^^^. Vierter Jahrgang. 57. März R86O. Licdcsgeschick. <^u Vlnmcn schmiegt' ich niich in süsiem Minncn, Sie welkten hin und ließen mich allcine; Nach Strahlen hascht' ich, goldig buntem Scheine, Doch bald anch schwand der schöne Glanz von hinucu. Nach Klängen lauscht' ich mit entzückten Sinnen, Doch ««sogleich starb ihre Spur im Haine; > Nnd was ich liebend gern genannt das Meine, > Es schwand dahin, ich durft es nicht gewinnen. Und wie der Schiffer zagt, mit Blicken hangend An Küsten, die ihm fern im Duft verschwamme:?, So zag' ich, um Verlorenes schwer bangend. Es schlugen sehnend meiner Liebe Flammen Empor — umsonst! Und uun uach Stoff verlangend, ^ Verzehren sie das Herz, ans dem sie stammen. Dic schöne S'ori. ! Skizze von Ludwig Vowitsch. ! „«>3^elch ein prächtiges Mädchen!" rief ich aus, „muß doch einen Vater stolz und freudig stimmen, solch ein schö- ^ nes Kind sein eigen nennen zu können." ! „Freudig!?" entgegncte 0er alte Doktor mit Kopf- , schütteln, „freudig? Schönheit ist eine bedenkliche Gabe des ^ Glückes!« Und er begann zu erzählen: „Vin erst heute an dem großen Zinspalaste in der ^ Hirtcngasse, dein sogenannten Fi>cherhof, vorübergegangen, ist »lir das alte Hänschen, aus dessen Trümmern der Neu- ! bau erstanden, recht lebhaft uor die Seele getreten, und mit ^ dein Häuschen dessen Schenke, nnd mit der Schenke deren ! Wirth und dessen holdseliges Töchterlcin. Das war anch ! ein prächtiges Mädchen! Ticfounkle Augen, tiefdnnklcs Haar, üppig schwellende Formen und ein reizendes Lächeln anf den ! Lippen. Von der schöne» Lori sprach man weit und breit, ^ und ich selbst, obschon damals bereits Familienvater, wanderte minder, um Pflichten des Arztes zu genügen — ich be-handclte den biedern Alten an der Gicht — als vielmehr mich im Anblicke der zauberhaftesten Hungfräulichcn C'rschei- ! nnng zu vergnügen, znm vielbesprochenen silbernen Kranze. ^ Ueberdcm war Lenore nicht allein schön, sondern für ihren Stand auch bedeutsam gebildet und besaß ein vortreffliches Gemüth. Ware Mancher gern zum Diebe geworden, aber die Trauben hingen hoch. „Vater Klingenhaucr war stolz auf sein Töchtcrlem, wer konnte es ihm verargen? Vater Klingenbauer war entzückt über sein Töchtcrlein, wer winde es an seiner Statt nicht gewesen sein? „Zwanzig Jahre halten mit ihrem Nosenschimmcr Leno-rens Wangen verklärt, ihr Herz war vom verzehrenden Sehnen der Liebe noch unberührt geblieben. Der 13jährige Sohn eines reichen Architekten war der erste, dessen Kommen und Scheiden dem Mädchen von tiefer Bedeutung war. „Konrad konnte als ein hoffnungsvoller Jüngling gepriesen werden. Dem alten Herrn sagte jedoch des Bewerbers erzcntrifchcs Wesen nicht zu. Ein ferneres Bedenken fand sich in dein allzu jugendlichen, der Braut gegcnnüber unvcrhältnißmäiil'gen Alter: endlich, meinte Klingcnhauer, wäre ein noch in den Studien begriffener, keiner bereits festbcgründctcn bürgerlichen Stellung sich zu rühmen vermögender junger Mann ein ernstliches Licbeöbündniß einzugehen nicht berechtiget. „Lori vermochte solchen gewichtigen Einwendungen nichts als ihre Neigung zu Konrad entgegenzusetzen. Diese schmückte sich allerdings mit dem Zauber schönster Träume, unterordnete sich jedoch zuletzt der kindlichen Verpflichtung und der Ueberzeugung von des Vaters wärmster Sorge für der Tochter Glück. „Mochte auch der Busen stch stürmisch heben und senken, sie zwang sich und vermied das feinere Zusammentreffen mit dem schwärmerischen Jünglinge. Konrad schrieb einen verzweifelten Brief. „Mach Dir keinen Kummer, Lori" bedeutete Klingenhancr, „das Feuer wird bald verpufft sein, Konrad wird ruhig werden und einsehen, wie Di, es bereits einsiehst, daß sein eigenes Wohl durch Entsagung bedingt ist." Sonntags daranf, ziemlich früh am Morgen, trat Konrad in die Schankstubc. Das Haar hing ihm wüst über das Angesicht, das Auge blickte stier. „Was wünschen?" fragte Klingcnhaucr. „Lori noch ein Mal sehen, nnr noch ein Mal!" „Sie ist zur Kirche gegangen." „Ich bin verstoßen" — »Sie wanken, ist Ihnen nicht wohl?" 42 „Verstoßen —« „Ich muß ersuchen —" „Genug!" und im Moment zog Konrad eiu Terzerol i aus der Vrusttasche und drückte es gegen seine Stirn. Ein ! Knall — mit zerschmettertem Haupte brach der Unglückliche i zusammen. Das gab viel zu reden. Die Namen Lori und Kon« i rad schwebten wochenlang auf allen Lippen. Das Mädchen ! verfiel in eine schwere Krankheit. Ich zweifelte bereits an ! seiner Genesung. Endlich siegte die Natur, denn meine ^ Kunst will ich wahrlich nicht in Anschlag bringen. Lenore ! wandelte wieder als reizendes herrliches Mädchen ihre Bah- ! nen, nur die Wangen färbten sich nicht mehr so rosig als vordem. „Führte hierauf der Zufall, oder vielleicht der Ruf von des Wirths Töchterleins Schönheit den berühmten Schauspieler, wie hat er nur geheißen, will ihn Mar nennen, zum silbernen Kranz. War gleich Feuer und Flamme. Der gute Mann entwickelte eine hinreißende Veredtsamkeit und die schöne Lori vergaß in seiner Nähe, was sie bereits an Schmerz und Gram erfahren, blickte dem hübschen schlan- > ken Heldenspieler hoffend und vertrauend in das leuchtende blaue Auge, baute aus den Trümmern ihrer zersunkenen Träume eine neue Welt sich auf. „Abermals trat Klingenhauer mit gegründeten Bedenken vor. „Abermals konnte Lenore dem warnenden Vater nicht ! Unrecht geben. Das kranke Herz fügte sich, jedoch minder leicht, dem kräftigen Entschluß. „Allerorts wurde bereits von der bevorstehenden Verehelichung der schönen Lori mit dem berühmten Mar gesprochen. „Möglich, daß die Muthmaßung sich zur Thatsache ge- ! staltet hätte, wenn nicht der reiche Banquier Wolf ins Haus gekommen wäre. „Dieser meinte im Sturm zu siegen und hielt ohne längere Umfrage beim Vater um die Hand des gefeierten Mädchens an. Klingenhauer glaubte dem in jeder Beziehung mackellosen Freier keinen abschlägigen Bescheid ertheilen zu dürfen, hielt jedoch mit der bestimmten Zusage, bevor er sich mit seiner Tochter besprochen, zurück. „Lenore billigte zwar des Vaters Ansichten, aber ihr Herz sprach für Mar, während für Wolf nur der Verstand j entschied. Sie erbat sich Bedenkzeit. ! „Kaum hatte Mar von der Bewerbung Wolfs Kennt« ! niß erlangt, als seine Leidenschaft in flammender Lohe cm- ^ porschlug. Dem Banquier wurde alle Schuld, daß die Vraut ihm nicht längst zum Altare gefolgt, zugemessen. Auf den Banquier siel des Künstlers tödtlicher Haß. Eine seiner Aufwallung seitens Lenorens gewordene Zurechtweisung raubte dem Verblendeten den Rest der Besonnenheit. Sein Gedanke erging sich einzig im dunklen Gebiete des Mordes und der Gedanke ward zur That. „Banquier Wolf endete unter der Schneide eines Dolches) Mar unterm Stricke des Henkers. Lori's Wangen färbten darnach sich noch um vieles bleicher, aber sie blieb noch immer schön, verführerisch schön. „Kam zuletzt ein Baron, ein liebwerther Herr, Witwer in besten Jahren, reich begütert, warb um das schöne Kind nud Lori ließ sich die Werbung gefallen. Der prüfende Verstand erhob ja kein Bedenken, und das Herz war längst, wenn es auch oft schmerzlich zuckte, schweigsam geworden. Der alte Klingenhauer, dessen Kraft durch die Wucht der Ereignisse gleichfalls gebrochen war, äußerte eine kindische Freude, daß seine Tochter eine Frau Baronin würde. „Die Hochzeit fand mit größtem Prunk und Aufwand Statt. Der Baron blieb, was er bis nun gewesen, ein ehrenwerther Mann, aber eine Leidenschaft wucherte in ihm empor — glühende, entsetzliche Eifersucht, diese schuf ihn zum Tirann der Gattin. „Als ich ungefähr ein halbes Jahr nach der Verehelichung zur Baronin berufen wurde, fand ich sie sehr leidend. Obschon keine eigentliche Klage über ihre Lippen kam, entnahm ich doch ihren Worten, las ich doch in ihren Vlik-ken, daß sie sich höchst unglücklich fühlte. Und in der That war sie in vielen Veziehnngen schlimmer daran, als die letzte ihrer Dienerinnen. „Sie klagte über Brustbeschwerden. Ich verordnete, was mir angemessen schien. Als ich wieder kam, faßte sie meine Hand: „Ich habe oft von Geistesstörungen sprechen gehört und viel darüber gelesen, wie kündigt sich der keimende Blödsinn an?" Befremdet bedeutete ich. »Durch Lächeln, Frau Baronin, grundloses Lächeln, Stumpfheit des Gehöres, verkehrte Antworten sind die ersten Zeichen dieser traurigen Krankheit." „Also bin ich blödsinnig, Herr Dokter, wenn auch noch im ersten Stadium," unterbrach sie mich, „sehen Sie, ich kann stundenlang in den Spiegel sehen und lachen, da geschieht mir ganz sonderbar gut, wenn ich mich selbst so recht vom Herzen auslache; nicht wahr Herr Doktor?" ! Und sie lächelte, ach, das war ein seltsames Lächeln, ! es friert mich noch, wenn ich daran denke. „Sie sind muthwillig, Frau Baronin, trotz Ihren Leiden," entgegnete ich, nachdem ich mich gefaßt, «haben Sie auf die Medikamente Linderung verspürt?" „Den Mar meinen Sie, o der ist schon lange todt." Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn. Ich wollte nicht glauben an die Erscheinungen, die sich mir boten und doch, die Frau Baronin war — wahnsinnig. Meine Kunst, sowie die Kunst meiner Kollegen, die in der Folge noch um Nath und Hilfe angegangen wurden, erwies sich als Stümperin. Die schöne Lori endete, noch nicht völlig 24 Jahre alt, im Irrenhause. „Geben sie mir nun Unrecht, Freund, wenn ich die Schönheit als eine bedenkliche Gabe des Glückes erkläre, und dem Himmel danke, daß von meinen drei Töchtern auch nicht eiue mit blendenden Reizen ausgestattet ist?" Was und wie sollen wir trinken? Von Dr. Ganstcr. V. Das Wasser. (Fortsetzung.) Ein gutes, gesundes Trinkwasser soll nicht zu hart, aber klar und rein sein, erfrischend (durch den Kohlensäuregehalt) wirken, in der Wärme kleine helle Bläschen am Glaörande zeigen, und keinen besondern Geschmack haben, jedoch auch nicht fade schmecken. Auf Temperatur und Frische kommt es wesentlich an. Wasser, das zu lange gestanden oder zu warm ist, verdirbt leicht, wirkt, durch längere Zeit getrunken, jedenfalls gesundheitsschädlich und hat auch keine erfrischende Wirkung. In mit zu viel organischen oder metallischen Stoffen geschwängertem Wasser ist jedoch ein Gift verborgen, das um so verheerender auf den Einzelorganismus, so wie auf eine größere Menschenmenge wirkt, als es häusig dem Auge und Geschmacke wenig sichtbar und fühlbar ist. Gekannt ist die Laicnansicht, die nicht selten ausgesprochen wird, über verdorbene Verdauung, beschwerten Magen, in Folge elnes Trunkes von schlechtem Wasser; wenn auch in dieser Hinsicht das Wasser häusig den Sündenbock für andere diätetische Sünden des Kranken, oder anderweitige schädliche Einflüsse abgeben muß, so ist doch nicht zu läugnen, daß wirklich ein verdorbenes Wasser eine mehr oder weniger bedeu« tende Erkrankung der Verdauungswcrkzeuge hervorruft. Das schlammige Mississippi-Wasser, in den noch dazu mit Sumpfluft und Verwesungsdünsten des Urwaldes geschwängerten Niederungen des Mississippi-Thales ist jedenfalls ein wesentliches Moment für die dort herrschenden bösartigen Wechselfieber. Es wird ja auch keinem Menschen einfallen, in höherem Grade verwesende organische Stoffe der Verdauung zuträglich zu halten; manches Brunnenwasser, manches Wasser schlecht angelegter und vor Sonne und Staub übel gehüteter Zisternen, vor Allem aber das Wasser mancher stagnirenden Seen und aller Sümpfe ist überreich an thierischen und pflanzlichen Verwcsungs- und Keimungsprodukten. Eö ist bekannt, daß in einem Glase, das eine nicht gar lange Zeit der Einwirkung des Sonnenlichtes und der Sonncnwärme ausgesetzt wurde, üch selbst dann eine Menge organische Keime rasch entwickeln, wenn das Glas gut verschlossen war. Das Mikroskop zeigt in jeder Flüssigkeit, so auch im reinen Wasser eine Masse Infusorien; die pflanzliche Bildung entwickelt sich jedoch erst in bemcrkenswertherem Grade, wenn das Wasser einige Zeit steht. Um wie mächtiger nun ein solcher Entwicklungsprozeß in einem stehenden Landsce, angefüllt mit mannigfachen faulenden Thierresten und einer Menge Pflanzenorganismen sein muß, versteht sich von selbst. Wo nur solches Wasser zn Gebote steht, ist für Menschen und Thiere das Anlegen von Brunnen immer an-zurathen. Das Wasser erhält noch häufig Bestandtheile von den Nöhrcn und Gesäßen, in dcncn es geleitet und aufbewahrt, oder aus denen es gepumpt wird. Das weiche Wasser, besonders das lufthältige Regenwasser löst leicht das Blei der Röhren auf, und wirkt dann nicht selten gesundheitsschädlich. Brunnen, welche in großer Nähe von Senkgruben, Un« rathskanälen, Düngerstätten :c. angelegt sind, enthalten zumeist faulige organische Stoffe, was leicht erklärlich wird, wenn man bedenkt, daß ihr Wasservorrath aus dem sogenannten Grundwasser entsteht, einer in größerer oder geringerer Tiefe des Erdbodens angesammelten Wasserschichte, welche durch Durchsickerung der angra'nzenden Schichten das Negenwasser :c. in sich aufnimmt, und mit diesem auch eine Menge der abgelagerten Stoffe. Leider findet man nicht selten solche unzweckmäßige Anlagen der Brunnen, die dann häufig durch ihr Trinkwasser bei den Bewohnern des Hauses Krankheiten, manchmal sogar epidemisch auftretende, verursachen. Daher befahl schon im vorigen Jahrhunderte die Städteordnung von Paris (191. Artikel der (^oulumo cl« I'uljz), daß in dem Falle, wo ein heimliches Gemach nahe an einen Brunnen anstößt, eine vier Fuß dicke Mauer zwischen jenem und diesem aufgeführt wer« den solle. (Freilich eine sehr problematische Hilfsmaßregel, die für die Dauer von wenig Werth ist, wenn die Senk« grübe nicht mit einer wasserdichten Mauer abgegrenzt ist.) Bei Frankfurt wurde eine Epidemie von Furunkeln an Fabriks« arbeitern beobachtet, als deren einzige Ursache das schwefel-wasserstoffhältige Trinkwasser eines Brunnens erschien. Spinola hielt den Milzbrand einer Ninderheerde, in seiner weiteren Verbreitung, durch Verbesserung des Trinkwassers auf. Bekannt ist, daß viele Fälle von Ruhr, Typhus, ja sogar die Disponirung zur Cholera von nicht wenigen und tüchtigen Aerzten den schlechten, ungesunden Trinkwässern zugeschrieben wird. Betrachten wir das Wasser in seiner physiologischen Wirkung auf den Organismus näher, so tritt uns dabei eine dreifache Bedeutung vor Augen. Es bildet als Getränke direkten Etoffersatz; es ist ferner das wichtigste Lösungsmittel der Nahrungsstoffe bei der Verdauung; endlich ist es das Lösungsmittel für alle Ausscheidungsprozesse und Aus-wurfsstoffe (Harn, Koth, Schweiß u. s. w.) So ist es auch jenes Getränke, welches wesentlich den ! Durst löscht, wenn eS rein und ftisch ist, nnd den geistigen ! Getränken, als deren numerisch stärkster Bestandtheil seine durstlöschende Eigenschaft mittheilt. Der menschliche, wie der thierische Körper braucht keine andere Trinkflüssigkeit, als Wasser; ohne selbiges jedoch (sei es freilich in was immer für einer Form oder Maske) kann er nicht erisiiren. Durst ist das quälendste Leiden, peinigender und aufregender als > Hunger. Mund, Lippen und Schlingorgane werden trocken, brennend roth, heiß; die trockene Hitze verbreitet sich sengend über den ganzen Körper; die heiße Luft, welche ausgeathmet ! wird, steigert das brennende Gefühl im Munde immer höher; ! Sprechen und Schlingen geht schwer, die trockene beiße Gau: menfläche und Stimmenritze schmerzen bei jeder mühevollen Bewegung. Fieber, Unruhe, Aufregung bemächtigt sich des, der Wasserzufuhr länger beraubten Körpers; dabei mitten i>: der Aufregung drückt ihn tiefe Mattigkeit nieder. Immer höher brennt es, wie dörrendes Feuer in Mark und Nerven, in Muskel und Haut; gespenstig glänzen die fieberhaften Auge», deren Weißes mit rothen Striemen bedeckt ist. Die Ausscheidungen aller Art stocken; Kolikschmerzen, manchmal mit Bauchentzündung sich paarend, Angstgefühl, Zusammenschnüren der Brust steigern die Martern; die Markzelle des Gehirns erleidet durch die geänderte Ernährung heftige Reize, der verdurstende Mensch tobt und raset, ist ein Wahnsinniger geworden; mit lechzendem Gaumen steht er vor üppig stuthen-den Brunnen, Ströme Wassers rollen zu seinen Füßen vor» bei; aus seuerglanzendem Gestein bricht ein silberheller O-ucll hervor — und kein Tropfen netzt den vertrockneten Gaumen, kein einziger Trunk aus dieser Fülle von Waffer kann den verzehrenden Brand in seinem Innern löschen. So jagt der Wahnsinn, das Delirium in bunten, glänzenden Sinnes' tauschnngen, wechselnd mit Momenten des grenzenlosen Schrck-kens, der Todesangst den sich erschöpfenden Körper und Geist zur Ohnmacht, bis der Tod den Bewußtlosen nach fürchterlicher Pein sanft in seine Arme schließt! Es ist individuell, wie lange der Mensch Durst leiden kann; des Trinkens kann man sich manchmal sehr lange enthalten , da in den einzelnen Nahrungsmitteln viel Wasser zugeführt wird. Reichlicher Genuß von Wasser schadet in der Regel nicht, er müßte denn gar zu unmäßig sein, wo dann Ver» dauungöbeschwerden, Mattigkeit, manchmal Erbrechen, Durchfall herbeigeführt wird. Vorzüglich wirkt aber reines Trink-wasser, nicht unmäßig, doch reichlich genossen, bei Personen, die stark roth und aufgedunsen sind, dickes Blut haben, und zu blutigen Schlagflüssen geneigt sind. Wasser, nicht zu kalt in mäßiger, besonders in geringer Menge auf ein Mal getrunken, wirkt bei geschwächter Verdauung und bei gewohnheitsmäßiger Stuhlvcrstopfung häufig äußerst wohlthätig. Zu reichlicher Wasscrgennß ist dagegen jenen Personen, de» ren Verdauung sehr schwach ist, deren Kräfte tief gesunken ! sind, ferner bei großer Kälte zu widerrathe!:. Nervenkranke, j Hypochonder, Hysterische, Hämorrhoidarier sollten in dcm reinen, frischen Quellwasser das Panacce, die Lebenstinktur sehen, deren konsequenter Gebrauch in Verbindung mit angemessener Bewegung eine zahlreiche Reihe von derlei Kranken ohne weitere Medizin heilt. Sanguinische Personen, Leute mit reizbaren Nerven, sollen das Wasser allen übrigen Getränken vorziehen. Hingegen ist für Individuen, welche sehr viel sitzen, zu reichlicher Wassergenuß vor ihrer Arbeit ! nicht gut, es bläht sie zu sehr an und macht matt, in geringerer Menge dagegen wird es auch für sie nur wohlthätig wirken. (Fortsetzung folgt.) R unst. 15. NZiett, ^0. März. Auf der dießmonatlichen Ausstellung des österreichischen KunNvereins ist Krain durch drei Landschaftsbilder vertreten. Zwei davon stellen das viel bewunderte Veldes dar; doch nur in einem erscheint die Wirklichkeit wahrhaft verklärt, während das andere sie wie im Lichte eines widerlichen und verdrießlichen Herbsttages zeigt. Das erstere ist der „Veldeser See" von Thomas Gnder in Wien. Es ist von der Südweftseite des See's aufgenommen und zeigt Dorf und Burg Veldes mit der herrlichen Perspektive nach den karntnischen Grenzgebirgen im Hintergrnnde. Die Mitte bildet der spiegclklare, von Kähnen belebte Seespiegel mit seiner reizenden Inselidylle. Ueber das Ganze ist ein allgemeiner Herzcnsjubel, die Lichtfülle eines schönen Sommermorgcns auögcgossen. — Wendet sich der Blick zum zweiten Gemälde „der Veldcser-Sec in Krain" von Lndwig Fischer in Wien, so ist man erstaunt, hier dieselbe Landschaft in so grundverschiedener Auffassung vor sich zu haben. Daß der Maler nicht viel Sinn für das wahrhaft Malerische hatte, geht schon daraus hervor, daß er die Insel mit dem Kirchlein außerhalb seiner Bilder liegen ließ. Von einem kahlen Pnnkte im Südosten aus übersah er ein Stück See, die Burg und das Dorf, aber mit wcl« chen Augen! Sie könnten ihm vom Nebel und Regen getrübt gewesen sein, er hätte seinen Gegenstand nicht trostloser auffassen können. Der Wasserspiegel erinnert eher an einen Sumpf als an den herrlichen See und über den Bergen im Hintergrunde lagert die matte Prosa einer nicht be^ wältigten Perspektive. Ender bietet sein Bild zu 2li0 fl. ö. W., Fischer zu 100 fl. ö. W. aus. Die dritte krainische Landschaft ist eines der meisterhaften Aquarelle aus der öster' reichischen Alpcnwelt, die Thomas Ender vor zwei Jahren nach eigener Aufnahme ausgeführt, und die im voria.cn Winter in der k. k. geogr. Gesellschaft die allgemeine Bewunderung erregten. „Die Teufelsbrücke bei Nenmarktl in Krain" heißt das Vili). Man sieht den untern Theil der Brücke, die kühn über den schäumenden Bach gespannt, Menschen und Wagen kaum zu ertragen scheint. Zu beiden Seiten thürmen sich mächtige Fclskolosse auf, die einem leicht das Schauerliche der Sage vergegenwärtigen, der die gespensterhafte Brücke ihren Namen verdankt. Der Preis des Aquarells ist zu 40 fl. ö. W. angegeben. Literatu r. Das 3. Heft des N). Bandes vom „Illu strir ten Familienbuch" des österreichischen Lloyd bringt wiederum des Unterhaltenden und Belehrenden viel: Eine Nciscnovclle „die Scharfrichterinscl« von N. Waldmüller; zwei geschichtliche Skizzen „Schärtlin von Burtcnbach" von Dr. I. Müller, und „Ans dcm Privatleben eines Königs" von Eugen Hermann ; eine Schilderung „Ceylons" von A. Berghaus und einen Litcratm-bericht von L. Schückin.). Veigegcbcn sind drei schöne Stahlstiche !. Ariadne und Bacchus, 2. der öffentliche Schreiber, 3. das Theater des Marecllus. Die >^eftc 3 und 4 des „Illustrirten Haus- und Familienbuchs" mit Farbendruckbildcrn (Verlag von Za-marski uno Ditlmarsch in Wien) enthalten mehrere größere Farbendruckbilder und Xylographien, z. V. vorsündflulhliche Thiere, der Great-Cailern, Pins lX. :c. und viele belehrende und unterhaltende Aufsätze. Im 3. Hefte soll eine Novelle von dem berühmten Kriminalgeschichtenschreiber E. H. Tcmme kommen. Truck Uno Verlag u>,'U Iglt. v. Klewmayr L5 F. Vamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur F. Vamberg.