(Mbacher^. s eitunM Dienstag den 3. NVril 1832. ZleutschlanV. : ^ «^veimar dcn 22. März. Heute zwischen 31 und 12 Uhr Mittags ist Se. Exzellenz der groß-hcrzogliche sachsen - wcimarsche wirkliche geheim.' Rath und Stacitsminiiier, Johann Wolfgang von Göthe, nach einem Krankenlager von vier Tagen, an den Folgen eines gastrisch- nervösen Fiebers verstorben. Bis zum letzten Augenblicke waren ihm alle fünf Sinne, Geisteskraft und Sprache geblie< den. (Prg. Z.) V r e u fi e n. Der H a m burger Korrespondent schreibt aus Berlin vom 14. März: „Von dem russischen Hofe ist, dem Vernehmen nach, eine defini« tioc Erklärung über die dem Königreiche Polen zu ertheilende neue Organisation eingegangen. ' Das Land wird, wie schon früher verkündet wurde, m drei Provinzen getheilt, deren jede durch besondere Ciande repräsentirt wird. Die Verwaltung wird 1lch m drei Ministerien theilen, wovon nur dasIu-si'zdepartement durch einen Polen zu besetzen ist.— ^cr Entwurf des von der Bundesversammlung zu schließenden neuen Preßgesehcs ist hier ausgear. >'e>U't worden (er füllt 70 geschriebene B^en); ul)e. zcmen Inhalt verlautet jedoch nichts Näheres. Er lst gew.ß eine höchst schwierige Aufgabe, wenn nesev Gesetz ganz practisch werden, d h. lebendige Wurzel fassen oN, d„ ^,^^^ ' ^ lachen und wachen Deutschlands darin ausgleiche Äuclse zu berücksichtigen.« ^,„ ^ , Kiever 1 anv /"' ^'^ Die Aachener Zeitung schreibt aus Antwerxcn r?m »5. März: Antwerpen bietet einen Anblickdcr Zerstörung und der Kricgsvorhcrcitun2 dar. Alle Straßen sind noch mit Geschütz «ersehen. Die Bel« gier haben von der andern Seite dcs Forts St. Maria ein neuls Fort errichtet, und sich namentlich in dem ncucn Entrepot auf die merkwürdigste Weise befestigt und verschanzt. Sämmtliche Etagen,dieses Gcbä'udes sind dergestalt mit Sand und Erde angefiMt, daß fie kugelfest sind; außerdem haben sie daselbst ein Proviant-Magazin für 10,000 Mann auf 6 Monate angelegt. Eilf Holländische Kanomcrboote liegen gcgcnüdcr der Stadt Antwerpen, und ,5ooo Mann halten tie Umgegenden be« seht; die Polder sichcn noch unter Wasser, und täglich geht cin Pcstbool von der «Zitadelle nach Gravcnhagcn, und ein anderes kommt wiedcr aN. (Wien..Z.) Nach französischen Journalen haben am »6. März die Bevollmächtigten von Holland der Len-doncr Konferenz daö Ultimatum dcs Königs Wil« Helm, als Antwort auf die Ictztcn Mittheilungen übergeben, welche die Bevollmächtigten der fünf großen Mächte an ihn gerichtet hatten. Der König von HcNand erklärt, daß er bereit sey, seinen neuen Bruder Leopold unter folgenden Bedingungen an»-zucrt'enncn: 1.) (Zapitalisirung und Sichcrstellung des Theiles der Belgien zur Last geschriebenen gemeinsamen Sä'ulo; 2.) Modisicirung des Principes, der freien Schissfahrt; 3.) Gränzberichtigllng in der Provinz Limburg. (B. v. T.) Frankreich. Briefen aus Toulon vom.14. März ist das Linienschiff Algcsiws an diesem Tage mit dem zweiten Ia'gclregimcittc ron Afrika, unter dem Befehle dcs brn. r. Letang, für das Armee-Eorpö des General Boyn bestimmt, nach Algier abgeseZelt. io8 Dieses neu gebildete Regiment soll erst zu Oran deftnitiv organisirt werden. "' bres rom 16. d. M. heisn cs: «Die Nachricht« auö dem Süden sind heute von sehr beunruhigen» der Art. In Nim^s, in Alais, in Lunfl sind Unruhen ausgebrochen; in dem lehtern die l Orte ist Blut geflossen; auch in (Zarcassonne hat ein bedeutender Aufruhr Statt gefunden, wobei dcr Präfect (Hr. Dejean) insultirt und der Ge< neral (Arnau d) durch einen Stcinwurf verwundet worden ist. Beide haben sich mit sehr viel Ener» gie benommen. Dasselbe läßt sich nicht von dem General Saint. Slair, Commandanten deK IscvedepavtcmentS, und von dem Obersten Les pinasse, Commandanten des Platzes von Gr<-noble, behaupten. Ihre Lage war schwierig und sie wußten sich nicht mit jcnerGeistcsgegenwart uno (Entschlossenheit, die man von ihnen zu erwarten berechtigt war, herauszuziehen. Beide sind adbe< rufen und in Disponibilität gcseht worden.- Am 9. März halb 10 Uhr Abends verhaftete man zu Toulon den Expräfecten der Vendöl, Marquis F 0 resta. Man hatte sein Signalement ron Paris crhalten, und im Augenblicke, wo er caselbst.mö dem Wagen sii g, ward er von einem Polizeibeamtcn in Smps ng genommen. Man unt.rsuckte seine Papi,re, worin man höchst wichtig? Nachweisungen gesund.n haben soll. In Fol> ge dieser Berhaftung versammelten sich >>m folgen- ic>9 den Tage die Generale Piat und Beurmann, der U»,tcrpräfcct, der königl. Procurator und der In- , siruccionsrichtcr mehrmals in dcn Sälen des ^c« l richtshauses. < Der Messager schreibt aus Toulon vom < »t. März, daß am ao. Abends ein dritter Versuch ^ gemacht worden sei, das Arsenal anzuzünden. Das > Feuer sei bereits mitten unter brennbaren Stoffen ansgcdrochen, aber glücklich wieder gelöscht worden» (Ocst. B.) Wortugal. Nachrichten aus Lissabon vom 3. März, in der preußischen St aatözeitung, mei> den: Dom Miguel ist nach Beendigung scinev zwei» ten Infpectionsreise »ach Queluz zurückgekehrt, wo« hinder Vicomte v. Santarem sich sofort begab, um demselben ine in seiner Abwesenheit aus Ma^ drid ein,'gangcncn Depeschen vorzulegen. Dem Vernehmen nach, bestl,i>mt darin das spanische Oabinettdie Anzahl öer Truppen^ die, falls Oom Miguel Hülfe verlange, in Portugal! einrücken sollen, auf 2u,«oo Mann in zwei Divisionen, je' dezu LoooMaun Infanterie uno 2000 Mann (Za» V. llerie mit der nöthigen Artillerie. Diese Hülss. Arinee wird eil>crsetts für hinreichend gehalten, an« dcrcrseitö will die Spanische Regierung ihre Gran. zcn nicht ganz von Truppen entblößen. Dom Mi« gucl gibt seine Streitkräfte auf5o,«cio Mann, halb Linicntruppen, halb Mllizcn, an. — Gestern ver. ließen drei kleine Kriegsfahrzeugeiüen Tajo, um an der Küste zu kreuzen. (Wien. Z.) Großbritannien. Im Unter hause wurde am 14. März, nach geringem Widerstände der Antireformpartci, der »er.cht über die Rcformbill angenommen, und das drute Verlesen derselben auf den folgende Montag fesiges^. (Oest. B.) ^^^^'"^ la^ ein Schiff, das für Rech. "^^M'suels mit Kriegsmumtion, Kano. nen und hat bis auswiesen Augenblick öffentlich noch immer l als Beweggrund für seine Unternehmung angeführt, daß cr sich in der Nothwendigkeit befinde, fur zahl« . reiche Beschwerden über Abdullah Pascha von Att« , ?ine Genugthuung zu fordern, wie seine Mre es . erheische. Von diesem Gesichlspunct aus, alsFol« f ge einer Zu istigkeit zwcier benachbarter und «ifer» l süchtiger Statthalter, betrachtet auch der Sultan « bis jetzt noch die Anwesenheit ägyptischer Truppen . und Kriegsschiffe in Syrien. Sähe er darin einen^ d dirccten Angriff gegen seine Autorität, ss wäre . eine schleunige und glänzende Unterdrückung dieser Sache erfolgt. Aber der Sultan kann auch nicht I 10 gestatten, daß seine Staaten ein Kampfplatz für Privatfeindschaften werde, die siä) gegenseitig herausfordern und die Bcvöllerung aufrufen, um ihrer Sache den Sieg zu verschaffen. Diesem Kampf muß daher entweder durch Unterwerfung oder durch Gewalt ein Ende gemacht werden. (Oesi. B.) ^crschieoencss. An den Tagen des »i. und 12. d. M. — also beinahe um dieselbe MonatZvcriode, wo im vcr. flossenen Jänner cie heftigen Erderschütterungen im Thale von Umdrien im Kirchenstaate statt fan« ten — sind in Ober. und Mitteltt^lien, namentlich zu Mailand, Venedig, Lucca, Par' ina, im Modencsischen, unter Andern in Nan-?, anto la und an mchrern andern Orten, mehr odcr minder starke Erdstöße verspürt worden. Zu Mailand und Venedig ereigneten sich dieselben am 12. März zwischen 4 und 5 Uhr Mor« gens, in der Richtung von Süden nach Norden; in ersterer Stadt fand einige Stunden darauf zwi. fckcn 6 und y Uhr Morgens cin neuer, aber schwächerer Erdstoß Statt. In Lucca wurde die Ertersckütterung beinahe in derselben Zeit verspürt, es war ein kurzer, etwa ä Secunden dauernder aber heftiger Stoß, der in wellenförmiger Bewegung, und zwar, nach Angabe der dortigen Gazetta, von Südssi naci> Nordwest ging. Gegen 5 Uhr, also ungefähr eine halb Stunde spater, wurde cin zweiter, aber sehr schwacher Stoß verspürt. In mehreren Wohnungen hattsn die -GlockcnzüZe geläutet. — In P a r m a ereigne« te siH dieses furchtbare Naturereignis; am Frü« heston , nämlich am uten Morgens kurz vor 6 Nhr, bei stark bewölktem Himmel und Südostwinde , und nach vorhergegangenem fünftägi» gen regnichten und stürmischen Wetter. Der Erd« sicß wurde, nach Angabe der dortigen Gazzetta, ^n der Richtung des magnetischen Meridians verspürt und kurz vor 10 Uhr Vormittags folgte ihm ein zwciter, äusserst heftiger, welcher zwischen 6 ^ bis 7 Secunden anhielt und von Südost nach Nord- ' west ging. Diese letztere Erschütterung, welche ' ron einem dumpfen Getöse begleitet war, hatte < Anfangs eine leichte wellenförmige, dann aber ei. 1 nc überaus heftige, mit starker Undulation abwech- 1 - selnde ricochettircnde Bewegung, welcbe an hohen > und isolirten Puncten »wch um cin Viertel auf i» ^ Uhr nicht ganz aufgehört hatte. Wahrend dieses Phänomens war der Himmel stets mit Regenwolken bedeckt und der ziemlick starke Wind blies in dcrsciben Richtmig, in welcher die Erschütterung wahrgenommen wurde. Die Hausthiere w5tt»:, wie gewöhnlich beim Erdbeben, scheu und unruhig, die Pferde wieherten, die Hunde liefen heulend durch die Straßen und das Hausgeftügcl war in ängstlicher Bewegung; die Eulen und das andere Nachtgeflügel schössen aus ihren Schlupfwinkeln, aus Kirchthürmen und andern Orten hervor, als ob sie aufgescheucht worden wären. Am Abend desselben Tages gegen 9 Uhr und am Morgen des folgenden si2.) gegen 5 Uhr wurden wiedei klein? Erschütterungen verspürt, denen um 9 Uhr H5Minuten cin Stoß folgte, der gegen drei Secunden dauerte, und dieselbe Richtung wie die drei erstern verfolgte. — An offen, oder hochliegendcn Orten wurde in diesen beiden Erdbcbentagen von Zeit zu Zeit cin dumpfes Tosen gehört, das dem Getost einer fernen Kanonad? glich. Der durch dieses furchtbare Naturereignlh i„ Parma verursachte Schaden beschränkt sich auf ungefähr Ho Schornsteine, welche zum Ahcil eingestürzt sind, uno auf einige Mauerrisse. — Die darauf folgende Nacht, vom 12. auf den i3. März, war nebelig und um den Mond zog sich gegen Mitternacht ein, zwischen Schwarz und Blutroth wechselnder Hof von miß" gestalter Form, und in Südostsüd schössen um dw selbe Stunde stammende Meteore. In dieser fel< bcn schauerlichen Nacht wurde die Bevölkerung Parma's durch rasch aufeinander folgende vier neue Erd-crschütterungen aus dem Schlafe geweckt, rvovon ^ der eine theils wegen seiner langen Dauer, von beinahe zehn Secunden, theils wegen seiner ausnehmenden Heftigkeit die ganze Stadt in Schrecken versetzte. Fast aNe Hauser wurden der» 1 gestalt beschädigt, daß mehrere Einwohnerins Freie flohen. „Die Erde (heißt es in der Gazzetta di Parma vom ,3.) bebt noch zur Stunde und meh^ rere Ortschaften des Herzogthums sollen schrecklich gelitten haben. Hier in Parma ist, dcm Himmel sey Dank, Niemand durch das Erdbeben umgekoM-me«.« Revacteur: F-r. Vav. Wein rich. Verleger: Dgnaj Al, Vvlcr d. Aleinmayr