Erscheint Insertionsgebühren: jeden Samstag Für die gspaltigegeile oder deren Raum bei lmalizer und lostet: Einschaltung 6 kr. 2 Mal 8 tr>, 3 Mal 1» lt. Mit der Post ^anziahrig , . fi, 5 — Stempel,edt« Mal 30 lr. halbjährig . . „ 2,50 Für Laibach ganzjährig . . fi. 4.— Redaktion und Administration: halbjährig . . ,, 2.— Kloftcrfiauengasse Nr. b? (gegenüber dem Cofino). Für di« Zustellung in's Hau« find ganzjährig 50 kr., Zuschriften und Geldsendungen halbjährig 30 lr. zu entrichten. find zu richten au den Eigenthümer de« Vlatte«. Einzelne Nummer t0 rr. Manuikript« werden nicht zurückgesendet. Zeitschrift für wtcMMschc Interessen. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: I'StSi' (Äi^ZSUi I«. Jahrgang, Die Unabhängigkeit der Iustizpflege in der neuesten Aera. *) 8t— . Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Iustizpflege sind ein Erforderniß jedes geordneten Staatswesens,-im Rechts­staate sind sie eine Grundbedingung desselben und als solche für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Lander durch das Staatsgrundgesetz vom 21 . December 1867 über die richterliche Gewalt ausdrücklich fanttionirt. Die Amtsthä­tigleit des Richters kann und darf nur auf dem Gesetze fußen, nur durch Anwendung des Gesetzes das Recht zur Geltung bringen. Jedwede Einflußnahme der Regierung auf sie, in welcher Form sie auftreten möge, alterirt in bedenklichster Weise die Zuversicht, das Vertrauen auf die Verläßlichkeit der Iustizpflege, sie gibt der gerechten Vesorgniß Raum, ob die Durchführung des Rechtes, und nur sie die einzige Richt­schnur, das unverrückbare Ziel der richterlichen TlMgleit sei! Denn hat der Richter nur nach dem Gesetze zu handeln, nur dem im Gesetze begründeten Rechte in gesetzli­ch e r Form Geltung zu verschaffen, dann entfällt ja von selbst jeder Anlaß und jeder Grund, auf die Funktionen der Ge­richte als solcher durch Regierungsverordnungen Einfluß zu nehmen. Von diesem Standpunkte müssen wir im Interesse des Rechtes, des Richters, wie der Regierung selbst es tief bekla­gen, daß letztere es für nothwendig erachtete, im Verord ­nungsweg e eine Vorschrift über die Ausübung des richter­lichen Amtes für den Fall zu erlassen, wenn das eine oder andere bischöfliche Ordinariat die Ausfolgung von Akten über anhängige Ehestreitigkeiten verweigert. I n dem dießfälligen Iustizministerilllerlasse wird den Gerichten aufgetragen, daß und in welcher Ar t und Weise sie Exekution zu führen haben. Uns scheint hierin ein direkter Eingriff in die Amts­thätigteit der Gerichte zu liegen, welche, wenn der Fall einer richterlichen Exekutionsführung vorläge, diese aus eigener Ini ­tiative zu verfügen und durchzuführen hätten. Vergebens aber forschen wir , auf welchen Paragraph der Gerichtsordnung solche Exekutionsführung basirt werden soll; ja wir glauben im Gegentheile im §. 298 derselben ausdrücklich zu lesen, daß hier die Grundlage einer gerichtlichen Exekution absolut fehle, da solche nur über einen „richterlichen Spruch" oder „gerichtlichen Vergleich" eltheilt werden darf. Wo liegt nun gegenüber den Ordinariaten das richterliche Erkenntnis; vor, auf Grund dessen das Gericht eine Exekution zu ver­ ordnen autorisirt wäre? Keine Klage, keine Rechtsverhandlung ist vorausgegangen, und nun soll der Richter im Wege des Zwanges durchführen, was im Wege des Rechtes von ihm nicht festgestellt wurde! Das Gericht würde so aus dem Rah­ men der richterlichen Thiitigkeit hinausgedrängt, und zum bloß ausführenden Organe der Regierung herabgedrückt. Nicht, was es für Recht findet, sondern was die Regierung ihm als Recht bezeichnet, soll es durch Zwangsmittel durchführen müssen. Mit der verletzten Form der Rechtsdurchfühiung gehet eben das Recht selbst verloren. — Und derjenige, gegen den solche sogenannte Exekution geführt werden soll, wo findet er für sich die Rechtsmittel gewahrt, die Oesterreichs Gesetze als gleiches Recht für Alle Jedem gewährleisten, bevor das Zwangsmittel der Exekution gegen ihn in Anwendung gebracht werden darf? Kein Wort einer Einsprach?, einer Rechtsausführung ist ihm ermöglicht, lein Instanzenzug an die höheren Gerichte stehet ihm offen; stumm mit gebundenen Händen muß er unter dem Scheine einer gerichtlichen Exekution über sich ergehen lassen, waS, weil der gesetzlichen Form ermangelnd, nur als Akt der Macht sich darstellt. So legen denn wir Hegen solchen Vor­ gang Verwahrung ein, so appelliren wir an das Gewissen, an das Rechtsbewußtsein jedes Mannes, welcher politischen Ge­ sinnung er sein möge; wir appelliren an die öffentliche Mei­ nung, wir appelliren an das Recht selbst, welches über Par­ teien und über Regierungen steht. Wenn etwas das Tiefbedauerliche dieser Maßregel ver­ mehrt, so ist eS der Gedanke, daß solche Irritirung der rich­ terlichen Funktion zu einem Akte beliebt wird, für den gar kein Grund vorliegt, der ganz und gar überflüssig erscheint. Was soll wohl der weltliche Richter mit den Akten, welche von den geistlichen Ehegerichten aufgenommen sind? Wozu kann er sie benöthigen oder auch nur verwenden? Welchen Werth haben die bei den Consistorien geführten Protokolle für die Verhandlung im Rechtswege? Das durch die Vorschriften der Gerichtsordnung geregelte Verfahren bei Civilgerichten ist ja ein ganz anderes, als die Verhandlung vor dem geistlichen Gerichte war. Die Art und Weise der Vernehmung der Par­ teien, die Abhörung von Zeugen, die Beweiskraft von Urkun­ den u. s. f. basirt auf ganz verschiedenen Grundsätzen hier und dort. Es wird kaum ein Fall eintreten, in welchem fak­ tisch das Civilgericht die Verhandlung da fortsetzen kann, wo de« geistlichen EhegerichteS Thätigteit sistirt wurde. Die Alten des letzteren weiden einfach in die Registratur des ersteren translocirt werden, um da den ewigen Schlaf des Gerechten zu schlafen. — Glaubte die Regierung dennoch, die Ueber­ gllbe der Akten sei im Interesse der Rechtspflege nothwendig, dann hätte sie eben den geeigneten gesetzlichen Weg zu deren Erlangung aufsuchen sollen, der von ihr gewählte ist nicht der korrekte. Die slovenische Unterrichtssprache in unseren Mittelschulen. (Von eine« praktischen Schulmanne.) Das „Lllibacher Tagblatt« brachte im Laufe dieser Woche Artikel, welche die Unterrichtssprache in der flovenischen Mit­ * ) Dieser Aussatz ist nn« von der Hand eine« hochgeschätzten Wie­ ner Juristen zugegangen und ist hier unverändert abgedruckt. Redaktton. Laibach am 19. September 1868. telschule zum Sujet hatten. Kann besagten Artikeln auch ge­schickte Mache, logische Durchführung und scheinbare Objekti­vität nicht abgesprochen weiden, so tonnen sie uns doch nie und nimmer überzeugen. Die Basis auf welche sie aufgebaut sind, ist Sand. Mögen die Etagen immerhin Granit sein, der ganze sophistische Vau hat doch nur die Solidität — eines Kartenhauses. I n der ganzen Welt gilt das Axiom, daß die Mittel­schule die Aufgabe habe, der Jugend ein solches Maß von humanitärem und rationellem Wissen beizubringen, daß der Abiturient als ein an Gemüth und Verstand gebildeter Mensch die Hochschule beziehe, seine Vrotstudien antrete. Die Unter­richtssprache ist nur das Mittel dem Jünglinge dieses Maß der Kultur anzueignen. Unserer flovenischen Sprache wird nun die Möglichkeit abgesprochen, dieses Ziel beim heranwachsenden Jünglinge zu errei­chen. Und warum? Sie ist noch zu unentwickelt. Ih r mangelt die wissenschaftliche Terminologie. Sie ist keine Kultursprache. — Wer dem ersten Theile dieser Hypothese beipflichtet, kennt unsere Sprache nicht, oder will sie nicht kennen, Ihr Formen­reichthum, die mögliche Präzision des Ausdruckes laßt nichts zu wünschen übrig. Wir können sie in dieser Hinsicht der kroatischen oder serbischen Sprache kühn an die Seite stellen und doch hat noch nie ein Mensch davon gehört, baß im drei­einigen Königreiche, in welchem die nationale Sprache alleinige Unterrichtssprache ist, die mangelhafte Entwicklung der Sprache an den dortigen vortrefflichen Schulen ein Unterrichts-Hinder­niß bilde. Was die Terminologie anbelangt, so sehen wir ganz gut ein, daß es mit derselben in unserer Sprache nicht am besten stehe. Es geht uns mit derselben nur ein klein wenig besser, als den — Deutschen. Es ist sonderbar, täglich lesen zu müssen, daß wir Slovenen leine Terminologie für wissenschaft­liche Ausdrücke hätten. Hat denn die deutsche Sprache Eine? Kann denn der Deutsche einen wissenschaftlichen Vortrag hal­ten ohne undeutsche Worte — und ihre Zahl ist Legion — zu gebrauchen? Freilich sind diese Ausdrücke, ein Gemeingut aller Kulturvölker, in die deutsche Sprache eingebürgert; aber was den Deutschen erlaubt war, steht auch uns frei. Wir geben diesen Ausdrücken eben auch das Bürgerrecht in unserer Sprache. Die slovenische Sprache ist keine Kultursprache! Kultur und Kultursprache sind eben sehr elastische Begriffe. Wir räu­men der deutschen Sprache gerne ihren Platz unter den Welt­sprachen ein, wir geben zu, daß ihre Kenntniß jedem Gebil­deten in Mitteleuropa fast unbedingt nöthig ist, wir wissen es sehr gut, daß wir weder unser noch irgend ein anderes slavi­sches Idiom, wenn es sich um die Literatur in diesem oder jenem Fache handelt, mit der deutschen Sprache in eine Reihe stellen können: aber wir negiren auf's entschiedenste, daß es einer Weltsprache bedürfe, wie eben die deutsche eine ist, um die Jugend in der Mittel­schule zum einstigen Fachstudium vorzubereiten. Zu diesem Zwecke genügt vollkommen gramma­tikalische Entwicklung, Wortreichthum, präziser syntaktischer Bau einer Sprache, welche Attri­bute lein unparteiischer Kenner dem Sloveni­schen absprechen wird . Die deutsche Sprache hat ihre Kultur nicht aus sich selbst erzeugt. Römer und Griechen, zum Theil den westlichen und südlichen Nachbar haben des Deutschthums große Männer von der Grenze des Mittelalters bis zu unseren Tagen ausgebeutet, um aus der einstigen bar­barischen Landstnechtssprache die heutige deutsche Weltsprache zu bilden. Und wie ist das geschehen? Umsonst bemühten sich erleuchtete Sprachreformatoren im lebenslangen Studium der Antike, umsonst fegten purisicirende Sprachfexe alles Undeutsche aus der Sprache. Roh blieb sie und roh blieb der Mensch, so lange man sich nur der Lateinischen — als Sprache der Gebildeten bediente. Gewiß sind die Studirenden mittelst des Latein für die Anschauungen ihrer Zeit genügend gebildet worden, doch die deutsche Sprache blieb ebenso unbeliebt als unkultivirt. Vor dem größten deutschen Sohne, vor des gro­ßen Friedrich Throne — verhüllte die Muse ihr Antlitz. Französisch erzogen, blieb er dem Deutschthum sein Lebelang fremd. Erst als mittelst des Deutschthums klassische Bildung in den Schulen gelehrt wurde, wurde nicht nur die nöthige Ausbildung der Jugend erzielt, sondern die Sprache vervoll­kommnete sich von Generation zu Generation, die Jugend leinte sie lieben, lernte das Deutschthum lieben. Als in un serem Jahrhunderte das fränkische Joch gebrochen wurde, und die fremden Schergen entsetzt über den Rhein flohen — da hat sie jene Jugend vertrieben, die durch die deutsche Sprache für Deutschland begeistert war. Nie und nimmer wäre es ge­schehen, wenn diese Jugend durch das Latein allein zum künf­tigen Berufe vorbereitet worden wäre. Schlecht stünde es um Sprache und Bildung der Deut­fchen, hätte sich der Adel neben dem Französischen nicht auch des Deutschen beflissen, wäre das Latein nicht aus Schule und Amt gewichen. Traurig steht es um eine Sprache — die nur im Bürgeihause, nur in der Bauernhütte berechtigt ist! Blicken wir auf die Magyaren! Welchen Aufschwung hat Sprache und Kultur dieses Volkes genommen, seit das Latein der Landessprache in Schule und Amt weichen mußte! Wie aber die einst rohe deutsche Sprache alles Assimi­ lirbare von fremder Kultur aufgenommen hat — so werden wir es auch thun, so haben wir es auch schon gelb. an. Durch den Vortrag in der Muttersprache werden »l l die gleiche Bildung, wie bisher, für unsere Ju­ gend erreichen; wir weiden sie vertraut machen mit dem Besten, was die Kulturvölker aller Zei ten geleistet — aber unsere Jugend wird dabei M 40. die heimische Sprache kennen, schätzen, lieben lernen, sie wird sich begeistern tonnen — für'« theure Heimatsland! Weßhalb will man im flovenischen Lande die Jugend in deutscher Sprache bilden? Führe man immerhin die prächtig sten Gründe an, beleuchte man die Sache vom pädagogischen oder vom Opportunität« standpunkte — die Teufelskralle kann man doch nicht maskiren. Zum Fremdlinge soll unsere Iu» gend weiden im heimischen Lande dadurch, daß ihr unsere Sprache systematisch gleichgiltig gemacht wird. Fordert das praktische Leben dann doch den Gebrauch dieser Sprache, dann wird der Mann — unfähig oder zu bequem in reiferen Iah ren die heimische Sprache zu erlernen — zum wüthendsten Feinde derselben, er wird ein nationaler Renegat. Ja durch die deutsche Unterrichtssprache allein sind fast alle die zahllosen deutschthllmelnden Renegaten in unserem Lande entstanden. Die deutsche Unterrichtssprache ist der Mo loch, der Jahr für Jahr ein gut Theil unserer Söhne ver schlingt. Sie ist die Keule, welche unsere nationale Intelli genz, den Kopf unserer Nation zerschmettern will, ein Mord» Werkzeug ist sie in den Händen unserer Gegner. Welch' ein krampfhaftes Ringen, welch' ein wüthendes Kämpfen, um die­ses Werkzeug nicht aus der Hand zu verlieren! Eine Verdrehung der Wahrheit ist eS, auf Irreführung berechnet, wenn es heißt: Die deutsche Sprache sei im neuen Gesetzesvorschlage ausgeschlossen, oder es solle ihr nicht die gehörige Berücksichtigung in der Mittelschule gewidmet werden. Nein sie soll, sie muß gelehrt werden an der­selben und besser als heute! Ma n weise der deutschen Sprache nicht 3, man weise ihr 5 oder 6 wöchentliche Unterrichtsstunden zu, man beginne mit dem grammatikalischen Fundamente und entwickle dem Schüler allmälig den ganzen Bau der Sprache; man kröne dieses Ge­bäude endlich mit der möglichst gründlichen Kenntniß der deutschen Literatur! Zeit genug hat man dazu in den langen Jahren der Mittelschule. Ein Zweifel, baß der flovenische Jüngling die ihm unentbehrliche deutsche Sprache auf diese Weise in der Mittelschule nicht vollkommen erlernen könne, hieße unfern Lehrern und Schülern, die in der Regel mit Talent nicht stiefmütterlich bedacht sind, im vorhinein ein gei­stiges Armuthszeugniß ausstellen. Eine Ansicht de« „Tagblatt"-Artikels aber müssen wir schließlich mit beiden Händen unterschreiben. Der Gesetzes» vorschlug, nach welchem die Hälfte der Gegenstände deutsch, die Hälfte slovenisch vorgetragen werden soll, befriedigt Nie­manden. (Daß Mathematik und Geometrie zur flovenischen Hälfte gethan werden, davon sind wir im voraus überzeugt). Ist die slovenische Sprache gut für die Hälfte, warum nicht für das Ganze? Das gleiche gilt von der deutschen Sprache. I n eine Halbheit ist dieser Gesetzesvorschlag, für den Niemand dantbar sein wird. Mit Recht fordern wirSlovenen, daß alle — alle Gegenstände ohne Ausnahme an unseren Mittelschulen in slovenischer Sprache vorgetragen werden, dabei aber der deutschen Sprache jene Berücksichtigung werde, daß sie dem Abiturienten in jeder Beziehung volllommen ei­gen sei. Wenn schon durchwegs slovenische Schulen errichtet wer. den, dann möge man deutsche Parallelklassen dazu eröffnen, wünscht das „Tagblatt". Wir fragen, für wen? Wir haben nichts dagegen, wenn in Gottschee eine reine deutsche Mittel­schule errichtet werde. Erfordern es die Verhältnisse, fo ist eS nur recht und billig, daß es geschehe. Für die übrigen paar tausend zerstreut im Lande lebenden Deutschen, respective ihre sich den Studien widmenden Söhne kann es aber bei allem Billigleitsgefühle Niemandem einfallen, Parallelklassen an un­seren Mittelschulen zu creiren. Oder sollen diese nur dazu errichtet weiden, daß es in alle Ewigkeit Brutstätten gäbe für nationale Renegaten der Zukunft? Damit so mancher Vater, den die Verhältnisse heute hindern, sich frei und offen zum nationalen Banner zu bekennen, mit stiller Trauer sehen müßte, wie in seinem Sohne die Nemesis ihn erreicht, in seinem Sohne, der zu dem erzogen wirb, was sein Vater nur scheinbar ist, zum Menschen, der lein Herz hat für seine Na tion, für fein Vaterland! Ja , fort mit der deutschen Unterrichtssprache aus unseren Mittelschulen und warum? Damit unsere Jugend nicht zum Pfeiler werde für jene Brücke, welche das Deutschthum schlagen wil l von der deutschen Drau bis zur deutschen Adria*). Ueber ein und eine halbe Million Menschen wird mit Seelenruhe das Vernich tungs-Urtheil gesprochen, über eine ganze Nation soll zur Ta­gesordnung gegangen werden! Und da das alles verschlingen wollende Deutschthum gar gut weiß, daß wir ManneS ge­nug sind, um von den in Oesterreich lebenden Deutschen die famose Brücke über unsere Häupter nie und niemals schlagen zu lassen, so beruft es sich ganz ungenirt — — au f di e gewisse deutsche Hilfe von Außen!!") Die erste Versammlung der Vollsschullehrer in Kram. Um 8 Uhr celebrirte der l. t. Schulrath, Herr Propst Dr. A. Iarec in der Domkirche eine h. Messe, wobei der verstärkte Männerchor eine Vokalmcsse von L. Bela r mit großer Präzision exekutirte. — Ueber 140 Lehrer der Volks­schule in Krain versammelten sich im städtischen RathhauS» faale, welchen der löbliche Stadtmagistrat mit großer Zuvor, tommenheit überlassen hatte. Als politischer Kommissär fun girte der t. t. Schulrath Herr Dr. Anton Iarec; außerdem ) „Fremdenblatt , «e,t rtilel lt . September " ) S,ehe ebendaselbst. beehrten die Versammlung der fürstbischöfliche Diözesan.» Schulenoberaufseher Domherr Georg 2avaZnil , Domherr P. Urh , Herr Landtagsabgeordnete Lovro Pintar ; später erschienen auch der Herr Bürgermeister Dr. E. H. Costa und die Herren Landtagsabgeordneten Dr. Ioh. Bleiweis, Dr. Lovro Toman. Die Versammlung eröffnete H. Andreas Praprotnik , Lehrer an der städtischen Knabenhauptschule zu St. Jakob in Laibach, als Obmann des Gründungs-Comit6's mit einer freundlichen Ansprache an die versammelten Lehrer, worin er des Vereinsrechtes Erwähnung that, die Nützlichkeit und Not ­ wendigkeit von Lehrerversammlungen hervorhob und die Ge­ schäftsordnung verlas. Zum Vorsitzenden wurde dann mit Akklamation A. Praprot n ik und zu Schriftführern Franz Grkman und Matthäus Moönik erwählt. Der Vorsitzende erklärt die Versammlung für eröffnet und es beginnt die Debatte über den 1. Punkt des Program­ me«: „Worin bestehen die Mängel der Volks­ schule, und wessen bedarf die Volksschule?" Als erster Redner erhält das Wort Franz Govekar von Igg, Alle Übrigen Mängel der Volksschule bei Seite lassend übergeht der Redner zu dem Gesetze vom 16. April 1868, womit die Betheilung mit Prämien an den Volksschulen untersagt wurde. H. Govekar verbreitete sich über die Aeu­ ßerung des Wiener Lehrer-Vereines „Volksschule", worin die Vertheilung von Prämien an Volksschulen als zweckwidrig und schädlich erkannt wird, weil sie im Widerspruche mit den Grundsätzen der deutschen Pädagogik stehe. Redner sucht dar­ zulegen, daß es nur eine christ-latholische Pädagogik gebe, die auf dem christlichen Sittengesetze basirt und unter den Beweg­ gründen zur Ausübung des Guten und Vermeidung des Bösen Belohnungen und Strafen nicht ausschließt; daß die Vor­ sehung auch das menschliche Geschlecht dermaßen erzogen habe; daß es erlaubt sein müsse, den schwachen Willen des Kindes burch Belohnungen zur Ausübung des Guten zu bewegen, und daß das bloße Pflichtgefühl der Kant'schen Philosophie bei dem geschwächten Willen des Menschen nicht hinreiche. Redner be­antragt, die Versammlung wolle sich dahin aussprechen: „es seien die hohen Schulbehörden zu ersuchen, sich in dieser An­gelegenheit hohen Orts dahin zu verwenden, daß die Bethei­ligung mit Schulprämien künftighin wieder gestattet werde." Wird einstimmig angenommen. Als zweiter Redner erscheint vorgemerkt Iapel , Lehrer zu Ko8ana. Als Hauptmängel der Schule bezeichnet er den mangelhaften Schulbesuch. Dieser rühre zum großen Theile von der Armuth der Bevölkerung her. Die in Kraft stehenden Schulvorschriften hinsichtlich des Schulbesuches seien nicht be­folgt worden und das Odiose an diesen Gesetzen falle eben auf den Schullehrer zurück. Bei den jetzigen Umständen müsse es noch Wunder nehmen, wenn die Lehrer noch etwas gelei­stet haben. Redner empfahl verschiedene Punkte zur Annahme und sprach schließlich gegen den zu kreirenden Ortsschulrath als ein überflüssiges Institut, indem eben die Personen, welche jetzt die Ortsschulaufsicht handhaben, im Schulrathe einen Platz haben werden. Moöni k beantragt, da viele der Iapel'schen Anträge bereits durch die bestehenden Gesetze erlediget wären, und das neue Gesetz über die Volksschulaufsicht eben als Regierungs­vorlage in dem Landtage zur Verathung kommen werde, über die Anträge Iapel' s die Tagesordnung. Darüber entspann sich eine ziemlich erregte Debatte, schließlich entschied die Ma ­jorität für den Uebergang zur Tagesordnung. Erker aus Mitterdorf bei Gottschee (deutsch) sprach über die drei Faktoren, die maßgebend sind beim Schulunter­richte, nämlich: 1. der Lehrer; 2. die Lehr- und Lernmittel; 3. die Schüler. ^,6, 1. betonte er die Nothwendigkeit der Fortbildung des Lehrerstanbes; aä 2. bezeichnete er die Lehr­und Lernmittel als unzureichend und mangelhaft und deren Herbeischaffung als ein dringendes Bedürfniß; »ä 3. hob er die Nothwendigkeit der Anhörung und Befolgung des Unterrichtes von Seite der schulpflichtigen Jugend hervor, klagte über den nachlässigen Schulbesuch, wozu auch das Schulgeld das Seinige beitrage, betonte auch das Odiose der Anzeigen über die Schul­versäumnisse nach bisheriger Gepflogenheit und stellte die Ueber­wachung des Schulbesuches als eine Pflicht des zu kreirenden Ortsschulrathes dar. Schließlich drückte er sein Vertrauen in die Intentionen der Regierung aus und erwartet von ihr wie vom h. Landtage eine Besserung des Volksschulwesens. Lehrer Iuva n von örnomelj sprach für die Ausdehnung des pädagogifchen Lehrkurses auf drei Jahre. Lehrer Stegnar von Idria wünscht die Einführung des Violinunterrichtes in der Präparandie, sowie förmlichen Gesangsunterricht (nach Noten) in 3 Volksschulklassen. Eppich , Lehrer an der Lehrerbildungsanstalt, (deutsch) spricht gegen die Halbtagsschulen als dem Zwecke des Volks­unterrichtes nicht genügend, demnach bei der Wichtigkeit des Gegenstandes nicht zweckentsprechend und bezeichnet seine Rede als einen frommen Wunfch, daß es damit besser werden möchte. Uraniö , Lehrer in Presarje wünscht die Schulferien nicht auf eine solche Zeit verlegt, wo die Kinder wegen drin­genden Feldarbeiten zu Hause bleiben müssen; denn zu dieser Zeit sei auf dem Lande alles thätig, was sich regt und be­wegt; in unseren gewöhnlichen Schulferien hätten die Kinder mehr Zeit, die Schule zu besuchen, und die Eltern größere Bereitwilligkeit, sie hinein zu schicken. Lehrer Moöni k erwidert darauf, daß in der Regie­rungsvorlage über den Wirkungskreis des Bezirlsschulrathes im §. 23 Punkt 13 dafür Vorsorge getroffen ist. Lehrer Josef Leviöni k von Eisnern meint, daß unsere Volksschule doch nicht so schlecht sei und daß in der getreuen Pflichterfüllung von Seite des Lehrers der beste Hebel für einen fleißigen Volksschulbesuch liege. lehrer Skrbine c spricht für die Errichtung von Pfarr­bibuotheken. Lehrer Stegna r befürwortet die Ausgabe neuer Schul­bücher, die zuvor einem Lehrervereine zur Einsicht vorgelegt werden könnten. Hierauf bemerkt der Vorsitzende , daß das Gründungs­Comit6 schon die Statuten eines Lehrervereines, der alle Volksschullehrer in Kram umfassen soll, entworfen habe. Schriftführer Grkma n liest den Entwurf vor. Es wird beschlossen, die Statuten der h. Landesregierung zur Geneh­migung vorzulegen; wenn die Statuten genehmiget weiden, soll das bestandene Comitö die Aufforderung zum Beitritte erlassen. Hierauf wird die Debatte über den 2. Punkt des Pro­gramme« «öffnet: „Wie könnten in der Votsschule in Verbindung mit andern Lehrgegenständen die Volkswirthschllft und das Gewerbewesen geför­dert werben." Lehrer Stegna r spricht von der Aufgabe der Volks­schule, daß sie nämlich für die Bedürfnisse de« Volles einge­richtet sein müsse; beßhalb sollen auch durch die Volksschule die Nationalökonomie und die Gewerbe gefördert werden, deß» halb soll der Lehrer selbst die Volkswirthschllft und das Ge­ werbewesen verstehen. Hat er in der Lehrerbildungsanstalt das nicht gelernt, so soll er sich um gute Lektüre umsehen und Fachmänner anhören. Er soll diesen ganzen Unterricht nach Lesestücken vertheilen. Für Stadt- und Landschulen sollten je nach Bedürfniß eigene Schulbücher verfaßt werden. Diesen Unterricht soll der Lehrer auch bei den Rechnungsaufallben einflechten. Er foll hier in praktischen Beispielen zeigen, wie sich die Fruchtbarkeit des Bodens und der Bodenertrag er­ höhen läßt. Er soll seine Gespräche mit den Schülern dahin leiten, daß er ihnen auch hier nützlich wird. Weiters soll er die Kinder mit guten sprichwörtlichen Maximen aus der Öko ­ nomie bekannt machen; er soll auch bei den stylistischen Auf­ sätzen darauf reflettiren, wie Ackerbau und Volksgewerbe ge­ hoben werden können. Damit aber ein solcher Unterricht von Nutzen sei, so müsse derselbe in der Sprache des Volkes er­ folgen. Die Volksschule ist keine Anstalt zur Erlernung frem» der Sprachen, sondern eine Anstalt zur Belehrung über Ge­ genstände, die im täglichen Leben vorkommen. Ma n wendet zwar ein, daß die Volksschule auch eine Vorbereitungsschule für die Mittelschulen sein müsse. Wie viele steigen denn in die höheren Schulen? Daß aber dieser wegen die überwiegende Majorität, ja das ganze Volk vernachlässiget werden sollte, wäre eine Ungerechtigkeit. Wenn wir also wollen, daß unser Volk fortschreite, so foll es in der Muttersprache unterrichtet werden. Lehrer Ier» e meint, daß den Lehramtskandidaten leine Gelegenheit geboten sei, sich in der Obstbuumzucht, in der Seidenzucht und anderen einschlägigen landwirthschaftlichen Fächern zu üben; deßhalb möge man die löbliche Landwirth­ schaftgesellschaft ersuchen, daß den Zöglingen der Präparandie der landwirthschaftliche Versuchshof zum Besuche geöffnetwerde.— Bei der 3.Frage: „Wie die Lehrersgehalte dau­ ernd aufzubessern wären" — ertheilt der Vorsitzende das Wort zuerst dem Lehrer Moönik . Derselbe hebt hervor die veränderten Zeitumstände seit Einführung der Volksschule in Oesterreich, erwähnt der größeren Anforderungen an die Lehramtskandidaten und an die Aufgaben und Leistungen der Volksschule. Nachdem sich nun alles verändert habe, seien nur die Gehalte beinahe die nämlichen geblieben. Deßhalb sollen auch die Lehrergehalte den veränderten Zeitumständen gemäß geregelt werden, wie dieß an den Lehrerbildungsanstalten und an einigen Voltsschulen namentlich in Trieft oder Klagenfurt geschehen sei. Das neue Schulgesetz habe die Schulaufsicht geändert, die Regelung der Lehiergehalte sei eine offene Frage geblieben, dieselbe stehe der Competenz der Landtage zu. Weil sich eben die meisten der bisherigen Lehrerbezüge vom Kirchen­ dienste her datiren, der neue Gesetzentwurf aber eine größten­ theils staatliche Aufsicht enthalte, deßhalb müßtensich die Lehrer über die Punkte einigen, wie sie Petitioniren sollen, nnd ob sie auf ihre Einkünfte, die sie aus dem Kirchendienste beziehen, verzichten wollen. — Die Sitzung wird auf 5 Minuten unterbrochen und die Lehrer einigten sich hierüber dahin, daß sie auf die Einkünfte aus dem Kirchendienste schon verzichten wollten, wenn ihnen andererseits der Staat oder das Land als Lehrern einen an­gemessenen Gehalt verabfolgen würde. Die Beibehaltung der bisherigen Bezüge und eine bedeutende Gehaltserhöhung sei wohl außer dem Bereiche der Möglichkeit. Die Trennung des Meßnerdienstes vom Schuldienste sei aber, wenn durchführbar, im beiderseitigen Interesse (der Kirche und Schule) gelegen. Der Berichterstatter, der hierauf das Wort erhält, meint, daß ebenso wieder die Verbindung des Organistendienstes mit dem Schuldienste im Interesse beider Theile geboten sei. *) Weiters einigen sich die Lehrer für die Aufhebung des Schulgeldes. Da die Schule nur zunächst zum Nutzen der Gemeinde sei, weiters aber zur Wohlfahrt des ganzen Landes und Staates beitrage, soll sie als eine öffentliche Landesan­stalt erklärt und die Schulumlage auf das ganze Land gleich­mäßig vertheilt werden; die Lehrer sollen ihre Bezüge entwe» der monatlich oder per Quartal beheben und hinsichtlich des Pensions - Normales gleich den übrigen Beamten gehalten werden. ** ) Dann einigte man sich noch über folgende Petitionspunkte: 1. Die erste Anstellung des Lehrers als Schulgehilfen auf dem Lande ist mit einem Gehalte von 300 fl. verbunden. 2. Der provisorische Lehrer bezieht 350 fi., der defini­tive 400 fl. ö. W. nebst Dezennal-Zulagen von 50 fl.; sie haben freies Quartier, Holz und einen Garten von 50 fH °. 3. An den Hauptschulen sind alle Lehrer gleichgestellt und steigen mit den Schülern von der 1. bis zur 4. Klasse auf. Die definitiven Lehrer erhalten Quinquennal-Zulagen von 50 fl. und den Ortsumständen anpassend einen Quartierbeitrag. Das Gründungs-Comitö wurde beauftragt, diese Petition auszuarbeiten und dem h. Landtage vorzulegen. Damit war die Tagesordnung erschöpft. Der Vorsitzende verlas ein in deutscher Sprache abge­ faßtes Vegrüßungstelegramm der zu Wien versammelten Lehrer, dann einen slovenischen Gruß speciell von den 8 dort befind­lichen krainischen Lehrern und richtete einige Schlußworte an die Versammlung. Endlich dankte er zuerst dem Herrn Bür­germeister Dr. E. H. Costa als Vertreter der Gemeinde für die gütige Überlassung des Magistratssaales, dann dankte er den übrigen Herren für die Ehre, die sie durch ihre Anwe­senheit der Versammlung erwiesen, namentlich dem k. k. Schul­rathe, Herrn Dr . Iarec , dem Diözesanschulenoberaufseher, Domherr Georg 2avannit u. a. Mit Slavarufen auf Se. Majestät den Kaiser wurde die Versammlung beschlossen. Alle Lehrer, über 140 an der Zahl, wurden dann durch die Großmuth eines edlen Schulfreundes im Gasthause zum „Stern" bei einem Freitische bewirthet. — Der Abend ver­sammelte die meisten Lehrer bei der Vorstellung, die der Ver­ * ) Faktisch «errichtet beinahe in den meisten Orten, die kleineren Pfarren ausgenommen, ein Meßnersknecht die Kirchendieufte, nnd der Lehrer, der den Knecht bezahlt, erhält die Bezüge der Meß­nerei, die in Naturalgaben bestehen und an manchen Orten gar nicht unbedeutend find. — Da« „Tagblatt" und nach ihm die „Laib. Ztg." h,t vom Lehrertage berichtet, »ls wenn die Lehrer für die Trennung de« Schuldienste« »om Organistendienfte ge­sprochen hätten, wa« jedoch auf einem vorsätzlichen oder zufälli­gen Irrthume beruhet. — Die Lehrer haben sich im Gcgentheile bereit erllärt, noch ferner gegen eine geringe Entschädigung Or­ganisten zu bleiben. Eins. l«) <3« muß jedoch hier bemerkt werden, daß die meisten Lehrer zu­friedengestellt wären, wenn sie ihre Bezüge ordentlich und zu rechter Zeit erhalten würden. Ginige unserer autonomen Ge­meinden «füllen jedoch seit ihrer Konstituirung ihre Obliegen­heiten ebenso wenig al« es früher geschehen ist, und 5 « ««hier muß oft viertel«, halbe od» ganze Jahre warten, bi« «r zu sei­nem Gehalte kommt. Dieser Umstand zwingt die Lehrer, d»ß sie um Zuweisung ihre« Gehaltes aus öffentlichen Kassen peti­tioniren. ' Gins. ein „vramatiöiia äruZtvo" im Saale der öitalnica den Gästen zu Ehren gab. U . UoöriiK. Die alte und die neue Welt. Die Politik dos Washingtoner Kabinetes den europäischen Mächten gegenüber, hauptsächlich aber dessen Verhältniß zu Rußland wird von der „Corr." im nachstehenden, höchst in° terefsanten Artikel besprochen. «Es ist schon viele Jahre her, daß man in Washington erkannte, daß man nicht immer mit der schönen Manroe« doktrin, wonach sich Nordamerika jede europäische Intervention in amerikanische Angelegenheiten verbittet, auf dem Wege des bloßen Princips ausreichen werde. Die Zeichen und Fälle mehrten sich, wo europäische Politik in transatlantische Ver. Hältnisse hinübergriff, und es war damit den leitenden Geistern im berühmten „weißen Hause" immer klarer, daß man sich bei der eigenthümlichen Entwicklung des heutigen politisch internationalen Weltverkehrs keineswegs in sein Schneckenhaus zurückziehen könne. Ma n erkannte, daß, wenn man sich seine amerikanische Machtsphäre gänzlich sichern wolle, man ge­zwungen sein würde, sich über Amerika hinaus wichtige Freunde und wichtige Positionen zu verschaffen. Denn es ge nügt nicht, den eifersüchtigen und übergriffslüsternen Gegner auf heimischem Boden zu erwarten, man mnß sich ihm vor'« eigene Haus legen, wenn man von ihm nicht jählings über rumpelt sein will. Diese sehr richtige Erlenntniß führte die nordamerikanischen Politiker nun auch zu weiteren Studien. Zunächst handelte es sich darum, wo soll man sich in einer Art festsetzen, daß man unter Umständen entscheidenden Ein stuß auf die Welthändel gewinnt, dann aber galt es zu lon­statiren, welches ist wohl die zukunftreichste Nation und der zukunftreichste Staat, mit dem Amerika sich vereinen könnte, um durch ein solches Vündniß in keiner Weise eingeschränkt, auf alle Fälle aber gestärkt zu werden? Nach diesen beiden Richtungen hin wurden Jahre hindurch sehr gründliche For­schungen angestellt, und sonderbar, indem man dabei das Eine richtig traf, kam man beinahe von selbst auch auf das Andere. Sehr bald nämlich erkannten die nordamerikanische» Staatsmänner mit kaltem, scharfen Blick, daß die orientalische Frage jene Frage sei, die noch einmal ganz Europa und Asien in Bewegung setzen würde. Diese Erlenntniß führte sie dazu, eine Menge wissenschaftlich-politischer Expeditionen nach de», Orient auszusenden, die ein kostbares Material für zukünftige Zwecke sammelten und den Nachweis lieferten, einmal, daß Amerika darnach trachten müsse, im Mittelmeere einen Stütz-Punkt zu gewinnen, dann, daß die herrlichsten, zukunftreichsten Länder in der europäischen Türkei, wie in Kleinasien und Syrien nicht früher höhere Bedeutung für den amerikanischen Markt gewinnen würden, als bis das morsche türkische Reich zerfallen, und wenigstens in Asien an seine Stelle Nußland getreten sein würde. Dieß Resultat der amerikanischen For schungen im Oriente, die schon Fallmereyer aufgefallen und von ihm als sehr gründliche und weitgehende dargestellt worden waren, wurde hinfort der Leitstern der nordamerikanischen Politik Europa und seinen transatlantischen Einmischungsge lüften gegenüber. „Setzen wir uns im Mittelmeerc fest und halten wir gute Freundschaft mit Rußland", das ist das A und O der auswärtigen Politik der Washingtoner Regierung geworden. Mi t dem Festsetzen im Mittelmeere ging es bisher frei lich nicht so geschwind. Nicht die immer hinfälliger werdende Türkei, wohl aber das überall Ränke schmiedende Frankreich und das stets eifersüchtige und wachsame England waren da ein großes Hinderniß. D a klopfte man denn vorsichtig in St . Petersburg an. Ma n sagte nicht gleich, was man wollte, aber man nahm instinktiv sofort freundliche Stellung zu ein ander an. Schon im Krimkriege verhehlte Amerika seine großen Sympathien für Rußland keineswegs. Ware Amerika damals seiner Seewehrkraft schon so bewußt gewesen, wie es dieß erst im großen nordamerikanischen Bürgerkriege ward, wer weiß, ob jene Sympathien nicht schon in jener Zeit greifbarere Ge statt gewonnen hätten. Offenbar dauerte die freundliche FUH lung seit dem Krimkriege ununterbrochen zwischen Washington und Petersburg fort. Ma n erkannte dabei mehr und mehr, daß man sich nirgendwo im Wege stünde, daß man manches gemeinsam habe, zumeist ein gemeinsames Interesse England und Frankreich gegenüber, und daß die Verschiedenheit der amerikanischen von der russischen Regierungsform durchaus von keinem Einfluß auf ihre auswärtige Politik und ihre ge­genseitigen Sympathien sein würde. Ein großer praktischer, echt politischer Zug belebte die junge Freundschaft beider Staaten mit einander gleich von ihrem ersten Beginne an. I n dem in Theorie verlorenen, oder doch mit allerhand Theorien aller Hand Gaukelspiel treibenden Europa schlug man sich anfänglich die Hände über dem Kopfe zusammen, daß eine Republik mit einer absoluten Monarchie in so regen Freundschaftsverkehr trete. Auch erinnern wir uns noch ganz lebhaft, wie scheel man in preußischen Feudalkreisen darein sah, daß während des großen Bürgerkrieges Rußland nicht mit dem sogenannten „ritterlichen Süden" der Sklavenbarone, sondern mit dem loyal der Republik getreuen Nordstaatenkomplex sympathisirte und dieser Sympathie mehrfach einen ganz energischen Aus druck gab. Andererseits begriffen es die Leute der allgemeinen europäischen Revolutionsliga wieder nicht, daß Nordamerika während des letzten polnischen Aufstandes so gar nichts für die Polen that. Unterließ hatte Rußland gerade den großen nordamerikanischen Bürgerkrieg mit außerordentlichem Interesse durch alle Phasen bis an sein Ende verfolgt. Und als derselbe für die Republik glücklich beendet war, da wußte Rußland, was es an einem solchen Verbündeten wie die „Vereinigten Staaten" sind, bei einem allgemeinen Weltbrande haben werde. Von diesem Augenblick begann man auch schon nicht mehr bloß ungewisse Eventualitäten in Erwägung zu ziehen, sondern bereits direkt über dieß und das mit einander zu ver­handeln. Eine erste Folge dieser Unterhandlungen, die wieber ganz dazu angethan war, Europa in Erstaunen zu fetzen und zugleich England insbesondere empfindlich zu kränken, war die freiwillige Abtretung des „russischen Amerika" von Seiten Rußlands an die „nordamerikanischen Freistaaten". Dieser erste Schritt zu einem amerikanisch-russifchen Bündnisse war so groß, daß die etwas frühere französisch-englisch-spanische Intervention in Mexiko, die so kläglich als ein rein französi­sches Abenteuer endete, dagegen förmlich verschwindet. Europa hatte in Mexiko gesehen, wie monarchisch-euro­päische Interventionsversuche in Amerika scheitern. Nun mußte es gar erleben, wie Rußland seine nordamerikanischen Besitzun­gen, die ihm nie von den Amerikanern angefochten worden tva» ren, freiwillig aufgab. Wer Augen hatte zu sehen, sah damit wohl genug. Rußland verlor burch die Abtretung eines gro­ßen, ihm aber nahezu unnützen Ländergebietes im hohen Nor­ den Nordamerikas gar nichts an seinem Prestige, im Gegen­theil, es gewann noch, denn man erkannte, daß es sich nicht durch gehaltlose Hoheitsphantasien von einer vernünftigen Po­litik abbringen lasse, und seine Feinde begannen zu fürchten, daß ein solcher Schritt, wie diese Abtretung, wohl nicht voll­zogen worden sei, ohne die nordamerikanischen Freistaaten Rußland für die Zukunft in hohem Grade zu verpflichten. Und daß dieß in Wahrheit damit erzielt worden, beginnen wir heute schon praktisch wahrzunehmen. Nicht genug, daß amerikanische Schiffe seit geraumer Zeit den Aufstand auf Kreta in viel offener Weise unterstützen, als dieß von, russischer Seite beim besten Willen geschehen könnte, Hat neuester Zeit die nordamerikanische Republik die aufständischen Kandioten der Pforte gegenüber als regelrechte kriegführende Macht «fficiell anerkannt und sich damit in Ruß» land, wie in der griechischen Inselwelt und in allen dem Tür­kenjoch noch unterworfenen Gebieten des mittelländischen Mee­res große Sympathien erworben. Und diesem Schritte scheint ein zweiter, noch wichtigerer, noch viel schwerwiegenderer auf dem Fuße folgen zu sollen. Bereits hat der amerikanische Admiral Farragut, der mit seinem Geschwader der türkischen Regierung ohnedieß als Vertreter einer im Orient nur rein­christlichen Interessen dienenden Macht ein Dorn im Auge ist, an die Pforte das kategorische Verlangen gestellt, daß die Schifffahrt durch die Meerenge der Dardanellen der amerika­nischen Kriegs- wie Handelsmarine unbedingt freigegeben werde, indem Amerika an jenen Verträgen nicht mit participire, welche die freie Schifffahrt in diesem Meereskanal den Schiffen der europäischen Monarchien verbieten. Dieser Schachzug, der, wie es scheint, nötigenfalls felbst mit Gewalt durchgeführt werden dürfte, geschieht direkt im russischen Interesse. Denn muß die Pforte den Nordamerika« nein erst die freie Schifffahrt durch die Dardanellen gestatten, dann kann sie dieselbe auch den übrigen Staaten nicht mehr verbieten und damit gewänne Rußland wieder Luft und ge­sunde Macht auf dem Schwarzen Meere, wo man feine Ma ­rine auf dem letzten Pariser Frieden nach dem Krimkricge gründlich todtgeschlagen zu haben glaubte. Wenn Farragut seine Drohung, im Nothfalle den Dardanellenpaß zu forciren und Huauä mtzill« am „goldenen Hörn" das Sternenbanner zu entfalten, wahr macht, oder wenn die Pforte, ohne es anf eine solche Demüthigung gefährlichster Art ankommen zu lassen, friedlich auf feine Forderungen eingeht, so ist die russisch­amerikanische Freundschaft abermals durch einen wichtigen Akt besiegelt und der Moment zu weiterer und immer offener Kooperation wiederum näher gerückt. Daß beide Mächte im gemeinsamen Interesse schon jetzt vorgehen, ist klar, daß beide ein Bündniß zu Schutz und Trutz mit einander einzugehen, sobald die Gelegenheit sich bietet, nicht verschmähen werden, liegt ebenfalls auf der Hand, daß aber ein solches Bündniß für die Lösung der orientalischen Frage insbesondere, wie für Europa überhaupt von unberechenbarer Tragweite sein wird, braucht gar nicht weiter näher ausgeführt zu werden, denn es liegt vor Aller, man möchte fast sagen, selbst vor der Unmündigen Augen. Amerika und Rußland sind in der glück­lichen Lage, sich selbst zu dienen, wenn sie sich gegenseitig un­terstützen. Frei von jeder Prinzipienreiterei brauchen nur Beide ihr gesundes Interesse zu verfolgen, um sich immer und überall als Verbündete neben einander zu befinden. Wir wüßten in Europa und in der ganzen Welt keine zwei Staaten, die so geeignet wären, mit einander in wahrer Freundschaft und Vundesgenossenfchaft zu leben und zu streben, wie Rußland und Nordamerika, und deßhalb begrüßen wir diese Freund­schaft im Namen des wahren Fortschritts und der Civilisation." Lcmdtagsberichte. II . Sitzung des krainischen Landtages am 14. September. Schriftführer Rude L verliest das Protokoll der letzten Sitzung. Auf die übliche Anfrage des Präsidenten, ob Je­mand etwas gegen die Fassung des Protokolle« einzuwenden babe, erhebt sich Dr. Tom an. Er anerkennt die Genauig­keit und Ausführlichkeit des Protokolls, findet es aber viel zu lang und bedauert die Schriftführer, wenn sie gehalten wären, solche Protokolle zu liefern, die ja die stenographischen ganz überflüssig machen. Redner verweist auf die Geschäfts­ordnung und zeigt, daß so weitläufige Protokolle den dieß­fälligen Bestimmungen zuwiderlaufen; er bittet, dieselben künftighin kürzer zu fassen. Der Vorsitzende theilt unter andern mehrere Petitionen mit, die dem Petitionsausfchusse zugewiesen werden, und bringt die Einladung des dramatischen Vereines zur Vor­stellung am 15. September zur Kenntniß. Dr. Costa berichtet Namens des Landesausschnsses über den Wahlakt der Städte Rudolfswerth, Gurtfeld, Möttling, <3ernembl, Landstraß und Weichselburg. Der Landesaus­schuß erklärt den Wahlakt für null und nichtig und beantragt, denselben einem aus dem Hause zu bestellenden Ausschusse zur Prüfung und Antragstellung zuzuweisen. Auf Pintar' s Antrag wird ein Ausschuß von 5 Mitgliedern gewählt, be­stehend aus der Abg. Kromer, Kaltenegger, Svetec, Prevec, Tavöar. Abg. De2man referirt im Namen des Finanzaus­schusses über die Pauschalirung der Amts- und Kanzleierfor­dernisse für die landfch. Hilfsämter und Anstalten. Sämmt­liche Anträge werden vom Hause genehmiget. Abg. Svete c begründet feinen Antrag auf Nenderung des §. 45 der Geschäftsordnung. Der §. soll lauten: „Jedem Landtagsabgeordneten steht das Recht zu, durch Fragen an die Landesregierung, an den Landeshauptmann und an die Obmänner der Ausschüsse einen in den Wirkungstreis des Landtag gehörigen, nicht an der Tagesordnung stehenden Gegenstand zur Sprache zu bringen. Interpellationen an die Regierung sind dem Vorsitzenden schriftlich, mit fünf Unterschriften versehen zu überreichen, wer­den sofort in der Sitzung vorgelesen, und dem Regierungs­repräsentanten mitgetheilt. I n keinem Falle darf eine bereits begonnene Verhandlung mit einer Interpellation unterbrochen werden. Auf Interpellationen an die Regierung kann die Ant­wort sogleich gegeben, für eine spätere Sitzung zugesichert, oder mit Angabe der Gründe die Beantwortung abgelehnt werden. Ob an die Beantwortung der Interpellation oder deren Ablehnung, sich eine sofortige Besprechung des Gegenstandes derselben anschließen darf, entscheidet das Haus über einen darauf gestellten Antrag ohne vorausgehende Debatte. Die Stellung eines Antrage« bei dieser Besprechung ist unzulässig. Es bleibt aber jedem Mitgliede des Hauses über­lassen, den Gegenstand in Form eines Antrages weiter zu verfolgen." Redner «Märt Zweck -und Bedeutung dieses Antrages; derselbe fei darauf gerichtet, das Recht des Landtages bezüg­lich der Interpellationen zu erweitern. Nach den jetzigen Be­stimmungen ist eine Debatte über- die Beantwortungen der Interpellationen nicht züläßig. Dieß ist mit Umzutömmlich­keiten verbunden, da es schon vorgekommen ist, daß sich die Antworten auf falsche Prämissen gestützt oder überhaupt nicht genügt haben. Der Landtag soll, aber das Recht haben, sich auszusprechen, wenn ihn die Antwort nicht befriediget. Der Antrag läuft darauf hinaus, daß das Haus beschlossen darf, es solle die Beantwortung einer Interpellation einer Beur­theilung unterzogen weiden. Die Sache ist nicht neu, die be­antragten Bestimmungen sind nämlich von Wort zu Wort der eben Heuer auch in diesem Sinne abgeänderten Geschäfts­ordnung des Reichsrathes entlehnt. Redner findet die Auf­nahme derselben auch in die Geschäftsordnung des Landtages gerathen, da erst dadurch ein Recht desselben befestiget wird, das ohne dieselben so ziemlich illusorisch ist; er empfiehlt seinen Antrag zur Annahme und wünscht vorläufig dessen Verweisung an den Ausschuß für die Landtagswahlordnung. Der Antrag bezüglich der formellen Behandlung wird angenommen, nachdem der Herr Land es Präsident noch zuvor Bedenken gegen die Stilisirung der 4. Alinea des An­trages geäußert und eine entsprechende Nenderung derselben der Erwägung des Landtages anheimgestellt hatte. Es kommt nun eine ganze Reihe von Petitionen zur Verhandlung. Dr. Tom an referirt über die Petitionen: a,) der Ge­meinden des frühern Gerichtssprengels Seno2eii und d) der Gemeinde Landstraß um Wiederherstellung der frühern Ge­richtsbezirke, dann o) der Gemeinde Präwald um Verlegung des Gcrichtssitzes in diese Ortschaft. Referent beantragt Namens des Petitionsausschusses »,6 a) und K) , daß der Landtag die Notwendigkeit der Wieder­herstellung der gedachten Gerichts- und Steuerbezirke aus­spreche, beim Justizministerium sich dießfalls verwende und den Landesausschuß mit der Durchführung der nöthigen Schritte betraue. ^,cl o) beantragt er eine kommissionelle Entscheidung. Abg. 2agore c erklärt, daß die Gemeinden darüber unzufrieden sind, weil sie zu Gurkfeld geschlagen wurden. Der Gerichtssitz in Landstraß würde ihnen besser konveniren, sie würben lieber zu diesem Bezirke gehören. Die Wieder-Herstellung des Bezirkes Landstraß wäre aber anch für den Gang der Geschäfte vorteilhaft, weil kleinere Bezirke weni­ger zu thun haben und daher in der Lage sind, schneller zu erledigen. Bei manchen Gemeinden betrage jetzt die Ent­fernung 6—7 Stunden, durch die Wiederherstellung der frühern Einteilung würden die Leute bedeutend an Zeit und auch an Geld ersparen. Er unterstützt sonach aufs wärmste die Anträge des Ausschusses. Dieselben werden vom Hause angenommen und auch in 3. Lesung genehmigt. Die Petition eines Schullchrers um Ergänzung seines Gehaltes wird nach dem Antrage des Referenten Svete c der Landesregierung übermittelt. Abg. Svete c referirt ferner über das Ansuchen der Gemeinden von Gottschee um Abänderung des Hausirpatentes. Er beantragt: bezüglich der Aenderungen, die im Wege der Gesetzgebung herbeigeführt werden müsse, solle sich der Land­tag durch den Landesausschuß bei der Negierung verwenden, damit diese eine entsprechende Vorlage vor den Reichsrath bringe; bezüglich der sonstigen wünschenswerten Aenderungen soll die Regierung ersucht werden, die nöthigen Weisungen an ihre Organe zu erlassen. Dem Abg. Kromer scheint es nicht gerathen, im Reichsrathe diesen Gegenstand zur Sprache zu bringen; Hau­sirhandel und Gewerbefreiheit vertragen sich nicht; es könnte bei einer Erörterung sehr leicht zur Aufhebung des Hausir« Handels kommen. Er wünfcht daher nicht die Verwendung an das Ministerium. Berichterstatter Svete c findet die Befürchtungen Kro» mer's begründet, hofft aber von der Regierung Wahrung der Landesinteressen. Hierauf wird der Ausschußantrag angenommen. Zwei Petitionen um Bewilligung, beziehungsweise Ver­legung eines Jahrmarktes werden der Landesregierung mit dem Ersuchen um thunlichste Berücksichtigung abgetreten. Schließlich wird das Gesuch des UnterstUtiungsvercine« für die philosophische Fakultät der Wiener Hochschule um eine Unterstützung aus dem Landesfonde nach dem Antrage des Referenten Kaltenegger mit dem Ausdrucke des Be­dauerns abgelehnt. 12. Sitzung des trainischen Landtages am 16. September. Nach Mittheilung der eingelaufenen Petitionen und der an die Abgeordneten vertheilten Vorlagen feitens des Vor­sitzenden richtet Dr. Toman an die Regierung eine Inter­pellation, des Inhaltes, ob 1. die Landesregierung die auf die Rückstellung des inkainerirten Provinzialfondes bezüglichen Vergleichsvoischläge des Finanzministeriums bereits erhalten habe und ob sie 2. gesonnen sei, diese Vorschläge dem Lan­desausschusse mitzutheilen, damit letzterer noch in dieser Session seine Anträge stellen könnte. Der Landespräsident beantwortet den ersten Theil der Interpellation dahin, daß vom Finanzministerium die baldige Mittheilung der Vergleichsanträge zugesichert, aber bis jetzt noch nicht herabgelangt sei; er werde da« Finanzministerium von dem Wunsche des Landtages in Kenntniß setzen. Dr. 2avin3ek berichtet über das Gesetz wegen An­Haltung gemeinschädlicher Personen in der Zwangsarbeitsanstalt. Abg. Kaltenegger wirft die Frage auf, ob dieses Gesetz in die Competenz des Landtages gehöre, spricht sich entschieden gegen die Competenz aus und kündiget an, daß er den Antrag stellen werde, den Gesetzentwurf, falls dessen Sanktion als Landesgesetz nicht zu erreichen wäre, der Regie­rung als Reichsgesetzvorlage zu überreichen. Dr. Costa wundert sich, Bedenken betreffs der Compe­tenz zu hören. Wo diese zweifelhaft ist, müsse der Landtag dieselbe immer für sich in Anspruch nehmen; die Competenz des Reichsrathes hat die Regierung zu wahren. Letztere hat jedoch gegen die Competenz des Landtages leine Einwendungen erhoben. Uebrigens enthält der vorliegende Gesetzentwurf nichts neues, fondern ist nur eine Codification der verschie­denen bestehenden Vorschriften; die Neuerungen beziehen sich bloß auf die Verwaltung und die Gemeindeverhältnisse. Mi t dem Gesetze zum Schutze der persönlichen Freiheit hat dieses Gesetz nichts zu schaffen. Zur Illustration der Competenz» bedenken führt Redner an, daß der n. ö. Landesausschuß ein ähnliches Gesetz vorgelegt habe, ohne daß Zweifel wegen der Competenz laut geworden wären, und doch weht in Wien am stärksten der centralisiische Geist. Wir sollen das Gesetz an­nehmen, wie es ist; wer Bedenken hat wegen der Competenz, soll gegen das Gesetz stimmen. Kaltenegger'« Antrag ist je­ doch entschieden zu verwerfen. Der Gefetzentwulf enthält Bestimmungen, die ganz unzweifelhaft zur Competenz des Landtages gehören. Durch die Annahme von Kaltenegger'S Antrag begibt sich der Landtag auch hinsichtlich dieser seiner Competenz. Abg. Krome r vermißt jede gesetzliche Begründung der Competenz, will seine Ueberzeugung nie der Ansicht des Re gierungscommissiirs unterordnen und erklärt das Gesetz als einen Gegenstand der Reichsgesetzgebung. Dr. Prevec verweiset auf den Zweck der Zwangs arbeitsanstalt und beruft sich auf die §ß. 18 und 19 L^O. aus denen hervorgehe, daß der Landtag competent. Abg. Krome r replicirt. Dr. Toman zitirt den §. 1 des Entwurfes, dem zu» folge nicht Strafe, sondern Besserung Zweck der Anstalt ist. Wo die Regierung keine Zweifel an der Competenz habe seien für ihn auch keine vorhanden. Er lonstatirt, daß die Minorität nun schon zum dritten Male die Rechte des Landtages verkürzen will. Abg. Kromer will eine persönliche Bemerkung machen und sagt, daß seine Ausführungen nur den Erfolg des Oe setzes sichern sollen. Abg. Svetec will die bisherige Praxis zu Rathe ziehe« Man hat bis jetzt für die AnHaltung eines Zwänglings me ein richterliches Urtheil erwirkt, somit bleibe alles beim alten. Er gibt ferner zu bedenken, daß die Autonomie der Landtage durch die neuen Staatsgrundgesetze erweitert wird, man dürfe sich also dieselbe nicht verkürzen lassen. Schließlich bleibe es sich ganz gleich, ob das Gesetz die Sanktion erhält oder nicht, oder der Regierung als Vorlage für den Reichsrath übermit telt wird; die Entscheidung habe immer die Regierung in der Hand. Berichterstatter 2avin8e l hebt hervor, daß sich der Ausschuß den Zweck des Gesetzes und die positive Erklärung der Regierung vor Augen gehalten habe, daß ihr ein Gesetz, welches die vielen, zerstreuten Direktiven sammeln und in Einklang bringen würde, ganz erwünscht ist. Spezialdebatte. Die Abg. Rudei und Kromer bean tragen bei H. 7 die Nekursfrist und den Instanzenzug betref fende Aenderungen, die angenommen werden. Der ß. 10 wird zur nochmaligen Berathung und Styli sirung an den Ausschuß verwiesen und dann in der abgeän derten Fassung angenommen. Bei §. 14 erklärt der Landespräsident, daß die Regie rung die Zwangsarbeitshäuser nicht für Straf-, sondern für Correctionsanstalten ansehe; sonst hätte sie wohl nach dem Er scheinen der Staatsgrundgesetze alle diese Anstalten öffnen und den Zwänglingen die Freiheit geben müssen. Schließlich wird das Gesetz eu bloo und auch in dritter Lesung angenommen, nachdem Dr. Kaltenegger angesichts der Erklärung des Negierungsvertreters seinen Antrag auf eventuelle Einbringung des Gesetzes als Reichsrathövorlage zurückgezogen. Dr. Bleiwei s verliest den Bericht des Finanzaus» schusses über die Voranschläge der Kranken-, Gebär-, Finbel und Irrenhausfonde für 1868 und 1869. Die Antrage werden ohne Debatte angenommen. Abg. Kaltenegger stellt nun, indem er auf die un natürliche Höhe der Post: „Regie» und Verpstegstosteu Vergütung an die barmherzigen Schwestern, 32.000 fl. " (Er forderniß des Kranlenhausfondes) hinweist und mancherlei Uebelstande, fo die doppelte Vergütung de« Fleisches namhaft macht —, den Antrag, es sei der L,-A. mit einer eingehenden Prüfung der Regie zu beauftragen, damit die Kosten herab gemindert und die Vertragsverhaltnisse entsprechend geändert werden. Dr. Vleiwei s sagt, daß dem Contrakte mit den Schwestern der Contratt des Grazer Landesausschusses zu Grunde gelegt worden sei, im Vertrauen, baß dort alles wohl erwogen wurde. Die Nerzte sind auch um ihr Gutachten ge fragt worden. Doch hat der L. A. bald Mangel bemerkt, so eben wegen des Fleisches, aber auch, daß von den Aerzten ganze Ladungen von Suppenportionen verordnet wurden. Nach dem neuen Vertrage wird einiges erspart, übrigens dürfe man überzeugt sein, daß der Landesausschuß gut haushalten werbe. Nachdem der Landeshauptmann als Vorsitzende des Landesausschnsses die Angaben des Referenten im vollen Um fange bestätiget, wird der Antrag Kaltenegger' s abgelehnt. 13. Sitzung des krainischen Landtages am 18. September. Nach Verlesung des Protololles gibt der Vorsitzende be kannt, daß am Schlüsse der Sitzung die Schriftfllhrerwahl stattfinden werde, ferner, daß Abg. Garibold i vom Präsi dium einen 8tägigen Urlaub erhalten hat. Dr. Tom an hat dem Präsidium einen Antrag überge» ben, des Inhaltes, der Landtag wolle die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Bahn Laibach-Carlstadt aussprechen. Der Vorsitzende theilt den Pelitioneneinlauf mit, ferner, daß der allgemeine deutsche Lehrertag eine Denkschrift und Dr. Alois Valentl l seine Schilderung der Landesfindelanstalt für Kram eingesandt hat. Abg. DeLma n berichtet im Namen des Finanzaus schusses über den Voranschlag des Domestikalfondes für 1868 und 1869. Bei Rubrik 4. ergreift Dr. Toman das Wort und stellt den Antrag statt: „Subvention des Theaterdirektors" für die Jahre 1669 1870 zu setzen: „Unterstützung des Direl tors und dramatischer Zwecke überhaupt", indem er auf die Wichtigkeit eines nationalen Theaters hinweiset. Ferner be antragt er die Resolution: Ueber die Verwendung dieser Un terstützung bat der L.-A. in der nächsten Session seine An­träge zu stellen. Es entspinnt sich nun eine sehr ausgedehnte Debatte, die wir wegen ihres interessanten Inhaltes nächstens wo möglich ausführlich bringen. Für heute nur Einiges aus derselben. Abg. Kromer betont in langer Rede die Notwendig leit des deutschen Theaters als Bildungsanstalt, spricht über den Mangel an Kräften und Stücken für slovenische Vorfiel lungen und sieht durch den gestellten Antrag das deutsche The ater gefährdet, die Rechte der Logenbesitzer bedroht. Dr. Vleiwei s bekämpft Kromer's germanisatorische Tendenzen und erklärt den Mangel an einem großen slouem schen Repertoir eben durch den Umstand, daß das Theater bisher nur der deutschen Muse geöffnet war. Wie überall werden die Slovenen auch auf dramatischem Gebi te nicht zu rückbleiben, man sperre ihnen nur nicht überall die Thüren. Das deutsche Theater fördert nicht die Interessen des slov Volkes, deßhalb mögen es jene erhalten, denen es zu Gute kommt. Dr . Toma n constatirt das Ueberflüssige der Kromer' schen Auseinandersetzungen zu einer Zeit, wo noch kein spe cieller Antrag vorliegt, ferner den Umstand, wer immer die Debatte zu einer erregten mach. Auf Kromer's Aeußerung, man möge den Forderungen der Zeit R chnung tragen, be Merkt Rebner, es sei eben eine solche Forderung, der Zeit, daß ein flovenisches Theater in's Leben trete. Kromer erwidert, daß mehr als 2—3 slov. Vorstel­ lungen jährlich nicht möglich sind (!) , deßhalb seien selbe immer so gut besucht. Svetec verwahrt sich gegen den Anwurf, als wolle man das deutsche Theater ausrotten; auch er ist auf die For­ derungen der Zeit bedacht; diese fordere aber eben auch für die Slovenen gleiches Recht. Eben deßhalb müsse man der slov. Dramatik helfen, weil sie noch auf schwachen Füßen stehe. Dr. Kaltenegger. Die Debatte sei weit über die nöthigen Schranken gegangen. Der Antrag Dr. Toman's gebe nur dem L.-A. eine Richtschnur, wie er vorgehen solle. Er sei deßhalb nicht gegen den Antrag, da ja der L.-A. feine Anträge erst später stellen wird. Ucbrigens habe die Forde­ rung auf Unterstützung der slov. Dramatik volle Berechtigung. Dr. 2avins et anerkennt das Billige der Forderung nach slov. Vorstellungen, da ja mit dem Ausbau der projek­ tiven Eisenbahnen immer mehr Landleute in die Stadt kom­ men und sicher an slov. Vorstellungen ein Vergnügen finden werden. Des man als Berichterstatter kann sich den rosigen An­schauungen der beiden letzten Redner nicht anschließen und ergeht sich in einer langen leidenschaftlichen Rede über die Tendenzen und Folgen des Antrages. — Nachdem Dr. Blei­weis zu einer persönlichen Bemerkung und Dr. Tom an zur genaueren Präcisirung seines Antrages, den Deiiman falsch gedeutet, das Wort ergriffen, weiden Dr. Toman's Antrag und Resolution mit großer Majorität angenommen. Dagegenstimmten nur: Baron Apfaltern, DeLman, Kosler Johann, Kromer, Rudeii. I m übrigen weiden die Anträge des Finanzausschusses angenommen und die Vorlage auch in 3. Lesung genehmiget. Dr. 2avin8ek referirt im Namen des Ausschusses für Zwangsarbeitshaus-Angelegenheiten wegen Erhöhung der Löh­nungen für das Aufsichtspersonale im Zwangsarbeitshause. Die Anträge des Ausschusses werden ohne Debatte an­ genommen. — Dr. Costa berichtet Namens des Finanzausschusses über den Voranschlag des Zwangsarbeitshausfondes für 1868 und 1869. Es weiden die Ansätze nach den Anträgen des Aus­schusses ohne Debatte genehmiget. Dr. Costa berichtet Namens des Landesausschusfes über den Umbau des Irrenhauses. Er beantragt die vorliegenden Baupläne zu genehmigen und die Verausgabung von 50.310 Gulden aus dem Irrenhausfonde und von 4.600 fl, aus dem Landesfonde zu bewilligen. Kromer meint, die Höhe der Summe mache die noch­malige Durchsicht der Pläne und Überschläge erforderlich; vielleicht lasse sich noch etwas ersparen. Beantragt die Ver­weisung des Berichtes an den Finanzausschuß. Dr. Bleiweis. Der Gegenstand ist allseitig und so gründlich erörtert worden, daß eine neuerliche Prüfung kein anderes Resultat zu Tage fördern wird; die Sache soll also gleich heute entschieden werden. Es gibt nur zwei Wege, ent­weder Umbau oder Neubau. Alles ist erwogen worden; die Kosten lassen sich kaum mehr verringern, wenn man nicht Ge­fahr laufen will, etwas zu schaffen, was nicht entsprechen wird. Wenn wir nach dem vorliegendrn Plane bauen, wird alles Wohl vertheilt sein. Besser tonnen es die Herren kaum machen und '— hinter uns stehen die Aerzte, denen da ein entschei­dendes Votum gebührt. Ein Neubau ist nicht leicht ausführ­bar; ein anderer Bauplatz wäre erforderlich und der Kosten­aufwand enorm. Man brauchte 150.000 bis 200.000 fl. Wer aber wird es wagen, an das Land neue Anforderungen zu stellen? Wenn wir den Antrag des Ausschusses verlassen, bürden wir dem Lande eine neue Last auf, erreichen aber damit nichts besseres. Nicht nur die Baukosten, auch die Erhaltungs­kosten werden bedeutend höher sein. Da sonach die Sache spruchreif und etwas besseres nicht zu substituiren ist; da die Aerzte sich nicht selbst ein Dementi geben werden; da ein be­deutendes Ersparnis; durch Abänderung der Ausschußanträge nicht möglich ist: beantrage ich, gleich in die Berathung des Antrages einzugehen. Abg. Kromer gibt zu, daß die Vorlage mit Aufmerk­samkeit gearbeitet ist, aber es liegen abweichende Gutachten der Experten vor. Er macht dem Dr. Bleiweis den Vorwurf, daß er hier auf das Votum der Experten so großes Gewicht lege, während er gestern in der Sitzung des Realschulausschusses von Experten nichts habe hören wollen. Dr. Vleiweis: Aerzte sind Experten; die gestern in Vorschlag gebrachten können für uns keine Experten fein. K. t. Professoren follen eine Vorlage des Ministeriums tritisiren! Diese sind überdieß Experte in ihren Fächern, nicht aber dem ganzen Plane gegenüber. Die Aerzte hingegen können das ganze System beurtheilen. Dr. Kaltenegger. Der Zweck des Kromer'schen An­ trages ist, daß sich das Haus so genau als möglich informire. Manche Punkte bedürfen der Aufklärung. Er glaubt, daß es doch möglich ist, Verminderungen der Kosten zu erzielen, und schließt sich Kromer's Antrag an. Berichterstatter Dr. Costa. Die Verweisung an einen Ausschuß ist überflüssig. Die Sache ist klar, die vorgebrachten Einwendungen werde ich leicht beantworten. Herr Kromer soll sagen, ob er im Finanzausschüsse etwas anderes vorbrin­gen wird, als bisher. Herr Kromer hat wieder heute Vor­gänge aus Comitösitzungen hervorgezogen und den Dr. Blei­weis persönlich angegriffen. Es wäre Zeit, daß das endlich einmal aufhören würde. Es ist ganz richtig, daß viele Augen mehr sehen; aber die fragliche Angelegenheit ist schon ohnehin m einer Weise verhandelt worden, daß den Antragen des L.-A. kaum beizukommen ist. Redner entkräftet noch die Einwendun­gen Kaltenegger's und hält den Antrag für so gründlich erörtert, daß es nicht möglich ist, besseres zu schaffen. Kromer's Vertagungsantrag wird abgelehnt, die Antrage des Landesausschusses, betreffend Bauführung und Erforderniß angenommen. Dr. Costa erklärt noch, daß im Antrage die Maximal­ summen angesetzt sind, über die man nicht werde hinausgehen dürfen; bei der Offertverhandlung werde aber noch manche Post herabgemindert werden. Abg. Kramari ö bittet beim Baue so sparsam als möa­ llch vorzugehen. > ^ ' u Kaltenegger's Gegenanträge betreffs der Deckung des Erfordernisses werden von Dr. Costa bekämpft und bei der Abstimmung abgelehnt, die Anträge des Ausschusses ange­ nommen. — Dr. Bleiweis beantragt Namens des L.-A., daß die Stipendien für Zöglinge des Thierarzneiinstitutes in Wien zeit» weilig aufhören sollen. Ohne Debatte angenommen. — Nächste Sitzung: Montag, 21. September. Correfpondenzen. Möttling, 12. September ^. ?. Der Dr. Dulcamara, der in mehreren Orten Obertrains mit seiner Menschenfreund­lichen und höchst uneigennützigen, dabei aber doch sehr ein­träglichen Heiltunst debutirte, hat uns auch besucht. Leider konnten wir ihn nicht so leicht los werden als anderwärts. Nach einer halbtägigen Praxis, bei welcher er unsere guten Leutchen um etliche 150 fl. erleichtert haben dürfte, ist es dem Gemeinde-Vorstande Herrn 2alokar trotz ver Gegnerschaft ei­niger Wenigen, welche der Wunderdoktor auch hier unter der sogenannten „Intelligenz" für sich gewonnen hatte, gelungen, denselben über die Grenze zu schaffen. Nun machte sich der feine Schwindler jenseits der Culpa-Brücke auf kroatischem Boden mit einer um so größern Gloire, gleichsam aus Rache, breit. Dort bewegte er sich ungestört durch 5 Tage, als wenn drüben kein österreichischer Boden wäre und besuchte uns all­abendlich hoch zu Roß. Man versichert, daß er in dieser Zeit theils unseren, theils den kroatischen Leichtgläubigen abermals mindestens 900 fl. abgefischt hat, was ihm selbstverständlich zur großen Befriedigung gereichte. — Da ich schon die Feder in der Hand habe, will ich die verschiedenen Zeitungs-Polemiken über die Eisenbahn durch Unterkrain als: jene des Hrn. Bar. R. in der „Laibacher Zeitung", und die des Hrn. Correspondenten aus Rudolfs» werth im „81ovkU3ki uaroä" nicht unbeantwortet lassen. Vor Allem danken wir demjenigen, welcher die wahre Gele­genheit benützend, uns so schnell die Tracirungs-Bewilligung für diese Bahn erwirkt hat; ist die Tracirung nur erst zu Ende, so wird Jedermann — selbstverständlich die Eigenliebe und die Parteilichkeit bei Seite lassend — richtiger urtheilen. Der H. Correspondent Bar. R. hat wohl die schlangenartige Leitung dieser Bahn von Laibach bis Nassenfuß besprochen und anempfohlen, von da weiter aber bleibt er uns alles schuldig. Warum hat er sie nicht noch weiter etwa über den Gorjanec, Möttling, Gradac, öernembel, Tribute, Iosefsthal, Ogulin, Carlstadt tracirt? Diese wäre ja die geradeste, kürzeste und billigste Strecke! Oder gedenkt er dieselbe gar nach Gurkfeld direkt zu leiten und sie in Videm mit der Südbahn zu ver­binden, uns aber ganz auszulassen? Indem ich die Tracirung der Eisenbahnstrecke Fachmännern und einer unparteiischen, das allgemeine Wohl vor Augen habenden Commission über­lasse, deren Hauptaufgabe bekanntlich ohnehin jene ist, die ge­radeste Tour zu suchen, (d. i. hier Laibach - Carlstadt nicht etwa Laibach-Videm oder gar Lichtenwald), mit dieser so nahe als möglich die produktivsten und industriellsten Gegenden zu berühren und allen Kunstbauten auszuweichen —, erlaube ich mir den Herrn Correspondenten von Nassenfuß darauf auf­merksam zu machen, er solle zufrieden sein, daß er schon Jahre lang die kleine Entfernung von nur 2 Stunden bis zur Bahn genießt, während wir weder von einer Bahn, ja nicht einmal von einer gefahrlos fahrbaren Straße nach Laibach etwas wissen. Der Rudolfswerther Correspondent des „LluveusKi uaroä" sollsich aber auch nicht aufhalten, wenn er statt gerade etwa in feinem Hofe, in dem ihm so nahe gelegenen schönen Bade Teplitz die Bahnstation haben wird. Dann werden auch die von obigem Hrn. Correspondenten ganz aus der Mutter­karte gestrichenen Möttlinger und Oernembler zufrieden sein, wenn die Bahnstation statt in ihren Wohnorten bei dem in der gleichen Entfernung von denselben gelegenen Fabriksorte Gradac sein wird. Uebrigens würde nebst der Laibach-, Ober­gurt-, Seisenberg-, Hof-, ÜermoZnic-, Winteler-Strecke, auch im hiesigen Thale gegen Carlstadt die geradeste, überbrllckungs­freie und die produktivsten Gegenden berührende Strecke die sein, welche am rechten Ufer des Krupa- und Lahina-Baches durch Möttling, Vo2jakovo, O^aje, Carlstadt geführt wäre. Die Bahn von Laibach bis Carlstadt in diesem Sinne durch­geführt, d. i. von Obergurk am rechten Ufer des Gurkflußes und von Winkel am linken Ufer der obbenannten 2 Bäche und weiter bis Carlstadt am linken Ufer des Culpaflußes, braucht weder Tunnels noch Ueberbrückungen, gewiß ein sehr seltener Fall, wenn man auch noch bedenkt, daß eben dadurch die geradeste Tour erzielt ist. Die Acceptirung dieser Tour dürfte aber auch noch den Vortheil haben, daß die Carlstadt­Fiumaner-Strecke dann die Auszweigung und Weiterführung durch 6ernembel nach Fiume fände, was an Aussicht darum gewinnt, weil schon einmal projeltirt war, diese Bahn hier bei der Möttlinger Culpa-Brücke vorbeizuführen, und weil durch den Ausbau dieser Linie der Vaufond der Carlstadt-Fiumaner-Bahn die Kosten der Strecke Carlstadt-Möttling erspart, wo­durch auch die Fiumaner um einen Schritt der Verwirklichung dieses ihnen schon seit langem her in Aussicht gestellten Bahn-Projektes näher gerückt werden. Mit Nachdruck wird schließlich noch gegenüber den Bekämpfungen des Hrn. Correspondenten im „81ovsu8ki uaroä" behauptet, daß eben diese Carlstadt­Laibach-Villacher-Bahn eine Weltbahn zu werden bestimmt ist, und eine solche muß so viel als möglich die geradeste Linie suchen. Hätte die Regierung zur Zeit, als unsere 200.000 Mann starke Armee unthätig die Donau-Fürstenthümer besetzt hielt, an den Aufbau dieser von den grüßten Handels-Capaci» täten Frankreichs und Englands schon feit lange her fast mit Eifersucht besprochenen Bahn Hand angelegt, so wäre diese Bahn heute schon leicht unsere finanzielle Rettung geworden. Theilen wir uns also, unsere theuern Nachbarn Unterlrains, brüderlich in das uns Gegebene, und nehmen wir lieber heute wenig als gar nichts, oder doch erst sehr spät etwas an. Wo aber große und lohnende Vertehrsaussichten für die direkten Verbindungen mit der Bahn sind, wie solche H. Bar. R. in feiner Gegend schildert, werden sich ganz gewiß Unternehmer für Pferdebahnen finden. Nicht zu übersehen ist, daß durch die hier hervorgehobene Strecke die bedeutendsten, aber bis jetzt von der Bahn noch 4 bis 10 Stunden entfernten Gegen­den, als: Großlaschitz, Gottschee, Nesselthal, sernembel, Ru­dolfswerth, Treffen, Sittich, Weixelburg, Seisenberg, Bad Teplitz, die Gewerkschaften Hof und Gradac und die ausge­dehnten Weingebirge Semiö, Möttling, Radovica, Vinomer, Draals, Repica, Vivodina, Soviö erst auf V» bis 2 Stunden an die Bahn angerückt kommen (was Nassenfuß fchon lange zu Theil geworden ist), während durch die Ausführung der vom Hrn. Bar. R. vorgeschlagenen Tour wohl Nassenfuß von Bahnen umschlungen, den meisten obgenannten gewiß nicht unbedeutenden Ortschaften aber dadurch die Hoffnung entzogen würde, sich jemals der kleinen Entfernung von der Bahn zu erfreuen, welche Nassenfuß schon langst genießt. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 19. September. — (Der Provinz! also nd.) Zufolge telegraphischer Mittheilung werden die Vergleichsanträge des Ministeriums betreffs des inkamerirten Provinzialfondes noch in dieser Ses­sion vorgelegt werden. — (Die Theatervorstellung) de« dramatischen Vereines in der Oitalnica am 15, d. M . war sehr besucht und durchweg gelungen. In „I^i-a piK6« debutirte Fräulein Iagri ö mit entschiedenem Erfolge, im zweiten Stücke excel» lirten neben den beiden Damen, den Fräulein M. Hohn und Kremiiar, die Herren Drahslar und Trtnik, deren bra stische Komik unwiderstehlich wirkte. — (Photographisches Panorama von Krain. bürg.) Unser Landsmann, Herr Christian Paier, wohlbe kannt durch seine photographischen Aufnahmen von Alexandrien Jerusalem, Kairo und anderer Gegenden Eghptens hat dieser Tage ein Panorama von Krainburg nach der Natur in vier Blattern aufgenommen, welche gelungene Ansicht gewiß alle Kunstfreunde interessiren wird. Derselbe gedenkt in ähnlichem Maßstäbe auch Veldes und in noch größerem Laibach aufzu. nehmen. — (Der 2. Band der „Gefetze und Verord nungen für Krain") ist soeben mit flovenischem und deut schem Texte in Eger's Buchdruckerei erschienen und daselbst zu 1 fl. zu haben. — (Vom „81»v^«,u3ki 5u8«) ist soeben ein Doppelheft (3. und 4,) erschienen. Mehr davon nächstens. — (Todesfälle.) In Rudolfswerth starb am 14. d. M . der Domprobst, Dechant und Stadtpfarrer Bartholo maus Arko. Ebendaselbst starb am 13. d. M. Herr Jakob Ierin , Pfarrer von Weißkirchen. — (Die öitalnica in Poddraga) bei Wippach veranstaltet am 27. d. M. Nachmittags 5 Uhr eine große Befeda mit Tombola im Freien, zu welcher der Ausschuß alle öitalnice und alle Patrioten höflichst einladet. Das Pro» gramm ist recht interessant. -^ (Tabor in Görz.) Das Comit6 für den Tabor im Görzergebiete hat bereits das Programm versendet, welches vier Punkte enthält: 1. Einführung der slovenischen Sprache in allen Schulen; 2. in allen Aemtern; 3. Vereinigung aller Slovenen in Ein Kronland mit Einem Landtage; 4. Bespre chung von Antragen Einzelner. Der Ort, wo der Tabor ab. gehalten werden soll, ist bei 6empas, etwa 1,'/, Stunden von Görz entfernt; die Zeit soll später bekannt gegeben werden. — (Vertheilung der Prämien für Pferde» zu cht.) Am 12. d. M . hat in Nassenfuß die Vertheilung der Prämien stattgefunden. Für dreijährige Fülle n erhielten: Anton Povhe, Besitzer aus Blato, Bez. Rudolfwerth, den 1. Preis mit 8 Dukaten; Anton Smol a aus Grni, Bez. Rudolfswerth, den 2. Preis mit 6 Dukaten; Josef Janlo ­viö , Besitzer aus Ko^arje, Bez. Laibach, den 3. Preis mit 6 Dukaten. Preise mit 3 Dukaten erhielten: Smol a Anton (wie oben), Piba r Mathias aus Veldes, Bez. Nadmanns» dorf, Graf Barbo Josef, Herrschaftsbesitzer in Kroisenbach, welcher jedoch nur die Medaille nahm, auf die Dukaten aber verzichtete zu Gunsten des Perjate l Anton aus Kroisenbach; die Medaille erhielt KoZak Anton, Besitzer aus Kromovo, Bez. Rudolfswerth. Für Muttersiutten erhielten: TakovZel Lorenz, Besitzer aus Sinja Gorica, Bez. Laibach, den I. Preis mil 10 Dukaten; Hoöevar Mathias, Besitzer aus Brnit, Bez. Krainburg, den 2. Preis mit 7 Dukaten; Cinlul e Josef aus DobrMavas, Bez. Gurtfeld, den 3. Preis mit ? Du» taten; Preise mit 4 Dukaten erhielten die Besitzer Majcen Johann aus St. Johann, Tratar Franz aus Oberjesenice und Wolf Anton aus Svur, sammtliche im Bez. Gurkfeld. Für Hengste vom Pinzgauer Schlag erhielten Preise mit 150 fl.: die Besitzer Vovl Josef aus Vrba und Vovl Lorenz aus 6ruivec, beide im Bez. Rabmannsdorf, Otem pihar Josef aus Velesovo, Bez. Krainburg; Preise mit 100 fl.: Rcms Franz aus Krtina, Bez. Stein, R02. man Matthäus aus Unterotok und Ialen Johann aus Vrba, beide im Bez. Radmannsdorf. — (Zur Geschichte der behördlichen Mee» tingsverbote) erzählt der „Mr . ?okro1i" ein artiges Histörchen. Ein k. k. Bezirksvorsteher kömmt in ein Dorf, um das verführte Volk mit väterlichen Ermahnungen wieder auf den rechten Weg zurückzuführen. Doch der Schrecken fährt ihm in alle Glieder, als er an einem Hause des Dorfes ein roth» gedrucktes Plakat — einen Aufruf zum Meeting — und bei demselben eine „nicht bewilligte Volksversammlung" erblickt. Blitzschnell springt er aus dem Wagen, um die Versammlung aufzulösen, das Plakat herabzureißen und dem Volte das Ver­derbliche der Meetinge auseinanderzulegen, so wie zu erklären, daß das Verbreiten solcher Aufrufe verboten sei! „Ei, ei!" rief nun Jemand aus dem versammelten Volke, „wie kann denn dieser Aufruf zur Volksversammlung verboten sein, wenn der Herr Bezirtsvorsteher selbst eine Menge solcher Aufrufe kolportirt? Seht nur, wie er seinen Wagen gänzlich mit sol^ che« Plakaten beklebt hat!" — Was der Herr Bezirtsvor» sicher auf diesen schlagenden Beweis erwidert hatte, ist unbe kannt, daß aber wegen dieser „Boshaftigkeit" sogleich eine aus» gebreitete Untersuchung eingeleitet wurde, ist natürlich. Verstorbene. Den 4. September. Dem Hell« Fetlich-Frankheim, l. l. Rech­nung«-Offici»I, sein Kind Raimund, «lt 5 Tage, in der Stadt Nr. 118, an der Mundsperre. Den 5. September. Maria Dimnik, Inwohnerswltwe, »lt 78 Jahre, im Civilspital, in Folge zufällig erlittener Verletzung. Den 8. September. Dem Herrn Adalbert Eberhart, Handschuh­macher, seine Gattin Franziska, geborene Wischer, alt ö9 Jahre, in der Kapuzinervorstadt Nr. 30, an der Blutzersetzung. Den 7. September. Joses Kaftelic, Bergarbeiter, alt 24 Jahre, im Civilspital, an der Lungentuberkulose. < ^. . ^ Den 6. September. Dem Herrn Franz Perleß, burgl. Gastgeber und Hausbesitzer, sein Kind Johann, alt 8 Minuten, nothgetauft, in der St. Petersvorstadt Nr. 157, an Schwache. — Dem Math«« Spreitzer, Maschinführer, sein Kind Franziska, »lt S Tage, in der St. Petersvorstadt Nr. 88, »n der Mundsperre. « . «> Den !>. September. Fräulein Flolentine Kraschovitz, l. t. Bau« Ingenieur« hinterlassen« Tochter, alt 45 Jahre, in der Stadt Nr. ,98, «n der Herzlähmung. - Dem Josef Hose»«, «amp,st, fem Kmd I°­sefine, alt 14 Tage, in der St. Petersvorftadt Nr. 48, an der Mund. Den 10. September. Dem Lukas Ielenc, Taglöhner, seine Tochttt Katharina, alt 8 Jahre, in der Stadt Nr. 100, am Zehrsieb«. ­N N ein unbetannter Mann, dem Anscheine nach «in Landmann, »et 56 Jahren alt ist gestern Nachmittag im Izcafluße ertrunken gefunden und von da »ach St. Christof überbracht worden, und wuede gerichtlich beschaut. — Der hochwürdige Pater Hyacinthus Hellenjak, Guardian von Szamobor, alt 44 Jahre, in der Kavuzinervorftadt Nr. 18, «IN Lungenschlagfiuße. Gedruckt bei Josef BlaSnit in Laibach.