Ni'O. 77. Leopold Egerische ^^^^ Zeitung. Frcytag den 25. September, ,30 ,. Wien, den 2a. Sept. (3e. Majestät sind noch immer beschäftiget ihren Unterthanen wohl-feilere Lebensmittel zu verschaffen. ZN'sstr drm, daß immer noch viel Mehl aus den kaiserl. Magazinen um die niedrigsten Preise verkauft wird, so werden nun auch seit 8 Tagen ans eben diesen Magazinen allc Gattungen Hülsc «fruchte um ab-geseiite Preise an Jedermann abgc. g?bcn. Mit solchen Preisen müssen die Hätldkr aizf dcm Märkten kon. k'.nrlrcu, wenn sil c^nd rs anch v?r-kauftn wollen, und daraus folgt, ^ daß dle Lcbcnsmitt l bald wieder auf , ihren chcmahlkii^n niedrigen Picis berabsinknl mässcn. l Gewissen Nachrichten zufolge, wird der von Wten bis Neustadt neu erbaute Kanal, um die Kommunikation mit Ungarn zu erleichtern , nun auck über Odenburg bis Raab ausgedehnt werden, roeickcs die vielfältigen Anstalten hierzu zur Genüge beweisen. Schon sind deshalb an mehrern Orten vdn dnn k. k. Schiffsbauamt die dazu gehörigen Anotdnnngen getroffen, und dle deshalb ausgeschickten Ingenieurs haben den a/messenstcn Beftvl ihre Arbeit zu bcschi<"!N?g^n, damit der Plan noch zur bestimmten Zelt d^r Landesbrhördc vorgrl^ werden kann. DicAusnabme dcrGeg?„d voil^aum-garten, wo wegen d's Berges und der kostspieligen Aufdämmmlg der Kanal auf 8v Klafter unter der Erde gegraben werden soll, wird durch Herrn Schnudt, um diesen Ent-zwcck baldigst zu erreichen, aufs eifrigste betrieben. I talie n. Es hat in Piemont stör viele Freude verursacht, daß durck einen Beschluß der Französis. Regierung, nodst Erlassung vieler anderer Auflagen, auch die Kriegssteuer von: 2 Millonen abgeschaft, und eine einzige sogenannte Grundsteuer verordnet worden, die auf das Jahr i c> zu'9 Millionen angeseyt ist. Auch war vom 30. Aug. an die Last der Einquartirung von Pmnonts Einwohnern genommen. In Sardinien sind die Unruhen swch nicht gestellt; ein gewisser Pa-diglia hat sich an dieSpiye einiger tausend Insurgenten gestillt; wohin aber die eigentliche Absicht der Insurgenten ziele, ist M Zeit noch mcht entdeckt worden. Toulon, den 2. Sept. Ein Englisches Parlamentärschiff das von Abukir kam, ist vorgestern hier vor Anker gegangen , und hat die Besatzung von Rahmaineh ans Land gesetzt. Diese besteht aus 270 Franzosen , Griechen und Syriern. Deutschland. Am Reichstage hat der Preußis. Gesandte schon am 31. Aug. seine Prottstation gegen die Wicdcrbese-«ung der durch Todsall erledigten geistlichen Rcichsländrr zu Protokoll grgcbcn; Münster protcstirte auf dcr Stelle dagegen. Die ersten altfürstlichcn Häuser sollen nun da-rinn einverstanden seyn, gegen die Wiedcrbcsctzung von Köln und Münster, wcnn dieselbe auch wirklich vorgenommen werd?« sollte, nicht nur gemeinschaftlich zu protcstiren, sondern auch dieselbe in keinem ^alle zu bestätigen. Öffentliche Blatter wollen indessen wissen, daß dcr Wiener Hof den Antrag der Domkapitel von Kölln und Munster angenommen , und bereits den Grafen von Westubalen zum Wahlkommis-sarius ernannt habe. Dagegen melden aber auch die nämlichen Blätter auS Berlin, man sehe es daselbst fäc eine ausgemachte Sache an, daß Münster und Paderborn als Entschädigung an Preußen falle« werden. Die in Berlin stehenden Regimenter befinden sich noch immer auf dem Kriegsfuße. Salzburg, den 16. Sept. Erzherzog Johann von Oesterreich verweilet noch in Tyrol; und die Stadt Innsbruck und die Universität , deren Schäyer und Rektor Er ist, und das brave Volk des Landes freuet sich darüber. Am Tage nach der Ankunft ee- schien Er im Theater. Es ward daS E p.i g ra m aufgeführt; und vom Schauspieler Fischer ein Pro- 5 log pcrocirt, welcher unter andern i folgende glückliche Stellen entheilt: j _____Sieh, unter seinem Tritte blähet Die Kunst empor, der Jüngling wird entstammt; Er schwört dem Vorbild nachzu-ringen. Mit neu belebter Kraft durchwählt das Knappenheer Die Schatze der Natur, und fördert sie zu Tag' Vor Deinem Kennerblick. Verweile, Prinz? Du schaffest Aniche. — — Es ist Sitte in 5yrol, daß an Sonn - ünd Festtagen oft in 5 bis 6 Dörfern um Innsbruck von den Bauern Komödien ausgeführt werden , wot^i sich nicht selten ein ver^ borgencs Genie entwickelt; manches h,!mane Mfül)l er'uack)t. Das Tbem wird g?wöhnl!ich aus der Heiligen Legende genommen. Am Sonntage (den 6. Sept.) wurde im Dorfe Mühlen, der heilige Ulrich oder das bcsreyte Augsburg aufgeführt, und im Nachspiele er-schlenrn, als Hilden eines Singspiels, David und Goliath. Der Erzherzog, welcher Volksfreudcn nickt verachtet; frohen, hettern Sinn g^rne um sich her vcrbrettet, begab sich mit d.m G'neralF. M. L. Grafen von Spork u"d^ Generalmajor , Freyherr«' de Vaux nach diesem Dorftheater, um den Schauspielern und Zuschauern Freude zn machen. Er machte sie auch, und herzlicher Iubrl empfieng Ihn. Am folgenden Tage Morgens fuhren Se. Königl. Hoheit nach Kufstein; nahmen die Festung und die Gegend umher in Augenschein, und kehrten am 11. wieder nach Innsbruck zurück. Frankfurt, den io. Sept. Der Kourier, welchen das Domkapitel von Münster nach Wlen an den Kaiser geschickt hat, ist, nach einem Privatschrciben aus Münster, dorr wieder zurück eingetroffen, und hat, wie in demselben gesagt wird, die Nachricht dahin überbracht, daß der Erzherzog Viktor Anton, Bruder des Kaisers, die Würde eines Bischofs zu Münster anzunehmen entschlossen sey, und erst kürzlich die geistliche Ordinirung erhalten habe; und daß der Graf v. Westpahl als kaiserl. Wahlkommissär in den nächsten Tagen dort eintreffen werde. Dagegen soll der kömglich-Preußische Minister, von Dohm, sy-gleich wieder abgereiset sey. Berlin, vom 5. Sept. Die Verhältnisse unsers Hofes mit den auswärtigen Machten haben immerfort dcn Karaktcr des guten Vernehmens, so mannigfaltig ,lN,d wtchcig auch die Gegenstände sind, über welche UlNkc>>andluugm gepstogen werden. Mit Vuonapar-te s Ministerium hatten sich Anstän-de erhobei?, die aber so beseitigt sind haß daraus kein Bruch der Freundschaft entstehen wird, und mal» die gegründete Hoffnung haben kann , noch ftrnere Uibereinkunft auszumitt ln. Dazu ist besonders der Weg durch die Zulassung unserer Seits, daß der Großherzog von Toskana, unter gewissen Bedingungen für unsern Hof, in Deutschland entschädigt werde, geöffnet worden. Der Vekanntwerduug der Ausgangs der Unterhandlungen über die Entschädigungen des Hauses Ora-nicn, wobey Frankreich Vermittler war, sieht man entgegen. Sie sollen nach den ersten großen Schwierigkeiten , die sich vorfanden, zur Zufriedenheit der Parteyen beendigt worden seyn. . Da sie aber mit den anderweitigen Entschädigungen im Zusammenhange stehen, und die Besitznahme neuer Länder betreffen, so l^rd nicht eher, als diese Schritte geschehen, die Konvention öffentlich bekannt gemacht werden, und alsdann wird auch förmliche Verzicht-leistung des Hauses Oranien auf die Staathalterschaft in Holland erscheinen. Mit Rußland haben wir einige Italiänische Angelegenheiten, besonders die Verwendung für d^n König von Sardinien, gemeinschaftlich. Dagegen interessirt sich der rusische Hof für das Kurfürstcntluim Hannover, und dessen Räumung von unsern Truppen. Doch nebmen des Königs Majestät noch Anstand, diese Räumung zu vollziehen, für welche auch von Seite Englands stark gearbeitet wird, da bis zur völligen Beendigung der deutschen Lander - Arrangements die Besetzung der Hannövcrschen Lande eine Maßregel der politischen Vorsicht ist. Fürs erste sind wieder neue Ver> Pflegskontrakte derPreußiscken Truppen im Hannöverschcn, bis in den Oktober-Monat hin, geschlossen worden. Um dieselbe Zeit wlrd auch der königl. Gesandte am Londoner Hofe, Baron von Iakobi-Klöst, welcher auf Urlaub zurückgekommen ist, und sich jetzt im Bade zu Töp-liy befindet, wleder nach London zurückkehren. So lange sotten auch, wie man sagt, die aus Südprcu-ßen und Schlesien noch herum stehenden Trupoen hier verbleiben, die Herbstmanövers mitmachen, und darauf nach ihren Standquartieren zurilckmarschircn; denn an der Fortdauer dcs Friedens und allgemeiner gütlicher An'kunft zweifelt man mHt. Der König liebt nicht den Krieg, und sucht lhn möglich zu verhindern. Spanien. Madrid, den zo. Aug. Der mit Portugall abgeschlossene Friede hatte znr'ssolg?, daß der Gcneralstab unsrer Armee ül,fgclößt wur^e, der so ruhmvoll zur Beyle- gung der mit deni' Söf? von Lissabon sich erbobcnen Zwiste mitwirkte. Das von Sr. katholischen Majestät erlassene Dekret war für die gesamte Ossizialität und die Truppe», die so wacker gefochten, sehr ruhmlich. DiescrUmstand beweist/ daß derPrinz vonVrasilicn sich den vorgeschlagenen Wedingnisse nicht widersetze, um in Erfüllung des nämlichen Friedens sich auch mit der ftanzösis. Nepub-lik zu verständigen. Wirklich wird von Salamanka berichtet, das man dis frauzösis. Hauptquartier von Rodrigo daselbst zurück erwarte, nnd daß die ftanzösis. Armee den Namen Hilfsarmee angenommen habe, indem sie gemeinschaftlich in den bestimmten militairischen Operationen aglren muß. Zugleich haben Se. Majestät dem Friedensfürsten einen neuen Auftrag gemacht, die Spanische Land-und Seemacht zu orga^ nisiren, welche auf einen tauglichen und sparsamen Fuß gesetzt werden soll. Der ftanzösis. Gesandte gab gestern eine prächtige Akademie mit einem Ball und großen Diner zu Ehren des Kardinal Casoni päbstl. Nuntius , um das mit dem Kardinal Consaloi letztlich in Paris abgeschlossene Konkardat zu fcyern. Frankreich. Paris, den 6. Sept. Die Regierung beschäftigt sich mit einer Operation, welche die ganze Enligramenangclcgenheit auf elnmal beendigen wird. ES söu nämlich eine einzige Liste vo« Emigran< ten, welche für immer ausgeschlossen bleiben, verfaßt werden; diejenige , welche sich auf derselben nicht bcsinden, können in ihr Vaterland ungehindert zurückkehren. Vo» 140,000 Emigranten durften ungc- ! fähr ic,,OOO auf der Emigrantenliste ! bleiben. Die Piemontesischen Deputirten, welche hiehcr berufen worden waren, um der Regierung über den Zustand ihres Landes nähere Auskunft zu geben, haben nun von dem Minisnr der innern Angelegenheiten ein Schreiben erhalten, worin er ihnen für die gegebene Auskunft dankt, und ihnen die Erlaubniß ertheilt, in ihre Haymath zurückzukehren. Der Moniteur vom zten Sept. meldet, daß am 4ten bey der Gesandten-Audienz, der Graf Philipp von Kobenzl, Vothschast Sr. kaiserlichen königlichen Majestät, dem ersten Konsul vorgestellt worden war, und ihm sein Kreditiv übergeben hatte. — Er war, nach dem Journal de Paris, vom Grafen Ludwig Kobenzl begleitet, welcher am 9. Sept. nach Wien abreisen sollte. ES heißt, der erste Konsul dcr Französis. Republik Habs eincm berühmten Fürsten im nördlichen Deutschland die oberste Gewalt in der Cisalpinischen Republik auges tragen. M Brüssel, deu 6. Sept.. » Die meisten Englischen Fahrzeuge , welche an den Hollandischen Inseln Walchern, Cadsand , Goree:c. bey Vriel, Helvötsluis, Vlisssngen :c. unter den Befehlen des Admirals Graves gekrcuyt, die Küsten rekognoscirt, und die Ticftn sondirt hatten, sind nun aus gehackten Gegenden verschwunden , ohne irgend Etwas gegen dieselben unternommen zuhaben. Die schon ertheilten Nachrichten wegen einer feindlichen Flotte betreffen theils den früheren Zug des Admirals Nelson , von welchem ee sckon den 29. Angust nach der Englischen Küste zurückgekehrt war, theils die Eskadre des Admirals Graves. Die vielen Kanonaden» welche man seit einigen Tagcn von allen Seilen her hörte,, waren Lärmzeichen, daß sich feindliche Schiffe unweit drr Küsten zeigen. Straß bürg, den 9. Sept. Gestern Mittags traf hier Hr.! Arthur Paget ein, der zum Groß-Krittanischl'n Minister bey dem Wiener Hofe ernannt ist, und daselbst den Lord Minto erseyt. Hr. Paget war mit einem vom ersten Konsul selbst unterzeichneten Paß versehen : ein französif. Kourier ! hatte ihn bis hierher begleitet, > nnd. verließ ihn erst dann, als er z s gestern Abends die Rheinbrucke bey ' Kehl passlrt hatte. Hr. Paget war von Kalais nach Paris gerciset, wo er sich ohnge-fähv 2 Tag aufgehalten, und mit dem Minist« Talleyrand zwey Konferenzen gehabt hat. Valleyrand führte ihn silbst zu Vuona-partc, dcr sick sehr lange mit ihm unterredcte. Man weiß nunmehr, daß er von seinem Minister Aus-! träge hatte, die sich alif die Frie-^ densllnterhandlungcn zwischen Engs laz:d u::d ssrankrcick brzlehcn, daß er aber mit keiner eigentlichen Mission chargirt war , sondern nur mündliche Explikationen über em Fricdcnsproiekt grben sollte, das neulich dcm Vr. Otto von dem Englischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten eingehändiget worden war. Man will indessen wisse«, daß noch mehrere Hauptpunkte ins Neine grbracht werden Mi'lAn, ehe an eine Pazlsikalion zu denken ist, und ohngestchtet der lebhaften Fortdauer d?r Unterhandlungen , die m?br, als in dcn vorhergehenden Pcriodl'n, eine« glücklichen Erfolg vcrsorechen, dauern auch dle Rüstung?« in allen fran-zöfts. Häfen, von Ostonoe bis Brest und l Orient, unausgesetzt fort Es ist Thatsache, daß wieder mehrere im Innern der Repu-blik zerstreute Halbbrigaden Befehl erhalten haben, an die Küsten-aufzubrechen, wo eine al'sserordcnt-lich stavke Armee versammelt o Nub?l monatlicher Pension. Von dem neuen Vothschaster an ! dem Deutschen Ka.serhoft, Bürg:r ! Champagny, w?is man hior folgende Lebensumstände: Er stammt z aus eincr alten Adelichen Familie ! in der Champagne ab, und diente j unter Lud^vig dem löten als Offi- > zier in der Marine. Im Anfange der Revolution wurde er zum Mit-glicde der Nationalversammlung gewählt. In der stürmlschen Epoche d s Konvents begab er sich aber in dü'l Scliooß seiner Familie nach Mcims und lehnte alle. öffentliche Aemter und Theilnahme an den Geschäften ab. Hoch hatte er vorher zu Paris die persönliche Bekanntschaft des ersten Konsuls gemacht, welcher ihn wegen seines liebenswürdigen Charakters, seiner geselligen Leutseligkeit, seiner großen Kenntnisse und seiner gemäßigten Denkungsart bald lieb gewann. Vald nach dem l Ften Vru? maire, das Vuonaoarte zur Regierung kam, rief er den Vurger Champagny ans der Eingezogenheit hervor und bewog ihn, eme Stelle im Staalsrathe einzunehmen. In oer.iftlbcn erhielt er die wichtig« stcn Aufträge, und unter aidern auch die Untersuchung dcr neuen Konspirationen im Inneren, deren Resultat öffentlich bekannt ist. lln« ter den vielen Beamten, welche sich um die Ambaffade ttach Wien bcwarben, erhielt er batd den Vor-zng, und führt ein zahlreiches Gefolge von Civil-und Militärper-fonen mit sich. Diese Zeitung wird wöchentlich zw'ymabl ausgegeben, das ist Dienstags und Freytags. Sie kostet für hiesige Abnebmcr halbjährig 3 fi, 15 kr. Auß der 'Post 3 st. Einzeln das Stück 3 tr.