f riwmcTsiion« - Preise gfliLaibach: •enjitotig . . 8 fL 40 Ir. Vakjährig... 4 20 „ »ierteljShrig . 2 „ 10 „ MnratliL . . — . 70 ,, Laibacher Redaktion Bohnliclffaffk v.-. M i t der Pr 4: G«mzjLhrig................12 fl. dalbjührtg................ 6 «rrteyShrig 3 „ Kür jufiellung ins HauS •lertetj. 35 kr., monatl. 9 kr. •irtjtlnt Nummern 6 kr. $ Lagbltttt. Anonyme Mittheilnngen werten nicht berücksichtigt; Manuskripte ni»t zurückgesendet. Expedition- & Inserirrcn-Burea»: Longreßplatz Nr. 81 (Buchhandlung von 3gti. d. Klein* mayr & Fed. Bamberg.) Znscrtionspreise: Für die einspaltige Pekir i 4 fr., bei zweimaliger Ei schaltung ä 7 tr., dreimalige ä 10 kr. JnsertionLstempel jedesmal 30 tr. Bei größeren Inseraten und öfterer Einschaltung entsprechender Rabatt Str. 114. Donnerstag, 21. Mai 1874. — Morgen: Julie I. 7. Jahrgang. Ter Czar und der Friede. Die gesummte englische Presse gibt sich alle erdenkliche Müde, den russischen Verhältnissen rnög-lickst bitte Lichtseiten abzugewimien, um daraus Cvmplirnente für den Gast ihrer Königin ;u formen. So schreibt die Times: Was ist in Wahrheit dieses Rußland, das wir heute in seinem höchsten Vertreter begrüßen? Gleich uns ist Rußland isoliert — von der See, wie wir es vom Lande sind. Gleich uns hat es eine ihm rigenlhümliche Politik geerbt. Gleich uns ist es eine nicht so sehr erobernde als festhaltende und besitzende Rcce. Das Gebiet des russischen Reiches beträgt um ein Drittel mehr als vor zwei Jahrhunderten; seit dem Beginne des gegenwärtigen Jahrhunderte« ist es um nicht mehr als drei Percent gewachsen. Was es gewonnen, brauchen ihm wenige zu mis-tzvnnen, wiewohl es nicht in der menschlichen Natur Uegt, der leichtesten Bewegung einer so ungeheuren, cm « t>t™ Haupte zweier Kontinente schwebenden Masse mit Gleichgiltigkeit zuzusehen. Daß England und Rußland, beide so weit von einander entlegen, einander so nahe finden sollten, ist einer der größten Triumphe materiellen Fortschritt. Rußland aber gewinnt Jahr um Jahr an Bodcst und wird beständig sieier von Überlieferungen und Vorurthei-len. Gleich England ist ihm oft nachgesagt worden, eS ermangle originaler Kräfte; aber es hat auch die Welkheit besessen, sich mit der Stelle des Lernenden vertraut zu machen. Cs ahmt nach und kann sogar sich verbessern; aber es begnügt sich, das Beste auszuwählen. Was immer andere Nationen gethan oder durch Unthätigkeit erlitten haben, Rußland kann in dem ersten Falle dem gegebenen Beispiele folgen oder im ändern Falle die erhaltene Warnung sich zunutze machen. Vor mehr als 40 Jahren gaben wir unsere Sclaven frei, und obgleich es noch immer fraglich sein mag, ob wir daran weise gethan und ob die Resultate solche gewesen, wie wir sie hofften, so ist doch so viel sicher, daß wir keine andere Wahl hatten, als auf die eine oder andere Weise zur Emancipation vorzuschreiten. Rußland macht, wie wir selbst, noch immer große Veränderungen durch, und schrickt nicht vor dem zurück, was cs für nvthwendig hält. Aber da bleibt noch immer der schreckliche Name: Despotismus. Ist nicht der Wille des Czars Gesetz, und gibt es ein Gesetz in Rußland, das nicht sein Wille ist? War es nicht so unter Peter, und Katharina, und Paul, und Alexander, und Nikolaus? Welcher Vergleich kann also bestehen zwischen Repräsentativ-Ein-richtungen und einer absoluten Monarchie, zwischen dem Wirthe und dem Gast von heute? In erster Linie wird hieraus zu antworten sein, daß die häuslichen Annalen der russischen Dynastie, selbst bis in die allerneucstc Zeit, hinlänglich darthun, daß diese Dynastie, wie so manche andere, ihre schwerwiegenden und höchst wirksamen Qualifikationen hat. Fürs Zweite besitzt Rußland weit mehr von einer Verfassung als die Engländer gemeiniglich glauben. Es darf bezweifelt werden, ob unsere Kirchspiele, unsere Vereine, unsere Municipalitäten, oder unsere Grafschaften so viel Wacht besitzen, als die Local-Administrationen, in welche jenes Reich getheilt ist. Ueberdies stehen den vier Eentral-Con-seils, die Heilige Synode für religiöse Angelegenheiten mit eingeschlossen, Functionen zu, die wohl in Betracht gezogen werden müssen, will man zu einer richtigen Würdigung russischer innerer Politik gelangen. Wir glauben, daß eines Mannes Leben, Eigenthum urd Gesinnung ihm in Rußland so ziemlich eben so ungetastet verbleiben wie hier, und daß jedes Jahr den Unterschied verringert. Snknüpfend an die Aeußerungen, welche der Czar dem von ihm in London empfangenen diplomatischen Corps betreffs seiner europäischen Friedensliebe gemacht, sagt die „Times" am Schlüsse eines Artikels, welcher die wärmste Freude über jene Versicherungen ausspricht, folgendes: Niemand kann daran zweifeln, daß die kriegerischen Vorbereitungen Deutschlands nur einen defensiven Charakter haben, und daß deutsche Staatsmänner und Strategen, obwohl sie bereit sind, alles für die Erhaltung des Erworbenen zu erdulden. doch keine aggressiven Pläne verfolgen. Und doch! Wer fühlt nicht, daß, wenn das Spiel wechselseitiger Herausforderungen und Drohungen fortdauert, Deutschland ebenso gut wie Frankreich den ersten Schlag führen dürfte ? Lediglich aus Besorgnis, daß der Feind dies thuc ? Aber das Hebet wechselseitiger Besorgnisse kommt mehr auf Rechnung Frankreichs. Dort muß die Gesellschaft erst mehr Muth und mehr Glauben an sich selber gewinnen, ehe Frankreich einen Erfolg versprechenden Krieg führen und Metz oder Straßburg und die JeuTeton. Ueber die Aussicht des dritten Kmser- ^reibt Johannes Scheer in der berliner „Gegen* to#tt“ folgendes: Der richtige deutsche Reichsbürger, wann er °bends beim Bier sitzt — wo ja ein echter deutscher Mann und richtiger Reichsbürger schlechterdings Pfcto muß — und die Frage der Möglichkeit des dritten Empire aufgeworfen wird, nimmt den ’BUmmftengcI aus dem Munde, thut einen na« uonal-liberalen oder auch sogar einen fortschritt-*'ch«n Trunk und sagt mit staatSmänmscher Bestimmt» Wt und Würde: „CS ist sogar Narrheit, von der Möglichkeit einer Throngelangung de« Knaben Lulu reden. Der fängt nicht an, fürchterlich, sondern *** noch lächerlicher zu werden, o's er schon bei «aarbrücken war. Ein Wort reicht aus, den ganzen «chwindel niederzuschlagen für Immer: —*• Sedan!" «lug und weise gesprochen wie Salomo oder der «urgrrmeister von Saatkorn. Aber, mein guteste« Herrchen,, erlauben Sie mir. die. unmaßgebliche Be- merkung, daß auch das von Ihnen citicrtc Zauberwort schon einmal dagewesen ist, indem es den bo-napartistischen „Schwindel" keineswegs niederschlug. Damals hieß es Waterloo! Unzählige Zeugen und Federn haben nach dem 18. Juni von 1815 und viele, viele Jahre hindurch erklärt, behauptet, beschworen, bei Waterloo sei der Bonapartismus eingesargt und begraben worden für immer und ewig. Ja, wenn der „Auferstehungsmann" Völkerwahn nicht wäre! Als der Sohn der vielgeliebten Hortenfe zu Straßburg im Finkmattkasernenhofe wie ein fchlechtmaskierter Fastnachtsnarr hinter der Kanone hervorgezogen und als er vier Jahre später ebenso lächerlich zu Boulogne aus dem Wasser gefischt wurde, da lachte man ihn aus; als er aber wiederum 12 Jahre später die erdecemberte Kaiserkrone auf-hatte, da betedeumte und beweihrauchte man ihn — trotz Waterloo. > Trotz Waterloo? Nein, gerade von wegen Walerloos! Da« ist die Wahrheit. Wie die Franzosen von 1870 an „Revanche für Sedan!" geschrieen, so hatten sie von 1815 an „Revanche für Waterloo I" geschrieen. Dieser Racheruf hat mit der Nationoteitelhit den zweischlächtigertz Balg deö zweiten Kaiserreichs erzeugt. Der angebliche Neffe des vor- geblichen Onkels, fo wähnte die ungeheure Mehrzahl der Franzosen, sollte, müßte, würde ihnen Rache für Waterloo und was daran hing verschaffen. Sinü die Franzosen seither gescheibter geworden? Geht in Lourdes und Versailles und anderswo Nachfragen! Ihr solltet doch bemerkt haben, daß die Franzose» es sich nicht nur gefallen lassen, sondern sogar mit nicht zu verkennendem Wohlwollen aufnehmen, wenn die bonapartistischc Bande, wie sie ja thut, ihren verflossenen Hanpimann als den * heroischen Märtyrer von Sedan" gtorificiert. Die Schlußfolgerung au» dieser Prämisse wird sich mit logischer Nothweitdig» feit vollziehen. Wie der Papa seiner Zeit der französischen Volksphantasie als der prädestinierte Waterloo. Rächer eingeschmeichelt wurde — die Messieurs Beranger und Thiers haben als Hauptschöpfer der napoleonifchen Mythologie zu dieser Etnschmeichelung bekanntlich sehr viel beigetragen — so wird derselben ewig von der Wahrheit ab- und der Lüge zugekehrten Vplksphantasie jetzt der Junge von Chisel-hurst als Sedanrächer auf- und eingelogen. Fall» die Dinge sich weiter fo logisch entwickeln wie bisher — und worum sollten sie das nicht ? — werdet ihr es erleben, doß die Herren Bovaportisten Rechl habe?, wenn sie meinen und sagen: „Aller guten damil zusammeuhängenden Provinzen dem Riesen, der diese festhält, wieder entwinden könnte. Den besten Dienst, den ein Souverän oder Staatsmann Frankreich leisten kann, besieht darin, das französische Volk davon zu überzeugen, daß Selbstbeherrschung und Resignation nothwendige Dinge sind und den verläßlichsten Prüfstein für eine höhere nationale Zukunftsentwicklung bilden. Wir freuen uns, glauben zu können, daß während der letzten zwölf Monate jene Ueberzeugung in Frankreich Kraft gewonnen hat. Ja, «ach äußeren Anzeichen zu ur-theilen, hat sich da« französische Volk keiner Kränkung gegen' seine siegreichen und empfindlichen Nachbarn schuldig gemacht. Indessen kann die Erbitterung, welche anfänglich sich so leidenschaftlich äußerte, nur langsam sich abschwächen. In dieser Beziehung wird die Aeußerung des russischen Kaisers ihren günstigen Einfluß nicht verfehlen._______________________________ Politische Rundschau. Leibach, 21. Mai. Inland. In der vorgestrigen Plenarsitzung der österreichischen Delegation hat das Ordinarium des Kriegsbudgets eine in den Annalen der Delegationsverhandlungen beispiellos friedliche Erledigung gefunden, Dank der Einsicht des Finanzausschusses, der sich nicht scheute, noch in letzter Stunde nach den von der Kriegsverwaltung gegebenen Aufklärungen seine bei den vier Haupttiteln des Kriegsbudgets beantragten namhaften Abstriche zurückzuziehen. Die österreichische Delegation hat nunmehr das ordentliche Erfordernis des Heeres mit einem Gesammtabstrich von etwas über einer halben Million, und das außerordentliche Erfordernis mit einem Abstrich von 1,438,874 fl. bewilligt. Bei letzterem gab Tiiel 15, Fortsetzung des prze-mysler FestungSbaues, Anlaß zu lebhaften Erörterungen zwischen Smolka und Oberst Becher einerseits, welche die Fortsetzung der Bauten befürworteten, und Dr. Herbst anderseits, welcher dieselbe bekämpfte, worauf schließlich die Baubewilligung abgelehnt wurde. Die Resolution des Heeresaus-schusscr, der Kriegsminister möge bei den beiderseitigen Regierungen auf das Zustandekommen eines neuen, den gerechten Wünschen der Bevölkerung entsprechenden Einquartierungsgesetzes hinwirken, wurde angenommen und die diesbezüglichen Petitionen hie-mit als erledigt erklärt. Nach einer Miltheilung der „Bohemia" hätte der neue Nuntius Monsignor Jacobini sich bei dem österreichischen Episkopate mit einem Circular eingeführt, in welchem derselbe zum Maßhallen angesichts der konfessionellen Gesetze räth. Die Nachricht klingt glaubwürdig. Es wurde schon vor Dinge sind drei und darum Vive Napoleon IV!" DaS reimt sich freilich nicht, aber bekanntlich geschieht auf unserer lieben, närrischen Erde nicht das Gereimte, sondern das Ungereimte. Ich bitt' euch, liebe Mitchristen oder meinet* wegen Mitheiden — falls die königlich preußischen Staatsanwaltschaften das erlauben — wer und was soll denn eigentlich der Wiederaufrichtung des Empire ernstlich entgegenstehen? Seht euch doch dieses arme Frankreich an, welches binnen drei Jahren leine» Schritt, nicht einen einzigen wirklichen Schritt zum Ziele seiner viel und großsprecherisch verkündigten „Renaissance" zu machen vermochte und dessen ganze Lage mit jener, worin es sich nach im Juni von 1848 furch'bar ticrgedier Februar - Republik befand, eine erschreckende Ähnlichkeit hat. Wo ist denn da irgend ein Funke, geschweige eine Flamme von echtem Genie und großsinniger Thatkras>. Nichts al« die alte Thorheit, den Staatsbau am Thurm-Inauf zu beginnen. Kann es etwas Geifteeöoere», Unersprießlicheres, Widerwärtigeres geben als du» parlamentarische Tohuwabohu im Schloßtheater za Versailles? Nirgend» eine wegweisende Idee, ja nicht einmal ein zündendes Wort. Eine unsägliche Gcdankenarmuth, eine wahrhaft chinesische Erstarrung der ganzen Anschauung», und Betrachtungsweise, der acht Tagen eine Weisung der Euric an dm Nuntius signalisiert, welche dem Inhalte eines derartigen Rundschreibens entsprechen würde, und der eben erschienene Hirtenbrief des Bischofs von Brixen über die konfessionellen Gesetze versteckt vorsichtig die klerikale Kralle unter fammtweichen Phrasen. Das ungarische Abgeordnetenhaus nahm mit großer Majorität die Anlehensvorlage an und lehnte das Separatvotum Tisza's, fünf Millionen zu einem Darlehen zu verwenden, ab. Gestern folgte die dritte Lesung, sodann die Vertagung der Sitzung bis nach Pfingsten. Ausland. Der Zwischenfall Bismarck. Arnim ist vorläufig erledigt. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist der Graf durch kaiserliche Ordre vom 15. d. in einstweiligen Ruhestand versetzt worden. An die Stelle dieses Zwischenfalles ist unter-deß ein viel peinlicherer in die Oeffentlichkeit gedrungen. Der Fall Lasker-Putbus beschäftigt unausgesetzt die Presse, und allerhand Eopibinationen über die Lösung desselben sind im Umlauf. Das einfachste Verfahren, nemlich die üction des Strafrichters, kommt seltsamerweise dabei am wenigsten inbetracht; inan spricht von einem militärischen Ehrengerichte, welchem sich Fürst Putbus in seiner Eigenschaft als Oberstlieutenant ä la suite der Armee zu unterziehen haben dürfte, oder rckuriert gar auf § 9 der Verordnung vom 12. Oktober 1854, nach welchem die erste Kammer das Recht hat, einem Mitgliede das Anerkenntnis unverletzter Ehrenhaftigkeit oder eines der Würde der Kammer entsprechenden Lebenswandels oder Verhaltens zu versagen, und nach allerhöchster Bestätigung eines solchen Verdiktes den Verlust der Mitgliedschaft zu dekretieren. Mit alledem wäre der öffentlichen Moral nur sehr unzureichend genügt. Unliebsam genug taucht die ReminiScenz an Wagener auf, welcher trotz aller Evidenz seiner unerlaubten Manipulationen straflos ausgegangen ist und, wie die „Boss. Ztg." angibt, seinen vollen Gehalt von 3000 Thalern fortbezieht, wie ihm auch täglich auS dem Staatsministerium seine Arbeismappe nach seiner Wohnung auf dem leipziger Platze zugestellt wird. Das ist nicht gerade eine erbauliche Illustration des Satzes: Es gibt Richter in Berlin! In dem Punkte der Verfaffungsentwürfe scheint die Hauptschwierigkeit für die von Go u lard unternommene Eabinelsbildung zu liegen. Der zum maskierten Orleanismus neigende ehemalige Minister Thiers' will das Septennat auf Basis der Broglie'schen Entwürfe organisieren. Unter dieser Voraussetzung ist es begreiflich, daß Dusaure, der an seinen mit Thiers verfaßten Gesetzvorlagen festhält, es abgelehnt hat, in ein Ministerium Gou- traurige Stempel der Mittelmäßigkeit allem und jedem aufgedrückt. Dazu eine Parieibormertheit gleich jener, welche Polen zu Grunde gerichtet hat, ein Fanatismus der Rechthaberei und Selbstsucht, welcher das Dumme will und festhält, nicht obgleich, sondern weil eS dumm. Die einzige Hoffnung, der einzige Stol; des parlamentarischen Liberalismus ein fünf* undsiebzigjähriger verbrauchter Greis, an der Spitze der Vollziehungsgewalk ein notorischer UnstaatSmann, welchen die verschiedenen Parteien ganz offen als einen Hampelmann, im besten Fall als eine spanische Wand betrachten und gelten lassen. Die Armee unzufrieden, die Schule vernachlässigt, die Bevölkerung von Paris schwer gereizt, die Bourgeoisie feig und furchterfüllt, das Proletariat dem goldenen Zeitalter der Commune nachtrauernd, die ganze Nation tief in sich gespalten, unruhig, mistrauisch, von dem Revanchefiebertraum gequält und irgend einem Rettenden, einem Wunder, einem großen Loo« in der Experimentelotterie ober auch nur einem Dekoration«. Wechsel — entgegengestachelt, und über alledem und allediesem der riesige Nachtmahr eine« mitielalter-süchtigen Pfaffenihums lastend — wahrlich, die Saat de« dritten Empire muß auf einem also be-stellte» Bode» üppig in die Halme schieße»." lard zu treten. In der vorgestrigen Sitzung der Nationalversammlung follie die Frage der Tagesordnung erledigt werden; nachdem jedoch die Cabi-netSbildung noch keinen Schritt vorwärts gemacht hat, so dürfte diese Angelegenheit wohl vertagt werden. Eine bemerkenswerthe Mitteilung enthält die „Köln. Ztg." Der pariser Correspondent diese« Blattes meldet nemlich vom 17. d. folgendes: „ES gehen vielerlei Gerüchte. So, daß die fremde Diplo» matie sehr beunruhigt sei und den Ausbruch von Conflicten fürchte, weil Mac Mahon der Krisi« nicht gewachsen sei; daß sie als den einzigen Ausweg den erkenne, daß Thiers, der wieder sehr populär sei, an die Spitze des Ministeriums gestellt werde. Der russische Botschafter Orloff begab sich nach der gestrigen Sitzung angeblich sofort zu Thiers, um ihn ein langes Schreiben lesen zu lassen, da« er nach London sendete." — Thiers' Chancen sind entschieden im Steigen, und es ist in der That nicht unwahrscheinlich, daß er unter den Republikanern das Losungswort ausgegeben hat, daß keiner von ihnen ein Portefeuille in dem neuen Cabinet annehmen dürfe. Bestätigt sich diese Nachricht, so ist cs augenscheinlich, daß Thiers die Auflösung der Nationalversammlung durchsetzen und auf diesem Wege wieder zur Würde des Präsidenten der Republik gelangen will. Die Erklärung der offietöfen deutschen Presse» daß England durch seine für Luxemburg und Belgien übernommene Garantie eigentlich Deutschland praktisch gegen französische Angriffe via Belgien und Luxemburg geschützt habe, hält der Spectator für sehr geschickt und wohlgeeignet, Lord Derby in eine unbehagliche Stimmung zu versetzen. „Aber" — meint der Spectator — „Lord Derby dürfte sich auf feine ältere schwächliche Auslegung einer Cot» lectiogornntie berufen", und das Blatt räth deshalb dem Fürsten Bismarck, er möge, wenn ihm zweifel-hafterweife überhaupt etwa« daran liegt, gelegentlich den Ford Derby fragen, wie derselbe jetzt eine solche Garantie auSlege. Außerdem dürfte Disraell, der 1871 erklärt hatte, England hätte sich 1870 als Garantiemacht einmischen müssen, um die Preußen durch den wiener Vertrag zugetheilten sächsischen Provinzen zu sichern, sich durch den luxemburger Vertrag fest gebunden halten. ES gewinnt täglich mehr den Anschein, al» wollten die Eonfervativen in Spanten die Republik in Generalpacht nehmen. Wie aus Madrid geschrieben wird, soll die Regierung mit einer anti-alson. sistischen Erklärung da« Tischtuch zwischen sich und der konstitutionell-monarchischen Partei zerschneiden wollen. Ein Organ der letzteren, die „Epoca", citiert ein geflügeltes Wort des Premiers und gleichzeitigen Kriegsministers Zavala Auf die an ihn gestellte Frage, ob er in einem Versöhnungsministerium eine Stelle annehmen würde, antwortete Zaoala: „ES gibt Leichname in Spanien. Diese sind der Föderalismus und der Radikalismus. Ich will nicht in der Umarmung eines CadaverS sterben." Diese« geflügelte Wort hat schon zuvor einen Vater, und zwar Napoleon III. gehabt. Die „Vossische Zeitung" theilt mit, daß nach ihren Informationen Cardinal Antonelli, .die Nutzlosigkeit des polnisch - nationalen Widerstande» gegen die russisch» Gewalt einsehend, dem Papste wiederholt gerathen habe, den Polen willige Unterwerfung unter die russische Herrschaft zu empfehle». Als Entgelt dafür würde von Rußland eine mildere Behandlung der katholischen Kirche in den westliche» Reichsprovinzen begehrt «erden. Da» stimmt nicht recht mit der jüngsten Nachricht, wonach der Papst einem russischen Abgesandten wegen der Metzelei vo» Lheltn die Thür gewiesen und allen Verkehr mit der Petersburger Regierung abgelehnt habe. Mit England ist die Republik Guatemala in einen bösen Conflict gerathen, weil der Festu«g»* cornrnandant Gonzales au« persönlicher «aatttee feen britischen Bizeconsul Magee j» vierhundert Peitschenhieben und darauf folgender Fiisillade »er. / urtheiltc. Magce war bereits zweihundertmal ge« ] fnutct, a[t, wie gemeldet, die Truppen die Fortsetzung der Mishandlung verhinderten. In England herrscht natürlich die allergrößte Entrüstung. Die „Times" hat nur eine Besorgnis: daß die Behörden der Republik den verhafteten Gonzales zur Sühne erschießen lassen werden. „Das genügt uns nicht" — sagt das Cityblatt — „wir müssen Gonzales lebendig bekommen." Zur Tagesgeschichte. — Welche Spe isen in Triest billig zu stehen kommen, darüber gibt in der „Triester Zig." ein Feuille-lonist folgenden Ausschluß: „Kürzlich wir ich in der Familie eines verhältnismäßig gut gestellten Beamten, bet vier Kinder sein Eigen nennt, zu Tisch geladen. Ich habe mir das Menu notiert, eS gab: Schildkrötensuppe, Pö'elzunge, Schinken, Sardinen, Branzin, Jn-btan mit Salat, Reisauflauf, Obst, Knackmanbeln, Malagatraubcn uttb Kaffee Getrunken wurde während des DinetS nur Wüster. Einige Tage später speiste ich bei meinem vierstöckigen Hrurhettn; auch dort habe ich mir daS Menu votiert. Es gab: Rmdfuppi, gefoulten Lungenbraten, Rindfleisch mit Weinsauce, Kalbsschlägel, Lammbraten, Punschlotte, Getrunken wurde Bier, Tischwein, ResoSco, Bordeaux, Champagner und zum Kaffee Liqieut. Dieses letztere Menn gab mir Aulaß, meinem Wirthe von dem Menu bei dem Beamten zu erzähle«. „Ja, was wollen Sie", antwortete mir derselbe, „eine kräftige Rindsuppk, ein Stück nahrhafter Fleisch wäre den kränklichen Kindern dieses Beamten allerdings gesünder, als die Speisen, die man ihnen vorsetzt; aber sehen Sic, alles was Sie bei dem Beamten aßen, wir eben steuerfrei. Rindfleisch ober Kalbfleisch, Wein, Bier, täglich zu genießen, können sich in Triest — wenigstens so lange das Municipium die Einhebung der Verzehrungssteuer in der Hant behält, nur Wohlhabende erlauben, arme Leute müssen sich eben mit JnbianS behelfen." — Rede, gehalten im Leichenver-brennungsverein. — — — Die Leichenver-brennung ist ein würdiger, harmonischer Abschluß unseres Lebens. Denn das Leben ist nichts als ein BerbrennungSproceß. Man ist umgeben von brennenden Fragen. Man wird angefeuert. Man fängt Feuer. Man ist Feuer und Flamme. Man hat feine Flamme. Man verzehrt sich in LiebeSgluchen. Man steht im Feuer mit Gott für König und Vaterland. Man geht für den Freund durch'» Feuer. Man dreht sich um die Brennpunkte deS LebenS. Man wird warm im Feuer der Leibenschast. Man btenet vor Lust unb Begierde. Man wird in flagranti betroffen. Man holt bit Kastanien au« dem Feuer. Man fürchtet sich als Gebrannter vor dem Feuer. Man wird hart im Feuer der Erfahrung. Man läuft gebranbmarft umher. Man steht auf Kohlen. - Man jammtlt glühenbe Kohlen auf sein Haupt. Man trinkt gebrannte Wässer. Es wird einem eins auf °en Pelz gebrannt. Man sucht sich ins beste Licht setzen. Man leibet alle Augenblicke an einer an» ^ftn Entzündung. Man versichert sich bei den besten ^»ktaffecutanzen. Man ist ein Manu bei der Spritze. verbrennt sich die Ftnger. Man verbrennt sich n*n Mund. Man brennt ab. Man brennt durch. an flackert schließlich noch einmal auf, ehe das Licht ®n#9tht, und — verpafft. Und der ausgebrannte ^"b tottd von Siemens verbrannt, am ihn dem Fege« zu entziehen, und die fromme Welt sagt: Ulmen, feiner «Iche! — In RegenSbutg hat sich ein Bierstrike» tomite gebildet, dessen Bo-sitzrnde an den Straßen- n folgende Resolution veröffentlicht hat: „Die Bür« m Unb *tbe*let von RegenSourg and Umgebung er» b°ß stc mit der theuern und sehr oft qualitativ «flechten Verabreichung bes tiiete» vonfeite der Braue« (*|be^et *25.— 29.- 29.05 860.- 870.-34.- I 34 50 66. f 6 50 45.-I 46 — 979.->9 0. 49 5C »01.-101-10.2.S 82.75 140. 5*47.50 202 50 201 50 49.— 200. 100.75 9.75 82 25 139.-247.-202 -201.-319—i 320.— 139.50i 140. Pfandbriefe. ffüg. 5*.$>ob.-8reblt. fc:°. in 33 3....... «««o*. o.to.......... ln». yob..6tibilonfL Prioritäts-Obl. skran,-2oses»-Bahn . O eft -Nordwestdahn. Siebenbürger......... StaatSdada........... 6ii6b.»i8ef.)U 600 ffr. Ito. Bon» 6 pEt. Lose. (Srcbit»L............ Rudolf-.tz........... Wechsel (3$ton.) «uzSd. ltwL i*ari3 100 FraucL Mflnzen. Satt. Müuz»D»c»le». !i0-FraucSstLa Preuh. Äaffenftbeini. Silber <8elb ; Ware 95.— 95.50 83.50! 83 75 SO 60! *0 70 •85.50 86 — 101.-87 25 81.- 138.- 109.30 96.30 t58.- 12.- 93 7. 98.90 54.90 111.70 44.15 5 32-8.94» 106 — 101 :-o 97 50 81 50 138 50 lf9 50 96 50 1C850 12 50 ?3 90 94 — 55.— »11.85 44 35 5,33-8.951 1.66-106 10 verstorbene. Den 20. Ma i. Agnc« Taucar, Arbeiterin, 50 I.. Eivilfpital, Entkriiftuug. — Ferdinand Spann, Schuh machermeisterskind, 3 T., Kopuziuervorstadt, Nr 7, Apoplexia cerebri. — Maria Anuiii, Studenteukostgeberin 63 I., Stadt Nr. 268, Lungen»,berculofe. - Elisabetha Hosmann, KanzleidienerSgattin. 33 I., Stadt 9tr. 114, Lungeiikiitzündung. Augelommene Fremde. Am 20. Mai. Hetel dlod« Wien. Gaßlet, Privatier, Trifail. — MatuSka, Winter, Müller, Berrer und Stroß, Reisende, und Feltscher. Ksm., Wien. — Cyz, Director der Escompte-bank, Graz. Wo«el Bleien«. Schotz f. Frau. Brünn. — Lkorn, Pfarrer, Senosets». — Lapajne, Cooperator, Preiiua. — — Blas», Hrastnig. - Novak, Pfarrer. Steher. - Les-kovic, Jdria. — Tavc'ar, Pfarrer. Watsch. — Winter, «roz. - Ävkvschiiieg. Reisender, Wien. — P'broutz, Fa-brikant, jtropp. - timet, Psarrer, Veldes. - Doppler, •• Sänger, Linz. — Medwed, Hausbesitzer, Sagor. Botel C«>ro|iu. Koder, Pfarrer. Wippach. — Jurak, Sfm., Zakretje. — Dobiafch, Wie». ■alrleelier llof. Noffau, Rakek. - jttainc. EiSnern. Keiner von Oesterreich. Troyer, Marburg. — Milac, Postmeister, Sagor. Slernwerte. Bndaue. Widern. Telegraphischer Kursbericht am 21. Mai Papier-Rente 6910 — Silber-Rente 74 35 — 1860er Staats-Anlehen 102 25 — Bankactien S80-— Eredit 223 50 — London 11170 — Silber 10576 — 20-Francs. Stücke 8-93. Telegramme. Wien, 20. Mai. Die ungarische Delegation nahm das Extraordinarium des Kriegsbudgets mit bedeutenderen Abstrichen gegenüber den Äusschuß-anträgen an. — Die Reichsrathsdelegation verhandelte über die Differenzen mit den Beschlüssen der ungarischen Delegation, wobei theils auf den früheren Beschlüssen beharrt, theils eine Ucbereinstimmung erzielt wurde. Sodann längere Debatte über Petitionen betreffs Lieferung der Heeresausrüstung. Giskra beantragt neue Offertsausschreibung, schließ» lich wurde jedoch dieser Antrag abgelehnt und die Ausschußanträge angenommen. Allen Verwandten, Freunden und Bekannten, insbesondere der geehrten Liedertafel von Neu-marktl, beehren sich für die äußerst rege Theil-nahme am Leichenbegängnisse des am 19. Mai l. I. zur Erde bestatteten Herrn C. St. Killer, Ha mmerge werken z u Jletne, dm innigsten Dank anszusprechen. Pristava, 20. Mai 1874. Die trauernden Hinterbliebenen. Gefertigter beehrt sich hieniit anzuzeigen, •< daß er Lonutag 6cn 24. d. M. seine in der Postgasse Nr. 56 (ehemals „gold. Schnalle") neu errichtete Couditorei eröffnet und bittet um geneigten Zuspruch, bei Zusicherung der solidesten Bedienung. Bestellungen für die Psingstfeiertage werden schon jetzt entgegen genommen. (300—1) Achtungsvoll Eduard Yoltmann. C/3 "e> E cd CO -a ö cd "S B ^ 1 1 rt* jp | § 5 -E | o 2 J ► * w MEYERS ANOLEXIKON h einem Bande Auibmift «ii» Jod*• 0*g*n$tan