Nlätter^WIlain. Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U 23. Siebenter Jahrgang. 6 Juni 5863. I'ternuntcrgang. ^bmdstern, geliebtes Licht, Sinke nicht, o sinke nicht! Siehst dn jener Woltcntriimmcr Gelblich grauen Wetterschimmcr? Ein Gewitter grollet fern — Bleibe, bleibe, holder Stern. Abcndstcrn, geliebtes Licht. Sintc nichi, o sintc nicht! Leise breitet dunkle Flügel Still die Nacht nm Wald nnd Hügel; Nebel fließen aus dem Thal: Leuchte durch, dn süßer Strahl! Abcndstern, geliebtes Licht, Sinke nicht, o sinke nicht'. Weißt du, ob sie sich dort drüben Auch wie hier so iuuig lieben? Jene Welt bedarf dciu nicht, Abendstcru, geliebtes Licht! — Toch er sinkt! — Tas Ncbclmcer Breitet still sich drüber her; Hurch die nächtlich ernsten Weiten Mondcsriescnschattcn schreiten; Mcnschmschnsncht hält dich nicht, Hbendstern, geliebtes Lichi! Fiedeswege. Einc Geschichte von E. Hoefe r. ^ ^Fortsetzung.) ! 'HTuj mäne letzten, allerdings wenig tröstlichen Worte sah er mich «neu Augenblick starr an, wandte sich dann ab, sehte ^ s'ch auf das Eopha, drückte die Hände aus'Z Gesicht und that weß Alles so langsam, so mechanisch, als sei gar kein Leben in ihm, nnd alZ wisse er selber Nichts von seinem Thun. Ich ^ jchaute mir dieß Wesen eine Weile schweigend an — wie mir war, dafür weis; ich keine Bezeichnung — ich wußte nicht, was ich denken, geschweige denn, was ich sagen sollte, und ! üls ich endlich zu ihn: ging, ,uich niederließ, die Hand auf ^ scine Tchultcr legte, blieb ich dennoch stmum. Ich hatte noch ^ wmer kein Wort. Er achtete übrigens gar nicht ans mich; dü- Häude blieben vor oem Gesicht, und er regte sich nicht. Es verging nach meinem Gefühl eine Ewigkeit, obgleich ! es in Wirklichkeit nnr wenige Minuten sein mochten, da lics; « endlich die Hand sinken, schüttelte die vorgefallenen langen ! ! Haare aus dein Gesicht und wandte es mir zu — es war ruhig und ernst, ohne eine Spur von Aufregung, und ebenso blickte anch sein Ange — man konnte weder ans den Zügen, noch aus dem Blick Etwas von dem errathen, was sich in diesem Moment in seinein Innern regen mochte; im Gegentheil, es schien dort Alles so still zu sein, wie im Aeußcrn. Und - da er nnn redete, war auch in der Stimme kein bewegter Ton. ! „Tu gehst heut' Abend noch ein Mal hin?" fragte er. — j „Wahrscheinlich," versetzte ich erst nach einer Weile. — „So z werde ich Tich begleiten," sagte er mit der gleichen Nuhe. Ich sah ihn fragend an. Ein Scherz tonnte das nicht i sein, und den Ernst — verstand ich nicht. Ich erwiederte z daher auch endlich kopfschüttelnd: „Ich wüßte nicht, wie das , möglich sein sollte. Uebrigens kennst Tu mich genug, denk' ^ ich, um davon überzeugt zu sein, daß ich meine Hand nicht zu l extravaganten Streichen biete. Ich weift nicht einmal, ob die ^ Tame Tich in gesunden Tagen empfangen würde, — jetzt in ! der Krankheit hat Arzt und Umgebung über die Besuche zu wachen. Und endlich — was bülfc es Tir? Äc wird vcr-! muthlich ohne Besinnung sein." — „Gleichviel," versetzte er ^ ruhig, „oder vielmehr — gerade darum! Ich muß also desto , entschiedener zu ihr." — „Und mit welchem Recht, Paul?" l fragte ich ernst, nachdem ich ihn eine Weile prüfend betrachtet. — „Mit welchem Rechts Mit dem des Verlobten, Schatz. — ! Genügt das dem gestrengen Herrn?" -^- Zum ersten Mal ^ klang wieder eine Art von Bewegung, von Leben aus seiner Ttimme — eine leise Bitterkeit. ! Diese Antwort hatte ich trotz alles Vorhergegangenen nicht erwartet; sie überraschte mich sehr und bewog mich zu dem Ausruf: „Aber Paul — Tu der Verlobte der Comteß? — Aber ich begreife nicht —" — „Tas ist auch nicht nöthig," unterbrach er micb, uud indem seine Brauen sich flüchtig zusammenzogen, setzte er hinzu.: „Hoffentlich zweifelst Tu nicht an meinen Worten und hältst mich nicht für einen Prahlenden Gecken." — Ich stand kopfschüttelnd auf und machte ein Paar Gänge durch's Zimmer, bevor ich zögernd sagte: „Aber wenn die Alte — die Excellenz Nichts davon weiß —" — „Sie weiß wohl davon," unterbrach er mich auf's Neue, uno da ich stehn blieb und ihn anstarrte, fuhr er fort: „Eie ist natürlich dagegen, und Lucic und ich haben daä bisher der Verhältnisse wegen respcctirt und persönlich nicht mit einander verkehrt. Jetzt ist es damit etwas Anderes. Ich kenne meine Rechte und meine Pflichte,!." Er scl'wicg, und nachdem er das Glas Wein aus- ' getrunken, legte er den »Kopf in die Hand und saß schweigend, l die finstern Blicke auf das Licht geheftet. Es war cinc lange Stille im Zimmer. ' Ich ging unruhig auf und ab. Was sollte ich denken von alle dem, was sollte ich thun, was sollte ich sagen? — Der Eintritt in jenes Haus war am Ende seine Sache; mochte er den vertheidigen, mochte er ihn erzwingen — was ging das mich au? Allein etwas Anderes war sein Auftrete» am ^ Krankenbett. Konnte, dürfte ich das gestatten? Ich hatte ! kanm darauf zu rcchueu, das; die Gräfin im Stande wäre, ihn ! zu erkennen: aber wenn das doch der Fall — wie mußte sein ^ Erscheinen auf sie wirken? Ich wußte ja gar Nichts über die ! Sache! — Und so blieb ich endlich vor ihm stchn und sagte: ^ „Bist Tu fest eutschlosscu zu gehn, Paul?" — „Ja," war ' sciue kurze Antwort. — „Bevor ich das zugebe, oder untersage," entgcgnetc ich ernst, „muß ich mehr wissen. Wie—" ! — „Tu rannst ruhig sein," versetzte er, die Augen zu mir i erhebend. „Entweder erkennt sie mich nicht — dann kann es l Dir gleichgültig sein. Oder sie ist bei Bewußtsein — und dann 1 erwartet sie mich. — Nun aber," fnhr er fort und stand auf ! und trat zu mir. — „nun aber will ich hinausgchn. Laß mich rufeu, weun es Zeit ist. Ein andermal will ich Tir davon i erzählen, beut' tanu ich's nicht, wie einfach es auch sein mag. ! Also — auf Wiedersehen!" Und sich ruhig abwendend, ging er aus der Thür. Ich machte keine Miene, ihn zurückzuhalten. ! Einerseits wußt' ich, daß es umsonst gewescu; andererseits ! wünscht' ich gleichfalls allein zu fein uud nachzudenken. Es ward nur nicht viel darans: was ich soeben erlebt, beherrschte jedes Gefühl und alle Gedanken. Und dazu hörte ich Paul's Schritt fort und fort über meinem Kopf. Gegen zehn Uhr brach ich auf, und der Freund begleitete mich. Der alte Tiener, der uns öffnete, schrak bei Paul's Anblick zusammen, ließ uns jedoch ohne Einwendung Passiren, und dann begegneten wir Niemand mehr in dem todtcnstill en Hause. Er giug mir voran, als sei er hundert Mal diesen Weg gewandelt, er öffnete die Thür und durchmaß das Wohn -z'nnmer, trat in's Echlafgemach und an das Bett — so ruhig, ja so kalt, als mache er den attergewühnlichstcn täglichen Wen> Und dann stand er vor dem Lager und schaute auf die jetzt heftig phantasircnde Kranke hinab, festen, starren Blicks: er faßte leise ihre heiße Hand und bengte sich zu ihrem glühenden Gesicht — sie'sah ihn an, aber sie erkannte ihn nicht; sie wandte die Augen wieder von ihm ab und redete in den gewöhnlichen hastigen, abgebrochenen Tönen: „Uns trennt das doch nicht, Paul! Sei Tu nur ruhig, Lieber! ^- Ich bin Tein — weißt Du!" — Er legte die Hand auf das Bett znrück uud richtete sich mit heftigem Kopfschütteln auf, und die dunklen Augen standen ihm voll Thränen. Aber es war nur cm Moment; dann beugte er sich wieder hinab nnd schallte sie unverwandt an. Und als fühle sie seine Nähe und als spüre sie diesen treuen, innigen Blick, so sah sie ihn eine Weile stetig an, ward ruhiger, murmelte: „Das ist gut — o so. gut! Ich habe Dich so sehr lieb'." — Und langsam senkten sich die müden Lider, und — sie schlief. ^ Wir gingen in'Z Wohnzimmer zurück, begleitet von der ! Tienerin, der ich meine Instructioncn für die Nacht gab. Dann j trat Panl zu ihr. „Sie heißen Thcrese?" fragte er. — Sie ! hatte bisher keine Art von Verwunderung oder Bestürzung über ! sein Auftreten verrathen und versetzte auch jetzt einfach und ^ ruhig: „Ja." — „Sie kennen mich?" — „Ja, Herr Lieu- z tenant." — „Durch wen?" — „Ursula hat mir kurz vor ihrem Tode von Ihnen und unserer Eomtcß erzählt." — „Es ist gut, mein Kind. So wissen Sie, daß ich ein Recht habe, hierher zu kommen. Wenn man im Hause davou redet, fo sagcu sie nur, daß ich dagewesen nnd wieder kommen werd?. — Gutt behüte Sie! — Komm' , Gustav." Und mit derselben Ruhe wancte er sich ab und ging vor mir durch'Z Haus und auf die Straße zurück. „Wie findest Du sie?" fragte er nach einigen Schritten. — Ich zuckte die Achfcln. „Wir muffen immer noch hoffen," versetzte ich: und nach einer Weile — denn sein gänzliches > Schweigen peinigte mich — sagte ich leise: „Ihr habt Euch ^ wobl nicht häufig gesprochen?" — Sein Blick streifte mich mit einem seltsamen Ausdruck, dann, uacb einigen wcitern Schritten, cntgegncte er mit klangloser Stimme: „Gesprochen? Es sind über zehn Jahre, daß ich ihre Hand zum letzten Mal in der meinen hielt." — Ich schaute ihn bestürzt an: — er ging ruhig mir zur Seite, uud nach eiuer Pause meinte er: „Wenn's ^ Dich nicht nach Hause treibt, so laß uns noch ein wenig gch^. '^ Die Luft thut wohl." (Fortsetzung folgt.) ! Ueber weidliche Geistesbildung. ! Von einer Dame aus Laibach. ! (Schluß) - ^ ^ Man klagt so vft über die Genußsucht, die Eitelkeit und ^ den steigenden Luxus des weiblichen Geschlechtes und leitet hi?r^ ! aus mit Recht viele Uebel ab, an deuen unsere Gesellschaft ! lraNkt: aber man vergißt, daß das Weib auch der geistigen i Nahruug des Iuteresses bedarf. Der oberflächliche, unent- > ! wickelte Verstand besitzt nicht die Fähigkeit, sich am Schönen' j > und Gediegenen zu erfreueu: er versinkt mehr und mehr ^ ! die Alltäglichkeit uud den eitlen Tand, daher sehen wir an l tausend Beispielen, daß die obgenannten Fehler gerade dort am ! häufigsteu siud, wo die Bildung am geringsten ist. ! Oeffnet ihnen die Quellcu reinerer Freuden: lasset sie uüt' ! genießen an eurem besten, heiligsten Gut, und sie werden sich ! abwenden von der Schalheit ihres jetzigen Treibens! ! Es versteht sich natürlich von selbst, daß die Bildung d?H Herzens mit der. des Verstandes Hand in Hand gehen müsse. ! Letztere für sich allein ließe die Frau aus ihrer natürlichen ! Sphäre heraustreten und würde sie unwciblich machen: doch ! meine man auch nicht durch die erstere allein zu dem gewünschten ! Resultat z^u gelangen. Es tann allerdings eine Frau von hoher ! .hcrzenögüte auch bei beschränkter Vcrstandesbildung beglückend in ihrem Berufe wirken: allem sie entbehrt alles innern Haltes, i sie tann dci schwierigen Lagen leicht ins Schwanken lonmen ' und roird nur selten Früchte ihres guten Willens sehen. Tic sittliche Würde wird nur dann cin wirtlich unverlierbarer Besitz ^ werden, und jedem gefährlichen Einflüsse von Außen wider- < stehen, wenn die sittliche, die gemüthliche und intellektuelle Bil- > düng sich gegenseitig durchdringen, tragen und fördern. Oder ! sollte die Frau, die in der Erkcuntniß äußerer Dinge geübt ist, nicht auch ihre Pflichten erkennen tonnen? Wird der Schatz der Wahrheit, den sie in sich aufgenommen, ohne Einfluß auf ihr Gemüth bleiben? Schon die Anstrengung, mit welcher das Streben nach Erkenntnis; verbunden ist, wirkt vorthcilhaft auf die sittliche Entwicklung. Sie mus; hauptsächlich in einem Alter geschehen, wo die junge Seele sich vou den ganz lindlichen Anschauungen befreit uud zu höhcrem Bewußtsein gelangt. Es ist dieß die Uebergangsepoche vom Kinde znr Jungfrau. So wie die schwellende Knospe im Augenblicke, da ihr die holde Blüthe entquellen soll, der größten- Sorgfalt des Gärtners bedarf, auf daß kein zerstörender Einfluß seine schönste Hoffnung ucrnickte i ebenso erfordert das aufblühende Mädchen da die größte Aufmertfamtcit. Alle Kräfte sind am thätigsten: ! die Leidenschaften erwachen und dem Charakter wird gewöhnlich die Richtung für'Z Leben gegeben. Wie trefflich bereitet da die Uebung in der Selbstbeherrschung und Ausdauer, ohne die sich tein geistiges Streben denken läßt, zu den künftigen Pflichten vor. Die geistige Beschäftigung bewahrt auch am besten die allzu rege Phantasie vor Ausschreitungen, vertieft das Gemüth, hütet die Unschuld des Herzens und gibt der jugendlichen Mädckengestalt jenen holden Ernst, der sich so gut nüt kindlicher Fröhlichkeit eint. „Unsere Töchter lernen ja schon so vielerlei," wird man mir einwenden, „wie kommt es, daß wir von den angeführten Vortheilen der Bildung so. wenig wahrnehmen, ja daß ganz einfache und ungebildete Mädchen meist besser ihre häuslichen Pflichten erfüllen, als unsere hochgebildeten Fräulein." Das kommt cinfaä) daher, daß die wenigsten Menschen den richtigen Begriff von weiblicher Bildung haben und ihren wahren Zweck erkennen. Eine fremde Sprache zu plaudern wird bei uns als Hauptmerkmal der Bildung augesehen: wie jedoch die Tochter die Muttersprache spricht und ob sie ihr Tcnten und Fühlen klar und schön darin ausdrücken tann, wird wenig berücksichtigt. Eine ebenso uuerläßliche Bedingung, um als gebildete ^.cnne zu gelten, ist, eine Musitpi«ce vortragen zu können. Wie sehr die Pstcge der Kunst, als der Darstellung des Ideals im ,^eben, für Frauen anpassend ist, so kann doch eine, so allgemeine Uebung derselben von wenig oder gar nicht Befähigten, zu nichts Gutem führen. Auch bei ibr gilt der Tal;: „Viele sind berufen, aber Wenige auserwählt." Nur den Geweihten gewährt sie Befriedigung und entschädigt ihn für die, der tcchnifchen Fertigkeit gewidmeten Zeit und Mühe. Ter weit größere Theil der Menschen ist seiner B cfähigung nach nur., zum Mitgenusse, zur Empfänglichkeit für die Kunst, nicht zur Ausübung derselben estiünn:. D,:, wo da? T.^e:U nich; wirklich j besteht, sondern nur von Außen angebildet wird, schadet man der Kunst selbst und der gcsammten Bildung. Nicht in einzelnen Fertigkeiten und Talenten besteht die Bildung; sie erfordert die harmonische Entwicklung aller Seelen-lräfte: sie ist daher reiu formeller Natur: sie beschränkt sich nicht auf Ergründung eines Faches, sondern verschafft Empfänglichkeit für alles Wahre, Gute und Schöne, nnd gipfelt endlich in sittlicher Gchobcnheit. Dieß allein ist bei dem weiblichen Geschlechte anzustreben. Allein davon hat man bei unserer modernen Erziehung keine Ahnung. Unsere Mädchen sollen mit ihrem Wissen, ihren Talenten glänzen: die Mutter muß mit Stolz sagen tonnen: „Meine Tochter spricht französisch, spielt Klavier, singt x. und darum legt man das Hauptgewicht auf Sprachen und Mufit, weil dieß am leichtesten znr Selbstuerherrlichung dienen lann; mit gründlichem Wissen und klarem Denken in der Muttersprache läßt sich wenig prunken. Andere suchen in höherer Bildung nur cinen Erwcrbszweig: wie recht nno löblich cc-auch sei, wenn ein Mädchen sich eine selbstständigc Stellung im Leben zu geben sucht, so ist es doch bedauerlich, daß sic dieß zum alleinigen Zweck ihres Strebcns macht, und sich daher nur an Zweigen hält, die am leichtesten blenden und imponiren. Möchten sie Alle nur begreifen, daß in der Bildung selbst der höchste Lohn und Werth liege! Möchten sic einschen lernen, daß das Weib vor Allem um seiucr selbst willen gebildet werden müsse, zu seiner eigenen Befriedigung, zu seinem cigcncn Glücke? Denn die wahre Bildung wird ihr Trost und Hall gewähren ! in allen Bedrängnissen, wird sic nicht untersinken lassen in der ! Kleinlichkeit dos alltäglichen Lebens, wird sie hinweg führen ! über alle Klippcu der Eitelkeit! , Man lasse unsere Töchter ihre Talente üdcn, lchre sie ! fremde Sprachen, aber man nehme das nicht als Maßslav ihrer Bildung. Nicht was von Außen angelernt, sondern was vom Innern entwickelt wird, bildet wahrhaft. Es läßt sich r«l>t ! gut ciue gebildete Fran denken, die weder französisch spricht, ! noch Musik übt, allein diese Fertigkeiten werden ine dcn Ab-! gang wahrer Bildung ersehen, im Gegentheile werden sie ^ manches Mädchen selbst zu den einfachsten häuslichen Pflichten. ! untauglich machen, weil sic uur die Eitelkeit nähren, um Ansprüchen erfüllen und Gcringschälmng der Berufspflichtt'n hervorrufen. Daher stammen die Vorurtheile mancher Männer gegen die weibliche Nildung, darum eifern sie so heftig gegen dieselbe und weifen die Frauen und Töchter stets zur Nadel und in die Küche. Jedoch sie sollten bedenken, daß es nur ihr Trugbild ist, das solche Nachtheile briugt. Die wahre Bildung, in ocr sich Tüchtigkeit der Gesinnung mit Klarheit des Gciftcö vereinen muß, befähigt dac- Weib, in welcher Lage sie auch sei, ^ ihre Pflichten in ihrer ganzen Bedeutsamkeit zu ersassen und in > der Erfüllung derselben ihre Befriedigung zu finden. Auch > fürchte man uickt anspruchsvolle, gelehrte Frauen zu erziehen: ^ das echte Wissen macht bescheiden: wessen Aua.cn aus das uncr-^ meßlichc Reich der Wissenschaft und Kunst geöffnet sind, dcr, ^ wird wohl seiner eigenen Schwäche bewußt werden. Uebrigens kommt cs auf ein geringeres und größeres Maß der Kenntnisse nicht an, sondern was cs aus dem Weibe gemackt hat, d. h. wie viel cs zur Entwicklung des Geistes und zur Veredlung des Charakters beigetragen hat. Gediegene Kenntnisse mit einfachem, natürlichem und liebens-wurdigcm Charakter verbinden, wäre das Wünfchenswerthestc für eine Frau. Wollten nur alle Eltern den einzigen Endzweck aller mensch- ^ lichcn Bildung — die sittliche Veredlung — im Auge behalten ^ und bei der Erziehung der Töchter anstreben, cs sähe bald ! besser um unsere Gesellschaft aus, denn das wahrhaft edle i Weib ist stets Werkzeug und Triebfeder eines höhern moralischen ! Ausschwungs. Allein dazu müßten sie weniger für das Aeußere ! und mehr für das Innere ihrer Töchter sorgen, weniger eitel anf sie sein und sie mebr lieben — weniger ihren Glanz ! und mehr ihr Glück suchen! .....6.....i... ! Pas Kameel. i Es ist bekannt, wie nützlicb nicht nnr, sondern wie unent-dchrlich sogar das Kameel dem Morgenländer von Alters her gewesen ist, daher auch schon im Buche Hiob si, ?,; 42, 12) bei, Aufzählung der Reichthümer jenes Mannes und seiner Kinder ! die Zal'l der Kameele auödrücklich angegeben wird. Außer der ' diesem Thiere eigenthümlichen verständigen Klugheit besitzt das- ! selbe noch andere, nicht minder bemerteuswerthe Eigenschaften. ^ Von frühester Jugend daran gewöhnt, der Stimme oder dem ! bloßen Winke seines Führers zu gehorchen, ist cs, trotz seiner ^ Größe und überlegenen Körperkraft, eines der geduldigsten, > sanftesten und lenksamsten Thiere, die cs gibt. Wird es mit , Güte behandelt, so zeigt es in hohem Grade Anhänglichkeit und ^ Treue gegen seinen Wohlthäter und ist dabei bis in's Unglaubliche genügsam. Willig kniet es auf ein gegebenes Zeichen nieder, läßt sich die schwersten Lasten aufbürden, die es sodann viele Meilen weit trägt, immer im gleichmäßigen Schritt nach dem Tatte des an seinem Halse hängenden Glöckchens seinem > Gebieter bedächtig nachfolgend. Wenn es aber muthwillig gc- i reizt oder mit ungerechter Härte behandelt wird, gcräth es in i Zorn und kann dann so gefährlich werden, wie ein reißendes ! Thier: es ist unversöhnlich und vergißt seinen Beleidiger selten, l wie lange Zeit auch darüber hingehen mag. , Schon häufig ist , cs vorgekommen, daß ein Kamcel Jemandem, der ihm Ucblcs gethan, wenn sich nachher eine Gelegenheit dazu fand, mit ciucm Viß den Arm zermalmt oder ihn zu Boden geworfen und dann zu Tode gestampft hat. Im dritten Bande des Buches „Altes und Neues aus den Ländern des Ostens, von Oncmandcr" (Hamburg, 1800), wird ein solcher Fall erzählt, der sich wäbrend der Anwesenheit des Vf.'s in Kutayah in Kleinasien zugetragen batte, und welcher zngleich anf die Urfitten der dort nomadisch hausenden Turkomanen ein eigenthümliches Licht wirft. Es war nämlich in Kutayah eine Karavcme von Turkomanen eingekehrt, die, sobald der Tag sich geneigt hatte, der Landeösitte gemäß ihre schwarzen Zelte aufschlugen, wo sie kochen, schlafen und, von ihren nicdertaucrnden Lastthicren nm-gcbcn, ausruhen, bis sie am nächsten Morgen ihre oft lange Wanderung wieder antreten. Unter den Karavnncnreisenden war ein Mann, der sich vor einem seiner Kamecle fürchtete, 1 ^ weil er cs wahrscheinlich durch harte Behandlung gegen sich anf-gebracht hatte, und welches.er als ein „böses" bezeichnete. Er ' band daher, ehe er sich selbst dem Schlafe überließ, jedesmal ^ mit Hilfe seiner Gefährten dem „böfcn" Thiere die Beine so zusammen, daß, wenn es einmal lag, cs von selbst nicht wieder aufstehen konnte. Trotzdem gelang es ihm in einer Nacht, seine Bande auf irgend eine Weise zu lösen, uud nachdem dieß geschehen, schlich es sich nach dem Lager seines Führers, knieete auf ihn nieder und zcrarbeitcte ihn so arg mit den Zähnen, daß er in Folge dessen starb, wiewohl seine Gefährten, die über dem Lärm erwacht waren, hinznranntcn und ihn zu retten suchten. Nie sich uachhcr ergab, hatte das Kamccl bei Ausübung seiner Rache keinen geringen Grad von Schlauheit bewiesen, indem cs, der Witterung folgend, zuerst an den Ort geschlichen war, wo ein seinein verhaßten Herrn gehöriger Burnus lag, den es umkehrte und schüttelte, uud dann, wie es ihn darunter nicht gefunden, weiterging und suchte, bis es ihn gefunden und seinen Rachedurst gekühlt hatte. Nach vollbrachter That ließ es sich wieder ganz ruhig binden, ohne das ahnen zu können, was ihm der nächste Morgen bringen werde. Tcnn ,da traten alle anwesenden Karavanenführcr zusammen und hielten über das Kameel ein förmliches Gericht. Es ward natürlich für schuldig erkannt, zur Sühue des an seinem Herrn verübten Mordes an die Stelle geführt, wo derfelbc begangen worden war, und dort niedergestochen, so daß sein Blut gerade die Stelle des Erdbodens tränkte, die noch die. Flecken des durch das Kamccl vergossenen Blutes seines Herrn an sich trug. Es gibt zwei Arten von Kamcelen, deren eine, etwas kleiner und dicker, nur zum Lasttragcn, die andere dagegen länger, schlanker und magerer, nnr zum Reiten gebraucht wird. Von den letzteren führen die Araber wieder vier Gattungen auf. Tie geringste davon ist diejenige, welche drei Tagereisen (24 Wcgestunden) in einem Tage ausführt! die zweite, welche fünf dergleichen; die dritte, welche sieben, und die vierte, welche zehn Tagereisen in einein Tage macht. Tiefe letzte Gattung findet sich fast nur bei den großen Beduinen - Scheichs und bei dem Pascha von Acgnptcn. Mchemcd-Ali ritt auf einen» Kamcele der letzten Gattung öfter von Cairo nach Alerandricn in einem Tage und in drei Tagen nach Mcdina. Tabci hatte er stets -einen Läufer vor fich, und einen andern neben sich, welcher ihm unterwegs die Wasserpfeife (Nargile) stopfen und auzünden, auch, indem cr sich an dcm Schweife des Kamccls festhielt, die Flasche tragen mußte. Außerdem hatten die Läufer auch noch die LebcnMittcl für Mehcmcd-Ali auf sich zu nehmen. Im Allgemeinen kann ein Kameel drei Tage lang unausgesetzt, ohne irgendwelche Nahrung zu sich zu nehmen und ohne zu saufen, fortlaufen; aber eine längere Zeit vermag es diese Entbehrungen uicbt auszuhalteu. Literatur. „Einst und Jetzt," von Carl Ncichart, Abbildungen von Städten und Ortschaften, Burgen, Schlössern, Kirchen, Klöstern, Ruinen und monumentalen Bauten der Steicrmark. In Heften von C», auf das forgfältigste gearbeiteter Lithographien; jedem Hefte liegt ein Blatt mit ll photographischen Ab-bildnngen nach Kupferstichen ans Vischer's Topographie (1681) bei. Ter geschichtliche Tcrt ist von Eugen Spork. Von diesem schönen, bis nun trefflich ausgeführten Unternehmen liegen bis jetzt 11 Hefte vor, das 12. erscheint demnächst. Preis 1 st. öst. W/ 1'. v. II. Vcrmttwortlichcr Rcdactcur I. v. Kleinnlayr. — Trnck und Vcrla-g vcn Ign. v. itlcinmayv i5 F. Vamberg in Laibach.