Kaiserin Eiisalietl). H 1837. f 1898. »>MWMSW»KSWS«WSW anlässlich Glisabetl). Gehalten van des Trancrbcgiingnisscs nach weiland Ihrer kais. und königl. apostolischen Majestät, der Kaiserin und Königin Fürstbischof von Laoant, i>l der Dom- und Stadtpfarrkirche zum hl. Johannes dem Täufer in Marburg, am 16. September I«. Weisheit: D e r G e r e chte wird, wen» er v o m Tode ereilt wird, iw Frieden sein. (8np. 4, 7). Die Gerechten werden ewig leben und bei dem Herrn ist ihr Lohn und die Sorge für sie bei dem Allerhöchsten. Sie werden ein herrliches Reich empfangen und eine zierliche Krone ans der Hand des Herrn: denn mit seiner Rechten wird er sie schirmen und mit seinem heiligen Arme vertheidigen. (8np. 5, 16. 17). Einen heiligen Hunger hatte die gottgetrene Fürstin nach der Speise der Auserwählten. Nicht etwa nur zur österlichen Zeit, sondern öfters im Jahre empfieng die in Gottes Frieden Ruhende mit rührender Andacht den Leib des Herrn. Am 15. Jänner des Jahres 1870 empfieng die fromme Monarchin mit ihren Hofdamen in Nom ans der Hand des großen Papstes Pins IX. das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen und dessen Genuss ewiges Leben gewährt, (äonn. 6, 6. 7). Während ihres Aufenthaltes zu Snmmerhill in Irland in den Jahren 1879 und 1880 verrichtete die gottselige Regentin beim einfachen Pfarrer jener Christengemeinde ihre Andacht wie das schlichteste Psarrkind, und wohnte zweimal in der Kirche der theologischen Lehranstalt von Mapnnoth bei Dublin der hl. Messe zur Erbauung aller mit größter An¬ dacht und Innigkeit bei, wie in ihrer Wohnung ein kostbarer Altar stand, den sie eigens von Wien mit¬ gebracht hatte. In den Jahren vollkommener Ge- sundheit nahm die erlauchte Landesfürstin theil an der erhebenden Frohnleichnams-Procession in Wien, und demüthigte sich so vor aller Welt vor der un¬ ermesslichen Majestät des Schöpfers Himmels und der Erde. Wie aber die treue Dienerin Gottes den gött¬ lichen Sohn Jesus Christus mit einer Liebe liebte, die nicht stirbt, Ivie sie den Welterlöser innigst ver¬ ehrte und anbetete, so liebte und verehrte sie seine göttliche Mutter, die allerseligste Jungfrau Maria, der ja feit dem 18. Mai 1647 Oesterreich als seiner mächtigen Schutz- und Schirmfrau geweiht ist. Aus kindlicher Liebe zur Mutter der Gnade und der Schmerzen besuchte Ihre Majestät gar gerne der Himmelskönigin Wallfahrtskirchen. Zu wiederholten Malen wallte die Kaiserin nach dem altberühmten Mariazell und legte in der Gnadenkirche die heilige Beicht ab und nahm in stiller Andacht das aller- heiligste Sacrament des Altars. Sodann verweilte sie längere Zeit noch in: heißen Gebete, auf den Knien liegend, ihre Wünsche und Bitten zum Throne der Gnadenmutter emporschickend. Welch' innige Marienverehrerin die im Herrn entschlafene Kaiserin war, zeigt auch das liebliche Gedicht, womit sie das Madonnenbild am Iainzen bei Ischl schmückte, und das also anhebt: O breite deine Arme aus, Maria, die wir grüßen! Leg' schützend sie auf dieses Haus Im Thal, zu deinen Füßen! 22 --S- Der Gerechte lebt ans dem Glauben, hllebr. 10, 38). Der Mensch hat nicht gelebt, wenn er nicht für Gott gelebt hat. Das schönste Leben ohne Glauben ist weiter nichts als ein Traum, ein Schatten. Nur die Frömmigkeit, die nach dem Apostelworte zu Allem nützlich ist, weil sie hat die Verheißung des gegenwärtigen und des zukünstigen Lebens (l. lim. 4, 8), uur die Gottseligkeit, sage ich, überlebt die Zeit und lebt ewig. Jin heiligen Glauben sest gewurzelt und gegründet, war Ihre Majestät seit dem 24. April 1854 eine zärtliche treue Gefährtin ihres kaiser¬ lichen Herrn und Gemahls, dem sie in glücklichen wie in unglücklichen Tagen zur Seite stand. Es bewahr¬ heitete sich hier des Siraciden Lob einer guten Frau: Glücklich ist der Mann einer guten Frau. D i e Z a hl seiner Jahre näml ich wird do p- pelt. Eine wackere Frau erfreut ihren Mann: er wird die Jahre seines Lebens in Frieden zubring e n. (Lecüi 26, 1. 2). Desgleichen war die hohe Frau eine vortreffliche Mutter, von der des Apostelsürsten Paulus Ausspruch gilt: Die Frau aber wird selig durch Kindergebären, wenn sie im Glauben und in Liebe und Heiligung und Sittsamkeit verharrt. (I- Um- 2, 15). Wahrlich, iver den Menschen nach seinem in¬ ner«, ewig bleibenden Werte zu schätzen weiß — der Mensch ist nur soviel wert, als er im Innern vor Gott gilt — der findet in der gottseligen Kaiserin » 23 die starke Frau, die Salomon, einer der Ahnherren Christi, im sogenannten goldenen Alphabete der Frauen also feiert: Wer wir d e i n st a r k e s Weib finden? Ihr Wert ist wie Dinge, die weit Herkommen, von den äußersten Grenzen. Es vertraut aus sie ihres Mannes Herz. Sie vergilt ihm Gutes . . alle Tage ihres L e b e n s. B e r ü h mt ist in d e n T h o r e n i h r M a n n, wenn er sitzet mit d e uNä t h e n des Landes. . .Krast und Anmuth ist ihr Kleid ... Ihren Mund össnet sie zur Weisheit, und das Gesetz der Milde ist aus ihrer Zunge. Ihre Kinder preisen sie selig, u n d i h r M a n n, e r l o b t s ie. Biele Töchter haben sich Reichthümer gesam¬ melt, du aber hast sie alle übertroffen. Trügerisch ist die Au muth und eitel die Schönheit: ein Weib, das den Herrn fürchtet, wird gelobt werden. Es müssen sie loben in den Thoren ihre Werke. (?rov. 31, 10—12. 23—28). Zm Herrn Trauernde! er letzte salomonische Lobspruch: Es müssen sie loben in den Thoren ihre Werke, gilt in seinem vollen Umfange von Ihrer Majestät, unserer gläubigfrommen Landes- sürstin. Der Glaube will nämlich Werke haben; ohne sie ist er todt, wie unser Leib ohne die Seele. Vergeblich glaubt man, wenn man nicht gute Werke vollbringt. Die zu srüh verblichene Kaiserin übte nun un¬ ablässig leibliche wie geistliche Werke der christlichen Barmherzigkeit. Sie war eine wahre Freundin und Trösterin der Betrübten und Bedrückten, der Armen, Elenden und Hilfsbedürftigen. Und so gilt der zweite Ehrenkranz der Mutter, die die Armen mit Armen 25 der Liebe umfasste. Dies ist die zweite herrliche Lob¬ rede, die die Verstorbene hoch erhebt, uns aber mäch¬ tig erregt und erbaut. Die Fürsten sind allein durch ihre Tugenden groß. Und die in Gott Ruhende war eine große Fürstin. Sie lebte zwar gleichwie eine Privatperson, aber sie vergaß nicht der werkthätigen Nächstenliebe, die ihr Leben und Handeln urit Güte, Milde, Mit¬ leid, Barmherzigkeit, Freundlichkeit und Grvßmuth schmückte. Die eifrige Bethätigung der edelsten weil christlichen Humanität seitens Ihrer Majestät, der vielbeklagten Kaiserin, dürfte der Welt wohl wenig bekannt sein. Wäre sie ihr genauer bekannt, würde sie die große Wohlthäterin weit mehr rühmen und Preisen. Aber die hohe und hehre Frau erkannte die Nichtigkeit des Menschenlobes und die Eitelkeit des irdischen Ruhmes, und war eben schon dadurch so groß, dass sie Lobeserhebungen und Triumphe gering¬ achtete. Die Thatsachen reden hier für mich. Im Jahre 1854 spendete Ihre Majestät bei der ersten Ankunft in Wien von Ihrer Morgengabe fünfzig Tausend Gulden den Armen. Große Barsummen verwendete die Hochselige sür humanitäre, gemeinnützige Zwecke, und widmete dafür wohl siebenzig bis achtzig Tausend Gulden jährlich. An die Armen und Nothleidenden aller Art wurden ungeheure Geldsummen vertheilt. Jene Beträge allein, welche dem Wiener Polizei- Präsidium in den letzten Jahren sür die Armen -K- 26 übergeben worden sind, machen ein ganzes Vermögen aus. Ihre Majestät besuchte in Wien in aller Stille Armen- lind Krankenhäuser, Waiseuashle, Klöster, Erziehuugs- und Unterrichtsinstitnte und sonstige Wohlthätigkeitsanstalten. Zumeist hielt ihr Wagen unerwartet vor denselben. Nicht selten aber meldeten voransgeschickte Geschenke die Anknnft der hohen Frau, oder bestätigten nachgeschickte Spenden ihren erfreulichen Besuch. Im Jahre 1859 und 1866 eilte Ihre Majestät von Lager zu Lager, von Lazareth zu Lazareth, um die schwerverwnudeteu uud schwerkranken Soldaten zu besuchen, sie zu trösteu, zu ermuthigeu und zu begünstigen, ihnen unter die Kopfkissen reich¬ liche Geldspenden zu legen, sie mit Marien-Medaillen zn betheilen, ihnen im Todeskampfe beizustehen. Die dankbaren Bewohner Wiens nannten die fleißige Besucherin der kranken Krieger: die barmherzige Sa¬ maritani», den Schutzengel der Verwundeten, die barmherzige Schwester im kaiserlichen Gewände. Ach, wie konnte doch solche Güte einer solchen Tücke zum schuld- und wehrlosen Opfer fallen! An Wien hatte ich vor Jahren die gewünschte und ersehnte Gelegenheit, am Gründonnerstage der ergreifenden Ceremouie der Fußwaschung, in: Cere¬ moniensaale der kaiserlichen Hofburg durch Seine Majestät den Kaiser an zwölf armen Greisen und durch Ihre Majestät die Kaiserin an zwölf armen Frauen vorgenommen, beizuwohuen. Mit herzgewin¬ nender Freundlichkeit und hinreißender Lieblichkeit näherte sich die hoheitsvollc Herrscherin den armen 27 Greisinnen, sprach sede einzeln an, bediente sie nnd bescherte alle reichlich. Die Armen erhielten stets ihre Ostergeschenke, wenn auch Ihre Majestät verhindert war, die Fnßwaschnng vorznnehmen. Große Geld¬ summen wurden auch stets für die Armen des Ortes geopfert, wo Ihre Majestät ankam, oder von wo sie abreiste. So Nüssen alle Armen nnd Hilflosen in der ganzen Gegend von Summerhill in Irland von der Mildthätigkeit der Kaiserin von Oesterreich zu erzählen. Und diese gute Mutter lebt nicht mehr. Aber ihr Andenken bleibt tief und unaustilgbar in den liebendell Herzen der Landeskinder eingegraben. In ihren dankbaren Herzen werden sie der Unver¬ gesslichen bleibende Ehrensäulen setzen. Im Juli 1887 weilte die erlauchte Frau in Crvlner, einem englischen Seebade. Als sie sich eines Tages am Meeresstrande ergieng, sah sie plötzlich eine große Menschenansammlung und erfuhr, näher tretend, dass ein Arbeiter in der See verunglückt sei. Die Kaiserin erkundigte sich nach der Wohnung des Mannes, begab sich unverzüglich dahin und fand die Frau mit den Kindern ahnungslos beim Mittags¬ tische. Ihre Majestät trat zur Mutter und sprach mitleidsvoll: Meine Liebe, eiu Unglück hat sie ge¬ troffen, das sie leichter ans dem Mnnde der Kaiserin von Oesterreich vernehmen werden, als wenn es ihnen ein Nachbar ohne Schonung mittheilen würde. Ihr Mann ist beim Baden verunglückt. Beten sie für seine Seelenruhe und sorgen sie sür seine Kin¬ der. Daraus entfernte sich Ihre Majestät schnell; 28 denn scheu brachte man die Leiche. Am Abende er¬ schien ein Diener in der ärmlichen Wohnung der Witwe und händigte ihr ein Couvert mit vierhundert Pfund Sterling, das ist gegen vier Tausend Gulden, ein. Wer denkt da nicht an die Mahnung des gött¬ lichen Herrn und Heilandes: Machet e n chFreunde mittels eures ungleich größeren Reich- thums, damit, wenn es mit euch zu Ende geht, ihr in die ewigen Wohnungen Auf¬ nahme findet! (Ime. 16, 9). Im November des gleichen Jahres 1887 be¬ richteten die Zeitschriften über einen anderen hoch¬ herzigen Zug der Kaiserin. Bald nach der Ankunft des Dampfers Greif in Korfu fiel ein Matrose vom Mastbaume auf das Verdeck und erlitt im Sturze schwere Verletzungen, so dass er ins Spital von Korfu geschafft werden musste. Bald nachher sah man Kaiserin Elisabeth und eine ihrer Hofdamen durch die Stadt gehen. Beim Eintritte in das Spi¬ tal ließ sich die Unbekannte sogleich zum Bette des Verunglückten führen. In herzlichen Worten tröstete sie den jungen Mann und versprach ihm, für seine und feiner Familie Zukunft sorgen zu wollen. Ain kommenden Christabende ließ die Kaiserin den alten Eltern des Schwerkranken den Betrag von vier Tausend Gulden übermitteln, wohl eingedenk des Schriftwortes: Seliger ist geben, als em¬ pfangen. (Apostelg. 20, 35). Diese und andere ähnliche Begebenheiten erweisen unwiderlegbar die bewunderungswürdige Mildthätig- -4S-- 29 keit der unvergleichlichen Monarchin, von der in: vollsten Maße Salomons Lobsprnch über die starke Frau gilt: Sie öffuet ihre Haud den Ar¬ men n n d st r e ckt i h r e Hande n a ch d e m D ü r s- tigen aus. (?rov. 31, 20). Von Sauet Elisabeth, dem schönsten Sterne Deutschlands, erzählt die fromme Legende, dass sich einst die Speisen, die sie den Ar¬ men vom Schlosse herab brachte, in Rosen verwan¬ delten, als ihr Gemahl sie fragte, was sie im Schoße trage. Darin liegt eine geistliche Lehre, dass nämlich die Wohlthaten, die man aus christlicher Liebe den Armen erweist, sich in Rosen verwandeln und zu einem Kranze flechten, der au dem Throne Gottes aufgehängt bleibt, bis mit ihm der Geber bekränzt wird. Vor den Pforten der Hölle hält nach dem schönen Ausdrucke des großen Weisen von Hippo, Sanct Augustinus, die Barmherzigkeit die Wache, und lässt Keinen, der ihr ergeben war, in den Kerker senden. Denn es ist ja die Barmherzigkeit allein, und sonst keine andere Tugend, auf welcher der Richtersprnch beruhen wird, der unser ewiges Los entscheidet. Und so hoffen wir, dass unsere barmher¬ zige Landesmntter über Fürsprache der Mutter der Barmherzigkeit, die sie im Leben so eifrig ver¬ ehrte, aus dem Munde des allwissenden und allgerechten Richters den beseligenden Ausspruch vernehmen wird: Komme, du Gesegnete meines Vaters, besitze das Reich, wel¬ ches seit Grundlegung der Welt dir b e- 30 --K-- reitet ist. Denn ich war hungrig, und du speistest mich; ich war durstig, und du tränktest mich; ich war nackt, und du klei¬ detest mich; ich war krank, und du besuch¬ test mich . . . Gehe ein in das e wi g e L e beu! (Nullk. 25, 34 ty. Eine getreue Begleiterin der christlichen Barm¬ herzigkeit ist die christliche Menschenfreundlichkeit, die wir im Gebell der verewigten Kaiserin gleichfalls in schönster Bliithe finden, wofür tausend kleine Züge sprechen. Es ist eine seltene Sache, zu wissen, dass man groß ist, und doch diejenigen, die sich nähern, von dieser Größe und Hoheit nichts empfinden zu lassen. Als eines Tages Ihre Majestät sich in den herrlichen Anlagen des Schlossparkes von Miramare bei Triest ergieng, fieng es plötzlich stark zu regnen an. Die Kaiserin sah sich genvthigt, vor der Unbill des Wetters in einein der Grottengänge des Parkes Schutz zu suchen, und zufällig geschah es in derselben Laube, in der ein Schulmädchen bereits Unterstand gesucht hatte. Das Kind, das sich beim Nahen der vornehmen Frau anfangs schüchtern verstecken wollte, wurde, als es von der hohen Fran angesprochen ihr freundliches, leutseliges Weseu merkte, bald zutraulich und stand mnthig Rede und Antwort, so dass die Kaiserin alsbald über alle Verhältnisse ihrer kleinen Gesellschafterin unterrichtet war. Als aber der Regen andauerte, meinte die Schülerin, dass sie nach Hause -8-- 31 «- gehen müsse, um deu Eltern nicht Sorgen zu be¬ reiten. Da hast du ganz recht, mein Kind, uran darf den lieben Eltern nicht uuuöthige Sorgen bereiten; und weil dn so brav bist, werde ich dich selbst mit meinem Schirme nach Hanse begleiten. So sprach die Kaiserin zn dem überglücklichen Kinde und be¬ gleitete dasselbe in dein strömenden Reger: bis zum Bahnhofe, in dessen Nähe es zu Hanse war. Beinr Abschiede reichte die Kaiserin ihrem kleiner: Schütz¬ linge den Regenschirm mit den Worten: So, und den behalte, damit dn für alle Fälle einen Schien: hast; denn immer trifft man nicht aus Leute, die einer: nach Hause begleiten. Überselig stürmte das Kind in sein Heim und erzählte den Eltern das Geschehnis. Diese eilten zum Bahnhöfe, nur der gü¬ tigen fremder: Fran zu danken, aber diese war bereits verschwunden. Die Bahnbediensteten jedoch wussten zu erzählen:, wer die wohlwollende Fran gewesen sei. Solche und ähnliche erhebende Episoden aus dem Leber: der hochseligen Kaiserin Werder: gar viele er¬ zählt. Würden sie alle gesammelt werden, gäbe es ein ansehnliches Buch, das die hochherzige Landcs- Mlitter noch volksthümlicher machen: würde, als sie wirklich ist. Ja, geliebt und verehrt wird Ihre Maje¬ stät ob ihrer beispielloser: Gutherzigkeit und aus¬ nehmenden Leutseligkeit. Darum Werder: iu diesen: Tage:: der Trauer und Klage, des Schmerzes und Jammers die Armer: reichliche Thränen vergießen ob -8°- 32 des so jähen und so betrübenden Dahinscheidens ihrer liebreichen, freigebigen Mntter. Welche Bestürzung die Schreckensnachricht unter der ärmeren Bevölkerung Wiens hervorries, beleuchtet hinreichend der in Zeit¬ schriften gemeldete Fall, dass ein Bediensteter infolge der Tranerknude plötzlich irrsinnig geworden ans dem Burgplatze zu Boden stürzte mit dem Aufschrei: Wo ist der Mörder unserer guten Kaiserin? Indes, meine trauernden Lieben, ich muss eilen, damit meine schwache Kraft sich nicht erschöpfe, ehe ich den dritten Ehrenkranz auf den Trauersarg der theueren Verblichenen gelegt habe. Ich sage nur noch die tröstliche Wahrheit: Das Gntthun macht un¬ sterblich, es bringt Segen ohne Ende. Die guten Werke der christlichen Barmherzigkeit sind ebenso viele Stufen zum Throne im Himmel. Wer geneigt ist zur Barmherzigkeit, wird gesegnet. (?rov. 22, 9). S e li g s i n d d i e B a r m h e r z i g en, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. (Natkin 5, 7). Barmherzigkeit überwindet das Gericht, (ckuo. 2, 13). Und jener berühmte Einsiedler von Bethlehem, an dessen Ohr die Po¬ saune des jüngsten Tages unaushörlich tönte: Todte, stehet auf und kommet zum Gerichte — der hl Hie¬ ronymus bemerkt: Ich erinnere mich nicht, dass der eines bösen Todes gestorben wäre, der viele Werke der Barmherzig¬ keit geübt; denn er hat viele Fürsprecher. Und so wollen wir aus dein Grunde unseres Herzens dein himmlischen Vater danken, dass er uns 33 eine Mutter der Armen, eine hochedle Menschen¬ freundin zur Herrscherin gegeben hat, welche uns zum Guten und zur Beglückung lebte. Auch Könige sind nur Werkzeuge in der Hand des allmächtigen Gottes. Was sie wirken, wirken sie durch seine Kraft. Ihm allein gebürt Ehre und Macht, Preis und Ruhm und Anbetung. So wirke denn noch das Bei¬ spiel der verehrnngs- und nachahmungswürdigen Frau ans Habsburgs Hause, da sie selbst nicht mehr unter uns ist! 3 Im Herrn Trauernde! ! ie Größe der früh verblichenen Kaiserin nimmt M l zu, wenn wir sie betrachten, wie sie als helden- müthige Dulderin den königlichen Weg des Kreuzes wandelte, den Gott Jeden wandeln lässt, den er liebt und den er in der Liebe prüft und läutert. Dies ist der dritte Lorbeerkranz, den wir auf das Grab der gefeierten Fürstin uieder- legen. Der sicherste Beweis von einer gegründeten Tu¬ gend sind die mit christlichen: Gleichmnthe und christ¬ licher Fassung ertragenen Trüb- und Drangsale. Und was für Schläge, was für Betrübnisse und 35 Bedrängnisse wurden nicht unserer guten Kaiserin bereitet? Wenn einst unsere Nachkommen die Lebens- ilnd Leidensgeschichte der großen Dulderin auf dem Kaiserthrone lesen werden, werden ihre Herzen gleichfalls weich werden und in Wehmuth zerfließen. Ihre Majestät stand am Sarge ihres erst¬ geborenen Kindes, der Erzherzogin Sophie (h 1857). Sie weinte an der Todtenbahre ihres einzigen, in- nigst geliebten Sohnes, des Kronprinzen Rudolf (h 1889). Seitdem legte die Schmerzensmutter nie das schwarze Trauerkleid ab, ihr einziger Schmuck war ein Kreuz, die passendste Zierde für diese hohe Kreuzträgerin. Hier könnte ich, Geliebteste, schon enden, wenn es mir nur darum zu thun wäre, euer innigstes Beileid urit dein Kreuze der Abgeschiedenen zu erregcu. Aber der Dolchstiche des Schmerzes, dorr denen die Schmerzensmutter vor ihrem Tode getroffen wurde, gab es leider noch mehrere. Die Heimgegan¬ gene trauerte nach ihrer jüngsten Schwester, der Her¬ zogin Sophie von Aleiwon, welche im Jahre 1897 bei den: fürchterlichen Brande eines Wvhlthätigkeits- Bazars in Paris ihr Leben verlor. Sie betrauerte das Hinscheiden ihres Vetters, Ludwig II. Königs von Bayern (f 1886), und ihres Schwagers, des Grafen Ludwig von Trani, Gemahls ihrer ältesten Schwester der Herzogin Mathilde in Bayern. Nicht genug Ihre Majestät trauerte mit ihrem kaiserlichen Gemahl nm den unglücklichen Kaiser Maximilian I. 3* 36 von Mexiko (-s 1867), um dm Erzherzog Wilhelm, Hoch- und Deutschmeister, der im Jahre 1894 in¬ folge eines Sturzes vom Pferde starb; ferner um die Erzherzogin Mathilde, Tochter des sieggekrönten Feldmarschalls Erzherzog Albrecht, welche den Tod dadurch fand, dass ihr Kleid in Flammen gerieth (f 1867); nm den Erzherzog Ladislaus, der ans der Jagd durch Entladung seines Gewehres im Jahre 1895 verunglückte, und um viele andere, vom Tode vorzeitig dahingerasfte Mitglieder der erlauchten Fa¬ milie. Ein Mitglied derselben, Erzherzog Johann von Toseana, verscholl unter dem Namen Johann von Orth in Südamerika auf hoher See, und Maria Charlotte, Herzogin zu Sachsen und Witwe nach Kaiser Maximilian von Mexiko, lebt getrübten Gei¬ stes im Schlosse zu Laeken in Belgien. Guter Gott, was musste dieses edle, zartfüh¬ lende, menschenfreundliche Franenherz alles ertragen! Es blieb ihm kein menschliches Weh erspart. Aber- alle die schweren Prüfungen und Heimsuchungen er¬ trug die gekrönte Dulderin heroisch mit ungebeugtem Muthe. Noch im Gedächtnisse aller haftet das hohe Lob, welches der Kaiser in den Tagen unnennbaren Schmerzes, den der Tod des einzigen Thronerben ihm verursachte, seiner Gemahlin gespendet hat. „Wie viel Ich", sagte der Monarch, „in diesen schweren Tagen Meiner innigst geliebten Frau, der Kaiserin, zu danken habe, welche große Stütze Sie Mir gewesen, kann Ich nicht beschreiben, nicht warm genug aussprechen. Ich kann dem Himmel nicht genug 37 danken, dass er Mir eine solche Lebensgefährtin ge¬ geben hat. Sagen sie dies nur weiter; se mehr sie es verbreiten, nur so mehr werde Ich ihnen danken." Diese Worte, einer Abordnung des Neichsrathes gegenüber gesprochen zum Lobpreise der starkmüthigen Frau, bieten ein Lebens- und Charakterbild der großen, stillen Dulderin und wären die bezeichnendste In¬ schrift ans ihrer Grabesgrust. An diese Worte werden nur unwillkürlich er¬ innert bei der Meldung der Äußerung des Kaisers zu allerhöchstseinen beiden Töchtern Gisela und Va¬ leria im Schönbrunner-Parke den 13. dieses Mo¬ nates: „Die Welt ahnt gar nicht, wie sehr Wir Uns geliebt haben. Ich will diese besondere Frau in besonderer Weise ehren." Daran werden Nur erinnert auch durch die Worte des ergreifenden Manifestes oder der allerhöchsten Botschaft Seiner Majestät des Kaisers an Seine Völker vom 16. September 1898, die da lauten: „Die schwerste, grausamste Prüfung hat Mich und Mein Hans heimgesncht. Meine Fran, die Zierde Meines Thrones, die treue Gefährtin, die Mir in den schwersten Stunden Meines Lebens Trost und Stütze war, an der Ich mehr verloren habe, als Ich ansznsprechen vermag, ist nicht mehr. Eine Mörderhand, das Werkzeug des wahnwitzigen Fanatismus, der die Vernichtung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung sich zum Ziele setzt, hat sich gegen die edelste der Frauen erhoben und in blinden:, ziellosen: Hass das Herz getroffen, das keinen Hass gekannt und nur für das Gute geschlagen hat." » 38 Fürwahr, Ihre Majestät, die von einem glau¬ bens-, sitten- und vaterlandslosen Missethäter grau¬ sam hingemordete Kaiserin, war eine treue Schülerin der geheimnisvollen Kreuzesschule. Sie war eine Märthriu. Es gibt ja auch ein unblutiges Mar¬ tyrium, das nm so qualvoller ist, als es ost Jahre lang die arme Seele peinigt und soltert. Doch in¬ mitten der furchtbaren Seelenqualen blieb Kaiserin Elisabeth, wie ihr Vorbild die heilige Landgrüsin von Thüringen, Tochter des frommen Königs An¬ dreas II. von Ungarn und seiner edelmüthigen Ge¬ mahlin Gertrud von Meran, deren Lebensregel die Worte waren: Trage dein Kreuz in Geduld aus Liebe zum Gekreuzigten, doch blieb, sage ich, die Kaiserin und apostolische Königin Elisabeth felsenfest in ihrem Gottvertranen, unentwegt in ihrer christ¬ lichen Hoffnung. Muthig warf sie alle ihre Sorgen auf den Allerhöchsten, der für sie sorgte (I. Illsss. 5, 7), und verzagte nicht. Als christliche Dulderin erwies sie sich im Leben, als starke Heldin verblutete sie im Tode. Fern von der geliebten Heimat, in einem fremden Lande — aber die Erde ist überall des Herrn 23, 1) — gieng sie aus diesem Thräuenthale in das Land des Friedens; und so ist eine Kämpferin weniger, eine Siegerin mehr. Ihre Standhaftigkeit aber lehrt uns, was die Religion vermag. Durch Leiden lernte sie leiden, durch Drangsale aller Art wurde sie in der Geduld geprüft, bewährt, gestärkt, vervollkommnet. Welcher 39 Lohn harret nun der ausdauernden Dulderin? Der¬ jenige, der in den Worten des Völkerapostels Paulus enthalten ist: Dulden wir mit dem Herrn, so werden wir auch mit ihm herrschen. (II. Dm. 2, 12). Gleichwie die Leiden Christi uns reichlich zu theil werden, so wird uns auch durch Christus reichlicher Trost zu theil. (II. dor. 1, 5). So liegt denn in der k. und k. Hos- und Burg¬ pfarrkirche zu Wien auf der Todtenbahre eine große Kaiserin. Und morgen um vier Uhr Nachmittag, als am Vorabende zum Feste der siebeu Schmerzen Mariä, wird in Wien eine große christliche Dul¬ derin in die altehrwürdige Kaisergrnft zu ihren ruhm¬ gekrönten Vorfahren und Ahnen geleitet werden. O schmerzensreicher Tag für den greisen Kaiser und für das allerhöchste Erzhaus! O unheilvoller Tag für Oesterreich und seine Bewohner! Möge dieser Trauer¬ tag den Abschluss bilden der schweren Prüfungen, von denen das glorreiche Herrscherhaus uud die Völker Oesterreichs heimgesucht wurden. Mit dem großen Klagepropheteu aus Anathot dürfen wir voll Trauer und Reue in aller Demuth fragen: O Schwert des Herrn, wie lange noch wirst du nicht rasten? Fahre in deine Scheide und ruhe und sei stille! (ükrem. 47, 6). Indes, «reine trauernden Lieben, sursum eorciu! Himmelwärts unsere Herzen! Gott der Herr, der allein groß ist, wie die Tugend auf dem Wege der 40 getreuen Nachfolge Jesu Christi allein beglückend ist, der König der Könige und der Herr der Herrschen¬ den, sage ich, will uns nur erproben, aber nicht ver¬ derben. Die Lehrmeisterin des Lebens, die Geschichte lehrt, dass Oesterreichs Unglücksfälle allzeit die un¬ trüglichen Boten von Oesterreichs Erhebung und Herrlichkeit gewesen sind. Gottes allweise Vorsehung versteht die Begebenheiten so zu lenken und zu leiten, dass, wenn es scheint, der Herr erschüttere das Reich, er vielmehr den Thron befestigt und des Reiches Macht und Ansehen vermehrt nnd der Völker Glück erhöht. In christlicher Trauer andächtig Versammelte! ^ir dürfen Wohl Weheklagen und weinen; I weinte doch auch Jesus, der mehr als Mensch wf I k war, am Grabe seines Freundes Lazarus und weihte und heiligte so die Thräne im Auge der christlichen Trauer, aber wir dür¬ fen nicht murren. Wir wissen ja, dass ein Gott und Vater über uns wohnt, der nach seinem Willen verfährt sowohl mit den Mäch¬ tigen des Himmels als mit den Bewoh¬ nern der Erde, und es ist niemand, der seiner Macht widersteht und ihm sagen kann: Warum hast du das gethan? (van. 4, 32). Ja gewiss, wir murren nicht und urtheilen nicht vermessentlich oder freventlich, sondern aus den Knien liegend beten wir voll kindlichen Gemüthes 42 --K- und in Demuth Jenen au, dessen Sinn nvch nie- inand erkannt, dessen Rathgeber noch niemand ge¬ wesen, ohne dessen hochheiligen Willen kein Haar von unseren: Haupte fällt, nnd ergeben nns ganz und gar in den Willen dessen, zn dem wir tagtäglich beten: Dein Wille geschehe wie im Him¬ mel, so ans Erden! Au: Schlüsse meiner Sterbegedächtnisrede frage ich, sestvertranend ans Gottes unendliche Barmher¬ zigkeit: Was ist für eine Herrscherin, die Gott dein Herrn treu gedient, für die Ihrigen opferfreudig ge¬ sorgt und den Unterthemen nnr Gutes erwiesen, ari¬ deres bestimmt als der Gerechtigkeit Krone, die weit herrlicher ist, als die glanzvollste irdische Königskrone? Was solist ist für eine heldenmüthige Dulderin auf dein Kaiserthrone bestimmt, als das Reich, das schöner ist, als das schönste Königreich ans Erden, das ewige Reich des Triumphes, wo weder Tod noch Thränen und Trauer, noch Klage und Schmerz mehr sind? (/VpoeulW. 21/4). Kehre also du gottinnige, mildthätige nnd ge¬ duldige Christenseele, kehre du Kind Gottes in den Schoss desjenigen zurück, von dein du ausgegangen! Dein Herz sei dort, wo immer dein Schatz gewesen! Ziehe ans das Gewand der Vergänglichkeit nnd ziehe an das Kleid der Unsterblichkeit! Der Tag unserer Trauer sei der Tag deiner Freude! Mögest du zur Anschauung des ewig Wahren, Guten nnd Schönen vor: Ailgesicht zu Angesicht gelangen, wie du dich im -8-- 43 Leben freutest des Schönen, zumal in der freien Gottesnatnr! Ins Paradies mögen dich geleiten die Engel und bei der Ankunft möge dich, deren Herz mit dein Mordstahle getroffen ward, aufnehmen Jesus, dessen Herz mit der Lanze durchbohrt worden! Die Königin der Märtyrer, die du auf Erden fo innig verehrt, die hl. Elisabeth und alle Schutz¬ heiligen Oesterreichs mögen dir entgegen kommen und dich hinfuhren auf den Thron, der im Himmel neben den Heiligen ans dein Hanse Habsburg und aus dem Kaiserthume Oesterreich für dich bestimmt ist. Ist doch wiederum in unseren Tagen der Selig- sprechungsprocess eines in: Rufe der Heiligkeit ste¬ henden Mitgliedes unserer altehrwürdigen und ruhm¬ reichen Habsburger Dynastie eingeleitet worden. Es ist die erlauchte Gründerin des ehemaligen könig¬ lichen Damenstiftes in Hall, Erzherzogin Magdalena, welche am 10. September des Jahres 1590 aus dem Leben schied, so dass hiedurch auf den 10. Sep¬ tember freundlicher Himmelsschimmer gleitet. Zudem wird von vielen Oesterreichcrn lebhaft gewünscht und auf diese Meinung eifrig gebetet, dass die Kaiserin Carolina Augusta seligen Andenkens 1873) durch den heiligen Stuhl in die Reihe der Seligen aus¬ genommen werde. Kist du aber einst, Verewigte, von allen Banden der Schuld, von der kein Sterblicher frei ist, befreit, wofür ja viele Völker vor Gottes heiligen Altären beten, und befindest du dich in den Wohnungen der -8-- 44 --K- Seligen, so vergiss dort unseres geliebten österreichi¬ schen Vaterlandes nicht, sondern sprich und bitte für dasselbe und erflehe ihm den Frieden, den die Welt nicht hat und ihn deshalb auch nicht geben, aber anch nicht nehmen kann. Erflehe vom König der Könige, dass er die Flügel seines Schutzes breite über das altehrwürdige Habsburger Reich und dasselbe segne, aus dass es immerdar bleibe sein Reich. Du aber, o Köllig der erschrecklichen Majestät, von dem allein Ruhe, Friede und Trost der Seelen kommt, gieße himmlischen Frieden und Trost in die Herzen aller Betrübten und Bekümmerten! Werin sie weinen, sende deinen Engel, dass er abtrvckne und stille die Thränen des Schmerzes, dass er reiche den Kelch, ans dem Kraft und Ergebung getrunken wird, ans dein uns vorgetrunken hat unser Herr und Heiland in jenen dunklen Schatten des Oel- gartens, er, der uns ein Beispiel hinterlassen, damit wir seinen Fußstapfen nachfolgen. (I. ?str. 2, 21). Vertritt du, der du durch den Mund des großen Propheten Jsaias sragen und antworten lässt: Kann denn eine Mutter ihres Kindes vergessen, dass sie sich nicht erbarmte des Sohnes ihres Leibes? Und wenn sie es vergäße, so wollte doch ich dich nicht vergessen (Is. 49, 15), vertritt also du, allgütiger Gott, die Mutterstelle an den Kindern, die um ihre beste Mutter weinen, und sei ihr Vormund! In¬ sonderheit sei barmherzig unserem geliebten Kaiser, stärke, beruhige und tröste ihn, lass aufgehen über -4S-- 45 -N- ihn die Sonne deiner Gnade, damit er diesen Schmerz mit jener Seelenstärke ertrage, mit welcher er all das frühere herbe Leid überwunden hat. In ganz Israel habe ich kein solches Vertrauen gefunden! (Ime. 7, 9). Verleihe ihm Kraft, dass er noch lange zu deiner Ehre, zu seinen: Heile und zum wahren Wohle der Seinigen herrsche und re¬ giere; denn seine Sendung ist noch nicht erfüllt! Mir Unterthanen aber erneuern in dieser ge¬ heiligten Stunde das Gelöbnis unwandelbarer Trene, unvergänglicher Liebe und unverbrüchlicher Anhänglich¬ keit an die Persoll des Monarchen und erneuern das Versprechen, sein Leid und seinen Schinerz mitzu¬ fühlen, als wäre es unser Leid und unser Schmerz. Möge Kaiser Franz Joseph in der Überzeugung, dass seine Völker seine Trauer mit ihm empfinden und theileu, einen Trost in dein schweren Unglück finden, das so unvermuthet liber ihn hereiugebrochen. Möge er dadurch auch im Gottvertraucn befestigt werden, wie der fürstliche Held und Psalmensäuger in der Königsbnrg von Sion beim Rückblicke auf die Leiden, Kämpfe und Schrecknisse, welche er in seinen: Jünglings- und Manuesalter bestanden, nur noch unerschütterlicher auf Gottes Schutz und Schirm vertraute, wie es uns sein goldener Wahlspruch be¬ zeugt: Auf dich, o Herr, habe ich gehofft, ich werde ewiglich nicht zu schänden wer¬ den. Meine feste Burg und meine Zuflucht bist du, mein Vertrauen von Jugend auf! Wie große und z a h lr e ich e D r a n g s a le und -4S-- 46 Übel hast du mir gezeigt und, wiederum zu mir gewendet, hast du aus den Tiefen mich herausgeführt, hast vielfach deine Macht an mir verherrlicht und mich ge¬ tröstet. (?s. 70, 1. 3. 5. 20. 21). Auf diefe Meinung will ich nnn das welt¬ erlösende Opfer Gott darbringen und auf diese Mei¬ nung wollet auch ihr, christliche Zuhörer, bei der heiligen Messe beten. Und Jesus Christus, der für die Entschlafene und für uns alle am Kreuze starb und dessen Sterben eben jetzt wieder erneuert wird, wird unsere Gebete und Bitten nach seinem hoch¬ heiligen Willen erhören. Das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinweguiururt, wird der Ver¬ storbenen schenken den Frieden, wird ihr schenken die ewige Ruhe. Mas aber endlich uns betrifft, so wollen wir den festen Vorsatz fassen, nach unserem heiligen Glau¬ ben zu leben, Werke der christlichen Barmherzigkeit zu üben und die Mühsale unseres Lebens in christ¬ licher Geduld zu ertragen. Auf diese Weise wollen. Nur uns aus die letzte Stunde unseres Daseins vorbereiteu und nicht aus sie unvorbereitet warten. Wer immer wartet, ändert sich niemals. Wir wollen urit nus selbst rechnen, ehe Gott mit uns rechnet. Wir wollen ans nichts Vergängliches trauen, weder ans Menschen¬ lob, das urit den Menschen vergeht, noch aus sinn¬ liche Freuden, die urit den Sinnen anfhören, noch ans Schönheit der Zeit, die die Zeit nicht überlebt, 47 noch auf alle Lust der Welt, die die Welt nicht überdauert. Kaum und vertrauen aber wollen wir auf das Unvergängliche: aus Gott und seinen Willen; denn wer Gottes Willen t h n t, bleibt in Ewig¬ keit (I. .tonn. 2, 17); auf Jesnnr Christum, der das ewige Leben ist, und ewiges Leben gibt; auf den hl. Geist, der uns heiligt und die Kraft ver¬ leiht, so zu leben, als wir im letzten Augenblicke gelebt zu haben wünschen werden, der uns die Gnade spendet, Gutes für die Ewigkeit zu wirken. Menn wir, Vielgeliebte im Herrn, diesem Ent¬ schlüsse treu bleiben, dann wird unser Todestag ein Festtag für uns sein. Der Tod wird nur das Ende unseres armseligen Lebens ans Erden und der An¬ fang unseres ewig glückseligen Lebens in: Himmel sein, wo wir die uns Boransgegangenen wiederfinden und -sehen, mit ihnen wieder vereinigt und mitselig sein werden durch unseren Herrn Jesus Christus. Auren. Lasset uns beten sirr die Seelenruhe der ab¬ geschiedenen Kaiserin und Königin Elisabeth! Vater nufer. Gegrüßet seist du, Maria. Ich glaube an Gott. O Herr, gib der Verstorbenen die ewige Ruhe! Und das ewige Licht leuchte ihr! O Herr, lass sie ruhen im Frieden! Auren. J n h a L' t. Vorwort. Seite Bericht über die Trauerbegängnisse in der Diöcese .... 3 Trauerrede. Einleitung. II Erster Thcil. Kaiserin Elisabeth, die gläubig-fromme christliche Frau ... 18 Zweiter Thril. Kaiserin Elisabeth, die liebreiche, freigebige Mutter der Armen und Kranken. 24 Dritter Thril. Kaiserin Elisabeth, die heldenmnthige Dulderin auf dem königlichen Wege des Kreuzes. 34 Schluss. 41