f n r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. M^ 58« »»«»8t«z^ ÄS« 2O. FuN. R847» Dse Freimannsgrube in Karnten. Volkssagc von Leopold Kordesch- «seitwärts von der Kreisstadt Villach, in dem biedern Kärntncrlande Soll — dock zu gewisser Zcit nur — und nicht fern uom Straßenrande Hart an eines Hügels Fuße eine Grube sichtbar seyn, Der wir. einer Sage folgend, diese siücht'gen Zeilen weih'n. Seit undenklich vielen Jahren lebet in des Volkes Munde Von der reichen Freimannsgrube, Jedermann bekannt, die Kunde, Daß sie ungeheure Schätze berge tief in ihrem Vchooß, Doch nicht Jedem sey zuganglich, nur den Auserwahltcn bloß. Vielen Armen und Bedrängten, die des Weges sind gezogen. War das Gluck, das launenhafte, laut der Sage, hier gewogen, Dock muß ihr Gewissen gänzlich unbelastet seyn und frei, Sonst sind die gehofftcn Schätze — Kohlen bloß und citel Spreu. Kömmt der Rechte nun die Straße, dessen Elend hier soll enden. Dem des Glückes selt'ne Sonne einen Gnadeusirahl soll spenden, Wird der arme, müde Wand'rer eines Plätzchens leicht gewahr. Das sich dem erstaunten Auge als ein Steinsitz bietet dar- Frisch dl'auf los und Platz genommen!-Mit dem Zögern flicht der Segen, Der Dir niemals noch gelächelt auf den schweren Dornenwegen; Sput? Dich! es winkt im Leben nur so selten uns das Glück, Nütze d'rum, eh' es entfliehet, dicsen ftlt'nen Augenblick. — Sitzt der Wand'rer nun am Steine, muß er g'rade vor sich sehen Und cs wird — ganz nah' drin Sitze, ihm ein Pförtchen offen stehen, Dieses Pförlchen führt zur Grube, die wir oben schon benannt, Und die Manchen schon bereichert, der zum Glück sie offen fand. Hier sieht man entblößten «dchweites Wache halten einen Mann, Der mit einem Scharlachmantcl gar feltsamlich angethan; Er ist Hüter all' der Schätze, die in dieser Grube ruh'n, Fasse kühnen Muth, mein Pilger, er wird nichts zu Leid Dir thun. Trete ein und schreite vorwärts, wage nicht, Dich umzuschauen. Sollt' cs auch vor dem Getöse, das nun rings ertönt. Dir grauen; Fülle Oir von all' den Haufen schleunig Deine Säcke an, Was man unbeirrt vollbringet.trauu^ ist immer wohlgethan! Von Gesichtern, die am Rückweg hämisch Dir die Zähne blocken. Lasse weder Dick beirren, noch entmuthtgen^und schrecken; Wandle herzhaft mit der Beute an ?"?- ?rem,ann stracks vorbei, Ob sein glühend rothes Auge scheinbar noch so dräuend sey. Kaum hat dann der Fus; des Nand'rers jene Grube erst verlassen, Als des unverhofften Glückes Wonneschauer ihn erfassen; Denn, verschwunden ist der Eingang, weggeblasen jede Spur. Und daß es lein Traum gewesen, fühlt am vollen Sack er nur! — ^1 Gin Traum. ^-^-^^^hantasie von^F-e-r di n and Stolle. *) HAnd es wai- eine trübe, trübe Zcil. In Folge allgemeinen MißivachseS hatte schon seit mehreren Monden gro- *) Kaum wird die Redaction es zu verantworten nöthig haben, daß sie diese Phantasie in die Spalten ihres Blattes aufnimmt. Das ßer Nothstand überHand genommen und der Preis der unentbehrlichsten Lebensrnittel stieg von Woche zu Woche. Und zahlreiche Wohlhabende und Reiche, und selbst weniger Be-mittelte erfüllten in schönem Wetteifer ihre Christenpflicht, und waren bemüht, die Leiden ihrer armen Brüder zu lin» dern, und Behörden und,Obrigkeiten thaten alles Mögliche, daS Elend des Volkes weniger drückend zu machen. Aber die Ernte war noch fern und der Nothstand wuchs täglich. Zu dieser Zeit lebte in einer großen Stadt ein Mann, den man nur den »Sonderling" nannte, weil er den Modethorheiten der Zeit wenig huldigte, obschou cs seine Vermö-gensumstände gestattet hatten, und der von den Frommen der Stadt sogar für einen Ungläubigen ausgeschrien war, weil er ii: den Kirchen weniger gesehen ward, als in den Hütten der Armuth, wo er mit seltener Unermüdlichkeil Rath, Trost und Hilfe spendete. Namentlich war's die neueste trübe Zeit, die seinem schönen Sinne für Wohlthätigkeit große Gelegenheit darbot. Er veranstaltete Concerte, Bühnenvorstel-lungen, ließ Schriften drucken, Alles zum Besten der Hilfsbedürftigen. Immer von Neuem unleinahm er die Runde bei seinen wohlhabenden Mitbürgern und ließ sich nichr abschrecken , wenn die so oft Angesprochenen ihn kühl empfingen und kühl verabschiedeten, oder sich auch als abwesend entschuldigen ließen. Unser Sonderling ließ sich aber nicht irre machen. Er wußte, daß leider nichtS so leicht ermattet, als der zu häufig in Anspruch genommene WohllhätigkritS-sinn. Der Sonderling sorgte nun, daß in öffentlichen Blattern die herzbrechende Ncth der armen Volksclassen den Wohlhabendem in wahrheitgetreuen, ergreifenden Schilderungen erschütternde Gemälde möge selbst reden, möge selbst zu den Herzen deutscher Frauen und Männer sprechen, mit dem ganzen tiefen Zau« ber der Wahrheit und der Menschenliebe, der es durchweht und es zu einem ergreifenden Lebcnsbüde macht. Wir haben „Ein Traum» aus dem ,,D o r fb a r b i e r» entlehnt; der Redacteur jenes gemüthlichen, gemeinnützigen Blattes, Ferdinand Stolle, ist auch der Maler und Dichter des mitgetheilten Artikels. Wir kennen diesen Mann durchaus nicht persönlich, aber von allen Seiten strömen über Stolle's Thun und Wirkcn zum Besten der nothleidenden Armuth die erhebendsten Berichte, Segnungen von Hoch und Gering zu. Ehre diesem Manne, der in die Hütten des Elends steigt, um zu helfen, der den Kindern der Hungernden einen segensreichen „Weihnachtsbaum" schmückt, der keine Mühe, keine Verkennung scheut, um zu helfen, um auch nur ein kleines Scherflein für die Darbenden zu erhalten! Ehre ihm — und Nacheiferung.' Die Redaction. - 23tt — an's Herz gelegt würde. Manche Thräne des Mitgefühls trat in das Auge der Leser und abermals flössen reichliche Gaben. Aber die Noth stieg immer höher. Unser Sonderling ging hilfebiltend abermals von Thür zu Thür der Reichen; jedoch fast überall erhielt er die Antwort, daß man jetzt nichts mehr thun könne, daß man selbst für die Seinigen zu sorgen habe, und wie die Ausreden der Art gewöhnlich lauten. »Aber wir können unsere eigenen Landsleute doch nicht verhungern lajsen.'" rief der Mann der Barmherzigkeit mit ergreifender Stimme. Man zuckte die Achseln. „Wir haben nicht drei, vier Mal", hieß es, „wir haben an die zehn Mal gegeben. Jetzt können wir nichts mehr geben. Dem hungern-ben Volke sey Gott gnädig /" Kopfschüttelnd ging der Hilfesuchende von dannen. Am nächsten Tage las man in der Zeitung folgende Anzeige.- «Einer Anzahl von Kunstfreunden in unserer kunstsinnigen Stadt ist eS gelungen, nicht nur die erste Sängerin, die erste Tanzerin, sondern auch den ersten Clavie r-spieler von Europa zu einer Gastvorstellung in unserm Opernhause zu gewinnen. Jedermann sieht ein, daß ein höherer Kunstgenuß einem verehrten Publikum unserer Stadt nie geboten worden. Da jedoch das Auftreten dieser drei europäischen Größen mit sehr großem Kostenaufwands, wie sich von selbst versteht, verbunden ist, so hat müssen der Preis der Plätze um das Vierfache erhöht werden." Lange hatte nicht eine Kunstanzeige, namentlich unter dem gebildeteren Publikum, eine größere Sensation hervorgebracht, als die vorstehende. Wie es immer zu gehen pflegt, tnan raisonnirte über alle Maßen, daß in so bedrängten Zeiten solche Summen für bloßen Sinnenkitzel vergeudet würden, aber man brach sich nichtsdestoweniger die Halse um ein Billet. Binnen vierundzwanzig Stunden war kein Billet mehr zu haben. Es traten Agenten auf, welche förmlich Handel mit Billets trieben und auf diese Weise den Preis eines Sperrsitzes bis auf die enorme Höhe von mehreren hundert Gulden steigerten. ^) Nach Verlauf einer halben Woche erschien der große Tag der Vorstellung. Alles, was die Hauptstadt an Reichthum, Glanz und Schönheit aufzubieten vermochte, war in dem herrlichen Raume des Opernhauses, wie in einem Feentempel , vereinigt. Tausendfach strahlten die Flammen des Kronenleuchters, von den Diamanten und Perlen zurückgeworfen, womit die ersten Geschlechter des Landes bedeckt waren. Es war eine Pracht und Herrlichkeit beisammen, wie sie seit langen Jahren nicht war gesehen worden. Aber plötzlich ward es dunkler, der Kronleuchter zog sich in die Höhe, die Proscenniumlampen versanken, eine unheimliche Stille verbreitete sich durch's ganze Haus, und in dem Raume des Orchesters erschienen vier Männer mit Posaunen und spielten einen Choral in drei Absätzen, ernst und feierlich; aber es klangen diese Töne wie die Posaunen des ewigen Gerichts, lind der Vorhang ging in die Hohe und ') Derselbe-Fall kam unlängst in Wien bei dem Gastspiele des Fräuleins Jenny Lind vor, das Theater zeigte e>ne der ärmsten Gegenden des hohen Gebirges, und am Wege lag ein — oerh ung erte s K ind! (Schluß folgt.) Weibliche Köpfe. Rhapsodie von Lasker. s S ch l u ß.) Im vierzehnten Jahrhunderte trugen die Damen zwei kugelförmige Gerüste auf dem Kopfe, oft über eine Elle lang, an deren Gipfeln Flaggen und Flor befestigt waren, die 5is auf die Wangen hinabstacrerteii. Ein frommer Mönch, Namens Connecte, predigte gegen diese Nnsitte Erstand in so hoher Verehrung, dap er ^uwt'/^n an H0,i)l1l) Hu^ö-rer hatte, von denen die Manner an der einen, die Frauen an der andern Seite der im Freien errichteten Kanzel standen. Die Seite der Frauen erschien dann wie ein Hafen, aus welchem der dichte Mastenwald mit den bunten Flaggen hervorragte. Der Mönch hatte eine große Kraft der Beredt-samkeit; er setzte den Frauen mehr r:och als die Köpfe, sogar den Kopfputz zurecht,- wie die Schnecken zogen sie, aus Furcht vor ihm, die Fühlhörner ein, so lange er am Orte war, — dann erst streckten sie dieselben wieder hervor. Der Pöbel zog gegen die Kopfhörner zu Felde. Wenn sich eine Frau auf der Straße damit sehen ließ, schleuderte er Steine darnach, so daß gar Manche in Angst und Aerger nach Hause rannie und hier ihre Wuch gegen den armen Mann anstieß, indem sie sich die Hörner vom Kopfe riß, sie diesem aufsetzte und rief: »So magst du dich vom Pöbel verspotten lassen! Ich würde es jedoch nicht wagen, gegen die Kopf-thürme zu Felde zu ziehen, wenn sie jetzt schon in der Mode waren, denn gegen die Macht dieser Göttin zu kämpfen, wäre Thorheit, und just die Thorheit ist ihre innigst Verbündete. Nur der Wechsel streckt die Mode nieder. Wenn sich der Friseur mit Recht Haaikünstler nennen darf, so ist seine Kunst eine der Natur feindliche. Denn das Haupt des Menschen ist das Meisterstück der Natur, ihm hat sie den höchsten Platz am Menschen angewiesen, und ihm von allen ihren Reizen verliehen. In dem Haare zeigt sie die Ueppigkeit ihres Pfianzenwuchses, und auf die Stirn gos; sie die reinste Weiße ihrer Schneeflocken, in das Auge 5as hehre Blau des Himmels, oder die mystische Glut der geheimniß-vollen Nacht; auf die Wangen streute sie die Morgenröthe der zum Tag des Lebens erwachenden Nose; um den Mund, in welchem sie ihre Perlen als Zahne einsetzte, läßt sie auf schwellenden Lippen ihre Liebesgötter spielen; sie gab dem Gesichte das Lächeln und die Thräne, die Genien der Freude und der Sehnsucht; sie> gab ihm die Schamröche und den Ausdruck des Muthes; an das Haupt knüpfte sie die Sinnes- ^ Werkzeuge, die den Menschen, mic der ganzen Welc verbinden, — und dazu will die HL»nst noch etwas thun! Sie kann nur in der Ferne schülerhaft nachahmen wallen, darf sich aber nicht nahe wagen, um zu modeln und — zu ver-unstalten. Der Mensch soll ein lebendiger Tempel der Gottheit seyn, dessen Allerheiligstes das Herz, dessen Kuppel das Haupt ist. In jenem brenne nur eine heilige Flamme, nichts Un- -. 231 — reines komme hinein, und die Kuppel strebe erhaben zum Himmelsdome, kein kindisches Schnitzwerk, kein lappischer Tand von Spitzen und Fahnchen entstelle sie! — Brosamen aus der Vergangenheit. Eine verunglückte Maskerade. Unter der Regierung Ludwigs XV. von Frankreich entschlossen sich tnei junge Leute, die niemanden am Hofe kannten, aber gehört hatten, daß Fremde dort immer Zutritt erhielten, sich als Armenier zu maskiren und der Ceremonie der Aufnahme mehrerer Ritter des heil. GeistordenS beizuwohnen. Die List glückte, wie sie erwartet hatten. Als die Procession durch die lanae Spie-gelgallerie zog, stellten die Wachen sich voran und "machten Platz für die Fremden. Auch Cordon ne und Ruffin, die Dolmetscher der orientalischen Sprachen, traten zu ihnen und redeten sie zuerst in neugriechischer Svrache an. Ohne die Geistesgegenwart zu verlieren, gaben sie durch Zeichen zu verstehen, das; sie diese Sprache nicht verstünden. Man redete sie türkisch und arabisch an, ohne besseren Erfolg. So kam endlich der Betrug zum Vorschein und die neugierigen Modebengel gestanden die Ursache ein Als man die Sache dem Könige erzählte, lachte er laut auf; die jungen Armenier aber kamen mit einigen Stunden Gefängniß davon. — Wenn man in andern Ländern heutzutage alle müßigen Gaffer und neugierigen Modebengel, die sich mit beispielloser Frechheit überall hindrängen, einsperren wollte, müßte man in mancher Residenz Gefängnisse erbauen, die wenigstens 30,000 Individuen auf ein Mal zu beherbergen im Stande waren. Feuilleton. Gaunerei. — In der »Boyemia" lesen wir folgenden Vorfall, der sich in Neapel ereignet haben soll: Ein junger Mann trat an den Tisch eines Limonadeverkäufers und trank ein Glas Eiswaffel'. Ein wohlgekleideces Frauenzimmer kam gleich darauf und forderte Limonade. Sie trank und woUte bezahlen. Zu ihrem größten Schreck fand sie, daß sie kein Geld bei sich hatte. Der Fremde erbot sich sehr galant, diese Kleinigkeit zu berichtigen. Sie nahm dieß Anerbieten mit vielen! Anstande an, und fügte die Bitte bei, sie zu begleiten und das ausgelegte Geld in ihrer Wohnung von ihr wieder in Empfang zu nehmen. Er freute sich, auf diese Weise eine interessante Bekanntschaft anzuknüpfen und bot ihr seinen Arm. Die Dame ließ es sich gefallen und führte ihn durch mehrere Straßen. Unterwegs bot sie ihm eine Pilse Tabak an; er nahm sie, ging noch einige Schritte und fiel dann, wie todt, zur Erde. — »Ach mein Mann! — mein armer Mann!" rief die Dame voll Verzweiflung aus. Je. dermann lief herbei und man riech ihr, den Todten in ein benachbartes Haus bringen zu lassen und einen Arzt zu holen, vielleicht könne er ihn noch reiten. «Ach ja!" rief sie, als wenn sie sich besänne: „aber so kann ich ihn nickt unter lauter fremden Leuten liegen lassen." Sie nahm ihm daher Geld, Uhr, Ringe und was er sonst noch in der Tasche hatte und eilte davon. Nach einigen Minuten kam der junge Mann wieder zu sich, und seine Verwunderung war nicht gering, als er sich in diesem Zustande sah. Man tröstete ihn, daß seine Frau mit einem Arzte gleich zurückkommen würde. — Da merkte er denn, daß er schandlich betrogen worden sey. Die Vuße. — Der Theaterdirector in einer kleinen Stadt harte das Publikum beleidigt. Man tobte. ^Er darf nicht wieder auftreten — er muß erst feierlich abbitten!" Nach einigen Tagen befand sich auf dem Zettel die Ankün, digung: »Vor der Vorstellung werde der Herr Director de-und reumüthig um Vergebung bitten." Wüthendes Gedränge um Platze, gesteckt volles Haus. Man erwartet gespannt. Der Regisseur tritt heraus und sagt, man möge entschuldigen, der Herr Director sey von einem schweren Ünwohlseyn ergriffen worden — er hoffe, morgen vor ein verehrungswürdiges Publikum treien zu können. „Bravo!" Tags darauf Gedränge ohne Gleichen. Der Regisseur erscheint wieder: »Der Herr Direccor fühlt sich noch immer zu schwach, — er bittet dringend, bis Morgen ihm Zeit zu gönnen," »Bravo!" Am Abend des folgenden Tages bezahlt man Goldstücke für einzelne Plätze — es kann^ «kein Apfel zur Erde." Nun kommt der bleiche, noch immer kranke Director. „Schc!" Pfeifen. »Ruhig! Sehen Sie den armen Mann, wie krank und mager! Ruhe! ! Hinaus die Pfeifer! Bravo! Bravissimo!" Der Director verbeugt sich und spricht: „Verehrungswürdiges Publikum, ich bitte mic Vergnügen um Verzeihung — mein Zweck ist erdicht: — drei schöne, volle Hauser-------------haben mich gelehrt, falls ich fehlte, (mit tiefer Rührung) mir eine so milde Buße gern gefallen zu lassen," — „Bravo! Bravo'. Bravissimo! Direccor 'raus'." — Animosität ^nährt die Casse, Indifferenz macht sie unheilbar, schwindsüchtig. Gin deutscher NZeltumsegler — ist kürzlich von seinem »Ausflug" um die Erdkugel zurückgekehrt: Graf Carl von Görz, ein hessen'scher Gutsbesitzer. Er reis'ce vor 3 Jahren aus Hessen ab und hat seither — wie die unter der Chiffre C. G. v. G. in der allg. Ztg. und dem »Ausland" enthaltenen Briefe zeugen — Westindien, einen großen Theil von Noid - und Südamerika durchwandert, China berührt, Singapur, Nie-dellandisch- und Briti'lch Ostindien besucht und ist von Bombay über Aden, Aegypcen und Triest heimgekehrt. Er hat von seiner Reise reiche Sammlungen und interessante Tagebücher mitgebracht. Zwei heillose Polizeigeschichten — werden der «Trier'schen Zeit." vom Neckar gemeldet. Der Schauplatz beider ist das Großherzogthum Baden; die erste Geschichte spielt in Constanz, Der Correspondent erzählt: «Ein wandernder Hardwcrksbursche kam in diese Stadt. Beim Vorzeigen seines Wanderbuches fand sich die Bemerkung. »Inhaber hat die Krätze." Das Einfachste wäre nun gewesen, daß man den Handwerksburschen in's Krankenhaus gebracht hätte; war es doch schon unverzeihlich, daß dieß nicht von der Behörde geschah, welche jene Bemerkung in's Wanderbuch eingetragen hatte. Aber statt in's Spital, ließ der Polizeimann den unglücklichen Handwerksburschen in's Gefängniß werfen. Mor-genS fand man letztem erhängt." — An einem andern Orte trieben Gensd'armen einen Handwerker, der über die Polizeistunde im Wirthshaus? geblieben war und sich nun der Verhaftung durch die Flucht entziehen wollte, vor sich her in den — Tauberfiuß hinein. Ganz durchnäßt fingen sie ihn heraus und schleppten ihn in's Gefängniß. Dort sollte er mit nassen Kleidern an einem feuchten Orte schlafen. MorgenS war er todt. — Den Commencar können jene deutschen Bürger, die gereis't sind oder Söhne auf Reisen schicken, sich selber machen. Gin brittischer Krösus in Rom. — Seic etwa sechs Monaten weilt in Rom der Engländer Lord Ward, dessen Schatze, nach dessen fürstlichen Ausgaben zu urtheilen, fast unerschöpflich scheinen. Obwohl er stets freigebig ist, so zeigt er dennoch, wenn er in einer heitern Stimmung ist, eine fast verschwenderische Liberalität: so wirft er häufig den Strasicnbettlern eine mit Gold gefüllte Börse zu, und für das Reichen eines Gefrornen schenkt er zuweilen dem ConfiteurIungen mehr, als zum Ankaufe einer Wagenladung Brot nothwendig wäre. Sein Lieblingspferd, das er ium Wettrennen im verflossenen Winter aus England nach Rom bringen ließ, schläft gemächlich auf Reisstroh und wird nach dem Abwäschen mit Baumwolle abgetrocknet. Daß er auch die schönen Künste unterstützt, versteht sich von selbst, und - 232 — mit nachgebildeten wandern zuweilen auch echte Meisterstücke der Malerei nach seinen Schlössern in England. AIs er kürz» lich an einem alten Kloster in V'olUäng 6i IVevi vorüber ging und den offenen Gang desselben mit acht und zwanzig Gemälden auf Leinwand behängt sah, deren Gegenstände kaum kenntlich waren, lies; er den ältesten der darin wohnenden fünf Mönche herbei rufen, und bot ihm 27.000 römische Scudi dafür. Der fromme Vater, der sie gerne um einige Bündel Holz hingegeben hatte, erklärte den Handel für geschlossen. Diese anerkannt werthlose Sammlung ist in diesem Augenblicke auf der Fahrt nach England begriffen. Die slavischen Studenten zu Leipzig — ha? ben eine Gesellschaft gebildet, deren Zweck es ist, mit den literarischen Erscheinungen der verschiedenen Slavcnstämme genauer bekannt zu werden. Die Statuten wurden von der Schulbehörde gut geheißen. Sine Mutter in Gratz — hat vor Kurzem ihr zehn Monate alles Knablein in den Murfluß geworfen; der Pudel eineS Herrn aber, der zufälliger Weise die gräßliche That sah, apportirte den armen Wurm noch lebend aus den Flu-lhen. Der Herr verfolgte sofort, das Kind auf dem Arme lragend, die Rabenmutter, keilte sie und überlieferte sie der herbeigerufenen Polizeiwache. Zuckerwasser als Mittel gegen die Gicht.— Unter den vielen Mitteln gegen die Gicht, welche ron Ärzten und Nicht - Ärzten anempfohlen werden, und welche sämmtlich den damit Behafteten von dieser Krankheit nicht befreiten, soll ein ganz neues in Hamburg durch Zufall enc-deckl worden seyn. Man hat allgemein bis jetzt das Bad in Salzsohle für eines der besten Mittel gehalten, in Hamburg soll es das Zuckerwasser gethan haben. Ein Arbeiter einer Zuckerfabrik, welcher stark mit der Gicht behaftet war, fiel durch Ungeschicklichkeit in einen Zuckerkessel, welcher zum Glück noch nicht siedend war, und siehe, nach diesem süßen Bad soll er sein Übel verloren haben. /vf^.v^. Papierkorb des Amüsanten. Die »Pannonia« schreibt: Jemand zahlte in einer Apotheke seinen Conto und sagte dabei: »Jetzt habe ich wieder Credit, krank zu seyn.« — Ein Schuldenmacher glaubte einem reichen Manne in einer Gesellschaft eine derbe Antwort zu geben, indem er sagte: .Von Ihnen ist wohl Alles zu erwarten."— »Nur nicht, daß ich Ihnen Geld leihe," war des Ca-pitalisten Antwort. — Ein junger Mensch, der ein Mädchen heirathen sollte, wollte jetzt 2000 fi. mehr Mitgift haben, als voriges Jahr, weil die Lebeusmittel jetzt so theuer sind. — Man stritt in einer Gesellschaft, in welcher Zeit ein electro-magnetischer Telegraph eine Antwort gibt. «Was ma-chen Sie da für Federlesens," sagte ein Pantoffelheld, »meine Frau gibt gewiß eine schnellere Antwort." — Ein junger Mensch wollte sich malen lassen, hatte aber nicht Geduld zum Sitzen, und ging beim Maler auf und ab. Der Maler, damit nicht einverstanden, ersuchte ihn, sich zu setzen. »Ei so malen Sie mich, wie ich auf und abgehe« — war feine Antwort. — In einer Schenke, so erzählt der .Pilger« las ein Nicht-Lateiner am obern Rande seines Käsepapiers: I.ib6l-I. Oaput II. — „Nein", sagte er zu seinem Nachbar «da denk'ich ganz anders; mir sind doch zwei Capute lieber, als einer!« Ein Kaufmann wollte von einer Dame für abgeholte Schminke bezahlt seyn. Als sie ihn darüber hart anließ, sprach er: »Madame, Sie behandeln mich wie Ihre Lakeien; ich trage aber nicht Ihre Farbe, sondern Sie die m einige.« Eine Frau, deren Sohn in Ungarn lebte, ging mit einer Freundin über die Brücke, als eben eine Heerde K«t,8-kßmslsr Ochsen oorbeigetrieben wurde. ,,Ach", rief sie, »diese Ochsen haben meinen Sohn; so oft ich ungarische Ochsen seh', muß ich an meinen Sohn denken!« — Ein Student wurde beim Eramen gefragt, was Phi-losophie sey. »Die Philosophie," antwortete dieser, »ist die Wissenjchaft von der Uniform des Ich'S." — »WaS — Uniform? — Urform wollen Sie vermuchlich sagen!« fuhr ihn der Professor an. — »In meinen Heften steht deutlich Uniform," entschuldigte sich der Eraminand. Eorrespondenz vom Lande. Ncustadtl. am 9. Juli 18K7. Eine Lorrespondcnz aus Neustadt!? Warum denn nicht? Neustadt! hat seine Neuigkeiten, so gut wie jede andere Stadt und könnte immerhin unter den Landstädten Krains in dieser Hinsicht den Ton ang.ee den, wenn es nur Korrespondenten gäbe, die fleißig das Arrivirtc sam» mein und einberickten wollten. Aber dieß geschieht leider nicht und so geht manches Interessante bei uns vorüber, ohne das, man es auswärts erfuhr«'. Ich sclbsi rechne mich keineswegs zu den Korrespondenten; da aber ein Theil des Neustadtler Publikums gestern an einer Unterhaltung Theil nahm. die meines Wissens schon lange der Hauptstadt selbst nicht geboten wurde, so dachte ich, daß es einiges Interesse erregen würde, im „Illyrischcn Blatte" kurz davon zu erwähnen- Die Unterhaltung bestand nämlich in der Production eines Improvisators, in der Person eines Herrn Julius Stein, und fand Abends in dem zu einem netten Theater umgestalteten Saale des Gasthofes „zur Zonnc" Btatt. Die Hitze des Tages war drückend, daher der Abend schwül; der Improvisator selbst war unbekannt, daher sich dieses erste Mal ein spärliches, aber gewühltes Publikum einfand. Herr Stein loste indes, seine schwierige Aufgabe gegen Erwarten recht gut, zum Theil überraschend. Man hatte an der Casse einige Aufgaben in versiegelten Zetteln abgegeben, andere wurden ihn» ex ndi-ü^to diclirt und er überwand siegreich bedeutende Schwierigkeiten. Das Thema: „ein Ttegreifgedicht auf den Nellhelden Napoleon» gelang sehr gut; eben so überraschend war es, als der Improvisator auf ganz heterogene,,von der Gesellschaft dictirte Endreim? sich 3 Themata aus« bat, die er, als ganz verschieden, in 3 Gedichten mit gleichen Endreimen unter ungelheütem Beifall zu Aller Zufriedenheit zu lösen wußte. Das Beste vom Ganzen aber war am Schlüsse tie humoristische Vorlesung; hiezu wurden von der Versammlung vorerst dem Improvisator einige 50 bis 60 Hauptwörter in die Feder dictirt, die in der That zu einander im schreiendsten Contraste standen. Zuletzt wurde ihm noch bedeutet, daß die ganze Vorlesung das Thcma: „Hinrichtung» behandeln sollte. Ohne im Geringsten verlegen zu seyn oder etwas nachzudenken, sing der Improvisator die Vorlesung an, verband die verschiedenen Hauptworter auf sa originelle, höchst komische und geschickte Art, das man seiner Geistesgegenwart den lautesten Beifall zollen mus,te. und behandelte übcrdieß das aufgegebene Thema so treu und ausschließlich, daß die logisch richtige und folgerechte Vorlesung die Gesellschaft sehr amüsirte und mancher humoristisch seyn wollende Vorleser sich zum Glücke rechnen könnte, in so vielen Stunden das zusammen zu bringen, wozu der Improvisator Secunden brauchte. Kurz, die Production gefiel und Herr Stein, der sich, dem Vernehmen nach, noch ein Mal hier wird hören lassen und auch das benachbart? Töplitz zu besuchen gedenkt, sollte nicht säumen, auch in Laiback sein Glück zu versuchen, wo meines Wissens so lange kein Stegreifdichter auftrat und jetzt die Hauptstadt ohnehin an öffentlichen Unterhaltungen keine besondere Abwechselung haben dürfte. Schließlich noch die erfreuliche Bemerkung, daß wir auch in unserer Gegend einer sehr gesegneten Ernte entgegensehen, die schon hie und da begonnen, und daß besonders der Weinstock bis jetzt die kühnsten Hoffnungen überflügelt. Der regnerische Juni, auf den ein sehr heißer Juli folgte, hat weit mehr genutzt, als geschadet, und einzig etwa nur dem Vade Töpütz Eintrag gethan, wo bis jetzt noch sehr wenig Gaste vor« zufinden sind; der glühende Juli aber wird, wie nicht zu zweifeln, die Vadcfreunbc aus allen Gegenden nur um so zahlreicher herbeilocken. _______________________^,/,^> — ^ — Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.