dieser Nummer ■. 20 Jahre in Südafrika Neue Missionsstation Die Katholiken Afrikas Ende des Inkareiches Ausflug nach Bracciano Koko und Poko September/Oktober 1959 52. Jahrgang - Heft 5 Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu STERN RER NEGER Zweimonatsschrift September/Oktober 1959 INHALT Schw. M. Ives: Zwanzig Jahre in Südafrika ........ 97 P. Karl Sieberer: Neue Missionsstation Malelane ..... 104 P. Willi Kühner: Mission vor Gericht (Schluß) ...... 106 Gerd Schmalbrock: Afrikanisches Hochamt ............. 109 P. Adalbert Mohn: Anteil der Katholiken an der Bevölkerung Afrikas ............... 109 Ende des Reiches der Inkas (nach einem Buch von Siegfried Huber) .............. ill P. Adalbert Mohn: Ausflug nach Bracciano ............ 114 P. Oskar Hofmann: Otto von Bamberg, Missionar der Pommern ....................... 118 Koko und Poko ..................... 120 Titelbild Madonna mit der Wickenblüte Kölner Meister Frühzeit des 15. Jahrhunderts Br. Joh. Oberstaller Wo ist der Glaube, der Männer hervorbrachte wie den heiligen Petrus Claver? Man mag die Geschichte menschlichen Heldentums durchblättern, auf welcher Seite man will, sein Beispiel ist ohnegleichen. Vierzig Jahre Dienst an vertierten, haßerfüllten Negersklaven, die aus Afrika über Cartagena nach Mittel- und Südamerika importiert wurden, vierzig Jahre Kampf gegen Seuche und Laster in der Hölle des Äquators, vierzig Jahre unendlicher Anstrengungen, Enttäuschungen und Opfer — dazu reicht bloßes Mitleid oder menschenfreundliche Gesinnung nicht aus. Dazu gehört ein Herz, das sich selbst vergessen hat und in Liebe glüht für die Ärmsten der Mitmenschen, ein Herz, das täglich Liebe schöpft aus dem Herzen Jesu. Ein Menschenherz ist soviel wert, wie die Liebe groß ist, die es seinen Mitmenschen erweist. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.-------S. 15 — Lire 400 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 862 11 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck : Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Postverlagsort: Ellwangen (Jagst) V______________~ _____J Unsere Bilder: Frz. Egger 1, Adalb. Mohn 7, Andr. Nagler 10, Rud. Wimmer 1, Archiv 1, Bildarchiv Foto Marburg 1 (Titelbild) Zwanzig Jahre in Südafrika Von Sr. M. T v e s, Maria Trost Afrika ruft uns „Geht auch ihr in meinen Weinberg!" So stand es in großen Buchstaben über den Umrissen des schwarzen Erdteils, als wir Schwestern uns vor 20 Jahren im Seminar der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu in Ellwangen zu einer Missionsfeier versammelt hatten. Wohl keine von uns hatte bei ihrem Eintritt in die Kongregation der Franzis-kanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis, die sich als Hauptaufgabe die Erziehung und den Unterricht der weiblichen Jugend gestellt hat, daran gedacht, daß dieses Wort des Herrn auch einmal an sie ergehen sollte. Vielleicht spürte wohl die eine oder andere in sich das Verlangen nach dem fernen dunklen Erdteil, aber unter normalen Verhältnissen war an eine Erfüllung solcher Wünsche gar nicht zu denken. Als nun P. Johann R i e g 1 e r , der spätere Bischof von Lydenburg, während seines Heimataufenthaltes in der Steiermark im Jahre 1938 in unserem Kloster um Schwestern anfragte, sahen unsere Ehrwürdigen Vorgesetzten darin eine glückliche Fügung und versprachen, zehn junge, missionsbegeisterte Kräfte in die Mission nach Transvaal zu senden, da die damaligen politischen Verhältnisse die Existenzmöglichkeiten des Klosters sehr erschwerten. Es erging nun ein Aufruf an alle, und von denen, die sich freiwillig für die Mission meldeten, wurden zehn auserwählt, die als erste von uns Schwestern am großen Missionswerk teilnehmen durften. Die Überfahrt Mit jugendlicher Begeisterung wurden nun die Vorbereitungen für die große Reise getroffen. Das hohe Ziel im Auge, voll hochgemuter Gesinnung, blickten wir mit Sehnsucht dem Tag entgegen, der uns nach Afrika bringen sollte. Am 5. März nahmen wir endgültig Abschied von unserem geliebten Mutterhaus und der lieben Heimat und reisten in Begleitung unserer Wohlehrwürdigen Mutter Generaloberin zunächst nach Ellwangen. Hier bereitete man uns einen herzlichen Empfang. Der Hochwürdigste P. General Johann Deisenbeck übergab uns unserem Reiseführer P. Karl August S t e i d 1 e, der nach einem Heimaturlaub wieder in die Mission zurückkehrte und uns von nun an mit Rat und Tat zur Seite stand. Im Hamburger Hafen nahmen wir dann Abschied von unserer Wohlehrw. Mutter, die nun mit einem wehmütigen Lächeln ihren uner- Vor zwanzig Jahren, am 8. März 1939, nahmen die zehn Fran-ziskanerinnen von Eggenberg bei Graz in Ellwangen Abschied. Rechts P. Johann Deisenbeck, der damalige Generalobere, links P. Karl August Steidle, der die Schwestern wohlbehalten ans Ziel brachte, in der Mitte Mutter Generaloberin. Links: Schwester Oberin Nives führt die lernbegierigen Negermadchen in die Kunst der Nadel ein. — Rechts: Mitten im Busch liegt die Missionsstation Sand River. Sr. Floriana leitet das Krankenhaus für Eingeborene. Eben bekommt das Negerlein eine Spritze verabreicht. fahrenen Kindern nachblickte, bis das stolze Schiff, die Ubena, sie ihren Blicken entzog. Es war am 9. März 1939. Die Eindrücke der Seereise waren für uns alle etwas Erstmaliges und Wunderbares. Es ging nun der Westküste Europas entlang, und mit Ausnahme einer stürmischen Nacht, wo alles, was nicht festgemacht war, wie ein Spielball hin und her flog und wo auch wir Schwestern dem Meergott opferten, war es eine frohe und schöne Fahrt, gewürzt mit viel Humor, frohem Gesang und vielen schönen, neuen Eindrücken. Als wir uns dem Äquator näherten, suchte uns P. Steidle klarzumachen, daß es nun bald bergab ginge und größte Vorsicht geboten sei. Dank dieser weisen Ratschläge hat sich auch keine beim Abstieg das Genick gebrochen. Am 7. April landeten wir bereits in Kapstadt. Es war ein Karfreitag Morgen. Da ergriff uns alle mächtig das Heimweh nach der Heimat, wo man nun vor dem blumengeschmückten heiligen Grab kniete und die schönen Zeremonien des Karfreitags feierte. Selbst das frohe Alleluja am Ostersonntag konnte sich diesmal nicht jubelnd Bahn brechen, sondern klang nur ganz bescheiden in unseren Reihen. Am Ziel Am 13. April landeten wir in Durban, wo wir von unserer Ubena Abschied nahmen und unsere Reise zu Land fortsetzten. Am gleichen Tag erreichten wir endlich Lydenburg, unser Ziel. Voll Erwartung und doch bangen Herzens stiegen wir aus und beendeten nach sechs Wochen unsere große Reise. Am Bahnhof begrüßte uns der Hochwürdigste Apostolische Präfekt Msgr. Mohn und brachte uns zunächst in den Konvent der Englischen Fräulein. Diese empfingen uns aufs herzlichste und umgaben uns mit größter Liebenswürdigkeit. Von dem ganzen Schwall der englischen Worte verstanden wir aber kaum zehn, was weniger angenehm war. So waren wir schließlich froh, daß wir bald dieser unangenehmen Situation entfliehen und uns auf die vier Meilen entfernte Missionsstation Maria Trost begeben konnten. Als wir ankamen, war eben der Sonntagsgottesdienst zu Ende, und aller Augen waren auf uns gerichtet und musterten die neuen Schwestern, die soeben angekommen waren. Es war für uns ein Trost, daß das Missionspersonal uns in der Muttersprache begrüßte. Noch am selben Tag suchten uns die guten Mariannhiller Schwestern möglichst viel von der Station zu zeigen und zu erklären, so daß uns am Abend der Kopf von all dem Gesehenen und Gehörten brummte und wir uns todmüde zu Bett legten. Bald nach unserer Ankunft bereiteten uns die dortigen schwarzen Schulkinder eine nette Begrüßungsfeier, die zugleich Abschiedsfeier für die scheidenden Mariannhiller Schwestern war. An die Arbeit Eine der größten Anfangsschwierigkeiten war die Unkenntnis der Sprache. P. Steidle war eifrig bemüht, uns die notwendigsten Ausdrücke beizubringen. Da hieß es nun mutig ans Werk gehen. Die Küchenschwester mußte sich mit den Negermädchen verständigen können, wenn sie Weiß und Schwarz, Groß und Klein vor dem Hungertode bewahren wollte. Sehr schwierig war im Anfang auch die Arbeit im Spital, wo es galt, die verschiedenen Tränklein zu mischen, Zähne zu ziehen und noch so vieles andere zu tun, was die Schwarzen als selbstverständlich betrachten, was aber bei der Schwester fast Wunderkräfte Sr. Nives backt die Hostien für die ganze Diözese Sr. Anna beim Hostien-ausstećhen voraussetzte. Da gab es Ohnmachtsanfälle, vor denen die Schwester ratlos dastand, weil sie noch nicht wußte, daß man hier am besten mit kaltem Wasser beikommt. Kein Wunder, daß die Schwarzen die Unerfahrenheit der Schwester ausnützten. Ein weiteres schwieriges Problem war die Erziehung der weiblichen schwarzen Jugend. Die Schwarzen, die in einer ganz anderen Umgebung aufwachsen als wir und noch rechte Naturkinder sind, brauchen auch eine andere Erziehung. Da wurde die Geduld der Schwester manchmal auf harte Proben gestellt. Es muß für die schwarzen Mädchen eine herrliche Zeit gewesen sein, da sie die mangelnde Sprachkenntnis und Erfahrung der Schwester immer wieder zu ihren Gunsten ausnützen konnten. Im Handarbeitsunterricht mußten die Hände die mangelnden Sprachkenntnisse ersetzen, und bei der Schwatzhaftigkeit der Schwarzen war es nicht immer leicht, sich durchzusetzen. Die Herstellung der Hostien für die ganze Präfektur, die uns alsbald übertragen wurde, war für uns Neulinge nicht leicht, besonders da es noch keinen elektrischen Strom gab. So stand uns nur ein primitives Backeisen zur Verfügung, das man auf offenem Feuer ständig wenden mußte. Wie oft blieb da der erwünschte Erfolg aus. Drei Schwestern kamen nach Middelburg, um dort den Haushalt im Schülerheim zu leiten, zwei kamen ins Spital nach Gien C o w i e und wurden in die Krankenpflege eingeführt. Der Krieg bricht aus Im September brach dann der Krieg aus. Damit war fast jede Verbindung mit der Heimat abgebrochen. Nur 25 Worte konnte man sich gegenseitig über das Rote Kreuz mitteilen. Immer wieder wurden Patres und Brüder interniert, und die Zukunft sah sehr dunkel aus. Doch Gottes Vorsehung wachte über uns, und wir blieben von den Schrecken des Krieges vollständig verschont. Aber als der Krieg dann zu Ende war, traf die Abberufung aller Schwestern ein, weil in der Heimat der Schwesternmangel so groß war. Uns allen, die wir uns inzwischen mit Land und Leuten vertraut gemacht und die Mission liebgewonnen hatten, fiel die Rückkehr in die Heimat sehr schwer. Trotzdem erklärten sich alle bereit, dem Ruf der Ordensobern zu folgen, wenn auch schweren Herzens. Doch als dann bald ein Brief aus der Heimat die frohe Kunde brachte, wir könnten bleiben, dankten wir Gott aus ganzem Herzen. Nur zwei Schwestern, deren Heimreise schon in die Wege geleitet war, verließen uns im November 1948. Im Jahre 1950 kamen dann die ersten neuen Kräfte. In den darauffolgenden Jahren gab es weiteren Nachschub, der freilich wegen des Schwesternmangels in der Heimat spärlich ausfiel. Erziehung, Handarbeitsunterricht Heute arbeiten wir mit Hilfe von schwarzen Schwestern auf sieben Niederlassungen. In Maria Trost, wo einst fünf weiße Schwestern den Anfang machten, sind nur zwei verblieben; sie werden von fünf schwarzen Schwestern unterstützt. Ihnen obliegt die Erziehung der dort wohnenden schwarzen Schulmädchen, der Handarbeitsunterricht, die Pflege des kranken Missionspersonals und der kranken Kinder und die Herstellung der Hostien für die Diözese. Die schwarzen Schwestern sind eine große Hilfe, besonders da sie ihre eigenen Leute viel besser kennen. Anderseits bedürfen sie sehr der Anleitung und Hilfe und erfordern viel Geduld und Liebe, da sie in ihrer Jugend bei weitem nicht die günstigen Verhältnisse hatten wie wir. Das Hostienbacken, das einst so mühsam und zeitraubend war, ist nun wesentlich erleichtert durch ein elektrisches Hostieneisen, das uns gütige Menschen aus der Heimat spendeten. Auch haben wir eine Ausstechmaschine mit Zähler für die kleinen Hostien, und in Kürze wird eine Ausstechmaschine für die großen Hostien eintreffen, die wir wie das Hostieneisen der gütigen Vermittlung von Hochw. P. Baumgart verdanken. Freude macht auch der Handarbeitsunterricht mit den Schwarzen, die zum großen Teil mit Geschick und Ausdauer ans Werk gehen. Ohne Zweifel stehen sie den Weißen diesbezüglich nicht nach. In Nelspruit Sr. Ambrosia mit ihren weißen Schützlingen in der Schule von Nelspruit Sr. V i t a bei den Kleinsten im Kindergarten Sr. Leona mit weißen Schulkindern Besonders groß ist die Begeisterung, wenn die zweite Hälfte des Schuljahres begonnen hat und die jährliche Ausstellung der Handarbeiten näherrückt. Da hat die Schwester nicht Hände genug zum Vorbereiten und Anzeigen, denn alle möchten noch eine Arbeit fertig bringen, mit der sie sich sehen lassen können. Freilich müssen die Arbeiten einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. Aber wer Erfahrung hat, weiß, daß auch die Arbeiten weißer Mädchen nicht immer sauber sind. Zum Schluß freuen sich dann Schwester und Kinder an den ausgestellten Dingen. — Ähnliche Arbeiten gibt es auch in Barberton. Krankenpflege Ein schönes Wirkungsfeld wurde uns vor drei Jahren in White River mit der Eröffnung einer Klinik übertragen. Wie eine Oase in der Wüste, liegt diese Missionsstation mitten in heidnischer Umgebung. In einer kleinen Hütte wurde der bescheidene Anfang gemacht. Da dort die Zauberer noch ihr Unwesen treiben und die Leute immer wieder ihre Zuflucht zu ihnen nehmen, mußte zunächst einmal das Vertrauen in die Kunst der weißen Schwestern geweckt werden. Dazu bot sich bald häufig Gelegenheit. Die Leute sind hier noch ganz unkultiviert. Am Wochenende, wo sie Geld in die Hand bekommen, findet man sie bei Biergelagen, und da gibt es immer wieder Raufereien und Schlägereien, und alles, was gerade greifbar ist, wird als Waffe gebraucht. Wie auf ein Stück Holz wird da mit der Hacke losgeschlagen, da und dort eine Ecke abgehauen, und wenn der Kopf dieser Naturmenschen nicht so hart wäre, würde er wohl nicht nur einmal, sondern zehnmal in Stücke geschlagen. Weil man aber bis zur nächsten Schlägerei wieder gesunde Glieder braucht, geht man gern zur weißen Schwester, damit sie die Wunden näht und verbindet. Da hat man, wenn alles wieder schön in Ordnung gebracht ist, doch einen großen Respekt vor der Kunst der Schwester und man kann daran denken, wie man es dem Nachbarn beim nächsten Mal siebenfach zurückzahlen wird. Frauen gebrauchen als Waffe gern ihre scharfen Zähne, und nicht selten ist das Ergebnis eine kräftige Wunde, die die Schwester wunderbar zu heilen versteht. So kam eines Tages eine Frau mit einer abgebissenen Lippe, die entsetz- lieh aussah. Es schien, daß sie nicht mehr geheilt werden könnte. Doch der Kunst der Schwester gelang es, auch diesen Schaden wieder zu beheben, und allseits bestaunte man das Wunder, das die Schwester gewirkt hatte. Taufe in letzter Stunde So wuchs allmählich das Vertrauen der Neger, und man konnte eine Klinik und ein Heim für werdende Mütter bauen. Ist infolge der heidnischen Umgebung eine Bekehrung auch noch sehr selten, so konnten doch innerhalb dieser drei Jahre mehr als 30 Babys getauft werden, von denen man voraussah, daß sie nicht lebensfähig waren. Auch Erwachsene kommen oft noch im letzten Augenblick und lassen sich vor ihrem Hinscheiden taufen. Manchmal scheint es, als würde diesen Menschen die Gnade Gottes einfach nachgeworfen. Sicher ist das oftmals dem Gebet und Opfer so mancher Missionsfreunde in der Heimat zu danken. Für die, die ihr Leben ganz in den Dienst der Heidenmission gestellt haben, bedeutet das Trost und Aufmunterung. Sorge für die Weißen Doch nicht nur die Schwarzen, sondern auch die Weißen bedürfen unserer Betreuung. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Erziehung der weißen Jugend gerichtet, die hier durch den Einfluß von nichtkatholischer Seite sehr gefährdet ist. Darum wurde schon vor Jahren in Middelburg ein Schülerheim eröffnet. Hier obliegt nun den Schwestern die Leitung des Haushaltes. In diesem Jahr wurde in Pretoria, außerhalb der Diözese Lydenburg, von Bischof Reiferer ein weiteres Schülerheim gegründet, und auch hier leiten Schwestern den Haushalt. Indem sie für das leibliche Wohl des Hauses sorgen, leisten sie auch einen Beitrag zur Erziehung der Jugend. Eine ganz wichtige Aufgabe, die wir uns zur Ehre anrechnen, ist die Sorge für das leibliche Wohl unseres Bischofs in W i t b a n k. Vor zwei Jahren erlaubte uns der Hochwürdigste Bischof, in Nelspruit eine Schule zu eröffnen. Auch hier waren und sind die Anfänge noch sehr bescheiden. Doch liegt Gottes Segen über der Gründung, denn es bestehen die besten Aussichten für ein gutes Gedeihen dieses Werkes. Mit Vertrauen und großer Hilfsbereitschaft kommen die Leute den Schwestern entgegen, und an Kindern wäre kein Mangel, wenn wir nur genügend Schwestern hätten. Afrika ruft auch Dich Das ist ganz allgemein unsere große Sorge: Wir sollten für unsere vielfältigen Aufgaben in diesem Missionsgebiet mehr Schwestern haben. Sicher gibt es auch heute noch und gerade in unserer Zeit hochherzige Menschen, die sich ganz in den Dienst Gottes stellen möchten, vor allem im Ordens- und Missionsberuf. An sie geht unser Ruf, in unsere Reihen einzutreten. Junges Mädchen, das Du vielleicht schon in stiller Stunde den Ruf des Herrn vernommen hast, überlege einmal, ob es sich nicht lohnen würde, ein hochherziges, frohgemutes Ja zu sagen. Glaube uns, daß gerade ein solches Leben wert ist, gelebt zu werden, daß es nicht nur Sr. Anastasia stellt Ihre Kochkunst in den Dienst der Patres und Brüder Gut aufgehoben ist die kleine Theresa in den Armen von Sr. Marietta in der Ewigkeit, sondern schon hier glücklich macht. Gott will sich Deiner bedienen, Deiner Fähigkeiten, Deiner Opferkraft, Deiner Hingabe. Keine von uns hat es je bereut, in die Mission gegangen zu sein, und wenn wir noch einmal vor die Wahl gestellt wären, würden wir uns genau so entscheiden wie einst. Auch Du wirst es nicht bereuen und die Stunde segnen, da Du das Jawort gegeben hast. Tritt ein in unsere Reihen und melde Dich bei unserer Mutter Provinzialoberin in Graz, Franz-Josef-Kai 16, Steiermark. Neue Missionsstation Malelane Von P. Karl S i e b e r e r Malelane ist die jüngste Missionsstation unserer Diözese Lydenburg in Südafrika. Sie wurde Ende April 1958 durch Bischof Anton Reiterer eröffnet und der hl. Philomena geweiht. Ich wurde zum ersten Pfarrer ernannt. Die Pfarrei Malelane umfaßt das gesamte östliche Lowveld (= Tiefland), das ist von Louws Creek bis Komatipoort, und hat eine Längenausdehnung von 85 Kilometern. Die Pfarrei zählt etwa 100 weiße und erst 35 schwarze Katholiken. Aus der Geschichte der Station Von 1924 an wurde ein Teil dieses Gebietes von Barberton aus missioniert. Später wurde das ganze Gebiet von einem Wandermissionar betreut: nacheinander von P. M u s a r, P. Adolf Stadt-m ü 11 e r und P. Morscher. Der Wandermissionar hatte sich vor allem der weißen Katholiken anzunehmen. 1950 wurden die weißen Katholiken dem Pfarrer von Nelspruit unterstellt, der einmal im Monat Gottesdienst hielt; die schwarzen Katholiken des ganzen Gebietes betreute der Missionar von St. John’s bei Barberton. Diese Art von Missionierung konnte niemanden befriedigen, und es ging auch nicht recht voran. Die weißen Katholiken von Malelane, der Mehrzahl nach Portugiesen, die von der Insel Madeira einwanderten und hier Farmen erwarben, nahmen nun die Sache in die Hand. Sie kauften 1957 ein Stück Grund und bauten ein Pfarrhaus mit Halle, die als Notkirche dient. Ende 1958 stand der Bau fertig da und Bischof Reiterer mußte sein gegebenes Versprechen einlösen und einen Seelsorger schicken, und so hielt ich im Dezember des vergangenen Jahres meinen Einzug. Schwieriges Missionsfeld Damit wurde mir ein schwieriges, aber auch schönes Missionsfeld anvertraut. Es ist ein schwieriges Feld, vor allem wegen seiner großen Ausdehnung. Die Siedlungen der Weißen liegen auf einer Strecke von 80 Kilometern am Ufer des Krokodilflusses. Neben den Portugiesen gibt es da Italiener, Engländer, Belgier, Tschechen und Jugoslawen. Die Schwarzen bewohnen den südlichen Teil der Pfarrei, ein Eingeborenenreservat, in dem nur Schwarze wohnen dürfen. In diesem Reservat leben die Eingeborenen in riesigen Ortschaften unter Häuptlingen. Die Pfarrei ist auch in religiöser Hinsicht schwierig. Denn die protestantischen Kirchen sind hier schon sehr stark vertreten. Die meisten Anhänger zählt die Holländisch-Reformierte Kirche, die gegen uns Katholiken sehr feindlich eingestellt ist. Im Eingeborenengebiet ist auch die Schwedische Mission sehr verbreitet; sie unterminiert meine Arbeit, wo sie kann. Den Eingeborenen wird gesagt, wenn sie zur „römischen" Kirche überträten, kämen sie in die Hölle. Ein anderer Teil der Neger ist noch stockheidnisch. Hier treiben die Zauberer ihr Unwesen und versuchen ihren Leuten weiszumachen, die Geister der Ahnen würden sie bestrafen, wenn sie christlich würden. Ein weiteres großes Hindernis für die Bekehrungsarbeit ist die Vielweiberei. Es gibt da Neger mit drei, vier und fünf Frauen. Die große Hitze — das Klima ist subtropisch — kann einem recht zu schaffen machen. Der Sommer beginnt bereits Ende September und erreicht seinen Höhepunkt um Weihnachten. Da klettert das Thermometer bis zu 45 Grad im Schatten empor. Erst Ende April wird es ein wenig kühler. Da die Hitze zum Trinken einlädt, fließt in der heißen Jahreszeit der Alkohol in Strömen. Die Schwarzen trinken ihr Negerbier, das die Negerfrauen aus Kaffernkorn und Maismehl brauen. Wenn man sonntags um die Mittagszeit durch die Negersiedlungen geht, wimmelt es nur so von Betrunkenen. Viele Männer leben als Arbeiter in den Bergwerken Transvaals monatelang von ihren Familien getrennt, was schwere seelsorgliche Probleme aufwirft; die Frauen betreiben den Maisanbau und die Viehzucht. Die schwarzen Frauen Südafrikas lieben auffallenden Schmuck, der von Stamm zu Stamm verschieden ist. Bunte Glasperlen kommen reichlich zur Verwendung. Pflanzen- und Tierwelt Die Pfarrei Malelane ist ausgezeichnet durch landschaftliche Schönheiten. Entlang dem Krokodilfluß zieht sich ein breites, sehr fruchtbares Tal hin. Hier gedeiht Gemüse in Fülle, vor allem Tomaten und grüne Bohnen. Riesige Orangenplantagen wechseln ab mit Bananenhainen. Das Tal ist eingefaßt von malerischen Bergen, die im Sommer von sattem Grün überzogen sind, im Winter rotbraun schimmern. Auf dem nördlichen Ufer des Flusses beginnt der Krüger - Nationalpark, wo sich noch alle wilden Tiere Afrikas in freier Wildbahn tummeln. Es gibt da die verschiedenen Arten der graziösen Gazellen und der Antilopen, die anmutigen Giraffen, ferner Zebras, Elefanten und Löwen, Unmengen von Affen, gefräßige Krokodile und gefährliche Schlangen, dazu die Flußpferde, die auf den Feldern am Südufer des Flusses oft großen Schaden anrichten. Bis jetzt stehen auf dem Gebiet der Pfarrei folgende Gebäude: Pfarrhaus mit Notkirche in Malelane, Außenstation To-netti mit Kirchlein und in Shongwe im Reservat eine Negerhütte für Gottesdienst und Religionsunterricht. Mein Tageslauf ist mit Arbeit reichlich ausge- füllt: Vormittags bin ich im Eingeborenenreservat, nachmittags gebe ich den weißen Kindern Religionsunterricht, abends mache ich bei den weißen Katholiken Hausbesuche. Leider konnte mir bis jetzt noch kein Bruder zugeteilt werden, so daß ich mich in vielem selbst behelfen muß. Mission vor Gericht Von P. Willi Kühner (Schluß) Zur Gerichtsverhandlung nach Pretoria Während ein leichter Regen niederging, fuhren P. K. und ich nach Pretoria. Unterwegs begegneten wir zwei Autowracks. Der Regen hatte die Fahrbahn schlüpfrig gemacht, und so war es wohl zu dem Unglück gekommen: der ganze Vorderwagen eingedrückt. Wie mag es wohl den Insassen ergangen sein? Bei dem einen Wagen war die Polizei noch damit beschäftigt, den Hergang des Unfalls festzustellen. In Pretoria gingen wir zuerst zu unserem Rechtsanwalt Mr. Jones. Er sagte uns, die Gegenpartei sei bereit, ihre Anklage zurückzuziehen, wenn wir alle Gerichtskosten bezahlten. Das konnten wir natürlich nicht annehmen. Im Gerichtsgebäude hatten sich viele Leute eingefunden, darunter Rechtsanwälte in ihren langen, schwarzen Roben und weißer Krawatte und Zeitungsreporter. Von diesen fragte uns einer, ob er eine Aufnahme machen dürfe. Als wir hörten, er sei Vertreter der Afrikaans-Zeitung „Die Vaderland", erklärten wir ihm unsere Entrüstung über den Bericht in seinem Schwesterblatt „Die Transvaler". Doch das konnte seinen Kameraden nicht davon abhalten, von uns beiden eine Blitzlichtaufnahme zu machen. Ärgerlich fragte ich ihn, ob er dazu befugt sei. In frechem Ton bejahte er. Ich antwortete, ich würde mich bei meinem Rechtsanwalt erkundigen. Als ich das später tat, brachte Mr. Jones die Sache schnell in Ordnung: Er telefonierte nach Johannesburg an den Herausgeber der Zeitung, das Foto der beiden Priester dürfe in der Zeitung nicht erscheinen, sonst müßte er sich auf gerichtliche Folgen gefaßt machen. Am Abend kaufte ich „Die Vaderland“. Unser Bild war nicht drin. Auf dem Schwarzen Brett war unser Fall an 28. Stelle vermerkt. Uns sank das Herz. Da können wir ja lange warten, bis wir dran kommen. Mr. Jones erklärte uns aber, die ersten 27 Fälle würden rasch erledigt, da keine Gegenpartei auftrete. Wir seien der erste Fall mit einer Gegenpartei. Wir bekamen sie auch bald zu Gesicht in Gestalt von Reginas Vater und Bruder und von vier andern Schwarzen. Unser Fall wurde noch vor Mittag aufgegriffen, aber dann wegen der Mittagspause auf 2 Uhr verschoben. Uber Richter Marais hörten wir, daß er gerecht sei; obwohl er von der nationalen Regierung angestellt sei, habe er doch schon einige Male gegen die Regierung entschieden. Auf unserer Seite waren außer Mr. Jones noch die Anwälte Vieyra von Johannesburg und Jepson von Pretoria. Die Gegenpartei war durch Rechtsanwalt Myburgh vertreten. Wir hatten zuerst gehofft, unsere Sache würde im Lauf des Nachmittags verhandelt, sahen uns aber bitter enttäuscht. Denn Mr. Myburgh zog die Verhandlung fürchterlich in die Länge. Unser Anwalt hatte beantragt, daß unter anderem gewisse Anschuldigungen aus der Anklageschrift gestrichen würden, da sie nur auf Hörensagen beruhten. Durch das ungeschickte Debattieren des Anklägers verging die Zeit, ohne daß der Prozeß vorankam. Der Richter durchschaute wohl die Intrigen der Gegner und ver- donnerte sie zum Tragen der Gerichtskosten dieses Tages. Um 16 Uhr wurde die Verhandlung auf den 13. März vertagt. Das Bewußtsein, nochmals vor Gericht erscheinen zu müssen, war uns höchst unangenehm. Doch konnten wir mit dem bisherigen Verlauf der Verhandlung zufrieden sein. Bischof Reiferer, der im Lauf des Nachmittags eingetroffen war, lud unsere Verteidiger in ein nahes Café zu einer Tasse Tee ein, wo wir ihnen für ihre gute Arbeit dankten und alles nochmals durchbesprachen. Im Konvent der Loretoschwestern, wo wir zu Mittag gegessen hatten, dankten wir den Schwestern für ihre Gebetshilfe, kauften einige Abendblätter, um die Berichte über die Verhandlung nachzulesen, und fuhren dann nach Witbank zurück. Die entscheidende Verhandlung Am 13. März sollte die Entscheidung fallen. Abergläubische Leute halten die 13 für eine Unglückszahl. Uns brachte sie Glück. Diesmal fand die Verhandlung in einem anderen Saal statt, der kleiner ist und eine bessere Akustik besitzt. Zuerst sprach Mr. M. für die Ankläger. Seine Robe war immer noch zerrissen, wie das letztemal. Er sprach in Afrikaans. Er warf P. K. vor, er hätte unbefugterweise die Rolle des Vaters, der Polizei und des Eingeborenenkommissars übernommen. Wie es in der englischen Rechtsprechung Brauch ist — obwohl in Südafrika noch das römisch-niederländische Recht gilt, weist es doch starke Anleihen aus dem englischen Recht auf —, griff unser Anwalt auf ein früher ergangenes Urteil und seine Begründung zurück, einen Fall, an dem der spätere General Smuts als Rechtsanwalt teilnahm. Da wurde entschieden, daß der Angeklagte die betreffende Person dem Gericht vorzuführen habe, wenn er davon Kenntnis hatte, daß der Fall schon beim Gericht anhängig war, als er diese Person aus dem Zuständigkeitsbereich des Gerichts entfernte. P. K. könne sich also der Verantwortung nicht einfach dadurch entziehen, daß das Mädchen jetzt in Basutoland, also außerhalb der Südafrikanischen Union, sei. Der Richter machte die Zwischenbe- merkung, P. K. habe unrecht gehandelt, wenn das Mädchen noch minderjährig sei. „Aber wissen wir das?" Während der Teepause erzählte uns Mr. Jones, der Richter Marais sei während des Krieges interniert gewesen und aus dem Lager entflohen, indem er sich einen unterirdischen Gang gegraben habe. Er habe dann unter einem falschen Namen im Oranjefreistaat wieder eine Rechtsanwaltspraxis eröffnet, sei aber von einer Frau erkannt und wieder ins Lager zurückgebracht worden. Nach der Pause setzte Rechtsanwalt M. seine Anklagen fort und beantragte zuletzt, P. K. müsse das Mädchen zurückholen, sonst müsse er zum Tragen der Gerichtskosten verurteilt werden. Es war 12 Uhr, als er sich erschöpft niedersetzte. Nun war unser Verteidiger, Kronan-walt Vieyra, an der Reihe. Man sagt, er wäre längst zum Amt eines Richters aufgestiegen, wenn er nicht katholisch wäre. Eine große Spannung bemächtigte sich nun unser. Wird es ihm gelingen, die Scheinbeweise der Gegenseite zu entkräften? Tiefe Stille herrschte. Ich legte die Hand ans Ohr, um besser zu hören. Vieyra erklärte: Entweder ist das Mädchen volljährig oder minderjährig. Ist es volljährig, dann liegt ein Verschulden nur vor, wenn es mit Gewalt zurückgehalten wird. Ist es minderjährig, dann ist das Verhalten von P. K. nur strafwürdig, wenn mit Verführung, List oder andern Schlichen gearbeitet wurde. Der Anwalt bewies nun, daß weder Gewalt noch Überlistung Vorlagen. Nur einmal sei es zu Gewaltanwendung gekommen: als nämlich der Vater seine Tochter mit Gewalt mitnehmen wollte und ein Priester der Mission die um Hilfe Rufende an der Hand gefaßt und in die entgegengesetzte Richtung gezogen habe. Aus der eidesstattlichen Erklärung ergebe sich aber, daß Gewalt angewendet wurde vom Vater gegen den Willen, vom Priester mit dem Willen des Mädchens. Vieyra fragte sodann: Was ist wirklich im Interesse des Mädchens: daß es sein Ideal, Schwester zu werden, ver- wirklichen kann, oder daß es unter den Willen seines heidnischen Vaters gezwungen wird, der keine Ahnung von Religionsfreiheit und Menschenrechten hat? Den Höhepunkt erreichte seine Beweisführung mit der Frage, warum der Kläger denn nicht den besten Zeugen beigebracht habe: die Mutter des Mädchens. Im weiteren Verlauf der Verhandlung kam das Buch mit den Geburtseintragungen zur Sprache, ebenso die Anmaßung der Befugnisse des Eingeborenenkommissars. Sodann der Passus aus der Anklageschrift, P. K. habe die 100 Pfund als Brautgabe angeboten, um das Mädchen zu heiraten. Vieyra rief aus, eine solche Anschuldigung sei ein Skandal, denn erstens sei die Heirat eines Weißen mit einer Schwarzen in diesem Land gegen das Gesetz und zweitens wisse jeder, daß ein katholischer Priester sich zur Ehelosigkeit verpflichtet habe. „Das heißt, die Ehre eines Weißen und eines Priesters in den Schmutz ziehen. Daher beantrage ich, daß die Klageschrift abgewiesen und der Kläger zum Tragen aller Gerichtskosten verurteilt wird." Vieyra setzte sich. Ich hätte am liebsten Beifall geklatscht, wollte aber die tiefe Sille nicht stören, die der langen, meisterhaften Verteidigungsrede folgte. Das Urteil Nachdem wir im Deutschen Verein zu Pretoria zu Mittag gegessen hatten — wohl dem einzigen Lokal, in dem nicht Schwarze, Farbige oder Inder, sondern Weiße Kellnerdienste verrichten, kehrten wir zum Gerichtshof zurück. Der Richter begann mit einer genauen Darlegung des Falles. Ich freute mich, festzustellen, daß der Richter die Winkelzüge unserer Gegner klar durchschaute. P. K. saß währenddessen wie auf Kohlen. Aber je mehr er erkannte, welche Richtung die Ausführungen des Richters nahmen, umso mehr glätteten sich seine Sorgenfalten. Nur manchmal klang ein leiser Tadel in des Richters Ausführungen durch, wenn er den Angeklagten der Unvorsichtigkeit bezichtigte oder von ihm mehr Klarheit gewünscht hätte. Auch hätte P. K. nicht viel auf die Altersangabe im Taufzeugnis geben dürfen. Nun sprach der Richter das Urteil, das im wesentlichen besagte: „Der Ankläger hat in den wesentlichen Punkten nicht überzeugen können. Das hat wie gewöhnlich das Tragen der Gerichtskosten zur Folge." Die nähere Begründung des Urteils dauerte eine dreiviertel Stunde. Als der Richter geendet hatte, verließ er alsbald den Gerichtssaal durch eine nur für ihn bestimmte Türe. Staunen, Freude und Genugtuung erfüllte uns, und wir schüttelten P. K. die Hand. Auch unsere Anwälte kamen herbei, und wir dankten ihnen für ihre treffliche Arbeit. Die Gegenpartei, besonders der Vater des Mädchens und sein Sohn Simon, standen bewegungslos da, als hätten sie die Tragweite des Urteils noch nicht erfaßt. Ihre Anwälte traten zu ihnen und wechselten einige Worte, dann verließen sie schnell den Saal. Sicher haben die Verlierer keine freundlichen Gefühle gegen uns. Was wird nun aus Regina werden, deren Aufenthalt bekannt geworden ist? Es wäre wohl gut, ihre Oberin zu benachrichtigen, damit sie Regina in ein anderes Kloster versetzt. Und die Presse? Das wohlabgewogene Urteil des Richters konnte ich in keiner Zeitung finden. Die katholikenfeindliche Presse war weithin enttäuscht. Hatte man sich doch einen Skandal gegen die katholische Kirche erwartet, und nun war nichts daraus geworden. Rückblickend muß man sagen: Es ging nicht allein gegen den angeklagten Pater, sondern es war ein Kampf zwischen Christentum und Heidentum. Der heidnische Vater und Zauberer glaubte, ein uneingeschränktes Recht auf seine Tochter zu haben. Nach dem heidnischen Recht der Schwarzen wird die Frau ja überhaupt nie mündig. Christliche Lehre aber ist es, daß jeder Mensch bestimmte Grundrechte hat, die ihm niemand, auch nicht der eigene Vater, vorenthalten kann. Ein solches Grundrecht ist die Standeswahl. Möge Regina ihrer tapferen und hohen Gesinnung treu bleiben und zum guten Engel ihrer Familie werden, damit der Vater mit seinen nur halb christlichen Familienangehörigen den Weg zum vollen Licht des Glaubens findet. Afrikanisches Hochamt In der einzigen Kirche Londons, die noch aus der vorreformatorischen Zeit katholisch ist, wurde jetzt das erste afrikanische feierliche Hochamt in Europa zelebriert. Kadamga nennen die Afrikaner dieses feierliche Amt. Die Messe war für jeden Europäer ein unbeschreibliches Erlebnis. Der ganze unfaßbare Reichtum des katholischen Kirchenlebens wurde dadurch wieder einmal bestätigt. Josef Kiwele ist der Komponist dieser ersten feierlichen afrikanischen Messe. Kiwele hat in Belgien Musik studiert und war Schüler des Theologischen Seminars der Weißen Väter in Nord-London. Die Weißen Väter, europäische Missionare für Afrika, haben sich schon lange damit beschäftigt, den Afrikanern eine eigene Kirchenmusik zu geben. Diese Kirchenmusik konnte und mußte aber von Afrikanern selbst geschaffen werden. Die Weißen Väter haben bereits eine erstaunliche Tonbandsammlung von kirchlichen Wechselgesängen, die afrikanische Komponisten schrieben. Die von Kiwele scheinen die ausgereiftesten zu sein. Das feierliche Hochamt in London wurde von Pater Kayemba aus Uganda zelebriert. Als Diakon und Subdiakon assistierten zwei Priester aus Ost-Afrika. Der lateinische Wechselgesang wurde von den Weißen Vätern gesungen. Als sakrales Musikinstrument diente eine Tamtamtrommel, die das Ghana-Haus in London zur Verfügung gestellt hatte. Begleitet wurde die Trommel von einer Orgel. Nun wird jeder glauben, der Tamtamtrommeln nur aus Filmen zu hören bekommen hat, daß es eine sehr rhythmische und wenig sakrale Musik gewesen sein muß. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Rhythmus der Tamtamtrommel folgte dem lateinischen Text des Chores. Während wir gewohnt sind, daß die Orgel den Chor leitet, folgt die Tamtamtrommel den Gesängen und begleitet sie nur wie ein akustischer Schatten. Alle Besucher dieser Messe waren erstaunt, wie exakt die Trommelschläge den lateinischen Worten angepaßt waren, ja, sie hervorzuheben schienen. Vor allem im Credo kam dies zum Ausdruck, wo die Trommelschläge beim „et incarnatus est" bis zur Unhörbarkeit leise wurden und dann wieder in ihren dumpfen Lauten aufbrausten zum „et resurrexit ter-tia die". Viele afrikanische Studenten der englischen Priesterseminare hatten diese Messe besucht. Auch die Fernsehkameras der BBC waren anwesend, um eine Aufnahme für ihre Afrika-Sendungen zu machen. Gerd Schmalbrock Kleine Missionskunde: Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung Afrikas Afrika zählt heute insgesamt etwa 220 Millionen Einwohner, von denen etwa ein Zehntel katholisch sind. In Nordafrika wohnen fast ausschließlich Mohammedaner. Obwohl im Herzen Afrikas, vor allem in Belgisch-Kongo, die katholische Kirche schon erfreulich Fuß gefaßt hat, ist der Islam doch in weiterem Vordringen nach Süden und breitet sich schneller aus als das Christentum. Vor dem ersten Weltkrieg gab es in Afrika nur zwei Millionen Katholiken. Ihre Zahl hat sich seitdem also mehr als verzehnfacht. 1930 waren es erst 5 Mil- lionen, und heute gibt es schon 22 Millionen afrikanische Katholiken, also fast so viel wie in Deutschland. Von diesen 22 Millionen sind zwei Millionen weiße Katholiken, die vor allem in den Ländern an der Nord- und Südküste Afrikas leben. Ein kleines Gebiet im schwarzen Afrika, das heute schon zu 70 Prozent katholisch ist, ist die spanische Kolonie Rio Muni (Spanisch-Guinea), die aber nur 250 000 Einwohner hat. In der großen belgischen Kolonie Belgisch-Kongo (13 Millionen Einwohner) sind heute 34 Prozent katholisch. Im Osten von Bel-gisch-Kongo liegt das Land Ruanda-Urundi, ein Teil des ehemaligen Deutsch-Ostafrika, mit viereinhalb Millionen Einwohnern. Dort ist heute schon fast die Hälfte katholisch. Erfolgreich war die Missionsarbeit auch in Portugiesisch-Westafrika (Angola) und in Uganda, wo schon 28 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche angehören. Audi in Madagaskar und im ehemaligen deutschen Kamerun bekennen sich schon mehr als 20 Prozent zur katholischen Kirche, überhaupt sind die früheren deutschen Kolonien schon verhältnismäßig gut missioniert, denn auch in Togo sind schon 18 Prozent katholisch, in Deutsch-Ostafrika (außer Ruanda-Urun-di), das heute Tanganjika heißt, sind 15 Prozent und im früheren Deutsch-Süd-westafrika 11 Prozent katholisch. Das sehr dicht bevölkerte Nigeria ist erst zu 6 Prozent katholisch. In Südafrika, wo die Missionare unserer Kongregation wirken, sind es erst 7 Prozent. In den nordafrikanischen Ländern Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen sind die einheimischen Völkerschaften alle mohammedanisch. Katholiken sind dort nur die ansässigen Franzosen und Italiener. Auffallend ist der geringe Prozentsatz an Katholiken in Ägypten und ub&c 30 % kcctVioliicK 10 - iO% « 1 0 - io V. » S - 10% II fe&jgj 1 - 5% I I uittir 1 % 'I Abessinien; er beträgt dort weniger als ein Prozent. Doch, sind in Ägypten etwa 10 Prozent und in Abessinien 57 Prozent der Bevölkerung Christen des koptischen Ritus. Sie haben Bischöfe und Priester wie die katholische Kirche, haben auch die sieben Sakramente und vieles andere mit uns gemeinsam, mit Ausnahme des Papstes. Es handelt sich in beiden Ländern um eine sehr alte Christenheit, die schon auf die Zeiten der Apostel zurückgeht und auch unter den Stürmen des Islam dem christlichen Glauben treu geblieben ist, wenn sie sich auch von der Einheit der katholischen Kirche gelöst hat. So erfreulich auch die Lage in einigen Missionsländern ist, wie etwa in Ruan-da-Urundi und Belgisch-Kongo, so ist doch zu bedenken, daß in diesen Gebieten, wo noch so viele Millionen Heiden von der Missionspredigt nicht erfaßt sind, der Priestermangel so drückend ist, daß dort ein Priester wesentlich mehr Katholiken zu betreuen hat als in irgend einem europäischen Land. Dabei müssen die Priester nicht nur die schon Bekehrten betreuen, sondern auch noch neue Christen dazugewinnen. Das macht ihre Aufgabe besonders schwer. Eine große Bekehrungsbewegung hat auch in Tanganjika (dem früheren Deutsch-Ostafrika) eingesetzt. Doch fehlt es dort nicht nur an Priestern, sondern vor allem auch an finanziellen Mitteln, um den jungen Christengemeinden auch die notwendigen Kirchen zu geben, da augenblicklich ganze Stämme um die Taufe bitten und ohne Gotteshäuser kaum missioniert werden können. In den meisten Ländern Afrikas ist der Anteil der Protestanten wesentlich geringer als der der Katholiken. Nur in Südafrika gehört fast die Hälfte der Einwohner den zahlreichen protestantischen Kirchen und Sekten an, und in Südwestafrika ist etwa ein Drittel protestantisch. Hier liegt die katholische Kirche stark im Hintertreffen. Doch ist der Protestantismus überall stark aufgesplittert, vor allem in Südafrika, wo es viele hundert verschiedene Religionsgemeinschaften gibt. Während Belgien und Portugal rein katholische Länder sind, gibt es in den Kolonien der beiden Länder verhältnismäßig starke protestantische Kirchen, die aber dennoch weit weniger Erfolg bei der Missionsarbeit haben als die katholische Kirche. P. Adalbert Mohn Das Werk einer halben Stunde: Ende des Reiches der Inkas Der spanische Feldherr P i z a r r o hatte den wahnwitzigen Plan gefaßt, mit einer Kompanie Soldaten das Riesenreich der Inkas im Westen Südamerikas mit seinem sagenhaften Goldreichtum zu erobern. Bei Tumbez im äußersten Norden des heutigen Peru war er an Land gegangen. Am 24. September 1532 befahl er den Aufbruch ins Ungewisse. Seine Kampfstärke bestand aus 110 Fußsoldaten und 67 Reitern. Ein Dominikaner begleitete als Feldkaplan die todesmutige Schar. Nie hat ein so kleines Heer ein so großes Reich erobert. Pizarro hatte erfahren, daß der Inka Atahualpa bei den heißen Quellen unweit Cajamarca lagerte. Er war auch unterrichtet über den blutigen Bruderzwist um die Herrschaft über das Reich. Mehr als 700 Kilometer trennten ihn von seinem Ziel. So zogen die Männer, mit eiserner Rüstung beladen, durch den glühenden Wüstensand der Ebene, durchquerten reißende Flüsse, schwankten auf Hängebrücken über gähnende Abgründe, erstiegen im Gänsemarsch, die Pferde am Zügel führend, vegetationslose Felsengebirge. Dabei wußten sie, daß sie überall von den Spähern Atahualpas umgeben waren. Endlich erreichte die Expedition die Kammhöhe von Cajamarca. Zu ihren Füßen erstreckte sich das freundliche Tal mit der kleinen Inkastadt. Die Blicke der Männer aber schweiften zum gegenüberliegenden Saum des Tales, wo sich, Zelt an Zelt, das wohlgeordnete Heerlager Atahualpas erstreckte. Wenn einer von ihnen bis dahin die Verwegenheit ihres Unternehmens noch nicht erfaßt hatte, begriff er sie jetzt. Der Talkessel schien wie eine Falle. Zum Glück für die Spanier — und zu seinem eigenen Verderben — hielt Atahualpa die Eindringlinge immer noch für eine Horde verwegener Strolche. Sie reizten mehr seine Neugier als seinen Argwohn. Langsam und nachdenklich marschierten sie, in drei Gliedern gestaffelt, die Talhänge hinab. Es war die Vesperstunde des 15. November 1532, als sie in in den von hohen Mauern umfriedeten Hauptplatz von Cajamarca einrückten. Die Stadt lag wie ausgestorben. Eine unheimliche Stille sog die Tritte der marschmüden Männer und Rosse auf. Der Inka hatte die Stadt räumen lassen. Dieser Empfang war nicht dazu angetan, Vertrauen und Zuversicht zu wecken. Pizarro ließ die den Platz umgebenden Gebäude nach militärischen Gesichtspunkten besetzen. Offenbar entstand bereits in diesem Augenblick in ihm der Plan, hier das Schicksal herauszufordern, den Inka in seiner eigenen Falle zu fangen und sich in seiner Person des Inkareiches zu bemächtigen — ein Entschluß von phantastischer Kühnheit. Unter den Spaniern herrschte in diesen Nachmittagsstunden eine begreifliche Spannung. Die Entscheidung durfte auf keinen Fall verzögert werden. Jede Stunde arbeitete gegen sie. Das Schicksal mußte innerhalb eines Sonnenumlaufes seinen Spruch fällen. Pizarro schickte eine Gesandtschaft von auserlesenen Reitern in das Lager des Inkas, um diesen zu einem Besuch in Cajamarca einzuladen. Der Inka gab schließlich zur Antwort, morgen werde er zu den weißen Fremdlingen kommen, „und zwar" — fügte er hinzu — „mit meinem ganzen Heere. Habt aber deswegen keine Angst." Tief beeindruckt von der Macht und Majestät des jungen Herrschers und der Disziplin seines 40 000 Mann zählenden Heeres kehrte die Gesandtschaft zurück. Pizarro war zufrieden. Atahualpa ließ während der Nacht im Rücken der Spanier mehrere tausend Mann Stellung beziehen, um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden. Diese Nacht schien den Spaniern nicht enden zu wol- len. Die Würfel waren geworfen und rollten. Der kommende Tag brachte ihren Untergang oder sah sie als Herren Perus. Pizarro traf mit kalter Umsicht die letzten Maßnahmen und verteilte seine Soldaten in die umliegenden Gebäude. Den Rossen, diesen von den Indianern niemals gesehenen unheimlichen Tieren, ließ er Schellen umbinden, um durch ihr Getöse die Indianer zu schrecken. Die paar Musketiere besetzten einen erhöhten Punkt, von dem aus sie den Platz beherrschten. Am nächsten Tag spürte manch ein Spanier sein Herz sinken angesichts der anmarschierenden dunklen Legionen. 10 000 Schleuderer eröffneten den Zug. Es folgten Abteilungen, deren Bewaffnung aus Stangen mit Lassos bestand. Daran schloß sich das Corps der Lanzer an. Aus der Mitte dieser Heeresgruppen leuchtete weithin die goldstrotzende Sänfte des Inkas. Unter den Klängen der Trommeln und Muschelhörner bewegte sich der Zug — er brauchte für die fünf Kilometer vier Stunden — gegen die Stadt. Die Ungeduld der Spanier wuchs zur Pein, als sie gegen drei Uhr nachmittags beobachteten, wie die Peruaner an der Stadtgrenze haltmachten und ein Lager zu schlagen begannen. Aufs äußerste beunruhigt, ließ Pizarro den Inka bitten, seinen Besuch nicht länger zu verschieben. Atahualpa erwies sich gefällig und zog, von 5000 Mann seiner Leibwache begleitet, in Cajamarca ein. Langsam und feierlich füllten sie den weiten Platz, und der Inka erhob sich, nach den Fremden zu schauen, zu deren Besuch er gekommen war — ein Augenblick, geladen mit geradezu unheimlicher Spannung. Pizarro ließ nun durch einen Dolmetscher an Atahualpa die Aufforderung ergehen, sich der spanischen Krone zu unterwerfen und den Glauben der Christen anzunehmen. Ob dieser Zumutungen und der Dreistigkeiten, die sich die Spanier in seinem Reiche erlaubt hatten, wurde die Stimmung des Inkas zusehends unfreundlicher und feindseliger, und er drohte ihnen Vergeltung an. Er richtete einige Worte an seine Adjutan- ten, worauf in den dichtgedrängten Reihen der Leibwache eine unruhige Bewegung entstand, die von den nervös beobachtenden Spaniern als unmittelbare Drohung empfunden wurde. In diesem Augenblick, entschloß sich Pizarro zum Angriff. Unter dem historischen Schlachtruf „Sankt Jakob, und drauf auf sie!" stürzten unter fürchterlichem Getöse Fußtruppen und Reiter aus den Höfen. Gleichzeitig erdröhnten die Musketen und schmetterten die Trompeten. Die Peruaner erstarrten vor Schrek-ken und waren für Augenblicke wie betäubt, unfähig, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Pizarro bahnte sich mit seiner ehernen Schar eine Gasse durch die dichtgestaute Menge, bestrebt, im ersten Ansturm den Inka zu erreichen. Sobald die Spanier eine Abteilung niedergehauen hatten, schloß sich sofort ein neuer Ring brauner Krieger, ihren Körper passiv hinopfernd, um ihren Herrscher. Mit lauter Stimme schrie Pizarro seinen Leuten zu, daß bei seinem Leben keiner dem Inka ein Leid antun dürfe. Ein neuer Ansturm durchstieß den letzten Verteidigungsring und rannte die Sänfte Ata-hualpas um. So konnten sie sich endlich seiner Person bemächtigen. Der verwegene Handstreich war geglückt. Pizarro führte den wertvollen Gefangenen persönlich in sein Quartier. Währenddessen war unter dem Druck der zurückweichenden Indianermassen eine Umfassungsmauer eingestürzt, und alles, was noch Leben hatte, überließ sich nun wilder Flucht, verfolgt von den fürchterlichen Rossen. Der Überfall hatte kaum eine halbe Stunde gedauert. In diesen Minuten zerbrach das Geschick eines Reiches, einer Dynastie, einer Diktatur. Die untergehende Sonne nahm die rätselhafte Herrschaft der Inkas mit sich hinab in den Abgrund der Vergangenheit, aus dem es kein Wiedererstehen gibt. Im Vollgefühl seines Sieges behandelte Pizarro seinen Gefangenen mit Großmut und aller ihm zukommenden Rücksicht. Die Spanier erlaubten ihm, innerhalb seiner Gefangenschaft zu empfangen, wen er wollte. So kamen Tausende Indianer, um ihren Herrscher zu sehen und zu trösten. Pizarro selbst liebte es, mit ihm zu speisen und Schach zu spielen. Der Inka gab sich aber keiner Täuschung über das Gefährliche seiner Lage hin. So überraschte er eines Tages Pizarro mit dem Vorschlag, als Kaufpreis seiner Freiheit sein Wohngemach bis zu seiner Körperhöhe mit Gold zu füllen und die beiden anliegenden Räume mit Silber. Doch weder das Gold noch die zahlreichen Freunde, die er unter den Spaniern gewonnen hatte, konnten das Verhängnis abwenden. In der Situation, in der sich das Häuflein der Eroberer befand, kam die Freilassung des Gefangenen der Selbstaufgabe gleich. So mußte er sterben. Pizarro ließ einen Gerichtshof bilden. Aber das Urteil stand von vornherein fest, und so entschied das Gericht auf Feuertod. Zahlreiche Hauptleute trachteten vergeblich, den Gerichtsbeschluß umzustoßen. Sie erklärten ihn als einen Schandfleck auf ihrer Soldatenehre. Sie verlangten Verschickung des Gefangenen nach Spanien; sie appellierten an kaiserliche Instanzen. Vergebens! Das Urteil wurde am 3. August gefällt und sollte noch in der Nacht vollstreckt werden. Atahualpa nahm nach einigen Momenten seelischer Erschütterung den Spruch gefaßt auf. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang führten sie den letzten Inka, der einst gesagt hatte, daß ohne seinen Willen in seinem Reiche kein Vogel fliege und sich kein Blatt am Baum bewege, zum Scheiterhaufen. Gegen die Zusicherung, daß er nicht verbrannt würde, empfing er noch die Taufe und ließ sich ruhig zum Pfahl führen, an dem er erdrosselt wurde. Am Morgen wurde der Leichnam in die Kapelle getragen, und Pizarro wohnte mit seinem ganzen Stab in Galauniform dem Requiem des Feldkaplans bei, das in den einem christlichen Fürsten gebührenden Zeremonien verlief. Nachdem sich die Spanier zurückgezogen hatten, bemächtigten sich die Indianer heimlich des Leichnams, um ihn zu mumifizieren und zu bestatten. Nie erfuhr man mit Sicherheit den Ort seines Grabes. Gekürzt aus: Im Reich der Inkas von Siegfried Huber. Ausflug nach Bracciano Von P. Adalbert Mohn Unsere Niederlassung in Rom, in unmittelbarer Nähe des Vatikans, ist Sitz des P. Generalprokurators, z. Z. P. Anton Fink; zugleich dient sie als Studienhaus für unsere Studenten (Patres und Scholastiker), die die päpstlichen Hochschulen besuchen. An dem Ausflug, von dem nachstehend berichtet wird, nahmen teil: P. Spiritual Xaver Büh-ler, P. Adalbert Mohn, der sich als Fotograf betätigte, die Fratres Josef Heer und Georg Klose, die inzwischen am 26. Juli in Bamberg die Priesterweihe empfingen, sowie die Fratres Jos. Pfänner und Jos. Uhl. D. Red. Ein blauer Torpedone (Autobus) trägt uns von Rom aus über die Via Aurelia bis in das kleine Küstenstädtchen Lari i s p o 1 i. Der Name ist wohl griechischen Ursprungs; es muß also schon ein sehr altes Städtchen sein. Es unterscheidet sich aber in gar nichts von vielen hundert anderen italienischen Küstenstädtchen: ein langer, mit vielen Papierschnitzeln übersäter Strand, dahinter die Limonadebuden und die bunten Häuser, die zum großen Teil nur von Mai bis August oder September bewohnt sind, in den Monaten also, in denen der große Badebetrieb herrscht. Die übrige Zeit des Jahres ist der Strand wie ausgestorben. Nur das weite Meer, auf dem kaum einmal ein Boot oder Dampfer zu sehen ist, wiegt sich in ewigem Gleichmut; nicht so stürmisch wie unsere Nordsee, lieblicher als unsere Ostsee. Aber weil die Brandung viel ruhiger und ausgeglichener ist, hat das Meer auch viel weniger die Küste geformt: Die Häuser stehen viel näher am Wasser als an den deutschen Küsten, denn hier kennt man keine Sturmflut. Etwas enttäuscht (wir hatten uns mehr von Ladispoli versprochen) geht es im Fußmarsch nach Cerveteri. Unterwegs hält uns ein Händler an und fragt, ob wir die Guardia delle Finanze gesehen hätten. Das ist eine Art Zollpolizei — für die Stadtzölle, denn in Italien muß jede Ware, die in eine Stadt ein- oder aus einer Stadt ausgeführt wird, noch verzollt werden, wie vor Jahrhunderten auch in Deutschland. So trifft man also „Schmuggler" hier auch mitten im Land. Cerveteri, etwa 45 km nördlich von Rom, war einst die Hauptstadt eines Königreichs des Volkes der Etrusker. Die Etrusker lebten in Italien vor den Römern und haben sich vielfach mit ihnen vermischt. Sie hatten schon eine hohe Kultur und prächtige Städte, als die Römer noch ein bescheidenes Bauernvolk waren. Besonders eindrucksvoll unter den vielen Dingen, die die Etrusker uns hinterlassen haben, sollen vor allem ihre Grabstätten sein. Aber in Cerveteri ist nichts davon zu sehen. Ein typisches Landstädtchen — auf dem Markt ein Haufen Männer, die ihren Lebensunterhalt anscheinend mit Nichtstun verdienen. Auf dem höchsten Punkt der Ortschaft steht eine alte Burg, die ganz in die Stadt einbezogen ist. Viele Teile der verfallenen Gemäuer sind bewohnt und oft nur auf halsbrecherischen Wegen erreichbar. Hier gibt es keinen Burgwart und kein Eintrittsgeld, keinen Denkmalschutz und keinen Fremdenverkehr. In solch einer Burg herumzuturnen und immer neue Verliese und Tore und Türme zu entdecken, macht Spaß. Um Cerveteri legt sich wie ein Kranz eine riesige Friedhofanlage — so würden wir es nennen: die alte Totenstadt oder Nekropole, schon 2500 Jahre alt, ist etwa 6 km lang. Die Familiengräber sind in die Erde gegraben und stellenweise mit Gras überwachsen. Sie sehen aus wie riesige Halbkugeln mit einem Durchmesser von 20 bis 30 Metern; manche Grabhügel sind auch viereckig. Im Innern der Halbkugeln befinden sich jeweils vier Grabkammern, die jedesmal auch einen Vorraum haben. Darin wurden vor 2500 Jahren ganze Familien mit all ihrem Schmuck, ihren Handwerksgeräten und Waffen bestattet. Heute sind fast nur noch die Grabkammern erhalten, weil die vielen Goldschätze und die andern Wertsachen meist gestohlen wurden. Man sieht an den alten Grabmalen, wie sehr auch in diesen Heiden der Glaube an die Unsterblichkeit der Menschenseele lebendig war. Wir können heute noch nicht die Schrift der Etrusker lesen. Aber diese gewaltigen Grabstätten sagen uns doch so man- ches über dieses eigenartige Volk des Altertums. Der erste Teil der Totenstadt ist eingezäunt und als großes Freiluftmuseum eingerichtet mit herrlichen Blumenanlagen und blühenden Sträuchern. Viel romantischer ist freilich der dahinter liegende Teil. Zwischen den überwucherten Steinklötzen huschen die Eidechsen dahin. In den Hohlwegen meint man, in einer versunkenen Welt unterzutauchen. Als wir aus dem Hohlweg herausklettern, stehen wir auf einer Wiese von seltener Schönheit, wie wir sie nie zuvor gesehen hatten. Schade, daß man die unvorstellbare Blütenpracht einer solchen einfachen Wiese nicht im Buntfilm festhalten kann (wir haben nur Schwarz-Weiß-Film dabei). Langsam steigt das Wiesengelände bergan. Als wir den Bergkamm mit seinen dürftigen Sträuchern überwunden haben, breitet sich ein grünes Tälchen mit üppigen Bäumen und Sträuchern vor uns aus. Droben auf der Höhe war von der glühenden Sonne alles verbrannt und ausgedörrt. Aber im Tal ist es schön kühl. Am liebsten würde man sich einige Zeit in den Bach setzen und sich von dem kühlen Naß die heißen Glieder berieseln lassen. Doch wir müssen weiter. Manchmal ist das Gebüsch so dicht, daß man nicht die geringste Fußspur erkennen kann. Wege gibt es in dieser Wildnis ohnehin nicht. Da wir nicht aufeinander achtgeben, haben wir bald drei Mann verloren. Endlich hört das Gestrüpp auf. Zunächst kommen ausgetrocknete Weideflächen und bald darauf bestellte Felder. Nun kann es nicht mehr weit sein bis zur nächsten Ortschaft. Mitten in tiefster Einsamkeit liegt auf einer Höhe, die plötzlich hinter einem Bergrücken auftaucht, das Schlößchen Castel Giuliano, eingerahmt von den Riesenschirmen hoher Pinien. An das Schloß schmiegt sich ein armes Dörfchen. In der einzigen, bescheidenen Gastwirtschaft fließt so einiges unsere trockenen Kehlen hinunter. Das gibt wieder neue Begeisterung. Und die brauchen wir, denn nun ist der interessante Teil unser Wanderung vorbei. Hier finden auch die drei verlorenen Brüder wieder zu uns. Am Ende des Dörfleins steht der Rohbau eines modernen Kirchleins, das so gar nicht in diese ärmliche, etwas verwahrloste Umgebung paßt. Und nun dehnt sich vor uns nur wenig gewelltes Land aus, aus dem hin und wieder ein in die Weite der Landschaft verlorenes Gehöft vor uns auftaucht, alles viel kleiner und bescheidener, als man es von Deutschland her gewohnt ist. Das Wandern wird nun zum Marschieren. Als dann zur Rechten gar noch ein von Panzern zerfurchter Truppenübungsplatz auftaucht und sich kilometerweit neben der Straße hinzieht, können wir die Trostlosigkeit nur überwinden, indem wir alte deutsche Soldatenlieder schmettern. So begleiten uns die „blauen Dragoner"; und obwohl weit und breit kein Baum und Strauch zu sehen ist, darf auch das Lied vom „Westerwald" nicht fehlen. Als dann in der Feme auf der Höhe die ersten Häuser von dem Ziel unserer Wanderung, von Bracciano, auftauchen, stimmen wir an: „Fern bei Sedan wohl auf der Höhe". Wir lassen uns also den Humor nicht nehmen. Als wir den trostlosen Teil unserer Reise fast hinter uns haben, da wollen wir es ganz genau wissen: da singen wir: „Jetzt kommen die lustigen Tage..." Natürlich singen wir die Lieder mit allen Zutaten und Anhängseln, ob es nun der Eukalyptusbonbon oder was sonst sein mag. Endlich sind wir in Bracciano; ein entzückendes Städtchen, das zum Bracciano-See, einem riesigen Vulkankrater, hin abfällt. Die Stadt hat eine große Garnison, und überall wimmelt es von Soldaten. Hoch über dem See thront eine alte Burg. Wir haben vom Meer her bei sengender Hitze und wolkenlosem Himmel gut 30 Kilometer zurückgelegt. Dennoch müssen einige von uns noch im See baden. Sie kommen aber schleunigst wieder aus dem kühlen Wasser, weil sie von dem weiten Marsch so erschöpft sind, daß ihnen sofort Arme und Beine schlottern und die Zähne hörbar klappern. Nun ja, die Heimfahrt mit der Eisenbahn strengt ja nicht mehr an. Der Zug ist voller Soldaten. Ein Südtiroler ist se- Yon Ladispoli Am Strand des Thyr-renischen Meeres bei Ladispoli Auf der alten Burg von Cerveteri, der ehemaligen Königsstadt der Etrusker, nördlich von Rom Im Ausgrabungsgebiet der etruskischen Totenstadt (Nekropole) von Cerveteri nach Bracciano In den Bergen nördlich von Rom Auf dem Weg nach Bracciano Castello (Burg) von Bracciano lig, nach langer Zeit wieder ein Wort Deutsch reden zu können. Leider ist unser Zusammentreffen die Folge eines peinlichen Zwischenfalls: Ein italienischer Kamerad hat ihm offenbar die Feldmütze gestohlen. Als er in allen Abteilen nachfragt, stößt er auf uns. Die Freude einer Unterhaltung in der Muttersprache lindert ein wenig seinen Kummer über den Verlust. Als wir in Rom einfahren, ist schon alles dunkel. Wir merken nur am Rauschen, daß es durch einen Tunnel geht. Otto von Bamberg - der Als im Januar 1957 der Bischof von Würzburg zum Oberhirten der Diözese Berlin ernannt wurde, wußten viele Zeitungen die Einmaligkeit der Tatsache zu würdigen, daß für eine kurze Zeit ein fränkischer Bischof gleichzeitig die Diözese Berlin regierte. Und doch war es eigentlich nichts Einmaliges. Verdanken doch die Pommern, also Teile des heutigen Bistums Berlin, ihre Bekehrung einem fränkischen Missionar, Otto, dem Bischof von Bamberg. 1065 wurde er aus einem edlen Geschlecht, das im schwäbischen Albuch beheimatet war, geboren. Trotz seiner adeligen Abstammung mußte er sich aber mühevoll durchs Leben kämpfen. In frühester Jugend schon hatte er seine Eltern verloren. Er bekam seine Ausbildung in einer Klosterschule, konnte sie aber nicht vollenden, da ihm die Mittel fehlten. So wanderte er nach Polen, wo an wissenschaftlich gebildeten Männern ein großer Mangel war. Dort eröffnete er eine Lateinschule. Er gewann das Vertrauen des Polenherzogs Wladislaw und vermittelte dessen Heirat mit der Witwe Judith Sophia, einer Schwester Heinrichs IV. Dieser ernannte ihn zu seinem Hofkaplan und übertrug ihm den Bau des Domes und der Marienkirche zu Speyer. Später trug ihm Kaiser Heinrich die Bistümer Augsburg und Halberstadt an. Beide Male schlug er den Antrag aus, da er im damaligen Investiturstreit die Diözesen nur aus der Hand des Papstes und nicht aus der des Kaisers entgegennehmen wollte. Als Dann rattert der Zug über einen hohen Viadukt, den wir von unserem Ordenshause aus tagtäglich sehen. Wir versuchen, unter den roten Lichtern der Masten des Vatikansenders die Lichter unseres Hauses zu sehen, aber schon nimmt uns ein zweiter Tunnel auf, und dann heißt es aussteigen: Stazione San Pietro — Bahnhof Sankt Peter. Unser guter Bruder Koch hat uns reichlich den Tisch gedeckt, und wir haben eine Menge zu erzählen. Missionar der Pommern ihm Heinrich das Bistum Bamberg anbot, glaubte er den Kaiser nicht länger hin-halten zu dürfen. Er nahm das Angebot an und bat gleichzeitig in Rom um seine Bestätigung mit folgenden Worten: „Obwohl ich eine Reihe von Jahren meinem Herrn Kaiser Gehorsam gehalten und Gnade vor ihm gefunden habe, hielt ich doch die Investitur aus der Hand des Kaisers für unangemessen und schlug zweimal ein angebotenes Bistum aus. Jetzt, zum drittenmal berufen und mit dem Bamberger Bistum begabt, will ich nicht darin verbleiben, wenn es Deiner Heiligkeit widerstrebt, mich zu bestätigen und zu weihen.“ Papst Paschalis II. erkannte diese demütige, treu katholische und treu deutsche Gesinnung an und weihte ihn 1106 zu Anagni zum Bischof. Ottos Ziel als Oberhirte war der Friede zwischen Papst und Kaiser und Friede unter den Fürsten. In mühsamer Arbeit baute er den ausgebrannten Bamberger Dom wieder auf. Doch nicht nur den steinernen Dom, sondern auch den geistigen Dom seiner Diözese, die noch halb heidnisch war, wollte er errichten. So zog er im Jahre 1124 auf Bitten des Polenherzogs Boles-law nach Ostpommern, um dort das Evangelium zu predigen. Nachdem er in Pyritz und Kammin ohne Schwierigkeiten den Glauben verkündet und viele Menschen getauft hatte, stieß er in Wol-lin zum ersten Male auf erbitterten Widerstand. Mit Steinen trieb das Volk ihn und seine Gefährten in die herzogliche Burg zurück, ja, stieß den Bischof mit einer Keule in den Seeschlamm, wo er schwerverwundet liegenblieb, bis seine Begleiter ihn fanden. Blutend und erschöpft erreichte er schließlich Stettin, kam aber auch dort zunächst gegen die Götzenpriester nicht auf. Trotzdem gab er die Sache nicht verloren. Wochen- und monatelang hielt er in der Stadt aus und betete und opferte für sie, bis er das Volk für das Christentum gewonnen hatte. Eigenhändig zerstörte er den Tempel des Gottes Triglaw vor den Augen des ganzen Volkes. Als da die Menschen sahen, daß ihr Gott machtlos war, gaben sie den Kampf auf und nahmen die christliche Lehre an. Wollin, Gartz und Lebbin schlossen sich dem Beispiel Stettins an. Am Gründonnerstag des Jahres 1125 kehrte er wieder nach Bamberg zurück. Bald aber reifte in ihm der Entschluß, auch Westpommern für Christus zu gewinnen. 1128 brach er zu seiner zweiten Missionsreise auf. Sein Weg führte ihn über Magdeburg, Havelberg, Usedom, Gützkow und Wolgast nach Dem-min. Auch hier hatte er Erfolge und Mißerfolge. Da traf für ihn die Hiobsbotschaft ein, daß Stettin wieder vom Glauben abgefallen sei. Sofort machte er sich dorthin auf den Weg. Die Götzenpriester des Triglaw wollten ihn ermorden. Schon hielten sie die Mordwerkzeuge bereit, Gott aber hielt seine schützende Hand über seinen Apostel. Das Volk schüttelte die Hetzer von sich und gelobte dem Bischof unwandelbare Gefolgschaft. Die Sorgen und Mühen dieser Reisen waren aber nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Als kranker Mann kehrte er nach Bamberg in seine Bischofsstadt zurück. Er plante die Gründung eines eigenen Bistums für Pommern. Die Erfüllung dieses Wunsches aber blieb ihm versagt. Nach einem schmerzensreichen Krankenlager starb er am 30. Juni des Jahres 1139. Hl. Otto, von seinem Grabmal ln Bamberg, etwa 14. Jahrhundert Alljährlich, am 30. September, versammelt sich der Erzbischof von Bamberg mit seinem gesamten Klerus auf dem Michaelsberg in Bamberg, dem Lieblingskloster des hl. Bischofs Otto, wo er seine letzte Ruhestätte gefunden hat, und neue seelsorgliche Impulse gehen von diesem Ort hinaus in das Bistum, ins fränkische, deutsche Land. Und auch der Bischof von Berlin lenkt jedes Jahr seinen Schritt zu dieser ehrwürdigen Stätte. So regiert auch heute noch St. Otto fränkisches und pommerisches Land. Oskar Hofmann MFSC Drei Neupriester Am 27. Juli wurden im Dom zu Bamberg zu Priestern geweiht: P. Josef Heer aus Stuttgart - Bad Cannstatt, P. Georg Klose aus Eulau, Schlesien, und P. Josef K o h n 1 e aus Unterschneidheim, Württemberg. Damit ist die Zahl unserer diesjährigen Neupriester auf neun gestiegen. Koko, dieser Schwerenöter, hatte einen kleinen Köter, den er zwar von Herzen liebte, aber manchmal auch betrübte. Auf dem Bilde seht ihr hier Koko mit dem treuen Tier, aber Poko steht daneben, und das kann nichts Gutes geben. Denn grad kam er angerannt, weil er eine Klammer fand. Und nun überlegen sie, wie die nützen kann dem Vieh. Poko weiß — wie immer — Rat und er geht sofort zur Tat: denn er kneift die Klammer ganz feste in des Hundes Schwanz. In dem großen Negerkraal gibt es Buben ohne Zahl; und des Nachts, wenn alle schlafen, zählen alle zu den braven. Doch bei Tag, wenn alle wach, dann vollbringen manche — ach! — oft die wunderlichsten Sachen, und dann gibt es nichts zu lachen. Unter dieser Bubenschar einer namens Koko war. Nichts war ihm zu hoch, zu weit, nichts zu schmal und nichts zu breit. Und sein allerbester Freund, welcher stets mit ihm vereint, und ihn nie im Stiche ließ, war der, welcher Poko hieß. Diesen packt ein jäher Schrecken, und er jagt um alle Hecken, und er schreit in wildem Jammer, weil er festhängt an der Klammer. Doch da kommt schon um die Ecken Kokos Vater mit dem Stecken, und schon sausen seine Hiebe auf die falsche Hundeliebe. Ach, so manche Übeltat manchmal üble Folgen hat; und so geht's den beiden wie dem gequälten Hundevieh. Solches war es, was die Knaben dieses Mal verbrochen haben; doch im stillen fürcht’ ich immer, nächstes Mal kommt es noch schlimmer. ADAM Auf großer Fahrt Schüler unseres Missionshauses Maria Fatima in Unterpremstätten bei Graz (Bild rechts) machten mit P. Rektor Paul Vogel und einigen Freunden des Hauses in ihrem Schulomnibus Pro Juventute eine Ferienfahrt durch Süddeutschland und erfreuten mit ihrem Chor und Orchester die Zuhörer vieler Städte und Dörfer. In Ellwangen kamen sie gerade recht, um bei den Heimattagen mitzuwirken. In der Festhalle fanden ihre Lieder und Musikstücke verdienten Beifall. Sie beteiligten sich auch am Festzug durch die Straßen der Stadt. Die schmucke Matrosenuniform stifteten Freunde von P. Vogel. DER KLEINE TROMMLER hat große Dinge vor: Er möchte einmal Missionar bei den Negern und Indianern werden. Daher sitzt er im Missionshaus Maria Fatima hinter seinen Büchern, besucht in Graz das Gymnasium, betet in der Kapelle des Hauses, treibt Spiel und Sport und — Musik. Zu wenig Missionare! Dieser Ruf dringt aus allen Missionsgebieten an unser Ohr. Zu wenig Missionare — diese Erkenntnis kommt jedem, der seine Missionszeitschrift aufmerksam liest. Dürfen wir das Feld, reif zur Ernte, den widergöttlichen Mächten überlassen? Kann es für einen jungen Menschen eine größere Gnadenstunde geben, als wenn er den Entschluß faßt, Glaubensbote zu werden? Kann es für christliche Eltern eine größere Freude geben, als wenn ihnen ihr Kind diesen Entschluß eröffnet? Nachstehend die Anschriften unserer Seminare, in denen Jungen aufgenommen werden, die einmal als Missionspriester in unseren Reihen arbeiten wollen. Missionsseminar St. Josef, Ellwangen (Jagst), Württemberg Missionsseminar Ritterhaus, Bad Mergentheim, Württemberg Missionsseminar St. Paulus, Neumarkt (Oberpfalz) Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz Herz-Jesu-Missionsbaus Milland bei Brixen, Provinz Bozen Schüler mit Reifeprüfung wenden sich an den P. Novizenmeister im Missionshaus Mellatz, P. Opfenbach über Lindau i. B. Der Pater Rektor des betreffenden Hauses gibt gern jede gewünschte Auskunft.