Vaterland, Kunlt, Wissenschaft und geselliges Leben. --------.,^,VSx»!^,....---------- Nedigirt von vr Johann Hladnik. «H/? <3^. Dinstag den 31. Juli. FD^V. Isaak Pischl. Vatcrländ.sch.t'istorisch, Erzähluna aus d,m I, 1515. Von I o s. V a t> n ig g. Vicl grinlmigcr als dcr Hyänc Wuth Ist dcr — Fanatismus. Capitän Marryat. «^ie Compcoiristen geriethen in Unordnung und sprangen von ihren Sitze« auf, denn aus der Schreibstube ihres Principals kam der Gehcimschreiber der Landeshauptmann-schafc wüchend gerannt. »Waite Jude! Dieß sollst Du mir entgelten," grinste er in, Abgehen, die Thnre hinter sich heftig zuwerfend, und licf eilends dem Landhause zu, wo cbin die einberufenen Herren Stände von Krain sich zu einer Berathung versammelten. Für den Eilenden war es wahrlich die höchste Zeit, denn gleich nach ihm trat der Landeshauptmann in den Sitzungssaal. Nach den förmlichen Begrüßungen nah-lnen die Anwesenden ihre Plätze ein. „Niklas und Michael Raub er, dann deren Vetter, Veit von Thurn, sind in der Gcwalt Venedig's. Unser Vaterland ist somit um drei der tapfersten Streiter armer geworden; dieß ist ein Verlust, welchen Sie, Hochansehnliche, zumal in dieser Zeit, wo Alles die Gränze seines Reiches weit über jene seines Nachbars auszudehnen strebt, gewiß nicht verkennen weiden. Ich habe Sie, Hochansehnlichc! durch die landschaftlichen Herolde einladen lassen, mir gefäl-"gst mit Rath und, That an die Hand gehen zu wollen, ""e die beklagen5wecchen Opfer aus den Klauen des geflü-^ t"' Löwe,, geretter und der Rache des Rathes der furcht-en Z^ entzogen werden könnten." — So schloß der ölende des Landes K>ain seine begonnene Rede, indem " ""'sammelten jene Papiere vorwies, welche die Gefangenneh.„ung ^ drei obbenannten krainischen Ritter außer allen Z.,,^ ^^ D'e "ersam.nelle., horten den Vortrag ihres Vorstandes, fühlten den um,c.,.,baren Verlust, starrten dcm circuli-renden Geschreibsel nach _^ ^ s^^„. D.e,cv schweigen dü.,kte dem prasidirenden Landeshauptmanne e.n bosev Omen zu sey,,. Die Anwesenden konnten aber auch n.chtö Anderes ch.,n; die Cassen der Stände waren erschöpft. Das Land hatre sich im Kampfe mit so vielen Drangsalen und Widerwärtigkeiten, theils durch die Einfälle der Türken, theils durch Hilfeleistungen an Istiien gegen Venedig und theils durch andere Uinuhen beinahe gänzlich verblutet. Selbst der hohe und niedere Adel konnte sich nicht mehr nach Wunsch bewegen, denn es gab Keinen im Lande, dessen beträchtlichster Theil der Güter nicht um hohe Summen verpfändet gewesen wäre. So war der Zustand Krains zu jener Zeit, als man von den Repräsentanten desselben eine schnelle und namhafte Hilfe zur Auslieferung dcr Gefangenen verlangte. Bernhard von Raunach und Udalricus von Wernek, Jeder auf ein verschuldetes Stammschloß beschränkt, saßen dem Abre von öandstraß ju beiden Seiten. Sie sahen unverwandt auf dessen Antlitz hin. Eine Mischling von Mitleid, gutem Willen und wahier Seelengröße lächelte aus seinen saphirblauen Augen hilfekündend heraus, doch die Thränchen, die in den Augenwinkeln bebten, schienen die Unvermögenheic anzudeuten. So war es auch, denn er schwieg. Der Bürgermeister, Georg Tatze l, musterte sorgsam die Züge des Christoph Auer. Dieser schien viel guten Willen und ein edles Herz unrer.dem achteckigen schwarzen Kreuze seines weißen, faltenreichen Mantels zu haben, aber er war erst Großcomthur des Ordens gewor» den. Es bedürfte noch einer besonderen Instruccion seines Großmeisters, um hier entschieden sprechen zn können. Er schwieg. Dic ganze Hoffnung ruhte nun auf Christoph o-rum, dem Bischof zu Laibach. Dieser würdige Prälat hatte schon manches Opfer den» bedrängten Lande gebracht. Man erwartete um so sicherer von seiner Seite eine Abhilfe, nachdem man den Einfluß kannte, welchen er im Lande und bei den Vorstehern der Klöster hatte. Er musterte nach einem kurzen Bedenken das Antlitz vom Abte in Sittich, weilte schweigend und ernst an jenem des Priors von Freudenthal und besprach sich dann leise mit dem Schirmvogte des Frauenklosters zu Münkendorf; man wartete mit wahrer Ungeduld auf seinen salbungsreichen Ausspruch. Umsonst! — Auch die» ser blieb schweigend in seinem Lehnstuhle sitzen, und betrachtete die colossalen Säulen, welche der gemalten Decke des Saales zur Stütze dienten.' Seinem Beispiele folg.. 242 — ten die Würdenträger Krains, die Elite des Adels und alle Anwesenden. Der Landeshauptmann nahm dieses wiederholte Schweigen mir Schrecken wahr. «Kann Niemand der Hochansehnlichen Herren mir wenigstens irgend eine Quelle angeben, aus welcher ein erwünschtes Resultat zu schöpfen wäre?" begann nach einem dumpfen Schweigen der Vorsitzende wieder zu fragen. Lauclos, wie zuvor, blieb die Versammlung. Hie und da wollte man ein verneinendes Kopfschütteln oder Achselzucken gesehen haben, welch' alles nichts als die Nnvermögenhcic bedeuten sollte. „Isaak Pischl," tönte es kaum vernehmlich. Alle Gesichter erheiteren sich bei diesen Lauten. »Allerdings könnte ui,s Isaak Pischl helfen," nahm Arnold, der Abt von Landstrasi, das Wort. >,Er ist reich, ja, sehr reich. Die Well nennt ihn einen zweiten Crösus, denn auf allen bekannten Meeren kreuzen seine Schiffe. Aber —" „Aber?" fragte man einstimmig. »Er ist ein Israrlite — und mehr noch als eingedenk ^so manchen zweideutigen Sprnches, durch welchen er sich in der Erlangung seiner Rechte verkürzt zu seyn glaubt. Ueber-dieß dürfte er in dem Pfande, das wir ihm zu geben vermögend sind, eine zu geringe Garantie finden, nachdem er von dem traurigen Zustande des Landes eben so gut, wo nicht besser als wir, unterrichtet seyn wird." Der Geheimschreiber sah bei diesen Worten den Landeshauptmann besonders bedeutend an. Er schien etwas im Hinterhalte zu bergen. Der Landeshauptmann bemerkte dieses, ohne ihn verstehen zu können. „Lasset Eure Meinung hören," herrschte er ihm zu, als er sah, daß der Geheimschreiber noch immer schwieg. »Wollen mir E. E. das Vertrauen schenken? — Ich verbinde mich, nicht nur das Lösegeld für die Gefangenen, sondern noch ein Mehreres für die Bedürfnisse des Landes herbeizuschaffen." Der Vorsitzende sah die Versammelten mit einem fragenden Blicke an. „Auf welche Art? Lasset hören!" unterbrach der Abt von Sittich das Schweigen. „Auf welche Weise ich dieses zu bewerkstelligen gedenke, tvolle mir und der Zukunft überlassen werden. Nur, ob ich handeln darf, wäre hier meine unterthanigste Frage," antwortete mit einem Nachdrucke der Gefragte. »Ich verachte den Zweck, wenn ich die Mittel dazu nicht kenne," sprach mit einem edlen Unwillen der hoch-würdige Bischof Cyristophorus und stand von seinem Sitze auf. „Oeffentliche und nicht Privatgegenstände waren sonst üblich, unserer Berathung zu unterbreiten," schloß ziemlich aufgeregt der Abt von Sittich. „Die Nacht gebärt nichts Gutes," setzte Arnold, der Abt von Landstraß, hinzu. „Die Sitzung ist geendet," sprach der Präses, der, wie es schien, noch ein größeres Zerwürfnis; fürchtete. Die Versammelren standen auf und verließen voll stillen Unwillens den Saal. (Fortsetzung folgt.) Gine Razzia des russischen Generals Saß. (Aus der »Preßburger Zeitung.") Wir hören unter den Führern der in ui,lerer Monarchie eingerückten russischen Hilfölrupre» auch den General Saft nennen. Um diesen interessanten Main, näher kennen zu lernen, bitten wir unsere Leser, uns in folgender Skizze auf einem seiner Züge gegen den Feind folgen zu wolle». Der Krieg der Russen g^,, die Tscherkessen ist weniger ein Eroberungs- als ein Vercheioi^ui^kiiea, gegen Em_ fälle der vielen, in Sprache und Lebensweise ganz verschiedenen Gebirgsvölker in das russ. Gebiet. Seit fünfuudvierzig Jahren schon ist der Fluß Arrac die Gränze zwischen Nußland und einem neutralen Landstriche, der sich oom jenseitigen Ufer desselben bis an die Berge erstreckt. Längs der ganzen Gränzlime sind vo» 20 >-. 20 Werst (etwa 3 Meilen) befestigte Kosakenoörfer (Stammn) errichtet worden; zwischen diesen Dörfern stehen befestigte Posten ui,o zwischen diesen Pikets, die sich aber Nachts in die Posten zurückziehen. Die zur Vertheidigung verfügbare bewaffnete Macht beträgt im Ganzen etwa 128,000 Main,. Schon aus diesen wenigen Andeutungen «nag man schließen, welch' eine unausgesetzte Wachsamkeit erfoiderlich ist, um die friedlichen Bewohner des La»de5 gegen die räuberischen Einfälle der Tscherkessen zu schützen, und dennoch gelingt es diesen nur zu oft, den Kuban zu überschreiten und Gefangene zu machen, oder Heerdeu fortzutreiben, worin sie, wie auch die Kosaken, eine kaum glaubliche Fertigkeit erlangt haben. Ein gewöhnliches Zeichen der Annäherung eines feindlichen Streifzuges ist die ungewöhnliche Stille am jenseitigen Ufer des Kuban, namentlich das Schweigen der Wölfe in den dichten Waldgegenden. Kann ma» den Einfall selbst nicht verhindern, so ist die Aufgabe, den Feind encweder auf russ. Gebiet zu umzingeln, oder drüben zu verfolgen und von den Bergen abzuschneiden. Gelingt auch dieses nicht, so wird eine Expedition in ihr Gebiet unternommen, um sie zu strafen. Da die Tscherkessen sich immer nur Nachts bewegen, so kommt es hauptsachlich darauf an, ihre Spuren zu finden " und zu verfolgen, wie bei den Indianerkriegeu im westlichen Amerika. Im sandigen Ufer ist dieß in der Negel nicht schwierig; dagegen schwindet jede Spur, wo der Boden mit Gras bewachsen ist. Daher werden an solchen Stellen Ketten von kleinen Steinen gelegt, welche die Grashalme niederhalten; wo diese verschoben werden, hebt sich das Gras natürlich wieder auf und beweis't, daß Jemand durchgegangen ist. Sehr oft gelingt es, auf solche Weise die Feinde zu fmden und von den Bergen abzuschneiden, da ihre Pfeide natür- 243 lich schon ermüdet, die russ. dagegen noch ganz frisch sind. Dennoch wissen sie manchmal mir ihrer Beute iü die Heimath zu einkommen, und dann, ">e gesagt, ist eine rasche Züchtigung nm so nöthiger, da sie nur durch Schreck und Scheu von öfterer Wiederholung solcher Raubzüge abgehal-ten werden können. Eines Tage-?, nach einem glücklich vollführten Einfalle des FcindeS, gelang es dem General Saß, die Gegend, aus welcher sie gekommen waren, zu erforschen. Die Wege und Schluchten, die dahin führten, waren den Russen noch unbekannt. Es fehlt indes; „ie ^, einzelnen Tscherkessen, die für Geld erböcig sind, a!s Wegweiser zu dienen. Einen solchen schickte Sas; lofort »ach dein bezeichneten Orte mit einer großen Iilbernei, llhr und den, Bedeuten, den Weg bis an das feindliche Aul allein zu machen, dabei aber gerade so zu gehen, als wenn er cin Truppencorps führe, auch beim liebergange der Flüsse den erforderlichen Aufenthalt zu nehmen und dann bei seiner Rückkehr genau zu melden, wie viel Mal der Zeiger der llhr sich gedreht habe. Di^ Hauptsache ist näml,ch, den Marsch so zu berechnen, das; das Detachemenc wenigstens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang den feindlichen Aul erreicht. Der Führer kam zurück, und es ergab sich aus der Scunoenanzahl, die er gebraucht hatte, das; die Entfernung zll groß war, um in einer Nacht zum Ziele zu gelangen. Sas; gab daher Befehl, noch an demselben Abend aufzubrechen und die ganze Nacht im for-eilten Marsche vorzudringen, um eine vom Führer bezeichnete, zum Taglagcr geeignete Schlucht noch vor Tagesan-bruch zu erreichen. Hier ward, wie immer bei solchen Gelegenheiten, der ganze Tag in größcmögüchstev Stille vollbracht, es darf weder gekocht, noch geraucht, weder gesungen , noch laut gesprochen oder commandirt werden. Das geringste Geräusch würde genügen, die Aufmerksamkeit der fein hörenden Bergbewohner zu erregen. Deßhalb wird auch ledes Pferd, das die Unart annimmt, laut zu schnaufen, von den Kosaken als untauglich zum dortigen Dienste sofort getödcet. Bald nach Sonnenuntergang wurde das Zeichen zum Aufbruche gegeben und nun gings rasch, doch immer so viel wie möglich geräuschlos vorwärts in die schon nahen Berge; zuerst die aus friedlichen und aus verbündeten Tscherkessen bestehenoe Avantgarde, unmittelbar hinter ihnen Saß auf lemern weißen Pferde, gefolgt von einem Kosaken, der ihm Pseise, Babel und Jagdflinte nachtragt (er selbst ist immer «»bewaffn) . ^^ ^ ^. ^^, ^„gebung des Generals nöthigen Ofsici^ und gleich hiiner diesen ein Detachemenr Kosaken (l 200 M.), ein schwaches Bataill. Infanterie (500 M.) und eine Batterie leichter Artillerie (4 Kanonen nebst Train). Bei der Schnelligkeit der Vorhut und der Schmalheit der Engpasse und Felspfade war unser Corps bald in eine uuver-hältnißmaßig lange Linie ausgezogen; daran nahm aber Saß keinen Anstoß, wie er überhaupt bei solchen Gelegenheiten auf Localhindernisse gar keine Rücksicht zu nehmen pflegt. So vorwärts eilend kamen mir auf eine ungeheure steile Felswand, an welcher der schmale Pfad sich mühsam hinauf- wand, so daß jeder einzeln hintereinander herreiten mußre. Bei einer Biegung dieses Pfades sprang aber eine Klippe so weit vor, daß auf den ersten Blick das Vorrücken der Pferde unmöglich schien und doch sollten auch die Kanonen mitgeführt werden. Letztere wurden daher an einer breitern Stelle des WegeZ von den Laffeten gehoben und diese seitwärts umgestürzt, um die Klippe herumgetragen und jenseits wieder aufgestellt; dann wurden die Kanonen selbst, die sich mit den Handen nicht packen ließen, auf Mantel gelegt und so wie in einer Hängematte von zwölf Mann gleichfalls um die Ecke geschleppt. Man kann sich denken, welche Vorsicht und Ruhe dabei erforderlich war; bei dem geringsten Fehl-critce eines jeden einzelnen Trägers wären alle sammt ihrer Last unrettbar in den jähen Abgrund gestürzt; dazu kam die Angst, durch einen solchen llnfall das ganze Detachement dein Verderben geweiht zu sehen, denn wenn ein Geräusch dem stets wachsamen Feinde unsere Anwesenheit verrathen hatte, würden sie alsbald durch abgelöste Felsblöcke diesen Engpaß so gesperrt haben, daß an kein Entkommen mehr zu denken gewesen wäre. Doch es kam Alles glücklich an der Klippe vorbei, und jenseits gings lasch weiter im scharfen ebenen Tritt, einem der dortigen Bergpferde eigenthümlichen Paßgang, Bald dalauf kamen wir an einem Aul so nahe vorbei, daß wir die Kühe brüllen und die Hunde bellen hörcen; glücklicherweise wurden auch hier die Bewohner nicht aufmerksam auf uns; doch ließ der General 2 beireuodete Tscherkessen auf Wache zurück. Schon war der Morgen nah', als plötzlich der Führer die Hand in die Höhe hob, welches stille Zeichen sofort von jedem Nachfolgenden wiederholt ward. Im nächsten Augenblicke waren auch schon alle Reiter von ihren Pferden gestiegen , ohne daß man den geringsten Laut vernommen hatte. Von der Geräuschlosigkeit, mir der alle Bewegungen ausgeführt werden, kam, sich nur, wer es selbst beobachtet hat, eine Vorstellung machen. Die ganze Bewaffnung der Truppei, so wie die Kleidung der Lenre und das Geschirr der Pferde ist darauf berechnet, daß nichts klirren oder klappern kann. (Zcbluß folgt.) Öffentliche Charaktere. 8. Heinrich v. Gagern. Eine der edelsten Persönlichkeiten, die in unseler Zeit die policische Schaubühne betrete,, haben, ist Heinrich von Gagern. Er ward von der äußersten Linken und von der starren Rechren vielfach geschmäht; er hat sich durch seine Liebe zu Deutschland zu politischen Fehlgriffen verleiten lassen, aber durch die rauhe, sehr unideale Wirklichkeit aus seinen Träumereien gar unsanft geweckt, wild er neu gekräftigt sich auf den Boden der Wirklichkeit stellen, und für Deutschland ein weichin leuchtenderStern in den policischen Krisen seyn, die das schöne Land erschüttern werden und neu gestalten sollen. Heinrich v. Gagern wurde am 20. Aug. 1799 geboren. In einem Alter von l4 Jahren ehielt er zu München in der kön. Milicarschule die erste, öffentliche Bildung, zu einer Zeit, wo die Ultramontanen noch nicht daselbst regierte». Diesem Umstände ist seine Toleranz m religiösen Dingen zuzuschreiben, die ihm anch von den Yaupler» der katholischen Kirche als Indifferentismuö ausgelegt und weschalb er von Vielen angegeifert wird. - 2 ^ — Den Jüngling führte Thatendurst und Vaterlandsliebe in die Schlacht von Warerloo, wo er mir tavfern Nassauern gegen Napoleon focht. Den Landsmannschaften, die sclbst in das Universirätsleben den Geist des Parcicillar'sinuS dringen, feiud, benu'lhce er sich schon I8IN —l8l7 zu >2tic)n»I" geschriebenen Briefe lesen wir nachstehende Schilderung Garibaldi's: Der General Garibaldi ist ein Mann von 38 bis 40 Jahren, von mittlerem Wüchse und einer ungemein ausdrucksvollen Gesichts-bildung; sein Blick ist trotzig und von einer seltenen Lebendigkeit; sein athletischer Körperbau, sein ganzes Wesen kündigt Kraft und Entschlossenheit an. Langes, nachlassig von jeder Seite des Kopfes herabwallendes Haar und cin kräftiger Bart schließen sein Gesicht ein, und geben ihm einen Charakter martialischer Schönheit. Ein kleines Zimmer von etwa zwölf Quadratfuß, mit einem kleinen Tisch in der Mitte und einem Canap«e an einer Seite, bilden seine Wohnung, vor deren Thüre sich hie und da einige treue Gaiden bcfmdcn. Ein wenig zur Linken tritt man in die Zimmer seines Stabes. Dort, beim Schimmer einiger auf ein Etück Soldacenbror oder einen Klotz zufällig aufgepflanz-ter Kerzen werden die Befehle des Oberbefehlshabers abgefaßt. Das Haus liegt an der äußersten Vercheidiaungslinie, wo von einer Terrasse aus die Os'ficiere Tag und Nacht alle Bewegungen der französischen Armee überwachen müssen. Dieses Beloedere, auf welches der General von Zeit zu Zeit selbst steigt, ist schon von mehreren Kugeln der Vincenner-Scharfschützen durchbohrt worden. — Ohne von einem Besuche benachrichtiget zu seyn, traf ich den kühnen Parteigänger auf einem Canap^e sitzend, das rechte Bein auf den Rand eines Stuhles gcstützr, und einer seiner Gefährten, mir dem Sch-äger an der Seile, beschäftigt, um eine der vielen Wunden des Generals zu verbinden/ Kaum war ich ihm vorgestellt, als er mir treuherzig lächelnd die Hand drückte, und sich in einem reinen, schönen Französisch ent-schuldigte, mich in diesem bescheidenen Winkel zu empfangen. Indem er hierauf uns allen Cigarren reichte, entspann sich die Unterhaltung, die sich bald auf das Treffen am 3. Juni richtete, und ihm den schmerzlichen Verlust seiner theuersten Freunde, besonders des wackeren Mazin a und Daverio zurück rief. — «Unersetzlicher Verlust," rief er, „mit solchen Mannern konnce ich ruhig schlafen," und tiefer Kummer sprach sich aus seinem ernsten Antlitz. -^ Garibaldi ist mit Wunden bedeckt, was ihn nicht hindeit, seinen wichtigen Pflichten unverdrossen obzuliegen. Immer i„ den ersten Rechen während des Kampfes, zeigt er eine seltene Unerschrockenheit. Sein Mantel ist von Kugeln durchlöchert, und in diesem Augenblicke zeugen vier frische Wunden von seinem persönlichen Mnthe. — Ich tiaf bei ihm den >ungin Oberst Manara, aus einer der ersten Familien Mailands, von erprobter Tapferkeit und Fähigkeit, der jetzt die FunctioneN des Generals Davcrio vertritt. Der innge unglückliche Mamelli, Sohn des genuesischen Admirals, der als Dichter durch Geist und Anmuth zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, wird seine Wunden nicht überleben. Großer Gott! in diesen Mauern, und außerhalb dieser Mauern, wie viele Thränen, wie viel Trauer und trostlose Familien! Verlegenheit eines Cigarrcnrauchers. - Vor einiger Zeit ging cin unansehnlicher Mann im Garten zu Schönbrunn, eine Cigarre in der Hand haltend, spazieren. Gerne harce er in einer der SeitenaUeen geraucht, allein er hatte kein Feuerzeug, um die Cigarre anzuzünden. Plötzlich kamen ein Paar Herren auf ihn zu, von welchen der Jün? gere rauchte. Der Mann näherte sich ihm und ersuchte um die Erlaubniß, seine Cigarre an der brennenden anzünden zu dürfen. Es wurde gewährt. — Der jüngere der beiden Herren fragte den unbekannten Mann: »Sie rauchen wohl gerne Cigarren?" — „und wie gerne!" war die Antwort, »wenn die Cigarren nur nicht so theuer wären!" — „Was dieß betrifft," erwiederte der Herr, „so kann ich Ihnen welche geben, die Sie gar nichts kosten sollen. Hier nehmen Sie Alle, die ich bei mir habe." Er nahm ein Etuis auS der Tasche und schenkte dem Manne alle seine Cigarren. Darauf entfernte er sich mit seinem Begleiter. Als Beide l O Schritte vorüber waren, dar eine Garrenwache herzu und sagte zu dem Manne: „Wissen Sie, mit wem Sie gesprochen haben, wer Ihnen Feuer gegeben und die Cigarren geschenkt hat? Das war der Kaiser!" — Der Mann war ganz verblüfft, riß den Hur vom Kopfe, obgleich der Monarch schon längst vorüber war. Endlich sprach der Mann: „Nun, Gott segne ihn! So leutselig und herablassend war auch sein großes Vorbild; nicht umsonst heißt cr Joseph!" Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.