.M 5«. ^R'839. ^ Matsches Nla«^ Dounerstag den KI. December. An das wohlthätige Publikum der Provinzial-Hauptstadt Laibach. Mm dem immer regem Wohlthätigkcitssinne der edelmüthigcn Bewohner Laibach's ,^u genügen, wnd hlenut kund gemacht, daß von heute angefangen für die Enthebung von den Glückwünschen zum neuen sichre 1840, die mit allgemeiner Bcistimmung hier eingefülnfcn Erlasikarten, so wie für oie Enthebung von den Glückwünschen zu Geburts - und Namens festen wieder bcsondere^ Erlaßkartcn, am Hauptplatze Haus Nr. 4 in der Apotheke zum goldenen Einhorn, geaen den bisher üblichen Erlag von zwanzig Kreuzer für die Person zu habe» sind. Da der Ertrag dieser Erlaßkartcn dem Armeninstitute dieser Provinzial-Hauptstadt qcwidmct ist, so wird auch ein höherer Erlag mtt besonderm Danke angenommen, und die Namen derjenigen, welche durch Abnabme dieser Erlaßkartcn sich von den erstem oder Icla, daß man zu Valvasor's Zeiten, seinem eigenen Zeugnisse zu Folge, sich ein schönes geräumiges Haus auf ein ganzes Iahe lang um zwei Kronenthaler (^ fl. 22 kr.) miechen konnte. Aber späterhin schien dieser Ort sich wieder in etwas zu erhohlen. Stein hat ein Franciskaner-Kloster, das die Herren von und zu Hohenwart einst stifteten; mit diesem Kloster ist nun eine Normalschule verbunden, die mit Lehrern aus dem Orden besetzt wird. In einer Entfernung einer Viertelstunde von Stein liegt das bereits eingegangene adelige Nonnenstift, Mün-kcndorf, das im Jahre 12o? von dem Herrn von Gallenberg gestiftet wurde; Stein hat eine (Zafcrne und eine schöne Pfarrkirche. Von der sogenannten alten Klein-Veste haben sich nur wenige Theile des Gemäuers bis auf unsere Tage erhalten. Inner einer Ringmauer derselben stehen noch drei kleine Capellcn, eine über die andere gebaut, deren hohes Alter man nicht bezweifeln kann. Uebrigens war das Städtchen von jeher ein unglücklicher Ort, besonders in Hinsicht des Feucro. Abgerechnet, daß der Schauer ihre Felder so oft uer-wüstet, wurde es durch die fürchterlichsten Feuers-brünstc sehr oft verheert. In dcr ersten Hälfte des sechszehnten Iahrhunderles brannte es zweimal ab, und auch in unsern Tagen schon litt es durch dieses Unglück ungemein. 203 Sinngedicht. Die Rose taucht den Fus; in Wasser doch und Koth; Was würzt ihr denn den Mlino, «>id macht die Wang' ihr roth? An ihrem Fuße steht ein erdgcborncr Schwamm, De» giftig Hai geschwellt der gern gesog'ne Schlamm. Er trank dci, Schaum ihr weg, der Geist ist ihr geblieben, Den sie zur Blut' erschloß, von ihrer Art getrieben. Sey du die Himmelsros' und nicht der Erdenpilz; Eaug Acthcr in dein Herz, nicht Gift in deine Milz. Fr. Nückert. Die Trauung. Von Heinrich Steffens. Die Insel Seeland ist gegen Nordwesten durch eine schmale, wüste, sandige Landstrccke mit einer Halbinsel verbunden, die anmulhig, fruchtbar, mit Dorfern bedeckt ist, und einen eigenen Bezirk (Ols, herred) büdet. Aber jenseits der einzigen kleinen Stadt der Halbinsel ragl ein Theil derselben in das wilde Kaltegat hinein. Es bildet eine Gegend von einem furchtbar öden und wilden Ansehen. Der Flugsand hat allen Pflanzenwuchs verdrängt. Bewegliche Sand-Hügel, das Spiel der Stürme, die von dem rauhen Meer undchindert über das Land sausen, verandern forldauernd ihre Stelle, entstehen, verwehen, und Haufen sich an einem andern Orte wieder an. Ich biachte, die Gcgend durchreisend, hier eine Stunde zu. die mir ein unvergeßliches Bild der wildesten Zerstörung hinicrließ, und nicht ohne Gefahr war. Indem ich die öde, sandige Gcgend einsam durchritt, erhob sich vom Meere aus Norden her ein Sturm mit Gewitter. Die Wellen hoben sich, die Wolken jagten sich unruhig, der Himmel ward dunkler und drohender, der Sand fing an, sich immer in größern und größeren Massen unter den Füßen des Pferdes zu bewegen, er erhob sich in Wirbel und erfüllte die Luft. Der Weg ward unkenntlich, das Pferd sank tief in den losen Sand hinein,' Himmel, Erde und Meer wurden vermischt und alle Gegenstände in eine Staub.- und Sandwolke ver« hüllt. Keine Spur von Leben oder Vegetation; der Sturm sauste durch die Lufc, die Wellen des nahen Mcercs peitschten das Ufer, der Donner rollte in der Ferne und durch die Staubwolke drang der Blitz, trübe, dunkel, röthlich, kaum hindurch. Die Gefahr war augenscheinlich, alS ein plötzlicher gewaltiger Gewitterregen den Sand zur Ruhe brachte und mich, völlig durchnäßt, den Wrg nach dcr kleinen Stadt finden ließ. Es war eine grauenhafte Vermischung aller Elemente. Wie das Erdbeben ein Seufzer der Natur aus tiefer Brust ist, gab dieses Chaos das Bild eines wildzcrrissenen Gemüthes.' alle Hoffnung znsiört, jede Freude verschüttet, die Trümmer dcr Vergangenheit, grause Wuth und Kummer ^erdek-kend, unter der wüsten Ställe unruhigrr Leidenschaft ten vergraben, die Stimme des Gcwiffrns drohend, donnerähnlich, in der Ferne das verheerende Feuer dunkel leuchtend in dcr trüben Seele, bis die längst versiegten Thränenquellen sich gewaltsam fluchend eröff--nen, und die Wchmlilh die zerrissene Seele in ihren Wellen begräbt. In dieser traurigen Gegend war vor Zcitcn ein Dorf, Nörwig, ecwa eine Vierlclmeile vom User entfernt. Der Flugsand hat das Dorf verschüttet, die Einwohner, meist Schiffer und Fischer, haben sich dicht am Ufer angebaut, nur die feste Kirche, auf einem Hügel erbaut, steht noch einsam, von der traurigen, beweglichen Oede umgeben. Sie ist der Schauplatz dieser räthselhaften Erzählung. In der einsamen Stube saß, in der crstcn Hä'lfce des vorigen Jahrhunderts, der alte ehrwür« dige Prediger des OrtS, in fromme Vetrachtungcit versunken. Es war gegen Mitternacht. Das Haus lag am Ende des Dorfes, und die einfachen Sitten der Einwohner kannten das wechselseitige Mißtrauen so wenig, daß Schloß und Riegel ihnen fremd waren und jede Thüre offen blieb. Die nächtliche Lampe brannte trübe, die feierliche Stille ward nur von dem Rauschen des Meeres unterbrochen und der blaffe Mond spiegelte sich in feinen Wellen. Da horte er die Thüre unten öffnen, vernahm starke Männerlrilte auf der Treppe und erw.irtele schon die Aufforderung, irgend einem Sterbenden mit geistlichem Troste beizustehen. Zwei fremde Männer traten sclwell herein, in weiße Mantel gehüllt. Dcr eine näherte sich ihm höflich. »Mein Herr, sagte er, sie werden uns sogleich folgen. Sie muffen eine Trauung verrichten; das Brautpaar wartet schon in der entfernten Kirche. — Diese Summe, sprach tr ferner, und zeigte dem Greis eine volle Geldbörse, wird sie für die Mühe und für d.is Schrecken iiber eine so unerwartete Aufforderung hinlänglich enlschä' digen." Der Greis starrte die frrmdcn Gestalten, die ihm etwas Furchtbares, ja Gespenstisches, zu haben schienen, stumm und erschrocken an. Dcr Fremde wiederholte sennn Antrag dringend und gebieterisch. AIs der Greis sich erholt hatte, fing er milde an, den Fremden vorzustellen, wie scin Amt ihm nicht erlaube, eine solche feierliche Handlung, ohne Kenntniß der Personen und ohne diejenigen Förmlichkeiten, welche die Gesetze fordern, zu begehen. Da trat der andere drohend hervor. »Mein Herr, sie haben die Wahl, folgen sie und nehmen sie die angebotene Summe, oder bleiben sie hier, aber dann fährt eine Kugel durch ihren Kopf." Er hielt ihm eine Pistol vor die Etirne und erwartete die Antwort. Der 204 alte Prediger erblaßte, erhob sich furchtsam und stillschweigend, kleidete sich schnell an und sagte dann: „Ich bin fertig." Die Fremden hatten zwar Dänisch gesprochen, adcr so, daß man die Ausländer nicht verkennen konnte. Die rächlelhaften Männer gingen schweigend in der nächtlichen Stille durch das Dorf; der Prediger folgte. Es war eine völlig dunkle Herbst, nacht, denn der Mond war schon untergegangen. Als sie aus dem Dorfe traten, sah der, von Schrecken und Erstaunen betäubte Grcis die ferne Kirche hell erleuchtet; und noch immer stillschweigend schritten seine Begleiter, in ihre weißen Mäntel gehüllt, schnell durch die öde, sandige Fläche, während er mühsam und nachdenklich zu folgen strebte. Als sie die Kirche erreicht hatten, verbanden sie ihm die Au? gen. Die dem Prediger wohlbekannte Nebenthür eröffnete sich knarrend, und er ward in ein dichtes Gebränge von Menschen gewaltsam hineingestoßen. Um sich hörte er durch die ganze Kirche ein Gemur: niel, in seiner Nahe Gespräche in einer ihm völlig unbekannten Sprache. Wie er vermuthete, war es Russisch. Und als er nun mit verbundenen Augen, von allen Seiten gedrängt, ralhlos und in großer Verwirrung da stand, fühlte er sich von einer Hand ergriffen und ward mit Gewalt durch das dichte Gedränge gezogen. Endlich war das Volk, wie es schien, zurückgewichen; man löste die Binde, ,r erkannte den einen seiner nächtlichen Vegleitcr und fand sich vor dem Altar stehend. Eine Neihe großer brennender Wachslichter, in prächtigen silbernen Leuchtern, zierten den Altar; die Kirche selbst war durch viele Lichter so bell erleuchtet » daß man d»e ent. fei »testen Gegenstände erkannte; und, war kurz vor-dcr, als er, erblindet in das Gewühl des dichten Haufens gedrängt ward, daß Gcinurmcl ihm furch: terlich, so erfüllte jetzt die furchtbare Stille unter dcr großen Menge die bange Seele mit Enlseyen. Obgleich die Nebengä-.ige und Stühle dicht mit Men-schen besetzt waren, so war dennoch der mittlere Gang völlig leer, und der Prediger erkannte tief unten ein frisch aufgewühltes G:ad. Der Stein, der es sonst bedeckte, stand an einen Stuhl gelehnt. Der Prediger sah nichts als Männer, nur in einem entfernten Stuhle glaubte er eine Frau undeutlich zu erkennen. Die Stille dauerte einige Minuten, ohne daß jemand sich rührte. So mag in der verirricn Seele ein stil< les< dumpfes Brüten jeder entsetzlichen That vorangehen. Endlich richtete sich ein Mann auf, dessen prächtiger Anzug ihn von den übrigen unterschied und seinen hohen Stand verrieth. Er schritt rasch über den leeren Gang, indcm die Menge ihn anstarrte, und seine Tritte hallten in der Kirche wieder. Der Mann war von mittelmäßigem Wüchse, breitschulterig. von gedrungenem Bau, sein Gang trotzig, das Gc-sicht gelblich braun, die Haare rabenschwarz, die Züge strenge, di? Zippen wie voller Ingrimm geschloffen; eine kübn gebogene Nase erhöhte das Ge^ bieterische seines Ansehens, dunkle, lange und buschige Äugend rauen übcrschattetend^e kleinen schwarzer Augen, in welchen eine wilde Glut brannte. Er trug ein grünes Kleid, mit starken goldenen Treffen besetzt, und an dem Kleide blitzte ein Stern. Die Braut, die neben ihm kniete, war prächtig, ja mit Sorgfalt angezogen. Ein himmelblaues Gewand, reich mit S,lbcr besetzt, umschlang die schlanke Ge: stalt und w.nf sich in großen Fallen über die anmu-thigcn Glieder. Ein Diadem, von Eoelgesteinen bliz-zend, zierte die blonden Haare. Die höchste Anmuth und Schönheit ließ- sich in den obschon entstellten Zügen des (Gesichts erkennen. Die leichenhaften Wan» gen waren völlig wie erstarrt, kein Zug bewegte sich, die erblaßten Lippen schienen todt, die Augen wie gebrochen und die erschlafften Arme. hingen völlig gerade an dem zusammengesunkenen L«b. hinab. So kniete sie, ein Bild des Todes, und ein furchtbares E-'tsotzen schien so Bewußtseyn wie Leben in einem wohlthätigen Schlummer festzuhalten. Jetzt erst entdeckte der Prediger ein altes häßliches Weib, in einem fratzenhaft bunten Anzüge, dcn Kopf mit cinem blutrothen Turban bedeckt, welches grimmig, ja spöttisch, über die kniende Vraui weg blickte. Hinter den Bräutigam hatte sich ein riesenhafter Mann gestellt, von finsterm Ansehen , der unbeweglich, starr und ernst vor sich hinsah. Der Prediger, vor Schrecken gllä'hmt, blieb e>n!ge Zeit stumm, als ein wilder Blick von dem Bräutigam ihn an die Trauung mahnte. Was ihn in neue Verwirrung brachte, war die Ungewißheit, ob das Brautpaar seine Sprache verstehen würde. Es war ihm nicht wahrscheinlich. Dennoch faßte er sich, uud wagte es, den Bräutigam nach den Namen des Brautpaares zu fragen. »Neander, Fcodora,« antwortete dieser mit einer rauhen Stimme. (Beschluss folgt.) Charade. (Dreisylbig.) Manch' Mutter die Ersten zum Kommenden spricht. Er weckt dann das Kleine, das schlummert wohl nicht. Die Letzte ist eine gefährliche Gabe, (3s klage ja Keiner, daß er sie nicht habe! Das Ganze, ein Dichter, erreichte sein Ziel: Er schrieb zwar ein Werk nur — doch wie es gefiel! Auflösung der Charade aus dem Illyr. Blatte Nr. 49'. Gisenack). Verleger: Wgnaz Alo^s Vvler V. Alcinmaur.