LMchn Tagblatt. Redaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15 Nr. 196. Pränumerationspreise: Kür Laibach: Ganzj. fl. 8-40; Zustellung inS HauS vrtlj. 25 kr. Mit der Post: Ganzjähr. fl. 12. InsertionSpreife: Ein- Mittwoch,27.August 1879. — Morgen: Augustin. 12.Jahltg. z Die Komödie national-klerikaler Irrungen. So beiläufig könnte der zusammenfassende Titel jener national-klerikalen Haupt- und Staatsactionen lauten, welche, unter der Gluthitze der Huudstage in Szene gesetzt, die Welt mit einer wahren Siindflut politischer Wünsche überschwemmen. Denn alle diese Kundgebungen gehen ja doch nur aus dem Fundamentalirrthum hervor, daß ein conservatives Kabinet deshalb, weil es mit den Polen und Czechen pactiert, auch Sinn und Verständnis für die Wünsche der Großslo-venen haben könne. Denn so abgeblaßt und fadenscheinig auch das Staatsrecht der Czechen und die Idee des polnischen Nationalstaates erscheinen mag, so begegnen wir doch hier wie dort gewissen politischen Traditionen und geschichtlichen Remi-niscenzen, welche sich wenigstens zur Noth mit einem conservaiiven Regiernngssisteme vereinbaren lassen. Jenes Großslovenien aber, wie es in den Köpfen der national-klerikalen Führer spukt, ist etwas völlig Neues, das nicht auf dem Wege der Conserviernng oder Erneuerung althergebrachter Verhältnisse, sondern eben nur auf dem Wege einer gründlichen Umwälzung auf dem Gebiete der Verwaltung und der gefammten staatsrechtlichen Ueuetlieferungen hergestellt werden könnte. Offenbar hat man im klerikal-nationalen Laaer gar nicht daran gedacht, daß ein Ministerium Taaffe dem Grundsätze des Conservativismus völlig untreu werden müßte, wenn es den großsloveni-schen Wünschen Gehör schenken wollte. Allerdings war man von national-klerikaler Seite so klug, das Verlangen nach einer alle von Slovenen bewohnten "Gebiete umfassenden Verwaltungsprovinz vorläufig in den Hintergrund treten zu lassen. Weil ein „Slovenien" im Sinne der Herren Bleiweis, Vosnjak nnd Klun vorläufig unmöglich war, würde man sich vorläufig mit der Slovenisieruug aller Schulen, aller Verkehrsanstalten und mit der Creieruug eines großslovenischen Oberlandesgerichtes begnügen. Man ging dabei von der berechtigten Voraussetzung aus, daß so tief greifende Reformen im nationalen Sinne auch auf das Gebiet der politischen Verwaltung mächtig zurückwirken müßten, und daß dieselben daher nur als Uebergangsstadium zur Neuschaffung eines Her-zogthnms Großslovenien gelten könnten. Aber gerade deshalb ist es sehr natürlich, daß ein conservatives Ministerium den oben ausgesprochenen Wünschen selbst dann kühl bis ans Herz hinan gegenüberstehen muß, wenn dieselben von Hohenwart, Margheri und Schneid befürwortet werden. Hätten die Wortführer der national - klerikalen Partei diesem ganz naturgemäßen Verhältnisse genügend Rechnung getragen, so würden sie auch begriffen haben, daß die mit der Regierung in Verbindung stehenden Organe den Forderungen der Slovenen gegenüber nur eine ablehnende Haltung einnehmen konnten. Anstatt dessen hielt man sich in unbegreiflicher Kurzsichtigkeit für ein Element der neuen Regierungspartei und war daher sehr indigniert, in den Spalten der Regierungspresse auf Bemerkungen zu stoßen, welche alles andere, nur keine Erfüllung der nationalen Wünsche in Aussicht stellten. Sollen wir noch erwähnen, daß letztere in direktem Widerspruche mit dem von der Regierung ausgegebenen Parole „Versöhnung der nationalen und politischen Parteien" stehen? Wir haben zwar von ossiciösen Versicherungen keinen absonderlichen Respekt und sind auch, wie bekannt, der unmaßgeblichen Meinung, daß die vom Ministerium Taaffe befolgte Politik das oben ausgesprochene Ziel schwerlich erreichen wird. Aber das konnte man unschwer einsehen, daß ein Kabinet, welches sich solche Ziele setzte, unmöglich die Haud zu Reformei bieten darf, welche auf einen Vernichtungskampf gegen das Deutschthum hinauslaufen. Wenn nun daher alle feit Beginn der neuen Aera vom Stapel gelassenen Petitionen der National-Klerikalen re* fultatlos bleiben, so haben letztere durchaus nicht das Recht, sich darüber zu beklagen, daß sie von der Regierung getäuscht wurden. Sie selbst haben sich getäuscht,' wenn sie von einem konservativen Sistem, welches die Versöhnung als seine Losung proclamierte, die Unterstützung einer den Parteihaber schürenden Umsturzpolitik erwarteten. Wir wissen, daß der verfassungstreue Liberalismus vom neuen Ministerium nichts zu erwarten hat* aber ebensowenig befürchten wir, daß ein Ministerium Taaffe den Grund für das Herzogthum Großslovenien legen wird. Die serbische Ministerkrisis. Es liegt in der Natur der Sache, daß jene Staaten im Norden der Balkan-Halbinsel und an der unteren Donau, welche erst im Verlaufe der letzten Jahre nnd unter theilweiser Zuhilfenahme der Revolution einer selbständigen äußeren Organisation entgegengeführt wurden, ihre innere Entwicklung nicht so ruhig abwarten können, wie solche Staaten, bei denen es sich eben nur um den Weiterbau auf altbewährten Grundlagen handelt. Die äußeren Einflüsse, unter welchen die Befreiung der ehemals türkischen Provinzen erfolgte und welche diesem Werke fördernd zur Seite standen, müssen sich auch im inneren Stciatsleben bemerkbar machen und können hier um so eher Reibungen und Krisen hervorrnfen, als die Ziele, welche einerseits Rußland, andererseits die übrigen Mächte bei dieser Befreiung verfolgten-, sehr verschiedenartiger Natur unb Richtung sind. Während es Rußland lediglich darum zu thim war, Feuilleton. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. K l i n ck. (Fortsetzung.) Wenige Augenblicke später rollte der Wagen durch beit strömenden Regen dahin. Der Kutscher trieb bie beiben prächtigen Pserbe noch mehr an, unb bie Thiere schienen kaum mit ihren Husen das Pflaster zu berühren, als belästige sie das leichte Gefährt auch nicht im minbeften. Es galt ja, eine neue Unthat auszuführen. Der Graf hatte sich tief in bie weichen Polster zurückgelehnt; bie Stirn in büstere Falten gelegt, starrte er vor sich nieber. „Sie muß mir helfen, sie muß Rath schaffen — sie hat ja einen ersinberischen Kopf," murmelte er. „Wenn ihre Schlauheit zu Enbe ist, so ist es bie meine ganz gewiß auch, unb Gewalt? — Bah, Gewalt kann mir nichts nützen; bas Mäb-chen ist klug genug, ihr Geheimnis nicht zu ver-tathen, außerdem hat sie zu viele Freunde. Wie man nur jemals einen so rasenben Streich begehen konnte." Oben in bent reizenben Bouboir, bas einst Helene Streitmann, freilich nicht mit so vieler Pracht unb Reichthum ausgestattet, bewohnt hatte, saß Abele, die schöne Geliebte bes alternben, ober jetzt vielmehr alten Grafen Horn. Sie ruhte in einem buntbemalten Schaukelstuhl, welcher bie Erfinbung irgend eines Handwerkers war, der damit hatte Aufsehen machen wollen. Das Ding sah keineswegs schön aus, aber er war bequem unb Fräulein Abele hatte ihn sich gewünscht, Grünbe genug, ihn sofort an biesen Platz schaffen zu lassen! Einer ber neuesten französischen Romane lag vor ihr, aber selbst bieses Machwerk schien bie Dame nicht zu interessieren, gähnenb unb gelangweilt starrte sie zum Fenster hinaus in bie blaue Luft. Auch Fräulein Meinholb, bie noch immer ihre Stelle als Gefellschafterin und Haushälterin in einer Person entnahm, wurde nicht mit der Aufmerksamkeit ihrer Gebieterin beehrt. Das Bouboir ber Dame war in der That der Bewunderung werth. Eine dunkelblaue Sammettapete bedeckte die Wände, schwere Seidenvor-hänge von bcrselben Farbe hingen vor ben Fenstern unb Thüren, geschnitzte Meubles mit weichen Polstern zeigten Geschmack unb vor allen Dingen einen ausgebilbeten Sinn für Behaglichkeit. Außer« bem befanben sich zahllose Kleinigkeiten in bem reizenben Gemache, bereu Vermehrung bie Bewohnerin sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien. Stickereien in allen möglichen Farben waren angebracht, unb zwar mit so viel Geschmack, daß man keine Ueberlabung bemerkte. „0 mon Dieu, ma ch6re Meinholb, welch' ein horribler Tag!" rief Fräulein Abele aus, ba sie es sehr liebte, französische Worte in ihre Rebe zu verflechten. „Ich weiß m ber That nicht, wie mau biefen Tag beettben foll; man muß allen Ernstes baran benkeit, wie man sich Zerstreuung verschafft. Seit ber pauvre Georg von seiner Gicht geplagt ist unb seine Eifersucht mir nicht mehr ben Besuch bes Theaters gestattet, seit ber Zeit ist bies Leben nicht mehr zum Aushalten. Ich werbe ihm sagen, baß seine Geschenke und Aufmerksamkeiten mich nicht für meine verlorene Freiheit entschädigen können. Schade," fügte sie achfelzuckend hinzu, „daß der Mann fo früh gealtert ist, meinen Sie nicht auch, ma eliäre?“ „Ich finde gerade nicht, daß der Herr Graf alt geworden ist," entgegnete Fräulein Meinholb. Die Dame schien überhaupt einen fonberbaren Begriff vom Alter zu haben, beim auch sich selbst, bereu Gesicht mittlerweile bie Färbung eines zn- in den frei gewordenen Doirauproviuzen Etappen-1 statione» für den Marsch nach Konstantinopel zu gewinnen, muß den europäischen Mächten darum zu thun sein, jenen Jnsurrectionen ein Ende zu machen, welche als ewige Gefahr für den Frieden Enropa's insbesondere die Ruhe des benachbarten österreichischen KaiserstaateS in bedenklicher Weife gefährden. Während Rußland ein Interesse daran hat. daß in den staatlichen Neugebilden die Gährungs-elemente stets wirksam bleiben, um sich derselben je nach Bedarf als Grund zu neuen Einmischungen -edienen zu können, liegt für Oesterreich das Bedürfnis vor, daß in den benachbarten Provinzen Ruhe und Ordnung an die Stelle jener Bewegung trete, welche schon deshalb, weil sie sich auf nationale Motive stützt, auch in seiner vielsprachigen Bevölkerung eine gewisse Erregung hervorzubringen im stunde ist. Während Rußland fein Hauptaugenmerk auf die Unterstützung der Actionsparteien verlegt, müssen die übrigen Mächte im Interesse des Friedens ihre Hoffnung auf die verständigeren Elemente der neuen Staaten setzen, welche in ruhiger Beurtheilung der Situation die Befestigung und Erhaltung des Erworbenen als das alleinige Ziel ihrer politischen Thätigkeit betrachten. Dennoch würde sich Rußland bei diesem Widerstreit der Endziele im Vortheile befinden, wenn es nicht durch ein allzu offenes Hervorkehreu feiner Bevormundungsgelüste das Souveränetätsbewußtseiu der betreffenden Höfe verletzen würde. Thatsache ist, daß sowol in Rumänien wie in Serbien die Repräsentanten der Krone den russischen Bestrebungen keine Sympathien entgegenbringen können. Was speciell Serbien anbelangt, so hatte Fürst Milan der im russischen Interesse arbeitenden Partei zwar die Führung des Staatsruders überlassen, so lange es sich darum handelte, die Protection des Zarenstaates für den Unabhängigkeitskrieg zu gewinnen. Mer der Stein des Ministeriums Ristiö war im Niedergänge, als sämmtliche Machte Enropa's die Erledigung der betreffenden Frage in die Hern* nähmen. Dadurch war die Behauptung der Panr slnuiften, daß Rußland allein die Befreiung der Slaven auf der Balkan-Halbinsel durchzuführen im staube sei, gegenstandslos gemacht,, während Rußland seinerseits demwch keinen Anstand nehmen, (Bivbien als einen zur dankbaren Unterwürfigkeit tieipflichteten Vasallen zu behandeln. In demselben Grade, als aber die Entfremdung zwischen dem Belgrader und dem Petersburger Hofe zur Geltung kam, mußten auch die jedem Anschlüsse an Oesterreich perhorrescierenden Bestrebungen des Ministeriums Ristit an Wirksamkeit sammengeschrumpften Apfels angenommen hatte, rechnete sie noch keineswegs zu den Aeiteren, geschweige denn zu den Alten. „Das finden Sie nicht?" fragte Fräulein Adele, verwundert in die Hände schlagend. „Nun, dann möchte ich aber wissen, wo Sie Ihre Angen haben! Dies kommt wol daher, weil Sie den Grafen von Jugend auf gekannt haben.“ Fräulein Meinhold verstand den Sinn dieser Worte vollkommen, aber sie war einesteils zu schlau, sich um solche Auslassungen zu kümmern, anderntheils zu sehr an dieselben gewöhnt, um sie sich weiter zu notieren. Sie hatte nur ein Jn-tewffe, das für den Grafen, ihren Versorger, auf* Massen. Einst hatte die Gesellschafterin geschworen, den Grafen Horn bis in den Tod zu hassen und zu verfolgen, aber sie war ohne Aussichten für die Zukunft, selbst um ihre Bildung war es schlecht bestellt, und so zog sie es vor, lieber zu bleiben und auf diese Weise ihre Existenz zu sichern. „Sie mögen recht haben, gnädiges Fräulein, ich fvtme den Grafen schon seit mehr als dreißig Jahren, und eben darum bewundere ich es, daß er sich noch so unmerklich verändert hat,“ ent» gegnete Fräulein Meinhold gleichgiltig, indem sie verlieren. Letztere waren insbesondere durch den Minister des Innern, Radivoj Milojkovi?, vertreten, welcher Oesterreich als den natürlichen Rivalen des russischen Einflusses in jeder Weife, wenn auch nicht feindselig, so doch mit dem offenkundigen Bestreben entgegentrat, die dem Fürstenthum Serbien durch den Berliner Vertrag aufertegten Rücksichten zu umgehen. Es ist daher leicht begreiflich, daß die Kunde von dem jüngst eingebrachten Demissionsgesuche Mi» lojkovic' eben nur als ei« Vorläufer der Beseitigung eines Kabinets angesehen wurde, welches zwar während der panslavistischeu Hochflut des Befreiungskrieges eine gewisse Berechtigung hatte, das aber »ach Abschluß des Berliner Vertrages nur um das Opfer der Sympathien der übrigen Vertragstreuen Mächte zu erhalten war. Diese Voraussicht wurde denn auch nicht getäuscht. Ristiö hat sein Mandat in die Hände des Fürsten zurückgelegt und damit einer Partei das Feld geräumt, welche in Oesterreich einen weit verläßlicheren Freund Serbiens erblickt, als in Rußland, von welchem Serbien bekanntlich schon während des Befreiungskrieges nur Demüthigungen und Zurücksetzungen erfuhr. Wir stehen nicht au, diese Frontveräiidernug als eine» Erfolg der Andrassy'schen Politik zu bezeichnen, der unter keiner Bedingung so niedrig anzuschlageu ist, wie er von den persönlichen Gegnern des trotz mancher Jrrthümer und Fehler dennoch verdienstvollen Staatsmannes hingestellt werden dürste. Allerdings hat Oesterreich keinen Grund, sich vor Serbien oder Montenegro zu fürchten; aber bei dem Umstande, als wir das Hauptgewicht unserer Orientpolitik auf die wirthfchaftliche Ausnützung der neuen Staatengestal-tung auf' der Balkan-Halbinsel verlegen müssen, kann es für uns eben nur von größtem Vortheile sein, wenn freundschaftliche Beziehungen dort angeknüpft werden, wo bisher die maßgebende pan-flavistische Strömung jeder handelspolitischen Annäherung an Oesterreich feindlich im Wege stand. Der Wahlkampf in Preußen. Die bevorstehenden Wahlen für das preußische Abgeordnetenhaus haben bereits den verschiedenen politischen Parteien Veranlassung zur Veröffentlichung von Wahlaufrufen und Wahlprogrammen gegeben. Allen voran marschierte die Centrumspartei der westlichen Provinzen, welche in ihrem Manifeste an die Wähler die „Umkehr von den Wegen des falschen Patriotismus auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens" auf ihre Fahne schreibt. Wie die „Kölnische Zeitung“ dazu ganz richtig bemerkt, ist mit solchen Allgemeinheiten nichts anzu-sangen, und liegt es im wohlverstandenen Interesse ihr Strickzeug auf ihren Knieeu glatt legte. „Aber finden Sie denn feinen Gefallen an den neuen Büchern, die Ihnen der Herr Graf geschickt hat? Ich denke, es wäre augenblicklich so eine Zeit, um sie ausznpacken und einmal nachzusehen. Soll ich das Packet herholen?“ „Ganz, wie Sie wollen, ma chere,“ sagte Fräulein Adele gähnend. „Dieser Roman der George Sand ist in der That zu langweilig, können Sie sich etwas Abgeschmackteres denken, 'als daß die Lukrezia Floriaui, Mutter einer ganzen Reihe von Kindern, von einem zwanzigjährigen Jüngling so lange angebetet wird, bis er vor lauter Siebe stirbt? Ich hoffe, Mademoiselle Meinhold, Sie haben die Güte, mir solche Bücher nicht wieder unter die Augen zu bringen, denn sie langweilen und ärgern mich zu Tode.“ Und die erzürnte Schone schleuderte das Buch weit von sich in eine entfernte Ecke des Zimmers. „Da mag es liegen, und nun geschwind, Fräulein Meinholv, holen Sie das erwähnte Packet.“ Fräulein Meinhold hob zunächst das verachtete Buch auf und nahm es mit hinaus. Wenige Augenblicke kehrte sie mit einem umfangreichen Packet zurück. der liberalen Parteien, durch eine klare Formulierung ihrer Anschauungen betreffs der brennendsten Tagessragen dem Vorwurfe auszuweichen, daß sie gleich den Klerikalen die Wählerschaft nur durch Phrasen zu ködern suche. Dieser sehr zeitgemäßen Forderung sind denn auch die National-Liberalen Hannovers nachgekom-men. Ihr von Miguel und Genossen ausgearbeiteter Wahlaufruf umgeht die Parole „für oder wider Bismarck", ebenso wie auch das Schlagwort der „Provinzial-Korrespondenz" : „Für oder wider den Zolltarif". Indem er sich durchaus an die sachlichen, dem nächsten Landtage zufallenden Auf» gaben hält, erörtert er die Stellung der Partei zu denselben und begnügt sich, die Verschiedenheit der Ansichten über die Richtung und die Einzelheiten der neuen Zoll- und Finanzpolitik des deutschen Reiches zu constatieren. In einer der wirthschaftlichen Hauptfragen Preußens, jener des Ankaufes der Privatbahnen, erklären die National-Liberalen sich prinzipiell mit der Regierung einverstanden, zu der sie ihr Verhältnis im allgemeinen dahin präcisieren. daß die national-liberale Partei in völliger Unabhängigkeit alle einzelnen Maßnahmen der Staatsregierung prüfen und dieselben nach ihrem inner» Werthe sachlich beurtheilen werde. Weder kalt noch warm ist der Wahlaufruf der Freiconservativen in Preußen, welcher erklärt, daß die Partei der Verlängerung der Wahl- und Etatsperioden zustimme, jedoch auf einer alljährlichen Zusammenberufung des Reichs- und des Landtages beharren werde. Da die Freiconservativen zwischen den Liberalen einerseits und dem Centrum andererseits, welche sich ungefähr Die Wagfchale halten, den Ausschlag geben, so ist diese Erklärung für den Verlauf der Dinge voraussichtlich von großer Bedeutung. Angesichts der Wahle» ist die Statistik nicht ohne Interesse, welche die „National-Zeitung" von dem verflossenen Abgeordnetenhanse gibt. Dasselbe zählte 433 Mitglieder, und die einzelnen Fractionen waren folgeuvermaßen öcttrvtcn: National-Liberale 167, Centrum 89, Fortschrittspartei 02, Freicon» servative 34, Nenconservative 32, Polen 15, Alt-eonservative 8 Mitglieder; Wilde gab es 21, und erledigt waren fünf Mandate. Die konservativen Gruppen werden sich voraussichtlich im Landtag, wie bereits im Reichstag, zn einer Fractio» vereinigen. * * * Für den von unS bereits geschilderten Zwiespalt im Lager der neuen Bisinarck'schen Regierungspartei ist ein Artikel der „Post" bezeichnend, „Sie hätten das Packet draußen offnen sollen, ich mag eine solche Unordnung nicht in meinem Zimmer," sagte Fräulein Abele ärgerlich. Fräulein Meinhold hob mit einem schweren Seufzer andachtsvoll die Augen gen Simmel, doch begann sie mit einer Scheere den Bindfaden zu lösen. Sie verstand es vortrefflich, ihre zeitweilige Gebieterin zu nehmen, wie sie war. Es waren lauter prächtig gebundene Bücher, die zum Vorschein kamen, Romatte und Gedichte, das Neueste und Beste, was die Literatur in letzter Zeit hervorgebracht hatte. Aber Fräulein Adele nahm eins nach dem ändern uud warf es rniß» muthig uud verächtlich bei Seite, nachdem sie den Titel gesehen. „Ach, nun gar Gedichte — für mich Poesie, die ich der vollendete Materialismus bin!" rief die Dame lachend aus. „Nein, nein, der gute Graf hätte das wenigstens wissen fallen, so viel Scharfsinn traute ich ihm zu. Oder liegt etwa viel Poesie darin, wenn ein junges Mädchen vergibt, um ihr gutes Auskommen zu haben, sie liebe einen Greis? Ich glaube nicht. Und nun gar Romane — deutsche Romane! Nein, bitte Fräulein Meinhold, packen Sie nur getrost die ganzen Sachen und schicken Sie dieselben retour." (Fortsetzung folgt.) Welcher erklärt, die Freiconservativen würden der Regierung niemals nach Canossa folgen und nicht dulden, daß Preußen unter die Herrschaft der Junker und Pfaffen gebracht werde. * * * Zu der am 31. d. zu Linz stattfindenden Konferenz der Verfassungspartei hat auch Dr. Herbst fein Erscheinen zugesagt. Da auf dieser Versamm- lung alle Schattierungen des verfassungstreuen Lagers vertreten sein werden, so steht nur zu wünschen, daß man das Ziel einer Reorganisation des gesammten Parteilebens nicht durch das ungehörige Hervorkehren sractioneller Differenzen vereiteln wird. * * * Der Pariser „Figaro" theilt ein angeblich authentisches Gespräch mit dem Prinzen Jerome Napoleon mit. „Er glaube," soll der Prinz gesagt haben, ,,c» sei ein europäischer Conflict nahe; dann Wolle er für die „gute Sache" einstehen und den Ruf der Feigheit, in dem er unverdienterweisc stehe, widerlegen. Er hoffe, das Ende der Republik stehe bevor, und er strebe eine Einigung der Aristokratie mit dem Volke an. Er werde Frankreich nicht verlassen, sondern im Stillen arbeiten." Plon-Plon scheint also von der Voraussetzung auszugehen, daß die Regierung gntmüthig genug sein werde, „seiner stillen Arbeit" zur Unterwühlung der Republik mit ruhig itt den Schoß gelegten Händen znzusehen. Vermischtes. — Buchanan lt 11 b Andra ssy. Ein Wiener Korrespondent des „Ellenör" erzählt: „Bncha-uan, der gewesene englische Botschafter in Wien, hatte einmal, von Andrassy nach Hanse kommend, .vor einem seiner Beamten die Bemerkung hingeworfen, heute habe Andrassy ihn lange warten lassen. In seinem britischen Vollbewußtsein nahm der Beamte sich diese Bemerkung sehr zu Herzen; den englischen Botschafter warten zu lassen, das darf ihm nicht so hingehe»! Und in seinem Amtseifer setzt er sich hin und schreibt an ein englisches Blatt, Andrassy benehme sich ungebührlich gegen die fremden Botschafter und lasse selbst den englischen antichambriere». Diese Korrespondenz erscheint auch wirklich und der Beamte überbringt sie triumphierend seinem Chef in der festen Ueberzeu-guug, die Beleidigung blutig gerächt zn haben. Der unberufene Anwalt hatte aber auch diesmal keinen Dank dafür. Buchanau kanzelte seinen Beamten tüchtig herunter und widerlegte sofort in einem anderen Blatte die Anklage, welcher Widerlegung er folgende Anekdote anfügte: „Als Andrassy unfern Botschafter, nachdem er ihn habe warten lassen, empfing, redete er ihn freundschaftlich mit den Worten an: „Nicht wahr, Excelleuz, Sie sind der Botschafter Ihrer Majestät der Königin von England?"... Verwundert über diese Frage, antwortete Buchanan mit Ja. — „Sie vertreten also die Person der Königin von England?" Mit steigender Verwunderung antwortete Buchanan wieder nur mit Ja________ — „Wenn ich also das Glück habe, Sie zu empfangen, ist das so viel, als würde Ihre Majestät *ie Königin mich selbst mit ihrem Besuche aus-zeichnen?" ... — ,.Ja, ja," erwiderte Buchanan, der, ein so ausgezeichneter Diplomat er ist, sich nicht denken konnte, auf was hinaus Andrassy mit allen diesen Fragen wolle. — „Run sehen, Excel-leuz," erklärte endlich der ungarische Staatsmann, „als Ihr Erscheinen mir gemeldet wurde, befand ich mich eben im größten Negligee; ich war daher genöthigt, Excellenz warten zn lassen, denn ich konnte doch unmöglich Ihre Majestät die Königin von England — im Negligee empfangen." . . . Buchanan, der liebenswürdige Greis, überbrachte selbst Andrassy das Blatt, in welchem diese Anekdote erschienen war, und las sie ihm lachend vor." — Nachahmenswert H. Aus St. Pölten theilt man mit: Die hiesige Gemeindevorstehung hat an sämmtliche Spezereihändler in St. Pölten den amtlichen Auftrag gerichtet, Petroleum-Quantitäten von mehr als fünf Zentnern aus ihren in der Stadt befindlichen Magazinen sofort zu entfernen und deren Einlagerung außerhalb der Stadt zu veranlassen. — Von der Locomotive zermalmt. Mau schreibt aus Prag vom 24. d.: Als gestern um 10 Uhr vormittags der gegen Prag verkehrende Personenzug der Staatseisenbahn die Station Rostok verließ, warf sich ein anständig gekleideter corpulenter Mann in den mittleren Jahren auf das Geleise, der ganze Zug brauste über ihn weg und zermalmte ihm den Oberkörper dergestalt, daß er augenblicklich eine Leiche war. In dem Besitze des unbekannten Selbstmörders wurde ein in deutscher und böhmischer Sprache abgesaßter Brief vorgefunde», welcher mit den übrigen Effekten in behördliche Verwahrung genommen wurde. — Gegen die Claque. Aus Prag, 24. d., wird gemeldet: „Die Polizeidirection nt Prag hat drakonische Maßregeln gegen die Claque beschlossen. Von dem Chef angefangen, der den Hervorruf von 50 kr. bis zu 5 fl. — je nach dem Range und den finanziellen Verhältnissen des Hervorzuruseiiden — zu besorgen hat, bis zu jenen arme» Bürschchen, die für ein Freibillett zur letzten Gallerie sich dankbar erweisen müssen, wird jeder von der Polizei aufs Koru genommen. Die Schauspielerinnen, zumeist solche, die mit einer Collegin im Rolleustreit liegen, werden in raffinierter Weise ansgcbeutet und das Publikum durch brutale Spektakelmacherei arg be lästigt. Kommen gar Gäste oder Debütanten nach Prag, so ist die Aufdringlichkeit der Claque vollends unerträglich. Bis jetzt hatte die Claque ihr Geschäft von der Gallerie aus besorgt und von einigen wenigen Punkten des Parterres. Neuerer Zeit ist aber eine besondere Taxe eingeführt worden für eine solche Qualität des Beifalls, der aus den Logenreihen kommt, und so placierte man ohne viel Umstände gut erprobte Beifallsspender knapp hinter die eingekauften Logen der Aristokratie und die Loge dcS Statthalters und des Polizeidirektors. Bei den letzten Vorstellungen der gastierenden Operetten« Sängerin Jenny Stubel aus Berlin ist der Lärm so arg geworden, daß die Polizeibehörde, die schon einmal vor zwei Jahren dem Unwesen der Claque steuerte, wieder energisch einschritt. — Selbstmord. Bi au meldet aus Seba-stiaiisberg in Böhmen, 22. August: Am 19. d. M. begleitete der Polizeiwachmann Wenzel Peter in Sebastiansberg seine nach Hammer gehende Frau aus dem Ulmbacher Wege bis zu dem etwa s/i Kilometer von der Stadt entfernten Kreuze. Daselbst beteten auf sein Geheiß beide. Plötzlich zog Peter einen Revolver und sprach: „Jetzt müssen wir Abschied nehmen von Gott und der Welt." Die erschrockene Frau entlief, wahrend sich der Polizei« Wachmann eine Kugel durch den Kopf jagte und sogleich leblos zusammenbrach. Er ist 54 Jahre alt und versah seinen Dienst durch 20 Jahre zur Zufriedenheit der Gemeinde. Außer der Frau hinterläßt er zwei unversorgte Kinder. Peter vollbrachte die That in einem Anfalle von Wahnsinn. — Sehn sucht n achAfrika. Der 15jährige Gymuasialschüler Paul Kublik, zu Brosen in Preußen gebürtig, ist am 20 d. seinem in Bieslau ansässigen Vater dnrchgcbraunt. Montag vormittags wurde der Knabe in einem Hotel aus der Wieden in Wien eruiert und dem Polizeikommissariate dieses Bezirkes zur weiteren Verfügung zugeführt. Paul Kublik, in dessen Besitze man die unterschiedlichsten Stich-nnd Schußwaffen sowie Munition vorfand, erklärte, daß er sich mit der Idee getragen, eine Forschungsreise nach Afrika zu unternehmen, und daß er sich zu diesem Zwecke in Triest einschiffen wollte. Der unternehmungslustige Gymnasiast wird bis zur Ankunft seines Vaters, der telegrafisch von seiner Auf-greifnng verständigt worden ist, in polizeilichem Gewahrsam verbleiben. Kublik ist über die Vereitlung seines Plaues ungemein verstimmt und beklagt sich darüber, daß man seinem wissenschaftlichen Drange Schranken setze. Lokal-und provinzial-Angelegenheite». — (Jubiläumsmünzen.) Um allfälligen Nachfragen des Publikums nach den aus Anlaß der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten geprägten Ge» schichtsmünzen zu genügen, wurde angeordnet, daß diese Münzen beim hiesigen Landeszahlamte sowie bei sämmtlichen Steuerämtern, mit Ausnahme von Laibach, Adelsberg, Feistriz, Gottschee, Krainbnrg, Laas. Reifnij, Sittich und Treffen, im Umtausch gegen Silber- oder Papiergeld per Stück L 2 fl. bezogen werden können. — (Warnung vor Schwindel.) Bezugnehmend auf eine in der „Laibacher Zeitung" veröffentlichte Notiz über den Schwindel mit Näh« Maschinen wird uns von einem Freunde unsere» Blattes mitgetheilt, daß der gerügte Unfug gerade jetzt wieder einen beträchtlichen Umfang gewonnen hat. Ganz unbekannte Firmen, welchen es weniger um ihr geschäftliches Renomme, als vielmehr um den Vertrieb einer schlechten Ware zu thun ist, überschwemmen mit ihren Agenten die Provinz, um das leichtgläubige Publikum unter den glänzendste« Vorspiegelungen zum Ankaufe schlechter Nähmaschine» zu verlocken. Ist der Käufer einmal im Besitz ber-Maschine und sieht er nachträglich ein, daß man ihn schmachvoll übervortheilt hat, dann ist es fift Reclamationen zu spät, da sich der Verkäufer fchoq bei Abschluß des Geschäftes vor den voraussichtliche« Beschwerden des Käufers zu sichern versteht. Wich aber in den günstigsten Fällen dieser Art dem ver, trauensseligen Käufer eine werthlose, weil nnver-wendbare Maschine ins Hans gestellt, so kommen auch solche Fälle nicht selten vor, in welchen dp* gewissenlose Agent mit der Anzahlung auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Es ist Pflicht der Press«, auf diesen Unfug aufmerksam zu machen, umsomehr, als der Kauf einer Nähmaschine immer eint Ver.-traueussache bleibt. Denn vielleicht auf keinem Gebiete der Industrie wird mehr schlechte Ware pro, duciert, als bei der Fabrikation von Nähmaschinen; und ist es daher im Interesse des Publikums gelegen, sich bei Ankauf eines solchen unentbehrlich gewordenen Einrichtungsstückes nur an solche bekannte Firmen zu wenden, von deren strenger Solidität es vollständig überzeugt ist. — (Handelskammersitzung) Donnerstag den 28. August d. I, um 6 Uhr nachmittag-, findet im Magiftratsfaate zu Laibach eine ordentliche öffentliche Sitzung der Handels- und Gewerbekammer für Krain mit folgender Tagesordnung statt: 1.) Vorlage des Protokolle^ der letzten Sitzung. 2.) Geschäftsbericht. 3.) Berichte der I. Sectio«: a) betreffend die Betheiligung am Handelskammertage in Prag; b) über ein Gesuch um Verleihung her Auszeichnung zur Führung des kaiserlichen Adlers im Schilde; c) über die Note der k. k. Bezixks-hauptinaiinfchaft Gottschee, ob ein dortiger Geschäftsmann als Kaufmann oder Krämer anzufeheu fei. 4.) Berichte der II. Sectiou: a) über die Petition der Klagenfurter, Innsbrucker und Leobuer Kammer, betreffend die Arlbergbahn; b) über das Gesuch um Creierung dreier Jahrmärkte in St. Georgen;«) über die Denkschrift der Olmützer Kammer, betreffend die Petition um Errichtung eines MinisterinmS für Commuuication. 5.) Allfällige sonstige Anträge. — (An der hiesigen Lehrerbildungsanstalt) und der mit ihr in Verbindung stehenden Vorbereitungsklasse fammt Uebungsschiile beginnt das nächste Schuljahr am lti. September. Die Anmeldung neu eiutreteuder Schüler und Zöglinge findet am 11., 13. und 15. September vormittags in der Direetionskanzlei statt. — (Die Reform der Wahlordnung) ist zum stehenden Artikel der nationalen Presse geworden. Weil die Czechen reformieren, wollen auch die national-klerikalen Führer eine Wahlreform, die l ihnen für alle Zeiten das Heft in die Hand geben soll. Interessant sind in dieser Beziehung die Forderungen des „Slovenec", welche einzig und allein darauf hinauslaufen, die Stadtbevölkerung durch die den klerikalen Einflüsterungen leichter zugängliche Landlieoölkerung zu majorisieren. „Slvv." findet, daß die Landbevölkerung eine zu geringe Vertretung habe und will auch den Städtecurien durch Einbeziehung aller Märkte einen gewissen bäuerlichen Beigeschmack geben. Zum Glück hat die Vorsehung dafür gesorgt, daß div Bäume der nationalen Agitation nicht bis in den Himmel der Regierungszustimmung wachsen, und werden daher bis auf weiteres die nationalklerikalen Wahlresormvorschlägeausschließliches Eigenthum ihrer Erfinder bleiben. — (Ein Bärenland.) Am 16. d. wurde auf einer Bergwiese, eine halbe Stunde außer Götteniz, Bezirk Gottschee, von den Grundbesitzern Paul und Georg Mihic aus Götteniz ein 7jähriger, 120 Kilo schwerer, 2 Meter und 3 Centimeter langer nud 85 Centimeter hoher Bär durch einen Kugelschuß ober dem linken Schulterblatt erlegt. Es ist das bereits der fünfte Bär, welcher in Krain im Verlaufe der letzten Wochen erlegt wurde. — (Sterbefall.) Am 23. d. wurde der wegen seines leutseligen Charakters bekannte Pfarrer Herr Joh. Juvanc zu Javorje bei Littai zu Grabe getragen. — (Pratika, Kalender der Slove n en.) Haequet schreibt in dem seltenen Werke: „Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Wenden, Illyrer und Slaveu. Leipzig, 1801." S. 23: „Sie (die ©lotterten) geben den Monaten als Landbauer einen ebenso schicklichen Namen, wie die Neufranken erst zu Ende dieses Jahrhundert-auch gethan haben. Ihr Jahr (led) fing vor Zeiten zu Ende des heutigen Monats März an, ohne Zweifel den 21., wo sich das Frühjahr einstellt, und sie hießen diesen Monat den trocknenden Mond (Su-shez); den April den kleinen Grasmond (mali Traven); den Mai den großen Grasmond (veliki Traven); den Juuius die Blüte des Korns (roshni Zvet); den Julius den kleinen Sichelmond (mali Serpan); den August den großen Sichelmond (veliki Serpan); den September den hinkenden Mond (Kimouz) ; den Oktober den Mond, in welchem sich die Ziegen begatten (Kozopersk); den November den, Mond des welkenden Laubes (Listov gnoj); den Dezember den verzehrenden Mond (Gruden); den Jänner den Hirsemond (Prosenz); den Februar den Mond des Lichtes (Svizhan). Zu Anfang des 2. Hefts dieses Werks findet man vom Jahre l8uO den Monat September vorgestellt, wie der Bauernkalender in der Windischen Mark, Krain u. s. w. üblich ist. Da der Landmann selten die Schrift versteht, so ist sein Kalender figürlich oder hiero-glyphisch Die Tage des Monats in 3 Reihen, wie vor Alters die Griechen ihre Dekaden hatten, sind mit einer vollen Pyramide, die Feiertage mit einer leeren, die Sonntage mit einem Krenz auf einer Halbkugel gezeichnet. Ueber diesen die Zeiten der Witterung und des Mondenlanss; höher kommen die merkwürdigsten Heiligen, oder ihre Tage abgebildet vor, doch sind die Heiligen nicht jederzeit in menschlicher Figur abgebildet, sondern es findet sich oft nur ein Attribut davon, z. B. der Erasmus ein Bratspieß mit Gedärm; Johannes der Täufer ein Lamm; Pfingsten eine Taube; Urbanus eine Traube; Marcus ein Löwe; Gertrudis ein Schütze mit 2 Eidechsen; Nicolaus 3 Schüsseln; Katharina ein Rad; Gallus ein Hund mit einem Bund Holz u. dgl. Steht ein Hund unter dem Heiligen ober Sonne und Mond abgebildet, so deutet dies aus Hundstage und Finsternisse. Die Sanduhr zeigt die Tageslänge in jedem Monate an, und der Narr ipit der Schellenkappe die Fastnachtszeit. Unter den Tageszeichen steht mit arabischen Ziffern die Zahl der Tage und darunter die J 2 Hiiymelszeichen. Auf die Bisckose halten die Eev.ten viel, beitn es kommt keine Woche vor. wo nicht ein solcher als Heiliger angesetzt wäre Ans jedem Monat ist ein Sinnbild mit den gehörigen Himmelszeichen; in der Mitte ans jeder Seite ein Attribut der vvrkommenden Feldarbeit. Wenn man bei den Zeichen oder Abbildungen etwas Abenteuerliches figurieren sieht, so kann man versichert sein, daß sic mit aller möglichen Treue nachgczeichuet worden sind; z.B. den Hieronymus mit einem Löwengesicht; Fetil. und Regl. die Köpfe in Luftballons gesteckt u. s. w." — (Industrieschulen - Jubiläum) fällt in das Jahr 1879. Peter Klanda, Direktor der Hanptschnle zu BrandiS in Böhmen, fing an, 1779 die Baumwollspinnerei einzuführen, nahm von den Fabriken Arbeit und ließ die Kinder den durch ihre Handarbeit erzielten kleinen Verdienst ihren Eltern nach Hause bringen. Er blieb höheren Orts nicht unbemerkt, erhielt 8 Dukaten und eine böhmische Bibel. Schon ein Jahr früher waren übrigens denjenigen Lehrern und Lehrerinnen, welche in der Schule das Woll- und Flachsspinnen, Nähen und Stricken einführen würden, Besoldungszulagen vom Hofe zngefichert worden. L. c. Witterung. il a i b a ct), 27. August. Nachts Gewitter mit Regen, schöner Tag, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Ubt + 17 4 , nachmittags 2 Uhr + 210" C. (1878 + 24-4“; 1877 + 23 0" C., Barometer im Steigen, 736 98-Millimeter. Das gestrige Tages-mittcl der Wärme -|- 21-2°, um 34° über dem Wunnalc; der gestrige Niederschlag 6-40 Millimeter Regen. Angekommene Fremde am 26. August. Hotel Stadt Wien. Kosler, Privatier, s. Frau, Trieft. — Schmid, Refervelieuteiiant; Millard, Direktor, und Wolheim, Ingenieur, Wien. — Dolling, Beamter, Gottschee. - Antensteiner, Lehrer, Wiener-Neustadt. — Petsche, Südfrüchtenhändler, Baden. — Lindemann, Kfm., Hamburg Hotel Elefant. Jaschke, Trisail. — Richetti, lism., sammt Familie, und Panizon, Kreditanstalts-Kassier, Triest. — Dr. Higersperger, Advokat, Cilli. Hotel Europa. Jaklitsch und Dietl, Kflte., Prehburg. — Fischa, Handelsreis., Brünn. — Peyer, Bauinspektor, Agram. Mohren. Habianich, Schuldirektor, Marburg. — Nikolaus und Michael Lanrentschitsch und Schaloni, Hausierer, Tschernembl. — .ttreinz, Kroazien. Baierischer Hof. Ritter v. Gebell, k. k. Statthaltereirath, sammt Familie, und Pollak, Privatier, Graz. Kaiser von Oesterreich. Schmid, Zuckerbäckergehilse, Wien. — Vasiö, Ratschach. Verstorbene. Den 25. August. Franziska Ja re, Hansbesitzers-tochter, 4,/b Mon., Schwarzdors Nr. 39, Brechdurchfall. — Katharina Potokar, Fabriksarbeiterstochter, 17 Mon., Carolinengrund Nrv 1, Brechdurchfall. — Katharina Kapretz, Private, 80 I., Congreßplatz Nr. 1, Altersschwache. Den 26. Augu st. Johanna Plaue, Stadtwach-manns-Tochter, 5 Mon., Petersstraße Nr. 57, Darmkatarrh. — Leo Potokar, Eisenbahiiconducteurs-Sohii, 2'/, Mon., Petersstraße Nr. 70, Magen- und Darmkatarrh. Im Zivilspilale: Den 24. Augu st. Josef Petsche, Hutmachergeselle, 31 I., Lungentubercirlose. Gedenktafel über die am 29. A u g n st 18 7 9 ftattfinbenben Li-cimÜLUien. 1. Fcilb., Dänische Real., Michclstetten, BG. Kraii»- bnrg. — 2. Fcilb., Sajn'sche Real., Pattje, BG. Adelsberg. - 2. Fcilb., Konc'sche Real., Sterzev, BG. Krain» bürg. — 3. Feilb., Dekleva'sche Real., Smerje, BG. Fei- striz. — 3. Fcilb., Logar'sche Real., Berbovo, BG. Fcistriz. Wiener Börse vom 26. August. Allgemeine Slaats-fcliuM. Geld War. Papierrenre 65.-25 65 35 Silberrente 67 25 67-35 Goldrente 78 35 78-45 HtaatSlose. 1854. . . 114- 115 — 1860. . . 124 25 124 75 1860 zu 100 fl. 125-75 126-25 1864. . . 157 50 158 - CrumUntluftnag»' Obligationen. ÄaUzien .... Siebenbürgen . temefer Banal Ungarn ......... Ander« öffentkiciie AnUfcen. Lonau-Regul.-Lose Ung. Prämienanlehen Liener Anlehen . . . üclien v. lianfttn. Kreditanstalt s.H.u.G Vtationalbank.... 84 60 86 75 107 50 9675 110 253 85 91 25 86 25 84*90 87 25 1(8 97' 110-50 253 51 821 — 822 Aetun v. Üraospurt-Uutmw Innungen. ülsöld-Badn.......... Donau » Dampfschiff-Llisabeth-Westbahn . FerdinandS-Nordb. . t^ranz. Joseph-Bahn . Galiz. Karl-Ludwig b. Lemberg - C;ernowiy • Cloub-^ejeUjdjaft . . 129*50 563-— 176 50 2200 143* Vtorbtoeftbabit . . . Rudolfs-Bahn . . . StaatSbahn . . . . Südbabn ...... Ung. Nordoftbahn ! Psanäbriese. Bodenkreditanftalt in Gold........... in österr. Wabr. . Nationalbank. . . . Ungar. Bodenkredit- Oeld A?are 123 — 123-50 l30-— 130-50 268 25 268 75 88 — 88 25 122*50 123 — {)rioritäis-®6lifl. «Llisabethbabn, l.Em. Kerd.-Nordb. i. Silbe, ,>ranz-Ioseph-Bahn. Galiz.K^Ludwigb.l.E. Oest. Nordwest-Bahn Liebenbürger Bahn TtaatSbahn, l. i£m. Südbahn k 3 Perz. * 5 „ . privatkose. Kreditlose........... rttudolfslose .... 130 — 565 -177-2205 143 50 232 50'233 133 50>134 -573 - 575 Devisen. SMdforltn. Dukaten........... 20 Francs .... 100 d. Reichsmark Silber............ 116 — 100-1011 100 — 96 10425 94 103 96 71 40 169 120 50 102 50 168— 18- 116 60 11660 100-50 101 30 101 — 96*50 104-75 94-SU 103.50 96*25 71*80 16950 121*— 103*— 168 50 1825 116 75 5 49 15-51 9 26 >9 26'.» 57 10 57 20 100 —| 100— Telegrafischer Kursbericht am 27. August. Papier-Rente 65-45. — Silber-Rente 67 45. — Gold-Rente 78 45. — 1860er Staats-Anlchcn 124— Bankattien 826. — Kreditactien 25150. — London 116 85. — Silber —. — K. k. Münzdukaten 5'50. — 20-Franes-Stücke 9'28. - 100 Reichsmark 57 30. Als Haushälterin ein Fräulein, gesetzten Alters, hier oder auf dem Lande unterznkommcn. Dieselbe ist praktisch in der Küche, Hauswirtschaft und Feldwirthschast. Auskunft im Zeitnngs-Comptoir. (395) 3—2 Ein Lehrling von angenehmem Aeußern, nicht über 14 Jahre alt, der sich über die nöthige Schulbildung mit guten Zeugnissen aus-weisen kann, findet in einer Schnittwarenhandlung hier Ausnahme. Wo? sagt die Expedition dieses Blattes. (394) 3-2 ^e5B5B525HS25B5E5H5B5y5rE525B5H5H525aEi5HSB5E5E5BS355515B5B5E5 m In der mit dem Oeffentlichkeitsrechte autorisierten (Pfosten und Bretter, Leisten, Brunnenröhren) bei (358) Emil Mühleisen, Laibach, Hosranm des Hauses Ziakowsky, Brühl 27, neben Marienbad (vorm. Kaschier). Fracht- und neuer Form vorräthig bei ’inmayt d Laibach, Kongreßplatz, Bahnhosgasse. G Privai-Kelir- «„* i^tehngsan|tft(t für Kncrben des Alois M»Mrrr in DmbM beginnt das I. Semester des Schuljahres 1879/80 mit 15. September 1879. CI Näheres enthalten die Statuten, welche auf Verlangen portofrei zugesendct E werden. Mündliche Auskunft ertheilt die Borstchnng täglich von 10 bis 12 Uhr. ßj Diese Anstalt befindet sich nun in einem eigens zu diesem Zwecke in der gesün-ru besten Gegend Laibachs, in der Nähe der Lattermannsallee und des Tivoliwal-B des, neu erbauten, mit Anlagen und freien Spielplätzen versehenen Hanse Nr. 6 j{j in der Beethovengasse. (387) 4—2 ^SBsasasEsasasHsasHsasasasasBsasasasasasasasasasEsasasasasasE K Druck von Jg. v. K l e i n m a y r & F e d. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Rebaction verantwortlich: Dr. Hans Kraus.