^U O. Fünfter Jahrgang. 3. Februar Ä8GR. Jugendliebe. <3>o ist cö recht, ihr jungen Hcrzm! So ist es brav, so ist es gut! Wer »und die schöne Zeit verscherzen, Wo frisch das Leben, warin das Blnt? So ist cö recht! — Nicht lange fragen: Wer bist dn denn? Wo kommst dn her? Wenn sie sich nur cntgcgcnschlagcn Die Herzen, ei, was braucht's dann mehr? „O laß das Zweifeln, laß das Beben, Verbirg mir nicht dein Angesicht, Du bist ja doch mein Glück, mein Leben. Ich liebe dich, ich laß dich nicht!" — Ich liebe dich! — Er hat's gesprochen. Errüthend neiget sic das Hanpt. Die Wangen glnh'n, die Herzen pochen; Das Wort — das Wort, es wird geglaubt. Ich liebe dich — o Grnß der Gnade! Du Himmelsllang, du Zauberlaut! In dem sich meine Seele bade, So lange sic das Leben schaut. Was ist des Frühlings ganze Wouue, Kommt er im Fcicrkleid herbei Mit Blnthcukranz und Gold der Sonne Wohl gegen einen Liebcsmai? Wie kam es nur? Wie ist's geschehen? So fragen sie im Stillen sich. Wir hatten nus doch nie gesehen, Nnn lieb' ich ihu, — nnn liebt er mich! Es ist ein Himmel aufgegangen In ibrem Blick, in ihrem Gruß; Sic halten bebend sich umfangen Und anf der Lippe brennt der Knß. Ach, daß er welken muß nnd sterben Der Jugendliebe grüner Baum! Des Lebens Ernst zerbricht in Scherben Die Schlosser, die gebaut cm Traum. Ein Trost nur bleibt — um uns'rc Pfade Webt milder Nosenschinnncr sich. Wir hören fern den Gruß der Gnade: Ich liebe dich! Ich liebe dich! L. 3. Das Jägerhaus. Novelle von Moritz Reich. (Fortsetzung.) ^Hchon schwammen die Berge im Dufte der Dämmerung, der gold'ne Abendstern glänzte über dem Jägerhause und der Mond glitzerte in den Wellen der Klause, alö Heinrich mit Lconoren die Stufen hinanzusteigen im Begriffe waren; Leonore drehte sich aber plötzlich um, als zöge sic hinten etwas, ihr scharfer Vlick entdeckte am Saume des Waldes eine Gestalt, welche einen langen Schatten im Mondlicht warf; sie wagte nicht einen Laut auszustoßen. Heinrich, der ihr Stillstehen bemerkte, folgte der Richtung ihres Blickes, es bedürfte keines Wortes, auch er sah die Gestalt und lispelte: „Er ist's!" Sie kam immer näher, jetzt entzündete slch im Hause ein Licht, eine Thüre ging auf, Schritte hallten im Vorhause, der Vater erschien an der Schwelle. Heinrich bewunderte die Geistesgegenwart Leonoren's, mit der sie sich schnell umwandte und so unbefangen als möglich „Guten Abend, Vater! Wir sind wohl zu lange geblieben?<< rief und ihm, welcher sich anstrengte, mürrisch auszusehen, beschwichtigend die Hand küßte und ihm mit ihren beiden Händen die Wangen streichelte. „Schmcichelkatz'!" brummte der Alte, „ich werde ein andermal andere Saiten aufziehen! Mit fremden Herren j bis in die Nacht 'nein 'rumrenncn — schön das! Na, 's ist zum allerletzten Male geschehen!" H Das hatte der Gute freilich schon oft gesagt. Heinrich entschuldigte Leonore so gut es ging, mit der Schönheit des Wetters und der Herrlichkeit des Thales. „Nicht wahr, Herr Controleur?" fragte der Alte spöttisch; »ein prächtiges Thal, Herr Controleur! Lügen, Herr Controlenr, impertinente Lügen! Was Controleur? Sie sind kein Controleur! Was sind Sie? Wer sind Sie? Hat's mehre Controleurs? Den wahren hab' ich soeben gesehen und gesprochen, Herr Negerle war mit ihm, dem hab' ich statt seines Herrn ein Kapitel von wegen des himmelschreienden Waldruins 'rnntergebla'ttert, er war stummer als ein Fisch, uud die Zahne klapperten ihm vor Respekt! Nun möcht'ich eine runde Antwort haben." „Erlauben Sie, Herr Waldmeister, daß ich Hcrrn Negerle früher sprechen darf, ehe ich Ihnen meinen wahren Titel und Stand entdecke, er wird Licht in die Sache bringen." 18 „Auch gut, bringen Eie ihn her! Ich bin ihm ein ! , Abendbrot und natn dc>no eine Flasche Vier schuldig für die Angst, die ich ihm eingejagt habe. Ein forscher Kerl, der Herr Negerle! Ha, ha, ha!" Er ging lachend hineii'. in die Stube, Leonore folgte ihm, um ihn nicht mißtrauisch zu machen und ihn bei guter Laune zu erhalten. Ihr Herz pochte gewaltig, aber sie ließ es pochen und richtete den Tisch her. Juliane konnte ihr nicht recht in die Augen sehen, warum? das werden wir im folgenden Kapitel zugleich mit der Art und Weise erfahren, wie das Nachtmahl im Jägerhause ablief, zu welchem Heinrich Herrn Ncgerle holen sollte. — 3. Kapitel. Edmund hatte hinter einem Stamme Alles mit angehört, was vor dem Jägerhause gesprochen wurde; er sah den Holz-häudler mit Leonoren, freudig überrascht, et ahnte fast schon ihr Verhältniß, denn er kannte Heinrich und obgleich Leouore erst fünfzehn Jahre alt war, da er die Heimat verließ, auch sie — so eigen war sie schon in jenem zarten Alter gewesen. Groß war die Lockung, vorzutreten, an den Busen der Geliebten zu stürzen und alles Vergangene vergangen sein zu lassen; jeder Andere hätte es gethan im Vertrauen auf die gesunden Nerven der Waldfamilie. Nicht so Edmund; er z fürchtete mit seiner Liebe allein zu stehen, beschämt Vorwürfe, oder was noch viel ärger, den Zwang anhören und ansehen zu müssen, mit dem man die Vorwürfe nieder- ! schluckte. Sein Hauptfehler war, daß er sich stets den einzig z Edeldenkenden glaubte, daß er immer das Arge und Aergste voraussetzte, daher ihm schwer nahe-, noch schwerer bcizu-kommeu war. Das wußte Heinrich; er hatte ihn zufällig in einer Gesellschaft in Hamburg kennen gelernt, wo er ihm eben durch seine stolze Zurückhaltung Interesse einflößte; er hatte sich an ihn gedrängt, wurde nur mit Mißtrauen empfangen, oft barsch behandelt, ließ sich aber in der Ueberzeugung, es wohne hinter dieser harten Schale eine Perle, nicht abschrecken und sah sich eines Abends, da sie miteinander einen Spaziergang machten, von freien Stücken von ihm in seiuen Lebensschmerz eingeweiht, bekannt gemacht mit allem Detail seiner schönen Jugend, seiner männlichen Wanderjahre, seiner Abenteuer in Columbia. So nannte er, und nie anders, Amerika. Er wollte das Unrecht gut machen, das die beschichte sich vom Americo Vespucci aufschwatzen ließ. Nie hatte er aber nur ein Wort von Leonoren fallen lassen, weil er wußte, daß nur lebendige Anschauung, nicht lyrische Erklamationen ein wahres Bild geben; wiewohl er kein Vermögen besaß, sah er doch stets reich aus, schien auf noblem Fuße zu leben, nahm selbst von Heinrich nie ein Mahl an, wohnte gut, und was war cr denn eigentlich? nicht mehr als ein Sprachmeister! Er war ein sogenannter Lebenskünstler, d. h. ein Mensch, dem das Leben Selbstzweck und würdig genug schien, daß man sich über jeden Schritt, den man darin thut, gewissenhafte Rechenschaft ablege; ein Aristokrat aus Prinzip, wiewohl auch ein Seelenaristokrat, und hatte man ihn mit Heinrich vergleichen wollen, so hätte man gefunden, daß Heinrich aus schöner Natur, Edmund aus Tendenz handelte.; daß jener die goldene Mitte, dieser das Ertrem; jener männlich, dieser fast männisch; jener poetisch, dieser prosaisch war, wiewohl er vielleicht so reich an Gemüth wie Heinrich, aber nicht so harmonisch gestimmt war. — Heinrich that, als ginge er nur vorüber und träfe nur zufällig auf den Freund: »Ei, ist das nicht Negerle?" — Wiewohl Edmuud eiusah, daß man nur seiner Art zu liebe Umwege machte, nahm er es geschmeichelt auf, es that seiuem Stolze wohl, daß man seiner Schwäche sich bequemte, es erfreute seine Intelligenz, daß man so klug war, seine Natur richtig zu behandeln. „Sie hier, Heinrich?" sagte er lächelnd; „seit wann?" „Seit heute Morgen; Freund, wenn sie wüßten, was ich heute schon Alles erlebt! Ich habe ein Mädchen gefunden, wie es nur in der Dichtung noch lebt, ich liebe und werde geliebt." „So bald?" »Die Liebe kennt keine Zeit, man sieht, man hört und ist gefangen. Der „verständige" Mensch allein, der sogenannte Praktiker, muß seinem Mädchen erst in die Töpfe sehen, ob sie rein gescheuert; in die Suppe, ob sie gut gekocht; in dic Wäsche, ob sie nicht zerrissen — der vernünftige, der Seelenmensch hat Intuition, cr sieht auf Einmal, i was sich im Wechsel von Zeit und Ort auseinander legen z wird, er glaubt Alles, weil er von Einem überzeugt ist, von der Weiblichkeit seiner Geliebten! Und ich bin es!" Mit äußerer Glcichgiltigkcit, mit innerer Freude hörte Edmund seiner Schwester Lob aus dem Munde des insgeheim heißgeliebten Freundes: „U>,d ist sie auch so von Ihrer Männlichkeit überzeugt?" frug er mit einer geheu-! cheltcn finstern Miene und sah Heinrich mit seinem geist-! vollen Auge überlegen an. ! „Sie ist meine Braut!" sagte Heinrich lakonisch und ! eine edle Rothe schönen Selbstbewußtseins bedeckte sein Antlitz. „Und der Vater?" „Wird sich gewinnen lassen!« „Hat sie keinen Onkel, keinen Bruder?" „Von einem unendlich geliebten Bruder sagte sie mir wohl, der aber in diesem Augenblick nicht zu Hause ist!" „Erwartet man ihn?" „Man ist besorgt um ihn, er bleibt gar lange aus!" - z Heinrich schlug die Augen nieder, jetzt war Edmund , ihm eine offene Erklärung schuldig, die er nicht erzwingen ! ! wollte; sie kam schöner freiwillig; lächelnd sagte Edmund: l ! „Wenn nun der Bruder seine Einwilligung verweigerte!" : „Das wird er nicht — er sott sehr vernünftig sein!" ' „Leonore ist arm!" i „Ei, Sie wissen ihren Namen?" l „Antworten Sie zuerst auf meine Frage!" e „Ich bin reich!" l > „Ihr Onkel in Hamburg?" 19 „Soll einwilligen!" „Wann soll Hochzeit sein?" «Sobald Leonorens Bruder kömmt!" „Nun, also morgen!" „Ist er da?" „Er ist!" rief Edmund und siel dem Freunde zum ersten Male, von seinen Gefühlen überwältigt, um den Hals: „Heinrich, Du verdienst sie!" — Aber, wie sich seiner Bewegung schämend, nahm sein Antlitz ein ironisches Lächeln an, als Ware das Alles nicht gar /o ernstgemeint; „Böser Mensch, Du sagtest mir nichts von dem, was ich hier finden sollte!? „Hätten Sie's dann gefunden?" ,.Dn hast Recht! Ich soll Herrn Negerle holen!" „Ich weiß es." „Ich habe mich heute Morgens als neuer Kontroleur' vorstellen müssen, da Dein Vater wegen des Waldes gegen den Hamburger zu sehr entbrannt war." „Zufällig traf uns der Vater im Walde, mich und > den wirklichen Kontroleur, er wollte es nicht giauben, daß ! er von Ihnen getäuscht wäre und ließ sich zu mir gegen ! den Hamburger heraus, als meinte er, mein Begleiter sei der Hamburger." „Und doch empfing er mich soeben schlecht und wußte , es bestimmt, daß ich gelogen!" „Da wollte er Ihnen nur auf den Zahn fnhien!" ! Da Edmund das brüderliche Du schnell wieder zurück- > genommen und fortfuhr, ihn Sie zu nennen, mußte auch ^ Heinrich zum alten Sie zurückkehren. «Nun müssen Sie mir aus einer schiefen Stellung heraushelfen'."^sagte er zu Edmund. „Wie das?" frug dieser. „Sie überlassen mir es, Ihre Wiederkehr in das väterliche Hau« vorzubereiten!" Edmund willigte nur ungern ein; dennoch war er da- ^ mit nicht unzufrieden, da er dadurch das Necht erhielt, zu schweigen, und er schwieg so gerne! Er war Einer jener Menschen, welche hart erscheinen, weil sie ihre weiche Seite absichtlich verhüllen. Als sie sich dem Hause näherten und ihnen leuchtende Johanniskäfer voran flogen, sprang Leon aus seiner Hütte, bellte und riß mit aller Gewalt an der Kette. „Der kennt mich noch!" sagte Edmund leise und stieg sehr langsam die Stufen hinauf, welche er vor sieben Jahren sehr schnell zum letzten Male herabgestiegen war. Alle harten Erfahrungen, die er seit damals gemacht, drängten sich an ihn heran; erst im Angesichte dieses Hauses erkannte er wehmüthig die ganze Veränderung, weiche mit ihm vorgegangen; er fühlte sich krank, die Frische des Lebens glaubte er für immer verloren; er sah sich wie einen lebendigen Leichnam herumwandcln, den die Seinigen nicht wieder erkennen würden, und doch war Heinrich überzeugt, daß es dem armen Edmund nur an Familienleben, an warn,'!t erhalten habe. Wahrscheinlich ist die« ser berühmte Vaum im Jahre 1699 gepflanzt worden, als Jakob l. in der Absicht, die Seiden-Manufakturen zu heben, einige Hundcrttausende junge Maulbccrbäume aus Frankreich einführen, in England vertheilen und mit Vriesen an die Friedensrichter u»d Obrigkeiten dcs Landes abgehen ließ, um das Volk zur Kultur eines so nützlichen und zierlichen Erzeugnisses aus dem Pflanzenreiche anzneifern, da es vor dieser Zeit nur sehr wenig Maulbeerbäume in England gegeben hatte. Im Mai 1742 besuchte Garrick das Haus zu Strat- ford am Avon und wurde von dem damaligen Besitzer gast« frei unter dem berühmten Vaume bewirthet. Zebn Jahre spater kam Haus und Garten an elnen Käufer» welcher gegen den Vaum eine Abneigung aus dem Grunde fühlte, weil die vielen Verehrer Shakespeare's, welche letzteren be» suchten, ihm Ungclcgeuheitcn verursachten, so daß er ihn zum Verbrennen in Stücke hauen ließ. Glücklicherweise wurde dessen größerer Theil von einem Uhrmacher in Stratford gekauft, welcher ihn zu Buchs«.'», Vcchern nnd andern Kleinigkeiten verwcnd.cnd, eine schnelle und einträgliche Abnahme fand, indem auch Garrick sich aus den Ucberrcsten jenes Holzes die obenerwähnte zierliche Vase anfertigen ließ. Literatur. Staats Grundgesetze der österreichischen Monarchie, t Väüdchen. Wien 1361. Unter diesem Titel erscheint bei F. Manz in Wien eine Sammlung, deren so eben ausgegebenes erstes Vänd« chen nicht nur alle auf die gesammte Monarchie sich beziehenden Staatsgrundgesetze (die pragmatische Sanktion )c. ic>), sondern namentlich auch sämmtliche Altenstücke enthält, die die Verfassung Ungarns bilden, und zwar in einer Vollständigkeit, wie sie bisher nirgends geboten wurde. Es ist dieß ein sehr verdienstliches Unternehmen, das bei,dem billigen Preis (90 Nkr.) die weiteste Verbreitung finden wird. Das österreichische Parlament. Wien, 1861. ^ Unter dcn zahlreichen Schriften, welche sich mit der ! Neugestaltung Oesterreich's beschäftigen, verdient die von der VerlagZhandlung Zamarski A Ditt marsch in Nien herausgegebene: „Das österreichische Parlament" einer besonderen Erwähnung. Der Verfasser erörtert vor- ' zngsweil'e die Frage- wie der historische Coustitutionaliömns Ungarn's mit dem verfassungsmäßigen Neubau der deutsch- ' slavischen Kronländer verbunden werden solle, und führt mit ^ ebensoviel Originali:ät als Frcimuth dcn Nachweis, daß eine ! Lösung derselben innerhalb der Grenzen des kais. Patentes ! vom 20. October 1860 unausführbar sei. ! Die Valuta in Oesterreich und Vorschläge für ! den Ucbergang zu einer feste n W a h r u n g, ^ von Cd. Strache. Wien 1861, bei Zamarski A i Ditt marsch. ! Eine Schrift, welche gegenwärtig die allgemeinste Ve- ' achtung verdient. Der durch zahlreiche publizistische Arbeiten ! auf dem Gebiete dcr praktischen VolkZwirthschaft rühmlichst ! bekannte Verfasser baut auf dein Hoden der gegebenen Vcr-! hältnisse: er will Emanzipation dcr Landes-Wäh-! r u n g vom Staats- und Vank - Kredit und entwickelt ! die Möglichkeit, dieses Ziel rasch und ohne die vorläufig I unmögliche Wiederaufnahme der Barzahlungen der Vank und ! Herstellung einer Metallgeld-Zirkulation zu erreichen. Gs i gereicht den Vorschlägen des Herrir Strache zur besten Em»-' pfehlung, daß sie nach dem Urtheil eines in dieser Frage gewiß kompetenten Namens — des Herrn F i n a n z - M i n i-sters selbst — als die „ n ü chtcr n st e n" bezeichnet werden, die bis jetzt gemacht wurden, nnd daß „der darin vor-! g e; e ich n ete W eg nach v i el fa ch g ct h c i lt cr M c i -! nung geeignet scheint, rasch zu dem vorgesteckten Ziele der Herstellung einer festen Währung zu führen." Druck uild Vcrlag v^n Ign. v. Kleinmayv L5 F. Vamberg in Laibach. — VerantwcrtUchcr Nldactcur F. Bambcrg.