Cillier Wochenblatt. Zeitschrift zur Belehrung und Vertretung des Bürger- und Bauernstandes. Erscheint vorläufig jeden Donnerstag. — Preis vierteljährig 4 5 fr. — Mit Postversendung 1 fi. 1 fr. CM. I\sO, 12. Motto t Licht, Recht, Wahrheit. DonnerStag am 15. Juni 1848. Verantwortliche Redaction: Vineenz Prasch, f. f. Professor. — I. E. Ganser. Prannnierations - Ankündigung. ie unverhoffte Theilnahme, welche unser Blatt schon im ersten Quartal selbst in den fernsten Provinzen gefunden hat, und die ermunternde Aufforderung deS intelligenteren Theiles der Bcvöllcrung, bestimmen uns, in Zufunst eine Verdopplung deS bisher Geleisteten eintreten zu lassen, wodurch wir auch in die Lage gesetzt werden, die Zeitereignisse umfassender zu besprechen. Unsere Leser haben sich bisher überzeugt, daß wir mehr gegeben, als versprochen; Redaktion und Verlag werden auch fortan alleS aufbiethen, unterstützt von tüchtigen Mitarbeitern, das in sie gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Insbesondere sind wir in die Lage gesetzt, die Nachrichten auS Italien theilweise selbst früher, als Wiener Blätter zu liefern. Unsere Zeitschrist ist sein Tummelplatz für Wühlereien und Gesetzlosigfeit; mit FreimutH aber werden wir jederzeit die Krebsschäden deS VolfeS und jedes einzelnen Standes aufzubellen wissen. Als Organ des Vereines zur Vermittlung der deutschen und slavischen Interessen wird unsere Zeitschrift die beiderseitigen Nationalitäten zu wahren und Versöhnung anzubahnen trachten, jedem Separatismus aber mit aller Kraft entgegen arbeiten. Vom Monate Juli angefangen, erscheint dieses Blatt wöchentlich zweimal und zwar: Dienstag und Freitag unter dem Titel: „Cillicr Z e i t u n g." Zeitschrift für Stadt und Land, mit besonderer Rücksicht auf deutsche und slavische Interessen. Prännmeration wi,d in Eilli bei der Redaction lGratzer-Gasse Nro. 77) und in der Kreis-buchdruckerei deS J.ll. Jerctln angenommen, und zwar: vierteljährig zu I fl. 15 fr., halbjährig 2 fl. 30 fr. Eonv. Münze. Für Auswärtige übernehmen alle f. f. Postämter und Briefpostsammlungeu die Pränumeration gegen Erlag von 1 fl. 30 fr. vierteljährig oder 3 fl. für das halbe Jahr. Wir ersuchen die Bestellung zu beeilen, indem wir später eintretenden Abonnenten seine vollständigen Eremplare zusichern sonnen. Verantwortliche Redaction: Verleger: Vinzenz Prasch, f. f. Professor. ----I. B Jeretin, Kreisbvchdnlcker und Buchhändler. - 66 — W o eh e n f eh a »t. Die in ver Grayer Zeimng unterm 5. Juni zu-erst erschienene Aufforderung Betreff der Unterstützung unseres vaterländischen Regiments Graf KinSky Rro. 47, als Anerkennung ibrer ausgezeichneten Tapferkeit und echt militärischen Resignation bei so viel Entbeh-rungen und Strapatzen, nachdem uns die Kaufmann-schaft in Wien durch ihre Schenkung einer Metall-Obligation von 1000 fl. CM. dem so tapfern Regi-ment Baron Piret Rr. 27, ein so edleS Beispiel nach-abmungSwürdiger Vaterlandsliebe gab, und die drei Kreise ObersteiermarkS eben mit allein Eifer an gleiche Sammlung für Ebendasselbe denken, scheint von Vielen übersehen oder doch nicht in dem Grad beachtet worden zu seyn, als sie in Ansehung der jetzigen Zeitlage verdient, denn nur der ausserordentlichen Tapferkeit un-sereS Militärs überhaupt, insbesondere unseres überaus standhaften zweite» vaterländischen Regiments Graf KinSky verdanken wir nicht nur die Beschützung unse-rer Gränze, sondern die Fortschrille im Venezianischen Königreiche, um vielleicht recht bald zu dem erwünsch-ten Ziele einer befriedigenden Paeificaiion zu gelangen. Wenn im ganzen Kreise alleS nach seinen Kräften gibt, kann daS Ergebniß nicht »»bedeutend seyn, und wie muß eS die gegen die Feinde kämpfenden Söhne unseres KreiseS, wie deren Eltern und Verwandte freuen, wenn >bre so treue Pflichterfüllung bei uns eine solche Würdigung findet; wie muß eS zu fernerer Tapferkeit axspornen, wenn sie erfahren, daß das dankbare Vaterland ihrer gedenkt, und für hervorragenden Muth der Einen und ehrenhaften Verwundung der Andern in den zusammengelegten Gaben eine genugthnende Anerkennung so vieler erduldender Gefahren und Beschwerden als einen zwar unergiebigen aber von Wohl» wollen durchglühten Tribut dankbaren Herzens an den Tag zu legen bestrebt ist? In unseren jetzigen Verhältnißen darf man daS Militär nicht mehr wie früher als Söldlinge betrach-ten, sondern als Erwählte aus unserer Mitte, um Ruhe und Sicherheit im Innern und Schutz nach Aus-sen zu gewähren. ES verdient daher für die so karg belohnten An-strengungen und Entbehrungen aller Art nicht uur un-seren Dank, sondern auch unsere wärmste Theilnahme und möglichste Unterstützung. Also biedere Bewohner deS Cillier KreiseS, er-greift die dargebothene Gelegenheit zur Bethätigung Eurer edelmüthigen Gesinnungen; ich bin überzeugt: Ihr erfreut auch daS Herz unseres gütigen Monarchen da die dargereichten Gaben durch die öffentlichen Blät-ter mit Rainen bekannt gemacht werden, somit auch ihm nicht verborgen bleiben; Jl»m dem Vater seiner Völ-lcr, der in seiner EngelSmilde alle stände seiner Reiche mii gleicher Liebe umfaßt. Cilli am 13. Juni 1848. Paul Kaindeledorser. Cilli. Am 11. d. M. ist eine Escadron deS Dragoner Regimentes Boyneburg und am 14. eine Batterie für die italienische Armee mittelst Eisenbahn angelangt. Zur größeren Förderung deS AsseniirungSgeschäf-teS für daS steierm. Schützen FreicorpS wird nun auch in Brück, Judenburg, Marburg, Cilli die Werbung vor-genommen. Männer vom 16. bis 45. Jahre mit min-deren Gebrechen und selbst mit dem Maße von 4' 11" wenn sie nur sonst körperlich kräftig, marschfähig und namentlich zur Verrichtung deS Jägerdienstes tauglich sind, so wie die freiwillig sich meldenden ReerutirungS-flüchtlinge können sich anwerben lassen und zwar ist für Cilli der Mittwoch und SamStag jeder Woche als AssentirungStag bestimmt. X. E. Mittelst telegraphischer Rachrichi wurde am 1 2. angezeigt, daß eine Anzahl Wiener Devntiricr zu Cilli eintreffen werde, weßhalb Magistrat und Rationalgardt für deren Unterkunft sorgen wolle. Die ?l»lunft erfolgte um 11 ! i Uhr RachtS, worauf der Zug unter lautesten Jubel sich in den dazu bestimmten Gasthaus-garten zur Krone verfügte. Ein Redner setzte den Zweck ihreS Hierseins auseinander und bald herrschte die in-nigste Verbrüderung bei dem Feste, welches jedoch der späten Stunde halber nur von wenigen Bewohnern be-sucht wurde. Mehrseitiger wurde am folgenden Bor-mittagt die Tendenz dieser Mission sowie die Wiener Ereignisse zur Spracht gebracht, wobei der Wiener Redner in kräftigen Worten zur Einheit und Brüder-lichkeit crmahnte und seintn Dank für die herzliche Auf-nahine auSsprach, welche Ideen auch in einem impro-visirten Gedichte sich kund gaben. Die erwiedernde Rede deS Hrn. Dr. Schoener versicherte die Gäste un-serer Sympaibien und berührte zugleich die Aniichten über die Wiener Siurmpetition. Der geräuschvolle Zug durch die Stadt zum Bahnhöfe, daS Kreuzen der Säbel als Zeichen der Verbrüderung, die Gesänge und zahlreichen Lebehochs schienen übrigens einige der Gemüther unsanft berührt zu haben. Mehrere Bewoh-ner unserer Stadt begleiteten die jugendlich frohen Gäste bis zur Station Ponigl, bei welcher Gelegenheit Dr. Schoener in einer mit Enthusiasmus aufgenommenen Rede die Verhältnisse der slavischen und deutschen Ra-tionalität beleuchtete und mit Wärme die Würdigung beider ans Herz legte. Die Redaction hat diesem ihr zur Veröffentli-chung übergegebene» Artikel nur beizufügen, daß sich seit der Slbreise der Wiener Gä,?e eine entgegengesetzte, mißstimmige Meinung auSzusprechen beginnt. Gratz am 13. Juni (EorreSspondenz.) Sonntag Abends in Gratz angelangt, fanden wir die Stadt in der lebhaftesten Aufregung. Eine zahlreiche Deputation der vereinten Wiener Rationalgarde war Morgens hier angrkoniincn, um ihren Dank für ue it,n im ihnen überbrachte Adresse auSzusprechen, und wurte mit unendlichem Jubel begrüßt. Der feierliche Emviang — 67 — war im Redoutensaale, wobei herzliche Reden gewechselt wurden. Nachmittag war die Feier deS Verbrüde-rungSfesteS am Schloßberge; eine unabsehbare M?n» schcnmenge auS allen VolkSelassen, Civil und Militär, auch ersteres größtentheils in Uniform, bedeckte den Berg, wogte massenhaft hin und her, und in allge-meiner Begeisterung begrüßte sich Alle» als Brüder; nicht nur Küsse, sondern auch Kleider wurden getauscht, daS Militär trug Stürmer »nd CaSquetS, die Garde CzakoS und Corsikaner. Um 3 Uhr AbendS rückte Alles Arm in Arm bunt durch einander unter Gesang und Jubel inS GasthauS zum Elefanten, wo die Verbrü-derung mit endlosen Lebehochs besiegelt wurde. Sr. Er. der Gouverneur hatten lebhaften Antheil an der Fest-lichkeit genommen. Am nächsten Tage, wo ein Theil nach dem Stifte Rein mit einem Separaizuge abfuhr, kam auch eine Abtheilung der Marburger National-gardc an, und Mittags wurde die sehr geschmackvoll eingerichtete neue Hauptwache vor dem Landhaus« be-zogen. Leider ist heute ein arger Mißlaut in der all-gemeinen Begeisterung laut geworden; unbesonnen und albern genug war ein Pamphlet mit ehrenrührigen Anschuldigungen wider die Wiener Nationalgarde zum Vorschein gekommen, und eS wurde Nachmittag 3 Uhr an den Schuldigen eine grausame Lynchjustiz geübt. Floß gleich kein Blut, so war die Strafe der zwei Hauptschuldigen, schon früher als Jesuitenfreunde an-rüchig und im Verdachte, im Solde dieser Partei zu stehen, doch immerhin mehr als empfindlich. Man bohlte sie mit Nationalgarde auf die Hauptwacht, stellte sie vor dem Kopf a» Kopf gedrängten Publi-kum öffentlich mit entblößtem Haupte zur Schau, und zwang sie unter Zischen und Pfeiffen bachamischem Geschrei und olympischem Gelächter öffentlich Abbitte zu thun, obwohl die Wiener Nat. Garde auf jede Genugthuung zu verzichten erklärte, wobei der Hr. Kaiser, der bekannte Volködichter aus Wien in einer eindringend schönen Rede Worte der Versöhnung sprach. Unter den Papiere» der Schuldigen will man eine Liste von -16 anderen Compromittirten gefunden haben. Der prov. Landtag wurde heute Morgens 9 Uhr mit einer stillen Meße eröffnet, und dann zur Beglau-bigung der Wahlen, fo wie zur Berathung der Ge-fchäftSvrdnung geschritten. Nach einiger Debatte wur-den die zwei, nur in den Bezirken Gonobitz, Seiz und PulSgau für den Wahldistrict Gonobitz gewählten De-puiirten zugelassen. Dem Vernehmen nach soll zuerst die wirklich freisinnig entworfene Gemeindeordnung, dann die Urbarialablösung u. s. w. zur Sprache kom-men. Wir haben alle Aussicht zn endlosen Redereien, da die Debatten erst dann geschlossen werden, wenn Niemand mehr das Wort verlangt. Ueberhaupt ist die Debatte noch ungelenk und schleppend geführt worden, wir sind heute nicht einmal mit §. 3 der Geschäfts-ordniing zu Stande gekommen und dürfen rechnen, noch wenigstens 14 Tagt hier zu sitzen, wenn nicht Ermü- dung und Geschäfte die Hälfte der Mitglieder früher davonführt, wo dann der Landtag geschlossen würde, irtdem zur Gilngk-it tintr Beschlußfassung wenigstens 46 Mitglieder anwesend seyn müssen. Wien. Die bisherige Hofkammcr für Münz-und Brrgwtfen ist aufgthobrn und die Münz- Ver-schleiß- und Domänenangelegenheiten dem Finanzmini-sterium zugewiesen worden. DaS Ministerium der öffentlichen Arbeiten besteht nun auS 3 Sectionen, dtren rrstt die allgemeinen Ministerialgegenstände, dann die StaatSeisenbahnen und Telegraphen, die zweite daS Montan- und Hüttenwesen, die dritte die Civil-Straßen und Wasserbauten uinfaßt. In Folge einer provisorischen Verordnung des KritgSministeriumS werden die körperlichen Strafen beim Militär bis auf wtiiertS nur durch kricgSge-richtlichcS oder eommissionelleS Urtheil verhängt, die Strafe des GassenlaufenS aber im DiSeiplinarwege ganz außer Wirksamkeit gesetzt. Wien. Nach einer heute Früh durch den Telegra-phtn tingelangten Nachricht auS Prag vom 13. Juni, hat daselbst eine bedeutende Ruhestörung stattgefunden. ES wurden Barrikaden errichtet und die Gewin-nung einer Eommunication mit der Kleinseite leider mit bedeutendem Verluste an Menschenleben erlauft. Gubern. Präsident Graf Thun ist im Elementinum festhalten. DaS Ministerium hat alsogleich einen höher ge« stellten Civil- nnd einen Militär-Commissär nach Prag abgesendet. Innsbruck. Ihre k. k. Hoheiten die Erzher-zöge Albrecht und Wilhelm sind am 3. unverhofft hier vom Kriegsschauplätze angekommen. Die A gram er Zeitung schildert den u»eidlichen Jubel, mit welchem die Installation deS BanS, so wie die Eröffnung deS Landtages begangen wurde. Im schönen Nationalrost,>me zu Pferde, begleitet von berittenen Krapinaer Bürgern, dem Banderinm, dann 93 Eqipagcn, den Sere^aner, die NativnaUiedcr san-gett, dann den Trägern der Banalinsignien (Fahne und Buidovan) durchzog der Ban die Stadt. Auf eine vom Stadtrichter Kamauf an ihn gerichtete Rede, er-wiederre er, daß er bereit fei für daS Vaterland sein Leben zu opfern. Weitläufiger sprach er sich in der ersttn Sitzung dtS kroatisch-slavonischtn Landtages a»S, dem auch der Patriarch nnd Erzbischof von Karlovitz Josef Rajavit beiwohnte. Die Deputaten auS Dal-matien waren bis 5. Juni noch nicht erschienen. Der Fe«ii Ilirlap enthält folgendes Handbillct Sr. Majestät auS Innsbruck vom 29. Mai an den Ban von Croatien. „Nachdem gemäß einer klaren An-ordnung deS 53. GefetzartiktlS vom Jahre 1701 eine Provinzialversammlung von Croatien, Slavonien und Dalmatien bloS nach erlangter allerhöchster Crlaubniß einberufen werden darf, Sie aber diesem entgegen eigen-mächtig den EinberufungStennin auf den 5. Juni fest-gefetzt: befehle ich Ihnen, daß Sie diese Provinzial- - es - Versammlung, die ich im entgegengesetzten Falle für un* gesetzlich und deren Beschlüsse ich für ungiltig betracht len müßte, alsogleich verbieten, und daß Sie um nähere Aufschlüsse zu geben, und um die gegenwärtigen Wirren in Croatien wo möglich auf friedlichem Wege auSglei-chen zu können, nach Empfang meines gegenwärtigen Befehles binnen 24 Stunden sich auf die Reise an mein Hoflager zu Innsbruck machen. Die Nachricht von der erfolgten Union Sieben-bürgenS mit Ungarn hatte in Pesth einen unbeschreiblichen Jubel hervorgebracht. Die Sammlung freiwilliger Ge-schenkt zu patriotischen Zweckt» nahmen eint« raschen Fortgang. Vom Graner Domkapitel wurde rin silberner Altar zur Umprägung in Geld abgtgeben. DaS 3. Bat. drS Infanterie Reg. Erzherzog Ernst ist nach ('akaturn aufgebrechen um mit den daselbst befindlichen Compa-gnien von Zanini Ins. die kroatische Gränze zu beobachten. Frankfurt 2. Juni (Privatschreiben.) DaS Parlament hat Gagern zum Präsidenten, Soiron zum ersten und Andriani zum zweiten Vieepräsidenien erwählt. Der Geist der unter den Abgeordneten, wenigstens unier den Österreichern und Preußen herrscht, ist der Ausdruck einer großen Niedergeschlagenheit, welche durch daS Faustrecht deS Geistes, das die äußerste Linke ausüben will, hervorgerufen worden ist. Ein von Raveaur gestellter Antrag wurde dahin modificirt angenommen,daß alles, waS von irgend einer evnstitui-renden Versammlung in Deutschland beschlossen wird, falls eS mit den Beschließen der Nationalversammlung im Wiederspruche sei, als ungültig erklär» werde. In-teressant war cS, wie geschickt Robert Blum, unstreitig der erste Redner Deutschlands, die Blößen seiner Geg-ner, selbst WelkerS benützte. Blum ist der Führer der äußersten Linken, die interessanteste Persönlichkeit deS Parlamentes, einst Zettelträger, nun dtr Lirbling dtS dcuischtn VolkrS, abrr, wtnn dit Ultras siegen, wahrscheinlich eins» sein Dietator. Nächst ihm ist Ravcaur etn Cigarrcnfabrikant auS Cöln, die erste Rednerpoirnz, dann Venedey, Vogt, Ziz, Welker, Mittermaier, Eisenmann sind ganz und gar gemäßigt und im Vortrage weniger imponirend, ebenso Beckerath, Aruim, Uhland, Grün. In Spanien wurde durch ein k. Decret der Jnsant Den Enrique feines Ranges, aller Aemter und Ehrenzeichen entsetzt, weil er die französische Republik anerkannt und einen Aufruf verbreitet habe, in welchem er zum Aufstande gegen den Thron aufforderte. Schweiz. In der TagsatzungSsitzung vom 2. Juni zeigte der lombardische Geschäftsträger dem Vororte Bern an, daß ven Paris auS eine französisch-italienische Legion nach der Lembardie aufgebrochen sei, und er-suchte den Durchzug dieser Leute, die der italienischen Sacht nichts nützen würden, zu verhindern. In Algerien herrschten große Umtriebe gegen die französische Regierung. Die bei der afrikanischen Armee dienenden Italiener wollten insgesammt in ihr Vatcrla nd zurückkehren. Die in Nordamerika lcbcndtn Dtutschen ha-ben zur Erbauung eintr dtutschrn Flotte eine namhafte Summe Übermacht. Kriegsschauplatz. Unsern letzttn Nachrichten haben wir leider den verunglückten Angriff auf Goit» und die Uebergabe der Festung PcSchirra nach zutragrn, wtlchc am 31. Mai Nachmittag crfolgtr. Nur drr Hunger konnte die wackern Kämpfer bewegen, die Thore dem Feinde zu öffnen. Ein halbes Pferd und 10 Säcke Maismehl war Alles, was man an LcbrnSmit-teln in PeSchiera vorfand. Seit zwei Monaten stand die Arnllerie Tag und Nacht ohne Ablösung aus den FtstlingSwerken und nur rin Mann konnte für jkdrS Geschütz bestimmt werden. Die Besatzung, großeniheilS auS Croaten des L'ttochaner und Szluiner RtgirntntrS bestehend, mußte den Eid leisten, sich am grgrnwärti-gcn Kriege nicht zu bethätigen und wird, unter Em-pfang deS täglichen Soldes, über BrcSeia, Piaeenza, Ancona zur Einschiffung nach Croatien geführt. Der tapfere Commandant, der so wie alle Lffizitrc freien Abzug trhitlt, war bcrtitS in Tprol, Major v. Ettingohau-srn abrr mit feinen 1407 Eroaten am 1. Juni in BreScia angelangt. AuS dem Hauptquartier Sangienetto brrichtc» F. M. Radrtzky vom 5. d. M., daß cr bti dtr Utbrrztugung, seine Bewegung über Mamua in Flau-ken »nd Rücken deS Feindes werde ihre volle Absicht nicht m,hr rrrtichcn kvnnen, beschlossrn habt, sich Verona wieder zu nähern. Weil jedoch der direcie Weg dahin nicht ohne Gefahr gewesen wäre, so will der Feldmarschall die Etsch bei Legnago passirrn, und beabsichtigt zugleich während dieser Bewegung auch Vicenza anzugreiftn, wodurch cr mit dem ResrrvtcorpS untcr F. M. L. Varon Welden in Verbindung tritt. Unter einrm hat daS KriegSministcrium verfügt, daß neuerdings unverzüglich namhafte Verstärkungen an Truppen für unsere Armee nach Italien abgehen ge-macht werde. Gestern Vormittag erhielten wir folgendes Bulletin, welches wir in deutscher Uebersetzung unsern Lcscrn vorlegen: Viccnza wurde von den k. k. Truppen am 10. d. M. angegriffen. ES wurden 80 Bomben hinein-geworsen und die Anhöhen genommen; sodann capitu-lirte die Stadt untcr der Bedingung, daß die päpstlichen Truppen untcr Commando dcS General Durando sich jenseits deö Po zurückzithcn wcrdtn. Er. Er. dcr F. M. Graf Radctzky war beim Gtfcchte gegenwärtig, und kehrte sodann nach Verona zurück, indem er das 2. ArmeecorpS untcr F. M. L. d'ASpre zurück ließ, welches eine Brigade untcr G. M. Simbschcn nach Klarsa und Schio cntscndttt, um dic Verbindung herzustellen, und die Strasse durch mo-bile Colonnen mit dem ReservearmrtcorpS unttr feinem Commando zu offnen. - 69 - Beim Angriff von Vincenza verlor der Feind 1800 bis 2000 an Todten, Verwundeten und Gefangenen. L Kanonen und eine Fahne. Wir beweinen den Tod von 500 Tapfern, unter denen G. M. Fürst TariS und Obrist Kavanagh von Erzh. Franz Earl Jnf., die O briste Kopal und Reischach sind verwundet. Im Ganzen zählen wir 20 Oberoffiziere todt od. verwundet. Drei Brigaden unter Befehl deS F. M. L. d'ASpre und die schwere Artillerie befinden sich gegenwärtig in Vicenza. Von meiner Seite ist Treviso gänzlich eingeschlossen und aufgefordert sich zu ergeben. Im Verweige-rungöfall wird eS bombardirt bis eS unterliegt. Von meinem Hauptquartier Epresiano am 12. Juni 1848. W elden, F. M. L. Ein TagSbcricht deS F. M. L. Melden meldet, daß die drei wichtigen Puncte Porto grande, Eapo Eile und Eava Zuecherina die HauptzufuhrS Canäle von Venedig unter Major Zucht am 2. d. M. be-setzt wurden, wobei zehn große Barken mit Vieh und LebenSmitteln, Jachlschiffe und eine elegante Venetianer Gondel in unsere Hände fielen. Ponle di Piave, Jos-selta und Et. Dona, wurde unter General MitiS von einem Bat. Banalisten und einem Bat. KinSky besetzt. Zlm 3. wurde die Compagnie in Porte grande von päbftlichen Truppen angegriffen, räumte eS jedoch erst nach mörderischen fünfstündigen Kampfe. WeitcrS wurde auch Feltre und Bassano besetzt, und nach den neue-sten Nachrichten vom 10. d. M. die feindliche Stellung bei Enego oberhalb Pnmolano und Agordo, der letzte Zufluchtsort der Insurgenten genommen, wobei 8 Ka-nonen erbeutet wurden. T r i e st ist von der feindlichen Flotte noch immer blokirt, dieselbe lag am 12. im Angesichte von Et. Andrea vor Anker. Der Hafeneingang zwischen dem Leuchtthurm und dem neuen Lazareth wurde durch Ket-ten und Balken verbarricardirt, um eine etwaige An-nähcrung feindlicher Brander zu verhindern. Nach heute eingelangien Nachrichten hat sich die Flotte entfernt, da in Venedig ein Aufstand auSgebrochen sei. Auch Padua soll bombardirt worden sein. Sendschreiben an den Clerns. (Schluß.) Werden wir ärmer an zeitlichen — so werden wir um so reicher an ewige» Gütern werden. Ferne sei darum jede feindselige Gesinnung von uns, wenn eS sich um rinc wahre Verbesserung der VolkSzustände Handel«; einen freudigen Geber liebt Gott. „Eeien wir nicht ängstlich und sagen wir nicht: was werden wir essen oder womit werden wir uns bekleiden? Unser Vater weiß ja, daß wir alleö dessen bedürfen." Haben wir die f'M'N unserer Gemeinden; dann wi>d eS »nS auch »M'l »« l(M "IrlHl'rHl'filrN |i|alrll Wl r IIII li' 11 ifril dem Altare dienen, so werden wir auch vom Altare leben. 4. Wachen wir vor Allem über unS selbst, und geben wir dem Volke ja keine Blößen, sondern bestrebev wir un« für die Gläubigen ein Vorbild zu sepn im Werke, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in Keuschheit. Sin tadelloser Lebenswandel sei daS Licht, mit dem wir dem Volke vorleuchten wollen. Die größere politische Freiheit vergrößert unsere Pflicht, durch un-sere Selbstveredlung für jene höhere sittliche Freiheit zu sorgen, die eine Freiheit der Kinder Gottes ist. Lasset uns zugleich bei dem allgemeinen Fortschritte in unserer wissenschaftlichen Bildung fleißiger und gründ-licher alS je fortschreiten, damit an uns nicht erfüllet werde, was der Herr durch den Mund seines Pro-pheten drohet: „Mein Volk wird zum Schweigen ge-bracht, weil eS keine Erkenntniß hat: weil du die Wissenschaft verwirfst, verwerfe ich dich auch, daß du nicht mehr mein Priester seyst." Niemanden sollen wir irgend einen Anstoß geben, damit unser Amt nicht gelästert werde, sondern unö in allen Dingen alS Diener GotteS erweisen durch große Geduld in Trüb-salen und Nöthen, mit Langmuth und Fteundlichkeit und ungeheuchelter Liebe, bei Ehre und Schmach. Die Zeit der Leffemlichkeit ist auch die Zeit unserer strengen Prüfung. Aller Augen sind auf den Cleru« gerichtet. Die Feinde suchen Mängel zu finden, um sie anözuposaunen, auö einem Splitter einen Balken zu zimmern, unS um unser Ansehen und um den Ein-fluß zu bringen; die Freunde der Religion und Kirche suchen Trost und Stärkt bei uns. Mit einer Unze guten BcispirlrS werden wir mehr nützen, alS mit einem Zentner schöner Worte. Der prioatbeamte gegenüber dem Danernltande. (Forl«ctznnt.) In neuerer Zeit ist noch ein zweites Uebel hin* zu gekommen. Für den Privatbeamten gab es kein Va-terland mehr. WaS die StaatSPolitik in Großen be-folgte, ahmten HerrfchaftSbefitzer getreulich nach. Man traute dem eingebornen Beamten, dem LandSmann daS harte Herz nicht zu, energisch, wie man sich ausdrückte zu verfahren, viele brave Beamte wurden diesem Ep-steine geopfert, man verschrieb sich Beamte auS andern Provinzen, die oft noch unter tiefern Drucke seufzten, wo ein WirthschastSbeamter nichts mehr, alS ein Skla-venvogt war, Leute die recht tüchtig mit der Knute umzuspringen wußten, und der Zweck ward herrlich erreicht. Die Saat reift heran, wir werden sehen, wer ernten wird! Längst schon hätten wohlthätige Verbesserungen ein-geleitet werden können, längst schon könnte der Bauer von manchem lastenden Joche frei sepn, er hätte jede M'MH n itii(t mit O'iiik angenommen, aber er hatte keinen — 70 — Vertretter, und der Eigennutz klammerte sich, wie ein lausendfüssiger Polyp an alte Rechte. Darum Hai uns der erste Lichtstrahl der Constitntion unvorbereitet ge-troffen, er hat uns geblendet, und schon jetzt überall Wünsche, Erwartungen, Forderungen angeregt, welche auch die freisinnigste Konstitution nicht gewähren kann; schon jetzt finden die Worte, „Freiheit," „Gleichheit," beim Bauernstände die unsinnigste Auslegung. Es ist wahr, daß die Lonstilution allen Staatsbürgern Frei-heil und Gleichheit gewähren wird; aber welche? Nicht etwa die Freiheit gar nichts mehr zu zahlen und zu leisten; nicht die Freiheit, keine Obrigkeit mehr zu haben; nicht die Freiheit, Ruhe und Ordnung frevelnd zu stören, feinen Nächsten ungestraft zu berauben! Nein Z — sondern die Freiheit i» allen unsern Handlungen in so ferne wir die Gesetze nicht verletzen, Gleichheit der Ansprüche auf die Wohltbaten deS Staates! — Der Bauer fragt, was Eonstituiion sey? wenn er ein öhrist ist, trägt er sie schon lange im Herzen. Die Religion ist der Grundstein der Eonstituiion. Der Grund-sah unserer heiligen Religion heißt: Liebe Gott über AlleS, und deinen Nächsten, wie dich selbst; oder mit andern Worten: WaS du nicht willst, daß dir geschehe, daS thue auch keinem Andtrn; das ist also Eonstituiion! dieser Grundsatz sagt unS, daß wir alle gleich sind vor Gott und drm Grsrtzt, wenn wir auch nicht Alle gleich reich »nd mächtig sei» sönnen; er sagt daß wir gleiche Rcchtt baben, daß wir aber die Recht? unserer Nächsten nicht verletzen sollen. Der Bauer wird gehört hahen, daß hie »nd da einigt R»hcstörer die Kanzleien gtstürmi, die Btamtcn vrrtricbcn und mißhandelt, die Grundbücher und alle Schriften verbrannt haben. Wie unvernünftig haben ditsc Ltuit gthandeli. In dtm Grundbucht stthi nichts, alS das Besitzchum des Bauers, es beschreibt dessen Grrnzrn, cS ist der gesetzliche Beweis alles dessen, was er sein Eigen nennt; im Grundbuche sind seine Rechte und Forderungen vorgcmtrkt; in den Büchern und Schriften steht sein Kauf sein HtirathSvenrag, stin Ver-gltich, sein Schuldbrief cingciragcn, und, statt daß er dieses fein Heiligthum redlich beschütz« hätte, hat er selbst alles verbrannt und zerstört. Niemand gibt ihm mehr darüber Auskunft, kein Mensch kann ihm stine hirdurch Verlornen Rechte wieder geben. (Fortsetzung folgt.) Nro. 11. A ii f) a ii g. 3«il)clll sehr guter Qualität, echte Sollinger-Klingen in schönen stahlpollirten Scheiden, sind zu haben bei Wilhelm Wetter im Tappeiner'schen CassehauS. $iad)rici)t* Die regelmäßigen AereinSsiyungen werden jeden Dienstag Abends um G Uhr abgehalten. Cilli am 13. Juni 1643. Vom Vereine zur Vennittlung der deutschen und slavischen Interessen. Gemeinnützige Nachricht. Der Unterzeichnete ausgetreitene Catastral-Geo-meter und pensionirter Forstmeister erbiethet sich zur Vermessung, Mappirung, Nivellirung, Waldabschätzung und systematischen Forst-eintheilung nebst allen Bezug nehmenden AuS» arbeitungen in prompte und gew ißcn hafte Lei-stung mit höchst billigen Uebercinkommc». Zugleich traget sich derselbe zur Coniroll Ver» Messung der südlichen Eisenbahn abgetrettenen Grund» theile in thunlichster Zeitkürze an. Aufträge bittet man Post Cilli, Herrschaft Sallach an Gefertigten zu erlassen. Johann Michael Leo. Wagen-Verkauf. Eine leichte vicrsitzige Pritschka mit Vordach und Fenstern, sehr wenig abgenützt, wird um einen billi-gen Preis verkauft. Anzufragen beim Hausmeister im k. k. Kreis amtSgebäude zu Cilli. Wohnung zu vergeben. In der Kreisstadt Cilli, im Hause Nr. 36, 1. Stock, in der Postgasse, ist eine Wohnung, bestehend auS 2 geräumigen Zimmern, und einer Vorkammer gassenseitS, zu welcher allenfalls auch eine Küche zur Mitbenutzung überlassen werden kann, nebst Holzlege täglich zu vergeben. Auch können beide Zimmer auf Verlangen meu-blirt werden. Anzufragen daselbst. Bücher Verkauf. ES werden neue Bücher worunter sich Werke >«e daS Pierer'sche Universal Lerikon, neueste Auflage, der BrockhauS'sche Bilder AtlaS, SageS Histor. genealog. geographischer Atlaß in 42 Fol. Blätter sich befinden, gegen gleichbarer Bezahlung und zwar um '/, billiger als ihr Ladenpreis ist, hindangegeben. Auskunft wird im Comptoir dieser Zeitung ertheilt. Angekommene und Abgereiste von Cilli. Hr. Tertschek sammt Familie, Organist non Doincarit,! in Agrai» nach Dranburq. Hr. Mulle, Herrschaft« Inha-haber, von >!ack nach Gratz Sr. könizl Hoheit Pein, von Wiirtemderg. General F M k und Commandv GroSnw dein v Iialien „ach Kratz. Graffn Altem«, rande«l>aupl-maniiin, von Italien nach Gratz. Gras Orsea. Odeelieiike-nani. v. Xrroifo nach Gratz. Baronin Vilivrandl, Herr-scha,i«beiitz«ri»n. v. Pra^ nach Trieft Hr. Georii Traherni TI>oma«, Englischer Edelmann» von Prag »ach Trieft. Hr. A Z>l»«r Fabrik« Inhaber, von Wie» nach Trieft. Hr. Ba» roi> Gail» Herrschaft« Inbader, v Rakschach nach i'ßien. Hr. Gras Corronini, Herrschasl« Inhaber, von Savenftein nach Gratz. Hr. Wen>l Hardll. Beamte, voo Laibach nach Prag. öt:i io. Hr. Siraker, Veterinär» v. iGirn nach Ria-gensuc«. He. Mefserschmid, Großhändler »an Vrag nach Trieil. Hr. Brandner, Eisenbahn Beamter, von T.atz nach Hliinbrücken. Hr. Kraine, t. k. Ingenieur der iLisenbahn, von Gra« »ach Eagor. Theater in Cilli. Sonntag den 13. Juni 1343, zum Besten deS neuerr. steierm. FreicorpS: Die Naftille, aufgeführt von Kunstfreunden. SchurUprrsseudruck und Dtrlag von I. B. Iereti».