30. Kamstag den 2s. Auli 1829. O n o m e. Oester Boden frommt den Baum«» Wenn sie rüstig wachsen sollen: Sechi ihr einen Stamm entkeimex V'.elbewegtcn lockern Schollen? Zwischen hohen Ufern wissen Siröme brausend hiuzurollen, Die im ebnen Vcet zu Flüssen Vtleumls wären" angeschwollen. Also musi die Kunst das Leben Slch versichern und verzollen, Den» ein festes Leben geben Kann der Kunst allein den vollen Werth, die Richtung und den Segeu, Der aus schönem Werk entquollen: — Vtägen Alle das erwägen, Di, mit Winde dichten wolle» l V? an fr ed. Magvalena vie Dreizehnte. Bruchstück auS einem Reise-Tagebuche; mitgetheilt von Johann Gabriel Seibl. l Gräber find geweihte Stätten, Engel Gottes wachen d'rauf; Wagt sich Laster hinzubetten, Steige die Rache sühnend aüt. Auf einer Reise durch Nordteulschlcmb kamen wir m eine kleine Stadt, die Mer anderen menschenfreundlichen Anstalten auch ein sogenanntes Magdalenea- stift enthielt. Wer kennt den edlen Zweck eines solchen Asyles nicht? Weibliche Wesen, die eine schwache Stunde, ein unbewachter Augenblick, ein Moment verzweifelter Betäubung um ihr einziges Gut, um ihr bestes Vorrecht gebracht hat, werden da in einen Kreis gezogen, wo sie, unter der Aufsicht liebender Menschen, ihr Vergehen sühnen, ihren verfehlten Lebenszweck bereuen, und sich entweder zu brauchbaren, reinen Mitgliedern des Staates heranbilden, oder ein beschauen-' des, zwischen Arbeit und Betrachtungen getheiltes L»-ben führen können. Verschwiegenheit ist das Siegel einer solchen Anstalt, und mit dem Eintritt in dieselbe bis zum Auslritt aus ihr ist der Name jeder Büsserinn begraben; sie heißt dann nur Magdalena mehr, und .erhält, zur Unterscheidung, die Zahl beigegeben, unter welcher sie eingetragen wurde. Diese Gleichheit der Namen soll die Bußschwestern erinnern, daß sie durch ihren Fehler alles Necht auf Vorzug vor einander aufgeben, und ferner nur Einen Namen und Ein Geschäft übernommen haben, — den Namen: Sünderinnen,' das Geschäft der Buße. Die Lebensgeschichte jeder Schwester aber nebst der Veranlassung zu ihrem Fehltritte, den Folgen desselben und den übrigen Umständen wirb in einem Buche wohl verzeichnet, das jedoch die übrk gen Schwestern n>c zu Gesichte bekommen, sondern woraus ihnen nur, mit Verschweigung der Person, die Geschichte des Falles, zur Warnung vorgelesen wird. In alle Dienste des Hauses theilen sich die Schwestern schwesterlich; die, Oberaufsicht führt gewöhnlich ein würdiger Greis, der entweder als Pastor, oder in einem anderen ähnlichen Berufsgeschäfte hinlänglich bewiesen hat, wie ernst es ihm um das Wohl der Menschheit sei. Eben an den Oberaufseher des Magdalenen» stift es in jenem Städtchen hatten wir ein Empfchb- schreiben und fanden daher Gelegenheit, als seine Freunde, eines Abends, wo sich die Schwestern schon alle fast in ihre Kammern zurückgezogen hatten, das Innere des Gebäudes zu besehen. Es hatte die auffallendste Aehnlichkeit mit einer Karthause. Stille; Einfachheit; Vermeidung alles dessen, was zerstreuen könnte, war vereint mit Allem, was zur geistigen und leiblichen Nahrung einer solchen Pflanzung armer, vom Leben abgeschiedener Wesen erfordert wird. Gartchen, Lauben, eine Kapelle, ein Todtenkämmerchen, schloßen sich an die gleichförmigen Wohngebäude paffend an. Es war bereits dunkel geworden, als wir, recht symbolisch, mit der Todtenkammer unsere Besichtigung dieses Zufluchtsortes beschließen wollten. Der Oberaufseher, ein silberhaariger Greis, ähnlich dem guten Vater in den Kindermärchen, welcher die Menschen in den Himmel höhlt; führte uns, eine Silberampel in der einen, eine Sanduhr in der anderen Hand, durch einen engen, mit Standbildern ausgeschmückten Gang, in die genannte Kammer. Ein matter Schein leuchte- ' te uns aus dem dumpfen Gewöld entgegen; er kam von einer Lampe, die über einen Vetlchamel herunterhing, und uns eine Gestalt gewahren ließ, welche reglos hingegossen, in heiliger Anbetung vertieft schien. Wir gingen um den Schämel herum, — denn er stand in der Mitte des Gewölbes und vor ihm hin pflegte man die Särge zu stellen, — bis wir gerade die schwach beleuchlecen Züge der Betenden unterscheiden konnten. Heiliger Schauer ergriff uns in diesem nachtlichstillm Gebäude: Sünde, Neue, Leben, Tod und das selige Hinüberncigen nach Jenseits vereinigt und verkörpert zu sehen. Mii inniger Rührung fragt' ich den Oberauf-sther, wer das.Bild sei, das, ohn' cs zu wollen, bc-t«n lehre. «Unsere dreizehnte Magdalena« raunte uns oe'r Greis in's Odr, — «ein armes Kind, das dort büßt, wo es sündigte!« — Sie warf keinen Blick auf «ns, aber der Blick, den sie zum Himmel emporsandte, kam wie ein himmlischer Lichtstrahl wieder in unsere Augen zurück und ergriff uns so mächtig, daß wir, «or'm Schlafengehcn noch, den Oberaussehcr bitten mußcen, uns die Leidensgeschichte dieser reuigen Seele m'itzmheilen. Lang? ließ er sich bitten, endlich in Anbetracht dessen, daß wir Fremde seien, denen d!e arme Büsserinn wohl in ihrem L.>ben nicht wieder zu Gesichte kommen dürfte gab er nach; langte iin großes, in schwarzen Sammt gebundene Buch kervor, und las «us diesem Schuldbuche beiläufig Folgendes -. Magdalena die Dreizehnte, gezählr in «nseie Z^lhl vom ersten des Maimondes, im zeknten Jahre der Gründung unseres Srlftes, ist di< Tochter »me5 ToüteriHräbers. Ihr Vattr wa: e'n r-vch« , n^l>- der Mann, der das Leben nicht achtete, und den Tod nicht fürchtete, weil er das erste vor Armuth kaum kc:n nen gelernti mit dem letzten ftic langen Jahren zusammen wohnte. Er besuchte die Kirche nur um seink5 Amtes willen, und nie kam ein Gebet während seiner heiligen Verrichtung über seine Lippen. Desscnungt: achtet hielt er Magdalenen von früher Jugend aaf zum Beten an, und suchte ihr den finstern Bezirk seines Wohnortes so licht als möglich zu zeichnen. Nie durfte sie die Schwelle der Todtenkammer überschreiten; nie bei einer Grablegung zugegen seyn; nie den schau, erlichen Grabesboden des Kirchhofes betreten, wenn — dcr sie mehr, als sic's cmem Manne zugetraut,— ansprach. Eie musne sich ihm nä'herrz, und blieb, als wollte sie die Inschrift des Steines lesen, vor ihm stehen. Er sah auf, sie sah nieder. Sein bleiches, unzufriedenes Antlitz, ein durchdringender Zug um seinen Mund, und der Ort des Findens wirkten bei dem ersten Blicke so unwiderstehlich auf sie, daß sie sein Auge unwili-kührlich suchte und auch-— fand. — Wo willst Du lesen, schönes Mädchen, sprach der Unbekannte sich er-yebend, auf meiner Stirn oder auf dem Steine hier? Magdalena schwieg, aber sie hatte bereits zu viel gelesen auf seiner Stirn, auf welcher nur zu viel geschrieben stand. Ein Gespräch klärte beide gegen einander über ihren Stand und ihr Verhältniß auf. Der junge Mann war ein Verwandter des Todten, den er «btn erwartete, um, wie er sagte, aus seinem Grab «ine reiche Erbschaft zu erheben. Mit einer Art, die Menschen seines Gleichen eigen ist, wußte er Mag-dalenen dahin zu vermögen, daß sie ihn selbst bat, ste nicht zum letzten Male sehen zu wollen. Er versprach's. — Ein Kuß, der sie fast außer sich brachte, bekräftigt ihr's, und Ort und Stunde der Zusammenkunft sind schnell, wie alles Üble zu geschehen pflegt, vtrabredet. Er ging; denn der Zug machte sich bt-'titS^vom Orte her; Magdalena wußte sich ge^ schickt unter den Zug zu mischen, dass ihr Vater glaub-t', ste sei aus der Kirche mithcrgezogen. Die heilige Verrichtung geschah. Alies kehrte ruhig und getröstet h'imj nur Magdalcna nicht, die in weiter Ferne "och die dunkle Gestalt dcs schönen Unbekannten cr-l"u?ne. — So gelang unbemerkt dcc erste größere Stritt zum Sturze dcs Baues, den 5cr rauhe Vater mit eifriger Selbstbeherrschung, aufgeführt hatte. Dcr verabredete Tag dcs Wicdersindens erschien. M"gd^.!ena hnrrte bmia. und gepreßten Herzens der Adt,.dstunde, wo ihr Vanr gewöhnlich das Hüttchcn verlaß, um im nächsten Orte sein finsteres Handwerk «m Biertische auf Augenblicke zu vergessen. Der Abtno kam. Der Vater ging; und sie t'omnc mm sicher m,b ungestört auf dcr bestinmttcn Stätte dem schonn Unbekannten entmenschen. Ahn ihr Fvß wankte; ihr edlerer Cchul-geist durchlebte schaud,rnd ih«e Adern, und in einer wildlusiigcn Stimmung betrat sie dcn genau bezeichneten Ort der Zusammenkunft— die Todtenkammer. Aufgeschichtete Schädel schienen ihr ein freudiges »Glück zu!« entgegen zu grinsen, unv die Erhöhung für die Sarkophage für den Empfan« eines Vraütbettes leer zu stehen. Sie blickte scheu umher, sah dann gedankenvoll zur Erde, dann wieder schnell auf, und fuhr schaudernd zusammen, als sie zwischen den hohlen Beingesichtern cin bleiches Antlitz erblickte, das ihr lächelnd entgegenwinkte. Es war des Unbekannten Antlitz, der sich indessen unbemerkt eingefun-dcn, und aus einer Ecke dcs Kämmerleins Mag da. lcn en's üppigen Neitz in gespannter Trunkenheither» gliedert hatte. Seine Hand tauchte sich nun, glühend und entzündend in ihre; sie vergaß allen Schrecken, und ein süßes, unbekanntes Leben schicn sie mit seinen Liebkosungen erfaßt zu haben. Schmeicheln von dct Unbekannten, — Nachgeben van Magdalenen« Seite, entschieden ihren Fall. Das Schauerliche deS Ortes hatte für sie nichts Schreckendes mehr, und sie lechzte nach jenen Augenblicken, wo sie den gelieb» ten Verführer nur sehen konnte. Mit glühenden Wor° len hattc sie der Unbekannte in sein Garn gelockt. Jetzt suhlte sie ihren Verlust, und hatte doch ein Stelldichein für keine Welt hingegeben; jetzt fühlte sil ihr dum-pfcs, unmuthiges Gemüth für Momente gesättigt, aber für Stunden in marterndem Dränge dahin kränkeln. Ihr Vater merkte nun etwas; — aber er sah, — daß es zu spät wäre. Stille Wuth verzehrte sein Inneres, und jede zurückgedrängte Wallung gegen sei» liebes Töchterchen war ein neuer Funke zum Brande, in welchen er den Mörder derselben, dessen Daseyn e« nur ahnte, — zu stürzen gesonnen war. — (Der V?schll!a westlich nach Alcmaar, dann wieder nordwärts bis zu einem Puncte, bei Polten, zwei engl. Meilen von der Küste, und von da an lauft derselbe mit dieser pa-»allel bis zum Helder, wo er in dem schönen Hafen von Nieuwedier endigt. Hier ist eine ungeheure Dampfmaschine, die unter andern den Zweck hat, den Canal während der Ebbe zu füllen. Die Zeit, welche man dazu bedarf, um Schisse von dem Helder nach Amsterdam zu ziehen, ist achtzehn Stunden. Die Kosten de« Canals werden auf 10 bis 12 Millionen Gulden zeschätzt. TWachs aus VapMüällmen. ßin Oconc-m hat ein Mittel erfundcn, aus der Nlüthe des Pappelbaums ein sehr feines Wachs zu gewinnen, aus welchem eine Art von Kerzen bereitet werden kann, die jenen aus^Unschlittweitvor^uziehen sind. Sein Verfahren ist folgendes: Man pflückt die Pappel-blüchcn gegen die Mitte des Frühlings, wirft sie in siedendes Wasser, und läßt sie einige Minuten darin; dann füllt man sie in einen Sack von schütterer Leinwand, und setzt diesen auf ein Becken, beschwert ihn so stark, daß die Blinhen hinlänglich gepreßt werden, worauf das Wachs durckdringt, .welches sodann ohne weitere Vereitung verwendet werden kann. Mosaik v ^ n Johann Gabriel S e i d l. Mosaik. Einzeln, wenn auch nicht farblos ganz, verliert sich ein Steinchen; Erst Mäandern vereint, gibt es ein liebliches Bild. Einheit und Vielheit. Hab' ich den" Einen Freund, so gilt mir der Eine für Alle; Hab' ich sie Alle, so sind Alle der Einzige mir. Sammle die sieben Snvchlen im Glas, — ein Pünktchen vereint sie; Sondre den Einen — nnd schnell werden dir sieben daraus. Das Gedicht. Bald ein Bächlein nur ist das Gedicht, bald unendliche Mecrfluth: Aber des Himmels Blau ^pie^ ?lt in b?idcn sich ab, Ausgleich. Feinde sind, Freud und Schmerz; nur in Einem versöhnen sich beide: Wenn si< den Gipfel erreicht, gleichet die Thräne sie aus. i M i s c e l l e. (Fischfang in Sibcrien.) Im Herbste si:^ die Flüsse in Siderie'n mit einer außerordentlich großen Menge von einer Art von Fischen bedeckt, die man Ommuli nennl, und nicht so groß als ein bering sind. Die Oberfläche dec Ströme ist so'ganz damit überzogen, daß man kaum Wasser daraus schöpfen kann. Die Bewohner Siberiens versammeln sich alsdann in großer Menge zu ihrem Fange. Hierzu nehmen sie keine . Netze , sondern versehen sich mit Schaufeln, mit denen sie auf beide User so viele Om mulis werfen, als sie zu ihrem Lebensunterhalte zu brauchen glauben. Hierauf füllt jeder seine Fässer voll und salzt sie ein. Das gemeine Volk macht das ganze Iah« hindurch seine Hauptnahrung daraus. <3 p i g r a m m. Star liegt am Typhus krank, und schickt um den Chp< - rurgen! Was fällt doch nur dem Thoren ein? — ' "Freund! lcbenssatt kann auch ein Kluger sepn.« ^ ----------- ' »MD» Allstäsung ver Charade im Myr. Matte Or. 29. Ki >lderjahre. Nevacteur: .Fr. Lav. Keinrich. Verleger: Dgnaz Al. Goler v. Rleinmaur.