2N2FUUNN2UN lnr Annst, Wissenschaft nnd geselliges Jeden. Nedigirt von Fran; Hermann von Hermannsthal. ^ 'UV. . Montag am 3^. Iänner t^4V. MH ' Von dieser Zeitschrift erlche,nen wöchentlich zwei Nummern, jedes Wal ein halber Noaen. Der Preis des Blaues ist in Laibach aanziüdrlgü, «l^»^ talbiäbria z st. Dur«, die f. l. Post unter douveri ,n,i portofreier Zusendung aani,äbr,a », balbiäbrig 4 st. s, M., uno w,rd oalbiabria »°rau«> befahlt. Alle l. k. Postämter nedmen Pränumeralion nn. I» üa,bach vränumerirl man beim Verleger a,n Raan, Nr. erste,, Slocte. Gedichte «on Joseph Pbilib ert. 3. Menscheuherz. Sonett. ^ m Vergesgipfel schimmern Marmorhallen, D'rin sieht die Harfe mit de» Silbersaiten. Aus allen Zonen und aus allen Weiten Sieht man den Verg hman die Pilger wallen. Aufspringt das Thor von funkelnden Krystallen» Sie treten in den Tempel, den gefeiten. Das ist ein Ringen und ein edles Streiten! Wen, soll zuerst die Silbcrharfe schallen? Und Mancher glaubt sie regelrecht zu spielen. Er drangt sich vor mit kecke,» Stolz aus Vielen, Da schreit die Harfe ach! in Iammertönen. Ihr seid erschrocken? Tretet vor, wer wähnt es. Zu kennen von euch allen Adamssühncn Den innern Vau des Wunderinstrumentes?! 4. Trost. Sonett. Das kleine Nlatt am Riesenbau,« des Lebens Ist preisgegeben kaltem Winterfrost, Dem Etxrm, dem Regen, und dem starren Ost. Es fällt. Und war sein Grünen denn vergebens? Ist Gräberssaub das Ende seines Etrebcns? Wird es in Nichts vergeh'« wie bünder Rost? Verfaulen wie der Hefen, den der Most Auswirft im Kampf des Gcihrens und des Hebens? Der gute Engel birgt das welke Blatt I n goldner Kapsel bis zu jenen Zeiten, Wo seinen Mantel aus dem Heer wird spreiten. Und was sein Engel hier gesammelt hat. Wird er mit klarem Kenneraugc sichten, Den Willen auch, die That allein nicht richten. Heraldische Episteln. Von Nominalis. Weiß und Roth. (Fortsetzung.) Gleichwie also dargethan worden, daß schon in der vorösterreichischen heidnischen Zeit Weiß und Roth.he­ raldische Grund- und Lieblingsfarben um und an der Do­nau gewesen, vorbedeutend den Geschmack der Oesterreicher an diesen Farben, also vernehmen Sie, wie seit dem drei­zehnten Jahrhunderte daß genealogische Weiß,und Roth der österreichischen Babenberger seine heraldische Anziehung­kraft bewährt hac. War es nicht der silberne zweigeschwänzte Löwe im rochen Schilde, dem es nach des letzten Baden­bergers tragischem Ende unter vielen Bewerbern gelang, in's rothe Nachbarfeld vorzudringen, mit einem Sprunge über die Donau zu setzen, und sich des silbernen Quer­balkens zu bemächtigen, sofort den feuersprühenden Pan­ther der Steiermark zu kirren, sich den roth eingefaßten Hut der Windenmark aufzusetzen, und sich mit den Ge­schlechtsuerwandcen drei Löwen Kärntens, wie auch mit dem Adler Krains zu befreunden? Dieses Letztere war dem klugen, doppeltgeschwänzten, goldgekrönten Silberlöwen um so leichter, als er den mährischen und schlesischen Adler über die Alpen durch die blauen Lüfte vorausgesendet hatte, wohl wissend, daß sich das heraldische Geflügel leichter unter sich als mir den Vierfüßlern verständigt. Zur grö­ßeren Sicherheit scheint sich auf jener Fahrt der mährische Adler in die gemeinschaftlichen österreichisch-böhmischen Grund­farben gekleidet, und mit der alten Krone des großmähri­schen Reiches geschmückt zu haben, dadurch geschehen, daß in den Gegenden von Marburg, Mareith, Mäh­renberg die alten Erinnerungen an die mährische Dyna­stie des Privinna, Kogel und Brazlaw wieder er­wachten und dem Silberlöwen gleichsam den Weg bahnten. Wie gut dies Alles berechnet war, hat der Erfolg gezeigt. Der krainische Adler fand so viel Geschmack an den böh­misch-österreichischen Grundfarben, daß er in der Folge einen Theil seiner Brust damit bedeckte, und dadurch seine Sympathie für den mährischen Adler heraldisch bethätigte. Alle diese Wunder wirkte das alte geheimnißvolle Weiß und Rot h im genealogischen Wappen Oesterreichs, und war darob neben großem Erstaunen mancher Neid und Verdruß unter den heraldischen Thieren durch die weiten Gau« Großdeutschlands. Denn der zweigeschwänzte böh­ 3t4 mische Silberlöwe, im Besitz«: des österreichischen silbernen Querbalkens, herrschte von der Ostsee bis an das asiati­sche Meer in stolzer Größe, und schien mitten im Jam­mer der kaiserlosen Zeit den goldnen Glanz des heiligen römischen Reiches verdunkeln zu wollen. Da wendete der deutsche Reichsadler schnell hin gen Schwaben den Hö­hen zu, die ihre riesigen Häupter der Sonne entgegen strecken, und in dem Aargau angelangt, ließ er sich auf den Trümmern von Vmäumküj» nieder, die Habsburg und ihren gekrönten rothen Leu im goldenen Felde forschenden Blickes betrachtend. Dann hob er sich, und als er die kräftige Burg dreimal umkreiset, eilte er nach Basel, dem Grafen Rudolp h des Reiches Schwert zu überbringen, und ihm als seinem Herrn zu huldigen. Mahnend an die Tage Karl's des Großen und ewigen Ruhm verheißend, befahl er dem rothen Löwen, des Goldes alten Sonnen­ 'glanz zu schirmen wider des Silbers Kühnheit und um sich greifende Herrschermacht im Osten des heiligen römi­schen Reiches. Da regte sich's in allen Wappenkammern Deutschlands; von allen Seiten her flogen, rannten, schrit­ten, krochen die Heraldischen Thiere, Adler, Greife, Lö­wen, Wölfe, Büffel, Drachen u. s. w. in lampfbegieriger Hast dem rothen Löwen zu. Ein deutscher Lanzenwald bewegte sich die Donau abwärts. Es galt, dem zweige­schwänzten Silberlöwen den Silberbalken Oesterreichs, und was- daran hing, zu entreißen. Sagen Sie nun selbst, war es nicht die Iarbenverwandschaft zwischen Habsburgs rothem Leu und Oesterreichs rothem Wappenfelde, daß sich die genealogischen Wappen der Habsburge r und öster­reichischen Badcnberger nun für ewige Zeiten mit ein­ander vereinigten? Z. Epistel. Der genealogische Wappen-Ternar. Als ich meine letzte Epistel mit einem Fragezeichen schloß, ahnece mir, daß dieses Fragezeichen eine Antwort herbei führen würde, aber eine so bodenböse, ja bißiqe Antwort hätte ich nicht erwartet. Sie geißeln mich ja in Wahrheit mit Skorpionen und werfen statt mit Schnee­bällen mit Brandraketen. Ihre Dinte ist nicht mehr jener klassische Citronensafr, 'womit Humoristen schreiben, son­dern Scheidewasser, wie es die Chemiker brauchen, wenn sie aus Papier Gold machen wollen. Darum bitte ich Sie um alles in der Welt, nehmen Sie künftig immer ein Glas Zuckerwasser, bevor Sie mir schreiben, oder werfen Sie wenigstens ein Stückchen Zucker in ,hr Dintenfaß. Denn mit ungläubigen Sarkasmen wäscht man gläubige Mohren nicht weiß, und an falschen Ticcuren, wie z. B. an übertünchten Gräbern, haben Sie ja selbst keine Freude. Sind wir ja doch nur um eine Einheit, wie beim Siegel Saturn' s um das wahre Plätzchen des mystischen Neu­ners , auseinander. Warum soll nun gerade diese Ein­heit für uns zum Bruche werden? Sie wollen drei Grund­oder Mutterfarben, nämlich Gold, Silber und Roth, in unserem großen Reichswappen geltend machen, ich be­gnüge mich mit zweien, nämlich mit Weiß und Roth; uns trennt als» nichts als das Gold. Sie haben ihre Gründe, ich habe die meinigen. Sie sagen, das Gold im österreichischen Wappen sei älter als das Silber. Ich will Ihnen Das nicht bestreiten, wenn Sie die fünf gol. denen Adler des Landes unter der Enns meinen, aber dieses Gold ist kein genealogisches sondern ein Landeswap­pengold, es bildet kein Feld, legt keinen Grund, sondern flattert unstet in blauer Luft, wohin ihm vierfüßige Thiere, wie z. B. der r«the Löwe, um es zu haschen, unmöglich folgen können. Das österreichische Landesgold hat also den rothen Löwen nicht anziehen tonnen, denn er besitzt ja selbst ein goldenes Feld, d. h. Goldgrund, darauf er sich bewegt; wohl aber möchte ihn das genealogische, Roth im österreichischen Wappen, als seine Leibfarbe (Farbe seines eigenen Leibes, weil'die Farbe der Tapferkeit, der Großmuth, des Ruhmes) angezogen haben. Zwar will ich hiermit nicht in Abrede stellen, daß auch Metalle einan­der anziehen, daß sich das Gold gern zum Silber und umgekehrt gesellt, aber die heraldischen Principicn gestal­ten nicht, Metall auf Metall zu setzend) (Beschluß folgt.) Der Traum eines Gefangeneu. N°„ ?l. N. (Beschluß.) »„Ich ließ mich von meinem großmüthigen Amphitryo nicht zweimal bitten"", fuhr Herr v. Ma r che na is fort, »„er goß mir einen köstlichen Wein in mein Glas, und ich trank ohne Mißtrauen, indem ich mir wiederholte: ich träume! Indessen erfrischten diese Paar Schlucke mit Wonne geschlürften Weines meine Lippen so natürlich, als hätte ich wirklich gewacht, sie erweckten in mir auch das Bewußtsein des Lebens, ja die Liebe zum Leben. Noch immer ganz verblüfft, und von der Erinnerung an mein vergangenes Unglück erfüllt, wurde ich nicht müde im Be­fragen meines Wirches imch der Ursache einer so plötzlichen Aenderung meines Zustandes. Ich zeigte ihm, so wie ich sie hier zeige, die Wundenmale an meinen Händen und» Füßen; ich fragte ihn, wohin die Stricke gerathen, wo­mit man mich geknebelt hatte. Er lächelte mitleidig, schien mich aber nicht zu verstehen. O! ich tonnte nicht mehr da­ran zweifeln— ich träumte. So war denn also dieses Feuer, welches mich so wohlig belebte, dieser Tisch, wo ich Befriedigung fand für Hunger und Durst, dieser Arm­sessel, worin ich meine so lange gefolterten Glieder wieder frei bewegen konnte, dieser Wohlgerüche ctthmende Salon, dieser allerliebste Tischgenosse, der mir mit so viel Wohl­wollen und Anmuch lächelte: Alles, Alles war nur Il ­lusion! Mein durch mehrtägiges Fasten, geschwächter Kopf gewann immer lebhaftere Sehnsucht nach Wirklichkeil. Al­les Dieß verdankte ich lediglich meiner Einbiloungtrafc! Was liegt daran!—über diese Idee hinaus forschte mein Geist nicht weiter, mit ganzer Seele überließ ich mich den Eindrücken des Augenblicks, und genoß in vollen Zügen und mit ganzem Vertrauen die Köstlichkeit, welche Sinnen­irrthum mir schuf. Indessen aß ich mit Mäßigung; mein Wirth drängte mich nicht sehr, aber seine freundliche Auf­ ') Gatleler'j Abriß iec Heraldik 5, ?5. 3K5 merksamkeit für mich versäumte nicht, von Zeit zu Zeit die Einladung zu wiederholen, meine Lippen mit diesem duftenden Weine zu erfrischen, dessen verrä'therische Blu­me mein Bewußtsein und meinen Verstand so wonnig be­stürmte, daß sie ihn mehr reizen als vernichten zu wollen schien. Diese Stimulanz wirkte endlich so mächtig auf meine geschwächten Organe, daß dieser erst seit wenig Augenbli­cken mir bekannt gewordene Mensch meinen Augen und meinem Herzen Freund, Verbündeter, Vertrauter, und als einer der Vertheidiger unserer heiligen Sache erschien, und ich, ohne selbst zu wissen wie, mich lebhaft in eine politische Conversation verflocht. Ja , am Ende vertraute ich ihm Alles, was ich auf dem Herzen hatte, meine Zunge strömte über, ohne daß ich sie mehr zu hemmen vermochte, ohne nur zu fragen, wie das Alles so gekommen, und wodurch mich dieser Mann so weit gebracht."« „„An dem wohlthuenden Feuer des Camins, während des jeden Augenblick reizender werdenden Sieges des Wei­nes, verrieth ich meine wichtigsten Geheimniße; er lockte sie mir nicht etwa ab — nein, sie entquollen ganz natür­lich meinen Lippen, und ich gab mir gar keine Mühe, sie zurückzuhalten. I n meinem Wirihe sah ich niemanden An­dern als einen Mitschuldigen; er nannte nur einen Na­men, und ich erwiederte ihm durch andere Namen; er sprach von gewissen Mitteln des Erfolges, woran wir nicht gedacht hauen, und ich bezeichnete ihm Diejenigen, welche wir zur Ausführung des Comvloits wirklich beschlossen hatten. Es hatte mehr den Anschein, er wolle mich mit dem mir noch unbekannten Detail uerrrauc machen, als das; er mich hätte ausholen wollen. Er fragte mich nicht, wir plauderten von unseren vereitelten Hoffnungen, von unseren Hülfsmiiteln für die Zukunft, ja mein Irrthum ging so weit, das ich mich gar keiner Unvorsichtigkeit schul­dig erachtete, indem ich nur immer ihn sprechen hörte, oder ich war beim Klange meiner eigenen Stimme wie taub geworden, und — ward an meinen Brüdern zum Verräther.«" — „Er überließ sich nach diesen Worten dem ganzen Schmerze der Verzweifelung. Ohne ihn zu begreifen, fragte ich ihn lebhaft: „aber warum erscheinen Sie denn so aufgeregt und verzweifelunguoll?« —„„Wa­rum?"" „wiederholte der Marquis, als Härten meine Worte gar keinen Sinn für ihn, „„und wie können Sie noch fragen?"" — „Erscheint meine Frage nicht natürlich, da Alles nur Trau m gewesen?" — „„Ach ja, es ist wahr, Alles war nur ein Traum!" " antwortete er mit dem La­cheln des tiefsten Schmerzes, „„ein Traum, aus dem ich bald wieder erwachen sollte; denn, während ich mich un­bewußter und unwillkürlicher Weise meiner unglückseligen Redelust überließ, trat plötzlich, wie durch Zauberei, ein anderer Mann aus irgend einem Verstecke hervor, und überreichte meinem Wirthe ein mit dem Stempel der Re­publik bezeichnetes Papier. Dieser nahm es, hielt mir unser ganzes, darauf niedergeschriebenes Gespräch unter die Augen und fragte mich: „Wollen Sie Ih r Verhör unterzeichnen?" — Schaudererfüllt zurückbebcnd, rief ich aus: „„Es war kein Traum? —Nein, mein armer Junge, es war eine Schlinge! — Es war eine elende Posse, die man mit mir gespielt; willenlos hatte ich eine satanische List, eine Erfindung des Bürgers Fouch« begünstigt, um mich zur Rede zu bringen."" „Unterzeichnen Sie dieß Papier?" „„Meine erste Bewegung war der Griff nach einem Messer, um mich zu durchbohren; aber man hatte einen solchen Sturm schon lange vorberechnet, der Tisch war augenblicklich abgedeckt, und zehn Agenten hatten sich stille hereingeschlichen, und standen hinter mir, bereit mich zu knebeln, falls mein Unwille gegen den verrächerischen Wirrh mich zu einem Nacheversuche hinreißen sollte."« „„Nach einem Augenblicke des Zögerns und Ueberle­gens forderte ich die Feder und schrieb folgende Prote­statio«: „Da kein Mensch für seine Träume verantwortlich sein kann, so erkläre ich, daß man einen Traum oder eine Geistesabwesenheit von mir benützt hat, um mich Alles, was hier geschrieben steht, sprechen zu lassen. Keines die­ser Worte erkenne ich für das meinige an, ich habe Nichls gestanden, ich habe geträumt. Ich wollte sterben, um mein Geheimnis; zu bewahren, jetzt muß ich leben, um gegen jeden Mißbrauch dieses Papiers zu prorestiren, und Verachtung und Entrüstung auf Diejenigen herabzurufen, welche vielleicht diese Schrift dazu gebrauchen wollen, edle Köpfe dem Beile zu überliefern.« Und ich unterzeichnete.«« „Das war kühn, aber auch gut.« — „„Allerdings, ich weiß es, aber was liegt daran? Ist meine Schuld des­halb geringer? habe ich darum die Vertheidiger unserer Sache weniger comvronnttirt? Werden mich wohl die durch mich zu Grunde Gerichteten verstehen, wenn ich ihnen sage, daß ich nur für einen Trau m gehalten, was, lei­der, eine so schaudervolle Wirklichkeit gewesen? Sieh, mein Sohn, selbst in diesem Augenblicke noch, wo ich mir Dir spreche, begreife ich nicht, wie das Wohlbehagen nach so schrecklichen Martern mich so leichtgläubig, besinnung­und verstandslos machen konnte, daß ich in diesem so ge. fährlichen aber so süßen Erwachen Nichts erblickte, als ei­nen erquicklichen, langen Traum. Man muß gefroren, gehungert und gedurstet haben wie ich; man muß gleich mir den Knebel im Munde, die Strickfessel um alle Glie­der, die Feuchtigkeit des Gefängnisses, den Pestgeruch'des Kerkerstrohs gefühlt haben, und ach, dann plötzlich hinge­streckt auf weiche Polster, seine Füße frei und vom Ca­minfeuer wohlchätig erwärmt, die Arme auch frei auf die Lehne eines Armsessels gestützt finden; man muß endlich alle Entbehrungen und Schmerzen erduldet haben, und sich dann plötzlich beim Erwachen allen Versuchungen einer köst­lich besetzten Tafel preisgegeben sehen, um einen so schwe­ren Irrchum zu begreifen und zu verzeihen.«« Neues. (Zwei Soldaten.) I n Chrudim im Böhmen lebt, wie die „Vohemia« berichtet, ein Mann , der unter fünf oder sechs Potentaten Kriegsdienste thar, am Cop der gu­ten Hoffnung war, und auch sonst einen The>l der Welt 34« sah. Er spricht französisch, englisch, holländisch, deutsch »ind böhmisch. Dieser Mann ist — der chrudimer Beitelvogc. Fügenden Pendant zu dieser Notiz iheilce der »Summ­ler« mit: I n Lubenz, auf der Straße von Prag nach Karlsbad, lebt ein Mann, der im Jahre is05 m der österreichischen Armee als Unterofficier diente, bei Ulm ge­fangen wurde und, vergeblich auf Auslösung harrend, end­lich französische Dienste nahm. I n diesen blieb er lange auf der Insel Eorfu, und focht zum Schluß seiner mili­tärischen Laufbahn die Schlacht bei Waterloo als Lieute­nant in der kaiserlichen Grenadiergarde mit. Er wurde dein, lehren entscheidenden Sturme auf die Höhen von Mont «t . Jean le,cht verwundet, später bemüßigt, aus der Armee auszutreten, und lebt nun im eingangs benannten Orce als — Nachtwächter. — (Oesterreichische Eisenbahnen.) Der „Natio­nal" hebt den Conirast heraus zwischen der großartigen We>>e, mit welcher die österreichische Regierung das Eisen­bahnwesen ergriffen hat, und den kleinlichen Zögerungen m Frankreich, wo man bis jetzt kaum auf einige Linien rechnen dürfe, und noch nicht wisse, weder wohin, noch von wem, und unter welcher Leitung sie ausgeführt wer­den sollen. ^Oesterreich», sagt er, steuert gerade auf das Ziel los, beschenkt seine Bevölkerung mit Dem, was uns mangelt, und bringt große Fragen zur Lösung, indeß wir mir derselben Aufgabe keinen schritt vorwärts kommen. Wird Oesterreichs Beispiel bei uns Nachfolge finden? Es ist wahrlich Zeit, daß wir aus unserer geschwätzigen Apa­thie herausgehen, nachdem Staaten uns den Vorrang ab­laufen, denen wir so weit voraus zu sein uns eingebildet hatten.« — ^ (Ein Gauner in Prag.) Seit längerer Zeit wußte, wie die „Boheima" erzählt, in Prag ein Indivi­ duum bald unier dem Namen eines Baron Stein, bald unter andern Charncteren, sich in bedeutendere Häuser Eintritt zu verschaffen. Er besaß eine ausgezeichnete Suada, und überraschte durch seine außerordentliche Kenntmß der Familienverhäicniße, wodurch es ihm auch gelang, sich in allen diesen Hausern bald Dies bald Jenes auszuborgen. Das Geborgte brachte er nie zurück. Der Aufmerksam­ke,i der Polizei gelang es, auf den eigentlichen Stand o,e,es Individuums zu kommen: er ist ein mir Laufpaß entlassener Soldat, der aber ein sehr empfehlendes Aeußere hat. — (Eisernes Haus.) I n Glasgow ist das Modell eines eisernen Hauses aufgestellt. Dasselbe enthält « Zim­mer, Küche und Speisekammer; ein gleiches tostet 2ZU Pfund, also ungefähr die Hälfte eines gezimmerten. Die Zweckmäßigkeit eiserner Häuser wird besonders für die Lage an Meeresküsten gerühmt. — (Komische Anzeige.) Die „Konigsberger Blätter" brachten neulich folgende Anzeige: „Ich Isaak Hirsch, vormals Beer und Com»., mache bekannt, daß meine Frau, geborne Kuh, mit einem gesunden Knaben ent­bunden wurde, der den Namen Wol f erhielt. Schönen Dank verdient die Hebamme, Sara Geyer, für ihre sorgfältige Pflege. — (Joseph Iurende,) der Begründer des seit so vielen Jahren beliebten „Mährischen Wanderers« (später „Vaterländischer Pilger«) ist am 10. d. M . im 63. Jahre leines Lebens in Brünn gestorben. — (Ein Nennpferd,) genannt Ballinkeele, ist in Lon­ (Nr. Wilhelm Traugott Krug,) der berühmte Philosoph, ist am 12. Jänner im 72. Lebensjahre in Leip­zig verschieden. — Mannigfaltiges. Das Einhorn. A. von Katt e versichert in seiner «Reise durch AbiMnieti im I . 5L56« (Stuttgart,, Cotto, 1828), die «überaus interessante und wichtige Nachricht« erführen zu Haien, daß da« Li » hörn wirtlich in den wilden Thalern dieses Landes cMire. »Zwar klangen«, sagt er, »die Nachrichten über dieses so lange bezweifelte Thier nicht g«„z übercmstimmend, aber auch teineswcgs widersprechend. Einige behaupteten, es m Sinnen selbst gesehen zu haben. Ändere dagegen, die aus demselben Lande waren, ver­sicherten, obgleich sie nicht genau wußten, ob es in Linnen vorkomme, s» halten sie doch häufig davon gehört, und es sei sicher in den Gebirgen von Nare» und Godscham zu finden. Diejenigen, die vorgaben, es gesehen zu haben, machten dieselbe Neischrcibung von ihm als die, welche P I i n in s uns hinterlassen hat. Sie sagten, es habe Hus^e wie ein Pferd, habe die­selbe Gestalt, sei von grauer Farbe, und trage ei n starkes Hörn mitten «uf der Stirne. Seine Größe sei die eines großen Esels. Uebrigens sei es sehr scheu, so daß es sehr schwer hielte, sich ihn, zu nähern. Ob cs aber ein reißendes und ein fleischfressendes Thier sei, wußteii sie nicht zu sagen. Diese Leute fanden viel Äehnlichkeit mit ihn! in den» Einhorn, das sich in dem englische» Wappen findet; als ich ihnen die Abbildung des Rhinoce« ros zeigte, sagten sie sogleich: »Das ist es nicht, das ist ein anderes Thier.« Ändere behaupteten, es hielte sich in de» südlichen Theile» Abyssiniens, na­mentlich in Gingiro, in großen Heerden auf, und soll dort zuweilen große Verwüstungen anrichten." «Obgleich man sich im Ganzen", spricht u. Kalt e weiter, »sehr we­nig auf die Erzählungen der Abyssinicr verlassen tan», so scheint es mir doch, daß die Erscheinung eines pfcrdeä'hnlichen Thicres, mit einem Hörn auf dem Kopfe, für Menschen, die gewohnt sind, weit furchibareie und abschreckendere Thierc, wie das Rhinoccros, das Hippopotamus, den Elephanten selbst u. s. w, häufig zu sehen, gar nichts Außerordentliches ha­ben kann. I n Europa bezweifelt »,a» die l5Me„z des Einhorns weniger, weil cs noch nicht gefunden ist, sondern weil die aufgestellten Systeme ge­gen sein Dasein streiten. Davon weiß aber ein Abyssinicr Nichts; ihm hat Niemand bewiesen, daß ein gehörnicö Thier nicht die Zähne eines fieifchfrc­ßcnde» habe» könne. Daher möchte in diese,» Falle die Aussage eines rohen, unwissenden Abysssniers mehr gellen, als die eines Europäers, dessen Wahr­hcitlicbe nicht schon vorher allgemein anerkannt wäre. Bedenkt man »och, daß Diejenigen, welche mich versicherte», das Thier selbst gesehen zu haben, durchaus kein Interesse habe» komiien, mir in diesem Puncte eine Lüge auf­zuheften, und die Versicherung anderer von der gewisse» Eristenz desselben in den südliche» Theilen Abyssiniens, so bin ich sehr geneigt, zu glauben, daß das Einhorn wirklich in den hohen, .unzugänglichen Gebirgen diese» Landes vorkomme.« Historisches Tagebuch. Zusammengestellt von eine,» Landpriester. 20. Jänner «24 starb in Wien ?. Pascha! Skerbinz , Franziseaner Guardian, geboren zu Weirclburg in Unterkrain am 1. Oclober l?un. »827 Mittags verspürte man in Oberkrain eine kleine Erderschüttcrung. 30. Jänner isla hat ein in Laibach niedergesetztes Special-Kriegsgericht wegen des an­dem Herrn Noissac , Capitän und Generalaoji,ia»ten, und P> dem Herrn Vernazz, Secretär und Dollmerfcher bei Marmont, Marschall und Herzog von Ragusa, verübte» Raubmordes 5 anwe­sende und 2ü abwesende Männer aus der Gegend von Si . 2sw,ild und Trojan» zum Tode verunheilt. Die 5 Anwesenden wurden bei Vt. Christoph erschossen. 3>. Jänner 522° war sehr großer Schnee und so große Kälte, daß die Müller nicht don kürzlich um den Preis von 20.000 fl. C. M . verkauft mahlen, und deswegen die Leute in manchen Gegenden kein Brot zvorden. — haben tonnten. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.