Lamchtr Tniiblatt. Rcdaction und Expedition: Bahuhosgassc Nr. 15 a aa Pränumeration-preise: _ . ^ lYV> m* .. _ onitiupnrviciic; «in» . _ A Nr. 228. kssriv «ä Samstag, 4. Oktober 18/9.— wlZl \ SÄ Bä'V/J1- «r 12. Iah _ Mit bet Post: Ganzjiihr. ft. 12. zeigen bi« 6 Zeilen 20 Tt. Snfettiontp reift: ®in< Die Politik der Abfindungen. Mag man auch über Plan und politische Taktik deS immer noch im Werdezustande befindlichen „Coalitionsministeriums" ein noch so abfälliges Urtheil fällen: in einem Punkte hat es Graf Taaffe allen seinen Vorgängern zuvorgethan. Wie daK „Mädchen aus der Fremde", von de», man nicht weiß, woher es kam, während man beim Ministerium der unmöglichsten Allianzen nicht weiß, wohin es will, theilt auch der Vorsitzende unseres verantwortlichen Ministeriums zwnr nicht Blüten und Früchte, dafür aber Ministerportefeuilles, Herrenhaussitze und Präsidentenstellen aus. Jedem eine Gabe! Ja wohl. Aber doch liegt in der Art dieses Gebens eine so klar hervortretende Tendenz, dass wir uns eigentlich wunder,,, wie noch keiner der früheren Regierungschefs auf diese Art der Gabeuvertheilung gekommen ist. Man bewundere nur die verblüffende Gerechtigkeit, mit welcher der neue Pairsschub vor sich ging. Es sind sogar neben zahlreichen politisch Ueber« zeugungslosen und neben ganz entschiedenen Gegnern des Liberalismus und des Verfassnugsstaaies einige Männer dabei, bei welchen man eine Stimmenabgabe im liberalen, verfassungstreue» Sinne erwarten kann. Und um das ganze Werk zu krönen, zu welchem das derzeit noch unvollständige Ministerium Taaffe-PraHak-Falkenhciyn-Stremayr den Grund legte, wird auch das Präsidium des Herrenhauses m einer Weise zusammengesetzt, dass daran die Ossiciösen eine wahre Freude haben können. Der feudal-clericale Graf Trautmannsdorff Präsident, der verfassungstreue Fürst Schönburg erster Vicepräsident, der national - föderalistische Fürst Czartoryski zweiter Vizepräsident. Wenn man derartige Zusammenstellungen IreSt, dann braucht man eben kein besonderer Schwärmer zu sein, um an die Nähe jener glücklichen Aera zu glauben, in welcher nach den Offenbarungen Johanni's das Lamm neben dem Tiger ruhen wird. Leider haben derartige Vorkommnisse auch eine sehr bedenkliche Kehrseite, die sich gerade in Anbetracht der Person des neuen Herrenhauspräsidenten ganz entschieden in den Vordergrund drängt. Graf Trautmannsdorff gehört nicht jener Richtung an, welche noch während der letzten Reichsraihssefsion die Abstimmungen des Herrenhauses leitete. Wäre eine ausgesprochene Persönlichkeit dieser Partei an der Spitze des Herrenhauses, sie müsste ebenso wie es Schmerling im Jahre 1871 gethan, vielleicht in nicht allzuferner Zeit an das Cabinet Taaffe eine Ansprache halten, welche nicht so ganz in den Plan des „Systems" passte. Diese Verlegenheit ist erspart, wenn der Sprecher des Oberhauses einer Partei angehört, welche ein inniges Wohlbehagen über jede Schmälerung des Einflusses der Verfassungspartei besitzt. Und in dieser Beziehung ist Graf Trautmannsdorff ganz der rechte Mann. Sollte er allein nicht hinreichen, um das Präsidium des Herrenhauses als vertrauensvolles Werkzeug des Coalitionsministeriums erscheinen zu lassen, so hilft der nationale Föderalist Fürst Czartoryski aus. Den Fürsten Schönburg hat man wahrscheinlich eben nur mitlaufen lasse», damit die Verfassungstreuen „nicht greinen". Diese Aufmerksamkeit hätte man sich füglich ersparen Hnuen. Denn als bloße Statisten für die Ver-öhnungseomödie werden sich die Verfassungstreuen chwerlich hergeben. Dazu würden sie aber sich elbst erniedrige», wenn sie um der einen oder der ändern Vertrauensstelle Wille» sich glücklich schätzen würden, den Gesinnungsgenossen des Grasen Traut-mannsdorff und des Fürsten Czartoryski die Kastanien ans dem parlamentarischen Fegefeuer zu holen. So lange übrigens Graf Taaffe noch über derlei Vertrauensstellen verfügt, wird er unter allen Umständen eine Schar „aufrichtiger Verehrer" um sich haben. Wenn er aber mit leeren Händen dasteht, wenn er keine Pairsschaft, kein Ministers Portefeuille, keine Präsidentenstelle, ja nicht einmal mehr eine Sectionschefsstelle zu vergeben hat, wenn aber umgekehrt das Misstrauen der Verfassungs-Partei und der Heißhunger der Autonomisten seine Stellung nach zwei Seiten hin bedroht — was dann? Nun, wir sind ja nicht berufen, uns anderer Leute Kopf zu zerbreche»; aber das wissen wir, dass eine Zeit kommen wird, in welcher die Politik der Abfindungen aufhöre» muss; und wenn dann Graf Taaffe den Herren von der Färbung Trautmaiinsdorffs und Czartoryski's sage» wird, dass er für sie nichts mehr zu bieten hat, dann ztMfeln wir sehr daran, ob deren Partei auch noch fernerhin den Berus in sich fühlen wird, eine Stütze des Coalitioiiscabinets zu bilden. lieber die Möglichkeit eines österreichischdeutsche» Zollvereines wird dem „Schwäbischen Mercur" geschrieben: „Schon vor längerer Zeit hatte man sich sowohl von deutscher als vo» österreichischer Seite darüber ausgesprochen, dass ein Zollkrieg zwischen den beiden Reichen unter allen Umstände» vermiede» werden müsse. Als dann die Lage in Europa den Wunsch »ach einem noch fester» und innigem Freundschaftsbunde als bisher von beiden Seiten aussprechen ließ, kam die Erkenntnis so zu sagen von selbst, dass ein solcher Bund heutzutage auch ei» Zusammengehen nuf wirtschaftlichem Gebiet bedinge. Ein Hindernis dagegen ist nicht vorhanden, insofern Oesterreich und Deutschland auch auf wirtschaftlichem Gebiet parallele Jiüeresse» besitze» und sich gegenseitig ergänzen. Gleichwohl war die erste sachliche Anregung und noch mehr die Formulierung einer noch so allgemeinen Grundlage, auf welcher daS Aemüeton. 'S g'fangni Waldvögerl. Frühling war's. Der Wald hatte sich in ein neues, grünes Gewand geworfen, Maiglöckchen und Tansendschön freuten sich des warmen, hellen Sonnenscheins und die Scharen der von langer Winterreife heimgekehrten Sänger des Waldes und der Flur hielten ihre besten Lieder bereit, den Wonnemond zu begrüßen. Und weil es draußen gar so schön war, so wollte auch niemand zu Hause bleiben in enger, dunstiger Stube. Alles strömte hinaus in das frische Grün, nur der kleine blasse Anton musste das Zimmer hüten, in welches ihn die böse, schlimme Krankheit gebannt hatte. Als kleines Kind hatte er sich infolge eines Sturzes eine Verkrümmung des Rückgrats und eine ganze Schar damit zusammenhängender Folgekrankheiten zugezogen. Der arme Anton konnte nicht wie andere Kinder in heiterem Jugendüber-mn.he die schönen Jahre der goldenen Jugendzeit verscherzen. Aus den engen Kreis der Familie und vielfach auf sich selbst ganz allein angewiesen, war er auch in seiner Unterhaltung vielfach auf das eigene Gernüthsleben und die eigene Gedankenwelt beschränkt. Stundenlang stand er oft vor dem in der Nähe des Fensters befindlichen Käfig eines kleinen Waldvögleius, feines Freundes und Schicksalsgenosse». Doch ob er auch heute wieder in gewohnter Weise zum niedlichen Schwarzplättchen sprach: heute schien der Spielkamerad ihm nicht zu hören. Traurig, mit eittgezogeitem Köpfchen hockte das liebe Vöglein i» seinem Käfig, ohne, wie es sonst seine Art war, das Geplauder des kleinen Anton mit fröhlichem Gezwitscher zu beantworten. War Schwarzplättchen krank? Ein Blick hinaus in das frische Grün und in das heitere Frühlingsleben ließ den Knaben den Grund der Trauer seines Lieblings alsbald erkennen. Rasch das Fenster geöffnet, das Thürchen zum Käfig aufgemacht — und husch — der kleine Gefangene ist entflohen, entflohen der Gefangenschaft hinaus zum duftigen Wald, zur goldenen Freiheit. Dem kleinen, armen Kranken war aber, als ob er eine Großthat verübt. Der Gedanke an das gefangene Waldvöglein kam ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er wurde für ihn zum Mittelpunkte eines ganzen Jdeenkreises, der mit unwiderstehlicher Macht nach Form und Ausdruck rang. Damals, im Jahre 1826, dichtete der vier- zehnjährige Anton Baron Kiesheim sein erstes Gedicht, welches auch unter dem Titel „'s g'fan-gni Waldvögerl" in seine später veröffentlichte« Gedichtsammlungen überging. Wir glauben unseren Lesern über die eigenartige Gemuthstiefe der Kles-heim'schen Dichtungen feinen besseren Beleg bieten und zugleich den in nächster Woche stattsi»de»deN Vortragsabenden des Autors keine bessere Empfehlung mit auf den Weg geben zu können, als wenn wir dem herzigen Gedichte des vierzehnjährigen Knaben, der zu einem der hervorragendsten, gefeiertsten und liebenswürdigsten Dialectdichter Deutschlands werden sollte, hier eine Stelle ein* räumen. A Büabcrl a klans, Halt an Zucker in der Hand Und schaut auf a Voglhaus, Was hängt auf der Wand. Und wal's klani Handerl Nit glengcn kann h'naus; Mmmts' Büaberl an Schamml, Da stellt's a si draus. Und sagt zu den Vögerl, Was da hockn thuat Aus sein Spricherl so trauri, Als war cahin nit guat: wirtschaftliche Zusammengehen vereinbart werden sollte, keine leichte Aufgabe. Eine Unzahl von Schwierigkeiten, darunter auch solche, die bloß formaler Natur sind, die bloß auf Empfindlichkeiten oder auf Vorurtheilen, dann solche, die auf politischen Erwägungen und gewissen politischen Bedenken beruhen, war schon bei der ersten Formulierung der Grundlage zu beseitigen. Dies scheint nun geschehen zu sein. Man hat derzeit keinen deutschösterreichischen „Zollverein" vor Augen. Am deutlichste» wird man den bestehenden Plan vielleicht .Mit folgenden Worten bezeichnen können. Deutschland und Oesterreich-Ungarn gewähren sich gegenseitig die weitestgehenden Verkehrserleichterungen in jeder Richtung, sie gestehen sich untereinander geringe Zölle zu, um sich gemeinsam gegen die industriell höher entwickelten dritten Staaten oder gegen solche dritte Staaten, welche durch ihr Wirtschaftssystem Deutschland und Oesterreich-Ungarn gleichmäßig schädigen, zu schützen. Also eine Art Freihandel im Innern, beziehungsweise zwischen den beiden verbündeten Reichen und gemeinsame Schutzzollpolitik nach außen. Zu diesem großen Princip gesellt sich dann noch die wirtschaftliche Ausnutzung des neuerschlossenen Orients, oder mit anderen Worten: auch im Orient die gemeinsame Abwehr einer großen übermächtigen Concurrenz durch die beiden verbündeten Staaten. Dies ist beiläufig der Grundgedanke des besprochenen Planes, welcher natürlich die politische Verbindung nur noch mehr festigen, ja geradezu zu einer unzerreissbaren machen muss." * * * Die Nachricht von der Reise Gortschakoffs nach Berlin, beziehungsweise von einer Begegnung mit dem deutschen Reichskanzler, hat ein rasches Dementi gefunden. Es wäre auch nicht einzusehen, was Gortschakofs jetzt in Berlin zu thim hätte, nachdem doch eingestandenermaßen gerade seine Person und seine Politik die Ursache zur Isolierung Rußlands gegeben hat. Will man daher eine Bestätigung der zwischen Deutschland und Rußland ansgebrochenen Conflicte herbeiführen, so wäre es gewiss das denkbarst schlechteste Mittel, gerade den Urheber dieser Conflicte mit der Aussöhnungsmission zu betrauen, ausgenommen denn, Gortschakofs könnte sich dazu entschließen, vor Bismarck förmlich Reue und Leid für seine frühere Politik zu erwecken. Letzteres ist aber so unwahrscheinlich, dass cs wohl nicht erst eines abwehrenden Winkes Bismarcks bedurfte, um den Berliner Besuch Gortschakoffs unmöglich zu machen. Trotz der unleugbaren Feindschaft zwischen Bismarck und Gortschakofs geben sich aber die beut- „Met Vögerl, itiei liabs, „Sag, was hams da den than, „Du schaust mi in an surt „So wehmüalhi an?" „Geh', sag ma's, i bitt bi, „Wer hat da Was gmacht? „I Hab da gwiss All's, was d' „Hast habn wolln, 'bracht!" „I Hab da a roths Hcrzl „In bei goldas Haus ghiingt; „I Hab ba Was z'essn gcbn, „Ich Hab bi tränkt." „I Hab bi rein wia mci „Agns Müatterl so «ab, „Unb bo bist so trauri, „Schaust allwal so trüab!" „Habn ba Anbre was than? „Na, so red do mit mir, „I bitt bi, mci Vögerl, „Geh, sing ma was für!" „I soll ba was singen?" sagt's Vögerl, „mei Kinb! „Mei Büaberl, mei herzigs, „Das geht nit so gschwind." ,,A Herzl a roth's, „Und o golbanas Haus, „Das macht no nit’s Glück „Von an Walbvögerl aus." scheu Regierungsbkatter »och immer affe Mühe, die russische Regierung zu überzeugen, dass die gegenwärtige Isolierung Rußlands durchaus nicht im Plane der deutschen Politik gelegen sei. Auch auf die trotzige Antwort des „Golos", dass Rußland schon mehrmals isoliert gewesen sei, ohne dass daraus dem russische» Einflüsse und der Machtstellung Rußlands irgend ein Nachtheil erwachsen sei, weiß die die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" eine begütigende Erklärung. Es sei ja gar nicht richtig, dass Rußland in diesem Jahrhunderte bis aus die Neuzeit jemals in Europa völlig isoliert gewesen sei. Preußen und dessen Freunde in Deutschland hätten stets zu ihm gehalten. Die „Nordd. Allg. Ztg." verweist hiebei auf den Frieden von Adrianopel, auf den polnischen Krieg von 1831, aus den Krimkrieg und den polnischen Ansstand vom Jahre 18(38. Der Artikel schließt: Wenn die Freunde des „Golos" hieraus jetzt keinen Wert mehr legen, so werden sie es ihrem eigenen Verhalten zuzuschreiben haben, wenn Deutschland die Anlehnung, welche es früher i» sichere» gegenseitigen Beziehungen mit Rußland fand, anderweitig zu suchen genöthigt ist, um in Ruhe abzuwarten, ob die russische Politik in Zukunft freundlich oder feindlich gegen Deutschland sich entwickeln wird. Deutschlands Politik wird unter allen Umständen eine friedliebende sein und bleiben und deshalb für sich nur friedliebende Anlehnungen zu suchen haben. Glauben „Golos" und Bundesgenossen ihrem Vaterlande dadurch einen Dienst erweisen zu müssen, dass sie den einzigen starken und zuverlässigen Freund, auf welchen Rußland zählen konnte, verletzen und vertreiben, so ist es allerdings nicht unwahrscheinlich, dass sie auf dem eingefchlagencn Wege dieses Ziel erreichen können. * * * Anläßlich seines Abschiedsbesuches in Italien hatte unser früherer Botschafter in Italien und nunmehriger Minister des Aeußern, Baron Haymerle, eine Besprechung mit dem italienischen Ministerpräsidenten Cairoli. Wie die „LibertL" mittheilt, war die Unterredung eine sehr herzliche, und drehte sich dieselbe hauptsächlich uni einen an den Wiener Besuch des Fürsten Bismarck anknüpfenden Jdeengang. Baron Haymerle versicherte, die Völker Europa's hätten Unrecht, in diesem Besuche eilt Symptom bevorstehender Ereignisse oder Verwicklungen zu erblicken. Deutschland und Oesterreich-Ungarn wünschen nur einen wahren und dauerhaften Frieden. Von den Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien sprechend, bemerkte Baron Haymerle, er hege die feste Zuversicht, dass die Beziehungen „Js 's Voglhaus no so schön, „So oder so, „Drah's um wisst cs willst, „Ab'r a Kerker bleibt's do." „Und a Vögerl, wann's singen soll, „Spiert's cs nit ein; „A Vogl, der singen soll, „Frei muaß er fein." „A Vögerl, wann's fingen soll, „G'hört's aus die Bam „In grcane» Wald außi; „Denn da is's dahant." „Aus unser! Astln, „Auf unseri Zwcich, „Js jcd's Nest a Palast, „Unb bcr Walb unser Reich." „Die Blcamln unb Käser, „Die Hirschn unb Reh; „Die Fischerln in Bach „Unb bic Fischerln in See; „De san mit uns Vögerln „So zutranli worn, „Als hätt' uns allz'sammen „A Müatterl geborn." „Deswegen muaß a Vogl „Unter b'Seinign sein; „Hernach salln eahm b'Liabcr, „Die herzlichn ein." beider Nationen, entsprechend ihren zahlreichen gemeinsamen Interessen und der gegenseitigen Achtung, fortdauernd herzliche bleiben werden. Cairoli erwiderte, indem er den gleichen Gesinnungen Ausdruck gab und selbst den Wunsch aussprach, dass die zwischen Italien und Oesterreich bestehenden Bande sich noch mehr befestigen möchten. * * » Gabriel Varady, dessen Name bekanntlich in dem sensationellen Ordensschwindel-Proccsse Sonnen-berg-Schweitzer eine sehr bedenkliche Rolle spielte, hat an das Präsidium des ungarischen Abgeordnetenhauses folgende Zuschrift gerichtet: „Euer Exccllcnz! Herr Pläsident! Bei dem am 20. Juni dieses Jahres und de» folgenden Tage» in Wien verhandelten sogenannten „Ordensprozesse" sind Umstände aufgetaucht u»d Dinge vorgebracht worden, welche zum Theile jener Auffassung Raum boten, dass die Untersuchung auch gegen mich angestrengt werden sollte. Nachdem diese Auffassung Verbreitung gesunden, ist es zur Wahrung der Abgeord-nctcnwürde wie auch in meinem eigenen Interesse nothwendig, dass diese Angelegenheit durch ein gerichtliches Verfahren ohne Verzug ins Reine gebracht werde. Damit aber meine Eigenschaft als Abgeordneter vermöge des damit verbundenen Im« munitätsrechtes der eiuzuleiteuden Untersuchung oder einem sonstigen gerichtlichen Verfahren keinen Augenblick als Hindernis diene, lege ich hiemit mein Abgeordnetenmandat nieder. Ich bitte Euer Excellenz, meine Resignation zur Kenntnis nehmen und dieselbe dem hochgeehrten Abgeordnetenhause unter Verlesung dieser meiner Erklärung seinerzeit bekanntgeben zu wollen. Hochachtungsvoll Eurer Exccllcnz ergebenster Diener Gabriel Varady." Nachdem jedoch der Va-rady-Scandal auch andere der Regierung sehr nahestehende Persönlichkeiten (wir erinnern hier nur an die Zichy-Affaire) im höchsten Grade conipromittierte, dürfte die Regierung kaum geneigt sein, durch Anstrengung einer Untersuchung gegen Varady neuen Staub anszuwirbelu. Das Selbstvertrauen Varady's ist also nicht gar zu hoch anzuschlagen und dürste kaum als formale Rechtfertigung für die jedenfalls sehr bedenkliche Rolle desselben im erwähnten Ordensproeesse hinreichen. * * * Wenn man boshaft fein wollte, so könnte man zu den bisher angeführten Gründen für die öfter-reichisch-dcntsche Allianz auch noch ansühren, dass die Vorgänge im inner» Leben des Nachbarstaates sich „gerade so wie bei uns" gestalten. Besonders AM" Fortsetzung in der Beilage. "W8 „D'rum liaber in Wald braust „Erhungern, erfrier»; „'s Erschiatzn ist besser, „Als b'Freihcü oerliern!" Die Red von beit Bögerl tat's Büaberl so grührt, r biagt 's klani Finger!, Probiert unb probiert, Bis er's Riegerl von Boglhaus Außer hat zog», Und — hujch ! war das Vögerl Beim Fenster h'naus g'slogn. Das Büaberl, das reibt si Die Aengerl» und rannt; Und raährend'S so trauri Bei'n Fenster ba lohnt, Fliegt's frei gemacht! Vögerl Vvll Freub wieder her, Und hinter eahm no ans Und allaival mehr. Und b'Nachtignl selber Fliagt hinter bcr Schar, Unb singen bett Büaberl A Dankliad, das war So liab und so herzli, Ja grab embers nit, Als singat'n d'Engerln Von Himmel ob» mit. D'raus fliagn b'Vögerln wieder In b'Walb.Schlösserln h'nein; Unb seitbem spiert's Büaberl i Kan Vogel mehr ein! Beilage z«m „Laibacher Nr. rührend ist die Uebereinstimmung, mit welcher die Osficiösen PreußenS ebenso wie jene Oesterreichs betonen, dass man bloß um des lieben Friedens willen gegen die liberalen Streithähne Front mache. Der Unterschied ist nur, dass man sich bei uns auf die Nothwendigkeit des nationalen Friedens beruft, während in Preußen die Beendigung der Cnltur-kampswirren als Vorbedingung zur Durchführung des wirtschaftlichen Sanierungsplanes der Regierung bezeichnet wird. So handelt es sich nach der Berliner „Prov.-Corr." bei der jetzigen Wahl der Abgeordneten um die Entscheidung der Frage, ob das Land durch eine regierungsfreundliche, selbständig und gewissenhaft prüfende Mehrheit dazu helfen will, die Reform der staatlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse weiterzuführen, oder ob eine zu Misstrauen und Opposition neigende Mehrheit den Staat in die Gefahr bringen soll, von der bisherigen festen, stetigen Leitung entweder zu einer Reihe von Con-flicten zu gelangen oder in eine Parteiregierung zu verfallen, welche die schwerste Verwirrung über das Land bringen würde. — Leider ist es nach den Berichten über die preußischen Wahlmännerwahlen ganz unzweifelhaft, dass die liberalen Elemente im nächsten Berliner Abgeordnetenhause in der Minorität sich befinden werden, während die clerical-seudalen Reaktionäre Zuwachs gewannen. Gerade so wie bei uns wird die parlamentarische Majorität von der Haltung einiger weniger unbedingter Negierungsanhänger, beziehungsweise vom Conimando der Regierung abhängen. Der einzige Unterschied ist nur, dass die Regierungsgewalt in Deutschland in den Händen eines Bismarck, bei uns aber in den Händen Taaffe's ruht. * * * Fürst Carl von Rumänien hat einem Corre-spondenten der „N. fr. Presse" gegenüber die Ueber-zeugung ausgesprochen, dass binnen vierzehn Tagen die Juden-Emancipationsfrage von den Kammern in zufriedenstellender Weise erledigt sein werde, wenn auch während dieser Zeit noch ein harter Kamps der Parteien bevorstehe. In Bezug auf die allgemeine politische Lage war der Fürst der Ansicht, dass die Wirkungen, welche der Berliner Vertrag auf die Erhaltung des europäischen Friedens haben müsste, erst jetzt in ihrer ganzen Bedeutung von der Welt gewürdigt werden können. Vermischtes. — Feldzeugmeister Ernst Ritter v. Hartung f. Mittwoch abends kurz nach 9 Uhr ist in Wien der k. f. Feldzeugmeister Ernst Ritter v. Hartung in seiner Wohnung, Gauermanngasse Der Roman des Franciscaners. (Schluss.) Ohne dem Verstorbenen nahe treten zu wollen, möchten wir behaupten, er wählte sich seine das Theater behandelnden Stoffe vorzüglich deshalb, um „Reclame" für sich zu machen und die Aufmerksamkeit auf seine Predigten zu lenken. Dies gelang ihm auch, denn bald versammelte er allwöchentlich ein Auditorium um sich, welches nicht mehr aus den alten Männleins und Weibleins des Franciscaner - Stammpnblicums bestand — diese blieben vielmehr weg und zogen die Predigten des P. Camillus vor, — sondern aus Studierenden, Beamten, Bürgern und selbst Gelehrten. Nun wuchsen Ehrgeiz und Eitelkeit des jungen Mönchs. Er fing an, wissenschaftliche Themen auf der Kanzel zu bearbeiten, die er, um die homiletische Form zu wahren, mit biblischen und patristischen Stellen verbrämte, bald aber erkühnte er sich auch, die Politik, und zwar die Tagespolitik, und nichts weniger als in dem damals ausschließlich gestatteten, regierungsfreundlichen Sinne zu streifen. Ich erinnere mich, wie er einstmals gegen den Militarismus und dessen verderbliche Folgen für Staaten und Völker loszog. 228 vom 4. Oktober 1879. Nr. 2, im 72. Lebensjahre gestorben. FZM. Ritter v. Hartung war einer der hervorragendsten Generale der österreichischen Armee, dessen Tüchtigkeit und Tapferkeit sich insbesondere auf den Schlachtfeldern Italiens in glänzender Weise bewährte. Er machte die italienischen Feldzüge sowohl 1859 als auch 1866 mit und erhielt für sein rühmliches Verhalten in der Schlacht von Cnstozza das Ritterkreuz des Maria-Theresienordens zuerkannt. Nach dem Kriegsjahre 1866 war Ritter v. Hartung Landcs-Conimandierender von Niederösterreich, bis er im April 1869 in den bleibenden Ruhestand trat. In das Herrenhaus berufen, nahm FZM. Hartung an allen Verhandlungen, welche militärische Fragen betrafen, lebhaften Antheil. In den Delegationen gehörte er zu den eifrigsten Rednern und unterstützte nachdrücklich alle Anträge der Heeresverwaltung zugunsten der Ausrüstung der Armee. — Hadschi Loja. Am 27. v. M. wurde Hadschi Loja nach nahezu einjähriger Haft zu fünfjähriger Kerkerstrafe verurtheilt und hat unter entsprechender Escorte noch mit selben Tage die Reise nach Theresienstadt angetreten, woselbst er seine Strafzeit abbüßen wird. Die Aburtheilung Hadschi Loja's beweist, dass er strafbare Handlungen verübt hat, die mit der Jnsnrrectiou in keinem diree-teii Zusammenhange stehen und für welche die im vorigen Jahre erlassene Generalamnestie keine Straf-nachsicht zusicherte. In der That soll auch Hadschi Loja in seinem Feuereifer, mit dem er vor Beginn der Occnpation für den Kampf gegen nnfere Truppen agitierte, Mittel in Anwendung gebracht haben, welche die durch die Amnestie festgestcllte Grenze weit überschritten. Namentlich wird ihm zur Last gelegt, dass er an solchen Elementen der mnha-medanischen und christlichen Bevölkerung, welche sich nicht freiwillig dem bewaffneten Widerstande anschlossen, Erpressungen verübt habe, die entweder in einer gefährlichen Bedrohung des Lebens oder in der Forderung eines Lösegeldes bestanden, über dessen Verwendung Hadschi Loja keine Rechenschaft zu geben weiß. Diese letzteren Handlungen wurden als Acte der Gewaltthätigkeit, die ohne politische Triebfeder, bloß aus Habsucht verübt wurden, aufgefasst und bildeten einen Theil des Anklagc-materials. Auch wird sich Hadschi Loja eines Mordfalles wegen zu verantworten gehabt haben. Es ist nämlich erwiesen, dass er im Jnli verflossenen Jahres einen christlichen Bewohner in BlaZnj aufforderte, in den Kampf zu ziehen oder sich von dieser Last durch ein namhaft gemachtes Lösegeld loszukaufen. Der Bewohner weigerte sich, dieser Forderung nachznkommen, weshalb ihn Hadschi Loja auf der Stelle niedermachte. Dieses Falles wegen Er brandmarkte die Cäsarenwirtschaft des alten Rom, geißelte die Eroberer von Julius Cäsar bis auf Napoleon III., wobei auch selbstverständlich Gustav Adolph sehr übel wegkam, schilderte, wie große stehende Heere im Frieden die Länder aufzehren müssen und die Sittlichkeit darunter leide, wie der Steuergulden des armen Mannes bessere Verwendung dadurch finden könnte, dass man die fehlenden Hospitäler, Armen- und Sie' chenhänfer, Kinderbewahranstalten baue, statt Kasernen und Festungen. Das war freilich nicht nach dem Geschmacke des damals herrschenden Systems und der Tagesströmuug, welche kurz vorher in Haynau, Windifchgrütz und Jelakik das „siegreiche Triumvirat der Staatsretter" gefeiert hatte. Und als gar nun P. Rudolf sich einfallen ließ, Abstractionen mit concreten Fällen zu vertauschen und u. a. ausführte, dass Männer, wie die Heiligen Franz von Assisi, Dominicns, Vin-cenz von Paul, Johannes von Gott unendlich mehr Gutes und Vortheilhastes für die Menschheit gewirkt hätten, als die Ländereroberer und Städtezerstörer der Gegenwart und Vergangenheit, als die alten und neuen Cäsaren und gefeierten Kriegshelden und Schlachtenkaiser, da wurde die Staatspolizei und das Militärgouvernement auf den sollte sich Hadschi Loja vor dem JnsurrectionscomitL in Serajewo rechtfertigen. Er wurde nach dem Konak berufen, und während er die Stiege hinanschritt, entlud sich zufällig fein Gewehr, wobei er jene Verwundung erlitt, die später die Amputation seines Beines zur Folge hatte. Hadschi Loja wurde durch dieses für ihn verhängnisvolle Ereignis Wohl der Verantwortung gegenüber dem Jnfurrectionscomitö enthoben, aber von jenem Augenblicke an schwand auch sein Einfluss und seine Wirksamkeit an der Jnsnrrection. Nach dem Einmarsch der Oesterreicher irrte er von Ort zu Ort, bis ihn im November eine Patrouille des 37. Infanterieregiments aufgriff und gefangennahm. Die Kunde von der Inhaftierung Hadschi Loja's hatte auch unter der muhamedanischen Bevölkerung nur wenig Theil-nahme wachgerufen. An den Gefechten nahm Hadschi Loja weder als Führer noch als Kämpfer theil. Seine Hauptaufmerksamkeit beschränkte sich auf Agitationen, die er namentlich vor dem Einmarsch unserer Truppen mit so günstigen Erfolgen leitete, dass das Auflodern der Jnsnrrection zum großen Theile als sein alleiniges Werk betrachtet werden kann. Würde er weniger brutal und nicht auch mit unlauteren Mitteln seine Ziele verfolgt haben, so hätten ihn auch seine Landsleute in die Kategorie jener Märtyrer und Freiheitskämpfer gezählt, welche, wie beispielsweise Hadschi Jamarkovic, Leben, Familie und Vermögen ans reiner politischer Ueberzengnng opferten. Hadschi Jamarkoviö hat sich durch sein makelloses Vorleben, durch seine ausschließlich vom Patriotismus geleitete Handlungsweise und durch seine hinreißende Beredtsamkeit und Energie, die er in allen ernsten Momenten entfaltete, in der Geschichte seines Vaterlandes ein dauerndes Andenken gesichert; er hat ferner durch feine männliche, würdevolle Haltung bei der standrechtlichen Verhandlung am 27. August 1878 und endlich durch die stolze Ruhe, die er bei dem letzten Gange nach dem Nichtplatze bewahrte, selbst seinen Gegnern Achtung und Bewunderung abgerungen. Dieses Andenken eines patriotischen Märtyrers hinterlässt Hadschi Loja in Bosnien nicht. Sein Name gehörte allerdings einst zn den bekanntesten in ganz Europa; er galt als eine jener romantischen Gestalten nncivilisierter Länder, die eine Mischung von Helden-ltnd Räuberthum bilden. Sogar schöne Damen schwärmten für fein Schicksal und suchten ein Autograph von ihm zu erobern. Die näheren Nachrichten über die gegen Hadschi Loja gepflogene Verhandlung werden lehren, wie viel von dieser Romantik übrig geblieben ist. — D er ansrangierte Lessing. In Wolfenbüttel wird am 16. Oktober die Anla des kühnen Posa in der Franciscanerkutte aufmerksam und ließ seine Predigten bemachen und von geheimen Agenten nachschreiben. Aber der junge Himmelsstürmer ließ sich durch Winke und Warnungen nicht beirren, er ging immer kühner und deutlicher den Machthabern und ihrem System zuleibe und schonte selbst auch geistliche Behörden nicht, indem er Geschichten aus der Reformation und aus der großen französischen Revolution erzählte, woran er Nutzanwendungen knüpfte, dass ein ungelehrter, unwissender Clerus, feiste und der Sinnenlust stöhnende Prälaten der Kirche stets mehr geschadet haben, als die heftigsten Feinde derselben. Die polizeiliche Note über P. Rudolf lautete damals: „Seine Predigten seien sehr bedenklichen Inhaltes und in religiöser wie politischer Hinsicht anstößig und gefährlich." Der erste officielle Schritt gegen den kühnen Mönch ging vom Platzcommando aus. Damals wurde die Garnison truppenweise zur Anhörung der Fastenpredigten in verschiedenen Kirchen Wiens commandiert, laut Befehl der Commandautur sollte fortan die Franciscanerkirche von den zum Besuch vorgeschriebenen Kirchen ausgeschlossen sein. Später erhielt Hauptmann Joseph Hainold (dem Militärgouvernement zugetheilt) von Baron Kern* dortigen Gymnasiums eingeweiht. AuS dieser Aula ' ist nun; wie Berliner Blättern gemeldet wird, die ' daselbst bereits aufgestellte Büste Lessings entfernt i und statt derselben die Statue des heiligen Bernhard von Clairvaux ausgestellt worden. Für beide Büsten war nicht Platz in der Aula und darum : musste Lessing ausrangiert werden. Der Director des Gymnasiums ist einer der Führer der conser-vativen Partei im Lande. ■ ■: '• " Lökat-kn- provinzial-Angelegenheiten. (Große Blamage.) Unseren Lesern dürfte noch ein Vorfall aus der Gemeinderathssitzung vom September in Erinnerung sein, welchen die nationale Minorität, gelenkt von Herrn Regali, hervorgerufen hat. Es handelte sich um eine an und für sich sehr uninteressante Angelegenheit, nämlich um den Recurs des Hausbesitzers Bergant wider die seinem Nachbar Oberst Boichetta von dem Magistrate ertheilte Bewilligung zum Anbaue von Holzlegen an die zwischen beiden Häusern befindliche Hofmauer. Der Magistrat bewilligte diesen Bau, weil sich bei dem Localaugenscheine die Eigenschaft der streitige» Mauer als Communemaner zweifellos herausstellt, und weil Bergant hiebei keine Einwendung gegen den Bau erhob. Nachdem er sich später eines anderen besann und gegen die Baubewilligung reeurrierte, opponierte GR. Regali gegen den Antrag der Bau« und RechtSsection auf Abweisung des Re-cttrseS mit den heftigsten Angriffen gegen Magistrat und Sektionen, denen er Ungerechtigkeit nnd Willkür vorwarf. Die nationale Minorität, einschließlich ihreS rechtskundigen Mitgliedes Dr. Zarnik, von dem eine einsichtsvollere Bemtheilung des Falles zu erwarten war, verließ, nachdem der Bürgermeister dem ungestümen Verlangen des redseligen Herr» Horak, die geschlossene Debatte wieder zu eröffnen, nicht nachkam, schimpfend und lärmend den Saal, wodurch die Versammlung, zu welcher Herr Regali ein kleines, aber gewähltes Zuhörerpublikum geladen hatte, beschlussunfähig wurde. In der nächsten Sitzung, in welcher der Gegenstand wieder zur Sprache kani, wiederholten sich die Ausfälle Regali's gegen den Vorgang des Magistrates, und GR. Potoenik bestritt vom technischen Standpunkte das Vorhandensein einer Commnnemauer, — der Gemeinderath aber, den sachlichen Ausführungen der Vertreter des ©ec-tiouSantrages Rechnung tragend, verwarf den Re-curS BergantS und bestätigte die magistratliche Baubewilligung, womit diese zu einer cause c61öbre «Iksgebauschte Angelegenheit vom Standpunkte des Gemeinderathes beendet war. GR. Regali meldete gegen diesen Beschluss seinen Protest an mit dem pen den Auftrag, den Franciscanerpater zu besuchen und ihn mündlich zur Aenderung seiner anstößigen Predigtweise zu bewegen. Der Dialog zwischen Mönch und Soldat mag immerhin ein sehr bewegter und interessanter gewesen sein, aber der Herr Hauptmann erzielte keinen Erfolg bei dem Pater, der, sich auf die durch die neue Gesetzgebung (April-Erlässe vom Jahre 1850) garantierte Freiheit der Kirche und speciell der Kanzel berufend und gegen jeden Eingriff einer weltlichen Behörde Protestierend, erklärte, er werde sich von keiner noch so hochgestellten Persönlichkeit gebieten oder verbieten lassen, auf der Kanzel zu sagen, was der Geist GotteS ihm eingebe, denn nicht fein eigenes, sondern Gottes Wort habe er dort zu verkünden. Hauptmann Hainold fand diese Grundsätze „revolutionär" und drohte dem Mönch mit den Bestimmungen des noch bestehenden Belagerungszustandes, er wies auf Ungarn hin, wo Haynau den Domherrn Danielik in den Prososen« artest führen und Franciscaner kriegsrechtlich behandeln ließ; aber die Drohung verfing nicht, P. Rudolf sprach die kühne Behauptung aus, dass die Revolution in Oesterreich und in Europa überhaupt noch nicht abgeschlossen sein dürfte und der Staat die Kirche nur deshalb momentan pro- Äusrufe: „Hier sei teilt Recht zu finden, das Gericht werde schon eine bessere Entscheidung fällen," it. s. w. Man konnte nun mit Recht auf die gerichtliche Verhandlung gespannt sei». Wie wir nun vernehmen, hat Bergant in der That den Rechtsweg betreten und eine gerichtliche Localaugenschau erwirkt. Dieselbe ergab jedoch für ihn ein sehr ungünstiges Resultat, indem konstatiert wurde, dass die fragliche Mauer in der Thät eine Commnne-maner, Boichetta also zum Anbaue der Holzlegen an dieselbe ohneweiters berechtigt und der Vorgang des Magistrates ein ganz correcter sei. Infolge dessen musste Bergant von seiner Klage absallen und froh sein, dass ihm in dem sohin abgeschlossenen gerichtlichen Vergleiche die Verpflichtung, die Pro-eesskosten zu ersetzen, nachgesehen wurde. So steht es also mit dem von Regali und Consorten so eifrig vertretenen Rechte des Bergant. Wir konnten es uns nicht versagen, diesen Ausgang einer von den nationalen Wortführern des Gemeinderathes zu den wüthendfte» Ausfällen gegen die Majorität missbrauchten Angelegenheit zu veröffentlichen, weil damit auf die unverantwortliche Gebarnugsweise dieser-Leute, welche, um ihrer Leidenschaft z» stöhnen, selbst die Irreführung der öffentlichen Meinung nicht scheuen, das richtige Schlaglicht fällt. Herr» Bergant aber, den feine weisen Rathgeber zu kostspieligen Recurse» und Processen aufgehetzt haben, berechtigt der unglückliche Ausgang dieser Affaire zu dem Ausrufe: „Gott beschütze mich vor meinen Freunden", — und Pan Horak, welcher in den Sectionsanträgen den gesunden Menschenverstand vermisste, dürfte sich mit Beschämung gestehen, dass er da wieder einmal recht unbesonnen war. — (Die gestrige Dienstesversamin-lnng der Feuerwehr) erfreute sich seht zahlreicher Bctheiliguug und fand trotz des etwas lebhaften Verlaufes do.ii einen, wie es schien, allseits zufriedenstellenden Abschluss. Dem Ausschuss war von der letzten Generalversammlung, in welcher eine Aenderung der Uniformierung beantragt und beschlossen wurde, deren Feststellung ansgetragen worden. Demzufolge wurde als Dienstkleidung bestimmt: graue Zwilchhose und ebensolche Blouse mit rother Parole, aus welcher ein Emblem angebracht ist. Die von der Steigerabtheilung bisher getragene rothe Achselschnur sollte hinfort als Abzeichen sür Rottenführer dienen, da aber die Steigermannschaft in dem Verluste dieser Schnur eine ihnen angethane Kränkung erblicken zu müssen vermeinten, wurden ihnen die rothen Achsclschuüre belassen, zugleich aber festgesetzt, dass jeder Feuerwehrmann eine rothe Achselschnur zu tragen habe. So wurde die Ehre gerettet und der Friede bewahrt. Als Chargen- tectionicre, weil er ihre Hilfe zu benöthigen glaube; sei die Bewegung ganz unterdrückt, dann werde der Staat die Kirche wieder ebenso behandeln und als „Polizei- und Geistesdressurinstitut" betrachten, wie früher unter dem Josephini'schen und Met-ternich'schen System. Ein Mönch, der solche Grundsätze offen aussprach und sich mehr auf einen Savonarola denn auf einen Kaptsttan hinausspielte, musste entfernt oder stumm gemacht werden. Man wandte sich an das Ordinariat und fand hier geneigtes Gehör. Der Erzbischof von Wien, Vincenz Eduard Milde, ein Josefiner vom Scheitel bis zur Sohle, und der streitlustigen Bewegung der Geister im jüngeren Clerus sehr abgeneigt, ließ den Pater durch den Generalvicar und Weihbischof Zennet verwarnen und ertheilte dem Provmcial der Franciscaner die Weisung, den zu wiederholtet! Klagen Anlass bietenden Pater zu vigilieren und ihn nötigenfalls vom Predigtamt zu suspendieren. Letzteres geschah bald nachher, wenigstens theilweise. Man übertrug die Sonntagspredigten einem anderen Pater und überließ P. Rudolf vorläufig nur noch die Feiertagspredigten, wodurch er nur seltener Gelegenheit fand, die Kanzel zu besteigen. Aber die Klagen 1 mehrten sich jetzt über ihn von allen Seiten. Man i abzeichen dienen Knöpfe auf der Achfelschnur und beziehungsweise gelb und rothe dder gold-rothe Achselschnüre. Statt der bisherigen weiß-grünen Schnur an der Dienstkappe aus schwarzem Tuch ist nach dem Äorbilde Der meisten Feuerwehren eine gold-rothe Schnur zu tragen. Die Paradekleibung der Feuerwehr itzitd in schwarzem Beinkleid Und blauet Stoffblonse bestehen, mit den gleichen Abzeichen wie bei bet Dienstkleidung. Durch unangenehme Erfahrung belehrt, wollte der Ausschuss die Beschränkung einfnhteti, dass außer bei dienstlichen Anlässen die Feuerwehrkleidung überhaupt nicht getragen werden solle, gab aber auch hier dem Wunsche der Mannschaft nach und gestattete daS Tragen der Paradekleidnng auch außer Dienst, legte aber zugleich den Mitgliedern dringend üns Herz, stets eingedenk zu sein, dass sie ein Ehrenkleid tragen. — Weiters wurden vom Hauptmanne Do« beriet in Ausübung eines ihm von der letzten Generalversammlung eiiigeräitntten Rechtes sämmtlicher Gerüche mit der zugehörigen Mannschaft in drei selbständige Löschzüge eingetheilt und die erforderlichen Führet bezeichnet. Diese, nach dem erprobten Vorbilde anderer Feuerwehren ungeordnete Neuerung gilt vorderhand bis zur nächstjährigen ordentlichen Generalversammlung und wird dann, falls sie sich auch hier bewährt, beibehalteu und der Mannschaft die Wahl der Führer überlassen, oder aber es wird zur früheren Einteilung zürückgekehrt. — Einige dieser gestern getroffenen Bestimmungen unterliegen gemäß den Satzungen noch der Bestätigung des Gemeinderathes. — (Postmeisterverein.) Der Verein der k. k. iiichtärarifchcn Postamtsvorstände und Expeditoren in Krain, Küstenland und Dalmazien hält am 15. d. M. um 10 Uhr vormittags im Hotel zu den „Drei Kronen" in Görz seine diesjährige ordentliche Generalversammlung mit nachstehender Tagesordnung ab: 1.) Präsidialbericht über bas abgelaufene Vereinsjahr und Vorlesung der erneuerten Petition an den Herrn Handelsminister und an den ReichS-rath; 2.) Bericht des Kassiers über den Vereins-kasse- nnd Mitgliederstand; 3.) Vorlage der diesjährigen Wiener Conserenzprotokolle sowie der photographischen Abbildung der vom Vereittsansschusse zum 24. April d. I. den Allerhöchsten Majestäte:. Überreichten Adresse; 4.) Berathung über Statutenänderung; 5.) freie Anträge; 6.) Neuwahlen der Herren Filialvorstände und Filialräthe. — Die Süd-bahiu und die Kronprinz Rudolsbahn haben den Theilnehmern an dieser Versammlung ans den im Vereinsrayon liegenden Linien Fahrpreisermäßigung gegen Vorweisung der Mitgliedskarte und des auf Namen ausgestellten Ermäßignngscertisicates zu- warf ihm vor, heterodoxe AuSfpritche, bedenkliche philosophische und naturwissenschaftliche Theoreme von der Kanzel gelehrt zu haben, zog seine Rechtgläubigkeit in Zweifel, beschuldigte ihn des Mangels an Gehorsam und der Ehrfurcht vor seinen Oberen, man gebot ihm, die Manuskripte seiner Predigtentwürfe einem hierzu bestimmten Pater zur Censur vorzulegen. P. Rudolf weigerte sich und motivierte seine Weigerung dadurch, dass er niemals Entwürfe niederschrieb, sondern aus dem Stegreif predige. Man ging hierauf mit Disciplinarftrafen gegen ihn vor, welchen selbst leibliche, Zellen- und Klosterarrest, Entziehung der Kost, und zwar der leiblichen und geistigen, folgte. Man nahm ihm seine Bibliothek, seine gelehrten Bücher, und verbot ihm, seine geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Studien weiter fortjnsetzen. „Er sei ohnehin zu gelehrt — hieß es — ein Bettelmönch müsse mehr demülhig und fromm als hypergelehrt und geistig hochmüthig sein." P. Rudolf ertrug sein Geschick lnirschend, aber mit einer gewissen resignierten Ergebung, auf bessere Zeiten und den Umschwung der Geister hoffend. Nur auf der Kanzel machte er sich Lust und gar oft ging ihm da der Mund davon über, wovon sein Herz voll war. Da ver-i setzte man ihn strafweise nach St/Pölkku und He» gestanden. Wegen Erhaltes deS letzteren haben sich die Mitglieder bis 12. b. M. an den Präsidenten des Vereins, Herrn Postmeister Martin Dragan in Weißenfels in Oberkrain, zu wenden. Nach dem 12. Oktober werden keine Certificate mehr ausgegeben. — (Das „ Tagblatt " vor Gericht.) Die heute stattgehabte Hauptverhandlung über die Klage der Vorstehung des „Sotol" gegen die Redaction des „Tagblatt" hat mit der Freisprechung des letzteren und mit der Verurtheilung des Klägers in die Kosten geendet. Die von Herrn Drenik als Vertreter des „Sokol" eingcbrachte Klage verlangte, dass die Redaction wegen Nichtaufnahme einer Berichtigung in der bekannten Angelegenheit einer Ueberschreitung des § 19 P.-G schuldig erkannt und zur »»verweilten Aufnahme der Berichtigung verhalte» werde. Dr. Hans Kraus als redac-tioneller Vertreter des „Tagblatt" erklärte, dass er der erwähnten Berichtigung die Aufnahme verweigern müsse, weil dieselbe sich nicht auf eine sachliche Richtigstellung im Sinne des § 19 P.-G. beschränke, sonder» durch die Behauptung, dass die Mel u»g des „Tagblatt" eine „tendenziöse Lüge" sei, auch subjektive Anschauungen der betreffenden Einsender unter das Publicum bringen wolle. Der Nedaction eines Blattes, welches objectiv genug war, sofort nach Zustellung des von ihr in der vorgelegten Forni als unausnehnibar bezeichneten Berichtigung doch die Thatsache der Berichtigung selbst seinen Lesern mitzutheileu, könne doch nicht zugemnthet werden, ganz und gar ungerechtfertigte Beleidigungen gegen sich selbst in seine Spalten aufzunehmen. Herr Drenik suchte nun in längerer Ausführung zu erhärten, dass die Notiz über das Sokolfest in Kos-lers Brauhausgarten nur erfunden war, »in den „Sokol" und die nationale Partei zn schädige», eine iöehauptu»g, welche die Redaktion des „Laibacher Ttigblatt" in entschiedenster Weise als eine ganz gegenstandslose Unterstellung zurückweisen muss. Ferner glaubte Herr Dre»ik der Redaction das Recht absprechen z» können, die ihr zngesendeten Berichtigungen darauf zu prüfen, ob sie dem Sinne des § 19 P.-G. entsprechen, und meinte, weil der Ausdruck „tendenziöse Lüge" keine Ehrenbeleidignug nach dem Paragraphe des Strafgesetzes involviere, könne auch dieser Passus nicht als Grund zur Verweigerung der Aufnahme der in Rede stehenden Berichtigung sein. Er müsse auf der Aburtheilung der geklagten Redaction bestehe». Der Einzetrichter war jedoch «»derer Ueberzeugung und fällte, indem er sich de» Ausführungen des Geklagten in Bezug auf den Sinn des § 19 P.-G. anschloss, das eingangs erwähnte Urtheil. Herr Drenik meldete gegen dieses Urtheil die Berufung an. — (Nationale Demonstration.) Wie in Krakau abgehaltene Kraszewskifeier bot unseren Nationalen Gelegenheit, der Wechselseitigkeit des Slaventhums Weihrauch zu streue». Wie der heutige „Slovenski Narod" meldet, haben die Herren Dr. Vosnjak, Dr. Zarnik und Jurcic gestern ein Telegramm nach Krakau abgesendet, in welchem die Slaven von der Mur und Drau dem berühmten polnischen Literaten Kraszewski, dem polnischen Volke und dem ganze» Slaventhum ein Hoch ansbringen. Dass Kraszewski sich allen Anspruch auf die Anerkennung nicht nur der Slaven, sondern der ganzen gebildeten Welt erworben hat, ist eine feststehende Thatsache. Doch glauben wir nicht fehl zu gehen, wenn wir behaupten, dass man in deutschen Kreisen die hohe Bedeutung des geist- und charaktervollen MaimeS weit mehr zu würdigen weiß, als unter den Slovenen an der Mur und Drau, welche ihrer großen Zahl nach kaum eine Ahnung davon haben dürsten, dass überhaupt ein Schriftsteller Namens Kraszewski existiert. — (Ungarische Nationalmusik.) Das gestern im Glassalo» des Casino's abgehaltene Con« cert der Herzenberger'schen Zigeunerkapelle ist allen Anforderungen gerecht geworden. Zwar verschmähen es die Mitglieder dieser Gesellschaft, sich durch ein theatralisches Auftreten, beziehungsweise durch eine buntscheckige Kostnmiernng schon äußerlich einen magyarischen Anstrich zn geben. Dasür war ihre Musik eine echt »atio»ale, welche sowohl durch ein treffliches Zufanuueufpiel als auch durch die technische Fertigkeit der Biitivirkeude» de» ihr reichlich gespe»dete» Beifall im vollsten Maße verdiente. Besonders packend wurden die Piecen nach magyarischen Motiven vvrgetragen, während anderseits die Eigenart der ungarischen Zigeunermusik in de» übrigen Co»certstücke» doch nicht so sehr in den Vordergrund trat, um den Charakter des betreffenden Tonstückes zu verwischen. Wir machen alle Freunde der Musik darauf aufmerksam, dass sich die Gesellschaft Herzeubergers auch heute und morgen in den Casinolocalitäten producieren wird. — (Vom Theater.) Die gestrige Festvorstellung. zu der sich neben dem Herrn Landespräsidenten auch zahlreiche andere officielle Persönlichkeiten eingesunde» hatten, wurde mit Absingung der Volkshymne durch sämmtliche Mitglieder des Theaters auf offener Bühne eingeleitet. Zur Auf. führung gelangte Gutzkows „Urbild des Tartüffe", ein Stück, welches betreffs des Ensembles auch an große Bühnen derartige Anforderungen stellt, dass wir wohl darauf verzichten müssen, von unserem Theater eine durchwegs befriedigende Darstellung dieses BühnenwerkS zu verlangen. Utecht gut warnt Frl. Bella» und Frau Andreae-Kühn, befriedigend Herr Frederigk, während Herr Balojthy iu Aussprache und Mimik manches zu wünschen übrig ließ. Einen entschieden ungünstigen Eindruck machte Herr Bernthal, welcher, wie es scheint, den Souffleurkasten als die erste Existenzbedingung des Schauspieler-ansieht. Eingesendet. Dem heutigen „Laibach« Tagblatt" liegt ein Bücherverzeichnis aus fast allen Fächern der Literatur, in populärer Form geschrieben, Bei, »nd halten wir diese Werkt stets auf Lager. — Bei Bestellungen von auswärts bitte« wir stets mit Postanweisung 5 kr. mehr für Francozuscn-dung beizuschließcn. Ig. v. Itfcinmoyr & #cd. Oumberg» Buchhandlung. Witterung. Laibach, 4. Oktober. Bewölkt, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr + 13 5", nachmittags 2 Uhr + 16 7" 0. (1878 + 13 2"; 1877 + 15 1" C.) Barometer 742'14 Millimeter. Da-gestrige Tagesmittel der Wärme + 161", um 2 8° über dem Normale. Theater. Heute (gerader Tag): Fatinitza. Operette in 3 Steten von SuppL. Morgen (ungerader Tag): Alter Kopf — junges Herz. Originalposse mit Gelang in 3 Aeten und 6 Bildern von A. Berla. — Musik von A. Pohl. In Laibach verkehrende EiseubahnzLge. Südbahn. Nach Wien Abf. 1 Uhr 7 Min. nachm. Postzug. morgens Eilpostzug. vorm. Eilzug. srüb aem. Rufl. T r'i eft " 2 58 " nachts Eilpostzug. nachm. Postzug. abends Eilzug. abends gem. Zug. (Die Eilzüge haben 4 Min., die Personenzüge circa 10 Minuten und die gemischten Züge circa */* Stunhe Aufenthalt.) Kronprinz - Rudolfbahn. Abfahrt 3 Uhr 65 Minuten früh. 1 „ — .. mittags. „ 6 „ 80 „ abends. Ankunft 2 „ 35 „ früh. 8 „ 25 „ morgens. „ 2 „ 52 „ nachmittags. 3 52 10 „ 35 „ 5 „ 10 „ 2 „ 58 „ 8 „ 17 „ 6 „ 12 „ 9 „ 50 „ fahl den dortigen Oberen, ihn strengstens zu überwachen „nd von der Außenwelt abzuschließen. Lange Zeit durfte er nicht mehr die Kanzel besteigen — seine Leidens- und Prüfungszeit dauerte mehrere Jahre und harte Geistestorturen musste er erdulden. Dadurch kam es, dass er mehr eine innere asketische Richtung einschlug und, sich von der Außenwelt ganz abkehrend, ein wissenschaftlich beschauliches Leben führte; man vermochte seinen bedeutenden Geist zu drücken und einzudämmen, aber niemals zu vernichten. Er erfand sich eine Philosophie der vollständigen Entsagung, trieb aber später ungehindert seine naturwissenschaftlichen, philosophischen und historischen Studien fort; in den Augen der meisten seiner Confratres galt er für einen „überspannten Querkopf", für geistig überschnappt und unzugänglich, aber seine Rechtgläubigkeit zog man niemals mehr in Zweifel. Niemals würde er das Kloster, den Orden verlassen — davon waren alle überzeugt — und sie hatten recht, denn P. Rudolf wäre zu stolz gewesen, das Manneswort, das er bei seiner Investitur gegeben hat, zu brechen. Was hätte ihm überdies die Welt bieten können, die ihm seit seiner frühen Jugend „vergällt" war? Er hatte ein Mädchen geliebt, das ihn verlassen und schmählich hintergangen hatte, das war es, unglückliche Liebe, wie bei so manchen leidenschaftlichen Charakteren, die ihn in das Kloster getrieben hatte. Seine Lebens- und Liebesgeschichte war ziemlich allgemein bekannt geworden und erhöhte das Interesse für den armen, unglücklichen, interessanten Priester. Aus Familienrücksichten können wir auch nach seinem Tode nur wenige Einzelnheiten davon andeuten. Sohn wohlhabender Eltern, wurde Rudolf (sein Tausname war, wenn wir nicht irren, Emil) für eine weltliche Laufbahn erzogen. In früher Jugend fasste er Liebe für eine Jugendgespielin, ein körperlich und geistig frühreifes, überspanntes und, wie man behauptete, sehr sinnliches, erotisch ausschreitendes Mädchen — sie trug den Namen der Stammmutter vom Paradiese. Eva soll, obgleich sie um mehrere Jahre jünger als ihr Spielgenosse war, dessen Lehrerin in der ars amandi geworden sein und den feurigen Jüngling in die Geheimnisse der Liebe eingeweiht haben. Die Liebesgeschichte der Beiden entwickelte sich, durch Verhältnisse begünstigt, und nahm denselben Verlauf, wie bei anderen Adamskindern. Sie liebten sich nnd schwuren sich ewige Treue — der Theil aber, der die Treue brach, war datz Weib, war Eva, und dadurch brach sie dem Jüngling das Herz. AIS die Zeit herangekommen war, wo Hymen daS Band, das Eros zwischen dem jungen, schönen Paare geschlungen hatte, segnen sollte, da verschwand Eva und gmg — zum Theater. Der Verrathene und Verlassene geberdete sich wie wahnsinnig und wurde ejn Jünger deS heiligen FranciScuS. Eva wurde eine vielgefeierte, wenn auch gerade nicht sehr bedeutende Tänzerin, sie brillierte mehr durch ihre Bravour, ihre groteske Kühnheit, als durch Grazie und Schönheit, und schon nach einigen Jahren ihrer künstlerischen Thätigkeit musste sie eines acuten Leidens halber die Bühne verlassen. Ob sie noch lebt, wissen wir nicht, den Mönch aber — bas Opfer ihrer Treulosigkeit — haben sie vor mehreren Wochen schon in aller Stille und fast demonstrativ geräuschlos begraben. Nichts als „zwölf Bände Predigten" überleben ihn und bewahren in engeren Kreisen sein Angedenken. Hätte nicht jene Zeitungsnotiz seinen Tod der Oeffentlichkeit mitgetheilt, selbst diejenigen hätten denselben kaum jemals erfahren, die ihm im Leben nahegestanden. TL Y. Z •ere »■**»« .2= usmmvjnk rmI L 0» 1UI10J ^ ‘uigcl isijoirb e SS'» »-Wrj -Sl-a> 2 'PIUS OV ajaiq anis Z Gedenktafel über die am 7. Oktober 1 8 79 stattfindenden Licitationen. 1. Fcilb., ReSnik'sche Real., Sagor, BG. Littni. — — 3. Fcilb., Pcnko'schc SR cal., Savina, BG. Adelsberg. — 1. Fcilb., Kotnik'sche Real., Bloskagora, BG. Nassen-fuß. — 1. Fcilb., Habc'schc Real., Butajuova, BG. Dber» laibach. - 3. Fcilb., Vidigoj'schc Real., Altdirnbach, BG. Ädelsbcrg. — 1. Feilb, Bidrich'schc Real., Erzei, BG. Wippach. — 2. Feilb., Abram'schc Siechte, Podbreg, BG. Wippach. — 2. Feilb., Gaspcrsii'sche Real., Eisncrn, BG. Lack. — 1. Feilb, Jcbattu'sche 31 cal., Orehovica, BG. Wippach. — 3. Feilb., Barbo'sche Real., Prem, BG. Feistriz. Telegraphischer Kursbericht am 4. Oktober. Papier-Rente 67 90. — Silber-Rente 69 05. — Gold-Rente 80 85. — 1860er Staats-Anlehcn 126 50. — Bankaktien 838. — Crcditaetien 267 20. — London 116 80. — Silber —. — K. k. Münzducaten 5 58. — 20-Francs-Stücke 9 30-/2- - 100 Reichsmark 57 60. Im Cafö Tivoli spielt morgen nachmittags von 3 bis 6 Uhr die Zigeunerwufik unter Leitung des Kapellmeisters A. j&ergcnßerger. Eintritt 20 kr. Kinder frei. Aleppo, Carl 8. Till, beste schwarze Schreibtinte. Reiner Gallusextraei unter' Garantie des Fabrikanten. Borräthig bei (412) 54—14 Unter der Tranlsche Nr. 2. Ganz sicherer ist. Durch die JWIwuilfung Engelhaft in Wien, Stadt, Seilerstätte Nr. 20, vis-ä-vis dem Stadtthcater, ist zu beziehen: Großes Lotterie - Wunder «ndKrone von derMillioiieu-Tabelle, 2. Auflage. Durch diesevorzügliche Spiclmcthodc haben schon sehr viele Terno zugetroffen. Spieleinsatz nur 15 kr. Preis eines Buches, 82 ©eiten stark, nur 5 fl. — Größtes Lotterie-Wunder, Krone von der Wuuder-Mirakel-Tabelle. Allerbestes ganz sicheres Solo-Tcrno-»iel, in 2 Thcilcu 1 Thcil: Schule der Lotterie. 2. Thcil: Krone von der Wunder-Mirakel-Tabclle. Geringster Spieleinsatz 45 kr. Preis eines Buches, 138 Sei en stark, 6 fl. — Krone von der Einsiedler-Tabelle, 2. Aufl. Allerletzte Verbesserung des Blanke» Rufspieles, Verminderung des Spieleinsatzes, Bergröherung des Gewinstes. Preis eines Buches, 66 Seiten stark, mir fl 2 50. 8eit dem J3c|ieüen il« ft. 6. 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