Der Bezugspreis der „Mittheilungen“ beträgt für Nichtmitglieder jährl. 4 K. Inhalt. Seite 1. Das Klima von Krain, von Ferd. Seidl.............................1 2. Krain und der historische Atlas der österreichischen Alpenländer, von Dr. Anton Mell...............................................46 3. Tapferkeitszeugnisse zweier Krainer, von Fr. Komatar .... 68 • Kleine Mittheilungen. Eine «Newe Zeytung» aus Georg Widmanstetters Druckerpresse in Graz, Laibach betreffend, von Dr. Friedrich Ahn................71 Über das Vorkommen einiger selteneren Pflanzenarten, namentlich der bisher nur aus den Pyrenäen bekannten « Viola cornuta L.» in den Karavanken, von Prof. Alfons Paulin..............................75 MITTHEILUNGEN des Musealvereines für Krain. Jahrgang XV. 1902. Heft I. und II. <3 ^ © Das Klima von Krain. Von Prof. Ferd. Seidl. (Fortsetzung des IV. Theiles.) 24. Die Gewitter. (Schluss.) Auf Grund dieser Erwägungen ist es erforderlich, die Tagesperiode der in Rede stehenden Erscheinungen nach den erstgenannten zwei Gesichtspunkten getrennt darzustellen. Dieser Aufgabe entsprechen die folgenden drei Tabellen LXXXV, LXXXVI und LXXXVII. Über die Zeit des Bestehens der Gewitterwolken orientieren dann die später in unsere Erörterung eingeflochtenen Schilderungen des Verlaufes einiger als Beispiele gewählten Fälle. Die erste der drei Tabellen gibt die Häufigkeit des Gewitteranfanges zu denverschiedenenTagesstunden in Laibach nach 37jährigen Beobachtungen an. In Stellvertretung einer Station Unterkrains figurieren die analogen Daten für Agram nach 14jährigen Aufzeichnungen, zusammengestellt von A.H ej as (1. c.). Des Vergleiches halber sind auch die Ergebnisse für Fiume, abgeleitet aus einer 18jährigen Reihe, und für Pola nach 25jährigen Aufzeichnungen aufgenommen worden. Infolge des immerhin sporadischen Auftretens der Gewitter zeigt die Tagescurve der Gewitterfrequenz, auch wenn sie aus 30- bis 40jährigen Beobachtungen abgeleitet ist, nicht nur für die einzelnen Monate, sondern selbst in der Zusammenfassung Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XV-, H. I. und II. Stunden von Mitternacht bis Mittag Stunden von Mittag bis Mitternacht Unbestimmt T N « 1 ro 1 1, ■i- VO 1 VO 1 VO CO 1 CT\ 1 00 0 T Ov IO—II ZI--II I N 1 1 01 1 ro T Tf- \o 1 r io CO 1 0\ 1 00 0 T Os I 0 ii—12 Tagüber Vorm. Nachm. Abends Nachts V a a 0 to December. . . 2 L a i b a c h 1853 — l8 5o, 1864 —16 92. i 9 Jänner .... — i — I — — — — — — — — — — — I — i 2 — — — — — — — — — - 6* Februar .... — — — — — — — — — — — — — — — — i i — — — — — — — 2 i — i 6 März — i i 2 3 — I I i — — i — — — 12 April — — — 2 — — — — 2 — i 2 8 7 2 9 1 2 2 2 — — — — 2 — 7 i 2 52 Mai ...... — — I I 2 I — — — — 2 6 8 7 12 M 8 IO 10 5 4 3 3 4 2 - 15 4 2 124 Juni I 7 2 2 — 2 2 4 4 5 2 10 22 21 26 24 21 20 II 7 12 9 8 5 10 2 22 8 3 272 Juli 3 5 IO 12 2 I 2 8 3 i 6 7 20 22 28 17 27 24 27 15 M 7 9 12 10 24 9 *4 8S8 August .... 9 2 9 4 4 I — 2 2 4 13 7 22 13 16 78 15 21 13 15 6 5 12 5 7 7 12 5 *3 262 September . . 2 3 i 4 3 4 — 5 5 3 2 2 ii 7 8 9 5 11 5 7 5 4 6 i 4 2 6 — 7 I32 October .... 3 2 3 — 2 3 — i i i i i — 4 i 2 i 4 7 2 3 3 2 3 I 2 — 7 3 63 November . . — i — — i i — — — — — i — 1 i — 3 3 2 3 i i i — I — — — i 22 October-März 3 7 3 i 4 4 — 1 i i i 2 — 6 3 4 6 II 15 5 5 5 5 3 3 5 i 7 6 I18 April-Septbr. 15 U 23 25 II 9 4 19 16 13 26 34 91 77 83 102 67 91 65 63 42 35 36 24 37 21 86 27 41 1200 Jahr 18 24 26 26 15 13 4 20 17 14 27 36 91 83 86 106 73 102 80 68 47 40 41 27 40 26 87 34 47 1318 October-März 2 3 6 3 3 6 n 8 9 8 F i u n 5 1 3 e 8 882 8 — 18 16 39, 8 18 Ja 6 hre 11 16 13 10 5 i 2 4 4 5 4 188 April-Septbr. 8 ii 14 16 20 9 19 25 34 27 34 39 32 71 60 45 52 32 42 42 30 39 29 ii 6 12 24 10 28 82I Jahr 10 14 20 19 23 9 25 36 42 36 42 44 35 79 68 61 60 38 53. 58 43 49 34 12 8 16 28 15 32 IOO9 October-März 10 6 i 5 IO 7 4 13 ii 8 Pol ii a i 8 *75- 6 -18 7 *3> 13 1885 7 — 19 ii 00, 18 25 J 13 ahre 14 .1 16 8 13 9 i 6 2 5 3 246 April-Septbr. 25 25 24 22 23 22 r9 42 25 3T 37 33 40 31 48 33 30 45 50 44 49 48 34 22 5 ii 8 17 I! 854 Jahr 35 31 25 27 33 29 23 55 36 39 48 41 1 46 38 61 40 41 63 63 58 65 56 47 31 6 17 10 22 I4 I IOO Jahr 6 6 7 5 5 i i 5 7 Agram 3 i 7 1 13 1882 22 — 1895, 25 j 32 14 Jahre, nach Hejas. 33 j 40 j 39 j 26 j 35 j 18 18 ii 8I 192 4 18 9 23 446 'Vi »? >■ — 3 — I .X XX\ . 1>. Die tägliche Periode der Gewitter des Sommerhalbjahres (April-Septbr.) Promille der Tagessumme. Ausgeglichene Werte. Pola 1 Fiume 1 Laibach1 Wien2 Zahl der Jahre 25 18 37 32 Zahl der Gewitter 802 741 988 689 Mitternacht — i 30* 13* 17 18 I 2 li 15 15* 15 2—3 30 19 22 11 3— 4 29 23 21 8 4— 5 28 22 14 6 S — 6 26* 19* 8* 5 6— 7 31 24 9 5 7- 8 40 35 '5 4* 8- g 39 40 l6 4 9—10 39 42 17 6 IO — II 43 46 25 12 II — 12 45 49 46 20 Mittag — i 45 59 74 57 I — 2 46 79 83 103 2-3 50 80 r-«. co 134 3— 4 1 Ln \ 69 90 131 4— 5 42 61 83 I tö 5- ó 52 54 80 104 ó— 7 59 54 72 81 7-8 59 53 59 55 8 — 9 59 47 46 38 9 — io 56 46 37 26 IO — II 43 30 33 19 II — 12 32 20 25 I7* 1 Häufigkeit des Gewitterbeginnes. 2 Zahl der Gewitterstunden nach Ha nn. für das Jahr noch unregelmäßige Sprünge, die wenigstens zum Theile auf Zufälligkeiten beruhen. Um solche auszuscheiden, pflegt man beobachtete Zahlenreihen einer Ausgleichungsrechnung zu unterziehen. Dieselbe wurde im vorliegenden Falle an den für das Sommerhalbjahr zusammengefassten Summen durchgeführt. Wenn nämlich die für drei aufeinander folgende Stunden durch die Beobachtung gegebenen Summen der Aufzeichnungen über ersten Donner eines heranziehenden Gewitters a, b, c waren, so wurde für die mittlere der drei Stunden der Wert (a -)- 2 b -j- c) : 4 gebildet, und indem man so für alle 24 Stunden verfuhr und schließlich die absoluten Zahlenwerte in Promille der Gesammtsumme umgerechnet wurden, giengen die in der Tabelle LXXXV.£ als etwas ausgeglichen bezeichneten Zahlenreihen hervor. Dieselben lassen das eigentlich Gesetzmäßige besser hervortreten als die beobachteten Werte. An den Zahlenreihen des Winterhalbjahres den beschriebenen Vorgang des Abrundens anzuwenden, empfiehlt sich weniger; zum Theile, weil sie aus kleinerenWerten bestehen (entsprechend der geringeren Häufigkeit der Gewitter dieses Jahresabschnittes) und daher ohnehin leicht zu überblicken sind ; anderseits aber bieten sie aus demselben Grunde eine zu enge Erfahrungsgrundlage, welche für die Ableitung von Gesetzmäßigkeiten nur mit Vorsicht zu verwenden ist. Die Tabelle lässt vor allem deutlich erkennen, dass die meisten Gewitter am Nachmittage zum Ausbruche gelangen ; das Hauptmaximum in Laibach mit 8 bis 9% der Tagessumme der Gewitter entfällt auf die Zeit von 2 bis 4 Uhr nachmittags. Die wenigsten Gewitter beginnen für den Beobachter im Orte am Morgen; ihr Hauptminimum im Betrage von etwa 1 °/0 zeigt sich in Laibach wie in Agram, Fiume und Pola in der Zeit von 5 bis 7 Uhr früh. In Laibach ist die Wahrscheinlichkeit eines Gewitters am Nachmittage zehnmal so groß als am Morgen. Es hebt sich aber deutlich noch ein secundäres Minimum um Mitternacht ab, dem zwei bis drei Stunden hernach das bemerkenswerte zugehörige Nachtmaximum folgt, das allerdings dem Betrage nach gegen das nachmittägige Maximum sehr zurücksteht, in den Jahressummen Laibachs etwa im Verhältnisse 1 : 4. Dieser Verlauf der Gewitterthätigkeit besteht im allgemeinen gleichartig in allen Jahreszeiten, nur ist im Sommer das Verhältnis der Taggewitter zu den Nachtgewittern beträchtlich größer als im Winter. Dieser Gegensatz würde noch schärfer hervortreten, wenn die Gewitter des Beobachtungszeitraumes, von denen die Eintrittszeit nicht genauer vermerkt ist, eingereiht wären. Das Verhalten des Nachmittagsmaximums des Winterhalbjahres ist noch durch eine andere Eigenthümlichkeit auffallend. Es scheint nämlich gemäß Tabelle LXXXV.« in zwei getrennte zu zerfallen, von denen das eine in Pola der Stunde 2 bis 3, in Fiume der Zeit von 3 bis 4 Uhr angehört, während das andere anscheinend noch kräftiger entwickelt in Pola auf 5 bis 7, in Fiume auf 7 bis 8 Uhr abends entfällt. In Laibach hebt sich nur dieses — allerdings um eine Stunde früher — wohl ausgeprägt ab. In Pola besteht übrigens auch im Sommerhalbjahr ein Abendmaximum von 6 bis 7 Uhr, es ist sogar stärker als jenes von 2 bis 3 Uhr. In der Tabelle LXXXV.^ zeigt sich die Änderung, welche die Tagesperiode der Gewitter auf dem Wege von der Adria landeinwärts über den Karst erfährt, insbesondere wenn man in den Vergleich auch die vorliegenden Daten für Wien (nach Hann, Met. Zeitschr. 1886) glaubt einbeziehen zu dürfen, da sie die Zahl der Gewitterstunden, nicht die der Gewitterausbrüche bedeuten. Man sieht, wie mit der Entfernung vom Meere die Tagesperiode der Gewitter sich verschärft; die Nachmittagsgewitter nehmen im Binnenlande an relativer Häufigkeit zu, die Nachtgewitter ab. Einen weitern Einblick in den täglichen Gang der Gewitter erwarten wir von der Tabelle LXXXVI. Sie bringt denselben in der Art zur Darstellung, dass die Gewitter nicht bloß nach Stunde Dec. Jänner Febr. März April Mai ’S 1—» Aug. Sept. 0 O Nov. Oct.- März Ap ril-Sept. Jahr Mitternacht — i — — — — — 2 3 7 9 6 3 — 3 27 29 i — 2 — 2 T — 2 4 — 2 7 10 6 4 _4 i Ó 28 34 2 — 3 4 I — — — 2 2 13 6 4 3 i Ò 26 h 3 — 4 — 1 4 * — — I 2 " — IO Ó S 3 i 4 23 28 4— 5 i — — — I 2 — 9 3 S 1 ■ — 2 ‘9 21 5 - 6 i — — — — i 3 i 4 1 — 2 9 I I 0 — 7 I . — — — i i i — 3 — — i 6 7 7- 8 i — — — — — 3 4 i 3 — — i IO I I 8 - 9 — — — — I — 2 i 2 2 2 — 2 7 9 9 - IO — — — — — — 4 i 3 2 1 — i IO I I IO — 11 — — — — I — 2 3 7 3 2 — 2 ■5 ‘7 11 — 12 — — — — 2 2 3 6 7 3 3 2 3 22 25 Mittag — I — — — — 4 3 7 11 13 4 I i 43 44 i — 2 — — — 2 4 4 3 12 13 IO 6 2 — 2 47 49 2 — 3 — — — — I 8 i6 ii IO 5 3 i 4 52 55 3 — 4 i X — — I 9 ió 14 8 6 3 — 4 54 58 4— 5 i 1 4 2 4 — 7 15 10 9 ■ 3 I i 4 44 48 s — 6 i 1 4 1 i 2I — 4 9 9 IO 5 2 '1 6 36' 43 ó — 7 4 4 2 4 11 12 9 7 4 2 9 44 53 7 — 8 ■ — — — .2 2 3 s 20 I I 9 4 2 7 48 55 8 — 9 — — —■ 2 4 1 3 9 76 ü IO 2 4 5£ 55 9 — IO — — — 4 I 4 8 12 12 5 2 4 42 45 IO — 11 i -r- —. 4 — 3 5 Ö IO 5 -r- II 3 28 31 11 — 12 i — — — 3 4 6 8 6 1 I. 3 2Ó 29 Summe . . IO 3 j 7 21 60 144 204 170 ii i 40 16 •; 82 716 79S Anmerkung. Die Dauer der Einzelgewilter ist bei der Ableitung der Tabelle nach ganzen und Viertelstunden gezählt worden.. In den resultierenden Zahlenwerten dieser Tabelle selbst sind die Viertelstunden nur für die Monate November-März beibehalten, die übrigen Zahlen auf ganze Stunden abgerundet worden. der Zeit ihres Beginnes, sondern zugleich nach ihrer Dauer berücksichtigt werden, also die von Gewittererscheinungen erfüllte Gesammtzeit zur Anschauung kommt. Leider ist in den Aufzeichnungen Deschmanns nicht immer auch die Dauer des Gewitters bestimmt angegeben, und es ist begreiflich, dass insbesondere die Notierungen über die nächtlichen Gewitter unvollständig sind. In Anbetracht des verhältnismäßig seltenen Erscheinens von Nachtgewittern dürfte man indessen doch einen kleineren Fehler begehen, wenn man unbestimmt gehaltene Angaben über deren Dauer hypothetisch ergänzt, als wenn man sie völlig unberücksichtigt lässt. Es ist nun bemerkenswert, dass den Gewittern der Nachtzeit in den Beobachtungsbogen Laibachs mehrfach eine beträchtlich größere Dauer zugeschrieben erscheint als jenen des Tages. Hiedurch kommt jedenfalls auch die thatsächliche Kurzlebigkeit der localen Nachmittagsgewitter zum Ausdruck. Als Folge davon aber ergeben sich zum großen Theile die Verschiebungen, welche die Tabelle LXXXVI gegenüber der vorangehenden Tabelle aufweist. Inwieweit sie der Wirklichkeit entsprechen, wird erst durch ein vollkommeneres Beobachtungsmaterial festgestellt werden können. Das in unserer Tabelle sehr gut ausgeprägte Abendmaximum der Gewitter dürfte mit dem gleichzeitigen Regenmaximum in Verbindung stehen, welches nach Hann (Met. Zeitschr. 1889, pag. 224) in Klagenfurt, Wien und Bern, nachMaz eile (Tägliche Periode des Regenfalles in Triest, Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1897) in Triest nach unserer Tabelle I des IV. Theiles des «Klima von Krain^ auch in Pola statt hat und «wahrscheinlich sehr verbreitet auftritt» (Hann 1. c.). Das Abendmaximum der Gewitter des Sommerhalbjahres erscheint übrigens für Pola schon in unserer Tabelle LXXXV.^ festgestellt. Die Neigung zu einem solchen ist anscheinend auch in dem Gebiete von Steiermark, Kärnten und Oberkrain wenigstens im Spätsommer und Herbst vorhanden, wie dies Prohaska ausdrücklich erwähnt (Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 1892, pag. 324), obwohl sie in dem 12jährigen Gange der Gewitterstunden für dieses Gebiet (Tabelle LXXXVII) nicht mehr zum Ausdrucke kommt. Das Nachmittagsmaximum ist wohl auf Rechnung der in der Nähe des Beobachtungsortes entstandenen localen Wärmegewitter zu setzen, während das Abendmaximum durch von der Ferne anlangende, daselbst am Nachmittage entstandene Gewitter hervorgerufen wird. Eine treffliche Veranschaulichung des täglichen Ganges der Gewittererscheinungen bietet in Tabelle LXXXVII die Zusammenstellung, welche Prohaska für das gesammte Areal von Steiermark, Kärnten und Oberkrain als Ergebnis 12jähriger Beobachtungen seines Gewitterstationsnetzes berechnet und veröffentlicht hat (Meteor. Zeitschr. 1900, pag. 331). Bei der Zählung der Gewitterstunden wurden kurzdauernde Gewitter den einstündigen gleichgesetzt, solche aber, die länger als eine Stunde andauerten, sämmtlichen betreffenden Stunden zugezählt und zur Erzielung einer größeren Genauigkeit halbe Stunden als solche in Rechnung gezogen. (Prohaska, Jahrbuch des naturhistor. Landes-Museums für Kärnten, 1888, pag. 85.) Die Tabelle zeigt ein einziges Hauptmaximum der Gewitter, welches am frühzeitigsten im Mai eintritt, 2 bis 3 Uhr nachmittags, und sich im Laufe des Sommers allmählich verspätet, um im August und September zwischen 4 und 5 Uhr aufzutreten. Im Winter ist das Nachmittagsmaximum stark abgestumpft. Im Beobachtungszeitraume waren in diesem Jahresabschnitte die Abendgewitter auffallend häufig. Das nächtliche Gewittermaximum stellt sich das ganze Jahr hindurch in der Zeit von 1 bis 2 Uhr ein. Wie Prohaska (1. c., pag. 94) mit Recht bemerkt, würde es gewiss viel besser hervortreten, wenn die Beobachtungen für die Nachtzeit ebenso vollständig wären wie in der Zeit der Tageshelle, denn es können bei Nacht nur stärkere Gewitter die Aufmerksamkeit der Beobachter wachrufen. Gewitterstunden nach Prohaska. Stunde Dec. Jänner Febr. j März April Mai 'S H—» 9 1—» Aug. Sept. Oct. I Nov. ^ 2 « April- Sept. °/ /0 l-i O 1—» Mittern. — i 6 2 i H 50 152 386 1083 1164 257 99 47 3'6 2*0 2*00 I— 2 7 4 6 '9 58 220 392 1153 1317 283 I29 57 4’ 7 2 ’ 2 2 * 24 2— 3 10 1 4 H 59 160 2Ò9 897 !II5 205 "3 48 4-0 ' '7 1-78 3— 4 12 I H 42 94 197 641 931 185 86 33 3' ' 1-3 1-38 4— 5 5 I — 12 31 85 I72 456 826 2I9 60 26 2’2 I ’ I I * l6 5— b 4 3 12 38 93 251 332 7O2 289 6l 40 2-5 I • I I ’ 12 6— 7 5 5 I I 41 117 32Ó 301 634 257 40 52 2-4 I * I I • IO 7— 8 5 4 — 7 18 I24 346 318 614 24I 48 54 2'5 i • i* 1-09* 8— 9 7 I 4 ■9 144 302 346 623 277 Ó0 10 1-7* I * I I • IO 9—10 12 — I 4 39 176 4OI 41b Ó55 249 94 5 2'4 I * 2 i • 26 10— 11 6 2 — IO 50 383 708 672 73t 2O9 11 2 21 3'2 '•7 '•79 ii —12 4 3 — 31 90 849 1434 1308 943 299 J29 4' 4'4 3' ' 3-15 Mittag — i 5 — 44 215 1513 2445 2303 '353 418 94 42 3'9 5'2 5' '8 I— 2 4 — — bg 360 1953 3619 3501 1987 Ó67 123 45 5 ' i 7.7 7'52 2— 3 7 11 — 95 460 2244 4386 4279 2816 876 126 32 5'7 9'5 9'43 3— 4 20 3 4 79 484 2178 4750 4699 3438 1094 '34 l6 5'4 10-5 10-46 4- 5 “8 3 I I 2 I 5°° 2038 4660 4572 3439 1182 130 22 0*0 10*4 10-25 5— 6 9 15 2 117 398 1750 3856 4409 3343 IO24 136 '9 6-3 9'4 9-27 Ó— 7 9 16 — 52 206 1329 2931 3811 2885 897 '59 25 5’5 7.7 7-61 7- 8 22 2 3 53 195 1088 2IO9 3269 2627 9OO 210 30 6-8 6-5 6-46 8- 9 10 2 6 65 130 814 15 !4 316b 2487 84Ó '94 47 6-8 5'7 5'71 9-IO 13 I 7 65 62 546 983 2507 '993 640 '3' 40 5'4 4'3 4'3° 10—II 16 I 2 29 52 299 597 1567 '39' 424, 84 38 3-6 2--7j 2-77 I I— 12 6 I 2 20 45 154 386 1074 972 283 72 35 2 • 9* 1-8* 1-87* Summe 212 79 43 * 958 3705 18503 37420 1 O 00 0 38986 I 222 I 2624 825 474' 157915 162656 Das Hauptminimum der Gewitterfrequenz fällt zwischen 6 und 8 Uhr morgens, das secundäre erscheint um Mitternacht. Im Winterhalbjahr halten sich die Extreme der Tagesperiode in verhältnismäßig engen Grenzen; im Sommer dagegen kommt durch die enorme Steigerung der Gewitterthätigkeit des Nachmittages eine Doppelwelle mit einem scharf ausgeprägten Gipfel zustande. Zum Zwecke der besseren Beurtheilung der beiden verwendeten Darstellungsarten der täglichen Gewitterperiode sei eine berechtigte Bemerkung Hellmanns angeführt. Darnach sind für die Feststellung dieser Periode gute vieljährige Beobachtungen eines Ortes geeigneter als die Gewittermeldungen ganzer Länder. In letzteren treten nämlich die häufigen und verbreiteten Nachmittagsgewitter zu sehr hervor, da die Zahlen der Statistik die Häufigkeit und Ausbreitung zugleich zum Ausdrucke bringen. In den vieljährigen Notierungen einer einzelnen Station kommen daher die Nacht*-' gewitter in einer den thatsächlichen Verhältnissen besser entsprechenden Weise zur Geltung. Dafür fällt allerdings in den Aufzeichnungen einzelner Stationen die Unvollkommenheit der Beobachtung nächtlicher Erscheinungen mehr oder weniger ins Gewicht. Die Entstehung der Gewitter ist stets an eine eigenartige Vertheilung des Luftdruckes an der Erdoberfläche geknüpft; an eine solche, welche eine rasch aufsteigende Bewegung wasserdampfreicher Luftmassen einzuleiten und zu unterhalten vermag. Die Gewitter der wärmsten Tageszeit entstehen bei über Mitteleuropa ziemlich gleichmäßig vertheiltem, nicht gerade niedrigem Luftdrucke offenbar local, vielfach infolge der Überhitzung der untersten Luftschichten, welche emporsteigen und in der Höhe ihren Feuchtigkeitsgehalt zunächst in der Form von Haufenwolken condensieren. Sie werden deshalb nach Mohn passend als Wärm ege witter bezeichnet. Sie unterscheiden sich von den Wirbelgewittern, welche sich an Gebiete tiefen Luftdruckes (Luftdruckdepressionen, Cyklonen) anlehnen und in deren Gefolge größere Länderflächen mit meist sehr langer, mehrere hundert Kilometer messender Front durchziehen. Dampfreiche Luftmassen werden hiebei infolge der durch Luftdruckunterschiede gegebenen Anregung zur Bewegung herangeweht und zum Emporsteigen gebracht. Dadurch ist die Grundbedingung zur Gewitterentstehung erfüllt. Die localen Wärmegewitter pflegen hauptsächlich in dem wärmsten Tagesviertel zwischen 11 Uhr morgens und 5 Uhr nachmittags aufzutreten. In den übrigen, kühleren Tagesstunden von 5 Uhr nachmittags bis 11 Uhr morgens gelangen dann vornehmlich die größeren Wirbelgewitter zur Entwickelung. Bildet man daher nach dem Vorschläge Prohaskas das Verhältnis der Häufigkeit der Gewitter, welche auf die kühleren 18 Tagesstunden entfallen, zu jener der übrigen sechs Stunden, so hat man in dem Quotienten einen angenäherten Ausdruck für das Frequenzverhältnis der größeren Wirbelgewitter zu deri localen Wärmegewittern. Im großen Durchschnitt halten sich beide Summen ungefähr das Gleichgewicht, und der Wert des Quotienten ist gleich 1; je mehr er diesen Betrag überschreitet, destomehr ist damit ein Überwiegen der Wirbelgewitter angedeutet. Prohaska versäumt es nicht, aufmerksam zu machen, dass hiedurch das Verhältnis der Häufigkeit beider Hauptarten der Gewitter nur angenähert wiedergegeben wird, da die Wirbelgewitter ja auch zur wärmsten Tageszeit auf-treten können. Die Rechnung wurde für Laibach an dem Beobachtungsmaterial der Tabelle LXXXV durchgeführt, also an den Zahlen, welche die Häufigkeit der Gewitter bedeuten, ohne Rücksicht auf ihre Dauer. Die erhaltenen Resultate findet man in der nachstehenden Tabelle LXXXVIII zusammengestellt. Zum Vergleiche dienen einerseits die Daten für Fiume und Pola, LXXXVIII. Häufigkeitsverhältnis der Wirbelgewitter zu den Wärmegewittern. Pola 25 Jahre Fiume 18 Jahre Laibach 37 Jahre Steiermark, Kärnten, Oberkrain 12 Jahre December 3-17 2*29 2*00 3 "42 Jänner 6'67 3'00 5*00 2 • 7 Ó Februar 3'33 6-00 5 -oo 7-60 März 2*11 3'33 5-oo i • 18 April 2 • 27* 1-96 0-44* o- 7 Ó Mai 2 - 20 1-30* 0-79 0 * 72* Juni 2*42 '•54 0-86 0-76 Juli 3'93 I ‘ 21 i ■ 61 I ■ 28 August 2 ■ 84 i-9i >'54 I '79 September 2-87 1-73 1-76 i '69 October 2'93 2-96 6 "oo 2'57 November 8'04 1-87 2-67 3'17 Winter 4P 08 2-82 3'20 3'51 Frühling 2 ■ 20* 1-53 0'74* 0-74* Sommer 3'00 i ' 51* 1-31 I *21 Herbst 3’24 2-03 2'44 1-86 Jahr 2'97 I * 7O 1'34 1-17 Agram 14 J ahre, Jahr i ■ 33- anderseits aber die analogen Quotienten, welche Prohaska aus dem in Tabelle LXXXVII wiedergegebenen 12jährigen Beobachtungsmaterial für Steiermark, Kärnten und Oberkrain berechnet hat. Diese letzteren Werte stützen sich auf das umfangreichste Zahlenmaterial und gelten für einen klimatisch in sich homogenen Länderraum. Ihr Verlauf ist demgemäß durch unregelmäßige Störungen noch am wenigsten behelligt und bietet uns daher die eigentliche Vergleichsgrundlage. Die Daten für die übrigen angeführten Orte bilden Näherungs- werte nach Art von Stichproben. Wir betrachten daher zunächst die für das gesammte südöstliche Alpengebiet geltenden Zahlen. Wir sehen, dass hier in den Monaten April, Mai und Juni der Quotient kleiner ist als 1 ; es sind dies also die Monate, in welchen die Wirbelgewitter zurücktreten und die Wärmegewitter vorherrschen. Ihre größte relative Häufigkeit, durch das Minimum des Quotienten angezeigt, entfällt in dem betrachteten Gebiete auf den Mai. Vom Juli an ist der Quotient größer als 1 und überschreitet im Spätherbst und Winter den Wert 3. «Dies besagt, dass im Spätherbst und Winter die Gewitter im Tagesvierte] von II Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags bereits seltener sind als durchschnittlich in anderen Tagesabschnitten von gleicher, also sechsstündiger Dauer. Etwa von Mitte October an kann man sonach nicht mehr die höhere Nachmittagstemperatur als die Ursache der Gewitterbildung ansehen und es kommen von da ab für die letztere nur mehr die aerodynamischen Vorgänge in der Atmosphäre in Betracht.» (Prohaska, Meteor. Zeitschr. 1900, pag. 330.) Im wesentlichen finden wir das gleiche Verhalten in Laibach, desgleichen in Fiume und in Pola. Nur die absoluten Werte der Quotienten erfahren eine Änderung. Noch in Wien beträgt nämlich der Quotient im Jahresmittel 0’72, wodurch angezeigt wird, dass die dortigen Gewitter vorwiegend den Charakter localer Wärmegewitter besitzen. In Steiermark, Kärnten und Oberkrain ist er im Durchschnitt U17, d. h. die Wirbelgewitter gewinnen bereits einen kleinen Überschuss über die Wärmegewitter. In Laibach und ebenso in Agram ist derselbe größer und entfallen daselbst auf die drei kühleren Tagesviertel um ein volles Drittel mehr Gewitterausbrüche als auf das wärmste Tagesviertel. Auf der Südseite des Karstes, in Fiume, wächst der Quotient auf den namhaften Betrag von L7 an. Die in die Adria vorgeschobene Südspitze von Istrien wird zu allen Tagesabschnitten von Gewittern ziemlich gleichmäßig heimgesucht; hier treten in fast dreifacher Überzahl die ausgedehnten Frontgewitter auf, deren Erscheinen von der Tageszeit am wenigsten abhängig ist ; die kleinen localen Gewitter, welche im Binnenlande in den wärmsten Nachmittagsstunden entstehen, treten dagegen stark zurück. Mit der Entfernung von der adriatischen Zugstraße der Depressionen ändert sich also das Verhältnis rasch. Für eine Orientierung über die Zugrichtungen der Gewitter in Krain bieten die Notierungen der meteorologischen Stationen nicht das erforderliche Beobachtungsmaterial. Einen Ersatz schöpfen wir aus den vielseitigen Ergebnissen des Gewitterstationsnetzes Prohaskas. Aus den Zusammenstellungen der Gewitterzugsrichtungen, welche dieser Autor für die sechs Jahre 1885 bis 1887, 1897 bis 1899 veröffentlichte, erhält man als Gesammtergebnis die Tabelle LXXXIX. Hierin kommt allerdings auch die Aus dehnung der Gewitter zum Ausdruck. Die Gewitter aus Nord und Süd haben die geringste Ausdehnung, jene aus West die größte, sie werden von den zahlreichsten Stationen zugleich gemeldet. Immerhin kann man auf Grund der Ergebnisse dieser Tabelle behaupten, dass auf der Südseite der Ostalpen die aus Nordwest heranziehenden Gewitter unter allen Zugsrichtungen den größten Procentsatz erlangen. Ihnen zunächst kommen die West-, dann die Südwestgewitter. Gewitter aus Süd und Südost dagegen gehören zu den seltensten Erscheinungen. Die Gewitter aus dem westlichen Halbkreise stehen zu jenen des östlichen in dem Verhältnisse 78 : 22 oder nahe 4:1. Im übrigen Mitteleuropa wird als die vorherrschende Zugsrichtung der Gewitter die westliche und die südwestliche angegeben. Im Herbste und im Winter erlangen übrigens auch im Gebiete der Südostalpen die Südwestgewitter das Übergewicht. Die Gewitter aus dem östlichen Quadranten sind dagegen in Steiermark, Kärnten und Oberkrain im Frühsommer relativ häufig. LXXXIX. Häufigkeit der Gewitterzugsrichtungen in Steiermark, Kärnten, Oberkrain, ausgedrückt durch die Zahl der darauf entfallenden Einzelmeldungen. 1885—1887, 1897—i8gg, 6 Jahre. 1 Nord Nord- ost Ost Südost Süd Süd- west West Nord- west December . . 34 1 I 64 — — Jänner .... — — — I 7 • 12 10 3 Februar . . . — — — — 3 5 2 I März 22 3 8 — 96 62 63 '73 April 95 4 99 '73 184 369 388 663 Mai 488 208 2Ó7 I25 553 1065 '535 1690 Juni 1621 1628 '437 562 201 335' 2O9O 3498 Juli 1432 '234 1304 642 496 2771 5327 4678 August.... 5o> 356 549 512 190 3586 3246 3°^>3 September . . 255 40' 152 '85 180 1283 1246 1068 October . . . 91 — — I 18s 394 21 I27 November . . — •— 2 '9 323 33 34 Winter.... — — — ■ 35 21 81 12 4 Frühling . . . 605 275 374 298 833 1496 1986 2526 Sommer . . . 3554 3218 3290 1716 893 9708 10663 11239 Herbst .... 346 40 '54 186 384 2000 1300 I229 Jahr ! 4505 3533 3818 2235 2131 13285 13961 14998 0 / Io 7*7 1 6*o 6-5 3-8 3-6 * 22 * 7 23‘9 25-7 Die F o r t p fl a n z u n g s g e s c h w i n d i g k e i t der Gewitter fand Prohaska (aus 392 Gewitterzügen der drei Jahre 1886, 1887 und 1897) zu 30-4 km pro Stunde. Dieses Mittel ist erheblich kleiner als jenes für Süddeutschland 41‘1, Frankreich 4F3, Italien 35’7 km. Die Geschwindigkeit der Gewitter auf der Südseite der Ostalpen ist also eine auffallend geringe, wohl infolge der großen Anzahl der nachmittägigen Wärmegewitter, die eine verminderte Bewegung haben. Die localen Gewitter, welche an Nachmittagen über den Bergen sich bilden und entladen und am Abend bei abnehmender Wärme sich erschöpfen, haben demgemäß keine fortschreitende Bewegung. Im Laufe des Tages haben die Gewitter in den Südostalpen, gemäß einer hier nicht wiedergegebenen Tabelle Prohaskas, in den Nachmittagsstunden die geringste Geschwindigkeit, 28 kn} in der Stunde 12 bis 1, in der kälteren Tageshälfte ist sie viel namhafter ; die größte stellt sich nach Mitternacht und am frühen Morgen (6 bis 7 Uhr 46 km) ein. Analog ändert sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Gewitter im Laufe des Jahres. Sie ist im Frühsommer gering, 30 km pro Stunde, wächst aber bis zum Spätherbste auf rund 45 km an. Prohaska untersuchte auch die Beziehung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit zur Zugsrichtung. Es zeigte sich, dass die Ostgewitter bei einer Geschwindigkeit von 23 km am langsamsten, die Südwest- und Westgewitter mit 36 km pro Stunde am raschesten ziehen. Die Gewitter, welche in den österreichischen Südalpen in der kälteren Jahreshälfte, insbesondere vom October bis inclusive December, auftreten, werden nach Prohaska durch Gebiete tiefen Luftdruckes herbeigeführt, die sich zuerst in West- oder Südwest-Europa zeigen und, über der nördlichen Adria angelangt, von hier häufig nach Nordost über Ungarn abziehen. Taucht eine solche zuerst durch den entsprechenden Zug der Cirrhuswolken angekündigte tiefere Depression über Westfrankreich auf, so stellt sich in den Ostalpen nach vorhergehenden Südwinden in der Region der Haufenwolken südwestlicher (Südwest nach Nordost) Wolkenzug ein, der umso lebhafter ist, je höher gleichzeitig das Barometer über der Balkanhalbinsel steht. Die Regengüsse nehmen am Südabhang der Alpen ihren Anfang und dehnen sich bei Annäherung des Luftdruckminimums gegen Nordost aus. Der südwestliche Wolkenzug dauert unverändert fort, wenn das Minimum ostwärts vorrückt und nun über dem Golf von Genua oder über der Poebene liegt. Kommt dann das Minimum über der nördlichen Adria zu liegen, so dauert der Wolkenzug aus Südwest noch immer an, während der Regen noch aus diesen Wolken fällt; tritt nun zunächst Ostwind ein, dann erscheinen in einem tieferen Niveau einzelne zerrissene Wolken, die mit scheinbar großer Geschwindigkeit aus Ost oder Südost eilen ; diese Wolken werden häufiger, verdichten sich und bilden bald eine zusammenhängende Wolkendecke, aus der nun heftige Giisse niedergehen, manchmal auch unter Gewittererscheinungen ; die Niederschläge sind nun am Ostrand der Alpen am stärksten. Zieht sodann das Luftdruckminimum über Ungarn nach Nordost ab, so springt der Unterwind nach Nordwest oder West um, es entwickelt sich unter Fortdauer der ost-westlich ziehenden Wolkendecke in tieferen Regionen neues Gewölk, das von Nordwest nach Südost zieht und in den Nordalpen die stärksten Niederschläge veranlasst, um bei Abnahme des Luftdruckgefälles sich allmählich zu verlangsamen und zu zertheilen. (Jahrbuch des naturhistorischen Museums in Klagen-furt, XIX. Heft, 1888.) Unter allen Umständen bewegen sich die Gewitter in der Richtung des Windes, der im Niveau der Gewitterwolken herrscht. Sie folgen dem Verlaufe der Isobaren (Linien gleichen Luftdruckes) und ziehen von Ost nach West, wenn ein nach Süd gerichtetes, von West nach Ost, wenn ein nach Nord gerichtetes Luftdruckgefälle besteht. Eine scheinbare Ausnahme bilden jene Fälle, in welchen in der unteren horizontalen Temperaturvertheilung eine bedeutende Ungleichheit besteht. An solchen Tagen muss die dem Gewitterniveau entsprechende Luftdruckvertheilung von der für das Meeresniveau berechneten abweichen. Der Gewitterzug entspricht dann natürlich Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XV., H. I. und II. 2 nicht den unteren Isobaren, sondern steht mit der Richtung der oberen Luftströmung im Einklänge. (Prohaska, Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 1897.) Zur besseren Veranschaulichung des Charakters unserer Gewitter führen wir im Folgenden einige wenige Schilderungen aus der Gewitterchronik Prohaskas vor, sofern sie speciell auf Krain Bezug haben. An passenden Stellen sollen einige Daten aus den Tagebüchern der meteorologischen Stationen des Landes ergänzend eingeschaltet werden. Eine interessante Gewitterperiode bildeten die Tage vom 11. bis zum 20. Juli 1885. Es herrschte über Mitteleuropa andauernd gleichmäßig vertheilter ziemlich hoher Luftdruck. Diese Wetterlage ist diejenige, welche das Auftreten von localen Wärmegewittern begünstigt. Es kam in der That zur massenhaften Entstehung von solchen. Sie nahmen um 10 Uhr vormittags ihren Anfang, waren zwischen 2 und 4 Uhr nachmittags am verbreitetsten und erloschen am Abend ziemlich rasch. Insbesondere am 12. Juli war die Gewitterbildung bei völliger Windstille allgemein, eine östliche Zugsrichtung war nur schwach ausgeprägt. Die Gewitterbildung dieses Tages begann stellenweise schon um 9 Uhr morgens. Der Donner verstummte aber alsbald. Um Mittag erwachte die Gewitterbildung neuerdings, und nun gab es fast keinen Bergstock des Beobachtungsgebietes, über welchem sich nicht Gewitterwolken aufgethürmt hätten. Es kam jedoch nicht zur Bildung zusammenhängender Wolkenrriassen ; die Gewitter hiengen träge über den Gebirgen, bald schienen sie erloschen, dann wurde der Donner wieder stärker vernehmbar, bis sich endlich gegen 5 Uhr eine allgemeine Auflösung des Gewölkes geltend machte ; um 6 Uhr wurden die letzten Donner vernommen. Bei Assling in Oberkrain gieng ein Wolkenbruch nieder. Von 21 Stationen des Beobachtungsgebietes wird Hagel gemeldet. Laibach notiert am 12., 14. und 16. in Nordwest und Nordost vorüberziehendes dunkles Gewölk und fernen Donner. Die ersten Tage des August 1885 waren denkwürdig durch die vielen und starken Gewitter, welche ganz Mitteleuropa durchzogen. Geradezu schaurig hausten die Gewitter vom 4. in manchen Gegenden Deutschlands, am 8. sollen tin Serbien Schloßen gefallen sein, deren einzelne bis zu zwei Kilogramm schwer waren. In Krain waren der 1., 2., 4., 5., 6. und 8. August Gewittertage. Am 5. war der Luftdruck über den Alpen hoch, in Nordost tief, infolgedessen der Wolkenzug westlich bis nordwestlich. Es war ein allgemeiner Gewittertag. Noch vor Mitternacht hatten sich neuerdings in Krain und Südsteiermark Gewitter gebildet, die im Sannthale bis 3 Uhr früh andauerten. Um 71/2 Uhr morgens entstand am Westende der Karawanken ein kleines Gewitter, das zu beiden Seiten dieses Gebirgszuges ostwärts zog und gegen 11 Uhr morgens im Sannthale sich auflöste. Nachmittag bildeten sich andere Gewitterzüge aus, welche das Alpengebie nördlich von Krain durchzogen, zum Theil hagelführend. Der 29. August 1885 brachte für das Gebiet südlich der Drau die stärksten Gewitter des Jahres. Ein Gebiet tiefen Luftdruckes (741 mm) lag am Morgen mit seinem Kern über Südfrankreich und bewegte sich im Laufe des Tages rasch ostwärts weiter. Um 6 Uhr früh entwickelte sich zwischen den Karawanken und der Save ein äußerst heftiges, nach allen Seiten hin sich ausdehnendes Gewitter ; um 7 Uhr hatte es Adelsberg im Westen, die Sannmündung im Osten erreicht. Mit außerordentlicher Geschwindigkeit und zunehmender Heftigkeit wälzte sich das sehr tiefe, schwarze Gewölk von Westnordwest nach Ostsüdost in der Richtung gegen Untersteiermark und Ungarn weiter, von vehementen Güssen (Gurkfeld in drei Stunden 58 mm, Laibach 63 mm, Krekovše 56, Tscher-nembl nurmehr 8 mm Tagesniederschlag) und einem orkanartigen Südweststurm begleitet, welcher in Laibach um 8 Uhr morgens die stärksten Bäume entwurzelte, viele Gebäude beschädigte, Pferde und Wagen in Gräben schleuderte und 2* viele Pferde tödtete. Auch diesmal folgten sich mehrere (vier) durch ein- bis zweistündige Pausen getrennte Gewitterzüge, die, an Stärke abnehmend, um 4 Uhr nachmittags in Untersteiermark erloschen. Nach dreistündiger Pause begann um 7 Uhr abends eine ganze Reihe von Gewittern bei südwestlichem (Südwest nach Nordost) oder südlichem (Süd nach Nord) Wolkenzug aus Oberitalien nach Kärnten und Krain hereinzubrechen. Auf vielen Stationen folgte durch zehn Stunden Donner auf Donner, Blitz auf Blitz, gleichzeitig erfolgten Wolkenbrüche, welche östlich große Verheerungen anrichteten, in Raibl fielen 187 mm Regen. Bemerkenswert war das kolossale Gewitter auch durch seine reichlichen Elektricitätsentladungen. Prohaska beobachtete es von Hermagor im Gailthale aus; zwischen 91/2 und 10 Uhr abends zog ein Gewittercentrum etwa auf der Linie Tolmezzo-Raibl vorüber; während desselben war die ganze Kette der Karnischen Alpen continuierlich elektrisch beleuchtet, es gab nur ein Anschwellen und Abnehmen des Lichtes, aber kein Erlöschen; alle Blitze waren gelb gefärbt und fuhren nach oben; von 91j2 bis 93/4 Uhr zählte Prohaska nur in Süd und Südwest (gleichzeitig blitzte es aber auch in Südost, Ost, Nordost) 1000 Blitze in 14J/2 Minuten. Dieser erstaunliche Reichthum an Elektricität der Gewitter der Luvseite der Julischen Alpen hängt wohl zusammen mit den außerordentlich intensiven Niederschlägen daselbst. Solche außerordentlich blitzreiche Gewitter der Südseite der Alpen erinnern, wie Hann es bemerkt (Meteor. Zeitschr. 1889, pag. 183), an die von Julius Schmidt in Athen beobachteten elektrischen Erscheinungen. Am folgenden Tage, 30. August, morgens lag der Kern des Gebietes tiefen Luftdruckes (749 mm) bei Wien. In Krain kamen von 6 bis 8 Uhr morgens neuerdings kleine Gewitter zum Ausbruche. Die heftigen Gewitter des Vortages nahmen um 6 Uhr morgens in Nordkärnten ihr Ende. Andere tauchten am Nachmittage in Obersteiermark auf. Am 27. und 28. September 1885 hielt sich der Kern eines Gebietes tiefen Luftdruckes in Oberitalien. Infolgedessen gab es in den Julischen und Karnischen Alpen heftige Gewitter, welche sich von dort strahlenförmig nach Nord und Nordost ausbreiteten. In Laibach brach schon um 1 Uhr nachts das Gewitter aus mit Platzregen und Siidwest-Sturm. Die Niederschläge fielen in Form von Güssen, zum Theil auch als Hagel, und betrugen am 27. in Raibl 129, in Krainburg 56 mm, in Laibach nur 5 mm, in Tschernembl 3 mm. Um Mitternacht zum 28. September nahm im Canal- und Gailthal Kärntens unter fürchterlich dröhnenden Donnerschlägen ein Wolkenbruch seinen Anfang, währte durch sieben Stunden und wiederholte sich mehrmals im Laufe des Tages. Um 8 Uhr morgens löste sich eine größere Wolkenmasse los, durchzog unter elektrischen Erscheinungen den östlichen Theil des Beobachtungsgebietes und trat um 11 Uhr vormittags nach Ungarn über. In Laibach entlud sich das Gewitter um 9 Uhr mit orkanartigem Südsüdwest-Winde und heftigem Platzregen. Am Nachmittag erneuten sich die Gewittererscheinungen, und erst gegen Mitternacht zertheilte sich das Gewölk. In Raibl hatte das Gewitter durch mehr als 50 Stunden ohne Unterbrechung angedauert, und fielen am 28. wieder 107 mm Regen. In Gottschee und Krekovše wurden an diesem Tage 60, in Laibach 26, in Tschernembl und Poljana bei Landstraß 5 mm Regen gemessen. Am 27. Juni 1886 herrschte über Österreich ziemlich gleichmäßig vertheilter Luftdruck ; eine flache Depression war am M,orgen bei Abbazia (759 mm) angedeutet. Unter den Gewitterzügen, die sich infolgedessen ausbildeten, trat einer um 5 Uhr früh aus Kroatien über die Sotla nach Untersteiermark über. Am Bachergebirge theilte sich das Gewitter, der rechte Flügel breitete sich bis über Niederösterreich aus, der linke zog in der Richtung Ostsüdost-Westnordwest und stand um 7*/4 Uhr morgens über Laibach, um 10 Uhr bei Lengenfeld und hatte von da über Kärnten eine Front von 130 km Länge. Am 27. Juli 1886 scheint im Laufe des Tages eine Theil-depression aus den westlichsten Alpengegenden bis nach Ungarn gezogen zu sein. Um 5 Uhr nachmittags brach ein sehr starkes Gewitter, welches die Schweiz und Tirol durchzogen hatte, in Westkärnten ein und eilte mit einer stündlichen Geschwindigkeit von 40 km, von Südwest- oder West-Sturm und Gussregen begleitet, vorwärts. Um 8 Uhr reichte seine Front im Süden über Adelsberg, im Norden über Aussee hinaus, hatte also eine Länge von mehr als 300 km. Beispiele von Wintergewittern liefert uns die Witterungsgeschichte des December 1886. Dieser Monat brachte den südöstlichen Alpen ungewöhnlich große, mehrfach unter elektrischen Entladungen gefallene Niederschläge. Die stärksten fielen in der Zeit vom 15. bis 21. December ; während dieser Tage war Nordwest-Europa von einer atlantischen Luftdruckdepression beherrscht, wogegen im Süden und Südosten der Barometerstand andauernd hoch blieb. Am 21. zeigte sich eine ziemlich tiefe Depression bei Turin (745 mm) und zog-im Laufe des Tages rasch östlich weiter; auf dem Wege nach Ungarn passierte sie um 6 Uhr abends südlich von Graz vorüber. Bei raschem südwestlichen Wolkenzug gab es in den Morgen- und Vormittagsstunden in Südwest-Kärnten unter heftigen Güssen andauernd Gewitter, die Wasserläufe schwollen gefahrdrohend an. Auch Laibach notiert sowohl nachts als auch tagsüber Sturm und Donner mit Regen. Über dem Bachergebiet und dessen Umgebung bis zur Sann und gegen Klagenfurt fiel Hagel wie im Sommer, und die elektrischen Entladungen waren mit Rücksicht auf die späte Jahreszeit von großer Heftigkeit. In der folgenden Nacht waren der Wind und der Zug der unteren Wolken nordwestlich geworden, und es trat Schneefall und Kälte ein. An einem Beispiele soll hier noch ein sommerlicher Wettersturz, wie ihn eine Depression mit Wirbelgewittern in unseren Gegenden zur Folge hat, nach der Darstellung Prohaskas (Met. Zeitschr. 1892, pag. 161) geschildert werden. Am Morgen des 25. August 1890 hatte der Norden Europas tiefen Luftdruck, eine secundäre Depression (750 mm) bedeckte die obere Poebene und den Golf von Genua. Über der pyrenäischen Halbinsel befand sich der Luftdruck in langsamem Steigen, und es hatten sich in Frankreich, in der Schweiz und in Süddeutschland tiefe Temperaturen eingestellt (morgens 7 Uhr 10 bis 12° C.), wogegen auf der Ostseite der Depression das Thermometer einen sehr hohen Stand hatte (zur selben Stunde notierten Pančeva 25°, Venedig 26°, Triest 27°, Ancona 30° u. s. w.). Im Verlaufe des Tages zog die Depression nach Nordost, passierte um 6 Uhr nachmittags die nördliche Adria und lag am Morgen des 26. über Russisch-Polen, von dort erstreckte sich ein Gebiet tiefen Druckes sackförmig über Ungarn bis zur Adria zurück. Am Nachmittag des 25. erreichte das Temperaturgefälle in der Richtung Südost-Nordwest über den Ostalpen sein Maximum, in Unterkrain und in Untersteiermark stieg das Thermometer bei schwachen südlichen Winden um 2 Uhr auf 32 bis 34° C., wogegen zur selben Stunde auf der Nordseite der Depression bei vorherrschend nordwestlicher Luftströmung zu Bregenz 10°, zu München 11°, zu Ischl 14° und zu Kremsmünster 15° abgelesen wurden. In der Grenzzone zwischen dem warmen Südosten und dem kühlen Nordwesten, also längs einer Linie, die aus den venetianischen Alpen über Kärnten nach Nordstei'ermark hinstreicht, desgleichen in der weiteren Fortsetzung dieser Bahn bis Schlesien, zogen durch 36 Stunden bei rapidem Wolkenzug aus Südsüdwest fortwährend Gewitter aus dieser Richtung herauf. Die Niederschläge waren auf der Nordwestseite der Zugstraße der Depression sehr reichlich, bis 900 m herab fiel Schnee. In Kärnten und Nordsteier- mark wurden mindestens 10 Hagelzüge beobachtet, alle verliefen von Südsüdwest nach Nordnordost. In den Nachmittagsstunden des 25. August befand sich das Centrum des ausgedehnten Tiefdruckgebietes (746 mm) über der Provinz Perugia in Mittelitalien. Es bewegte sich nun rasch nach Nordost (Pola 6 Uhr, Graz 71/, Uhr, Wien 9 Uhr, Krakau 2 Uhr des 26. August) und hatte auf seiner ganzen Bahn den Ausbruch eines heftigen, zumeist 6 bis 10 Minuten dauernden Sturmes zur Folge, der vorwiegend aus Westsüdwest wehte und auf der ganzen Strecke von Italien bis nach Mähren von Gewittern begleitet wurde. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit dieses Gewitterzuges war eine erstaunlich große. Die Strecke von Pesaro bis Wien wurde in 5!/4 Stunden durchlaufen, was einer Geschwindigkeit von 107 km pro Stunde entspricht, eine selbst für Gewitterstürme ungewöhnliche Schnelligkeit. Das Maximum der Geschwindigkeit wurde gerade auf dem Wege über Krain erlangt, indem die 170 km lange Strecke von Pisino bis Cilli in einer Stunde (6y2 bis 7i/2 Uhr) durcheilt wurde. Die Schäden, die der Sturm verursachte, waren in der Provinz Perugia am bedeutendsten und verminderten sich allmählich gegen Nordost hin. Auf dem Wege über das Küstenland und Krain brach der Sturm viele Tausende von Bäumen. In den Wäldern der Umgebung von Laibach richtete der Orkan grässliche Verwüstungen an. Die gefallenen Baumstämme lagen zumeist, in der Richtung Südwest-Nordost. Die Witterungsvorgänge des 25. August 1890 sind charakteristisch tür die sommerlichen Wetterstürze*, welche im Gefolge von Wirbelgewittern unser Alpengebiet nicht selten heimsuchen. Sie lassen sich nach Prohaska in folgenden * In Deschmanns Tagebüchern findet man in den Jahren 1867 bis 1890 ausdrücklich 17 «Wetterstürze» vermerkt. Sie traten in den Monaten April bis October ein, zehn davon entfallen auf den August, welcher demnach am meisten zu solchen hinneigt. mechanischen Zusammenhang bringen. «Eine tiefe und länger andauernde Depression an der Südseite der Alpen erzeugt an deren Nordwest- und Nordseite einen aufsteigenden Strom mit Kälte und Regen, während sie an deren Ost- und Südostseite den Fortbestand hoher Temperatur nicht wesentlich beeinträchtigt. Dies hat zur Folge, dass der tiefe Druck an der Südostseite in höheren Niveaus in Hochdruck übergeht, hingegen über der Schweiz und Tirol in derselben Höhe das Luftdruck-Minimum liegt. Hiedurch entstehen über dem Alpengebiet in der unteren und oberen Luftschichte divergierende Strömungen, welche die andauernde Gewitter- und Niederschlagsbildung bedingen. Zieht endlich die Depression von Oberitalien nach Nordost ab, so kommt der nordwestliche Unterwind auch am Südost- und Ostrand der Alpen zur vollen Geltung und erzeugt hier, wenn sich daselbst die hohe Temperatur bis zum Abzug des Minimums erhalten hat, einen sehr empfindlichen Temperatursturz.» In Bezug auf die Seehöhe, in welcher die Gewitterwolken im Gebiete der Ostalpen schweben, machte ebenfalls Prohaska bemerkenswerte Beobachtungen. Er sah den von Tarvis aus sichtbaren Theil der Julischen Alpen (Mangert, 2700 m), desgleichen die Polinik-Kreuzeckgruppe (2800 m) und die Unholden (2800 m) in der Regel von der Basis der Gewitterwolken (cumulonimbus) unberührt. «Am 11. August 1891 — so erzählt der genannte verdienstvolle Gewitterforscher — sah ich vom Gipfel des Gartnerkofels (2200 m) in den Karnischen Alpen aus ein Gewitter aus der Gegend von Udine über die Julischen Alpen in das obere Savethal ziehen ; die untere ganz horizontale Grenze des Cumulonimbus, aus welchem die Blitze und der Regen kamen, gieng hoch über dem Triglav (2864 m) hinweg, ich schätzte ihre Höhe auf 3500 bis 4000 m.» Ebenso ließ sich feststellen, dass die geschlossene Kette der Hohen Tauern, welche in ihrer ganzen Ausdehnung keine unter 2400 m herabgehende Einsenkung aufweist, sowohl von der Nord- als auch von der Südseite von Gewitterzügen überschritten wird. Das Höhenintervall von 3000 bis 5000 m ist dasjenige, in welchem sich in den Ostalpen die Gewitterwolken zumeist befinden* Schilderungen von Gewittern, die man von hohen Bergen herab unter sich gesehen haben will, werden von Hann als auf Täuschung beruhend bezeichnet. Die verticale Mächtigkeit der Gewitterwolke selbst kann sehr bedeutend sein. So beobachtete Riggenbach eine Gewitterwolke in den Algäuer Alpen, deren Grundfläche eine Meereshöhe von 2800 m hatte, während die obersten Köpfe bis zu 13.000 m emporreichten. Sämmtliche Gewitter (auch die localen) werden von Schwankungen des Luftdruckes begleitet, und demgemäß von einer mehr oder weniger lebhaften Luftbewegung, die sich mitunter zu stürmischer, ja sogar zu orkanartiger Heftigkeit steigert. Über die Zahl und Richtung der in Laibach während der 33 Jahre 1855 bis 1860 und 1864 bis 1900 beobachteten und vermerkten Gewitterstürme gibt die nachfolgende Tabelle XC Bescheid. Darnach sind von 1002 in diesem Zeiträume notierten Gewittertagen an 118, d. i. 12°/o, stürmische Winde als Begleiterscheinungen der elektrischen Entladungen aufgetreten. In 16 Fällen ward der Wind orkanartig, brach und entwurzelte Bäume, stürzte die landesüblichen Getreideharfen etc. Was die Richtung der Gewitterstürme Laibachs anbelangt, so wehten die meisten (34) aus Südwest, die nächst größte * Nur einmal sah Prohaska im Gailthaie eine Gewitterwolke, deren Basis bis auf 1600 m herabreichte (21. Juli 1899). Dagegen behaupten gemäß Mittheilung Pernters viele ganz verlässliche Beobachter der Hagelwetter in Windisch-Feistritz (Untersteiermark) mit voller Bestimmtheit, dass die hagelführenden Gewitter nie über 800 m hoch ziehen. Das Gleiche wird von Prof. Roberto für die obere Poebene und von den Beobachtern in dem Hagelgebiete der nördlichen Schweiz behauptet. (Pernter in Met. Zeitschr. 1900, pag. 411.) XC. Laibach, 33 Jahre. Zahl und Richtung der Stürme bei Gewittern. Nord Nord- ost Ost Südost Süd ä « X £ West Td C0 S-. (U Summe Hievon orkan- artig December . . . i j Jänner — — — — — — — — — — Februar .... — I — — — i — — 2 - März — — ■_ • April — — — — — — — — — — Mai — 2 i — — — 2 — 5 — Juni — 5 3 i — I s 6 21 2 Juli 2 7 — i i h 8 7 40 7 August 1 I 2 i — 8 5 12 30 4 September . . . — I — — 2 4 i 3 I I 2 October .... — I I i — 2 — — 5 I November . . . — - — — — 3 — — 3 — Jahr Hievon orkan- 3 i8 7 4 3 34 21 28 118 artig I _7 3 5 ió Frequenz erreicht die Nordwest-, dann die West-, hierauf die Nordost-Richtung. Gewitterstürme aus' Süd oder Nord sind außerordentlich selten. Die größte Neigung zu orkanartiger Heftigkeit anzuwachsen hat der Südwest (in 7 unter 16 Fällen). Orkane aus der Osthälfte des Horizontes kamen nicht vor. Nach dem, was über die Entstehung der Gewitter gesagt wurde, sind die Niederschläge zum Wesen der Gewitter gehörende Erscheinungen. Dieselben fallen, wie bekannt, in den niederen Regionen in der Hauptsache als Regen, im Hochgebirge als Schnee. Selbst im Juli und August schneit es gemäß den Aufzeichnungen Deschmannsin den von Laibach wenig entfernten Steiner Alpen bis zu Höhen von 1300 m herab (so z. B. am 11. August 1869). Am 18. October desselben Jahres trat in Laibach im Gefolge eines Gewitters ein Schneefall ein. «Seit 15. October 1837 trat kein so früher Schneefall ein», bemerkt dazu Deschmann. Über die Intensität der Niederschläge an Gewittertagen orientieren die Tabelle XCI und die daran XCI. Zahl der Tage mit Niederschlag von o'o, o'i — 4-9, 5-0— g-g .... mm an Gewittertagen. Dec. Jänner Febr. I März April Mai 'S b—> "3 Aug. 0) C/2 Oct. Nov. Jahr Laibach 1852 — 1881, 30 Jahre. 0*0 -- — i i 7 10 2Ó 35 27 3 3 i 1 ’4 0*1 — 4'9 — — I i 20 39 74 79 35 30 4 2 285 5-0- 9'9 I — — i 3 •4 29 37 30 I I 7 i 134 I0‘0— 19-9 I 3 — 2 6 23 29 36 33 18 20 3 ■74 20-0— 29'9 4 I I I 2 IO 9 28 20 IO 6 4 96 3°'° - 39*9 — — - 2 i 4 8 10 8 6 5 2 46 40*0 — 49'9 — — i i 2 2 4 4 4 7 5 1 3* 50*0— 59’9 — — - — — I 2 2 3 3 4 i IÒ 00'0 — 69-9 I — — — — I — — 3 3 2 — IO 7o*o — 79'9 — — i — — — I 3 2 2 — — 9 8o-o— 89-9 — — — — — — 2 — i — — - 3 vO O 0 1 99'9 — - — — — — — i — — — — I ioS' 7 I I Raib . 1864— -1893, 30 Jahre. 0*0 — — — — 2 4 9 6 3 I — — 25 0’ I — 9"9 — I — 7 7 30 70 81 48 23 7 3 277 10*0 — ■9'9 3 — I 6 6 23 40 61 48 13 13 — 2I4 20*0 — 29-9 I — — 5 4 I I 22 36 18 IO 6 5 118 30-0 — 39 "9 4 i I I 2 8 13 20 IO 22 5 4 91 40*o — 49'9 I 2 I 4 3 5 7 >3 6 ‘3 5 2 Ó2 50-0 — 99'9 4 2 3 IO 7 9 5 I I l6 13 l6 8 IO4 100*0— ■49'9 2 I — — I 3 — 2 — 6 5 3 23 I5°'° - I90'0 — — — — I — - — 4 — 2 I 8 240*0— 276-8 I - I — 2 zu knüpfenden Ergebnisse. Da es kein Gewitter ohne Niederschlag gibt, so sind die in der ersten Horizontalreihe der Tabelle angeführten Gewitter ohne Niederschlag am Beobachtungsorte auf Gewitter zu beziehen, die vom Zenith Laibachs, beziehungsweise Raibls, so weit entfernt zogen, dass diese Orte bereits außerhalb der Regenarea lagen. Man sieht, dass wie im allgemeinen, so auch an Gewittertagen die schwächsten Niederschläge am häufigsten sind, was jedenfalls auch auf Rechnung der Lage der Beobachtungsorte zu der Bahn der Gewitter zu setzen' ist. Die Wahrscheinlichkeit großer Gewitterniederschläge nimmt mit der Intensität rasch ab, aber selbst die höchsten Intensitätsstufen findet man vertreten. Ja, die maximalen Tagesniederschläge der betrachteten dreißig Beobachtungsjahre erweisen sich als gewitterlichen Ursprunges (in Laibach 108'7 mm am 17. August 1853, Gewitterregen von 10 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends, in Raibl 276'8 mm am 22. August 1891, wovon die Hauptmasse in der Zeit von Mitternacht bis 3 Uhr morgens gefallen sein dürfte ; im Canal-thale wurden durch das hiedurch eingetretene Hochwasser über 100 Gebäude theils weggeschwemmt, theils unbewohnbar gemacht, es war daselbst nach Angabe Prohaskas das stärkste Hochwasser seit November 1851). Wir haben Raibl als Repräsentanten der regenreichsten Lagen der Julischen Alpen gewählt. Ähnliche Verhältnisse bestehen wohl auch an den ebenso sehr mit Niederschlägen bedachten luvseitigen Lagen des Karstgebirges (Hermsburg, Dol, Krekovše etc.). Eine schärfere Kennzeichnung unserer Gewitterniederschläge erhält man, wenn die Häufigkeit ihrer Ergiebigkeitsstufen mit jener der Niederschläge überhaupt verglichen wird. Dies bezweckt die folgende Tabelle XCII. Darnach war in Laibach während der 30 Jahre 1852 bis 1881 (laut Tabelle XXXVII) an 2684 Tagen ein Niederschlag von 0’1 bis 9'9mm Höhe gefallen, darunter waren 419 Gewittertage (laut Tabelle XCI), das sind 16°/0 der xcn. a = Zahl der Tage mit Niederschlag überhaupt von o • 1 — 9*9, 10'0 —19'9_mm. g = Zahl der Tage mit ebensoviel Niederschlag an Gewittertagen. (Summen aus 30 Beobachtungsjahren.) g — . 100 = Procentantheil der letzteren Tage an den ersteren. Laibach Raibl mm a g g — . 100 a a S 1 . ICO a o— IO 2684 419 ió 2063 277 13 IO—20 730 174. 24 771 2I4 28 20 — 30 333 96 29 408 118 29 GJ 0 1 > 0 164 40 27 267 9‘ 34 40—so 84 31 36 ‘44 Ó2 43 JE 5° 70 40 57 285 ‘37 48 ersteren ; an den nächst höheren Intensitätsstufen sind die Gewittertage mit wachsenden Antheilen, nämlich 24, 29, 27, 36%, betheiligt, und unter den stärksten Niederschlägen von 50 bis 109 mm sind 57 Procent gewitterlichen Ursprunges. In gleicher Weise stammen in Raibl die Niederschläge mit umso größerer Wahrscheinlichkeit von Gewittern ab, je größer sie sind. Hiebei ist zu bemerken, dass die aus den Aufzeichnungen der Station Raibl hervorgehenden Procentzahlen, die in unserer Tabelle von 13 in der untersten auf 48 in der obersten Ergiebigkeitsstufe anwachsen, noch zu klein sein dürften wegen der vermuthlich unvollständigen Notierung der Gewitter daselbst. Auf Grund der Tabelle XCI kann man finden, dass in Laibach die Gewitterniederschläge durchschnittlich jährlich eine Regenhöhe von rund 410 mm liefern, also im Hinblick auf die mittlere Zahl von Gewittertagen (30'7 laut Tabelle LXXIX) an einem solchen Tage im Durchschnitt 13'3mm. Gegenüber der allgemeinen mittleren Niederschlagsdichte von 9'3mm (laut Tabelle XXXVI) ist das ein namhafter Mehr- betrag. Überdies ist zu beachten, dass die gewitterlichen groß-tropfigen « Platzregen » oft in kurzer Zeit fallen. Es erscheint somit auch durch diese Ergebnisse die Vorstellung bekräftigt, wonach elektrische Entladungen eine Begleiterscheinung (nicht die Ursache) besonders starker und rascher Condensation des atmosphärischen Wasserdampfes sind. Die Ergiebigkeit der Gewitterniederschläge bleibt im Laufe des Jahres nicht unveränderlich. Ein Blick auf die Tabelle XCI lehrt, dass die zumeist localen März- und April-Gewitter die relativ bescheidensten Wassermengen liefern; in den folgenden Monaten wachsen dieselben entsprechend der Zunahme des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft, bis schließlich insbesondere die großen Wirbelgewitter des August in unseren Südalpen die enormsten Güsse und Wolkenbrüche zu erzeugen imstande sind. Wünscht man die relative Häufigkeit der verschiedenen Niederschlagsstufen an Gewittertagen kennen zu lernen, so gibt Tabelle XCIII darüber Bescheid. Darnach haben die schwächsten Gewitterniederschläge in Laibach das Maximum ihrer Häufigkeit im Frühling; 44°/0 der Niederschläge an XCIII. Wahrscheinlichkeit (°/0) dafür, dass ein Gewittertag einen Niederschlag von o — 5, 5 — io .... mm bringt. Laibach Raibl mm Winter 2 1 ä e A Herbst Jahr Winter Frühl. Somm. Herbst Jahr o— 5 7 44 38 23 35'6 !4 29 37 18 00 0 CO 5 - io 7 13 J? 12 i6'8 i 1 0—20 27 23 20 2Ò 2 I • 7 14 23 28 14 23-8 20—30 40 IO I I '3 12 *0 4 >3 h I I ‘3'1 30—40 — 5 5 8 5-8 21 7 8 17 IO- I 40-50 7 4 2 8 3'9 11 8 5 I I 6-9 50 '3 2 4 IO j S'° 43 20 7 30 15-2 * * Gewittertagen dieser Jahreszeit bringen eine Wassermenge von weniger als 5 mm Höhe. Im Sommer erlangt die Stufe 5 bis 10 mm einen Wahrscheinlichkeitsgrad, wie in keiner anderen Jahreszeit. Im Herbste, noch mehr aber im Winter treten die unteren Ergiebigkeitsstufen zurück. Die Gewitter, welche in Laibach an Wintertagen auftreten, bringen in 86°/o der Fälle einen Niederschlag von mehr als 10 mm, im Raibl sogar in 96 unter 100 Fällen. Hierin liegt wohl ein Hinweis auf die große Ausdehnung der winterlichen Gewitter und auf das Meer als die Quelle der Wassermengen, die sie niederfallen lassen. Sie treten eben im Gefolge großer nordatlantischer Luftdruckdepressionen auf, die südwärts ihren Wirkungsbereich bis zum Mittelländischen Meere ausdehnen. Eine besonders charakteristische Form des Gewitterniederschlages ist der Hagel. In Bezug auf die mechanischen Vorgänge der Entstehung gibt es keinen Unterschied zwischen einem Hagelgewitter und einem gewöhnlichen Gewitter. Die Grundbedingung ist : rasches Aufsteigen feuchter Luft und Condensation ihres Wasserdampfgehaltes, wodurch zunächst die Gewitterwolke entsteht. Die untere Begrenzung derselben liegt im Sommer in einer Höhe, in welcher die Temperatur mehrere Grade über Null liegt. In den höheren Schichten der mehrere Kilometer mächtigen Wolke sinkt die Temperatur auf 0° und darunter. Wie aber die Beobachtungen lehren, bestehen hiebei die Wolkentheilchen selbst bei —10° noch aus Tröpfchen, aber Tröpfchen unterkühlten Wassers, die bekanntlich erstarren, sobald sie berührt werden oder irgendwo auffallen. Erst in noch größeren Höhen kann die Ausscheidung des Wasserdampfes in der Wolke in Form von Schnee- oder Eiskrystallen erfolgen. Demnach lassen sich in einer derartig mächtigen Wolke drei verschiedene Schichten unterscheiden: zu oberst Schneekrystalle, dann unterkühlte Tröpfchen und in der untersten Partie Tröpfchen gewöhnlichen Wassers. Betrachtet man nun ein Hagelkorn, so findet man darin einen schneeigen Kern (Graupelkern). Um diesen schließen sich concentrische Eisschichten, welche durch winzige Luftbläschen trüb sind. Es ist wohl nicht anders möglich — wie Trab ert es ausführt (1. c. desgleichen im Artikel: Die Bildung des Hagels in der Met. Zeitschr. 1899, pag. 433) —, als dass die Eisschichten durch das Zusammentreten unterkühlter Tröpfchen entstanden sind, welche augenblicklich erstarrten, ehe sie noch Zeit hatten, ineinanderzufließen. Auf Grund 'experimenteller Erfahrungen kann man sagen, dass die Ursache des Aneinandertretens der Tröpfchen im Wechsel des elektrischen Feldes liegen dürfte, welcher in einer Gewitterwolke fortwährend erfolgt. In manchen Fällen findet man am Hagelkorn noch eine dritte Eisart, bestehend aus krystallischem Eis, die augenscheinlich erst allmählich gefroren ist, also von nicht unterkühltem Wasser stammt. Von innen nach außen verfolgt, lehrt offenbar das Hagelkorn — wie Trabert es anschaulich ausführt — seine Geschichte; der Graupelkern bildete sich zuerst, sein Bildungsort ist wohl an der Grenze der obersten und mittleren Wolkenschichte zu suchen, wo nebeneinander Eiskrystalle und unterkühlte Tröpfchen bestehen; die letzteren bilden nur das Bindemittel für die ersteren, wenn irgendeine Ursache die Wolkenelemente zum Zusammenfließen zwingt. Die concen-trischen Eisschichten entstehen dann in der mittleren Wolkenschichte, während die erst nachträglich gefrorene dritte Eisart auf die unterste Wolkenschichte mit den nicht unterkühlten Tröpfchen zurückzuführen ist. Was in der Wolke von oben nach unten folgt, das reiht sich im Hagelkorn von innen nach außen. Die Elemente des Hagels bilden sich bei jedem Gewitter, es kommt nur darauf an, ob die Wolkenschichte aus unterkühlten Tröpfchen mächtig genug ist. (Bei einer Luftballonfahrt wurde eine solche Schichte von 2 km Mächtigkeit durch- Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XV., H.I. und II. 3 fahren.) Übrigens können die Hagelkörner beim Herabfallen durch die wärmeren unteren Luftschichten schmelzen. So erklärt es sich, dass in hoch gelegenen Orten viel häufiger Graupeln und Hagel beobachtet werden als im Tieflande, ebenso sind Wintergewittgr verhältnismäßig häufiger mit Hagel verbunden als Sommergewitter. Bei dem einzigen in Laibach im Zeiträume 1851 bis 1890 beobachteten Jännergewitter (19. Jänner 1871) fiel Hagel — um ein Beispiel anzuführen. Es wurde auch schon darauf hingewiesen, dass der Regen bei Gewittern in großen Tropfen fällt, die den Eindruck geschmolzener Eiskörner machen. Deschmann bemerkt in seinem Beobachtungsjournal vom Juli 1880, dass am 27. Monatstage um 4 Uhr nachmittags in Laibach aus den Gewitterwolken einzelne Hagelkörner fielen und ungewöhnlich große Regentropfen, die beim Auffallen auf dem Straßenpflaster eine Fläche von 6 bis 8 cm im Durchmesser benetzten. Als eine Eigenthümlichkeit speciell der Hagelwetter gilt nach Trab ert ein außerordentlicher Reichthum an Flächenblitzen mit einem fast continuierlichen dumpfen Grollen des Donners bei auffallendem Mangel an Zickzackblitzen und kräftigen Donnerschlägen. Als Begleiterscheinung von Gewittern schreitet der Hagelfall mit diesen vorwärts. Da die Gewitter dem Verlaufe der Isobaren folgen, so fällt der Hagel in langen, schmalen (nach Prohaska zumeist 8 bis 10 km breiten) Streifen, welche entweder gerade oder schwach bogig gekrümmt sind, entsprechend der Krümmung der Isobaren. Wie der Verlauf dieser selbst, so ist die Zugsrichtung der Hagelgewitter, gleichwie der gewöhnlichen Gewitter, von der Bodenconfiguration völlig unabhängig. Wenigstens gilt dies nach Prohaska für die Ostalpen, welche von den Hagelzügen ohne Änderung der Zugsrichtung überschritten werden. Zur Erläuterung möge folgendes Beispiel aus den Schilderungen dieses Autors dienen. Am 10. Juli 1892 war es, als mehrere von Hagelfall begleitete Hagelzüge große Strecken des Ostalpengebietes in paralleler Richtung Westnordwest-Ostsüdost durchzogen. Eines derselben kam aus dem Pinzgau, Gastein meldet um 3 Uhr nachmittags dessen Beginn; es zog über .Cilli zur kroatischen Grenze, welche nach 9 Uhr abends überschritten wurde. Ein drittes Gewitter, aus Westnordwest kommend, wurde zuerst an der Station Fusch im Pinzgau um 41/2 Uhr nachmittags gemeldet ; es überschritt nun die geschlossene Kette der Hohen Tauern. Vom Sonnblick aus lässt sich der Hagelstrich geradlinig zum Ossiacher See verfolgen. Das Hagelwetter verstärkte sich und setzte, bedeutenden Schaden an den Culturen anrichtend, seinen Weg über die Košuta nach Krain fort und erreichte gegen 8J/2 Uhr abends östlich von Hotič die Save. Am folgenden Tage, 11. Juli 1892, durchzog ein Hagelwetter auf einer mehr als 240 km langen, fast vollkommen geradlinigen Strecke mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 37 km pro Stunde, gänzlich unbeeinflusst durch die Mannigfaltigkeit der orographischen Verhältnisse, in der Richtung von Nordwest nach Südost das Beobachtungsgebiet. Am Mittag stand es über Windisch-Matrei im Iselthal, trat dann nach Kärnten über und überschüttete das Drauthal bei Weisach in einem 2 bis 3 km breiten Streifen mit sehr heftigem Hagel, erreichte dann das Gailthal und vernichtete daselbst zu Vorderberg (31/* Uhr nachmittags) alle Feldfrüchte vollständig in einem 3 bis 5 km breiten Streifen. Der Hagel fiel aus einem einzigen großen dichten Cumulus. Mit etwas verminderter Stärke erreichte das Hagelwetter das nördliche Gehänge des oberen Savethaies. Um 51/2 Uhr nachmittags hatte der Hagelschlag Zirklach bei Krainburg, um 6 Uhr darauf Hotič erreicht. Seine Stärke war neuerdings bedeutend größer und insbesondere die Gegend südöstlich von Littai vollkommen verheert worden. Von hier ab zog das Gewitter über die Gurk (vor 8 Uhr abends) südostwärts nach Kroatien. ’.••A"' r-i-Vl ',V VKV* -v" v ; / Diesem Gewitterzug folgte auf derselben Bahn fast unmittelbar ein zweiter nach. Für eine Bestimmung der zeitlichen und räumlichen Vertheilung der Hagelschläge in Krain kann man in den Aufzeichnungen der meteorologischen Stationen die nöthigen Anhaltspunkte wohl noch nicht gewinnen. Je nach der subjectiven Auffassung der Beobachter werden von dem einen schon wenige Hagelkörnchen, die während eines Gewitterregens bemerkt werden, als Hagelfall im Tagebuche verzeichnet, wogegen andere erst von Schloßen Notiz nehmen, die sich durch den an Feld und Weingarten angerichteten Schaden bemerkbar machen. Im Winter und Frühling können auch Graupelfälle mit Hagel verwechselt werden. Ferner ist es begreiflich, dass angesichts des Auftretens des Hagels in schmalen Streifen, bei dessen relativer Seltenheit und ungleicher Vertheilung das lockere unbeständige Netz der gewöhnlichen meteorologischen Stationen nicht hinreicht, um vergleichbare normale Zahlenwerte so gewinnen zu lassen, als es bei den anderen verbreiteteren Witterungselementen möglich ist. Über die Häufigkeit der Hagelfälle, welche in Laibach im Zeiträume 1851 bis 1860, 1864 bis 1890 beobachtet und verzeichnet wurden, gibt die Tabelle XCIV Auskunft. Aus derselben ergeben sich durch Summierung die Beträge, welche für Laibach in der nachfolgenden Tabelle XCV stehen. Hier sind überdies in gleicher Weise die Ergebnisse der diesbezüglichen Aufzeichnungen der meteorologischen Station Rudolfswert aus den Jahren 1858 bis 1884 zusammengestellt, ferner die Daten von Agram für die Beobachtungsjahre 1862 bis 1895 aus der Publication A. Mohorovičić: Klima grada Zagreba (Rad jugoslovanske akademije znanosti 1897), endlich in gleicher Weise die Anzahl der in Görz während der Jahre 1871 bis 1900 verzeichneten Hagelfälle. Darnach kommen in Görz durchschnittlich jährlich 35, in Laibach 2‘5, in Agram L6, in Rudolfswert LI Tage mit XCIV. xcv. Zahl der Tage mit Hagel. 0 ri ù ,Q (S3 "C, 3 s ' O 'A Summe Mittel. Laibach 37 Jahre — 2 I 1 I I IO 18 24 12 8 2 2 91 2-5 Rudolswert 27 Jahre — — 2 1 2 3 IO 8 2 — 2 — 30 I • I Agram 34 Jahre 1 — — 2 3 11 G IO 8 3 — — 53 1-6 Görz 30 Jahre 3 4 s 8 IO IÓ 20 12 7 1 I 5 s IOÒ 3’5 Hagel vor. Zu diesen Mittelwerten muss jedoch betont werden, dass ihre Vergleichbarkeit gemäß dem oben Gesagten schwerlich eine vollkommene ist. Nach den Ergebnissen des Gewitterbeobachtungsnetzes in Steiermark, Kärnten und Oberkrain aus 9 Jahren entfielen laut Angabe Prohaskas auf eine Station im Durchschnitt 23 Hagelmeldungen jährlich. Die größte Zahl der Tage mit Hagel fällt in Laibach und dem eben genannten Länderraum auf den Juli, in Rudolfswert, Agram sowie in Görz übereinstimmend auf den Juni. An allen vier Orten hat der Monat Mai eine viel größere Hagelhäufigkeit als der September. Berechnet man den jährlichen Gang der Hagelhäufigkeit für Dekaden, wie es in Tabelle XCVI geschehen ist, so zeigt sich für Laibach das Maximum analog jenem der Gewitterfrequenz (Tabelle LXXXI) in zwei gespalten, welche auf die erste und die dritte Julidekade entfallen. In Kärnten tritt nach Prettner das ersté Maximum in der vierten Juniwoche, das zweite in der dritten Juliwoche ein. Ein analoges Verhalten weisen die Aufzeichnungen in Görz auf. Einen guten Anhaltspunkt zur Beurtheilung der geographischen Anordnung der Hagelhäufigkeit dürfte der Umstand XCVI. Anzahl der Hageltage nach Dekaden. Laibach Gö r z Mai I.— io. 4 3 II. — 20. i S 21. —30. 5 8 31— 9. Juni 8 5 Juni 10.—19. 4 8 20.—29. 5 _7 30.— 9. Juli 9 3* Juli 10.—19. 4* 6 20.—29. IO 2 30.— 8. August 6 2 August 9. —18. 3 3 19.—28. 3 bieten, dass sich die Hagelfrequenz auch in den Ostalpen nach den Zusammenstellungen Prohaskas sowohl in ihrem täglichen wie in dem jährlichen Gange innig an den Gang der Gewitterhäufigkeit anschließt. Das Gleiche ist daher im allgemeinen auch in Bezug auf die geographische Vertheilung zu erwarten. Im besonderen können wir hier auf die Erfahrung hinweisen, welche Prettner für Kärnten ableitet. Er findet, dass das Gebiet der geringsten Niederschläge die meisten Hagelschläge zu erleiden hat, und umgekehrt: wo die Niederschläge reichlicher sind, mindern sich die Hagelfälle. (Prettner, Kljma von Kärnten, pag. 192.) Diesem Ergebnis derUntersuchung entspricht in Krain die Tradition, dass die Hagelfälle das regenärmere südliche Krain viel öfters heimsuchen als das niederschlagsreichere, gebirgige Oberkrain. Die in unserer Tabelle XCV für Rudolfswert ausgewiesene Zahl der Hageltage dürfte sich nur auf stärkere Hagelfälle beziehen. Die Aufzeichnungen Laibachs sind auch in diesem Punkte recht sorg- - 40 — faltig, indem nicht selten auch ganz schwache Hagelfälle («einzelne Hagelkörner») notiert wurden und alle in unserer Tabelle mitgezählt erscheinen. Auch der seculäre Gang der Hagelfrequenz fällt im großen und ganzen mit dem der Gewitterthätigkeit zusammen. Gewitterreiche Jahre sind auch reich an Hagelfällen und umgekehrt. Diese Erfahrung wurde bereits anderweitig gemacht. In Laibach waren nur 3 unter 37 Beobachtungsjahren hagelfrei, in Rudolfswert 6 unter 27, in Agram 10 unter 34, in Görz 2 unter 30 Jahren. Was die Fälle von Graupeln anbelangt, so findet man deren in Laibach in den 30 Jahren 1858 bis 1860 und 1864 bis 1890 im ganzen 35 notiert. Dieselben vertheilen sich auf die Monate wie folgt : Jänner 5, Februar 5, März 8, April 3, October 2, November 3, December 9. Die Graupeln sind daher eine Erscheinung der kälteren Jahreshälfte, besonders des Winters und des ersten Frühlingsmonates. Druckfehler und Berichtigungen. Seite 6, Capitei «Die Normalperiode» soll stehen: «E. Brückner» statt «E. v. Bebber». In Tabelle XVII des I. Theiles in Colonne «Amplitude» soll stehen: 22-7 statt 25’9. In Tabelle XXII des I. Theiles ist in der Colonne für November nach dem Werte für den 16. Monatstag 4-1 nochmals die Zahl 4-1 als Tagesmittel des 17. November einzuschalten, die folgenden Mittel sind sämmtlich um eine Zeile herunterzuschieben, so dass gilt: 18. November 3-0, 19. November 2'8 .... , 30. November 2’2 In Tabelle XIX des II. Theiles soll stehen: August 9'21, 2‘66, 4'36 statt 9'20, 2-56, 4• 39; ferner für October: 3'02, 0'84, 1’46 statt 3• 31, 0■ 83, 1 ■ 55; ferner für November: 1'35, 0-50, 0-73 statt 1-55, 0’50, 0'80, und für das Jahr: 4-75, 1'55, 2'39 statt 4 • 79,1'55, 2'40. In Tabelle II. des IV. Theiles hat für das Jahr 1854 zu stehen: 169, 182 124, 1334 statt 196, 209, 133, 1397. Daraufhin wären auch die entsprechenden Mittel der folgenden Tabelle III zu corrigieren. Die erforderlichen Änderungen sind allerdings praktisch ohne Belang. In Tabelle XXIV des IV. Theiles hat zu stehen für Pola: Herbst 33'6 statt 54‘6. In Tabelle XXV des IV. Theiles hat zu stehen für Krainburg: 8'6, 8'2, 8 T, 24-9, 119-2 statt 8‘3, 7'8, 8'0, 24-1, 118-4. In Tabelle XXVI des IV. Theiles hat zu stehen für Krainburg: 28, 27, 27, 32-6 statt 27, 25, 26, 32'4. In den Anmerkungen zu Tabelle XXVI des IV. Theiles ist zu Rudolfswert die Angabe über die Aufstellung des dortigen Regenmessers zu berichtigen. Die Berichtigung steht in einer Anmerkung zu Capitei 17 des IV. Theiles. In Tabelle L des IV. Theiles, vorletzte Zeile, hat zu stehen: «Görz» statt «Gottschee». Die Capitelüberschriften: Häufigkeit des Schneefalles, Schneedecke, Gewitter haben zu tragen die Ordnungszahlen 22, 23, 24 statt 21, 22, 23. Inhalts-Verzeichnis. ... , .. Sonder- Mitteilungen abdrllck Jahrgang Seite Seite Einleitung 1891 71 i Plan und Umfang 1891 74 4 Die Normalperiode 1891 76 6 Topographie der Beobachtungsstationen .... 1891 77 7 I. Theil. Die Temperaturverhältnisse. 1. Der tägliche Gang der Temperatur .... 1891 93 23 2. Die Ableitung wahrer Tagesmittel 3. Der mittlere tägliche Gang der Temperatur in 1891 98 28 Krain 1891 100 30 4. Die Monats- und Jahresmittel der Temperatur pro 1851—1880 1891 106 36 5. Der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land 1891 115 45 6. DieVeränderlichkeit der Monats- und Jahresmittel 7. Die Veränderlichkeit der Temperaturdifferenzen 1891 117 47 benachbarter Stationen 1891 122 52 8. Der normale jährliche Gang der Temperatur . 9. Die Abweichungen vom normalen jährlichen 1891 124 54 Gange der Temperatur. Die Scheitelwerte der Temperatur 1892 85 69 10. Die Monats- und Jahresextreme der Temperatur 1892 107 91 11. Die Aufeinanderfolge der Temperaturanomalien 12. Die Veränderlichkeit der Temperatur von Tag 1892 120 104 zu Tag 1892 134 118 13. Die verticale und die horizontale Vertheilung der Temperatur 1892 168 152 II. Theil. Die Luftfeuchtigkeit. Einleitende Bemerkungen 1893 1 163 Mittheilungen Sonder- abdruck Jahrgang Seite Seite Absolute Feuchtigkeit. 1. Der tägliche Gang der absoluten Feuchtigkeit. 1893 2 164 2. Monats- und Jahresmittel der absoluten Feuchtig- keit 1893 4 166 3. Die Veränderlichkeit der Monats- und Jahres- mittel der absoluten Feuchtigkeit .... 1893 7 169 4. Der normale jährliche Gang der absoluten Feuchtigkeit 1893 8 170 5. Die Abweichungen vom normalen jährlichen Gange des Dunstdruckes. Die Scheitelwerte des Dunstdruckes 1893 10 172 6. 7. Monats- und Jahresextreme der absoluten Feuchtigkeit Die horizontale und die verticale Vertheilung der 1893 15 177 absoluten Feuchtigkeit 1893 16 178 B. Die relative Feuchtigkeit. 1. Der tägliche Gang der relativen Feuchtigkeit . 1893 17 179 2. Die Monats- und Jahresmittel der relativen Feuchtigkeit 1893 19 181 3. Die Veränderlichkeit der Monats- und Jahres- mittel der relativen Feuchtigkeit .... 1893 21 183 4. Der normale jährliche Gang der relativen Feuchtigkeit 1893 22 184 5. Die Abweichungen vom normalen jährlichen Gange der relativen Feuchtigkeit. Die Scheitelwerte der relativen Feuchtigkeit 1893 26 188 6. Monats- und Jahresextreme der relativen Feuchtigkeit 1893 31 193 7. Horizontale und verticale Vertheilung der rela- tiven Feuchtigkeit 1893 32 194 C. Die completive Feuchtigkeit. Einleitende Bemerkungen 1893 34 196 1. Der tägliche Gang der completiven Feuchtigkeit 1893 35 197 2. Monats- und Jahresmittel der completiven Feuchtigkeit 1893 37 199 3. Die Veränderlichkeit der Monats- und Jahres- mittel der completiven Feuchtigkeit . . . 1893 38 200 4. Der jährliche Gang der completiven Feuchtigkeit 1893 38 200 Mittheilungen abdruck Jahrgang Seite Seite 5. Die Abweichungen vom normalen jährlichen Gange der completiven Feuchtigkeit. Die Scheitelwerte derselben............. 1893 39 201 6. Monats- und Jahresextreme der completiven Feuchtigkeit............................ 1893 44 206 7. Die Veränderung der completiven Feuchtigkeit von einem Tage zum anderen.......... 1893 45 207 III. Theil. Die Bewölkung. Einleitende Bemerkungen............................ 1893 49 211 A. Nebel. 1. Die tägliche Periode der Nebelhäufigkeit . . 1893 50 212 2. Die monatliche und jährliche Zahl der Tage mit Nebel.................................. 1893 54 216 3. Die Veränderlichkeit der Anzahl der Nebeltage 1893 54 216 4. Der normale jährliche Gang der Nebelhäufigkeit 1893 57 219 5. Die Aufeinanderfolge der Nebeltage .... 1893 60 222 6. Die horizontale und verticale Vertheilung der Nebelhäufigkeit............................. 1893 63 225 B. Wolken. Einleitende Bemerkungen............................ 1893 65 227 1. Der tägliche Gang der Bewölkung................ 1893 65 227 2. Monats- und Jahresmittel der Bewölkung . . 1893 68 230 3. Die Veränderlichkeit der Monats- und Jahres- mittel der Bewölkung........................ 1893 68 230 4. Der normale jährliche Gang der Bewölkung . 1893 72 234 5. Die Häufigkeit der einzelnen Bewölkungsgrade 1893 74 236 6. Die Zahl der heiteren und trüben, der wolken- und sonnenlosen Tage........................ 1893 81 243 7. Die Aufeinanderfolge der Bewölkungsverhältnisse 1893 84 246 8. Horizontale und verticale Vertheilung der Be- wölkung .................................... 1893 93 255 IV. Theil. Die Niederschlagsverhältnisse. Einleitende Bemerkungen............................ 1894 1 259 1. Der tägliche Gang des Niederschlages . . . 1894 2 260 2. Monats- u. Jahressummen der Niederschlagshöhe 1894 5 263 3. Der jährliche Gang der Niederschlagsmenge . 1894 13 271 ...... Sonder- Mittheilungen abdruck Jahrgang Seite ' Seite 4. Die zeitliche Veränderlichkeit der Monats- und Jahresmittel der Niederschlagshöhe . . . 1894 25 283 5. Gruppierung der Monatssummen des Nieder- schlages um das arithmetische Mittel und den Scheitelwert........................ 1894 35 293 6. Die extremen Monats- und Jahressummen des Niederschlages.......................... 1894 41 299 7. Die räumliche Veränderlichkeit der Monats- und Jahressummen des Niederschlages .... 1894 43 301 8. Mehrjährige Schwankungen der Menge und der Jahresperiode des Niederschlages .... 1894 48 306 9. Die horizontale und verticale Vertheilung des Niederschlages.......................... 1894 58 316 10. Die Zahl der Tage mit Niederschlag . . . 1894 69 327 11. Die geographische (horizontale und verticale) Vertheilung der Niederschlagshäufigkeit . 1896 15 359 12. Der jährliche Gang der Niederschlagshäufigkeit 1896 67 365 13. Die Abweichungen vom normalen jährlichen Gange der Niederschlagswahrscheinlichkeit 1896 125 381 14. Die zeitliche und räumliche Veränderlichkeit der Niederschlagshäufigkeit............. 1896 233 384 15. Mehrjährige Schwankungen der Zahl der Nieder- schlagstage . . . 1896 241 391 16. Die mittlere Niederschlagsdichte'......... 1896 245 395 17. Die Häufigkeit der verschiedenen Stärkestufen des Tagesniederschlages................. 1896 249 399 18. Größte Niederschlagsmenge eines Tages . . 1897 54 423 19. Die räumliche Vertheilung gleichzeitiger Nieder- schläge ..................................... 1897 101 449 20. Die Aufeinanderfolge der Niederschlagstage und der Trockentage..................... 1898 1 471 21. Die mittlere Dauer des Niederschlages und dessen mittlere Menge in einer Niederschlagsstunde ...................................... 1898 57 511 22. Die Häufigkeit des Schneefalles........... 1898 101 521 23. Die Schneedecke........................... 1899 101 544 24. Die Gewitter.............................. 1902 1 573 Druckfehler und Berichtigungen............. 1902 41 644 Krain und der historische Atlas der österreichischen Alpenländer. Vorläufige Mittheilung und Bitte. Von Dr. Anton Mell in Graz. An verschiedener Stelle und aus verschiedenen Anlässen wurden in jüngster Zeit die Probleme eines historischen Atlasses der österreichischen Alpenländer von berufener Seite aus besprochen.1 * * * V. VI. Uber Professor E. Richters Anregung übernahm die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien die Ausführung und übertrug 1899 dem Genannten die Oberleitung dieses wissenschaftlichen Unternehmens. Einzelne Localcommissionen, jene für Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain und das Küstenland) mit dem Sitze zu Graz, wurden mit den Vorarbeiten, der kartographischen Ausführung und schließlich mit der Ausarbeitung des Textes betraut. Als erste Lieferung des historischen Atlasses wurde die Landgerichtskarte des XIX. Jahrhunderts ins Auge 1 E. Richter, Untersuchungen zur historischen Geographie des ehe- maligen Hochstiftes Salzburg und seiner Nachbargebiete. Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. I. Ergz.-Bd., S. 590 ff. — Derselbe, Über einen historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. In der Festgabe zum 60. Geburtstage Franz v. Krones’, Graz, 1895. — Derselbe, Nochmals der geschichtliche Atlas der österreichischen Alpenländer. Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. V. Ergz.-Bd. S. 62 ff. — C. G i a n n o n i, Zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. Sonderabdruck aus den Blättern des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. 1899. — A. Kapper, Der Werdegang des historischen Atlasses der österreichischen Alpenländer. Deutsche Geschichtsblätter, herausgegeben von Armin Tille. II. Bd., 9. Heft. — E. Richter, Neue Erörterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. VI. Ergz.-Bd., S. 858 ff. — C. Giannoni, Der historische Atlas der österreichischen Alpenländer und die Grundkartenfrage. Vierteljahrshefte für den geographischen Unterricht. 1901. gefasst, und an der Verwirklichung derselben für die einzelnen Landestheile Innerösterreichs beschäftigen sich seit drei Jahren die von der Oberleitung bestimmten Mitarbeiter. So Professor E. Richter für Salzburg, Staatsarchivar Dr. Lampel, Archivar Dr. Giannoni für Niederösterreich, Oberlandesgerichtsrath J. S t r n a d t für Oberösterreich, Schulrath Egger für Nordtirol und Mell für Steiermark. Bezüglich Krains erklärte sich der Verfasser dieser «Mittheilung» bereit, die Durchführung der Vorarbeiten zu übernehmen, und das Eingehen in die krainische Atlasfrage und in die sich ergebenden Schwierigkeiten sind vor allem die Veranlassung zu der vorliegenden «Mittheilung und Bitte». Dass man sich zunächst für eine kartographische Darstellung jener Bezirke entschloss, die als sogenannte Hochoder Landgerichte den Boden der österreichischen Alpenländer auftheilten, hatte seinen Grund in der Erwägung, dass sich die (Land-) Gerichtsgrenzen durch Jahrhunderte nicht änderten, dass sich vielmehr die alten Grafschaften im Laufe der Zeiten in kleinere Gerichtsbezirke zersplitterten, und dass eben diese Zersplitterung, wenn deren Fixierung für eine bestimmte Zeit am Ausgange des Feudalsystemes ermöglicht wird, Gelegenheit gibt, die mittelalterlichen Gerichtszustände durch die retrogressive Methode festzustellen. Für Krain gilt das Gleiche, was der Verfasser über Steiermark1 sagte : die Übertragung der Land- (Blut-) gerichtsbarkeit über gewisse geschlossene Bezirke, also die Auftheilung der alten Grafen- und später landesfürstlichen Gerichte, hat in einzelnen Fällen bereits im XVIII. Jahrhunderte, in weiterer Ausdehnung aber erst in der folgenden Zeit 1 Der Comitatus Liupoldi und dessen Auftheilung in die Landgerichte des &IX. Jahrhunderts. Text- und Kartenprobe zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. XXI. Bd., S. 385 if. begonnen, um sich von da ab bis in den Anfang des XVIII. Jahrhunderts fortzusetzen. Die Gemarkungen dieser Theil-Landgerichte, deren Übergabe an geistliche wie weltliche Dominien in Form landesfürstlicher Lehen oder zu Besitz, Bestand und Pflege erfolgte, erhielten sich in den der Franzosenherrschaft 1809 nicht einverleibten Theilen der innerösterreichischen Länder, abgesehen von wenig bedeutsamen Grenzrectificationen, bis zum Jahre 1849. In Krain wie im Villacher Kreise des Herzogthums Kärnten lebte nach 1814, als diese Länder der österreichischen Krone wieder eingefügt wurden, die alte Landgerichtseintheilung nicht mehr auf, und es bleibt demnach für diese Länder (einschließlich des Görz-Gradiskaner Gebietes) als Zeitpunkt des letzten Auftretens der Landgerichte das Jahr 1809. Eine Karte der Landgerichte Ober- und Niederösterreichs, Steiermarks und Kärntens (Klagenfurter Kreis) für das Jahr 1848 (1849) und eine solche Krains und des Villacher Kreises für 1809 gibt somit ein Bild von der erwähnten Auftheilung und damit auch ein solches von der Gerichtseintheilung der angeführten Länder im XV. Jahrhunderte und früher, und schließlich auch ein Bild der ehemaligen Grafschaften als begrenzter Territorien, aus denen sich im Laufe der Zeiten zunächst die landes fürstlichen (judicia pro-vincialia) und durch Zersplitterung dieser die patrimo-nialen Landgerichte entwickelten. Gelingt es nun den Textbearbeitern, für die einzelnen Provinzen retrogressiv das Zusammenfallen der Gerichtsbezirke des XIX. Jahrhunderts in größere der früheren Jahrhunderte für bestimmte Zeitpunkte festzustellen, so liegt mit der vollendeten Landgerichtskarte für 1849 (1809) das wichtigste Problem des historischen Atlasses gelöst vor. Dann hat die kartographische Technik einzutreten und aus der fertigen Landgerichtskarte die Kartenblätter für frühere Perioden zu schaffen. Die Gerichtskarte und die kartographische Darstellung der kirchlichen und administrativen Ein-theilungen ist es, welche als einzig darstellbar gelten kann, d. h. die Flächenvertheilung nach den politischen, administrativen,1 kirchlichen8 und gerichtlichen Abgrenzungen. Weiteren kartographischen Darstellungen des mittelalterlichen Lehensstaates stehen nicht allein Schwierigkeiten technischer Natur entgegen, sondern auch solche; die in dem, wenigstens für die österreichischen Alpenländer, spröden und ungleich vertheilten Quellenmaterial liegen. Gänzlich abgesehen von den archivalischen Verhältnissen, die eine für den Forscher oft äußerst unangenehm fühlbar werdende Ungleichheit zeigen! So ist, um nur einiges hervorzuheben, eine Darstellung der Patrimonialverhältnisse, der Auftheilung der Dominien in Rustical- und Dominicalland, der einzelnen herrschaftlichen Regalien und Hoheiten, nur in einem Maßstabe möglich, der eine Darstellung für die Gesammtheit von vorne herein ausschließt. Für diese Zwecke genügt die Specialkarte 1:75.000 nicht mehr, und ob die Blätter der Originalaufnahme 1:25.000 hinreichen würden, hätte eine Probe erst zu zeigen. Die Aufnahme der Patrimonialherrschaften mit verschiedenen, die Anzahl der unterthänigen Stellen (das wichtigste Kriterium einer Grundherrschaft) zum Ausdrucke bringenden Zeichen hält der Verfasser für nothwendig. Die Eintragung der Dominien und Gülten in die Landgerichtskarte gibt erst die 1 2 * * 1 Für eine historische Administrativkarte käme die Auftheilung Krains in Kreise (seit 1748), in Werb- und Steuerbezirke in Betracht, und zwar für die beiden Zeiten vor und nach der französischen Herrschaft im Lande. Die administrative Eintheilung Krains als eines Theiles des französischen Illyriens hätte eine 'gesonderte Darstellung (zugleich mit dem Villacher Kreise, Görz, Gradiška und Istrien) zu erfahren. 2 Um 1780 gehörten die 39 Vicariate Krains mit 159 Pfarren zu den Bisthümern von Görz, Laibach, Piben, Parenzo und Pola. Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XV., H. I. und II. richtige Vorstellung von der außerordentlichen Zersplitterung des Landes in private Besitze.1 Der Verfasser hat diese kurzen. Vorbemerkungen als Einleitung zu seiner «vorläufigen Mittheilung und Bitte» voransetzen müssen, um die Leser und Interessenten über die Aufgaben des historischen Atlasses und deren geplante Lösung im großen und ganzen zu orientieren. Die Methode, welche zur kartographischen Darstellung der Landgerichtskarte — auf diese kommt es zunächst an —• führen soll, ist eine dem jeweiligen Entwickelungsgange der betreffenden Provinz verschiedene. Dort, wo die Verwaltungsreformen Maria Theresias und Josefs II. nach administrativen Richtungen auf die bereits bestehenden Landgerichte (höheren Jurisdictionsbezirke) Rücksicht nahmen, gaben die auf Grundlage dieser geschaffenen Neueintheilungen eine gesicherte Basis für die Reconstruction der alten Landgerichtskarte. Dieser Fall hängt mit der Einführung der Conscription und der Organisierung der Werbbezirke zusammen. Die Gründung des Recrutierungssystemes auf Seelenbeschreibung (die sogenannte Conscription) in den innerösterreichischen Ländern fußte auf dem Immediatescripte vom io. März 1770.1 2 Zugleich mit dieser erfolgte die Häusernumerierung, als die Grundlage zur Conscription. Nach Vollendung jener wurde durch das Patent vom 16. März 17713 die Eintheilung der einzelnen Provinzen, die zur Conscription ausersehen waren (conscribierte Erbländer), in Regimentsbezirke und Compagniedistricte anbefohlen, und es wurden als Grundlage zur Eintheilung entweder die Landgerichte oder die Pfarrsprengel genommen. 1 Die für 1780 nachweisbaren 1032 Herrschaften und Gülten des Herzogthums Krain scheiden sich in 655 geistliche und 377 weltliche, diese in 236 adelige und 141 gemeine. 2 Tschinkowitz, Darstellung des politischen Verhältnisses etc. I., S.396. s Für Krain durch das Patent vom 23. März 1771. Landesmuseum zu Laibach, Patentensammlung. In Innerösterreich bestanden fast durchwegs — mit wenigen Ausnahmen — nicht geschlossene (nicht begrenzte) grundobrigkeitliche Territorien (Herrschaften, Dominien, Gülten). Selbst in der Vereinigung der bäuerlichen Stellen zu Dorf-schaften machte sich die patrimoniale Zersplitterung geltend, indem die Dorfinsassen nach zwei, drei oder noch mehr Grundherrschaften real- oder personalunterthänig sein konnten. Die Grundherrschaft, das Dominium, konnte demnach als territoriale Grundlage für die Auftheilung der Provinzen in Werbbezirke nicht genommen werden, und so griff man nach jenen Institutionen, die, wie die Gerichtsbezirke, thatsächlich räumlich geschlossen waren, oder man fußte die Conscription auf der Eintheilung des Landes nach den Kirchspielen der Pfarrern In letzterem Falle hatte man es allerdings mit abgemarkten Gebieten auch nicht zu thun. Bür den Begriff «Pfarre», «Pfarrbezirk», «Pfarrgemeinde» hatte einzig und allein nur die Zugehörigkeit von so und so viel Individuen als Pfarrinsassen (Pfarrkinder) Bedeutung. Eine Frage, die schließlich eine eingehende Beschäftigung mit dem im k. u. k. Kriegsarchive zu Wien hinterliegenden Conscriptions-Actenmaterial zu beantworten hat, ist jene, warum sich die Regierung, und zwar stets im Einverständnisse mit den Landesbehörden, für die einzelnen Provinzen nach dieser oder jener Richtung hin entschloss, und warum man, soweit es bekannt ist, nur in Kärnten die Landgerichte und größeren Burgfriede als Werbbezirke aufstellte 1 und mit dieser Maßregel die Gerichtsbezirke mit deren Grenzenstabilität der Conscriptionseintheilung zugrunde legte. Für Kärnten ist der Werbbezirk als begrenzter Administrativbezirk gegeben. Die Einrichtung-des stabilen Catasters schuf die Steuer bezirke auf Grundlage der Werbbezirke, und aus der Vereinigung der Agenden dieser und jener zu den 1 T schinko wi tz, a. a. O. I., S. 397 und 398. Geschäften der sogenannten Bezirksobrigkeiten, entstanden die politischen Bezirke mit dem den Werbbezirken gleichbleibenden Umfange.1 So gibt sich die St eu er bezi r ks ka r t e Kärntens (für den Klagenfurter Kreis) von 1829 zugleich als Karte der Landgerichte und größeren Burgfriede Detailuntersuchungen, welche in dieser Frage am Geographischen Institute der Universität zu Graz 1 2 angestellt wurden, ergaben die Richtigkeit dieser einfachen Folgerung: die Grenzen der Werb- und Steuer bezirke fallen in Kärnten mit jenen der Landgerichte und Burgfriede zu-sammmen. Mit Rücksicht darauf musste schon die josefinische Steuerregulierung und Grundausmessung die einzelnen Steuergemeinden in die Werbbezirke, d. h. in die Landgerichte und Burgfrieden, einschalten, so dass stets eine gewisse Summe von Steuergemeinden nicht allein einem Steuer-, sondern auch einem Gerichtsbezirke (Jurisdictionsbezirk) entsprach. Methodisch ist also die Aufstellung der Werbbezirke Kärntens auf Grundlage der Gerichte für den historischen Atlas von höchster Bedeutung, indem so die Lösung der Landgerichtsfrage für das XIX. Jahrhundert auf die denkbar einfachste Art erfolgen konnte. Allerdings gilt das Gesagte nur für den Klagenfurter Kreis. Im Villacher Kreise kam es zu einer Einführung des stabilen Catasters erst nach 1814, in welchem Jahre das französische Illyrien wieder zu Österreich geschlagen wurde. Bei der Neueinrichtung der Administrativ-und Steuerbehörden griff man nicht zur Eintheilung vor 1809 zurück, sondern nahm die französische Mairie, die jetzt 1 Werbbezirk deckt sich auch in Steiermark mit Steuer- und politischen Bezirk. Doch fanden in den achtziger Jahren des XVIII. sowie zu Beginn des XIX. Jahrhunderts gewisse Abtrennungen und Zutheilungen der josefinischen und francisceischen Steuergemeinden statt. 2 Durch den Assistenten Dr. M. Wutte. Hauptgemeinde genannt wurde, als Grundlage und vereinte mehrere Hauptgemeinden mit deren Unterabtheilungen — diese zunächst in Form und Ausdehnung der josefinischen Steuergemeinden -—zur Steuer-(Bezirks-) obrigkeit. Die Steuerkarte von 1829 gibt somit keineswegs zugleich ein Bild der alten Landgerichte und Burgfriede im Bereiche des Villacher Kreises. Dessen Eintheilung in Werbbezirke zu Zeiten Maria Theresias und Kaiser Josef II. schloss sich aber den Gerichten an, und aus den Confins-beschreibungen der josefinischen Steuergemeinden (josefinischer Cataster) und der Summe dieser als Werb- (Steuer-) bezirke ergäbe sich gleichfalls das Bild einer Landgerichtskarte für den Villacher Kreis Kärntens. Für die übrigen Provinzen Innerösterreichs identificierte man die Werbbezirke nicht mit der Gerichtseintheilung. Für Steiermark, Krain, Oberösterreich und wohl auch Niederösterreich1 mussten die Pfarren die Grundlagen zur Conscriptionseintheilung abgeben. Durch das Hofkanzlei-decret vom 26. Juni 1779 (Gubernial-Circulare vom 20. August d. J.) 1 2 wurde Steiermark nach den Pfarren in politische Werbbezirke abgetheilt und für jeden Werbbezirk als Commissär der Oberbeamte jener Herrschaft ernannt, die sich entweder in der Mitte des Bezirkes befand oder die meisten Unter-thanen hatte. Das Gleiche war in Krain der Fall, wo durch die Werbbezirksordnung vom 22. April 1780, Laibach, die Werbbezirke nach den Pfarren aufgestellt wurden.3 Damals wurden 38 Werbdistricte (Bezirke) errichtet, jedem einzelnen 1 Für Niederösterreich sind die Daten noch ausstehend. Dort sollen auch die Werbbezirke mit den späteren Steuer- und politischen Bezirken nicht zusammenfallen. 2 Tschinko witz, a. a. O. I., S. 398. 3 Im Patentenbuche von 1780, Registratur der Landesregierung in Laibach. derselbe eine Anzahl von Pfarren zugetheilt und diese Districte wieder in 18 Cantons zusammengefasst.1 Für Krain ist somit die Aufstellung der Werbbezirke in Sachen der Landgerichtskarte völlig belanglos und die Herstellung dieser einzig und allein auf jenes Mittel angewiesen, durch welches für Steiermark und Oberösterreich die Reconstruction der alten Landgerichtsbezirke nahezu vollendet ist. Dieses Mittel besteht in der Reduction jener Gemarkungen, welche uns die alten Confinsbeschreibungen erhalten haben, und in der Eintragung der gewonnenen Reductionen in die Specialkarte 1:75.000 (Arbeitskarte). Von dieser hat sodann die Übertragung der gewonnenen Gerichtsgrenzen auf die Generalkarte 1 : 200.000 zu erfolgen. Die Reduction der Gemarkungen setzt voraus : 1. ) die Kenntnis der Landgerichte und deren Verhältnis zur heutigen Landesgrenze ; 2. ) den Besitz der Confinsbeschreibungen, gleichgiltig aus welcher Zeit diese stammen, da sich gerade die Gerichtsgemarkungen bis zu dieser Auflösung stabil erhalten haben; und endlich 1 Ca Dimitz in seiner treff liehen Landesgeschichte von Krain (IV., S. 164) die Eintheilung des Landes in Werbbezirke im Jahre 1780 nur kurz berührt und dieselbe doch für die spätere Auftheilung die Grundlage abgab, so wird hier die Gelegenheit zur Aufzählung dieser Bezirke nach dem oben erwähnten Patente von 1780 benützt: Oberkrain. Canton 1, Herrschaft Laack: Zayr, Laack, Pölland, Seyrach, Neuosslitz, Zartz, Saloch. Canton 2, Herrschaft Rattmannstorf: Selzach, Eysnern, Kropp, Steinbüchel, Wo-schitsche, Pirkendorf, Möschnach, Rattmannstorf. Canton 3, Herrschaft Veldes: Veldes, Wochein, Asp, Obergerjach, Assling, Lengfeld, Kronau, Weissen-fels. Canton 4, Herrschaft Neumark tl: Neumarktl, Kayr, Heilig. Kreuz bei Krainburg, Höflein, Seeland, s. Georgen im Feld, s. Märten ausser Krainburg, Naklas. Canton 5, Michelstätten: Mannspurg, Commenda s. Peter, Woditz, Zirldach, Michelstätten. Canton 6, Herrschaft Egg ob Krainburg: Krainburg, Flödnig, s. Märten bei Gallenberg, s. Veit bei Laibach, s. Peter außer Laybaeh, Lipoglau. Canton 7, Herrschaft Sonneg: Igg, Dobrova, Bressowitz, Stadt Laybach für sich selbst. Canton 8, Herrschaft Kreuz: Stadt Stain, Neul, Untertuchain, Obertuchain, Neuthall. 3.) die Möglichkeit, die in den Grenzbeschreibungen gegebenen Linien und Punkte zu reducieren, d. h. die sichere Identi-ficierung der alten Nomenclaturen mit heutigen Örtlichkeiten. Inhaber von Kandersdorf: Möttnig, s. Gotthard, Tschemschenig, Sagor, s. Lampert, Kolobrath, Kraxen. Canton 9, Herrschaft Ponowitsch: Aich, Moraitsch, Petsch, Watsch, Lustall, Jauchen. Unterer Kreis. Canton 10, Herrschaft Radlischek: s. Veit bey Oblack, Oblack, Laserbach, Soderschitsch, Läschitz. Herrschaft Reifnitz: Reifnitz, Struck, Hinnach, Seisenburg, Gutenfeld. Canton ir, Herrschaft Auersperg: s. Kanzian, 's. Märein, Weixelburg. Stift Sittich: s. Veit bey Sittich, Pressgain, Sostru, s. Maria in Primssku, Obergurck. Canton 12. Herrschaft Nassen-f u ß : s. Ruprecht, Obernassenfuß, Unternassenfuß, heilige Dreyfaltigkeit, s. Maria im Thal, s. Johannesthal. Inhaber von Hof Kli witsch: Ratschach, Scharfenberg, Pillichberg, Sauenstein. Canton 13, Baron Zoisische Herrschaft Thum: Döbernig, Treffen, Neudeck, heiliges Kreuz bey Thum, s. Märten bey Litay, Kressnitz. Canton 14, Herrschaft Wördl: s. Peter bey Weinhoff, s. Margarethen, Weißkirchen, s. Kanzian bey Arch, Arch, s. Barthelme in Feld. Canton 15, Herrschaft Thurnarmhard: Gurk-feld, Haselbach, Zirkle, Tschadesch. Stift Landstraß: heiliges Kreuz bey Landstraß, Landstraß. Canton ió, Gut Stauden: Hönigstein, Rudolphswerth, s. Michael und Stopitsch. Gut Einöd: Pertschna, Einöd, Töplitz, Waltendorf. Canton 17, Gut Gradatz: Mottling, Podsemel, Schemitsch, Tschernemel. Herrschaft Pölland: Weinitz, Schweinberg, Pölland. Can ton 18, Grafschaft Gottschee: Tschermoschnitz, Altlaag, Nesselthal, Mössel, Ossiunitz, Rieg, Gottschee, Kostel. Innerkrain. Canton 7, Herrschaft Tybein: Tybein, Tomay, Comen, Mossa, Mörna, Powier. Herrschaft Wipp ach: Wippach. Canton 8, Herrschaft Haaßberg: Senoschetz, Hrenowitz, Slavina, Zirknitz, Oblack, Laaß, Haaßberg. Canton 9, Herrschaft Castelnovo: Doliina, Lončke, Lanische, Presowitz, Domegg, Koschane, Prem. Canton 10, Herrschaft Mitterburg: Uragna, Bogliuno, ßedena, Koloboritza, Calignana, Gimino, s. Peter im Walde, Coridico, Antignana, Terviso, Vermo, Zamasko, Cassierga, Kersicla, Gardosela, Novaco, Mitterburg, Altmitterburg, Lindaro, Tserouglie, Boruto. Herrschaft Waxen stein: Passberg, Sussquenitza, Villanova, Perdo, Tschepitsch, Cosliaco. Herrschaft Narnfels: Schumberg, Karbune, s. Juvanatz, Lupoglo. Herrschaft Kerschano: Kerschano. Canton 11, Herrschaft Castua: Ciana, Castua, Veprinatz, Moschenitza, Bersez, Louvana, Jelschane, Kruschitza. Cameralherrschaft Idria: Oberidria, Unteridria. Herrschaft Loitsch: Oberlaybach. Stift Freidenthal: Presser. Herrschaft Pillichgratz: Pillichgratz. Bevor diese drei Punkte unter Beziehung auf krainische Verhältnisse als «vorläufige Mittheilung» besprochen werden, um daran eine «Bitte» an die Archivsbesitzer und Geschichtsfreunde im Rahmen des Musealvereines und außerhalb desselben zu richten, hat der Verfasser noch einer Thatsache zu gedenken, welche für die Einbeziehung Krains in den historischen Atlas der österreichischen Alpenländer von großer Bedeutung ist. Wie bereits erwähnt, wurde das «Endjahr der alten Ordnungen in Österreich», das Jahr 1849, als Zeitpunkt der Darstellung für die Gerichtskarte gewählt.1 Mit diesem Jahre tritt die Verstaatlichung der ehemals patrimonialen Landgerichte ein. Für Steiermark und Niederösterreich lässt sich der heutige Umfang der Provinzen als unbedingt gütiger Rahmen nehmen. Die heutigen Landesgrenzen Krains sind nicht jene von früher. Bis nach 1814 reichte der Adelsberger Kreis noch tief nach Istrien hinein, und mit dem Beginne der Franzosenherrschaft im Lande verschwinden die Hoch- und Niedergerichte (Landgerichte und Burgfrieden), um nach 1814 nicht wieder aufzuleben. Zufolge der allerhöchsten Entschließung vom 16. Juli 1814 (Hofdecret vom 1 Der Verfasser muss es hier unterlassen, des breiteren die Gründe anzuführen, welche ihn gegen die Annahme des Jahres 1849 als Zeitpunkt der Landgerichtsdarstellung sprechen lassen. Will man in die Landgerichtskarte der österreichischen Alpenländer auch jene geschlossenen mit niederer Gerichtsbarkeit ausgestatteten Territorien, die uns als «Burgfriede», «Hofmarken», «Niedergerichte» und «Freiungen» oder auch als «Gerichte» schlechtweg begegnen, aufnehmen, so widerspricht eine solche Aufnahme in die Landgerichtskarte von 1849 ^en thatsächlichen judiciellen Verhältnissen. Mit dem Erscheinen des theresianischen Strafcodex, der Constitutio criminalis, im Jahre 1768 hörten die Competenzen dieser Niedergerichte zum größten Theile auf, und in der weiteren Entwickelung der Criminalgerichtsorganisation unter Kaiser Josef II. fielen die politischen Verbrechen (die schweren Polizeiübertretungen der francisceischen Zeit) in die Competenz der politischen Bezirksobrigkeiten. 20. September d. J. an das innerösterreichische Appellationsgericht) hatten mit i. November 1814 in den Provinzen Kärnten, Krain, Triest und Görz, und zwar in den Hauptstädten, die zu errichten bestimmten Stadt- und Landrechte und die damit vereinten Criminalgerichte sowie das schon zu Klagenfurt für den Villacher Kreis mitbestimmte Stadt- und Landrecht und Criminalgericht in Wirksamkeit zu treten. Das für die Provinz Krain zu Laibach errichtete Stadt-und. Landrecht, zugleich Criminalgericht, hatte die Übung der gesammten Criminal-Gerichtsbarkeit nach den österreichischen vor dem Wiener Frieden (1809) daselbst bestandenen Gesetzen und Ordnungen über alle Bewohner der ganzen Provinz ohne Ausnahme. Zu Görz wurde das Stadt- und Landrecht, wie Criminalgericht, in der dermaligen Ausdehnung des linken Isonzoufers, für Triest daselbst ein Stadt- und Landrecht, zugleich Criminalgericht, mit der Ausdehnung über die Bezirke von Monfalcone und Duino errichtet.1 Die Ausarbeitung einer Landgerichtskarte für 1849 fällt somit außer Betracht," und es bleibt für Krain gleichwie für Görz und den Villacher Kreis nur die Zeit vor 1809, oder noch besser das Jahr 1809 selbst als Zeitpunkt für die kartographische Darstellung. Diese hat aber nicht das Land in seinem heutigen Umfange, sondern Krain mit dem Umfange jener Zeit zu nehmen. Damit erstreckt sich die Aufgabe des historischen Atlasses auf heutiges istrianisches Gebiet (Mitter-burg-Pisino), und das wissenschaftliche Unternehmen wird sich füglich in der nächsten Zeit auch über dieses und das Görz-Gradiskaner Gebiet mit den krainischen Enclaven erstrecken müssen1 2 — wenn sich Persönlichkeiten zur Mitarbeiterschaft finden werden. Gleichwie die Görzer Enclaven 1 Mau eher, Darstellung der Quellen und der Literatur der österreichischen Strafgesetzgebung, Wien, 1849. II., S. 13. 2 Über die Gerichtskarte v-on Görz-Gradiska gedenkt der Verfasser an anderem Orte zu berichten. Präwald, Groß- und Klein-Ubelsko und andere für die Aufnahme des Görzer Gebietes sprechen. Die Einbeziehung des venetianischen Istriens wie auch des Gebietes von Monfalcone, die durch den Frieden von Campoformio (i 797) an Österreich kamen, in den Bereich der Arbeiten des historischen Atlasses wäre reiflich zu überlegen. I.) Die Kenntnis von der Gesammtheit der krainischen Landgerichte ist gegenüber den anderen innerösterreichischen Provinzen eine verhältnismäßig reiche. Abgesehen von der Aufzählung der Landgerichte in den Schematismen und den von H off wenigstens für zwei Kreise gebrachten Notizen ist uns durch einen kirchlichen Act bereits für das XVI. Jahrhundert eine Aufzählung sämmtlicher Landgerichte Krains und der Mark erhalten. Blatt 1 der Handschrift1 gibt den Zweck derselben bekannt: «Anno Domini etc. im fünfzehenhundert und sechsundzwainzigistem iar haben die fürstlich durchlaucht erzherzog Ferdinand von Österreich etc. unser genedigister herr die inventierung der klainater laut hernachvolgenden schreiben zu thuen bevolhen». Von Blatt 3 a ab folgt nun die Aufzählung der einzelnen Kirchen und Klöster mit Angabe des Landgerichtes, in dem sie lagen. In der Handschrift von 1526 werden 48 Landgerichte angeführt. Diese Zahl stimmt jedoch mit einer Bemerkung im Protokolle der Berathungen der Repräsentation und Kammer über den Entwurf einer neuen Gerichtsordnung ä (1749, 15. Jänner), die von der Existenz von 42 oder 43 Landgerichten spricht, nicht überein. Letztere Angabe beruht offenbar auf einem Irrthume. Ein weiteres Landgerichtsverzeichnis für Krain liegt uns in 1 2 1 Pap.-Heft, gr. 40, in Leder gebunden. Fascikel 48 b des ständischen Archives zu Laibach. Eine auszugsweise Abschrift stellte Herr Dr. VI. Levee zur Verfügung, wofür ich hier meinen Dank abstatte. Vgl. A. Koblar in den Izvestja muzejskega društva za Kranjsko. V. (1895), S. 20 ff. 2 Im Besitze des Herrn Univ.-Professor A. Luschin von Ebengreuth. der «Specification dem in dem löblichen hörzogthumb Crain befindlichen landgerichtern» vor, und zwar, dem Schriftcharakter nach zu urtheilen, der Wende des XVII. und XVIII. Jahrhunderts angehörig.1 Zwei, drei, vier und auch fünf Landgerichte bilden eine Gruppe. Innerhalb einer solchen wird bei einem Landgerichte stets die Bemerkung hinzugefügt, «hat über volgende die oberdirection» oder (wie bei der Hauptstadt Laibach und der Stadt Rudolfswert) «dependiert von derlandtsicherheitscommission». Wir haben es hier zweifelsohne mit einem Verzeichnisse zu thun, welches die Gerichte des Landes namentlich aufführt, denen die Obsorge über die Landessicherheit gegen die fahrenden und streifenden Leute von landeswegen übertragen wurde, wie überhaupt auch späterhin das Schubwesen zu den landgerichtlichen Com-petenzen gehörte. Zwei Verzeichnisse der Krainer Landgerichte aus den Jahren 1784 und 1787 fanden sich in dem Actenmateriale, das an die oberste Justizstelle in Sachen der von Kaiser Josef II. geplanten Organisation der Criminalgerichte der deutsch österreichischen Erbländer giengen und welches gegenwärtig als Fascikel 17 das Archiv des k. k. Justizministeriums zu Wien bewahrt. Diese beiden Verzeichnisse führen 56 Landgerichte Krains auf und zeigen zugleich die endliche Zersplitterung der alten Gerichte in die patrimonialen Landgerichte, welche, wie aus der nachstehenden Zusammenstellung zu ersehen ist, bereits mit dem Beginne des XVIII. Jahrhunderts ihren endlichen Ausgang erreicht hatte. Den Abtrennungen und Verschiebungen, wie dem allfälligen Wechsel in der Benennung dieses oder jenes Landgerichtes nachzugehen, wird die Aufgabe des Textbearbeiters sein müssen. 1 In Pars I, Nr. IV (neue Signatur I/104) des Vicedom-Archives im Laibacher Museum. I. Oberkrain. (Laibacher Kreis.) /526. C. IJOO. 1787. I. Flednigkh. I. Flednickh. i. Flödnigg. 2. Goertschach. 2. Gallenberg. 2. Gallenberg. 3- Crainburg. 3. Goertschach. 3' Görtschach. 4- Oberstain. 4. Crainburg. 4- Krainburg. 5- Laagkh. 5. Creuz und Oberstain. 5- Kreuz und Oberstain. 6. Laibach, statt. 6. Lackh. Ó. Laak. 7- Oberlaibach. 7. Lackh, statt. 7- Laibach. 8. Lubegkh. 8. Laibach, statt. 8. Lübeck. 9- Neumarktl. 9. Pillichgräz. 9- Ponowitsch. IO. Pillichgratz. 10. Radmannstorf. 10. Radmannsdorf. 11. Radmanstorff. II. Veldes. I i. Weissenfels. 12. Velss. 12. Weissenfels. >3- Weissenfelss. II. Unterkrain. (Rudolfswerter Kreis.) IJ2Ó. C. IJOO. 1787. 14. Auersperg. 13. Auersperg. 12. Auersperg. 15- Gallenberg. 14. Freyenthurn. r3- Freythurn. 16. Gotschee. 15. Gottschee. H- Gottschee. 17- Gurckhfeld. 16. Gurkfeldt, statt. [5- Gurkfeld, Stadt. 18. Kostal. 17. Gurkfeldt, herrschaft. 16. Kostel. 19. Landtstraß. 18. Mokritz. '7- Landstraß. 20. Mockhritz. i9. Mottling 18. Mokritz. 21. Metling. 20. Mottling, statt. "9- Mottling. 22. Ober Nassenfueß. 21. Unter-Nassenfuß. 20. Mottling, Stadt. 23- Unter Nassenfueß. 22. Pie tri ach. 21. Nassenfuß. 24. Ortenegkh. 23. Pöllandt. 22. Pletriach. 25- Pie tri ach. 24. Ruckhenstain. 23. Pöllan. 26. Poelan a. d. Kulpp. 25. Ratschach. 24. Rackenstein. 27. Ruckhenstain. 26. Reifnitz. 25- Ratschach. 28. Sibenegkh sambt 27. Rudolphswerth. 2Ó. Reifnitz. Ratschach. 28. Meichau und Ruperts- 27. Rudolphswert. 29. Reyfihitz. hofif. 28. Rupertsdorf und 30- Scharfenberg. 29. Schärfenberg. Meichau. 31- Seusenberg. 30. Seisenberg. 29. Schärfenberg. 32- Sicbelburg. 31. Sonnegg. So- Seisenburg (Seisenberg). 33- Stattenberg. 32. Sauenstein. di. Sonnenstein (Sauenstein). 34- Weychselburg. 33. Slattnegg. 32- Slattenegg. 35. Zobelsberg. 34. Stättenberg oder 33- Thurn am Hart und Wördel. Gurkfeld. 35. Thurnamhardt. 34- Tschernembl, Stadt. 36. Tschernembl. ■ 35- Weixelburg. 37. Weixlberg. 3Ó. Wördel. 38. Zoblsperg. 37. Zobelsberg. III. Innerkrain. (Adelsberger Kreis.) 1526. c. 1700. 1787. 36. Adelsperg. 39. Adelsberg. 38. Adelsberg. 37. Kestaw. 40. Castelnuovo. 39. Castua. 38. Guetnegkh 41. Castua. 40. Chersana. 39. Hasperg. 42. Guettenegg. 41. Fiume, Frauenkloster. 40. Las. 43. Jablanitz. 42. Freudenthal. 41. Luegg. 44. Hasperg. 43. Guteneck. 42. Mitlerburg. 45. Laas. 44. Haasberg. 43. Moschonitz. 46. Lohitsch. 45. Laas, Stadt. 44. Prem. 47. Luegg. 4Ó. Loitsch. 45. Senasetschach. 48. Mitlerburg. 47. Luegg. 46. sand Serff. 49. Premb. 48. Mahrenfels. 47. Tybein. 50. Senosetsch. 49. Mitlerburg. 48. Veprinitz. 51. s. Servolo. 50. Prem. 52. Schneeberg. 51. Senoschitz. 53. Tybein. 52. s. Servalo. 54. Wippach. 53. Schneeberg. 54. Tibein (Duino). 55. Waxenstein. 5Ó. Wippacli. 2.) Ist nun die Zahl der krainischen Landgerichte für bestimmte Zeitpunkte allerdings sicher festgestellt, so liegt doch in Sachen des historischen Atlasses für Krain die größte Schwierigkeit in der Auffindungmachung der B e -Schreibungen, aus welchen die Gemarkungen der einzelnen Landgerichte auf die Arbeitskarte 1:75.000 eingetragen werden sollen. Der Bann über Blut und Leben ist im späteren Mittel-alter ein landesfürstliches Hoheitsrecht, ausgenommen bestimmte Territorien, für welche bereits vor der Ausbildung der Landeshoheit andere Reichsstände dieses Recht im Wege der Belehnung durch das Reich sich verschafft hatten. Dieses Hoheitsrechtes hatten sich jedoch die Landesfürsten zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenem Umfange zu Gunsten Privater oder geistlicher Corporationen begeben. Die Landgerichtsbarkeit bildete gerade so wie der Wildbann, der Forstbann und das Fischereirecht ein Regale der betreffenden Grundherrschaft, und schon von diesem Standpunkte aus hat man die Aufzeichnung der grundherrlichen Hoheiten in den sogenannten Urbarien (Grundbüchern) zunächst zu suchen. Über die Entwickelung und die Form der urbarialen Aufzeichnungen in Krain während der mittelalterlichen Zeit fehlt eine zusammenfassende Studie. Nach dem für Steiermark gegebenen Beispiele kann man aber auch hier voraussetzen, dass die Zahl der Urbarien gegen das XVI. Jahrhundert zu eine zunehmende war, um im XVII. gegen das XVIII. Jahrhundert wieder abzunehmen Aus der grossen Anzahl von Urbarien — Krain zählte im XVIII. Jahrhunderte 1032 Dominien und Gülten — kommen für die Zwecke des historischen Atlasses und speciell für die zunächst geplante Landgerichtskarte nur jene in Betracht, welche die Aufzählung des Besitzstandes der mit Landgerichtshoheit ausgestatteten Dominien enthalten, also Urbare der Landgerichtsherrschaften des XVIII. Jahrhunderts. Aus dieser Zahl scheiden sich jene aus, die über den Besitz der sogenannten landesfürstlichen Kammergüter angelegt wurden, und die in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts als «neu reformierte (Reformations-) Urbare» nach Zweck und Anlage einen völlig gleichen Charakter zeigen. Die Anlage der Reformations-Urbare folgte stets einer neuerlichen Verpfändung oder Inbestandgabe dieses oder jenes Kammergutes. Als Fundstellen für Urbare der krainischen Landgerichtsherrschaften haben zunächst in Betracht gezogen zu werden : a) das Vicedomarchiv, gegenwärtig aufbewahrt am Laibacher Landesmuseum, b) die innerösterreichische Actenreihe (mit Grundbüchern) im k. u. k. gemeinsamen Finanzarchive zu Wien, und c) die noch erhaltenen und an Ort und Stelle hinterliegenden Archive der alten weltlichen oder geistlichen Land- gerichtsherrschaften, und der mit Blutbann ausgestatteten Städte und Märkte. Das Vicedoma rchiv konnte, dank dem großen und liebenswürdigen Entgegenkommen des Herrn Musealcustos Prof. A. Müllner bereits einer flüchtigen Durchsicht unterzogen werden. Das gut gearbeitete Repertorium gab einen verlässlichen Führer ab. Leider führte die Durchsicht des Repertoriums zur Kenntnis einer wenig erfreulichen Thatsache. Bei weitem mehr als die Hälfte der in den betreffenden Fas-cikeln des Vicedomarchives verzeichneten Urbarien werden im Repertorium als «abgängig» oder «nicht vorhanden» notiert, und eine probeweise Durchsicht bestätigte das Fehlen der Urbare. Vorläufig konnte dem Verbleib dieser aus dem Vicedomarchive ausgeschiedenen Acten nicht nachgeforscht werden. Aber mit Vorsicht ließe sich die Ver-muthung aussprechen, dass diese Urbarien als Grundbücher ehemaliger landesfürstlicher Herrschaften in die erwähnte innerösterreichische Serie des Wiener Finanzarchives kamen. Bis jetzt ergab sich folgende Ausbeute an Landsbeschreibungen aus dem Laibacher Vicedomarchive: Gerla chs tein, Burg, fried (XVIII. Jahrhundert), Mottling, Landgericht (1610), Gurkfeld, Landgericht mit den Burgfrieden Stadt Gurk-feld, Thurnamhart und Rackenstein (1570), Laas, Confinsnotiz mit der Herrschaft Ha asb erg (1744), M eich au, Landgericht (1603), Oberstein, Landgericht (1571), Pöllan, Landgericht (1576), Senosetsch, Confin gegen Nussdorf (XVIII. Jahrhundert), Siebeneck (Ratschach), Landgericht (1576), Rudolphswert, Stadt, Vergleich mit dem Inhaber von Hopfenbach. Die innerösterreichische Actenreihe des k. u. k. gemeinsamen Finanzarchives in Wien soll demnächst einer Durchforschung nach krainischen und görzischen Urbarien unterzogen werden. Gegenwärtig liegt nur ein vom Herrn Dr. Kapper in Graz im Aufträge der Atlas-Commission an Ort und Stelle angelegtes Verzeichnis der Betreffe vor. Von diesen beziehen sich speciell auf krainische Dominien: Adelsberg, Castua, Costei, Krainburg (Stadt), Kreuz, Gottschee (Stadt), Görtschach, Haasberg, Lack, Landstraß, Laas (Stadt), Loitsch, Meichau, Mitterburg (Grafschaft), Münkendorf, Ober-nassenfuß, Orteneck, Podgoritza, Pöllan, Prem, Purgstall, Radmannsdorf, Mannsburg, Rudolfswert, Reifenstein und Wippach, Seisenberg, Senosetsch, s. Servolo, Sichelburg, Sittich, Stein (Stadt), Tibein (Duino), Thurn, Weichselburg, Weißenfels, Zirknitz und Zobelsberg.1 Durch den Umstand, dass das krainische Landesarchiv außer den Beständen des ehemals ständischen Archives nur die Privatarchive von Veldes und Bischoflack sowie, wenn sich der Verfasser nicht irrt, auch jenes von Landstraß bewahrt, ist die weitere Suche nach Urbarien und nach den in ihnen enthaltenen Confinsbeschreibungen an die Privat-archive gewiesen. Gerade die centralisierende Thätigkeit des steiermärkischen Landegarchives und dessen Bestreben, sämmtliche Privatarchive des Landes in seine Depots zu vereinigen, machte die Sammlung steirischer Landgerichtsbeschreibungen zu einer fast vollkommenen. Nur etwa 15 bis 20 Beschreibungen der 122 Landgerichte Steiermarks sind gegenwärtig noch ausständig. 1 Eine Beschreibung der Gemarkungen von Lack gegen Görtschach fand ich im Salbuche von 1501, eine Landgerichtsbeschreibung für Unter-Nassenfuß ( i ó i o) stellte Landesarchivar R. v. Jak sch in Klagenfurt der innerösterreichischen Atlascommission freundlichst zur Verfügung. — Bereits veröffentlichte Beschreibungen liegen vor für Flödnig (Mittheilungendes Musealvereines IX, S. 144—154), Gottsch ee (Ebenda, IV, S. 33), Krainburg (Ebenda, III, S. 49, aus Cod. 401 des Haus-, Hof- und Staats-archives in Wien), Landstraß (Ebenda, III, S. 211), Lueg (Ebenda, (Vili, S. 52 — 53), Neuhaus (Castelnuovo) (Ebenda, Vili, S. 121 —123), Stein (Ebenda, II, S. 39 -40) und für den Burgfried der Stadt WT e i c h selb u rg (Ebenda, XI, S. 66—67). Die Ausnützung der Privatarchive ist nicht nur in Krain, sondern auch anderwärts verschiedenen Schwierigkeiten unterworfen: bald befinden sich die Archivalien nicht in jener Ordnung, die ein schnelles und sicheres Auffinden des Gesuchten ermöglicht, bald ist der Zutritt zu diesem oder jenem Archive nur schwer oder gar nicht zu erlangen. Auch mag ein oder das andere krainische Archiv das Schicksal so vieler anderer außerhalb Krains getheilt haben, und wanderte als Scart in die Papiermühle. Eine Bereisung des Landes, um die Herrschaftsarchive für den historischen Atlas auszunützen, wäre allerdings das radicalste Mittel, sich in den Besitz der ausständigen Confinsbeschreibungen zu setzen. Doch hängt die Ausführung einer solchen Idee stets mit Persönlichem und Materiellem zusammen. Gerade die so nothwendige Ausnützung der Privatarchive (Stadt-, Markt- und Herrschaftsarchiven) hat den Verfasser angeregt, mit seiner «Mittheilung und Bitte» hervorzutreten. Bezüglich des Kartenmaterials liegen die Verhältnisse in den einzelnen Provinzen der österreichischen Alpenländer auch recht verschieden. Darstellungen der Landgerichte im Kartenbilde der ganzen Provinz kenne ich nur für Tirol und für Niederösterreich. Kärnten, Krain und Steiermark besitzen sicher keine. Auch Detailpläne für Steiermark und Kärnten sind gegenüber dem reichen Kartenmaterial Salzburgs selten. Betreff Ober- und Niederösterreichs, sowie Tirols fehlen dem Verfasser nähere Daten. Im Landesmuseum zu Laibach fand sich nur eine Herrschaftskarte für Veldes vor. Doch steht es außer Zweifel, dass auch hier die Privatarchive die fehlenden Lücken, wenn auch nicht ganz so doch theilweise, ausfüllen werden. 3.) Um den Umfang der geschlossenen Landgerichtsbezirke festzustellen, tritt zunächst die Reduction der alten Confinsbeschreibungen ein, welcher die Übertragung der hiedurch gewonnenen Linien auf die Arbeitskarte Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XV., H. I. und II. 5 i: 75 000 folgt. Die Schwierigkeit liegt in der leider öfteren Unmöglichkeit, die in Beschreibungen gegebenen Örtlichkeiten auf ihre heutige Lage zu fixieren: die Hilfen der Ortsrepertorien und des vorhandenen Kartenmaterials reichen nicht aus. In solchen Fällen hat man sich für Steiermark an ortskundige Personen gewendet, und der Verfasser kann es an dieser Stelle nicht unterlassen, einer Dankespflicht vor allem gegenüber der steirischen Lehrerschaft gerecht zu werden. Durch sogenannte «Fragebogen» wurden einzelne Herren um die betreffenden topographischen Auskünfte und zugleich um Eintragung der gewonnenen Resultate in die ihnen zur Verfügung gestellten Specialkarten ersucht. So manches Landgericht Steiermarks hat einzig und allein diesem Entgegenkommen seine nunmehr im Kartenbilde fixierte Gemarkungslinie zu danken. DerWerdegang der «Landgerichtskarte von Krain vor 1809» des historischen Atlasses der österreichischen Alpenländer ist also folgender : 1.) die Sammlung der Grenzbeschreibungen für- die 56 Landgerichte und die zahlreichen Burgfriede (Niedergerichte), 2.) die Reduction der durch die Urbarien u. dgl. gegebenen Gemarkungen, und 3.) nach Vollendung der Landgerichtskarte die Abfassung des Begleittextes. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Mitarbeiterschaft aller jener, die der heimatlichen Landeskunde Gewogenheit und Interesse entgegenbringen. Ohne deren Mithilfe könnte es leicht geschehen, dass das Kronland Krain im historischen Kartenbilde ein leeres Blatt bleibt! Die Bitte, die der Verfasser nicht in seinem Namen, sondern in jenem des wissenschaftlichen Unternehmens ausspricht, geht dahin: die Historiker vom Fache und die Geschichtsfreunde mögen sich zunächst mit den Problemen des historischen Atlasses befreunden und ihre Antheilnahme daran bethätigen, indem sie die Leitung des Unternehmens von Archivalien oder Kartenmaterial, das die alte Gerichts-eintheilung betrifft oder auch nur berührt, in Kenntnis setzen.1 Jede Notiz ist willkommen, umso mehr Nachrichten über Fundstellen alter Gerichtsbeschreibungen. Die Besitzer privater Archive (Herrschafts- und Schlossarchive) werden gebeten, ihre archivalischen Schätze dem historischen Atlasse zur Verfügung zu stellen, damit die vielen Lücken in der Kenntnis der Landgerichtsgrenzen ausgefüllt werden. Dass die Bewahrer öffentlicher Archive den Bestrebungen des historischen Atlasses nur freundlichst und unterstützend ent-gegenkommen werden, ist von vorneherein anzunehmen. Wo die kartographisch-topographischen Hilfsmittel zur Reduction alter Ortsnamen nicht ausreichen, ist die Unterstützung und Nachhilfe durch Ortskundige unerlässlich, und die krainische Geistlichkeit wie die Lehrerschaft wird sicherlich Ansuchen nach dieser Richtung nicht unbeachtet lassen. Nochmals legt der historische Atlas seine Wünsche und Bestrebungen allen jenen ans Herz, die zur Mitarbeiterschaft im engeren und weiteren Sinne diese «vorläufige Mittheilung und Bitte» auffordert! Graz, 19. November 1901. 1 Mittheilungen über Archive, Grenzbeschreibungen, Karten u. dgl. mögen gütigst entweder an Prof. Dr. E. Richter oder Dr. A. Mell, Graz, Geographisches Institut der Universität, gerichtet werden. Tapferkeitszeugnisse zweier Krainer. Von Fr. Komatar. Lorenz August Freiherr von Rasp1 stammt aus einer altadeligen krainischen Familie, die schon im 14. Jahrhundert in Baiern und Kärnten vorkommt, zu Anfang des 16. Jahrhunderts (1515) auch als in Krain ansässig erscheint, sich später in zwei Linien theilte, zu höchst angesehener Stellung im Lande gelangte und im 18. Jahrhundert ausstarb. Lorenz August stammt aus der Freiherrnfamilie von Rasp ab und gehört nicht, wie Hirtenfeld anführt, zur Grafenfamilie von Rasp. Die Familie Rasp erhielt im Jahre 1660 bei Gelegenheit der Erbhuldigung den Freiherrnstand und im Jahre 1708 den Grafenstand. Der Bruder des ersten Grafen Johann Ludwigs, Johann Jakob, hatte einen Sohn Ferdinand Ernst, dessen Sohn Lorenz August, Ritter des Maria Theresien-Ordens, war. Lorenz August Rasp wurde im Jahre 1725 in Laibach geboren, trat früh in die kaiserliche Armee, kämpfte im Erbfolgekriege und wurde im Jahre 1755 zum Major im 11. und 1759 zum Obersten im 17. Infanterie-Regimente1 2 ernannt. In dieser Eigenschaft zeichnete er sich im Jahre 1761 bei der Eroberung von Schweidnitz aus.3 1 Hirtenfeld, Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder, Wien 1857, S. 160 und 1730. — Wurzbach, Biographisches Lexikon, Wien 1873, XXV. Th., S. 2 fg. 2 K. u. k. Kriegsarchiv. 1759, 2/48, FA, HA. Wien, 9. Februar 1759. Im Jahre 1817 wurde dieses bis dahin böhmische Regiment mit seinem Werbbezirke nach Krain verlegt. 3 Ein Bataillon dieses Regiments war anwesend auch beim Angriffe auf das Bogenfort. Als dieses die Wälle überstiegen hatte und in den Platz eingedrungen war, blieb es in Reih und Glied, unterließ jede Plünderung und hielt sich in musterhafter Ordnung. Kaiserin Maria Nach dem Gefechte bei Adelsbach im Jahre 1762 war die Verbindung mit Schweidnitz unterbrochen, dessen Belagerung nunmehr von dem Feinde unternommen wurde. Rasp wurde der Besatzung beigegeben und versah als Oberst Brigadierdienste. Dem am 8. August von dem Obersten Freyenfels mit glücklichem Erfolge ausgeführten Ausfälle schloss sich Rasp als Freiwilliger an und gab durch Tapferkeit und Muth den Truppen ein glänzendes Beispiel. Als bei dem sechs Tage später, am 14. August, von Oberst Caldwell unternommenen Ausfälle auf die feindlichen Sappeurs Caldwell tödlich verwundet wurde und infolgedessen die führerlosen Stürmenden in Unordnung gerathen waren, trat Rasp sofort an die Spitze der Abtheilung, ordnete dieselbe, fachte durch sein eigenes Beispiel den Muth der Soldaten an und führte dann die Truppe ohne Verlust in die Festung zurück. Während der Vertheidigung derselben leistete Rasp die ausgezeichnetsten Dienste, er überwachte den Sicherheitsdienst im Innern des Platzes, besorgte in bester Ordnung die Verpflegung der Besatzung, beseitigte alles, was derselben gefährlich werden, wie er anderseits wieder alles veranlasste, was den vorgehabten Zwecken förderlich sein konnte. Als die Festung, deren Belagerung König Friedrich II. am 8. August begonnen, nachdem deren Entsatz Feldmarschall Daun vergeblich versucht hatte, endlich am 9. October capitulierte, schloss Rasp im Namen des Commandanten FML. Grafen Guasco mit dem preußischen General Tauenzien die Capitulation ab.* 1 Für seine bei so vielen Theresia ließ in Anerkennung dieser ihr im Berichte belobten Mannszucht jeden Soldaten mit zwei Gulden beschenken. Thürheim, Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österr. Armee, I. Bd., S. 101. Rasp bat, ihm für sein Verhalten während der Eroberung von Schweidnitz den Maria Theresien-Orden zu verleihen (Beilage 1), doch wurde seiner Bitte vorläufig nicht Gehör geschenkt. 1 Bericht des Rasp über die Capitulation der Festung Schweidnitz und Relation über die Vorgänge während -der Belagerung an den Hofkriegsrath im Kriegsarchive, 1762, 10/1, H K R. Daher benachrichtigt Anlässen bewiesene mit großer Umsicht gepaarte Tapferkeit und namentlich für sein ausgezeichnetes Verhalten während der Belagerung der Festung, die mit einer nur 10.000 Mann starken Besatzung gegen ein Belagerungscorps von 21 Bataillonen und ebensoviel Schwadronen sich durch zehn Wochen, nachdem bereits die Lebensmittel fehlten und jede Hoffnung auf Ersatz geschwunden war, auf das standhafteste gehalten und erst nachdem durch das Auffliegen eines Pulvermagazins, welches eine große Bresche verursacht hatte, zu capitulieren gezwungen war,1 erhielt Rasp in der achten Promotion vom 21. October 1762 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens.* 1 2 3 * Auf Grund dessen wurde er über sein eigenes Ansuchen im Jahre 1766 (25. Jänner) in den Freiherrnstand erhoben. Im Jahre 1768 kam Oberst Rasp in gleicher Eigenschaft zur Beck-Infanterie Nr. 53. Im Jahre 1770 rückte er zum Generalmajor8 und im Jahre 1775 zum Feldmarschall-Lieutenant vor, in welcher Eigenschaft er in Laibach im Alter von 66 Jahren, am 12. November 1791, starb. auch Guasco den Hofkriegsrath, dass dieser nicht von ihm, sondern vom Obersten Rasp die Relation erhalten wird. «Es ist dieser ein Officier, welcher die Belagerung hindurch die ersprießlichsten Dienste geleistet. Ob ich gleich eine Liste deren Officiers, welche sich vor andern distinguiret, beigeschlossen, so soll jedoch unter diesen besonders den Herrn Obristen Baron Rasp [und noch einige andere] vor allen Euer Excellenz auf das nachdrücksamste anempfehlen.» Schweidnitz, 11. October 1762. Kriegsarchiv. 1762, 10/1 a, H K R. Deshalb bekam Oberst Rasp und auch Oberst Treyenfels die volle Obersten-Gebür angewiesen, «wie solche die Commandanten und Obristen deren erzherzoglichen Regimenter genießen.» Kriegsarchiv. 10/11, H K R. 1 Siehe Beilage 2. 2 Das undatierte Gesuch des Rasp befindet sich im Archiv des Maria Theresien-Ordens. F IV, R 30/2. 3 Kriegsarchiv. 1770, 12/2 a, C A. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mittheilungen. Eine «Newe Zeytung1» aus Georg Widmanstetters Druekerpresse in Graz, Laibach betreffend. Von Dr. Friedrich Ahn. Unter den zahlreichen Flugblättern des XVI. Jahrhunderts, welche die wichtigsten Ereignisse der damaligen bewegten Zeit in gedrängter Kürze dem neugierigen und dankbaren Publicum meldeten, spielen die «Newen Zeytungen» und «Relationen» eine hervorragende Rolle. In erster Linie sind die Berichte über das Vordringen und die Grausamkeiten des Erbfeindes der Christenheit in dieser Zeit zahlreich gewesen. Namentlich in den dem ungarischen Kriegsschauspiele zunächst gelegenen Städten ließen die vorhandenen Buchdruckereien eine große Anzahl derartiger «Newer Zeytungen» über das siegreiche Vordringen der Türken oder über den tapferen Widerstand der bedrängten Glaubensbrüder erscheinen, welche selbstredend reißenden Abgang fanden und vielfach nachgedruckt wurden. Einen weiteren Stoff für diese Flugblätter boten die geschichtlichen Ereignisse der damaligen durch die Reformation vielbewegten Zeit, das Trienter Concil, die Persönlichkeit Karls V., seine Feldzüge, weiters die religiösen Zustände in den übrigen Großstaaten Europas, die Verfolgungen der Protestanten u. dgl. Eine andere Art von Flugblättern, Relationen, berichteten über «Naturwunder», über Missgeburten, Blutregen, Kometen, Erscheinungen am Himmel, Erdbeben, welche allgemein als böse Vorbedeutung galten. — Endlich brachten diese Localrelationen Stadtneuigkeiten, Mord- und Räubergeschichten, welche das dankbare Publicum gierig verschlang. Gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts waren es in Wien die Buchdrucker Rafael Hofhalter, Michael Zimmermann, Stephan Creutzer, Leonhard Nassinger und Hans Apffel vor allen anderen, die solche «Newe Zeytungen» verbreiteten und dabei sicherlich ihr Geschäft machten. In Innerösterreich lieferten Georg Widmanstetter zu Graz und Johann Mannei zu Laibach solche Flugblätter. Da diejenigen aus Manneis Druckerpresse bereits in den «Mittheilungen des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen» 1898 erschöpfend von mir beschrieben worden sind, so folgt nur die eine «Newe Zeytung» aus Georg Widmanstetters Presse, welche als Unicum in der königl. Hof- und Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird. Da nun dieselbe bisher nirgends publiciert wurde, lasse ich sie im Drucke folgen: Blatt 1 a, Titel: Zwo warhaffte Newe zeittung j Vnd gründtliche Ge-fchicht j fich den achten Januari zu Lä-bach hat zugetragen | das ein klein Kind ift gefunden worden j zu nechft bey der Stadt | inn fchneweiffen Kley-dern | welches alda geredt | vnd wunderbarliche Ding hat angezeigt. Die ander | Von erfchröcklichen vnd erbärmlichen Wunderzeichen j vnd Mißgeburt ' zweyer Kinder | Ge-fchehen inn der Steyermark zu Räckerfpurg j den 8. Jenner | difes 1593. Jars. [Holzschnitt: der strahlende Mond mit Schwert und Geissei im Munde, darunter ein schwarzes und ein weißes Kind, in einfacher Linieneinfassung.] Blatt 1 B (d. i. die Rückseite des Blattesh [N]Ach dem vnß der All-mechtige genedige || Gott | trewlich vnd Vätterlich warnet || vnd vnß teglich wunder Zeichen gnug- [| fam fchickt j mit Krieg vnd Wundergeburten || wie wirs dann vor Augen gnugfam haben j vnd || wir vnß dennoch nit daran ftoffen wollen I fon- jj der nur böfer werden j dann er ja nicht luft hat [ || an dem Todt deß Sünders | fondern fehe gern || das alle Sünder fleh bekerten | vnd felig wurde. ]| Nach dem nun an dem 8. tag January | zu || nechft bey der Stadt Läbach j bey einer Mar-1| terfeulen j an der ftraffen | daran das Volek jm-1 mer zu gen Kirchen gehen muß | ein Kind gefef- || fen \ in fchneweiffen kleidern | vngefehrlich als et- J| wa ein Kind vor drey Jahren möcht fein | welches || fehr geweinet | vnd ein Knethen vnd blutiges || fchwerdt in der hand gehabt | da haben es die || leuth gefragt j warum es weine ? was es da ma || che | oder wem es gehör j da hat es geantwort | es II gehör dem zu | der vnfer aller Vatter ift | da ift || das Volk erfchrocken | vnd folchs in der Stadt || angezeigt j da ift viel Volcks auß der Stadt hi- fl nauß gangen | das Kind zu besehen. || Vnd nach demfelbigen hat das Volek ange-1| fangen das Kind zu fragen | es foli die warheit || fagen von wann es komm | oder wem es gehör | || hat es abermal geantwort | es gehör dem j der || Blatt 2 a [mit der Signatur An] Vnfer aller Vatter ift ! ift das volek abermal er- || fchrocken 1 vnd zufammen gefagt was das bedeu-1| ten muß | vnd wollen das kind weiter fragen | j| was es doch fagen werd | da hat es widerumb || angefangen zu reden ] vnd faget | Lieben Chri- II ften | fleht ab von ewren fänden I vnnd bekehret || euch | dann vnfer lieber Vatter Jefus Chriftus j| hat mich her gefant | ich foil euch warnen | er wil || euch fchwerlich in kurtzer zeit heimfuchen | mit || fchweren kranckheiten ! thewrung j krieg | auff-1| rhur | weil jhr euch je nicht bekehren wolt noch II achtet der wunderzeichen | die er euch täglich zu- || fchickt j vnd fehen left. || Da hat das Volek weitter angefangen | das || Kind zu fragen : ob es nicht wiß | wie lang doch |] die Welt noch ftehn foil I hat es geantwort | ein j| kleine zeit [ dann die ftundt mahnt fleh herzu | vnd || geht gegen dem endt | Difes alles nur ein zugab || ift | dann der Vatter hat fleh fehr vber euch er- || zürnet j vnd gefagt | er wöll euch mit Wein | Ge-1| traidt | vnd allerley Früchten auff dem Feldt || gnadenreich begaben ! vnd euch zufehen | ob jhr || euch doch wolt be-keren j vnd von ewren fünden || abftehen So jhr euch aber nicht werdt beffem | || wöll er euch noch in kurtzer zeit erfchreckliche zei- || chen am Firmament j an Leuthen vnd Viech | al-1| les wie zur zeit Pharaonis je befchehen I mit fei-1| tzamen |j Blatt 2 a: tzamen Wundergeburten | Krieg i Thewrung || Peftilentz | mit Plitz vnd Donner j wie jhr fehen || werdt j wo jhr euch nicht werdt zu jhm bekeren | || mit rechter vnd warhffter Buß. || Darumb O lieben Chriften flehet ab von || ewrem fündlichen leben j vnd bekehret euch | ge- || dencket das wir ein gnedigen Vatter im Himmel | haben j verzweiffelt nicht fo gar | gedencket nicht j| zuviel an das Zeitliche j fondern trachtét viel || mehr nach dem Ewigen. Demnach ift das Kind || verfchwunden | als es acht ftund lang geredet || hat. I Lieben Chriften ich bitt euch | wollet euch || bekehren auff das jhr nicht fprechen müßt: Jhr || Berg vnd Felfen : fallet auff vnß | vnd verberget || vnß für dem Angeficht deß ] der auff dem Stul j| fitzt | vnd für dem zorn deß Lammbs ! denn es ift j| kommen der groffe Tag feines Zornes | vnd wer || kan beftehen? Apocal: am 6. || Die ander Zeittung | || [A]Ch beffert ewer Leben j Reich | Aim wie j| jhr dann feid Gott hat fein Schwerd || erhoben wir haben gar kein zeit j Chri-1[ ftus hört mein befcheit [ warnet vnß je lenger je || mehr | er left vnß die Ruthen gnug fehen | dann || wir || Blatt 3 a [mit der Signatur A ni] wir förchten jhn nicht fehr ! Als man fchreibt |j Fünffzehen hundert zwey vnd Neuntzigift für || war find die von Räckerfpurg verwundert von I grewlicher groffer gefahr der Mond ift auffge- || gangen bey S. Peters Kirchen gut | fie fahen |j an dem Himmel ftahen | gleich als das Rothe blut j || es mögen wol feufftzen vnnd weinen • die das || Wunder-werck angefehen | was Gott vber Rä- || ckerfpurg in Steyermark im lufft hat laffen ge-1| fchehen : man fahe zu 9. vhren des nachts der || Mond fchröcklich ftund j Gott ift erzürnet vber || die f finde. || Der Mond wollet doch hören | hat gefchie- |j nen mit wemuth | ob der Stadt zu neun vhren | || er ftund als das rothe Blut | in feinem mund fer || zornig hat ein Fewrigs Schlachtfchwerdt j an || der andern leitten ein Figur gleich als ein Geif-1[ fei da fteht j die von Räckerspurg merckt eben ] || wunden jre hend mit klag wol an S. Erhalts || abent den 8. tag ein groffe ichar von Volek fahe II man in der lufft ober Räckerfpurg | in Wolcken || famlent fleh von der flucht. Wollet doch hierauf ]| mercken man hört voi auff der Erd ] es fchallen ji jhre Trometen fie blieffen- Reüter vnd pferdt | || fie fürten jre Fannen folchs man thet fehen hier || Sternen vnd halben Monden | auff die Tür- || ckifch manier. || Die || Blatt 3 B (Rückseite des Blattes) : Die gantze gmein vo Räckerfpurg i die wun-1| den jhre Hendt groß vnd klein wol fiben mey-1| len rund vmb ; waren die Haußleuth auff die || bein ! man fahe da ohne liften durch die Wolcken II kommen an j ein groffe fchar von Chriften | den || Türcken zuuer-fchlan j Gottes Wunderwerk! woist fpfiren dife fchlacht wert lang in vnruh | |j von Abents zu neun vhren j biß morgens vmb || die drey vhr j da hat der Mond fein fchein ver- |; lorn die Reutter fein verfchwunden. || Nun hört jhr Chriften außerkorn vnd was || da ift gefchehen | ein Fraw die hört man klagen || in arbeit hat fie gegangen fo fchwär mit Kindt || beladen in Räckerfpurg wol neun tag j als üch || diß Rumor hat begeben | das man in der Lufft || gefehen i hat jhr Gott zwen Söhn gegeben | als || man hin mag anfehen. Das fchchartze Kind mit |j verftandt ! hat fehr laut geraffen es ift ein wun || der vefhanden j fchrecklich der dannoch lebt | || von Mond vnd Todtfchlag fagen j wirdt das || Volek von Wundern groß zaghafft vnd traw-1| rig | vnd vber die maffen fehr beengftiget wer-1| den. || Das ander Kind hieneben | hat geraffen || eben fall j hört auff vom Kindlichem leben I ehe ! dann euch der Tpdt (sic!) errafcht j es rfiffet fo man- || ches werben j wolft diefes auch verftan vnd an- ]| fehen || Blatt 4 a: fehen ein jeder lebt als wöll er fterben | eine groffe || Seuch die wirdt ergehn j Vrlaub jhr Chriften || alle raffet Gott den Herren an | wollet jhme zu || Fuffe fallen | auff das er vnß nicht wolle || verlahn | thut euch von Sünden bekeh-1| ren j der Jungfte tag ift nicht weit j ! mercket auff die Zeichen deß |j Herrn j wir haben gar || kleine zeit. ! [Holzschnittzierat] Erftlichen gedruckt zu Grätz | || inn difem 1593. || Blatt 4 b leer, 4°, gothische Type, vier nicht numerierte Blätter mit der Signatur A, Custoden, ohne Blattzahl, bis zu 27 Zeilen, das Titelblatt mit Typen in vier Größen und einem Holzschnitt, mit zwei Holzschnittinitialen auf Blatt 1 b und 2 b — Die zwei anderen «Newen Zeytungen» aus Graz sind bisher nur dem Titel nach bekannt und sonst verschollen. Es sind dies: «Warhafftige Zeittung, des von Gott gegebenen Siegs wider den Türkifchen Erbfeindt, fo von vns Chriften bei Stuel AVeiffenburg des 1593. Jars den 3. Tag Nouembris, erlangt worden. Jm Thon zu hegen. Wie man den Graffen von Serin hegt. . . Gedruckt zu Grätz, G. Widmanftetter» [1593], 4°, vier Blatt wie Schlossar in seinem «Grazer Buchdruck. . .» Seite 43 angibt, und «Zwo warhafftige newe Zeitungen. Was fich mit dem Fürften in der Walacheig, vnd dem Türcken, Tatarn, Heyducken, Huffarn, Zetlen [Szekelyern], Rätzen und Kofacken, mit fcharmützeln vnd abfchlagen, rauben, plündern vnd brennen, verloffen vnd zugetragen hat. . . die ander: So hch in der Schlehen, zu Frankenftein u. 1. w. . . das dritte: Bittgefang. . . Grätz 1600. Gedruckt der Georg Witmanftetter», 4°. Vier Blatt = acht unpaginierte Seiten. 21,17 und 10 Strofen. Weller, Annalen II.,Nr. 112. Butsch Sammlung. Kertbeny, Bibliographie I., Seite 325 f., Nr. 1316. Über das Vorkommen einiger seltenerer Pflanzenarten, namentlich der bisher nur aus den Pyrenäen bekannten « Viola cornuta L.» in den Karavanken. Von Prof. Alfons Paulin. Die Karavanken, über deren von West nach Ostsüdost streichenden Hauptkamm bekanntlich die politische Grenze zwischen Kärnten und Krain verläuft, sind an ihrer südlichen Abdachung mit Ausnahme der höchsten Gipfel, wie der Mittagskuppe (2144 m), des Vajnaš (2103 m), des Stol (2239 m) und des Storžič (2134 m), zumeist bis auf den Grat mit einer reich entwickelten Vegetation besetzt. Unmittelbar über dem Fuße finden wir fast durchgehends einen Zwergwald entwickelt, der in seinem Bestände namentlich durch die Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia Scop.), die Manna-Esche (Fraxinus Ornus L.) und die Felsenbirne (Amelanchier ovalis Medic.) charakterisiert ist. An dieses Buschgehölz reihen sich in den mittleren und höheren Lagen Buchen-, Fichten- und Tannenwälder, nur an wenigen Stellen auch Schwarzföhrenbestände. Während sich nun stellenweise unmittelbar an den Fichten- oder auch an den Buchenwald Alpenwiesen anschließen, schiebt sich wieder anderwärts zwischen diese und die genannten Waldformationen ein sogenannter Voralpenwald ein, das ist ein Mischwald, der sich aus den waldbildenden Elementen des Buchen- und Fichtenwaldes sowie aus Kräutern und Sträuchern der subalpinen und Krummholzregion aufbaut. Größere Lärchenbestände fehlen; nur vereinzelt mischen sich an der oberen Grenze der Waldregion wettergebleichte Lärchenstämme mit den in ihrer Hochgebirgsform als «Wettertannen» bekannten Fichten. Wohl aber sind Legföhren-, Buschweiden-, Grün-erlen-, Zwergwachholder- und Alpenrosengebüsche weit verbreitet, bilden jedoch nirgends so ausgedehnte Bestände, wie wir sfe in den Julischen Alpen nicht selten beobachten können. Dagegen sind große Strecken mit üppigen, stellenweise durch die genannten Buschformationen sowie durch Rhodothamnus- und Steinrösleingebüsche unterbrochene, Alpenwiesen bedeckt, die in den obersten Regionen in kurzgrasige Alpenweiden übergehen. Ganz ein anderes Gepräge zeigt der größere Theil der Nordseite der Karavanken. Steile, nackte Felswände, weite Trümmerfelder und ausgedehnte, oft vom Grat bis zur Sohle reichende Schutthalden bedecken hier die Abhänge, die indessen in floristischer Hinsicht durch die daselbst angesiedelten alpinen Fels- und Geröllpflanzen nicht weniger unser Interesse anregen. Wiewohl sich nun die Karavanken wenig über 2200 m erheben und dieselben, soweit sie hier als Grenzgebirge in Betracht kommen, eine ziemlich gleichartig aus Triaskalken und Hauptdolomit aufgebaute Kette bilden, so stehen dieselben, was den Artenreichthum ihrer Pflanzendecke anlangt, dem ausgedehnten, über 2800 m ansteigenden Massiv der Julischen Alpen nur wenig nach. Insbesondere gilt dies auch bezüglich der alpinen Arten in engerem Sinne. Die Zahl der diesfalligen in den Julischen Alpen vorkommenden, den Karavanken jedoch fehlenden Formen ist eine verhältnismäßig sehr geringe. Da es nicht Aufgabe dieser Zeilen ist, die Vegetation der Karavanken eingehender zu schildern, so muss ich von einer Aufzählung der die einzelnen Formationen zusammensetzenden Elemente hier absehen und beschränke mich daher nur auf die Hervorhebung einiger Arten, die insofern von erhöhtem Interesse sind, als sich dieselben nur an eng begrenzten Localitäten angesiedelt, respective erhalten haben, obwohl es anderweitig im Verlaufe der ganzen Gebirgskette an geeigneten Besiedelungsstellen durchaus nicht mangelt. So findet sich das durch seine kleinen, rosenrothen Blüten auffallende Seifenkraut Saponaria ocymoides L. nur im äußersten Westen der Kette an einer sandigen Lehne ober Weißen fei s und hier mit dem einzigen Standorte in Krain. — Die großblütige, azurblaue Rapunzel Phyteuma comosum L. wurde bisher nur in Felsritzen des zwischen Lengen-feld und Kronau in das Thal der Wurzner Save mündenden Belica-grabens gefunden, kommt jedoch sonst in unserer Flora auch in dem gegenüberliegenden Theile der Julischen Alpen am Berge Steiner ober dem Vratathale vor. — Der krustenblättrige, orangenfarbene Steinbrech Saxifraga mutata L. ist in Krain überhaupt nur aus diesem Zuge bekannt, woselbst sich dessen Verbreitung auf das kleine Terrain zwischen der Belicaalpe und der Mittagskuppe (Kepa) beschränkt. — Desgleichen kennt man innerhalb unseres Gebietes auch nur aus den Karavanken den Alpen-Bärlapp, Lycopodmm alpinum L., der sich in den Matten der Golica bis gegen die Rož ca findet. — Auch die Dichternarcisse, Narcissus poeticus L., und die durch ihre vieltheiligen, amethystblauen Doldenhüllblätter ausgezeichnete Alpen-Mannstreu, Eryngium alpinum L., sind in den Karavanken nur auf der Golica zu finden, kommen, aber sonst auch anderorts bei uns vor. — Das immergrüne Zwergsträuchlein, die sogenannte Krähenbeere, Empetrum nigrum L., konnte ich nur ober dem Bärensattel am Bergrücken von Šeće gegen die B e 1 š č i c a nachweisen, obzwar es von Pacher (Flora von Kärnten, III., p. 231) auch auf der Zelenica angegeben wird. — Ein größeres, von der Bärenthaler Kočna über die Belščica und den Stol bis zur Zelenica ausgedehntes Gebiet bewohnt das prächtige Alpenveilchen Viola Zoisii Wulf., dessen eigentliche Heimat auf den Gebirgen Südbosniens, der Hercegovina und Montenegros gelegen ist. — Die schöne, großblütige, in Innerkrain am Nanos häufige Polygala Carniolica Kern. [yP. Forvjulensis» Krašan in Fl. exc. Austro-Hung. Nr. 873, II.) gedeiht, bis zu einer Höhe von 1000 m aufsteigend, nur zwischen Lengenfeld und Žirovnica auf dolomitischem Boden. — Auf das niedliche, in allen seinen Theilen fast mit schneeweißem Filze bekleidete Krainer Kreuzkraut, Senecio Carniolicus Willd., bin ich bisher nur auf der Belščica gestoßen, woselbst dessen Vorkommen auf eine nur wenige Quadratmeter messende Fläche eingeengt ist. Auch diese Art soll nach Pacher (Flora von Kärnten, II., p. 111) auf der Zelenica Vorkommen. — Das in den Julischen Alpen am Mangart, Prisanek und Triglav verbreitete Alpenvergissmeinnicht Eritrichium Triglavense1 (Hacqu.) Kern, scheint in diesem Zuge nur die Felsen des Storžič zu bewohnen. — Ebenso findet sich nur im äußersten Osten der Kette vom Storžič gegen den Srednji vrh die in den benachbarten Steiner Alpen nicht seltene, in diesen Gebirgen endemische Gentiana Fröhlichii Hlad. Das interessanteste, derartig beschränkte Vorkommen konnte ich aber auf der Alpe Begunjščica constatieren. Die Begunjščica bildet bekanntlich den südlichen der beiden bis zur Loiblstraße verlaufenden 1 1 Hacquet und mit ihm die späteren Autoren schreiben «ter-glouense». Der höchste Gipfel der Julischen Alpen wird jedoch correct «Triglav» (d. i. der Dreiköpfige) geschrieben und gesprochen, demnach muss auch das Adjectiv richtig «Triglavense» lauten. Parallelzüge (Zelenica und Begunjščica); in die sich die Karavankenkette östlich vom Stol theilt. Dieser ganz in Krain gelegene Zug beginnt in seinem westlichsten Theile mit dem bei Moste sich erhebenden, in südöstlicher Richtung bis Vigaun verlaufenden «Na pečeh» genannten Bergrücken, dessen Nordseite in den Završnicagraben abfällt und dessen Südfuß längs der in der Save-Ebene verlaufenden Straße Moste-Breznica-Vigaun ansteht. Zwischen Breznica und Vigaun verbreitert sich dieser Rücken in nordöstlicher Richtung, nun an Höhe gewinnend, um schließlich bis zum Begunjščicagrat (2063 m) anzusteigen. Von Vigaun an verläuft die Grenze zwischen der Begunjščica und dem benachbarten Dobrčagebiete durch den Begunjščicagraben bis zum «Preval» genannten Sattel, und von da durch den unter diesem Sattel beginnenden, in östlicher Richtung verlaufenden Einschnitt, der unweit des Quecksilberbergwerkes ins St. Anna-thal mündet. Von hier nordwärts bildet das St. Annathal die Ostgrenze gegen das Košutagebirge und im weiteren Verlaufe bis zum Thalschlusse die Nordgrenze gegen die Zelenica. Die Fortsetzung der Nordgrenze m westlicher Richtung wird schließlich durch das in den Završnicagraben mündende Zelenicathal vervollständigt. Um die Vegetationsverhältnisse der Begunjščica und Zelenica eingehender zu studieren, unternahm ich in den verflossenen Hauptferien in Gesellschaft des Herrn Mag. pharm. H. Roblek einen auf mehrere Tage berechneten Ausflug und besuchte zunächst am 18. Juli v. J. die im Westen terrassenförmig ansteigende Begunjščica, deren Vegetation durch ihren Artenreichthum an Gräsern besonders interessant ist. So finden sich im Gesammtgebiete derselben, um nur ein Beispiel zu erwähnen, nicht weniger als 15 Festuca-Arten, nämlich: Festuca elatior L., F. arundinacea Schreb., F. gigantea (L.) Vili., F. silvatica (Poll.) Vili., F. laxa Host, F. puntila Vili., F. calva (Hack.), F. rubra a. vulgaris Gr. Godr., F.fallax Thuill., F. Carnica (Hack.), F. pietà Kit., F. Norica (Hack.), F. capillata Lam., F. stenantha (Hack.) und F. alpina Sut. Einzelne dieser Arten bilden einen wesentlichen Bestandtheil der üppigen, den Südabhang bedeckenden, durch mehrere Wasserrisse unterbrochenen Wiesen, welche stellenweise bis zum Rücken reichen, den wir im Verlaufe unserer Excursion der ganzen Länge nach begiengen. Da es in unserem Plane gelegen war, auch die Wiesen zu durchqueren, stiegen wir nachmittags von einer Höhe von 2000 m durch einen Wasserriss zu der ober dem Sattel Preval gelegenen Senneralpe (1300 m), um auf den Steg zu gelangen, der, von dieser Alpe ansteigend, die Wiesen ihrer ganzen Länge nach in einer Höhe von 1400 m bis 1500 m durchschneidet. Als wir schon bei ziemlich vorgerückter Nachmittagsstunde bei jenem Wasserrisse anlangten, der unter der höchsten Spitze der Begunjščica anhebt, wurde eine kleine Rast gehalten. Während dieser Pause stieg H. Roblek den Wasserriss hinan, um Cirsium Carniolicum Scop., das an den Rändern dieses Risses sehr zahlreich stand, zu sammeln. Höher oben entnahm H. Roblek auch einzelne Exemplare anderer Arten und hatte hiebei eine glückliche Hand. Eine flüchtige Musterung der gesammelten Species ergab unter anderen das in den Karavanken seltene, sicher eben nur von der Begunjščica bekannte Lausekraut Pedicularis Summana Spr. (= P. Hacquetii Graf), die aus dieser Alpenkette bisher nicht bekannte alpine Kleeart Trifolium Noricum Wulf, und ein fremdes Veilchen, in dem ich die in den Pyrenäen einheimische Viola cornuta L. erkennen zu müssen glaubte, soweit mir der Habitus dieser Art momentan aus dem Gedächtnisse geläufig war. Die hierauf zuhause vorgenommene Vergleichung ergab, dass ich mich nicht getäuscht habe, denn besagtes Veilchen erwies sich thatsächlich als die echte Viola cornuta L. Unsere Pflanze stimmt mit den mir vorliegenden, an der Südseite der Pyrenäen bei Venasque in der spanischen Provinz Huesca von Gir au di as sowie mit den am Nordfuße dieses Gebirges bei Bagneres-du-Luchon im französischen Departement Haut-Garonne von Muillefarine gesammelten Exemplaren vollends überein. Viola cornuta L. galt bisher als eine in den Pyrenäen endemische Art. Sie wurde zwar von Ray auch aus dem Jura angegeben, woselbst sie jedoch nicht wieder gefunden werden konnte (cf. Reichenb. Fl. Germ, excurs., p. 709). Daher scheint auch die Richtigkeit der Ray’schen Angabe angezweifelt worden zu sein; in neueren Werken wenigstens wird dieselbe nicht berücksichtigt (cf. Nyman, Consp. Fl. Europ., p. 79, und Engler-Prantl, Natürl. Pflanzenfam., III. 6., p. 335). Dieses schöne, durch den langen Sporn auffallende Veilchen, das in seiner Tracht etwas an das wilde Stiefmütterchen erinnert, gehört in die Gruppe Melanium De Cand., welche jene Arten umfasst, deren vier obere Kronenblätter nach aufwärts gerichtet sind und deren oberwärts keuliger Griffel eine große, krugförmig ausgehöhlte, mit lippenartigen Anhängseln versehene Narbe umschließt. Viola cornuta L. ist ausdauernd und entwickelt mehrere aufrechte oder aufsteigende, an der Basis holzige, einfache oder oberwärts verzweigte, kantige, bis 4 dm hohe Stengel, gestielte, eiförmige bis eilängliche, spitze, am Rande seicht gekerbte, bis 4 cm lange Blätter mit großen, eiförmigen bis eilänglichen, grobgesägten bis fiederspaltigen Nebenblättern, die sammt den Blättern am Rande gewimpert und beiderseits, besonders an den Nerven mit kleinen Börstchen besetzt sind. Die 3 cm breiten Blüten werden von schlanken, bis 10 cm langen, kahlen Stielen getragen, die über der Mitte mit zwei, meist auseinander geschobenen, unscheinbaren, schuppenartigen Deck- blättchen versehen sind. Die Kelchzipfel sind schmallanzettlich, zugespitzt und haben eiförmige oder viereckige, gezähnte Anhängsel. Von den fünf lilafarbigen, selten weißen, Kronenblättern sind die vier oberen verkehrt eilänglich und kurz benagelt, das untere, unpaare, rundliche ist mit dem Nagel l1/, cm lang und besitzt einen] ebenso langen, schmalwalzlichen, wenig gebogenen Sporn. Die ellipsoidische Kapsel ist kahl. Die nächsten Verwandten dieses Veilchens sind auf der Balkanhalbinsel zuhause. Es sind dies die in Macedonien einheimische Viola Orphanidis Bo iss. und die beiden in Montenegro vorkommenden Arten V. Nicolai P n t c k. und V. speciosa P n t c k., von denen letztere namentlich am Komgebirge an der montenegrinisch-albanischen Grenze verbreitet ist. Auch die in Neapel, Montenegro und Griechenland verbreitete V. gracilis Sibth. et Sm., ferner die in Piemont, in der Lombardei und in Apulien vorkommende V. Valderia Rchb. sowie die in den illyrischen Hochgebirgen wie in jenen Siebenbürgens und der östlichen Balkanländer gleich häufige V. declinata W. K. gehören in dieselbe Gruppe. In unserer Flora finden sich diesem Verwandschaftskreise nur entfernter stehende Arten, als die zwischen Weißenfels und Tarvis sehr zerstreut auftretende V.polychroma Kern., das gelb- und großblütige Felsen-Stiefmütterchen V. saxatilis Schmidt, welches ich bisher bei uns nur auf Berg wiesen am Kumberge (bei Steinbrück) und in Innerkrain am Kovekplateau ober Sturija (nächst Heidenschaft) beobachtet habe, ferner das hie und da vorkommende wilde Stiefmütterchen V. tricolor L. und das auf Äckern allgemein verbreitete, kleinblütige Acker-Stiefmütterchen V. arvensis Mnch. Da es nicht ausgeschlossen ist, dass V. cornuta L. noch anderweitig in den Karavanken Vorkommen so sei diese gelegentlich* botanischer Excursionen der besonderen Aufmerksamkeit, bei eventueller Auffindung aber auch der größten Schonung empfohlen. Druck von lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach.