Bericht des Landesmuseums Rudolfinum in Laibach für das Jahr 1908 erstattet vom Musealkustos Dr. phil. Walter Smid Museumschronik Die Ordnungsarbeiten in den Sammlungen wurden im Anschlüsse an die Neuordnung des Jahres 1907 fortgeführt. Die in den Jahren 1904 bis 1907 gewonnenen Funde aus dem großen römischen Gräberfelde an der Wiener Straße fanden ihre endgültige Aufstellung in dem großen Schranke des Saales IV. Ebendort wurden die Funde aus altslovenischen Gräbern in Krain aufgestellt und mit erläuterndem Text versehen. Neugeordnet wurde die Waffensammlung des Museums. Eine neue Aufstellung erhielten die Gegenstände der Gewerbe und Gilden Krains. Die bisher in der volkskundlichen Abteilung aufbewahrte Sammlung des Viktor Smole wurde in dem von der Lyzealbibliothek geräumten nordwestlichen Eckzimmer aufgestellt. Der dadurch freigewordene Raum wurde zur Einrichtung von zwei Bauernstuben verwendet, an die eine Bauernküche angeschlossen wird. An den Wänden des Ganges wurden in drei großen Tableaux koptische Gewebe des 4. bis 8. Jahrhunderts neuaufgestellt und ihnen ein ausführlicher erklärender Text beigegeben. Die im Berichtsjahre errichtete moderne kunstgewerbliche Abteilung wurde ebenfalls am Gange des Südtraktes untergebracht. Die Neuordnung der Münzensammlung wurde mit der Bearbeitung der mittelalterlichen Münzen fortgesetzt. Es wurden bisher 1934 italienische, 246 französische, 2273 deutsche und 2076 österreichische Münzen und Medaillen, insgesamt 6529 Stück, neugeordnet, etikettiert und katalogisiert. Nach der noch durchzuführenden Ordnung der restlichen österr. Münzen und Medaillen ist die Neuordnung der numismatischen Sammlung als abgeschlossen zu betrachten, da die Sammlung antiker Münzen leidlich geordnet erscheint. Neugeordnet und katalogisiert wurde die Banknotensammlung in 146 Exemplaren (und 176 Doubletten). An der Reliefkarte Krains im Maßstabe 1 : 25.000 wurde eifrig fortgearbeitet, doch konnte der Geoplast B. Lergetporer in Veldes dieselbe wegen Kränklichkeit nicht vollenden. Ihre Vollendung ist für Ostern 1909 festgesetzt. Carnlolii UM lull 1 Der Besuch des Landesmuseums erreichte im Berichtsjahre die Zahl von 12.940 Personen (gegen 13.052 im Vorjahre). Die Sammlungen wurden von zahlreichen Anstalten und Volksschulen in Begleitung ihrer Lehrer korporativ besucht; die Zahl der Schüler betrug 1250 (gegen 1450 im Vorjahre). Zöglinge des k. k. I. Staatsobergymnasiums, der k. k. Oberrealschule und der k. k. gewerblichen Fachschule zeichneten unter Aufsicht der Professoren Fr. Suher, Anton Koželj und Otto Grebenz bei wiederholtem Besuch plastische Denkmale, kulturgeschichtliche und volkskundliche Gegenstände. Der Kustos besuchte auf einer einmonatigen Studienreise im August und September die Museen und Kunstsammlungen in Innsbruck, Bregenz, St. Gallen, Zürich, Basel, Schaffhausen, Konstanz, Reichenau, Lindau, Kempten, Kaufbeuren, München, Dachau, Freising, Regensburg und Prag. Besondere Aufmerksamkeit wurde den volkskundlichen und kunstgewerblichen Sammlungen gewidmet. Der am 13. September 1908 in Graz verstorbene Professor Herr Dr. Kajetan Dittel hat in seinem legten Willen die Stadtgemeinde Laibach zu seinem Erben eingesegt und verfügt, dag die Zinsen des als unantastbarer Fonds zu verwaltenden Vermächtnisses als Unterstügung des Landesmuseums, der Philharmonischen Gesellschaft und erforderlichenfalls einer Volksbibliothek zu verwenden sind. Personalstand des Landesmuseums Rudolfinum im Jahre 1908 Die oberste Leitung steht dem hohen Landesaussdiusse für Kroin zu. Vorsitzender: Herr Landeshauptmann Hofrat Franz von Šuklje Referent: Herr Landesaussdiugbeisitzer Dr. Eugen Lampe. Musealkustos: Dr. phil. Walter Šmid. Volontär: Dr. phil. Gvidon Sajovic. Präparator: Assistent. Ferdinand Schulz. Hausmeister: Franz Kohal. Mit dem Ehrenamte eines Mandatars hat der Landesausschug für Krain folgende Herren betraut: Dr. Rudolf Andrejka Edler von Livnogradski, k. k. Bezirkskommissär in Adelsberg; Johann Baraga, Oberlehrer in Karner Vellach; Johann Berlic, Pfarrer in Wocheiner Mitterdorf; Martin Humek, Oberlehrer in Wodieiner Feistritz; Jelovšek Gabriel in Oberlaibach; Adolf Kappus Edler v. Picheistain, Gemeindevorsteher in Steinbüchel ; Johann Kušar, Gemeindevorsteher in Notranje gorice bei Laibadi Josef Lavtižar, Pfarrer in Ratschach bei Kronau; Janko Lokar, Oberlehrer in Dobliči; Franz Lovšin, Oberlehrer in Weinitz; Richard Megušar, Oberlehrer in Podzemelj; Ijeopold Podlogar, Kooperator in Aich; Johann Renier, Pfarrer in Gurkfeld; Johann Rüper, Postmeister in Hl. Kreuz bei Landstraß; August Sedlar, k. k. Finanzkonzipist in Tschernembel; Johann Sasel j, Pfarrer in Adlešiči; Franz Setina, Oberlehrer in Tschernembel; Karl Ritter v. Strahl, Oberlandesgerichtsrat a. D. und Gutsbesitzer in Altlack; Hubert Završnik, k. k. Notar in Seisenberg; Michelangelo Freiherr von Zois, k. k. Bezirkskommissär, derzeit zugeteilt der k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale in Wien; Josef Zurc, Gemeindevorsteher in Kandia bei Rudolfswert. Archäologische Abteilung Da in der Carniola regelmägig die Resultate der archäologischen Forschungen des Landesmuseums veröffentlicht werden, gibt der Berichterstatter hier nur eine Übersicht der archäologischen Ausgrabungen. 1. Der Pfahlbau von Notranje gorice am Laibacher Moore. Die im Jahre 1907 begonnene Durchforschung dieses Pfahlbaues wurde im Berichtsjahre fortgesetzt; die Kosten derselben deckte wie im Vorjahre in hochherziger Weise die Krainische Sparkasse. Es wurden zwei Wohnräume aufgedeckt und auch die zum Ufer führende Brücke, die auf 3'90 m voneinander entfernten Pfahlreihen angelegt war, teilweise in ihrem Verlaufe verfolgt. Audi heuer wurden reichliche Gegenstände aus Stein, besonders Hammerbeile, darunter ein augerordentlich großes Exemplar, gefunden. Die Keramik zeigt keine oder nur spärliche Verzierung, diese vornehmlich aus Tupfen und Warzen bestehend, es fällt daher der Fund eines sehnur-verzierten Gefäßes auf. Erwähnenswert ist audi eine Anzahl Perlen aus Holz und ein länglichrundes, mit Rillen verziertes Anhängsel aus Ton. 2. Der Bronzedepotfund von Črmošnjice bei Rudolfswert. Der im Mai des J. 1908 zufällig von einem Bauer beim Pflügen entdedde 12 kg schwere Depotfund der jüngeren Bronzezeit enthält 28 Sicheln, 15 Brudistücke von Sicheln, 2 Düllenbeile, 4 Bruchstüdte von solchen, 1 mittelständiges Lappenbeil und das Bruchstück eines soldien, 1 Lanzenspitze, 2 abgebrochene Doldie, das Bruchstück eines verzierten Helmes, 9 Armringe verschiedener Größe, einen tordierten dreifach gewundenen Ring mit anhangendem kleinen Ring, das Brudistück eines großen Ringes und 13 Stück Bronzekuchen verschiedener Größe und Gewidits. Die Vorstehung des Landesmuseums fühlt sich vor allem Herrn Gemeindevorsteher Josef Zurc in Kandia zu besonderem Danke verpflichtet, der die Erwerbung dieses und anderer Funde ermöglicht hat. 3. Der Bronzedepotfund von Veliki Otok bei Adelsberg besteht aus 13 Bruchstücken von Bronzeäxten in der Form der neolithischen Hammerbeile aus Stein (Gewicht 2'78 kg). Er ist besonders bemerkenswert dadurch, dag an ihm die Form des Transportes in Gestalt von Beilen und des Verkaufs durch Abschlagen einzelner Stücke ersichtlich ist. Archäologische Einzelfunde, Neolithische Zeit. Bruchstück eines am Laibacher Moore gefundenen Hammerbeiles aus Serpentin; Geschenk des Herrn Prof. Felix von Luschan, Direktors am Museum für Völkerkunde in Berlin. Bronzezeit. Ein breiter massiver offener Armring aus Bronze mit Strichreihenverzierungen; zwei kurze blattförmige Lanzenspitzen aus Bronze und ein eigentümlidi verziertes Anhängsel aus Ton. Aus der Umgebung von Pustigradec. Hallstattperiode. Zwei dünne, enggeknotete Ringe (D. 6'7 cm) mit übereinandergreifenden, spitz zulaufenden Enden, sowie vier flache Ringe, die vielleicht als Ohrgehänge oder Anhängsel getragen wurden. Diese Ringe (von denen zwei zusammenhängen) sind mit Längsrillen geziert, ihre Enden greifen übereinander, werden schmäler und spitz und sind an der Spitze mit einer Reihe von kurzen Querrillen bedeckt. Ein Ring ist doppelt gewunden. Gefunden auf einem Acker in St. Margareten bei Rudolfswert. Zwei groge massive geknotete Oberarmringe (D. 12 5 cm) und ein eisernes Düllenbeil. Gefunden auf einem Acker in Brezje bei Hönigstein. Eine Certosaftbel, das Bruchstüdc (Bügel) einer Certosafibel, verziert mit Querstrichen und Würfelaugen, zwei dünne, glatte Gürtelbleche, Bestandteile des Riemenbeschlages (wie Tafel XV Fig. 23 und 25 in der Carniola 1908), sowie ein länglicher flacher, oben durchbohrter Tongegenstand. Aus Suhi potok bei Gallenegg. Funde aus Krainburg, beschrieben von Dr. J. Žmavc in der Carniola 1908 S. 213. Geschenk des Herrn Dechant Anton Koblar. Latene-Periode. Zwei schmale blattförmige, 38 cm lange eiserne Lanzenspitzen, eine 33 cm lange viereckige, spitz zulaufende Lanzenspitze, zwei längliche eiserne Gegenstände und das Bruchstück eines Bronzehelmes, verziert am unteren Rande des Helmhutes mit kurzen quergestellten Strichen. Aus einem Weingarten in Drenovec bei Weinitz. Weitere Nachgrabungen des Herrn Oberlehrers Fr. Lovšin förderten nichts mehr zutage. Römische Zeit. Eine Glodce aus Bronze; auf einem Acker des Fr. Remžgar vulgo Potokar in Brezovica bei Laibach, auf dem bereits vor längerer Zeit Überreste eines römischen Ziegelofens festgestellt wurden (vgl. dazu den Bericht des Landesmuseums für das J. 1906 S. 12). Eine römische Provinzialfibel aus Bronze mit einem Knopf und vollem Nadelhalter. Gefunden auf einem Acker in Mačkovec bei Hof im Herbste des Jahres 1907. Ein Brandgrab auf einem Acker im Felde von Cerklje bei Munkendorf (Tiefe 50 cm), aus steingemauerten Wänden bestehend, die mit Geröllsteinen umgeben waren. Inhalt: ein schwach konischer Becher aus rotem Ton mit schmalem Fuß (Höhe 8'6 cm), das Bruchstück eines Schälchens aus braungelbem Ton, Randbruchstück eines gleichen Gefäßes aus rotem Ton. Das Grab lag an der Wasserleitung, die von Izvir nach Neviodunum führte und deren Spuren man noch heute verfolgen kann. Der von Michelangelo Freiherrn von Zois geschenkte Löwenkopf aus orientalischem Alabaster (siehe Carniola 1908 S. 4) bildete den Deckel eines ägyptischen Kanopus (eines für die Eingeweide eines Verstorbenen bestimmten Behälters). Eigentümlich ist das Vorkommen dieses unter dem Einfluß der römischen Kunst entstandenen ägyptischen Objektes in einer Schottergrube bei Egk. Gelegentlich der Legung eines zweiten Wasserleitungsrohres vom Wasserwerk Kleče nach Laibach im Frühjahre 1908 wurden längs der Bleiweisstraße folgende römisdie Gräber aufgedeckt: 1. Ein Freigrab, Leichenbrand und Kohle, bedeckt mit einem Ziegel. Grabfunde: viereckiges Glasgefäß, wurde von den Arbeitern zertrümmert; ein gebrochener Spiegel aus Silbermetall mit durchbrochenem Rand; Bruchstück eines Bechers aus gepreßtem Glase, verziert mit untereinander verbundenen erhabenen Ellipsen; eine große Bernsteinperle. 2. Ein Skelettgrab mit zwei Bronzearmringen, der eine glatt, gekantet mit spiß zulaufenden Enden, der andere aus dünnem Bronzedraht hohl gedreht. 3. Ein Amphoragrab, zugedeckt mit einem Ziegel. Der durcheinandergeworfene Inhalt bestand aus einer blauen Glasperle, einem eisernen Messer und dem Bruchstücke einer eisernen Haarnadel. Im Garten des Hauses Gogala an der Römerstraße 13 wurden bei der Bodenbearbeitung gefunden: ein eiserner Ring, ein kleiner flacher und breiter Ring, das Bruchstück einer Dülle und eine Kleinbronze Konstantin II Mzst. Siscia J. 324-326, Coh. v" 160, Kollektion Windischgrätz VI 5760. Aus St. Peter am Karste ein schlecht erhaltenes Billon des Philippus des Älteren, mit Glas- und Tongefäßbruchstücken. Aus dem Vermächtnisse des Administrationsrates Emil Gutman in Görz ein Silberdenar Trajans Coh. 11 79 und eine Mittelbronze des Licinius pater (307-324) Mzst. Siscia J. 313 Coh. v" 66 Wg. VI 5662. Kulturgeschichtliche, volkskundliche und kunstgewerbliche Abteilung Die zum großen Teile bereits zu wünschenswerter Vollständigkeit abgerundeten Bestände der volkskundlichen Abteilung wurden durch gelegentliche Nachschaffungen ergänzt. Die Einrichtung der beiden in Aussicht genommenen Bauernstuben wurde Ende des Berichtsjahres in Angriff genommen. Im Ausschnitte zeigt der Wohnraum und die anschließende Schlafkammer ein Bild bäuerlichen Wohnens. An den Wohnraum wird sich eine Bauernküche anschließen. Ii Die Vorstehung des Landesmuseums hätte das vorgesteckte Ziel, die lokale Kultur Krains in übersichtlichen Beständen vorzuführen, nicht so rasch erreicht, wenn nicht selbstlose Vaterlandsfreunde bereitwillig ihre tatkräftige Mithilfe dem Landesmuseum zur Verfügung gestellt hätten. Die Leitung erfüllt eine angenehme Pflicht, indem sie ihren Dank der Frau Meta Lokar, Oberlehrersgattin in Dobliči, Frl. Leopoldine Bavdek, Lehrerin in Weinitj, dem Herrn Pfarrer Ivan Sašelj in Adlešiči, Herrn Professor Anton Jeršinovič in Laibach und den Herren Oberlehrern Janko Baraga in Karner Vellach, Eduard Bohinec in Cerklje bei Munkendorf, Janko Lokar in Dobliči, Franz Lovšin in Weinitj und Franz Setina in Tschernembel ausspricht. Die bisher in verschiedenen Sälen aufgestellt gewesenen Möbel aus dem Nachlasse Viktor Smoles wurden in einem eigenen Smolesaale aufgestellt und bieten nun das Bild eines vornehmen bürgerlichen Raumes aus dem 18. Jahrhundert. Im selben Saale wurden in einem altertümlichen Schaukasten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschiedene Gegenstände und kleinere Sammlungen aufgestellt, die das Gesamtkulturbild der Zeitperiode sinngemäß vervollständigen und abrunden. I. Familienaltertümer Infolge Vermächtnisses der Frau Johanna Vatovec in Triest erhielt das Landesmuseum zwei Ölbilder, und zwar das Porträt des weiland Landtagsabgeordneten Johann Maria Vatovec (2. II. 1845— 11. III. 1906) und seiner Frau Johanna, geb. Ravbar (16. VIII. 1847-29. XI. 1907). Die beiden wurden vom Triestiner Maler Venturini im Jahre 1902 in der Tracht der Mandrieri (Umgebung von Triest) in Lebensgröße gemalt. Frau Sophie Urbas, Spitalkontrollorswitwe, widmete drei nicht näher bestimmte Porträts ihrer Vorfahren und das Wappenbild der Familie Urbas. Erwähnenswert darunter sind zwei lebensvolle Porträts eines Ehepaares in reicher altkrainer Tracht aus dem Jahre 1785; das Geburtsdatum des Mannes ist mit dem 27. März 1740, jenes der Frau mit 13. Oktober 1741 angegeben. Se. Exzellenz Herr Eduard Gaston Graf von Pettenegg widmete drei Familienbilder einer unbekannten Laibacher Familie, die im Jänner 1840 von Jos. Kogouschek gemalt worden sind, sowie eine Silhouette des in Cilli, später in Laibach lebenden Hutmachenneisters Wolf aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Herr Peter Ravh, Gutsbesißer in Freienturn an der Kulpa, widmete aus der Schloßkapelle ein Epitaph der Gräfin Anna Elisabeth von Purgstall, geb. Gräfin Gallenberg, f 1694; aus schwarzem Marmor. Die lateinische Inschrift in Versen abgedruckt bei Sašelj, Zgodovina adlešičke fare na Belokranjskem (Zgodovina farä ljublj. škofije IV) S. 27. II. Hausaltertümer 1. Wohnungswesen und Hausrat a. Der Wohnbau. Der Direktor der k. k. kunstgewerblichen Fachschule Herr I. Šubic überwies dem Museum eine reichgeschnißte Tür aus dem Schlosse Stauden bei Rudolfswert mit dem Wappen der Familie Mordax aus dem 17. Jahrhundert. Roter Pflasterziegel mit Sternornament aus Schloß Strobelhof, 16. Jh. Geschenk des Herrn Gutsbesitzers Dr. Eugen Freiherrn von Müller. b. Möbelstücke. Gravierter eiserner Türklopfer, 18. Jh. Zwei Truhenschlösser. Geschmiedeter Schlüssel mit Kreuzverzierung. Graviertes Riegelschloß einer Zimmertür. Bauernstuhl aus Ahornholz mit eingelegten Tulpen in Nußbaum und mit der Jahreszahl 1786; aus Rateče bei Bischoflack. Mehltruhe aus dem Anfang des 19. Jh.; aus Karner Vellach. Altertümliche (an die römischen erinnernde) Handmühle für Getreide; aus Dobliči bei Tschernembel. Ein Schüsselkorb (sklednik); ein gedrechseltes Löffelkörbchen; eine geschnißte Bettschere, aus Karner Vellach. c. Leuchtgerät. Gravierter eiserner Kienspanleuchter. d. Gerät für Küche und Keller. Zwei kleine, einfach verzierte und aus einem Stück geschnißte Milchzuber, die im Anfang des 19. Jh. * von Bergknappen auf der Begunjščica gebraucht wurden. e. Geschirr in gebranntem Ton. Große Form für den Hochzeitskuchen (pogača), auf dem Boden mit verstreuten Blumen und Namenszug Jesu (die Buchstaben in verkehrter Folge) bedeckt; von der Familie Kleindienst in Radmannsdorf. f. Geschirr in Fayence. Zwei durchbrochene Urnenvasen von antiker Form mit Postament und Hundeköpfen als Griff, Anfang des 19. Jh. Verzierte Kaffeekanne mit geflochtenem Griff und einer Birne als Deckelknauf. Kleine verzierte Teekanne. Verzierte Sauciere. Zwei Teller mit geflochtenem Rande aus der Fayencefabrik des Siegmund Freiherrn von Zois mit der Marke: Laibach. Geschirr in Steingut. Bemalter Untersaßteller aus Oberkrain; nicht einheimisches Fabrikat. g. Geschirr in Porzellan. Altwiener Porzellan, Periode Sorgenthal (1784- 1805): Anbietplatte mit grünem, rot und gold gesäumtem bandartigen Streifenrande und bunten Streublumen in der Mitte und den Ecken. Ebensolche Kaffeekanne und Zuckerdose, als Deckelknauf eine Knospe. Zwei ebensolche Kaffeetassen mit Untersaßteller. Durchbrochenes Obstkörbchen mit Vergoldung, auf den Gitterkreuzen aufgelegte rosa Blüten, der Griff aus Blätterzweigen geflochten; auf dem Innenboden bunte Streublumen. Schokoladetasse mit Girlanden, in ovalem Medaillon eine in Purpur gehöhte Büste einer Frau mit Diadem; dazu ein Untersaßteller. Schokoladetasse, vorn in Graumalerei eine Szene: alter Mann mit zwei Frauen; dazu ein Untersaßteller. h. Geschirr in Glas. Silbergefaßter Pokal aus geschliffenem Glas mit erhaben gravierter Darstellung eines Hundes und eines Pferdes auf rubinrotem Grunde und mit der Überschrift: Gehorsam und Treue; böhmische Arbeit, Ende des 18. Jh. i. Geschirr in Zinn. Ein verzierter Zinnteller. k. Geschirr in Kupfer und Messing. Versilberter kupferner Teekessel, Anfang des 19. Jh. 1. Geschirr in Holz. Diese Abteilung hat im Berichtsjahre keine Vermehrung erfahren. m. Eßgerät. Verziertes Bauernefjbesteck in Etui, bestehend aus einer Gabel und einem Messerschärfer; Geschenk des Herrn Karl Pibrouß, Oberlehrers i. R. und Hausbesigers in Krop. n. Rauch- und Schnupfgerät. Diese Abteilung hat im Berichtsjahre keine Vermehrung erfahren. o. Gerät zur Tuchbereitung, Spinnen und Nähen. Ein bäuerlicher Webstuhl für Leinenweberei; aus der Umgebung von Veldes. Geschnißter Spinnrocken; aus Karner Vellach. p. Zug- und Ackergerät. r. Verschiedene bäuerliche Gebrauchsgegenstände. Die beiden Abteilungen haben im Berichtsjahre keine Vermehrung erfahren. 2. Gewebe, Tracht und Schmuck a. Gewebe. Leinener Polsterüberzug mit Nelken in schwarzer Stickerei. Tischtuch aus Hausleinen mit schwarzer und teilweise mit roter Stickerei. Farbig gesticktes Tauftuch. Deckchen mit roter Stickerei, ungefähr 70 Jahre alt, aus Gorenja vas bei Rateče. Deckchen mit dem Monogramm Christi und Maria in roter Stickerei. Teil eines Bettuches mit roter Stickerei. Bettuch mit roter Stickerei. b. Städtische Tracht. Ein Kinderkostüm aus Leinen mit rotem Samt verbrämt samt dem grünseidenen Vivatbande, auf dem das Gedicht Valentin Vodniks gedruckt ist: Pubizhi, Punzhike, Pulte Marjetize, Slatize, svonzhize, Dans mirov je god etc. In solchen Kleidern und mit diesem Bande geschmückt zogen Knaben und Mädchen zum großen Friedensfeste am 10. Mai 1814 zur Wiese des Grafen Vinzenz Thum an der Laibach, auf der sie allegorische Gruppen und Tänze aufführten. Dieses Kleid ihres Großvaters widmete Frau Edith Freifrau von Müller in Strobelhof dem Landesmuseum mit Vorbehalt des Eigentums. c. Bäuerliche Tracht. Mädchenhaube, der Besaß aus Silberbrokat mit darauf gestickten Kreuzen; aus Šiška. Kleines weißleinenes Häubchen (käpica), beseßt mit roten Schlingen und Bändern, wie es vor 50 Jahren von Mädchen und jungen Frauen in Rateče bei Bischoflack unter dem Haupttuche (peča) getragen wurde. Seidenes Vortuch, vor ungefähr 70 Jahren angefertigt, später (vor 35 Jahren) umgearbeitet; aus Rateče. Rotseidenes Busentuch aus der Umgebung von Bischoflack. Gestreiftes Seidentuch und zwei noch nicht entzwei geschnittene rote, grüngestreifte Seidentücher; Geschenk des Herrn Oberlehrers i. R. Karl Pibrouß in Krop. Ein Stück eines schwarzen mit roten, grünen und weißen Blumen durchwebten Seidenbrokates. Geschenk des Herrn K. Pibrouß. Brautkranz aus Krop; Geschenk des Herrn K. Pibrouß. Winterspenser aus blauem Tuch. Farbige Kinderbettdecke. Männertracht. Schön ausgenähte lederne Hose; aus der Umgebung von Bischoflack. Spißenbeseßtes Taschentuch, das vor 50 und 40 Jahren beim Trauungsgange oder an Feiertagen in die Rocktasche gesteckt wurde. Reich mit Silber- und Goldborten verzierte Umhängtasche aus Seide, mit der vorzeiten Burschen in Krop Ostergeschenke, wie Ostereier, Lebkuchen und potičica, einsammelten; Geschenk des Herrn K. Pibrouß. Tracht der Weißen Krainer. Aus der Sammlung des Herrn Gerichtsadjunkten Dr. Ludwig Treo wurden folgende Trachtenstücke der Bojanci erworben: Zwei altertümliche, reich verzierte Mäntel; leinene Hose; gesticktes Hemd aus Hausleinen; breiter Leibgürtel, aus Hanfleinen geflochten und an mehreren Stellen mit verschiedenfarbigen Schnüren durchflochten; alte Umhängtasche, verziert mit silbernen und goldenen Borten und Stickereien. Drei Stirnbänder der orthodoxen Mädchen. Reichverzierter šapelj (Brautkranz) einer weißkrainischen Braut aus Groß-pölland; besorgt von Frau M. Lokar, Oberlehrersgattin in Dobliči. Männliche Kopfbedeckung aus Buchenschwamm. Schilfmantel des grünen Juri; Geschenk des Herrn Pfarrers Ivan Sašelj. Mustertuch der weißkrainischen Stickereien auf Frauenhemden mit folgenden Benennungen: 1. navadno štepanje (einfacher Steppstich), 2. štepka (Kästchenstich), 3. dve štepki (doppelreihiger Kästchenstich), 4. vozlički (Zahnschnittlinie), 5. dvojni vozlički (doppelreihige Zahnschnittlinie), 6. kambice (Treppenkontur), 7. ene v druge kambice (doppelreihiger Treppenkontur), 8. sestavne kambice (doppelreihiger Treppenkontur mit verstelltem Mustersatz), 9. sestavni vozlički (doppelreihige Zahnschnittlinie mit verstelltem Mustersatz), 10. kambice in vozlički (Muster aus Treppenkontur und Zahnschnittlinie), 11. vezänka (Ajourstich). Ausgeführt in den landesüblichen Farben blau, rot und orange und gewidmet von Fräulein Leopoldine Bavdek, Lehrerin in Weiniß. Bauernschmuck. Ein verzierter silberner Verlobungsring, zwei Hände halten ein Flammenherz. Ein ähnlicher silberner Ring, doch ohne Herz und Hände. Schmaler silberner Fingerring mit dem Kruzifix. Siegelring aus Messing mit dem Monogramm Christi. 3. Denkmäler des gesellschaftlichen Lebens Bemalte Tabakdose aus Majolika mit Darstellung einer Szene; italienische Arbeit des 18. Jh. Täschchen aus rotem Samt mit farbiger Perlenstickerei, Biedermeierzeit; Geschenk der Gutsbesißerin Frau Anna Stare in Mannsburg. Geschnißter Spazierstock mit verschiedenen Jagdszenen. Vier buntbemalte Ostereier aus Weißkrain; Geschenk des Herrn Pfarrers M. Novak in Radovica. Zwei mit stilisierten Fichtenzweigen primitiv verzierte Hähne aus Käse; Geschenke für Kinder in Koprivnik in der Wochein. 4. Handwerk und Gewerbe Verzierte hölzerne Schachtel; Geschenk des Herrn K. Pibrouß in Krop. III. Staats- und Gemeindealtertümer 1. Staatsaltertümer Der Münzensammlung kamen folgende mittelalterliche und neuere Münzen zu. Der hohe Landesausschuß in Krain überwies dem Landesmuseum folgende Jubiläumsmünzen vom Jahre 1908: 1 Krone, 5 Kronen, 5 Kronen aus der Münzstätte Kremnih, 10 Kronen, 20 Kronen, 100 Kronen, 100 Kronen aus der Mzst. Kremniß. Aus dem Vermächtnisse des Herrn k. k. Administrationsrates Emil Gutmann in Görz: Sachsen. Linie Alt Gotha, Johann Kasimir zu Alt Coburg (1572- 1633), breiter Doppeltaler vom Jahre 1624 (ähnlich Wellenheim 6176). Sachsen, Albertinische Linie, Johann Georg I (1611 - 1656), Taler vom Jahre 1628, Mzz. MI (ähnlich Kollektion Windischgräß 14423). Königreich Sachsen, Johann 1854- 1873, Neugroschen vom Jahre 1856 (ähnlich Wg. 14558). Preußen. Wilhelm I (1861 - 1888), Silbergroschen vom Jahre 1862 (ähnlich Wg. 12896). Frankfurt a. M., Gulden vom Jahre 1847 (Wg. 18613). Bayern. Max III Josef (1745- 1777), Taler vom Jahre 1764; Zwanziger vom Jahre 1773. König Max I Josef (1799- 1825), Taler vom Jahre 1808 (ähnlich Wg. 13615). Österreich. Leopold I (1656- 1705), Taler vom Jahre 1696, Mzst. Prag, Mzz. GE (Wg. 3814); l/2 Taler vom Jahre 1703, Mzst. Kremniß (Wg. 5240); Fünfzehner vom Jahre 1686, Mzst. Nagybanya, Mzz. P ■ O (Wg. 5261); Fünfzehner vom Jahre 1695, Mzst. Klausenburg (Wg. 5283); Fünfzehner vom Jahre 1696, Mzst. Wien (Wg. 329). Karl VI (1711 - 1740), Groschen vom Jahre 1725 (ähnlich Wg. 375). Maria Theresia (1740- 1780), Fünfzehner vom Jahre 1743 und 1746, Mzst. Kremniß (Wg. 5374). Franz I (1792- 1835), 1 Centesimo vom Jahre 1834, Mzst. Mailand. Franz Josef I (seit 1848), Doppelgulden vom Jahre 1879 auf die fünfundzwanzigjährige Hochzeitsfeier (Wg. 566); Vierkreuzer vom Jahre 1868 (5 St.) (Wg. 5525); Kreuzer v. J. 1862, Mzst. Mailand (3 St.); Kreuzer vom Jahre 1868 (9 St.) und 1869 (2 St.) (Wg. 5526); l/, Kreuzer vom Jahre 1851 (6 St.) und >/* Kreuzer vom Jahre 1851 (3 St.) (Wg. 548). Italien. Napoleon I, König von Italien, 5 Soldi vom Jahre 1810 (Wg. 6253); Viktor Emanuel II (1849- 1878), 2 Centesimi vom Jahre 1867; Umberto I (1878- 1900), 20 Centesimi vom Jahre 1894 (Wg. 6305). Griechenland. Georg I (seit 1863), 20 Lepta vom Jahre 1894. England. Viktoria (1837 - 1901), 50 Cents vom Jahre 1888. Vereinigte Staaten von Nordamerika. 1 Cent vom Jahre 1884. Krain. Zwei Denare von Landestrost (Landstrafj), Well. 10058, der zweite durch einen Doppelschlag entstellt. Österreich. Leopold I (1656— 1705), Taler vom Jahre 1691, Münzstätte Kremnife (ähnlich Wg. 5239). Salzburg. Eb. Franz Anton Graf von Harrach (1709- 1727), Taler vom Jahre 1717 (ähnlich Wg. 1641). Ungarn. Vladislav II (1490-1516), Florenus vom Jahre 1507, Mzz. K. H. Deutscher Orden. Erzherzog Maximilian von Österreich, Hoch-und Deutschmeister 1590- 1618, Taler vom Jahre 1603 (Wg. 1078). Venedig. Doge Giovanni Dolfin (1356- 1361), Zecchino (Wg. 6950); Doge Michele Steno (1400- 1413), Zecchino (Wg. 6987). Toskana. Grofiherzog Cosimo III (1670— 1723), Piastra vom Jahre 1678 (Wg. 8326). Bayern. Kurfürst Karl Theodor (1777— 1799), Konventionstaler vom Jahre 1778. Banknoten. Ungarische Banknote für 5 fl. vom 1. September 1848 (Kossuthnote). Siegel. Siegel des k. k. Oberpflegamtes der Bancoherrschaften in Kärnten. 2. Gemeindealtertümer Alte Siegel der Ortsgemeinde Zagorica, Sairach und Vrh; Geschenk der Gemeindevorstehungen. Denkmäler der Zünfte und bürgerlichen Gesellschaften. Zunftzeichen der Rotgerbergesellen in Laibach vom Jahre 1739 in einem Kasten vom Jahre 1805; gewidmet vom Herrn I. Subic, Direktor der k. k. gewerblichen Fachschule in Laibach. Siegel der Weifjgerberzunft in Laibach. Trommel der Nationalgarde in Krainburg aus dem Jahre 1848, mit der der Dichter Dr. Fr. Prešeren am 10. Februar 1849 von der Nationalgarde zu Grabe geleitet wurde; Widmung der Stadt Krainburg mit Vorbehalt des Eigentums. IV. Kriegsaltertümer Zweihänder (Bidemschwert); Widmung der Stadt Krainburg mit Vorbehalt des Eigentums. Gravierter eiserner Säbel in eiserner Scheide, Anfang des 19. Jh. V. Kirchliche Altertümer Der Verein für christliche Kunst stellte in den Räumen des Landesmuseums folgende kirchliche Gegenstände aus. Ölbilder: Valentin Mencinger (1702- 1759), hl. Luzia. Leopold Layer (1752- 1828), hhll. Valentin und Jodokus, Fahnenbild; hl. Stefan, hl. Georg, zwei Fahnenbilder aus St. Martin bei Krainburg; hl. Notburga, bez. 1817, aus Slavina; Auffindung des Kreuzes Christi; Geburt Christi, bez. 1791, aus Flödnig. Johann Potočnik Stummerl (1752- 1835), hl. Martin aus der Filialkirche in Stožice bei Jezica; hl. Margareta, bez. 1786, aus Wocheiner Vellach. Andreas Herrlein (f 1817), Krönung Maria, aus Gurk (Krka). A. Periß, hl. Georg, aus der Umgebung von Zirkniß. M. Langus (1792— 1855), Mutter Gottes, Fahnenbild. Kopie nach Annibale Caracci, Die Frauen beim Grabe Christi, aus dem Ursulinenkloster in Laibach. Stroj, Maria Verkündigung, aus Jezica. Fort. Vergant, Mitte des 18. Jahrhunderts, hl. Josef. Unbekannte Maler: Predigt Johannes des Täufers, aus dem Vermächtnisse des t Dechants J. Zorec in Mannsburg; hl. Vinzenz Ferreri, aus Haselbach; Schußengel, aus dem Ursulinenkloster in Laibach; Maria de bono consilio; Maria im Gebet, im Jahre 1714 auf Bestellung des Kooperators Thomas Jamshigk in Zeyer, eines gebürtigen Bischoflackers, gemalt. (Vgl. dazu Tretje in četrto Izvestje društva za kršč. umetnost S. 23 und 18.) Barocker Altar, aus der Bergkirche St. Peter bei Vigaun mit den Figuren der hl. Petrus, Sebastian und Rochus; dazu das Antependium mit dem Bilde des hl. Petrus, umgeben von Tulpenornamenten. Reliquarium aus derselben Kirche vom Jahre 1759. Barocke Ampel, aus der Pfarrkirche in Vigaun. Das Museum selbst erwarb im Berichtsjahre folgende Gegenstände: Bußgürtel aus Eisen, mit nach innen gewendeten scharfen Spitjen. Zwei Seidenbänder aus einem Meßbuche in der Filialkirche Mali Otok bei Adelsberg mit eingewebten gegenseitigen Bildern und dem Namenszuge des Feldmarschalls Radeßky; Geschenk der Frau Dr. M. Hudnik. Fünf Votivpferdchen aus Wachs, aus Vigaun in Oberkrain; Geschenk des Herrn Pfarrers J. Kleindienst. VI. Kunstaltertümer 1. Malerei und graphische Künste Fräulein Anna Zupanec widmete dem Landesmuseum ein Gemälde des einst dem Chronisten Valvasor eigentümlichen Schlosses Gallenegg. Das gut gelungene Bild der jugendlichen Künstlerin umgibt ein von ihrem Lehrer P. Žmitek gezeichneter Rahmen mit volkstümlichen Motiven. Gebildbrote aus Weißkram, Zeichnung von P. Žmitek. Bauernmalerei: Stirnbrett eines Bienenstockes mit dem Bilde der Apostel Simon und Juda und der Jahreszahl 1833 und ein Stirnbrett mit Christusmonogramm, beide aus Martinjvrh ober Eisnern; Geschenk des akademischen Malers P. Žmitek. Ein Hausmarterl, die heilige Familie darstellend, aus Feistriß bei Podnart; Geschenk des Herrn Baurates Bol. Bloudek. 2. Plastik a. In Holz. b. In Stein. Diese Abteilungen haben im Berichtsjahre keine Vermehrung erfahren. In Gips. Reliefporträt des Malers J. Ažbe in München, modelliert von Konrad Holzer 1907; Geschenk des Herrn Legationsrates a. D. Nik. R. von Gutmansthal, Gutsbesigers in Weigenstein. c. Medaillen und Plaketten. Medaillen aus Silber und Metall auf das Gedächtnis der am 20. September 1908 in Laibach Gefallenen. Gedenkmedaille aus Metall auf die Enthüllung des Prešerendenkmals (10. Sept. 1905) in Laibach; Geschenk des Optikers Fr. Zajec in Laibach. Religiöse Medaillen. Aus Gräbern des 17. Jahrhunderts in Veldes vier Medaillen mit verschiedenen Darstellungen, die zusammen mit Perlen aus schwarzem Glas, einem Glas- und einem Bronzeknopf sowie mit Resten eines Gewebes gefunden worden sind; Geschenk des Herrn Anton Hudovernik in Veldes. Bäuerliche Sehnigerei. Das Leiden Jesu Christi, dargestellt an seinen Leidenswerkzeugen; bäuerliche Schnigerei im Glasgefäg, Geschenk des Herrn Valentin Janša in Laibach. VII. Wissenschaftliche Altertümer Mit Brillanten geschmückte Uhr, auf der Rückseite ein Bild (Mutter und Kind im Garten) in Emailmalerei; erste Hälfte des 19. Jahrhunderts; Geschenk des Erzherzogs Johann an Murgel, gelegentlich einer Jagd im Schlog Stermol, gewidmet von Frau Irma Rigmaul mit Vorbehalt des Eigentums. Stockuhr mit den Bildern der Kaiser Franz I, Alexander I und Friedrich Wilhelm II (heil. Allianz), darunter der gallische Hahn; als Pendel ein Friedensengel. Gerichtliches Weinmag aus Holz, 18. Jh. VIII. Modernes Kunstgewerbe Bereits bei der Erbauung des neuen Musealgebäudes hat die Krainische Sparkasse an ihren .munifizenten Beitrag zum Baue im Betrage von 250.000 Kronen die Bedingung geknüpft, dag im Rudolfinum eine gewerbliche Abteilung gegründet werde. Der verewigte Kustos Karl Desch-mann hatte in einem Aufsage die Leitlinien für die Einrichtung festgelegt und laibadier Gewerbetreibende hatten im früheren Gewerbesaale verschiedene Erzeugnisse ihres Gewerbes ausgestellt. Der gedeihlichen Fortentwicklung des Gewerbesaales hatte jedoch das Erdbeben des Jahres 1895 ein vorzeitiges Ende bereitet, denn unzweifelhaft hätte sich die Ausgestaltung nach dem im Reorganisationsentwurfe für das Landesmuseum vom 22. Jänner 1894 enthaltenen Normativ bewegt und wäre zur Bildung einer den heutigen Bedürfnissen entspredienden modernen kunstgewerb- liehen Abteilung gelangt, die durch periodische kunstgewerbliche Ausstellungen und durch Sammlungen mustergültiger Vorbilder die Verfeinerung des Geschmackes auch in den alltäglichen Bedürfnissen des Lebens anstrebt. Die Verwirklichung dieses Planes mit deutlicherer Betonung nach der kunstgewerblichen Seite hin wurde der Museumsvorstehung vornehmlich durch die Widmung des ansehnlichen Beitrages von 4000 Kronen aus dem k. u. k. Hoftiteltaxfonds ermöglicht. Eine sorgfältige Auswahl kunstgewerblicher Gegenstände, die zum großen Teile auf den Ausstellungen „München 1908" und in Prag sowie in Wien und Graz erworben wurden, macht den Besucher mit den Bestrebungen und Zielen des Kunsthandwerkes der Jegtzeit bekannt und bietet dem einheimischen Handwerker Vorbilder und Anregung zur Fortbildung und Nachahmung. Sehr gefördert wurden die Absichten der Musealleitung vom hochherzigen Mäzen Sr. Erlaucht Grafen J. Harrach, der eine Kollektion von neun kostbaren Objekten seiner Glasfabrik in Neuwelt dem Museum überwies, die in ihrer glücklichen Zusammenstellung ein charakteristisches Bild der böhmischen Glasindustrie bietet. Auch die Direktion der Krainischen Sparkasse hat mit gewohnter Bereitwilligkeit die Entwicklung der Abteilung mit der Spende mehrerer Gobelins aus der hiesigen Kunstwebeanstalt gefördert. 1. Bronzen. Büste des Dichters Otto Zupančič, auf einem Onyxsockel montiert; vom Bildhauer Fr. Berneker in Wien. Feldarbeiterin, Bronzefigur; vom Bildhauer Friedrich Gornik in Wien. 2. Kunstarbeiten in Elfenbein. Elfenbeinschale, verziert mit Vogelszenen, Trauben und Blattwerk, der Boden aus getriebenem Kupfer; von Alwin Schreiber, Elfenbeinbildhauer in München. 3. Lederarbeiten. Herrenschreibmappe aus braunem Leder mit Handvergoldung. Ausgeführt von Else Löwenthal in München. 4. Buchbindekunst. Ricarda Huch, Kampf um Rom; in modernem, handgestrichenem Pappeband. Ausgeführt von Minna von Poswik in Dresden. 5. Batikarbeiten. Handtäschchen aus dunkelgrünem Samt mit Verzierungen in Batiktechnik. Ausgeführt von Irene Braun in München. 6. Spigen. 24 Tafeln geklöppelter Spißen, 267 alte und moderne Muster mit dazugehörigen Bezeichnungen. Angefertigt von der Firma Franz Lapajne in Idria. 7. Stickereien. Teedecke aus Linnen mit farbiger Stickerei, Knospen und Blüten; ausgeführt von Wilhelm Tronicke in München. Teedecke aus Linnen mit gestickten goldgelben Kränzen, Fileteinsäßen und Durchbrucharbeit; ebendort ausgeführt. Nadelkissen in Handstickerei; ausgeführt von Helene Schmitt in München. Handtäschchen aus hellgelber Seide, bestickt mit bunten Kränzen, in der Mitte im Blumenkranze die Silhouette eines Frauenkopfes; im Biedermeierstil. Angefertigt von Emilie Maichle in Graz. Eine Schürze, drei kleine Decken, eine Tischdecke, zwei Handtücher und zwei Täschchen mit Stickerei nach volkstümlichen Motiven; ausgeführt von der Firma Magdič in Laibach (Ausstellung „Das Kind" in Laibaeh, Herbst 1908). 8. Textile Handarbeiten. Groger Gobelin, Landschaft, entworfen von R. Hammel. Wandfries, Seevögel über den Fluten. Beide Gobelins gewirkt in der Krainischen Kunstwebeanstalt in Laibach; Geschenk der Krainischen Sparkasse in Laibach. 9. Gläser. A. österreichisches Erzeugnis: a. Aus der Graf von Harrachschen Glasfabrik Neuwelt im Tannwald: Gefäg mit Kristallschnitt (modernes Muster). Pokal mit Gravierung (Weinlaub und Trauben). Graviertes rosa Weinglas. Rosa Emailvase mit eingesponnenen dreifarbigen Pfauenfedern, in Tiffanycharakter. Grüne Vase mit Emailmalerei (Seerosen). Irisierende Vase. Irisierende henkelige Vase, verschiedenfarbig überfangen und geägt. Milchglasvase mit Gold- und Emailmalerei. Vase mit rotem Emaildekor. Alle Gegenstände Geschenk Sr. Erlaucht des Grafen J. Harrach in Prag. b. Aus der Glasfabrik J. Inwald und Söhne in Prag: Dreiteilige Jardiniere in reichem Kristallschnitt. Rosenkugel in reichem Kristallschnitt, c. Aus der Glasfabrik B. & A. Kirchner in Prag: Wandspiegel, in venezianer Art geschliffen und geägt; d. Glasmanufakturen des Böhmerwaldes. Wilhelm Kralik Sohn in Eleonorenhain und Ernstbrunn: Zwei verschiedenfarbige überfangene und geägte Jardinieren mit Brombeerranken, überfangene und geägte Vase mit Brombeerblättern. Joh. Log' Witwe (Max Freiherr von Spaun) in Klostermühle: Himmelblaue Lüstervase mit Metallreflexen, rote Lüstervase und Vase „Phänomen" in Tiffanyart. Moderne Kopien alter Muster: Reichgravierte Champagnerschale nach einem Original des 18. Jahrhunderts im Prager Museum, angefertigt im Auftrage von E. Bakalowits Söhne in Wien. Imitationen der Egermann- und Rauten-strauchgläser (Deutschböhmen) aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Ein Pokal und drei Gläser aus Rubinglas, ein Becher aus grünem Glas mit reicher Ägung. B. Deutsches Erzeugnis. Mit Blumen bemaltes Bierglas. Glasdose, bemalt mit Mäusen. Glasteller in volkstümlicher Art mit Tulpen bemalt. Aus dem Atelier für Glasmalerei Franziska Lehmann in München. C. Französisches Fabrikat. Geschnittene Überfangglasvase und geschnittenes Überfangglas von Emil Galle in Nancy. Geschnittene Überfang-vase mit Baumdekor von Daum freres in Nancy. Geschnittene und geägte Uberfangvase mit Pilzdekor, kleine geschnittene und geägte Jardiniere mit einer Baumgruppe; beide von Daum freres in Nancy. 10. Porzellan. Kgl. Porzellanmanufaktur Nymphenburg: Kobaltblaue Bonbonniere mit dem Bilde Nymphenburgs. Deckelvase, entworfen von Adalbert Niemeyer. Teller mit stilisierten Blüten, entworfen von Adalbert Niemeyer. Mokkatasse, bemalt von Alice von Spruner. Teller mit Löwenzahnmotiv in Unterglasurmalerei, entworfen von Rud. Sieck. Teller mit stilisiertem Laub in Unterglasurmalerei. Dogge, Pinguin in Unterglasurmalerei. Moderne Kopien alter Muster: Mokkatasse „Alt Nymphenburg" mit bunten Blumen und Lorbeerkränzen auf goldpunktiertem Grunde im Stile Louis XVI. Vase mit Rosengirlanden in klassizistischer Manier. Durchbrochener Teller mit moderner Bemalung, Blumengehänge im Stile Louis XVI. Kgl. Porzellanmanufaktur Kopenhagen: Zwei Kinder mit einem Dackel, Gruppe, in Unterglasurmalerei. Alt Wien, Nachahmung von E. Wahliss in Wien: Kaffeetasse mit Untersaßteller, mit Ranken bemalt und eine Mokkatasse mit Untersatjteller, mit Vergißmeinnicht bemalt; beide nach Mustern um das Jahr 1800. 11. Keramik. A. In Ton: Dekorationsschüssel mit Maiblumen auf dunkelgrünem Grunde (Ausstellung „München 1908"). Blauglasierter Krug mit gelbem Reiher, von J. A. Pecht in Konstanz. Drei Dekorationsschüsseln mit volkstümlichen Motiven, von Joh. Lipp in Mering bei Augsburg. Grünglasierte Vase, grünglasierter Krug mit Boden und Deckel aus Kupfer und blauglasierte Schale, aus der kunstgewerblichen Werkstätte von Minna von Poswik in Dresden. B. In Steinzeug: „Ecce homo" von J. Bilek (Ausstellung Prag 1908). Drei kleinere und eine größere Landschaft, entworfen von Prof. L. Beneš, ausgeführt von der Johann Fürst von Liechtensteinschen Fabrik in Rakoniß. C. In Majolika: Zwei Vasen mit Überlaufglasur, eine Kuhfigur; ausgeführt vom Wiener Emailfarbwerk Schauer & Co. in Wien. Fries, darstellend zwei Feldarbeiterinnen, von P. Žmitek, ausgeführt in der Majolikafabrik R. Schnabl in Stein, in einem von P. Žmitek entworfenen, von Gößl & Lebar geschnißten Rahmen mit volkstümlichen Motiven (Pfauenfeder). 12. Kunstblätter. A. Lithographie: Farbige Originallithographie „Der Labetrunk" von Alois Wiener, aus dem Kunstverlag A. Vitek jun. in Prag. B. Radierungen: „Das alte Lied", Ex libris Regina Ostertag und Ex libris Karl Ostertag; sämtlich von Otto Tauschek. Bibliothek Der Ankauf von Büchern beschränkte sich auf solche Werke, welche sich für die Arbeiten in den einzelnen Fachabteilungen als notwendig erwiesen, auf die Anschaffung der Fortseßungen und alter Carniolica. Geschenkweise überließen der Musealbibliothek Bücher und Werke folgende Behörden und Institute: K. k. Unterrichtsministerium in Wien: Jagic, Archiv für slav. Phil. 29 II — IV. — K. k. Landesregierung in Laibach: 104 Bände und Hefte nichtperiodischer Druckwerke für das Jahr 1908.-Landesausschuß des Herzogtums Krain: Paul Schulße-Naumburg, Die Entstellung unseres Landes 1908.— Akademie der Künste in Krakau: Spra-wozdania Komisiy fiziograf. Tom. 40 und 41. — Akademie der Wissenschaften in Wien: Der österr. Limes IX. — K. k. Erdbebenkommission: Mitteilungen N. F. XXXII. - Bosnische Landesregierung: Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen an den Landesstationen in Bosnien-Hercegovina in den Jahren 1906 und 1907. - Slovenska Matica in Laibach: Vereinspublikationen für das Jahr 1908. - Slov. šolska Matica: Vereinspublikationen für das Jahr 1907. Von krainischen Anstalten widmeten ihre Jahresberichte: Das I. und II. Staatsobergymnasium in Laibach, das Staatsobergymnasium in Krain- bürg und Rudolfswert, die k. k. Oberrealschule in Laibach, Oberrealschule in Idria, Zavod sv. Stanislava v Št. Vidu, Glasbena Matica, k. k. gewerbliche Fachschule in Laibach, städtische Volksschulen in Laibach. Es schenkten die Herren: Prof. Dr. Jos. Gruden sein Werk, Cerkvene razmere med Slovenci v XV. stol. in ustanovitev ljubljanske škofije, 1908. — Pfarrer Iv. Vrhovnik: Slov. Branik I 1908. — Bürgermeister Ivan Hribar: Krälovske hlavni mösto Praha, 1908. — P. Otto Kocjan in Görz: Schematismus Ord. Cap. Prov. Styriae, 1908. — Dr. I. Demšar: Naši zapiski I 1902/1903 - Schulrat Ludwig R. v. Kurz zu Thum und Goldenstein: Kunst-histor. Studien. Jahrbuch 1907. Archiv Erwerbungen. Das Namensverzeichnis sämtlicher auf dem großen Stammbaume der freiherrlichen Familie von Gall (siehe Carniola 1908 S. 6) vermerkten Familienmitglieder; in Ledermappe. „Genealogisch verfaßte Familiengeschichte des Geschlechtes der Freyherrn v. Gall" gewidmet seinem Onkel Josef Freyherrn v. Gall, kais. kön. Ober-Lieutenant (1774 — 1848), vom Verfasser. Graß 1830. Der Verfasser dieser kalligraphisch geschriebenen und sehr sorgfältig zusammengestellten Genealogie in Folio ist Josef Freiherr v. Gall (1805 — 1869), der in den Dreißigerjahren als Oberleutnant in Laibach lebte. Ausführliche Erläuterung zu dem Stammbaume der Gallen in Folio, mehrere hundert Blätter enthaltend und mit schönen Federzeichnungen geschmückt. Infolge Vermächtnisses des Herrn Generalmajors a. D. Rudolf Freiherrn Gall v. Gallenstein (f 1907) an das Landesarchiv gelangt. • Bericht über die naturhistorische Abteilung erstattet von Dr. phil. Gvidon Sajovic Paläontologische und mineralogische Sammlung Inventiert wurde die Petrefaktensammlung von S. Robič, weldie 280 Arten in 1935 Exemplaren enthält; darunter befinden sich 153 einheimische Arten in 1007 Stücken, besonders wertvoll ist die Pleurotomaria carniolica Hilber (Nr. 38). Das im hiesigen Landesmuseum befindlidie Exemplar ist Originalstück. Gesdienke. 1 Kupferkies im Bleiglanz, 1 Quarzkristalldruse, 1 Quarzkristalldruse mit Durchwachsungskristallen auf dem Bleiglanze, 1 Quarzkristalldruse auf Zinkblende, 1 Bergkristall, 1 Eisenblüte (Aragonit), 1 Erbsenstein aus Karlsbad, 1 Kalzit-Kristalldruse mit Rhomboedern, 1 Kalzit-Druse mit Skalaenoedern (2131), 1 Quarzkristalldruse, dazwischen Kristalle (— und + Sphenold) von Kupferkies (Cu8FeS4) begriffen in der Carniola 1909 I 2 Umwandlung in Kupferglanz (Cu2S); sämtliche Gegenstände Geschenk der Frau Maria Schmalz, Sektionsratswitwe in Wien. Zuwachs: 10 Arten in 10 Exemplaren. Botanische Sammlung In dieser Abteilung ist keine Vermehrung zu verzeichnen. Zoologische Sammlung Wirbellose Der bisherige Konchyliensaal wurde für die Wirbellosen insgesamt bestimmt. Es wurde ein großer Eckkasten neu angeschafft, in welchem die Koleopterensammlung von S. Robič und die Lepidopterensammlung von Fr. Dobovšek ausgestellt sind. Die Insektenschulsammlung wurde neugeordnet und teilweise frisch gesammelt. Dem bischöflichen Gymnasium in St. Veit ob Laibach hat der Landesausschuß über Antrag der Musealleitung eine Mollusken-Schulsammlung übergeben. Geschenke. Korallen: 2 Madrepora verrucosa, 1 Madrepora pro-lifera, 1 Prionastraea tesserifera Ehrb., 1 Coeloria arabica Klz. v. trian-gularis Klz., 1 Goniastraea retiformis Lamk., 1 Gruppe verschiedener Steinkorallen, 1 Fungia scutaria Lamk., 1 Tubipora Hempriehi Ehrb.; Geschenk der Frau Maria Schmalz, Sektionsratswitwe in Wien. Insekten: Hr. Franz Dobovšek, Feldwebelrechnungsführer, übergab dem Rudolfinum eine von ihm selbst gezogene Sammlung exotischer Schmetterlinge, umfassend 18 Arten in 27 Exemplaren. Hervorzuheben sind besonders die schönen Stücke von: Samia cecropia <3 und P, Phy-losamia cynthia c5 und P, Callosamia Promethea (5 und P, Attacus atlas ö und P, Attacus orizaba rj und P, Hyperchiria jo (5 und P, Morpho epistrophis c5 und P, Actias Luna rj und P ua. - Hr. Post-kontrollor J. Hafner aus Laibach vermehrte die Krainische Lepidopterensammlung mit folgenden Formen: 1 Callopistria Latreilli (J, gefangen 10. März 1908 in Wippadi, 2 Orthosia helvola ö + P, gfg. 1. Oktober in Ratschach, 1 Ammoconia senex P, gfg. 8. Oktober 1908 in Solkan, 2 Leu-cania turca, gfg. 23. August 1908 in Landstraß, 1 Miselia oxicantha, gfg. 14. Oktober 1908 in Ratschach, 1 Nola cicatricalis, gfg. 22. April 1908, 1 Nola confusalis, gfg. 16. Juni 1908, 1 Chlorochlystis debilata, gfg. 13. Juni 1908, 1 Chlorochlystis coronata, gfg. 25. April 1908, alle aus der Umgebung von Laibach, und 1 Acidalia imitaria, gfg. 18. August 1908 in Wippach. — Dr. Gv. S. sammelte für die Insektenschulsammlung 42 ver-schiedene Insekten in 73 Exemplaren. — 2 Nester der schwarzen Holzameise (Formica ligniperda) des Hrn. Ivan Valenčič in Trnovo bei Illyrisdi-Feistritz. Angekauft wurden: Vom Hrn. Franz Dobovšek eine Schmetterlingssammlung, umfassend 366 Arten in 852 Exemplaren, vornehmlich die einheimischen Faunaformen enthaltend. Von der Firma Lenoir-Forster in Wien für die Insektenschulsammlung 10 Arten in 15 Stücken. Zuwachs: 455 Arten in 990 Exemplaren. Wirbeltiere In dieser Abteilung wurde mit der Ausstellung der biologischen Gruppen begonnen, in der die wichtigsten Bewegungsarten der Vögel und Säugetiere durch je ein Stopf- und Skelettpräparat dargestellt werden. Der Rumpf eines laufenden Säugetieres (Hund) wird durch die hohen und stühenden Beine über den Boden dahingetragen. Dagegen erscheint die Gestalt der schleichenden Kage ausgestreckt und schmiegsam, die Beine kürzer und elastischer, so dag die Form des ganzen Körpers das Dahinschleichen zum Ausdrucke bringt. Wieder anders ist die Gestalt eines springenden Tieres (Eichhörnchen), mit den starken, ungleichmägig entwickelten Beinen (die Vorderbeine sind kürzer als die Hinterbeine) und der federnden, den Sprung unterstügenden Wirbelsäule. In derselben Weise pagt sich der Bewegungsart auch die Form des Vogelkörpers an und bei der Aufstellung der Gruppe wurde Rücksicht genommen auf die drei Hauptbewegungen der Vögel: Laufen, Schwimmen, Fliegen. Für das kommende Jahr ist die Fortsetzung dieser Gruppe und dann die Ausstellung einer grögeren Gruppe aus dem Leben der Gemse und des Auerhahnes geplant. Die Erwerbungen in dieser Abteilung sind folgende: I. Fische und 77. Amphibien: Keine Vermehrung. /77. Reptilien: a. Geschenke. Von Hrn. Franz Dobovšek in Laibach 1 rosenrote Sandviper (Vipera ammodytes L. v. rosea) und 1 gestreifte Ringelnatter (Coluber natrix v. persa; das erste in Krain beobachtete Exemplar), beide unter dem Golovec bei Laibach gefangen. b. Angekauft wurde von einem Arbeiter eine schwarze Äskulapschlange (Coluber Aesculapii v. subgrisea mihi) aus dem Wippachtale, die sich dort besonders gerne in den Weingärten aufhält. IV. Vögel: a. Geschenke. 2 Allfarblori (Trichoglossus multicolor), von Frau Maria Schmalz, Sektionsratswitwe in Wien; 1 getüpfeltes Sumpfhuhn (Gallinula porzana L.) aus dem Laibacher Moore von Hrn. Dr. Gv. S.; 1 Knackente (Anas querquedula) von Hrn. H. Petz aus Bisehoflack, für die biologische Gruppe in schwimmender Stellung präpariert. b. Auf Exkursionen erwarb Musealassistent Hr. Ferdinand Sduilz für das Landesmuseum folgendes: 1 Rotkehlchen, einen Kuckuck fütternd; 1 Hausrötling (Ruticila tithys L), (5 auf dem Neste mit drei Jungen; 1 Wasserpieper (Anthus aquaticus L.), ein c5 auf dem Neste mit 2 Dunenjungen ; 1 Ringdrossel (Menila torquata B.), ein junges (5 — alle auf der Velika planina; 1 Eidielhäher (garrulus glandarius L.) ö im Tivoliwalde 2* bei Laibach; 2 Ringeltauben (Columba palumbus L.) <5 und P bei Škofljica; großer Brachvogel (Numenius arquatus Cuv.), drei Dunenjunge, und zwar 2 P und 1 c5 auf dem Laibacher Moore. c. Durch Kauf und Tausch wurden erworben: 2 Haustauben (Columba domestica) (5 + P; 1 Haushenne (Galina domestica), für die biologische Gruppe laufend präpariert; 1 Fausthuhn (Syrrhaptes paradoxus Pall.) von Hrn. E. Finger aus Prestranek (Innerkrain); 1 großer Trappe (Otis tarda L.) von Hrn. A. Kristan in St. Veit bei Sittich; 1 Nest mit zehn Eiern vom Rebhuhn (Starna cinerea); von der Firma Lenoir-Forster in Wien 3 Skelette, entsprechend präpariert für die biologische Gruppe, und zwar: 1 Haushenne (laufend), 1 Haustaube (fliegend), 1 Hausente (schwimmend). V. Säugetiere: a. Geschenke. 1 Eichhörnchen (Sciurus vulgaris L.) aus dem Tivoliwalde bei Laibach von Hrn. Ferdinand Schulz, präpariert für die biologische Gruppe, springend von Ast zu Ast. b. Angekauft wurden: 1 Weinschläfer (Myoxus dryas) von einem Arbeiter aus Reifnitz; 1 Hauskatze (Felis domestica) von einem Hausbesitzer aus der Laibacher Umgebung, für die biologische Gruppe in schleichender Stellung präpariert; bei der Firma Lenoir-Forster 3 Skelette, entsprechend für die biologische Gruppe hergestellt: 1 Hund (laufend), 1 Katze (schleichend) und 1 Eichhörnchen (springend). Zuwachs: 27 Arten in 47 Exemplaren. Die Zahl der Erwerbungen für die naturhistorische Abteilung insgesamt beträgt für das Solarjahr 1908: 492 Arten in 1047 Studien (gegen 35 Arten in 52 Exemplaren im Vorjahre). Pleurotomaria Carniolica Von V. Hilber Mit einer Lichtdrucktafel Über die zeitlidie Verbreitung der Arten dieser Gattung geben E. B o u v i e r und H. F i s ch e r eine Übersicht.1 Nach der im Jura erreichten größten Häufigkeit beginnt in der Kreide eine stetige Abnahme. Aus dem Paläogen waren 1896 nadi Vincent 13 Arten bekannt. Aus dem Miocän liegen vor: Atlantica Cotter (Azoren), Pedemontana Sacco (Italien), gigas Borson (Italien), tertiana M. Coy (Australien), dazu kommen nunmehr Carniolica tiilb. (Krain) und Siyriaca Hill). (Steiermark). Die von den genannten Autoren als miocän aufgezählte Sismondai gehört bei Annahme des Oligocäns in dieses, während die von ihnen als pliocän bezeichnete gigas miocän ist; Pedemontana ist seit dem Erscheinen der Aufzählung dazu gekommen. Als „quaternär", welches nach einem verbreiteten Mißverständnis als mit diluvial gleichsinnig verwendet wird, nennen jene Verfasser Fisdierei May. ms. und Dudiassaigncl Schramm aus Guadeloupe. Jeßt leben vier Arten: Beyrichi Hilgendorf (Japan), Rnmphii Shepman (Molukken), Quoyana P. Fischer et Bernardi (Kl. Antillen), Adansoniana Crosse etP. Fisdier (Kl. Antillen). Im Jahre 1899 waren nach E. Bouvier und H. Fisdier kaum mehr als 24 Stück der jeßt lebenden Arten bekannt. Die miocänen Stücke sind großenteils Unika. Die jeßigen Pleurotomarien leben in 70 bis 200 Faden Tiefe (Zone der Brachiopoden und Tiefseekorallen), außer der japanischen Art, in den Tropen. Sie gehören in die zwei Sektionen Entemnotrochus P. Fisdie> (supramedianer Sinus, Nabel) und Perotrodius (intramedianer Sinus, kein Nabel). Pleurotomaria Carniolica Hüb. nova forma Tafel I, Figur 1 bis 3 Höhe 72, Mündungshöhe 36, Durchmesser 127 mm Ein mit Schalenresten bedeckter Steinkern aus grauem feinkörnigen Sandstein. Die Schale ist weit genabelt, besteht aus fünf gleichmäßig konvexen Umgängen, die auf dem leßten hervortretenden kielähnlidien Kanten sind durch Druck entstanden oder verstärkt. Bei den lebenden Formen kommt den weit genabelten Arten ein supramedianes Schlißband zu. Die Basis ist wenig gewölbt, die Mündung schief zur Achse und rundlich. In den Schalenresten sind drei Schichten 1 Bouvier E. und Fischer H., Etüde monograpliique des Pleuroto-maires actuels. Journal de Condryliologie, Tome 47 (4. serie, Tome l) pag. 77, 1899. unterscheidbar. Die äugere Schalenschicht, die Porzellanschale, ist papierdünn. Sie besigt eine aus erhabenen, schwach gekörnelten Spiralreifen bestehende Skulptur, welche audi auf der darunter liegenden Perlmutterschicht sichtbar ist; am Schlug des drittlegten Umganges kommen zwei Reifen auf ein Millimeter; hier und auf dem vorlegten Umgang ist diese Skulptur nur an der Basis der Umgänge erhalten, auf der Schlugwindung scheint sie auf einen zwei Millimeter breiten Streifen unter der Naht beschränkt zu sein, der übrige Teil ist nur nach an zwei Stellen in fünf Millimetern Breite erhaltenen Schalenresten mit Zuwachsstreifen versehen. Unter dieser Schicht folgt eine Perlmutterschicht, beiläufig ein halbes Millimeter didc, und darunter eine bisher nicht beobachtete, auf den Mittelwindungen ein Millimeter dicke glänzende Porzellanschicht, welche mit Säure lebhaft braust. (Nicht so der darunter liegende Steinkern.) Auf der Schlugwindung ist diese Schicht nur einen Bruchteil eines Millimeters dick. Ein Dünnschliff zeigt, dag diese Schalenschicht aus unregelmägigen, senkrecht auf der Schale stehenden Pfeilern von bis vier Millimeter Durchmesser besteht. Sie ist in Figur 1 auf dem drittlegten und vorlegten Umgang sichtbar. Die Form hat sehr viel Ähnlichkeit mit der P. gigas Bors.1, deren Unikum gleichfalls sehr unvollkommen erhalten ist. S a c c o s Photographien zeigen übrigens eine ihm entgangene Eigentümlichkeit, nämlich einen kleinen Rest von Gitterskulptur an der Basis (Figur B) und Spiralreifen auf der Oberseite (Fig.-4). Sacco sagt: „Anfractus sublaevigati vel arcuatim striatellati." Verglichen mit unserer Form ist der Nabel in gigas viel enger, die Oberfläche verschieden, nadi der Abbildung mit einer andersartigen, gröberen Skulptur versehen. Vorkommen: Tunjice (Teinig) ober Stein in Krain. Original: Laibacher Museum.2 Finder: Herr Pfarrer S. Robič. Herr Bergrat Teller teilt mir über das Vorkommen mit: „Die Lokalitätsangabe Tunjice (= Teinig der Spezialkarte, Pfarrgemeinde West von Stein in Krain) ist zu allgemein gehalten, als dag man daraus auf eine bestimmte Schichte der Tertiärbildungen des Gebietes schliegen könnte. Das Gesteinmaterial des Steinkernes lägt midi aber vermuten, dag das Fundstück aus denselben Aufschlüssen stammt, aus welchen Pfarrer Robič die von Bittner in den Denkschriften der Wiener Akademie (Bd. 48, 1884) beschriebenen Reste von Cancer carniolicus gewonnen hat. Dieselben liegen, wie ich meinen Tagebuch- 1 Sacco, I Molluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della Liguria, parte XXII, pag. 3, Taf. I, Fig A, B. 1 Ich danke dem Herrn Kustos Walter Smid in Laibach für die Mitteilung des Stückes. Erklärung; zu Tafel I Pleurotomaria Carniolica Hüb. von Tunjice Fig. 1 von hinten, natürliche Größe. (Auf dem drittleßten Umgang die innerste Schalenschicht, dazwischen der Steinkern, sichtbar.) Fig. 2 von unten, halbe natürliche Größe. Fig. 3 Stück der Skulptur an dem unteren Rande des Schlusses der drittleßten Windung, natürliche Größe. Die weißen Bruchstücke gehören zur Perlmutterschale und liegen unter der (stärker skulpturierten) äußeren Porzellanschale. Tafel I Uobldruek r. Mhx jmi«*, Wim. I'lriirotoinaria carniolica Hilber notizen aus dem Jahre 1884 entnehme, an dem Fahrwege von Stein nach Teiniß, und zwar im Abstiege zum Bach Tunjščica, 350 m Ost von der Brücke über diesen Bach, an der Nordseite des Hohlweges. Die gelblichgrauen Kalksandsteine mit Cancer carniolicus liegen hier über blaugrauen sandigen Mergeln, die ganz erfüllt sind von den kreidigen Skulptursteinkernen von Buccinum costulatum, Leda nitida und Corbula gibba. Die Krabbenreste sind übrigens mit den genannten Fossilien auch in derselben Schicht vereinigt zu beobachten. Im Bereiche der Gemeinde Teinitj sind nirgends tiefere Tertiärschichten aufgeschlossen. Die grofje Pleurotomaria mit der Lokalitätsbezeichnung Teinitj kann also wohl nur auf jenes Niveau des marinen Miocäns von Stein in Krain bezogen werden, das ich in meinen Erläuterungen zum Blatte Eisenkappel-Kanker, pag. 109, mit den Mergeln von Tüffer parallelisiert habe." Die bezügliche Stelle (pag. 110) lautet: „Über dieser unmittelbar dem älteren Gebirge sich anschließenden Randzone" (mariner Tegel und Grünsand von Gouze Bittners) „folgen als mächtigstes Glied der ganzen Schichtenreihe schlierähnlidie, glimmerigsandige Mergel und mergelige Sandsteine mit Afe/č/Tvz-Schuppen, Krebsscheren und Brissopsis-Resten, welche in ihrer Fazies, wie in ihrer Fossilführung dem Komplex der Tüfferer Mergel entsprechen. Im Vrhovje-und Doblicagraben schließen diese mergeligen Schichten nach oben mit kalkigsandigen Lagen und Nulliporenkalkbänken ab, welche man ohne weiteres mit den Leithakalkbänken parallelisieren kann, die sich in der benachbarten Südsteiermark im Hangenden der Tüfferer Mergel einzustellen pflegen." Von besonderer Wichtigkeit ist die an dem Stücke und an einer gleichfalls neuen Art (P. Styriaca) entdeckte dritte Schalenschicht. Ob diese an anderen Pleurotomarien auch vorkommt, kann ich aus Mangel an Vergleichsmaterial nicht beurteilen. Da ich somit nicht weiß, ob die rezenten Entemnotrochus, mit welchen unsere Stücke nach allen anderen Eigenschaften zusammengehören würden, ebenfalls eine innere Porzellanschicht besißen, kann ich unsere Stücke weder unter jenes Subgenus stellen, noch auch ein neues aufstellen. Die zwei erwähnten Arten stammen aus Schlier (Tüfferer Mergel). Die Ablagerungstiefe dieser Bildung an den bezüglichen Stellen muß in den Tiefengrenzen, in welchen die heutigen Pleurotomarien leben (70 bis 200 Faden, Zone der Brachiopoden und Tiefseekorallen), enthalten sein. Die beiden Arten zugrunde liegenden Stücke sind die einzigen aus dem österreichisch-ungarischen, ja aus dem ganzen außeritalisdi-europäisdien Neogen bekannten Pleurotomarien. Ein Beitrag zur Geschichte der Steiner Alpen Veröffentlicht von Dr. Gvidon Sajovic Am idyllisch gelegenen St. Ulridisberg, von dem sich ein weiter Ausblick ins krainer Land bietet, wirkte Simon Robič seit dem Jahre 1874 als Pfarrverweser. Ein Freund stillen und zurüdcgezogenen Lebens hatte er den menschlichem Getriebe fernen Ort so sehr ins Herz geschlossen, dag er sich nicht entschließen konnte, seine geliebte Bergeinsamkeit mit einem leichteren Posten in der Ebene zu vertauschen. Er lebte ganz seinem Lieblingsstudium, der Erforschung der Naturwelt. Seine nächste Umgebung hatte er so genau durchsucht, daß ihm jedes Steinchen und jedes Pflänzchen bekannt war. Wenn sein Amt es ihm erlaubte, machte er kurze Ausflüge sowohl in die Steiner Alpen und Karawanken, als auch nach Inner-und Oberkrain. Auf diesen Exkursionen sammelte er alles: Pflanzen, Insekten, Konchylien, Mineralien und Versteinerungen. Im Zeiträume von 23 Jahren, die er auf dem St. Ulrichsberge zubrachte und wo ihn der Tod im Jahre 1897 ereilte, legte er umfangreiche Sammlungen an, die neben vornehmlich heimischen auch mandies auswärtige Objekt enthielten, das er durch Tausch erworben hatte. Der in der Heimat nur in seinem engeren Kreise bekannte Mann stand in steter Verbindung mit Zentren der Wissenschaft, wie: Wien, Berlin, London, Paris und Amerika. Nach seinem Tode kamen die Sammlungen an das k. k. Staatsobergymnasium in Krainburg und an das Landesmuseum Rudolfinum in Laibach. Das naturhistorische Kabinett des Gymnasiums erhielt seine über 2000 Arten zählende Phanerogamensammlung, das Landesmuseum die Moose und Pilze. Unter den Moosen ist erwähnenswert „Trohobrium carniolicum", eine neue, von ihm gefundene Art, die man später auch in Bosnien fand. Professor W. Voß benannte nach ihm zwei Pilzarten: Ovularia Robičiana und Aecidium Robičii. In den slovenischen Publikationen des hiesigen Musealvereines1 veröffentlichte Robič systematische Abhandlungen über Moose, Pilze, Flechten, sowie kleinere Notizen. Im Jahreshefte des Musealvereines vom Jahre 1862 erschien seine Abhandlung „Über einige Grotten und Höhlen in der Umgebung von Aich". In das Landesmuseum gelangte ferner seine Käfersammlung und vor allem die Konchyliensammlung, welche 2759 Arten in 10.751 1 Izvestja muzejskega društva 1893: „Kranjski mahovi" (Musci Car-niolici); 1894: „Kranjska školjka z biserom"; 1895: „Kranjski lišaji" (Lychenes carniolicae); 1895: „Dodatek k Vossovi .Mycologia carniolica'." Exemplaren enthält. In derselben sind alle einheimischen Arten vertreten, darunter die für die Molluskenfauna Krains besonders wichtigen Originale Robič'.1 Außerdem befinden sich im Landesmuseum noch die von ihm hauptsächlich in den Steiner Alpen in den Jahren 1880 bis 1883 gesammelten Petrefakten. Bei ihrer Bestimmung unterstützten ihn die Paläontologen Hilber und Hoernes. Professor Hilber hat erst vor kurzem aus dieser Sammlung eine für die Tertiärfauna neue Schneckenart „Pleurotomaria carniolica Hilber" bestimmt. Trotzdem befinden sich noch einige unbestimmte Spezies in der Sammlung Robič'. Deshalb und weil die reiche, mit genauen Angaben versehene Sammlung dem Forsdier unserer Alpenwelt ein willkommenes Hilfsmittel bieten dürfte, habe ich midi entschlossen, dieselbe zu veröffentlichen. Die Sammlung zählt 280 Arten in 1935 Stücken; unter diesen stammen aus Krain 159 Arten in 1013 Exemplaren. Pflanzen Von den niederen Pflanzen, den Kryptogamen, ist der Abdruck einer Alge vorhanden, welcher im Graben nächst Viševca gefunden wurde. Von den Gefäfjkryptogamen sind acht versdiiedene B 1 ä 11 e r ab dr ü ck e zu erwähnen, welche in dem Doblicagraben zwischen Sidrož und dem St. Ulrichsberge gesammelt wurden. Tiere Von den Urtieren sind in der Sammlung 3 Stücke des Foramini-ferenkalkes, Fundort: Srebrni dol bei Sidrož. Es sind auch einzelne, aus dem Murex subl.2 ausgewaschene Foraminiferen vorhanden, Fundort: Komenske Tunjice. Die Foraminiferen sind besonders wichtig, weil ihre Schalen mächtige Kalksteine der älteren Tertiärperiode aufbauen. Unter den höher entwickelten Tieren müssen wir an erster Stelle die Korallen (ad: Coelenterata) erwähnen, welche mit ihren Hartgebilden ebenfalls mächtige Kalkmassen auftürmen (Riffkalke). Einzelne Exemplare hat Robič im Doblicagraben bekommen, jedoch sind sie nicht näher bestimmt. Würmer (Vermes): Röhrchen von Serpula (spec.?) ausgewaschen aus dem Murex subl., Obereocän, leg.3 1880. — Spirorbis (spec.?), ausgewaschen aus dem Murex subl. Arthropoda: Die Insekten fehlen, es sind aber nicht selten Krebse erhalten. So sind einzelne Stücke eines Krebses (Cancer spec?) aus dem Doblicagraben, bei der Brüdce zwischen Viševca und Vrhovje vorhanden ; durch einzelne Stücke ist vertreten Cancer carniolicus, Fundort: Fahrweg Stein — Tunjice im Abstiege zur Tunjšica. Molluscoidea: weicher Bryozoenkalk, St. Ulrichsberg - Viševca. — Rynchonella spec.?, Vrhovje. 1 Dr. G. Sajovic: „Kranjski mehkužci" (Mollusca carniolica), Izv. muz. društva 1908. — 1 M. subl. = Murex sublavatus. — 3 leg. = legit (gesammelt). Weitaus am zahlreichsten sind unter den Versteinerungen die Weichtiere (Mollusca) vertreten. I. Gasteropoda (Bauchfüßer, Schnecken): Haliotis Volhynica Eichw., beim Slemechofe. - Trochus (spec. nova), ausgewaschen aus dem M. subl.; Tr. quadristriatus, im Tümpel bei Tunjice. - Turbo spec.?, auf dem Wege Sidrož-Stein, leg. 1881. - Pleurotomaria carniolica Hilber, Tunjice, Originalstück. - Nerita picta, beim Hause des Gerkman in Komen-skeTunjice. - Paludinapaehystoma Sdbgr., Doblicagraben; P. Frauenfeldii M. Hoernes, sarmatische Form, beim Hause des Gerkman in K. Tunjice gesellschaftlich mit Cerithium pictum, Rissoa, Natica helicina etc. — Hydrobia spec.?, Miocän, auf einem Acker bei K. Tunjice, ausgewaschen aus dem M. subl.; H. spec.?, zwei Arten (eine glatt, die zweite opingestreift), ebendort. - Rissoa, spec.?, „Gerkmanov klanec" in K. Tunjice; R. inflata Andr., ausgewaschen aus M. subl., bei K. Tunjice und in der muldenartigen Anhöhe unter dem Acker des Slemec, leg. 1880. - Melanopsis impresso Kr. nach M. Hoernes, marine und Kongerienschichten, auf dem Acker bei K. Tunjice und bei Viševca dort, wo sich der kleine, eingefriedete Tümpel befindet, gesellschaftlich mit Cerithium Florianum und Rissoa inflata. - Chemnitzia spec.?, ganz glatt, Acker bei K. Tunjice, ausgewaschen aus dem M. subl., Hilber bemerkt dazu: „Bei M. Hoernes keine ganz glatte abgebildet." - Turritella Archimedii Brongn., im Doblicagraben in der Nähe des Steges zwischen Viševca und Vrhovje, dann zwischen Vrhovje und dem Hause des Slemec von der Quelle weiter, gesellschaftlich mit Corbula carinata, Cardiumarten etc.; T. Ricpeli Partsch, hinter dem Hause des Slemec auf dem Wege Sidrož-Stein, leg. 1880; T. carinata Eichw., im Graben bei Viševca. - Cerithium disiunetum Sow., sarmatische Form, ausgewaschen aus dem M. subl., leg. 1880 auf dem Acker bei K. Tunjice, auch im Doblicagraben am Wege gegen Vrhovje; Cer. Duboisi M. Hoernes, sarmatische Form, leg. 1882 im Graben bei Viševca, gesellschaftlich mit Cer. Gamlitzense; Cer. Florianum Hilb., beim Dorfe Mlaka, Viševca und Tunjice auf dem Wege nach Stein; Cer. Gamlitzense Hilb., leg. 1880 auf dem Wege nach Stein bei der Harfe des Slemec; Cer. lignitanun Eic/no., sarmatische Form, Vrhovje auf dem Wege vom Hause des Jernejec gegen Slemec; Cer. margaritaccurn Brongn., im Graben bei Viševca; Cer. minutum Fcr., Dorf Mlaka bei Tunjice; Cer. spec. nova, Vrhovje-Tunjice auf dem Felde, gesellschaftlich mit Fussus subl., Cer. pictum, Cer. disiunetum etc., von dieser Art wäre die Auffindung mehrerer und vollständiger erhaltenen Exemplare von großem Interesse; Cer. papaveraccum Bast., Eocän, Doblicagraben ; Cer. pictum Bast., bei Viševca im Graben zwischen Praprotnik und Velika Pustota, ferner in Vrhovje auf dem Wege vom Jernejec gegen Slanec; Cer. rubiginosum Eichw., Komenske Tunjice auf dem Felde; Cer. nova spec, wahrscheinlich aus der Gruppe rubiginosum Eichw., auf dem Acker und bei der Harfe des Slemec; Cer. Schwartzi M. Hoernes, marine Schichten, ausgewaschen aus dem M. subl. - Natica helicina Brocc, Eocän, Doblicagraben, bei Viševca längs des Weges, K. Tunjice beim Hause des Gerkman; N. millepunctata Lam., Doblicagraben; N. spec.?, leg. 1883 auf dem Hügel bei K. Tunjice gesellschaftlich mit Cer. Florianum; N. tigrlna, leg. 1880 im Doblicagraben zwischen Viševca-Sidrož. - Strombus spec.?, im Graben bei Viševca. - Cassis erumcna Lam., im Graben bei Tunjice; C. spec.?, im Graben von Velika Pustota. - Fussus spec.?, im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik-Velika Pustota. - Pyrula condita Brg., leg. 1881 im Graben bei Viševca, ebendort P. rusticola Bast, im Jahre 1884; P. spec. ?, Eocän, im Graben zwischen Tunjice und Stein. - Buccinium duplicatum Sow., Miocän sarmatische Schichten, K. Tunjice beim Hause des Gerkman gesellschaftlich mit Paludina Frauenfeldi, Cer. piclum etc., ausgewaschen aus dem M. subl., ferner zwischen Vrhovje-Viševca; B. costu-latum, Eocän, leg. 1882 im Doblicagraben. - Columbella carinata Hilber, sarmatische Form, ausgewaschen aus dem M. subl., Original (St. Florian) befindet sich im Hofmineralienkabinette. - Murex sublavatus, sarmatische Form, auf dem Felde bei K. Tunjice; M. spec. juv., ausgewaschen aus dem M. subl.; A4, spec.?, im Graben bei Viševca. - Pleurotoma Doderleini M. Hoernes, Miocän, sarmatische Schichten, leg. 1884 auf dem Felde bei K. Tunjice. — Calyptraea chinensis L., mediterrane Schichten, Doblicagraben, Viševca. - Rostellaria pes carbonis Brong, Eocän, Doblicagraben. -Fasinella spec.?, auf dem Felde bei K. Tunjice. - Purpura exilis Partsch, St. Ulrichsberg-Viševca längs des Weges. - Oliva spec.?, im Graben von Velika Pustota. — Bulla Lajonkcireana Bast., ausgewaschen aus dem M. subl. - Ancillaria glandiformis Lam., Vrhovje beim Hause des Jernejec. - Lepralia spec.?, im Doblicagraben. II. Scaphopoda (Grabfüger): Dentalium Badense Partsch, auf dem Wege Sidrož-Stein ober dem Hause des Slemec, leg. 1880; D. spec.?, Viševca-Vrhovje, im Doblicagraben am Stege. III. Beinahe ebenso zahlreich wie die Schnecken sind die Muscheln (L a m e 11 i bran ch i ata) zu finden. In der Sammlung Robič befinden sich aus dem Bereiche der Steiner Alpen folgende Arten: Nucula Mayen M. Hoernes, leg. 1883 im Doblicagraben gesellschaftlich mit Natica helic, Buccinium cost. etc. - Leda nitida, zahlreich auf der Anhöhe bei Stein und Viševca. — Area barbata Lam., im Doblicagraben am Stege zwischen Viševca-Vrhovje; A. diluvli Lam., im Graben bei Viševca zwischen Mali und Veliki Praprotnik; A. Noae Lam., im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik-Velika Pustota,. ebendort A. turonica, genannt nach Touraine (von da und von der Umgebung von Bordeaux stammen die ersten Kenntnisse über die Miocänzeit). - Pectunculus glycemeris Lam., Doblicagraben; P. Flehte!i Desh. auf dem Wege Stein-Žuljna. - Isocardia cor. Lam., leg. 1881 im Graben bei Viševca. - Lucina inflata Bast., sarmatische Form, „Gerkmanov klanec" in K. Tunjice, ferner im Graben zwischen Mala Pustota-Veliki Praprotnik bei Viševca; L. miocaenica Mich., Doblicagraben bei dem Stege; L. spec. ?, Tunjice-Stein. - Chama gryphoides L., Doblicagraben am Stege zwischen Viševca-Vrhovje gesellschaftlich mit Venus, Area, Cardium-arten etc. - Cardium hlans Bron., leg. 1881 im Graben bei Viševca im bläulichen Sandsteine; C. obsolctum Eichw., sarmatische Form, leg. 1883 im „Gerkmanov klanec" in K. Tunjice; C. papillostim P. bei Vrhovje; C. souca- tense Mayer, leg. 1880 auf der linken Seite des Baches zwischen Praprotnik-Velika Pustota; C. Suessi Bast., sarmatische Schichten, ausgewaschen aus dem M. subl.; C. spec. nova, ausgewaschen aus dem M. subl., Hilber vermerkt: „aus der Gruppe von obsoletum Eichw., aber gekielt"; C. spec.?, Doblicagraben; C. spec.?, außerordentlich kleine Art, ausgewaschen aus dem M. subl. - Cardita Jouanneti, leg. 1881 im Graben bei Viševca; G. scabri-costa Mich., im Graben bei Viševca. - Cytherea spec. ?, im Graben bei Viševca. - Venus Aglaurae Hoernes, im Graben zwischen Praprotnik und Velika Pustota im bunten Sandsteine, leg. 1881; V. elathrata D., Doblicagraben in der Nähe des Steges gesellschaftlich mit Pectunculus glyc. und Venus Aglaurae; V. islandicoides, leg. 1880 bei Viševca; V. multi-lamella Lam., im Graben bei Viševca; V. spec.?, Eocän, Doblicagraben.-Tapes vetula Bast., im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik und Velika Pustota. - Teilina spec. ?, Doblicagraben gesellschaftlich mit Natica helic., Buccinium cochl. und Cardiumarten. - Thracia ventricosa Phil., leg. 1882 im Graben bei K. Tunjice, in weldien der Badi Tunjščica fließt, im grauen Sandsteine, sehr zahlreich. — Psammobia spec.?, Doblicagraben. - Solen spec.?, im Graben bei Viševca. - Ervilia podolica Eichw., sarmatische Form, ausgewaschen aus dem M. subl., ebenso Mactra podolica Eichw. - Lutraria crassissima M., im Graben bei Viševca. - Panopaea Menardi Desh., Doblicagraben nächst des Steges. - Corbula carinata D., mediterrane Schichten, Doblicagraben zwischen Viševca-Vrhovje, leg. 1883 am Stege, ferner vom Hause des Slemec und von der Quelle weiter längs des Fußsteiges, gesellschaftlich mit Turitella Arch, Cardium, Venus etc.; C. gibba, Eocän, im Doblicagraben, leg. 1880, mediterrane Schichten in K. Tunjice, leg. 1883. - Myophoria Kcfersteini, Raibier Schichten bei Vele-sovo. - Philadomya alpina, leg. 1881 im Doblicagraben; P.pectinata, am Wege vom St. Ulrichsberg über Viševca im braunen Sandsteine, leg. 1881; P. spec.?, Stein. - Mytilus Haidingeri M. Hoernes, Graben zwischen Praprotnik-Velika Pustota, am Wege vom St. Ulrichsberg über Dobrava nach Komenda. - Modiola marginata Eichw., sarmatische Form, ausgewaschen aus dem M. subl., ebenso M. volhynica Eichw. — Lithodomus spec.?, Doblicagraben zwischen Vrhovje-Viševca. — Monodonta angulata Eichw., Graben bei Viševca. - Diplodonta spec.?, Tunjice. - Pecten aduncus, im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik-Velika Pustota, ebendort P. Bessert Andr., P. opercularis und P. nimius Font.; ferner noch fünf unbestimmte Pektenarten, welche bei Viševca und im Doblicagraben gesammelt wurden. - Lima inflata und L. squamosa, Doblicagraben, am Stege zwischen Viševca und Vrhovje. - Spondytus (spec. nova), leg. 1880 im Doblicagraben ober dem Stege zwischen Praprotnik-Velika Pustota, gesellschaftlich mit Venus Aglaurae. - Anomia spec.?, leg. 1880 im Graben bei Viševca. — Pina Brocekii, im Graben bei Viševca zwischen Praprotnik und Velika Pustota, leg. 1881. - Ostrea crassissima (longirostrls) Lam. bei Viševca; O. fimbriata, im Doblicagraben an der Stelle, wo nadi Braunkohle gegraben wurde; O. lamellosa Broc., auf dem Fahrwege Sidrož-Stein hinter dem Hause des Jernejec, leg. 1881, auf dem Ackerwege bei der Kirche in Tunjice (postpliocän), ferner noch im Doblicagraben am Stege am linken Bachufer, gesellschaftlich mit Pectunculus glyc, Venus, Cardium etc. - Gryphaea spec. und Ostres communis Desh., zusammen in einem Steine im Doblicagraben; typische Formen für Eocänschichten. Zahlreich entwickelt waren auch die Stachelhäuter - Echinodermata, unter ihnen besonders die eiförmigen oder halbkugeligen Seeigel. Robič hat in den Steiner Alpen folgende Stachelhäuterpetrefakten gesammelt: Echinus spec? (dux Laube?), im Doblicagraben und bei Viševca; Cidaris spec.?, bei Viševca im bläulich grauen Sandsteine, gesellschaftlich mit Panopaea Men., Pekten und Cardiumarten, jedoch nur die keulenförmig gestalteten Stacheln („Cidaritenstacheln") vorhanden; Spantaganus reginae Forbes, Doblicagraben bei Viševca im grauen Sandsteine, gesellschaftlich mit Tellina und Philadomya alpina. Überreste von Wirbeltieren (Vertebrata) sind in den Steiner Alpen nicht besonders reichlich. Man findet vereinzelt Skelettabdrücke und Zähne der Fische, eingelagert in Schiefer (Fischschiefer). Robič hat in seiner Sammlung nur Haifischzähne, die er im Doblicagraben gesammelt hat; einige größere lose und zahlreiche, in Schiefer eingelagerte kleinere. Säugetierüberreste, gewöhnlich in diluvialen Schotteranhäufungen und in Höhlen, sind spärlich. Erwähnenswert ist vor allen der Höhlenbär (Ursus spelaeus Cuv.). Die Sammlung Robič' enthält nur einen linken Eckzahn dieses diluvialen Raubtieres, welcher aus der von Robič entdeckten Höhle auf der Mokrica ober Stein stammt. Ein vollständiges Skelett des Höhlenbären aus der angeführten Höhle wird im Landesmuseum Rudol-finum aufbewahrt. Der Hausrat eines krainischen Edelmannes zu Valvasors Zeiten Von Dr. phil. Walter Šmid Der hoch- und wohlgeborene Herr Johann Herbart Kazianer, des heiligen römischen Reichs Graf von Katjenstein, Freiherr auf Flödnig, Piberpach und Steinhaus war am 13. Oktober 1681 in Laibach in Gott verschieden und in der Gruft der St. Ulrichskirche zu Vigaun an der Seite seiner Ahnen zur legten Ruhe bestattet worden. Sein dem Dienste des Vaterlandes geweihtes Leben war reich an Ehren und Würden. In den Jahren 1665 bis 1677 ständischer Verordneter, war er seit 1667 als Landesverweser Landrichter und Vertreter des Landeshauptmannes bei den Gerichtssitjungen und seit Als Quellen dienten die Schätjlibelle des Schlosses Katjenstein vom 13. Mai 1637 und 27. April 1682 (im Landesarchive) und Valvasors Ehre des Herzogtums Krain. dem Jahre 1672 auch noch Landeshauptmann von Görz. Vom Kaiser Leopold wurde er zum geheimen Rat und wirklichen Kämmerer ernannt und am 28. Mai 1665 zugleich mit der Verleihung des Erbamtes als Oberstsilberkämmerer in Krain in den Reichsgrafenstand erhoben. Valvasor rühmt ihn als einen gelehrten und verständigen Herrn, der sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Johann Herbart hatte das Schloß Kaßenstein in Vigaun, das seit der Mitte des 14. Jahrhunderts unausgeseßt den Stammsiß der Familie gebildet, nach dem Jahre 1637 aber wegen Verschuldung in den Besiß des Burkhard Hißing und dessen Sohnes Ferdinand Ignaz übergegangen war, im Jahre 1664 wieder zurückgekauft. In der Epoche der glanzvollen Regierung Kaiser Leopolds I hatte der Adel allenthalben in österreichischen Erblanden nach dem kaiserlichen Beispiel angefangen, Schlösser in jenem vornehm schlichten Spätrenaissancecharakter zu bauen, den die oberitalienischen Architekten so glücklich den Verhältnissen des Landes angepaßt haben, und als deren herrlichstes in Krain der Fürstenhof in Laibach erstand. Durch das Beispiel seiner adeligen Genossen angeeifert, baute Johann Herbart das vordem ziemlich baufällige und mäßig große Gebäude zu einem herrlichen und geräumigen Herrensiß um, wie er in Valvasor abgebildet erscheint und noch heute in seinem damaligen Umfange besteht. Kurz vor der Vollendung starb jedoch Johann Herbart und hinterließ Kaßenstein seiner Frau Eva Kreszentia, geborenen Gräfin Khevenhüller, die für den minderjährigen Sohn Leopold Engelbrecht, der nach Vollendung seiner Studien auf Reisen in fremde Länder ging, mit Hilfe des Administrators Karl Jobst von Kirchberg das Vermögen verwaltete. Die nach dem Tode ihres Gemahls notwendige Schäßung des ehevogtlichen (oheherrlichen) in Kaßenstein befindlichen Verlasses Johann Herbarts überwies die Witwe einer Kommission, an der Siegmund Ehrenreich Freiherr von Wagen, Wolf Siegmund von Stroblhof und Hans Andreas von Gallenfels mit dem Schreiber J. Leonhard Wobesch teilnahmen. Die Vollmacht zur Vornahme der Inventur erhielten die Kommissäre, da das Landrecht nicht tagte, am 9. April vom Landesverweser und Landesverwalter Georg Siegmund Grafen von Gallenberg, dem sie auch das Ergebnis ihrer am 27. April durchgeführten Revision mitteilten. Die Schäßung beschränkte sich auf die im Schlosse befindlichen Mobilien, über die ein Inventar bereits vorhanden war, da eine Schäßung des Schlosses und der dazugehörigen Güter nicht beabsichtigt war. Valvasor schildert uns in der ihm eigenen lebhaften Art anschaulich die Lage des Schlosses, das nach der Sitte damaliger Zeit von herrlichen Gärten umgeben war. Hinter dem Schlosse dehnte sich ein geräumiger Baumgarten aus, angepflanzt mit herrlichen Obstsorten. In ihm befand sich ein großer Teich, in dem sich Forellen tummelten und daherschwammen, sobald sich jemand dem Ufer näherte, da sie sich durch häufige Fütterung an Menschen gewöhnt hatten. Noch anmutender war der ausgedehnte Lustgarten, in dessen Mitte ein zierlicher Springbrunnen, aus großen Steinen ausgehauen, plätscherte. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte eine besondere Vorliebe für fremde und seltene Zierblumen. Solcher Ziergärten erwähnt Valvasor mehrere, so in Ainöd, Ehrenau, Kroiseneck und besonders die Gärten des Deutschen Hauses und des Fürsten Auersperg in Laibach vor den Stadtmauern. Die herrlichsten Blumen jedoch züchtete in ausgedehnten Glashäusern Herr Leonhard Mercheritsch auf Schloß Gayrau, dessen Gärten eine der größten Sehenswürdigkeiten damaliger Zeit in Krain bildeten. Auch Johann Herbart pflog dieser Liebhaberei und Valvasor erwähnt an zwei Stellen seines Werkes den ausbündig schönen Garten von Kaßenstein. Der Bau des Schlosses war beim Tode Johann Herbarts fast bis zur Vollendung gediehen. Auch die innere Ausschmückung und Einrichtung war bereits zum Teile durchgeführt worden. So bietet uns das am 27. April des Jahres 1682 aufgerichtete Schäßlibell ein klares Bild der Wohnart und der Lebensweise unseres Adels zu Valvasors Zeiten. Die Wände der Gemächer schmückten schöne Bildnisse, die vom Geschmacke damaliger Zeiten erzählen. Rege geistige Beziehungen mit dem Auslande - Valvasor selbst gibt das beste Beispiel -, gepflegt durch das Studium vieler Junker aus Krain auf auswärtigen Universitäten und das Reisen nach der Vollendung der Studien, das einen wichtigen Bestandteil damaliger Bildung ausmachte, bewirkten, daß manche in der Fremde erhaltene Anregung daheim liebevoll gepflegt ward. So wurden die adeligen Herren auch Gönner der bildenden Kunst. Die Maler der in jenen Zeiten entstandenen Bilder dürften zum großen Teile herumziehende Künstler gewesen sein, die, oft im'Besiße einer bedeutenden Maltechnik, auf den Schlössern gleichsam auf der Stör arbeitend, je nach dem persönlichen Geschmack der vornehmen Auftraggeber, die Räume mit verschiedenen Bildern schmückten; obwohl Ahnenbilder in einer Schloßgalerie nicht fehlen durften, verlangte die damalige vornehme Welt doch vor allem modische Malereien, wie sie gerade im Schwange waren. So hatte derselbe Herr Wolf Siegmund von Stroblhof, der hei der Schäßung in Kaßenstein anwesend war, die Säle des Schlosses Stroblhof vom hervorragenden niederländischen Maler Almanach und anderen Künstlern ausschmücken lassen. Die im Jahre 1682 in Schloß Kagenstein vorhandenen Bilder lassen sich in mehrere Gruppen, Stilleben, Landschaften, Bilder mit biblischen, mythologischen, poetischen und sittenbildlichen Gegenständen einteilen. Blumenstücke und Fruchtstücke, auf denen Früchte und Blumen ein malerisches, farbenprächtiges Durcheinander boten, die in der holländischen Malerei so beliebten Frühstückstische mit Backwerk und Konfitüren, Stilleben von toten Tieren, Wildbret, Hasen, die sogenannten Kuchelstücke mit Kalbsvierteln und Würsten bildeten jedenfalls den Schmuck des Speisesaales. Die in erster Linie dekorativ aufgefagten Bilder haben fast alle ein groges Format und waren in der Regel nur auf Blendrahmen gespannt, ohne Rahmen, wie man noch heutzutage viele alte Bilder in den Gängen und Sälen der einheimischen Schlösser trifft; nur wenige Bilder waren mit einem einfachen schwarzen Rahmen versehen. In den Darstellungen lustiger Bauerngesellschaften und Trinkszenen haben wir eine Art jener Bauernmalerei vor uns, die sich von Haarlem aus über die Niederlande ausgebreitet und überall Nachahmer gefunden hatte. Man wird an Szenen erinnert, die die bedeutendsten Vertreter dieses Genre, Adriaen van Ostade und der jüngere David Teniers, mit eigenartigem Reize zu umkleiden wugten, wenn das Schäglibell anschaulich von Bildern berichtet, auf denen sich Bauern bei Trunk und Spiel ergögen. Dekorativen Charakter hatten auch die Landschaften, von denen das Verzeichnis vierzehn, die meisten ohne nähere Angabe der Darstellung, vermerkt und deren Hintergrund manchmal ein altes Schlog oder auch ein Feuerberg bildet. Dekorationsgemälde sind ferner Bilder mit biblischen, mythologischen und poetischen Darstellungen. Vier als Pendants gedachte groge Bilder gleichen Formates stellen den gefundenen Moses, Lot, Herkules und ein poetisches Gedicht mit dem fliegenden Pegasus dar. Der Neigung des Jahrhunderts für mythologische Szenen tragen Rechnung vier poetische Venusstücklein in kleinerem Formate, eine mittelgroße Darstellung der Entführung- der schönen Helena und ihrer Seefahrt sowie ein Bild der keuschen Lukrezia. Das Interesse an Seltsamem und Fremdem bezeugen vier Darstellungen aus dem Zigeunerleben. Religiösen Inhaltes sind die Bilder von Adam und Eva, ein Gemälde Unserer lieben Frau und des gekreuzigten Heilandes. Die Ahnengalerie des Schlosses enthielt zehn Konterfeien der gräflichen Familie. Daß die Bilder von fremden Künstlern stammen, muß aus ihrem Schäßungspreis geschlossen werden, der sich zwischen zehn und zwei Gulden deutscher Währung bewegt. Die in jener Zeit in Laibach ansässigen Maler waren mehr Handwerker und berechneten die Erzeugnisse ihres Pinsels bedeutend billiger, wie aus der Rechnung Johann Peter Gimblers vom Jahre 1683 ersichtlich ist (Wallner, Beiträge zur Geschichte der Laibacher Maler und Bildhauer im XVII. und XVIII. Jahrhundert, in den Mitt. des Musealver. f. Krain 1890, S. 117). Unvollendet wie der Bau war auch die Einrichtung des Schlosses. Nur die Zimmer des unteren und ein Zimmer des oberen Stockwerkes waren möbliert. Die Innenräume damaliger Zeit waren nicht so mit Hausrat angefüllt, wie es der Geschmack der heutigen Zeit fordert. Die Zimmer enthielten in der Regel einen größeren Tisch, viereckig oder oval, der in der Mitte stand, während an den Fenstern und in den Ecken kleinere Tischchen oft paarweise oder symmetrisch aufgestellt waren. Die Einrichtung vervollständigten mit Stoff oder rotem Korduanleder überzogene Lehnstühle. Kasten waren selten, in Kaßenstein waren sie außer im Speisesaal nur noch in zwei Schlafzimmern vorhanden. In der Mitte des Speisesaales stand eine große Tafel mit Flügeln aus Nußbaumholz, mehrere größere und kleinere Tischchen aus Nußbaumholz, die manchmal massiv und dann an einzelnen Stellen zur Erhöhung der Wirkung schwarz gebeizt, manchmal aber schwarz furniert oder auch aus Fichtenholz und dann nußbraun angestrichen waren, sowie ein schwarz gebeiztes Tischchen mit dem beliebten Brettspiel. Neben einem Dußend alter Sessel ergänzten das Mobiliar des Saales eine schwarz gebeizte Wanduhr, ein hoher Kasten und das Prunkstück, der große Schenkkasten, auf dem das Tafelgeschirr aus Zinn, Majolika und Silber aufgestellt war. Das Tischservice bestand aus Majolika; das Schäßlibell zählt 24 große und mittlere und 6 kleinere weiße Schüsseln, 5 Suppen-skutellen, 2 Servierplatten und 8 Tischschälchen auf. Dieses Geschirr sowie 18 große zinnerne Kredenzschüsseln waren zum Servieren bestimmt ; zum persönlichen Gebrauche dienten 82 zinnerne Teller. Waren vornehme Gäste zu Tische, benüßte man bemalte Skutellen für die Suppe, die mit Blumen, allerlei Darstellungen und oft mit dem Familienwappen geziert waren. Beim Trünke bediente man sich bemalter Trinkskutellen. Auch stand noch ein Willikumbbecher aus Serpentin samt einem kleineren Becher bereit. Auf dem Büfett standen ferner Zinnkrüge, jeder drei halbe Maß haltend, und kleinere Halbviertelmaßkannen für den Wein. Das Tafelgerät bestand aus fünfzehn silbernen Löffeln, zwölf Paar eisernen Messern und Gabeln mit eingelegten Silberzieraten und zwei Salzfäßlein aus massivem Silber. Das kostbarste Stück jedoch war ein großes silbernes und vergoldetes Handbecken, geschmückt mit dem Stibichischen Wappen, das nach damaliger Sitte im Speisesaal zum Händewaschen vor dem Essen bereit stand. Es war Privateigentum der Witwe Gräfin Eva Kreszenzia. Carniola l'.Klii 1 u. II q Die Beleuchtung im Speisesaal wurde mit Wachskerzen und Talglichtern in Tafelleuchtern aus Messing besorgt. Das Schlafgemach des ausgehenden 17. Jahrhunderts war einfacher ausgestattet als heutzutage. Es enthielt in der Regel nur das Bett, ein oder zwei Tischchen und einige Stühle, manchmal eine Truhe, nur selten einen Kasten. Das grofje Himmelbett mit Vorhängen war fast überall verschwunden; ein kleiner Überbau war manchmal übrig geblieben oder man verkleidete die Wand am Kopfende des Bettes mit einem Spalier aus Atlas, wie es bei dem großen bemalten Spannbett in Kaßenstein erwähnt wird. Allgemein gebräuchlich sind die einfacheren Spannbetten (Betten mit einem Gurtenboden), die besseren aus Nußholz, seltener Birnbaum- oder Eichenholz, mit schwarzen oder schwarz gebeizten Leisten und geschnißten Zieraten geschmückt. Manches dieser Spannbetten hatte nahe am Boden noch ein Schubbett, das man abends herausziehen konnte. Auf diese Weise konnten bei Anwesenheit zahlreicher Gäste mehrere Räumlichkeiten zu Schlafzimmern umgewandelt werden, denn das Schäßlibell erwähnt auch mehrerer Tische, die mit einem Schubbett versehen waren und an denen vorne ein harassener geblümter oder gestreifter Teppich als Vorhang angenagelt war. Die Füllung des Spannbettes bestand aus einem Strohsacke, einer Roßhaarmatraße, einem oder zwei Leilachern (Leilach, leinenes Bettuch), einem Kissen, Polster aus Roßhaar oder Federn und einer Bettdecke (Kolter, Kulter, lat. culcitra, alt-franz. coultre). Die feineren Decken waren aus verschiedenfarbigem ungemusterten oder gestreiften Atlas, Taffet oder Samt. Gewöhnlich hatte die reichere Decke ein andersfarbiges Blatt; so erwähnt das Schäßlibell eine gestreifte Atlasdecke mit einem Blatt aus gold-durchwebtem Brokat und eine mausfarbene Samtdecke mit rotem golddurchwirkten Samtblatt. Die einfacheren Bettdecken waren aus Meslan (Messallana, mezzalana) oder Haraß (Rasch, mhd. arraz nach der Stadt Arras, ein Gewebe aus Wolle und Flachs, dasselbe wie mezzalana). Die weitere Zudecke im Winter bildeten Koßen, Bettdecken aus Schaffellen, Federbetten und Federtuchenten. Ein Waschtisch wird nirgends erwähnt, wohl aber ein einziges altes Handbecken samt Kanne aus Zinn, in dem man sich die Hände wusch und vielleicht auch das Gesicht reinigte. Man darf nicht vergessen, daß man sich damals gewöhnlich im Bade wusch. Zur Ausschmückung der Räume verwendete man mit Vorliebe Teppiche. Es waren in Kaßenstein ein großer, alter, persischer Teppich, 13 größere und kleinere Tischteppiche aus rotem Korduan, mit welchem auch mehrere Lehnsessel überzogen waren, und zwei ausgediente harassene Teppiche, die nur mehr zu Decken verwendet wurden. Zur festlicheren Ausschmückung des Speisesaales waren drei Portieren bestimmt, auf denen das Allianzwappen der Familien Kazianer und Khevenhüller angebracht war, ebensolche geschmückte Überzüge für sechs Lehnsessel, ein gleicher groger und zwei kleinere Tischteppiche. Anstatt der früher gebräuchlichen Täfelungen verkleidete man die Wände jegt mit Tapeten, und zwar mit bemalten und vergoldeten Ledertapeten oder dem aus Seide und Leinen gewebten Spalier, das mit Holzstäben und Spalierhaken an der Wand befestigt war. Bevorzugt war besonders der venezianische Spalieratlas von Rosetti, von dem in Kagenstein 140 Ellen in zwei Qualitäten, einem rot und gelb gestreiften und einem blauen Atlas, vorhanden waren. Für einfacher ausgestattete Gemächer verwendete man gestreifte harassene Spaliere, aus welchem Material auch einfachere Bettspaliere am Kopfende des Bettes, Teppiche und Bettdecken waren. Aus der kleinen Schlogbibliothek führt das Schäglibell nur die illustrierten ledergebundenen Folianten namentlich an, die Opera des weisen Aeneas Seneca mit Illustrationen von Iustus Lypsius und den Ehrenspiegel des Erzhauses Österreich von Jakob Fugger von Kirchberg. Die Bücher wurden im ganzen auf 24 fl. geschägt. Sehr reich waren die Leinenvorräte des Hauswesens. Nicht allein das gewöhnliche Hausmacherleinen war in grogen Vorräten vorhanden, das an langen Winterabenden vom weiblichen Hausgesinde aus dem Robotflachs gesponnen worden war, es wurde auch viel feines Linnen von anderen Orten bezogen. Das Schäglibell führt mehrere Rollen linzer Tischzeug an, das vor kurzem angelangt war und noch in blauem Papier eingewickelt lag; es war sowohl glatt gewebt als auch gestreift und gemustert. Das feinere wurde zu Bettüchern für die Betten der Herrschaften und Gäste, zu Tischtüchern und Handtüchern verarbeitet; aus demselben Leinen, waren auch die Servietten (Salvet, ital. salviette) angefertigt. Das billigere Leinen wurde zum Bettzeug der Hausoffiziere (bessere Bedienstete) verwendet. Das zeigt auch der Preis. Ein Paar Leilacher für die Herrschaft werden mit 2 Gulden deutscher Währung berechnet, für die Hausoffiziere mit 1 Gulden und für die Lakaien und das Gesinde nur mit 30 Kreuzern. Für das einfache Tisch- und Bettzeug sowie die sonst nötige Hauswäsche (Küchenhandtücher, Löffeltücher) wurde Reistenleinwand, rupfene Leinwand und blau gestreifter Zwillich verwendet, deren Preise verschieden angegeben werden. So kostete ein Stab (Elle) linzer Tischzeug 30 Kreuzer deutscher Währung, ein Stab grob- 3* fädiges Hausleinen (aporstene Prätte) 24 Kreuzer Urämischer Währung (das Hausleinen ist wegen des allerorts üblichen Preises immer nur in krainischer Währung angegeben), ein Stab rupfener Hausleinwand 15 Kreuzer deutscher Währung; rupfene ungebleichte Leinwand wird noch billiger, mit 15 Kreuzern krainischer Währung angegeben. Aufjerdem befanden sich in zwei großen eichenen Truhen große Mengen Flachs in verschiedenen Stadien der Verarbeitung, sowohl ungebrochener (aporsten Spinnhaar) und geschwöhrter [in einer Wanne, im Bade künstlich erschwerter] Haaraporsten1 (Pfund per 6 Kreuzer d. W.), als auch gehechelter Flachs (abgezogene Reiste, Pfund per 15 Kreuzer d. W.) und auch in Wickeln, den Graf Hans Jakob Kazianer der Frau Gräfin zu Geschenke gemacht hatte. An Schafwolle waren vier Säcke mit 350 Pfund vorhanden und das Pfund mit 2 Libre berechnet. Es bietet so das Schäßlibell auch ein Bild über die damals im Lande kursierenden Geldwährungen.2 Reichlich waren auch die Vorräte an gegerbtem Leder, Kuhhäuten, Kalbfellen, rotgegerbten Bockhäuten, Schaf-, Lamm- und Kitzhäuten; aber auch weißgegerbte Schaffelle für Riemenzeug waren vorhanden; man hatte das Leder zu verschiedener Verwendung im Hause vorrätig. Wenden wir uns nun der Küche, dem Keller und der Getreidekammer zu. Am offenen Herde der Küche hing der große kupferne Feuerkessel, in dem flüssige Speisen zubereitet wurden. Zum Fleischkochen wurde ein eigener Fleischkessel und zum Saftsieden Messingbecken verschiedener Größe verwendet. Für Fische waren große Fischpfannen vorhanden, und für die Roboter, die an ihren Arbeitstagen von der Herrschaft verköstigt wurden, wurde in einem eigens dafür bestimmten großen Messingkessel gekocht. Ölkessel, Brennkessel, Kühlkessel, Bratwurstroste, Feuerhunde, eiserne Schöpf- 1 Borstenhaar, Barsthaar, Haar der Flachsgarbe, Flachs. » 5 In Krain waren um diese Zeit drei Geldwährungen im Umlaufe. Neben dem bei den Ämtern üblichen offiziellen Gulden deutscher Währung zu 60 Kreuzern und dem Kreuzer zu 4 Pfennigen kursierte auf dem flachen Lande auch der geringere Gulden der krainischen oder Landeswährung ebenfalls zu 60 Kreuzern (der Kreuzer jedoch nur zu 3 Pfennigen); doch wurden 10 Gulden krainischer Währung mit nur 8 Gulden 26 Kreuzern und 1 Pfennig deutscher Währung berechnet, 1 Gulden deutscher Währung war demnach 1 Gulden 11 Kreuzer und '/» Pfennig krainischer Währung wert. Es wurden aber auch Zahlungen in Kronen geleistet, die mit 1 Gulden 52 Kreuzern und 2 Pfennigen bewertet wurden. Außerdem kursierte im Lande noch die venezianische Libra (Lira), die im Jahre 1682 mit 11 Kreuzern und 1 Pfennig deutscher Währung berechnet wurde. löffei, Schaumlöffel (Faumblöffel), Hackmesser, blecherne Metall-wännchen, ein kupferner Sechtkessel sowie zwei zinnerne Kessel zur Wasserdestillation vervollständigten das Inventar der Küche. An Viktualien fand die Kommission nur etwas Speck und geselchtes Fleisch vor; im Keller dagegen vier Fässer mit Wein, und zwar ein drei Eimer haltendes Fäfjchen Egkwein von den Coglie bei Görz, ein ebenso großes Fafj mit rotem Wein aus Medea bei Cormons und drei Fässer Marweines (Unterkrainer), neun Eimer haltend. Von diesem Wein war aber manches Maß „teils auf die Commissiones und andere Notdurft aufgegangen", so daß der noch vorhandene Wein auf 60 Gulden geschaßt worden ist. Der Getreidekasten barg große Mengen an allerlei Getreide und Greislach (Getreidegrieß), das von den zinspflichtigen Bauern abgeliefert worden war. Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Hirse, Wicke, Bohnen, Linsen, vor allem Buchweizen, wurden insgesamt auf 694 Gulden 31 Kreuzer d.W. geschaßt. Bemerkenswert ist, daß die Getreidepreise nach Merling (Mernig des Schäßlibells [4 Merling = 1 Star]) fast durchgehends in krainischer Währung angeseßt sind, so Weizen und Bohnen mit 44 Kreuzern, Korn, Hafer und Gerste mit 30 Kreuzern, Buchweizen mit 24 Kreuzern. Nur gemischtes Getreide und Hirse wurden der Merling mit 2 Libre und 1 Merling Erbsen (Arweißen) mit 45 Kreuzern d. W. berechnet. Der Meierhof wies einen reichen Viehstand auf. Im Stalle standen 2 alte Schimmel, die das Gnadenbrot aßen und eine braune mit 12 Gulden bewertete Stute, 22 Melkkühe (jede mit 6 Gulden geschaßt), 17 Galtkühe, 1 Stier, 9 Kälber und 163 Stück Schafe, Widder und jährige Lämmer (das Stück mit 45 Kreuzern), sowie 12 Schweine (jedes im Werte von 3 Gulden) und 3 Geißen (1 Gulden 30 Kreuzer). An Roß- und Stallzeug zählt das Schäßlibell mehrere Dienerreitsättel, einen alten Frauensattel und lederne Satteldecken für ein Handpferd auf und erwähnt außerdem noch drei Landschlitten aus Fichtenholz und zwei Halbschlitten sowie das für den Feldbau nötige Werkzeug. Schließlich sei noch der Bestand der Waffenkammer erwähnt, den 4 Doppelhacken und ein altes eisernes „Stückl" ohne Lafette bildeten, alte, ausgediente Kanonen, die nur mit 9 Gulden bewertet wurden. Über die Güter und Gülten, die zu Kaßenstein gehörten, gibt ein früheres Inventar Auskunft. Drückende Verpflichtungen der geseßlichen Erbfolge gegenüber jüngeren Brüdern und Schwestern scheinen Georg Balthasar Kazianer in so mißliche Verhältnisse gebracht zu haben, daß über sein Ansuchen das Schrannengericht am 13. Mai 1637 eine Schäßung seines gesamten Vermögens anordnete und darüber ein Inventar aufrichten ließ, das die Grundlage für den Verkauf des altererbten Stammsitzes bildete. Die Schäßungskommission, zu deren Mitgliedern Heinrich Freiherr von Paradeiser, Max Paradeiser, H. Ludwig Rasp, Barth. Valvasor, Leopold Rambschüßl und Karl Portner gehörten, bewertete die Herrschaft Katjenstein samt den dazugehörigen Untertanen, Gilten und Gütern auf 40.400 Gulden. Außer dem Schlosse gehörte dazu ein Meierhof und eine Mühle im Dorfe mit vier Gängen und einer Stampfe. Die Äcker, die mit ihrer näheren Lokalbezeichnung pri zidu (per sydu), smrekarica (smrekerza), perisnica (perisniza), za oglom (sa voglam), prangarica (prangarza), pri lesi (per lessy), žabka (schabka), za Čukom (sa Tschukam), za Zgošo (Sguscha), Kerpin und im Baumgarten angeführt werden, wurden auf 40 Tagbaue berechnet und jeder Tagbau auf 50 Gulden geschaßt. Ferner gehörten dazu die Wiesen Kerpin, plešivica (pleschiviza) neben dem Baumgarten, die Wiese unter Prylekh oder hinter dem Bach, die Wiese unter Studenčice (Studentschiz), za logi (sallogy), ječevka (jetschevka), v olšah (zu volschach), v zadnjih logih (v sadnich logich), pesek (pessick wiese), eine sogenannte Wechselwiese, die abwechselnd vom Vrbanec zu Prilek gemäht wurde, und ein Gereut hinter (der Ruine) Stein, Učelnik (Vtschelnikh) genannt.1 Diese Wiesen hatten einen Jahresertrag von 180 Fuder Heu und 30 bis 40 Fuder Grummet, von denen das Fuder mit 48 Kreuzern berechnet wurde. Der Zehent wurde nach dem von den Brüdern Georg Andreas und Christoph Kazianer am 20. November 1590 aufgerichteten Urbar geschaßt. Den in eine Geldabgabe umgewandelten und mit 4 Gulden von jeder Hufe angeschlagenen Zehent entrichteten 14 Hufen zu Smokuč (Smakutsch) und 3 Hufen in Spodnje Podbrezje (zu Nider podt wresiach). Verpachtete oder, wie das Schäßlibell sich ausdrückt, in Bestand gegebene Zehente waren in v olšah, am oberen laz (laaß = Gereut), im Dorfe Letenice, Mišače (Müschaz), Prülikh, Studenčice, Dobro polje (Guettenau). Der Zehent bei Laibach war an Grafen Ludwig von Thum und zum Kreuz um 2332 Gulden und ein Zehent in der Seizacher Pfarre an Hans Kos (Khoss) in Bischoflack um 400 Gulden verpfändet; von diesen beiden Zehenten mußte die Landsteuer von den Kazianern selbst, nicht von den zinspflichtigen Bauern geleistet werden (vom Laibacher Zehent 33 fl. 53 kr.). Außer diesem Zehent, der insgesamt auf 8350 Gulden geschaßt wurde, waren im Jahre 1619 noch andere Zehente vorhanden, die 1 Die angeführten Flur- und Ortsnamen kommen in der Umgebung von Vigaun noch heutzutage vor. jedoch seit diesem Jahre verkauft wurden, so die Zehente zu Unter Herzogsforst, Mišače, Spodnje Podbrezje (Unterpodwresiach), Pera-šice (Peraschiß), Vrba (Velbez, Velben), Dermitsch und der Zehent von der Hufe des Trebušec (Trebuscheß). Außer einigen anderen, sehr weit entlegenen Grundstücken, die nicht geschaßt worden sind, gehörte zu Kaßenstein noch eine mit 100 Gulden bewertete Alm, der Wald Preska (Presigka) mit einem Bestände von Fichten, Eichen, veredelten und wilden Birnbäumen, der zwischen Stein und Gutenberg (heute beide Schlösser Ruinen) lag und ein kleiner mit wenig Eichen bestandener Wald oberhalb Dornecks, die beide zusammen auf 150 Gulden geschaßt worden sind. Von den 63 Untertanen oder Hufen hat man nach der Ortsgewohnheit jede Hufe mit 300 Gulden angeschlagen; von den 31 Untersassen oder Hofstätten hat man jedoch je 5 Hofstätten als einer Hufe gleichwertig erachtet. Über den Ursprung der krainischen Volkstracht Von Dr. phil. Walter Smid „In der Kleidung tragen sich die Laibacher so ehrbar, sauber und reinlich, daß sie damit keinen Bürgern einiger berühmten Stadt in Deutsdiland weichen. Die Vornehmen gehen entweder deutsch oder französisch; darin ihnen auch die Töchter und Weiber der ansehnlichsten Bürger folgen. Und wie diesem Frauenzimmer die Prachtlust gleichsam angeboren ist, also trachtet gemeinlich eine die andere in Schmuck und Zierat zu übertreffen. Ihr Aufsatz, womit sie den Kopf decken und zieren, ist ein weißer Schleier oder gekrauster Flor. Dieses war vormals ebenso wohl der adeligen und hodivornehmen Matronen Tracht; aber damit dieselben vor dem gemeinen Volk möditen was besonderes haben und sich von demselben untersdieiden, fingen sie endlich an, nach deutscher Manier sdiwarzseidene Kappen oder Flore zu tragen. Denen tun es nun die Frauen und Jungfrauen der vornehmsten Bürger auch also nach; weil diejenigen, so den Ratsherren angehörig sind, mit unter die Edlen gerechnet werden. Die weißen Schleier aber sind durch ganz Krain von Alters her auch denen Bauernweibern gebräuchlich; ausgenommen, daß diese ihre von gröberem Gewirk, wiewohl dennoch auch kraus und auf gleiche Weise zusammengefaltet sind." Diese Äußerungen Valvasors (XI 708) bieten ein kurzes aber treffliches Bild der Laibacher vornehmen Frauentracht zu seiner Zeit, in der bereits der charakteristische Kopfschmuck, das weiße Haupttuch, die Petsche, von der schwarzseidenen Haube verdrängt worden war. Dieser Wechsel, wie jener der damaligen Mode überhaupt, vollzog sich viel langsamer als heutzutage, denn die schwarzseidene Haube tauchte bereits zwei Generationen früher auf, noch zur Zeit der vollen Prachtentfaltung des Haupttuches, wie aus der Beschreibung der Kleidungsstücke und des Schmuckes der Laibadier Bürgersfrau Ursula Mahorčič (Machortschitsch), geborenen Hofman, ersichtlich ist, deren Aufnahme nach dem Tode ihres Mannes Josef von der Verwandtschaft verlangt und vom Bürgermeister Adam Eppich und dem Stadtrichter Niklas Khlain am 2. September 1620 vorgenommen worden ist. Dieses im Landesarchiv aufbewahrte Verzeichnis ist insofern von Bedeutung, weil es die mehr allgemein gehaltenen Ausführungen Valvasors durch wesentlich charakteristische Details ergänzt. Die Verstorbene besag zwei Röcke, einen aus schillerndem Taffet und einen alten tobinenen Rock (Tobin ist ein gewässerter Seidenstoff, Moireseide). Beide Röcke waren am unteren Rande mit zwei Strichen (Streifen aus Samt oder Atlas) verziert. Dieselbe Verzierung zeigte eine abgetragene schamblotene Schürze (der Schamelot, Schamlot, Camelot, schamblät, ein Seidenstoff). Ein einfacheres spinatfarbiges Vortuch war mit weiger Stickerei verziert und mit Spitzen besetzt. Übereinstimmend mit Rock und Schürze waren auch die Spenser (Wämser) ausgestattet; aus schillerndem Taffet, mausfarbenem Doppeltaffet, schwarzem oder aschenfarbenem Atlas waren sie mit Streifen aus Samt und Seide oder auch mit Seidenschnüren verbrämt. Im Vergleich zu der bisher aufgezählten Garderobe überrascht der ansehnliche Vorrat von neun Haupttüchern. Und zwar ist die Petsche aus weiger Reiste (Leinwand), mit weigen Spitzen besetzt oder auch mit Weigstickerei versehen, der Werktagskopf schmuck, während an Feiertagen Festtagshaupttücher getragen wurden, die mit schwarzer Seide und Gold ausgenäht und mit goldenem „Kleckhl-werk" (geklöppelter Besatz) und goldenen Spitzen besetzt waren. Es ging überhaupt ein reger Handel mit den Petsdien, denn das Inventar verzeichnet eine gelbe böhmische Petsche mit goldenen Kettchen und eine zweite solche „gar subtil gelbe" Petsche, die mit roter Seide ausgenäht war. Neben dem Haupttuch meldet sich aber leise der bei Valvasor bereits vollzogene Übergang in der Kopftracht, denn Frau Ursula Mahorčič trug schon eine schwarze rohseidene Frauenmütze (Schülrekhl genannt). Die Tracht des 17. Jahrhunderts vervollständigte ein Kettengürtel um die Hüften, der im Wandel der Zeit ebenfalls seine Form geändert hat. Ein silberner Kettengürtel mit vergoldeten Knöpfen und ein Frauengürtel aus rotsamtenen Borten (Streifen) und eingetragenem Gold, der mit weißsilbernem Beschläge geschlossen wurde, werden bereits als altvaterisch bezeichnet; daneben gab es schon anders geformte weißsilberne Kettengürtel mit vergoldeten Knöpfen und Zier. Außer den Kettengürteln trug Frau Ursula bloß eine Korallenschnur als Halsschmuck, wie ihre Toilettenbehelfe nur noch in einem kleinen Spiegel bestanden. Als Erinnerung an ein jungverstorbenes Kind dürfte sie eine Schnur mit allerlei eingefaßten Steinen und Pfennigen (Schaumünzen) aufbewahrt haben, „so die Kinder anzutragen pflegen", wie es heißt, sowie ein spinatfarbiges Kinder-hemdchen, das mit roter Seide und Gold ausgenäht war. Die Spinatfarbe scheint eine Modefarbe gewesen zu sein, da das Inventar neben der bereits erwähnten spinatfarbigen Schürze auch zwei spinatfarbige, mit roter Seide ausgenähte Polsterüberzüge vermerkt. Farbige Verzierungen waren jedenfalls sehr beliebt, denn neben einem Paar reistener Leilacher (Leinenbettücher), die mit Weißstickerei verziert und mit Fransen besetzt waren, befanden sidi in der Truhe nodi ein Paar Leilacher, die mit rostfarbenem Zwirn ausgenäht waren. Betrachtet man das anschauliche Bild der Frauentracht, wie es uns das Inventar vom Jahre 1620 und Valvasor schildern, etwas genauer, so sieht man, daß die hier geschilderte Tracht der adeligen und bürgerlichen vornehmen Frauen im Laufe des 18. Jahrhunderts aus vornehmen Häusern verdrängt und zur Bauerntracht geworden ist, die sich auf dem flachen Lande noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts behauptet hat. Die Röcke, die Stoffe und ihre Verzierungen, die im Jahre 1620 bereits nicht mehr modernen Kettengürtel, die verbrämten Spenser, alles das ist ein Bestandteil der in ihren Resten noch jetzt vegetierenden Volkstracht geworden.1 Denn Valvasor schildert (VI 279) eine seinerzeit übliche, wesentlich verschiedene Bauerntracht in Oberkrain: An den Rock, der aus gewöhnlichem Stoff oder schwarzer Leinwand bestand, schloß sich das Mieder an „aus untersdiiedlichem gemeinen Zeuge". Neben dem blauen, vier Finger breiten Gürtel, der „gar dick und hart" gewirkt war, trugen die Frauen einen eisernen, selten messingenen Gürtel (skle-panec), von dem Hacquet im Jahre 1801 berichtet, daß er nur mehr 1 Vgl. dazu Hacquet, Oryctographia Carniolica III. T. 1784, S. 40 ff.; Hacquet, Abbildung und Beschreibung der Südwest- und östlichen Wenden, Illyrer und Slaven, 1801, S. 19 ff. Tafeln III und IV, die Abbildungen 2 bis 18, 23 und 28 in dem vom E. Korytko angelegten und von Kurz von Goldenstein gezeichneten Trachtenalbum Slowianscyzna, T. I, Iiiria, sowie die von Matthäus Langus in den Jahren 1846 und 1847 gemalten Trachtengruppen auf dem Kuppelgewölbe der Kirche am Großgailenberg. selten getragen wird. Die Petsdien, die die Krainerinnen zu Valvasors Zeiten trugen, waren aus glatter Leinwand, selten gestickt und, wie aus der Beschreibung und dem Bilde bei Valvasor ersichtlich ist, so zusammengefaltet und auf dem Kopfe drapiert, wie noch heutzutage Italienerinnen Kopftücher tragen. Diese einfache Petsche wurde im 18. Jahrhundert von dem feineren, mit der bürgerlichen Tracht übernommenen Haupttuch verdrängt, das mit Weißstickerei und Spitzen verziert war und das ganz anders getragen wurde und noch wird. Während ein Ende, die mit Stickerei reich verzierte, quergestellte „Rose", mit dem beiderseits am Rande sich hinwindenden „Kranze" breit über den Rücken fällt, werden zwei andere, am Rande mit Spitzen oder schmaler Stickerei besetzte Enden hahnenkammförmig über dem Kopfe kunstvoll gebunden, wenn die Trägerin ein Mädchen ist, bei der verheirateten Frau aber manchmal unter dem Halse herumgeschlungen und oben einfach zusammengeknotet, so dag eine nonnenähnliche Kopftracht entsteht. Die Übernahme dieser Petsche aus der vornehmeren und von deutscher Mode beeinflugten Welt deutet noch heute die in Oberkrain allgemein übliche Bezeichnung aptah (Haupttuch) an. Jedoch selbst der Name peča verrät, dag das Haupttuch der Krainerinnen zur Zeit Valvasors nicht aus dem Volke hervorgegangen, sondern, wie bereits aus der Tragart ersichtlich, von Italien herübergenommen worden ist; pezza, pezzo bedeutet das Stüde, Leinwandstück. Und diese Erinnerung ist auch bei Valvasor, obwohl nach seiner Bemerkung das Haupttuch seit alters im Lande üblich war, noch lebendig, da er die Petsche einfach eine „Leinwand" (Leinwad) nennt und ihre Länge mit anderthalb Ellen angibt. Dag der Ursprung dieses Trachtstückes sowie der Goldhaube, die erst seit der Theresianischen Zeit, wahrscheinlich von Bayern über Tirol und Oberösterreich her, nach Krain gelangt ist,1 kein einheimischer ist, nimmt nicht weiter wunder, wenn die Tatsache näher betrachtet wird, dag neben dem italienischen Einflug, dem infolge des lebhaften Eisenhandels nach Italien Tür und Tor offen stand und der daneben nodi durch zahlreiche Einwanderung italienischer Bergwerksarbeiter und Unternehmer (die Sagen von den italienischen Schatz- und Goldgräbern leben noch heute unter dem Volke) gefördert wurde, auch ein mädi-tiger deutscher Kulturstrom ins Land drang, der, durdi den Besitz der Freisinger und Brixener Bischöfe in Bischoflack und Veldes seit Jahrhunderten in Oberkrain einwirkend, infolge der starken Durdi- 1 Ihre Verwandtschaft mit der Rad- oder Reginahaube des bayerischen Oberlandes ist unzweifelhaft. Vgl. dazu Doering, Oberbayerische Volkskunstmuseen in Westermanns Monatsheften, 51. Jahrg. S. 629 ff. (mit Abb.). setzung der einheimischen Bevölkerung mit oberdeutschen Kolonisten die ländliche Kultur so sehr durchdrang, daß bajuwarisdier Einfluß überall sichtbar ist und nur wenige volkskundliche Gegenstände1 zu den spezifischen Eigenheiten des slovenischen Volkes gezählt werden können. Eine Betrachtung bayerischer Trachtenbilder des 18. Jahrhunderts zeigt auch auf den ersten Blick die Ähnlichkeit krainischer Volkstracht mit der bayerischen.2 Ebenso wie die Frauentracht des Volkes ist auch die Männertracht nur veraltete städtische Mode, die aus der Stadt aufs Land gewandert ist, mit der selbstverständlichen Vereinfachung, die bei der Übernahme infolge der verschiedenen Lebensweise der Träger bedingt wurde. Das ist um so erklärlicher, wenn man die wirtschaftliche Abhängigkeit des Bauern von der Stadt erwägt, der in der Stadt seine Produkte verkauft und für den Erlös andere Waren, vor allem aber Stoff für Kleider einhandelt; es wirkt dabei auf den Schnitt die städtische Tradvt, besonders deren bewährte Formen. So ist die bäuerliche Kniehose nur der Überrest jener allgemeinen und alten Hosentracht, die von der französischen Revolution zu Grabe getragen worden ist. Dasselbe ist mit dem breiten bäuerlichen Hut der Fall, der aus dem Rubens- oder Rembrandthut entstanden ist und bei seiner Wanderung viel von seiner ursprünglichen Verwegenheit verloren hat, bis er bei dem biederen Kopfdeckel unserer Altvorderen angelangt ist; die zylinderartigen Formen gar sind sehr jungen Datums, denn sie lehnen sidi an den Zylinder der Biedermeierzeit an. Und es ist noch in Erinnerung, daß Zylinder und lange Hosen vor ungefähr einem Jahrhundert nodi die Tradit der Umstürzler und Freigeister bildeten. Heutzutage aber verleihen Frack und Zylinder, „die beiden zahmgewordenen Revolutionäre", wie Ed. Heyck3 sie nennt, ihrem Träger etwas Konservatives. 1 Z. B. die bemalten Stirnbretter der Bienenstöcke und die Spinnrocken, die aber eine Weiterentwiddung der Werggabeln bilden. Vgl. dazu meine Aufsätze: „Der bildliche Schmuck der Krainer Bienenstöcke" in den Mitteilungen des Musealvereines für Krain 1905, S. 103 ff. und „Krainische Spinnrocken" in der Carniola 1908, S. 44 ff. 2 Vgl. dazu das Exvotobild vom Jahre 1748 in Andree, Votive und Weihegaben des katholischen Volks in Süddeutschland S. 172 und das Exvotobild vom Jahre 1779 in der Benefiziatkirche der Muttergottes in Krop; auch die Beschreibung bei Hacquet S. 34 ff. ' Die Herrenmode im XIX. Jahrhundert in Velhagen & Klasings Monatsheften, XXII. Jahrg. S. 337. Ein ähnlicher Umwandlungsprozeg vollzog sich audi beim Bart. Die Gepflogenheit des 17. Jahrhunderts, die den Bart verkümmern lieg und nur ein schmales Schnurrbärtchen gestattete, hatte die allgemeine Sitte des 16. Jahrhunderts, einen Vollbart zu tragen, so sehr verdrängt, dag der in modernen Anschauungen aufgewadisene Valvasor den krainischen Bauern, die an der Väter Sitte zähe festhielten, den Vorwurf macht, „dag sich die Böcke hierin keines Vorzugs wider sie zu rühmen haben". Heute jedoch trägt nur noch die ältere Generation unter den Landleuten ein bartloses Gesicht und verrät damit, dag auch die bäuerliche Bevölkerung dem allgemeinen Zuge der Mode seit der Wende des 17. Jahrhunderts gefolgt ist. An diesen charakteristisdien Beispielen ist hinreichend gezeigt, wie die Bauerntracht langsamen Ganges der allgemeinen - vor allem städtischen - Modetradit folgt. Dag dabei manche sachgemäge Abänderungen vorkommen, die den veränderten Lebenskreisen an-gepagt werden, ist erklärlich. Vor unseren Augen vollzieht sidi derselbe Prozeg: die moderne Tracht der Frauen und Männer ist bereits von dem grögeren Teile der bäuerlichen Bevölkerung übernommen worden, und die Volkstracht ist nur soweit noch vorhanden, als man eine Anzahl Kostüme bewahrt hat, die man bei besonders feierlichen Anlässen aus der Truhe hervorholt. Eine Wiederbelebung der alten Trachten bei uns ist ausgeschlossen, da der Sinn dafür im Volke, nicht so gepflegt wie in den weltabgesdiiedenen tiroler Tälern, bereits abgestorben ist und sidi eine neue Volkstracht im Anschlüsse an die bürgerliche Tracht gebildet hat. Dieselbe Vorsicht, wie bei der Erörterung der Frage nach dem Ursprünge der Volkstracht, mug auch bei der Betrachtung der volkstümlichen Stickereien beobachtet werden. Es ist natürlidi, dag man die Stickerei und ihre Ornamentik als etwas Individuelles betrachtet, in der sich noch am ehesten die charakteristische Eigentümlidikeit eines Volkes offenbaren kann. Dem ist nicht so. Die im slovenischen Volksliede so häufig besungene Nelke (nagelj, Nagerl), sowie ihre Schwester, die Tulpe, die auf den Petschen so oft erscheint, sind keine spezifisch slovenischen Blumen; sie bilden einen Hauptbestandteil namentlich der oberdeutschen Ornamentik. Dasselbe ist mit Blumen der Fall, die auf den volkskundlich so anmutenden barocken Megkleidern aus Linnen vorkommen, mit der Passionsblume, Rose, Türkenbund und anderen. Dieselbe Ornamentik trifft man im ganzen bajuwarisdien Gebiete und sie ist sogar bei den Alamannen der Schweiz heimisch (ein gleiches Megkleid bewahrt das historische Museum der Stadt St. Gallen). Auch die auf den farbigen Handtüchern Weigkrains vorkommenden stilisierten Vögel, deren Steifheit den byzantinischen Einfluß gleichsam gewährleistet, sind kein ausschließlich dem Osten eigentümlidies Motiv, da sie außer auf böhmischen Handarbeiten selbst im äußersten Westen der Schweiz (Historisches Museum in Basel) vorkommen.1 Man wird daher nur mit Vorsicht auf einzelne nationale Besonderheiten in der Tracht hinweisen können, im übrigen aber -besonders hinsichtlich der von der westlichen Kultur beeinflußten Völker - die Volkstracht als ein durch lokale und nationale Eigentümlichkeiten differenziertes europäisches Allgemeingut betrachten müssen. Radkersburg und Radmansdorf Eine toponomastische Studie von L. Pintar „Die Ortsnamen lassen Sie sich, als zur Naturgeschichte des Landes gehörig, auch bestens empfohlen sein," schrieb seinerzeit Kopitar an Freyer (siehe Vodnik-Album, S. 92). Kopitar hat sich da ganz passend ausgedrückt, denn die Ortsnamen enthalten einerseits wirklich gewissermaßen die Naturgeschichte des Landes und stehen anderseits vielfach auch mit der Geschichte desselben in unverkennbarem Zusammenhange. Da unsere slovenische Heimat seit je dem Andränge fremder Nachbarn stark ausgeseßt ist, so erscheint es begreiflich, daß dies auch in der Deutung der heimischen Ortsnamen seine Spuren zeigt und teils in verständlichen Umnennungen (z. B. Dobrepolje, Gutenfeld), teils in vollständig mißlungenen Trans-nominationen (z. B. Dobrava, Gutenhof statt Hain oder Eichenwald) zum Ausdruck kommt. Im folgenden will ich die ungeschickte Auffassung nicht verstandener Ortsnamen seitens der Heraldiker an einem eklatanten Beispiele darzutun versuchen, und zwar wähle ich mir dazu die beiden Städtenamen Radkersburg und Radmansdorf aus. Diese beiden gemeinschaftlich zu behandeln hat mich der Umstand veranlaßt, daß sie beide in der Heraldik eine auffallende Gemeinsamkeit haben, beide Städte führen nämlich in ihrem Wappen ein Rad. Die sogenannten redenden Wappen basieren zwar zum großen Teil auf mißverständlicher Auffassung des betreffenden Namens, doch sollte vernunftgemäß wenigstens ein kleiner innerer Zusammenhang 1 Eine eingehende Klarlegung dieser Tatsache mit zahlreichen Belegen im einzelnen ist einer späteren Arbeit vorbehalten. zwischen dem Namen und dem Wappenzeichen obwalten, um dasselbe mit einigem Rechte als ein redendes bezeichnen zu können. Nun figuriert aber im Wappenbuch des Zacharias Bartsch als Wappenbild von „Rackhersburg" ein sechsspeichiges Rad und das Wappen von Radmansdorf weist als Emblem einen Mann mit einem Rade auf, obschon die beiden Ortsnamen tatsächlich nicht die geringste Beziehung zum Rade haben. Während also in unserem Falle die beiden Namen noch eine richtige Über setjung (Burg des Radogoj und Dorf des Radman - oder nach Časopis za zgodovino in narodopisje III, 55 Dorf des *Radovan) erfahren haben, erscheint hingegen die Wappenkomposition bereits so albern, dafj man wohl bezüglich derselben mit Prešerens Worten aus der 23. Strophe der „Nebeska procesija" sagen könnte: „um se tu je tri s kolesom" (da wurde der Verstand gerädert). Dafj der Name Radkersburg auf den Personennamen Radogoj oder Rädigoj zurückzuführen ist, beweisen die urkundlich bezeugten älteren Formen Rategoyspurch (aus dem Jahre 1211), Ratigoyspurch (aus dem Jahre 1213), Ratkoyspurch (aus dem Jahre 1214), die man, aus den Urkunden des Landesarchivs von Steiermark ausgehoben, in Zahns Ortsnamenbuch (S. 373) vorfinden kann. Dafj sich die Formen „Ratgers-, Rakers-, Radkers-" mit ihrem auffallenden Rhotacismus aus ursprünglichem „Ratigoys-" entwickelt haben, wird uns aber auch nicht weiter befremden, wenn wir noch andere Parallelen einer solchen ratschenden Verschärfung des j vor s anführen. Man vergleiche die verschiedenen Radersdorf (Zahn, S. 375), von denen eines urkundlich c. 1408 als Raddestorf, c. 1425 als Radigestorf, ein anderes wieder im Jahre 1197 als Radigoysdorf verzeichnet ist. Stögersdorf bei Moskirchen z. B. hieß im Jahre 1140 noch Stojgojsdorf (das ist das Dorf des Stojgoj), im Jahre 1265 schon Stogesdorf, 1389 Stegestorf, 1393 Stegersdorf, in einer Urkunde von 1498 wieder Stoygersto rf (siehe Zahn, S. 449). Stangersdorf bei Leibniß heißt im Jahre 1138 Stanegoiestorf, 1140 Stanigoistorf (das ist das Dorf des Stanigoj), 1214 schon Stangersdorf (siehe Zahn, S. 438). Indersdorf in Oberbayern hat sich aus ursprünglichem Undeosdorf (— Dorf des Undeo) entwickelt. (NB.: Undeo ist ein männlicher Personenname ebenso wie Radogoj oder Stanigoj; siehe Schindlers Bayrisches Wörterbuch I, 478.) Während das steierische Sigersdorf auf Sighartsdorf (1265) oder Sigwartsdorf (1322) zurückzuführen ist (Zahn, S. 463), soll sich das krainische Siegersdorf bei Neumarktl aus Sidigoysdorf entwickelt haben (Slovenski list IV, 277), doch das kärntnische Sidegoisdorf bei Wolfsberg scheint in seinem Lautwandel nur bis zu den Formen Sigenstorf, Siegelsdorf gelangt zu sein, bis Sigersdorf mit dem Schnarrlaut vor s aber noch nicht. Das steierische Stojgojsdorf hat sich, wie gesagt, zu Stögersdorf entwickelt, doch das kärntnische Ztoygoysdorf (Stoigoisdorf) aus dem 12. Jahrhundert hat sich zu Stegsdorf verkürzt und ist so der Entwicklung des Rhotacismus ausgewichen. Das steierische Riegersdorf und Riegersburg soll nach Zahn (392) auf den Personennamen Rudiger zurückgehen, aber das kärntnische Riegersdorf bei Arnoldstein soll ehemals (i. J. 1238, siehe Jaksch, Monumenta IV, 996) Ruodigoysdorf geheißen haben. - Der Wandel der Namensformen bewegt sich eben nicht immer und überall im gleichen Geleise. Der Personenname Rädegoj leuchtet aber auch aus dem entsprechenden slovenischen Ortsnamen hervor. Radgona ist nämlich aus Räd[e]go[ji]na abzuleiten und dabei der Ausfall der hier eingeklammerten Vokale aus der Akzentlosigkeit derselben zu erklären, ähnlich wie etwa Ljubgöjna bei Horjul aus Ljub[I]g6j[i]na (= die Kolonie des Ljubigöj) oder Ligojna bei Oberlaibach über Lübgöjna ebenfalls aus Ljubigöjina. Dieses Ligojna bei Oberlaibach soll in einer Urkunde aus dem J. 1303 noch die Form Lvblogoyn aufweisen (siehe Schumi, Archiv für Heimatkunde II, 262), welche freilich statt Ljubigöj einen Personennamen *Lubjogoj (mit Epenthese des 1 Lub-ljogoj) vermuten ließe. Bei der Gewinnung von Ortsnamen aus Personennamen vermitteln die Bildung derselben meistenteils mit dem Suffix -ovb oder aus dem Personennamen abgeleitete Possessivadjektiva, wobei dann der substantivische Teil entweder als selbständiges Appellativum auftritt, durch das Possessivadjektiv determiniert, oder es wird das Possessivadjektiv durch gewisse weitere Suffixe selbst substantiviert. Der substantivische Teil wird wieder als Appellativum entweder ausdrücklich geseßt, z. B. Ruperč Vrh (Rupertshof), Martinj Hrib, Regerča Vas, Banja Loka, ŠegovaVas, Janeževo Brdo, Ivanje Sel o usw., oder das Appellativum ist nur im Gedanken zu ergänzen und das Possessivadjektiv erscheint sozusagen substantiviert, wie beispielsweise in den Weilernamen: Adamovo, Finkovo, Lahovo, Korošce, Kranjce, Škrabče usw. (sc. selo, posestvo, selišče), die Ansiedelei des Adam, Fink, Lah, Korošec, Kranjec, Škrabec usw. Die eigentliche Substantivierung dieser aus Personennamen gewonnenen Possessivadjektiva aber vollzieht sich entweder mit dem Suffix ,,-iske" (Mild. Vgl. Gr. II, 274) oder auch mit ,,-ina" (Mikl. Vgl. Gr. II, 132). Das Gehöfte des Kocjan, Krek, Škrat usw. heißt Kocjanovišče (spr. Kocjanovšc), Krekovišče, Skratovišče usw. Solche Bildungen finden sich aber auch ohne Vermittlung des Possessivsuffixes ,,-ov" direkt aus dem Personennamen abgeleitet, z. B. Gantarišče (spr. Gantarše), Kočarišče, Trepališče = der Weiler des Gantar, Kočar, Trepal usw. - Da das i im Suffix „-išče" in diesen Bildungen, weil unbetont, in der Aussprache ausfällt und auch šč meistenteils durch bloßes S wiedergegeben wird, so lauten die Formen einfach: Kocjanovše, Krekovše, Škratovše, Gantarše, Kočarše usw., wo es bei den legten zwei Beispielen freilich noch offen bleibt, ob sie direkt aus Gantar, Kočar oder aus den entsprechenden, mit dem Suffix ,,-ji>" gebildeten Possessivadjektiven Gantarb, Kocari» (cf. Mikl. Vgl. Gr. II, 73: cesart aus cesan>+ji., ursprünglich it, vor dem i> ausfällt) hervorgegangen sind. Bezüglich des Namens Radgona interessiert uns in erster Linie freilich nur das Suffix ,,-ina". Von den mit diesem Suffix vorgenommenen Bildungen will ich nur auf jene Rücksicht nehmen, die in irgendwelcher Weise eine lokale Färbung zeigen. Diese sind entweder einfache Augmentativa anderer Substantiva von lokaler Bedeutung, z. B. plan planina, dol dolina, zid zidina (Gemäuer), strm, i, f. (= strmal, i, f.) strmina, kraj pokrajina, brdo brdina etc. - oder sie bezeichnen Löcher und Wildhöhlen oder Baue, z. B. Srvina, gadina, jazbina, lisičina, mišina, polšina, volčina, žolnina (Spechthöhle) etc. — oder sie beruhen endlich auf Adjektiven und Partizipien, z. B. gradski gradščina, plitev plitvina, globok globo-čina, podrt (zerstört) podrtina (Ruine), košen (gemäht) košenina (Wiesenland), boleč (schmerzend) bolečina (Schmerz) etc. Auf Possessivadjektiven beruhen: von oti>ci< Adj. ot^ci» otbčina (očina), von oče Adj. očev očevina oder očetov očetovina, von knez Adj. knež knežina oder knezov knezovina (knežev kneževina), von gospod Adj. gosposki (nicht gospod+jb, gospoždi.) gospoščina. Vgl. noch: grofo-vina, hercegovina, cesarjevimi, carjevina, kraljevina, Vojvodina, banovina etc., das Land des Grafen, des Herzogs etc. Mit dem Suffix ,,-ina" erzielte Gehöftenamen hat unser Erzählungsdichter Jurčič in seinem Romane „Lepa Vida" mit Verständnis nachgebildet. Wir finden dort die Weilerbenennungen Basnigöjevina und Samorödina (einmal auch Samorodovina). Radgona ist somit die Burg (das Gehöfte) eines Radegoj. Ebenso ist auch Radmansdorf die Siedelung eines Radman (oder Radovan ??). Dieses Radman ist aber ein slavischer Personenname, den wir schon im Imenoslov des Jan Pačič-Kollar (S. 85) verzeichnet finden, und ist wie die verwandten Namen Radomir, Radoslav, Radogost etc. auf radi» (iucundus, laetus) zurückzuführen, nicht aber als Mann mit dem Rade aufzufassen. Es fragt sich nun, wie haben wir uns die Entwicklung des slovenischen Namens Radovljica vorzustellen, wenn dieser Name vollkommen gleichwertig sein soll mit der deutschen Übersetzung Radmansdorf. Das Hypo-koristikon von Radman ist Rado. Aus dieser Koseform Rado gewinnen wir mit dem Suffix ,,-ov" das Possessivadjektiv Radov und darnach hieße die Siedelung des Rado (Radova naselbina) Rädovina oder Rädovica, wie etwa das Dorf des Radan oder des Pavel Radanja vas oder Pavlja vas genannt wird, und das Dorf des Radovan wäre demnach Radovanja vas oder Radovanjica (wie auch tatsächlich ein Weiler bei Johannisthal benannt ist). Neben ,,-ov" wird zur Bildung von Possessivadjektiven, wie schon oben bemerkt wurde, auch das Suffix ,,-j" verwendet und es findet manchmal eine Kumulierung beider Suffixe statt. Wie wir neben „materin" auch „materinj" haben können, so auch „bratovlj" neben „bratov". Das ,,-ov" in bratovlj kann selbstverständlich nicht als eine Steigerung aus dem Auslautvokal des Thema (i> zu ov) angesehen werden, da sich diese Erscheinung nach Miklosich (Vgl. Gr. I, 179) bloß auf den Fall beschränkt, wenn an den vokalischen Auslaut des Thema (an i>) ein vokalisch anlautendes Suffix angefügt wird; das Suffix ,,-jV hat aber konsonantischen Anlaut. Es kann somit bei bratovlj nur von einer Kumulierung beider Possessivsuffixe die Rede sein. Solche Possessivadjektiva, mit Kumulierung beider Suffixe (ov -j- j) gebildet, sind z.B. das erwähnte bratovlj in Bratovlja peč (Bruderfels), bekannt durch die von Tonejec (Dun. Zvon, Jg. 1880 pag. 12) aufgezeichnete Volkssage, ferner sinovlja (die Schwiegertochter), bekannt aus Vodniks Vers: „tastu sinovlja bom". Die Stadt Bethlehem wird als Geburtsstätte Davids „Davidovlje mesto" genannt. Und so haben wir neben dem Possessivadjektiv „Radov" auch die Form „Radovlj"; aus diesem Radovlj dann Radovlja naselbina oder Radovljica, wie aus den Adjektiven brezov, gabrov, glogov, hrastov usw. die Ortsnamen: Brezovica, Gabrovica, Glogovica, Hra-stovica usw. - Vgl. die Ortsnamen: Markovec (bei Altenmarkt), Jurjevica (bei Reifniß), Jakovica (bei Planina) usw. - Nur an der Hand der soeben vorgebrachten Ausführungen ist das epenthetische „1" im Namen Radovljica erklärbar. Bezüglich der Epenthese des 1 zwischen v und j vergleiche man: zadaviti (erwürgen) zadavljenec (der Erwürgte), umiroviti (in den Ruhestand verseßen) umirovljenec (der Quieszent), Pristavlja vas (das Dorf des pristav) und von škof (episcopus) Škofija vas oder Škofljica (Bischofsdorf) usw. Daß man Radovljica (nicht Radoljica od. Radolca) zu schreiben habe, bezeugt schon Valvasor, der XI 461 die Formen Radovleca und Radovelza anführt (bei den Pfarren VIII 793 ist der slovenische Ciirulolu 1 '.»«>•» I it II 4 Name nicht erwähnt). Vodnik hat zwar in seiner Velika Pratika pro 1795 im Verzeichnis der Jahrmärkte durchweg die Form „Radoka", doch in seiner Beschreibung des Krainerlandes (ebendort) finden wir zweimal die richtige Form „Radovlza". (Sava na dveh krajih isvira, pod Körenam inu v' Bohini, ta dva svirka per Rad o v Iz i vkup prideta . . . Radovlza mejftu flifhi pod grad knesa Turna.) Kleine Mitteilungen Ornithologika für das Jahr 1908. Die vorliegenden Notizen geben uns durdiaus kein vollständiges Bild über das Leben unserer Vogelwelt im heurigen Jahre. Sie sollen den Anfang eines ständigen Jahresberichtes über die wichtigeren Erscheinungen derselben bilden, der von Jahr zu Jahr vervollständigt werden soll und an dem alle Vogelfreunde mitarbeiten sollten. Notizen darüber wurden bis jetzt meistens zerstreut in nicht heimischen Blättern veröffentlicht. Es ist dies zu bedauern, da solche planlose Veröffentlichungen keinen Nutzen für die Heimatkunde haben. Vorliegende Aufzeichnungen sind teils aus der Tagespresse gesammelt, teils meine eigenen Beobachtungen. Für viele Auskünfte mufj idi Herrn Musealassistenten F. Schulz danken. Frühjahrszug: Turmfalke, Tinnunculus tinnunculus L. (5 und P, 29. März, auf dem Felde bei Krainburg gesehen. — Gemeiner Kuckuck, Cuculus canorus L. 11. April nachmittags bei schönem Wetter in der Saveallee bei Krainburg ein Exemplar vom St. Margarethenberge her gehört, 16. April vormittags im Walde bei Okroglo und auf dem St. Margarethenberge je ein Exemplar gehört. — Wiedehopf, Upopa epops L. 18. April nachmittags, schönes und windstilles Wetter, auf der Wiese nächst „Straheca dolina" bei Krainburg ein Exemplar gesehen. — Rauchsdiwalbe, llirundo rustica L. 29. März vormittags bei Krainburg die ersten fünf Exemplare gesehen. Es war sdiönes, windstilles Wetter. Aus Unterkrain langten Beridite ein, daß sich dortselbst die Schwalben verspätet haben und in ungewöhnlich kleiner Anzahl er-sdiienen sind. Wie ich einer Notiz im „Slovenski Narod" entnehme, wurde in der Umgebung von Rudolfswert die erste Schwalbe am 15. April bei regnerisdiem Wetter, in der nördlichen Richtung fliegend, beobachtet. Hausschwalbe, Chelidon urbica L. 15. April um 8 Uhr vormittags bei heiterem Sonnentage in der Stadt Krainburg zwei Exemplare gesehen. — Mönchsgrasmücke, Sylvia atricapilla L. 16. April vormittags in dem Kankertale bei Krainburg ein Exemplar gesellen und gehört. Feldlerche, Alauda arvensis L. 23. Februar in Unterrosenbach bei Laibach ein Exemplar gesehen und gehört, 29. Februar vormittags, sonniger Tag, auf dem Felde bei Rupa (Bezirk Krainburg) zwei Exemplare gesehen und gehört. - Anser BCgetum Gin., Saatgans, und Anas boschas L., Stockente, in der Nacht vom 1. bis 2. April in Laibach beobachtet. Die „Laibacher Zeitung" schreibt darüber: „Wildgänse und Wildenten zogen in einigen Schwärmen in der Nacht vom 1. zum 2. April über Laibach und verschwanden in nördlicher Richtung. Die beleuchtete Stadt schien sie in ihrem Fluge gestört zu haben, da sie einigemal die Stadt wild schreiend umkreisten, bevor sie den verfehlten Weg wiederfanden." Das Liebesleben und Brutgeschäft ist bei unseren gefiederten Lieblingen außerordentlich wertvoll für das Verständnis ihrer Eigenart. Der Fortpflanzungstrieb ergreift sie manchmal derart, daß der Ernährungstrieb und die Sicherheitsmaßregeln vollkommen außer acht gelassen werden. Das beste Beispiel dafür ist der König unserer Wälder, der Auerhahn (Tetrao urrogallus L.), der bei seinem Liebesliede taub für alle Gefahren ist. Der erste Hahn wurde heuer vom Laibacher Bürgermeister Ivan Hribar am 1. April um 5 Uhr morgens, V« Stunde von Podlipa entfernt, in fast ebenem Terrain erlegt. Ein zweiter wurde an demselben Tage vom Pfarrer S. Solar von Lipoglav erlegt. Die Balz ist ganz normal verlaufen. Im ganzen wurden nach der Meinung des Musealassistenten F. Schulz beiläufig 250 Hähne (voriges Jahr 230) zur Strecke gebracht, die letzten zwei am 24. und 25. Mai; er selbst bekam deren 89 zum Ausstopfen. Für das sdiöne Waldhuhn könnte man mehr Schonung empfehlen. Zwei schöne, alte Exemplare vom Birkhahn (T. t e t r i x L.) erlegte Barth. Kemperle aus Stein am 10. Mai bei schönem Wetter auf Kržišče oberhalb von St. Ambrož. In Oberkrain ist dieses Waldhuhn ein nicht seltener Standvogel, welcher von Mitte Mai bis Mitte Juni balzt. — Von den Herren Dr. Ponebšek, Musealassistent F. Schulz und S. Schweißer wurden im Stadtwalde bei Laibach drei ungleich entwickelte halbflügge Dunenjunge (2 c? —f- 1 P) vom großen Brachvogel (Numenius arcuatus L.)1 zerstreut eingefangen. Das Nest und das vierte Junge — bei uns legt dieser Vogel vier Eier — konnten nicht entdeckt werden. Der große Brachvogel ist auf dem Laibacher Moore ein ständiger Brutvogel. — Von seiner Exkursion auf die Velika planina (1555 m) in den Steiner Alpen am 14. Juli bradite F. Schulz unter anderen ein Nest vom Hausrotschwänzchen (Ruticilla tithys Scop.)2 mit dem rj und drei nodi nackten Jungen, ferner ein Nest vom Wasserpieper (Anthus aquaticus B.) mit dem (? und zwei schon halbflüggen Jungen. Beide Arten sind bei uns Zugvögel, von denen die erste unter 600 m Seehöhe in Krain nirgends vorkommt, die andere aber vereinzelt in der Gesellsdiaft von Wiesenpiepern im Herbste auf dem Laibacher Moraste erscheint. - In den letzten Jahren haben sich in der nädisten Umgebung von Laibach, im Tivolibereidie, die Schwarzamseln (Merula merula L.) etwas zahlreicher niedergelassen; voriges Jahr zählte F. Sdiulz 17 Paare, welche daselbst brüteten, heuer soll die Zahl zugenommen haben. — Ein ständiger 1 „Der große Brachvogel", Laibacher Zeitung 1908, Nr. 122. 2 „Über das Vorkommen von Erithacus Domesticus in Krain", Falco 1908. Brutvogel in diesem Bereiche ist seit 1897 auch der Star (Sturnus vulgaris L.). Das Verdienst, diesen Vogel bei uns eingeführt zu haben, gebührt dem oben genannten Ornithologen, welcher im Jahre 1897 Starbruten noch in Nestern aus Amstetten bekam. Diese zog er nun mit großer Sorgfalt auf und als sie flügge geworden, ließ er sie in der Umgebung des Schlosses Thum an der Laibach aus. Ein Teil siedelte sich im Jahre 1906 in der Nähe des Schweizerhauses an, wo sie in Herrn Kenda einen guten Freund bekamen. In dem folgenden Frühjahre stürzten jedoch zwei alte Bäume, die mit zahlreichen Nistkästchen behängt waren, unter der Schneelast nieder. In den Kästchen waren bereits Eier vorhanden. Durch rasches Einsetzen neuer Brutkästchen hat man den verscheuchten Sängern wieder ihr Heim hergestellt. Heuer zählte er in den Tivolianlagen zwölf Starnester. — Auf meinen täglichen Spaziergängen hatte ich hinter Rosenbach bei Laibach die Gelegenheit, ein rotrückiges Würgerpaar beim Nestbaue zu beobachten, welches das Nest beiläufig in einer Woche (Sonntag bis Samstag) fertigstellte. Nächsten Montag nachmittags fand ich das Nest am Boden liegen, zerstört von feindlicher Hand. Als ich zwei Tage darnach, Donnerstag gegen Abend, an jener Stelle vorbeiging, bemerkte ich zu meiner Verwunderung ein neues Nest, welches aber nicht so fest gebaut und auch nicht dermaßen befestigt war, wie das erste. Wenn man erwägt, daß am darauf folgenden Sonntag im Neste schon ein drei-zähliges Eiergelege zu finden war, so ist es nicht zu wundern, warum sidi das Würgerpaar mit dem neuen Nestbaue so beeilt hat. Herbstzug.1 Die regnerische Sommerwitterung hatte zur Folge, daß die insektenfressenden Vögel schon ziemlich früh auf die weite Wanderung zu denken gezwungen waren. So schreibt man aus Veldes (Oberkrain), daß sich dortselbst die Raudi schwalben (H i rund o rustica L.) aus nördlich gelegenen Gegenden bereits am 12. bis 15. August in großen Scharen einstellten, um ihre kümmerlidie Nahrung um den See herum zu finden. Ein Teil zog am 15. August ab, die anderen verschwanden in der zweiten Augusthälfte. Auch aus anderen Teilen des Landes berichtete man über den außergewöhnlich frühen Abzug der Schwalben, welche unter normalen Verhältnissen erst um den kleinen Frauentag (8. September) herum unsere Gegenden verlassen. - Den rotrückigen Würger (Lanius collurio L.) habe ich Ende August noch im Kankertale beobachtet, wo er sich in einem Garten aufhielt. Anfang September ist er verschwunden. — 15. November nachmittags unter dem Rosenbadi zwei weiße Bachstelzen (Motacilla alba L.) gesehen. — Am 1. November auf einem Stoppelfelde nächst Rupa bei Krainburg bei schönem, windstillem Wetter drei Feldlerchen (Alauda arvensis L.) beobachtet. - Ziemlidi früh meldeten sich heuer auch die gänseartigen Vögel an den Flüssen Laibach und Save. - Im großen und ganzen erscheint der heurige Herbstzug wegen ungünstiger Witterungsverhältnisse verfrüht, diese Beobachtung wird auch aus anderen Ländern bestätigt. 1 „Zum Vogelzug zu Ende September", Laibacher Zeitung 1908, Nr. 232. Das Winterleben scheint sich heuer für die gefiederte Welt ziemlich streng zu gestalten. Schon die frühen Abzügler verkündeten uns einen harten Winter, welcher auch in der Tat eingetreten ist. In einer ansehnlichen Zahl ist heuer der Hühnerhabicht (Astur palumbarius L.) zu beobachten, während der Mangel an Mäusebussarden (Buteo buteo L.) und Eulen auffällt. An den Futterplätzen in der Umgebung von Laibach erschienen in großer Anzahl die gewöhnlichen Wintergäste, nur der Bergfink (Fringilla montifringilla L.) ist in auffallend kleiner Zahl vertreten. Auch hat er sich erst in der zweiten Dezemberhälfte gezeigt, während wir schon seit der ersten Novemberhälfte Schnee liegen haben. Im Kankertale bei Krainburg habe ich ihn schon Ende November in großen Scharen gesehen. Zugleich habe ich auch dort sieben Bluthänflinge (Cannabina sanguinea L an d b.) beobachtet. Dieser Vogel überwintert in der Ebene, mit dem kommenden Frühjahre zieht er sich aber in die Bergwälder zurück. Zu den seltenen Gästen, welche heuer unsere Gegenden besuchten, müssen wir rechnen: Der große Trappe (Otis tarda L.),1 welcher in Unterkrain im Reviere Mrzla Luža bei Velika Loka am 2. Jänner erlegt wurde. — Am 24. Mai wurde auf den Feldern der Herrschaft Kreuz bei Stein ein altes Q des Halsband-Giarols (Glareola pratincola L.)2 geschossen; zuletzt wurde dieser Vogel von Baron Zois im Kleingraben im Jahre 1841 beobachtet. — In Innerkrain erschienen auf ihrer Wanderung die Steppenhühner (Syrrhaptes paradoxus Pall.);3 es wurde auf der Gestütsalpe Wille bei Prestranek eine Kette von fünf Stück beobachtet, ein altes Ö aber erlegt. Bei dieser Gelegenheit muß ich meine Mitteilung über das Steppenhuhn in der Carniola I insoweit richtigstellen, daß auch im Jahre 1888 ein Stück erbeutet wurde, und zwar bei Hönigstein im Bezirke Rudolfswert. Beobachtet aber wurden im Bezirke Loitsch bei Martinjak am 14. Mai zwei Stück und in der Umgebung des Schlosses Thum am Hart zu Haselbach acht Stück. Der damalige Besitzer Erwin Auersperg ließ sie nicht schießen oder irgendwie verfolgen, in der Meinung, daß sie sich vielleicht niederlassen würden. Sie Nvurden noch im Winter 1888 gesehen, verschwanden jedoch im Frühjahre. — An der Save nächst St. Martin bei Hrastje sah am 30. Oktober Herr J. Gričar drei Zwergscharben (Carbo pygmaeus Pall.); davon erlegte er ein altes Männchen. Die Zwergscharbe ist bei uns ein seltener Zugvogel. Im Landesmuseum sind drei Exemplare ausgestellt. Das eine Stüde wurde bei Reifnitz im Jahre 1841, das andere bei Wördl unweit Rudolfswert im Jahre 1854 erlegt; bei dem dritten ist der Fundort nicht angegeben. Dr. Gvidon Sajovic 1 „Der große Trappe in Krain", Carniola I p. 64 und Ornithologische Monatssdirift 1908, Nr. 6. 2 „Ein seltener Gast", Laibacher Zeitung 1908, Nr. 125. ' „Sadza na Kranjskem", Slovenski Narod 1908, Nr. 177 und „Faustoder Steppenhulm in Krain", Carniola I p. 218. Slavischer Bücherdruck im 16. Jahrhundert in Regensburg. Neben Tübingen, Urach, Wittenberg und Laibach förderte auch Hans Burger1, Buchdrucker zu Regensburg, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Bestrebungen der slavischen Literatur. Bei ihm erschien im Jahre 1567 Sebastian Kreis Überseßung der Spangenbergschen Postille in Quarto. Als Druckerzeichen prangt am Ende: Amor, eine Armbrust mit dem Schlüssel spannend, herum die Worte (links): Superantur, (oben) Ingenio, (rechts) vires. Weiters erschien in Regensburg eine kroatische Übersetjung mit lateinischen Lettern der Brenzischen Postille von Ant. Dalmata und Stefan Consul im Jahre 1568. Th. Elze nennt im Jahrbuche der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus XIV, S. 91 als weitere Regensburger Drucke in kroatischer Sprache: 3. Otrozhia Biblia. Ein Handtbüchlein, darinn ist unter anderem der Katechismus von fünfferlei sprachen. Regensburg 1566. 8°, 64 Blätter, am Schlüsse ein Holzschnitt von Hans Scheuffelin. 4. Sebastian Krel, Catechesis slavica [Regensburg 1567 ?]. Dr. Friedrich Ahn Literaturbericht Dr. A. v. Hayek, Die Sanntaler Alpen (Steiner Alpen). IV. Heft der Vorarbeiten zu einer pflanzengeographischen Karte Österreichs. Band IV, Heft 2 der Abh. d. k. k. Zool.-Botan. Gesellschaft in Wien. Mit 14 Abb. und 1 Karte in Farbendruck. 174 S. groß 8°. Jena, Fischer 1907. Die Steiner (Sanntaler) Alpen, die sich dem von Laibach nach Norden blickenden Beschauer in voller Pracht präsentieren, sind die an den äußersten Südosten vorgeschobene Gruppe der Alpen, die sich hier zum leßtenmal zu bedeutenden Höhen erheben. Die Steiner Alpen sind einerseits in 1 Über Hans Burger fließen die Quellen sehr spärlich. Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst S. 197 nennt ihn nur vorübergehend ohne Daten seiner Tätigkeit: „Um die Mitte des 16. Jahrhunderts taten sich als Typographen hervor Hans Burger...." Kertbeny, Bibliographie I, S. 44 nennt drei Druckwerke dieses Typographen aus den Jahren 1569, 1595 und 1596. Das Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels bezeichnet ihn als Drucker in Regensburg vom Jahre 1588 (N. F. III, S. 28). Die Deutsche Biographie, Jöcher, Gelehrtenlexikon, Heichen, Taschenlexikon der hervorragendsten Buchdrucker, Schmidt, Deutsche Buchhändler, Deutsche Buchdrucker, Ersch u. Gruber, Encyclopädie kennen ihn nicht. Auch Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte, II. Abteilung (1486- 1618) weiß von Hans Burger nichts zu erzählen. ununterbrochener Verbindung mit den in botanischer Beziehung überaus bemerkenswerten Südlichen Kalkalpen, anderseits gehen sie in das Berg-und Hügelland Südsteiermarks und Unterkrains über. Unfern von ihnen erstreckt sich im Südwesten der Karst mit seiner eigentümlichen Pflanzenwelt und ihm unmittelbar vorgelagert ist der Küstensaum der Adria mit einer ausgeprägten Mediterranflora. Diese eigenartige pflanzengeographische und klimatische Stellung, wozu sich noch eigentümliche geologische Verhältnisse gesellen, macht es, dag die Flora der Steiner Alpen das Interesse des Pflanzengeographen ganz besonders zu fesseln geeignet ist. Diese Gründe haben den Verfasser bewogen, die Erforschung ihres Pflanzenkleides in Angriff zu nehmen. Den einleitenden Bemerkungen folgt ein Abriß der Geschichte der botanischen Erforschung der Sanntaler Alpen und ein Literaturverzeichnis. Alsdann schließt sich eine kurze Darstellung der geographischen und geologischen Verhältnisse des Gebietes an. Hier erfahren wir auch, daß der Verfasser jenen Teil der Steiner Alpen zum Gegenstande seiner Studien gewählt hat, welchen man als den Hauptstock derselben mit Einschluß des Plateau der Velika und Mala Planina aufzufassen pflegt. Eine besondere Erörterung erfahren dann die die Vegetation beeinflussenden Faktoren des Klimas und der Bodenbeschaffenheit. Die Hauptabschnitte des Buches aber schildern nacheinander die Vegetationsformationen der Sanntaler Alpen (S. 22 bis 74), die systematische Gliederung der Flora (S. 75 bis 138) sowie ihre pflanzengeographische Gruppierung (S. 139 bis 156). Das Buch schließt mit dem Versuch einer Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Flora der Sanntaler Alpen seit der Tertiärzeit (S. 156 bis 173). So wie sich im Menschenstaate die Bevölkerung nach Erwerbszweigen gliedert, die sich an die natürlichen Lebensbedingungen der Wohnbezirke anschmiegen, — so gliedert sich auch der Pflanzenstaat in inniger Anpassung an die Standortsverhältnisse. Man hat demnach vor allem die Pflanzengesellschaften der Waldregion bis zur Seehöhe von im Mittel 1630 m und über dieser Grenzlinie" jene der Hochgebirgsregion zu unterscheiden. Jede von diesen zwei Regionen beherbergt entsprechend dem bunten Wechsel der Standortsverhältnisse sehr verschiedenartige Pflanzengesellsehaften in erstaunlicher Anpassung an die jeweilen gegebenen Lebensbedingungen. Das tief in das Gebirge einschneidende Tal der Steiner Feistriß ist ein von prachtvollen Buchenbeständen bedecktes Waldtal. Im Gegensaße hiezu herrschen an der Ostseite des Gebirges Nadelhölzer vor. An der Nord- und Westseite hingegen finden sich fast durchwegs Mischwälder. Hinter Stranje bei Stein liegt die Schutthalde, wo Drypis Linnaeana schon vor mehr als hundert Jahren von Wulfen entdeckt wurde. Auf den Höhen des Mosesberges, Stefansberges etc. findet man stellenweise ziemlich reichlich Buschgehölze der vom Osten her eingewanderten pontischen Flora und mit ihnen einzelne sonst im Gebiete sich nirgends findende Arten, wie Aster Amellus, Helleborus odorus etc. Das enge Kankertal hat schon ganz einen subalpinen Charakter, doch beherbergt es eine ganze Reihe südlicher Pflanzen (Lasiagrostis, Calamagrostis, Dianthus monspessulanus, Orthantha lutea, Ostrya carpinifolia, Fraxinus Ornus etc.). Das Becken von Seeland ist durch üppige Wiesen ausgezeichnet, die den Talboden bedecken. Im Sanntal trägt der Wald vollkommen subalpinen Charakter. Neben andern häufigen Voralpenpflanzen schmückt den Wald nicht selten Allium ochroleucum und Euphrasia cuspidata. In dem an die Karawanken grenzenden Pavličsattel bei Vellach ist die Vegetation durch zahlreiche Pflanzen ausgezeichnet, welche für kieseligen Schieferboden kennzeichnend sind (Deschampsia flexuosa etc., am Seeberg Arnica montana etc.). Die Hochflächen des Gebirges (Velika und Mala Planina, Molička Planina) tragen blumenreiche Wiesen und Matten, sind aber schon mehr oder weniger mit Krummholz und Alpenrosenbeständen besetzt. Schöne blumenreiche Alpenmatten finden sich am Steiner Sattel, auf dem Krvavec und der Mokrica. Von den Gipfeln des Gebirges tragen die niedrigem des östlichen Teiles (Dleskovec etc.) bereits die dürren Rasen der Polstersegge (Carex firma), welche an den kargen Boden und das rauhe Klima dieses Höhengürtels trefflich angepaßt ist. Die Ojstrica, Planjava und Brana sowie der Grintavec sind an der Südseite noch ziemlich vegetationsreich, doch sind schon reichlich Pflanzen der Felsschuttflora und die der eigentlichen Felsenflora zu sehen. Das sind Pflanzen, welche einen harten Daseinskampf führen, ihn jedoch siegreich bestehen, wie dies ihre herrlichen bunten, großen Blüten bezeugen. Die senkrechten nordseitigen Abstürze der Hauptgipfel mit bis 1000 m hohen Kalkwänden sind fast bar jedes Pflanzenwuchses. Während sich uns das Bild der topographischen Gliederung der Flora unserer Alpengruppe auf diese Weise in seinen Hauptzügen darstellt, verweisen wir in bezug auf die Einzelheiteh auf die betreffenden Abschnitte des Buches selbst. Insbesondere belehrt darüber auch die systematische Zusammenstellung der Flora, die vom Autor in Gemeinschaft mit dem kenntnisreichen einheimischen Botaniker, Schulrat Professor A. Paul in, dem eifrigen Erforscher der Flora Krains, verfaßt wurde. Von großem Interesse ist ferner die Darstellung der pflanzengeographischen Gliederung der Flora der Steiner Alpen sowohl nach den Höhenregionen (Waldregion, alpine Region und Unterabteilungen) als auch nach den Florengebieten. Die Pflanzendecke der Voralpenregion gehört der baltisch-mitteleuropäisch-subalpinen Flora an, die der Hochgebirgsregion der eigenartigen alpinen Flora. In der Bergregion treten jedoch auch pan-nonische Gewächse auf. Ausgesprochen mediterrane Formen erreichen das Gebiet der Steiner Alpen nicht mehr. Die alpine Flora der Steiner Alpen sowie der Karawanken und der Julischen Zentralgruppe ist durch ein starkes Zurücktreten arktischer Pflanzen sowie durch eine ziemlidi beträchtliche Anzahl endemischer, d. h. dem Gebiete selbst angehöriger und anderswo nicht vorkommender Gewächse gekennzeidmet. Zu diesen gehören Campanula Zoysii, Allium Kermesinum, Gentiana Fröhlichii u. a. Eine weitere Eigentümlichkeit der Julischen Alpen (einschließlich der Steiner Alpen) ist das Auftreten einiger Pflanzen der illyrischen Hochgebirge (Papaver Kerneri, Viola Zoysii u. a.). Den Steiner Alpen allein eigentümlich ist Allium ker-mesinum. Eine große Übereinstimmung zeigt die Voralpenflora der Julischen Alpen mit der der bosnisch-herzegowinischen Hochgebirge. Bezüglich der Hochalpenflora trifft dies nicht in solchem Maße zu. Der Grund liegt in der geologischen Florengeschichte, welche im Schlugabschnitte behandelt wird. Die illyrischen Hochgebirge zeigten nämlich in der Eiszeit nur Spuren einer Vergletscherung, so daß zahlreiche Arten daselbst die Eiszeit überdauern konnten, während sie in den Steiner Alpen, die von mächtigen Gletschermassen bedeckt waren, zugrunde gehen mußten. Nach der Eiszeit konnten dann die illyrischen Alpenpflanzen in die zunächst gelegenen Gruppen der Alpen, vor allem in die Sanntaler Alpen einwandern. In bezug auf andere Eigenheiten der Flora der Steiner Alpen sei auf die an Einzelheiten überaus reiche Studie Professor A. v. Hayeks selbst verwiesen. Hervorgehoben sei noch die sorgfältig ausgeführte Florenkarte im Maßstabe 1:75.000, welche nicht weniger als 24 verschiedene Pflanzengesellschaftsformen in Farbendruck zur Darstellung bringt. Überdies sind im Texte selbst 14 Abbildungen eingeschaltet, welche kennzeichnende Vegetationsbilder nach photographischen Aufnahmen darbieten. Wir sind dem Verfasser zum größten Danke verpflichtet, daß er einen der herrlichsten Teile unserer heimatlichen Alpenwelt, dessen Pflanzendecke zugleich in wissenschaftlicher Beziehung ganz besonders bemerkenswert ist, zum Gegenstande einer eingehenden, auf der Höhe der wissenschaftlichen Anforderungen stehenden Darstellung gemacht hat. Der Verfasser Dr. A. v. Hayek ist gemäß seiner Stellung als Professor der Pflanzengeographie an der Universität Wien und gemäß seinem in Fachkreisen geachteten Namen der berufenste Fachmann für die unternommene und erfolgreich durchgeführte Aufgabe. Möge seine Studie unter den Freunden unserer heimatlichen Pflanzenwelt die verdiente Würdigung finden und reichliche Anregung zu weiteren Untersuchungen bieten! Ferd. Seidl A, Pcnck undE. Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. Drei Bände mit zusammen 1200 S., groß 8", 156 Abb. im Text, 30 Tafeln und 19 Karten. Leipzig 1909, Chr. H. Tauchnig. Dieses großartig angelegte Werk schildert auf Grund eigener, zwanzigjähriger Forscherarbeit der Verfasser das rätselhafte diluviale Eiszeitalter in den gesamten Alpen. Alle in Betracht kommenden Fragen finden eine eingehende Würdigung. Unsere Aufgabe an dieser Stelle kann es nicht sein, einen, wenn auch nur kurzen Bericht über das gesamte Werk zu bieten, welches den Geologen, gleichwie den Geographen, den Klimatologen und den Freund der Alpenszenerie durch die Menge der in ihm behandelten Probleme fesselt. Wir beabsichtigen, nur den Abschnitt zur besonderen Kenntnis zu nehmen, der einen Beitrag zur geologischen und geomorpho-logischen Landeskunde von Krain bildet. Ks ist der Abschnitt, welcher die diluviale Vergletscherung des alpinen Savegebietes behandelt. Schon v. Morlot äußerte 1850 die Vermutung, es dürfte das Savetal einst bis Krainburg vergletschert gewesen sein. Nach ihm hat Peters 1856 ein zwar unvollkommenes, aber in den einzelnen von ihm behandelten Zügen richtiges Bild des Savegletschers entworfen. Eine Abhandlung T aram eil i s 1870 bedeutet keinen wesentlichen Fortschritt in der Erkenntnis. Wertvolle Beobachtungen teilt Diener 1884 mit, der das Gletscherende zwischen Lees und Radmannsdorf vermutet. Eine planmäßige Erforschung des Savegletschers mit vervollkommneter Technik des Beobachtens ist erst das Verdienst Brückners, welcher die Ergebnisse seiner Beobachtungen im vorliegenden Werke in einem eigenen Abschnitt auf den Seiten 1044 bis 1062 zusammenfaßt. Einbezogen erscheinen auch die Resultate der Studie Lucernas über die Vergletscherung der Steiner Alpen, worüber wir bereits berichtet haben (Carniola, I. Jahrgang, 1908, S. 66). Die Darstellung Brückners gliedert sich folgendermaßen: Einleitung. Geschichtliches. - Eishöhe im Savetal. Eishöhe in der Wochein. Eisgrenze im Becken von Radmannsdorf. Mächtigkeit des Eises. Jung-Endmoränen des Savegletschers. Niederterrassen- und Hochterrassenschotter zwischen Radmannsdorf und Krainburg, zwischen Krainburg und Laibach. Älterer und jüngerer Deckenschotter. Die vier Glazialschotter an der Save. — Übertiefung und alte Talbodenreste im Savetal. Alte Landoberflächen in der Umgebung des Beckens von Radmannsdorf. Übertiefung und alte Landoberflächen in der Wochein. Die Zungenbecken des Savegebietes. Glaziale Umgehungsrinnen. Glaziale Konglomerate innerhalb der Zungenbecken. Postglaziale und glaziale Verschüttung des Savetales. Spuren einer interglazialen Talverschüttung. Bühlstadium. Talwasserscheide von Ratschach. — Vergletscherung der Steiner Alpen. Stadien in den Steiner Alpen. Eiszeitliche Schneegrenze im Savegebiet. Im besonderen möchten wir aus der Fülle von Ergebnissen nur hervorheben, daß es Brückner gelingt, auch für das Savegebiet die vierfache Wiederkehr der Vereisung nachzuweisen, so daß sich die Gliederung der großen Eiszeit in vier Glazialzeiten und drei sie trennende milde Inter-glazialzeiten allenthalben im Alpengebiete bewährt. Die anderwärts erkannten drei Rückzugsstadien nach Schluß der vierten Eiszeit hat bereits Lucerna für die Steiner Alpen nachgewiesen, und zwar sowohl durch ihre Moränen im Gebirge als auch durch die entsprechenden Flußterrassen in den Talböden. Von den Endmoränen des ersten Rückzugsstadiums im Zentralstock der Julischen Alpen möchten wir hier nur diejenige nennen, welche den Wall zwischen den beiden Weißenfelser Seen bildet. „Sie enthält", sagt Brückner, „den größten erratischen Block, den ich kenne. Es ist der auf der österreichischen Spezialkarte bezeichnete Rudolfsfels. Sein Inhalt berechnet sich zu 30.000 bis 50.000 mV Die beiden Weißenfelser Seen erscheinen als Moränenseen. Auch der Wocheiner und der Veldeser See sind junge Glazialwannen. Desgleichen ist die Hochgebii gss/.enerie der Julischen Zentralgruppe ein Erfolg der bodenumgestaltenden Betätigung eiszeitlicher Gletscher. ,. .,, «..ji Jahrbuch des k. k. hydrographischen Zentralbureaus. XIII. Jahrg. 1905. V. Teil: Das Savegebiet. A. Niederschlagsbeobachtungen, 4°, 32 S. B. Wasserstandsbeobachtungen, 4°, 81 S. Beilage: hydrographische Übersichtskarte 1 : 750.000. Wien 1907. In Kommission bei W. Braumüller. Die der k. k. Landesregierung in Laibach zugeordnete Abteilung des k. k. hydrographischen Zentralbureaus darf sich bewußt sein, dafj sie es verstand, das Interesse für die meteorologische Durchforschung des Landes zu wecken und zu opferwilliger Tätigkeit zu steigern. Der vorliegende, bereits XIII. Jahrgang ihres Berichtes bietet eine Zusammenstellung meteorologischer Beobachtungen von nicht weniger als 96 Orten Krains und des zur Save sich entwässernden Teiles der Untersteiermark bis zur Sotla. Lehrer, Geistliche, Förster, Besitzer, Beamte — kurz Vertreter der verschiedensten Berufe sind als Beobachter der Lufttemperatur, der atmosphärischen Niederschläge, der Gewitter, des Wasserstandes der Flüsse usw. tätig, und wir sehen in den vorliegenden Heften ihre regelmäßigen Aufzeichnungen in zweckentsprechender Form tabellarisch zusammengestellt. Die nächstliegenden allgemeinen Ergebnisse erscheinen am Schlüsse in besonderen Jahresübersichten aneinandergereiht. Das gesammelte Materiale von Messungen und Aufzeichnungen ist geeignet, für mancherlei Fragen theoretischer wie praktischer Art die erforderlichen empirischen Grundlagen zu bieten. Die hyetographische Übersicht wird erleichtert durch die angeschlossene hydrographische Übersichtskarte mit Isohyeten von 200 zu 200 mm. Die Jahresübersicht der hydrologischen Verhältnisse enthält unter anderem eine wertvolle Studie über die Wasserstandsbewegung und den Abfluß der Save sowie des Laibadiflusses. Darnach beträgt die Wassermenge, welche die Save vor der Gurkmündung bei Rann im Jahre 1905 abführte, 8.959,360.200 in'. Das sind 71 % der Niederschlagsmenge. Ferd. Seidl F. Seidl, Die in Krain 1906 beobachteten Beben. Allgemeiner Bericht und Chronik- der in Österreich beobaditeten Erdbeben. Offizielle Publikation der Direktion der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Nr. III. 1908. In unserem Lande ist im Jahre 1906 eine regere seismische Tätigkeit zu verzeichnen, da 105 Erschütterungen wahrgenommen wurden, während man 1905 deren nur 73 zählte. Die zahlreidisten Störungen (50) wurden vom Südrande der Landstraßer Ebene gemeldet und wichtig ist gerade die Ständigkeit des Epizentrums in dieser Bebenperiode. Man vermutet einen Zusammenhang zwischen diesen und jenen des vorangegangenen winterlichen Agramer Bebens. Das stärkste Erdbeben war jenes vom 16. Juni im Laibacher Savebccken; es hinterließ jedoch keine bedeutenderen Spuren. Von den Ersdiütterungen waren 57 sporadische Fälle, die übrigen 48 gelangten an zwei oder mehreren Orten zur Wahrnehmung. Wie im vorangegangenen Jahre, müssen wir auch diesmal den Gegensatz zwischen der bebenarmen Sommerzeit und bebenreidien Winterzeit hervorheben. In der ersterwähnten ereigneten sich 21, in der letzten 84 Erschütterungen. Ebenso war in der Nachtzeit die Bebenfrequenz größer als in der Tageszeit. Im ganzen gelangten von 188 Berichterstattern 722 Meldungen anher, welche der Referent mit großer Genauigkeit übersichtlich ordnete. Dr. Gv. Sajovic Dr. J. R. Kušej, Joseph II und die äußere Kirchenverfassung Innerösterreichs. Kirchenrechtliche Abhandlungen. Herausgegeben von Dr. Ulrich Stuß. 49. und 50. Heft. Ein Buch über kirchliche Reformen Joseph II. - Es ist allerdings nur ein Teil der kaiserlichen Reformtätigkeit, den uns hier der Verfasser vor Augen führt, jener Teil, der sich auf die Regelung der äußeren kirchlichen Rechtsverhältnisse bezieht. Doch haben gerade diese Regierungsmaßnahmen Joseph II den Vorzug, von Dauer und teilweise auch von gutem Einfluß gewesen zu sein, wie sie ja noch heute die Grundlage der kirchlichen Ordnung Österreichs bilden. — Der Verfasser verbreitet sich im ersten Teil über die Bistumsregulierung und bespricht auf Grund von Aktenstücken die verschiedenen Vorschläge und Entwürfe, unter denen uns besonders der Regulierungsvorschlag des Bischofs von Laibach, Grafen Karl Herberstein, interessiert. Seiner Anregung ist die Lösung dieser Frage zu verdanken und wir ersehen daraus, welch großen Einfluß dieser Kirchenfürst auf die josephinischen Reformen nahm. Zum Kapitel „Vorjosephinische Einteilung Innerösterreichs" wäre zu bemerken, daß die Patriarchen von Aquileja nicht weltliche Herrscher des Herzogtums Trient waren (pag. 97), da dieses den eigenen Bischöfen als Territorialherren unterstand. Es ist hier wohl irrtümlich Trient statt Friaul geseßt worden. Auch ist es eine gewagte Behauptung, zu sagen, „daß die Patriarchen offen den Regularklerus vor der Weltgeistlichkeit bevorzugten" (pag. 29). Obwohl die aquilejischen Stifter Sittich und Oberburg von sehen ihrer Ordinarien weitgehende Rechte und Privilegien erhielten, so kann man doch daraus nicht eine allgemeine Bevorzugung des Ordensstandes auf Kosten der Weltgeistlichkeit ableiten. Was das Amt der Archidiakonen anbetrifft, welches häufig Stiftsprälaten bekleideten, so wäre zu erwähnen, daß sich dieses Amt lediglich auf die dem Kloster Inkorporierten Pfarren bezog und ihnen selbst in diesem Umfange von einzelnen Patriarchen (z. B. Ludwig II Herzog von Tedc) strittig gemacht wurde. - Die Abhandlung über die Bistumsregulierung nimmt den größten Teil des Buches ein. In weiteren Kapiteln wird die Pfarr- und Klosterregulierung sowie die Behandlung des Kirchenvermögens besprochen. Viele staatliche Anordnungen, die noch heute zu Recht bestehen, finden hier eine quellenmäßige Behandlung, ■/.. B. Stolgebühren, Kongruaergänzung, Religionsfonds, seine Aufgaben und Quellen, Religionsfondssteuer usw. Zum Schluß wird noch das Verhalten des Volkes gegenüber den josephinischen Reformen dargestellt und hiebei besonders auf Kärnten Rücksicht genommen. Dieses Kapitel ließe sich wohl noch mit vielen andern Berichten vermehren. Wenn der Verfasser sagt: „Am Verschwinden der Klöster nahm das Volk keinen Anteil" (pag. 322), so entspricht das nicht ganz der Wahrheit. Die Klöster hatten doch eine zu große soziale und wirtschaftliche Bedeutung, als dag ihr Verschwinden nicht eine empfindliche Lücke hinterlassen hätte. Die Anteilnahme des Volkes an jenen Vorgängen bezeugt deutlich die slovenische Elegie auf das aufgehobene Stift Sittich („Pesem od gorvzdig-njenega stiškega samostana"). — Im übrigen zeichnet sich das Werk durch eine gründliche, quellenmäßige Behandlung des Gegenstandes und eine umfassende Verwertung der einschlägigen Literatur aus. Es wird sowohl dem Historiker als auch dem Juristen und Politiker gute Dienste leisten. Dr. Jos. Gruden Dr. Jos. Schmidlin, Die kirchlichen Zustände in Deutschland vor dem dreißigjährigen Kriege nach den bischöflichen Diözesanberichten an den Heiligen Stuhl. Erster Teil: Österreich. Die reichen Bestände der vatikanischen Archive werden in neuester Zeit von den Historikern ergiebigst ausgenügt. Ich brauche blog auf die Publikationen des preußischen Institutes für Geschichtsforschung, auf die Nuntiaturberichte, hinzuweisen. Dem Verfasser obigen Werkes war es gegönnt, zum wichtigen Archiv der Konzilskongregation Zutritt zu erlangen, wo sich die Bistumsberichte befinden, die seit der Verordnung Sixtus V. (1585) jeder Bischof dem Papste, bezw. der Konzilskongregation einzureichen hatte. — Auf Grund dieser eingehenden Berichte wird nun ein anschauliches Bild über den Gang der sogenannten Gegenreformation in den zwölf österreichischen Diözesen geboten. Uns interessieren besonders Aquileja, wo die Relationen des Patriarchen Francesco Barbaro verwertet sind, und Laibach, welches mit zwei Berichten, des Bischofs Johann Tavčar v. J. 1589 und Thomas Chrön v. J. 1616, vertreten ist. Diese Dokumente bieten uns manche wertvolle Ergänzung zur Geschichte der religiösen Bewegung am Ausgang des sechzehnten und zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts. Leider müssen wir im Interesse der Landes- und Lokalgeschichte bedauern, daß die Exzerpte aus den Berichten, die der Verfasser bietet, etwas zu allgemein gehalten sind und sehr wichtige Details ausgelassen erscheinen. So würde uns z. B. sehr interessieren, etwas Näheres über die Namen in den Konvertitenlisten, „die alljährlich nach Rom wanderten," zu erfahren. — Neben den archivalischen Quellen ist auch die einschlägige Literatur ausgiebig verwertet. Bei den Orts- und Personennamen sind dem Verfasser manche störende Fehler unterlaufen, z. B. Gannthal statt Sannthal (pag. 42), Erzherzog Rainer statt Erzherzog Karl (p. 34) u. a. — Das wichtige Quellenwerk können wir allen heimischen Historikern aufs angelegentlichste empfehlen. Dr. Jos. Gruden Sauer August, Aus Jacob Grimms Briefwechsel mit slavischen Gelehrten. Prager Deutsche Studien, Prag 1908. Achtes Heft, S. 585 bis 629. (i 2 Die unter dieser Aufschrift veröffentlichten Briefe Jakob Grimms berühren die Grenzen deutschen und slawischen Wesens. Es sind acht Briefe J. Grimms an Josef Dobrovsky, zwei an Kopitar, einer an Hanka, zwei an Maciejowski, einen Warschauer Professor, einer an E. H. Costa und ein Auszug von einem wichtigen Briefe J. Grimms an Paul Josef Šafafik. Aus dem Verkehre Jakob Grimms mit den Slawisten seiner Zeit sind bereits einige Briefe bekannt geworden. So z. B. verzeichnet Goedekes Grundriß VI, 355 i'c J. Grimms Briefe an Vuk Stefanovič Karadzic, Jagič hingegen hat aus Hermann Grimms Besig Briefe Josef Dobrovskys an J. Grimm im Archiv für slawische Philologie Bd. I 624 bis 628 und Bd. II 177 bis 189 veröffentlicht. Grimms Antworten finden wir nun im erwähnten Johann von Kelle dargebrachten Hefte der Prager Deutschen Studien abgedruckt. Diese Briefe J. Grimms sind sehr wertvoll. Vor allem geben sie uns ein beredtes Zeugnis davon, daß es damals Germanisten gegeben hat, die ihre Aufmerksamkeit auch auf die slawische Philologie gerichtet haben. Daß sich J. Grimm mit slawischen Studien eifrig beschäftigt hat, das wissen wir bereits längst, die in Rede stehenden Briefe aber bestätigen es von neuem. Bekannt war z. B. seine lobende Erwähnung der grammatischen Arbeiten Dobrovskys und Kopitars in der Vorrede zum I. Teile der deutschen Grammatik (1819) oder die umfangreiche Besprechung der Grammatik des Kirchenslawischen von Dobrovsky in den Göttingischen gelehrten Anzeigen (1823, Stück 35, S. 337 bis 352), desgleichen seine Beschäftigung mit der serbischen Literatur und Sprache. Denn kein anderer als J. Grimm hat zu der deutschen Bearbeitung der serbischen Grammatik Vuks die Vorrede verfaßt. Über viele Fragen der slawischen Philologie aber, denen J. Grimm einen Teil seiner Arbeit geopfert hat, klären uns die von Sauer mitgeteilten und mit einem genauen Kommentar versehenen Briefe auf. Uns interessieren vorläufig am meisten diejenigen Stellen der Briefe, die auf slowenische Literatur und Sprache Bezug nehmen, somit vor allem einige Briefe J. Grimms an Dobrovsky und sein Schreiben an E. H. Costa. So erwähnt z. B. J. Grimm im Briefe vom 20. März 1811 (Kassel) Kopitars Grammatik der slawischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark (Laibach 1808). Er besaß sie bereits selbst, fand sie recht gründlich, obwohl etwas weitläufig, aber sie eignete sich nicht zu seinem Studium der slawischen Sprache und Literatur wegen des Provinziellen des bestimmten Dialektes. Durch den Brief vom 10. Mai 1811 (Kassel) gab Jakob Grimm den Anstoß zur Auffindung und Herausgabe der berühmten Freisinger Denkmäler. Dobrovsky hatte ihn nämlich gebeten, gelegentlich nachzusehen, ob sich in Kassel keine slawischen Drucke vorfinden. Darauf antwortete ihm J. Grimm (kön. Bibliothekar in Kassel): „. . . Ich habe mit aller Mühe auf hiesiger Bibliothek weder cyrillische noch glagolit. Bücher und noch weniger slawische mss. auffinden können. Dagegen bin ich so frei, aus dem neuen literar. Anzeiger von 1807. eine Nachricht über zu Freisingen (damals) vorfindliche Handschriften mitzutheilen, welche Ihnen nicht bekannt geworden zu seyn scheint, da Sie weder im Slavin1, noch auch Kopitar derselben erwähnen. Ich copire aber wörtlich und vermuthlich mit allen Druckfehlern: ,Das erste Stück in der Mitte des Ms. ist überschrieben:......Amen.'2 Der (ungenannte) Einsender dieser Notig hält den Dialect für illyrisch, kärntnerisch, und seßt die Handschriften — ins lOte Jahrhundert, welches leßtere vermuthlich ein Irrthum seyn wird. Wie sie nach Freisingen ge-rathen sind, ist leicht begreiflich, da wohl sonst ein Theil von Kämmen3 pp zu dem Sprengel gehört haben mag. Jeßt sind sie vielleicht in München und wünschen Sie nähere Auskunft, so erbiete ich gern meine geringen Dienste, da ich auf dortiger Bibliothek genaue Bekanntschaft unterhalte. Sie sehen wenigstens, wie gern ich etwas von dem Dank abverdienen möchte, den ich Ihnen im voraus für die versprochenen Nachforschungen über altdeutsche Handschriften in Nicolsburg (und vielleicht auch in Cracau?) schuldig bin ..." Durch diesen Hinweis wurde Dobrovsky „sehr angenehm überrascht" (22. Juli 1811). Dag leßterer auf Grimms Wunsch diesem neben russischen Volkserzählungen und anderem auch Ritter Lambergs Turnier in krainischer und deutscher Sprache zugeschickt hat, wissen wir bereits aus Jagič' Briefwechsel zwischen Dobrovsky und Kopitar (Berlin 1885). Grimm fand Gefallen an ihm, denn im Briefe vom 8. November 1811 (Kassel) berichtet er über das krainische Volkslied „Der Tournier zwischen den beyden Rittern Lamberg und Pegam" (Laibach 1807): . . . „Auch der krainische Ritter Lamberg ist nicht uneben und ich hätte gern mehr dergleichen, Herr Kopitar sagt: ,intereß. Fragmente liegen sich aus Volkserzähl. retten, si esset qui sciscitaretur' mir wären solche Mitteilungen von großem Werth, sey die Erzähl, in Prosa oder Reimen, aber ich wage es kaum darum zu bitten ..." Zwei Säße tiefer schreibt er wieder über slawische in Deutschland aufgefundene Handschriften: „. . . Daß meine Nach Weisung der freising. sl. Mss. aus dem münchener (damals vom bekannten Aretin herausgegebenen, jeßt gz. aufhörenden) N. lit. Anz. angenehm war, veranlaßt mich, Ihnen noch folgende Notiz mitzutheilen; Unter den mss. der Jenaischen Univers. bibl. und zwar unter denen die aus der bibl. bosiana herrühren, finden sich bei Octav und Duodez als num. 4 über slavonicus, cui titulus beneficium Christi, und als num. 11. 12. libri moscowitici duo. 1 Slawin, Bothschaft aus Böhmen an alle Slawischen Völker, oder Beiträge zur Kenntniß der slawischen Literatur, nach allen Mundarten. 6 Hefte. Prag 1806-8. 2 Grimms Abschrift der „Nachricht" hat Sauer ausgelassen. Dobrovsky klagte in der Antwort über den schlechten Abdruck: „Manches Wort ist ganz verhunzt". 3 über gestr.: Mähren. Soll ich um Näheres nach Jena schreiben? oder können Sie selbst dorther leichtere Auskunft erhalten? falls Ihnen die Sache wichtig genug scheint..." Am 10. Mai 1812 bat Dobrovsky den Grimm um Vermittlung in München wegen der Freisinger Denkmäler. Diesmal blieb ihm Grimm bis zum 9. September (1812) die Antwort schuldig. An diesem Tage schreibt er ihm über seine Nachforschungen nach slawischen Werken, die sich nach Mosemann in der Kasseler Bibliothek befinden sollten, folgendes: .....nun melde ich, was sich findet. I. Glagolische Schrift. 1.) Das neue Testament Tub. 1562. und 1563. der erst halb Theil p und der ander halb Th. zwei kleine Quartanten, aber ein schönes Exemplar. Auf der einen Seite des Lederbandes ist mit einem Stempel in Gold ausgedruckt Trubners Bildnis, mit der Unterschrift: Primus Trüber Carnio: Auf der andern Seite 2 Bilder Antonius Dalmata exul. Stephan. Consul Istrianus 41. 2.) Confegio (1562.) Kopitar pag. 445- 3.) Catechismus. Tub. 1561. Kopitar 438. 39. 4.) Postill oder kurze Ausleg. 1562. 4. 5.) Die fürnähmsten Hauptart. p. Tüb. 1562. 4. II. Cyrillische Schrift. 1.) Abcdarium. Tub. 1561. 8. 2.) Catechismus in syruisch. Tub. 1561. 8. 3.) Kurze Ausleg. 1563. 4.) furn. Hauptst. 1562. 5. ) Confegio 1562. 4. — Endlich steht im Catalog: die drei Confefjionen in windisch Vtibingi. 1562. 4. was man nicht gleich finden konnte. Unstreitig das mit latein. Lettern gedruckte von Kopitar p. 417. beschriebene Werk. Wünschen Sie von einem dieser Bücher nähere Umstände, Abschriften p so verlangen Sie nur ..." Über die Freisinger Denkmäler konnte er ihm aber wegen der gänzlichen Unordnung in einem Teil des Handschriftwesens der Münchener Bibliothek nichts Näheres berichten. In seinem Briefe vom 22. Oktober 1814 gedenkt J. Grimm auch unseres Valvasor. Er hatte nämlich in Wien im Jahre 1814 den ungarischen Geschichtsforscher Martin Georg Kovachich persönlich kennen gelernt und dieser erzählte ihm, er beabsichtige mit seinem Sohne Josef Nikolaus auf ein halbes Jahr nach Agram zu reisen, wo er ebenfalls Ausbeuten für die altdeutsche Literatur1 zu machen gedenke, „denn Valvassors Sammlungen seyen grofjentheils dahin gekommen". Derselbe Kovachich versicherte ihm den Liederreichtum Illyriens. Will man Beweise für die hohe Wertschätzung, die Grimm Kopitar angedeihen lieg, so kann man auf den zulegt erwähnten Brief verweisen, wo sich Grimm folgendermagen über Kopitar ausdrückt: „. . . Auf slawische Fragmente für Sie brauch ich hier gar nicht zu achten, da Sie in Wien mehr als einmal waren und Kopitar unter den jegigen Bibliothekaren wohl auch überhaupt der eifrigste und gründlichste ist. Um so leider thut mirs, dag ich ihn nicht kennen lerne, weil er noch immer in Paris ist und die Rückauslieferung der Mss. betreibt; vermuth. wird er auch sonst dort alles nugen, was sich für die slaw. Literatur vorfindet ..." 1 Er entdeckte in Kolocza den Koloczaer Codex altdeutscher Gedichte, hrsg. von Joh. Nep. Grafen Mailäth und Johann Paul Köffinger. Pest 1817. Über sein Studium der slawischen Sprachen äußert sich Grimm in dem bereits genannten Schreiben an Dobrovsky vom 8. November 1811, dafj es nicht so schnell gehe, als er von Herzen wünschte. Trofedem aber berührt er in allen Briefen sehr gern Fragen der slawischen Philologie. Dag er kein schlechter Rezensent slawischer Bücherneuheiten gewesen ist, dürfte bekannt sein. Anhangsweise hat Sauer den übrigen Briefen auch ein Schreiben J. Grimms an E. H. Costa beigefügt. Eine Abschrift davon besitjt das Museum des Königreiches Böhmen. Sauer hat sie, wie er sagt, mit Verbesserung des falschen Datums (5. September 1858) wiedergegeben. Der Brief soll in den „Mitteilungen des historischen Vereins für Krain" 1858, S. 100 gedruckt sein. Daselbst findet sich tatsächlich ein Brief J. Grimms an E. H. Costa, aber er lautet ganz anders als der von Sauer mitgeteilte. Ich wiederhole ihn hier nach der buchstäblichen Kopie, die E. H. Costa dem Direktor des historischen Vereins für Krain Anton Freiherrn von Codeiii am 3. Jänner 1859 in Form einer Zuschrift überreicht hat. Die Kopie ist inhaltlich dem Abdrucke in den Mitteilungen vollkommen gleich, aber die Antiqua und die Minuskel der Kopie sind in den Mitteilungen durch die Kurrentschrift und durch die grogen Anfangsbuchstaben bei Substantiven abgelöst. Der Brief hat folgenden Wortlaut: Hochgeehrter Herr, ich musz Ihre gute in anspruch nehmen, der historische verein für Krain hat mir das bereits früher von Ihnen angekündigte diplom übersandt, es ist schon einige zeit in meinen handen, darf ich Sie nun bitten, dem verein meinen dank für diese ehre auszudrücken? denn wahrscheinlich ist sie mir eben auf Ihren Vorschlag zu theil geworden1, die arbeiten und bestrebungen des Vereins verfolge ich, so weit ich vermag, mit lebhaftem interege, ohne zweifei wird daraus vielfacher gewinn für die Wissenschaft hervorgehen, besonders wenn auf Sammlung des volksmäs-sigen elements in spräche, sitte und Volksgebrauch angelegentlich geachtet ist. der boden von Krain und Steiermark mufj ein sehr ergiebiger sein. Mit vollkommenster hochachtung habe ich zu sein die Ehre ergebenster Berlin 29. december 1858. Jacob Grimm Da aber E. H. Costa, wie er in der erwähnten Zuschrift an den Freiherrn von Codeiii betont, „bereits seit Monden" einen zweiten für den historischen Verein sehr ehrenvollen Brief J. Grimms besessen hat, halte ich das ursprüngliche Datum des von Sauer mitgeteilten Briefes für richtig. Darauf wäre auch Sauer gekommen, wenn er sich die nicht allzu schwer zugänglichen Mitteilungen hätte zuschicken lassen. Dr. Lokar 1 J. Grimm wurde am 15. April 1858 auf Antrag Costas zum Ehren-mitgliede des historischen Vereines für Krain ernannt. Carniola l'.m'J lull 5 Marko M. Dr., Geschichte der älteren südslawischen Litteraturen. Leipzig, C. F. Amelangs Verlag 1908. Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen. V. Band, 2. Abt. Ein inhaltreiches, interessant geschriebenes Werk. Murko beherrsdit in gleicher Weise die Sprache wie den Stoff, dazu liebt er nicht den trockenen Stil eines Kathedergelehrten, sondern er bevorzugt den lebhaften Ton eines Publizisten. Durch sein Werk will uns Murko einen kleinen Führer (X und 248 S.) zum Verständnis des älteren südslawischen Kulturlebens liefern. Er bespricht zuerst die heutigen ethnographischen und kulturellen Verhältnisse der Südslawen, ihre Einwanderung, ihre Staatengründungen sowie ihre Christianisierung und ursprüngliche Kultur. Mit den Slawenaposteln Cyrill und Method beginnt er mit der Erörterung der älteren südslawischen Literatur, die sich uns als ein Werk des Christentums unter überwiegend byzantinischem Einfluß zeigt. Von den Anfängen der kirchenslawischen Literatur in Mähren und Pannonien kommt er zu den ältesten literarischen Denkmälern der Slowenen, zu der altkirchenslawischen Literatur in Bulgarien, der slawischen Kirchensprache bei den Kroaten an der adriatisehen Küste, der Literatur des zweiten bulgarischen Reiches, geht dann nach Serbien, dem Mittelpunkte der kirdien-slawisdien Literatur am Ausgange des Mittelalters, über, verläßt dieses und bespricht die Verhältnisse in Bosnien, die kirchenslawische Literatur der Kroaten an der Adria, die mittelalterlichen romantischen Stoffe bei den Kroaten und Serben, die Türkenherrschaft mit ihren Folgen und schließt mit dem epischen Zeitalter der Südslawen. Murko bietet somit keine Paralleldarstellung der Literatur der südslawisdien Völker, sondern eine zusammenhängende Behandlung, die einzig und allein die faktischen literarischen und nationalen Verhältnisse der Südslawen zum Ausdruck bringen kann. Der historische Hintergrund nimmt in der Darstellung Murkos einen breiten Raum ein, was ich lobend hervorhebe. Überhaupt wird das Buch jedermann gute Dienste leisten, obwohl es im großen und ganzen nur eine knappe, aber von einem Gesichtspunkte ausgehende Darstellung der in zahlreichen Publikationen behandelten Fragen der südslawischen Literaturen darbietet. Denn eben diese Publikationen sind oft wenig bekannt, gewöhnlich aber schwer zugänglich. Außerdem enthält die Arbeit mitunter neue Angaben, namentlich in der Chronologie. Da Murko diese größtenteils dem besten Forscher und Kenner der Balkangeschidite, dem Professor Konstantin Jireček in Wien, zu verdanken hat, so können wir uns auf dieselben ruhig verlassen. Auch wäre es gewiß nicht ohne Vorteil, wenn die Südslawen die in die Arbeit und in die Anmerkungen hingeworfenen geistreichen Winke Murkos wenigstens zum Teile befolgen wollten. Aber auch als eine gute Einleitung zur Geschidite der russischen Literatur kann uns das vorliegende Buch dienen. Zum Schlüsse wünsdie idi nur, daß wenigstens diese Arbeit Murkos kein Torso bliebe und daß wir in absehbarer Zeit eine Fortseßung seiner Geschichte der älteren südslawischen Literaturen erhielten. Der Mangel einer Darstellung der neueren südslawischen Literaturen im Sinne Murkos macht sich ja bei den Südslawen bedenklich fühlbar. Im Zusammenhange mit dieser kämen wir auch auf die ältere Periode noch einmal zurück. Dr. Lokar Tschinkel Hans, Grammatik der Gottscheer Mundart. Halle a. S. Max Niemeyer 1908. Dies ist der volle Titel des vor mir liegenden Werkes, das, wie der Verfasser im Vorworte selbst erklärt, den Zweck verfolgt, „der Wissenschaft eine möglichst eingehende und getreue Darstellung des mundartlichen Bestandes (des Gottscheeischen) zu liefern", einen Zwedc, der vollkommen erreicht worden ist. Hiemit hat Tschinkel den Weg betreten, der ihm durch die Arbeiten seiner Vorgänger, wie P. von Radics, K. J. Schröer, A. Hauffen gewiesen worden ist. Die erwähnte Grammatik zerfällt in zwei Teile: in die den größten Raum (S. 1 -234) einnehmende Lautlehre und in die den Rest (S. 235-306) umfassende Flexionslehre, der sich noch ein Register und eine Karte der Sprachinsel Gottschee anschließen. Die Lautlehre ist, um es gleich vorweg zu sagen, das Muster einer mit großer Fachkenntnis und Genauigkeit, aber auch mit einem Bienen-fleiße ausgeführten Arbeit. Nidit umsonst hat der Verfasser bei Sievers Phonetik gehört sowie die Grundzüge seiner zu Leipzig 1901 in der 5. Auflage erschienenen Phonetik studiert, nicht umsonst verschiedene andere hieher einschlägige Werke, in denen er über die Lautlehre versdiiedener Mundarten Aufschluß erlangen konnte, fleißig zu Rate gezogen. Hiebei haben ihm besonders Weinholds bekannte Grammatiken (die alemanische, bayrisdie und mittelhochdeutsche), Braunes althochdeutsche Grammatik, Schindlers bayrisches Wörterbudi, Kluges etymologisches Wörterbuch der deutschen Spradie, Lessiaks Mundart von Pernegg in Kärnten, Schatz' Mundarten von Imst und nodi andere Werke, beziehungsweise Abhandlungen recht "gute Dienste geleistet. Die Lautlehre gliedert sidi in Lautphysiologisches und in geschichtliche Entwicklung der Laute. Nach einer allgemeinen Erklärung der Sprechweise der Gottscheer bespricht der Verfasser die'Artikulation und Aussprache der Vokale, sodann die der Konsonanten,'^wobei insbesondere die große Zahl der Di- und Triphthonge sowie das Vorkommen von Tetraphthongen (oai, uai, eau......joai, iuai. . .) und des slavischen ž auffällt. Weiters hören wir von verschiedenen Lautverbindungen, von der Berührung benachbarter Laute bei zweien oder mehreren aufeinander folgenden Wörtern, von der Assimilation, von der Absorption der Vokale, vom Schwund der Konsonanten, von Sandhierscheinungen (aus an Igl wird a nigl = ein Igel), von Silbenbildungen, von der Gemination und endlich vom Akzente. Dieses Kapitel ist unter Benützung von Behaghels Grundriß I. sehr ausführlich und genau behandelt, wobei Tschinkel nadiweist, daß wie'^sonst auch hier die Akzentverhältnisse von bestimmendem Einfluß auf die Entwicklung der Mundart gewesen sind. Er bespricht den dynamischen, den musikalischen und den tonisehen Akzent, handelt vom Verhältnis der Satzteile zueinander in Rücksieht auf die Betonung und endlich vom Satzakzent, wobei er den Aussagesatz mit absteigender und aufsteigender Betonung, Wunschsätze mit fallendem und steigendem Akzent und ebensolche Befehl- und Fragesätze unterscheidet. Schließlich werden noch dem Akzente des zusammengesetzten Satzes drei Seiten gewidmet. Auf Seite 101 beginnt die Darstellung der geschichtlichen Lautentwicklung. Der Verfasser geht bei jedem einzelnen Laute vom germanischen Grundlaut aus, untersucht die Lautänderungen im Gottscheeischen, und zwar sowohl im An- als auch In- und Auslaut und sucht die Einflüsse nachzuweisen, denen diese Änderungen zuzuschreiben sind. Hiebei wird zwischen eigenen deutschen und entlehnten Wörtern genau unterschieden. In den meisten Fällen hat sich die Lautveränderung der Konsonanten nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollzogen; diese hat die labialen und dentalen Konsonanten sogar so stark ergriffen, daß hiebei vielfach der althochdeutsche Lautstand gewahrt geblieben ist, z. B.prunna = Zfrunnen, pota — Bote, imittin, ahd. smi#a = Schmiede. Überhaupt ist der Konsonantenstand im ganzen alt, „vielfach älter als in den meisten anderen hochdeutschen Mundarten". Doch treten auch ganz eigentümliche Veränderungen zutage, von denen einige wohl unter dem Einfluß des Slovenischen vor sich gegangen zu sein scheinen. Ganz sicher ist unter diesem Einfluß die Vokalisierung des 1 eingetreten; denn diese erscheint unter ganz gleichen Bedingungen wie im Slovenischen, z. B. žaubm = salben (im Slov. žauba = Salbe), khau-dar = Keller (im Slov. keod[e]r), stau — - Stall, mautor - Mulde, Trog (mhd. malter), pauka = Fensterladen (mhd. balke) usw. Eine Einwirkung des Slovenischen findet man auch im Hochtal von Suchen bei dem Kehllaute k, wo statt der dem Gottscheeischen sonst eigentümlichen Aspirata kh hartes k oder umgekehrt statt k kh vorkommt. Ebenso liegt es nahe, an slovenischen Einfluß beim Übergang des s in ž bei stimmhafter Nachbarschaft zu denken, wenngleich Tschinkel einen solchen Einfluß S. 125 direkt zurückweist. Im Gottscheeischen hört man nämlich: žilber = Silber, žaiften = seufzen (mhd. siuften), žalikh = selig, žomml = sammeln, žnur = Schnur, žnObl = Schnabel, žnoder = Rotz, Schnöder (mhd. snoder), goaižl = Geißel, Peitsche; aber auch in Lehnwörtern: žokh Sack, zaide = Seide, zügrai = Sakristei (mhd. sagersere, lat. sacrarium). Wenn man nun damit slovenische Lehnwörter, wie: žagati -- sägen, žamet = Sammt, žaifa = Seife, žagrad = Sakristei, žalik in žalik-žene (ahd. sälic, mhd. s;elic), žafran = Safran, žauba = Salbe, Žida = Seide, žnora — Schnur, žnablje = Schnabel, žnoder - Rotz, gajžla = Geißel, žlahta (ahd. slahta, mhd. slahte), žlajdra = Schleuderkette vergleicht, sieht man hiebei nicht den nämlichen Vorgang? Daß das germanische w im Gottscheeischen durchwegs zu b wird: bais = weiß, baižl = Weisel = : Bienenkönigin (mhd. wisel), bonge = Wange usw.; auch in Lehnwörtern: bain ~ Wein, gliba = gliva (Pilz), ist gleichfalls eine sehr auffallende Erscheinung, die nach Tschinkeis Behauptung auch in anderen Sprachinseln vorkommt. Aber doch möchte ich glauben, dag der Verkehr mit den slovenischen Nachbarn diesen Übergang, wenn schon nicht bewirkt, so doch beschleunigt habe. Slovenischen Ursprungs ist auch das Suffix its, fem. itse (slov. ec (ic), ica), z. B.: bompits = Fettwanst, vlotterlitsa = Schmetterling von flattern; in Lehnwörtern: kobielitsa — kobilica, pietitsa = petica (rückwärtiger Teil des Schuhes), joppitsa = jopica, pobauuitsa = povalnica (eine Art Kuchen, vgl. povitica, aus ursprünglichem pobottitsa: v erscheint nach dem erwähnten Gesetze als b und il ist vokalisiert in uu, wobei u Halbkonsonant ist). Wie der Konsonantismus, so wird auch der Vokalismus, was seine Lautentwicklung betrifft, einer höchst genauen Betrachtung unterzogen: es werden die Kürzen und Längen, die Umlaute, die Diphthonge, ja auch die Triphthonge in offenen und in geschlossenen, in haupttonigen und nebentonigen Silben eingehend untersucht, ihr ursprünglicher Lautgehalt und Lautwert festgesetzt und damit der neue verglichen. Hiebei ergeben sich auch merkwürdige Eigentümlichkeiten. So fällt es auf, dag ä und ä vor m, den Lippen- und Kehllauten zu ü wird: gübt — Gabel, gübe = Gabe, sprücha = Sprache; vor r, 1, n und Dentalen wird a sogar zu ua: buara =: Ware. Slavischer Einfluß sei im Vokalismus nicht bemerkbar, denn es finde sich keine lautliche Veränderung, die nicht auch — abgesehen von ganz besonderen Einzelfällen — in anderen deutschen Mundarten nachzuweisen wäre (S. 231). Und dennoch möchte ich diesen Einfluß nicht ganz in Abrede stellen. Einige Formen scheinen denn doch darauf hinzuweisen. Hinsichtlich der Wörter: jende = ende, jerrn = irren, jerrtum = Irrtum, jearipfl — Erdapfel, jitrichsan = wiederkäuen (ahd. itruchan) erklärt ja der Verfasser selbst, daß der Vorschlag des j vor vokalischem Anlaut besonders bei i und e auf slavischen Einfluß zurückgehe (S. 31 f.). Ob aber in den Formen der Eigennamen: Tome, Tone, Martine, Matte, Päle, Polde u. a. das Schluß-e auf althochdeutsches I zurückzuführen sei, läßt sich meines Erachtens nicht apodiktisch behaupten, da diese Eigennamen ihrer Form nach mit den gleichlautenden Vokativformen der slovenischen Eigennamen, wie Tone, Martine, Polde, Pavle vollkommen übereinstimmen. Sind ja doch auch die weiblichen Eigennamen vielfach aus dem Slovenischen übernommen worden. Man vergleiche nur die gottscheeischen Namensformen: Vrono, Katto, Zeffo, Neažo, Urššo, Minko, Tonko, Lanko, Neažitslo mit den slovenischen: Vrona, Kata, Zefa, Neža, Urša, Minka, Tonka, Lenka, Nežica. In Neažo und Neažitslo ist sogar der Diphthong der slovenischen Mundart wiedergegeben. Eigentümlich ist wohl auch die Übereinstimmung des o in haupt- und nebentonigen Silben anstatt des a in gottscheeischen und slovenischen Lehnwörtern und mundartlichen Formen. Hieher gehören Formen, wie: tro/tar (mhd. trahter) — Trichter, plonka = Planke, söttont = Salat, fronkan = Steuern (Franken), pop = Pappe, Honš = Hans, Fronts = Franz; koffe = Kaffee, kossara = Kaserne, popiar = Papier, tobakh = Tabak, oltar = Altar. Im Slovenischen zeigen diese und andere ähnliche Wörter gleichfalls o: trohtar, plonka, fronki, pop, Frone, kofe, kosarna, popir, tobak, oltar, šolata. Nicht minder auffallend ist die Übereinstimmung des Suffixes —ar in beiden Mundarten, wenngleich Tschinkel nachzuweisen sucht, dag dieses — ar eine der Gottscheer Mundart eigentümliche Weiterentwicklung des mittelhochdeutschen —ajre (nhd. —er) ist. Es mag wenigstens das gleichlautende Suffix in slovenischen Wörtern, wie: mlinar, vrtnar, padar, bohtar usw. die Bildung des —ar, wie es in den gottscheeischen Wörtern: bo/tar = Wächter, miliar = Müller, guertnar = Gärtner, puadar = Bader, žottlar = Sattler, hiivmar = Hafner, matrar = Märtyrer usw. vorkommt, gefestigt und beschleunigt haben. Auf S. 182 bespricht der Verfasser die Behandlung des e-Lautes in slovenischen Lehnwörtern und findet, dag diese Vertretung mannigfaltig ist. Er selbst könne kein Gesetz herausfinden, da er die Lautgesetze der einzelnen slovenischen und kroatischen Mundarten, aus denen diese Wörter eingedrungen seien, nicht kenne. Hiezu ist einfach zu bemerken, dag dieses e im Gottscheeischen in der Regel durch den Laut vertreten wird, der bei seiner Übernahme in der slovenischen oder kroatischen Mundart gesprochen und von dem angrenzenden Teil der Gottscheer gehört worden ist. Wenn demnach das slovenische kres = Sonnwendfeuer im Gottscheeischen als krias erscheint, so rührt dies daher, dag der Gottscheer eben kries gehört hat; denn dieses e ist das geschlossene, enge e, das im Altslovenischen durch 1», im Kroatischen und in den angrenzenden slovenischen Mundarten durch ie (oder ej) wiedergegeben wird. (Vgl. auch diatelani = dötelja.) Hingegen erscheint das offene e in manchen slovenischen Gegenden fast als a, was die Übergangsstufe ea voraussetzt, die eben in gottscheeischen Lehnwörtern gleichfalls vorkommt; deshalb hört man tšreapa (slov. črepa), preasiitsa (slov. preslica) und sogar jaMon (Ochsenname) = jelen (Hirsch). Es wäre gewig eine sehr dankbare Aufgabe, den slovenischen Einflüssen in der Gottscheer Mundart unter Benützung des Tschinkelschen Werkes weiter nachzuspüren. Bevor ich den Abschnitt über die Laute verlasse, will ich nur noch erwähnen, dag der Verfasser auf Grund seiner über die Entwicklung der Laute und ihre Verwandtschaft mit anderen deutschen Mundarten gemachten Beobachtungen einige interessante Fingerzeige über das Herkommen der Besiedler der Sprachinsel Gottschee gibt. So sucht er beispielsweise S. 109 f. aus der Betrachtung der merkwürdigen Verhältnisse in der Behandlung der Labialis b in slovenischen Lehnwörtern, wo für slovenisches b teilweise v wie in kärntnischen Lehnwörtern, teilweise b steht, nachzuweisen, dag ein Teil der Besiedler nur habe aus Kärnten kommen können, wo unter den als Heimat in Betracht kommenden Ländern eine Berührung mit den Slo-venen möglich gewesen sei. Auf S. 188 wird wieder eine Andeutung gegeben, dag ein Teil der Besiedler Schwaben gewesen sind, und zwar an der Hand der Veränderungen des i, aus dem sich ei und ai abgespalten hat. Darauf weisen wohl auch die vielen Deminutiva auf —ale (manchmal arle) hin, besonders auch in Eigennamen: Andarle, Jakale, Hanžale, Minale usw. - Der Stand der Lautverschiebung entspricht dem Stande des Südbayrischen. Auf S. 201 wird noch ein Beweis erbracht, dag die Gottscheer Mundart mit der bayrisch-österreichischen verwandt ist, und zwar aus dem Lautstande, „der durch die Reime so vieler mittelhochdeutscher Dichter aus Bayern oder Österreich für die mittelhochdeutsche Zeit er-schliegbar ist". Auf Grund seiner bisherigen Untersuchungen über die Lautverhältnisse der Gottscheer Mundart will der Verfasser eine eigene Geschichte der Besiedlung der gottscheeischen Sprachinsel schreiben, die bei seiner bekannten Gründlichkeit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit ein für die Gottscheer sehr wichtiges Werk zu werden verspricht. Den letzten Teil der Grammatik nimmt, wie bereits erwähnt, die Flexionslehre ein. Als Vorbild für die Anlage dieses Teiles haben dem Verfasser die bereits angeführten Grammatiken von Braune und Weinhold gedient. Er behandelt der Reihe nach alle Wortarten: er bespricht das Geschlecht und die dreifache Biegung des Hauptwortes, ferner die des Eigenschaftswortes sowie dessen Steigerung, sodann das Adverb, das Zahlwort, wobei der unbestimmte, das Fürwort, wobei der bestimmte Artikel zur Sprache kommt, und schlieglich alle Formen des Zeitwortes, das „ziemliche Einbugen in formeller Beziehung erlitten hat," und beendet seine Untersuchungen mit der Bildung der zusammengesetzten Zeiten. In diesem Abschnitte ist manche interessante, auch altertümliche Form zu bemerken, doch würde es zu weit führen, wollte ich auch hiebei noch länger verweilen. Die Darstellung der Syntax, die auch manche interessante Seite aufzuweisen haben dürfte, fehlt bis auf einige gelegentliche, bei der Akzentlehre gemachte Bemerkungen gänzlich. Ich eile somit zum Schlüsse und fasse mein Urteil in folgenden Satz zusammen: Alles in allem hat Tschinkel eine wertvolle Arbeit geliefert, die ein liebevolles Sichversenken in die schwierigen Fragen der Dialektforschung, eine unendliche Akribie und bedeutende methodische Schulung verrät, eine Arbeit, auf die ein jeder, der sich mit dem Gottscheeischen noch wird befassen wollen, gerne zurückgreifen wird. Hiedurch hat der Verfasser seinen Landsleuten ein literarisches Denkmal geschaffen, auf das sie mit Recht stolz sein können. rjr. j. ßezjak Krainische Bibliographie. Pick Karl Ing., Prüplav Dunajsko-Jadersky (Der Donau-Adria-Kanal) S. A. aus dem Technicky obzor 1908, 8 S. und 9 Abb. auf 2 Tafeln; Laib. Ztg. Jahrg. 1908, Nr. 269, 270, 271. Geschichtliche Artikel in der Laibacher Zeitung 1909 (bis 21. März 1909): P. v. Radics, Alte Häuser in Laibach. I. Vom Rathause und der städtischen Bühne daselbst (1736 bis 1765), Nr. 37 S. 317 und 318, Nr. 38 S. 324 und 325 und Nr. 39 S. 333. --II. Ein Zisterzienser Frauenkloster in Laibach (1637 bis 1646), Nr. 44 S. 379 und Nr. 45 S. 387. --III. Haus Petrič vordem Heidrich, Nr. 55 S. 475, Nr. 56 S. 483 und Nr. 57 S. 491. Fr. K., Beschreibung der Denkwürdigkeiten in Neumarktl aus der französischen Zeit von Jakob Peharc, Nr. 46 S. 395, Nr. 47 S. 401, Nr. 48 S. 415, Nr. 49 S. 423, Nr. 50 S. 431, Nr. 51 S. 439, Nr. 52 S. 443 und Nr. 53 S. 455. In memoriam Dr. Ernst Kramer Dr. Kramer war ein gediegener und vielseitiger Forscher, der sein arbeitsreiches Leben ausschließlich einer intensiven wissenschaftlichen Tätigkeit gewidmet hatte. Neben einer scharfen Beobachtungsgabe zeichnete den allzufrüh Heimgegangenen auch eine rühmenswerte Tatkraft und ein organisatorisches Talent aus, welche Eigenschaften ihm bei der Begründung und Einrichtung der landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation in Laibach sehr gut zustatten kamen und die eine sichere Gewähr boten, daß bei allen seinen Unternehmungen auch der Erfolg nicht ausbleiben konnte. Dr. Kramer hat keine Mühe und Arbeit gescheut, um in die weitesten Kreise des Landes die Nüßlichkeit der chemischen Versuchsstation hinauszutragen. Die ersten Jahre arbeitete er allein in seinem Institute in der Salendergasse. Hier wurde ihm eine größere Wohnung zur Verfügung gestellt, die er schlecht und recht, soweit es die vorhandenen Mittel erlaubt hatten, zu einem chemischen Laboratorium umgestaltet hat. Oft klagte er über die Unzulänglichkeit seines Laboratoriums; er, der gewohnt war, in gut eingerichteten Universitätsinstituten und großen Versuchsstationen zu arbeiten, hat die primitive Einrichtung schmerzlich empfunden. Die größten Übelstände waren die unzureichende Ventilation und das mangelnde Licht, so daß er an trüben Tagen nicht in der Lage war, mit dem Mikroskope arbeiten zu können. Nichtsdestoweniger hatten die einlaufenden Analysenproben so an Umfang zugenommen, daß er nach kurzem Bestände der Versuchsstation gezwungen war, eine Hilfskraft anzusprechen, die ihm auch in der Person des Chemikers Türk gewährt wurde, der noch heute das Institut im Geiste des Begründers fortführt. Man wird bei der Beschreibung des Werdeganges der Versuchsstation, einer Schöpfung Dr. Kramers, kaum verschweigen dürfen, daß bis zum Jahre 1897 kein Institut im ganzen Lande Krain vorhanden war, welches sich ausschließlich mit chemisch-technischen Untersuchungen befaßt hätte, wenn man davon absieht, daß an der k. k. Staatsoberrealschule in Laibach ein modern eingerichtetes chemisches Laboratorium schon seit 30 Jahren bestanden hat, in welchem der jeweilige Fachlehrer die dringendsten und unaufschiebbaren chemischen Arbeiten für Ämter und Private ausgeführt hat. Die Gründung eines chemischen Fachinstitutes in Laibach war daher ein dringendes Bedürfnis, da mit der Entwicklung der Stadt die Bedürfnisse nach chemischen Expertisen immer größer wurden und der Fachlehrer nicht mehr in der Lage war, allen Aufträgen und Wünschen nachzukommen. So begrüßte es der Verfasser dieses Nachrufes, der zugleich Fachlehrer für Chemie an der k. k. Staatsoberrealschule war, mit Freuden, daß endlich ein allgemein zugängliches chemisches Laboratorium in der Stadt Laibach errichtet und daß ein tüchtiger Fachgenosse in der Person des Dr. Kramer mit der Leitung der chemischen Versuchsstation betraut wurde, mit welchem der Verfasser in einem regen wissenschaftlichen Verkehre gestanden ist. Insbesondere die gerichtlichen Untersuchungen brachten Dem Vorstand der landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation Herrn Ing. ehem. J. Türk dankt die Redaktion für die liebenswürdige Überlassung des Bildes des Verewigten. es mit sich, da bei allen solchen Arbeiten das Fachgutachten von zwei Sachverständigen eingeholt wird, daß der Verfasser mit dem Verewigten eine Reihe chemischer, darunter viele sehr anregende, Arbeiten gemeinsam ausführte und dabei Gelegenheit hatte, die ausgezeichneten Eigenschaften desselben näher kennen zu lernen und zu schätzen. Aus der reichen Fülle unserer Erfahrungen mögen nur einige hier herausgegriffen werden, welche die Persönlichkeit des gediegenen Gelehrten in das rechte Licht stellen und seine Individualität scharf hervortreten lassen. Bewunderungswürdig war seine Ausdauer, sein scharfer Blick, wenn es sich darum handelte, bei forensischen Fragen irgend einen Lebensmittelfälscher zu entlarven oder bei Untersuchungen von Blutspuren die Täterschaft des verdächtigen Raubmörders festzustellen. Er scheute keine Arbeit, auch die mühevollste nicht, um schließlich ein nach dem Stande der Wissenschaft einwandfreies, klares Resultat der chemischen Untersuchung dem Richter an die Hand zu geben. Wenn eine Untersuchung im Gange war, die gewöhnlich im Laboratorium der Staatsoberreal-schule ausgeführt wurde, so arbeitete er unverdrossen tagelang im Institute und sorgte für den ununterbrochenen Fortgang der Analyse insbesondere in der Zeit, während welcher der Verfasser von seinen beruflichen Arbeiten in Anspruch genommen war. Ist die Untersudiung negativ ausgefallen und konnte ein Giftstoff nicht nachgewiesen werden, dann war Kramer seiner Sache so sicher, daß er Kostproben des giftverdäditigen Präparates nahm, seine eigene Person als Versuchsobjekt gern in den Dienst der Wissenschaft stellend. Das Zusammenarbeiten mit Dr. Kramer zählt der Verfasser zu den anregendsten Stunden — waren einmal die den diemischen Untersuchungsgang betreffenden Fragen erledigt, dann seßte der sprühende Humor Dr. Krämers ein und da mußte man herzlich lachen, wenn er mit seinen klugen, halb geschlossenen Augen die schwebenden Tagesfragen und Ereignisse mit jenem ihm ganz eigenen satirischen Bemerkungen abfertigte. Manche seiner köstlichen und humorvollen Erzählungen hat die Runde durch die Stadt gemacht-sie wurde von Mund zu Mund weitergetragen, ohne daß der Autor derselben bekannt wurde. Dr. Kramer war auch der anonyme Verfasser einer Anzahl heiterer Spottgedichte, welche Schwächen von Zeitgenossen, insbesondere solcher, die sich mit der Wissenschaft befaßten, geißelten und die von urwüchsigem Humor durehseßt waren; auch in solchen Dingen war Dr. Kramer ein Meister. Nun erst seine wissenschaftlidie Tätigkeit. Was hat nicht Dr. Kramers beispielloser Fleiß alles zusammengetragen? Er verfaßte Nachschlagewerke, Enzyklopädien für den Landwirt und für den Chemiker, ein besonderes Augenmerk wandte er den bakteriologischen Studien zu. Als er nach Laibach kam, hatten ihm die vielen Bodenuntersuchungen ein reiches Materiale ergeben und darauf gestüßt, hat er es unternommen, an eine der schwierigsten Fragen der geologischen Forschung heranzutreten, und zwar eine Erklärung zu geben über die Entstehung der „terra rossa" am Karste, was in den Fachkreisen vielleicht un- verdienterweise eine scharfe Kritik herausgefordert hat. In hervorragendster Weise beschäftigte sich Dr. Kramer mit der Morastkultur und nachgerade Staunen muß es erregen, wie gut es Dr. Kramer verstanden hat, die berufenen Behörden für diesen bisher vernachlässigten Teil heimischer Volkswirtschaft, der Urbarmachung des Laibacher Moorbodens zu interessieren, welche in der munifizentesten Weise seine Unternehmungen mit materiellen Mitteln unterstützten. Die Studien, die Dr. Kramer planmäßig jahrelang am Laibacher Moor fortgeseßt hatte, zeitigten die Monographie über das Moor, die im Jahre 1905 mit Unterstüßung der Krainischen Sparkasse von ihm herausgegeben wurde und die als ein gediegenes Nachschlagewerk einen bleibenden Wert behalten wird. So hat sich Dr. Kramer gerade mit dieser Studie ein dauerndes Andenken weit über die Grenzen unseres engeren Heimatlandes gesichert. Er konnte ruhig seine Feder zur Seite legen, im Bewußtsein, daß die Geleitworte, welche er seinem Werke über das Laibacher Moor mitgegeben hat, in Erfüllung gehen werden, er konnte sicher annehmen, daß das Werk berufen ist, „die land- und volkswirtschaftlichen Verhältnisse dieses Gebietes zu fördern, die Heimatkunde zu bereichern und die Kenntnis der österreichischen Moore zu vervollständigen". Dr. Kramer kränkelte schon einige Jahre, aber sein Geist wurde dabei nicht müde; durch die geologischen Studien am Laibacher Moor wurde sein Interesse für eine Reihe Erfolg versprechender geologischer Probleme geweckt, seine Liebe zu den Naturwissenschaften und sein kränkelnder Zustand trieben ihn aus der dumpfen Arbeitsstube hinaus nach dem unvergleichlich schönen Oberkrainer Bergland, wo er Erholung suchte und gleichzeitig seinen Wissensdrang an dem offenen Buche der Natur befriedigen konnte. Hier unternahm er eine Reihe interessanter Studien über die Gletscherwirkungen, die er eben zu sichten begann, als er für immer von uns Abschied nehmen mußte. Das leßtemal hatte der'Verfasser das Glück, auf einer Bahnfahrt nach Oberkrain mit dem Verewigten zusammenzutreffen. Welche Fülle von interessanten geologischen Fragen rollte da Dr. Kramer auf, welche schönen Projekte entwickelte derselbe über eine eiszeitliche Studie unseres Oberkrainer Beckens. Zweifellos hätte dieses heimatliche Gebiet an ihm einen würdigen Mann der Wissenschaft gefunden, der berufen war, hier noch manche verborgenen Schäße zu heben - aber es ist anders gekommen, das arbeitsreiche Leben Dr. Kramers hat am 21. Dezember 1907 mitten im Schaffensdrange aufgehört. Die stille, unaufdringliche Forscherarbeit Dr. Kramers wird erst die Nachwelt voll einzuschäßen wissen, möge der gebührende Dank, welchen ihm das Heimatland schuldet, seinen Manen nicht ausbleiben. A. Belar Vereinschronik Bericht über die Vollversammlung des Musealvereins am 29. Jänner 1909. Nach der Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder durch den Vereinsobmann Landesschulinspektor Fr. Levec erstattete der Vereinssekretär f. b. Kanzleidirektor V. Steska seinen Bericht, aus dem hervorgeht, daß die Zahl der Vereinsmitglieder derzeit 255 beträgt und sich gegen das Vorjahr um 52 vermehrt hat. Die Huldigungsfestschrift der „Carniola" (III. und IV. Heft) wurde in die kaiserliche Fideikommißbibliothek aufgenommen und der Redaktion der kaiserliche Dank kundgegeben. Der Vereinskassier Prof. Milan Pajk erstattete einen eingehenden Bericht über die finanzielle Gebarung. Der Rechnungsabschluß weist einen Abgang von 2758 K auf. Das Ministerium für Kultus und Unterricht hat dem Vereine eine ordentliche Subvention von 600 K und über Intervention des Reichsratsabgeordneten Herrn Jos. Pogačnik eine außerordentliche Subvention von 300 K, die Krainische Sparkasse eine Subvention von 500 K bewilligt. Der Ausschuß hofft, daß es ihm mit Unterstüßung der berufenen Faktoren, vor allem des Landes Krain gelingen werde, den Bestand und die Tätigkeit des Vereins auf eine sichere Grundlage zu stellen. Bei der hierauf erfolgten Neuwahl des Vereinsausschusses wurden gewählt, und zwar: zum Obmann Landesschulinspektor Fr. Levec, zu Ausschußmitgliedern Dr. Josef Cerk, Dr. Josef Gruden, Prof. Milan Pajk, Skriptor Lukas Pintar, Dr. Gvidon Sajovic, f. b. Kanzleidirektor Viktor Steska, Dr. Walter Smid und Dr. Jakob Zmavc. Zu Rechnungsrevisoren wurden berufen Franz Podkrajšek und Ivan Vrhovnik. In der an die Hauptversammlung unmittelbar sich anschließenden Ausschuß-sißung wurden Direktor V. Steska zum Obmannstellvertreter, Dr. Josef Cerk zum Sekretär, Prof. Milan Pajk zum Säckelwart, Dr. Josef Gruden zum Redakteur der „Izvestja" und Dr. Walter Smid zum Redakteur der „Carniola" gewählt. Dem langjährigen verdienstvollen Redakteur der „Izvestja", Dechanten Anton Koblar, wurde der Dank ausgesprochen. Franz Kobal f. Am 20. Februar d. J. verschied nach qualvollem Leiden der langjährige Hausmeister des Landesmuseums und Diener des Musealvereins Franz Kobal. Sein allzufrüher Tod bedeutet einen schweren Verlust für das Rudolfinum, da er infolge seiner eingehenden Kenntnis der Sammlungen und seines regen Eifers für die Vermehrung derselben der Vorstehung eine sehr schäßbare Hilfskraft war. Noch im Herbste 1907 wurde er vom krain. Landesausschusse nach Graz geschickt, um die Einrichtung der dortigen Museen kennen zu lernen. Ein freundliches Gedenken ist ihm bei allen, die mit ihm in Berührung kamen, gesichert. S • T • T • L • Neue Mitglieder des „Musealvereins für Krain" seit dem 1. Dezember 1908: Ivan Drnovšek, Realschulprofessor in Idria; Franz S. Finžgar, Pfarrer in Sora bei Bischoflack; Ivan Hafner, k. k. Postkontrollor in Laibach; Ivan M. Hribar, Advokat in Laibach; Anton Jug, Professor am Mädchenlyzeum in Laibach; Thomas Kajdiž, Kanonikus in Laibach; Janko Krajec, cand. prof. in Rudolfswert; Rudolf Maister, k. k. Oberleutnant in Przemysl; Karl Pick, Ingenieur in Dolsko bei Laibach; Ivan Rakovec, Fabriksbesißer in Krainburg; Anton Stare, Fabriksbesißer in Mannsburg; Viktor Tiller, Gymnasialprofessor in Laibach; Jakob Tršan, k. k. Gymnasialprofessor in Laibach; Dr. Heinrich Tuma, Advokat in Görz; Dr. Paul Turner, Großgrundbesißer in Marburg; Ignaz Zaplotnik, Kooperator in Krainburg; III. städtische Knabenvolksschule in Laibach; Aehtklassige Mädchenvolksschule bei St. Jakob in Laibach; Bezirkslehrerbibliothek in Littai.