Archäologische Notizen zu fortifikatorischen Lösungen bei frühbyzantinischen befestigten Anlagen in Serbien Arheološka opažanja o fortifikacijskih rešitvah pri zgodnje-bizantinskih utrjenih postojankah na območju današnje Srbije Mihailo MILINKOVIČ Izvleček Članek prikazuje nekatera arheološka opažanja o sistemu gradnje in rešitvah, uporabljenih pri izgradnji zgodnjebizantinskih utrjenih naselbin 6. in začetka 7. st. na območju današnje Srbije (severni Ilirik). Po kratki zgodovini raziskav in interpretacij so analizirani glavni principi zgodnjebizantinskih fortifikacij z balkanskega območja. Arheološka izkopavanja so dokazala, da lahko večino aglomeracij interpretiramo kot utrjena ruralna naselja, nekatera z mogočimi dodatnimi funkcijami v povezavi z rudarstvom, metalurgijo, trgovanjem. Predstavljene so zakonitosti izbire lokacije, obrambnega sistema - izgradnja obzidij, jarkov, vhodov, stolpov ipd. Ključne besede: Srbija, Ilirik, zgodnjebizantinsko obdobje, utrdbe, obzidja, stolpi, vrata Abstract [Archaeological notes on the fortification solutions of Early Byzantine forts in Serbia] The article presents some archaeological notes about solutions applied in Early Byzantine fortified settlements (6'h cent. - beginning of the 7'h cent.) in modern Serbia (Northern Illyricum). After a short history of investigation and interpretation, the main principles of Early Byzantine fortifications located in the Balkans are considered. Most of the 'Early Byzantine fortifications' have been shown after excavation to be fortified rural settlements, with possible additional functions like mining, metallurgy, or trade at some of them. The choice of location for building a fortified settlement is analyzed, as well as the ditches, the wall layout, the manner of wall construction, the different forms of gates, towers, etc. Keywords: Serbia, Illyricum, Early Byzantine period, fortifications, walls, towers, gates Es mag auf den ersten Blick sonderbar erscheinen, dass ausgerechnet jene Aspekte einer speziellen Siedlungsgruppe, die im Vergleich zu den anderen besonders augenscheinlich waren - die Bestandteile ihrer Befestigungen wie Türme, Mauern oder Tore -im bisherigen frühgeschichtlichen Schrifttum keine allzu große Achtung gefunden haben. Vielleicht ist das durch die Forschungsgeschichte dieser Fundorte verursacht, da vorerst ihre Gesamtinterpretation im Fokus stand: waren es Städte, Dörfer, Kastelle oder Refugien, wie gestaltete sich die Verbreitung dieser Anlagen, was war ihre wirtschaftliche Grundlage, wie die soziologische und ethnische Zusammensetzung der Einwohner? Andererseits wurde den Kirchenüberresten innerhalb oder in unmittelbarer Nähe der Befestigungen etwas mehr Interesse geschenkt, was durch den forschungsgeschichtlichen Diskurs bedingt war. An dieser Stelle werden Bemerkungen zu den einzelnen Bestandteilen der frühbyzantinischen Abb. 1: Caričin Grad (lustiniana Prima?). Situationsplan (nach Stamenkovic 2013, Abb. 22). Sl. 1: Caričin Grad (lustiniana Prima?). Situacijski načrt. Abb. 2: Zlata-Kale. Luftaufnahme (Geoportal des Landesinstituts für Geodäsie, Serbien). Sl. 2: Zlata - Kale. Posnetek iz zraka. Fortifikationen im heutigen Serbien vorgelegt, zusammen mit einigen bisher unpublizierten Daten. Die Notizen beruhen bei diesem Anlass - dem Dank an Slavko Ciglenečki für sein wirksames lebenslanges Forschen - auf archäologischen Funden. Angaben aus schriftlichen Quellen werden dabei - falls überhaupt - weniger in Betracht gezogen. Eine detaillierte, auf allen Quellengattungen beruhende Gesamtbearbeitung des oströmischen Befestigungswesens im Illyricum oder auf der ganzen Balkanhalbinsel steht noch bevor. Den Grenzen und dem realen Machtbereich des Oströmischen Reiches entsprechend werden Fortifikationen aus dem heutigen Ost-Zentral-West-und Südserbien behandelt (Moesia I, Teile von Dacia Ripensis, Dacia Mediterranea, Dardania, möglicherweise auch Praevalitana und Dalmatia). Der zeitliche Rahmen bezieht sich auf das 6. und den Anfang des 7. Jahrhunderts. FORSCHUNGSGESCHICHTE UND CHARAKTER DER ANLAGEN Das Phänomen der „frühbyzantinischen Befestigungen" hat in Serbien und den umliegenden Gebieten (Nordillyricum) keine lange Forschungsgeschichte. Deren intensivere Erkundung beginnt um 1980, als in der Umgebung der Stadt Novi Pazar (Südwestserbien, Gebiet des mittelalterlichen Ras) Befestigungsüberreste in Höhenlagen, durch Probegrabungen erschlossen wurden. Diese Befestigungen hatten einen durch ihre Position vorbestimmten, unregelmäßigen Grundriss, daher wurde zuerst angenommen, dass sie vorgeschichtlich oder mittelalterlich sein könnten. Durch spätere Sondierungen, seltener flächendeckende Ausgrabungen, erwies es sich, dass die ungefähr 20 fortifizierten Anlagen um Novi Pazar hauptsächlich „frühbyzantinische Befestigungen" aus dem 6. Jahrhundert waren, einige mit einer Vorgängerphase aus dem 4., in wenigen Fällen auch aus dem 3. Jahrhundert. Nur eine kleine Anzahl der Wehranlagen hatte einen hoch - oder spätmittelalterlichen Nachfolgehorizont, die frühmittelalterlichen Benutzungsphasen an einigen Befestigungen hier außer Acht lassend. Somit bekam die frühbyzantinische Archäologie in Serbien eine wichtige Ergänzung im Forschungsgebiet: neben Caričin Grad/lustiniana Prima?, wo die Ausgrabungen noch 1912 begannen, und neben der gut bekannten „justinianischen Erneuerungsphase" am Limes, vereinzelte Ausgrabungen wie die in Bregovina ausgenommen, kamen jetzt die vielen Höhenanlagen in den Fokus. Das führte unter anderem in Serbien dazu, dass durch die archäologische Aufdeckung der kirchlichen Abb. 3: Jelica-Gradina. Situationsplan 2014 (Grabungsdokumentation der [ Philosophischen Fakultät in Belgrad, M. Milinkovic). Sl. 3: Jelica - Gradina. Situacijski načrt leta 2014. Überreste in den Anlagen mit der Zeit erste Einsichten in die Verbreitung des Christentums im pagus gewonnen wurden. Dies ist vergleichbar mit einigen Nachbarländern, in denen der Charakter der Höhenanlagen aus dem 6. Jahrhundert auch relativ spät erkannt wurde.1 Nach der Einsicht in die wirkliche chronologische Zugehörigkeit der Befestigungen wurden im weiteren Verlauf der Forschungen die Interpretationsmodelle ohne Verzögerung umgeändert. Ein neuer Deutungsvorschlag wurde unterbreitet, nach welchem die Überreste in den schwer zugänglichen Höhenlagen von in Notzeiten benutzten „spätantiken Refugien" stammen sollen. Diese Meinung ist stellenweise heute noch vertreten, wie auch die ansonsten für das 19. Jahrhundert typische Auffassung, dass die „Befestigungen" zum Schutze des Straßennetzes dienten.2 In einigen Fällen wurden die Überreste von vorgeschichtlichen Befestigungen in der Spätantike tatsächlich vorübergehend als Refugien benutzt, mit spärlichen Funden und Schichtenbildung, wie vielleicht die in Vučkovica-Gradina (Westserbien),3 aber solche wurden bisher nur selten festgestellt. Die Annahme des Schutzes der Straßen durch Befestigungen im 6. Jahrhundert sollte überdacht werden, da zu erwarten wäre, dass sich das Straßen- oder Wegenetz dem neuen, in die Höhenlagen versetzten Siedlungsmuster anpasste. Obwohl es ein altes Dilemma ist, ob die Befestigung / Siedlung der Straße vorangeht oder umgekehrt, scheint im besprochenen Falle doch die Befestigung / befestigte Siedlung im Mittelpunkt gestanden zu haben, wie aus der Folge hervorgeht. In den letzten 35 Jahren sind merkliche Fortschritte bei der Erforschung der „spätantiken/ frühbyzantinischen Befestigungen" in Serbien und in den umliegenden Gebieten - in Bulgarien, 1 Kirilov 2007, 331-332. 2 Stamenkovic 2013, 53. Petrašinovic, Ludajic 1986, 75-8 3 Abb. 4: Jelica-Gradina. Luftaufnahme, von Südwesten (Milinkovic 2010, Abb. 285). Sl. 4: Jelica - Gradina. Posnetek iz zraka, pogled z jugozahoda. Abb. 5: Markova Mehana, Bulgarien. Grundriss der Befestigung (nach Dinčev 2006, Abb. 89). Sl. 5: Markova Mehana v Bolgariji. Tloris utrdbe. Bosnien und Herzegowina, Dalmatien und Mazedonien gemacht worden, die eine neue Interpretation zulassen: in der Mehrzahl waren die erwähnten „Befestigungen" Ansiedlungen ruralen Charakters, also Dörfer, dessen Bewohner neben der Landwirtschaft sekundär auch anderen professionellen Aktivitäten nachgehen konnten, wie Handwerk, Handel, Bergbau, usw. Da die Argumentation dazu bereits vorgelegt ist,4 wird sie hier nur in Auszügen wiederholt. Die Anzahl der auf der Balkanhalbinsel über Tausend gehenden und kontinuierlich steigenden erfassten Befestigungen erlaubt hinsichtlich der Zahlenstärke der oströmischen Armee keine Vorstellungen von ständigen Garnisonen in den Wehranlagen. Das Fundrepertoire mit zahlreichen Gegenständen, die zum „femininen Bereich" gehören (Schmuck, Spinnwirtel, Fingerkunkeln etc.), die Grabfunde (mit Frauen- und Kindergräbern), Werkzeug und Zubehör (Hacken, Beile, Sicheln, Wetzsteine, Schaber, Bohrer, „Rebmesser", Schafscheren, Viehglocken, Mühlsteine usw.), mehrere Kirchenüberreste in einer Anlage, profane Bauten sowie andere Funde und Befunde zeugen von ständig bewohnten Niederlassungen - Dörfern, die befestigt und meist in Höhenlagen waren (bis zu 1502m ü.d.M., Kirchen bis 1800m ü.d.M.), was gewissermaßen ein Spezifikum des 6. /Anfang des 7. Jahrhunderts in Südosteuropa und auf der Balkanhalbinsel ist. Für eine typologisch-hierarchische Einteilung der verschiedenen Ansiedlungen und befestigten Anlagen, sowohl in Serbien als auch anderswo auf dem Balkan, auf welchem der Rura-lisierungs- und Desintegrationsprozess vom 5. bis zum 7. Jahrhundert die Grenzen zwischen Stadt, Dorf und Kastell fließend machte,5 genügt schon der Forschungsstand in den erwähnten Gebieten nicht, wie das die verfrühten und ungenügend argumentierten Versuche von Ivan Mikulčic zeigen.6 Mit Prospektion allein kann der Charakter einer Befestigung oder einer befestigten Siedlung nicht erschlossen werden. Es gibt in Serbien jährlich an mehreren Orten Grabungen in den erwähnten Anlagen, von denen neben Sondierungen einige systematisch sind (Caričin Grad, Jelica-Gradina, Maskare-Bedem, Brangovic-Jerinin Grad), womit sich die Lage in den letzten Jahren erheblich verbessert hat. Nur mit solchen Methoden oder mit ausreichenden geophysischen Untersuchungen kann eine Einsicht in die innere Struktur der befestigten Anlagen gewonnen werden, wie die Antwort auf die Frage, ob die Gesamtgröße einer befestigten Siedlung mit dem Grad ihrer „Urbanität" zusammenhängt. Es könnte nämlich sein, dass die noch nicht erforschten ummauerten Vorstädte für die Zuflucht suchende Bevölkerung aus der Umgebung bestimmt waren, zusammen mit deren Viehherden.7 Es ist ersichtlich, dass neben befestigten Dörfern auch Siedlungen mit zentralörtlicher Funktion bestanden,8 die man bedingt als Städte ansprechen kann - Caričin Grad/lustiniana Prima? (Abb. 1) und Zlata-Kale (Abb. 2) (beide in Südserbien), Jelica-Gradina (Abb. 3; 4) (Westserbien) und einige mehr. Im behandelten Gebiet konnten bisher keine 4 Milinkovic 2008, 533-557; id. 2014, 251-259. 5 Popovic 1982, 545-566; Köbler 1977, 137-143; Kuhnen 1995, 253-259. 6 Mikulčic 1986, 101-122; id. 2002, 51-68. 7 Milinkovic 2008, 534-535. 8 Vgl. Fehn 1970; Ciglenečki 2011. Befestigungen mit Sicherheit als rein militärisch ausgemacht werden, da u.a. auch die Grenzkastelle am Donaulimes längst ruralisiert und zivil bevölkert waren, wie das aus dem Kleinfundrepertoire klar hervorgeht.9 Die einzige Ausnahme könnte das Kastell in Maskare-Bedem beim Zusammenfluss der Westlichen und der Südlichen Morava sein, wovon noch die Rede sein wird. In Bulgarien sind einige Anlagen von Venzislav Dinčev auf diese Weise gedeutet worden, wie die kompakt gebaute Befestigung in Markova Mehana beim Succi-Pass, dessen zwei mächtige, im Grundriss fünfeckige Türme, der Kurtine 11m vorstanden (Abb. 5). An der südöstlichen Mauer befand sich ein massiver Turm mit dreieckigem Grundriss. Die starken in opus mixtum erstellten Mauern waren 2,10-2,20m breit.10 Hinsichtlich der Größe (0,18ha), der Mauerstärke, der inneren Raumverteilung und der strategisch wichtigen Lage, hat Dinčev vielleicht recht, wenn er diese Befestigung als militärische Anlage deutet.11 Für einige kleinere Fortifikatio-nen wurde die Vermutung ausgesprochen, dass sie zum Schutz des Akväduktes von Caričin Grad dienten. Es stellt sich die Frage, Schutz vor wem: vor einheimischen Wasserdieben in einer sehr wahrscheinlich damals wie heute wasserarmen Region (weshalb hier im 6. Jahrhundert gleich zwei in Luftlinie nur 13,5km voneinander entfernte Staudämme errichtet wurden, in Zlata und in Caričin Grad) oder vor wirklichen Feinden.12 Die überwiegende Mehrheit jedoch werden befestigte Dörfer gewesen sein. DIE GRUNDSATZE DES BEFESTIGUNGSWESENS UND DER HISTORISCHE ZUSAMMENHANG Aus der Einführung geht hervor, dass die Anlagen, obwohl befestigt, vorwiegend zivilen Charakters waren, und in ihrer Mehrzahl primär nicht für das Militär gebaut wurden. Für das Studium der einzelnen fortifikatorischen Elemente ist das nicht unwichtig. Lösungen, die bei Kastellen Anwendung fanden, werden nun auch für zivile Siedlungen in Gebrauch genommen. Grundsätzlich wäre es von Interesse, die einzelnen fortifikatorischen Elemente der Dörfer auf der einen und der zentralörtlichen Anlagen auf der anderen Seite zu vergleichen, danach aber, was keine leichte Aufgabe ist, mit denen militärischer Anlagen; den Umstand berücksichtigend, dass in der Zeit vom 5. bis zum 7. Jahrhundert die Grenzen zwischen Stadt, Dorf und Kastell fließend waren. Für den hier zu behandelnden Aspekt sind die wichtigsten Eigenschaften der massenweise auftretenden Anlagen (Abb. 6), die offensichtlich, wie Slavko Ciglenečki es nannte, die Siedlungsgrundeinheit waren13: die bevorzugte Höhenlage auf von Natur aus geschützten Positionen und dadurch ein unregelmäßiger, dem Gelände konsequent angepasster Grundriss. Bei unüberwindbaren Steilhängen wurden Mauern als unnötig erachtet und daher nicht errichtet. Es musste an Material, Zeit und Arbeitsaufwand gespart werden, da im ganzen Reich Siedlungen neu erstellt oder erneuert wurden, was die Kräfte des Imperiums aufs Äußerste anspannte. Als Baumaterial wurde meist gebrochener oder zugehauener lokaler Kalkstein verwendet, mit Kalkmörtel verbunden (opus incer-tum). Seltener, vor allem in südlicheren Gebieten oder an der Donau-Limesstrecke, errichtete man Mauern und Türme in der aufwendigeren opus mixtum - Technik. In der geschichtlichen Entwicklung ihres Berufes betrachtet, gehören die oströmischen Militäringenieure im 6. Jahrhundert zu den seltenen Fachleuten im Areal der Mittelmeerzivilisationen, die noch einen „Katalog" des Befestigungswesens, auch aus vergangenen Zeiten, in den Händen hielten, und dort vorhandene Lösungen realisieren konnten. Das Wissen der „byzantinischen" Ingenieure beruhte auf antiken Traditionen.14 Die schriftlichen Quellen hier ausgelassen,15 weisen einige fortifikatorische Elemente, die bereits in früheren Epochen Anwendung fanden, neben offensichtlich gut durchdachten Lösungen darauf hin. Im weiteren Verlauf der Geschichte des Befestigungswesens werden sich, als Folge der Einführung von Artillerie, von Grund auf neue Prinzipien erst viel später entwickeln, bis schlussendlich die Art der modernen Kriegsführung die klassischen militärischen Bastionen und Fortifikationen sinnlos machte. So gesehen bietet das frühbyzantinische Befestigungswesen die letzte große Rekapitulation der antiken Forti-fikationskunst an. Die Ansammlung von antikem 9 Špehar 2010, 148-154. 10 Dinčev 2006, 37, Fig. 89. " Ebenso Ciglenečki 2009, 212. 12 Bavant, Ivaniševic 2007, 112; Ivaniševic 2012, 27. 13 Ciglenečki 1994, 239-266. 14 Foss,Winfield 1986, 3. 15 z.B. The Anonymous Byzantine Treatise on Strategy, in: Dennis 1985, 29-44. Abb. 6: Annähernde Verbreitungskarte der spätantiken und frühbyzantinischen befestigten Anlagen auf der Balkanhalbinsel und in angrenzenden Gebieten (nach Milinkovic 2014, Abb. 1) Sl. 6: Približna karta razprostranjenosti poznoantičnih in zgodnjebizantinskih utrdb na Balkanskem polotoku in mejnih območjih. Wissen und Erfahrungen wurde pragmatisch den Bedürfnissen der Zeit angepasst, in welcher das Reich an mehreren Fronten gleichzeitig Krieg führte. Die unsicheren Verhältnisse, im Nord- illyricum vor allem die Barbareneinfälle (Slawen, Awaren und andere), sind der eigentliche Grund, wieso die Siedlungen aus den Niederungen und Tallagen in unwegsame Berglandschaften versetzt und befestigt wurden. Dabei war im Nordillyricum vor allem der Schutz der Bevölkerung wichtig, und nicht die symbolische oder ästhetische Bedeutung der Mauern.16 Enrico Zanini hat sich mit der Rolle der Architekten und ihrer Mitarbeiter im Oströmischen Reich befasst (mechanikos, mechanopoios, architekton, technites).1'7 Ihre Existenz ist auch durch epigrafische Funde überliefert, wie die eines gewissen Viktorinos, der Befestigungen im Illyricum baute.18 Andererseits wurde auf Improvisationen im Verteidigungswesen hingewiesen, auf bewaffnete Bauernverbände, Stadtmilizen usw.19 Wenn das große Bauvorhaben in einem Rahmen betrachtet wird, in dem im ganzen Reich befestigte Siedlungen zu Tausenden neu errichtet oder erneuert wurden, stellt sich die Frage, ob das alles mit verfügbaren finanziellen Mitteln aus der Reichskasse zu erreichen war, oder ob auch andere Ressourcen genutzt wurden. Es ist vorstellbar, dass die zentrale Planung und Aufsicht bei diesem großen Unterfangen in den Händen von oströmischen Militäringenieuren lag (im koordinierten Wirken mit Hof, Kommandanten und Kirche), während die Ausführung vor Ort einer Art von „Technikern" überlassen wurde, welche in Verbindung mit Vertretern der Lokalbevölkerung, des Militärs, der Kirche und Administration die Neubefestigung der einzelnen Siedlungen oder deren Neubau leiteten. Bei den vielen neuen Siedlungen musste darauf geachtet werden, dass die Position in der Mikroregion der räumlichen Verteilung der (Rest) Bevölkerung entsprach. Ansiedlung von Neupopulation auf Reichsgebiet ist in den schriftlichen Zeugnissen nicht erwähnt, außer der der gepidischen Flüchtlinge nach 567, wie es der Dux Usdibad und andere waren.20 Die Relevanz dieser Quellengattung für die Zustände im Illyricum des 6. und Anfang des 7. Jahrhunderts ist zwar fragwürdig - so sind, beispielsweise, wichtige und verbreitete Wirtschaftszweige, die archäologisch festgestellten Aktivitäten im Bergbau und der Metallurgie im Nordillyricum des 6. Jahrhunderts nicht erwähnt, was nicht heißt, dass dies die einzige große Lücke in der schriftlichen Überlieferung ist. Diese Lücken werden mit der Zeit durch die Archäologie wenigstens zum Teil geschlossen. Zurück zur Rekonstruktion der möglichen Vorgehensweise: Die Position musste der Bevölkerung entsprechen, hinsichtlich der Entfernung zu den Weiden und Bergäckern, der Wasserversorgung usw. Zugleich durfte sich das neue, nun befestigte Dorf nicht an einer leicht zugänglichen Stelle befinden. Material musste bereitgestellt werden -Stein, Holz, Ziegel, Kalkmörtel und anderes mehr. Es kann angenommen werden, dass die Lösung dieser wichtigen Aufgaben im Zusammenwirken aller verfügbaren Kräfte in Bevölkerung, Militär, Administration und Kirche erreicht wurde. Hier soll daran erinnert werden, dass die Befestigungen auf der Balkanhalbinsel, außer an der DonauLimesstrecke oder in Fällen der wenigen „Langen Mauern" (Hexamilion, Anasthasius-Mauer etc.21), nicht in überregionalen frontähnlichen Abwehrlinien verteilt waren, wie das früher bei ungenügendem Forschungsstand angenommen wurde,22 sondern meistens einer mikroregionalen Logik folgten, was an sich ein zusätzliches Argument zugunsten der oben vorgeschlagenen Deutung der Anlagen ist (Abb. 6). Auf das Vorhandensein einer zentralen Leitung und Koordination deuten einige sich oft wiederholende Lösungen, die beim Bau der Befestigungen vorkommen. Es entsteht der Eindruck, dass die mechanikoi, mechanopoi und vor allem die vor Ort wirkenden Fachkräfte eine Art „Handbuch" mit vorgefertigten Modellplänen benutzten, aus welchem sie die den lokalen Bedürfnissen und Zuständen entsprechenden konkreten Lösungen aussuchten und nötigerweise modifizierten, und die Bauarbeiten unter Mitwirkung der lokalen Bevölkerung durchführten.23 Die Position und der Grundriss Höhenpositionen wurden vor allem bei kleineren Siedlungen bevorzugt, da solche Lagen von Natur aus leichter zu verteidigen sind. Es kann sich dabei um Höhen von mehr als 1500m ü.d.M. handeln, aber auch um niedriger angesetzte Hügelgipfel. Diese konnten unter 500m ü.d.M. positioniert sein (die Lagen über 500m ü.d.M. sind im besprochenen Raum besser für Viehzucht geeignet), waren aber wiederum von Hängen umgeben, die auch in diesen Fällen den Zugang erschwerten 16 Vgl. Gregory 1982, 56-57. 17 Zanini 2007, 385-401. 18 Feissel 1988, 136-146. 19 Wozniak 1982, 199-209. 20 Milinkovic 2010, 283. 21 Crow, Ricci 1997, 235-262; Gregory 1993, 1-151. 22 Ovčarov 1982, 19-20; Ravegnani 1983, 119; vgl. auch Dinčev 2006, 34. 23 Vgl. Wozniak 1982, 200, 204. Abb. 7: Derekare-Durdevica. Position von Südosten (Milinkovic 2008, Abb. 13). Sl. 7: Derekare - Durdevica. Pogled na postojanko z jugovzhoda. Abb. 8: Derekare-Durdevica. Grundriss-Skizze (nach Milinkovic 2008, Abb. 13). Sl. 8: Derekare - Durdevica. Tlorisna skica postojanke. („vertikale Tension").24 Dabei wurde die Position nach Möglichkeit so ausgewählt, dass die Siedlung nur von einer Seite leichter zugänglich war (über den „Sattel"), während Steilhänge den Zugang aus anderen Richtungen schwer machten. Der Einsatz von Kavallerie wäre in solchen Fällen nicht effektiv oder unmöglich. Da bei Steilhängen keine Mauern errichtet werden mussten, waren die mit Felsklippen umgebenen Bergplateaus attraktiv für den Siedlungsbau, wie das, neben anderen, durch die Anlagen in Derkare-Durdjevica (1470m ü.d.M.) (Abb. 7; 8) oder in Izbeg-Tupi Krš, auf 1286m ü.d.M., beide in Südwestserbien, gut bezeugt ist.25 Der gleichen Logik folgend wurde bei Ansiedlungen auf Halbinseln nur die zugängliche Seite durch Mauern abgeschirmt, was in Viminatium-Svetinja am rechten Donauufer der Fall ist - das Wasser hinderte die Angreifer, näher zu kommen, nur die Landverbindung wurde dank einer Mauer mit im Grundriss rechteckigen herausgeschobenen Türmen verteidigt („horizontale Tension") (Abb. 9).26 Einige für die regionalen Verhältnisse größere und aufwendiger strukturierte Siedlungen (10-20ha Fläche oder mehr), für die eine zentralörtliche Funktion angenommen werden kann (Städte), wurden immerhin auf leichter erreichbaren Positionen errichtet, wie das die Fälle von Caričin Grad/ lustiniana Prima? und besonders von Zlata-Kale 24 Vgl. Kirilov 2007, 330. 25 Milinkovic 1985, 47 und T. I, 52-53; Premovic-Aleksic 2014, 353-354, Abb. 177, 390, Abb. 285. 26 Popovic 1987, 5, Abb. 2. in jenem Teil Südserbiens illustrieren, der von den meisten Autoren als die Heimat des Kaisers Justinian I angesehen wird (Abb. 1; 2).27 Bei Gam-zigrad/Romuliana in Nordostserbien, ebenfalls in Tallage, handelt es sich um eine Weiterbenutzung des befestigten Palastes von Kaiser Galerius, dessen Positionierung und Ausstattung ganz anderen, imperialen Repräsentationsbedürfnissen Folge leistete, was aber hier nicht das Thema ist. Der massiv befestigte Palast wurde an einer von West nach Ost abfallenden Böschung errichtet, unterhalb von Hügelgipfeln, was nicht nur die frühbyzantinischen Befestigungsregeln ignorierte (Abb. 10). Da der monumentale tetrarchische Bau schon bestand, wurde er pragmatisch weiterbenutzt - einen solchen Neubau, an dieser Stelle, hätte es im 6. Jahrhundert nie gegeben.28 Beim Zusammenfluss der Westlichen und der Südlichen Morava (von wo ab der Fluss den Namen Große Morava führt), in Maskare-Bedem in Zentralserbien, ist die soweit einzige im 6. Jahrhundert neu gebaute, 130m x 130m große frühbyzantinische Befestigung im Flachland registriert worden (Abb. 11 ).29 Der Lage entsprechend waren hier die äußeren Mauern bis zu 3m breit, was regional gesehen überdurchschnittlich ist.30 Die Gründe für eine solche Platzauswahl bleiben unerschlossen, außer der offensichtlich 27 Milinkovic 2009, 239-244. 28 Milinkovic 2011, 138. 29 Raškovic et al. 2000, 13. 30 Freundliche Mitteilung von Grabungsleiter Marin Bugar, Narodni muzej Kruševac. Abb. 10: Gamzigrad (Romuliana). Position von Südosten, vom Gipfel Magura (Milinkovic 2011, Abb. 6). Sl. 10: Gamzigrad (Romuliana). Pogled z jugovzhoda, z vrha Magura. Abb. 11: Maskare-Bedem. Position (Photo M. Bugar). Sl. 11: Maskare - Bedem. Pogled na najdišče. Abb. 9: Viminatium-Svetinja. Position, Situationsplan und Rekonstruktion der Sperrmauer (nach Popovic 1987, Abb. 1, 2; Miloševic 1987, Abb. 5). Sl. 9: Viminacij - Svetinja. Lega zapornega zidu, situacijski načrt in rekonstrukcija. strategisch wichtigen Lage. Denkbar wäre hier eine Truppenversorgung. Bis in die 40-er Jahre des 20. Jahrhunderts floss die Westliche Morava nahe der Festungsmauern. Andererseits gibt es für die Schiffbarkeit der Großen Morava im späten Mittelalter schriftliche Zeugnisse.31 Ob es in spätrömischer und frühbyzantinischer Zeit ähnlich war, ist ungewiss, aber nicht ausgeschlossen, besonders für leichtere Schiffe. Sollte diese Annahme richtig sein, könnte die Festung in Maskare primär für die Bedürfnisse des Heeres bestimmt gewesen sein. Gräben und Wälle Gräben und Wälle sind die am wenigsten erforschten Fortifikationselemente im Arbeitsbereich. Bei ungenügend untersuchten mehrschichtigen Befestigungen, wie im Fall von Juhor-Momčilov Grad,32 ist es nicht ganz sicher, zu welcher Benutzungsphase sie gehörten, weshalb einige hier nicht in Betracht gezogen worden sind, auch wenn sie mit Wahrscheinlichkeit aus der frühbyzantinischen Periode stammen. Die im 6. Jahrhundert angelegten Gräben wurden nur an einigen Stellen festgestellt (am sichersten bei einschichtigen An- 31 ISN 2, 300, 308; de la Brocquiere (Rajičic [Hrsg.] 1950, 129). 32 Brmbolic 1986, 199-200. Abb. 12: Sakicol. Grundriss der Befestigung mit Gräben (nach Kondic, Popovic 1977, Abb. 110). Sl. 12: Sakicol. Načrt utrdbe z jarkom. lagen). Das muss nicht bedeuten, dass sie nicht auch öfter ausgehoben wurden, aber wegen der Zuschüttung an der Geländeoberfläche können sie mit klassischen Methoden der Prospektion, ohne geophysische Untersuchungen oder Sondierungen, oft nicht erkannt werden. Vor der Südmauer von Caričin Grad liegt ein Graben, es werden auch weitere, 200m Richtung Süden entfernte „leichtere" Verteidigungsgürtel erwähnt.33 Vladislav Popovic und Vladimir Kondic berichten von zwei langen, parallel verlaufenden Gräben mit gegenseitigem Abstand.34 Bernard Bavant und Vujadin Ivaniševic schreiben über einen großen vallum an der Südseite, mit der Bemerkung: „Reste eines Grabens wurden ebenfalls an der Ostseite festgestellt" (Abb. 1).35 Diese Beschreibungen, die durch die neuen LIDAR-Aufnahmen präzisiert sein werden,36 erinnern an die große nahegelegene, gleichzeitige befestigte Anlage in Zlata-Kale, wo ebenso Gräben und Wälle, vor allem an der leichter zugänglichen Westseite, registriert wurden,37 obwohl in Zlata noch keine detaillierten Untersuchungen außer Probegrabungen im Jahr 2013 gemacht wurden.38 Gräben und Wälle können vor allem bei leichter zugänglichen Befestigungen erwartet werden, wie das ja auch der Fall bei Zlata und Caričin Grad ist. Bei Höhenanlagen sind sie eventuell am Bergsattel zu vermuten. Die dominant gelegene Befestigung in Sakicol, 4km nördlich von Caričin Grad in Richtung Zlata-Kale, hatte nur von einer Seite einen leichteren Zugang („Sattel"). Gegenüber, wie das auch in anderen Fällen vorkommt (siehe unten), stand der herausgeschobene „polygonale" Turm, hier mit unregelmäßigem fünfeckigen Grundriss. Unterhalb des Turmes, am Osthang, sind Spuren von zwei parallel verlaufenden Gräben zu vermerken (Abb. 12).39 Gräben sind in der gleichen Region auch in Gornje Gradište registriert worden.40 Die Höhenanlage in Kaludra-Kula hatte in Richtung der nördlichen Seite einen äußeren Wall aus Erde, der von den Mauern ungefähr zwischen 10m und 30m entfernt war (Abb. 32).41 Die Mauern Die Mauern der Befestigungen wurden aus Stein gebaut, manchmal unter Verwendung von Ziegeln (opus mixtum). Sie sind fast ausnahmslos mit Kalkmörtel erstellt, in sehr wenigen Fällen sind 33 Deroko, Radojčic 1950a, 127, Abb. 4. 34 Kondic, Popovic 1977, 17. 35 Bavant, Ivaniševic 2007, 123, 128, Abb. 2. 36 Ivaniševic, Bugarski 2013, 82-83; Ivaniševic 2012, 13-29. 37 Deroko, Radojčic 1950b, 178. 38 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 39 Kondic, Popovic 1977, 359, Abb. 110-111. 40 Deroko, Radojčic 1950b, 175. 41 Popovic 1984, 12, Abb. 1. Abb. 13: Jelica-Gradina. Außenseite der nördlichen Mauer der Oberstadt (Milinkovic 2010, Abb. 116). Sl. 13: Jelica - Gradina. Zunanje lice severnega obzidja gornjega mesta. Abb. 14: Jelica-Gradina. Die Nordmauer der Nördlichen Unterstadt (nach Milinkovic 1988, Taf. 14). Sl. 14: Jelica - Gradina. Severno obzidje dolnjega mesta. Teile der Kurtinen mit Erde gebunden, als ob in Eile gebaut - vielleicht wegen Reparaturen.42 Ihre Bauweise besteht aus einer Verschalung, die aus größerem gebrochenen oder zugehauenen Stein zusammengesetzt war (meistens lokaler Kalkstein), und im Inneren aus einer Füllung von vorwiegend kleinerem Bruchstein, der mit demselben Kalkmörtel vermischt wurde. Die Breite der Mauern konnte zwischen ca. 0,90m und 3m variieren, dies war hauptsächlich vom Grad der Zugänglichkeit abhängig. Auf der Jelica ist ihre Breite zwischen Brmbolic 1986, 201. Abb. 15: Zlata-Kale. Die Nordmauer, Probegrabungen 2013, 2014 (Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad, M. Milinkovic). Sl. 15: Zlata - Kale. Severno obzidje, sondiranje v letih 2013 in 2014. 0,96m und 1,80m angesetzt. Die Mauern sind hier stellenweise über 3m hoch erhalten (Abb. 13; 14).43 In Zlata war die Südmauer beim Tor 1,89m stark, die Nordmauer an der gegenseitigen Trasse ohne Sockel 1,48m (dem steileren Hang gegenübergestellt), mit Sockel 2,08m (Abb. 15). Beide waren qualitätsvoll in der opus mixtum Technik erstellt.44 Obwohl bei profanen Bauten und Kirchen im 6. Jahrhundert in Serbien römische Spolien oft als Baumaterial vorkommen, wie das allgemein für die Spätantike üblich ist, sind sie beim Errichten der Festungsmauern und Türme eher selten vertreten. In Ravna/Timacum Minus in Ostserbien wurden beim Bau der Mauern vielfach Stelen und Altäre sekundär verwendet, dies aber während der dort letzten Rekonstruktion, die ins 4. Jahrhundert datiert worden ist.45 In Viminatium-Svetinja jedoch wurden in die frühbyzantinische Sperrmauer (Abb. 9) römische Stelen, Blöcke und Ziegelsteine eingebaut, was durch die Nähe antiker Trümmer und Überreste zu erklären ist.46 Offensichtlich waren diese in der Umgebung der neu gebauten Höhenanlagen nicht in großen Mengen verfügbar. Auf der Jelica wurden für die besseren Häuser und für Kirchen Spolien aus den Trümmern einer etwa 10km entfernten und ca. 600m tiefer gelegenen römischen Siedlung im Tal der Westlichen Morava auf 846m ü.d.M. heraufgetragen, aber während der bisherigen Ausgrabungen konnte bei Festungsmauern und Türmen keine Verwendung festgestellt werden.47 Über die Höhe der Mauern kann spekuliert werden. Sie war u.a. von der Mauerbreite abhängig. In den meisten Fällen ist mit einer Mauerhöhe von bis zu 7-8 Meter zu rechnen.48 In einigen Fällen wurden Fundamentsockel festgestellt, wie in Zlata-Kale (an der Innenseite der Nordmauer 0,34 m, an der modern beschädigten Außenseite 0,285 m breit)49 oder stellenweise auf der Jelica-Gradina (ca. 0,6 m breit),50 was aber keine Regel war. Dort wo die Bauweise und die Position es nötig machten, wurde die Statik der Mauern durch Stützpfeiler gestärkt, wofür wiederum neben anderen die Jelica-Gradina Beispiele bietet (siehe unten). Abb. 16: Bosman, Grundriss (nach Kondic 1982-1983, Abb. 1). Sl. 16: Bosman. Načrt. 43 Milinkovic 2010, 32-33. 44 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 45 Petrovic 1997, 123. 46 Popovic 1987, 6-7. 47 Milinkovic 2010, 81-82, 234. 48 Milinkovic 2010, 35. 49 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 50 Milinkovic 2010, 33. Vielfach wurde die Trasse der Mauern den Höhenkurven angepasst und so angelegt, dass sich der Mauerzug genau dort befand, wo der Hang unterhalb der Mauer steiler wurde (Bruchstelle im Geländequerschnitt). Dadurch war extra muros der Anstieg zu den Mauern schwerer, und die Fläche intra muros ebener und leichter zum Bebauen und Benutzen. Das ist gut an den Ost-Nord-und zum Teil den Westmauern der Nördlichen Unterstadt auf der Jelica ersichtlich (Abb. 3).51 In mehreren Kastellen am Donaulimes, wie Bosman, Boljetin, Ravna oder Donje Butorke sind an der Innenseite der Kurtinen Untermauerungen und Stützen von Treppen erhalten geblieben, die zu den Zinnen führten. Bei Bosman, das eine der wenigen im 6. Jahrhundert am Limes neugegründeten Anlagen ist, mit annähernd dreieckigem Grundriss, waren die Treppen zum Aufstieg auf die Mauern beidseitig des Tores angelegt (Abb. 16). Einige der Treppenaufstiege wurden durch mit Bögen verbundene Pfeilern getragen, wie in Donje Butorke.52 Die Untermauerungen für die Treppen waren zugleich Verstärkungen der Kurtinen. Die Fundamente konnten auf Felsen (Abb. 14), auf gewachsener Erde (auf der Jelica Tonerde) ruhen,53 auf Überresten von früheren Mauern, wie das an der Donau-Limesstrecke oft der Fall war („justinianische Erneuerung"),54 bzw. auf vorgeschichtlichen Wehrmauern (Južac bei Sopocani)55 oder auf Ruinen von vorangehenden Gebäuden, wie in Viminatium-Svetinja.56Auf der Gradina in Pazarište (Südwestserbien) wurde beobachtet, dass die Fundamente nicht immer auf sehr solide Art und Weise gelegt wurden.57 Es gibt keine Befestigungen, die ohne Mauern errichtet wurden, wie in Korinjski hrib, wo die von Natur aus geschützte Position nur durch Türme verteidigt wurde.58 Die Tore Die Tore und andere Eingänge in frühbyzantinische befestigte Anlagen im heutigen Serbien weisen verschiedene Typen auf, von denen einige 51 Milinkovic 2010, 36, Abb. 8. 52 Kondic 1984, 141-142 mit Abb. 6, 153-155 mit Abb. 11, 155-156 mit Abb. 14, 145-147 mit Abb. 8. Milinkovic 2010, 33. Kondic 1984, 134; Popovic 1984, 273. Popovic 1986, 115. Popovic 1987, 3. Popovic 1999, 75-76. Ciglenečki 2009, 217, Abb. 9. Abb. 17: Jelica-Gradina, Oberstadt. Situationsplan 2014, Detail (vgl. Abb. 3). Sl. 17: Jelica - Gradina, gornje mesto. Situacijski načrt leta 2014, detajl (prim. sl. 3). Abb. 18: Zlata-Kale. Tor an der Südmauer, 2013 (Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad, M. Milinkovic). Sl. 18: Zlata - Kale. Vhod v južnem obzidju leta 2013. Abb. 19: Južac-Sopocani. Tor mit hölzerner Schwelle (nach Popovic 1986, Abb. 2). Sl. 19: Južac - Sopocani. Vhod z lesenim pragom. Abb. 20: Caričin Grad. Das Osttor zur Oberstadt (vgl. Abb.1) (nach Kondic, Popovic 1977, Abb. 26, 27). Sl. 20: Caričin Grad. Vzhodna vrata v gornje mesto (prim. sl. 1). in der Geschichte der Fortifikation nicht neu sind - von einfachen Durchgängen bis zu monumentalen Toranlagen. Das Benutzungsniveau, bzw. die Torschwellen oder Stufen der Durchgänge waren aus gestampfter Erde, wie das bei dem von Türmen flankierten 2014 entdeckten Tor in die Südliche Unterstadt der Jelica-Gradina der Fall ist59 (Abb. 17; 25), aus Stein bzw. Stein mit Mörtelüberzug60 oder aus breit gestrichenem, flächendeckendem Mörtelestrich, welcher anscheinend die Unterlage der einen bisher ausgegrabenen Toranlage in Zlata war (Abb. 18).61 In Južac nahe Sopocani (Südwestserbien) hatte der Eingang eine schlichte hölzerne Schwelle (Abb. 19).62 Eine befestigte Anlage konnte zugleich mehrere Tore und Durchgänge haben, vor allem bei zentralörtlichen oder stadtähnlichen Siedlungen/Städten, wie auf der Jelica und besonders in Caričin Grad, wo bisher fünf größere Tore an den Außen-und Innenmauern festgestellt wurden, darunter auch das eingelassene Osttor der Oberstadt, in monumentaler Ausführung (Abb. 20).63 Es ist zu beachten, dass bei dem momentanen Forschungsstand, wegen fehlenden Untersuchungen der Mauertrassen oder ungenügendem Erhaltungszustand der Mauern, die Positionen von Toren vielfach erst ermittelt werden müssen oder nicht mehr feststellbar sind. Einfache Tore Als einfache Tore sind hier die breiteren Auslassungen an der Trasse der Festungsmauern benannt, wobei die Ausrichtung der Mauern nicht geändert wird. Solche Lösungen kommen oft vor, in Izbeg-Tupi Krš,64 mit einem etwa 1,50m breiten Durchgang, in Kaludra-Kula, hier an der inneren Mauer,65 oder bei der Befestigung Južac nahe Sopocani (Abb. 19) (alle drei in Südwestserbien), wo der Eingang 1,96m breit war.66 In Bregovina-Kale (Südserbien) war der Durchgang an der (inneren?) nordwestlichen Mauer 2,40m breit. Ein weiteres „einfaches" Tor stand an der Nordmauer, und führte zum Vorraum der dreischiffigen Basilika. Es war 1,47m breit und wurde in einem nachträglichen Moment zugemauert, wie das nicht selten der Fall mit Eingängen und Durchgängen in Befestigungsmauern und Häusern im Illyricum Ende des 6. Anfang des 7. Jahrhunderts geschah (Abb. 21 ).67 Nachträglich zugemauert wurde auch das Tor zur Oberstadt der Befestigung Gojin Dol-Kale bei Dimitrovgrad in Südostserbien, an der via militaris. Dabei wurde die Originalbreite von 3m 59 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 60 Milinkovic 2010, 40-41, Abb. 20. 61 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 62 Popovic 1986, 116, Abb. 2. 63 Bavant, Ivaniševic 2006, 29, Abb. 2; Kondic, Popovic 1977, 321-322, Abb. 26-27. 64 Milinkovic 1985, 50, T. I. 65 Premovic-Aleksic 2014, 84-85, Abb. 146. 66 Popovic 1986, 116, Abb. 1, 2; Premovic-Aleksic 2014, 147-148, Abb. 296, 214-215, Abb. 472. 67 Jeremic, Milinkovic 1995, 210, Abb. 3; Milinkovic 2010, 78, Abb. 62-63, 99-100, Abb. 90, Abb. 103-104. Abb. 21: Bregovina-Kale. Grundriss-Skizze (nach Jeremic, Milinkovic 1995, Abb. 3). Sl. 21: Bregovina - Kale. Tlorisna skica. Abb. 22: Šaronje-Gradovi. Grundriss-Skizze (nach Milinkovic 1982, Abb. 4). Sl. 22: Šaronje - Gradovi. Tlorisna skica. zuerst auf 1,84m verengt. In der dritten Bauphase wurde das Tor gänzlich zugemauert. Ähnlich erging es dem in der gleichen Achse gelegenen Tor zur Unterstadt des Kale in Gojin Dol.68 Damit ist nochmals demonstriert, dass durch die Geschichte der Fortifikation Tore die Schwachstellen waren. Tangentiale Tore Die sog. tangentialen Tore69 bestehen aus einer Unterbrechung in der Mauertrasse, wobei die beiden Mauerenden auseinandergespreizt wurden. Der Durchgang verlief zwischen den Mauerenden, die mehr oder weniger parallel zueinanderstan-den. Diese für die Angreifer ungünstige Lösung wurde vielfach angewendet, wie das die Beispiele der Unterstadt von Šaronje-Gradovi70 (Abb. 22), Šaronje-Gradina71 (Abb. 29), Radaljica-Gradina72 (Abb. 23), Pazarište-Gradina73 (Südwestserbien), Cer-Konjuša74 (Nordwestserbien) (Abb. 24), zum Teil auch Jelica-Gradina75 und andere zeigen. Ein tangentiales, 3,40m breites Tor befand sich an der Südmauer von Zlata-Kale, einer der größeren befestigten Anlagen des 6. Jahrhunderts in Südserbien, neben der sich ein ca. 100m langer Staudamm aus Ziegelsteinen erstreckte (Abb. 18).76 Diese Lösung, wie das schon im Fall von Jelica aufgezeigt, wurde somit nicht nur bei kleineren Höhenanlagen verwendet. In Zlata war der Boden zwischen den beiden auseinandergespreizten Mauerenden mit einem nicht ganz ebenen Mörtelestrich versehen. Manchmal, wie im Falle des Oberen Tores zur Oberstadt der Jelica-Gradina, sind die zwei Mau-ertrassen unter einem Winkel gebogen und enden kurz (Abb. 17). Bei diesem ebenso 3,40m breiten Tor sind drei Stufen im Durchgang errichtet worden, dies wegen des Steilhanges, an dem sich das Tor 68 Milinkovic 1986, 152. 69 Vgl. Ivanova 2008, 118. 70 Premovic-Aleksic 2014, 334, Abb. 121. 71 Premovic-Aleksic 2014, 71-72, Abb. 118. 72 Premov'c-Aleksic 2014, 45-46, Abb. 58. 73 Popovic 1999, 76, Abb. 28. 74 Milinkovic 2011, 134, Abb. 4: 5. 75 Milinkovic 2010, 40-41. 76 ' Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. Abb. 23: Radaljica-Gradina. Grundriss (nach Kalic, Mrkobrad 1985, Taf. 1). Sl. 23: Radaljica - Gradina. Tloris. Abb. 24: Cer-Konjuša. Grundriss (nach Milinkovic 2011, Abb. 4/5). Sl. 24: Cer - Konjuša. Tloris. befand. Daraus kann geschlossen werden, dass der Eingang nicht für Wagentransporte gedacht war, sondern dazu diente, einen schnellen Sonderzugang zur Basilika „E" und der nahegelegenen „Residenz" (Gebäude I-IV) zu gewährleisten. In der intensiven Schuttschicht um das obere Tor waren viele Ziegelsteine verschiedenen Formats, Dachziegelfragmente, wie auch bearbeitete Tuffsteinquader zu vermerken, die von der ehemaligen Toranlage stammen.77 Tangential angelegte Toranlagen sind schon in der Vorgeschichte bekannt,78 kommen aber auch im alten Griechenland zum Gebrauch, wie in Smyrna, und stellen somit ein gutes Beispiel der Weiterverwendung von Lösungen dar, die schon in der frühbyzantinischen Zeit uralt waren.79 Mit Türmen flankierte Tore Mit Türmen flankierte Tore waren bei frühbyzantinischen Befestigungen keine Seltenheit, wobei ihnen die herausgeschobenen Türme neben Spähmöglichkeiten, Schutz und Überwindung von „toten Winkeln" eine gewisse Monumentali- tät verliehen. Die flankierenden Türme konnten verschiedene Grundrisse haben, rechteckige, wie beim Tor an der Südmauer der Unterstadt von Caričin Grad und beim monumentalen Osttor der Oberstadt, oder symmetrisch fünfeckige, wie beim Südtor der Oberstadt (Abb. 1; 33; 34).80 Dieses Tor war 3m breit, in seinem gewölbten Inneren 4,10m.81 Das soweit einzige entdeckte Tor der Südlichen Unterstadt von Jelica-Gradina war zumindest an der südlichen Seite durch einen im Grundriss fünfeckigen Turm flankiert. Ob sich auch an der Nordseite ein weiterer Turm finden wird, bleibt unklar, vor allem auch dadurch, da an der entsprechenden Trasse bereits ein Turm in der Nähe ist, der einen unregelmäßigen rechteckigen Grundriss hatte. Der Durchgang war 3m breit (Abb. 25).82 Dass Tore auch von im Grundriss kreisförmigen Türmen flankiert waren, bezeugt das Limeskastell in Čezava mit der Nordwestmauer, während im 6. Jahrhundert das mit zwei im Grundriss U-förmigen Türmen geschützte südöstliche Tor nachträglich zugemauert wurde, sodass nur ein schmaler Durchgang übrigblieb (Abb. 26: 4).83 77 Milinkovic 2010, 41. 78 Kapuran 2009, 203, Abb. 5. 79 Lawrence 1979, 31, Abb. 15. 80 Bavant, Ivaniševic 2006, 29, Abb. 2. 81 Kondic, Popovic 1977, 320-321, Abb. 23-25. 82 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 83 Vasic 1982-1983, 102, Abb. 9. Abb. 25: Jelica-Gradina. Tor zur Südlichen Unterstadt (vgl. Abb. 3). Sl. 25: Jelica - Gradina. Vhod v južno dolnje mesto (prim. sl. 3). Abb. 26: Čezava. Grundriss (nach Vasic 1982-1983, Abb. 9). Sl. 26: Čezava. Tloris. Eingelassene Tore Eingelassene Tore sind im heutigen Serbien nur selten festgestellt worden, in stadtähnlichen Komplexen, wie das im Grundriss halbkreis-hufeisenförmige östliche Tor der Oberstadt von Caričin Grad/Ius-tiniana Prima?. Der Vorraum des eingelassenen Tores war 9,90m weit. Der an der Aussenseite mit Stufen versehene, zentral positionierte Durchgang war 3,13m (nach Aussen), bzw. 4m nach Innen breit.84 Es führte über den kreisförmigen Platz in der Oberstadt zum Eingang in die Akropolis und war mit aller Wahrscheinlichkeit das Prachttor der Stadt (Abb. 20). Nach den Skizzen von Arthur Evans scheint auch Zlata ein eingelassenes monumentales Tor gehabt zu haben. Den verfügbaren Angaben (Evans, Kanitz, eigene Prospektion) stand es zwischen dem Staudamm, welcher wahscheinlich auch als Fahrroute benutzt wurde, und dem südöstlichen Teil des befestigten Komplexes.85 Tore in den Turmmauern Etwas seltener, aber dennoch nicht unüblich, wurden Durchgänge in die Mauern von Türmen eingelassen, die relativ eng waren. Dabei handelt es sich um Türme mit mehr oder weniger regelmäßigem rechteckigem Grundriss. Beim momentanen Forschungsstand ist abzuwarten, ob diese Anlagen nicht auch ein anderes, breiteres Eingangstor hatten, was wahrscheinlich ist. Als Beispiel eines Durchgangs an der Seitenmauer des Turmes kann Viča-Stojkovica Gradina in Westserbien angeführt werden86 (Abb. 27), während sich in Ravna an der Donau-Limesstrecke der Eingang an der Frontalmauer eines Turmes befand.87 Der polygonale Turm in Sakicol in Südserbien hatte ebenso einen Seiteneingang (Abb. 12).88 Einen besonderen Fall stellt der einzig festgestellte Turm der befestigten Anlage Južac beim Kloster Sopocani dar, der auch einen Seiteneingang hatte. Da der Turm keinen feststellbaren Durchlass zum Inneren der Befestigung hatte, scheint der sich außen befindende seitliche Turmeingang nicht ins Innere der Befestigung geführt zu haben, außer indirekt, durch den Turm und vielleicht über eine Treppe (?).89 Bei engeren in die Turmmauern eingelassenen Durchgängen muss auch an die Möglichkeit von Ausfallpforten/Poternen gedacht werden. 84 Kondic, Popovic 1977, 321-322, Abb. 26-29. 85 Evans 1883; Kanitz 1892. Milinkovic 2009, 241, Abb. 3; Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. 86 Milinkovic 2010, 219, Abb. 280. 87 Kondic 1984, 155-156, Abb. 14. 88 Kondic, Popovic 1977, 359, Abb.110, 111. 89 Popovic 1986, 115-116, Abb. 1. Abb. 27: Viča-Stojkovica Gradina. Grundriss (nach Milinkovic 2010, Abb. 280). Sl. 27: Viča-Stojkovica Gradina. Tloris. Abb. 28: Boljetin. Grundriss (Kondic 1984, Abb. 11). Sl. 28: Boljetin. Tloris. Tore mit Innenausbau Tore mit Innenausbau sind im besprochenen Gebiet soweit sehr selten. Das Tor an der östlichen Mauer des Kastells in Boljetin am Donaulimes hatte zwei parallel verlaufende Mauern, die unter einem rechten Winkel von der Kurtine zum Inneren gerichtet waren. Im 6. Jh. wurden diese Mauern durch je einen zu ihrer Richtung quergestellten „Pilaster" erweitert, sodass ein Raum an der Innenseite des Tores entstand, welcher einem propugnaculum ähnelte (Abb. 28).90 In der Nähe von Dimitrovgrad, auf dem Kale in Gojin Dol (Südostserbien), könnte eventuell das Tor zur Oberstadt im Inneren einen „Ausbau" durch angefügte Bauobjekte gehabt haben (?), welcher aber nicht zu Genüge erforscht wurde.91 Poternen - Ausfallpforten Poternen waren schmale Durchlässe in den äußeren Mauern, die zum Spähen, zu unbemerktem Wasserholen, Überraschungsangriffen und anderen Aktivitäten der Verteidiger genutzt wurden. Poternen treten u.a. bei Höhenanlagen auf, wie in Šaronje-Gradina in Südwestserbien, hier neben Abb. 29: Šaronje-Gradina. Grundriss (nach Premovic- Aleksic 2014, Abb. 118). Sl. 29: Šaronje - Gradina. Tloris. einem Turm gesetzt (Abb. 29).92 Im 6. Jahrhundert wurde am Limeskastell in Čezava das Südtor zugemauert, wobei ein sehr schmaler Durchgang gelassen wurde - mit aller Wahrscheinlichkeit eine Ausfallpforte (Abb. 26).93 Es ist nicht auszuschließen, dass einige Durchgänge an den Turmmauern auch als Poternen gedient haben (siehe oben). 90 Zotovic 1982-1983, 223, Abb. 2. 91 Milinkovic 1986, 154-156. 92 Premovic-Aleksic 2014, 71-72, Abb. 118. 93 Vasic 1982-1983, 102, Abb. 9. Abb. 30: Izbeg-Tupi Krš. Grundriss-Skizze (nach Milinkovic 1985, Taf. 1). Sl. 30: Izbeg - Tupi Krš. Tloris. Türme Es gibt nur wenige Befestigungen aus dem 6. -Anfang des 7. Jahrhunderts in Serbien, bei denen keine Türme festgestellt wurden. Auch in solchen Fällen sollte vorsichtshalber der Grund vorerst in der ungenügenden Forschungslage gesucht werden, ohne die Möglichkeit von turmlosen befestigten Anlagen im Voraus auszuschließen. So wurde die Feste in Izbeg-Tupi Krš (Südwestserbien), wo keine Türme festgestellt wurden, nur durch Probeschnitte erschlossen (Abb. 30).94 Auch in Ervence-Gradina (Hum), auf 1502m ü.d.M., wurden Mauern ohne Türme registriert, allerdings auch hier nur aufgrund von Probeschnitten.95 Die Türme waren sowohl bei den Kastellen am Donaulimes wie auch bei den Höhen - und zentralörtlichen Anlagen vertreten, fast immer nach außen herausgeschoben. Innentürme sind bei frühbyzantinischen Befestigungen in Serbien nur selten vertreten. Die Bauweise der Türme entsprach hauptsächlich derjenigen der Mauern und war meistens ein opus incertum. Seltener wurden sie Abb. 31: Hajdučka Vodenica. Grundriss (nach Jovanovic 1982-1983, Abb. 1). Sl. 31: Hajdučka Vodenica. Tloris. 94 Milinkovic 1985, 47. 95 Premovic-Aleksic 2014, 367-368, Abb. 220. Abb. 32: Kaludra-Kula. Grundriss (nach Popovic 1984, Abb. 1). Sl. 32: Kaludra - Kula. Tloris. in der aufwendigeren opus mixtum-Technik erstellt - dort, wo die Mittel dazu verfügbar waren (vor allem im Süden und am Limes). Die Positionen der Türme an den Kurtinen konnten verschieden sein - von nur einem Turm an höchstgelegener Stelle, welcher den Zutritt wehrte (Abb. 23), über Türme die bei weniger steilen Hängen näher aneinander, und bei steileren Hängen weiter auseinander lagen (Abb. 8), bis hin zu den in gleichen oder fast gleichen Abständen verteilten Türmen. Ecktürme und Tore flankierende Türme sind ebenso vertreten, wie Türme, die zugleich als (sekundäre?) Toranlagen oder Poternen dienten. Einzelstehende innere Türme hat es bei den erneuerten oder im 6. Jahrhundert neu errichteten befestigten Anlagen nicht gegeben, außer den nachträglich ummauerten spätrömischen Spähtürmen, am Donaulimes (Borgei, Mora Vagei, Mihajlovac etc.), falls diese noch ihre Funktion ausübten (vgl. Hajdučka Vodenica) (Abb. 31).96 In einigen Fällen könnten an Mauern angelehnte innere Anbauten vielleicht auch als Türme gedeutet werden (siehe unten). Letztendlich, Türme überstiegen mit ihrer Höhe die Festungsmauern. Im Grundriss rechteckige Türme Türme die einen regelmäßigen rechteckigen Grundriss hatten, kommen vor allem bei den Kastellen am Donaulimes vor. Die Dimensionen des rechteckigen Turmes in Milutinovac betragen 6,40m X 4m.97 In einigen Fällen sind die Mauern der herausgeschobenen Türme mit rechteckigem oder unregelmäßigem rechteckigem Grundriss Weiterführungen der schon bestehenden Trassen, da keine gemauerte Trennwand zwischen dem Turminneren und dem Inneren der Befestigung bestand, wie auch kein wesentlicher Unterschied in der Breite und Bauweise der Mauern. Sie sind auch bei Höhenanlagen vertreten, wie z. B. in Kaludra-Kula98 (Abb. 32), oder in Nosoljin-Gradina (beide in Südwestserbien), wo sie an drei Stellen registriert wurden. Dabei diente der Turm an der Ostmauer in Nosoljin zugleich als Wasserzisterne, 5,90m X 7m groß.99 Kondic 1984, 157-158, 138. 97 Kondic 1984, 137. 98 Premovic-AIeksic 2014, 84-85, Abb. 146. 99 Kalic, Mrkobrad 1983, 22-26. 96 Türme mit unregelmäßigem rechteckigem Grundriss Türme mit unregelmäßigem rechteckigem Grundriss treten oft bei Höhenanlagen auf. Auch sie sind aus gebrochenem oder zugehauenem, mit Kalkmörtel gebundenem Stein gebaut, in ähnlicher Technik wie die Mauern. Es ist fraglich, ob die Unregelmäßigkeit im Grundriss der Projektion eines pythagoreischen Rechtecks auf einer unebenen, schräg gestellten Fläche (Berghang) beruht, oder ob es sich um absichtliche Abweichungen beim Bau handelt, die einer besseren Statik der Bauobjekte dienen sollten. Nachlässigkeit und Eile könnten auch der Grund sein. Dieses Dilemma ist nicht nur auf die Unregelmäßigkeit in den Turmgrundrissen beschränkt, sondern bezieht sich auch auf andere, profane und kirchliche Bauten aus derselben Zeit.100 Türme mit unregelmäßigem rechteckigem Grundriss, nicht selten der Trapezform nahe, wurden an der westlichen Mauer der Südlichen Unterstadt auf der Jelica-Gradina in zwei Fällen registriert (Dim. 7m X 5m, 4,20m x 3,60m)101 (Abb. 3; 17; 40; 41), oder in der Höhenanlage Radaljica-Gradina in Südwestserbien (Abb. 23), wo sich ein solcher, hier einziger Turm auf der dominantesten Stelle innerhalb des befestigten Areals befand (1316m ü.d.M.).102 Eine ähnliche Position hatte in der gleichen Region der immerhin im Grundriss regelmäßigere Turm der Anlage in Šaronje-Gradina.103 Nicht unweit davon, wiederum in Höhenlage, befanden sich an der kurzen Westmauer in Zlatni Kamen-Krš/Du-varine zwei Türme mit ähnlichem Grundriss (einer davon annähernd trapezförmig und damit zum Teil mit dem Turm am südwestlichen Mauerzug der Südlichen Unterstadt auf der Jelica-Gradina vergleichbar), zur leichter zugänglichen Seite gerichtet, mit Dimensionen von 4,14m x 1,80m und 4,06m x 3,72-4,30m.104 Ähnlich sind die Grundrisse der drei Türme in Derekare-Durdevica gestaltet (Abb. 8).105 Türme mit fünfeckigem Grundriss Die Türme mit herausgeschobener Spitze und fünfeckigem Grundriss zählen zu den typischen Merkmalen des frühbyzantinischen Befestigungswesens. Ein gutes Beispiel, bei dem die Türme dicht aneinandergereiht sind, ist in dieser Region die Befestigung Markovi Kuli in Vodno nahe Skopje in Mazedonien.106 Auf der Donau-Limesstrecke in Serbien (in Dacia Ripensis) wird die Befestigung in Hajdučka Vodenica (mit einer Hafenanlage) als die charakteristischste für die justinianische Epoche angesehen. Die südöstliche Festungsmauer wurde durch einen fünfeckigen Turm gestärkt, welcher 8m x 7m maß und als einzig registrierter an der erwähnten Limesstrecke hervorgehoben wird (Abb. 31).107 Im Grundriss fünfeckige Türme konnten wegen der gegen die Angriffsrichtung schräg gestellten Mauern einen Abpralleffekt bei Projektilen erwirken.108 Besonders massiv waren die Türme, die das Südtor der Oberstadt von Caričin Grad flankierten. Der westliche Turm, welcher im Grundgeschoss drei geteilte Räume hatte, maß nach Angaben von Vladislav Popovic und Vladimir Kondic ca. 11m x 8m und war in der opus mixtum Technik erbaut. Die äußeren Mauern des Turmes waren 1,60-1,65m breit (Abb. 33; 34).109 Auch solche Türme wurden nicht immer mit regelmäßigem Grundriss erstellt, wie das durch das Beispiel von Sakicol in Südserbien, in der Nähe von Caričin grad, aufgezeigt ist (Abb. 12). Hier handelt es sich eigentlich um einen polygonalen Turm, welcher der Form des Hexaeders nahekommt.110 Ein im Grundriss unregelmäßiger, asymmetrischer fünfeckiger Turm befand sich an der Westmauer der Südlichen Unterstadt der Jelica-Gradina, aus gebrochenem Stein erstellt, mit Dimensionen von 6,10m x 4,78m (Abb. 3; 17).111 Die noch unpublizierten Resultate der Grabungskampagne 2014 bezeugen, dass er hier nicht der Einzige war: direkt neben der südlichen Seite des neu entdeckten Tores zur Südlichen Unterstadt stand an der gleichen Mauertrasse ein soweit nur teilweise ausgegrabener fünfeckiger Turm (Abb. 25).112 100 Vgl. Glaser 1997, 38-39. 101 Milinkovic 2010, 37-39, Abb. 16, 17. 102 Premovic-Aleksic 2014, 45-46, Abb. 58. 103 Premovic-Aleksic 2014, 71-72, Abb. 118. 104 Ivaniševic1990, 10, Abb. 8. 105 Premovic-Aleksic 2014, 353-354, Abb. 177. '0® Mikulčic 2002, 190-195, Abb. 85. 107 Kondic 1984, 138-140, Abb. 5. 108 Velkov 1961, 147-151. 109 Kondic, Popovic 1977, 320-321, Abb. 23-25. 110 Kondic, Popovic 1977, 359, Abb. 110-111. m Milinkovic 2010, 38, Abb. 15. 112 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad (M. Milinkovic), unpubliziert. Abb. 33: Der westliche Turm beim Südtor der Oberstadt von Caričin Grad (vgl. Abb. 1). Sl. 33: Caričin Grad. Zahodni stolp ob južnem vhodu v gornje mesto (prim. sl. 1). Abb. 34: Das Südtor der Oberstadt von Caričin Grad, Grundriss (vgl. Abb. 1) (nach Bavant, Ivaniševic 2007, Abb. 10). Sl. 34: Caričin Grad. Načrt južnega vhoda v gornje mesto (prim. sl. 1). Türme mit halbkreisförmigem Grundriss Türme mit halbkreisförmigem Grundriss sind nicht oft vertreten. Als Beispiel kann der westliche Eckturm von Ravna am Limes angeführt werden.113 Ein weiteres bietet sich ebenfalls an der Donau-Limeslinie an, in Veliki Gradac/ Taliata (Kastelldimensionen 126m x 134m), wo nach der Erneuerung im 6. Jahrhundert der nordwestliche Eckturm im Grundriss halbkreisförmig war (Abb. 35).114 Eine strikte Unterscheidung von im Grundriss halbkreisförmigen, hufeisenförmigen oder U-förmigen Türmen („apsidal towers")115 ist aufgrund von Ähnlichkeiten manchmal nur schwer durchführbar. Türme mit kreisförmigem Grundriss Als Beispiele für Türme mit kreisförmigem Grundriss können diejenigen von Milutinovac (mit einem Innendurchmesser von 3,10-4m) oder Hajdučka Vodenica angeführt werden (Innendurchmesser 3,30-4m). In Hajdučka Vodenica war der östliche Eckturm durch Stützpfeiler verstärkt (Abb. 31: A). Beim neu errichteten Bosman waren 113 Kondic 1984, 156, Abb. 14. 114 Popovic 1982-1983, 273-274, Abb. 4. 115 Vgl. Lawrence 1983, Abb. 5. Abb. 35: Veliki Gradac (Taliata). Grundriss (nach Kondic 1984, Abb. 9). Sl. 35: Veliki Gradac (Taliata). Tloris. die Ecktürme, wie bei den vorangehend erwähnten Kastellen, auch rund im Grundriss (äußerer Durchmesser 8,50m, innerer 4,50m) (Abb. 16).116 Am Limes waren solche Türme keine Seltenheit 116 Kondic 1984, 137-142. (Slatinska Reka, Saldum, Donje Butorke, Čezava etc.), während sie im Hinterland bisher seltener registriert wurden, wie in Balajnac (Südserbien).117 Türme mit fächerförmigem Grundriss Türme mit fächerförmigem Grundriss sind eine Seltenheit in Serbien. An der Limesstrecke sind sie vertreten, und zwar in Boljetin (Kastelldimensionen 50m X 60m), wobei der westliche und der nördliche Turm die Form einhielten, während der östliche und der südliche Eckturm an der Verbindung mit der hier im Grundriss abgerundeten Kurtine verbreitert wurden (Abb. 28).118 Türme mit U-förmigem Grundriss Im Grundriss U-förmige Türme treten bei allen in Serbien vertretenen Befestigungen auf - bei den „Kastellen" an der Limeslinie und bei den Höhenanlagen. In Babrež-Gaj bei Novi Pazar ist soweit nur ein im Grundriss U-förmiger, 4,90m X 4m großer Turm bezeugt, welcher an der dominantesten Stelle stand. Ähnlich wie in Radaljica, konnte er dank einer solchen Position auch als speculum benutzt werden. Die Ausgräberin geht von der Annahme aus, dass der Turm in Babrež auch den Eingang schützte (Abb. 36).119 Der Grundrissskizze von Dorde Stričevic folgend, besaß die befestigte Ansiedlung in Bregovina-Kale (Südserbien), mindestens fünf Türme, die im Grundriss U-förmig waren, obwohl sich die Türme IV und V dem halbkreisförmigen Plan nähern. Hier, im Süden, wurden die Wehrmauern und die Türme in der opus mixtum Bauweise errichtet (Abb. 21).120 Eine besondere Untergruppe der Türme mit U-förmigem Grundriss bilden einige Ecktürme der Kastelle an der Donau-Limesstrecke, die in ihrer Form kleineren Kirchen oder Kapellen ähneln. Diese Frage stellte sich vor allem im Falle von Saldum, wo der nordöstliche Eckturm eine Richtung Osten gerichtete, innen und außen halbkreisförmige Apsis hatte. Die Innendimensionen dieses Turmes betragen 6m x 4,30m (Abb. 37).121 Leider konnte diese Annahme bisher nicht mit Sicherheit 117 Jeremic 1995, 187, Abb. 4. 118 Kondic 1984, 153-155, Abb. 11. 119 Premovic-Aleksic 2014, 155-156, Abb. 318. 120 Jeremic, Milinkovic 1995, 210, Abb. 3. 121 Jeremic 2009, 40-42, 226, Abb. 28a. Abb. 36: Babrež-Gaj. Grundriss (nach Premovic-Aleksic 2014, Abb. 318). Sl. 36: Babrež - Gaj. Tloris. Abb. 37: Saldum. Grundriss (nach Jeremic 2009, Abb. 19). Sl. 37: Saldum. Načrt. beantwortet werden, wie auch in Donje Butorke mit dem 5,50m x 3,20m großen U-förmigem Turm an der südöstlichen Kurtine, der eine gegen Südosten gerichtete Apsis aufwies, oder in Ravna, wo der südliche Eckturm in Richtung Südosten im Grundriss halbkreisförmig endete.122 122 Kondic 1984, 143, Abb. 7, 145-146, Abb. 8, 156, Abb. 14. Abb. 38: Ostra-Sokolica. Grundriss (nach Milinkovic 2010, 273). Sl. 38: Ostra - Sokolica. Načrt. Abb. 39: Jelica-Gradina. Stützpfeiler an der Nordmauer der Oberstadt (nach Milinkovic 2010, Abb. 13). Sl. 39: Jelica - Gradina. Opornik ob severnem obzidju gornjega mesta. Türme an der Innenseite der Mauern In der Regel waren alle hier besprochenen Türme Außentürme. In einigen Fällen jedoch wurden an den Innenseiten der Befestigungsmauern Gebäude registriert, die wahrscheinlich die Funktion von Türmen hatten. Bei der verhältnismäßig kleinen Höhenanlage in Ostra-Sokolica (Westserbien) ist ein Turm (?) mit unregelmäßigem rechteckigem, rhombischem Grundriss entdeckt worden. Er stand innerhalb der „Oberstadt", an der Verbindungsstelle zur „Unterstadt". Der Eingang zu diesem Gebäude wurde nachträglich zugemauert (Abb. 38).123 Ein ähnliches Bauobjekt ist auch in Vrsenice in Südwestserbien festgestellt worden (siehe unten). Stützpfeiler Stützpfeiler wurden an die äußere Seite der Wehrmauern angelegt, um ihre Statik zu verbessern. Sie konnten in der Größe erheblich variieren, wie das die Stützpfeiler an der Nordmauer der Oberstadt und an der Südmauer der Südlichen Unterstadt auf der Jelica demonstrieren, mit Dimensionen von 2,36m x 1,50m124 (Abb. 39), bzw. 0,62m x 0,19m, 0,60m x 0,30m und 0,60m x 0,26m.125 Dass solche Pfeiler auch in befestigten Bergdörfern Verwendung fanden, bezeugen die Überreste einer gemauerten Stütze in Ostrovica-Zlostup (Südwestserbien), mit 1,60m Breite und 2,05m erhaltener Länge.126 In Donje Butorke hatte der östliche im Grundriss kreisförmige Außenturm zumindest zwei Stützpfeiler.127 Andere Befestigungselemente Einige Gebäude innerhalb der Anlagen hatten möglicherweise eine gemischte Funktion, unter anderem auch zur Verteidigung. Im nordwestlichen 123 Milinkovic 2010, 208-209, Abb. 273. 124 Milinkovic 2010, 35. 125 Grabungsdokumentation der Philosophischen Fakultät in Belgrad, unpubliziert. 126 Milinkovic 1982, 133, Abb. 2; Premovic-Aleksic 2014, 420-421, Abb. 374. 127 Kondic 1984, 145 mit Abb. 8. Teil der Befestigung in Babrež (Südwestserbien) wurde ein längliches Gebäude festgestellt, das eine im Grundriss dreieckförmige nach außen gerichtete Spitze hatte.128 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dieser Raum auch als Turm diente (Abb. 36). Ein ähnlicher Bau, ebenso unregelmäßig rechteckig im Grundriss, befand sich auf der Pešter-Hochebene in Südwestserbien, in Vrsenice. Hier ist er als „Hauptturm" gedeutet worden.129 Bei Deutungsversuchen von Gebäuden, die direkt an die Innenseiten der Kurtinen angelehnt sind, manchmal aneinander, sollte Vorsicht geboten sein, denn eine solche Anordnung kann bei Befestigungen des 6. Jahrhunderts vorkommen (vgl. Markova Mehana, Abb. 5. Einzelstehende, an günstigen Positionen errichtete Bauobjekte könnten hingegen in nähere Betrachtung gezogen werden. Hindernisse durch künstliche Seen Die zwei einzigen registrierten Staudammüberreste aus der frühbyzantinischen Zeit in Serbien sind schon seit Langem bekannt, haben aber im Unterschied zu den Kirchen und der Bauplastik erst in neuerer Zeit Aufmerksamkeit erlangt, besonders in Zlata, wo nach 2013 durchgeführten Messungen die Länge der Staudammmauer etwa 100m betrug, vielleicht auch etwas mehr, da sie im nördlichen Teil nur unterirdisch erhalten ist (siehe oben). Was bisher kaum in Erwägung gezogen wurde, ist der Umstand, dass durch die künstlichen Seen oder Teiche an der Ostseite von Caričin Grad und an der Südseite von Zlata-Kale die Zugänglichkeit nicht unerheblich erschwert wurde. So konnten diese Gewässer neben nützlichen (Wasserversorgung für Äcker, Gärten und Vieh, Fischzucht) auch eine verteidigende Funktion gehabt haben. SCHLUSSBEMERKUNGEN In den vorgelegten archäologischen Bemerkungen und Notizen zu frühbyzantinischen Befestigungselementen auf dem Territorium des heutigen Serbien ist auf die wichtigsten Erscheinungsformen eingegangen worden, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und die Angaben aus den schriftlichen Quellen - die Funde und Befunde beruhen auf archäologischen Ausgrabungen. In der Einführung sind die wesentlichsten Momente in der Forschungsgeschichte festgehalten worden, mit der angebotenen Deutung der Anlagen, die in ihrer Mehrzahl als befestigte Dörfer interpretiert werden. Für eine solche Interpretation sind die Argumente schon vorgetragen worden, worauf hier kurz Bezug genommen wird. Die Bevölkerungszusammensetzung in den Anlagen, die wirtschaftliche Grundlage, die sprachlichen, kulturellen und religiösen Aspekte usw. werden hier nicht näher behandelt. Im Fokus stehen Bemerkungen zu den einzelnen Elementen der befestigten Anlagen, vom Donaulimes bis Südserbien. Dabei sind einige gemeinsame Merkmale in der Platzauswahl und der Bauweise nicht zu übersehen: Errichtung auf schwer zugänglichen Höhenlagen, die von Natur aus leicht zu verteidigen sind, konsequente Anpassung des Festungsgrundrisses an das Gelände, Benutzung der Bautechnik opus incertum und opus mixtum, Anpassung der Mauerbreiten und der Turmverteilung an den Grad der Zugänglichkeit, Vermeiden von Innentürmen, Wiederholung von Lösungen für Tore (tangentiale Tore, Eingänge durch Seitenwände der Türme, durch im Grundriss fünfeckige Türme flankierte Toranlagen usw.), wie auch die fünfeckigen Türme selbst, symmetrisch oder asymmetrisch, neben den anderen Turmformen, vor allem denjenigen mit unregelmäßigem rechteckigem Grundriss (Abb. 8; 23; 24; 40; 41; 42). An einigen Orten wurde festgestellt, dass in Eile und nicht immer solide gebaut wurde, trotz der Tradition, des technischen Wissens und des fortifikatorischen Raffinements - als Tribut für die riesigen Ausmaße des imperialen Bauvorhabens in der Regierungszeit von Anasthasius und vor allem Justinian I130aber auch danach, bis zum vorübergehenden Untergang des Oströmischen Reiches auf dem Gebiete des heutigen Serbien um 614/615. Dieser ist durch den Abbruch des Münzumlaufes und oft durch abschließende Brandhorizonte ma-nifestiert.131 Letztendlich hat es sich gezeigt, dass die „materiellen" Maßnahmen eines Imperiums (in diesem Falle Mauern132) nicht immer genügen, um die fremden Gruppierungen fernzuhalten und vor Einfällen, Plünderungen und Landnahme Schutz zu gewähren. Vielleicht haben die befestigten Siedlungen, vor allem die Höhenanlagen, das Leben der romanisierten Bevölkerung nördlich der Jireček-Linie dennoch verlängert, wenn man 128 Premovic-Aleksic 2014, 155-156, Abb. 318. 129 Popovic, Bikic 2009, 49-51, Abb. 32. 130 Vgl. Wozniak 1982, 205, 207. 131 Milinkovic 2010, 228. 132 Lawrence 1983, 188. Abb. 40: Jelica-Gradina. Turm an der südwestlichen Mauer der Südlichen Unterstadt (nach Milinkovic 2010, Abb. 16). Sl. 40: Jelica - Gradina. Stolp v jugozahodnem obzidju južnega dolnjega mesta. 0 0 1 1 1 m 0 \ Mauer/zid ' - Kalkmörtel / malta Abb. 41: Jelica-Gradina. Turm an der südwestlichen Mauer der Südlichen Unterstadt. Grundriss (nach Milinkovic 2010, Abb. 17). Sl. 41: Jelica - Gradina. Tloris stolpa v jugozahodnem obzidju južnega dolnjega mesta. Abb. 42: Wichtigste Turmformen am Eisernen Tor, Donaulimes (nach Kondic 1984, Abb. 2). Sl. 42: Značilne oblike stolpov v Železnih vratih na donavskem limesu. die heute fast ausgestorbenen Aromunen oder Cincaren in Betracht zieht. Die vorgeführten Beispiele sind auf dem Gebiet des heutigen Serbien loziert, mit anderen Worten im Nordillyricum, am Limes und in seinem „Hinterland". Das heutige Nordserbien war in dieser Zeit fast ausnahmslos Barbaricum (Srem, Bačka, Banat). Dabei war der Limes die einzige organisierte Verteidigungslinie im ganzen Gebiet, obwohl die Bewohner der Kastelle längst auch zivil waren. Es gab keine weiteren befestigten Verteidigungsgürtel im „Hinterland", bis vor den Isthmus oder Konstantinopel. Das oströmische Heer hätte solche „Fronten" nur schwer verteidigen können. Dazu wären sie, außer in der Nähe der Hauptstadt oder auf dem Isthmus, militärisch gesehen eher sinnlos, denn sie konnten umgangen oder durchbrochen werden. Die befestigten Anlagen wurden nach ganz anderen Prinzipien verteilt, einer mikroregionalen Logik folgend, die der lokalen Bevölkerung entsprach. Fundstellen wie Maskare-Bedem, die ausnahmsweise im Flachland errichtet wurden, könnten mit dem Heer in Verbindung gestanden und der Positionierung nach seinen Bedürfnissen entsprochen haben. Die Art und Weise ihrer Erbauung lässt erahnen, dass in den befestigten Anlagen mit verhältnismäßig kurzen Belagerungen durch Barbaren gerechnet wurde, dies wegen deren Problemen mit der Versorgung und aus anderen Gründen.133 Berittene Einheiten mussten absteigen, wenn sie sich den Mauern der Höhenanlagen nähern wollten. In solchen Fällen werden sich die Einwohner zum guten Teil selber verteidigt haben, auf die Hilfe des Heeres konnte wohl nicht immer Verlass sein. Trotzdem, es scheint, dass die meisten der befestigten Dörfer aus dem 6. Jahrhundert in einem Zusammenwirken der imperialen Zentralmacht in Konstantinopel mit der Lokalbevölkerung entstanden und am Leben blieben, denn die Erneuerung brachte sicherlich manche Vorteile mit sich (Handwerk, Handel, erneuerter Münzverkehr usw.), sowohl für die verbliebenen Romanen als auch die Anhänger anderer Völkerschaften, die zusammen mit ihnen siedelten, darunter Germanen (vor allem Gepiden nach 567). Offensichtlich war die Erneuerung ohne Abwehrmauern und Auswahl von neuen geschützten Höhenpositionen undenkbar, was historisch bedingt war (Völkerwanderungszeit). Dabei griffen die oströmischen Ingenieure auf alte und bewährte Lösungen zurück, die noch aus der Vorgeschichte oder frühen Antike stammen, wie das durch die sog. tangentialen Tore dokumentiert ist. Einige Neuerungen ausgenommen, hat sich die Art der Kriegsführung im Grunde nicht wesentlich geändert. Neue Waffen von größerer Wichtigkeit, die bei einer Belagerung hätten Verwendung finden können, gab es im 6. Jahrhundert nicht, vor allem Lawrence 1983, 194-195. bei den Barbaren, trotz aller Überläufer und Gefangenen. Gewissermaßen könnte man auch anhand der vorgeführten Beispiele das frühbyzantinische Befestigungswesen als eine Weiterentwicklung des alten griechischen betrachten, in welcher nicht nur Wiederholungen vorkommen, sondern auch neue, originelle und pragmatische Lösungen vorgeführt werden, die den konkreten Bedürfnissen einer Mik- roregion und deren Population entsprachen. An den Ausmaßen gemessen war die oströmische, vor allem die justinianische Erneuerung und Neugründung der befestigten Ansiedlungen eines der größten solcher Unternehmen in der Geschichte der letzten 15 Jahrhunderte und dadurch auch die größte Vorlage des angesammelten fortifikatorischen Wissens am Übergang von der Antike zum Mittelalter. BAVANT, B., V. IVANISEVIC 2006, Ivstiniana Prima-Ca-ričin Grad. - Leskovac. BAVANT, B., V. 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Arheološka opažanja o fortifikacijskih rešitvah pri zgodnje-bizantinskih utrjenih postojankah na območju današnje Srbije Povzetek Članek po krajšem uvodu o zgodovini raziskav, interpretacijah in razumevanju problematike obravnava zakonitosti in fortifikacijske rešitve pri izgradnji utrdb in utrjenih naselbin na območju od donavskega limesa do južne Srbije v zgodnjebizantinskem obdobju (6. st./začetek 7. st.). Izhaja iz rezultatov, pridobljenih med arheološkimi izkopavanji, brez upoštevanja pisnih virov. Med obravnavanimi naselbinami so zastopane vojaške utrdbe na donavskem limesu, višinske (utrjene) naselbine v hribovitih predelih (tudi na nadmorski višini čez 1500 m) in večje naselbine, ki so opravljale funkcijo mest. Večina višinskih utrjenih naselbin je opredeljena kot naselja podeželskega značaja (vasi), njihovi prebivalci so se ukvarjali tudi z drugimi aktivnostmi (predvsem rudarstvom in metalurgijo, trgovanjem). Da gre za vasi in ne vojaške naselbine, kaže predvsem njihovo število, ki gre znotraj vzhodnorimskega cesarstva v tisoče, ostanki več cerkva v eni naselbini, nekatere profane zgradbe, grobovi (tudi ženski in otroški), najdbe "ženskega" značaja, pogoste najdbe poljedelskega in živinorejskega orodja in opreme in še druga dejstva. Poleg vasi so na obravnava- nem območju obstajala tudi večja, zapletenejše strukturirana naselja, ki so imela funkcijo središč večjega območja - gre pravzaprav za mesta. Ta so bila zgrajena večinoma na ravninskih, lahko dostopnih mestih (npr. Caričin Grad / Iustiniana Prima?, Zlata - Kale), lahko pa tudi na višinah (npr. Jelica - Gradina). Poleg utrjenih višinskih naselbin in centralnih mest so na severu obravnavanega območja delovale tudi vojaške naselbine na donavskem limesu. Zaradi procesa ruralizacije in razkroja mest in utrdb v tem času pa so meje med mestom, vasjo in utrdbo nejasne. Veliko število naselbin v tem obdobju kaže, da je šlo pri njihovem nastanku za centralno načrtovano akcijo. Ta je bila verjetno v rokah bizantinskih inženirjev, ki pa so morali delovati usklajeno z vojaškimi poveljniki in cerkveno organizacijo, pri izvrševanju pa je sodelovalo tudi lokalno prebivalstvo. Izbrana lokacija je morala izpolnjevati nekaj bistvenih pogojev: težka dostopnost, možnost oskrbe z vodo, primerna oddaljenost od pašnikov. Prav tako je bilo treba zagotoviti gradbeni material. Vse te zahteve je bilo mogoče izpolniti le v sodelovanju vojaških in cerkvenih oblasti s prebivalstvom. Velika večina teh naselbin kaže nekatere skupne značilnosti. Večinoma imajo nepravilen tloris, ki se prilagaja terenu. Obrambno obzidje je bilo zgrajeno le na lažje dostopnih predelih - na mestih, kjer je bil dostop zaradi strmih sten nemogoč, obzidja ni bilo. Kot gradbeni material za obzidje in stolpe so uporabljali lomljence iz lokalnega apnenca, povezane z apneno malto, včasih tudi z uporabo opeke. Notranje in zunanje lice zidovja je bilo zgrajeno iz večjih lomljenih ali klesanih kamnov, med njima pa so bili manjši lomljenci. Širina zidov se giblje med 0,90 in 3 m, in je odvisna predvsem od stopnje dostopnosti terena. Za izgradnjo cerkvenih in stanovanjskih stavb so kot gradbeni material pogosto uporabljali spolije, ki pa so v obzidjih in stolpih redke. V nekaterih primerih so bili zidovi temeljeni, vendar to ni pravilo. Statika sten je bila ponekod okrepljena z oporniki. Število in razporeditev stolpov sta se prav tako prilagajala naravni dostopnosti. Stolpi so bili postavljeni večinoma na zunanji strani obzidja, notranji stolpi so izredno redki. Zastopani so pravokotni stolpi, stolpi z nepravilnim pravokotnim tlorisom, peterokotni, polkrožni, okrogli, stolpi z nepravilnim ali pa s "pahljačastim" tlorisom in stolpi v obliki črke U. Ponekod so odkriti obrambni jarki in nasipi. Vrata in drugi vhodi v naselbine so različnih tipov, od preprostih prehodov do monumentalnih vrat. Naselbine (predvsem večje) so lahko imele tudi več vhodov. Višinske utrjene naselbine so bile - v nasprotju s centralno organiziranimi utrdbami na limesu - organizirane po načelu mikroregionalne logike, ki je ustrezala lokalnemu prebivalstvu. Kljub temu se zdi, da je večina utrjenih vasi v 6. st. ostala v tesnem stiku s centralno oblastjo v Konstantinoplu, saj je gradnja prinesla tudi precej prednosti za lokalno prebivalstvo (obrt, trgovina, obnova novčnega obtoka). Kljub izjemnim organizacijskim naporom, potrebnim za izgradnjo celotnega sistema se je na koncu sicer izkazalo, da "materialni" ukrepi vselej ne zagotavljajo zaščite imperija pred vdori, ropanjem ali osvojitvijo, nedvomno pa so na obravnavanem območju ohranjali in podaljšali preživetje romani-ziranega prebivalstva. Zaradi izjemnega obsega je vzhodnorimska, predvsem justinijanska prenova utrjenih naselbin ena največjih v zadnjih 1500 letih in je hkrati izjemen prikaz znanja gradnje utrdb na prehodu iz antike v srednji vek. Prevod: Zvezdana Modrijan Mihailo Milinkovic Odeljenje za arheologiju Filozofski fakultet Čika Ljubina 18-20 RS-11000 Beograd mmilinko@f.bg.ac.rs mihailo@yubc.net