Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U 5s. Sechster Jahrgang. 3V. Dezember 1863. Trübe Stunden. D-c Seele ist schwer und das Herz mir fo leer, Mich erfaßt cin unendliches Bangen, Eö färbt die Glut des Weines nicht mehr, Noch des Mädchcuö Kuß meine Wangen; Vergeblich streut seiucr Blüten Pracht Der Frühling auf Felder und Anen, Mich lockt nicht dcö Waldes einsame Nacht, Noch der Klippen phantastisches Grauen. Wie lauscht' ich als Jüngling dcm Nacht,gallschlag, Dem Flöten der Drossel so gerne, Uud jubelnd begrüßt' ich den dämmernden Tag, Und Abends die schimmernden Stcrue. Doch jetzt ist das Her; mir so öde, so leer. Von Kummer und Wchmuth zerschlagen; O, käme noch ein Mal die Jugend daher Mit ihren sonnigen Tagen! Was hast du errungen? was hast du erstrebt» Im stetigen Wechsel der Jahre? Gelitten, gestritten, geliebt uud gelebt, Es bleichte der Kummer die Haare; Und hast du dir blühende Noscn erwählt. In einzelnen, glücklichen Stunden, So hat eö dir nimmer an Dornen gefehlt, Das Herz und die Hand zu verwunden. Nun geht es bcrguutcr, nun geht es zu Thal, Des Lcbcnö Höh'n sind erstiegen, Ich seh', wie dort oben im Abcndstrahl Dic rauschcudcu Tanucn sich wiegen. Wie kreischen dic Naben des Waldes so schrill, Uud geisterhaft tlingt's in dic Runde: „Das menschliche Herz, wie bald sieht es still, Daß in kühler Gruft cs gesunde!" ^ ' 'l' ^ '> Das Goldstück dcr Tochter. (Fortsetzung.) ^Hch erstaunte ülx'r die Veränderung, dic mit Lcfcbre seit Mitt^i vorgegangen. Sei» Gesicht war belebt, das Auge funkelte und die Haltung w.ir aufrecht; allein bei näherer Vcobachtling gewahrte ich, d.iß in seinem ganzen Wesen cl'^s F-cl'c'.l'.iftcö vorherrschte und cin unheimliches Felier seinen Vlick belebte, dcr dämonisch auf den grünen Tisch mit den Haufen GoldeS und Silbers hinstierte. Da seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Spiel gerichtet war und ! er sich um mich nicht kümmelte — wir standen vor einer ! Pharaobank — so mischte ich mich unter die Vointeur's und ! trat ihm näher, um sein ganzes Thun zu beobachten. Er blieb eine kurze Zeit bloß Zuschauer, dann begann er behutsam in das Epicl sich einzulassen, mit Kleinigkeiten i die Karten besetzend. Unwillkürlich drängle eö mich, dieselbe > Karte, zu der er Vertrauen hatte, für mich zn wählen. ! Vald gewann er, bald verlor er, so daß die Mitternachts« , stunde schon längst vorüber war, während sein Kassastand ^ sich so ziemlich gleich geblieben war. Plötzlich begann das ! Glück sich ihm auffallend zuzuwenden, beinahe i>de seiner ! Karten gewann uud vor ihm lag cin ansehnlicher Haufen ! Goldes, welcher Erfolg seinen Muth sichtbar hob; denn ! bi-'licr hatte er unausgesetzt in der angsilichsten Spannung gespielt. Jetzt wagte er nicht mehr einzelne Stücke, sondern ganze Summe», und der Verlauf dcö Spieles wurde für ! ihn immer günstiger. Endlich sammelte er sich zu einem ! Hauptschlage. Alle Truppen mußten in'6 Feld. DaS Vlalt l wandte sich — et hatte Alles verloren. ! Mit einem Male schien er wie ans einem Traume zu erwachen, er griff sich nach dem Kopfe, riß die Augen ivcit auf, ließ dieselben auf den, Tische herumschwcifcn, fuhr dann mit beiden Händen in die Taschen, holte einen Louisd'or heraus, bei dcsscn Anblicke er unwillig den Kopf schüttelte und das Goldliück wieder sorgfältig verbarg; hierauf stieß er einen tiefen Seufzer aus, der mehr cin Acchzcn denn ein Athemholen war, wandte sich rasch um und gegen die Thüre zu. Ich folgte il.'iu Schritt auf Schritt. Auf dcr Gasse angekommen, ergriff ich ihn beim Arme. »Mein Herr." „Was beliebt?" „Sie entschuldigen, daß ich Sie aufhalte, aber ich wollte Sie um eine Gefälligkeit bitten." Er blieb stehen und horchte. „Ich habe auf Ihre Kmten gesetzt, da Sie Glück batten, ich habe mit Ihnen gewonnen und verloren, wir haben ein gleiches Schicksal gehabt: ich möchte mich darum nicht sogleich von Ihnen lrennc». Möchten Sie mir nicht den Gefalle« thun, bevor wir schlafen gehen, mcin Gast zusein? Unsere Ncrvcn sind abgespannt, wir wollen sic erquicken. Schlage,; Sie mir meine Vitte nicht ab, ich m.ig nicht allein trinken; ! ich mache mir dann das Vergnügen, Sie nach Hanse zu ! begleite». ^ „Ich danke Ihnen, mein Herr, ich trinke vor dem ! Schlafengehen keinen Wein, noch esse ich etwas." ! „Ach pah! Sie dürfen noch nicht schlafen gchen; wir ! Beide waren aufgeregt und ni:» lviit die Erschlaffung ein, ^ die uns unbehaglich stimmt; ich »uöchte uns dahcr gerne in ! eine andere Stimmung hincinplaudern. Gönnen Sic mir die ^ Ehre Ihrer Gesellschaft." ! „Ich danke nochmals für die frenndliche Aufforderung, ! Sie würden an mir einen schlechten Gesellschafter finden." ! „Sie branchen sich gar keinen Z:rang anzuthun," vcr- ^ setzte ich, seinen Arm unter den mcincn nehmend, „Ihre Gesellschaft wird mir unter allen Umstanden angenehm sein." Und ich schritt mit ihm fort, ohne daß er sich mebr sträubte. Ich führte ihn in ein Hotel, das ich schon oft besucht ! hatte und u'0 sich in einer Hintcrstube, unbekümmert um ! die Polizeistunde, oft noch bei anbrechendem Morgen eine lustige Gesellschaft zusammenfand. Wir trafen heute nur -mehr drei Gaste, welche in einer Viertelstunde darauf sich , empfahlen, so daß wir nun allein blieben. Mein jugendlich ^ frischer Appetit sehnte sich nach Speise, und mein lebenk- z froher Leichtsinn ließ mich den Verlust im Spiele schnell ver- ! gessen, da ich ihn bei meinen ausreichenden Geldmitteln nicht ^ einmal empfand, und mit dem Vorsähe, heiter zu sein, j schaffte ich die Erfrischungen an, die in Kurzem vor uns ^ standen, uns zu ihrem Genusse mit angenehmen Duste ein» , ladend. ! „Der Vater der schönen Alice ist's, der Dir gegenüber sitzt," dachte ich, „Dn kannst mit ihm ganz offen sprechen und ihm Dein Anliegen ruhig und ungestört anvertrauen." > Da durchzuckte mich der Gedanke: „Für wen willst Du das Wort führen? Für Deinen Freund oder für Dich?" Und die Gabel entsank meinen Handen, ich mußte tief Athem holen. Mein Tischgenosse saß schweigend da, es trat einen ! Augenblick tiefe Stille ein, denn auch er hatte zu essen aufgehört und brütete dumpf vor sich hin. Dieß brachte mich wieder zur Besinnung, ich nöthigte ihn zum Essen uud schenkte frisch ein. „Darüber soll fie entscheiden," beschloß ich meine Gedankenreihe, „und zu dem Vater spreche ich von einem Freier überhaupt." ! Ich begann nun über verschiedene Tageö-Ercignisse zu schwatzen und bemühte mich so viel möglich den Unbefangenen zu spielen, wodurch endlich auch Lcfebrc aufge.nuutert wurde, welche Wirkung nicht wenig durch den feurigen Wein unterstützt wurde, der in der That trefflich genannt werden konnte. Von hohem Interesse war es für mich, die Verände« rungen wahrzunehmen, welche in Lefebre'Z Gesichte allmälig vor sich gingen. Seine Wangen rotheten sich langsam, der starre Zug um seinen Mund wurde weicher, der menschenfeindliche Ausdruck wich auö seinen Blicken, das düstere Feuer der Augen loderte in einem hellstrahlenden auf, und eine Gutmülhigkeit war in denselben zu lcscn, die ihnen ursprünglich eigen zu sein schien und nun durch cme stille Fieude nieder war hervorgerufen werden, welche die Züge dieses verwitterten Gesichtes belebte. Ictzt wm'cn cö Alicen's Augen, welche mich aus dcm Maiure anschauten, und ein süßer Schauer durchrieselte mich. Er lehnte sich in dcm Stuhle zurück und schaute schweigend ror sich hin, ohne mich zu beachten; ich sah, er folgte seinen Gedanken, die ihn angenehm beschäftigten und wollte ihn darum aus seiner Versunkenheit nicht hinausreißen, wcßbalb ich abwartete, bis er selbst wieder den Faden unscics Gespräches aufüehmen würde. Endlich begann er i „Wie lange ist's dock schon, daß ich keinen Wein gc-trunken habe, ach, er erwärmt wunderbar das Herz und weiß uns neuen Lebensn.ulh einzustoßen." „Den Lebensmut!) sollen wir nie verlieren," erwiderte ich, „das Glück ist wandelbar." „Ja wohl, wandelbar," betonte er mit weicher Stimme, „und flicht treulos, wenn wir es mißbrauchen. Sie sind wahrscheinlich noch unvel ehelicht, mein Herr?" „Ich bin's, antwortete ich und iühlte, wie die Glut: auf meinen Wangen brannte. „Wenn Sie einmal heiraten, so vergessen Sie nie dcie schönen Tag Ihrer Hochzeit. In Ihre Hände legt das Schicksal das Wohl und Wche einer ycliebtru Seele; Sie sollen über sie wachen, bis der Tod das Vand zertrennt." „O, das will ich auch redlich," rief ich, mich vergessend mit lauter, kräftiger Stimme. „Mackellos, glänzcüd und rein, wie das Hochzeitskleid, wie der Brautschleier," fuhr er in mildem Tone fort, »frisch und lieblich wie der Kranz in den Haaren, ist an diesem Tage das Glück der Ncuverbundencn — so sollte es bleiben durch's ganze Leben! Jeden Morgen sollten wir an diesen herrlichen Tag. der nur cin Mal in unserem ganzen armen Leben uus so erscheint, zurückdenken, um nicht die nachfol« genden Tage mit eigenen Händen zu beschmutzen. O, wie ! dieser erste Tag meines ehelichen Lebens vor mir anftaucht, so voll herrlicher Hoffnungen, ich empfinde von neuem das selige Gefühl jener Zeit — der Zauberer Wein hat mich wie im Fluge zurückgetragen." Er blickte zum Plafond empor, ein flüchtiges Lächeln glitt wie ein matter Sonnenstrahl über sein Gesicht und war ! schnell wieder verschwunden. „Könnte ich in der Erinnerung stehen bleiben," sprach er, weich werdend, „ein Paar Jahre meines Lebens gäbe ich darum; doch das Gedächtniß ist unbarmherzig, es führt mich Schritt für Schritt vorwärts und zeigt mir meine Schande," „Lassen wir das," siel ich, ihm rasch ein, „wir wollen der Gegenwart leben und Punsch-Vowle soll die Vergangenheit freundlich bedecken." „Die Vergangenheit hat mir viel Schönes geboten, nie werde ich der Tage vergessen, die ich an der Seite meines braven Weibes verlebte; aber die Erinnerung soll auch meine verdiente Strafe sein; denn — ich habe mcinc geliebte Anna in das Grab gebrach!." Er senkte den Kopf ans die Brust und schwieg, und auch ich getraute mich nicht zu sprechen, ich war ganz kleinlaut geworden ob dieses vernichtenden Geständnisses. Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Wissen Sie, was mein eheliches Glück getrübt, was mich elend gemacht hat? Sie haben es heute gesehen." „Wie?" fragte ich verwundert, „und doch —" „Und doch," fiel er mir ein, hange ich noch daran, ach mein Herr, ich muß noch daran hängen. — Doch hören Sie. Ich habe die reiche Mitgift meines Weibes, ich habe das Erbe meines Kindes am Pharaotische verspielt. Mein Weib raffte der Kummer dahin, sie hinterließ nur eine Tochter — nein, sie hinterließ mir einen Engel." „Einen Engel," wiederholte ich, seine Ncde bestätigend, ohne daß er meine besondere Vetonnng beachtete. „Auf dem Sterbebette bat mich Anna, ich sollte dem Spiele für immer entsagen; dieß waren ihre letzten Worte, dann entschlief sie' aber erst nach ihrem Tode erwachte die S^iclwuth in ihrer ganzen Gräßlichkeit in mir. Jetzt wollte ich wieder zurückgewinne!:, was ich verloren, und ich verlor endlich auch dc» letzten Nest meiner Habe. Fluch dem Spiele!" (Schluß folgt.) Die philharmonische Gesellschaft in Laibach, scit dem Iahrc ihrer Gründung 1702, bis zu ihrer lctztcn Umgestaltung 1862. ! Eine geschichtliche Skiz;c von !),-. Fr. Hecslmchcr. (Fortsetzung und Schluß.) Zwei für Laibach neue Elemente, das eine der Gesel. ligkeit, das andere der reinen und höchsten Muse geiv'dmet, entstiegen dem Schooße der Gesellschaft in diesen Jahren. Das erstere sind die im Jahre 1869 ins L.ben gerufenen Iaschings'Liederlafcln, die durch das vorwaltend Humoi-isti« sche ihrer Vorträge, durch die Ungezwungenheit des Tones und durch die da herrschende heitere Laune eine Licblings-Untel Haltung der Bewohner der Stadt geworden sind. Das zweite ist der im Winter 186! von Nedved, Karl und Eduard Zappe, und Herrn Tbeater'Kapellmcistcr Nrban ins Leben gerufene Cyklus von Streichquartetten, »reiche den ! echten Kunstfreunden eine Quelle hohen Genusses gewordc», ^ und der alif Geschmack und musikalische Bildung am meisten i influircnden Kammermusik die Thore geöffnet haben. Die ! Freude und die Aueikennnng, mit welcher diese Quartette ! aufgenommen wurden, lassen der Hoffnung Naum, daß diese schönsten Abende in der Kunstgeschichte Laibachs sich fortcr- ! halten werden. Durch die Wohnsitz-Veränderung des jüu« ! gern Herrn Zappe wurde das Streich-Quartett ergänzt durch Hcrrn I. Zöhrer. 186l. Iil diesem Jahre vereinigte das gastliche Nürnberg alle ! Sänger Deutschlands zu einem großartigen Gcsangöfcste. ! Die deutschen Mitglieder des Mäünerchorcs schickten ihren i Lied» und Heiinalgenossci! telegrafisch einen Gruß, worauf folgende Antwort zurückkam: „Euren freundlichen Gruß haben wil allen Sängern vö! kündet. Er wurde mit Jubel empfangen, und gleiche Grüße von allen Enden Deutschlands ließen uns mit Stolz und Freude erkennen, es seien aller Orten Deutschlands Sänger mit nns im schönsten Feste. Wir sagen Euch den herzlichsten Dank. Möge unser Sängerspruch in immer wei» teren Kreisen zur vollen Wahrheit werden. Mit deutschem Gruß und Handschlag. Im Namen des Comite's der erste Vorstand Lindner m. p. Am l7. April hatte die Gesellschaft die Ehre, den eben ernannten Laudeschcf und Protektor der Gesellschaft, Mlcpilsch Edlen v. Kraiufels, den leider zu früh der Tod uns und dem gauzcii Lande entrissen, in einem Fest'Konzerte begrüßen zu können. Nach einem Prolog, gedichtet von Ludwig Ißleib, ! gesprochen von der Frau des Gesellschaft. Direktors . Emma ! Schöppl, folgte eine Fcstkantate „l^lli'liv" in slovenischer Sprache, gedichtet von Karl Deschmaun, komponirt von Nedved, für gemischten Chor. Im Jänner gibt Mischka Hauser, der Violinist, zwei Konzerte. Seine fürstbischöflichen Gnaden Vartholomäns Widmer, dem Beispiele der Vorgänger getreu, die alle Mitglieder deS Vereines und deffen warme Freunde waren, tritt der Gesellschaft als Mitglied bei, nimmt regen Antheil an dem Gedeihen der Kunst-Aostalt und übergibt dem Gesell» schasls-Kaffier das bedeutende Geschenk von 100 fl. 1362. In selbstständigcn und in Vereins »Konzerten spielte« zwei durchreisende Künstlerinnen, Frl. Zadrobilek, die Pianistin, 'uud Frl. Marie Mösner, die bekannte Harfenspielerin. Letzterer wurde von dein Mä'nnerchore eine Serenade gebracht, wofür sie demselben eine musikalische Soiree in dessen Gesangslokale gab. Der Männerchor gibt den Damen des Frauenchors ein „Kiänzchen" und wirkt bei den „Schicßi)atlkrän;chcn" mit. So hatte nun die Gesellschaft, wie wir scheu, einen bedeutenden Schritt nach vorwärts gethan, einen offenbaren Aufschwung genommen, die Programme der Konzerte fülllcn sich wieder mit wohlklingenden Namen, ein tüchtig geschulter Männcrchor bot der Gesellschaft neue Kraft, neuen Anhalts» punkt, ein Kranz reizender Mädchen verlieh den Konzerten eine schöue Abwechslung für das Gehör uud ein liebliches Vild dem Auge. Die Geselligkeit der Stadt überhaupt, die der Mitglieder untereinander, wurde durch Balle, Kränzchen, Sängcrfahrten und Sängerfeste gehoben. Wir sehen, die Vokalkläfte der Gegenwart übertreffen jene der früheren Zeit um Vieles. Leider aber verhält es sich anders mit den Orchesterkräften, die in ihrem gegenwärtigen Zustande die Vorzeit, insbesondere die Zeit von 1816 bis gegen 1830 nicht mehr erreichen. Die philharmonische Gesellschaft pflegte in ihrer ersten Gestaltung, zu Anfang des 18. Jahrhunderts die Instru. mental.Musik, die alten Chroniken sprechen stets von dem ili5l>-!!mrnl«»'»!N eoncuß die jeweilig anwesende Militärkapelle ersetzen. Nehmt uns diese und die Orchestralmusik in Laibach gebort der Geschichte an. Und solche Verhältnisse muß ich von einer Gesellschaft erzähle», die einst ein Orchester von 60 Dilettanten zahlte. So ist es nun gekommen, das: der eigentliche Kern der Gesellschaft der gesangliche Tdeil geworden, und zwar uebst dem Damcnchor der Mänucrchor. Natürlich konnten die alten Statuten einem mittlerweile umgeänderten Vereine nicht mehr entsprechen. Dcr Männerchor fühlte das Ve» dürfniß einer festen Organisirung, er wollte sich den Ein» richtungen, wie dieselben in Männcrgesaugs« Vereinen gebräuchlich sind, anschmiegen. Ein Paar Mitglieder singen nun an dein allen Gebäude zu rütteln an. Nachdem sie die ursprüngliche Idee, dcn Männerchor von der Gesellschaft zu trennen und sclbslsta'ndig hinzustellen, aus Rücksicht der Gc» fahr des Weiterbestehens für die philharmonische Gesellschaft und in Erwägung, daß Kräftezersplilterung für Städte von tcr Größe Laibachs der Sache der Kunst osseubar schaden müs''e, verlassen hatten, gingen sie daran, neue Statuten zi> entwerfen, welche den Männerchor als Theil der Gesellschaft behandelt wissen wollten, ihm aber eine Organisation in sich bestimmen, nnd die zugleich daS Interesse der philharmonischen Gesellschaft überhaupt im Auge behalten sollten, denn in jcdem Mitgliede der Gesellschaft lebt die Ueberzeugung, daß die Hingebung der Gcsangs.Dilettanten für das Wohl dcr ältesten Mujikgesellschaft Oesterreich's die Instrumental-Dilettanten daz» ancifern wird, auch ihrerseits dem Fortbestände, oder vielmehr dem Aufblühe» der vaterländischen Musikaustalt ihre Kräfte ;u widmen. Ein Statutenentwurf, ursprünglich nur für die Organisa' tion des Männerchorcs berechnet, und als Anhang zu dcn alten Statuten betrachtet, wurde in einer eigens hiczn bestimmten Versammlung der Eä'nger dieser vorgelesen »nid eine Debatte hierüber eröffnet. Schon die Lebhaftigkeit derselben ließ der Hoffnung Raum, daß diese Männer die Sache ernst nehmen werden. Als man cudlich übereingekommen, wurde dieser von den Sänger» geprüfte Statutenentwurf für den Mäunelchor dcr Direktion der philharmonischen Gesellschaft überreicht. In der beigcgebenen Motivirung wurde hingedeutet auf die Unzwcckmäßigkeit der alteu Statuten über« Haupt und der Wunsch ausgesplochen, es möge, irenu dieser Männerchor-Stalllten-Eutwurf angenommen werde, zugleich eine Neviviruug der Gesammt-Statuten in Augriff genommen > werden. Direktor Schöppl berief in Folge dessen eine General- ^ Versammlung ein. Diese irählte eine Vertrauen^^ommission ! von 48 Mitgliedern, und zwar aus der Neibe der zuhörenden nnd mitwirkenden, welche einen von I. Ledenig und I. Hilpert zu entwerfenden Statutcuuorschlag zn prüscu und endgiltig zu entscheiden habe. Die Vertranens-Kommission trat, nachdem der Entwurf fertig war, zusammen nnd berieth mit lebhaftem Eifer die Statuten, wobei sich besonders betreffs der Präcision i derselben Herr Slaats-Anwalt-Subsiitut Cavrctz den Dank des Vereines verdient hat. Diese Statuten wurden zur Genehmigung und Bestätigung »ach Wien gesendet, erstere erfolgte am 2. Februar, letztere am 3 Mai 1862. Der Eisolg soll nun geigen, in wicferne diese Satzungen dein ! Bedürfnisse der Zcitvc»Haltnisse entspreche!'. ! So viel hat sich jetzt schon gegeigt, daß der Geist, der ^ die Gesellschaft durchweht, ein fnscherer, der Ernst zur ! Sache ein gediegenerer geworden. ! Möge diese älteste Kuustgcsellschast Oesterreichs auch j fortan blühen und gedeihen. Literatur. Altdeutsche Märchen, Sagen und Legenden von Ncinhold Vechslcin. Leipzig bei O. A. Schulz. 1663. Die deutsche Literatur des Mittelaltcrs, so reich an herrlichen Erzeugnissen, ist dem größten Theile dcr Gebil« ! dctcn immer »och fremd, so viel auch Uebelsetzer thätig «raren uud die Poesien jener Glanzperiode zugänglich machten. Es ist das ein scllsamcs Ding; dcr Deutsche muß seine eigene ! alte Llteratnr übersetzen, soll sie verstanden und gewürdigt ! werde». Die Sprache jener Periode war eine andere, als ! die jttzigc Schriftsprache ist. ^»'aü betrachte das Nicbel^ngcn» ! lied, dic Lieder der Minnesänger )c. Viele dieser poetischen ! Schatze sind durch Ucbertragungen in das Hochdeutsche Gemeingut Aller geworden; allein kleinere, prosaische Stücke wurden noch wenig bearbeitet. Dieß hat n»n dcr Verfasser vorliegenden Büchleins übernommen; cr bietet uns eine strenge A»6wahl altdeutscher Märchen, Sagen und Legenden, drei handschriftlichen Sammlungcn des lü. IahiHunderts entnommen. Dic Sammlung ist mit Verständniß und feinem Takt gemacht, dic einzelnen Stücke sind treu nacherzählt und die Eigenthümlichkeiten des Slyls nnd beibehalten worden. Dieser Elyl erinnert in seiner Einfachheit an den der Bibel. , Die meisten der Sagen find neu, einzelne jedoch dem Inhalt nach schon bekannt, ;. B. „der Nitt nach dem Kalkofcn", dem Schiller den Stoff zu seinem „G.ing n.ich dem Eisenhammer" entnommen hat. Das nett ausgestattete Büchlein ist uns ein willkommenes, und macht dem, auf dem Felde, altdeutscher Literatur mit Erfolg thätigem Verfasser alle Ehre. E u t d e cku n ger e i sc n im Wald und aufde r H aide von H. Wagner. Leipzig. Otto Spaincr. Diese Entdeckungsreisen werden wcgcu ihres reichen und belehrenden Inhalts gewiß ein Licbling5bnch dcr Jugend und dcr Erzieher werde». Dcr Verfasser, dcr sich .,i,f pädagogischem Gebiete bewährte, hat dcn glücklichen Gedanken trefflich durchgeführt, untelhallendc Belehrung für die Ingcnd an die nächsten uns umgebenden Gegenstände zn knüpfen. Die Bücher — der cinc Ba»d behandelt Wald und Haidc, der zwciie Fcld und Fluv — die nicht weniger als l3l) Abbildungen enthalten, sollte» auf keinem Weihnachtstisch fehlen. Truck und Verlag von Igll. V. Hllciumayr A F. Vanlbcrg in Lail'ach. — VcrcmNrcNÜcl'cr Äldactcur I. v. Hlleinmayv.