für Vaterland, Kunst, Wissenschaft nnd geselliges Leben. Ein Trompeterstückchen. ^oucllette aus dem Portefeuille eines Vffyiers. s S ch l u ß.) «^as Natioualtheater zu Breslau war gedrängt voll. In den Ranglogen hatte sich die schöne Welt in ihrem reichsten Schmucke und im Prunke ihrer Reize ausgebreitet; das Parrcrre aber glich dem bunten Farbenspiele eines Gemisches aller Gattungen von Uniformen eines stehenden Heeres, hier und dort durch den blauen oder braunen Frack eines friedlicher Gesinnten unterbrochen. Der Löwe des Tages war jedoch der alte Husarengeneral mit dem silberweißen Schnur-barte und dem kahlen Scheitel, welcher in der Loge dicht am Proscenium saß und, umgeben von Geueralen, Stabs-Offizieren und Adjutanten, laut genug sprach, um auch weithin im Parterre vernommen zu werden. Aller Augen waren dem ehrwürdigen Kriegshelden zugewendet. Es war Lebrecht von Blücher, der „Husarenge-neral," wie ihn Napoleon spottweise — der »Marschall Vorwärts," wie ihn die Russen der Art seiner Angriffe wegen nannten. Er war auf Napoleon's Veranlassung in den Ruhestand versetzt gewesen, aber als sich nun Preußen erhob, um die schmachvolle Fessel zu brechen, in welche Frankreichs Uebermuth ganz Deutschland geschlagen hatte, da war Blücher, nun zwar schon ein Greis von siebenzig Jahren, einer der Ersten, welche sich erhoben, um den erlittenen Schimpf zu rächen. Aber sein König wußte es wohl, daß in den Adern des Greises noch Iünglingsblut ströme, und daß reiche Erfahrungen, in den Jahren des Unglücks gesammelt, ihn und vor Allen ihn befähigten, an der Spitze der Nation für das Vaterland zu kämpfen und diese zu Ehren und Siegen zu führen; er hatte den Oberbefehl über die preußische Armee erhalten, und als er nun am Vorabend des Ausmarsches im Nationaltheater zu Breslau erschien, da wurde er mir tausendstimmigem und wiederholten »Lebe hoch!" empfangen. Man gab ein kleines, zu diesem Zwecke besonders eingerichtetes, dramatisches Gedicht in einem Acte. Diesem folgte eine musikalische Akademie. Die eröffnende Ouverrüre war vorüber. Eine kleine Pause folgte. Der alte Marschall unterhielt sich lebhaft mit seiner Umgebung. Da trat ein in Schwarz gekleideter Mann auf der Bühne vor. Das schlichte, fast silberweiße Haar, so wie die scharf markirten Züge bezeichneten ihn jeden Falls als einen Mann, der den sechsziger Jahren nahe stehen, wo nicht sie schon erreicht haben mochte; doch der feste Gang und die aufgerichtete Haltung seines kräftigen Körpers schienen eine solche Behauptung wieder Lügen strafen zu wollen. Er hatte eine Violine in der Hand, — und nach einer anständigen Verbeugung gegen das Publikum begann er eine jener großartigen Compositionen zu spielen und diese auf eine Art durchzuführen, welche ihn jeden Falls auf seinem Instrumente als Künstler ersten Ranges beurkundete. „Aber Potz Blitz! —ist denn das nicht der Feige?" rief der Marschall, sich über die Brüstung der Loge weit vorlehnend. Der Künstler warf einen Blick hinauf, — er hatte die Frage vernommen, — es drang ihm recht freudig warm zu Herzen. — Er, der große Marschall, erinnert sich des Cürassiertrompeters, >— so ertönte es in seinen: Innern; er hatte in seinem Leben noch nicht schöner gespielt, als eben heute vor dem Manne, den er über Alles schätzte, der vor sieben Jahren sein Spiel ein »Katzengejammer" gescholten, und dem er dann ein Trompeterstückchen gezeigt hatte. Stürmischer Beifall erscholl, als er geendet hatte. „Holt mir den Feige!" befahl der Marschall. In fünf Minuten stand der bescheidene Künstler, in Mitten von besternten und bebänderten Herren, vor dem gewaltigen „Marschall Vorwärts." „Aber sag'Er mir doch, wo ist Er denn damal hingekommen, das; man Ihn durch volle sieben Jahre nicht zu Gesichte bekommen hat?" fragte der General. „Gefangen genommen, machte ich einen Spaziergang nach Frankreich, dann aber, vom Glücke oder, besser gesagr, von meiner Geige, die mir hie und da Freunde erworben hatte, begünstigt und aus der Gefangenschaft entlassen, machte ich meine Reisen durch Deutschland, Oesterreich und wieder ziemlich weit hinauf in das Reich der Russen, bis ich endlich vor einigen Monaten hier eingezogen bin, um heute das Glück zu genießen, vor Ew. Excellenz zu siedeln." 70 »Er ist ein Teufelsjunge," schmunzelte der Marschall; „aber sag' Er mir, wie steht es denn mit seiner Trompete?" »Ei, ich vermag wohl noch ein gutes Trompeterstückchen zu blasen," erwiederte der Virtuos, und weil es nun ein Mal wieder vorwärts gehen soll, so will ich auch nicht zu Hause bleiben. Das »Ports? 86Ü6«," das »aclw-v»I" und das »o»v2lyu6t" will ich wohl kraftig genug hervorschmettern; — nur »la r6ti>»it6" käme mir sauer an." »Und dazu soll es, will's Gott, auch nicht kommen!" rief der alte Held mit leuchtendem Auge. »Vorwärts! soll meine Losung seyn, und willst du, alter Knabe, den Ton dazu angeben für die ganze preußische Armee, für ganz Deutschland, so schlage ein, — du bist mein Stabstrompeter, — verstehst du, mein Stabstrompeter, immer mir zur Rechten!" Die Hand des deutschen Mannes, der für Deutschlands Ehre und Freiheit noch in den siebenziger Jahren den Säbel ergriffen hatte, ward dem deutschen Manne gereicht, welcher der »deutschen Nation die Losung »Vorwärts!" mit klingenden Trompetertönen zuschmettern sollte. Dieser ergriff die gereichte Hand, — er sank auf ein Kuie nieder und drückte die Lippen auf die Hand seines Marschalls. Die Umstehenden waren gerührt; sie wußten eigentlich nicht, warum. Das Publikum in Logen und im Parterre sah einer Scene zu, die es nicht verstand. Der Marschall beugte sich aber dem Trompeter zu, und feierlich ernst sprach er die Worte: »Ich danke dir mein Leben/ Feige; — du hast es mir bei Auerstädt mit Gefahr deines eigenen erhalten. Ich habe es nicht vergessen; von heute an bleibst du bei mir so lange, bis Einer von uns vom Schauplätze abtritt." Und Gott lieb Feige war und blieb der Stabstrompeter, immer zur Rechten des »Marschalls Vorwärts," und als nach der Schlacht bei Lützen Alexander dem ehrwürdigen Helden den Georgsorden um den Nacken hing, da rief dieser seinen Stabstrompeter herbei und stellte ihn dem Haiser mit den Worren vor: »Daß es mir vergönnt war, «och ein Mal meinen Arm meinem Vaterlande zu weihen, ist diesem Manne zu danken. Er ist es, der bei Auerstädt mit Gefahr seines eigenen Lebens das meinige erhalten hat." Da nahm Alexander den St. Georgsorden von der eigenen Brust und heftete ihn an das grobtuchene Collet des Stabstrompeters. Mozart's letzte Stunden. Fragment au« Mozart's Lcbcn, von I. P. Lyser. (Schluß.) Der Arzt, der jetzt kam, fand ihn wieder schlafend und seinen Zustand nicht beunruhigender, als am Abend vorher, verhieß aber spater einen zweiten Besuch. Kaum war der Arzt fort, so brachte ein Kanzleibote ein an Mozart adressirtes Paquet; Constanze Mozart, welche nach kurzer Ruhe wieder in das Krankenzimmer trat, bat Süßmeyer, die Schrift zu erbrechen und ihr den Inhalt mitzutheilen. Süßmeyer öffnete das Paquet: es enthielt, nebst einem herz- lichen Glückwunschschreiben, Mozart's Anstellungsdecret als erster Capellmeister am St. Stephansdome. »O mein Gott!" rief Constanze freudig aus, »welch ein Glück! das wird ihm neuen Lebensmuth geben, und zu seiner Genesung mehr, als alle Arzneien beitragen. Ueberlassen Sie es nur, Süßmeyer, ihm die Nachricht mitzutheilen, wenn er erwacht." Gegen Mittag erwachte Mozart wieder; als er an Süßmeyer's Stelle Constanze sitzend erblickte, lächelte er, fragte dann aber mitleidig: »Mein armes Stanzerl! bist du schon wieder auf?" — »Ich habe recht gut geschlafen, Herzens-W olfgang, und unterdessen auch eine rechte Freude gehabt, die du mit mir theilen sollst." — »Ach ja, was dich freuen kann, freut auch mich! Was ist's?" — »Es war einmal ein kleiner Junge, der hatte den guten Tati verloren und konnte ihn nicht wieder finden, so viel er auch suchte; da kam ein frommer Mann, der sagte: Du sollst deinen Tati wiederseh'n, aber du mußt erst nach dem Lande gehen, wo alle Kinder sind, die ihre Tati's verloren haben. Und da hat der fromme Mann dem kleinen Jungen die Augen verbunden und ihn geheißen: »nun gehe rückwärts," und so ist der kleine Junge gegangen immer rückwärts mit verbundenen Augen, und ist doch nicht ein einziges Mal gefallen. Endlich kam er in das Land, wo alle die Kinder waren, die keine Tati's mehr hatten, und das Land hieß Rücken, weil man nur hinein kommen konnte, wenn mal» rückwärts mit verbundenen Augen dahin ging, wo es liegt. Nun konnte der kleine Junge ein Lied, das hat er alle Abende mit seinem Tati gesungen, ehe er schlafen ging, dabei stellte der Tati den kleinen Jungen auf einen Stuhl, und so sangen sie's zusammen, und wenn sie's gesungen hatten, küßten sie sich, und Tati legte sein liebes Wolferl in's Bett." — »Ach Constanze!" — »Hör nur, liebs Manderl! — die Kinder aber in dem Lande Rücken konnten kein Lied singen, da hat's ihnen der kleine Junge gelehrt, und als es nun alle mit einander fort gesungen haben, da hat jedes Kind seinen Verlornen Tati kriegt; alle sind aber in dem schönen Lande Rücken geblieben, und der kleine Wolferl ist König der guten glücklichen Kinder im Königreiche Rücken geworden." ^) In Mozart's Augen glänzten Thränen, als Constanze endete: »Mein Tati ist vorangegangen," sprach er, »soll mir mein altes Mährchen anjeßt die Verheißung geben, daß ich ihn bald wiederfinde?" — »Nicht doch! Herzens-Mann, ich wollt' damit sagen, daß du nun wirklich so eine Art König werden, und nach Herzenslust singen sollst, wie du immer gewünscht hast." — »Wie wär' das," fragte Mozart aufmerksam, und Constanze, glühend vor Freude, theilte ihm nach und nach den Inhalt des Anstellungs-De-cretes mit. Aber ganz anders war die Wirkung auf Mozart, als Constanzia erwartet hatte; anstatt sich zu freuen, *) Dieses Mäbrchen »vom Königreiche Rücken" dichtete und erzählte der fünfjährige Mozart seinem Vater auf der ersten Reise nach Paris im Nelsewagcn. Ich theile es hier zum ersten Male ganz so. ohne alle eigene Ausschmückung mit, wie mir es Constanze von Nissen (Mozart'S Witwe) erzählte. Mozart's Vater hatte es nach der Erzählung des Knaben niedergeschrieben und lange aufbewahrt.-" 71 schrie er laut und schmerzlich auf, verhüllte das Gesicht in beide Hände und stöhnte: »Auch das noch! — eben jetzt, — wo ich sterben muß? — O Gott! und warum muß ich denn schon sterben? Jetzt, da ich nur meiner Kunst und den Meinen leben könnte, nicht mehr von einem Tag zum an.-dern, nicht mehr gezwungen, um den Beifall der unverständigen Männer zu buhlen. —Das Beste, was ich in mir trug, geht mit mir zu Grabe — und Weib und Kinder laß' ich hilflos zurück; es ist hart!" Und heftig weinte der sonst so sanfte, ergebene Mann. Constanze war höchst erschrocken, und wußte sich keinen Rath. Jetzt traten Süßmeyer und der Arzt ein. Letzterer erschrack über Mozart's verändertes Aussehen und flüsterte Süßmeyer einige Worte zu, davor dieser erbebte. — — »Sie müssen sich durchaus ruhig verhalten, Herr von Mozart," sprach er zum Patienten; »Sie denken zu viel, das greift Sie zu sehr an und jagt Ihnen das Blut zum Kopf; ich sehe mich genöthigt, ihnen Eisumschlage zu verordnen." — »So? S ü ß meye r gib mir noch ein Mal die Partitur." — — »Ich darf es nicht zugeben," rief der Arzt heftig. — »Ich will sie ja nur noch ein Mal ansehen. — Süßmeyer, her zu mir." Süsimeyer brachte ihm die Partitur. Mozart betrachtete sie lange, und am längsten die letzte Seite, welche er geschrieben. »Hab ich's nicht gesagt, daß ich das Requiem für mich schriebe?" — Er wollte noch etwas reden, allein er konnte nicht mehr; mit dem Zeigefinger auf eine Stelle in der Partitur deutend, und beide Backen aufblasend, womit er ausdrücken wollte, daß hier noch Pauken hinzugefügt werden müssen, sah er seinen treuen Schüler fest an und sank besinnungslos zurück. Er kam nicht mehr zu sich, denn die vom Arzte verordneten Eisumschläge um das Haupt griffen ihn auf das Heftigste an. — Süß meyer ranme zu einem Geistlichen, als er mit ihm zurückkehrte, war Mozart bereits eine Leiche. Eben neigte sich der Tag zu Ende. — Feuilleton. Gefühllosigkeit. — Der »Ungar" erzählt: Ein Bauer aus Raczkeve fuhr neulich mit seinem heubeladenen Wagen nach Pesth, und begegnete auf dem Wege einem Weibe, das ihn flehentlich bat, er möchte sie nach Pesth mitnehmen. Der gutmüthige Bauersmann willfahrte ihrem Wunsche und ließ das Weib auf das Heu hinaufsteigen. Vor der Mauth stieg das Weib wieder ab, nachdem es dem Bauer vielmal gedankt hatte. Als nun dieser in der Stadt sein Heu verkauft hatte, begab er sich in ein Wirthshaus, um sich da gütlich zu thun, und griff nach dem auf dem Wagen befindlichen Tornister, den er zu Hause mit einem guten Vorrath an Speck und Brot versehen hatte. Wer schildert aber sein Erstaunen, als er, den Tornister lüftend, zwei glänzende. Puncte aus demselben hervorlugen sah, die bei näherer Besichtigung nichts anderes waren, als die Äuglein eines neugebornen Kindleins, das wahrscheinlich von dem Weibe zum Danke in den Tornister hineinpractizirt worden war. Der Bauer, dem bei diesem unerwarteten Funde die Eßlust verging, ließ sogleich, den Tornister hinten am Wagen anhängend, anspannen, und ging vor demselben in Gedanken vertieft in die Stadt. In der Soraksäer Gasse wurde ein Mann vom Speckgeruche angelockt, und da er sich unbe- merkt glaubte, so griff er schnell nach seiner Beute und entfernte sich mit dem Tornister eiligst in die seitwärts gelegene Kuhgasse. Der Bauer, der das ganze Manöver mit angesehen hatte, schlich von Weitem dem betrogenen Betrieger nach und sah, wie dieser, in der Mitte der Gasse das Schatzkästlein öffnend, vor sprachlosem Staunen die Hände übereinander schlug. Spornstreichs lief der Bauer zu seinem Wagen hin und jagte auf Windesfiügeln auf und davon, da er befürchtete, der geraubte Schatz könnte ihm wieder aufgebürdet werden. Was übrigens mit dem unglücklichen Findlinge geschehen, ist uns nicht bekannt. Merkwürdige Wette. — In Nagy Körös ging den 29. Dec. v. I. ein Bauer mit zwei Edelleuten in die Wette ein, daß er bis auf die erste Station, nämlich nach Nagy Erdei Csarda (einen Weg von zwei Stunden) und wieder zurück in seiner leichten leinenen Hose und barfuß machen werde. Einer der Edelleute, um sich von der genauen Ausführung zu überzeugen, machte den Weg zu Pferde mit. Der Bauer führte seine Commotion an dem grimmig kalten Tage in dem angegebenen Costume wirklich aus, strich, zu Hause angelangt, für's erste die versprochene Prämie von fünf Gulden in C. M. ein, und zog hierauf Stiefel und Kleider an, um sich zu erwärmen. Des Nachts icdoch erkrankte er; es stellte sich eine Lungenentzündung ein, und als man ihm die Stiefeln ausziehen wollte, lösten sich beide Füße bis zum Kniegelenke ab. Es wird ictzt im Casino und den geselligen Kreisen des Marktfleckens viel darüber debattirt, ob man die^^wei-^Edelleute nicht zur Verantwortung ziehen könne, daß sie mit dem einfältigen Bauer (der dazu noch Familienvater ist) eine solche gefährliche Wette eingegangen. Aus der Kunstwelt. — Der allmälige Verfall mancher berühmten Kirchengemälde in Rom hat den Papst Pius IX. bewogen, die bedeutendsten Meisterwerke von römischen Künstlern sorgfältig copiren zu lassen. Die Originale sollen dann in hellen und trockenen Gebäuden aufbewahrt und durch tüchtige Künstler wieder hergestellt werden ; die Copien aber werden an ihrer Stelle in den Kirchen aufgestellt. — Im Weichbilde — der Stadt Pesth (erzählt die »Morgenröthe,") hat sich ein schauderhafter Vorfall ereignet. Eine Bauersfrau ging mit ihrem Kinde über das schneebedeckte Feld, als sie von fern einen Wolf auf sich zukommen sah. Voll Schrecken ergriff sie den zitternden Kleinen, hob ihn auf den Arm und floh, so schnell als möglich. Der Schreck aber lahmte ihre Kräfte; sie stolperte, siel und der Wolf ereilte und zerfleischte sie, die, am Boden liegend, noch ihr Kind zu schützen suchte. Endlich kamen Leute herbei, die das Kind zwar unverletzt, die Mutter aber in einem hoffnungslosen Zustande fanden. Zeichen der Zeit! — Wir lesen in der »Wiener Zeitschrift:" Die Choristen und Statisten eines Theaters in B** versuchten jüngst einen Ueberfall auf den Kritiker Herrn ***, dessen regelmäßige Theaterberichte in der dortigen Zei-tung erscheinen. Ein talentvoller Schauspieler, Herr N., war, seine natürliche Stellung wenigstens in der Wahl seiner Bundesgenossen nicht verkennend, im Einverstandniß mit dem Statistencorps. Der Kritiker sah sich beim Austreten aus dem Theater von einer rohen Bande umringt, deren thätlichen Mißhandlungen er durch einen Polizeibeamten entzogen ward, welcher in der Nähe war und sogleich dazwischentrat. Der geachtete Kritiker hatte daher bloß den Verlust seines Hutes zu beklagen, der ihm beim Angriff dieser Ehrenmänner gestohlen wurde. Es ist nicht nöthig, hier Namen zu nennen; die Sache an und für sich ist schon zu niederträchtig, als daß noch genauere Bezeichnungen nöthig wären. So ?2 rächt sich in Deutschland eine Clique, die mit dem Namen »Künstler" in Kaffehhäusern und öffentlichen Orten um sich wirft. Papierkorb des Amüsanten. E!n Feldbesitzer auf dem Lande schrieb kürzlich seinem Freunde in der Residenz: »Bei uns nimmt die Kartoffel.-krankheit sehr überHand. Ich habe sie, Gott sey Dank! noch nicht, wohl aber mein Feldnachbar, und ich fürchte, sie auch noch zu bekommen." Ein schlechter Sanger rief, nachdem er ein Lied gekrächzt, voll Ertase aus: »Ach, heute habe ich Stimme!" Darauf fragte ihn ein Witzkopf: »Was müssen Sie erst für eine Stimme haben, wenn sie keine Stimme haben?" Sieben Herren gingen neulich eines Abends in Pesth, wie die »Morgenröthe" erzählt, nach neun Uhr aus einem Hause. Der Hausmeister sperrte ihnen auf; aber der erste hatte kein Geld, dem Charon seinen Obolus (vlil^n einen Sechser) zu geben; er verließ sich auf den Zweiten und ging ganz ruhig hinaus. Aber der Zweite hatte eben so viel, wie der Erste; er ging ruhig hinaus und verwies den Hausmeister auf seinen Hintermann; dieser verlies; sich auf den Vierten, der Vierte verließ sich auf den Fünften, der Fünfte auf den Sechsten, — und der Siebente dachte: der Hausmeister müsse von den sechs Durchgekommenen schon eine Menge Geld bekommen haben, und drückte im Vertrauen darauf dem erwartungsvollen Charon einen Kreuzer in die Hand. Und der Hausmeister betrachtete den Kreuzer, der auf der breiten flachen Hand so muttcrseelen allein da lag, und rief aus: »Sieben Herren und ein Kreuzer!" Im Casino zu Essek, welches an Nobilität ein Muster aller Casino's seyn soll, schreibt die »Pannonia", ist eine große vergoldete Tafel aufgehängt, worauf sich die Worte befinden: »Hier müssen sich Alle lieben." Gewiß ein sehr schönes Gebot, welches auch von den Mitgliedern anderer Casino's befolgt zu werden verdient; nur weiß man eigentlich nicht recht, was unter jenem Gebote verstanden wird, ob nämlich die Mitglieder sich selbst, oder ein Mitglied das andere lieben soll. Das Intelligenzblatt einer Provinz-Zeitung enthielt , kürzlich folgende Annonce: »Empfählung." »Da ich in hiesi- ', ger Stadt angekommen bin, die Ratten und Maus zu ver- i treiben. Auch führe ich einen Wunderbalsam bei mir wieder die Wanzen wo man sie verspühren thut nur mit einer Feder ^ durchstreichen. Keines von diesen Mitteln ist weder Thüren ^ noch Menschen schädlich, außer was blind geboren, das muß von diesen berühmten Mitteln sterben alsbald um einen sehr billigen Preis." Vaterlandische Literatur. in. Wir erinnern uns nicht, daß das ..Illyrische Blatt" des Ver« t o v z'schen Werkes : ..Vinol'oj» «» ,8lavei>2e" je in einem eigenen Artikel Erwähnung gethan. Vernehmen wir daher das Urtheil eines auswärtigen Blattes darüber, das zur Zeit. als uns der geehrte Herr Verfasser eben mit einem zweiten Producte seiner Musie, der unvergleichlichen populä-re>-, Chemie, erfreute, um desto interessanter seyn dürfte. Im 5. Hefte des IV. Jahrganges der „Jahrbücher für slavische Literatur, Kunst und Nissenschaft" liest man wörtlich, wie folgt: ^ «Vertovz < M. ..Vinoi ^-»« der Weinbau. Laibach, 18^ — I8'<5, ! I, Blasnik. VIII. und 253 S., mit Tabellen und einem Anhange von 29 S- in 8. Ein vortreffliches Werk, das Lurch seine populäre Darstellung unter der wtinbauenden Bevölkerung der füdslavischen Länder die segensreichsten Früchte tragen wird. da es in außerordentlicher Menge unter dieselben verbreitet ist, aber auch zugleich in wissenschaftlicher Hinsicht die höchste Beachtung verdient. Einmal enthält das Buch eine so außerordentliche Menge durch die umfänglichste Lectüre vervollkommneter Beob« achtungen und Erfahrungen des Verfassers, der mit Weincultcr so außerordentlich viel sich beschäftiget hat; dann aber ist die darin angewandte Terminologie von einem so ausgezeichneten Kenner aus dem Volke selbst geschöpft, veredelt und vervollständigt, so vortrefflich, und da sie nicht bloß die Weinpflanzung, sondern auch die Behandlung der in den Weinen enthaltenen chemischen Substanzen bespricht, so allgemein nöthig, daß wir nur wünschen können, daß das Werk nicht blos» zu allernächst, mit der analogen Schreibweise erscheinend, für die kroatischen Weinbauer, son< dern in guten Uedcrsetzungen auch den andern weinbauenden Slaven zu« gänglich und nützlich gemacht werden möge." Benannte Zeitschrift erscheint zu Leipzig in Monatheften unter der tüchtigen 3tedaction des lli-. I. P. I o r d a n, allgemein geschätzten Professors der slavischen Sprachdialecte an der dortigen Universität, der es sich zur angelegentlichsten Aufgabe gestellt, die literarische Wechselseitigkeit unter den entfremdeten Slaven thatsächlich zu begründen und so sein Blatt zu einem Central - Organ für das ganze slavische National» Interesse zu erheben. Die ,,Jahrbücher" haben nebstdem auch noch anderer Erscheinungen auf dem Gebiete unserer vaterländischen Literatur anerkennend erwähnt, so z.B. mit Auszeichnung der »Flora Krains" von HerrnFle i sck m a nn ; woraus zu ersehen ist, wie sehr unsere entfernten slavischen Brüder jedes Nlümchen beachten, das dem bisher, so zu sagen, brach gelegenen Felde unserer heimischen Literatur entsprossen. Wie sehc aber diese llnerkennung uns Allen erfreulich, für die betreffenden Herren Autoren und manchen Andern aber zugleich ermunternd und aneifernd l!l, so kann sich Referent doch nicht enthalten, sein Bedauern auszudrücken, baß man bei uns selbst gegen derlei Erscheinungen gar zu gleichgültig zu seyn scheint. Denn es ist wahrlich kein Zeichen eines vollkommenen Erwachens aus dem bisherigen geistigen Schlummer, so lange wir immer warten werden < daß uns erst auswärtige Blätter auf di« Geistcsproducte unserer Landsleute aufmerksam machen. An Organe« der Oeffcntlichkeit fehlt es ja bei uns auch nicht. Oessnet doch das „Illyrische Blatt" vor Allem dem Vaterländischen bereitwilligst seine Spalten. Wohl aber hat es am guten Willen bis nun recht sehr gefehlt. Möge cs in der Zukunft besser werden! I»« Eorrespondeuz vom Lande. St. Veit am 23. Febr. 1858. Vei uns ist der Frühling bereits im Anzüge. Schnee hatten wir den ganzen Winter keinen, dafür aber wüthete im Jänner furchtbar die Nora, die für das durchmarschirende Militär etwas ganz Ungewohntes, Schreckliches war. — Piret Infanterie hat ungemein viel gelitten. -— L i n h a r t's 2actige Comödie „äliupnnuvi» Mika" ist vergangenen Sonntag in Wivvach zum 2ten Male bei grosjem Zusammenlauf von Zuschauern aufgeführt worden; für's nächste Mal ist uns von den Herren Dilettanten, die auch schon mehrere K o tz e b u e'fche Stücke zum Vesten gaben. „iVIüti^Iil'k, le «lien!" versprochen worden. Man trachtet bei uns auch sonst, den diesjährigen langen Carneval nach Möglichkeit zu feiern; jeder der beiden Vezirksorte, Wippach und H>idenschaft. gab zu 2 Bälle; übrigens ist für die Tanzlustigen Görz und Trieft in der Nähe. M. Auflösungen der humoristischen Fragezeichen im Illyrischen Blatte Nr. 17. 1. 6 und ^5. (wenn es nämlich heißt: »Geh' und Eß,") 2. Faust. 3. Den Fagott. ll. Das Hühnerauge, denn es ist beständig auf den Füßen. 5. Ausgelassen! 6- Wenn sie taub geworden ist. ?. Wenn man sie heirathet- 8. Die Putzmacherin. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.