l KUM ^utZen und Vergnügen. Frcytag, den 25. Octohcr 1822. Länder? und Völkerkunde. Der Fischfang von Terre neuve. ^>ie Fischcrey von Newfoundland oder Terre neuv« ist ein Erwerbszweig für diel? vtrscpiedene Völker, Englander, Franzosen uno Amerikaner. — Die Insel selbst war schon in, eilften Jahrhundert, fast 5oo Jahre vor Columbus, bekannt und von Normännern bevölkert. Wegen der außerordentlichen Vermehrung des Polar-«iscö zu Ende des vierzehnten I«hrhl^v lc>unc1 Iali<^i) wurde d^alin schnell zu einem wichtigen Standpuncte des Handels erhoben. — Im, i6ten uno besonders im i7ten Iahchun-dert.ließen sich auch die Franzosen daselbst nieder, wo-hurch bald große Streitigkeiten entstanden, welche im Utrechtev Frieden dahin beygelegt wurden, dasi dieg.inze ^ Insel mit allen französischen Niederlassungen den Eng. lö'ndern, als Eigenthum überlassen, und den Franzosen Nl,r ein Antheil an der Fischerep/ mit der Pefugniß des Einsalzens und Dürrens, zugestanden wurde. Im Pariser Frieden von 1765 wurde die Fischereyg«rechcig-keit der Franzosen näher durch Gränzen bestimnn, und den vereinigten Staaten ihr Antheil an der Fischerey be-'villlgt. In den folgenden Friedensschlüssen, sind diese Bestimmungen bestätigt worden, jedoch so, dasi England dermahlen etwa 3 bis 4 Millionen, und Frantrelch 7 bis 6»o,c>oc, Thaler jahrlichen Vortheil da«on ziiht. Der Gewinn der Amerikaner wir» beynahe dem der Franzosen gleich kommen. Den lehtern ist erst im Genter Vertrage das Trocknen der Netze und das Dürren der Fische auf der Insel selbst zugestanden word,n. Dic Insel enthält 2090 engllsche Quabr«tmeilen und zahlt eine Bevölkerung von l6,ooo Menschen, welche u„l?r einem englischen Gouverneur stehen. Das ^and ist unfruchtbar und bergig, voll Sümpft und Moraste. Es liefert wenige Naturprodukte und bedarf daher großer Zufuhr an Lebensnutteln. Der Winter ist sehr rauh und streng, der Sommer oft unerträglich hnß. St. John und Placcncia sind die beyden Hauptorie. Der Hafen von Sr. John ist groß und sicher. Er faßt bequem an 5c»a Schisse.—Von den Ureinwohnern, Eskimo?/ swd nur noch wenige unter d«m Nahmen Mick-lvaö vorhanden. Die ganze Subsistenz oer Berolterung wird aus dem Flschfang gezvgcn. Obgleich man rund um Newfundland Fische antrifft, so ist doch der Hauptfang bey der sogenannten großen Bank ^em uncer dem Wasser verborgener Landrücken, i56 Meilen lang), ferner bey der grünen Wall-sisch,- und Pl'elbank. Dle große Bank, welche auch St. Georges-Bant heißt, ist immer mit Nebe! bedeckt und der Himmel fast beständig stürmtsch, daher denn geübte See!»'Ulit zu der Fischere^ gebraucht werden müssen, und wefthald der Fischfang von Newsoundlano als die wahre Akademie fur Matrosen belvttchtet wird. i Es werben bey berInsel mehrerley Torten von Fischen gefangen: Cabeljau, Wallsische, Robben,, Ha-ringe und auch Lachse und Makrelen. Der Cabeljau ist unh bleibt indessen der Hauptgegenstand, der eine so ZMe M^ng'e von Schiffen und Armen in Bewegung setzl^ Dieser Fisch wird zwischen zwey und drey Fuß lang und wiegt 14 bis 2o Pfund. Er bewohnt den ganzen nördlichen Ocean und vermeM'stch zu einer ungeheuern Anzahl. Er ist von äußerst gefräßiger Natur, hat einen weiten Rachen, besitzt eine schnelle VerdammZskraft, und lebt von Krebsen, Dintensischen und Hänngen. Die Laichzeit ist verschieben; in England tritt si? im Jänner, um Island im Februar, auf der ganzen Bank «rst im April ein. Die Eyer sindet man auf rauhem Boten, am meisten zwischen Gestein. — Nach Absetzung derselben fallt der Fisch mit großer Heftigkeit auf den Köder am Angel; vor dieser Z«it reitzt ihn der Fraß nicht. Die Fischerey am Angel geschieht in Schaluppen von 40 Fuß Lange, die mit vier Radem versehen sind. Drey davon befinden sich auf der einen Seile, und das vierte, weit größere, halt den'übrigen das Gleichgewicht. In dem Boore sitzen vier Manner, von denen.jeder zwey Schnüre hält. An ,jedem dieser Schnüre sind wieder zwey Angeln , alle zusammen sechszehn, aufweiche Haringe, Capeläne und besonders kleine Diinensischc gesteckt sind. (Im Fall der Noth nimmt man auch Fleisch, Speck und sogar kleine Seevögel.) Fünf bis zehn Centner sind die gewöhnlich« Ausbeute eines Ta, ges; oft wird aber auch noch weit mehr gefaeigen. Die gefangenen Fische werden sogleich nach Hem Fischhaufe gebracht, mit welchem Nahmen man vor Anker liegende Schiffe bezeichnet, deren Antertaue5o biS3oo Klafter lang sind, womit sie jeden Sturm aushallen kön< nen. Auf dem Verdeck stehen Tische, an deren Kanten der sogenannte Kopfer den Kopf des Fisches mit einem Druck abtrennt, welcher unmittelbar ins Meer fällt. Es wird alsdann mit großer Sorgfalt die Leber ausgenommen und in ein besonderes Gefäß geworfen, um daraus das, dem Wallstschtyran weit vorzuziehende Öhl ^I>2in.Oll)zu gewinne»», welches in den Gaibereyen gebraucht wird. (Der Thran des Walisisches und der Seehunde heißt zum Unterschieb von jenem I^t-OÜ) Aus den Handen d«s Köpfers geht der Fisch in die des Spalters, welcher ihn der Länge nach aufreißt u„d den größten Theil des Rückgrabej nebst dem Eingeweide herausnimmt. Er wandert nunmehr in das Einsalzehaus/ wo er schichtenweise über einanbergelegt und zwischen jede Schicht eine Quantität Salz eingefügt wird. Nachdem das Salz eingezogen ist, wird er auf Flöße» ins Meer zurückgeführt, um rein abgewaschsn zu werden, und «s^wird nun die letzte Procedur, nähmlich chaS Trocknen^Mit ihm vorgenommen. Dieß geschieht an aufrecht stehenden Pfählen von Weiden, die mit der vffenen Seite des Fisches gegen die Sonn, gestellt sind, und zur Nachtzeit abgenommen, und den Rücken nach oben gelegt, 'in Haufen gelegt werden. Nach etwa ach? Tagen ist auch tuese Procedur'bey guter Witterung -vollendet. Man läßt ihn dann in großen Haufen vonv 9 bis il> Centner noch vier Tage''schwitzen, und des -Stockfisch geht nun vollkommen zubereitet in alle Theile der 2yelt. -Der schatzbare Thran aus der Leber wird dadurch erhalten, daß man die Lebern in Fässer packt, welche unten mit einer Öffnung und oben mit Hürden vo« Neißhvlz versehen sind. Der Sonne ausgesetzt, sondert -sich der Thran von den faulenden Lebern ab, und ftießt durch die untern Offnungen in eigene Bütten. D« amerikanische Stockfisch (Qcx^NsI^) unterscheidet sich dadurch von dem englischen und französischen (auch von dem holländischen), baß er ganz'stachgedrückt in den Handel gebracht wird, da hingegen die letzterlt -ihre natürliche Form fast ganz beybehalten. Die gewöhnliche Zeit des Fangs fängt am 16.AP"! an und endigt am in.October. An den amerikanischen Küsten beginnt der Fang schon in dem Anfange des Monaths Februar-, und dieser gibt den sogenannte« Sommersischv welcher jedoch in der Güte dem in der ebengedachten Periode bey Newfoundland gefangenen nachsteht. Die Norweger nennen den mit französischem Salz« in Tonnen geschlagenen Stockfisch Laberdan, und de" auf Klippen getrockneten, Klippfisch. Die großen werdett-gespalten, damit das Salz besser durchdringen könne; die kleineren aber nur am Bauch aufgeritzt. Die erste-re„ heißen dann Plattfische; die andern Rundsische. Beschreibung der Stadt Aleppo. Aleppo, die Hauptstadt in Syrien, glbt-keiner' andern Scaor im gangen türkischen Reiche, Constanti-nopel allein ausgenommen, sowohl an Schönheit als an Gr,öße, etwas nach. Sie hat acht englische Meilen im Umfange; ihre Mauer ist hoch, u»d in ihr stehen - Thürme mit Schießscharten, etwa Ho bis 5o Yards voneinander. Die Zahl ihrer Bewohner lößt sich nicht genau angeben, weil die Türken keine Register halten. Die Luft iä trocken und rein , und wegen der Nähe hoher Gebirge im Wi'Uer kalter, als man ihrer Lage nach kaum erwarten sollte; im Sommer ist sie dagegen sehr heiß, jedoch nichr ungesund. Die Straßen, welche hier hreicer sind, als in irgend einer Stadt der Türkey, werden dadurch reinlich erhalten, daß jeden Morgen Lcule aiiö den Garten kommen-, den Unrath zussmmen kehren, und ihn dann m Körben anfEseln und Maulthieren fortschaffen, um ihre Gärten bamit zu düngen. Sie sind dabey schön gepflastert und «gerade; die Kanäle mitten in den Straßen ünd breit und fiach. Die Bazars oder.Marktplätze sind Straßen nahe um den Miltelftunct der Stadt, und von BogM überbaut, ^ welche so eingerichtet sind, daß sie durch Öffnungen an den Seiten wohl hinreichendes Licht, aber leinen Regen und keinen Sonnenschein durchlassen» Jeder dieser Bazars ist nur einem einzigen Handelszweig eingeräumt; so haben z. B. die Schuhmacher drey Straßen inne, die Schachtelmacher, 'worunter auch dje Kistenmacher gehören , zwey; die Kupferschmiede eine u. s. w.; nie findet man mehrere Gewerbe in einer'zugleich. In allen aber sieht man eine ungeheure Menge der reichsten Gitter von Indien, Consiantinopel, Smyrna, Damaskus und andern Ortern ; die manigfaltigen Ma-nufacturen Aleppo's selbst nicht m Anschlag gebracht, 5le für sich allein schon eine ungeheure Masse bilden. Alles zusammen hat einen kaum zu berechnenden Werth. An jedem Ende sowohl, als auch au den Seiten der Bazars, wo irgend ein Eingang in einen Bazar oder in eine andere Straße ist, besinden sich starte eiserne THorgitler, so daß in manchem der längsten Bazars wohl sechs solcher Thore angetroffen werden. Zur größern Sicherheit ist noch über jedem Thorgitter ein gro-ißes und festes Fallgitter angebracht. An Feuersgefahr ist hier nicht zu gedenken, .da l?ie Hausee von Stel» und die Flurdecken gewölbt sind. ' Die Handwerker und Handelsleute begeben sich ge« wohnlich mit Sonnenaufgang oder kurz nachher in die Bazari; si« öffnen dann ihre Laden, lassen sich den Koffeh bringen, schmauchen ein Pfeifchen, und jeder geht seinem Geschäft? nach. Gegen eilf Uhr nehmen sie in ihren Laden das Frühstück ein, was ihnen entweder von Hause, oder aus den dabey befindlichen Garküchen geschickt worden ist, wornach sie im Sommer bis Abends fünf Uhr (munche nicht so lange), uno im Winter bis gegen vier Uhr daselbst bleiben. Dann schließen sie ihre Läden zu, gehen nach Haufe, essen, und genießen die Nuhs bey einem Pfeifchen und einer Tasse' Kaffeh; zu welcher Zeit die Hücher die Thore der Bazars verschließen , und selbst in den Bazars bleiben. — Die Dächer aller Hnnser zu Alepvo sind platt, und durch hohe Schützmauern von «inander abgesondert. Auf ihnen Mögen die Bewohner spazieren zu gehen und die Abendkühle zu genießen. Die meisten von den Einheimischen Und auch manche von den französischen Kausieuten schlafen den ganzen Sommer auf den Dächern, ohne einen Nachtheil für ihre Gesundheit zu empfinden. Nun ist diese große, schone u»ib reiche Stadt durch Erdbeben freylich verheeret und zerstöret; doch dürft« unsern Lesern die Beschreibung von ihrem früher blühenden Zustande hier nicht unwillkommen seyn. M i s c ö ll e n. ^ (Aus Wien.) In emer hiesigen Vorstadt wurde abennahls, am 3. d. M., durch einen Unglücksfall die Nothwendigkeit -bewahret, daß man im Hause, wo Kinder sind, geladene Feuergewehre, was ohnehin verbothen ist, nicht haben soll. —Ältern ließen ihren dreyzehnjährigen Sohn bey der Dienstmagd allein zu Hause; letztere entfernte sich, um Wäsche zu rollen, und der Knabe blieb sich ganz überlassen. Nun rief diese? einen fremden, im Haushofe spielenden Knaben zu sich in die Wohnung. Weil die Zimmer verschlossen waren, blieben beyde Kna« ben in der Küche, wo nächst der Thüre zwey Schrott-stutzen hingen. Der ältere Knabe, hierauf von dem jungem Czmeraden aufmerksam gemacht, nahm eine» derselben herab, zog das abgelassene Schloß auf, und drückte den gespannten Hahn ab. Da das Gewehr nicht lvs ging, auch kein Pulver sich auf der Pfanne befand, s« glaubten nun beyde,' naben mit Zuversicht, daß das Gewehr n,icht geladen sey. Sie sseriethen ^un.auf tz?n Einfall, Jagd zu spie! n, wobey der Ärere dreyzehn-/ahrige Knabe in einer Entfernung von etwa zwey Schritten, nachdem er neuerlich den Hahn gespannt hatte, auf seinen Spielkameraden anschlug. Unglücklicher Weise ging nun das geladene Gcwehr los und zerschmetterte dem jängern Knaben den linken Arm, wel-«chen er vor das Gesicht hielt, beschädigte ihm überdieß das Nasenbein und beyd« Augend^-kel. Ärztliche Hülfe wurde augenblicklich herbeygecufen; der verunglückte Knabe aber soll an den Folgen der Verwundung bereits gestorben seyn. — Möge dieser Ungtücksfall für alle, die mit Feuergewehren unvorsichtig und pfiichcwidrig verfahren, zum warnenden Beyspiele der schrecklichen Folgen ihrer Unvorsichtigkeit hi« erzahlt worden seyn ! Grünberg (Reg. Bez. Regnih). Vor Kurzem wurde hier die Frau eine» ^ohgarbers von einem Kinde weiblichen Geschlechts entbunden, düs auf der Stirne ein Feuermaal in der Größe eines h»ll>en Thaler-Snlcks hat. Die ?lrme sind bis zu den Elbogen im richtigen Verhältnisse. Der vordere Theil der Arme ist aber nur. etwa von halber Lange, am Handgelenke abgerundtb, «nd statt 0er Hände befindet sich im Min?lpuncte jeder der äußern Ablundnng ein schlaffes Hautlävpchen, an der Spitze mit einem Nagel versehen ; dai rechte Bein «on der Hüfte aber fehlt gänzlich; der linke Schenkel bis zum Knie 'ist vollständig gebildet, aNein der linbe Fuß fehlt ebenfalls. DieseS mißgestaltete Kmd isi ü't»ri< gens gesund und nährt stch wohl. - ' Die Dichterinn Luise Brachmann,, bey der sich feit «iniger Zeit eine oft wiederkehrende Geisteszerrüt« tnng wahrnehmen ließ, welche, wie ss heißt,, dinch eine unglückliche Liebe der Dichterinn zu einem jungen-Officier heibey geführt watd, war unlängst zu, Halle zum Besuch bey dem seit Kurzem nach BreslaU versetzen Professor Schilling, dessen Gattinn sie verwandt 7« — -u. Am ^6. Sep^. ?lbends spat verschwand Luise Brach' mann, im bloße» Nachtkleid?, aus der Wohüung des genannten Professors, und ungeachtet man .^u ihrer Auffindung sich die grösite Muhe gab, so ließ sich doch lange keine Spur ausmitteln. Am Dienstag den 2/,. September ward ^d?r Leichnam dFr Ents,e!ten, unweit der Haller Gteilnnühle, in der'S