LliAchkr Tilablatt. 3ieb nctimt imi> Expediti on: Balinhofgasse Nr. 15. ürä ii aroetotion« Steife: flßv R/I §ür Laibach: Ganzj. fl. ai«; Vll. «wftcflttnn in# Sau» tsdlj. 25fr. Mil der "l'oft: Ganzjähr. fl. 12. ,, . .. _ 3nfetti»n «Steife: «in- . _ _ ,,« Donnerstag, K. Marz 1879. — Morgen: Thomas Aq. K&tgg'X&it I Z.ZaMW Zur Organisation der occnpierten Provinzen. Nach Meldung der „Bohemia" wurde die für die Verwaltung Bosniens nnd der Herzegowina bestellte Kommission aufgelöst und die Verwaltung dem Reichs-Finanzminister Freiherrn von Hofmann übertragen. Der ganze Apparat der sogenannten bosnischen Kommission soll sich als seiner Aufgabe nicht entsprechend erwiesen haben. Seine vielgliedrige Zusammensetzung aus Delegierten aller drei gemeinsamen und der beiden Landesministerien machte im vorhinein eine einheitliche verantwortliche Oberleitung unmöglich. Die collegial gefaßten Beschlüsse mußten dem gemeinsamen Ministerrathe, also abermals einem Collegium, zur Approbation vvrgelegt werden; die mannichfachen Beziehungen mit dem Generalkommando in Serajewo, der Landesregierung in Agram, der Statthalterei in Zara u. s. f. erheischten ebenso verschiedene Vermittlungsinstanzen, so daß der ganze Apparat nicht ohne Friktionen fungieren konnte, die seiner ersprießlichen Wirksamkeit Abbruch thaten. Der mit dem Vorsitze in dieser Konimission betraute Funktionär, Geheimrath Freiherr von Schwegel, soll der Erste gewesen sein, dessen praktischem Blicke diese Mängel erkennbar wurden und der infolge dessen ein Promemoria ausarbeitete, worin allen diesen und anderen Bedenken offen Ausdruck gegeben wurde, um schließlich zu dem dringenden Antrage zu gelangen, daß die Agenden der bosnischen Kommission der Oberleitung eines der verantwortlichen Ministerien unterzuordnen seien. Dieser Antrag wurde im gemeinsamen Ministerrathe verhandelt und dahin erweitert, daß das Reichs-Finanzministerium hiezu ausersehen sei. Man erzählt sich, der gegenwärtige Besitzer dieses Portefeuilles habe — obzwar durch seine administrativen und staatsmännischen Erfahrungen geradezu jener Beschluß provociert wurde, insofern als man ihm die erforderliche Befähigung wie keinem ändern zurnu-thete — gleichwol gegen die ihm zugedachte Erweiterung seines Wirkungskreises lebhaft protestiert und gewisse constitutionelle Bedenken geltend gemacht. Auf diese Phase werden die Gerüchte zurückgeführt, die noch vor der Ernennung des Kabinets Stremahr über eine Reichs-Finanzminister-Krise circnlierten. teilte bezeichnen dieselben einen überwundenen tandpuukt, und es erscheint hiemit die Voraussetzung gerechtfertigt, daß eine Form gefunden wurde, welche in keinerlei Weise den Rahme« der Verfassuugsniäßigkeit überschreitet, deren strenger Wahrung man sich von dem Träger des Reichs-Schatzamtes versehen darf. Oder wird diese Form erst gesucht? Sv weit reichen meine Informationen nicht. Allerdings wird mir von einer Seite versichert, daß seit dem 24. Februar die bosnische Kommission in ihrer bisherigen Gestalt zu existieren aufgehört und deren seitheriger Präsident die erbetene Enthebung von seinen Functionen in der denkbar schmeichelhaftesten Form erhalten habe, um diese an den Reichs-Finanzminister abzugeben. Doch scheint es, als würde die endgiltige Aus« tragung dieser Frage eben Sache des angekündigten Ministerralhes fein. Die bulgarische Berfassnngsurknnde besteht aus nicht weniger als 170 Artikeln. Die wichtigsten derselben lauten wie folgt: Art. 1. Es kann keine Vergrößerung oder Verminderung des bulgarischen Fürstenthums ohne die Zustimmung der Generalconstituante stattfinden. Art. 2. Eine Grenzberichtigung, bei welcher die Linie bewohnte Ortschaften oder Städte nicht durchschneidet, kann von der ordentlichen Nationalversammlung vollzogen werden. Art. 4. Das Fürstenthum Bulgarien ist eine erbliche und constitutionelle Monarchie mit einer zeigen bis 5 Zeilen 20 lr. .!------------------ 1igg.—l_ . -\f!l Volksvertretung, und wird in ein Vasallenverhältnis zur hohen Pforte gestellt. Art. 8. Die im Fürsten vertretene legislative Gewalt bestätigt und verkündigt die von der Nationalversammlung beschlossenen Gesetze. Art. 10. Der Fürst ist der oberste Befehlshaber der Streitkräfte des Fürstenthums im Frieden wie im Kriege. Er verleiht die militärischen Chargen in Uebereinstimmung mit dem organischen Gesetz, und die Personen des Militärdienstes haben ihm Treue zu schwören. Art. 20. Das bulgarische Staatswappen ist ein goldener Löwe auf dunkelbraunem Schilde. Art.-23. Der regierende Fürst, die Fürstin und der Thronerbe werden mit dem 18. Jahre mündig. Art. 33. Die Nationalversammlung bewilligt für den Unterhalt der fürstlichen Familie jährlich eine Million Franken. Art. 36. Die Staatsreligio» in Bulgarien ist die orthodox-christliche orientalische Confession. Art. 37. Der bulgarische Fürst und seine Familie müssen sich zur orthodoxe« Religion bekennen. Eine Ausnahme kann bei dem ersten zu erwählenden Fürsten gemacht werden, wenn sich dieser schon vor der Wahl zu einer anderen Religion bekannte. Art. 50. Das Staatstiermögen gehört dem Fürstenthum, der Fürst kann nicht darüber verfügen. Art. 53. Alle in Bulgarien gebornen, nicht unter fremdem Schutze stehenden Personen sind bulgarische Unterthanen. Art. 61. Nur bulgarische Staatsangehörige können ein bürgerliches oder militärisches Staatsamt bekleiden. Art. 62. Fremde Staatsangehörige können mit Bewilligung der Nationalversammlung angestellt werden. Ieuiüelon. Die exemplarische Strafe. Erzählung aus dem Polnischen von Albert WilezynSki, übersetzt von R. 33. I. „Daß ihn Millionen Schock Donnerwetter! Das soll er büßen! Ist dieser Mensch nicht eine wahre Strafe Gottes? Der Major meint freilich, das sei so hergebracht, gut, schicklich. Schönes Herkommen, die ganze Stadt auf den Kopf stellen zu wollen! O, ich will ihrns schon eintränken!" „Aber mäßige dich, Mann, wettere nicht so laut; du weißt ja, daß ich solche Ausdrücke nicht ertragen kann“, erwiderte die geschäftige Frau int Zimmer. „Eh! warum mengst du dich in anderer Sachen? Mäßige dich, mäßige! Was geht« dich an? Kümmere dich lieber um deine Töpfe und Kinder, als um mein Donnerwetter! Es ist immer so; sobald sich irgendwie Weiber in männliche Angelegenheiten mischen, hat gewiß der Teufel die Hand im Spiele." „Laß wenigstens mich zufrieden; bin ich der Kommandant?" „Freilich bist du's, um einmal die Wahrheit zu gestehen. Du raunst mir stets i« die Ohren: Gib ihnen Ruhe, den alten Schluckern, quäle sie nicht mit Musterungen und gönne ihnen die Erholung. Jetzt siehst du die Früchte dieser Erholungen; nichts als Zank und Raufereien mit den Einwohnern, und mir schreien dann die Beschädigten zur Thür hinein: — „Herr Hauptmann! Kownacky stiftet Händel und will den Bürgern die Bärte fcheeren, und Gawlik prügelt sich in der Kneipe mit den Knechten." Ha! zum Teufel, ich weiß mir mit ihnen fo wenig zu helfen, als ob ich eine Division anzuführen hätte I Zehn Mann, zusammengelaufen aus aller Welt, wahre Rüpel, und so viel Plagen, wie noch nie in meinem Leben! Seit zwei Jahren bin ich so ein angemalter Kommandant, und schon steckt es mir wie eine Gräte in der Kehle. Ich wollte nicht darauf eingehen, Gott weiß es, daß ich nicht wollte; aber der Major machte mir weiß, bas fei ein Ruheposten für meine alten Tage, ohne Sorgen, ohne lästige Präsentationen würde mirs gehen, wie Gott in Frankreich. Und ich könnte es vielleicht bequem haben, wenn der Teufel nicht diesen Kownacky irgendwo aufgetrieben und hergebracht hätte. Der Kerl ist fast ein Greis und zieht auf nichts alB Abenteuer auS Hm! was ihm da einfällt: den Bürgern die Bärte zu fcheeren! Ein sauberer Bartkratzer! O warte, mein Lieber, ich will dir-reichlich heimzahlen!« So tobte der alte Offizier, gegenwärtig Kommandant der Invaliden und mein Vater, indem er hastig das Zimmer durchmaß. Seine grauen Augen, gewöhnlich ohne Glanz, sprühten vor Zorn; auf der Stirn entstanden Runzeln und liefen über sein Gesicht wie die Wolfen eines gewitterschwangeren Himmels. Ich und die Schwester schmiegten uns aneinander, wagten kein Wörtchen zu sagen und saßen beklommen im Winkel, denn wir hatten den Vater nie in ähnlicher Aufregung gesehen. Die Mutter, eine Frau nahe den Vierzigen, schien mit ungewöhnlicher Geduld, ja fast Gleichgiltigkeit den heftigen Monolog zu über* hören und saß mit einer Stickerei am Fenster» ohne die Augen von ihrer Arbeit weg zu wenden. Nach kurzer Unterbrechung begann der Vater Art. 67. Jeder Bulgare muß in Gemäßheit eines besonderen Gesetzes in der Armee dienen. (Die folgenden Artikel beziehen sich auf die Freiheit der Presse und der Versammlungen.) Art. 79. Die Volksversammlung ist, wie folgt, zusammengesetzt: 1.) Der bulgarische Exarch oder sein Stellvertreter und die Hälfte der Bischöfe nach ihrem Dienftalter; 2.) die Hälfte der Präsidenten und Mitglieder des höchsten Gerichtshofes; 3.) die Hälfte der Präsidenten der Bezirks- und Handelsgerichte; 4.) durch Volksabstimmung auf eme bestimmte Zeit gewühlte Vertreter. Auf 20,000 Einwohner soll ein Abgeordneter gewählt werden. — Der Fürst hat das Recht, halb so viele Mitglieder der Volksversammlung zu ernennen, als gewählte Mitglieder vorhanden sind. Die folgenden Artikel handeln von der Immunität und den Befugnissen der Volksvertretung. Volle Freiheit der Rede und der Abstimmung ist garantiert. Die Mitglieder können fünf Tage vor und dann während der Session, außer im Falle schwerer Verbrechen, nicht verhaftet und ohne Genehmigung der Nationalversammlung überhaupt nicht gerichtlich verfolgt werden. Es sind dies lauter Bestimmungen, auf welche im Verlaufe der Berathung zurückzukommen sein wird. Art. 133. Eine constituierende Nationalversammlung kann vom Fürsten, von der Regentschaft oder dem Ministerrath berufen werden. Art. 134. Der Fürst wird diese constituierende Nationalversammlung in folgenden Fällen berufen: 1.) Bei Abänderung der Grenzen des Fürstenthums; 2.) bei Aenderungen der organischen Verfassung. Art. 137. Diese constituierende Nationalversammlung wird bestehen aus der gewöhnlichen Nationalversammlung, denjenigen jüngeren Bischöfen, Richtern und anderen Beamten (Art. 79), welche ihres jüngeren Alters halber nicht zur Nationalversammlung gehören, und einer um das Doppelte vermehrten Anzahl der gewählten Vertreter der Volksversammlung. Art. 153. Die Minister sind dem Fürsten und der Nationalversammlung für alle Vorkomm nisse in ihren Verwaltungszweigeu verantwortlich. Art. 156. Der Antrag auf Ministeranklage muß schriftlich eingebracht und von einer bestimmten Anzahl von Mitgliedern der Nationalversammlung unterzeichnet sein. Art. 157. Zwei Drittel Mehrheit der anwesenden Mitglieder sind erforderlich, um einen Minister vor Gericht zu weisen. Art. 161. Das Ministerium besteht aus sieben Mitgliedern, und zwar: 1.) dem Minister für auswärtige und öffentliche Angelegenheiten; 2.) dem Minister des Innern; 3.) dem Minister des öffentlichen Unterrichts; 4.) dem Finanzminister ; 5.) dem Minister für öffentliche Bauten und Landwirtschaft; 6.) dem Justizminister; 7.) dem Kriegsminister. Art. 170. Diese Verfassung bleibt auf fünf Jahre in Kraft. Nach Ablauf dieses Zeitraumes kann sie (wie Art. 169 bestimmt, mit zwei Drittel Mehrheit) einer Revision unterzogen werden. Tagesneuigkeiten. — Zur Katastrophe in Teplitz. Am 4. März hatte das Wasser in der blosgelegten Spalte mittags eine Temperatur von 38 Grad Reauinur. Die Arbeit schreitet rüstig fort. Um 6 Uhr abends waren nach einer unmittelbar vorhergegangenen Sprengung über 13 Meter abgeteuft. Während des Tages herrschte andauernd Festjubel, im Theater fand eine neuerliche Festvorstellung statt. Die ganze Stadt war illuminiert. Es versammelten sich unter Musikklängen sämmtliche Vereine von Teplitz und Schönan auf dem in der Mitte der Stadt gelegenen geräumigen Schnlplatze, von wo aus ein Fackelzug die Straßen durchzog. — OesterreichischeKreditanstalt. Der Verwaltungsrath dieser Anstalt beschloß, der Generalversammlung vorzuschlagen, für das Jahr 1878 eine Dividende von vierzehn Gulden per Actie zur Vertheilung zu bringen und den Reservefonds mit 20 Perzent des Reingewinnes, das ist mit circa 420,000 fl,, zu dotieren, nachdem überdies aus den Erträgnissen circa 92,000 fl. an einigen Forderungen der Centrate und der Filialen und der durch die Troppauer Agentur erlittene Schaden von 305,620 fl. zur Abschreibung gelangten. — Ueberschwemmungsgesahr. Szegedin schwebt in großer Gefahr, die Theiß hat bereits Eisenbahn-Schutzdämme durchbrochen, Lehranstalten und Theater sind geschlossen. Militärassistenz wurde ausgeboten, Pontons wurden beigestellt, Zwangsarbeiter zu den Dammschutzbauten aufgeboten. — Realitäten verkehr in Bosnien. Die Käufe von Häusern durch österreichische Unter» thaueu in Serajewo mehren sich in der letzten Zeit. Meist sind Türken die Verkäufer, schon seit Jahren hier ansässige Oesterreicher die Käufer. Die Preise variieren zwischen 200 bis 300 Dukaten. Die Gebäude selbst sind gewöhnlich nicht viel Werth, aber meist umfaßt der Baugrund und Garten einen großen Complex. — Desinficierung russischer Korrespondenzen. DaS österr. Handelsministerium erließ unterm 28. v. M. nachstehende Kundmachung: „Die Korrespondenzen aus den von der Pestkrank- heit infieierten Gegenden Rußlands werden nicht nur von den russischen Behörden an den betreffenden Cordonposten, sondern außerdem auch noch an der österreichischen Grenze von den Postämtern in Podwoloczyska und Szczakowa einer Desinsection unterzogen. Diese Desinsection wird von nun an Vonseite der letztgenannten Postanstalten in der Weise vorgenomnien, daß die einzelnen gewöhnlichen Briefe. Korrespondenzkarten, Zeitungen und Begleitpapiere (Frachtbriefe) in einem Desinsectionsapparate unter Entwicklung von Carbolsänredämpsen einer mehrstündigen erhöhten Erhitzung ansgesetzt werden. Da dieses Verfahren bei den mit hartem Wachse gesiegelten Briefen eine Erweichung des Siegelwachses und Verwischung der Siegelabdrücke herbeiführt, so wird die Sicherung des unverletzten Verschlusses derartiger Korrespondenzen dadurch bewerkstelligt, daß vor der Desinsection der mit hartem Wachse verschlossenen Briese ans den Couverts derselben amtliche Siegelvignetten (Verwahrungssiegel) angebracht werden, welche durch die carbolsauren Dämpfe nicht angegriffen werden und sich nicht ab-lösen. Geldsendungen ans Rußland werden behufs gleicher Desinficierung bei den bezeichnten Postanstalten kommissionell geöffnet. Der Inhalt (Pa-pier- und Metallgeld) sowie das Convert wird sodann der Desinsection in der oberwähnten Weise unterzogen, die Sendung mit einer neuen Emballage und Adresse versehen und postamtlich versiegelt. Mustersendungen und Stückgüter (Packete und Frachtsendungen) aus den infieierten Gouvernements werden wie das Gepäck der ans diesen Gegenden kommenden Reisenden behandelt. Nach Durchführung der Desinsection werden die bezüglichen Brief- und Fahrpostsendungen sofort mit der nächsten Gelegenheit an den Bestimmungsort abgefertigt." — Ein Thronkandidat. Aus Berlin empfängt die Grazer „Tagespost" nachstehende Mittheilung : „Eine neue Kandidatur für den bulgarischen Fürstenthron ist ausgetaucht oder sie ist vielmehr von hier ans lanciert worden: kein anderer als der Herzog von Cnmberland (Kronprinz von Hannover) soll „König" von Bulgarien werden. Man schafft damit den in Deutschland für den Augenblick allerdings nicht sehr gefährlichen, später aber doch vielleicht unbequemen Prätendenten aus dem Wege und beschwichtigt zugleich einzelne Gewissensbedenken. Es scheint, daß man vorläufig in Petersburg vertraulich angeklopft hat und daß die dort eventuell nachgesuchte Vermittlung nicht ganz von der Hand gewiesen wnrde." — Dr. v. Dötting er, tfer excommunicierte und mit Bann belegte Priester, empfing anläßlich seines 80jährigen Geburtsfestes folgendes königliches Handschreiben: „Mein lieber Herr Reichsrath einen Gang durchs Zimmer, als suchte oder spähte er nach etwas, denn nachdem er einige male auf diese Weise die Runde gemacht hatte, hielt er vor der Mutter, blieb stehen und schwieg. Die Mutier lächelte unmerklich, .erhob den Kopf und sagte, mit der Hand auf den anliegenden Alkoven deutend, zu mir: „Hans, bring' die Pfeife!" Ich sprang rasch auf und brachte die gewöhnlich benützte Ungarpfeife mit kurzem Rohr, die, ganz mit Tabaksaft beschmiert, deshalb hohes Ansehen genoß. Es war eine Schwache von ihm, daß er nie wußte, wohin er die Pfeife nach dem Ausrauchen gestellt hatte. Wenn sich nun bisweilen die Mutter über die stets mit Rauch erfüllten Zimmer ärgerte und nicht sagen wollte, wo sich die Pfeife befände, ging er wol eine halbe Stunde in der Stube herum, lugte in alle Winkel und suchte erfolglos, was gauz natürlich war, da er bei einem solchen Rundgange aus andere Gedanken kam und nur aus Gewohnheit mit den Augen in allen Ecken umherirrte. Als er jetzt seine geliebte Pfeife erhalten, brannte er sie am Kamin an und begann seinen Spaziergang aufs neue, diesmal aber mit gemäßigteren Schritten, was nach den Erfahrungen der Mutter ein Sinken seines Zornes bedeutete. Doch blies er dichte Rauchwolken aus, passte laut mit dem Munde und brummte etwas in sich hinein. Plötzlich stand er still. Ein neuer Gedanke mochte ihm gekommen sein, weil er grollte: „O warte! Aus eine Woche stecke ich dich ins Loch, bei Gott, auf eine Woche!" Die Mutter blickte von ihrer Arbeit auf, sah den Vater mit demselben sonsten, aber etwas ironischen Lächeln an und sagte: „Ja, wohin denn? Wohin?" „Ins Loch, versteht sich; begreifst du das nicht?" „Allerdings, ich begreife es fehr gut und frage nur um den Ort; du weißt doch, daß ich das Lokale, welches als Arrest dienen soll, schon lange als Speisekammer benütze, und müßtest ihn höchstens in den Keller sperren." „Das habe ich von dir! Da sieht man, wohin mich deine Wirtschaft brachte: statt eines Kommandanten machtest du ans mir einen Bauern. Ich bin wahrhaftig ein schöner Kommandant! Kartoffel setzen, Gerste und Korn säen, statt die Kompagnie zu führen, zu beaufsichtigen .... und" „In den Arrest zu stecken", fügte die Mutter hinzu. „Ich bitte dich, mich mit diesen boshaften Bemerkungen zu verschonen. Die Zeiten deiner terrschaft sind zu Ende: von heute an will ich ommandant sein, verstanden?" Bei diesen Worten kreuzte er beide Hände samint der Pfeife auf dem Rücken und beugte sich über das Gesicht der Mutter. „So sei in Gottes Namen Kommandant, mein Lieber; es hält dich ja niemand davon zurück." „Also, augenblicklich wird alles aus der Speisekammer hinausgeworfen!" — Und sich zu mir kehrend, sagte er: „Rufe Gleichen!" Ich stürzte in die Küche, und im selben Momente zeigte sich in der Thür das dicke Gretchen mit einem Küchenmesser in der Hand wie eine Köchin, denn sie verrichtete nach Maßgabe des Bedürfnisses zu den verschiedenen Tageszeiten allerlei Geschäfte. „Lauf in dir Stadt und heiße Dufzak augenblicklich zu mir kommen, verstanden?" „Ja wol, gnädiger Herr, aber die Suppe wird mir überlaufen . . . „So laß sie überlaufen, Millionen Donnerwetter! Habt ihr euch heute alle gegen mich verschworen, was? Vorwärts, wenn ichS sage!" (Kvrtschnng folgt.) Dr. o. Döllinger! Ich nehme an der Freude des Tages, der als Ihr 80. Geburtstag gefeiert wird, von Herzen Antheil und sende Ihnen zum Beweise dafür, daß ich Ihrer an diesem Tage besonders gedenke. gerne meine innigsten Glück- und Segens-Wünsche. Im Interesse der Wissenschaft, welcher Sie als eifriger, nie ermüdender Forscher Ihre glänzenden Gaben gewidmet, wünsche ich, daß Sie in der Ihnen eigenen Rüstigkeit des Geistes und Körpers die äußerste Grenze menschlichen Daseins erreichen mögen. Empfangen Sie, mein lieber Reichsrath, die Versicherung, daß ich Ihnen stets die huldvollste Gesinnung und das aufrichtige Wohlwollen bewahre, mit welchem ich bin Ihr wohlgeneigter König Ludwig." Lokal-undprovinzial-Angelegenheiten. — (Zur silbernen Hochzeit desKai-serpaares.) Au alle Staatsbehörden und Aemter ist die folgende Verlantbaiung des Finanzministeriums ergaugen: Aus Anlaß der 25jährigen Vermählungsfeier des Kaiserpaares werden Silber-Denkmünzen im Feinsilbergehalte von 2 fl., ähnlich den im Jahre 1854 zur Verkeilung gelangten sogenannten Vermählungsmünzen, geprägt und an sämmtliche Staatsbedienstete, ohne Unterschied der Diäteuklasse, am 1. Mai l. I. unter Anrechnung in den Gehalt ausgesolgt. — (Landesgesetz.) Heute wurde das IV. Stück des diesjährigeil krainischen Landesgesetzblattes ausgegeben und versendet. Dasselbe enthält unter Nr. 11 das Landesgesetz vom 16. Februar 1879, betreffend die Haltung von Znchtstieren. — (Geschäfts um fang.) Bei der hiesigen Filiale der österr.-ungar. Bank wurden im Verlaufe des Jahres 1878 Bankanweisungen im Gesaimnt-betrage von 2.377,689 fl. ausgestellt. — (Prüfungen der Hebam men.) Am 27. und 28. v. M. fanden an der hiesigen k. k. Hebammen-Lehranstalt die strengen Prüfungen in slovenischer Sprache statt. Von 15 Schülerinnen, welche sich der Prüfung unterzogen, erhielten 5 den Calcnl „sehr gut". 8 „gut". 1 „genügend" und 1 wurde reprobiert. Von diesen Priisungs-Kan-didatinnen gehörten 12 dem Lande Krain. 2 der Steiermark und 1 Kroazien an. — (Vergnügungs-Anzeiger.) Heute abends im Gasthause „zur Sternwarte" Zither- und Gesangsproductionen. — (Sterbefall.) Am 3. d. M. starb in Graz Herr Dr. Franz Freiherr v. Ulin, k. k. Oberlandesgerichtspräsident in Pension, nach kurzem Leide» im 78- Lebensjahre. — (Straßenbauten.) Am 24. d. M. wird im Amtslokale der Bezirkshauptmannschast Adelsberg die Ausführung mehrerer Baulichkeiten auf der Triester-, Wippach-Görzer-, Birnbaumer-straße und auf anderen Straßenzügen an die Min-destfordernden überlassen werden. — (Milcharti ges Brunnenwasser.) In Podgier im Bezirke Stein bemerkte man am Morgen des Aschermittwochtages — so erzählen die „Novice" — in allen Brunnen, daß das Wasser in denselben in der letzten Faschingsnacht weiß wie Milch geworden sei. Diese Erscheinung gab Anlaß zu allerlei abergläubischen Conjuneturen. — (Neuer Roman.) Mit diesen wenigen Zeilen lenken wir die Aufmerksamkeit unserer geehrten Leser und Leserinnen auf den neuesten, in allen Gesellschaftskreisen Sensation erzeugenden Roman, betitelt „Ritter voin Gelbe", aus dem Wiener Leben gegriffen von Theodor Schiff, Wien, Manz'sche k k. Hof-, Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 1879. Preis 2 fl. 50 kr. österr. Währ. — Aus dieser neuesten Erscheinung auf dem Büchertische erfahren wir sichere Details über die „Krach- und Schwindelzeit", und begegnen in derselben vortrefflich gezeichneten Charakteren und constatierten That-fachen. Dieser Roman ist auch durch die hiesige Buchhandlung v. Kleinniayr & Bamberg zu beziehen. — (Aus der B ühueuwelt.) Gestern eröffnete im Stadttheater zu Graz die aus 48 Negern bestehende Gesellschaft von Jarret und Palmer mit dem Schauspiele „Onkel Toms Hütte" ein nur ür wenige Tage vereinbartes Gastspiel. Die Vorstellungen finden nach Bericht der „Tagespost" in deutscher Sprache statt, und sollen sich in der Gesell-Ichast vorzügliche Schauspielkräfte befinden. Ebenso sollen die von den Negern gesungenen Vocalchöre eine außerordentliche Wirkung machen, sowie die Nationaltänze und Spiele höchst interessant sein. Den größten Theil der Decorationen, die in Amerika nach der Natur gemalt wurden, bringen die Herren Jarret und Palmer mit. — (Landschaftliches Theater.) Man ladet eine in abgelanfener Saison sich hier beliebt gemachte und derzeit an einer Wiener Bühne engagierte junge Schauspielerin zu einem Gastspiele ein, setzt bei Abgang aufgelegter Rollen an Stelle der zur Aufführung projektierte» Bühnenwerke theils bekannte, theils veraltete Lustspiele auf die Tagesordnung, erhöht die Eintrittspreise, vertheilt die Rollen in den letzten Stunden, läßt den Souffleur die Hauptrolle spiele» und hofft, auf solchem Wege gute Geschäfte zu machen und das Publikum zu anlüsiere». Die Theaterleit»ng lenkt, jedoch der gesunde Sinn des Publikums denkt, das gestrige zweite Gastspiel der Schauspielerin Fräulein Nnscha Butze war gar spärlich besucht, das bekannte drei-actige Lustspiel „Spielt nicht mit dem Feuer" (vou Gustav v. Puttitz) übte auf das Publikum keine magnetische Kraft aus. Frl. Butze spielte die Rolle des „Minchen" vorzüglich, der naiv-kindliche Charakter brillierte in den schönsten Farben; anch die Fräulein W i l h e l m i (Alice), L a n g h o s (Nettchen) und Binder (Therese) traten sicher in den Kampf, um desto unsicherer sämmtliche Herren, weshalb dem Ganzen das Präcise, Zündende, Klappende und Erheiternde abging. Bei derartigen Bühnenverhältnissen könnten selbst die Koryphäen des Wiener Hofburgtheaters, wenn solche heuer unsere Bühne als Gäste betreten würden, keine Wunder wirken, außer sie brächten Anziehungskraft besitzende Bühnenprodukte und assistierende, rollensichere Schauspieler mit. — (Aus deu Nachbarprovinzen.) Die Gründung eines Musikvereiues in Cilli ist nach Bericht der „Cillier Ztg." als sicher anzusehen; bis heute wurde ein Betrag von 1800 fl. (200 fl. Grün-dungs- und 1600 fl. Unterstützuugsbeiträge) gezeichnet. Herr Czansky, derzeit Kapellmeister des Jns.-Reg. Erzherzog Leopold, wird sich ins Privatleben zurückziehen und die artistische Leitung dieses Musikvereins übernehmen. Das Gründnngscomite hat die aus 25 Paragraphen bestehenden Statuten entworfen, welche in der am 3. d. M. stattgesundenen Generalversammlung angenommen wurden. — Der steiermärkische Laudesausschuß hat der Stadtgerneinde Cilli die Aufnahme eines Darlehens von 100,000 fl. bewilligt. — (Erdabrutschungen im Bezirke Tüffer.) In St. Rupert fanden wieder Erdabrutschungen statt, wodurch nicht nur die Grundstücke des Valentin Kanduscher und Martin Zwirn, sondern auch deren Gebäude beschädigt wurden. So wurde dem elfteren ein Viehstall, dem letzteren dagegen das Preßgebände zerstört. Eine nicht unbedeutende Abrutschung fand auch beim Grundbesitzer vulgo Krainz in Senze nächst St. Margarethen bei Römerbad statt, wobei das Wohnhaus unter anderen Beschädigungen bedeutende Sprünge erhalten haben soll. — (Rudolf-Bahn.) Die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Rudolf-Bahn über den Betrieb der Pontebabahn sind bereits so weit vorgeschritten, daß der Verwaltungsrath seilte prinzipielle Zustimmung zum Abschlüsse des Betriebsvertrages ertheilen konnte. Das Präsidium des Verwaltungsrathes wurde ermächtigt, den Vertrag definitiv zu vereinbaren, und die Unterzeichnung desselben dürfte schon in den allernächsten Tagen erfolgen. Die Verständigung wurde aus Grund der von uns bereits mitgetheilten Bedingungen erzielt. Die Aufgabe der Verfassungspartei. Auch der Reichsrathsabgeordnete Dr. Eduard S u e ß hielt in der letzten Versammlung des Wiener Bürgervereins einen Vortrag und wählte das Thema: „Die Verfassungspartei in Oesterreich und ihre Aufgabe." Dr. Sueß wirft in feinem Bartrage einen Rückblick auf die Ursachen, welche eine Spaltung der ursprünglich einig gewesenen VersassungS« Partei hervorgerufen haben; schon die volkswirth-schaftliche Krise habe Differenzen hervorgerufen, welche sodann durch die Frage des Ausgleichs mit Ungarn und neuefteus durch die orientalische Politik sich zu einem klaffende» Riß erweitert haben. Den Ausgleich mit Ungarn kann Redner nur billigen; in ihm seien die gerechten Wünsche beider Reichshälften befriedigt worden. Die Orientpolitik habe aber eine noch weitere Kluft in der Verfassungspartei hervorgerufen. „Ich achte jede Meinung, um sie aber achten zu können, muß ich dieselbe kennen, und ich muß gestehen, daß ich die Meinung unserer Gegner in der Orientpolitik nicht kenne." Man fordere die Politik der Passivität, d. i. die Aufgebuug der eigenen Interessen; man setze den Ideen des Ministers des Aeußern nicht positive Ideen entgegen, sondern bekämpfe dessen Politik nur vom formalen Standpunkte aus. Man greife Spezialfragen, wie neuestens die Zivilverwaltung Bosniens, heraus, suche die Abgeordneten im vorhinein, ohne die Absichten der Regierung zu kennen, durch Unterschriften zur Bekämpfung der Regierungspolitik zu biuden, und treibe nur sterile Opposition. Es sei nun nothwendig, die Verfassungspartei wieder zu einigen. „Was trennt uns? Nicht Freiheitsfragen, nicht ökonomische Fragen, lediglich die äußere Politik. Wir glaube» nicht, daß die weltgeschichtliche Mission Oesterreichs durch Gesetzesinterpretation gelöst werden könne." Die orientalische Frage bestehe, seitdem es den Türken nicht gelungen, staatenbildend zu wirken. Oesterreich habe Ungarn, Siebenbürgen, Kroazien den Türken entrissen Später sei es durch Rußland abgelöst worden. „Die Frage ist: Hat Oesterreich im Oriente Interessen? Allerdings: wenn wir den Handel mit dem Orient verlieren, so ist unser Lebensnerv unterbunden." In der Donau liege der Handel Oesterreichs. Nicht die Occupation Bosniens, sondern Bulgarien, Ostrumelien bergen für Oesterreich die Gefahr; Arab-Tabia bedeute die Freiheit der Donau. Was noththut, ist nicht, zusammenzntreten und Resolutionen zu fasse», wie die Verwaltung Bosniens beschaffen sein solle — nothwendig ist, zusammenzutreten und zu beratheu, wie der Regierung die Mittel geboten werde» können, um die Interessen der Monarchie zu wahren. Die Aufgabe der künftigen großen Partei sei es nun, einig zu sein in sich selbst, d. H. in minder wichtigen Fragen die individuelle Meinung opfern zu können; die Regierung zu stützen, wenn sie es verdient, sie zu stürzen, wenn sie den Tendenzen der Partei entgegenwirkt. Der latente Kamps aber, der keine reformatorifche Idee reifen läßt, müsse ausgegeben werden; Aufgabe dieser Partei fei es ferner, sich ihrer großen Verantwortlichkeit bewußt zu werden, sodann zu erkennen, bis zu welcher Grenze eine Partei überhaupt Berechtigung hat und im stände fei, das Partei-Interesse dein Reichsinteresse zu opfern. „Eine Parteipolitik in Orientfragen gibt es nicht, es gibt nur eilte Reichspolitik." Endlich fei es Aufgabe dieser Partei, allen Theilen der Bevölkerung als Leuchte und Vorbild in dem Glauben an die Macht und Zukunft des Vaterlandes voranzugehen; es sei schmachvoll, sein Vaterland zu unterschätzen. Oesterreich sei weit mehr, weit mächtiger, als man glaubt. Die Bildung einer solchen Partei fei die Aufgabe der nächsten Reichsrathswahlen. Oberlandesgerichtsrath Dr. Martinak. Die Grazer „Tagespost" widmet dem vor kurzem in Graz verstorbenen Oberlandesgerichtsrathe Herrn Dr. Heinrich Martinak folgenden ehrenvollen Nachruf: Das jüngst erfolgte Ableben des Oberlandes-gerichtsrathes Herrn Dr. Martinak hat nicht blos in Beamten- und Juristenkreisen, sondern auch über dieselben hinaus die gerechteste Theiluahme und Trauer erweckt. Martinak war ob seiner strengen Rechtlichkeit, seines edlen Wesens, wie wegen seiner Tüchtigkeit im Amte nicht blos eine hochgeachtete, sondern auch eine sehr beliebte Persönlichkeit. Das Gremium des Grazer Oberlandesgerichtes verliert an ihm eine ausgezeichnete Kraft, einen Justizbeamten, der über der ermüdenden, trockenen Praxis immer ein treuer Anhänger der Wissenschaft geblieben ist und erleuchtet von ihrem Geiste sich in den verwickeltsten Fällen leicht zurechtgefunden hat. Klar und scharf, ruhig und objektiv war Martinak immer nur der Sache, dieser aber ganz aus den Kern gegangen. Es sei uns gestattet, heute kurz auf den Lebenslauf des zu früh Verblichenen zurückzukommen. Heinrich Martinak, Sohn des Gymnasialprofessors Lukas Martinak, geboren am 3. Juli 1826 zu Capodistria, erzogen in Laibach, hat die Universitätsstudien in Wien absolviert. Er wurde dort im Jahre 1845 zum Doctor philosopliiae promoviert und erhielt im Sommer 1847 das Absolntorium über die rechts- und staatswissenschastlicheu Studien; im Jahre 1848 war Martinak, der sich ursprünglich dem Nniversitätslehrfache widmen, wollte, Mitglied der akademischen Legion zu Wien. Bald daraus trat derselbe als Auscultant beim Landrechte in Laibach in den Staatsdienst; im Jahre 1850 noch der Organisierung der Gerichtsbehörden bekleidete derselbe die Stelle eines Staatsanwalts-Substituten zu Gottschee. Vier Jahre später erfolgte seine Ernennung zum RathSsckretär in Laibach, woselbst er sich im Jahre 1857 mit Fräulein Karoline Edlen v. I o s ch, Tochter des dortigen LandesgerichtS-Präsidenten, vermählte. Im nächsten Jahre wurde er zum Staatsanwalte beim Comitatsgerichte in Warasdin ernannt. Die bekannte Entsernnung deutscher Beamten aus Ungarn, Kroazien und Slavonien im Jahre 1861 brachte es auch mit sich, daß Staatsanwalt Martinak in Disponibilität versetzt worden ist. Im Jahre 1861 wurde derselbe zur aushilfsweisen Dienstleistung dem Kreisgerichte Cilli zn-getheilt und daselbst drei Jahre später zum Landes-gerichtsrathe ernannt. Als Gesangenhans-Jnspektor in Cilli wurde Martinak für sein ersprießliches Wirken mehrfach belobt, und anläßlich der Einführung der neuen Concursordnnng hielt derselbe für die Richter und Advokaten dort Vorträge, die sich durch die vollste Bewältigung des in vielen Richtungen neuen Stoffes auszeichneten. Im Oktober 1869 übernahm Dr. Martinak die. Leitung der k. k. Staatsanwaltschaft in Klagensnrt, welchen Posten er bis zu seiner Ende 1871 erfolgten Ernennung zum Rathe des steiermärkisch kärntisch-komischen Oberlandesgerichtes in Graz versehen hat. Als zu Beginn des Jahres 1874 die neue Strafprozeß Ordnung in das Leben trat und mit ihr die Wirksamkeit der Schwurgerichte, da war eS OberloudesgerichtSrath Dr. Martiuok, der mit dem Präsidium eines Schwurgerichtspräsidenten bei dem Kreisgerichte in Cilli betraut worden ist. Aus diesem schwierigen Posten Hatte Dr. Martina! in den Jahren 1874 und 1875 reichlich Gelegenheit, sein Wissen und Können, seine Unparteilichkeit und die Gabe der Leitung in der gefälligsten und doch würdevollsten Weise zur Geltung zu bringen. Durch und durch von seinem erhabenen Berufe erfüllt, vollständig Herr der Situation, wickelte Dr. Martinak die heikelsten Prozesse mit geradezu bewundernswerther Einfachheit und Klar- heit und mit einer Objektivität im Resume ab, die als leuchtendes Beispiel zu dienen geeignet war. Die Berufung von Räthen des Gerichtshofes zweiter Instanz zu Schwurgerichts-Präsidenten in der Provinz hat überhaupt den nur zu deutlich fühlbaren Vvrtheil gehabt, daß nicht blos die Verhandlungen trefflich geleitet, sondern daß, unbeirrt von lokalen Einflüssen der verschiedensten Art, auch streng objektive Resumes gehört wurden, welchen gegenüber im Publikum nie und nimmer die Meinung aufkommen konnte, der Vorsitzende sei ja strenger wie der Ankläger . . . Wer vor zwei Jahren die öffentlichen Vorlesungen des mit Recht gefeierten Kriminalisten Dr. Schütze über Schwurgerichte auf der Grazer Universität frequentiert hat, konnte unter den aufmerksamsten Zuhörern immer Dr. Martinak treffen, und fand im Juristenvereine in Graz ein interessanter Vortrag oder eine Discnssion statt, so fehlte Dr. Martina? gewiß nicht unter den Theil-nehmern. Der Sinn für die Wissenschaft war eben in dem Justizbeamten Martinak immer lebendig, und diesem Sinne verdankte derselbe wol hauptsächlich das, was er Treffliches geleistet. Witterung. Laibach, 6. März Herrlicher Tag, wolkenloser Himmel, schwacher Ost. Temperatur: morgens 7 Uhr — 3 0 , nachmittags Z Uljt + 5 3" C. (1878 + 12 8"; 1877 + 34" C., ibatometer 742 34 Millimeter. Das gestrige Zayceinittel bei Atfärmc + 2 8°, um 0 3" über dem Normale. Angekvmmcne Fremde am 5. März. Hotel Stadt Wien. Dien», Fuchs, Krecmar und Ulmann, K'slte., Wie». — Ludwig, Wta[ä)iucu|abiitant, Graz. — Furlan, Beamter, Rudolsswerlh. — Tuchschmir, Schweiz Hotel Elefant, ünuuer und Ekl Henriette, Lehrerin, Trisail. Kaiser von Oesterreich. Grünthal, Wirthin, Graz. Mohre». Stotz, Billach. Lebensmittel-Preise in Laibach am 5. März. Weizen 6 ft. 50 tr., Korn 4 fl. 55 kr., Gerste 4 fl. 21 kr., Hajer 2 fl. 76 kr., Buchweizen 4 st. 21 kr., Hirse 4 fl. 55 kr., Kuknrutz 4 fl. 20 fr. per Hektoliter ; Erdäpjel 2 fl. 85 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 7 fl. — fr. per Hektoliter; Rindjchmaiz 90 tr., Schweüisett 76 tr., Speck, frischer 52 tr., geselchter 70 kr., Butter 76 fr. per Kilogramm ; Eier fr. per Stuck; Milch 7 tr. per Liter; Rindfleisch 54 tr., Kalbfleisch 50 tr., Schweinfleisch 48 fr., Schöpsenfleisch 36 fr. per Kilogramm; Heu 1 st. 87 tr., Stroh 1 st. 51 fr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 8 fl. — tr., weiches Holz 5 st — tr. per vier L-Meter; Wem, rother 20 fl., weißer 16 ft. per 100 Liter. Theater. Heute (ungerader Tag): Drittes Gastspiel des Fräuleins N u s ch a Butze vom f. f. privilegierten Theater an der Wien: Der Pariser Taugenichts. Lustspiel in 4 Steten von Carl Töpfer. Telegramme. Budapest, 5. März. Der Ausschuß der österreichischen Delegation nahm mit allen gegen zwei Stimmen beit Antrag Sturms an, das außerordentliche Heeresei fordernis für die occupiei teu Provinzen in 1879 statt mit 34'/, mit 30 Millionen feststellend, und mit 11 gegen 8 Stimme» den weiteren Antrag Sturms, womit die Regierung aufgesordert wird, die Occupatioust, uppen unter die für das vierte Quartal 1879 in Aussicht genommene Anzahl zu vermindern und dieselben auf beit Friedensstand zurückzuführen. ^ Minister Hofmauu gab em ausführliches Expose über die Verhältnisse in de» vlcupierteu Provinzen. Früher beantwortete Graf Andrassy verschiedene Fragen: Die staatsrechtliche Stellung der Okkupierten Länder werde, wenn der Zeiipuukt herangetreten, von den beiderseitigen Legislativen bestimmt werden; heute wäre eine Discussiou hierüber abträglich. Betreffs Novibazars handle es sich nicht um eine Occupation, sondern um bloßes Garnisonsrecht in einzelnen Orten unter Aufrechterhaltung der türkischen Herrschaft; von einem Aufgeben dieses Rechts sei keine Rede, aber die Regierung habe auch gegenwärtig keine Veranlassung, die Ausübung dieses Rechtes zu beschleunigen, das in voller Freundschaft mit der Türkei ohne wesentliche Opfer vollzogen werden soll. Rußland forderte die Mächte auf, betreffs der Grenzfrage an die Delimitationskommissionen detaillierte Instructionen zu erlassen, doch sei eine Revision des Berliner Vertrages keinerseits angeregt , würde auch keinerseits angenommen. In der Ärab-Tabia-Frage sei allerdings die definitive Lösung durch eine Botschafterkonfereiiz in Aussicht genommen, worüber verhandelt wird. Ein positiver Antrag wegen Aufhebung der Beschränkung, daß der Gouverneur von Ostrumelien ein Christ sein müsse, wurde nicht gestellt. Die Bulgaren verlangen auch die Balkauabhäiige zur Sicherung ihrer Defensivstellung; diese Frage sei dem Studium der Delimitationskommission Vorbehalten. Eine Botschafterkonferenz in Berlin wurde keinerseits augeregt. Berlin, 5.März. Der Reichstag lehnte mit großer Majorität die Verweisung der ©traf-gewallsvvrlage an die Kommission ab. rm gm ..rAi» f jeder und heftigster Art MJtM 1E11 W¥ tvlE • beseitigt dauernd das berühmte Pariser I lto», wenn kein anderes Mittel hilft I Flacon ä 50 kr. bei Herrn Apotheker Birschitz. (13) 10—7 Spitzwegerich-Saft. Dieser unschätzbare Saft bient als Heilmittel für Brust- und Lungeiilciden, Brouchial-Ver-schleimnilg, Husten, Heiserkeit k. Eine große Flasche sammt Anweisung kostet 80 tr., eine kleine Flasche sammt Anweisung 60 kr. Depot für Kraiu bei Victor v. Trnköozy, Apotheker „zum goldenen Einhorn" in Laibach, Rathausplap Nr. 4. (77) 15—9 Wiener Börse vom 5. März. Allgemein« Stauts-fcftuW. Papierrenle............ -toilberrente.......... Wolbrente.............. SlaatSlose, 1854. . . „ 1860. . . * 1860(5tel) „ 1864. . . ^rnntlenllaftunu»- (Wiguliuncit. Galizien............... dieoeitbiirgen . . . iemefer Banal . . . Ungarn ................. Untier« öfUntfidit Auleluu. Lonau^rliegul.» Lole . llltg. Praunenanlehen Wiener üulehen . . . Udun v. Lunken. frrebitaiiftalt f.H.u.G. Lscvmple-Äes.. n.ö. . Jlatu'nalbaiif.......... (Selb Ware 62 öS 63- 63-90 64- 75 75 75-90 11) 50 111 75 116 - 116 2 f. 126 — 126*f)0 149 — 149 50 tichen v. draiupuri Huteriwäeiuoytn. älfölb Bat)li............ Lonau - Dampfschiff . 5liiabetb-itiL^ernow«y jlODD'A'tfeieUic&ajt • 7 25 81 2o 104 75 84-:.0 95 232 781*— 11 ö*— ft 5- - »7-50 77 — 78-82 105 — 84 75 95 2.'. *32 20 792 11950 516 — 167 50 t68 — 2-92 2v96 132 50 133 -221 7hlz22'— 122 - 0,122-öö8* —|599 - Norbweftbahn . . . RudolfS-Bahn . . . SlaarSbahn .... Sübbabn.............. Ung. Norb ostbahn . $)fandSrtcfc. Bobenkreditanstalt in Golb........... in österr. Währ. . Nationalbank.... Ungar. Bobenkrebit- prioritüt»-OLkig. Elisabethbahn, l.Em. Ferb.-Norbb. i.Silbei Yranz»2oseph-Bahn. Galiz.K-Lubwigb.l.L. Oest. Norbweft-Babu Siebenbürger Bahn StaalSbahn, 1. (£m. Sübbahn & 3 Perz. ff io „ . ßriouifufe. fttebitlofe ......... Utubolfflftiftung. . . Devise». Vonbon .............. Gekäsortea. Dukaten............ 20 Franc- . . . . 100 d. Reichsmark Silber............ «Selb 115 25 119 — 245 - 64 50 116 — 110 75 97*40 100 50 95 50 93 80 103 50 88 20 100 40 88-20 «4 -16 '50 U2 40 99 25 164 75 16 60 116 60 5 49 9*29 57-30 10o - Ware 115-50 119-25 845-50 67— 116-50 111 — 97 60 100 75 95 75 94 — 104 — 88-40 100-70 88-40 64-25 162 — 112*76 99.50 165 — 17 — 11670 551 9 29»,, 57-40 ICO — Telegrafischer Kursbericht am 6. März Papier-Rente 63 30. — Silber-Rente 64—. — Bold» Rente 75 90. 1860er Staats-Anlehen 116—. — Bank- aktien 793. - Kreditactieu 232 25. — London 116 60. — Silber — St. k. Münzdukaten 6 54. — 20-FrancS- 5 tüefe 9-28«/,„. — 100 Reichsmark 57 30. Druck von Jg- v. Klcinmayr & Fed. Bamberg Verleger: Oltomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Franz Müller.