LMchcr TllMatt. Red action und Expedition: Bahuhosgcisse Nr. 15 l)ianameration«pteife: Ulj. ^85 Yaiiaä): ©alt}). fl. b-40; Insertion-Preise! Sin* lUfteDung in6 Hau» ettlj. SS Ir. “it Kr Post : @aniiä6t. fl. 12. Mittwoch, 13. August 1879. — Morgen: Eusebius. l&ffigtn"»■'«£ 12. Jahrg Eine neue Ministerkrisis? Graf Andrassy kann sich der persönlichen Gunst deS deutschen Reichskanzlers rühmen, und es ist auch eine bekannte Thatsache, daß der Einsiedler von Terebes dem Manne von Varzin gerne auf den Bahnen jener Politik folgen mochte, durch deren großartige Erfolge der Name Bismarck zur bezeichnenden Signatur unseres Zeitalters wurde. Dem Winke seiner Gönner folgend hat Graf Andrassy das unverkennbare Bemühen an den Tag gelegt, den Schwerpunkt der österreichischen Monarchie mehr nach Osten zu verlegen, ja er hat sogar in seiner Orienipolitik eine Richtung ein» geschlagen, welche, den Traditionen der magyarischen Slavensurcht ganz zuwiderlaufend, ihn in Widerspruch zu einem großen Theil seiner Landsleute bringen mußte. Wenn er nun trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse auf der Verfolgung seiner Occupationspolitik verharrte, so kann darin nur ein Beweis liegen, daß Andrassy von der Vortrefflichkeit seiner Pläne überzeugt war. Wir sind auch durchaus nicht der Ansicht, daß unser Minister des Aenßern mit seinen Projekten etwas anderes, als nur die Wohlfahrt und Größe des Kaiserstaates austrebte. Aber auch den von uns allerdings bestrittenen Fall angenommen, daß die Occupationspolitik in ihrer vorliegenden Form als ein Heil für Oesterreich zu bezeichnen wäre, hat Andrassy bei Durchführung feiner Orientpläne gerade jene Vorbedingungen außeracht gelassen, auf deren rigorose Beachtung ein großer Theil der gewaltigen Erfolge seines Berliner Vorbildes zurückgesührt werden muß. Die sorgfältige Berechnung und Ausnützung der ihm zugebote stehenden Mittel hat Bismarck in allen Angelegenheiten, deren er sich einmal bemächtigte, zum Herrn der Situation gemacht. Allerdings waren die Einsätze, welche Bismarck im Jahre 1866 und im Jahre 1870 wagte, sehr groß. Aber es hieße die' Bedeutung des Mannes verkleinern, wenn man ihn mit einem waghalsigen Spieler vergleichen wollte. Denn er wagte nur dort, wo nach seinem Calcul alle Aussichten des Erfolges für ihn waren. Und seine Berechnungen haben sich denn auch stets als richtig erwiesen, während Andrassy bei seiner Occupationspolitik keineswegs jene klare Einsicht in die gegebenen Verhältnisse entwickelte, welche als das erste Erfordernis des großen Staatsmannes gelten müssen. Wir schicken diese allgemeine Erörterung voraus, weil sie mich unserer Meinung den Schlüssel für die Entstehung und wol auch für die that-fächliche Begründung jener Demissionsgerüchte abgeben, welche über die Demission Andrassy's bereits wiederholt in Umlauf gesetzt wurden und welche gerade jetzt wieder in bestimmter Formulierung ihren Weg durch die Presse nehmen. Und zwar ist es diesmal der „Pester Lloyd", welcher aus angeblich verläßlicher Quelle die Mittheilung bringt, daß der Ausflug, welche» der Minister des Auswärtigen, Graf Andrassy, nach Terebes angetreten hat, nicht eine Urlaubsreise bezeichnet, sondern als die Einleitung zum definitiven Rücktritte des Grafen von der Leitung der auswärtigen Geschäfte aufzufassen sei. Bekanntlich stand und steht wol auch jetzt noch der „P. Lloyd" in engen Beziehungen zum äußeren Amte. Mehr als einmal wurden wir durch ihn über Vorbereitungen auf dem Gebiete der äußeren Politik unterrichtet, lange bevor dieselben in Wirklichkeit traten. Wenn nun auch in letzter Zeit das Pester Weltblatt die Occupationspolitik in ihren Folgen nicht mit der früheren Zustimmungsfreudigkeit beurtheilt wie ehedem, so liegt doch deshalb keine Ursache vor, dem „Pester Lloyd" zuzunmthen, daß er ohne factifche Veranlassung die Stellung des Landsmannministers durch die Ausstreuung von Demissionsgerüchten erschüttern könnte. Allerdings führt das erwähnte Organ an, daß Gesundheitsrücksichten den Grafen Andrassy zum Rücktritt bewegen. Aber wir wissen, datz Ministerkrankheiten nicht blos im Staatsleben der Türkei, sondern auch im Abendlande hie und da eine hervorragende Rolle spielen. Leidet ja selbst der eiserne Kanzler Deutschlands stets an einer nervösen Gereiztheit, so oft er Veranlassung hat, die widerspenstigen National-Liberalen über die Folgen seines eventuellen Rücktrittes Nachdenken zu lassen. Was aber bei Bismarck Mittel znm Zwecke ist, dürfte bei seinem Naüieiserer nur als Maske für die Motive einer wirklich beabsichtigten Demission anzusehen sein. Wir wissen, daß Graf Andrei sy sich betreffs der Occupation einer sanguinischen Hoffnung hingab, welche ihn in Widerspruch mit dem Reichskriegsminister brachte. Die Schwierigkeiten, welchen die wider den Willen der Fachmänner mit ungenügenden Mitteln unternommene Occupation begegnete, waren nicht darnach angethan, die Autorität Andrassy's zu festigen. Auch die Novibazar-Convention soll nach oben hin unangenehm berührt haben, obgleich man zu ihrer Entschuldigung anführte, daß diuch sie der Einmarsch in das Arnautlik von Novibazar sich zu einem friedlichen Spaziergange gestalten würde. Hält man sich nun gegenwärtig, daß sich diese Entschuldigung als hinfällig erweist und daß trotz der famosen Convention die Occupation von Novibazar nur neue Opfer erfordern wird, so hat man wol eine genügende Anzahl von Gründet beisammen, welche die Stellung des Ministers erschüttern konnten. Wir registrieren hier als Stütze unserer Anschauungen nur eine Mittheilung des „Pesti Naplo", welcher die bosnische Frage als die Ursache des Rücktritts bezeichnet. Die letzte Veranlassung hiezu habe eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Kriegsminister Grafen Bylandt und Andrassy betreffs des Zeitpunktes des Einmarsches in Novibazar gegeben. Im Gegensätze zu Andrassy, welcher Feuilleton. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Und ihr Gatte? Er hatte seine zehn Jahre verbüßt. In unmittelbarer Nähe mit den gefährlichsten Verbrechern, mit Räubern, Mördern und Dieben lernte er einen Blick in die Hefe der menschlichen Gesellschaft werfen. Er verrichtete mit den Verbrechern die niedrigsten Arbeiten, aber er ging nicht dabei zugrunde, er verzweifelte nicht. Sein Muth verließ ihn nicht in den düstersten Stunden. Wie ein heller Stern leuchtete ihm die Freiheit, die er erst jetzt schätzen lernte und für die er erst jetzt zu wirken und zu schaffen schwur. Mit glühender Sehnsucht wünschte er den Tag der Freiheit herbei, und daß et immer näher und näher rückte, dieser Gedanke tröstete und stärkte ihn. Und endlich war er frei, seine Brust hob sich tief aufathmeud, als et den wolkenlosen Himmel über sich erblickte. Er hatte viel Gutes im Gefängnisse gestiftet, dessen war er sich bewußt, mancher Verbrecher blickte mit Bewunderung auf den Mann, der mit frohem ungetrübtem Sinn zwischen ihnen wandelte, ohne etwas anderes verbrochen zu haben, als daß er für feine Mitmenschen "orgte, während sie ihren Mitmenschen zu schaden uchten. Viele hatten geweint, als er von ihnen chied, nun wurde das Leben für sie wieder doppelt einsam, sie hatten niemanden, der sie tröstete, wenn die Reue sich an sie heranschlich und sie mit ihren Krallen packte; sie hatten niemanden, der ihren Muth einsprach, auszuharren und auf diese Weise ihr Unrecht zu sühnen. Auch Herr von Sichtenfels fühlte sich dadurch bedrückt, daß er diesen Wirkungskreis verließ, aber da draußen bot sich ihm ein weit größeres Feld für seine Thätigkeit, da konnte er erst recht Gutes thun und Segen schaffen. Er war allein, ihn erwartete niemand. Kein Weib durfte ihm freudestrahlend entgegeneilen, wenn et zurückkehrte, höchstens, daß ein treuer Diener eine Freudenthräne bei seiner Heimkehr vergoß. Doch das war auch schon etwas. Frischen Mnthes trat er seine Rückreise in die Vaterstadt an, er fand sie verändert, aber alles war ihm heimisch und ließ ihn empfinden, daß er wieder frei sei. Sein großes Haus allein bedrückte ihn, er fand niemanden vor, als einige Diener. Von Zimmer zu Zimmer wanderte er, nur die Gemächer feiner geschiedenen Gemahlin mied er mit ängstlicher Sorgfalt; er warf keinen Blick hinein. „Schließe alle Gemächer, die von Frau von Lichtenfels bewohnt wurden, ab", wandte er sich an den Haushofmeister. „Es kann dort alles so bleiben, wie es ist, denn ich glaube, wir haben auch so Raum genug im Hause." Dann wurde nicht mehr davon gesprochen, Herr von Lichtenfels wollte nicht mehr an eine Frau erinnert fein, die es so wenig verstanden, gut zu machen, was sie einst gefehlt. Er hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Er hatte unschuldig eine zehnjährige strenge Haft verbüßt, die Umstände waren allerdings ungünstig gewesen, aber man wollte ihn verschwinde» lassen, weil man seine zu wenig höfischen Gesinnungen kannte. Solche Männer wie Lichtenfels taugten nicht für die Umgebung des Königs, und der König hatte sich dazumal nicht wenig geneigt ge- Len sofortigen Einmarsch als eine ganz unbedenkliche Action durchgeführt wissen wollte, weigerte sich der Kriegsminister, eine Wiederholung der anläßlich der Occupation Bosniens gemachten Erfahrungen herbeizuführen und gab seine Entlassung. Nun hätten aber die letzten Berichte aus Bosnien und Albanien die Ansichten Bylandts bestätigt, und Andrassy sah sich, um seiner Entlassung vorzubeugen, genöthigt, seine Demission zu nehmen. Wir wagen nun allerdings nicht, von einer förmlichen Entlassung in Ungnade zu reden. Doch wer die Erfolge der Andrafsy'schen Politik mit aufmerksamem Blick verfolgte, der mußte sich eingestehen, daß seit der Berliner Konferenz der Stern desselben im entschiedenen Niedergange ist. Aber auch von allen Mißerfolgen abgesehen, liegen wol auch in den inneren Verhältnissen Oesterreichs Gründe genug vor, welche Andrassy das Verbleiben im Amte verleiden müssen. Denn hat auch Andrassy gleich so viele» anderen Ministern des Aentzern kein besonders zartes Gewissen, wenn es sich darum handelt, seine Pläne gegen den Willen der Parlamente durchzuführen, so muß es doch für ihn sehr entmuthigend sein, den Manövern zusehen zu müssen, durch welche man in Oesterreich eine der Occupation freundliche parlamentarische Majorität zu stände bringen will. Denn diese Manöver kehren ihre Spitze gegen eine Partei, unter deren Mitwirkung jener Ausgleich des Jahres 1867 geschlossen wurde, welcher dem Grasen Andrassy den Weg zum ungarischen Ministerpräsidium ebnete. Um seine in ihren Erfolgen so unglückliche äußere Politik zu stützen, müßte er in Oesterreich mit den Czechen und Polen, mit ganz denselben föderalistischen Parteien liebäugeln, deren Messias Hohenwart er früher der Verfassungspartei zum Danke aus dem Sattel werfen half. Der Ungar kann und wird von den Föderalisten nichts erwarten, Grund genug, daß eben jetzt in Andrassy der Magyare mit dem Minister des Aeußern in Conflict geräth, welcher der Föderalisten bedarf, um Cisleithanien für die parlamentarische Genehmigung der Occupationspolitik zu gewinnen. Bemerkenswerth ist ferner, daß die offiziösen Organe, welche mit ihrem Beschwichtigungsleierkasten sonst so rasch bei der Hand sind, diesmal sich sehr reserviert verhalten, und daß die „Bndapester Korrespondenz" sich mit der Erklärung begnügt, daß die Demissionsgerüchte in ihrer gemeldeten Form jedes Grundes entbehren. Also blos in der Form? Wir glauben mit Rücksicht hierauf nicht fehl zu gehen, daß man vonfeite der Officiösen nicht den Muth findet, eine allein Anscheine nach bereits spruchreif gewordene Angelegenheit auch ihrem Gehalte nach kurzweg in Abrede zu stellen. Obgleich Fürst Alexander von Bulgarien wenig geneigt scheint, die kaum erworbene Krone durch weitere geheime Annexionsgelüste wieder in Gefahr zu bringen, so gehen troch im benachbarten Oftrumclieii Dinge vor, welche alles andere, nur keine Bürgschaft für den friedlichen Fortbestand der durch den Berliner Beitrag geschaffenen staatlichen Verhältnisse auf der Balkan-Halbinsel bieten. Aleko Pascha, der ebensowenig mit den russischen Plänen auf Erweiterung der Petersburger Machtsphäre durch Begünstigung der großbulgarischen Propaganda sympathisiert, als er für die bedingungslose Restauration der Oberherrlichkeit des Sultans über Ostrnmelien eingenommen ist, kann zwar der großbulgarischen Agitation schon deshalb kein Wohlwollen entgegenbringen, weil ihn diese im Besitze seines Gouverneurspostens bedroht. Aber er hat eben zu wenig Macht, um eine Strömung lahmlegen zu können, welcher ei unter anderem bereits gelungen ist, selbst halbamtliche Organe ihren Ideen dienstbar zu machen. Ais besonders charakteristischer Beweis wird in einem Briese an die „91. fr. Pr." aus Philippopel die Haltung der „Mariza" angeführt. In diesem halbamtlichen Blatte ivird das Fürstenthum Alexanders voit Battenberg nicht anders als Nordbulgarien genannt, Ostrnmelien nennt es Südbulgarien, und Mazedonien kann folgerichtig nicht anders als äßest-bulgarien heißen. Unter den „inländischen" Neuigkeiten stehen die ans'Bulgarien voran, und znr Erhöhung der Agitation werden aus den Orten der Vilajets von Adrianopel und Konstantinopel die grauenerregendsten Berichte über die Gewalttaten der Griechen und Türken gebracht. * * Aus Cetinje wird der „Pol. Korr." über einen Gnadenact des Fürsten von Montenegro berichtet, welcher umsomehr Anerkennung verdient, als es sich dabei um die Amnestierung politischer Verbrecher handelte, deren Bestreben darauf hinausging, die Kreise von Podgoriea, NiköiL und Antivari von Montenegro loszureißen. Selbstverständlich ging die hierauf gerichtete Bewegung von der muhame-danischen Bevölkerung dieser ehemals türkischen und erst durch deu Berliner Vertrag an Montenegro abgetretenen Bezirke aus, in welchen man anläßlich der von Montenegro ausgeschriebenen Volkszählung das Gerücht verbreitete, daß die Regierung die Ausschreibung einer hohen Steuer beabsichtige, und daß bei den diesbezüglichen Vorerhebnngen die christlichen Behörden weder die Rechte des Privatbesitzes noch die Heiligkeit des Privatlebens und des Harems schonen werden. Diese Aufreizung wirkte. In Podgorica und Nifiid wurde den Beamten der montenegrinischen Regierung Widerstand bereitet, während gleichzeitig von den Rädelsführern der Agitation Waffen unter die innhamedanische Bevölkerung vertheilt wurden. Angesichts dieser Vorbereitungen zu einer Jnsnrreetion schien ein energisches Vorgehen umsomehr geboten, als die eigentlichen Anstifter der Bewegung in den Kreisen der begüterten nnd einflußreichen Moslims gesucht werden mußten. Um das Uebel im Keime zu ersticken, wurden die am meisten eoinpromittierten mnhame-danischen Optimalen von Podgorica und Nikliö in einer und derselben Nacht aufgehoben uud nach Cetinje gebracht. Doch kam es zu keiner weiteren Untersuchung, da sich Fürst Nckola damit begnügte, den Inhaftierten eine Standrede zn hatten, in welcher er denselben mit Rücksicht darauf, daß sie nur das Opfer böswilliger Einflüsterungen geworden seien, für diesmal die Strafe erließ, indem er zugleich versicherte, daß er zwischen seinen alten und neuen Unterthanen keinen Unterschied mache und die Rechte der Muha-medaner nicht weniger schützen werde, als die der christlichen Montenegriner. — Wir zweifeln nicht, daran, daß diese Milde zur rechten Zeit auf die türkische Bevölkerung Montenegro's gewiß einen nachhaltigeren und beruhigenderen Einfluß ausüben wird, wie ein inquisitorisches Vorgeheu in einem Falle, in welchem es gewiß nicht so leicht gewesen wäre, triftige Beweisgründe gegen die Angeklagten in der Weise anszubringen, um gegen sie einen hochnoth-peinlichen Prozeß einleiten zu könne». * * * Ans Brüssel wird vom 8. b. M. geschrieben: „Seit gestern liegt dem Anklagesenate der Bericht des mit der Untersuchung der Placataffaire gegen van Hamme betrauten Justruetiousrichters zum Beschlüsse vor. Der Spruch dürfte bald, vielleicht schon morgen erfolgen. Die Jnstrnction hat sich schon ohnehin nur allzusehr in die Länge gezogen. Bei derartigen Vorkommnissen kann nicht rasch genug, natürlich mit strikter Beobachtung der Gesetzlichkeit, ein Exempel statuiert werden." Bekanntlich wurden mit dieser Placataffaire die Brüsseler Jesuiten, beziehungsweise der Bibliothekar des dortigen Jesuitencollegiums, in enge Verbindung gebracht, und kann daher schon aus diesem Grunde die Erledigung des schwebenden Prozesses ein hohes politisches Interesse gewinnen. * * * Als vor einigen Tagen die nngarische Oppositionspresse die Nachricht brachte, daß die Vorgänge im politischen Leben Oesterreichs auch deu conser-vativen Parteien Ungarns den Muth geben, sich zum Kampfe gegen die liberalen Elemente zu rüsten, wurde diese Kunde wegen der sie begleitenden Meldungen nicht besonders beachtet. Der radieale „Egyetertes", dem sie entstammte, versicherte näm- föhlt, ihn zu begnadigen. Das durste nicht geschehen, denn mit ihm mußte zugleich ein ganz neues Hofpersonal auskommen, durch ihn konnten zu viele gestürzt werden. Das sollte der König erfahren, er sollte einen Blick um sich werfen und wissen, welche Männer er mit feinem Vertrauen beehrte, das war Herrn von Sichtenfels Ziel. Und dann wollte er fort von hier, alles verkaufen, was ihm seither lieb und theuer gewesen, und in die weite Welt hinauswandern und versuchen, ob es ihm nicht gelänge, Treue und Rechtschaffenheit an anderen Orten zu finden. Er erreichte sein Ziel, die Umstände gestalteten sich so außerordentlich günstig, wie sie es mußten, um ihm zu seinem Ziele zu verhelfen, er erhielt Audienz. Der König zeigte sich ihm außerordentlich huldvoll, er versprach ihm, die Sachen einer genauen Untersuchung zu unterwerfen und ihn glänzend zu rechtfertigen, wenn feine Unschuld an den Tag kommen würde. Voll Zufriedenheit kehrte Herr von Lichten« fels in seine Wohnung zurück, um — schon am folgenden Tage den Bescheid zu erhalten, daß der König sich einer Sache nicht amiehntett könne, die das Gericht bereits entschieden habe. Herr von Sichtenfels lachte bitter auf, er hatte nicht geglaubt, daß seine Feinde so sicher, so unerschütterlich fest standen, aber er machte jetzt keinen Versuch mehr, an diesem Bescheid zu rütteln — dazu war er zu stolz. Noch an demselben Tage gab er seinem Rechtsanwalt Vollmacht, seine sämmtlichen beweglichen und unbeweglichen Güter zu verkaufen, und am Abend des Tages wurden die Koffer zur sofortigen Abreise gepackt. „So", murmelte er, als alles bereit war, „jetzt fort, wo ich so wenig Glück, nur Betrug und Verrath kennen gelernt habe, auf Nimmerwiederkehr. Ich bin doch sehr einsam", fügte er traurig hinzu, „niemand, der sich darum kümmert, ob ich gehe, niemand, von dem ich Abschied nehmen darf. O Mathilde, es hätte alles gut werden können, wenn nur du noch gut gewesen wärest. Aber auch den Trost darf ich nicht mit fortnehmen. Jetzt, nun ich auf immer von hier scheide, will ich auch noch einen Blick in die Räume werfen, wo wir glückliche Tage verlebten, als ich dich noch für das Ideal echter Weiblichkeit hielt. Ein Traum, wie alles Traum für mich war. Ich will ihn mir in das Gedächtnis einprägen, damit ich ihn nie vergesse, wie ich dich trotz aller Falschheit nie vergessen werde." Er nah in ein Sicht und die Schlüssel, bann trat er langsam seine Wanderung an. Zunächst lenkte er seine Schritte in das gemeinsame Wohnzimmer. Er fand noch alles, wie er es zuletzt verlassen, fein Möbel war vom Platze gerückt, auch Mathildens eigenes kleines Gemach schien unberührt; selbst ihre Arbeit lag noch an demselben Platze. Es war eine Stickerei, für ihn bestimmt. Der alte Diener hatte Sinn dafür, die Erinnerungen nicht zu entweihen, und ihm allein verdankte Herr v. Sichtenfels jetzt die kurzen Momente, die er in der Erinnerung durchlebte. Am folgenden Morgen reiste er ab, zunächst nach Paris, wo er in dem Strudel von Menschenverkehr Zerstreuung suchte. Aber er fand sie nicht. Er reiste weiter und weiter, durch ganz Frankreich und Italien, ohne Zweck, ohne Ziel, jahraus, jahrein, nirgends fand er Ruhe noch Rast; er war und blieb überall ein Fremder. lich, daß auch Tisza von den Goniervatiucii gewvn-1 neu sei und bereits demnächst an die Maßregelung der Presse und an die Vernichtung der alten Co-mitatsrechte gehen werde. Wir haben auch von dieser Nachricht deshalb keine Notiz genommen, weil in ihr die tendenziöse Farbe etwaS gar zu dick aus-getragen war und weil wir der Ueberzeugung sind, daß die von der radikalen Partei Ungarns in unverschämter Weise mißbrauchte Freiheit der Presse und die der Corruption wesentlich Vorschub leistende Wahl der Comitatsbeamten auch einem liberalen Regiments Grund zum Einschreiten geben könnte und sollte. Nun liegt aber ein durch die Presse veröffentlichter Brief eines ungarischen Magnaten an eine» Freund vor, welcher beweist, daß es im ungarischen Adel noch Elemente genug gibt, welche einer rückläufigen Strömung zugunsten aristokratischer Sonderbestrebungen und zum Nachtheile des Bürgerstaodes 'uns Wort reden möchten. Zum Glück für die gute Sache ist aber der Briefschreiber eine Persönlichkeit, deren Name gerade nicht mit dem Glorienscheine politischer Reinheit umgeben ist. Niemand anders als der edle Graf Eugen Zichy nimmt in feinem Briefe an den Grafen Pista Karolyi für die ungarische Aristokratie das Recht der politischen Führerschaft in Anspruch, um die arme zu Tode parlamentarisierte Nation den Segnungen einer wirtschaftlichen Reform zuzuführen. Bevor der ungarische Adel die Nationalökonomie in ihren großen Aufgaben zum Gegenstände seiner Studien macht, würde er wol besser thun, im eigenen Hause Einkehr zu halten und seine eigenen Finanzen aus einen Stand zu bringen, daß es nicht einzelne seiner Mitglieder nothwendig haben, sich durch die schmutzigen Mittel der Bestechung das nöthige Geld zur Befriedigung ihrer noblen Passionen zu verschaffen. Wir erinnern nur an die widerwärtige Affaire Zichy, welche das Treiben eines angeblich von so hohen Idealen getragene» aristokratischen Politikers in keineswegs erfreulichem Lichte zeigte.________ Vermischtes. — Herbst' s bedeutendste Rede. Das zweite Heft der von der Redaction der „Alma mater“ heraiisgegebenen Sammlung der bedeutendsten Reden des österreichischen Parlaments enthält die Rede, welche Dr. Herbst am 24. November 1870 in der Adreßdebatte des Abgecrdnetenhauses gegen das Kabinet Potoeki gehalten hat. Es ist dies anerkanntermaßen eine der besten, vielleicht die beste Rede, die Herbst je gehalten hat. Ihre Publikation ist im gegenwärtigen Augenblicke von um so größerem Werthe, als die Situation eine frappante Ähnlichkeit mit jener unter der Ministerschast Potoeki's bietet. Bisweilen dachte Lichtensels daran, wie es ganz anders hätte werden können, wenn er ein liebendes und geliebtes Weib, ein Häuflein Kinder sein nannte, oder auch nur eins, nur ein Wesen, für welches er hätte sorgen und leben können. Ein Kind! Wie ein zündender Funke war der Gedanke in sein Herz gefallen. Er wünschte sich ein Kind, und das Kind Mathildens, freilich auch das seines Feindes, härmte sich vielleicht vergeblich nach seinen Eltern ab. Es stand einsam und verlassen in der Welt, wie er, verlassen von allen, die es hätten lieben sollen. Konnte ihnen nicht beiden geholfen werden? Wie, wenn er das arme Wesen adoptierte? Er war fest entschlossen, nie mehr einem Weibe seine Hand zu reichen, dann hatte er ein Kind, ein Kind, welches er liebte und beschützen konnte. Lichtensels war kein Freund langer Berathungen. Zudem hatte er das stete Nomadenleben herzlich satt, und so kehrte er nach fünf Jahren seiner Abwesenheit wieder in die Vaterstadt zurück, und sein erster Gang war zu Mathildens Eltern, um den Aufenthalt seiner geschiedenen Frau zu erfahren. — W i tw e » s i tz fü r K a if e r i n Euge n i e Aus Graz wird geschrieben: Seit mehreren Wochen erhält sich in Obersteiermark das Gerücht, daß die Ex-Kaiserin Eugenie mit der Absicht umgehe, sich daselbst anzukaufen. Man bezeichnet« das dem Baron Seßler-Herzinger gehörige Schloß Wasserberg bei Knittelfeld als das Kaufsobjekt, bezüglich dessen Unterhandlungen obschweben sollten. Von mehreren Seiten wird nun versichert, daß diese Unterhandlungen bereits zu einem günstigen Resultate geführt hätten und die Ex-Kaiserin die Besitzerin des Schlosses geworden sei. Bei diesem Anlasse sei auch des Gerüchtes erwähnt, wonach der Ex-Khedive von Egypten wegen Ankaufs des dem Herrn Moriz v. Hartmann in Wien gehörigen Schlosses Prank in Unterhandlungen siehe. Der Ex-Khedivc würde — sonderbare Laune de» Schicksals — der Nachbar der Ex-Äaiserin werden. — Großartig angelegter Fluchtversuch. Wie die „Politik" meldet, hatten sich 34 Sträflinge der Karthauser Anstalt verabredet, Samstag nachts gemeinschaftlich zu entfliehen, was lediglich durch den Berrath Eines aus ihrer Mitte vereitelt wurde. A» den Vorbereitungen zur Flucht hatten sie längere Zeit gearbeitet, namentlich wurde i» dem Fußboden einer Zelle ein so großes Loch durchgesägt, daß ei» Mann bequem durch dasselbe durchschlüpfen konnte. Man spricht sogar davon, daß der Fußboden unterminiert war. Die Erde aus diesem Loch wurde täglich Früh m den hinlänglich bekannten Kübeln hiitauögetragcn und in den Abort geschüttet. Nach und »ach wurde, ohne daß die Wächter es bewert hätten, ein ganzer unterirdischer Gang bis zu dem in der äußersten Ringmauer des Strashauses mündenden Kanal, wo kein Nachtpoften steht, hergestellt. Auf diesem Wege hätte die Flucht ganz geräuschlos ersolgen können. Bemerkenswerth ist der Umstand, daß gerade in dem Flügel, wo die sich zur Flucht rüstenden Sträflinge wohnten, der Aufbewahrungsort für die Zivilkleider sich befindet. Die unzureichende Aufsicht ermöglichte diese Vorbereitung zur Flucht. Die Sträflinge wußten auch vom Abzüge der Gitschiner Garnison zu den Manövern und wollten dies benutzen. Doch wurde der ganze Plan rechtzeitig entdeckt und in seiner Durchführung verhindert. — SchwierigeProvenie nz-ErHebung. Wie die Bezirkshauptmannschaft Bruck a. d. Leitha meldet, wurde vor einiger Zeit im Weichbilde der Hauptstadt Pest ein taubstummer und blinder Israelit aufgefnnden, dessen Identität bis heute nicht ausgeforscht werden konnte. In der Tasche des Verlassenen fand sich ein Zettel, ans dem die Worte standen: „Wer diesen Mann findet, soll denselben Mathilde lebte int Kloster einer benachbarten Provinzialstadt, und dorthin wandte er sich mit der Bitte an die Oberin, Schwester Martha in einer wichtigen Sache sprechen zu dürfen. Der Bescheid lautete günstig, und so reifte Herr v. Lichtensels ab. Ein leichtes Zittern durchflog seine Gestalt, als er die düsteren, grauen Mauern und die kleinen Gitterfenster des Klosters, von der scheidenden Abendsonne beleuchtet, vor sich sah. Er fühlte, wie feine Seele noch immer an Mathilden hing, und tiefes, inniges Mitleid mit der Frau, die für ein einziges Vergehen in ihrer Jugendzeit so lange und schwer büßen mußte, zog in sein Herz. Sein eigenes trauriges, rastloses Dasein hatte ihn mild und versöhnlich gestimmt, und hätte Mathilde damals den Muth gesunden, ihre Schuld recht zu sühnen, wer weiß, ob nicht noch alles gut geworden wäre. Voll und gewichtig ließ er den Klopfer gegen die mit Eisen beschlagene Klosterthür fallen, und bald darauf stand er in dem engen Klostergange. „Sie haben Schwester Martha zn sprechen gewünscht," sprach die Oberin des Klosters ihn an, „und obgleich ich solche Besuche gerade nicht sehr billige, weil sie gewöhnlich Unregelmäßig- zu Herrn Ignaz Reich, Landstraße Nr. 5, führen; dieser Mann ist taub, stumm und blind und heißt Josef Freiberger." — Ein Wilder mit einer Krone vom Papste. Im April ging die Nachricht durch die Blätter, Leo XIII. habe sich entschlossen, dem Könige Menelik von Schoa (Süd-Abessynien), welcher der christlichen, wenn auch nicht katholischen Kirche — die Abessynier sind fast durchgängig Kopten — an? gehört und der sich stets freundlich gegen die fatholif scheu Missionäre benommen hat, eine kostbare goldene Krone in Begleitung eines Breve zu übersenden. Beide päpstlichen Geschenke wurden dem italienischen Forschungsreiseudeu Kapitän Martini, der sich eben zu einer Reise nach Abessynien anschickte, übergeben, damit er dieselben nach Schoa bringe. Der Kapitän seinerseits erhielt den apostolischen Segen mit auf die Reise. Wie jedoch jetzt ein aus Aden in Rom eingelangtes Telegramm meldet, wurde Kapitän Martini, sechs Tagereisen hinter Zeilah, von den wilden Somalis überfallen und gänzlich ausgeraubt. Sv kommt jetzt der König dieser Wilden billig zu einer kostbaren goldenen Krone vom Papst. — Auch nicht übel! Dem Wochenblatte des Städtchens Werder bei Potsdam war vom Polizeigewaltigen des Ortes die Titelvignette des Blättchens deshalb verboten worden, weil bei der durch dieselbe dargestellten idealisierten Perfanification der Buchdruckerpresse die Verrichtungen bet Typographie durch drei nackte Genien versinnbildlicht werden. Als Rache für diese läppische Prüderie bringt nun das gemaßregelte Wochenblatt folgende Notitz: „Wir denuneiereu der löblichen Polizeiverwaltung hicniit das gefaininte Reichsbank-Direc« torinm, das auf jeder von ihm ausgegebenen Reichs? banknote über 100, 1000 re. Mark gleichfalls solche nackte Bengel abdruckt. Da prüde Damen unzweifelhaft außer stande fein werden, solche Banknoten ohne Erröthen anzunehmen, so wäre eine sofortige Beschlagnahme aller Banknoten durch die löbliche Polizeiverwaltung in Werder unzweifelhaft im dringenden Interesse von Moral und guter Sitte." Lokal-und Provin)ial-AngeleMheiten. — (Spenden.) Herr Nikolaus I a w u i k, Realitätenbesitzer in Zwischenwässern, spendete für die Abbrändler in Oberlaibach den Betrug von 50 fl. — Ein gleicher Betrag wurde vom Landes-Präsidenten Ritter von Kolli na zugunsten der Abbrändler von Brunndorf gewidmet. — (Herabsetzung des Zinsfußes.) Wie bekannt, geht die hiesige Sparkasse mit dem Plane um, den Zinsfuß für die von ihr gewährten '■ Ji................—1.............. I '!!! 11.1 feiten in unser stilles Klosterleben bringen, so habe ich schließlich doch geglaubt, bei Ihnen einmal eine Ausnahme machen zu müssen, weil Sie erwarten, Gutes durch diese Unterredung zu stiften." „Dem ist so, ehrwürdige Frau," entgegnete Herr v. Lichtensels ruhig. „Ich möchte über den Aufenthaltsort einer Person Ausschluß haben, den ich sonst nirgends bekommen könnte." „Und eine weitere Absicht haben Sie nicht?" forschte die Oberin. „Nein," erwiderte Lichtensels bestimmt, denn so gern er Mathilden auch wieder gesehen hätte, nur dieser Grund konnte ihn veranlassen, sie im Kloster aufzusuchen. „Und Sie wünschen eine Privatunterredung „Wenn es möglich wäre — ja, ehrwürdige Frau." „Sie soll Ihnen werden; doch vergessen Sie nicht, daß Sie die Unterredung nicht über eine Stunde auSdehuen dürfen, das wäre der Ordensregel zuwider." Die Oberin schritt hinaus. (Fortsetzung folgt.) Anleihen von 6 auf 51/« Perzent herabznsrtzen. Wir begrüßen diese Maßregel besonders mit Freude. Denn abgesehen davon, daß unsere wirthschastlichen Ber-hältnisse nicht derartig sind, um dem Gewerbsmanne und dem Bauer den Luxus hoher Kapitalszinsen zu gönnen, sehen wir in der allerdings nicht auf bloßem Verordnungswege herbeizuführenden Herabsetzung des Zinsfußes unserer öffentlichen Kreditinstitute sowol für Einlagen als auch für Anlehen den einzigen Weg, um das flüssige Kapital wieder in freierer Beweglichkeit der geldbedürftigen Erwerbsthätigkeit zuzu-führen, als dies bisher der Fall war. — (St erbe fall.) Gestern abends um zehn Uhr verschied hier im 36. Lebensjahre die Gemahlin des Herrn Joh. Braun, k. k. Oberstlieutenants im 17. Jufanterie-Regimente. — (Schlägerei aus Eifersucht.) In der Nacht vom Sonntag auf Montag bald nach Mitternacht fand vor dem Haufe Locnikars unweit der Tabak-Hauptfabrik eine heftige Prügelei statt, bei welcher drei Männer einen vierten in der brutalsten Weise behandelten. Grund zur Schlägerei soll Eifersucht wegen einer der im Hause wohnenden Fabriksarbeiterinnen gewesen sein. — (Aus dem Schwurgerichtssaale.) Am nächsten Montag findet die Schlnßverhanblung gegen den Kaufmannslehrling Anton Znpanz nus Aßling statt, welcher im Februar des laufenden Jahres die in ihrem Bette schlafende Dienstmagd seines Lehrherrn meuchlings zu tödten versucht hatte. Die Verhandlung gegen den jugendlichen Verbrecher stand schon auf dem Repertoire der letzten Schwurgerichtssession, war aber deshalb vertagt worden, weil man Grund zur Annahme zu haben glaubte, daß der Angeklagte seines Verstandes nicht mächtig sei. — In der gestrigen Sitzung des Schwurgerichtes wurde der des Verbrechens der Brandlegung an-geschnldigte Lukas Bole des ihm zur Last gelegten Verbrechens für schuldig erklärt und zu einer schweren Kerkerstrafe in der Dauer von 10 Jahren ve» urtheilt. — (Schadenfeuer.) Um halb 3 Uhr heute nachmittags meldete ein Signalschuß vom Schloßberge den Ausbruch eines Brandes. Auf dem Moraste Nr. 1 beim vulgo Matevze brannten die Wirtschaftsgebäude nieder, das Wohnhaus zu retten gelang den Bemühungen unserer Feuerwehr. — (Brandchronik.) Wie der „Laibacher Zeitung" mitgetheilt wird, soll der Brand in Kozarje dadurch entstanden sein, daß eine alte Frau ihre Augengläser auf ein neben ihr befindliches Strohbüschei legte. Die alte Frau nickte ein und wurde erst wach, als die im Zenithe stehende Sonne vermittelst der als Brenngläser wirkenden Brillengläser alles Stroh in ihrer Nähe in Helle Flammen gesetzt hatte. Derselben Quelle zufolge ist am 6. d. in der Ortschaft Kreßniz, Bezirk Littai, ein Brand dadurch ausgebrochen, das ein Knabe in der Nähe einer Harpfe mit Zündhölzchen fpielte. Das Feuer legte nicht nur allein die Harpfe fammt Vorräthen, sondern auch die in der Nähe befindlichen Wirthschafts- und Wohngebäude des Grundbesitzers Johann Kos in Asche, wodurch diesem ein Schaden in der Höhe von 1200 sl. erwuchs. Der Abbrändler ist nicht versichert. Die wirklich fabelhafte Indolenz, mitI welcher unsere Bevölkerung das Versicherungswesen als etwas ganz Ueberslüssiges betrachtet, hat übrigens schon in der großen Wiener Presse eine entsprechende Erörterung gefunden, und kommen wir daher auch on diefer Stelle nochmals auf unseren bereits an anderer Stelle hinlänglich motivierten Wunsch zurück, durch eventuelle Einführung einer Zwangsassecuranz der so beklagenswerten Verminderung des National-Wohlstandes durch Brände Einhalt zu thnn. — (Schuldienerstelle.) An der Volksund Bürgerschule in Gnrkfeld ist mit 1. Oktober 1879 die Schuldienerstelle provisorisch zu besetzen. Gesuche bis 8. September d. I. an den Bezirks-schulrath Gurkfeld. Die Bewerber müssen auch praktisch gebildete Gärtner sein. Aus Obervellach wird der „Klagenf. Ztg." geschrieben: „Am ü. August nachmittags um 1IS 3 Uhr entlud sich hier und in den hier ansmündenden Kaponig- und Steggraben ein furchtbares Gewitter mit Hagelschlag, und es dauerte nicht lange, so erscholl bei uns wieder der unheilvolle furchtbare Ruf: „Die Gieß kommt!" Es war um halb 4 Uhr nachmittags, als selbe dröhnend und tobend wie ein gewaltiger Donner den Markt Obervellach Passierte, allein Dank der nach der 1874er Gieß hergestellten Erhöhung der Kronenmauern des durch den Markt Obervellach führenden Bachbettes ist es doch nicht o weit gekommen, daß sich die wie ein gährender Teig sortwälzende Masse, in sich Steine von immenser Größe bergend, über dieselben hinaus ergoß, sonst wäre diese Gieß zu unserem schrecklichsten Verderben geworden. Unsere, feit dem Jahre 1874 im Steggraben angelegten Quer- und Schutzbaute» haben zwar vieles abgehalten, doch mußten sie der furchtbaren Gewalt endlich weichen und wurden theils mehr, theils weniger beschädiget, so daß nun selbe wieder bedeutende Reparaturen, welche großen Kosten unterworfen sind. bedürfen. Die Bewohner des Marktes Obervellach sehen sich nun neuerlich veranlaßt, ihre letzten Kräfte daran zu setzen, diesem Uebel im Tteggraben durch Verbaue im Flußgrunde und Verbaue in den lockeren und abgerutschten Alpenflächen Einhalt zu thun, infofeme nicht die Existenz des ganzen Marktes in Frage gestellt werden soll. Auch mehren sich die Kalamitäten mit dem Möllflnß, hervorgemfen durch die fortwährenden Einwürfe von großen Schnttmafsen vom Klausen-kofel und Verschüttungen unterhalb Stallhofen und Gratschach durch den Paffenberg-Gießbach, von Jahr zu Jahr, so daß eine Abhilfe Vonseite des Reiches und des Landes dringend geboten erscheint, sonst Werden auch unsere Wiesen in der Thalsohle zugrunde gehen! Gedenktafel über die am 18. A u g u st 18 7 9 stattfindenden Li-citmimtcn. 2. Fcilb,, Pius'sche Real., Gradische, BG. Littai. — 1. Feilb., Braniscl'schc Real., Zirkniz, BG. Loitsch. — 3. Feilb., „Slovenija"-Real, Laibach, LG. Laibach. — 2. Feilb., Debevc'scheReal., Ligaun, BG. Loitsch.—1. Feilb., Hladnik'sche Real., Kirchdorf, BG. Loitsch. — 1. Feilb., Opeka'sche Real., Niederdors, BG. Loitsch. — 1. Feilb., RoZanc'sche Dteal., Zirkniz, BG. Loitsch. agnerHoLz, Stangen und Speichen, bei (371) EiTLil IMI-Cxlxleisezi. In ilncl ilcutiaus (bei Cilli) ist ans dem günstigsten Platze ein seit vielen Jahren im besten Betriebe stehendes KcrndeLsgeschäfL sogleich zu verpachten. — Nähere Auskunst ertheilt die Administration der „Cillier Zeitung." (382) Neuestes in Herreu-Halslrravatteu, sehr billig, bei (166) 11 Karl Karinger. Wiener Börse vom 12. August. Witterung. Laibach, 13. August. Morgens Nebel, herrlicher Tag, schwacher O. Wärme: morgens 7 Uflr + 120, nachmittags ü Uhr + 24 4" O. (1878 + 26 8"; 1877 + 24'ti" U.j Barometer 733 57 Millimeter. Las gestrige Tagesmiltet der Wärme + 16 0°, um 3 8" unter dein Utuimolc. Äugekvmmene Fremde am 12. August. Hotel Stadt Wien. v. Hochstetter, Hofrath, und Szorn bathy, Assistent am k. k. natur-histor. Hosmuseum, Wien. — Landsberger, Berlin. Hotel Elefant. Rhodus, Kausm., Berlin. — Zukal, Beamter; Wichtl und Bermann, Wien. — Spisa, k. k. Gerichtspräsident, und Marusiö, Priester, Görz. — Dr. Steindach, Zara. — Hajnal s. Frau, Fiume. Hotel Europa. Dr. Smatla, k. k. Regiinemsarzt, Laibach — Dr. v. Pernhoffer, Wien. — Petrontt, Triest. Baierischer Hof. Benigar, k. k. Professor, Agram. — Koch, Redacteur, Zürich. Kaiser von Oesterreich. Reichelt, Lehrer, s. Frau, Graz. Sternwarte. Germ Angela, Wien. Mohren. Wisemlin Franziska, Gradiska, — Jllitz Demeter, Belgrad. Allgemeine StauU-i Mmld. Hapierrenre j Silbertente........... Holdrenre............. -Plaatslose, 1854. . . 1860. . . „ 1860 zu 100 fl. 1864. . . 4&rtsndenlMtung»~ Obligationen. Galizien . . . . Siebenbürgen . iemefet Banat Ungarn.......... Geld 66 80 6v60 78 90 115 25 125-25 127 75 158 — 90 71 84-75 85 86 75 Andere öflenltiAe Anteilen. Donan>Regul.-Lose . tlng. Prämienanlehen Wiener Anlehen . . Actien v. Hanken. Kreditanstalt f.H.u.G ^talionalbank. . . . *56 90 68-65 78-95 115 75 125 75 128-25 158 25 91 2 86-50 85 50 87 25 108 — ur 102-50 102 75 111-50 Ul-7' 269-70 627 - Aetien v. Transport Unternehmungen. Älföld-Bahn .... Donau - Dampfschiff Llisabeth-Westbahn Ferdinands-Nordb. Kranz.Ioseph-Bahn Äaliz. Karl-Ludwigb. Lemberg - Czernowitz Llovd-<ÄeieIlschaft . 269-90 829 137-576 — 181-— 2200 137 50 577 181-50 2205 146—146 238 ,5'238 50 136— 136' 579 —1581 'liordwestbadn . . . Rudolfs-Bahn . . . LtaalSbahn .... Südbabn............ Ung. Nordoftbabn . Pfandbriefe. Bodenkreditanstalt in Gold.......... in österr. Währ. . Nationalbank.... Ungar. Bodenkredir- Prioritätr-Obkig. Elisabethbahn, l.Em. Ferd.-Stordb. i. Silbe ivranz-Ioseph-Bahn Galiz.K-Ludwigb. 1.(5 Oest. Nordwest-Bahn Liebenbürger Bahn TlaalSbahn, 1. Em. 'übbahn ä 3 Perz. * 5 „ . 127- 33-50 274*50 8975 127- privalkvse. ittebitlofe . MndolsSlose 116'— 99 80 101-50 101-25 Ware 126 50 134— 274 75 96 25 127 50 10010 101 65 10175 96-50 104 — 95-— 103 50 96*70 72 25 169 25 120 75 103 30 168 -18- Devifen. t'onbon (Beldforten. Dukaten............ 20 Francs .... 100 b. Reichsmark Silber............. 116-60 97— 105 — 95-20 104.— 96 90 72 75 171 — 121-25 168 50 18-60 116 75 5 49 5 50 '28»/,.9 29»/, 57 10 57 20 Telegrafischer Kursbericht am 13. August. Papier-Rente 66 70. — Silber-Rentc 68 40. — Gold-Rente 78 90. — 1860ci Staats. Anlehen 125 50. — Bank-actien 827. — Kreditaetien 268 20. — London 11680. — Silber —. — it. k. Münzdukaten 5 49. — 20-Francs» Stücke 9 29. — 100 Reichsmark 56-20. $peifen~ und ®etränie~latifc für Gastwirthe, elegant ausgestattet, stets vor-räthig bei Kleinmayr 8 Laibach. OH BITTERQUEUE Das anerkannt wirksamste aller Bitterwässer. „Wirkt sicher in mäßigen Gaben und ohne belästigende Nebenwirkung." Krankenhaus-Direktor Dr. Loriuser, Wien. — „Bei Magen- und Darmkatarrh, Hab. Stuhlverstopfung, Appetitlosigkeit, Blutanschoppung, Hämorrhoiden, Leberleiden und Frauenkrankheiten wurden vorzügliche Erfolge erzielt." V. med. Abtheilung des k. k. allgem. Krankenhauses zu Wien und L. D. Herr Prof. Dr. Dräsche. — „Die bereits oft erwähnten Vorzüge dieses Wassers haben sich auch bei dessen Anwendung aus den Abteilungen bewährt." K. k. Garnisonsspital Nr. 8 in Laibach den 7. April 1879. Dr. F. Haueisen, Oberstabsarzt, Spitalsleiter. — Vorräthig bei Feter J-.assaa.i3a: in Laibach sowie in allen Apotheken und Mineralwasser-Depots. (194») 5-5 Druck von Jg. v. KI c in m a y r & F e d. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.