93. WiVNstÄO den 2l. Movtmber 1«^37. V,M i e n. >^e. kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Alexander Leopold Ferdinand (zweitgeborncr Sohn Sr. kalserl. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Palatin) wurde am 19. v. M. in Folge einer bedeutenden Erkältung von einom heftigen, catarrhalisch-biliosen Fieber befallen. Mehr als vierzehn Tage vergingen, ohne daß sich cine Neigung zur Crisis zeigte, und das Gefahrvolle des Zustandes konnte daher mit. jedem Tage weniger verkannt werden. > Endlich ließen einige günstige Erscheinungen eine glückliche Wendung der Krankheit hoffen; allein bald rratcn neuerdings höchst beunruhigende Symptome em, und am 14. d. M. wurde der Allerhöchste Hof durch den aus Ofen eingelangten Bericht von dem daselbst am 12. d» M. um drei Viertel auf Ein Uhr Nachmittags, an der Versetzung des Krankhcitsstoffes aufdas Gehirn, erfolgten Hintritte des hohen Kranken, in tiefe Betrübniß versetzt« Auf Anordnung Sr. k. k. Majestät wird für Höchstder.selbcn die Hoftrauer heute, dcn 16. No-rembe!> angezogen, und durch sechs Wochen mie eincr Abwechslung ^ nämlich die ersten zwei Wochen, d. i. vom 16. bis cinschließig 29. November, die tiefe, dann dic letzten vier Wochen, d. i. vom 30-November bis einschließig 2?. December, die mindere Trauer getragen werden» (W. Z.) Frankreich. Nach einem Journal soll Constantino der Sitz dcr Provinzialregierung werden, eine starke Besatzung erhalten, und in der Nähe ein 3agcr errichtet werden. Der zu Ro'merzeitcn so berGmte Hafen von Slora wird wilder hergestellt und line Stadt daselbst errichtet. Zwischen Stör» und ConstaNtine, wird eine Straße angelegt, und dazu eine gut erhaltene Römerstraße benützt, welche durch ein frucht» bares und wasserreiches Thal führt, und an welcher mehrere Dörfer für europäische Cclonisten angelegt werden, so daß Stora das Handelsentrcpot der Provinz würde. Guelma wird befestigt und n»it beständiger Garnison versehen ^ die herrliche Ebene von Seybouise aber, nebst der Küstenstrccke bis la Cülle, an Colonisten abgetreten, und die Sümpfe daselbst ausgetrocknet Bei dem großen Tedcum in der Kathedrale zu Versailles, zur Feier der Einnahme von Constantine, erschien der König mit seiner gesammten Familie, dem Kö'nia der Belgier und dem Herzog Alexander von Würtembcrg (de^ noch am nämlichen Tage mit seiner Gemahlinn nach Deutschland abreiste). Seine Majestät wurde an dcr Kirche, in welcher Nationalgarde und Linientruppen Spalier bildeten, von dem Bischof von Versailles nebst seinem ganzen Clcrus mit dem Nauchfasi empfangen, und unttr einen kostbaren Baldachin geführt. Der Zudrang des Volks war sehr grosi; unter den Anwesendcn bemerkte man auch den General Dübreton, den ta» pfern Vertheidiger von Burgos, der sieben Stürme der Engländer abschlug, und sich auf drei offenen Breschen vertheidigte, und zu welchem der Herzog von Wellington bei einem Diner in Strasiburg sagte: »General! ich sehc Sielieber neben mir, als mir gegenüber." Der König hat dcn Erzbischof von Paris aufgefordert, in allen Kirchen Dankgcbete anzuordnen. (Eorresp.) In Toulon sind am 1. dieses Berichte aus Constantine vom 22. October, und aus Bona vom 25. eircttroffen. DcrH Prinz von Ioinville war 370 volt Constantlne Mter einer Escorte von 3000 Mann, welche in dieser Stadt überflüssig geworden waren, im. Lager von Medschez el Amar angelangt. Dieses Corps hatte, ohne auch nur einen einzigen Schusi , abfeuern zu müssen, den Weg von Constantine bis dorthin zurückgelegt. Zu Bona war das Gerücht verbreitet, Achmet Bey wäre zwei Lieues von Con.-stantlne mit seinen Schätzen, die auf 20 Millionen geschätzt würden, gefangen genommen worden. Der Herzog von Nemours wird Constantin« erst verlassen, wann er vsn^der Regierung weitere Befehle erhalten haben wird. Die französischen Truppen befestigten Constantine. (Prg. Z.) In Toulon treffen allmählich die Kranken und Verwundeten der Expedition von Constantine ein. Nach Bona ging das Linienschiff »Diadem« mit Pulver, Congreve'schen Nacketen und so weiter, so wie mit Montur und Lagörgerachen a,b. Von Truppensendungen nach Afrika ist keine Rcde mehr. (Ost. B.) Nach einem Bericht über den Zustand des öffent--lichen Unterrichts in den französischen Besitzungen in Afrika, bestehen in Algier, Oran und Bona 22 Schulen Mit 1104 Schülern; seit 1832 ist die Zahl der. selben um 931 gestiegen. Die wichtigste Sch'.üe ist die für erwachsene Mauren in Bona , worin Französisch, Schreiben und Rechnen gelehrt wird.(All.Z) In Havre ist ein neues Dampfschiff, Phänir, im Bau begriffen, das für die Fahrt zwischen diesem Hafen und London bestimmt ist. Dle Gesellschaft, welche diese Fahrt unternimmt, will dieselbe mit der Fahrt von Havre nach R»uen und Paris berge-stalt in Verbindung setzen, daß bald zwischen London und Paris eine ununterbrochen« Dampfschiffver-bindung Statt finden wird. (Corresp.) Die französische Regierung hat 32,000 Franken zur Herstellung der Uhr im Straßbm-gev Münster bewilligt. Dcr Verfertiger derselben hatte für ihre Vollendung 30,000 Franken verlangt, da man ihm «ber eine weit geringere Summe boch, nahm er eines der bedeutendsten Stücke aus der Uhr heraus, und erklärte, daß sie unvollendet bleiben würde. Mch» rere Mechaniker versuchten sich daran, keiner aber kam hinter das Geheimniß, welches der Besitzer des» selben mit ins Grab nahm. Man mußte mit großen Kosten eine neue Uhr anfertigen, die alte wird in «incr der Gallerten des Münsters als eine Curiosi-tär gezeigt. Die Kunstwerke aus den Zeiten der Kreuzige, welche aus der Türkei in das Museum von Versailles geschickt worden sind, bestehen NUV auS hen Flügelthü- lvn des alten Hospitals der Nhodiser und auS einer GKvke der Kirche jenes Hospitals. Der Prinz von Join-ville hatte auf sciner letzten Reift dicst Gegenstände von dem Pascha von Rh'.^ys erhalln, und sie seinem Vater, dem Könige, zum Geschenke gcmachc. In Viuccnncs wird ftit Kurzem cine Compagnie leichter Infanterie im Carabmcrschlcßen und im Verfolgen der Cavallerie geübt. Es soll ein ganzes Bataillon afrikanischer Scharfschützen errichtet, und mit Carabincrn bewaffnet werden. Man schreibt vom Rhein unterm 15. October: Zu bett merkwürdigste« Speculationen, welche in gewerbthärigsn Ländern ins Leben gerufen werden dürften, gehört unstreitig diejenige, zu der in diesem Augenblicke sich m Mühlhausen im Elsaß eine große ActieN'-Oesellschaft bildet, und die nichts Geringeres im Sinne hat, als bei Hüningcn einen Theil >es Rheins in einen 60 Fusi breiten Canal zu fassen, denselben durch's ganz«? Elsaß bis nach Straßburg zuführen, und mimlst der dadurch erhaltenen 300 Fuß Gefalle, an verschiedenen Ort.'n über cine mechanische Kraft von 6000 Pferden zu diSpouircn. Zugleich sotten zu beiden Seiten dieses Canals Eisenbahnen angelegt, und durch die Kraft des Wassers Wagen mit Lasten und Reisenden in eben sa großer Geschwirr digkeit, als auf den belgischen Eisenbahnen fortgeschafft werden. Endlich soll cin Theil des Wassers verwendet werden, um dic, Wiesen und Triften des großen Elsaß-Thales gegen Bezahlung dcr Eigener zu bewässern. — So colossal dieser Plan auf de» ersten Augenblick auch erscheint, so ausführbar ist er doch, und cS ist nicht zu berechnen, welche ungeheu» rcn Vonheila dem Handel, der Industrie und dem Acksrdauc dcs Elsasses durch scinc Ar<6führung er-wachftn werden. An der Spitze dieses Unternehmens stchr der berühmte ^urneprcn/ Ve^b.-sscrer der Tur-hine. ' (W. Z.) Spanien. Nachrichten aus Ccuta (auf dcr afrikanischen Küste) vom 1l. October zu Folge, hat sich dcr (marokkanische) Pascha von Tang/r, in Folge eincr gütlichen Übereinkunft, aus dcr Umgebung jcner Stadt zurückgezogen, und die Puncte auf dcr Linie von Ccuta, dcrcn er sich bemächtigt hatte, sind wieder von Spanien bcsctzr. « (W. Z.) Nach dem Indicator von Bordeaux hat Oberst Iriarte am 20. October mit 4 Bataillons die Carlisten, welche mit 6 Bataillons und 4 Kanonen auf den Anhöhen von Larasoarma aufgestellt waren, angegriffen, und aus ihii'er Stellung vertrieben; hierauf zog er gcgen Ere, wo er ebenfalls die Feinde vertrieb. Durch 371 diese Vorfälle istValcarlos cntsctzt worden. Die Franzosen hatten bereits eine, Batterie auf der Gränze errichtet, falls die Carlisten sich ihrem Gebiet nähern »vürden. (Corresp.) Man schreibt aus Bayonn« vom 29. October: Die Carlisten haben in drei Abtheilungen den Ebro passirt. Don Carlos ist incognito zu Pennaccrrada angekommen, und will sich nach Biseaya begeben. Eine Proclamation des Chcfs der Carlistischen Junta in Biscaya, Marquis Valespina, au das Carlistische Comite in Bayonne, sagt, daß Se. Majestät- nur in die baskischen Provinzen zurückgekehrt sey, um die-selben von den Christines zu befreien, und daß er, so« bald dieß geschehen wäre, wieder gegen Madrid ziehen werde. Es scheint, daß Espartero mit 1500 Mann Infanterie und 1000 Pferden schon in Logrono ist; der Krieg wird mit größerer Erbitterung von Neuem angefangen. (W. H.) Saragossa, 31. October. Briefe aus Larraga vom 29. melden, daß dcr Prätendent in Durango ist, wo er Niemand empfangen will. Man sagt, er sey unzufrieden mit allen seinen Offizieren, und habe selbst dem Moreno sein Commando entzogen. Lorenzo stcht ruhig in Haro. Gerichte sprachen von einem Tressen, das am 26- zwischen Borso und Cabrera, in den Gebirgen von Arera geliefert worden, uud das zum Nachtheil des letztern ausgefallen scpn soll. Alle von Garcia befehligten Carlistischen Streitkräfte habcn sich in Bewegung gesetzt, um sich der Division dcsInfanten Sebastian anzuschließen. Iriarte wollte sich am 27. mit scchs Bataillonen und 300 Pferden nach Pcralta begeben. (Allg. Z.) Briefen aus Bayonne vom 2. d. M. zufolge hegte man in San Sebastian Besorgnisse vor eiuem Angriff von Seite dcr Carlisten auf die Linien von Htrnani, ehe Espartcro's und Lorenzo's Truppen m Navarra und in den Provinzen angekommen seyn werden. — Nach einem andern Schreiben aus Ba-yonnc vom gedachten Tage sollen die Carlistcn, die «bcr den Ebro zurückgegangen sind, die Absicht habcn, einen Handstreich gcgm Bttbao zu versuchen, das ztgemvärtig fast ohne Besahung und nur fthr schwach vertheidigt sey. — General Efpartero soll am 26. October in Briviesca und General Lorenzo am 31. in Pamplona angekommen seyn. (Öst. B.) Bayonne, 4. Nov. Das Hauptquartier des Don Carlos war am 29. in Arcinicga, am 31. in Amurrio. Er hat am 27. an die Carlistischen Junten >in Bulletin über seine Rückkehr nach den baskischen Provinzen gerichtet. Am Schlüsse desftlbcn wird dcn Junten eröffnet, daß dcr Konig selbst daö Obcrcom- mando der Armee übernommen hat. Zariatcgui wurde zum Chef des Gcncralstabs ernannt, an die Stelle des abgesetzten General Moreno. Die zwei Generale Villareal und Simon Torre wurden in Estella unter Arrest gesetzt. Der alte Merino führte den König in Castilien und in den Encartacioncs. Er soll in die Sierra de Soria zurückkehren, wo Don Carlos fünf Bataillone gelassen hat. — In aller Eile werden in dcn Provinzen Klcidungs, und Equipirungsstücke gemacht. (Allg. Z.) Dcr Mon it eur vom 6. d. M. enthält folgende telegraphische Depesche aus Bayonne vom 2. gedachten Monats 4 Vz Uhr: „Don Carlos ist am 27., mit einigen Bataillons, in einem kläglichen Zustande in Durango angekommen. — DaS Fort von Inigo hat am 29. capitulirt; die Besatzung ist nach Pamplona geführt worden. Man hörte am 26. ein fthr lebhaftes Feuer um Cantavieja herum. Man vermuthet, daß Oraa daselbst angekommen fty. (Ost. B,V Portugal. Briefe auS Lissabon vom 24. October bench--ten von einem Beschlusse der Cortes, wodurch sie der Krone das absolute Veto und das Recht, die Dcputinenkammer aufzulösen, bewilligten; die Entscheidung über "oas Rccht der Auflösung des Senates wurde auf eine andere Gelegenheit verschoben. —> Man versichert, dle portugiesische Negierung habe dem Lord Palmcrston mit dcm letzten Packetboote eine Mittheilung zugesandt, in der sie erklärt, daß es ihr lieber sey, mit dem englischen Cabinete bj-recte, als durch Vermittlung des englischen Gesandten in Lissabon, Lord Howard de Walden, zu cor-relpondiren. In dieser Mittheilung sollen eine Menge Gründe zur Unterstützung dieses ungewöhnlichen Verfahrens enthalten seyn. (B. v. T.) Lissabon, 25. October. Aus guter Quell« bringt man in Erfahrung, daß Bar?n de Bomfi» zum Kriegsminister bestimmt ist. Mit dcn übrigen Gliedern des Ministeriums ist man noch nicht im Klaren, man glandt aber, daß Ioao de Oliveira de» Finanzministcr und Herr Campos dcr Iustizminister blcibcn werben. (Allg. Z.) Qroßbri tannien. Sonnabend dcn 4. November, während die K8« niginn von Brighton nach dcm Buckingham-Pallaste fuhr, sprang cin sehr gutgcklcidctcr Mann plötzlich mit geballter Faust an ihren Wagen, stieß gräuliche Schimpfworte aus gcgcn Ihre Majestät und schrie laut: »Ich will cuch vom Thron herab haben, euch und eure Mutter dazu'." Hierauf rannte er so 372 schnell davon, daß man seiner nicht habhaft werden konnte. — Am folgenden Morgen kam man ihm jedoch auf die Spur und er wurde in seiner Wohnung, in Oxfordstreet, verhaftet. Der Name des Delinquenten ist John Good, ehemaliger Rittmeister im zehnten Husärenregimente. Bei der Verhaftung benahm er sich sehr ungeberdig und schrie in einem fökt den Polizeibeamten in die Ohren: er sey ihr rechtmäßiger Herr und Ko>,ig von England. Nur Mit Mühe gelang es, ihn zu packen, und ihn in einer Miethkutsche nachdem Secretariat dcS Innern, nach Whitehall, zu führen. Auf dem Wege schlug er alle Fenster des Wagens, ein und benahm sich auf diö unanständigste, Weise., Während dcs Verhörs schrie er wiederholt:, er sey der König von England, Kö-ttig Johann II., und jetzt sey das achte Jahr seiner Regierung. — Da kein Zweifel obwaltet,, daß der Mensch verrückt ist, wurde er wieder in Gewahr« sam zurückgebracht Am 4l. sollte ein, neues Verhör Mit ihm vorgenommen, werden., (Ost. B.) Gsmanifches Neich. Constantinop el, den 25. October. Se. kaiserl. Hoheit der. Erzherzog Johann, Höchstwclcher, uach der beim Sultan erhaltenen Abschicdsaudienz, am 18. UM 5 Uhr Nachmittags ConKantinopel auf dem k. k., Dampfboot ,>Maria Anna« verlassen hatte, ist am 20. im cnuünschtesten. Wohlseyn in Smyrna eingetroffen^ Die drei im dortigen Haftn vor Anker liegenden, k. k., Kriegsschiffe, nämlich die Fregatt« zVenere," auf der sich der Viceadmiral GrafDandolo befindet, die Corvette. »Adria« und. der Brigg »Mon-zecuccoll',"zogett.alsogleich dleWimpel aufund begrüßten Se. kaiserl Hoheit mit^ 2t Kanonenschüssen,, welchem NelAiele die türkische Batterie uno die engl. Corvette „Zephyr^ folgten., GrafDandolo, nebst dem Commandanten de>^ österreichischen, Kriegsschiffe, so wie v