Klliblilhcr Tagüllltt. Administration und Expedition: Herrengasse Nr. 7. —. Pränumera»iou»Vr«i?e: — ^ ^ . Nr. 177. Donnerstag, 5. August 1880.—Morgen: Verkl. Jesu. IZ.Jahrg Mi, der P°8: ÄomiSbr.«. ir 0 O O > ,eigen bi, 5 Zeilen-o Ir. ^ » Insertion,preise: Sia- Kein Reichssprachengesetz. Als in den letzten Tagen die Meldung von einem Reichssprachengesetze, welches Graf Taaffe in der nächsten Reichsrathssession vorzulegen beabsichtige, den politischen Horizont durchschwirrte, bildete dieser Gegenstand das Thema eingehendster Diskussionen und Erörterungen. Alle Wiener Journale constatierten das dringende Bedürfnis nach Zustandekommen eines solchen Gesetzes, welches ja nichts anderes, als die neue Vollziehung einer längst schon in Wirksamkeit gewesenen Verordnung wäre. Optimistisch denkende Gemüther träumten schon in süßer Hoffnung, dass Graf Taaffe dieses Gesetz lediglich aus dem Grunde dem Reichs-rathe vorlegen will, um den Coalitionscharakter seines Cabinetes zu Härten. Allein die über die innere Lage mit vollem Rechte pessimistisch denkenden Gemüther, zu denen auch wir uns zählen, erklärten gleich mit vollster Bestimmtheit, obwohl sie die Ersprießlichkeit eines solchen Gesetzes, das ferne jeder Germanisierungstendenz liegt, anerkannten, dass ein Ministerium, welches unverdauliche, total unzweckmäßige, die Rechte der Deutschen arg verkürzende Sprachenzwangsartikel in Scene setzt, niemals die deutsche Sprache zur Staatssprache erheben wird. Man prophezeite sofort den heftigen Widerstand, der bei den Ultraczechen mit ihren Anhängseln, den Clericalen und Feudalen, durch die Einbringung eines Reichssprachengesetzes hervorgerufen werden wird. „Politik" und „Pokrok" wetteiferten gegenseitig in Auslassungen gegen das Deutschthum und erhoben ein Ceter-Mordio darüber, 'wie es dem Grafen Taaffe nur einfallen könne, auf die Zustimmung einer Zweidrittel-Ma-jvrität zu diesem Gesetze zu rechnen. Heute schon kommt uns die Meldung zu, dass Gras Taaffe seinen kühnen Plan aufgegeben, dass kein Reichssprachengesetz, sondern nur ein Sprachengebrauchsgesetz erlassen wird. Ueber die Definierung eines Sprachengebrauchsgesetzes sind wir vorläufig nicht im klaren. Die Berathungen im Reichsrathe darüber werden jedenfalls einen einleuchtenden Commentar liefern. Vielleicht werden uns gar die „Politik" und „Slovenski Narod" als öffentliche Journale der Taaffe'fcheu Aera schon früher darüber welche Aufklärungen zukommen lassen. Wir müssen offen gestehen, dass die Nicht-einbringung des Reichssprachengesetzes uns nur angenehm berührt, denn, je weitere Schritte auf der betretenen schiefen Bahn vom Versöhnungs-grafen unternommen werden, desto früher werden wir am Ziele unserer Wünsche anlangen, desto früher müssen die geschaffenen Zustände wie ein mühselig erbautes Kartenhaus Zusammenstürzen und also des Dichters Worte: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit Und neues Leben blüht aus den Ruinen." aus diese Weise umso früher zur Wahrheit werden. Ueberflüssig ist es freilich, dass man zum neuen Leben immer erst sich Ruinen schaffen muss. Aus England. Saint-John telegraphiert nachstehenden, vom 29. Juli aus Kandahar datierten officiellen Bericht über die Niederlage des Generals Burrow: Ich kam gestern nachmittags mit Burrow und den Ueberresten der Truppen hier an. Burrow marschierte von Kuschinakhnd am Morgen des 27. ab, da er von mir gehört hatte, dass der Vortrab Eyubs Mainwand besetzt hatte. Ungefähr drei Meilen von letzterem Platze erschien feindliche Cavallerie, von der Richtung von Hyderabad vorrückend, wo ihr Lager am Helmund 10 Meilen von Girischk gewesen war. Die Artillerie und Cavallerie wurden mit derselben ungefähr um 9 Uhr morgens handgemein. Kurz daraus erschien die ganze feindliche Truppenmacht und stellte sich in Schlachtordnung auf. Es waren sieben Regimenter Reguläre im Centrum und drei andere in der Reserve. Ungefähr 2000 Mann Cavallerie bildeten den rechten, 400 Reiter und 2000 Ghazis mit irregulärer Infanterie den linken Flügel. Eine Abtheilung Cavallerie und Irreguläre blieben in Reserve; fünf oder sechs Batterien, ein Hinterlader mitgerechnet, waren in Zwischenräumen aufgestellt, im ganzen schätzt man die Streitmacht des Feindes auf 12,000 Mann. Der etwas wellenförmige Boden bot dem Feinde die beste Position. Bis l Uhr nachmittags beschränkte sich die Action auf Artilleriefeuer, welches vom Feinde so wohl erhalten und dirigiert wurde, dass unsere vorzügliche Qualität der Kanonen nicht hinreichte, um die geringere Anzahl der Stücke zu compensieren. Nachdem die Infanterie das Feuer eröffnet, begannen unsere Hinterlader zu wirken; allein ein kräftiger Vorstoß der feindlichen Cavallerie gegen unsere linke Flanke und der Ghazis die ganze Front entlang warf die eingeborene Infanterie in der Verwirrung auf das 66. Regiment zurück, wobei zwei Kanonen aufgegeben werden mussten und die Schlachtlinie der Truppen verloren gieng. Die Infanterie retirierte langsam und wurde trotz aller Versuche Burrows, sie wieder zu sammeln, von der Cavallerie und Artillerie abgeschnitten. Dies geschah um 3 Uhr nachmittags. DaS Lagergefolge begann mit dem Gepäcke gegen Kandahar zu fliehen. Nach heftigem Kampfe in eingeschlossenem Raume gelang es Burrow, seine Infanterie herauszuziehen und sie in die Rückzugslinie zu bringen. Unglück- Jeuisseton. In letzter Stunde. Triminalnovellc von M. von Roskowska (Fortsetzung.) Weidlingen trat rasch neben sie: „Meine Ansicht über diesen seltsamen Umstand und zugleich dessen Erklärung ist die, Herr Staatsanwalt: das Fräulein gab dem Lausburschen gestern dieses Tuch — und es wurde später von dem Thäter in der Aufregung in der Flur verloren. Nicht so. Fräulein? — Die Dienerin wird sich wahrscheinlich auch erinnern und cs bezeugen, dass Sie gestern gerade dieses Taschentuch im Gebrauche hatten und abends fortgaben." — Er hatte sich zu ihr niedergebeugt und im ermuthigendsten Tone gesprochen. Dankbar schaute sie zu ihm aus, schüttelte indes den Kopf. „Das hieße ja wohl gegen Wilhelm Verdacht erregen, und das — kann ich nicht," sagte sie mühsam und mit fast erlöschender Stimme und Presste beide Hände gegen die Schläfe. „Mein Kopf — ich kann mich gar nicht besinnen. Doch ja, er, der arme Bursche, war so außer sich über die unverdiente Misshandlung — seine gerechte, Loch maßlose Empörung steigerte meine eigene und mahnte mich doch zugleich zur Selbstbeherrschung. — Ich gab ihm Geld, und er rief: „Nun bleibe ich nicht hier, nun gehe ich in die Welt und komme erst als gemachter Mann wieder." — Nein, er verübte das Verbrechen nicht." „Es wird sich feststellen lassen, wo er sich die Nacht befand. Vielleicht ist er schon fern von hier. Uebrigens kann er das Tuch verloren oder der Mörder eS ihm entwendet haben." Zylitt wollte etwas sagen, verschob es aber, um die Verhandlung nicht noch zu verlängern. Carola hatte wieder, wie ein Automat, den Kopf verneinend bewegt und — trotz ihres heftigen Widerwillens die Rechte nach dem schmutzigen Ta-schentnche ausgestreckt, um einen der gestickten Zipfel genauer zu betrachten. „Nein, das gestrige hatte nicht Vergissmeinnicht — Hannchen weiß eS; dieses habe ich schon lange nicht gebraucht." „Soll Hannchen herbeschieden werden?" Der junge Richter erinnerte sich, dass er augenblicklich nicht zu bestimmen habe und auch nicht der Anwalt und Vertheidiger der Verdächtigen sei. Doch das in Rede stehende Zeugnis, so unbedeutend immerhin an sich erscheinend, war von so ungeheurer Tragweite, dass er nicht schweigen, nicht die unglückliche, sichtlich schwer leidende junge Dame noch länger diese Marter dulden sehen konnte. „Einen Augenblick, und ich gebe dann, da Sie sich ja erholt haben, Herr Kreisrichter, meine Stellvertretung in Ihre Hönde zurück. Zuerst wird jetzt der Herr Commissär vom Toilettetisch des Fräuleins das Chloroformfläschchen holen und sich auch sonst — im Zimmer umsehen." Weidlingen meinte für sich: wenn die Aussage der Dienerin so lautete, wie er hoffte, sei das Eindringen in das Gemach des jungen Mädchens überflüssig. Ehe er jedoch Mittel fand, ihr diese Kränkung zu ersparen, sagte Carola ganz Wider Erwarten mit der früheren müden Langsamkeit: „Es sieht drin übel aus, — wurde noch nicht ansgeräumt. Und ich Packte ja ein, und im Waschbecken — von Wilhelms Nasenbluten —" Ein Fieberschauer durchbebte die prächtige Gestalt; gleichwohl tastete die kleine Rechte unsicher nach der Kleidertasche und zog den Schlüssel hervor. „Wenn Sie durchaus wollen" — Sie legte den Schlüssel auf den Tisch. Der Staatsanwalt sagte inzwischen zu Weid-liugen: „Die Dienerin kann schwerlich die Tücher so sicher unterscheiden, um darauf zu schwören. Und sieht sie nicht aus wie das verkörperte böse Gewissen, wie — kurz und poetisch — wie Ladv Macbeth?" licherweise gelang es trotz aller Bemühungen nicht, die Flüchtigen von der Hauptstraße abzubringen, welche zu dieser Jahreszeit ohne Wasser ist. Die Mehrzahl der Todesfälle scheint dadurch veranlasst, dass die Soldaten vor Durst und Ermüdung hinfielen. Der Feind verfolgte die Fliehenden bis zehn Meilen von Kandahar, war jedoch nicht kräftig. Die Cavallerie, die Artillerie uud etwas Infanterie erreichten das Ufer des Argandab, 40 Meilen vom Schlachtfelde, um 7 Uhr am nächsten Morgen. Viele hatten seit dem frühen Morgen keinen Tropfen Wasser getrunken. Fast alle unsere Munition ist verloren mit 400 Martini-Gewehren, 700 Snyders und zwei Neunpsündern. Ich schätze den Verlust an Todten und Vermissten auf 800; es fehlen vom 66. Regiment 350 Grenadiere, ferner 350 von Jacobs-Schützen, 40 Artilleristen, 21 Sappeurs und 60 Cavalleristen. Die Vermissten sind wohl alle todt. In Kandahar werden Vorbereitungen zur Belagerung gemacht. Die Durani-Bevölkerung wurde aus der Stadt ausgewiesen, Vorräthe und Munition sind hinreichend vorhanden. Der Vali war in der Schlacht gegenwärtig und Hilst uns jetzt thätig. Hartington kündigt an, dass eine sehr starke Truppenmacht unter Roberts aus Kabul gegen Kandahar vorrückt. Gladstones Zustand hat sich ungemein ge-bessert. Er hat die Krisis überstanden und die Reconvalescenz kann mit Sicherheit erwartet werden. Er nimmt bereits Antheil an der Politik und ließ sich von seiner Tochter daS Resultat der Abstimmung des Oberhauses über die irische Bill mittheilen. Die Majorität von 282 gegen 51 Stimmen ist geradezu unerhört. Außer den Mitgliedern der Regierung stimmte niemand sür die Bill. Die „Times" meinen, ein anderes Resultat sei unmöglich gewesen, und hofft, die Vernunft werde den Irländern dasselbe sagen, wenngleich sie sich enttäuscht fühlen dürsten. Die Agitatoren mögen diese Angelegenheit benützen; allein das würden sie jedenfalls gethan haben. Die „Daily News" trösten sich, indem sie Beaconssields Rede kritisieren. Der „Standard" meint, das Verfahren der Lords werde gewiss vom Unterhause und vom ganzen Lande gebilligt werden. Bon der Türkei. Der ofsiciöse Konstantinopler „Vakit" vom 30. Juli schreibt: „In hiesigen diplomatischen Kreisen ist man der Ansicht, dass die Großmächte mit ihrer Gegenäußerung auf die türkische Antworts- Carola drückte wieder die Hände auf ihre pochenden Schläfe, heftete aber die Augen gespannt auf seine Lippen und fragte schleppend, fast lallend: „Lady Macbeth, sagten Sie. Wer sieht so aus? Ich etwa?" Der jüngere Jurist machte dem älteren ein Zeichen zu schweigen und schaute ihn fast flehend an. Carola war die§ nicht entgangen. Wenn es überhaupt möglich gewesen, wäre sie noch tiefer erblasst — selbst die Lippen spielten ins Bläuliche ; ihr ganzer Körper bebte nicht nur, er wurde förmlich gerüttelt. Dennoch sagte sie, sich gewaltjam zusainmenrvffcnd, mit einem Anfluge ihres gebieterischen Weseus: „Kein Zeichen des Einverständ- nisses, meine Herren! Die Art des Benehmens gegen mich. — die unsagbare Rücksichtslosigkeit des einen, daS Mitleid des anderen! — Ich will wissen, was — vas bedeutet!" „Nun den», wen» Sie wieder i« diesen Ton verfallen, der keinem Bekannten des Hauses fremd, jetzt ober übel angebracht ist!" rief Semmig entrüstet. „Unzweifelhaft wurde die blutige That von einem Hansgen offen begangen, und es liegen so schwere Judicien gegen Sie vor —" „D>e aber die Untersuchung als unhaltbar erweisen wird," fiet Weidlingen rasch ein. Sie war jäh aufgesprungen, musste sich aber, note die Entschließungen Englands abwarten wollen. Bloß Frankreich, glaubt man, werde die unverzügliche Jnscenierung einer Flottendemonstration verlangen." Der „Turquie" zufolge waren die Botschafter Frankreichs und Englands von ihren diplomatischen Collegen mit der Redigierung der Ant-wortsnote auf die Mitteilungen der Pforte betreffs der Reformen in Anatolien betraut worden. Wie das Blatt nachträglich erfahren haben will, beschlossen die beiden Botschafter infolge einer zwischen ihnen zutage getretenen „Meinungsdifferenz", je einen besonderen Entwurf zur Antwortsnote zu redigieren. Ueber die kriegerischen Vorbereitungen der Pforte kursieren — wohl nicht ohne Absicht — die widersprechendsten Angaben in den türkischen Blättern. So dementiert der hochossiciöse „Terd-schumani Hakikat" die von einigen Journalen gebrachte Nachricht, dass das Krlegsministerium die Reserve-Armee zu den Fahnen einberufen habe. Es handle sich nur um die Einberufung des diesjährigen Rekrutencontingents, was im vergangenen Jahre aus Ersparungsrücksichten unterlassen worden sei. Dagegen meldet die „Turquie", dass der Transportdampfer „Esr-Dschedid" mit Rekruteu nach Volo und Skutari in Albanien abgesendet wird. Dasselbe Blatt berichtet ferner, dass die türkische Regierung eine Pferdeconscriptlon in allen Provinzen des Reiches ausgeschrieben und den Behörden die schleunigste Durchführung derselben aufgetragen habe. »Diese Maßregel hat jedoch nur Verbesserungen der Pferderasse und die Anlage von Pferdezuchtanstalten zum Zwecke," fügt die „Turquie" hinzu. Es ist schwer zu >agen, wem man mehr Unglauben entgegenbringen soll: den Rüstungsnachrichten oder den Dementis und Bemäntelungen derselben. Zu Rüstungen hat die Pforte kein Geld. Das Avleugnen und Beschönigen der Rüstungsnachrichten, die von der Pforte selbst verbreitet werden, kann also nur den Zweck haben, an die Widerstandsfähigkeit der Türkei glauben zu machen. Dem „Terdschumani Hakikat" zufolge soll die Garnison von Salonichi um 5000 Mann verstärkt werden. Diese Verstärkungen werden aus Konstantinopel und aus Anatolien nach Salonichi gezogen werden. Wir kennen bereits aus anderweitigen Quellen den Inhalt des eigenhändigen Schreibens der Königin Victoria an den Sultan. Charakteristisch ist es, wie die türkischen Organe diese englische da sie heftig schwankte, am Tische festhalten. Ein schriller Aufschrei entrang sich ihren Lippen. „Ich — ich — die Mörderin!" „Ich verlange gemeldet zu werden, — lasse mich nicht länger zurückweisen," klang vor der Zim-merthüre durchdringend des Procuristen Stimme. „Fräulein Carola schrie eben auf; ich will und muss wissen, was daS heitzen soll." Carola horchte darnach hin, während doch die starren, fast irr dreinschauenden und tief in ihre Höhlen zurückgesunkenen Augen mit furchtbarer Spannung dem StaatSanwalle zugewandt blieben. Nicht lange mehr. Er hatte, des fruchtlosen Jnquirieren- müde, unerbittlich gesagt: „Vielleicht geben Sie Ihr Leugnen aus, wenn ich Sie zu der blnibedeckien Leiche sühren lasse; wenn der grässliche Anblick des Gemordeten —" Mit einem dumpfen Schrei schlug Carola die Hände vor die Augen, wie um sich vor dem grausigen Anblick zu wahren. Dabei Halle sie ihren Stützpunkt losgelassen und taumelte nun haltlos. „Es tövtet sie!" rief Weidlingen und sprang hinzu, um sie uoch rechtzeitig in seinen Armen aus zufangen. Er hielt eine Ohnmächtige an seiner Brust. (Fvrtscpung folgt.) Bitterpille hinunterschlucken. „DaS Schreiben," heißt es in demselben, „wurde durch den türkischen Geschäftsträger in London übernommen und direct an den Sultan nach dem Mdiz-Kiosk übermittelt. Das Schreiben betraf nur die Politik und hatte nur schwebende Fragen zum Gegenstand." 8a>-pienti skit! Der österreichisch-ungarische Botschafter Baron Calice ist am 29. Juli in Konstantinopel eingetrosfen und beeilte sich, noch am selben Tage seinen Collegen sowie Kadri Pascha Besuche abzustatten. Der erste Dragoman der österr.-ungar. Botschaft. Herr v. Webenau, erhielt einen zweimonatlichen Urlaub. Vermischtes. — Ein Eisenbahnzug im Unge--Witter. Das furchtbare Hagelwetter, welches am Samstag abends ganz Süd-Ungarn verheerte, hat auch den von Bazias nach Temesvar verkehrenden Personenzug schwer heimgesucht. Derselbe befand sich zwischen Detta und Moravitza, als ein Bombardement von faustgroßen Eisstücken auf die Waggons niederprasselte, sämmtliche Fenster zertrümmerte und in die Coupes drang,, aus welchen daS Jammergeheul der verwundeten Passagiere ertönte. Die Eisstücke drangen sogar in den Feuerrau.n und in das Gestänge der Maschine, so dass die Loco-motlve stehen bleiben musste. Das Zugspersonal benahm sich musterhaft und that das Möglichste, die Passagiere zu schützen. Das Verbandzeug, welches jeder Zug vorschriftsmäßig für etwaige Unfälle mitsühren mnss, wurde hervorgeholt, die Verletzten verbunden und die Maschine gleichzeitig in den Stand gesetzt, um dem unheimlichen Wetter-Rayon zu entkommen. Einzelne Personen wurden im Gesicht schwer verletzt, die meisten an den Händen, mit welchen sie das Gesicht zu schützen suchten. Der Zag langte mit einstündiger Verspätung in Temesvar an, wo sämmtliche Waggons gewechselt wurden. Abergläubige Passagiere schieben das Unheil dem Umstande zu, dass eine Leiche, die des Groß Becskereker Sparcassedirectors Menczer. mit dem Train befördert wurde. Mais, Hanf und Wrin-stöcke sind auf weite Strecken total zerschmettert und die Fruchttriften fortgetrieben. In Veprovacz wurden mehrere Fuhrwerke fammt Kutschern und Pferden in den Franzenskanal geschlendert. Bei TvrSza wurden sämmtliche über den Kanal führende Brücken fortgeriffen. Die ungarisch-französische und die erste ungarische Assccuranz-Gesellschast sind durch die Hagelschäden schwer betroffen worden. Bei Lelle schlug der Blitz wiederholt ein, darunter einmal in eine Gruppe von vier Mädchen, welche entlang der Eisenbahn von Boglar daherkamen; zwei derselben blieben auf der Stelle todt, die anderen zwei fielen zu Boden, doch geschah ihnen sonst nichts. Sie behaupten. weder den Blitz gesehen noch auch das Krachen des Donners gehört zu haben. — Blinder Lärm. Bei Eröffnung deS ezechischen LehrercongresseS entstand ein ungeheuerer Tumult. Der Sophieninselsaal in Prag war gesteckl voll. Es herrschte unerträgliche Hitze. Deshalb wurden die oberen Fenster geöffnet. Während der erste Redner gegen den Einfluss der Geistlichkeit aus die Schule sprach, entstand ein Geräusch durch Oeffnen des Fensters. Dies erschien den Fernerstehenden als ein Krachen der Saaldecke. ES entstand lautes Geschrei: Der Plafond stürzt ein! woraus eine schreckliche Seene folgte. Alles stürzte zu den Ausgängen, da vurch die Thüren nicht genügend Raum war, sprangen viele zum Fenster hinaus. Zahlreiche Con-tusioueu und Quetschungen kamen vor. Nach wenigen Minnteii waren beioe communicierenden Säle geleert. Im Freien beruhigte man sich allmählich, überzeugte sich von der Grundlosigkeit des Alarms, und nach und nach begab man sich in die Säle zulück. Die Berathung wurde wieder ausgenommen. Der zweite Redner vertheidigte den wohlthätigen Einflnss der Geistlichkeit auf die Schule. — Oberammergauer Passionsspiel. Heber die am 31. Juli stattgehabte Aufführung telegraphiert man dem „Schw. Merkur": „Bei der heutigen Aufführung des Passionsspiels herrschte vormittags prachtvolles, nachmittags Regenwetter. Ueberfülltes Haus, 5000 Personen. Montag Nachspiel. Anwesend die Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar mit Gemahlin Auguste aus Stuttgart und Leopold von Baiern mit Gemahlin Gisela aus München." — Gemüthliches aus derThierwelt. Ein zoologisches Curiosum findet sich im „Nemere" verzeichnet: „Ein in Verlust gerathenes Büffelkalb soll — dem g»nannten Blatte zufolge — nach fünftägigem Suchen üi einer Bärenhöhle auf der Ko-vasznaer Alpe aufgefunden worden sein, wo es mit den Bärenjungen gemüthlich schlummerte. Das Kalb musste sich also fünf Tage lang von der Milch des Bärenweibchens genährt haben." — Die Nacht der Prüfung. Die mu-hamedanifche Welt feierte Freitag abends, 23. v. M, die „Nacht der Prüfung - In dieser Nacht kam der Koran vom Himmel und die Engel schlagen alljährlich das große Buch der Welten auf, um in dasselbe die guten und bösen Thaten der Menschen einzuzeichnen. Jeder Moslim beeilt sich daher, noch in dieser Nacht nachzntragen, was er im abgelaufenen Jahre an Gottesfurcht und Frömmigkeit zu wenig a^h. n haben sollte. Die Moscheen sind diese ganze ^»>>'>t hindurch mit Andächtigen überfüllt. Heuer hat auch der Sultan die Nacht der Prüfung wachend und betend verbracht, nachdem er am Abend vorher die Antwort auf die Collectivnote der Mächte, die immerhin eine arge Prüfung darstellte, unterfertigt hatte. Der Padifchah erschien im Laufe der Nacht dreimal in der Moschee, um seine Andacht zu verrichten; in der Zwischenzeit beschäftigte er sich in seinem Kämmerlein mit Beten und Koranlesen und um Mitternacht hörte er mit seinen Großen die Predigt eines besonders frommen Mollah an. ' — Volkszählung in London. Die Volks- zählungsvorlage setzt die Nacht des 3. April, eines Sonntags, als den Zeitpunkt für die Zählung fest. Am 2. April sollen die ZählungSforniulare in jedem Hause abgeliefert und am Montag morgens wieder abgeholt werden. Wer die verlangte Auskunft verweigert oder vorenthält oder aber falsche Angaben macht, wird mit 1 bis 5 Pfund Sterling bestraft. Eine Angabe des Glaubensbekenntnisses wird nicht verlangt, sondern nur Angabe des Berufes, Alters, Geschlechtes u. s. w. und überdies, ob die gezählten Personen blind, stumm, taub oder geistig gestörl sind. Local- und provinzial-^ngelegenheiten. — (Zur Reichsrathsmandat-Nieder-leguug des Landespräsidenten Winkler) Wird dem „Prager Tgbl." telegraphisch aus Wen gemeldet, dass der krainische Landespräsident Winkler sein Mandat auf fpeeiellen Wunsch des Grafen Taaffe niedergelegt habe, welcher nach wie vor an dem Principe sesthalte, dass ein Landeschef nicht Mitglied des Abgeordnetenhauses sein dürfte. Das Prineip werde auch auf die anderen politischen Beamten, welche zugleich Reichsräthe sind, ausgedehnt werden. — (Zur gestrigen Erkenntn is ver-Handlung.) Wir haben schon in unserem gestrigen Blatte die Mittheilung gebracht, dass in der Klage des Vorstandes der „Laibacher Liedertafel" gegen die Redaktionen des „Slovenski Narod" und „Slo-venec" mit ersterer Redaction ein Vergleich eingegangen wurde, während bezüglich des „Slovenec" trotz eingehendsten Zuredens seitens des Einzelrichters ein solcher vom Vorstände der „Liedertafel", Herrn Wawreezka, mit Entschiedenheit abgelehnt wurde. Herr Jurcic. vom Richter befragt, warum er die Aufnahme der Berichtigung verweigerte, erklärte in längerer, trockener und verbissener Auseinandersetzung, dass er wohl bereit gewesen, ein-zelne Punkte der Berichtigung aufzunehmen, und dass er namentlich aus dem Grunde die Bericht!-^ gung verwarf, weil dieselbe im Tone eines Widerrufes gehalten gewesen und Thatsachen entstellte. Der Vorstand der »Laibacher Liedertafel" entgeg-nete hierauf, dass er die Gründe, die Herr Jurcic angeführt, als Scheingründe und Winkelzüge bezeichnen müsse. Ueber den letzten Ausdruck gerieth der arme, ohnedies aufgeregte Mann außer Rand und Band und verlangte vom Richter die Zurückweisung dieses Ausdruckes. Herr Wawreczka jedoch erklärte, dass ihm außer dem Worte „Winkelzüge" noch viel markigere Ausdrücke bekannt seien und dieser gar nicht zu schroff sei. Zum Schlüsse, nachdem der Vergleich eingegangen wurde, machte der grimmige Chesredacteur des „Narod" seiner Wuth gegen die „Liedertafel" nochmals Luft, indem er bemerkte, dass dieser Ausflug lieber hätte unterbleiben sollen, da er unnütze Aufregung verursacht habe. Herr Wawreczka entgegnete dem, dass die Aufregung wohl am meisten durch die Artikel der slovenischen Journale entstanden sei. Nun kam der zweite Held der slovenischen Feder an die Reihe. Philipp Haderlap, befragt, warum er den Widerruf in den „Slovenec" nicht aufnahm, gab zur Antwort, dass er den Widerruf gar nicht in die Hände bekommen. Herr Wawreczka entgegnete dem, dass er sich in jenes Haus begeben, in welchem nach der Angabe des „Slovenec" sich die Redaction der genannten Zeitschrift befinde. Dort erfuhr er jedoch, dass Redacteur Haderlap den ganzen Tag nicht zu Hause sei und erst spät in der Nacht heimkehre. Er gieng demnach in die Administration zum Josef Jeric, der die Berichtigung übernahm. Mit dem „Slovenec" könne er keinen Vergleich eingehen und verlange er die vollständige Wiedergabe der Berichtigung. ES erfolgte sodann die Publicierung des Urtheils, welches für den Redacteur des „Slovenec" freisprechend ansfiel, während der Vorstand der „Liedertafel" zur Tragung der Kosten verurtheilt wurde. Herr Wawreczka meldete dagegen sofort den Recurs an. — (Militär - Personalnachrichten.) Der Generalmajor Leo Ritter v. Schauer, Brigadier in Görz, wurde zur 1. GebirgSbrigade der 18ten Truppeiidivision nach Dalmatien übersetzt. — Dem Hauptmann Josef Schellenbacher deS 12 Feld-Art.-R g. wurde anlässlich seiner Uebernahme in den Ruhestand der Majorscharakter g,ä kouores mit Nachsicht der Taxen verliehen. Zu Artillerie Lieute-! nants in der Reserve wurden die Reservecadetten! Hermann Ritter von Littrow und Josef Wurzbach Edler von Tannenberg ernannt. — (Aus der Laibacher Volksküche.) Für den Armentisch, welcher au^ 18. August l. I. ^ arrangiert werden soll, spendeten: die krain. Sparkasse 20 fl., die Herren Martin Hotschewar in Gurk-seld 10 fl., Leopold Bürger 5 fl., Johann, Josef und Carl Luckmann in Laibach je 2 fl. und Arthur Mühleisen 1 fl. Nachdem die Auslagen dieses Fest' essens sür 400 Arme sich mindestens auf 125 fl. belaufen dürften, so ersucht die Vereinsleitung um weitere Beiträge, welche entweder an Herrn Stadt-cassier Hengthaler oder in der Volksküche (alte Schießstätte) abgegeben werden wollen. — (Untreue und Eifersucht.) Die im vorigen Winter auf unserer Bühne thätig gewesene Schauspielerin Frau Maria Berthal hatte, wie daS „Jllustr. Wr. Extrabl." ezählt, in der Berg-steiggasse Nr. 1 in Hernals nächst Wien beim Ober- ^ kellner Dinst seit Mai l. I. ein Zimmer inne, und § durch ihr liebenswürdiges, stilles Wesen gewann sie sich alsbald das Herz ihrer Quartierleute in dem Maße, dass diese sie gleichsam zur Familie rechneten. Marie Berthal lebte getrennt von ihrem Manne, welcher gleichfalls Schauspieler ist. und unterhielt seit ungesähr drei Jahren mit einem Buchhalter in einer Wiener Fabrik ein Verhältnis. So lebte die Frau ganz glücklich, bis sie die Bemer-kung machte, dass ihr Geliebter ihr nicht mehr mit jener Zärtlichkeit begegne wie bisher, und als er ihr im Frühjahr zuredete, ein Engagement in einer Provinzstadt anzunehmen, war es in ihr zur Ge- wissheit geworden, dass der Mann, den sie wahnsinnig liebte, sie als eine Last betrachte, die er von sich abschütteln wolle. Sie sprach darüber nichts, aber aus der stets heitern Frau war plötzlich ein stilles Wesen geworden, welches an nichts mehr Freude fand, und oft traf die gutherzige Kellnersfrau die Schauspielerin weinend in ihrem Cabinete sitzen. In letzter Zeit sprach Frau Berthal häufig von Selbstmord und verschlang förmlich jede derartige Notiz in den Zeitungen. Wiederholt äußerte sie der Frau Dinst gegenüber: man solle jemanden, der sich ins Wasser stürzte, nicht wieder heraus-ziehen, da der Selbstmörder wohl seinen guten Grund habe, sich das Leben zu nehmen, und wenn man sich vergifte, so möge man nur eine genügende Quantität zu sich nehmen, damit man seinen Zweck erreiche. Frau Dinst gab sich alle Mühe, der Schauspielerin diese Gedanken auszureden, doch hatte diese immer die Antwort: für sie gäbe es kein Glück mehr auf Erden, da der, den sie so sehr geliebt, sie verlassen habe. Samstag abends war Frau Berthal etwas heiterer, als in der letzten Zeit, und als sie sich um 9 Uhr von der Quartiersfrau verabschiedete, um zn Bette zu gehen, sagte sie in warmem Tone: „Gute Nacht, liebe, gute Frau Dinst. schlafen Sie gut, recht gut!" und als ihr die Quartiergeberin dasselbe wünschte, erwiderte sie mit Nachdruck: „Ich werde sehr gut schlafen." Hierauf begab sie sich in ihr Cabinet, die Thüre, wie sie es stets zu thun pflegte, hinter sich versperrend. Als Frau Dinst dann in der Nacht noch einmal in die Küche hin-ausgieng, gewahrte sie durch eine Thürritze Licht in dem Cabinete der Berthal, kümmerte sich jedoch nicht weiter darum und gieng zu Bette. Am nächsten Morgen richtete Frau Dinst alles her, damit sich ihre Mieterin, welche gewöhnlich erst um halb 9 Uhr ausstand, ihren Kaffee machen könne, und begab sich in die Stadt. Als sie um halb 12 Uhr wieder zurückkam, bemerkte sie, dass die Sachen, welche sie für Frau Berthal hergerichtet hatte, noch unberührt waren, uud eine böse Ahnung befiel Frau Dinst. Sie pochte an die Thüre, rief laut, doch die Thüre blieb verschlossen und keine Antwort war zu hören. Die erschreckte Frau eilte in die Bergsteiggasse, wo die Berthal gewöhnlich bei einer Familie speiste, und erkundigte sich dort, ob man dieselbe schon gesehen habe, und als diese Frage verneint wurde, j thcilte sie den Leuten ihre Besorgnisse mit. Ein ! Herr und der Bruder der Frau Dinst giengen nun in die Wohnung zurück, und als sie wieder vergeblich gepocht hatten, eilte der Herr weg, um die Polizei zu verständigen und einen Schlosser zu holen. Die Polizei erschien alsbald, und nachdem der mitgenommene Schlosser die Thüre geöffnet hatte, drang man in das Zimmer ein. Dort lag Frau Berthal bewusstlos, mit einem schneeweiße» Gewände bekleidet. ein schwarzes Kreuz aus der Brust in den gefalteten Händen und vollständig von Kops bis Fuß angezogen, aus dem mit einem großen schwarze» Tuche überdeckten Bette. Sie halte sich selbst aufgebahrt. Nur ab und zu drang ein leises Stöhnen aus dem Munde der mit vor Schmerz verzerrten Gesichtszügen daliegenden Frau. Auf dem Nacht-kastchen neben dem Bette stand eine weiße Schale, in welcher sich Kaffeesatz befand, und ein kleines Fiäjchchen, welches jedoch geleert war. Es hatte Cyankali enthalten. Auf dem Tische lagen, sorgfältig geordnet, die zahlreichen Schmuckgegenstände, welche Frau Berthal besaß, sowie sieben verschlossene Briese, an die Quartiersran, an den Gatten der Schauspielerin und verschiedene andere Personen gerichtet. Auch Geld fand man vor, und hat die unglückliche Frau mit einer geradezu bewundernswerten Ruhe ihre Anordnungen getroffen und ihre Verhältnisse geordnet. Auf dem Tische lag noch ein Zettel, in welchem sie bittet, diese Briese an ihre Adressen zu senden; dies sei ihr letzter Wille. Der anwesende Arzt wandte sofort Brechmittel an. doch hatten dieselben keinen Ersolg, da die LebenSüber-dlüssige die ihr eingegebenen Medicamente nicht schlucken konnte. Nachdem man eine Tragbahre -requiriert hatte, wurde die Unglückliche in "das allgemeine Krankenhaus übertragen, woselbst sie Montag früh starb. Die Briefe sowie die Schmuck-Gegenstände und daS Geld der unglücklichen Schauspielerin wurden beim Polizeicommissariate deponiert und das Zimmer amtlich versiegelt. Frau Berthal war seinerzeit in der komischen Oper unter der Direktion Rosenfeld engagiert, und dürften sich wahrscheinlich noch viele an die trotz ihres vorgerückteren Alters noch immer sehr hübsche Frau erinnern. — (Epilog zum Schneid'schen Bankette.) Alle Wiener Journale bezeichnen daS Schneid'sche Bankett als ein großes Fiasco und ergehen sich in humoristischen Bemerkungen über den großen Telegraphisten des Correspondenz-Bnreans. Auch der „N sr. Pr." wird über das Bankett von Laibach in folgender Weise geschrieben: „Die De- inonstration, welche die National-Clericalen mit ihrem Reichsrathsdeputicrten v. Schneid der verfassungstreuen Partei gegenüber in Scene setzen wollten, ist kläglich im Sande verlaufen. Das Organ der Liberalen stellt schon heute einige Schwindeltelegramme, die von hier nach Wien abgiengen und von einem großen Bankette zu erzählen wussten, daS die „Laibacher Wähler ihrem Abgeordneten v. Schneid gaben", in das wahre Licht. Obgleich die nationale Lärmtrommel nach Kräften gerührt und kein Agitationsmittel unversucht gelassen wurde, um zum „Schneid-Bankette" recht viele Wähler der Landeshauptstadt heranzuziehen, brachte man es doch nicht einmal aus hundert Theilnehmer, wobei noch zu konstatieren bleibt, dass ein großer Theil der Erschienenen keineswegs der Wählerschaft Laibachs angehörte, sondern von auswärts herbeil kommandiert wurde. Der klägliche Ausfall dieser Comödie hat aber zugleich auch den Beweis erbracht, dass der weitaus größere Theil unserer hauptstädtischen Wähler die Politik Schneids entschieden verurtheilt und dass mehr als die Hälfte, namentlich aus der Claffe der Staatsbeamten, ihm nur deswegen ihre Stimme gab, weil auch der frühere Landespräsident für den ehemaligen Hof secretär gegenüber dem Candidaten der Verfafsungs treuen Partei ergriff, und weil viele den Ausführungen der nationalen Blätter, nach welchen von Schneid vermöge seiner Stellung in der kaiserlichen Cabinetskanzlei so Hervorragendes für Petenten aus Laibach zu leisten imstande sei, willig Glauben schenkten. Un» waS sagte gestern Schneid seinen so spärlich erschienenen Zuhörern? Nichts weiter, als dass die Slovenen ihre Errungenschaften dem Gra fen Hohenwart zu verdanken hätten und dass der Kampf gegen die Liberalen ein langwieriger sein werde, aus dem die Slovenen jedoch siegreich hervorgehen werden. Den Beweis für seine Behauptung, dass die Thätigkeit des Reichsrathes oder vielmehr der Majorität desselben eine fruchtbare gewesen, ist Schneid schuldig geblieben." — (Zum Eisenbahn Unfall bei Marburg.) Man schreibt der „N. fr. Pr." aus Marburg , 2. d.: Die Zahl der beschädigten Personen ist glücklicherweise nur eine geringe. Es wurden zwei Personen schwer und sieben Passagiere leicht verletzt. Wie immer bei solchen Anlässen, hat auch hier der Schrecken das Unglück größer erscheinen lassen. Als der heftige Stoß erfolgte, bemächtigte sich fämmtlicher Reisender eine Panik, die in der allgemeinen Verwirrung zur Annahme führte, es seien viele Personen verunglückt. Den Erhebungen zufolge wurden nur jene Personen verletzt, welche ,m Momente der Erschütterung beim Waggonfenster hinaussahen oder sich zum Aussteigen bereit hielten und hiebei das Gleichgewicht verloren. Die Schuld trifft lediglich den Maschinenführer der Reservemaschine, welcher trotz der wiederholt gegebenen Signale die Maschine nicht zum Stillstehen brachte und so den Anprall unvermeidlich machte. Von einem eigentlichen Zusammenstöße aber kann schon deshalb keine Rede sein, da der Personenzug nach Vorschrift langsam in die Station einsuhr und die zum Verschieben bestimmte Maschine vollends in das andere Geleise nicht gelangen kann. Die Gesellschaft erleidet durch diesen Unfall einen kaum nennenswerten Schaden. Ein höherer Beamter ist heute im Aufträge der Generaldirection hier an-gekommen und frtzt die Erhebungen eifrig fort. — (Ans der Mnsikwelt.) Der in hiesigen Musikkreisen bestens bekannte Musikkünstler Herr Richard Sahla hat, wie die „Gr. Tgp." meldet, von deni Impresario Weiser einen Antrag zu einer Concerttour nach Frankreich und Deutschland erhalten, und sollte dieselbe mit einem mehrmaligen Auftreten in den großen Pasdeloup-Concerten in Paris eröffnet werden. Der junge Künstler, der sein Engagement an der Wiener Hosopser bereits gelöst, ist jedoch nicht in der Lage, dem ehrenvollen Ruse folgen zu können, da ihm eine Stelle als erster Concertmeister am Hoftheater zu Warschau an-geboten und ein zweiter glänzender Antrag aus Kiew gemacht wurde. * H- St. Ruprecht, 3. August. (Orig.-Corr.) Seitdem am 2l. Juli l. I. ein Hagelschlag alles vernichtete, hat die Geistlichkeit von der Bevölkerung vieles auszustehen, weil das Volk der Meinung ist, dass die Geistlichkeit das Hagelweter hätte abwenden könne». Dass so ein Aberglaube im Volke Wurzel gegriffen, daran tragen wohl die geistlichen Herren selbst die Schuld, da es sich gerade in unserer Nachbarschaft ereignete, dass ein Pfarrer bei der Einhebung der Collectnr feinen Pfarrkindern das Versprechen und die Versicherung gab, dass, so lange er als Pfarrer hier bleiben werde, die Leute von Hagelschäden nichiS zu fürchten hätten. Auch pflegte dieser Pfarrer sein Brevier stets nur in einem Garten zu beten, wo er mit entblößtem Haupte von einem Baum zum anderen mit dem Buche stieg, da-mit die Leute meinen, er bete um Abwendung des Hagelwetters. Wann endlich wird unser Landvolk aufhören, sich von der Geistlichkeit an der Nase herumsühren zu lassen? Witterung. Laibach, 5. August. Heiterer, angenehmer Tag, schwacher NW. Wärme: morgens 7 Uhr -j- 11 5", nachmittags 2 Uhr -f- 23-2° 6. (1879 > 28 0°, 1878 -s- 23 9« 0.) Barometer im Fallen, 732 99 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme 17 3°, um 2-5» unter dem Normale. Angekommene Fremde am 4. August. Hotel Stadt Wien. Weiß, Kanfm., Karlstadt. — Kohn, Koppel, Kflte.-, Modrijan, Oberlieut.; Frankenstein, Reis., und Ramer sammt Frau, Wien. — Driquet Edle von Ehrenbruch, Beamtensgattin, sammt Tochter, Verona. — Daniel, Ksm., Offenbach. — Detela, Gutsbesitzer, Krain-burg. — Widerwohl, Triest. Hotel Elephant. Mittet, k. t. Gymnasialdireetor, Brünn. — Dr. Bozza, Advocat, Triest. — Bidmar, Pfarrer, Sairach. — Eisenstätter und Grünwald, Handelsleute, Ungarn. — Mrak Helena sammt Familie, Trisail. — Bergenichk, Kfm., Wien. — llnezian sammt Frau und Kind, To ick. Kaiser von Oesterreich. Graul, k. k. Sicherheitswachmann, sammt Gemahlin, Triest. — Weiß, Monteur, München, — Dolinar, Geistlicher, Trata. Baierischer Hof. Zejno, Pferdehändler, und Jvankic, Mohre«. Pogur Rosalie, Tolmein. - Razgon, Maschinenschlosser. — Persche, Steiermark. Lebensmittel-Preise in Laibach am 4. August. Weizen 8 fl. 61 kr., Korn 5 fl. 53 kr., Gerste 4 fl. 23 kr., Haser 3 fl. 41 kr., Buchweizen 5 fl. 53 kr., Hirse 6 fl. 18 tr., Kukuruz 6 fl. 50 kr. per Hektoliter; Erdäpsel 3 fl. 50 kr. per 100 Kilogramm: Fisolen 8 fl. 50 kr. per Hektoliter; Rindschmalz 84 tr., Schweinsett 76 kr., Speck, frischer 70 kr., geselchter 74 kr., Butter 74 kr. per Kilogramm ; Eier 2 kr. per Stück; Milch 8 kr. per Liter; Rindfleisch 56 kr., Kalbfleisch 44 tr., Schweinfleisch 64 kr., Schöpsenfleisch 32 kr. per Kilogramm; Heu 2 fl. 13 kr., Stroh 1 fl. 78 kr. per 100 Kilogramm: hartes Holz 6 fl. — kr., weiches Holz 4 fl. 50 kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Gedenktafel über die am 6. August 1880 stattfindenden Lici-tationen. 1. Feilb,, Kokail'sche Real., Hotemasch, BG. Krain-burg. — 3. Feilb., Lilek'sche Real., Tschernembl, BG. Tschernembl. 3. Feilb., Pangietic'sche Real., Eeple, BG. Tschernembl. — 3. Feilb., Zupaniii'sche Real., Sela, BG. Tschernembl. — 8. Feilb., Tomsii'sche Real,, Grafenbrunn, BG Feistriz. — 3. Feilb., Kotnik'sche Real., Batsch, BG. Feistriz. — 3. Feilb., Dovgan'sche Real., Aambije, BG. Feistriz. — 3, Feilb., KriZassche Real., Mautersdors, BG. Adelsberg. — 2. Feilb.. Lelhar'sche Real.. St. Peter, BG. Adelsberg. — 1. Feilb,, Smolej'sche Real., Mlaka, BG. Radmaunsdors. — 2. Feilb, Ukmar'sche Real., Ustje^ BG. Wippach. — 3. Feilb., Rom'sche Real, Tschernembl, BG. Tschernembl. Verstorbene. Den 3 A u g u st. Leopoldine Antonkic, Steueramts-Controlorstochter, 13 Jahre, Theatergasse Nr, 4, Tuberculose. — Maria Do-lene, Pfründnerin, 69 I,, Karlstädterstraße Nr.7,Darm-lähmunq. — Anna Sedlar, Hausbesitzerin, 49 I,, Maria-Thercsienstraße Nr. 18, IIv-ärops xvrieoräii. Den4. August. Maria Cankar, Kellnerstochter, 5 Monate, Petersstraße Nr. 19, Atrophie. — Alois Bitene, Hausmeisterssohn, 5 Mo» , Vegagasse Nr. 4, Brechdurchfall. — Julia Desch-mann, Wirtstochter, 7 Mou., Floriansgasse Nr. 14. Berichtigung, Im vorletzten Verzeichnisse soll es anstatt Alois Kajzel -Petrin« Kajzel, Buchhalterstochter, heißen. M 8M sür die unglücklichen Opfer der Selbstbeflecknng (Onanie) und geheimen Ausschweifungen ist das berühmte Werk: I)i'. Retknis 8e!b8lbemkl'Ulig. 77. Aufl., mit 27 Abbild. Preis 2 fl. Lese es jeder, der an den schrecklichen Folgen dieses Lasters leidet, seine aufrichtigen Belehrungen retten jährlich Tansende vom sicheren Tode. Zu beziehen durch Schnlbuchhandlnng in Leipzig sowie durch jede Buchhandlung in Laibach. (166) 10-9 heilt (auch brieflich^ Dr. Llovd in >Vl6n, Pratcrstraße Nr. 42. H ^ )_7> 7^7 )^77 7-> Wiener Börse vom 4. August. Aklaem«,»« Kt«»t,- ,, Papierrenre .... Silberrente .... Voldrenre........... StaatSlose, 1854. . 1860. . . 1860 -u 100 fl. 1864. . Oökiggtivae». Galizien............ Siebenbürgen . . . Lemeser Banal . . Ungarn ............. War- 71 90 78 05 72 85 73 — 7 86 60! 86 75 124 50 125 — 130 — 130 50 Aaäer« H»k«kea. Donau-Regul.-Lose . llng. Prämienanlehen Wiener Änlehen . . . Aetiea v. Kreditanstalt f.H.u.G. litanonalbank......... Aetie« ». Tra»«p,rt Uateroekmsugea. «lföld-Babn......... Donau - Dampfschiff -Slisabeth-Westbahn . KerdinandS-Nordb. . Kranz.Ioseph-Bahn. Galiz. Sarl-Ludwigb. Lemberg - Lzernowttz -Llovd-Hesellschaft . . 132 50 172 7 ,133 >173 25 97 50 93'SL 93-85 94'!,. 112 -112 — U7— 874 80 824 156 — 573 -ISO -2440 168 — 98--93 75 93 75 94 60 Nordwestb.idn . . . Rudols-Babn - . -Staarsbahn . . . . Südbabn............. Nng. Nordoftbahn . Vsimäbriese. Bodeucreditanstalt in Gold........... in öfterr. Wahr. . Nationalbank. . . . Ungar. Vodencrevll-. 112 50 112 50 117 35 375 — 825 — 156 50 575 190-60 2445 168 60 275 —275 50 165-50^166 661 — 683 — Hriori1St,-OLkig. Elisabetbbahn, l.Em. Ferd.-Nordb. i. Silbe, Franz-Ioseph-Babn Galiz.A-Ludwigö. I.E. L)eft. Norbweft-Bahn Siebenbürger Bahn StaatSbabn 1. «Lm. Südbahn L 3 Proc. k 5 „ . Privatkose. Kreditlose Rudolflose D«pis«iz. London .... Gekäsort»«. Ducaten........... 20 Francs . . . . 100 d. Reichsmark Silber............ Geld 168 50 16150 878 — 79-75 145 25 117 101 50 104 45 102 — 98 25 W550 101-15 104 85 101 25 82 70 177 75 1SI50 109-75 176 35 18 — 11775 Ware 1«S — 168 — 8785i> 808.'. 145-75 117 SO 108 — 104 6V 108 25 9-'?-', 106 — 101-35 10450 101 50 83 — IIS 25 176 75 18 5V 117 SA 554 5-55 9 35»/, r SV'-, 57-70 ,57 75 Telegraphischer Kursbericht am 5. August. Papier-Rente 72-—. — Silber-Rente 72 95, -Rente 86 75.— 1860er Staats-Anlehen 130 75. — Bao!> aetien 820. — Lreditaetien 275 20. — London 117 50. — Silber —. — K. k. Münzdueaten 5 53. — 2V-FrancL-Stücke 9-33'/,. — 100 Reichsmark 57 60. Lr«ck t>»n Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg. Herausgeber: Franz Müller. Für die Redaction verantwortlich: Franz Müller.