lnr Annst, Wijj'enschalt und geselliges Leben. —-V"T< Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ ^Ä. Montag ain 3Z. Jänner O,G^^. Non dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Hosten. Der Preis des Blattes il! in üaibach ganz>ahr,aü, halbjährig z n. Durch die k. k. Post unier (ünuverr mit »ortoireier Zusendung nanündr,» », holbiaoria 4 st, ^, M., und wird b»lbj»bi>» »°>a,!^> dezahlt. Alle l. t. Postämter neomen Pränumeration an. In 3a>ban> vränumeiirt man beim Nerleuer am siaan, Nr. »> erste» Nlottr. Vor einen» Kinde.*) Von Vincenz Zusner. "holder Säugling, liege, liege Zwischen Kiffen still und froh! P»is' dich selig in der Wiege, Denn nicht immer geht's Dir so! Diese rothgefärbten Wangen, Reibt Dir bald der Kummer blaß, U„d ei» sehnendes Verlangen Macht dein klares Auge naß. Auf den, rosenfrischcn Munde, Keimt der Seufzer mancher Pein, Und die Stirn', die glatte, runde, , Wird gefurcht oon Sorgen sein. 'Nieacstillte Wünsche wühlen Bald im Vusen ohne Rast,' Und oon tobenden Gefühlen Wird dein armes Herz erfaßt. Um die Tage wirst Du klagen. Die so schnell verschwunden sind. Und Du wirst noch manchmal sagen: Himmel, war' ich noch ein Kind! Fragen. Von V. Zusner. Erblickt mein sehnend Auge Dich. Da pocht mein Herz so wunderlich» Als rührt' es leis' ein Zauberbauch, — Pocht Deines auch? Wenn dann mein Blick in Dich versinkt. Und stille Lust aus Deinem trinkt Da werd' ich stets so sanft und froh. — Wirst Du auch so? Ein Handedruck von Dir allein» Dringt schon in's tiefste Leben ein. Wir ist's, als kocht' das N!ut in mir. — Wie ist's den» Dir? Und scheiden wir, umgaukelt mild Mich fern »0» Dir dein liebes Bild, Mit Sehnsucht denk' ich immer Dein. — Denkst Du auch mein? ') Als Probe einer, in wenigen Wochen in F. Bcck's Uniocrsilätsbuch-Handlung in Wie n erscheinenden Sammlung. Schließt endlich zur ersehnten Ruh' Der Schlummer mir die Augen zu. Dann seh' ich Dich im Traumgesicht. '— Siehst Du mich nicht? Die Gggenberge. Aus Carl Prenner's Nachlaße. (Fortsetzung.) Wallenstein war zu Regensburg von den liguisti­schcn Fürsten, insbesondere von dem Baicrnherzoge, zu schwer beleidiget worden. Man mußte sohin einen Mann ermitteln, der geeignet wäre, den gereizten Friedlan d wieder zu besänftigen, und zur Annahme des Armec-Ober­commando zu bewegen. Ferdinand, von frühester Jugend mit Johann Ulrich bekannt, wußte für dieses Geschäft keinen tauglichem zu wählen, als diesen, da er, abgesehen von seiner bereits erprobten diplomatischen Gewandheit, auch Wallenstein's vorzüglichster Freund war. Im Monate December i«3l begab sich sohin Fürst Eggenberg nach Znaim, um Wal­lenstein auszuforschen, und dann die nothigen Anträge zu machen. Eggenberg's große Beredsamkeit und persönlicher Einfluß bewirkte, daß Wal lenstein, dem schon sonst dieser Antrag nicht unerwünscht war, sich schneller ent­schloß, und nach Verlauf von drei Monaten hatte der Kaiser wieder ein herrliches, kampfrüstiges Heer von 30,009 Mann auf den Beinen, wohlversehen und streitlustig, was dem Schwedentönige Gustav, als er die Nachricht davon erhielt, den Ausruf abzwang: »Das kann nur Oester­reich und Wallenstein!" Unser Fürst starb im Jahre 4634 am l3. October in Laibach, und wurde bei den Minoriten in Graz in der von ihm erbauten Familiengruft beigesetzt. Um sein An­ denken in der Familie zu verewigen, erhielt jeder seiner männlichen Nachkommen in der Taufe den Namen Johann . Johann Anton, des Vorigen Sohn, erhielt 4«33 die Landeshauptmannschaft in Krain; er wurde zum kai­serlichen Kämmerer und Rath, und in der Folge, wie sein Water, zum kaiserlichen Botschafter in Rom ernannt. We­ 28H gen mehren im deutschen Reiche geleisteten wichtigen Die«' sten, so wie zum Ersatz für mehre Forderungen, wurde er vom Kaiser mit der von der Grafschaft getrennten, und zu einem eigenen reichsunmittelbaren Fürstenthum erhobe­nen Herrschaft Gradisca belehnt, und auf diese fürstliche Grafschaft das schon seinem Vater verliehene Vorrecht einer Virilstimme im fürstlichen Collegium übertragen. Jo­hann Anton und seine Nachfolger befassen sohin dieses reichsunmittelbare Fürstenthum mit völliger Landeshoheit, wie all« übrigen unmittelbaren deutschen Reichsfürsten, und das Reichscontingent, welches die nun neu geschaffenen ge­fürsteten Grafen von Gradisca nach der Reichsmatrikel zur römisch-deutschen Reichsarmee zu stellen hatten, bestand in zwei Reitern und zehn Mann zu Fuß. Johan n Anto n vollendete auch den Bau des neuen, schönen, noch immer imponirenden Residenzschloßes Eggen­berg in der Umgebung von Graz. Er war mit der Prin­zessin Anna Maria, Tochter des Markgrafen Christian von Brandenburg-Baireuth, und der Maria Her­zogin von Preusien vermählt. Sein älterer Sohn, Johann Christian, wurde kaiserlicher geheimer Räch, und im Jahre 1634 zu Re­gensburg in das reichsfürstliche Collegium mit Sitz und Stimme eingeführt. Er war Ritter des goldenen Vließes. Auf sein großes, gewichtiges Ansehen, so wie auf seinen sehr bedeutenden Reichihum kann daraus geschlossen wer­den, daß er die Hohe, ausgezeichnete Ehre genoß, den Kai­ser Leopold I., dessen Liebling er war, bei Gelegenheit seiner zweiten Vermählung mir der Erzherzogin Claudi a Felicitas , aus der erzherzoglichen tirolischen Familie, summt seiner hohen Braut zu bewirthen, ,und ihr Beilager verherrlichen zu dürfen. Die Feierlichkeit der Vermählung fand am 15. Octo­ber lß?3 zu Graz in der Hofkirche, das hohe Beilager aber zu Eggenberg statt. Kaiser Leopold i. traf in die­ser Absicht schon den 11. Ocrober Mittags in dem Stifte St. lambrechcer Schloße St. Gotthard ein, wo der Abt von St . Lambrecht, und die mittlerweile zur Aufwartung erschienenen Stände^ die Eh,re genoßen, zur kaiserlichen Tafel gezogen zu werden. Nach aufgehobener Tafel er­folgte der glänzende Einzug des Kaisers zu Graz in 48 sechsspännigen Gallawägen, über den Graben, als die damalige Straße, am Paulusthore vorüber nach dem Ei­senchore, durch dasselbe m die landesfürstliche Burg, un­ter ununterbrochenem Donner der groben Geschütze von den Wällen der Festung ,und der Stadt. Abtheilungen der bewaffneten Bürgerschaft paradirten außer den beiden er­wähnten ,Stadtchoren; das Burgthor bestand damals, nach der Anlegung der neuen Fortisicationen unter Erzherzog Carl und Ferdinand iL, noch nicht; sondern wurde erst unter Kaiser Joseph II. ausgebrochen. Am eisernen Thore wurden Se. Majestät von dem gesammten Stadt­rat!) !» xi-rmiu, dem Bürgermeister HN der Spitze, ehr­furchtvoll empfangen. Se. Majestät fuhren durch die in der Stadt aufgestellten Spaliere d^r Bürgermiliz nach der Hofburg, allwo die Universität mit ihrem Reccor Magni» ficus und den sämmtlichen Professoren ihre Aufwartung machte. Se. Majestät nahmen für jene Nacht das Hof­ lager in der Burg. Tags darauf, den 12. October, erfolgte der überaus glanzvolle Einzug der hohen Kaiserbraut Claudia Feli­ citas, zu Eggenberg, und zwar mit Einbruch der Nacht. Der Kaiser fuhr in großer Begleitung seiner hohen Braut, bis zu dem unweit des Cisterzienserstiftes Rain liegenden und dahin gehörigen, am rechten Murufer befindlichen Markte Gratwein entgegen. Mehre tausend Fackeln und Windlichter beleuchteten den Weg der kaiserlichen Vraur, und begleiteten dieselbe. (Beschluß folgt.) Ferial-Früchte. Humoreske von Fr. Wilh. «on Sicbcnhucncr. (Fortsetzung.) "Jetzt führst Du uns zu Deiner Gesponsin, stellst ihr Deine Freunde vor, zeigst diesen die Laren Deines hci­mathlichen Herdes, und fährst sodann mit uns nach R .. . hinüber, wo jetzt unser alte Camerad Wilber g sich auf­hält, der keine kleine Freude haben wird, uns alle Drei so unoerhoffc beisich zu sehen.« Sauc en sp eiser aber bedachte sich einige Augen­blicke, dann erwiederte er nicht ohnesichtbare Verlegenheit: »Es würde mich allerdings freuen, und gewiß sehr freuen, Euch bei mir zu sehen, und auch gemeinschaftlich mit Euch Wilber g besuchen zu können, aber mein Weib wird — —" »Nun, Deine Frau wird —« fiel Bollheim ein, da Saucenspeiser eine Pause machte — »doch wohl nicht das Eine oder Andere dir verkümmern wollen, hoffe ich?" » »Nein, allerdings nicht, Bruder" — begann der Sau censp eiser wieder, »sie würde mir es keineswegs verkümmern wollen, aber — aber die Arme ist krank — ich kann Euch heute nicht zu mir bringen, und eben so wenig mit nach R . . . hinüber fahren, es läßc sich schlech­terdings nicht machen, obgleich ich es selbst gerne wollte." Bei diesen Worten rannen dem Armen helle Schweiß­tropfen über die Scirnc, und bezeugten, wie sehr er von der Unausführbarkeic unserer Vorschläge überzeugt war. Diese Wahrnehmung, und ein sarkastisches Lächeln des Wirlches, der sich an der peinlichen Verlegenheit des gut­müchigen Ehemannes zu weiden schien, ließ uns leicht den Grund seiner Weigerung errachen, ein Paar Freunde mit in's Haus zu bringen, und mit ihnen sogar dann auch noch an einen dritten Ort sich zu entfernen. Voll herz­lichen Mitleides ergriff Bollhei m nun des Freundes Hand und sprach: »Armer Carl, du hast die militärische Subordination nun mit einer andern vertauscht, welche in der That drü­ckender und auch weniger ehrenvoll ist, als jene — aber sei ohne Sorgen, wir wollen dir deinen Zuchtmcister durch unser Zuthun nicht auf den Hals Hetzen.' Trink', Sau­censpeiscr, trink', damit du Muth bekömmst, das Don­nerwetter zu ertragen, das ohne Zweifel ob deines langen Ausbleibens bei deiner Heimkunft über dich losbrechen wird.« Und Saucensp eiser, gerührt von der Bereitwil­ligkeit seiner Freunde, ihm eine böse Stunde zu ersparen, drückte uns beide, über den kleinen Tisch sich beugend, so innig und so fest zu beiden Seiten an die Brust, daß vorzüglich mir, dem Repräsentanten der sieben theueren Jahre Aegyptens, in der cyklopischen Umarmung im ei­gentlichsten Verstände, Hören und Sehen verging, weil ich weder hörte noch sah, welch' totale Niederlage der, während dem Embrassement über das kleine Fenstertisch­chen bis an die Mauer der Brüstung vorgeschobene, und auf dem beschränkten Terrain gemüchlich sich Platz ma­chende Bauch des zärtlichen Freundes unter den Gläsern und Flaschen angerichtet hatte. Flaschen und Gläser la­gen nämlich zu Scherben zerdrückt in dem auf allen Sei­ten zur Erde hinabfliessenden Melniker umher, und der Nankingüberzug besagten Bauches hatte einen rechlichen Anstrich erhalten. Bestürzt sah der aus allen Himmeln Gefallene auf das wunderliche Chaos, und mit wahrem Entsetzen auf die Färbung der Beinkleider nieder, welche nothwendig die Verräther seines gelegentlichen Ercesses werden muß­ ten , und ihn an eine erbarmunglose Gespensin auszulie­ fern drohten, deren Verdachtwüthigkeit solcher Zeugen nicht einmal bedurfte, um augenblicklich von verschwenderi­ schen Auslagen, und wohl auch noch peinlicheren Vergeh­ ungcn, zu träumen. Ein ungeheuerer Schmerz hatte da­ her bald die Gesichtsmuske?n des armen Unschuldigen ver­ zogen, und in der grausen Vorahnung seiner nächststündi­ gen Erlebnisse ging schnell jener unheilvolle Anfall von brüderlicher Herzlichkeit unter. Mi t düsterm, anklagenden Blicke sah Saucens p ei­ ser zu jedem von uns einen kurzen Moment herüber, während sich seine Hände wie zum Gebete falteten, und ein schwerer Seufzer aus der tiefsten Brust Hervorrang, dann ergriff er Mütze und Stock, und ein leises ?Adje!„ verkündete uns seinen trockenen Abschied. Ohne sich fer­ ner nach uns umzusehen, verließ er, so hastig es seiner Beleibtheit möglich war, das Zimmer, und wir haben ihn seit diesem Augenblicke nicht wieder gesehen. Süßes —- süßes Band der Ehe — der heiligen Verei­ nigung zweier sich liebender Wesen! wie vermagst du den Einen und den Andern doch so grimmig zu despocisiren! Und der Wirch erschien, und entfernte die fein ge­ schliffenen Scherben, wollte den.Verlust auch aus seinen anderweitigen Vorräthen wieder ersetzen; aber was er uns nicht wieder zu bringen vermochte, war der verlorne Glaube an den Muth und die Kraft und die Herrlichkeit unseres wieder gefundenen und wieder verlorenen Freundes. v. Es ist ein unveräußerlicher Antheil der Philosophie und einer aus ihr begründeten heiteren LebenZansichc, daß den Anhängern derselb.en die düstern Kehrseiten des Lebens weniger schroff entgegen treten, das heißt sie weniger un­angenehm berühren, als andere profane Leute. Boll ­heim und ich hatten einander einst tiefspeculative philo­sophische Briefe geschrieben, wir hielten uns gegenseitig für große Wahrheicsforscher, und in dem Augenblicke, da Saucensp eiser unter so wenigen Umständen abzog, und wir durch den tütischesten Zufall von der Welt uns um einen alten Herzensfreund gebracht sahen, bewährten wir uns die Richtigkeit unserer gegenseitigen Meinung von einander. Wir waren nämlich beide stark genug, über den angreifenden Verlust nicht aus der Fassung zu kommen, den Abtrünnigen, oder besser, den Muthlosen erst zu bemitleiden, dann zu belachen, und endlich zu ver­gessen, noch ehe Sancho Pansa mit verdrießlichem Ge­ sicht die Mahnung zum endlichen Aufbruche wiederholt hatte. 'Es war übrigens nun wirklich Zeit geworden, daß wir weiter kamen, d. h. nicht der Zeit , sondern dessen wegen, was in der Zeit sich bereits begeben hatte, und sich, wenn wir hier blieben, noch begeben konnte, und wir forderten von dem Wirthe unsere Rechnung. Auf zierlich vorlithographirtem Postpapiere wurde uns diese von dem Dienstwilligen auch alsbald dargebracht. Bol l heim hatte, um mein Zuvorkommen zu verhindern, dem Wirthe einige Schritte entgegen tretend, sie hastig entgegen genommen und nach einem flüchtigen Blicke auf das Facit in die Tasche gesteckt. Dann griff er in ein, zwei, drei Taschen, seine Börse aus diesen hervor zu ho­len' und die Rechnung abzuthun. Aber er hatte seine Ta­schen bereits zum zweicenmale die Musterung passiren lassen, ohne die Gesuchte zu finden, und verlor nun plötzlich die Farbe aus dem Gesichre. Als ich dessen ansichtig wurde, griff ich in meine Rocktasche, die Schreibtafel hervor ziehend, in welcher, wie ich wußte, vor Kurzem eine zu­längliche Fluch die ziemlich beharrliche Ebbe abgelös't hatte. Ich hätte dies schon früher gethan, aber ich wollte Boll ­heim das Vergnügen nicht verderben und —wir kannten uns. Bollheim s Gesicht erhielt seine Farbe wieder, da er mich glücklicher suchen sah, wenn auch ein Zug von Unwillen über die vereitelte Absicht, und von Befremdung über den unbegreiflichen Verlust leicht über seine Züge hinflog, und, vor dem Wirthe sich beschämt fühlend, trat er nicht ohne Verwirrung an mich hin, die'— leeren Blatter meiner Brieftasche, wie ich sie umwandte, mit im­mer stiereren Blicken und immer peinlicherer Erwartung zu verfolgen. Aber ein böser Zauber schien heute über unserm Fi­nanzstande zu walten — die Brieftasche enthielt Nichts, das einer Banknote, einem Kassenbillet, oder sonst für baare Münze Geltendem ähnlich sah. Wieder wurden ihre Seitenwände mitstechendem Blicke durchsucht, wieder die Blätter umgewendet, aber waß darin sein sollte, so wenig vorgefunden, wie vorhin Bollheim s Börse in dessen Taschen. Es war dies ein Augenblick zum — Da­vonlaufen. Da wich denn doch unsere philosophirende Stärke den Eindrücken des peinigenden Momentes. Wie zwei lectionsscheuc Knaben vor einem capriciösen Lehrer standen 284 wir da vor dem empfangbegierigen Wirthe. Wir sahen Einer den Andern, und Herr Schenkein uns Beide an, aber keiner wurde klüger.über die Dinge, die da gekom­men waren, und bei so bewandten Umständen noch kom­men mußten. Der Wirth hatte vorher, immer, so oft er sich an uns wandte, das grüne Sammtkäppchen in die Hand genommen; als die Nachschau jedoch vollendet war, ohne ihm seine Befriedigung zu bringen, fand er es mit einem­male bequemer, sein rundes Haupt die leichte Last selbst tragen zu lassen, vielleicht um für alle Fälle die Hände frei zu haben, denn » betrachtete uns mit Blicken, die Unheilvolles zu verkünden sch,enen. Uno der Himmel weiß welche Erklärungen- uns diese Blicke verdeutscht hätten, wäre Bollhei m in dem kritischen Moment nicht doch ein Auskunftsmittel beigefallen. Er zog einen schweren, gold'nen Siegelring vom Fin­ger. „Dieser Ring," sagte er, während er denselben vor den Wirth auf den Tisch hinlegte, »hat auf Ofsiciers-Eh­renwort Vier Dukaten im Werche, und ich ersuche Sie, ihn einstweilen als Unterpfand für richtige Zahlung hier zu behalten. Er wird schon Morgen ausgelöst werden, und Sie wollen ihn Demjenigen aushändigen, welcher Ihnen den Beirag unserer Rechnung, und den Dank des Lieutenants v. Bollhei m für die Zuwartung überbringen wird.« (Fortsetzung folgt.) Neues. (Vater Programm.) In einem pariser Wirths­hause erschien täglich bei Einbruch der Nacht ein Greis, und übernachtete dort in einem Gemeinzimmer stets m,t zehn bis zwölf andern Personen, davon jede ein Schlaf­geld von 20 Centimen (etwa 4 kr. C. M.) zahlte. We­der der Wirth noch seine Schlafgenossen kannten den Greis; sie nannten ihn bloß den Vater Programm, weil er vom frühen Morgen bis spät in die Nacht Pro­gramme, Anschlagzettel u. dgl. herumtrug und verkaufte. Eines Morgens klagt Vater Programm über Hals­weh, verläßt aber nichts desto» weniger sehr zeitlich seine Herberge, um seinen Geschäften nachzugehen. Dadurch wird sein Uebel so schlimm, daß er bald das Bett hüten mußte. Aus Micleid holten seine Schlafgenoffen einen Arzt. Dieser verordnet ihm, sich zwanzig Blucegel an den Hals anzusetzen, nur Dies könne ihn vor dem Ersticken retten. „Zwanzig Blucegel? und was kosten zwanzig Blutegel?« ruft der Greis, als der Arztsich entfernt hatte. — „20 Centimen das Stück, 4 Franken im Ganzen«, erwiederc man ihm. — „4 Franken! 4 Franken! wie kann ich auf einmal 4 Franken für Blutegel zahlen!« —­„Aber Ihr müßt sterben, wenn Ihr sie Euch nicht an­setzt.« — »Lieber sterben, als 4 Franken für Blutegel ausgeben!« — I n der Thac wird das Uebel immer schlim­mer, und der Greis erstickt — aus bloßem Geiz, denn als der Arzt kam, die Leiche zu untersuchen, fand er auf der bloßen Brust, in einige Lumpen eingehüllt, eine Summe von mehr als 8.000 Franken in Bcmkbillecs und Goldstücken. I n Ermangelung anderer Erben wurde der Staat Universalerbe des Verstorbenen. — (Der Themse-Tunnel.) Am 34. November wurde die erste Durchfahrt durch den Themse-Tunnel von den Dircctoren und Actionären unternommen, und so die un­terirdische Verbindung zwischen den beiden Ufern der Themse eröffnet. Bei der Ankunft wurde die Gesellschaft von den Arbeitern mit Jubel begrüßt. Einige Flaschen Wein, die man von einem Diner bei der Grundsteinlegung zurück­stellte, bis sie ganz unter der Themse hinweggetrag«« wer­den konnten, wurden eröffnet und ausgetrunken. Herr Brunel l schien über den glücklichen Erfolg seines müh­samen Unternehmens in hohem Grade erfreut. — Mannigfaltiges. Eine englische Fuchsjagd. «Ich hatte«, erzählt ein französischer Schriftsteller, »viel von de,, Fuchsjagden der Engländer gehört. I n St. Qmcr lernte ich »»ehre engli­sche Fuchsjäger kennen, und eines Tages machten mir diese Herren den Vorschlag, sie bei einer solchen Jagdpartie zu begleiten. Es war ein schöner Februarmorgen. Der Sammelplatz war eine weite Ebene, zwei Stunden von St. Omer. Zur festgesetzten Stunde fanden wir uns, zwölf bis fünf­zehn Neitcr, ei», darunter mehre Dame». Auch mehre Neugierige waren zu Fuß an den Schauplatz geeilt. Der Mann, welcher den Fuchs in einen» Sacke Halle, ließ ihn in einiger Entfernung los, und sobald wir ihn aus de,» Gclichte verloren hatten, wurden ihn, die Hunde nachgehetzt, und die Jagd bego„n. Der Fuchs führte uns in gerader Linie nach der Straße zu, die ungefähr eine Stunde entfernt war. Er schlug einen Feldweg ciü, und die Hunde waren etwa zweihundert Schrille von ihm enlfernt. Bald ge­langte er »n eine Gruppe Häuser am Anfange eines Dorfes, und hier sprang er durch ein Fenster im Erdgefchoße, das offen stand, einer alten Frau, die da saß und spann, fast auf den Schouß. Von de,» Fenster auf das Veit war nur ein Schritt; der Fuchs flüchtete sich sogleich dahin, und kroch unter den Ntrohsack, in den er sich hineinwühltc, während die Hunde auf ihrer eifrigen Verfolgung an de,» Häuschen ankamen, und sämmllich auch durch das Fenster hineinsprangen. Die arme Frau, die durch den Lärm der dreißig Hunde, die in ihrem Slübchen Alles über de» Hauten warfen, ganz betäubt war, wußte nicht mehr, welchem Heiligen ste sich empfehlen solle, als wir selbst ankamen. Es wurde uns schwer, ste zu beruhigen, und die Hunde wieder an die Kuppel zu legen; dann mußte der Strohsack auf­geschnitten werden, um den Fuchs zu erlangen, der auf diese Weise gesund und wohlbeüalt.n wieder in seinen Sack wanderte, um bei einer ander» Jagd nochmals aufzutreten. Ich halte dagegen mit der erste» Probe von einer Fuchsjagd genug." Historisches Tagebuch. Zusammengestellt »on einem Landpriester, i. Jänner trat das neue österreichische Civilgcsctzbuch Kaiser Ioseph's II. in Rechtstrast. ll,l2 wurde in Kram der llnelex liarwleaniz eingeführt. Mit der Ein­fuhrung des gedachte» Coder war zur großen Verstimmung derKro,­ner auch die Anzahl der gebolenen Feiertage nur auf vier Festtage, nämlich auf die Himinelfahrt Christi, Himmelfahrt Maria, aller Heilige» und Christi Geburt, beschränkt worden, wozu nachträglich noch die Ncujahrtagsfcier erbeten und bewilliget wurde. 2. Jänner wurden an der laibachcr Domlirche geistliche Conferenzen eingeführt, »2 l wurde die Singanstalt in Laibach eröffnet. 1U4l starb in Wien Erasmus,Wraf von Lichtenberg , Vicepräsident der k. t. obersten Iustizstellc, s. f. geheimer Rath und Kämmerer, üü Jahre alt, ein geborner Kroiner. 3. Jänner l4YÜ waren die ersten Capituloren zu Nudolphswerth (Neustadt!) in Kroi» installirt, nachdem Kaiser Friedlich lll. am Ende seiner «jähri­gen Regierung nach im,Jahre l4ül gestifteten loibacher Nisthunie auch dieses Collcgiat-Capüel laut Sliftbriefes diln. Linz, Sanistag nach St. Marcus I4y, gcstiflet, und Papst Alexander VI. das­selbe am 2N. Apr,l I4Y4 bestätiget hatte, wurhe Kaiser Joseph II. peinliches Gesetzbuch bekannt gemacht. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.