritte weiter in Folge des starken Blutverlustes besinnungslos niederzustürzen. Drei Monate lag der Arme krank, bevor seine vielen Wnnden heilten. Der Löwe gehörte der Krach-manetje-Art an nnd war der letzte, den Jan van Viljoen erlegte. /Mit Herrn Allruberg nud Vcrmold machte ich mehrere Ausflüge nach dem Zwartkop- nnd Zondaags-River, alls welchen ich änßerst zahlreiche, der Juraformation angehörende Fossilien sammelte. Ich wollte meine Sammlnngen sowie die Käfige mit den lebenden Thieren* mit dem Dampfschiff Arab der I_Iuion tzlealn ^I,i>» <'un,p»nv absenden und hatte anch die Äefrachtnng des Kntters, welcher die Colli von den Waareuhänsern bis an das etwa eine halbe Meile von der >tüste vor Anker liegende Schiff bringen sollte, beanfsichtigt, und verlies; den letzteren, als Alles vorsichtig in demselben niedergelegt worden war. Ich begab mich dann in die Stadt, nm meine Abschiedsbesuche zu machen, denn ich wollte mit denselben Dampfschiffe bis Capstadt fahren, hier vierzehn Tage verbleiben, um mich dann auf dem Dampfer Ger man einzuschiffen. Zur See zurückgekehrt, faud ich meine Colli am Meeresufer anfgethürmt; als man nämlich mittelst eines Taues den Kutter durch die Brandung zn ziehen suchte, war das letztere gerissen und der Gutter an's Land zurückgeworfen worden, wobei das Wasser in das Fahrzeug gedrnngen war. Es war ein Wunder, daß es nicht an der hölzernen Landungsbrückc zerschellte uud ich so die Arbeit der letzten vier Jahre nicht eingebüßt hatte. Da es nun nicht mehr möglich war, mein Gepäck noch vor der am selben Nachmittage zu erfolgenden Abfahrt des Arab an Vord desselben zu bringen, überließ ich es der Obhnt des nenernannten österreichischen Konsuls für Port Elizabeth, Herrn von Mosenthal, eines ebenso gefülligen als hochgebildeten Mannes, * Zn meinem größten Leidwesen gestatteten es mir dir Verhältnisse nicht, meinen treuen Moscv mit in die Heimat zu nehmen. 518 Tllrch die Colonic zur Küste. welcher mir außerdem während meines Aufenthaltes in Port Elizabeth äußerst zuvorkommeud begegnete und eiuer der wärmsten Vertheidiger der Interessen Oesterreichs iin Anslandc ist. 3lls ich mich vierzehn Tage später in Capstadt einschiffte, fand ich meine Gepäckstücke in der besten Art nnd dnrch einen besonderen Bretterverschlag geschützt anf dem German nntcrgebracht, wofür ich besonders den Herren Mosenthal, Allenberg, Verinold nnd dem zweiten Officier des German zn danken habe. Am dritten Tage, nachdem wir Port Elizabeth verließen, landeten wir in Capstadt, wo ich ein nicht minder herzliches Entgegenkommen als in Port Elizabeth fand. Ich hielt hier mehrere Vorlesungen, darnntrr eine in der philosophischen Gesellschaft, die mich ein Jahr zuvor znm eorrespondirenden Mitgliedc gewählt hatte. Ich machte in Capstadt die ehrenwerthe Bekanntschaft Sr. Excellenz des Statthalters der Cap-Colome, Sir Bartle Frere, eines der hervorragendsten englischen Politiker und Geographen, ferner einiger Edelleute, welche seinen Stab bilden, daruuter des Sohnes des Lords Hathurtou, Herrn Litletou, ferner der Minister der Cap-Colouie, vieler der hervorragendsten Mitglieder beider Häuser des Cap-Parlaments, sowie des berühmten Astronomen Prof. Gill, des Cnstos des südafrikanischen Museums, Herrn N. Trimen, des Landesgeologen Dunn, des Geologen Shaw, des Botanikers Bolus, der Redacteure der »Cape-Times«, Argus »Standard Mail« nnd der »Lantern«, sowie des »Uitenhaager Blattes«, Herrn Bidwell — sämmtlich Herren, die sich mit Wärme mciues Vorsatzes bezüglich der Grforfchnug des cen-tralen Si'ld-Afrika und einer Eröffnung Central Afrika's nach dem Süden angenommen hatteu. Von den Mitgliedern des Parlaments wurde mir die hohe Ehre erwiesen, daß am Tage meiner Abreise von Kapstadt durch Hon. Brown im Hanse der Antrag gestellt wurde, daß sich das Gouvernement der Cap-Colonie meine Dienste zum Zwecke neuer Forschungen im Gebiete zwischen dem Vaal uud Zambesi sichern solle. Die Negiernng jedoch ersnchte, wie ich später erfnhr, den geehrten Herrn Antragsteller, meiner Rückkehr nach Europa halber, den Autrag zurückzuziehen. In Capstadt wurdeu mir neuerdings 40 ^ St. verehrt, welche mir sehr willkommen waren, da ich durch deu verlängerten Aufeuthalt iu Durch dic Cownic zur Küste. 519 Grahamstown und in Port Elizabeth von der in Eradock erworbenen, znr Heimkehr bestimmten Snmme manches Pfund eiugebüßt hatte. Dic Hälfte der in Capstadt verlebten Zeit brachte ich am Meeresnfer zu und hier bildeten Fische nnd Schwännne nieine Ausbeute, während mich die Algoa-Bai namentlich mit Eephalopoden, Muscheln, Schnecken, Seeraupen uud Algen, die -Umgegend nlit Pflanzen nnd Fossilien versehen hatte. Das in Süd-Afrika, meist während meiue.r drei Reisen gesammelte ethnographische nnd naturhistorische Material besteht in etwa 30.900 Exemplaren, uon denen ich über 12.500 Exemplare in dem mir von dem hohen k. k. Handelsministerium gütigst überlassenen Pavillon des Amateurs iu Wieu vom Beginne des Mai bis Ende October 1880 ausgestellt habe. In dieser Sammlnng befanden sich über 1300 ethnographische Objecte, welche ich nnter den Buschmännern, Hottentotten, den Fingo, Gaita, Galeka, Pondo, den südlichen uud nördlichen (Matabele) Zulu's, den Basuto's, deu Betschnana Stämmen (Batlapinen, Barolongcn, Banquaketse, Makhosi, Mauupi, Baharutse, Vakhatla, Bakweua, Ost-und West-Bamanqwato), den südlichen und nördlichen Matalaka, Maschona,* Aianausa, Aiatouga, Masupia, Marntse, Mabnnda, Manko<>, einige Stücke von deu Bewohueru von St. Helena und Madeira erworbeu habe, sowie ewige von den Eolomsteu verfertigte Arbeiten. Die naturwissenschaftliche Abtheilung enthält eine Sammlung von Fellen, welche zum Ausstopfen bestimmt find, zu welchem Zwecke nach dem Tode der betreffenden Thiere, an deren Körper die nöthigen Messnngen vorgenommen wurden nud 4! Schädelskelete vorlagen. Außerdem 14 kleinere Thiere in Spiritus aufbewahrt. Feruer 71 lose Felle, 62 anatomische Präparate, !<) pathologische Objecte, 134 Hörncrpaarc von Gazellen, Antilopen, Gnu's, Vüffeln :c. Von Vogclbälgeu wurden ausgestellt, und zwar von mir präparirt, 371 Bälge; vom Elephantenjäger Bradshaw erstand ich 62; 69 waren vun Mr. Walsh gegen Elfenbein eingetauscht; 42 vou Mr. 5'. aus der Transvaal-Eolonie nnd 20 taufte ich dem Taxidermist des südafrikanischen " Siehe Aichang N, 520 Tnrä, die Colonie zur Mlstc. Musennis in Eapstadt ab.* Ferner von Vögeln I I anatomische Präparate, 4 pathologische Präparats 23 Nester, 89 Eier und eine Gruppe von 57 in 8 Rahiuen geordnete Straußenfedern. An Reptilien: 25 Schildkröten ^ anatomische Präparate); 256 Eidechsen, (2 anatomische Präparate;)** 87 Schlangen (10 anatomische Präparate); 45 Lurche. Ferner: 69 Fischc (4 anatomische Präparate); 35 Eier verschiedener Haisischarten. An Gliederthiereu waren 2256 ausgestellt. An Inseeten wurden vom Jahre 1872 bis 1.^78 über 18.000 gesammelt, l300 von dem Elephantenjäger Dr. Vradshaw gegen Elfenbein eingetauscht. Iu der Ausstellung befanden sich 2056 Ex.emplare, nnd zwar 1744 Käfer, 4 Raupen, 25 Wespen, ! Termitcnköuigin, 162 Heuschrecken, 62 Wanzen, 19 Schaben, 39 Inseetenbanten.*** Au Zecken waren ^, Krusteiuhiereu 33, Spinnen 5l, Spinnennestern 8, Seorpionen 36, Seo-lopendern 40, Iulns 20, Würmern 4 Arten allsgestellt. Von Weichthieren 782, darunter 9 Eephalopoden nnd 3 Eephalo-podengehänse, 14."l Schnecken, 26 Muscheln, 43 Patellae, 26 Seeranpen, zusammen 243 Exemplare, sämmtlich in Spiritus aufbewahrt. Einsiedlerkrebse 10, Gehäuse von Schnecken 370; von Mnschcln 100; von Patellae 70; znsammen 540 Exemplare.i Von den niederen Ordnungen der Seethiere befanden sich in der Ansstellnng 933, darnnter 37 Seeigel, 15 Seesterne, 7 Quallen. Von Meeres-Pulypen: 31 Corallenbilduugen von St. Helena, 336 ans der Algoa-Bai, 3 ans der Tafel-Vai, 365 Schwämme ans der Algua- und Tafel-Bai, 59 Schwämme in Spiritus und 7 aus der Tafel-Bai, zusammen ><0I Exemplare;fi schließlich 73 verschiedene niedere Meeresthiere. * Etwa 5><> mn drn crstgcncumtcn vier Tainmlcrn und rinige von Herrn Brown in Tati ^rlcnisto wurdcil theils verschenkt, theils »ach der Ausstclluuss in Kimberley niit anderen Gegenständen verkanft, nm das Deficit der Ausstellung zn decke»: etwa «!<» Vogel bälge wurden in Prag zurückgelassen, ** Eine gleiche Anzahl letzterer ging in ^volge Mangels an genügend starkem Weingeiste in Tüd-Afrita zu Grunde, *** Tie Inseetru sind uon Herrn Tr, ^,'ickerle in Prag gespießt und zlil» groften Theile bestimmt wurden, f Etwa .'!»«> Tnftlicall' »icht eiügerechiu't, ff Etwa 5)»><) Tuplieate nicht eingerechnet, Davon sind 5,0 Exemplare gekauft, die übrigen selbst gesammelt. Tnrch die Colonie zur Küste. 521 Vun dm 1138 ausgestellten Versteinerungen habe ich etwa 60 Stück von den Herren Dr. Need in Colesberg, Murray in Kuilfontein, Kidger in Cradock nnd Cook in Port Elizabeth znm Geschenk erhalten, die übrigen selbst gesalninelt. Ferner befanden sich in der Ausstellung 1l30 getrocknete Meeres-Algen, 364 Früchte und Samen, Holzarten, Schwämme :e., .3338 getrocknete Pflanzen im Herbarium, wovon ich 64 Exemplare Zum Geschenk erhielt. An Mineralien waren 720 Handstücke ausgestellt.* Nach siebenjähriger Abwesenheit von der Heimat konnte ich nicht länger die Sehnsucht bemeistern, meine Lieben nnd Frennde in Enropa wiederzusehen. Allmälig entschwand die Küste bei Green Point und später die Kuppe des Tafelberges meinen Blicken. Der Oeean, dessen Bente ich Vor sieben Iahreu bald geworden wäre, bot diesmal cm Bild beglückenden Friedens und bewahrte mir auch seine Gunst, bis mein Fnß wieder europäischen Boden betreten hatte. Am 5. August 1879 nahm ich an Bord des Dampfers German von Süd-Afrika Abschied, Meine Sammlungen wurden in einigen Partien heim-gesendet. Die größte Sendung, eirea fünfzig Kisten, brachte ich selbst mit. Von den mitgebrachten lebenden Thiercu übergab ich den Caracal, Zwei braune Adler und den Schlangenadler der zoologischen Gesellschaft zn London. Die übrigen nahm ich mit uach Oesterreich. Seiue kaiserliche Hoheit Kroupriuz Nudolph geruhte die Kronenkraniche huldvollst entgegenzunehmen, den Paman, ein äußerst zahmes Exemplar, nnd einen der graueu südafrikanischen Kraniche übergab ich der Stadtvertretuug von Prag für den Stadtpark, den dunkelbraunen Aasgeier uud eiuen der langarmigen Zanzibar-Affeu der Physiotratischeu Gesellschaft. Iu London erhielt ich währeud meines nnchrwöcheutlicheu Anfeut-haltes abermals Vcwcife von Hochherzigkeit einiger englischen Familien, welche es mir ermöglichten, meine Sammlungen nach der Heimat befördern zn lassen. Namentlich fühle ich mich Herrn Littleton, Sohn des Lord Hathnrton, welcher mir 100 L St. znr Verfügung stellte, nnd der Direetion * 4(X) Ctück nicht mit eingerechnet, von denen ich viele in letzter Zeit schleifen lies; und welche sich als Onyxe von besonderer Schönheit und au Nickelinetall reiche Iasvis-gejchiebr erwiesen haben. 522 Tilrch die Coluntc zur Küste. der Ionian 8l6am tzki>» l',<>!,>,>:>siv, welche mir die ganzen Frachtspesen von Capstadt bis Southampton nachließ, zu größtem Dauke verpflichtet. In meiner Seele wurzelt der feste Vorsatz, so bald als thnnlich wieder zurückzukehren, nni meine Forschungen fortzusetzen, erstens nm gewisse interessante Punkte, die ich nur vorübergehend besuchen konnte,* einer näheren Besichtignng zn unterziehen, zweitens um auf die iu den letzten sieben Jahren gemachten Erfahrungen banend, die Forschungen von Süd-Afrika nach (5entral-Afrika auszudehnen.^ * Siehe den Hinweis im Anhange zum ersten und zwcitcn Vlmdc. °** Tiehl' Anhang 1^, A n h .1 ll lI. 1) Tie Noiwater-siekte, welche dir Zngthiere in ^Ilatal und dm angrenzenden Freistaat- nnd Transvaal-Partien in manchen Jahren deciiuirt, tritt meist zur Zeit dcr Orasrcifc am und besteht wohl in einer acuten, doch auch chronischen Entzündung der inneren Harnorganc, znwcilcn anch Nlit ^iuhr verbunden. Blutharucn ist eines der gewöhnlichsten Eyniptomc. Die erkrankten Thiere scheinen große Schmerzen zu leiden, denn viele blöken nut hoch emporgehobenem Kopfe, manche drehen sich dabei im Kreise herum. Die Thiere rrkranleu am 57rtc selbst, wo sie den Krankheits-stoff (gewisse Pflanzen) in sich aufgenommen, oder auch acht bis zehn Tage später, nachdem sie bereits die betreffenden Orgendcn verlassen haben. Bei manchen hat es den Anschein, als ob sie das Uebel in einer gelinden Form überstanden hätten nnd da soll mau sofort die Thiere von der Arbeit nehmen und sie womöglich in sscgcn kalte Viudc geschulten Partien bis znr vollen Genesung halten. Beläßt man sie iedoch im Joche nnd hat man zur selben ^eit unter kaltem Ncgen zn leiden, so erkranken die Thiere nnter den gefährlichsten Symptomen nnd die Fälle enden dann mcist tödtlicl,. Als bestes Heilmittel bezeichnete man mir fünfzehn bis zwanzig Tropfen mit Wasser verdünntes Chlorodyn, welche den Thieren von fünf zn fünf Stunden eingeflößt werden. 2) Vci der Untersuchung dcr HÄmde des Kriegers in Schoschong fand ich mehrere eiternde Wnndtanäle, welche dafür sprachen, daß der Knochen oben lind unten abgefault war. Ich entschloß mich, die losen Fragmente zn entfernen nnd da der Kranke eine Erweiterung der Wundtauüle mittelst eines Messers nicht gestatten wollte, erreichte ich den beabsichtigten Zweck durch ein mehrmaliges Abbrennen mit ^apis- da es jedoch nicht möglich war, das untenliegende, über acht ^oll lange Knochcnstüct am diesem Wege zu entfernen, lieh ich mir von Herrn Mackenzie eine Blcchschecrc, führte ihre Epil'eu in den Wundt'aual ein, zwickte den todten Knochen durch und eztrahirtc ihn wie alle übrigen in Mangel eines anderen Instrumentes mit einer Mahlzahnzange. Ich entfernte etwa fünnmdzwanzig Knochrnstücke und fand dann mit der Sonde die Wnndcanälr, welche durch Kugelsplitter entstanden waren. Nun war es mir möglich, an der Hinterscite des Unterschenkels dnrch mfche Einschnitte Fragmente zu entfernen. Mittelst eines wohl noch nie zn einem solchen Zwecke gc-branchten Meißels schabte ich die vordere, ebenfalls etwas cariös gewordene Fläche 524 Anhang. ' der Fibula rein und reinigte die erkra»»kte»» Stollen mit ;»ä«trm^m>tl, hatten sich die liciden Enden des Schien bcincs durch ume Knocheiiniasse vereinigt nnd der Maun, der sich zn»veilen beim Gehe»» ans einen Stock stützte, hatte blos einen etwas verbreiterten Schienbein-tnoÄicn. !l u. 4) Waren die Kopfschmerzen nnd der Blntandrana, zum Kopse zu heftig geworden, so half ich nur dnrch das AlNlcgen von starkem Senfpflaster ans den Hals, in Folge dessen der Kops pronis zli schwidcn begann nnd die beklemmenden Znständc nachließen. Während der sechzehn Monate, welche Zeit hindnrch ich an Fieber lilt, machte ich in verschiedenen Perioden zusammengefaßt, mir ungefähr dnrch zwei Monate von kleinen, nie zwei Gran übersteigenden (meist cingranigcn) Chinin-dosen Gebranch. Bon bestem Erfolge erwiesen sich starte Schweiße, welche anfänglich wohl schwächten, jedoch die Alhembeschwerden, die >!opf- nnd Nackenschmcrzen, sonne das Gliederreißen und das dumpfe Gefühl der Schwere in den Oberschenkeln behoben. 5) Während der Fahrt dnrch das Makalala-^and solgtc cin Matalaka Diener Bradshaw's mit Namen Mapani unserem Wagen. In einer der dichteren Partien des Waldes sah ich eines Tages einen alten nnd einen jlingen Mann im Grase liegen von welchen der Iiingere Mapani plötzlich allrief. Dieser hatte die Beiden kamn lirmntt, als er im nächsten Augenblicke zu ihnen binsprang. seinen Hnt vom Korne riß nnd dem alten Manne seinem Bater' zn Füßen lag nnd nnter einem mehrmaligen »Rumcla« zwei eiserne Hallen ancinandcrschlug. Als er sich wieder erhoben hatte, sah ich znm ersten Male Thränen in den Augen eines erwachsenen Schwarzen. Als wir später hielte»! snchtc Mapani eine Greisin anf, welche mit vieler Mühe etwa fünfzig Pfund Korn für ihn gebracht hatte. Es war die Mutter des Mat'alat'a-Diencrs. Eine andere Episode erzählte mir Diamond, der in den leMen zwölf Jahren bald als Diener, Koch oder Wagrnlentcr, Händler lind ^äger ans ihren Zügen dnrch Süd-Afrika begleitete nnd später Gelegenheit gefunden hatte, sclbstftändig sein Glück als Jäger z» versnchcn. Er schoß während dieser seiner Vanfbahn so viel Elephanten, daß er sich sür den Erlös einen Farmbeütz im Grianalande hätte lausen tonnen, wenn »licht das Feuerwasser gewesen wäre. Arm, siech nnd altersschwach, in Folge des allzli-hänfigen Geimfses, war er zulegt nicht mehr fähig, Elephanten zn iagcn nnd so arm, daß er nicht cinmal das Gewehr, mit oein er schoß, sein nennen tonnte, Doch gab es Momente in seinem ^cbcn, wo ihm, einem Dpfcr der Trunksucht, bei dein Anblicke der stillen Häuslichkeit eines Andern das Gewissen erwachte nnd sich hören ließ. Mit den» ^orsayc sich zn bessern, kam er einmal »»ach der Eolonic nnd es fand sich anch ei»» braunes Grianaweib, welches seine Frau umror. Willig überließ er ihr die Zügel der Negiernng, ohne dabei den >inrzeren zn ziehen, den,» nie war mit ihm ei,» Brod Herr so zufrieden, wie jener, bei dem cr als verheirateter Mann diente. Dieser war cili Händler nnd zog dnrch das Makalaka-^'and nach den» Zambesi. Bevor noch Diamond das letztere betreten hatte, war er Vater geworden, was den gebesserten Charakter des Mannes »ür noch stetiger zu macheu schien. Es gab nm jene Zeit viel Regen im Matalaka Vandc, der von dem Stamme hochbegrüßt, eine reiche Ernte versprach, den Reisenden jedoch große Schwierigkeiten bereitete nud das Fortkommen alls dem onrchweichteu Bode»» sehr erschwerte, Dicfes Negcmvetter »nachte das braune Weib nnd ihr Kind tränklich lind als sie an einer kleine»» dichte, nahe an Menons Anhcmg, 525 Dorfe lagerten, hatte die Krankheit des Säuglings in bedenklicher Weise zugenommen. Wir Passirtcn eben diese Lichtung. Diamond saß neben mir mn Bocke und wendete sich plötzlich mit den Worten zn mir: „Seht, Herr/' nnd er wies mit der Peitsche nach der Mitte der dichte zu, wo üppiges Gras hochaufgrsprosseu war, »dort liegt mein Kind begraben!« Als er während seines früheren Aufeuthaltcs anf dieser dichte gegen den Abend des zweiten Tages mit seinen Zngthieren von der Weide heimkehrte, kam ihm seine Frau entgegen, »Diamond,« sagte sie, »nnser Kind ist todt.« Den Schmerzausbrnch meines Weibes hinderte ick mit einer raschen Handbewegimg nnd mit den Worten: »Weib, sei still nnd zeige kein trübes Gesicht, merkt es einer der Makalaka's, so dürfen wir nnser Kind nicht begraben,« denn von irgend einem abergläubischen Motiv beherrscht, gestatten es die Makalaka's nicht, daß ein Fremder weder schwarz noch weist, in dem von ihnen bewohnten Territorium begraben werde. Stirbt einer unglücklicher Weise im Gebiete des MaitcnaM-Flusses, so muß er bis an die ^andrsgrcnzc geschafft und hier erst bestattet werden: dies wußte Diamond wohl nnd da er in Folge der schlechten Wege wohl nicht in den nächsten vierzehn Tagen so weit gelangen konnte, mußte anf jeden Fall der Tod des Kindes geheim gehalten nnd dasselbe im Dnutel der Nacht bestattet werden. Diamond entschloß fich, seinem Herrn den Todesfall geheim zu halten. Seinen Gefährten gegenüber zwang sich Diamond, so wie es ihm nnr thnnlich war, vergnügt zu erscheinen, und nm einigen Makalaka's, die eben bei ihm zn Gaste waren, den bitteren Berlnst nicht ahnen zn lassen. Als sich endlich die Makalaka entfernt hatten, schlich sich Diamond in das nächste Gebüsch, nm sich auch zu vergewissern, daß sie gegangen waren, kehrte dann rasch zn der lieben ihrem todten Kinde anscheinend schlafenden Frau zurück. »Nimm das Kleine mit Dir in den Wagen und hülle es in ein Tuch, lasse es im Wagen und ruhe etwas auf den Decken nntcr demselben aus. Das Weib that wie ihr geheißen, während sich Diamond mit dem Gespann zu schaffen machte. Er brachte die am vorderen Ende befestigten ^'.ngthiere an die mittleren heran, nm sie ganz gegen seine Gewohnheit hier zn befestigen und als er dies gclhan, legte er sich anscheinend zur Ruhe uiedcr, in Wirklichkeit aber um zn wachen. So hatte er einige Stunden in dieser Weise zngcbracht, dann stand er anf und brachte die sämmtlichen in der Mitte befestigten Achsen nach vorne, rief dann sein Weib nnd beide machten sich daran, die reichlich angehäuften thierischen Enremente an einer Stelle, die ihnen für ein Grab ihres Kindes hinreichend groß zn sein schien, bei Seite zu schaffen, grnben ein seichtes Voch nnd legten die Veiche hinein. Den lel'tcn Liebesdienst erwies seinem Kinde Diamond allein. Er konnte seiner Frau das Schluchzen nicht verwehren, nnd da er sich fürchtete, daß dasselbe ihr Thun verrathen könnte, sandte er sie zu ihrem Vager znriick, während er das kleine Grab schloß, mit den Ercrementcn der Thiere die Stelle bedeckte und hieranf die Zngthiere abermals dicht gedrängt um dieselbe befestigte und erst gegen Morgen auf ihre gewöhnliche»! Posten zurückstellte. Die Makalaka's merkten nichts von der Bestattung, doch der mehrtägige Anfcnthalt auf der Stelle war eine trübe Zeit für das Hottcntottenweib. »Und seit iener Zeit,« fuhr Diamond fort, »ging es wieder bergab mit mir, die Frau kränkelte mehr und mehr nnd es dauerte nnr wenige Wochen lind ich hatte auch für sie ein ^'och zn graben. Seit ihrem Tode kam der Brandy wieder über mich uud und ich bin der Diamond von früher geworden und werde auch so bleiben, bis man anch mir irgendwo nutcr einem alten Dornbanm ein ^och gräbt.« 526 Anhmiss, a ich mit Sicherheit Vöwen antresfeu und crlcgeu kauu!« Da Cowley auch, nachdem der Fürst seinem Begehren entsprochen, seine Absicht zur Ausführung brachte, taun ihm Niemcmd Muth uuo Entschlossenheit absprechen, doch ihn vielleicht mit selbem Rechte einer Tolltuhuheit zeihen, und dirs um so mehr, als cr auf diesem, seiuem zweiten Iagdzugr beinahe sein ^'ebcu eingebüßt hätte. Alls der ^ieise von Eildcu nach worden wird der Reisende in den nördlichen Brtfchuaualäudrru uud nördlich am Zambesi so häufig ^ er selbst sowohl auf sciuen IagdcuMügeu, wie sriuc Dicucr bcim Wasserholcu uud Hüten :c., die Zugthicrr bcini Grasen, oder sein Lagerplatz in der Nacht, oder auch zuweilen das Eigenthum des Stammes, bei dem cr sich zufällig aushält — von ^'öwen angegriffen, dasi es dauu sciue Ehre uud Pflicht fordert, ja dast es ost die Nothwendigkeit erheischt, sein, oder das Veben seiner Umgebung zu schirmeu lind mit dem stärtsteu der südafrikauischeu Naubthicre allzllbiudeu. So ist ilml ulchr denn hinreichende Gelegenheit geboten, seinen eigenen Muth, sein sicheres Angc und festen Arm zu erproben. So oft ich mich an Eowlcy erinnere, kauu ich mich eines wehmüthigen Gefühles uicht erwehren, Noch immer sehe ich de» nischen Jüngling vor mir mit dem blühenden Gcfiehl. sehe ihn, wie mäuulich er alle Strapazen eines südafrikanischen Iiuoriol-lnint^» ertrug und dann auält der Gedaute mich umsomchr, daß dieser von Gesundheit strotzende ^rgauisums in wenigen Tagen dem Malaria-stieber erliegen mußte. Am AbHange der bewaldeten Hoheu, die sich am Oberlaufe des Panda ma Tcuka stlüftchcus zu dem wicsigeu Thalc des letzteren hcrabneigen, ciuigc hundert Schritte über der Haudelsstation gleichen Namens, hat mall den Vöivenjäger begrabe». Ein Steinhaufen, mit dem mall das Grab beschwerte, um Hyäueu und Schakale davon abzuhaltru, bezeichnet die Ruhestätte des mugeu Jägers. .Es war am -'l. September des Jahres 1tt75, als Eowlcy während des abendlichen Mcthgclages (womit täglich das Nachtmahl am Marutse-Hofe iu Schcschctc schloß) an den König Sepopo die erwähnte strage richtete uud sich vou dem Könige das Geleit einiger Marul!> oder Masuvia Mäuucr erbat, »velche ihu an eine von ^öweu häufig besuchte Stelle briugeu solltru. Auf diese Aufrage hin brach Sepopo in ein lantes Gelächter alls. «Ein Hiind hat eben geredet, bist ja noch zu jung, um ^öwen zu todten! Makoa (Weißer), ich versichere Dich, die Löwen verstehen es zu beißen.« Da jedoch Eowlcy durch den Dolmetscher Jan Mahura ans seinem Ansnchcn bestand, berief der Htöuig aus dem riugsum hockrudeu Halbkreise vier Männer zu sich, lind bezeichnete ihnen das linke Ufer des stromabwärts einige Meilcu unterhalb Schcscheke in den Zambesi vou Nordeu her eiumüudeudeu itaschteja-Flusses als die Anhang. 527 Stelle, an welcher der weiße Jäger zweifellos Löwen antreffen könnte. Am folgenden Vormittage sties; man von Schcschete in einen, kleinen Kahne ab, stenrrte flußabwärts und gelangte nach drei Stunden an die Mündung des vom Könige genannten Flusses. Dieser scheidet die schon mehrmals genannte, sich im Osten an Schescheke anlehnende, Blocklcy's Kraal genannte Wildrbcne in eine kleinere westliche nnd eine sehr ans-gedehnte östliche Partie. Kaum gelandet, schoß Cowlcy, znr vollen Vesriedignng seiner Gcleitsmännrr eine ans dcui hohen Ufcrgras anfspringeude, feiste Rietbock Gazelle. Da sich dnrch den Schliß jedoch das sichtbare, ringsum grasende Wild zurückzog, bc-stinnntc Cowlry den folgenden Tag zur Jagd, Am folgenden Morgen verliest die Jagdgesellschaft schon bei anbrechender Däm-mernng das ^agcr nnd ging das linke Kaschteja-Ufer entlang. Ein dunkler in der Entfernnng auftauchender Gegenstand, den die Eiugcborncn für einen Vöwcn hielten, entpuppte sich als ein gestreiftes Gnu. Als man so fruchtlos mehrere Meilen weit gegangen war, kehrten die Jäger in einem weiten Bogen nach rechts über die Wild-ebeue zn ihrem Lagerplätze an der KaschteiaMündnnn zurück: da jedoch die sonst drückende Tageshitze durch die am Bimmel hängenden, dichten Wollenmassen gemildert war, versuchte Eowley scin Glück zum zweiten Male, nachdem er einen Imbiß zu sieh genommen. Man ging abermals das Kaschteja-Ufer entlang, doch weiter landeinwärts als man es am Vormittage gethan nud es hatte den Anschein, als ob die 7>ager mehr Glück haben sollten, denn schon zu Vegiun ihres Streifzuges trafen sie zahlreiche Hccrdcn von Zebra's nnd gestreiften Gnu's, doch Eowley war entschlossen, seine Waffe nur an einem Mitgliede der königlichen Familie zu rrprobeu. Man ließ das Wild zur Rechten und verwandte die vollste Anfmerksamkeit meist ans das hohe Ufergras, in welche», iuau mit Sicherheit die Ranbthiere vermuthen konnte. Und abermals waren es die Schwarzen, welche den Weißen auf einen etwa vierhundert Schritte entfernten Gegenstand aufmerksam machten. Als mau näher herantrat, erhob sich eine Vöwin. Nachdem sie einige Smmden die herannahenden Menschen angeglcwt, machte sie Kehrt nnd zog sich langsamen Schrittes zurück. Cowley sandte einen der Schwarzen der Stelle zu, wo das Ranbthier gelegen und machte sich mit den zwei anderen (der vierte war am Lagerplätze zurückgelassen worden) au die Verfolgung der 5,'öwiu. Naschen Schrittes vorwärts eilend, hatte er sich derselben bis auf zweihundert Schritte genähert, als sie sich gegen ihn umwendend, stehen blieb. Der Jäger benutzte diesen Augenblick zum Heuern nnd sandte in rascher Anfeinaudcrfolge zwei Kugeln dem Raubthiere entgegcn. Beide Schüsse gingen fehl. Tcr Vöwin erschien jedoch das Pfeifen der Kugeln zn mißfallen nnd lant tnnrrend peitschte sie mit ihrem, Schweife den Voden. mir einen Augcublick legte fie fich nieder nud kam dann anfspringeud in gerader Richtung auf die Menschen los. Cowley kniete nieder lind schoß anf ciue Entfernung von hnndcrtfünfzig Meter, fehlte aber wieder. Um so rascher bewegte sich die ^öwin vorwärts. Tic beiden hinter dem Jäger stehenden Schwarzen überließen diesen seinem Geschicke und liefen, laute Verwünschungen dem sich nähernden Ranbthier cntgcgenrnfend, anf nnd davon. Cowlry warf sich vollends zur Erde, suchte sich hinter emem kamn L^ Fuß hoheu, brodlaibförmigcn Termitenhügel zu decken nnd feuerte von hier aus seinen dritten Schliß anf eine Entfernung von dreißig Meter. Die Kugel traf das Thier mit einer solchen Wucht am vordereu Schulter^ blattrand, daß es zurückgeworfeu, aus seine Hinterfüße siel. Anbrüllend schnappte es nach der Wunde nnd sprang nun in großen Sätzen heran, glücklicher Weise jedoch 523 Anhang. nm die fliehenden schwarzen braäitcnd, ivobei sie Cowlev, vollkommen übersehen haben innßte. Uni mm die Aufmerksamkeit des Thieres nicht am sich zu lenken, hütete sich der Jäger, fein Gewehr zu laden, sondern verhielt sich ganz ruhig. Dic Vöwiu, die nun das Tempo ihrer Schritte etwas gemäßigt hatte, passirtc zu feiner Nechtcn in einer Entfcrnnng von drei Schritten: erst als sie etwa sieben weitere Echritte gethan hatte, lud er fein Gewehr wieder nnd warf sich so behutsam wie möglich nm den Termitenhügel hernm, nm mit dem an dcm ^usecteuban fest angelegten Hinterlader einen fünften Schuß zn wagen. Er lag noch nicht vollkommen geschult, als die ^öwin feine Bewegnng wahrnehmend, zurückschallt, ihn icdoch abermals übersieht. So wie sich das Raubthicr wieder den Dienern zuwendet, feuert Cowlcy. Die Kugel traf die Löwin hinter und etwas nnter das rechte 3?br, so daß sie anch ini selbeli Mo-mcntc ^nsamnicnbrach. Trotzdem gab ihr Cowlcy einen zweiten Schuß, nm sich von ihrer Unschädlichkeit zn versichern. Es war ein beinahe ausgewachsenes Thier, dessen "vcll nur der werdende Euming zeigte, lind auf welches er nicht wenig stolz war. Niemand war aber über den Erfolg Eowlcy's mehr crstannt als König Sepopo. 7) We see before us Mankoroane and a part of the Batlapins and Mont-si.we the Barolongchies and others! They say they wish to be annexed. Our first question, when accepting the offer , should be: »Is it the wish of the chiefs or I heir subjects? Do the people as well as the chiefs ask for it?« Our second question would then he: Why do you ask for annexation? Is it because of your great attachment to the Makoa (white men) called »Englishmen«, or is it because you are disregarded, or imagine yourself to he so by the other while race called the »Dutchmen« or perhaps because you are oppressed by one of the neighbouring tribes? — or is il I hat the Chief is particularly annexious to gain the title of Chief Paramount, if two dispute for it?« When we hear impartial judgment passed on this, then we already know something about the character of the chief and his people. However, we must endeavour to gain hue information about the manner nf life and the intellectual abilities of the tribe. «) Die Dürre war leider für cinm Theil des Orauje-Freistaates und große Landstriche der Eap-Colonic so verderblich, daß sehr viele Farmer verarmten und die meisten derselben, auf deren Boden seit ^ahr und Tag kein Tropfen Negen gefallen war, sowie die den Transport von der Küste nach dem Innern mit Ochsengespannen vermittelnden Fuhrleute sehr schwere Verluste erlitten. Vcidrr sind diese Dürren in icnen Gegenden Eüd-Afrika'Z periodisch wiederkehrend und werden wohl erst in einigen Dccennien in gewissen Strichen durch dm Amban vou Niescndämmen behoben werden können. Manche Strecken der Eap-Eolonir wurden theilwcise auch in diesem wie im vorhergehenden Jahre von einer »lehr denn zwölfmonatlichen Negenlofigkeit heim gesncht, welche den Viehstand mancher Grundbesitzer mehr als decimirtc; so verlor ein Herr Ch. von viertausend Stück Vieh über drcitanscnd. l>) Wenn ich nicht irre, nahm die Etranßenzncht im Oranie-Freistaate ihren Ansang, wnrdc aber bald bis auf einzelne Versuche fallen gelassen. Hingegen erfreute sie sich in dcr Eap-Colonic der besten Pflege, so zwar, das; sie hier beinahe zur Vollkommenheit 'gedieh und nunmehr aus dcrselbeu zahme Strauße in größerer Anzahl nach der Republik gebracht wnrdcn, nm hier von Ncnem, und wie ich höre mit Erfolg, gezüchtet zu werden. Manche der Züchter verlegen sich anf den Incubator (ciu hölzerner Kasten), in dem durch künstliche Wärme — meist mit Hilfe erwärmten Wassers — Anhang. 529 dm Straußeueiern die nöthige Brutwänue zllgeführt ivird: andere zicheil dm natürlichen Brutproccß vor. Einige stcllm die dcn Eier» entschlüpften Küchlein unter die ^bhut schwarzer Diener, olmc sie wcitcr mit Brntvögeln in Berührung zn bringen, während eine kleinere Zahl die zur Welt gekommenen Jungen dcn Aeltcrn anvertraut. Im Allgemcium scheint das letztere System bessere Erfolge als das erstere zu versprechen, doch ist es nicht für Jeden durchführbar, da es in icder Beziehung hin kostspieliger ist. Während man sonst die Küchlein verschiedenen Alters in beschränkten, die halberwachsenen und erwachsenen Vögel in mehr oder minder umfaugrcichm Umzäunungen hält nnd weiden läßt nnd man die letzteren lbalbcrwachscnen und alten Vögel) in ans Pfählen uud vier- bis sechsfachen starken, horizontal und in einem Abstände uou zwölf bis achtzehu Zoll gezogenen Drähten gebildeten Umzäunungen mit ziemlicher Sicherheit erhalten kaun, mnß man im ersteren Falle über große uud mit einer dichten und hohen Umzäunung begrenzte Räume gebieten können. Die Federn zahmer Strauße werden nie so schöu, wie ieue der wilden, letztere werden immer wcrthvollcr bleiben, sowie sie gegenwärtig immer seltener in den Handel kommen. Darum wäre die scholl mehrmals ausgesprocheue Idee bezüglich der Zähmung der Stranße von Seite jener Eingeborucnstämme Süd-Afrita's, respective der Betschuana nnd Matabele, in deren Ländern sich diese nützlichen Vögel uoch im wilden Znstande vorfinden, einiger Beachtung werth, umsomehr als die von ihnen bevölkerten Strecken meist mit Niederwald bedeckt sind, welcher leicht anf mehrere Meilen hin umzäunt werden könnte. In großen Räumm sich selbst überlassen, lind nur selten aufgesucht, werden sie sich an dm Allblick des Menschm gewöhnen, werden solche Stranße unstreitig ein dcn wilden Vögeln vollkommen gleiches oder nahrzn gleichkommendes Gefieder erhalten. Je größer auch der Raum, iu dem sich eine Straußeuheerdc bewegen kann, desto weniger Gefahr droht ihr durch die Entozoa-Parasiten, welche die häufigste Todesursache nuter zahmen Straußen bilden. In mehreren Städten der Eav-Eolonie, wie in Port Elizabeth. Grahamstown und Cradock werden allwöchentlich am Samstag Straußen-fedcrnmärkte abgehalten, auf welchen auch lcbeudc Thiere zur öffeutlichen Versteigerung gelangeu. Ich eutuehme eiucm zu Anfang October aus Süd-Amka erhaltenen Briefe, daß in Folge der starken Vermehrung der Stranße der Preis derselben seit kurzer Zeit sehr gesnnken ist. Bruwögel, von denen fünf Paar feilgeboten waren, wurden mit UX) bis 125>, ein erwachsenes aber uicht brüteudcs Paar (vier Paare) mit A5 bis 5(>, zwei einzelne Hähne mit je N und zwölf junge Vögel mit 17 L. St. 17. Sh. das Stück veräußert. Ein interessanter Fall wird von Herrn Iohnsohn von Witkcklip berichtet: cr hatte ein paar Brntvögel, welche, nachdem sie Eier gelegt, dieselben sofort im Stiche ließen. Herr I. legte acht Eier davon in einen Inmbator. Nach drei-nndvierzig Tagen kamen lebende Küchlein zur Welt, doch alle so schwach und elend, daß sie schon wenige Stunden darauf zu Grunde gingen. Die meisten waren Mißgeburten, eines der Thiere hatte mit Ausnahme der Fußknochcn keinen Knochen im Körper. In der Zwischenzeit legten die alten Vögel abermals zahlreiche Eier, ohne sich wieder um dieselbeu kümmern zu wollen. Bei gleiche:» Vorgehen »lit diesen Eiern wurde wieder kein Resultat erzielt. Die Küchlciu waren abermals Mißgestalten, es befand sich ein Eyclop darunter und ein Thier, das nur ei»en Oberschnabel hatte. 10) »Is there anything at present more treatening for us on our South African horizon than the cloud of the Zulu question? Dark, thick, bearing numerous most pernicious flashes, mercilless as they can only he, bursting from an untamed H. 34 530 Anhang. savage element, this cloud darkens our hopes of future peace and prosperity. It threatens daily and hourly, more and more with its numerous layers, the thousands who blindly, slavishly, and furiously, like a pack of wild dogs, listen to a»<«» Maiabrlt' «liegrr vm, t»>drographischen Probleme Afrika's, die ^rage nach den« Untcrlame des Nolle zu lösen nnd weiterhin Darfnr durchziehend, Aegyptrn zn erreichen suchen. Sollten unüberwindliche Hindernisse mir die volle Ausführung meines Neiseplancs verwehren, so ist es meine Absicht, mich nach der Ostküstc zu wenden. Ich will es schließlich besonders betonen, daß es mir nicht um eine bloße Durchquerung Afrika's zu thuu ist, sondern daß ich Schritt für Schritt das durchreiste Gebiet durchforschen und wenn mir dies gelingen sollte, mit den möglichst vollständigen Sammlnngen bereichert, nach drei Jahren heimzukehren gedenke. des von D'Mtoluib bereisten centTalem Tlieiles von 1ST BJLMAN6VAT0 iftst iItaiele, _ Nach Compass Aufnahmen. JuUt5]5 ,u. Xän u April 1876. Map stab loOOOOO ' ; ' J * ' 1 f • ' 9______________________________________ 'sHUem.. ^ Zeichenerklärung: ^ .rod .-.'. Wald •---- DsHolubsRout* Verlag v. Alfred ilölder.kk.Hof-'u.l'nivcrsiläls Buchhäiidl^i'iivWen . »Spr.i.il Karts >T?.?. DIE VICTORIAFÄLE des Zambesi - nach (' ompai'stiiit iimIuhpii von Maal'Bstab ■ i:U)OO. SarrilhTnir/iiiiitctuk Spärlich brnwhh'tif^ situibdhsii TitshtijiiilntM^. twfwciACiid<:sThut lU.s'/uwbfsK, JönMHohA und /rrjxM-.srn uirTirrrt Taqe lanq bcmofmtrr Slmn. J (^ Kart««r lith Anstv G FtTjUg^i™ U a I o k a Si a in in q JH/hi/irinJ.cmtirsfllfJUanzfl und tiorn ait (lit Martttxc iif.s Stater entrirhtrntl, x Stumm ChiefMovhuri. (AUlhusthin- blos iht /,iye und ttühiur hahtttul) hStVeulr^iyipi'/l/uifn s/.f; llm'triJwp'^rtU,, r/inri/aracjtf.nVtlKitties.Kr,rh.iiii,'-,, r,,./!^Jlififrjl;bifaiiKi«iul,Xb*U''f Ties scuuUqt, duht\ertraZddell?0detter/ic-6unti'Zajiibäume,3/imnerrt d/rJfitpieruJfa fallet, Mtfazert' etc.mU essiarfn fHUltižbi. Verlag v. Alfred Holder kk.Hof u.L'un-ersititsbuclihüudlor in Wka. Uruckv:Jos Ebeiie&C? Vi'ibil. SPECIAL KARTE IN" 3) D-Hotub's BootFahrtenim c a n IF al © m i a u f© des ZAMBESI von der IVfakunnnfoa iuielhit: bis 7.urn Nambwe Katarakt. i Süd Karotse ) Nach Compass- Aufnahmen vom Augustus bis rebruar18]6. MaJSstab llftO.OOO. ^Jä~'-------——------------i--------------1------1--------------■ Km. Zcu'henork liirun^ " V/m Flujibttti tinqtlaiftiir abtfislorbmr drf Boat fahrt qrKihrhrltf finitinstömmt •i'-ftriorlisrh rw/i f's.hiTu »ml Riwlslnilrn htwohnU ftiitttn «DÖNrf S .tamlbluii, B litirhtrn •< Flufit,rm* Si Stromscfvittlrn Ouiratten'stik ritr Slrvnwhiulleii ■ A. SanlftrAbMl cits Ftlsaibšltšs » Sti,fl,tfi>rnii v.Alsred Holder, Kit. Hof u. Univcjsilirt.s ßuchluindler in Wien . J