Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 5. Laibach, im Mai 1893. II. Jahrgang. Reiseskizzen ans Italien. Von A. Müllner. (Fortsetzung.) Bevor wir die culturgeschichtlichen Verhältnisse Italiens und seine Beziehungen zu unserer engeren Heimath ins Auge fassen, wird es nützlich sein einen Blick auf die Terrainver-h ä 11 n i s s e der in Frage kommenden Landstriche und die in ältester Zeit dort hausenden Völker und ihre Civilisation zu werfen. Die Alpen, welche im Westen des heutigen Oberitaliens vom Tyrrhenischen Meere gegen Norden ziehend, dasselbe umkreisen, senden ihre Ausläufer durch unser Land wieder gegen Süden zum Adriatischen Meere. Ihre äussersten Ausläufer bilden hier das Grerippe der Halbinsel Istrien. An den südwestlichsten Theil der Alpen stösst das Rück-grathsgebirge des eigentlichen Italien : der Apennin, welcher in westlicher und später südwestlicher Richtung hinziehend mit den Südabhängen der Alpen ein grosses Becken : das herrliche P o-land bildet. In Norden, Westen und Süden von Bergen umschlossen, ist es eine von den Alpenflüssen ausgefüllte einstige Meeresbucht, welche heute im Ost das Adriatische Meer bespült. Dieses c. 500 km von Ost-West und über 100 km von N-S sich ausdehnende Stück Erde, reich bewässert von zahlreichen den Alpen und dem Apennin entquellenden Flüssen, welche theils direkt der Adria zueilen, theils in der Hauptader des Padus sich vereinen, bildet jetzt einen integrirenden Theil der mitteleuropäischen Landmasse und enthält alle Bedingungen zur üppigen Entfaltung eines reichen Oulturlebens, wenn zu dessen Entwickelung einmal der Anstoss gegeben war. Dieser Impuls erfolgte, wie wir sehen werden, von zwei Seiten ; — erst von Osten her an der Venetischen Küste der Adria, später über den Apennin herüber durch Etrurien vom unteren oder Tyrrhenischen Meere. Beide Impulse aber hatten ihren gemeinsamen Ursprung im fernen asiatischen Osten und theilweise, wenn auch indirekt, im Urlande aller westlichen Oultur, in A e g y p t e n. Naturgemäss musste das Poland, insoweit dasselbe überhaupt die nordöstlichen Alpenvölker beeinflusste, — den durch die Donau und ihre Nebenströme waren sie auch den Einflüssen des Ostens direkt zugänglich — zunächst massgebend werden und seine Oultur Verhältnisse werden sich periodenweise auch einerseits in unseren Bergen getreu abspiegeln, andererseits werden sie auf sicher noch ältere Einflüsse von Osten her treffen müssen, welche längs der Wasserstrassen des I s t e r und seiner Nebenflüsse sich bis in das pannonische Tiefland und unsere Alpenthäler hinein bemerkbar machen und durch die Funde nachgewiesen werden können. Sowohl die alten schriftlichen Quellen als auch die Funde sprechen nämlich dafür, dass schon in sehr früher Zeit der Oultureinfluss vom Osten längs der Wasserstrassen her, der stärkere oder besser gesagt, der ausschliessliche war ; aber sobald in der Poebene sich eine höhere Oultur mit Ackerbau, Industrie und Handel entfaltet hatte, auch von da her unsere Bergländer beeinflusst wurden. Dieser Einfluss nun wirkte nachdrücklich fort selbst bis in unsere Tage. Der Thatsache, dass die Poebene noch dem mitteleuropäischen Landmassiv angehört, trugen auch die Alten voll und ganz Rechnung, wenn sie Italien durch die beiden Flüsschen Makra und R u b i c o begrenzt sein lassen, alles Land jenseits Apennin und Rubino von Italien scheiden und es dem Norden überweisen. Erst nachdem diese Ebenen romanisirt und c u 11 u r e 11 Italien assimi-lirt waren, schlug man sie auch politisch als X. und XI. Region Italiens zur Halbinsel. Ja später in der Kaiserzeit wurde noch der grösste Theil Istriens und sogar unser Land bis zum heutigen Troiana zu Italien1) geschlagen. ') Im III. Jahrh. heisst bei Herodianus Emona die erste Stadt Italiens (vom Norden her), und 333 nach Ohr. sagt das Itiner. Hyerosol: Mansio Hadrante fines Italiae et Noriei. D. h. Troiana, Gränze von Italien und Norieum. So sagt Strabo (um Ohr.) Lib. V. 1.1. p. 209 sehr bezeichnend : „Am Fusse der Alpen beginnt das heutige Italien, denn die Alten nannten nur Oenotria, welches von der Sizi-lisehen Meerenge bis zum Tarentinischen und Posidonianischen Meerbusen reichte, Italia. Später aber rückte der Name, als der vorherrschende, bis zum Fusse der Alpen vor; ja er umfasste selbst einen Theil Liguriens von der Tyrrhenischen Grenze bis an den Fluss Varus und das dortige Meer und einen Theil Istriens bis Pola“. Es ist begreiflich, dass im Alterthume die etnograflschen und culturellen Verhältnisse der einzelnem Theile Italiens sehr verschieden waren. Speziell das Poland und die jenseits des Apennin r) gelegenen Landschaften zeigten verschiedenes Gepräge. Die Kenntniss der Stammesverschiedenheit der diversen italienischen Völker tritt auch bei den alten Schriftstellern deutlich zu Tage. So unterscheidet schon S k y 1 a X (c. 350 v. Ohr. ) am Adriatischen Meer. „Umbrer, Tyrrhener, Kelten und Veneter“. Die etnografische Sonderstellung der Veneter, unserer nächsten Nachbaren, bezeugt noch Polybios (205—123 v. Ohr.), wenn er II. 17. sagt: „Die (am Pados) an den Ädrias reichenden Gegenden aber behauptet ein anderer (nicht keltischer) sehr alter Volks-stamm, der den Namen Veneter führt und in Hinsicht auf Sitten und Tracht sich von den Kelten wenig unterscheidet, eine andere Sprache spricht. — Die Tragödiendichter gedenken dieses Volkes häufig und wissen viel wunderbares von ihm zu melden. Die einst mächtigen Tyrrhener oder Etrusker, deren Sprache noch heute den Philologen ein Eäthsel ist, und Kelten, sind bekanntlich fremde Einwanderer in Italien. Anders die U m brier, welche zu den Ureinwohnern Italiens gezählt werden. Die Lateiner nennen sie „Aborigines“, die Griechen „airoy&ovsg“. S k v 1 a X (c. 350 v. Ohr.) in seinem Periplus nennt Ancona ihre Stadt, gibt ihrer Küste eine Ausdehnung von zwei Tag- und einer Nachtfahrt und erzählt, dass sie besonders den Diomede s, von dem sie viele Wohlthaten erhielten, verehren. *) Welch eine Scheidewand zwischen Nord und Süd der damals mit Urwäldern bedeckte Apennin bildete, kann man am besten auf einer Bahnfahrt zwischen Pistoja und Bologna gewahr werden. In oft sehwindelnder Höhe, über dreistöckige Viadukte, durch 46 Tunels, darunter solche von 1382—2725 m Länge, mit Fallverhältnissen von 10 m bis 25 m auf 1000 m, übersteigt sie den Apennin ; ihr höchster Punkt ist bei Pracchia in 617 m Meereshöhe. Die ganze 98 km lange Strecke, übertrifft sei es in Hinsicht der Kühnheit des Baues, sei es in Bezug auf die landschaftliche Schönheit der Gegenden, alle unsere vielgepriesenen Alpenbahnen. Diesen Diomedes -Cult finden wir auch bei den benachbarten Venetern, wie wir noch weiter hören werden. Er erhielt Pferdeopfer. Aristoteles (384—322 v. Ohr.) rühmt de mirab. 80 die Fruchtbarkeit ihres Bodens, ihrer Herden und Weiber. Oato (235—150 vor Ohr.) schreibt ihnen bei Plinius III. 14 (19) sogar 1100 Jhr. v. Ohr. schon Städtegründungen zu, den A m e r i a soll 964 Jahre vor dem Kriege mit Perseus (171 v. Ohr.) erbaut worden sein. Nach Strabo V. 2. 10. (p. 227) reichte das Gebiet der Umbrer bis Ravena, sie sind somit vor der Besitzergreifung Felsinas (Bolognas) und des transapenninischen Polands überhaupt, durch die Etrusker, — Nachbarn der Veneter. Plinius d. ält. (t 79 n. Ohr.) lässt vor den Umbrern noch andere Leute da wohnen, wenn er III. 14 (19) sagt: „Bei Ancona beginnt die gallische Küste. Die Si cui er und Lib ur ner besassen den grössten Theil des Striches besonders das P a 1 m e n si s c h e, P r a e t u t i a n i s c h e und Hadriatische Gebiet. Sie wurden von den Umbrern daraus vertrieben, diese wieder von den Etruskern und diese von den Galliern“. (Umbri eos expulere, hos Etruria, hane Galli.) Diese Stelle ist auch hochwichtig für die Reihenfolge, in welcher in der Poebene, beziehungsweise in unserem Nachbarlande Oberitalien, die Herrschervölker sich ablösten. Dass die dortigen Vorgänge für unser Alpenland, welches mit ihnen in Verkekr stand, nicht ohne Einfluss blieben, liegt auf der Hand. Weiter sagt Plinius 1. c. :- „Das Volk der Umbrer wird für das älteste in Italien gehalten, und die Griechen sollen sie Ombrier (Ombrios) genannt haben, weil sie eine Ueberschwem-mung der Erde durch Regengüsse überlebten. Man liest, dass die Tusker 300 ihrer Städte eroberten. (Tre-centa eorum oppida Tusci debellasse reperiuntur“.) Flor us (c-. 120 n. Ohr.) nennt sie I. 17.: „Das älteste Volk Italiens“. „U mb ri — antiquissimus Italiae populus“. Es stand somit schon bei den früheren Schriftstellern fest, dass Italien schon in der sogenannten Urzeit von verschiedenen Nati ön e n bewohnt war, welche von späteren Einwanderern unterjocht und cultivirt wurden. Ehe wir jedoch über letztere handeln, wollen wir einige Stellen der Alten anführen, welche uns die Vorstellungen wiedergeben, die man in der Zeit Griechischer und Römischer Civilisation von jenen Aboriginern hatte. M. P. .Cato (235—150 v. Ohr.) gibt in seinem Buche über den Ursprung des römischen Volkes folgende interessante Schilderung der Ureinwohner Italiens.1) Als Aeneas nach Italien kam : „Habe der König der Aboriginer Latinus auf erhaltene Nachricht, dass ein grosser Haufe fremder Ankömmlinge mit einer Flotte gelandet sei und das laurentische Gebiet in Besitz genommen habe, ohne Zögern seine Truppen gegen die so plötzlich und unerwartet erschienenen Feinde hinausgefiihrt ; doch noch, ehe er das Zeichen zum Kampfe gegeben, habe er bemerkt, dass die Trojaner kriegerisch bewaffnet und geordnet wären, während seine Leute nur mit Steinen und Pfählen ausgerüstet und die linke Hand nur mit Kleidern und Fellen, welche ihnen zur Bedeckung dienten, umwickelt, ausgezogen waren. Deshalb habe er vom Kampfe abgestanden und in einer Unterredung gefragt, wer sie wären und was sie wollten“. Es folgt nun das Bünclniss beider Theile und die Heirat des Aeneas mit Lavinia, der Tochter des Königs Latinus der Aboriginer, so wie die Befestigung des Ortes durch die Asiaten. Hier haben wir die schönste Schilderung veri-tabler s. g. Steinzeit- oder Pfahlbauleute,2) welche den in Kupfer und Bronze gerüsteten kriegsgewandten asiatischen Abenteurern gegenüberstehen und sich ihrer Herrschaft unterwerfen. Salustius (86—35 v. Chr.) erzählt wieder in Gatilina 6 : „Die Stadt Born haben, wie ich berichtet bin, zunächst Trojaner erbaut und besessen, die unter Aeneas Führung landflüchtig und unstet umherschwärmten, und mit ihnen die Aboriginer, ein bäurisch-roher Menschenschlag, ohne Gesetze, ohne Begierungsform, frei und ungebunden“. Dionys v. Halikarnass (um Chr.) schildert sie wieder nach älteren Nachrichten I. 9 wie folgt : „Diese (die Aboriginer) wohnten vorher zerstreut und hordenweise, ohne M a u e r n, auf Bergen“. P 1 i n i u s behauptet III. 5. (9). : „Tn dem alten Latium seien 53 Völker spurlos verschwunden“. ,, Ita ex antiquo Latio LIH populi interfere sine vestigiis“. Plutarch (c. 130 n. Chr.) in den Fragen über Bom. Gebräuche, 22. schreibt anlässlich der Frage nach dem Doppelgesicht des Janus: P Beim angebl. Sextus Aurelius Victor fé. 36,0. n. Chr.) e. 13 erhalten. 2) Substituiren wir für die ital. Aboriginer die Pfahlbauleute von lg, für Aeneas und seine Trojaner, den ebenso sagenhaften Jason und seine Argonauten, so ist durch Catos Erzählung auch unsere Urzeit treffend illustrirt, nur mit dem Unterschiede, dass die erzgewaffneten Asiaten nach Italien zur See, zu uns aber wahrscheinlich schon viel früher die Ströme aufwärts eingewandert sind. „Weil dieser nach Italien übersetzte, unter den dort wohnenden Barbaren sich niederliess und eine andere Sprache und Lebensweise annahm? Oder vielmehr, weil er bei den wild und gesetzlos lebenden Bewohnern Italiens eine andere Lebensweise einführte, sie zum Ackerbau und zur Annahme bürgerlicher Einrichtungen bewog und so gänzlich umbildete“. Aus diesen Schriftstellen, welche die Ansichten von Autoren fast eines halben Jahrtausendes wiedergeben, ist ersichtlich, dass man schon in einer Zeit, welche jenen Völkern und ihrer Cultur mit deren Erforschung sich die s. g. „Prähistorik“ beschäftigt, um volle 2000 Jahre näher stand als wir, darüber vollkommen im Klaren war, dass selbst Italien ursprünglich von rohen, mit Stein-und Holzwaffen versehenen, in Felle sich kleidenden Völkern bewohnt war, welche in zahlreichen kleineren Gaugenossenschaften lebten, unbekannt mit Künsten, als Jäger und Hirten auf Höben wohnend, welche höchstens mit einem rohen Erdwall umschlossen waren. Die Ueberbleibsel dieser Bewohner sehen wir in den zahlreichen Steinwaffen und Topfscherben aus den Pfahlbauten und Terra-maren in den reichen italienischen Museen erhalten. Wir kommen noch im Laufe unserer Berichterstattung auf dieselben zurück. Nächst den Umbrern erscheinen bei den alten Schriftstellern die uns zunächst benachbarten Veneter als Ureinwohner des Polandes aufgeführt. H o m e r II. II. 851 erwähnt eines Volkes dieses Namens: „Weiter gebot Paphlagonen Pylaemenes, trotzigen Herzens, Her aus der E net er Land, wo wild aufwachsen die Mäuler“. Auf die Namensähnlichkeit der Paphlagoni-schen Eneter mit unseren Venetern scheinen die Alten auf die Herkunft dieser aus Asien geschlossen zu haben. Herodot (um 400 v. Chr.) setzt sie nach Illyrien, wenn er I. c. 196 von den Babyloniern sagt, dass sie den Gebrauch : „Den auch, wie man mir erzählt hat, die Eneter in Illyrien haben“ die mannbaren Mädchen, die schönsten voran, zu versteigern, um den hässlichen eine Aussteuer und einen Mann dazu zu verschaffen. Skylax (c. 350 v. Chr.) sagt, ihre Küste erstrecke sich auf einer Tagfahrtlänge von der Stadt Spina (Adria) aus bis zum Tagliamento; der Po durchströmt ihr Gebiet. Post Celtas Venetorum est natiö, et fluvius Eridanus in iis, etc. Aristoteles de mirab. 119 erzählt, dass sie oft von zahllosen Vögelschaaren heimgesucht werden. „■welche den Samen während des Säens wegfressen“, demnach wären sie schon Acker b a u e r gewesen. Nach Polybios II. 16 hiess der Po bei ihnen „Bodenkos“. Die Stelle, welche ihre sprachliche Eigenart gegenüber den andern Bewohnern Oberitaliens hervorhebt, haben wir schon oben p. 83. gegeben. Skymnos (c. 100 v. Ohr.) bemerkt v. 188. An der äussersten Grenze des Keltenlandes liegt die sogenannte Nordsänle (trap?? ßogeiog), ein hohes in das Meer springendes Vorgebirge, an diesem Punkte gränzen die äussersten Kelten, die E n e t e r und die vom Adriatischen Meere landeinwärts wohnenden I s t r e r zusammen. Strabo rechnet sie p. 48 zu den „Alten“ und lässt sie p. 61 aus Paphlagonien einwandern. V. 1. 4. p. 212 sagt er: „lieber die Heneter aber herrscht eine doppelte Ansicht. Einige behaupten, dass auch sie Abkömmlinge der gleichnamigen Kelten am Ocean (der gallischen Veneter) seien; Andere aber sagen, dass sich nach dem Trojanischen Kriege ein Theil der Heneter aus Paphlagonien mit Antenor hierher gerettet habe. Als Beweis dafür führen sie die Sorgfalt in der Pferdezucht an, die jetzt freilich völlig aufgehört hat, früher aber bei ihnen sehr geehrt war“. Pag. 211 sagt Strabo, dass Aquileia schon ausserhalb der Henetischen Grenze liege. Als Grenzfluss bezeichnet er „einen den Alpen entströmenden Fluss,1) welcher eine Hinauffahrt von 1200 Stadien bis zur Stadt Noreia hat“. *) *) Es ist der Tagliamento, den er allerdings irrtkümlich von Noreia herströmen lässt. L i v i u s (59 v. — 17 n. Ohr.) erzählt I. 1. : „ Dass Antenor mit einem Haufen Heneter, welche, durch Bürgerzwist aus Paphlagonien vertrieben, Wohnsitze — suchten, in die hinterste Bucht des Hadriatischen Meeres kam, und dass nach Vertreibung der E u g a n e e r, welche zwischen dem Meere und den Alpen wohnten, die Heneter und Trojaner jene Lande besetzten. Pomponius Mela (c. 50 n. Öhr.) schildert II. 4. Italien. Er sagt hier : „Im innersten des Landes wohnen immer andere Völker; zur Linken die Garner und Veneter in Gallia Togata. Darauf folgen die Italischen Völker“. Mela scheint die Veneter somit noch nicht zu den Italischen Völkern zu rechnen. Plini us d. ält. (23—79 n. Ohr.) sagt III. 18. (22) dass: Venetia zum zehnten Bezirke Italiens gehöre. Gegen die Angaben, dass die Veneter von den Trojanern abstammen und Paphlagonischen Ursprunges seien, ist er indess Cato und Corn. Nepos gegenüber ziemlich misstrauisch. Aus allem geht hervor, dass wir die uns benachbarten Veneter als ein im Polande an der adriatischen Küste ureinh eimisch es Volk zu betrachten haben, mit dessen Namen und dessen Herkunft in Folge der Aehnlichkeit mit dem Namen der von Homer genannten Eneter in Paphlagonien, gelehrtes Spiel getrieben wurde. (Fortsetzung folgt.) Kleinere littheilungen. Krain im Leipziger mercantilen Adressteile vom Jahre 1804. Mitgetkeilt von P. v. Eadies. (Schluss.) „Das Spedizionsgeschäft — so schliesst die Anführung über die Laibacher „Handlung“ — „der Handel mit Eisen u. italienischen Waaren etc. sind hier von grossem Belange. Eisen, Wolle, Getreide, Vieh etc. gehen nach Italien; Salz, Gewürze, Wein e, Südfrüchte etć. gehen von da zurück. Vieh, Honig, Wachs, Pelzwerk sendet man nach Kroatien, Honig, Obst, u. s. w. nach Wien u. Oberdeutschland. — In den Vorstädten (von Laibach) sind Salpeterhütten. III. „Handelsanstalteil“ : Ausser den Wochenmärkten hat diese Stadt noch 5 ansehnliche Jahrmärkte. —• Das Mercanti!- und W echselge rieht besteht aus einem Präses, vier Käthen, zwei Beisitzern aus dem Handelsstande (J. B. Aichholzer, Math. Jos. Mulle) und einem Notar. An industriösen Ortschaften findet man weiters in Oberkrain ausser Laibach 2) Alt hammer, Fahr, grosser Menge eiserner W. (Nägel, Schienen, Draht u. s. w.), 3) Bleiofen, viel Eisen und Stahl, 4) E i s n e r n 1. f. Eisenwerk aus dem 14. Jahrh., zwei Wolföfen und 88 Nagel-schmiedfeuer, 84 Gewerke, jährl. Erzeugung 4400 Otr. Zäin-eisen, 2000 Ctr. Nägel, 5) Veldes, Geschirre von Holz—-auch im Dorfe Bukouza, 6) F e i c h t i n g, Siebe u. rossharne Böden, Pferdezucht, Handel damit nach Italien, 7) Jauchen, Strohwaaren, Betten — „die hiesigen Paternoster sind ein guter inländischer Hausierartikel, 8) J au er bürg, Eisenhammer, trefflicher Stahl, 9) S t. Jö r g e n, viele Kotzenmacher, 10) K a-melk, Hammerwerk jährl. 1000 Ctr. Eisen, 250 Ctr. zu Stangeneisen, 150 zu Zaineisen, 700 Ctr. Nägel, Hälfte nach Italien, 11) Kropp, zwei Wolföfen mit je einem grossen Hammer, 5 Zainhämmer, 55 Nagelschmiedfeuer, bei einem 3—4 Nagelschmiede, jährl. circa 2000 Ctr. Nägel fabrizirt ; 12) Lack, Pferdehandel, Leinwand und Zwirn, 13) Moist er na (Moistrana) — „man gewinnt hier sehr viel Eisen und verarbeitet es zu Stahl“. 14) Neumarkt 1, viele Sensen, Sicheln, Hacken, Nägel, auch Kupfergeschirr, Korduan und „Messalan“. „Die hier durchgehende Strasse nach Klagenfurt macht den Ort ebenfalls sehr lebhaft“, 15) Commenda St. Peter, viel Töpfergeschirre, 16) P e v i n a, (zw. Krainburg und Lack), Pferdehandel nach Italien, Fabrikation rossharener Siebböden, 17) Sa va, Hochofen, 18) Selz ach, Holzgeschirr, 19) Steinbüchel, 10 Eisengewerke miti Wolfofen, jährl. 700 Otr. Nägel, 20) Tersain bei Laibach, viele Paternoster und Fischernetze, 21) Weissenfels, Stahlhämmer und Nagelschmieden. b) in Unter kr ai n : 1) St. Jörgen, vortrefflicher Flachs, 2) Kressnitz, starker Pferdehandel, 3) St. Martin, die Einwohner theils „Säumer“ (Fuhrleute), theils Lederer (bereiten meist schwarzes Leder), 4) S'eisenberg mit einer Papiermühle, 5) Weicfase Iburg, Stahl- und Eisenhämmer, wichtige Gerbereien und Wollmanufacturen. c) in Mittel kr a in: 1) Altkirchen, wo viele Holzwaaren fabrizirt werden, mit welchen man in und ausser Landes Handel treibt, 2) Bnkouza, dessen Einwohner eine grosse Menge Schachteln, Bodings (Bottiche), Teller, Schüsseln u. s. w. zum Handel liefern, 3) Carlowitz, Glashütte bei Zirknitz, in welcher verschiedene Gattungen von Gläsern, z. B. Trinkgläser, Uhrgläser u. s. w. sehr weiss und rein verfertigt werden; die Fabrik ist mit böhmischen Arbeitern besetzt, 4) Z i r k n i t z, nicht unbeträchtlicher Handel mit Meersalz, welches wöchentlich die Barster bringen, denen es die krainischen „Säumer“ (Fuhrleute) abnehmen und nach Laibach weiterbefördern, 5) Dolein a vas, Töpfergeschirre, 6) Gottschee („Chotzschevie“), „deren Einwohner ihren eigenen Dialect und ihre eigene Kleidung und Lebensweise haben“. „Ihre Beschäftigung besteht in Verfertigung der Leinwand und verschiedener Holzwaaren. Ein grosser Th eil von ihnen macht Hausierer und nach einem eigenen Gesetz vom 14. April 1785 ist ihnen erlaubt mit folgenden Artikeln zu handeln, nämlich mit gemeinem Baumöl, italienischen Früchten, Pomeranzen, Limonen, Citronen, Granatäpfeln, Margariten, Kastanien, Datteln, Bockshönilen, Haselnüssen, Feigen, Zibèben, Weinbeeren, Kapern, Eeis, Sardellen, Schildkröten, Calamari, Lorbeerblättern, Austern, Tragwein und Muscheln. Mit diesen Waaren dürfen sie in Oesterreich und Ungarn nur auf den Jahrmärkten handeln, sie müssen dabei mit Pässen versehen sein und sich solche jährlich erneuern lassen“, 7) Gute'nfeld, viel Salzhändler, 8) Laas, Einwohner grössten theils Lederer; Verkehr mit Pferden, Salz und Getreide von Bedeutung, 9) E e i f n i t z, viele Töpfer und Holzwaarenfabrikanten ; mit Billichhäuten starker Handel; in Folge des oberwähnten Gesetzes (für Gottschee) wird „auch den Unterthanen der Herrschaft Beifnitz das Hausieren in sämmtlichen Erblanden gestattet mit: Töpfergeschirr, Schachteln, Sieben, Holzwaaren verschiedener Art, Billichfellen und Bauernpelzen; in Bücksicht der italienischen Früchte geniessen sie mit den Gottscheern gleiche Vorzüge“, 10) Smuek, grosse Menge von Schindeln ; d) in Innerkrain: 1) St. Johann, „Flecken am Timavo“, dessen LTm-gebung reich an Oelbäumen und Weinbergen ist, die sehr gute Weine liefern; das letztere gilt auch vom Dorfe Oberfeld, 2) Oberlaibach, Handel auf dem Laibachflusse durch die hiesigen Spedizions-Handelsleute, 3) Serf, in dieser Gegend wird viel Oel gepresst und vortrefflicher Wein „Tschernikaler“ gewonnen; dasselbe findet statt bei dem Schlosse „Tybein“ (Duino), wo auch schwarzer Marmor bricht und zu Tomai, einem grossen obstreichen Dorfe am Karst, 4) Wipp a c h, wo man viele Kupfergeschirre verfertigt. Die umliegende Gegend ist ihres guten Weines halber bekannt, von welchem man eine rothe und eine weisse Gattung hat. Der rothe führt den Namen Terant, Marcewin, Pigeol und Eefoschko “. In der Hauptabtheilung: Fri a ul handelt die Unterabtheilung d) über das Gebiet von Idria (von Seite (33—68), „worin — wie unsere Quelle sagt •— die Hauptstadt Idria unserer Aufmerksamkeit werth, und zwar in einem hohen Grade, wegen der merkwürdigen Quecksilberbergwerke, deren Hauptsitz sie ist. Die Stadt zählt in 512 Häusern etwa 4000 Einwohner, die ausser dem Spitzenklöppeln und einer Zinnoberfabrik ihre Hauptbeschäftigung in der Bearbeitung der Quecksilberwerke finden“. Es folgt nun eine detaillirte Beschreibung dieser Werke auf Grund namentlich der Schriften von Ferber, Scopoli und Hermann. — Im Jahre 1789 zählte nach diesen Mittheilungen Idria mehr als 600 Arbeiter! Primus Truber’s Haus in Laibach. Mitgetheilt von P. v. Eadi'cs. Die k. k. Hofbibliothek in Wien bewahrt unter Nr. 11993 ein Manuscript: Liber Archivy Collegii Soeie-tatis Jesu Labacensis, welches in Copien beziehungsweise Uebersetzungen die Archivalien des bestandenen Jesuitencollegiums —• die später ein Eaub der Flammen geworden — enthält. Unter den hier in Copie erhaltenen vielen wichtigen und interessanten Urkunden befindet sich auch ein das Haus Nr. 9 des Herrn Josef Bahovec auf dem St. Jacobsplatze betreffender Kaufbrief aus dem Jahre 1565, welcher Kaufbrief für die krainische Geschichte im Allgemeinen und für die Localgeschichte von Laibach von grossem Interesse ist. Aus demselben geht nämlich hervor, dass der Begründer der slovenischen Litteratur der krainische Befor-mator Primus Trüber Besitzer besagten Hauses gewesen, wenngleich nur auf kurze Zeit, da dasselbe gar bald durch Truber’s Ausweisung aus Krain in andern Besitz überging, um dreissig und etliche Jahre nachher zeitweilig den Jesuiten als „Nothquartier“ zu dienen, bis deren stattliches Collegium, das heutige landschaftliche Redoutengebäude, zu deren Einzuge fertig gestellt worden. Doch folgen wir den Ausführungen des dem Orden angehörigen Copisten des Eingangs erwähnten hochwertvollen Urkundenbuches. Er schreibt:1) x) Wir lassen hier die deutsche Uebersetzung des durchwegs lateinischen Textes folgen. (Anm. d. Verf) - „Im Archive findet sich unter Lit. f. Nr. 2 der Kaufbrief in deutscher Sprache1), womit Erhard Schreiner. Bürger und Goldarbeiter in Laibach und seine Frau Ursula bekennen, dass sie ihr Haus in Laibach auf dem alten Markte bei St. Jacob zwischen den Häusern der Erben des Jakob Wesenpach und des Andreas Krabath, das von der vorderen Seite auf den öffentlichen Platz, von der rückwärtigen Seite aber gegen den Laibachfluss sieht, mit allem Zugehör an den Reverend Hr. Primus Trüber, der krainisehen Landschaft Prädicanten und an Barbara dessen Ehefrau und allen ihren Erben verkauft haben, für welches Haus sie den Kaufpreis unversehrt erhalten zu haben bestätigen. Dieser Brief mit dem grossen Siegel der Stadt Laibach gesiegelt ist gegeben Laibach 16. März 1565“.2) „Dass das Collegium Soc. Jesu gegenwärtig — fährt der Copist des 17. Jahrhunderts fort •— nicht,im Besitze dieses Hauses ist, ist gewiss, indem es kein Haus inne hat, das von der einen Seite — der Platzseite — gegen das- Collegium oder die Kirche zu St. Jacob sieht und von der anderen Seite nach dem Flusse zu ; dass aber dieses Haus einstens und in irgend einer Weise zum Collegium gehört habe, kann daraus sicher geschlossen werden, dass anders wohl kein Grund vorhanden, aus welchem der citirte Kaufbrief über dieses Haus in dem Archive' der Gesellschaft Jesu hinterlegt und solange Zeit darin erhalten worden wäre“. „Daher glaube ich — sagt der Copist weiter—dass es dasselbe Haus, von welchem die Jahrbücher des Collegiums zum Jahre 1598 sprechen, dass es von unsern Vätern um 2145 fl. gekauft worden sei, um dort solange zu wohnen, bis das Collegium erbaut wäre und von dem der grösseren Bequemlichkeit halber ein hölzerner Gang gerade den Platz hinüber zur Kirchen zur Zeit errichtet worden. Es erhellt hieraus demnach, dass das in dem Kaufbriefe gemeinte Haus jenes ist, das einst im Besitze der Familie Mugerle, jetzt in dem der Familie Novak. “ „Es wird dies bekräftigt 1) durch die Beschreibung der Lage des Hauses, 2) durch die Ueberlieferung, dass hier die Väter der Gesellschaft Jesu bei ihrer Ankunft gewohnt, 3) dass ober dem Thore desselben noch heute das Jesuitenzeiehen IHS3) zu sehen, 4) dass die Jahrbücher des Collegiums zum Jahre 1597 bezeugen, „die Lutherische Prädicanten hatten bei längerem Besitze der St. Jakobskirche in der Nachbarschaft fünf Häuser erworben, so dass nach der Unseren (der Jesuiten) Ankunft deren Nachfolger (Erbens) um nicht unsere Nachbaren zu sein, anderswohin gezogen seien“. „Aus all dem —•_ so schliesst der Copist der Jesuiten-Archivalien seinen Bericht — folgt klar, dass das von Trüber erkaufte Haus dasselbe ist, welches später die Väter der Gesellschaft Jesu zu ihrer zeitweiligen Wohnstätte erworben haben, nach vollendetem Baue des neuen Collegiums als nicht mehr benöthigt aber an Herrn Corra du zi4) um 1600 fl. verkauften im Jahre 1601, wie dies die Jahrbücher zu diesem Jahre bestätigen.“ H Der Copist hat sieh, wie schon oben angedeutet, die Mühe genommen, alle deutsche Urkunden des Archivs ins Lateinische zu übertragen. (Anm. d. Verf.) 2) Am 31. Mai 1565 ward dem Primus Trüber die Resolution der 1. f. Regierung, seine Ausweisung aus Krain enthaltend, durch die Stände mitgetheilt, bald darauf (18. Juni) verliess er die Heimath. ln seinem Hause (am alten Markte) liess er seine nicht unbeträchtliche Büehersammlung zurück, die er später der Landschaft überliess. Elze „Die Superintendenten der evang. Kirche in Krain“ im 16. Jahrhunderte. Seite- 26. 3) Dieses Zeichen ist noch heute an dem HauseNr. 9 ober dem Portal zu sehen, in dessen Bogen auch ein Wappen zu schauen. (Anm. d. Verf.) 4) Das in vorstehender Anmerkung erwähnte Wappen im Thorbogen ist aber nieht das Wappen des Hrn. von Corraducei. (Anm. d. Verf.) Zur Technik der Bronze-Fibeln. In unseren Gräbern, besonders in Watsch,. ist eine Fibelform nicht selten, welche aus einem knotigen halbkreisförmigen Bügel besteht und öfter mit Eisennadeln versehen ist. Natürlich sind die letzteren meist abgerostet. Diese Fibel kommt in zweierlei Weise hergestellt vor: a) mit massiven und b) mit hohl gegossenen Knoten. Im esteren Falle war die Herstellung wohl ziemlich einfach; ein halbbogenförmig gekrümmter Eisendraht, welcher zugleich die Nadel und die Nuthe bildete, wurde in eine aus zwei Hälften gebildete Gussform gelegt und die Form voll ausgegossen. Andere Exemplare wurden in gleicher Weise ganz aus Bronze gegossen. Bei diesen ist auch die Nadel und Nuthe aus Bronze. Die rohgegossenen Stücke wurden natürlich ciselirt, von den Gussnäthen befreit und als Handelswaare adjustirt. Einzelne Stücke erscheinen sogar unciselirt und roh wie sie aus der Form fielen, zur Verwendung gekommen, den das Landesmuseum besitzt aus einem Graben in Watsch ein solches unaus-gearbeitetes Exemplar, die Eisennadel ist abgerostet. Interessanter sind indessen die hohlgegossenen Stücke dieser Knotenfibelform. Auf Taf. I, Eig. 14 (Nr. 4 der „Argo“) ist ein Stück einer solchen Fibel abgebildet; ich habe es um die Mache derselben ins Reine zu bringen, entzwei sägen lassen. Da zeigte sich nun Folgendes. Die Mittelrippe der Fibel bildet ein vierkantiger Bogen aus Stahl von 5 mm Höhe und 2 mm Dicke, um denselben sind die bronzenen Knoten gegossen. In unserem Falle sind sie hohl und zeigt jeder dieser hohlen Knoten ein Loch, welches mit einem Bronzezapfen verschlossen ist. Es wurden demnach, in ähnlicher Weise wie noch heute, über dem Stahldorn, welcher die Rippe bildet, zunächst Drähte befestigt, welche den Zweck haben den Formkern in der normalen Lage zu erhalten. Weiter wurden um die Stahlrippe und um die Drähte Knoten aus Formsand1) von der Grösse der Hohlräume geformt. Das so vorbereitete Kernmodell wurde nun in den Thonmodel der Fibel eingehängt. Letzteres wurde durch Abdruck einer Fibel selbst oder eines Holzmodelles einer solchen, und zwar zweitheilig hergestellt, wie dies an einer Watscher Fibel, welche unciselirt blieb, und noch die Gussnäthe zeigt, deutlich ersichtlich ist. In den Hohlraum zwischen Modell einerseits, und dem Kerne aus Rippe und Knoten andererseits, wurde, das Metall eingegossen. Da um die Drähte Formensand umgelegt wurde, so entstanden in jedem hohlen Bronzeknoten der Fibel Löcher, aus denen die Befestigungsdrähte hervorragten. Diese wurden nach dem Erkalten herausgezogen, und zugleich der Formensand herausgeschüttet. D Dieser kommt bei uns in der Gegend von Stein vor, die Laibaelier Gelbgiesser beziehen ihn aus Wien. Die Locher oder allfällige Gussfehler wurden mit Bronzepfropfen verkeilt, wie dies an den Querschnitten Taf. I, Fig. 14 deutlich sichtbar ist. Durch diesen Vorgang erklärt sich auch der Bruch des. Stahlbügels im mittleren Knoten unseres Fibelfragmentes. Wahrscheinlich wurde das fehlende Stück des Bügels beim Herausziehen des Drahtes abgebrochen und mitgerissen. Dadurch erklärt sich auch die grössere Dehnung im Knoten, welche durch ein eingesetztes Bronzestück verschlossen wurde, welches beim Eutzweisägen herausfiel. Schliesslich wurde das Stück ciselirt und für den Gebrauch ausgefertigt. Das Ganze zeugt für grosse Erfahrung im Metallguss und hohes technisches Geschick in der Behandlung der Bronze. Total verschieden ist die Herstellüng der in Taf. I, Fig. 11. in Naturgrösse dargestellten Armbrustfibel. Diese besteht aus drei einzelnen Theilen, welche in folgender Weise verbunden sind. 1, Einem Stahlstift von 75 cm Länge. 2. Dem Bronzebügel a, b, welcher in den Draht c übergeht und dem Drahte c, welcher in die Nadel e ausläuft. Der Bügel a bildet zunächst die Nuthe, biegt dann nach aufwärts, umfasst mit der Endflansche b sieh selbst und übergeht dann in den, bei 35 cm langen Draht c, welcher um den Stahlstift gewickelt ist. Ein zweiter, ebensolanger Draht, ist um den Stift rechts gegen d gewickelt und endet in die Nadel e. Bügel, Spiraldraht und Nadel haben somit eine Gesammtlänge von gegen 90 cm. Müllner. Eisenäxte vom Nanos. Die auf Taf. I. Fig. 15 und 16 in 1/5 der natürlichen Grösse abgebildeten beiden Eisenäxte wurden am Nanos gefunden und zwar Fig. 15 in den Abhängen oberhalb Strane, Nr. 16 aber am s. g. divji skeden, westlich von Strane. Beide sind neuere Formen. Müllner. Ueber Klianinus Hydriensis, Hacquet. Unter diesem Namen beschrieb Balthasar Hac-quet in „Plantae alpinae earniolicae“ Seite 14 eine Faulbaumart, welche lange Zeit zu den verschollenen Pflanzen gezählt wurde. Vor längerer Zeit wendete sich Dr. Bitter von Wettstein um die fragliche Pflanze an das krai-nische Landesmuseum in Laibach, und Gustos Karl De sc hm an n sandte die vorhandenen Hacquet’schen Herbarexemplare der Gattung Bhamnus an das botanische Museum der Wiener-Universität zur Einsicht. Nach einiger Zeit schrieb Wettstein über diese Pflanze: „Eine Betrachtung derselben ergiebt vollkommen Aufklärung. Ein Bhamnus unter dem Namen B. Hydriensis findet sich im Hacquet’schen Herbar überhaupt nicht, dagegen ein Exemplar, dem ein von Hacquet selbst geschriebenes Etikett beigelegt ist mit dem Wortlaute „Bhamnus Oar-niolicus Hacq. Hystr. Istria. Hacquet“. Dieses Exemplar stimmt mit der Beschreibung Hacquets vollkommen überein und auch mit der Abbildung so sehr, dass gar kein Zweifel mehr darüber obwalten kann, dass dieser Zweig gerade dem Zeichner vorlag. Eine genaue Betrachtung dieses Zweiges zeigt aber, dass hier ein etwas abnormer, das ist wehrloser Blüthenast von Bhamnus cathartica vorliegt, wie solche von Herrn Dr. F. Leithe gerade an den von Hacquet aufgeführten Standorten auch beobachtet wurden. — Aus diesen Thatsachen ergiebt sich mithin einerseits, dass Hacquet die von ihm später (Plant, alp. earn.) Bhamnus Hydriensis genannte Pflanze ursprünglich in seinem Herbar als Bhamnus Carniolicus bezeichnete, anderseits, dass diese Pflanze identisch ist mit Bhamnus cathartica L“. (Zool. bot. Gesell. 1888. Seite 11). Wurde diese Pflanze (Bhamnus Hydriensis Hacquet) nicht schon früher richtig erkannt? Im Anfänge dieses Jahrhundertes lebte zu Idria der Botaniker und Entomologe H o 1 a n d r, welcher von der französichen Begierung als Forstmeister dem Gewerke beigegeben wurde und nach der Beoccupation Illyriens als Professor nach Metz kam. Im hiesigen Museum „Budolphiuum“ befinden sich in der botanischen Abtheilung einige von Holandr herrührende Pflanzen, darunter ein Herbarblatt mit einem aufgetrockneten Bhamnuszweige, und das Etikett lautet: Bhamnus catharticus an Eh. h3Tdriensis Hacq.? Moutagnes des environs d’ Idria. Daraus geht hervor, dass schon Holandr ganz richtig Bhamnus Hydriensis Hacq. als Synonym zu Bhamnus cathartica L. brachte. Voss. Mittheilungen aus dem Museum. Funde bei Krainburg. Herr Franz Omersa, Kaufmann in Krainburg, verehrte jüngst dem Landesmuseo einige Fundstüeke, welche hinter dem heutigen Friedhofe der Stadt bei einer Keller-grabung angetrofien wurden. Die Lage Krainburg’s auf einer Landzunge zwischen Save und Kanker, ist an und für sich für einen befestigten Platz sehr günstig. Bis dato ist von diesem Orte indessen nur eine römische Inschrift bekannt gewesen, welche Augustinus Tyff. anno 1507 im Cod. Vind. Nr. 3528 auf bewahrt hat. Lazius publizirte sie p. 1191 zuerst, und gibt ebenfalls Krainburg als Fundort an. Später kam sie nach Laibach und ist gegenwärtig in der Siidraauer zu St. phristof als Grabstein des Brauers Merk eingefügt. Cf. Müllner „Emona“ p. 262. Die von Herrn Omersa gespendeten Sachen sind aber vorrömisch und beweisen, dass der Nagelflue-Felsen von Krainburg auch von den vorrömischen Anwohnern Krains besetzt war. Die Fundstücke sind folgende: 1. Stahlaxt von der s. g. Hohlkeltform; cf. „Argo“ I. Jhrg. Taf. Vili Fig. 2. 18 cm lang, mit 5'5 cm breiter Schneide, und kleinem Oehr; ohne Verzierung. 2. Zwei glatte Bogenfibeln von der „Argo“ I. Jhrg. Taf. IV, Fig. 6 abgebildeten Form. An jeder hängt ein Bronzering. 3. Zwei ähnliche Bogenfibeln mit knotigem Bügel (kleinknotige Krainerfibel), die eine mit einfacher Nuth von der Form Taf. IV. Fig. 5. (italischer Typus), die zweite gleich Fig. 6. Die Bogenstücke zwischen den Knoten sind gerippt. An dem einen, grösserem Stücke, war die Nuthe abgebrochen und ist dieselbe mittelst Draht, welcher durch zwei Löcher gezogen ist, am Bügel befestiget. An der Nadel der kleineren Fibel hängt ein Bing und ein hohler Bronzeknopf, auf einen Knoten ist ein kleines Binglein gesteckt. 4. Eine offene Kahn fi bei von der „Argo“ I. Jhr. Taf. VII Fig. 18 abgebildeten Form; die Nuthe ist abgebrochen. 5. Eine Bronzenadel mit zwei Knöpfen, davon der untere konisch, der obere scheibenförmig, 30 cm lang, nebst einem Nadelfragmente von 14 cm Länge. Müllner. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1893. Geschenke. Die hochgeborne Comtesse Gabriele Auersperg in Laibach: 1. Adelsbrief Kaiser Ferdinand HI. ddto. Laxenburg 3. Mai 1642 für Niklas Q u a 1 i t z a, landsch. Begistrator. Pergament in rothem Sammtband mit grossem kaiserlichen Siegel. 2. Adelsbrief Kaiser Ferdinand III. ddto. Pressburg 10. Oktober 1646 für Marcus Anton und Hans Künstl mit dem Prädikat von Baumgarten. Pergament in rothem Sammt mit grossem Siegel. 3. Landmannsbrief aus dem krainischen Landtage ddto. 19. Februar 1660 für Marx Antonio Khünstl als Mitglied und Landtmann von Krain mit 31 Unterschriften, an der Spitze die Wolf Engelbert Grafen von Auersperg. 4. Adelsbrief Kaiser Leopold I. ddto. Linz 7. April 1684, mit welchem Marx Anton Khünstel in den Freiherren- stand mit dem Prädicat von Billichgrätz und Ehrenwort Herr auf Paumbkhircherssthurn und Hilzeneckh mit Hinweglassung des Namens Khünstel, erhoben wird. Wappenbild: Pfeil auf gespanntem Bogen in Gold auf blauem Felde. 5. Wappenbilder der Farn. Kunsti. 6. Kaufbrief, mittelst welchem Franz Adam Graf v. Lamberg den Andreas Iglitsch die von seinem Vater Mathia Iglitsch miethweis besessene ganze Hube in St. Veit bei Egg um 380 fl. überlässt, ddto. Egg, 2, August 1,799. 7. Schätzungsprotokoll der Herrschaft Billichgrätz und des Gutes Hölzeneg ddto. 21. März 1815, die Güter sind mit 74.775 fl. 30 kr. bewerthet. 8. Ehrenbürgerdiplom des Marktes Littai für Herrn Alexander Grafen Auersperg ddto. 24. Juni 1872. 9. Ehrenmitglieddiplom des Bürgerkorps v. Gurkfeld ddto. 17. Dezember 1872 für Herrn Alexander Grafen v. Auersperg, k. k. Landespräsidenten. 10. Desgleichen des Bürger-Corps v. Budolfswert ddto. 15. Oktober 1873, gezeichnet von D. Jurman. 11. Zwei Kochbücher in Handschrift, eines davon von 1777. Die löbl. Bauleitung der Unterkrainer Eisenbahn: Ein Bronzedrahtarmband 53 mm Durchmesser. Eine Münze von Claudius Gothicus, zwei vom Dogen Mocenigo und drei Stück Soldi v. 1794, gefunden auf der Strecke bei Altenmarkt, Breg und Treffen. Fräulein Cimperman: Gypsbüste des Dichters Cimperman, Bruders des jüngstverstorbenen Dichters J. Cimperman. Gypsmedaillons die Dichter Mickiewicz und Kraszewsky darstellend. Frau Baronin H o c h e : 3 Ag. Münzen v. Leopold I. Herr Gabriel Jelovšek, Bürgermeister in Oberlaibach : Einen Widder, massiv aus Bronze gegossen, gefunden auf dem Hl. Dreifaltigkeit-Berge, und ein roh aus Eisen geschmiedetes Thierbild (Pferd?), gefunden auf dem Hügel Sinja gorica. Der hohe Landesausschuss von Steiermark : Den LXXI Jahresbericht des steier. Museums in Graz. Herr Franz Omersa in Krainburg: Fünf italienische Bronzefibeln, (4 Bogen- eine Kahn-fibel) eine Eisenaxt, eine Bronzehaarnadel und das Fragment einer Nadel. Herr Prof. Pleteršnik: 15 Centesimi Stück des Gover. provis. di Venetia 1848. Herr J. Z u p a n z, Lehrer in Grüble : Bruchstück eines Bronzereifenš. Müllner. Das Blatt erscheint monatlich 1—l1/, Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger: Alfons Müllner, Musealcustos in Laibach. — Druck von Klein‘fe Kovae in Laibach.