lnr Aunst, Wissenschaft und geselliges Leben. —üV»——> Redigirt von Leopold Kordesch. ^ OO. Freitag am 8. November R844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Boppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couucrt portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M., und wird halbjährig oorausbezahlt. Alle k. l. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Houptplüye. Trost. Sonett. 2er Himmel ist mit Wolken überzogen. Kein Sonnenstrahl dringt durch die dunklen Schleier — Nur manchmal zuckt der Blitze Helles Feuer, Wie Riesenpfeile »n dem Himmelsbogen. — Gewitternacht! du gleichst den Schicksalswoge«, Die uns entreissen, was dem Herzen theucr, — Auf ihrer Flut ein Nachen ohne Steuer Treibt hin der Mensch — um all' sein Glück betrogen. Doch — hat der Sturm sein Wüthen aufgegeben. Dann strahlt die Sonn' in ihrer gold'nen Pracht Und lichtet rings des Himmels weite Halle». — Macht dich,'» Herz, des Schicksals Sturm erbeben. Verzage nicht in trüber Leidensnachl: Es wird auch dir ein gold'ner Morgen strahlen. Moriz Siegerist. Technische Notizen über die k. k. Staats- Gisenbahnstrecke zwischen Murzzuschlag und Gratz. k. k. Staatseisenbahnstrecke von Mürz­zuschlag bis Gratz nimmt ihren Anfang, M^'MZ ^ ,yelm man von Wien kommt, beim Markte Murzzuschlag. Der Bahnhof dieser Station, oder besser gesagt, der nördliche Anfangspunkt der Bahn, liegt 350.605 Klafter über dem Spiegel des adriatischen Meeres, 167.691 Klafter über dem Gratzer Bahnhofe, 169.112 Klafter über dem südlichen Endpunkte obiger Bahnstrecke und 171.439 Klafter über Gratz selbst, wenn man, wie schon erwähnt, die See­höhe dieser Stadt bis zur Ebene des Hofes des Ioanneums, welcher in der inner« Stadt situirt ist, bestimmt. Es wird zwar auffallen, daß gleich bei Murzzuschlag, am> nördlichen Endpunkt der Trace, ein Damm von 13 Wiener Fuß Höhe gemacht worden ist; bedenkt man aber, daß die Höhe dieses Punktes Kur in Folge der vielfältig­sten und genauesten Untersuchungen bestimmt wurde, welche die Lage der Trace, die Höhe der Bahnstrecke, die in der Richtung des Semmerings ausgeführt werden soll, zum Gegenstande hatten, und daß immer dieser Punkt als der einzig entsprechende für den Anfang der Bahn zwischen Murzzuschlag und Gratz erschien, so wird gewiß die vor­genommene Aufdämmung nicht allein als nothwendig, so«, dem als unerläßlich betrachtet werden. Ein Umstand, der übrigens auch dafür sprach, ist, daß die Ueberschwemmungs­höhe des Froschnitzbaches die Erhöhung der Bahn über den Niveau des Marktes selbst ebenfalls als wichtig erschei­nen ließ. Die Bahn wird in die obere Strecke, das heißt in iene, welche in Obersteiermark im Vrucker Kreise von Murz­zuschlag bis Brück längs der Mürz in westlicher Richtung sich hinzieht, und in die untere, oder in jene, welche von Brück abwärts dem Laufe der Mur bald links bald rechts in südlicher Richtung folgt, eingetheilt. — Die Richtungen beider Tracen bilden einen Winkel von beinahe los Grad. Die obere Strecke hat eine Länge von 21935,6, d« untere eine Länge von 28451 Wiener Klafter, beide zu­sammen also ein Developpement von 50386,6 Wiener Klaftern. Von Murzzuschlag bis Brück beträgt die Summe derjenigen Bahnparcellen, welche mit Unterbrechung und jede für sich in gerader Linie fortlaufen, 13.950, die der einzelnen 39 gekrümmten Parcellen 7920 Wiener Klafter, wovon drei mit einem Halbmesser von 130, 175, 180 Klaf­tern, die andern aber mit Halbmessern von 200, 300 u. s. f. bis 1000 Klaftern beschrieben wurden. Von Brück bis Gratz beträgt die Summe der ge­raden einzelnen Bahnparcellen 17265,6, die der gekrümmten, 75 an der Zahl, 11251 Klafter. Bei dieser Bahnabthei­lung mußten, wegen der geringen Breite des Thales und der hervortretenden Basis der Vrucker Alpen bis beinahe in den Fluß hinein, zehn Bahnkrümmungen mit Halbmessern von 150, 175 und 180 Klaftern, die übrigen mit Halb­ 358 messern von 200, 300, 400 u. s. f. bis 1000 Klaftern be­ schrieben werden. Bei der obern Strecke beträgt die größte Neigung der Bahn 1/133, oder eine Klafter Hohe auf 13S Klafter Länge, die geringste t/800, oder eine Klafter Höhe auf 800 Klafter Länge; bei der untern aber ist die größte Steigung 1/150, die geringste t/600. Viele Vahnparcellen laufen ganz horizontal. Es ist schon erwähnt worden, daß sich die Bahn­ strecke von Mürzzuschlag bis Gratz so viel wie möglich dem Laufe der Mürz und der Mur anschließen- mußte; eine Aufgabe, welche, um zu rasche Wendungen der Bahn zu vermeiden, und um einen sanften Fall der Vahnkrone zu erzielen, nur durch den Aufbau großartiger und zahlreicher Kunstbauten gelöst werden konnte. Das Ebengesagte mit Ziffern versinnlicht gibt folgende Resultate: Nothwendig waren im Niveau der Bahn bei Kapfenberg und Frohnleiten für die k. k. Kommerzialstraße 2, für Bezirkswege 10, für Land- und Feldwege 96 Stra­ßenübersetzungen. Durchlässe von 3 bis 9 Schuh Licht­offnung für Bäche, Wasserleitungen und Abzugskanäle sind 195 unter dem Niveau der Bahn vertheilt. Man rechnet 80 Durchfahrten und Durchlässe von 2 bis 8 Klaftern Lichtöffnung für Bezirks- und Gemeindewege, für größere und kleinere Bäche, Flüsse :c.; darunter die schiefe Durch­fahrt bei Hafendorf. — Eine hölzerne Brücke von 9 Klaf­tern Lichtöffnung in mittelbarer Verbindung mit der hohen Mauer führt über den Thörlbach bei Kapfenberg. Mittelst sieben großen hölzernen Brücken, darunter jene in Krüm­mung bei Wartberg und jene bei St. Marein, wird die Bahn über den Mürzfluß geführt; eine hölzerne Brücke mit einer Lichtöffnung von 60 Klaftern bei Peggau leitet sie endlich über den Murstuß. Eine gemauerte Brücke mit fünf Bögen und einer Lichtöffnung von 34 Klaftern zwischen den Landpfeilern kommt bei Kapfenberg, ein hölzerner Via­duct mit einer Lichtöffnung von 22 ^/> Klaftern bei Klein-Stübing vor. Eine besondere Erwähnung verdienen noch folgende Kunstbauten und Bahnstrecken: Die hohe Maue r bei Kapfenberg, welche dicht am Fluße zwischen dem rechten Mürzufer und der Kirche an­gelegt werden mußte. Sie besteht aus zwei mit einander parallel laufenden, 4 Klafter hohen, beide zusammen 63 Klafter langen Wandmauern. Etwas weiter abwärts bedingte die Übersetzung des Annabaches und der Mürz die Regulirung des Flußbettes mittelst eines Durchstiches und die Erbauung der schon erwähnten gemauerten Brücke. » Der Steg über die Mürz, welcher zur Kirche führt, ein Durchfahrtsbogen daneben, die hohe Mauer im Fluße, die hölzerne Brücke über den Thörlbach und endlich die gemauerte Brücke über dm neuen Durchstich, bieten ein Ganzes dar, welches auf Einen Blick die Schwierigkeiten, die, auf diesem Punkte der Bahn zu überwinden waren, übersehen läßt. Die Bahnstrecke bei Elisensruhe mußte, so wie der Bezirksweg von der Bergseite, wegen der in Abrutschung begriffenen Berglehnen, mittelst hohen, 265 Klafter langen Wandmauern, und von der Flußseite nach Hinwegräumung des theilweise schon abgerutschten Erdreiches, Gesteines und Gerölles mittelst 8? Klafter langen, theilweise 9 Klafter hohen Stützmauern versichert werden. ' Die Herstellung der Bahnstrecke bei Uebelstein und Frohnleiten machte, wegen der steilen Abdachung des Berges und der scharfen Wendungen, welche die Mur in diesen Punkten 'beschreibt, außer bedeutenden Felsensprengungen, ebenfalls die Anwendung von hohen Stütz- und Wand­mauern nothwendig. — Ueberhaupt war die Strecke von Brück über Uebelstein, Bärnegg bis Frohnleiten und dar­über hinaus, theils wegen den Bergabtragungen an man­chen Stellen bis auf 25 Klafter Höhe, theils wegen den tiefen Einschnitten und hohen Aufdämmungen, welche auf­geführt werden mußte«) eine der schwierigsten auf der ganzen Bahn. — Hier darf Kindberg ebenfalls nicht mit Still­schweigen übergangen werden, da ähnliche Verhältnisse eben so großartige Schutzbauten zur Sicherung der Bahn er­forderten. ^ I n Bezug auf die Badelwand müssen wir erwähnen, daß die k. k. Kommerzialstraße sich, vor Erbauung der Bahn, dicht am Murstusse hinzog, und aus einer senkrechten Felsenwand, wegen der außerordentlichen Verengung des Thales an dieser Stelle ausgehauen werden mußte. War aber die Thalbreite an diesem Orte für die Führung der Chaussee zu gering gewesen, so fand' dieß um so mehr Statt, als es sich darum handelte, die Eisenbahn neben dieser Straße zu legen. (Beschluß folgt.) Novelle aus Frankreichs Schreckenszeit von Joseph Buchenhain. (Beschluß.) »Seht ihr, Donna, ein neues Wunder von 8anw Maria / bemerkte der Kirchendiener zu Abelen gewendet, indem er sein Haupt in Demuth entblößte und die Hände, wie zum Gebete, fromm faltete. Adele lächelte, auf größere Dinge gefaßt. Don Andrea war Niemand Anderer, als jener be­rüchtigte Revolutions-Häuptling St . Andre e und sein Sohn war — Louis, Adelen's angetrauter Gemahl. Ein gränzenloser Jubel erfüllte plötzlich das ganze Schloß. Louis erzitterte am ganzen Leibe, als er sich bei der schonungsvollsten Vorbereitung nur die Möglichkeit dachte, seine liebe, gute Adele in diesem Leben noch ein Ma l zu sehen. „Wo ist sie?" rief er, halb im Bette aufgerichtet, und die Arme gegen den Eingang des Gemaches sehnsuchts­voll ausstreckend. „Hier!« rief die trunkene Gattin, auf seine Brust stürzend und krampfhaft schloßen sich seine Arme um das 359 geliebte Weib. Die Seligen schwelgten in himmlischer Verklärung. St . Andree aber erzählte in gedrängter Kürze sei­nem Jugendfreunde in dem anstoßenden Gemache: „Du kanntest meine Vermählung mit der Marchese L*. Ich mußte jedes Verhältnis) mit ihr abbrechen, auch meinen ein­zigen Sohn verläugnen, sollten meine Plane reifen, welche ich auf die Alleinherrschaft hatte. Der Gunst der Bre­tagner war ich gewiß, ich schickte deßwegen meinen Sohn dahin, um durch ihn von dort zu agiren. Robespierre aber mußte mich durchschaut haben, denn meine Absicht war sein Sturz. — Er entfernte mich plötzlich aus Paris, ich mußte auf einige Zeit meinen Plan aufgeben, schweigen und das Mittel seiner Tyrannei sein. Da warst auch du feiner Habsucht verfallen. Du weißt, wie ich dich mit dem blutigen Beschluß« bekannt machte an dem Abende, welcher jener Nacht vorangegangen war, in der mein Sohn die Vermählung mit deiner Tochter feierte. Durch die Eifer­sucht Iournott' s wäre ich und du beinahe verloren ge­wesen, allein eben diese Leidenschaft war Schuld, daß er nur nach Louis und nicht nach euch seine Arme ausge­streckt hatte. Ih r wäret entkommen und ich mußte den Stab über das Leben meines eigenen Sohnes brechen, den ich nicht kennen durfte. Ich konnte nur in Geheim ihn retten; die Gewehre waren blind geladen, und Louis durch mich selbst davon unterrichtet. Die Scharwächter hatte ich selbst bestochen. Er floh in aller Eile mit Wech­seln versehen nach Spanien, wohin ich ihm zu folgen ver­sprach, wenn mein Plan nicht gelingen sollte. Er war leider nicht gelungen. Robespierre blutete mit seinem Bruder am 27. Juli 1784 zwar durch mein und meiner Freunde Tallien, Billaud-Varennes und Legendre Zuthun, allein auch ich hatte die letzte Zeit, der Guillotine zu entfliehen. Mein grausames Benehmen hatte Alles gegen mich empört; ich mußte fliehen und Saragossa war mein verborgener Aufenthalt. Die Furcht, etwa auch dort von meinen Feinden entdeckt zu werden, trieb mich in dieses Gebirge, wo ich meine Tyaten abzubüßen gedenke." Ein düsteres Schweigen hatte sich über Erzähler und Zuhörer gelagert. Der Arzt trat eben ein. Man geleitete ihn zu dem Kranken. „Seht, Vater, es war kein Traum. Ich habe in St . Lorenzo's Kirche doch richtig gesehen und dieses Tuch ist sein!" jubelte Adele den Eintretenden entgegen. Marmor « nickte zufrieden lächelnd. Unterdessen fühlte der Arzt des Kranken Puls. Alles blickte besorgt nach demselben. „Was ich immer fürchtete," sprach der Arzt nach einer sichtbaren Bewegung, „es ist richtig gekommen. Ich rathe Jedem, auf sich bedacht zu sein." „Um Gottes willen! sollte mein Ehegatte"'—schluchzte Adele — „Ich fürchte — ja. Er ist vom gelben Fieber be­fallen.« „Nein! Nein! Herr, das ist zu viel! Hast du mir ihn nur darum wieder gegeben, um mir ihn zum zweiten Male zu rauben?" Der Arzt zuckte die Achseln. Adele aber warf sich am Bette des Kranken nieder, weinte und rang die Hände. Der Kranke war unterdessen in bewußtloser Fieberhitze in seine Kissen zurückgesunken. Er lächelte sanft, als hätte er einen schönen Traum und hörte nichts mehr von dem Allen, was um ihn vorging. Er war eine Beute des gräßlichen Fiebers geworden, wozu sein langjähriger Gram Vieles beigetragen haben mußte. „Rettet doch diese!" rief der Doctor, auf Adele weisend, „wenn es nicht schon zu spät sein soll." Erschöpft von namenlosem Schmerze, trug man die Gattin hinweg, doch dies hinderte nicht, daß die Morgen­sonne ihre vollen Strahlen auf zwei Leichen warf, deren Seelen sich für die Ewigkeit wieder gefunden hatten. Ein Leichenstein deckt die Vereinten und zwei inein­ander geschlungene Thränenweiden über denselben herab­gebeugt wiesen traurig noch mehrere Jahre das Sinnbild der innigsten Liebe und Treue in dem Kloster zu 8autll Maria. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Der phantafiereiche Dichter Nikolaus Penau — verrückt!) Der »Korrespondent« berichtet, daß Lenau in Stuttgart, wo er sich bei Hofrath Reinbeck auf Besuch befand, plötzlich vom Wahnsinn befallen worden sei. Er sprang nur mit Hemd und Strümpfen bekleidet aus dem Fenster seiner Parterre­wohnung und lief über die Straße. Ein Soldat und ein Be­dienter bemächtigten sich des Unglücklichen, der entsetzlich schrie, und brachten ihn sogleich wieder zu Bette. Der Wahnsinn stei­gertesich jedoch so, daß der Kranke nach der rühmlich bekannten Heilanstalt in Winnenden gebracht werden mußte. Möge diese iwm »Korrespondenten« verbreitete Nachricht eine unwahre sein! Dies ist der Wunsch der zahlreichen Verehrer dieses herrlichen Dichters. (Gin Advokat wird — Geselle.) Ein Advokat wurde vor einiger Zeit wegen Vergehen zu mehrjährigem Gefängniß verurtheilt. Er war Bräutigam mit der Tochter eines Gewerbs­mannes, als die Katastrophe eintrat. Das Mädchen grämte sich außerordentlich und ihr Vater kam deßhalb zu ihm in das Ge­fängniß. »Sie habensich durch Ihre Vergehen,« sagte er, »alle Zukunft in Ihrem Stande verrammelt; Sie müssen etwas An­deres ergreifen, um nach Ihrer Herauskunft leben zu können. Lernen Sie mein Handwerk — es kann noch Alles gut werden.« Der junge Mann überlegte nicht lange; er lernte im Gefängniß das Handwerk seines Schwiegervaters, ist sehr fleißig, und hat sich mit seiner Arbeit schon mehrere hundert Gulden verdient; nun wird er bald frei und schon liegt ein Wanderbuch für ihn bereit. Der ehemalige Advokat wird als tüchtiger Geselle wandern. (Uchtnndzwanzig Kinder ein Nnub der Wellen.) Auf der Rhone hat sich am 14. Okt. d. I . ein schreckliches Un­glück ereignet. Die Direktion des Lyoner Findelhauses hatte sämmt­liche Zöglinge, welche in Savoyen verdungen waren, nach Frank­reich zurückberufen, um sie in der Nähe der Stadt unterzubringen. Am 14. Oktober hatte man wieder 28 derselben in Chanaz auf ein Boot gebracht, aber die armen Kleinen fürchtetensich so sehr vor dem Wasser, daß sie sich schreiend alle auf eine Seite des gebrechlichen kleinen Fahrzeuges warfen, wodurch dieses umschlug und so sämmtliche 28 Kinder nebst den beiden Schiffern in den Wellen ertranken. (Statistisches.) Das Quecksslberbergwerk von Idria, viel­leicht das reichste der Welt, wenn ihm das von Almaden in Spa­nien nicht den Rang streitig machen sollte, beschäftigt fortwährend bei 7000 Menschen, liefert jährlich gegen 5000 Centner Queck­silber und hat seit seiner Eröffnung weit über 100,000-000 Gulden C-M. eingetragen. (Indianerjustiz.) Leichtsinnige Bankerottirer werden bei den Irokesen an einen Baum gebunden, worauf jeder Gläubiger 3 priscn des »verwunschenen Prinzen« und des »Zerrissenen«, dann »die Vor» mundschaft« und »Witwe und Witwer«, »die Köchin von Baden«, »die Waise aus Genf«, »Carl XII . auf Rügen« (Benefice des Regisseurs Ziegler), »Pfeffer» Röscl«, »Werner, oder Herz und Welt«, »Hans Sachs«, »Nehmt euch ein Ercmpel d'ran« und »der gerade Weg der beste«; den Beschluß im Oktober machte Donnerstag am 31. die Wiederholung des Töpfer'schen Lustspiels »Carl XII . »uf Rügen«. Ucbcr die Stücke »der verwunschene Prinz« und »der Zerrissene« haben wir uns bereits geäußert; »die Kochin von Baden«, Posse von Fried. Blum, hat angesprochen. Die Vorstellung ging recht eon »muie in die Scene. Herr Sommer als Hecht hat besonders in dem brav vorgetragenen Couplett mit dem Refrain »Vergessen« gerechten Beifall geerntet. Ihm zunächst gebührt der Preis jenes Abends und der M»d. Schritt als Kathi, die ihre Aufgabe vortrefflich liste. Den Vorstellungen »Vormundschaft«. »Witwe und Witwer« und »die Waise aus Genf« wurde Referent beizu­wohnen verhindert. Das hier bereits bekannte Lustspiel »Carl XII. »uf Rügen« war eine recht vernünftige Wahl zu einem Beneficestücke; es fand die beifälligste Aufnahme, war aber auch wacker einstudirt. Herr Engelbrecht, König Carl, und Herr Zieglcr (Pächter Brock) theilten sich in den Beifall des Abends. So überraschend Ersterer »Is Carl XII . in Costume, Haltung und Spiel, so köstlich und drastisch war Leßcrer als Pachter; er theilte seine Fröhlichkeit und Laune gleichsam dem Auditorium mit. DUe. Hoppe (Ulrike) und Dlle. Holm au (Eva Brock) leisteten Verdienstliches. Noch ist Herr Sommer als Bürgermeister Muckcbold mit Lob zu erwähnen, der in seine Porthie viel wirksame Komik zu legen wußte. Das etwas abgetragene »Pfeffer» Rösel« gefiel noch immer so ziemlich. Dlle. Holmau trat in der Titelrolle »uf. Naive Parthicen, wie diese, gelingen ihr vor allen; sie erhielt reichlichen Beifall. Aus Eifer gcjchieht es je bisweilen, daß diese talentvolle junge Schau» spielerin sich verspricht, was immer etwas störend auf ein Debüt einwirkt! allein dies ist wohl nur ein kleiner, leicht verbcsserlicher Fehler. Junker von Sonnenberg war bei Herrn Engelbrecht in den besten Händen, nicht so Günther von Nollingen, den uns Herr Schritt ganz ohne »llimu, wir möch­ten sagen, in der Schlafmütze, vorführte. Herr Zicgler war ein braver Ba» dini und Herr Rauch gab den Kaiser, wie er eben konnte. Oouli» zin««» neuio teuetur. Die übrigen Parthieen sind minder bedeutend. Guykow's »Werner« war eine gelungene Vorstellung, in welcher sich Dlle. Hoppe als Julie von Jordan den ersten Preis erwarb, Ihre diesmaliges Debüt war classisch zu nennen. Die Titelrolle gab Herr Engelbrecht. Herr Ziegler war ein würdevoller Präsident, Dlle. Holm»» eine treffliche Marie Winter. Herr Lenk, ein neues Mitglied, überraschte als Referendarius Fels im wah­ren Sinne des Wortes durch seine ungezwungene Manier und Agilität; er erhielt lebhafte Anerkennung. Assessor Wolf fand in Herrn Schritt keinen glücklichen Repräsentanten. Herr Schemenauer (Doktor Fels) und Mad. Ziegler (Frau Schulz) genügten, wie die noch minder Beschäftigten, »Hans Sachs« wird man so besetzt immer gerne sehen. Die Titelparthie kann Herr Lngelbrecht zu eine« seiner gelungenste» zählen. Nie warm, treu und herzlich gab er den biedern Meistersänger, diese stille, von Tiefsinn und Harm» losigkeit wunderbar verkettete, biedere deutsche Natur! — Die Abschicdsscene von Kunigunde im 2. Akte war ergreisend schön. Dlle. Holmau »l« Kuni» gunde stattete diesen anmuthigen Charakter mit all' dem schmollenden Eigen­sinne, all' der liebenden, zankfertigen und versöhnenden Naivctät aus, die in der reichen Goldschmidstochter wohnt. Herrn Ziegler's Kaiser Maximilian k»nn nirgends würdevoller und besser vorgestellt werde«, w»s viel gesagt sein will. Herr Schemenauer war als Goldschmied Steffen «n seinem Platze. Eoban Runge, dieser Geck, der von Kunigunde« nothwcndig abstoßen muß, fand in Herrn Haller einen glücklichen Darsteller, nur schien uns das Costume etwas zu karrikirt. Die zwei Lustspiele: »Nehmt euch ein Ercmpel d'ran« und »Der gerade Weg der beste«, erstcres von Töpfer, letzteres von Kotze» bue, verschafften einen recht vergnügten Theaterabend. Dlle. Holmau gab in erstere« die Frau mit vieler Routine und Grazie. Das Koyebue'sche Lustspiel sprach noch mehr an. Besonders lobenswerth war Herr Halle r als Elias Krumm. Spiel und Mimik waren ausgezeichnet. Nicht minder ergötz» lich zeigte sich Mad. Ziegler als Frau Krebs; auch Herr Sommer (Schul» meiste») trug sein Scherflcin, das Trifolium dieser Drollcrie ausfüllend, redlich bei. Die Rollen des Majors, der Pastorswitwe und des Candidaten Wahl waren durch Herrn Ziegler, Dlle. Hoppe und Herrn Lenk entsprechend besetzt. Die Wiederholung de« Lustspiels: »Carl XII . auf Rügen« »m »er» fiossenen Donnerstage fiel so befriedigend »us < wie das erste Mal. »Marie, die Tochter des Regiments« von Blum, aufgeführt den l . November bei übervollem Hause, hat nicht besonders angesprochen. Fran­zösische Voudevilles wollen einmal in Deutschland nicht recht fort, diesen Be» weis hat schon Wien geliefert. Am 2. November: »Der Mülle r und sein Kind«, Volksdram» in 5Akten von Ui.Raupach. Ein altbekanntes Stück,­das wohl die Zahl der dramatischen Pieccn dieses Dichters, nicht aber die seiner Verehrer vermehrt, aber «n einem solchen Abende vorgeführt, seine Wirkung nicht verfehlt. Dlle. Hoppe (M»rie) stellte den Ch»r»»er der stillen, »»hinsiechenden, demüthigen Dulderin treu und mit ergreifender Wahr» heit dar. Herr Ziegler gab die Parthie des alten, hüstelnden Geizhalses, dem sein Geld mehr gilt, «ls sein eigen Blut, mit gut markirter Kieselherzig» keit, so wie das Spiel des Herrn Engelbrecht »ls Konrad taktrichtig und durchdacht zu nennen war. Auch Herr Lenk erwarb sich in der kleinen Rolle «ls Jakob Beifall. Die Uebrigen wirkten entsprechend mit. Sonntag am 3. November sahen wir zum ersten Male: »Die Spielkameraden«, Posse in 2 Akten von Fried. K«iser. D»s Stück f»nd eine recht günstige Auf» «ahme; es ist ihm gefunder, mitunter treffender Witz nicht »bzusprechen, ob» schon die Handlung weder durch besonderes Interesse, noch durch Originalität sich auszeichnet. Mi t dem gleichnaniigcn Lustspiele von Houwal d kann diese Posse nicht in die Schrankelt treten. Die Herren Rosenschön (Peter Stoll), Sommer (Schlossermeister Puffer), Haller (Schlossergeselle) und M»d. Ziegler (Puffer's Frau), verdienen mit Auszeichnung genannt zu werden. Herr Rosenschön war das treue Bild eines biederen, alten Militärs, wie Herr Sommer die gelungene Copie eines sogenannten Simandels. Mad. Ziegler wußte ihr Haus- und Herrenrecht »uf ergötzliche Weise geltend zu m»chen «id Herr Haller sang und spielte trefflich, Dlle.Henschel »ls Frau von Mmann war zu affektirt in Sprache. Die Parthieen der Uebrigen sind weniger bedeutend. »Des Schauspielers letzte Rolle«, Original-Vou­deville in 3 Akten von Kaiser, aufgeführt am 4. November, gefiel recht sehr. Die Hauptparthieen waren in den Händen der Herren Rosenschön (Schau» spiele« Wall), Sommer (Heiser), Schemenauer (Herr v. Prellheim), Eigelb recht (Dornweg) und der Dlles. Hoppe und Henschel (Nettchen und Marie). Herr Rose »schön gab die verschiedenen Nuancen seiner Par­thie mit gewohnter Routine und war besonders als Enterprenncur der großen Oper zu Paris köstlich, wie auch Dlle. Henschel in eben dieser Scenc. Herr Sommer spielte den Bedienten des Pfeudo-Barons recht wirksam und drastisch. Die übrigen genannten und nicht genannten Mitbeschäftigten trugen zum Gelingen des Ganzen redlich bei. So erscheint hier das Wirken unserer Thcatergesellschaft innerhalb der letzten 14 Tage nur kurz skizzirt und daher mehr »»gedeutet als besprochen. Leopold Kordesch. Auflösung der Charade in 3tro. 89. Haushaltung. , Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.