Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani 101136 ZZr ■ ■ / v- ■' ; Zur Kenntnis der gesunden nnd kranken Thranendruse. Von Dr. Emil Bock, Primararzt dcr Abtheilung fur Augenkranke im Landesspitale Laibach. WIEN. V Eli Ij A G VON JOSEF ŠAFAR. 180G. Vou dcraselbcn Verfasser crstliiui in glcickm Verlage: Die angeborenen Kolobome des Augapfels. Eine anatomische und klinische Studie. Mit 39 Abbildungen auf 6 Tafeln in Lichtdruck und 6 Figuren im Texte. 1893. — Preis fl. 4.50 — Mk. 8.—. „. Die Arbeit ist eine werte Bereicherung unserer Kenntnisse liber die Kolobome des Auges und ist daher zum Studinm derselben, besonders auch hinsichtlich der anatomischen Einzelheiten, ausserst geeignet. K {XXIV. Jahresb. iib. d. Leistungen u. Fortschritte im Gebiete d. Ojphthalmologie .) „In einer sehr lesenswerten Monographie nber Kolobome des Augapfels hat B. mit bewundernswertem Fleisse ein iiberaus reiches Material verarbeitet. {'Centralblatt fiir Augenheil/cunde.) „Die Grundlage des vortrefflichen \Yerkes bildet die genauo anatomische Untersuchung von 22 einscblagigen Fallen, von denen 10 den Menschen- und 16 Thieraugen entstammten. Die Arbeit von Boc k ist in klinischer wie in anatomischer Beziehung gleich wertvoll und fiir den behandelten Gegen- stand von hervorragendster Bedeutung.“ {Deutsche medicinische Wochenschnft, Leipzig 1894, Nr . 21.) „-Das Bucli, welches nur studirt, nicht aber in Kiirze referirt werden kann, gliedert sich iibersichtlich in drei Absclmitte: . Das Werk stellt eine wertvolle Bereicherung der neuesten ophthalmologischen Literatur dar. {St. Petersburger med. JVochenschrift, 1894, Nr. 11.) ANATOMIE des nicnsoliliclicn O rloitalizilialtes nacli Enucleation des Augapfels. Mit 3 lithographirten Tafeln. — 1892. — Preis fl. —.90 = M. 1.60. Zur Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise. Von Dr. Emil Bock, Primararzt der Abtheilung fiir Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. WIEN. VERLAG VON JOSEF ŠAFAR 'i 189 ( 5 . /0//d 6 101136 AUo Redite vorbehalt.en. v> In h alt. Seite Einleitung . . . h . . . . . . . 5 I. Krankengeschichten . '■ . . ‘\ ..... 9 II. Anatomie der gesunden Thranendriise ...... 24 III. Eigene Dntersudmngen tiber die Anatomie der gesunden Thranendriise 27 IV. Klinische Untersuchungen iiber die Thranendriise bei gesundem und krankem Auge .......... 29 V. Die selbstiindige Entzhndung der Thranendriise . . . .40 VI. Die Ursachen der selbstandigen Entziindung der Thranendriise . 46 VII. Entziindliche Schwellung der Thranendriise bei entziindlichen Er- krankungen des Auges ......... 56 VIII. Mikroskopische Befunde bei Entziindung und bei ent.ziindlicher Sohwellung der Thranendriise ....... 60 IX. Erkliirung der Entstehung der Entziindungen und der entziindlichen Schwellungen der Thranendriise ....... 64 X. Verhalten der Thranenabsonderung bei entziindlichen Erkrankungen der Thranendriise . ......... 82 XI. Schlussfolgerungen ......... 87 1 * Einleitung. Die Falle, deren Krankengeschichten icli an die Spitze dieser Arbeit setze, waren die Veranlassung, mich in den letzten zwei Jahren mit der Thranendriise naher zu beschaftigen. Der Gegenstand hatte bald meine ganze Aufmerksamkeit gewonnen, welche mir dann noch desto gerechtfertigter erschien, als icb gefunden hatte, dass allgemeine Untersuchungen iiber diesen Gegenstand fehlen, dagegen zahlreiche Mittheilungen einzelner Falle die Moglichkeit geben, an der Hand eigener Beobachtungen einen allgemeinen Standpunkt zu gewinnen. Uie in den Lehrbiichern enthaltenen Bemerkungen konnen kaum darauf Anspruch machen, uns die Erkrankungen der Thranendriise zu veranschaulichen, weil sie den Gegenstand entweder nur streifen, oder denselben derart abhandeln, dass eine Gliederung vollkommen fehlt. So wirft v. Stellwag in seinem Lehrbuche entziindliche Schwellung, Entziindung und Neubildung der Thranendriise redit bunt durcheinander. Auch Schirmer im Handbuche von Graefe- Saemisch bringt uber entziindliche Schwellung der Thranendriise nur wenig, Homer in Gerhardfs Handbuch der Kinderkrankheiten erwahnt die Krankheiten der Thranendriise gar nicht. Die entziindlichen Erkrankungen der Thranendriise erregen nicht nur wegen ihrer Seltenheit, sondern auch wegen der Bathselliaftigkeit mancher Erscheinung unsere Aufmerksamkeit in besonderem Grade und geben uns den Ansporn, zur Kliirung verschiedener dunkler Punkte beizutragen. Wenn auch A rit im Jahre 1856 in seinem Lehrbuche sagt, dass ihm die Entziindung der Thranendriise aus eigener Beobachtung nicht bekannt sei, und die meisten Augenarzte diese Erkrankung den — 6 — seltensten zuzahlen, so muss ich doch sagen, dass die entziindlichen Veranderungen der Thranendriise haufiger sind, als man meint; man muss nur auf die betreffenden Verhaltnisse redit fleiBig achten. Trotzdem kann ich aber doch Kipp und Knapp nicht beistimmen, welche gelegentlich einer Besprechung iiber diesen Gegenstand bei einer augenarztlichen Versammlung in Boston im Jahve 1885 sagten, dass Entziindungen dev Thranendriise bei Kindern sehr hiiufig seien. Ich verweise weiters auf die Zahlen, welche M o or en in „Fiinf Lustren u. s. w.“ 1882 angefiihrt hat, wo wir unter 157 899 Augen- kranken 2 mit einseitiger VergroBerung der Thranendriise finden. Betrachtet man altere und neue Biicher, welche Augenheilkunde enthalten, so findet man beziiglich unserer Frage zwischen denselben einen grofien Unterschied; denn so wenig in neuerer Zeit iiber die Thranendriise geschrieben wurde — abgesehen von Mittheilungen einzelner Falle — so viel hat dieser Hilfstheil des Auges die alteren Augenarzte beschaftigt. Es scheint mir aber, als ob es sicli bei vielen weniger um eigene, genau durchgefiihrte Beobachtungen gehandelt habe, als melir um Betrachtungen speculativer Natur, indem sie bei Untersuchung des „thranenden“ Auges von dem Gedanken einer leb- haften Mitbetheiligung der Thranendriise sieh nicht trennen konnten, und so den wirklichen und vermeintlichen Krankheiten derselben einen groBeren Baum in ihren Biichern einraumten, als dies heute der Fali ist. Es kann mir aber gevviss nicht beifallen, alle alteren Beobachtungen so zu beurtheilen. Wenn man Mackenzie’s vor- treffliches Buch aus dem Jahre 1835, diese heute noch unerschopfiiche Fundgrube tadelloser Beobachtungen, liest, dann findet man hier nicht nur Schilderung eigener Falle, sondern auch die jener von Tod d, 0’Beirne und Lawrence, welche sich durch Klarheit auszeichnet. Johann Adam Schmidt hat im Jahre 1803 ein ganzes Buch iiber die Krankheiten des Thranenorganes geschrieben. Es war der neuesten Zeit vorbehalten, mit ihren verbesserten Mitteln und Wegen der Forschung auch die Casuistik der Erkrankungen der Thranendriise zu sichten. So hat man erst jiingst die Tuberculose der Thranendriise festgestellt, welche friiher nicht beachtet oder anders gedeutet wurde. Hirschberg hat in treffender Weise vom Mumps der Thranendriise gesprochen, eine sehr gute Abbildung eines damit behafteten Kranken gegeben und dieser friiher in sehr unsicherer Weise beschriebenen Erkrankung die richtige Stelle zugevviesen. Mein Wunsch ist es, mit meinen eigenen klinischen Beobachtungen am gesunden und kranken Auge im Vereine mit schon Bekanntem zur Kenntnis der Thranendriise beizutragen. Meinen anatomischen — 7 Untersuchungen zufolge werden sich einige Bunkte der gangbaren Lehre liber die Thriinendriise iindern. Meine zahlreichen klinischen Befande der gesunden und kranken Thriinendriise, meine diesbeziiglichen anatomischen Untersuchungen geben ein bisher unbekanntes Bild von diesem Organe. Ich bin mir sehr gut bewusst, den Gegenstand nicht erschopfend behandelt zu haben. So fehlt in der Arbeit die Feststellung des Ver- haltnisses der Thranendriise, vornehmlich ihrer versprengten Lappchen, zu benachbarten Driisen, insbesondere der Krause’schen Driisen des Lides. Ich hoffe in einiger Zeit dieser Frage naher treten zu konnen. \Veiters fehlen mir eigene, vergleichend anatomische Untersuchungen, die zweifellos manches Wissenswerte ergeben wiirden; vor allem aber mangeln mir Versuche iiber die Nervenversorgung der Thranendriise. Die Verworrenheit und — man kann es wohl sagen — Unrichtigkeit der diesbeziiglichen Lehre wird taglich deutlicher, und es ist dies eine Frage, welche dringendst einer Neubearbeitung bedarf. Daran konnte ich mich leider nicht wagen, weil mir alle Behelfe zu Thier- versuchen fehlen. Moge diese bescheidene Arbeit bei meinen Fachgenossen freundliche Aufnahme finden. Laibach, im Februar 1896. Bock. I. Krankengeschichten. 1. Clironische Entziiiidung beider Thranendrusen ohne bekannte Ursaclie mit Verschlimmerung wahrend der Schwangerschaft. Anna S., 36 Jahre alt, kam am 1. Februar 1894 in meine Sprechstunde. Sie gab an, seit einem Monate eine Sclnvellung beider Oberlider zu haben, welche manchmal so bedeutend werde, dass das Sehen gehindert sei. Sie babe dreimal normal entbunden und befinde sich jetzt im 5. Monate der Sehwangerschaft, wahrend welcher sie, wie bei den fruheren, durch hiiutiges Erbrechen geplagt sei. Die mir seit Jahren bekannte Dame hatte durch die eigenthiimliche Scliwellung beider Oberlider einen ganz veranderten Gesichtsausdruck. Die schlafen- seitigen Halften der Oberlider waren namlich so stark geschwollen, dass die aufiere Halfte der Lidspalte fast geschlossen war; aucli die nasenseitige Halfte derselben war so klein, dass die Kranke nur mit Muhe herausblickte. Die Haut der Lider war normal. Der tastende Finger fand, dass die Vergrofierung im Gebiete der Oberlider nicht auf eine Schwellung derselben, sondern auf eine Geschwulst zuriick- zufiihren sei, welche, unter dem Augenhohlenrande vorragend, die schlafenseitige Halfte der Oberlider vordriingte. Die Menge der Fliissigkeit im Bindehautsacke war normal, die Kranke klagte aber liber hiiufiges Gefiihl von Trockenheit in den Augen. Schon bei ge- ringem Heben der Oberlider und gleichzeitigem Blick der Kranken nach abwarts fielen die iibermandelgrofi geschwollenen, blassrothen, grobgelappten, accessorischen Thranendrusen vor. Bindehaut und Aug- iipfel normal; normaler Spiegelbefund. Harn normal. Speicheldriisen nicht vergrofiert, Speichelsecretion normal; die Kranke klagt aber liber haufiges Gefiihl ^on Trockenheit im Munde. Dieser Zustand dauerte, mit zahlreichen Schwankungen in der Grofie der Schwellung, bis zur Entbindung, nach deren normalem Verlaufe die Schwellung der Thranendrusen auffallend schnell zuriick- — 10 — gieng, olme dass man eine specielle Behandlung versucht hatte. Im Verlaufe des Winters 1894/95 hatte ieh mehrmals Gelegenheit, die Kranke zu selien. Die accessorischen Thranendriisen waren nun kaum mehr bohnengrofi sichtbar, die Schwellung der Lider hatte nicht vollkommen aufgehort, so dass dem Gesichte noch immer ein eigen- thiimlicher Ausdruck anhaftete. Die geringere Schwellung der Lider stand mit einer Verkleinerung des Hauptantheiles der Thranendriisen in Zusammenhang; denn diese waren kaum mehr tastbar. Im Sep¬ tember 1895 besuchte mich die Kranke abermals, um mir mitzutheilen, dass sie seit dem 6. Monate ihrer gegenwiirtigen Schwangerschaft die Thranendriisen geschwollen habe. Ich fand denselben Zustand, wie im Februar 1894; nur waren diesmal die accessorischen Thranen¬ driisen nicht so stark geschwollen, dagegen die schlafenseitigen Halften der Oberlider stark vorgetrieben. Die Kranke klagte iiber sehr lastiges Gefiihl von Trockenheit in den Augen und im Munde. Speicheldriisen nicht tastbar. Nach der normalen Entbindnng gieng die ganze Veranderung in noch betrachtlicherem Grade zuriick, als das erstemal. Das Ausschneiden eines Stiickes der Driisen wurde in Riicksicht auf die Schwangerschaft wegen der mit dem operativen Eingriff ver- bundenen Erregung vermieden. 2. Entziindliche Seli \vell mig beider Thranendriisen nach einer schweren Infectionskrankheit. Alois S., 24 Jahre alt, Kaufmanu, wurde am 2. November 1894 ins Spital aufgenommen. Er gab an, 8 Wochen vor Spitalseintritt an einer schweren, mit heftigem Fieber verbundenen Kranklieit bettlagerig gewesen zu sein. Die Natur dieser Erkrankung war anamnestisch nicht festzustellen, und auch nicht auf anderem Wege, weil der Kranke ohne iirztliche Hilfe verblieben war. Seit 4 Wochen bemerkt er schlechteres Sehen. Der Kranke, von kraftigem Korperbau, ist sehr herabgekommen,hin- fiillig, fast schwachsinnig, und infolge eines chronischen Mittelohrkatarrhs so scliwerhorig, dass gevvohnliche Umgangssprache nur mit Miihe ver- standen wird. Von Lues nichts nachweisbar. Harn normal. Die beiden Oberlider sind bei normaler Haut in ihrer schlafenseitigen Halfte so stark vorgetrieben, dass die entsprechende Halfte der Lidspalte fast vollkommen geschlossen und die nasenseitige nur so weit offen ist, dass der Kranke geniigend zur Selbstfiihrung sieht. Hebt man die Oberlider, so fallt die iibermandelgrofie accessorische Thranendriise — 11 — auf beiden Augen vor. Sie ist blassrosa gefarbt, mit einem Stich ins Gelbliche; ihre Lappchen haben die Grobe von Hirsekornern; die Grenzen der Driise sind desto deutlicher, als die Bindebaut der Lider normal ist. Die Thranendrusen sind zwisehen Lid und Augenhohlen- rand nicht tastbar, was allem Anscheine nach mit der Teigigkeit der Lider zusammenhiingt, welche ein genaues Tastgefuhl nicht zulassen. Die Augapfel sind deutlich vorgetrieben, aber normal beweglich. Ihre Bindehaut ist gering gerothet, in der Gegend des Limbuš stark verdickt. Ringformige, diistere Ciliarinjection. Die Hornhaute sind matt, wolkig getriibt; die Grenzen verlieren sich undeutlich in der verdickten Bindeliaut, Kammer t.ief, Pupille eng; Tu, zahlt Finger in 4 Meter. Auf Scopolamin wird die Pupille etwas weiter, aber zackig. Die Befeuchtung der Augen ist vermindert. An den Speichel- driisen weder objectiv nocli subjectiv etwas Abnormes nachweisbar. Hoden von normaler Grobe, Schilddriise sehr deutlich tastbar, derb. Kein Fieber. Behandlung: Scopolamin, warme Lberschlage; Katheterismus der Tuba Eustachii, Pinselung des Rachens mit 5% Lapislosung; Chinin. Ich ubergehe die verschiedenen Phasen der Besserung und will vor Anfuhrung des Status exitus nur bemerken, dass der Kranke vom 16. November angefangen mit Chinin aussetzte und Jodkali nahm. Er wurde am 12. December 1894 aus dem Spital entlassen. Sein Allgemeinzustand war in korperlicher und geistiger Beziehung ein normaler geworden; das Gehor hatte sich bei gleichgebliebenem objectiven Befunde soweit gebesserl, dass eine Verstandigung mit gewohnlicher Umgangssprache miihelos moglich war. Die schlafen- seitige Halfte der Oberlider noch wulstformig. Lidspalte in ihrer schlafenseitigen Halfte um ein geringes niedriger. Accessorische Thranendriise bohnengrob sichtbar. Bindehaut der Augapfel blass, schmutzig, verdickt. Augapfel blass, von normaler Stellung und Be- weglichkeit. Hornhaute glanzend, zart fleckig getriibt, ohne paren- ehymatose Gefiibe, Kammer tief, Pupillen rund, gut reagirend, auf der Vorderkapsel der Linse einzelne Pigmenthaufchen. Tn . Das Ausschneiden eines Stiickes der Thranendriise wurde nicht gestattet. 3. Tergrofierung beider Thranendrusen bei Sypliilis. Anna M., 31 Jahre alt, Taglohnerin, gibt an, seit 4 Wochen am rechten Auge schlechter zu sehen. Ich fand eine diffuse Triibung des Glaskorpers des rechten A u g e s bei starker Fiillung der — 12 Gefafie der Netzhaut und Schwellung des Sehnervenkopfes. S^. Das 1 i n k e A u g e war normal, aber S T 5 ^-. Auf beiden Augen war eine starke Yorwolbung der schlafenseitigen Halfte des Oberlides zu be- merken. Beim Heben desselben sah man schon die accessorische Driise, welche beim Blicke der Kranken nacli abwarts in der Grobe einer Mandel vorfiel. Bei dem Umstande, dass die Bindehaut normal war, konnte man sehr deutlieli die Lappung und dichte Blutiiherfullung der Driise sehen. Die Befeuclitung beider Augen war normal. Die Kranke hatte eine erbsengrobe Sclerose an der rechten groben Schamlippe, Lymphdriisenschwellungen am Nacken und in der Ell- bogenbeuge und ein kleinpapuloses Syphilid. Speicheldriisen normal. liber den weiteren Verlauf kann ich niehts mittheilen, weil sieli die Kranke nur einmal, am 12. December 1894, in meiner Sprechstunde vorstellte. 4. Abscess der Thranendriise nacli Terletzung durch stumpfe Genalt. Anton R., 88 Jahre alt, Schlosser, gibt an, am 1. Juli 1895 wahrend seiner Berufsarbeit durch eine Eisenstange einen Schlag gegen das redite Auge erhalten zu haben. Am Tage darauf habe er eine Steigerung der anfangs geringen Schmerzen gefiihlt und kalte Umschlage gebraucht. Am 8. Tage habe die Schwellung stark zugenommen. Am 8. Juli kam der Kranke das erstemal in meine Sprechstunde. Der kraftige Mann klagt iiber heftige Schmerzen in der ganzen rechten Kopflhilfte, und ist in geringem Grade lichtscheu. Das rechte Oberlid ist teigig anzufuhlen, geschwollen, besonders in seiner schlafenseitigen Hiilfte; die Haut desselben ist normal. Die ganze Bindehaut ist dunkelroth, die des Augapfels chemotisch. Iiorn- haut normal, Pupille eng, der obere Rand der Augenhohle bei Be- tastung sehr schmerzhaft, besonders in seiner schlafenseitigen Halfte. Kein Thranentraufeln. Therapie: Scopolamin, warme Uberschlage, Verband. 9. Juli: Schwellung des Oberlides gestiegen, Augapfel in geringem Grade nach innen unten verdrangt. Die Schmerzen haben stark zugenommen, der Kranke ist appetitlos und klagt iiber Ab- geschlagenheit -des Korpers. Kein Fieber. 11. Juli:. Beim Versuche, das obere Lid zu heben, driingt sich eine bohnengrobe Geschwulst vor, \velche durch die sammtartige rothe Bindehaut der oberen Ubergangsfalte eitergelb durchschimmert und von violettrothen Liippchen der Thranendriise umgeben ist. — 13 — Der Kranke vervveigert die operative Entleerung des Eiters. Unter fortgesetzten warmen Oberschlagen findet diese am Abend spontan statt. 13. Juli: Haut des Lides welk, Bindehaut des Augapfels wenig geschvvollen, aber gerothet. Die accessorische Tliranendriise ist als fast bohnengrofier, fleischrother. Korper leiclit sichtbar, die krater- formige Durchbohrungsoffnung fiihrt in sie hinein, Hauptpartie der Tliranendriise nieht tastbar. 16. Juli: Der Kranke ist vollkommen geheilt, Thranendriise hellrosa, sonst wie oben. In Bezug auf die Befeuchtung des Auges ist keine Abweicliung von der Regel zu finden. 5. Abscess der Thranendriise nacli deni Eindringen eines Frenidkorpers. Theodor E., 50 Jahre alt, Kaufmann, fiihrte die Erkrankung auf das Hineinfallen von Mortel in sein linkes Auge zuriick. Er kam in meine Sprechstunde am 24. April 1895 mit demselben Bilde als der Kranke A. R. (Fali 4), nur war die Heftigkeit der Erscheinungen eine geringere. Der erbsengrofie Abscess der Tliranendriise war schon am 2. Tage zu sehen und seine Lage in der iiber Bohnengrofie an- gescliwollenen accessorischen Thranendriise sehr gut zu bestimmen, weil die obere Ubergangsfalte der Bindehaut durchsichtig war. Nach dem Gebrauche von warmen Uberschlagen trat am 3. Tage Durch- bohrung des Eiters ein. Am 5. Tage war die Heilung eine vollkommene bei ungestortem Allgemeinbefinden. Betreffs der Befeuchtung des Auges war keine Abvveichung von der Regel zu finden. 6. Entziindliche Scliwellung beider Thrilnendrusen nach Masern. Josef C., 11 Jahre alt, Bauerssohm, wurde wegen seines Augen- leidens am 31. December 1895 ins Spital aufgenommen. Der Knabe hat vor einem Monat Masern iiberstanden. Der Kranke ist kraftig gebaut, hellblond, mit vereinzelten Schwellungen der Lymphdriisen am Halse. Speicheldriisen normal. Mittelgradige Lichtscheu. : Beide Augen auffallend wenig befeuchtet. Rechtes Auge: Die Haut des Oberlides ist hellviolett gefarbt, die schlafenseitige Hiilfte desselben ist so stark vorgewblbt, dass die obere Lidfalte verstriehen ist und die Vorderflache des Lides mit der Štirne in einer Ebene verliiuft. Geringe Ptosis. Dntei'' dom oberen Rande der Augenhohle ist in seiner schliifenseitigen Hiilfte eine iiberhaselnussgrofie schmerzhaft.e Geschwulst tastbar, welche sich nach beiden Seiten hin verschieben, aber nicht nach ruckwarts verdrilngen liisst. Die accessorische — 14 — Thranendriise ist nicht sichtbar. Die Bindehaut ist gering gerothet, kaum eine Špur von Ciliarinjection, in der Mitte der sonst normalen Hornhaut ein kleines Geschvviir. Pupille normal. Das linke Auge zeigt dieselben Veranderungen, nur in geringerem Grade. Der Augapfel ist normal. Der Kranke wird am 10. Februar 1896 vollkommen geheilt entlassen. 7. Schvvelhmg beider Thranendriisen bei Conjunctivitis scropliulosa. Aloisia T., 14 Jahre alt, Arbeiterskind, ist angeblich seit Monaten augenkrank und soli schon vielfach arztlich behandelt worden sein. Sie wurde am 7. Februar 1894 ins Spital aufgenommen. Das schvvachliche, blasse Individuum hat zahlreiche Driisenschvvellungen am Halse, besonders an der linken Seite desselben, und leidet an Ekzem der Nase und Schwellung der Oberlippe. Speicheldriisen normal. Rechtes Auge: Die Haut des Oberlides ist schmutzig- blaulieh gefarbt, von zahlreichen ausgedehnten Venen durclizogen. Das ganze obere Lid ist teigig anzufiihlen, besonders in seiner schlafenseitigen Halfte. so zwar, dass eine Tastung darunter liegender Theile unmoglich ist. Fast vollkommene Ptosis. Die Bindehaut beider Lider gleichmafiig gerothet; Absonderung kaum merklich vermehrt; in der vvasserigen Flussigkeit schwimmen einzelne Eiterflocken. Beim Heben des Oberlides und gleichzeitigem Blick der Kranken nach abwarts drangt sich im auheren Lidwinkel eine mandelgrofie und ebenso geformte flache Geschvvulst vor, von deren nasenseitigem Ende aus eine strohhalmdicke Fortsetzung langs der oberen Uber- gangsfalte zieht. Die Geschwulst erinnert mit ihrem grobkornigen Gefuge, ihrer gelblichen Farbe und reichlichen GefaCen an den frischen Roggen eines Fisches. Ringformige Ciliarinjection. In der Hornhaut sitzt nach aufien von ihrer Mitte ein beiliiufig hirse- korngrofier granulirender Gevvebsverlust. Die Pupille wird auf Scopolamin weit, rund. Linkes Auge normal, bis auf eine der des rechten Auges vollkommen gleichenden Geschvvulst der Thranendriise. Die Befeuchtung des Auges normal. Ich schnitt aus beiden Thranendrusen ein kleines keilformiges Stiick und nalite die Bindehaut an der betreffenden Stelle. Die Schnittvvunde heilte in vier Tagen per primam mit geringer Ein- ziehung in die Driise. Die iibrige Behandlung bestand in Scopolamin, warmen Uber- schliigen, Verband und Lebertliran. 15 — Die Kranke wurde am 21. Marž 1894 auf eigenes Verlangen entlassen. Beide Thranendriisen kaum melir erbsengrofi sichtbar, Schwellung der Lider geschvvunden, das Geschvviir der rechten Horn¬ haut noch nicht geheilt, Reizung sehr gering, Pupille weit, rund. Am 27. Marž 1894 suchte Aloisia T. abermals Hilfe im Spital. Das rechte Auge war heftig gereizt, die Hornhaut um das Geschvviir herum triibe, die Pupille zackig. Wahrend die linke Thranendriise sieh in demselben Zustande befand wie am 21. Marž, war die rechte noch starker vergrofiert, als am 7. Februar, dunkelroth, und sendete ein derbes, spornformiges Gebilde langs der oberen Ubergangsfalte. Unter Scopolamin und Verband schwand die Reizung bald, die Synechien zerrissen. Bei reichlicher oberflachlicher Gefiifientvvicklung in der Hornhaut konnte in kurzer Zeit Calomel mit Erfolg angewendet werden und Aloisia T. verliefi am 25. Mai 1894 geheilt das Spital. In den letzten zwei Wochen musste die iiberaus schlaffe und ver- dickte Bindehaut mit 1% Lapislosung gepinselt werdon. Beide accessorische Thranendriisen waren nicht mehr gerothet, aber noch deutlich vergrofiert, Haupttheil der Thranendriise nicht tastbar. Lider normal. Befeuchtung der Augen normal. Die histologische Untersuchung ergab fiir das rechte Auge Folgendes: Die der Keilform des herausgeschnittenen Stiickes entsprechend dreieckigen Praparate enthalten auch einen Theil der Bindehaut aus der Gegend der oberen Ubergangsfalte. Das breite Epithellager der Bindehaut zeigt tiefe Einsenkungen und ist in diesen, sowie auch an seiner freien Oberflache mit abgestofienen Epithelzellen, Stticken dieser und mit feinkornigen, nicht naher aufzulosenden Massen bedeckt. Das Bindegewebe zvvischen Bindehaut und Driise ist auffallend stark entwickelt und erstreckt sich in breiten Biindeln angeordnet zvvischen den Lappchen der Driise weit hinein. Bis in die entlegensten Theile des Bindegewebes sind Inseln von Driisen- gevvebe, bisvveilen nur 1—2 Lappchen, versprengt. Das Bindegewebe ist iiborall von Rundzellen durchsetzt; unter dem Epithel der Bindehaut findet man aber ein zusammenhangendes Lager dicht aneinander- gedrangter Rundzellen. Strafien von Rundzellen lassen sich bis in die feinen Verzvveigungen des Bindegewebes zvvischen den Lappchen verfolgen. An den Zellen der Driise fallt die starke Kornung des Protoplasmas auf, ebenso der Dmstand, dass sie so dicht aneinander- gedrangt sind, dass man in keinem Acinus ein Lumen nachvveisen kann. Das Epithel der Ausfiihrungsgange ist deutlich geschvvollen. Um dieselben findet sich dichte kleinzellige Infiltration, welche um die ganz grofien auf kleinere, runde Inseln zusammengedrangt ist. — 16 — Die Blutgefafie sind ervveitert, dicht geftillt. Sie sind in geringem Grade markhaltige und marklose Nervenfasern, aber dicht von Rund- zellen umschlossen. Im Bindegewebe unter der Bindehaut liegen Colonien von Mikrokokken, welche die Saftliicken des Bindegewebes ausfiillen; dementsprechend liaben diese Ansiedlungen eine spindel- formige oder rundliche Gestalt. Die Kokken zeigen eine besondere Regelmafiigkeit der Anordnung, sind aber nicht hart aneinander- gelagert, sondern sind in einer Masse eingebettet, welche in ibrem Aussehen an Gelatine erinnert. In mit Fuchsin gefarbten Schnitten zeigen sich die Colonien von Mikrokokken als dunkelrothe Klumpen, vvelche sich in keine Einzelheit auflosen lassen. In ungefarbten Schnitten, oder solchen, vvelche mit Vesuvin behandelt vvurden, lassen sich die Kokken leiclit auflosen und man kann auch die Zvvischen- substanz gut unterscheiden. Die verschiedenen blauen und violetten Anilinfarben sind gleich ungiinstig wie Fuchsin. Das aus der linken Thranendruse ausgeschnittene Stiick gab das Bild einer normalen Thranendruse mit reichlichem Binde- gevvebe. 8. Sehwellung beider Thranendriisen bei Conjunctivitis scrophulosa. Josefa D., 14 Jahre alt, Dienerskind, stand vom 9. Juni bis 21. Juli 1894 in Spitalsbehandlung. Die Kranke gibt an. schon oft und lange augenkrank gevvesen zu sein. Schvvachliches Individuum. Heftige Lichtscheu. In der schlafen- seitigen Halfte des Oberlides des rechten Auges ist nahe dem oberen Augenhohlenrande eine umgrenzte Schvvellung auffallend. Der tastende Finger findet hier bei geringem Widerstande einen bohnen- grofien ausvveichenden Korper. Die Bindehaut der Lider gerothet, geschvvollen, verdickt, die untere Ubergangsfalte von zahlreichen Kornern durchsetzt. Audi die Bindehaut des Augapfels ist stark gerothet; ringformige Ciliarinjection. Die ganze Hornhaut ist mit dichtem Pannus bedeckt, in der Mitte sitzt ein mohnkorngrofies Geschvviir. Auch bei starker Senkung der Blickrichtung und Heben des Lides ist die accessorische Thranendriise nicht sichtbar. Die des linken Auges ist bohnengrofi, schmutziggelb. Die Geschvvulst am oberen Lide nur angedeutet. Fast die Halfte der Hornhaut ist durch Narbengevvebe ersetzt, in vvelches die Regenbogenhaut eingeheilt ist. Die Linse ist getriibt, hellvveifi glanzend, geschrumpft. Lichtempfindung erhalten. Auf beiden Augen ist die Secretion vermehrt. 17 — Unter d er Anwendung von Calomel wurden beide Augen reizlos. Bei der Entlassung aus dem Spitale war die rechte Thranendriise weder sichtbar noch tastbar, die Hornhaut bis auf einen centralen Fleck aufgehellt. Das linke Auge war wie friiher. 9. Schwellung beider Thranendriisen bei Conjunctivitis scrophulosa. Helene B., 14 Jabre alt, Waise, stand vom 15. August bis 3. September 1894 in Spitalsbehandlung. Am Limbuš des linken Auges zahlreiche Knotchen. Beiderseits, auch am normalen recht.en Auge, ist die accessorische Thranendriise bohnengroB mit einer spindelformigen Verlangerung in die obere Ubergangsfalte der Bindehaut. Die Driise des linken Auges ist im Gegensatz zu der schmutziggelben, deutlieh gelappten des rechten Auges schmutzig- violett und von verwaschenem Gefiige. Befeuchtung der Augen normal. Das Kind verlieB vollkommen gelieilt das Spital. 10. Schwellnng der Thranendriise bei Ulcus corneae ex Conjunctivitide scrophulosa. Helene P., 10 Jahre alt, Kind eines Landmannes, leidet seit Jahren an Recidiven von Conjunctivitis scrophulosa. Das Kind wurde am 10. Mai 1894 ins Spital aufgenommen. Die Untersuchung ergab Folgendes: Schvviichliches Individuum; die Driisen des Halses beiderseits geschwollen. Ekzem der Nase. Das rechte Auge ist bis auf einen centralen Hornhautfleek normal. Die Lider des linken Auges sind bei geringer Rothung ihrer Haut heftig geschwollen, besonders aber das Oberlid, dessen schlafenseitige Hiilfte stark vorspringt. Fast vollkommene Ptosis. Beim Blick der Kranken nach unten und Heben des Oberlides, ebenso beim Um- stiilpen desselben fallt die accessorische Thranendriise mandelgrofi vor. Die deutlieh gelappte Driise schimmert dunkelviolett durch die Bindehaut der oberen Ubergangsfalte. Die einzelnen Ltippcheii sind kaum hirsekorngrofi. Ringformige Ciliarinjection. Am inneren oberen Rande der grau getriibten Hornhaut sitzt ein fast linsengroBes Ge- schwiir. Ein Viertheil der Kammer ist mit Eiter gefullt. Pupille eng. Reichliches Thranentraufeln. Auf Scopolamin, Jodoform und Verband gehen die Erscheinungen zuriick und die Kranke . wird am 19. Juni 1894 geheilt entlassen. Die entziindlichen Erscheinungen waren ganz gesclnvunden, die Thranendrusen normal. An Stelle des Geschwures fand sich eine hellgraue Narbe. Rock, Zur Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise. 2 18 — 11. Schwellung der Thranendruse bei Conjunctivitis scrophulosa. Angela G., 14 Jahve alt, Schneidevstochter, stand vom 18. September bis 20. October 1894 in Spitalsbehandlung. Die Kranke gibt an, schon oft augenkrank gewesen zu sein. Sie ist fiir ihr Alter grofi, mittelgut genahrt. Die Lymphdrusen des ganzen Halses sind geschwollen. Hiihnereigrofie Struma parenchymatosa mediana. Geringe Lichtscheu. Die Lidspalte des rechten Auges ist bedeutend niedriger, als normal; auch durch starkes Zusammen- ziehen des Stirnmuskels kanu das Lid nicht gehoben werden. Das geschwollene Oberlid zeigt eine auffallend starke Hervorvvolbung in seinem schlafenseitigen Antheil, so dass die Lidfalte ganz verstrichen ist. Das Venennetz der'. Haut des Oberlides ist bis in die feinsten Verzvveigungen gefullt. Das Lid fiihlt sich teigig an, besonders in der schlafenseitigen Halfte, wo der tastende Finger eine verschieb- bare, nach riickwarts ausweichende Geschwulst findet. Blickt die Kranke nach abwarts und hebt man das Lid, so drangt sich aus dem schlafenseitigen Theile der oberen Ubergangsfalte eine flache, kuchenformige, fast mandelgrofie Geschwulst vor. Sie zerfallt in vier Abschnitte, welche einen lappigen Bau zeigen. Die Geschwulst hat eine fleischrothe Farbe, ihre Oberfiache ist von zahlreichen stark gefullten Gefafien durchzogen. Die Bindehaut der Lider ist dunkel- roth, Ubergangsfalten und Karunkel geschwollen. Ciliarinjection. Die Hornhaut ist in der Mitte deckig getriibt, in ihrem Randtheile von oberflachlichen Gefafien dicht bedeckt. Pupille rund, reagirend. Be- feuchtung des Auges normal. Das linke Auge ist normal. Acces- sorische Thranendruse erbsengrofi, gelappt, rosenroth. Nach Anwendung von Calomel und vvarmen Dberschliigen verliefi die Kranke vollkommen geheilt das Spital am 20. October 1894. Am Tage nach der Aufnahme schnitt ich aus der rechten Thranendruse ein Stiick heraus und legte einige Nahte in der Bindehaut an. Die Heilung verlief glatt, Die mikroskopische Untersuchung ergab im allge- meinen dasselbe, wie im Falle 7. Die Bindehaut, das Bindegevvebe unter derselben, weiters jenes um die Driise und in dieser selbst, endlich die bindegewebige Halle der Gefafie und der grofien Aus- fuhrungsgange waren durch Entzundung gerade so verandert, als im Falle 7. In den Saftlucken des Bindegewebes fanden sich dieselben Colonien von Kokken, jedoch sparlicher und kleiner als bei 7. Aufierdem sieht. man aber unmittelbar unter der Oberfiache auffallend 19 — grofie spindelformige Liicken im Bindegewebe, welclie Kokken beher- bergen. Diese fiillen aber den Raum nicht vollkommen aus und sind auch in keiner Zwischensubstanz eingebettet. Sie lassen sich daher in allen mit verschiedenen Anilinfarben behandelten Sehnitten gut auflosen. Das Gewebe der Thranendrii.se ist normal. 12. Scliwellung (ler Thranendrusen uach Conjunctivitis serophnlosa. Anna M., 10 Jahre alt, Lehrerskind, leidet seit Jahren an hartnackigen Recidiven entziindlicher Augenkrankheit und wurde am 10. November 1894 in meine Sprechstunde gebracht. Der rechte Augapfel ist verkleinert, reizlos, und hat die Hornhaut durch eine linsengrofie Narbe ersetzt. Das linke Auge ist blass, die in geringem Grade kegelformig gestaltete Hornhaut ist fleckig getriibt. Die accessorische Thranendriise beider Augen ist iiber- bohnengrofi, gelappt, gelbrosa, von zahlreichen Gefafien bedeckt. Sie ist mit ihrer grofieren schlafenwarts gekehrten Masse gegen die normale Bindehaut gut abgegrenzt, verlauft aber ohne deutliche Grenze mit einem aus sehr kleinen Liippchen bestehenden Fortsatz in die obere U bergangsfalte. Befeuchtung der Augen normal. Uber den weiteren Verlauf ist mir nichts bekannt, weil ich das Kind nicht mehr zu sehen bekam. 13. Sclmellung der Thranendrusen bei Trachoma. Josef K., 39 Jahre alt, Amtsdiener, ist angeblich seit 6 Wochen augenkrank. Heftige Lichtscheu, reichliche Absonderung. Die Lider stark geschwollen, geringe Ptosis, der schlafenseitige Theil der Ober- lider stark vorgewolbt. Beim Heben derselben fallen die accessorischen Thranendrusen mandelgroC vor. Dasselbe geschieht beim Umstiilpen der kautschukartig weichen Oberlider, und man sieht nun aus dem Korper der accessorischen Driisen einen spornartigen Fortsatz in der oberen tl bergangsfalte ziehen, ohne die Grenze bestimmen zu kdnnen zwischen dem lappigen Gewebe der Thranendriise und dem von Trachomkornern dicht durchsetzten Gewebe der Bindehaut. Der Tarsaltheil der Bindehaut beider Oberlider ist von zahlreichen schmutziggrauen Kornern durchsetzt. Die Hornhaut des stark gereizten rechten Auges ist in ihrer oberen Halfte von einem sulzigen Pannus bedeckt. Der linke Augapfel ist normal. 2 * 20 — Nach 1 lwochentlicher Behandlung mit Lapislosung und Blaustein wurde die Hornhaut ganz klar, in der Bindehaut machte sich die Bildung von Narben bemerkbar. Auf beiden Augen ist nur mehi- die accessorisclie Driise erbsengrofi siclitbar. Die mikroskopische Untersuchung eines excidirten Stiickes der rechten accessorischen Thranendruse ergab einen Befund, welcher in histologischer Beziehung mit jenem vom Fali 7 und 11 vollkommen iibereinstimmte. Die Schwellung des eigentlichen Driisengewebes war starker als im Falle 7. Der Nachweis von Mikroorganismen aber gelang in diesem Falle nicht. 14. Sclnvellung der Thranendruse bei Infiltratum corneae scrophulosum. Marie St., 10 Jahre alt, Kind eines Landmannes, wurde am 19. December 1895 ins Spital aufgenommen. Es leidet, nach Angabe seines Vaters, zum erstenmal an dem Auge. Die Hornhaut des diister- rothen rechten Auges ist gleichmafiig graugelb getriibt, gestichelt. Von der Regenbogenhaut und Pupille nichts siclitbar. Tn. Die accessorisclie Thranendruse ist schmutzigroth, gelappt, iiberbohnengrofi, mit grofiem Sporn versehen. Schlafenseitige Halfte des Oberlides stark vorgetrieben. Das Auge ist auffallend trocken und nicht lichtscheu. Das linke Auge ist normal. Unter Anvvendung von Stirnsalbe von Unguentum cinereum mit Extractum Belladonnae und spater jener von warmen Uberschlagen hellte sich die Hornhaut gut auf. Die Thranendruse war am 31. Jiinner 1896 kaum mehr sichtbar, die Vortreibung des Lides geschwunden. 15. Bleibende Tergrbfierung der Thranendruse nach Abscessus corneae. Josefa P., 41 Jahre alt, Arbeiterin, stand im Sommer 1893 mit Abscessus corneae dextrae durch 5 Wochen in Spitalsbehandlung. Die Lider waren stark geschwollen, die Bindehaut des Augapfels war chemotisch, Secretion auffallend gering, der Augapfel deutlich vor¬ getrieben, in seiner Beweglichkeit normal, in der unteren Halfte der gestichelten Hornhaut eine linsengrofie eitergelbe Triibung, der ent- sprechend die Oberfliiche der Hornhaut eine seichte Stelle aufvvies. Kammerwasser trube, Pupille zackig. Tn. Heftige Schmerzen. Das linke Auge war auf Haselnussgrdhe geschrumpft. — 21 — Die Behandlung bestand in Atropin und Eisumschlagen, welcli letztere gegen die Schmerzen giinstig wirkten. Nach Abschwellung der Lider blieb nocli immer eine deutliche Vortreibung der schliifenseitigen Halfte des Oberlides zuriiek. Die accessorische Thranendruse ist uberbohnengrofi, der Augapfel deutlich vorgetrieben. Diesel' Zustand fand sicli unveriindert noch im De¬ cember 1895, zu welcher Zeit ich die Kranke das letztemal sah. Die Eiterung der Hornhaut hatte eine hirsekorngrofie dichte Trubung binterlassen, die hinteren Synechien sind gerissen; einzelne bewegliclie Triibungen des Glaskorpers. Tn . iS-~. IG. Schwellung der Thranendrusen bei Scleritis scropliulosa. Josefine A., 22 Jalire alt, Fabriksarbeiterin, stand vom 5. Marž bis 12. Mai 1894 in Behandlung. Bei mafiiger Reizung und geringer Sclnvellung der Bindehaut safi im oberen Abschnitte der Lederhaut j eden Auges ein fast erbsengrofier, graugelber Enoten. Die Kranke hatte in der Haut des Ilalses zahlreiche tuberculose Fistelgange. Der schliifenseitige Theil der Oberlider ist in geringem Grade vorgewblbt beide accessorische Thranendrusen uberbohnengrofi mit einem bis zur Mitte der oberen Ubergangsfalte reichenden Sporn. Die Driisen sind sclimutzigroth, grob gelappt. Befeuchtung der Augen normal. Die Schwellung der Thranendrusen verschwand bald vollkommen. Die Lederhaut war am Schlusse der Behandlung an Stelle der Enoten in geringem Grade schmutziggrau. 17. Abscesse der Thranendruse bei Panophthalmitis suppurativa. Alexander K., 39 Jahre alt, Bergarbeiter, wurde am 18. De¬ cember 1895 ins Spital aufgenommen. Er gab an, dass ihm vier Tage vorher ein Kohlenstiick an das linke Auge angeprallt. sei. Die Binde¬ haut des Augapfels war chemotisch, dieser stark vorgetrieben, die Hornhaut eitrig infiltrirt. Weiteres war wegen starrer Infiltration und Dnbeweglichkeit der Lider nicht zu finden. Am 23. December liefi die Schwellung der Lider und die Protrusio bulbi etwas nach. Beim Heben des Oberlides sieht man die fast mandelgrofie accessorische Thranendruse. Die sie bedeckende Bindehaut ist nur wenig gerothet und man kann deutlich die Lappchen der Driise sehen, welche fast alle in beiliiufig hirsekorngrofie Eiterherde verwandelt sind. Die eigentliche Thriinendriise ist nicht tastbar und auch durch die Form des Oberlides nicht angedeutet, weil dieses noch im ganzen geschvvollen 22 ist. Absonderung niclit vermehrt. Bei der Entlassung am 6. Janner 1896 war die accessorische Thranendriise zu ihrcr normalen GroBe und ihrem normalen Aussehen zuriickgekehrt, naclidem sich der Eiter entleert hatte. Der Augapfel befand sicli im Zustande beginnencler Schrumpfung. 18. Entziindliche Schwellung der Thranendriise bei Panophthalmitis suppurativa. Johann S., 7 Jahre alt, Grundbesitzerssohn, erlitt drei Tage vor Spitalseintritt am 2. Janner 1896 eine Verletzung des linken Auges durch das Eindringen eines Ziindhutchensplitters. Der Aug¬ apfel war stark vorgetrieben, die Bindehaut chemotiscli, in der Mitte der Hornhaut saB eine Rissquetschwunde mit eitergelben Randern. Die Lider sind so geschwollen, dass man die Lidspalte nur mit Miihe offnen kann. Am 7. Janner war die Protrusio aufs hochste gestiegen, die Lidspalte klaffte. Am 9. Janner liat die Heftigkeit aller Er- scheinungen nachgelassen. Auf Druck entleert sich in der Gegend des Ansatzes des Musculus rectus superior und externus Eiter. Das Oberlid lasst sich jetzt leicht heben und nun fallt die mandelgrofie, dunkelrothe, gelappte accessorische Thranendriise vor. Sie reicht mit einem Sporn bis in die Mitte der oberen Ubergangsfalte. Audi die eigentliche Thranendriise ist als haselnussgrofie Masse durch das geschwollene Oberlid zu tasten. Als am 28. Janner 1896 die Eltern das Kind nach Hause nahmen, war trotz Mangels an Reizerscheinungen die accessorische Thranen- driise bohnengrofi, der Hauptantheil noch tastbar. Der Augapfel war vollkommen in die Augenhohle zuriickgesunken und auffallend wenig befeuchtet, was auch wahrend der ganzen Dauer der Erkrankung zu bemerken war. 19. Entziindliche Schnellung der Thranendriise bei Iridochorioiditis nach Scharlach. Josef P., 7 Jahre alt, Amtsdienerskind, hat vor acht Wochen Scharlach iiberstanden. Das rechte Auge soli gleich in den ersten Tagen der Erkrankung heftig gerothet gewesen sein. Die Lider des rechten Auges, besonders das obere, gerothet, gesehwollen, ebenso die Bindehaut, reichliche Absonderung, heftige Lichtscheu, die acces¬ sorische Thranendriise ist mandelgrofi, dunkelfleischroth, mit einem dicken, nasenwarts verlaufenden Sporn, ohne deutliche Lappung. Der — 23 etwas verkleinerte Augapfel ist diistei' injicirt, die Hornhaut kleiner als normal, glanzend, durchsichtig. Vorderkammer fehlt, Regenbogen- haut schmutzigbraun, zunderartig, die mittelweite Pupille ist zaekig; aus dem Augenhintergrunde kommt ein graugelber Wiederschein. Tn — 2. Amaurosis. Das linke Auge ist normal. Die accessorische Thranendriise ist nicht sichtbar. 20. Verlagerung der Thranendriise durcli Narbenzug nach Scleritis tuberculosa. Adele K., 13 Jahre alt, Beamtenstochter, litt an Scleritis tuberculosa des linken Auges. Der haselnussgrofie Herd in der oberen Halfte der Lederliaut nahm so rasch an Grofie zu, dass wegen Storung in den Bewegungen des Auges der kasige Herd aus- gekratzt werden musste. Unter dichter Einstaubung mit Jodoform verheilte die granulirende Flache sehr bald mit einer nur wenig aus- gedehnten Narbe. Die Zusammenziehung der Bindehaut erstreckte sich aber bis in die obere Obergangsfalte, so dass die bohnengrofie Thranendriise stark herabgezogen auf dem Augapfel zu liegen kam und schon bei sehr geringer Hebung des Oberlides mit ihrem eigenthiimlichen Gefiige sichtbar war. 21. Ausstofiung der Tliranendruse durch feuchten Brand nach Verletzung durch stumpfe Geivalt. Franz C., 38 Jahre alt, Taglohner, erhielt gelegentlich einer Rauferei am 20. December 1894 mit einem Steine einen Schlag aufs rechte Auge. Bei der Aufnahme ins Spital am 26. December 1894 war die Haut des rechten Oberlides brandig zerfallen. Eine Unter- scheidung der Gewebe war nicht mehr moglieh, wahrscheinlich lag die Fascia tarso-orbitalis blofi. Beide Lider waren heftig angeschwollen, der Augapfel vorgetrieben, unbeweglich, bis auf seine chemotische Bindehaut normal. Von der Offnung im oberen Lide kommt man in Hohlgange, welche sich nach allen Richtungen weithin verfolgen lassen. Parotis nicht geschwollen. Am 6. Tage entleert sich aus einer klaffenden Offnung zwischen Oberlid und Augenhohlenrand mit anderen nekrotischen Massen ein bohnengrofier Korper, welcher schmutzigbraun, kautschukartig weich, schlupfrig ist und iibel riecht. Die mikroskopische Untersuchung ergibt, dass es die Thranendriise ist, mit stark fettiger Triibung des Driisengewebes. Der Endausgang war ein sehr befriedigender. Es blieb keine Steliungsanomalie des — 24 - Lides zurtick, weil die Lidspalte rechtzeitig vernaht und diese Ver- nilhung erst spater getrennt wurde. Der Augapfel hatte normale Stellung und war ganz normal. Accessoricshe Thranendriise nicht nachweisbar. Rechne ich zu diesen 21 Fallen jiingster Beobachtung als 22. einen von Sarkom der linken Thranendriise, den zu selien ich vor Jahren Gelegenheit hatte, 1 ) so umfasst diese Reihe wohl alle typischen Formen der Vergrofierung der Thranendriise, und zeigte mir, wie grofi die Verschiedenheiten der Erscheinungen bei verschiedenen Erkrankungen und Individuen sind. Ich wurde dadurch angeregt, mich vor allem durch selbstandige Untersuchungen an der Leiche iiber die Anatomie der Thranendriise zu belehren. Zu diesem Zwecke habe ich die Lider und den ganzen Inhalt der Augenhohle nach vorheriger Besichtigung in normaler Lage der Leiche entnommen, in Miillersche Fliissigkeit oder Chrom- saure gelegt und dann untersucht. Die Ergebnisse meiner Untersuchungen stimmten in mehrfacher Beziehung nicht liberein mit den in den verschiedenen Hand- und Lehrbiichern enthaltenen Angaben. Diese Unterschiede scheinen mir grofi genug, um geeignet zu sein, manches in der gangbaren Lehre richtigzustellen oder zu erweitern. Der Ubersichtlichkeit halber und um Wiederholungen zu ver- meiden, will ich zuerst einen kurzen Abriss der Anatomie der gesunden Thranendriise des Menschen anfiihren, wie er sich aus der dies- beziiglichen Literatur ergibt, und will dann meine Befunde beschreiben, um die Unterschiede besser betonen zu konnen. II. Anatomie der gesunden Thranendriise des Menschen. Die Thranendriise findet mit ihrem weitaus grofieren Theile Platz in dem grubig vertieften Jochfortsatz des Stirnbeins, welcher der Augenhohle zugekehrt ist; die Thranendriise liegt also im schlafenseitigen, vorderen, oberen Abschnitte der Augenhohle. Die Driise zerfallt in einen Haupt- und einen Nebenantheil, welche Theilung hauptsachlich durch sehnige Gewebsstriinge zustande kommt. Diese sind Ausstrahlungen der Scheiden und Sehnen des Musculus levator palpebrae superioris und des Musculus rectus superior, welche ungefahr in der Gegend der Sutura zygomatico-frontalis in die Bein- 4 ) Wiener medicinische Presse 1883, Nr. 33. — 25 — haut des Seitenrandes der Augenhohle iibergehen. Die Thranendriise „reitet“ auf diesem Fascienzipfel. (Merkel. 4) ) Der grohere Haupttheil (Pars orbitalis, Langer 2) ; Glandula lacrymalis superior, Schwalbe 3) ) ist ein langliehovales Gebilde, rvelches sich, nach der Dečke der Augenhohle gekrlimmt, mit einer concaven Flache dem betreffenden schlafenseitigen kugeligen Antheil des Augapfels anschmiegt. Ihr vorderer Eand fallt annahernd mit dem oberen Rande der Augenhohle zusammen; der hintere Rand liegt beilaufig an der Grenze des ersten und zweiten Viertels des Daches der Augenhohle, der schliifenseitige Rand steigt bis zur Gegend der Anheftung des Fascienzipfels, mit diesem fest verbunden, der nasenseitige Rand dringt bis zur sagittalen Ebene des schlafen¬ seitigen Randes des Musculus rectus superior. (Schwalbe.) Die Grofienverhaltnisse der Thranendriise werden sehr ver- schieden angegeben. Nach H en le * 3 4 ) ist sie 12—15 mm langl M er k el flilirt 20 mm Lange und 11 —12 mm im kurzen Durchmesser an,und Schwalbe misst transversal 20—25 mm, sagittal 12—14 mm. Der kleinere Nebentheil der Thranendriise (Pars palpebralis, L anger; Glandula lacrymalis inferior, Schwalbe; Glandula lacrymalis accessoria verschiedener Autoren) liegt unmittelbar iiber dem schlafenseitigen Drittel der oberen (jbergangsfalte der Bindebaut, am unteren Rande und der concaven, dem Augapfel zugekehrten Flache der eigentlichen Thranendriise zwischen den Ansatzen des Rectus superior und des Rectus externus. Die Thranendriise ist von einem sie kapselartig umhiillenden Bindegewebe umgeben, welches mit der Beinhaut der Augenhohle iiberall durch lockere, am nasenseitigen Rande aber mit straffen Gewebsziigen (Ligamentum suspensorium glandulae lacrymalis) in Verbindung steht. Der lappige Bau der Thranendriise ist schon mit freiem Auge sichtbar. Sie erinnert vollkommen an die Speicheldriise, jedoch mit dem Unterschiede, dass sie im Gegensatz zu der hellgrauen Farbe dieser rosenroth, bisweilen auch schmutziggelblich ist. Die Thranen¬ driise der Frauen ist heller rotil und derber, als jene der Manner, und liat angeblich mehr Driisengewebe und weniger Zwischensubstanz. Die beiden obengeschilderten Theile der Thranendriise unterscheiden sich auch durch ihr Aussehen voneinander. Der 4 ) Iiandbuch der Augenheilkande, Graefe-Saemiscb, I. 3 ) Lehrbuch der Anatomie, 1865. 3 ) Lehrbuch der Anatomie der Sinnesorgane; 1887. 4 ) Handbuch der Anatomie des Menschen, II. 1866. — 26 Hauptantheil ist eine fest gefilgte Masse. Der Nebenanthe.il besteht aber aus -(meist 10) kleineren und groberen, theils kugeligen, theils eiformigen Driischen, welche — locker aneinander gefiigt — sich in ihrer reilienformigen Anordnung der oberen Ubergangsfalte der Bindehaut anschlieben. Auberdem gibt es nocb kleinere Lappchen, welche iiber die bezeichnete Grenze hinausreichen, und zwar nicht nur nasenwarts in der oberen Ubergangsfalte, sondern audi iiber den auberen Lidwinkel nach abvvarts bis ins untere Lid. Uberhaupt sind diese Lappchen in Bezug auf Zahl und Grobe sehr schwankend. (Terson. 15 ) Diese zerstreuten Lappchen unter- scheiden sich auch noch durch ihre selbstiindigen Ausfiihrungsgange von den Lappchen des Nebenantheiles der Thranendruse, welche reihenformig die Ausfiihrungsgange des Hauptantlieiles umgeben und ihre Absonderung in diese abfiihren. (Langer.) 1 — 2 Aus- fiihrungsgange der unteren Driise miinden unterhalb des auberen Augenwinkels in der unteren Ubergangsfalte. Versprengte Lappchen mikroskopischer Grobe finden sich hiiufig noch in der oberen und unteren Lbergangsfalte der Bindehaut. Der Hauptantheil der Thranen- driise entsendet etwa 10 kleine Ausfiihrungsgange, welclie parallel nach abwarts ziehen und die Bindehaut nahe dem oberen Rande des Lidknorpels durchbohren. Der schon mit freiem Auge sichtbare lappige Bau der Thranen- driise wird durch das Mikroskop bestatigt. Auch das Gewebe ist dem der Parotis sehr ahnlich. Die Thranendruse hat niedrige Secretionszellen und besteht aus soviel zusammengedrangten Einzel- driisen, als sie abgesondert miindende Ausfiihrungsgange absendet. Reich el 1 2 3 ) hat gefunden, dass in der ruhenden Driise die Zellen liell und wenig gekornt und mit unregelmabig geformten Kernen versehen sind. Ist aber die Driise in Absonderung begriffen, so ist das Protoplasma. der verkleinerten Driisenzellen kornig, getriibt, die Grenzen der Zellen sind verwaschen und die Kerne sind kugelig. Die Thranendruse des Neugeborenen ist im Verhaltnis zum ganzen Auge viel kleiner als die des Erwachsenen und bietet das Bild einer fotalen Driise, welche noch nicht in Thatigkeit gewesen ist. (Kirchstein. 8) ) Daraus erkla.it sich, dass Kinder in der ersten Lebenszeit keine Thriinen haben. 1 ) Nach NageTs Jahresbericht, XXIV., pag. 3. 2 ) Nach Landois, Physiologie, 1891, pag. 939. 3 ) Cber die Thranendruse des Neugeborenen und die Unterschiede der- selben von der des Erwachsenen. Dissertation. Berlin 1894. — 27 III. Eigene Untersuclmngen iiber die Anatomie der gesunden Thranendriise des lenschen, Ich habe von 10 Leichen die Thranendriisen beider Augen in der S. 24 geschilderten Weise untersucht. Bei 4 Individuen stimmten meine Befunde mit den diesbeziiglichen Angaben in den Handbiichern vollkommen iiberein, bei 6 Individuen aber ergaben sich sehr be- deutende Abweichungen von der gangbaren Lehre. Ich will zuerst diese Befunde in kurzen Worten schildern und sie dann erst iiber- sichtlicb zusammenstellen und ihre Bedeutung beleuchten. 1. Frau, 30 Jahre alt, gestorben an allgemeiner Tuberculose. Augapfel normal. An der Bindehaut keine Veranderung sichtbar. Rechtes Auge gleich dem linken. Die Thranendriisen von t.ypisch schildformiger Gestalt, mit einer tiefen Einkerbung am Ililus. Sie sind auffallend stark nach riickwarts gelagert; ihre MaaBe bet.ragen 22 mm und 12 mm bei 3 mm Dicke. Die accessorischen Driisen, kaum linsengrofi, liegen fast im aufieren Lidvvinkel. 2. Mann, 42 Jahre alt, gestorben an Klappenfehler des Herzens. Rechtes Auge: Augapfel normal, ebenso Bindehaut und Lider. Die Thranendriise ist tief im Gewebe der Augenhohle vergraben, daher an der AuBenflache des kegelformigen Inhaltes der Augenhohle gar nicht sichtbar; erst nach Praparirung von der oberen Ubergangs- falte aus kommt man auf die Thranendriise, welche die MaaCe 11 mm : 6 mm : 3 mm bat. Die accessorische Thranendriise fehlt. Linkes Auge: Die Thranendriise wie am rechten Auge, aber noch starker abgeflacht. Die accessorische Thranendriise fehlt. 3. Frau, 49 Jahre alt, gestorben an Lungentuberculose. Lid- spalten auffallend klein, Bindehaute normal, Augapfel normal, die Thranendriisen auffallend klein, denn sie messen nur 10 mm : 5 mm: 4 mm. Die accessorischen Thranendriisen felilen. 4. Mann, 69 Jahre alt, gestorben an Schrumpfniere. Rechtes Auge: Bindehaut der Lider sammtartig, rauh. Die durch die obere Ubergangsfalte tastbare Thranendriise besteht aus zwei scharf ge- schiedenen je erbsengrofien Theilen, vvelche genau schlafenwarts und nasenwiirts gekehrt sind, im iibrigen aber die gewohnliche Lage der Thranendriise haben. Die accessorische Thranendriise fehlt. Linkes Auge: Die Thranendriise šchildformig, misst 10mm:5fflm:4)«m und hat normale Lagerung. Die accessorische Driise fehlt. 5. Frau, 34 Jahre alt, gestorben an Tuberculose der Lungen. Rechtes Auge: AuBere Theile und Augapfel normal. Die Thranendriise — 28 — hat clie MaaGe 14 mm : 8 mm : 5 mm ; ilire langere Axe ist — eine geringe Abvveichung nach der Schliifenseite zu abgerechnet — fast genau sagittal gelagert. Die accessorische Bruse ist erbsengroG. Linkes Auge: wie rechtes. Die Thranendriise hat die MaaGe: 12 mm : 6 mm : 3 mm. Sie liegt mit ihrer annahernd frontalen Langs- axe in der Hohe der iluGeren Commissur und ist, nach riickwarts versenkt, im Gewebe der Augenhohle vergraben. Die accessorische Driise fehlt. 6. Frau, 7(5 Jahre alt, gestorben an Gehirnblutung. Rechtes Auge: AuGere Theile und Augapfel normal. Die Thranendriise ist herzformig und liegt in der Hohe der auGeren Commissur im Gewebe der Augenhohle. Die 10 mm lange Langsaxe zieht nach auGen unten die 10 mm messende Breitaxe liegt parallel dem Rande der Augen¬ hohle. Die Kapsel der Driise ist auffallend verdickt. Mikroskopischer Befund, abgesehen von reichlicherer Bindegewebsentwicklung, normal. Die accessorische Thranendriise ist linsengroG. Linkes Auge: Die Lage und Form der Driise stimmt iiberein mit den gangbaren An- gaben. Die Thranendriise misst: 12 mm : 7 mm : 4 mm. Die acces¬ sorische Driise ist linsengroG. 7. Mann, 55 Jahre alt, gestorben an Lungenentziindung; 8. Mann, 36 Jahre alt, gestorben an Lungentuberculose; 9. Frau, 79 Jahre alt, gestorben an Erschopfung der Krafte; und 10. Mann, 41 Jahre alt, gestorben an Lungentuberculose. Die Thranendriise beider Augen dieser 4 Leichen wich weder in GroGe, Gestalt, noch Lage von den als normal angenommenen Verhaltnissen ab. Es ist gewiss auffallend, dass eine so kleine Anzahl von Unter- suchungen so groGe Unterschiede mit den bisher bekannten Angaben und der gangbaren Lehre der Thranendriise ergibt, was Lage, Gestalt und GroGe des Hauptantheiles und das Verhalten des Nebenantheiles der Thranendriise betrifft. Dnter 10 Individuen, also 20 Augen, fand ich nur in 9 Augen von 5 Leichen die Thranendriise „normal“, d. h. der vordere Rand der Thriinendruse fiillt annahernd mit dem oberen Rande der Augen¬ hohle zusammen; der hintere Rand liegt beilaufig an der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Viertel des Daches der Augenhohle. Die Axen der Driise bilden mit der sagittalen und frontalen Ebene deutliche Winkel. Die MaaGe dieser 8 Thranendriisen bewegten sich beziiglich der Lange zvvisohen 15 und 25 mm, beziiglich der Breite zwischen 11—14 mm. Die Form der Thranendriise war in diesen Fallen melir oder vveniger deutlich die eines Schildes. — 29 Die 12 Augen der anderen 6 Leiehen zeigten aber bedeutende Abweicbung von den soeben angefiihrten Angaben der verschiedenen Hand- und Lehrbiicher: Viermal war die Driise tief in der Augenliohle gelegen, einmal stand die Langsaxe fast sagittal, einmal fast frontal; zweimal lag die Breitaxe parallel dem oberen Orbitalrande; zweimal lag die Driise in der Hbhe der aufieren Commissur im Gewebe der Augenliohle. Der Gestalt nach sind die herzformige Driise des Falles 6 und die aus zwei erbsengrofien, seharf geschiedenen Stiicken bestehende Thranendriise des Falles 4 bemerkenswert. Bei ziemlich gleichbleibender Dicke von beiliiuiig 3 oder 5 mm schwankte die Lange von 11 bis 22 mm, die Breite von 5 bis 12 mm. Die als fast immer vorhanden angefiihrte accessorische Thranen¬ driise fehlte in 7 Augen und war ftinfmal linsen- oder erbsengroB. Aufierdem muss ich aber nocli besonders hinweisen auf die Verschiedenheit des Befundes bei den beiden Augen einer und der- selben Leiche, so in dem Falle 3, 4 und 6. Die grofie Verschiedenheit der Lage der Thranendriise ersieht man auch aus den Mittheilungen von M c. H a r d y ‘) und Chibret 2 )- iiber operative Entfernung der Driise, wobei die Driise entweder schwieriger zu finden war, oder nach vvelcher der Erfolg des Ein- griffes den berechtigten Ervvartungen nicht entsprach, \veil eben ver- sprengte Stiicke der Driise nicht mitgenommen wurden. Dies zeigte sich meist durch das nicht gestillte Thranentraufeln. IY. Klinische Untersucliungen iiber die Thranendriise bei gesundem und krankem Auge. Bei dem Umstande, als meine anatomischen Untersuchungen bemerkenswerte Unterschiede unseren bisherigen Kenntnissen der Thranendriise gegeniiber ergeben liatten und diese Befunde auch betreffs der beiden Augen desselben Menschen nicht immer in Uber- einstimmung zu bringen waren, untersuchte ich auch eine grofiere Anzahl von Menschen beiderlei Geschlechtes und aller Altersstufen auf das Verhalten der Thranendriise. Bei der Dntersuchung am Lebenden kommt aber eigentlich nur der Nebenantheii (Lidantheil) der Driise, die accessorische Thranendriise, in Betracht; denn ab- gesehen von den Fiillen bedeutender krankhafter VergroBerung der *) Nach Nagel’s Jahresbericht XVII., pag. 461. 2 ) Ibidem XXII., pag. 449. — 30 — Thranendrilse ist es fast mir d er accessorische Theil, welcher beim Lebenden sichtbar ist oder sichtbar gemacht werden kann. Wie die Untersuchungen zeigen werden, ist dies bei weitem nicht in dem Maafie d er Fali, als bisher allgemein angenommen wurde; denn das Vorhandensein der accessorischen Thranendrilse iiberhaupt, weiters ihre GroBe und Lage ist aufierordentlich verschieden. Dies gilt be- sonders fiir ihre GroBe, welche innerhalb normaler, d. h. nicht krankhafter Verhaltnisse einen grofien Spielraum hat. Man darf deshalb aus einer ungewohnlichen GroBe der Druse allein keineswegs den Schluss ziehen, dass in diesem Fali e eine krankhafte Vergrofierung derselben vorliege. Um sich uber das Verhalten der Thranendrilse Aufschluss zu versehaffen, hebt man das obere Lid und weist das betreffende Individuum an, nach abwarts zu blieken. Ist die accessorische Thranen- driise vorhanden und wenigstens linsengrofi, so drangt sie sich mit der sie bedeckenden Bindehaut des Ubergangstheiles gegen den aufieren Lidvvinkel vor. Ist dies bei dem geschilderten Verfahren nicht der Fali, so geniigt es, das Oberlid zart auf- und abzuschieben, gewisserma6en auf dem Augapfel gleiten zu machen, um die Druse zum Vorschein zu bringen. Diese zeigt sich dann unter der durch- scheinenden Bindehaut als ein gelappter Korper von gelblicher oder rothlicher Farbe; bisweilen aber hat die accessorische Druse eher das Aussehen einer gelblichen oder schmutzigweifien Blase, welche von der glatten Bindehaut straff iiberzogen wird. Die Moghchkeit, die accessorische Thranendrilse sichtbar zu machen, ist bei tiefliegenden oder kleinen Augapfeln eine viel geringere, als bei vorstehenden oder sogenannten grofien Augen. Bei den ersteren ist es eben schwerer, fiir das gehobene Lid den Widerstand zu finden, der nothwendig ist, um beim Auf- und Abgleiten des Oberlides die Druse zum Vorfall zu bringen, wahrend bei den letzteren der Widerstand, welchen der Augapfel bietet. so grofi ist, dass das Lid die Driise vordrangt. Aus einfachen mechanischen Griinden ist es bei angeborener oder er- worbener Verkleinerung der Lidspalte gar nicht oder nur schwer moglich, die accessorische Thranendrilse sichtbar zu machen. Bei jugendlichen Individuen mit schlaffer Lidhaut gelingt dies aber besonders leicht, weil man mit einem solchen Augenlid leichter Bewegungen machen kann. Moglicherweise trifft dies mit „lympha- tischem“ LIabitus zusammen, weil — wie wir spiiter sehen werden — die Scrophulose auf die GroBe der Driise einen nicht unbetrachtlichen Einfluss hat. Im allgemeinen sieht man die accessorische Thranendrilse bei blutarmen Menschen besser, weil die Bindehaut und die Kapsel der Driise nur wenig mit Blut gefiillt, daher durchsichtiger sind. — 31 — JSJur selir selten iiuficrt sieh aucli am gesunden Auge eine nicht krankhafte Vergrofierung des Hauptantheiles der Thranendriise durch eine Vordrangung der schliifenseitigen Hiilfte des Oberlides, von welcher in Bezug auf krankhafte Veranderung der Driise in dieser Arbeit noch ofters gesprochen werden wird. Es muss aber betont werden, dass eine geringe Vergrofierung der Thranen- driise in ihrem Hauptantheil, also eine geringe Vorwolbung des Oberlides, erst dann auffallt, wenn man sich langer mit diesem Gegenstande beschiiftigt hat und so auch kleinen Abweichungen seino Aufmerksamkeit sehenkt. Weil es sich in diesen Fallen aber doch oft nicht beweisen lasst, dass die genannte Formveriinderung that- sachlich mit der Thranendriise zusarnmenhangt, so babe icli es licber unterlassen, die genannten Verhaltnisse in meine folgenden Zahlen- zusammenstellungen aufzunehmen. Ich will in diesem Abschnitte meiner Arbeit die Ergebnisse der klinischen Dntersuchung nur in statistischer Form anfiihren und lasse die Besprechung der Befunde fiir den Scbluss, wo die Bedeutung derselben im Vereine mit anderen Tliatsachen deutlicher wird. Um mir in alle diese Verhaltnisse Einblick zu verschaffen, untersuchte ich 179 Personen, welche nicht augenkrank waren und auch an keinen Krankheiten litten, welche auf die Thranendriise irgend einen Einfluss haben konnten; weiters alle Kranken meiner Abtheilung im Landesspitale durch beiliiufig 18 Monate, also beilaufig 1000 Menschen jeden Geschlechtes und jeden Alters, mit den ver- schiedensten Augenkrankheiten behaftet. Bei dem Umstande, als sich darunter aucli zablreiche Franke befanden, deren Leiden auf die Thranendriise ohne Einfluss war (z. B. Cataracta senilis, Neubildungen der Lider, Amblyopien u. dgh), so befinden sich darunter auch Individuen, welche man fiir unseren Zweck als gesund bezeichnen kann. Endlich untersuchte ich auch 54 Insassen der hiesigen Zwangs- Arbeitsanstalt fiir Miinner im Alter von 12 bis 18 Jahren, unter denen 35 ganz gesunde Augen hatten. Von dem berechtigten Gedanken ausgehend, dass miiglicherweise zeitweilig epidemische Schwellungen der Thranendriise vorkommen, habe ich die genauen Aufzeichnungen und Zusaminenstellungen in grbfieren Zeitraumen gemacht, und zwar: 32 — Am 14. Februar 1895 bei 52 Augenkranken „ 1. Juni 1895 „71 „ d. i. 6 Untersuchungstage mit 372 Kranken. Alle diese Untersuchungen haben das Material zu den folgenden ubersichtlichen Zusammenstellungen geliefert. Die oben ausfiihrlich beschriebenen Fiille sind in jene niebt aufgenommen; sie sollten vor allem treffende Beispiele der verschiedenen Arten der Erkrankung der Thranendruse vorfiibren. I. Unter 176 Gesunden war die accessorische Thranendruse d) beiderseits nicht si elit bar bei 130 Personen, und zwar bei 120 mannlichen Geschlechtes im Alter von 15 bis 45 Jahren; und bei 10 weiblichen Geschlechtes im Alter von 10 Monaten bis 71 Jahren; b) beiderseits sichtbar bei 31 Individuen, und zwar: linsengrofi bei 9 Mannern (8 bis 66 Jahre) und bei 6 Frauen (18 bis 70 Jahre); erbsengrofi bei 8 Mannern (16 bis 32 Jahre) und bei 4 Frauen (19 bis 54 Jahre); bohnengrofi bei 4 Mannern (13 bis 27 Jahre); c ) einseitig sichtbar bei 11 Personen, und zwar: Mann, 21 Jahre, rechts linsengrofi; Mann, 25 Jahre, links linsengrofi; bei 4 Frauen (6 bis 27 Jahre) links linsengrofi, und bei einer Frau von 32 Jahren rechts erbsengrofi. Bei einem Madchen von 3 Jahren war in der Hohe der aufieren Commissur eine kleine Rauhigkeit bemerkbar. Bei 2 Mannern, 38 und 63 Jahre alt, lag die accessorische Thranendruse linsengrofi in der Gegend der aufieren Commissur; und bei einem Knaben von 8 Jahren war die accessorische Bruse am linken Auge linsengrofi unter der Bindehaut der Dbergangsfalte des unteren Lides gebettet. 33 — II. Die Untersuchung' der Thranendriise kranker Augen ergab bei 372 Individuen Folgendes: a) Die accessorische Thranendriise war beiderseits nicht oder hochstens in der Grofie einer Linse sichtbar bei: Tabelle I. Boc k, Zuv Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise. 3 34 — Dnter 372 Augenkranken war also die accessorisulie Thranendriise bei 236 Personen beiderseits nicht oder h 6 c h ste n s linsengroli sichtbar. — 35 — b ) Die accessorische Thranendriise w a r beiderseits sichtbar bei: Tabelle II. Unter 372 Augenkranken war also die accessorische Thranendriise bei 102 Personen beiderseits sichtbar. 3 * 36 — c) D i e accessorische Thranendriise w a r nur a u f e i n e m Auge vergrofiertbei: Tabelle III. — 37 — — 38 — 39 — Dnter 372 Augenkranken war also die accessorische Thranendruse bei 34 Personen nur auf einer Seite sichtbar, oder auf einer Seite grofier als auf der anderen. Bei den oben erwahnten Zwiinglingen war die Driise bei 35 Gesunden nicht sichtbar, bei 9 deutlich vergrofiert; 10 Individuen litten an Conjunctivitis scrophulosa und Trachom, von diesen liatten 5 eine vergroBerte accessorische Thranendruse, bei 5 war sie nicht sichtbar. 40 — Meine anatomischen Untersuchungen an 10 Leichen und clie klinischen Untersuchungen an 179 Personen mit gesunden und an 372 Personen mit kranken Augen, weiters an 54 Zwanglingen, endlich die 21 Krankengeschichten, welche zu Anfang dieser Arbeit ausfiihrlich mitgetheilt sind, zeigen, dass der Zustand der Thriinen- driise ein sehr wechselnder ist. Um diese recht venvorrenen Ver- haltnisse besser uberblicken zu konnen, ist es not.hvvendig, von vorneherein eine Eintheilung in grofie Gruppen zu machen, in welche man die Erkrankungen der Thranendriise, welche sich immer durch GroBenzunahme auszeichnen, einreihen kann. Nach Schaffung dieser Ubersicht wird es moglich sein, des genaueren bestimmen zu konnen, wann wir berechtigt sind, von einer wirklichen Entziindung der Thranendriise und wann von einer entziindlichen Schvvellung derselben zu sprechen, und wann eine VergroBerung der Thranen- driise als eine physiologische zu betrachten ist. Die Thranendriise kann vergrdBert sein: 1. Bei selbstandigen Erkrankungen derselben. Ich will gleich hier betonen, dass ich in der vorliegenden Arbeit die VergroBerung der Thranendriise infolge von vvirklichen Neubildungen nicht be- riicksiehtige; denn diese Art der Erkrankung der Thranendriise ist durch einige grofiere Aufsiitze und durch zahlreiche Mittheilungen einzelner Falle schon so weit bearbeitet, dass es eines groBen ein- schlagigen Materials bediirfte, um Neues zu bringen. SchlieBt man aber die Neubildungen der Thranendriise aus dem Bereiche der Be- trachtung aus, so decken sich die selbstandigen krankhaften Ver- groBerungen der Thranendriise mit dem Zustande selbstandiger Entziindung derselben. 2. Durch Schvvellung als Miterscheinung bei entziindlichen Er¬ krankungen des Auges, und zwar des Augapfels und der Augenlider. 3. Ohne nachvveisbare Ursache und ohne krankhafte Er- scheinungen, so dass wir berechtigt sind, eine Abvveichung von der Regel innerhalb physiologischer Grenzen anzunehmen. Y. Die selbstandige Entziindung der Thranendriise. Ich verstehe unter diesem Namen jene Entziindung der Thranendriise, vvelche ihren Grund nicht in einer Erkrankung der Bindehaut oder des Augapfels hat, also eine Erkrankung fiir sich und keine Begleitungserscheinung einer anderen Erkrankung des Auges ist. Diese Entziindung der Thranendriise kann man von verschiedenen Eintheilungsgriinden ausgehend besprechen. Es ware in dieser Be- — 41 ziehung vor allem die Ursache der Erkrankung in člen Vordergrund zu stellen, umsomehr, als geiade dieser Umstand fiir die Beurtheilung der Erkrankung von Wichtigkeit ist. Es scheint mir aber am ein- fachsten und ungezwungensten zu sein, vorlaufig an Hand einer Zweitheilung in a čute und chronische Dakryoadenitis die Ersclieinungen der Erkrankung zu betrachten. 1. Acute Dakrjoadenitis. Die acute Entzundung der Thranendriise ergreift nur in dem seltensten Fallen beide Augen; sie ist fast immer nur auf einer Seite beobachtet worden. Sie veranlasst heftige, selbst stiirmische Erscheinungen am Auge und seiner Umgebung. Vor allem macht. sich eine Vorwolbung der schlafenseitigen Halfte des Oberlides be- merkbar, so dass man den Eindruck empfangt, als sei diese Lidhiilfte allein geschvvollen, was aber nicht der Fali ist; denn wenn sich auch in den meisten Fallen eine Schwellung des Oberlides hinzu- gesellt, so handelt es sich hier um eine Vortreibung des Oberlides durch den geschwollenen Hauptantheil der Thranendriise; iiberdies steht die wirkliche Schwellung des Lides in keinem Verhaltnis zur Heftigkeit der eigentlichen Erkrankung. Diese Veriinderungen zusammen- genommen veranlassen eine Ptosis groBeren oder geringeren Grades. Die Bindehaut des oberen Lides ist immer gerothet, die des Aug- apfels zeigt in den verschiedenen Fallen alle moglichen Grade der Reizung und Entzundung von umsehriebener Rothung im aufieren oberen Antheil angefangen bis zur heftigsten Chemosis. Der sonst normale Augapfel ist oft vorgetrieben, nach innen unten versclioben und dementsprechend in seinem Bewegungsvermogen gehindert. In meinem Falle 5 und den fiinf von v. Reuss 1 ) beschriebenen Fiillen war der Augapfel in seiner Lage nicht verandert. Schmerzen strahlen von der Gegend des Daches der Augenhohle nach Štirne und Schlafe, auch nach dem Oberkiefer aus. Die GroBenzunahme der Druse ist eine verschiedene. Bisweilen ist die Driise fiir den unter dem oberen Rande der Augenhohle eindringenden kleinen Finger selbst bis zur GrdCe eines Taubeneies tastbar, was mit Schmerz verbunden ist. Der Lidantheil, die accessorische Driise, ist nicht immer und nicht in gleichem MaCe mitbetheiligt. Jene Falle, in welchen sie bei tastbarer Schwellung des Haupttheiles in ihrem normalen GrofienverhaltniS nachweisbar ist, zeigen, dass die oben ervvahnte Veranderung der schlafenseitigen Halfte des Oberlides nicht >) Wiener medic. Presse, 1885. Separatabdruck. 42 — durch Schwellung dieser, sondern durch Vorragen des Haupttheiles der Thranendriise iiber den Rand der Augenhohle entsteht, ein Umstand, der besonders zu betonen ist in Riicksicht auf jene Falle, bei denen die genannte Lidveranderung, aber nur eine Schwellung der accessorischen Thranendriise nachweisbar ist. Es ist also das Verhalten der aecessorischen Driise keineswegs ein Mafistab fiir die Beurtheilung jenes der Hauptdriise, sondern in letzterer Beziehung ist der Zustand des Oberlides in erster Linie zu beriicksichtigen. Die Blutiiberfiillung der Bindehaut bringt zwar eine Vermehrung der Bindehautfllissigkeit mit sich, aber die Thriinenabsonderung ist eine verminderte, eine Erscheinung, welche schon iiltere Schriftsteller, wie Himlj" 1 ) und Jiingken, 2 3 ) betonen, indem sie von trockenen Augen sprechen. Die geschilderten acuten Ersc-heinungen dauern in der Regel nur wenige Tage, wahrend welcher sich auch bald der Hauptzug des Verlaufes entscheidet, ob namlich innerhalb der Driise Eiterung eintritt oder nicht. Dies hiingt wohl sehr wesentlich von der Ursache der Erkrankung ab, dementsprechend auch der Allgemeinzustand leidet oder nicht. Oft ist Fieber vorhanden, oder wenigstens Unbe- hagen und Appetitlosigkeit. Ich verweise hier auf meine Falle 4 und 5. Milzschwellung konnte bisher nur in dem Falle Scheffels 8 ) naehgewiesen werden; dagegen ofters Sclnvellung benachbarter Lymphdriisen, welche in dem oben genannten Falle am ganzen Halse so bedeutend waren, dass durch Druck auf die Venae jugulares Blane des Gesichtes und Schlingbeschwerden entstanden. Bemerkens- wert ist noch die manchmal vorkommende gleichzeitige Schwellung der Ohrspeicheldriise, eine Erscheinung, ivelche bei subacuter oder chronischer Dakryoadenitis noch mehr in den Vordergrund tritt. Der Endausgang ist immer ein giinstiger, wenn auch eine geringe Vergrofierung der Thranendriise mit verminderter Absonderung noch langere Zeit andauert. Adam Schmidt 4 5 ) und Beer 6 ) be- schreiben eine Thranendriisenfistel, welche nach einer acuten Dakryo- adenitis durch Zerstorung eines Ausfiihrungsganges zurtickgeblieben war. Mit Ausnahme des am 9. Tage verstorbenen Kranken Wyss’ 6 ) war in spatestens 3—4 Wochen Heilung eingetreten. } ) Die Krankheiten und Missbildungen des mensclilichen Auges, 1843. 2 ) Die Lehre von den Augenkrankheiten, 1836. 3 ) Centralblatt fur Augenlieilkunde, 1890, pag. 36. 4 ) Uber die Krankheiten des Thranenorgans. Wien 1803. 5 ) Lehre von den Augenkrankheiten. Wien 1813. 6 ) Wedl-Boek, Pathologische Anatomie des Auges, 1885, pag. 368. — 43 — Die Behandlung muss sich im Anfange auf die Anwendung von feuchter Warme und gegebenen Falles auf die Beriicksiehtigung ursachlicher Umstiinde beschranken; ist einmal Eiterung nacli- zuweisen, dami ist moglichst friihe Eroffnung durch Schnitt oder groBeren Einstich zu empfehlen. Dem Geschlechte der Kranken nach sind die bekannten Fali e ganz gleich vertheilt. Das Alter schwankte zwischen 8 und 77 Jahren. Die acute Dakryoadenitis konnte venveehselt werden mit Periostitis orbitae, und dies auch nur in den ersten Tagen; sehr bald wird die Entscheidung nicht schwer zu treffen sein. Kommt aber ein Fali zur Untersuchung mit scbon geschehener Durchbolirung des Eiters, so ist die Natur des vorangegangenen Leidens am besten durch das Verhalten der Offnung auf Druck zu entscheiden; denn bei noch vorhandener Eiterung wird sich auf Druck in der Gegend der Thranendriise aus jener Eiter, nach Aufhoren der Eiterung aber wasserige Fliissigkeit, also Thranen entleeren. Die Differentialdiagnose gegen Tenonitis, deren Bestehen als selbstandige Erkrankung einige Augenarzte mit Unrecht noch immer bestreiten, wird nicht schwer sein, wenn man beriicksichtigt, dass bei Tenonitis die Vordrangung des Augapfels geradeaus nach vorne geschieht, die Beweglichkeit des Augapfels eine nach allen Seiten hin beschrankte oder ganz auf- gehobene ist und gleichzeitig die ganze Bindehaut des Augapfels geschwollen, selbst chemotisch ist. Eine Vorwolbung des Oberlides kann auch in einem Lipom der Augenhbhle J ) ihren Grand liaben; aber in einem solchen Falle ist das ganze Oberlid vorgetrieben. 2. Chronische und subacute Dakryoadenitis. Das Bild dieser ist mannigfaltiger als die selbstandige acute Entzundung der Thranendriise. In erster Reihe fehlen die stiirmischen Erscheinungen ganzlich, das Leiden entwickelt sich so langsam und anfanglich ohne merkliche Beschwerden, dass die Kranken erst zum Arzte gehen, wenn die Erkrankung schon eine mehr oder weniger betrachtliche Hohe erreicht hat. Die erste Veranderung, welche die Aufmerksamkeit des Patienten in unangenehmer Weise erregt, ist die Ptosis, welche bisweilen einen so bedeutenden Grad erreicht, dass sie das Sehen hindert. Sie hat ihren Grand in der Vortreibung der schlafenseitigen Hiilfte des Oberlides und in der unmittelbaren Beeinflussung des Levatoi-palpebrae superioris durch Druck. Bisweilen mag auch noch eine Druckstauung des Blutes mithelfen und eine Schwellung des Oberlides, besonders seiner Haut hervorrufen. Diese ‘) Bo er m a, v. Graefe’s Archiv, XL. — 44 Veranderungen des Oberlides sind recht hartnackig und kehren oft auch nach Heilung des Grundleidens zuriick. In einem solchen Falle ist diese wohl nur eine scheinbare gewesen und das erneuerte Auf- treten des Leidens bat die Erscheinungen am Lide wieder wachgerufen. Die gescliwollene Thranendriise erreieht die Grobe einer Nuss bis zu der einer Mandarine, ist elastisch oder hart bis zur Derbbeit des Knorpels. Diese Harte ist aber bisweilen nur auf einen Tbeil der Druse beschrankt. Die Driise lasst sicb entweder gar nicht oder nur in geringem Grade nach beiden Seiten verschieben, oder ein wenig nach riickwarts in die Augenhoble zuriickdrangen. Der Haupt- antbeil der Thranendriise lasst sicb durch Tasten abgrenzen, im Gegensatz zur acuten I)akryoadenitis, wo dies wegen der diffusen Schwellung der Umgebung nicht moglich ist. Bei dieser Untersuchung fiihlt man auch, dass die Geschwulst hockerig, bisweilen durch tiefere Furchen in grobere Lappen getheilt ist. Bei starker Schwellung ragt die Geschwulst mit einem stumpfen Band unter dem oberen Bande der Augenhohle vor. Die Grobe der Schwellung wechselt nicht nur innerhalb des langen Zeitraumes der Erkrankung, sondern man hat auch Schwankungen innerhalb eines Tages beobachtet, so dass am Abende nach anstrengender Tagesarbeit die Driise gr ob er ist als am Morgen (Z ir m 1 ). Caudron * 2) 3 * beschreibt einen Fali, wo bei einer 34jahrigen Frau die seit 6 Monaten bestehende Schwellung der Augenlider wahrend der Menstruation zunalim, nach dem letzten Anfalle aber eine Schwellung der Thranendriise zuriickblieb, und zwar rechts starker als links. Bei dem bekannten groben Einfluss, welchen die Menses auf verschiedene Erkrankungen des Auges haben, mochte ich diesem Dmstande keine besondere Bedeutung betreffs der Thranen- driise beilegen, d. h. die Schvvellung der Druse nicht auf die Menses zuriickfiihren; sondern ich meine, dass die Schvvellung der Lider ein Zeichen der schon lange bestehenden Erkrankung der Thranendriisen war, welche erst erkannt wurde, als die Grobenzunahme eine deut- lichere und endlich eine bleibende gevvorden war. Dasselbe war bis zu einem gevvissen Grade auch in meinem Falle 1 zu beobachten. Ebenso konnen Erkrankungen mit schweren Allgemeinerscheinungen, z. B. Bauchfellentziindung, Bothlauf des Gesichtes, eine voriibergehende Abschvvellung der erkrankten Thranendriisen mit sich bringen (Mikulicz 8) , Zirm). Diese Veranderung kann eine so auffallende ‘) Deutschmann, Beitrage u. s. w. IV. Heft, 1892. a ) Nach NageTs Jahresbericht, XVIII., pag. 442. 3 ) Beitrage zur Chirurgie. Festschrift, gewidmet Billroth u. s. w. Stuttgart 1892, pag. 610. — 45 — sein, dass nacli vollkommenem Scliwinden der Schvvellung die Driise plotzlich wieder ihre friihere krankhafte Grofie erreicht. Die obere Ubergangsfalte der Bindehaut ist, nicht immer vor- gewolbt. Die Entscheidung dieses Umstandes hiingt wohl davon ab, ob die accessoriscbe Driise sichtbar ist. In meinen diesbeztiglichen Fiillen 1, 2 und 3 war die accessorische Thranendriise kraftig ent- wickeit. In den meisten Fallen der Literatur vermisst man eine besondere Bemerkung iiber das Verhalten des Nebenantheiles. Die Beweglichkeit des Augapfels nach aussen ist fast immer behindert, dugegen ist er nicht in allen Fallen vorgetrieben, was nicht nur von der Grofie der Schwellung der Driise, als aueh der Dauer der Erkrankung und von der wechselnden Grofie des Raumes zwischen Augapfel und dem Dache der Augenhohle abhangt. Ist der Augapfel vorgetrieben, so ist er gleielizeitig nasenvviirts abgelenkt. Diese Ver- anderungen bringen natiirlich immer Doppelbilder mit sich. Die Absonderung der Thranendruse ist meist vermindert und versiegt bisweilen so vollkommen, dass die Kranken nicht nur iiber das Gefiihl der Trockenlieit der Augen klagen, sondern es auch zur Vertroeknung des Epithels der Hornhaut kommt (Zir m). Jedoch finden sich auch Falle mit normaler Thatigkeit der Thranendruse. Die mangelhafte Befeuchtung des Auges ist der Grund der Binde- hautentziindung, welche diese Erkrankungen immer begleitet, weil Verunreinigungen, wie Staub u. dgl., vvegen des Fehlens der Thranen im Bindehautsacke liegen bleiben und als Rcdz wirken. Auch Trocken¬ lieit der Nase wird in manchen Fallen envahnt. In einigen Fallen ist die Bindehautfliissigkeit vermehrt, selbst schleimig-eitrig. Der Augapfel ist immer gesund, abgesehen von jenen Fallen, bei \velchen ein gemeinschaltliches Grundleiden Erkrankungen des Augenhintergrundes mit sich brachte. Dagegen ist das Allgemein- befinden oft gestort, ohne dass sich diesbeziiglich anderes feststellen liefie, als Abmagerung u. dgl. Es ist sehr merkvviirdig, dass eine grofie Anzahl chronischer oder subacuter Entzundungen der r I hranendriise mit Schwellungen der Speicheldriisen einhergehen, und zwar nicht nur der Parotis, sondern auch der Submaxillaris und Sublingualis, eine Begleitungs- erscheinung, auf welche ich noch mehrmals zuriickkommen werde. In der Mehrzahl dieser Fiille klagen die Kranken auch iiber Trockenheit im Munde. Wir sind wohl berechtigt anzunehmen, dass die Vergrofierung der Speicheldriisen mit entziindlichen Veriinderungen in ihrem Driisengewebe verbunden sind. Wir konnen dies aber auch im Falle 1 voraussetzen, wo Trockenheit im Munde gespiirt wurde, — 46 — trotzdem die Speicheldriisen nicht tastbar waren. Audi Ljmphdriisen- schvvellungen in der Naehbarschaft des Auges und am Halse finden sich nicht selten. Beziiglich des Geschlechtes und Alters ist im allgemeinen kein besonderes Veihalten zu finden. Ergiinzendes in dieser Beziehung wird weiter unten (S. 54) noch angefiilirt werden. Die Dauer der Erkrankung schvvankt zvvischen wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren. Die Erfahrungen und Angaben dariiber sind aber aus dem Grunde als unvollstandig zu bezeichnen, wo>il bei den haufigen Recidiven und der langen Dauer der Arzt die Kranken gar nicht bis zum Ende des Leidens zu sehen bekommt. Wie lange die Erkrankung dauern kann, zeigt der von Arnold und Becker 1 ) beschriebene Fali, welcher einen 33jahrigen Mann betraf. Er war seit 13 Jahren augen- krank und litt seit 3 Jahren an Exophthalmus. Mit Ausnahme jener wenigen Fiille, wo der Tod eintrat, war der Ausgang immer ein giinstiger: entweder vollkommene Heilung oder ausgiebige Besserung. Die Art der Beliandlung wird besser angeftihrt werden konnen, wenn wir die Ursachen der chronisehen und subacuten Dakryoadenitis werden kennengelernt liaben. VI. Die Ursachen der selbstandigen Entziindung der Thranendriise, Die Eintheilung der Entziindung der Thranendriise in eine acute und chronische, bzgsw. subacut.e, drangt, sich dem Beobachter von vorneherein auf, weil die Erscheinungen dieser beiden Formen sich durch ihre grollere oder geringere Heftigkeit scharf voneinander unterscheiden. Diese Eintheilung kann aber nur ein Hilfsmittel sein, um die Haupterscheinungen besser feststellen und voneinander trennen zu konnen, was umsomehr geboten erscheint, als das Krankheitsbild ein recht mannigfaltiges ist. Diese Zweitheilung ist aber nicht durch- fuhrbar, weil der Grad der Erscheinungen nicht immer ein so bestimmter ist, sondern gerade Ubergangsformen nicht selten sind; und weil Erkrankungen der Thranendriise, welche nichts anderes miteinander gemein haben als den mehr oder weniger chronisehen Charakter der Erscheinungen, in eine Gruppe zusammengefasst werden miissten, was nicht zulassig ist, obwohl es bis nun iiberall so iiblich war. Wir miissen eben z. B. nicht von einer chronisehen *) v. Graefe’s Archiv XVIII, 2. 47 — Schwellung der Thranendriise in Verbindung mit einer Allgemein- erkranjtung, sondern unmittelbar von der betreffenden Erkrankung der Thranendriise selbst sprechen. Eine derartige Eintheilung entspricht auch am besten jenen Grundsatzen, auf denen die allgemeinen Grundsiitze iiber Erkrankung iiberhaupt aufgebaut sind. Diese Griinde machen es nothwendig, die Erkrankungen der Thranendriise, welche sicli durch entziindliche Schwellung mit acuten oder chronischen Erscheinungen aubern, vom Standpunkte der ursachlichen Umstande aus einzutheilen und zu besprechen. Im Verlaufe dieses Abschnittes wird es sich aber zeigen, dass die Bezieliungen zwischen Ursache und Form der Entziindung mannigfaltige sind, so dass in einigen Fallen die beiden Begriffe sich beinahe decken. Die Lage der Thranendriise ist eine so geschiitzte, dass es eigentlich schwer verstandlich ist, wie sie von Verletzungen unmittelbar getroffen vverden kann. Es liegen aber ganz genaue Beobachtungen in dieser Richtung vor. Man muss daher an die Mit- hilfe besonderer Umstande denken, vor allem an eine Verletzung und Erkrankung der accessorischen Drtise in erster Reihe, welche die Erkrankung des Hauptantheiles der Driise im Gefolge liat. Mein Fali 4 ist ein gutes Beispiel fiir die Entziindung der Thranendriise nach Einvvirkung einer stumpfen Gewalt. Die Thranendriise scheint aber eine besondere Empfindlichkeit zu besitzen; denn bei dem Umstande, dass an der Haut der Lider keine Verletzung vvahrnehmbar war, kann die Gewalt wohl keine grobe gewesen sein, und trotzdem kam es zu einer so heftigen Entziindung der ganzen Thranendriise. Wie sehr aber die Thranendriise von dem Verhalten ihrer Um- gebung abhangig ist, beweist mein Fali 21 von brandiger Ausstobung der Thranendriise. Brand des sie umgebenden Bindegewebes und Thrombose der ernahrenden Gefiifie sind wohl die Ursache dieses seltenen Vorkommens. Auch meinen Fali 5 muss ich sicher rechnen, weil sich die Entziindung der Thranendriise unmittelbar an eine Mortelveratzung der Bindehaut anschliefit, so dass wir es hier mit einer auf chemischem Wege zustande gekommenen Entziindung zu thun haben. Sgrosso 1 ) beschreibt einen Fali von Entziindung der Thranendriise, bei welchem das Auge von einem Funken getroffen vvorden war. In meinen beiden Fallen war der Verlauf ein acuter, die Ideilung war nach erfolgtein Durchbruch des Eiters eine rasche und vollstandige. ‘) Nach Nagel’s Jahresbericht,, XXI., pag. 408. — 48 — Andi die Thranendriise ist durcli ihte Erkrankungen mit dem dunklen Capitel der Er kad tun g als Ursache der Erkrankung ver- knupft. Die Falle von Caudron, 1 ) Elschnig, 2 3 ) Gayat 8 ) lassen sieh ganz ungezwungen auf diese Ursache zuriiekfuhren. Audi diese Falle verliefen acut, und zwar der Elsehnig’s ohne Eiterung, die beiden andern heilten nach operativer Entfernung des Eiters. Eine nicht unbetrachtliehe Anzahl von Fallen der Entziindung der Thranendriise bat ihren Grund in acut en Infections- krankheiten verschiedener Art und es sind fast ausnahmslos Ent- ziindungen mit acuten Erscheinungen, auch Eiterbildung. Diese Falle vverden dadurch nocli unser Interesse beanspruclien, weil sie Er¬ krankungen sind, welche mit allgemeiner Infection zusammenhangen, und nicht solche, wo es sich um eine Fortleitung oder Fortpflanzung des Ansteckungsstoffes aus dem Bindehautsacke handelt, welche Art der Entzundung der Thranendriise wir nocli spater kennenlernen werden. Weiters verdienen sie auch unsere Aufmerksamkeit, weil sie nicht nur sehr gut in das allgemeine Biid, welches wir von Infections- krankheiten haben, passen, sondern auch dazu beitragen werden, manche Einzelheit dieses Bildes zu klaren. Lin d ne r 4 * ) theilt mit, dass er 11 Falle von acuter Dakryoadenitis gesehen habe, welche nach Masern, Scharlach, Flecktyphus und Diphtheritis des Rachens aufgetreten waren. Ebenso beobachtete er eine solche Erkrankung nach Influenza, in vvelchem Falle durch Einstich eine grofiere Menge ubelriechenden Eiters entleert wurde. Diese Compli- cation der Influenza ist gewiss sehr selten; denn ich habe sie nocli nie gesehen, trotzdem ich Gelegenheit hatte, in einer grofien Epidemie mannigfaltige sie begleitende Augenkrankheiten zu beobachten. 6 ) Mein Fali 6 ist ein typisehes Beispiel der Dakryoadenitis nach Masern. Auch Adler 6 ) beschreibt einen gleichen, Pooley 7 ) einen solchen bei Diphtheritis conjunctivae des anderen Auges, wobei es aber zu keiner Eiterbildung in der Thranendriise kam. Hieher gehort auch der Fali Scheffels 8 ) von beiderseitiger acuter Dakryoadenitis ohne Eiterung, aber den heftigsten ortlichen und allgemeinen Erscheinungen, bei vvelchem angenommen wurde, ‘) Ibidem, XVIII, pag. 442. 2 ) Centralblatt fiir Augenheilkunde, 1891, pag. 353. 3 ) Annales d ocul., LXXI. 4 ) Wiener mediciniache Wochensclirift, 1891. 6 ) Memorabilien, 1889, 5. Hsft. 6 ) III. Bericht des Kvankenliauses Wieden. ’) Nacli NagePs Jahresbericht, XV., pag. 612. 8 ) 1. c. — 49 — dass er mit einer Infection von Strahlenfaule der Pferde zusammen- hiinge. Ebenso ein von W y s s J ) beschriebener Fali bei einem in neun Tagen todtlicb verlaufenden Herpes Zoster der rechten Gesicbtsseite. Bei der Section fand man die rechte Thranendriise mit Abscessen durchsetzt; dieselbe Veranderung zeigten inehrere Augenmuskeln und der Musculus orbicularis. Zweifelhaft erscheint mir der von Carre * 2 ) beobachtete Fali einer acuten Dakryoadenitis bei Rothlauf des Oberlides; zweifelhaft namlich in der Bezieliung, ob hier eine AUgemeininfection nacb der localen Erkrankung, oder eine Fortleitung der Entziindung vorliege. Knies 3 ) sagt ganz richtig, dass diese Entziindung der Thranendriise wolil ofter vorkommen mag. Wenn wir diese Falle von acuter Entziindung der Thranendriise in ihrem erwiesenen Zusammenhange mit Infectionskrankheiten be- trachten und sie mit einer Reilie von Fiillen vergleichen, vvelche als solche ohne bekannte Ursache beschrieben wurden, so gehen wir gewiss nicht fehl, wenn wir auch diese Gruppe mit einer Infection in ursiichliche Verbindung bringen, ohne dass es uns eben gelange, Grunderkrankung und Mittelglied nachweisen zu konnen. So berichten Hutchinson 4 * ) und Schiess 6 ) iiber Abscesse der Thranendriise; G al e z o w ski, 6 ) Homer, 7 ) De Laperson ne, 8 ) von Reuss, 9 ) S gr os so 10 ) und Sneli 11 ) iiber acute Dakryoadenitis ohne nach- weisbare Ursache. Der eine von v. Reuss 12 ) beschriebene Fali verdient noch besonders genannt zu vverden, weil hier bei einer GOjahrigen Frau zuerst Dakryops und zwei Jahre spiiter Dakryo- adenitis sich entvrickelte. Bei der Mannigfaltigkeit der Miterkrankung verschiedener Organe, besonders solcher driisiger Natur, bei Syphil is kann es nicht auffallen, dass auch die Thranendriise ergriffen wird. In meinem >) 1. c. 2 ) Nach Nagehs Jahresbericht, XIII., pag. 495. s ) K ni e s, Die Beziehungen des Sehorgans und seiner Erkranknngen zu den iibrigen Krankheiten u. s. w., Wiesbaden 1893, pag. 259. 4 ) Nacb Nagehs Jahresbericht, II., pag. 404, und Recueil d’ophth., 188(i. 6 ) Klinische Monatsbliitter fiir Augenheilkunde, 1871. 6 ) Nach Nagel’s Jahresbericht, IV., pag. 471. ’) Klinische Monatsblatter fiir Augenheilkunde, 1866. 8 ) Nach N a g e l’s Jahresbericht, XXIII., pag. 484. ») 1. c. 10 ) 1. c. <*) Nach NagePs Jahresbericht, XXIII., pag. 484. la ) 1. c. Bo ek, Zur Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise. 4 — 50 — Falle 3 finden wir ein gutes Beispiel hiefiir. Die Literatur weist einige Fiille auf, bei denen die Thranendruse infolge Syphilis ver- groBert war. [Adler, 1 ) Albini , 2 ) Alexander, 3 ) C hal on s, 4 ) S groš s o, 6 ) Streatfield, 6 ) Tavignot. 7 )} In dem Falle Alexander : s, eine 26jiihrige Frau betreffend, gieng die Drusenerkrankung auf eine antisyphilitische Behandlung zurlick. Albini und 'S g r o s s o haben die Driise durch Operation entfernt und die histologisclie Untersuchung steht mit der klinischen Diagnose in gutem Einklang und klilrt manche Einzelheit der Beobachtung. In beiden Fiillen ist die Entarteriitis proliferans mit Infiltration der Adventitia und granulare Entartung der Media hervorzuheben. Nur die Lappchen der Peripherie waren erhalten, die des Centrums aber zugrunde gegangen; bei Albini fand sich im Centrum dichtes fibrillares Bindegewebe (daher die Hiirte der Driise), bei Sgrosso flillte ein nekrotischer Herd die Mitte der Driise aus. Diesem Befunde entsprechend waren im ersteren Falle die Aus- fiihrungsgiinge stark verengt und ihr Epithel durch Coagulations- nekrose zerstort, im letzteren Falle waren dieselben durch Secret erweitert oder zusammengedriickt. Wenn Alexander von Gummen der Thranendruse spricht, so ersehen wir daraus, dass seine Beobachtungen Ihdividuen mit Spatformen der Lues betreffen. Die beiden oben angefiihrten histo- logischen Befunde sind auch die von Gummen. Mein Fali 3 zeigt aber, dass auch Fruhformen der Lues mit Schwellungen der Thranen¬ druse einhergehen. Bei dem Umstande, als dariiber anatomische Untersuchungen fehlen, konnen wir nicht sagen, ob es sich um eine wirkliche Entziindung oder nur eine Schwellung der Driise gehandelt habe. Nach Ubereinstimmung mit gleichen Vorgangen in anderen Organen ist man aber wohl berechtigt anzunehmen, dass Sehwellungen des Bindegewebes um die Driise und in derselben die GroBenzunahme bedingen. In neuerer Zeit mehrten sich die Mittheilungen von Fiillen von Tube r culo s e der Thranendruse. Ich rneine, dass dies nicht seinen Grund darin habe, dass diese Krankheit friiher nicht vorgekommen ‘) 1. c. 2 ) Nach Nagel’s Jahresbericht, XVII., pag. 187. 3 ; Syphilis und Auge, Wiesbaden 1889. *) Citirt nach A1 e x a n d e r. 6 ) L c. 6 ) Nach N a g e I’s Jahresbericht, XIII. ’) Citirt nach Alexander. — 51 — sei, sondern dass man sie niclit erkannt hat. Wir haben in den seinerzeit, als Granulome der Iris bescliriebenen Fallen, welche gewiss Tuberculose der Iris waren, ein ahnliches Beispiel, wie die Erkenntnis mancher Erkrankungen sich im Laufe der Zeit andert. Baas, 1 ) Prost, 2 3 ) De Lap er sonne, s ) Mikulicz, 4 ) L. Miiller 5 ) und S a 1 z e r 6 ) haben Tuberculose der Thriinendruse beschrieben. In einem Berichte iiber den Ocnlistencongress in Neapel, 1888, lese ich erwahnt, dass G o n e 11 a einen Kranken mit Tuberculose der Thriinendruse vorgestellt, habe; es fehlen mir aber iiber diesen Fali alle Einzel- heiten. Ebenso finde ich im Referate iiber Baquis einen mir un- bekannten Fali von symmetrischer Tuberculose der Thriinendruse von Abadie ervvahnt. Den Fali Fr o st und De Lape r sonne kann man nicht mit Bestimmtheit in diese Gruppe stellen, weil ihnen der Nachweis der Tuberkelbacillen fehlte. Bei der seit neun Monaten an Anschwellung der Thriinendruse leidenden Kranken Frost’s zeigte die Dntersuchung der Driise, dass an Stelle des Driisengewebes Granulationsgewebe mit theilweiser Verkiisung vorhanden war. Weniger zweifelhaft ist der Fali De Lapersonne. Die Kranke litt seit fiinf Jahren an haufigen Lungenblutungen, Bronchitis mit verdachtigem Befunde an der linken Lungenspitze, mit Fieber und Abmagerung. In der ge- schwollenen Driise fand man das Driisengewebe noch theilweise er- halten. Im Bindegewebe zwischen den Liippchen lagen Knotchen, welche man ihren Bestandtheilen nach als Tuberkel ansprechen musste. Auch in Salzer’s Fali konnte man keine Bacillen nacli- weisen, wohl aber Knoten von der Zusammensetzung miliarer Tuberkel. Ilasselbe gilt fiir die zwei von Baas mitgetheilten Fiille. Zvveifellos tuberculos erkrankt waren die Driisen in den Fiillen von Mikulicz und L. Miiller. Der 20jahrige Kranke des ersteren hatte seit einem Jahre tuberculose Lymphome in der Gegend der Parotis und Submaxillaris. Von den beiden erkrankten Thranendriisen wurde die linke operativ entfernt. Sie bestand nur aus Granulations- gevvebe mit vielen Knoten mit Iiiesenzellen. In den zwei Fallen Miiller’s, ein 14jahriges Miidchen und einen 40jiihrigen Mann be- ') Arehiv fiir Augenheilkunde. XXVIII., 2. ! ) Citirt nach Mikulicz. 3 ) 1. c. *) Beitriige zur Chirurgie. Festschrift, gevvidmet Billrot.li u. s. w. Stuttgart 1892. s ) Ibidem. ") Arcbiv fiir Ophthalmologie, XL., 5. 4 * — 52 — treffend, gelang der Naehweis von Tuberkelbacillen. Die Erkrankung liatte in beiden Fallen nur eine Thranendriise evgriffen. Das Gewebe derselben war tlieilweise noch erkennbar, andere Lappchen waren in tuberculSses Granulationsgewebe oder in miliare Tuberkel umge- wandelt. Bemerkenswert ist der normale Befund der Ausfiihrungs- gange und der Bindehaut. Dies beweist, dass die Thranendruse nieht auf dem Wege der Bindehaut erkrankte. In dem ersten Falle ist die lange Dauer der Erkrankung, vier Jahre, auffallend. Die Beobachtung von Gal laseh 1 ) zeigt, dass die Thranen¬ driisen auch bei Lenkami e selbstandig erkranken konnen, d. h. dass ihre Veranderung nieht, durch eine Erkrankung des Auges ein- geleitet wurde. Der 4 1 /' 2 jahrige Knabe litt an hochgradiger Leukamie, welche sich durch Schwellung sammtlicher Lymphdrtisen, der Leber und Milz kundgab; aufierdem fanden sich Blutaustritte in der Haut des Gesichtes, in der Bindehaut und in der Netzhaut; die letztere war odematos bei venoser Blutiiberfiillung. Bei der Sect-ion fand man beide Thranendriisen taubeneigrofi. Ihre Driisensubstanz war tlieils zugrunde gegangen, theils durch reichliche Anhaufung kleiner Rund- zellen auseinandergedrangt. Die gleichzeitig vorhandene Schwellung beider Dnterkiefer- und beider Ohrspeicheldriisen veranlasst mich, auch den Fali, welchen Haltenhoff 2 ) beschreibt, hier anzuftihren, obwohl ich eher geneigt bin zu meinen, dass dies keine selbstiindige Schwellung der Thranen- driisen infolge von Scrophulose, sondern eine durch langer dauernde Conjunctivitis serophulosa eines 12jahrigen Madchens ver- anlasste Vergrofierung der Thranendriisen gewesen sei. Die gleicli- zeitige Schwellung der Speicbeldriisen aber lasst den Fali beziiglich seiner Einreihung als einen strittigen erscheinen, umsomehr, als Schwellung der Lympbdrusen nieht nachgewiesen werden konnte. Gerade die begleitende Scliwellung der Speicbeldriisen ist ein Umstand, der — in mehrfacher Beziehung auffallend — fur die subacuten und chronischen Formen der Schwellung der Thranendriise und ihre Beurtheilung sehr vvichtig ist. Dieses Zusammentreffen ist ein abermaliger Beweis, wie eng verwandt Thranendriisen und Speichel- driisen sind. C. Ludwig s ) sagt sogar, dass die Thranendruse eine modificirte Speicheldriise sei, Fiir die Kliirung derartiger Erkrankungen der Thranendriisen muss man jene Falle heranziehen, in vvelchen dieselben wahrend einer Jahrbuch fiir Kinderheilkunde, 1874. 2 ) Naoh NageTs Jahresberielit, XX., pag. 449. s ) Pliysiologie, 1861, II., pag. 350. 53 — Mumps-Epidemie anschwolIen. So schildert v. Schroder, 1 ) dass eine 27jahrige Fran zuerst an Parotitis erkrankte, vier Tage spiiter stellte sicli Schwellnng der linken, vier weitere Tage spiiter eine solche der rechten Thranendriise ein. In dem von Norrie 2 ) veroffentlichten Falle erkrankten bei einem 11 jiihrigen Madchen zuerst beide Thranen- driisen und am dritten Tage kam eine heftige Parotitis zum Ausbruch. Noch bezeichnender ist der Fali, welchen Dor 3 ) beschreibt: Ein Kind gieng in eine von einer Mumps-Epidemie heimgesuchte Schule. Das Kind blieb zwar von dieser Erkrankung verschont, wurde aber von einer schmerzhaften Schwellung beider Thranendriisen ergriffen. Auch R i d e r 4 5 ) beschreibt zwei bieher gehorende Falle. H i r s c h b e r g *) nennt daher diese chronisch oder subacut verlaufende Schwellung Mumps der Thranendriise und betont, sehr richtig in seinen diesbeziiglichen Mittheilungen iiber ein 15jahriges und ein 17V 2 jahriges Miidchen den eigenthumlichen Gesichtsausdruck, auf welchen ich gelegentlich der Schilderung der Erscheinungen hingewiesen habe und welcher in dem Verhalten der schlafenseitigen Halfte der Oberlider seinen Grund hat (Fali 1). In beiden Fallen Hirschberg’s waren die iibrigen Brusen nicht geschwollen. Hirschberg und Mikulicz geben gute Abbildungen, welche den eigenthumlichen Gesichtsausdruck, die eigen- thiimliche Schwellung der Oberlider und die Lagerung der Geschwulst, sowie das Verhaltnis derselben zu den Augenlidern und dem Aug- apfel sehr gut veranschauliehen. Das Zusammentreffen der Erkrankung der Thranendriisen mit epidemiseher Entziindung der Ohrspeicheldriise, einer Krankheit, welche mit aller Sicherheit auf Infection zuriickzufiihren ist, gibt uns einen vvertvollen Fingerzeig betreffs jener chronisch en Schwellungen der Thranendriise, f ii r w e 1 c h e k e i n e U r s a c h e nacli- w e i s b a r war und vvelche fast im mer von Erkrankungen der Speichel- driisen begleitet sind. Nach dem Vorangesagten sind wir wohl be- rechtigt zu sagen, dass auch diese Falle chronischer Dakryoadenitis ihren Grund in einer Infection haben, deren Art und Quelle wir zu finden bisher noch nicht imstande waren. Als Beispiele dieser Art der Erkrankung kann ich meine Falle 1 und 2 an die Spitze stellen. In dem Falle 1 fiel die Zunahme der Sehwellung der Driise immer in die Zeit der Schwangerschaft. Ein Zusammenhang mit dieser lasst- ‘) Klinische Monatsblatter fiir Augenheilkunde, 1891. a ) Nach Nagel’s Jahresbericht, XXI., pag. 407. ») Ibidem XXIV., pag. 442. 4 ) Nach Knies, pag. 412. 5 ) Centralblatt fiir Augenheilkunde, 1890. — 54 — sich nicht von der Hand weisen, wird aber nach dem Vorhei-gesagten als ursachlicher Umstand wenig wahrscheinlich, weil wir auch hier Veranderungen in dem Verhalten der Speicheldriisen finden. Es ist daher viel wahrsclieinlicher, dass hier eine latente Infection unter dem Einflusse der Schwangerschaft lebendig wurde. In dem Falle 2 ist der Anschluss an eine sehwere Erkrankung des ganzen Korpers auffallend, ohne dass mir iiber die Art dieser etwas bekannt ge- worden ware. In der mir zuganglichen Literatur linde ich Schwellungen der Thranendriisen ohne gleichzeitige solche der Speicheldriisen beschrieben von Arnold und Becker, 1 ) D e b i e r r e, 2 ) H a y n e s W a 11 o n, 8 ) Kom, 4 * 6 ) P o w e r, B ) R e y m o n d. °) Gleichzeitige Schvvellung der Speicheldriisen betonen D e b i e r r e, 7 ) Fuchs, 8 ) M i k u 1 i c z, 9 ) Reymond, 10 ) W ecker und Mas s el o n 11 ) und Zirm. 12 ) Im Falle von W e c k e r und M a s s e 1 o n war nur die accessorische Driise geschvrollen. Wie ich S. 46 angefiihrt habe, ist beziiglich des Alters und des Geschlechtes der an Thranendriisenschvvellung Leidenden im allgemeinen nichts besonderes anzufiihren. Betreffs jener Schwellungen aber, welche mit solchen der Speicheldriisen einhergehen, bedarf diese Bemerkung einer Erganzung. Es scheint, dass Manner ofter daran leiden als Frauen, und bei dem Umstande, als das Alter zwischen 24 und 61 Jahren schwankte, ergibt es sich, dass im allgemeinen die von solchen chronischen oder subacuten Schvvellungen der Tbranen- driisen ergriffenen Personen durchsehnittlich alter sind als jene mit acuter Dakryoadenitis. Die Erkrankung betraf immer beide Thranen- driisen. Meist erkrankten diese zuerst und dann erst die Speichel¬ driisen. Der Zeitraum zvvischen diesen beiden Erscheinungen schwankt zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen. Die Dauer der ganzen Erkrankung war eine verschiedene. In meinem Falle 1 \var 4 ) v. GraefVs Archiv. XVIII., 2. 2 ) Nach NagePs Jahresbericht XVII., pag. 460. 3 ) Nach Mačkenzie, Pariš 1856. *) Klinische Monatsblatter fiir Augenheiikunde, 1869. 6 ) Transactions of the ophthalmol. Society 1887. 6 ) Citirt nach Fuchs. ’) Nach N agel’s Jahresbericht, XXIV., 442. 8 ) Deutschmann, Beitriige u. s. w. 1891, III. ») 1. c. *•) 1. c. “) Nach Nagel’s Jahresbericht, XXII., pag. 448. 12 ) 1. c. — 55 — der directe Nachweis der Erkrankung der Speicheldriisen nicht moglich, man konnte abei' aus der Trockenheit des Mundes der Frau schliefien, dass die Speicheldriisen ergriffen seien. Bemerkenswert ist das Schwanken in der Grofie der Sctrvvellung der Thranendriisen und aucli der Speicheldriisen. Diese Veriinderung hat bald den Charakter einer Wiedererkrankung nach vorangegangener vollkommener oder fast vollkommener Riickkehr zur Norm, bald ist sie eine plotzliche Abnahme, ja ein Verschwinden der Dviisenschwellung. Wir haben es hier mit einer Besserung der Erkrankung und wieder- kehrenden Verschlimmerung zu thun, oder mit heftiger Beeinflussung durch eine sturmisch auftretende andere Infeotionskrankheit. In meinem Falle 1 schvrollen die Thranendriisen immer wieder bei Schwangerschaft an. Ich habe schon oben erwahnt, dass ein directer Einfluss derselben unschwer anzunehmen sei in Riicksicht auf den mannigfaltigen Einfluss dieses Zustandes auf andere Organe des Korpers. Es scheint mir aber in Ubereinstimmung mit anderen Fallen wahrscheinlicher, dass es sich auch hier um eine Infection gehandelt babe, welche unter der Umstimmung des ganzen Korpers durch die Schwangerscbaft aufgelebt habe. In dem einen von Mikulicz be- schriebenen Falle ist der Vorgang der Beeinflussung durch eine andere Infeotionskrankheit besonders auffallend gewesen. Ein 42jahriger ganz gesunder Bauer litt. seit sieben Monaten an Schwellung beider Thranendriisen, welcher sich s pat er auch eine solche aller Speichel¬ driisen hinzugesellte. Eine theihveise Entfernung der Thranendruse brachte fur zwei Monate Heilung. Zehn Wochen spater wurden die ganzen Thranendriisen und die Unterkieferspeicheldriisen entfernt. Die Heilung verlief normal. Zwei Monate spater waren die Ohrspeichel- drtisen nocli angeschwollen. Zwei Wochen spater erkrankte der Mann plotzlich und ohne naclnveisbare Ursache an Entziindung des Bauchfells, wiihrend welcher die Driisengeschwiilste augenblicklich zuriickgiengen, so dass sie vor dem am neunten Tage erfolgten Tode nicht mehr zu fiihlen waren. Ahnliches beobachtete Zirm bei einem gleichzeitigen Gesichtsrothlauf, nach dessen Heilung die Driisen wieder bald an Grofie zunahmen. Dieses Verhalten intercurrirenden Infectionskrankheiten gegen- iiber ist ein weiterer mittelbarer Beweis fiir den auf Infection be- ruhenden Charakter dieser Art von Dakryoadenitis. Der Vollstandigkeit halber will ich noch anfiihren, dass Seelig- solin 1 ) bei zwei Miinnern Schwellung beider Thranendriisen šali, ') Klini sche Monatsbliitter fur Augenheilkunde, 1891. — 56 — oline eine Ursaclie liiefiir finden zu konnen, naclidem beide Kranken, mit Ausnahme der Zeichen abgelaufenen Harnrohrentrippers, ganz gesund waren. In einem dieser Falle trat auch nacli der Heilung nocli zweimal entzundliche Schwellung der Lider auf. Der Autor meint, dass diese anf reflectorischem "VVege entstanden sei, d. h. Ubertragung von der entziindeten Driise auf die Lider. Ieh meine aber, dass man alle Erscheinungen viel ungezvvungener durch er- neuerte Erkrankung und Schwellung der Driise erklaren konne. Bei der Behandlung ist vor allem Beriieksichtigung der Ursaclie geboten. Antisyphilitische Behandlung bat in den betreffenden Fallen gute Dienste geleistet. Warme Uberschliige, Jodkali innerlich und in Salbenform, ebenso Quecksilber, Tinctura Fowleri, Jodeisen- syrup sind in Fallen mit unbekannter Ursaclie mit grofierem oder geringerem Erfolg angewendet worden. Auch die operative Entfernung hat nicht immer zum Ziele gefiihrt, weil das Zuriicklassen auch nur geringer Driisenreste — was bei der haufig groben Anzahl versprengter Lappchen geradezu unvermeidlich ist — den Process von neuem beginnen lieG. VIL Entzundliche Schwellung der TMnendriise bei entziindlichen Erkrankungen des Auges. Diese Erkrankung der Thranendriise ist die haufigste. Sie begleitet verschiedene Erkrankungen des Auges, oder ist eigentlich, wie wir spater sehen werden, eine Folge derselben. Wir haben alle Berechtigung, dies fiir die betreffenden Bindehautleiden anzunehmen, und konnen daher Abadie 1 ) nicht beipflichten, welcher meint, dass mancher Reizungszustand der Bindehaut mit einem solchen der Thranendriise zusammenhange. Dieser Schluss wird in bedeutendem Grade in seiner Richtigkeit beeinflusst, wenn man beriicksichtigt, dass bei schweren selbstandigen Erkrankungen der Thranendriise die Bindehaut gar nicht oder fast gar nicht erkrankt. Meine oben ausfiihrlich mitgetheilten Krankengeschichten 7—19 und die Tabellen II. und III. umfassen eine Anzahl verschiedener Augenkrankheiten und die sie begleitenden Veranderungen derThriinen- driise, so dass man aus diesen die verschiedenen Erscheinungen gut feststellen kan n. Die schlafenseitige Halfte des Oberlides ist geschwollen und fiihlt sich teigig an, das Oberlid ist herabgesunken und die groBere ') Nach Nagel’s Jahresbericht, IX., pag. 387. — 57 — oder geringere Ptosis lasst sich bisweilen auch durch Zusammen- ziehung des Stirnrunzlers nicht ausgleichen. Die Venen der Haut des Oberlides sind meist stark gefiillt, so dass die Farbe der Haut. einen Stich ins Blauliche erhalt. Diese Veranderungen maehen von vorne- herein einen besonderen Eindruek, die vor allem dann auch dem Gesichte ihren Stempel aufdriicken, wenn die Erscheinungen, vor allem die Schvvellung, umschrieben auf die schliifenseitige Hiilfte des Oberlides beschrankt ist. Gerade diese Schvvellung ist es, welche bei langer und hartnackiger Conjunctivitis scrophulosa die Lider in so besonderem Grade gedunsen erscheinen lasst. In solchen und auch anderen Fallen findet man dieses Vorgevvolbtsein der Oberlider in ihrer schlafenseitigen Halfte, also Schvvellung des Hauptantheiles der Thranendriise, auch ohne VergroCerung des accessorischen Theiles derselben. Der Finger tastet in der Mehrzahl der Falle unter dem oberen Rande der Augenhohle einen bohnen- bis mandelgroben Korper, welcher nur in geringem Grade ausvveicht. liber seine weiteren Eigen- schaften, Harte u. s. w., etwas zu finden, hindert die teigige Be- schaffenheit des Oberlides. Obvvohl wir nach dem Gesagten die Ent- ziindung des Hauptantheiles der Driise als ervviesen betrachten miissen, so muss ich aber doch sagen, dass sie nie so bedeutenden Umfang annimmt, als bei der selbstiindigen Entziindung, weil ich nie eine Veranderung der Lage des Augapfels gesehen liabe, wie sie bei den anderen Sehvvellungen gar nicht so selten ist. Durch die infolge des Grundleidens gerothete Bindehaut in der Gegend der oberen Uber- gangsfalte sieht man in dem schlafenseitigen Winlcel derselben die vergroBerte accessorische Driise am besten, wenn man das Oberlid hebt und den Kranken nach abvvarts blicken lasst. Ist aber die Bindehaut durch die Lange des Grundleidens sclion undurchsichtig gevvorden, so kann man die Lappchen der Driise nicht mehr wahr- nehmen, sondern man erkennt diese nur an ihren allgemeinen Umrissen. Deshalb ist bei Ansammlung grdl.ierer und reichlicher Trachomkorner in der oberen Dbergangsfalte die Entscheidung, ob die Thranendriise geschwollen sei, auf klinischem Wege nur dann mit Sicherheit moglich, wenn die Driise betrachtlich vergroBert ist. Die GroBe der geschvvollenen accessorischen Thranendriise schvvankt von der einer Bohne bis zu der einer Mandel und lasst sich ihrer Gestalt nach mit einem flachen Kuchen, einer Zunge oder einem Schild vergleiehen. Nur selten ist die Geschvvulst nicht flach, so dass man auch betreffs der Gestalt den Vergleich mit einer Bohne maehen kann. In den meisten Fallen setzt sich die Schvvellung des Korpers der Driise in einem spornartigen. spindelformigen Fortsatz fort, vvelcher 58 — bis zu strohhalmdick in der oberen Ubergangsfalte liegt und bisweilen sogar d oren nasenseitiges Ende erreicht, ein weiterer Beweis, wie versprengt mikroskopische Lappchen der Thranendriise vovhanden sind, welehe bei krankhafter Schwellung auch dem freien Auge sichtbar werden. Diese Verhaltnisse in der Gegend der oberen Uber¬ gangsfalte veranlassen mich, an die Moglichkeit zu denken, dass hier — wenigstens bis zu einem gewissen Grade - die Krause’schen Driisen mit im Spiele sind. Die Lage und Grdfie derselben ist soweit meine bislierigen Untersuchungen zeigen — eine wechselndere, als man bisher annimmt. Ich hoffe, in einer weiteren Arbeit zur Klarung dieser Frage etwas beitragen zu konnen. Ofters sah ich — wenn auch nicht so oft, wie es Antonelli 1 ) beschreibt — ver- sprengte Lappchen der Thranendriise geschwollen unter der Bindehaut in der Gegend der iiuCeren Commissur und auch nocli unterhalb derselben fast schon im Bereiche des Unterlides. Sie sind durch ihr lappiges Gefuge von gleichzeitig vorhandenen geschwollenen Lymph- follikeln der Bindehaut unschwer zu unterscheiden. Der oben ervvahnte Spora besitzt denselben Bau als der eigentliche Korper, niimlich deutliche, geradezu auffallende Lappung, welches Gefuge in erkranktem Zustande viel mehr hervortritt als bei der gesunden Driise, voraus- gesetzt, dass die Bindehaut — wie schon oben betont — geniigend durchsichtig geblieben ist. Die ganze accessorische Driise zerfallt in zwei, auch vier Lappen, die einzelnen kleinen Lappchen sind kauin hirsekorngrofi. DieFarbe der Driise schwanktzwischen dunkelfleischroth und violett. Es ist dies eine Summirung des Effectes aus dem Gelbroth der Driise und dem Dunkelroth der Bindehaut. Dies ersieht man aus jenen Fallen, in welchen auf einem Auge die Krankheit schon abgelaufen, am anderen aber noch in voller Entwicklung be- griffen ist. Bei letzterem finden wir die oben geschilderten Verhaltnisse, wahrend bei ersterem die noch geschwollene accessorische Driise durch die schon normale Bindehaut hindurchschimmert und mit ihrer zarten Lappung und schmutziggelbrothen Farbe an einen Fischroggen er- innert. VValirend der in der Augenhohle liegende Haupt.theil der Driise nur wenig verschiebbar ist, lasst die accessorische Driise sich leicht vordrangen und der ihr anhaftende Spora folgt den Bewegungen des Gewebes, in welchem er eingebettet ist, also denen der Bindehaut. Im ganzen ist die Driise mit dem sie umgebenden Bindegewebe recht eng verbunden, was durch die gleichzeitige Schwellung desselben noch vermehrt wird, so dass hier eine operative Ausschalung der Driise wohl kaum so leicht gemacht werden konnte, als dies in den Nach NagePs Jahresbericht, XXIV., pag. 441. — 59 Fallen selbstandiger chronischer Schwollung der Thranendriise moglich war (z. B. im Falle M i k u 1 i c z). Die gerothete und geschwollene Bindehaut lasst sich bis zu einem gewissen Grade auf und liber der Driise verschieben. Dieses in den obigen Zeilen geschilderte Bild verandert sich betreffs der Hohe der Reizung und des Ausseliens der Bruse, wenn sich Eiterherde in derselben entwickelten, wie z. B. in meinen Fallen 17 und 18. Die Menge der Fliissigkeit im Bindehautsacke ist eine so ver- schiedene, dass wir wohl nur bei iibergrofier Menge derselben mit Sicherheit sagen konnen, dass diese Vermehrung auf eine iiberreiche Menge der Thranenabsonderung zuruckzufiihren sei; denn eine ent- ziindlich gereizte Bindehaut liefert auch immer mehr vvasserige Fliissigkeit. Die Kranken meiner Beobachtung klagten uber keine Schmerzen oder Beschwerden, welche sich mit der Schwellung der Thranendriise in Zusammenhang bringen liefien. Dagegen berichtet Simi 1 ) von einem init Trachoma cum panno behafteten 19jahrigen Madchen, dass zeitweilig heftige Entziindung mit Neuralgia trigemini, Fieber und Erbrechen aufgetreten seien, welche Erscheinungen durch chronische Entziindung der Thranendriise mit Verstopfung der Ausfiihrungsgange veranlasst wurden; denn nach operativer Entfernung der Thranendriise liefien diese Verschlimmerungen nach und es trat bald vollkommene Heilung ein. Nur in dem Falle 15 sah ich geringe Vortreibung des Augapfels, aber ohne Ablenkung nach innen, auch ein Beweis, dass bei der symptomatischen Erkrankung der Thranendriise ihr accessorischer Theil starker ergriffen ist als ihr Haupttheil. In dem genannten Falle lag ein heftiger eitriger Hornhautprocess vor mit Iridocyclitis, so dass man berechtigterweise auch an die Moglichkeit einer begleitenden Tenonitis mit Protrusio bul bi denken kann. Die Grunderkrankung ist in der Regel friiher geheilt, als die der Thranendriise; denn die Schwellung der letzteren ist bisweilen noch monatelang zu finden, so dass man annehmen kann, die Grofien- zunahme schwinde in manchen Fallen gar nicht mehr. Dies gilt aber nur fiir den accessorischen Theil; denn geringe Vergrofierungen des Haupttheiles sind so"schwer nachzuweisen und festzust.ellen, dass ich es nicht wagen kann, auf wenige Beobachtungen gestiitzt, eine be- stimmte Behauptung zu thun. Bei Abscessen der Thranendriise, b Nadi N a g e l’s Jahresbericht, XVIII., pag. 442. — 60 — vvelche Panophthalmitis begleiten, nimmt die Schwellung der Driise nach Entleerung des Eiters schnell ab. Es scheint, dass feuchte Warme die Heilung der symptoma- tischen Entziindung der Thranendriise giinstig beeinflusst, auch dann, wenn dieses Mittel gegen da.s Grundleiden vvirkungslos ist. Es ist hier der Ort, aof meinen Fali 20 hinzuweisen, welcher ein gutes Beispiel ist fiir krankhafte Verlagerung der Thranendriise, vvelche in diesem Falle durch den Zug eines Narbenstranges der Bindeliaut veranlasst wurde. Bampoldi 1 ) be- schreibt einen Fali, wo dnrch Ectropium cicatriceum eine Verzerrung und Verdrangung beider Thranendriisen zustande kam, so dass diese im Bereiche der auCeren Commissur lagen. Sehr merkwiirdig sind jene seltenen Falle, bei vvelchen beide Thranendriisen um ein geringes nach abwarts sinken und dann mit ihrem Hauptantheile hinter der Hautfalte des oberen Lides getastet vverden konnen. Die Ursache liegt in einer Lockerung des die Driisen umgebenden Gewebes. Noyes 2 ) veroffentlichte einen derartigen Fali einer 20jahrigen Dame, bei welcher die Thranendriise 6 mm der Hornhaut bedeckte. Wie aus meinen diesbeziiglichen Dntersuchungen 3 ) hervorgeht, wird die Thranendriise durch die Enucleatio bulbi in ihrer Lage nicht beeinflusst. In Beibehaltung der bisherigen Eintheilung solite ich auf die vorangegangene Schilderung der Erscheinungen der entziindlichen Schwellung der Thranendriise, welche mit verschiedenen Erkrankungen des Auges in Zusammenhang zu bringen sind, die Ursachen jener folgen lassen. Es scheint mir aber besser zu sein, dies erst in jenem Abschnitte zu thun, welcher sich mit der Erkliirung der Entstehung der verschiedenen Schwellungen der Thranendriise befassen wird. Die wichtigste Grundlage flir diese Erklarung sind die verschiedenen anatomischen Befunde, weshalb ich diese iibersichtlich anfiihren will. VIII, Mikroskopische Befunde bei Entziindung und bei entziindlicher Schwellung der Thranendriise. Das feinere anatomische Bild beleuchtet sehr gut die ver¬ schiedenen Erkrankungen der Thranendriise, vvelche in den voran- gegangenen Erorterungen geschildert wurden. Es zeigt uns auch, wie ‘) Annali di Ottalm, XIII. 2 ) Transactions of the American ophthalmological society, 1887. 3 ) Anatomie des menschlichen Orbitalinhaltes nach Enncleation des Aug- apfels, Wien 1892. — 61 — weitgezogen clie Grenzen jener Vorgiinge sind, fiir vvelche wir, derzeit vvenigstens, noch keine andere Bezeichnung kennen, als chronische Entziindung, weil wir eben nur die Ergebnisse eines entziindlichen Vorganges zu sehen bekommen, wahrend ans die bewegende Ursache derselben noch unbekannt ist. Dieser Mangel wird umso dentlicher, wenn man derartige noch unerklarbare Bilder jenen gegeniiberstellt, bei welchen wir die Ursachen dei' Gevvebsveriinderung kennen und auch im stan de waren, auf dem Wege des kiinstlichen Versuches noch naher kennen zu lernen. Die mikroskopischen Befunde bei erkrankten Thranendriisen sind verhaltnismafiig recht sparlich. Die Falie von »belastigender Grofie der Thranendriise sind ja nicht haufig, wodurch schon cine wichtige Anzeige zur Entfernung der Driise entfallt. Verstorbene mit erkrankten Thranendriisen sind noch selten zur Leichenschau ge- kommen. So bleiben endlich nur jene Fiille iibrig, in welchen ein aus der Driise geschnittener Keil eine Unt.ersuchung mit dem Mikroskop ermdgliclite. Aber auch diese wenigen Nachricbten sind fiir uns aus den oben angegebenen Griinden wertvoll und gestatten uns, die Kenntnis der Erkrankungen der Thranendriise auf eine sichere Grundlage zu stellen. Mit Bezug auf die schon Seite 50 mitgetheilten Befunde von Albini und S groš so will ich hier nur betonen, dass sie uns die Folgen schon weit gediehener syphilitischer Entziindung der Driise in verschiedenen Zeitabschnitten zeigen: in einem Falie derbe Organisirung der entziindlichen Producte als dichtes Bindegevvebe; im zweiten Falie einen nekrotischen Herd im Inneren der Driise. Dementsprechend sind einmal die Ausfiihrungsgange stark verengt mit Zerstorung des Epithels derselben durch Coagulationsnekrose; das zweitemal reichliche Anhaufung der Absonderung und infolge dessen Erweiterung oder Zusammendriickung der Ausfiihrungsgange. In beiden Fiillen waren nur mehr die Lappchen an der Peripherie erhalten. Besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass beidemale Entarteriitis proliferans vorhanden war. Diese beiden Befunde sind also derartige, dass sie die klinische Diagnose: syphilitische Ent¬ ziindung der Thranendruse, bestatigen. Dasselbe gilt, fiir die bisher untersuchten Fiille von Tu ber¬ em lose der Thranendriise, natiirlich in erster Reihe betreffs jener, bei welchen der Nach-weis von Tuberkelbacillen gelungen war. Wir miissen aber auch in jenen Fiillen, wo dies nicht ervviihnt ist, der Diagnose beipflichten, weil die histologischen Befunde vollkommen darnach sind, dass man in der Zeit vor der Kenntnis der Tuberkel- — 62 - bacillon ohne Zogern das Gewebe als tuberculoses angesprochen hatte. Bezuglich der Einzelheiten verweise ich auf Seite 51. Dasselbe thue ich fin- den Fali von Leukamie und Herpes Zoster. Beachtenswert sind die Befunde bei jenen Thranendrusen, welche langsam und reizlos anschwellen und meist mit Vergrofierung d er Speicheldriisen verbunden sind, also jene Falle, fur welche der Mumps der Thranendriise der Typus ist. Dies sind die von Debi er v e, Fuchs, Mikulicz, Power und Zirm beschriebenen Befunde, zu welchen man auch noch jene von A rnold und Becker, sowie von Wecker und Masselon hinzurechnen kann. P o w e r fand normales Gewebe mit interstitieller Hyperplasie, Debierre spricht von einfacher Hyperplasie. Dieser Fali ist fin - mich unklar und zweifelhaft.; denn das Original ist mir nicht zuganglich und ich kann nach dem Referate nicht entscheiden, was unter Hyperplasie des Orbital- antheiles verstanden werden sol!. Bei allen anderen Befunden ist der leitende Faden der grofiere oder geringere Schwund des Driisen- gevvebes und Ersatz desselben durch Anhaufung von Rundzellen. Der Mutterboden dieser ist das Bindegewebe zwischen den Driisen- liippchen, welches an Capillaren und Lymphkorperchen reich ist und welches sicli nicht nur strangformig zwischen den Lappchen dahinzieht, sondern auch feine Fasern aufweist, welche zwischen den Lappchen der Driise ausgespannt sind. Die geuannten Rundzellen bilden bald StraBen, welche dem Verlaufe des Bindegewebes folgen, bald bilden sie grobe zusammenhangende Gruppen, bald aber scharf umschriebene runde Herde, welche sich von der Umgebung deutlich abheben, so dass manche Autoren von Lymphom der Thranendriise sprechen. Rejmond ervvahnt auch amyloide Degeneration des neugebildet.en lymphoiden Gewebes. Ganz andere Verhaltnisse finden wir aber in jenen Thranendrusen, deren entziindliche Schvvellung Folge oder Begleitung einer Erkrankung des Auges ist. In den oben angezogenen Fiillen spielte sich der Beginn der Erkrankung im Bindegewebe der Driise ab, bald aber tritt dies ganz in den Hintergrund; denn bald ist das Driisengewebe in so starker Weise mitergriffen, dass die Verande- rungen desselben dem Befunde die Eigenartigkeit verleihen. In den von mir untersuchten Fallen 7, 11 und 13 ist nur das Bindegewebe nennenswert ergriffen, oder besser gesagt, in erster Reihe ergriffen, wahrend wir die geringen Veranderungen im Driisengewebe als solche secundarer Natur bezeichnen miissen. Bei dem Umstande, als die genannten Fiille zur Heilung kamen, sind wir berechtigt anzunehmen, dass auch bei noch Uingerer Dauer der Krankheit die Verhaltnisse 63 — dieselben geblieben wiiren; d. h. vvahrend in der Grappe der cliro¬ li ischen Dakryoadenitis die Entziindung zerstorende Eigenschaften entfaltet, kommt es in den von mir untersuchten Fiillen von symptomatischer Dakryoadenitis zn keinen so schweren Verande- rungen, sondern bleibt auf ein der \Viederherstellung fahiges Gewebe, das Bindegewebe, beschrankt, Wir finden alle Zeiohen einer von der Oberflaehe der Bindehaut in das darunter liegende Bindegewebe fortschreitenden Entziindung; Die Bindehaut zeigt ein stark ver- breitertes Epithellager, dessen oberste Schichte in starker Abstofiung begriffen und mit einer Lage abgestorbener Gewebstriimmer bedeckt ist. Das subconjunctivale Bindegewebe ist reichlich von Rundzellen durchsetzt, welche theils ein zusammenhiingendes Lager unter dem Epithel der Bindehaut bilden, theils in Strafien durch das Binde- gewebe zu verfolgen sind, indem sie GefaBe und Nerven begleiten und mit den feinen Verzvveigungen des Bindegevvebes bis ins Innerste der Driisen dringen. In dem Falle 7 fand ich Anhaufungen von Kokken, welche als runde oder spindelformige Klumpen in den Baumen zwischen dem Bindegevvebe (Saftliicken) liegen. Sie sind in eine gallertartige Masse eingebettet, was sich durch ihr Verhalten gegen Farbstoffe besonders bemerkbar macht. Die GroBe dieser An- sammlungen schvvankt von der eines vveiBen Blutkorperchens bis zu der vier- bis fiinffachen GroBe desselben und ihr Aussehen gleicht, auch in seinen Einzelheiten, vor allem der Regelmiifiigkeit der An- ordnung, einem von mir beschriebenen und abgebildeten Falle von Kokken bei Hornhautgeschwur. 1 ) Im Falle 11 waren diese Gruppen von Kokken sehr sparlieh, dagegen fanden sich in der Tiefe des sub- conjunctivalen Bindegewebes grofie Spalten zwischen den Fasern dieses, in vvelchen grofie Mengen von Kokken frei lagen, und zwar niclit aneinander gedriingt, so dass man sie sehr leicht auflosen konnte. Ihr Verhalten gegen Farbemittel war das gevvohnliehe dieser Mikroorganismen. Im Falle 13 fand ich nur interstitielle Entziindung ohne irgend welche Einzelheiten. Diese Entziindung der Thranendriise begleitete ein hochgradig entwickeltes Trachom von langer Dauer. Ich ervvahne dies deshalb, weil in neuester Zeit Baquis 2 ) einen sehr interessanten Befund betreffs einer gleichen Erkrankung ver- offentlicht hat und welcher es rechtfertigt, wenn man von einer trachomatosen Entziindung der Thranendriise spricht. Ein kraftiger Mann v.on 37 Jahren litt an beiderseitigem Trachom und typischer Schwellung beider Thranendriisen mit Vonvolbung ‘) Wedl-Bock, Pathologisclie Anatomie des Auges, Wien 1885, pag. 23. *) Nach Nagel’s Jalu'esbericht, XXV. — 64 — der sehlafenseitigen Halfte des Oberlides. Eine Thranendriise vvurde operativ entfernt, was wegen der Verwachsung mit dem die Driise untgebenden Gewebe nicht leicht gieng, die andere Driise bildete sich schrittweise mit dem Trachom zuriick. Baquis fand eine Ent- ziindung, welehe von der oberen Ubergangsfalte der Bindehaut aus liings der Ausfiihrungsgange in die Driise eindringt, mit reichlicher Entwicklung von Trachomkornern. Die Hauptmasse der Gesehwulst bestand aus derbem Bindegewebe, in welchem normale und atrophische Driisenliippchen eingebettet waren. Es fand sich aufier den abge- grenzten Kornern auch noch junges Granulationsgewebe. Die Trachom- korner bestanden aus groben sich schwach farbenden Zellen in der Mitte und aus sich stark farbenden Zellen am Rande; das Ganze war in einem feinen netzformigen Stroma eingebettet. Es ist dies der erste Fali von anatomisch untersucliter trachomatoser Er- krankung der Thranendriise, von welcher De Vincentiis bereits 1875 sprach, aber nur als klinische Beobachtung. Ebenso thnt Pan a s dessen Enviihnung. IX, Erklarung der Entstehung der Entziindungen und der entziindlicilen Schwellungen der Thranendriise. Obgleich audi bei der Erklarung der Entstehung der Dakryo- adenitis die Beriihrungspnnkte zvvischen der selbstandigen und der symptomatischen Form leicht zu finden sind, so ist es doch besser, auch in diesein Abschnitte die beiden Formen gesondert zu erortern. a) Selbstandige Ei^krankung der Thranendruse. In dem Abschnitte VI., welcher die Ursachen dieser Erkrankung enthalt, haben wir gesehen, dass mit Ausnahme der Fiille von Ver- letzung durch stumpfe Gewalt man in allen anderen Infection nach- weisen kčinne, und dass auch in Fiillen mit unbekannter Ursache die Erseheinungen mit jenen bekannter Ursache so iibereinstimmen, dass wir auch fiir jene Infection anzunehmen berechtigt sind. Die Keime konnen mehrere Wege beniitzen, um in die Thriinen- driise zu gelangen, namlich den Blutkreislauf oder das die Driise umhiillende Bindegewebe und jenes unter der Bindehaut, oder die Ausfiihrungsgange der Driise, welche sie erreichen, nachdem sie in den Bindehautsack gelangt sind. Soweit unsere jetzigen Kenntnisse iiber S y p h i 1 is und Tubercnlose der Thranendriise reichen, sind diese Krankheiten das Beispiel fiir die Verbreitung und Deponirung der Erkrankung durch den Blutkreislauf'. Bei den Fiillen von Tuberculose fand man anatomisch die Bindehaut und die Ausfiihrungsgange der Driise normal. Aber audi ohne diesen unmittelbaren Beweis konnen wir nach der Erfahrung liber Tuberculose anderer Organe sagen, dass es sich um eine Verscbleppung der Bacillen durcli den Kreislauf handle. Die Weite der Lymphraume der Thranendriise gibt uns einen Wink, warum die Tuberculose dieses Organes so selten ist. Es ist bisher noch nicht gelungen, Tuberculose der Thianendriise bei Thieren durch Impfung zu erzeugen; man bekam wohl immer grofie Geschwiirs- bildung in der Bindehaut., die Driise selbst aber blieb — wohl wahr- scheinlich wegen ihrer Kleinheit — verschont, Audi die bisher be- kannten Fiille von Lues der Thranendriise sind durch eine Infection auf dem Wege des Kreislaufes zu erklaren. Der Typus der zweiten Art der Infection — durch die Aus¬ fiihrungsgange der Thianendriise oder durch das subconjunctivale Bindegewebe, beziehungsvveise durch die Bindehaut auf dem Wege des Bindehautsackes bei gesundem Auge — sind jene chronischen und subacuten Sehwellungen der Thranendriise, welche bisweilen mit gleicher Erkrankung der Speicheldriisen einher- gehen. Wie ich oben Seite 52 envahnt habe, ist dieses Zusammentreffen geeignet, uns auch jene Fiille von Dakryoadenitis zu beleuchten, bei denen die Speicheldriisen normal sind. Auch bei der Erkliirung fur die Ent- stehung derartiger entziindlichen Schwellungen der Thranendriise ist die anatomisch und klinisch gekannte Entziindung der Ohrspeicheldriise, der Mumps, Parotitis epidemica, das Mittelglied, welches uns dem Verstandnis der beschriebenen Erkrankung der Thranendriise naher fiihrt. Die Parotitis ist eine bald serose, bald zellige Infiltration des Bindegewebes, vvelches die Driise kapselartig umgibt und sowohl strangformig als auch verastejt zvvischen den Driisenlappchen zieht. Kommt es zu wirklicher Wucherung ,des interstitiellen Bindegewebes, so entsteht bleibende Verhartung der Driise. Merkwiirdig ist das schon ofter beobachtete gleichzeitige Auftreten von einseitiger Hoden- entzundung. Die Erreger der Krankheit sind nicht bekannt (denn wir sehen hier von jener Parotitis ab, welche acute Infectionskrank- heiten, wie Scharlach, Typhus u. dgh, begleitet). Wenn auch manche Autoren meinen, dass die Parotitis eine allgemeine Infectionskrankheit sei mit vorwiegender Erkrankung der Ohrspeicheldriise, so haben wir aber doch melir Griinde, anzunehmen, dass es sich beim Mumps nicht Rock, Znr Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise. 5 um die Aufnalime eines Ansteckungsstoffes und Weiterverbreitung durcli die Blutbahn handle, sondern dass in die Mundhohle gelangte niedere Lebewesen die Ausfiihrungsgange der Speicheldriisen als Pforte beniitzen, um in das Innere dieser zu gelangen. Gleichzeitig mit der Ohrspeieheldruse sind nicht selten die Unterkiefer- und Unter- zungendriise angeschwolIen; ebenso ist die Schleimhaut des Mundes und des Rachens gerothet und geschvvollen. Ilanau und Ziegler 1 ) haben bei eitriger Parotitis die Kokken besonders in den Driisen- gangen gefunden. Bei dem Umstande, dass das eigentliche Driisen- gewebe an dem ganzen Process nur wenig betheiligt ist und sich derselbe hauptsachlich im interstitiellen Bindegevvebe abspielt, mussen wir annehmen, dass die Kokken durch die Wand der Ausfuhrungs¬ gange in die Lymphraume gelangen, vvelche in dem den Ausfiihrungs- gang umgebenden lockeren Bindegewebe vorhanden sind, und dann schliefilich im interstitiellen Bindegevvebe als eigentliche ortliche Krankheitserreger wirken. Bei der Thranendriise sind der Binde- hautsack, das subconju neti vale Bindegewebe und vielleicht ihre Aus¬ fuhrungsgange die Wege der Infection. Wir mussen uns dabei erinnern, dass Sappey aufmerksam machte, wie oft die Ausfiihrungs- giinge der Thranendriise sehr weit sind. Die diesbezuglichen Dntersuchungen der operativ entfernten Thranendrusen (und Speicheldriisen) haben ergeben, dass wir es hier mit einer chronischen Entziindung zu thun haben, welche sich durch Anhaufung von Rundzellen auBert. Diese gewinnt erhohte Bedeutung, wenn wir ihre Form beriicksichtigen: die Rundzellen bilden namlich nicht nur zusammenhangende Plaques oder Strafien im interstitiellen Gewebe, sondern sie formen auch scharf umsehriebene Herde, welche sich von der Umgebung deutlich abheben, so dass manche Autoren von Lymphom der Thranendriise, oder, wie Arnold und Becker, von Lymphadenoma orbitae sprechen. Heidenhain 2 ) hat zwar Lymph- gewebe im interstitiellen Bindegewebe der Speicheldriisen nachgewiesen, aber das Felilen der Schwellung der Milz und der Lymphdriisen lassen die Diagnose eines malignen Lymphoms der Speicheldriisen nicht zu. Ware nur die Thranendriise einer Seite ergriffen, so miisste man an eine echte Neubildung denken. Gegen doppelseitiges malignes Lymphom oder gegen Lymphosarkom der Thranendriise spricht der klinische Verlauf. Diese Form der Anhaufung der Rundzellen als Nest oder Knoten besitzt eine hohe Beweiskraft fiir die Annahme, dass alle diese Er- krankungen der Thranendriise mykotischen Ursprungs sind. Verfolgen >) Beitragezurpathologischen Anat.omie von Ziegler und Nauwerk, 1889. 2 ) Studien des physiol. Institutes zu Breslau, 1868, IV., pag. 116. — 67 — wir die Eimvirkung niederer Lebewesen auf die Gewebe, so sehen wir, dass jene durch ihren unmittelbaren Reiz oder durcli ibre Stoff- wechselproducte eine Anhaufung von Rundzellen verursachen, welche die Form eines Knotens, eines Kornes bat. Dieses Nest sitzt anfiinglich im Bindegewebe des betreffenden Organes, drangt bei fortscbreitendem Wachsthum das eigentliche Gewebe desselben aus rein mechanischen Griinden auseinander, um bei weiterer Vergrofierung seines Umfanges endlich auch Gewebe des Organes in sich aufzunehmen, bzgsw. sicb im Bereiche desselben festzusetzen. So zerstort das neugebildete Gewebe das des davon betroffenen Organes und wir finden danil an Stelle dieses Rundzellen. Diese Nester fliefien ineinander und es verliert sich so nach und nach die urspvungliche eigenartige Form. Un- umstohliche Typen dieser Art sind der Tuberkel, sowie die Enoten bei Lupus und Lepra, bei denen wir die betreffenden Krankheits- erreger bereits kennen. Bezuglich der Form gilt dasselbe fiir die sogenannten Syphilome und fiir die Komer bei Trachom, ohne dass wir die gewiss vorbandenen specifiscben Mikroorganismen kennen. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass die genannten Er- krankungen der Thranendriise auf das Eindringen niederer Organismen zuriickzufiihren sind, besonders wenn wir noch in Betracht. ziehen, dass die histologische Untersuchung der in einigen dieser Falle mit- erkrankten Speicheldriisen einen Befund ergab, der sich mit dem an den Thranendrusen gemachten vollstandig deckte. Nach dem Gesagten konnen wir mit Sicherheit annehmen, dass die Infection auf dem oben beschriebenen Wege zustande kommt. Man muss aber doch auch betonen, dass der Allgemeinzustand nicht unbertihrt bleibt; denn wir finden in den acuten Fiillen Fieber, in den chronischen Abmagerung u. dgh, was auf eine Aufnahme der Toxine der betreffenden niederen Lebewesen in den Blutkreislauf deutet. Fiir eine bejahende Antwort des mykotischen Ursprungs ist auch die Abschwellung der Speicheldriisen und der Thranendruse bei einer intercurrenten acuten Infection, wie wir dies in dem einen von Mikulicz veroffentlichten Falle bei Bauchfellentziindung und jenem Zirm’s sehen, wo ein Gesichtsrothlauf die erwahnte Veranderung hervor- brachte. Soweit gegemvartig unsere diesbeziiglichen Ivenntnisse reichen, miissen wir auf die Thatsache hinweisen, dass auch schnell wachsende Neubildungen, wie Sarkome, Carcinome und auch leukiimische Schwellungen, wahrend eines Rothlaufs sich theilweise zuriickbilden konnen. Dies konnen wir dahin erklaren, dass von den Eiterkokken gelieferte Toxine vielleicht imstande sind, gewisse entziindliche Gewebswucherungen anzugreifen oder aufzulosen. Moglicherweise ver- 5 * — 68 — anlasst der mit einer solchea erneuerten Infection entstehende ver- mehrte Stoffweehsel eine Absclnvellung der Driisen. Dieser Einfluss ist aber nur ein voriibergehonder; denn nach Ablauf der neuen Er- krankung kehren die Driisen bald wieder zu ihrem friiheren Zustande zuriick. Diese selbstiindige Erkrankung der Thranendriisen, mit welclier sich die obigen Zeilen beschaftigt. haben, ist doppelt merkwiirdig, wenn man beriicksichtigt, dass in der Chirurgie kein Fali bekannt ist, in welehem die Speicheldriisen allein so erkrankt gewesen waren, als wir dies bei den Thranendriisen gesehen haben. Nicht nur fiir die Selbstandigkeit dieser Erkrankungen der Thranendriise, sondern auch fiir den eigenthiimlichen Zusammenhang mit gleichartigen Erkrankungen der Speicheldriisen ist es nothwendig, nochmals auf den Fali Dor’s hinzuweisen. Derselbe betraf ein Kind, welches eine von einer Mumpsepidemie befallene Schule besuchte. Das Kind bekam aber keine Parotitis, sondern eine sehr schmerzhafte VergroBerung der Thranendriise. Der Grand der Wechselbeziehung zwisehen Thranendriise und Speicheldriisen ist nicht bekannt. Wir konnen nur annehmen, dass die gleiche Infection durch die Lidspalte und durch den Mund eindrang und dann in Driisen kam, welche histologisch einander fast voll- kommen gleichen. Wahrscheinlich sind die Bindehaut und die Schleimhaut des Mundes die ersten Nahrboden, auf denen sich die betreffenden Mikroorganismen entwickeln und sich nach den genannten Wegen weiter verbreiten. Es ist wohl kaum nothwendig, dabei an- zunehmen, dass der Thriinennasengang eine mittelbare Rolle spiele. Auch in diesen Fallen haben die Lyrnphgefafie und Lymphraume eine groBe Bedeutung, daher ist die begleitende Schwellung der Lymphdriisen leicht begreiflich. Bei der unter sttirmischen Erscheinungen bisweilen mit Eiterung einhergehenden acuten Entziindung der Thranendriise, wie sie bei acuten Infectionskrankheiten — wie Scharlach, Masern, Rothi auf u. dgl. — auftritt, muss man beide Wege der Entstehung in Betracht ziehen: den der Infection durch den Blutkreislauf und jenen der Einwanderung durch die Ausfiihrungsgange oder das sub- conjunctivale Bindegewebe auf dem Mittelwege des Bindehautsackes. Gerade bei Erkrankungen, welche so haufig zu Eiterungen in ver- schiedenen Theilen des Korpers fiihren, wie z. B. Scharlach, und bei welchen wir eine Mischinfection annehmen miissen, ist auch die Er¬ krankung der Thranendriise auf diesem Wege erklarlich. Wir miissen aber auch daran denken, dass der eventuell im Bindehautsacke be- — 69 findliche Staphylokokkus unter solclien Verhaltnissen in der Bindehaut einen giinstigen Nahrboden findet. Wir sehen bier abermals eine Verwandtschaft mit der Ohrspeicheldriise, weil auch diese bei Scharlach, Pyamie, Typhus u. dgl. acut erkranken kann. Falle von Schwellung der Thranendruse bei Masern konnen zweifelhaft sein, ob namlich jene mit der Grunderkrankung oder mit der diese so oft begleitenden Bindehautentziindung in Zusammen- hang steht. Die durch Verletzung entstandene Entziindnng der Thranen¬ druse ist nur dann unmittelbar mit jener in Verbindung, wenn eine stumpfe Gewalt, durch Stofi oder Anprall, in entspreehender Richtung die Thranendruse getroffen h at, wie z. B. in meinem Falle 4. Dieser unmittelbare Zusammenhang mit der Verletzung kann aber ein strittiger oder unklarer vverden, wenn, wie z. B. in meinem Falle 5, die Ent- ziindung der Thranendruse dem Eindringen eines Fremdkorpers in den Bindehautsack folgte; denn es kann jener leicht der Trager von Keimen sein, die, im Bindehantsacke angelangt, durch die Ausfiihrungs- gange der Thranendruse oder durch das subconjunctivale Gewebe in diese eindringen. Gestiitzt auf seine Beobachtung der Anschvvellung der Thranen- driisen und Speicheldriisen bei einem 12jahrigen scrophulosen Madchen, meint Haltenhoff, dass man in solchen Fiillen nicht berechtigt sei, von einer Dakryoadenitis zu sprechen, weil Reizung und Entziindnng fehlen. Es sei dies eine durch Anhaufung von Lymphzellen im inter- stitiellen Gewebe entstandene Hyperplasie der betreffenden Drlisen. Dieses sei durch sein reiches Netz von Lymphraumen dazu besonders geeignet. Der genannte Beobachter ist geradezu geneigt, anzunehmen, dass die Thranendriisen an Stelle der Lymphdrusen geschwollen seien. b) Erkrankung der Thranendruse bei verschiedenen Augenk rank hei ten. Die Erklarung dieser Fiille ist eine schwierige, weil die dies- beziiglichen Verhaltnisse recht verworren sind. Die Krankengeschichten meiner Falle 7--19 und die Tabellen I, II und III enthalten aber eine geniigende Menge von Beobachtungen, um daraus entsprechende Schliisse ziehen zu konnen. Betrachtet man die Tabellen, so finden wir betreffs der An- schwellung der Thranendruse bei Erkrankungen des Auges Verhaltnisse, die auf den ersten Blick recht unklar zu sein scheinen; denn bei einer und derselben Art der Erkrankung des Auges findet sich die — 70 — Thranendruse bald gesund, bald krank. Noch auffallender ist es, wenn die Thranendruse des gesunden Auges vergrdtlert, jene des kranken aber normal ist. Bei genauerer Durchsicht finden wir aber docli ein gewisses Verhaltnis; denn die Zahl der erkrankten, bzgsw. geschwollenen Thranendriisen steht im Verhaltnis zn der Zalil der betreffenden Er- krankungen; ich will damit sagen, dass der Haufigkeit der Erkrankung des Auges an Conjunctivitis scrophulosa mit gleichzeitiger Schwellung der Thranendruse eine solche in annahernd gleichem Verhaltnis neben- zustellen ist einer viel selteneren Krankheit des Auges, z. B. Retinit.is sypliilitica, Iridochorioiditis plastica u. s. w. Bevor ich zu den Einzelheiten der Tabellen ubergehe, will ich friiher noch einige bemerkenswerte Befunde anfiihren von Fallen gesund gebliebener Thranendruse, trotzdem die Art der Krankheit von vorneherein die Miterkrankung der Thranendruse vvahrscheinlich machte. So beobachte ich nun schon seit vier Jahren einen Fali von primarer Tuberculose der Bindehaut, 1 ) bei welchem heute noch hiiufig frische Geschvviire der Bindehaut entstehen, und dennoch sind die Thranendriisen normal. Dies bestatigt die oben S. 65 gemachte Be- merkung, dass Tuberculose der Thranendruse auf dem Wege der Verschleppung durch die Blutbahn entstehe. Weiters behandelte ich ein 38jahriges Madchen. welches wegen zunehmender Verminderung des Sehvermogens im Spitale Hilfe suchte. Der rechte Augapfel war ganz geschrumpft, der mit ausgebreiteten Hornhautflecken behaftete linke Augapfel war stark vorgetrieben, bewegungslos, aber ohne ein Zeichen entziindlicher Reizung. Die Pupille mittelweit, rund, triige reagirend, die Spannung des Auges normal. Die Untersuchung mit dem Augenspiegel war wegen der Triibungen der Hornhaut erfolglos. Die Kranke unterschied nur mehr Licht und Dunkel. Die Lymph- driisen der linken Halsseite waren geschwollen und zu einer grofien Geschwulst vereinigt. Vor und hinter der Ohrmuschel lieBen sich rosenkranzartig geformte Strange von kleinen Lymphdriisen deutlich verfolgen. Die Kranke war schlecht genahrt, sonst aber gesund, und klagte nur iiber haufige ziehende Schmerzen in der linken Kopf- und Halsseite. Sie sah nicht geniigend zur Selbstfiihrung. Unter der An- nahme, dass es sich um gutartige Lymphome der Augenhohle handle, verordnete ich Tinctura Fowieri innerlich, machte Einspritzungen mit demselben Mittel in die Driisen des Halses und liefi spater noch Jodkali nehmen. Der Erfolg bestatigte die Richtigkeit der Diagnose, welche sich bis zu einem gewissen Grade auch auf die Vermuthung Arnold’s stiitzte, dass im Gewebe der Augenhohle auch unter ’) Pregel, Wiener medicinische Wochenscln'ift, 1893. — 71 normalen Umstiinden Lymphgewebe zu finden sei. Die Driisen- schwellungen schwanden nach fiinf Wochen, der Augapfel bekam normale Stellnng und Bevveglichkeit, das Sehvermogen bob sich auf Fingerzahlen in 10 m. Die Thranendriisen waren aber immer normal geblieben. Ebenso merkwiirdig war es, dass die Thranen¬ drusen unergriffen blieben in einem Falle schwerster allgemeiner Sepsis nach einer kleinen Hautwunde am Ilinterhaupte; beide Ohr- speicheldriisen waren so stark geschwollen, dass die Ohrlappchen ganz abgehoben waren. Im Anschlusse an diese schwer zu erklarenden Falle moehte ich hier an einen von Hutchinson 1 ) verbffentlichten erinnern. Bei einem Hindu entstand rasch ohne bekannte Ursache Vortreibung des linken Augapfels mit starker Schwellung der Thranendruse, was aber auf Behandlung mit Eis zuriickgieng. Einige Zeit vorher hatte sich derselbe Vorgang am rechten Auge abgespielt, wobei aber die Driise entfernt wurde. An diesen Eingritf anschliefiend gieng das Auge aber zugrunde. Man muss hier wohl eine Erkrankung des Gewebes der Augenhiihle annehmen, welche eine Infection des Auges bei oder nach der Operation begiinstigte. Vor Erorterung des Verhaltens der Driise in kranken Augen muss ich friiher noch auf die Seite 32 angegebenen Untersuchungen gesunder Augen zuriickgreifen. Wir sehen aus denselben, dass bei 176 Individuen mit gesunden Augen und auch sonst mit keiner Krankhe.it behaftet, vvelche die Thranendruse beeinflussen konnte, die verschiedensten Befunde betreffs dieser zu verzeichnen waren. Die accessorische Thranendruse war beiderseits nicht sichtbar oder nur gerade angedeutet durch Lappung oder ihre von der Bindehaut verschiedene Farbe bei 120 mannlichen und 10 vveiblichen, also im ganzen bei 130 Individuen im Alter von 10 Monaten bis zu 71 Jahren. Bei 15 (9 Manner, 6 Weiber im Alter von 8 bis 70 Jahren) war die Driise beiderseits linsengrofi, bei 12 (8 Manner und 4 Weiber im Alter von 16 bis 54 Jahren) erbsengrofi und bei 4 Mannern (13 bis 27 Jahre) bohnengrofi beiderseits sichtbar. Nur einseitig sichtbar, und zwar linsengrofi, war sie bei 11 Personen (4 Manner und 7 Weiber im Alter von 6 — 27 Jahren), und zwar mit Ausnahme zweier Falle immer links. In der Hohe der aufieren Commissur lag die accessorische Driise linsengrofi bei 2 Mannern im Alter von 38 und 62 Jahren, bei einem 8jahrigen Knaben fand ich linsengrofies lappiges Gewebe unter der Lidbindehaut unterhalb der ‘) Nach NageTs Jahresbericht, XV., pag. 612. — 72. — auGeren Commissur und bei einem Bjahrigen Madchen šali icli in der Hohe der auGeren Commissur unter der Bindehaut eine kleine Rauhigkeit, welche der Farbe nach wohl als eine so unvollkommen entvvickelte aecessorische Thranendruse zu deuten war. Aus diesen Befunden konnen wir schlieGen, d as s bei ge- sunden Individuen mit gesunden Angen die GroGe der accesso risch en Druse eine sehr verschiedene ist. Meine Untersuchungen zeigen, dass dies in viel groGerem MaGe der Fali ist, als bisher in allen Buchern angefiihrt wurde. Die diesbeziiglichen individuellen Schwankungen ergeben sich aucli aus jenen Fiillen, wo die Druse nur auf einer Seite sichtbar war. Weder Geseblecht noch Alter erlauben uns einen Schluss auf Beeinflussung durcli sie. In meinen Untersuchungen iibervviegt das mannliche Geschlecht deshalb so bedeutend, \veil ich auch die Zdglinge einer Privatschule dies- bezuglich zu untersuchen Gelegenheit hatte. Nach dem Vorangesagten sind wir berechtigt den Schluss zu ziehen, dass bei Gesunden und bei gesunden Augen die aecessorische Thranendruse betreffs ihrer Lage und GroGe sehr verscliieden ist, so dass wir sie gar niclit, oder nur linsen- und erbsengroG, in den seltensten Fiillen auch bohnengroG sehen. Um aber keine Moglichkeit auGeracht zu lassen, muss man es auch offen lassen, ob eine solebe Vergrdfierung der accessorischen Driise niclit vielleicht das Uberbleibsel einer voran- gegangenen Schwellung sei, welche in einer entzundlichen Erkrankung des Auges ihren Grund hatte. Uber die von Mejer 1 ) erwahnte VergroGerung der Thranendruse bei Epicanthus fehlt mir jede Erfahrung. Ich habe hier immer nur von der accessorischen Driise und nicht auch von der Hauptportion der Thranendruse gesprochen, aus Griinden, welche ich schon auf Seite 31 andeutete. Wenn man viele Personen auf das Verhalten der Thranendruse untersucht hat und man mit den betreffenden Umstiinden schon gut vertraut ist, so gewinnt man in manchen Fallen den Eindruck, dass auch der Haupt- antheil der Thranendruse bei einem oder dem anderen gesunden Auge groGer sei, worauf in erster Reihe eine deutlichere Hervor- vvolbung der schliifenseitigen Halfte der Hautfalte des Oberlides auf- merksam maclit. Bekanntlich ist aber ofter der Grund eines ahnlichen Verhaltens eine groGere Menge Fettgewebes, vvelches in der Augenhohle weit nach vorne gelagert ist. Bei so kleinen Abarten der GroGe der Thranendruse lasst aber auch der Tastsinn in Stich, so dass eine ') Augenheilkunde, Berlin 1883, pag. 568. — 73 — Unterscheidung gegen Fettgewebe eine ganz unsichere und unver- lassliche ist. Endlich habe ich nur in aufierst wenigen Fallen eine physiologische VergroBerung des Haupttheiles der Thranendriise an- nehmen, also nur vermuthen konnen. In Anbetracht aller dieser Umstande musste ich es unterlassen, den Hauptantheil der Thranen- driise gesunder Augen in den Kreis meiner Untersuchungen am Lebenden zu ziehen. Die Tabelle I, Seite 33, gibt uns weitere Aufschliisse. Sie zeigt, dass unter 372 Augenkranken verschiedensten Alters und Geschlechtes, deren ortliches Leiden auch ein sehr verschiedenes war, bei 236 Personen die accessorische Thranendriise gar nicht oder hochstens linsengrofi sichtbar war. Betrachten wir die Art der Erkrankung, so bestatigt die Tabelle I mit einem Theile ihres Inbaltes die oben an- gefiihrten Beobachtungen an gesunden Augen; denn wir finden in ihr nicht wenige Augenkranke, deren Leiden die Thranendriise nicht beeinflussen kann; Augen mit Cataracta senilis, Dermoid, Pterygium u. dergl. konnen fiir unsere Frage wohl in dieselbe Reihe gestellt werden, wie gesunde. Las Fehlen des klinischen Nachweises der Thranendriise bei den verschiedensten acuten und chronischen Ent- ziindungen des Auges erschwert aber bis zu einem gewissen Grade die Deutung der Tabelle II, welche zeigt, dass unter 372 Augen¬ kranken die accessorische Thranendriise beiderseits sichtbar war, und zwar in der GroBe einer Erbse bis zu der einer Mandel. Aber auch in dieser Tabelle kommen Falle vor, deren Erkrankung ohne Einfluss auf die Thranendriise ist, daher wir auch hier die Bestatigung finden, dass die accessorische Thranendriise auch physiologisch grofier sein kann. Die Tabelle II entha.lt aber doch einige neue und wichtige Angaben. Betrachten wir niimlich die Art der Erkrankung, bei welcher .wir nennenswerte VergroBerung der Thranendriise finden, so sehen wir, dass dies immer Augenkrankheiten sind, vvelche ent.weder durch die lange Dauer des heffcig entziindlichen Zustandes oder durch den chronischen Charakter derselben ausgezeichnet sind. Es empfiehlt sich, zu diesem Behufe auch die Tabelle I zurathe zu ziehen, um auch gleich ein Bild des Verhaltnisses der betreffenden Zahlen zu haben. Von Conjunctivitis scrophulosa vvurden im ganzen 139 Falle untersucht, davon war die accessorische Driise bei 55 Personen ver- groBert; unter 15 Trachomen vviesen 5 eine VergroBerung der Driise auf, u. s. w. Die Tabelle III bekraftigt das Gesagte sehr schon. Wenn auch diese Ubereinstimmung einigermaBen getriibt wird durch den Befund bei Fallen, wo beide Augen erkrankten, aber nur eine Druse vergroBert - 74 — ist, so ersehen wir aus der genannten Tabelle dennoch, dass die accessorische Driise des entziindlich erkrankten oder erkrankt ge- wesenen Auges vergroBert sichtbar, am normalen Auge aber nicht nachweisbar ist. Hiezu kommen noch meine ausfiihrlichen Krankengeschichten der Fšille 7 bis 19. Dnterziehen wir diese einer genaueren Durchsicht und beriick- sichtigen wir auch die diesbeziiglichen Bemerkungen in der Tabelle III bei jenen Fallen, welche eine bedeutende Schwellung der acces- sorischen Driise anfiihren, so finden wir immer die Vorwolbung der schlafenseiti gen Ilalfte des Oberlides betont, also ein durch vielfache Beobachtung erhartetes Zeichen der Vergrofierun g, bzgsw. Schwellung des Hauptantheiles der Thranendriise. In manchen Fiillen ist der Nachvveis der vergroBerten Thranendriise in ihrem Hauptantheile durch Tasten nachweisbar gewesen. Ich bedaure, auf diesen Dmstand erst aufmerksam geworden zu sein, als ich schon eine groBere Dntersuchungsreihe gemacht, hatte, weil ich iiberzeugt bin. dass ich sonst auch in der Tabelle II. eine diesbeziigliche Rubrik hiitte anfiihren konnen. Wir konnen jetzt auch noch einen Sehritt vveiter gehen. Die physiologisch vergroBerte accessorische Thranendriise ist rosa oder gelblichrothlich gefarbt. wiihrend die bei einer entziindlichen Augenkrankheit vergroBerte, also geschvvollene Driise schmutzigroth bis violett ist. Bei der letzteren ist auch fast immer der „ Spora" in der oberen Ubergangsfalte und auch versprengte Lappchen sichtbar, die erst durch die Schwellung grofi genug geworden sind, um wahr- genommen werden zu konnen. Bei den Farbenveranderungen kommt ja auch die Farbe und Durchsichtigkeit der Bindehaut in Betracht, von welcher es abhangt, ob die durch den entziindlichen Reiz deutlicher gewordenen physiologischen Eigenschaften, wie Lappung u. dergl., deutlicher sichtbar werden oder aber eher gedeckt sind. Wir konnen daher aus den obigen Untersuchungen den Schluss ziehen, dass bei einem Drittlieil langdauernder acuter oder chro- nischer Entziindungen des Auges die Thranendriise anschwillt und selbst die GroBe einer Mandel erreichen kann. Wahrend aber die physiologische GroBenzunahme nur die in ihrer Farbe unveriinderte accessorische Thranendriise betrifft, ist die Vergrofierung, welche die genannten Augenkrankheiten begleitet, eine entziindliche Schwellung der accessorischen Thranendriise und des Hauptantheiles der Thranendriise, was sich durch die Farbe jener, das Vorhandensein des — 75 — „Spornes“ und durch die charakteristische Vorwolbung der schlafenseitigen H til f te des Oberlides und auch durch Fiihlen der 6eschwulst kenntlich macht. Nach diesen Auseinandersetzungen gehe ich nun daran, eine Erklarung fiir die Entstehung entzundlicher Schwellung der Thranendriise als Begleitungserscheinung entzundlicher Augenkrankheiten zu geben. Meine anatomischen Untersuchungen sind hiefiir eine sichere Grundlage. Im Falle 7 fand ich in den Zwischenraumen des subconjunc- tivalen Bindegewebes (Lymphraume) Anhiiufungen von Mikroorga- nismen, welche durch eine gemeinschaftliche gallcrtartige Masse zu Klumpen vereinigt waren, in grofier Menge. Im Falle 11 lagen dieselben niederen Lebewesen in grofien Spalten in unmittelbarer Niihe grofierer Gefalže, aber durch keine Bindemasse geformt. In beiden Fallen waren alle Zeichen der Entzundung des Bindegewebes vorhanden, welche sich zwischen die Lappchen der Driise noch ver- folgen liefi. Im Falle 13 fand ich nur Entzundung des Bindegewebes, aber keine Mikroorganismen. In allen drei Fallen konnte ich in der Driisensubstanz selbst keine Veriinderung wahrnehmen, abgesehen von der Schvvellung und Kornung der Driisenzellen, der kleinzelligen Infiltration des interacinosen Bindegewebes und jenes um die Aus- fiihrungsgiinge. Es liegt also eine Entzundung des die Driise umgebenden und sich in ihr verzweigenden Bindegewebes vor, vvelche ihren Grund in Mikroorganismen hat. Diese sind von der entziindlich erkrankten Bindehaut oder durch die Ausfiihrungsgange der Thranendriise ein- gewandert und haben sich in den Saftliicken des Bindcgewebes festgesetzt. Bei dem Umstande, als sie nur eine diffuse Entzundung des ganzen Bindegevvebes an Ort und Stelle sowohl, als auch in Ent- fernung. davon angeregt haben, sind wir zu dem Schlusse berechtigt, dass die vorliegende Entzundung nicht Wirkung der Mikroorganismen selbst, sondern die ihrer weiter gedrungenen Stoffvvecliselproducte sei. Dies umsomehr, als das eigentliche Drusengewebe nicht vvesentlich erkrankte, vor allem aber erhalten war, und nicht, wie in den oben geschilderten Fallen selbstiindiger Erkrankung der Thranendriise, geschwunden und durch Granulationsgewebe ersetzt war. Dieses Verhalten des I)riisengewebes, dass es niimlich als solches erhalten bleibt, ist ein bem erkenswerter anatomischer Unterschied zvvischen symptomatischer und idiopathischer Dakryoade- nitis, bei welch letzterer das Driisengevvebegrofientheils zugrundegeht. Mein Fali 13 bedarf noch einer besonderen Erwahnung in Riicksicht auf die Mittheilung von Baquis iiber Dakryoadenitis bei — 76 Tracliom. Mein Fali lasst dementsprechend eine doppelte Deutung zu: entweder war er noch nicht so weit gediehen, als jener von Baquis, oder war er nur der Erfolg einer Bindehautentziindung iiberliaupt und nicht der einer solchen ganz specifischen Charakters. Der von Baquis beschriebene Fali ist gewissermal3tn ein Mittelglied zwischen den beiden Hauptgruppen der Dakryoadenitis, denn die Entziindung der Driise stand mit einer solchen der Bindehaut in Zusammenhang, war aber doch eine bis zu einem gewissen Grade selbstiindige Erkrankung, namlich Tracliom der Thranendriise als Erfolg einer Periadenitis ascendens. Audi das Verhalten der Driise nach Ablauf ihrer Entziindung und jener des Auges passt ganz gut in den Rahmen unserer soeben geschilderten Vorstellungen. Die Driise kehrt namlich entweder zur Norm zuriick, oder sie bleibt ohne Zeichen der Entziindung ver- groCert. Im ersten Falle bat sich das Exsudat resorbirt, im zweiten ist die Entziindung zwar zuriickgegangen, aber die Schwellung, viel- leicht auch Vermehrung des Bindegewebes veranderte sich nicht mehr. Die vollkommene Heilung ist der bei weitem haufigere Aus- gang. Fiir die bleibende Vergrofierung der Driise sind meine Fiille 12 und 15 gute Beispiele, ebenso Fali 7; denn in dem letzteren war auch die Thranendriise des damals gesunden linken Auges ebenso verandert, als die des lieftig erkrankten rechten. Bei diesem Falle mbchte ich auch den sturmischen Riickfall betonen, der sich am Augapfel durch das Auftreten eines progressiven Geschwiirs mit Entziindung der Regenbogenhaut, an der Thranendriise mit selir schnell ansteigender Schwellung kundgab, ein weiterer Beweis fiir die Eimvirkung pathogener Mikroorganismen. Wenn ich auch die Mikroorganismen nur an Ort und Stelle im Bindegewebe nachiveisen konnte, es mir aber nicht gelang, die Wege zu finden, auf welchen sie dahin gelangt sind, so moge es mir doch gestattet sein, diese Frage zu erortern, gestiitzt auf unsere allgemeinen pathologischen Grundsiitze. Die entziindete Bindehaut ist auch dann, wenn sie nicht der urspriinglich erkrankte Theil ist, der Niihrboden fiir zahlreiche Mikro¬ organismen. Es ist damit nicht gesagt, dass dieselben immer solche specifischer Natur sind, sondern wir wissen, dass im normalen Bindehautsacke vorfindliche harmlose Lebewesen bei Entziindung jener sich vermehren und pathogen werden und dass die entziindete Binde¬ haut eine guiistige Wucherungsstatte fiir Organismen ist, welche auf einer normalen Bindehaut sich nicht weiter entwickeln. — 77 — Weun Eiterkokken in grofierer Menge im Bindehautsacke an- gehauft sind, so ist es unschwer anzunehmen, dass sie von hier auch in die Umgebung der Thranendruse, oder aucli in diese selbst ge- langen konnen. Sie konnen hiebei nur zwei Wege einscblagen. Das nachstliegende ware, dass sie die Ausfiihrungsgiinge der Bruse be- niitzen. Dies erscheint beinahe unvvahrscheinlich. Denn wenn wir auch wissen, dass das Lumen derselben ofters grofi ist und das elastische Gewebe in den Wandungen Verschiebungen der Gewebe und der in ihnen enthaltenen Stoffe giinstig sein kann, so miissten die betreffenden Lebewesen gewissermafien gegen den Strom schvvimmen. den sie nicht iiberwinden konnen, weil ihnen Eigenbewegung fehlt; sie miissten also durch reichliche und rasche Vermehrung eine un- unterbrocbene Strafie von dem Orte ihrer Entstehung bis in die Briise bilden, vvofiir unsere anatomischen Befunde keinen Anhalts- punkt geben. Ber zweite Weg, den die Lebewesen aus dem Bindehautsacke in das die Thranendruse umgebende Bindegewebe einschlagen konnen, ist der durch die Epitheldecke der Bindehaut, von welcher wir umso- mehr eine Burcliliissigkeit fur Mikroorganismen annehmen konnen, als zahlreiche bekannte anatomische Befunde zeigen, dass Bindehaut- entzundungen immer mit Erkrankung der Epithelien und auch mit zahlreiehen, auch tiefgehenden umschriebenen Verlusten des Epithel- lagers verbunden sind. Nebenbei bemerkt, sind solche Verluste grofierer Ausdehnung der Grand, dass bei Bindehautentziindungen, vvelche keine Neigung zur Bildung von Fibringerinnungen an ihrer Oberflache haben, plotzlich eine derartige Veriinderung entsteht; denn das Epithel der Schleimhaut spielt im Chemismus der Gewebe dieselbe Rolle, als das Endothel der Gefiifie, bei dessen Erkrankung oder Zerstorung Blutgerinnung an Ort und Stelle im Gefafie, Thrombose, zustande kommt. Meine anatomischen Befunde ganzer Colonien von Kokken im subconjunctivalen Bindegevvebe und das Fehlen derselben im Briisen- gewebe zeigen die Richtigkeit der Annahme dieses Weges der Lebe- vvesen. Bie grofien Lymphgefafie in dem Gebiete der oberen Ubergangs- falte, vvelche durch ihre langgezogenen Maschen ausgezeichnet sind, begunstigen die VVeiterverbreitung der Organismen. Weiters darf man nicht vergessen, dass das lockere, an Falten reiche Gevvebe der Ubergangsfalte bei den Bevvegungen des Auges und der Lider zahl¬ reiche und haufige Verschiebungen macht, vvelche durch krampfhafte Zusammenziehung des Kreismuskels der Lider vermehrt und verstiirkt vverden, daher eine Ortsveranderung von in der Gevvebsfliissigkeit enthaltenen Organismen eine leichte ist. — 78 — Sind clie niederen Debewesen einmal im Bindegewebe, welches die Thranendriise umhiillt, angelangt, dann ist eine unmittelbare und mittelbare Einwirkung derselben durch die anatomischen Verhaltnisse gegeben. Die Untersuchungen von Boli 1 ) zeigen, dass die diinnen Theile der Membrana propria der Thranendriisenacini die Maschen eines Geriistes ausfiillen, welclie durch sternformige anastomosirende Verdickungen der Membrana propria gebildet ist. Das Bindegevvebe zwischen den Driisenlappchen ist gerade beim Menschen fein verastelt. Die Spaltraume dazwischen sind Lymphraume, welehe mit Lymph- gefafien zusammenhangen. Trotz ihrer Weite lassen sie sich aber wegen der Klappen der Lymphgefafie nieht kiinstlich mit Farbstoff fiillen. Meinen Beobachtungen zufolge muss ich eine mittelbare und eine unmittelbare Einwirkung der Mikroorganismen auf das Gewebe der Thranendriise und das sie umgebende Bindegewebe annehmen. Ich verweise hiebei z u er st auf meine Falle 17 und 18, tlieilweise Ver- eiterung der Thranendriise bei Panophthalmitis. Hier hat man es mit der Einwirkung von Eiterkokken hoher Virulenz zu thun, und in diesen Fiillen muss man die Moglichkeit zugeben, dass die massenhaft im Bindehautsacke angehauften Eitererreger auch durch die Aus- fiihrungsgange der Thranendriise in diese gelangen, und dass so eine unmittelbare Einwanderung in das Innere der Driise'stattfindet, und nicht nur eine solche auf dem Wege der Lymphgefafie, welche die Driise umspinnen. Bei den anderen Fallen — also jenen, vvelche nur mit Schwellung infolge entziindlicher Vermehrung des Bindegewebes einhergehen und ohne Vereiterung ablaufen — ist die Virulenz der Kokken eine ab- geschwachte. Es kommt nur zur Prolification des Bindegevvebes und durch den Reiz zu einer Schwellung, aber keiner Zerstorung des Driisengewebes. Ich bin daher geneigt anzunehmen, dass hier nicht eine unmittelbare Wirkung der Kokken, sondern eine solche ihrer Stoffwechselproducte vorliegt, also eine chemische Wirkung auf das entfernte Gewebe, ein Vorgang, welchen uns Deber 2 ) in grund- legender Weise veranschaulicht hat. Die in den obigen Auseinandersetzungen erorterte Erklarung der entziindlic-hen Schwellung der Thranendriise gilt fiir Fiille von Conjunctivitis scrophulosa mit ihren verschiedenen Form en, Tvachom, Gesehwiiren der Hornhaut, Abscessen der Hornhaut, Blepharadenitis ulcerosa und Panophthalmitis suppurativa. *) Nach L. Miiller. 2 ) Die Entstehung der Entziindung u. s. w. Leipzig 1891. — 79 — Bei den Seite 39 angefiihrten Zwanglingen war unter 35 Mannern die Thranendriise neunmal beiderseits vergroCert. Bei einigen vvaren die Zeichen entziindlicher Reizung so wenig ausgesprochen, dass es fraglich war, ob die VergrdBerung nicht eine physiologische sei. Ich lialte sie aber doch fiiv eine krankhafte, welche unter dem Einflusse der in Arbeitsraumen u. dgl. immer vorhandenen Verunreinigung der Luft auf dem Wege des Bindehautsackes entstanden ist. Ich muss nun noch eine entziindliche Augenkrankheit envahnen, welche sich bisweilen mit einer entziindlichen Schwellung der Thranen- driise vergesellschaftet, namlich Iridochorioiditis plastica. Sie verdient es schon vom historischen Standpunkte aus genannt zu werden, weil Albrecht von Graefe 1 ) zuerst darauf aufmerksam gemacht. und diesbeziigliche. Fiille auch beschrieben hat. Er fand die Bruse tastbar, schmerzhaft und hielt das Ganze fiir einen congestiven V organ g. Er wurde darin auch durch einen Fali bestarkt, wo nach einer Iridectomie nach Iridochorioiditis Schwellung der Thranendriise entstand. Er meinte, dass liier unter der Einwirkung des Verbandes wegen dauerndem Schluss der Lidspalte die Thranen sich anstauen und reizen. Ich meine aber, dass man eine entziindliche Schwellung der Thranendriise bei Iridochorioiditis plastica anders erklaren miisse. Derartige Erkrankungen des Dvealtractus sind, mit Ausnahme der Verletzungen, immer auf eine allgemeine Crsache zuriickzufiihren, besonders bei Kindern: schwere Infectionskrankheiten, z. B. Scharlach (siehe meinen Fali 9), Meningitis u. dgl., endlich ohne nachweisbare Ursache (siehe Tabelle lil). Es ist daher viel naher liegend, daran zu denken, dass die Krankheitserreger der Iridochorioiditis auch in die Thranendriise gelangt sind, und zwar durch die Lymphbahnen der Augenhohle. Weiters ist es aber gevviss nicht ausgeschlossen, dass Krankheitsstoffe aus dem Augapfel auf demselben Wege in die Thranen- driise kommen und hier Entziindung erregen. Diese Form der Dakryo- adenitis ist also eigentlich schon keine ganz reine mehr, weil ver- schiedene ursachliche Umstiinde im Epiele sein konnen. Bei jenen Schwellungen der Thranendriise, weiche mit Ent- ziindungen der Bindehaut einhergehen, miissen wir als ursachlichen Umstand auch beriicksichtigen, dass die geschwollene Bindehaut die Ausfiihrungsgango verschlieCt oder verengt, so dass durch Stauung der Thranen Schwellung der Driise entsteht. ') Sein Archiv, IV. 2, pag. 2B8. 80 — In Erinnerung an v. Graefe’s Erklamng will ich eine Beobachtung aus neuester Zeit anfiihren. M c. H a r d y 0 beschreibt namlich plotzliehe Anschvvellung der Tliranendruse bei plotzlicher Unterdriickung der Thranenabsonderung. Die Druse nahm bald wieder ihre normale Grobe an. Wenn es schon schwer ist, die die Iridochorioiditis plastic-a be- gleitende entziindliche Schvvellung der Tliranendruse so einheitlicli zu erklaren, dass vvir sie in die Beihe jener Formen einreihen konnen, welehe mit der betreffenden Augenkrankheit zu sam men h ang en und nicht mit einem Allgemeinleiden, oder mit einem auf die Thranen- driise beschrankten krankmachenden Einfluss, so gilt dies in noch viel erhohterem Grade fiir Falle, deren Beispiel mein Fali 16 (Scleritis scrophulosa) und die Falle von Keratitis interstitialis in Tabelle III sind. Hier niuss man sich einen Einfluss von Seite der Scrophulose, beziehungsweise der in den beiden letzten Fallen allerdings nicht nachweisbaren Lues c-ongenita denken. Der Dmstand, dass bei den letzteien die Schvvellung nur auf einem Auge war, ist ein Fingerzeig, dass aber auch die mit der Erkrankung des Augapfels verbundene Keizung die Entsteliung chr der Tliranendruse unterstiitzte. Ich ver- vveise auch hier nochmals auf die Angaben Haltenhoffs auf S. 69. Die auffallende Hiiufigkeit der entziindlichen Schvvellung der Thranen- driise bei Conjunctivitis scrophulosa ist ein weiterer Grand, anzu- nehmen, dass die vermehrte Vulnerabilitat solcher Individuen in Betracht kommt, mit der Neigung zur Entsteliung von Schvvellungen im interglaudularen Birf®egewtbe u. dergl. Mackenzie 2 ) beschreibt dies vortrefflich. Er ervvahnt auch Falle, bei denen nur die Seite mit der geschvvollenen Tliranendruse ofters an Conjunctivitis scrophulosa litt, vvahrend die andere Seite normal blieb. Einige Beobachtungen, welclien ich aber nicht immer beipflichten mochte, scheinen zu zeigen, dass die in ihrer Schvvellung hartnackige Driise die Veranlassung zu Rtickfiillen des Grundleidens sein kann. In meiner Tabelle II finden sich auch Fiille, bei denen nur ein Auge erkrankt, dagegen beide Thranendriisen geschwollen waren. Mdglichervveise haben wir es hier mit einer Wecli s el w i r k un g zu tkun, welche nicht ohne Beispiel ist; denn Laperson n e s ) berichtet, dass er nach operativer Entfernung einer Thranendrirse Schvvellung der anderen beobachtet liabe. In entgegengesetztem Širine ist es bekannt, dass nacli Entfernung einer Tonsille die andere ofter von ’) 1. c. 2 ) London 1835, pag. 88 u. d. f. S ) h O- — 81 — selbst schrumpft. Es ist dies allerdings der einzigc Fali von derartiger Wechselwirkung zweior symmetriscli gelagerter Organe. Hier moge auch Ar 11"s 1 ) Beobachtung der Atrophie der Thranendriise bei Xerophthalmus undmeine 2 ) bei Trachoma eicatriceum Platz finden. Bei dem grofien Einfluss, welchen vasomotorische Vorgiinge auf Gewebe ausiiben, erscheint es mir geboten, auch die Frage zu beriihren, ob nicht Nerveneinfluss eine Schwellung der Thranendriise verursachen konne. Ich will mich nicht auf Hypothesen einlassen, welche bei dem heutigen mangelhaften Stand unserer Kenntnis von der Nerven- versorgung der Thranendriise doppelt unfruchtbar waren, sondern will mich nur auf die Anfiihrung einiger bestimmter Beobachtungen beschranken. So sah Trousseau 3 ) eine 42jahrige Frau seit 3 Jahren von Anfallen geplagt, welche 5 Minuten bis 2 Stunden dauerten und sich in der letzten Zeit taglich einstellten. Die Anfalle auCerten sich durch eine schmerzhafte Anschvvellung der linken Thranendriise und vvurden durch seelische Einfliisse oder auch durch aufiere Reize, wie Licht, Staub u. dgl., ausgelost. Der Autor meint, dass hier eine ver- mehrte Absonderung von Thranen vorhanden gevvesen sei, welche sich aber wegen des Krampfes der Lidmuskeln nicht entleeren konnten, so dass vorubergehende Schwellung der Thranendriise und Unbehagen entstand. Dieselben Erscheinungen und Thranentraufeln begleiten jene Form von Ophthalmie, vvelche in typischer Form wiederkelirt, wie eine Malaria. L a n d o i s 4 ) bezeichnet sie direct, als Ophthalmia intermittens, und er, sowie Eulenburg fassen sie als vasomotorische Erkrankung der Augengefafie auf. Auf nervose Storung muss auch die Erkrankung einer Erstgebarenden aufgefasst vverden, iiber vvelche Nieden 5 ) berichtet. Die Frau litt in den ersten zwei Monaten der Schwangerschaft an reichlicher Speichelseeretion und morgendlichem Erbrechen. Im 3. Monate wurde sie durch Thranentraufeln belastigt. Die Gegend der Thranendriise vvar schmerzhaft, die Driise tastbar geschvvollen. Beim Heben des Lides spritzten die Thranen heraus und man sah die Bindehaut um die Ausfiihrungsgange gerothet. Die Thranemvege vvaren normal. Dieser Fali erinnert in seiner Verbindung ’) Die Krankheiten des Auges, III., 1856, pag. 390. 2 ) Wedl-Bock, Pathologische Anatomie des Auges, 1885, pag. 307. 8 ) Nach NagePs Jahresberioht, XXII., pag. 446. *) Lelu-buch der Physiologie, 1891, pag. 728. 6 j Klinische Monatsblatter fur Augeiiheilkunde, 1891. H o c k, Zur Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise. 6 - 82 — mit der Schvvangerschaft an meinen Fali 1; dieser unterscheidet sich aber von jenem durch die Verminderung der Thranen und des Speichels, welche Dmstande mit dazu beitragen, ihm seinen Platz in der Gruppe selbstandiger Erkrankungen der Thranendriise anzuweisen. X. Yerhalten der Thranenabsonderung bei entziindlichen Erkrankungen der Thranendriise. Es ist gewiss gerechtfertigt, bei den unter so vielgestaltigen Erscheinungen auftretenden entziindlichen Erkrankungen der Thranen- drtise die Frage zu erortern. wie sich die Absonderung der Thranen verhalte. Betrachten wir diesbeziiglich die von mir beobachteten Falle, so ergeben sich Verhaltnisse, welche sich aufs erste schwer mit- einander vereinen lassen; denn unter 20 Fallen war die Befeuchtung des Auges lOmal normal, 6mal war sie vermindert und 4mal vermehrt; bei jenen mit Verminderung der Feuchtigkeit klagten zwei Patienten uber das Gefiihl der Trockenheit in den Augen. Nur in wenigen Fallen in der Literatur wurde auf den Feuchtigkeits- zustand der Augen Riicksicht genommen, d. h. nicht immer findet sich eine darauf beziigliche Bemerkung. Wenn man aber erwiigt, dass Elschnig, Sneli und Zirm besonders betonen, dass die Ab¬ sonderung der Driise Nuli oder fast. Nuli gewesen sei — Zirm erwahnt. auch Xerosis conjunctivae — so ist bis zu einem gewissen Grade vielleicht der Schluss gestattet, dass in den anderen Fallen die Absonderung keine besondere Abweichung von der Norm gezeigt habe. Vor dem Versuche, die verschiedenen Angaben in dieser Be- ziehung zu erklaren, ist es nothwendig, in kurzem die gegenwartigen Kenntnisse liber die normale Thatigkeit der Thranendriise zusammen- zufassen. Ich muss aber gleich voranschicken, dass dieselben anatomisch und klinisch so liickenhaft sind, dass ohne eine griindliehe Neu- bearbeitung dieses Gegenstandes an die Kliirung mancher wider- sprechender oder strittiger Punkte gar nicht zu denken ist. Zuerst muss ich auf einen Irrthum hinvveisen, dem man in zahlreichen Krankengeschichten begegnet. Sehr oft liest man Ver- mehrung der Befeuchtung des Auges bei entziindlichen Zustanden desselben als vermehrte Thranenfhissigkeit angegeben und gedeutet. Dies trifft in vielen Fallen nicht zu; denn man vergisst, dass zu der Fliissigkeit, welche das Auge befeuchtet, in gesundem Zustande die Bindehaut den vveitaus grofieren Theil liefert, vvahrend die Thranen- driise nur unter gewissen Umstiinden das Auge mit ihrer Absonderung bespiilt. Schon Mackenzie sagt, dass in den von ihm angefiihrten Fallen Todd, 0’Beirne, Lawrence und Daviel nach operativer Entfernung der geschwollenen Thranendriise keine Trockenheit des Auges eintrat. Auch Power envahnt die normale Befeuchtung des Auges nach der Operation. Eine mit Blut iiberfiillte Bindehaut liefert im Zustande der Reizung natiirlich mehr Fliissigkeit, so dass „Thranen- traufeln“ vorgetiiuscht werden kann, wahrend andererseits bei einer Bindehaut, welche durch Narbenbildung ihre Bedeutung als absondernde Gewebsschichte verloren hat, mit der Zeit das Auge trocken wird, auch wenn die Thranendriise normal ist, was im Anfange immer zutrifft; denn Falle des Schwundes der Thranendriise, wie Arlt und i c h sie beschrieben haben, sind grofie Seltenheiten und begleiten nur Zustande hochgradiger Verbildung des ganzen Auges. Die Thranendriise ist in geringem Grade immer in Thatigkeit und ergiefit die ihrer Kleinheit entsprechende Menge von Absonderung durch ihre Ausfiihrungsgange in den Bindehautsack und betheiligt sich so an der Befeuchtung des Auges, welche — wie Z i r m ’s Fali zeigt — durch Verminderung der Absonderung der Thranendriise sichtlich leidet. Zu dieser fortwahrenden Arbeit der Driise geniigt die dem normalen Organe innevrohnende Lebenskraft. Anders stellt sich die Frage, welche Umstande eine vermehrte Absonderung der Thranendriise veranlassen konnen. Dnserer allge- meinen Vorstellung von derartigen Vorgiingen entsprechend, denken wir liiebei zuerst an eine Reizung der Driise, vvelche auf unmittel- barem oder mittelbarem (reflectorischem) Wege veranlasst werden kann. Wenn wir letzteren zuerst ins Auge fassen, so wissen wir, dass Reizung der Nasenschleimhaut, der Bindehaut des Auges, der Hornhaut, starker Lichteinfall, Gahnen, endlich seelische Erregungen trauriger sowie freudiger Natur Vermehrung der Thriinenmenge ver¬ anlassen. Das Gebiet, innerhalb dessen der Reiz ausgelost werden kann, ist also ein sehr weites, und es wird noch ausgedehnter, wenn wir an das heftige Thranentraufeln denken, welches die Anfalle halbseitigen Gesichts- oder Kopfschmerzes begleitet. Aus dem An- gefiihrten tritt uns vor allem das Bereich des Trigeminus entgegen, von welchem einige Aste die Thranenabsonderung unmittelbar zu beeinflussen s c h ein en, d. h. ihre Reizung verursacht eine ver¬ mehrte Thranenmenge. Dies gilt fiir den Nervus lacrimalis und den Nervus subcutaneus malae, welche beide echte Secretionsnerven fiir die Thranendriise fiihren sol len. Weiters kommt auch der Sympa- thicus mit seinem Halsantheil in Betracht. Es ist aber unwahr- 6 * — 84 — scheinlich, dass er auf der Balin des Lacriraalis Faseni zur Thranen- driise scbickt; denn die Reizung seines Halsantbeiles gibt auch ein positives Resultat, wenn der Lacrimalis vorher durchschnitten wurde, so dass man annehmen muss, die in Frage kommenden Fasern gelangen mit den Arterien zur Thranendriise. Reizung der oben genannten Nerven veranlasst Thranenfluss, Durchschneidung derselben Versiegen der Thranen. Es ist aber fraglich, ob in letzterem Falle die Driise unmittelbar aufier Thatigkeit gesetzt ist, oder ob niebt ein Aufhoren jener Absonderung vorliege, welche durch die Erregung der sensiblen Nerven des Auges auf reflectorischem Wege veranlasst wird. Herzenstein, 1 ) Wolferz 2 ) und Demtschenko 3 ) sagen, sie hatten der Durchschneidung paralytischen Thranenfluss folgen ge- sehen. Reich 4 ) bestreitet diesen Vorgang. Er war es auch, der auf die Bedeutung des Halssympathicus aufmerksam machte, aber meinte, dass die Absonderungsfasern den Lacrimalis als Bahn beniitzen. Soweit die heute gangbare Lehre. Dieselbe erhalt aber eine vollkommene Anderung, wenn wir die Beobachtungen Goldzieher : s berucksichtigen. Dieser hatte schon fruher, 5 ) gestutzt auf klinische Beobachtungen, immer die Ansicht vertreten, dass der Facialis die Thranendriise versorge und dass dieser Nerv bei Gemiithsbewegungen und bei Reflexen die Absonderung der Thranen veranlasse. Die Be- feuchtung des Augapfels besorge fiir gewohnlich die Bindehaut, ohne eines besonderen Nervenreizes zu bediirfen; die Thriinenabsonderung hore aber auf, wenn der Facialis in der Hohe des Ganglion geniculi oder noch hoher centralvvarts gelahmt sei. Diese Angaben finden ihre Bestatigung in einem Falle, den Goldzieher in jungster Zeit verčffentlichte. 6 ) Eine 20jiihrige Frau litt infolge alterer Hysterie an einer peripheren Liihmung des linken Facialis und einer eben- solchen des linken Trigeminus. Der anatomische Sitz war die Gegend des Ganglion geniculi oberhalb des angenommenen Abganges der Thranenabsonderungsnerven. Die Frau konnte nur rechts weinen, denn das linke Auge blieb trocken. Die Bindehaut und Hornhaut des linken Auges waren aber gut empfindlich, ein Beweis, dass der Trigeminus mit dem abnormen Verhalten der Thranenabsonderung ‘) Beitrage zur Physiologie und Therapie der Thranenorgane, Berlin 1868. 2 ) Experimentelle Untersuchungen iiber die Innervationswege der Thranen- druse. Dissertation. Dorpat 1871. 3 ) Nach Nagel’s Jahresbericht, II., pag. 143. 4 ) v. Graefe’s Arehiv, XIX., 3. 5 ) Bericht iiber den Ophthalmologen-Congress in Heidelberg 1893, und Arehiv fiir Augenheilkunde, XXVIII. e ) Centralblatt fiir Augenheilkunde, 1895, pag. 129. 85 — nieht in Zusammenhang stanci. Der erste Zweifter betreffs dei' Thiitigkeit des Trigeminus als Absonderungsnerv der Thranen- driise war wohl Brucke, welcher in seinen Vorlesungen darauf aufmerksam machte, dass der motorische Theil des Trigeminus mit dem Oculomotorius die Schiidelhohle verlasse, also gar nicht zur Thranendriise kommen konne. Weiters wissen wir, dass alle Secretions- nerven an motorische Bahnen gekniipft sind. Es ist aber kaum anzunehmen, dass die Nerven der Thranendriise eine Ausnahme machen, daher es schwer denkbar ist, dass Trigeminusfasern die Thranenabsonderung vermitteln. Viel ausfiihrlicher, als es in den Rahmen meiner Arbeit passen wiirde, behandelt Moll 1 ) die hier in Betraclit kommenden Fragen in einem Aufsatze liber den Reizzustand des Auges. Kommen wir nun auf den Ausgangspunkt unserer Erorterung zuriick, namlich auf die verschiedene Menge der Thranen in den verschiedenen Fallen von Schwellung der Thranendriise, so vverden wir zur Erklarung derselben mehrere Umstande zuliilfe nehmen miissen. Zuerst erregen unsere Aufmerksamkeit wohl jene Falle, bei welchen die Absonderung vermindert war; bei manchen derselben war dies in so bedeutendem Grade der Fali, dass die Kranken uber Trockenheit der Augen klagten Wenn wir die diesbeziiglichen Falle naher betrachten, wird es uns nicht wundern, dass die Absonderung der Thranen eine geringere ist, oder auch ganz aufgehort hat. Die beste Erklarung hiefur gibt uns der mikroskopische Befund. Ich vervveise hier in erster Reihe auf jenen Zirm’s, in dessen Fali gerade die Trockenheit der Augen — sogar Vertrocknung des Epithels — betont wird. In diesem Falle war ein grofier Theil des Driisen- gewebes untergegangen, daher eine Absonderung von Thranen — wenn iiberhaupt noch — nur in beschranktestem Mahe moglich war. Wenn ich auch uber keinen mikroskopischen Befund einschlagiger Fiille verfiige, so kann man doch aus der Ahnlichkeit des klinischen Bildes schliehen, dass in meinen Fallen 1 uncl 2 ahnliche Griinde fiir die Verminderung der Thranenabsonderung vorhanden waren, und zwar wenn auch keine unmittelbare Vernichtung des Driisengewebes, so doch eine derartige Vermehrung des Bindegewebes um die Driise und in derselben, dass dieser Umstand das Parenchym der Driise beeinflussen kann, und zwar entweder unmittelbar durch Druck oder mittelbar durch gestorte Kreislaufverhaltnisse und damit verbundene verminderte Erniihrung. Derartige Vermehrung des Bindegewebes kann aber auch unmittelbar die Ausfiihrungsgange verschlieCen, oder ihre h Centralblatt fiir Augenheilkunde, 1895, pag. 615. — 86 — Offnung durch Druck verkleinern. Dieser Umstand wird wold im Falle 15, wo die Vergroberung der Druse eine bleibende wurde, der Grund der Trockenheit des Auges gewesen sein. Die Ausfiihrungs- gange konnen aber auch durch starke Schwellung des Gewebes der oberen Ubergangsfalte verschlossen oder verengt werden, wie dies im Falle 14 vorlag. Diese Verhaltnisse unterstiitzen sich dann gegen- seitig, weil die bei Verengerung oder Verschluss der Ausfiihrungsgange entstehende Stauung der Thranen im Innern der Druse eine Schwellung derselben mit sich bringen muss. Im Falle 18 ist die Erkliirung un- schwer durch die eiterige Zerstorung eines groben Theiles der Druse gegeben. Ebenso kann eine Anschoppung der Druse mit frisclien entziindlichen Producten die Absonderungsfahigkeit der Driise hemmen oder auch ganz zum Stillstand bringen, so dass dann erst vvieder normale Absonderung sich zeigt, wenn die genannten Producte auf- gesaugt sind. Dafiir ist mein Fali 6 und besonders jener Elschnig’s ein gutes Beispiel. In diesem letzteren Falle war der Umstand sehr bemerkenswert, dass selbst starke Reize der Nasenschleimhaut kein Thranen der Augen hervorrufen konnten. Auch eine Behandlung der Bindehaut wurde nicht vertragen. Erst nachdem die Befeuchtung des Auges von selbst wieder normal geworden war, stellten sich auch in den anderen Beziehungen wieder normale Verhaltnisse ein. In allen hier angefiilirten Fallen war nicht nur die accessorische Thranendru.se sichtbar vergrobert, sondern auch der Hauptantheil der Druse war geschwollen, wie man aus der Vorwolbung der schlafenseitigen Halfte des Oberlides schlieben konnte. Ich erinnere mich hiebei an eine Bemerkung, welche Chibret macht; er meint namlich, dass die accessorische Thranendriise nur bei Reizung des Auges oder bei seelischer Erregung absondere, wahrend der Hauptantheil der Thranen¬ driise filr die fortwahrende Befeuchtung des Auges sorge. Auch Berger 1 ) beruhrt diese Verhaltnisse bei Morbus Basedowi und sagt, dass die Hypersecretion der Driise infolge Reizung der Absonderungs- nerven der Thranendriise wahrend des Stadiums der Vortreibung des Auges das Thranen desselben veranlasse, wahrend spater die Nerven- fasern gelžihmt sind, daher die Augen an Trockenheit leiden. Wenn ich in meinen Fallen 8, 10, 13 und 19 die Menge der Fliissigkeit im Bindehautsacke vermehrt gefunden habe, so will ich damit keineswegs gesagt haben, dass die Thranendriise abnorm viel absonderte, sondern ich meine, dass dieses Ubermafi von Fliissigkeit auf eine vennehrte Thatigkeit der Bindehaut zuruckzufiihren sei, weil in allen diesen Fallen die Bindehaut besonders stark entziindet war. ‘) Nach Nagehs Jahresbericht, XXV., pag. 501. — 87 — Dies wird aber fur deri Fali 19 (Iridochorioiditis plastica post scarlatinam) nicht gelten; hier bleibt wobl nichts anderes iibrig, als, trotz der Unklarheit unserer Kenntnisse von der Nervenversorgung der Thranendriise, eine Reizung der Driise auf dem Wege der Nerven anzunehmen. Es eriibrigt mir nur noch jene Falle zu beriihren, in denen die Befeuchtung des Auges normal war. Die Falle 3, 16 und 20 bieten nichts Bemerkenswertes. Dagegen scheint mir der genarmte Dmstand docb auffallend bei 4, 5, 7, 9, 11, 12 und 17; denn sie betrafen alle Erkrankungen der Bindehaut, bei denen wir gewohnt sind, eine besondere Vermehrung der Flussigkeit im Bindehautsacke zu finden. Ich meine, die Abweichung von der Regel in den genannten Fallen doch darauf zurtickfiihren zu miissen, dass die geschwollene Thranen¬ driise gar nichts absonderte, daher nur die von der Bindehaut ge- lieferte Fliissigkeit das Auge befeuchtete und daher die Menge der Fliissigkeit der eines normalen Auges entsprach. Diese Annahme erscheint mir umso bereehtigter, als die mikroskopisclie Dntersuchung beim Fali 11 und 12 wichtige Veranderungen in der Thranendriise zeigte. Der Mangel an Thranenfliissigkeit findet in diesen Fallen seine Erklarung entvveder durch die Bindegevvebsentziindung und Schwellung des Driisengewebes, oder durch Beeinflussung der Ausfiihrungsgange infolge der Schwellung der Bindehaut in ihrer oberen Ubergangsfalte. XI. Schlussfolgerungen. 1. Die anatomische Untersuchung an 10 Leiehen hat gezeigt, dass die Thranendriise in ihrem Hauptantheile und dem Lidantheile betreffs Lage, Gestalt und Grofie weitgehenden individuellen Ver- schiedenheiten unterworfen ist. Dies gilt auch fur die Thranendriise beider Seiten eines und desselben Individuums. Der Lidantheil ist bisweilen mit freiem Auge gar nicht nachweisbar. Nur bei 4 Leiehen haben die Befunde mit der bisher gangbaren Lehre iibereingestimmt. 2. Die Untersuchung von 176 gesunden Menschen ver- schiedensten Alters und Geschlechts, welche nicht augenkrank waren, hat gezeigt, dass der Lidantheil entweder gar nicht sichtbar oder bei verschiedener Lage bis zur Grohe einer Bohne entwickelt sein kann. Der Hauptantheil der Thranendriise entzieht sich seiner ge- sehiitzten Lage vvegen unter normalen Verhaltnissen einer verlass- lichen Beurtheilung. 88 — 3. Die Thranendriise ist in soltenen Fallen der Sitz einer selbstandigen Entziindung, d. h. einer solchen, welche mit k einer Erkrankung des Auges zusammenhangt. 4. Eine solehe Entziindung ergreift beide Theile der Thranen- driise, vorvviegend aber den Hauptantheil, erregt eine voriibergehende oder bleibende VergroBerung der Driise, ist entweder einseitig oder beiderseitig und verlauft acut oder subacut, bzgsw. chronisch. Der Endausgang hiingt von der Art und Ursache der Erkrankung ab. 5. Die Erscheinungen der Krankheit sind gut abgegrenzt und geben ein ldares Krankheitsbild. Im Vereine mit der histologischen Untersuchung ist die Diagnose einer selbstandigen Entziindung gegen die einer Neubildung gesichert. 6. Die Ursachen der selbstandigen Entziindung der Thranen- driise sind: Verletzung, Erkaltung, acute Infectionskrankheiten, Sypbilis, Tuberculose, Leukamie, Mumps, und endlich unbekannte Umstande, wobei wir aber wegen der Gleicliheit der klinischen Er¬ scheinungen und des mikroskopischen Befundes mit Sicherheit sagen konnen, dass auch hier eine Infection, aber uns noch unbekannter Art, die Ursache sei. 7. Die Infection wird entweder durch die Blutbahn vermittelt; oder auf dem Wege des Bindehautsackes durch die Bindehaut oder die Ausfiihrungsgange der Driise; oder es findet eine Vereinigung dieser Wege in einem und demselben Falle statt. 8. Meistens geht das Driisengewebe zugrunde und wird durch Granulationsgewebe ersetzt. 9. Derartige subacute oder chronische Entziindungen der Thranendriise vergesellschaften sich oft mit einer ihr vollkommen gleichen der Speicheldriisen, ohne dass uns der Grund dieses Zusammenhanges bekannt ware. 10. Die Untersuchung von 372 mit den verschiedensten Augen- krankheiten behafteten Personen jedes Alters und Geschlechts hat gezeigt, dass die Thranendriise nicht selten mit Schwellung oder Entziindung an der entziindlichen Augenkrankheit, besonders Ent- ziindungen der Bindehaut, theilnimmt, und zwar auch der Haupttheil. Jedoch ist der Lidantheil vorwiegend erkrankt und kann bis zur GriiBe einer Mandel anschwellen. 11. Diese symptomatisehe Entziindung der Thranendriise verliinft acut oder subacut, geht nur selten in Eiterung iiber und heilt, mit Ausnahme weniger Falle, immer. 89 — 12. Aus einer alleinigen Vergrofierung der accessorischen Driise darf man nicht auf eine krankhafte Schwellung sehliefien, weil dieser Theil auch ganz gesund bis zur Grofie einer Bobne ent- wickelt sein kann. In diesem Falle ist die Driise in Form, Farbe und Gewebe unverandert. Ist sie aber bei einer entziindlichen Augenkrankheit gescbwollen, so ist sie dunkelroth mit versehiedenen Abstufungen nnd hat im Bereiche der oberen Ubergangsfalte der Bindehaut einen mit ihr zusammenhangenden „Sporn“, welcher aus den wegen ihrer Kleinheit im normalen Zustande nieht sichtbaren, dann aber angeschwollenen, versprengten Driisenlappchen in der oberen Ubergangsfalte der Bindehaut besteht. 13. Bei einer solchen entziindlichen Sehwellung oder Ent- ziindung der Thranendriise leidet das Driisengewebe nicht, oder nur durch vortibergehende Schwellung; die Erkrankung spielt sich im Bindegewebe der Driise ab. Eine Ausnahme machen nur die Pilile mit Vereiterung einzelner Lappchen. 14. Diese Erkrankung der Thranendriise hatte ihren Grund in der Eimvirkung von niederen Lebewesen; oder in Verengerung oder Verschluss der Ausfiihrungsgange durch Schwellung des Gevvebes im Bereiche der Ubergangsfalte mit Stauung der Absonderung. Vielleicht kommen auch reflectorische oder vasomotorische Einfliisse in Betracht. Die niederen Lebewesen beeinflussen die Thranendriise direct aus dem Bindehautsacke, oder sie dringen in das dieselbe umgebende Bindegewebe vor, und wirken von hier aus durch Entziindung des- selben und Weiterverbreitung in der Driise. 15. Das Zustandekommen derartiger entziindlicher Schwellungen der Thranendriise wird durch Scrophulose und Lues congenita unterstiitzt. 16. Klinischen Beobachtungen zufolge ist eine Wechselwirkung zwischen den Thranendriisen beider Seiten nicht ausgeschlossen. 17. Die Befeuchtung des Auges ist bei Erkrankung der Thranen¬ driise vermindert, wenn vvegen Schwund eines grofien Theiles der Thranendriise weniger Thranen abgesondert werden; oder wenn die Ausfiihrungsgange undurchgangig geworden sind. Die Vermehrung der Befeuchtung bei einer symptomatischen Entziindung der Thranen¬ driise ist auf Vermehrung der von der Bindehaut gelieferten Fliissigkeit zu schieben. Ist aber trotz heftiger Entziindung der Bindehaut das Auge niir normal befeuchtet, so ist dies darauf zuriickzufiihren, dašs die Thranendriise aus einem der obigen Griinde weniger oder nicht absondert, daher nur die Bindehautfliissigkeit in Betracht kommt. — 90 18. Atrophie der Thranendriise gehort zu den seltensten Ver- anderungen und begleitet nur weit vorgeschrittene degenerative Processe der Bindehaut. 19. Die anatomischen Kenntnisse iiber die Nervenversorgung der Thranendriise stimmen mit den klinischen Erfahrungen nicht iiberein. Diese Frage bedarf einer griindlichen nenen Bearbeitung auf dem Wege des wissenschaftlichen Versuches. Narodna in univerzitetna knjižnica 00000451105 D račk von Leopold Karafiat in Brun n. lun demselben Veifasser'erschien in gleidiem Verlage: Erfahrungen auf dem GeMete der Augenheilkunde. „Der vorliegende Bericht des Verfassers belehrt uns nicht nur iiber die Leistungen und VVirkungskreis desselben als Augenarzt in Laibach, sondern er zeichnet sich namentlich durch seinen reichen wissenschafllichen Inlialt aus und bildet so unter der bescheidenen Form eines Jahresberichtes eine fur jeden Augenarzt interessante Darstellung des beobacbteten Materiales, welche durch das selbstiindige wissenschaftliche Urtheil des Verfassers einen bleibenden Wert erhn.lt ® ^ ^ dieses ganze Materiale geselien and untersucht hat und dass Bock, der durcli seine pathologisch-anatomischen Arbeiten sich einen gliinzenden Namen erworben und der unter Stellwag’s Leitung eine langjahrige klinische Schulnng durcli- gemacht hat, bei der Aufzahlung der einzelnen Krankheitsfiille und Gattungen und bei der Art der Therapie aphoristische Bemerkungen ankniipft und hierdurch auch dem anscheinend geringfugigsten Fali Interesse abzugewinnen weiss.“ Prophylaxe und Beseitigung des Trachoms Bericht iiber 1B41 Augenkranke und 70 Star-Extractionen. Mit 11 Gesichtsfeldaufnahmen. 1891. - Preis fl. 1.50 = M. 2.70. (Med icin isch-ch ir lir g. Rundschau.) Was jedoch diesen Bericht interessant macht, ist, dass ein Mann ( Wr. med. Presse.) „. Reich an ungemein lehrreichen (auch fur den Nichtspecialisten) Beobachtungen ist der 2. Theil der Arbeit ... u (Medicin. Jahrhiicher.) „. ... Fiille, die in der Literatur selten oder nicht .beschrieben erscheinen, hat Bock ausfiibrlich und klar besprochen. a ( Arztl. Centralanzeiger.) igen ist der 2. Theil der Arbeit .. . “ ( Medicin. Jahrhiicher.) . Fiille, die in der Literatur selten oder nicht beschrieben erscheinen, ausfiibrlich und klar besprochen. tf (Arztl. Centralanzeiger .) In glciclicm Verlage erschien: Leseproben Jagers Schriftscalen modificirt von Professor Dr. E. Fuchs. • 1895. — Preis fl. —.40 = Mk. —.70. Grosse Ausgabe fl. —.60 = Mk. 1.—. in der k. o, k, osterreichisch -ungarischen Arniče. Von Dr. Karl Hoor, Professor an der konigl. Universitat zu Klausenburg. 1893. — Preis fl. 1.20 = Mk. 2.20. Ed. v. Jaeger’s grosser ophthalmoskopiseher Atlas. Beitrage zur Patliologie des Auges. Von Eduard Jacger Ritter von Javtthal. IV. Lieferung. Mit 56 Tafeln in Farbendruck. Wien 1870. Iinp. 4°. Cart. Freis siatl 144 Mark jel;! nur 36 Mark = 20 1 8. W. ,,Die Bilder dieses Atlases werden an Naturwahrheit und Schonheit der Ausflihrung schwerlich jemals erreicht, sicher niemals ubertroffen werden." (Prof. Fuchs in seiner Antrittsredc.) KNEC Die vorliegende r IV. Lieferung" umfasst den grossten Theil des completen. seit Jaliren vergriffenen Werkes und bildet mit Bezug auf den Inhalt, und von der Paginirung abgesehen, ein abgeschlossenes Ganzes. Inhalt: Tafel 22. Augengrund eines albinotischen Auges. — 23. Opticustheilung. — 24./25. Opticus- ausbreitung. — 26. Angeborene bliiuliche Sehnervenfiirbung. — 27./31. Angeborene Sehnerven- excavation. — 32. Bliiuliche Sehnervenentfiirbung. — 33. Sehnerven- und Netzhautatrophie. — 34. Neuroretinitis regressiva. — 35. Sehnerven- und Netzhautatrophie. — 36. Netzhaut- und Sehnervenatrophie. — 37./38. Glaucomatos« Sehnervenexoavation. — 39. Angeborene und glauco- matosc Sehnervenexcavation. -• 40. Entzundung der Netzhaut. — 41. Netzhautleiden (bei Morbus Brighti). — 42./44. Entziindung der Netzhaut. — 45. Neubildung von Glaskorpergefassen. — 46./47. Netzhautstrange. — 48. Atrophie des Sehnerven und der Netzhaut. — 49./50. Typische Pigmentneubildung. — 51. Atrophie des Sehnerven und der Netzhaut mit Pigmentneubildung im Augengrunde. — 52./53. Netzhautablosung. — 54. Cysticercus zwischen Netz- und Aderhaut. — 55. Bindegewebsneubildung im Glaskorper. — 56./58. Colobom der Gefiisshaut. — 59./60. Ge\vebs- veriinderungen an der Stelle der Macula lutea. — 61. Apoplektischer Herd an der Stelle der Macula lutea. — 62. Gewebsveriinderungen an der Stelle der Macula lutea. — 63./64. Entzundung der Gefiisshaut. — 65. Riss der Gefiisshaut. — G6./67. Entzundung der Gefiisshaut. — 68. Kleiner Conus in einem kurzsichtigen Auge. — 69. Sehr grosser Conus in einem durcli Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 70. Angeborene Sehnervenexcavation und Atrophie des Epithel- pigmentes in einem durcli Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 71. Conus mit deutlich sichtbaren Chorioidealgefiissen in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 72 Chorioidealtuberkel in einem durch Staph.vloma posticum kurzsichtigen Auge. — 73. Entzundung der Netz- und Gefiisshaut mit typischer Pigmentbildung in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 74. Entzundung der Gefiisshaut mit Glaskorpertriibung in durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Augen. — 75. Entziindung der Gefiisshaut in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 76. Entzundung der Gefiisshaut und Selerotiea mit Glaskorpertriibung in durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Augen. — 77 Entzundung der Netz- und Gefiisshaut mit Glaskorpertriibungen in einem durch Staphjloma posticum kurzsichtigen Auge. Dic nocli vorhandenen Exemplare sind, bis auf einzclne leichtc Stockflecke, tadellos erlialtcn. Bestcllungen nelimen aile Bucliliandlungen des In- und Auslandes entgegen. Josef Šafar, medicin. Buchhandlung, Wien, VIII./1. Scldosselgasse 22. Druck von Leopold Karaiiat in Bilinn.