Izvirni znanstveni članek (1.01) BV 70 (2010) 4, 531-539 UDK: 27-144.87:574 Prejeto: 9/2010 Avguštin Lah Umrisse einer trinitarischen Ökologie Zusammenfassung: Das ökologische Problem hat sich zum Problem der ganzen menschlichen Zivilisation entwickelt. Der Autor behauptet, dass dies hauptsächlich die Nachwirkung der Entwicklung in den letzten 400 Jahren ist, die innerhalb des Subjektparadigmas, des Rationalismus, der Wissenschaft, der Technik und des Ökonomismus mit allen ihren positiven und vor allem negativen Erscheinungen stattgefunden hat und dadurch die Zivilisation und die Umwelt gefährdet. Das christliche Denken kann als weitere Entwicklung das trinitarische Paradigma und mit ihm die Bildung eines neuen Bewusstseins sowie einer neuen Ethik anbieten, die auf zwischenmenschlichen Beziehungen, Dankbarkeit, Achtung des Andersseins, Integrität und Verantwortung begründet sein wird. Schlüsselwörter: Ökologie, trinitarische Beziehungen, Subjektparadigma, Beziehungsrationalität, Beziehungsethik Povzetek: Orisi trinitarične ekologije Ekološki problem se vse bolj kaže kot problem celotne človeške civilizacije v vseh njenih razsežnostih, vključno z naravnim okoljem. Trdim, da je to v glavnem posledica razvoja zadnjih štiristo let, ki se je oblikoval v paradigmi subjekta, racionalizma in na tej podlagi zgrajene znanosti in tehnike ter ekonomizma z vsemi negativnimi fenomeni, ki ogrožajo civilizacijo in okolje. Krščanska misel more kot nadgradnjo ponuditi trinitarično paradigmo in z njo oblikovanje nove zavesti in etike, ki bo zasnovana na razsežnosti osebnih odnosov, na hvaležnosti, na spoštovanju drugačnosti, na nedotakljivosti in na odgovornosti. Ključne besede: ekologija, trinitarični odnosi, paradigma subjekta, odnosna razumnost, odnosna etika Abstract: Outlines of a Trinitarian Ecology The ecological problem has developed into a problem of all human civilisation. The author believes that this is a consequence of the development during the last four hundred years, which has taken place within the subject paradigm, rationalism, science, technology and economism with all their positive and especially negative phenomena that endanger the civilisation and the environment. As a further development, christian thought can offer the trinitarian paradigm shaping a new conscience and new ethics that will be based on personal relations, gratitude, respect for differences, integrity and responsibility. Key words: ecology, trinitarian relations, subject paradigm, relational rationality, relational ethics 1. Vom Subjektsparadigma zum trinitarischen Paradigma Wenn in den Kulturen vor der Moderne das System der Ausgewogenheit dominierte und somit Gleichgewichtsgesellschaften entstanden lasse, dann können wir mit dem Auftritt der Moderne vor ungefähr 400 Jahren, eine ausgeprägte und überwiegende Betonung auf Wachstum, Entwicklung und Fortschritt feststellen. So entstandene Wachstumsgesellschaften erschaffen Differenzierung und Unausgeglichenheit (Moltmann 1987, 40). Dieser Gesellschaftstypus gestaltet mit seinen Kulturwerten unsere Zivilisation bis zur Postmodernen bzw. Globalisierung und konzipiert in den Grundsätzen der Macht, der Konkurrenz, des Habens, des Verbrauchens und des Genießens. Macht und ihre Durchsetzung ist immer eng mit dem Wissen verbunden. »Wissen ist Macht«, behauptete Francis Bacon. Der Weg zum Wissen ist in moderner Gesellschaft Wissenschaft. Die Macht des Wissens, die durch die Wissenschaft ermöglicht ist, wird in der Technik zu jener Macht, mit welcher der Mensch die Natur beherrscht (41). In neuer Zeit aber immer häufiger sich selbst. Dem Prinzip der Macht schließt sich noch das Prinzip des »Habens«, des Besitzens an. Dies äußerte Rene Descartes in seiner Wissenschaftstheorie Discours de la méthode, als er behauptete, dass es das Ziel der exakten Naturwissenschaft, den Menschen zum »maître et possesseur de la nature« (Decartes 1948, 145) zu machen sei. Durch die Wissenschaft erkannte und durch die Technik beherrschte und angeeignete Natur, wird für den Menschen ein Gebrauchsmittel über das er nach Belieben verfügen kann und will. So entstandene Natur ist nicht mehr primäre, sondern veränderte, umgewandelte und auch gefälschte Natur (Boff 2009, 276); sie wird zum Mittel, geführt von der Logik der ökonomischer Manipulation, zum Mittel von imaginärer Konstrukte, das wir Kapital nennen, welches das ganze Ökonomische System leitet mit allen Möglichkeiten von Angeboten durch das Erschaffen von künstlicher Bedürfnisse. Das Endziel ist »Genießen«, Komfort, Prestige, Konkurrenzverhalten und erneute Übermacht- jedoch nicht nur über die Natur, sondern auch über den Menschen, über den Anderen (Lah 2007, 197; Sanna 2006, 101-102). Es gibt keine Zweifel, dass die ökologischen Probleme, denen wir heute gegenüber stehen, die Folge des modernen Subjektsverständnissees sind: auf seiner Rationalität, seiner Individualität gebauten Denkmuster, Werte und Verhaltenssysteme (Moltmann 2010, 169-170). Das Subjektparadigma, nach dem sich ein Grossteil der Menschheit entwickelte, hat auch die Teile der Welt, wo eigentlich nicht das gleiche Kulturmuster herrschte und somit den ganzen Planeten Erde in eine ökologische Krise gestellt. Das Verhältnis zur primären Natur ist überall abwegig. Was ist geschehen? Solange der Mensch mit der Natur verbunden war und sich seiner Abhängigkeit von ihr bewusst war, verhielt und handelte er natürlich. Er gebrauchte sie zur Befriedigung, zur Rettung und zur Beherrschung seiner natürlichen Bedürfnisse. Die Natur war für ihn der Ursprung des Überlebens, sein Heim und seine Sicherheit. Sie war für ihn ein religiöses Erlebnis und durch sie konnte er seiner künstlerischen Inspiration Ausdruck verleihen (Costa Júnior 2009, 356). Die Natur war kein Gebiet der Ausbeutung und kein Mittel des Kapitals. Als der Mensch anfing seine Bedürfnisse immer mehr zu ändern und diese durch künstlich erworbene noch zu steigern, natürlich mit den vorangehenden Mitteln zu deren Befriedigung, erstellte er »seine eigene Natur«, für die er nicht »seine Natur« ausnützte, sondern die »gefundene Natur«. Dies wurde ihm durch die Wissenschaft bzw. Technik ermöglicht.1 Die Entstehung der Wissenschaft und Technik geht mit dem Selbstverständnis des Menschen zusammen. In der Ära des Subjekts, die den Einzelnen, die Macht seines Verstandes, Willens, seiner Freiheit, Tätigkeit, Initiative und Kreativität betont, hat sich auch der Subjektivismus, der seinen Korrelat im Kollektivismus hat und beide im Individualismus, immer mehr gestärkt. Beide sind Abweichungen und fördern sich gegenseitig. Auf dem Terrain des Individualismus gedeiht der Kollektivismus und im Kollektivismus wuchert der Individualismus. (Alle absolutistischen Regime ab dem 16. Jahrhundert, waren entweder individualistische oder kollektivistische Totali-tarismen, besonders die im 19. bzw. 20. Jahrhundert, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die Gesellschaftsebene wenden). Beide sind totalitär, ausschließend und entmenschlichend. Der Natur gegenüber sind sie verächtlich vernichtend. Alle Realitäten der Natur sind für sie nur ein Sektor und Gebiet zum Ausleben ihrer Macht, zum Herstellen, Entwickeln und zum Erhalten ihrer individualistischen Interessen nach Überlegenheit, nach Übermacht über den Anderen. Das moderne Subjektverständnis, das ganze Kultur, Gesellschaft und Zivilisation, die aus dieser Auffassung entsprungen ist, hat zu einer gegenwärtigen ökologischen Krise geführt, die mit Vernichtung der Natur in all der Mannigfaltigkeit ihrer Systeme droht. Ebenso hat er auch zu einer Krise der Menschheit geführt, wobei die Ökonomische Krise nur eine seiner Symptome ist. Der Ausweg aus der Ökologischen Krise liegt nicht in der Fortsetzung vom Subjektparadigma und der individualistischen und kollektivistischen Ethik, sondern in der Korrektion des Fundaments der zukünftigen menschlichen Zivilisation, ohne Das Problem und die Fragwürdigkeit der Technik liegen nicht darin, dass sie dem Menschen dient und ihren Teil zur Lebensqualität beifügt. Das Problem ist, dass die Technik zum Mythos geworden ist, der das gesamte Denken, Handeln und Benehmen des Menschen umfasst. Die gesamte Denkart ist wissenschaftlich-technisch und umgekehrt- die Wissenschaft mit Technik bestimmen die Denkart des Menschen. Die Grundsatzbestimmung dieser Denkweise ist folgende: alles was möglich ist, ist erlaubt, das Unmögliche muss möglich gemacht werden und Wert hat, was funktioniert. Alles muss in Funktion, in Verwendbarkeit umgewandelt werden. Das Vertrauen in die Allmacht der Technik ist größer als das Vertrauen in den Menschen und in Gott, denn der Mensch und Gott müssen funktionieren, also dienen und für ein bestimmtes Interesse oder Ziel brauchbar sein. Die Technik ist kein Mittel mehr, sie ist zum Ziel geworden. Ein Ziel, dem der Mensch dient. Auch die Natur ist im Dienst der Technik. »An die Nachfolgen die ein unverantwortlicher Gebrauch technischer Hilfsmittel mit sich bringt, denkt der Mensch meistens nicht. Das ist an den ziemlich offensichtlichen ökologischen Problemen bemerkbar die uns auf verschiedene Art und Weise heimsuchen. Aber dennoch benehmen wir uns, als ob sie nicht wichtig wären, als ob es sie gar nicht gäbe. Und genau das ist der Beweis, wie das, was uns eigentlich befreien sollte in Wirklichkeit versklavt hat, wie blind wir der Technik vertrauen und an sie glauben.« (Grmič 1998, 22). Und wenn über die Bewältigung ökologischer Probleme in Kreisen, die sich dieser bewusst sind, diskutiert wird, werden Lösungen wieder in technischen Mitteln gesucht. Es ist so als eine Krankheit mit ihrem Erreger zu heilen wollte. Dies ist ein offensichtlicher Ausdruck der technizistischen Denkart des modernen Menschen. Die Antwort auf die ökologische Krise kann nicht auf der Ebene ihrer Ursache gefunden werden, sondern in einer anderen Denkweise und in einer anderen Ethik (Pevec Rozman 2009, 23-28). 1 die positiven Errungenschaften des Subjektparadigmas abzulehnen. Diese Korrektion muss eine Beseitigung des subjektiven und kollektiven Individualismus mit einbeziehen und ihn mit dem Aufbau von Gemeinschaftlichkeit ersetzen in die wir wieder die Natur, den Menschen und Gott einbinden können. Sie muss die Schwelgerei vom Konsumgut abschaffen und eine Rückkehr zur Freude an geistlichen Werten (statische Werte) erschaffen; auch muss sie den Konkurrenzkampf abschaffen, der das Anderssein ausschließt und gewaltsame Eingriffe in die Natur Prozesse verübt und mit gegenseitiger Mitarbeit ersetzen; den Menschen vom Erwerbdenken abwenden und ihn zu sich, zur Gemeinschaftlichkeit orientieren. Gesellschaft und Weltereignisse müssen auf ein anderes Fundament gesetzt werden und nicht ausschließlich auf das Ökonomische. Die Entwicklung muss in einen Fortschritt geleitet werden, der nicht nur technisch und materiell wird. Es muss Grenzen geben die auch eingehalten werden; man muss sich schon im Keim dem Schlechten/Bösen entsagen und verbieten, was der Natur und dem Menschen Schaden zufügen könnte. 2. Das trinitarische Paradigma ist der Ökologie zugestimmt Das Christentum hat als Religion kein ausgearbeitetes Rezept für einen Ausweg aus der ökologischen Krise. Es kann aber als Möglichkeit ein neues Paradigma anbieten und in diesem Rahmen ein neues System persönlicher und gesellschaftlicher Werte. Das neue Paradigma geht aus dem trinitarischen Verständnis von Gott und Mensche hervor. Gegenüber dem Subjekt affirmiert es die Person und mit ihr die Beziehungsrationalität. Gegen den Kollektivismus stellt es die Gemeinschaftlichkeit, gegen den Individualismus bietet es Gegenseitigkeit und gegen Ausschließung baut es Einheit in der Solidarität mit den Menschen und mit aller Lebewesen der Schöpfung. 2.1 Das persönliche ökologische Bewusstsein muss trinitarisch sein Das Christentum ist Glaube an die Dreifaltigkeit Gottes. Diese Benennung enthält das Geheimnis über Gottes Wesen und dem Leben, sie bezieht die fundamentale Dasein Dimension des Menschen ein. Sie kann zum Paradigma und zur Norm der persönlichen und gesellschaftlichen Handlungsweise des Menschen mit der Natur werden. Gott ist die vollkommenste Gemeinschaft von Personen in die alle erschaffenen Wesen einbezogen werden. Deshalb ist die fundamentale ontologische Gegebenheit aller Wesen verbindend, eine kohärente Beziehung, welche die kleinsten Teilchen des Kosmos mit allen Formen von hoch organisierten Wesen, mit dem Menschen an der Spitze in eine allumfassende Gemeinschaft verbindet (Boff 2009, 278-279). Das Bewusstsein von der Allverbundenheit des Menschen mit der Natur und ihren Lebewesen, hat seinen Ursprung in der Trinitarität und führt zu ihr. Das Dasein, die Existenz der Welt und des Lebens ist nur als Beziehungsgemeinschaft aller mit allem und mit jedem möglich. Dieses Bewusstseinsprinzip wird in der Schöpfungstheologie begründet. Die sichtliche Schöpfung ist ein göttliches Geschenk, das einen Raum persönlicher Beziehungsgemeinschaft schafft. Die Theologische Kommission meint dazu folgendes: »Die natürliche Umwelt des menschlichen Dasein können wir als Heimstätte des humanen Lebens nennen. Wenn wir berücksichtigen, dass das Innenleben der seligen Dreifaltigkeit ein Leben der Gemeinschaft ist, dann ist der göttliche Akt der Schöpfung eine freie Schenkung der Partner, die an der Gemeinschaft teilhaben. In diesem Sinne können wir sagen, dass die göttliche Gemeinschaft ein neues Heim in der erschaffenen Welt gefunden hat. Aus diesem Grund können wir über den Kosmos als einen Platz der persönlichen Gemeinschaft sprechen« (Mednarodna teološka komisija 2006, 248). Die Gemeinschaftsbeziehung schließt Achtung des Anderen in seinem Anderssein in sich. Sie achtet die Gesetzmäßigkeit der Schöpfung im Gegensatz zum gewaltsamen eindringen in diese Gesetze oder ihrer Beseitigung und Beschränkung. Genauso bedeutet sie die Anerkennung des Rechts am Leben nicht nur der Lebewesen sonder alle anderen Naturerscheinungen. Mit der Natur in einer trinitarischen Beziehung zu stehen bedeutet vor allem das Bewusstsein zu haben, dass wir ein Teil der Natur sind und das wir nicht dazu berufen sind, sie im Sinne der gewissenlosen Ausnutzung zu beherrschen, sondern sie mit Achtung und Verantwortung zu verwalten. (1 Mo 1,28). Wir sind einander unverzichtbar verbunden (die Natur in uns und wir in der Natur), deshalb müssen wir soweit wie möglich miteinander, voneinander und füreinander leben (Cambón 1999, 147). So wie sich die Personen der Dreifaltigkeit das Recht zum Leben anerkennen und das Anderssein des Anderen ohne irgendwelche Herrschaft achten (Moltmann 2010, 173). 2.2 Dankbarkeit in ökologischer Dimension Die trinitarische Beziehung zeichnet eine tiefe und unermessliche gegenseitige Dankbarkeit aus, wie sie Jesus in der Macht des Heiligen Geistes dem Vater erweist (Mt 11,25). Solche Dankbarkeit sollte den Menschen durchdringen und erfüllen, wenn er sich an der Schönheit der Schöpfung erfreut (Rö 1,19-23). Er sollte dankbar für Gottes Schöpfergeist und die gesamte Schöpfung in all ihren Dimensionen sein. »Denn in ihr erweist sich der Mensch als jenes Geschöpf, das den Gabe-Charakter der ganzen Schöpfung erkennt und anerkennt; als Dankender vollzieht er bewusst den allen Geschöpfen gemeinsamen Grundakt des Empfangens, der Rezeptivität und gibt so - stellvertretend für die ganz Erde - eine gemessene Antwort auf die schöpferische Aktivität Gottes«. (Kehl 2005, 336). Dankbarkeit, die den Menschen bei allem technischen Bearbeiten und kulturellen Gestalten der Natur begleiten soll, folgt weiter aus dem Bewusstsein, dass diese Natur ihm als unhintergehbare Voraus-Setzung seines Handelns gegeben ist. Die wichtigsten Lebensgrundlagen für alle Lebewesen (Licht, Wasser, Luft, Erdboden, elementare Nahrungsmittel... ) sind nicht vom Menschen gemacht, sondern ihm übergeben und darum auch nicht unbegrenzt der Macht seines Alles-Machen-Könnens und Wollens ausgeliefert; und wie jede Person, so besitzt jedes Geschöpf »einen spezifischen Eigenwert der der Verfügungsmacht des Menschen prinzipiell Grenzen setzt« (Kehl 2005, 337). Im konkreten Fall ist es immer schwer diese Grenzen genau zu bestimmen. Aber allein die ehrliche Bereitschaft, gewisse un-übersteigbare Grenzen im Umgang mit der natürlichen Lebenswelt zu akzeptieren, »lasst den Menschen achtsamer in seinem Denken und Handeln werden. Erst recht gilt dies für den heute noch brisanteren Bereich des Eingreifens in das ge-nerische Erbgut des Menschen selbst« (Kehl 2005, 337). Das Beziehungsmerkmal zwischen den Personen der Dreifaltigkeit ist das Annehmen des Anderen ohne Aneignung und Besitzergreifung. Keine von drei Personen gehört der andere als Besitz, zugleich aber schenken sie sich gegenseitig in einer unendlichen bedingungslosen Liebe und bereichern damit sich und die Anderen. So eine Beziehung sollte der Mensch zur Erde und zum Lebewesen in ihr ausüben. Die Erde ist für den Menschen eine verliehene Realität und er ist der Hausverwalter. Die Erde mit allem, was auf ihr lebt und was sie an lebenswichtigen Schätzen birgt, gehört keinem einzelnen Menschen, keinem Volk, keiner noch so mächtigen Nation, keiner anonymen "globalen" gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Macht und auch keiner bestimmten Zeit und Epoche. »Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner« (Ps 24,1). Als dankbare und verantwortliche »Hausverwalter können die Menschen einer jeweiligen Epoche und Kultur berechtigt nur so weit die Güter der Erde nützen und verbrauchen, als sie zugleich darum besorgt sind, genügend Vorrat an Lebens ermöglichenden Vor-Gaben auch an späteren Generationen weiterzugeben« (Kehl, 2005, 337-338). Dankbarkeit als Daseinshaltung für die Schaffung einer neuen ökologischen Kultur, erweist sich als Achtung des Anderen in seiner unantastbaren Größe. In der trinitarischen Beziehung öffnen die Personen sich gegenseitig und sind für einander völlig transparent (perihoretisch) und durchdringend. Dabei bleibt jede Person in ihrer Einmaligkeit einzigartig. Diese Einzigartigkeit und Unantastbarkeit könnten wir Respekt oder Unverfügbarkeit nennen. In der Welt der Menschen und der Natur existiert eine zweifache Unverfügbarkeit oder Unantastbarkeit, die der Mensch berücksichtigen muss. (1 Mo 3,3). Die erste Unverfügbarkeit besteht in der Tatsache, dass die Natur für den Menschen nur eine Vor-Gabe und er der Mieter ist. Im besonderen Maß gilt dies für die menschliche Person. Jeder Mensch ist in seiner Menschenwürde unantastbar. Auch allen Gegenständen in der Natur, vor allem den Lebewesen gehört ein bestimmtes Maß an Unantastbarkeit zu. Der Mensch kann also nicht nach Belieben über die Dinge verfügen. Der zweite Unverfügbarkeit liegt ist der Tatsache, dass der Mensch mit seinen Eingriffen und technischen Erfindungen nicht völlig über die Nachwirkungen verfügen kann und so nicht die ganzheitliche Verantwortung zu tragen weiß. Dies bedeutet nicht, dass er überhaupt nicht in die Natur eingreifen darf, sonst gäbe es keinen Fortschritt, sondern das er seine Verantwortung »im Lob, im Dank in der Bitte und in der Klage - vor das Angesicht des Schöpfers trägt«, so »wird sie für ihn tragbar ... weil er sie eng geborgen weiß in die Letztverantwortung dessen, der - auf seine Weise - alles zum Guten führen wird« (Kehl, 338).) Diese Einstellung und Handlungsweise nennt Huppenbauer »Kultur des Umgangs mit dem Unverfügbaren« (Huppenbauer 2000, 338). 2.3 Die Liebe integriert die Verschiedenartigkeit und Vielfalt der Natur Die trinitarische Liebe zeigt sich - unter anderem - darin, dass die Personen sich in ihrer Andersartigkeit, Besonderheit und Spezifität gegenseitig an- nehmen. Dieselbe Einstellung hat das ökologische Bewusstsein, dass den Wesen nicht nur ihre Existenz anerkannt, sondern ihnen ihre Andersartigkeit bejaht und sie nicht nach eigenen Vorstellungen zu verändern und sie zum Mittel eigensüchtiger Interessen zu machen versucht wird. Es ist nicht akzeptabel allen Sachen in der Natur ihre originelle Identität zu nehmen um sie für eine andere, künstliche zu benutzen, die fremd und verhängnisvoll für das Miteinander und Existenz von primären Identitäten wird. Keine der Gottespersonen nimmt der anderen ihre Andersartigkeit und versucht sie in etwas anderes zu ändern. Auch der Mensch muss bei der Pflicht sich die Natur bis zu einem bestimmten Maß anzueignen, ihr belassen, dass sie bliebt was sie ist. Die Schöpfung, die Welt, die Natur zeichnen sich in ihrer unermesslichen Vielgestaltigkeit aus, die eine Auswirkung der schöpferischen Gottesliebe und Beziehungsfülle manifestiert. In der Dreifaltigkeit gibt es eine Vielheit von Beziehungen. Der Mensch handelt im Sinne der Trinitarität, wenn er die Vielfältigkeit der göttlichen Schöpfung erhält und sie nicht mit seiner übersteigerten technischen und künstlichen Produktion vernichtet, wenn er in die Natur eingreift und das Aussterben vieler Arten und Lebensformen verursacht. Die Unmenge der menschlichen Produkte hat eine immer größere Durchsetzungskraft und verdrängt und vernichtet damit die natürliche Vielgestaltigkeit. Die Natur ist ein Organismus, der seine eigene Integrität besitzt und sich damit erneuert und erhält, und so alles was zu ihm gehört leben und wirken lässt. Wenn etwas Wichtiges entfernt wird, ist der ganze Organismus betroffen, invalide und zum Verfall verurteilt. (Lah 2008, 143-144). 2.4 Ökologische Integrität und die Tierwelt Die Wertschätzung und Schutz der Integrität gilt vor allem für die Tierwelt. Nach biblischer Überzeugung schenkt und nimmt Gott auch den Tieren das Leben und sorgt für sie (Ps 104,24-29; Mt 6,26). Die Tiere preisen und rühmen Gott (Da 3, 80-81). Die Harmonie die der Mensch in die Schöpfung einbringen soll, bezieht die Tiere mit ein (Jes 11, 6-9). Die Herrschaft des Menschen über die Tierwelt (1 Mo 1,26-28; 2,19-20) kann nur ein wirtschaften, ein verwalten bedeuten und keine gewissenlose unmittelbare oder indirekte Vernichtung. Aus diesem Grund meint der Katechismus der katholischen Kirche folgendes: »Gott hat die Tiere Ihm anvertraut, der nach seinem Ebenbild erschaffen wurde. Es ist rechtmäßig die Tiere zur Nahrung und Kleidung zu benutzen. Es ist erlaubt Tiere zu zähmen, dass sie dem Menschen bei seiner Arbeit und Unterhaltung behilflich sind« (KKK 2417). Und dazu noch: »Es muss aber immer anerkannt werden, das es im Gegensatz zur Menschenwürde ist, Tiere unnötig zu quälen oder ihnen das Leben zu erschweren« (2418). Dem Menschen ist also ein Sorg und Versorgungsrecht über die Tierwelt wie um die ganze Welt gewährt. Darin liegt seine Herrschaft für die er sich vor Gott verantworten muss. Die ethische Verantwortung des Menschen und der Menschheit ist ein trinita-rischer Akt. Der Mensch verantwortet sich vor Gott, dem Vater, welcher der Schöpfer aller Dinge ist, vor dem Sohn, welcher der Erlöser der ganzen Schöpfung ist und vor dem Heiligen Geist, welcher der Bund der Liebe und Erbauer der Harmo- nie und der Identität ist, bis zur vollendeten Gemeinschaft im neuen Himmel und auf neuer Erde (Off 21,1). Für den Menschen und die Menschheit bleibt in der Sorge um die Umwelt der trinitarische Ausweg. Die Menschheit muss eine globale trinitarische Gesellschaft erbauen, die immer mehr zu einer Gemeinschaft der Gerechtigkeit, Liebe, Freiheit und Frieden wird und in der jede Form von Ausnutzung, Benachteiligung, Verachtung der kleinen, armen und hilflosen besiegt wird. Es geht um den Prozess der »Sozialen Ökologie« in dem die Fundamente der ideologischen, ethischen und ökonomischen Grundlagen die das jetzige Verhalten der Natur gegenüber bestimmen, gründlich überprüft werden müssen. Genauso muss im Licht der trinitari-schen Beziehungen das Entwicklungsmodel selber radikal neu gestaltet werden (Cambon 1999, 149). Das neue Model könnte lauten: nicht mehr Haben, sondern Sein und wirklich menschlich leben, immer mehr Mensch werden nach dem Vorbild der Dreifaltigkeit Gottes, die von nun an die Leitlinie des menschlichen Lebens und Wirkens werden soll (Grmič 1982, 396). 2.5 Der Beitrag des Menschen zur Vollendung unserer Welt Der Schutz und die Fürsorge für die natürliche Umwelt ist gegen die selbstsüchtige Ausnützung, eine ethische Forderung. Der Mensch ist nach dem Abbild der göttlichen Dreifaltigkeit erschaffen und in die Welt gesetzt worden, die genauso den Siegel der Trinitariät trägt um die kritische Rolle der Verwirklichung einer immer mehr vollendeten Ähnlichkeit des Gottesdasein in der Schöpfung zu erfüllen. Die Menschen sind nach dem Gottesplan Mitarbeiter in der Umbildung die eine Vervollkommnung sein muss, nach der sich die ganze Schöpfung sehnt. »Wir wissen, dass die ganze Schöpfung in den Wehen leidet. Und nicht nur sie, sondern auch wir, die das Element des Geistes in uns tragen und auf die Erlösung des Fleisches warten« (Ro 8,23), sagt Paulus. Die ethische Verantwortung für die Umwelt ist in dem »tiefen theologischen Verständnis der sichtbaren Schöpfung und unserem Platz in ihr verwurzelt« (Mednarodna teološka komisija 2006, 249). Die Zukunft der Schöpfung in ihrer Verherrlichung wird auch durch einen Teil der verwirklichten Verantwortung des Menschen durch die Geschichte gekennzeichnet. 3. Schlusswort Wenn wir unsere Handlungsweise der Natur gegenüber auf das trinitarische Vorbild leiten würden, könnten wir dabei feststellen wie uns die Herstellung einer harmonischen Beziehung zur Natur mit positiver Kraft erfüllt, uns dabei hilft innerlich zu wachsen und in der eigenen Tiefe einer Dimension unseres Selbst begegnen. Somit ist die folgende Aussage nicht nur romantisch sondern bewusst und weise: »Mit dieser Erde, die uns Nahrung und Überleben schenkt, auf der wir uns ausruhen und in so manchen Augenblicken die Schönheit erfahren, müssen wir wie mit uns selbst umgehen und so wie wir von anderen behandelt werden möchten« (Pinkola Estes 1996, 35). Referenzen Boff, Leonardo. 2009. Die Erde als Gaia: eine ethische und spirituelle Herausforderung. Concilium 3: 276-285. Cambón, Enrique. 1999. Trinità modello sociale. Roma: Cità Nuova. Costa Júnior, da Josias. 2009. Theologie und Ökologie: wissenschaftstheoretische Überlegungen. Concilium 3:355-361. Decartes, René. 1948. 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