Macher TaMtt. 9?cibnctiou und Expedition: Bahnhvfgassc 9a. 15 Nr. 211. EEEBÜiS Montag, 15. Sept. 1879. — Morgen: Ludmilla. 12. Jahr &n:. , .11 _ a . n -1. V v lpinem R 2»iTph fr 3n|ertion»|>reife: Ein« Anstellung in« Sau« vrtlj. 25 tr. l!it der Post: @amiä6r. fl. 18. Ein Wort des Ministers. Vorgestern wurde in Teschen ein neues Volksschulgebäude eingeweiht. Bei dem anläßlich dieser Feierlichkeit abgehaltenen Festbankett beantwortete der als Gast anwesende Justizminister und derzeitige Leiter des Ministeriums für Cultus und Unterricht einen auf ihn ausgebrachten Toast mit der Erklärung, daß er nach wie vor sich zur Pflege und Wahrung der gegenwärtigen Volksschulgesetz-gebuug bekenne und daß er in der Hebung und Förderung der Volksbildung ohne Unterschied der Nationalitäten und in deren dauerhafter Versöhnung auf dem Grundsätze der Gerechtigkeit ein nicht zu unterschätzendes Mittel zur Hebung der Wohlfahrt, Entwicklung und Machtstellung des Reiches erkenne. Vollständig überzeugt, daß sich in den Reihen der liberalen Partei keine Stimme finden wird, welche nicht den ersten Theil der ministeriellen Erklärung mit Genngthuung begrüßen und dem zweite« Theile derselben nicht ebenso vollinhaltlich billigen würde, können wir doch nicht umhin, an diese Rede einige Worte zu knüpfen, welche — wir bedauern es aufrichtig — unmöglich geeignet sein können, die eben erwähnte Wirkung der Er« klürung Stremayrs zu erhöhen. Wir sehen hier von allen persönlichen Erwägungen ab. Wir wollen sogar amiehmen, daß Minister v. Stremayr noch ganz derselbe ist, der er war, als er dem Unterrichtsminister Hohenwarts die Nichtigkeit seiner An.eden wegen Verzögerung der Schulgesetzvorlagen nachwies. Aber versuchen wir nur den Sinn seiner Worte gegenwärtig zu halten und dieselben in Zusammenhang mit der politischen Situation zu bringen, in welcher sie ausgesprochen wurde»., so stoßen wir hier auf einen Gegensatz zwischen Theorie und Praxis, der uns vielfach die Freude verdirbt, die wk' an den Worten des Lei« zeigen bi« 6 Zeilen 20 Ir. ters des Unterrichtsministeriums unter anderen Umständen haben könnten. Wir sind völlig überzeugt, daß Stremayr nicht daran denkt, durch Beseitigung des liberalen Volksschulgesetzes ein Werk zu vernichten, an welches sich der schönste Theil seines politischen Wirkens knüpft. Der allgemeine Zug unserer Zeit, die Schule von den Fesseln der Kirche zu befreien, ist mächtig genug, daß selbst eiu Puttkammer, einst der politische Antipode Falks, als dessen Nachfolger im preußischen Unterrichtsministerium nicht umhin konnte, den westfälischen KleruS von dem Wahne zu heilen, als ob er die Axt an den Bau des liberalen SchnlaufsichtSgefetzes zu legen gedächte. Umsoweniger ist von Stremayr eine solche That zu befürchten, wenigstens nicht in dem Sinne zu befürchten, daß er mit Wissen und Willen einein Sisteme Vorschub leisten würde, unter dessen Eonsequenzen.sich die wenigstens theilweise Vernichtung der Errungenschaften unserer modernen Volksschulgesetzgebung befindet. Anderseits wissen wir aber auch, welche verhängnisvolle Anwendung das Gesetz von der beschleunigten Bewegung auf der schiefen Ebene für das politische Leben besitzt. Und Stremayr hat sich auf diese schiefe Ebene begeben, als er, durch das glänzende Ziel der Aussöhnung aller parlamentarischen Parteien Oesterreichs verlockt, in ein Ministerium trat, in welchem Graf Falkenhayn, der erklärte Freund der klerikalen Bestrebungen, ein Portefeuille inne hat. Man wende uns nicht ein, daß die Ressorts des Ministeriums für Cultus und Unterricht mit jenem des Ackerbaues keine Berührungspunkte hätten. Denn so sachlich begründet auch diese Bemerkung sein mag, so darf man doch nicht vergessen, daß ein eonstitutionelles Ministerium für die Dauer unmöglich ist, in welchem ein Vertreter klerikal-feudaler Anschauungen neben einem Vertheidiger der modernen Schul-gesetzgebuug sitzt. Möglich, daß Graf Falkenhayn bei seinem Eintritte in das Kabinet Taaf dem neuen Ministerpräsidenten gelobe» mußte, ausschließlich auf die Agenden seines Portefeuilles zu beschränken. Wenn aber das der Fall ist, wenn Graf Falkenhayn gleich feinem preußischen Gesinnungsgenossen v. Puttkammer das Versprechen geben mußte, feine individuelle Partei-Anschammg den Zwecken des Eoalitionsministeriums unter-zuordnen, ist dann nicht das Bedenken gerechtfertigt, daß die Zwecke eben der Berufung Falkenhayns vereitelt werden ? Niemand zweifelt daran, daß letztere, wenn nicht ein Zugeständnis an die klerikal - feudale Partei, so doch ein Mittel war, dieselbe zum Vertrauen gegen die neue Regierung zu stimmen. Niemand kann aber auch daran zweifeln, daß dieses Vertrauen sofort in sich zusammensinken wird, sobald die klerikal-feudalen Anhänger Hohenwarts sich davon überzeugen würden, daß ^alken-hayn nur mehr in der Theorie zu den ihrigen gehört. Um neben dem schönen aber schwierigen Projekt einer Aussöhnung aller Nationalitäten, auch das völlig Unrealisierbare eines Zusammengehens der verschiedenen prinzipiell von einander verschiedenen politischen Parteien zu ermöglichen, wurde neben dem liberalen Cultusminister von ehedem der klerikal-feudale Graf Falkenhayn ins Kabinet berufen. Theoretisch läßt sich dagegen ebenso wenig einwenden, wie gegen die eingangs erwähnte Rede Stremayrs. In der Praxis muß entweder Stremayr oder Falkenhayn aufhören, der Partei anzugehören, die er für die Regierung gewinnen sollte, und damit fällt auch die Idee wie ein Kartenhaus zusammen, welche das Coalitions-ministerium verwirklichen sollte. Wir unsererseits wünschen, daß Stremayrs Worte eine größere Bedeutung, als die einer Bankettrede gewinnen mögen. Auch wir wünschen die Aussöhnung der Nationalitäten auf gerechter Basis und auf Grundlage jener liberalen Institutionen, welchen unser Feuilleton. Klippen. Erzählung von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Freiherr von Graßfeldt erfuhr wol durch seine Tochter und seinen jungen Vetter von der neuen interessanten Bekanntschaft, die plötzlich die imgen Leute gemacht hatten; aber er hielt für einen Lieblingsplan diesen Verkehr mit den Ge« chwistern nicht gefährlich; um so weniger, als sich »erselbe auf diese gemeinschaftlichen Ausritte be-chränkte. Eines Tages hatten die beiden Paare wieder ihren gewohnten Ausflug unternommen, und wie immer waren Arthur und Magda einige Schritte voraus, die Entfernung zwischen ihnen und dem anderen Paare wurde allmählich größer, vielleicht weil die ersteren zu scharf ritten oder Baron Wellnau mit Fräulein v. Müller absichtlich zurück-blieben. Weder die junge Baroneß noch ihr Begleiter achteten darauf; Arthur war heute ungewöhnlich beredt und wußte die Aufmerksamkeit Magda's so zu fesseln, daß ihre Augen mehr an den Lippen ihres Nachbars als auf ihrer Umgebung ruhten. Da die Baroneß im Reiten schon eine weit größere Sicherheit gewonnen hatte, so durfte sie ohne Bedenken ihre Blicke nur auf das hübsche, kluge Antlitz des jungen Mannes richten, der ihr einige kühne Abenteuer aus seinem reich bewegten Leben mit solcher Anschaulichkeit erzählte, daß sie in athemloser Spannung seinen Worten lauschte. Plötzlich hielt v. Müller sein Pferd an und auf einen dunklen Gegenstand am Wege blickend, rief er verwundert: Was ist das? ‘ Noch ehe Magda etwas erwidern konnte, war er ans dem Sattel, um den Fund aufzuheben. Eine Brieftasche! Wer mag die verloren haben? fetzte er ganz verwundert hinzu, und richtete wie fragend feine Augen auf Magda. Diese vermochte in höchster Bestürzung kein Wort hervorzubringen. Das Benehmen ihres Begleiters kam ihr zu sonderbar vor. Trotzdem sie Arthur in die lebhafteste Unterhaltung zu verstricken gewußt hatte, war es ihr nicht entgangen, daß er ganz heimlich die Brieftasche herausgezogen und selbst auf den Weg geworfen hatte, dieselbe Brieftasche, die er jetzt als einen merkwürdigen Fund triumphierend emporhielt. Ohne ihre Antwort abznwarte», fuhr der junge Mann lebhaft fort: Was mag sie enthalten ? Und schon hatte er die Brieftasche geöffnet. Ah, das ist ein bedeutender Fund — Banknoten, und in solcher Menge! Selbst wenn sie ein noch so reicher Mann verloren hat, der Verlust wird ihm empfindlich sein, denn da sind viele Taufende. Sehen Sie selbst, Baroneß, und er reichte Magda die Brieftasche hin. In der That, stammelte sie verwirrt. Sie wußte nicht, was sie darauf entgegnen und wie sie sich das räthfelhafte Auftreten ihres Begleiters erklären sollte. Geschah das alles nur zum Scherz oder wollte er durch diesen scheinbaren Fund beweisen, daß er selbst im Besitz eines ziemlich bedeutenden Vermögens sei? Ganz oberflächlich geschätzt, enthält die Brieftasche ein kleines Vermögen, sagte Arthur und begann den Inhalt derselben eifrig zu zählen. Wahrhaftig, die runde Summe von zehntausend Thalern. Nun, der Mann, der dieses Geld verloren hat, kann sehr froh fein, daß es in ehrliche Hände gekommen ist, und der junge Herr warf sich ein wenig in die Brust. Volksschulgesetz entstammt. So lange aber die Rechtspartei als solche ein Element bleibt, mit welchem die Regierung trotz seines ultramontanen und feudalen Anhangs rechnen zu müssen glaubt und so lange dieses Calcul durch einen feudalklerikalen Minister Ausdruck findet, fehlt uns der rechte ÜDtuth, aus den Worten Stremayrs jene Beruhigung zu schöpfen, deren die liberale Partei gerade jetzt so sehr bedarf! Aus verfassungsfeindlichem Lager liegen mehrere für die parlamentarische Stellung der Parteien bcmerkenswerthe Nachrichten vor. Zunächst das Einberufungsschreiben Hohenwarts, welches nicht nur die Mitglieder der früheren Rechtspartei und unsere mit ihr am gleichen Strange ziehenden National-Klerikalen, sondern auch die hervorragendsten Repräsentanten des böhmischen Feudaladels und des Klubs der czechi-schen Abgeordneten zu einer Vorberathung einlud. Aus dem Umstaude jedoch, daß eben nur wenige Vertreter der vorerwähnten Partei mit Einladungsschreiben beehrt wurden, dürfte gefolgert werden, daß letztere mehr als Vertrauensmänner der konstituierenden Sitzung der künftigen Rechtspartei beigezogen werden sollen. Damit stimmt auch theil-weise die Meldung überein, daß nur die Feudalen unter Führung des Grafen Clam-Martinitz dem Rechtsklub beitreten werden, während die czechischen Abgeordneten aus Böhmen und Mähren, die Dalmatiner und die Slovenen einen eigenen Klub unter dem Kommando Riegers bilden sollen. Was unsere slovenischen Abgeordneten anbelangt, so dürfte es vielen von ihnen sehr schwer werden, zwischen dem feudal-klerikalen Banner der Herren Hohenwart und Clam-Martinitz und der von Rieger vertretenen nationalen Parole zu wählen. Ob aber diese „nationale Parole" des czecho-slovenischen Klubs hinreichen wird, alle Conflicte innerhalb des letzteren hintanzuhalten, ist zum mindesten zweifelhaft. Wenigstens denken die Jung-czechen nicht daran, ihre Selbständigkeit aufzugeben. Gestern fand nämlich in Prag ein jungczechischer Parteitag statt, dessen Resolutionsvorlage betonte, daß nur in nationalen uud staatsrechtlichen Fragen mit den Altczechen gemeinsame Sache gemacht werden soll. In Bezug auf die Occupatiousfrage fordert das jmtgczechische Programm, welches die Reichsrathsbeschickung als perfecte Thatfache voraussetzt, daß bei der Entscheidung über das Schicksal Bosniens und der Herzegowina das Selbstbestimmungsrecht der slavischen Völker gewahrt werden soll. Wie sich die Juugczecheu eine allgemeine Volksabstimmung in Bosnien vorstellen, ist leider nicht gesagt. Nicht viel vernünftiger, als Jetzt war auch das andere Paar näher gekommen, und Arthur rief ihm schon aus einiger Entfernung zu: Meine Herrschaften, ich habe soeben einen kostbaren Fund gemacht, und mit großer Lebhaftigkeit erzählte er den beiden anderen, wie er die Brieftasche entdeckt habe und welch bedeutende Summe ste enthalte. Die Schwester theilte sogleich die Erregung ihres Bruders. O, Der Aerntste, der sie verloren hat! Du mußt gleich deinen Fund anzeigen. Selbstverständlich, entgeguete Arthur. Nun, arm kann man doch einen Menschen nicht nennen, der eine Brieftasche mit zehntausend Thalern Inhalt verloren hat, bemerkte Wellnau lächelnd. O doch, erwiderte Valesca. Es braucht ja gar kein reicher Herr, nur irgend ein Geschäftsmann zu sein, der die Brieftasche verloren hat und den ein solcher Verlust zugrunde richten wurde. Sie haben recht, gnädiges Fräulein, daran hatte ich gar nicht gedacht, entschuldigte sich der junge Baron. dieser barokke Vorschlag klingt eine zweite Forderung, Administrativ sersparnisse ans dem Wege der Decentralifation anzustreben. Denn wie bekannt versalzen viele Köche die Suppe und zehren viele Verwalter ein Gut auf. Außerdem tritt das jungczechische Programm für Reduction des Heeresbudgets, für die Abschließung der Handelsverträge nach ökonomischen und nicht nach politischen Rücksichten und für die Errichtung czechischer Gewerbefachschulen ein. Die Affaire Bismarck-Gortschakoff. Obgleich bis zur Stunde die bekannte Nachricht des „Soleil" kein Dementi erfahren hat, versucht die „Norddeutsche Allgemeine" doch den Beweis, daß es gar keine Kanzlerfehde gebe. Die Beweisführung lautet dahin, daß während des Berliner Congreffes die Vertreter Deutschlands und Rußlands im besten Einvernehmen mit einander verkehrten, und daß sie nach dieser Zeit gar nicht in unmittelbare persönliche Berührung getreten seien. Würde man einer solchen eigenartigen Motivierung, welche für die Entfremdung von Staatsmännern das Vorhandensein eines im persönlichen Verkehr zutage getretenen Eonflictes voraussetzt, das Gezwungene und Erkünstelte ihrer Entstehung nicht sofort anfehen, so könnten wir nur darauf verweisen, daß schon der sympathische Verkehr Bismarcks mit Andrassi), dem Executor der in Petersburg so sehr verhaßten österreichischen Occupationspolitik vollständig hinreichen müßte, den deutschen Kanzler in den Augen seiner russischen College» zu verdächtigen. In demselven Sinne spricht sich auch die sonst so russenfreundliche „Kreuzzeitung" aus, inoem sie erklärt: „Die Heftigkeit der Angriffe gegen den Fürsten Bismarck wächst in demselben Grade, in welchem die panslavistischen Kreise Rußlands eine ihrer Sache gegnerische engere Verbindung zwischen Deutschland und Oesterreich xu wittern vermeinen und in den orientalischen Angelegenheiten die Wirksamkeit solcher Verbindung aufzusinden sich bemühen." Wenn das Organ der preußischen Feudalen die Schuld am Zwiste auf die russischen Panslavisten schiebt, so verweisen wir nur auf die Rolle, welche die pauslavistische Agitation in der nicht» offiziellen Politik des russischen Kanzlers spielt. Was die ziemlich klare Drohung mit einem russisch-französischen Bündnis anbelangt, so wird dieselbe in Deutschland ziemlich kühl beurtheilt. Hat ja doch die „Deutsche Heereszeitung" bereits vor einiger Zeit ganj ruhig erklärt, daß Deutschland einen gleichzeitigen Angriff Rußlands und Frankreichs nicht zu fürchten habe. Außerdem Das meine ich auch, sagte Arthur. Jedenfalls ist es eine Summe, die wiederzueryalten den meisten Sterblichen nicht unangenehm sein dürste. Nicht wahr, Baroneß? Magda nickte nur schweigend mit dem Kopse; sie vermochte keine laute Antwort zu geben, denn es war ihr noch immer unmöglich, zu dem wunderlichen Auftreten Arthurs einen Schlüssel zu finden, und was ihr noch seltsamer erschien, Herr v. Müller machte wirklich nicht nur bei der Behörde von seinem Funde Anzeige, sondern er ließ auch denselben in einer Menge Zeitungen veröffentlichen und den Verlierer dringend auffordern, sich zu melden. Welchen Zweck verfolgte ihr neuer Freund dabei? Magda konnte sich sein Benehmen nicht erklären. Wollte er damit nur die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich lenken und mit seiner großen Ehrlichkeit prahlen, oder hatte er die ganze Komödie allein aufgeführt, um sich ihr selbst interessanter zu machen? Fast mußte sie das letztere annehmen, denn immer deutlicher legte er die wärmeren Gefühle an den Tag, die er für sie empfand. scheint aber nach einer anscheinend aus der Umgebung Gainbetta's stammenden Korrespondenz der „Angsb. Allg. Ztg." Frankreich durchaus nicht ge-willt, die von Deutschland protegierte Orientpolitik Oesterreichs und die infolge dessen eingetretene Spannung zwischen Deutschland und Rußland zu einem engeren Anschlüsse an letzteres zu benützen. Nach den Auseinandersetzungen dieses Artikels könne kein Mensch in Frankreich daran denken, sich dafür zu interessieren, d.iß Rußland durch den Krieg, durch die österreichisch-ungarische Orientpolitik und durch die Haltung Deutschlands itt eine unbehagliche Lage versetzt wurde. „Wenn Frankreich in und mit Rußland nichts zu gewinnen utti) am Bosporus keine Lebensinteressen um jeden Preis zu wahren hat, so befindet es sich auch nicht in der Laune und itt der Lage, russische Sympathien, die es nicht besitzt, erst sich anzueignen. Herr Waddingtoit findet keine Einwendung gegen eilt Oesterreich-Ungarn bis Sa-lonichi, damit dasselbe dem Panslavismns die Stange halte. Er trug viel dazu bei, Bulgarien in zwei getrennten Provinzen zu organisieren, und er ergriff die Initiative, dem Panslavismns auch dett Hellenismus entgegenznstellen. Diese Diplomatie des Herrn Waddington ist die nationale Politik geworden. Die gegenwärtige Wiederaufrichtung und Entwicklung Frankreichs perhorre-fciert alles, was einer militärischen Allianz ähnlich sehen würde. Darum darf es niemand wagen, die Abenteuer einer russischen Allianz zu empfehlen, und darum wird das westmächtliche Einvernehmen, das nicht mit der englischen Allianz zu verwechseln ist, stets und fast allgemein gewünscht." * * * Die Prager „Politik" veröffentlicht einen Artikel, in welchem die Regierung aufgefordert wird, an der verfassungstreuen Beamtenschaft ein Exempel zu statuieren. Sie stützt sich hiebei vorzugsweise darauf, daß der active und passive Widerstand des Beamtentums der rothe Faden war, welcher sich durch die Geschichte des Ministeriums Hohenwart hindurchzog. Die Spitzeln der „Politik" wollen nun diesen rothen Faden auch in der Aera Taaffe gefunden haben und' beschuldigen unter anderem einen Statthalter, daß er dein Kabinet Taaffe eine Lebensdauer von sechs Wochen eingeränmt haben soll. Wir sind keineswegs der Meinung, daß mit einem solchen Ausspruche ein politisches Kapitalverbrechen begangen wurde, glauben aber auch, daß die „Politik" dem Ministerium Taaffe keinen Gefallen erweist, wenn sie die verfassungstreuen Beamten als Regierungsgegner dennneiert. Denn nach den Versicherungen unserer Officiösen ist ja die Verfassungs- Ach, er hätte solcher Mittel nicht erst bedurft, denn auch sie wurde sich mit jedem Tage mehr bewußt, daß ihr der junge Mann durchaus nicht länger gleichgiltig sei, daß sich in ihrem Herzen bereits eine warme Zuneigung für ihn zu regen begann. Arthur sprach sehr oft fein Erstaunen aus, daß sich trotz all' seiner Bemühungen noch immer nicht der rechtmäßige Besitzer der Brieftasche gesunden habe, und doch sei von ihm in allen größeren Zeitungen vielfach ein Aufruf erlassen worden. Magda begriff nicht diesen hartnäckigen Selbstbetrug des geliebten Mannes, und doch brachte sie es nicht übers Herz, ihm zu sagen, daß sie ja recht gut bemerkt habe, wie er selbst erst die Brieftasche heimlich hingeworfen habe, sie fürchtete, ihn durch ihre Offenheit tief zu kränken und hielt es für notwendig, ihn einer Marotte ruhig zu überlassen, die ihm so sehr gefiel und an der er so hartnäckig festhielt. Der Verkehr mit den Geschwistern nahm bald eine noch traulichere Färbung an, als ein Zufall auch den Freiherrn mit Frau v. Müller in nähere Berührung gebracht hatte. Als sie itt treue des jetzigen Ministerium? über allen Zweifel erhaben; es würde also der Fehler der znr Maßregelung vorgeschlagenen Beamten blos darin zu suchen sein, daß sie den verfassungsgegnerischen Profezeiungen auf eine gründliche Aenderung des Regierungssistems mehr Glauben schenken, als den officiösen Versicherungen des Preßbureaus. ¥ * * Vorgestern morgens hat von Plevlje aus der Vormarsch unserer Truppe» gegen Prjepolje begonnen. Tagsznvor hatte der Herzog von Württemberg ein Diner gegeben und ist sodann nach Priboj abgegangen, um mit Hnsni Pascha zusammenzutreffen. Was den Zwischenfall bei der Besetzung Plevlje's anbelangt, dessen wir in uiiserem letzten Blatte gedachten, so soll dieser keineswegs aus Böswilligkeit, sondern einzig lind allein auf einem Mißverständnisse beruhen. Mustapha Pascha, der bekanntlich den Abzug der türkische» Truppen verweigerte, soll von der Voraussetzung ausgegangen seiu, daß die Besetzung von Plevlje der Aprilconveution zufolge eine gemischte sein werde. Man habe eben unterlassen, Mustapha Pascha rechtzeitig davon zu verständigen, daß man sich in Serajewo wegen der mangelnden Unterkunft für die Truppen geeinigt habe, von der gemischten Occnpation Umgang zu nehmen. Nach dem „Wiener Tagblatt" dagegen habe die Pforte der Abmachung, daß sich die türkischen Truppen bei dem Anmarsche der Oesterreicher zurückzuziehen haben, nicht beigestimmt und sei mit Wien betreffs Aufrechterhaltung der gemischten Occnpation in Verhandlung ' getreten. Mustapha Pascha sei von dieser Sachlage verständigt worden, während die in dieser Angelegenheit nach Lajnica abgesendete Regierungs-depesche den Herzog von Württemberg nicht mehr erreichte und demnach auch General Killic ohne entsprechende Ordre blieb. Wie schwer cs übrigens hält, in Plevlje eine größere Garnison unterzubringen, geht ans der Meldung hervor, daß von der Stadtbevölkerung 200 Häuser für unsere Truppen geräumt werden mußte». Zur Verpflegung der OccupationStruppcn wurden Lieferungsabschlüsse mit zumeist türkischen Kaufleuten vereinbart, welche eine Caution von 50,000 Dukaten als Sicherstellung für die Einhaltung der bedungenen Termine leisteten. * * * Ostrumelien und die griechisch-türkische Grenzangelegenheit dürften die Mächte noch lange nicht zur Ruhe kommen lassen. Was Ostrumelien anbelangt, so sucht sich bekanntlich Aleko Pascha durch unbedingte Begünstigung der Bulgaren ein Gegengewicht gegen die Abneigung des Sultans zu verschaffen, welcher die allzugroßen Selbständigkeits-gelüste seines Generalgouverneurs mit sehr miß- ihrem Wägelchen saß und sich ihr Sohn auf einen Augenblick entfernt hatte, war ihr das Zeitungsblatt entfallen, das sie in der Hand hielt, und der sich in der Nähe befindliche alte Herr war Höflich genug gewesen, es aufzuheben und der Kranken zu überreichen. Nun lernte Herr von Graßfeldt die neuen Freunde seiner Tochter kennen und er mußte sich gestehen, daß es recht angenehme Leute waren. Frau v. Müller zeigte trotz ihres gelähmten Körpers einen sehr munteren Geist, sie war heiter und gesprächig und besaß das einschmeichelndste Benehmen. Die beiden Familien besuchten sich gegenseitig und fanden immer mehr aneinander Gefallen. Auch Arthur und Valesca zeigten dem Freiherrn so liebenswürdige Seiten, ba| er den ©einigen gern einen solch' angenehmen Verkehr gestattete. In seiner Gegenwart benahmen sich die jungen Leute so unbefangen, daß er sich vollends in Sicherheit wiegen ließ. Natürlich hatte er ebenfalls von dem Funde der Brieftasche Kenntnis erhalten, und er mußte das Benehmen des jungen Mannes anerkennen, der so eifrig und rastlos bemüht war, dem rechtmäßigen Besitzer wieder zu seinem Eigenthum zu verhelfen. (Fortsetzung folgt.) trauischeu Augen verfolgt. Wohin nun diese einseitige Begünstigung der Bulgaren auf Unkosten der Muhamedaner führt, beweist eine Meldung, nach welcher zwischen den rückkehrenden mnhamedanischen Flüchtlingen und den Bulgaren ein blutiger Conflict ausgebrochen ist. Die betreffende, vom 13. d. datierte Depesche begnügt sich damit, zu konstatieren, daß durch das Einschreiten der ostrumelischcn Gendarmerie zahlreiche muhamedanische Flüchtlinge ge-tödtet wurden. Aber daraus geht schon znr Evidenz hervor, daß die Gendarmerie gegen die rückkehrenden Flüchtlinge einschritt, welche jedenfalls nur deshalb mit den Bulgaren in Conflict gerathen waren, weil sie die Zurückgabe ihres von letzteren widerrechtlich in Besitz genommenen Eigenthums gefordert hatten. In der griechisch-türkischen Grenzsrage dreht sich die Debatte darum, ob dem dreizehnten Protokolle des Berliner Congresses, in welchem von den Gebietsabtretungen a» Griechenland die Rede ist, blos ein allgemeiner facnltativer Charakter oder aber eine unbedingt bindende Eigenschaft zuzuschreiben ist. Ersterer Standpunkt wird von Savfet Pascha ver-theidigt, während die griechische Regierung ihre Delegierten bei der Grenzregnlieruugskommission dahin instruierte, daß eine Entscheidung über den obligatorischen oder blos sacultativen Charakter des dreizehnten Protokolles einzig und allein den Signatarmächten, nicht aber der türkischen Regierung zustehe. * * * Die Nachrichten aus Afghanistan und Indien lauten für die Engländer höchst bedenklich. Um nicht eine neue Auflage des Kabuler Gesandtenmordes zu erleben, mußte die englische Gesandtschaft Maudolqy, den Sitz des Königs von Birma, räumen, wol nur die Einleitung zu dem längst für unvermeidlich gehaltenen Kriege mit Birma. In Afghanista» wird der heilige Krieg gegen die Engländer gepredigt, und ein solcher Appell an den religiösen Fanatismus dürfte auch diesseits der Grenzen Indiens ein Echo finden. Was aber die Rückwirkung dieser asiatischen Vorgänge auf die internationalen Beziehungen angeht, so bemerkt „Daily Telegraph", der russische» Regierung allein sei die Nothwendigkeit des letzten Krieges und der beklagenswerthe momentane Unstern zu danken, und es sei durchaus nicht zu verwundern, daß die russischen Zeitungen und diejenigen ans England, welche Rußland in die Hände arbeiten, in ihren Commen-taren über das neue Hemmnis, auf welches England gestoßen, vollständig übereinstimmten. Ein befriedigender Abschluß der augenblicklichen Krisis lasse sich jedoch voraussehen. Das afghanische Gesindel, ob einexerciert oder nicht, hätte sich niemals den britischen Trnppen im Felde gestellt und würde es wol auch nie thnu; wenn Kabul besetzt und die Rädelsführer unter den Mördern des Gesandten gezüchtigt, so werde es wol mehr als ein Mittelchen geben, um das afghanische Raubgesindel in Respekt zu erhalten. Vermischtes. — Attentat auf einen Postboten durch ein Reh. Am 12. d. wanderte- guten Muthes der Postbote zwischen Riedau und Lambrechten durch ein Gehölz in der Nähe des letzteren Ortes. Auf einmal hörte er ein Geräusch und unmittelbar darauf prallte ein großes rothgraues Thier an seine Brust und fiel zu seinen Füßen nieder. Da der Angefallene, durch das Carambole verblüfft, nicht rasch genug besonnen war, das Thier, ein leibhaftiges Reh, zu ergreifen, suchte dieses sein Heil in der Flucht, und so kamen Postbote und Reh mit dem bloßen Schrecken davon; nur ein Riß in der Postbotenhose gab Zeugnis von dem seltsamen Attentat. — Naturphänomen. Die „Salzb. Ztg." berichtet: Ein interessantes Naturschauspiel wurde am 30. August l. I. nachmittags am Gipfel des Schafberges beobachtet. Von Westen her füllte ein Wolkenmeer die Thäler, so daß nur die Bergspitzen über 5000 Fuß inselartig auS demselben hervorragten. Dasselbe war so grell von der Sonne beleuchtet, daß es aufs täuschendste ungeheueren Eisfeldern glich und man sich ohne jede Anstrengung der Phantasie in unseren Kolonialbesitz Franz Josef-Land versetzt glauben konnte. Ostwärts dagegen, über dem verhüllten Spiegel des Mond- und Attersees, zeigte sich auf den wogenden Nebelmassen in horizontaler Ebene ein in sich geschlossener, kreisförmiger Regenbogen. Erst gegen Abend erreichte das seltene Phänomen sein Ende. — Ein gräßliches Verbrechen. Mittwoch abends wurden in einer Straße der Pariser Vorstadt La Chapelle mitten im Unrath Fleischtheile gefunden, die von einem menschlichen Körper herzurühren schienen; unter ihnen befand sich ein vollständiges Schulterblatt Den Nachforschungen, welche der Polizeikommissär Lefebure in den umliegenden Kanälen anstellte, gelang cs, eine ganze Leiche mit einziger Ausnahme des Kopfes, den man noch nicht wiedergefunden hat, wiederherzustellen. Auf die weitere Andeutung, daß man ein Individuum, welches einen ziemlich großen Korb trug, in der Straße gesehen hätte, lenkte sich der Verdacht des Kommissärs auf einen in La Chapelle bediensteten Stadt-sergenten; er beschied denselben zu sich und verhörte ihn so geschickt, daß er bald sein Verbrechen bekannte. Prevost, so heißt der Stadtsergent, hatte einen gewissen Lenoble, der mit Schmucksachen hausiert, in seine Wohnung gelockt und dort umgebracht, um sich der Werthgegenstände, die er mit sich führte, zu bemächtigen. Der Kopf des Unglücklichen ist auch richtig in der Wohnung Prevosts vorgefunden worden. Dieser letztere hat vierzehn Jahre in der Armee und zehn Jahre als Sergent oder gardien de la paix bei der Polizei gedient, ohne bisher zu einem Tadel Anlaß gegeben zu haben. Er hatte sein Opfer erst mit einem Hammerschlage auf den Hirnschädel betäubt und dann mit einer Axt ge-tödtet, worauf er den Leichnam mit Hilfe dieser Axt und eines Transchiermessers in viele Stücke schnitt, diese Reste in einem großen Korbe sammelte und nun sich ihrer in den verschiedenen Unraths» kanälen von La Chapelle zu entledigen suchte. Den Kopf behielt er in der Wohnung zurück, um ihn, wie er sagte, durch Sieden uukeuutlich zu machen. Prevost war früher Fleischer und hat daher sein gräßliches Werk mit einer gewissen Kunstfertigkeit ausgeführt. Die Schmucksachen, die er dem armen Hausierer raubte, hatten einen Werth von kaum 250 Francs. — Spanische Etikette. Wie der „Köln. Ztg." aus Madrid geschrieben wird, sind die Anhänger der alten spanischen Etikette über die Zugeständnisse , welche König Alfons seiner Braut machte, ganz außer sich. Entgegen dem Brauch und der Sitte des spanischen Hofes soll er nämlich darin eingewilligt haben, daß sie einige Hoffräulein auS ihrem Vaterlande mit sich bringe, worüder ein ganzes Heer castilischer Damen, die Ansprüche auf den Titel einer Dama de la Reyna seit urältesten Zeiten besitzen, sich in komischester Erregung befinden. Nicht minder aufgeregt ist gerade derjenige Mann, dem im allgemeinen Interesse Gemüthsruhe vor allen anderen zu wünschen wäre, nämlich der Hof- und Leibarzt, der edle Marquis v. San Gregorio, da der Erzherzogin von Don Alfvnfo gestattet wurde, ihren eigenen Arzt herüberzubringen. Wol war ihr Verlangen ein natürliches, nachdem dem genannten edlen Marquis jüngster Zeit so viele hochstehende Patienten gestorben waren, aber andererseits ist es begreiflich, daß er sich nicht gern wegen einer solchen Kleinigkeit durch einen Fremden zurückgesetzt sähe. Lokal-un- ProvinM-Angelegenheiten. — (Der Splitter im fremden Auge.) Anläßlich der Besprechung deS jüngsten Skandal-im Gemeinderathe richtet „Slovenski Nor ob“ an die Wählerschaft die Aufforderung, keine Männer zu wählen, welche lieber spazieren oder ihren Ge« schäften nachgehen, als die Pflichten eines Gemeinde-Vertreters zu erfüllen. Wir wissen nicht, was den „Slovenski Narod", in dessen Darstellung natürlich die Urheber des jüngsten Skandals wie frisch ge-wafcheue Waisenkinder im blütenweißen Kleide der Unschuld erscheinen, zu dieser Aeußernng berechtigt. Allerdings, wenn das Provocieren von Skandalen und politische Demonstrationen in den Wirkungskreis eines Gcineinderathes gehörten, so würde Die derzeitige liberale Gemeindevertretung wol den Vorwurf der Uuthätigkeit verdienen. Wer aber die Aufgabe einer Gemeindevertretung in der Obsorge für das Wohl der Commune erblickt, der muß unserem liberalen Gemeinderathe wol das Verdienst nach-- sagen, daß er durch kluge und sparsame Wirthschast die Lücken wieder auszufüllen verstand, welche das 'Regiment der Nationalen zurückgelassen hatte. Will aber „Slovenski Narod" mit seinen Worten sagen, 'daß hie und da ein liberaler Gemeinderath eine oder die andere Sitzung versäumt, so erlauben wir 'vns nur die Bemerkung, daß bei der letzten Gemeinderathssitzung von 10 nationalen Gemeinderäthen nur b, also bloS die Hälfte anwesend waren, und daß folglich, wenn sich die Liberalen einer ähnlichen Lässigkeit bei Besuch der Gemeinderathssitzungen 'schuldig machen würden, niemals eine beschlußfähige 'Versammlung zu staube käme. — (Kulturgeschichtliche Vorträge.) Der Redakteur dieses Blattes, Dr. Hans Kraus, -itoirb im Verlaufe dieser Wintersaison Vorträge über „Die Naturgeschichte der Religionen" abhalten, ' deren Gesammterträgnis zu gleichen Theüen den ' Abbrändlern von Brunndorf und Oberlaibach ge» J Widmet ist Das Programm der Vorträge, welches die Entwicklungsgeschichte der Religionen der wich-11 iigfteit Kulturvölker des Alterthums umfaßt, wird in einer der nächsten Nummern veröffentlicht werden. — (Sin Grobian in der Kutte.) Ein -"Freund unseres Blattes ersucht uns, um einer Wie» derholung ähnlicher Vorkommnisse vorzubeugen, um ^ Veröffentlichung folgender Thatfache. Ein hier sta-11 Monierter Telegrafenbeamte wurde nach Polo ver-.-»setzt. Als sich seine Frau vor der Abreise in die hiesige, von Ordensgeistlichen verwaltete Pfarre begab, um unter Angabe ihres Namens und Standes -■ die Ausfertigung des Taufscheines für ihr in Lai-Vach geborenes Kind zu erbitten, blätterte der Hoch-würdige, dem sie ihr Ansuchen vortrug, eine Zeitlang in der Taufmatrikel, um sodann der Frau unwirsch zu bedeuten, daß in der Pfarre kein Kind dieses Namens getauft worden fei. Auf die bescheidene " Bemerkung der Frau, daß sie als Mutter doch am besten darüber Bescheid wissen müsse, wurde der geistliche Herr ungeduldig und warf knrzweg hin, daß das betreffende Kind wahrscheinlich ein Spitallind sei. Erst auf wiederholtes Drängen der Mutter, welche die eben erwähnte Bemerkung des Grobians in der Kutte selbstverständlich höchlichst beleidigen mußte, fand sich letzterer veranlaßt, nochmals ge neuer nachzusehen und flehe da — der Name des Kindes wurde vorgefunden. Also in Zukunft etwas besser nachsehen, ehe man anständige. Frauen in ■ • dieser Weise abfertigt. — (Die Uhren in Laibach) können durch die Art ihres Ganges als treffliches Symbol ■■ der politischen und nationalen Differenzen gelten, welche sich in unseren Mauern 'bemerkbar machen. “ Abgesehen von der Uhr an der Barmherzige,ikirche, welche in Bezug auf Stundenangabe ganz besonderen Maximen zu huldigen scheint, gibt es wol nicht zwei Thurmnhren in der Stadt, welche dieselbe Zeit nachweisen. Es ist das allerdings eine „Kleinigkeit", da aber die Beseitigung des erwähnten Uebelstandes gewiß keine gar so gewaltige Mühe verursachen würde, so kommen wir dem uns schriftlich zugegangenen Ansuchen eines Lesers unseres Blattes nach, den betreffende» Gegenstand hier zur Sprache zu bringen. — (Nur eine Vorstellung!) Mit dieser unter Umständen vielsagenden Einleitung hatte der Veranstalter der vorgestern stattgehabten „Vorstellung physikalischer Chronwtableanx" seine Künste »»gekündigt. Wer jedoch der betreffenden Einladung folgeleistete, wird es begreiflich finden, daß nur eine Vorstellung angekündigt war. Denn es gehört etwas mehr als Courage dazu, dem Publikum einen solchen Schund zu bieten, und wir finden es begreiflich, wenn eine solche Keckheit im Kreise der übrigens wenig zahlreichen Besucher große Erbitterung hervorrief. Das Klügste bei derartigen Vorkommnissen bleibt jedoch immer, wenn das Publikum den Gescheiteren macht und durch seine Entfernung dem betreffenden Patron zu erkennen gibt, daß man nicht gewillt ist, sich von ihm zum Besten halten zu lassen. — (Znm Münzenfunde in Pritscha-berg) wird uns nütgetheilt, daß die Münzen in einem weichen Thon aufgefunden wurden, welcher jedoch, nur einige Zeit der Luft auSgesetzt, bald eine sehr feste Consistenz annahm. Die Münzen selbst waren durch das Metalloxyd und durch den davon durchdrungenen Thon zu einem Klumpen zusammengeballt, den man erst aufweichen mußte, um die einzelnen Münzen von einander trennen zu können. Die Zahl derselben dürfte nach einer genaueren Schätzung etwa 5000 Stück betragen, und scheinen sich unter denselben auch einige Münzen aus Edelmetall zu befinden. Der Ort, wo dieser Schatz anS römischer Zeit gesunden wurde, soll demnächst genauer durchforscht werden. Vorläufig hat der Verwalter des Großgrundbesitzers, auf dessen Terrain der Münzenfund gemacht wurde, die weiteren Nachgrabungen verboten. Witterung. Laibach, 15. September. Die schöne Witterung hält an, schwacher SW. Wärme: morgens 7 lltir + 102", nachmittags 2 Uhr + 22 8" 0. (1878 + 22 2-; 1877 + 17 8' O.j Barometer 735 28 Millimeter. Das vorgestrige lagesmutel der Wärme + 13’6°, das gestrige + 15 8' beziehungsweise 0'7° unter und 16° über dem Normale. Angekommene Fremde am 14. September. Hotel Stadt Wie». Schober, Ledersabrikant, summt Sohn, Wolfsberg. — Ovi«, Bemalter, Radmannsdorf. — Ma-horfn’, Sessana. — Testin, Handels,», Gottschee. — Pollak und Dragvvina, Kflte., Triest. — Gerstendörfer und Findler, Kflte., Wie». — Mazel, Neustadt. — Schober, Kfm, Klagensurt. — Penza, Nafsensuß. Hotel Elefant. Ludwig, Theaterdirektor, samuit Familie, Laibach. — Sonnenberg, Kfm., Ranischa. — Rosmatsch s. Farn, Leoben. — Geyer, k. k. La»deSgerichtsrath a. D., Graz. — Sauzin mit Familie, Triest. — Bresniker, Gutöbes., Gonbobiz. — Schwarz, Kfm., Graz. — Rothschild, Kfm., Kauijcha. Hotel Europa. DurbeSii, Ksm, und Zupa», Professor, Fiume. — Schlejer, Lieutenant, und Rosnian» sammt Familie, Graz. — Kulisch, Kadett der Artillerie; Reich; Robeth Klara, Schauspielerin, u»d Kobutz Rosa, Kammerzofe, Wie». — Schmidt. — Mayer sammt Fra», Prag. — Schwarz, k. k. Regierungsco»eipist, Gurkfeld. — Wußmann, Ksm. Mohre». Kersche, Rndolfswerth. — Jelisch, Agram. Baierischcr Hof. Brandner, Beamter der Kronprinz Rudolfbahn, Steyt. — Bastiane, Handelsm., Treviso. Verstorbene. Den 12. September. Maria Stalz, Arbeitersgattin, 57 I., Bergweg Nr. 4, Tuberculose. — Ursula Mlakar, gewesene Köchin, 66 I, Domplatz Nr. 15, Lungentuberkulose. Den 13. September. Jakob Ko^eljc, Hausmeister, 70 I., Meiierstraße Nr. 12, Uraemia. — Franziska Makek, Taglöhnerstochter, 10 Mo»., Jlouza Nr. 26, Brechdurchfall. — Hermine Baier, Feuerwerkerswitwen-Tochter, 4 I., Polanastraße Nr. 18, Tuberculose. Im Zivilspitale: Den 11. September. Maria Koemnr, Jnwoh-»eri», 57 I, Hydrops univeraalis. De» 12. September. Maria Wimmer, Schuh -niacherstochter, 28 I., Lungen tuberculose. De» 13. Septembe r. Andreas Rabnse, Tag--öhner, 56 I, Sungentuberculose. Lebensmittel-Preise in Laibach am 13. September. Weizen 9 fl. 94 fr., Korn 5 fl. 53 fr., Gerste 4 fl. 55 kr., Hafer 2 fl. 76 fr., Buchweizen 5 fl. 20 (r., Hirse 4 fl. 39 tr., Kukurutz 5 fl. — tr. per Hektoliter; Erdäpfel 2 fl. 86 fr. per 100 Kilogramm ; Fisole» 8 fl. — tr. per Hektoliter; Rindschmalz 86 kr , Schweinfett 74 kr., Speck, frischer 56 fr., geselchter 60 fr., Butter 74 fr. per Kilogramm ; Eier 2 kr. per Stück; Milch 8 kr. per Liter; Rindfleisch 58 kr.. Kalbfleisch 56 kr., Schweinfleisch 60 kr., Schöpsenfleisch 32 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 60 kr., Stroh 1 fl. 25 fr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — tr., weiches Holz 5 fl. — fr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Telegrafischer Kursbericht am 15. September. Papier-Rente 67 50. — Silber-Rente 6885. — Gold-Rente 81 20. — 1860er Staats-Anlehe» 124-—. — Bank-aetien 824. — Kreditaetie» 259 75. — London 117 70. — Silber —. — K. k. Miinzdukateu 5 57. — 20.Franc®» Stücke 9 33. — 100 Reichsmark 57 70. Sine lOolmung in der Maria Thereftenstraße Ar. 6, bestehend ans drei Zimmern, Küche, Speisefammer, Holzlege, einer Abtheilung Keller und Dachboden, ist für Michaeli dieses Jahres zu tiermiethe» oder kann mich gleich bezogen werde». Näheres Wienerftrabe Nr. 29. (431) 3-1 Eine Loge im Laibacher Theater wird zu verkaufe» gesucht. Dieselbe ist im I. Ra»y, in angenehmer Entfernung von der Bühne. Darauf aspirierende Käufer mögen sich direkt mit dem Eigentümer der Loge in das Einvernehmen setzen, dessen Name »nd Adresse in der Expedition dieses Blattes zu erfragen ist. (425) 3—2 Kleinmayr & Bambergs in Gongrreßpl'crh Wv. 2, hält vollständiges Lager siinuntlicher i» de» hiesige» Lehranstalten, insbesondere der k. k. Ober-Realschule, bei» Ober-Gymnasium und den Lehrer- nnd Lehrerinuen-Bilbungsanstalten, wie den Privatinstituten eingefiihrte» MuC6ftiftßr inneuesten Auflagen, geheftet und in dauerhaften Schul-einbänden, und empfiehlt dieselben zu billigste» Preise». Die Verzeichnisse der eingesiihrten Lehrbücher werden gratis verabfolgt. (424) 2 Eisenhandlungs-: und Hausverkauf. Wegen Betheiligung an einem industriellen Unternehme» und Familienereigniffen verkaufe ich sofort unter sehr günstigen Bedingungen ntei» über 100 Jahre bestehendes Eisen-unä Ärialfmaren-SSefcflnft sammt Hans mit einem zeitgemäß und reich assortierten Warenlager und sehr ausgedehnten Kundenkreise. Auskunft wird ertheilt vom Eigentümer (429) 3—1 Eduard Reichel, (vorm.F. Windischbauer) in Krerns a. £>. Donau. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans Kraus.