^l0. XX^I. N^ l 8 o 5« Lalbacher 5"Wß Wochenblatt/ Zum Nutzen und Vergnügen. Als Zugabe zu« Edel von Kleinmayerschen Lalbacher Zeitung. A u s 3 ü g e aus Herrn vonKotzebucs Tagcbu-U/c iclner Reise aus Licslaud nach . Italien. ^ Fortsetzung. Die V » ieflisten vor demPosthause in Neapel. Wenn man von dem Platze Largo del Casiello nach dm Molo zugeht, so muß man an cincm Winkel (cul cle 8ac) vorbey, wo am Posttagc auf unhrcren hölzernen Tafeln die Listen der an-gekonuuenen Briefe ausgestellt sind. Da findet man jederzeit ein großes Menschengewimmel, und kann einige Sonderbarkeiten bemerken, tue, so virl ich weiß, nur Neapel eigen sind. Dle Briefe sind numerirt, und tue Namen derer, an welche sie genchlei sind, nach dem Alvbadet verzeichnet, aber — seltsam genug — nicht die Zunamen, sondern die Vornamen. Auch das gut mcht einmal von Allen, denn wcnu man zum Beyspiel das Glück bat, ein Fürst zu seyn. so muß man seine Bricse unter ?. (principe) suchen. Nun kommen eine Menge Leute h-erper. vle mcht l.stn können, und doch gern wissen mochten, ob Briefe an sie angekommen sind. Auf diese Un-ku lde dcS Lchns hat ein pfifflgrr Kerl dle glückliche Spekulation gegründet, sich gemächlich zu ernähre,,. D« steht er mit einem ganze« Pack weißer Z> tn-lchen in der Hand; der Hnlssbe-dür/tige nähert sich ihm, drückt ihm ein Paar Pfennige zwischen die Finger, und nennt seinen Namen. Sogkich durchläuft des Lesers Blick dlc Liste: ftnc cc er den Namen, so thut er wc>-tcr nichls, als die dadcy ,:cl)cnde Nummer auf das Blattchen schreiben; das giebt er dem Fragenden, der damit in das PostHaus eilt und seinen Brief ohne Umstände empfangt. Ob der Empfänger wirklich der rechte sey? darnach wird nicht gefragt, wenn er nur das Postgeld bezahlt. Die Briefe der Fremden werden nicht einmal auf die Liste gcseht, sondern in der Poststube alle auf micn Haufen geworfen. Kommt nun ein Fremder und fragt i.ach Briefen, so zeigt mau ihm den Haufen, und laßl ihn selbst Harin her-un.'ühlen. Er kann üch aussuchen, was ihm be. liebt; man fordert vo,i ihm keinen andern Beweis, daß er zum En pfang berechtigt sey, als die Bezahlung dcö Posigeloes. Man kann denken, welche Unordnungen da vorfallen müssen. Icder Fremde wird daher wodllhun, wenn er stinc Briefe an einen hiesigen Banquier adressi-rcn laßt. Der Kerl, der dort die Nummern aufzeichnet, ist nicht der Einzige, der in diesem Winkel eine ^ilvergrube gefunden hat, nur fördert er die Ausbeute mit mehr Bequemlichkeit zu Tage, als die übrigen. Es stehen nemlich hier noch ein halbes Dutzend kleiner Tische aufoer Straße, vor den kleinen Tischen sitzen ein halbes Dutzend Menschen, deren Hocke eben so abgetragen sind, ale ihre Physiognomien. Sie halten Federn in den Handen, und ein gesalzter Briefbogen liegt vor ihnen ; sie dürfen die Federn nur in oiebe-reitstehenden Tintenfässer tauchen, so sind sie fertig, nach allen vier Wellenden alle nur erdenklichen Bricsr zu schreiben. Ein zweyter Stuhl, dem ihrigen gegenüber, ladet den itner« Kunst Bedürftigen ein, sich niederzulassen, und seine Gedanken, zur fernern Mralbeituüg, von sich zu geben. Da kommt denn auch hierein altes Mütterchen, dort,ein ehrlicher Matrose, hierein Kriegsheld, dort line ftinkc Dirne, die haben Söhne und Mütter,und allerley Herzensangelegenheiten, nah nnd fern, in der alte» und ncuen Welt; die.möchten gern mit ihren fernen kleben Gedanken wechseln, :und können es doch nicht ohne srcmde Hülfe. ! Alle diese Korrespondenzen werde» gewöhnlich so laut verhandelt, daß die Po,l gar nicht nöthig hat, wie in andern christlichen Landern, die Briefe nachher wieder zu östnen, sie dars nur ein PaarOfficianten, mit leisen Gehör dcgadt,zwischen dem Volke ders verlaucbaren Matrose»! und Soioatnl ihre Begebenheiten ohne Bedenken, gestikulncn oe-^ tig und schlagen ost mit den Käusien dadcp aus den Hlsch lc. (Die Fortsetzung folgt.) Weibliche C d a , a e: c r ^ il g e. Von dem VerschönerunMriebe. Hort letzung. Die Erkenntniß der Schönheit einr Sache hängt von der Ubereinstimniunn mit u..>erll Be-griss'-n ab. So oft unsere Aufmerksanck.il.auf einen Gegenstand gerichtet wiro; huben wir entweder schon cmcn klarcn oder duniclu Begriff von seinem Wesen, von dem, was >l cin soll, oder wir bilden uns erst emen ^l^!, Begriff. Mit diesem Ideal vergleichen il,,r die vorhandene Sache. Die Übereinkunft oev W>,Nl-chcn mit dem Idealen erweckt Woylgefaüen; die Abweichung des Wirklichen oom^Idcalen erregt Mißfallen, weil wir emcn Widcrjpruch entdecken. Hieraus wird es erklärbar, warum unsere Nrtheile^itber die Schönheit der Frauenzimmer so äußerst verschieden swo. Ein jeder urtheilt ncmlich nach seinen voraus festgesetzten Begriffen 'von weiblicher Schönhell, die er durch eigucs Nachdenken, oder durch Zufall, oder dmch An- weisung erhalte« hat, odcr or urtheilt na 5 e'-nemI.'eale, das er sich ftlbst aus versch edenen cinzellten Begriffen zusammengesetzt, erhö.)t, und vcrmanmchsacht hat. Zur gelblichen Schönheit also, wenn sie vorzüglich wirksam sein soll, wird erfordert, daß sie der Einbildungskraft dcs Mannes vorthell-haft und anschaulich dargestellt werde. Weült e.n Frauenzilumcr mit noch so reizenden Eigenschaften unc»Vollkommenheiten des Körpers und der Seele begabt ist; so wird sie dadurch noch keinen sehr aügenchmen Einoruck bewirken; wenn sie dieselben lucht iil einem Lichte oarzustelttll weiß, wo ,ie dem Manne fühloar'werden, und seme Begchruugokrasi ,n Belveguag setzen. D,c immer rege Begierde zu gcs'all>.'n, sich im Umgänge intcrejs.'.nt zu machen, und die Äe-siiNlullgcn anderer zu errathen, kommt den Frauen dabey wohl zu ,iacten. Ihre Abhängigkeit von dem männlichen Geschlrchte macht sie auf die Reigunge.'l und bcsonde.ii GesinnUillicn desseloeil meyr atts'melt>ull und tycilill-ylucild. ,Iy.v Gei->tcskras'ic mü^cn sich, weil ^e ovn groben nut Denken vcit'ilüpflell und sehr,vc.wickelten Ge-/chasten ausgeschlossen tverden, in eme>i ^n^crn Kreis zuiun.llieiidl-an^ejl, Ulii) durch stcttes 3t.'..y- ' denkell über stch selv^i, wozu ihüeu ihre Ruh«:' uad Elln'.czogenheil Ä.llaß giedt, wird ihr inneres Gefühl verfeinert, Wr Scharfsinn erhöht, und das Vermögen, die GciNlN/tvzu iände und 'Empfindungen der Männer auszuspähen, und nach Willkuyr anzunehmen vervielfältiget. Deshalb sind sie auch in Aniehung der Kenntniß . es Menschens im gemeinen Leoeil und der Geschick-lichkeit, lhn daselbst zu behanoeln, dem mann^ lichen Geschlecht ungcmein überlegen, und ihr verfeinerles sympathetisches Gefühl, ihre Übung -in der Beobachtung des Wohlanständige« unl> Gefälligen macht sie überhaupt geschickter, die Beweist ocr Zattlichkcit und Ergebenheit an dcn Tag zu legen. (Die Fortsehnng folgt.) Dkonomi sche Mis ccllcn. Der berühmte Okonome Herr Professor von Beneäeildorf bemerket in seinen ökonomischen Reisen, 5aß auf mehreren Gütern, wie es auch in Sassen gewöhnlich ist, denen Kühen Früh, Mittags, und Abends, Gras oder Futterkrau- tl'r oorgrlcgtt werden. Dieser alte Wirth findet aber gegen das Vorlegen in der Mittagsstml.e zu erinnern, daß das Wiederkauen, und folglich ble gehörige Verdauung des vorhin grnoffenclt Futters dadurch verhindert werd?, indem von lahmen Wirthen die Entdeckung gemacht worden, daß die Kühe, welche in der Mittagsstunde kein Futter im Stalle bekommen, und demnach 'ein Paar Stunden spater auögetrieben weroen, Mehrere Milch geben, als andere/welche unmit^ -tclbar nach dem Mölken, so fort wieder auf die Weide gebracht werden. Wenn manGewachse in Moos sact, so gcdei-'hen sie eben so geschiuind, und noch besser, als in der besten Erde, Zwiebelgewa hse besonders werden darin vie! schöner. Man warcet sie eben so ab, als wenn sie in der Erde stünden. Wenn das Atoos einige Zeitgclegen hac, so w,rdes in eine jelne fti'w^rze Erde verwandelt. Dieses geschiehet in zwey bis drcy Ia^ren^ Lleße man >Xw Moos so lange Zeit, oyne es zu,^M!'üen zn drücken, so wurden die darin siebenden -Mauzen leicht verderben, weil indem Moose zu viele Z-vischenrau-mebleiben, wodurch oie Wurzeln zum Theil enl-blösset werden »rürden. Man >nuß als«.» von Zclt zu Zeit oas H.oos an oie plauze aüvr.'.cken, uuo di^es dczio östec und starker, je härcereü Erdreich die Vflanzc lieot. Man sollte glnlb»'n, die feine Erde, welcke aus dem Moose entstehet, wäre nützlicher als das fnsche Moos, die Erfahrung aber leyiet das Gegentheil. In einer Pariser Zeitschrift wurde neulich behauptet, daß man deinWcinstockdaourch einen schnellen Trieb ertheilen könne, wenn man die ^o^gsalt habe, sogleich nach dem Weinscknitt die iung^'n Ranken mit einer Auftösnng von konzcn-trir>er Salpeter-Saure oder Pottaschen Nnrat zu befeuchten. Es ist bekannt, daß der Sal, Peter die Vegctazion sehr begünstigt, und aus diesem Grunde könnte wohl dcrstide dem Triebe junger Weinstöcke sehr zuträglich seyn. Naturgeschichte. Die französischen Journale forderten vor einiger Zeit alle Physiker, auf folgende sonderbare ' Eigenschaft der Wirkung des Giftes zu untersuchen, und zu erklären : Die fnll'.'nde, mW azende Eigenschaft des Grünspans aus die Metalle bietet das sonderbare Phänomen dar, daß an manchen Gegenden des Mccrcs man aus einem kupscr-arttgen Grunde Fische sangt, die sich sehr wohl befinden, durch deren Genuß hingegen man ver- giftkt wird. Auf der Küste von St. Domingo, de:n Molo von St. Nikolas gegenüber, ist el-ne kupfcrhaltige Felsendanl, wo sich e:^ e .'Xm-ge S.^öctten verfammeln, die man häusig daselbst fangen'kann: Mein die Fischer suche« diesen Ort nnt der größten Vorsicht zn vermeiden, weil die Fische, die sie hier fangen, den Personen/die von ihnen cssen, einen cbcn so plötzlichen Too zuziehen, als n e.ln sie Arsenik . genommen hatten. Man hat mit Kupfer beschlagene Schiffe aus dem Meere mit Austertt von Allerhand Größe an ihrem Boden bedeckt, in den Hafen einlaufen sehen. Ein Schiff hatte dicser Austern, welche von der schönsten gruneu Mecrfarbe waren, eine so große Menge, daß man genöthigt war, eine Schildwache v^r dae-ftwe zu stellen, welche die Liebhaber abHallen mußcc, die sich dabey einfanden, um von diesen Austern zu haben. — Diese verssilagen und ausiallenden Bemerkungen scheinen für den Han-dclstand wichllg zn seyn, um sich in der Folge gegen jeden möglichen Zufall sichern zu können. Der scheidende Müy und der Jüngling. D e r I ü n g l i n g. Wohin, o traulicher bespiel!'. Fliehst du im eilig raschen Schritt? Du stichst oer Hirten muntre Spiele, Die Ä iM'nflur, die dir nur blüht? Zerrissen ist die ^ilckienrrone. Die deme Schlafe sonst umzog; Ih> Balsamduft, der Himmelswonne Vor dir sonst wehte, er vcrfiog. Dein holdes Auge nassen Thränen, Verdüstert ,st dein froher Sinn, Die Brust schwellt dir ein stürmisch Sehnen, Und, ach— du fliehst! — o sag', wohin? Der May. Mir schwellt die Brust cm machtig Streben, An meines kurzen Daseyns Rand, Die Lieoe zn dem heil'gen ^eben. Womit Gott Welt an Welten band; Hang zu dem göttUchcn Gefühle, Bas durch die ganze Schöpfung schwebt; Der Funke der die Raupclchülle, Und der die Cherubim belebt, Ach! dieser Funke schon durchwärmet Nur schwach mein bald verpochtes Herz; Mit ,hm fiieyt, was der Jüngling schwärmet, Her Jugend Kraft, der Liede Scherz. M Der Jüngling. MSurck dich entbrennt des Lebens Flamme, M Verjüngt sich jegliche Natur, MDurch dich crkeimc des schöllen Saamc Auf deines Trittes Blumenspur. Dir öffnet sich die Purpmose, Dich preißt das Lied der Nachtigall, Das Heimchen in dem selben Moose, Und dich der blaue Wass-rfall. O sicü! auf Gottes weitem Runde Erfreut sich alles, daß es lcbt! O sag, warum in deinem Munde Das düstre Todeswort nur schwebt? Der May. Ins Buch der Ewigkeit geschrieben. Hat Gott die Pflicht der Sterblichkeit; I-i Staub s>)N attco dald zerstieben, Was sich deö Bebens einst gesrcnt. Einst schwinden Sonne, Ä(m»o u>io Himmel, ES «lildt d>e heilige Natur, Es stirbt das goldne Sterngewimmel— Von allem bleibt uns keine Spur. Der In n g li n g. Und asics ohne Spur verschwindet Einst in der Zeiten Rcihcntanz? Des Geistes großen Thaten windet Die 5?achwelc mcht des Ruhmeskranz? Der Map. ^ Der tragen Nachwelt Nichte»wage Schwankt in dcr Thorheit blöder Hand Der Ruhm verhallt in dunkler Sage Und schwebt a-a des VcrgcssenS Rand. D er I it n g l i n a. Es schwindet Iugci'.drmttl/und Starke, Der Liebe Scherz, des Lebens Geist; Das Lied verhallt/ das Gottes Werke In frommen Iubelhymncn preißt. Ist ihm, dcr dieß Gesetz gegeben. Der Leichcnzüge Thienodi.', Der Todesftimnle dumpfes Pcbcn So wohlgefäll'ge Psalmodic? Der May. Sckweia, Sohn des Staubes, horch und schweige! ^n nicl'ls wird alles einst zerstiebt, Nur Eins bleibt bey der Wellen Neige, Des Menschen Geist, der Tugend liebt, Er schwingt sick über die Gefilde Des Todes und der Erdcnnoth Schwebt über «rrd'sche DunsiLebllde In remcr Flamm' empor zu Gott! A. Suppantschltsch. Die Mode. Was Mod' ist, und w ls Mode war, Inder vcrgangllcnPeriode Das bring' ich euch als Sanger dar Denn Singen — das ist jeht in Deutschland Mode. Schon steigt in diesem musenreichen Jahr Ich sag es bloß als Episode Viel über tausend unsrer Dichter Schaar Den Reime und Sonnelen sind nun wieder Mode. Was Mod'ist und was Mode war Dieß sing ich frey in meiner kleiner Ode Ich sing' es frey, und lies ich auch Gefahr Man steinigte mich drum zu Tode. Ich sang' es frey, und träse mich sogar Der Vannstrahl einer heiligen Synode Man bleibt ja doch nicht immerdar So stumm wie clne steinerne Pagode. Zwar ist von Rom bis Tranquebar Die Wahrheit längstens nicht mehr Mode Doch singt man anch zuweilen in dem Jahr Ein Lied nach eigener Mctyooc. Drum sey es denn — auf die Gefahr Ich singe meine kleine Klingklangsode Zahlt ihr mir nur ein gutes Honorar Denn gute Honorare sind jetzt Mode. All>m — ein Dichter ist ja kein Barbar Und nie der holden Schmchcil Antipode Ein Kuß dcr Schönsten sey mein Honorar So sing ich euch mein Lied jetzt von dcr Mode, Die langen Taillen sind jetzt rar Die Spencer gicngen ab mitTode Das Enitzerchen tragt Brillen — ohne Staar Auch wird Toupee und Puder wieder Mode. Doch die Perücke wich dcm eignen Haar Vorbey ist üne glänzende Periode Ach kamen doch — so wie das falsche Haar Auch bald — 0ie falschen Herzen aus der Modt< Auch der Kredit ist todt und auf der Bahr Langst beygesetzt mit einer Trauerode H Tugend und Kredit— wie manches Jahr Schon wäret ihr in Deutschland! nicht mehr Mode!