kaibacher Wochenblatt zum Nußen und Vergnügen. Nl0. ZI. Freytag den 2. August ig'6. Ans 0 ns Reist um die Welt. (Beschluß.) A^iese, von welcher man glaubte, fie werde nur ftiehen, erschien aber in völlig entgegengesetzten Lichte; sie gedachte den Centurio« selbst anzugreifen. Sie führte 64 Stucke, eine wohlgsrüstets Mannschaft von 555 Köpfen , unter einem geschickten, wüthigen Portugiesen, als Oberbefehlshaber, und hatte sich durch ein starkes Netzwerk von Thauen gegen das Entern verwahret. Ss kannte die Stärke des Centurions genau, und hielt sich daher überzeugt , seiner Meister zu werden. Ansons kluge Einrichtung, die größere Gewandtheit seiner Artillerie, und die entschiedene Bravour der Leute ersetzte aber den Abgang der Mannschaft; denn diese war kaum die Hälfte von der der Spanier, und hierunter waren sehr viele junge Leute. Mehrere der besten Schützen wurden auf die Maßkörbe vertheilt; jeder Kanone wurden nur 2 Mann zur Bedienung ge- geben , während daß andere stets zum Abfeuern der geladenen Stücke nmhergien-gen. Das Gefecht begann; die Spanier fochten mit großer Bravour, aber weniger Gewandtheit; die Schützen der Mastkörbe und das ununterbrochene Feuer der umhergehenden Artillerisien brachten sie endlich aus der Fassung. Die Galeone strich die Flagge; und das große reiche Schiff war schon eine gewisse Beute der tapfern Engländer, als ein unvorhergesehener Zufall diese gerechte Freude beld in unersetzliches Leid verwandelt hätte. In dem Augenblicks, da der Spanier die Galeone dem Admiral übergab, be-nachrichtete ihn leise ein Offizier, der Centurion habe unweit der Pulverkammer Feuer gefaßt. Auch dießmal blieb sich Anson gleich; mit unveränderlicher Miene ertheilte er die paßlicl-sien Befehle, wie der Brand zu löscken sey, und empfieng dem Scheine nach mit ruhiger Würde die Uebergabe der Galeone, Diese hatte an baarem Gelde eine Million 31-3,334 Gluck von Achten und 35632 Unzen gediegenes Silber neost slwas Cochenille am Bord. Die Schiffe uno Waaren ungerechnet, helles sich der gesammre Werth aller Geloer der Prisen, welche von dem Admiral genommen waren, aus 400 Tausead Pfund Sterling. Jetzt wurden die Gefangenen auf den Centurion gebracht, uc»o sodann g;eng Anson triumphirend unt dieser großen Beure nach Callton zurück. Der Chm^e, welcher nur allein alles nach dem Golde abwiegt, sah nun an das kleine Schiff, dem die große weit volkreichere Galeone als Gefangener folgte, mit Neid uno Bewunderung hinan. Bald bot sich indeß dem Admiral eine Gelegenheit dar, letztere in Hochachtung und Dankbarkeit verwandeln zu können. In Canton brach Feuer aus. Die Fahrlässigkeit der Chinesen ließ dieses weit um sich greifen; die ganze Stadt war m Gefahr in Rauch aufzugehen. An-son eilte mit seinen Matrosen zu Hülfe, und diese herzhafte Mannschaft rettete einzig und allein die Stadt Er rettete aber auch zugleich die durch das Feuer den Dieben offen stehenden Waarenlager. Die Engländer betrugen sich so treu, und rechtschassen, daß die größten Kaus-leute sich englische Schildwachen ausbaten. Dieß edle Verfahren machte selbst die dortige Regierung den Englandern gewogen. Viele der angesehensten Staatsbeamten und Kaufleute bezeugten dem Admiral persönlich ihren Dank. Die Folgen hievon waren bedeutend. Anson verdankte es wohl hauptsachlich diejen Zufall, daß ihm der Zoll von seiner Flagge, welchen er stets standhaft verweigerte, wirklich erlassen ward. Doch bat die Regierung dagegen um die Frey- lassung der Spanier, als einer ihnen«-chs-freundeten Nacwn. '^^ ^ So stel oas BttraZen des Mn^M^ auf seine ganze Natio l eyrenvoll zurück. Er gad allsn S^mecn oie Freyheit, verkaufte ftnle Pnse m ^aca?, u io gieng nach ^'iglani^ In Ha,lal halle er das kaum zu ecwarteuoe Gliick, mitten d.n-ch die große feindliche französische Flotte hindurch zu segeln; ein dlcker Nebel oers barg ihn. Mit Ruhm und Gläck gekrönt, landete er am 15 Iuny 1744 zu Spitheas, nach einer Abwesenheit von Z Jahren und 9 Monaten. So endigte sich diese höchst gefahrvolle Reise um die Welt. Sie lehrte viele unbekannte Meere, Küsten und Inseln kennen, sie erleichterte die S hiffahrt durch genauere Beobachtungen der Winve, der Ströme und der Untiefen, und brachte der brittischen Marine nicht geringere Ehre und Gewinn, als ihrem Urheber. Auch erlebte die davon gegebene ' Beschreibung , welche unter Ansons eigenen Augsn geschrieben waroe, in einem eins ! zigen Jahre, vier starke Auflagen; und ^ ward fast in allen Sprachen des kultivire testen Europas begierig gelesen. Gleich nach seiner Rückkunft stieg An-^ son zum Contre Admiral( kear ^clmii-zi) ' der weißen Flagge, und im Jahr darauf ' 1746 zum Vice-Admiral der blauen: '. zugleich ward er zum Parlamentsgliede für ' Heydon erwählt. Im folgenden Sommer ^ kommandirte er auf den, Prinzen Georg ' von 90 Kanonen, in Gesellschaft des Admirals Warren , die englische Kriegsflotte ' gegen den französischen Admiral Ionqui-b ere. Beym ^gp l^illizture: ereignete sich " die berühmte Seeschlacht, wodurch die lt Vortheile von Frankreichs Contintental-h Siegen unter dem großen Moriz von )- Sachsen einigermaßen gemindert wurden. Ionquiers ward gänzlich geschlagen; er ,.v5llotzr 6 Linienschiffe und4 Ostindien? fahrer; unter ersteren das 'Admiral - Schiff, 1'wvlücidle, ünd die 6w)le. Als er seinen Degen übergab , sagte ev daher dem Aomiral iinson mit der den Franzosen eigenen verführerischen Artigkeit -. ^on- er lu Owl e Vouä zult. Georg Ni belohnte seine großen Verdienste, erhob ihn , mit dem Titel Lord Anson zum Baron von Soberton im Hamptshne, gleich darauf zum Vice -Admiral der rothen Flagge, und beim Absterben von John Norris, zum Vice -Aonnral vou England. In dieser Würoe führte er den Monarchen, wenn er seme deutschen Lande besuchte, stets von England nach Holland. Endlich wa d er erster Lord der 'Admiralität; deckte 1753 nnt einer mächtigen Flotte die Landungen der Englander auf St. Nalo und Cysrbouvg. Den letzten Dienst erwies er Groß-bnMtten dadurch, daß er,761 die jetzt so verehrte Königin dorthin führte; denn im folgenden Sommer starb er plötzlich auf seinem Gute Moor Park in Hertfort- shire. Anson war ein ruhiger, menschen-freunolicher, edler Mann. Fest und vom höchstem Muthe, verließ ihn seine Ueber-lsgenheit nie bey den größten Gefahren. Sonst kannte er so wenig die Welt und ihren kleinen Rauke, daß er im Spiele sehr häufig hintergangen ward. Man sagte daher von ihm sehr passend: „Er sey um die Welt gewesen, aber nie in ihr." . Mit ihm starb seine Nachkommenschaft aus; denn er hatte mit der Tochrer des Grafen Hardwike, welche vor ihm starb, keine Erben. Merkwürdiger Titel eines Buches. Neu ausgelegter cur'n^ser Tändel-Markt der jetzigen Welt in allerhand Waaren und Wahrheiten vorgestellt, aus der Tändler - Butten lustiger Einfälle herausgeklaudt, und mit verschiedenen X^ällLl, und ^I^rllliän , Geschichten und Gedichten, vielen Merkwürdigkeiten , wie auch poetischen Einfällen und gelehrten Gedanken unt.erspikt. Darinnen solche Sachen, welche wohl würdig zu lachen. Ein Werk, welches nicht allein zu einem Hausbuch sehr nützlich, sondsm auch wegen vielfältiger untermischten Biblischen Concepten und Sitten - Lehren vielen Prevlgern auf denen Kantzlen dienlich, Mlt fonderbaren Fleiß zusammengetragen und herausgegeben von Hrn. lok. V^uen-tln i^niei-, weltlichen Priester, ^usci-ia-co Vielinen-j». Wer mich nicht lesen kann im Kauf, der setz der Nasen ein Sattel auf. Nürnberg zusinden dei l<»k-?.m! krause, Buchhändlern in Wien An. 1749. Anekdote zur Zeitgeschichte. In der Schlacht bei Groß - Görschen hielt Napoleon eine Zeitlang neben dem iZlsten Linienregimente. Er hatte die Entfernung der Feinde nicht ricktig geschätzt : eine Kanonenkugel traf sein Pferd, und es stürzte mit ihm zu Boden. „Er ist todt! Er ist todt!" geht von einem Munde zum andern, die ganze Fronte des Regimeuts hinunter. Aber er war nicht todt, nicht einmal verwundet. Er stand auf, bestieg ein anderes Pferd, und befahl sogleich dem Regiments, vorzurücken. Als es im Kartätschenschuß der Feinde ist, sendet Napoleon ihm einen Adjutanten nach, mit dem Befehl, zu halten Nach einer Viertelstunde sprengt ein Offizier des Regiments zu Napoleon heran, rapportirt, daß das Halde Regiment niedergeschossen sey, und bittet um Befehl, ob es zurückkehren oder stürmen soll ? Napoleon antwortete nicht. Wieder nach einer kurzen Zeit bringt ein zweiter Offizier die Nachricht, das ganze Regiment liege am Boden.- ob ein anderes einrücken solle? Gräßlich lacht Napoleon in Hch hinein, murmelt heiser spottend: „Er ist todt! Er ist todt!" und läßt kein anderes vorrücken — Dieser Vors gang wurde während des Waffenstillstandes von einem französischen General an der Tafel eines teutschen Fürsten er-zählt wie der Freimüthige in Nro. 100 erzählt. Anecdote in Betreff der Ehescheidung; Das in Paris erlassene Gssetz wegen Aufhebung der Ehescheidung will Manchen nicht gefallen Ein Pariser Blatt erzählt den 'darüber verzweifelnden Eheleuten zum Troste folgende Anecdote: In Hürch sperrte mau (vermuthlich vor AÜers) Mann und Frau, die sich nicht vertragen kannten, auf einem Thurm im See 14 Tage lang in eine ganz enge Kammer mit nur einem Bett, einem Stuhl, einem Messer u. s. w , so daß sie nur zusammen sitzen, essen und schlafen konnten Man versichert, die Beyspiele wären sehr selten g?w?sen, daß em Paar nicht völlig ausgesöhnt, den Thurm verlassen habe. Der Greis und die Enkelinn. Charade. Greis. Was suchst du, bolde Jungfrau, !ner im Thals Für deine Brust den lang'entbehrten Strauß ? Noch wagen sich im ersten Frühlingsstrahle Der Erde bunte Töchter nicht heraus. Mädchen. Doch Ei«e ließ vielleicht znm ersten Mahle Mit Schüchternheit der trauten Mutter Haus.» Und winket mir auf warm besonnten Gründen. Greis. So wollest du den Nahmen mir verkünden! Madchen Der Schleyer, den die Mutter sich erkoren, Zeigt dir des Wortes erste Hälfte an, Die zarte Farbe auch , womit die Hören Den sanften Erstling liebend angethan; , Dann selbst den Mann, mit dem das Kmd geboren, Nach mondenlangem, innigem Umfahn. Doch muß, dem Phönn gleich, der ^ater sterben , Eh' seinem Glanz die Tochter kann ererben. Und wie, wenn hell des Zweyten Ton erklinget, Das goldne Licht, der ros'ge Abend naht; Wie dann der Schnitter froh den Rechen schwinget, Die Lerche steigt aus thaubeperlter Saat; Wie dieser Klang uns Heil und Frieden bringet, Selbst Braute ruft auf sel'ger Liebe Pfad; So zeigt das Ganze, dah von fernen Meeren Uns Freud' und Frühling lächelnd wiederkehren. Greis. Wohl kenn' ich nun, die deine Schlauheit meinet, Und leite dich , du bolde Lieblingnm! . Denn für die Jungfrau und den Grets erscheinet Das stille Blümchen von geheimen Sinn. D i r zeigt ibr Kleid, was stets mit dir sich einet, M i ch weist es auf des Alters Winter bin; D i r winkt ihr Saum als Kranz, und mir als grüner Bogen, Der Hoffnung Bild, vvn Florens Hand gezogen )