Taibacher ZeituM Freitag den 9. Februar 1821. Inland. L a i b a ch. ^en «. d., als am allerhöchsten Geburtstage Ihrer Majestät der Kaiserin, fuhr de« k. k. Hof um »o Uhr früh zur keil. Messe in die Kirche der Ursulmcrinncn, wo die weibliche Schuljugend in weißen Kleidern Spalier machte. Zur selben Zeit hielt der hiesige Bischof in der Dom. k>rche das gewöhnliche 1V> Da,»,, und Hockamt, wobei d>'e hiesigen Civil« und Militär - Behörden in Valla "schienen. Abends wurde bei schöner Beleuchtung und pasf<^ben Verfolgungen Plah ge-»nach'.t,,/die^Uit größerer Wuth Leben und Eigenthum ber V'ütge'^bedroh.-n, als einst zu den Zeiten der In-, qmsition, deren Ketter sie niedergerissen "Yaben — um dafür d>c Molochs - Altäre des zügellosen Anarchismus' zu errichten- Sie versprachen, der Staatsgewalt gewis. se feste Normen zu geben, aber neue Staatsgewalten, abenteuerliche Phantome der Herrschsucht und innerli« cheZuckungen lehnen slch gegen die rechtmäßige Staats» gewalc selbst auf; sie versprachen Schutz der heiligen Religion, und sieh! ihre Diener schmachten in düstern Kerkern, oder irren, Hülfe suchend, ferne vom Vater: lande, in fremden Landern, umher. —Dieß sind die be-glückenden Resultate jencr zahlreichen Verheißungen dieser boshaften Schwärmer! — Diese furchtbare Wüste ist jenes gelobte Land, Saß sie den getäuschten Völkern verhießen. — Diese Revolutionsmänncr sind noch dazu stolz auf das Fortschreiten dieser verderbenden Pest. Die-. comte D 0 nnadieu von der Liste der disponiblen General-Lieutenants auSgestrichen wor» den sei; die nächste Veranlassung hiezu wird in einem öffentlichen Vlatte folgendermaßen erzählt: »Am 19. Jänner begegnete General Donnadicu dem Herzog von Richelieu (mic dcm er bekanntlich schon ein Mal im vo« rigcn Jahre einen höchst unanständigen Auftritt l^atte) auf der Straße (in der K,"« l.I>- K,ivu1<-, längs dein Tun« lericn-Garten) und rief ihm von Weitem zu: „Hören Sie, mein Herr, ich habe mitIhncn zu sprou)cn." Der Herzog, auf ein solches Zurufen nicht achtend, ging wei» tcr. Aber Donnadieu rief: «Ich muß Sie auf der Stelle sprechen, ich habe Ihnen etwas zu sagen." Der Her-zog wandte sich um, und sah den Her^ugecillen an: »Hier auf der Straße, sagte er, gebe ich keine Audi' enz, wenn Sie mir etwas zu sagen haben, so können Sie mich darum schriftlich bitten lassen." Donnadicu ballt seine Fäuste, ruft laut: „Sie stni) ein abscheulicher Minister, ein — , ein—", und alles was der pöbelhafteste Geist eingeben kcmn. Dadurch entsteht eil Auflauf in der Straße, der Herzog geht weiter, und verachtet den Gegner, welcher sich immer ärger vergißt, und dein gro^cn Hansen das gemeinste Schauspiel dar« biccet. Alles in Paris, und namentlich alle RoyaUstel, äußern sich mit dem stärksten Unwillen über ein solche» Verfahren." Am Neujahrstage begaben sich bei Velfort mehrere betrunkene Soldaten mit einem Madchen m ein denach: bartcs Wirthshaus, bei dem eme (5iscnschmelzc sich befindet, und bekamen Händel mit den Acbeltcrn/>n^ von beiden Seiten gab es Verwundete. Die Soldaten holten Hülfe in der Stadt und kamen mit äo Kamera» den zurück, welche ihre Bajonette zu sich gesteckt hatten und die Schmelze bestürmten. Allein Einwohner von Velfort gesellten sich zu den Arbeitern, und VasHandge-menge wurde allgemein. Einige Soldaten sollen auf dem Platze geblieben, eincr sogar in den brennenden Schmelz,: ofen geworfen worden seyn; im Ganzen sollen «2 Ar- 47 beiter und ,2 Soldaten verwundet seyn. Selbst der Platz-Adjutant, welcher Ruhe stiften wollte, erhielt einen Hiod nuf den Kopf; andere Offiziere wurden ebenfalls mißhandelt. Viele Soldaten sind in Verhaft, und das ganze Regiment bleibt in der Kaserne eingesperrt. Ein Kriegsgericht ist nun niedergesetzt worden, um die Haupt: meuccrer zu vcrurtheilen. G r 0 ß b r i t a n n i e n. Sämmtliche Londoner Journale versichern, der Po-lizei'.Commissär Hr. Birnic habe erklärt, die ganze Ge-schichce nutGrenier, dein vertrauten Eildoc^a 0^ Herzogs Decazcs, der anf ceni Wege von London nach Harrow von Rändern angegriffen woeocn zu seyn behauptete, sei weiter nichts al? e'.nc Romocie, welche die; sec Mensch selbst gespielt hatte. R u ß l a n d. Nach dem uonSynod jetzt bccannt gemachten Ver-jeichnisse, welches aber nur die Vckenner der griechisch-russischen Religion betrifft, sind im Jahre lUitt im ganzen russischen Reiche i,43i,4B K>n0er geboren (67,^8 weniger, als im Jahre 1617); die ^ahl der Gestorbenen becrug 8^5,007; hierunter befanden sich 222,«/^Knaben vor dem Älter von 5 Jahren ; (46,44b Menschen waren mehr gestorben als im Jahre 1L17). Untcr oen Gcstordc-. nen deo mänilllchen Gcicylecht.s (daZ Alter des weiblichen war nicht angegeben), besandcn sich 679 über 10^219 ubcr iu5, ü6 üder no, 60 über 125, und 6 über »2a Jahr alt, einer erreichte das seltene Alter von 140, einer gar das von i^5 Jahren. Die gro^cc Sterblichkeit fiel, die ersten 10 Jahre der Kinder, ausgenommen, in dav Atter von 60 diö 65 Jahren; in dieser Periode starb der 27stc Theil des Ganzen. Getraut wurden 255,399 Paare, 2670 weniger als im Jahre 5617. (Ostt. V>) Spanien. Madrid den 9. Jänner. Das unablässige Reden von Gefahren, welche die lehige Ordnung der Dinge bedrohen sollen, veranlaßt durch da« häufige Anschlagen heftiger Proklamationen an den Straßenecken, versetzt uns in cine immer größere Spannung und Besorgniß. Wie wenig bisher oic konstitutionellen Behörden'die vormaligen königlichen, in der Wahrnehmung ihrer Dienstpflichten übertraft«, darüber horc man die zuverlässigsten Blatter. „In Kurzem, sagte vor einigcnTagcn daö D'ario konstitutional dc Corunna, müssen die neuen Behörden gewählt werden. Nach dem Artikel 222 der Konstitution gehört zu ihrem Geschäftskreise auch die Gesundheit^- und Bequcmlichkeitöpolizci. Wenn die neuen Vehördcn dit' semPunkte nicht mehr Sorgfalt widmen, als d>e abgehenden, so sind wir der Gefahr ausgesetzt, an c^ne See- lenwanderung zu glauben, denn cs febtt wenig, so ver.' wandelt man nnS allmählig in Sa>>ueinc. Welche Mit» tcl hat mstn angewendet, um jene schmuzigen ^a^aroni, jene Psianzschulc von Räudern, welche Tag und Nachte die Straßen unsiner machen, in Ordnung zu halten? Welche Maßregeln hat man genommen, um von den Thüren de; Theaters die Diebe zu entfernen, damit ix diesem Gebäude Sicherheit herrsche? Was hat das Publikum für ungeheure Summen, welche die Vehorde verschlungen? Adcr zur Entschädigung für alles dieses hat man bei den Cortes die Umwandlung des Kollegial« !tifts in eine Kathedra^rche mit einem Bischöfe nachge« lucht, ob wir gleich zehn Spunden von uns einen Erz« bischof haben. Wir erhalten den Segen , der allerdings recht gut für die Seele ist, allein wir haben keine Schul« meistcr, keine Armenhäuser ;c." — Und das DiariS konst. de Barcelona schildert heute den Zustand derHalb' insel in Bezng auf oie öffentliche Sicherhett mitFarben, vor denen man erschrickt, die aber leider nur dic nackte bloße Wal-rhctt sagen. >,Dic ganze Halbinsel, sagt es, ist voll Vosewichter, die Gränzen und Küsten voll Schmuggler, unsere Meere voll Seeräuber; es gibt nicht einen Punkt, wo für Eigenthum und Leben Sicher» hcit wäre. Die Verwegenheit der Räuber nimmt täglich zu; sie beschranken sich schon nicht mehr darauf, die Wege zu belagern, und einzeln stckenüc Häuser zu über« fallen, sie dringen schon in die Dörfer ein, und selbst in dieser Stadt ist man seit einigen Tagen durch die vcr-mutheteAnwesenhcic einer beträchtlichen Anzahl derselbe« in ÄngNen. Man wagt m den Abendstunden nicht mehr, vor daö Haus zu gehen ;e. — E» >sc fast ein Jahr, daß wir uns der allgemeinen Einführung der Konstitution erfreuen; allein, wenn keine andere Maßregeln ergrif: fcn werden, so rettet sie das unglückliche Land so wenig , als <)as vorige Gouvernement." (V. v. T.) Vermischte Nachrichten. Nachrichten ausWindebye (belEckernfördc im Schleö-wig'schen) zufolge, war der Graf Cl-ristian zu Stol'> ^ herg (Bruder des verewigten Grafen Friedrich Leopold) am 18. Jänner daselbst mit Tode abgegangen. <3r war am Montag den l5. reckt gesund von Kiel abgereist, um am Mittwoch daher zurück zu kehren. Schon an diesem Tage, wo cine Entzündung im Unterlcibe durch arztli' chc Hülfe fast gehoben war. sprach er mit Gewißheit von seinem nahe bevorstehenden Tode; am 16. Nachmit» tag verschlimmerte sich das Übel; er versammelte seine Hausgenossen, und. nach dem er freu'ig von ihnen Abschied genommen, verschied er um 6 1^2 Uhr Abends, im 57sten Lebensjahre- 48 Am folgenden Tage, den ,§. Jänner starb zu Hamburg Klovstock's hinterlassene zweite Gattin, I o» h aWn a Elisabeth, im ?ästen Jahre ihres Alters. Aus Neuwied wird geschrieben: In unserer Nach. barschaft (zu NcngSdorf) hatte ein Taschenspieler jcine Künste auf den verflosscnenNeujahröabend angekündigt. Es war gerade Sonntag, wesihalb sich beinahe das ganze Dorf versammelte, und der Warnung desHauseigeN'-tbünK'rs unqeachtet, nach dem Schauplätze, einem gro-ßcn Zimmer ^u ebener Erde, nngeftüm hindrängte. Bald waren über 200 Menschen versammelt, und das Zimmer so voll, daß die Kinder auf den Schultern der Erwachsenen sitzen mußten. In diesem Augenblicke brach plötzlich der Halivttraqbalken, und zu gleicher Zeit alle Querbalken, auf denen das Zimmer ruhte, und die ganze Menschenmenge rollte in einem Nu in den Keller hinab, wo sie sich unter fürchterlichem Lärm und Geschrei unter einander herumwälzte, bis Licht herbei kam, und Einer über den Andern hinausllctterte. Ein wahres Wunder ist es, daß bei diesem Vorfalle Niemand be-. deutend verletzt wurde. Öffentlichen Blättern zufolge, hat sich zu Magdeburg der Unternehmer der dortigen Bühne. Hr- Fabri-cius (vormals ein sehr talentvoller Komiker), wahrend der Vorstellung des Don Carlos, durch einen Pistolenschuß ins Her;, getödtet. Er hatte dazu den Augenblick gewählt, wo Posa, vom Gitter her, auf der Bühne er« schössen wird, hatte zu dem Ende die Besorgung dieses Sckuffes selbst übernommen, und als das sogenannte Schlag-oder Stichwort auf der Bühne gesprochen ward, stürzte er mit Vcm Marquis Posa zugleich zu Boden, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Um 3 eder, Tuch und Zwillich wasserdicht zu machen gibt der Chemiker Vaynbam folgende Vorschrift: Die innige Vermengung von 12 Maß Leinöhl und ! Pfund Mennig wird so lange gekocht, bis die Masse abgckühlct sick wie Faden ziehen läßt. Nach der Abkühlung gießt man »1 Maß Vaumöhl, mit Terpentingeist verdünnt, darunter, und läßt hierauf durch volle «ä Stunden das ganze sich setzen. Hat es sich gefetzt, so wird der flüssige Theil vom Bodensatz abgegossen und der abgegossene Theil mit 1 Pfund Elfcnbeinschwarz oder Lampenruß und eben so viel Berliner Blau in Leinöhl zerrieben, gut vermengt. Das Auftragen dieser Mischung auf Leder, Tuch oder Zwillich geschieht auf die gewöhnliche Weise, indem man alle 24 Stunden die Oberfläche qnnz üderstrcicht> und damit fortfähre, bis der vorzurichtende Stoff die gehörige Sättigung hat. Fremden-Anzeige. Angekommen deu 5. Februar: Herr Johann Christian Justinus, k. k.Hofgestü ttö» Inspektor, von Wien. — Herr Joseph l!oy, gewesener Kapitän, von Triest. — Herr Ritter von 3eu;endorf, quittirter k. k. Uhlanen: Offizier, von Cilli. Den 6. Seine bü'chöf!. Gnaden Herr Maximilian von Verhovaz; Herr Joseph von Host, Domherr, und Herr Ivan Kraly, Zcremoniär, alle von Agram. --Herr Freiherr von Marenzi, k. k. Kammerer und pens. GubernialiVicepräsidcnt, von Odollina. — Herr Max-milian Andreas, Doktor der Rechte, von Cilli. Den 7. Herr Griffith, Capitan in großbrit. Dien» sten, von Wien. — Herr August Abendroth, Doktor der Rechte, von Rom. — Herr Camillo Massa, Guts? besitzer, von Wien. Abgereiset den 5. ffcvruar: Herr Andreas AHamich , Großhändler , nach Fiume. — Herr Paul Ncnadovics, Konsistoriall Notar; H.'rr Paul Papulich, Professor dcr Klcrikalschule zu Karlstads, und Herr Johann Dietrich. Iteingut-Geschirr-Fabrikant. alle nach Triest. — Die Herrn Hieronymus und LukaS Andrioli, Handelsleute, nach Görz. — Herr Frrdmand Perko, Handelsmann, nach Warasdin. Den 6. Herr Baron dc Pont, k. k. Hofsekretir, nach Wien. — Se- Exz. Graf von Uoccnigo^ kaü'eri. russ. bevollmächtigter Minister und außerordentlicher Gesandter am konigl. sardinischcn Hofe, nach Turin. — Herr de la Rue, königl. französ. Consul in Triest, „ach Tricst. Den 7. Herr v"n Schwarzhuber, k. k. Gubcrnial» rath, nach^Innsbruck. — Herr Chuneit, Obcrstwaht« meister des zweiten Artillerie-Regiments, nach Triest.— Herr Konrad Wclte, k. k. Hof'Weinlieferant, nach Wien. '" W e ch s e l kWs^ Am 3. Februar war zu Wien der Mittelpreis der Staatsschuldvcrschreibungen zu 5 pCt. in C- M- ?'; Darlch. mitVerlos. v.1.1N20, für »aofl. in CM. 109 '/«; detto detto dctto 1821, detto detto 95l/2a; Certific.f.d.Darleh. v.J.1821,für 1oafl.in CM.969/la; Wien. St.Vanko-Oblig. zn 2 »/2 pCt. in C-M- 3« »/8; Kurs aufAugsburg, für ioc.fl. Curr. Guld. Guldett 99 5/6 Uso. — Conv. Münze pCt. 2^9 7 8. Vank>2lctien pr. Stück 55a l/4 in Conv. Münze. Iünnz AloyS Edl. v. Kleinmayr, Verleger und Redakteur.