Macher Tagblatt^ Redaction und Expedition: Bahuhofgafsc Rr. 15. cm SränurneralionSpreise; , . « « r oniciiiont^ieijt: «in* . ^ ^ ^ Nr. 37. MÄpUi.8^: Freitag, 14. Februar 1879. — Morgen: Faustinus. ssssÄV.f’Ä! 18.Jahrg. M bert'cft: ©aniiä^t. fl. 12. w u J v ' ,eigen bi« L Zeilen L» kr. ^ ° Jnsertion«Vreise: Sin« Die neueste Ministerkrisis soll nach Meldung der Wiener Blätter schon heute oder morgen ihren Abschluß finden. Es ist gegründete Aussicht vorhanden, daß die Rccou-struierung dcs abgetretenen Ministeriums sich voll-zikhen wird. Dcm neuen, beziehungsweise alten Ministerium werden Fürst Auersperg und Dr. Uriger nicht angchören, die Leitung des wieder« erstandenen Ministeriums soll Dr. v. Stremayr übernehmen und Graf Taasse in dasselbe als Minist er des Innern eintreten. Das rekonstruierte Ministerium soll das Gepräge eines Geschäflsministerinms an sich tragen, nnd als sicher wird angenommen, daß dasselbe v erfassungsfeindlichen Tendenzen gänzlich sernestehen wird, welche Nachricht wir — mag ltch unser nationale Moniteur darüber auch grä-mtn ~ sympathisch begrüßen. ,, reconstruierten Ministerium obliegt in i t7o ^.die Fertigmachung des Budgets pro Leitung der bevorstehenden Reichs-rathswahlen im verfassungstreuen Sinne. An letzte Meldung knüpft sich die Hoffnung, daß tne Beziehungen zwischen Regierung und Par-werden freundlicher, harmonischer gestalten Dem reconstruierten Ministerium wird weiters die Aufgabe zufallen, die Frage der Organisation der occupierten Provinzen Bosnien und der Herzegowina in eingehende Behandlung zu ziehen. In Abgeordnetenkreisen wurde die Ansicht noch nicht mnndtodt gemacht, daß in der Occupationsfrage auch das Parlament ein entscheidendes Votum abzugeben habe. Graf An-vrassy wird sein Projekt, alle Bosnien und die Herzegowina betreffenden Angelegenheiten aus-!§ ?ßlich der gemeinsamen Regierung und den Delegationen zuzuweisen, aufgeben und der allgemeinen politischen Strömung sich fügen müssen. In Wiener verfassungstreuen Abgeordnetenkreisen haben nach Bericht der Wiener Journale Besprechungen stattgefunden, dahin abzielend, jene Bedingungen festzustellen, unter welchen die verfassungstreuen Abgeordneten bereit wären, das neue alte Ministerium zu unterstützen. Diese Bedingungen lauten, kurz skizziert, wie folgt: 1.) Bestimmte Zusagen, daß das Armeebudget um den Betrag von etwa zehn Millionen reduciert werden soll, sobald nur die politischen Verhältnisse es thunlich erscheinen lassen werden; 2.) weitgehendste Sparsamkeit in allen Zweigen der Administration: 3.) möglichste Reoucierung der Kosten der militärischen Occupation Bosniens und der Herzegowina und der Verwaltung der occupierten Länder; 4.) Beseitigung aller staatsrechtlichen Dunkelheiten in der Frage der Verwaltung der occupierten Länder und Anordnungen, welche den ton-stitutiouellen Einfluß des Reichsrathes auf diese Verwaltung und ihre Kosten sichern; 5.) dagegen würde die Verfaffungspartei die Durchführung der Steuerreform in dem Sinne der Vermehrung der Staatseinnahmen nach dem Prinzipe einer gerechten Verkeilung der Lasten zufagen und das Factum der Occupation als ein gegebenes anerkennen, das nicht mehr zu ändern ist. Regierung und Parlament in Ungarn. Die Beziehungen zwischen der ungarischen Regierung und dem ungarischen Abgeordnetenhause sind eben auch nicht als die freundlichsten zu bezeichnen, die letzten Abstimmungen im Ab-aeordnetenhause erzeugten in Regierungskreisen fühlbare Bestürzung, einer großen Majorität hatten sich die Regierungsvorlagen nicht zu erfreuen. Auch in ungarischen Abgeordnetenkreisen gab sich ein allzudeutlich ausgedrückter Widerwille gegen die Occupationspolitik des Grafen An-drassy kund. Herr v. Tisza bemühte sich, die Occupationspolitik mit Kraft und Geist zu verteidigen, aber die Kraft und der Geist des Premiers mußten gegenüber der Opposition erlahmen. Auch gegen Herrn v. Tisza wurde der Anwurf erhoben, die Abgeordneten irregeführt, d. h. denselben mitgetheilt zu haben, daß eine Occupation nicht, sondern nur eine Sicherung der südlichen Reichsgrenzen erfolgen werde. Die Abgeordneten befinden sich gegenüber ihren Wählern in einer sehr unangenehmen Lage, in den Wahlversammlungen sprachen die Abgeordneten gegen die Occupation, und im Parlamente mußten sie, wenn auch indirekt, für dieselbe stimmen. Auch in ungarischen politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß es so nicht lange mehr fortgehen kann, entweder müsse Herr v. Tisza sein Portefeuille aus den Händen geben oder der Reichstag aufgelöst werden. Die Stimmung in Ungarn ist eine trübe. Auch das ungarische Abgeordnetenhaus ist nicht mehr einig, auch dieses besteht aus Fraktionen, es fehlt an einem einheitlichen Actionsprogramm. Auch die ungarische Regierung wünscht nur gut bosnisch gesinnte Abgeordnete, um dem Grafen Andrafsy gute Dienste leisten zu können. Der russisch-rumänische Conslict. In den zuletzt abgelaufenen Tagen beliebte eS der rumänischen Regierung, durch einen militärischen Gewaltact Rußland herauszufordern. Infolge dessen übergab der in Bukarest residierende Vertreter Rußlands, Baron Stuart, am 11. d. dem rumänischen Minister des Aeußern eine Note seiner Regierung folgenden Inhaltes: Das kaiserlichrussische Kabiuet erblicke in der gewaltsamen Besetzung des Forts Arab-Tabia durch rumänische Truppen eine Verletzung der Waffenehre der russischen Armee. Fürst Gortschakoff bestehe auf der Ieuillelon. Tante Fausta's Schuld. Erzählung von Harrict. (Fortsetzung.) unmittelbarer Nähe des Schloßparkes todesbleiche Friederike ein, die bei . s Freundin einen lauten Jubelruf ausstieß und ihr entgegensprengte. «nn .®ie Jun3£ Gräfin theilte ihr mit wenigen a Fettung durch den Bewohner des Rabennestes mit, und Friederike mußte ihr das §e6en- ganzen Vorfall gegen Frau von Blütwof unerwähnt zu lassen. Reitpri«» 9famen Trabe erreichten die beiden rilX $ d'e Schloßterrasse, wo ein herbei-Auf dlrn9mbie Mrde & Empfang nahm, fland iS mit der entzückenden Fernsicht stand die Baron,n und neben ihr Graf Zerium! b = Inrtnf hprUnn ®te^anie schritten rasch durch das Portal der steinernen Treppe zu; da blieb die junge Gräfin stehen und betrachtete mit tief- erschrockenem Gesichtsausdruck ihre Hand, von der sich während des wilden Rittes der Handschuh gestreift; mit demselben hatte sie auch einen Goldreif mit einem kostbaren Solitär, den ihre Mutter bis zu ihrem Todestag getragen, verloren. „Ach, mein Ring, mein lieber Ring!" flüsterte sie mit erregter Stimme. „Wir wollen morgen den ganzen Waldweg durchstreifen und werden das Kleinod sicherlich finden!" entgegnete Friederike. Graf Zerling kam den beiden Mädchen in dem Vorgemach entgegengeeilt. „Ich bedauere lebhaft, daß mir das Vergnügen entgangen ist, zwei reizende Amazonen bewundern zu dürfen!" Die junge Gräfin streckte ihm die Hand entgegen: „Wie schön, daß Sie uns gleich in der ersten Woche in Arnenrüth aufsuchen!" sagte sie lebhaft, während sich die Hand mit dem fehlenden Ring unwillkürlich in den Falten des Sammtkleides verbarg: „Morgen können Sie den Fortschritt in Friederikens Reitkunst bewundern!" „Morgen muß ich leider wieder nach I.............. zurückkehren; ich wollte mich nur persönlich von dem Wohlergehen der verehrten Schloßherrin überzeugen!" „Ich danke Ihnen, liebster Vormund, ich befinde mich, wie Sie sehen, ausgezeichnet wohl — nur muß ich Sie für einige Augenblicke verlassen, um Haustoilette zu machen!" Sie schlang die Sammtschleppe um ihren linken Arm und verließ das Vorgemach, in welches der hereindämmernde Abend durch ein hohes Bogenfenster seine ersten breiten Schatten warf. „Friederike, Sie sind ja in der freien, frischen Bergluft gewachsen!" Zerling streckte dem jungen Mädchen beide Hände entgegen: „oder kleidet Sie das Reitkleid so hoch und stattlich?" ,,Es würde mich gar nicht wundern, wenn ich wirklich in der starken, kräftigenden Frühlingsluft wachsen würde!" entgegnete sie fröhlich lachend: „aber nun, verehrter Freund, erlauben Sie auch mir, Haustoilette zu machen!" Der schöne Greis blickte ihr ernst sinnend nach: „Ich wollte , Frühlingslüfte wehten auch den Schnee von meinem Haupt!" thunlichst raschen Räumung des Forts, in welchem bis zur erfolgten Entscheidung seitens der Signatarmächte des Berliner Vertrages der status quo hergestellt werden müsse. Die kaiserlich russische Regierung gibt sich der Hoffnung hin, daß Rumänien den entstandenen Eonflict dadurch beilegen werde, daß es das Vorgehen des Generals Ange-lescn factisch und formell desavouieren werde. Im entgegengesetzten Falle würde der Zar sich gezwungen sehen, den Befehl zu ertheilen, das rumänische Detachement aus dem streitigen Fort zu delogieren." Wie das „N. Wr. Tagblatt" erfährt, ist Fürst Carol, auf die moralische Unterstützung des Fürsten Bismarck bauend, entschlossen, in der Arab-Tabia-Frage nicht nachzugeben, da die von den Rumänen projektierte Donaubrücke in der direkten Schußlinie des obbenannten Forts gelegen fei; auch denkt die rumänische Regierung durchaus nicht daran, dem etwas brüsken Vorgehen des Generals Angelescu ein Dementi zu ertheilen, sondern soll vielmehr anläßlich dieses Vorfalls an denselben seitens des Fürsten ein sehr schmeichelhaftes belobendes Handschreiben gerichtet worden sein. Auch die das Ehrgefühl der russischen Offiziere in hohem Grade afficierende Verfügung der Einstellung der ersten und zweiten Wagenklasse auf der Linie Ungheni hat dadurch noch eine Verschärfung erhalten, daß ein Schreiben des Ministers Bratiano die Eisenbahndirectoren ermächtigt, für-gewisse vom Ministerium selbst zu bezeichnende Fälle auch Wagen der ersten Klasse verkehren zu lassen. Die Pest in Rußland. Der „Golos" veröffentlicht folgende Depesche des Börsenältesten von Astrachan, 10. Februar: „Nach offiziellen und privaten Berichten hat die Epidemie gänzlich aufgehört. Im Laufe mehrerer Tage sind im ganzen Gouvernement keine Erkrankungen vorgekommen, der letzte Kranke in Selitrenoje ist genesen." Der russische Kriegsminister hat von dem Kommandierenden der activen Armee Nachrichten erhalten, welche bezeugen, daß die sanitären Zustände südlich des Balkans eine schleunige Zurückziehung russicher Truppen wünschen lassen. In Enos, Rodosto, San Stefano, Demotika und So phia wüthet der Typhus, in den Ebenen und sumpfigen Niederungen der Marica sind typhöse Fieber mit häufig tödtlichem Ausgange verbreitet. Nördlich des Balkans ist der Gesundheitszustand ein allgemein besserer. Zur Abwehr der Pest sind, wie die „Presse" berichtet, gegenwärtig in Wien Verhandlungen des Ministeriums des Aeußern, der Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen im Zuge, um gegen alle Provenienzen aus der Türkei und Bulgarien dieselben Maßregeln ins Werk zu setzen, wie sie gegen Rußland bereits in Ausführung sind. Es stehen Verordnungen in Bezug auf das Verbot der Einfuhr gewisser Waren sowie die Beringungen für den Uebertritt der Reisenden aus diesen Bezirken bevor. Es sind nicht nur die Absperrung der Donau gegen die Suliuamündung, ondern auch Beschränkungen in Bezug auf die Donauschiffahrt im Zuge. Tagesneuigkeiten. — Vom deutschen R itter-Orden. Die „Deutsche Ztg." erfährt, daß in dem bisherigen Verhältnis des deutschen Ritter-Ordens zur Kranken- und Verwundetenpslege bei der Armee im Felde demnächst eine Aenderung eintreten soll. Die im großen und ganzen recht ersprießliche Thätigkeit der bei den Sanitätsabtheilungen der Divisions-Sa-nitätsanstalten eingetheilten Colonnen des deutschen Ritter-Ordens wurde nämlich während der Feldzugsepoche der Occnpation sehr wesentlich dadurch beeinträchtigt, daß die Colonnenkommandanten des deutschen Ritter-Ordens (selbständige, vom Kriegsminister auf Vorschlag des Ritter-Ordens ernannte Offiziere, zumeist der höheren Aristokratie angehörig) ihren bürgerlichen Vorgesetzten,' den Abtheilungs-Kommandanten, im Vollbewußtsein ihrer Selbständigkeit nicht recht parieren wollten Da man nun ähnliche aus dem Jahre 1866 bekannte Vorfälle verhüten wollte, so enthob der Kriegsminister in aller Stille schon während des Vormarsches auf Serajewo diese Herren ihrer Stellungen und theilte dieselben beim Hauptquartier ein, von wo sie ihm „Bericht erstatten" sollten über die Gestion ihrer Colonnen............ Nun die Demobilisierung alles auf den alten Stand gebracht hat, wird dem deutschen Ritter-Orden die Alternative gestellt: entweder seine Colonnen ganz und gar zur Disposition der Armee zu stellen oder aber ans die in derselben bis nun innegehabte Stellung Verzicht zu leisten. — Selbstmord eines Priesters. Am 6. d. M. wurde im Wiener-Neustädter Kanal die Leiche des Cooperators Adolf Lanrenzig ans Baden bei Wien anfgesunden. Der Unglückliche hatte ans Widerwillen gegen seinen unfreiwillig gewählten Stand und von der fixen Idee verfolgt, dem Wahnsinn zu verfallen, am Dreikönigstage seinem Leben ein Ende gemacht. In den Kleidern der Leiche wurden Uhr und Kette sowie eine größere Barschaft vorgefunden, wodurch die Eventualität eines Raubmordes ausgeschlossen erscheint. In diesem traurigen Falle liegt der Mahnruf an Eltern und Vor- münder, ihre Söhne und Pfleglinge zur Wahl eines den letzteren nicht zusagenden Berufes nicht zu zwingen. — Gallicanische Kirche Pater Loyson, ehemals Pater Hyacinth, hat. wie der „N. fr. Pr." aus Paris berichtet wird, am 9. d. M. in Paris in der Rue Rochechouart seine gallicanische Kirche eröffnet. Der Zudrang zu dem kleinen, in eine Kapelle verwandelten Saale des früheren Caf6-concert der Folies Montholon war sehr stark; der Gottesdienst begann um 4 Uhr, und um halb 3 Uhr waren schon alle Plätze besetzt. Die Ausstattung der Kirche ist eine höchst einfache und schmucklose, ja ärmliche. Loyson erschien in einem Gewand, das demjenigen der katholischen Priester ähnlich sieht. Nach Absinguug eines Liedes und Verlesung mehrerer Gebete in französischer Sprache stieg er auf die Kanzel und theilte mit, daß sich ihm binnen kurzem ein ausgezeichneter Priester beigesellen werde und daß alsdann ein regelmäßiger Messedienst beginnen solle; einstweilen werden sich die gottesdienstlichen Hebungen auf Verlesung von Gebeten und Predigten beschränken. Alsdann begann er seine erste Predigt, worin er auseinandersetzte, daß er ein treuer Sohn der Kirche bleibe, aber der wahren Kirche, nicht derjenigen, welche der Klerus geschaffen hat. Von kühnen Neuerungen oder heftigen Ausfällen war übrigens in dieser Predigt nichts zu bemerken, aber das Auditorium folgte der gewandten und warmen Rede mit Beifall und ließ sich wiederholt zu lautem Applaus Hinreißen. Einmal auch unterbrach vereinzeltes Zischen den Redner. Die Blätter behandeln, wie man gestehen muß, die Unternehmung Loysons, die an sich jedenfalls von Energie zeugt, eher mit Spott als mit der verdienten Anerkennung. — Die Krisis in England. Die vom englischen Handelsministerium veröffentlichten Handelsausweise für Jänner 1879 lauten sehr ungünstig und legen ein beredtes Zeugnis ab für die erbärmliche Lage der Geschäfte. Der Ausfuhrwerth war gegen Jänner 1878 von 15.423,911 auf 14.196,518 und der Einfuhrwerth von 30.609,956 auf 26.367,096 Pfund Sterling gefallen. Darnach zu nrtheilen, ist nunmehr auch die lange »»geschwächt gebliebene Prodnctionskraft Englands nicht mehr im stande, dem Drucke der Zeit Widerstand zu leisten. Lokal-undprovilyial-Angelegenhette». — (Wahlbestätigung) Der österreichische Handelsminister hat die Wiederwahl der Herren Alexander Dreo zum Präsidenten und Karl Luck-mann zum Vizepräsidenten der Handels- und Ge-werbekammer in Krain für das Jahr 1879 bestätigt. IX. Die Diener schlossen die hohen, auf die blumengeschmückte Terrasse führenden Glasthüren des Speisesalons, in dem der Theetisch geordnet wurde. „Zucker, bitte Zucker, Romeo artig sein!" schgarrte unaufhörlich ein bunt gefiederter Papagei, der sich geräuschvoll auf einer Kletterstange wiegte, von der er den reichbesetzten Theetisch überblicken konnte. . Graf Zerling und die Baronin, die auf der Terrasse auf- und abschritten, blieben taub für die Bitten des Vogels; erst als die junge Gräfin in das Gemach trat und ihrem Liebling ein Stückchen Zucker reichte, beruhigte er sich und ließ sich gutwillig in die entfernteste Ecke des Salons tragen, wo er hinter einem hohen Blumenkorb völlig verborgen war. Zerling trat in die noch offen stehende Glas-thüre: „Beste Gräfin, Sie lieben wirklich nur das wilde Element! Der häßliche Vogel würde jedem, der es wagte, sich ihm zu nahen, die Hände zerkratzen .... „Sie kennen ja meinen Wahlspruch!" unterbrach ihn Stephanie rasch. „Allerdings, nur fürchte ich, könnten Sie gar leicht dabei Schaden leiden! Nicht alles, liebe, scköne Gräfin, läßt sich besiegen." Die junge Dame legte die Hand ans das geschnitzte Holzwerk eines Sessels und entgegnete: „Nicht alles, aber vieles!" Das Gespräch drehte sich später um ganz gewöhnliche Tagesereignisse, bei welchen die Unterhaltung eine allgemeine blieb. Ein Diener trat plötzlich in den Salon und überreichte Stephanie auf einer Silberplatte einen Brief. „Ach, von Tante Fausta!" Stephanie öffnete das Schreiben und las das kleine Briefchen durch: „Denken Sie sich, bester Vormund, meine Tante hat ihre afrikanischen Reisepläne aufgegeben und kehrt nach Europa zurück. Ende September kommt sie nach Arnenrüth. Ich freue mich sehr auf den Besuch der Schwester meiner Mutter O, gesehen habe ich sie nie —- aber nach den Photographien muß sie noch jetzt eine wunderschöne Frau sein." Dem lebhaften Ausrufe der jungen Dame folgte eine lange Gesprächspause, während welcher Frau von Blütwos unverwandt zu Boden blickte und Zerling sich in das Anschauen einer italienischen Landschaft, die dem Theetisch gegenüber hing, völlig vertiefte. „Fürstin More war in ihrer ersten Jugend eine strahlende Schönheit, aber", Zerling neigte sich weit vor, „der schöne Stern, liebste Gräfin, hatte auch seine Schattenseiten." „Ja, ja, ich weiß, man hielt sie stets für zu emancipiert", entgegnete das Mädchen rasch. „Zu emancipiert", flüsterte die Baronin, den Blick auf Stephaniens Vormund heftend, dessen Mund sich zu einem eigentümlich spöttischen Lächeln verzog. „Ihre Tante hat das Recht der Franenemancipation schrankenlos geübt. Sie war stets mehr Mann als Weib!" „Ja, ihre afrikanischen Reisen sind der schlagendste Beweis ihres ganz eigenthümlichen Charakters; welche Frau hätte den Mnth, Afrika zu durchstreifen? Ich freue mich herzlich auf die — (Ritterstaiids-Verleihung.) Dem pensionierten k. f. Statthaltereirathe und ehemaligen Borstande des Rechnungsdepartements Herrn Franz P a l l e r in Laibach — derzeit in Graz wohnhaft — wurde als Ritter des Ordens der eisernen Krone dritter Klasse auf Grund der Ordensstatuten der Ritteiftaiid verliehen. — (Aus der Handels- und Ge Werbefant nt er.) Der hiesige Magistrat hat das Gesuch der hiesigen Fleischhauer um Aufhebung der in Laibach für den Kleinverkauf des Rindfleisches bestehenden Preissatzung der Handels- und Gewerbekammer für Krain zur Aeußeruug mitgetheilt. Die Sectiou stellte folgenden Antrag: „Die geehrte Kammer wolle sich in ihrem Gutachten an den Stadtmagistrat für die Aufhebung der Preissatzung beim Kleinverkaufe des Rindfleisches in Laibach aussprechen, welche für das erste Jahr unwiderruflich, für die folgenden Jahre aber gegen Widerruf zu gelten hätte, wobei jedoch festzusetzeu wäre, daß jeder Fleischhauer verpflichtet ist, vierzehn Tage früher einen Maximaltarif nach den einzelnen Fleischgattungen für die nächstfolgenden vierzehn Tage festzustellen und in seinem Verkaufslokale durch vierzehn nacheinander folgende Tage affigiert zu halten." KR. Bürger stellte folgenden Aenderuugsantrag: „wobei jedoch festzusetzeu wäre, daß jeder Fteischhauer verpflichtet ist, am 15. und Letzten jeden Monates einen Maximaltarif nach den einzelnen Fleischgattungen festznstellett, von denen der erste für die Zeit vom 16. bis zum letzten Tage desselben Monates, der zweite für die Zeit vom 1. bis einschließlich 15. des nächstfolgenden Monates zu gelten hätte und vom Feststellungstage an durch die ganze Zeit seiner Giltigkeit im Verkaufslokale kennbar affigiert zu halten wäre." KR. Laßnik unterstützte den Antrag Bürgers und empfahl die Aendernug znr Annahme, dahin gehend, daß statt der Worte „im Verkaufslokale" zu setzen wäre: „auf der Außenseite (Gassenseite) des Verkaufslokales." Die Kammer genehmigte den Sectionsantrag mit den Aenderungsanträgen Bürger und Laßnik. — (Der Handelsball), welcher morgen den 15. d. stattfindet, dürfte, wie wir höre», sich zu dem glänzendsten und besuchtesten Ballfeste der heurigen Carnevalsfaifon gestalten. Der Verkauf der Eintrittskarten ist ein sehr lebhafter. Zu den Glanzpunkten dieses Abends wird der mit netten, graziösen Figuren auszuführende Cotillon und die dritte Quadrille (mit Herren- und Damenwahlen) zählen. — (Erdbeben.) In Salloch ait der Südbahn wurde der starke Erdstoß am 12. d. M. um 2 Uhr 40 Minuten nachmittags verspürt; auch in der Stern'schen Oelfabrik zu Osterberg nahmen deren Bewohner die heftige Erderschütterung von Süden gegen Norden, die bei acht Sekunden muthige Tante und rechne ihr das bischen Eman-cipation nicht so hoch an, es ist ja noch immer rem Vergehen gegen die Moral." Wieder begegneten sich die Blicke der beiden entfernten Verwandten, diesmal ziemlich vielsagend. „Fräulein Friederike", wandte sich Zerling an das lunge Mädchen, „finden Sie nicht, daß in dem Namen Fausta etwa» Dämonisches liegt?" Sre hob langsam das tiefernste Auge, ihre Seele konnte sich nie eines leisen Schauers er-toehren, wenn der Name genannt wurde, da ein gleicher mit dem Unglück ihrer Familie in so enger Beziehung stand: leis- ,mJtnbe.i§n "icht mädchenhaft", sagte sie biieicht ürn,,$!Ieme'I.Jtur ein kaltes, seelenloses, vrlleicht grausanies Weib muß Fausta heißen!" rief deinenBemerkungen", rief die junge Gräfin, sich tiDn it)rem Sessel erhebend, „meme Tante besitzt trotz des unheilvollen Namens eme tiefempsindende ;>„rirmoa Z-»°ch R„ »riefe at^nL SlZ ”„t Zärtlichkeit für die me gesehene Nichte." (Fortsetzung folgt.) anhielt, wahr; die im Wohnzimmer des Fabriksbesitzers befindliche Hängelampe machte Schwingungen und der im Hofe in compacter Masse aus-gespeicherte glatte Sägespänehaufen bekam Sprünge. — Auch in Loitsch, Nenmarktl, Vizmarje und Stein wurde das Erdbeben wahrgenommen. In den uns vorliegenden Berichten wurde der Zeitpunkt des stattgefiindeuen Erdstoßes verschieden augesetzt, jedoch stimmen die Nachrichten darin überein, daß die heftige Erschütterung in der Zeit von 2 Uhr 38 bis 45 Minuten nachmittags eintrat. Auch hinsichtlich der Richtung lauten die Berichte nicht übereinstimmend. — Im Nachbarlande Kärnten verspürte man das Erdbeben in Klagenfurt, Ferlach und Tarvis, jedoch in minder heftiger Weise a!s in Krain. — (Eisenbahn-Frachtbriefe.) Das öfterr. Handelsministerium hat aus Anlaß vielfacher Anfragen, betreffend die Stelle der neuen Eifen-bahn-Frachtbriefformulare. an welcher die von den Parteien aufzuklebenden Stempelmarken anzubringen sind, dahin entschieden, daß eine Aendernng in den bestehenden Vorschriften über die Entrichtung der Stempelgebür bei Frachtbriefen nicht einzutreten habe. In sämmtlichen Stempelverschleißen und Bahnstationen sind Frachtbriesblanquette käuflich zu haben, welche mit dem eingedruckten Gebürenstempel versehen sind und bei denen weder eine Ueberfchrei-bung noch eine Obliteriernng des Stempelzeichens einzutreten hat. — (Landschaftliches Theater.) Herr Arenberg dürfte über das gestern zu seinem Vortheile gefüllte, nahezu ansverkauste Haus seine Befriedigung ausgesprochen haben; minder befriedigt, ja gänzlich getäuscht, verließ das Publikum das Schauspielhaus. Die komische Oper „Die schönen Weiber von Georgien" zählt zu den älteren Spröß-lingen des fruchtbaren genialen Operettencompositenrs Offenbach. Dieses Produkt, reich an Chören, Solo-piecen und Effectszenen, ging vor Jahren splendid ansgestattet und gut studiert über unsere Bretter. In welcher Form wurden uns die „schönen Weiber aus Georgien" gestern vorgesührt? Die Ausstattung verletzte die Grundregeln der Aesthetik, die Prinzipien des guten Geschmacks, die Zeit und Orts-Verhältnisse. Frl. Meyer (Alita) scheint bisher geringe Nationalkostümstudien gemacht zu haben. Beim zweiten Auftritt des Frl. Ha brich (Nani) gab sich ein Gelächter kund. Mit Evolutionen, nichtsweniger als klappend von nur acht kriegerischen Frauen ansgesührt, kann vielleicht Kindern, aber nicht dem großen Publikum eine Augenweide geboten werden. Schon der erste Chor der „Frauen von Bjegani" signaliesierte die höchst betrübende Nachricht, daß die Chöre nicht gut studiert wurden. Frl. Habrich (Nani) hatte mit Heiserkeit zu kämpfen, Frl. Selma (Zaida) fang falsch, das ganze Zw sammeuspiel klappte nicht, selbst Frl. Massa (Fe rosa) konnte gestern nur in einer einzigen Nummer, im Duett mit „Jodelin" (Herr Jahn), brillieren; auch die kleinen Tambours traten schlecht abgerichtet auf, die Leistung des Orchesters stand — unter jeder Kritik. Die gestrige Operettenaufführung zählte nur drei Glanzpunkte, nämlich die bengalischen Feuer, die am Schlüsse jedes der drei Acte abgebrannt wurden. Derartige Operettenvorstellnngen sind nicht geeignet, den durch ein reizloses Repertoire ohnehin beeinträchtigten Theaterbesuch lebhafter zn gestalten. — (Aus den Nachbarprovinzen.) Die Grazer Handelskammer beschloß eine Petition an das Handelsministerium um Einbeziehung Bosniens und der Herzegowina in den Zollverband, um die Einführung der österreichischen Gesetze daselbst, um den Bau einer Bahn von Serajewo durch die Herzegowina an die Adria, ferner um die Einbeziehung Dalmaziens in das Zollgebiet, um die Erwirkung der Bahn Sissek-Novi bei der ungarischen Regierung, schließlich um Tarif-Ermäßigung für österreichische Export-Artikel. — Die Leitung der österreichischungarischen Bank in Budapest hat beschlossen, die Agrainer Filiale für das Escomptegeschäft mit zwei Millionen und das Lombardgeschäft mit */s Million zu dotieren. Sollte eine Erhöhung nothwendig sein, so wird dieselbe veranlaßt werden. Die Agramer Filiale wird ihre Thätigkeit Anfangs Mai beginnen. — Der Gartenbauverein in Kärnten zählt 177 Mitglieder. — Das Schwurgericht in Klagenfurt bet* urtheilte den 29jährigen Zimmermann Florian Schütz wegen des Verbrechens der versuchten Nothzucht an einem 82jährigen Weibe zu 18 Monaten schwerem Kerker. — (Oesterreichischer Touristenklub.) Bei der am 28. Jänner d. I. in Wien stattgefundenen zehnten Jahresversammlung des österreichischen Touristenklubs wurde ein abermaliger Aufschwung des Klubs constatiert. Die Gesammteinnahmen im Jahre 1878 betrugen 15,927 fl. 78 kr., die Ge-fammtausgaben 14,318 fl. 32 kr. Die Mitgliederzahl ist von 2006 aus 2586 gestiegen, und bestehen gegenwärtig Sectionen in Baden, Eisenkappel, Gmunden, Mauer, Wiener-Neustadt und Windifchgarsten. Zu den alpinen Bauten des abgelanfcneu Jahres gehören die an den beiden Schneeberghäusern vor-genommenen Reparaturen, Adaptierungen rc., die Vorarbeiten für den beschlossenen Neubau eines Schlafhauses am Schneeberge, die Errichtung einer Schutzhütte am Triglav, die Restaurierung der Aussichtswarte am Hermannskogel bei Wien, Reparaturen der Wege am Gamsecksteige und Geisloch auf der Raxalpe rc. Beschlossen wurde für das Jahr 1879 die Erweiterung einer Alphütte auf der Schneealpe zur Unterkunft für Touristen, die Errichtung einer Unterkunftshütte auf der Hohen Veitfch, Markierung der Wege auf den Schneeberg und die Raxalpe sowie in den Umgebungen von Wien, namentlich bei Weidlingau, Hütteldorf rc. Für alpine Bauten, deren Schöpfungen sich namentlich auf Stuhleck, Schneeberg, Raxalpe, Zier-bitzkogel, Großer Priel, Grintovc und Triglav vertheilen, wurde im abgelaufeneu Decennium die Summe von über 40,000 fl. verwendet, wovon auf dar Jahr 1878 6400 fl. entfallen. Die volkswirthschaftliche Nothlage. (Fortsetzung.) England beherrscht noch heute, jedoch nicht mehr unbestritten wie vor 100 Jahren, den Welthandel; es sind ihm in Frankreich und besonders in den Vereinigten Staaten von Nordamerika beinahe ebenbürtige Concurrenten entstanden. Aus Amerika ist es durch die mächtige nordamerikanische Staaten-Republik fast verdrängt. In Nordafrika (Algier, Tuuis, Tripolis und Egypten, elfteres französisch, die übrigen türkische Tributärstaaten) und Ostasien stößt es auf den Einfluß der jugendkräftigen f«m-zösischen Republik; hieher richten auch Deutschland und Oesterreich ihr Augenmerk, um besonders daS volkreiche China und das große Juselreich Japau ihrem Handel zugänglich zu machen. In Mittelasien, an den Nordgrenzen Ostindiens, prallt England mit dem Einflüsse des russischen Kolosses zusammen, welcher zwar keinen eigentlichen Welthandel treibt und treiben kann, da er hiezu der entwickelten Industrie entbehrt, welcher aber eine Welt für sich beherrscht und innerhalb feines Machtgebietes keinen fremden Einfluß duldet. Der englische Krieg gegen Afghanistan ist genau genommen ein Krieg gegen Rußland, da er gegen den russischen Einfluß gerichtet ist. Unbestritten ist der Machtkreis Englands, die Grundlage seiner Welthandelsstellung, außer in Ostindien selbst nur noch in Australien. Der andere Zweig des Welthandels, der Verkehr zwischen den Industriestaaten, erlangte seine eigentliche Bedeutung erst in diesem Jahrhundert, seit durch die immer ausgedehntere Verwendung der Dampfkraft die Großindustrie entstanden und seit weitverzweigte Schienenstränge nebst vervollkomm-neten Schiffahrtseinrichtungen den Massenverkehr überallhin ermöglichten. Auch hier spielt England die Hauptrolle. Durch seine riesigen Kolonien und seine weitläufigen Handelsverbindungen eines ungeheueren Absatzgebietes versichert, konnte England zuerst vor allen Staaten eine mächtige Industrie ins Leben rufen, welche noch von der Natur durch ergiebige Kohlenlager und reiche Metallschätzc im Innern des Landes begünstigt wurde. Es konnte daher nicht fehlen, daß, als die anderen Staaten nach den aufreibenden Kriegen in den ersten anderthalb Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sich ebenfalls industriell zu entwickeln begannen, keiner derselben das weit voran geeilte England einzuholen vermochte. In Frankreich, Belgien und einigen Theilen Deutschlands bildete sich zuerst auf dem europäischen Festlande eine lebenskräftige Industrie aus; später traten auch Oesterreich und Italien in die Reihe der Industriestaaten, jedoch blieb das mit Oesterreich verbundene Ungarn bis heute ein überwiegend ackerbautreibendes Land, und auch in Italien überwiegt die Rohproduction weitaus gegenüber der Industrie. Immerwährend hatte das Regierungssistem eines Landes großen Einfluß auf die Entwicklung feiner Industrie sowie auf seine Theilnahme am Welthandel. Wenn wir von der gewaltsamen Absperrung der Grenzen gegen alles Fremde, wie sie aus politischen Gründen in Oesterreich eine Zeitlang üblich war, oder der schonungslosen Unterdrückung jeder im Machtbereiche auftauchenden Con-currenz, wie sie England seinen Kolonien gegenüber anwandte, endlich der sogenannten Continentalsperre Napoleon I. absehen, so sind namentlich die Grenzzölle hier von Einfluß. Man unterscheidet zwei Arten von Zöllen: die Finanzzölle, welche keinen anderen Zweck haben, als die Einnahmen des Staates zu erhöhen, und die Schutzzölle, welche gewissen Industriezweigen durch Vertheuerung der gleichartigen ausländischen Waren den Absatz im eigenen Lande sichern oder auch im Lande erzeugten, für die eigene Industrie benöthigten Rohprodukten die Ausfuhr erschweren sollen. Im Anfänge dieses Jahrhunderts bildete sich in England eine Partei, die für die Beseitigung dieser Zölle und überhaupt aller Verkehrshindernisse zwischen den einzelnen Staaten eintrat. Dieses sogenannte Freihandelssistem kam zunächst in England zum Durchbruch in der Aufhebung der wirklich höchst schädlichen, das Brod vertheuernden Kornzölle ic. Allmälig gewannen die Freihandels-Ideen auch auf dem Festlande Anhänger und führten feit Ende der fünfziger Jahre zu Handelsverträgen der einzelnen Industriestaaten mit einander, durch welche dem gegenseitigen Handel große Erleichterungen gewährt uud die Zölle für die meisten Artikel ermäßigt, für andere ganz aufgehoben wurden. Während Rußland von vornherein abseits dieser Bewegung blieb und nicht einmal seinem eng politischen Verbündeten Prenßen-Dentschland die Zolllinie öffnete, kehrten Frankreich und Nordamerika später ebenfalls zum Schutzzollfistem zurück, und augenblicklich finden in Deutschland und Oesterreich Bewegungen zu demselben Zwecke statt; in Oesterreich-Ungarn wurde denn auch bereits ein erhöhter selbstständiger Zolltarif beschlossen, welcher am I. Jänner 1879 ins Leben treten soll. Woher nun diese rückläufige Bewegung? Die Erfahrung während der Dauer der Handelsverträge hat gezeigt, daß die festländische Industrie der englischen Concurrenz nicht gewachsen war, welch' letztere durch den ihr zugebote stehenden billigen Seeweg überallhin ihre Fühler ausstrecken konnte. Speziell die zuletzt entstandene junge österreichische Industrie hatte in manchen Zweigen auch noch die ihr überlegene französische und deutsche Industrie zu bekämpfen, freilich theilweife, aber auch nur theilweife, mit Erfolg. So trug denn daS Freihandelssistem bedeutend dazu bei, einerseits die Krise für die industriell schwachen Staaten zu verschärfen, indem zur eigenen Ueberproduction noch die starke Wareneinfuhr von außen trat, andererseits das Gebiet der Krise riesig auszndehnen, weil die Absatzstockung in einem Staate nun mit einem Schlage überall empfunden wurde. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fcd. Bamb In Oesterreich litten unter der ausländischen Concurrenz u. a. besonders die Spinn- und Web-waren.Industrie Böhmens und Mährens, sowie die steierische und niederösterreichische Eisenindustrie. Wir brauchen uns darüber übrigens nicht zu wundern. Wer wollte den ungeheueren Unterschied der Bedingungen verkennen, unter welchen österreichische und deutsche oder gar englische Fabrikanten arbeiten! Der Kapitalzins beträgt in Deutschland 4—5 Perzent, in Frankreich ist er eher niederer und in England sicher nicht höher; in Oesterreich dagegen ist es schwer und außer der Sicherstellung durch ersten Satz auf Häuser, Grundstücke oder der Bedeckung durch verpfändete Staatspapiere oder Actien erster Gesellschaften ganz unmöglich, selbst zu 6 Perzent Darlehen zu erhalten; für Geschäftsleute, welche nicht über derartige Deckung verfügen, steigt der Zinsfuß bis 10 Perzent und höher. Daß die Kreditverhältnisse in Ungarn noch schlimmer sind, sei nur beiläufig erwähnt. Dazu kommen in Oesterreich-Ungarn die ungemein hohen Steuern, welche z. B. bei Wohngebäuden in Wien auf 35 bis 40 Perzent des Miethertrages gestiegen sind, die dadurch bedingten hohen Wohnungszinse, die verhältnismäßig schon des kostspieligen Lebensunterhaltes wegen erforderlichen höheren Arbeitslöhne und endlich die schwankenden Geldverhältnisse (Steigen und Fallen des Papiergeldes), welche jede feste Preisberechnung gegenüber dem Auslande zuschanden machen. Das Wichtigste und Ausschlaggebendste ist aber die mehr als halbhundertjährige Vergangenheit, welche die Industrien Englands, Frankreichs und eines Theiles von Deutschland hinter sich haben, wodurch nicht nur die ursprünglichen Anlagekosten fast durchwegs längst amortisiert (getilgt) sind, sondern auch die Anlagen, Maschinen ic. durch fortwährende Verbesserung und Vergrößerung allen Ansprüchen der Industrie aufs vollkommenste angepaßt und geschulte Arbeiterarmeen herangebildet werden konnten, wie sie Oesterreich erst in einigen Zweigen der Groß- und in mehreren der eigentlichen Kunstindustrie besitzt. Es ist das Verhältnis des Anfängers, der mit allen Schwierigkeiten der Geschäftsgründung, des Kapitalmangels, des Kundenerwerbes , der Arbeiter- und eigenen Schulung zu kämpfen hat, gegenüber einem erbgesessenen, kapitalkräftigen alten Geschäftshause mit festem Kundenkreise und allen Vortheilen des Betriebes. (Schluß folflt.) Vom Büchertische. In Leipzig und Berlin im Verlage von Hugo Voigt ist die 5. Auflage einer illustrierten Flugschrift: „Die Folterkammer der Wissenschaft", von Ernst von Weber, erschienen, die durch ihre ungeahnten Enthüllungen ein allgemeines Aufsehen ,erregt und bereits in fünf fremde Sprachen übersetzt worden ist. Die Hauptblätter der englischen Presse haben wiederholt auf die gleichzeitig in England erschienene Ueberfetzung hingewiesen. Der Preis dieser in allen Buchhandlungen zu habenden Schrift ist zum Zwecke ihrer größtmöglichen Verbreitung auf nur 60 Pfg. festgesetzt und der Reinertrag aus ihrem Verkaufe zur Begründung einer energischen Agitation zur gesetzlichen Beschränkung der Vivisektion bestimmt. Diese Flugschrift ist auch durch die hiesige Buchhandlung v. Kleinmayr & Bamberg zu beziehen. Witterung. Laibach, 14. Februar. Trübe, windstill. Wärme: morgens 7 Ubr + 2 4°, nachmittags 2 Uhr + 6 4" C. (1878 + 3 8"; 1877 -j- 7'2P C.) Barometer im Fallen, 730'15 mm. Das gestrige Tagesmittel der Wärme + 4 7", um 5 1° über dem Normale; der gestrige Niederschlag 3 60 mm. Regen. erg. Verleger: Ottomar Bamberg. Verstorbene. Den 13. Februar. Anton Cirer, Tischlers-Kind, 3'/, I., Elisabeths Kinderspital, Tuberkulose. — Johann Merlak, Schreibers-Kind, 2 Monate 24 Tage, Roseugasse Nr. 31, Fraisen. Den 14. Februar. Johann Vouk, Zimmermann, 65 I., Petersstraße Nr. 83, Altersschwäche. Angekommene Fremde am 13. Februar. Hotel Stadt Wien. Pollak, DebuS, Weyrauch, Kflte., 1 und Flekuer, Direktor, s. Frau, Wien. Hotel Elefant. Dr. Proßinagg s. Frau, Cilli. — Baum-gartner, Gutsbesitzer, Gonobiz. — Koeijan, Gemeinderath, Melkus, Ingenieur, und Dezelic, Magistrathsrath, : Agram. — Karlin, Kausmannsgattin, St. Georgen. — Bilharz, Sekretär, Baden. — GoljevÄek, Holzhändler, Canale. — Juriczek, Graz. Kaiser von Oesterreich. Omachen, Lack. — Greben», Gnrkfeld. Mohren. Wauritsch. Wien. — Ruszere, Feuerwerker, Laibach. Gedenktafel über die am 18. Februar 18 79 stattfindenden Licitationen. 3. Feilb., Kneß'sche Real., Mladotik, BG. Nassensuß. — 3. Feilb., Zigur'sche Real., Podraga, BG. Wippach. — Stilb., Kopattn'sche Real., Podraga, BG. Wippach. — — LcZovc'sche Real., Po^enk, BG. Krainburg. — 2. Feilb., Tomajik'sches Heiratsgut, Sanabor, BG. Wippach. — 2. Feilb., Kerztt'sche Real., Jgendors, BG. Saas. — Reass. 3. Feilb., Novak'sche Real., Stra^a, BG. Nas-sensuß. Theater. Heute (gerader Tag): Zum zweiten male: Die schönen Weiber von Georgien. Komische Oper in 3 Acten von I. Offenbach. In Laibach verkehrende Eisenbahryüge. Südbahn. Nach Wien Abf. 1 Uhr 7 Min. nachm. Postzug. » ,, 3 „ 52 „ morgens Eilpostzug. ,, n n 10 „ 85 „ vorm. Eilzug. n n n ,r‘ it l-0 „ früh gem. Zug. „Triest „ 2 „ 58 „ nachts Eilpostzug. I, 3 „ 17 „ nachm. Postzug. „6 „ 12 „ abends Eilzug. 9 „ 50 „ abends gem. Zug. (Die Eilzüge haben 4 Min., die Personenzügc circa 10 Minuten und die gemischten Züge circa */» Stunde Aufenthalt.) Kronprinz=Rudolfbahn. Abfahrt 4 Uhr — Minuten früh. „ 10 „ 45 „ vormittags. „ 6 „ 30 „ abends. Ankunst 2 „ 35 „ früh. 8 „ 26 „ morgens. „ 5 „ 50 „ abends. Telegramme. Wien, 13. Februar. Die „Pol. Korr." meldet; In der Arab-Tabia-Frage ergriff Rußland neuesteus die Ausgleichsinitiatwe, indem es Rumänien vorschlug, seine Truppen bis zwei Kilometer von Silistria zurückzuziehen, bis die Berliner Signatarmächte entschieden hätten. Petersburg, 13. Februar. Einem Telegramm des „Golos" aus Zarizin vom 12. d. M. zufolge ist die Zahl der Erkrankungen gestiegen, seitdem Thauwetter eingetreten ist. — Dagegen haben einem Telegramm Loris - MelikoffS auS Zarizin vom 12. d. M. zufolge laut Meldung des Gouverneurs von Astrachan seit zwei Tagen keine neuen Erkrankungen stattgefunden. Telegrafischer Kursbericht am 14. Februar. Papier-Rente 62-35. — Silber-Rente 63 25. — Gold-Rente 7515. - 1860er Staats-Anlehen 114 25. - Bank-actien 793. — Kreditactien 221 25. — London 116 90. — Silber 100.—. — K. k. Münzdukaten 5-56. — 20-Francs' Stücke 9 33. — 100 Reichsmark 57-55.________________■ für die Redaction verantwortlich: Franz Müller.