Marburg und . Umgebung Steiermark). Von Leopold von veckh-Widmansletter. ©ra? 1900. Sonderabdruck aus der Grazer „Tagespost" vom September 1900 I * Maribor * X^eaU^y -4T 4100b > k >\ ■c-y. _ * **«»»?; IBidjt im Fluge erwirbt die Stadt ihre Freunde und nicht beim ersten Erblicken schafft sie Entzücken. Das Stadtbild ist noch nicht abgeschlossen. Nähere Umschau vermittelt hingegen die Wahrnehmung, daß es sich da je nach Stimmung frisch, fröhlich und frei, aber auch fromm und bürgerlich behaglich gut leben lasse. Wer Marburg und die Vortheile, welche die Ansässigkeit dort bietet, kennen lernte, wird sich nach jeder 'Abwesenheit immer freuen, wieder dahin zu kommen und beim Kommen etwa so sr/udig aufjauchzen, wie ein echter Sohn unserer Alpenländer, wenn er nach längerem Verweilen im Thale wieder die Höhe einer Alpe erreicht. Ueber das Werden und die gegenwärtige Verfassung dieser Stadt nähere Auskunft zu geben, ist das Folgende geschrieben: Marburg, seit 1703 Hauptort int Viertel zwischen Mur und Drau, also gleichbedeutend mit dem, was seit Maria Theresia Kreisstadt hieß, nun aber die zweite Stadt in der Steiermark unter der selbstständigen Verwaltung eines gewählten Bürgermeisters (seit circa 15 Jahren Herr Ingenieur Alexander Nagy) ist keine historische Stätte int welthistorischen Begriffe. Kein altrömischer Kaiser lallte da seine ersten Laute, P et tau, C il li gehen ihm von diesem Gesichtskreise weit vor, sogar die rührige l* Sommerfrische Leibnitz (flavia solva), zugleich Concurrent rücksichtlich des Bahnfliigels nach Wies, widmet dem jüngeren Emporkömmling nur einen kaum Wohlwollen ausdrückenden Seitenblick. Als Kaiser Karl der Große das tausendjährige deutsche Reich schuf, da standen schon eine Stunde südlich des heutigen Marburg die uralte Pfarre Kötsch, etwas näher Brunndorf (Brunne), dann der Ort Gams (Gamnitz), - der Bestand der Burg Marchpurch wird erst später zum erstenmale urkundlich sichergestellt im Jahre 1164. Beiläufig aus derselben Zeit, haben wir aus der Umgebung Gewähr vom Bestände der Orte St. Peter am linken, Lembach, Rothwein, Roßwein, Schleinitz, Lendorf am rechten Drauuser. Den Vorrang unter allen diesen Orten erreichte schließlich die Marchburg, vermittelt durch ihre von verschiedenen Gesichtspunkten unvergleichlich günstige Sage. Geschützt vor den Nordwinden, ist sie am Abhange des rebenbesetzten P o s r u ck * an der mächtigen Wasserstraße des Draustromes gebettet, und zwar wo die Drau aus engen Bergschluchten in das offene ebene Land tritt, von stärkerem Gefälle sich zu sachterem Lauf beyuemt und zugleich genau dort, wo die allerdings weit später, etwa erst im 15. Jahrhundert, als Hauptstraße aber erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts (zur Zeit als der Rath beS. großen Eugen von Savoyen in Wien den Ausschlag gab) angelegte Chaussee, vom Mittelpunkte der Monarchie Wien, nach dem größten Hafenplatze derselben Triest, den hier 123 Meter breiten, fast 2 Meter tiefen, dem Schwarzen Meer zueilenden Strom schneidet. * Der Name dieses östlich beim Leitersberger Defile abschließenden Gebirges soll eine verböscrte Umbildung ans dem deutlich bezeichnenden deutschen Worte B o ck s r ü ck e n sein. Für die Beständigkeit dessen spricht der Umstand, daß die Slovene» das Gebirge von Koza — Ziege, Kozjak = Ziegenrncken heißen. Wo sich Ziegen tummeln, sind die Böcke nicht ferne. Vermöge dieser hervorragend günstigen topographischen Verhältnisse wurde Marburg in neuester Zeit Knotenpunkt von Eisenbahnen nach allen vier Hauptrichtungen der Windrose; nordwärts nach Wien mit seinen Hinterländern, südwärts nach Triest mit den: Meere dahinter, ostwärts nach Ungarn und Croatien, westwärts nach Kärnten und Tirol, wobei noch zu bemerken ist, daß Marburg fast zirkelgenau an der Hälfte der Wegstrecke zwischen Wien und Triest in der Richtung von Nord nach Süd, in jener von.Ost nach. West aber in der Mitte der Strecke zwischen Budapest und Franzensfeste gelegen, außerdem in den eben gekennzeichneten Richtungen je 65. Kilometer von Graz, Cilli und von der kärntischen Grenze. bei Unter-Drauburg entfernt ist. Diese Umstände vermitteln, daß die Stadt die Umwandlung von einem manerumgürtetcn mittelalterlichen Schutzorte in einen modernen.Handels- und Verkehrstrutzplatz in lebhaftem Tempo, und wie es Emporkömmlinge mit Vorliebe pflegen - dreist vollzog, wie wenige Städte in der Monarchie. Zum Meisten gab hiezu die Anregung die Erbauung der Kärntnerbahn und die damit in Verbindung, gestandene Errichtung der Central-Werkstätte im Centralpunkte der Südbahn. Im Jahre 1840 zählte die Stadt 4500 Bewohner, heute zählt sie nahe 24.000. In dieser Zeit des Emporklimmens ist Marburg aus einem Städtchen mit drei katholischen Pfarreien für sich und. die Umgebung: Residenz eines römisch-katholischen Fürstbischofs, Sitz eines evangelischen Pfarrers, eines selbstständigen Gerichtshofes, einer Bezirkshauptmannschaft mit 165, das ist der größten Anzahl von Gemeinden im ganzen Lande, einer Finanz-Bezirks-Direction für das ganze Unterland, eines Haupt-Post- und Telegraphen-, auch eines Hauptsteueramtes, aus der Station eines Jnsanterie-Ergänzungsbataillons der Tummelplatz einer Garnison von Infanterie-, Reiterei- und Landwehltruppen mit einem General an der Spitze, der Sitz aller Kategorien von Mittelschulen, einer Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt, wie der Landes-Obst- und Weinbauschule, mehrerer Industrien (Brauereien: Götz und Tscheligi; Mühlen: Franz und Scherbaum; Ledereien: Badl, Gruber, Nasko, Stark) und der Mittelpunkt des steirischen Wein-, Obst- und Geflügelhandels geworden. Der Weinhandel ist vornehmlich rcpräsentirt durch die Firmen Pugl & Roßmann, Hausmanningcr, Kočevar, Küster, Mayer, Peßl, Tscheligi. Grund genug, daß zu den bereits bestehenden Geldinstituten (Gemeindespar-cafse, Escomptebank, Aushilfscassen der Deutschen und der Slovcnen, einer Pfünderleihanstalt) auch die österreichisch-ungarische Nationalbank dort eine Filiale errichtete. In Marburg waltet eine genügende Anzahl von Doctoren der Heilkunst und fast eine Ueberzahl (zehn!) von Künstlern, welche Leidenden im Kautschukgebiete des Rechtes, beziehungsweise Unrechtes, in Aussicht stellen, durch sie zum Siege ins Recht oder auch ins Unrecht zu gelangen. Ebenso leidet Marburg im Augenblicke an einer Ucberzahl von Baukünstlern: acht Bau-, zwei Maurermeister in einer Stadt von 24.000 Einwohnern! Sie schufen in der jüngsten Zeit eine für die meisten Hausbesitzer fühlbar gewordene Kalamität durch Ueberproducnon an neuen Bauten, so daß ein vielfach recht unschönes Wettjagen nach Miethern entstand, in dessen Verlaufe sich die Besitzer älterer Gebäude in theilweise sehr fühlbare Minderungen int Miethzinse fügen mußten, standen ja zu Beginn des Jahres nahezu dreihundert! Wohnungen leer. In dem Tempo, in welchem die zehn Herren Bau-künstler in Marburg gebaut haben, wachsen die Menschen nicht in die neuerstandenen Raume und insbesondere nicht in solche anspruchsvolle Räuine, wie deren die moderne Baukunst schafft. Eben in diesem Jahre, knapv nach Durchführung der Gehaltsregulirungen, suchte eine größere Anzahl von Officieren und Beamten den längst ersehnten Ruhestand. Dieser Umstand brachte dießmal rasche Erleichterung, auf tvelche die Baumeister in ihrem Unternehmungseifer wohl kaum mit Sicherheit rechnen konnten und für die Zukunft auch nicht rechnen dürfen. Kaum wird jedoch die Erleichterung aus schwerer Roth und auch nur theilweisc empfunden, hegen die zehn Herren neue gewaltig kühne Pläne. Nächst der Weinbauschule und dem bereits bestehenden Badl'schen Villenviertel ist ein noch jungfräulicher größerer Platz zu schauen. Dort wollen sie nur - 24 neue Villen bauen. Wir glauben gerne, daß die Herren Baumeister geschäftslustig sind, allein die Besitzer der bereits bestehenden Miethhäuser hoffen, daß in Hinkunft Neubauten nur nach Maßgabe des wirklichen Bedarfes, des naturgemäßen allmählichen Anwachsens der Stadt entstehen, sie in diesem berechtigten Wunsche bei der als maßvoll und tüchtig bewährten Leitung der Stadt Unterstützung finden, damit durch die Ueberspeculation Einzelner nicht eine Mehrzahl alter Besitzer leide, welche ihr Eigenthum ja doch auch redlich erworben haben und an den vorgekommenen Ausschreitungen nicht betheiligt waren. Die Adaptirungen aus Anlaß der Einführung der neuen Wasserleitung, ein Werk, welches der Stadt voraussichtlich zum Segen gereichen wird, werden den Baumeistern auf längere Zeit reichlich Arbeit schaffen, an solcher mögen sie sich's jetzt wenigstens eine kurze Zeit begnügen lassen. Bei dem allgemeinen Zuge nach der Moderne, gelten für ungestüme Streber heute in Marburg 30 bis 40 Frühlinge- junge Hauser bereits als alt. Für solches Frühalter gibt es gottlob nicht allzuviele Gläubige. Allerdings mangeln den etwas älteren Wohnungen die neuesten Einrichtungen, allein sie sind trotzdem keineswegs unwohnlich, dem praktischen Bedarfe häufig bequemer, als die Schöpfungen der neuestem Zeit. Die Neuzimmer haben häufig geringere Länge und Breite, viele Thüren und Fenster, sohin ungenügende Räume zum Stellen der großen Möbelstücke. Zum Unterbringen eines Inventars aus drei altgebauten Wohnzimmern braucht man in Räumen moderner Eintheilung fünf Piecen. Dieser durch die Mode künstlich geschaffene Mehrbedarf hat seit einer Reihe von Jahren die Auslagen^ auf die Wohnungen, für die Familien der sogenannt besseren Gesellschaft, manchmal sogar ins Ungeheuerliche erhöht. Es ist noch nicht lange . her, daß eine ganze Familie von dem Gelde anständig leben tonnte, . was jetzt vom Miethzins für eine moderne Wohnung' allein consumirr wird. Bon Seite der Ver-miether wie der Miethcr ist da Einsicht nöthig, die Uebergänge von der altbürgerlichen Wohnung aus der Theresianischen Zeit (solche und noch ältere bestehen in Marburg), zu jenen nach Oeffnung der Stadtthore in den Fünfziger-Jahren und dann bis zur fessellosen Ausgestaltung der modernen Zeit zu finden. Der Miether mit bescherdenen Mitteln erkenne gerne, daß man „bei den Alten gut gehalten" ist. dem Ver-miether und - Vergebung! ich bitte zu hören! - auch dem löblichsten k. k. Steuerinspectorate, genüge ein mäßigerer Preis und die Besitzer der alten gemüth-kichen Häuser werden, neben den Neubauten ganz! gut bestehen können. Die nun durch einen für-Marburg günstigen Umstand unverhofft rasch überstandene Verniiethercala- mitäthat ben Marburger Verein der Hausbesitzer ins Leben gerufen und zu lebhafter Thätigkeit angeregt. Er empfiehlt Marburg nicht als Sommerfrische für flüchtige Gäste, welche in den in jüngster Zeit meist mobcrnifirten Gasthöfen: „Erzherzog Johann",-„Mohr", „Meran", „Stadt Wien", „Traube"' (Oehm), „Ber-honik" (bisher Pürkeri, „Adler", anständige Unterkunft finden, aber als Ansiedlungsort und Ruhesitz. Solche Anempfehlung ist in der That gerechtfertigt und wir gewahren bereits die Früchte. Jii Marburg sind alle Bedingungen vorhanden, einen ununterbrochenen Zuzug neuer Ansiedler anzuregen, insbesondere seitens solcher Familien, welche bei bescheidenen Mitteln einen ruhigen, dabei alle berechtigten modernen Bedürfnisse befriedigenden Lebensgenus; suchen. Denn Marburg vereinigt alle Borzüge der Stadt mit den Annehmlichkeiten des Landes bei noch immer mäßigen Preisen. Dieß gilt zumal für jene Familien, wo die Hausfrauen an bürgerliche Ansprüche gewöhnt sind, den Bedarf an Speise für sich und die Ihren am Markt selbst einkaufen und dann selbst zubereiten. Das ist in Marburg nichts Seltenes, dafür entspricht aber nach - uraltem Marburger Gewohnheitsrecht den Anforderungen der bürgerlichen Küche, für gewöhnliche Sonntage mindestens ein in Netz bereitetes zartes „Jungfernbratel", oder Back- wie Brathühner, häufig eigener Zucht ; an größeren Festtagen der Kirche und der Familie wohlgemästete Kapaunen und Truthühner (Windischbüchler Puransl fammt dem em-pfehlenswerthen, auf den Rdbenhügeln ringsum die Stadt gedeihendem Beguß. Die ältesten Gewährsleute erinnern sich nicht, gehört zu haben, daß in Marburg je Irgendeiner oder Irgendeine erdurstet wäre. Dem Klima gemäß ist Marburg günstiger als das die Schöckellüftchen aus erster Hand empfangende Graz daran, durch seine Lage knapp an der südliche» Abdachung des Posruck, über welchen die Nordwinde streichen, also, daß die hoher gelegene Magdalena-Vorstadt am rechten Drau-Ufer von ihnen fühlbar mehr empfängt, als die Stadt am linken Ufer. Die Altersgrenze ist hier das 99. Lebensjahr. In diesem stand der am 11. September 1898 verstorbene Herr Kreis-secretär Jakob Bancalari. Jetzt hegen die Marburger eine Frau, welche jener Grenze zuschreitet. Vor kurzem wurde in diesem Blatte als ein wohl nur zufälliger Vorzug gepriesen, daß innerhalb zehn Tagen in der Stadt nicht ein Todesfall eintrat. Wegen dieser günstigen klimatischen und Gesundheits-Verhältnisse, sowie seiner vorzüglichen, zur Traubcncur besonders geeigneten Weintrauben und Pfirsiche wird Marburg vielfach das st e i r i s ch e Meran genannt. Außerdem bieten int Sommer die in wenigen Minuten Gehweite erreichbaren, auf beiden Uferseiten in reichlicher Zahl vertheilten und zu ungemein billigem Preise erhältlichen, höchst ersrischenden Drau-Strombäder eine nicht zu unterschätzende Erquickung. In Marburg ivird vom Juni bis September gebadet. Aus allen diesen Umständen ivird erklärlich, daß Militärs, welche einst in Marburg in Garnison waren, nach Abschluß ihrer Laufbahn die Stadt häufig zum Wohnorte wählen. Die Zahl der hier domicilirenden Generale, Oberste und Officiere aller Grade, ebenso der Beamten aller Branchen ist int Wachsen. Bewunderer von Bau- und anderen Denkmalen finden hier wenig Befriedigung. Die dreischiffige Dom-kirche, ein ehrivürdiges Werk der Spütgothik, ist gut gegliedert, geräumig, bietet aber nichts Hervorragendes. Gleichwohl dürfen die von dem Marburger Bürger Josef Holzinger zu Mitte des 18. Jahrhunderts geschnitzten Reliesdarstellungen aus dem Leben des heil. Johann des Täufers im Priesterchore nicht ungenannt bleiben. Für den Ausbau des zweiten Thurmes und der Facade werden seit mehreren Jahren Gelder gesammelt. In der Grazer Vorstadt an Stelle der ganz unzureichend gewordenen Franziskanerpfarrkirche ist jetzt eine der heil. Maria geweihte imposante neue Kirche im Rundbogenstil erstanden, welche am 11. August 1900 eingeweiht wurde, vermöge äußerer Gestalt wie innerer Ausstattung der Stadt zur Zierde gereicht. Als eine Eigenthümlichkeit aus der Zeit, wo die Stadtanlagen auch für den Zweck einer Vertheidigung vorbereitet sei» mußten, hebt der verdiente städtische Historiograph Gymnasial-Professor Dr. Rudolf Puff in seinem gesuchten Werke liber Marburg (zwei Bände, 1847, und zwar im I. Bande S. 50) hervor, daß über schmälere Gästen viele Bogengänge bestanden, welche ermöglichten, beinahe durch die ganze Stadt auf bedecktem Wege von einem Hause in das andere zu kommen. Er verzeichnet zugleich die bestehenden vorspringenden Mittelbauten und erwähnt, daß fast jedes Haus ein Durchgehaus ist, das heißt zu seiner Zeit war. Diese Besonderkeiten und die noch übriggebliebenen Eckthürme sind Reste aus der alten Stadtbefestigung, wie solche im 16. Jahrhunderte entstand. Nach Professor Wastler waren an diesen Bauren im Jahre 1550 auch der bekannte Baumeister Domenico de Lalio neben dem Steinmetz Jacopo Paracca und dem einheimischen Maurermeister Pernhart betheiligt.* Den Abschluß dieser Bauten dürften wohl die an den zwei correct stilisirten Wappen des Reiches und der Stadt beim alten Kärntnerthor noch ersichtlichen Jahreszahlen 1552 bezeugen. Der das Gepräge der ebengenannten Zeit tragende südwestliche runde, drei * lieber die Bauten an der Domkirche berichtet Domberr Dr. Josef Pajek in seiner 1899 erschienenen Schrift: „Ans dem Karten der Lavanter Diöeese" Seiten 33—34 und 37—39. Stock hohe Rcckthurm mit bent einer weit früheren Epoche angehörenben Löwenmonument war einst durch einen Thorbogen in Verbinbung mit einein höchst be-merkenswerrhen, auf Quadern ziemlich weit in ben Drau-stroin vorgeschobenen, in ber Slabtansicht bes Jahres 1710 bereits ersichtlichen Hause, seit langer Zeit ber Familie Straschil gehörig, welches dein gegen Osten liegenden - „Hafen" ber Draustabt zum Schutze gereicht. Das Haus Straschil soll schon im 16. Jahrhunberte gebaut worben sein. Im Herbst legt ba bie Obstversandt-Flotille an. Diese Beförberung bes bis nach Rußland verfrachteten Obstes hat durch die sanftere Bewegung der Schiffe viel voraus vor dem Versandt mittelst Eisenbahn. - Bemerkenswerth ist noch die alte Burg, sie weiset in ihren ältesten Theilen vierschrötiges 16. Jahrhundert, dann geschnörkeltes Barock des 17. und int Stiegenhause überschnörkeltes Rococo des 18. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert kann sie nicht mehr standesgemäß leben, darf aber auch nicht sterben; die Marburger wollen, wenn sie von der hochmodernen Eisenbahn in die Stadt kommen, den in besseren Tagen (1733) entstandenen offenen bedeckten Gang sehen und dazu die frisch-jugendlichen Stimmen eines dort eingeuesteten Kindergartens hören ; sie wurden's gewohnt, aus dieser Gewohnheit erblühte ein Recht und der Besitzer kam übel an, als er ba eine Umgestaltung vornehmen wollte. Die im Jahre 1655 gebaute Loretto-Kapelle in der Burg ist eine getreue Nachbildung der santa casa in Lorettv. Mit einem in der Ecke der Frauen- und Pfarrgasse fast freistehenden alterthünilichen, nun der Familie Pfeiffer gehörigen alterthünilichen Gebäude, ivelches einst dein deutschen Ritterorden gehört haben soll, dem schlichten Rathhause am Marktplatze, dein mit dem Haas'schen Wappen bezeichneten Hause Nr. 6 in der Domgasse, dem durch schöne Sculpturen ausgezeich- neten nun Schmiderer'schen Hause in den Kärntnerstraße Nr. 15 und der von hochmodernen Fabriksneubauten umgebenen Wohnkeusche Nr. 42 in der Kärntnerstraße als einer drastischen Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart, sind öie alten Bauwahrzeichen der Stadt erschöpft. Der neuen Zeit gehört an der Palast der Spar-casse. Nicht weit davon jener des Freiherrn von Gödl-Lannoy mit schönen Fresken im Prunksaale, ausgestattet mit vielen.Kunstschätzen, gesammelt vom verstorbenen Hofrath Hermann Baron Gödk, einem geborenen Mar-burger. Der neuesten Zeit gehört auch an das vielbespöttelte „Räthsel der Baukunst", durch seine jetzige Bestimmung einer schärferen Kritik entrückt. Zu den Räthseln kann nicht minder der jetzo prunkvoll „Goethegasse" genannte Ort zählen, der voraussichtlich noch etliche Jahre dieselbe Rolle spielen wird, tvie durch lange Jahre die Humboldtstraße in Graz. Dann wird, sowie die Letztere, auch die Goethcgasse der Marburger den Spott, wir hoffen gründlich, heimgeben. Zu bemerken ist noch, daß die Marburger Baukünstler wie Baubesteller dem Ausbaucn der Straßenecken gar so häufig aus dem Wege gehen. Dadurch entsteht die Ueberzahl der häßlichen Ecklücken. Erklärt sind dieselben durch den Umstand, daß Eckhäuser selten eine Garten- , anlage gestatten, solche aber den meisten Besitzern Be-dürfniß ist. Neben Nachbildungen der bekannten Standbilder des Kaisers Josef II. und Erzherzog Johann, welch Letzterer hier oftmals weilte, hat Marburg in den neuen Kaiser Franz Josefs-Anlagen eine der Erinnerung an das fünfzigjährige Regierungsjubiläum unseres Monarchen gewidmete Marmorsäule, gekrönt vom Doppeladler und an der Basis geschmückt mit dem belorbeerten Haupte des Kaisers int Relief. Dann das Original- denkmal Wilhelm ti. Tegetthvff's, denn hier wurde am 28. December 1827 der große Seeheld geboren. In der Domkirche ist das dem ersten Fürstbischöfe zu Marburg, Anton Martin Slomšek, gestorben am 24. September 1862, gewidmete, vom Bildhauer Johann Zajec ausgearbeitete Marmorstandbild sehenswerth. An der Außenseite des Domes sind aus alter Zeit, im Friedhofe bei den Grüften aus neuer Zeit einige gute Arbeiten. Anläufe zu einer elektrischen Straßenbahn versagten bisher, dazu dürfte noch auf längere Zeit hinaus ein wirkliches Bedürfniß nicht bestehen. Gelangt man ja aus allen Theilen Marburgs nach wenigen Schritten ins Freie und zum Genüsse einer die verschiedensten Ansprüche befriedigenden Umgebung. Wahrlich genug haben wir von der Stadt gehört und ich lade die Leser zu einem Spaziergange auf den Pyramidenberg ein, mit der Bemerkung, daß schwächere Fußgänger bei einem Ausflug auf den deutschen Kalvarienberg int Stadtwald an der Stelle der „Sieben Eichen", woselbst Oberst Baron Cirheimb 1895 den gefallenen Kriegern des steirischen Infanterieregiments Nr. 47 eilt Gedenken widmete, in der Ausschau nicht viel verkürzt werden. Der Weg führt durch den von Billenanlagcn flankirten ansehnlichen Stadtpark, dessen Ausgestaltung und treue Hut großentheils der Thatkraft des Herrn Josef K o k o s ch i n e g g zu danken ist. Er umfaßt einen großen Thcil jener Gründe, welche bis vor vierzig Jahren den zur Herrschaft Burg Ober-Marburg gehörigen Meierhof am Fuße des Pyramidenberges, von der nach dem Eingehen des Hochschlosses im 16. Jahrhunderte an der nordöstlichen Ecke innerhalb der Stadt entstandenen jüngeren Burg trennten. Eine noch bestehende, etwa zu Ende des 18. Jahrhunderts angelegte Allee gab den für die Wanderung vom herrschaftlichen Wohngebäude zum Meierhofe erwünschten Schatten. An der Stätte der alten Burg oben auf dem Berge geben die topographischen Verhältnisse, wie die Kenntnis; der großentheils aus diesen natürlichen Beziehungen geschöpften allmählichen Entwicklung dieses Landestheiles, von der Zeit an, als die Franken und die Baiern vom Westen gegen Osten vordrangen, um die Keime ihrer eigenen höheren Kultur hieher zu verpflanzen, gar bald die Erklärung, wieso gerade an dieser Stelle ein festes Haus entstand, ja entstehen mußte. Die heutige Eisenbahnstrecke von Graz nach Süden bis hinunter zur Gabelstation Pragerhof belehrt uns, das; dieser fast liniengerade Theil der Bahnstrecke die an der Westseite mäßigen Gebirgshöhen scheidet, von den auf der Ostseite sich ausbreitenden gelinden Hügelreihen oder gar ebenen Partien. Vom Wildoner Berg herab über die Sausaler Gebirgsgruppe, dem Platschberg und dem durch das Leitersberger Defile von den wendischen Büheln getrennten Posruck (Bocksrücken), endlich jenseits der Drau vom jäh abfallenden mächtigen Bachern-Gebirge, als der natürllchen Scheidewand der mittleren von der unteren Steiermark - liegt dies; eclatant vor Augen. Zugleich vollzieht aber auch die bisher stramni östlich fließende Drau knapp unter unserem Punkte eine auffällige südöstliche Wendung, behält diese Wendung über Pettau hinaus bis zum Einflüsse der Drann bei und gestattet in dem dadurch geschaffenen Raume den wendischen Büheln zwischen Mur und Drau eine behagliche Ausbreitung bis in die ungarische Ebene hinab. In der hiemit gekennzeichneten Linie und den vorgelegenen hügeligen Partien schwankte schon zur Römer- 1,6 zeit die Grenze zwi sch cit Noricum un d Pannonien. Zur Zeit als die Franken und Baiern hier ihre Grenzpfähle einrammten. war's dasselbe, Herr Moriz Felicetts v. Liebenfels in seiner ausgezeichneten Arbeit zur Bestimmung der topographischen Verhältnisse unserer Heimat vom 8. bis 12. Jahrhundert (Beiträge zur Kunde steierm. Geschichtsquellen, 9. und 10. Jahrgang 1872 bis 1873) zieht fast in derselben Linie die Grenze Karan ta niens gegen Pannonien. In dem kurzen Stücke zivischen Drau und Mur jedoch ist solche gezogen, genau von dem Punkte der alten Marchburg an der Dra uecke bis zur wenig Stunden Weges nordöstlichen Ecke an der Mur, wo beute Mureck steht und wo die Römer ihr Mureola hatten. Daraus wird mit einiger Sicherheit glaubwürdig, daß schon sehr früh auf betu heutigen Pyramidenberg ob Marburg ein Wehrbau zu Schutz und Trutz entstand, genau an der östlichen Grenzmarch K a r a n t a n i e n s gegen Pannonien. Daraus würde zugleich der ursprüngliche deutsche Name Al arch bürg beglaubigt, gegenüber den allerdings nur andeutungsweise zutage getretenen Versuchen der Slovene», aus dem altslavischen Hain der Göttin Mara ein „Mara-bor" zu construiren. Vergleiche Dr. R. Puff Marburger Taschenbuch für Geschichte. Landes- und Sagenkunde der Steiermark, 1853, I., Seiten 14 und 60. In ganz anderem Sinne wird eine Sage über die Gründung von „Marabürg" auf die edle Aufopferung einer slavischen Fürstentochter Mara zurückgeführt, welche nicht dulden wollte, daß der deutsche Heerführer meuchlings getödtet werde, darüber selbst den Tod erlitt, »vorauf der deutsche Führer an der Stelle, »vo Mara begraben worden war, die Maraburg erbauen lies;. („Marburger Zeitung", 12. Mürz 1891, „Die Gründung von Marburg".) Wahrend der Bewegungen jener Zeiten gestaltete sich die Mar ch bürg allmählich zum Hauptorte einer selbstständigen, verschieden benannten Grafschaft, deren im Umfange wechselndes Gebiet zu Ende des 10. Jahrhunderts beiläufig das Radl- und Bocksruckgebirge, die wendischen Büheln bis an die ungarische Grenze umfaßte, südlich vom Donatiberge und dem Bacherngebirge begrenzt war. Dieser Zeit wird Graf R a ch w i n als Graf dieses Sprengels bezeichnet. Etwa 150 Jahre später, nach Enenckl im Jahre 1148, übergab Graf Per nhart von Ai a r ch p u r g aus dem Spanheim er Dynastengeschlechte. welcher mit den Traungauern in naher Versippung stand und auch eine Traungauerin zur Ehe hatte, als er kinderlos geblieben war, „Marchgrauen Otachern von Steir daz hauz ze Marchpurch vnd den marchte vnd daz dar zu gehört“ - damit schloß die kurze Rolle Marchburgs als Hauptort eines im Rahmen der Reichsverfassung selbstständigen Gebietes seither gehört Burg und Markt (seit circa 1257 Stadt) zur Steiermark. Unter diesem neuen Bande wurden beide sohin steirische Grenzmarch gegen Süden, wo sich im Landstriche zwischen Trau und Save mehrere, zum Theile geistliche Hvheitsgruppcn gebildet hatten. Diesem jetzt gemeinsamen steirischen Landestheile entstammte auch die in Steiermark, noch mehr aber in Kärnten vielverehrte heilige Hemma, geboren um 983 als eine geborene Gräfin von Peilenftein, später als Witwe nach dem Grafen Wilhelm von Friesach und Zeltschach die Stifterin von Gurk, >vo sie nach ihrem Tode (29. Juni 1045) begraben wurde. Infolge der Vermächtnisse Hemmas kam das Gurker Bisthum zu reichen Gütern in Unterstcier. Das letzte nennenswerthe selbstständige Gebiet zwischen Drau und Save unter der Oberhoheit des alten Deutschen Reiches, war die Grasschaft Cilli. Nach dem tragischen Ende des letzten Grafen Ulrich 1456 und der Einverleibung seiner weitläufigen Güter in Steiermark, Kärnten, Krain und Zagorien (Kroatien) in den Habsburgischen Ländercomplex, hörte die Marchburg auf, eine Burg an der March in der Bedeutung von Grenze zu sein und verlvr jede politische Wichtigkeit. Und als im 16. Jahrhundert (1528?) ein Blitzstrahl die alternde Veste traf und zerstörte, wurde sie nicht mehr aufgebaut. Aus den letzten Trümmerresten wurde weit später 1784 an der Stelle, welche früher die Burg einnahm, eine Kapelle errichtet, deren an Stiftungstagen zu Thal leuchtendes Licht den geschichtlich rückschauenden Wanderer eigenthümlich berührt als ein Memento. Bald nach der Zeit des Ueberganges der Marchburg an die Traungauer wird 1185, 1189 und 1190 ein Pfarrer Conradus von Marchpurg genannt. Kurz bevor und wahrscheinlich noch vom Spanheimer Perm-hart berufen, wofür die Benennung bei Janns Ennenkcl spricht, kam aus Kärnten ein hochfreies Geschlecht nach Marchpurg. welches die Burg von dem Grafen und später von den Markgrafen und Herzogen in Steier zu Lehen trug, sich nach ihr benannte. Diese Herren von Marchburg gelangten bald zu Macht und Ansehen, erloschen stark ermattet Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Von ihnen haben sich nur mehr einige prunkvolle Siegel erhalten. Das dort sichtbare Löwenbild legitimirt sie als eines Stammes mit den es scheint etwas älteren Herren von Wildhaus, dann den mächtigen Karlsbergern und Silberbergern in ihrem Stammlande Kärnten. Nach dem Erlöschen der Herren v. Marchburg beziehungsweise später abgekürzt Marburg waren um 1380 kurz? Zeit mit Ober-Marburg die uralten und vornehmen Herren von S ch ä r f f e n b e r g belehnt, welche fast fünfhundert Jahre spater eben in dieser Stadt mit dem Grafen Johann Nepomuk am 14. September 1847 im Mannsstamme erloschen sind. Nach den Schärffenberg, welche in die obere Steiermark zogen, bestellten die Landesfürsten die Verwaltung durch Hauptleute, unter welchen 1480-95 Ulrich v. Graben hervorragte. Ulrichs Sohn Wilhelm und Enkel Andrä standen im gleichen Amte, Andrä starb am 14. April 1556 als der letzte des Grabner Geschlechtes, liegt Zeuge seines Grabsteines in der Domkirche begraben. Bald danach zogen neue Herren im Doppelsinne des Wortes in die Burg Marburg ein. Veit Khisl, in den Jahren 1530-1546 wiederholt Stadtrichter zu Laibach in Krain, wurde 1554 geadelt, 1561 erhielt er für den von ihm erbauten Edelfitz Kaltenbrunn bei Laibach einen Burgfried. Als Erzherzog Karl 1564 die Regierung der innerösterreichischen Länder übernahm, kam an dem neuen Hoflager zu Graz, Veits geschäftstüchtiger Sohn Hanns Khisl von Kaltenbrunn rasch zu Einfluß und Würden, wurde zuerst den um Willen des Lutherthums scharf opponirenden Grazern 1582 als Stadtrichter vorgesetzt, später Hofkammerrath, endlich innerösterr. Hofkammer-Präsident, heute würde man sagen Finanzminister. Dieser erwarb die Herrschaft Ober-Marburg 1575 zuerst pfandschaftsweise, später als Eigenthum. Auch Gonobitz jenseits des Bachern erwarb Khisl. Er >var nicht minder thätig, reichliche Blüthenansätze für spätere Berästungen am Stanimbaume zu besorgen, allein diese Blüthen brach theilweise der Krieg, theilweise fielen sie sonst ab. Hannsen's 1565 geborener Sohn Hanns Jakob erwarb 1618 die große Herrschaft Gottschee in Krain, wurde hierauf 19. December 1622 mit dem Titel eines Grafen Don und zu Gottschee in den Grafenstand erhoben. Im Staatsdienste wurde er Präsident des innerösterr. Hofkriegsrathes, allein aus seiner Ehe mit Maria Freiin von Thannhausen verwitweten Freiin Zwickl von Hainfeld (bei Feldbach) erblühten ihm keine Sprossen. Also adoptirte er den Sohn erster Ehe seiner Frau: Georg Bartlmä Freih. Zwickl, der nach dem Tode seines Stief- und Wahlvaters 1638, mit kaiserl. Genehmigung vom 11. Februar 1640 den Namen Graf v. Khisl und Gottschee annahm. Die Grafschaft Gottschee verkaufte er bereits 9. Juli 1641 an das noch heute im Besitze stehende Haus Auersperg. Zwar hatte er bei seinem Tode 1656 aus der Ehe mit Anna Maria Gräfin Berka neben drei Töchtern einen Sohn Johann Jakob Bartlmä als Erben, allein dieser letztere hinterließ bei seinem Sterben 1691 nur eine Tochter, vermählte Grästn Rosenberg. Die Stänimc Khisl und Z w i ck l waren erloschen. Gemäß der Erbsvereinbarungen der Familie kam in den Besitz von Ober-Marburg die jüngste Schwester des letzten Grafen Khisl-Zwickl, Anna Maria, vermählt dem Grasen Adam Wilhelm v. Brandis aus Tirol. Hingebende Frömmigkeit bildete den Charakterzug beider Familien Khisl und Brandis. Letztere blieben 190 Jahre in Marburg ansässig und erwarben in der Umgebung viele und ansehnliche Güter, auch gutes Gedenken an humane Führung. Im Jahre 1882 schlug auch für sie die Stunde des Scheidens. Seither gehört die Burg und der Mayrhof den in Norddeutschland einheimischen Freiherren von T w i ck e l. An der Stätte der alten Burg vollzog sich manche nennenswerthe Handlung. Die älteste erhalten gebliebene aus Marburg am 20. October 1164 datirte Urkunde besagt, daß damals Markgraf Otaker V. von Steiermark, umgeben von den Edlen des Landes, auf dem Schlosse weilte und einige Gütertäusche zu Gunsten des Klosters St. Paul vollzog. Am 9. September 1209 stellte Herzog Leopold (VI.) von Oesterreich und (III.) von Steiermark in Marburg die in Verfall gekommene Karthause Geirach wieder her; auch 1224 und 1227 war der Herzog am Schlosse. Im Jahre 1235 berieth hier Friedrich der Streitbare mit den Landesedlen den vorgehabten Krieg wider die Magyaren, in welchem der Herzog bann um kam. Von den folgenden Ereignissen sei nur der am Sonntag nach Ostern 1475 in Marburg gehaltene Landtag; die Bedrängnisse Marburgs durch König Mathias Corvinus von Ungarn 1480-1481; der im September 1516 am Draufelde von Sigmund von Dietrichstein und Jörg von Herberstein wider die aufständischen Bauern erfochtene Sieg, endlich die wackere Vertheidigung Marburgs unter dem damaligen Stadtrichter Christof Willenrainer, welcher den Osmanen im September 1532 mit Erfolg die Benützung der Draubrücke wehrte, berührt. Beschauen wir uns nun von der historischen Stätte der alten M a r ch b u r g das Gebiet ringsum und wir gewahren, daß der Gras auf der Marchburg das zu Ende des 10. Jahrhunderts als zur Grafschaft gehörig bezeichnete Gebiet von den Zinnen seiner Burg großentheils überblicken konnte. Unter ehrfurchtsvollem Schauer vor dem Einst halten wir in flüchtiger Umschau das Bild von heute in einigen Strichen fest, um damit uns den ungeheuren Weg zu bezeichnen, welchen die Cultur seit fast tausend Jahren zurückgelegt hat. So weit das Auge reicht, fruchtbare Gelände mit wechselnden Culturen, nach der Lage an der Südseite die Rebe, nördlich Wald und Wiese, auf den Gipfeln zahllose zerstreute weißblinkende Häuser und an hervor- ragenden Punkten auch Kirchen und Kapellen, um dem Höchsten über uns zu huldigen. So liebt es das Bolk der Slovencn oder Wenden und die Deutschen corrigiren diese Hebung nur dann, wenn die Lüftchen auf den Bergkämmen nicht allzu hestig sich äußern. Der Blick von oben zeigt, daß beide Neigungen Befriedigung finden. Zur Zeit des Grubens, der Haue, wie der Lese, hört man von den Lehnen allenthalben Sang, denn „wo die Wendin ist, ist auch das Lied." Knapp unter uns die nicht so sehr im Liede, als im gemeinen Drängen ves Tages lärmende Stadt mit ihren nicht vereinzelten Fabriksschloten, int Gegensätze zu den brechenden Burgen auf den Höhen, und die Kreuz und Quer die modernen Eisenstraßen mit ihren danipssprühenden Eisenrossen, während auch die alten Landstraßen in unseren Tagen von Fahrzeugen durcheilt werden, welche aus Stahl gebaut wurden. Ueberall auf der Erde ist es schön, je nach der Eigenart der Gegend. Eingeschränkt wird diese bewun-derungswerthe Schönheit nur durch die Leidenschaften, durch welche die - Menschen den Genuß der herrlichen Natur beeinträchtigen. Von dieser allüberall bezauberndern Schönheit sei aber insbesondere auf dieß paradiesische Stück heimatlicher Erde gewiesen und frohsinnige Menschen eingeladen, diese Gebiete im Detail zu besuchen - es wird sie nicht reuen, und Mancher mag sich auch, wie so Viele vor ihm, entschließen, hier dauernd das Lager aufzuschlagen. Um dazu einen Führer zu geben, will ich die besuchtesten und solcher Aufmerksamkeit würdigsten Orte aus der Umgebung Marburgs fächerartig verzeichnen unter Beigabe von Notizen in Schlagworten, denn ausführliche Beschreibungen würden einen stattlichen Buchband füllen. Linkes Drauuser. 1. Westlich an der alten nun verödeten Reichsstraße nach Kärnten längs der Drau, links Felberinsel, so benannt nach einem wohlhabenden Marburger Bürger ans der Mitte dieses Jahrhunderts, der da mehrere Häuser baute, auch dasjenige, das nun ich mein Eigen nenne. Auf der Felberinsel wurden vor Zeiten, das letztemal im August 1891, Festlichkeiten abgehalteu. Nach einer Gehstunde von Marburg erreicht man Gams mit uralter Pfarre und zahlreichen, häufig mit Muscatreben besetzten Weingärten. In der Nähe der Gamser Felsenkeller. In Fortsetzung beg. Weges auf der Hauptstraße am Husarensprung. (Reminiscenzen aus dem Jahre 1848) vorbei, der G schaidter -Hof mit beliebter Gastwirthschast. In weiterer Fortsetzung bei den Gehöften .der Gurker Domherren und des Fürsten Snlkowski vorbei, über Tresternitz (Gasthaus Wiesthaler) zum Schlosse Wildhaus mit der Ruine des alten Schlosses oben auf dem Berge, der erstem mittelalterlichen Signalstation, mittelst der sogenannten Kreidfeuer von Marburg ab in westlicher Richtung. Wildhaus war zuerst Sitz eines gleichnamigen, den Marburgern stammverwandten Geschlechtes, aus welchem Ulrich 1345-55 Bischof von Gurk war; dann Eigenthum der Auersperg, Zäckel von Friedau, Herberstein, der Grasen Rabatta ein Jahrhundert lang, 1808-57 der Freiherren v. Lannoy, hierauf bis 1883 des Philosophen Bartlmä Ritter von Carneri, Schwagers des letzten Lannoy, seither der Familie Badl aus Marburg. - Nächst Schloß Wildhaus das Einkehrgehöfte.Feldbacher, bald darnach das stattliche Psarrdorf Zellnitz. In der Nähe Drau-überfuhren nach Maria-Rast und Faal. Im Verfolge der alten Poststraße gelangt man zur ersten einstigen Poststation von Marburg ab, St. Oswald im Drauwalde, von da weiter über Fresen (Gasthof Sonns) nach M a h r e n b e r g zur Einmündung der Straße aus Mittelsteier über den Radlberg. Von St. Oswald rechts abbiegend über Ober-Kappel (832 Mir.) und Remschnigg (758 Mtr.) auf die Höhe des Posruck oder Bocksruck, dann hinab nach Markt Arnfels int Saggauthale, Sitz eines t k. Bezirksgerichtes. Andere Ausflüge aus den reichgegliederten und bewaldeten Posruck werden von Zellnitz aus unternommen auf den Jarzkogel (966 Mtr.) und Wallfahrtsort Heiligen Geist (907 Mtr.) mit lohnender Aussicht nördlich auf ganz Mittelsteiermark und den Hintergrund des obersteirischen Hochgebirges bis zum Wechsel, östlich auf die wendischen Büheln, die Kollos und die ungarisch-croatische Ebene dahinter; südlich beschränkt durch den Bacher,, westlich durch die kärntischen Berge. Die Kirche wurde 1667-70 unter hervorragender Betheiligung des Seckauer Bischoses Max Gandolf Grafen von Khuen-burg und der Frau auf Schmiernberg, Anna Crescentia Gräfin von Stubenberg, erbaut. In der Nähe die Ruinen der Veste Schmiernberg, deren Gutskörper (300 Joch) nun mit der gräflich Schönborn'schen Fideicommiß-Herrschaft Arnfels vereinigt ist, nahe dabei drei schön gelegene Teiche, welche vielfach besucht werden, Abstieg von Heil. Geist eventuell nach Arnfels oder Leutschach. Von letztgenannten, wohlhabenden Marktflecken führt eine gute Straße über G a m l i tz nach Ehrenhausen an der Südbahn. Fast am Wege zur Linken der vielbesuchte K r e u z b e r g. In der Nähe Leutschachs das stattliche Schloß T r a.u t t e n b u r g, einst Trappenburg geheißen, dann der seit 1837 ein Eigenthum der Familie Josef Ludwig Bayer aus Graz, bildende A m t h o f. Dieser ist Geburtsort des berühmten Naturforschers, Professors Dr. Franz Unger und seines Bruders, welcher mehr als ein Menschenalter als Arzt in Groß-Florian verdienstlich wirkte. 2. Bon Gams ist Gelegenheit geboten zu Ausflügen auf den Schoberberg und Pfarrort Heiligenkreuz (582 Meter). Häufig besucht wird von den Marburgern das Wallfahrtskirchlein St. Urbani (595 Meter). Rückweg entweder durch den Gamser Graben, oder über das Pößnitzthal. Ueberall liebliche Weingarten-Hauser, deren Besitzer allen Gegenden der Steiermark angehören. Der vornehmste derlei Besitz in dieser Gegend dürste der alte landtäfliche Merl Hof des Herrn Oberfinanzrathes Weis; von Ostborn in Graz sein. -Gute Tropfen im Keller. 3. An der landschaftlichen Weinbauschule, barm dem Stift Admont'schen uralten Ratzerhos mit schönem Herrschastshause, erbaut im 18. Jahrhundert, ferner den Weingärten des Fürstbischofs von Lavant vorbei, durch den Wienergraben (dort u. a. Gehöfte der Sängerin Bertha Krainz, einer Marburgerin, derzeit in Berlin) auf die Höhe bei Wolfzettel (439 Meter), Gast-wirthschast „Zum Schweizerhause" seit 1898. des Herrn Krüger, welcher zwecks . besserer Genüsse der lohnende» Fernsicht, einen Aussichtsthurm erbaut hat. Häufiger wird der. Weg dahin gewühlt über die sogenannten drei Teiche, dann die Baron Lazzarini'schen Weingärten mit gesichertem Halt im dortigen Weinschänke. Abstieg zur Abwechslung über den Stift Admont'schen Schwaigerhof ins Pösnitzthal ober über Potschgau zu empfehlen. 4. Vom Südbahnhofe in Marburg ausgehend, auf der Reichsstraße nach Ueberwindung mehrerer durch Hobelspanlocken angezeigter Hindernisse, dann Durchschreiten des Leitersberg-Defilös beim Gehöfte, des weit- bekannten Landwirthes und Abgeordneten Purgay erschließt sich eine Reihe lohnender Ausflüge: kt) Westlich längs der Strecke der geplanten Mar-burg-Wieser Bahn nach Schloß Langenthal, einst Wissiak-hof, gegenwärtig Eigenthum des Herrn Consuls Oskar Sitzler in Wien, dann beini Schlosse des Grasen D'Orsay vorbei, über die Pfarrorte Ober-St. Kunigund und Georgenberg (in der Nähe der Annenhof des Herrn Damian und der Marschallhof) nach Markt L e u t s ch a ch und Arn felg. b) Von Ober-St. Kunigund, richtiger vom Mos-hammer-Gehöfte darunter an der Kreuzung der Straße aus, über Frauenhof und durch das Sulzthal nach Witsch ein, Pfarrdorf mit einem seit 1808 dem Benedictiner-Stifte St. Lambrecht gehörigen Schlosse, dessen Verwalter durch 25 Jahre der frühere, noch unvergessene Abt Alexander Setznagel war. Der Ort wird bereits im Türkenzuge des Jahres 1532 mit dem Beisatze genannt, daß die dortigen Bauern sich tapfer wehrten, ist außerdem als Geburtsort einer größeren Anzahl von Gelehrten merkenswerth. Aus diesem weltvergessenen Orte gingen hervor der berühmte Ar;t Andreas Per lach, 1550 Rector der Wiener Universität, f 1551 und begraben im Wiener Stefans-dome, der slovenische Geschichtsforscher Simon P o-w o d e n, - die gelehrten Brüder Josef und Anton T o ß i, geboren in den Zwanziger - Jahren, ersterer war Professor in Graz, letzterer Custos am Ferdinandeum in Innsbruck. In der Nähe von Witschein der 524 Meter hohe Urlkogel. . c) Von Ober-St. Kunigund aus aus der alten Grazer Straße über Podigraz (schönes Gehöfte) und den Platschberg (504 Bieter) nach Ehrenhausen an der Südbahn. Markt mit merkwürdigem Schlosse darüber, in seiner gegenwärtigen Gestalt int Jahre 1553 erbaut von einer interessanten unternehmenden Frau, deren erlesenstes Werk allerdings die Herausgabe eines gar tapferen Sohnes von geschichtlichem Range mar. H e-lena, Tochter des reichen Bergwerksbesitzers Hanns Fueger von Melans in Tirol, bevorzugte lange Zeit vor Einführung der Officiers - Heiratscautionen die Kriegsleute. Ihr erster Mann war ein solcher von guter Conduite Erasmus Schrott von Kindberg, starb aber bald. Tapfere Kriegsmänner waren auch der zweite Freiherr Ruprecht v. Herberstein und der dritte Christof v. Mindors. Kurz vor 1542 ehelichte sie zum vierten Male den Sohn des Bürgers und Stadtrichters zu Radkersburg Andrä Eggenberger, das ist den Christoph Eggenberger, 1529 betheiligt an der Vertheidi-gung Wiens, dann Einnehmer der steirischen Landschaft. Diese beiden kauften im Frühjahre 1543 die Herrschaft Ehrenhausen und erwarben damit den ersten Adelssitz, der später an solchen, so reichen, aber schon im Jahre 1717 erloschenen Fürsten zu Eggenberg gefürsteten Grafen zu Gradiška und Herzoge zu Krumau. Der Eggenberger starb schon am 21. Februar 1551. Ohne Mann, war der betrübten Witwe das Leben wenig werth, sie ehelichte 1552 zum fünften Male Herrn Gregor Stadler den - Jüngern und Zeit dieses Ehebundes wurden „die Paschtain vnd Ringmauer von Grunt aufgefuert vnd paut", sie halten seither nahe 350 Jahre. Aus den zahlreichen Kindern der Frau war das Meisterstück der Ruprecht von E g g e n b e rg, sür-trefflichen Witzes gottbegnadeter Genoß. Er wurde Heerführer und schlug die Türken bei Sissek am 22. Juni 1593 entscheidend. Für sich und alle jene Eggenberger, welche wie er „als Generale und Oberste dienten", baute er das prachtvolle Mausoleum nächst dem Schlosse, in welches er im Februar. 1611 zur Ruhe gebettet wurde, schon vier Jahre danach (1615) in seinem Neffen Wolfgang Freiherr» von Eggenberg General der wendischen und Meergrenzen einen Gesellschafter erhielt. Der Schreiber dessen besitzt die Truhe, in welcher die Ausstattung einer der Schwestern Ruprechts, Frau Elisabeth, gelegt worden ist, als sie im Jahre 1561 den späteren Feldzeugmeister Michael Rinds maul zu Frauheim, schräge gegenüber jenseits der Mur zum Manne kriegte, mit ihm die Stammutter der vor wenigen Jahren int. Mannesstamme abgeblühten Graien von Rindsmaul ivurde. d) In nördlicher Richtung auf den Höhenrücken des Weingebirges Dobreng, wo einmal ein festes Haus gestanden haben soll, nach St. Egidy, Eisenbahnhaltestelle. e) Auf der Reichsstraße längs der Bahn nach Pößnitz (Einkehrhaus Flucher), dann über St. Egydi nach Spielfeld mit schönem großen Schlosse, einst den Katzianern, jetzt dem Botschafter i. R. Freiherrn v. Bruck gehörig. Hier Abzweigestation der Localbahn nach M u r e ck, Radke rsburg und Lutte nberg. In der Nähe Straß mit einer Jnfanterie-Cadettenschule. Reisende in das weltbekannte Bad Gleichend erg benützen diese Bahnstrecke bis Purkla, wo. sie die Fahrt zu Wagen über ©traben fortsetzen. f) An dem jetzt zum Stifte St. Paul gehörigen Schlosse Pößnitzhofen, einst Sitz des an der Baum-kircher-Empörung betheiligten Ritters Hans Peßmtzer, vorbei in die parallel laufenden Thäler Iah ring-, Wolfs- und St. Jakobsthal. Im ersten der alte Jahringhof der Benedictincrabtei Admont; im zweiten die Heimat eines längst erloschenen steirischen Edelgeschlechtes, dessen Wappen in jenem der heutigen Fürsten. Windischgrätz sich erhalten hat; im. dritten Schloß St.. Jakob, entstanden um 1630 durch den Grazer Bürgermeister Georg Khlingendraht, nach diesem bis 1767 über ein Jahrhundert int Besitze der Vorfahren des Verfassers, ans welchen ein im Staatsdienste nicht unverdienter Mann, der k. k. Hofrath Georg Adalbert von Beckh, f am 8. October 1801, dort begraben liegt. St. Jakob ist der Geburtsort jenes tapferen Kinskianer Corporals Franz Gornigg, welcher durch sein mannhaftes Verhalten im Pulvermagazin von San Spirito beim Ausbruche der Revolution in Venedig 1848, weit hoher gestellte Functionäre beschämte. Vom Jakobsthal kleb er gang ins Murthal zur Ueberfuhr Beim Murhof, oder nach Stadt Mureü mit einem seit sechshundert Jahren im Besitze der Herren und Grafen von Stubenberg befindlichen Schlosse. g) Oestlich im Angesichte des einst den Jesuiten gehörig gewesenen Willkommhofes am Fuße des Koschinaberges (soll Geburtsort des Historienmalers Malitsch sein) über St. Margarethen, einem sehr freundlichen Pfarrdorfe, und Markt St. L e o n h a r d t, dann dem Wallfahrtsorte Heil. D r e is alt i g ke i t, der bemerkenswerthen alten Kirche in Ben edi cten und dem fürstlich Trauttmansdorff'schen großen Schlosse Reg au, nach Stadt Rädkers bürg an der Mur, knapp an der ungarischen Grenze, im Mittelalter Haupthandelsplatz in der Steiermark, Stammort der späteren Fürsten Eggenberg. Von Benedicten aus über Tribein Ausflug nach dem Pfarrorte St. Anna am Kriechenberge (358 Meter) mit berühmter Rundschau über das ganze Gebiet der wendischen Büheln. Von hier aus übersieht man die herrlichsten Weingebirge von Radkersburg und L u t t e n b e r g mit den stärksten, darum aber auch bei Uebergenuß nicht ungefährlichen Weinen der Steiermark. Wer jedoch seine Sinne int Zaume hält, der möge sie genießen, die edelsten Tropfen des Steirer- landes, denn bedauernswerth ist, wer noch nie seinen Gaumen mit Kerschbacher (Abtei Admont), Jerusalem e r, D c m ner (feit unvordenklichen Zeiten Marke des Deutschen Ritterordens), Pettauer Stadtberger, Wurmberger Rebenblut bedächtig netzte. Bevor man den stattlichen Markt St. Leonhardt, Sitz eines k. k. Bezirksgerichtes, erreicht, wird auf einem mäßigen Hügel, dessen Fuß die Pößnitz int Halbbogen umschlingt, eines der größten und interessantesten Schlösser der Steiermark sichtbar: Gutenhaag. Einst Sitz der Haager kam die Herrschaft durch Anna. Tochter Günthers von Haag, des letzten voni Mannsstamm, 1409 an ihre,: Gemahl Heinrich von Herberstein und ivar lange der bedeutendste Besitz dieses für unsere steirische Heintat wichtigen historischen Geschlechtes. Im Jahre 1802 verkauften die Grafen Herberstein Gutenhaag sammt Lindenpichl an Johann Paul Pauer, dessen Enkel nod), im Besitze steht. 5. Vom Marburger Südbahnhofe ausgehend und von der Leitersberger Straße, abbiegend gelangt man nordöstlich in das Ko schaler-Weingebirge mit den Gegenden in der Brühl, Zweining und Freidegg. Von der Tegetthoffstraße aus kurz vor dem Bahnhof führt die Landstraße in die verhältnißmäßig jugendliche Vorstadt Meiling. Einst und durch ein halbes Jahrtausend bildete Melling eine Commende des Maltheser-Ritter-Ordens. 1800 wurde die Herrschaft an Alois v. Kriehuber verkauft, in dessen Familie sie bis 1880 blieb. Währenddem ging's ans Zerstücken. Das einstige Commenden-Schloß sammt der Katharinenkirche wurde Mitte der 1840er Jahre abgetragen. Aus den Ruinen entstand nach wiederholten Umbauten die gegenwärtige Feigenkaffee-Fabrik der Familie Hauser. Und >vas tummelt sich alles jetzo auf den einst so stillen Gründen der Commende! An die Berglehne haben sich die Lagerhäuser- der Süd bahn geschmiegt, nächst derselben drehen sich die Näder der großen Franz'schen Damvf-mühle, die Marburger Gasanstalt ist dort, ebenso neben zahlreichen Privat-Wohnhäusern die Kaserne der Süd-bahn-Conductenre, der Landwehrtruppen, ein Ziegelei-Ringofen; demnächst soll die Schlachthalle dort erbaut werden. Das Project, von hier aus die Dran durch stolze Dampfer befahren zu lassen, war noch nicht so weit gediehen, um dasselbe mit dem Ende der weiland Murdampfschifffahrt vergleichen zu können, abgesehen davon, daß die Drau bis Marburg der Mur bei Graz jedenfalls ein Tüchtiges über ist. An die Stelle des Hafens, wollten manche den Zukunftsfriedhof von Marburg verlegen. Dieses alles auf den Griinden, auf welchen die Maltheser sich begnügten, Heu mähen zu lassen. In Fortsetzung unseres Weges längs der Drau, welche hier durch eine Ueberfuhr mit Pobersch verbunden ist, kommen wir knapp unter dem von der Drau durch Anspülung stark bedrängten Schlapfenberg in einer Stunde zur uralten Pfarre S t. P e t e r mit der vielbesuchten Marien-Wallsahrtskirche am Frauenberge. Dort ist auch eine Schule sammt Pension für Mädchen, unter der Leitung der Schulschwestern in Marburg. Von St. Peter aus besteht für Ausflüge ins Weingebirge reiche Auswahl. Einer führt nach deni Pfarrort St. Barbara (390 Bieter) mit dem Stammhause der Arztensfaniilie Ferk. Prachtvoller Aussichtspunkt. darum viel besucht. Weil der Weg dahin am linken Drau-Ufer für Fahrende beschwerlich ist, so wird er gewöhnlich vom rechten Drau-Ufer über Pobersch, Fraustauden, Lendorf zur Drahtseilüberfuhr bei T ä u b-ling gemacht. Jenseits der Drau führt die Straße über Unter-Täubling und Ziglenzen zur Höhe von St. Bar- ßara. Von da bleibt die Wahl, in nördlicher Richtung das uns schon bekannte Schloß Gutenhaag, zu erreichen, oder südöstlich uns nach Wurmberg (422 Meter) zu wenden. Dies; versäumt selten ein Wanderer in diese Gegend, ist ja S chlo ß Wur m b erg eine der schönsten, besterhaltenen Ritterburgen der Steiermark, in impo-nirender Lage, hoch über der Drau den Berg krönend. So beiläufig wie von Wurmberg, beziehungsweise dem nördlich dahinter liegenden Hohenburger-Kogel (459 M.) muß die Rundschau beschaffen gewesen sein, von deren Mittelpunkt der in der Bibel genannte Versucher unseren Heiland, allerdings vergeblich zur Huldigung zu gewinnen strebte. Wie auf einer Tasse liegt das Unterland vor den Blicken des Beschauers. Wer sich über die wechselvolle Geschichte der Veste unterrichten will, erwerbe sich Gustav Budinsky's Büchlein: „Schloß Wurmberg", 1879. Seit kürzeren Jahren liegt eine gründlichere geschichtliche Arbeit über Wurmberg vor, vom Pfarrherrn zu St. Marxen bei Pettau, Matthäus Slekovec; diese ist jedoch int Buchhandel nicht zu haben. Geboten haben hier die Wurmberger, Pettauer, Stubenberger. Herbersteiner, Wechsler, dann wieder Herberstein, endlich von 1707 bis 1884 Attems. Run gehört das Gut einem wohlhabenden Wiener Bürger, Herrn Ferdinand Troll und seiner Gattin Carola, geb. Leibcnfrost. Wenige Schritte vom Schlosse entfernt steht die Pfarrkirche St. Maria in Wurmberg mit Grabdenkmalen der Stubenberg, Siegersdorf und Wechsler. In der Nähe des Schlosses das Weingut des Herrn Josef Baumgartner aus Graz mit Musterreben-anlagen, welche viel besucht werden. Von Wurmberg erreicht man durch,das anmuthige Grajenathal zu Wagen in einer Stunde die historische Stadt P ettau, an deren Grenzen unsere Ausgabe schließt. Ein anderer lohnender Weg führt dahin. Inapt) längs der Drau, bei den Besitzungen des Herrn Martin Kaiser und bei der bekannten Champagnerfabrik des Herrn Hintze Porbei. Als eine Abwechslung beim Rückwege Pon Wurmberg nach Marburg kann der Abstieg vom Schlosse nach dem freundlichen Pfarrdorfe St. Martin, dann weiter nach Täubling zur Drau-Ueberfuhr empfohlen werden. Alle bisher genannten Gegenden, gehören sie zum Posruck (Bocksrücken) oder zu den wendischen Büheln, wechseln in einem bunten Gewirre Pon rebenbepflanzten Hügeln, theils an den Gipfeln, theils an den Abdachungen oder in den Thalgräben besäet mit den mehr minder reichen Villen oder auch nur einfachen Landhäusern der Besitzer aus allen Theilen des Landes und auch weiter hinaus. Denn noch nicht ganz verklungen ist die Zeit, wo es zum guten Tone gehörte, in der Umgebung von Marburg einen Weingarten sein Eigen zu heißen, also daß es nicht ohne Anflug von etwas Bosheit verlautete, in Marburg dürfen nur jene die Bürgersteige benützen, welche sich mit dem Besitze eines Weingartens ausweisen können. Einst tvaren in den Besitzerreihen die Stifte, Prälaten und vornehmsten Geschlechter der zur Zeit der letzten Theilung der Habsburger Länder int Jahre 1564 von Graz abhängigen, weil bis zn Maria Theresia von da aus verwalteten innerösterreichischen Ländergruppe Steiermark, Kärnten, Stain, die wendische March (Möttling) und das Küstenland mit Triest, Görz, Gradiška und Istrien. Und alle diese Besitzer waren verpflichtet, von ihren gelesenen guten Tropfen den „Zehnten" dem Kirchenfürsten von Salzburg abzuführen. Im Wandel der Zeiten haben die kirchlichen Stifte (alle alten steirischen Abteien, aus Kärnten Gurk und St. Paul) ihren Besitz zu ctmferbiren gewußt. Unter den weltlichen Besitzern dominiren aber in unseren Tagen die ttzalcrkräftigen und bürgschaftsfühigen Bürger, rücksichtlich Marburgs die Patrizierfamilien B a d l, Bancalari, Bindlechner, Ferlinz, Franz', G irst m a yr, Gödl, G ö tz, Kokoschinegg, Kriehuber, O g r i s e g g, P a ch n e r, P f r i m e r, P u g g l, Reiser, Scherbaum, Schmiderer, Tappeiner, T s ch e l i g i und Andere mehr. Rechtes Draunser. 1. Südöstlich Fahrweg über den Wallfahrtsort Fraustauden (Filiale der Pfarre Kötsch), Lendorf zur schon genannten Drahtseilüberfuhr über die Drau bei Täubling, von wo dann die schon gewürdigten Orte St. Barbara, Gutenhaag und Wurniberg erreicht werden können. 2. Die Fahrstraße durch den großen Thesenwald über St. Nikolai mit einem Landtafelgute, daun dem Pfarr-orte St. Johann am Draufeld nach Pettau sühreud. Dahinter am Rande der Sauritscher Berge ist das herrlich gelegene nun Gräflich Wurmbrand'sche Schloß A n k e n st e i n zu schauen, die Beherrscherin der Drau-Auen mit ihren fächerartig vor sich ausgebreiteten Perlen P e t t-, D o r n-, R i't st e n-, F r ie d- und Polster-au. Nach dem Erlöschen der Ankensteiner 1323 hausten da ein Jahrhundert die Pettauer, weiter im raschen Wechsel die Schaumburg, Stubenberg, Ebersdorf, Thurn, Tattenbach und fast zweihundert Jahre bis 1801 die seither erloschenen Grafen Sauer von K o s i a k* und Ankenstein. * Die Sauer solle» aus Srnin stammen. Ihr erstes Prädicat K o s i a k oder K o s j a k möchte eine Abstammung aus den Gegenden des Posruckgebirges bei Marburg vermntheu lassen. In 3. Südlich die Neichsstraße nach Triest, bis nach Pulsgau die neue Schienenstraße fast begleitend, welche zahlreiche Seitenausflüge in die knapp bis zur Straße reichenden östlichen Abdachungen des mächtigen B a ch e r e r-Gebirgsstockes gestatten, der auf einer 143'5 Kilometer langen Umfangslinie 117 größtentheils von Slovene» bevölkerte Gemeinden umfaßt, Sein höchster Punkt ist die 1543 Meter hohe Velka kapa, seine von Touristen besuchtesten Punkte dürften das Wo lf-gangs-Kirchlein ob Marburg und der reizende Pfarrort Reifnig g ob Wuchern sein. Die gesuchtesten Marken seiner bvuquetreichen feinen Weine gedeihen am Ost- und Südabhange und genießen als P i ck e r e r, R a d i s e l l e r, N i t t e r s b e r g e r, S ch m i t s b e r g e r mit dem Brandner, Vinarier wohlbegründeten Ruf. Der vaterländische Dichter Ignaz Kollmann sang in seinem Liede auf den Bacher: „Von des Rittersbergers Rebenhöhc» Blicken neidlos mir jum Rheine hin, Des Burgunders süßen Purpur sehen Wir in deinem Gonowizer glüh'n. Gleich von der Drau aus, beim Anstiege zur St. Magdalens-Vorstadtkirche, wird von Marburger Wein-liebhabern öfter in mäßiger Krümmung abgebogen, um das Mayrseidl-Alpenhaus zu besuchen, wie die groteske Schilderung einer mit allen modernen Hilfsmitteln für Hochgebirgswanderungen ansgestatteten Expedition („Mar-burgcr Zeitung" 9. Juni 1889) beglaubigt. Auf der These n, wo die Marburger Kriegsvölker zu Fuß und zu Roß ihre Hebungen, ebenso die öavallerie-Garnison luie der blühende Marburger Renn- der That kamen sie ans diesen Gebieten Zeit ihrer Blnthe nie hinaus. Die Urheimat des uor Kurzem verstorbenen vielgenannte» Grazer Rechtsanwaltes und Vertheidigers Dr. Julius K osje k möchte wohl auch in diesen Gegenden zu suchen sein. verein ^geleitet vom Gutsherrn auf Rothwein Alfred Ritter v. Roßmanit) ihre aus allen Gegenden des Landes vielbesuchten Schaufeste zu Roß und Wagen abhalten, locken die unverfälschten Tropfen des Vater Wretzl'- nun Roth'schen Gehöftes. Knapp dahinter, in einen Eichenhain gebettet, ist das schöne im florentinischen Styl im 18. Jahrhunderte erbaute Schloß Windenau, seit 1863 Sommerresidenz des Fürstbischofs von Lavant. Hier soll einst zur Zeit der Römer eine Stadt Medaria bestanden haben, von welcher weiter gesagt wird, sie sei dem großartigen Erdbeben im Jahre 6 vor Christi Geburt zuin Opfer gefallen. Als nach den Völkerwanderungen allmählich Beruhigung ein getreten war, entstand hier, in der geschichtlich bereits controlirbaren Zeit, am Berge eine Burg, deren Eigner sich die Herren von Winden nannten, welche dann im Jahre 1491 ausstarben. Hieraus walteten hier die Herberstein aus dem Aste von Gutenhaag; unter ihnen wurde hier zur Zeit der Reformation eine evangelische Seelsorgestation sammt Friedhof für die am Draufelde wohnenden Religionsgenossen errichtet, welche 1600 bei Durchführung der Gegenreformation wieder zerstört worden ist. Die Herberstein gaben um 1629 das Gut auf, ihre Nachfolger wurden die Grafen Khisl von Kaltenbrunn auf Ober-Marburg, und als diese erloschen waren, wie oben bei Ober-Marburg ausführlich nachgewiesen, die Grafen Brandis. Letztere verkauften Windenau 1863 dem Bisthnme Lavant, damit bei der Uebersiedlung des Bischofsitzes aus St. Andrä im Lavantthal nach Marburg 1859, für dasselbe ein repräsentationsfahiger Edelsitz geschaffen werde. Gleich hinter Windenau foiitinen wir in die von zahlreichen Weingarthäuscrn besetzten Gebiete von Roßwein, Kötsch und Schleinitz. Zunächst blickt Don der Hohe über dem uralten Pfarrdorfe Kötsch das stattliche „Haus am Bacher", einst auch H aus e nbach geheißen, mit seinen Garten und Anlagen. Einst geboten hier durch lange Zeit die Stubenberg aus der Linie, welche 1630 religionshalber nach Deutschland auswanderte, dann wechselten die Besitzer rasch. Jetzt waltet da als Hausfrau Gräfin Maria Nugent, geb. Markgräfin von Pallavicini, eine im Wohlthun unermüdete Dame mit ihrem jugendlichen Sohne, dem Coadjutor im Besitze. Der einst zur Herrschaft gehörig gewesene Roge is Hof jenseits der Reichsstraße, ein stattlicher Körper Don 300 Joch Umfang, wurde an die Mar-burger Familie Scherbaum Derkauft. , Ein beliebter Ausflugsort für die Marburger, namentlich im Winter für Schlittenfahrten, ist das Pfarrdors Schleinitz (Gasthaus Prek) mit dem zur gleichnamigen Herrschaft gehörigen, im modernen englischen Style restaurirten Schlosse knapp unter dem .Hügel, welchen einst die alte Burg krönte. 91 uf letzterer hausten weit über zwei Jahrhunderte die Dielfach Der-dienten Grafen K o l l o n i t s ch, deren letzte Namensträgerin Dor wenigen Monaten im April d. I. zu Wien starb. Diesem Stamme gehörte bekanntlich der berühmte Cardinal-Bischof Leopold Graf Kollonitsch, f 20. Jänner, 1707 an, welcher eine der Hauptstützen der glorreichen Bertheidigung Wiens im Jahre 1683 war. Im letzten Jahrhunderte war die Burg Don 1802 bis 1847 im Besitze der Fürsten Poniatowsky, Don 1847 bis 1882 in jenem der Grafen 0. Brandis. Jetzt tummelt da ein Ritter aus Polen, Herr Karl Don Rudnitzki, seine feurigen Rosse. Bald hinter Schleinitz erreichen wir eine Straßenkreuzung, an welcher ein stattliches, nach Bauart und eingemeißelter Jahrzahl oor hundert Jahren gebautes Gehöfte, genannt Wundsam, steht. Der Name erinnert an eine, rasch enipvrgekommene, fast noch jäher wieder zur Unbedeutenheit herabgesunkene Marburger Bürgerfamilie. Niemand versäume es. da rechts einzubiegen, um in einer kleinen Viertelstunde den wie ein Kindlein in der Wiege reizend zwischen Weinberge eingebetteten Pfarrort F r a u h e i in, den Mittelpunkt des gerühmten Radiseller «deutsch: Lustbüchler) und Rittersberger Weingebirgcs zu besuchen. Die leiblichen Bedürfnisse finden in Stampfl's Gasthof solide Befriedigung und zur Eisenbahnstation Kranichsfeld besteht Omnibusverkehr. Im Orte über der vor etwa einem Jahrzehnt ganz neu erbauten Pfarrkirche die Ruinen eines alten Schlosses, welches einst, und zwar bis 1568 dem jeweiligen Erbinarschall der Steiermark nach Lehensrecht zur Nutzung überwiesen war. Hierauf hausten da mit rascher Abwechslung zahlreiche Adelsfamilien des Landes, die Gabelkhoven, «Schneeweist, Wagensbcrg, Herberstein, von 1738 bis 1802 die Grafen Khuenburg. Seither folgte die Herrschaft dem Lose der Burg Schleinitz. Den Ort belebt auherdem eine Scherbaum'sche Mühle, auch wird da reger Holzhandel betrieben. . Die Straste führt dann weiter über Pfarrdorf und Schloß Ober-Pulsgau (letzteres bis ins 15.Jahrhundert besetzt von den Pulsgauern, im 18. Jahrhundert von den Grafen Dietrichstein und seit 50 Jahren von den Freiherren v. Post) zur schön gelegenen und wohlhabenden Stadt Wi n d is ch-F erst ritz. An den Grenzen derselben schließe ich meinen Bericht, denn da hüten die derzeit die Hauptmannschaft int Lande lobsam innehabendcn Grafen v. Attems als Herren der Burg Feistritz ihre historischen und anderen Interessen selber. Ich beschränke mich nur auf die Bemerkung, daß die nächste Eisenbahnstation P ö l t s ch a ch nach zwei Seiten zu höchst lohnenden Ausflügen anregt, westlich auf den eine weite Rundschau gewährenden 883 Meter hohen Donatiberg, dann zur vielbesuchten Landes-euranstalt S a u e r b r u n n nächst R o h its ch, westlich mittelst der Landes-Localbahn nach Go nobitz mit dem gerühmten Weingelände V i n a r i a. Von den östlich der Reichsstraße gelegenen Ortschaften des Pettauer Feldes seien genannt: das große Dorf K r a n i ch s f e l d, mit dem gleichnamigen weitläufigen Schlosse, unter dessen Besitzern der 1671 zu Graz als Hochverrälher Hingerichtete, gemäß seiner Persönlichkeit wahrlich wenig bedeutende Hans Erasmus Graf von Rheinstein und Tattenbach in geschichtlichen Aufsätzen und romantischen Erzählungen weit mehr genannt worden ist, als Persönlichkeiten von Verdienst und segensreicher Thatkraft. - An der Straße von Kranichsfeld nach Pettau liegt in der Ebene Schloß E b e n s f e l d, seit langem in Trauer und verödet. Erst gelang es nicht, aus dem Schlosse eine Cavallerie-Station zu machen, die Unternehmer , haben an diesem Mißlingen hart zu tragen. Dann hat unkluges Verhalten eines späteren Besitzers auch die Artilleristen von da vertrieben, so alljährlich in den Sommermonaten hieher kamen, um viel Pulver, aber auch viel Geld zu verschießen und in der an letzterem gar armen Gegend zu lassen. Die Herren Kanonengelehrten aus Jnner-österreich und (Kroatien vom 3. und 13. Armeeevrps sollen es nun in Gurkfeld noch toller und doch stiller (das Pulver hat bekanntlich die Stimme verloren) treiben, unter aller Förderung der Bevölkerung, denn dort versteht man diese alljährlich wiederkehrenden Besuche zu würdigen. - Von der vielgenannten und vielverwünschten Eisenbahnstation Pragerhof zweigt die ungarische Linie der Südbahn ab. Malerisch blinkt von den Höhen der niederen, die Wasserscheide zwischen dem Drau- und Drannthale bil- denden Hügelkette am Südrande des großen Pettauer Feldes der kleine Markt Maria N e u st i f t herab, mit einer stylgerechten gothischen Wallfahrtskirche (350 Meter),. deren Erbauer, mindestens aber eifrige Gutthäter, nach Zeugniß der wiederholt oorkommcnden Wappenschilder, die einst so mächtigen Grafen von Cilli gewesen sein dürsten. 4. Südwestlich, die Colonie der Südbahngesellschaft und das Terrain der stattlichen k. k. Jnfanterie-Cadetten-schule. Letzteres streifend, dann das in den letzten Jahren in Bildung begriffene, von Arbeiterfamilien belebte ..Neudorf" durchziehend, führt eine Straße über Rothwein mit gleichnamigem Schlosse und der vielbesuchten Taverne „Zur Linde", dann überP ick ern-dorf mit der Dr. Othmar Reiser'schen Muster-wirthschaft, zum St. W o l s g a n g-Kirchlein am Bachern (1037 Meter), nächst welchem man eine ungemein lohnende Fernsicht genießt, leicht erreichbar in drei Stunden. Eine weitere Stunde am Höhenrücken fortschreitend kommt man zum Kirchlein St. Heinrich (1249 Meter), welches dem deutschen Kaiser Heinrich dem Heiligen, f 1024, seine Gründung verdanken soll. Daselbst ein Grabdenkmal, aber nicht die Begräbnißstäite des Kaisers. Die Rundschau von diesen beiden Punkten umfaßt nicht nur die mittlere und untere Steiermark, das trunkene Auge schweift westlich über die Karawanken hinaus bis zur Villacher Alpe, im Osten soll man an reinen Tagen den Stadtpfarrthurm von Warasdin in Croatien sehen. Tief unten im Thale als bijou die Stadt Marburg, lieber den alten, vom unermüdet thätigen Herrn Professor Ferk entdeckten Straßenzug der Römer, welcher von der Hauptstraße von Celeja nach Norden bei Windenau (siehe vorne) abzweigte, um da den Bacher anzusteigen, die heutigen Kirchlein St. Wolfgang und St. Heinrich zu berühren und endlich in der Nähe von Windischgraz eine andere von Celeja ausgehende, nach dem heutigen Kärnten ziehende Straße zu erreichen, brachte erst vor wenigen Tagen die „Tagespost" in Nr. 243 vom 4. September 1900, 5. Bogen, genauere Nachrichten. 5. Von der Magdalena-Vorstadt ausgehend, wird in westlicher Richtung, fast parallel der Kärntner Bahn entweder auf der Straße ober an sonnigen Tagen besser durch den Brunndorfer Wald in einer guten Wegstunde der Pfarrort Lembach mit spärlichen Ruinen eines gleichnamigen, in seinem Neubau zu Thale dem Stifte St. Paul in Kärnten gehörigen Schlosses erreicht; den mit der Eisenbahn Fahrenden kommt eine Haltestelle zugute. Lembach ist für Marburg das, tvas Judendorf für Graz und in einer Beziehung noch etwas mehr. Hier könnten etwa die Präliminarien für eine „Völkerversöhnung" wenigstens zwischen Deutschen und Slovenen festgesetzt werden, denn allsonntäglich versammeln sich die Mannen beider in diesem Gebiete geläufigen Zungen sammt ihren Frauen, Kindern und Kindeskindern im Gehöfte eines Führers der Slovenen, des Landesausschusses Robitsch oder beim Jägerwirth. Dort genießen sie einträchtig das edle Picke rer Naß, dessen Kraft schon manches Herz gestärkt, und gewiß auch oft jenes des edlen Ritters Hans Bernhard Herzenkraft, Herrn auf Lembach, der hier anno 1599 zur Ruhe gebettet wurde; dessen Güte auch der berühmteste Staatsmann der Neuzeit vor wenigen Jahren gelegentlich der bekannten Wallfahrt nach dem Sachsenwalde erprobte. Von Lembach aus Ausflüge ins gesegnete Pickerer Weingebirge mit dem einst weiland dem Erzherzoge Johann, nun seinen Enkeln eigenthümlichen Weingute am Johannesberge. Hier besuchten den volksthnmlichen Fürsten im Jahre 1830 Kaiser Franz mit der Kaiserin Karoline und dem Herzoge von R e i ch st a d t (Sohn N a p o l e o n's I.). 6. Mit der Eisenbahn nach Maria-Rast, woselbst von 1645 bis 1758 ein von Jesuiten geleitetes Gymnasium bestand, an welchem eine große Anzahl der wohlhabenderen Söhne des Landes und seines Adels (auch einige Vorfahren des Verfassers dieser Abhandlung waren darunter) erzogen wurde. Staatsmänner, Gelehrte, Bischöfe und Prälaten gingen aus dieser Schule hervor. Als 1758 das Jesuiten-Gyninasiuni in Marburg eröffnet wurde, ging diese Schule ein. Von Maria-Rast, welches neben der geistlichen auch mehrere gute leibliche Raststätten aufweist, lohnende Ausflüge zu den Glasfabriken im Benedictsthal und in der Lobnitz, dann auf den Bachern. Die nächste Eisenbahnstation ist F a a l, richtiger Fall, da der Name von den einst hier bestandenen Drau-Wasserfällen abgeleitet wurde, mit dem Schlosse Faal, unterhalb welchem einst eine Thalsperre der Drau bestand. Nach dem Erlöschen des gleichnamigen Geschlechtes walteten hier die Mönche der Benedictinerabtei St. Paul in Kärnten durch mehrere Jahrhunderte bis zur Aufhebung im Jahre 1782 des dann später wieder hergestellten Stiftes. 1820 erwarb die Herrschaft vom Religivnsfonds Martin Liebmann, baronisirt mit dem Prädicate von Rast und gegenwärtig steht Graf Zabeo im Besitze. Von Faal führt ein fahrbarer Weg über den Jodlberg zuerst nach S t. M a r i a in d e r W ü st e, woselbst ein kunstliebender Abt von St. Paul im Barockstyl ein nettes Kirchlein erbauen ließ, welches im bekannten Vischer'schen Schlösserbuche abgebildet wurde. An dieser zur Andacht stimmenden Stätte erreicht man die längs des wildrauschenden Baches von der Eisenbahnstation kommende Fahrstraße zum Markte St. S o re nje n und schreitet mäßig bergan. Der blühende Markt mit zahlreichen Holzsägen am lebhaft wallenden und gurgelnden Bache ist auf eine malerische, rings Non Bergen umschlossene Terrasse des Bachern also reizend gebettet, daß man sich verleitet fühlt auszurufen: Hier lasset uns Hütten bauen. Wie wenige ist dieser Ort geschaffen, Erholungsstätten für den Sommer ein-zurichten. Damit schließe ich meine von der Höhe der einstigen Veste ober Marchburg angestellte Betrachtung und danke meinen Zuhörern, daß sie meinem Versuche, im Geiste eine Brücke aus längstvergangenen Zeiten bis zur Gegen-luart zu schlagen und also zu Vergleichen des Einst mit dem Jetzt anzuregen, so ausdauernd Stand gehalten haben. Kaiser Sigismunds Urstcubrief an die untersteirischen Grafen von Cilli. Von L. v. WeckH-Widmanstetter. (Marburg iit Steiermark.) /«o. mv'im \ Marburg 18911. IV* V *1L Im Berlage des Verfassers. Sünder-Abdruck ans der „Marburger Zeitung" Nr. 165 vom 14. August 1890. / Druck von L. Kralik in Marburg Im gräflich Hardcgg'schcn Archive zu Schloß Scc-f e l d in Niederösterreich, V. U. M. B., nahe der mährischen Grenze, wurde durch den Bearbeiter des neuen Wappcnbuches für die Markgrafschaft Mähren, Herrn Heinrich von Kadich, eine für Geschichtsforscher sehr anregende Entdeckung gemacht. Herr Graf von Hardegg ertheiltc bereitwillig die Erlaubniß zur Veröffentlichung, welche mit einigen begleitenden Worten in Nr. 116 vom August 1890 des „Monatsblatt der kais. kön. heraldischen Gesellschaft Adler" in Wien erfolgte. Es ist dies, nach dem Berichte des Herrn von Kadich, das Original des Briefes, mit welchem Kaiser Sigismund zu Prcßburg am Dienstag vor St. Michaelstag, das ist am 27. September 1435, seinen Schwiegervater Hermann II. Grafen von Cilli, Ottenburg und im Scger (Zagoricn) sammt seinem Sohne Friedrich und Enkel Ulrich, zu Fürsten des deutschen Reiches mit dem Titel gefürsteter Grafen von Cilli erhoben hat. lieber die Thatsache dieser Erhebung und ihre nächsten Folgen bestand nun bei den Historikern kein Zweifel, wohl aber über Zeit und Geltung dieser Erhebung, in Folge Mangels des Originales, welches sich nun wiedcrfand. Dieses Original ist einverlcibt auf einem völlig schmucklosen, 39 Cm. hohen, 60 Cm. breiten' Pcxgamentblatte, an wclchcin unten ein 10 Cm. breiter Rand nmgcschlagcn ist. Das einst augc-hängt gewesene Siegel ging verloren. Auf der Rückseite steht „Fürstenbrief der Graven von Czili" und die Unterschrift des Schreibers: „R. (egistratur) Marquardus Vrisa . . .“ Die Innenseite enthält wörtlich folgenden Text: „Wir Sigmund von gotes gnaden Römischer Reiser vu allen ziten Merer des Reichs vnd zu Hungern zu Behern Dalmacien Croacien etc. Xeinig. Bekennen vnd tun kunt offenbar mit disem brieff allen den die ln sehen oder hören lesen, Die merung vnd breytung keiserlicher macht, vnd seines erleuchten thrones, den wir von sundern gnaden, des Almechtigen gets vnd nit durch vnsers verdyenens willen fürsein, die reitzen vnd manen vns on vnderlaß zu betrachten vnd zu besinnen wie wir die wirdigkeit lob vnd Er, desselben Irenes, mit sundern zirlichkeiten erbreiten vnd ercleren, gleicherweiß als die sunne die finster der erden mit Irem durchgeenden schein vnd glanz erleuchtet, vnd doch an Ihrer macht kein mynnerung oder swechung der kreflte nit fület, vnd so wir das manigfelticlich in vnserm sinne üb'erslahen, so können wir das nicht mit be-quemlichern wegen Volbringen, dann so wir wolgeborne vnd Edele gesiechte, durch die altzeitdie boßheitder vbel-tetigen gedruckt vnd frid vnd gemach den frömen ge-geschaffet wirt, mer vnd mer mit sundern wirdikeiten erhöhen, sunderlich die, die in gantzer vnd recht stetikeit vnd treu vns vnd dem heiligen Reich mit empsigen fleisse vnd merklichen taten sich für ander lüt nützlicher vnd redlicher ertzeigen, vnd wann wir nu wol vnd eigentlich gemerkt haben, das vnsere vorfarn Römische keiser vnd kunige das flißlich betrachtet vnd gewogen, vnd durch solicher sunderlicher merklicher tat willen, etwann der Edel Friderich fry uon Saynek vnd dornach derselb Fridrich frey vnd sein nachkomen herman vnd wilhelm verteilst erhaben vnd sy zu Grauen zu Czili gemacht vnd erhöhet haben, Als dann vnsers lieben herrn vnd vatters keisers karl seliger gedechtnuß vnd ander brieff clerlicher ußweisen, vnd wann wir nu euch in vns selbs betracht und gemerkt haben, das das hauß vnd Grafschaft zu Czili von gnaden des Almechtigen gots, vnd durch furdrung, vnd vnser besunder stewr vnd hilff, nachdem als wir die durchleuchtigiste furstynn frawen Barbara Römische etc. kunigin, des wolgebornen Hermans ytzund des eltsten Grauen zu Czili, zu Ortenburg, vnd Im Leger, vnsers lieben swehers vnd getreün Tochter, zu unserer Gemahel gerucht haben zu nemen, sunderlich erhöhet vnd gewirdiget worden ist, nemlich auch an landen vnd löten vnd mächtigen Grafschaften vnd Herschafi'ten die Im zugestanden sind, haben wir für vns genomen daß wir denselben vnsern lieben S weher, seine erben vnd nachkomen, als soliche leut die des wol wirdig vnd dem heiligen Reiche für ander tauglich sein, gnediclich erheben wollen Vnd dorumb mit wolbedachtem mut, gutem Rat, vnserer vnd des heiligen Reichs Kurfürsten fürsten Graven freyen Hern vnd Edeln vnd rechter wissen, angesehen soliche getreu willige vnd angeneme dienst die Ihr vordem vnd Sy dem heiligen Römischen Reich, in vergangen Zeiten getreulich vnd nützlichen beweiset, vnd dadurch billich solich Er vnd wirdigkeit erworben haben, vnd der vorgenant Graff Herman vnser lieber Sweher, Graff Friderich sein Sun vnd Graff Vlrich, vns vnd dem Reich teglich tun vnd beweisen, vnd euch tun vnd beweisen sollen, vnd mögen in kunfftigen Zeiten, Ouch durch sunderlich er lieb vnd Zuneigung willen die wir zu demselben hawJ3, vnd gesiechte haben, So haben wir die vorgenaü Herman, Friderichen, vnd Vlrichen Grauen zu Czili, vnd alle vnd igliche Ir erben, erbserben, vnd nachkomen Gefürstet vnd zu Gefürsteu Grauen geschepft, erhoben,' gesetzt, vnd gemacht, scheppfen, setzen, erheben vnd machen in kraft diti brieffs, vnd Römischer keiserlicher macht volkomenheit, als wir dann vff heutt datu diß briefs, do wir wirdiclich allhie in vnserer Maiestat sassen getzieret mit keiserlicher gnade, vnd andern herlichkeiten als sich gehöret den egenan Graf Herman vnsern Sweher, mit vnser hant, vnd reichung des banyrs, in dem namen des Al-mechtigen gots löblich erleuchtet vnd geschepfet haben, Ouch setzen, scheppfen vnd machen wir von der Römischen keiserlichen macht vnd rechter wissen derselben Grafschaft zu Cili mit Iren herschafften, gebieten, gutem, zugehorungen, gemerken vnd zilen, als dann die in des egenaü vnsers lieben hern vnd vatters keiser karls seligen brieuen vl.l gemessen, vnd in Iren zilen beriiret vnd eigentlich begriffen sind vnd auch andere herschafft, die die egenan Grauen von Cili in dem heiligen Römischen Reich haben vnd besitzen, dauon Sy wol fürsten gesein, vnd sich auch als fürsten halten mögen zu einem rechten vnd waren fürstentum Also, das wir solicher keiserlicher scheppfung vnd gesetzes craft wegen, die obgenanä Herman, Friderich vnd Ylricli alle Ir rechte lehenserben vnd nachkomen ewiclichen fürsten vnd Gefürstet Grauen genant sein vnd bleiben ti wollen vnd vnd sollen, Vnd die obgenaž Grafschafft vnd andere Ire land grafschafft vnd herschafft, als ein furstentum des heiligen Reichs, von vns, dem Römischen Reich, vnsern nachkomen Römischen keisern vnd kunigen zu Rechtem fürsten leben altzeit zu gewoidichen Zeiten mit vffgereckten Banyrn, als andere vnsere vnd des Reichs fürsten empfahen, halten, vnd gernlichen besitzen sollen vnd mögen, on allerley hindernuß vnd ouch das Sy alle vnd ygliche recht, Er, wirdikeit, freiheit, gewonheit, vrteil, vnd vbung, in gericht, vnd vßwendig gerichts für dem Römischen Reich vnd an allen andern stetten, vnd enden, wie sich das ymmer gebaren mag, haben, üben vnd der gentzlichen gebrauchen sollen vnd mögen, die andere fürsten vnd Gefürsten Grauen des Römischen Reichs durch recht, vnd gewonheit, nach sytten der land haben, halten, vnd der ouch gemessen vnd gebrauchen, von aller-menniclich vngehindert. Vnd dorumb von keiserlieher macht, gebieten wir allen fürsten Geistlichen vnd Weltlichen, Grauen, Freyeu, Edeln vnd andern des heiligen Reichs vndertanen vnd getreüen ernstlich vnd vesticlich mit diesem brieff, das Sy die egenan Herman, Fridrich vnd Vlrich Grauen zu Cili etc. vnd alle Jr erben vnd nachkomen ewiclich vnsere vnd des Reichs fürsten vnd Gefürsten Grauen von Cili nennen vnd Sy dafür haben vnd halten sollen vnd ouch Sy fürbaß im kunfftigen Zeiten an den vorgenan vnsern keiserlichen gnaden, Rechten, Eren, Wirden vnd freiheiten mit den wir Sy an Irem namen vnd wesen geliebt, gewirdiget, vnd gefreyet haben, als da vor begriffen ist, nicht drängen, hindern, noch Irren sollen in kheinweiß vnd wer jemant, der do wider freuenlichen tete, der sol zustund vnd als oftt er das tut in vnserr vnd des Reichs swere vngnad vnd in ein pene Czweyhundert mark lotiges goldes verfallen sein, die halb in vnsere vnd des heiligen Reichs Camern, vnd halb den egenan Grauen von Cili Iren erben vnd nachkomen sollen an alles widersprechen gentzlichen zuefallen. Mit vrkund diß briefs versigelt mit vnser keiserlichen Maiestat Insigel. Geben zu Prespurg Nach Crists gepurd Viertzehenhundert Jar vnd darnach im fünfvnddrissigstem Jare, Am nechsten Dinstag vor sant Michels tag. Vnserr Reiche des Hungrischen etc. Im Newnvndvirtzigisten, des Römischen Im Sechsvndtzweinzigisten, des Rehemischen Im Sechszehenden vnd des keiserttimbs Im dritten Jaren. Ad mandatum domini Imperatoris Caspar Sligk miles, Cancellarius.“ ❖ * * Das Interesse an dein authentischen Texte ist ein mehrfaches. Das gefürstete Grafenhaus der Cillier war keine Eintagsfliege. Aus bescheidenen Anfängen als Herren im Sann-thale oder von © a a ned, brachen sie sich im glücklichen Ringen um Macht und Besitz, nicht selten im Wege der Gewalt, außerdem begünstigt durch Familienverbindungen mit mächtigen regierenden Häusern, Pahn bis zum Range gefürsteter Grafen int deutschen Reiche. Dieser Rang gründete sich auf ausgedehnten Grundbesitz int Süden der Steiermark, in den Herzogthümern Kärnten (die Grafschaften Ortenburg und Sternberg) und Kram, dann in den Grenzgebieteck von Ungarn und Kroatien (Zagorien), wie solcher selten im Besitze einer Familie vereinigt wurde. Die Anerkennung fürstlichen Ranges an die Besitzer so bedeutender Güter konnte den benachbarten Fürsten nicht genehm sein und so waren es die Herzoge von Oesterreich, welche, als sie die vollzogene Verleihung dieses Ranges an ihre Lehensvasallen in Oesterreich, Kärnten und Strain nickt mehr Hintertreiben konnten, einen Krieg mit den neuen Fürsten des Reiches um ihre Macht begannen, im Verlaufe dessen sich der aufstrebende Sproß des Cillier Hauses, Ulrich II., zur welthistorischen Gestalt herausbildete. Das nun wiedergefundene Blatt Pergament mit dem, was die Schrift darauf den Inhabern an Rechten einräumte, noch mehr was später dem Inhalte dieses Briefes hinzugedichtet worden zu sein scheint, gab den Anstoß zu dem ersten Kriege zwischen Oesterreich und Cilli, der mit abwechselndem Glücke geführt, endlich durch Vergleich beigelegt wurde, es scheint als Graf Ulrich von Cilli, von dem Tochtermanne Kaiser Sigmunds aus der Ehe mit Barbara v. Cilli, dem Kaiser Albrecht aus dem Hause Oesterreich, int I. 1438 zum Statthalter in Böhmen ernannt worden war. Es ist hier nicht am Orte, den bunten Wechsel blutiger Ereignisse von da ab, das Eingreifen Ulrichs v. Cilli in die großen Bewegungen der Geschichte seiner Zeit zu kennzeichnen, bis zu dem Momente, wo er im Schlosse zu Belgrad am 8. November 1456 dem Schwertstreiche des Hunyadcn Ladislaus erlag, sohin der Sternenschild des Hauses über seinem Grabe gebrochen wurde, die großen Güter der Theilung verfielen. Aber in Kurzem sei auf die Richtigstellungen in der Geschichte dcr Cillier gewiesen, welche das aufgefundcne Dokument vermittelt, sofcrne dasselbe — wie wir im Voraus nicht zweifeln wollen — bei genauer fachmännischer Untersuchung die Probe als Original besteht. Als eine der Hauptquellen für die Geschichte der Cillier Grafen besitzen wir die Cillier Chronik, welche schon einige Male gedruckt, von allen Geschichtsforschern benützt, außerdem mehrfach kritisch behandelt wurde, zuletzt in dem alles einschlägige Materiale zusammenfasscnden Werke unseres verdienten heimischen Historikers, Professors Dr. Franz K r o n e s Ritter v. Marchland : „Die Freien von S a n e ck u n d ihre Chronik als Grafen von Cilli", Graz, Verlag Leuschner & Lubensky, 1883, 186 und 234, also zusammen 420 Seiten. Kron cs weist im II. Theile seiner Arbeit alle bisher bekannten handschriftlichen Exemplare der Cillier Chronik nach, kommt hiebei auf die Zahl 17. Ein 18. Exemplar in Handschrift des Christoph Solidus aus Meissen, Schulmeisters zu Gonowitz in Untersteier, mit dem Datum der Vollendung Abend Simoni und Juda (27. Oktober) 1594 besitze ich, als eine Erwerbung aus den vor wenigett Jahren aufgclasscnen Sammlungen des Schlosses Trautmannsdorf in Tyrol. Sic ist der Gruppe II der Eintheilung Krones' bcizuzählcn. Ein Theil dieser Chroniken ist nach Kapiteln cingetheilt, deren das 14. die Uebcrschrift enthält: „Wie Graff Hermann zu Prespurgh gestarb und darnach Graff Friedrich und Graff Ulrich zu Fürstengraffen wurden.” In allen Ausgaben ist allda erzählt, wie Kaiser Sigismund aus dem Hause Luxemburg, der Gemahl der Gräfin Barbara v. Cilli, deren Vater, also seinen Schwieger- Vater Grafen Herma nn von Cilli zu sich nach Preßburg geladen habe, in der Absicht, ihn und das ganze Haus Cilli zu gefürsteten Grafen zu erheben. Der Graf habe diesem Rufe gefolgt, sei im I. 1434 nach Preßburg gekommen, da in Krankheit verfallen und am Kolmanstag (13. Oktober) gestorben, sein Leichnam dann in seine geistliche Stiftung nach Pletriach in Krain geführt worden. Nach Hermanns Tode habe der Kaiser den Sohn und Enkel des verstorbenen Grafen Hermann, also seinen Schwager Grafen Friedrich und dessen Sohn Ulrich von Cilli mit dem Brief ddo. Prag St. Andrcastag (30. November) 1436 in den Fürstenstand erhoben. Angemessen dieser Nachricht ist theils im Texte, thcils im Anhänge der Chronik diese Standeserhebung mit dem genannten Datum eingeschaltet. Die vorliegende wiederaufgcfundene Pergamcnturkunde korrigirt nun die bisher geläufigen und von allen Geschichtsschreibern gebrachten Angaben in mehreren Punkten. Als möglich, ja wahrscheinlich bleibt die Reise des Grafen Hermann nach Preßburg aufrecht, in dessen Nähe seine Tochter, die Kaiserin Barbara, mit Vorliebe auf dem mächtigen Schlosse zu Trentschin Hof hielt. Als gewiß müssen wir aber nach dem Wortlaute der Urkunde annehmen, daß noch Graf Hermann die Ausstellung derselben überlebte, also unmöglich am 13. Oktober, als dem Kolmanstage 1434, gestorben sein kann, sondern, ist der Kolmanstag richtig, frühestens am 13. Oktober 1435, das wäre 16 Tage nach Ausstellung des Fürstcnbriefes, aus dem Leben geschieden ist. Daß Gras Hermann das Jahr 1434 überlebte, außerdem wirklich am kaiserlichen Hoflager zu Preßburg war, bezeugt eine zu Preßburg am 8. März 1435 vom Kaiser gefertigte Urkunde, deren erster weltlicher Zeuge Graf Hermann, Ban in Slavonicn war. (Beiträge zur Kunde st. G.-Q. VIII. S. 104, Note 198.) Beglaubigt erscheint dieser Verlauf außerdem aus den Beziehungen der handelnden Personen. Der alte Gras Hermann hatte dem Kaiser mehrmals wichtige, und zwar solche Dienste gethan, durch welche von den Historikern die Verehelichung mit einer Tochter des Grafen erklärt wird. Die Waffenbrüderschaft des Grafen mit König Sigismund im Türkenkriegc, die Vermittlung des Cilliers zur Befreiung Sigismund als König von Ungarn aus der Gefangenschaft der Ungarn unter Gara, auch die Vermittlung des Friedens mit den Venezianern zählen hieher. Hermanns Sohn Friedrich konnte sich auf Verdienste um den König und späteren Kaiser nicht berufen, stand auch sonst mit ihm nicht auf bestem Fuße, so daß wohl die Standeserhöhung des alten Grafen Hermann, nicht aber eine Erhebung des Grafen Friedrich innere Glaubwürdigkeit besitzt. Fassen wir dazu ins Auge, daß König Sigismund erst im Jahre 1433 die deutsche Kaiserwürde erreichte, so könnte es wohl sein, daß der alte Graf Hermann sich selbst bei seinem Schwiegervater um die Einreihung in den Kreis der Fürsten des deutschen Reiches bewarb, diese dann mit vorsichtiger Umgehung der Habsburger erfolgte, welch' letztere dadurch umsomehr zur Auflehnung wider diese, ihre Interessen schmälernde Gewährung angeregt wurden. Aus dieser Reihe von Umständen wird die Ausstellung des kaiserl. Briefes vom 27. September 1435 natürlich und ungcsncht erklärt. Bei Vergleichung seines Textes mit dem Wortlaute der in den Chroniken thcils der Erzählung cingc-flochtencn, theils im Anhänge gegebenen kaiserl. Urkunde angeblich vom 30. November 1436, abgedruckt bei Krones: „Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli". II. Thcil, S. 163—167, stoßen wir auf eine Reihe von Veränderungen. Diese Veränderungen bestehen nicht nur aus der Weglassung des Namens des alten Grafen Hermann und in der Einschaltung des vom Kaiser Karl IV. den Brüdern Ulrich und Hermann von Saneck int Jahre 1362 resp. nach der Korrektur bei Krones: 1372 crthcilten Grafenbricfes (Ebenda II. Thcil, Seite 158—162), für dessen Ausstellung ein einleuchtender Grund nicht vorliegt, da ja schon Kaiser Ludwig der Bayer viel früher am 16. April 1341 Friedrich den Fr eien von Saneck zum Grafen (Diplom siche bei Krones, II. Theil, S. 174—175) erhoben hatte, die bisherigen Saneckcr von da ab unbestritten als Grafen von Cilli sich selbst benannten und von andern also genannt wurden. In der angeblichen Urkunde vom 30. November 1436 werden den nunmehr gefürsteten Grafen von Cilli noch andere Rechte cingeräumt, als in dem Briefe vom 27. September 1435 einverleibt sind. So das Recht Geld zu münzen, Bergwerk auf alle edlen und nicht edlen Erze zu bauen. Ins- besonders erscheinen in dem späteren Brief vom Jahre I486 die Lehen von Ortenbnrg und Sternberg in Kärnten als Rcichslchen gekennzeichnet, welche die Cillier von kaiserlicher Hand empfangen haben. Der Brief vom 27. September 1435 nennt die Lehen der Grafschaften Ortenburg und Sternberg nicht. Dieser Unterschied ist ungemein wichtig. Die Urkunde von 1436 mußte die Aufmerksamkeit des Hauses Oesterreich, welches in Kärnten regierte, ganz besonders anregcn. Welche Fülle von Fragen entwickelt sich für den Ge-schichtskundigcn aus der Thatsache der Auffindung der, es scheint echten Kaiserurkunde vom 27. September 1435. Schon der Fundort erweckt die Aufmerksamkeit des Historikers. Die Herrschaft Scefeld war im 15. Jahrhunderte im Besitze der mächtigen Herren von Kuenring, welche während der bewegten Ereignisse jener Zeit eine führende Nolle inne hatten. Jörg von Kuenring, Herr zu Seefeld, Landmarschall in Niederöstcrreich, f 1464, war neben Ulrich von Eitzing und dem Grafen Ulrich vpn Cilli ein Hauptführer in dem Bunde der österreichischen Edlen wider Kaiser Friedrich, zum Zwecke, dem Kaiser die Herausgabe seines Mündels Königs Ladislaus abzutrotzen. Als dies erreicht war, wurde der Kuenringer des jungen Königs Rath, später stand er wieder auf Seite des Kaisers. In seinem Archive fand sich nun die Urkunde des Jahres 1435. Wie steht es aber nun angesichts dieses Fundes mit jenen Standescrhöhungs-Urkunbcn der Cillier Grafen, von welchen bisher, meines Wissens, nur die den Handschriften der Cillier Chronik theils eingeschalteten, thcils angchängtcn Abschriften bekannt waren, welche ob Mangels von Originalurkunden bisher als glaubhaft von den Geschichtsforschern angenommen wurden. Entstanden diese etwa, als die Originale der echten Briefe wegen der Wirren der Zeiten geheimnißvoll geborgen, dann später als verloren gehalten worden waren, aus unvollständigen Abschriften und nach den Kundschaften der Tradition ergänzt, um damit den Text der Chronik zu schmücken? Das gäbe ein ziemlich harmloses Verschulden, zu Lasten des Verfassers der nach Prof. Krones der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angchörcndrn ältesten Fassung der Chronik. Oder stellen die zwei Kaiserurkunden Karl's IV. vom Jahre 1372 und Sigismund's vom Jahre 1436 bewußte Unterschiebungen vor, entstanden in der Zeit unmittelbar nach dem Tode des Kaisers Sigismund (f 1437) ? ? — in solchem Falle wie kaum zu zweifeln, gefördert durch seine ränkevolle Witwe Barbara von Cilli und durchgeführt durch ihren Neffen Ulrich, als er im Jahre 1438 Statthalter in Böhmen geworden war, alle Macht in seiner Hand lag. (Vergleiche t'echische Annalen, hcrausgegeben von Palatzky, berufen von Krones in Bcitr. z. Kunde steierm. G.-Q. VIII. S. 72—75. — Ucber Krones' Bedenken in die Echtheit der Urk. von 1372 siehe sein großes Werk: Die Freien von Saneck rc., I. Th., S. 90 ff.) Diese sich aufdringenden Erwägungen verleihen dem Funde erst Bedeutung. Fern von den Quellen, aus welchen die Nutzanwendung des Fundes für die Geschichtsforschung gezogen werden kann, beschränke ich mich darauf, hiemit die berufenen Männer vom Fache aufzurufen zur Prüfung der im Arckwe der alten Kuenringcr aufgefundcnen Urkunde Kaiser Sigismund's vom 27. September 1435. Marburg a. Drau, am Laurentiustagc 1890. Leopold v. Leckh-LIlidmanftelter.