m 2. 1847. m > ' -- m Mittheilungen des historischen Vereins für Kram. LAIBACH, BEN 1. FEBRUAR. W nr - i g u ng eines in Pesth erschienenen Werkes, betitelt: Urgeschichte -er Slave» ; o-er über -ie Slavine», das heißt: Prahler, vom trojanischen Krieg bis zu den Zeiten Kaiser Justinianus des Ersten. Von Stephan Horvat, GuftoS der Szechöny'schen ReichSbibliothek an dem ungarischen National-Museum in Pesih; . . gedruckt in der von Trattner - Käroly'schen Buchdruckerei, MDCCCXLI V. Nebst Darlegung einiger, auf den slavischen Völkerstamm sich beziehenden Untersuchungsresultate, aus den ältesten Origiualguellen geschöpft von PH. 3- Ncchseid, Professor am k. k. academ. Gymnasium in Laibach. (Fortsetzung.) XI. ds-nch B. 4, C. 4 reichten 1. die Anten (c. 550) im Osten bis zum Palus Maeo-ri« (Azow. M.) an die Hunnen, von denen aus sie sich jedoch mehr in nordwestlicher Richtung hindehnten, so wie sie sich auch um einen Theil des schwarzen Meeres herumzogen (vergl. Jahrg. I., Bl. Nr. 9, @. 55, N. 7). 2. Ihre Stämme sind unzählig (t&n/ ta Avt&v ap &- rpa *)■ lj Procopius beschreibt (B. 4, C- i, 2, 3, 4, 5 u. 6) alle um das schwarze Meer, den Mäotis und Kaukasus herumliegenden Gegenden auf das Genaueste und mit kritischem Geiste: In dem gegen Osten streichenden Aug des Kaukasus, der sich in die Pässe Tschur und Kaspia (kaspische Thore, Pässe, vgl. Plinius M- H- N- VI. n. u. Ik- *) genannt, wohnen u nnische Völker '*), die durch die eben genannten Thore in's Persische und Römische einzubrechen pfle- *) Abiis (b. i. von den Gebirgsvölkern, Nachbaren der Albanen) sunt portae Caucasiae, • magno errore a mul tis Caspiae dictae, Ingens naturae opus, et mo n ti bus interruptis repeute, ubi fores obditae i errat is trabibus, subter medias anrae Dyriadori ilucnta, citra-fjjue in rupe castellö (quod vocatur CumaiiiaJ communito ad arcendas transitu gen Les in numeras •.... Ecbatana,.- a porlis Gasp i is XX- M. •. • causa portarum nominis eadem, quae supra interruptis an g us to transitu jugis, itu ut vix singula meent plau-stra u. s. f. ") Plinius M. findet zu seiner Zeit auch Hunnen nicht »reit von den Serern- De iis (Attacoris, einem Nachbarvolke der Serer) priva- vatiin condidit volumen Amometus,.....Ab Attacoris genles Hunni et Tocliari (T alaren), et jam Indorum Casiri, in-tvorsus ad Lcytbas versi humanis corporibus vescuntur. XII. Nach B. 4, E. 25, geschieht ein neuer Scla-vineneinbruch (546). Die Sklav i neu kamen in ungeheurer Menge 2). — Weiter kömmt in Procopius weder über die Sklavinen, noch über die Anten etwas vor. Hier haben wir nun auch gesehen, das; sich von Alters her am Jstcr keltische Völkerschaften, — gallische und germanische Stämme angesiedelt und das Land völlig in Besitz genommen hatten, und dieß schon vor Herodot. Folgendes muß man sich meines Erachtens gegenwärtig halten, wenn man über des Volkes der Slav inen Ursprung und ihre Benennungen etwas einnehmbares sagen will: 1. Die Slaven müssen sich längst vor Herodot im östlichen Europa bis au die Ostsee ausgebreitet haben, und noch weiterhin. Theophanes (c. 810 n. Ehr.) erzählt, daß int I. 583 n. Eh. bei Perinth drei Sklavinen (Sxlaßivoi'), ohne Waffen und nur mit Cithern versehen, von den Römer» aufgegriffen wurden. »Diese sagten, sie seyen Sklavinen von Nation. Am Ende aber des westlichen Ocean (rm velet ru dvttzov oozearov, d. i. etwa ein Theil der Nordsee 3) seyen sie zu Hause. Zu ihnen nun habe der Chagall (der Bulgaren) Gesandte und für die Volksführer (stl-rappn) Geschenke geschickt wegen eines Kriegsbünd-liisses gegen die Römer. Diese Volksführer ließen aber dem Chagan (durch die drei Slavine») sagen, sie könnten wegen der großen Entfernung demselben nicht willfahren." — Die gen. Einige dieser unnischen Völkerschaften führen den Namen Sa-biren. — Als andere im Kaukasus, östlich von Kolcbis wohnende Völkerschaften werden angeführt die Brüchen.— Die Ae ec che n (oder Aiccchen, Zr/xyoi') wohnen am schwarzen Meere; weiterhin die Sagiden. wo die Römer Sewastopol nnd Pi thun t erbaut (später geräumt) haben (s. in einem späteren Anhange die Karte nach Procopius). Weiter über den Sagiden wohnen wieder verschiedene unnische Völker; dann kömmt die Gegend, die man Eu-lysia nennt, von verschiedenen barbarischen Völkerschaften bewohnt, die sich, in so fern sie an der Küste wohnen, bis zum Mäotis und den sich in diesen ergießenden Tan a is (Don) erstrecken. Der Mäotis ergießt sich in den Pontus Euxinus, und die daselbst (auf der asiatischen Seite) wohnenden Völker, einst Kimmerier genannt, heißen jetzt „Uturguren" *). — Weiterhin, diesen gegen Norden, *j Ein Unnisches Volk. Weiterhin wiederholt Procopius, daß vor Alters die zahlreichen Unnenstämme in allen jenen Gegenden gewohnt, und zwar unter dem Namen Kimmerier, darunter zwei Stämme nach ihren Königen Uturgur und Kuturgur. Strabo sagt, man nenne die Kimmerier auch Treronen (TQrjo v g, Triro-nen) B- I., 27., da, wo er von den Wanderungen der Völker spricht, wie z. B. der Henelen aus Paphlagonien an das a dri a tische Meer (vgl- Jahrg. 1., Bl. 12, L. 68, Sp. 1). drei Sklavüie» sagten aus, sie hätten 18 Monate zu ihrer Herreise gebraucht. — Theophanes hatte gewiß diese Ge-legenheit benutzt, um uns zu berichten, wie die Sklavinen in jene Lander gekommen seyen, wenn ihm eine Quelle vorgelegen ware. Kein Schriftsteller — und deren besaß doch das Alterthum mehrere, welche in der Lage waren, uns hierüber etwas zu berichreu — hat uns irgend ein Denkmal hinterlassen, welches direct oder indirect auf eine Ein--wander u n g aus A si e u hindeutete. S k y t h i s ch e und sarmatische Völkerschaften ziehen hin und her, die ersteren z. B. schon unter Sesostris nach Asien; andere sehen wir in ihren Sitzen verbleiben. Wollte man z. B. alle Völkerschaften, die Herodot im östlichen Europa gefunden, für slavische Stamme erklären, was doch wohl Niemanden einfallen wird, oder im Gegentheil kein einziges derselben dafür halte,!,— so wäre es im ersten Falle gewiß, daß die Slaven schon geraume Zeit vor Herodot in Europa seßhaft gewesen, im zweiten Falle aber eben so gewiß, daß sie schon an der Ostsee ausgebreitet waren, weil dir Einwanderung einer so zahlreichen Völkerschaft ans Asien den nachherodot'schen Schriftstellern nicht unbemerkt bleiben konnte. Von den Wiuiden sagt Jörn a »des, daß sie an der Weichsel ihre Sitze haben. Sein ,,consedit“ ist hier ganz gleichbedeutend mit dem darauffolgenden „c o m m o-r a n t n r.“ Das „consedit“ auf eine neuerliche Niederlassung hindeutend, würde Jörn. nicht ohne die weitere Bemerkung gelassen haben, daß die W in id e n (Sklaven und Anten) je eingewandert seyn, wenn er auch hatte hinzusetzen müssen: „er wisse nicht woher." Sie waren ja nach seiner und des Procopius Darstellung eine „zahllose" Völkerschaft, und den Römern nicht weniger Unheil bringend, als die Hunnen (f. oben OL 2, u. ds. Jhrg. Bl. Nr. 1, N. 4, 9, II, 12, 13). Berührt er doch ihre verschiedenen Benennungen und damaligen Wohnsitze genau. Und wie ausführlich ist er nicht, wo er die a l ten Sitze der Gothen, der H u n n e u bestimmt! Sollte er nun über der Winiden alte Wohnsitze geschwiegen habe», eineö zu seiner Zeit so gefürchteten Volkes? Daß sich unter Skythen und Sarmaten auch Slave» befunden, ist zu vermuthen, so wie einzelne nicht als Skythen von Herodot im heutigen Rußland angeführte Volker-stämme. Vielleicht gehörten darunter die Budine» am Don 4.); — wegen der R hoxola »en (s. Jahrg. i., Bl. Nr. 9, S. 56, N. 43). Daß der Name Sarmat in späteren Zeiten für den slavischen Zweig der Polen in Gebrauch kam und sogar noch auf andere slavische Zweige ausgedehnt wurde, entscheidet nichts. DieGechen z. B. wurden auch, und werden noch heut zu Tage Böhmen genannt, haben die n n z ä h l i g e n S t ä m m t der Anten ihre Sitze lvergl. Jahrg- I., Bl. Nr. g. @. 50); und da. wo der Mäotis sich (in den PontnS) zu ergieße» ansängt, wohnen (nun) die sogenannten le trapi tischen Gothen, zwar nicht zahlreich, aber dem Christenthum zugethan.-- — Bei dieser Gelegenheit bemerkt ProeopiuS, daß die Gothen, V i s i g o t h e n, Vandalen und a l l e a n d e r e n g o-thischen Stimuli! einst Skythen genannt wurden (vgl. Jhrg. I., Bl. Nr. 9, S. 52, N- lg, Sp. i , S. i von unten), da nämlich alle Völkerschaften, welche die dortigen Gegenden (am Mäotis uni) am schwarzen Meere) in ne hatten, im Allgemeinen „Skythen" geheißen hätten, ,.; und c alS barbarisch dem Gebrauche widerstrebend gewesen, wie das lt»d Sl am Anfange eines Wortes (s. weiter unten). Die Zunge heißt im Slavische» Jazyk (z wie das franz. z), oechisch Gasyk (spr. Jasyk). Nicht eine von J azyg abweichende Form findet man in de» griech. ober lat. Schriftstellern (wie es doch beim Worte Slavus der Fall gewesen). —• Dann spreche» die heutige» Jazyge» durchgehend» den ungarische» Dialect. Wie wäre dieß zu erklären? Die Jazyger werde» doch nicht ihre slavische Benennung (Jazyker) beibehalten, ihrer N a t i o n a l s p r a ch e, obgleich umgebe» von ihren Stammgenofsen, sich entschlggen und diese letzteren von bei» abgefallenen Stamme den Flamen in veränderrer Gestalt (Slovene») angenommen haben? Hub Jornandes sollte die Jazyger nicht als einen 933i-IIi d e nziv e ig gesaunt haben, jenes zahlreiche Jazygervolk, welches den Römern so Vieles zu schaffen gemacht, die Zo-naras (l. im 12. Jahrh.) nennet, ohne sie mit den zu seiner Zeit schon so allgemein bekannten Slawine» (ob. Slowenen) zu ibcmificiren ? Endlich möge man in Betreff der S a r m a te n auch beherzigen, daß sie nach Herodot von den Skythe» herstamme», deren Sprache sie auch reden. Herod. Afeip. (>/' und pi£'. S. d. ff. Bl. Ja man möchte sie leicht für Vorläufer der Hunnen halte», wie für die Herodot. Sarmaten, wenn man die geogr. Darstellung de» Procopius damit vergleicht, und was Jörn. von der Entstehung der Hunnen sagt. 2. Scho» von Alters her müssen sie auch in der Nähe d es unteren Jster gesessen seyn, da die Schriftsteller nicht sagen, sie seyen plötzlich am Jster erschienen, wie dieß z. B. bei de» Hunnen der Fall war. Man befrachte nur die Stelle dieses Jahrg. Bl. Nr. I, N. 1, wo üd heißt: die ■fp eruier hatten durch alle sklavini scheu Volks-st ä m ni e freien Durchzug. 3. Nur ei» Hauptzweig (wieder in mehrere Unterabtheilungen gespalten) führte den Namen S kla v ine n (Sklaven, Slaven). So hatte ja z. B. auch ein Zweig der S> ky- len die (Suturguren auf, die Römer und führten sie selbst über den Jster. Justinian machte daher dem Fürsten der Utur gur en jenseits des Maotis Vorwürfe wegen seiner Lässigkeit, da Liese, obgleich er sie jährlich als Wächter bezahlte, dennoch ihre Freunde, die Römer, verderben ließen, mit denen sie doch durch »in altes Freundschaftsband verbunden wären. — Welche Diplomatik ! Die Ulurguren machten sich alsbald auf, kamen über den Jster, schlugen die Cuturguren (ihre Brüder) und gingen hierauf, nach erfüllter Pflicht» nach Hause. — Wir sehen also, daß Justinian S k l a v i n e n und Hunnen als Wächter aufgestellt, then das Prädicat »königlich," und zwar »immer königlich" — ohne daß sie doch deßhalb für »Prahler" erklärt worden wären. Und somit wäre jedem Nachbeter des Herr» v. Horvat schon jetzt wenigstens die Freude benommen, einen ganzen, in vielen Aeste» sich ausbreitende»Volksstamm mit dem Prädicat »Prahler" belege» zu können. Hier ist die Frage zu beantworten, wie es kömmt, daß wir bei JornaiideS lesen: 1. II. Winidarum Ratio populosa Veneli Sclavi Antes Veneti, Antes (Elites), Sclavi Winidae und Veneti drückt ein und dasselbe aus. Allein warum gibt uns Jornandes zuerst Sclavi und Antes als Aeste eineS Stammes an und bedient sich dann dreier Ausdrücke zur Bezeichnung derselben? — Gewiß ist es, daß unter Sclavi mehrere Zweige und eben so unter Antes andere begriffen sind (s. Jahrg. I. Bl. Nr. 9, S. 53, Sp. 2). Jornandes weiset ihnen ja verschiedene Wohnplätze an. Wenn er aber sagt: „nunc tria n o min a editiere“ und man dieß wörtlich nimmt (s. Jahrg. !. Blatt Nr. 9, S. 56, Sp. 2, N. 4), daß sie sich nämlich selbst so nannten: so ist es nothwendig anzunehmen, dass auch wirklich drei Hanptäste nach verschiedenen Sitzen gemeint seyen. Veneti und Antes kan» eines und dasselbe bezeichne», und da man einen so eclatante» Widerspruch nicht zulassen kann, wie er in den beiden Stellen läge, so muß unter Veneti und Antes wirklich auch nur eine und dieselbe Nation gemeint seyn, wornach eS also zwei Hauptstämme gab: S lav e n und Anten, oder, wie die letztere» auch genannt wurde», Veneter, welche zwei Hauptstämme, aber dreierlei Namen führten. Veneli, Winidae (Wenden, Winden) war der anfängliche General-name (aller slavinische» Stämme), der aber später nicht nur als solcher, sonder» auch als S v e c i a l n a m e diente. Ich finde also allen Grund zu der Ueberzeugung, W in ideii (Wenden), Weneten (Veiieden, Wenden, E noter, Enoten, S n’t e n) und 'Anten, das letztere auch eben so gut von A nta in der Bedeutung Rand (Ende, Rand an Gewässern) hergeleitet, sey noch von der Zeit vor dem Thurmbau herrührend, eine allgemeine Bezeichnung der Völker gewesen, die an Gewässer», am Rande, d. i. an de» Ufern der Flüsse wohnen. Man erinnere sich insbesondere hier an den Wasserreichthnm Rußlands und Polens, so wie der gegen die Ostsee hi» gelegenen Länder. Im Slavischen ist der Ausdruck früher verloren gegangen, als im Germanischen, wo sich An ta sogar noch heut zu Tage als Dia- obwohl zu verschiedenen Zeiten. Justinian bestellt die Sklavin en zu Wächtern. Dieß hält sie aber nicht ab, auf ihre eigene Rechnung in den röm. Provinzen zu wirthschaften. — Ein Hunnenzweig dringt durch das GepidenlandsDacien, s. Jahrg. I., Vl- Nr. 9, tfc. 5-1/ Sp- 2) in die röm- Provinzen ein; ihre Brüder werden von Justinian mit aller Zärtlichkeit Freunde genannt und gegen die Unartigen aus der Ferne her aufgeboten, vermuthlich, weil die llturguren den Hauptstamm bildeten, der vermöge seines alten Ansehens und seiner Stärke die Zuchtruthe gegen die Abgetrennten zu handhaben in der Lage war; nichts destoweniger gab Justi- sectfonii erhalten hat. Zu Procopius Zeiten war es noch nicht ungebräuchlich, obgleich im Griechischen schon längst verschollen (vergl. Jahrg. I. Bl. Nr. 12, S. 69, Sp. 2),— Die speciellen Benennungen erhielten nach und nach die Oberhand. Das Wort Avrca (Antae, Ante n) ist daher keine Erfindung des Procopius, wie Adelung gemeint hat. Der verständige, gebildete, gelehrte griechische Historiker wird doch nicht in den Tag hineingeschrieben haben? Es würde diese Annahme weder seinem Talente noch seiner Stellung, noch auch seinem im ganzen Werke dargelegten kritischen Sinne entsprechen, lind finden wir nicht auch im Jorna ndes denselben Ausdruck? Sollte Cassiodor dem Procopius, oder dieser jenem, und wieder Jornandes dem Cassiodor gefolgt seyn: so bewiese schon dieß in unserem Falle, daß es mit der Benennung seine Richtigkeit habe. Procopius war ein Grieche, Cassiodorus ein Römer, Jornandes ein Gothe. Alle drei waren gleichzeitig, und jeder konnte sich vom Irrthum des Andern überzeugen (vergl. Jahrg. I. Bl. Nr. 9, @.51 u. s. f. über Jornandes, Procopius und Cassiodorus. Vgl. auch das vorige Bl.). Daß sich Winiden auch Anten genannt haben, ersieht man aus der Geschichte, deren Hauptperson Childub war. Er sagt ja: »er sey auch ein Ante." (S. das vorige Bl. N. 4). Man kann nicht annehmen, Procopius habe lauter Namen übersetzn n gen gegeben (s. das vorige Bl.) und Ante sey nicht auch im Slavischen gebräuchlich gewesen. Warum übersetzt er nicht auch J:xXaßtjvoi (Sclavinoi) i n's Griechische neben Anten, wenn dieß etwa als Ainetae statt Evsrot oder E'vttoi gelten sollte? —Wenn also Adelung behauptet, die Slaven hätten sich nicht Wenden genannt, so möchte er wohl irrig daran seyn. In den nachfolgenden Zelten blieb der Name Wende freilich mehr in dem Munde der germanischen Stämme, und einzelner, an den Meeren wohnenden, aber an Völker germanischer Zunge anstoßenden Zweige. Der Name Ante verschwand; natürlich da W!»t, Wende, Winde die Oberhand behielt. Analog den Formen Wen eden, Winiden, Anten sind die Formen Serben, Sieben, Sorbe» u. s. f. (S. Jahrg, 1., Bl. Nr. 9, S. 56, Sp. 2) und noch jetzt Wenden, Winden (s. auch Jahrg. I., Bl, Nr. 6, S. 35, Sp. 2, Z. 7 — 20 m N. 1, dann S. 32, Z. 11), Veneti, d. i. Lau (labiles). — Uebrigens mögen die Slaven dem Anta eine passende, von den griechischen Schriftstellern (wie in JSy.).aßoi') vernachlässigte Ableitungssylbe oder Buchstaben beigefügt haben, wenn es von Anta, b, i. Rand, hergeleitet werden sollte. Nimmt man dagegen Wand, mit Abwer-fnng des Blaselautes... And, Ant, zur Stammsylbe, so nian den Geschlagenen Sitze in Thrakien, worüber wieder der Uturgurenfürst den Kaiser haxt anlief;. Uebrigens löst sich auch der Widerspruch, der darin obzuwalten scheint, das; Gepiclia im Süden vom Istcr umflossen ist (s. Jahrg. I-, Bl. Nr. 9, S. 54, Sp. 2) und doch auch Sklavinen (die von Osten her am Ister aufwärts gezogen waren) sich am linken Ufer der Donau aufhielten (vgl- über das Ineinanderwogen der Völker, Jahrg- I , Vl- 9tr- 12. S- 67, N- 14, und diesen Jahrg- Bl. Nr. I-, S. 7).— 2) „Als die Sklavinen in Jllyrikum einfielen, verübten sie Dinge, die sich nicht wohl schildern lassen. Der Kaiser Justinian schickte ein Heer gegen sic, von ist a schon der den Bolksnarnen vermittelnde Biegungslaut. Von An ta wäre A n ti scher (Antaischer), wie man in der That auch „Anticus“ ließt, d. i. Besieger der Anten (in Justinian's Gl. Ed. Avi r/.') S) und wir auch sagen: ein Win di sch er, obwohl wir dieses Merkmal oft vernachlässiget finden im Deutschen , wie in der Benennung Slavischer (statt Slavinischer oder Slavine). Hier ist auch der Ort, das Nöthige über die Benennung Slave anzuführen, und wir werden in den ff. Blättern Gelegenheit finden, uns darauf gegen Horvat zu berufe». — Slawa heißt Ruhm. Die Nation, die Slawa hat, kann nicht auch Slawa heißen. Wir lesen wohl in oes hochverehrten Joseph Jung mann Lechisch-deutschem Wörterbuche (Slownjk češko-nemecky Josefa Jungmanna, Doktora Filosofie, Prefekta c. k. akadernickeho Gymnasium na starem nieste Prazskem etc. W Praze 1835) Slaw, Slavyi, ein Slawe, Winde; aber auch in der Note: Slaw est peregrin» m, Slowenjn et rccentius Slowan patrium. Es scheint so etwas Unpassendes in der Annahme zu liegen. Slawi (Slaven) von Slawa, sey ein Adjectivum (die „Rühmlichen"), daß man sich wundern muß, wie sie sich geltend machen konnte. Slawa (r. slowu, DG. 136, cf. sanscr. slava, slaghai bedeutet also Lob, Rn h m == pocliwala, chwala, slawnä powest, slowutnost; ferner Slawa =5 Oslawa, hymnus, Loblied. Slawagasnost = welebnost, claritas, magni-ßcentia, Glanz, Herrlichkeit, Klarheit. —■ Nun auch im öechischen: Slowak, Slowan, Slowansky und nicht Slawan ti. s. f., also Slowan s k a ree, und nicht Slawanska u. dgl. Slawiti preisen, Slawne rühmlich, Slawnost Berühmtheit, 81awny be-rühmt, löblich. Slavonec (Krok 111. 33) ein Slavo n i e r, Slawonska zeme Slavonien; Bos. Slowak = Slowan über sky nad Dunagem okolo Preš-purgu (ein ungarischer Slave an der Donau bei Preßbnrg) Slowan Slawe — Slowenjn, S10 wani, S 1 0-wiane, Slowanjn ein Slawe, Slowany Slaven-land. Jornandes schreibt Sclavini und Sclavi, der gleichzeitige Procopius Sclavini QSy./.aßijro.'). Es ist aus der Geschichte zu ersehen, daß mit unseren Slaven zuerst die Gothen Bekanntschaft machten. Die Gothen führte ihr Weg aus Skandinavien (Jahrg. I , S. 51, N. 19) durch dje von den zerstreuten Winiden (Spori bewohnten Gegenden, als sie gegen das schwarze Meer herabzogen; sie waren die Nachbarn derselben am Ister wenigstens; später waren es die Brüder der Gothen. (Siehe Jahrg, 1. Bl. Nr. 9, @. 50, N. 6) die Gepiden. Nannte sich ei» Aff dieser Völker Slaivny (Slaweny), so verwechselten die Gothen das „Slaivny" auf die Stammsylbe anderen und auch von den Söhnen des Germanus angeführt. Dieses an der Zahl weit geringer als die feindlichen Schaaren, wagte es nirgends, jenen stixnebietend entgegen jti rücken. sondern immerfort sich rückwärts haltend, rafften die Römer des Feindes Nachzügler oufi viele von ihnen tödteten sie. einige schickten sie gefangen den, Kaiser. Nichts desto weniger begingen diese Barbaren große Unthaten. Da sie bei diesen, Raubzugk tangere Zeit zubrachten. füllten sie alle Wege mit Leichen an und gingen mit einer unzähligen Menge Gefangener und nachdem sie Alles geplündert hatten , von Niemanden gehindert, mit dem ganzen Rau de nach Hanse achtend, mit Sklavnl, u»b indem sie nun Slav und Sklav für gleichbedeutend hielten, und zwar;= Leibeigene, so gebrauchten sie statt Slaweny, Slawny fleckwegs die Form Sklaven und dieß obendrein in der gehässigen Bedeutung (f. jedoch d. ff.). Es geht hierin g a n z e n N a tio n en nicht besser, als einzelnen Men s ch e n ; eine,Ähnlichkeit des Lautes bei verschiedener, oft entgegengesetzter Bedeutung ist hinreichend, bei gewissen Veranlassungen denselben das unwill-$9 muten ft e Prädicat auszubringen. Man erinnere sich nur an die Pi son en, Le n tule n, Na so n en u. a. m. (Bergl. Jahrg. I. Bl. Nr. 12, S. 7.0, Sp. 1, Z. 10.) Andere spätere Schriftsteller, die den schon in Aufnahme gekommenen und von den Slaven gebrauchten Namen besser aufzufassen und die Sache besser zu verstehen glaubten, sagten Sthlaveu und Sthlavini. Man versuche nur das (sth) abwechselnd ,im Gebrauche findet, verdächtiget schon beides im vorhinein, und der Verpacht erscheint ganz gegründet, so wie man weiß, daß es auch noch anstatt a/. und crO ein rrX (s!) gibt, welches letztere eine Nation für ihr Haus, für ihre Familie in Anspruch nimmt. Ich gebe hier eine Uebersicht der verschiedenen Formen, unter welche» das Mort Slawe» in den Byzantinern erscheint : Die Griechen überkamen den Namen von den germanischen Volker», die um so mehr daS gothische oder ge-pidische Sc (er/) beibehielten, als kein griechisches (wie auch kein lateinisches) Wort mit Sl anfängt. (S. das Weitere unten.) Da im Germanischen auch Slaf — Sklav, war eine solche Verwechslung überhaupt noch leichter. Die umgekehrte Annahme, daß die Gothen von den Griechen das n/ (Sk) erhalten und constant beibehalten, ist unzulässig, eben wegen der unmittelbaren Nachbarschaft der Gothen; dann.ließe sich auch 2y.Xaßoi (Sclavi) als S c laven in Italien wieder nicht erklären. — So kam denn der Name Sclavus nach Italien, — von den Gothen dahin gebracht. Da nun zufällig das Wort Sklav in ihrer (der Gothen) Sprache einen Leibeigenen bedeutet, so erklärt sich's, wie die Italiener das gothische Sklav — (nebst vielem Andern)— in ihre Sprache aufnehmend, in der Form Scliiavo auch unsere Slaven Scliiavi nannten und sie noch heut zu Tage so nennen. Die Griechen bedienten sich nie des Ausdruckes 2y.Xußoi (Sclavi), um Sklaven im germanischen Sinne zu bezeichnen, sondern dafür brauchten sie constant SuXoi (duloi, duli), so wie die Lateiner servus. ■— Nur so ist das „Scliiavo,“ meines Erachtens, befriedigend zu erklären. Die Herleitung des Adelung hat Alles gegen sich. Denn nach seiner Ansicht 8) hätten ja alle Völkerschaften Slaven (Sklaven) genannt werden müssen, da die Germanen nicht mir von Germanen, sondern auch von allen Im Agathias (c. 536 n. Ch.) 2xXaßoi (Sclavi) -- Procopius (c. 550 n. Ch.) •—ßrivoi (Sclavini, Sclavini) - Menander (c. 607 n. Ch.) dto. dto. , Georg. Pisida (c. 610 u. Ch.) 2-OXaßoi, —ßrjvoi (Sthlavi, Sthlavini, Stlilaveni) - Nicephorus Const, (c. 770 n. Ch.) (Sclavini oder Sclaveni und Sclavi) wie im Procopius und Agathias. - Malala (im 9. Jahrh.) wie im Agathias. - Theophanes (c. 830) 2yXaßrjvoi, —ßoi, —ßivoi, -—ßuvoi. (Sclavuni) 2-OXaßrjffim’oi (Slhlavisiani oder Stlilavesiani und O'i [xera Q.soKfctv. auch ein paar Mal wie im Agathias. - Constantinus Porphyrogeuilus (c. 905) ZxXußoi, —ßivia, —ßijctavot (Sclavesiani) —ßoi, —ßiviy.ct = Leo Diaconus (c. 966) hat den Namen 2q>evöoaXaßog (Sphendoslavus) - Cedrenus (c. 1057) JSxXaßwia, 20Xußivoi, —9-Xu.ßoi (Sclavinia, Sthlavini, Sthlavi) - Nicephorus Bryennius (c. 1180) 20/xißivoi (Sthlavini) - Leo Grammaticus (zu Ende des 13. Jhrh.) 2y.Xaßot, 2&Xaßoi - Phrantzes (c. 1453) wie im Agathias. Völkern, mit denen sie im Kriege begriffen waren, Skla- wäre wohl die größte Lächerlichkeit, die barste Unsinnigkeit, ven hatten. Machte der Gothe einen Feind zum Gefangenen, so ward dieser sein Sklave (Slase), welcher Nation er auch angehören mochte. Einer Nation deßhalb den 9ia= men Sklaven zu geben, weil man Gefangene gemacht, Denn auch bei ihrem Uebergange über den Lster konnten ihnen die Römer keine Falle legen (eveÖQevaai), oder ihnen auf eine andere 'Hrt ju Leibe gehen, da die Gepiden dieselben für einen bedungenen «ohn aufnahmen und für keinen geringen Preis überführten." — Die Sklavinen bezahlten nämlich einen goldenenStater für den Kopf. Dich machte dem Kaiser Sorge, indem er sie fernerhin an einem Uebergange über den Iller, so oft cs ihnen in den Sinn käme, das tim. Reich zu plündern, noch auch an einem schleunigen Rückzug hindern konnte. Darum halte er rail den Gepiden unterhandeln wollen, die er aber später beschuldigte, trotz lern geschlossenen Vertrage den man doch einer Nation nicht zumuthen darf. Dergleichen lieft man nirgends in der Geschichte. Die Slaven waren weder Sklaven der Gothen, noch der Griechen, noch der Römer. Obgleich Ermanrich die Winiden wieder sk lavi Nische Hecreshanfen über drn Slier überführt z» haben. — 3) Vielleicht Meinten sie auch die westlichen Küstcngegen-dcn des baltischen Meeres (Ostsee). Est autem Aldenburg (Oldenburg) ea, quae Slavica lingua Starigard (Starlgrad Stargard) anliqua civitas dicitur, sita in terra Wagiorurn (Wagi-rorum, Obotritorura occiduis partij, us Baltic, marts et est terminus Slaviae. Helmoldus 11. Sl. ein Geschichtschreiber aus dem 13. Jahrh. — . (Slaven) 1S) evöo^ng, rühmlich, gerühmt, berühmt. G'/.obo, loyog, -Asiog, also in so fern auch mit S1 a wa gleichbedeutend. So heißt es in dem linguistischen Werke des Ktu v-sav-zmu ÜQsa ßvt sq o (Petersburg 1828). OloBo ex rov C ln By xaloviiar, Xsyoiiou, cprj ,u. (. f o act i, xloFm. Slowjan, Slowjaniff, Purreix. de Slawjanin, (mg ex tov Ciaßa, nvyyevug ClnBn — Uloßavng 13). — P r o-copins hat, richtiger als JornandeS, 2xläßr\v o i. (Sclavini, Sklavinen) ; er scheint dieß falls besser unterrichtet zu seyn und seine Sclavini unmittelbar von den Sklavinen genommen zu haben, wobei er sich die Einschiebung X (c) als Grieche erlauben zu muffen geglaubt hat. — Und eben dieses Sclavini (oder Sclaven! — Slaw'ny) statt Sclavi ist ein ans der Sache genommener Beweisgrund mehr, daß die griech. Schriftsteller, zum großen Theil wenigstens, den wahren Nationalnamen eines Slavinenastes gekannt, wenn sie auch die Bedeutung nicht gemußt, oder sie miß--kannt haben. Die späteren Scribenten, welche immer das Sclavi beibehalten, haben sich nach früheren, minder gut Unterrichteten gerichtet, die, durch die Gothen verleitet, sich dieses Ausdruckes bedienten. Ob nun die Gothen aus Haß oder aus bloßem Mißverständnisse den Rainen in dieser Gestalt und Bedeutung aufgebracht, bleibe dahingestellt, obgleich das letztere viel wahrscheinlicher ist, da von dem üv.-stercn weder im Ionian des, noch im Procopius, noch sonst wo sich irgend eine Spur findet. Welches war aber die Veranlassung, d a ß sich ein Theil der W i n i d e n Slavinen 14) n a n n -cen? Sie könnte wohl eine äußerst geringfügige gewesen seyn. Wir finden, daß in gewissen slavischen Ländern die Eigennamen mit der Endsylbe Slaw viel häufiger, als n e t i s II. s- f. nad) einer neueren Ausgabe, während sie in einer ältern lerntet a Sarmntis , Ve n c d is (Sey vis , Hyrris), wodurch wieder },S arm»ta e“ von „Venedi“ unterschieden werden. — 9) In Adelung's Lexicon heißt es in der Anmerkung zu dem Worte Sclave: ,.Im Nieder!'., Engl- u. s. f. ohne Gaumenlaut Slave, im Scbwed- Slaf, im Franz. Esclave, im Ital- Scluavo , im Wallach. Sklabu. — Es ist nunmehr wohl ausgemacht, daß diese Bedeutung von der Nation der Sclaven entlehnt worden, weil die ehemaligen Deutschen und andere benachbarte Völker die Gewohnheit hatten , die Gefangenen, welche sie im Kriege von ihnen madden, als solche eigenthümliche Knechte zu behandeln und die Einwohner der in anderen. Verschiedene Aeste und Zweige eines Stammes haben oft Lieblings na men. Dieß ist bisweilen ganz local. Der sich etwa im Kampfe auszeichnete, bekam zu seinem Namen den Ehrenzusatz Slawa, Ruhm, Ehre, z. B. SB vati — slawa, Rado — sla iv a, Boise — slawa, T sche e—slawa, Pribi— sl a iv a, apostrophirt und zn-saniniengezogen: SBratislaw, Radoslaiv, Boiseslaw, T s ch e e sl a m, P ß ibisI a iv, gleichsam R u h m oder Ehre de-s.... Das S l a w wird bei Personennamen, wenn sie lateinisch auszudrücken sind, wie man glaubt, eben durch laus gegeben, z. B. Weuceslaus, Vladislaus, wenn nicht etwa Vladislaus und alle ähnlichen lat. Formen s. v. a. Vladi—slaus, und das slaus aus slavus, also s. v. a. SB nice — slaw, Stilabi — slaw. — Die angeführten und noch viele andere Namen auf slaiv findet man in den Byzantinern. Statt des apostrophirten Slaw liest man wirklich auch Slawa, z. B. Wratislawa, Jaroslawa u. dgl. ohne Abkürzung.—- Die Griechen haben so häufig Anax — agoras, Prot — agoras (Ava$ayoi>ag, JlQocayoyag von ayoqevm, ich rede, spreche in der Volksversammlung), und so wird inan überall Analogien zum Obigen finde». — Nach und nach ging man mit diesen Name» weniger öconomijch um und ertheilte sie auch den Söhnen ruhmwürdiger Männer; dann bei immer weiterer Ausbreitung des Slaw durch Familien, ging es vornehmlich, wenn mehrere Anführer hinter einander Namen auf slaw fühere», leicht auf einen ganzen Win i de na st über, ohne daß sich dadurch die Nation rühme» oder „prahlen' wollte. Ja sie harte die Benennung selbst sehr wahrscheinlich zuerst anderen Stammgenoffen zu verdanken, die sie S!awnj nannten, weil die in Slaw ausgehenden Personen, — ja Familiennamen, und vornehmlich bei V olksf ü h rer, so zahlreich verbreitet waren. Dieser Ursprung der Volksbeneunung Siawny (Slavine») ist freilich nicht historisch erwiese», sondern cs ist hier nur eiin Vermuthung ausgesprochen, die mir sehr annehmbar scheint. Sie widerspricht nämlich keinem historischen Facrum, wie andere Annahmen, und verdächtiget die Verständigkeit und den Charakter des den Namen »S l a v i n e n" tragenden Winidenziveiges auch nicht, wie jene, ist mithin befriedigender, als die übrigen. — Ich setze der hier von mir aufgestellten Annahme noch eine andere zur Seite. Die Gothen, die bei einem Winidenast so viele in Slam ai.s-geheude Personennamen hörten und das c-slaw für Wklaw hielten (s. oben), gaben ihnen den Namen Sklaven. Die Gelehrten späterer Jahrhunderte säuberten das ihnen fremd, Wort und fanden, daß es in der Form Slaw ine (oder Slowene) keine unebene Volksbeneunung abgebe, brachte» es (in der gelehrten und gebildeteren Welt) iti Aufnahme und dehnten es zuletzt auf den gesammcen Stamm aus. Dieser gleichfalls ungezmungenen Annahme', bei der sich das von ihnen eroberten Gegenden zu Sclaven zu machen, woher denn auch noch die Leibeigenschaft in den ehedem von Srlaven und den mit ihnen verwandten Nationen bewohnten Provinzen herrührt.-' — 10) Adam. Bremens. L. I. , c- 31. „Luthewicus Pius Caesar Boema n u s, Sora], os, Susos et celeros Sclavorumpopulos ita perdomuit, ut tributaries efliceret. —11) Helmuldus L. I. „Slavorum.... primi Ruzi, delude Poloni liabentes a sep-teiutrioiiem Pruzos. ab Austro Boj emo s et eos, ejui dicuntur Morani sive C ari nt hi atque So rabi. Quodsi adjeearis Unga-riam iu pariern Siavoniae, ut quidam voiuut, quia uec babi tu Stiort Sehiavo (Sklave) nicht minder gut erkläre» ließe, widerspricht aber das: „tria nunc nomina edidere“ des I o r-»andes (Bl. Nr. 9, S. 56, II. u. 4.), anderer Sd)wie-rigkeiten nicht zu gedenken (z. B. woher der frühzeitige Gebrauch des oi, Sclavini oder Sela veni). Die ge- wöhnliche Annahme, der Name sey von einer Göttin „Slama" hergeleitet, die das Volk in der Schlacht anrief, läßt sich nicht rechtfertigen, nicf)t etwa weil Procopius, der über ihre Religion und Gebräuche spricht, ivelche die alten Stift, ibe u, — die S kla v i ne n und Anten, gemeinschaftlich hatten, nichts von einer Göttin Slawa weiß oder sagt, obwohl er hierüber ein ungelehrtes Stillschwei-gen beobachtet haben würde, — sondern weil auch alle anderen Schriftsteller, die von dem slavinischen Götzendienste in späteren Zeiten schreiben, keiner Göttin „Slawa" gedenken. Noch im 12. Jahrh, wurde in Pommern Triglav (der Himmel, Erde und alles Unterirdische regiert, daher mit drei Köpfen abgebildet und der Dreiköpfige genannt wird) und Gerovit (oder Gerovid) verehrt. —■ Die Slavine» würden doch eine so vereheliche Göttin, ivie die S la wa, von der sie den Nationalnamen genommen haben sollten, doch nicht aufgegeben, und zwar so bald aufgegeben haben. Der slavi »ische einzige Obergott, der „Blitzeschleuderer« in Procopius, ist höchst wahrscheinlich der gute Gott, den die Slav inen anfangs vorzugsweise Bog nannten (später Swantowit oder Swantoivid — Swatovid) Der Urheber des Bösen war Czart (poln.), Celt (ruff, und cedi), s. v. a. cerny duch (buch) oder cerny Buh (Bog), der schwarze Geist oder Gott, so wie später auch der gute Gott Bjelbog benannt wurde (bei den Obotriten). Andere Götzen und zwar Untergottheiten, waren nach Helmol-dus, Saxo Grammaticus u. a. Radegast (schwerlich der Gott der Gastfreundschaft von Rad u. Gast, tin Sauser. Göshti, denn daS gast in den slav. Eigennamen findet man sehr häufig in den Byzantinern, und sollte man sich von der Sanscritform früher entfernt und sich ihr in neuerer Zeit wieder genähert haben?!) Fliuz, Jesso, Lado, Ni a, Marža no, Ziewa, Peru» (in Rußland zu Kiew und Nowgorod), Wo los (Viehgott), Po sw id oder SB i-d;ör (Witternugsgott), K u palo, Ko le da (Festtagsgott) n. a. m. ?llso unbedeutende Untergottheiten, als: einen Wirre r u n g s g o t t, eine Göttin der Freude (Lado), einen Festtagsgott hätten die Slaviueu beibehalten, die Slain a, die Götti» des Nuhmes, hätten sie aufgegeben? — Der Name Slaviueu (Slaven) bedeutet also »ach meiner Ansicht ursprünglich nichts anders, als eine Nation, in der eine große Menge Familien (vornehmlich Volksführer) einen auf Slam ausgehenden Namen führe» 1S). Eben weil die Veranlassung zu dieser Bemerkung eine sehr geringfügige war, hat vermuthlich Procopius darüber nichts zu sagen gewußt, so wenig wie über Anten. Spori als eine vor Alters gebräuchliche Beiieiiuuug (s. Jahrg. II. Bl. Nr. I, S. 4, Nr. 5 u. 8, N. 4) hat er erklären zu müssen geglaubt. Bedeutete nun der Name Sclav! (Slaven) „Prahler," so würden es Procopius nub Jorna»des gesagt haben, so wie z. B. von Eneti bei Ravenna...........Lauda- in’les, und um so mehr, wenn „Prahlerei" nach Horvat nec lingua disqrepat, eousque latitude Slavicae linguae succres- cit, ut paene caveat aestimalionc,.....Carin thi von lines sunt Bavavis..... uec u 11 a gens honestior (sc. Ca rin this). — 12) Dieses Slaven ist nicht DU zu setzen dem obigen Slaven von Slawe. — 13) Slowo (Wort, Ruhm, Rede) von Slowu (ich werde genannt, bin im Alunde Anderer, es wird von mir viel geredet-. Slow] an (n moullirt) Slowjanin, vuff- Slawianin (wie vost Slawa, verwandt mit Slowo) — Slowanos. ^.Wahrscheinlicher ist jene Meinung, welcher gemäß auch die Slov anen und Solvaken von yfr Berühisttheit ihres Namens (und nicht von der Redseligkeit) „der Station at# ara £ter der 0 sarin en (war und) i ft.» Verdiente denn nicht etwa das Wort 0 kla v i n e n ober Sclavi als „Prahler" noch viel mehr eine Erklärung, als die Benennnng Spori, insbesondere, da sie jo zu sagen auf der Hand lag 1 Daß sich das Volk wegen seiner großen Thaten den Namen Slavi neu beigelegt, ist eine Erfindung der Gelehrten. Die Winiden, Slavinen und Anten lebten immer friedlich unter einander, kleine Differenzen abgerechnet, die ihnen keine Gelegenheit gaben, eine besondere Tapferkeit zu entwickeln. Von Aufsehen erregenden Thaten der ganzen Nation ist vor 400 n. Chr.^keine Spur zu finden, lind gerade die Anten und nicht die toEtn-vinen hatten sich dem Erm anrieh widersetzt (s. Jahrg !, Bl. 'Nr. 9, 0. 56), so daß vielmehr jenen als diesen das Pradicat „ruhmwürdig," oder, wie Horvat will, „prahlerisch" zukäme. Die Benennung Slowenen, so wie Slowaken (wofür sogar die Form Slawaken gebräuchlich ist), kam sicher erst später und wahrscheinlich durch Corruptio n, oder durch gelehrtes Treiben auf, da weder ein griechischer noch lateinischer Schriftsteller die Form ZAoßoi, 2,/loßij.oi (Sclovi, Sclpvini, Slovencu) kennt. Bemerkenswerth ist es, daß der Čecli „Slowansky“ (u. Slowak; l-igc, während er doch S1 awa hat für „Ruhm" und nicht „Slowo.“ Daher auch Slowak und Slawak (kleber-bleibsel der großen mährischen Nation). Daß Slovenen s. v. a. die „Redenden," wogegen Nemtzy — die Stuimnen (Deutschen), ist keine empfehlenswerthe Annahme. Die cloven en hätten ja alle mit ihnen in Berührung kommenden Völker „Stumme" nennen, den Maßstab für ihre eigene Benennung hätte erst eine fremde Nation hergeben und sie ihre etwaige frühere Benennung den Deutschen zu Liebe aufgeben müssen, — nur um die germanischen Völker „S c u m m e" nennen zu können, hätten sie sich statt Slavinen u. dgl. auf einmal Slowi-nen genannt, d. i. Redende! — Dann findet man ja auch in anderen Sprachen 9teinet, Nemetz, Nemes. Der no--gay'sche Tatar gebraucht als Schimpfwort: „Sen Nemse" oder „Nemdsehe," d. i. „du bist ein Deutscher," — sen Orus, sen Kasak (Russe, Kosak). So im Ungaiuschen „Nemet" Deutscher, dagegen „Nemes" edel. sollten diese Nationen die Benennungen für „Deutscher" von den Slavinen entlehnt haben, da sie doch mit den germanischen Stämmen f r ü h e r und zwar im lebhaft e-steu Verkehr gestanden waren, als mit den Slavinen (vgl. S. 77, §. 10). Schafarfchik hing, so lange er in Ungarn lebte, wie Horvat sagt, mit Dubrowsky und KaraMsin dem 81owo —Wort, Rede an. Für 8!awa u. 8Iowo —Ruhm ist Stredonins (vgl. N- 13). Bohuslaus Balbinus sagt: Slama — Ruhm, Slo-w 0 — R e de — Namen. Kara m sin, ein neuerer russ. Schriftsteller, sagt: „man könne Slaven für „Ruhmvolle" erklären; aber der wahrheitsliebende Geschichtsforscher kann für diese Etpmologie nicht bürgen. Wenigstens dachten die also benannt wurden, eben so wie die Slavinen und Slaven von Ruhm; denn bei den Böhmen heißt Slovutnost s- v. a. verbreiteter Ruhm. — lrP Es ist an sich gleichgültig, ob man schreibt Slawine oder Slavine. Da jedoch diese Mittheilungen für die Mitglieder des hist. Prov. Vereins für Krain bestimmt sind, so bediene ich mich für meinen Theil des v statt des w, welches letztere ich jedoch bei Citaten beibehalten werde, so wie in den Eigennamen überall. — i5) Man frage heut zu Tage einen Böhmen aus der Classe der Ungelehrten, was für ein Landsmann er sey, und er wird antworten: Ga gsem Cecil (ich bin ein Tschech) und nicht: „Slawny." Der Gelehrte wird sagen: „Slowan.“ russ. Slaven nicht daran, ihren 9tamen durch das Wort 0tatun (Ruhm) zu erklären; denn sie schreiben Slowenen." — Da hätten wir also als allgemeine Benennung „Sloven." — Doch auch hier frägt es sich: Wer hat ihnen den 9? a men gegeben? Die Gelehrten nennen die st a v e n i sch - r u ssi s ch e oder sl a v e n i sch - serbische Kirchensprache Slawenski, der gemeine Russe aber Staro-Ruski (allrussisch, vgl. 9i. 15). In den c. 1000 Jahre n. Ch. verfaßten russischen Kirchenbüchern findet sich »Slavi a n e." — Eben so wenig läßt sich ü nßoi (Serbi), Serben, Servier, Serbler u. s. w. mit „8 erv i“ (K necht e) erklären. (Fortsetzung folgt.) Wie Lapidar-Denkmale ilnmts. (Mit einer lithograxhirte» Beilage.) j Tafel 115. Nr. 1. Dieser Römerstein befindet sich in der äußern Mauer der Domkirche zu Laibach. Er ist 3' 11" hoch und 2' 6" breit. Die Schrift ist mittelmäßig und gehört in das vierte Jahrhundert, in die Zeiten C o n st a nti n's und seiner Nachfolger. Die Inschrift lautet: Secconi Nammonis annorum qninquaginta de-functo, et Regae Tertii Filiae defunctae annorum unde ci in , et Rustico Secconis filio defuneto annorum vi-ginli, et Man uni aviae annorum centum Quintus et Enignus vivi posuerunt. Dem Seccon, Nammons Sohn, gestorben mit 50 Jahren , und der Rega, des Lei tins Tochter, gestorben mit 11 Jahren, und dem Rusticus, Seccons Sohn, gestorben mit 20 Jahren, und der Großmutter des Manunus, 100 Jahre alt, haben Quintus und Enignus bei ihren Lebzeiten (dieses Denkmal) errichtet. Nr. 2. Dieser Römerstein befindet sich in der äußern Mauer der Domkirche zu Laibach. Er ist 4' 1" hoch und 2' I" breit. Die Schrift ist schwach und hat bereits durch Verwitterung gelitten. V. Vodnik las die Inschrift folgendermaßen : Eninnae Voltregis filiae Rollo Sennius uxori sune et sibi viv'ens fecit et Voltarontius Voltregis sorori suae et sibi vivens fecit. Der Sninno, des Voltrex Tochter, hat Rusio Sennius seiner Gemahlin und siä) selbst zum Andenken bei seinen Lebzeiten, und Voltarontius (Sohn) des Voltrex seiner Schwester und sich selbst auch bei Lebzeiten (dieses Denkmal) errichten lassen. Nr. 3. Dieser Römerstein befindet sich in der äußern Mauer der Domkirche zu Laibad). Er ist 3' 11" hoch und 1' ii" breit. Die Schrift ist mittelmäßig und dürfte dem Ende deS zweiten Jahrhunderts angehören. Die Inschrift lautet: Oclatius Tarquiniensis veteranus legioiiis quinle decimae liic situs est; Titus Calverlins filius vetera-nus legionis octavae, et Oclatia Lueii liberta Expec-tata de suo posuerunt. Oclatius aus Tarquinimn, alter versuchter Krieger der fünfzehnten Legion, ruhet hier; Titus Calvertius, des Titus Sohn, gedienter Kriegsmann der achten Legion, und Oclatia, Freigelassene des Lucius, sie mit dem Beinamen „die Erwartete" haben (ihm dieses Denkmal) aus ihrem eigenen Vermögen setzen lassen. Dr. Rärpitfd). D r u ck y y n Igu « z Alois Edlen v. M l c i k m a y r. ■ r —i 1 •M‘I iSECOON-NM'1 AIOTTSAInTLO .fu i^REdEERTIF' 1 tì.AtiXLTCRVST l'òSiSÈeeoiiSàf (MN3&BMNVM {AVIEANjC OVEST TVSUENGKKSVP f « >! I mmM M «p»«® jggpf- » . ENINNAEYOL W fetali " -r-■*■.:■•> ■ •••- P1--« - IV:JS \yREGIS F g ff RVFIO ■ SENNWS Ivxorx-svae et f| SIBIVFET !-| 'WOLTARÖfJQvöCBEt I vf GIS-SORDm-Äf1 ft ET'SIBI-Y-F- i* • ' • à I M: » «I ; T ■•." YV'- Y: ?.. I p iLja* '* i”. È É 'T-v#: [*.o ciati vs Tar-1 IQVINIENSIS VET rLEC’XYH- S E ! T CAITVETIVTS • TFVETLEG-Vm EToclaTUll EXFECTaTa DE SVOPOSWVW '-IfvV iS & , 6“ «3 . 1 II ! ! ! i II ! It 1 a K-1—r ■