Nr. 50. Freitag, 1. März 1907. 126. Jahrgang. Mbacher Mum Vriinumeiatioilsprels: Mit Postuerse » du n g: „auzjähriss 30 X, halbiährig 15 li. Im Kontor: ganzjährig « ü, hllllijHliril! N X. Für die Zustellung ins Haus gauzjährig 2 K. — Inscrtionsgebühr: ssür llcinr Inseiatr bis zu 4 Zeile» 50 k, gröherc per Zeile !!i l>; bei üflcrcn Wiederholungen ^ier Zeile 8 l>. Die «Laibacher Ieilung» erscheint täglich, mit Äüsnahuie der Sonn- u»d Feiertage, Die Administration befindet sich ttungrekplay Nr. 2, die Medallion Dalmatiiigasic Nr. 10. Sprechstunden der ».edaltion von u bis U) Uhr vor» mitlage. Unsranlicrle Uricse werde» nicht angenommen, Manujlripte nicht znriictgcstclll, W . ^ Amtlicher Heil. Den 27. Februar 1807 wurde in der l. k. Hof- und Staats' Druckerei das XXI. Stück des Reichsgesetzblattes m deutscher Aus» ßabe ausgegeben und versendet. Nach dem Amtsblatte zur «Wiener Zeitung» vom 27. Februar 190? (Nr. 48) wurde die Weiterverbreitung folgender Preß« erzeugnisse verboten: Nr. 10091 und 10092 «1/Indipenäouto» vom 20. uud 21. Februar 1907. Nr. 3 «Nukkviökärs!l6 I.int,)-» vom 21. Februar 1907. Nichtamtlicher Geil. Die wirtschaftliche Hebung Dalmatiens. Die aus Anregung des Miuisterpräsideuten Freiherrn von Beck iin Einvernehmen nut den ^tessortnünistern eingesetzte Kommission zur Beratung von Maßnahmen im Interesse der wirtschaftlichen Hebnng Dalmatiens hat ihre Arbeiten beendet uud das von, ihr entworfene Programm hat die Zustimmung des ÄtinisterrateS gefllnden. Die vorgeschlagene Altiou, welche deu Van von Eisenbahnen, die rationelle Negelnng des Schiffe fahrtsdienstes, den Van von Hafenanlagen, Strafen und Briickeu, die Hebung der Seefischerei, Verbesserungeu ans dem (Gebiete der Landlm'rt, schaft, ferner die Verbesserung des Unterrichts-lvoselis nnd H>^aßregeln zur Hebung des Fremden Verkehres in Aussicht, nimmt, soll innerhalb eines Zeitraumes vou zehn Jahren durchgeführt werden. Finanzmiuister Dr. von ^torytowski hat die hiefür erforderlichen beträchtlichen Mittel bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Das Programm, welches die Ministerial-kommission für die wirtschaftliche Hebung Dal-matiens ausgearbeitet hat, findet die Billigung der Blätter. ' In der „Neuen Frcicu Presse" führt Ücopold Freiherr von Ehliuneety aus, der Umstand, das; das Programm noch mancher Ergänzungen bedürfe, hindere nicht den Eindruck, daß die Ära der wirtschaftlichen und politischen Wiedererobernug Dalmatiens begonnen habe und mit ihr hoffentlich auch die Zeit einer zielbewußten Befestigung unserer Machtstellung im Süden. Das „Fremdenblatt" erklärt, das Programm sei allseitig; es erstrecke sich auch auf Gebiete, auf welche die, Negiernng sich bescheiden muß, anzuregen. Laud und ^ente in Dalmatien gnt österreichisch gemacht zu haben, das werde hoffentlich die Zukunft als das Verdienst des Ministerpräsidenten rühmen können, der mitten unter den schwierigsten nnd wichtigsten Aufgaben anch diese auf sich genommen hat. Das „Neue Wiener Tagblatt" schreibt: Das dalmatinische Programm der Regierung trägt den Eharakter rasch und gern gewährter, zielbewnßter Hilfe. Die 'liegierung hat sich bemüht, Versäumtes nachzuholen. Den Bestrebungen der Negiernng mnß jetzt die vertrauensvolle Mitarbeit der dalmatinischen (Gesellschaft zur Seite treten, wenn für das schöne lind zukunftsreiche Land Großes und Ersprießliches geleistet werden soll. Das „Illustrierte Wiener Extrablatt" betont, daß dieser grundlegende schritt mich politisch von segensreichen Wirkuugen begleitet sein wird. Es sei die kräftigste 'Abwehr gegen Appetitgelüste nnd großillyrische Träumereien. Das „Neue Wiener Journal" sagt, es fei ein großes Werk, dos das Ministerium Beck in Angriff genommen hat. Gelingt es, so wird aus einem Adner, Österreichs erst ein vollgültiges Glied des großen, StaatSorgauismus geschaffen werden. Die „Deutsche Zeitung" bemerkt, daß ganz Österreich hinter dieser Negierungsaktion stehe und in dem Wunsche einig sei, Dalmatien möge zu jener wirtschaftlichen und kulturellen Höhe gelangen, die zu erreichen Österreichs Niviera bei der Intelligenz und Tüchtigkeit ihrer Bevölkerung gerechten Anspruch hat. Die „Österreichische Volkszeitung" ist überzeugt, doß, wenn das Programm des Ministeriums Beck zur Durchführung gelangt, der Ein- fluß der troatischeu Partei in Dalmatien schwinden nnd ein Stimmuugsumschwuug in diesen: Lande nicht lauge anf sich warten lassen werde. Das „Tentsche Voltsblatt" zweifelt nicht, daß das Parlament die znr Tnrchführnng des Ne-gierungsprogrammes erforderlichen Mittel bewilligen werde uuter der Voraussetzung, daß die Frage, ob Dalmalien dauernd zu Österreich gehört, endgültig entschieden werde. Das „Vaterland" bemerkt: Wenn die Negie-ruug dieses Programm mit Ernst und Ansdaner verfolgt, so wird sie sich gewiß den lebhaftesten Dank der Dalmatiner erwerben und zugleich den Staat vou dem Vorwurfe befreieu, Dalmatieu förmlich als Stiefkiud bchaudelt zn haben. Das „Wiener Deutsche Tagblatt" verlangt, daß das, was für Dalmatien geschieht, auch für das Küsleulaud und Istrien geschehen möge. Japan und Amerika. Die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Japan nehmen., wie man aus London berichtet, andauernd das lebhafteste Interesse der politischen Kreise in Anspruch. Von mauchen wird betout, man dürfe aii5 dem Umstände, daß der inudnu viv^udi bezüglich der japanischen Emwandernng in Amerika in Tokio keine Erregung der öffentlichen Meinung hervorgerufen zu habeil scheint, nicht ohne weiteres den Schluß ziehen, daß die Art der vorläufigen Beilegung dieser Frage in Japan leine, Einwendungen hervorruft. Das japanische Volk weiß seine Interessen in guten Händen und ist zu gut geschult, um ilt einer internationalen Frage Beuuruhignng zu, zeigen, solange ein Anlaß dazu nicht von amtlicher Seite zugestände» wird. Überdies wird jetzt die Bevölkerung von dem Gedanken der Aus-uützuug der wirtschaftlichen Aussichten der jetzigen Epoche beherrscht. Was die, eigentlichen Leiter der japanifchen Politik anbelangt, hat die Vergangenheit gelehrt, daß es keine ruhigeren und bedächti- Feuilleton. Die Versuchung. Von H»ctcr H'ilrtnester. (Schluß.) Seit Tagcu wieder wußte sie es, daß es schlim-wer, stand denn je. Die verzweifelten. Anstrengungen Günthers, ihr Zuversicht zu heucheln, verrieten es ihr. Er lächelte sie an und sein Antlitz erstarrte in diesem Lächeln wie eine Maske. Armer Günther! Die Angst um ihu war laugst mächtiger geworden als die Angst um den Schein. DaS Blatt hatte sich gewendet. Er war es jetzt, um dessent-willen an all dein Plunder festgehalten werden mußte. Wie aber — wie?! Ununterbrochen fast regte Nelly ihre Hände. Es war das sicherste Gegengewicht gegen die furchtbare Arbeit ihrer Gedanken. Die feinsten Stickereien erstanden in diesen Tagen der schwersten Secleuuot uuter ihreu Fingern. Auf der Suche nach einem neuen Werk stöberte sie alles auf, was in glücklichen Tagen sie nicht dauernd hatte fesseln können. Einmal eine Decke. Eine große weiße Linnendecke mit Hohlsaum. Sie erinnerte sich nicht gleich. Dann, als Nelly sie ausbreitete, stau den ihre Augen voll Tränen. Der übermütige Einfall einer besonders fröhlichen Stunde. Den Gästen ihres Hauses hatte sie diese Decke wie ein Fremdeubuch vorgelegt. Mit Bleistift hatten sie einer nach dem anderen, kreuz und quer, ihre Namen darauf geschrieben. Mnstler, Gelehrte, Staatsmänner, Finanzleute, Barone, Grafen und Fürsten. Tann hatte Nelly einige dieser Namens züge mit rotem Seidengarn nachgestickt. Einige. Die meisten warteten uoch ihres Fleißes. Ach, diese Namen! Was erzählten die alles! Wie vergnüglich war es gedacht, an stillen Tagen die Decke auf deu Teetisch zu legen und dann lächelnd Meuschen und Stuuden, die waren, mit allen graziöseu uud schel-mischeu und stolzen Erinnerungen wieder auflebeu zu lasseu! — llud jetzt —7 Sie würden wohl nie mehr wieder-kommen, alle diese Frennde. Diese Träger bedentender Namen, die das Privilegium haben, ihre Beiue nur nnter die Tische der Glücklichen zu strecken. Bald vielleicht würden sie verlegen tun, oder gar hoch mutig wegsehen, wenn Nelly ihnen draußen begegnete. Nelly oder Günther. Sicherlich der — und 5^- — mid der —! — Kommerzienrat Bärfeld — — der auch — gauz gewiß der auch! — der würde es zuletzt verzeihen, daß man arm gewordeil war — so arm! Eine markante Persönlichkeit, dieser Värfeld. Nelly lächelte. Sie erinuerte sich der Szene, als sie ihn. uni seine Handschrift ersucht hatte. Er hatte an den äußersteu Nand schreiben Wolleu. Da hatte sie ihm eine andere Stelle gezeigt. Bitte hier — quer in die Ecke. — Nelly erblaßte. Ihre Hand legte sich zitterud auf die Unterschrift des Konuuerzienrats. Sie dnckte sich wie schützend über die stelle nnd sah mit schenen Angen hinter sich. Was hatte Bärfeld damals gesagt?-------- Nicht darau denken — um Gottes nullen! — ------------Er hatte gesagt — Wahnsinn! Wahnsinn! — Nelly knüllte die Decke znsammen uud warf sie, als verbrannte ne ihr die .Nände. zurück in die Truhe. — Bärfeld hatte mit seinem hochmütig jovialen Lächeln zn ihr aufgeschaut und hatte gesagt: „Es ist viel wert, gnädige Frau, wenn ich quer schreibe." <5ie hatte ihn uicht verstanden, hatte nicht ga» wußt, warum diese Worte, solche Heiterkeit erregt hatten. Günther hatte ihr das dann erklärt. Auf einer Seite ihres Notizblocks hatte er ihr den ganzen Wortlant, eines Wechsels vorgeschrieben. Das t'am ihr jetzt alles so klar in die Erinnernng. Und mit magischer Gewalt zog es sie nach der Truhe. Die Decke lag wieder auf dein Tisch. Nelly beugte sich darüber. Sie hatte ein Blatt Papier darauf gelegt, gerade unterhalb der großen energischen Schriftzüge. In der rechteil Hand hielt sie einen Bleistift, lind diese bebende Hand formte langsam nud getreu Buchstaben um Buchstaben — zehnmal, zwanzigmal — bis die Unterschrift znm Verwechseln ähnlich sah: Geo Bärfeld.-------- War es nicht vielleicht ein Fingerzeig? Eine Antwort, die ihr endlich das Schicksal gab auf die fürchterliche Frage: Was kann ich tun? — Was kann ich tun, um Günther vor dem, Selbstmord zn retten? Um ihn nur zu erhalten, den ich mehr liebe, denn je znvor — ihn, der schwächer ist, als ich?!" Was ist ein Verbrechen? Einen Menschen, der gut und edel ist — den du liebst wie dein Leben — mehr als dein Leben, vom Abgrnnd der Vernichtung zurückzureißen: ist das eiu Verbrecheu? Sind die heiligen Gesetze in nns nicht höher, als die geschriebenen Gesetze nm uns? — Jeder Tag kann die furchtbare Entscheidung bringen. Verzeih mir Gott —! — Da fpraug die Tür auf. Herein stürmte Günther. Ein jubelnder, seliger Mann mit sieghaft strahlenden Angen. Er riß Nelly in seine Arme, die Stimme erstickt von aufsteigenden Tränen des-Glücks. Nur ein Stammeln war's: „Gerettet!" Laibacher Zcitnng Nr. 50. 438 I. März 1W7. gereil Arbeiter und Verfolger von Zielen gibt. Daraus folgt aber noch keineswegs, daß nran in dein jetzigen Stande der Dinge eine wirkliche Lösung der Frage erblickt. Man ist allerdings des äußersten Wohlwollens des Präsidenten Noosevelt gewiss und die Klausel des neuen Einwandernng5gesehe5, wclck)e dein Präsidenten bezüglich der Übersiedlung von Einwanderern, die für Hawaii Pässe erhalten haben, die Entscheidung überläset, ist eine sehr wert^ volle Sicherstellung gegen etwaige rücksichtslose Auslegungen der neuen Vereinbarungen. Unter allen Umständen bleibt aber die Tatsache besteheil, daß vertragsmäßig japanischen Untertanen in Amerika jede Vewegung^freiheit zukommt. Eo hau delt sich sonnt für Japan nicht, um die Erreichung irgendeines mo6u» vivl'Nlli, sondern iM die bestimmte Frage, wie es um die Durchführimg uud Sicherheit vou Verträgen zwischen den Regierungen der Union und Japans steht und ob ein amerikanischer Vunoesstaat befugt ist, sich über derartige Verträge hinwegzusetzen. Neuerdings sei bei diesem Anlasse betont, daß alle im Zusammenhang nut dieser Frage verbreiteten Nachrichten über agres-five Pläne der Japaner in das Neich der Er-findnng gehören. Japan, das den Vereinigten Staaten vou Amerika bezüglich seiner nationalen Entwicklung sehr viel zu danken hat, hegt schon aus diesem Grunde den aufrichtigsteil Wunsch, von der jetzigen Spannung zu befreien und die freundschaftlichen (Besinnungen de5 Präsidenten Noosevelt bieten da für die beste l>>ewähr. Die japanische Nation ist gewiß vom Ehrgeiz erfüllt, den errnngeneu Plav unter den ersten Völkern zu behaupten, aber die Erpansionstenoenzen Japans sind nunmehr nur auf das handelspolitische (Gebiet gerichtet, und ans diesem altein flicht es gegenwärtig Erfolge zu erringen. Politische Ueberficht. Laib ach, 28. Februar. Die „Pol. Korr." meldet: Die Ankunft des gegenwärtig in Nom weilenden russischen Pevoll mächtigten. Staatsrats v. Martens, in Wien, ist, wie wir erfahren, am 2. März zu erwarteil. Sein hiesiger Aufenthalt dürfte bis zur Mitte der nächsten Woche dauern. Staatsrat v. Martens wird mit dem Minister des Äußern, Freiherrn v. Ähren-thai, Besprechungen über das der zweiteil Haager Friedenskonferenz vorzulegende Programm, sowie über die Eindrücke, die er im Verlaufe seiner Reise in Unterredungen mit den führenden Persö'nlichkei teil mehrerer Staateil empfing, pflegeil. Des ferneren wird er die (Gelegenheit zu einer Vegegnuug mit dem bekanntlich zum ersten Bevollmächtigten Österreich Ungarns ill der Haager Konferenz aus^ crfchenen ersten Sektionschef im Ministerium des äußern, Herrn v. M^rey, ergreifen. Die „Neue Freie Presse" bemerkt zu den A u s g l e i ch sver h andIungen , der Wert ^dcs Ausgleiches, möge er mm lang- oder kurzfristig sein, sei für Österreich nicht höher anzu-« schlagen, als für Ungarn. Auf keinen Fall dürfe ein langfristiger Ausgleich als sokher bezahlt lver-deu. — Das „Neue Wiener Tagblatt" meint, eiu-seitige Opfer Österreichs zugunsten des Ausgleichs und zugunsten Ungarns seien ein- für allemal ausgeschlossen. — Die „Arbeiterzeituug" sagt, für Österreich stehe uuu die Wahl zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Von der Koalitiolls-regierung auch Österreich abhängig zu machen, werde in Österreich kein I-urechmlUgsfähiger den Wunsch haben. Aus R o m , 27. Februar, wird gemeldet: Dei „Osservatore Nomano" wird heute abend folgende autorisierte Note veröffentlichen: Die angeblichen Enthüllungen des „Messidor" über die bei Mon-signore M o n t a g n i n i beschlagnahmten Schriftstücke sind voll entstellter Mitteilungen nnd falscher Ailgabe» l besonders bezüglich der Geistlichen, die sich des Vertraueus des Heiligen Stuhles erfreuen). Schon die einfache Überlegung zeigt dem eiusichtigen und unparteiischen Leser den tendenziösen Charakter dieser Mitteilungen. Übrigens ist es leicht, das Verhalteil der französischen Regierung zu beurteilen, welche ebenso, wie sie auf die Ablehnung der im Rundschreiben Vriands enthaltenen unerträglichen Bedingungen seitens der Kirche mit nichts anderem zu antworten wußte als mit Gewaltanwendung bezüglich der Schriftstücke und der Persoll des Monsignore Montaguiui, so auch jetzt auf die Weigerung, den im Nntznießnngs' vertrage nicht weniger unerträglichen Bedingungen fich zu unterwerfen, nur mit einer Verletzung des Rechtes uud der Wahrheit wie des vou jeder weltlichen Regierung beobachteten Anstandes zu antworten weiß. Aus London, 2l>. Februar, wird gellleidet: Die heutige Nummer des „Standard" veröffent licht einen vier Spalten langen Allszug aus einem geheimeil Bericht, den General T m irnov , Kommandant von P ort A r th u r , während der Belagerung dnrch die Japaner vom Februar bis Dezember 1!)lN, an den Baiser gerichtet hat. Dieses Dokument, das die Grundlage der Augriffe war, die zur Einleitung der Ilutersuchuug gegen die Geilerale Stößel lllld F o ck sowie den Oberst Reiß führten, gibt einen höchst anschaulichen Bericht über den Verlauf der Belageruug. General Smirnov erhebt darin fchwerbelastende Anklagen gegen Stößel, den er der Feigheit, der Unfähigkeit, der GililstlingsUurtschaft uud der Unentschlosseu-heit beschuldigt, Eigenschaften, die znr Übergabe der Festuug führteil, bevor die Hilfsquellen für die Verteidigung erschöpft waren. Tagesneuigteiten. — (Die Lebensdauer der Sonne.) Unter der Voraussetzung, daß in der Natu,r alles der Veränderung unterworfen ist, hat die Wissenschaft sich auch mit dem Gedanken beschäftigt, die Wärme der Sonne könnte nicht ewig sein. Nach einer Untersuchung, die Professor See in den „Astronomischen Nachrichten" veröffentlicht, ist die sogenannte spezifische Wärme der Sonne beträchtlichen Schwanknn- gen unterworfen. Nach den bisherigen Ermittlungen kann sie im Durchschnitt zwischen den Beträgen 0-5 und tt-8 liegen. Den Hochstart würbe sie erreichen, wenn alle auf ihr vorhandenen Elemente so einfach wären, wie der Wasserstoff. Wärme und Licht der Sonne werden voll ihrem Innern lediglich durch Stralhlnng abgegeben. Die Gase in ihrem Innern sind in hohem Grade transparent, aber auf der Photosphäre der Sonne können gewiss? Elemente, wie der Kohlenstoff, znr Bildung von Wolken Veranlassung geben, die für Licht nicht durchlässig sind. Wenn man die Dichte der Sonnenoberfläche in Betracht zieht, so würde der Wärmevorrat der Sonne zur Aufrechterhaltung ihrer jetzigen Temperatur wenigstens zehn Millionen Jahre ausreichen. Nimmt man aber außerdem all, daß sich die Sonne allmählich zusammenzieht und dadurch einen Teil der ausgestrahlten Hitze wieder ersetzt, so würde unser Mntter-gestirn seine heutige Temperatur etwa dreißig Mil lionen Jahre beibehalten können. Die Temperatur der Erde ist nach der Meinung von See auch während der Urzeit, als unser Planet noch keine feste Kruste besaß, wahrscheinlich ine so hoch gewesen, daß die Erde einen selbstlenchtenden Steril dm-stellte. Für die größereil Planeten wird d,ie Obcrflächentempc^ ratnr zwischen 300 und 800 Grad geschätzt, so daß auch bei ihnen, ein Selbstlenchtcu ausgeschlossen erscheint. Merkwürdig ist die Allsicht des Gelehrten, daß die großen Planeten sich jetzt nicht weiter abkühlen, sondern sogar immer heißer werden. — (Vierzig Schulkinder verbrannt.) Bei einem Brande, der ill dem Echulgebände von Hoche.Iaga ill der Provinz Moutreal in Kanada aus« brach, verbrannten vierzig Schulkinder. Die Flammen breiteten sich mit fürchterlicher Schnelligkeit alls. Es war gerade Schulzeit, Die Schule war von Kin-dern beiderlei Geschlechte besticht, und Knaben und Mädchen stürzten iu wilder Panil nach den, A.N5 gäugeu. Viele, die die Tür nicht erreichen konnten, stürzten sich aus den Fenstern und zogen sich dabei schwere Verletzungen zu. Zur Zeit des Ansbrnches des Araudes waren etwa 150 Kinder in der Schnle anwesend, und mehr als hundert entkamen, wenn auch viele mit mehr oder -minder schweren Verletznngen, Die übrigen konnten sich infolge der starken NanäMtwicklung nicht retteil. Eine Lehrerin zeigte einen geradezu heroischeil Mm uud opferte ihr eigenes Leben, um den Vorsuch zu machen, die ihr an^ vertrauten Kinder zu retten. Man fand ihre verkohlte Leiche unter den Leichen der verbrannten Kinder. Er-greifende Szenen spielten sich ab. Unter den zur Rettung ihrer Kinder herbeigeeilteu Müttern entspann sich ein lebhafter Kampf, da jede zuerst znr Brandstätte dringen wollte. Nur mit Gewalt gelang es der Feuerwehr, sie zurückzuhalten. — (Der F u ch s in der Freiheit.) Am Freitag lvar, wie Berliner Blätter berichten, ein Fllchs aus bem dortigen zoologischen Garten entschlüpft; wie, das wissen seine Wärter seilbst noch nicht. Er lief in die Knrfürstenstraße und wurde sofort verfolgt: er bog in die Hardenliergstraße ein, und ohne sich Zeit zu lassen, das romantische Viel-tel zn bewundern, jagte er dem Reitwege am Bahnhöfe Kinder der Finsternis. Roman von Anton von Perfall. (Ü. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Cassan tonnte verschlagen sein wie sein? Freunde aus düiil „Wall". „Aber wie sollte ich, Herr Rat?" sayte or mit lMmlosem Lächeln, „Der sonderbare Nb noch allerhand vorzubereiten, und die Erzählung des Rates hatte seinen Eiser noch mehr entflammt. „Ist Klara schon zu Bette?" fragte er, völlige Nuhe heuchelnd, seine Frau. „Dann empfehle ich mich den Herrschaften. Ich möchte meinem kleinen Lieb-ling noch gute Nacht sagen." „Kennen wir schon deinen kleinen Liebling", rief ihm der Schwiegerpapa nach. „Alls dem Sudan!" setzte er dann laut laä^end hinzu. Cassa» kehrte sich nicht daran und ging. von Vinriannc begleitet, ill die Kinderstube. Die kleine Klara lag scholl im Bette, »lit einem Bilderbuche beschäftigt. Das rosige Gesichtchen strahlte beim Anblick des Vaters, und zwei fette Armchen streckten sich ihm entgegen. Cassan liebte sein Kind, mit der abgöttischen Liebe alternder Männer. Er behauptete», «loch nie unter den Tanselioen ^indert'öpfeil, die er untersucht, rinon gefnnden zn habe», der alle menschlichen Glücks- bedingnngen, soweit Charakter nnd Anlagen damit zn tun haboll, derart in sich vereinigt habe wie oer der kleineil Klara, Er beugte sich über das .Kind, herzte, lind küßte es, und ließ sich von ihm den Bart raufen, oaun be tastete er wieder mit seinen langen schmalen Findern rundum das Köpfchen mit. de,m schwarzen Gewck, dessen geheimnisvolle Harmonien er allein verstand. ..Marianne, an dem Kinde erlebst dn noch deine Freude - und dann erzählst du ihm von dem alten Papa, dcr es so lieb gehabt." „Wie dll redest, Viktor!" Innige Zärtlichkeit sprach ans den Worten der Gattin, .,Der jeden bösen Hanch von ihm ^ - Mein Gott, wenn ich an andere Kinder denke, Marianne? — an die Unglücklichen alle, die von Geburt an6 Verdammten " Er ließ das Spiei mit den, Kinde, ein erhabener Ernst verklärte die Züge. des Gelehrten. „Nicht wahr, Marianne, wenn es einmal so weit ist — dn versprichst mir an meinem letzten Willen nicht zn rütteln. — Sie werdeil vielleicht sagen, er war ein Narr, als er ihn aufsetzte - glanbe ibnen nicht, Marianne " Seine Stimme zitterte, „Viktor!" Die Gattin legte den Arm um seinen Nacken, „Wie lanilst du mich so den»ruhigen? — Ich verehre dich! Ich Iiebe dich! Ja, ich liebe dich!" Cassan störte die sonderbare Vekräflignng nicht, die ill den Worten lag, so dank nnd glückerfüllt war er in diesem Augenblicke. Er schloß die Gattin in seine Arme nnd küßte sie ans die weiße Stirne, zwi schen das t'ohlschwarze Haar. III. diesem Augenblicke schlug es drei Viertel anf nenn. Cassan riß sich etwas zu hastig los. Die Gattin stutzte. „Was hast dn denn heute noch vor?" „Oh nichts weiter, ein — kleines Präparat — d» weißt ja — der jnuge Emir." Es gelang ihn, nicht ganz, seine Frau zu täuschen. „Und das Nlllß hente noch sein?" fragte sie. „So rasch als möglich! Darum verzeih!" Er ging znr Tür. „Papa! Da bleiben! Papa!" rief die kleine Klara. Er winkte nur zerstrent mit der Hand nnd ging hinaus. Rückwärts im Garten, zwischen den kohlellranch^ geschwärzten Ulmen, von deren Won eine trübe Feucht'igkeit herlibsickerte, stand ein niedriges Ge bände, mit schwarzer Dachpappe gedeckt ^ das Laboratorium Cassans. Der Gelehrte durchschritt eilig den Garten. Ans dem Feilster im Erdgeschoß fiel ein schwacher Lichtschimmer. Dao war nicht-o Ungewöhnlichem Ferrol war die Sorgsamteit selbst und heute wußte er ia, datz es nach zu tnn gab. Wirl) doch die Fran nicht schon da sein, das wäre ihm unangenehm gewesen. Der Gelehrte liebte eo, das Hereinkommen seiner Objekte genall zu beob achteil, jede Bewegnng war für den aufmerksamen Beobachter wichtig. Er trat etwas aufgeregt ein. Das Zimmer war leer. Da atmete er erleichtert anf. Bei so einem Er periment muß alles stimme». (Fortsetzung folgt.) Laibacher Zeiwng Nr. 50._________ _______________43U I. März 1907. Zoologischer Gatten zu, bis er endlich von einem Rcitbnrschen mit einem Sack gefangen wurde. Die zoologischen Kenntnisse der Vcrlimr verrieten sich bei dieser eigenartigen Jagd in sehr drastischer Weise. So schrie einer der Verfolger unnnterbrochen: „Schnell, eh er einen Vanm findet, sonst klettert er hinauf!" Lotal- und Provinzial-Nachlichten. Velgieroberst Vuöeti6 -f. Die Sterbeglocken läuten, ihr schriller Klang reißt an den Herzen, Denn ein Menschenschicksal hat geendet, ein reiches, armes Leben sein letztes Ziel gefunden. Ein einfach-stiller, anspruchsloser Mann ist dahingegan-gen, von wo es kein Rückkehr gibt. Ein Mann, dessen stille Größe, dessen edle Menschlichkeit das Beste in uns weckte. — Ein seltener Mensch. Ja, das war er. Ein grober, lieber Mensch! Wie wußte er doch an unseren Herzen zu rühren, sie zu zwiugeu. Wie gut verstand er es, das anfängliche Mißtmnen, die angst-liche Znrückhaltnng seiner Untergebenen zu bannen, öas rein Menschliche hervorzukehren. Er hat sich unsere Liebe erobert, unsere Zuneigung erzwungen. We-r ihn kannte, muhte ihn lieben, wir, seine Unter gebenen, mnßten ihm folgen. Und wie gerne wären wi,r ihm gefolgt, zu Sieg und Tod, Denn dieser alle Soldat, den der Tod so tückisch gefällt -- er wäre oin berufener Führer im Kampfe gewesen. Vei ihm paarte sich Unisicht und Einsicht, militärischer Scharfblick mit tiefster Menschenkenntnis. Er las in nnseren Heizen, rührte an unseren Seelen ... Der beiste Kamerad wurde uns genommen. Hatte er doch für uns alle, bei großen und kleinen Schmerzen, ein gutes Wort, eine herzliche Tat jeder zeit bereit. Er, den Fran Sorge zeitlebens treu ge-blieben, schenk:e sich arm, hätte am liebsten alles für andere hingegeben. Und dabei begleitete immerdar Elend und Kummer fein verdientes Leben, das ein eroig Kämpfen war. Und dac> war das gröhle an ihm, das bewunder-islverteste - der stille, lantlose, schmerzliche Kampf, den er mit dem Leben, mit einer tückischen Krankheit stritt. Nun weinen um den stillen, toten Dulder eine arme Witnx' nnd acht junge, noch nnversorgte Kinder. Und das Elend wartet... Und es weinen um ihn alle, die ihn kannten, in dsr Men Größe seines Lebens.-------- Der alte Soldat ist heimgekehrt zu seinen Vätern, zum letzten Appell. Wenn er sehen könnte, als die Tränen, ächte Tränen, die um ihn fließen, den seelen-aufwühlenden Schmerz, der uns alle durchzittert -er müßte sich stolz sagen: „Ick) habe nicht umsonst gckbt", Nein, nicht umsonst! Denn, Liebe hat dir die Augen zugedrückt und Liebe begleitet dich ins Grab, wo man dich bettet. Und die Erinnerung an dich, sie wird bleiben, die Tradition fortwirken vom gnten. vom besten Velgieroberst! Dort unter kühlen Nasen hältst du ewige, glück liche Rast nach Erdenleid nnd Erdenstreit. Dort werden wir uus trennungsbang im Gebet um dein ewig .Heil vereinen, unsere Tränen die Passionsblumen netzen, die deinem Grab entsprießen. Dann denken wir wohl auch deiner armen, verlassenen Familie nnd meinen, es müßte, wo sonst als hier, ein Wnnder geschehen', dein alten, verdienten Militär an Weib und Kind gedacht werden, was er uns, was er auch anderen war.-------- Efeu nnd Vergißmeinnicht, Inimortellcnkränze lind Lorbeerzweige, Astern und Rosmarin schmücken wohl später deine letzte Stätte, immergrüne, blühende Blumen ... Im Geflüster der Nacht, wenn Geister grüßen, fällt wohl kühlender Tan und wohliges Schweigen auf glückliche Schläfer., . Es glänzt der Mond auf Gräbern und es raunl die Nacht. Und Geister grüßen ... (i. v. >V. Handelsentwicklung und die kaufmännische Erkundigung. (Schluß.) In Europa sind es in diesen Zeiten einzelne Städte Italiens, die sich dnrch ihren Handel Macht und Reichtum erwerben. Gleichzeitig sehen wir aber bei diesen das Bestreben besonders stark hervor treten, den gefährlich werdenden Kontnrrenten ein fach mit Gewalt niederzuringen, fo Pisa-Amalfi, Genua-Pisa, Venedig-Genua. Gegenseitige Eifersucht nn,d steter Zwist Iiinderten später die italienischen Städte, sich an der Entdecknng nener Verkehrsloege zu beteiligen ja, ihre Söhne mußten dies im Dicinste anderer Nationen tnn nnd so gelil il,r Wohlstand nnd damit anch in tveiterer Folge der mancher Städte Süddentschlanös (n. a. Nürnbergs, Augsburgs, Reaensbnrgs) verloren. Spanien nnd Portngal erschließen sich dnrch ihre kühnen Entdeckungsfahrten neue Absatzgebiete und kommen so zu Macht und großem Reichtum nnd da-mit sehen wir die Macht zur See und den Welthandel das Necken des Mittelmeeres verlassen. Ist es verwunderlich, daß diese Länder verhältnismäßig rasch nach vielversprechenden Anfängen von ihrer Höhe herabsanken, wenn man die uuglaublichen Vehin-derungen uud den übergroßen Steuerdruck berück-sichtigt, unter denen der Handel zu leiden hatte? So ging Spanien, dessen Gallionen die Schätze der ueuen Welt brachten, unter- Philipp II., dem Aussender der „unbezwinglichen Armada", daran, die vollwichtigen Golddoublonen durch minder gewichtige zu ersetzen. Ebenso versiegte schließlich nnler der spanischen Herr schaft der portugiesische" Handel, von dessen Bedentnng man eine Vorstellung gewinnt, wenn man berücksichtigt, daß die Portugiesen etwa 60 Jahre (bis 1002) nahezu den ganzen Handel Europas mit Indien zu Lande, nnd zur See in Händen hatten und anch mit China nnd Japan lebhaftere HanoclsbeHiehungen zn pflegen begannen, brachte doch der kühne De Castro !5)2<) von Hai°wan die ersten Apfelsinen in sein Vaier-land, die lange nnter dem Namen „Portngaller" in den Handel kamen. Hieranf sehen wir den Welt Handel anf die Städte der Hansa, die sich insbesondere große Handelsbeziehungen »lit dem Norden er^ schlössen hatten, und sodann immer mehr auf Holland übergehen. Diese wagenuitigen, die Meere beherrschenden Phönizier einer neueren Zeit, machten sich beispielsweise in Spezereien geradezu ganz Europa tribntpflichtig. Die 1602 und 1021 iu den Generalstaaten hiefür gegründeten Holla ndisch-Ostiudische nnd Holländisch-Westindische Kompanien zahlten durchschnittlich 50 A? Dividende: ihre Aktien stiegen vom Nominaälvertc von A000 bis 18.000 Gulden uud höher. In Antwerpen soll auch 160!) die erste Zeitnng „Tijdingen" von Abraham Varhove gegründet wor-den sein, wobei allerdings nicht unerwähnt bleiben darf, daß bereits das alte Rom in feinen „Acta diurna" eine ständig erscheinende Zeiwng besessen hatte, die ihren Lesern anfänglich die neuen Verord nnngen brachte, fpäter aber anch Mode, Klatsch- und Tkandalgeschichten der Hauptstadt aufnahm, ja auch die aufgeführten Schauspiele durch die angeführte Notiz „gefiel oder gefiel nicht" bereits kritisierte. Der Genialität des Protektors Cromwell, der Englands Seemacht immer mehr ansbaute uud durch die Na-vrgatiousakte den Zwiscl>enhandel Hollands — waren doch die Holländer die Fuhrleute Europas — Icchm-legte, verdankt es diefes Infelreich, daß es Hollands mächtigen Handel nach und nach an fich zn ziehen vermochte nnd diesen anch gegen das allerdings später finanziell fehr geschwächte Frankreich behanpten konnte. Frankreichs Finanzen waren durch die Kriege und die Verfchwendung des „roi foleil" schon )ügrnnde gerichtet, als noch Milliarden verloren gingen dnrch den Znsammenbrnch der von John Law l7l6 gegrüudeten Bank. Die Aktien dieser Bank waren 1720 bis auf 18.l)00 Franken geMegen (damaliger Gesamtwert 13 Milliarden), um einige Tage später anf 5 Franken und darunter zu sinken. Außerdem hatte die Vank 2 Milliarden Papiergeld ausgegeben. England vergrößerte stetig seinen Kolonialbesitz bis in die neueste Zeit, so daß zur Zeit des 00jährigen Krönnngsjnbilänms der Kaiserin Viktoria im Jahre 1897 das Englische Weltreich dreimal so groß wie Enropa mit rnnd 400 Millionen Bewohnern war und damals englische Iingoblätter Zeichnungen bringen konnten, wonach das englische Reich, wenn es ans dem Erdballe ausscheiden nnd als Planet Viktoria die Erde umkreisen würde, einen den Mond an Größe weit übertreffenden neuen Planeten gäbe. Nene große Reiche fehen wir in den letzte», Jahr zehnten entstehen nnd diese begannen immer mehr in den Welthandel einzngreifen. Anch diese Reiche suchen sich von der nahezu verteilten Erde uoch ein Stück zu sichern, nnd nnn beginnt auf der, infolge der modernen Verkehrsmittel klein gewordenen Erde. ein Kamps nm den Plav an der Sonne, der immer medr jenem schrecklichen Kampf mn Lnft der von indischen Empörern in dem berüchtigten „blak hole of Calcutta" eingesperrten Europäer zu ähneln beginnt. Immer opservoller gestalten sich die Kämpfe der Nationen, um sich Absatzgebiete für ihren Handel zu schaffen und zn fichern. In diesen, sich um Millionen n»d Milliarden von Werten handelnden Kämpfen, fei es nun um kleine Absatzgebiete, sei es nm die Vorherr schast auf dem Weltmärkte, bilden die wenigen bestehenden großen Anskunslsinstitute sozusagen die Generalstabsorganisationen der Soldaten Merkurs, der Kaufleute. Bei einem derartigen Auskunftsinstitute kann sich der umsichtige Kaufmann genaue Angaben über die Absatzmöglichkeit seiner Prodnkte in den verschiedenen Gebieten, ein wertvolles Adressenmaterial von etivai-gen Käufern seiner Waren oder leistungsfähigen Bezugsauellen einholen, weiters vermag er fich über alle Firmen, mit denen er in Geschäftsverbindung getreten oder zu treten gewillt ist, genane Auskunft zu beschaffen und dieses hält ihn über alle wichtigen Veränderungen bei jenen Firmen eine gewisse Zeit hindurch auf dem Laufenden dnrch einen für ihn kostenlosen Ergänznngsdienst. Ein Bild von der Großartigkeit einzelner dieser Organisationen vermögen wir daraus zu erlangen, daß beispielsweise die Nradstreet Company in Ame rika und die Auskunftei W. Schiinmelpfeng in Enropa, die eine gemeinsanie Organisation haben. Hunderte von eigenen Zweigniederlassnngen in fast allen wichtigeren Handelsplätzen der Welt mit mehr als 5000 eigenen Beamten unterhalten. Von welchen großen Gesichtspunkten einzelne dieser Organisationen geleitet werden, ersehen wir znm Beispiel aus einem Berichte des Hamburger Generalkonsuls, der zur Zeit der größten Wirren in Rußland hervorhob, daß die Vorarbeiten für du: Errichtung von Filialen von einzelnen großen Aus-kunftsinstituten daselbst im Gange seien, um der Kauf'mannswelt eine Organisation in diesem großen Reiche selbst zur Verfügung zu stellen und so nach Beendigung der Wirren die weitem Erschließung dieses aussichtsreichen Absatzgebietes zu erleichtern/ Der umsichtige Kaufmann, der es versteht, sich einer derartigen Organisation in zweckeiüsprechender Weise zn bedienen, wird häufig einerseits da lohnende Verbindungen anzuknüpfen vermögen, die ein anderer, minder gnt unterrichteter Kanfmann vielleicht ansfchlägt, anderfeits Nierden sich seine Verluste bei stetig steigendem Umsatz erheblich verringern, denn wenn anch kein Institut auf eine ganz fehlerlose Berichterstattung bei den heutigen schwierigen Ver-Hältnissen im Handel Anspruch erheben kann, so ist es doch ein großer Unterschied, ob die richtigen Ans-tünfte 97, W und mehr vom Hundert oder bloß 40, 5)<) und 60 A? betragen — schließlich zeigt ja anch die stillstehende Uhr zweimal im Tage die richtige Zeit. Die Leistungen dieser Niesenorganisationcn gleichen denn anch denen jener sogenannten Ans-knnftsbureaur, die ihre Abonnenten nur durch Preis-konzessioncn oft unglaublichster Art an sich zn ziehen snchcn, wie etwa die Rede des vernunftbegabten Men» schen dem Geplapper eines abgerichteten Papageis, Diese Erkenntnis greift im Kaufmannsstande not gedrungen immer mehr um sich. Trotzdem gibt es noch immer sogenannte Auskunftsbureaur, bei deren Tarif sich der denkende >t aufmann ansznrechnen ver möchte, daß ein Betrieb anf soliden Prinzipien ge-radezu ausgeschlossen erscheint, die sich trotzdem benihmen können, selbst angesehene Häuser zu ihren Abnehmern zn zählen nnd das Tranrige dabei ist, bemerkt der Chef eines einen Weltrnf genießenden Ausknnftsinstitntes in einer seiner zahlreichen fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen, daß dies — auch wahr ist. Daß jedes Ding zwei Seiten hat, er sehen diese Kaufleute, die in einer fo fehr auf persönlichem Vertrauen fußenden Angelegenheit nicht nach der bestell Leistung sehen, sondern nach dem übrigens nur scheinbar billigsten Tarif begierig langen, wohl meift erst dann, wenn sie finden, daß sie die Sache bei der schlechten Seite angepackt habeil. :>Il<»i'i> in «lolonti !»<><<>. Anch cann wollen einzelne hin und wieder nicht dieseu ibren unrichtigen Anschauungen bei der Answahl des Aus-kunftsinstitntes die Schuld beimessen, sondern erklären im allgemeinen das Vertraueu zur Sache verloren zn haben nnd sich die Auskünfte, die sie ja schlechterdings nicht entbehren können, selbst beschaffen zu wollen, womit sie einigermaßen jenem, wohl nicht mehr in nnser Zeitalter passenden Philosophen ähneln, der Becher nnd Kamm fortwarf, als er gewahr wnrde, daß ihm die hohle Hand »nd die zehn Finger ähnliche Dienste leisten könnten. Mit allem Nachdrnck sei ausgesprochen, daß ohne die bestehenden großen Erkundigungsorganisationen sich der lientige Welthandel geradezu nicht abzuspielen vermöchte, und es kann wohl behauptet werden, daß für die Umsicht nnd Tüchtigkeit des Kanfmanns-standes einer Nation die Answahl und die Art der Benützung seines Auskunftsinstitutes zuwiudest ebenso zeugt, wie etwa fiir die Kultur einer Nation der Konsum an Eisen oder der Verbranch an Seife. F. I. Wei n wu rm. * Die Konzession wurde 1l)06 dir Auskunftei W. Schim-melpfeng verliehen; diese hat dort bereits Bureaus crösfuet, Laibacher Zeitung Nr. 50. 440 1 März 1907. — (Militärisches.) Mit I. März wird ernannt zum Militär-Bauwerkmeister der Aspirant Feldwebel Franz F a n st e r des Iilfalltcrierc^iments Nr. 47, bei, der Militärbauabteilung des Militärkommandos iu Zara. — Transferiert wird der Lcllt-nallt Maximilian Schaff er vom Infallterieregi' ment Nr. 12 zu,m Infanteriereginlent Nr. 7. — In das Verhältnis „außer Dienst" wird versetzt dor Lent-ncünt im Verhältliis „der Evidenz" Gustav Käst ner als invalid, auch zum Waffendienst beim Landsturm ungeeignet (Anfenthaltsort Laibach). — Der Ausdruck der Allerhöchsten Zufriedenheit wurde bekannt gegeben denl Hanptmann erster Klasse iin Statlls der Offiziere in Lokalanstellnllgell Alfred Kullich, Konzeptsoffizier beim Landlvehrkomniando ill Graz-anläßlich seiner Versetzung iil den Ruhestaidd. ^ Voin k. k. Mi nister min für Landesverteidigung wurde mittels Dekretes belobt, in Anerkennung mehrjähri ge,r ersprießlicher und alifopfernder Tie»stleistn»ge» bei de>r k, k. Gendarmerie, der Negiinentsarzt erster Klasse Dr. 5iarl Stern des Landlvehrillfanterie-reginients Laibach Nr. 27. — Ernannt wnrden: der Stabsarzt Dr. Wilhelm Zeliska des Landwehr-ilifanterieregiinents Klagenfnrt Nr. ^ zuni Komilian danten des Landlvehrspitales ill Klagenfurt- zum Assistenzarzteil im nichtaktiven Stande der Assistenzarzt-Stellvertreter des nichtaktiveil Stande», Doktor der gesaniten Heilknnde, Julins Fink des Üand-wehrinfanteriereginients Klagenfilrt Nr. 4- zuni, Landwehrbezirksfeldlvebel der provisorische Land-wehrbezirksfeldlvebel Palll ('e r n o des Landwehr« infanterieregiments Klagenfurt Nr. 4. - Trails-feriert werdeil: der Negimeutsarzt l. Klasse Dr. Kasimir Gern 5 vom Lalldwehrinfanterin'eginient Klagenfurt Nr. 1 zum Landlvehrillfanterieregi--ment Leniberg ^tr. l<.) und der Kadett im nichte aktiven Stande Karl Albeusberg vom Landlvehr infanterieregiment Klagelifnrt Nr. 1 zlini Landwehr-insanterieix'gimellt Graz Nr. !< Der erbetene Austritt aus der k. k. Landlvehr, bei Ablegnilg der Offizierscharge wnrde, >,ach vollstreckter gesetzlicher Landwehrdienstpflicht von« Lalldwehrtoilinlando in Graz belvilligl: dem Lentnant im Verhältnis „der Evidenz" Karl Edlen von Praitenan (Anfent-baltsort Kötschach — Landsturmbezirk Nr. 4 Kla> genfurt) und dem Leutnant im Verhältnisse „außer Dienst" Heiilrich Pototfchnig (Anfcnthaltsort Windifchgraz Landwehrergällzungsbezirk Nr, 4 Klagenfurt). — (M i t A n st el l u n gs b ere ch t i g ll ll g s -z e rt i f i k a t e n bet eilte Unteroffiziere,) Im vierten Quartal 19M wurde,: 587 ansgcdienle Unteroffiziere mit Anstellungsbereclitigllngszertifi-katen beteilt. Hievoll besitzen 484 die österreichische und 10!! die uligarische Staatsbürgerschaft. Nach den An« zeigmi, die iil der gleichen Zeitperiode delli Reichs-kriegsiliinisterinnt zugekommen sind, wnrden im vwrten Quartal All Unteroffiziere ini Staats- oder diesem gleichgehaltencn Dienste angestellt, und zwar 157 als Beamte und 154 als Diener. Im abgelaufenem Jahre sind im ganzen 88!> Unteroffiziere, und zwar 42:l als Beamte nild "1 Vianil starke Feuerwehr der Stadt Gottschee iu Paradeausrüstung, mit wehender Fahne nnd klingendem Spiel, der Ganverband der deutschen Fener-Nx'hren ill Kram, repräsentiert durch den Obmann .Herrn. Karl Po rub sty sowie eine große Menge Stadtbewohner nnd Volk aus den uniliegeuden Ort-schaften, Anf die Messe folgte der übliche Amtstag, der Erledigung geschäftlicher nnd forstwirtschaftlicher Angelegenheiten gewidmet, und darnach ein gemeinsames FestNlahl der Förster un,d Forstbeamtcn im Hotel „Zur Stadt, Trieft", woran auch geladene Stadtgäste teilnahmen und in manch begeisterten Trinksprnch ans den Fürsten Auersperg einstimmten oder einen solchen selbst ausbrachten. — (V o m Iustizdienstc.) Der Auskultant beim hiesigeil Landesgerichte Herr Johann ül'nko-vic wurde dem k. k. Bezirksgerichte Mottling znr aushilfsweisen Dienstleistung zugewiesen. —I. — (Wohltätigkeitsvorstel 1 uu g.) Die Sitzplätze sind nahezu ausverkauft, so daß nur mehr folche in der ziveiten Abteilung zu 2 und 1 I< nild auf der Galerie zu haben sind. Das Komitee macht aufmerksam, daß die Bühne ziemlich erhöht ist und daß demnach die Veranstaltnngen von allen Teilen de's Saales ans gut gesehen werdeil können. Für die musikalischen Darbietungen sind sogar die rückwär-tigen Sitz.' günstiger; insbesondere gilt dies von der amphitheatralisch aufgebauten Galerie, auf welcher deshalb die Plätze mit !! nud 2 X bestimmt wnrden. Das vorbereitende Komitee bedauert, daß nicht jeder mann Plätze nach Wunsch bekommen konnte, doch waren zahlreiche Sitzplätze vorgemerkt lind wnrden natürlich gleich bei Beginn des Vorverkaufes ver geben. Übrigens wird die Vorstellung, wenn nur möglich, wiederholt werden, wobei jedermann Gele genheit geboten ist, sich Plätze nach Wunsch auszuwählen. — (Vereinswesel,.) Das t'. k. Landespräsi-dium für Krain hat die Bildung des politischen Vereines „I5iu(.»t8kil xvl^l v I^tt^t^iii" mit dem Sitze iil AdelslM'g, nach Inhalt der vorgelegten Statu-ten, im Sinne des Vereinsgesetzes znr Kenntnis genommen. -^e. — (D a s Hof- ll lld St a a t s Hand b n ch der ö sterreich i sch - u n g a risch e n Moll a.rchie,) das kürzlich im Verlage der k. k. Hof-und Staatsdruckerei erschienen ist, hat fiir das Jahr !R)7 wioder eine wefentliche Vermehrung seines Inhaltes erfahren, indem lierschiedene Anstalten darin lieu aufgenommen wurden. Sämtliche Daten stam-inen ans amtlichen Quellen oder von sonst antorita» twer Seite. Das Handbnch ist für Behörden, Ämter und Anstalten, unentbehrlich. Preis 11 X L0 ll. — (Be st ellu n g a ls Straßen m e i st e r.) Der Ncchnungsunteroffizicr erster Klasse des k. nnd k. 17. Infanterieregiments Herr Johann Ker5ma-n e c wnrde znm Sti-aßeiliiieister iil Wippach bestellt. — (S ch w n r g e r i ch t s v e r h a n d l n ,l g e n.) Geswrn fanden unter dem Vorsitze des Herrn Landes. gerichts-Vizepräsidenten Josef Pajk zwei Verhmld-lnngon statt, bei denen Herr Staatsanwalts - Snb-stitiit Dr, Anton Krcw xa r als Ankläger fungierte. Die erste, geheim durchgeführte Verhandlung betraf den 17 Jahre alten Johann Pestar und den 1«'> Jahre alten Valentin Pcstar, beide Knechte in Grad, Ge» richtsbezirk Krainburg, ll.x'gen eines Sittlichkeitsdelik-us. Die Verteidignng führten die Herren Dr, Mar P i rc un,d Dr. Milan H r i b a r. Johann Pestar wnrde zu einem Jahre schweren Kerkers und einmaligem harte» Lager allmonatlich verurteilt. Va> k'ntin Pestar wurde sreigesprocl)en. - - Die zweite Verhandln,lg wurde gegen den :U Iahn alten Johann Pretnar, verehelichten Arbeiter in Nadmanns-dorf, wegen schwerer körperlicher Beschädigung durch geführt. Als Verteidiger fungierte Herr Dr. Franz Pape/. Der Tatlx'stand ist folgender: Pretnar übernah,» die Mahd der Wiese des Andreas Kaps i» Lees nm 22 K. Als er eines Tages im I»»i !Wl r enit e nter weiblicher S ch ü b > ling.) Als gestern morgen ein Schubfi'chrer die wiederholt abgestrafte 18jährige Dirne Maria De-bevec aus Trxiöi-e, Bezirk Gurkfeld, durch die Flo-riausgasse zunl Unterkrainer Bahnhofe eskortierte, entwich sie ihm nnd verbarg sich ill einem Hanse. Mit Hilfe von Passanten gelang es sie aufzufinden un'd dem Schnbführer zu iibergebeu. Sie infzenierte aber einen solchen Lärm. daß sich Hnnderte von Passanten ansammelten. Schließlich wnrde sie dnrch einen Sicherheitswachmnnn abgefübrl nnd wird nnn d.'nl Gerichte eingeliefert werden, * (Ein Feldhase durch einen Jagdhund erlegt,) Heute früh wnrde im Tivoliwaldc dnrch einen Jagdhund ein Feldhase gestellt nnd dnrch einen Biß sofort getötet. Ein Weib, das den toten Hafen fand, brachte ihn auf den Magistrat. (Die Laibach er V erei n sknpe l le) veranstaltet bente ein Konzert im neueröffneten Re-stanranl „^nm schwarzen Adler", Herrexgasse. Anfang 8 Ubr abends, Eintritt frei. Laibacher Zeitung Nr. 50. 441 1. März 1907. - (Vnli^t<> Vorst^llnng.) Im Hotel „Lloyd" findet hcut^ abend lüno Vm-i^t^-Porstcllunss dl>K Miinzclibcschwcn-^rs nnd Ioncilonr-Eqnilidrist^n Nicwrd Wellor statt. Anfang 8 Uhr, Eintritt frei, . s(ycfnndcn) lvnl'do gestern iin Theater ein Geldtäschchen mit einem kleineren Geldbetrage. Ter Verlnstträger wolle sich bei Frau 5wpfer, 5larl° Städter Straßc? 24, zweiter Stock, melden. Theater, Zunft und Literatur. ** (Deutsche Bühne.) Das gestrige At> schiedsgastspiel von Dr, Rudolf Tyrolt trug die. gleiche Physiognomie wie die beiden vorangegangenen übende: Ein volles Hnn5. mit ein^in anfnahmsfren-digen Publikum in ausgezeichuerer Stimmnng, dac' den itilnstlor dnrch rauschenden Beifall und ungezählte Hervorrufe ehrte. Der Gast hatte sich dun Dr. Crnsiuc' i,n Schwanke ..Großstadtluft" gewählt, ein Stück, das angenehme Erinnerungen an da^ Er öffnungsjahr des neuM Theaters und damit fröhliche Geister weckte. Der Schwank bietet mehr als drollige Situationskomik und derbe Späße, er läßt nicht ein von übermütiger Hand gelenktem Pnppcnspiel, son-derii auch ein Stück Leben, wenn auch in seltsamer Beleuchtung und karikierter Zeichnung, sehen. Die hübsche Grundidee, des Stückes ist leider nicht er schöpsend verwertet und auch seine Gestalten schwan ten zwischen iiaritatur und Leben. Die besten Werte enthält es in d?r Charakteristik des alten Dr. Crusins, den das Schicksal in ein spießbürgerliches Klatschnest verschlagen hat; er weist neben Lebenswahrheit mich Selbständigkeit der Veobachtnng auf und hat sich Herz und Humor bewahrt. Alle Eigenschaften, um diese Gestalt doin Zuschauer menschlich nahe zu bringen, vereinigte Herr Dr. Tyrolt: die durch Schalkhaftigkeit gemilderte Gradheit, die Biederkeit und Herzensgute, dc>5 Sehnen nach längst entschwundener Lebenslust und Iugendfreude. Das Komische packte der Gast kernig an und erzielte zündende Wirkung: l» den wehmütigen Rückblicken wußte er zu orgreifen und zn rühren. Die Darstellung der anderen Mit wirkenden war lustig und flott, stellenweise über trieben, wodurch das Stück aufs possenhafte Nivean herabgedrückt wnrde. Dies gilt hauptsächlich von der Charakterisierung der beiden bösen Weiber durch die Damen Urban und V o e ck e r. Dem heiteren Er^ folge tat das allerdings ebensonx'nig Abbruch, wie der stark karikierte Pechvogel deo Herrn Maier-Hof e r, der einen ^alir hätte znm Lachen bringen inüssen. Die Herren Wei ßm üI l er, Weyrich nni» N o n g e r schlngen den richtigen warmen, freien, heiteren Lnstspiellon an, der den Boden der Wahrscheinlichkeit nicht ganz verläßt. Die Damen Hold und Rauscher spielten mit gewinnender Licbens-Würdigkeit. Viel belacht wurde die gelungene Maske von Fränlein H o f f m a n n als ungeschlachte Dienst 'Magd. l — (Mitgliedertonzert.) Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach veranstaltet Sonn tag, den ^. d. M., nachmittags -") Uhr nnter Leitung des Herrn Musikdirektors Josef Z ö h r e r ihr viertes Mitgliedertonzert mit folgender Vortragsordnui^g: 1. Abteilung. Hector. Berlioz: Harold in Italien. Sinfonie in vier Sätzen mit obligater Viola. (Erste Aufführung in Laibach.) 2. Abteilnng. Les Preludes nach Lamartine. Sinfonische Dichtung von Franz LiZzr. — (Konzert Godowsty.) Im nachstehenden veröffentlichen wir über den Pianisten Godowstn, der am 12. März hier ein Konzert veranstaltet, einige Stimmen der Berliner und der Wiener Kritik. Berl i n e r Tag eb l a tt: Gestern trat im Beethoven-Saal ein Pianist auf, dessen geradezu phänomenales technisches Können gerechte Bewunderung erregte. . .. sein können scheint unbegrenzt zu sein. Einzig steht er da in der stets geschmackvollen Be Handlung seines Instrnmentes, iu der maßvollen Schönheit des Tones, die sein Spiel so überaus sympathisch macht, daß es nie verletzt. Ihn kann man immer hören. Mr die begeisterte Aufnahme der Vortrage spricht am besten die Tatsache, daß selbst das überlange Programm den freigebigen Meister nicht vor dem Verlangen nach Zugabeil schützte. „Die Post".- Daß ein Pianist anf seine», Flügel noch weiter gehen könnte in virtnosem Können, die Ausdrucksfähigkeit des Instrumentes noch steigern könnte, erscheint geradezn undenkbar, Godowstys Klavierabend wurde zu einem wahren Trinmph des Künstlers. Der Enthnsiasmns des vollen Scales stei gerte sich von einer Nnmmer znr anderen, laute Ausrufe des Eutzückeus brachen bisweilen wie mit nicht zn bändigendem Fener mitten aus den Neihen der vollen Bänke hervor. Es war ein horrlicher Genuß, einem Pianisten zuznhören, der lins Zeit und Nmmi vergessen läßt, nns in das Reich wahrer Tonp>x'sie erhebt. „D i o W i e n e r M i t t a g 5 zeit n » g"! Seine Knnst steht anf jener steileil Höhe. der gegen über Beurteilung sich zur Bewunderung sublimiert', ihm wendet der Ianuokopf der Kritik nur das frenud-liche Gesicht zu. Ein Pygmalion des Klaviers, haucht er den technischen Meisterwerken, die unter seinen Fingern entstehen, warmes, pulsierendes Leben ein.. In einem Zuge spielte er dann alle 24 Chopin-Prälndien; innig, rauschcnid, pikant, gewaltig, in reichen, Wechsel. - „Neue Musikalische Presse": Godowsky ist der Mann, dem alles leicht ist, der seine Finger spazieren führt, wo andere sich mühen und hehen, der mustolgewaltigste, kraft» strotzendste. - Nach der drnnenden Löwentatze, die samtiveiche Pfote eines Schoßtätzchens. Allch dariil meisterhaft und fesselnd. Er ist doch ein ganzer Kerl. - „Neuigkeits Weltblatt": Mit Liszt begeisterte der Klavier-Paganini die Zuhörer; seine Technik liegt hier an der Grenze menschlichen Kön nens. „N e n e M n s i k z e i t u u g": Chopin wird ,>>errn Godowsty niemand nachspielen. Eine zart« besaitete, elegische nnd eine leidenschaftlich-dämonische Natnr scheint der Künstler in sich zu vereinen. — ,.F r e m de n b la tt": Der Mann ist universeller, als er selbst glanben inachen will. Iil der schöneil Aneinanderl-eihnng der Prälildien« zeigte sich Go-oowsly als Meister subtilster- Charakterisierungsknnst nild vollkommenster Stimmungsbcherrschung. An-gesichts Godowskys Interpretation von Chopin nnd Liszt, des genialsten Klavierpoeten nnd de"s blendendsten Pianofortespielers, wäre man beinahe versucht, von Klavielrseelenwandernng zu glauben. -„Neue Freie Presse": In der Reinheit, Leichtigkeit, Ansgeglichenheit des Spieles hat Go dolvsku heute keinen Rivalen. Godowsku ist jener Geschmack im hlxhsien Sinne, der ans die feinste Mnsikempfinduug zurückzuführen ist. Bei Godowsty verschmilzt eben dieser Mnsiksinn mit einem subtilen Klaviersinn. „N e nes Wiener Tag e blat t": Das war kein Beifall mehr, das war ein wildes Tosen. Godowsky hatte aber alle Tenfel losgelassen. Rätselhaft ist es, wie Godowsky nüt seineil kleinell. molluskenartigen Fingern eine ungeheure Kraft des Anfchlages znstandc bringt. - (Ein Goethe-Denkmal in Rom.) Am .">. März wird in der päpstlichen Akademie „Arkadia" in Rom die Einweilmng eines Goethe Tenklnals erfolgen, Telegramme iles l. l. Das Archiv der päpstlichen Nuntiatur in Paris. Paris, 28. Februar. Im ehemaligen Nun--tiaturgebäude sind gestern nachmittag die Papiere des Archivs der Nuntiatur ill Auwesenheit des Ver-treters des französischen Ministeriums des Äußern nnd des Vertretern der österreichisch-ungarischen Botschaft, Botschaftsrates Grafen Nemes, nns dem von der französischen Polizei versiegelten Schranke ent nommeu, ohne Vornahme irgend einer Beglaubigung iil Kisten verpackt nnd sodann mit den Siegeln de^ französischen Ministeriums des Äußeru uud d<>r österreichisch-ungarisÄM Votschaft versehen worden. Hieranf luurden sie, nach Aufnahme eines Protokolles über das in dieser Allgelegenheit beobachtete Verfahren, nach der österreichisch - nngarischen Botschaft gebracht. Die Botschaft wird diese Kisten demnächst dem Vertreter des Monsignore Montagnini über' geben, der diese entlrx'der direkt an den Vatikan oder ali die päpstliche Nuntiatnr in Brüjsel senden wird. Die Dumawahlen. P etersburg , -'tt. Febrliar. Bis heute abend sind im ganzen l^") Abgeordnete zur Duma gewählt, darunter !>M Augehörige der Lillkell uild 18 Nationalisten. Im Gouvernemellt Vjntka sind ll8 Dnnia Abgeordilete, ausschließlich Angehörige der ertremen liuten Parteien, darunter l> Sozialrevolutionäre, ge U'ählt worden. Trieft, 28. Fcbrnar. ^>tach bei der Direktion des österreichischen Lloyd hier eingegangenen Nach-richten mußte der Lloyddampser „C^store" mit den gerettcteu Past'agiereu uild del, Besaknngsmannschaf ten der „Inlperatrir" infolge stürmischer See in Tuda! (Nord-Kreta) vor Aukor geheu. Sobald die See es erlaubt, wird der Dampfer die Fahrt nach Trieft antreten. Man nimmt an. daß der Dampfer, falls fich der Stnrin legt, Anfang nächster Woche hier eintreffen wird. _____________ Verstorbene. Am 3 7. Februar. Maria Ianezii, Private, «2 I., Maria.Thercsia'Strafte l, Marasmus. . ^ , . . Am 2«. Februar. Franz Therler, k. u.,. Oberleutnant i. N., 81 I., Gradascagasse 16, Marasmus. Meteorologische Beobachtungen in Laibach. Seehöhe W6 2 m. Mittl. Luftdruck 736 0 mm. «2 H F? — ^ « «— «« 2ll73t. 741-i!"Z^8 S. schwach heiter " 9U. Ab. 742 3 -0 7 » teilw. bew. I.l 7 U. F. 742 6 -0 7^ SW. schwach i bewölkt z 0 0 Das Tagesmittel der gestrigen Temperatur -16", Nor> male 1-2°. Verantwortlicher Redakteur: Anton Funtel. Rllen die sich matt und elend fühlen, nervös und energielos sind, gibt Sanatogen neuen Lebensmut und Lebenskraft. Von mehr «b 3000 Professoren und Aerzten glänzend begutachtet Zn habea In Apotheken und Drogerien. Broschüren versenden gratis n. franko Bauer & C^ Berlin SW 48 und die Oenenü-wwfaetmy C Bnèj, Wten L Restauration zum schwarzen Adler Laibach, Herrengasse Heute Freitag den 1. März 1907 Konzert ausgeführt von der Laibacher Vereinskapelle. Anfang: nm 8 Uhr abends. Eintritt frei. Zu zahlreichem Besuche ladot höflichst ein (752 Marie Jr^ei^lio. Frau Agnes Nuöetiö a.ibt, uonl tiefsten Schmerze uiedcrcielvorfen, im eigeueu uud im Namen der Unterzeichneten uud aller übrigen Ver-wandten die tiefbctrübeudc Nachricht von dem Hinscheiden ihres imiigstgeliebteu, unvergeßlichen Gatten, Vaters, Bruders, Schwagers uud Onkels, des hi,'chwotila.cliorrncn Herrn k, n. t. Oberst Stefan Vucetic Besitzer der Kriegs°, der Iubiläums'Erinnerunns» Medaille, des Militärdicnstzeichens II. Nasse fnr Offiziere, Großlreuz des löuiglich belgischen Leopold» Ordens :c. ?c,, Kommandant des t. u. l. Infanterie« regiments Leopold II. König der Belgier Nr. 27 welcher Mittwoch den 27. d. M. mn 7 Uhr abends nach schweren: Leiden in seinem 57. Lebensjahre entschlafen ist. Die irdische Hülle des teuren Verblichenen wird Freitag den l. März um 3 Uhr nachmittags vom Trauerhausc Auerspergplah Nr. 6 aus nach dem Friedhose zum Hl. Kreuz zur letzten Ruhe über« führt. Laib ach. am 28. Februar 1907. Uanes Vuüetiö, Gattin. - Nilo, Huian, Geor«,, Theodor. Alexander, Hildegarde, HilariuS, Olga, Kinder - Michael Nnüetiö, 6irllndbuchsführer, Nrnder. — Stoja Simi6 geb. Nuüetiü, Schwester, ^ Ialob Eimiü. Echwa. ger ^ Wilhelmine NuÜetiö, Schwägerin Tiefbetrübt geben wir allen Freunde» nnd Velanutcn die traurige Nachricht vom Hinscheiden unseres geliebten Onkels und Großonkels Franz Thorler t. k Oberleutnants in Nuhe welcher nach kurzen Leiden gestern den 28, Februar im 89. Lebensjahre sanft verschieden ist. Das Leichenbegängnis findet Samstag um 3 Uhr nachmittags vom Trnuerhause Gradascagasse Nr, Kl aus nach dem Friedhof zum Hl. Kreuz statt. Laibach, am 1. März 1907. (786) Die trauernden Hinterbliebenen.