Das Aüy K e UW e ry e - A L st der K. k. Lehrerbildungs-Anstalt in Warönrg. —— Ansprache, von Ir. Wichael' Napolniti, Fürstbischof von Lavant, gehalten anlässlich der kirchlichen Weihe der Schulfahne in der Dom- und Stadt- Pfarrkirche znm hl. Johannes Bapt. am fünften Sonntage nach Ostern, -en 7. Mai 189!). Marburg, 18Sk». Im Selbstverläge des Verfassers. — St. Cyrillus-Buchdrnckerei. 274335 ctzv uf freundliches Ansuchen der wohllöblichen Dirertlon der Ir. k. Lehrerbildungs-Anstalt in ' Marburg nahm ich in der Kathedrale am fünften Sonntage nach Ostern, den 7. Mai laufenden Jahres, die kirchliche Weihe der neuen, vom hochwürdigen Herrn k. k. Neligionsprofestor Franz Iane/iö der vorbenannten Anstalt gespendeten Schntfahne vor. Aus diesem freudigen Anlaste hielt ich eine angemessene Ansprache an die vielen Fefttheilnehmer, sowie an die christlichen Studierenden. Nach der er¬ hebenden Girchenfeier kamen die Zöglinge des vierten Jahrganges der angesehenen Unterrichts- und Er¬ stehungs-Anstalt in die fürstbifchöfliche Residenz und dankten mit inniger Freude für die kirchliche Weihung und Segnung ihrer herrlichen Schnlfahne. Mittags fand im fürstbifchöflichen Palais ein Feftrnahl statt, an welchem außer den Fest- uud 4 -K- Ehrengästen die Mitglieder des hochachtbaren Lehr¬ körpers der Anstalt theilnahmen nnd zwar: Herr Heinrich Schreiner, k. k. Director; die Herren k. k. Professoren: Lukas Lavtar, Fran; IaneÄö, Johann Koprivnik, Dr. Johann Dezfak, Dr. Loses Murauer; ferner Herr Rudolf Markl, k. k. Turn¬ lehrer und die Herren k. k. Äbungsschnllehrer: Alois Vavroh, Ernst Leske, Gabriel Majcen, Jakob Marin, Josef Fistravec und Herr Cmerich Deran, k. k. Musiklehrer. Zur dauernden Erinnerung an die bedeutungs¬ volle Feier veröffentliche ich nun meine diesbeziehent- liche Gelegenheits-Ansprache und weihe sie vorab dem edlen Spender des prächtigen, allseits bewunderten Schulbanners, dem hochwürdigen Herrn F. 6. Consi- ftorialrathe und k. k. Religionsprofessor Fr. Lauexiö, als meinen gewesenen Schulkatecheten in Cilli, zum Zeichen pietätsvoller Hochachtung und herzinniger Dankbarkeit, wie solche feder Schüler seinem Lehrer schuldet. Zudem widme ich meine Gelegenheitsrede dem hochgeehrten Herrn Director und den hochgeschätzten Herren Mitgliedern des Lehrkörpers der wichtigen Anstalt mit dem lebhaften Wunsche, dass sie wie bisan so auch künftighin brave, für Gott und Kirche, 5 «> Kaiser und Vaterland stets entschieden einstestende und eifrig wirkende Lehrer Herangehen nnd bilden mögen. Leuchten werden wie der Glan; des Firmamentes und wie die Sterne immer und ewig, welche Viele in der Ge¬ rechtigkeit unterrichten. (Van. 12, 3). Meine Gehörte widme ich aber auch den lieben Studierenden i in der guten Meinung und Absicht, r Zur frommen und freudigen Erinnerung an das seltene Schulfest mögen hier die Namen der Lehramtszöglinge, sowie der Schüler der Vor- bereitnngsclassc nnd der Ubnngsschnle des laufenden Schuljahres folgen: IV. Jahrgang: Jankovi« Alois, Jöbstl Alois, Kankowskh Rudolf, Lebar Franz, Ledineg Friedrich, Lukmau Johann, Mauri« Johann (Fahnenträger), Mavrii Karl, Namestnik Anton, Pfeifer Josef, Sel Heinrich, Änid Josef, Sob Richard, Turin Victor, Urek Johann, Wudler Rudolf, Zcilcr Josef. III. Jahrgang: Bregant Heinrich, 6okl Ignaz, Danko Victor, Hauptmann Franz, Krotky Sebastian, Kurnik Franz, Lubi Richard, Mnrtinetz Koloman, Matzl Felix, Mithans Josef, Poplatnik Franz, Rajh Mathias, Tinnauer Hermann, Ulbing Georg. II. Jahrgang: Dobaj Max, Fajfer Friedrich, Gosak Josef, Haupt¬ mann Ulrich, Hribernik Anton, Hrnko Jakob, Jager Ernst, Job Karl, Kosar Robert, Kottnig Anton, Kramer Johann, Marini« Ignaz, Meier Gottfried, Mohr Franz, Permoser Alexander, RobiL Johann, Rozband Bruno, Sark Eduard, Schmidt Franz, Stebich August, Vajda Johann, Wassermann Johann, Wenedicter Gustav, Zankl Alois. I. Jahrgang: Braöko Johann, Deutschmann Max, Eigner Ernst, Falent Friedrich, Ferjan Vladimir, Glaser Robert, JanLek Hugo, Kögel Franz, Kopriva August, Käser Albert, Lesnik Friedrich, Lesnik Johann, Licbenwein Siegfried, Muhi« Jakob, Nerat Anton, Novak Roman, Pcitlcr Josef, Pestevsek Richard, Sieber Alois, Spragcr Ferdinand, Stalzer Lass sie dieselbe gerne lesen und über Len Lnhult eifrig nachsmnen mögen. Nun also, meine Heinrich, StavaZina Franz, Stiebler Anton, Umek Josef, Valencic Josef, Vrsie Emil. Vorbereitungsclasse: Bobiö Ferdinand, Czerny Franz, Meiner Johann, Forjan Josef, From Alois, Gratze Josef, Kankowsky Ferdinand, Kapun Matthäus, KorLe Johanu, Lähom Franz, Lajesie Josef, Maier Johann, Mejovsek Radovan, Mihelič Victor, Ocvirk Alois, Ocvirk Anton, Omerzu Leopold, Pavalec Franz, Senica Robert, Skudnik Josef, TevL Leopold, Turin Anton, Visočnik Michael, Waltersdorfer Rudolf. Übungsschule. III. Classe: Amalietti Peter, Corctti Cornelius, Glanönik Karl, Korošec Anton, Majcen Stanko, Pece Ignaz, Petrovič Johann, Rošker Josef, Zunko Alexander, Barl Karl, Vidovič Johann, Vidovič Ludwig, Vodopivec Josef, Wallner Adolf, Zorko Johann, Bolgar Franz, Gabron Karl, Gottlich Johann, Hohnjec Franz, Hojnik Franz, Ivanc Karl, Kampl Ludwig, Kmet Hermann, Kordon Gustav, Koren Simon, Korošec Jakob, Krajnc Franz, KuntiL Josef, Mikl Alois, Nerat Marcus, Nerat Gottfried, Otorepec Johann, Papst Richard, Pernat Anton, Pliberšek Ludwig, Potočnik Martin, Sajovic Max, Sinica Anton, SorZak Josef, ßumenjak Alois, Taneie Otto, Bernik Johann, Vogrin Konrad. II. Classe: Amalietti Johann, BroSe Karl, Graf von Ferraris Norbert, Gosar Ciril, Hren Wilhelm, Krajnc Franz, Kramberger Josef, Koprivc Alexander, Kukovič Johann, Maier Pankraz, Majcen Gabriel, Mehlsack Franz, Perschak Paul, Reicher Johann, Skvarča Johann, Varl Anton, Vezjak Alois, Weixler Alois, Dörflinger Friedrich, Gottlich Franz, Gottlich Rudolf, Jurovic Friedrich, Kramberger Karl, Macek Josef, Maier Johann, Marin Vilibald, Neschmach Franz, PeterliL Ludwig, Pliberšek Alexander, Pliberšek Anton, Rokavec Konrad, Rumpf Franz, Schlick Alois, Vavroh Mirko, Vrlie Josef. I. Classe: Covetti Julius, 6ueek Franz, Graf von Ferraris- Occhieppo Otto, Gnuß Rudolf, Hren Josef, Kosan Leo, Krek Ferdinand, Maier Anton, Meier Felix, Mcnhart Franz, Menhart Max, Omulec Franz, Peterliö Max, Rapoc Max, Reicher Ferdinand, Sajovic Friedrich, Schlick Anton, Simmerl Franz, Steinberger Josef, Zgonc Franz. -4Z- 7 Söhne .. höret die Lehre, und werdet weise, und verwerfet sie nicht! (?rov. 8, 33). Marburg, am Feste des hl. Aloisius, den 21. Juni 1899. ch Michael, Fürstbischof. Sinite puero8 vsnire i n ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. (Ioan. 1, 4). Von diesem Worte sagt der Heiland zn seinem himm¬ lischen Vater: Dein Wort ist Wahrheit (Ioan. 17, 17), wie er sich ja auch selbst die Wahr¬ heit nannte. (Ioan. 14, 6). Ebenso nennt der er¬ leuchtete Völkerlehrer Paulus im ersten Briese an die Korinther Christum den Gekreuzigten Gottes Weisheit (l. Lor. 1, 24), und im Briefe an die Kolosser bezeichnete er ihn als denjenigen, in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind. (Lol. 2, 3). Als die vollendete Wahrheit und Weisheit ist das ewige Wort be¬ zeichnet, wenn es das wahre Licht heißt, w e lch e s jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt. (Ioan. 1, 9). Ja, Christus Jesus neuut sich selbst das einzige Licht, von dem alles übrige Licht ausstrahlt: Ich bin das Licht der Welt. (Ioan. 8, 12). Als die meuschgewordene Wahrheit und Weis¬ heit ist Jesus Christus für unser Endziel der einzige, der unendlich vollkommene Lehrer und Erzieher, ans den wir alle angewiesen sind. Er allein ist es, der uns noch immer durch seine Kirche lehrt und erzieht, bis wir alle z u s a m m e n g e l a n g e n z n r E i n- heit des Glaubens und der Erkenntnis -K- 21 des Sohnes Gottes, zur vollkommenen Mannheit, zum Maße des vollen Alters Christi. (UMss. 4, 13). Nur im Anschlüsse an die heilige Kirche, die Christum zu ihrem Inhalte hat und ihn allein zu vermitteln vermag, kann das Ziel der Erziehung: die Gleichförmigkeit und Ber¬ einigung mit Christus erreicht werden. Das Christenthum ist die alleinige, zur Erreichung der Endbestimmung des Menschen erziehende Macht in der Welt. Wenn j e m a n d m e i n e W o rte hält: wird in Ewigkeit den Tod nicht sehen. (Ioan. 8, 51). Jegliche Pflanzung, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird ausgerottet werden. (Nuttk. 15, 13). Aer christliche Erzieher ist berufen, an dem großen Werke der Menschenerziehung, wie es von Christus angeordnet ist, im Bereiche der Jugend, in der Kinderwelt mitzuwirken. Und darum muss ihm in Ausübung seines Amtes überall vorschweben als Vorbild Christus der Herr. Ihn: hat er mit Liebe und Begeisterung nachzustreben. Das Wort des gött¬ lichen Kinderfreundes: Lasset die Kleinen zu mir kvmmeu, uud wehret es ihueu nicht; denn für solche i st d a s H i m m e lrei ch (Nutilr. 19, 14), dieses einladende Wort muss beständig im Geiste uud im Herzen des menschlichen Erziehers -8- 22 -A- wnederhallen. Lasset die Kleinen zu mir kommen, damit ich sie zum Himmelreiche führe, das muss auch sein Wahlspruch sein. Und die ganze Fülle der Liebe, die der gottmenschliche Erzieher Jesus Christus in dieses Wort hineiugelegt hat, muss der menschliche Erzieher in sein Herz aufnehmen und über die ihm anvertraute Kinderwelt sich ergießen lassen. Nur so kann er und wird er segensreich lösen seine hoch¬ erhabene Aufgabe. Mud im Falle als dem Lehrer und Erzieher das überaus wichtige Werk der Erziehung schwer wird, muss er Trost und Kraft schöpfen aus dem verheißungsvollen Worte des himmlischen Lehrers: W e r E i n e s von d i e s e n K l e i n e n a n s n i m mt in meinem Namen, der nimmt mich aus. Mntlll. 18, 5). Er mag ans diesem denkwürdigen Worte lernen, dass alles, was er für die christliche Erziehung der Kleinen thut, dem Herrn selbst gethan ist, der kein gutes Werk unbelohnt lässt, wenn dieser Lohn dem menschlichen Ange auch nicht immer sicht¬ bar ist. Und wenn die Blüte des christlichen Lebens, deren Keim er in das zarte, leicht empfängliche Kinder¬ herz eingepflanzt hat, durch Ärgernis und Verführung von Seiten der bösen Welt wieder geknickt wird, dann mag er im heiligen, gerechten Zorne das Wort des Lehrers aller Lehrer entgegenrufen: Wer Eines -K" 23 v v n diesen Kleinen, die an mich glauben, ärgert, dem wäre es besser, man hänge ibm einen Mühlstein an den Hals und versänke ihn in die Tiefe des Meeres. (N3tt.I1. 18, 6). Air dieses schreckliche Drohwort sich haltend, mag er seine Hand irr Unschuld waschen und das Gericht über den furchtbaren Frevel der Jugend¬ verführung Gott dein himmlischen Vater anheimstellen, der durch seinen eingebornen Sohn der Welt ver¬ künden ließ: Also ist es nicht der Wille eures Vaters, der im Himmel ist, dass Eines von diesen Kleinen verloren gehe. (NkMlr. 18, 14). Mnd wenn der christliche Lehrer und Erzieher bei all seinem Berufseifer geringe Erfolge oder gar Misserfolge seiner Lehr- und Erziehungsthätigkeit erzielt, so ist in dieser Hinsicht der Hinblick auf den Undank, den Jesus von seinen: eigenen Volke dafür erntete, dass er demselben seine ganze Lebenskraft opferte, der mächtigste Trost für den Lehrer, der seine hohe Ausgabe in: christlichen Geiste aufsasst. Auf die erste Predigt des hl. Petrus an: Pfingstfeste be¬ kehrten sich dreitausend Juden; auf die zweite nach der Heilung des Lahmgebornen stieg die Zahl der Glänbiggewordenen auf fünftausend Männer (iVet. >. 2, 41; 4, 4), doch von den Predigten des gött- 24 licheu Lehrmeisters meldet die Heilige Schrift nicht so glänzende, so außerordentliche Erfolge. In dem verzehrenden Eifer Christi trotz der Erkenntnis eines geringen Erfolges und großen Undankes hat auch der Berufseifer eines jeden christlichen Lehrers den mächtig¬ sten Rückhalt und Sporn. Auch dem christlichen Er¬ zieher ist die Berufstreue für eiue gesegnete Wirk¬ samkeit umso nothweudiger, je mühevoller sein Beruf uud je weniger Dauk für denselben auf dieser Welt zu erwarte» ist. Der Lohn wird aber umso größer sein dort oben, je geringfügiger derselbe hienieden war. Heilig und ehrwürdig ist der Stand des christ¬ licher! Lehrers und Erziehers. Er ist der Stellver¬ treter des göttlichen Lehrmeisters und Erziehers, darum auch ausgestattet mit göttlicher Auetorität. Denn auch hier gilt das vierte Gebot Gottes, dessen Beobachtung uud Erfüllung durch die Verheißung einer besonderen Belohnung, wie es bei keinem anderen der Fall ist, sanktioniert wurde: llonora patrem tuum et matrem, 8icut prneeepit tibi Uomiuu8 I)6U8 tun 8, ut louZo VIVÄ8 tempore, et bene 8it tibi in terra. Ehre deinen Vater und Mutter, wie der Herr dein Gott es dir geboten, aus dass du lange lebest und es dir wohlergehe auf Erden. (Deut. 5, 16). Seit altersher herrscht die tiefbegrün- -chK- 25 -s- dete Sitte, das Verhältnis der Lehrer und Lernenden durch Väter und Söhne oder Kinder zu be¬ zeichnen. So nannte Alexander der Große seinen Lehrer Aristoteles seinen Vater. Elisäns nannte den Elias seinen Vater, wie die Schüler der Propheten S ö h n e genannt wurden. (IV. IlsZZ. 2, 3—5. 12). Der hl. Apostel Paulus uenut die Galater seiue Kiudleiu (dal. 4, 19) uud die Koriuther seine vielgeliebten Kinder. (I. Oor. 4, 44). Der Lehrer und Erzieher ist der geistliche Vater seiner Schüler und Zöglinge; er ist aber auch der sichtbare Schutzengel derselben. Nach der Lehre der Kirche entsendet Gott einen Engel, um das Kind unsichtbar zu leiten, zu schützen und zu schirmen. Sichtbar aber lenkt und leitet das Kind aus dem Wege des Heiles der menschliche Erzieher. Er ist demnach der sichtbare Schutzengel des Kindes. Welch eine erhabene und erhebende Ausgabe! Welch ein hohes und heiliges Amt! Wenn der Erzieher in seinem hehren Amte lässig, gleichgiltig und sorglos werden will, dann möge er immer und immer wieder neuen Muth und Eiser schöpfen aus den Worten des gött¬ lichen Kinderfreundes: Sehet zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch: ihre Engel schauen beständig 4S- 26 das Angesicht ur eines Vaters, der im Himmel ist. (Muttll. 18, 10). Wie die Schule eine Tochter der Kirche ist, so ist das Schulhaus ein Gotteshaus, weil darinnen Kinder Gottes unterrichtet und erzogen werden. Jesus besuchte keine andere Schule als die Schule im Tempel zu Jerusalem. Und e s g e s ch a h, schreibt der hl. Evangelist Lukas, nach drei Tagen sau den sie Jesum im Tempel, sitzend unter d e n L e h re r n, wi e e r i h n e n z n h örte und sie fragte. Und es erstaunten alle, die ihn horten, über seinen Verstand und seine Antworten. Und als sie ihn sahen, wun¬ derten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das gethan?... Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist? Und er zog mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen unterthan. . . Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. (Ime. 2, 46—52). Wüter allen Menschenwerken das göttlichste ist, mit Gott zum Heile der Seelen mitzuarbeiten, be- 27 »8- merkt Dionys der Areopagite. Der Lehrer nun ist auch ein Mitarbeiter Gottes am Heile der Kinder¬ seelen. Im Evangelium der heutigen Festmesse nennt Christus seiueu Vater deu Ackersmauu: Luter M6N8 uZrieoIu 68t. (loun. 15, 1). Die Kinder sind Gottes Ackerland, das die Lehrer und Erzieher mit Gott zu bebaue» haben; sie siud Gottes Ban, den die Lehrer mit Gott auszusiihren und zu errichten haben. Deshalb schreibt der hl. Paulus den Korinthern: Wir sind Gottes Mitarbeiter. Gottes Ackerfeld, Gottes Gebäude seid ihr. Und dann fährt er fort: Nach der Gnade Gottes, die mir g e g e b e n ist, habeichalseinweiser B a n m e i st e r d e n Grund gelegt, ein anderer aber bauetda rauf: ein feder aber sehe zu, wie er darauf baue. Denn einen anderen Grund kann niemand legen, als der gelegt i st, welcher i st C h r i st n s J e s us. Wenn aber jemand auf diesen Grund bauet Gold, Silber, Edelsteine (d. i. gute, reine Lehre und Werke) so wird eines jeden Werk offenbar werden; denn der Tag des Herrn wird es a n's Licht bringen, weil es i m F e u e r wird offenbar werden; n n d w i e d a s W e r k e i n e s jeden sei, wird das Feuer erproben. Wenn j ein a n d e s W e rk, w e lch e s e r darauf gebaut hat, besteht, so wird er Lohn empfangen. 28 B rennt aber jemandes Werk, so wird er Schaden leiden. (I. Lor. 3, 9 — 15). Wermöge der heiligen Taufe und der heiligen Firmung ist das Kind ein Tempel des Heiligen Geistes, wie es durch den Empfang des allerheiligsten Altars- saeramentes ein Tabernakel des saeramentalen Gottes wird, weshalb es für diesen göttlichen Gast würdig ansgestattet werden muss. Wisset ihr »ich t, fragt Sauet Paulus und setzt den obigen Vergleich mit dem Baue fort, dass ihr ein Tempel Gottes seid, n n d d e r G e i st G o t t e s i n e uch wohnet? Wenn aber jemand den Tempel Gottes entheiligt, so wird ihn Gott zu Grunde richten: denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. (I. Lor. 3, 16. 17). Der christliche Lehrer sieht im Kinde das Eben¬ bild Gottes, das die Eigenschaften Gottes wieder¬ spiegelt. Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bilde und Gleichnisse.. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde; nach dem Bilde Gottes schuf er ihn (Lon. 1, 26. 27). Mit Ehrfurcht und heiliger Schen tritt er hin vor das Bild Gottes, an dein er verbessern soll, was durch die Erbsünde entstellt ist. Er soll das Bild vervollkommnen, heilig und gerecht machen, wie -s-- 29 es das Vorbild ist. Ich b i n d e r H e r r e n e r Gott; seid heilig, w e i l i ch h e ilig bin. (Pev. 16, 44). J h r s o ll e t v o ll k o m m en s ein, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist. (Nnttll. 5, 48). Mit Recht fragt der gefeierte Patriarch von Constantinopel, Sanct Chrysostoums, in der 60. Homilie über das achtzehnte Kapitel des heiligen Evangeliums nach Matthäus: Was ist größer, als die Seelen zu leiten, als der Jüng¬ linge Sitten zu bilden? Und er antwortet daraus: Höher als jeden Maler, höher als jeden Bildhauer und als alle übrigen Künstler s ch ä tz e i ch d e n, d e r d i e S e e l e n der Kinder zu bilden versteht. Der Bildhauer, der Maler wie jeder Künstler steckt sich ein bestimmtes Ziel, bemerkt zur Sache der gewiegte Pädagog Alois Karl Ohler, das er erreichen, und wählt sich zugleich ein Vorbild, ein Ideal, welches er nachahmen will. Dasselbe thut auch der christliche Erzieher; aber während das Ziel des ersteren ein ver¬ gängliches und sein Vorbild nur die ausnehmend schöne Form irgend eines Geschöpfes ist, ist das Ziel des letz¬ teren das höchste, was es geben kann, nämlich Gott selbst, und sein Ideal das allervollkommenste, nämlich Christus. Die Kinder müssen nach dem schönen Aus¬ sprüche des heiligen Apostel Paulus: eotormes 30 --sr¬ ki er i imnZini bJIii vei, sie müssen dem Bilde des göttlichen Sohnes gleichförmig und ähnlich gemacht werden, (Kom. 8, 29). Jerner sucht sich der Künstler sowohl mit den Mitteln vertraut zu machen, wodurch er sein Ziel erreichen, sein Vorbild so vollkommen als möglich nachahmen kann, als auch mit dem Stoffe, den er danach umbilden Null. Das Gleiche thnt wiederum der Erzieher, aber in einem viel höheren Sinne. Die Mittel, welche er ergreift, gehören nicht ausschließlich der menschlichen Kunst und Geschicklichkeit an, son¬ dern es sind darunter auch höhere, von Gott selbst gegebene, und der Stoss, den er Zug um Zug bildet und ausprägt, ist nicht ein lebloses Ding oder eine todte Materie, sondern der lebende Mensch, das Kind mit seiner unsterblichen Seele, dem Ebenbilde und Gleichnisse Gottes. Ja, wenn der Erzieher und Bildner vor dem im kindlichen und jugendlichen Herzen und Geiste kräftig siirs Leben erwachten Bilde des Ewigen bewundernd steht, dann empfindet er göttliche Lust zu erziehen und zu bilden, dann fühlt er Schöpferlnst und reine begeisternde Künstler- und Lehrerlnst, und möchte Geist und Herz und Seele nm- formen, dass sie sich entfalten zu immer reinerer Klar¬ heit und Blüte. Sokrates, der große Weisheitslehrer, der in seiner Jugend ebenso wie sein Vater Sophro- -» 31 niskus Bildhauer war, wie begeisternd und bewun¬ dernd stand er nicht vor einer edlen, unverdorbenen Jugend! Bemerkte er in einem Jünglinge das Bild Gottes jugendlich durch Spiel und Rede dringen, so regte sich sein Genius mit innigster Freude, er stand still, spielte mit und entwickelte unter Scherz und Spiel Gottes Ebenbild im Menschen. Man lobt und rühmt so viel die soldatische Methode. Jeder möchte sie sich zueigen machen. Aber was war des großen Weisen Methode'? Es war seine Liebe und Begei¬ sterung für das Unsterbliche im Kinde, im Menschen. Ein treuer Nachahmer des Sokrates bemüht sich den Keim des Göttlichen und Ewigen, den höheren Glau¬ ben, die höheren Hoffnungen und die große Bestim¬ mung des Menschen im Kinde und in der Jugend zu entwickeln und zu entfalten, zu stärken und zu befestigen. Der christliche Erzieher und Lehrer muss, um es klipp und klar zu sagen, seinem Zöglinge und Schüler einen neuen Menschen a n z i e h e n, der nach Gott geschaffen ist (Lpkes. 4, 24), muss ihn zu Jesus führen, welcher, da er der Ab¬ glan z der Herrlichkeit s e i n e s V a t e rs und das Ebenbild se i.n e s W e s e n sist, und durch das Wort seiner Kraft alles trägt, nach¬ dem er uns von Sünden gereinigt hat, --8" 32 sitzet zur Rechten der Majestät in der Höhe. (Uslm. l, 3). Der christliche Erzieher muss sich jegliche Muhe geben, damit es von seinem.Zög¬ linge gleichfalls heisse: Das Kind aber wuchs, ward stark, und die G n a d e G o tt e s war in ihm. (lme. 2, 40). Nicht wahr, glücklich und selig zu preisen sind jene Kinder, deren Mütter sie zu Iesns gebracht mit der Bitte: er möge sie segnen. Der hl. Marens schildert rührend schön diese ergrei¬ fende Scene, indem er schreibt: Und fi e brachte n Kindlein zu ihm, dass er sie berühren möchte. Die Jünger aber drohten jenen, die sie brachten. Als nun Jesus sie sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kleinen zu mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für solche ist das Himmelreich. Wahrlich sage ich euch, wer das Reich Gottes nicht a n f n im in t, wie e i n K ind, wird i n d a s s e lb e n i ch t e i n g e h en. Und er schloss sie in seine Arme, legte ihnen die Hände aus und segnete sie. (Nara. lO, 13—16). Der göttliche Heiland wurde unwillig, als die Apostel die Mütter mit ihren nnschnldvollen Kindern verdrängen wollten. Der Herr liebte die Apostel, er¬ wählte sie ja aus vielen Tausenden zn seinen Be- -8-- 33 gleitern; aber als sie den Kindern den Zutritt zu ihm verwehren wollten, ward er unwillig und rügte sie mit den Worten: Lasset die Kleinen zu mir kommen; denn für solche ist das Him¬ melreich. Diesen gehört schon das Himmelreich, ihr aber müsset erst das werden, was diese unschul¬ digen Kindlein schon sind. Darauf segnete Jesus die Kinder und gab sie gesegnet den Müttern zurück. Glückliche Mütter, deren Kinder Jesus selbst lieb- kosete und segnete! Aber glücklich und selig auch die Kinder, dass sie Jesum sahen, ihn nun kannten und von ihm gesegnet wurden. Hätten die besorgten Mütter sie nicht an diesem Abende zu Jesus gebracht, hätten sie ihren göttlichen Freund wahrscheinlich nie gesehen, ihn nicht gekannt, wären von ihm auch nicht gesegnet worden. 3 Christliche Zöglinge! as Zunehmen wie an Alter so auch an Weis¬ heit und Wohlgefallen, vor Gott und den Menschen ist der Endzweck aller Erziehung. Der göttliche Heiland ist für den Erzieher ein Muster, nach dem er erziehen soll; und ist fin¬ den Zögling ein Vorbild, dem er nacheifern soll. ickie ost solu8, ruft der heilige Ambrosius aus, HU6M nemo üebet ä686rer6, nemo rrmtnrs. Oui bonoüieitur: Ooruine, nä quem ibirnu8? Vbbn vitne Ä6l6rnn6 linl)68, 6t NO8 or6Üimu8. Er allein ist es, den niemand verlassen, niemand vertauschen darf. Von ihm heißt es: Herr, zu wem sollen wir -s- 35 gehen? Worte des ewigen Lebens hast du, und wir glauben! (blonnl. in enp. VI. Imeno. luoelio 3. Isrine V. post?6nt6oost6n). Ein treuer und unentwegter Nach¬ ahmer des göttlichen Erlösers war der hl. Aloisins, weshalb er mit Fug und Recht auf der Schnlfahne dargestellt erscheint als verehrungs- und uachahmungs- wiirdiges Borbild und als mächtiger Schutzpatron der christlichen Jugend. Dieser heilige Jüngling ist ein Muster der christlichen Vollkommenheit, dem ihr, christliche Zöglinge, mit allem Eiser nachstreben sollet. Die schöne Schnlsahne urit seinem lieblichen, anmn- thenden Bildnisse ist daher ein Zeichen, dessen Voran- tragnng euch zur wahren Weisheit und Wissenschaft, zur Frömmigkeit und Gottesfurcht fuhrt und anleitet. Nach dem leuchtenden Beispiele des hl. Aloisins müsset ihr euren Erziehern und Leitern die schul¬ dige Hochachtung und Ehrfurcht eutgegen- bringen. Der Heiland empfahl noch vom Kreuze herab seine Mutter dem hl. Johannes, um selbst das zu thun, wozu er mahnt, dass nämlich den lieben Eltern und ihren Stellvertretern Ehrfurcht gebiire. Ihr müsset euren geistlichen Vätern mit Liebe be¬ gegnen ; denn die Liebe ist das innere Band, das den Wechselverkehr zwischen Zögling und Erzieher herstellt. An die kindliche Verehrung nnd Liebe muss sich der G e h o r s a m anschließen, der unumgänglich uoth- 3* 36 »'endig ist zum guten, wahrhaft ersprießliche» Fort¬ schritte. Wer deu Auorduuugeu uud Geboten seines Vorstehers nicht gehorcht, kann nicht erzogen »'erden. Der Schiller ist nicht über den Meister. Jeder aber wird vollkommen sein, wenn er wie sein Meister ist. (lme. 6, 40). Es sagen die Weisen, dass auch Himmel und Erde, Götter nud Menschen, Gemeinschaft und Liebe Ordnung, Selbst¬ bescheidung nnd Gerechtigkeit zusammenhalte, und sie nennen darum das Ganze Kosmos. Der Zögling muss sich iu diese gottgesetzte Ordunug siigen, er muss folgen uud gehorchen uud sich bescheiden. Der Gehorsam muss aber aus sittlichen Beweg¬ gründen beruhen, nicht ans knechtischer Furcht oder etwa ans der größeren Einsicht und Bildung oder auf dem edlen Charakter des Erziehers. Der Zögling soll gehorchen und folgen, weil Gott es so will, »'eil der Herr besohlen hat: lkonorubis patrem tuum et mnlr6m. Du sollst deinen Vater und Mutte r e h r e n. So hat der Gehorsam auch einen sittlichen Wert, so ist er vor Gott kostbar und überaus verdienstlich. Zn dem müsset ihr, geliebte Studierende, euren Vorgesetzten, die mit väterlicher Sorgfalt, mit »'armem, teilnehmendem Herzen und hingebender Liebe über euch wachen, Glauben und Vertrauen entgegenbringen; denn dies ist ein 3? -N- wesentliches Erfordernis zum Gelingen der Erziehung. Dmcsro cupisnksm: eroäero oportet. Der lernen will, muss glauben, lehrt der große Stagirite. In gewissenhafter Befolgung dieser Postulate einer guten und gedeihlichen Erziehung erreichte das berühmte Fürstenkind, dessen Abbildung auf der zu weihenden Schnlfahne glänzt, eine bewunderungs¬ würdige sittliche Vollkommenheit ans der Welt und erreichte sein ewiges Ziel im Himmel, die Anschauung Gottes. In steter Nachahmung dieses hellstrahlenden Vorbildes der Schuljugend werdet auch ihr, christliche Jünglinge, jetzt als Zöglinge und hernach als Er¬ zieher eure Lebensaufgabe glücklich lösen. Weine lieben jungen Freunde, schauet für einen Augenblick empor zu eurem kostbare» Kleinod. Der mächtigen Schulstaudarte ist der König im Reiche der Vögel eingewebt. Gleichwie der Adler dem Sonnenlichte entgegenstrebt und die Niederungen tief unter seinem kühnen Fluge lässt, so strebe auch euer Geist empor zu allem, was da wahr und gut, was schön und edel und rein und heilig und himmlisch ist, und verliere sich nimmer in dem, was niedrig, irdisch, des christlichen Jünglings unwürdig ist. Für- wahr, Gott zu dienen, die Fehlenden zurechtznweisen, die Unwissenden zu belehren, den Zweifelnden recht zu rathen, die Menschen zur Seligkeit zu führen, ist 38 gewiss ein erhabenes Lebensziel. Das ist aber der hohe Beruh dein ihr euch widmen wollet. Mögen daher eure Herzen stets für Gott schlagen, mögen eure Seelen eine heilige Begeisterung sür das wahre Wohl und Heil der lieben Schulkinder durchglühen, möge in eurer Brust beständig der Gedanke leben: jeden Schritt zu thun zur Ehre Gottes und im Dienste des Lehrberufes. Die sogleich von mir zu weihende Fahne möge euch weiters ein Zeichen sein, dass ihr den heiligen Glauben bewahren wollet. Kein Gut ist so groß, kein Geschenk so wertvoll, als der christkatholische Glaube. Der hl. Apostel Jakob neuut ihn ein vollkommenes Geschenk vom Vater der Lichter. (üae. 1. 17). Und nach dem richtigen Dafür¬ halten des hl. Augustinus gibt es k e iu e u größere n Reichthum, keinen größeren Schatz als den katholischen Glauben. Das Fundament aller Lehrertugenden ist die wahre, ungehenchelte Reli¬ giosität, die da besteht im katholischen Glauben und im wahren katholischen Leben Der Lehrer verlangt von seinen Schülern Glauben an das, was er lehrt, und Erfüllung dessen, was er befiehlt, sollte nun Gott der Herr nicht von ihm Glauben an seine un¬ trügliche Lehre verlangen können und das Leben nach seinen heiligen und heilsamen Geboten? 39 --N- Aer große Heilige von Gonzaga schätzte den Glauben und das Leben ans dein Glanben so hoch, dass er seine Fürstenkrone dahingab, nm so leichter Gott zn dienen und ihm zn leben. Der gefeierte Bischof von Krakau, Sanet Stanislaus, dessen glor¬ reicher Todestag gerade heute iu der Kirche begangen wird, opferte sein Gut und Blut für den heiligen Glauben. Er starb als muthiger Glanbeusbekenner den blutigen Märtyrertod. In Ehren des Andenkens Alessandro Volta's wird Heuer iu Como, wo er 1745 geboren ward und 1827 starb, eine elektrische Jubiläumsausstellung stattfinden. Besonders verdient machte sich Graf Bolta nur die Elektrieitätslehre und die Lehre von den Gasen; seinen Weltrnhm aber verdankt er der Er¬ findung des Condensators und der nach ihm benannten Volta'schen Säule. Vou diesem bedeutendsteu Physiker bewahrt mau sorgfältigst eiue Art testamentarischer, vor: seiner Hand geschriebenen Aufzeichnung, welche ein warmes Bekenntnis des großen Gelehrten zur katholischen Religion enthält. Ich habe, so sagt Volta darin, die katholische Religion immer für die einzig wahre und unfehlbare gehalten und halte sie dafür, und ich danke dein lieben Gott immerdar, dass er mir einen solchen Glauben eingeflößt hat, in welchem ich zu leben und zu sterben nur fest vorgenommen -8-- 40 -«> habe, in der lebendigen Hoffnung, das ewige Leben zu erlaugen. Ich erkenue die katholische Religion als ein Geschenk Gottes, als einen übernatürlichen Glauben au Dennoch habe ich keine menschlichen Mittel un¬ benützt gelassen, um mich immer mehr in derselben zu bestärken und jeden Zweifel, der in mir gegen sie aufsteigen könnte, zu bekämpfen, indem ich sie auf¬ merksam in ihren Grundsätzen studiert und durch die Lesung von vielen Büchern, sowohl apologetischen als feindlich gesinnten, den Gründen für und gegen nach¬ geforscht habe, wodurch ich auch in der Überzeugung befestigt wurde, dass die katholische Religion auch für die menschliche Vernunft ganz glaubwürdig ist und dass jeder richtig denkende Geist sich zu ihr bekennen und sie lieben muss. "Wolta, der scharfsinnige Naturforscher, sand im katholischen Glauben seine volle Befriedigung, seinen Halt und seine feste Hoffnung In der That, was ist der Mensch ohne Glauben? Ein Schiss aus sturmbewegter See ohne Compass und ohne Führer. Was ist der Iugenderzieher ohne Glauben? Ein geist- und herzloser Automat. Ich will euch heute, geliebte Aspiranten des Lehrerberuses, die Fahne weihen und sie euch übergeben zum Zeichen, dass ihr den guten Kamps des Glaubens kämpfen sollet. (I. Dm. 6, 12). Haltet hoch die Fahne des Glaubens, ^2^ 41 stehet fest zu eurem Gott trotz Hohn und Spott! Lebet nach dem heiligen Glauben! Bekennet ihn frank und frei, muthig und furchtlos. Muth ist eine Zierde des Mannes. Religion ohne Confession oder Bekenntnis ist eine Münze ohne Metall, ein Buch ohne Wort, eine Gewalt ohne Kraft, ein Sein ohne Leben, ein Ding ohne Wesen. Wenn ihr den gött¬ lichen Herrn und Meister überall vor den Menschen bekennen werdet, dann wird er euch dereinst zurnfen: Ihr habt mich vor d e n M e n s ch e n bekannt, nun will auch ich euch vor meinem Vater, der im Himmel ist, bekennen. (Nnttb. 10, 32, 33). O seliges Bekennen und glückliches Erkennen! Aus der wahren, aufrichtigen Religiosität des Lehrers ergeben sich die übrigen Tugenden, die ihm zu seinem gesegneten Wirken unentbehrlich sind: als die Gewissenhaftigkeit in Erfüllung der Bernfspflichten, die Lernbegierde und der Fleiß, die Geduld und Sanft¬ mut!), die Klugheit und insbesondere die Liebe, die gepaart ist mit väterlicher Strenge und mildem Ernste. Gewiss, das Geheimnis des Lehrers und Erziehers ist die Liebe. Die zu weihende Schulsahne sinn- bildet auch die Liebe. Die Fahne ist ja der Mittel¬ punkt, nm den sich die Krieger und Kämpfer scharen. Sie folgen der Fahne alle eines Herzens, eines Sinnes und zu einem Ziele, womit die Liebe ange- -4S-- 42 »K- deutet ist. Die Liebe ist nach Sauet Paulus das Band der Vollkommenheit, sie ist d i e Er- füllung des Gesetzes, (Uom. 13, 10). Und jener große Bischos von Hippo, der mit brennendem Herzen in der Hand abgebildet zu werden Pflegt, Sanet Augustinus, ruft den Gelehrten zu: Ornate Leisntiam, so 6 antoponito elraritatorn! L i e b e t d i e W i s s e n s ch a st, bevorzuget jedoch die Liebe! Kältet demnach, christliche Lehramtseaudidaten, jederzeit hoch die Fahne der Liebe! Liebet Gott! Wer nicht liebt, kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. (I. Ioan. 4, 8). Liebet die Kirche, diese hehre Anstalt Gottes! Liebet den Kaiser und das Vaterland! Liebet alle eure Vorgesetzten! Liebet und helfet aber auch einander! Ihr kennet Wohl den Ausspruch eures göttlichen Lehrmeisters: Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch einander liebet, wie ich euch geliebt habe, dass auch ihr euch einander liebet. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr euch lieb habet unter einander. (Ioan. 13, 34.35). Der Herr sandte zu zweien seine Jünger zum Predigen aus, um auzudeuteu, dass, iver keine Nächstenliebe hat, zum Lehramte nicht taugt. Hast du Liebe, dann 43 --N-- sage, was du willst, und dein Wort wird gute Auf¬ nahme finden. In der Liebe und Eintracht und Brüderlichkeit liegt wunderbare Kraft und himmlischer Segen. Ium weiteren ist die Fahne das Symbol oder Sinnbild des Kampfes wider die eigenen Fehler und Mängel. Im Frieden erschuf Gott der Herr die Welt. Aber mit der Sünde erwachten die Leidenschaften; und die Leidenschaften führen zum Widerspruch, zum Ungehorsam, zur Unbotmäßigkeit, zum Streite. Die geweihte Fahne bedeutet aber den Kampf wider diese Feinde und gefährlichen Wider¬ sacher des Menschen. Bekämpfet darum, liebe Zög¬ linge, unablässig eure sündhaften Neigungen! Schlaget vorab eurer Hauptsünde das Haupt ab, und der Kampf mit den übrigen Sünden und Schwachheiten wird ein leichter sein! Die Fahne ist schließlich ein Kennzeichen der Treue. Man schwört zur Fahne; man gelobt, ihr treu zu folgen bis in den Tod. Fahnenflucht entehrt. Das Verlassen der Fahne und des Lagers Jesu Christi macht aber dazu noch zeitlich und ewig un¬ glücklich. Bleibet darum treu eurer Fahne! Folget ihr beherzt und beharrlich! Dienet treu der guten Sache, eurem Lcbensberufe! Harret in demselben -42" 44 muthig aus, wenn es auch noch so schwer fallen sollte! Die tiefe Überzeugung, dass euch Gott in den Lehr- staud berufen, stärke und stähle euch in der Geduld! Hierher gehört, was der hl. Weltapvstel schreibt: I ch bitte euch, wandelt würdig des Berufes, wozu ihr berufe« seid, iu aller Demuth uud Sanft in n t h n n d G e d nl d. (Lpli68.4,1.2). Wi e e i n e m j e d e n G o t t z u g e t h e il t h at, wie er e i n e n j e d e n b e r u f e n h a t, s o w a n d l e er.. In welchen Stand ein jeglicher berufen ward, in diesem bleibe und verharre er in Gott dem Herrn. (I. Lor. 7, 17.20. 24). Keute weht und wallt die Fahne im Angesichte Gottes, und ihr schwöret eurem Gott ewige Treue. Am kommeuden IO. Mai dieses Jahres wird aber euer Banner entrollt und geschwungen werden im Freien aus Anlass der feierliche« Enthüllung des herrlichen Kaiser Franz Joseph-Denkmales vor dem k und k. Jnfanterie-Cadetten-Jnstitute i. Da werdet ihr eurem r Eine erhebende patriotische Feier fand am IO. Mai 1899 im Parke der k. und k. Jnfanterie-Cadettenschnlc in Marburg statt. Ich cele- brierte um IO Uhr vormittags eine heilige Feldmcsse inmitten großer Truppen-Abtheilungen und einer fast unabsehbaren Volksmenge. Darauf weihte ich unter zahlreicher Assistenz feierlich den Ort ein, wo das kunst¬ voll ausgeführte Kaiser-Monument steht, das an diesen! Tage enthüllt worden ist. Die seltene Feier ward init dem Lob- und Dankhymnus Ta Deum Ismlamus geschlossen. Das Standbild des Kaisers, eine kostbare und sinnige Jubiläums¬ widmung, eine wahrhaft künstlerische Zier, stellt den Monarchen in der -4S-- 45 -N- Kaiser die unverbrüchliche Treue neuerlich geloben, um sie als treue Bürger zeitlebens durch Wort uud Werk und That zu üben. fcldmäßigen Adjustierung eines Fcldmarschalls dar, es zeigt ihn so ganz als rechten Soldaten, als Oberhaupt der Armee, in der Action. Der Kaiser steht, den Mantel offen, die Kappe auf dem Haupte, den Feldstecher in der Rechten nnd mit der Linken den Pallasch haltend, frei und unge¬ zwungen ans einem Granitsockcl, nnd blickt aufmerksam, als gälte es einer Truppenbewegung zu folgen. Das schöne Denkmal, an deni man ebenso die tadellose Corrcctheit als den Schwung der Ausführung bewundert, wird ans die Jngcnd stets erhebend und begeisternd wirken. Insbesondere werden die jungen Cadetten, deren Thun und Lassen der oberste Kriegsherr wie vom Piedestal herab beobachtet und mustert, stets begeistert emporblicken zum Standbilde und werden zur allerhöchstem Zufriedenheit arbeiten und sich vorbereiten für ihren künftigen so ehrenvollen Stand, damit sie eine Zierde werden der ruhmreichen österreichischen Armee. Dem Commandanten der Anstalt, Herrn k. und k. Obcrstlieutcnant Heinrich Polaczek, der Marburger Stadtvertretung, die aus der Sparcasse die bedeutende Summe von 6000 Gulden zu diesem Zwecke spendete, dem genialen Künstler, Herrn Edmund Hofmann von Aspernburg, der seine ganze Kraft und Kunst dafür einsetzte, dem Besitzer der Mauthhausener Granitbrnchc, Herrn Poschach'kr, der den Granitsockel unentgeltlich beistellte, und dem Erzgießer, Herrn Hans Frömmcl, gebürt Lob nnd Dank für diese wertvolle, künstlerische Schöpfung. j «KVKKKKKKOSKKKKGGKGSGGKK § Christliche Studierende! achdem ich euch die hohe Bedeutung der neuen Schulsahne auseiuaudergesetzt habe, will ich sie jetzt ohne Verzug kirchlich weihen und segnen, wodurch sie erst ihren wahren Wert erhält. Ich will nun die vorgeschricbenen so sinnreichen Weihegebete verrichten, die Fahne nut geweihten: Wasser besprengen und urit geweihten: Weihrauch beräuchern. — — So also ist die herrliche Schulstandarte durch das Gebet der Kirche geweiht und geheiligt. Sie ist nun wahrhaftig ein Heiligthnn:; denn die Weihe der Kirche und somit des Himmels ruht ans ihr. 47 --N-- Sie ist dadurch geworden eine Fahne Gottes, ein wirkliches Zeichen Iesn Christi, des Obsiegers über Sünde und Satan, über Tod und Hölle. Ich nehme nun in meine bischöflichen Hände die geweihte Fahne nnd Pflanze sie hier auf vor dem Altäre des Herrn. Angesichts derselben erneuert nun alle, ihr meine theuren hoffnungsvollen Jünglinge, den Bund mit Gott dem Dreieinigen, den ihr bereits bei der heiligen Taufe geschlossen! Schwöret Treue eurer Mutter der heiligen Kirche, ihrem Oberhaupte dem römischen Papste, nnd dem Bischöfe eurem Ober¬ hirten, sowie dem Jubelkaiser eurem Landesvater und dem österreichischen Vaterlande, eurer geliebten Heimat! Erneuert das Gelöbnis der Treue euren theuren Eltern, euren von Gott gesetzten Oberen, die da eure besterfahrenen Führer sind ans dein Wege der Tugend und des Heiles. Wimm nun, jugendlicher Fahnenträger, in diesem weihevollen Momente ans meinen Händen die mit kirchlicher Weihung und Segnung versehene Fahne, und trage sie deinen Schulgenossen muthig voran als Vorzeichen des Kampfes und Sieges! Alle mögen derselben muthig folgen und unter ihrem Schutz und Schirm kämpfen für die gute, heilige Sache, alle mögen durch Hoch- und Heilighaltnng der Lehren -Ä-- 48 -K- Iesu, des guten Hirten und göttlichen Schulfreundes, und durch eifrige Nachahmung des hl. Aloisius ob¬ siegen in Zeit und Ewigkeit! Ja ganz gewiss, wenn ihr der unüberwindlichen, weil unsterblichen Fahne des großen Hirten der Schafe unseres Herrn Jesu Christi (8ebr. 13, 20) in Nachahmung des Schriftgelehrten, der zu Jesus fprach: Meister, ich will dir Nach¬ folgen, wohin dn auch gehen wirst Muttk.8,19), folgen werdet, dann werdet ihr den lohnendsten Erfolg bleibend an eure Fahne fesseln und werdet einstens mit Jubel begrüßen das Zeichen Jesu, das in den Wolken erscheinen wird (Nuttk. 24, 30), und werdet unter diesem siegreichen Zeichen heimkehren in das himmlische Vaterhalls zu eiueru ewigen Sieges- und Jubelfeste! Auf diese Meinung will ich jetzo die heilige Messe celebrieren, und will dabei besonders gedenken des hochherzigen Fahnenfpenders, meines ehemaligen herzensguten Katecheten, der Mitglieder des Lehrkörpers der Anstalt, aller Lehrer der Diöeese, wie aller Theil- nehmer an dem heutigen erbaulichen Fahnenweihefeste. Sie alle wolle der allmächtige Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist mit allem himmlischen und ir¬ dischen Segen erfüllen und ihnen allen den wahren -4S" 49 Glauben und die reinen Sitten erhalten! Gottes Segen möge auf der hiesigen Lehrerbildungs-Anstalt immerdar ruhen, damit aus derselbe» uur vollkommene und vollendete Charaktere hervorgehen, welche selbst ein erhebendes Beispiel siir die ihnen anzuvertrauende Jugend sein werden! Huibus orueis vietorium lurZiris, prns- wium! Des Kreuzes Sieg verleihest du, Gib uns auch ewigen Lohn dazu! Amen. M -L' EMNMWLS L °'-" L .? '-6 f^-6 >>'^1L ^L.^s S^tz -t» ^L» M 't- L LV^^-lA LMLK