AAchkr Taablatt. Redaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15 Nr. 162. EEEHulS Donnerstag, 17. Zull 1879. — Morgen: Friedrich. IZ.Jahra. Mit bet Post: Ganzj-ihr. fl. 12. zeigen bis 6 Zeilen 20 tr. ö Jnlertionspreile- Lin- E Zur inneren Lage. Nach mehrfachen Meldungen soll der neu«-gewählte Reichsrath noch vor Zusammentritt der Landtage zu einer voraussichtlich nur kurzen Session einberufen werden. Wirklich wäre auch ein solcher Schritt um so begreiflicher, als ja auch der Re- O daran gelegen sein muß, sich eine klare [uug über die parlamentarische Situation u verschaffen, wie sie aus dem Gähmugsprozesie >er Wahlen zutage gefördert wurde. Daß dieselbe eine höchst zweifelhafte ist und namentlich in Bezug auf die Ermöglichung einer parlamentarische» Majorität auch einem weniger vorsichtigen Minister als Taaffe die größte Behutsamkeit zur Pflicht machen müßte, ist schon mehrfach erörtert worden. Daraus erklärt sich aber auch zur Genüge die peinliche Reserve, mit welcher die Regierung aller und jeder Erklärung zugunsten der einen oder der ändern Partei ausweicht, um dafür in der offiziösen Presse orakelhafte Sätze veröffentlichen zu lassen, aus welchen man eben alles, nur keinen Schluß auf das definitive Programm der Zukunft zu ziehen vermag. Trotz dieser Verklausulierung gewinnt doch immer mehr und mehr die Ueberzeugung Bestand, daß der Jubel der Ver-fassungsgegner über einen bevorstehenden gründlichen Umschwung der innern Politik verfrüht war. Wir werden darin namentlich durch eine Meldung der Grazer „Tagespost" bestärkt, nach welcher die Krone den Ministern Stremayr, Chlumecky und Glaser den Wunsch mitgetheilt haben soll, daß sie einer noch so berechtigten Empfindlichkeit nicht nachgeben, sondern dem Grafen Taaffe die Möglichkeit bieten möchten, in die nächste Reichsrathssession mit der ganzen gegenwärtigen Regierung einzutreten. Stremayr und Chlumecky haben den Wunsch als Befehl angesehen und nur gebeten, sobald die Neugestaltung im Abgeordnetenhause feste Formen angenommen, eventuell ihr Rück- trittsgesuch erneuern zu dürfen; Glaser dagegen hat sein Demissionsgesuch aufrechterhalten. Obige Mittheilung stimmt ihrem Inhalte nach ganz genau mit der Deutung überein, welche wir der Wahl des Ministers Stremayr im Buko-winaer Großgrundbesitze gaben, und weisen derzeit alle Anzeichen darauf hin, daß zunächst der Versuch gemacht werden soll, ein Beamtenministerium nach verfassungsmäßigem Zuschnitt ins Leben zu rufen, welches gleichzeitig die Verbindung mit den feudalen und nationalen Elementen aufrechtzuerhalten berufen ist. Von der Einleitung einer staatsrechtlichen Reorganisation, wie sie die Verfassungsgegner träumten, würde dann natürlich keine Rede und das Parlament weniger zu einer energischen Action, als zu einer blos vegetativen Thätigkeit, zu einem bloßen Pflanzenleben berufen sein. Die Feudalen werden sich mit einem solchen Modus vielleicht zufrieden geben, wenn man den Ehrgeiz einzelner feiner Führer durch die Verleihung von Miuisterportefeuilles und Statthalterposten abfindet. Anders verhält sich aber die Sache mit den Nationalen, welche schon jetzt zur Ueberzeugung kommen, daß der Tag ihrer Herrlichkeit noch nicht angebrochen ist. Die Czechen stehen schon jetzt sehr grollend und mißtrauisch zur Seite und geben dem Grasen Taaffe in allen Tonarten kindischen Trotzes und eigensinniger Verbissenheit deutlich zu verstehen, daß seiner Liebe Mühen, sie zum Eintritte in den Reichsrath zu bewegen, so lange erfolglos fei, als ihnen nicht die verlangten Garantien geboten werden. Ja, noch mehr, die jungczechischen „Na-rodni Listy", welche wenigstens in Bezug aus den modernen Liberalismus noch ein gewisses Verständnis an den Tag legten, verlangen nichts mehr und nichts weniger, als daß Graf Taaffe um den Preis ihrer Freundschaft in die Fußstapfen Hohenwarts treten und den Landtag auflösen solle. Warum? Weil nach ihrer Ansicht die gegenwär- tige Zusammensetzung des böhmischen Landtags zum Ergebnis der Reichsrathswahlen in keinem richtigen Verhältnisse steht. Unseres Wissens ist durch die Einführung der direkten Reichsrathswahlen dem Landtage sein Einfluß auf die innere Politik des Gesammtstaates entzogen worden, und würde eine Erfüllung der czechischen Wünsche eben nur ein Zurückgreifen in jene Zeiten bedeuten, in welchen die Zusammensetzung des ReichSrathS von den jeweiligen Landtagsmajoritäten abhing. Gerade das ist es aber, was die „Narodni Listy" wollen, indem sie erklären, daß der Ausgleich nur im Landtage geschehen könne. Ein solches Verlangen setzt aber einen offenkundigen Bruch mit der Verfassung voraus, zu welchen Graf Taaffe gerade infolge des ungeberdigen Benehmens der Czechen am wenigsten geneigt sein wird. Viel richtiger faßt die „Epoche" Skrejsovsky's die Sachlage auf, indem sie erklärt, daß gerade durch das tägliche Gebrüll „Wir gehen nicht" Gras Taaffe in dem Gedanken bestärkt werden mußte, daß mit einer blos negierenden Partei kein Poet für die Dauer geschlossen werden könne. Jedenfalls zeigt die Beibehaltung Stremayrs, Chlumecky's und Horst's, daß die Regierung eine Verbindung mit der Verfassungspartei herzustellen bemüht ist. Wenn daran das erwähnte Blatt die Bemerkung knüpft, daß die deutschen Parteien keine Ursache haben, ihre Partie verloren zu geben, so ist nur zu bemerken, daß eine solche Resignation vonseite der Verfassungstreuen auch dann nicht geübt worden wäre, wenn in der That der Versuch stattgefunden hätte, vermittelst einer national-klerikal-feudalen Majorität die deutsche Intelligenz und die fortschrittlichen Elemente ganz darniederzuhalten. Im Gegeutheile wäre eine solche Action säst der zu gewärtigenden politischen Lage vorzuziehen gewesen. Sie hätte wenigstens mit dem Selbsterhaltungstriebe der deutschen Steuerträger auch deren ener- Ieuilleton. Die Geheimniffe der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) „Sie sprechen von Dingen, Gras Horn, wovon ich nichts weiß und um welche ich mich nie kümmern werde," sagte Mathilde stolz. „Leugnen Sie keine Mitwissenschaft, gnädige Frau, ich weiß ganz genau, in welch' vertrautem Verhältnisse Sie zu beit Angelegenheiten Ihres Gemahls stehen. Ich rathe Ihnen, mich nicht zu zwingen, Sie durch unnützes Leugnen an Dinge zu erinnern, die schwerlich für das Ohr Ihres Gemahls berechnet wären, denn ich bin fest ent« schloffen, meine Macht, die ich durch einen glücklichen Zufall über Sie erlangt habe, in Anwendung zu bringen." „So weit ich mir dies gefallen lasse, Herr Graf," versetzte Mathilde ruhig. „Denken Sie Daran, gnädige Frau, daß nur Ein Wort genügt, Sie von der Höhe Ihrer jetzigen glänzenden Stellung hinabzustürzen — Herr von Lichtensels würde nie eine Frau besitzen wollen, deren Vergangenheit so dunkle Punkte aufzuweisen hat. Sie thäten besser, sich in das Unvermeidliche zu fügen und mir Auskunft über das zu geben, was ich von Ihnen verlange. Ich verspreche Ihnen, daß Ihnen kein Leid geschehen soll, wenn Sie aufrichtig sind." „Und was verlangen Sie von mir?" fragte Mathilde. „Nur daß Sie mir einige Fragen beantworten, die ich Ihnen vorlegen werde, gnädige Frau. Wann kam Ihr Gatte in jener Nacht zu Hause, und in wessen Begleitung?" „Ich weiß nicht, welche Nacht Sie meinen, Herr Gras," stotterte Mathilde verwirrt. „Leugnen Sie nichts, gnädige Frau, ich wiederhole Ihnen, daß ich von allen Dingen genau unterrichtet bin, und Sie mich durch solche Umwege reizen können. Wer war in jener Nacht bei Ihrem Gemahl? Gnädige Frau, sprechen Sie die Wahrheit, wenn Ihnen etwas an meinem Schweigen gelegen ist." Mathilde bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, sie fühlte, daß ihr Verhängnis sie früher oder später doch ereilen würde, niemals war ihr das so klar gewesen, als in diesem Augenblicke. Sie besann sich, ob sie sich nicht gleich durch ein offenes Geständnis ihrem Gemahl gegenüber auf einmal von der quälenden Unruhe befreien solle. Aber nein, das hieße allem Glück, aller Freude auf immer Lebewohl sagen, dazu konnte sie sich nicht entschließen. „Sagen Sie mir erst, Graf Horn, ob meinem Gemahl ein Leid dadurch geschieht?" fragte Mathilde endlich. „Wie können Sie so etwas denken?" ent-gegnete Graf Horn in einem Tone, der beleidigt klingen sollte. „Das Wohl und Wehe des Herrn von Lichtensels liegt unferm allergnädigsten König zu sehr am Herzen, als daß ihm irgend etwaS Nachtheiliges geschehen könnte. Nein, gnädige Frau, Sie thun Ihrem Gemahl die größte Woht-that, wenn Sie ihn vor verderblichen Bekanntschaften bewahren, zu welchen ihn die unruhigen Zeiten veranlassen. Suchen Sie jede leichtsinnige Handlung seinerseits zu verhindern, und er wird hnen dafür eines TageS dankbar fein. Ich weiß, daß Herr von Lichtensels in die Hände eines Elenden gefallen ist, der sein Vertrauen bei der gische Opposition wachgerufen, während jetzt trotz aller äußerlichen Beziehungen zur Verfassungs-Partei die Regierung, Dank des Ausfalles der Wahlen und der Compromisse, doch stets im stände sein wird, die parlamentarische Abstimmung in rhrem Sinne zu lenken und jede allenfallsige verfassungstreue Opposition wirkungslos zu machen. Denn ein solcher Zustand einer Partei, den wir eben als den eines parlamentarischen Vegetierens bezeichneten, ermangelt einer jeden thatkrästigen Initiative und führt schließlich in jenes theilnahmslose politische Traumleben zurück, welches dem Gedanken des konstitutionellen Fortschritts weit gefährlicher ist, als eine rücksichtslose Reaction. Letztere ist ein acutes Uebel, von welchem sich ein lebensfähiger Organismus nach zwar schwerer, aber verhältnismäßig kurzer Krisis zu befreien vermag, — erstere ist eine schleichende Krankheit, deren Folgen man erst dann merkt, wenn es zu einer Heilung zu spät ist. Politische Tagesgeschichte. Ein Urtheil über die deutschen Getreidezölle. Die Finanzpolitik des Fürste» Bismarck, welche unter dem Vorgeben eines Schutzes der heimischen Production die Staatskassen mit dem Erträgnisse hoher Eingangszölle zu füllen strebt, wird nunmehr auch von solchen Blättern rückhaltslos verurtheilt, welche sonst einem gemäßigten und berechtigten Schutzzölle für die Erzeugnisse der heimischen Industrie entschieden das Wort führten. Einen besonders charakteristischen Beleg bietet hiesür die „Wests. Ztg.", indem sie schreibt: „Mit einer Rücksichtslosigkeit, die so thöficht ist, daß sie nur gegen die Urheber selbst sich schließlich wenden kann, haben die Agrarier noch im letzten Augenblicke eine Verdoppelung der Roggenzölle durchgesetzt, also eine ganz erhebliche Verteuerung derjenigen Getreideart, welche vornehmlich zur Ernährung der ärmern Klassen dient! Nicht minder traurig ist die Garnitur verschiedener Jinanzzölle, die gleichfalls trotz aller officiösen und officiellen Ableugnungen eine erhebliche Verteuerung noth-wendiger Gebrauchsgegenstände, wie Petroleum, Kaffee u. f w., herbeiführen werden. Was der noth-leidenden Industrie demnach auf der einen Seite großmüthig gegeben wird, entzieht man ihr vielleicht noch in erhöhtem Maße auf der audern. Unsere Arbeiter haben einen bestimmten Lebensstandpunkt unter den herab sie nicht gehen mögen und nicht gehen können, wie dies ja bei jedem Kulturvolk der Fall ist. Sie vermögen sich wol, wenn es nöthig ist, einzuschränken, aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Ist diese erreicht, dann wäre jeder fernere ersten passenden Gelegenheit verrathen wird, wäh-hrend er ihn für seinen treuesten Freund hält. Herr Braun —" „Herr Braun!" rief Mathilde aus. Graf Horn sah sie anscheinend verwundert an. „Sie kennen den Namen bereits, und Sie dulden, daß Ihr Gemahl sich in die Hände dieses abgefeimten Schurken gibt? Sie wissen, daß Braun ein Werkzeug der Regierung ist und nur zum Schein den Volksfreund spielt? Ich begreife Sie nicht, gnädige Frau. Mich treiben Sie mit Spott fort, weil Sie fürchten, Ihrem Gemahl könne ein Schaden aus meiner Freundschaft erwachsen, und solchen Händen vertrauen Sie ihn an?" „Ich will aufrichtiger gegen Sie sein, so wenig Sie es auch verdienen," fuhr Graf Horn nach einer Pause fort, während welcher er Mathilde scharf beobachtete und die quälende Unruhe, die sich in ihrem Gesichte ausprägte, bemerkt hatte. „Ich will Ihnen Beweise bringen, daß ich nur das Beste Ihres Herrn Gemahls will, indem ich Sie auffordere, mich in dessen Geheimnisse einzuweihen. Der König schickt mich zwar, denn er möchte Ihrem Gemahl, den er nur für einen Ver- Schritt nur auf Kosten des leiblichen und geistigen Wohlbefindens zu machen, also auch nur auf Kosten der ihnen aufgetragenen Arbeit und damit der Arbeitgeber selbst. Um eine solche Schädigung der Production zu verhüten, müssen die Arbeitgeber bei einer allgemeinen Verteuerung der Lebensmittel höhere Arbeitslöhne bewilligen und damit dasjenige oder vielleicht noch etwas mehr wieder hergeben, was ihnen die Schutzzölle an Mehrgewinn zuführen. Wir können versichern, daß diese naheliegenden und sicherlich unanfechtbaren Erwägungen in den Kreisen unserer Industriellen vielfach Platz gegriffen und dort die Freude über die lange ersehnten Schutzzölle erheblich beeinträchtigt haben." Die Zustände auf der Balkan-Halbiusel. Am 3. August läuft der Termin ab, welcher den Russen zur Räumung der Balkan-Halbinsel gesteckt wurde. Bei der bekannten Doppelzüngigkeit, welche Rußland im Verlaufe der Orientangelegenheit so vielfach bewährte, ist es leicht begreiflich, wenn insbesondere das rivalisierende England mit Aengstlichkeit darüber wacht, daß man nicht in Petersburg einen neuen Grund ausfindig macht, aus welchen hin eine abermalige Fristverlängerung für die russische Occupation angestrebt werden könne. Doch scheint derzeit Rußland entweder zur Heber-zeugung gekommen zu fein, daß ein längeres Verweilen feiner Truppen auf fremdem Boden dem energischesten Widerstande der Mächte begegnen würde, oder aber man hält die Situation auf der Balkan-Halbinsel für so gesichert, daß man ruhig und ohne Sorge die weitere Entwicklung der Dinge abwarten kann. Wenigstens wurde von Marquis von Salisbury eine die Räumung der Balkan-Halbinsel durch die Russen betreffende Anfrage dahin beantwortet, daß sich derzeit in Rumänien kein russischer Soldat mehr befindet, und daß betreffs des Landes westlich vom Pruth Schuwaloff die bestimmte Versicherung gegeben habe, daß die dort noch vorhandenen wenigen russischen Truppen rasch nach den Einschiffungsorten zurückgehen werden. Eine weitere Meldung aus Philippopel berichtet, daß die Russen die genannte Stadt gänzlich geräumt haben, und liegt auch anderseits kein Anzeichen vor, nach welchem man darauf schließen könnte, daß Rußland eine Überschreitung des bereits einmal auf drei Monate hinausgeschobenen Räumungstermins beabsichtigt. Daß mit dem Abmarsche der Russen ein Theil jener Ursachen verschwindet, welche trotz des Berliner Vertrages die Gährung der Gemüther auf der Balkan-Halbinsel nicht zur Ruhe kommen ließen, ist unschwer einzusehen. Doch Wird man, um spä- blendeten, aber nicht für einen Böswilligen hält, Gnade angedeihen lassen, während mit den übrigen elf Verbündeten mit der ganzen Strenge des Gesetzes verfahren werden soll. Ihr Gemahl hält diesen Braun für einen der besten, uneigennützigsten Patrioten. Lesen Sie dieses Billet, und Sie werden sich hoffentlich vom Gegentheil überzeugen?' Mit zitternden Händen nahm Mathilde das kurze Schreiben entgegen. Und ihr Gatte hatte so für diesen Mann geschwärmt, er hatte ihn ihr als den uneigennützigsten, edelsten Menschen geschildert, ihn mit Geld und allem versehen, um ihn mit Gefahr seiner eigenen Freiheit fortzuschaffen. Ja, sie konnte nicht zweifeln, das war feine Handschrift, sie hatte sie nur einmal gesehen, aber die festen männlichen Schriftzüge waren ihrem Gedächtnisse so eingeprägt, daß an eine Verwechslung nicht zu denken war. „Um 10 Uhr wird alles im Pavillon des Herrn v. Lichlensels versammelt sein. Die lieber-raschung und Gefangennahme kann ohne jegliche Mühe geschehen. — Broun." Mathilde zitterte bei Durchlesung dieser Worte wie Espenlaub. So wenig ihr Gemahl auch in teren bitteren Enttäuschungen zu entgehen, gut thun, diesem einen Punkte kein gar zu großes Gewicht beizulegen. Denn man darf eben nicht vergessen, daß Bulgarien kaum mehr als eine russische Statthalterschaft ist, deren Miliz von russischen Offizieren und Unteroffizieren befehligt, deren äußere Politik von Rußland dirigiert wird. Während Rumänien vor die Alternative gestellt ward, entweder das russische Protektorat im Sinne eines Abhängigkeitsverhältnisses aufzusassen oder sich zu Rußland in eine nunmehr offen hervorgetretene feindselige Stellung zu bringen, während Serbien, der russischen Bevormundung müde, mit sichtlichem Widerwillen die Petersburger Anmaßungen über sich ergehen läßt, hat sich Rußland in Bulgarien eine neue Station geschaffen, die wenigstens so lange gute Dienste leistet, bis der fortschreitende Zersetzungsprozeß des Pfortenstaates die Aussicht auf ein weiteres Vorrücken des russischen Einflusses gestattet. Daß eine solche lauernde Politik nicht darnach angethan ist, eine Klärung der Situation auf der Balkan-Halbinsel herbeizuführen, brauchen wir wol nicht erst eines Näheren auseinanderzusetzen. Doch gewinnt es immer mehr den Anschein, als ob den Bestrebungen Rußlands, feinen Einfluß auch südlich vom Balkan zum maßgebenden zu machen, dort ein Nebenbuhler erwachsen wäre, wo es denselben wol am wenigsten tiermuthete. So wie nämlich die Verhältnisse liegen, muß sich die begehrliche Aufmerksamkeit der russischen Regierung zunächst auf Ostrumelien als jene Provinz richten, welche durch Vermittlung des Prinzen von Battenberg der russischen Machtsphäre einverleibt werden könnte. Damit hat es nun gute Wege. Denn Aleko Pascha, welchen die Pforte mit dem Gouverneursposten iu Ostrumelien betraute, scheint eben nicht gesonnen, einen Quartiermacher des Fürsten von Bulgarien und seiner russischen Beschützer abzugeben. Sein Verhalten ist vielmehr darnach, daß er in nicht allzuferner Zeit als selbständiger Rivale feinen Platz neben dem Fürsten Battenberg anstreben und finden dürfte. Vorläufig ist es allerdings nur die Pforte, welche das Benehmen Aleko Paschas, oder, wie er sich vielleicht lieber nennen hörte, des Fürsten Alexander Vogorides beunruhigt. Sie hat ihm auch schon Vorwürfe darüber gemacht, daß er bei Verleihung der oftrumelischen Aemter die Türken zu wenig berücksichtigte. Aber Aleko Pascha rechnet eben mit den gegebenen Verhältnissen und kann sein Verhalten damit motivieren, daß die Muhamedaner infolge der Kriegs-ereigniffe und der durch sie veranlagten Auswanderungen derzeit die Minderheit der oftrumelischen Bevölkerung bilden. Gerade dadurch aber, daß der neue Gouverneur den Christen eine ihrer Zahl ent- die weitverzweigten Unruhen verwickelt war, sein lebhaftes Rechtsgefühl hatte ihn doch gewiß zu manchen Äußerungen hingerissen, die genügten, ihm den Prozeß zn machen. Warnen konnte sie ihn nicht, ohne sich selber zu verrathen, so mußte sie ihm denn helfen, ohne daß er eine Ahnung davon hatte. „Aber mein Gott, warum verbarg er sich denn?" fragte sie endlich. „Das liegt sehr nahe, gnädige Frau," entgegnen Graf Horn, „je mehr er jeden Verdacht von sich abzulenken suchte, desto tiefer konnte er in die Geheimnisse der Verschworenen einbringen, desto eher konnte er seinen Judaslohn in Empfang nehmen. Sie sehen, die Regierung ist ausgezeichnet unterrichtet, selbst daß er während mehrerer Tage Ihre Gastfreundschaft genoß, ist uns nicht entgangen, und es wäre uns leicht geworden, Ihren Gemahl zur Strafe zu ziehen, wenn uns daran lag. Aber der König will das nicht, er hat sogar Befehl gegeben, besagten Braun zu verfolgen, damit man ihm die Briefe entreißen kann, die, möglicherweise in verkehrte Hände gegeben, den König zwingen können, der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen." (Fortsetzung folgt.) sprechende Beachtung schenkt, gewinnt er die Bulgaren für sich und setzt gleichzeitig dem russischen Einflüsse in Ostrumelien einen Damm entgegen, der bei der endgiltigen Entscheidung über das Schicksal dieses Landes den Petersburger Diplomaten ein großes Hindernis gegen die Ausführung ihrer Pläne sein muß. Das Schwierige der Lage, in welcher sich Aleko Pascha befindet, besteht eben darin, die Bulgaren zufrieden zu stellen, ohne der Pforte Grund zur Beschwerde zu geben, daß er seine Stellung im Sinne der Errichtung einer selbständigen Herrschaft mißbrauche. Letzterem Vorwurfe auszuweichen wird ihm dadurch erleichtert, daß die Pforte ihrem Gouverneur weder Geld noch Truppen zur Ver» sügung stellen kann, um die türkische Autorität nö-thigensalls mit Gewalt anfrechtznerhalten. Aleko Pascha kann daher seine Nachgiebigkeit den Bulgaren gegenüber durch den Druck der äußeren Umstände entschuldigen, ohne daß die Pforte dagegen Beschwerde führen darf. Die Bulgaren ihrerseits haben keinen Grund,- über ihn zu klagen, während Rußlands Agitation doch bisher nur bei jenen Völkerschaften von Erfolg begleitet war, welche Grund und Ursache zur Unzufriedenheit mit ihrer Lage hatten oder zu haben glaubten. Neben der ostrumelischen Frage, welche die österreichische Diplomatie wol »och lange Zeit in Athem erhalten wird, ist auch die griechisch-türkische Frage durchaus nicht auf einem Standpunkte angelangt, welche deren baldige Lösung erwarten ließe. Wie man nämlich in Konstantinopel versichert, hält die Pforte als Berathungsgrundlagen die letzten Vorschläge fest, welche Mukhtar Pascha aus der erfolglosen Zusammenkunft zu Prevesa gemacht hatte und welche die Abtretung von ungefähr 60 Ortschaften im Epirns und von beiläufig ‘200,000 Seele» in Thessalien umfassen. Sollten, wie cs wahrscheinlich ist, die Griechen diesen Vorschlag ab-lehnen, so wird die europäische Mediation eintreten. Dieser Collectivmediativ» werden Pourparlers vorhergehen, in welchen die Botschafter versuchen werden, zu einem Einverständnisse über die divergierenden Anschauungen ihrer Negierungen zn gelangen. In Wirklichkeit ist man vou einer Lösung der griechischen Grenzfrage noch sehr weit entfernt und vielmehr die Möglichkeit einer neuen europäischen Intervention auf der Balkan-Halbinsel in die unmittelbarste Nähe gerückt. Angesichts derartiger Aussichten ist in der That die mehr als optimistische Auffassung zu bewundern, welche unsere offiziösen Berichterstatter der albanischen Frage entgegenbringen. Trotz der bedenklichen Anzeichen einer schon durch die bloße Nachricht von der Oecupation Novibazars hervorgerufenen Gährung im Arnantenlande läßt sich die „Presse" aus Konstantinopel die schönsärbigsten Berichte über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den österreichischen Konsularbehörden und den Arnauteu einsenden. Wie der betreffende Gewährsmann sagt, sind diese Beziehungen sehr natürlich, denn die Albanesen mußten sich überzeugen, daß Oesterreich-Ungarn nur ihr Bestes wolle, daß seine Interessen den ihrigen nicht widerstreiten, und daß es keineswegs daran denke, ihrer Nationalität Eintrag zu thun. Was Novibazar betrifft, so seien die Albanesen dort in der Minorität, und wüßten, daß die Souveränetät des Sultans durch die letzte Convention hinlänglich gewahrt wurde. Wenn eines Tages der Rest des ottomanischen Reiches zusammenbrechen sollte, so sei es wahrscheinlich, daß die isolierten, der Stütze entbehrenden Albanesen dem Proteetorate Oesterreich-Ungarns vor jedem anderen den Vorzug geben und sich um den Schutz dieser Monarchie bewerben Würden. So der offiziöse Schönfärber, welcher nicht zu beachten scheint, daß ein solches Protectorat nur um das Opfer eines Krieges mit Italien zu erreichen wäre, und daß schon der bloße Hinweis darauf vollständig genügen muß, um die bereits vorhandene Spannung zwischen Oesterreich und Italien un-Nöthigerweise zu steigern. Was aber die steuer- tragende Bevölkerung Oesterreichs anbelangt, so dürfte diese kaum Lust haben, zu den vielen Lasten, welche ihnen die Erwerbung unproduktiver Provinzen aufgebürdet, auch noch die Alimentationskosten für ein Volk hinzuzufügen, dem zwar eine gewisse Bildungsfähigkeit nicht abzusprechen ist, dessen gegenwärtiger Kulturzustand aber im schroffsten Widerspruche zu dem des zivilisierten Europa's steht. * * * Ein Lemberger Telegramm der „N. fr. Pr." weiß über einen in den letzten Tagen erfolgten sehr lebhaften Meinungsaustausch zwischen Dr. Smolka und hervorragenden Mitgliedern des czechischen Vertrauensmännerklubs zu erzähle». Aus der betreffenden Korrespondenz soll zu entnehmen sein, daß jetzt die ©zechen trotz aller Dementis unbedingt in den Reichsrath eintreten werden; ferner sollen die Czechensührer unter Zustimmung einer Koryphäe der konservativen Partei (damit wird muthmaßlich Gras Hohenwart gemeint) Dr. Smolka die Präsidentschaft des Abgeordnetenhauses angebote» haben. Smolka habe sich zur Uebernahme der ihm zugedachten Würde bereit erklärt. Infolge dessen resignierte Fürst Czartoryski auf sein Mandat im Rohatyner Großgrundbesitz zugunsten Siuolka's. — Wir repro-duciereu diese Nachricht, ohne jedoch für deren Richtigkeit irgend welche Garantien bieten zu können. Denn, abgesehen davon, daß die czechische Presse noch immer auf der Forderung gewisser Garantien als Preis für den Eintritt in den Reichsrath verharrt , wäre es doch eine arge Selbstüberhebung vonseite Hohenwarts und seiner czechischen Freunde, wenn diese sich das Verfügungsrecht über den Prä-fidentensitz der Volksvertretung anmaßen würden. * * * Wie die „Pol. Korr." meldet, haben die Verhandlungen Oesterreichs mit Serbien betreffs der serbischen Bahnanschlüsse zu einer durchwegs befriedigenden Verständigung geführt. " * * * Die rasch vorwärts schreitende Reaction in Deutschland hat auch die Hoffnungen auf eine zeitgemäße innere Reform Mecklenburgs vernichtet. „Es wird", schreibt man der „A. A. Z.", „jetzt auch in Mecklenburg alles ganz unverändert beim Allen bleiben und somit daselbst auch noch eine Feudalversassung fortbestehen, wie man solche vor hundert Jahren wol noch vielfach in Deutschland kennen mochte, von deren vielen Härten und wirklich oft wahrhaft komischen Absonderlichkeiten, wie von dem schweren Druck, mit dem sie das Land belastet, man sich daselbst glücklicherweise aber in unserer Zeit kaum noch einen Begriff machen dürfte. Die einzige Hoffnung bleibt nur noch, daß über kurz oder lang, und sei es durch äußere oder innere zwingende Verhältnisse hervorgerufen, in Berlin wieder ein politischer Systemwechsel, wie solcher bekanntlich daselbst niemals zu de» Unmöglichkeiten gehört hat, sondern in den letzten Decemtien gar wiederholt schon geschehen ist, eintreten möge. Bis dahin wird auch die schon vielgeprüfte mecklenburgische Bevölkerung sich in Geduld wieder üben und das Unvermeidliche mit ruhiger Würde tragen müssen." * * * Panama hat zur Abwechslung wieder einmal eine kleine Revolution erlebt, die nicht allzuschlimm verlaufen ist. Führer des Ausstandes war der General Raphael Aizpuru, der sich selbst als Präsident der provisorischen Regierung erklärte. Den Präsidenten Carsola nahm er gefangen und besetzte eine stark verschanzte Position zu Lion Hill Station an der Panama-Eisenbahn. Der Verkehr auf der Panama-Eisenbahn mußte wegen dieser Vorgänge eingestellt werden, und weder Passagiere uoch Güter werden auf der genannten Bahnstrecke befördert. Vonseiten der Regierung wurden zwar sofort Maßregeln getroffen, um den Aufstand zu unterdrücken, doch scheinen dieselben nur sehr problematischer Natur zu sein, denn Aizpuru macht iu seinem Unternehmen immer größere Fortschritte. So lauteten die Berichte vom 7. Juni. Der Umschlag ließ nicht lange auf sich warten. Schon vom 16. Juni wurde gemeldet: General Aizpuru hat, die Fruchtlosigkeit eines Kampfes gegen die Regierungstruppen einsehend, unter der Bedingung capituliert, daß die Regierung die Kosten seines revolutionären Putsche-bezahle. Am 15. d. abends trafen Sieger und Besiegte in höchst vergnügter Stimmung in der Stadt Panama ein. Der Verkehr aus der Panama-Eisenbahn ist infolge dessen wieder hergestellt worden. Vermischtes. — Ein schrecklicher Unglücksfall. Am 10. d. früh fuhr der Baumann Johann Zam-boni in Pfatten (Tirol) zur Feldarbeit und »ahm hiebet seine vier Kinder, drei Knaben und ein Mädchen, auf dem Wagen mit sich. Er mußte, um seine Felder zu erreichen, eine längere Strecke auf dem Etschdamme, der zugleich Communalweg ist, fahren. Als er zu einer Stelle kam, wo die Ochsen öfter getränkt wurden, bogen diese unversehens in diese ein. Zamboni, der noch von einem Beinbruche reconvalescent war, konnte nicht gleich vom Wage» springen und trachtete die Thiere durch Zuruf und Peitsche auf den rechten Weg zu bringen. Es war aber zu spät. Der Wagen stürzte sammt den fünf Insassen über den beinahe senkrecht abfallenden Damm in die hoch angeschwollene Etsch. Das Mädchen und der älteste Knabe retteten sich, was dem Vater ohne Zweifel auch gelungen wäre, er sah aber seine zwei Kleinen von den Wellen fortgerafft, und obwol des Schwimmens unkundig, stürzte er den Kleinen nach. Auf das herzzerreißende Geschrei des geretteten Mädchens wurden fünf in der Nähe arbeitende Männer aufmerksam; sie eilten zur Etsch und bildeten, sich an den Händen haltend, eine Kette in den Fluß hinein, um zu retten, was zu retten möglich. Bald sahen sie den Vater, das jüngste Söhnchen krampfhaft an die Brust haltend, durch die rollenden Wogen kommen und von Zeit zu Zeit emportauchen. Als er jedoch den Männern nahe kam, waren er und das Kind bereits todt. Beide Leichen trieben, ein Spiel der Wellen, den Fluß hinunter, denn auch die Männer mußten sich vor dem dahintreibenden Pflug und dem Gespann aus dem Wasser zurückziehen. Die Leiche des einen der Knaben (1'/, Jahre alt) brachte man einige Zeit danach der unglücklichen armen Witwe. Ein herbes Schicksal lastete auf dieser braven und sehr fleißigen Familie. Vor einigen Monaten brach sich Zamboni unverschuldet den Fuß, und in der letzten Nacht vor seinem Tode beraubte ihn sein Knecht der ganzen, in einer Brieftasche verwahrten Barschaft von 7 fl. in Banknoten. — Tumult. Ein zu Lyon in der Kirche Saint Nizier am 10. d. für den kaiserlichen Prinzen abgehaltener Trauergottesdienst gab zu einigen Ruhestörungen Anlaß. Die vor der Kirche versammelte Menge, welcher es nicht zu gefallen schien, daß viele höhere Offiziere in Uniform, Appellationsgerichts-räthe und andere Beamten der Feier beiwohnten, rief: „Es lebe die Republik! Es leben die Zulus!" (nach einer anderen Lesart allerdings: Nieder mit den Zulus! was aber eigentlich gar keinen Sinn hat.) Die Bonapartisten wollten in der Kirche bemerkt haben, daß ein Redacteur des „Petit Lyonnais", Herr Tony Soup, sich ihre Namen aufnotierte; beim Weggehen fielen sie dann über ein Individuum, welches sie irrthümlich für diesen Journalisten nahmen, her und bläuten es durch. Polizei war anfangs nicht zugegen, und so hatten die Bonapartisten in dem Putsche die Oberhand. Später wurde durch einige Verhaftungen die Ruhe wieder hergestellt. Lokal-und Provinzial-Ängelegenheiten. — (Vom Landesschulrathe.) Auf dem Programme der heutigen Sitzung des Landesschul-rathes befand sich unter anderem auch die Regulierung der Lehrergehaltc für die Volksschulen, und kann demnach bei der Bereitwilligkeit, mit welcher unsere oberste Schulbehörde allen berechtigten Wünschen der Lehrerschaft nachzukommen bereit ist, auch diese Frage als definitiv erledigt angesehen werde. — (Die Maturitätsprüfungen (im k. k. Gymnasium zu Laibach) währten vom 11. bis zum 16. d. M. Von den 37 Abiturienten der achten Klasse hatten sich 33 zur Prüfung gemeldet. Von ihnen wurden nachfolgende Herren zum Besuche einer Universität für reif erklärt: Ahn, Avsenik, Bartol Bezek, 6ut, Dekleva, Kalan, Krek, Loiikar, Lavrii, v. Lufchau, Piruat, Pogacnik, Pollak, Soreftta, Pretnar, Nihar, Svetik, Skofic, Stritof, ilfa und Tomazit. Unter diesen erhielten die Herren F. Ahn, I. Avsenik, V. Bezek, F. Svetik, A. Htritof und I. TomaZic Zeugnisse der Reise mit Auszeichnung. Sechs Prüfungskandidaten wur» den auf ein Jahr reprobiert, fünfen die Nachprüfung nach den Ferien gestattet. Nach der am 16. d. um 6 Uhr abends stattgesundenen Zeuguisveriheilung versammelten sich die Abiturienten in den Lokalitäten des „Hotel Europa" zu einer Abschiedsfeier, welche bis in die frühen Morgenstunden währte und bei welcher zahlreiche Toaste in deutscher und slovenischer Sprache ausgebracht wurden. — (Consiseation.) Die heutige Nummer des „Slov. Narod" wurde, angeblich eines Schmäh-artikels, wegen von der Staatsanwaltschaft mit Beschlag belegt. — (Eine unvollständige Entschuldigung.) Jener Laibacher Korrespondent der Grazer „Tagespost", welcher die Redaetion des genannten, höchst ehrenwerthen Blattes mit einer Zuschrift mystifieierte, die ihrem ganzen Inhalte nach als eine, wenn auch vielleicht nur unabsichtliche Verunglimpfung der krainischen Verfassungspartei aufzufassen ist, hat es schließlich doch für angezeigt gehalten, dieser Notiz nachfolgende, in Nr. 187 der „Tagespost" vom 15. d. abgedruckte Erklärung folgen zu lassen: „In bestimmten Kreisen begegnete die Laibacher Korrespondenz in Nr. 180 der „Tagespost" einet Empfindlichkeit, welche zu treffen keineswegs die Absicht derselben gewesen. Wie oft haben liberale Blätter der eigenen Partei Lässigkeit vor-geworsen, durch welche der Einfluß derselben zumal bei Wahlen beschränkt wurde, ohne daß darin etwas Uneorrectes erblickt worden wäre. Es ist selbstverständlich. daß durch die Korrespondenz Ihres Blattes vom 8. Juli die Ehrenhaftigkeit der hiesigen Führer der Verfassungspartei nicht im geringsten in Frage gestellt wurde, welche bekanntlich sür die Verfassungssache große Opfer gebracht haben; auch braucht nicht erst erwähnt zu werden, daß die „persönlichen Wünsche", von welchen in der Korrespondenz gesprochen wird, die Grenzen der reinsten und selbstlosesten Gesinnung nie überschritten haben." So der uns unbekannte Korrespondent, zu dessen besserer Orientierung über die Aufgaben des Parteilebens wir folgende Bemerkung uns zu machen erlauben. Allerdings ist es richtig, daß die Parteipresse die Ausgabe hat, nicht nur die Lichtseiten der eigenen Partei hervorzuheben, sondern auch auf deren Schwächen aufmerksam zu machen. Aber dann muß dieses in einer Form geschehen, welche den Verdacht der persönlichen Gehässigkeit ausschließt. Wenn man bessern will, darf man nicht beleidigen. Ferner ist es immer eirte bedenkliche Sache, hinter den redae-tionellen Verschanzungen eines auswärtigen Blattes und aus sicherem Verstecke hervor Hiebe gegen die eigene Partei zu führen, wo es doch jedermann frei steht, feine Bedenken gegen einzelne Schwächen der Pärtei-Organifation in den hiezu berufenen Versammlungen offen auszusprechen. Wir haben zu einer solchen „gedeckten Fechtart", welche das offene Auftreten scheut, kein Vertrauen und machen den in Rede stehenden Korrespondenten daraus aufmerksam, j daß der einzige Vogel, welcher sein eigenes Nest! beschmutzt, „Wiedehopf" heißt und sich keines beson-; ders günstigen Rufes erfreut. | — (Hagelschäden und Blitzschlag) Wie die „Laibacher Ztg." berichtet, ging am 11. b. in den Gemeinden Dobie, Doleniice, Dolenberd, Kouskiwerch, Podobenim, Podwerch, Oberluscha und Visoko des Steuerbezirkes Bischoflack ein heftiges Hagelwetter nieder, das die Feldfrüchte arg verwüstete und einen leider ziemlich bedeutenden Schaden anrichtete. — Der gleichen Quelle zufolge hat in der Nacht vom 9. zum 10. d. der Blitz in das Wohnhaus des Kaischeubesitzers Anton Gregore in Freithos, Ortsgemeinde Naklas im Krainburger Bezirke, eingeschlagen und dasselbe in Brand gesetzt. Das Objekt ging in Flammen ans, wodurch dem Besitzer, der gegen Feuersgefahr nicht versichert war, ein Schaden von 250 fl. erwächst. Aus Stein wird uns vom gestrigen Tage geschrieben: Unsere Nationalen benützten die Anwesenheit des neugewählten Reichsrathsabgeordneten Ritter v. Schneid auf seinem Gute Steinbüchel, um am verflossenen Sonntage in unserem Städtchen eine Siegesfeier zu inszenieren, deren beklagens-werthes Nachspiel schon in Ihrem gestrigen Blatte geschildert wurde. Am fraglichen Tage verkündeten schon am frühen Morgen dröhnende Pöllerschüsse von der Kleinfeste und zwei daselbst aufgehißte Flaggen die beginnende Festlichkeit. Zu derselben hatten die Arrangeure Dr. Samee und Dr. Pirnat die Mitglieder der benachbarten Citalnicas von Laibach, Bischoflack und Krainburg eingeladen. Zuerst langten die Krainburger Gäste, geführt vom Advokaten Dr. Mencinger an. Zu ihrem Empfange hatte sich niemand eingefunden, und es soll schon diese Taktlosigkeit eine Verstimmung hervorgebracht haben. Etwas später trafen die Laibacher ein, allein wie groß war die Enttäuschung unserer beiden Doktoren, als dem Wagen nur obseure Persönlichkeiten entstiegen, welchen auch die Anwesenheit des Redaetenrs des „Slovenski Narod" kein besonders glänzendes Relief zu geben vermochte. Bei dem gemeinschaftlichen Bankette in den Räumen der Citalnica soll es sehr kleinlaut zugegangen sein, die schwache Beteiligung an dem Feste — man hatte Hunderte erwartet, und es waren kaum 40 erschienen, — das Ausbleiben der „Führer", vor allem aber der Umstand, daß Hofsekretär v. Schneid die Einladung mit der Erklärung dankend ablehnte, daß ihm feine Stellung nicht gestatte, solchen Festlichkeiten beizuwohnen, hatte in der Versammlung eine gedrückte Stimmung hervorgerufen, welche erst dann etwas gehoben wurde, als vom Schlosse Stern büchet die Einladung zum „schwarzen Kaffee" eintraf. Und fo zogen denn am Nachmittage sämmt-liche Festtheilnehrner fammt ihren Damen auf das Schloß, selbst die Kutscher betheiligten sich an diesem Festzuge und wußten von der Freigebigkeit des Schloßherrn viel Rühmenswerthes zu erzählen, da auch sie mit gutem Kaffee und noch besseren Zigarren bewirthet worden waren. Wir möchten bezweifeln, ob auch die deutsche Schloßfrau auf Steinbüchel an dieser gemischten Gesellschaft Gefallen gefunden hat. Gegen 5 Uhr nachmittags verließen fämmtliche Festgäste Stein. Im schattigen Garten des Brauhauses von Mannsburg sollten erst jene Wünsche in Erfüllung gehen, auf deren Realisierung man in Stein vergebens gehofft hatte. Das Erscheinen des Hofsekretärs v. Schneid verscheuchte auch sofort die trüben Schatten, welche sich auf der Gesellschaft gelagert hatten; die Bande, welche früher die Zungen gefesselt hielten, lösten sich und „in reichen Strömen floß der Rede Quell". Ritter v. Schneid bedankte sich für die ihm dargebrachten Ovationen, selbstverständlich in deutscher Sprache. Spät in der Nacht verließ die Gesellschaft Mannsburg. Mit dem Erfolge sollen die beiden Arrangeure nicht sonderlich zufrieden sein — am wenigsten befriedigt dürften die Krainburger fein, welchen am Heimwege von betrunkenen Burschen so übel mitgespielt wurde. Witterung. Laibach, 17. Juli. Morgens schwacher Nebel, dann heiter, nachmittags wechselnde Bewölkung, schwacher $3. Wärme: morgens 7 Uhr + 12 0", nachmittags 2 lltir + 23 5» C. (1878 + 22-5ü; 1877 + 26 3" C.) Barometer im Fallen. 732 05 Millimeter. Da« gestrige Tagesmittel der Wärme + 16-1°, uni 3 0° unter dem Normale._________ Angekommene Fremde am 16. Juli. Hotel Stadt Wien. Uranif, Holzhändler, Fiume. — Popper und Reiter, Kausleute, Wien. — Ritter u. Paller, I. k. Statt) i. P., und Leder, Jiispectionöbcamter, Graz' — Onderka, Bergrath, Jdria. — Erker, Gottschee. — v. Jenny, k. f. Hofrath a. D., mit Gattin, Görz. Hotel Europa. Kitinski, f. k. Hofrath beim obersten Gerichtshöfe, Wien. Hotel Elefant. Halbärth, Kfm., Frankreich. — Terbu-hovik, k. k. Oberst d. K., und Bader, Graz. — Liskounig, k. k. Gymnasialprosessor, Cilli. — Kadnnz, Priester, Pre-loka. — Batter, Wien. — RabH s. Gemahlin, Gotlschee. Mohren. Milanc, Realitätenbes., Zirkniz. — Kramer, Priester, Triest. — Dobek, Bahnbeamter, Galizien. Baierischer Hof. Schnller, Holzhändler, Triest. — Bat-touz, Holzhändler, Materija. — Franic, Bauunternehmer, Fiume. Kaiser von Oesterreich. FerZii, Lichtenwald. Gedenktafel über die am 19. Juli 1 8 7 9 stattfindenden Li-citationen. 1. Feilb., Gregorc'sche Real., Pudob, BG. LaaS. — 1. Feilb., «Kumrada'sche Real., Vcrch, BG. Laas. — 1 Feilb., Juvankii'sche Real., Laas, BG. Laas. — 1. Feilb., Eoklik'sche Real., Fcistri;, BG. Radmaimsdors. — 2. Feilb., PredoviS'sche Real., Hrast, BG. Mvttling. — 1. Feilb., Unctii’sche Real., Gradac, BG. Landstraß. — 1. Feilb., fiobafii'sche Real., Ostrog, BG. Landstraß. — 1. Feilb., JurSii’sche Real., Pruschendors, BG. Landstraß. — 2. Feilb., Dolenc'sche Real., St. Georgen, BG. Laibach. — 2. Feilb., Princ’fchc Real., Jggdors, BG. Laibach. - 3. Feilb., Ma-jerSid’sche Real., St. Michael, BG. Senosetsch. — 2. Feilb., LovZui'sche Real., Preska, BG. Reisniz. — 2. Feilb., Obe» star'sche Real., Slatenek, BG- Reisniz. — 2. Feilb., Peter* lin'sche Real, Großpölland, BG. Reisniz. ~ 2. Feilb., Arko'sche Real., Raunidol. BG. Reisniz. - 1. Feilb., Ben-äna’fche Real., Altenmarkt, BG. Laas. Wiener Börse vom 16. Juli. Allgemein« Staat»-i Mmfd. Papierrente........... Silberrenre........... Goldrente............. ^taatSlose, 1854. . . 1860. . . * 1860 zu 100 fl. 1864. . . Gruaäeatkliftung,- Obligationen. Galizien.............. Siebenbürgen . . . Temeser Banal . . . Ungarn ................ 66-75 61 3b 78 55 116 60 126 25 12925 158 25 89 75 83 75 84 51-86 75 Ändert öffenllidie AnleEen. Donau-Regul.-Lose . Ung. Prämienanleihen Wiener Anlehen . . fittun v. Aonfcen. Kreditanstalt f.H.u.G. Nationalbank. . . Aelien v. Traarport Unternehmungen. Mföld-Bahn .... Donau - Dampfschiff-Llisabeth-Westoahn . tzerdinandS-Nordb. üranz-Ioseph-Bahn . Galiz. Larl-Ludwigb. Lemberg - Lzernowitz * Llovd-wesellschaft . . 108 25 103 — 111-75 269 80 825 — War» 66-85 68*40 78-60 117— 126 5> 129*50 158 75 84 2b 85--87*25 108-75 103 25 112* 269 40 827 138— 679 — 184 — 2190 145 25 236 25 135— 582 - 138 50 580 184-50 2195 145-50 236 60 136 — 585— Nordwestbahn . . . NudolsS-Bahn . . . Staatsbahn .... Südbahn............. Ung. Nordostbahn . . Pfandbriefe. Godenkreditanstalt in Gold............. in österr. Währ. . . Nationalbank.......... Ungar. Bodenkredit- . Prioritütr-Obkig. Elisabethbahn, l.Em Ferd.-Nordb. i. Silbe» Kranz-2oseph-Bahn. Galiz.K-Ludwigb.i.E. Oest. Nordwest-Bahr. Siebenbürger Bahn Staatsbahn, l. Ein. Südbahn * 3 Perz. * 5 * . Privallofe. Kreditlose . . . . ( MudolsSlose . . . Geld 127-50 133-50 279 50 86— 127-50 115— 100— 10160 99 75 Devifen. London ............ ftefdforten. Dukaten........... 20 Francs .... 100 d. Reichsmark Silber............ 96— 10475 93-80 103— 95.70 72 60 168— Vare 128— 134— 280— 86 25 128 — 115-50 100 25 101 80 100 — 9625-105— 94— 103.50 9590 72 80 168-25 119 30 119 50 100 80 101'— 168— 18— 115-75 547 9 20»/, 56*70 IOC— 168 50 19 — 115-86 6 49 9 21 56 80 100— Telegrafischer Kursbericht am 17. Juli. Papier-Rente 66-90. — Silber-Rente 68 40. — Gold-Rente 78 60. - 1860er Staats-Anlehen 126 50. — Bank-actien 828. - Ärebitactien 27110. - London 116-70. — Silber —. — K. I. Münzdnkatcn ö'49. — 20-FrancS-Stücke 9'20. — 100 Reichsmark 56 70. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Hans Krau».