^i. 12. Laibach den 26. May 1864. 8. Jahrgang. Nlätter au5 Urain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumerationsprcis ganzjährig 2 st. österr. Währung, Degegnung. Wie doch der Frllhlingssonncnstrahl So lieblich mir entgegen lacht, Daß meines Herzens stumme Qual Entschwindet, gleich der Mitternacht; Daß ich mit hellem, frohen Blick Hinschreitc auf der Erdcnbahn Still denkend: meines Lebens Glück, Treff' ich doch endlich einmal an. An solchem Tage wird cö sein, Wenn Veilchen schmücken das Revier; Da mitten durch den Sonnenschein Wird es entgegentreten mir. Erkennen werd' ich's sicher leicht Daran, daß es voll Anmuth ist, Und somit Dir, o Liebste, gleicht — Wenn Du cs nicht gar selber bist. Wie Perle des Emirs. Novcllcttc von Arthur P » PP. ! „Traurig, wie eine Wüste," lautet gewöhnlich der Vergleich einer übelsituirten Landschaft, der es an Reizen mangelt, die das Auge erquicken, und der auch alle anderen Vortheile fehlen, welche dem Menschen eine lachende Perspective gerne vermissen lassen. Und dennoch — fragt einmal den Sohn der syrischen Wüste, wie ihm geschieht, wenn er zufällig in's Gebirge ^0U6K, dem uralten Stammessitze der Wahabiten, zwischen dem Persischen und rothen Meere geräth? Er wird auch sagen, er vermisse da den losen Sand, die vertrockneten Wasserrinnen, die einsam stehende Dattelpalme, die in der Sonne glitzernden Salz- und Natronflächen und die von ihr gebleichten Kamecl-und Pferdescelette. Ihr sagt: „Traurig, wie eine Wüste," weil Ihr nur deren Todtes habt schildern gehört, — aber seid überzeugt, es ist hier auch Leben vorhanden, es gibt auch in ihr Orte, wo das poetische Leben freudig genossen, wo die Liebe warm empfunden und ebenfo der Schmerz gewürdigt wird. Ein ! grüner Fleck, mit einigen vereinzelten Palmen, belebt sich oft für einige Tage und Nächte, uud bei der spärlich emporquel- « lenden Wasserader lagern dann energische, braune Gestalten und schöne arabische Frauen, ein Kameel, welches die Habe der Familie trägt und einige jener edlen Rosse, mit dem schmalen, klugen Köpfchen und den stählernen Sehnen — die Zeugen und Genossen der Wüstengefahren. An der nächsten Palme wird ein an einer Stange befestigtes Stück weißen Zeuges festgemacht, das die Lagernden vor dem ertödtenden Wüstenwinde schützt; aus einigen Sätteln und Decken wird das Lager gebildet und die Burnusse der Männer darüber gebreitet. Dann bedeckt sich der Himmel mit einem Sternenmccre, und der Mond steigt gleich einer Feuerkugel aus der unermeßlichen Ebene auf; — aus dem Lager ertönt eine helle Glockenstimme, begleitet von den Tönen einer GuÄa, sie verkündet das Lob und die Thaten eines Helden, oder der Liebe Wonnen. Dicß ist eine Veiwacht in der syrischen Wüste, und dem es vergönnt war, dieses Vild zu schauen, der begreift auch die Anhänglichkeit des Nomaden an seine sonst trostlose, wasserarme Sandebene. Ein deutscher Officier, der die syrische Wüste durchzog, um Pferdeeinkäufe zu machen, schilderte ein solches Zusammentreffen , und wir geben dasselbe unseren Lesern in demselben fchmucklosen Gewände, als ein Stück orientalischen Wüstenlcbens mit seinen Licht- und Schattenseiten. — Wir kamen von Mekka. Die Straße führt, von da ab fortwährend aussteigend, nach dem Kharrah-Gebirge, das sich terrassenförmig schon vom rothen Meere an erhebt. Bei Antas theilt sich der Karavauenweg, er führt rechts über die Oafe 8iN'ka, zu den Wahabitenstämmcn und in's ferne Gebirge ?0U6^K, links hat er bald das Hochplateau erklommen, welches in einer sanften Steigung in die eigentliche syrische Wüste übergeht, indem er N Väuli hinter sich läßt. Bis dorthin trifft man immerhin noch eine, wenngleich spärliche Vegetation. Das große Gerölle herrscht noch vor, Cactuse und Palmen bilden mit den großartigen Stcincolosscn hübsche Parthien, und nur eines beginnt bereits fühlbar zu mangeln — das Wasser. Hie und da findet man in Stein gehauene Cisternen, die aber größtentheils trübes und brackiges Wasser enthalten, und nicht selten geschieht es, daß bei einer Cisterne Hunderte von Männern und Weibern sammt Pferden und Kameelen lagern, die ihren Wasservorrath erneuern. Ich und meine 4 Gefährten des N.'schen Husarenregimcnts kamen also des Morgens zu dem ersten großen Brunnen von N Väuli, und dieß mochte die Ursache sein, daß wir den Platz leer fanden und uns sowohl, wie unsere Thiere erquicken konnten. Wir waren die ganze Nacht wacker ausgeschritten und demnach froh, noch vor der sengenden Tagessonne an einen Ort zu gelangen, der unseren müden Gäulen gestattete, sich nochmals au dem frischen Grün zu ergötzen, ehe wir die eigentliche Wüste betraten. Wir hatten außer unseren Reitpferden, noch vier Tragthiere, die nebst einem bescheidenen Gepäcke, trockene Fourage trugen. Das Geld zum Pferde-Ankäufe war sinnreich in die Decken unserer Neitthiere gesteppt, und da es ,' Geld war, konnte so eine halbe Decke immerhin einen der besten ! Kämpen Arabiens aufwiegen. — Wir thaten uns gütlich bis ! zum Abende und nahmen in einer Art Lehmbütte ein crfri- ! schendes Vad; als die Strahlen der scheidenden Sonne uns ! das letzte Mal begrüßten, schwangen wir uns in die Sättel. ! Vis jetzt hatten wir uoch keinerlei Gelegenheit gehabt, unserer Mission gerecht zu werden: laum hatten wir^ einige Thiere gesehen , die uns bis nun der Mühe werth geschienen hatten, ! ihren Eigenthümern irgend ein Anbot zu macken. z Wir waren aber an diesem Tage angenehm überrascht, ^ als ein arabischer Reiter mit uoch einem Begleiter langsam den- ! selben Weg zogen, den wir verfolgten; er ritt eine herrliche ! milchweiße Stute von jener Gattung, die den Hippologen einen ! Ausruf der Ueberraschung und der Freude entreiht. Meine Kenntniß des Arabischen kam mir wohl zu Statten, und bald zog ich, und der Reiter jener herrlichen Stute, an der Spitze unserer, um etwas vergrößerten Truppe, unter angenehmen Gesprächen , vorwärts. (Schluß folgt.) Pie Dismas-Brüder j,,, ^Vll. und XVM. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Culturgcschichtc Krains, eun P. v. Radics. (Fortsetzung.) Johann Josef von Gaionzell, Privatmann. Von reichen Eltern in Laibach 1655 am 20. März ge» boren, ward er in früher Jugend Waise, und da ihm ein großes Erbe blieb, von seinen Vormündern schon in jungen Jahren auf Reisen geschickt. Heimgekehrt, legte er seine ganze Neigung auf die Ausschmückung seines Landhauses in Waitsch bei Laibach und Zierde des Gartens daselbst. Er lebte da und in Laibach abwechselnd sich und seinen Freunden, zu denen auch Thalnitscher, der Historiograph, zählte. Jährlich am heil. ! Christtage speiste er einen alten Mann, ein Weib und ein Kind. Er starb im besten Manncsalter, im 37. Jahre, 1692 am 10. November, und wurde in dei Tomtirche begraben. Thalnitscher schrieb ihm das Epitaph. Der Gesellschaft war er am 12. September 1689, mit dem Beinamen: der Gewandte und dem Motto: HuuPiani oisoiAUiii, bcigctrcten. Job. Gregor Ganser, ^. II. vr. Hans Gregor Ganser, ein Rechtsgelehrtcr und berühmter Cchrannenadvocat, zu NudolphZwerth geboren, studierte (zu Laibach) die Humaniora,, begab sich dann 2.ä Mru. nach Wien, wo er sowohl die offenen als privat «oiisFiH mit großem Ruhm freauentirtc, sich schließlich aber an die damals wo nicht erste, doch vornehmste Universität Europa's, nach Bologna begab , auf welcher er sein Vorhaben fortsetzte und als Convictor des adeligen Ooil^ii, Hnngansch-Windischer Nation, dann aber als Syndicus derselben sich daselbst längere Zeit aufhielt, unter dem weltberühmten Professor Carl Anton de Blagis die «Iiilä defendirte und die Arbeit der löblichen Landschaft in Kram dedicirte. Im Jahre 1674 promovirte er, und seine Gedenktafel, eine der schönsten, wo nicht die schönste, im schwarzen Stein, befand sich im Vorhofe der hohen Schule. In's Vaterland heimgekehrt, erlangte er bald durch seine hohcn Kenntnisse die Stelle eines Landessecretariats-Adjuncten bei der Landschaft (1681) und vermalte sich zweimal, zuerst mit Anna, der Tochter des Dr. Mathias Casimiri, dann mit einer gcb. Tenefflin. Er war, wie Thalnitscher schreibt, eines ansehnlichen Leibs, freundlich im Conversiren, scherzig in Worten und annehmlich in der Ausred (Aussprache.) Sein Bruder war ein renommirter Mediciner in Unter-krain und wurde von der Landschaft ob seiner Verdienste und für ein Werk über Frauenkrankheiten, das er den Ständen widmete, zur Landsmannschaft aufgenommen, was seine Nobili-tirung voraussetzt. Der Jurist Ganser starb 44 Jahre alt, 1693 am 26. August. Thalnitscher schrieb die Grabschrift. Den „Brüdern" hatte er seit dem Tage der ersten Cin-zeichnungen, 12. September 1669, als der „Spate," mit dem Motto: VsZpers Inest, angehört. Marx Gerbez, Dr. pkil. st moä., des h. röm. Reichs OoiiL^ii Mtuins Ouriosoluiil (der Lco-voldinischen Academie) Mitglied und Einer löbl. Landschaft in Kram PhysicuZ: seit dem 13. September 1689 als der „Liebende," mit dem Wahlspruch: „Was der Mühe werth ist." (Ohne Biographie.) Ioh. Ios. Mugerle von Edlheim, der röm. lais. Maj. Mtärius xudiieus, einer löbl. Land' schaft in Krain Syndicus und geschworener Schrannensolicitator, geb. 1633 12. März. Ein so ausgezeichneter Beamte der Landschaft war lange, ! nicht zu finden als er; er hatte die Landesgebräuche so inne daß alle Advocaten zu ihm um Auskunft kamen, „ja es hatte — wie Thalnitscher schreibt — das Ansehen, daß keine wichtige Sache ohne seiner tonnte hingelegt werden." Er hatte ein munteres Gemüth und liebte Musik und Malerei. Auch sehr fromm war er, und machte eine bedeutende Stiftung in die Kirche der Clarissinnen. wo er auch Hegraben wurde: andere Legate, die von seinem christlichen Einnc zeugen, waren 2000 fl. für das W aisenhaus und 1000 fl> für die Hausarmen. Er starb 1702 13. April. i Der Gesellschaft hatte er seit 12. September 1689 mit dem Namen der „Tankbare" und dem Motto: NsnZ ouuübnk una, angehört. Ioh. Andreas Mugerle von Edlheim, ^. ll. v?., des vorgenannten Sohn, geb. 1658 22. November, studierte die .Iui'2 in Salzburg, wo er auch die dem damaligen Landeshauptmann von Krain, Seyfricd Fürsten von Eggenberg, gewidmeten Lb686L vertheidigte und den Doctorsgrad erhielt. Nach seiner Heimkunft ward er zuerst von der Landschaft als Ver- ! hürs- dann als Schrannenadvocat aufgenommen. Er war ein besonderer Liebhaber der Musik und zugleich j ein trefflicher Lautenspicler, daher er auch znm Director der vortrefflichen Academie der Herren liüio-Uaiinouieoiuin zu Laibach erwählt wurde. Thalnitschcr schreibt: Er sei auch deßhalb besonders zu loben, daß er den Spruch bewahrheitet: 1imta6 ältiä 68t z M'ta tusri, Piäm novll xariirß, indem er seiner Advocatur bis an scin Ende steißig obgelegen und so das ererbte Vermögen um Vieles vermehrte. Mit Dr. Florianzhizh treffen wir ihn 1696 als Gründer dcs damaligen juristischen Vereins in Laibach "), wie er auch 5 zur Stiftung der philosophischen Facultät in Laibach einen nam- ! haften Veitrag lieferte "*). Nach seinem Tode 1711 26. August ließ die ^.o^äßiuia I'liilo-Hkrinoniooruni am 8. October die Exequien mit großer Eolennität feiern. Er wurde in der von ihm erbauten Kapelle bei den Clarissinnen beigesetzt. Seit 12. September 1689 war er als „der Treue," mit dem Motto: I'oLäsrL inexit aiuor, Tismasbrudcr. Johann Vapt. Pctermann, Dr. mkä., zu Iauerburg in Obertrain im Jahre 1652 geboren, verlor in früher Jugend seinen Vater; seine Schwester heiratete einen Hyn von Holzapfel in Graz. Der junge Petermann studierte die Medicin in Rom, wo er seine 1K6868 vertheidigte, die er dem Landeshauptmanne von Kram Fürsten Ecyfried Eggcnberg dedicirte; den Doctorshut erhielt er sohin auch in Rom. Im Vaterlande nach einigen Reisen wieder angelangt, machte er fich in Bischoflakh ansäßig. 6r war besonders gegen die Armen freigebig, denen er mit ärztlichem Rath und mit Medicinen aus seiner Hausapotheke gerne beisprang. Er war auch großer Bücherfreund und hinterlief; viele medicinische, botanische und Politische Werke. Er starb am 6. Juni 1696, 44 Jahre alt. In seinem Nachlasse fand man zwei medicinische Manuscripte: Iraowws äs pygiß und (?0U8iütlltioii63 ineäicas. ! In die Vereinsmatrikel hatte er sich am 12. September 1689 eingetragen als M1c»8. et inoä. Dr. st ooiioüäonii- CU8 I68o1utu3 Nom. ?ontil. 1160 U0N 8wtuuiu c^i'ü. ?KMou8 mit dem Namen: der Sichere und dem auf das Symbol bezüglichen Wahlfpruch: »ud umdia illius, wo der ^ Baum der Liebe das gcgcnlicbenoe Herz vor dem Blitze schützt. Georg Marx von Syberau, geb. 1637, begleitete er schon in seiner Jugend hohe Cavaliere seiner Heimat auf Reisen nach Wälschland, Frankreich, England und in das deutsche Reich, so auch Ce. Excellenz Grafen ! Georg Eigmund von Gallenberg, der später LandeZvcrwaltcr > von Krain wurde und unsern Syberau mit der Begleitung seines zum Pagen des kais. Prinzen Josef ernannten Sohnes ! Seysricd an den kais. Hof betraute. Eybcrau stieg immer mehr ! *) Vcrgl. meinen Aufsatz dariibcr „Blätter aus Krain" 1861, Nr. 46. 55) Ebendaselbst. in der Gunst dcs alten Grafen, dem er auch die Erhebung in den Nitterstand des Herzogthums Krain verdankte. Eyberau Hauptneigung waren der Ackerbau und die Gartenzierde, eine MsÄOQ 6Q V0FU6 des XVII. Jahrhunderts. Er war stets guten Humors, dabei aber echt christlichen Sinnes, sein Testament bestimmte ein Legat von 3000 fl. für die Hausarmen. Er starb 1690 22. August allgemein geliebt und geehrt. Thalnitscher verfaßte die Grabschrift. Dismasbruder war er seit 12. September 1689 als der Dunkle, mit dem Motto: N01I 81N6 tulliO. Franz Carl von Schwizen, schenke und Pretiosen in Fülle, da Ponte kam durch seinen ! Don Juan-Text zu nicht unbedeutenden Mitteln und immer > größerem Ansehen. Leider aber wurde der Dichter gleich nach ^ ,dem Tode des großen Kaisers durch die Intriguen seiner Feinde ! gestürzt, er verlor seine Stelle als Hofdichtcr, und seine Vor- ! stellungen und Vilten beim Kaiser Leopold blieben fruchtlos. — ! Da Ponte war an ein luxuriöses Lebeu und die Börse für ! Jedermann offen zu halten, gewohnt gewesen: so lange sein Erspartes ausreichte, lebte er in der leichtblütigen Kaiserstadt, z wo ja Niemand unglücklich sein will, ohne Sorge in Saus und Braus fort, einer neuen Existenz gleichmüthig entgegen sehend. Aber allmählig schmolzen seine Mittel zusammen, er mußte zu seinen Kostbarkeiten seine Zuflucht nehmen, und erst, als er mit Schrecken merkte, daß er seinen nebenzigjährigen Vater und zehn Geschwister, die er zu versorgen seit eilf Jahren gewohnt war, nicht mehr unterstützen konnte, da erst sah er sich dem Rande eines Abgrundes genähert. Nochmals versuchte der Dichter seine alte Stelle durch eine Audienz beim Kaiser Leo- ! pold wieder zu erlangen. Da Ponte reiste nach Trieft, wo sich ! der Fürst einige Zeit aufhielt, und die Wicderanstellung wurde ! dem Dichter des Don Juan verheißen.---------In der schönen Seestadt ereignete es sich nun, daß da Ponte zufällig einer jungen Engländerin,, der Tochter eines steinreichen Kaufmannes, z vorgestellt wurde, von der man nicht allein sagte, daß sie bild- ! sauber sei, sondern auch alle übrigen Tugenden und Vorzüge! echter Weiblichkeit besäße. — Sie trug, als sie dem Dichter vorgestellt wurde, einen dunklen Schleier, der ihr liebreizendes Gesicht neidisch verhüllte. Da Ponte, mit der Keckheit eines Ton Juan, näherte sich dem jungen Mädchen und sagte ihr in artigem Tone und mit der Miene eines Weltmannes: ^ „Mein Fräulein, die Art, wie Sie Ihren Schleier tragen, ist nicht mehr modern!" „Welche ist's denn?" fragte die junge Engländerin in > naivem Tone. „Diese!" antwortete da Ponte, lüftete mit kecker Hand den Schleier, schlug ihn leicht über das Gesicht des Mädchens zurück, und schaute in ein liebliches Antlitz voll Adel und Unschuld der Jugend. Wiewohl da Ponte damals schon ein alter Junggeselle von zweiundvierzig Jahren war, oft geliebt und viele- bittere Täuschung erfahren hatte, so machte die junge Engländerin dennoch einen bleibenden Eindruck auf den feurigen Italiener. Vcide wurden naher bekannt, und nach einiger Zeit war da Ponte der verlobte einer reichen Erbin, der seine Keckheit mit dem Schleier gefallen haben mußte. Nancy, die junge Braut, lag in den Armen eines damals gefeierten Dichters, und bald führte da Ponte sein blühend schönes Weibchen heim, ohne recht zu wissen, wie er zu diesem unschätzbaren Geschenk des Himmels gekommen war. Der Reichthum des englischen Kaufmannes verhieß eine sorgenfreie Lebensstellung, das junge Paar schaukelte sich in goldenen Träumen, und malte sich die lieblichsten Bilder der Zukunft in tausend schönen Farben. Der Dichter wurde von Nancy glühend geliebt, aber auch da Ponte's Liebe zu seiner schönen Engländerin war keine eigennützige, keine selbstsüchtige, sie war eine große, edle, schöne Neigung, und wie herrlich sich diese Liebe Beider zu einander bewährt, beweist die harte Feuerprobe, welche sie bestehen mußte. — Reich- thum und irdisches Gut, welche, wenn sie auch das vollkommene Glück nicht ausmachen, so doch das Unglück leichter er« tragen helfen, sind elende Gesellen, wenn sie uns verlassen. So geschah es mit da Ponte und seiner jungen Frau. Wenige Wochen nach der Hochzeit verlor Nancy's Vater durch den Sturz einiger Häuser in England sein ganzes Vermögen. Da Ponte eilte mit seiner Frau nach Wien, um vom Kaiser die noch immer nicht erfolgte Wiederanstellung als Hofdichter zu erflehen. Bei seiner Ankunft in Wien senkte man eben in die Gruft der Kapuciner die sterbliche Hülle des eben verstorbenen Kaisers Leopold und mit ihm da Ponte's letzten Hoffnungsstrahl. So schnell sich das Glück dem Dichter um den Hals geworfen, so jäh hatte es sich wieder losgerissen. Er ging nach Amsterdam, lebte dort mit seiner Nancy einfach und kümmerlich, ja oft mit herber Entbehrung ringend, aber trotz dieser bitteren Noth hielten die beiden Gatten treu und unerschütterlich in rührender Selbstverläugnung fest aneinander , sich gegenseitig den Kummer und die traurige Lage erleichternd, bis da Ponte später in Nancy's Heimat eine Stelle als Poet für die Londoner Oper erhielt, und eine sorgenfreie Existenz erlangte. Kaiserin Eugenie als Nedacteur en clief. Es bildete sich vor einigen Jahren ein Verein geistreicher Damen in Paris, welcher den Zweck verfolgte, begabten Frauen, die mit Kunstwerken vor die Oeffcntlichkeit treten wollten, alle erdenkliche Unterstützung angedeihen zu lassen. Man correspon-dirte mit ganz Frankreich. In dem Bureau waren Damen für die Besorgung der AmtZgeschafte bedienstet, deren Namen eben sowohl durch geistige als durch die Geburt ererbte Hoheit ausgezeichnet sind. Dieser Verein läßt nun in kürzester Zeit ein belletristisches, literarisches Blatt erscheinen. Beiträge werden nur von Damen angenommen und der Titel dieses Blattes ist: „Die geistreichen Frauen." Nicht nur die Töchter Frankreichs allem lönnen Beiträge senden, sondern auch die Schriftstellerinnen von Deutschland, England, Italien :c. :c., denn dieses Unternehmen hat einen internationalen Charakter. Die Idee zu diesem Unternehmen ging von der Kaiserin Eugenie von Frankreich aus, unter deren Leitung auch das neue Tamenblatt erscheinen soll. Literat u r. Es liegt uns das fünfte Heft des vierten Bandes des vom österreichischen Lloyd herausgegebenen „Il l n str i r t c n Familienbuches" zur Einsicht vor. Dasselbe enthält: Eiu Gedicht von Ludwig Ißlcib: „Thräncnloscr Schmerz;" cinc Novelle von Dedcn-roth: „Dcr Glücksritter;" eineu Beitrag zu Castclli'S Biographie, von C. Silberstein; eine naturwissenschaftliche Abhandlung von Dr. Hamm: „Die Chemie gegohrncr Getränke;" eine dergleichen von C. Nuß: „Die Ningclthicrc," und „Bemerkungen über den jetzigen Stand der geologischen Hypothese der Eiszeit," von Marcuzi. Der letzte Aufsatz zerfällt in drei Abschnitte, von denen der zweite ein vollständiger Abdruck eines im Jahre 1.Z61 in den „Blättern aus Kram" erschienenen Aussatzes desselben Verfassers ist. Dcr Verfasser der „Zwölf Fragmente über Geologie" macht hier den Versuch , die Hypothese Agassiz'ö von einer „Eiszeit" zu widerlegen. Die am Schlüsse gegebene Erklärung der großen geologischen Phänomene, dcr cratlschm Blöcke:c. ist aber keineswegs genügend und logisch klar. Daß die Umgestaltungen dcr Erdoberfläche auf natürlichem Wege gcsck>ehen, daß verschiedene Factorcn dabei mitwirkten, weiß jeder Gebildete; will dcr Geologe das „Wie" erklären, so muß er auch thcilwcisc zur Hypothese greifen, denn uns fehlen die dircctcn Anschauungen der colossalen Kräfte, welche einst thätig waren, wir haben nicht einmal cincn vollständigen Begriff von dem Zeiträume, innerhalb welchem die Umgestaltungen vor sich gingen. — Im Ganzen genommen können wir das 5. Hcft mit gntcm Gewissen als anregende, geistreiche Lcc-türe empfehlen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Klemmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Klelnmayr e> F. Bamberg m Lmliaa).