Hz.3l. Laibach den 6. August 1864. 8. Jahrgang. Nläller an5 Urain (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter Mls Kram" erscheinen jeden Samstag,- und ist der Priinumcrationspreis ganzjährig 2 fl. üsterr. Währung. Das Lied. Es stand ein Blümchen auf grüner Au, Duftig erglüht. In des Mittags Brand. in der Diimm'rnng Grau, Wenn das Frühroth sprüht. Und einmal in stiller Mitternacht Bei des Mondes Schein, Da ficl ein Stern aus des Aethers Pracht In die Vlumc hinein. Da ward die Blume ein Menschenkind, So zart und rein, Und Duft und Licht ineinander rinnt Zur Seele sein. Der Stern des Lichts, der nun heller gleißt, Die Blume, die bliiht, Sie wandelten sich in des Dichters Geist, In dcö Dichters Gemlith. Und sieht nun der Dichter die Blumen blüh'n In bunter Pracht, Und sieht er die Sterne am Himmel gliih'n In stiller Nacht: Gar ahnungsvoll es sein Herz bedrängt, «Vcin Siun ercMht; Aus Geist nnd Gemüth, das sich liebend vermengt, Entspringt ein Lied. Aus Albert Guzman's Nachlaß. Pas böse Auge. Eine Doifgeschichte. Nach dcm Lzcchischcn bcr v»»«»-» 5emc<"->. Frei von I. S. (Schluß.) Als Marie in der Früh aufwachte, war Victoriens Bett bereits leer. Marie sah im Hause nacb, sie war nicht hier; man durchsuchte alles — sie war nirgends. Man schickte zum Bräutigam. Der kam, wußte aber — nichts. Endlich rückte die Schmidin heraus: „Ich denke, sie ist dem Jäger nach." „Dieß ist nicht möglich!" schrie der Bräutigam. Gevatterin erzählte alles, was sie wußte, und nun ward es klar, daß Victorie dem schwarzen Jäger nachgegangen sei. Die Mutter weinte. Allen standen Thränen in den Augen. „Er hat sie in seiner Gewalt," tröstete die Gevatterin, „sie muß ihm folgen; er hat sie behext!" „Sie war ein gutes Kind," sprach der Vater, „ich gehe sie suchen. Vielleicht läßt sie sich überreden!" „Ich gehe mit Euch," sagte Anton. „Du bleibst!" erwiderte mit Bestimmtheit der Alte, „Dein Ungestüm könnte Dich fortreißen. Victorio kann so Dein Weib nicht werden. Ueber ein Jahr gebe ich Dir Marie, wenn Du sie willst, sie ist eine gute Seele." i Damit ging er fort. Ueberall frug er an, doch Niemand ! wußte ihm Auskunft zu geben. Endlich traf er den Jäger, ! der bei ihm einquartirt gewesen. Dieser erzählte, der schwarze ! Jäger sei zu einem anderen Regimente übergetreten und denke, ! dem Eoldatenstande den Rücken zu wenden. Von Victorien wußte er nichts. Der Vater bat ihn, wenn cr sie sähe, sie heimzuschicken. er wolle ihm ewig dankbar dafür bleiben. Somit kehrte er nach Hause zurück. Hier trauerte Alles um Victorien. Doch als ein halbes Jahr und noch drei Monate verronnen, erinnerte man sich ihrer nur wie einer Todten. Inzwischen war ein Jahr vergangen. Da brachten die Hirten eines Tages die Nachricht, sie hätten im Walde ein Frauenzimmer gesehen, mit schwarzen Haaren und solchem Aeußern, wie es Victorie gewesen. Schnell lief man in den Wald, durchsuchte alles und fand — nichts. Damals war ich das.erste Jahr Forstgehilfe bei meinem Vorgänger, dem Vater meiner Frau. Er hörte davon und sagte mir, ich sollte aufmerken, ob ich nicht eine Person so ! und so sehen würde. Und wirklich, noch selbigen Tages bekam ! ich ein junges Weib zu Gesicht, mit fliegenden Haaren und ! bloßem Nacken. Sie stand am Waldrande, unter den zw^i ! Tannen, die schwesterlich ihre Aeste in einander schlingen und ! die Sie von hier aus sehen können. Ich hatte Victorien zuvor ! gekannt, aber in diesem — wilden Zustande vermochte ich sie i kaum zu erkennen. Ihre Kleidung war städtisch und mußte ehemals kostbar und schön gewesen sein, jetzt hingegen war sie zerrissen. An ihr bemerkte ich, sie sei Mutter! Ich eilte zu i meinem Alten, und der ging in's Torf und erzählte cs den Ihren. Die Eltern weinten bitterlich, lieber hätten sie ver-! nommen, sie sei todt. Doch was war zu beginnen? ! Mcin Alter riech, Victorien Speisen und etliche Kleidungs- stücke hinauf zu tragen. Die Mutter nahm das nöthigste zu-! sammen und ich selbst legte es unter die zwei Tannen. Tags ! darauf fehlte Brod und einige Stücke Wäsche. Lange konnten wir auch nicht ausfindig machen, wo sie übernachte, bis ich es durch Zufall entdeckte. Es war ein Steinbruch, eine Art Höhle, ihr Lager Streu und Moos! ! Einmal Nachts stand ich auf dem Anstande, in der Nähe ! des Dammes, der Mond leuchtete hell hernieder und es war j licht wie am Tage; da sah ich Victorien aus dem Walde her- ! vorkommen. Die Hände auf der Brust geschlossen, den Kopf ! leicht nach vorne gebeugt, lief sie so leise dahin, daß ich meinte, ^ sie schwebte in der Luft und ihre Füße berührten gar nicht den > Boden. Sie eilte geraden Weges zum Damme. Dort saß sie oft und gerne und sang in die Nacht hinein. Ich kümmerte 122 mich also wenig um sie. Plötzlich höre ich einen Laut, als wäre ein Etcin in's Wasser gefallen. Ich horchte auf: es ! folgte ein gräßliches Lachen des Wahnsinns. Mein Hund bc- ! gann zu heulen und mir standen die Haare zu Verge. Victoric ^ aber setzte sich ans Wasser und sang — ich «erstand kein Wort, ! aber es klang wie ein Wiegenlied! Mir preßte cs das Herz z zusammen — ich konnte es kaum auf dem Platze auZhalten. ! Des Morgens crzäblte ich alles meinem Alten, und der errieth sogleich, was sie ins Wasser geworfen — und so war es auch, denn als wir sie wieder sahen, war sie' schon verändert. Tie ^ Mutter trauerte sehr darob, so auch die andern — aNein Wahn- ^ sinn entschuldigt jedes Verbrechen. Nach und nach gewöhnte sich Victorie auch, zu unserem Hause zu kommen, und streckte die Hand zum Fenster hinein; ! wenn sie etwas erhalten, eilt sie sogleich wieder in den Wald ! zurück. Blumen liebt sie über alles. Immer hat sie ein Strauß- ! chen, sei cs in der Hand oder im Busen, sieht sie aber ein ! Kind, so vertheilt sie dieselben. - Am Tage der Vermälung von Anton und Marie kam Victorie ins Dorf hinab und in den Garten ihres Vaterhauses. ' Hatte sie es erfahren, oder war cs ein Zufall? In der Hand ! trug sie Blumen. Sie streute dieselben im Hofe aus. Der ! Mutter schoßen Th,ränen in die Augen, Victorie aber eilte davon. ! Der Alte grämte sich sehr um Victoricn und starb drei j Jahre darnach. Er lag am Sterbebette, auch ich war zugegen. ' Marie hätte Victoricn gerue zum Vater gebracht, sie wußte ^ indeß nicht wie? Endlich machte ich mich auf, um sie zu j-suchen. Als ich an ihr vorbeiging, sagte ich ganz ruhig, um I sie nicht zu verscheuchen: „Victorie, Dem Vatcr liegt im ^ Sterben, komm nach Hause!" Sie aber kehrte sich nicht daran, ! und ich kam wie unverrichteter Sache znrück. Da rief ein Dienstbote: „Victorie kommt!" Wir alle versteckten uns, nur > Marie ging ihr entgegen, nahm ihre Hand und führte sie ! schweigend ins Zimmer. Als der Sterbende seine Tochter be- ! merkte, schwebte inniges Lächeln auf seinen Lippen, er vcr- ^ suchte seine Hand zu heben, vermochte cs aber nicht. Victorie, ^ in der Meinung vielleicht, er wünsche etwas, gab ihm eine Blume in die Hand. Noch einen Vlick warf er auf sie und ^ — verschied. Marie sing an zu weinen, und als Victorie so ! viele Stimmen vernahm, sah sie sich staunend um und stürzte ^ aus dem Gemache. Tamals war sie znm letzten Male im Vaterhause gewesen. ! „Da haben Sie die ganze Geschichte von Victorien, wie ' ich sie theils aus dem Munde Mariens, theils von der seligen Gevatterin Schmidin erfahren. Was sich sonst noch begeben ^ — wer kann es wissen? Doch mußte Furchtbares vorgegangen sein. Wer diese Seele auf dem Gewissen hat, trägt schwer daran!" ! ...... > Am Morgen war es außerordentlich schwül gewesen: wer es nur vermochte, arbeitete anf dem Felde, um wenigstens etwas vom Getreide heimzubringen. Die Sonne brannte glühend auf die Erde, daß sie tief barst unter den flammenden ^ Strahlen. Tie Blümlein ließen die Köpfchen hängen und die Vögel flogen nieder. Am Himmel thürmten sich Wollen auf — je höher die Sonne stieg, je mehr mehrten sie sich, wälzten sich über einander, schwärzer und schwärzer. Bald war dcr ganze Himmel mit schweren Regenwolken bedeckt. Eine drückende Stille lag auf der Umgegend. Der Förster stand draußen und fah sich um, unter den zwei Tannen erblickte er Victorien. Ein Windstoß ging durch die Bäume, ein Blitz schlangelte sich am schwarzen Himmel herunter und dumpfer Donner folgte. Bei jedem Schlage fchlug Victorie in die Hände und lachte laut auf. Dicke Regentropfen fielen, Blitze leuchteten durch die Wolken, dcr Tonner rollte und dcr Sturmwind heulte. Der Himmel schien nun seine Echleusscn geöffnet zu haben, ein Licht strahlte in den Wollen, Blitz folgte auf Blitz. Noch ein heftiger Donncrschlag, der Wind legte sich; die Wolken zogen und der Regen ließ nach: bald leuchtete die Sonne hell vom lachenden Himmel. Am Abend erzählte dcr Förster: „Als der Sturm nachließ, ging ich in den Wald, um nachzusehen, ob kein Schade geschehen. Bald komme ich auf die Anhöhe — sieh da ! Ein Blitzstrahl hatte die beiden Tannen zerschmettert und die Aeste lagen mit sammt dcr Rinde anf dem Boden. Ich warf die Acste bei Seite — unter ihnen lag Victorie todt! Sie war schon kalt. An der linken Schulter hatte sie cine Brandwunde und die Kleidung war ihr großen-theils vom Leibe gestreift. Sie hatte immer gelacht, wenn cs blitzte, sie war hinaufgclaufcn und der Tod umfing sie mit den geliebten Tannen." „Und wohin habt Ihr sie getragen?" „Ins Försterhaus: ich lasse sie bestatten. Es wird mir schwer thun um sie!" Die Kunde von Victoriens Tode verbreitete sich schnell durch das ganze Thal, denn Jedermann hatte sie gekannt. Jedermann sie bemitleidet. Man strömte zusammen, um sie noch einmal zu sehen. Im Gartenhäuschcn der Försterwohnung lag Victorie: sie war in Weiß gekleidet. Um die Stirne hatte sie einen Epheu-tranz, unterm Haupt wohlriechendes Moos, die Hände geschlossen über der Brust, wie sie selbe so gerne hielt, wenn sie unter den Tannen stand. Ein Licht brannte beim Haupte und beschien das bleiche Antlitz. Wie, das war nicht mehr das wilde Angesicht! Tie schwarzen, funkelnden Augen geschlossen , ihr Feuer erloschen. Tie dunkeln Haare hingen nicht mehr wirr um den bloßen Nacken, sie waren schön geglättet, uud an der Stirne wand sich ein rothseidener Streifen um den Epheu, wie ein Band der Licbe. Tie Züge nicht mehr wildverzerrt , wie ehemals im Zorne. Toch auf ihren Lippen schwebte dcr letzte Gedanke — ein bitteres Lächeln, als wäre sie mit ihm in Furcht zugleich gestorben. Was hat Dich geschmerzt, armes Herz? Was hat Dir die Welt gethan? Jetzt lohnt Dir Niemand mehr auf Erden, -was Tu gelitten! Wer daran schuld, den wird Gott richten. Tu wohnst in Frieden und Herrlichkeit! Hinter der Niescnburg in einem unmuthigen Thälchen bei «wer Eapel!e, die ein Herr von Tburn erbauen ließ, weil da sein stummes Töchtercken auf wunderbare Weise geheilt worden, — auf dem Fricdhofe ruht Victorie. Auf ihrem Grabe pflanzte ^ der Förster eine Tanne. „Sie ist Sommer und Winter grün und Victorie liebte sie besonders." Victorie blieb den Thal-bewobnern im Andenken, wenn auch vom Damme her nicht mehr ihr Lied erscholl, wenn auch die Höhle verlassen und die beiden Tannen zersplittert waren; Victoriens Name klang lange nach in einem Liede, das im Herzen des Volkes entstanden, viele Jahre im stillen Thale hallte. Jur Kalcnderlitcratur Innerästerreichs. Cuwivbistorischc Slizzc von ?l. T. Im Jahre 1583 wurde bekanntlich der Gregorianische Kalender in Oesterreich eingeführt. Diese neue Institution stieß auf einigen Widerstand, besonders in Kram. Die Landschaft weigerte sich, den neuen Kalender anzunehmen, weil sie nicht wisse, ob man in Eteyer und Kärnten damit einverstanden, gab aber den Widerstand auf, als sie erfuhr, daß dort die Annahme erfolgt fei. Man beschwerte sich aber allgemein, daß tcine neuen Kalender zu bekommen seien; besonders führten die Vuchführer (Buchhändler) beim Viccdom Klage, das; sie den Kalender auf vielseitiges Begehren weder von Graz noch von Wien bekommen konnten, so daß der Vicedom am 17. Jänner 1584 deßwegen an die niederöstcrreichische Regierung berichtete. Eine praktische Folge der Einführung des neuen Kalenders war unter Anderm, daß laut Verordnung Erzherzogs Karl vom 53. Oetober 1583 bei, Bezahlung von Interessen, Besoldungen u. s. w. das auf die im neuen Kalender ausgelassenen zehn Tage Entfallende in Abzug gebracht werden mußte. Im 16. Jahrhunderte entstand ein nicht unwichtiger Zweig der Kalenderliteratur, die „Vauernkalendcr". Im Jahre 1706 wurde dem bürgerl. Vuchbindermeister Fr. Iac. Ludwig in „Gräz" das Privilegium verliehen, die Vaucrnkalendcr im Herzogthume Steyer und Krain verkaufen zu dürfen, und dieses Privilegium später erneuert.. Im Jahre 1716 beschwerte sich Ludwig wider den Stadtrichtcr I. C. Mally in Laibach und den Buchbinder Adam Skub daselbst, daß dieser Letztere obigem Privilegium zuwider hundert Dutzend fremde „Augsburger Vauerntalender" nach Laibach bringen lassen, welche ihm hier durch I. Vapt. Valussio consiscirt, aber vom Stadtrichtcr freigegeben wurden, der sogar auf die Zurückhaltung derselben eine Strafe von 10 Ducaten setzte. Die niederösterreichische Regierung befahl auch, Grüz 18. November 1716, dem krainischen Vicedom F. A. Grafen Lanthieri, drn Ludwig in seinen Privilegien zu schützen. Indessen scheint diese Maßregel von keiuem dauernden Erfolge gewesen zu sein, denn am 20. December 1719 erging eine Verordnung der Negierung an den genannten Vicedom, daß nach Anzeige des Ludwig der Buchbinder Ekub nicht allein heimlich, sondern jetzt sogar öffentlich sich „erkühne," solche Augsburgcr Kalender in großer Menge feilzuhalten, daher der Stadtrichter Mally schärfsten« anzuweisen sei, den Supvlicanten (Ludwig) bei seinem Privilegio zu schützen. Im Jahre 1727, 24. Jänner, erging ein Negicrungserlaß an den krainischen Vicedom Franz Seif. Graf v. Thurn und Valcsafsina, derselbe ^ solle das von Kaiser Karl VI. dem Buchbinder Ludwig ertheilte ! Privilegium vom 24. November 1725 in Krain publiciren lassen. Dieses Privilegium lautet auf „ein neuerfundenes mit unterschiedlichen Andachtsübungen geziertes teutsches Tackkalendcrl in 32" Format, ncbstbei auch auf die sogenannte Bauern-kalenderl." Ludwig hatte um Publicirung dieses Privilegiums in Krain angcsncht, weil ihm „in der Hauptstadt Laybach ein großer Schaden mit Vcrkaufung der Bauernkalcndcr (sowohl in teutsch- (Augsburger) als sclavonischer Sprach beschicht." Das Jahr 1731 brachte neue Beschwerden, daß in Krain, insbesondere in Krainburg , ganze Kisten deutscher Augsburgcr Sackkalender verkauft werden und eine neue Weisung an den Vice-dom zum Schutze des Privilegiums. Unterm 23. März 1743 forderte die i. ö. Hofkammer dem krainischcn Viccdom Bericht ab, was man in Krain für Kalender, in- oder ausländische, gebrauche? wo sie gedruckt, in welchem Format und wie hoch sie, gebunden und ungebunden, verkauft werden? Hierüber berichtete der Laibachcr Magistrat, 5. Juni 1743, daß in Krain deutsche und krainische Kalender in Gebrauch sind, daß die Landkalcndcr allein, von welchen am meisten abgesetzt wird, und welche ein Dutzend mit 7 Kreuzer cingcbnnden bezahlt werden, in Laibach bei den bürgerlichen Buchdruckern gedruckt werden, die deutschen Kalender aber in 4" und 32" von Augsburg und Nürnberg eingeführt und ein Stück in 4" mit 2 Pfennig bezahlt wird, von welchen zwei Gattungen (Nürnberger und Augsburger) aber wegen der lrai-nischen Landessprache ein geringer Absatz ist. Im Jahre 1742 bewarb sich der bürgerliche Buchbinder L. Roch. Achatschitsch in Graz nm ein Privilegium auf die Vauernkalender („^i'iiotiaa") f^ Stcicrmark, Kärnten und Krain. Sein Gesuch erhielt der krainische Vicedom, wie ohne Zweifel auch der steierische und kärntnische, zur Begutachtung, und er verlangte von dem Laibacher Magistrat seine Aeußerung darüber, der sie nach Einvernehmung der Buchbinder und des Buchdruckers Ncinhart verneinend abgab, und zwar: 1. weil das Gewerbe hiedurch in Laidach beeinträchtigt werde: 2. weil die Achatschitsch'schen Kalender theuerer seien, als die in Kram gedruckten, die u 7 tr. pr. Dutzend, jene aber ü. 1 kr. pr. Stück verkauft werden: 3. weil der Kalender des Achatschitsch nicht nach den lrainischen Festen eingerichtet: 4. weil die übliche pi'iietica in der krainischen Landessprache gedruckt, die deutsche aber dem Bauer nicht anständig sei. Der Vicedom (Heinrich Graf von Orzon) unterstützte diese Motive auf's Lebhafteste, hauptsächlich weil Privilegien überhaupt dem gemeinen Wohl schädlich seien, und daun —> weil den krainischen Buchdruckern, ihr Gewerbe verkümmert werde. Seitdem scheint die krainische „Praktika" (eigentlich ein dem Italienischen entlehntes Wort) sich unangefochten behauptet zu haben. (Tgspst.) 124 Ueber die Spitzen. ! (Fortsetzung.) ! Durch Maria von Medicis kamen im Jahre 1600 die ^ Spitzen zuerst nach Frankreich, und durch ihre schöne Tochter Elisabeth, Gemalin König Philipp des II., auch nach Spanien. In Frankreich aber trieb man solchen Luxus damit und sandte so viel Geld für Spitzen nach Venedig und Genua, von wo ! sie die Französinnen bezogen, daß Ludwig XIII. am 1. August ! 1629 verbot, Spitzen zu tragen, von denen die Elle mehr als drei Livers koste. Voltaire erzählt, daß im Jahre 1655 der große Finanzminister Ludwig XIII., Colbert, diesem wicb-tigen Gewerbszweige seine Aufmerksamkeit zuwendete, und scchs-zehnhundcrt Mädchen in Paris mit Spitzenklöppcln beschäftigte, die von 230 aus Flandern und Venedig berufenen Arbeiterinnen in der Kunst der Anfertigung unterrichtet wurden. Bald ! wurde nun die Einfuhr fremder Spitzen ganz verboten und zu ! Ende des siebenten Jahrhunderts ward einer von Brüssel nach ^ Paris übersiedelten Spitzenverfertigerin „Dumont" das aus- ! schließliche Privilegium, in Paris Spitzen zu klöppeln, ertheilt, ^ und der König stellte sogar eine Schildwache vor ihr Haus, in ! welchem selbst Töchter des höheren Adels an der Arbeit und dem reichen Gewinn, den sie brachte, Theil nahmen. Wäh- l rend die sächsischen Spitzen schon zu Anfang des siebenten Jahrhunderts durch den Schotten „Cumingham" in den allgemeinen Handel kamen, führten auch die Buchhändler schon zu der Zeit die alten Klöppelbriefe oder Muster von Spitzen, die von der Art unserer jetzigen Hälel-, Strick- oder Slickmuster waren und ! auf dieselbe Weise benutzt wurden. Immer mehr und mehr ! steigerte sich der Bedarf und der Luxus von Spitzen, und die ! menschliche Intelligenz, stets darüber brütend, wie sie allen ! Anforderungen, auch dem Durst nach Luxus, entgegenkommen und sie befriedigen könne, erfand Maschinen, die den fleißigen ^ Händen ganzer Völker den gewinnbringenden Gewerbzwcig ent- ^ ringen, und Spitzen von regelmäßiger Schönheit zu fabelhaft > niederen Preisen in den Handel bringen mußten. Wenn aber z die geschickteste Klöpplerin in einer Minute nicht mehr als 4 > bis 5 Maschen zu Stande zu- bringen vermag, während die ! Maschine, die nebstbci Spitzengrund und Muster zugleich liefert, ! in derselben Zeit dreißigtausend Maschen vollendet, ist es da nicht natürlich, daß die Arbeit der Menschenhände von solchen ! ErzeugungZkrästen verdrängt werden mußte? ! Und dabei erfordert das Klöppeln eine große Geschicklich-keit, jene gedulderschöpfende Ausdauer, die in der Negcl nur , weiblicher Fleiß aufzuweisen, hat, und die höchste Geschmeidigkeit > der Hände. In Sachsen, und zwar im Obererzgebirge, von wo sich die Kunst in das angrenzende Böhmen verbreitete, dann in Belgien, vorzugsweise in Brüssel, Antwerpen, Mecheln, > Gent und Löwcu, in Frankreich, und zwar in Valenciennes, l Lille, Chantilly u. s. w., auch in England werden zur Zeit noch Spitzen geklöppelt, obwohl wegen der großen Ausdehnung ! der Maschincnspitzensabritation nur sehr wenig, und zu dem ^ stets wachsenden Verbrauch derselben in gar keinem Verhältniß stehend. Es geschieht dieß in folgender Weise: Die Arbeiterin hat ein hartes Kissen oder Polster vor sich, in dem sich ein kleines Fach befindet, das znm Aufbewahren der fertigen Spitzen bestimmt ist. Auf dem Polster odcr Kissen wird ein grüner oder blauer Pergamentstreifen befestigt, auf welchem das Muster mit Nadeln ausgestochcn ist, das die zu klöppelnde Spitze erhalten soll. Dieser Pergamcntstreifen ist der Klöppelbrief, und nur die ganz einfachen Muster werden ohne denselben aus freier Hand geklöppelt. Vor dem Beginne der Arbeit werden erst Stecknadeln durch den Klöppelbrief in das Kissen gesteckt, um > diese Nadeln die Enden der Fäden jedes Klöppelholzes befestigt, diese Fäden rechts und links um die aufrecht stehenden Nadeln geschlungen und untereinander geknüpft. Wie aus diesem Verfahren zu entnehmen, hat das Klöppeln wirtlich Achnlichleit mit dem Flechten, nur daß zu ersterem sehr viel Fäden erforderlich sind. da die Klöpplerin zur gewöhnlichen, schmalen Spitze 10 bis 50 Klöppclhölzcr bedarf. Die Klöppelbölzer haben oben eine kleine Scheibe, damit der Zwirn nicht abgleite, und sind unten schwerer, damit beim Niederfallen der Faden, fest genug angezogen werde. (Fortsetzung folgt.) Ein Aing Attila's. Ein Herr Jules GaZdinet in Paris ist im Besitz eine5 bei Chalons aus gegrabenen Ringes, der Attila gehört haben, soll. Der Ning ist aus Kupfer und mit einem Malachit versehen , in welchem zwei Köpfe gravirt sind, einer mit einer Pelzmütze, wie die Ungarn sie heute noch tragen, und der^ andere unbedeckt und lahl. Unter jedem der beiden Köpfe,, also zwei Mal, ist der Name Attila mit lateinischen Lettern: gravirt. Literatur. Albert Guzman's Erinnerungen. Aus dessen Nachlaß, herausgegeben von Robert Hamcrling. Wien 1864. Verlag von C. Schönewerk. Wenn ein Mensch in der Blüte der Jahre vom Tode dahin gerafft wird, der zu den Alltagömcnschcn zählt, so weckt das schon allgemeine Theilnahme; ist es aber ein Talent, zu einer schonen Zu-tnnft berechtigt, das inmitten seiner Entwicklung vom Schnitter Tod mit zu eiliger Sense zerschnitten wird, gleich' einer Vlmnc in den Halmen, so berührt das doppelt schmerzlich. Als die Nachricht von Gnzman's Tode bekannt wurde, hörten wir woyl ucm seinen Freunden, daß ein junges Dichterlcbcn geschieden sei; was für ein schönes Talent es aber war, erfahren wir erst jetzt aus dem Wenigen, was uns Robert Hamcrling aus dem Nachlaß des Verstorbenen mittheilt. Es sind Aufzeichnungen über den Krieg in Italien im Jahre 1859, den Guzman erst alö Cadet, dann als k. k. Lieutenant mitmachte, nebst einem lyrischen Anhange. Aus letzterem theilen wir heute ein Gedicht mit, und der Leser mag. selbst aus demselben ersehen, welch reizender Gedanken Guzmann fähig war. Sein Nachlaß war groß; Hamer-ling, welchem er zur Sichtung anvertraut wurde und welcher sich dieser Aufgabe mit Geschick und einer dem Verstorbenen gebührenden Pietät entledigt hat, erschract vor den unzähligen Heften, Bänden und Blättern. Er wählte aus der Fülle von lyrischen Gedichten, Trauer- und Lustspielen, Novellen- und Romanentwiirfeu nur die „Erinueruua.cn aus dem italienischen Feldzugc." Wir haben diese Aufzeichnungen, obgleich sie sich hie und da mit Unbedeutendem beschäftigen, doch mit großem Interesse gelesen. Sie gewähren einen Blick in das Soldatenleben im Kriege, sie geben ein Bild von des Soldaten Existenz auf dem Marsche, im Lager, in der Schlacht, das nicht anspruchloser, aber auch uicht treuer sein tauu. Zudem ist uns die Geschichte jener Zeit noch zu frisch im Gedächtnisse, alö daß uns dieß „Persönlich Erlebte" nicht ciue willkommene Ergänzung unserer Kenntniß jener Epoche sein sollte. Die Schlacht vou Solfcrino ist sehr anschaulich geschildert, denn Guzman erzählt, waö er sellist gesehen. Er befand sich während der Schlacht auf jenem Flügel der Armee, welcher siegreich vordrang, während das Centrum geschlagen wurde. Er spricht auch vou dem bravcu Rcgimente Hohculohe, das nelist seinem Negimente die Anhöhe bei Pozzolcugo besetzt hielt. Und aus jeder Zeile erfahren wir, daß der Geist der Armee die damaligen Mißerfolge nicht verschuldete. — Die „Erinnerungen" werden uicht nur vou allen Jenen, welche dem Fcldzugc beiwohnten, mit Interesse gelesen werden, wir können sie auch Anderen als interessante Lcctürc empfehlen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck und Verlag von Igu. v. HNeinmayr L5 F. Vamberg in Laibach.