V^NIVIVI, für Kunst, Wissenschalt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222, AHi32N'VH.3?»!ern, jedes Mal ein halber Booen. Der °Dre,s des Blattes ist in Laibach aanziäbr,all, befahlt. Alle l. l. Dostämier neome» Prnnumcraiion n». In Laibac« pränumerin man beim Verleger a»> Naa», Nr. >uu, ,,» ersten Otocte, Winterreise. Von Joseph Philibcrt. (Beschluß.) 10. ZiD"»> runden M»»d ist heule Ball Für faschingsfrohe Geister, Mi t Eis und Punsch aus Schneekr,)stall, Musif von Sturm, dem Meister. Auf weiche», Estrich drehe» sich Die luftgewob'nen Paare, Die blähen Schönen minniglich Mit aufgelöste»! -paare. Die Klappermännlein sind zu stau, Das Walzen ist gefährlich; Sie lungern am Credenztisch schlau Nach Stärkung dünn und spärlich. Die Alten lassen's fein solid Heim Kartenspiel bewenden, l!»d hä»i»>ern sich die Knochen müd' An ihr»» dürre» Händen. 11. Draußen tanzen schöne Elfe» Mondumfiimmerl ihren Neige», Die auf schnellen Windesschwingen Von den Himmeln niedersiclgeu. Draußen lauern böse Gnomen Unter gkiiten Eisesbrücken, Lder gaukeln an den Klüften, Um den Wond'rer zu berücke». Dock in niir ist Heller Frühling, Sprudeln der Begeisterung Bronnen, Glühen Sterne treuer Liebe, Glänzen golden Freundschaftssonncn. Und es kommen, wie die Schwalben» Leichtgeflügcltc Gedanke» , Die zu grüne» Nosenlauben Sich u»> meine Seele ranken. 12. Weiße Thnlcr, weiße Höhen, Wie die Wangen frommer Todten, Und darüber Sturmeswehcn, Wie ei» düstres Leichenlied. Und des stillen Mondes Schimmer Von der Ungeheuern Wölbung, Wie im schwarzen Sterbezimmer N» der Bahre Kerzcnschein. Doch die Todte wandelt wieder. Und sse streut auf tausend Gräber Ihr.n Frühlings sänger-n L^dcr, Und die bunten Blume» aus. Aber »us den tausend Grüften Kam noch keiner, zu verkünden, Ob, die einmal überschlffien. Jemals wieder wandelnd geh'n. Jenseits der Gräber. Ein Phantasiestück. (Fortsetzung.) I n der sanften Melodie der Geige hatte etwas von Frühlinghauch und Blumenduft gelegen, selige Inseln schwammen auf der Fluch der Töne, Rosen flatterten in den Lüften, weiße Lilien stiegen aus der blauen Tiefe. Dann aber verlöschten plötzlich wieder die Mailichter, Däm­merung sank über das Meer des Wohllautes, und wie kla­gender Windzug strich es darüber »Sie waren todc und ich einsam. Eine Waise irrte ich durch die Welt, mein Schicksal betrübte das Herz kei­nes Menschen. Hinter meinen Schritten hob sich das Gras wieder, und die Erinnerung meines Daseins war vertilgt. Eines erhielt mich in meiner Verlassenheit, es war die Mu ­sik. I n Tönen sprach ich mit den Sternen, mit den Gei­stern, zu meinen Tobten. Aber auch die Erde um mich war noch schön; ihre Frühlinge lachten, sie hielt mir Ro­sen entgegen und Lorberschmuck. Ich griff nach Beiden. Der Kranz schwebte lange nahe ober meinem Haupte, nur noch ein Schritt, und er mußte mein sein. Doch dieser eine Schritt mißlang, so oft ich ihn auch machte. Ich wurde mit mir selbst nie ganz zufrieden, und die Verstän­digen tadelten. Statt des gefeierten Meisters blieb ich stets nur Lehrling, ich kam nie über die Regel, und unter ihr gab's nur Fehler und Mißbilligung. Mein Herz er­krankte, mein Muth verzagte, der Kranz entschwand. Aber -378 da veränderte sich plötzlich Alles, ich sah sie, und fühlte, das; irdische Kunst sich nie bis zur Melodie ihres Daseins erheben konnte. I n ihrem Antlitze lag der Wohllaut der Sphärenmusik, ihre Worte waren Engelstimmen. Ih r Blick lächelte auf die vergänglichen Blumen der Erde, aber stol­zer, seliger erhob er sich dann zur ewigen Heimath. Eine Glorie blonder Haare umwallte ihre Züge, ihre Gegen­wart losere Alles in Friede und Wohllaut. Am hohen, milchweisien Zelter ritt sie vorüber, sie neigte sich nieder vomBalkone, betäubt begeistert ging ich in ihrem Gefolge, und aus dem schwankenden Nachen klang meine Serenade hinauf. Mitten im Glänze des fürstlichen Prunkes hatte sie den armen Spielmann nicht übersehen, so oft sie kam, beseligte mich ihr Blick, einst ließ sie eine große blaue Blume vor mir nieder fallen. Sie verließ endlich das Land mit ihrem Vater und zog nach fernen, herrlichen Städten, aber mein Fuß folgte ihrer Spur, und wenn sie des Abends im frühesten Mondlichce sich am Fenster er­quickte, da klang, wo sie auch immer sein mochte, mein Abendlied zu ihr empor. Die Weise meiner Geige war ihr schon wohlbekannt, und wenn ich auch in den Schatten der Nacht unsichtbar blieb, so lächelte sie doch mild und gütig zu den Tönen hinunter, und wenn ihr Blick dann aufwärts flog, so glänzte er noch überirdischer im Schim­mer einer zitternden Thräne. Wohl wußte ich, daß sie mir unerreichbar war für's ganze Leben, dennoch war ich glücklich und zufrieden, daß sie jede Nacht meinem Spiele lauschte, daß sie wußte, daß sie Jemand über alle Gren­zen, ohne jede Hoffnung liebte." ?Es kam aber ärger, als ich geglaubt hatte; in einer großen prächtigen Stadt hielcen sie an, und in einer Nacht kam sie nicht ans Fenstet, als ich unten spielte, am nach­sten Morgen ging ein festlicher Zug zur Kirche: sie wurde einem Prinzen angetraut. Zu ihrem Hochzeittanze habe ich unter der langen Reihe der Musiker gespielt, meine Geige überflog in abenteuerlichen Lauten die andern. 'Als sie jauchzend und doch so wild emporklang, und als ich dann ins wohlbekannte Abendlied einstimmte, da sank die Prinzessin im Saale ohnmächtig in ihres Bräutigams Ar­me^ sie hatte an diesem Tage immer sehr blaß ausgesehen. Das Fest war abgebrochen, ich stürzte hinaus. Ich sah sie nur wieder, als sie nach einigen Tagen mit ihrem Gat­ten zu Schiffe stieg und über die See zog. Wo war der Glanz ihres Blickes? sie sah matt; als sie schon weit von der Küste waren, ließ sie ihr weißes Schnupftuch in die Lüfte flattern, dann entschwand das Schiff mit vollen Se­geln. Ich rannte verzweifelnd am Ufer umher, siehe, da lichtete ein zweites Schiff die Segel, ich sprang an Bord, und wir zogen in derselben Richtung wi« das ihre. Am nächsten Morgen sah ich ein fernes, weißes Wimpel am Horizont, — dort mochte sie sein; noch oft am Tage er­schien es wieder und verschwand; aber die Wellen fingen höher an zu gehen, und am Abende hatten wir Sturm. Die Nacht war lang und fürchterlich, der Wind warf uns nach Willkühr umher, das Schiffsvolk verzagte an Rettung. Da krachte es plötzlich gräßlich unter uns, wir sind verloren, schrien Alle und sprangen in ein Boot; ich starrte hinaus in die Nacht; den Nachen riß eine Welle fort, ich blieb das einzige lebendige Wesen auf dem Wrake. Noch einmal krachte es um mich, ich stürzte bewußtlos zu Boden. Als ich, nach wie langer Zeit, weiß ich nicht, wie­der erwachte, lag ich im Ufersande einer einsamen Küsten­gegenb; das Schiff war verschwunden, ich gerettet. Aber seltsam verändert erwachte ich; sie war mir im Traume der Ohnmacht erschienen, sie hatte mich auf die Lippen ge­küßt und Abschied genommen. Für diese Welt war's vorü­ber, als sie entschwand, wies sie zum Himmel. Da kniete ich lang am düstern Ufer, ich begrub sie in meinem Her­zen, und gab ihr eine einsame Leichenfeier; mochte sie noch am Leben sein irgendwo außer mir, in mir war sie einge­sargt. Mi r war sie für diese Welt gestorben, ich versetzte die Liebe unter die Srerne, und wenn ich seitdem hinauf­sah, waren ihre zwei Augen die leuchtendsten unter ihnen.« (Beschluß f°lZt.) Qesterreichische Gnomen. Vo» D»ctor und Vibliilhecar Nicht er. (FoltsctzunZ.) 83. Das Oel, das zwischen Kirche und Staat die Reibungen verhütet, ist jene höhere Billigkeit erleuchteter Menschen- und Christenliebe, die, wie der Herr gelehrt, bisweilen zum Rocke selbst noch den Mantel giebt, um Zank und Streit und Aergerniß zu vermeiden. -— Für ungerechte wie für gerechte Processe lassen sich Advocaten finden, und die Leidenschaft versteht sich nicht selten besser auf die Dialektik als die anspruchlose Tugend. Parteien stellen sich Parteien gegenüber, und Alle pochen auf ihr gutes Recht. Wer will auf Erden richten zwischen Staat und Kirche, zwischen Staats- und Kirchenoberhaupt? Sind nicht beide von Gottes Gnaden, was sie sind? Vermitte­lung, Vertrag, ein wechselseitig liebevoll Verzichten, das sind die Wege und Mittel, die zum dauerhaften Frieden hingeleiten, und solcher Friede allein ist dauernd Recht. — Der apostolische König aber ist der legitime Advocat der Kirche, so wie die Kirche stets die Mutter, welche mahnt, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist, und dadurch nicht minder zum Advocaten des Fürsten- Staats- und Völkerrechts sich eignet. — 84. Dies Amt einer obersten Schutzfrau des Fürsten-Staats- und Völkerrechts war es eben, das die Kirche im Mittelalter geübt, und davon die Kirchenfeinde Anlaß nah­men zur Beschuldigung, als habe sich das Kirchenoberhaupr ins Zeitliche gemischt und sich vermessen, die souverainen Fürsten der Christenheit zu meistern und zu richten, die Völker wider, ihre zeitlichen Obrigkeiten aufzuwiegeln, und dergestalt die Kirchenmacht auf Kosten des Fürsten- Staats­und Völkerrechts ins Ungeheuere zu vergrößern. Wäre es Menschen möglich, parteilos, ohne Vorurtheil jene Tat ­sachen zu prüfen, welche den Kirchenfeinden zu dieser Be­schuldigung Anlaß gaben, lägen die Veranlassungen, Trieb­federn, zugleich mit den Folgen jener Zeitereignisse vor, auf welche die Apologeten des Staats- und Völkerrechts 3?9 (denn das Fürstenrecht zahlte deren seit geraumer Zeit nicht viele) schlagfertig sich berufen, so würde sich zwar heraus­stellen, dasi auch die Kirchenoberhäupter Menschen waren; — doch möchte selbst, was man mit Recht an ihnen ta­delt, der guten oder bessern Sache zu Gure gekommen sein, wie denn der Allmächtige der Zeiten selbst die Schwä­chen und Gebrechen der Menschen zu ihrem Heile lenkt. Doch sondert man von jenen verschrieenen Thalsachen er­stens diejenigen, wobei die Kirche, ihr Glauben und ihre Zucht wesentlich betheiligt waren, zweitens jene, darin die Kirchenhäupter von den streitenden Parteien selbst zum Schiedsrichter und Vermittler erbeten worden, hält man die reine Absicht gegen die schreienden Folgen und umge­kehrt den guten Ausgang gegen das in seiner Quelle irrige Beginnen, so möchte sich, gewissenhaft gewogen, das Züng­ lein der weltgerichtlichen Wage meistens auf die Seite des göttlichen oder Kirchenrechtes neigen, und Manches dem ruhigen Blicke in ganz anderem Lichte erscheinen, als es der Parteigeist, Fanatismus, Schmeichler und Lohnjäger mit schlauem Griffel dargestellt, und es dürfte sich erwah­ren, daß Christi wahre Kirche dem Fürsten-, Staats- und Völkerrechte nützlicher gewesen, als jene leidenschaftlichen, inreressirten Politiker, die nur in der Erniedrignng und Schmälerung der Kirchenmachc das Heil der Fürsten, der Staaten, wie der Völker Glück und Ruh' erblicken. Dies für die Iansenisten, Febronianer und Gallicaner, so deren Einige in Oesterreich zu finden. — 8». Drei Dinge sind für Kirche und Staat einUebel: 1. Wenn man das Licht statt auf den Scheffel, darunter stellt: denn brennt es durch, so greift der Brand um sich, und zündet, statt dem Herrn zu leuchten, das Haus ihm über dem Kopfe an; die freigeworoene Flamme ergreift so­dann den Nachbar, in Kürze brennt die Gasse und end­lich geht die Siadc im Rauche auf. 2. Wenn man dem Blinden einen blinden Führer giebt: die beiden stoßen dann an allen Ecken an und stürzen, nachdem sie dünn und dick durchwatet, und über Stock und Stein gestolpert, zusammen in die offene Grube. 3. Und wenn dem Och­sen, der das Getreide drischt, der Maulkorb nicht gelüftet wird. — Das Licht unter dem Scheffel ist die Wahrheit, die Blinden sind die mit sich selbst zufriedene Mittelmäßig­keit in Kunst und Wissenschaft, der Ochse, der da drischt, sind die, so des Tages Last und Hitze tragen, falls man sie hungern läßt. 86. Das Monopol der Kirche ist die Wahrheit, die vom Himmel stammt: sie hat den Scheffel durchgebrannt, das Haus der mächtigen Imperatoren, die Gassen, Rom, das ganze Römer-Ne,ch entzündet, weil man ihr Licht nicht ruhig die Finsternis; erleuchten ließ und seinen Glanz un­ter dem Scheffel strenger Machtgebote zu verbergen, zu ersticken suchte. Des Staates Monopol ist der Sachver­stand des Zeitlichen, die Weisheit, deren Mutter die Er­fahrung, das Recht, das der Vernunft und der G.schichte entquillt, und dessen Wurzel in der Natur der Dinge haf­tet. Auch dieses Licht brennt durch den Scheffel der Tyran­nei, der frommen Lüge und Heuchelei, ist zwar nur eine Magd des Lichtes, das vom Himmel stammt, doch ihm ver­wandt, wie jene evangelische Martha der Maria. — Maria hatte zwar den bessern Theil erwählt, das Zeitliche jedoch besorgte Martha, und fehlte nur darin, daß sie mit allzu­vielen Dingen sich befaßte und jenes besseren Theils ver­gaß, den ihre Schwester sich erwählt hatte. 87. Es genügt jedoch in Staat und Kirche nicht, daß man die Lichter leuchten läßt. — Ein jedes Licht will seinen Leuchter haben, die Lampen brauchen Oel, der Ker­zendocht will überdies von Zeit zu Zeit gereinigt sein, mit einem Worte, die Kunst und Wissenschaft des Him-Niels wie der Erde benöthigen gute Pflege, und wer kann sie wohl besser pflegen, als die Meister? Kunst und Wis­senschaft leben nur in ihren Meistern und deren Meister­stücken , und diese brauchen Luft und Licht zum Leben. — Von darum kann der Blinde nicht den Blinden führen, von darum darf in Kunst und Wissenschaft nicht in sich selbst verliebte Mittelmäßigkeit am Ruder sitzen -und das Genie verhöhnend dirigiren. — 88. Und den versprochenen Lohn muß man dem Ar­beitcr, der des Tages Last und Hitze trug, auch reichen in Kirche und Staat, sonst welken seine Kräfte gleich der Saat, der es an Thau und Regen fehlt. Die Früchte reifen nur halb und fallen beim ersten Windstoß halb ge­reift zur Erde, so du der Wurzel Saft und Nahrung nimmst. Gerade so ist es mit der Kunst und Wissenschaft: sie wollen wie die Bäume und Kräuter, von oben und von unten genährt, gepflegt sein. Der Sonne zu dreht sich der Blumenkelch, die Wurzel strecket sich, um Saft an sich zu ziehen, die Biene, die den Honig sucht, will auch vom Ho­nig leben. — 89. Gesalbet werden Kunst und Wissenschaft nur durch das Oel, das aus dem Glauben quillt, so wie der Glaube selbst ein Thau der Gnade, der vom Himmel fällt. Der Adel jeder Kunst und Wissenschaft besteht darin, daß sie entweder dem Boden der Religion entsprossen sind, oder daß sie ihre Blätter und Blüthen himmelwärts richten: nur dann hat ihre Frucht Geschmack und ist von Dauer. Das Wissen will den Raum, die Zeit, und was darin, erfassen; die Kunst strebt nach dem Idealen, das, über Raum und Zeit erhaben, herüber schimmert aus der Ewig­keit, und hüllt es ein in Raum und Zeit, auf daß es sich dem Auge und Ohr gestalte und entfalte: von darum ist die Kunst das Höchste. — Wir Deutsche nennen es, weil es gefällt, gefallen muß, das Schöne, die Wälschen il Knlw, der Ungar » »',.«i> und der Slovene Krl>«uo, und so nennt's jede Zunge anders zum Beweise, daß es ein Subjectiv-Ob­jectiues ist, daß es in uns und außer uns besteht, und daß es .dem nur ist, der sich darauf versteht, das Göttliche, der Menschheit eingcleibt, der Punct, darin alle Nationen der Erde zusammentreffen, weil sich darin Himmel und Erde, Ewiges und Zeitliches gatten und begatten.—> »0. Wie sich das Wissen nach Facultäten sondert, so die Kunst. Die unteren Facultäten derselben bezielen lediglich die materiellen Interessen unsers Seins: sie wir­ken für den Bedarf und die Verschönerung des niederen 38«> oder thien'schen Lebens.! Viel höher steht die Kunst, die dem Verstände dient, das Herz bewegt und so ins Gei­sterreich hinübergreift. Denn wie der Leib dem Geiste un­terthan, so auch das leibliche dem geistigen Interesse. Von darum nimmt der Künste höhere Faculrät auch die höhere Wachsamkeit der Kirche wie des Staates in Anspruch; der Kirche—weil des Forschens und der Rede unbewachte Freiheit gar oft bezweifelt, was ohne Frevel nicht bezwei­felt werden kann, und weil die freien Kunstgebilde nicht selten gegen der Kirche Zucht und Sitte Verstössen, des Staates — weil er allein, das Ganze von obenher schauend, die sociale Wahrheit von der Lüge, das sociale Recht vom Unrechte zu unterscheiden vermag, und ob das natürliche Gefühl für sociale Ehrbarkeit von allzufreier Künstlerhand nicht verletzt worden, letztens weil in christlichen Staaten und allzumal in einem apostolische» Reiche nichts Un­christliches in Kunst und Wissenschaft geduldet werden kann. — (Fortsetzung folgt.) Neues. (I . Crabs, der Zigeunerfreund in England,) welcher sich zur Aufgabe gestellt hat, die zerstreuten Söhne des Morgenlandes in England und Schottland der Gesit­tung und Bildung zuzuführen, hielt am 4. Jänner die zwölfte große Jahresversammlung im Laufe seiner philan­thropischen Bemühungen. Zweihundert Zuschauer und Gleich­gestimmte fanden sich im Hause dieses »Zigeunerfreundes," wie ihn die Zigeuner selbst nennen, ein, und die Anzahl der wandernden Kinder jener fremden Welt in Großbritan­nien betrug liO ; von den bereits der Civilisation gewon­nenen Stammgenossen war hingegen keiner zugegen, weil sich einige derselben im Dienste befanden, andere sich schämten und noch einige sich scheuten, mit ihren landstrei­cherischen Brüdern zusammen zu kommen. Das Festessen — Beafsteak und Plumpudding — schmeckte den halbwilden Gästen trefflich, aber doch äußerten nur zwei Familien den Wunsch, ihr vagirendes Leben einzustellen. Sobald sich ergab, es sei ihr Ernst, wurde ihnen hülfreiche Hand ge­leistet. Die höchst achtungswerthe Humanität I . Crab's, welcher nur mit christlicher Liebe gewinnen will, ging in­des; so weit, daß er nach dem Essen auch den hartnäckig Gebliebenen jedem eine wollene Decke und ein Paar Strümpfe, so wie jeder Familie ein Eremplar der heiligen Schrift schenkte. Wie ehrenwerth solche Bestrebungen sind, wird Jeder, dem Civilisation Herzenssache ist, begreifen, und wir wünschen mit der »allgemeinen Theacerzeicung" recht angelegenheitlich, daß auch bei unsern Landstreichern und Bettlern Crab's Verfahren nachgeahmt werden möge. (Tiedge,) der ehrwürdige Nestor der deutschen Dich­ter, ist am 8. März gegen Mitternacht nach kurzem Un­wohlsein im 80. Lebensjahre sanft entschlummert. ^- Laibacher Garnevals-Revue. (Beschluß.) Vorletzte Sonntags-Ncdoutc, am 14. Feb. 314 Personen anwesend. Die Masken ziemlich ausgelassen, gesprächig — auch mein Barbier, welcher ,eden Maskenball als Schäfer mit einer weiblichen, hagcrn Gestalt sichtbar ist, und mich gerade am selben Tage tüchtig geschnitten hatte, war «oll Witz und Laune (!) und krächzte mir die Worte zu: Du! Du! wie gehts Dir denn! ich kenne Dich gut! - » ich Dich auch, Bluthund!! ! raunte ick ihm, eingedenk seiner schlechten Borbiermcsser, ins 2hr - das Spektakel endete gegen 5 Uhr Früb. -^ ' Vorletzter Cosinoball, 15. Feb. Ungefähr 300 Personen anwesend — es wurden Walzer des Freiherr« Ludwig Lozarin i Iablani z abspielt, welche das lonzlnfiige Publicum mit ungeteiltem Veifalle aufnahm. — Auch »» Orchester gab es diesmal viele unserer liebenswürdigen be­kannten Tänzerinen als Zuseherinen — im Talon herrschte die munterst? Laune, und heute, wie überhaupt die ganze Saison, äußerst viel Geschmack und Eleganz im Anzüge, jedoch in weiser Beschränkung. Der Lurus hat hier keine bedenkliche Gewalt, selbst die Familie» der ersten Häuser erscheinen nur in einfachem und prunklosen aber gewählten Anzüge im Canno, und so wird dieses ohne empfindliche Opfer mehr so wie minder Bemittelte,, zugänglich. Es wurde mit Enthusiasmus P°>k» , und zwar einfache, dop> pelte und schleifende getanzt. Während der slaNstunde erzählte mir ein Freund folgende Anekdote, deren Wahrheit ich jedoch nicht verbürge» kann: I n einer der entlegenen Gasse» der Vorstadt " lispelte man sich in die Obren, daß es bereits seit einer Woche im Garten des Herrn N—spuck,', daß man um die Mitternachlstunde ein unheimliches Getöse, ein Zischen, Sausen und Rauschen dort wahrnehme, Personen, welche es gewagt, über die Mauer in den Garten hinein zu sehen, wollten verschiedene Gestallen in weißen Mänteln auf und ab wander», in einige sogar solche in de» Lüfte» schwebe» gesehen haben. Diesem Spuck mußt Du auf die Spur kommen! dachte ich, (so erzählte mein Freund weiter) und ich begab ,»,ch, entschlos­sen, noch selben Tags nahe um die Mitternachtstunde in die erwähnte Gasse. Es war eine düsterunheimliche Nackt, schwarze Wolken him,en am Hori­zonte, und zeitweise Blitze erleuchteten das finstere Naluraemaldc — bald schlug die Glocke 12, beherzt schwang ich mich auf die verhängnißvollc Gar­tenmauer, und horchte: eine — Thür knarrte, die Naumblälter rauschte» unwirsch durcheinander, von mehren Seiten zugleich schwebte» weiße Ge­stalten durch die Beete, andere kamen hinten den Bäumen hervor, ich sah, wie sie einander zuwinkte» u»d gcheimnißvollc Töne ausstießen, mein Herz pochte merkbar. Nun versammelte fich die ganze Schar im Mitlelpu»rle des Gartens, sie «lispelten, zischten, und fingen plötzlich an, vcillauzartig in die Höhe zu hüpfen — dies dauerte einige Minuten, da geschah inmilten dieser Geheimnißvollen ein lauter, ziemlich ungcistiger Schrei, und die Ge­spenster flohen im Nu auseinander. Blendwerk der Hölle! rief ich aus, und sprang mit einem Satz in den Garten hinab; ein Blitz erleuchtete im selben Augenblicke die Scene, und ich erblickte, zu nicht geringer Ueberra­schung, ringsum lauier — mir sehr wohl bekannte CarnevalpMognomien. — Aber was machen Sie denn da? fragte ich, bereits etwas zu mir ge­kommen. Wir tanzen doppelte Polka, und wollen uns für den morgiaen Hausball einüben!!! war die ziemlich frappante Lösung der großen Gei­stcrfrllge. — » Schauplatz — bürgerliche Schießssätte 21er Schützcnball — über zun Personen gegenwärtig — es ging recht lebhaft zu, und wurde wacker bis gegen Morgen gewalzt. Lettter maskirter Nolksball in, Redoutenfaale — am selben Abende fanden ly Tanzunterhallungen in verschiedenen, meist besseren Kreisen statt. Der Saal war dennoch stark gefüllt, es waren 546 Personen gegenwärlig — nahe an 20 Arlekins trieben sich in toller Besessenheit umher, schnellfü­ßige Doclores machten ihre Spaße, und es ging diesmal rech! närifch drun­ter und drüber — um 4 Uhr packten die Musikgötter ihre Instrumente ein, und man wanderte »ach Hause. — Letzter Cafinoball — 22. Feb. ungefähr 220 Personen anwesend. — Es wurde zun, Abschied recht wacker getanzt, und die La zarini Iabla­niz'schen Walzer wiederholt — nach Mitternacht trieb die Neugierde den großen Thcil der Societät ins Tbeater. Da gab es »m selben Abende Redoutc im Theater, und Theater in der Redoute (es wurde vorher Kotzebue'e, Wildfang gegeben), und mit die­sen endeten die öffentlichen Unlerholtungen des heurige» Carnevnls. An Priootbällen fehlte es, wie bereits erwähnt, ebenfalls nicht; als vorzüglich glänzend tonnen die bei Graf Ä. und bei der Bar. Z. genannt werden. ^ Am 25., Faschingdienstags, fand noch ei» adeliches Piknik, aus un­gefähr ?5 Personen bestehend, in der Wohnung des Baron S— stall, wel­ches um 6 Uhr seine» Anfang nahm, sich durch äußerst elegante Ausstoß tung des Locals auszeichnete, und mit dem heitersten -Humor, inniger Har­monie, Tanz, Souper und Champagner, den Fasching 2 Minuten vor Mit­ternacht schloß. — A. Schm—Pss. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.