Nr0' 83. ^^^^^^^^^ Lalbacher ^^W Zeitung. Dienstag den 18. Weinm. Inländische Nachrichten. U)i«n den 1?. V)einm. Se. k. k. Maj. in Gesellschaft Sr. K. H. des Erzherzog Franz, find am 7, d. M. um Mittagszeit in Brunn angekommen, und heute Morgens nach 4 Uhr allhier in besten Wohlseyn eingetroffen. — Se. k. k. Maj. haben die von dem obersten Justiz-Präsidenten, Grafen v. Seilern / angesucht« Dimission , in Rücksicht auf dessen ver-dienilvolles Alter , in Gnadm anzuneh-Nttl,, und den bisherigen Präsidenten, Grasen v. Clary , in Anbetracht der von demselben in verschiedenen Staatsamtern erworbenen Verdienste / an dessen Stelle zu erheben geruhet , welcher auch ehestens lingeführet werden wird. — Se. K- H. der Kurfürst v. Köln werden allhier erwartet, und. wie es heißt / ehestens hier eintreffen. — Dem in französischen Diensten gestandenen Lieutenant Grafen Stadion haben Se. Maj. bey Erzherzog Joseph Dragoner vls Unterlieutenant anzustellen geruhet. preßburg öen 8. N)einm. Geine k. k. apostol. Maj. haben den kön. Rath und emecitirten Viccgespann der vereinigten Bereg - und Ugoczer Gespannschaftcn Hrn. Karl von Bilkkessn (vormals Hein-bucher) in Ansehung stiller vieljahrigen treu geleisteten Dienste zum wirklichen fön. ungarischen Hofkammerrath zu ernennen , und anbey zum Beweis der allerhöchsten Gnade nebst dem dieser Charge eigenen jährlichen zwey tausend Gülden noch loco aä ^erlonam beyzulegen ge» ruhet. . Temeswüv den 28. ^erbsim. Der General F. M. L. Graf v. Wallis, hat am '6. May mit der letzten Kolonne die Wallachey verlassen , indessen waren die türkischen Granzlommissare um jene Zeit noch nicht in Scbuppanek eingetroffen. --Der Vetter des Bassa von Skutari, welcher das bey Widdin versammelte Korps Albanier kommandirte, ist bereits von dort nach seinem Lande aufgebrochen, nachdem er einen Theil seiner Truppen durch Krankheiten eingebüßt hatte. Anfänglich hauchte er, um die Verbreitung der Krauk-Heiten zu verhüttn, ein ihm ganz eigenes Mittel: Er ließ denjenigen / d.'ren Krankheit gefahrlich schien, ohne Umstände den Kopf abschlagen. Aber es wurden der Kranken bald so viele, daß er bey fernerm Gebrauche dieses Mittels nach und nach den größten Theil seiner Truppen um den Kovf gebracht haben würde. Die gleich Anfangs angenommene Strenge, keinen seiner Leute in das dortige türkische Lager, und aus diesem keinen in das seiniqe gehen zu lassen , hat er bis zu seinem Abmärsche beobachtet. Pest den s. "weinm. Aus Ofen wird berichtet, daß die Deputa.ion in Litterarwescn bereits ihre Arbeiten geendiget habe. Alich wird von da abschrieben/ daß am i. dieses ein atlsserordemiicher französischer Kurrier, welcher über Bukarest nach Konstautmopel gehet, durchpassi-ret sey. Auf dem Wagen war eine Krone nnt Lilien umgcben gemahlet, über welcher die Worte : Oouricr 6u (üadinet cis France standen. — Vor einigen Tagen /ind in Ofen eine große Anzahl Kanonen , Mörser, uck) verschiedene andere Kriegsgerathschaften, welche aus der Walla-chey gebracht wurden, angekommen, und sollen noch mehrere unter Weges seyn, die ebenfalls nach Ofen gebracht werden sollen. Fmme den i. N>si„m. Heute haben wlr cm5 Marseille die traurige Nach-ricbt erhalten , daß das vor 2 Monate von hieraus abgegangene mit Bauholz be-ladene große Kauffartheischiff, welches dem Hrn. Drangancich in Zengg zugehörct, 5.»nd vom Kapitain Suppe kommandirt würbe, ungefähr einen Kanonenschuß vor Marseille von 3 Algierer Schebeken angegriffen , und weggenommen wurde. Die« ses Schiff ist von hier mit einer Neapolitanischen Tartane abgefahren , welche, ebenfalls von den Korsaren angegriffen wurde, aber das Glück hatte, zu entwischen; da hingegen das Kauffartheischiff, ohnerachtet des tapfern Widerstandes, durch die Uibermacht der Seeräuber überwältiget , sich kapern lassen mußte. Unglück« licher Weise befand sich auf diesem Schiffe auch Herr Sigele , dessen Vater vor ia Jahren allhier eine sehr große Handlung führte, und der «in Vetter zu dem hiesigen Großhändler Neis ist. Die Absicht dieses Hoffnungsvollen jungen Mannes, der erst im 22ten seiner Lebensjahre ist 5 war nach Marseille als Praktikant zu gehen, und wird daher allgemein bedauert , daß er in seinem guten Vorhaben gehindert, das traurige Loos der Skl^ve-rey ill der Blürhe seines Lebens fühlen muß. Dieser Unglückliche ist zwar für 2OO0 ft. affekurirt, doch därfle , seine Loskaufung / so selbe ernstlich gesucht wird, woran auch kein Zweifel ist, auf 6— 8Qoc> st. sich erstrecken, wcil unser Hof an die barbarischen Staaten keinen Tribut zahlet, und die ottomanische Pforte selbst die sogenannten Deis oder Kommandeurs der 3 Raubnester Algier, Tunis und Tripolis nur bittend angehen muß. Vrod? den zo. Herbstm. Ben der dießjahrigcn Mililärkonskripzion hat man in dcr Sradt Lemberg, mit Einschluß der Vorstädte, 2670 Huilser, und 23,954 christliche, 12,128 Indische , zusammen: 36,082 Einwohner gezählet. — Dm »2. Herbstm. wurden zu Lemberg bey dec dortigen jüdischen Hauptschule, 2,9 Schüler geprüfet. Das jüdische Schulwesen snacht durch ben allerhöchsten Schutz bes Monarchen und die thätige Mitwürkung des Landesgubernium einen so glücklichen Fortgang im ganzen Lande, daß nun schon 53 Iudengemeinden ihre eigenen öffentlichen Schulen zur besseren Bildung der Iu» gend, besitzen. lemberg den 29, Herbstm. Gestern ist die Reserv - Artillerie von der Prinz Koburgischen Armee aus der Wallachey und Moldau hier in Lemberg eingerücket. Sie besteht aus 3 Artillerie Kompagnien, Welche 78 Kanonen von verschiedenen Kaliber und einer Menge anderer Kriegsge-ratschaften m-t sich führt. Das Fuhrwesen besteht aus loc> Wagen und 220 Pferden. Die Wagenburg steht bey dem Dorfe Krzwziz nächst Lemberg. 50 Kanonen von sechs und zwölfpfindigen Kaliber bleiben mit einer Artillcriekompagnie hier stehen. Die übrigen marschieren mit der ganzen Artillerie nach Qllmütz in Mahren. Man sieht viele unter den Ka-Nonierern mit goldenen u. silbernen Medaillen, unter denen sich ein Stückknecht mit einer goldenen befindet, dcr sich bey einer Gelegenheit so gut ausgezeichnet hat, daß er mit einer Kanone als er schon gefangen war, den Türken zu entrinnen wußte. — Den Gubernialrath Hr. Ergelet, der in Noman als Landeskommissär in der Molbau war, wird ehester Tagen mit allen ubrign: Beatmen hier erwartet. — Wo Won in Pohlrn reiset, so sieht man, dasi ber Edelmann dem Bürger mit eincr Art Achtung begegnet, welche nur seit der HM, als sich die Pohlen ein neues Gesetz gemacht haben, statt findet, die Bür-8er müssen demnach allen Ernstes gewisse ^orzuge durch die neue Konstitution erhalten haben, die dem Edelmann selbst thnls Ehrfurcht einstößt, theils den Edel- mann mit bem Bürger in eine KonnexilW setzt, die sie zu eincr gegenseitigen Verehrung verbindet. Fre?b«rg den 27. Hrrbsim. Die Sachen in den Niederlanden , liegen jezt so, daß das Gouvernement sich nach reifen Uiderlegungen entschlossen hat, die G^ rechtsame des Souveräns mit Waffen ge« gen die standischen Aufwieglungen durch» zusezen. Alles ist dazu bcrelt. Van der Noot korrespondirt mit seinen Kreaturen, und diePropaganda blaßt Feuer auf.— Der k. Fiskus hat indessen den Ständen andeuten lassen , daß sie den Rath von Brabant als legal konstituirt ansehen müssm, daß sie also gegen di« Ausschließung der p verdächtigen Glieder nimmer protestiren därfen. ^> Die vorderösterreichische Regierung hat unter dem 26. Aug. an die Obrigkeiten in Beziehung auf die im Lande befindlichen frau,,öfischen Flüchtlinge die wie-dcrhohlte Anweisung gegeben, eine besondere Aufmerksamkeit auf die Abwendung aller Ausschweifungen und gefährlichen Unternehmungen , unter welchen letztere vor« züglich Anwerbungen österreichischer Unter» thaimi gchören, ununterbrochel, zu richten, die sich der Werbung nur im geringsten verdächtig machenden sran ösische Flüchtlinge sogleich aus dem I'ande zu schaben5 oder nach Umstanden , auch handfest M machen, und untersuchen .u lajscn, auch überhaupt genau darauf ^: schcn , daß von österreichischen Unttrthüticn an gedachte Flüchtlinge lmd ihre Leute nichts 'abgegeben oder für sie verfertiget werde, was allenfalls zu ihrer Ausrüstung verwendet wcrden könnte. Da auch möglich wäre, wetM Oestcrreichischer Seits das französische glmeine Volk turch h.irtcs , unfreundliches und feindseliges Benehmen gereizt wmde/ dasselbe Schritts ^ wagcn könnte, bie außer diesem Falle sich nicht vermuthen lassen; so werden alle Oesterreichischen, Breisgauischen und Ortenauischen Obrigkeiten und Bebörden zugleich angewiesen, auf das genaueste darauf bedacht zu seyn, daß dießseits durch maßiges, kluges und bescheidenes Benehmen gegen das benachbarte Elsaß auch die entfernteste Veranlassung zu weit aussehenden Auftritten sorgfältig gehindert, und überhaupt mit Elsaß wie mit andern Nachbarn, gutes Einver-standniß zu erhalten getrachtet werde. Rrüssel den ,. Weinm. Durch eine unter dem 14. Herbstmonat erfolgte allerhöchste Verordnung , haben Se. Maj zur Erhaltung der Guter, welche die in Frankreich aufgehobenen geistlichen Körper un» ter k. k. Landeshoheit in den Niederlanden besassen , dieselben in Beschlag zu nehmen befohlen. Auslandische Nachrichten. Frankreich. Paris den 2. V)einm. Das fcyer-liche Tldeum, wegen der königl. Anneh-lmmg und Kundmachung der Konstituzion, ist am 25. Hrrbstmonats allhier in der Metropolitankirche, in Gegenwart des Königs , der Königin , ber königl. Familie und einer zDeput^ion der Nationalversammlung von dnn hiesigen Bischöfe abgesungen worden. Vorher hielt der Er-augustiner Hervier eine Predigt voll Beredsamkeit und Patriotismus. Nach dem ambrofianischen Gesänge ertönte ein wie-dZrhohltes Salve aus dem kleinem Gewehre und den Kanonen. — Abends hat der König die Tuillerien und die Elisaischen Felder auf das herrlichste beleuchten lassen. Auch war wieder ein grosser Theil der und lebe der König '. Es lebe die Königin'. hielt bis tief in die Nacht an. — Die Municipalität hat bey dieser Gelegenheit keine öffentlichen Feste gegeben, sondern den Be<-. trag, der dazu nöthig gewesen wäre, zur Unterstützung der armen Einwohner bestimmt. Eben so haben bey dieser Gele» genheit auch II. MM. die Armen bedacht , und der König selbst hat am 2s. Herbstm. an den Maire geschrieben.: — ^ Ich habe, mein Hcrr! durch ein öffent« liches Fest, den Zeitpunkt der vollendete!? Koni'ittuzion selbst bezeichnen wollen; zu, gleich haben die Königin und ich da? Beste der Armen bedacht, das nie aufhören wird, unseren Herzen gegenwärtig zu seon. Wir haben zu derselben Unterstützung d?n Betrag von 50,002 Livres bestimmt, und ich habe gemeint Ihnen die Vtrtheilung davon nach Maßgabe des Bedürfnisses in den verschiedenen Seczionen der Stadt aufs tragen zu müssen. Ich bin überzeugt, daß Sie dieses Geschäft auf eine meinen Abflch" tcn ganz zusagende Art besorgen werden. (Ulttcrzeichn'et) Ludwig. Am folgenden Tage begaben sich II. MM. mit dem Kronprinzen , Madame Noyale und Mad. Elisabeth in das Theater de la Nazion, wo sie wieder von den lebhaftesten Freudensbezeugungen des Volkes bewillkommet wurden. Man sagt, II. MM. hatttn zu erkennen gegeben, sie wollten all-mahlig alle Theater besuchen. In den Zimmern des Königs sowohl als der Königm in den Tuillerien werden viele neue Einrichtungen gemacht, welches zu erkennen gibt, daß II. MM. diesen Winter hier zubringen wollen. — Die Nazionalversamlung hat anl zc>. Herbstm. ihre Sitzungen geendiget. Wird alle Dienst-und Freytaqe nachmittags um 4. Uhr auf dem Platze N". i35. in der von Kleiumayerschen Buchhandlung ausgegeben.