Pränumeration»-Preise: Für Laibach: Ganzjährig . . . 8 fl. 40 Ir. halbjährig . . . « „ iv >, vierteljährig. . . ü „ 10 „ Monatlich , . . — „ 70 „ M i t der Post: Ganzjährig . . . ii fl. — kr. Haldjährig . . . 5 „ 50 „ vierteljährig. . . ä „ 76 „ Mt Zustellung in« Hau« viertel, jährig 85 tr.. monatlich 9 Ir. Ünielne Nummern 6 Ir. Laibacher 3k. 153. Tagblatt. Anonime Mittheilungen werden nicht berücksichtigt; Manuskripte nicht zmückgesendet. Freitag, 7. Juli 1871. — Morgen: Kilian. Redaktion Lahnhosgasse Nr. 1:1*. Llpedilion und Znseralen-öureau: »ongrebplay Nr. 81 tBnchhandlung von 3. v.KlcinmaftrLF. B»mberg>, Znsrrtionspreisc: Für die einspaltige Petitzeile 3 Ir. bei zweimaliger Einschaltung ä 5 It. dreimal ä 7 It. InsertlonSstempel jedesmal 30 ft. Bei größeren Inseraten nnd öfterer Einschaltung entsprechender Rabatt. 4. Jahrgang. Die Kirchensürsten im Herrenhause. In der Allokution vom 22. Juni 1868 nannte Papst Pius IX. die österreichischen Verfassungöge-sktze, welche die Meinungsfreiheit, die Preßfreiheit, dir Glaubens- und Gewissensfreiheit, die Freiheit der Wissenschaft feststellten, die gemischten Ehen und die Gemeinschastlichkeit der Friedhöfe regelten, heftig zu tadelnde, verdammenswürdige und abscheuliche Gesetze; der heilige Vater erklärte dieselben kraft seiner apostolischen Autorität als gänzlich nichtig und ohne Kraft und bedrohte jene, welche diese Gesetze zu billigen und auszuführen nicht austanden, mit den Kirchen strafen. Wir wollen hier nicht unter-fucken, in welcher Eigenschaft der Papst sein Ver-dammungSurtheil gesprochen oder worin seine Berechtigung ruhe, die Verfassung eines souveränen Staates, als mit den Kirchengesetzen im Widerspruche, zu verurtheilen. Es kommt uns hier nur darauf an, die Thatsache zu koustatiren, daß seit jener Zeit die österreichischen Kirchenfürsten und einige zur sogenannten Feudalpartei gehörige aristokratische Mitglieder des Herrenhauses, sowie die Erzherzoge nicht mehr Antheil nahmen an der parlamentarischen Thätigkeit unserer Pairskammer. Um so auffallender war es in der letzten Herrenhaussitzung am Dienstag, 4 Erzherzoge, mehrere hohe Kavaliere und 7 Kirchenfürsten, darunter die Erzbischöfe von Wien, Prag, Salzburg und einen von den dreien in Lemberg, wieder ihre Plätze einnehmen zu sehen. Es ist etwas unerhörtes in einem Verfassung#-floate, daß diejenigen Kirchensürsten und hohen Adeligen, die sich sonst der unbedingtesten Loyalität gegen den Monarchen berühmen, in dem Augenblicke sich gegen Kaiser und Reich auflehnen, -als der Monarch der neuen Staatsbasis seine Sanktion erlheilt. Der Grund zu diesem sonderbaren Vorgänge konnte nur darin gesucht werden, daß die hohen Herren über dem Staatsoberhaupte und seinem ausgesprochenen Willen noch eine andere höhere Autorität anerkannten. Es muß demnach als ein Ereigniß von nicht geringer Bedeutung betrachtet werden, daß plötzlich Kirchensürsten und Erzherzoge ihre Abneigung gegen die Verfassung überwinden und ihren konstitutionellen Pflichten nachkommen. Wir können dem Gedanken nicht Raum geben, daß es sich lediglich darum gehandelt, für den Grasen Hohenwart eine vor einer Niederlage schützende Majorität zusammen zu bringen, was man auch durchaus nicht erreicht hat, sonder» wir wolle» diesem Ereigniß auf so lange die möglichst günstige Deutung geben, bis wir nicht eines anderen belehrt werden. Wir wollen annehmen, die Erzherzoge und hohen Kavaliere seien über besonderen Wunsch oder eindringliche Mahumtg von hoher Stelle im Herrenhause erschienen, um den verbreiteten Gerüchten 'gegenüber einen sprechenden Beweis unverbrüchlichen ftesthal-tens an der Verfassung zu geben, und die Kirchen-fürsten haben nicht umhin gekonnt, auf diesen nur zu deutlichen Wink hin der dringenden Einladung des Grasen Hohenwart zu folgen. Wie dein auch sein mag, wir wollen es als ein gutes Zeichen an-sehen, daß im Kampfe um die Verfassung das Herrenhaus dem Abgeordnetenhause wacker zur Seite stehen werde. An erprobten Kämpen dafür fehlt eö in demselben nicht. Das haben die glänzenden Reden Auersperg's und Hasner's, denen die Gegner nichts ebenbürtiges gegenüber zu stellen vermochten, wieder einmal schlagend bewiesen. Rede des Grasen Anton Auersperg in der Generaldebatte über das Staatsbudget. Die gegenwärtige Regierung hat dein Herrenhause bisher noch keinen so unmittelbaren Anlaß gegeben, um es, das Herrenhaus, zu bewegen, ihm gegenüber politische Stellung zu nehmen. (Bravo!) Die Berührungen waren bisher meistens nur trok-kener, geschäftsmäßiger Natur. Bei dem ersten Anlässe jedoch, bei welchem eine solche Stellung möglicherweise genommen werden konnte, war es bedeutungsvoll, daß ein Mann, welchen wir immer Recht, Gesetz und Verfassung aufrecht halten und vertreten sahen, leise Anklänge des Mißtrauens vernehmen ließ. Nicht minder bezeichnend war eö, daß damals eine, seit der Sisti» rungszeit nicht gehörte Stimme sich wieder vernehmen ließ, mit einer Art von Gruß an das Herein-brechen einer verwandten Aera. Was seither geschehen, hätte wohl Manchen von uns veranlaßt, auszusprechen, was ihm schon tief auf der Seele brannte. Allein, indem wir uns Zurückhaltung auferlegten, folgten wir der Sitte dieses hohen Hauses, und indem wir heute uns zu sprechen gedrängt fühlen, wird man uns nicht der überstürzenden Hast, nicht der Ungeduld, nicht der Uebereilnng, am allerwenigsten aber der Leidenschaftlichkeit cmklagen können. Die heutige Tagesordnung trägt uns die Pflicht dazu auf. Indem wir daran gehen, dem gegenwärtigen Ministerium die Mittel zur Fortführung seiner Verwaltung für eine geraume Zeit zu bewilligen , müssen wir doch dessen politische Aktion ins Feuilleton. Die Goldmacherkunst. Immer und immer wieder sehen wir im Leben der Völker eine Fei Morgan wiederkehren, zu deren wundersamen Gebilden sehnsüchtig die Blicke sich erheben, das Auge emporschmachtet, nicht nur das Auge der großen Menge, sondern auch das der Auserwählten ihrer Zeit, der Gebildeten, der Forscher.^ Sie leuchtet über dem Zeitalter des Moses, mhthifch umstrahlt sie den Evangelisten Johannes. Sie steht über Sevilla, als Gebr dort lehrte, aus dem Dunkel des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts tritt sie schimmernd hervor in den Namen Albertus Magnus, Roger Baco, Villauovus, Rai-wund Lullius, Basilius Valentinus. Und so wiederholt sich bis in unser Jahrhundert hinein die trügerische glänzende Erscheinung, die wir als goldene" Fata Morgana bezeichnet haben; das Trug-Qebilde, das wir meinen, ist kein anderes, als die Alchemie, die Goldmacherkunst. Keyßler spricht denselben Gedanken in den Worten aus: „Die Alchemie 'ft eine Buhlerin, die alle lockt und bann verlacht, eine bodenlose Kunst; anfangend mit Begehren, fortfahrciid mit Prahlen, endend mit dem Bettelstäbe ober am Galgen." Eifersüchtig darauf, wie die Astrologie aus der Wiege des Menschengeschlechtes zu stammen,, führt die Alchemie ihren Ursprung aus einen fabelhaften egyptischen König, den Hermes Trismegistos, den dreimal Größten, zurück, welcher etwa zweitausendfünfhundert bis dreitausend Jahre vor Christus gelebt haben soll, wahrscheinlich aber ein und dieselbe Person ist mit dem Priester Hermon, welcher hundert Jahre nach Christus in Egipten lebte. Das älteste alchemistifchc Schriftstück, die sogenannte tabula smaragdina, welche angeblich die genaue Vorschrift zur Darstellung des Goldes enthält, wird ihm zugeschrieben. Das interessante Aktenstück, dessen Original wohl niemand gesehen hat und daö nur in einer lateinischen Übersetzung existirte, lautet: „Es ist wahr, ohne Lüge und ganz gewiß: das Untere ist wie das Obere und das Obere wie das Untere, zur Vollbringung eines Wunderwerkes. — Und sy wie alle Dinge von einem und seinem Gebauten kommen, so entstanden sie alle aus diesem einen Dinge durch Anneigung. Der Vater des Dinges ist die Sonne, der Mond ist seine Mutter. Der Wind hat es in seinem Bauche getragen und die Erde hat es ernährt. Es ist die Ursache aller Vollendung in der Welt. Seine Kraft bleibt unversehrt, wenn es zur Erde wird. Scheide die Erde vom Feinen und das Feine vom Groben, gemächlich und kunstreich. Es steigt von der Erde zum Himmel empor und es steigt wieder zur Erde hinab und empfängt die Kraft des Oberen wie des Unteren. So hast du das herrlichste der Welt, nnd alles Dunkel wird von dir weichen. Es ist das allerstärkste, was alle Stoffe bewältigen und alle Körper durchdringen mag. So ist die Welt geschaffen. Hierbei waren die wunderbaren Anneigun-gen thätig, von denen dies eine ist. Darum werde ich Hermes, der Dreimalgrößte, genannt, weil ich die drei Theile des Wissens der ganzen Welt vereinige. Das ist alles, was ich über das Werk der Sonne sage." Diese tabula smaragdina erinnert unwillkürlich an das unsterbliche geflügelte Wort des einbeinigen Pedro in „Preciosa": Herrlich! Etwas dunkel zwar, Aber 's klingt recht wunderbar. Nichtsdestoweniger haben sich Jahrhunderte lang Leute, die sonst doch nicht auf den Kopf gefallen waren, mit der Deutung und Entzifferung des mi-ftifchen Schriftstückes beschäftigt. Synesins z. B. gibt das Rezept zur Goldbereitung in folgendem Verse: Himmel oben, Himmel unten, Sterne oben, ©lerne unten, Alles oben, alles dieses unten. Dieses nimm und werde glücklich! Auge fassen. Es liegt des offizielle» Materials dem Hause wenig vor. Ich muß daher auch unter Hinblick auf jene Thatsachen und Worte, welche anderweitig öffentlichen Ausdruck gefunden haben, mich ausfprechen. Die Stellung und Anschauung dieses H. Hauses zu uuserii staatsrechtlichen Wirrsalen ist eine bekannte. Die das Herrenhaus leitenden Grundsätze sind beim Antritt unseres gegenwärtigen hochverehrten Präsidenten in einem Resum6 zusammcnge-faßt worden, auf welches ich mich nur zu berufen brauche. Ich hebe nur hervor, daß die Stellung des Herrenhauses zur. Autonomie der Länder, insoweit sich diese innerhalb des bestehenden Rahmens des NeichSverbandes bewegte, immer nur eine freundliche war. Das Herrenhaus ist nur allen Bestrebungen auf volle Selbständigkeit und Unabhängigkeit und allen Souveräuetätsaumaßungen der einzelnen Reichs-theile entgegengetreten, ebenso den neukombinirten, noch nicht bestehenden staatsrechtlichen Gebilden innerhalb jenes Rahmens. Das Herrenhaus ist immer von der Voraussicht ausgegangen, daß nicht eine blos an die Formen der Verfassung sich haltende, sondern nur eine von dem Geiste derselben durchdrungene Regierung welche eben dieses Durchdrungensein in jedem einzelnen ihrer Akte kundgibt, ihrer schwierigen Aufgabe gewachsen sei. Was ist das Programm der gegenwärtigen Regierung, soweit wir cs kennen? Es ist die sogenannte AuSgleichöpolitik, die Politik der Versöhnung, das Anstreben des inneren Friedens, und zwar alles dieses, wie ausdrücklich erklärt wurde, auf verfassungsmäßigem Boden, die Hereinziehung der Dissidenten auf demselben Wege. Dieses Programm ist ein neues. Edle Kräfte sind bereits daran gescheitert — ich weise auf die Vorgänger des gegenwärtigen Ministeriums hin — und ich besorge, die Schicksale des gegenwärtigen Ministeriums werden in dieser Beziehung den vorangegangenen gleichen. Ich lege diese Politik nicht den gegenwärtigen Regierungsmäunern zur Last. Es ist eine ältere verhängnißvolle Erbschaft, welche in die Tage der Sistirungspolitik zurückdatirt und wie eine febris intermittens verschwunden und wieder aufgetaucht ist und wohl wieder verschwinden wird. Nur was die Sistirungspolitik mit einem staatsrechtlichen Gewaltakte versuchte, wird jetzt in klügerer, vorsichtigerer Weise, wie mir scheint, ins Wert gesetzt. (Bravo!) Das Herrenhaus ist dem Jrrthum, die Heilung des Staates auf Grundlage der Föderation versuche» zu wollen, bereits zu wiederholtenmalen Von profanen Personen ist Hermes wohl der älteste Alchemist, neben ihm figurirt Kleopatra als Alchemistin. Die älteste biblische Person, welche von den Alchemisten angeführt zu werden pflegt, ist Tn-balkain, der „Meister in allerlei Erz und Eisenwerk." Auch Moses wird von dem Alchemisten zu den ihrigen gerechnet, nach der Stelle: „Und Moses nahm das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es mit Feuer, zermalmte es zu Pulver, stäubte das aufs Wasser und gab's den Kindern Israel zu trinken." Dem Moses gab man als Gehilfin an die Seite seine Schwester Mirjam, bekannt unter dem Namen Maria Prophetissa, die sogar alchemistische Werke versaßt haben soll. Zu Moses und Mirjam gesellen sich noch Hiob, nach dem Spruche: „Du wirst für die Erde Gold geben und für die Felsen goldene Bäche," und der Evangelist Johannes. Bei beiden ist gleichfalls nicht abzusehen, ans welchem Grunde ihnen die Ehre zu Theil wird, zu den Alchemisten gezählt zu werden. Von Johannes heißt es in einem alten Lobgesange, daß er „Gerten" in Gold, Feldsteine in Edelsteine verwandelt habe: Der ist unermeßlich reich, Der in Gold verkehrt den Zweig, Kiesel in Karfunkel. (Fortsetzung folgt.) entschieden entgegengetrete». Das Herrenhaus hat die Gefahr des Versuches wiederholt dargcstellt und feine warnende Stimme dagegen erhoben. Daö Herrenhaus hat aber auch, wie ich denke, schon vor längerer Zeit die richtigen Mittel kunögcthan, die nach seiner Ansicht endlich und in konsequenter Durchführung zu jenem inneren Frieden führen müssen, welchen auch das Herrenhaus bisher schmerzlich vermißte. Allerdings sind die Schwierigkeiten seither größer geworden, aber nur darum, weil man von jenem verhängnißvolle» Wege nicht abgehen wollte. Es ist damals und auch später dem Herren-hause zur Last gelegt worden, daß cs zur Durchführung der Verfassung ans Ausnahmsmaßregeln, auf militärischen Beistand zähle. Das ist durchaus ein entschiedenes Mißverständniß dessen, was das Herrenhaus gemeint hat. Die eigentliche, viel kräftigere und wirksamere Energie ist jene Energie des Geistes und der geistigen Arbeit, des treuen Ausharrens, des Mauisestirens des leitenden Gedankens in allen Akten, in allen Beziehungen zu den untergeordneten Organen, daß diese davon durchdrungen werden bis tief hinunter und auch unmittelbar in den Volkskreisen wirkend jene Ideen, jene Bestrebungen vertreten und zur That werden lassen. Unter den Vorschlägen, die das Herrenhaus vor Jahreu in Antrag brachte, nimmt auch die Wahlreform eine wesentliche Rolle ein, und zwar die Anbahnung der direkten ReichSrathSwahlen. Das Herrenhaus kann daher der Vorwurf nicht treffen, daß es erst nachträglich sich das Programm eines schon abgetretenen Ministeriums angeeignet. (Bravo!) Das Herrenhaus hat in den direkten Wahlen keine unfehlbare Panacee gesehen, aber doch eines der Mittel, welche anzuwenden sind, um endlich zu jenem inneren Friede» und zur Kräftigung des Verfassungs-lebens zu gelangen. Das ist sowohl in der damaligen Adresse als in der Diskussion in diesem hohen Hause vertreten worden. Die Frage der direkten Wahlen hat in der öffentlichen Diskussion einen Umfang, eine Theil »ahme gewonnen, daß sie nicht sobald von der Tagesordnung verschwinden kann ; dies umsoweniger, als die direkten Wahlen die gebotene Loslösung des Reichsrathes von den Landtagen sind, ein Gebot der ivlitischen Moral, um den parlamentarischen Desertionen das rechte Mittel entgegenzustellen, ein Akt der Selbsterhaltung, der Pflicht der Nothwehr den Landtagen gegenüber, welche die Wahlen in den Reichsrath verweigern und dadurch das gefährliche Mittet in den Händen haben, die Thätigkeit des Reichsrathes, wenn auch nur momentan, zu untergraben. Ich glaube, obschon die Frage erst in zweiter Linie vor das Herrenhaus treten wird, doch darauf Hinweisen zu sollen, daß. von sehr sachkundiger und beredter Seite die Anschauung vertreten worden ist und in diesem H. Hanse Anklang gesunden hat, welcher auch ich aus voller Ueberzeugung huldige, nämlich daß die Bestimmung dieser Wahlreform und ihrer Grundsätze aus eigenem Rechte des Reichsrathes geschehen könne und solle. Se. Exzellenz der Herr Vorsitzende des Mini« sterrathes hat aus Anlaß der Diskussion über diesen Gegenstand au einem anderen Orte Gelegenheit genommen, gegen ein früheres Ministerium herbe Kritik zu üben. Ich meine das sogenannte parlamentarische oder Bürgerministerium. Ja, wohl hat es Fehler begangen, aber wer hat solche Fehler nicht begangen? lliacos intra muros peccatur et extra. Aber jenes Ministerium hatte in Ueberelnstliu-inung mit den Grundsätzen, den Anschauungen und Prinzipien der beiden Häuser eine unanfechtbar konstitutionelle, vollberechtigte Grundlage. _ Es ist auf dem Kampfplatze erlegen, aber — das ist eine öfter Das Ministerium erkennt sich selbst nicht als parlamentarisches — diese Frage berühre ich nicht; allein der Fehler liegt darin, daß es eine Aufgabe auf sich genommen hat, deren Unlösbarkeit ihm selbst klar sein mußte, wie sie der Mehrzahl von uns klar sein mag. Unlösbar ist die Aufgabe, weil sich gegenseitig aufhebende Gegensätze keine Vermitt-lungs- und Vereinignngspunkte biete»; »»lösbar ist die Aufgabe, weil keine menschliche Macht und kein noch so mächtiger Wille mächtiger ist, als die unwandelbaren Naturgesetze, nach denen sich sowohl das sisische als moralische Leben, also auch das StaatS-leben regelt. Ans der Theilung wird nie die Einheit, durch die Zerbröcklnng entsteht kein Ganzes, durch Verwendung der Kräfte an der Periferie verliert das Zentrum seine Kräfte, — Kräfte, die es im Momente der Gefahr zu brauchen wohl oft veranlaßt fein wird uud schmerzlich vermissen dürfte. Nimmer wird aus der Unterhandlung mit den Störern des inner» Friedens der innere Friede hervorgehen, niemals wird durch ein Abkommen mit den Ver-fafsungsfeinden die Verfassung gestärkt, befestigt und gekrästigt werden; neben einem österreichischen Reichs-rathe steht der Landtag eines souveränen Staates Böhmen im grellen Kontraste und Verhandlungen mit den offiziell als solche anerkannten Landespreisgebern können am Ende nur zur Reichspreis-gebung führen (Bravo! Bravo! Rufe: Sehr gut!) Und ist der Regierung die Gefahr einer solchen Verhandlung von Gleich auf Gleich nicht klar geworden? Sieht die Regierung nicht, daß alle Versuche, jene unlösbare Aufgabe zu lösen, nur vergeudete Zeit und Mühe sind, mittlerweile im Volke aber die Unruhe und Ungeduld nach geordneten Zuständen sich mehrt und das Rechtsbewußtsein und die Achtung des Gesetzes untergräbt? Ist es ihr nicht klar, daß, je länger auf dieser verhängnißvolle» Bahn fortgeschritten wird, um so größer die Gefahr, um so unersättlicher die gegnerischen Ansprüche und An-' maßungen, um so aussichtsloser der Erfolg werden müssen? Ich bestreite es nicht, theilweise Erfolge lassen sich erringen, es lassen sich Parteigruppen, Ländertheile befriedigen, aber wenn man diese Befriedigung in das Äuge faßt, so ist sie geschehen ans Kosten des Reichsverbandes, ans Koste» der Zentralvertretuug und einheitlichen Staatsgewalt, mit Preisgebuug und Unterdrückung anderer Volksstämme, mit Zersplitterung der Souveräueiätsrechte. (Schluß folgt.) Politische Rundschau. Laibach, 7. Juli. Inland. Dem Erscheinen der Erzbischöfe und Erzherzoge im Herrenhause gaben die ministeriellen Organe die Deutung, daß damit bekundet sei, der Verfassung drohe keine Gefahr. Eines dieser Organe thut sonderbarerweise ganz verwundert darüber, daß Gras Hohenwart von der Wahlreform nichts wissen will. Charakteristisch ist, was das „Vaterland" über das Wiedererscheinen der Prinzen, Bischöfe und Feudalen im Herrenhause schreibt: „Die Betreffenden sollen speziell eingeladen worden sein, um die übrigens bekannte Thatsache scstzustcllen, daß sich die gegenwärtige Regierung des Wohlwollens und Vertrauens des Kaisers in hohem Grade erfreut." Daraus ergibt sich ganz unzweifelhaft, daß es nach der Ueberzeugung des „Vaterland" in Oesterreich mitunter Regierungen gab, die sich des Wohlwollens und Vertrauens des Monarchen nicht erfreuten. — Anderseits unterlassen es die ministeriellen Organe nicht, trtumfirend in die Welt hinauszuposaunen, welchen Erfolg die Regierung errungen, der es ge- reichifche Spezialität — erlegen durch parlamenta- j lang, das Herrenhaus vollzählig zu machen; dasselbe rische Deserteure; es ist geschieden, weil seine, nach werde ihm nächstens mit dein Abgeordnetenhause meiner Ansicht, in der verwickelten Lage ganz kor-retten Anträge nicht akzeptirt wurden. Wenn andere Ministerien Fehler hatten, so ist die Existenz, gelingen. In den Verhandlungen mit den Ezechen scheint eine Stockung eingetreten. Die Pause benützen die die ganze Existenz des gegenwärtigen Ministeriums Altczechen, um ihre Kollegen, die Juugczecheu, umzu-ein Fehler, ein großer Fehler. ! stimmen. Man sieht, wie die Furcht im Lager der Altczcchen vorherrscht, die jungen könnten den Ausgleich, wenn er am besteu im Zuge ist, durch ihr hussitisches Hieneintappeu stören; darum beschwöre» Palacki und Oiieger im „Pokrok" ihre jünger» Landsleute, mit den erprobte» Führern ja noch ferner Hand i» Hand zu gehen und sie bei den bevorstehenden wichtige» Abmachungen nicht stecken zn lassen. Die Führer würden auf jede» Fall keinen eigenmächtigen Pakt eingehen, sonder» jede Vereinbarung der Majorität des Volkes zur Gutheißung verlegen. Es steht nun abzuwarten, wie dem gegenüber die Juug-czechen sich verhalten werden, ob sie auch noch fernerhin an der Deklaration festhalten, angesichts der Forderung, de» Reichsrath an ^erkennen und zu beschicke». Ist dies der Fall, so ist der Ausgleich gescheitert. Eine Innsbrucker Korrespondenz im „Vaterland" verdient Beachtung als neues Symptom des sich vollziehenden Bruches zwischen den Feudalen und Nationale», den czechischen wenigstens. Die Feudal-Klerikalen können es nicht mehr erwarten, ihren Friede» mit der Regierung zu machen und selbst de» Reichsrath anzuerkeunen, für deu Preis natürlich, auf den Deputirtenbänken, wie auf der Ministerbank die Herrschersitze einzunehmen. Da kommen lhnen nun die staatsrechtlichen Skrupel der Deklaranten natürlich sehr ungelegen, und sie sind nahe daran, vom Grafe., Beust das Wort von der „Lan-despreisgebnng" zu akzeptiren und es den Deklaranten an die Köpfe zu schleudern, wenn dieselben stch noch länger weigern sollten, in den Reichsrath D kommen, um den feudalen Herren die gebratenen »iastaniei, aus dem Feuer zu holen. ES bereiten stch da noch ganz interessante Wandlungen vor. Die administrativenKonzeffionen, welche die Vertreter des galizifchen Klubs in den letzten mit dem Grafen Hohenwart stattgehabten Konferenzen von dem Ministerium verlangten, bestehen, nach einem Telegramm des „P. Ll.", aus folgenden zwölf Punkten: 1. Einführung der pol-^chen Vortragssprache an der Lemberg« Hoch-Ichule schon mit dem nächsten Schuljahre, sowie Einführung der polnischen Amtssprache bei den Universitätsbehörden. 2. Reorganisation der Technik in Lemberg und Krakau schon mit dem nächsten Schuljahre im Sinne der letzten Landtagsgesetze. 3. Aufhebung des dem Lemberger Theater gewährten Pri-vueginmS. 4. Ueberweisuug aller Galizien betreffen-den Ernennungen und Besetzungen, sowohl weltlicher aw, geistlicher Aemter, ins Ressort des galizischen -vilmsters. 5. Zustellung anderer galizischer Ange-egenyeiten an den galizischen Minister zur Begut-f7 un0. 6. Ernennung eines Statthalters. 7. Be-jepitg höherer Stellen in allen Ministerien mit nl ,, 1° daß die Galizien betreffenden Referate ! ^ den Händen von Männern befänden, die mit .Clt ^-andesverhältnissen vertraut sind. 8. Besetzung oes Przemysler Bisthums. 9. Besetzung der römisch-katholische Domherrenstellen in Lemberg und Prze-wysl mit wahrhaft katholischen Priestern und nicht »nt Agitatoren, die den inneren Frieden stören. Beseitigung des Provisoriums in der Krakauer ^lözese, Regelung des BiSthums und Ernennung Bischofs. 11. Bis zur Erledigung der gali-Absolution, die einen besonderen obersten Ge-r 9 )°f ®crla"8t, Zusammensetzung des Senats ES» , ^'chtshose, wo galizische Angelegen-^tten erledigt werten, aus polnischen Räthen. 12. S ^ des Baues der Eisenbahnen L-mberg-BeSkid und Stryj-Stanislaus nur unter wenn der S.tz des Verwaltungs-rathes nach Lemberg verlegt wird. fl Ausland. Die Bevölkerung von Elsaß-6w/ril’9en ^ot iur Zeit, als in Paris die '"-"»ne herrschte, Deutschland gegenüber eine Hal-boffpn°r tCn ^a9 8ctegt, welche die Reichsregierung de,! „ ^aß die Wiedergewinnung des Elsaß «e L’l 1 deutschen Reiche keine besonderen Verle-der^.n bereiten wird. Seit kurzem scheint aber in fleh™ “T9 bcr Bevölkerung ein Umschlag ein-u etcn ZU sein, und die Organe der Regierung sehe» sich deshalb veranlaßt, die Bevölkerung der annektirten Provinze» an die Pflichten zu erinnern, die sie ihrem neuen Vaterlande schuldet. Die „Deutsche Reichs-Korr." weiß sogar zu erzähle», daß gemessene Befehle ergangen seien, welche die Zivil- und Militärbehörden in Elsaß anweisen, mit entschiedener Strenge gegen alle „absichtlichen" deutschfeindlichen Bestrebungen vorzugehen. Gleichzeitig berichtet die genannte Korrespondenz von einer weitverzweigten Untersuchung, welche eingeleitet worden, um die Ursache des plötzlichen Umschwungs in der Stimmung zu Gunsten Frankreichs zu entdecken. Die Untersuchungen haben bereits ihren Zweck erfüllt. Man hat eine Maschinerie entdeckt, deren Fäden bis nach Paris reichen. „Kommissäre der mannigfachste» Art und verschiedenen Geschlechtes sollen — so lauten die Enthüllungen — seit einiger Zeit in der verschiedensten gesellschaftlichen Form in den annektirten Provinzen sich Eingang verschafft haben, und nun im Sinne ihrer Pariser Auftraggeber die Zwietracht schüren; zahlreiche Verhaftungen, die vorgenommeu worden sind, sollen beweisen, daß die Verbindung schon eine ziemliche Ausdehnung gewonnen hatte. Ebenso geht schon jetzt aus den erhobenen Ermittlungen hervor, daß dem Zentralpunkt, von welchem diese Agitation ausgeht, Männer nahe stehen, deren enge Beziehungen zu der gegenwärtigen Regierung Frankreichs bekannt sind, und es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, daß diese Angelegenheit zu einem diplomatischen Schriftwechsel zwischen der Reichsregierung und der gegenwärtigen französischen Regierung führen wird." Kaiser Alexander hat seine Kur in Ems beendet und verließ am 5. Juli diesen Ort. Kaiser Wilhelm wird erst an einem der nächsten Tage nach Ems reisen. Die in Aussicht genommene Zusammenkunft der beiden Kaiser wird also in Ems nicht mehr stattfinden können. Interessant ist die folgende, auf die Art und Weise der Zahlung der Kriegsentschädigung bezügliche Nachricht der „Spener'schen Ztg.": „Bis zur Grenze trägt Frankreich die Kosten des Transportes, von dort bis Berlin Deutschland. Unoer. züglich nach Eingang der Summe wird die Verthei lung an die Einzelstaaten derart vorgenommen, daß vorweg diejenige Summe zurückgeschoben wird, welche zur Tilgung der emittirten norddeutschen Kriegsan lehen (sünfperzeutige Schatzanweisungen mit kurzen Sichten) erforderlich ist. Als unmöglich hatte sich schon in Versailles die Nachzählung der Kriegskon tribution herausgestellt. Es werden nur die einzelnen Säcke und Kisten, nicht ihr Inhalt kontrolirt. Ausreichend ist, einige Säcke dnrchzählen zu lassen und nach dem Gewicht derselben andere nachzuwiegen. Mit dem Durchzählen würden sämmtliche Kaffen beamten des deutschen Reiches nicht bis Ultimo zember fertig werden. Da es nothwendig ist, die eingehenden Sendungen auf Treu und Glauben als richtig laut Deklaration anzusehen, so werden auch die Holzkisten, in denen die Säcke verpackt sind, zu-rückbehalten und dem Zahler vom Empfänger vergütet. Die Geldsäcke werden Frankreich vergütet, das Stück mit 2 Sous oder 10 Pfennigen, es bekommt also nach ungefährer Schätzung mindestens einige fünfzigtausend Franken zurück, nachdem die erste Quote abgeführt worden ist." Die französischen Wahlen sind vor über und haben mitunter ganz sonderbare Leute getroffen. Einerseits überrascht die Zahl der gemäßigten Republikaner, andererseits kann man sich vor Staunen über die Wahlergebnisse in der Hauptstadt nicht fassen. Ein Bischof als Vertreter von Paris — das ist noch nie dagewesen. Der „Siecle", indem er die Kandidatenliste der „Union parisienne de la Presse“ verspottete, schrieb schon vor einigen Tagen: Die „Union parisienne de la Presse“ hat heute Morgens ihren Neugeborneu der Pariser Bevölkerung gezeigt. Die Niederkunft war schwer und wie wir es uns dachten, scheint da? Kind nicht lebensfähig. Es hat gar keine Fisioguomie. Man hat cs so lange entfärbt, daß cs ganz bleich geblieben ist. Athmct es? Kaum ein leiser Hauch. Wird es je sprechen? Es ist nicht anzunehmen, den« wenn es mit seinen 21 Mäulern zu gleicher Zeit stottern würde, würde man die Sprache von Babel zu hören bekommen. Die Mutter war bei Anblick dieses sich aus ihrem Schöße entwindenden armen Kleinen ganz bestürzt. Statt sich seiner zu rühmen und wie Cornelia zu sprechen: „Das ist mein Schmuck, sind meine Kleinodien," schämt sie sich und würde sich gern verbergen, auch hätte sie ohne das Heranrücken des fatalen Datums niemandem die traurige Frucht einer verbrecherischen und ehebrecherischen Liebe gezeigt." (Was wird der „Siecle" erst jetzt sagen, da die Vertreter von Paris gewählt sind?) Sonstige Nachrichten von irgend welchem Interesse liegen aus Paris nicht vor. Ein Wolff'fches Telegramm in den Berliner Blättern meldet, daß das jüdische Konsistorium in Paris an die Regierung ein von allen Rabbinern und dem Baron Rothschild Unterzeichnetem Schreiben sendete, in welchem es sein Beileid wegen der Ermordung des Erzbischofs von Paris sowie der Geißeln überhaupt ausspricht. Marschall Mac Mahou soll einen sehr vernünftigen Einfall gehabt und den militärischen Kommandirenden in Paris Weisungen ertheilt haben, die nach der Hauptstadt zurückgekehrteu Deutschen in allen Fällen, wo dies nothwendig fein sollte, auf das entschiedenste zu schützen. Daß dies sehr nothwendig ist, haben verschiedene Sceuen während der letzten Wochen bewiesen. Die Ankunft des Königs BiktorEmanuel in Rom feiert die „Opinione" mit einem Festartikel, welcher in Kürze die Ereignisse und die Kampfe der Italiener während der letzten 25 Jahre reka-pitulirt und mit folgenden Worten schließt: „Ganz Europa, die ganze Welt ist heute in Rom, Engländer und Franzosen, Spanier und Russen, Deutsche und Amerikaner sind dort, um zu sehen, was Italien, und zwar einmüthig, will." Den gleichen Gegenstand bespricht die „Italic" in einem „die neue Aera" betitelten Artikel, in welchem betont wird, daß das bisherige Streben der Italiener ein vorwiegend politisches gewesen; nachdem aber erreicht worden, was der einmüthige Wunsch aller Italiener gewesen sei, dies Streben ein anderes werden müsse; vier große Prinzipien müßten von nun an als die vier Kardinalpunkte dem italienischen Volke vorschweben und zur Erreichung derselben die patriotische Presse unter Beseitigung aller politischen Fragen das Volk ermuntern und unterstützen; diese vier Prinzipien seien Schulen, Arbeit, Ersparnisse und Straßen. Weiters schreibt die „Italic"; „ES ist Thatsache, daß der Papst den Vatikan nicht verlassen hat, obwohl die Versuchung dazu stark an ihn herangetreten ist. Wir glauben nicht, daß eine zweite ähnliche Gelegenheit sich ergeben werde, um die katholische Welt durch die Drohung mit der Abreise des Papstes aufregen zu können. Es ist also vollbracht: Der Papst und der König von Italien sind gleichzeitig in Rom. Die große Frage ist also tatsächlich gelöst; es wird die Sorge und das Werk der Zeit sein, zu beweisen, daß beide friedlich neben einander leben können." Zur Tagesgeschichte. — Der Kronprinz Rudolf, der am 18,en August dieses Jahres seinen dreizehnten Geburtstag feiert, befindet sich gegenwärtig auf Besuch bei Kaiser Ferdinand auf Ploschkowitz in Böhmen. Er wurde auf seiner Reise dahin überall feierlich von der Bevölkerung und den Behörden empfangen. Ja man geht soweit, diesem Ausflug eine politische Tendenz unterzuschieben, als sei er dazu bestimmt, indirekt den Ausgleich mit den Czechen zu fördern. Man berichtet aus Prag vom 5. Juli: Kronprinz Rudolf langte um 8 Uhr Früh im Bnbenlscher Bahnhofe an, woselbst Se. kaiserliche Hoheit von dem Bnbentscher Bürgermeister Schlöcht und dem Smichower Bezirkshaupt-mann Kapasek begrüßt wurde. Der Kronprinz erkundigte sich bei beiden aiijetegenfUchst nach den OrtS- und Bevölkerungs-Verhältnissen und fuhr sodann, nachdem der Statthalterei-Leiter V. Riegershofen und Statt-haltereuSekretär Rotky sich der Begleitung des Kronprinzen angeschlossen hatten, unter den Hochrufen der zahlreich versammelten Volksmenge mit einem Extra-Hofzuge nach Ploschkowitz. Bei der Ankunft des Kronprinzen in Prag wurde derselbe von den, Prager Bürgermeister Dietrich in czechifcher Sprache begrUßt, wobei der Bürgermeister seine Freude ausdrückte, daß es ihm noch vergönnt sei, den Thronfolger innerhalb der Mauern Prags begrüßen zu können, und den Kronprinzen der unbegrenzten Loyalität der Bewohner Prags versicherte. Der Bürgermeister schloß seine Ansprache mit den Worten: „Gott schütze, Gott segne, Gott erhalte Eure kaiserliche Hoheit!" Der Kronprinz antwortete gleichfalls in czechifcher Sprache: Es freue ihn, daß fein kaiserlicher Vater ihm die Reise nach der Stadt Prag gestattet habe, von deren Schönheit er schon so viel gehört habe. — Am 15. Juni d. I. verblich in Linz ein Mann, der in den musikalischen Kreisen von Oberösterreich, und darüber hinaus einen Namen von bestem Klange hatte, in Linz aber auch zu den allgemein bekannten, beliebten und geachteten Persönlichkeiten zählte. Karl Zappe, Dom- und Stadtpsarrkapellmeister in Linz, ist es, den wir meinen und, dessen Leben und Wirken wir in kurzen Umrissen für den großen Kreis seiner Freunde und Bekannten mittheilen wollen. Am lten September 1812 auf der Schützeninsel in Prag geboren, wurde Zappe feines frühzeitig zu Tage tretenden Musiktalentes wegen von seinen Eltern, die eine Restauration auf der Schützeninsel besaßen, im Alter von 9 Jahren in das Konservatorium der Musik in Prag gegeben. Unter der vortrefflichen Leitung des Professors Pixis machte der Knabe bald die erfreulichsten Fortschritte und erhielt abwechslungsweise mit dem nachmaligen Professor des Prager Konservatoriums Mildner den ersten Preis als Auszeichnung seines Talentes und Fleißes. Nach absolvirtem Konservatorium trat Zappe 1827 im Alter von 15 Jahren in das Orchester des Prager Theater« ein, dem er drei Jahre angehörte, nahm dann ein Engagement im Orchester des Grazer Theaters an und erhielt zwei Jahre daraus (1832) die Stelle des zweiten OrchesterdirektorS im Josefstädtertheater in Wien, wo er unter Direktor Stöger und Kapellmeister Kreuzer zwei Jahre verblieb, bis er 1834 im Alter von 22 Jahren als Orchesterdirektor an das Theater in Linz kam. In Lin; fand Zappe eine bleibende Stätte, eine neue Heimat, hier gründete er sich seinen häuslichen Herd, hier fand er auch nach 37jähngem Wirken feine Ruhestätte. Auf der Violine war Zappe anerkannt ein ganz vortrefflicher Meister. Als Solospieler trat er häufig in seinen jüngeren Jahren auf und machte zu Zeiten, namentlich mit seinen Söhnen Karl und Eduard, auch kleine Kunstreisen. — Aus P e st wird geschrieben : Es hat hier in maßgebenden Kreisen eine gewisse Sensation erregt, daß der frühere Justizminister Horvath feiner Stelle Uber Ansuchen, allerdings in Gnaden, jedoch ohne eine sichtbare königliche Auszeichnung, enthoben wurde, während der Kommunikationsminister G o r o v e bei Verleihung des Großkreuzes vom Leopolds-Orden auch die geheime RathSwÜrde erhielt. Das Aufsehen ist um so mehr gerechtfertigt, als Horvath — ohne Gorove im mindesten nahe treten zu wollen — der aufopferndste, Ihätigste und uneigennützigste Patriot ist, und in feinem Ressort als Minister der Justiz einen wahren Augiasstall zu reinigen hatte. Aber er hat den Fehler, daß er Demokrat ist und seine politische Gesinnung niemals verleugnet. Gorove gehört bekanntlich der liberalkonservativen Partei an. Als es sich nun um die Vollziehung der Enthebung von dem Ministerposten handelte, war man bemüht, den Demokraten Horvath erst au?zuholen: ob er eine Auszeichnung wünsche, was derselbe dankbar ablehnle. Gorove wurde bei gleicher Gelegenheit nicht befragt, und es ist kein Zweifel, daß Horvath, wenn ihm ohne vorherige Anfrage eine wohlverdiente Auszeichnung vom Monarchen verliehen worden wfirc, derselbe sie dankbar angenommen haben würde. Lokal- und Provinzial-Angelegenheiten. Lokal-Chronik. — (Der Laibacher Turnverein) wird sich bei dem Ende dieses Monates in Brünn stattfindenden allgemeinen deutsch-österreichischen Turnfeste durch eine Deputation mit der Fahne vertreten lassen. Der Besitz der Festkarte sichert die Hin- und Rückfahrt zu halbem Preise und wahrscheinlich auch freies Quartier, so daß also der Besuch jenes Festes wesentlich erleichtert ist. — In der ersten Hälfte des nächsten Monates soll ein Ausflug nach Oberkrain oder, bei genügender Theilnahme, nach Villach unternommen werden. Die Einladungen sind bereits in Umlauf gesetzt. — (Für Blumenfreunde) dürfte es angenehm sein, zu erfahren, daß soeben in dem Garten „Mayr & Metz" der Austra 1 ische Schmetter« lingsblättler (Diautlius Dampierii) blüht. — Eine Besichtigung dieser Blume, bereit Kultur sehr schwierig und welche in Laibach noch nie in der Blüte gesehen wurde, ist sehr zu empfehlen. — (Aus Lehrerkreifen.) Der „Uitt. Tov." beweist in feiner letzten Nummer die Nothroenbigkeit einer zweiten Lehrerbildungsanstalt in Laibach aus dem factifchen Mangel an Lehrern. In zehn Jahren wird Krain 150—200 Lehrer.bedürfen. Der Mangel wird aber sukzessive schon in den nächsten Jahren eintreten. „UZit. Tov." empfiehlt Jdria als den geeignetsten Ort für die neue Bildungsanstalt mit drei Jahrgängen. Dort bestand bereits von 1853 bis 1866 eine ein-Massige. — In Agram wird im August eine Lehrerversammlung ftattsinden, zu welcher auch die frainifchen Lehrer durch eine Zuschrift des Wohnungskomitee's eingeladen werden. Vom 10. bis 31. August werden für die den Eintrittsbeitrag von 1 fl. Entrichtenden auf die Hälfte ermäßigte Fahrpreise auf Eisenbahnen und Dampfschiffen bestehen, die Theilnehnter erhalten in Agram unentgeltliche Wohnung, Zutritt zur Theatervorstellung und Konzert, zur Feier deS 200jährigen Jubiläums deS Amos KomeninS u. s. w. Der Ausschuß des Lehrervereins übernimmt Vermittlungen zur Anmeldung bis 15. d. M. und befördert sie nach Agram und vertheilt die entsprechenden Aufnahmskarten. — (Schulzustände in Krain.) Im Jahre 1870 gab es über 48.000 schulpflichtige Kinder, von denen aber nur etwas über die Hälfte, nämlich beiläufig 26.000 die Schule besuchten; denn die für die allgemeine Bildung ganz unzureichende Sonntagsschule kqnn man hieher nicht rechnen. Ohne allen Unterricht blieben daher bei 22.000 Kinder! Für die Zahl der schulbesuchenden Kinder gab es 280 Lehrer. Es läßt sich daher leicht berechnen, daß für den Unterricht von weiteren 22.000 Kindern noch mehr als 230 Lehrer und eben so viel Schulklassen erforderlich fein werden. Es würde sich dann die Gesammtzahl der Lehrer aus 510 belaufen, und es kämen auf jeden im Durchschnitt 100 Kinder. Wie nothwendig daher statt der wahnsinnigen Schulhetze der Geistlichen die Hebung des Volksschulwesens in Krain wäre, sieht jeder, der nicht den finstern Mächten verfallen. Die slooenische Schulleitung „Mteljski tooarS" kämpft daher auch vor allem für die Nothroenbigkeit der Hebung des Volts» fchulroefens und verlangt Erweiterung der bestehenden, Errichtung neuer Schulen, Sorge für einen Nachwuchs gediegener Lehrer, sowie bessere Bezahlung derselben. An bestehenden Schulen besitzt Krain gegenwärtig erst 12 viertlassige, 4 dreiflässige, 22 zweiklassige und 167 einklassige direktivmäßige Schulen. Wenn man also dem neuen Gesetze nur einigermaßen gerecht werden will, so wird man fast alle bestehenden Schulen erweitern müssen. Angekoinmene Fremde. Am 6. Juli. Elefant. Domenico, Wien, — Setinc, Landstraß. — Calafati, Triest. — De Smeich Anna, Fiume. — Ko-vaiii, Großhändler, Triesi. — v. Podovii, Püvat, Triest. — Gradig, Kaufm., Briinn. — Rafsi, Kanfm , St. Peter. Erschen, Privat, Villach. Wien. Fosoni, Privat, Görz. — Michitsch, Gottschee. — Braune, Apotheker, Gottschee. — Contessa tri Rvbilant, Italien. — Leinberger, Kaufm., Wien. — Kumatz, Privatier, Preuße». - yteumejer, tftaiifm., Graz, frloliren. Hnttmann, Handelsmann, Wien. Verstorbene. Den G. Juli. Herr Johann Bolz, Schullehrer und Organist, alt 28 Jahre, in der St. Petersvorstadt Nr. 23 an da- Lungentuberkulose. Anmerkung Im Monate Juni 1871 sind 74 Personen gestorben unter diesen waren 38 männlichen und 36 weiblichen Geschlechtes. Bergheers Theater * mit Geister- und Gespenstererscheinnngen bei der StmmUcc. Heute, sowie täglich Abends 8 Uhr, Vor--Mtellianjr im 11. ZlUlua. - Dritte Abtheilung: Hans Lachs' Znubcrinlihlc, um alte Weiber jung zu-machen. (309—1) Das gefertigte Komitee zeigt dein p. t. Publikum hiermit an, daß der Schwimmponton an der Laibach heuer wieder anfgestellt und bedeutend erweitert wurde, und die Bade-Saison mit heutigem Tage eröffnet ist. iW Die Vormittagsstunden von 9 bis 11 Uhr bleiben de» Dame» refervirt. "Ms Die Abonnements-Gebühr beträgt: Für die ganze Saison ... 4 fl. Für je 12 Bäder............1 fl. Außerdem wird auch von einem Schwimm-Meister Unterricht ertheilt, und ist hiefür aufeer der Abonnements - Gebühr noch ei» Betrag von 3 fl. zu entrichten. Abomiemeiitsknrten sind in der Buchhandlung v. $Ueimnat)V & Bamberg in Der Sternallee zit haben. (308— 2) Laibach, den 6. Juli 1871. _____________________________Das Komitee. Wiener Börse vom 6. Juli. Witterung. Laibach, 7. Juli. Nachts fühl. Angenehmer sonniger Tag, nicht übermäßig heiß. Federwolken aus NO., schwacher Nordwest. Wärme: Morgens 6 Uhr s- 9-2“, Nachmittags 2 Uhr + 19.4" R. (1870 + 24.10; 1869 f 21.8"). Baronie-ker im fallen 327.87"'. Das gestrige Tagesmittelder Wärme -f- 14.6“, um 0.4“ unter dem Normale. Der gestrige Nie-dnschlag 8.8'". Staatsfonds. 1 Spetc. iHente, oft.Pap. bto. dlo. öN.in Eiw. ?oje von 1854 . . . ioje een I8tiu, ganze Bote von 1860, Sttnft. titiimien|6. ». 1864 . Qiundentl.-Obl. täteictmarl Stätnten, Ätum u. »äftenlanb 5 „ ItUflarn . . tanj| Joseisb.. günst. Barcser ik.-B, tttfölb-Sium. Bahn . Pfandbriefe. Kation, ö.üi*. verleib. Knfl. Bob.-Crebitanst. «llj,.°st.«ob..Lr-bit. bto. in 33 J. tüd». . Belb i toure 96- 1 95 6fr •elfe Ware I 69.• 0 6».M^-i>. H»volh..«an« ^ 68.80 66 901 . <4 5Ü: rlorlt&ts-Obll#. lOO.'O 10V 70 Hüdd.- 86 2S 76 75 236.60 239 60 105.76 106 25 »H.20| 8H.40 139.- 139.40- 770.— 269.10 884 80 940.--258. — | 261 50 140. - ! 116. — ! 2140 177.-1 22t.75 247 60 i72 -4t 8.50 201 0 176.50 177.S5 77!.— 269.20 2*5.— 912 — 2k 8 25 26L.50 00. 116.85 Credtt 100 fi. ö. W. . Don.-Dampfsch.^Ges zu 100 st. CM. . . 1. rieftet 100 fl. LM. bto. 50 fi. ö.W. . Cfenet . 40 fl. ö.W Salm . * 40 „ Palffy . „ 40 „ . , 40 , St.Äenoi». 40 „ %;nbiftbgrät 20 W ÄDalt-fle.n . 20 , 177 foIÄe3lei>tCb * 10 " Rudolfsstift, loö.gß. 222.25 >48.- 172.25 4)0.t0 2(2 -177.-177 50 93. —1 9Z.S0 89.83 89 C.) lOfl.SOI 106.75 67.— 87.S0 Weoheel(8'Jflon.) Xuggb. ioon.liibb.to. ffeanff. 100 f[. , „ fonbon 10 PI. feiert. Paris 100 Krane« ■firnen. »atl.Münj-Ducaien 90-granc-ftüa. . BereinSthaler . . Eiltet . . 137.- 138.— 91 30 91 50 87.— 97.10 175.— 175 50 108.— 122!— 124 — 59 - 60.— 33.— 35.— 43 50 44.- 82 k l) 33.50 38.— 89.— 31.— 82.— 24.— 25.— 24.60 25 — 15.— 17.-- 15.- 15.00 103.60 103.70 103.80 104.— 123.70 123.85 48.40 48.60 5 83 5.85 9.86 9.87 1.83* 1.P4 121- 12150 Telegrafischer Wechselkurs vom 7. Juli. bperz. Rente österr. Papier 59.30. — 5perz. Rente österr. Silber 69.—. — 1860er Staatsanlehen 101.90. — Bankaktien 770. - Kreditaktien 285.40. - London 123.40. - Silber 120.85. - fi. k. Münz-Dnkaten 5 83. - Na-poleonsd'or 9.84. Xaliif teil Jgn. u. ä tu n nay r * ye\ «ombet a in Laiv,L Verleger unB für die Redaktion ueiaittroottli*: Otto trat Bamberg